Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 39: Paranoia oder Wahrheit? ----------------------------------- Der Rest des Tages verlief ohne weitere Zwischenfälle. Auch eine erneute Konfrontation mit Subaru blieb aus. Als der Unterricht dann endlich vorüber war und Manami und Takehito in ihr Appartement zurückkehrten, verzog sich das bedrückte Mädchen direkt auf ihr Zimmer. Auf dem Heimweg hatte sie kein einziges Wort mit ihrem Begleiter gesprochen und wollte jetzt einfach nur allein sein. Sie brauchte Zeit für sich... Zeit um die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten. In den letzten Stunden war so viel geschehen. Sie war gar nicht in der Lage gewesen all das zu verarbeiten. Am heutigen Tag hatten sich ihr so viele Eindrücke geboten. Eindrücke, die sie einfach nicht zur Ruhe kommen ließen. Innerlich war sie so unglaublich aufgewühlt. Sie hatte heute sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. Und noch immer fragte sie sich fieberhaft... War es wirklich richtig was sie hier tat? Gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit? Es konnte doch nicht das einzige gewesen sein, was sie tun konnten. Es gab immer eine andere Möglichkeit. Doch welche hätten sie gehabt? Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben, so hätte Takehito diese mit Sicherheit ebenfalls in Betracht gezogen. Da war sie sich ganz sicher. Wie ein Häufchen Elend ließ das erschöpfte Mädchen sich auf ihr Bett fallen und kauerte sich zusammen. War sie jetzt überhaupt noch sie selbst? Wie konnte sie sich als Yumi noch selbst treu bleiben? Das war doch der absolute Irrsinn. Eines ihrer obersten Prinzipien war immer, sich selbst treu zu bleiben. Und nun... Tat sie genau das Gegenteil und verleugnete sich selbst. Diese ganze Heimlichtuerei ging nicht spurlos an ihr vorbei. Das Lügen und sich selbst zu verleugnen fielen ihr unheimlich schwer. Das junge Mädchen war eigentlich von Natur aus ein grundehrlicher Mensch. Alle Menschen um sie herum so zu belügen, war das komplette Gegenteil von dem Menschen, der sie eigentlich immer war und immer sein wollte. Mit einem Ruck fegte sie ihr Lehrbuch, welches ausgebreitet vor ihr lag, von ihrem Bett. Als es dann schließlich auf dem Boden landete, verursachte es einen ziemlichen Krach. Doch das war ihr in diesem Moment völlig egal. An irgendetwas musste sie ihre Wut auslassen. Und ihr Lehrbuch war eben in diesem Moment das einzige, was dafür in greifbarer Nähe war. Das verzweifelte Mädchen ließ einen tiefen Seufzer von sich. Sie fühlte sich, als wäre sie in all ihren Sinnen getrübt. Noch nie zuvor hat sie sich so hilflos und betäubt gefühlt. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Und als ob das alles nicht schon genügend Verwirrung stiftete und all ihre Kraft kostete, öffnete sich jetzt auch noch ihre Zimmertür. Sie wollte doch einfach nur allein sein. Was war daran denn bitte so schwer zu verstehen? Takehito trat vorsichtig in ihr Zimmer und musterte sie besorgt. Der Krach den das Buch verursacht hatte, welches sie von ihrem Bett gefegt hatte, hatte wohl die Aufmerksamkeit dieses Krimifreaks geweckt und ihn dazu veranlasst nach dem Rechten zu sehen. Anhand des Anblickes, der sich ihm bot, war ihm klar, dass es etwas gab, was seiner besten Freundin auf der Seele brannte und sie offensichtlich zu belasten schien. Langsam ließ er sich neben ihr auf ihrem Bett nieder. Er wusste nicht, ob sie gerade ausgerechnet ihn in seiner Nähe haben wollte, aber er wollte jetzt einfach für sie da sein. Und solange sie ihn nicht weg schickte, schien es für ihn auch völlig in Ordnung zu sein. Der besorgte Junge ließ einen tiefen Seufzer von sich, ehe er sie ansah und ganz ruhig zu ihr sprach: „Manami, was ist nur los mit dir? Und sag mir jetzt bitte nicht, dass alles in bester Ordnung sei. Mit dieser Lüge kommst du bei mir nicht weit. Ich sehe doch, dass mit dir etwas nicht stimmt. Und ganz ehrlich? Die Wut an deinem Buch auszulassen, macht die Situation auch nicht wirklich besser. Rede doch bitte mit mir, Manami. Was ist los?" Sie konnte nicht glauben, dass er sie das gerade wirklich fragte. War er in den letzten Stunden in einem Paralleluniversum gewesen? Energisch entgegnete sie: „Was mit mir los ist? Das fragst du mich jetzt wirklich im Ernst? Wie wäre es wenn du zur Abwechslung auch mal nachdenkst? Aber gut... Ich werde dir sagen, was mit mir los ist! Yumi und Junichiro... Das sind doch nicht mehr wir, oder? Wir sind doch gar nicht mehr wir selbst. Ich muss mich krampfhaft verstellen um die Rolle als Yumi so perfekt wie möglich zu spielen, damit wir nicht unnötig Aufsehen erregen. Ich fühle mich so hilflos, Takehito. In letzter Zeit frage ich mich immer wieder, wer ich eigentlich bin... Manami, Yumi, Sherry... Ich weiß einfach nicht mehr wer ich bin und ich weiß auch nicht mehr, wo ich überhaupt hin gehöre und wo mein Zuhause ist. Seit du mir von allem, was die schwarze Organisation betrifft, erzählt hast, habe ich einfach das Gefühl, dass es auf dieser Erde keinen Platz für mich gibt. Dass ich nirgends hin gehöre." Ihre Worte machten ihn wütend. Wie konnte sie nur so denken? Sofort unterbrach er sie: „Hör sofort auf so einen Blödsinn von dir zu geben! Ich kann es nicht mehr hören! Wie oft muss ich es dir denn noch sagen? Du sollst nicht vor deinem eigenen Schicksal davon laufen! Heute Morgen hatte es für mich wirklich den Anschein gemacht, als hättest du dich mit all dem abgefunden. Und jetzt? Ist es etwa wegen diesem Subaru Okiya? Ist er der Grund, weshalb du jetzt alles wieder in Frage stellst? Sag es mir Manami!" Sie horchte auf. Dieser Detektivfanatiker schien sie doch besser zu kennen als sie dachte. Und mit dem was er sagte, hatte er durchaus Recht. Die Begegnung mit Subaru hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Ihr betretenes Schweigen war derweil Antwort genug für ihn. „Ich habe also Recht mit dem was ich sage? Ich weiß, dass ich Recht habe! Ich bin schließlich Detektiv." S ie sah ihm mit einem finsteren Blick ins Gesicht. „Was willst du denn jetzt von mir hören? Ja, es stimmt. Die Begegnung mit Subaru Okiya hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Aber dafür gibt es auch durchaus einen Grund. Irgendetwas stimmt mit diesem Kerl nicht. Da bin ich mir absolut sicher. Eines ist jedenfalls klar. Er ist kein normaler Oberschüler.", erwiderte sie, woraufhin sie erneut direkt von ihrem Freund unterbrochen wurde: „Meinst du nicht auch, dass du so langsam aber sicher paranoid wirst? Es gibt absolut nichts, was darauf hinweist, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Subaru Okiya ist ein ganz normaler Oberschüler. Finde dich endlich damit ab. Du kannst keine Beweise für etwas finden, was nicht so ist." Manami sprang urplötzlich von ihrem Bett auf, ging zu ihrer Zimmertür, öffnete diese und zischte: „Du glaubst mir also immer noch nicht? Gut. Dann sehe ich allerdings auch keinen Sinn darin, dass wir uns weiter darüber unterhalten. Ich halte es für das Beste, wenn du jetzt gehst." Takehito akzeptierte ihren Wunsch und verließ ihr Zimmer ohne ein weiteres Wort. Keiner der beiden ahnte auch nur im Geringsten, was sich über ihnen zusammen braute. Hätte Takehito zum damaligen Zeitpunkt von all dem gewusst, so hätte er wohlmöglich anders reagiert und ihre Befürchtungen ernst genommen. Doch noch immer war ihm nicht klar, wie gefährlich und umfangreich dieser Fall tatsächlich war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)