An awkward guide how to love if you're slightly German von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 19: Lovino und der spanische Bastard -------------------------------------------- Samstag, 15. Oktober Gilbert Blick war verschleiert und obwohl er selber kaum gerade gehen konnte, stützte er Antonio brüderlich und kicherte dabei wie ein Mädchen. »Kaum zu glauben, dass die Kellnerin Francis eine Ohrfeige gegeben hat. Die wird er morgen noch spüren.«   »Für einen… besten Freund… bist du echt ein gehässiges Arschloch, Gil«, stammelte Antonio vor sich hin und holte ein paar Male tief Luft, bevor er einen weiteren Schritt tun konnte. »Weißte… das war heute echt zu viel… er wird mich umbringen.«   »Wer… Francis? Warum sollte er dich umbringen? Ich habe sie sogar angefeuert!«  Gilbert öffnete ein paar Mal kurz die Augen und schloss sie wieder.  »Nich‘ Francis… da…«  Der Spanier rülpste leise vor sich hin, ehe er in der Bewegung stoppte. »Ich hab euch noch gar nicht von ihm erzählt… ich hab… ich hab da jetzt jemanden. Also jemanden, den ich wirklich mag.«  Er machte eine Pause und klopfte Gilbert auf die Schulter. »Er ist wunderschön… und sexy… und er wird ausrasten, wenn er mich so sieht.«  Bedauern schwang in seiner Stimme mit und übertönte beinahe das betrunkene Säuseln.  »Waaas… er… mein Gott, warum hast du mir das nicht früher gesagt. Du stehst auf Männer? Also hatte Francis doch ein bisschen recht, dass wir alle so komisch drauf sind.«  Gilbert atmete schwer.  »Aber du hast doch… eine hübsche Frau gefunden…«, widersprach ihm der Spanier.  »Ja, aber ich dachte damals wirklich lange, dass sie ein Kerl war. Ich hab mir sogar mehrfach… ähm… ich war ein pubertierender Teenager… du weißt was ich getan hab«, hickste Gilbert und grinste dann vor sich hin. »Sie hat sogar echt spät Brüste bekommen, weißt du.«   »Dafür hat sie jetzt aber fantastische Brüste, mein Freund«, komplimentierte Antonio seinen besten Freund und grinste ebenfalls.  »Du redest da über meine Frau, du dreckiger spanischer Bastard«, empörte sich der Deutsche, bevor er ebenfalls zu kichern anfing.  »Noch nicht, noch nicht. Sie kann noch immer weglaufen…«  Der Brünette wischte sich mit dem Hemdärmel über die Augen. »Gilbert!«, rief er plötzlich aus und löste sich von seinem Kumpel. »Du musst mir eine Ohrfeige verpassen… los jetzt!«  »W-was redest du da?«  Gilbert schüttelte den Kopf und kniff seinen Freund in die Wange. »Du bist dicht, Spanier! Benimm dich und geh fein nach Hause, wie ein braver Junge, der du nie warst.«  »Du sollst mir eine runterhauen, Gilby. Ich muss wieder klarwerden, sonst tötet er mich und ich bin viel zu schön und zu jung um jetzt schon zu sterben!«   »Er wird dich schon nicht töten… ich kenne ihn zwar nicht, aber, wenn er dich schon ausgewählt hat, wird er wohl kein so schlechter Mensch sein«, versuchte der Deutsche ihn zu beschwichtigen.  »Letzte Woche ging er mit dem Tomatenmesser auf mich los, weil ich die Pasta vom Vortag in die Toilette weggekippt habe…«, murmelte der Spanier betrübt und gab ein Wimmern von sich.  »Er wollte auch nicht, dass ich mit euch dubiosen Typen heute ein Trinken gehe, weil er sich abgeschoben fühlte, aber ich konnte ihn… dazu überreden. Aber in diesem Zustand…«   »Schon gut, schon gut… ich… unternehme ja was.«  Gilbert schnalzte mit der Zunge und suchte in seiner Umhängetasche nach etwas, das er sich vorsorglich für den späten Abend zurückgelegt hatte. »Hm… klares Felsquellwasser… biste bereit, Toni?«  Er wartete gar nicht ab, was dieser sagte, sondern ergoss die kleine Halbliterflasche über dem Haupt seines besten Freundes. »Eiskalt, yeah.«   »Hast du sie noch alle?«, schrie Antonio wütend und sprang zur Seite. Ein paar Menschen, die auf der anderen Straßenseite liefen, starrten zu ihnen hinüber und gingen einen Schritt schneller, vor lauter Angst, die verrückten Betrunkenen würden ihnen jeden Moment hinterhersteigen. »Du bist die dümmste Sau unter der Sonne!«   »Danke für das Kompliment«, hauchte Gilbert und zerquetschte die leere Pfandflasche in seinen Händen. »Biste jetzt wach? Oder muss das awesome me tatsächlich zum Schlag ausholen?«  Kichernd wischte ihm Gilbert durch das nasse, wirre Haar und stieß ihn leicht zurück. »Hat’s dir die Sprache verschlagen, huh?«  Der Spanier hatte den Kopf gesenkt und die eiskalten Tropfen liefen ihm den Nacken hinab, in die Kleidung. Das kühle Nass hatte gutgetan, aber er wollte Gilbert noch etwas ärgern und starrte mit einem bösen und vernichtenden Blick zu seinem Freund auf, seine Hände langsam an dessen Hals legend. »Das wirst du mir büßen«, stammelte er dabei dunkel und grinste verrückt.  Gilbert lachte erst leise auf, erschrak dann aber über die Ernsthaftigkeit. »Hey, Toni… wa-was wird das? Wenn du dich jetzt mit mir prügelst, dann…«  Während Toni mit seinen Händen leicht zudrückte, versuchte er seinerseits den Betrunkenen von sich fortzudrücken und stieß ihn mit aller Kraft von sich weg. »Hey, was ist denn in dich gefahren?«  Gerade, als er auf eine Antwort des Spaniers wartete, spürte er eine harte Faust in seinem Gesicht und die Wucht riss ihn glatt um. Er taumelte zurück und landete etwas unsanft auf seinem Hintern und Antonio schrie laut auf. »Was soll denn der Scheiß?!«   »Das sagt der…«, wollte Gilbert gerade ansetzen, der sich seine schmerzende Nase hielt, als jemand über ihm stand und ihn am Hemdkragen packte.  »Du verdammte Kartoffelfresse, fass ihn noch einmal an und ich werde…«  Die wütende Stimme stockte mit einem Mal und der dunkelhaarige Mann riss die Augen schockiert auf. »Gilbert Beilschmidt?«  »Na, wenn das nicht Lovino Vargas ist.«  Gilbert spuckte neben sich auf den Asphalt und bemerkte, dass seine Hand mit Blut besudelt war. Sofort war Antonio neben ihm und versuchte ihm aufzuhelfen. »Lass gut sein, Toni«, murmelte er, während er sich selbst mit Lovinos festem Griff erhob.  »Was sollte denn das, Romano? Das war doch vollkommen unnötig!«, brüllte Antonio. Mit einem Mal wirkten beide ziemlich nüchtern. Der Italiener ließ Gilbert los und seine Fäuste in den Hosentaschen verschwinden. »Ich hab’s ganz genau gesehen, du wolltest ihm etwas antun und ich bin dazwischen gegangen!«, knurrte Lovino und sofort stand der Spanier an seiner Seite. »Wenn du ihn auch nur anpackst, brech ich dir jeden Finger, Beilschmidt.«  Verächtlich starrte der Italiener den Deutschen an.  »Du hast dich ja prächtig entwickelt, will man meinen«, spottete Gilbert und wischte sich mit dem Armrücken über die pochende und blutende Nase.  »Ihr kennt euch?«, murmelte Antonio verwirrt und nahm Lovinos Hand, hauptsächlich um ihn zu beruhigen. »Leider«, spie der Dunkelhaarige nur aus. »Wir hatten ein unglückliches Aufeinandertreffen in Österreich, als er meinte, sich zwischen mir und meinen Bruder stellen zu müssen.«   »Hätte ich denn zusehen sollen, wie du Hackfleisch aus ihm machst?«, zischte Gilbert angriffslustig. »Wer tut so etwas schon seinem eigenen Bruder an?«  Er dachte den Bruchteil einer Sekunde daran zurück, dass Lovino seinen Bruder Feliciano würgte und auf ihn anschrie, während alle um sie herum nur gafften und nicht einschritten. Alle bis auf ihn, der Lovino ohnmächtig geschlagen hatte. »Du hattest das kleine Schläfchen verdient, glaub mir.«   »Du blöder…«  Gerade heizte Lovino wieder richtig auf, während sein spanischer Freund ihn zurückhielt. »Jetzt ist aber mal gut, Romano. Hör auf hier auf offener Straße einen Streit vom Zaun zu brechen.«  Wütend zwang er den Kleineren, ihm in die Augen zu schauen. »Sieh mich an! Und wehe du drehst dich weg. Du kommst jetzt mit mir und dann kommst du erst mal runter.«   »Sagst du, während dein vor Alkohol stinkender Atem mir ins Gesicht peitscht? Du wagst es, mir jetzt Befehle zu geben?«  Lovino riss sich von Antonio los und warf Gilbert einen warnenden Blick zu. »Und du, hör auf dich bei den Menschen einzuschleimen, die ich liebe. Ich kann dich und deine ‚Hilfe‘ nicht gebrauchen und beim nächsten Mal brech‘ ich dir mehr als nur die Nase, versprochen.«   »Ro-romano…«, murmelte Antonio, während sein Freund davon stolzierte und er seufzte leise. »Tut mir leid, Gilbert. Ich muss ihm hinterher, ich habe keine Ahnung, was er alles in seiner Wut zerstört. Du solltest deine Nase untersuchen lassen…«  Damit hatte sich Antonio verabschiedet und lief seinem Liebhaber hinterher.  Gilbert brauchte einen Augenblick, um seine Gedanken zu ordnen, dann holte er sein Handy hervor und starrte auf die Nachricht von Feliciano, die das Bild von ihm und Ludwig enthielt. »Irgendwie hat das Schicksal was dagegen, dass du glücklich wirst, kleiner Veneciano.«  Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, während er eine Nummer wählte und sich das Telefon ans Ohr hielt.  »Schatz? Ich störe wirklich ungern, aber könntest du mich abholen und ins Krankenhaus fahren?«   Gute zwanzig Minuten später saß eine wütende Ungarin auf dem Fahrersitz und starrte unablässig zu ihrem Verlobten hinüber, statt auf den Verkehr. »Ich kann nicht glauben, dass sich dieser Bunkó überhaupt traut, sich jemandem gegenüber wieder so zu benehmen. Dass ausgerechnet Antonio an ihn geraten ist, kann ich nicht verstehen.«  Sie musste ihrem Ärger Luft machen und obwohl sie sonst eine sehr gute Autofahrerin war, übersah sie die eine oder andere rote Ampel. »Wenn ich ihn in die Finger kriege, dann brauche ich eine Bratpfanne, die ihm diese Flausen aus dem Dickschädel prügelt.«   Gilbert hielt ein blutbeschmiertes Tuch vor seine Nase und hatte den Kopf in den Nacken geworfen, während er seiner Verlobten beim Fluchen zuhörte. »Ich glaube kaum, dass ihn das aufhalten würde. Er ist einfach ein wütendes Kind, das nicht anständig erwachsen geworden ist. Damals hat er nach allem die Flucht ergriffen und konnte seiner Wut keine Luft machen.«   »Du bist ungewöhnlich verständnisvoll heute…«, gab Elizabeta gereizt zurück. »Warum macht dich das nicht wütend?«  »Es ist nicht so, dass mich das nicht wütend macht, aber…«  Gilbert stockte und wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich mache mir mehr Sorgen darum, dass sich die beiden Brüder derzeit in derselben Stadt befinden und nichts davon wissen. Mir ist schon klar, dass Ludwig ihn beschützen kann, aber wir müssen es ihn wissen lassen.«   Elizabeta seufzte. »Auch das noch…«   »Manchmal frage ich mich, warum das Schicksal einem immer Steine in den Weg wirft…«  Gilbert wurde ganz still und Eliza legte ihm die Hand aufs Bein. Sie wusste, dass Gilbert diese Worte nur aussprach, weil sie allein waren und er niemals jemand anderem als ihr von seinen Unsicherheiten berichten würde.  Sie lächelte müde und widmete sich wieder dem Verkehr. »Das wird nicht auf ewig so sein… sieh dir uns an, wir sind doch auch glücklich…«   »Wir streiten uns oft genug über die dümmsten Kleinigkeiten.«   »Und danach lieben wir uns wieder genauso wie zuvor.«  »Und wenn du mir irgendwann nicht vergeben kannst für meine Dummheit?«   Elizabeta bemerkte den Unterton in Gilberts Stimme und nutzte die nächste Gelegenheit, um rechts ranzufahren. »Schatz«, murmelte sie, während sie den Motor abschaltete und ihren Gurt löste. Sie schwang ihr Bein auf den Sitz, machte es sich bequem und widmete sich ganz ihrem Verlobten. »Ich weiß, dass du dir darum Sorgen machst, aber ich liebe dich und ich will mit dir alt werden. Nichts was du tust wird meine Meinung je ändern und kein Stein dieser Welt wird zu schwer sein, als dass wir ihn nicht gemeinsam bewegen könnten. Wir werden es uns vor Gott und all unseren Liebsten schwören.«   Gilbert neigte den Kopf zu Elizabeta hinüber und lächelte schmal. »Warum bist du davon so sehr überzeugt?«   »Weil ich dich liebe, Gilbert Beilschmidt. Jede Faser deines Körpers, von deinem Haar bis zu deinen Füßen. Jedes einzelne Muttermal und auch die Kontaktlinsen, die du trägst. Dein komischer kleiner Zeh, den du so sehr hasst und die Geräusche die du machst, wenn ich das hier tue…«  Sie grinste leicht und ließ ihre Finger zu ihm hinüberwandern, was Gilbert erschrocken keuchen ließ. »Nicht hier, junge Dame«, tadelte er sie und ließ das Tuch sinken, das den Blick auf seine blutverschmierte Nase freigab.  »Irgendwie sieht das jetzt aus, als hättest du einen Bart«, gab Eliza zu, während sie ihm einen knappen Kuss auf seine Lippen hauchte und dabei ansatzweise seine verletzte Nase streifte.  »Au«, zischte Gilbert und Eliza kicherte belustigt. »Los, mein tapferer Krieger. Lass uns in die Notaufnahme und deine ehrenhafte Kriegsverletzung untersuchen lassen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)