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Früchte des Zorns Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Der Frühling ist schön in Kalifornien. Täler, in denen die Obstblüten duftende rosa und weiße Wasser sind in einem seichten Meer. Dann fluten die ersten Ranken der Trauben, die an den knorrigen Weinstöcken schwellen, über die Stämme herab. Die vollen grünen Hügel sind wie Brüste, rund und weich. Und in der Ebene, im Gemüseland, gibt es meilenlange Reihen von blass grünem Salat, von kleinen Blumenkohlköpfen und von graugrünen unterirdischen Artischocken.
Und dann brechen die Blätter aus den Bäumen, und die Blüten fallen herab und bedecken die Erde mit einem Teppich aus Rosa und Weiß. Die Fruchtknollen schwellen an und wachsen und färben sich: Kirschen und Äpfel, Birnen und Pfirsiche. Feigen, deren Frucht die Blüte in sich schließt. Ganz Kalifornien gebiert, die Frucht wird schwer, die Äste biegen sich allmählich unter der Frucht, so dass sie mit Stöcken gestützt werden müssen.
Hinter dieser Fruchtbarkeit stehen Männer mit Verständnis, Wissen und Können, Männer, die mit Samen experimentieren und endlos neue Möglichkeiten für bessere Ernten entdecken an Pflanzen, deren Wurzeln den Millionen Feinden der Erde Widerstand leisten: den Maulwürfen, den Insekten, den Pilzen und dem Brand. Diese Männer arbeiten sorgfältig und unaufhaltsam, um den Samen, die Wurzeln zu verbessern. Und da sind die Chemiker, die die Bäume zum Schutz gegen die Seuchen bespritzen, die die Trauben einschwefeln, die Seuchen und Krankheiten, Fäulnis und Mehltau ausrotten. Doktoren der Präventivmedizin, Männer an den Grenzen, die nach Schädlingen suchen, nach der japanischen Fliege, Männer, die kranke Bäume in Quarantäne bringen und sie verbrennen, Männer von Wissen. Die Männer, die die jungen Bäume aufpfropfen, die kleinen Weinstöcke, sind die geschicktesten von allen, denn ihre Arbeit ist zart und fein wie die eines Chirurgen, und diese Männer müssen die Hände von Chirurgen haben und die Herzen von Chirurgen, um die Rinde aufzuritzen, den Pfropf einzusetzen, die Wunden zu verbinden und sie vor der Luft zu bewahren. Es sind große Männer.
Durch die Reihen gehen die Bauern, reißen das Frühlingsgras aus und graben es unter, damit die Erde fruchtbar wird, brechen den Boden, damit er das Wasser nahe an der Oberfläche hält, ziehen kleine Gräben zur Bewässerung, jäten das Unkraut aus, das sonst den Bäumen das Wasser wegtrinkt.
Und die ganze Zeit schwellen die Früchte, und die Blüten hängen in langen Dolden an den Weinstöcken herab. Und mit dem fortschreitenden Jahr kommt die Wärme, und die Blätter werden dunkelgrün. Die Pflaumen werden länglich wie kleine grüne Vogeleier, und die Äste senken sich unter der Last herab auf die Stöcke, die sie stützen. Und die harten kleinen Birnen nehmen Form an, und auf den Pfirsichen erscheint schon der Flaum. Die Rebenblüten werfen ihre winzigen Blätter ab, und die harten kleinen Perlen werden grüne Knöpfe, und die Knöpfe wachsen und werden schwer. Die Männer, die in den Feldern arbeiten, die Besitzer der kleinen Obstgärten, sehen zu und rechnen. Das Jahr ist reich und fruchtbar. Und die Männer sind stolz, denn mit ihrem Wissen können sie das Jahr reich und fruchtbar machen. Sie haben die Welt verändert mit ihrem Wissen. Der kurze, magere Weizen ist groß und produktiv geworden. Aus kleinen sauren Äpfeln haben sie pausbäckige, süße gemacht, und die alte Rebe, die zwischen den Bäumen wuchs und mit ihren winzigen Früchten die Vögel ernährte, hat tausend Abarten hervorgebracht, rote und schwarze, grüne und blassrosa, purpurrote und gelbe, und jede Abart hat ihren eigenen Geschmack. Die Männer, die auf den Versuchsfarmen arbeiten, haben neue Früchte geschaffen: Nektar-Pfirsiche und vierzig Arten von Pflaumen und Walnüsse mit papierdünnen Schalen. Und sie arbeiten, lesen aus, pfropfen, verändern, treiben sich selbst, treiben die Erde zur Produktion an.
Und die ersten Kirschen reifen. Anderthalb Cents das Pfund. Verdammt, dafür können wir sie ja nicht mal pflücken. Schwarze Kirschen und rote Kirschen, voll und süß, und die Vögel fressen die Hälfte einer jeden Kirsche, und die Wespen kriechen in die Löcher, die die Vögel gemacht haben. Und die Kerne fallen auf die Erde und trocknen mit den schwarzen Fetzen, die noch an ihnen hängen. Die roten Pflaumen werden weich und süß. Mein Gott, wir können sie nicht pflücken und trocknen und einschwefeln. Wir können keine Löhne zahlen, ganz gleich, was für Löhne. Und die roten Pflaumen fallen zur Erde und bedecken gleich einem Teppich den Boden. Erst schrumpft die Haut ein wenig, und Schwärme von Fliegen kommen und fressen sich an den Pflaumen satt, und das Tal ist erfüllt von dem Geruch süßer Fäulnis. Das Fleisch wird dunkel, und die Früchte schrumpfen auf der Erde ein.
Und die Birnen werden gelb und weich. Fünf Dollars die Tonne. Fünf Dollars für vierzig Fünfzig-Pfund-Kisten. Die Bäume beschnitten und bespritzt, die Obstgärten kultiviert - die Früchte gepflückt, in Kisten gepackt, auf Wagen geladen, zur Konservenfabrik gefahren - vierzig Kisten für fünf Dollars. Wir können's nicht. Und die gelben Früchte fallen schwer zu Boden und zerplatzen. Die Wespen graben sich in das weiche Fleisch, und es riecht nach Gärung und Fäulnis.
Dann die Trauben - wir können keinen guten Wein machen. Die Leute können keinen guten Wein kaufen. Rupft die Trauben von den Stöcken, gute Trauben, schlechte Trauben, angefressene Trauben. Presst die Stiele, presst den Dreck und das Faule.
Aber es ist Mehl und Ameisensäure in den Trögen.
Tut Schwefel hinein und Gerbsäure.
Der Geruch der Gärung ist nicht der reiche Duft des Weins, sondern der Geruch von Fäulnis und Chemikalien. Ganz egal. Jedenfalls ist Alkohol drin. Die Leute werden davon betrunken.
Die kleinen Farmer sehen, wie die Schulden auf sie zuschleichen, gleich einer Flut. Sie haben die Bäume gespritzt und die Ernte nicht verkauft, sie haben beschnitten und aufgepfropft und haben die Ernte nicht pflücken können. Und die Männer von Wissen haben gearbeitet, haben gerechnet und gespart, und die Früchte verrotten am Boden, und der faule Brei in den Weintrögen vergiftet die Luft. Und der Geschmack des Weines ist nicht der Duft der Trauben, sondern Schwefel, Gerbsäure und Alkohol.
Dieser kleine Obstgarten wird im nächsten Jahr einer großen Gesellschaft gehören, denn die Schulden haben den Besitzer erstickt.
Dieser Weingarten wird der Bank gehören. Nur die großen Besitzer bleiben am Leben, denn sie haben zugleich auch Konservenfabriken. Und vier geschälte und halbierte Birnen, gekocht und konserviert, kosten noch immer fünfzehn Cents. Und Konservenbirnen verderben nicht, sie halten jahrelang.
Die Fäulnis breitet sich aus über den ganzen Staat, und der süße Geruch ist eine große Sorge auf dem Land. Die Männer, die Bäume aufpfropfen und Samen groß und fruchtbar machen können, finden keine Möglichkeit, dass die hungernden Menschen das essen können, was sie gebaut haben. Menschen, die der Welt neue Früchte geschaffen haben, finden kein System, dass die Früchte gegessen werden können. Und der Misserfolg hängt wie eine große Sorge über dem Staat.
Die Arbeit der Wurzeln der Weinstöcke, der Bäume muss zerstört werden, damit die Preise hoch bleiben. Und das ist das Traurigste, Bitterste von allem. Wagenladungen von Orangen, die weggeworfen werden. Die Leute kamen meilenweit, um sich die Früchte zu holen, aber das darf natürlich nicht sein. Wie würden sie denn Orangen für zwanzig Cents das Dutzend kaufen, wenn sie bloß herauszufahren und sie aufzulesen brauchen? Und Männer mit Schläuchen spritzen Petroleum auf die Orangen und sind wütend über das Verbrechen, wütend über die Leute, die gekommen sind, um sich die Orangen zu holen. Eine Million Hungernde, die Obst brauchen - und über die goldenen Berge wird Petroleum gespritzt. Und der Geruch der Fäulnis erfüllt das Land. Sie verbrennen Kaffee als Feuerung in den Schiffen. Sie verbrennen Korn zur Heizung, denn es gibt ein gutes Feuer. Sie werfen Kartoffeln in die Flüsse und stellen an den Ufern Wachen auf, damit die hungrigen Leute sie nicht herausfischen können. Sie schlachten die Schweine und graben sie ein und lassen sie verfaulen und den Saft in die Erde sickern.
Es gibt Verbrechen hier, die nicht zu schildern sind. Es gibt hier Leid, das Tränen selbst nicht sprechen lassen können. Es gibt hier Misserfolg, der all unsere Bemühungen zunichte macht. Die fruchtbare Erde, die geraden Baumreihen, die starken Stämme und die reife Frucht. Und Kinder müssen sterben, weil die Orange ihren Profit nicht verlieren darf. Und die Leichenbeschauer müssen in den Totenschein schreiben: "Starb an Unterernährung", weil Nahrungsmittel verfaulen müssen.
Die Leute kommen mit Netzen, um die Kartoffeln aus dem Fluss zu fischen, aber die Wächter verbieten es ihnen. Sie kommen in ratternden Wagen, um sich Orangen zu holen, aber die Orangen sind mit Petroleum bespritzt. Und sie stehen still und sehen zu, wie die Kartoffeln vorbeischwimmen, hören die Schweine schreien, die in einem Graben geschlachtet und mit Ätzkalk bedeckt werden, sehen die Orangenberge zu einem Fäulnisbrei zusammensinken, und in den Augen der Hungernden steht ein wachsender Zorn. In den Herzen der Menschen wachsen die Früchte des Zorns und werden schwer, schwer und reif zur Ernte.

"Früchte des Zorns" von John Steinbeck

Von der Banalität des Bösen Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Der SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann war nach dem Ende des "Dritten Reiches" untergetaucht und Jahre später in einer spektakulären und nicht ganz legalen Aktion aus Argentinien entführt und in Israel 1961 vor Gericht gestellt worden. Hannah Arendt berichtete über diesen Prozess:

Gelegentlich bricht die Komik in das Grauen ein und bringt dann Geschichten hervor, an deren Wahrheit kaum zu zweifeln ist, deren makabere Lächerlichkeit aber alles übertrifft, was dem Surrealismus zu diesen Dingen je hätte einfallen können. Eine solche Geschichte erzählte Eichmann während des Polizeiverhörs über den Kommerzialrat Storfer aus Wien, einen der Vertreter der jüdischen Gemeinde, der, wie Eichmann meinte, ein ehrenwerter Mann, aber ein Pechvogel war. Eichmann hatte von Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz, ein Telegramm bekommen, dass Storfer ins Lager eingeliefert worden sei und dringend verlangt habe, ihn zu sehen.

"Und da hab ich mir gesagt: Gut, der Mann war immer ordentlich gewesen, man hat die ganzen Jahre schließlich und endlich, er für sich und ich in meiner Zentralstelle, jeder am Strang gezogen. Das lohnt sich mir, da fahre ich hin, da wollen wir mal sehen, was da los ist. Und bin auf dem Wege zu Ebner [dem damaligen Leiter der Wiener Gestapo], und Ebner sagte mir - ich erinnere mich heute nur dunkel -: Ja, sagte er, hätte er sich nicht so ungeschickt benommen, hier hat er sich versteckt gehalten und wollte flüchten, oder irgendetwas war da gewesen. Da haben die Beamten zugegriffen, haben ihn eingesperrt, ins Konzentrationslager gesteckt, nach dem Reichsführerbefehl, wer drin war, durfte nicht wieder heraus. Konnte nichts gemacht werden, weder ein Dr. Ebner noch ich, noch irgendjemand konnte da etwas machen. Konnte nicht rauskommen. Ich fuhr nach Auschwitz und sage - besuchte, suchte Höß auf - und sagte: Hier sitzt Storfer ein - 'Ja, er wurde einem Arbeitsblock zugeteilt.' Dann ist er geholt worden. Storfer, ja, dann war es ein normales menschliches Treffen gewesen. Er hat mir sein Leid geklagt. Ich habe gesagt: 'Ja, mein lieber guter Storfer, was haben wir denn da für ein Pech gehabt?' und habe ihm auch gesagt: 'Schauen Sie, ich kann Ihnen wirklich gar nicht helfen, denn auf Befehl des Reichsführers kann keiner Sie herausnehmen. Ich kann Sie nicht herausnehmen, Dr. Ebner kann Sie nicht herausnehmen. Ich hörte, dass Sie hier eine Dummheit gemacht haben, dass Sie sich versteckt hielten oder türmen wollten, was Sie doch gar nicht notwendig gehabt haben.' [Hiermit meinte Eichmann, dass jüdische Funktionäre nicht deportiert wurden.] Aber ich weiß nicht mehr, was mir darauf gesagt wurde. Und dann sagte mir Storfer - sagte ich ihm, wie es ihm geht - sagte er: Ja, er möchte doch bitten, ob er nicht arbeiten brauchte, es wäre Schwerarbeit, und dann hab ich dann Höß gesagt: Arbeiten braucht Storfer nicht. Sagte Höß: Hier muss aber jeder arbeiten. Da sag ich: Gut, sage ich, ich werde eine Aktennotiz anlegen, sagte ich, dass Storfer hier mit dem Besen (vor der Kommandatur war ein Garten, eine Gartenanlage), mit dem Besen die Kieswege in Ordnung hält. So kleine Kieswege waren dort, und dass er das Recht hat, sich jederzeit mit dem Besen auf eine der Bänke zu setzen. Sage ich: Ist das recht, Herr Storfer? Passt Ihnen das? Da war er sehr erfreut, und wir gaben uns die Hand, und dann hat er den Besen bekommen und hat sich auf die Bank gesetzt. Das war für mich eine große innere Freude gewesen, dass ich den Mann, mit dem ich so lange Jahre, den ich so lange Jahre zumindest sah - und man sprach."

Sechs Wochen nach diesem "normalen, menschlichen Treffen" war Storfer tot - offenbar wurde er nicht vergast, sondern erschossen.

"Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen" von Hannah Arendt

Man falls. Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Man does not change. He just returns to his human state. Man falls. Faithful retainers and saintly women fall. There is no way to avoid this, nor would an avoidance save man. Man lives, man falls. There is no convenient shortcut to salvation that exists outside of this. We do not fall because we have lost the war. We fall because we are human; we fall because we are alive.... Like man, Japan, too, must fall. It must redeem itself by falling to the very depths and there finding itself. Redemption through politics is but a surface phenomenon and of no value at all.

Still, it is not possible for man to fall eternally, it is not possible for him to hit rock bottom. The reason? In the face of hardship man cannot maintain a heart of steel. Man is pathetic, man is frail, and for this he is laughable. But he is just too weak to fall to the very bottom.

People have not changed, they have always been like this. The times have changed. The world. Its outer skin.

"Darakuron" von Sakaguchi Ango

Antonia S. Byatt: Kurzgeschichten Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Antonia S. Byatt
Stern- und Geisterstunden

Das war ein Zufallskauf unter Mängelexemplaren. Eine Sammlung von Kurzgeschichten.
Diesmal mache ich es anders. Eine Minimalbuchvorstellung. Ich fasse die jeweilige Handlung in einem Satz zusammen, dann wähle ich aus der Geschichte einen Satz als Zitat aus und anschließend noch irgendein Wort.

Der Juligeist
Inhalt: Jemand begegnet dem Geist eines Jungen, dessen Mutter ihn nicht sehen kann.
Zitat: "Der Junge, der in dem Baum saß, schien nicht nach einem Ball zu suchen."
Wort: Dauphinisierung

Der Tag an dem E. M. Forster starb
Inhalt: Eine Schriftstellerin entschließt sich, all ihre Romanideen in einem einzigen Werk zusammenzufassen, und begegnet einem paranoiden Mann.
Zitat: "Indem sein Werk nunmehr wahrhaftig in die Vergangenheit eingegangen war, konnte sie in gewissem Sinne darüber verfügen, stand es ihr zur Verfügung als etwas, wovon sie lernen konnte, war es offiziell beendet."
Wort: Motette

In der Luft
Inhalt: Eine dicke, paranoide Frau mit Hund begegnet beim Spaziergang einer blinden, mutigen Frau mit Hund.
Zitat: "Sie sah, wie sie unbeirrt weiterschritt, auf dem schmalen Grat zwischen Stürmen und unsichtbaren Abgründen unendlich schlimmerer Ängste, als es die ihren waren."
Wort: Paspel

Das Ding im Wald
Inhalt: Zwei kleine Mädchen treffen nach der Kriegsevakuierung im Wald auf ein Ding.
Zitat: "Schier endlos kam das Ding gekrochen, beugte und brach alles, was ihm in den Weg kam, samt den Büschen, doch den kräftigen Bäumen wich es aus und wand sich schwerfällig zwischen ihnen hindurch."
Wort: Zentifolien

Körperkunst
Inhalt: Die Geburtenstation einer Klinik soll verschönert und eine alte Sammlung archiviert werden, während eine dürre Kunststudentin kein Zuhause und der leitende Arzt kein Mitleid hat.
Zitat: "Es ist nicht schwer, menschlich zu sein, solange man sich dazu anhalten kann."
Wort: Bakelit

Frau aus Stein
Inhalt: Eine Frau wird allmählich zu Stein und folgt einem Bildhauer nach Island, um mit den Trollen zu tanzen.
Zitat: "Die menschliche Welt der Steine ist in organischen Metaphern gefangen wie die Fliege im Bernstein."
Wort: Luffagurke

Rohstoff
Inhalt: Jedes Jahr hält er einen Kurs für dilettantische Hobbyautoren ab, doch diesmal ist jemand dabei, der es versteht, darüber zu schreiben, wie man früher den Herd mit Ofenschwärze gereinigt hat.
Zitat: "Er hatte es aufgegeben, ihnen zu erklären, dass kreatives Schreiben nicht eine Form von Psychotherapie sei."
Wort: Kolportage

Das rosafarbene Band
Inhalt: Ein alter Mann kümmert sich um seine Frau, die ihn nicht mehr erkennt, bis eines Abends eine junge Dame im roten Kleid vor seiner Tür steht.
Zitat: "Und sie küssten sich, mit Ruß auf der Zunge und mit der brennenden Stadt in ihren Lungen."
Wort: Amnion

Wegen eines Bissen Brotes Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

In seinem autobiografischen Werk beschreibt Elie Wiesel, wie er am Ende des Zweiten Weltkrieges mit hundert anderen Juden in einem Güterwaggon von einem Konzentrationslager in ein anderes verfrachtet wurde.

Wir erhielten keinen Proviant. Statt von Brot lebten wir von Schnee. Die Tage glichen den Nächten, und die Nächte ließen in unseren Seelen die Hefe ihrer Finsternis zurück. Der Zug fuhr langsam, hielt oft einige Stunden und fuhr dann weiter. Es schneite ununterbrochen. Tage und Nächte hindurch hockten wir wortlos aufeinander. Wir waren nur noch ausgekühlte Körper. Mit geschlossenen Lidern warteten wir nur auf den nächsten Halt, um unsere Toten ausladen zu können.

Zehn Tage, zehn Nächte Reise. Manchmal, meist morgens, fuhren wir durch deutsche Ortschaften. Arbeiter blieben auf dem Weg zur Arbeit stehen und blickten uns kaum verwundert nach.
Als wir einmal anhielten, zog ein Arbeiter ein Stück Brot aus seinem Brotbeutel und warf es in einen Wagen, was einen Aufruhr verursachte. Dutzende von Ausgehungerten brachten sich gegenseitig für ein paar Krumen um. Gebannt schauten die deutschen Arbeiter diesem Schauspiel zu.

In dem Viehwagen, in den das Stück Brot gefallen war, entstand eine wahre Schlacht. Man stürzte aufeinander los, trat, zerfleischte und zerbiss sich gegenseitig - entfesselte Raubtiere mit hassverzerrtem Blick, denen eine plötzliche, ungewöhnliche Lebenskraft Zähne und Klauen gewetzt hatte.
Eine Schar von Arbeitern und Gaffern lief am Zug zusammen. Vermutlich hatten sie noch nie einen derartigen Güterzug gesehen. Bald flogen an vielen Stellen Brotstücke in die Waggons, und die Zuschauer schauten den ausgemergelten Gestalten zu, die wegen eines Bissen Brotes einander den Garaus machten.

Jahre später wohnte ich in Aden einem ähnlichen Schauspiel bei. Die Passagiere unseres Schiffes belustigten sich damit, den "Eingeborenen" Münzen ins Wasser zu werfen, nach denen diese tauchten. Eine aristokratisch aussehende Pariserin empfand besonderes Vergnügen bei diesem Spiel. Plötzlich sah ich zwei Kinder, die sich auf Leben und Tod balgten, wobei das eine das andere zu erdrosseln suchte.
"Ich flehe Sie an, gnädige Frau, werfen Sie keine Münzen mehr hinunter!", bat ich die Dame.
"Warum denn nicht?", antwortete sie. "Ich tue gern Gutes."

"Die Nacht" von Elie Wiesel

Das letzte Einhorn Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Ein Geschöpf von ursprünglicher Anmut verlässt seinen in ewigem Frühling blühenden Fliederwald, begibt sich auf die Landstraße, dringt in die Zeit, um das Schicksal seiner entschwundenen Artgenossen zu erkunden. Auf der abenteuerlichen Expedition wird es begleitet von Schmendrick, einem drittklassigen Zauberer, und von Molly Grue, der ehemaligen Lagergefährtin eines verhinderten Edelräubers. Das seltsame Trio muss bald erkennen, dass die Erkundungsfahrt nicht ohne Kampf und äußerste Gefahr beendet werden kann. Es gilt, dem Roten Stier zu begegnen, der unter König Haggards verfluchtem Schloss haust.

Peter S. Beagle
Das letzte Einhorn

Die Handlung dieser Geschichte werde ich kaum jemals vergessen, da ich den Trickfilm dazu oft genug in meiner Kindheit sah. Doch das Buch hat einiges mehr zu bieten. Das ist nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen. Bei Harry Potter etwa ist es allein die Masse an Informationen, die man nicht alle in den Filmen unterbringen könnte. Dazu gibt es noch kleine Veränderungen wie die Augenfarbe von Harry, die Augenfarbe seiner Mutter, die je nach Schauspielerin wechselt, oder andere Kleinigkeiten wie die unsinnige Reihenfolge beim Aufruf des Sprechenden Hutes im ersten Teil. Dennoch kann man zusammenfassen, dass es hier an Handlung und Darstellung mangelt, nicht am Stil, denn der Stil von Rowling ist eher einfach; sie glänzt vielmehr durch ihre Ideen, insofern sie sich nicht in ihnen verstrickt. Hier hat die Filmreihe nahezu alles richtig gemacht. Es gibt andere Beispiele, bei denen ein Film noch viel mehr aus der Vorlage herausholt, wie etwa bei Twilight: Grenzt die Geschichte zwar häufig an Lächerlichkeit, so muss man der Filmumsetzung dennoch Respekt zollen, kennt man die unfassbar schlechte Vorlage.
Zurück zu Das letzte Einhorn: Während des Lesens schwebten mir unentwegt die Bilder des Trickfilmes vor, das stimmt. Vor allem hatte ich die Synchronisation bei nahezu jeder Aussage im Ohr. Die Dialoge gleichen einander sehr, sind oftmals identisch, wovon ich wirklich angetan bin. Mit einer gewissen Wehmut hinterließen diese innerlich gehörten Stimmen bei mir sogar eine stärkere melancholische Wirkung beim Lesen als damals beim Sehen. Ein Unterschied im Film besteht in einer Vereinfachung der Handlung, also wiederum darin, dass nicht alle Informationen vermittelt werden. Zum Zweiten allerdings, was viel wichtiger ist und dem Film einige Minuspunkte einbringt: Man erahnt nicht den sehr lyrischen Stil und die starke Metaphorik der Buchvorlage.

Dass die Ereignisse im Film vereinfacht wurden, stellt für mich kein Problem dar. Schmendrick wird dort beispielsweise von Banditen entführt, als man ihn in seinem Versteck entdeckt; er führt nicht die Bürger eines Dorfes an der Nase herum wie im Buch, sodass seine Entführung ein Resultat seiner Handlung ist. Aber ich hätte mir gewünscht zu erfahren, dass er durch einen Bann seines Meisters gar nicht altern kann, bis er seine wahre Kraft gefunden hat. Das ist ein wichtiger Teil seiner Charakterisierung. Im Film will er einfach nur ein echter Zauberer werden. Das Buch hat sich hier für ihn viel mehr ausgedacht.
Das merkt man auch an einer seiner ersten Aussagen zum Einhorn, als dieses noch bei Mommy Fortuna gefangen gehalten wird und sich abfällig über ihn äußert; da entgegnet er:

"Selten der Mann, den man für das hält, was er wirklich ist. Die Welt steckt voller Fehlurteile. Ich aber habe auf den ersten Blick erkannt, dass du ein Einhorn bist, und ich bin mir gewiss, dein Freund zu sein. Und dennoch hältst du mich für einen Clown, einen Hanswurst, einen Verräter, und wenn du mich so siehst, muss ich auch einer sein. Der Bann, der auf dir liegt, ist nur ein Truggespinst und wird sich in Nichts auflösen, sobald du wieder frei bist, die Larve aber, die du mir aus Vorurteil aufgesetzt hast, die muss ich in deinen Augen für alle Zeiten tragen. Wir sind nicht immer, was wir scheinen, und selten nur, was wir erträumen. Aber irgendwo habe ich gehört und gelesen, dass vor langer, langer Zeit Einhörner wohl zu unterscheiden wussten zwischen lachendem Mund und Herzeleid, Hirngespinst und Wirklichkeit."

In filmischen Umsetzungen begegnet es mir immer wieder, dass auf sämtliche Metaphorik fast gänzlich verzichtet wird, als handelte es sich nur um nutzlosen Anhang; Ballast, den man abwerfen darf. Behindert es die Handlung denn zu sehr, eine solche längere Aussage einzubinden? Für mich jedenfalls ist gerade so etwas ein kleines Highlight.
Später im Wald lässt Schmendrick seiner Magie zum ersten Mal freien Lauf und beschwört eine Illusion von Robin Hood und seinen Gefährten herauf, die den Räubern den Kopf verdreht. Captain Cully spricht zu Molly Grue:

"Robin Hood ist eine Mythe, ein klassisches Beispiel der Heldengestalt im Volkslied, die sich aus zwingenden Gründen gebildet hat. Die Menschen brauchen Helden, die sie aus ihren Nöten befreien oder sie diese vergessen lassen. Um ein Korn von Wahrheit herum bildet sich eine Legende, wie bei einer Perle."

Sie antwortet ihm:

"Nein, du siehst alles verkehrt. Du, ich, wir alle, uns gibt es gar nicht. Robin und Marian sind Wirklichkeit, und wir sind die Legende!"

Meine liebste Aussage stammt gegen Ende von dem Schädel, der auf Haggards Befehl den Eingang zur Höhle des Roten Stiers bewacht. Um dorthin zu gelangen, muss man durch die kaputte Uhr gehen, sobald sie die richtige Zeit anzeigt. Allerdings gibt es diese richtige Zeit nicht, die Uhr schlägt die Stunden, wie sie will. Der Schädel erklärt dem Zauberer hierzu:

"Ruf dir ins Gedächtnis, was ich über Zeit gesagt habe. Als ich noch lebte, glaube ich - so wie du jetzt -, Zeit sei zumindest so fest und real wie ich selbst, womöglich noch mehr. Ich sagte 'ein Uhr', als ob ich es sehen, und 'Montag', als ob ich es auf einer Landkarte finden könnte. Ich ließ mich jagen, von Minute zu Minute, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr ließ ich mich jagen, so als bewegte ich mich von einem Ort an einen anderen. Wie alle Menschen lebte ich in einem Haus, das aus Sekunden und Minuten, aus Wochenenden und Neujahrstagen erbaut war, und ich traute mich nie hinaus, bis ich starb; denn eine andere Tür gab es für mich nicht. Heute weiß ich, dass ich durch die Mauern hätte gehen können. [...]
Die Uhr wird nie die richtige Stunde schlagen. Haggard hat ihr Werk vor langer Zeit ruiniert, als er eines Tages versuchte, die Zeit festzuhalten, als sie vorüberschwang. Doch das Wichtigste, was es zu verstehen gilt, ist: Es kommt nicht darauf an, ob die Uhr demnächst zehnmal schlägt, oder sieben, oder fünfzehn Uhr. Man kann seine eigene Zeit schlagen und mit dem Zählen anfangen, wo man will. Wenn man das verstanden hat, dann ist jede Stunde für dich die richtige."

Moderne Märchen und Fantasy sind nicht unbedingt mein Wunschthema, wenn sie auf dieser Ebene bleiben. Das letzte Einhorn reiht sich für mich jedoch bei Lindgrens Mio, mein Mio ein oder Michael Endes Momo, da es von einer ähnlichen Atmosphäre geprägt ist und nicht auf dieser oberen Ebene der bloßen Fantasieerzählung bleibt. Wenn der Stil selbst einen tieferen Sinn vermittelt und jede Handlung, jede Figur von einer Metaphorik begleitet ist, dann wird es für mich zu einem kleinen literarischen Kunstwerk.

André Gide: Uns nährt die Erde Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

"Mein Buch lehre dich: Mehr mit dir selbst als mit ihm dich zu beschäftigen - und mit allem anderen mehr als mit dir."

"Wahnwitzige Krankheiten gibt es:
Wen sie befallen, will, was er nicht hat.
-
Auch wir, sprachen sie, auch wir werden die klägliche Langeweile unserer Seelen erleben müssen!"

"Begehre niemals, Nathanael, die Wasser der Vergangenheit wieder zu kosten.
Nathanael, suche niemals, in der Zukunft die Vergangenheit wiederzufinden. Ergreife jedes Augenblickes unvergleichliche Neuheit und bereite dir nicht deine Freuden - wisse, dass am vorbereiteten Ort Freude anderer Art dich überraschen wird.
Wie konntest du nicht begreifen, dass alles Glück Begegnung ist und sich jeden Augenblick wie der Bettler am Wege vor dich hinstellt. Du Ärmster, wenn du wähnst, dein Glück sei tot, weil du nicht solcherart dein Glück dir erträumt hattest - und weil du's nicht annehmen willst, es entspreche denn jenem deinem Wunsche.
Lust bringt der Traum von morgen - aber die Lust von morgen ist eine andere -, und nichts zum Glück gleicht dem Traumbild, das man sich davon gemacht hat, denn neu und anders ist die Bedeutung eines jeden."

"Ich kann Gott so wenig Dank wissen dafür, dass er mich geschaffen hat, als ich es ihm nachtragen könnte, dass ich nicht wäre - wenn ich nicht wäre."

André Gide
Uns nährt die Erde

Eine langweilige Erzählung, in dreifacher Hinsicht. Erstens handelt sie von den Sinnesfreuden, vom Sinn des Lebens, von der Langeweile der Seele und Sinnlosigkeit des Daseins. Zweitens ist dieses Thema, ohne dass es eine fortschreitende Handlung neben all den Gedanken gäbe, sehr langwierig und auschweifend erzählt. Drittens liest sich das alles für mich auch ziemlich langweilig.
André Gide meint im Vorwort, sein Buch sei nicht gut aufgenommen oder überhaupt groß rezipiert worden. Offenbar hat sich kaum jemand anfangs dafür interessiert, was ich leider verstehen kann. Auf mich wirkt es zuerst wie eine Aneinanderreihung von pathetischen Gedanken, danach übergehend in Balladen, alles durchsetzt von Verweisen auf historische oder mythische Figuren, und irgendwann scheint es nur noch ein Reisebericht mit überquellenden Landschaftsbeschreibungen von Italien, Afrika, dem arabischen Raum zu sein. Irgendwo zwischen dem ganzen schwülstigen Gerede taucht immer wieder eine gegensätzlich deutbare Moral auf, mit der sich der Erzähler an Nathanael wendet, um sich selbst zu belehren und vielleicht auch diesem eine Richtung zu weisen. Beim Lesen wohnt man endlosen Ausschweifungen bei, doch betont Gide im Vorwort, dass sein Werk stattdessen ein "Lobpreis der Entsagung" sei. Also schauen wir nochmal genauer hin.

Die Erzählstruktur, die Thematiken, das Pathos, die Metaphern des Einstiegs erinnern alle ein wenig an Nietzsches Also sprach Zarathustra. Gide hat dieses Werk zum Zeitpunkt des Verfassens von Uns nährt die Erde nicht gekannt. Später jedoch verehrte er Nietzsche regelrecht und entdeckte im Zarathustra die gleichen grundlegenden Aussagen, die er selbst verdeutlichen wollte; obwohl er einräumt, Nietzsche sei das mit Zarathustra in absoluter Vollendung gelungen, im Gegensatz zu dem eher unausgereiften Jugendwerk von Gide. Wir haben hier demnach ein ähnliches Fundament und tatsächlich ähnelt sich auch der Stil am Anfang sehr, bloß dass Uns nährt die Erde ein religiöseres Vokabular und einen stärkeren Gottesbezug aufweist. Dieser Eindruck bzw. der Vergleich, den man hier ziehen könnte, verschwindet allerdings vollends, sobald es in den Reisebericht übergeht.

Man merkt Gide an, dass er all diese Orte, von denen er erzählt, selbst besucht hat; dass er sich offenbar Ausschweifungen hingab und diese Erinnerungen in seinem Werk festhielt. Hier ähnelt er eher jenen beiden französischen Autoren, die gern mit ihm auf einer Ebene genannt werden: Paul Valéry und Marcel Proust.
Bevor Gide Uns nährt die Erde schrieb, traf er in Algerien auf Oscar Wilde (in Begleitung von Alfred Douglas), der ihm offenbar die Scheu vor der Auslebung seiner homosexuellen Neigungen nahm. Das Büchlein Die Ringeltaube ist ein Resultat von Gides beginnender Offenheit mit diesem heiklen Thema. Man entdeckt diese Tendenzen auch in Uns nährt die Erde, einen freizügigeren Umgang mit dem Laster und der Achtsamkeit.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es schwierig, ausschließlich etwas Negatives in den beschriebenen Ausschweifungen zu sehen. Mir fiel beim Lesen zuerst der bekannte Auszug aus Henry David Thoreaus Walden ein: "Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben und nur den wesentlichsten Dingen des Lebens gegenüberstehen. Ich wollte versuchen, ob ich nicht seine Weisheiten empfangen könnte, damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, dass ich gar nicht gelebt hatte. [...] Intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen. Hart und spartanisch wollte ich leben, um alles auszurotten, was nicht Leben war [...]" Ähnlich wie bei Thoreau ist das absolute, wohlüberlegte Leben doppelt deutbar. In Walden ist es die Zurückgezogenheit, weltabgewandt und fern von allen Lastern; bei Uns nährt die Erde ist es das genaue Gegenteil, immer in Bewegung, immer in Kontakt mit verschiedenen Menschen. Beides scheint mir aber richtig zu sein, beides ist Bejahung und Auskosten des Lebens.

Getrübt wird dieser Eindruck von der stilistischen Gestaltung bei Gide. Die Metaphern sind sehr neuartig, klingen fremd, außergewöhnlich. Die Worte graben in "röchelnde Erde" und "Bäume schreien mit all ihren Blättern". Es gibt viele Widersprüche, in denen eigentlich positive Beschreibungen einen negativen Nachgeschmack erhalten. Das Blau des Himmels ist strahlend und frei und durchbohrt den durchscheinenden Leib. Das Lachen der Menschen lässt die Ohren ertauben. Ein zuckriger Geschmack von frischen roten Früchten krallt sich in den Rachen wie Säure. Der an einen Reisebericht erinnernde Text wird immer wieder von solchen Beschreibungen regelrecht zerschnitten. Gide spricht in seinem Vorwort zur deutschen Ausgabe die Übersetzung an, die stark vom Französischen abweichen soll und daher mit neuen Bildern arbeitet, die nicht übertragbar waren. Er empfiehlt sogar, man solle für weitere Übersetzungen die deutsche Ausgabe zu Rate ziehen. Dieser widersprüchliche Stil zeigt am besten den negativen Ton der Ausschweifungen, die unter diesem Aspekt eher an Dorian Gray zu gemahnen scheinen.

Zum Schluss findet sich in dem letzten Hinweis an Nathanael eine Aufforderung, dieses Buch nun, nachdem man es gelesen hat, wegzuwerfen. Obwohl es ein paar interessante Aspekte hat, sollte man es vielleicht von Beginn an nicht in die Hand nehmen.

André Gide: Paludes Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

"Paludes, das ist die Geschichte des neutralen Bodens, desjenigen, der jedermann gehört ... oder besser: des normalen Menschen, desjenigen, mit dem jeder anfängt - die Geschichte der dritten Person, derjenigen, von der man spricht - die in jedem von uns lebt und die nicht mit uns stirbt. Bei Virgil heißt er Tityrus - und es heißt dort ausdrücklich, dass er liegt - 'Tityre recubans'. - Paludes, das ist die Geschichte des liegenden Menschen."
"Ach so, ich dachte, es sei die Geschichte eines Sumpfes."

André Gide
Paludes

Es ist ein Buch über das Buch Paludes, welches von Tityrus erzählt, der angeln will, ohne etwas zu fangen, ohne etwas fangen zu dürfen; über Tityrus, der den Sumpf betrachtet. Ist sein Autor histrionisch, selbstverliebt, unsicher, faul?
Es ist die Parodie auf einen Schreiber, der den ganzen Tag nichts zu tun hat, außer ein extrem nichtssagendes Werk zu verfassen und sinnlose Listen zu führen. Auf diesen Listen stehen seine Vorhaben für den Tag, zum Beispiel:

- Am Abend versuchen, über Brücke xy zu laufen
- Seine Empfindungen mannigfaltig machen
- Hoffen, dass ich Darwin zu Ende lese

Da steht nicht als Vorsatz: "Darwin zu Ende lesen", sondern "hoffen", das man es tut.
Diese Listen sind Rechtfertigung für ... ja, wofür eigentlich? Für Prokrastination?

"Das Merkbuch hat doch sein Gutes, dachte ich, denn wenn ich für heute morgen nicht aufgeschrieben hätte, was ich tun sollte, hätte ich es vergessen und mich nicht freuen können, dass ich es nicht getan habe."

An vielen Stellen ist Paludes voller trockenem Humor. Am amüsantesten tritt Angèle auf, eine Freundin des Erzählers. Sie wirkt interessiert am Schaffen und Schreiben und sogar an diesem neuartigen, unverständlichen Werk. Gleichzeitig scheint sie immer verschmitzt. Sie lädt den Erzähler zu einem Literaturabend ein, mit vielen anderen Intellektuellen. Er könnte ja etwas aus Paludes vortragen oder eines seiner belanglosen Gedichte:

Spaziergang

Wir sind durch die Heide gegangen.
Gott, erhöre doch unser Verlangen!
Wir irrten über die Heide weit,
Und als der Abend niedersank,
Da suchten wir nach einer Bank,
So groß war unsre Müdigkeit.

Seine geistigen Ergüsse wären natürlich alle etwas für Paludes und wer das nicht gut findet, der hat es nicht verstanden; der hat nicht verstanden, dass es nicht darum geht, ein Werk gut, sondern sich selbst darin zu finden, denn "ein Buch ist immer eine gemeinsame Arbeit". So oder so ähnlich wäre die unsichere, rechtfertigende Antwort des Schreiberlings.
Angèle sagt es nicht offen, aber es ist, als suchte sie nur nach einer lustigen Abendgestaltung. Ihre ersten Worte auf Paludes waren: "Ich fürchte, ihre Geschichte ist ein wenig langweilig."
Aber es geht nicht darum, ob das langweilig ist, sondern darum, dass man in der Langwierigkeit das Wollen erkennt und niemand sollte sich mit sinnvollen Tätigkeiten beschäftigen müssen. Oder so ähnlich. Tatsächlich scheint sich der Schreiber selbst nicht ganz im Klaren, was er eigentlich ausdrücken will.
André Gide war sich sehr wohl im Klaren, was er darstellen wollte: Ohne zu ahnen, worauf ich mich einlasse, erkannte ich in Paludes eine sehr witzige Satire. Sie ist gleichzeitig subtil und übertrieben und absurd.
"Er sieht aus wie ein Grinsilator." - Ja, so kam ich mir manchmal beim Lesen auch vor. Ob man nun den Intellektuellen beiwohnt, die vor dem Betreten der Räumlichkeiten von Angèles Zusammenkunft im Treppenhaus sitzen und Zettel mit ihren geistigen Ergüssen austauschen, auf denen irgendwie genau das Gleiche und irgendwie genau das Gegenteil steht. Oder ob man den verworrenen, sich ständig wiederholenden Überlegungen des Schreiberlings folgt. Seine Gedanken wirken auf jeden Fall echt, gerade durch die wirre Redundanz, manchmal sind sie auch regelrecht lyrisch.

Gehst du hinaus, gib acht! auf was?
Doch schlimmer noch, du bleibst am Ort.
Der Tod ist nah - ist überall,
Er nimmt dich mit und sagt kein Wort.

Es geht um Langeweile, sinnloses Handeln, ewiges Wiederholen. Offenbar kann sich der Schreiber diesen Müßiggang leisten, er hat sogar einen Diener. Er legt sich schlafen, ihm fällt etwas zu Paludes ein, er nimmt einen Zettel, schreibt etwas Nichtssagendes darauf, legt sich wieder hin. Dann fällt ihm wieder etwas ein, ähnlich bedeutungslos, ein zweiter Zettel. Er liegt, er steht wieder auf, nimmt einen dritten Zettel und .....
........................................................................................ hat vergessen, was er schreiben wollte.
 

Am Ende gibt es eine Seite für ein:

Verzeichnis
der bemerkenswertesten Sätze
aus Paludes

Seite 57     Er sagte: "Siehe da! Du arbeitest?"
Seite 113   Bis zum Ende muss man alle Ideen weiterschleppen, die man einmal aufgehoben hat.
Seite *

*Aus Achtung vor der Idiosynkrasie jedes einzelnen überlassen wir es dem Leser, diese Seite vollends auszufüllen.

Das fand ich so sympathisch, dass ich hinzufügte (obwohl ich das sonst niemals tue, allerdings mit Bleistift):

Seite 37     [...] wenn ein Philosoph einem antwortet, versteht man überhaupt nicht mehr, was man ihn gefragt hatte.

Monsieur Teste: Ein Ideenungeheuer Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Paul Valéry
Monsieur Teste

"Dummheit ist nicht meine Stärke."

So beginnt der Unbekannte seine Gedanken über sich selbst und Monsieur Teste.
Die Idee erschließt sich leicht von selbst beim Lesen: Der Monsieur soll gänzlich dargestellt werden, in jedem Abschnitt aus anderer Perspektive und versehen mit einem anderen Stil. Die erste Person sieht den Monsieur Teste in der Oper. Die zweite Person schreibt ihm einen Brief, nachdem sie ihm auf einer Fahrt begegnete. Die dritte Person ist die Frau des Monsieurs, die in einem Brief dem zweiten Unbekannten antwortet. Die vierte Perspektive ist die Sicht des Monsieurs selbst, in ungeordneten aphoristischen Fragmenten, als habe man seine Notizen eingesammelt.
Dies alles geschieht wortgewandt und teils unabhängig von der Darstellung des merkwürdigen Monsieur Teste, denn es ist nicht eigentlich seine Figur, die im Fokus steht, sondern es sind die Assoziationen seiner Betrachter. Interessant sind deshalb eher die ersten beiden Herren, die in ihren Gedanken und Persönlichkeiten kaum verschieden scheinen. Wir folgen ihren Gedankenketten, die nur eines Monsieur Teste als Anstoß bedurften.

"Was sie ein höheres Wesen nennen, ist ein Wesen, das sich getäuscht hat. Um über dieses zu erstaunen, muss man es sehen - und um es zu sehen, muss es sich zeigen. Und es zeigt mir, dass es der einfältigen Besessenheit von seinem Namen verfallen ist. So ist jeder große Mann von einem Irrtum befleckt. Jeder Geist, den man gewaltig findet, beginnt mit dem Fehltritt, der ihn bekannt macht."

"Früher - es mag zwanzig Jahre her sein - war mir jede überdurchschnittliche, von einem anderen vollbrachte Tat eine persönliche Niederlage. In der Vergangenheit erschaute ich Ideen, die man mir gestohlen hatte! Welche Torheit! ... Zu denken, das unser eigenes Bild uns nicht gleichgültig ist!"

"Mein schlechtes Gewissen rät mir bisweilen, sie anzuschuldigen, um mich zu verteidigen. Es raunt mir zu, dass nur jene, die nichts suchen, der Dunkelheit nie begegnen, und dass man den Leuten nur das vorsetzen darf, was sie schon wissen."

"Ich misstraue allen Worten, denn die geringste Überlegung erweist es als sinnlos, darauf zu trauen. Ich bin, leider, soweit gekommen, die Worte, auf denen man so unbekümmert die Weite eines Gedankens überquert, leichten Brettern über einem Abgrund zu vergleichen, die wohl den Übergang, nicht aber ein Verweilen aushalten. Der vorwärts eilende Mensch benützt sie leihweise und macht, dass er weiterkommt, doch falls er nur im mindesten darauf verharrt, so zerbricht das bisschen Zeit sie und das Ganze verschwindet in der Tiefe. Wer sich beeilt, hat begriffen; nur nicht verweilen: man fände bald heraus, dass die klarsten Wortgespinste aus dunklen Ausdrücken gewoben sind."

Die Gedanken des Monsieur Teste hingegen wirken wirr und unverständlich.

Aus seinem Logbuch:
"Anderer, mein Zerrbild, mein Vorbild, beides.
Anderer, den ich gerade im Schweigen töte; den ich verbrenne vor der Nase meiner-Seele!
Und ich! Ich, das ich zerreiße und das ich mit seiner eigenen immer wiedergekäuten Substanz nähre, der einzigen Nahrung, damit es wachse!
Anderer, den ich als Schwachen liebe, den ich vergöttere und einsauge, wenn du stark bist - ich habe dich lieber klug und tatlos ... es sei denn (Seltenheit!) und bis dass - vielleicht - ein anderes Selbst erschiene - eine klare bestimmte Antwort ... Was bedeutet bis dahin alles andere!"

Paul Valéry arbeitete lange Zeit weiter an der Grundidee, an seinem Ideenungeheuer, wie er es nannte. Zur Ergänzung erschuf er weitere und weitere Perspektiven. Das Konzept konnte beliebig fortgesetzt oder eingeschränkt werden, ohne dass jenes Fundament verloren ging. Allerdings sind alle diese Sichtweisen nur auf die Innenschau gerichtet; es gibt keine Handlung. Das Ideenungeheuer ist nur eine Möglichkeit und gleichzeitig eine Unmöglichkeit. Mit dem Versuch beeinflusste Valéry zahlreiche Schriftsteller nach ihm und neben ihm.
Ein Werk entstünde nicht durch den Autor allein, sondern in Zusammenarbeit mit dem Leser, der etwas darin erkennt. Darum erschuf Huysman ebenso den Monsieur Teste von Valéry, wie jener an den Werken von André Gide mitwirkte. So ist jedes Wort das Resultat eines gemeinsamen Ideenungeheuers.

Astrid Lindgren: Zwei Brüder und ein Tagebuch Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Astrid Lindgren
Die Brüder Löwenherz

Nangilima, so nannte sich früher eine Freundin von mir. Ich kannte damals dieses Buch noch nicht und ich bereue es ein wenig, dass ich es nicht in meiner Kindheit las. Damals mochte ich Pippi Langstrumpf ungemein und noch lieber Mio, mein Mio. Letzteres ist wahrscheinlich heute noch mein Lieblingskinderbuch; ich mochte die Ideen, es hinterließ ein so trostloses, geheimnisvolles Gefühl. Ich malte mir aus, Mio sei gleich zu Beginn des Buches draußen in der Nacht gestorben und alles danach nur Traumgespinst. Das war bloß meine Vorstellung, doch Die Brüder Löwenherz beschäftigt sich genau mit dieser Idee.

Nangijala, das Land hinter dem Tod, so möchte ich es nennen. Und Nangilima, das Land hinter dem Nichts?
Die Brüder Löwenherz ist ein schönes, ein trauriges Buch, aber vor allem: kein eindeutiges. Es hat mich am Anfang mit Achtung erfüllt, weil hier, in einem Kinderbuch, das Thema Tod so offen angesprochen wurde; wo wir den Tod an so vielen Stellen aus unserer Gesellschaft verbannt haben und uns nicht mehr damit konfrontieren. Andererseits hat es mich zweifeln lassen, weil der Trost hierfür aus Märchen, gefühlten Lügen, zu bestehen schien. Diese Lügen stellten sich dann als Wahrheit heraus. Soll man es verurteilen, einem Kind vom Jenseits zu erzählen, damit es keine Angst hat? Am Ende war ich sogar leicht bedrückt, weil ich mich fragte, ob dieses Buch denn zum Selbstmord einlädt ...

Aber was geschieht eigentlich in Die Brüder Löwenherz? Es handelt von Mut und Angst, von Stärke und Schwäche und von der Gutmütigkeit und Liebe zweier unterschiedlicher Brüder. Und es handelt vom Tod.
Mittlerweile glaube ich, dass es nicht um Selbstmord geht. Jonathan wollte seinen Bruder am Anfang schützen, nicht mit ihm gemeinsam sterben. Und Krümel tat nichts, um ihm zu folgen. Er war nur zuversichtlich, seinen Bruder wiederzusehen und sich nicht fürchten zu müssen. Der Schritt, den die Brüder zum Schluss gemeinsam taten, geschah nicht in der Realität, nicht zur Beendigung ihres Lebens, sondern in einem Land hinter dem Tod. Was endet, ist der Schmerz. Was weitergeht, ist das Leben.

Was glaubst du, was wird nach deinem Tod kommen? Nichts, werden viele sagen. Aber doch, da gibt es etwas. Menschen erinnern sich. Menschen haben sich durch uns verändert. Welleneffekt. Die beiden Brüder waren tapfer, so lange sie konnten, im Kampf und in ihrer Hilfestellung, sie hinterließen etwas. Darum ist es am Ende auch in Ordnung, zu gehen. Das zumindest ist die Botschaft, die ich darin sehe.

Astrid Lindgren schrieb diese Geschichte 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor kurzem las ich ihre, man könnte schon sagen, Kriegstagebücher.
 

Die Menschheit hat den Verstand verloren
Tagebücher 1939 - 1945

In diesen Aufzeichnungen tritt immer wieder ihr Unverständnis hervor, warum so etwas geschieht und wie erschreckend die Vorstellung ist, dass Kinder mit solchen Erfahrungen aufwachsen. Man kann niemals alt genug dafür sein, aber leider auch nie zu jung.

"[...] ich erinnere mich, dass ich dachte, wenn es noch einmal einen Krieg geben und Schweden daran teilnehmen würde, ich auf Knien zur Regierung rutschen und sie beschwören würde, die Hölle nicht losbrechen zu lassen. Lars würde ich selber erschießen, dachte ich, lieber das, als ihn in den Krieg ziehen zu lassen. Wie müssen sie leiden, die Mütter auf diesem wahnsinnigen Erdball. [...] Die, die ihr Leben bereits im Krieg verloren haben, sind womöglich die Glücklicheren."

Assoziationen sind merkwürdig. Mir fielen hierbei die Htoo-Zwillinge ein bzw. das berühmte Foto, das Weerawong von ihnen schoss. Kindersoldaten, die aussehen, als wären sie 50 Jahre älter.


Welt: Was aus Birmas berühmten Kindersoldaten wurde

"Möge, möge, möge es jetzt bald ein Ende haben, jedenfalls mit dem Blutvergießen, dann kommt ja noch all das andere Elend, das auf einen Krieg folgt. Großmutter ist in diesen Tagen so gesund und munter und optimistisch. Sie glaubt, das wieder Fried' und Freud' herrscht, wenn der Krieg nur erst vorbei ist. Sie glaubt vermutlich, die Menschheit wird glücklich, sobald es nur wieder Kaffee gibt und die Rationierungen aufgehoben sind, hier wie im Ausland, aber die unaussprechlich entsetzlichen Wunden, die der Krieg geschlagen hat, werden nicht mit ein bisschen Kaffee geheilt.
Der Frieden kann den Müttern nicht ihre Söhne zurückgeben, Kindern nicht ihre Eltern, den kleinen Hamburger und Warschauer Kindern nicht das Leben. Der Hass ist nicht zu Ende an jenem Tag, an dem der Frieden kommt, jene, deren Angehörige in deutschen Konzentrationslagern zu Tode gequält wurden, vergessen nichts, nur weil Frieden ist, und die Erinnerung an Tausende von verhungerten Kindern in Griechenland wohnt immer noch in den Herzen ihrer Mütter, falls die Mütter selbst überlebt haben. Alle Invaliden werden weiter herumhumpeln, auf einem Bein oder mit einem Arm, alle, die ihr Augenlicht verloren haben, sind noch genauso blind, und jene, deren Nervensystem durch die unmenschlichen Panzerschlachten zerstört wurde, werden auch nicht wieder gesund, nur weil Frieden ist."

Das schrieb Astrid Lindgren 1943.
Ein Jahr später begann sie die Geschichte von Pippi Langstrumpf. Vielleicht als kleines Glück in der Fantasie für ihre verängstigte Tochter. Und als Zuflucht für sich selbst und vor ihren persönlichen Problemen.

"Blut fließt, Menschen werden zu Krüppeln, überall Elend und Verzweiflung. Und ich kümmere mich nicht darum."

Irgendwann ist es für sie, als sei schon immer Krieg gewesen. Etwas, das allgegenwärtig ist, lässt abstumpfen. Umgekehrt scheinen Dinge zu verschwinden, über die wir nicht mehr sprechen und die fern zu sein scheinen, so eben auch Krieg und Tod. Doch diese Dinge sind nicht fern, darum glaube ich, dass Astrid Lindgren auch in ihren Kinderbüchern keine Berührungsängste hatte, um darüber zu schreiben.


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