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Neu? - Nein, mit Perwoll gewaschen...

Crossover-Chaos: Danjel Lexar, Tejo Kataya und Varis Namreth - gemeinsam auf Tour?
von

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Einführung: Start something

Dunkelheit. Leises Rascheln. Schritte. Jemand steigt eine Treppe empor, räuspert sich.

"Macht doch endlich mal jemand Licht!"

Klack! Sofort wird dem Wunsch entsprochen und im Kegel des soeben aufgeflammten Scheinwerfers steht ein etwas zu klein geratenes Mädchen mit wirren braunen Haaren und geblendet blinzelnden braunen Augen.

"Geht doch...", grummelt sie leise und hebt gleich darauf wieder die Stimme, den Blick kurz auf die vorbereitete Rede in ihren Händen gerichtet. "Hallo und herzlich Willkommen! Es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen -" An dieser Stelle zögert sie und lässt ihre Augen über den im Halbdunkel liegenden Zuschauerraum schweifen. Wie ein schwarzes Loch saugt er ihren Blick auf und erwidert ihn nur mit gähnender Leere.

Nein, nicht ganz! Vorne in der ersten Reihe sitzen zwei gespannt lauschende Gestalten - oder zumindest versuchen sie diesen Eindruck zu erwecken.

Ein erleichtertes Lächeln huscht über ihr Gesicht und dieses Mal blinzelt sie nicht wegen dem immer noch viel zu grellen direkt auf sie gerichteten Licht, sondern wegen der Träne der Rührung, die ihr beim Anblick ihrer einzigen Zuhörer in die Augen gestiegen war.

"- erschienen seid.", beendet sie nach einem kurzen Räuspern ihren Satz. "Ich möchte euch nicht lange auf die Folter spannen -" Ein kurzes, ungläubiges Zögern. "- also gehen wir gleich zur Einführung über, die heute extra für euch -" Ein banges Schlucken. "- Danjel Lexar übernimmt."

Während der tosendste Applaus, den zwei Zuschauer in einem großen, leeren Saal aufbringen können, ertönt, schließt die Rednerin mit einem resignierten Seufzen die Augen und tritt ein paar Schritte zurück aus dem Lichtkegel hin zu einem Stuhl. Weiterhin mit geschlossenen Augen verfolgt sie lauschend mit auf dem Schoß verkrampften Händen das Geschehen.

Jemand steigt dieselbe Treppe empor wie sie selbst kurz zuvor. Beim letzten Schritt ertönt ein Krachen, gefolgt von einem lauten Poltern und herzhaften Flüchen. Wieder steigt jemand die Treppe empor, diesmal halblaut die tückischen Stufen verfluchend. Die Schritte nähern sich der Mitte der Bühne und damit dem Scheinwerferlicht.

"Ah, verdammt, ist das hell! Was wollt ihr mit dem Suchscheinwerfer, sehe ich etwa aus, als wäre ich gerade aus dem Knast ausgebrochen?" Zustimmendes Gemurmel aus der ersten Reihe. Pause. Lange Pause. Noch längere Pause. "Jaaa, vergessen wir das mal. Gehen wir lieber weiter im Programm. Einen Moment." Rascheln ertönt, leises Klackern, als diverse Gegenstände zu Boden fallen. "Ah, da haben wir's ja. Okay, jetzt kann's losgehen." Kurzes Räuspern. Atemlose, erwartungsvolle Stille.

"Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu -", beginnt er, bricht aber ab, als er ein gequältes Stöhnen hinter sich vernimmt, gefolgt von einem gezischten "Falscher Film!". Die wieder geöffneten Augen heften ihren Blick warnend auf seinen Nacken.

"Oh, haha! Ja, wusst ich's doch. Wollte nur sehen, ob du noch zuhörst. Also, jetzt kann's aber wirklich losgehen." Abermals ein kurzes Räuspern. Abermals atemlose, erwartungsvolle Stille. Na schön, vielleicht nicht atemlos, aber erwartungsvoll. Zumindest ein bisschen.

"Wir zeigen euch jetzt einen Film, der extra für diesen Anlass gedreht wurde. Es geht um... nein, Ly hat gesagt, ich darf nicht zu viel verraten. Aber keine Angst, auch wenn das Drehbuch von der kleinen Irren hinter mir stammt: er ist wirklich gut. Schließlich spiele ich mit!"

Teil 1: Wenn's mal wieder länger dauert...

Die Kamera schwenkt über eine idyllische Landschaft: weite Felder, saftig grüne Wiesen, große Wälder, dazwischen ein leise rauschender Bach und Vogelgezwitscher im Hintergrund. Plötzlich wackelt das Bild heftig, ein erschrockener Schrei und ein lautes Platschen unterbrechen das Lied der Vögel. Schließlich kehrt wieder Ruhe ein. Zu sehen sind nun mehrere riesige Grashalme und ein kleines Stück vom Bach, zu hören nur lautes Fluchen. Dann schwenkt das Bild leicht ruckelnd wieder nach oben, streift dabei über die leicht zerzauste und durchnässte Kamerafrau, die mit der anderen Hand gerade ihre Brille gerade rückt. Mit einem finsteren Blick starrt sie direkt in die Kamera.

"Das schneiden wir nachher raus, ja?"

Wieder schwenkt die Kamera über die bereits bekannte idyllische Landschaft, muss aber diesmal auf das Vogelgezwitscher verzichten. Sie nähert sich einem Weg, der einige Meter entfernt über eine Brücke den Bach kreuzt. Nach einer Weile nähern sich Schritte und schließlich kommt die Gestalt eines ganz in schwarz gekleideten jungen Mannes in Sicht. Als er die Brücke überquert hat, richtet sich sein Blick direkt in die Kamera und er bleibt er stehen. Seine Augen weiten sich überrascht, als sie sich dem Mädchen hinter der Kamera zuwenden.

"Was ist denn mit dir passiert?"

Das Bild wackelt kurz und der Schwarzhaarige richtet skeptisch seinen Blick wieder in die Kamera.

"Hallo, mein Name ist Tejo Kataya. Ich bin 19, Student im ersten Semester, seit einiger Zeit in festen Händen und... ähm... sonst noch was?"

Tejos fragender Blick wird mit einem weiteren Wackeln des Bildes beantwortet.

"Na schön, dann geh ich jetzt mal weiter."

Man sieht ihn langsam in der Ferne zwischen ein paar Bäumen verschwinden, dann schwenkt das Bild wieder auf die Brücke zu. Die wird gerade von einem Wanderer mit braunen, kinnlangen Haaren, die ihm weit ins Gesicht fallen, überquert. Durch seinen schnellen Schritt bauscht sich sein Umhang dramatisch auf. Ohne einen Blick auf die Kamerafrau zu verschwenden, setzt er seinen Weg unbeirrt fort.

Einen Augenblick bleibt das Bild auf seinen sich entfernenden Rücken geheftet, dann hetzt es ihm mit großem Rumgewackel hinterher.

"Warte mal Varis!", erklingt es keuchend hinter der Kamera, als der Angesprochene endlich eingeholt ist. "Du wolltest doch -"

Endlich bleibt er stehen und dreht sich mit dem eisigsten Blick, den ein einzelnes Auge auf Lager hat, um. "Nein"

Mit langen Schritten und wehendem Umhang entfernt er sich und verschwindet bald hinter denselben Bäumen wie Tejo zuvor.

Ein wenig holprig und von resigniertem Seufzen untermalt wendet sich die Kamera wieder der Brücke zu. Einige Minuten lang bleibt sie auf diese unveränderte Szene geheftet, die nur von einem quer über den Weg laufenden Eichhörnchen kurzzeitig durchbrochen wird. Weitere Minuten verstreichen genauso ereignislos, bis das kleine Tier auf dem Rückweg abermals durchs Bild hüpft.

Schließlich schwenkt die Kamera ein wenig nach unten, kurz darauf dreht sie sich um 180 Grad und richtet sich genau in das bereits bekannte Gesicht der Kamerafrau.

"Ist das Ding jetzt aus?" Ein skeptischer, fragender Blick. Dann hebt eine Hand einen Deckel ins Bild und kurz darauf ist es dunkel. Neben dem weiterhin plätschernden Bach ist noch ein leises, kaum verständliches Grummeln zu hören.

Eine ganze Weile tut sich gar nichts, dann wird der Deckel plötzlich hektisch abgeschraubt und die Kamera in die Höhe gerissen. Abermals zeigt sie die längst bekannte Szene mit dem Weg und der Brücke, doch dieses Mal stapft ein gut gelaunter junger Mann mit weit in die Stirn hängender Sturmfrisur näher. Er winkt schon von weitem und läuft das letzte Stück.

"Hallo, tut mir leid. Ich musste erst noch um eine Sauerei kümmern. Da hat nämlich letzte Nacht jemand einen Kollegen von mir umgebracht. Recht blutige Geschichte. Und es bleibt natürlich wieder alles an mir hängen." Er beugt sich weiter vor und blickt sich kurz um. "Ich hab ihn gesehen. Ein sehr zwielichtiger Bursche. Schnell, aber meinen Adleraugen entgeht nichts. Ha! Ich könnte ihn jederzeit wiedererkennen. Allerdings..." Er schluckt kurz. "Er mich auch. Der Kerl hat mich gesehen, aber zum Glück nichts weiter unternommen. Wenn ich ihn jetzt aber verpfeife..." Wieder ein Schlucken. "Meinem Kollegen hat die Begegnung mit diesem Typen auch nicht sonderlich gut getan. Vielleicht hat er es ja auch auf Hausmeister abgesehen und will als nächstes mir ans Leder!" Eine kurze Pause. "Sag mal, was ist eigentlich mit dir passiert? Deine Frisur saß auch schon mal besser. Haben sie dich in die Waschmaschine gesteckt und das Bügeln vergessen?"

"Fang endlich an!"

"Achso, ja, klar. Natürlich. Also, hallo, ich bin der Danny. Eigentlich heiße ich Danjel Lexar und bin von Beruf Hausmeister. Ist im Grunde ein mieser Job, man ist der Depp vom Dienst für alles und jeden und muss jedem noch so großen Arsch hinterherputzen. Und das für ein so mickriges Gehalt, dass sich das nicht mal lohnen würde überhaupt zu drucken, wenn es das nicht schon längst wäre. Aber gut, ich habe eigentlich alles was ich brauche, auch wenn es ruhig noch etwas mehr sein könnte. Was nicht allzu schwer sein dürfte, denn weniger geht ohnehin nicht mehr."

"Danke, Danny. Das reicht für's erste."

"Was, das war's schon? Ich dachte, das wird ein richtiges Interview. Schade. Da wird dein Film aber nicht lang werden, wenn du nur das Interview mit mir bringst. Du könntest eine ganze Dokumentation darüber, was ein Hausmeister normalerweise nicht erlebt, draus machen - genug passieren tut mir ja. Nein? Na, dann eben nicht. Du weißt ja gar nicht, was dir alles aufregendes entgeht. Ich und mein Wischmopp, mein treuer Gefährte im Kampf gegen den Schmutz eines vielbenutzten Parkettbodens!" Er macht eine kurze Pause und wirft sich heldenhaft in Pose, dann zuckt er mit den Schultern und wendet sich fröhlich winkend zum Gehen. "Dann noch viel Erfolg bei deinem Film!"

Die Kamera bleibt auf seinen Rücken fixiert, bis er außer Sicht gerät, dann schwenkt sie nochmals über die Landschaft.

"Interview... tja, man sollte nicht alles glauben, was einem erzählt wird..."

Langsam wird die Szene ausgeblendet und ein Schriftzug wird sichtbar: wir werden ja sehen...

Zwischensequenz: Nichts ist unmöglich

Ein neues Bild erscheint: ein Raum, nur von dämmrigem grünem Licht undefinierbarer Herkunft erhellt. Der lange Tisch in der Mitte ist vollgepackt mit dem Innenleben diverser elektronischer Geräte, die nun leeren Hüllen liegen aufgestapelt an der Wand vor dem Fenster entlang. Über den Boden zieht sich eine Schicht an Verpackungen und sonstigem Abfall, zwischendurch sind immer wieder zerknüllte Planzeichnungen zu erkennen. Schraubenzieher, Zangen und sonstige Hilfsmittel sind quer über den Raum verstreut, einige davon bis zur Unbrauchbarkeit verbogen oder geschmolzen. Mitten in diesem Chaos schießt plötzlich ein brauner Haarschopft in die Höhe, der bisher hinter einem Turm aus zerlegten Geräten verborgen gewesen war.

"Heureka!"

Der Freudentanz quer durch das Zimmer wird durch einen unglücklich verbogenen Schraubenzieher jäh unterbrochen und durch Hopsen auf einem Bein mit schmerzverzerrtem Gesicht abgelöst.

"Ach, verdammt! Na, egal. Wenigstens habe ich es jetzt endlich fertig!" Stolz schwingt in der Stimme mit, als zwei Hände ein kleines, rundes Objekt mit einem von Glas abgedeckten Loch hochhalten. "Meine Minikamera kann nun zu ihrem ersten Einsatz fliegen."

Die nun nicht mehr benötigten Gerätschaften werden eine nach der anderen vom Tisch in eine bislang noch freie Ecke befördert, bis ein Monitor samt Tastatur, Maus und zugehörigem Tower zum Vorschein kommt. Nach einem kurzen Rucken mit der Maus wird der Bildschirmschoner beendet und eine hellblaue Internetseite wird sichtbar. Bevor die Schrift zu lesen ist, wird das Fenster geschlossen und ein neues Programm geöffnet. Nach einigen Eingaben erscheint über den ganzen Monitor das Bild einer Handfläche. Kurz darauf beginnt die kleine Kugel zu Surren und erhebt sich plötzlich mit einigem Ruckeln in die Höhe. Auf dem Bildschirm ändert sich die Sicht, nun reicht der Blick quer durch das Zimmer. Ein zweites "Heureka!" ertönt, dann geht die Szene langsam in Schwarz über.

Teil 2: Wenn der kleine Hunger kommt

Das Bild zeigt nun eine kleine Stadt und ihre von Feldern gesäumte Umgebung aus der Luft. Die Kamera fliegt langsam tiefer, direkt auf den Marktplatz zu, auf dem reger Betrieb herrscht. Eine Weile irrt sie durch das Gedränge, bis sie in einer kleinen, dunklen Nebengasse auf eine der Figur nach männliche Gestalt in einem bis zum Boden reichenden Umhang stößt, deren Gesicht im Schatten der Kapuze verborgen ist. Der Mann lehnt an der Hauswand und studiert eingehend ein dicht beschriebenes Blatt Papier.

Zu dem einheitlichen Hintergrundgeräusch des Marktgetümmels mischen sich nun Schreie, die allmählich näher kommen. Der Mann lässt das Papier unter seinem Umhang verschwinden, tritt näher an das Ende der schmalen Gasse heran und lässt seinen Blick über den Platz schweifen. Auch die Kamera wendet sich wieder den Menschenmassen zu und richtet sich schließlich auf den Ursprung der Schreie:

Der den Zuschauern bereits als Danny Lexar bekannte Hausmeister saust quer über den Platz und schiebt sich hektisch durch das Getümmel. Ihm dicht auf den Versen bahnen sich fünf Wächter ihren Weg durch die Marktbesucher.

Gerade als Danny an der Gasse vorbeihastet, schießt plötzlich aus dem Schatten ein Arm hervor und zerrt den überraschten Hausmeister in die Dunkelheit. Eine Hand legt sich über seinen Mund und verhindert jeden Laut, während auf dem Platz die Verfolger schnurstracks an der Gasse vorbeilaufen. Einen Augenblick später löst sich der feste Griff, Danny wirbelt herum und weicht hastig ein paar Schritte zurück. (Bild: http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/dava.jpg)

Sein Gegenüber schiebt langsam die Kapuze zurück und mustert ihn ruhig. Auch dieses zur Hälfte hinter einem dichten Vorhang aus braunen Haaren verborgene Gesicht ist dem Zuschauer bereits bekannt: Varis.

"Puh!", beginnt Danny erleichtert grinsend. "Die hätten mich beinahe geschnappt. Danke, Kumpel. Ich bin Danny und du?"

"Varis" Langsam ergreift dieser die ihm dargebotene Hand. "Warum waren sie hinter dir her?"

"Ha! Denk dir bloß, die wollten mir einen Mord anhängen. Ausgerechnet mir! Dabei war ich nur Zeuge und habe alles beobachtet. Immerhin kann ich ihnen jederzeit eine Beschreibung des Täters liefern."

"So?", hakt Varis nach und mustert mit leicht zusammengekniffenen Augen nochmals seinen Gegenüber. "Wie sah er denn aus?"

"Oh, er war etwa so groß wie du und hatte braunes Haar bis zum Kinn. Ein Blick, mit dem man durch Stein schneiden könnte. Bestimmt ein sehr zäher Bursche."

"Warum redest du nicht mit den Wächtern und gibst ihnen die Beschreibung?", erkundigt sich Varis mit einem leichten Lächeln.

"So dumm bin ich auch wieder nicht. Kaum halte ich an und will mit ihnen sprechen - zack! Schon haben sie mich eingesackt und abgeschleppt, damit ich den Rest meines Lebens bis zur Hinrichtung noch hinter Gittern verbringen darf. Nee, da lauf ich lieber, darin hab ich Erfahrung. Ich hatte eh nicht vor, länger in dieser Stadt zu bleiben, also haue ich halt jetzt schon ab anstatt erst morgen. Und was machst du hier alleine in einer dunklen Gasse? Auf Leute wie mich warten um sie auszurauben?"

"Wäre denn was zu holen bei dir?"

"Wohl kaum, ich bin froh, wenn ich genug Geld für die Miete des vorletzten Monats zusammenkratzen kann. Von der Miete für die anderen noch ausstehenden Monate ganz zu schweigen."

"Na dann hätte es wohl auch kaum einen Sinn, dich zu überfallen."

"Für mich schon, immerhin besteht die Möglichkeit, dass ich hinterher mehr Geld habe - weniger sollte ja nicht mehr möglich sein."

Wie als Erwiderung auf seine Worte erklingt plötzlich ein lautes Knurren von Dannys Magen. Mit einem resignierten Seufzen hält sich der Hausmeister eine Hand auf den protestierenden Bauch.

"Hunger?", erkundigt sich Varis mit einem breiten Grinsen, das er sich nicht mehr verkneifen kann und nichts Gutes verheißt.

"Nein, natürlich nicht. Mein Magen wollte sich nur auch mal zu Wort melden."

"Kann ich dich einladen?"

Es entsteht ein kurzes Schweigen, in dem Danny seinen Gegenüber entgeistert anstarrt.

"Mich einladen?" Schnell hat er sich wieder gefangen und blinzelt Varis leicht verwirrt an. "Heißt das, du bezahlst?"

"Exakt."

"Wo ist der Haken?"

"Welcher Haken? Achso... Lachs und Kaviar fallen aus."

"Das ist alles?"

"Was brauchst du denn noch?"

"Jemanden, der dafür sorgt, dass ich weiterträumen kann."

Zu dem abermals schwarz werdenden Bild hallt Varis leises Lachen kurz nach, dann ist es dunkel und still.

Zwischensequenz: 3... 2... 1... meins!

Das bereits bekannte Zimmer mit der leicht chaotischen Einrichtung ist wieder zu sehen, von einem Bewohner fehlt allerdings jede Spur. Doch schon einige Augenblicke später ertönt ein triumphierender Aufschrei, der seinen Ursprung eindeutig unter dem Tisch hat. Einen Moment darauf ist ein "Klonk" zu hören, dann ein schmerzerfülltes Fluchen. Schließlich taucht der bekannte, wirre braune Haarschopf unter dem Tisch hervor. Eine Hand ist auf die langsam größer werdende Beule am Hinterkopf gelegt, die andere hält einen schwarzen Kugelschreiber.

"Mir ist nur mein Kuli runtergefallen...", grummelt Ly mit einem argwöhnischen Blick in die Kamera, während sie sich ächzend aufrichtet und wieder vor den Rechner setzt. "Und weiter geht's."

Teil 3: Wenn's um Geld geht

Die Kamera kreist unbemerkt über dem gut besuchten Schankraum einer rustikal eingerichteten Taverne. An der Theke sitzen Varis und Danny und ein Schrank von einem Wirt stellt belustigt grinsend vor beide einen gut gefüllten Teller.

"Wundervoll, mein Freund", bedankt sich Varis und erwidert das Grinsen, während der Wirt sich dem neben ihnen sitzenden jungen Mann in einem schwarzen Mantel zuwendet.

"Du hättest gleich sagen sollen, dass du den Wirt kennst.", beschwert sich Danny kauend. "Dann hätte ich mehr bestellt."

"Ach, noch mehr?"

Danny, auf beiden Backen kauend, nickt nur fröhlich und greift zu seinem Becher. Während er runterschluckt, prostet er in Varis Richtung und lässt dann den Wein in kräftigen Zügen seine Kehle herunterfließen.

Der Wirt stellt ihrem Nachbarn ebenfalls eine Mahlzeit hin und setzt sich dann Varis gegenüber auf einen wacklig wirkenden Hocker.

"Na, du alter Schmarotzer?", beginnt er mit einem breiten Grinsen. "Du hast dich lange nicht blicken lassen. Ich dachte schon, du wärst doch noch hops gegangen."

"Ich? Vergiss es."

"Dacht ich mir. Was treibt dich und deinen Freund hierher?"

"Der Hunger", wirft Danny dazwischen.

"Ja, das sieht man. Und du, Varis? Mal wieder neue Arbeit?"

Der Angesprochene nickt langsam und nimmt einen Schluck Wein.

"Na, ich seh schon, du bist heute so gesprächig wie immer.", lacht er und erhebt sich. "Ich kümmere mich dann mal wieder um meine Gäste, bis später."

Stille schließt sich an, während Danny und Varis schweigend ihre Teller leeren. Plötzlich schießt Varis von seinem Stuhl in die Höhe und einen Augenblick später drückt er den Kopf eines Mannes auf den Tresen, während er mit der anderen Hand dessen linken Arm festhält. Von dem Mann ist ein leises Ächzen zu hören, während sich seine rechte Hand langsam von einem mit Geldstücken gefüllten Beutel löst.

Danny, der gerade mit der Gabel ein Stück Kartoffel in den Mund geschoben hat, hält in dieser Pose inne und blickt verwirrt auf die beiden Männer neben sich. Der junge Mann in schwarz auf Varis anderer Seite - nun im Bild gut als der bereits bekannte Tejo Kataya zu erkennen - ist nicht minder überrascht und pfeift leise durch die Zähne.

"Wow, schnelle Reaktion.", kommentiert er.

Auf einmal wird das Bild schwarz und Ly taucht vor einem aufgespannten schwarzen Bettlaken auf. Der Hintergrund löst sich auf einer Seite bereits aus seiner notdürftigen Halterung und ein Stück Tapete kommt zum Vorschein.

"Ich denke auch, dass das eine schnelle Reaktion war - vielleicht zu schnell. Aber wir haben ja alles aufgenommen, also können wir das ganze jetzt gerne nochmal in Ruhe betrachten..."

Das Bild wechselt wieder zur Szene in der Taverne, kurz bevor Varis wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen ist. Im Zeitlupentempo bewegen sich die Figuren: Tejo, der seinen Becher wieder abstellt, Danny, der die Gabel zum Mund führt, Varis, dessen Augen ein in dieser Geschwindigkeit gut erkennbares Blitzen zeigen und sich schließlich dem Mann zuwenden, der gerade hinter ihm vorbeigeht. Ebenfalls nun sichtbar ist der Beutel, den dieser eben aus Varis Tasche ziehen will. Langsam erhebt sich Varis und dreht sich um, packt mit der Linken das Handgelenk des Diebes und dreht ihm den Arm auf den Rücken. Gleichzeitig legt sich seine Rechte auf den Hinterkopf des Kontrahenten und drückt ihn unsanft auf die Theke.

In diesem Moment setzt die normale Geschwindigkeit wieder ein.

"Wow, schnelle Reaktion."

Wieder ein Ächzen des Diebes, während von Varis nur ein leises Schnauben zu hören ist. Seine rechte Hand krallt sich in den Haaren fest und zerrt den Kopf unsanft ein Stück zurück, während er sich langsam vorbeugt.

"Gib das Geld zurück." Leise, kaum hörbar ist seine Stimme, doch schneidend genug, um auf eine direkte Drohung verzichten zu können. (Bild: http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/dieb.png)

Die freie Hand des Diebes, die eben den Beutel auf den Tresen fallen gelassen hat, wandert langsam in die Tasche, zieht zwei weitere hervor und legt sie mit einem leichten Zittern neben den anderen.

Varis fester Griff löst sich und entlässt den hastig zurücktaumelnden Dieb, der sofort in der Masse der anderen Gäste, die die kleine Szene nicht bemerkt zu haben scheinen, verschwindet.

Danny lässt endlich die Gabel sinken und schluckt den Bissen herunter. "Was zum Teufel war das denn?"

"Das ist doch meiner!", fährt Tejo dazwischen und greift nach einer der Geldbörsen. Mit der anderen Hand klopft er seine Taschen ab und starrt dann entgeistert auf den Beutel. "Dieser Mistkerl hat ihn mir einfach aus der Tasch gezogen!"

Varis nickt und steckt seinen eigenen wieder ein.

"Hey, meinen hat er auch geklaut.", stellt Danny fest und schnappt sich den übrigen Beutel.

"Pack ihn weg.", murmelt Varis, während er wieder Platz nimmt und nach seinem Becher greift. "Bevor sich der richtige Besitzer meldet."

Teil 4: Da weiß man, was man hat.

Die Kamera folgt den drei unwissentlichen Protagonisten durch das Gedränge der Taverne nach draußen. Als sie gerade die Tür wieder hinter sich schließen wollen, holt der Wirt sie ein und hält Varis am Arm fest.

"Einen Augenblick noch. Auf ein Wort, Varis.", bittet er und zieht Varis wieder in den Innenraum in eine ruhigere Ecke, die Kamera schwenkt hektisch hinterher.

"Was ist?"

"Sag mal, was hast du mit den beiden vor? Oder sind das Freunde von dir?"

Varis schüttelt den Kopf und lässt seinen Blick über den Schankraum schweifen.

"Warum bist du dann -"

"Er hat mich gesehen.", unterbricht Varis ihn leise.

"Wie? Was meinst du?"

"Er hat mich gesehen. Danny hat mich gesehen.", wiederholt Varis und senkt die Stimme weiter. "Bei meinem letzten Auftrag. Nun sind die Wächter hinter ihm statt mir her. Aber wenn sie ihn kriegen und er alles ausplaudert, werden sie schnell ein neues Ziel haben."

"Weshalb lädst du ihn dann zum Essen ein?"

"Ich will herausfinden, wie viel er wirklich weiß. Er scheint mich immerhin trotz allem nicht erkannt zu haben."

"Und was willst du dann machen? Wenn er dich wirklich identifizieren kann? Ihn beseitigen?"

"Wir werden sehen..." Die Hand zu einem letzten Gruß hebend verlässt Varis - gefolgt von der Kamera - das Gebäude und stößt wieder zu Danny und Tejo.

"So und was machen wir jetzt?" Danny grinst Tejo und Varis erwartungsvoll an.

"Also ich muss bis morgen Abend in Gaon sein.", erklärt Tejo mit einem entschuldigenden Lächeln. "Ich treffe mich dort mit meiner Freundin."

"Gaon? Da muss ich auch hin! Cielio, also das ist ein Freund von mir, wartet dort auf mich."

"Und du, Varis? Wo muss du hin?"

"Gaon"

"Irre, so ein Zufall! Und was -" Bevor Tejo seinen Satz zuende bringen kann, wird er von Varis unterbrochen.

"Es ist ein guter Tagesmarsch bis Gaon. Lasst uns aufbrechen." Mit langen Schritten und wehendem Umhang geht er voraus, ohne auf eine Antwort zu warten. Tejo und Danny sehen sich an, zucken mit den Schultern und folgen ihm dann. Beim Stadttor holen sie ihn endlich ein.

"Nun renn doch nicht so, wir wollen schließlich keinen Weltrekord aufstellen, sondern gemütlich in die nächste Stadt marschieren."

"Ach, sind die Wächter hier nicht mehr hinter dir her?"

Kurze Stille herrscht.

"Gutes Argument", kommentiert Danny, beschleunigt und legt ein solches Tempo vor, dass Varis und Tejo Mühe haben, ohne zu Rennen mit ihm Schritt zu halten.

"Weshalb sind sie eigentlich hinter dir her?", erkundigt sich Tejo, als Danny kurz inne hält, damit die beiden zu ihm aufschließen können.

"Sie glauben, ich habe einen Kollegen von mir umgebracht."

"Und, hast du?"

"Nein!"

"Warum glauben sie das dann?"

"Ich bin das Opfer widriger Umstände geworden! Ich bin nur Zeuge, nicht Täter."

"Du hast den Mörder gesehen?"

"Natürlich, meinen Adleraugen entgeht doch nichts."

"Wie sah er denn aus?"

"Naja, er war groß, hatte braune Haare, die ihm weit ins Gesicht fielen. Dass er damit überhaupt was sehen konnte. Er trug einen Umhang, einen weiten schwarzen. Und schwarze Klamotten. Oh, und einen Blick hatte der drauf, dass man schon vom Hinschauen freiwillig den Löffel abgibt."

"Zufälle gibt's" Tejo wendet sich lachend Varis zu, der die Unterhaltung mit zunehmend erstarrender Miene verfolgt. "Die Beschreibung würde ja fast auf Varis passen. Meinst du nicht, Danny?"

"Ach, Quatsch", winkt Danny ab. "Varis ist doch kein skrupelloser Killer, der einfach so mal eben einen Hausmeister um die Ecke bringt. Nein, Varis ist ein anständiger Kerl. Still, aber anständig."

Eine Weile gehen sie schweigend weiter, bis Tejo sich wieder zu Wort meldet.

"Was willst du nun eigentlich in Gaon, Varis?"

"Ich habe dort beruflich zu tun."

"Lass mich raten", wendet Danny lachend ein. "Du bist sicher ein Auftragskiller, der auf Hausmeister spezialisiert ist."

Zwischensequenz: Eine Welt voller Ideen

Wieder sieht man Ly vor dem improvisierten schwarzen Hintergrund - sprich: dem Bettlaken - stehen, ein breites, beunruhigendes Grinsen auf dem Gesicht.

"Wie unsere Protagonisten schon selbst festgestellt haben: sehr auffällige Zufälle.", beginnt sie und geht, von der Kamera verfolgt, langsam an der Wand entlang, von dem Bettlaken weg, bis hin zu einer geschlossenen Tür. "Das habe natürlich ich eingefädelt, ist doch klar. So etwas Geniales kann ja nur von mir stammen. Aber wie, das bleibt erst mal mein Geheimnis."

Mit einem noch breiteren Grinsen und einem letzten Blick in die Kamera, öffnet sie die Tür ein wenig, huscht hinein und schlägt sie wieder hinter sich zu. Eine Weile bleibt das Bild auf diesen bewegungslosen Schauplatz geheftet, dann wird es langsam in die nächste Szene übergeblendet.

Teil 5: Beim ersten Kratzen im Hals

Erst ist das ganze Bild lediglich schwarz. Nur allmählich lassen sich gewisse Konturen ausmachen. Schließlich gewöhnt sich das Auge des Betrachters an die herrschende Dunkelheit und erkennt eine kleine Lichtung inmitten eines Laubwaldes, auf der um die Überreste eines längst heruntergebrannten Feuers Tejo, Danny und Varis friedlich schlummernd liegen.

Die Kamera schwenkt langsam über die drei und bleibt bei Varis hängen, der - nur durch ein schwaches Glitzern im Dunkel der Nacht zu erkennen - plötzlich seine Augen öffnet. Geräuschlos und geschmeidig erhebt er sich und tritt näher an den schlafenden Danny heran. Langsam fährt er mit der Hand in eine an der Seite seiner Hose verborgene Tasche und holt ein schmales Messer hervor, dessen Klinge im schwachen Mondlicht ebenso unheilverkündend wie dramtisch aufblitzt.

Noch während Varis sich immer tiefer über sein schlummerndes Opfer beugt, ist von diesem ein leises Grunzen zu hören. Sofort hält Varis inne und beobachtet Danny eine Weile eingehend. Als außer einem gleichmäßigen Atmen keine weitere Regung zu erkennen ist, kniet er sich schließlich neben den am Boden liegenden. Die scharfe Klinge nähert sich behutsam der Kehle, während Varis aufmerksam auf weitere Bewegungen seines Opfers achtet. (Bild: http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/wald.png)

Gerade als er das Messer ansetzen will, stößt Danny urplötzlich einen lauten Schrei aus und fährt mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe. Varis, einem Herzinfarkt nahe, hat seine Hand erschrocken zurückgezogen, dabei sowohl das Messer als auch das Gleichgewicht verloren und kippt nach hinten weg.

"Was ist los? Ist was passiert?", ist Tejos besorgte Stimme in der Dunkelheit zu hören.

"Nein, ich hatte nur einen Alptraum."

"Muss ja ein sehr schlimmer gewesen sein. Du hast dich angehört, als würde dich gerade jemand in Scheiben schneiden."

"War auch nicht sehr angenehm. Da war dieser Kerl, dieser Mörder, wegen dem sie mich jetzt suchen. Der wollte mich aus dem Weg räumen, weil ich ihn auffliegen lassen könnte."

Varis, dessen Herz allmählich wieder seinen gewohnten Rhythmus gefunden hat, tastet seine Umgebung auf der Suche nach der seinem Griff entglittenen Waffe ab, allerdings ohne Erfolg.

"Was ist eigentlich, wenn dieser Kerl wirklich hinter dir her ist? Hat er dich gesehen?"

"Ich fürchte ja."

"Dann wird er dich vielleicht suchen. Wenn er wirklich so ein eiskalter Killer ist, wie du gesagt hast..."

"Danke, du verstehst es wirklich, mir Mut zu machen."

"Ach, wie sollte der dich überhaupt finden?"

"Wenn er mir gefolgt ist?"

"Dann müssen wir ab sofort genau aufpassen."

"Wie wäre es, wenn wir das Aufpassen auf morgen verschieben?", gähnt Danny und streckt sich. "Ich möchte jetzt meinen Traum fortsetzen und diesem Mistkerl einen ordentlichen Tritt in den Hintern geben."

"In Ordnung, gute Nacht", stimmt Tejo lachend zu und legt sich wie Danny wieder hin.

Auch Varis folgt ihrem Beispiel, sein leises Grummeln verstummt schon kurze Zeit später und weicht dem gleichmäßigen Atem des Schlafes.

Die Kamera kreist noch eine Weile weiter über der Lichtung und richtet sich dann auf den schwach von Sternen erhellten Nachthimmel.

Teil 6: Morgens, halb zehn...

Langsam geht der nächtliche Himmel in zarte Morgenröte über und die Kamera wendet sich wieder der Lichtung zu, auf der sich die drei Akteure gerade erheben.

Zuerst ist Tejo im Bild, der gut gelaunt in die Höhe springt, sich streckt und mit einem fröhlichen Lächeln den neuen Tag begrüßt. Als nächstes sieht man Danny, der sich noch im Halbschlaf aufsetzt und murrend die Augen reibt. Schließlich schweift die Kamera zu Varis weiter, der ähnlich wie Danny einen eher halbgaren Eindruck macht.

"Ein herrlicher Morgen, findet ihr nicht?", wendet sich Tejo nun strahlend an die beiden Morgenmuffel.

"Ich finde eher, dass jeder Morgen etwas Schreckliches an sich hat.", grummelt Danny und gähnt verhalten.

"Ach, nun komm schon, so schlimm ist es doch auch nicht."

"Naja", murmelt Danny, gähnt abermals und blickt sich müde blinzelnd um. Plötzlich erstarrt er und fährt in ähnlichem Tempo in die Höhe wie Varis Tags zuvor.

"Was ist? Wo brennt's?"

"D-Da!" Sein ausgestreckter Finger zeigt leicht wackelnd auf ein Messer, das sich in den Stamm eines Baumes gebohrt hat. "Spinn ich jetzt, oder war das gestern Abend wirklich noch nicht da?"

Varis, immer noch nicht richtig wach, erhebt sich langsam und schlurft zum Baum.

"Da bist du ja", murmelt er vor sich hin, während er das Messer aus der Rinde zieht. Einen Augenblick später hält er inne, zuckt zusammen und schlägt dann mit einem gequälten Aufstöhnen die freie Hand vor die Augen.

"Ist das deins?", erkundigt sich Tejo überrascht. "Wie kommt es dort hin?"

"Es wird geflogen sein", knurrt Varis, während er sich umdreht und das Messer wieder in die Tasche steckt.

Eine Weile herrscht Stille, nur unterbrochen durch ein synchrones Magenknurren von Varis und Tejo. Einige Sekunden sehen die beiden sich an, dann löst sich Varis aus seiner Starre und hebt den Beutel mit der Marschverpflegung, den er am Vortag vom Wirt erhalten hat auf. Er fischt drei Birnen heraus und wirft Tejo und Danny eine zu, dann setzt er sich mit einem leisen Seufzen hin und nimmt einen Bissen.

"Sie sind nicht vergiftet", kommentiert er trocken, als die beiden einen unschlüssigen Blick wechseln. Schließlich nehmen auch sie wieder Platz und beginnen zu essen.

"Was hat das jetzt alles zu bedeuten?", beendet Danny das abermals aufkommende Schweigen.

"Ich kann es mir denken, aber ich hoffe, dass ich mich irre."

"Und was denkst du?", hakt Varis nach und kaut weiter an seiner Birne.

"Dass du wirklich derjenige bist, den Danny gesehen hat und dass du diese Nacht versucht hast, den unliebsamen Zeugen aus dem Weg zu räumen."

Erst hört man von Danny nur ein herzhaftes Husten, weil er sich verschluckt hat, dann geht es, als sich der Anfall allmählich beruhigt, in Lachen über.

"Der war gut, Tejo."

Varis und Tejo sehen sich eine Weile stumm an, bis Varis schließlich nickt.

"Stimmt"

"Das ist nicht dein Ernst." Dannys Stimme wechselt in Sekundenbruchteilen von Erheiterung zu beginnender Panik. "Und da sitzt du hier ganz seelenruhig und futterst deine Birne?"

"Warum nicht? Ich habe Hunger."

"Aber... Ach, schon gut." Seufzend beißt Danny von seiner eigenen Birne. "Eigentlich habe ich was gegen Leute, die mir ans Leder wollen. Aber bei dir bin ich bereit, ne Ausnahme zu machen. Vorausgesetzt, du packst endlich aus."

"Dafür wäre ich auch."

Varis sieht irritiert blinzelnd von einem zum anderen. "Moment. Was genau wollt ihr jetzt eigentlich hören?"

"Wie du dazu kommst, unschuldige Hausmeister um die Ecke zu bringen."

Zwischensequenz: Entdecke die Möglichkeiten

"Während unsere drei Hauptdarsteller das Geheimnis um Varis Beruf lüften, wollen wir ebenfalls einem Geheimnis ein wenig auf den Grund gehen."

Bis eben war das Bild dunkel, nur Lys Stimme war leise zu hören. Nun flammt Licht auf und man sieht Ly wieder vor dem bereits bekannten Bettlaken stehen. Abermals geht sie an der Wand entlang zu der Tür, die sie dieses Mal ganz aufstößt und eine einladende Bewegung zur Kamera hin macht. Dann betritt sie den Raum, die Kamera dicht auf den Versen.

Ein schlicht eingerichtetes Zimmer wird sichtbar: ein Tisch, drei Stühle, zwei Betten, vereinzelt Bilder an den Wänden. Zwei der Stühle sind bereits besetzt, den dritten zieht Ly heran und nimmt darauf Platz.

"Na, ihr beiden?", begrüßt sie die zwei ihr gegenüber sitzenden Personen.

"Was gibt es neues?", erkundigt sich einer der beiden, ein blondes Mädchen mit großen, grauen Augen.

"Sie haben es bald nach Gaon geschafft. Hoffen wir, dass sie heute noch dort ankommen, viel Zeit bleibt nämlich nicht mehr."

"Wie ich Danny kenne, werden sie noch eine Weile brauchen.", wendet der neben dem Mädchen sitzende hochgewachsene blonde Mann lachend ein.

Teil 7: Mit Sicherheit ein guter Partner

"Wie gelingt es dir, einfach so einen Menschen zu töten?", erklingt Tejos Stimme, noch während die Szene übergeblendet wird und nun die drei Protagonisten aus ein paar Metern Entfernung von hinten zeigt, die sich inzwischen wieder auf den Weg gemacht haben. Der Wald ist in eine Landschaft umgetauscht worden, in der ein Feld sich neben das nächste drängt. Die Kamera beschleunigt ein wenig und schwenkt in einem Bogen um die drei Männer herum, bewegt sich nun rückwärts fort und ist so in der Lage, die drei von ihrer - vermeintlich - besseren Seite zu zeigen.

"Frag nicht, es ist einfach so."

"Na, vielleicht ist es auch besser, wenn wir nicht darüber Bescheid wissen."

"Verdienst du eigentlich gut? So als Killer?"

"Ich führe Aufträge aus. Weiter nichts.", korrigiert Varis, nickt dann aber. "Nur eben ziemlich gut bezahlte."

"Vielleicht sollte ich mich umschulen lassen. Ha! Das wär's doch. Ich schlage meinen Opfern mit meinem Besen den Schädel ein und kassier das große Geld."

"Bin ich denn von Wahnsinnigen umgeben? Du willst freiwillig ein Menschenleben auslöschen, nur damit du etwas mehr Geld in der Kasse hast?"

"Na, irgendwas muss ich doch tun, um mein mickriges Gehalt aufzubessern. Varis, wie wäre es, wenn ich als dein Gehilfe arbeite? Ich halte dir den Rücken frei mit meiner Allzweck-Wunderwaffe."

"Mit dem Besen?", blickt Varis ihn ungläubig an.

"Genau!"

"Das könnt ihr nicht machen. Danny, du hast doch eine Arbeit! Warum willst du die unbedingt aufgeben?"

"Du warst noch nie Hausmeister, oder?"

"Nein, aber -"

"Siehst du."

"Schluss jetzt!", unterbricht Varis die beiden genervt. "Ich arbeite alleine und dabei bleibt es auch."

"Aber ich könnte dir sicher eine große Hilfe sein! Ich bin gut ausgebildet in allen Arten des Überlebenskampfes und beherrsche meine Waffen meisterlich."

"Ich sagte nein."

"Varis, warum hörst du eigentlich nicht mit dem sinnlosen Abstechen von Leuten auf? Du hast doch sicher noch so viele andere Fähigkeiten."

"Andere Fähigkeiten? Nun, ich könnte sie vergiften, erwürgen, -"

"Nein! Das meinte ich nicht." Mit einem gequälten Seufzen winkt Tejo schließlich ab. "Schon gut, belassen wir's dabei."

"Willst du's wirklich nicht wenigstens mit mir versuchen?"

"Zum letzten Mal - nein!"

Zwischensequenz: Spiel, Spaß, Spannung, Schokolade

Wieder sieht man die Tür, dieses Mal geschlossen. Von der anderen Seite sind Stimmen zu hören.

"Meinst du, sie brauchen noch lange? Ich habe nicht mehr viel Zeit." Die erste Stimme ist eindeutig weiblich und klingt leicht angespannt.

"Hoffentlich haben sie sich nicht verlaufen." Ebenfalls weiblich, allerdings mit besorgtem Unterton.

"Unsinn, Danny hat zu seinem Brief eine Karte mitbekommen, da können sie Gaon gar nicht verfehlen."

"Da kennst du Danny schlecht, der kann alles." Eine männliche Stimme mischt sich ein, von leichtem Seufzen und einem Lachen untermalt.

"Aber du hast den Weg doch sogar rot angestrichen, bevor du den Brief abgeschickt hast."

"Wart's ab. Wenn man es mit Danny zu tun hat, muss man immer auf Überraschungen gefasst sein."

"Also hör mal, ich könnte es ja verstehen, wenn man mir eine Karte in die Hand drückt und dann eine Stunde warten muss, bis ich den Weg zur anderen Straßenseite gefunden habe, aber den dreien traue ich es dann schon zu, eine Karte lesen zu können."

"Wenn sie alle zusammen helfen und bei längeren Wörtern den Finger zum lesen benutzen, vielleicht."

"Du verstehst es wirklich, jemandem der unter Zeitdruck steht, Mut zu machen, mein Lieber."

"Kopf hoch, Ly. Selbst wenn Danny nicht mit der Karte zurecht kommt, dann sind immer noch Tejo und Varis da."

"Eben. Sie werden schon noch rechtzeitig ankommen, Ly."

"Kann Tejo denn Karten lesen?"

"Ich bin mir nicht sicher, aber ich hoffe es. Immerhin ist es ja nicht schwierig."

"Das sagst du."

"Nur weil du damit Probleme hast."

"Nicht nur ich..."

Teil 8: Besser ankommen

Nun schwebt die Kamera einige Meter über den Köpfen der drei Männer und schwenkt von ihren Häuptern hin zum Horizont, an dem sich die Konturen einer Stadt abzeichnen. Dann geht sie in einen kurzen Sturzflug über und richtet sich wieder auf Tejo, Danny und Varis.

"Ist das schon Gaon?", erkundigt sich Tejo und deutet mit dem Finger auf die vor ihnen liegende Stadt.

Danny, bis eben hinter einer riesigen Landkarte versteckt, lässt diese nun sinken und blickt nach vorne.

"Jetzt schon?"

"Was soll das heißen: 'jetzt schon'?"

"Da sollte gar keine Stadt stehen!"

"Ich will dich ja nicht kritisieren, aber da steht wirklich eine."

"Das sehe ich auch. Wartet mal kurz."

Die drei bleiben stehen, Tejo und Varis blicken Danny erwartungsvoll an.

"Was ist nun?"

"Hetzt mich nicht."

Eine Weile verharren sie so, dann sieht Danny schließlich auf.

"Ähm... ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, das ist nicht Gaon. Hier sollte eigentlich gleich ein Fluss kommen und keine Stadt."

"Lass mal sehen." Tejo beugt sich über die Karte und studiert sie eine Weile eingehend. "Quatsch, hier kommt doch kein Fluss. Da müsste ein Wald sein!"

Sie sehen auf und lassen den Blick über die Umgebung schweifen, auch die Kamera schwenkt über die Landschaft. Ringsum nur Wiesen und Felder.

Wieder beugen sie sich über die Karte.

"So ein Käse, wo soll denn da ein Wald sein?"

"Na hier!"

"Das ist doch kein Wald, das ist das Symbol für einen Sumpf."

"Sind wir hier vielleicht in einem Sumpf?"

"Sind wir hier vielleicht in einem Wald?"

"Aber wo sind wir dann?"

"Seh ich aus wie Jesus?"

Varis, der dem Gespräch bis dahin schweigend und mit unbewegtem Gesicht gelauscht hat, tritt nun näher an die beiden heran.

"Ihr wollt also sagen, wir haben uns verlaufen.", stellt er mit ruhiger Stimme fest. "Obwohl wir uns die ganze Zeit nach der Karte gerichtet haben."

"Und das war der fehlende Punkt für die Waschmaschine, herzlichen Glückwunsch."

"Ähm...", beginnt Tejo, der Varis eingehender mustert. "Ist das normal, dass deine Augenbraue so zuckt?" Noch bevor Varis überhaupt zu einer Antwort ansetzen kann, drückt Tejo ihm schnell die Karte in die Hand. "Da, mach du das lieber. Dann kommen wir vielleicht doch noch mal an."

(Bild: http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/karte.png)

Zwischensequenz: Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen

Abermals ist nur die Tür zu sehen und die bekannten drei Stimmen dringen aus dem Raum.

"Was soll das heißen, Varis kann nicht Karten lesen?"

"Das soll heißen, ich werde wohl nie fertig."

"Das darf doch nicht wahr sein. Was ist nun, wenn wirklich keiner der drei mit einer Karte umgehen kann?"

"Du hast den Weg doch markiert, das schaffen sie schon. Hab doch ein wenig Vertrauen in die drei."

"Das einzige, worauf man bei Danny vertrauen kann, ist sein sicheres Gespür für brenzlige Situationen."

"Aber er ist doch dein Freund."

"Eben. Ich weiß, wovon ich spreche."

"Könnten wir bitte wieder zum Thema kommen? Es bleibt nicht mehr viel Zeit."

Teil 9: Wir sind da

Wieder sind unsere Protagonisten zu sehen, dieses Mal von hinten. Varis stapft mit düsterem Gesichtsausdruck voraus, Danny und Tejo ein wenig verlegen hinterher.

"Varis?", unterbricht Tejo das Schweigen. "Bist du sicher, dass es dort nach Gaon geht?"

"Nein"

"Dachte ich mir."

Inzwischen sind sie bis auf wenige hundert Meter an die Stadt - wahlweise auch Fluss, Wald oder Sumpf - herangekommen und steuern direkt auf das große Stadttor zu.

Dort wendet sich Tejo an einen der Wächter, während Danny und Varis unauffällig versuchen, sich hintereinander zu verbergen.

"Eine gute Nachricht, Freunde", erstattet er schließlich Bericht. "Wir sind da!"

"Wusste ich's doch, auf meinen überragenden Orientierungssinn kann man sich eben verlassen."

"Danny, wenn es nach dir gegangen wäre, würden wir jetzt schwimmen."

"Jedenfalls sind wir richtig gelaufen und sogar rechtzeitig angekommen.", stellt Danny mit einem zufriedenen Blick auf die sich allmählich dem Horizont entgegen neigende Sonne. "Siehst du, Varis? Kein Grund zur -" Er hält inne und sieht sich verwirrt um. "Wo ist er hin? Er stand doch grad noch neben dir! Der Kerl kann doch nicht einfach so abhauen, ohne sich zu verabschieden."

Auch Tejo blickt sich um, aber von Varis ist keine Spur mehr zu entdecken.

"Doch, sieht so aus, als könne er das. Wahrscheinlich will er jetzt - wie hat er das genannt? - seinem Auftrag nachgehen."

"Ohne mich?"

"Sieht ganz danach aus. Sei doch froh, Danny. Ich meine, wie kann ein Mensch einen völlig Fremden umbringen - nur, weil er dafür eine Stange Geld kassiert? Außerdem ist das doch gefährlich, man riskiert nicht nur das Leben anderer, sondern auch sein eigenes."

Danny starrt ihn entgeistert an.

"Du warst wirklich noch nie Hausmeister, oder?"

Die Kamera steigt ein wenig höher, lässt den Blick der Zuschauer über die Stadtmauer und die dahinter liegenden Häuser gleiten. Im Hintergrund sinkt die Sonne immer tiefer und taucht die ganze Szene in warme Rottöne.

Plötzlich wackelt das Bild ein wenig, als die kleine Kamera versucht, Danny und Tejo wieder einzuholen, die soeben die Stadt betreten haben und der wenig bevölkerten Straße folgen.

"Wir müssen ihn finden.", beschließt Danny gerade, als die Kamera zu ihnen aufschließt.

"Und deine Verabredung?"

"Nehme ich unterwegs mit. Wie steht's mit dir, kommst du mit?"

"Ich treffe mich erst mit meiner Freundin. Nicht, dass sie sich noch Sorgen macht. Und du willst wirklich in dieses - dieses Geschäft einsteigen?"

"Na, aber hallo! So eine Chance kann ich mir doch nicht entgehen lassen."

Teil 10: Sie haben Post

Langsam kreist die Kamera über dem Tisch, an dem Tejo und Danny sitzen. Beide haben sich über zwei Blätter gebeugt und studieren sie eingehend. Nach einer Weile richtet sich Tejo auf und stößt einen leisen Pfiff aus.

"Sieh mal einer an.Ich dachte mir gleich, dass an so viel Zufall was faul ist."

"Aber wer steckt dahinter?"

"Ich weiß es nicht, aber irgendeine Verbindung muss es zwischen uns doch geben."

"Meinst du, Varis hängt da auch mit drin?"

"Ich bin mir sogar ziemlich sicher."

"Worauf warten wir noch?", ruft Danny, schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und springt auf. "Lass uns ihn suchen!"

Die Kamera folgt ihnen in einem leichten Zickzack-Kurs, während sie das Lokal verlassen und auf die von wenigen Laternen erhellte Straße treten.

"Nur wo fangen wir an?"

Fragend sehen sich die beiden an und lassen dann ihren Blick über die umliegenden Häuser schweifen.

"Was jetzt?"

"Irgendwo müssen wir anfangen."

"Sollen wir die ganze Stadt absuchen?"

Nachdenkliche Stille herrscht, dann schlägt Danny sich plötzlich vor die Stirn.

"Aber klar!"

"Was ist denn jetzt los?"

"Der Brief!"

"Welcher Brief?" Leicht verwirrt zieht Tejo die Augenbrauen hoch, wartet aber geduldig ab, bis Danny alle seine Taschen abgeklopft hat und schließlich einen zerknitterten Zettel aus der Tasche zieht.

"Dieser Brief." Mit einem triumphierenden Grinsen schwenkt Danny ihn vor Tejos Augen. "Den hat Varis verloren, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Ich wollte ihn nur mitnehmen, um ihn ihm später zurückzugeben."

"Nachdem du ihn gelesen hast."

"Wofür hältst du mich?"

"Naja..."

"Schon gut, sag nichts. Lass uns lieber lesen."

Teil 11: Da werden Sie geholfen

Unter hektischem Wackeln folgt das Bild Tejo und Danny, die die Straße entlang eilen. Links und rechts ziehen vereinzelt Fackeln vorbei, die - von dem dagegen schwachen Beitrag, den Mond und Sterne beisteuern, mal abgesehen - die einzige Beleuchtung darstellen.

Plötzlich kommt es zu einer ungewollten Großaufnahme von Dannys Hinterkopf, als die beiden abrupt anhalten und die Kamera gerade noch eine Kollision verhindern kann. Ein wenig schwankend weicht sie zurück und richtet sich auf die gut zwei Meter hohe Mauer, vor der Danny und Tejo nun stehen. Wenige Meter weiter wird sie durch ein massives Holztor unterbrochen, das zu dieser Zeit natürlich verschlossen ist. Hinter der Mauer auf dem Grundstück ragt ein zweistöckiges Gebäude in den Nachthimmel, bei dem nur in einem der oberen Fenster Licht nach außen dringt.

"Meinst du, er ist schon da?", erkundigt sich Tejo leise.

"Keine Ahnung"

"Und jetzt?"

"Lass uns einen Weg da rein suchen."

"Danny, das ist Einbruch!"

"Wenn uns niemand erwischt, ist das gar nichts."

"Aber wenn uns jemand sieht, ist das Ärger. Gewaltiger Ärger. Hast du den Brief nicht genau genug gelesen? In diesem Haus wohnt der Kommandant der Wache!"

Kurze Stille schließt sich Tejos eindringlich geflüsterten Worten an.

"Aber wir müssen da rein.", stellt Danny schließlich fest und schluckt schwer.

"Nicht, wenn wir Varis vorher abfangen können."

"Und wie willst du das anstellen? Er wird bestimmt nicht durch den Haupteingang reinspazieren."

"Dann lass es uns an der Rückseite versuchen."

Die Kamera folgt den beiden an der Mauer entlang und um die Ecke, wo sie abermals Dannys Hinterkopf gefährlich nahe kommt. Sie steigt ein wenig auf und richtet sich auf die im Dunkeln vor ihnen liegende Straße. Ein gutes Stück weiter vorne zeichnen sich die Umrisse einer Gestalt ab, die gerade von der Mauer herunter auf das Grundstück springt.

Danny und Tejo sehen sich an und blicken dann zur Mauer hoch.

"Jetzt bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als ihm zu folgen.", stellt Danny fest, hält sich am oberen Ende der Mauer fest und versucht, sich hochzuziehen. "Hilf mir mal."

Tejo unterstützt Dannys orientierungslos baumelnde Füße und hievt den Hausmeister ein Stück in die Höhe. Diesem gelingt es so, sich auf das Hindernis zu ziehen.

"Jetzt du." Er streckt Tejo hilfreich die Hand hin und stemmt sich dann gegen ihn. Mit einem Ruck schießt Tejo nach oben, über die Mauer hinweg und verschwindet mit Danny auf der anderen Seite. Ein dumpfes "Plonk" und unterdrückte Schmerzensschreie kündigen ihre Landung an.

Nun erst folgt ihnen die Kamera und richtet sich von oben auf das leise stöhnende Knäuel, das Danny und Tejo bilden und das sich nun langsam zu entwirren versucht. Schließlich gelingt es ihnen, wieder auf die Beine zu kommen und sie sehen sich um.

"Wo ist er hin?"

"Bestimmt zum Haus."

"Dann nichts wie hinterher!"

Ein kurzer Sprint durch den von Sträuchern und Büschen gesäumten Garten hin zu dem sich dunkel vor dem nächtlichen Himmel abzeichnenden Gebäude, gefolgt von einer wackelnd Schritt zu halten versuchenden Kamera.

"Wo zum Teufel steckt er? Er kann doch noch nicht weit sein.", flüstert Tejo und blickt sich weiterhin um.

"Varis!", erhebt Danny plötzlich seine Stimme. Bevor er noch etwas hinzufügen kann, schießt ein Schemen aus dem Schatten hervor und reißt ihn zu Boden.

"Varis? Bist du das?", erkundigt sich Tejo an das am Boden liegende Bündel gewandt.

"Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?", kommt es zischend als Antwort. "Was um alles in der Welt macht ihr hier?"

"Mmmffmpf"

"Ich glaube, du kannst ihn wieder loslassen."

Teil 12: Have a break

"Ihr glaubt also, jemand hat uns absichtlich alle drei nach Gaon bestellt?"

Das Bild zeigt die Umrisse unserer drei Hauptakteure, die zwischen ein paar Büschen und der Hauswand sitzen, aus ein paar Metern Höhe.

"Hey, zu deiner Waschmaschine gesellen sich noch ein Trockner und ein Lockenwickler."

"Ein Lockenwickler?", wiederholt Tejo erstaunt.

"Warum nicht?"

"Naja, er hat schon eine Waschmaschine und einen Trockner, die kann man immer brauchen. Aber Lockenwickler..."

"Das würde ihm bestimmt stehen."

"Meinst du?"

"Könntet ihr diese anregende Diskussion auf später verschieben und mir endlich erklären, was hier gespielt wird?", meldet sich Varis wieder zu Wort.

"Das wissen wir doch auch nicht genau." Dannys übertriebenes Schulterzucken ist sogar bei diesen Lichtverhältnissen zu erkennen. "Jedenfalls hat irgendwer dafür gesorgt, dass jeder von uns einen Brief erhalten hat. Tejo von seiner Freundin, ich von Cielio und du von einem neuen Auftraggeber."

"Woher -"

"Ich wollte ihn dir wieder zurückgeben! Ehrenwort! Aber da bist du dann schon abgehauen."

Varis schnaubt leise und lehnt sich zurück.

"Na schön. Besteht die Möglichkeit, dass die Briefe gefälscht sind?"

"Nein. Wir sind uns sicher, dass Cielio beziehungsweise Reia die Absender sind."

"Aber die beiden werden wohl kaum dahinter stecken.", ergänzt Danny Tejos Ausführung. "Wir vermuten deshalb, dass jemand sie gefangen hält."

"Und was habe ich mit all dem zu tun?" (Bild: http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/night.png)

"Darüber waren wir uns auch noch nicht ganz einig."

"Welche Verbindung gibt es zwischen uns dreien? Überlegt doch mal."

Schweigen, das sich in die Länge zieht.

"Ach, verdammt.", platzt Danny hervor. "Ich sehe einfach keinen Zusammenhang."

"Vielleicht sind wir in letzter Zeit irgendjemandem begegnet, der es jetzt auf uns abgesehen hat."

"Wenn hier wirklich jemand sein Spielchen mit uns treibt", beginnt Varis nachdenklich. "Dann wird er sich wohl auch davon überzeugen wollen, dass wir auch mitspielen und uns an die Regeln halten. Ich vermute, er ist uns in letzter Zeit tatsächlich über den Weg gelaufen, um zu kontrollieren, dass alles nach Plan läuft."

"Na schön. Wen habt ihr die letzten Tage getroffen?"

Zwischensequenz: Atmen Sie auf

Wieder einmal ist das altbekannte Zimmer mit dem technischen Durcheinander im Bild.

Eine Tür öffnet sich und Ly tritt mit ihren beiden Gästen ein.

"Wollen doch mal sehen, was unsere drei Hauptdarsteller so treiben. Vielleicht sind sie ja endlich angekommen."

Die drei stellen sich um den PC und betrachten eine Weile das Bild auf dem Monitor. Nach einer Weile blicken sie auf und sehen sich an.

Lys Gesicht drückt ein stummes "Oh-oh" aus, die anderen beiden nicken nur.

Dann wenden sie sich wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm zu.

"Na, wenigstens sind sie doch nicht in die falsche Richtung gelaufen..."

Teil 13: Mit mehr Biss durchs Leben

Immer noch sitzen die drei Männer im Dunkeln und versuchen, sich an die Leute zu erinnern, die sie in den vergangenen Tagen gesehen haben, während die Kamera sich allmählich immer weiter zu ihnen herab senkt.

"Habt ihr eine Ahnung, wie viele das sind?", stöhnt Tejo auf. "Alleine hier in Gaon sind das schon Hunderte. So kommen wir nicht weiter."

"Gehen wir doch mal systematisch alles durch.", beschließt Tejo. "Danny, was hast du gemacht, nachdem du den Brief von Cielio erhalten hast?"

"Ich habe meine Sachen gepackt und wollte gerade ins Bett gehen, als...", unterbricht Danny sich selbst.

"Als was? Erinnerst du dich an jemanden?"

"Ja"

"Nun sag schon!"

"Ich erinnere mich an einen Auftragskiller, der mit Vorliebe Hausmeister umbringt."

Unbehagliches Schweigen folgt seinen Worten.

"Ich glaube, das können wir überspringen.", fährt Tejo schließlich nach einem kurzen Räuspern fort.

"Na schön, dann gehen wir zum nächsten Morgen über. Ich bin aufgebrochen und habe unterwegs so ein Interview für Ly gedreht. Dann -"

"Einen Augenblick.", unterbricht Tejo ihn. "Interview? Ly?"

"Ja, sie wollte einen Film drehen, für den sie mich brauchte."

"Mich auch."

Tejo und Danny blicken sich eine Weile an, bis sie von Varis leisem Lachen aus ihrer Starre gerissen werden.

"Nun ratet mal, wer mich für ein Filmprojekt gewinnen wollte."

"Nein", stößt Tejo hervor. "Doch nicht Ly. Das kann nicht sein, sie würde doch nie -"

"Warum nicht? Wir dachten ja auch erst, Varis könne keiner Fliege etwas zuleide tun."

"Schon gut. Und was nun?"

Wieder herrscht Stille, das sanfte Rauschen der Blätter um sie herum verursacht die einzigen Geräusche. Nach einer Weile richtet sich Varis auf.

"Wir werden sie jetzt suchen und ihr ein paar Fragen stellen."

Auch Tejo und Danny stehen auf.

"Wir sind direkt hinter dir, Varis!"

In dem Augenblick biegen ein paar Fackeln nur wenige Meter von ihnen entfernt um die Ecke, die von unangenehm hohen und breiten Gestalten getragen werden.

"Dort hinten, bei den Büschen!"

"Scheiße, lauft!"

"Schnappt sie!"

Es schließt sich ein heilloses Durcheinander an, in dem ein Schemen nach dem anderen durch das selbst hektisch herumirrende Bild rennt, ab und zu peitschen Zweige gegen das Objektiv und leise Schreie tönen durch die Nacht.

"Ich hab einen!", ertönt es plötzlich, doch diese Aussage wird schon wenige Sekunden später durch ein lautes "Autsch! Verdammt!" revidiert.

Schließlich erbarmt sich die Kamera dem verwirrten Auge des Betrachters und blendet die Szene langsam aus.

Teil 14: Wir machen den Weg frei

Ein abrupter Übergang zu einer taghellen Seitengasse folgt, in der man Tejo an einer Hausmauer lehnen sieht. Die Kamera begibt sich langsam in die Gasse und richtet sich dann genau auf ihn. In diesem Moment blickt er auf und Danny und Tejo entgegen, die gerade um die Ecke biegen.

"Und, wie ist es gelaufen?", erkundigt er sich.

"Gut" Varis nickt und lächelt zufrieden. "Wir wissen jetzt alles, was wir brauchen."

Auch Danny nickt, seine Augen zeigen ein begeistertes Glitzern. "Er wollte erst nicht reden, aber dann ist er doch mit der Sprache rausgerückt, nachdem Varis ihm -"

"Wollt ihr noch den ganzen Tag hier herumstehen?", unterbricht Varis ihn schnell. "Lasst uns endlich aufbrechen."

Die Kamera folgt den dreien aus der Gasse heraus über eine nahezu menschenleere Straße. Ein in Schwarz gekleideter Mann, Anfang zwanzig, mit langen schwarzen Haaren, kommt gerade aus der Taverne auf der gegenüberliegenden Seite. Mit beiden Händen hält er sich leicht gekrümmt gehend die Seite. Als er aufsieht und die drei Männer gegenüber erblickt, weiten sich seine dunkelgrünen Augen und verengen sich nur eine Sekunde darauf zu engen Schlitzen.

"Ich warne dich, mein Lieber.", ruft er zu ihnen herüber. "Pass besser auf, was du jetzt tust. Du weißt, wer dich sonst übernehmen wird."

Danny und Tejo drehen sich zu ihm um, während Varis unbeirrt seinen Weg fortsetzt.

"Kommt ihr endlich?"

"Wer ist das?", erkundigt sich Tejo, als er und Danny zu Varis aufschließen.

"Von dem Kerl hat Varis die Informationen gekriegt, wo Ly sich aufhält."

"Aha. Jetzt bin ich auch nicht schlauer. Was meinte er mit 'Du weißt, wer dich sonst übernehmen wird.'? Wer ist das, Varis? Und woher weiß er, wo wir Ly finden?"

"Das ist ein Spinner, ein guter Freund von ihr.", erhält Tejo schließlich knapp als Antwort.

"Und was meinte er nun -"

"Das tut nichts zur Sache und ist eine Angelegenheit zwischen Ly, ihm und mir, klar?"

"Schon gut..."

Schweigend eilen sie weiter die Straße entlang, während das Bild leicht ruckelnd Schritt zu halten versucht.

"Varis?", meldet sich schließlich Tejo wieder zu Wort.

"Mh"

"Was sollen wir mit Ly machen? Ich meine, wenn sie wirklich Reia und Cielio gefangen hält."

"Wir stürmen ihre Festung und befreien die Geiseln!", antwortet Danny für ihn. "Niemand entführt ungestraft meinen besten Freund. Passt auf, wir werden uns von allen Himmelsrichtungen her anschleichen und überrumpeln sie dann in einem spektakulären Überraschungsangriff."

"Dir ist schon klar, dass wir nur zu dritt sind?", wendet Tejo ungläubig ein.

"Ja und? Wo liegt da das Problem?"

"Wie willst du dich zu dritt von allen Himmelsrichtungen anschleichen?"

"Ach, die Details klären wir später. Jedenfalls stürzen wir uns ohne Gnade auf unsere Feinde!"

"Wir sprechen schon noch von der selben Sache, oder?"

"Ich gebe euch Deckung mit meiner Spezialwaffe und putze alles nieder, was sich euch nähern will."

"Danny? Hallo?"

"Ihr sucht inzwischen das Verlies und überwältigt die Wächter."

Tejo winkt verzweifelt mit einer Hand vor Dannys Augen, dann blickt er Varis hilfesuchend an, der nur mit den Schultern zuckt.

"Der fängt sich wieder."

"Wenn du meinst."

Mit einer letzten Nahaufnahme des nun vor sich hinmurmelnden Danny, der mit leicht weggetretenem Gesichtsausdruck, aber begeistert strahlenden Augen Tejo und Varis folgt, wird die Szene allmählich ausgeblendet.

"Und dann übernehmen wir die Weltherrschaft!"

Zwischensequenz: Ein Platz an der Sonne

"Und wo sind sie jetzt?"

Immer noch befinden Ly und ihre beiden Gäste sich in dem mit zahllosen Innereien technischer Geräte vollgestellten Raum und starren wie gebannt auf den Monitor.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie etwa eine Straße von hier entfernt sind."

"Bist du sicher?"

"Ich hoffe, dass ich mich irre."

"Es bleibt dir wohl nichts andere übrig, als ihnen alles zu erklären."

"Keine Sorge, Ly. Sie werden es schon verstehen."

"Bei Danny und Tejo mache ich mir da auch nicht wirklich Sorgen." Schwer schluckend lässt Ly sich auf den Boden sinken. "Aber Varis..."

"Und wenn du ihm einfach alles in Ruhe erklärst?"

"Dann leg dir schon mal zurecht, was du sagen willst. Ich glaube, sie sind da."

Teil 15: Come in and find out

Das Bild wechselt von Lys ratlosem Gesicht zu Varis in grimmiger Entschlossenheit erstarrter Miene.

"Dort vorne ist es."

"Bist du sicher?", hakt Tejo zweifelnd nach.

Die Kamera weicht ein wenig zurück und nun sind alle drei sichtbar.

"Natürlich"

"Woher?"

"Entweder ihr vertraut mir oder ihr schappt euch wieder eure Karte und richtet euch nach der."

"Och, weißt du..."

"Ich denke, wir glauben dir einfach.", fügt Danny, der inzwischen wieder in der Normalität weilt, hinzu.

Nun stehen sie nur noch wenige Meter von ihrem Zielort entfernt und betrachten das Haus eingehend.

"Wie kommen wir hinein?", erkundigt sich Danny. "Wieder klettern?"

Varis schüttelt den Kopf und kratzt sich nachdenklich am Kinn. "Am hellichten Tag ist Klettern keine gute Idee."

"Was dann?"

"Wie wäre es, wenn wir einfach klingeln?", wirft Tejo dazwischen.

"Klingeln? Die Verrückte hat deine Freundin entführt und du willst einfach so bei ihr klingeln als wolltest du dir eine Tasse Zucker ausleihen?"

"Dann schlag etwas anderes vor."

"Habe ich schon, aber mein Vorschlag zu klettern ist ja bereits abgelehnt worden. Varis ist dran."

Beide sehen den Braunhaarigen erwartungsvoll an, der leise seufzend die Augen verdreht.

"Ihr habt nicht viel Übung darin, in fremde Häuser einzudringen, oder?"

"Erraten"

"Naja, Übung kann man das nicht nennen.", lenkt Danny ein. "Ich komme da immer nur durch Zufall rein."

"Auf den Zufall können wir dieses Mal nicht warten. Kommt mit, wir versuchen es durch den Garten."

Die Kamera folgt ihnen auf ihrem Weg zur Rückseite, wo das Gebäude durch einen mit einer Hecke umrandeten Garten von der Straße abgetrennt ist.

Varis blickt sich kurz um und untersucht die Hecke dann genauer.

"Hier", verkündet er eine Minute eingehender Betrachtung später. Er greift nach vorne in die Hecke und biegt sie ein Stück zur Seite. "Macht schon, bevor jemand kommt."

Danny und Tejo quetschen sich nacheinander durch die Zweige, dann folgt ihnen Varis. Die Kamera ist ihm zwar dicht auf den Versen, aber plötzlich sieht man nur noch riesenhafte Blätter und Zweige, die ins Bild ragen. Ein verzweifelt anmutendes Summen ist zu hören, Rascheln, Knacken, dann geht es ein Stückchen vorwärts, nur um wenige Augenblicke später wieder inne zu halten. Auf einmal ist es still, während die Kamera auf Standby geht und die Szene ausblendet.

Teil 16: Gegen die kleinen Reizungen des Alltags

Nun sieht man im Bild wieder das leicht chaotische und mit inzwischen wohl eher nicht mehr funktionierendem technischem Schnickschnack vollgestopfte Zimmer. Immer wieder sieht man Ly hektisch hin und her ins Bild und wieder hinaus laufen. Ihre Gäste folgen ihr mit den Blicken und drehen dabei die Köpfe ständig von einer Seite zur anderen.

"Versteckt mich!"

"Nun beruhige dich doch endlich, Ly."

"Er wird mich umbringen."

"Wird er nicht."

"Doch, das ist immerhin sein Job."

"Und wer bezahlt ihn dafür, wenn er dich umbringt?"

"Er sich selbst? Genug Geld hat er ja."

"Jetzt bleib endlich stehen, mir wird schon ganz schwindlig."

"Dann hockt nicht einfach blöd rum sondern tut was und helft mir!"

"Sei mal still! Ich glaube, ich hab was gehört."

Stille folgt, in der drei Paar Ohren angestrengt lauschen. Tatsächlich hört man ein Stockwerk tiefer leise Stimmen und schließlich lautes Geschepper.

"Das war Danny."

"Woher weißt du das?"

"Vertrau mir, ich weiß es einfach."

"Was soll ich jetzt machen?"

"Ruhig bleiben und ihnen alles erklären."

Wieder herrscht Schweigen, während Schritte die Treppe emporsteigen. Dann ist leises Getuschel vor der Tür zu hören, das schließlich durch ein genervtes Stöhnen unterbrochen wird. Im nächsten Augenblick wird die Tür kräftig aufgestoßen und Varis betritt mit energischen Schritten das Zimmer, gefolgt von Danny und Tejo.

Eine Weile erstarren alle in dieser Szene, bis Ly die drei Neuankömmlinge verzweifelt lächelnd mit einem "Oh, hallo." begrüßt.

"Ja, hallo.", kommt Danny den anderen zuvor. "Sag mal Ly, was denkst du dir eigentlich dabei, einfach meinen besten Freund zu entführen?"

"Entführen? Ich?", mit einem hilfesuchenden Blick wendet sie sich Cielio und Reia zu. "Sagt doch ihr auch mal was."

"Ly hat uns nicht entführt.", erbarmt sich Cielio endlich. "Sie hat uns nur gebeten, euch diese Briefe zu schreiben, damit sie ihren Film drehen kann."

"Wie bitte was?"

"Ich wollte Temel und Jerra zu Weihnachten ein Crossover schenken und wusste keine andere Möglichkeit, euch alle in einen Film zu kriegen."

"Wie wäre es mit fragen?"

"Aber ich wollte es doch authentisch halten.", fährt Ly fort, verzweifelt bemüht, das Gespräch aufrecht zu erhalten und das bedrohliche Glitzern in Varis Augen ignorierend. "Ihr solltet euch doch unter realistischen Umständen kennen lernen, sowas kann man doch nicht spielen. Das muss spontan kommen. Und deshalb habe ich Reia und Cielio -" Ein bestätigendes synchrones Nicken der beiden. "- gebeten, mir zu helfen. Ich konnte einfach nicht anders, ich musste -"

"Genug jetzt!", unterbricht Varis sie scharf, durchquert mit wenigen Schritten das Zimmer und packt Ly am Kragen. "Was fällt dir ein, mir einen gefälschten Auftrag zukommen zu lassen?"

"Wie hätte ich sonst -" Lys Stimme reißt ab, als Varis fester Griff sie ein Stück in die Höhe reißt und ihr die Luft abdrückt.

"Ich bin quer durch die Weltgeschichte gereist. Ich hätte beinahe Danny getötet. Wir hätten uns fast verlaufen. Wir wären um ein Haar von der Wache in Gaon erwischt worden." Mit jedem Satz zieht er Ly ein kleines Stück weiter auf Augenhöhe herauf. "Und warum das alles?" Seine Stimme ist nur mehr als bedrohliches Knurren zu vernehmen.

Nach Luft schnappend zappelt Ly verzweifelt in seinem Griff, schafft es aber nicht, sich loszureißen.

"Varis, um Himmels Willen, du bringst sie noch um!" Gleichzeitig springen Danny, Tejo und Cielio auf Varis und reißen ihn samt Ly mit sich zu Boden. Es entsteht ein Handgemenge, aus dem es Reia nach einigen Minuten endlich gelingt, die immer noch keuchende Ly heraus zu ziehen und in der gegenüberliegenden Zimmerecke in Sicherheit zu bringen.

Von dort beobachten sie, wie die drei Männer den Auftragskiller am Boden festnageln und ihn mit ihrem Gewicht zum liegen bleiben zwingen.

"Lässt du Ly jetzt in Ruhe?", erkundigt sich Cielio bei ihm, erhält aber nur ein undefinierbares Schnauben als Antwort.

"Wir können dich nicht hören.", hakt Danny vergnügt nach. "Etwas lauter, bitte."

"Geht endlich runter von mir!"

"Nur wenn du brav bist."

"RUNTER!"

Der erneute Versucht, sich aufzurichten, wird von dem Gewicht von Danny, Tejo und Cielio sofort unterbunden.

"Junge, bist du hartnäckig."

Mit einem unwilligen Knurren stellt Varis seine Bemühungen schließlich ein.

"Schon gut. Ich tu der Kleinen nichts. Und jetzt geht verdammt noch mal endlich von mir runter!"

Teil 17: Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt

Immer noch sieht man das altbekannte Zimmer, inzwischen sitzen alle in der Mitte auf dem Boden im Kreis - bis auf Varis, der schmollend an der Wand neben den Innereien eines alten Radioweckers lehnt.

"Wie bist du überhaupt auf ein Crossover gekommen?", erkundigt sich Tejo gerade.

"Ich wollte erst Temels und Jerras Beispiel folgen und ein Bild von euch dreien zeichnen." Die Erleichterung ist ihr immer noch anzusehen. "Aber irgendwie hatte ich dann gleich mehr im Kopf, als nur ein einzelnes Bild."

"Tut mir nur leid, dass ihr euch jetzt deswegen zerstritten habt.", bemerkt Reia mit einem Blick zu Varis. "Ich hoffe, das legt sich wieder."

"Ich auch", bestätigt Ly mit einem kurzen, bangen Schlucken. "Sonst trau ich mich ab sofort nachts nicht mehr alleine auf die Straße."

"Keine Angst, er hat uns vorhin ein Versprechen gegeben.", grinst Danny sie ermutigend an.

"Meinst du?"

"Rede doch mal mit ihm, vielleicht renkt sich das auch von alleine wieder ein."

Die Kamera schwenkt mit, während Ly sich erhebt und langsam zu Varis geht.

"Ähm..."

"Was?!" Varis blickt unverändert starr auf den Boden vor sich.

"Bist du noch sauer?", fragt Ly nach einer kurzen Pause und kniet sich neben Varis, erhält aber nur ein kurzes Brummen als Antwort. "Es tut mir leid, ich wollte euch keinen Ärger bereiten, aber ich wusste wirklich nicht, wie ich das sonst in so kurzer Zeit noch geschafft hätte."

Die anderen beobachten die zwei aufmerksam und lehnen sich nun gespannt vor.

Als keine Reaktion kommt, zupft Ly zaghaft an Varis Umhang. "Du bist immer noch sauer, stimmt's? Es tut mir wirklich leid. Ich will dir doch gar keine Unannehmlichkeiten bereiten und leide doch immer mit, wenn ich dich wieder irgendwo reinstürze."

"Hör endlich auf." Nur als Flüstern ist Varis Stimme zu hören, seine Augen sind nun geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt.

"Entschuldige. Ich wollte nicht -"

"Hör endlich auf dich zu entschuldigen!", fährt er schließlich auf und streicht sich mit einer Hand seufzend die Haare zurück. "Ist schon gut. Aber hör endlich auf, mich mit deinem Dackelblick zu löchern."

"Du - du verzeihst mir?"

"Wenn's sein muss."

Mit einem erleichterten Lachen fällt Ly dem Braunhaarigen um den Hals.

Erst rührt Varis sich gar nicht und starrt sie nur perplex an, dann klopft er ihr zögernd auf die Schulter.

"Es reicht schon wieder, Ly."

"Schaut euch das an!", mischt sich Dannys kichernde Stimme ein. "Varis, willst du dem Gemüsehändler um die Ecke bei den Tomaten Konkurrenz machen?"

"Na warte!"

Varis fährt gerade in die Höhe, um sich auf Danny zu stürzen, erinnert sich dabei aber zu spät an Ly und die beiden taumeln einmal quer durchs Zimmer, stürzen schließlich von dem lauten Gelächter der anderen begleitet in einen Haufen Kartons in der Ecke.

Als Tejo und Cielio die beiden wieder ausgraben und ihnen aufhelfen, lehnt sich Danny zurück und sieht Ly mit gerunzelter Stirn an.

"Bittest du uns eigentlich nicht um Verzeihung? Dem da -" Ein kurzes Nicken in Richtung Varis. "- fällst du gleich um den Hals. Und wir? Immerhin wäre ich von uns dreien beinahe gestorben."

"Natürlich, Danny.", gibt Ly ihm grinsend Recht. "Tut mir selbstverständlich auch leid, was mit euch passiert ist. Könnt ihr mir nochmal verzeihen?"

"Na, ich weiß nicht."

"Sei nicht so stur, Danny. Wenn sogar Varis ein Auge zudrückt."

"Okay, okay. Aber nur, wenn ich die Einführung machen darf!"

Epilog: Be inspired

Dunkelheit. Auf der Leinwand ist nur noch ein "The End" in großen weißen Buchstaben zu lesen. Stille. Allmählich beginnt ein immer lauter werdendes Klatschen, das schnell seine maximale Lautstärke erreicht. Pfiffe ertönen aus der ersten Reihe des Saales, während langsam die Lichter angehen und man Ly vor der Bühne stehen sieht, Tränen in den Augen und ein erleichtertes Grinsen im Gesicht.

"Ich danke für eure Aufmerksamkeit." (http://lyessa.ly.funpic.de/gallery/artwork/knuffel.png)
 


 

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Damit ist die Geschichte hier abgeschlossen ^^ danke für's Lesen (falls das außer Jerra überhaupt mal jemand tut *drop* - aber egal, ich hatte meinen Spaß beim Schreiben XD)

*wink*

Ly



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von:  Nixchen
2006-07-07T14:48:52+00:00 07.07.2006 16:48
Nixchen abschluss Komentar:
So, jetzt ist ja leider schluss *schnief*, es hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn einiges mir unklar war, so hat sich das im laufe der Zeit bereinigt.
Ich würde jedem die Story entfehlen der was kurzes und vor allem witziges lesen möchte.
Die Bilder zu manchen Szenen find ich richtig klassen. Vorallem mag ich aber das Bild wo Varis den Dieb auf den Tisch drückt. Find das sieht klasse aus. Mit was hast du die Bilder eigentlich gezeichnet?

So das wars also, hoffe das es mit Abandoned bald weiter geht.
Mit Grüßen
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T14:38:33+00:00 07.07.2006 16:38
*mau* Das war ja süß. Ly bist süß. Varis als Tomate. *lach* Kann ich mir nich Vorstellen das der mal errötet, ist doch ein Killer. aber denoch richtig süß geschrieben und witzig.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T14:32:23+00:00 07.07.2006 16:32
Oh. Ly tut mir leid. Varis hätte ruhig bleiben müssen und sich erst mal ihre Verteidigung an hören sollen befor er sie attakiert. Kein Verständnis für sowas. Und die drei können sich ja eigentlich nicht beschwereren immer hin haben sie so ein paar Freunde mehr und Varis kann Ly ja einfach um das Geld bitten.

Jedenfals haben die Jungs gut reagiert.
So mal sehen ob die Sache sich berühigt.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:51:14+00:00 07.07.2006 12:51
*nichts sag*
Jetzt wird es immer interessanter. Viele Möglichkeiten in ein Haus rein zukommen, gabs ja nicht. Aber durch den Garten. Hoffentlich wägst da kein Fleischfressendes Gemüse. Oder Wachhunde.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:46:44+00:00 07.07.2006 12:46
Oh, jetzt kriegen die aber ihr fett weg. Hoffentlich bleiben sie am leben.
Schnell weiter lesen
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:42:38+00:00 07.07.2006 12:42
Toll endlich gehts zur Sache. Aber was hat Varis mit dem anderen Mann gemacht? Und wer war er?
Aber Danny sollte nicht soviele komische Idee haben, sonst wird er noch eingewissen.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:36:04+00:00 07.07.2006 12:36
*gespant da sitz* Boah, das wird ja immer besser. Jetzt gabs sogar eine Verfolgungsjagt, auch wenn es nur die arme Kamera war.
Wie schnell sie alle auf Ly gekommen sind. Aber das Varis gelacht hat, unglaublich. einfach unglaubwürdig. *kopfschüttelnd weiter les*
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:29:19+00:00 07.07.2006 12:29
Interessant. Wieder dieses komische Zimmer.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:27:29+00:00 07.07.2006 12:27
So bald hat Varis eine ganze Palette an dingen die nützlich sind. Aber woher wollen die die vielen Dinge nähmen. Ausserdem find ich das Varis keinen Lockenwigler brauch. Sieht doch schon so süß aus.
Aber jetzt werden sie alle drei zu kleine Detektive. Hätte man ihnen garnicht zu getraut. Mal weiter sehen ob sie den Fall lösen.
~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-07-07T10:20:51+00:00 07.07.2006 12:20
Man hätte nie gedacht das die beiden über eine Mauer kommen. Ob woll die Landung bestimmt anders geplant war. Aber das sie Varis vom Geld verdienen ab halten wolle ist dann doch interssant.
Also mal sehen wie es weiter mit den dreien geht. *gespant ist*
~nixchen~


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