Grauzone von sharx (Was sonst noch passiert ist) ================================================================================ Kapitel 19: Schatzsuche ----------------------- Kapitel 19 Schatzsuche „Links – Oben – Links – Ausweichen.“ Die Klinge der Übungswaffe traf Selena an der Hüfte und sie biss die Zähne zusammen. Ich hatte nicht all zu fest zugeschlagen, aber sie würde wohl einen weiteren blauen Fleck bekommen. Seit fast zwei Wochen unterwies ich sie nun schon im Kampf, doch ich konnte nicht sagen, dass sie große Fortschritte machte. Jeden Morgen, bevor sie anfing, sich um Haus und Garten zu kümmern, übte ich mit ihr den Umgang im Adlerauge. Abends, wenn es etwas abkühlte, trainierten wir mit stumpfen Klingen. Wenn ich sie traf, was doch recht häufig passierte, schrie sie nie. Sie fluchte oder verzog das Gesicht. Ich fragte mich, ob das ihre Art war, Stärke zu zeigen. „Noch einmal“, wies ich sie an, doch sie hob abwehrend eine Hand. „Sekunde.“ Sich die Hüfte haltend hob sie vorsichtig das linke Bein. „Verdammt“, zischte sie und rieb sich die Stelle, an der sie getroffen worden war. „Seid ihr verletzt?“ Dann würde ich es für heute gut sein lassen. Übertreiben wollte ich es immerhin nicht. Ich war ja nicht Liam, der einen bis an seine Grenzen gehen ließ. „Geht gleich wieder.“ Tief atmete sie durch, „Aber ihr könntet ruhig ein wenig sanfter sein.“ „Ein echter Gegner ist auch nicht sanft“, gab ich zurück, was sie lächeln ließ. Seit wir wieder in New York waren, hatte sie nur selten gelächelt. Sie war viel ernster als üblich und auch nachdenklicher. Natürlich sagte sie mir nicht was los war. So konnte ich nur raten und darin war ich bei ihr noch nie gut gewesen. „Einen echten Gegner würde ich auch anders behandeln.“ Sie deutete mit der Klinge in Richtung meiner Beine und ich verstand die Andeutung. „Ist das eine Art Universallösung bei euch?“ Bei unserer aller ersten Begegnung hatte ich Erfahrung damit gemacht, wie sie sich normalerweise gegen Männer zur Wehr setzte. „Vielleicht.“ Wieder lächelte sie. „In vielen Fällen ist es hilfreich, aber es klappt nur bei Männern. Und auch nicht bei allen.“ „Warum versucht ihr nicht, mich wie einen echten Gegner zu behandeln?“ Sie senkte den Blick und schob mit dem Fuß einen kleinen Stein zur Seite. „Das riskiere ich lieber nicht“, sagte sie leise und biss sich auf die Unterlippe. Dann hob sie die Klinge. „Also gut. Noch einmal.“ Doch sie war nicht richtig bei der Sache. Obwohl ich etwas langsamer und mit weniger Kraft zuschlug, traf ich sie noch zwei Mal und brach dann komplett ab. „Genug für heute.“ Es hatte so keinen Sinn mehr. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass der Treffer an der Hüfte noch immer schmerzte, doch ich sah, dass sie anders auftrat als vorher. Besser ich ließ sie für heute in Frieden, damit sie sich ein wenig auskurieren konnte. Als sie später in ihre Bleibe zurückkehrte und ich alleine im Fort zurück blieb, ließ ich mir das, was sie gesagt hatte, noch einmal durch den Kopf gehen. „Das riskiere ich nicht“, hatte sie gesagt. Was sollte schon passieren? Sie war in keiner Weise gut genug, um mich ernsthaft zu verletzen. Es hatte nicht einmal weh getan, als ihr vor ein paar Monaten die Hand ausgerutscht war. Da hatte es mich nur überrascht. Hatte sie sich daher nicht gegen mich gewehrt, weil sie mich nicht verletzen wollte? Passen würde es. Am nächsten Morgen merkte ich sofort an ihrem Gang, dass sie noch immer leichte Schmerzen hatte. Vielleicht hatte ich doch etwas zu fest zugeschlagen oder aber sie war überempfindlich. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass sie nur eine Frau war. Darauf musste ich wohl etwas mehr Rücksicht nehmen. Mittags kam Gist vorbei. Er hatte gute Neuigkeiten für mich. „Seit ihr vor zwei Wochen diese Banditen erledigt habt, ist es um einiges ruhiger geworden. Der Colonel ist sehr zufrieden.“ Das war zumindest ein Anfang. Die Sicherheit von New York lag mir persönlich am Herzen. Es war meine Heimat und nun, als erwachsener Mann, konnte ich mehr tun, als früher. Das war jedoch nicht der einzige Grund für Christophers Besuch. „Ihr habt bei diesen Schurken doch Karten gefunden.“ Karten, Dokumente und Briefe. Das Meiste davon war unbrauchbar gewesen. „Auf was wollt ihr hinaus?“ „Ich habe mir die Freiheit erlaubt einen Blick darauf zu werfen. Für mich sieht zumindest eine davon sehr nach einer Schatzkarte aus. Meint ihr nicht?“ und er zog die Karte aus seiner Tasche. Ich sah auf die Karte. Schatzsuche war nicht gerade etwas, mit dem ich meine Zeit vergeuden wollte. Andererseits hatte ich gerade nicht wirklich etwas, das all zu viel von meiner Zeit in Anspruch nahm. „Gut möglich“, gab ich zu, „aber glaubt ihr, dass sich so etwas lohnt?“ „Das weiß man vorher nie. Ihr seid nun seit fast zwei Wochen hier. Ein wenig Bewegung wird der Morrigan gut tun, meint ihr nicht?“ Nun, er war es nicht, der die Crew für einen solchen Ausflug bezahlen musste. Etwas eingehender musterte ich die Angaben auf dem Blatt. All zu weit war es nicht. „Wenn wir die Crew auf das absolute Minimum reduzieren, dürfte es gehen. Aber ich muss erst genau prüfen, wo sich diese Koordinaten befinden“, denn die Karte beinhaltete nur Koordinaten und eine grobe Zeichnung dessen, wo sich der mögliche Schatz befand. Keine Angaben darüber, ob es auf dem Festland oder auf einer Insel war. Ich ging zu dem Tisch hinüber, an dem ich den Teil meiner Karten aufbewahrte, die ich nur selten brauchte. Es war unpraktisch auf der Morrigan alles mitzuschleppen. Es machte den Raum der Kajüte nur unnötig voll. Nach kurzem Suchen fand ich eine Karte, auf der ich die gesuchte Koordinate ausfindig machen konnte. „Es ist eine Insel.“ Ich deutete auf den ungefähren Punkt, denn so genau war meine Karte nicht. „Irgendwo dort müsste es sein.“ Was hieß, dass ich wirklich mit der Morrigan fahren musste. „Soll ich der Crew Bescheid geben?“ Gist wirkte begeistert von der Vorstellung und ich gab nach. Auch mich zog es wieder aufs Wasser. „Gut. Aber wirklich nur so viele, wie wir brauchen. Ich möchte die Kosten so gering wie möglich halten.“ Denn wenn es sich nicht lohnte, waren weniger Männer zu bezahlen. „Es werden sicher nicht mehr als zwei Tage sein und die Risiken sind sehr gering. Wenn wir morgen in aller Frühe aufbrechen, sind wir morgen Abend zurück. Wenn das Wetter mitspielt.“ Gist machte sich auf, die Männer zusammenzutrommeln und ich suchte Selena. Wenn ich für ein paar Tage nicht hier war, sollte sie es wissen. Nicht, dass sie vor verschlossener Tür stand und sich womöglich Sorgen machte. „Dann wünsche ich euch eine gute Fahrt“, sagte sie und lächelte. In den letzten Tagen hatte sie oft ein wenig besorgt gewirkt, doch nun sah sie beinahe erleichtert aus. „Ich hatte die Hoffnung, ihr würdet mich begleiten.“ Als eine Art Training. Sie hatte noch immer Probleme mit dem Adlerauge und hätte mir sicher gut bei der Schatzsuche helfen können. Doch andererseits war es vielleicht wirklich besser, wenn sie hier blieb. Dann gab es weniger Gerüchte, sie betreffend, und ich würde mich nicht vor ihren Augen blamieren, sollte es keinen Schatz geben. „Danke für das Angebt, doch ich muss leider ablehnen.“ Ihr Blick wurde sanft. „Im Grunde trifft es sich gut, das ihr fort müsst.“ Sorgsam legte sie eine meiner frisch gewaschenen Hosen zusammen und strich die Falten glatt. „Und warum trifft es sich gut?“ hakte ich nach, da sie nicht weiter sprach. Wieder lächelte sie. Dieses Mal ohne mich dabei anzusehen. Ein Zeichen dafür, dass sie entweder nicht ehrlich war oder etwas verbergen wollte. „Da ich selbst ebenfalls für ein paar Tage fort müsste. Da bietet es sich an, es auf den Zeitraum zu legen, in dem auch ihr unterwegs seid.“ Sie wollte fort? Monro hatte mir gesagt, dass sie gerne für einige Zeit verschwand. War dies einer dieser Momente?“ „Wo werdet ihr hin gehen?“ fragte ich und legte meine Hand auf die nächste Hose, die sie falten wollte. „Frage ich, wohin eure Reise geht?“ wich sie aus und nahm statt der Hose ein Hemd. Als ich sie erneut unterbrach seufzte sie. „Habe ich eure Erlaubnis zu gehen? Immerhin bin ich eure Angestellte und ihr wisst, dass ich hin und wieder auch Aufträge vom Colonel, Master Johnson oder auch anderen entgegen nehme.“ Da hatte sie Recht und es war richtig, dass ich ihr erlauben musste, zu gehen. Sonst würde sie bleiben müssen. Allerdings hatte sie ihren eigenen Kopf und wenn ich ihr verbot zu gehen, würde sie in meiner Abwesenheit trotzdem verschwinden. Dann war es fraglich, ob sie zurückkommen würde. „Von mir aus, aber es gefällt mir nicht.“ „Master Cormac“, begann sie und zog mit einem Ruck das Hemd unter meiner Hand weg, „Ich kann auf mich aufpassen. Ihr habt mich immerhin dafür ausgerüstet und trainiert.“ Hatte ich, doch ich wusste, wie schlecht sie wirklich darin war, sich zu verteidigen. Das sagte ich ihr lieber nicht. Es war nicht gut, sich im Streit zu trennen. Früh am Morgen brach ich auf. Gist hatte wirklich nur so viele, wie für diese Reise unbedingt nötig waren, zusammen gerufen. Gut so. Sollte sich das alles als Fehlschlag erweisen, musste ich nicht all zu viele von meinem Ersparten bezahlen. Weit war es wirklich nicht. Wir brauchten bis zum Abend, um die kleine Insel zu erreichen. Noch einmal überprüfte ich die Koordinaten, um das Gebiet so weit wie möglich eingrenzen zu können. Dann setzen wir mit dem Beiboot zur Insel über, da es noch hell war und wir noch für mindestens eine Stunde Licht haben würden. Gist nahm ich dieses Mal mit. Es war seine Idee gewesen, dann konnte er auch bei der Suche helfen. „Ich hoffe wirklich, dass es die Sache wert ist“, denn noch immer hatte ich leichte Zweifel. „Möglich ist alles. Gebt dem Abenteuer eine Chance. Wer weiß, wann ihr wieder eine solche Gelegenheit bekommt.“ Ihm machte das alles Spaß. Kaum dass wir den Strand hinter uns gelassen hatten schloss er zu mir auf. „Wo habt ihr eigentlich Selena gelassen? Hatte sie kein Interesse?“ „Sie hat anderes zu tun, als mich auf einer Fahrt wie dieser zu begleiten“, antwortete ich und hoffte, ihn damit zum Schweigen zu bringen. „Anderes? Sagt nicht, dass sie abgereist ist.“ Er klang dabei, als würde er sich freuen, sie los zu sein. „Um ehrlich zu sein, ist sie das wirklich. In ein paar Tagen will sie wieder zurück sein.“ Zumindest hatte es so geklungen. Ein paar Tage konnten heißen, dass sie zwischen zwei und acht Tagen fort war. Genauere Angaben hatte ich von ihr nicht bekommen. Mir blieb nur darauf zu vertrauen, dass sie zurückkam. „Nun, dann stellt euch darauf ein, eine Weile auf sie verzichten zu müssen. Sie verschwindet gerne für etwas längere Zeit. Ihr Rekord liegt bei etwas mehr als einem Jahr.“ „Sie sagte Tage“, betonte ich noch einmal und sah ihn leicht verärgert an. „Nicht Wochen oder Monate.“ „Schon gut. Aber wundert euch nicht, wenn es doch etwas länger dauert.“ Er wischte sich über die Stirn und sah gen Himmel. „Ah, ich mag die Sonne, aber an Land ist es deutlich wärmer, als auf der Morrigan.“ Sonne war mir immer noch lieber als Regen. Er hätte seine Jacke ja auch auf dem Schiff lassen können. Ich hielt den Mund und ging weiter. Die Karte hatte ich dabei. Nur zur Sicherheit. Es begann gerade zu dämmern, als wir den Bereich der Koordinaten erreichten. Keine guten Voraussetzungen für den Rückweg, doch ich konnte mich verteidigen, sollten wir von jemandem, oder etwas, angegriffen werden. Immerhin gab ich hier wilde Tiere. „Also, hier in diesem Bereich“, ich umfasste mit einer Geste ein Gebiet von von rund dreißig Schritt, „Müsste sich die Stelle befinden.“ Ich sah auf die Karte und Gist stellte sich neben mich, um ebenfalls Zeichnung mit Landschaft zu vergleichen. „Die drei Bäume dort... das dürften diese hier sein.“ Ich wies auf eine Baumgruppe, die um einiges älter aussah, als die auf der Zeichnung, von der Anordnung aber zutraf. „Und das da hinten ist möglicherweise dieser Felsen.“ Warum nur hatte man Bäume als Kennzeichnung genommen? Die konnten gefällt werden oder bei einem Sturm oder Brand zerstört werden. Zu dem wuchsen sie und veränderten sich. Da waren Felsen schob etwas beständiger. Selbst Gebäude konnten einstürzen. Landschaften änderten sich. Geografische Koordinaten waren dagegen von Dauer und ich war froh, sie auf dieser Karte zu haben. „Dann müsste es da vorne sein.“ Gist deutete auf einen Felsvorsprung und ich verglich die Stelle. Konnte es wirklich so einfach sein? Anscheinend schon. Wir stiegen zu dem Vorsprung hinauf und sahen uns um. Gist entfernte sich ein paar Schritte und ich nutzte die Gelegenheit, dass er mich nicht ablenkte, um mich zu konzentrieren. Verborgene Dinge hatten ihre ganz eigene Schwingung und wenn man sehr aufmerksam war... Es dauerte nicht all zu lange und ich nahm ein leichtes Schimmern wahr. Eher wie ein Zittern, so wie die heiße Luft über einem Lagerfeuer. Auf dem Boden, an eben jener Stelle, ragte ein Stück Stein aus der Erde. Ich ging in die Hocke und strich über die Kante. Dieser Stein war größer als diese eine Ecke und nicht auf natürliche Weise so geformt worden. Ein Großteil davon war mit Sand und dunkler Erde bedeckt, so dass ich die genaue Größe nicht feststellen konnte. „Ich glaube, ich habe die Stelle gefunden“, rief ich über die Schulter und gleich darauf war Gist da. „Könnt ihr mir helfen? Ich habe keine Ahnung wie groß diese Platte ist.“ Zu zweit legten wir die Ränder der Steinplatte frei und stemmten sie danach hoch. Das was nun zu Tage kam war etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Selbst Gist sah alles andere als glücklich aus. In dem nicht sonderlich tiefen Loch unter der Platte lag kein Schatz. Mit Kettenhemd, Helm und Schwert auf der Brust lagen dort die sterblichen Überreste eines Menschen, der schon vor vielen Jahren verstorben sein musste. Ich konnte keinerlei Schmuck an ihm ausmachen. Weder trug er eine Kette noch Ringe. Das Grab sah nicht danach aus, als wäre es geplündert worden. Es war nur einfach nichts Wertvolles darin. „Da habt ihr euren Schatz“, sagte ich zu Gist und sah auf. Er schien enttäuscht, fing sich aber schnell wieder. Da es langsam dunkel wurde, wollte ich lieber von hier verschwinden. Nicht, dass ich an Geister glaubte, doch der Tote mochte es sicherlich nicht, dass wir seine letzte Ruhe störten. Gerade wollte ich mich wieder aufrichten, als mir etwas ins Auge fiel. Eine Hand hatte man um den Griff des Schwertes gelegt. Die andere lag neben ihm auf einer kleinen Schachtel. Als ich sie heraus nahm, erkannte ich im schwächer werdenden Licht eine Einlegearbeit auf dem Deckel. Schlagartig wurde mir klar, was das hier für ein Grab war. Der Tote trug zwar nichts, das ihn in irgend einer Weise identifizieren konnte, doch die Schachtel trug das Zeichen des Ordens. Das hier war ein Tempelritter. „Lassen wir ihm seinen Frieden“, sagte ich zu Gist und schob die Schachtel unter meine Jacke. Die würde ich mir auf dem Schiff genauer ansehen. „Kein Wort über diese Sache. Zu niemandem. Es ist besser, wenn nicht noch andere herkommen und seine letzte Ruhe stören.“ Wir schoben die Platte an ihren ursprünglichen Platz zurück und wandten uns zum Gehen. „Was ist mit der Schachtel?“ fragte Gist und ich legte die Hand an die Stelle, wo sie sich unter dem Stoff leicht abzeichnete. „Die sehen wir uns auf der Morrigan an. Es wird dunkel. Wir sollten uns beeilen.“ Wir waren nur zu zweit auf diese Insel gekommen. Es konnte schwer werden im Dunkeln das Beiboot zu finden und die Matrosen an Deck würden es nicht leicht haben, uns zu erkennen, wenn wir zum Schiff zurück ruderten. Den Rückweg legten wir so schnell es ging zurück. Wir mussten an manchen Stellen vorsichtig sein, da die Bäume dicht standen und der Boden uneben war. Durch mein Training bei der Bruderschaft war ich sehr trittsicher. Gist dagegen stolperte ab und an. Dazu war er deutlich zu hören. Ich musste daran denken, wie ich früher mit Liam unterwegs gewesen war. Wir hatten uns oft einen Spaß daraus gemacht, wer leiser laufen konnte und manchmal, wenn er hinter mir gewesen war, musste ich mich umdrehen, um sicher zu sein, dass er noch da war. Selbst Selena konnte leiser auftreten als Gist, doch sie wog auch weit weniger als er. Als wir den Strand erreichten, war die Nacht angebrochen. Wir konnten die Lichter der Morrigan sehen. Zumindest dachten die Männer dort mit und hatten die Positionsleuchten entzündet. Mit dem Beiboot kamen wir rasch zurück zum Schiff. Da es keinen Sinn hatte nun noch aufzubrechen, teilte ich nur noch eine Nachtwache ein und ging mit Gist in die Kajüte. Nach dem ich zwei weitere Lampen entzündet hatte, holte ich die Schachtel unter der Jacke hervor und legte sie auf den Tisch. Sie war alt, doch noch immer in recht gutem Zustand. Im Licht der Lampen war die Einlegearbeit noch besser zu erkennen. Kein Zweifel, es war die ursprüngliche Form des Templerkreuzes. Der Deckel ließ sich nicht so einfach öffnen. Die Schachtel hatte sich im Laufe der Jahre verzogen und ich musste meine Klinge zur Hilfe nehmen. Ganz vorsichtig öffnete ich sie und fand im Innern einen, in Stoff eingeschlagenen, Gegenstand. Der erste verrückte Gedanke war, es könnte sich um ein altes Artefakt handeln, doch ich verwarf die Idee wieder. Ein Templer wäre nicht so dumm gewesen, etwas so Wertvolles so leicht zugänglich zu verstecken. Gist trat näher heran und ich wickelte den Gegenstand aus. Es war eine kleine Steintafel mit Linien darauf. Nichts, was mich an die Vorläufer erinnerte. Der Stein war rechteckig und die Ränder an einigen Stellen eingekerbt. Es sah so aus, als müsste dort etwas angelegt werden. „Sieht nach einer weiteren Karte aus, meint ihr nicht auch?“ Kam es von Gist und ich gab ihm Recht. Das sah wirklich nach einer Karte aus. Besser, nach einem Kartenfragment. Das hieß also, es gab noch mehr von diesen Gräbern, mehr Steintafeln und mehr Karten, die den Weg zu ihnen zeigten. Vielleicht gab es doch einen Schatz. Einen alten Schatz der Tempelritter. Gerüchte und Legenden gab es viele. Ich glaubte nicht einmal an die Hälfte davon. Doch was, wenn sie so etwas wie einen Edensplitter besessen und ihn versteckt hatten? Die Karte, die mich hier her geführt hatte, hatte ich bei diesen Banditen gefunden, bei denen ich mir schon fast sicher war, dass sie von der Bruderschaft unterstützt wurden. Konnte es sein, dass auch die Assassinen hinter dem her waren, was die alten Tempelritter versteckt hatten? Wenn es so war, durfte ich nicht zulassen, dass sie Erfolg hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)