Für immer beste Freunde von suugakusan (Ich liebe dich wie einen Bruder) ================================================================================ Erwachsensein, Teil 4 --------------------- 🍥🍥🍥 Seit meiner Ankündigung vergingen zwei Tage. Es scheint, als ob Sasuke und ich in einem sehr dummen Spiel namens „wessen Ankündigung tut am meisten weh“ stecken. Zurzeit führe ich mit dem allseits beliebten Klassiker „Trennung über WhatsApp“. Unsere Beziehung besteht schon seit über zehn Jahren, wir haben eine gewisse gemeinsame Geschichte und unser Bund ist nie trivial gewesen. Und ich wagte tatsächlich sowas Bedeutendes per WhatsApp zu beenden. Ich bin so ein Arschloch. Es ist einfach respektlos. Ich schulde ihm auf jeden Fall ein aufklärendes Gespräch und es muss unbedingt noch dieser Woche trotz meiner zahlreichen Termine passieren, selbst wenn ich dafür die Zeit umkehren muss. Endlich hat mein Sasuke Vorrang, selbst wenn ich nicht weiß, wie ich ihn nach so einer Sauerei anschauen soll. Außerdem werde ich seit dem Abschicken dieser verhängnisvollen Nachricht von den Zweifeln geplagt. Mein Kopf ist überzeugt, dass eine Trennung in diesen Umständen sinnvoll ist. Aber mein Bauchgefühl schreit laut, dass ich die Finger davon lassen soll. Es wiederholt ständig, dass die Trennung von Sasuke so schlimm sein wird, dass im Endeffekt nichts von meinem eigenen Wesen übrig bleibt. Hat mein Bauchgefühl vielleicht doch recht? Begehe ich vielleicht gerade den größten Fehler in meinem Leben? Heute früh entschied ich mich, dass das Gespräch noch heute stattfinden muss. Ich schrieb Sasuke an und fragte, wie es bei ihm am heutigen Abend aussieht. Er sagte, er müsste spätestens um 21 Uhr Schluss haben, und könnte nach der Arbeit hierherkommen. Wir verabredeten uns. Also war das geklärt. Also war ich den ganzen Tag supernervös. Als ich den Blick zur unteren rechten Ecke des Bildschirms führte, zeigte die kleine Uhr bereits 21:30 an. Ich zwang mich den Rechner runterzufahren, obwohl eine wichtige E-Mail nicht fertig geworden ist. Ich guckte mich stattdessen kurz um. Oh Gott, mein Büro sieht so chaotisch aus. Ich sollte wenigstens oberflächlich aufräumen. Den riesigen Zettelhaufen auf dem Schreibtisch verstaute ich kurzerhand mit Gewalt in den Aktenschrank und knallte blitzschnell dessen Tür zu, bevor dieser wackelige Turm mir entgegenfliegen konnte. Die Akten stapelte ich ordentlich auf dem Schreibtisch. Sie sind zwar komplett durcheinander, aber wenigstens sind sie aus dem Weg. Ich entdeckte unter dem Schreibtisch sechs paar Schuhe, die ich hastig in den Kleiderschrank reinwarf. Und die Menge am dreckigen Geschirr überall in meinem Büro vermittelte den Eindruck einer vergangenen Betriebsfeier. Dabei gehörte alles nur mir. Ich bin die letzten Tage gar nicht zum Abwaschen gekommen. Ich nahm ein großes Tablet und schuf alles erstmal ins Bad. Die Pflanzen sind auch seit langem nicht gegossen worden. Gott sei dank sind es bloß Kakteen! Als ich mit der Gießkanne zurück ins Büro kam, saß Sasuke bereits an meinem Tisch und kritzelte nachdenklich irgendwas auf einem kleinen Schmierzettel. — Bist du etwa am Aufräumen? - wunderte er sich leicht. Die milde Überraschung kam sehr überzeugend rüber. — Ja, ich hab doch Besuch, - warf ich erzwungen locker zurück. Dabei goss ich die Kakteen und fixierte meine Augen auf den grünen stacheligen Kugeln. — Es wäre echt nicht nötig, ich kenne deine natürliche Arbeitsumgebung, - erwiderte er sarkastisch, - setz dich lieber hin. — Willst du vielleicht einen Kaffee? - ich fürchtete den Momenten, wo ich ihn tatsächlich anschauen muss. Ich versuchte dieses Ereignis mit allen Mitteln so weit nach hinten zu verschieben, wie es nur ging. — Nein. Komm schon, setz dich einfach hin und hetz nicht rum, - sagte er genervt, - wenn ich was brauche, dann sag ich Bescheid. Okay, jetzt ist es soweit. Ich stellte die Gießkanne ab und latschte zurück zum Schreibtisch. Dabei starrte ich schämend in den Boden. Ich wünschte, ich müsste meine Augen nie wieder nach oben führen. — Also… - er seufzte, - du willst ernsthaft eine Trennung, ha? So eine überraschend direkte Frage überforderte mich total und ich musste mich für einige Augenblicke sammeln. Wollen, ha? Ne, es ist eher ein begründetes Muss. Ich spürte, wie Sasukes schwarze Augen mich genauestens beobachten. Diese riesigen unendlich tiefen Seelenspiegel bohrten sich gierig in mein Fleisch hinein und ließen nicht los. Ich bekam daraufhin kalte Schauer am gesamten Rücken. Oh nein, er macht es wieder! Er liest mich wie ein offenes Buch! Er weiß bereits, dass es nicht wirklich gewollt ist. In solchen Momenten sieht er, was ich tatsächlich am Herzen habe. Ich kann absolut nichts von ihm verheimlichen. — Na, die Sache ist, dass es mit uns nicht funktioniert und ich sehe absolut nicht wie wir es auf die Reihe kriegen könnten, - sagte ich leise. — Also, eigentlich willst du auch keine Trennung, oder? Diese trockene zurückhaltende Frage traf mich direkt ins Herz. Ja, eigentlich will ich es nicht… sobald dieser Gedanke in meinen Kopf heimlich hineinschlich, packte er mich plötzlich am Kragen und spuckte sehr eifrig aus: — DANN ÜBERLEGE ES DIR BITTE NOCH EIN MAL!!! - er wurde sehr laut. Ich glaube, es passierte unabsichtlich. Wir versanken in die Stille. Sasuke wartete auf eine Reaktion und ich war immer noch komplett überfordert. — Sorry, - murmelte er bockig und ließ mich los, - ich wollte nicht direkt handgreiflich werden. Aber wie gesagt… - er seufzte, - überlege es dir bitte noch ein Mal. Denn… Er biss sich kurz auf die Zunge und wendete seinen Blick von mir ab. Ich verspürte, wie mein Körper von seinen hypnotischen Kräften befreit wurde. Er verdeckte sich das Gesicht mit beiden Händen und wisperte ganz zärtlich: — Der Witz an der ganzen Sache ist, dass ich es halt überhaupt nicht will. Es wurde stumm. Sasuke Augen bohrten sich mal wieder fordernd in mich hinein. Er lechzte nach irgendeiner Reaktion. Aber ich war immer noch zutiefst überfordert. Die Stille wurde plötzlich vom regelmäßigen Klappern unterbrochen. Sasuke hämmerte seine feinen Fingerspitzen mit Gewalt in die Tischplatte. Seine Fingernägel kratzten die Kunststoffoberfläche und machten ein helles lautes Geräusch. Er wird unruhig. Seine ungeduldige hetzende Art generierte eine drängende wirre Spannung in der Luft. Sie hing über mir und bremste meinen Gedankengang noch mehr. Klatz. — Sasuke… Klatz. — Ähm… Klatz. — …mittlerweile geht es weniger ums Wollen, oder? Wie soll denn das ganze… Klatz. — …praktisch funktionieren? Ich meine halt… Klatz. — …ganz konkret. Hast du dir schonmal darüber Gedanken gemacht? Klatz. — Uns beiden fehlt es katastrophal an Zeit und hinzu kommt noch dieser krasse… Klatz. — …Umzug. Unter diesen Umständen scheint es einfach… Klatz. — OH, KANNST DU BITTE DAMIT AUFHÖREN?! Ich packte ihn kräftig an der Hand und hielt seine Finger fest. Er verdeckte sein Gesicht mit der freien Handfläche und drehte sich von mir weg. Ich spürte, wie seine Schulter zucken. Ich habe ihn tatsächlich zum weinen gebracht. Ich verschränkte sanft unsere Finger und setzte mich näher zu ihm. — Sasuke… komm… bitte… hör auf… - ich plapperte irgendwelches unzusammenhängendes Zeug in der Hoffnung Sasukes stumme Heulen zu überdenken. Natürlich brachte es nichts. Ich bin so dumm. — Komm her, - ich stand auf und zog ihn hoch. Er leistete nichtmal einen minimalen Widerstand. Er fiel einfach passiv auf mich drauf und klammerte sich an mir fest. — Ich meine, ich seh schon ein, was du meinst, - wisperte er erschöpft, - ich weiß, dass wir beide gar keine Zeit für eine normale gesunde Beziehung haben, dass sechs Monate im Jahr räumlich so super getrennt zu sein richtig anstrengend ist, und dass wir dadurch schon sehr lange beinahe gar nicht funktionieren, und dass ich unser brüchiges Miteinander mit diesem noch längeren Auslandsaufenthalt zum Einsturz brachte. Ja, es sind alles legitime Gründe für eine Trennung. Aber… vielleicht… Er bekam kurzzeitig keine Luft und verlor dadurch den Rest des Satzes. Ich umschloss ihn instinktiv fester und drückte ihn näher zu mir. Er sammelte sich und fuhr fort: — Vielleicht kann doch noch etwas gemacht werden? Müssen wir unbedingt auseinander gehen? Denn ich liebe dich immer noch über alles, Naruto… und du willst eigentlich auch keine Trennung. Zählen die beiden Sachen nichtmal ein bisschen? Jetzt war er an der Reihe mich zum Weinen zu bringen. Wir sickerten auf den Boden und lösten uns in einer sehr verzweifelten Umarmung auf. Ich hängte mich hilflos an seinen Schultern und versteckte mein Gesicht hinter seinem Hals. Er umschloss beschützend meinen Kopf. Seine Worte ließen mich innerlich bluten. Es wäre so viel einfacher, wenn er sich doch nicht mehr um diese Beziehung gekümmert hätte. — Doch… - erwiderte ich, - ich liebe dich auch, Sasuke. Ich hab gar keine Ahnung, wie wir an diesen Punkt angelangt sind. Besonders wenn wir immer noch solche Gefühle zueinander haben! Es macht mich wütend und unendlich traurig, dass wir beide es so dermaßen vermasseln konnten! Verdammt, wir hatten doch alles! WIESO ZUR HÖLLE GEHEN WIR UNTER, WENN WIR EINANDER ANGEBLICH IMMER NOCH LIEBEN?! SASUKE, WARUM, HA?! Eine rasende Wut stieg in mir hoch. Ich knirschte laut mit den Zähnen, meine Nägeln krallten sich fest in seine Oberarme und ich schüttelte ihn kräftig. Er drückte mich fest an sich und es beruhigte mich. — Ich weiß es nicht, - flüsterte er und küsste mich vorsichtig an die Stirn. — Und was machen wir jetzt also? - fragte ich schwach, - angenommen wir bleiben doch zusammen. Hast du vielleicht eine Vorstellung, wie wir es in diesen drei Jahren hinbekommen könnten? — Nein, keinen blassen Schimmer. — Genau das meine ich. — Ich weiß, - er küsste meine Stirn noch ein Mal. — Es ist alles so anstrengend, - beschwerte ich mich, - ich wünschte, es könnte einfach klappen. — Ach Naru, wir beide sind schon seit langem nicht mehr sechzehn, - wir ließen beide einen schweren Seufzer ab. Wir redeten nicht mehr. Er setzte mich auf seinen Schoß und ich umschlang meine Arme fest um seinen Oberkörper. Seine eine Hand wanderte durch meine Haare. Die andere lag auf meinem Beckenknochen. Er hielt mich mit dem einen Arm fest. Wir haben uns schon so lange nicht mehr berührt! Und ich bemerkte, dass mir seine Nähe physisch gefehlt hatte. Diese faule tatenlose Umarmung stellte die verlorene Ruhe wiederher. Er küsste ab und zu meinen Hals, fuhr mit der freien Hand sehr zart über meinen Nacken und hinter dem Ohrläppchen, brachte meine Haare durcheinander und dann zurück in Ordnung. Ich zuckte leicht zusammen, jedesmal wenn seine trockenen Lippen unentschlossen auf meine Haut trafen. Ich vergaß beinahe, dass selbst seine kleinsten Berührungen manchmal nicht so ganz spurlos an mir vorbeigehen und mir ein klitzekleines Stück echten Genusses schenkten. Ich entspannte mich vollständig und machte die Augen zu. Sasuke tat meine Nähe ebenfalls gut. Er strahle eine ruhige sanfte Wärme aus. Seine Atmung verlief gleichmäßig und die krampfhafte Spannung verließ endgültig seinen erschöpften Körper. Mir fiel bereits zu Anfang des Treffens auf, dass mein Sasuke äußerlich nicht gut aussieht. Tiefen Ringe umrahmten seine nachdenklich schauenden schwarzen Augen. Seine einst makellose Marmorhaut ist jetzt ziemlich verunreinigt. Seine pechschwarze Haare ähnelten einem aufgewuschelten Klumpen Stacheldraht. Seine Lippen waren blass und trocken. Und seine Klamotten stunken übelst nach Zigaretten. Er scheint ein Kettenraucher geworden zu sein. Seit wann raucht er überhaupt? Warum weiß ich nichts davon? Oh, Sasuke! Es wäre so viel einfacher, wenn du dich nicht mehr kümmern würdest. Dann wäre wenigstens dir dieser Leiden erspart. — Sag mal, seit wann rauchst du eigentlich? - fragte ich ihn. — Oh, das schon seit langem. Ich glaub, ich fing damit an, als du dich damals nur mit Utakata beschäftigt hattest. Dann hab ich aufgehört. Irgendwann fing ich aber wieder an. Keine Ahnung, wann genau das war. — Warum weiß ich nichts davon? — Ich hätte dir doch sowas nicht melden müssen, oder? — Nein, die Frage war eher rhetorisch gemeint, - ich lachte kurz, - es zeigt einfach wie lange wir nicht vernünftig miteinander ausgegangen sind. — Na jetzt weißt du aber, - er legte sein zierlichen Nasenrücken auf meinen Hals. — Okaaaaay, - zog ich in die Länge, - und ähm… du stinkst übelst nach Zigaretten. — Verdammt, - fluchte er kurz, - das ist das einzige, was ich am Rauchen so überhaupt nicht leiden kann. — Und was ist mit Gesundheit und so? - ich lachte mal wieder. — Ach naja… wenn ich ab jetzt ohne dich existieren muss, dann ist es okay, wenn mein Leben etwas kürzer ausfällt. — Sasuke! - ich haute ihn am Rücken, - sag sowas nicht. — Okay, - er lächelte, - ein plötzlicher Themenwechsel. Naruto, wir sollten vielleicht doch dieses Trennungsgespräch anpacken. — Ich weiß. Oh, ich hab so keine Lust drauf! - jammerte ich wie ein kleines Kind und seufzte, - aber, bevor es losgeht, möchte ich mich bei dir fürs Schlussmachen per WhatsApp entschuldigen. Es ist geschmacklos und äußerst respektlos gewesen. Du verdienst sowas nunmal überhaupt nicht. Ein ernsthaftes Telefongespräch darüber ist das mindeste was ich gemacht haben müsste. Ich hab mich davor hinter die Arbeit versteckt. Ich bin halt zu feige, - nach dieser anspreche seufzte er schwer. — Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass es mir im Ernst passiert. Und dass es ausgerechnet von dir kommt. — Entschuldigung… - ich drückte ihn fester zusammen. — Aber du möchtest vielleicht wissen, dass ich auch eine totale Angst davor habe. Ich kann es schon nachvollziehen. — Danke, - ich traute mich endlich in sein bekümmertes Gesicht zu schauen. Er ist so schön, mein Sasuke. — Okay, jetzt muss ich uns noch ein wenig aufhalten. Willst du vielleicht auch eine rauchen? - seine Augen wanderten nach oben, und wir gucken einander leicht grinsend an. — Oh ja, bitte. Ich kann uns noch Kaffee sofort organisieren. Und mit ein bisschen Mühe komme ich auch ans Alkohol ran. — Kaffee ist okay, das mit dem Alkohol ist etwas verfrüht. — Oh schade! Ich hätte es jetzt echt passend gefunden, - er schmunzelte und verdrehte dabei die Augen. — Tsk! - er schnalzte kurz darauf mit der Zunge und schüttelte abwertend mit dem Kopf. Irgendwie vermisste ich dieses kleine Geräusch. — Na was denn? — Nichts, - er legte seinen Kopf auf meine Schulter, - obwohl du ein stellvertretender Leiter bist, bist du immer noch so unglaublich schwachsinnig. Du änderst dich einfach gar nicht! - er stieß mich leicht mit dem Kopf und ich bemerkte, dass er unglaublich glücklich lächelt. Und dieser Anblick erlöste mich irgendwie. — Aber du magst es, oder? - fragte ich sicherheitshalber nach. Er neigte den Kopf zu meinem Ohrläppchen und whisperte verschwörerisch: — Ja. Aber das ist ein sehr großes Geheimnis, okay? Sein heißer Atem war unglaublich kitzlig und ich nahm etwas Abstand von ihm. — Dann freu ich mich darüber, - sagte ich leise. — Na klar. Immer gern, Usuratonkachi, - und seine wunderschönen Augen schauten mich unglaublich liebevoll an. Diesen Kosenamen habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Und dass er mich so bezeichnte, machte mich für den Rest des Abends unfassbar glücklich. — Okay, dann setz ich jetzt den Kaffee auf, wir gehen eine rauchen und dann reden wir. Klingt das nach einem Plan? — Jawohl, Herr stellvertretender Leiter! - warf er überraschend verspielt und ich musste einfach kichern. — Dann komm mit, - ich nahm ihn bei der Hand und seine Finger schlüpften gleitend zwischen meine, - lass uns es endlich durchziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)