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First I saw you...

von

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Vorwort: Diese ff ist der klägliche Versuch eine Gakuhai zu schreiben, die besser werden sollte, als alles was ich bisher gelesen hab. Ob es mir gelungen ist - müsst ihr beurteilen.

Es ist nur eine Szene. Wenn sie Gefallen findet, mach ich vl mehr daraus. ^_~
 

Disclaimer: Gackt und Hyde gehören natürlich nur sich selber (Schade eigentlich, was? ^^')
 

~*~ 1st I saw you
 

Genervt ließ er die Tür hinter sich etwas zu laut zufallen. Er seufzte, ging ein paar Meter, holte aus und trat erstmal mit dem Fuß gegen den armen Tisch da vor sich, der eigentlich so gar nichts für seine schlechte Laune konnte. „Shit“, zischte er, trat noch mal dagegen – wer weiß, vielleicht brachte es ja doch was. Nein, es brachte leider überhaupt nichts. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die verschwitzen Haare. Verdammte Hitze. Eine Weile stand er regungslos mitten im Raum und überlegte einfach. Den Blick starr auf irgendeinen Punkt neben dem Fenster gerichtet. „Ist halt einfach nicht mein Tag heute“, sagte er leise zu sich selbst. Er kam sich mehr als lächerlich vor, dass er nun schon Selbstgespräche führen musste, um sich selbst zu beruhigen. Und wer war Schuld an dem Schlamassel? Er lachte auf. Ts... nein, das wollte er sich nicht einmal eingestehen. Das war einfach zu lächerlich. Gott musste ihn einfach hassen.
 

Es klopfte an der Tür und von draußen war ein unverkennbar besorgtes „Haido“, zu hören. Der Angesprochene verdrehte die Augen, zögerte, murmelte dann nur ein „Herein“, woraufhin Gackt den Wohnwagen betrat und um einiges leiser als Hyde vor wenigen Minuten, die Tür hinter sich schloss. „Alles okay?“, fragte der Größere ihn. Hyde hatte ihm den Rücken gekehrt und machte auch keine Anstalten sich umzudrehen. „Alles okay“, wiederholte er bestätigend, doch es hörte sich mehr als gekünstelt an.

Gackt ging ein paar Schritte durch den Raum, bis er seinem Freund gegenüber stand. „Sieht nicht so aus“, meinte er, hakte die Daumen in die Hosentaschen ein und lehnte sich betont cool wie immer gegen den Tisch, der wenige Minuten vorher noch Opfer von Hydes Wutattacke geworden war. Hyde seufzte, wandte den Blick wieder ab. „Es ist gut, hab ich gesagt.“ Seine Stimme machte ohne Zweifel deutlich, dass er nicht auf ein längeres Gespräch aus war. Aber Gackt wäre schließlich nicht Gackt, wenn er sich davon hätte einschüchtern lassen, nur weil wahrscheinlich jeder andere, halbwegs Verstand besitzende Mensch bei diesem Tonfall die Flucht ergriffen hätte.
 

Dennoch dauerte es einige Sekunden, bis er die Worte gefunden hatte, die er gesucht hatte. „Ist es wegen gestern?“, fragte er mehr oder weniger vorsichtig. Hyde blickte nicht auf. „Was war denn gestern?“, fragte er genervt, obwohl er doch genau wusste, was sein Gegenüber meinte und ebenso gut, dass dieser sehr wohl wusste, dass er wusste was er meinte. Gott, war das verzwickt. „Was ich gesagt habe“, antwortet Gackt. „Hat dich das so aus der Fassung gebracht?“ „Ohne dabei arrogant wirken zu wollen“, begann Hyde und blickte dabei kurz auf. „Es war nicht das erste mal, dass mir jemand gesagt hat, dass er mich attraktiv findet.“ Gackt musste schmunzeln. „Glaub ich dir sofort.“ „Wieso sollte es mich also aus der Fassung bringen?“

Er ging an Gackt vorbei, nahm die Zigarettenschachtel vom Tisch und nahm eine Zigarette heraus. Gackt zuckte derweil nur mit den Schultern. Passierte selten, dass er mal nicht wusste, was er sagen sollte. „Dann hast du heute einfach nur einen schlechten Tag“, seufzte er und reichte Hyde ein Feuerzeug, da dieser offensichtlich nach einem suchte. „Hab ich doch die ganze Zeit schon gesagt“, erwiderte Hyde, griff nach dem Feuerzeug und zündete sich die Zigarette an. „Ziemlich schlecht sogar...“ Er blies seufzend den Rauch aus, ging zum Fenster und öffnete es. „Danke“, maulte er. „Bitte, bitte.“

Und dann herrschte Schweigen.
 

Unruhig blickte Hyde aus dem Fenster, zog hin und wieder an der Zigarette. Er wollte und konnte sich jetzt nicht umdrehen und was er hätte sagen sollen, wusste er erst recht nicht. Gackt sollte gehen. Warum ging er denn nicht einfach weg und ließ ihn in Ruhe?

Der Besagte tat allerdings überhaupt nicht so, als wolle er in Kürze den Raum verlassen. Still schweigend stand er nach wie vor an den Tisch gelehnt da und wagte es genauso wenig wie Hyde, sich umzudrehen. Dieses Gespräch war noch nicht beendet. Das spürte man einfach. Aber wie es weitergehen sollte, war die nächste Frage.
 

„Also“, gab er sich schließlich einen Ruck. Hyde drückte die Zigarette im Aschenbecher, der auf dem Tisch hinter Gackt stand, aus. „Also?“, wiederholte er fragend und trat wieder vom Fenster weg, machte ein paar unruhige Schritte durch das kleine Zimmer. „Wegen gestern...“, begann Gackt leise. Hyde seufzte, hoffte jedoch, dass es ungehört geblieben war. Wieso musste er ständig dieses Thema ansprechen? Konnte er nicht einfach die Klappe halten? „Ich hab es ernst gemeint“, fuhr Gackt stattdessen fort. Hyde blieb schließlich stehen. Ständig auf und ab zu gehen, brachte ihn in etwa genauso viel weiter, wie den unschuldigen Tisch zu treten. „Ich...“, hörte er Gackt neben sich sagen. Er wandte ihm seinen Blick wieder zu. Eigentlich zum ersten Mal seit diesem Gespräch, dass er ihn wirklich anschaute. Und irgendwie war er diesen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des Jüngeren so absolut nicht gewohnt. Irgendwie konnte er diesen Blick der da gerade dabei zu sein schien, den Boden zu inspizieren, absolut nicht deuten. „Ach scheiße...“, seufzte Gackt dann. „Aha...“

...Wieder Stille...
 

Diesmal war es an Hyde, sie zu durchbrechen. „Ich hatte eben irgendwie das Gefühl, du wolltest noch etwas sagen?“, fragte er nach. Zurück bekam er nur ein Seufzen. „Und das heißt jetzt?“ Gackt zögerte, bevor er sich schließlich vom Tisch abstieß und auf sein Gegenüber zuging. Hydes Augenbrauen verengten sich. Was hatte er denn nun schon wieder vor? Ohne Vorwarnung legte Gackt eine Hand auf Hydes Wange, zog ihn so etwas näher und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Überrumpelt riss Hyde die Augen auf – etwas zu überrumpelt um irgendwie anders reagieren zu können. Und noch ehe er darüber nachdenken konnte, hatten sich Gackts Lippen auch schon wieder von seinen gelöst. Er hatte nur kurz die Möglichkeit in die Augen des Anderen zu sehen und er hatte das Gefühl, als ob ihm alles Blut in den Kopf schießen würde, doch dann unterbrach Gackt den Blickkontakt indem er ihn einfach in eine Umarmung zog.

Und Hyde wehrte sich nicht dagegen. Selbst wenn er es als unangenehm empfunden hätte, hätte er diese Umarmung jetzt nicht lösen wollen. Um zu riskieren, dass Gackt seine Gesichtsfarbe deuten konnte? Niemals!

„Ich... empfinde wirklich viel für dich“, hörte er Gackts Stimme nahe seinem Ohr flüstern. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er antwortete nicht. Wusste auch gar nicht, was er hätte sagen sollen. Wieder war es einige Sekunden still. Dann hörte er plötzlich Gackt leise lachen. „Was ist so komisch?“ fragte er mürrisch. „Nichts“, antwortete der andere und ließ die Hände über Hydes Rücken streichen. „Ich kann deinen Herzschlag spüren.“ Hyde hatte in diesem Moment das Gefühl, dass eben jener Herzschlag für einen Moment aussetzen würde. Wütend drückte er die Finger in die eigenen Fäuste. Er hatte die Arme nicht um Gackt gelegt. Er erwiderte diese Umarmung nicht. Er ließ sie lediglich zu. „Du... machst dich über mich lustig“, zischte er. Er hasste sich für diese Schwäche. Aller, aller spätestens jetzt wäre der Moment gewesen, den anderen wütend von sich zu stoßen. Doch er tat es nicht. Er spürte leichtes Kopfschütteln. „Nein“, kam es zurück. „Ich freue mich bloß.“ Hyde legte die Stirn in Falten. „Bitte?“, fragte er. „Auch wenn du es niemals zugeben würdest, dein Herz kannst du nicht belügen“, meinte Gackt. „Und dass es so schnell schlägt, bedeutet, dass du etwas für mich empfinden musst. Ganz egal was es sein mag, es ist stark und das macht mich glücklich.“ Hyde antwortete nicht. Verdammt, was hätte er auch sagen sollen? Er hatte ja Recht. Wie so häufig. Und er konnte überhaupt nichts dagegen tun.
 

„Du... solltest gehen“, meinte er nach einer Weile. „Ja“, antwortete Gackt und löste zögernd die Umarmung. Er sah Hyde nicht an – und das war diesem nur allzu recht. Hydes Blick war auf den Boden gerichtet. „Du solltest dich ausruhen, Haido“, hörte er Gackt sagen, während dieser schon zur Tür lief. „In der nächsten Szene wirst du nicht gebraucht.“ Kurz darauf viel die Tür hinter ihm ins Schloss.
 

Hyde spürte nicht wie seine Hände schmerzten, da wo sich die Nägel zu tief in das Fleisch gebohrt hatten. „Shit“, zischte er schließlich, fuhr sich erneut mit der Hand durch die Haare und biss sich auf die Unterlippe. Er wollte schon wieder den Tisch treten. Aber was würde es denn bringen?
 

Stattdessen ging er zu dem schmalen Bett hinüber, welches an der Wand stand und setzte sich. „Er hat Recht“, seufzte er. „Ich sollte mich ausruhen...“ Er schloss die Augen für einen Moment und lehnte den Kopf zurück. Viel zu viele Gedanken, die ihn nicht los ließen. An Ruhe war gar nicht zu denken. Seufzend rutschte er mit dem Rücken bis an die Wand, winkelte die Beine an und legte den Kopf darauf. „Megumi“, dachte er. „Ich schäme mich so...“
 

In der Zwischenzeit war Gackt zurück zur Crew gegangen. „Was ist mit ihm?“, fragte Lee Hom als erstes. Zeny stand mit neugierigem Blick neben ihm. „Geht ihm nicht gut“, murmelte Gackt nur als Antwort und kramte währenddessen in einer Tasche nach seiner Zigarettenschachtel. „Vielleicht ist er übermüdet. Ich hab gesagt, er soll sich ausruhen.“ „Wird wohl das beste sein“, meinte Zeny mit betrübtem Blick. Sie machte sich Sorgen. Natürlich – machte sie sich schließlich ständig.
 

Hyde saß noch immer in genau derselben Position auf dem Bett, die Arme um die Beine geschlungen und die Augen geschlossen. Er wollte schlafen. Wenigstens ein bisschen. Aber das ging natürlich nicht so einfach, obwohl er todmüde war. Wenn du eine Frau wärst, Haido, dann würde ich dich glatt heiraten! Er schnaubte verächtlich. Trottel! Er war keine Frau und davon mal abgesehen, war er schon verheiratet. Er hatte eine tolle Ehefrau und sie waren glücklich. Das waren sie doch, oder? Wenn seine liebe Frau bloß wüsste, worüber sich ihr ach so toller Bilderbuchehemann gerade den Kopf zerbrach... er beleidigte sie allein mit seinen Gedanken. Und das war der schlimmste Gedanke überhaupt. Er wollte ihr nicht wehtun, niemals.

„Sie hat echt jemanden Besseren verdient“, dachte er. Oh ja, das hatte sie. Sie hatte jemanden verdient, der nicht eine Sekunde an jemanden anderen dachte. Jemanden, der sich nicht wegen ein paar blöder Sprüche eines Kumpels so aus der Bahn werfen ließ. Jemanden dem es nichts ausmachte, Monate lang von ihr getrennt zu sein, der zurück zu ihr kam und sie noch immer liebte wie am ersten Tage. Tat ER das? Die Tatsache, dass er zögern musste, bevor er sich selbst auf diese Frage antworten konnte, stach wie ein Pfeil in sein Herz. Das war so eine Frage auf die man wie aus der Pistole geschossen antworten können musste.

Es war ein widerwärtiges Gefühl, dass er bei all diesen Überlegungen immer eine andere Person im Hinterkopf hatte. Er konnte keine Sekunde an Megumi denken ohne nebenbei an IHN denken zu müssen. Das war doch nicht richtig, oder? „Das ist nicht richtig“, antwortete er selbst auf seine Frage. Er schüttelte den Kopf und seufzte erneut. „Das ist einfach nicht richtig.“

Wieso konnte er aber auch nicht einfach die Klappe halten? Wieso konnte Gackt – was auch immer er für ihn empfinden mochte – nicht einfach für sich behalten? Er musste doch wissen, dass das nicht ging. Er könnte ihn doch einfach damit verschonen. Oder wusste er nicht einmal, was er damit auslöste? Wahrscheinlich nicht. Gackt war nicht der Typ Mensch der sich groß Gedanken darüber machte, was für Folgen sein Gesagtes haben könnte. Und wahrscheinlich bewertete er gerade deshalb diese ganze Sache einfach über. Gackt mochte ihn – klar, soweit. Und? Hyde mochte Gackt ja auch. Und das war auch schon alles. Mal davon abgesehen, dass Gackt eine etwas komische Art hatte, seine Zuneigung zu zeigen – aber was hieß das schon? Gackt war sowieso in vielerlei Hinsicht etwas komisch. Ein paar blöde Sprüche – ja sogar dieser Kuss vorhin – das bedeutete bei ihm wahrscheinlich gar nichts. Und er saß hier und zerbrach sich wegen genau diesem „gar nichts“ den Kopf. Nur weil ER seine Gefühle für den Anderen nicht ganz im Griff hatte, musste das noch lange nicht heißen, dass es Gackt genauso ging. Nur weil er so ein dämlicher Trottel war... nur weil er...

Er hatte nicht einmal gemerkt wie seine Augen zu brennen begonnen hatten. Er weinte nicht. Nein, wegen so einer Lächerlichkeit würde er bestimmt nicht heulen wie ein Kind. Seine Augen waren wässrig. Doch die Tränen waren noch nicht über den Augenrand gedrungen.
 

In diesem Moment klopfte es abermals. Er zögerte. Ob er antworten sollte? Wer auch immer es war, er wollte jetzt nicht reden. Vielleicht sollte er sich schnell hinlegen und einfach so tun, als schliefe er schon?
 

Er hatte wohl einen Moment zu lange überlegt, denn Gackt wartete keine Antwort mehr ab, bevor er die Tür öffnete und in den Wohnwagen schaute. Hyde hatte den Kopf längst in die andere Richtung gedreht. Denn egal wer da in der Tür stand, er sollte nicht seine feuchten Augen sehen. Nur an dem leise gemurmelten „Haido“, erkannte er, dass es wieder Gackt war. Er hörte die Tür leise ins Schloss fallen. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Hm...“, murmelte er. Gackt ging ein paar Schritte und versuchte einen Blick auf Hydes Gesicht zu erhaschen, doch dieses war von den überkreuzten Armen verdeckt. „Sicher?“ „Sicher“, kam es etwas patzig zurück. „Ich... dachte, ich schau besser noch mal nach dir.“ Konnte er ihn nicht einfach einmal in Ruhe lassen? Nur ein einziges mal. Er spürte wie Gackt näher kam. Er musste jetzt vor ihm stehen, wenn er sich nicht täuschte. Er würde ganz bestimmt nicht aufblicken. „Wieso lässt du mich nicht einfach alleine, hm?“ Die Worte waren heraus gewesen, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Und keine Sekunde später bereute er es schon.

Gackt antwortete nicht. Das war nicht fair. Er wollte ihn nicht anfahren. Gackt konnte ja im Prinzip nichts dafür, dass er sich hier benahm wie ein kleines Schulmädchen. Er sollte sich entschuldigen. Gerade überlegte er sich doch den Kopf zu heben, da kam Gackt ihm auch schon zuvor: „Ich“, begann er leise. „...weiß nicht, was du willst, aber... dass ich gehe, jedenfalls nicht.“ Hyde glaubte einen Moment lang, sich verhört zu haben. Er hörte den anderen leise lachen. „Nenn es Intuition oder verrückt... ich hab es einfach im Gefühl.“ Als von Hyde wieder keine Antwort kam, fügte er hinzu: „Vielleicht ist es aber auch nur Wunschdenken.“

Oh nein, das war kein Wunschdenken. Er hatte ihn durchschaut. So einfach war das. Was hätte er dafür gegeben einmal so deutlich in Gackts Gedankenwelt sehen zu können, wie er es offensichtlich bei ihm konnte. Hyde musste lächeln. Super, nun kannte Gackt seine Gefühle schon besser als er selbst. Das konnte ja nur heiter werden. Er war ein miserabler Schauspieler, so viel stand fest. Moon Child musste einfach ein Flop werden mit ihm in diesem Film.
 

„Willst du...“, unterbrach Gackt, der immer noch vor ihm stand, seine Gedanken. „Willst du, dass ich mich zu dir setze?“ Hyde nickte. Ja, das wollte er doch eigentlich, oder? Er hoffte in diesem Moment nur inständig, dass Gackt nicht so weit Gedanken lesen konnte, um wissen zu können, was er sonst noch wollte.

Er spürte das Bett leicht nachgeben, als Gackt sich neben ihn setzte. Er wusste nicht, was er tun sollte.

Und Gackt genauso wenig. Wieso war er eigentlich wieder hergekommen? Was hatte er für einen Grund, anzunehmen, dass seine dämlichen Gefühle auch nur in irgendeiner Weise von Hyde erwidert wurden? Ein bisschen Herzklopfen war jedenfalls noch lange kein Grund so etwas anzunehmen. Er war naiv. Hyde hatte eine Frau und alles was Gackt ihm brachte, war Ärger und vielleicht noch ein schlechtes Gewissen. Denn Hyde war einfach zu gut für diese Welt. Und gerade das war es doch, was er so an ihm liebte. Er war so vollkommen anders als er. Er war noch er selbst.

Zögernd legte er den Arm um den Älteren und drückte ihn leicht an sich. Und zu seiner Verwunderung wehrte Hyde sich nicht dagegen. Seufzend gab Hyde sich geschlagen und lehnte den Kopf an Gackts Schulter. Was sprach denn auch dagegen? Es war rein gar nichts dabei. Er sollte wirklich aufhören sich wegen jeder Kleinigkeit den Kopf zu zermartern. „Gac-chan“, begann er leise. „Hm?“ „Sorry.“ „Schon okay.“ Ja, das war es. Er musste nicht mehr sagen. Gackt verstand auch so. Eine einzelne Träne lief über Hydes Wange. Aber auch das war in Ordnung. Denn Gackt sah es nicht. Er hielt ihn nur fest und starrte müde an die Wand gegenüber. Ebenso wie Hyde selbst.
 

Eine Weile hatten sie so dagesessen und keiner von beiden hatte auch nur einen Ton gesagt. Draußen färbte sich der Himmel allmählich orangerot. Sie würden sicher nicht mehr lange ihre Ruhe haben. Es war schon viel zu lange ruhig. „Eigentlich solltest du dich ja ausruhen“, brach Gackt schließlich das Schweigen. „Hab ich doch“, murmelte Hyde daraufhin. Gackt musste lächeln. Hatte er das? Konnte er sich in seiner Gegenwart ausruhen? Ihm gefiel der Gedanke, dass Hyde sich bei ihm geborgen fühlen konnte. Aber er bewertete hier schon wieder eine einfache Aussage über. So wie er es immer tat. Seufzend lehnte er den Kopf nach hinten gegen die Wand und strich mit der Hand, die bis dahin auf Hydes Schulter geruht hatte, leicht über dessen Rücken.

Hyde schloss die Augen. Er wollte es genießen. Nur einmal nicht über die Konsequenzen nachdenken. Sich einfach auf jede noch so winzige Berührung konzentrieren und sie in seiner Erinnerung speichern so gut es eben ging. Oft würde es nicht mehr so sein. Und das war ja im Endeffekt auch gut so. Ja, er sollte es genießen. Und nach diesem Dreh nie wieder auch nur einen Gedanken daran verschwenden.
 

Sanft fuhr Gackt die Erhöhung der Wirbelsäule nach, die er durch das dünne Hemd deutlich fühlen konnte. Sein Herz schlug schneller. „Fuck“, seufzte er leise. „Was?“, kam es von Hyde zurück. „Nichts... ähm, hör mal... du bist total verspannt, weißt du das?“ „Kann schon sein.“ „Soll ich dir eine Massage verpassen?“ Ts, was für eine billige Anmache war das denn? So billig war er für gewöhnlich nicht. Aber das hier war Hyde. Das hier war der einzige Mensch auf der Welt, bei dem er sich immer anstellte, wie der letzte Idiot.

Hyde wusste nicht, was er antworten sollte. Mit welchem Hintergedanken hatte Gackt ihn das nun wieder gefragt? Sein Puls beschleunigte sich, wenn er nur daran dachte. Das war doch kindisch! Und er war nun wirklich raus aus diesem Alter. „Das kannst du doch gar nicht“, antwortete er schließlich. „Meinst du?“, sagte Gackt und wuschelte ihm mit der Hand durch die Haare. „Mein ich.“ „Gut, dann zieh dich aus und ich beweise dir das Gegenteil!“ Diesmal konnte Hyde es sich endgültig nicht verkneifen. Und er war sich beinahe sicher, dass Gackts zweideutige Wortwahl Absicht gewesen war. Mit mehr als skeptischem Blick drehte er sich zu Gackt um und blickte ihn verdutzt an. „Dein Hemd, mein ich“, fügte dieser daraufhin hinzu. Er verpasste Hyde einen Klaps auf den Hinterkopf. „Baka!“ Hyde musste lachen. „Klar“, meinte er grinsend.
 

Gott, wo waren sie hier? In der Mittelstufe vielleicht? Was hatte er sich vor wenigen Minuten noch geschworen? Er würde die Zeit hier genießen. Und er würde sich nicht von jeder Kleinigkeit beeinflussen lassen. Wenn sie erst zurück in Japan waren, würde doch sowieso jeder von ihnen wieder seinen eigenen Weg gehen. Und er würde sich einen Haufen Ärger und Gewissensbisse ersparen, wenn er diese Sache hier nicht überbewertete.

Also knöpfte er sich das Hemd auf und zog es über die Schultern. „Leg dich hin“, sagte Gackt, nahm ihm das Hemd aus den Händen und ließ es achtlos zu Boden fallen. Wenn es nach ihm ging, würde Hyde das so bald sowieso nicht mehr brauchen. Hyde kam der Aufforderung nach, legte sich auf den Bauch und verschränkte dir Arme vor dem Kopf. Er spürte wie Gackt sich auf seine Hüften setzte. „Bin ich dir zu schwer?“, fragte er. Hyde schüttelte den Kopf. „Du Fliegengewicht bestimmt nicht.“ „Danke, halbe Portion“, kam es zurück. „Ha, ha!“ Dann legte der Jüngere die Hände auf die Schulterblätter des Anderen und begann ihn sanft zu massieren. „Ich merk nichts“, hörte er Hyde murren. „Willst du mich verarschen? Ich hab ja auch noch nicht richtig angefangen!“ Er klopfte Hyde mürrisch gegen den Kopf. „Aua!“, beschwerte sich der unter ihm Liegende. „Kleine Schläge auf den Hinterkopf fördern das Denkvermögen“, meinte Gackt und massierte ihn fester. „Dann sollte ich dir öfter mal eine überbraten, was?“ „Ach Quatsch, das hilft bei mir auch nicht mehr.“ Hyde musste lachen.
 

Er schloss die Augen. Ja, es war gut so wie es war. Es könnte eigentlich immer so bleiben, oder nicht? So fühlte er sich wohl. Gackts Berührungen taten ihm gut. Ob es nun an der Art der Berührungen lag, oder daran, dass es Gackt war, von dem sie ausgingen, darüber ließ sich streiten. Aber im Prinzip war es doch auch egal, oder etwa nicht? Seine Gegenwart beruhigte ihn und wühlte ihn gleichzeitig auf. Sein Herz schlug schneller bei dem bloßen Gedanken daran. Er seufzte.
 

„Gut so?“ „Hm?“ Hyde schreckte auf. Um ein Haar wäre er eingeschlafen. Er hatte ja die ganze Zeit schon gewusst, wie müde er eigentlich war. „Du schnurrst wie ein Kätzchen“, hörte er Gackt lachend sagen. „Mach dich nicht über mich lustig“, maulte er zurück. „Mach ich nicht.“

Gackt lächelte. Ja, so etwas könnten sie ruhig öfter machen. Hyde, halbnackt, unter ihm auf dem Bett liegend und solche Geräusche von sich gebend... wer bitte konnte dabei noch einen klaren Gedanken fassen? Nachdenklich fuhr er die schwarzen Konturen der Tätowierung nach, ließ die Hände weiter über Hydes Rücken streichen.

„Gac-chan...“, flüsterte Hyde etwas verwirrt. DAS hier war ganz eindeutig nicht mehr Teil einer Massage. „Gott, was tust du mir nur an?“, wisperte Gackt leise. Zu leise, dass Hyde die Worte hätte verstehen können. Fragend drehte dieser den Kopf so weit es ging um und stützte sich auf dem Ellbogen ab. „Was...?“, fragte er. Schon wieder dieser Blick, den er nicht zu deuten wusste. Nur, dass dieser Blick diesmal nicht auf den Fußboden gerichtet war, sondern ganz allein ihm galt. Eine merkwürdig angespannte Atmosphäre und sie ließ sich einfach nicht vertreiben. „Hast du was gesagt?“, fragte Hyde bewusst etwas zu laut. Irgendwie musste diese Spannung doch zu lösen sein. Irgendwie musste er doch dagegen ankämpfen können, oder nicht?
 

Gackt tat als hätte er ihn nicht gehört und beugte sich stattdessen zu ihm herunter, bis er sich mit dem linken Arm auf dem Kissen neben Hydes Kopf abstützen konnte. Er näherte sich seinem Gesicht, bis er mit der Wange Hydes berührte und flüsterte dann in dessen Ohr: „Nur einmal, ja?“ Hyde wusste nicht, was er antworten sollte, und das musste er auch gar nicht. Denn nur einen Augenblick später hatten sich Gackts Lippen auf die seinen gelegt. Ganz anders. Völlig und absolut anders als dieser Kuss vorhin. Hyde schloss die Augen. Nein, das hier war viel intimer. Gackt war es, der zuerst begann die Lippen sanft auf denen des Anderen zu bewegen und Hyde ließ sich darauf ein. Gackt wollte ihn zurück aufs Kissen drücken, doch so leicht machte es ihm der Ältere dann doch nicht. Er ließ zu, so weit nach hinten gedrückt zu werden, dass Gackt den Arm einknicken und sich so besser abstützen konnte. Nun konnte er auch den anderen heben ohne auf den unter ihm Liegenden zu fallen. Also nahm er die freie Hand, legte sie sanft auf Hydes Wange und strich darüber wie über teures Porzellan. Er ließ die Hand zu seinem Kinn fahren, dann bis über seinen Hals. Hydes Herz schlug schneller. Verdammt! Das war einfach zu viel des Guten. Wenn er nicht aufpasste, dann würde er noch etwas tun, was ihm im Nachhinein mehr Gewissensbisse beschaffen würde, als alles bisher Geschehene. Es gefiel ihm, dass Gackts Kuss fordernder wurde, aber genau das war es ja, was falsch war. Diese ganze Szene hier, seine ganzen Gefühle. Das alles durfte doch nicht so sein! Genießen gut und schön, aber doch nicht so etwas! Eine Massage von einem guten Freund war eine Sache, aber das hier... das hier war... einfach zu gut! Viel zu gut.
 

Endlich drückte Hyde den Jüngeren von sich. Er blickte nur kurz in dessen Gesicht. In ein paar Augen die nur allzu deutlich ausdrückten was sie wollten. Alles – bloß nicht aufhören. Gackts Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem ging schneller. Hyde wandte den Blick ab. Er würde wirklich noch eine Dummheit begehen, wenn er diesem Blick auch nur eine Sekunde länger ausgesetzt sein müsste.
 

Gackt hingegen konnte den Blick nicht abwenden. Sollte da vorher noch ein Funken klaren Verstandes in ihm gewesen sein, so hatte sich dieser gerade eben vollends verabschieden. Verdammt, er wollte ihn! Er wollte ihn so sehr. Am liebsten wäre er einfach über ihn hergefallen. Die Tatsache, dass er sich so allerhöchstens seinen Körper hätte eigen machen können, nicht aber sein Herz, ließ ihn diese Idee vergessen. Nein, das war es nicht, was er wollte. Wahrscheinlich zum ersten Mal im Leben, wollte er von einem Menschen mehr als nur Sex. Er wollte ihn! Ganz und gar. Er wollte seine Liebe. Und der Gedanke daran, dass die schon jemandem anderen gehörte, ließ sein Herz schmerzen. „Ich...“, begann er leise. Viel zu nah, waren ihre Gesichter noch aneinander. Nur ein paar Zentimeter und er hätte ihn wieder berührt. „Ich gehe dann.“ Er musste hier raus! Und zwar schnell! Hastig stand er auf und verließ den Wohnwagen. Ließ einen völlig verwirrten Hyde zurück.

Dieser fuhr sich gedankenverloren mit der Zunge über die Lippen. Das war sein Geschmack, der da an ihm haftete. Er atmete tief ein. Sein Geruch, der ihn da gerade umgab. Er konnte sein Herz schlagen hören. Wann hatte es das letzte Mal mit so einer Wucht gegen seinen Brustkorb gehämmert, als wolle es herausspringen? Er schüttelte den Kopf. Um ehrlich zu sein,... es war lange her.
 

tbc
 

Und? Und? Und? Und? *erwartungsvoll guck*

Ja ich weiß, ich hab ihre Charaktere versaut, gell? *hoil*

*um Vergebung beten geh*

Vorwort: Eh ja Leute ihr habts geschafft. So viel Generve und so viele Kommis für ein einziges Kapi haben mich wirklich gerührt. *rumschäm* Danke! T^T Dafür gibts hier nun Teil zwei. Ich hoffe er gefällt euch wenigstens halb so gut wie der erste. Das Schreiben war bis auf wenige Szenen ein schleppender Akt wenn nicht so gar eine Qual für mich. Deshalb denke ich muss es sich furchtbar gezwungen anhören. ~.~ Aber beurteilt das selbst! ^_~
 

Enjoy!!!
 

~*~ 1st I saw you ~*~ 2nd Part
 

Welch Ironie des Schicksals. Dass sie ausgerechnet heute aus den USA zurückkommen musste. Ausgerechnet heute wo er so gar keine Zeit hatte; davon mal abgesehen, dass er nie besonders viel Zeit hatte. Das war wohl auch einer der Gründe warum er seine eigene Ehefrau schon seit Monaten nicht gesehen hatte. Irgendwas lief definitiv verkehrt in dieser Beziehung. Ob das nun seine Schuld war, oder ihre, oder die irgendwelcher pubertären Fans die den ganzen Tag nichts besseres zu tun hatten als niveaulose Morddrohungen per e-mail an sie zu schicken... das war eine andere Frage. Tatsache war: Es war eine beschissene Situation. Und eine gewisse, immer näher rückende Filmpremiere und damit verbundenes Wiedersehen mit einer gewissen anderen Person machte die Gesamtsituation nicht unbedingt besser...
 

„Da bist du ja, Schatz!“, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln auf den Lippen nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich hab dich vermisst.“ „Hast du das?“, dachte Hyde. „Ich dich auch“, sagte er. Sie schenkte ihm ihr übliches zuckersüßes Lächeln, welches er mittlerweile mehr von den Covers irgendwelcher Modemagazine kannte als von ihr wenn sie ihm gegenüberstand wie jetzt. Er schloss die Tür hinter sich. Megumi verschwand für ein paar Minuten in Richtung Badezimmer. „Erzähl, wie waren die Dreharbeiten?“, hörte er sie aus besagter Richtung rufen. Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich dort aufs Sofa. „Was soll ich sagen?“, murmelte er, während er die Magazine, die auf dem Tisch lagen durchsah. „Ich hab einen riesigen, dummen Fehler begangen...“

„Was hast du gesagt?“ Er hob den Kopf und sah, dass seine Frau nun wieder vor ihm stand. Sie trug ein langes, rotes Abendkleid und versuchte gerade sich ohne Spiegel ihre dazu passenden Ohrringe zu zumachen. Sie war bildschön. Kein Zweifel. „Nichts...“, sagte er. „Ich... habe nichts gesagt.“ Er stand auf, zog sie in seine Arme und flüsterte ihr ein: „Du siehst gut aus“, ins Ohr. Megumi musste lachen. „Lass das, das kitzelt!“, meinte sie, woraufhin Hyde sie wieder los lies. „Wohin gehst du?“, fragte er, während sie wieder im Badezimmer verschwand. „Ein Abendessen mit ein paar Kollegen. Nichts Besonderes.“ „Aha...“

Wie ’nichts Besonderes’ sah ihre Aufmachung in seinen Augen zwar nicht aus, aber so wichtig war es dann doch nicht. Er war nie eifersüchtig. Warum sollte er also plötzlich damit anfangen?
 

Seine Gedanken waren sowieso längst schon ganz wo anders und allein der Gedanke daran, dass er seine Aufmerksamkeit nicht wenigstens eine halbe Stunde lang ganz allein seiner Frau widmen konnte, machte ihn rasend. Sie hatte es verdient. Sie hatte seine Aufmerksamkeit verdient. Er war lange genug ohne sie gewesen. Nun war sie hier. Und er war hier. Wenigstens diese kurze Zeit sollten sie genießen. Doch das konnte er nicht. Und gerade weil er es nicht konnte, fühlte er sich elendig. Schuldig.
 

Er würde vorher nicht noch einmal nach Hause fahren. Er würde direkt zur Premiere gehen. Zur Premiere seines ach so tollen ersten Filmes. Zur Premiere des Filmes, dessen Dreharbeiten sein Leben gravierend verändert – ja geradezu auf den Kopf gestellt hatten!

Aus diesem Grund stand er hier auch gerade im Anzug anstatt in T-Shirt und Jogginghose. Wobei ihm Zweites wesentlich lieber gewesen wäre. Denn das hätte bedeutet, dass er sich heute einen Tag lang Auszeit hätte nehmen können... Das Leben konnte grausam sein. Hatte er sich das wirklich so ausgesucht? Was für ein Idiot war er eigentlich?
 

Sein Blick fiel wieder auf die Zeitschriften die auf dem kleinen Glastisch neben ihm lagen. In einer Ecke, einer der untersten Magazine stand ein aktuelles Datum. Er bückte sich und zog die besagte Zeitschrift heraus.

Der Anblick des Titelblattes gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Aus unerklärlichen Gründen brachte es seinen Puls mit einem mal zum Rasen. Das war SEINE Frau da auf dem Cover. Seine Frau, die ihren bloßen Oberkörper nur mit beiden Händen verdeckte. Er biss sich unbewusst auf die Unterlippe. „Ein Essen mit ein paar Kollegen“, gingen ihm Megumis Worte erneut durch den Kopf. Was waren das eigentlich für Kollegen? Er kannte die Kollegen seiner Frau nicht. Er kannte nicht die Menschen mit denen sie zusammen arbeitete. Fotografen waren keine Stars. Sie waren nur die, die hinter der Kamera die Fäden zogen. Sie waren nicht Tetsu oder Ken oder Yukihiro – die genauso bekannt waren wie er. Megumis Kollegen waren anders als seine. Aber dennoch... es waren ihm fremde Männer die solche Aufnahmen von seiner Frau machten. Fremde Männer die sagten „Nimm die Hand noch ein bisschen weiter runter, Megumi-san...“ vielleicht sogar „Megumi-chan...“ Es waren diese Männer mit denen sie wahrscheinlich mehr Zeit verbrachte als mit ihm. Wieso fühlte sich das so verdammt Scheiße an, nachdem er doch derjenige war, der noch vor wenigen Wochen in Taiwan einen Mann geküsst hatte?!
 

„Wann musst du los zur Premie...“, begann Megumi, die gerade das Licht im Badezimmer gelöscht hatte und somit anscheinend fertig war. Als sie Hydes Blick auf das Titelblatt des Modemagazins sah, stockte sie. „Was ist das?“, fragte er monoton, ohne eine Antwort auf ihre halb ausgesprochene Frage. „Das? Das ist das Resultat meiner neusten Arbeit“, erklärte sie mit einem unsicheren Lächeln, ging auf ihn zu und legte den Kopf an seine Schulter. „Gefällt es dir?“ Schlagartig ließ Hyde die Zeitschrift wieder auf den Tisch fallen und ging ein paar Schritte von seiner Frau weg. „Natürlich gefällt es mir...“, entgegnete er mehr als ironisch. Megumi sah ihn ratlos an. „Es gefällt mir,... der Gedanke daran, dass Japans Männerwelt sich so etwas jetzt an jedem Kiosk kaufen und zu Hause Gott weiß was damit machen kann.“ Er lachte ironisch und schüttelte den Kopf. Megumis Augenbrauen verengten sich. „Ich...“, stammelte sie. „Was... ist denn nur los mit dir? Das ist doch...“ „Wir hatten ein Versprechen“, unterbrach er sie. Seine Stimme klang einerseits aufgebracht, andererseits auch enttäuscht.

Was machte sie eigentlich noch so alles während seiner Abwesenheit? Es war verrückt auch nur annähernd so etwas zu denken. Von ihr! Megumi war nicht so, das wusste er. Er war der jenige der Mist gebaut hatte. Er war der jenige der nicht damit klar kam. Und nun war er so kurz davor all seinen Frust an ihr auszulassen. Sie tat ihm leid. Doch im Moment konnte er es nicht ändern...
 

Als er nach einigen Sekunden immer noch keine Antwort von ihr erhalten hatte, sprach er weiter. „Keine freizügigen Bilder“, sagte er, als wolle er ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Megumi blickte etwas beschämt zu Boden. Sie hatte es nicht vergessen. So etwas vergaß man schließlich nicht. „Man sieht nichts... wichtiges auf den Bildern“, antwortete sie als müsse sie sich gerade vor irgendeinem Gericht rechtfertigen. „Nichts Wichtiges?“ Plötzlich klang seine Stimme laut. Und das obwohl er es absolut nicht gewollt hatte. Er wollte sie nicht anschreien. „Deine Hände ein paar Zentimeter weiter unten und man würde ALLES sehen!“ „Sie sind aber nicht ein paar Zentimeter weiter unten!“, schrie Megumi. „Sie sind da wo sie sind - und darum sieht man nichts.“ Sie schüttelte den Kopf und blickte ihn nahezu Hilfe suchend an. „Was ist los? Wieso bist du so gereizt? So kenn ich dich ja gar nicht...“ „Oh ja, da hast du Recht...“, seufzte er und fuhr sich eben so gereizt wie sie ihn gerade beschrieben hatte, durch die Haare. „Da hast du Recht... du kennst mich nicht...“ Er machte ein paar Schritte durch den Raum. „Wie denn auch? Du bist ja nie da...“ „Fängst du damit schon wieder an?“, fuhr Megumi ihn an. Ihre Augen wurden feucht. „Ich dachte wir hätten das Thema lange genug gehabt. Wer ist denn bitte schuld daran? Ich oder deine bescheuerten Fans?“

Zu spät. Die Situation war eskaliert. Bescheuerte Fans... das war nicht die Ausdrucksweise die eine Frau wie Megumi wählte wenn sie bei klarem Verstand war. Aber manchmal platzte nun mal selbst einer gutmütigen Person wie ihr der Kragen. Wer konnte es ihr übel nehmen? Sie war die jenige die trotz Privatnummern ständig belästigt wurde. Sie traf keine Schuld. Und Hyde wusste das. Er wusste es und trotzdem war an dieser Situation genau in diesem Moment nichts mehr zu ändern. Auch das wusste er. Und aus diesem Grund drehte er sich wortlos um und ging.
 

„Ich war unfair“, dachte Hyde. Er saß im Konferenzraum. In einer guten halben Stunde würde das ganze Trara losgehen. Lächeln, winken und seine Rolle spielen. Also nicht viel anders als bei den Dreharbeiten eines Musikvideos oder eben eines Films. „Ihr an den Kopf zu werfen, dass sie mich nicht kennen würde...“ Er seufzte, strich sich erneut die Haare zurück und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Dabei bin ich doch der Idiot von uns beiden...“
 

Im selben Moment schenkte auch jemand anderes seiner Armbanduhr einen beinahe sehnsüchtigen Blick. Er schaute über die Sitzlehne nach vorn um sein Gesicht im Autospiegel sehen zu können und zupfte sich nervös an den Haaren herum. Es war eine dämliche Angewohnheit. Bringen tat es nichts. Seine Haare sahen vorher top gestyled aus – und sie taten es auch danach noch. Er wusste das. Und trotzdem tat er es. Wann kam diese verdammte Limousine endlich zum stehen? So weit konnte es doch nicht mehr sein. Bald würden sie da sein. Und dann... Er seufzte erneut. Ja was dann eigentlich? Er würde ihn endlich wieder sehen. Und das wollte er ja auch. Selbstverständlich wollte er das. Er hatte seit Nächten an nichts anderes gedacht und kaum ein Auge zubekommen. Da half selbst die Arbeit an neuen Projekten nicht viel. Aber was brachte es ihm jetzt im Endeffekt ihn wieder zu sehen? Es hatte sich doch im Prinzip nicht viel geändert. Hyde war nach wie vor ein guter Mann – ein verheirateter, gutherziger Mann. Ein verheirateter... „Aarg...", maulte Gackt genervt und hielt sich die Hand an die Stirn. „Hör endlich auf damit! Hör endlich auf auch nur ansatzweise daran zu denken!“, sagte er sich selbst. „Er empfindet nicht das für dich, was du für ihn empfindest. Das wird er niemals!“, redete er sich selbst ein. Doch es half nichts. Die eigenen Worte brachten sein Herz zum Schmerzen aber das war auch der einzige Effekt den es hatte. Er würde deshalb nicht einfach so aufhören können so für ihn zu fühlen. So einfach war das leider nicht... Der Wagen hielt. „Gackt-san, wir sind da.“
 

Hyde saß auf seinem Stuhl und fühlte sich in etwa so wohl wie im Wartezimmer einer Arztpraxis. Er versuchte das nervöse Zittern seiner Beine zu unterdrücken. Was sollte das Ganze eigentlich? Er würde das hier jetzt endlich hinter sich bringen. Danach würde es noch ein paar Monate in den Medien heißen „Gackt und Hyde“ und dann wäre es vorbei. Dann waren es wieder „Hyde der Sänger von L’arc~en~ciel“ und „der Solokünstler Gackt.“ Er würde nicht mehr und nicht weniger mit ihm zu tun haben wie mit anderen Stars die er eben zufällig kannte auch. Es war nichts Besonderes. Und es würde nie etwas Besonderes werden. Da war ja Megumis Abendessen mit ihren Kollegen besonderer als das hier.
 

Die Tür ging auf und Gackt betrat als erstes den Raum. Gefolgt von einigen Leuten vom Staff, für die Hyde sich in diesem Moment noch weniger als sonst interessierte. Es dauerte keine Sekunde bis er aufstand, Gackt entgegenlief und ihn in eine Umarmung schloss, welche dieser zwar überrascht aber dennoch mehr als dankend erwiderte. „Lange nicht gesehen“, sagte Gackt leise. Hyde schloss nur für einen kurzen Moment lächelnd die Augen und murmelte nur ein leises „Ja“, ehe er Gackt los ließ. So war es. Kaum stand er ihm gegenüber waren all die guten Vorsätze vergessen. Was hatte dieser Mann nur an sich?! Was machte er nur mit ihm...?
 

Die Fahrt dauerte nicht lange. Und doch lange genug um das belanglose Gerede beziehungsweise die darauf folgende Stille als mehr als unangenehm zu empfinden.

Gackt ließ sich nichts anmerken. Das fand Hyde zumindest. Er lachte wie immer, machte dumme Scherze wie immer... wahrscheinlich hatte er diese Sache längst vergessen. Wahrscheinlich hatte Hyde es wirklich überbewertet. Wie hatte er gesagt? Er sollte es genießen und nicht weiter darüber nachdenken? Genossen hatte er es. Jede noch so kleine Berührung. Das musste er sich eingestehen. Aber das mit dem nicht darüber nachdenken hatte nicht wirklich funktioniert, wie man in diesen Tagen doch nur allzu deutlich merkte.

Er hatte nicht bemerkt wie sein Blick starr auf Gackt geruht hatte, bis dieser seinen Blick plötzlich erwiderte und ihm ein Lächeln schenkte. Hyde schreckte auf; schüttelte dann kaum merklich den Kopf und lächelte minimal zurück ehe er sich abwandte um aus dem Fenster zu starren. Gackt dachte sicher nicht darüber nach. Für ihn war es nur dummes Gerede gewesen. Nur ein Kuss, nichts weiter...

Gackts Blick ruhte noch eine Weile auf seinem Freund... Kollegen... wie auch immer man ihr Verhältnis zu einander auch nennen mochte. Er sah die Ratlosigkeit in Hydes starrem Blick nur allzu deutlich. Und es schmerzte ihn, dass er absolut nichts dagegen tun konnte. Schließlich war er sich ziemlich sicher, dass er der Grund für Hydes Laune war. Hyde würde es nicht zugeben. Niemals. Aber das musste er auch gar nicht. Gackt wusste es auch so. Hyde war nicht der Typ der einfach einen Kuss mit irgendwem zuließ und danach so tat als wäre nichts gewesen. Er war überhaupt nicht der Typ der einen Kuss mit irgendwem zuließ. Woraus Gackt unweigerlich schloss dass er nicht ’irgendwer’ war und das wiederum machte ihn unbewusst glücklich. Er schämte sich. Wie konnte es ihn glücklich machen, wenn es Hyde deswegen doch so offensichtlich schlecht ging? Das war nicht richtig. Er war ein Arschloch. Wieder einmal...
 

Als sie ankamen war das Gekreische der Fans bereits unüberhörbar und es wurde noch einmal lauter als sie aus dem Wagen stiegen. Lee Hom gesellte sich als erstes zu ihnen, dann auch die anderen. Es kam Hyde vor als hätte er lange nicht so ein Blitzlichtgewitter über sich ergehen lassen müssen. Dennoch bemühte er sich eines Lächelns. Großartig schauspielerisches Talent war hierfür sowieso nicht nötig. Die Presse und die Fans sahen ja sowieso immer nur das was sie sehen wollten. Hyde erschrak etwas als er Gackts Arm auf seiner Schulter spürte, ließ sich dann jedoch für ein paar Fotos näher an ihn ziehen. Wie Besitz ergreifend. Das war einfach typisch für ihn. Ob er wusste was er damit auslöste? Hyde konnte es sich nicht vorstellen. Geschweige denn konnte er sich vorstellen, dass sein Gegenüber sich gerade genau die gleiche Frage stellte.
 

Knapp vier Stunden später war von der Anspannung von vor der Premiere keine Spur mehr. Der Film war gut geworden. Da waren sich alle Anwesenden einig. Die Aftershowparty war in vollem Gange. Es war laut, es wurde viel gelacht und vor allem viel getrunken. Ganz normal eigentlich.
 

Und - wer hätte es anders erwartet – Hyde saß an einer Ecke der Bar auf seinem Hocker, stützte den Kopf mit den Händen auf der Theke ab und döste beinahe vor sich hin. Das war alles zu viel gewesen heute. Der Streit mit Megumi, das Wiedersehen mit Gackt, die Premiere, der Alkohol... er wollte schlafen. Am besten jetzt sofort. Am besten mit ihm... Er schreckte auf, rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf als Gackt – den er nun seit geraumer Zeit aus sicherer Entfernung beobachtet hatte – auf ihn zukam.
 

„Na?“, begann dieser und setzte sich lächelnd auf den Barhocker neben ihm. Hyde machte sich nicht die Mühe den Kopf zu heben, schenkte ihm stattdessen nur einen schläfrigen Blick und ebenfalls ein „Na...“ Er wollte nach Hause. Am besten jetzt sofort. „Ein bisschen zu viel intus?“, fragte Gackt munter wie eh und je. Dieser Mann vertrug eindeutig noch um einiges mehr als man vermuten würde. „Ach... was du nicht sagst...“ Dass das was er hier veranstaltete das reinste Frustsaufen war, musste er Gackt ja nicht auf die Nase binden. Aber hin und wieder war so etwas eben nötig. Hin und wieder war Alkohol auch eine Lösung. Er ertränkte die Probleme nicht – aber er ließ sie ihn wenigstens bis zum nächsten Morgen vergessen.

Gackt grinste. So wie immer. Nicht im Geringsten anders, merkwürdig oder gar auffällig. „Soll ich dir ein Taxi rufen? Du siehst fertig aus...“ Hyde schüttelte den Kopf. Warum wusste er selbst nicht. Hatte er nicht gerade eben noch nach Hause gewollt? Diesmal war es an Gackt zu seufzten. „Los komm“, sagte er, stand auf und griff nach Hydes Arm, woraufhin dieser – wegen dem plötzlichen Verlust einer seiner beiden Stützen – beinahe mit dem Kopf auf der Theke gelandet wäre. Nur zögernd und selbst dann nur unter Maulen ließ er sich von Gackt auf die Beine zerren. „Du brauchst frische Luft“, meinte Gackt und schleifte ihn geradezu in Richtung Ausgang.
 

Gähnend taumelte Hyde ein paar Schritte ehe er sich mit dem Rücken gegen die Hauswand lehnte, tief einatmete und die Augen schloss. Es war kühl so spät draußen. Und das obwohl es tagsüber heiß war für September. Aber in diesem Fall war es angenehm kühl, wenn man bedachte, dass Hyde sich fühlte als würde ihm jeden Moment der Kopf platzen. Das war das Negative am Alkohol.

Gackt setzte sich neben ihn auf die harten Steinstufen. Eine Weile lang schwiegen sie. „Ob ich ihn darauf ansprechen soll?“, überlegte Gackt und legte den Kopf auf die angezogenen Knie. „Er würde ja doch nur wieder wütend werden...“ Es war ein ekliges Gefühl. Es fühlte sich an als ob sich heute und genau an diesem Abend alles entscheiden würde. Wenn er Hyde jetzt gehen lassen würde... dann würde sich niemals etwas ändern. Aber was würde sich ändern wenn er ihn nicht gehen ließ? Würde er nicht alles nur noch schlimmer machen? Auch er hatte schon ein paar Gläschen zu viel getrunken aber garantiert nicht so viel, dass er nicht mehr wissen würde was er tat.
 

Er wusste es nur allzu gut, als er aufstand, sich zu Hyde umdrehte und ihn in eine Umarmung zog.

Hyde stand etwas perplex da und war wie gelähmt bevor er sich doch dazu entschloss die Arme auf Gackts Rücken zu legen. Er seufzte. Was war das hier eigentlich? Eine Seifenoper? Müde schloss er die Augen. „Es tut mir Leid“, hörte er Gackt nahe seinem Ohr flüstern. „Es tut mir ja so Leid...“ „Ich hab keine Ahnung wovon du redest und es interessiert mich auch nicht, okay?“, entgegnete er.

Er wollte jetzt keine Diskussion. Worauf auch immer sie hinauslaufen würde. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Im Prinzip war es keine Überraschung, dass Gackt seine fröhliche Fassade durchschaut hatte. Er hatte sich den ganzen Abend über nicht allzu viel Mühe gegeben sie aufrecht zu erhalten und jeder der die Welt nicht dauernd durch eine rosa Brille sah, hätte Hydes Laune bemerkt. Gerade Gackt – schließlich ging es ja um ihn...

Gackt für seinen Teil schien sich mit Hydes Antwort zufrieden zu geben, denn er erwiderte nichts mehr darauf. Allerdings machte er auch keine Anstalten sein Gegenüber loszulassen. Stattdessen drückte er ihn nur noch enger gegen die Wand hinter sich und somit auch fester an sich. Sanft streichelte seine Hand über die weichen Haare. Sie waren braun. Nicht mehr blondiert so wie während des Drehs. Aber sie waren nach wie vor wunderbar weich und rochen so gut, dass er für immer genau so hier stehen bleiben und es genießen wollte.

„Was soll das eigentlich werden?“, unterbrach Hyde nach einer Weile die Stille. Die Antwort darauf war nicht mehr als ein leises Hauchen. „Nichts... ich genieße.“

Hyde seufzte. Oh ja das tat er... und wie er das tat... Und wieder beging er einen Fehler. Ach verdammt... vielleicht konnte er es dieses Mal ja wenigstens auf den Alkohol schieben. Das Streicheln wurde für einen Moment unterbrochen. „Haido...“ „Hm?“ „Ich will nicht, dass du denkst ich würde deinen Rausch ausnutzen...“ „Ach was... seit wann macht sich denn Mr. Weiberheld Sorgen darum was seine Opfer denken?“

Mit einem leichten Grummeln ließ Gackt von ihm ab und musterte ihn mit einem mehr als ernsten Blick. „Hör zu“, begann er. „Oh nein, ich sagte keine Diskussion“, seufzte Hyde. Dafür war er nun wirklich nicht in der Stimmung. Er war betrunken. Das war alles. Wie konnte man von ihm erwarten, dass er jetzt noch eine ernstzunehmende Diskussion führen konnte. Gackt war rücksichtslos. „Du bist für mich nicht irgendjemand Dahergelaufenes. Willst oder kannst du das nicht akzeptieren?“ „Willst oder kannst du nicht akzeptieren, dass ich verheiratet bin?“, erwiderte Hyde mürrisch. Er war unfair. Schon wieder. Vorhin war er unfair zu Megumi gewesen. Nun war er unfair zu Gackt. Wer würde wohl der oder die nächste sein?

Gackt schluckte. Er hatte Recht. Wann würde er das akzeptieren? Wenn das hier so weiter ging wahrscheinlich nie. „Haido... kann ich dich was fragen?“, sagte er leise, den Blick dabei starr auf die Wand neben Hyde gerichtet. „Was denn?“ „Was empfindest du für mich?“...

Stille...

„So wenig?“ Diesmal war es Hyde der schlucken musste. Nervös schaute er um sich. Überall hin – nur nicht Gackt ansehen. Doch da hatte er die Rechnung ohne diesen gemacht. Ungeduldig packte Gackt Hydes Kinn und drehte im sein Gesicht zu. „Ich rede mit dir“, sagte er monoton. Noch immer versuchte Hyde seinem Blick auszuweichen. Doch schließlich war Gackts Gesicht dem seinen zu nahe dafür.

Nur kurz erhaschte er einen Blick in seine Augen ehe sich ihre Lippen trafen. Hyde schloss die Augen. Gackt hatte gerade dasselbe getan. Und es war doch gut - egal wie falsch es an sich war, es fühlte sich doch gut an. Wie konnte etwas was so falsch war... Hyde keuchte auf als er Gackts Hand unter seinem Hemd spürte. Was sollte das nun schon wieder? Was sollte er nun machen? Fordernd fuhr Gackt mit der Zunge über Hydes Lippen. Er wollte ihn schmecken. Jetzt sofort. Wenn es nach ihm ginge dann würde er heute Nacht noch viel tiefer mit ihm verbunden sein als nur durch einen Kuss. Zögernd gab Hyde nach und öffnete leicht den Mund. Es waren nur kurze, flüchtige Berührungen – zuerst jedenfalls. Gackt wäre nicht Gackt wenn es dabei geblieben wäre. Er drückte Hyde fester an sich und auch ihr Kuss wurde immer intensiver. Schließlich hatte Gackts Hand Hydes Brust erreicht. Hyde stöhnte erschrocken auf als Gackt seine Brustwarze reizte.

Schlagartig drückte er ihn von sich. „Hör auf!“, schrie er. „Hör auf, verdammt noch mal!!!" Gackt stand ihm schweigend gegenüber. Er hatte den Blick gesenkt. Er konnte Hydes aufgeregtes Atmen hören. Ansehen konnte er ihn nicht. „Was denkst du was das hier bringt, hm?“, schrie Hyde ihn an. Unfair... er war feige und unfair. Schließlich hatte er es zugelassen. „Tut mir Leid...“ Wieder Stille. Das war falsch. Nicht Gackt war es der sich hätte entschuldigen müssen, sondern Hyde. „Tut es das, ja?“, fragte dieser nur leise. Auch er hatte den Blick abgewandt. Er spürte noch immer seinen eigenen Herzschlag. Er spürte wie seine Haut brannte so heiß fühlte sie sich an. Er schmeckte Gackts Kuss. Und er genoss es... „Nein“, meinte Gackt, drehte sich um, ging einige Schritte und starrte dann in den Nachthimmel. „Nein, eigentlich tut es mir nicht leid“, seufzte er. „Es war verdammt noch mal genau das was ich wollte.“ Daraufhin wusste selbst Hyde keine Antwort mehr. „Nur... war es noch viel besser als ich es mir je hätte erträumen können...“, hörte er Gackt fortfahren. „Und wenn du mich lassen würdest, dann würde ich weiter machen. Dann würde ich dich hier und jetzt...“ „Sei still!“

Hyde fuhr sich nervös durch die Haare, setzte sich dann neben Gackt auf die Stufen. „Mir tut es leid“, seufzte er und stützte den Kopf auf den überkreuzten Armen ab. „Ich benehme mich schrecklich.“ „Tust du nicht.“ „Widersprich mir nicht!“ Gackt zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“... „Ich... hör zu, ich... Ich mag betrunken sein, aber ich weiß noch was ich tue. Und ich hätte das hier nicht zugelassen wenn ich es nicht gewollt hätte.“ Gackt, welcher sich gerade eine Zigarette anzünden wollte, stockte in seiner Handbewegung und warf einen verwunderten Blick auf den neben sich auf den Stufen Sitzenden. „Du hast Recht... ich empfinde sehr wohl etwas für dich, nur...“ Er brach den Satz ab als er Gackts Hand auf seiner Schulter spürte. Kurz darauf saß Gackt neben ihm. „Es ist okay“, sagte er und zündete sich endlich seine Zigarette an. „Ich weiß schon was du meinst.“ Er beugte sich zu ihm herüber und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dann nahm er einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Hyde schwieg einen Moment. Er war dankbar, dass Gackt ihn nicht erklären ließ. Denn er hätte selbst nicht gewusst womit er hätte anfangen sollen. Er wusste ja nicht einmal was er hätte sagen wollen. Andererseits hatte er das Gefühl, dass es nötig war etwas zu sagen. Doch statt zu reden, nahm er Gackts Hand, beugte sich herüber und zog an der Zigarette. „Gac-chan“, brach Hyde nach einer Weile das Schweigen. „Hm?“ „Rufst du ein Taxi?“
 

Es dämmerte bereits, als das Taxi in dem Hyde saß vor Megumis Wohnung stehen blieb. Wenige Minuten später stand Hyde seiner mehr als müde aussehenden Frau gegenüber. „Was ist los?“, fragte sie und rieb sich die Augen. „Um diese Zeit... wieso hast du noch diesen Anzug an? Warst du bis jetzt fort?“ Es herrschte einen Moment lang Schweigen. Hyde lief über den Flur bis ins Wohnzimmer. Megumi – die im Halbschlaf mitbekommen hatte, dass ihr Mann es nicht einmal für nötig gehalten hatte, die Schuhe auszuziehen – folgte ihm wortlos. Hatte er es so eilig? Ob es noch um ihren Streit von vorhin ging? Für gewöhnlich war er nicht nachtragend. Und sie verstand sowieso immer noch nicht was ihn an diesen Fotos so aufregte. „Hör zu wegen diesen Bildern, es...“, begann sie und zog ihren Bademantel fester zu.

„Ich habe Gackt geküsst“, unterbrach Hyde sie abrupt. Wieder Stille. „Du hast... w...“, stammelte Megumi und rieb sich erneut die Augen. Sie musste noch schlafen. Sicher... „Bei den Dreharbeiten.“ Hyde zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen... es ist einfach passiert.“ Megumi antwortete nicht. „Und heute Abend wieder...“ Wieder keine Antwort. Sie sah ihn schweigend an. Und dieses Schweigen traf ihn tiefer als alles Andere. Er wusste nichts mehr zu sagen. Er war hergekommen um ihr das zu sagen. Das war alles. Jetzt hatte er es gesagt. Jetzt wusste er nicht wie es weiter gehen würde. Was als nächstes passieren würde.

Schließlich brach Megumi das Schweigen. „Aber... wieso?“, war alles was sie herausbrachte. Ihre Stimme klang leise und weinerlich. Absolut nicht mehr müde. Und die Verzweiflung darin war mehr als nur deutlich herauszuhören. Wieder konnte Hyde nur mit den Schultern zucken. Es tat so weh. Es tat noch viel mehr weh als er es je gedacht hätte. Er wollte sie nicht so sehen. Sie hatte das hier nicht verdient. Wie konnte er ihr so etwas nur antun? „Bin ich... dir nicht mehr gut genug?“ Er blickte auf. Nur um in ihr blasses Gesicht zu sehen, über dessen Wangen bereits erste Tränen liefen. „Oder ist es... weil ich nie da bin?“ „Es ist nicht deine Schuld.“
 

Er hatte die letzte Silbe kaum ausgesprochen da fuhr sie ihn auch schon an: „Nein, ist es nicht!“ Sie hielt sich beide Hände vor die Ohren. „Nein es ist nicht meine Schuld! Es ist seine!“ Sie lief ein paar Schritte auf und ab als würde sie dadurch eine Lösung finden können. Irgendetwas was diese Sache hier wieder in Ordnung bringen konnte. „Ich habe es gewusst“, wisperte sie und schlug sich die Hände vor den Mund. „Ich habe es gewusst von dem Tag an, als du zugesagt hast, diesen Film zu drehen. Ich wusste er würde dich mir wegnehmen. Wie er dich angesehen hat... die ganze Zeit... und ich konnte gar nichts dagegen tun...“

Hyde biss sich auf die Unterlippe bis er das Blut in seinem Mund schmecken konnte. Nun war er es der nichts tun konnte. Megumis Knie gaben nach und sie sank zu Boden als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt. „Megumi...“, begann Hyde zögernd und kniete sich neben sie. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie schlug seine Hände weg. „Wie kannst du mir das antun? Wie... kannst du... ich dachte wir sind so etwas wie eine Familie!“ Was sollte er dazu sagen? Eigentlich konnte er gar nichts sagen. Denn sie hatte Recht. Mit allem was sie sagte. Ihre Anschuldigungen waren gerechtfertigt. Ihre Wut war gerechtfertigt. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne dich, auch wenn du es nicht glaubst“, schluchzte sie. Ihre Stimme war wieder leiser geworden. Und mit der senkenden Lautstärke kehrte die Verzweiflung zurück, die zuvor für wenige Minuten von Wut überspielt worden war. „Ich... weiß du würdest so etwas nicht tun, wenn... dir jemand nichts bedeuten würde... darum geht es nicht, Haido...“ Worum ging es denn dann? „Aber dass du mich hintergehst...“

Es fühlte sich an als würde sich in seinem Inneren alles zusammenziehen. Ihre Worte schmerzten. Die Realität schmerzte. „Es...“ Es brachte nichts sich zu entschuldigen, das wusste er. Und es würde genauso wenig etwas bringen sie um Verzeihung zu bitten. Es würde nichts daran ändern was geschehen war. Nichts an dem was unweigerlich geschehen würde. Nichts an seinen Gefühlen für sie... oder für Gackt...

„Geh!“, hörte er Megumi leise sagen. Er war einen Moment lang wie gelähmt. „Geh!“, wiederholte sie diesmal etwas lauter. „Geh schon!“ Wie in Trance stand er auf und verließ die Wohnung. Ließ sie alleine zurück.
 

~
 

Wieder und wieder huschten seine Augen über die wenigen Zeilen. Wie oft hatte er ihren Brief nun schon gelesen? Seine Hände hatten das Papier bereits an einigen Stellen zerknittert. „Ich werde meine Arbeit für unbegrenzte Zeit in Amerika weiterführen. Ich schreibe dir, damit du weißt, dass ich dir vergebe. Gegen Gefühle kann man nichts tun. Es gibt da jedoch noch etwas was ich dir bisher nicht sagen konnte...“

In diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Hyde ließ den Brief auf den Tisch fallen und ging um aufzumachen. Ihm gegenüber stand ein breit grinsender Gackt. „Na, bereit für unseren Snowboardurlaub?“, begrüßte er Hyde und schenkte ihm eine Umarmung. „Klar“, antwortete Hyde lächelnd, nahm die fertig gepackten Koffer die im Flur standen und schloss die Haustür hinter sich zu.

Im Wohnzimmer auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa lag noch immer Megumis Brief. „...noch etwas was ich dir bisher nicht sagen konnte... Ich bin schwanger...“
 

~*~ Owari ~*~
 

So Feierabend. XD~ Ich wüsste echt nicht wie es JETZT noch weiter gehen sollte. ^^' Das mit dem Schwanger sein am Ende war ne Spontan-Idee. Hat einfach grad gepasst. *lach* Armer Hyde... Arme Meg... arme Story. Is irgendwie ein mehr als ironisches "Happy end." ^^'
 

Ich hoffe ich hab Meg nicht zu hysterisch dargestellt. Aber stellt euch das mal vor: Ich seit mit so nem Gott wie Haido verheiratet und dann sagt der euch dass er plötzlich auf Männer steht odda so! XD~ Nee~ echt ma - shonen-ai Fan sein gut und schön, aber ich würd durchdrehen! Jedenfalls is Meg mal wieder die Verliererin. Tut mir so leid! T^T Es geht echt nicht anders, man kanns drehen und wenden wie man will. Obwohl ich der Meinung bin dass in dieser Story keiner wirklich ein Gewinner ist. Was meint ihr? ^_~
 

Edit: Für all jene dies immer noch nicht mitgekriegt haben: Ich mag Megumi! Sie hat das ständige Hass-Gerede echt nicht verdient. Seit etwas fairer, okay? ^_~
 

Edit 2: Da ichs gefragt wurde - nein Hyde ist am Ende NICHT mit Gackt zusammen. Sie machen nur zusammen Urlaub. Sie sind doch in echt auch zusammen snowboarden gegangen, wisst ihr doch. ^^' Hyde ist am Ende dieser ff weder mit Meg noch mit Gackt zusammen, weil er sich über seine Gefühle nicht mehr klar ist und keinen von beiden verletzen will.
 

Danke fürs Lesen!

Die übliche Werbung: Ich hab noch mehr Gakuhai zu bieten. ^_~ *mit Zaunpfahl wink* Schaut mal rein! ^_~



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von: abgemeldet
2010-01-20T14:35:10+00:00 20.01.2010 15:35
Echt cool!!
Und ich finde, nichts von deiner eigenen Kritik trifft zu=)
Ich würde genau so wie Megumi reagieren^^
Allerdings gefällt mir das erste Kapitel besser. Es ist i-wie realistischer (wenn man FF überhaupt als realistisch beschreiben kann^^). Die Charaktere passen noch besser zu meiner Vorstellung von Gackto und Hyde=)
Von: abgemeldet
2008-07-24T22:28:51+00:00 25.07.2008 00:28
*buhuu* hyde is doch net mit gackt zusammen *heul*
sorry wenn ich des jetzt sage aber...
meiner meinung nach, gehört hyde einfach zu gackt und net zu megumi U.U
ich weiß die megumi fans werden mich jetzt hassen aber egal XD
fand die geschichte echt net schlecht :3
und das mit dem schwanger... naja... man kanns ja net ändern XDD
fand nur etwas schade dat die beiden net zusammen sind *immer noch heul*
ich geh jetzt deine anderen FF's lesen :3
vielleicht gibs ja noch hoffnung auf ein gakuhai mit happy end XD

LG: Ling~♥
Von: abgemeldet
2008-07-24T21:58:07+00:00 24.07.2008 23:58
nix hast du versaut :3
war einfach genial *sabba*
ich frage mich warum ich diese FF net schon früher gefunden hab -.-#
also... ich geh dat next kapi lesen *winke winke*
Von: abgemeldet
2008-04-02T23:12:38+00:00 03.04.2008 01:12
Ach watt, Charaktere versaut! Da hab ich echt schon schlimmeres gelesen. Und wer kann das überhaupt schon so genau sagen? Zumindest bei Gackt... merkwürdig zwiegespaltener Typ... manchmal möcht ich ihn knutschen... manchmal vermöbeln...

Aber ich bitte darum das hier fortzusetzen! Mir gefällts jedenfalls. Die Formulierung is sicher, die Rechtschreibung ordentlich (Oh Gott, es wird einfach viel zu wenig Wert auf Rechtschreibung gelegt! T-T Das kann einem echt alles versauen...). Und auch die Gedankengänge der beiden sind, finde ich, recht realitätsnah.
Also, bitte mehr davon!
Von:  xBlutengelX
2007-03-31T11:47:58+00:00 31.03.2007 13:47
ich finds Capter recht gut nya ab und an Absätze wären schön gewesen aber du hast es gut erläutert. am anfang hättest du vllt. schreiben können das es Hyde war der gegen tisch gehauen hat da war ich nämlich vollam rätseln.

Lg
the Kaito
Von:  PrincessUruha
2007-01-31T08:49:11+00:00 31.01.2007 09:49
arme meg....sünde...
naja hyde geht auch net besser und G-chan..auch net..eine richtig schöne drama strory...supa klasse..
schreib schnell weiter ok?
und wenn du das gemacht hast büdde ne ENS^^
Von:  cute-hasi_to_Mars
2007-01-21T00:29:17+00:00 21.01.2007 01:29
die geschichte is sehr gut und ein wenig traurig! jaja so is das mit gefühlen! aber sag mal kannst du nich weiter schreiben, würd mich echt freuen! So ein offenes Ende is nich schön *zappel*
Von: abgemeldet
2007-01-05T18:00:33+00:00 05.01.2007 19:00
scha~de,schon zu ende .___.
geniale FF!!!
Hättest echt noch weiterschreiben können =D
jedenfalls...weiter so ^o^~
Von: abgemeldet
2007-01-05T17:35:55+00:00 05.01.2007 18:35
einfach nur toll *___*~
zu viel des guten =)~
*weiterlesen muss*
Von: abgemeldet
2006-11-29T12:04:06+00:00 29.11.2006 13:04
Oh Gott wie geil!!!!!!!
*fan desu*
Ich liebe diese FF!!!!
Du solltest echt noch irgendwie weiter schreiben.. einfach toll!


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