Zum Inhalt der Seite

Zwillinge retten zwei Pferde

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einzug in Lindenhof

Einzug in Lindenhof
 

"Es ist doch jedesmal derselbe Wirbel, wenn wir nach den Ferien nach Lindenhof zurückkommen", sagte Hanni und strahlte vor Vergnügen über das ganze Gesicht. Sie hatte gerade das frische Laken über das Bett gespannt. Jetzt ließ sie sich rücklinks darauf fallen und strampelte mit den Beinen in der Luft. Aus lauter Freude darüber, wieder im Internat zu sein, das genauso ihr Zuhause war wie das richtige Zuhause bei den Eltern.

Nanni und Anja, die Zimmergenossin der Zwillinge,lachten. Anja lachte laut heraus, Nanni kicherte mit geschlossenem Mund. Anja hatte Karamellbonbons spendiert, selbst gemachte, aus den Ferien bei Bobby und ihren Eltern. Leider haben gekochte Karamellbonbons meistens eine unangenehme Eigenschaft: Sie sind zäh und kleben an den Zähnen. NAnni hatte sich gleich zwei auf einmal genommen. Nun musste sie für ihre Gier büßen. Sie b rachte die Zähnen nicht mehr auseinander. Sie hätte Anja gerne gefragt, ob sie ein bisschen uhu in die Karamellmasse getan hatte, aber nicht einmal das ging. Also leckte sie stumm Karamell von den Zähnen, versuchte Karamell zu kauen und zu schlucken und dazwischen kicherte sich über ihre Schwester, über die bonbons und über sich selber.
 

Im Zimmer der drei Mädchen sah es aus wie nach einem Einbruch. Vor einer Stunde hatten Hanni und Nanni begonnen auszupacken. Anja war schon am Vortag eingetroffen, ihre Sachen hatte sie, ordentlich wie immer, in den Schrank geräumt. Die Koffer der Zwillinge lagen geöffnet am Boden. DAneben alles, was zu zwei Internatsmädchen so gehört: Badeanzug, Tennisschläger, Turnschue, Bücher, Zeichenblöcke und Malkästen, zwei Gläser mit eingemachten Bromnbeeren aus dem Garten, ein Gugelhupf von Tante Mia, Ferienfotos und und und.... Über der LAmpe hing Nannis Regenmantel, auf dem Schreibtisch türmmten sich Socken und rosaweiß gestreifte Höschen. Die hatte es im Sommerschlussverkauf billig gegeben.

Hannis Begeisterungszuckungen verebbtenlangsam. Sie richtete sich auf, schüttelte die haare aus den Gesicht und meinte: "Also, ist es nicht mal wiededr prima, hier zu sein?"

Die beiden anderen nickten. Dann schaffte es Nanni endlich, die Karamellsperre ihrer Zähne zu durchbrechen, und sagte, wenn auch noch etwas undeutlich: "Natürlich ist es super. Wie immer. Gott sei Dank! Es soll ja auch Leute geben, die heulen, wenn die Ferien um sind und sie wieder zurück ins Internat müssen!"

Susanne, Nachbarstochter und Kinderfreundin der Zwillinge, hatte am letzten Nachmittag den Birnenkuchen mit ihren Tränen beinahe versalzen.

"Aber mal wa sanderes....", fuhr Nanni fort. Ihr Blick irrte über das Chaos, das sie angerichtet hatten. "Weiß eine von euch, wie wir diesen Saustall in Ordnung bringen sollen, ehe es zum Abendessen gongt?"

"Ich nicht", sagte Hanni achselzuckend.

"Ich schon", rief Anja. "Wenn wir uns beeilen schaffen wir es gerade noch. Los, auf die Plätze! Hanni geh an deinen Schrank, Nanni geht an ihren. Ich packe aus und werfe euch alles zu, ihr räumt ein. Zum Ersten: fünf paar Socken für Hanni. Fang!"

Hanni fing sie und stopfte sie in ein Fach.

"Nicht stopfen, einräumen", rügte Anja sie und grinste.

"Hinten stopfe ich immer" erklärte Hanni. "Da sieht´s keiner."

"Zum Zweiten:Turnschue für Nanni. Zwei schlafanzüge, auf für Nanni. Nochmal fünf paare Socken für Hanni....."

Anja zielte nicht gut genug und einne Socke flog durchs Fenster.

"Hol ich morgen", meinte Hanni ungerührt, "den klaut keiner,. Weiter Anja, du machst das prima."

"Faltenrock für Nanni, Jeans für Hanni, Heizkissen....für wen? Und warum?"

Nanni lachte.

"Hat Paps uns mitgegeben, nachdem wir ihm von den Mitternachtesfetsen und ihren Folgen erzählt haben. Er hat sich halb totgelacht. Und meinte dann, ein Heizkissen auf dem Bauch wäre vielleicht gut am Tag danach."
 

Als die Hausmutter ihre Runde machte, war sie sprachlos. Schließlich kannte sie ihr Mädchen. Das Zimmer war tadellos aufgeräumt, die Betten waren gemacht, nur ein vergessener rosaweißer gestreifter Slip baumelte am Fenstergriff.

"Dass du ordentlich bist Anja, weiß ich", sagte sie. "Aber Hanni und Nanni, was ist los mit euch, seid ihr krank?"

Sie lachte und die Mädchen lachten mit.

"Uns geht´s gut", erklärte Nanni. "Kein Fieber oder sowas. Nicht mal ein richtige Delirium. Aber Anja hat Katastrophenplan eins zur Anwendung gebracht, Wie sie sehen....., es funktioniert."

Die Hausmutter nickte zufrieden und nahm den Karamellbonbon, den Nanniihr angeboten hatte.

"Sehr gut Anja. Lass dir deine Methode patentieren." Sie ging und Nanni fragte sich, ob der Karamellbonbon anm den Zähnen kleben würde wie an ihren. Zumindest tat er es nicht sofort. Denn sie hörten die Hausmutter im Nebenzimmer schimpfen: "Was denkt ihr euch eigentlich? Das sieht ja aus wie....., wie...." Sie fand kein passendes Wort. Carlotte half ihr bereitwillig aus: "Wie ein Saustall zwei Minuten vor Mitternacht." Die Hausmutter zögerte, leicht verwirrt.

"Saustall, ja das wollte ich auch gerade sagen....., nur, warum zwei Minuten vor Mitternacht?"

Carlotta blinzelte sie vergn ügt an. "Das weiß ich selbst nicht. Aber bis morgen früh fällt es mir ein. Dann erzähle ich es ihnen."

Die HAusmutter lachte. "NA schön. Aber vorerst streng euch mal an. Ich komme nach den Abendessen wieder."

"Jawohl Hausmütterchen", sagte Carlotta, die wie meistens das große Wort führte, während ihre Freundinnen in sich hineinlachten. "Wir geben uns jetzt einen höchsteigenen Tritt in den Hintern, und dann....."

Die Hausmutter war gegangen. Nanni hatte das Gespräch mitgehört und mit heimlichen Vergnügen wahrgenommen, dass die Stimme der Hausmutter mit jeden Satz klebriger klang.....
 

So das wars erst mal^^
 

Mila-chan

Die Neue

Die Neue
 

Das Essen in Lindenhof war fast immer gut. Nur selten gab es das, was die Mädchen als "Mampf" bezeichneten. Am ersten Tag nach den Ferien war es Traditionsgemäß besonders gut. Heute gab es zumn Nachtisch Kuchen mit Schlagsahne. Und so viel davon, wie man wollte. Hanni wollte gleich drei Stück.

"Haben deine Eltern dich in den Ferien hungern lassen?", fragte Elli.

Sie hatte ihr einziges Stück nicht mal aufgegessen, weil sie auf ihre Linie achten musste. Sie war hübsch und eitel und neigte zur Rundlichkeit.

Hanni antwortete ernsthaft und mit vollem Mund: "Genaudas, Ellimaus. Das heißt, gehungert haben wir nicht gerade, aber Paps hat im Großhandel hundert Dosen Hundefutter eingekauft. Die solten Nanni und ich aufessen. Es schmeckt nicht besonders, nicht einmal mit Ketschup. Deshalb....., Hausmutter, ch bitte, kann ich noch ein Stück Kuchen haben?"

Wie immer nach den Ferien unterhielten sich alle an diesem Abend während des Essens lautstark über tausenderlei Dinge. Nachdem die spannendsten Erlebnisse ausgetauscht waren und der Geräuschpegel sich wieder noramlisierte, klopfte Frau Theobald an ihr Glas. Sie hielt eine kleine Begrüßungsrede. Auch das gehörte zur Tradition. Zum Schluss stellte sie uns zwei neue Schülerinnen vor. Eine Erstklässlerin, die tatsächlich rote Ohren bekam, als sie aufstehen und ihren Namen nennen sollte.

Hanni und Nanni und ihre Freundinnen interessierten sich nicht für die kleine Rothaarige. Das war ein "Baby". Sie hatten vergessen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit auch als solche "Babys" in Lindenhof angefangen hatten.
 

Die zweite Neue war weitaus interessanter, denn sie kam wahrscheinlich in ihre Klasse. Es war eine große , schlaksige; sie war nicht direkt hübsch, aber sie hatte ein klares, sympatisches Gesicht, helle graue Augen und kurzes, glattes blondes Haar. Si ewurde nicht rot, als sie ihren Namen nennen musste. Sie hieß Marion Henders und kam aus Norddeutschland.

"Ich möchte ein paar Wort über Marion sagen", erklärte Frau Theobald. "Damit ihr wisst, warum sie zu uns kommt. Un dauch, um etwaigen neugierigen Fragen vorzubeugen, wenn....."

Marion hob die Hand.

"Ja?"

"Bitte, Frau Direktor, darf ich selbst...."

Frau Theobald schaute sie irritiert an. Es kam selten vor, das heißt, es war, soweit sie sich erinnerte, überhaupt noch nie nir vorgekommen, dass siech eine neue Schülerinn selbst vorzustellen wollte. Eine winzige Falte erschien auf ihrer Stirn und glättete sich dann wieder.

"Natürlich darfst du selbst zu deinen neuen Mitschülern sprechen", sagte sie freundlich. "übrigens Marion ich möchte hier in Lindenhof nicht Frau Direktorin genannt werden. Sag Frau Theobald zu mir wie alle anderen."

"Danke Frau Dir..., Frau Theobald." Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, nun doch etwas nervös. "Also...", fing sie an, "Also..... Ich will euch erzählen, warum ich nach Lindenhof gekommen bin, obwohl ich nie im Traum daran gedacht hätte, in ein Internat zu gehen, und meine Eltern auch nicht. Vielleichtmeint ihr, ich spinne, weil ich mich hier hinstelle und über mich reden möchte. Kann sein, es interessiert euch überhaupt nicht. Oder eben doch. In jeder Schule wird eine Neue so nach und nach ein bisschen ausgefragt.Das ist normal. Ich möchte das, was zu Hause passiert ist, vergessen. Deshalb erzähle ich es euch gleich heute. Und dann, bitte, sprechen wir nir wieder davon." Sie machte ein Pause.

Niemand unterbrach die Stille. Die Mädchen schauten sich an, sie waren neugierig und gleichzeitig verwirrt. Was wollte Marion ihnen sagen?

War es eine Beichte?

"Sie hat sicher was schlimmes ausgefressen", flüsterte Marianne. "Vielleicht geklaut."

"Oder einen Unfall verursacht", spann Carlotte mit ihrer Lebhaften Fantasie das Thema weiter. "So etwas gibt es doch. Irgendein Leichtsinn im Verkehr, mit dem Rad zum Beispiel, ein Autofahrer muss ausweichen und überfährt ein Kind. Dann war Marion an seinem Tod schuld. Furchtbar..."

"Quatsch mit Soße", murmmelte Nanni. "Hör lieber zu!"

"Also...", fing Marion wieder an. "Meine Eltern, meine Brüder und ich, wir wohnen in einem kleinen Ort bei Hannover. Unser Nachbar hat ein Gestüt mit Reitstall. Ich habe reiten gelernt, als ich sieben war. Seitdem waren Reiten und Pferde das Schönste und Wichtigste für mich. Als ich älter wurde, habe ich im Stall geholfen und durfte dafür jeden Tag umsonst reiten. Dann habe ich mit Turnieren angefangen. Bitte haltet mich nicht für eingebildet, aber ich muss das jetzt sagen, es ghört nämlich zu meiner Geschichte-- ich war ziemlich gut. Ich habe ein paar Jugendpokale gewonnen. Wilko, der Chef des Reitstalls meinte ich hätte eine Karriere als Springreiterin vor mir, wenn ich weiter so fleißig trainieren würde." Marion schluckte. "Ich habe trainiert. Und beim Training ist es schließlich passiert. Der Chef hatte mir Catalina gegeben, sein schönstes Pferd. Natürlich nicht geschenkt. Aber sie gehörte trotzdem irgendwie mir. Ich habe sie so sehr geliebt. Ja und dann blieb Catalina an der Planke hängen, dabei war das Hindernis gar nicht besonders hoch. Wir stürzten....." Marion schluckte wieder. Ihre Augen waren groß und fast durchsichtig.

"Sie weint", flüsterte Nanni.

"Nein",meinte MArianne, "sie weint nicht. Aber beinahe. Sie begherrscht sich. Sie imponiert mir. Anscheinend eine supersportlerin."

Sport war für Marianne ungeheuer wichtig.Eine Neue, deren Fähigkeiten als sportlerin sie anerkannte, konnte sich ihrer Freundschaft sicher sein.

"Ich war bewusstlos.", fuhr Marion fort. "Ich bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Ich hatte eine Rückenverletzung. Wilko erzählte mir, dass er Catalina erschießen musste. Es hat lange gedauert, bis ich wieder gehen konnte. Jetzt bin ich gesund. Der Arzt sagte mir, ich hätte nicht einen sondern mindestens drei Schutzengel gehabt. Ich kann heute bei leichten Sport mitmchen, Schwimmen und Gymnastik sind sogar gut für mich. Aber ich darf keinen Leistungssport betreiben. Das wäre mir egal. Bloß: Ich darf nie wieeer reiten."
 

Im Speißesaal von Lindenhof hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören. Es gab keine Stecknadel. Dafür musste Petra niesen. Die anderen Mädchen warfen ihr strafende Blicke zu. Sie genierte sich furchtbar und nieste noch einmal.

"Ich bin dankbar, dass ich kein Krüppel geblieben bin", sagte Marion. "Aber es war so schwer für mich, als ich wieder zu Hause war. Von meinem Fenster aus sehe ich die Reitbahn und die Pferde, ich höre die Kommandos und das Wiehren der Pferde. Einige Oferde erkenne ich sogar an ihrem Wiehren. Mein Brüder sind zehn und zwölf. Sie reiten alle. Ich habe sie dazu angeregt. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten. Deshalb ghabe ich meine Eltern gebeten mich in ein Internat zu schicken. Meine Tante war als junges Mädchen mal ein Jahr lang in Lindenhof. Sie sagte hier gäbe es keine Pferde. Deshalb bin ich hergekommen. Danke, dass ihr mir zughört habt." Sie setzte sich und trank ihren kalten Tee. Nicht weil er ihr schmeckte, sondern weil sie den Blicken ausweichen wollte, die auf sie gerichtet waren. Sie war froh, dass sie es hinter sich gebracht hatte. Sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen um vor all den fremden Mädchen und Kehrerinnen über ihr Problem zu sprechen. Jetzt war es vorbei und man würde sie hoffentlich in Ruhe lassen. Natürlich wurde nun an allen Tischen durcheinander geredet.

Frau Theobald unterbrach das Stimmengewirr nur kurz um zu sagen, sie hoffe, dass die "alten" Lindenhofferinnen MArion helfen würden sich einzuleben. "Und", sagte sie dann noch, direkt an Marion gewand, "dir wünsche ich, dass du dich hier wohl fühlst und Freundschaften schließt, die es dir leichter machen mit den Kummer fertig zu werden."

Marion bekam einen Sthul am Tisch der vierten Klasse. Zuerst verlief die Unterhaltung etwas schleppend, denn niemand wagte es, Marion eine Frage zu stellen. Auch nicht über ihre frühere Schule, ihre Freundinnen, ihre sonstigen Hobbys, Schließlich war es Marion, die fragte. Als Neue im Internat möchte man tausend Dinge wissen. Dann erschien die Hausmutter mit einem Packen Bettwäsche und Handtüchern.

"Du bist erst kurz vor dem Essen angekommen und hast einen anstrengenden Abend hinterdir", sagte sie herzlich. Sie hatte von den Küchentür aus alles mit angehört. "Ich helfe dir dein Bett zu machen. Auspacken kannst du morgen."

Bobby und Carlotta, die MArion das Zimmer teilten, sprangen auf.

"Wir kommen mit", sagte Carlotta. "Wenn wir alle zusammen helfen, ist Marions Zeug in zehn Minuten aufgeräumt. Dann kann sie morgen in Ruhe den ersten Lindenhofer Tag genießen." Sie grinste. "Aber das Bett machen sie trotzdem, Hausmütterchen. So schön wie sie kann das keine von uns."

"Natürlich", lachte die Hausmutter. "Mein angebot gilt."

Am Tisch der vierten wurde jetzt nur über die Neue gesprochen. Die Meinungen flogen über den Tisch wie Tischtennisbälle.

Marianne sagte: "Toll, dass sie schon mal Turniere gewonnen hat. Sie ist sicher eine prima Sportlerin. Das heißt, sie war es. Schade, dass sie von der Verletzung her was zurückbehalten hat. Sonst wäre sie bestimmt auch ein gute Handball- oder Tennisspielerin."

Carlotta meinte: ""Ich verstehe sie so gut, die Arme! Wenn ich an mein Pferd denke, damals beim Zirkus. Mein Gott, mir kommt es vor, als wäre es eine Ewigkeit her....."

"Also, nett ist sie schon, glaube ich", meinte Elli. "Aber nicht besonders hübsch. Sie sollte sich wenigstens die Haare eindrehen. Locken würden ihr viel besser stehen."

"Sie tut mir Leid", sagte Hanni. "Sie braucht Freunde."

"Mir tut sie auch Leid. Uns allen", seufzte Nanni. "Klar, dass es sie nervt, jeden Tag von ihrem Fentser aus den anderen zuzuschauen, die das tun, was sie nicht mehr tun kann. Aber diesen Pferdekomplex wird sie im laufe der Zeit bestimmt ablegen."

Anja sagte nichts. Sie dachte: Ich verstehe ihren Kummer. Nur, ich selbst wäre so glücklich, wenn ich wenigstens normal gehen könnte.....
 

so auch das war es wieder..

Mila-chan

Pluspunkte für Marion

Pluspunkte für Marion
 


 

Eine Neue im Internat, das ist immer eine heikle Sache. Man verbringt ja nicht nur die Unterrichtsstunden miteinander, sondern das ganze Leben, Tag und Nacht. Die Mädchen der vierten waren Marion als Zuwachs zufrieden. Sie war ruhig und kameradschaftlich und ließ sich nach der Rede am ersten Abend von ihrem Kummer nichts mehr anmerken. Manchmal konnte sie richtig witzig sein. Die Lehrerinnen mochten sie ebenfalls. Sie war eine gute Schülerin, aber nicht so gut, dass es die anderen Mädchen gestört hätte. Außerdem war sie hilfsbereit. Wenn jemand von ohr abschreiben wollte, machte sie keine Zicken. Nachdem Marion etwa zwei Wochen in Lindenhof war, ging es Jenny an den Kran´gen. Bei einer Klassenarbeit in Französisch ähnelte ihr Text verflixt dem von Marion.

"Jenny", schimpfte Mamsell, "Du hast abgeschrieben."

"Ja", gab Jenny zu. Erstens, weil es keinen Sinn hätte es auszuarbeiten, und zweitens, weil sie zwar abschrieb, wenn sich ihr die Chance bot, aber nicht log. Hatte man pech dabei, nun ja, dann musste man die Suppe eben auslöffeln, lautete ihr Motto.

"Du wirst die Klasen arbeit morgen wiederholen", fuhr Mamsell fort, "am Nachmittag, allein. Damit ich sehe, was du wirklich kannst. Außerdem wirst du als Strafe für deinen Betrug zehn Seiten aus unserer Klassenlektüe übersetzen."

Jenny nickte. Sie war wütend. Warum musste Mamsell ausgerechnet heute ihr Rheuma haben, dachte sie. Jeder in Lindenhof wusste, dass Mamsell gute und schlechte Tage hatte. Die Rheuma-Tage waren die allerschlechtesten. Sie konnte reizend sein - oder reizbar wie ein alter Bär. Da die guten Tage überwogen, liebten die Mädchen sie trotz ihrer häufigen Wutausbrüche und gelegentliche Ungerechtheiten. Jenny wusste, dass die Strafarbeit keine Ungerechtigkeit war, aber sie ärgerte sich trotzdem darüber.

Marion hob die Hand.

"Von die will ich nichts hören", fauchte Mamsell. "Du hast Jenny nicht am abschreiben gehindert. Ihr werdet alle beide am Samstag zu Hause bleiben. Der Ausgang ist gestrichen."

"Darf ich trotzdem etwas sagen?", behaarte Marion. "Ich wollte sie bitten, dass ich die Strafübersetzung mit Jenny teilen darf. Ich bin genauso schuld wie sie. Ich selbst habe sie abschreiben lassen. Ich habe mein Heft so hingelegt, dass sie alles lesen konnte."

Mamsell schwieg. Die Klasse hielt den Atem an. Auf einmal lächelte Mamsell. Ihr großes, bereites pferdezähniges Lächeln. Ein vergnügtes, freundliches Lächeln.

"In Ordnung. Nartürlich wird Jenny die Übersetzung ebenfals von dir abschreiben. Bring ihr wenigstens ein bisschen was bei, Marion. Den Subjonctif vor allem. Ihr bringt mich noch ins Grab, weil kaum eine von euch den Subjonctif beherrscht. Übrigens, das Ausgangsverbot für Samstag hebe ich hiermit wieder auf. Du kannst dich bei Marion bedanken Jenny."

"Ja, Mamsell", murmelte Jenny. Sie schämte sich. Zumindest in Mamsells Unterricht würde sie nicht mehr abzuschreiben versuchen, nahm sie sich vor.

MArion hatte durch ihre Haltung eine Menge Pluspunkte gesammelt. Nicht nur bei Mamsell und Jenny, auch bei den anderen Mädchen. Man war ihr von Anfang an freundlich begegbnet, denn alle hatten Mitleid mit ihr. Aber Mitleid genügt auf die Dauer nicht. MArion erwies sich als gute Freundin und bewies auch das, was man Zivilcourage nennt, eben Mut im Alltag.

Mit den Zwillingen verstand sie sich besonders gut.

"Das liegt daran, das die Wellenlänge stimmt", hatte HAnni einmal lachend gesagt.

Anja brachte Marion ganz besondere Zuneigung entgegen. In diesem Fall war es nicht die Wellenlänge. Anja, die auch vor dem Unglück eher künstlerischen als sportlichen Interessen nachgegangen war, und Marion, für die Leistungssport das Ein und Alles gewesen war, hatten wenig gemeinsame Interessen. Dafür verband sie eine echte sympathie und das Wissen, dass sie beide mit Prblemen zu kämpfen hatten, die den anderen fremd waren. Mit ihren Zimmergenossinnen vertrug sich Marion bestens. Außer Anja waren sie die einzigen, die wussten, dass sie manchmal im Bett weinte. Am schlimmsten war es nach einem Fernsehfilm über junge Turnierreiter gewesen. Da hatte sie geheult wie der wohl bekannte Schlosshund. Die beiden Mädchen mussten ihr in die Hand versprechen "nuie im Leben" ein Wort darüber zu verlauten zu lassen. Sie hielten ihr Versprechen.
 

So das wars mal wieder ich weiß kurz, aber die Kapitel werden immer unterschiedlich ausfallen, mal länger und mal kürzer!

Max und Sternchen

Max und Sternchen
 


 

Am Mittwochnachmittag gab es weder Sporttraining noch sonst irgendein Programm. Der Himmel war seidenblau, die Luft sanft wie Buttercreme. Der Wind war kein Wind, sondern ine angenehme leichte Brise.
 

Frau Martin saß auf der Terrasse und nähte Pailletten in allen Farben auf ein rosafarbenes T-shirt. Mamsell sprühte vor guter Laune, vergaß, dass sie jemals Rheuma gehabt hatte, und erzählte einer Runde kleiner Mädchen aus der ersten Klasse haarsträubende Geschichten aus ihrer ach so herrlichen Jugend.
 

Hanni und Nanni hockenau der Brüstung und amüsierten sich.
 

"wenn die Martina in dem Pagageihemd vor unserer Thobaldine erscheint, wird sie glatt gefeuert.", kcherte Nanni.
 

"Nein", meinte Hanni. "Bevor die Theo sie feuern kann, bricht sie mit einem Herzanfall zusammen."
 

"Nein", warf Carlotta ein, die ebenfalls ihre Beine über daas Steinmäuerchen schwang. "Bevor die Thoebaldine herzinfrktet niedersinkt, ist die Martina längst aus dem rosa Fetzen rausgeplatzt. Das Ding ist doch zwei Nummern zu klein für sie. Unser Martinchen hat wieder zugelegt. Und nicht zu knapp." Nachdem sie sich ausgelacht haten, schlug Nanni vor in den Wald zu gehen. Sie brauchte ein paar Pflanzen für den Botanikunterricht. Die anderen fanden, ein Waldspaziergang waäre eine Gute idee. Marion, Jenny und Carlotta schlossen sich an. Anne kam dazu und meinte, das wäre prima, sie wollte auch mitkommen, "weil man beim Wandern abnimmt".
 

"Wollen wir nicht Anja fragen, ob sie Lust hat?", meinte Marion, und gleich darauf verschwand sie um Anja zu holen. Anne schaute auf die Uhr. "Schon halb vier. Glaubt ihr nicht, dass wir Hunger Kriegen? Ich frage mal die Hausmutter...."
 

Sie sauste davon, so schnell es ihre Rundungen erlaubten. Als sie zurückkam, hatte sie eine prallgefüllte Tüte im Arm.
 

Es wurde ein wunderschöner kleiner Ausflug. Die Mädchen schoben abwechselnd Anjas Rollstuhl. Nanni sammelte Kräuter und verstaute sie sorgsam in ihrem Beutel. Als Carlotta Himbeeren entdeckte, schüttete Nanni ihre kostbaren Kräuter aus, denn ein Behältniss für die Früchter war wichtiger. Anja, die nicht durchs Himbeerdickicht kriechen konnte, und Anne, die zu Faul dazu war, hüteten auf einer Lichtung sowohl die Kräuter als auch den Proviant. Später gab es Butterkuchen mit Himbeeren. Natürlich fehlte ein Stück Kuchen, denn Anne hatte es vor Hunger nicht mehr ausgehalten. Keine wollte die mitgebrachten Äpfel essen.
 

"Wir können doch auf dem Heimweg beim Zierer-Bauern vorbeigehen", schlug Hanni plötzlich vor."Max und Sternchen und die anderen besuchen. Wir waren schon lange nicht mehr dort und sie freuen sich bestimmt über unsere Äpfel."
 

Die anderen nickten.
 

"Wer sind Max und Sternchen?", wollte Marion wissen. "Wenn ihr ihnen Äpfel mitbringen wollt...., sind das vielleicht Pferde?"
 

"Ja", sagte Nanni. "Sehr nette Pferde übrigens. Sechs insgesamt. Max und Sternchen sind die ältesten. Sie gehören einem Bauern, ganz in der Nähe. Er gibt nebenbei Reitunterricht. Einen Sommer lang durften wir bei ihm reiten. Hanni und Carlotta und ich und ein paar aus den anderen Klassen. leider ist der Zierer ein ziemlich ekelhafter Kerl. Seit dem Tod seiner Frau säuft er. Und wenn er betrunken ist, wird er grob." "Manchmal war er auch gemein, wenn er nüchtern war", ergänzte Carlotta. "Einmal hat er eine kleine geohrfeigt, nur weil sie sich ungeschickt anstellte. Daraufhin hat Frau Theobald die reitstunden verboten."
 

"Aber die Pferde sind so nett", fuhr Hanni fort."Wir besuchen sie manchmal und füttern sie mit Möhren und Äpfeln. Den alten zierer sehen wir kaum."
 

Marions gesicht wurde hart vor Abwehr.
 

"geht ohne mich", murmmelte sie. "ihr wisst ja...., ich möchte nicht."
 

"Ja", sagte nanni, "wir wissen es. Gut, dass du uns deine geschichte gleich am ersten Abend erzählt hast, sonst würden wir glauben, du spinnst. Trotzdem, komm bitte mit. Du kannst nicht dein Leben lang allen Pferden aus dem Weg gehen."
 

Marion wusste, dass sie Recht hatte.
 

"Nein sicher nicht meine Leben lang. Aber vorerst..."
 

"Kein Aber", mischte sich Carlotta energisch ein. "Das sind keine hochgezüchteten Superrenner wie die pferde, die du früher geritten hast. Das sind mehr oder weniger Bauernrösser, mit dennen die Anfänger lernen, wie man auf einen Gaul sitzt oder wie man runterfällt. Du gibst ihnen einen Apfel oder lässt es bleiben. Jedenfalls läufst du nicht davon. Du bist doch kein Feigling."
 

Das wirkte.
 

"Okay", sagte Marion und nickte ernst.
 


 

Die Koppel war beinahe leer. Nicht mehr sechs Pferde grasten hier wie früher, nur Max und Sternchen waren da. Max war ein grobknochiger, fast schwarzer Wellach, ein kräftiges altes Tier. Er hinkte auf der linken Hinterhand. Sternchen war eine zierliche, hübsche, goldbraune Stute, die ihren Namen einer Sternförmigen Blesse auf der Stirn verdankte. Sie hatte keine Behinderung, aber sie war ebenfalls alt. Zu alt um Bauernarbeit zu verrichten, zu alt um geritten zu werden. Max und Sternchen waren Freunde. Seit Jahren standen sie im Stall nebeneinander. Auf der koppel grasten sie gemeinsam. Manchmal rieben sie ihre Köpfen aneinander und schmusten.
 

Als die Mädchen am Zaun standen und die Pferde riefen, kamen sie sogleich um sich streicheln zu lassen und die Äpfel in Empfang zu nehmen. Sie verspeisten sie genüsslich.
 

Marion kraulte Sternchen hinter den Ohren und redete leise mit ihr, in dem sanften, ruhigen Ton, von dem sie wusste, dass Pferde ihn mögen. Es war dumm von ihr gewesen, dass sie nicht gleich hatte mitkommen wollen. Den Reitstall zu Hause konnte sie nicht ertragen, mit ihm waren so viele Erinnerungen verknüpft und zu viele zerstörte Hoffnungen. Sie würde auch bestimmt nicht so bald ein reitturnier besuchen oder sich wieder wie neulich eines im Fernsehen anschauen. Aber diese freundlichen alten Pferde auf der Wiese, das war etwas anderes. Es tat gut wieder ein Pferd anzufassen, zu streicheln, zu riechen.
 

"Komisch, dass die anderen nicht da sind",wunderte sich Jenny nach einer Weile.
 

"Ob der Zierer sie verkauft hat? Es wollte ja keiner mehr bei ihm reiten." "Vielleicht", meinte Hanni. "Die beiden hat er behalten, weil sie schon so lange bei ihm auf dem Hof sind."
 

"Das ist klar", sagte Marion sachverständig. "Max und Sternchen konnte er gar nicht verkaufen. Die sind zu alt. Austragtiere."
 

"Bitte, was sind Austragtiere?", wollte Anja wissen.
 

"Alte Tiere, sie nichts mehr leisten können. Sie sind sozusagen in Rente. Sie verbringen im Stall und auf der Weide ihren Lebensabend und bekommen das Gnadenbrot." Als die Mädchen gehen wollten, erschien Herr zierer. Unrasiert wie immer, auch sonst ziemlich schlampig, das Hemd hing ihm hinten aus der Hose.
 

Aber er schien nüchtern zu sein und guter Laune. Er lachte die Mädchen an.
 

"Hallo", rief Hanni, "wie geht's?"
 

"Prima geht's mir."
 

Er kam an den Zaun, zündete sich eine zigarette an.
 

"Max und Sternchen geht es auch gut", sagte Carlotta. "Wo sind denn die anderen? Doch nicht etwa im Stall bei dem schönen Wetter? Oder haben sie sie vielleicht verkauft?
 

Der Bauer nickte und lachte breit. "Genau das. An einen reitstall in der Großstadt."
 

"Ach", meinte Hanni bedauernd, "wie schade. Dann kommen die Tiere kaum mehr auf eine Wiese, sondern müssen den ganzen Tag in der Halle im Kreis laufen. Warum haben Sie sie denn verkauft? Hier ist doch so viel Platz."
 

"Natürlich ist hier viel Platz. Aber nicht mehr für die Pferde. ich habe auch das Haus und den Grund verkauft. An eine Gesellschaft. De Burschen haben eine Menge geld ausgespuckt. Sie wollen Ferienwohnungen bauen. Und einenSwimmingpool. Und einen tennisplatz und was weuiß ich noch alles. Eine feine Sache nicht?" Er grinste. "Ich hb mein Leben lang geschuftet. jetzt brauche ich keinen Finger mehr zu rühren. ich habe einh kleines HAus im Städtchen gekauft. Meine Schwester zieht zu mir und besorgt mir den Haushalt. Sie kocht fabelhaft, denn sie hat bisher in einem restaurant gekocht, nicht in irgendeiner Wirtschaft, sondern in einm ganz feinen Restaurant. Alles ist schon abgemacht."
 

Die Mädchen wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie dachten voller Mitleid an die Pferde, die in zukunft nur noch im Kreis traben sollten. ihnen gefiel auch der Gedanke nicht, dass bald nahe Lindenhof eine ferienanlage entstehen würde. Bisher hatten sie das gefühl gehabt, als gehörten ihnen die Wiesen und der Wald fast alleine.
 

Anja bemühte sich um Höflichkeit. "Das ist schön für Sie, herr Zierer. Dann nehmen Sie also nur Max und Sternchen mit und bello. Hoffentlich haben Sie einen großen Garten."
 

"Ja", sagte der Bauer, "den Hund nehme ich mit. Aber die pferde nciht. Der Garten ist klein. Gerade so, dass die Lisa gemüse darin Pflanzen kann. Leider konnte ich Max und Sternchen nicht verkaufen. Zu alt, und Max hat ja das kaputte Bein. Schade drumm. jetzt habe ich mit dem Abdecker verabredet, dass er die beiden holt, wenn ich hier ausziehe. in drei oder vier Wochen ist es soweit. Bis dahin sollen sie noch ihr Gras fressen. Was sein muss, muss sein, aber nicht eher als nötig."
 

"Zum Abdecker?"
 

Das war Marion. Ihre Stimme klang empört.
 

"Was ist eigentlich, ein Abdecker?", fragte Hanni unsicher. "Ich meine....., ich dacht.....,das kann doch nicht....."
 

"Du denkst ganz richtig", sagte Marion. "Ein Abdecker schlachtet alte Pferde unhd verwertet das, was man brauchen kann, das Fell, die Knochen aus dennen macht man Leim."
 

Die Mädchen starrten erst Marion an, dann den Bauern, zuletzt Max und Sternchen. Die Stute hatte ihren Kopf an den Hals des Wellachs gelehnt und beide wirkten zufrieden und glücklich.
 

Nanni faste sich als Erste.
 

"Das dürfen sie nicht tun, Herr Zierer", sagte sie. "Sie könenn Max und Sternchen nicht einfach schlachten und..... und verwerten lassen. Sie haben so lange bei Ihnen gelebt. Und sie sind schließich nicht krank."
 

der Mann zuckte die Achseln und zündete sicheine neue Zigarrétte an. "Doch", meinte er. "Ich kann die Pferde zum Abdecker geben. Mir bleibt gar nichts anderes übrig. Was soll ich mit ihnen? In meinem neuen Garten gibt es nur Gemüsebeete und ein paar Rosensträucher. Die Lisa versteht was von Rosen. nein, nein, Kinder, das ist in Ordnung."
 

Plötzlich lachte er, so sehr, dass er husten musste. "Wenn euch so viel an Max und Sternchen liegt, dann kauft sie mir doch ab. ich gebe sie ja nicht gern dam Abdecker, ich bin schließlich kein Unmensch. Aber es wollte sie keiner haben. In Lindenhof ist eine Menge Platz. Oder die Eltern von einer von euch nehmen sie bei sich auf. Ihr habt ja lauter reiche Väter."
 

Die Mädchen schwiegen. Dann fragte Hanni, der Blitzartig etwas einfiel: "Was glauben Sie, was der Tierschutzverein dazu sagt, wenn Sie Ihre Pferde zm Abdecker bringen?" Vor Aufregung stotterte sie beinahe.
 

Der Bauer lachte wieder. "Gar nichts. ES sind alte Tiere, zu nicht mehr nütze, keiner will sie und ich kann sie nicht mehr versorgen. Aus. Ende. Noch etwas ihr blöden Gören? Bei euch drüben im feinen Lindenhof gibt es sicher öffters Kotletts oder einen Braten. meint ihr, die Schweine oder die Rindviehcher springen eurer Köchin freiwillig in die Pfanne? Ein Schlachthof ist auch kein Vergnügungslokal."
 

Er drehte sich mürrisch um. Hanni schluckte. Sie begriff, dass an dem, was Herr Zierer gesagt hatte, etwas Wahres dran war. Ein Kotlett..., ein Schwein...., Max und Sternchen....
 

Trotzdem stimmte der vergleich nicht. Aber im Moment war keine Zeit darüber nachzudenken.
 

Später...
 

Marion zwickte sich in den Arm. "Es bringt nichts mit ihm zu streiten", flüsterte sie.
 

Der Bauer stapfte zum Haus zurück. "Aber vielleich....." Sie rief ihm nach: "Herr Zierer! Wie lange bleiben Max und Sternchen hier?" Er drehte sich um. "Hab ich euch doch gesagt. Drei bis vier Wochen." Er ging weiter.
 

"Herr Zierer?"
 

"Himmeldonnerwetter, könnt ihr nicht Ruhe geben! Ich habe zu tun."
 

"Nur einen Augenblick. Was bezahlt der Abdecker?"
 

"Vierhundert Mark pro Pferd. Für Achthundert kannst du sie beide haben. Mit Vergnügen. Aber überlegs dir nicht zu lange."
 


 

Die Mädchen gingen bedrückt nach Hause. Nanni kaute an ihrer unterlippe. Sie dachte über das nach, was Herr Zierere über die Kotletts und den Schlachthof gesagt hatte.
 

"Im Schlachthof werden die Tiere auch getötet", sagte sie auf einaml. "Und wenn sie tot sind, dann spüren sie nichts mehr. Ob mann einen Braten aus ihnen macht oder ob man sie.... sonstwie verwertet...., na ja. Trotzdem, ich finde, es gibt einen Unterschied. Einen großen sogar. Wir Menschen brauchen Fleisch. Nicht nur, weil es uns schmeckt, sondern auch,um gesund zu bleiben."
 

"Meine Tante ist Vergetarerin", erzählte Jenny. "Sie isst nie Fleisch. Ich könnte das nicht durchhalten."
 

"ich auch nicht", sagte Anne ernsthaft.
 

Alle lachten.
 

"Eine Freundin von unseren Eltern ist auch Vegetarerin", meinte Hanni. "Wenn sie zu Besuch kommt, kocht sie vegetarisch für unsere Familie. Alos, manches schmeckt toll. Ein paa Tage lang. Sie und Paps haben darüber diskutiert, ob es richtig ist, vegetarisch zu leben. Damals hat es mich nicht so interessiert. Jetzt fällt es mir wieder ein. Paps, er ist Arzt, wie ihr wisst, sagte, der Mensch ist kein Kaninchen und kein Pferd, sondern grundsätzlich ein 'gemischt Fresser'. Ein Einzelner kann schon ohne Fleisch leben, wenn es außer Gemüse auch Milch und Eier isst. Aber auf die Dauer, wenn man zum Beispiel Kinder hat, also durch die generation, wärre es ungesund. Und deshalb brauchen wir uns nicht zu schämen, wenn wir Fleisch und Wurst mögen."
 

"Hör doch auf mit deinem Gerede über Vegetarier", mischte sich Marion ein. "Das hat nix mit Max und Sternchen zu tun. Die müssen nicht sterben, weil Menschen Fleisch essen wollen. Sondern nur, weil sie dem Zierer lästig sind. Dabei sind sie gesund und kräftig und könnten noch ein paar Jahre leben. Ich würde ihnen so gerne helfen!"
 

"Aber wie?", fragte Anja.
 

"Der zierer hat gesagt, er verkauft sie uns für achthundert Mark. Wenn wir unsere Eltern um eine Spende bitten, wenn wir mit den anderen reden, nicht nur mit denen aus unserer Klasse, sondern mit allen in lindenhof, dann kreigen wir das Geld sicher Zusammen", schlug Carlotta vor. "Eine Superidee", strahlte Jenny. "ich dachte zuerst, so viel Geld haben wir nicht, aber....."
 

Marion schüttelte den Kopf.
 

"Quatsch. natürlich sind achthundert Mark kein großes Problem. Bloß, was dann? Wohin mit den Pferden? Glaubt ihr, dass sich irgendwelche Eltern bereit erklären, Max und Sternchen bei sich aufzunehmen? Wer hat Platz genug im Garten? Wer hat einen Stall für den Winter? Ein Pferd kaufen, das ist einfach. Ein Pferd halten ist schon viel schwieriger und mit einer Menge Unkosten verbunden. Denkt nur an das Futter und den Tierarzt.... Aber versuchen sollten wir es. Wenn jedes Mädchen in Lindenhof seine Eltern fragt...., könnte es klappen."
 

"Am schönsten wäre es natürlich, wir dürften Max und Sternchen in Lindenhof behalten", sagte nanni verträumt und erntete Gelächter.
 

"Die Theo sagt bestimmt ja!`", feixte Carlotta. "In der Garage ist so viel Platz. Max und Sternchen könnte seine Beine unter den Buss schieben, wenn er schlafen will. Und für Sternchens Kopf wäre die Kühlerhaube von frau Theobalds Wagen ein Prima Ruheplatz."
 

Sie wussten alle, dass die direktorin keine Tiere in Lindenhof haben wollte. Die Katze des Hausmeisters war die einzige Ausnahme und man erzählte sich, dass er ohne sie die Stellung nicht angetreten hätte.
 

"Lass und nachdenken", schlug Hanni vor. "Und mit den anderen reden. Erst mal mit unserer Klasse. Wir müssen das Problem ja nicht heute lösen. Aber wir wollen uns anstrengen. Seid ihr einverstanden?"
 

Sie waren es. Sie gaben sich die Hand darauf, alles zu unternehmen, um Max und Sternchen vor dem Abdecker zu retten.

Beratung in der Dämmerstunde

Beratung in der Dämmerstunde
 


 

Die Mädchen stürzten sich voller Begeisterung in die Aufgabe, die sie sich gestellt hatten. Doch es war alles nicht so einfach. Der "Club für Max und Sternchen" trommelte zuerste einam die vierte Klasse zusammen. Treffpunkt: die Kastabie im Park, unter deren Blätterdach schon viele heiße Diskussionen statgefunden hatten. Sie hockten im Gras, bildeten einne Kreis. Herr Holzbauer hatte am Nachmittag das Gras gemäht. Es duftete süß und sommerlich.
 


 

Rundherum Dämmerung der sanften Art, blau und so weich wie Samt. Im Haus brannte schon licht. Die fenster wirkten wie freundlich blinzelnde Augen.
 


 

Die Zwillinge und Marion erzählten abwechselnd, was sie erlebt hatten, Carlotta und Jenny gaben ihren Kommentar dazu ab. Anja schwieg und Anne kaute- wie meistens.
 


 

"Wir brauchen Geld", schloss Hanni ihren Vortrag. "Dann können wir die Pferde kaufen. Natürlich wissen wir noch nicht, wohin mit ihnen. Jedenfalls kann der Zierer-Bauer sie nicht dem Abdecker geben, wenn wir sie bezahlt haben. Ich schlage vor, jede von uns zahlt in eine Pferdekasse das ein, was sie entberen kann. Morgen reden wir mit den Mädchen aus den anderen Klassen. Und rufen unsere Eltern an. Vielleicht hat jemand Platz für Max und Sternchen."
 


 

Es wurde wild durcheinander geredet. Was dabei herauskam: Ein bisschen Geld wollten alle lockermachen, so weirt das Taschengeld es erlaubte. Ein paar Scheinchen würden auch die Eltern beisteuern, wenn man ihnen alles erklärte. Aber die Pferde aufnehmen? In der Vierten gab es keine Großgrundbesitzer.
 


 

"Sammeln wir erst einmal", schlug Jenney vor. Sie holte einen Zehnmarkenschein aus ihrer Hosentasche.
 


 

"Wo tun wir das geld hin?", wollte Anja wissen.
 


 

"Wir brauchten ein Riesensparschwein", meinte Bobby.
 


 

Petra lachte. "Ich habe eines geschenkt bekommen. Aber nicht hier."
 


 

"Ist doch egal", meinte Hanni. "Nehmen wir einfach meinen Schuh, der geht reihum. Nachher kann Petra das geld in ihr Sparschwein stopfen." Sie zog einen ihrer Leinenschuhe aus und warf ihn in den Kreis.
 


 

"Uii, der dtinkt ja", quietschte Carlotta.
 


 

"Nein, der stinkt nicht. Ich habe mir zu Ostern die Füße gewaschen. Das kann ich beschwören", sagte Hanni mit todernster Mine.
 


 

Der stinkende oder nicht stinkende Schuh wurde akzeptiert. Jedes der Mädchen warf ein paar Mark hinein. Als Anja an der Reihe war und zehn Mark spenden wollte, legte Nanni ihr die Hand auf dem Arm. "nein, du nicht."
 


 

"Doch", beharrte Anja, "ich will es."
 


 

"Unsinn. Wir bekommen alle von unseren Elötern zu monatsanfang wieder Taschengeld. Und auch mal was extra. Du nicht."
 


 

Anja schaute an ihr vorbei, hinaus in die dämmerblaue Weite des Parks. Dann nickte sie. "Du hast Recht, danke. Aber fünf Mark gebe ich."
 


 

Elli kämpfte mit sich. Sie gab ihr gesamtes Taschengeld für Schönheit aus, Kosmetik, Mode und hin und wieder Friseur. Diesmal hatte sie zwanzig Mark übrig. Sollte sie oder sollte sie nicht? Die Mitschülerinnen verspotteten sie oft. Sie waren der Ansicht, in Ellis Köpfchen gäbe es außer Elli, Elli und nochmals Elli nichts anderes. Wenn sie jetzt alle verblüffte und zwanzig Mark für die Pferde spendete, die sie eigentlich nicht interessieren?
 


 

Vielleicht würde man sie bewundern und sie mit anderen Augen betrachten? Doch im letzten Augenblick entschied sie sich für einen Zehnmarkenschein. Die Hälfte genügte auch, fand sie. Bobby stopfte fünfzig Mark in den Schuh. "bist du unter die Millionäre gegangen?", erkundigte sich Hanni.
 


 

"Nö." Bobby lachte, dass ihre Sommersprossen sich kräuselten. "Aber ich habe von meinen Eltern Geld für eine Mitternachtsparty an meinem Geburtstag bekommen. Als ich ihnen mal von unseren früheren Feten erzählt habe, kriegte meine Mutter vor Lachen kaum mehr Luft. Gestern hat sie mir das geld geschickt. Ich glaube, wir verzichten auf das fest und holen es nach, wenn Max und sternchen versorgt sind."
 


 

Sie waren recht zufrieden mit sich, als sie sahen, wie der mit Geldscheinen gefüllte Schuh sich ausbeulte. Marianne holte sie auf den Boden zurück. "Kinder", sagte sie, "ihr habt nicht alle Tassen im Schrank. Schön wir haben Geld und bekommen von den anderen sicher Klassen sicher noch mehr. Aber wie wollt ihr eigentlich die Pferde kaufen? Wir sind doch minderjährig. Wir können ein Kleid kaufen oder fünf Dosen Würstchen im Supermarkt. Aber keinen Kaufvertrag für zwei Pferde abschließen."
 


 

Sie begriffen sofort, dass Marianne Recht hatte. Bei allem guten Willen, der Brocken "Max und Sternchen" war etwas zu groß für sie. Sie schauten sich an. Ratlos. Am Abendhimmel flimmerten jetzt die ersten Sterne. Aber noch war es warm. Und das gemähte Gras duftete immer stärker.
 


 

Hanni und Nanni machten gleichzeitig den Mund auf um etwas zu sagen.
 


 

"Wir..."
 


 

"Rede du", meinte Hanni, "wahrscheinlich hast du den selben gedanken wie ich."
 


 

"Was Marianne sagt, stimmt sicher. Wir können keinen Kaufvertrag abschließen. Bloß- weiß der Zierer das? Und wenn er es weiß, kümmert es ihn? Ich glaube, dem ist alles egal, der will nur sein Geld." Hanni nickte bekräftigend. Genau das hatte sie auch sagen wollen.
 


 

"Aber das ist nicht nur der Anfang. Wir müssen einen Platz für Max und Sternchen suchen. Bei unseren Eltern sieht es schlecht aus. Wir haben zu Hause auch nur einen ganz normalen Garten. Hanni und ich werden Paps fragen, ob er jemanden kennt. Was ist mit dem Reitstall, Marion, wo du früher geritten bist.?"
 


 

Marion zuckte innerlich zusammen, doch sie zeigte es nicht. Nannis Überlegung war logisch. Sie würde verlangen, dass sie einen Brief schrieb oder anrief und sich erkundigte, ob es eine Möglichkeit gab die alten Pferde aufzunehmen. ES würde ihr schwer fallen. Sehr schwer. Sie wollte mit niemanden von "damals" reden. Außerdem hatte es keinen Sinn.
 


 

"Sie haben dort viel zu wenig Platz", sagte Marion. "Seit Jahren versucht der Wilko, der Chef, das Nachbargrundstück zu kaufen um anzubauen. Dis Ställe reichen nciht aus."
 


 

"Telefoniere trotzdem mit ihm", bat Hanni.
 


 

Marion nickte. Max und Sternchen und die neuen Freundinnen waren wichtiger als ihre eigene Empfindlichkeit. Sie hatte nie wirkliche Freundinnen gehabt, nur Sportkameraginnen. Da spielte schnell der Ehrgeiz eine Rolle, der Konkurrenzneid.
 


 

"Schön", meinte Bobby. "Oder eher, nicht schön. Auf jeden Fall müssen wir als erstes Teobaldine fragen. Wir wissen alle, dass sie zu neunundneunzig Prozent nein sagt, aber probieren sollten wir es. Übernehmt ihr das, ihr Zwillingsmäuse?"
 


 

Das Ja kam zweistimmig und gleichzeitig. Natürlich war es nicht gerade ein Vergnügen, zur Direktorin zu gehen, deren Tierliebe sich bekanntlich in engen Grenzen hielt, und sie zu bitten, zwei Austragpferden in Lindenhof das Gnadenbrot zu geben. Anderseits wollten sie nicht gern diese Aufgabe jemand anderem überlassen. Wenn sie sich für etwas einsetzen, dann wollten sie auch vorne dran sein. Zuschauen lag ihnen nicht.
 


 

"Wir reden mit Engelszungen", versprach sie.
 


 

"Wie wär's, wenn Marion mitkommt?", schlug Anja vor. "Sie versteht am meisten von Pferden." Alle fanden, das wäre eine gute Idee. Und Marion war stolz, dass man ihre Hilfe brauchte.

HAnni hat eine Tolle Idee

Hanni hat eine tolle Idee
 


 

Natürlich wurde es ein Reinfall. Frau Theobald hörte den Mädchen zwar geduldig zu, als sie ihr von Max und Sterbnchen erzählten, deren Leben in spätestens vier Wochen vom Abdecker beendet werden sollte. Aber dann sagte sie: "Ich verstehe, dass euch die Pferde Leid tun. Ich bin auch traurig darüber, dass Herr Zierer sie auf so hässliche Weise loswerden will. Trotzdem kann ich nichts für die Tiere tun. Lindenhof ist ein Internat, kein Pferdehof. Es geht nicht um das Geld, um den Kaufpreis am allerwenigstens, auch nicht um die laufenden Kosten für die Unterbringung der Tiere. es geht um das Prinzip. Und um die Verantwortung. Tiere bedeuten Verantwortung. Wir, eure Lehrerinnen und ich, haben schon genug verantwortung für euch Mädchen zu tragen."
 

"Wir würden uns um Max und Sternchen kümmern, das ist selbstverständlich."
 

"Ich weiß", sagte die Direktorin und lächelte. "In der ersten Zeiot würde ihr es freiwillig tun. Eines Tages wird es euch Langweilig, schließlich sind Max und Sternchen keine Reitpferde. Dann müssen wir Lehrerinnen einen Stundenplan aufstellen, wer wann die Tiere füttert, tränkt, striegelt und wer den STall ausmistet. Nein, Kinder. Es tut mir Leid. Bitte vergesst die Pferde. Konzentriert euch auf den Unterricht, auf den Sport und auf die Möglichkeiten künstlerischen Betätigung an unserer Schule." Sie schwieg und spielte mit ihrem kugelschreiber. Die Mädchen wussten, dass sie entlassen waren. An der Tür rief Frau Theoblad sie noch einmal zurück. "Die Hausmutter soll euch altes Brot und Möhren und Äpfel geben. Ich denke, ihr möchtet die armen Tiere noch ein bisschen verwöhnen."
 

Es fiel den drein schwer, sich höflich für das Gespräch zu bedanken. Sie waren enttäuscht, obwohl sie eigentlich nichts anderes erwartet hatten. Einige der Freundinnen hatten auf sie gewartet. "Was tun wir jetzt?", fragte Jenny.
 

"Weitermachen", meinte Hanni. Und Nanni meinte nachdenklich: "Ich glaube, wir fangen jetzt erst an."
 


 

Seit ein paar Monaten gab es in der Halle von Lindenhof ein Münztelefon. Jetzt konnten die Schülerinnen nicht nur an ihren freien NAchmittagen vom Städtchen aus zu Hause anrufen, sondern jederzeit, wenn sie Lust hatten. In den nächsten Tagen war der Apparat dauernd belagert. Die erst verblüfften, dann entsetzten Eltern wurden gebeten, bedrängt, angefleht-je nach temprament und Tierliebe ihrer Töchter-, zwei Austragpferde aufzunehmen oder jemanden ausfindig zu machen, der bereit war es zu tun. Alle Gespräche endeten mit einem entscheidenden Nein der Eltern, mit dem vagen versprechen, "Sich mal umzuhören", und der Bereitschaft, zehn, zwanzig MArk oder auch mehr zu spenden.
 

Die Scheine kamen postwendend. Petras Supersparschwein- es war wirklich riesig und hatte rote Herzen auf blauem Grund- füllte sich. Die Mädchen hielten Versammlungen ab, redeten, redeten, redeten- und wussten nicht weiter. Marion hatte bei ihrem Reitstall angerufen und eine Absage erhalten. Carlotta führte ein teures Ferngespräch mit dem Tierasyl in der Großstadt.- Die freundliche Dame erklärte ihr, sie hätten hunderte von ausgesetzten Hunden und Katzen im Haus, dazu ein paar Kleintiere. Für Pferde könnten sie jedoch aus Platzmangel leider nichts tun.
 

Max und Sternchen ahnten nichts von ihrem Schicksal. Sie grasten an diesem schönen Spätsommertagen, schmusten, trabten mal ein paar fröhliche, wenn auch langsame Runden und genossen die Leckerbissen, die ihnen nun täglich geboten wurden.
 

"Zucker ist schlacht für Pferde", meinte Marion einmal, als Sternchen schon das fünfte Stück zerknabbert hatte. "Aber wass soll es den armen Tieren noch schaden...."
 

An einem Gewitterabend saßen die Mädchen nach dem Essen im Aufenthaltsraum. Einige lasen, einige Strickten, die meisten unterhielten sich und alberten miteinander. Anja versuchte Max und Sternchen aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Sie war sehr begabt, aber heute nicht mit sich zufrieden.
 

"Ich schaffe es nicht", stöhnte sie, "ich krieg sie einfach nicht hin."
 

Carlotta sah sich die Bilder an.
 

"Na ja", lachte sie. "Mach dir nichts draus. Ist halt eine neue Rasse. Kühe mit Pferdeköpfen." Anja lachte mit und versuchte es noch einmal. Die Hausmutter hatte die Türen zur Terrasse geöffnet. Das Gewitter war weitergezogen. Jetzt fiel der Regen ruhig, eine Wand aus Millionen von Wassertropfen. Plötzlich brach ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Die Regenwand sah sekundenlang aus, als wäre sie aus flüssigem Silber. Dann wurde sie wieder grau.
 

Die Vierte hatte den Plattenspieler für sich erobert. Es gab immer einen Kampf darum, wer bestimmen durfte, was gespielt wurde, denn natürlich waren die Geschmäker verschieden. Jenny wählte eine Platte von Roy Bernhard. Von "ihrem" Roy Bernhard. Der bekannte Country-Sänger hatte ein Haus in der Nähe von Lindenhof gekauft und wohnte zwischen seinen Touneen immer wieder ein paar Wochen dort. Seitdem er Anja geholfen hatte, seitdem er zusammen mit den Lindenhofer Mädchen für sie ein Konzert veranstaltete und extra für sie gesungen hatte, betrachteten sie ihn als ihren Freund. Please release me, sang er mit seiner samtweichen, tiefen Stimme, bei der so ziemlich jedes Herz schmolz. Und dann mit viel Schwung die San Antonio Rose.
 

"Erinnert ihr euch?", fragte Hanni mit glänzenden Augen. "Das war unser Lied. Das haben wir mit ihm auf der Bühne gesungen."
 

"Ihr?", fragte Marion. "Ihr mit Roy Bernhard?" Sie dachte, sie hätte sich verhört.
 

Sie erzählten ihr die ganze geschichte, ausführlich und mit allen Details.
 

Wäherndessen starrte Hanni zwei löcher in die Regenwand vor der Terrasse. Sie überlegte, sie hatte ein Einfall. "Ich hab eine Idee", schrie sie. "Roy Bernhard. Max und Sternchen. Das könnte passen wie.... wie Spiegelei und Schinken!"
 

Die anderen, außer Marion, begriffen sofort.
 

"Natürlich. Dass wir da nicht schon längst draufgekommen sind", wunderte sich Carlotta. "Er hat ein Riesengrundstück. Einen HAufen Geld. Und er mag Tiere."
 

"Wir fragen ihn", entschied Nanni."Gleich."
 

"Gleich? Wir dürfen doch jetzt nicht mehr weg"
 

"ist mir Wurscht. Wir gehen gleich. Einverstanden, Hanni?"
 

"Dumme Frage, Mäuseschwänzchen", grinste Hanni. "Wir sind schon gegangen."
 

"Was sollen wir sagen, wenn eine von den lehrerinnen nach euch fragt?", erkundigte sich Petra.
 

"Wir sind beide auf dem Klo", grinste Hanni.
 

"Alle beide gleichzeitig? Du spinnst." Petra ärgerte sich ein bisschen, weil die Zwillinge viele Dinge so locker nahmen, sie selbst schaffte das einfach nicht.
 

"Dann sag eben", schlug Nanni vor." ich bin am Klo, und Hanni hat sich in die Stille unseres Zimmers zurückgezogen um ungestört von uns lärmendem Volk ihre Rocksäume zu nähen."
 

Brüllendes Gelächter. Es war allgemein bekannt, dass die Zwillinge, Hanni noch mehr als Nanni, Handarbeiten verabscheuten und sich dabei anstellten, als hätten sie an jeder hand fünf linke Daumen im Gipsverband. Ebenso bekannt war, dass sie heruntergerissene Rocksäume grundsätzlich mit Sicherheitsnadeln zu reperieren pflegten.
 

"Also dann, wir verdrücken uns", flüsterte Hanni.
 

Marion hiel sie fest. §Toi toi toi. Lasst mich spucken." Sie Spuckte den beiden dreimal über die linke Schulter. Nur so würde es helfen. Die rechte Schulter bringt nichts.
 

"Spuck nicht so laut", meinte Anne mit einem Bonbon im Mund. "mamsell schaut zu uns her." "erstens habe ich leise gespuckt", verteidigte sich Marion. "Und zweitens ist Mamsell schwerhörig." Die Zwillinge verschwanden unauffällig.

Eine Pleite kommt selten allein

Eine Pleite kommt selten allein
 


 

Es regnete immer noch, als Hanni und Nanni zum Schlössel marschierten. Schlössel hieß das alte Haus, das Roy Bernhard gekauft hatte. Die Zwillinge waren in ihrem Strickjacken losgelaufen. Jetzt tropfte ihnen das Wasser aus den Haaren und aus der Wolle. Nachdem sie geklingelt hatten, erschien zuerst Püsselchen, "die goldigste promenadenmischung zwischen Lindenhof und Amerika", wie Nanni ihn einmal den Freundinnen beschrieben hatte. Püsselchen war hässlich wie die Nacht und ungeheuer lieb. Er begrüßte die Mädchen, sprang an ihnen hock, schleckte ihnen vor Freude das gesicht ab. Etwas später kam Frau Sabine, Roy Bernhards Sekretärin, Haushälterin und Mädchen für alles. Sie freute sich beinahe so sehr wie Püsselchen, schleckte aber die Zwillinge nicht ab, sondern gab ihnen nur einen Kuss. "Kommt schnell rein", sagte sie. "Ihr seht aus wie ertrunkene Mäuse. Ich gebe euch ein Handtuch für die Haare. Dann zieht ihr etwas von roy an, der hat unendlich viele Pullover."
 

Nachher saßen sie, in riesige, teure Pullover gehüllt, in der Küche, tranken Kaffee und aßen Pflaumenkuchen mit Sahne.Frau Sabine erzählte von Roy Bernhards letzter Tournee durch Asien. Da hatte er sie mitgenommen. Meistens blieb sie zu Hause und hütete Püsselchen und das Schlössel. Sie schwärmte von der herrlichen und anstrengenden Reise, von püsselchens Abenteuern in exotischen Luxushotels, denn natürlich war er mit von der Partie gewesen. "Ein Supererfolg nach dem anderen", sagte sie und strahlte sie an. "Am schönsten war es in Tokio. Zehn Zugaben. Nachher waren wir alle restlos fertig." Sie hätte gerne noch weitergeredet, aber die Zwillinge wussten, dass sie nicht allzu lange bleiben durften.
 

"ist Herr Bernhard zu Hause?", unterbracheb sie die japanischen Erinnerungen.
 

"Roy? Nein, natürlioch nciht. der klappert gerade Südamerika ab. Drei-Monats-Tournee. Er kommt erst zurück, wenn ich hier alles erledigt habe."
 

"Was müssen sie denn erledigen?", erkundigte sich Nanni. "Klar haben Sie eine Menge zu tun, Püsselchen, das Haus, der Garten und die Fanpost..."
 

"Ach, ihr wisst das nicht?"
 

"was?"
 

"Dass wir das Haus verkauft haben. Roy hat das Schlössel geliebt, aber er ist so selten hier. Er hetzt von einer Tournee zur anderen. Na ja, der Jüngte ist er nicht mehr. Und er hat Recht, wenn er sagt, er muss die Zeit nützen, jetzt, wo er so beliebt ist. Wir ziehen nach München in eine Dachterrassenwohnung. Die kommt natürlich billiger und ist auch bequemer. Roy hat einen guten Preis für das Haus bekommen. Leider ist der neue ein ziemlich primitiver Kerl. Ihm gehört das Schlachthaus und die Abdeckerei. Es gefällt mir gar nciht, dass gerade der in unserem Schösserl wohnen wird. Aber er soll man machen? er war ser Einzige, der so viel zahlen wollte."
 

Den Mädchen blieb der Kuchen beinahe im Hals stecken. Bei dieser Neuigkeit konnte einem nur noch der Appetit vergehen. Der Abdecker würde Max und Sternchen schlachten und dann im Schlösserl residieren.
 

Hanni schluckte mit Mühe den letzten Bissen. "Entschuldigen Sie, Frau Sabine, wir müssen gehen. Vielen Dank für den Kuchen. Grüßen Sie bitte Herrn Bernhard von uns."
 


 

"Eine Pleite kommt selten allein", stöhnte Hanni auf dem Heimweg. "Die Theobaldine will keine Pferde in Lindenhof, unsere Eltern haben ebenfalls keinen Platz für sie, Roy Bernhard zieht aus, und der Abdecker zieht ein. Den brauchen wir gar nciht zu fragen."
 

"Ich könnte mich in den Hintern beißen, dass mir nichts Gescheites einfällt", murmmelte Nanni. Sie war traurig und wütend zugleich.
 

"In Ordnung", grinste Hanni. "Dann muss ich eben einspringen."
 

"einspringen? Wieso?"
 

"Du wirst doch nicht behaupten, dass du es schaffst dich in den Po zu beißen, oder? Aber ich kann dich...."
 

Jetzt musste sogar Nanni lachen.
 

Hanni fuhr verträumt fort: "Ich kenne nur einen einzigen Menschen, der dazu in der Lage wäre."
 

"Und wer ist das?"
 

"Die Hausmutter. Sie hat ein Gebiss zum Rausnehmen."

Ein Plan wird ausgeheckt

Ein Plan wird ausgeheckt
 

Die Tage vergingen. Das Sparschwein wurde dank der elerlichen Spenen zusehens fetter, Max und Sternchen auch. Sie wurden so verwöhnt, dass sie trockenes Brot und alte Möhren kaum mehr anschauten. Es mussten Zuckerstücke sein oder Äpfel.

Als die Mädchen wieder einmal an der Koppel standen, die beiden fütterten und streichelten, musste Hanni mal kurz abseits in die Büsche. Und wie das so ist, die Geistesblitze kommen keineswegs immer dann, wenn man sich wahnsinnig bemüht einen zu produzieren, sondern manchmal bei den unmöglichsten Gelegenheiten. In dem Moment, als sie ihre Jeans wieder zugeknöpfte, kam er.

Sie ging zu den anderen zurück. Herr Zierer war aufgetaucht.

"Also", sagte Hanni, "wir wollen die Pferde kaufen. Wir haben das geld noch nicht ganz beisammen, aber bald."

Der Bauer kaute an seiner Zigarette. "mir soll's recht sein. Acht Blaue auf den Tisch des Hauses und Max und Sternchen gehören euch."

"da ist noch etwas", fuhr Hanni fort. "Würden Sie uns vorher, zum Beispiel am nächsten Samstag, die beiden für ein paar Stunden leihe`?"

Die Freundinnen schauten Hanni verblüfft an. Sie begriffen nicht, was sie mit ihrer Frage bezweckte. Nicht einmal Nanni war das klar.

Herr Zierer zuckte die Achseln. "Von mir aus. Wenn ihr keinen Blödsinn anstellt. Ich will keinen Ärger."

"Wir machen bestimmt keinen Blödsinn", versprach Hanni. "Wir wollen Max und Sternchen nur...., nun ja vorstellen."

"Aha", grinste der Bauer. "Habt ihr einen Millionär an der Angel, der die Gäule nimmt?"

"Vielleicht..."
 

"Was hast du bloß vor?", fielen die anderen über Hanni her, als Herr zeirer gegangen war. "Kennst du tatsächlich jemanden?" Hanni schüttelte den Kopf.

"Nein. Aber ich habe eine Idee."

"Los, mach's nicht so spannend! Red schon!"

"Alle Leute, die wir gefragt haben, Frau Theobald, die Eltern und alöle anderen, haben abgelehnt Max und Sternchen zu helfen. Es gibt natürlich noch eine Menge anderer Menschen, auch in unserer Nähe, im Städtchen zum Beispiel und drum herum im den Dörfern. Nur kennen wir sie nicht und sie wissen nichts von Max und Sternchen. Da dachte ich mir, wenn wir am Samstag mit den beiden in den Ort runter gingen und uns am Stadtplatz aufstellen würden... Wenn Markt ist, kommen viele Bauern von auswärts.."

Die Freundinnen schauten sie beinaha ehrfürchtig n.

"Dass uns das nicht schon längst eingefallen ist!", meinte Carlotta.

"Wenn die Theobald das erfährt...", gab Petra zu Bedenken.

"Dann geht sie eben jeden Wand in Lindenhof hoch, die sie nur finden kann", fuhr Jenny ungerührt fort.

"Dass wir nachher Ärger kriegen, falls die Sache rauskommt, damit müssen wir rechnen", meinte Hanni. "Unsere Theobaldine kann das, was sie Publicity nennt, nicht ausstehen. Aber wenn wir auf diese Weise unsere Pferde unterbringen, ist mir das eine Strafarbeit oder ein Ausgangsverbot wert."

"Uns auch", riefen die anderen.

"Also, Hannis Vorschlag ist einstimmig angenommen", erklärte Nanni. "Jetzt sollten wir einen genauen Plan machen."
 

Der Kriegsrat fand am nächsten Tag unter der Kastanie statt, obwohl es kühl war. Der Wind jagte erste gelbe Blätter vor sich her. Mamsell beobachtet die in Pullover und Jacken eingemummten Gestalten und machte sich Sorgen. "Frau Martin, wir sollten die Mädchen ins Haus holen. Sie werden sich erkälten", sagte sie.

Frau Martin lächelte.

"Lassen wir ihnen doch den Spaß. Sie reden miteinander und möchten ungestört sein. Erfrieren werden sie schon nciht."

"Brüten sie vielleicht wieder einen Unsinn aus? Einen Streich? Oder bereiten sie eines dieser schrecklichen Mitternachtsfeste vor?"

"Nein", sagte Frau Martin entschieden, "sicher nicht. Sie haben Probleme." Sie wusste von Max und Sternchen und von Frau Theoblads Entscheidung die Tiere nicht in Lindenhof aufzunehmen. Sie selbst hatte einigen Bekannten telefoniert. Aber sie hatte immer in einer Großstadt gelebt, ihre Freunde waren keine Grundbesitzer oder Beuern, sondern leute, die irgendwo im soundsovielten Stock wohnten. Sie hätten den Perden und damit den Mädchen gerne geholfen. Sie konnte es nicht. zumindest sollten sie die Möglichkeit haben, über das zu sprechen, was sie bewegte.
 

Es war ungemütlich unter der Kastanie. Nanni hatte sich den falschen Sitzplatz ausgesucht und deshalb einen nassen Po. Anne trauerte den bonbons in irem Zimmer nach. Elli ärgerte sich, dass si gekommen war. Sie hatte sich die Haare aufdrehen und eine neue Frisur ausprobieren wollen. "Punkt eins", sagte Hanni. "Am Samstagmorgen bringen wir ganz früh einen Tisch zum Marktplatz. Darauf kommt das Sparschwein. Dahinter ein Plakat: Rettet zwi alte Pferde vor dem Abdecker!- Würdest du das Plakat malen, Anja?"

"Natürlich, gerne. Bloß ich krieg die Pferde noch ncht so hin, wie ich möchte."

Marion lachte. "Das ist egal. Es spielt keine Rolle, ob du Kühe m,it Pferdeköpfen zeichnest oder Pferde mit Kuhköpfen. Hauptsache, die Leute werden angelockt."

Anja war ein bisschen beleidigt. Sie wollte nicht zum Gespött von ganz Rottstadt werden. Sie hatte zwar die Begabung ihres Vaters geerbt, der Grafiker gewesen war, aber Pferde zeichnen ist nun mal nicht einfach. Sie würde eben ein bisschen üben schlimmstenfalls ein Foto als Vorlage nehmen.

"Punkt zwei", warf Elli plötzlich ein. "Blumen. Jeder, der spendet sollte eine Blume kriegen."

Die meisten Mädchen mochten Elli nciht besonders, sie dachte immer nur an sich und an das, was sie für ihre Schönheit hielt. Aber wenn in ihrem Köpfchen außer ihrer eigenen Person ausnahmsweise mal ein vernübnftiger Gedanke Platz hatte, musste man das anerkennen.

"Prima, Elli, du machst dich", lobte Boby sie.

"Okay, du bsorgst also die Blumen", meinte Hanni und hackte Punkt zwei auf ihrer Liste ab.

"Ich?" Elli war entsetzt. So hatte sie es icht gemeint.

"Klar."

"Soll ich Frau Theobald darum bitten? Klaune....., das kann ich nciht."

"Spinn dich woanders aus", sagte Hanni in beinahe freundlichem Ton. "Bite Herrn Holzbauer darum. Sag, wir wollten uns bei irgendwen für irgendwas bedanken. Das ist nicht einmal eine Lüge. Wir bedanken uns ja mit den Blümchen für eine Spende."

"Wir müssen die Leute auf uns aufmerksam machen", überlegte Marion laut.

Anne meinte trocken, darüber brauchten sie sich wohl keine Gedanken zu machen.

"Wer nicht hinschaut, wenn wir mit zwei Rössern aufkreuzen, dem ist nicht zu helfen."

"Trotzdem", beharrte Marion. "Irgendwas....,m ein bisschen mehr."

Sie dachten alle nach. Die gesamten kleinen Grauen Zellen der Vierten arbeiteten fieberhaft. Der Wind hatte zugelegt. Hannis linkes Bein lag quer über einer Ameisenstraße. Der Zug quälte sich tapfer über das hochalpine Hindernis hinweg. Wenigstens eignbete sich das Innere der Ringelsocken für eine kurze Pause. Hanni kratzte und dachte gleichzeitig nach.

Dann sagte Nanni in das Schweigen: "Ganz einfach. Wir ziehen unsere Kostüme an, die Westernkleider von damals. Und wir singen. Zwei oder drei spielen Gitarre."

"Mensch, NAnni, wenn es dich nciht gäbe müsste man dich erfinden", erklärte Jenny.

Und hanni meinte: "Ist doch klasse, wenn man einen Zwilling hat, der einem das Denken abnimmt."

Kriegstrat in der Turnhalle

Kriegsrat in der Turnhalle
 

Am Abend machten sie Bilanz. Was die Finanzen betraf, so standen sie großartig da. Mit dem Geld der Eltern hatten sie insgesamt siebenhundertachtzig Mark. ISe hatten das Sparschwein geleert um nachzuzählen. Glücklicherweise gehörte es zu der luxeriösen Sorte, die man nicht mehr kaputtschlagen musste, denn es hatte am Bauch ein ganz normales Schloss. Abgesehen davon hatten sie noch ncihts erreicht. Noch immer war kein Platz für Max und Sternchen in Aussicht. Die Tage verstrichen und die Lage begann sich zuzuspitzen.

Wenigstens waren sie nach der Aktion unbemerkt nach Lindenhof zurückgekommen. Allerdings mit meh Glück als Verstand. Mamsell pflegte ihr Rheumabein, Frau Marrtin klebte noch ein paar Pailletten mehr auf ihr T-shirt, Frau Theobald machte im Büro die modaltische Buchführung und die Hausmutter rührte mit ihrem Helferinnen Kuchenteig. Kein Mensch achtete auf die mädchen, die mit ihrem Kleidertüten durch die Hintertür schlüpften. Es grenzte an ein Wunder.

Dann geschah ein zweites Wunder. Weder noch die Direktorin noch die anderen Lehrerinnen erfuhren etwas vonder Vorstellung, die ihre Schülerinnen auf dem Merktplatz gegeben hatten. Die Htten nicht damit gerechnet, dass sie unerkannt und damit straflos davonkommen würden.

Die nächste Versammlung der Mädchen fad ausnahmsweise nicht unter der KAstanie statt, denn die wuirde zu diesem Zeitpunkt vonb einem HAgelschauer gebeutelt. Der Rasen im Park war weiß wie im Winter. Die Vierte hatte sich in deie Turnhalle zurückgezogen. Da war es zwar nicht gerade gemütlich, aber warm und trocken, und sie hatten ihre Ruhe.

"Was bleibt uns noch?", fragte Hanni in die Runde.

Achselzucken. Sie wussten es nciht. Schweigen. Anne lutschte ein Bonbon. Es störte niemanden, denn Anne hatte ständig ein Bonbon im Mund. "DA war doch diese Frau Fröschl, die Vielleicht-Bürgermeisterin", fing Jenny an. "Sie wollte über Max und Sternchen nachdenken."

"Nachdenken, na ja", meinte Marianne wegwerfend.

"Sie hat gesagt, sie wolle sich für ein Tierasyl einsetzen, wenn sie Bürgermeisterin wird", erinnerte sich Carlotta.

"Wenn...", sagte Jenny.

"Sie kandidiert gegen unseren alten bürgermeister, gegen Dr. Bär. Ich mag ihn nciht. Er ist ein sschmieriger Typ und außerdem kümmert er sich nur um Sachen, die Geld brngen. Neue Hotels und Appartmnt", meinte Marion.

"Stimmt." Auch Hanni und Nanni lasen manchmal Zeitung.

"Die Fröschl will nicht so viel Tourismus. Die will sich mehr für die Jugend und für die Alten einsetzen und auch für die Natur etwas tun."

"Sie wäre eine tolle Bürgermeisterin", fand Boby."Mir gefällt sie."

"Uns auch. Und das Tierasyl..."

"Ob wir etwas tun könnten, dass Frau Fröschl die Wahl gewinnt?" Das war Anjas Stimme.

Elli meinte, das wäre sinnlos. Auch wenn die Bürgermeisterin Fröschel es schaffen würde, ein Tierasyl zu gründen, dann käme das für Max und Sternchen zu späöt. Was sie sagte, war logisch. Sie wollte nichts mehr hören von diesen Hilfsaktionen, von den Pferden, den ewigen Aufregungen. Ihr war es egal, wer Bürgermeister wurde. Sie wqollte ihre Ruhe.

"Du hast Recht", sagte Marion. "Wahrscheinlich kann sie unseren Pferden nicht helfen. Aber Anja hat auch Recht. Es gibt schließlich noch andere arme Tiere. Ein Tierasyl hier in Rottstadt wäre eine gte Sache. Aber was, um Himmels willen, können wir tun, damit sie die Wahl und nicht der Bär?"

"Dieselbe Schau abziehen wie am letzten Samstag", schlg Hanni vor. "nur diesmal ohne Pferde. Am Sonntag ist die Wahl. Wählen dürften wir sowieso nicht. Aber ihr wisst doch, was am Wahlsmstag auf dem Marktplatz für ein Zirkus abläuft. Musik und Reden und Freibier für die Erwachsenen. Das letzte Mal hab ich Popcorn und Eis gefuttert, bis mir schlecht war. Diesmal können wir darauf verzichten, uns vollzufressen, bis wir platzen. Wir singen und erzählen den Leuten, dass Frau Fröschl die Beste sei. Die ideale Bürgermeisterin eben."

Nanni hatte nicht zugehört. Sie kritzelte etwas auf ein Blatt Papier.

"Da", sagte sie. "So denke ich mir das."

Sie gab den Zettel Anja, die neben ihr saß. Anja kicherte und reichte das Blatt weiter.

Alle lachten.

Nanni hatte au das Papier zwei Zeilen gekritzelt und dazu etwas gezeichnet:

Rottstadt braucht den Bär nicht mehr. das grüne Fröschl, das muss her.

Darunter war ein Frosch zu sehen, der auf einen Felsen hockte und den frimmigen Bär auslachte, der hoch aufgerichtet mit dseinen Pranken am Gestein kratze und den Frosch nicht erreichte.

Leider waren die künstlerischen Fähigkeiten der Zwillinge nicht besonders ausgeprägt. Sie sangen gern, aber mindestens einen halben Ton falsch. Sie zeichneten mit begeisterung, aber weder Lindenhof noch die Welt würde einen verlust erleiden, wenn sie darauf verzichten. Der Frosch hatte Fledermausohren und riss das Maul auf, als wollte er nicht lachen, sondern sich übergeben. Der Bä war eine bemitleidenswerte Mischung aus einem deutschen Hausschwein und einer nordatlantischen Robbe, wobei dies eine nicht zu unterschätzende eigenständige Leistung war, denn Nanni hatte in ihrem ganzen Leben noch nie ein nordatlantische Robbe gesehen.

"Ihr dürft die Viecher nciht zu genau anschauen", erklärte Nanni. "Es geht um die Idee. Anja macht das tausendmal besser. Würdest du?"

Anja nickte. Natürlich würde sie. Außerdem waren ein frosch und ein Bär wesentlich leichter zu zeichnen als Pferde.

"Super, du Schwestermäusezähnchen mit Katzenohren und Froschschenkel", lobte sie Hanni, die den eisernern Rekord im Erfinden von verrückten amen hielt. "Du bist zwar meine kleine Schwester, denn die dreizehn Minuten bei der geburt holst du nie mehr auf, aber manchmal kann man dich gut gebrauchen."

Nanni grinste und warf ihr einen Radiergummi ins Gesicht.

"Wie wäre's wenn wir den Leuten kleine Fröscheaus Plastikfolie zum Anstecken schenken würden?", schlug Marion vor.

"Prima, du bist wirklich eine Neue, die die Mühe wert ist, die man mit ihr hat."

Marion lachte. Si füjlte sich wohl. Dann wurde ihr bewusst, dass sie dan ganzen Tag nicht an den Stall und an Catalina gedacht hatte, nur an Max und Sternchen und an ihre neuen Freundinnen. Verzeih Catalina, ich hab dich nciht vergessen. Sie wusste, es war gut so, wie es war.

Wahlvorbereitungen

Wahlvorbereitungen
 

Anja hatte wegen ihre gelähmten Beines die Erlaubnis , während des Spüortunterrichts, an dem sie nicht teilnehmen konnte, in ihr Zimmer zu gehen und zu tun, was sie wollte. Sie hatte von diesem Vorrecht selten Gebrauch gemacht.

Meistens schaute sie den anderen zu und feuerte ihr Freundinnen an. Am nächsten Tag aber verzog sie sich, als die anderen hre Handballtrikots anzogen. Nachdem mehrrer Entwürfe im Papierkorb gelandet waren, brachte sie einen Frosch zu Stabnde, der Frau Fröschls blaue Augen hatte, ihre Grübchen in den Wangen und eine Margaritte hinter dem rechten Ohr. Es war ein Frosch zum verlieben. Der Bär fletschte die Zähne, aber er wirkte verzweifelt, er rollte die Augen und die Zunge hing ihm ausd dem Maul.

Die Freundinnen waren begeistert.

Am Aben erwies sich die vierte Klasse, sonst für ihre Minterjkeit bekannt, als überaus schläfrig. Nacheinander zogen sich die Mädchen auf ihre Zimmer zurück. Schließlich war es nicht verboten, früher als zur "Sperrstunde" zu Bett zu gehen. Manche verdrückten sich stillschweigend, andere gaben Erklärungen ab. Bobby sagte: "Ich will meinen Winnetou in Ruhe zu Ende lesen. Hier ist mir zu viel Krach." In Wirklichkeit hätte Bobby bei der Lektüre ihres geliebten Karl May nicht einmal das geräusch einer Betonmischmaschine neben ihrem Stuhl gestört.

In den Zimmern ging es lebhaft, wenn auch leise zu. jenny und Carlotta hatten sich um das Material gekümmert; grüne Plastikfolie, Papier, Scheren, Sicherheitsnadeln, Pauspaier, Frösche wurden auf Folie gepaust und ausgeschnitten, dann mit NAdeln versehen und in den Karton geschichtet. Die Mädchen arbeiteten so schnell, als würden sie im Akkord bezahlt, Anja zeichnete weitere Plakate. Jedes wurde ein bisschen anders als das Vorgehende. Und jedesmal wurde der Frosch hüpbscher und der Bär noch etwas hässlicher und dümmer.

"Du bist wirklich begabt", lobte Marianne Anja. Aus ihrem Mund bedeutete das so etwas wie einen Ritterschlag. Marianne interessierte sich nur für Sport. Wer im Sport nichts leistete, der zählte nicht für sie. Anja exestierte im Lindenhofer Süport nicht, deshalb hatte Marianbne bisher auch nicht zu ihren besonderen Freundinnen gehört. Jetzt klang aus ihrer Stimme Achtung, ja sogar, Bewunderung. Anja strahlte. Mariannes Anerkennung tat ihr gut. Sie fühlte sich glücklich in Lindenhof. zumindest beinahe. Wenn nur ihr lahmes bein nicht wäre, wenn sie sich bewegen könnte wie all die anderen!

Als die letzten Frösche ausgeschnitten und die Abfälle aufgeräumt waren, bit Anne aus ihrem unerschöpflichen Vorrat Boonbons an. Lutschend standen sie in der Tür und warteten auf den Gong, der die Schlafenszeit ankündigte.

"Sagt mal, habt ihr eigentlich alles was Grünes zum Anziehen?", fragte Marion plötzlich.

"Wieso?"

"ist doch klar wie Bärentatzen im Froschmaulsalat", sagte Carlotta lachend. "Marion hat Recht. Wenn wir die Fröschls verteilen, sollten wir etwas grünes anhaben."

manche hatten viele grümne Kleidungsstücke, andeer gar keine. Sie beschlossen daher sich gegenseitig Grünes auszuleihen.

Als Frau Christensen, die Musiklehrerin, etwas später die Abendrunde durch die Zimmer machten, fandensie alle Mädchen tief schlafend vor. Die meisten schliefen wirklich, denn der Abend war anstrengend gewesen. Die anderen kniffen duie Augen zu zu und bemühten sich regelmäßig zu atmen. Frau Christensen war zufrieden. Schlafende Mädchen sind für die Erzieherinnen immer die größte Freude.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück