Grauzone von sharx (Was sonst noch passiert ist) ================================================================================ Kapitel 24: Außenposten ----------------------- Kapitel 24 Außenposten Eine baufällige Hütte am Waldrand, ein Steg, der zu neu aussah und weit ins Wasser ragte und ein schmaler Pfad, der sich dicht neben der Hütte hinter den Bäumen verlor. Das war der Ort, an dem Thatcher die Segel einholen ließ. Ich war zu ihm auf die Fleur de lise gegangen, da sein Schiff erwartet wurde, nicht die Morrigan. Gist folgte uns in sicherem Abstand und behielt uns genau im Auge. „Und hier sollt ihr die Ladung abliefern?“ fragte ich, da ich mir keinen schlechteren Ort vorstellen konnte um Kriegsgüter abzuladen. Keine Menschenseele war zu sehen. Kein Ruderboot, keine Zelte oder ähnliches. Selbst die Hütte wirkte, als wäre sie seit Jahren ungenutzt. „So lautete mein Auftrag.“ Er wirkte angespannt und es gefiel ihm offensichtlich nicht hier zu sein. Schließlich kam er ohne Ladung hier an und wurde von mir in gewisser Weise erpresst. Doch er hatte die Fahrt über in keiner Weise versucht das Schiff wieder unter seine Kontrolle zu bringen. „Ihr solltet bezahlt werden, wenn ihr ankommt, doch ich sehe niemanden, der die Ware entgegennehmen könnte.“ Er wies zu dem Pfad. „Eine halbe Meile den Weg hinunter ist ein Außenposten. Ich sollte dort hin gehen. Alles Weitere würde sich dann klären.“ Ich sah zu dem Pfad. Das Alles erinnerte mich an einen ganz ähnlichen Anleger, den ich vor einer gefühlten Ewigkeit angesteuert hatte. Dabei war es nur wenige Monate her. Dort war ich auf Banditen gestoßen und hatte mich zu sicher gefühlt. Ein Fehler, den ich beinahe mit dem Leben bezahlt hatte. Hier würde es sicher keine Banditen geben, sondern Soldaten. Im Kampf ausgebildete Männer. „Ich nehme an, dass ihr mir den Namen des Mannes sagen könnt, von dem ihr das Geld bekommen solltet.“ Ich hatte nicht vor dort hin zu gehen, zu klopfen und einfach hinein zu spazieren um ihn zu töten. Das musste heimlich erledigt werden. „Er heißt Levett. General de brigade Piere Levett.“ Er sprach es mit leichter Abscheu aus, so als würde der Name und Rang eines Franzosen seine Zuge beleidigen. „Ein General also.“ Das würde die Suche sicher erleichtern. „Ihr bleibt besser hier. Nicht dass ihr euch in Schwierigkeiten bringt.“ Oder mich, denn ich traute es ihm zu, dass er mich verriet, wenn ich mit ihm zusammen dort hin ging. „Und was habt ihr vor?“ Nun klang er leicht besorgt, doch ich lächelte. „Das was nötig ist, um dafür zu sorgen, dass euer Ruf keinen weiteren Schaden nimmt.“ Bevor er noch mehr sagen konnte, gab ich einem meiner Männer ein Zeichen und er übernahm das Kommando. Auch an Gist, etwas 200 Schritt von uns entfernt gab ich das vereinbarte Zeichen. Er wusste, dass ich nun das Schiff verließ und er, sollte hier etwas verdächtiges passieren, die Fleur de lise versenken durfte. Kurz kontrollierte ich meine Waffen, dann ging ich von Bord. Es war möglich, dass es einen Späher gab, der die Ankunft des Schiffes meldete. Daher musste ich vorsichtig sein und die Umgebung im Auge behalten. Der Pfad war wirklich Schmal doch so ausgetreten, dass er eindeutig von Menschen und nicht von Tieren stammen musste. Zu dem konnte ich Stiefelspuren erkennen. Immer wieder blieb ich stehen und lauschte, doch außer den normalen Waldgeräuschen war nichts zu hören. Die ersten Hinweise darauf, dass Thatcher mich nicht belogen hatte, fand ich 100 Schritt vom Strand entfernt. Gerade hatte ich um eine Kurve gehen wollen, als ich durch die Blätter etwas blaues sah und hastig schlüpfte ich ins nächste Gebüsch. Keine Sekunde zu früh, denn schon kam ein französischer Soldat den Pfad entlang geschlendert. Er ging langsam und sah gelangweilt aus. Sein Gewehr hatte er locker an der Schulter hängen und sein Blick war auf den Boden gerichtet. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihn töten sollte, doch es würde ausreichen ihn zu betäuben. Der Soldat... er konnte noch keine 20 sein. Nein ihn zu töten wäre nicht richtig. Daher wartete ich, bis er an meinem Versteck vorbei war. Dann trat ich aus dem Gebüsch heraus. Ohne einen Laut von mir zu geben packte ich ihn von hinten und er, völlig überrumpelt, machte nicht einmal den Versuch zu schreien, bevor ich ihm auch schon eine Hand auf den Mund presste und ihn, mit geübten Griff, ins reich der Träume schickte. Sein Körper erschlaffte in meinen Armen und ich zog ihn hinein ins Buschwerk, wo ich ihn, unsichtbar vom Weg, ablegte. Dann ging ich weiter, doch lief ich nicht auf dem Pfad. Immerhin konnte es sein, dass noch weitere Soldaten die Angewohnheit entwickelt hatten, sich leise zu bewegen. Um sicher zu gehen schärfte ich meine Sinne und untersuchte die Umgebung, während ich weiter schlich. Dann, nach etwa 5 Minuten, hörte ich zum ersten Mal Stimmen. Männerstimmen die in französisch sprachen. Also waren hier wirklich mehr als nur ein Soldat. Vorsichtig näherte ich mich den Stimmen und bemerkte, dass sie auf einer kleinen Lichtung ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Ich blieb in Deckung und nahm die Szene in mich auf. 6 Zelte, für je zwei Mann. Ein größeres Zelt, in dem ein Tisch und ein paar Kisten und kleine Fässer standen. Eine weitere, größere Kiste, stand ein paar Schritt entfernt. Zentral in der Mitte ein großes Kochfeuer mit Baumstümpfen drum herum als Sitzgelegenheit. Drei Wege führten von der Lichtung fort. Einer in die Richtung, aus der ich gekommen war, einer Richtung Norden, wieder in den Wald hinein und der Letzte schlängelte sich auf einen kleinen Hügel zu, der Nordwestlich lag. An jedem der Pfade standen zwei Soldaten und passten auf. Drei saßen am Feuer und zwei standen in dem größeren Zelt und unterhielten sich. Wieder schärfte ich meine Sinne und die Auren wurde sichtbar. Ich wollte nur sichergehen, dass ich niemanden übersah. Immerhin wollte ich nicht den selben Fehler machen wie bei den Banditen. Da hatte ich zwei übersehen und fast mit dem Leben dafür bezahlt. Im Grunde konnte jedoch niemand sonst hier sein. Elf waren hier und einen hatte ich schon erwischt. Solange die Zelte nicht doppelt belegt waren, und das bezweifelte ich, waren alle hier. Ich war mir sicher, dass dieser Levett im Zelt war. Die beiden Männer dort hatten mehr Abzeichen an ihren blauen Röcken. Zu dem wirkten sie, selbst auf die Entfernung, als hätten sie mehr Autorität Auch kam es mir so vor, dass der ältere eine hellere Aura besaß. Zu dumm nur, dass ich von meinem Punkt aus nicht an sie heran kam. Zu dem wollte ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Was wenn ich sie sich gegenseitig erledigen ließ? Natürlich wäre das feige, doch hier hatte ich es mit elf Soldaten zu tun und ich war allein. Sollte mich einer Entdecken, war ich tot. Nun, da ich hier im Gebüsch saß, wurde mir bewusst, dass ich vermutlich keine andere Wahl hatte als sie alle zu töten. Elf Leben für ein Schiff mit Crew, von dem ich nicht einmal wusste, ob es danach wirklich loyalen Gefolgsleute waren. Lohnte sich das? Vielleicht reichte es aus den General zu töten. Vielleicht wussten die anderen nicht wie der Kapitän hieß, der ihnen die Waren brachte. Vielleicht wussten sie nicht einmal, dass eine Lieferung hier her unterwegs war. 'Nur den General', dachte ich und zog das Luftgewehr von der Schulter. Ich hatte nur noch sehr wenige vergifteter Pfeile. Vier verursachten tiefen Schlaf, drei starke Halluzinationen. Wenn ich Levett vergiftete, griff er womöglich die anderen an, die keine andere Wahl hatten, als ihren Brigadeführer zu töten. 'Das ist feige aber immer noch besser als alle zu töten.' Vorsichtig lud ich das Gewehr und zielte. Ich legte auf den älteren an und drückte ab. Lautlos sirrte das Geschoss durch die Luft und erwischte den Mann in dem Moment, in dem der andere ihm gerade den Rücken zu kehrte. Seine Hand schoss hoch doch es war schon zu spät. Die Wirkung trat innerhalb von wenigen Sekunden ein und noch bevor er etwas sagen konnte, Aufmerksamkeit darauf legen konnte, dass hier etwas nicht stimmte, zog er auch schon seine Waffe und stürzte sich mit einem Schrei auf den Soldaten, mit dem er sich eben noch unterhalten hatte. Augenblicklich brach Panik aus und sie Franzosen zogen ihre Waffen. Sie schienen nicht zu begreifen was vor sich ging. Nun, das war auch nicht einfach zu verstehen. Ihr General hatte sich innerhalb von Sekunden in ein wildes Tier verwandelt, dass auf einen ihrer Kameraden mit dem Säbel einschlug. Am liebsten hätte ich mich abgewandt, da ich mir den Anblick eines Gemetzels gerne ersparen wollte, doch ich musste wissen ob mein Plan aufging. Schon rannten die drei vom Feuer zum großen Zelt und griffen ein. Der General, so hoffte ich zumindest, hatte den ersten Mann niedergestreckt und ging nun auf die drei Soldaten los. Drei gegen einen. Erst versuchten sie noch ihn zu beruhigen. Zumindest glaubte ich dass, denn mein Französisch bestand aus 5 Wörtern. Doch nach kurzem Wortwechsel merkten sie offensichtlich, dass sie nichts anderes tun konnten als ihn zu töten. Es dauerte keine Minute bis der Mann zusammenbrach und seine rote Aura erlosch. Zwei Tote. Besser als Elf. Auch die anderen Soldaten scharten sich nun um die beiden Leichen und an ihren aufgeregten Stimmern erkannte ich, dass ihnen die Sache nicht geheuer war. Es wurde Zeit für mich zu verschwinden, doch dann deutete einer grob in meine Richtung und in mir krampfte es sich vor Schreck zusammen. Sie konnten mich nicht gesehen haben. Und auch nicht gehört haben, dass ich geschossen hatte. Das Luftgewehr machte keine Geräusche. Zumindest keine die man hier hören konnte. Doch dann verstand ich. Es ging nicht um mich. Ihnen war aufgefallen, dass ihr Kamerad noch nicht zurück war, von was auch immer. Vielleicht hatte er nur in Ruhe pinkeln wollen. Auf alle Fälle gingen nun zwei zu dem Pfad, der hinunter zum Strand führte. Sollten sie bis zum Ufer kommen, würden sie das Schiff sehen und dann war das, was ich hier getan hatte Sinnlos. Ich musste die Beiden aufhalten, den wir kamen nie schnell genug von hier fort. So schnell ich es konnte, ohne dabei Lärm zu machen, schlich ich den Beiden hinterher. Ich wollte nicht noch mehr Tote haben, doch zwei gleichzeitig konnte ich nicht KO schlagen. Lautlos folgte ich ihnen, bis die Stimmen aus dem Lager nicht mehr zu hören waren, dann griff ich an. Ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite und der erste war KO, noch bevor der andere die Waffe ziehen konnte. Dem Schlag mit dem Säbel wich ich mit einer Drehung aus und rammte ihm die Faust mitten ins Gesicht. Blut spritze und er taumelte rückwärts. Ich setzte einen weiteren Schlag hinterher und er ließ die Waffe fallen. Schon packte ich ihn in den Würgegriff und gleich darauf sackte er ohnmächtig zu Boden. Das alles war in wenigen Sekunden passiert und ich war dankbar, dass der Soldat nicht geschrien hatte. Das verschaffte mir Zeit. Ich rannte los, den Pfad hinunter. Wir mussten so schnell es eben ging von hier fort. Als ich an der Stelle vorbei kam, an der ich den jungen Soldaten in die Büsche gelegt hatte, wurde ich langsamer. Immerhin konnte es sein, dass er wieder zu sich gekommen war, doch von ihm war nichts zu sehen. Gut so. Schon wurde ich wieder schneller und näherte mich der Biegung, hinter welcher der Strand lag. Zu meiner großen Erleichterung waren beide Schiffe noch da. Noch während ich mich näherte, rief ich zu den Matrosen, sie sollen den Anker lichten und sprang auf den Steg. Es kam Bewegung in die Männer und obwohl es nicht meine Crew war, taten sie was ich ihnen sagte. Sie lösten die Vertäuung, mit denen das Schiff am Steg befestigt war und ich hörte das Rasseln der Kette, als sie den Anker hoch zogen. Andere eilten hoch in die Takelage, um die Segel zu setzen. Offensichtlich hatte Gist auf der Morrigan gesehen was vor sich ging, denn als ich an Bord der Fleur de lis war sah ich, wie sich auch dort etwas an Deck tat. Thatcher kam auf mich zu, mit besorgtem Blick doch ich winkte ab, bevor er etwas sagen konnte. „Wir sollten verschwinden, bevor sie merken was passiert ist.“ Sagte ich knapp und eilte hoch zum Ruder. Die ersten Segel entrollten sich und ich packte das Ruder mit festem Griff, begann es zu drehen. Viel zu langsam, so kam es mir vor, entfernten wir uns vom Ufer. Der Wind hatte stark nachgelassen und die Segel konnten kaum etwas einfangen. Wir würden uns von der Strömung tragen lassen müssen. Nervös sah ich immer wieder den Pfad hinauf doch nichts regte sich. Lange konnte es jedoch nicht mehr dauern bis die übrigen Franzosen erneut misstrauisch wurden, da ihre Kameraden nicht zurückkamen. Die Morrigan drehte etwas schneller als wir. Gist wartete jedoch. Er wollte uns offensichtlich Rückendeckung geben. Es war beruhigend zu wissen wie gut ich mich auf ihn verlassen konnte. Fast so gut wie damals auf Liam... Dieser hatte mir oft aus der Patsche geholfen, bis er mir in den Rücken geschossen hatte. Sicher würde er es erneut tun, wenn er erfuhr, dass ich überlebt hatte. Er war Assassine. Gist war Templer und würde mich sicherlich ebenfalls erschießen, sollte er erfahren, dass ich einst Assassine gewesen war. Und wer war ich nun? Ich stand zwischen zwei erbitterten Feinden, darauf achtend meine Identität nicht preis zu geben, da dies meinen Tod bedeuten würde. Anstatt mich zu verstecken und ein neues, ruhiges Leben zu beginnen, war ich dabei meinen ehemaligen Feinden zu helfen in der Hoffnung... Ja auf was? Frieden? Vielleicht, doch würde es sicher mehr brauchen für Frieden in den Kolonien als den Nachschub an Kriegsgütern für die Franzosen zu behindern. Ich war mir sicher, dass meine letzte Schlacht noch lange nicht geschlagen war und auch, dass ich es nicht würde verhindern können, mich den Assassinen entgegenzustellen. Das Schiff driftete in die Strömung und langsam nahmen wir Fahrt auf. Wieder sah ich zum Ufer doch alles war still. Keine Soldaten stürmten auf den Strand, keine lauten Rufe hallten aus dem Wald heraus. Wir hatten fast eine halbe Meile zwischen uns und den Steg gebracht, da stolperten vier in blau gekleidete Gestalten an den Strand, doch wir waren zu weit entfernt, als dass sie noch etwas hätten unternehmen können. Zu dem sahen wir harmlos aus. Eine Brigg mit französischem Namen und ein Begleitboot ohne erkennbare Flagge die sich langsam Fluss abwärts bewegten und um eine sanfte Biegung außer Sicht verschwanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)