♥ Mit den Waffen einer Frau ♥ von Bojana (MamorU ♥ UsagI) ================================================================================ Kapitel 21: Verschiedne Wege zum Glück -------------------------------------- Sie war noch keine paar Schritte gegangen, da plätscherten ihr bereits die ersten Regenboten mitten auf die Nase, zerschellten daran und liefen ihr in schmalen Bächen das Gesicht hinunter. Im Normfall hätte sie beide Beine unter die Arme genommen und wäre gelaufen, gerannt als sei der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her, aber heute schien ihr ihr größter Feind, Blitz und Donner, weit weniger bedrohlich, als das was sie womöglich erwarten könnte. Nach Hause wäre es noch ein weiter Weg gewesen und so hatte sie sich natürlich für die bequemere Variante entschieden und hatte Mamorus Richtung eingeschlagen, nur fühlten sich jeder Schritt näher dorthin, als hätte ihr jemand zehn Kilogramm Blei um jedes Bein geschnallt. Jeder zurückgelegte Meter wie der Gang zum Mond. Schlief er? War Saori noch bei ihm? Hatte er möglicherweise Kopfschmerzen und ist deshalb zum Arzt gegangen? War er denn überhaupt daheim?! Fragen über Fragen wirbelten im Kreis, gleich einem Karusell in Dauerbetrieb, in ihren Gedanken. Heute Morgen hatte sich das Gespräch, wenn sie es denn so nennen konnte, sehr komisch, beinahe unnatürlich angefühlt und wenn sie ehrlich war, fürchtete sie ihre Zusammenkunft. In den vergangenen Jahren hatte sie so einiges empfunden, wenn sie Mamoru begegnet war. Sei es nun geplant oder zufällig gewesen, aber noch niemals hatte sie solch verwirrende Gefühle wie jetzt. Sie wusste zwischen Regen und Schweiß nicht mehr zu unterscheiden. Ihr Herz war unschlüssig, denn einmal bretterte es ihr vor lauter Aufregung gegen die Brust, nur lange genug bis sie meinte eine Explosion reiner Freude zu empfinden, doch dann schlug es ins komplette Gegenteil um und sie meinte in einer meterhohen Achterbahn zu sitzen, die zielgerade in den Abgrund steuerte. Bis vorhin dachte sie den Menschen, den sie aus vollstem Herzen liebte bis in den letzten Winkel seiner Seele zu kennen … nur ... Wo früher eine gerade Linie herrschte, existierten auf einmal Abweichungen. Wege die ihr so vertraut waren, dass sie sich getraut hätte ihnen blindlings zu folgen erschienen ihr plötzlich fremd und vollkommen unvorhersehbar - unberechenbar. Ihr gefiel diese neue Welt nicht in der sie sich befand, nur war sie sich dessen im Klaren, dass sie nicht bis in alle Ewigkeit auf ein und der selben Stelle treten konnte, sondern sich vorwärts bewegen musste. So sehr es sie auch reizte den Rückweg fluchtartig anzutreten, war sie sich auch dessen bewusst, dass dort nichts weiter als schöne Erinnerungen auf sie warten würden, die zwar atemberaubend und wundervoll sind, aber nichts desto trotz der Vergangenheit angehören. Es würde sich anfühlen, als würde sie die Seiten eines zum x-ten Mal gelesenen Buches erneut lesen. Es würde sich dadurch nichts verändern. Sie war bereit nach vorne zu schreiten. Vielleicht würde sie sich auf der Reise zu ihrem Ziel verirren. Es könnte gut möglich sein, dass ihr der ein oder andere Pfad Hindernisse und Stolperfallen bereit hielt, aber sie war nun bereit das Wagnis einzugehen. Was ihr jedoch den größten Unbehagen bereitete war die erschreckende Vorstellung es womöglich nicht zu schaffen … Dass die nicht den Mut besaß Steine aus den Weg zu räumen, weil sie zu schwer erschienen, als das sie in der Lage gewesen wäre sie zu heben, geschweige denn aus der Spur zu räumen. Nur was würde ihr bleiben, wenn sie es nicht wenigstens versuchte und das war schließlich der springende Punkt, der sie in die vorgesehene Richtung lenkte, wenn es so etwas wie eine Vorsehung überhaupt gab. Einst war sie sture Verfechterin des Schicksals gewesen und das jedem Menschen von seiner Geburt an die Zukunft vorbestimmt war aber wenn sie es jetzt in diesem fremden, neuen Licht betrachtete, fing sie an ausgerechnet daran zu zweifeln. Es war doch so. Wenn sie sich damals entschieden hätte den Mund zu halten und Mamoru keine Szene im Crown gemacht hätte, so wären sie nie ein Paar geworden, aber sie hat gehandelt und so ihr Schicksal gelenkt. Hätte sie sich sofort als sie Rei kennengelernt hatte, sich von ihrer herrischen Art abschrecken lassen, so wäre sie nie ihre beste Freundin geworden. Hätte sie mehr Zeit in Lernen investiert – Ach Blödsinn. Dafür war sie zu faul gewesen! Ist sie noch immer!! Hätte, wollte, sollte sind nichts weiter als reine Spekulationen. Fest stand, dass sie es sich selbst zu verdanken hatte, dass sie jetzt an diesem Punkt befand und nicht dem Schicksal, oder Amor, oder dem Tickigott. Nein! Sie ganz alleine war der Brückpfeiler mit dem alles stand und fiel. Ihre Freundinnen und Mamoru sicherten die Stabilität der Brücke, aber sie war das ausschlaggebende Bauteil >ihres Lebens<. Das Nachdenken hatte es geschafft sie abzulenken. Sie bemerkte erst gar nicht, dass der Himmel mit der Erde verschmolzund ein monströses Etwas aus reiner Dunkelheit bildete. Einzig Blitz und Donner eiferten in der unheimlichen Stille um die Wette, während sich der denkende Teil der Menschheit in den sicheren Wänden ihres Heimes befand. Eigentlich die gesamte Menschheit, außer natürlich Schwachköpfe wie sie. Wie langsam war sie eigentlich gegangen, dass sie es geschafft hatte plitschnass an Mamorus Eingangstür zu gelangen?! Eine Schnecke wäre gewiss schneller gewesen und klüger allemal. „Na was solls!“, seufzte sie erleichtert endlich angekommen zu sein und sah verdutzt an ihren Kleidern hinunter. Der Rock umwand wie eine nasse Schlange ihre feuchten Oberschenkel. Von ihrer Schulterfreien Basic Bluse goss es Wasser wie aus Kübeln, als hätte sie den Regen mit nach innen genommen und erst ihr dickes, langes Haar für welches sie Stunden brauchten würde, damit sie es trocken bekam. Den Göttern sei dank, dass sie kein Make up benutzte. Ein kalter Windhauch jagte durch die Gänge. Einer der Nachbarn schloss gerade die Tür auf. Ehe der kleine graue Mann hineinging schenkte er Usagi noch einen missbilligenden Blick, schüttelte höchstwahrscheinlich über ihre Blödheit den Kopf und schlüpfte schneller ins Warme, bevor sie A sagen konnte, doch anstatt, dass sie sich darüber Gedanken machte fand sie das Ganze Trara welches sie veranstaltet hatte auf ein Mal irre witzig. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht drückte sie auf die Türklingel und kam sich vor, als sei sie in der Zeit zurückgereist, nur dieses Mal wusste sie worauf sie zu achten hatte. Sie würde die Zeichen deuten können. „Vielen Dank auch Mrs. Atama!“, gluckste sie vergnügt. Sicher war sie sich nicht aber Engel sollte es wirklich geben und vielleicht auch in einer solch faszinierenden Gestalt, wie die der alten Dame. „Buddha sei Dank!“ Das Gewitter war eine totale Überraschung und eigentlich wäre Saori auch schon lange gegangen , jedoch schien es so, wo sie so unmittelbar vor der Prüfung stand, dass ihr komplettes Wissen, wirklich alles was sie bis dahin erreicht hatten, vom Wind davongefegt worden war. Mamoru war hudemüde und nichts desto trotz saß er hier mit ihr, mit seiner x-ten Tasse Kaffee intus. Er konnte sich selbst kaum noch konzentrieren und das obwohl das gedopte Blut durch seinen Organismus Marathon lief. Inzwischen konnte er Organe kaum auseinanderhalten, geschweige denn irgendwelche Krankheitsbilder erkennen, geschweige denn zuordnen. Die Niere hätte er doch glatt mit der Lunge verwechselt und dabei sahen sie sich nicht im geringsten ähnlich und das war für seinen hervorragenden Verstand gleich dem achten Weltwunder. Er sah ein, dass es Zeit wurde den Kopf aus den Büchern zu graben und auch Saori grinste wissend. Seine Kopfschmerzen lösten sich nicht in Luft auf, verschlimmerten sich jedoch auch nicht. Glücklicherweise besaß er genug Haardichte, die die tennisballgroße Beule verdeckte und verhinderte somit unnötige Fragen, deren Antworten er im Augenblick keineswegs mächtig war. Lieber wäre es ihm gewesen zu behaupten, er wäre in einer Seitengasse von zehn Banditen verkloppt worden, als zuzugeben von der Freundin seiner Freundin mit einer Bratpfanne niedergestreckt worden zu sein. In seinen Ohren möge sich diese Sache vollkommen logisch anhören, doch für alle Anderen … Naja! Seine Ohren und Augen waren auch Dinge und Sachen gewohnt, von denen andere Menschen nicht die leiseste Ahnung hatten. Saori saß vor den zusammengeklappten Lehrbüchern und streckte genüsslich beide Hände in die Höhe. „Könntest du mich vielleicht nach Hause fahren?!“, seufzte sie müde. Sein Blick streifte die Fensterfront. „Natürlich, aber warten wir erst einmal ab bis der erste Regenschwall nachgelassen hat. Wenn du magst, kannst du dir in der Küche gerne etwas zum trinken holen!“ Sie nickte unbekümmert. Auf dem Halben Weg zur Küche blieb sie stehen und drehte sich zu ihm. „Soll ich dir auch noch einen Kaffee machen?!“, wollte sie wissen und legte dabei lächelnd den Kopf schief. Eine Körperhaltung die ihn sogleich an Usagi erinnerte. Immer dann wenn sie ihn etwas fragte oder nicht verstand, tat sie ganz genau das, nur das es bei Saori so selbstsicher und seltsamerweise unpassend erschien. Usagi hingegen besaß an sich immer noch diese einmalige Unschuld in den Augen, sodass diese dezente, aber dennoch vielsagende Bewegung die Schmetterlinge im Bauch Amok flattern lies. Er konnte hören wie der Kaffeeautomat den Aufwärmvorgang startete und erhob sich um in das Badezimmer zu gehen. Was er brauchte war keineswegs noch ein Kaffee, sondern eine Aspirin und ein Glas Wasser, als er es an der Türe klingeln hörte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits viertel nach acht war und bei diesem Wetter, auch noch bei Dukelheit, konnte er sich nicht vorstellen, dass es Usagi war. Womöglich Rei, die sich bei ihm persönlich entschuldigen wollte?! Zuzutrauen wäre es ihr allemal, dass sie sich als Einzige von den Mädchen bei Sturm im Freien bewegte. Häufig stellte er sich die Frage, was es mit Unwettern und Frauen auf sich hatte, denn es hatte sich schon damals herausgestellt, dass Usagi nicht die Einzige war, der Blitz und Donner etwas ausmachten. Statistisch gesehen verspürten 75% aller Frauen, wenn schon nicht Furcht zumindest reichlich Unbehagen, bei diesem Naturereignis. Auf die Frage von Saori, ob sie zur Tür gehen sollte, verneinte er überstürzt. Auch wenn es es Rei war! Nein! Sofortige Korrektur! Gerade, weil es Rei sein könnte, wollte er keinesfalls, dass ausgerechnet Saori ihr die Tür öffnete. Er kannte nur zu gut die Einstellung von Usagis bester Freundin, was seine Studienkomillitonin betraf. Zwar konnte er weder die Sichtweise Usagis noch Reis nachvollziehen, aber würde sich davor hüten ruhende Geister hinaufzubeschwören wo eigentlich keine existieren sollten, denn so sehr er auch versuchte Usagis Bedenken zu verstehen, konnte er es nicht. Ihre Eifersucht schmeichelte ihn in so manchen Momenten, aber größtenteils ging sie ihm inzwischen ein wenig auf die Nerven. Wenn sie ihn bis heute nicht kannte, wer denn dann und dennoch äußerte sie von Zeit zu Zeit ihren grundlosen Unmut und Verärgerung. Wenn er Saori erst gestern kennengelernt hätte, dann würde es für ihn ein Leichtes sein, den Kontakt zu ihr einzuschränken, oder ganz zu vermeiden, aber sie waren schon seit Jahren befreundet. Lange Zeit bevor er Usagi kennengelernt hatte. Ja es stimmte, dass sie ein, vielleicht auch zwei Mal versucht hatte ihn näher zu kommen, aber er war überzeugt davon, dass es sich bei diesen minimalen Annäherungsversuchen um nichts weiter handelte als Schwärmereien, die nichts zu bedeuten hatten. Wie viele Freuen hatten ihn in den vergangenen Jahren nachgestellt?! Er hatte aufgehört zu zählen und gerade darum konnte er mit gutem Gewissen behaupten, dass Saori nicht zu ihnen gehörte. Freunde waren etwas besonderes für ihn. Für Usagi mochte es zwar einfach sein sie zu finden. Ein kurzer Blick aus diesen wunderschönen, himmelblauen Augen und sie hätte auch ohne ein Wort den Nordpol zum Schmelzen gebracht, geschweige denn ihre Mitmenschen. Er hingegen besaß nicht ihr offenes Wesen, noch ihren Liebreiz und deshalb war es ihm wichtig war die entstandenen Freundschaften zu wahren und die Menschen zu schätzen, die ihm über die Jahre hin den Rücken freigehalten und bestärkt hatten. Ein Glas Cola vor der Nase lies ihn aufsehen, direkt in das lächelnde Gesicht Saoris. „Möchtest du nicht zur Tür gehen?!“ Wie? Was? Sein Blick musste Bände gesprochen haben, denn so begann zu lachen. „Ja klar!“, sagte er und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. Glasklarer Fall von einem exzellenten Schlag auf den Hinterkopf, dachte er amüsiert und schritt in den Flur, doch bereits nachdem er sie einen Spalt weit geöffnet hatte, verschlug es ihm Schlag auf Schlag den Atem und er riss die Tür beinahe aus den Angeln. „Usagi?!“ Wie ein begossener Welpe stand sie im Flur und wartete. „Was in drei Teufels Namen tust du bei diesem Wetter draußen?!“, rief er erschrocken aus. Sie kam erst gar nicht dazu zu antworten, als sie von zwei starken Armen ins Warme gezogen wurde und augenblicklich hätte sie die ganze Welt umarmen können. Es war richtig gewesen zu kommen, dachte sie zufrieden und drückte ihre Nase zwischen seine Hemdknöpfe. „Ich war mit den Mädchen im Kino!“, nuschelte sie in den Baumwollstoff hinein, benebelt von seinem einzigartigen Duft. Ihre Lippen streiften dabei seine Haut, dem sogleich Gänsehaut und unsagbare Wärme hinterherjagte und da wurde Mamoru daran erinnert, wie sich dieses spezielle Gefühl anfühlte und das es keineswegs dem glich, als ihn Saori heute Vormittag streifte. Es konnte sich mit diesen Emotionen nicht vergleichen. Der Unterschied war himmelhoch und in keinster Weise vergleichbar. In keinster Weise. Mit dem Daumen streichelte er ihr zärtlich über das Schulterblatt. Der erste Schreck sie so vor sich zu sehen flaute ab und das war keineswegs übertrieben. Was musste sie für Ängste ausgestanden haben. „Und keine von ihnen konnte dich begleiten als sie gesehen haben, was sich am Himmel zusammenbraut?!“, fragte er verärgert. „Nein, nein!“, beeilte sie sich ihm zu widersprechen und drückte sich ein kleines Stückchen weit weg von ihm um an ihm hochsehen zu können. „Rei musste schnell noch etwas erledigen, Makoto und Minako wollten noch ausgehen und Ami musste nach Hause um zu lernen, für was auch immer, denn die Prüfungen sind lange schon vorbei, doch du kennst sie ja.“ „Und du?!“ Er lächelte als er sah, wie ihr ein Tropfen Wasser von der Nasenspitze fiel. „Ich … naja …-“, stotterte sie verlegen. „Ähm … ich dachte, da ich mich nicht noch erst nach einem Freund umsehen muss, besuche ich den den ich habe!“ „Ach ja?!“ Er liebte es sie zu necken und ohne es zugeben zu wollen, hatten ihre Worte etwas in ihm berührt. Ein winziger Stich in der rechten Seite der Brust. „Hey!“, grummelte sie gespielt gekränkt. „Ich kann es mir immer noch anders überlegen!“ Auf gar keinen Fall! „Komm ja nicht auf falsche Gedanken Usako!“, entwich es ihm viel ernster, als er es hätte sagen wollen, aber solche Worte aus ihren Mund zu hören, auch wenn sie nur als Spaß gedacht waren und dazu dienten ihn zu amüsieren, gefielen ihm nicht. „Hmmm!“, machte sie nachdenklich und öffnete die Lippen um noch etwas zu sagen, die er ihr sogleich mit den seinen verschloss. Er wollte nicht, dass womöglich weiterer Blödsinn über sie kam und außerdem wünschte er sich im Moment nichts sehnlicher als sie zu küssen. Danach könnte sie sich umziehen, oder etwas trinken, oder essen, oder was auch immer, aber jetzt sollte sie ihn nur festhalten und küssen und ihm zeigen, dass sie nicht einmal aus Spaß und Juks einen anderen Mann auch nur so ansehen würde wie ihn gerade. Mamoru hatte vergessen, dass er immer noch Besuch hatte. Er wusste zwar nicht wie sie es zustande brachte, aber in ihrer Nähe vergaß er seit Neuestem vieles, als sei er ein zwölf jähriger Teenager, der sich das erste Mal Hals über Kopf in ein hübsches Mädchen verliebt hatte und auch das war keineswegs übertrieben. Als er Minuten später von ihr lies hatte sie enorme Schwierigkeiten sich erst auf den Beinen zu halten. So geküsst, voller Gier und Leidenschaft, war sie von ihm schon lange nicht worden. „Für was war das denn?!“ Sicherheitshalber hielt sie sich an seinen breiten Schultern fest während sie vergebens darauf wartete, ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen, bis sie an ihm vorbeiblickte und ihre Sachen an der Garderobe hängen sah. Ein Eimer eiskaltes Wasser, das Menschen zur Besinnung brachte, war doch bloß ein Gerücht, denn in Wahrheit genügte dafür einzig und allein ein olivgrüner Trenchcoat und ein paar schwarze Lederstiefel und schwupp war Frau aufmerksamer als ein Raubtier. Verträumt sah er auf dieses zarte Wesen in seinen Armen herab. Sie war durchnässt, kein Haar stand mehr an seinem Platz, sondern ähnelte einem wildem Wollknäul in dem die Fäden sonstwo verliefen, die Kleidung hing an ihr herab wie ein unförmiger Sack und dennoch konnte jeder der zwei Augen im Kopf hatte sehen, wie wunderschön sie war. „Wie? Wofür? Weil du-“ „Sie ist noch hier?!“, fiel sie ihm verärgert ins Wort. „Wer? Saori?!“ Vollkommen verwirrt folgte er sogleich ihren zornigen Gesicht, als er sah, was Saoris Anwesenheit verraten hatte. Nicht, dass er vorgehabt hätte ihr Saori zu verschweigen. „Psst! Usagi sei still und schrei nicht herum!“, ermahnte er sie genervt. Wollte sie ihm jetzt wirklich eine Szene machen?!! Noch im selben Moment versteiften sich ihre Schultern. Sie bemerkte wie schwer und kühl sich die Kleidung auf ihrer erhitzten Haut anfühlte und ging, ohne weiter auf ihn einzugehen, im Gang vorbei an der Wohnzimmertür direkt ins Schlafzimmer. Sie stellte vollkommen auf Taub und ignorierte gekonnte seine schnellen Schritte hinter ihr. Mit dem Rücken zu ihm und wohl wissend, dass es seine Augen waren die sich ihr zwischen die Schulterblätter bohrten, fing sie an sich auszuziehen. Unbeeindruckt schlüpfte sie zu Erst aus ihren Schuhen. Ihnen hinterher flog der Rock neben das Bett, dann die weiße Bluse, die sie sich mit nur einem Ruck über den Kopf zog, bis sie allein bekleidet in BH und Unterhose vor dem Bett stand und sich nach ihrem kuscheligen Bademantel umsah. Sie fand ihn sofort in der Ecke zwischen dem Fenster und Kleiderschrank hängend und holte sich ihn schnurrstraks. Mamoru war ihr sauer hinterhergejagt mit dem Plan sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, bis er von fliegenden Kleidungsstücken am Weitergehen gehindert wurde. Tief atmete er ein und aus. Die Kraft würde er brauchen, für das was ihm unmittelbar bevorstand. „Ich glaube du kapierst nicht, dass wir nicht alleine in der Wohnung sind!“, zwang er sich zu sprechen, in der Hoffnung, dass sie nicht heraushören konnte wie sehr seine Stimme zitterte. Dämmriges Licht fiel durch die breit angelegte Fensterfront und umhüllte ihren Körper in einem fast unwirklichen, magischen Licht, sodass sie aussah wie ein Engel, der dem Himmelreich entstiegen war, doch glücklicherweise wusste er es besser. Es wäre ein fataler Fehler davon auszugehen, dass sie die Charakteristiken eines Engels besaß. Ein Engel würde sich ensprechend engelsgleich benehmen! Ein Engel wäre in der Lage seine Emotionen in Schach zu halten. Ein Engel würde wissen, auch ohne das er es sagte, was sie ihm bedeutete. Sie war der Teufel ummantelt in der Gestalt in eines Engels und ein Sturer obendrein. Momentan wirbelte sie um sich, kaum im Stande ihren Zorn in Schach zu halten. Die Arme stur und unachgiebig vor der Brust verschränkt ging sie in Abwehrhaltung. „Ist es dir das Wichtigste was sie von dir hält?!“ „Usagi sei doch vernünftig!“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Nein! Es war ihm nicht das Wichtigste, was irgendjemand außer ihr von ihm hielt aber dennoch wollte er nicht, dass Saori ihren Streit mitbekam. „Hmm … vielleicht werde ich es eines Tages!“ Anklagend richtete sie ihren Zeigefinger auf ihn. „Wenn du lernst was Anstand bedeutet und mich und meine Gefühle ernst nimmst!“, rief sie aufgebracht. Mamoru meinte sich verhört zu haben. Eine seiner Augenbrauen schoss nach oben. Sein Blick der darauf folgte war eiskalt. „Natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen! Nur deine Gefühle spielen eine Rolle! Nur du hast das Recht gepachtet den Richter zu spielen, oder besser noch – den Vollstrecker – !“ „Du willst es nicht verstehen!“, sprach sie leise, flüsterte beinahe und kam mitten im Schritt neben ihm zu stehen. Nun standen sie Schulter an Schluter. „Aber du wirst es möglicherweise müssen nur ob es dann nicht für uns Beide zu spät sein wird!“ Um seine Emotionen besser in den Griff zu bekommen, ballte er beide Hände zu Fäusten. Hatte sie sie nicht alle?! Er erkannte sie kaum wieder und obendrein jagten ihn ihre Worte eine Heidenangst ein. Unbedingt musste er einen Weg finden Saori so schnell wie möglich los zu werden um die Situation zu klären. Ein für alle Mal! Wenn sie es als Beweis ansehen würde, wenn ihr Name mitten auf seiner Stirn tätoviert stünde. Bitte! Gerne! Er würde es machen und sich gleich morgen einen Termin beim Tätowierer vereinbaren. Ganz gleich was, aber er musste dieser sinnlosen Eifersucht ein Ende setzen. Die Option Saori aus seinem Leben komplett zu streichen kam nicht in Frage, denn damit würde er niemanden einen Gefallen tun. Bei all seiner Liebe zu Usagi, aber Saori hatte ihr nichts zu leide getan und ihm genauso wenig. Es gab keinen einzigen vernünftigen Grund sie aus seinem Leben zu schließen und Usagi würde lernen müssen, damit umzugehen, aber dennoch … Was sollte dieser Spruch?!! Mamoru verstand die Welt nicht mehr. Ansonsten war doch Usagi diejenige die in allen Menschen das Gute sah, selbst wenn in ihnen niemand etwas Gutes erkennen konnte. Sie war Verfechterin eines jeden Unrechtes und dabei war sie vor lauter Eifersucht gegenüber ihres eigenen Unrechtes erblindet, nur lagen ihm ihre Worte wie ein Felsbrocken im Magen. Er fühlte, dass ganz egal was er versuchen würde, sie ihn dennoch nicht verstehen wollte und das wiederum raubte ihm die letzten Kraftreserven. Die Befürchtung mit jedem weiteren Versuch seinerseits einen Keil zwischen sie zu treiben bekam Oberwasser. Hilflos sackte er innerlich in sich zusammen. Vollkommen hilflos stand er vor ihr und sah betreten zu Boden. Sie sah, wie er über ihre Worte nachdachte und auf ein Mal fühlte sie sich so unendlich müde. Nie hatte sie vor gehabt mit Mamoru zu streiten und schon gar nicht sich wie eine Furie zu benehmen. Was passierte bloß mit ihnen? Mit ihr?! So war sie doch gar nicht! Sein Gesicht wirkte mit einem Mal so unendlich traurig. Mit keinem Wort versuchte er ihr zu widersprechen. Er hatte aufgegeben. Beinahe konnte sie seinen inneren Zwiespalt mit beiden Händen greifen und das wiederum machte sie traurig. Am liebsten hätte sie geweint. Nicht weil er sich so stur gab, sondern ihretwegen. Es war unfair ihm so zu begegnen, wo er sich die größte Mühe gab es ihr recht zu machen, selbst wenn es ihm selbst nicht damit gut ging. Mehr denn je übertrugen sich seine Emotionen auf sie. „Es tut mir leid!“, seufzte sie leise auf und schritt zum Kleiderschrank. Sie vermied es tunlichst ihm in die Augen sehen zu müssen, denn obwohl die Entschuldigung ernst gemeint war, so kam sie dennoch nicht von Herzen. Sie war sich sicher. Ein Blick in ihre Augen hätte genügt und sie hätten sie verraten. „Geh schon mal vor. Ich suche mir etwas zum Anziehen und gehe duschen.“ „Ich werde Saori bitten zu gehen!“ Verunsichert trat er hinter sie, hob den Arm und wollte damit ihre Schulter ergreifen, doch einen Zentimeter bevor seine Fingerspitzen ihre Haut berühren konnten, lies er sie erschlafft an sich niedersinken. „Nein lass! Sieh dir das Wetter da draußen an!“ „Ich werde sie nach Hause fahren.“, sagte er kurzum entschlossen. „Nein wirklich! Sie soll heute bleiben!“ „Bei mir?!!“, entfuhr es ihm lautstark und schlug sich sogleich beide Hände vor den Mund. Mit einem kleinen Stapel von seinen Sachen in den Händen wirbelte sie erschrocken um sich. Beinahe wären sie ihr entglitten. Sie hatte ihn doch nicht vorgeschlagen, dass Saori mit ihm schlief sondern natürlich bei ihm im Wohnzimmer übernachtete. Das Unwetter war wirklich eines der übelsten Sorte und sie war nun mal kein Unmensch. Ihr kam Makotos Lebensweisheit in den Sinn. > Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn dir zum Freund! < Das war doch die Idee!! Sie musste nicht nur versuchen sich mit Saori zu engangieren, sondern viel mehr. Viel, viel mehr!! Sie musste versuchen sich mit ihr anzufreunden!! Um Mamoru zu überzeugen bedurfte es mehr als ein paar nette Worte oder ein freundliches Lächeln und wenn er Saori mochte, dann konnte sie nicht schlecht sein und sie war auch nur ein Mädchen, welches sich verliebt hatte. Ihr Herz hatte sie nicht gefragt, ob es ihr gerade passte oder ob es angemessen war. Es hatte über ihren klugen Kopf hinüber weg entschieden. Wie schrecklich sich eine unerwiderte Liebe anfühlen musste und mit einem Schlag tat ihr Saori unsagbar leid. „Wieso nicht?!“, entgegnete sie ihm lächelnd. Er wagte es nicht zu sprechen, sondern sah sie auch weiterhin entgeistert an. „Usako bist du dir sicher, dass du genügend Schlaf bekommen hast?!“, fragte er unschlüssig was er nun wirklich tun sollte. Womöglich war das ein Test und mit nur einer falschen Antwort genügte damit er auf Ewig und drei Tage in der Hölle schmoren muss. In einem Punkt war er sich jedoch sicher. Er konnte noch so viel lernen, sich noch zwei Doktor Titel anhängen lassen, aber Usagi würde für immer das letzte ungelöste Rätsel seines Universums bleiben. „Okay!“, antwortete er ihr leise, rührte sich trotzdem nicht von Ort und Stelle. Sie hingegen wartete ab. Als sie sah, dass er immer noch nicht vor hatte zu gehen, schlich sich ein fetter Grinser auf ihr Gesicht. „Nun mach schon oder hast du vor Wurzeln zu schlagen?!“ Keine Reaktion. Wie denn auch?! Mamoru vermutete sich in einem Traum! Einem Alptraum! Einer Prüfung, für die er in keinster Weise gewappnet war, durch die er in Begleitung eines ganzen Orchesters durchfallen würde. „Ich meine es ernst, oder möchtest du wirklich riskieren jetzt noch mit dem Auto zu fahren?!“ „Ähm … nur wo soll sie denn schlafen?!“ Sie meinte es tatsächlich ernst! Unglaube überrollte ihn, wie ein Panzer. Er hätte jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können ob er darüber glücklich war oder verängstigt, oder beides gleichzeitig. Saori und Usagi zusammen in einem Zimmer?! Usagi und Saori zusammen in >seiner Wohnung < und das auch noch über einen längeren Zeitraum als drei Stunden hinweg?! Was hatte er sich bloß eingebrockt und vor allem, womit hat er das verdient und nicht zuletzt ... Was genau wollte Usagi damit bezwecken und fragte ihn eigentlich niemand, ob er wollte das Saori bei ihm übernachtete?! Anscheinend nicht, denn seine wundervolle Freundin, drehte gerade eben die Dusche auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)