2 Cent zur Ermahnwelle
Durch Abwesenheit in den letzten zwei Wochen kommt meine Stellungnahme zu den Ereignissen ein wenig spät, doch da sich animexx schließlich ebenfalls Zeit damit lässt, eine irgendwie geartete Reaktion zu zeigen, geht das wohl schon in Ordnung. Möglicherweise ist es sogar ganz gut, das Gedächtnis aufzufrischen, bevor hier alles, wie es den Anschein hat, unter den Teppich gekehrt wird. Als "2 Cent" bezeichne ich meine Meinung übrigens nicht, weil ich sie für irrelevant halte, sondern weil sie nur einen Bruchteil zu dem bereits in anderen Beiträgen ausgeführten Dingen hinzufügt, die mir bislang noch fehlten oder die mir zumindest nicht aufgefallen sind.
Ich habe die Kritik von abgemeldet und die meisten Ansichten dazu gelesen. (Info bzw. Zusammenfassung) Es muss wohl nicht darüber diskutiert werden, dass es sich dabei nicht um Satire handelte, sondern um einen Beitrag mit Unterhaltungswert. Ich bezweifle irgendwie, dass dieser zweifelhafte Doujinshi-Verkauf von ihm thematisiert worden wäre, wenn es sich bei der Erschafferin nur um eine junge, unerfahrene und unbeholfene Userin gehandelt hätte, die bloßgestellt werden sollte. Die Kommunikation auf Mexx hat sich längst vom Forum fortbewegt und findet unter den persönlichen Fanworks, Weblogeinträgen etc. statt, sodass der jeweilige Ersteller die komplette Handhabe hat und Kommentare nach Belieben löschen kann. Ist für mich ein Unding, aber das führt eben dazu, dass manche ihre Meinung im eigenen Bereich kundtun, wenn ansonsten doch damit gerechnet muss, ignoriert oder gar gelöscht zu werden. Natürlich kann man auch die Klappe halten. Ich bin selbst nicht der Typ dafür, um mich großartig an so etwas zu beteiligen, aber das muss ich auch nicht, um das Recht anderer darauf zu verteidigen. Vergleichbar ist das mit diversen Youtubern, die sich manchmal ein wenig weit aus dem Fenster lehnen. Die haben sicher nicht so viele Follower, weil sie nur Schmusekommentare schreiben. Das entspricht der Natur von Kritik und ich lese diese Beiträge gleichfalls gern wegen des Unterhaltungswertes, solange es nicht beleidigend wird. Bislang ist mir von Richter selbst oder seiner sogenannten angeblichen Anhängerschaft noch nicht untergekommen, dass da irgendjemand großartig beleidigend wurde. Man muss nicht mit jeder Meinung konform gehen, um distanziert beurteilen zu können, dass hier dankenswerterweise eine rege Diskussionskultur herrscht, nicht gegen, sondern vor allem mit den Leuten, die es betrifft. Was mir dabei schon aufgefallen ist, waren einzelne mir unbekannte Personen, die sich mit abwertenden Aussagen anschlossen, dann jedoch sogar von Richter oder seiner "Anhängerschaft" zurechtgewiesen wurden. Nach meiner Erfahrung wird hier also nicht einfach auf irgendwelchen Leuten herumgehackt. Es gibt Grenzen, die von gewissen Individuen bei solch stark frequentierten Einträgen ab und zu überschritten werden. Die gibt es fast immer, aber dieser Umstand sollte nicht dazu führen, dass jemand, dessen Beiträge oft gelesen und kommentiert werden, überhaupt nichts mehr in der Richtung schreiben darf. Daraus erwächst höchstens die Konsequenz, dass beispielsweise Richter die Verantwortung übernehmen könnte, solche Leute abzumahnen und ihnen klarzumachen, dass ihre Worte alles andere als cool sind und keine Zustimmung finden.
Negative Kritik ist kein Mobbing und sie kann sogar einen positiven Effekt haben. Ich erinnere an Marcel Reich-Ranicki, der stets einen scharfen Ton an den Tag legte, bei dem man allerdings schon froh sein konnte, überhaupt von ihm erwähnt zu werden. Es gibt (fast) keine schlechte Publicity. Günter Grass verdient diesem Umstand möglicherweise seine spätere Bekanntheit und Martin Walser wurde sogar durch die Auseinandersetzung im Schreiben inspiriert, obwohl beide mit den Verrissen zu kämpfen hatten. Große Beispiele für ein relativ kleines Problem. Der Doujinshi-Verkauf wäre wahrscheinlich ohne weitere Beachtung untergegangen, das stimmt. Allerdings hat manch einer die Arbeiten dieser Userin bloß aufgrund der Beiträge zu ihr gelesen. Man kann das demnach sogar als Werbung verstehen. Es ist kein Geheimnis, dass einige Fanworks gerade deshalb konsumiert werden, weil sie so schlecht sind. Ich würde sogar behaupten, auch für so etwas braucht es Talent. Mich würde nicht einmal wundern, wenn jemand durch diese irgendwie unfreiwillige Werbung sogar auf die Idee käme, sich das Teil zuzulegen. Auf die Weise wird etwas zum Kult wie die Trashfilme von Ed Wood. Nicht anders verhält es sich bei den MSTings, die auf Animexx erlaubt sind, selbst wenn der User seine Zustimmung nicht dazu gibt und obwohl die genauso verletzend sein können. Genau die gleiche Sache in Grün. Mir fehlt hier also völlig die Logik in dieser Aktion und Begründung.
Auf einem anderen Blatt steht natürlich, ob sich die betreffende Person davon angegriffen fühlte. Auch ohne "Beleidigungen", "Hetze" oder "Mobbing" - wenn jemand sich verletzt fühlt, ist das schlichtweg nicht egal, völlig unabhängig von irgendwelchen Begriffen, mit denen hier unbedacht herumgeworfen wurde. Doch braucht man dafür überhaupt etliche Regelungen und entsprechende Maßregelungen? Muss man wirklich anfangen zu verbieten, auf einem Pferd die Gerichtsstufen hinaufzureiten? Soll heißen, brauchen wir für jeden Quatsch gleich einen neuen Gesetzesentwurf, wo eigentlich der gesunde Menschenverstand ausreichen sollte? Ich finde es grundsätzlich nicht gut, noch mehr Regeln aufzuerlegen, nicht speziell wegen dieser einzelnen Geschichte und zur Verteidigung der Betroffenen, sondern wegen der unnötigen Einschränkung aller User. Es wäre wünschenswert, wenn es ohne ginge und allgemein bestimmt wird, dass die User ihre Streitigkeiten unter sich ausmachen. Animexx bzw. das Helpdesk kann und sollte manchmal jedoch auch bei so etwas eingreifen, aber nicht auf diese Weise, nicht als Macht- und Gesetzesinstanz, sondern als Vermittler. Ich glaube nicht, dass in diesem Fall Mobbing, Beleidigung etc. vorlag, außerdem muss man mit Kritik umgehen lernen, wenn man seine Sachen ins Netz stellt und um generell auch in der Realität klarzukommen. Falls jedoch tatsächlich Leidensdruck herrscht, gegen den der User sich nicht wehren kann, ist eine neutrale Instanz durchaus nicht das Schlechteste. Man kann zwar nicht immer beschützt werden, aber um Rücksichtnahme bitten. Was wäre also sinnvoll? Sich nicht auf irgendwelche fingierten Gesetze zu berufen oder diese anzukündigen, sondern sich zuallererst an den "Störfaktor" selbst zu wenden und um Kooperation zu bitten, und das bitte zeitnah! Zum letzten Punkt möchte ich noch kurz etwas schreiben, bevor ich den Rest ausführe.
Mir ist bewusst, dass so viel zu dem gesamten Thema geschrieben wurde, dass es schwierig ist, das alles aufzuarbeiten. Allerdings gelingt es schließlich auch mir, obwohl ich länger abwesend war, nicht zeitgleich mitlesen konnte und ebenfalls einen Alltag außerhalb von Animexx zu bewältigen habe. Ich mache dem Team sicherlich keinen Vorwurf, wenn wenig Zeit neben anderen Verpflichtungen vorhanden ist, dennoch erachte ich das Zeitmanagement als zu kritisieren. Bevor man sich für so einen unentgeltlichen Job im HD entscheidet, muss man sich im Klaren sein, ob man die Zeit dafür aufbringen kann. In anderen Bereichen wie bei den IM ist das vielleicht weniger wichtig, doch gerade beim Helpdesk ist es klar, dass man zeitnah für Probleme zur Verfügung stehen muss. An dieser Stelle möchte ich mich abgemeldet anschließen: Es war erstens ungünstig, so spät zu reagieren, als die Sache für die meisten schon gegessen war und erst diese Aktion das "Opfer" wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte, zweitens hätte man schlichtweg wissen müssen, dass eine Welle von Ermahnungen entsprechenden Widerhall findet. Zu erwarten, alle würden das stillschweigend hinnehmen, ist, pardon, reichlich naiv. Mir ist auch schleierhaft, wie man mittlerweile noch überfordert sein kann, da doch auf Animexx weniger als früher los ist und es nicht mehr so viel zu tun gibt. Ist die Administration parallel dazu ebenfalls so extrem geschrumpft? Dann sollten mehr Stellen ausgeschrieben werden. Denn es gibt ja offensichlich auch Leute (wie Aurora-Silver), denen nicht einmal die Chance gegeben wird, mehr Aufgaben zu übernehmen. Durch das Vorgehen wurde viel mehr Aufwand provoziert, als nötig gewesen wäre. Mir kommt das hochgradig unprofessionell vor, weshalb ich darauf aufmerksam machen möchte, dass eine Intervention auch völlig ohne das Auspacken der Machtkeule möglich ist.
Im Sinne der Person, die sich angegriffen ("gemobbt") fühlte, wäre es angebracht gewesen, so schnell wie möglich zu reagieren und unter dem Aspekt eines guten Klimas erstmal darum zu bitten, dass der Eintrag für niemanden mehr einsehbar ist, wahlweise mit einem Hinweis an die Kommentatoren, dass hier - auch wenn nicht gegen Regeln verstoßen wird und niemand böse Absichten hat - eine Person sich verletzt und bedrängt fühlt. Dafür hätte es keiner Beratung im großen Teamkreis und diffusen Gesetzen bedurft, die erst drei Wochen später verabschiedet werden. Kann natürlich sein, dass keiner darauf reagiert, aber das ist nun einmal der erste Schritt. Bei einer Weigerung hätte man als Seitenbetreiber wenigstens irgendetwas gegen die angeblichen Mobber in der Hand gehabt. Es passt einfach nicht zusammen, wenn Animexx vormals selten in solchen Situationen eingriff und dann plötzlich Erzieher spielen will. Auf die Weise wirkt es nämlich so, als würde es überhaupt nicht um Hilfe für den Betroffenen gehen, doch ich will ja niemandem etwas unterstellen. Nachträglich zu bedauern, wie sich die Sache zu Ungunsten des Betroffenen entwickelt hat, erscheint mir absurd, weil es meines Erachtens absehbar war.
Ich fordere, obwohl das natürlich wünschenswert wäre, in erster Linie keine Entschuldigung, Aufklärung oder was auch immer von Animexx, sondern dass die hoffentlich kommende Reaktion nicht in einem weiteren unsinnigen Gesetz besteht und stattdessen in Zukunft mit solchen Situationen angemessen für beide Seiten umgegangen wird.
Meinungen jeder Art hierzu sind gern erwünscht. Ich lösche, blackliste oder helpdeske niemanden.