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The Dusk

- a very personal prelude of Hellsing
von

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10 Years Back In Time

Drückend schwül und wie totgeatmet stand die Luft an diesem Spätsommerabend zwischen den schwitzig-feuchten Steinen, die mir mit ihrem Antlitz von Verlassenheit die letzten zehn Jahre Gesellschaft gönnen sollten. Alle kannte ich sie – die Spinnweben in den Ecken und Winkeln samt ihrem Bewohnern… die Eintagsfliegen über den ‚missbrauchten’ Blutkonserven im Mülleimer in der mir gerade gegenüberliegenden Ecke in diesen mir von meiner verehrten, als solchen anerkannten Herrin zugedachten Räumlichkeiten, wo es dieser genehm war, mein Refugium mit seinen verhältnismäßig wahrhaftig geringfügig-praktischen Ausmaßen hinzuverfrachten.

Jedes Mal um fast stets dieselbe Tageszeit, ihr mögt sie als Abend betrachten, doch ich nenne sie Morgen, da es die Stunden meiner besten geistigen Verfassung und Belastbarkeit sind, vollführt mein Blick die gleiche, eintönige Reise. Diese Wände schweigen mich an, da sie zu nichts anderen fähig sein können. Doch was ist mit den anderen Einheiten, den Spezialisten, Forschern, Kriegern, Söldnern. Schätzungsweise 99,9% derer empfingen das Geschenk der Sprachfähigkeit – doch sprechen sie weder mimisch noch gestisch noch dringt irgendein Wort über diese Männerlippen außer das allseits bejahende Amen; in völliger Untergebenheit. Es machte mich beinahe eifersüchtig, dass diese Existenzen nicht mir unterlagen. Eine gewisse Gier sowie Neid breiteten sich langsam aber stetig in meinem Brustkorb aus; jedes Mal, wenn diese Militärhunde nach den Befehlen ihres Herrchens bellten und salutierten, so es ihnen die Rangordnung gebot.

Gewiss könnte ich noch länger Bruchteile meiner Gedanken durchforsten, auf der Suche nach der mich mit jedem Jahr, dass ich hier in diesem Anwesen seit Beginn meiner Einsätze für das Adelsgeschlecht der Hellsings stärker durchdringenden Frage nach einem Namen, der mir seit Anbeginn meiner Existenz auf dieser gottlosen Welt aufgedruckt war. Ein ganzes Jahrzehnt mit einer Bezeichnung angesprochen und gerufen zu werden, dass kann man gewiss nicht ‚existieren’ nennen. Selbst Sir Arthur betitelte meine ‚Wenigkeit’ wie ein chemisches Experiment… aber irgendwie ist es diesen einfältigen, sich als menschlich deklarierenden Wesen vergönnt, sich allem gegenüber, was ihnen fremd, unvorstellbar oder gar utopisch erscheint, aufzubrüsten; das Unbekannte zunächst einmal zu unterwerfen, in der verallgemeinernden Vorahnung, es könnte Negatives mit sich in Haus bringen und es möglichst weit entfernt von den eigenen Gemächern unterzubringen, sollte es sich auch nur geringfügigst als nützlich erweißen können.

Den Blick über den Rand meines Ruhebettes schweifen lassen, ohne auch nur das geringste dabei wahrzunehmen, fiel mir auf, dass ich wieder einmal zig Minuten über meine Zeit hinaus war und meiner alten Angewohnheit folgte, planlos auf den Pfaden meines Gehirns zu wandeln. Zumal es an diesem Morgen schon das zweite Mal geschah. Irgendwann allerdings sollte dies ein Ende nehmen... anscheinend war mir dazu schließlich ale Zeit der Welt vergönnt.

Ein Ruck durch meine Venen wie der unumgängliche Effekt des Funkens, welcher auf die ausgedörrte Weide fiel, rieß meinen leblosen Körper und mit ihm die Zeichen einer einstigen menschlichen Daseinsberechtigung in die Senkrechte. Kurz nachdem sich der Schleier des leichten, täglichen Schwindelns dieser Minuten legte, hinterließ ich den schwarze Eichenbau der Leere des Kellerraumes; legte die Kleidung an, welche wie stets penibel an ihrem Platz auf dem dunkelbraun gebeizten Holzstuhl lag. Siehe Alucard, es gab doch jemanden, welcher dir untertan war; geschweige denn das werte Fräulein Polizistin; welcher der Gehorsam hingegen zum eigenen Schutz dienen sollte.

Die letzte Schleife um den weißen, perfekt gestärkten Hemdkragen saß und so machte ich mich auf, eventuelle neue Befehle anzunehmen und zur vollsten Zufriedenheit auszuführen, auf was für Wegen auch immer...
 

(...to be continued.)

I know you from before.

Ruhig wie die Meereswogen durch herausragende Klippen und Riffe wandt sich jeder einzelne Teil meines Körpers durch die Mauern und Träger der drei Flure, welche meine Herrin und mich in diesem Anwesen trennten. Eigentlich war alles wie sonst auch; zumindest bis ich den Steinboden des hohen Korridors vor der Tür ihres Arbeitszimmer erreichte. Fremde Menschen lenkten ihre Schritte in alle Richtungen fließend über das Parkett; schwer beladen mit verdeckten Bildern in edel verzierten Holzrahmen. Das letzte Mal, dass sich der Wandbehang ändern sollte, lag bereits über dreizig Jahre zurück.

Scheinbar von den stressigen Wesen unbemerkt, manifestierte ich mich in einer dunkleren Ecke am einen Ende des Ganges, welche stets von Schritten unbenutzt war, um mir das ganze beschäftigte Treiben einmal näher zu besehen. Nachdem die einen Gemälde von den Wänden abgetragen waren, standen bereits die neuen Bilder wie in jedem Moment umkippen wollende, extra schmale Dominosteine bereit; an die Wand gehängt zu werden. Die ersten Arbeitenden nahmen nun behutsam die hellbeige getönten Baumwolltücher von den Werken und machten sich daran, diese anzubringen - leider von meinem Standpunkt aus in einem Winkel, welchem nach nicht zu erkennen war, was die Künstler ausdrücken wollten...

So fuhr man schätzungsweise noch eine gute Viertelstunde fort; meldete sich anschließend kurz ab, wenn man die sich stark krümmenden Schatten im Flur aus der offenen Tür kommend als untertänigste Geste interpretieren wollte, und ging fort.

Als ich mich von meinem Beobachtungsposten entfernte, war trotz leicht geöffneter Fenster noch der anwidernde Geruch von verschwitzten Hemden vernehmbar... gute Sinne waren nun einmal leider viel zu oft und geballt mit Nachteilen belastet. Ohne mich der treuen Faulheit halber erneut zu bedienen, setzte ich meinen Weg zu Fuß fort - zudem interessierte es mich nicht geringfügig; welche Art Bilder Mylady gewählt hatte. Insgesamt mochten es fünf Werke sein; zwei Gemälde, die das bürgerliche Leben in altertümlich anmutenden Dörfern darstellten, an den beiden äußeren Enden; zur Mitte hin gefolgt von Landschaftsaquarellen, rechts einige Äcker in frühem Morgengrauen, links ein Bach durch dichten Wald, welcher das spärliche Licht, das durch das relativ dichte Blätterdach drang, spiegelte. Das mittlere Bild war ein einfaches Porträt, sehr in warmen Tönen gehalten. Ein gerader, beinahe starrer Blick verließ nach links den Rahmen; der für das nach der Kleidung geschätzte Alter des Bildes sehr präzise und akkurat geschnittene Bart ließ das dem scharfkantigen Kiefer entspringendenen Kinnes Größe nur noch stärker zur Geltung bringen. Gedankenversunken fuhr ich mir mit der Hand am eigenen Kiefer entlang und stellte fest, dass ich es mich auch nicht besser getroffen haben sollte...

Neben meinen Betrachtungen vernahm ich immer stärker Integras Aura, welche sich wohl soeben zu einem spätabendlichen Rundgang aufmachte. Es trat mir die Frage in den Kopf, ob ihr mein Fehlen aufgefallen sein mochte; somit blieb ich wie verstummt vor den neuen Bildern stehen, als ich sie im Augenwinkel galanten Schrittes zur Tür herauskommen sah. Meines Planes weniger zugute kommend, war es scheinbar ihr Anliegen, sich von der vor kurzem beendeten Arbeit der Angestellten ein Bild zu machen, womit sie meine Richtung einschlug. Um nicht allzu unsittlich dazustehen, wandte ich mich ihr zu, sie zu begrüßen.

"Wünsche einen schönen Abend, meine Herrin", kam mir über die trockenen Lippen; das sie mit einem leicht lächelnden Kopfnicken erwiderte. "Haben dich diese Bilder so lange aufgehalten, mein guter Alucard? Oder solltest du etwa die Dämmerung verschlafen haben..." Ich musste leicht schmunzeln, "nein, nicht wirklich. Wach bin ich schon seit längerem. Jedoch wollte ich mir aus nächster Nähe ein Bild von den Qualitäten deiner anderen Bediensteten machen; zumal Bilder aufzuhängen nicht zu deren alltäglichen Aufgaben gehört, wie mir scheint...", sagte ich, den Blick leicht verzogen auf das obere Rahmenstück des Gemäldes in der Mitte schweifen lassend, das nicht allzu gerade hing. "Wer keine Arbeit hat, macht sich welche, nicht wahr..?", drang es von der Seite an mein Ohr. Als ich ihr daraufhin den Blick fragend wieder zuwandte, fuhr sie fort "Allerdings habe ich heute Nacht bedauerlicherweise auch nichts für dich zu tun; ich hoffe, du kannst deinen Blutdurst gut genug an Konserven stillen." - "Dann muss es wohl so sein.", raunte ich leicht verärgert, da sich mein Magen fühlbar über die Leere mockierte. Nach einer kurzen Pause fragte ich sie, weshalb sie gerade diese Bilder wählte, oder ob sie einen Designer hatte rufen lassen. Etwas verlegen wandte sie ihren Blick zur Seite; als sie sich die Worte kurz parat gelegt hatte, schaute sie mich wieder festen Standes an, eine Art, die ich an einer Frau wie ihr sehr zu schätzen gelernt hatte...

"Es sollte dir nicht neu sein, dass mich deine Art sehr interessiert.", lächelte sie und sah in Richtung der Gemälde. "Bei meinen Studien ist mir keineswegs entgangen, welch angenehm-urigen Land eure Rasse ursprünglich entsprang. Und da meine Zeit, wie du weißt, leider nunmal sehr begrenzt ist, wollte ich mir wenigstens ein paar typisch-rumänische Stimmungen in die eigenen vier Wände holen."

"Stimmung...?", wiederholte ich sie und deutete auf das Porträt. "Menschen prägen ein Land genau wie seine Natur; zudem...", ihre Augen zwischen dem Bild und meinem Gesicht hin und her streifen lassend, "Zudem könnte ich fast glauben, dich tagsüber öfters unter die Augen zu bekommen, wenn ich an dem Bild vorbeikomme. Entweder liegt es am Charakter deiner Person und des Fürsten oder an deinen osteuropäisch-anmutenden Gesichtszügen." Wie ein Tier auf der Jagd legte sie den Kopf etwas schräg und musterte mich intensiver, was mir bald zuwider wurde und zu dem Bild blickte. "Du scheinst das Bild aus einem schwarzweiß-Katalog bestellt zu haben - der Herr hat grüne Augen und deutlich hellere Haare, zudem recht gelockt." - "Verkauf mich nicht für dümmer als Menschen sein könnten. Diese Details haben bei euch wohl mit am wenigsten Aussagekraft überhaupt. Sag einmal, ist dir dein menschlicher Name eigentlich wieder zurück ins Gedächtnis gekommen?" - "Nein, wieso sollte er auch. Ich bin schon lange genug nicht mehr human. Jedem Aura ist ein Unikat, wozu bräuchten wir da Namen, außer um uns gegenseitig hochgetragen anzusprechen..."

Sie trat ein paar Schritte näher an mich heran und betrachtete gedankenversunken das Bild. "Verstehe... verzeih bitte, wenn ich dich gekränkt habe, es steckte gewiss wenig Absicht dahinter." - "Schon klar, wollte dich nur darauf aufmerksam machen.", grinste ich und trat neben sie näher an das Bild heran, den hauchdünn eingravierten Schriftzug an der linken unteren Ecke des Bildes zu entziffern... 'Vlad Tepes Dracole Wayda'. "Da, bunö ßeara, Basarab...", raunte ich leise und spürte im nächsten Augenblick scharf gemustert. "Was sagtest du gerade..?", fragte sie halblaut und beinahe feinfühlig. "Basarab, Vladislav... ich denke, ihm früher schon einmal begegnet zu sein. Dessen Bezeichnungen erinnerten mich an ihn.", erklärte ich ihr in leicht benommenem Zustand. Sie zuckte leicht, fasste sich aber sofort wieder und machte zwei Schritte zwischen meinen Blick und das Bild "... du bist weder Brite noch Engländer, nicht wahr? Öfters redest du recht gebrochen und wie in Trance, wenn man nach deiner Vergangenheit fragt. Ist dir das mal aufgefallen?" Meine plötzlich wieder ins Hirn flutenden Erinnerungen betäubten die Sinne eine Weile, ich vermag nicht genau zu sagen, wie lange dieser Zustand wohl anhielt. Leise drang ihre Frage in meine Ohren, auch vernahm ich sie noch relativ klar, war nur nicht sofort imstande, ihr eine akzeptable Antwort zu geben...

"Selbst merkt man so etwas wohl nicht, macht einen niemand darauf aufmerksam." Länger als wenige Minuten hatte ich scheinbar nicht 'phantasiert', denn ich fand sie noch stets unbewegt neben mir; was irgendwie eine beruhigende Wirkung hatte. "Wir haben nur sehr wenige Informationen über deine Herkunft, etc. in unseren Archiven. Amtlich existierst du nicht einmal, da dir scheinbar nie ein aktueller Personalausweis ausgestellt wurde." Derweil war ich wieder Inbesitz meiner geistigen Kräfte und gab ihr zu verstehen, dass es so wohl am besten wäre; weshalb genau, versuchte ich nicht in Frage zu stellen; was mir ihr scharfer Verstand alsbald vereiteln sollte. Aber man konnte es ihr nicht übel nehmen. Hundebesitzer wissen schließlich auch genauestens über ihre Vierbeiner Bescheid, wenn nicht sogar besser als Angesprochene über sich selbst es vermögen.

"Würdest du mir das bitte besser zu verstehen geben?", kam, wie schon erwartet. "Eine Gegenfrage, wenn genehm, Mylady." - "Frag nur." - "Zum Reisen kommt ihr nicht, meine Herrin. Wie steht es jedoch mit Besichtigungen ohne An- und Abreise?"



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Puppenprinz
2007-07-02T13:14:51+00:00 02.07.2007 15:14
Das ist einfach nur geil geschrieben.
Wie schafst du es so übelst geil zu schreiben.
Von: abgemeldet
2007-04-26T09:00:23+00:00 26.04.2007 11:00
Ich fin die FF voll cool.
Schreib bitte weiter.
Dein schreibstil gefällt mir.
Das ist mal ein schöner arpekt, das Alu nix mehr von früher weis.
Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.
Von:  Laurwen
2007-03-29T04:33:33+00:00 29.03.2007 06:33
So, endlich habe ich Zeit gefunden, dass hier zu lesen.
Erster Eindruck: Wow. Da du den Erste-Person-Erzähler nutzt, ist es dir möglich die Gedanken und Beweggründe von Alucard sehr detailliert da zustellen -da es ja aus seiner Sicht ist- , was den Leser sehr in das Geschehen mit einbindet. Eine sehr schöne Einführung in die Geschichte, dennoch so gut wie nichts verraten worum es später geht. Das ist sehr gut, dass hält die Spannung. Wie schon gesagt, sehr detailliert, dennoch wird der Leser damit nicht erschlagen. Ich freue mich schon darauf, wie es weiter geht.
Von: abgemeldet
2006-11-08T17:06:21+00:00 08.11.2006 18:06
*nick*
wirklich schön.. wirklich..
*drück*
will wissen, wies weiter geht
Mach hine!!>.<
*hibbel*
Von:  Alucard
2006-08-09T06:35:58+00:00 09.08.2006 08:35
*-*
Schatzi dein Schreibstil ist ja echt mal geil schreib schnell weiter


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