Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 48: Immer mehr Merkwürdigkeiten --------------------------------------- Das ertönen der penetranten Schulglocke symbolisierte den Beginn der ersten Unterrichtsstunde. Für Manamis und Takehitos Klasse wäre dies Englisch gewesen. Doch ihre Klassenlehrerin, Jodie Saintemillion, ließ heute auf sich warten. Manami wurde skeptisch. Das war völlig untypisch für sie. Seit das junge Mädchen die Senshin Oberschule besuchte, gab es keine einzige Unterrichtsstunde zu der Miss Saintemillion zu spät gekommen war. Sie kam ins Grübeln. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Erst die Sache mit Subaru, der seit Wochen dem Unterricht fern blieb. Und jetzt auch noch die Okiyas und Miss Saintemillion? Das konnte doch alles kein Zufall mehr sein. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Sie war sich sicher... Ihr Fernbleiben musste einen Grund haben. Sie überlegte fieberhaft welche Verbindung Jodie Saintemillion und die Okiyas haben könnten. Sie mussten in irgendeiner Art und Weise eine Verbindung zu einander haben. Anders konnte sie sich nicht erklären weshalb sie zufällig am selben Tag nicht zum Unterricht erschienen. Das junge Mädchen bekam Angst. Hatte sie vielleicht die ganze Zeit mit ihrer Vermutung Recht gehabt? Waren die Okiyas wirklich Mitglieder der schwarzen Organisation? Und ihre Klassenlehrerin Miss Saintemillion vielleicht sogar auch? War das der Grund weshalb sie heute alle nicht zum Unterricht erschienen? Vielleicht hatten sie die beiden Teenager schon längst durchschaut und sie überlegten sich nun gemeinsam mit anderen Agenten der Organisation ihre nächsten Schritte. Wohlmöglich überlegten sie sich gerade in diesem Augenblick wie sie Manami unbemerkt entführen könnten. Panik stieg in ihr auf. Was war wenn sie bereits auf sie lauerten. Wenn sie sie auf dem Heimweg von der Schule abpassen würden? So wie in ihrem Alptraum letzte Nacht. Das wäre doch die passende Gelegenheit für die Organisation. Und das ängstliche Mädchen hatte keine Ahnung was sie dann tun würde. Und viel schlimmer war noch, dass Takehito auch dabei wäre. Wieder kamen ihr die Bilder aus ihrem Traum in den Sinn... Wie Gin einfach auf ihn geschossen hatte und dieser einfach umfiel. Sie schüttelte ihren Kopf. Nein! Das durfte sie auf keinen Fall zulassen. Ihr Schicksal war ihr egal. Sie würde auch nicht davon laufen. Wenn Gott es so wollte, dass die Organisation sie findet und richtet, dann war das ganz einfach so. Dann musste sie dieses Schicksal wohl oder übel akzeptieren. Es würde schon seinen Grund haben, dass für sie ein solches Schicksal vorgesehen war. Aber sie wollte auf keinen Fall, dass Takehito in die ganze Sache mit hinein gezogen werden würde. Aber wie sollte sie ihn auf dem Nachhauseweg nur abwimmeln? Dieser Detektivspinner würde doch sofort Lunte riechen. Für ihn wäre unverzüglich klar, dass sie etwas zu verheimlichen hatte. Und dann würde er sich gar nicht mehr abwimmeln lassen, egal wie sehr sie es auch versuchen würde. Unterdessen war sie so tief in ihren Gedanken versunken und bemerkte dabei nicht einmal, dass sie am ganzen Körper begann zu zittern wie Espenlaub. Die Angst davor jemanden von der Organisation in die Hände zu fallen und dabei wohlmöglich nicht nur ihr Leben sondern auch das von Takehito auf dem Spiel stand, breitete sich in ihrem Körper aus und ließ sie erzittern. Von all dem bekam sie gar nichts mit. Zu sehr war sie in ihren Gedanken versunken. Als sie dann urplötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte, fuhr sie zusammen. Ein wahnsinniger Schreck ließ sie förmlich erstarren. Ihr Herz blieb für Sekunden stehen. Erst als sie bemerkt, dass Takehito sich neben sie setzte und offensichtlich derjenige gewesen war, der seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte, beruhigte sie sich allmählich. Schon wieder war es lediglich Takehito gewesen. Wenn diese ganze Sache mit der Organisation nicht bald ein Ende finden würde, würde sie noch verrückt werden. Sie war in den letzten Wochen so schreckhaft geworden. So kannte sie sich selbst gar nicht. Sie war sich so fremd geworden. Und das machte ihr Angst. Könne sie, selbst wenn das alles ein gutes Ende nehmen sollte, je wieder sie selbst sein? Könne sie je wieder Manami Saitou sein, so wie sie jeder kannte und mochte? Oder begann sie sich ganz unbewusst zu jemand anderen zu entwickeln? "Was ist denn nur los mit dir? Dein Gesicht ist kreidebleich. Man könnte fast meinen du hättest ein Gespenst gesehen.", flüsterte Takehito ihr besorgt zu, nachdem er sich neben sie gesetzt hatte. Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass noch immer kein Lehrer aufgetaucht war und das Getuschel unter den Schülern immer lauter wurde. Hastig sah sie auf und ihrem besten Freund direkt in seine braunen Augen. Der Blick in seine haselnussbraunen Augen machte ihr noch einmal klar, dass sie ihn um nichts in der Welt in die ganze Sache mit hinein ziehen wollte. Er hatte doch rein gar nichts mit der Organisation am Hut. Warum solle dann also ausgerechnet er darunter leiden. Es war ja eigentlich nur ein dummer Zufall gewesen, dass die beiden sich kannten. Ja genau. Hätte das Schicksal die beiden nicht dummerweise zusammen geführt, wäre er wahrscheinlich nie mit der Organisation in Verbindung geraten. Und hätte sie damals nicht darauf bestanden mit ihm das Disney Land zu besuchen, wäre er ihnen wohlmöglich auch nie über den Weg gelaufen. Das alles geschah einzig und allein ihretwegen. Sie würde es sich niemals verzeihen, würde ihm etwas zustoßen. Er war keineswegs jemand der den Tod verdient hatte. Er tat nur Gutes. Er machte die Welt mit seinen detektivischen Fähigkeiten ein Stückchen besser. So jemand sollte nicht einem solchen Schicksal zum Opfer fallen. Allmählich normalisierte sich ihr Puls wieder. Einerseits war sie erleichtert, dass es lediglich Takehito gewesen war, der ihr diesen Schrecken bereitet hatte, andererseits war sie kurz vor einem Herzinfarkt gewesen. Sie dachte wirklich Gin stünde hinter ihr und ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Langsam aber sicher wurde sie wirklich paranoid. Es war bereits so weit, dass sie an jeder dunklen Straßenecke jemanden von den Männern in schwarz vermutete und quasi minütlich damit rechnete von ihnen geschnappt zu werden. "Hallo? Erde an Yumi!", verlieh er seiner Frage noch einmal Nachdruck. Das junge Mädchen schluckte ihre Angst herunter, atmete merklich einmal tief ein und aus und überlegte kurz. Sie durfte sich jetzt bloß nichts anmerken lassen. "Es ist alles in bester Ordnung. Mir ist nur etwas übel. Das ist alles." Mit einem künstlich aufgesetzten Lächeln versuchte sie so überzeugend wie nur möglich zu wirken. Dass sich dieser Krimifreak davon nicht überzeugen lassen würde, hätte ihr eigentlich von vorn herein klar sein müssen. Skeptisch sah er sie an. Sie war noch immer kreidebleich im Gesicht. Aber allein die Tatsache, dass sie ihm nicht in die Augen sehen konnte, bestätigte ihn in seiner Vermutung, dass sie ihn angelogen hatte. Aber anstatt sie direkt darauf anzusprechen, sprach er: „Jetzt pass mal auf, Yumi. Du brauchst keine Angst haben. Ich bin immer für dich da. Hörst du? Ich werde unter gar keinen Umständen zulassen, dass dir etwas passiert. Solange ich lebe, werde ich es auf gar keinen Fall zulassen, dass irgendjemand aus dieser Organisation dir auch nur ein Haar krümmt. Ganz egal was auch geschehen mag." Sie seufzte. Das war doch genau das was sie nicht wollte, was sie unter allen Umständen verhindert wollte. Er hatte ihr ja bereits mehr als einmal klar gemacht, dass er sie unter Einsatz seines Lebens beschützen würde. Allerdings machte es auch keinen Sinn ihn davon zu überzeugen sich aus der ganzen Angelegenheit heraus zu halten. Er würde sich ohnehin nicht davon überzeugen lassen. Da hatte dieser fanatische Detektiv seinen ganz eigenen Kopf. Wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war er nur schwer wieder davon abzubringen. Da waren die beiden Teenager sich wirklich ähnlich. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb sie sich von Anfang an so gut verstanden hatten. Aber genau deshalb konnte sie ihm auch gar nicht böse sein. Sie war ja selbst nicht besser. Sie ließ sich von ihm ja auch nicht davon überzeugen sich von der Familie Okiya fern zu halten. Doch noch ehe er weiter auf dieses Thema eingehen konnte und sie mit weiteren unangenehmen Fragen löchern konnte, öffnete sich ruckartig die Klassenzimmertür. Hastig begaben sich die Schüler wieder auf ihre Plätze und plötzlich war es totenstill im Raum. Erschien Miss Saintemillion nun doch noch zum Unterricht? Hoffnungsvoll blickte das verängstigte Mädchen zur Klassenzimmertür. Doch ihre Hoffnung wurde jäh zerschlagen, denn es war keineswegs Jodie Saintemillion, die in der Tür stand. Es war Frau Kobayashi, die Klassenlehrerin des 2. Jahrgangs der Oberstufe, die in das Klassenzimmer trat. Direkt begannen die Schüler rings herum wieder zu tuscheln. Doch recht schnell verschaffte Frau Kobayashi sich Gehör: „Könnte ich um Ruhe bitten?" Schlagartig waren die Schüler wieder still und lauschten aufmerksam den Worten von Frau Kobayashi. „Ihr habt sicherlich schon gemerkt, dass Miss Saintemillion heute nicht zum Unterricht erschienen ist. Sie hat sich soeben krank gemeldet. Sie hat uns allerdings zugesichert morgen wieder wie gewohnt zum Unterricht zu erscheinen. Da es uns nicht möglich war auf die Schnelle einen Vertretungslehrer zu organisieren, fällt der Englischunterricht heute für euch aus. Ich möchte euch allerdings bitten euch ruhig zu verhalten und nicht die anderen Klassen beim Unterricht zu stören. Außerdem wurden auch die Okiya Geschwister heute von ihrem Pflegevater entschuldigt. Sie werden heute nicht zum Unterricht erscheinen. Das war es von meiner Seite aus. Ich lass euch jetzt wieder allein." Genau so schnell wie sie gekommen war, verließ Frau Kobayashi auch schon wieder das Klassenzimmer und überließ den Schülern sich selbst. Sofort begann wieder das Getuschel unter ihnen. Takehito saß noch immer neben Manami. Aufmerksam musterte er seine Freundin. Natürlich spürte sie seine Blicke, aber sie konnte ihre Angst nicht verbergen. Die Gewissheit, dass sowohl Jodie Saintemillion als auch die Okiya Geschwister heute nicht zum Unterricht erscheinen würden, ließ in ihr wieder die Angst hoch kommen. Warum meldeten sie sich ausgerechnet heute alle krank? Sie sah schon ihr Ende nahen. Ihr Alptraum von letzter Nacht war wohl eine Art Vorahnung gewesen. Sie konnte jetzt nur noch dafür sorgen, dass Takehito in die ganze Sache nicht noch weiter mit hineingezogen wird. „Schon ziemlich merkwürdig, findet ihr nicht auch?", ertönte die Stimme von Akako. Aoko fügte hinzu: „Ja, finde ich allerdings auch. Erst Subaru, der es schon über Wochen nicht für nötig hält zum Unterricht zu erscheinen und jetzt auch noch seine Geschwister und Miss Saintemillion, die urplötzlich nicht mehr zum Unterricht erscheinen. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich Dr. Okiya heute auch noch nicht gesehen. Was stimmt bloß mit dieser Familie nicht?" „Vielleicht machen sie ja einen fröhlichen Familienausflug.", stieß Kaito ironisch hervor und begann im selben Atemzug selbst über seinen Satz zu lachen. Erst jetzt bemerkte Manami, dass die drei sich zu ihr und Takehito gesellt hatten. Das gefiel ihr gar nicht. Konnte sie nicht einfach mal einen Augenblick etwas Zeit für sich haben. Es gab wichtigeres als sich über solch belanglosen Kram Gedanken zu machen. Das junge Mädchen hatte ganz andere Probleme. Probleme von denen die drei nicht einmal im Geringsten etwas ahnten. In einer Sache musste sie Aoko und Akako allerdings zustimmen... Das Ganze war wirklich merkwürdig und wurde für sie auch immer merkwürdiger. Sie musste der Sache endlich auf den Grund gehen. Spekulationen brachten sie nicht weiter. Sie hatte sich auch schon recht schnell einen Plan zurecht gelegt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)