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Weblog-Berichte zu: Banana Fish





Anime: Banana Fish Banana Fish, Anime

Autor:  halfJack

Irgendwie ist es noch immer unwirklich. In den 80er und 90er Jahren erschien mit "Banana Fish" von Akimi Yoshida einer der Manga, der mich bis heute am meisten getroffen und bewegt hat. Und nun, seit Juli und über 20 Jahre später, erscheint plötzlich eine Animeadaption davon.
Ich habe vor längerem mal einen Weblogeintrag über den Manga geschrieben. "Banana Fish" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Thriller, Action und Shojo. Eine Geschichte über Bandenkriminalität in New York, über Drogen, Prostitution, Kinderpornografie. Im Zentrum all dieser Probleme steht die sich entwickelnde Freundschaft/Liebe der beiden Hauptprotagonisten Ash und Eiji. Ich tue mich schwer, die Serie in das Genre Boys Love zu schieben, denn das wird ihr nach den klassischen Vertretern definitiv nicht gerecht.
Mit der Veröffentlichung des Anime besteht nun hoffentlich die Chance, dass "Banana Fish" endlich etwas bekannter wird.
 

 



Manga: Banana Fish Banana Fish, Manga, Weblog-Aktion

Autor:  halfJack

Beitrag zur Weblog-Aktion: Retro-Manga von TonaradossTharayn.

Banana Fish
Autor: Akimi Yoshida
Genre: Shojo, Thriller, Action, Boys Love
Bände: 19 (abgeschlossen)

Vietnam, 1973: Am Ende des Krieges ist der Himmel erleuchtet von fernen Bomben. In einer amerikanischen Stationierung dreht plötzlich ein Soldat durch und erschießt drei seiner Kameraden, bevor er überwältigt werden kann. Völlig apathisch murmelt er lediglich die Worte: „Banana Fish.“

New York, 1985: In einer Seitengasse trifft ein junger Mann auf einen Sterbenden, der ihm eine Phiole und eine Adresse gibt. Seine letzten Worte lauten gleichfalls: „Banana Fish.“
Bei dem jungen Mann, der die Phiole entgegennimmt und fortan das Geheimnis um deren rätselhafte Botschaft zu lösen versucht, handelt es sich um Aslan Jade Callenreese. Mit seinen 17 Jahren und trotz weißer Hautfarbe führt er eine Straßengang von Puertorikanern und Schwarzen an. Er ist verwickelt in Bandenkriege und die Machenschaften der Mafia. Im Untergrund von New York kennt man ihn nur als Ash Lynx, den Luchs, wegen seiner Intelligenz und Gefährlichkeit. Doch mit dem Geheimnis um Banana Fish verbindet ihn ein ganz persönliches Anliegen, denn sein Bruder, Griffin Callenreese, ist der Soldat, der damals bei dem Vorfall im Vietnamkrieg Amok lief und sich seitdem im Delirium befindet, ohne dass jemand ihn noch erreichen könnte.
Zu diesem Zeitpunkt lernt Ash den nur wenig älteren Eiji Okumura kennen, der als journalistischer Assistent aus Japan nach Amerika kam, um Recherchen über Kinderstraßengangs durchzuführen. Zwei Welten prallen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Durch seine unverfälschte Art gewinnt Eiji bald nicht nur Ashs Vertrauen, sondern sogar dessen Zuneigung. Zugleich werden die beiden in Ereignisse involviert, die weitere Kreise ziehen, als sie anfangs erahnen.

 

 

Banana Fish erschien in Japan von 1985 bis 1994 und wurde 2003 in Deutschland veröffentlicht. Er avancierte schnell zu einem meiner Lieblingsmanga, obwohl Planet Manga (Panini) ihn bei uns leider nach dem siebten Band einstellte. Glücklicherweise wurde er zur gleichen Zeit in Amerika herausgebracht. Es war der erste Manga, den ich mir nach seinem Abbruch aus dem Ausland besorgte. Der Import der amerikanischen Bände brachte tatsächlich sogar einen positiven Aspekt mit sich. Die deutsche Übersetzung ist durchaus sehr gut, aber nicht so hervorragend zum Setting passend wie die englische Version, bei der man darauf geachtet hat, die Ausdrucksweise der Afroamerikaner, die Umgangsformen der Straßengangs oder Eijis etwas holprige Sprachkenntnisse zu verdeutlichen.

Dass der Manga bei uns eingestellt wurde, liegt keineswegs an der Qualität, sondern an der schwierigen Zielgruppe. Es ist nicht leicht, diesen Manga einem Genre zuzuordnen. Er erschien in einem Magazin für Mädchen, ist demnach Shojo, wird allerdings manchmal als Boys Love bezeichnet, manchmal aufgrund der ernsten Handlung und Thriller- sowie Actionelemente auch als Seinen, also als Manga für erwachsene Männer. Tatsächlich hat Banana Fish ein bisschen von allem. Für Shojo ist der Zeichenstil eigentlich zu geradlinig, sehr realistisch und nicht beschönigend, die Panel sind klar strukturiert, es gibt weder Schnörkel noch Blumen. Anfangs erinnert der Zeichenstil noch ein wenig an das ein Jahr zuvor in Japan erschienene Akira von Katsuhiro Otomo, doch Akimi Yoshida verbessert ihre Zeichnungen binnen weniger Bände enorm und findet ihren eigenen Stil.
Die actiongeladene Handlung und der maskuline Stil zogen gleich zu Beginn auch männliches Publikum an. Andererseits steht die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Ash und Eiji im Mittelpunkt, eine sehr intensive Beziehung, die wohl der Grund für das Genre Boys Love ist. Sie bauen eine Freundschaft auf, die Ash bis dahin völlig fehlte, und auch Ash wird für Eiji zum wichtigsten Menschen in dessen Leben, für den er, wortwörtlich, alles tun würde. Ihr Verhältnis zueinander wird am Ende tatsächlich als Liebe oder gar über Liebe hinausgehend bezeichnet, obwohl trotz aller körperlichen Nähe zwischen den beiden eine sexuelle Komponente nahezu völlig fehlt. Ich schätze, das hat auch einen guten Grund, auf den ich noch eingehen werde. Jedenfalls ist diese Charakterkonstellation die Hauptursache, warum ich diesen Manga noch heute als einen der besten überhaupt bezeichne (und ich habe sehr, sehr viele gelesen), daran kommen höchsten Subaru und Seishiro von CLAMPs Tokyo Babylon heran oder Koji und Takuto in Minami Ozakis Zetsuai/Bronze, es sind auf jeden Fall nicht viele.

Bis heute hat mich dieser Manga nicht losgelassen, noch immer greife ich manchmal einzelne Bände aus dem Regal und durchlebe das gleiche Mitfiebern wie beim ersten Lesen. Die Handlung ist spannend, radikal, aber vor allem gut durchdacht. Natürlich gibt es viele Manga über Polizisten, Straßengangs oder die Mafia, aber kaum einer geht über die typischen Klischees hinaus und erzählt in einer doch relativ langen Serie eine zusammenhängende und vor allem realistische Geschichte. Banana Fish ist ein sehr dynamischer Manga, der stellenweise kriminalistische Züge aufweist. Es geht um den umstrittenen Einsatz von leistungssteigernden, enthemmenden Drogen im Krieg, um Experimente mit Menschen, um Söldnertruppen und die Machtlosigkeit der Polizei gegen ein fast unantastbares kriminelles Milieu. So viele Schießereien sieht man in einem Shojo-Manga sonst fast nie, aber die Kampfszenen arten niemals aus und dazwischen gibt es immer wieder Pausen, in denen Raum für philosophische Gespräche bleibt oder sogar für Humor, manchmal in den schlimmsten Situationen. Kein Slapstickhumor, sondern natürlicher, alberner und ernster Humor, bei dem man gleichzeitig lachen und weinen möchte, tragische Komik, die man leider viel zu selten findet. Darüber hinaus werden Problemthemen wie Vergewaltigung, Prostitution und Kinderpornographie aufgegriffen, allerdings an keiner Stelle explizit dargestellt. Oben habe ich erwähnt, dass zwischen Ash und Eiji eine sexuelle Komponente nahezu fehlen würde, was meines Erachtens daran liegt, dass diese Problematik in Banana Fish ein wichtiges und ernstes Feld ist, in Bezug auf Männer, auf Frauen, auf Kinder. Man wird kaum Situationen finden, in denen in letzter Sekunde noch der strahlende Ritter erscheint. Dafür wird sehr sensibel und emotional gezeigt, wie die jeweiligen Charaktere damit umgehen.  

 

Überhaupt ist jede einzelne Figur glaubwürdig, jeder ist unverwechselbar und folgt seinen eigenen Motiven. Eiji beispielsweise ist vermeintlich behütet aufgewachsen, hatte nie Kontakt zu Waffen oder einem kriminellen Milieu, das heißt jedoch nicht, dass seine Welt völlig rosig wäre. Er kam nach Amerika, nachdem er in Japan den professionellen Stabhochsprung aufgegeben hatte, um dem Leistungsdruck und der persönlichen Enttäuschung zu entkommen. Man kann eben nicht alles schaffen, nur weil man sich anstrengt. Die Fotografie dient ihm anfangs nur zur Ablenkung, erst später entschließt er sich, seine berufliche Karriere tatsächlich in diese Richtung zu lenken. Natürlich kann er nicht dasselbe leisten wie Ash, dennoch hat er nicht permanent die Rolle der Prinzessin inne, die gerettet werden muss, auch er hilft Ash ab und zu aus der Patsche. Außerdem wird er nach und nach zu einer wichtigen psychischen Stütze.
Gleiches gilt für die Frauenfiguren, sie haben Charakter und Stärke, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Mindestens zwei von ihnen sind mir unheimlich sympathisch. Ich kann mich nicht an einen anderen Manga erinnern, in dem eine stinknormale Hausfrau mit einer Maschinenpistole losrennt, um ihren Mann zu retten. Ebenso besteht die Gegenseite nicht nur aus stereotypen Bösewichten, umgekehrt können Freunde unfreiwillig zu Feinden werden.

Der Titel Banana Fish beruht auf der Kurzgeschichte A Perfect Day for Bananafish von J. D. Salinger. Das ist nicht der einzige literarische Hinweis in diesem Manga, es gibt zum Beispiel häufig Bezüge auf Ernest Hemingway. Darum möchte ich zum Abschluss eine Szene aufgreifen, die ein wenig die Atmosphäre des Manga vermittelt.

„Hast du jemals über den Tod nachgedacht?“

Es ist eine Frage, die Ash ganz offen stellt, während er mit Eiji vom Ufer aus auf die vom World Trade Center geprägte Skyline seiner Heimatstadt schaut, das New York der 80er Jahre. Dabei fällt ihm ein Zitat aus Hemingways Schnee auf dem Kilimandscharo ein, die Erwähnung eines Leoparden, dessen gefrorenes Gerippe dicht unter dem westlichen Gipfel von Afrikas höchstem Berg gefunden wurde. Niemand konnte sich erklären, was das Tier in dieser Höhe suchte. Doch Ash ist sich sicher, der Leopard müsse gewusst haben, dass er nicht zurückkehren würde. Auf dieselbe Weise gibt es auch für Ash Lynx kein Zurück, keine Alternative und keine Angst vor dem Tod. Nicht deshalb, weil er nicht leben wollen würde, sondern weil ihm das Sterben in manchen Situationen seines Lebens süß und friedvoll erscheint. Ash sehnt sich danach, da seine eigene Welt alles andere als friedlich ist. Dabei ist sein Überlebenstrieb sogar das, was ihn am Ende zu dem gemacht hat, was er ist. Zu Eiji sagt er in diesem Moment:

„Wenn ich an meinen Tod denke, stelle ich mir diesen Leoparden vor. Verlor er seinen Weg, während er eine Beute verfolgte, und gelangte dann an einen Punkt, von dem er nicht mehr entkam? Oder suchte er nach etwas anderem, stieg immer höher und höher, bis seine Kräfte verbraucht waren und er zusammenbrach? Ich frage mich, in welche Richtung dieses Gerippe schaute. Hat er versucht, wieder herunter zu gelangen... oder wollte er höher hinauf?“




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