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Burgfrieden

von

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Aus der tiefen Dunkelheit der ewigen Nacht erschien mit einem Mal und einer Ruhe als sei es schon immer dagewesen ein 2 Kilometer langes, spindelförmiges Monstrum aus verschiedenen Metalllegierungen, dessen blendende Lichtreflexe von der unmittelbaren Nähe eines Sterns Zeugnis trugen. Hinter einer dieser Reflektionen, die von den Panoramafenstern des Aussichtsdecks erzeugt wurden schwebte Oberst Richard Grünwald. Trotz seines permanenten Unbehagens in 0g Umgebungen, die aus dem Gefühl der Verletzlichkeit resultierten hatte er es in seiner langen Dienstzeit geschafft zumindest eine würdevolle Position einzutrainieren. Man sollte denken dass er in seiner nun dreißigjährigen Kariere genug Zeit gehabt haben sollte um sich an die Gegebenheiten auf Sprungschiffen anzupassen. Grünwald verbrachte jedoch die meiste Zeit dieser,

in seinem Beruf unausweichlichen Reisen, auf dem sich permanent rotierenden Trainingsdeck, da er es als seine Pflicht ansah sich auf planetare Gegebenheiten zu spezialisieren. Sollten doch die Sprung- und Landungsschiff Besatzungen ihren Spaß bei Kämpfen haben, in denen schon ein einziger Faustschlag Newtons Axiome derart gnadenlos einbringen konnte, das beide Kontrahenten durch den ganzen Raum rotierten, unfähig jeglicher weiterer Aktion bis einer von beiden wieder einen halt fand.

Zum Glück standen bei dieser Mission keine derartigen Eskapaden in Aussicht, was jedoch nicht sonderlich half seine Sorgen zu lindern. Mit einem Blick auf die Sonne, der nur durch die speziellen Kristallscheiben ermöglicht wurden, die seine Augen vor der Blindheit und ihn vor dem Hitzetod schützten, über der das Sprungschiff nun hing dachte er über die Söldner nach die im zweiten Landungsschiff der Unionklasse einquartiert waren. Er hatte nichts gegen Söldner, er hatte schon oft mit ihnen zusammen gearbeitet, Mit der Gray Death Legion, Mit den Kell Hounds und mit diversen kleineren Söldnereinheiten. Aber Kuritasöldner waren ihm doch etwas suspekt.

Das Draconiskombinat war ein Staat der sich auf eine Jahrtausende alte Kriegertradition berief, in der Söldner allgemein gering geschätzt wurden. Und diese Söldnereinheit die er Zähneknirschend verpflichten musste, die Oni Wako, waren dort ausgebildet worden. Konnte er es sich leisten zu glauben dass sie ihre Erziehung und Vergangenheit hinter sich gelassen hatten und nun wie Gaijin ihre tödlichen Dienste meistbietend verkauften? Aber das schlimmste war, dass die Sonne die Grünwald durch das Fenster beobachtete Kessel war, Zentralgestirn einer der Grenzwelten des Draconis Kombinats. Bedauerlicherweise war dieser Überfall zu dem er von Morningside gestartet war für zwei Kompanien ausgelegt und da er zur Zeit nur eine befehligte beinhalteten seine Anweisungen explizit das Anwerben von Söldnern um die Lücke zu füllen und Die Oni Wako waren die einzigen verfügbaren in entsprechender Stärke.

Der Gedanke dass im Falle eines Verrates die Wako dank Comstar nie wieder Arbeit finden und zu geächteten erklärt würden beruhigte ihn keinesfalls. Lediglich die Tatsache dass Watanabe Shinmen seine Autorität absolut akzeptierte beruhigte ihn dahingehend dass er so zumindest die Spielregeln bestimmen konnte. Das, und die Tatsache dass er, seinen Senior Tech und langjärigen Vertrauten Heinz Voske auf dem Wako Ladungsschiff zur Überwachung stationiert hatte. Die Tatsache dass die Söldner nicht über genügend Technisches Personal verfügten kam ihm sehr entgegen und auch wenn sie sich denken konnten dass der Steinertech der bei ihnen aushalf und spionierte fließend japanisch sprach, so schränkte es doch ihre Möglichkeiten zum Verrat ein.

Sich aus seinen Gedanken erhebend schwebte Grünwald Richtung Ausgang und hangelte sich die engen Gänge entlang zur Luke seines Landungsschiffes, das in wenigen Minuten bereit sein würde abzulegen um sich mit vierfacher Erdbeschleunigung dem Planeten zu nähern.
 

Die Planeten der Inneren Spähre ließen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: produzierende und konsumierende Welten. Kessel, dem man aufgrund der Tatsache dass er der einzige Bewohnbare und beachtenswerte Planet in einem System aus Gasriesen und Ressourcen armen Flammenhöllen war, einfachheitshalber den Namen seines Hauptgestirns gegeben hatte fiel in die erste Kategorie. Der Planet hatte ungefähr 8000 Einwohner, eine größere Stadt die sich um den einzigen Raumhafen des Planeten schmiegte so wie duzende kleiner dörfer, die bei den Minen, der Wirtschaftsgrundlage des Planeten, lagen und von einem Magnetschienennetz verbunden wurden, das vom Raumhafen ausging. Der Auftrag lautete 20 Stationen vom Schienennetz zu trennen, was angesicht einer planetaren Garnision von einem vollen Regiment nach einem ungleichen Kampf klang. Doch die schiere Größe des Planeten war wie immer auf der Seite der Angreifer und Zwang die Verteidiger sich über den Planeten zu verteilen. Die Abwesenheit einer Raumstation oder anderer Sprungschiffe am Nadirsprungpunkt zu dieser Jahreszeit verhüllte die Angreifer zudem noch bis zwei Tage vor erreichen des Planeten in den Mantel der Unentdecktheit. Auch die Tatsache dass der Zielsektor erst zwei Stunden vor der Landung bestimmt werden musste erschwerte den Verteidigern ihre Aufgabe.
 

Zeitgleich schwebte auf der Brücke des Landungsschiffes Mjölnir Hauptmann Natascha Eisenfaust seitlich versetzt hinter dem Kapitän des Schiffes und beobachtete die Tätigkeiten in der in Augenschonenden Rot erstrahlenden Kommandozentrale. Der Kapitän, ein relativ junger Mann, der erst kürzlich zum 47. Steiner Regiment, beziehungsweise zu dessen kleinem Kern, der noch um einiges wachsen würde, versetzt wurde, war zum ersten Mal auf diesem verantwortungsvollen Posten, jedoch machte er erfüllte er seine Aufgabe mit Bravour und Gewissenhaftigkeit. "Sho Ryu meldet sich, sie sagen dass sie ihre Vorbereitungen abgeschlossen haben und zum Abflug bereit sind" ertönte die Stimme des Funkers. Eisenfaust kam nicht umhin die für Kuritas übliche Effizienz der Söldner zu bewundern, jedoch musste sie sich fragen ob dies nicht auch ein Grund für berechtigtes Misstrauen sein könnte. "Die Systemdaten sind geladen worden und konnten verifiziert werden, ich habe den Kurs einprogramiert" antwortete der Navigator auf die Stumme Frage des Kapitäns, dem es nicht sonderlich behagte nur zweiter zu sein. "Sagen sie unseren Freunden bescheid und Abflug" hörte Grünwald den Kapitän noch befehlen als er die Leiter zur Brücke raufgeklettert kam und sich mit einem Blick zu seiner Adiutantin vergewisserte das alles Ordnungsgemäß ablief. "Schiff ausrichten, alle auf ihre Positionen" schallte die Stimme des Kapitäns auf dem ganzen Schiff durch das Interkomm, auch Grünwald und Eisenfaust stellten ihre Füße vorsorglich auf das was in kürze der Boden sein würde, der von jedem von ihnen das vierfache Gewicht tragen müsste. Es war nicht so dass seine Adiuntantin mit der Situation nicht selbst fertig werden würde oder dass er ihr nicht vertrauen würde, wenn man mit jemandem zusammen kämpft vertraut man ihm auch. Der Grund für seine Präsenz war, dass die Brückenmonitore in Ermangelung an Fenstern, mit denen das Landungsschiff zur besseren Panzerung nicht versehen war, die einzige Möglichkeit darstellten einen Blick auf die Geschehnisse ausserhalb der Sardinendose zu werfen. Als der Kapitän den Befehl zum Beschleunigen erteillte und die Hauptionentriebwerke beider Landungschiffe ihren Dienst aufnamen begannen sich alle plötzlich um einiges tiefer in ihre Spezialstühle zu begeben. Den ganzen ersten Tag der 5 tägigen Reise würde die Crew nun so verbringen, ohne dass die Mechkrieger viel zu tun hatten. In solchen momenten begannen bei jedem die Gedanken zu schweifen, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

An Bord der Sho Ryu lag Heinz Voske in seiner Koje, welche wie auch die Spezialstühle, für eine Belastung von entsprechend 1200kg bei 1g ausgelegt war. Trotz des lauten Brummens der Triebwerke, das im geräumigen Mechhangar widerhallte und so von allen Seiten zu kommen schien, konnte er die Kurita Techs über und neben sich gut verstehen. So entging ihm nicht dass sie schon seit 10 minuten am debatieren waren wann der Gaijin das Bewußtsein verlieren würde, was er aber nur beiläufig registrierte. Brauchbare Informationen, so war ihm schon am dritten Tag seiner Reise klar geworden, besaßen diese Leute keinesfalls.

Die Pläne der Söldner blieben ihnen verschlossen wie auch ihm. Und jetzt lag er hier einen ganzen wertvollen Tag lang festgesetzt und konnte nichts tun als nachdenken. Sein Oberst vertraute auf ihn und auf seine Fähigkeit auf subtilem Wege Informationen zu beschaffen, die schon auf

diversen Garnisionsmissionen von entscheidendem Vorteil gewesen war. Für Sekunden fürchtete Voske sich an dieser eingeschworenen Kriegergemeinschaft sich die Zähne ausbeißen zu können, doch dann besann er sich eines besseren.

Er mochte zwar hinter dem Zeitplan zurück liegen, und der ursprüngliche Gedanke diesen Tag mit der Benutzung der auf der Brücke zu installierenden Abhöreinrichtung zu verbringen, war durch die Tatsache dass man ihn nie unbeaufsichtigt hinfällig geworden, aber mit so etwas musste man immer im Feld rechnen. Voske überdachte seine bisherigen Informationen: Man hatte bisher weder ihn noch seine Habseligkeiten durchsucht, soviel stand schon einmal fest, entweder war dass eine Geste der Söldner dass sie nichts zu verbergen hatten, oder dass er das Schiff ohnehin mit den Füßen zuerst, oder schlimmeres, verlassen würde. Andererseits wusste er dass diese Leute selten den Fehler machten ihren Gegner zu unterschätzen, und von einem Tech war es zu erwarten dass er unbemerkt einen Signal von einem Landungsschiff absetzen könnte.

Dafür blieben ihm aber nur noch grob 94 Stunden, die 24 die er jetzt verlor nicht mitgezählt. Danach würden die beiden Schiffe Schiffe schon hinter dem Point of no Return sein und könnten die Landung nicht mehr abbrechen. Seine einzige Chance war die eintäge 1g Phase die ihnen am nächsten Tag bevorstand, in der die letzten Feldsondierungen und Kontrollen der Mechs, die noch in ihren Transportkokons warteten, sowie das endgülltige Missionsbriefing durchgeführt werden sollten. Bis dahin konnte er nur in sich versinken und überlegen ob er nicht vielleicht einen Hinweis übersehen haben könnte. Seine beiden Besuche auf der Brücke hatten ihm eine disziplinierte Mannschaft, so wie ein Paar Argusaugen präsentiert, die jedoch nicht bemerkt hatten wie er zumindest ein Abhörgerät in das Kommunikationssystem installiert hatte. Dieses brachte bisher jedoch keine großen Offenbarungen, was auch nicht verwunderlich war, da die Mjölnir ohnehin eine Funktransmission abgefangen hätte und sie für eine Laserübertragung zum Planeten noch zu weit entfernt waren. Das Personal auf der Brücke vermied es ihn anzusehen, und auch der Inhalt der Monitore auf die er einen Blick erheischen konnte brachte ihn nicht weiter.

Sämmtliche Battlemechs waren genau entsprechend der Spezifikationen ausgerüstet worden und auch die IFF Transponder waren Ordnungsgemäß eingestellt. Nichts schien auf einen Verrat hinzudeuten, konnte es sein das der Oberst auf seine alten Tage anfing Gespenster zu sehen? Voske verwarf diesen Gedanken schnell wieder nicht nur dass der Oberst ihn schon mehrmals aus Situationen herausgeholt hatte, die für ihn sonst einen fatalen Ausgang genommen hätten, von der Gewissenhaftigkeit mit der er jetzt Aufgabe erfüllen würde, hingen nicht nur die Leben der Mechkrieger ab sondern auch seines und die aller an Bord der Mjölnir. Sobald die Scheingravitation auf diesem Schiff wieder ein menschenfreundliches Maß angenommen hätte, würde er aufstehen und nicht nur endlich den Computer anzapfen, sondern auch endich an den Anführer der Söldner herankommen.



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