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Erzählungen vom Land Mexx Genitalimexx Hodulenztittlender 2017

Autor:  halfJack

Nach den Erfolgen von Reise zum Land Mexx und Abenteuer im Land Mexx folgt nun erstmals auf dem hiesigen Markt die Übersetzung von

Erzählungen vom Land Mexx
(Wie üblich zeichnet sich auch diese Geschichte dadurch aus, dass sie stellenweise von anderen abgeschrieben wurde.)


Irgendwo brüllte jemand „Land in Sicht!“, ein weiteres Schiff legte an und einige Reisende betraten den Boden der Hauptinsel. Wehmütig beobachtete Jack das Treiben im Hafen, während sich die schnatternden Leute, die Marktschreier, Passanten und die mit dicken Säcken beladenen Item-Händler zunehmend entfernten.
Jack stand an der Reling eines Schiffes, das soeben die Bucht verließ und Kurs über das Meer der Tränen nahm. Er war im Begriff, eine Reise anzutreten und somit seine Heimat zu verlassen, vielleicht für lange Zeit.
Er griff in seine Tasche und holte die Karte von Apostel abgemeldet hervor. Man sagte, sie sei vom Himmel gefallen, um den Mexxlern als Orientierungshilfe zu dienen. Erst kürzlich war Jack diese Karte anvertraut worden, nachdem er sich seit Beginn des Monats fast nur mit Staubwischen beschäftigt hatte, manchmal ein paar Kritzeleien anfertigte oder diverse Zeilen verfasste. Doch so konnte es nicht weitergehen.
Es kam ihm vor, als hielte ihn hier nichts mehr, da die einzigen Besucher in Buschkutschen kamen und schnell wieder verschwanden. Viele Regionen der Hauptinsel verzeichneten massive Landflucht. Gerade die jüngere Generation wollte lieber in Metropolen wie Facebook City oder Los Instagram leben oder machte Karriere in den Youtube Hills. Die meisten Auswanderer waren es offenbar leid, ermüdend lange Gespräche zu führen, und mieteten sich stattdessen eines von diesen Twitter-Cars, bei denen man sich im Vorbeifahren nur schnell gegenseitig irgendwelche Phrasen an den Kopf warf oder kurz brüllte, was man gerade gegessen hatte. Selten ließ sich eines dieser Whats-Uptown-Girls mal wieder im Lande Mexx blicken.
Seufzend faltete Jack die Karte zusammen und schob sie zurück in seine Tasche.
„Na, du Landratte“, quatschte ihn plötzlich jemand von der Seite an, ein alter Seebär, der genügsam seine Pfeife rauchte. „Willst du auch abhauen? Soll ich dich von meiner Liste streichen?“
„Von welcher Liste?“
„Ich bin Statistiker“, erklärte der Alte und lüpfte seinen Hut, sodass Jack dessen ziemlich kahl gewordenen Schädel aufblitzen sah. „Ich zähle die Einwohner und ihre Aktivitäten. Mein Name ist Mittgli Dörsta Tystik.“
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Herr Tystik...“
„Du kannst mich Mitti nennen.“
Grübelnd legte Jack den Kopf schief und fragte:
„Also gut, Herr Mitti, habe ich Sie nicht schon mal auf einem Fahndungsplakat gesehen?“
Der Alte hustete verlegen und zog sich die Krempe des Hutes tiefer ins Gesicht.
„Nun, durchaus möglich. Ich werde von vielen gesucht, darum bin ich auch ständig unterwegs, damit mich niemand findet. Was ist mit dir, Kleiner? Hast du dasselbe vor?“
„Nein, gar nicht!“, beteuerte Jack mit mehr Rechtfertigung in der Stimme als Zuversicht. Hilflos zuckte er mit den Schultern, bevor er zu einer Erklärung ansetzte. „Wissen Sie, auf der Hauptinsel führe ich ein kleines Motel in einer netten Gegend am Meer, nördlich vom Treibsand der verdrehten Worte. Da war noch nie viel los, aber für eine Wohnung bei den ToFu-Äckern fehlte mir das Geld, die Mieten sind dort teurer als woanders. Nach Quietschkommihausen wollte ich auch nicht ziehen, ich verstehe den Dialekt der Leute dort so schlecht. Trotzdem war alles wunderbar. Noch vor ungefähr, sagen wir, fünf Jahren kamen ab und zu Leute ins Motel, schrieben ein paar Zeilen ins Gästebuch oder an die Wände neben den Bildern im Flur. Ich ging sporadisch ins RPG-Dojo und beteiligte mich an Treffen in meinem Lieblingszirkelsteinkreis und konnte Geschich...“
„Wo liegt dann das Problem?“, unterbrach ihn Mitti gelangweilt.
„Müssten Sie das nicht selbst am besten wissen, wenn sie die Aktivität der Einwohner beobachten?“ Jack machte eine weitschweifende Geste in Richtung Küste. „Die Hauptinsel ist nicht mehr wie früher. Nach dem Nerobefehl von Cato I., um den sich heute noch viele Verschwörungstheorien ranken, hat sich das einst blühende Forum in eine Wüste verwandelt. Sämtliche Fanworks wurden auf dem Rücken eines Buckelwals beerdigt, der entweder fliegt oder taucht, sich jedenfalls selten blicken lässt und daher kaum besucht wird. Die Zirkelsteinkreise sind heute verwittert, teils gar nicht mehr auffindbar. Sie wurden nie unter Denkmalschutz gestellt und nach einiger Zeit verschwinden sie einfach, weil sich niemand um sie kümmert. Sogar in Quietschkommihausen ist es still geworden.“
„Aber herrscht nicht noch immer reger Betrieb an den Häfen?“
„Ach, die meisten wollen doch nur nach Shitstorm Valley, um dort die sagenumwobenen Gesetze der Hetze zu lernen. Dafür fehlt mir leider das Talent.“
Noch ein paar Mal paffte Mitti an seiner Pfeife, klopfte sie an der Reling aus und fragte anschließend:
„Wohin soll dich deine Reise denn dann führen? Wir sind auf dem Weg nach Blog Island. Aber dort ist es doch genauso schlimm wie in Shitstorm Valley.“
„Die Überfahrt dauert drei Tag, nicht wahr?“, wich Jack aus, ohne dem Alten hierbei in die müden Augen zu schauen. Dieser bestätigte die Frage mit einem Brummen. „Vielleicht werde ich unterwegs noch von meinen Beweggründen erzählen.“
Danach schwiegen sie beide und blickten hinaus aufs Meer. Mit auffrischendem Wind blähten sich die Segel des Schiffes, während es unaufhaltsam gen Süden fuhr.

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(Nur auf Mexx kann ein Dampfschiff die Segel setzen.)

Wie Lava überfloss der Sonnenaufgang des dritten Tages das östliche Meer.
„Dort hinten liegt die Tiefe des Nervenfressers“, rief der alte Mitti vom oberen Deck zu Jack hinunter, der gerade aus der Kajüte trat. „Aus dieser Entfernung sieht man bereits, wie sich dort alles am Morgen blutrot färbt. Die Gegend ist gefährlich, man darf sich ihr nicht zu weit nähern. Legenden besagen, ein erdbeertörtchenartiges Ungetüm sei dem Schlund des Nervenfressers einst entsprungen. Der Prophezeiung nach müssen alle paar Jahrtausende auserwählte Mexxler einen apokalyptischen Kampf gegen dieses Monstrum bestreiten, um es zurückzudrängen.“
„Das sind doch hoffentlich nur Märchen“, erwiderte Jack skeptisch, als er bei Mitti auf dem oberen Deck angelangt war.
„Täusch dich mal nicht, Jungchen. Noch heute meidet jedes Schiff das östliche Meer von Blog Island und hält sich nur nah an der Küste. Leider ist die andere Seite genauso tückisch. Man muss aufpassen beim HD Atoll nicht in die Strudel der Undurchsichtigkeit zu geraten. Durch die starke Strömung dreht man sich sonst nur ständig im Kreis. Außerdem heißt es, beim Atoll werden regelmäßig Atomexxbombentests durchgeführt. Vor nicht allzu langer Zeit ging einer davon gehörig schief. Ein Händlerboot mit Namen Glücklicher Drache hatte sich während einer Diskussion über ein Verkaufsangebot dem Atoll zu sehr genähert und wurde, nach einer reichlich verzögerten Explosion, vom herabfallenden Auf-Regen erfasst. Sämtliche Insassen kehrten ermahnt ans Land zurück. Die Explosion löste außerdem einen Tsunami aus, die Westküste von Blog Island wurde von der Ermahnwelle überrollt. In den betroffenen Küstenabschnitten haben sich einige dazu entschlossen, ihre Zelte abzubrechen und dem Land den Rücken zuzukehren, ein paar von ihnen sind mit einem der Folgeblogboote abgereist.“
„Tragische Geschichte“, pflichtete ihm Jack bei, der diese Sache selbst mitbekommen hatte.
„Tragische Geschichte“, sagte er noch einmal, nachdem er von der Reling einen Schritt zurück und auf irgendetwas Komisches getreten war.
„Was ist denn das?“ Verwirrt wollte er nach unten schauen und setzte hierbei noch einmal den Fuß auf dieses Etwas, das daraufhin einen klackenden Laut von sich gab.
„Was ist denn das?“, wiederholte Jack unwillkürlich und erwischte beim Ausweichen ein weiteres klackendes Etwas.
„Was ist denn das?“
„Vorsicht“, lachte der alte Mitti herzlich und zog Jack am Ärmel aus der Gefahrenzone. „Das sind Äfffunf-Bugs. Pass auf, dass du nicht auf sie drauftrittst, sonst bist du gezwungen, dich selbst nachzuäffen.“
Ein paar überdimensionale Käfer krabbelten über den Schiffsboden, aus der Krabbelgruppe löste sich ein einzelner Bug und trippelte zum Bug des Schiffes. Verständnislos blickte Jack ihm nach.
„Woher kommen die plötzlich?“
„Daran merkt man, dass wir uns Blog Island nähern“, erklärte Mitti und stopfte sich unbeschwert seine Pfeife, mit deren Hals er kurz auf zahlreiche scharfkantige Gebilde im Meer deutete. „Speziell diese Bugs haben sich überall auf den Microblog-Riffen um Blog Island herum vermehrt. Sie beißen oder stechen nicht, sind auch nicht giftig, aber trotzdem eine echte Plage. Wenn ein Schiff sich der Insel nähert, kommen sie gern angeflogen und sammeln sich am Schiffsbug.“
Interessiert ließ Jack den Blick über die verschiedenen winzigen Riffe wandern. Auf manchen von ihnen waren Linkfahnen aufgesteckt, an anderen hafteten Zeitungsartikel oder irgendwelche Banner. Ein einziges Microblog-Riff jedoch stach ungewöhnlich hervor. Es war viel größer als die anderen und erstaunlich... gelb.
„Ah, ich sehe schon“, schmunzelte der alte Mitti, als er Jacks Blick folgte. „Du hast das MexxToast-Riff entdeckt. Auch hierum ranken sich Legenden. Es heißt, einstmals sei ein MexxToast vom Fluss des schlechten Geschmacks bis an dieses Riff geschwemmt worden und hätte es komplett mit Analogkäse überzogen. Bald kamen Jünger und beteten den Käse an. Das Riff war kaum groß genug für alle, doch aus unerfindlichen Gründen wuchs und wuchs es. Es bildete sich eine Sekte, einige sollen sogar gestorben sein, man munkelte von Mord und Totschlag. Irgendwann löste sich die Gemeinschaft auf, doch viele sollen den Glauben noch in sich tragen. Heute pilgern noch manchmal Mexxler hierher, um ein Babybel am Riff abzulegen und dem MexxToast zu gedenken. Das Riff soll angeblich auch die Geburtsstätte von Cheesy Cid sein. ...Oh, da vorn! Land in Sicht!“
Tatsächlich war hinter den zahlreichen Riffen der Umriss von Blog Island zu erkennen, die bekannte Silhouette des brodelnden Vulkans, der jeden Augenblick ausbrechen konnte, dichter Rauch von etlichen Bränden und sogar ein paar Blacklist-Blogmauern waren zu erkennen.
„Nun sag mal an, Kleiner“, bohrte Mitti mit einem Lächeln nach. „Ich habe dir so viele Geschichten erzählt, jetzt ist es an der Zeit, dass du mit deiner eigenen auspackst.“
„Es ist nichts Besonderes.“ Jack zuckte mit den Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Auch nur so eine alte Geschichte, von der niemand weiß, ob sie wahr ist.“
„Du redest von der Blog-Blume, nicht wahr?“ Das wissende Lächeln auf Mittis Lippen wurde noch eine Spur verschmitzter.
„Das stimmt!“ Verblüfft starrte Jack den Alten an und suchte nach Spott in dessen Miene, der jedoch ausblieb. Ermutigt sprach Jack weiter: „Zwischen all dem Käse, den Mauern und den Bränden soll es irgendwo auf Blog Island eine sagenumwobene Blume geben, die den Sinn von allem eröffnet. Sie ist der wahre Grund, warum ich mich hierher auf die Suche begebe.“
Etwas ernster geworden nickte Mitti und klopfte Jack auf die Schulter.
„Dann wünsche ich dir viel Glück und sei vorsichtig. Es gibt Gerüchte über eine tektonische Plattenverschiebung. Das gesamte Land soll demnächst an einen anderen Ort getrieben werden. Lass dich davon bloß nicht aufhalten.“
Zuversichtlich richtete Jack den Blick auf die näher kommende Küste und wollte sich gerade im Herumdrehen bei dem Alten bedanken... als dieser bereits verschwunden war.

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Datum: 23.12.2017 13:24
Sehr, sehr nice! Viele schöne Anspielung en, ich hab echt viel gegrinst.
There he goes. One of God's own prototypes.
A high-powered mutant of some kind never even considered for mass production.
Too weird to live, and too rare to die.
 
Bacon fragt nicht, Bacon versteht.
Datum: 23.12.2017 17:30
Sehr schöne Geschichte, die sich sogar auch ohne den Hintergrund gut lesen würde. Ich mag die sehr ruhige, nostalgische Stimmung und auch, dass hier völlig anders mit der Situation umgegangen zu werden scheint als in der Quest zur Rettung Animexx. Es ist eher eine ruhigere Suche mit weniger unmittelbaren Gefahren und offenerem Ende.
Halte das Schriftstück für so gut, dass es mich einschüchtert, selbst zu schreiben ^^''.


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