Kreislauf - Alltag
Alltag zum Thema „Kreislauf“
In einer kleinen Stadt lebte einmal ein Mann.
Wie alle anderen Menschen der Stadt lebte er ein geordnetes Leben. Er stand morgens beim Weckerklingeln auf, und ging pünktlich zur Arbeit. Er kam mittags pünktlich zum Mittagessen, das seine Frau gemacht hatte nach Hause. Nach dem Mittagessen legte er eine Stunde Mittagsruhe ein. Um drei Uhr ging er zum Golfen und kam genau nach zwei Stunden zurück nach Hause. Nach dem Abendessen sah er mit seiner Frau gemeinsam fern und nahm vor dem Schlafengehen ein halbstündiges Bad, während dem er über sein Leben und die Welt nachdachte.
So lief sein Leben Tag für Tag gleich ab.
Es kam jedoch der Tag, an dem sich etwas änderte und etwas ungeheures passierte.
Er stand morgens beim Weckerklingeln auf, und ging pünktlich zur Arbeit. Er kam mittags pünktlich zum Mittagessen, das seine Frau gemacht hatte nach Hause. Nach dem Mittagessen legte er eine Stunde Mittagsruhe ein. Um drei Uhr ging er zum Golfen und kam genau nach zwei Stunden zurück nach Hause. Nach dem Abendessen sah er mit seiner Frau gemeinsam fern und nahm vor dem Schlafengehen ein halbstündiges Bad, während dem er über sein Leben und die Welt nachdachte.
Jetzt fragt sich vielleicht der Ein oder Andere, welch ungeheures, vorhin angesprochenes Ereignis denn nun eingetreten ist.
Im einen Moment lag er in der Badewanne wie immer, im Nächsten tauchte er unter und war nicht mehr zu sehen. Er wurde auch nicht wieder sichtbar.
Eine halbe Stunde später bemerkte seine Frau, dass er spät dran war.
Noch eine halbe Stunde später brach sie mit Hilfe eines Nachbarn die Badezimmertüre auf.
Sein Selbstmord beschäftigte die Leute der Stadt noch für etwa zwei Wochen.
Nach seiner Beerdigung zog seine Frau weg und fing woanders ein neues Leben an. Sie heiratete und vergas ihren ersten Mann nach einigen Jahren.
Er hatte den alltäglichen Kreislauf durchbrochen. Und, doch nur für sich selbst.
Der Alltag der Welt geht weiter...immer.
für die Wortschmiede
6. 3. 2006
P. Kampmann
Gewohnheit - Gedanken
Gedanken zum Thema der „Gewohnheit“
Wie gewöhnlich sitze ich ein bis zwei Abende bevor ich fertig sein muss an meinem Tisch und versuche etwas aufs virtuelle Papier, meinen Bildschirm zu bringen.
„Gewohnheit“ heißt das Thema. Meinen Hauptgedanken habe ich leider schon letzten Monat beim Thema des „Kreislaufes“ mit meinem Text - „Alltag“ - verwirklicht.
Außerdem plane ich diese Mal etwas weniger Ernstes anzufertigen und mich kreativ in eine andere Richtung zu bewegen.
Meine Bekannte antwortet mir auf die Frage, was ihr zum Thema Gewohnheit als erstes einfällt: Langeweile. Wieder so ein ernstes Wort – ein ernstes Thema – ein ernster Text.
Nein!!!
Ich schüttel den Kopf um alle ernsten Gedanken aus mir zu verjagen.
Eine neue Idee durchschießt meine Gehirnwendungen und breitet sich mir vor Augen mit der gewohnten trägen Welle aus....
Gedacht, gesagt, getan, eingetippt: Google liefert gewohnt schnell gewohnt viele Informationen aus dem WorldWideWeb zum gewünschten Thema. Der Begriff Gewohnheit zaubert mir immerhin ca. 2030000 Ergebnisse in beachtlichen 0,08 Sekunden (da fällt mir die morgige Physikstunde ein: Bei einer physikalischen Aufgabe wären die genannten Werte für gewöhnlich so dargestellt worden: aus 2030000 werden 2,03 Gigaergebnisse und 0,08 Sekunden werden schnell zu 8 Hundertsteln).
Das erste Ergebnis liefert, mal wieder (um nicht zu sagen wie gewohnt), Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Dort steht über einem seitenlangen Text, der von mir wie gewohnt ignoriert wird (schließlich muss man gezielt Ergebnisse von Unwichtigem trennen können, um in der ungewöhlichen Fülle an Informationen des Netzes nicht unterzugehen) folgender Satz, der ebenso aus einem Lehrbuch stammen könnte:
„Als Gewohnheit wird eine unter gleichartigen Bedingungen reflexhaft entwickelte Reaktionsweise bezeichnet, die durch Wiederholung stereotypisiert wurde und beim Erleben gleichartiger Situationsbedingungen wie "automatisch" nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder "unterdrückt" wird.“
Absolut über das wahre Wesen der Gewohnheit aufgeklärt mache ich mich weiter auf die Suche. Als nächstes finde ich eine lange Liste von Zitaten mehr oder weniger berühmter Persönlichkeiten der Geschichte, die sich bereits vor mir Gedanken zum Begriff Gewohnheit zu machen versucht haben.
So heißt es dann:
„Gerade die nutzlosesten Sitten und Gebräuche werden am hartnäckigsten fortgeführt.“
„Ein Glück, das man nie gekannt, zu entbehren, tut nicht weh, weh aber, ein Glück zu verlieren, an das man gewöhnt war“
„Ständige Arbeit wird leichter durch Gewöhnung“
„Für viele ist die Kunst der Verstellung zur Gewohnheit geworden“
„Bei Frauen ist alles nur Gewohnheit. Sie gewöhnen sich an Männer wie an Möbel.“
„In der Ehe muss man einen unaufhörlichen Kampf gegen ein Ungeheuer führen, das alles verschlingt: die Gewohnheit“
Es finden sich also Zitate aus Psychologie, zum Thema Arbeit, zur Liebe und zum Wesen des Menschen. Zitate aus wissenschaftlichen Abhandlungen, Sprichwörter und Gedanken, die bereits bis in die Antike zurückgehen. Mancher Spruch taugt etwas, mancher nicht.
Zweifellos zeigt sich jedoch welch gewaltiges Feld der Begriff Gewohnheit doch umfasst, und dazu soll ich etwas schreiben?
Wusste ich vor meiner Suche nicht, was Gewohnheit auf lateinisch heißt (consuetudo), so hab ich es nach meiner Suche bereits wieder vergessen, da es mich sowieso nicht interessiert hat.
Meinen nächsten Punkt auf dem Weg der Gewohnheit liefert mir mein Textverarbeitungsprogramm. Nach einem kurzen Rechtsklick und der Aktivierung der Synonymanzeige zum Wort Gewohnheit finde ich folgende Begriffe:
Angewohnheit
Einfügung
Eigenart
Einordnung
Anpassung
Angleichung
Angewöhnung
Brauch
Doch trotz dieser wunderbaren elektronischen Ersatzvorschläge, dängt mich meine Gewohnheit beim gewohnten Ausdruck der Gewohnheit zu bleiben.
So, da es nun schon spät geworden ist, werde ich wie gewohnt ins Bett gehen da ich gewöhnlich morgens in die Schule muss und dazu ausgeschlafen sein sollte.
Nachdem ich mir meine obigen Gedanken noch einmal durchgelesen habe (wie ich es für gewöhnlich zu tun pflege) stelle ich zwar fest, dass dieser Text mir irgendwie nicht zusagt, aber auch dieses kritische Auftreten mir selber gegenüber sehe ich inzwischen als Gewohnheit an. Sollte ich damit den ein oder anderen Lacher bei meinen Lesern hervorgerufen haben, so bin ich bereits zufrieden. Auch muss ich nun feststellen, dass mein „Werk“ am ende in eine etwas andere Richtung schleift als zu Beginn angenommen, doch auch dies nehme ich als Teil des gewöhnlichen, kreativen Schaffungsprozesses hin.
Na ja, zum Schluss bleibt mir also nur zu sagen:
Keep flexible and plüsch it out!!! (auch wenn das nichts mit dem Thema oder meinem Text zu tun hat)
für die Wortschmiede
27. 3. 2006
P. Kampmann
Das Lied der Eule
Das Lied der Eule
Dunkelheit umgibt mich,
kalt und gnadenlos.
Doch der Sterne sanftes Licht,
lässt mich nicht mehr los.
Ich sehe nie den Tag,
mir wird niemals heiß.
Nachtens gehe ich auf Jagd,
lautlos, still und leis.
Bei Dunkel muss ich leben,
das Licht bedeutet Tod.
Das Schicksal hat mir gegeben,
ich lebe ohne Not.
Für die Wortschmiede
24. 4. 2006
Patrik Kampmann
Abgrund I
mein Blick schweift durch das ewige weiße Nichts
kein Punkt, kein Dunkel an dem er lange genug hängen und verweilen könnte
"ich fühle die Kälte"
die Gedanken kreisen
in keine Richtung, rastlos, ohne Ziel, ohne Sinn
mein Blick springt durch die Leere
gehetzt - verängstigt
"ich spüre die Sehnsucht"
die Zeit bewegt sich fort
hart und kalt
ohne Erbarmen nehmen die Qualen kein Ende
und die Verheißung am Horizont bleibt nur ein Schimmer in meiner Seele
"ich trage den Schmerz"
die Erlösung
die Erlösung
die Erlösung...Kälte
Abgrund II - Fernweh
Abgrund II - Fernweh
Heimat
Kälte
Schnee
Geborgenheit...entfernt
Chaos Gefühle Trauer
Dunkelheit
In jeder Richtung der selbe Anblick
ein... Nichts, dass herausragt
Wut - verstummende Farben
intensives Nichts
Ferne
Wärme
Sehnsucht - Schmerz . unendlich
mein Ausblick schließt sich
Licht bildet eine Mauer um meinen Geist
meine Augen erblinden
grau
Sinnlosigkeit
Kampf
... (Stille) ...abrupt
Sehnsucht
Sehnsucht....Übrigkeit
für die Wortschmiede und tief aus mir selbst heraus
30. 5. 2006
P. Kampmann
das Bier der blauen Meere (ein mittelalterliches Sauflied)
das Bier der blauen Meere
(ein mittelalterliches Sauflied)
einst waren wir noch jung und schön
wir zogen hinaus um etwas zu sehn’
die Schiffe beladen, die Leinen los
nicht nur die Freud’ – der Durst war groß
und kamen alsbald – mal hier und mal dort
an so manchen wunderbar heim’ligen Ort
so kehrten wir ein im Hafen abends
um zu enden den Müh’ des Tagens
doch egal wo, und egal wann
kein Bier war wie das, das wir nun schon lang
vermissten, entbehrten, ohn’ Lug und Trug
so reichet uns nun den randvollen Krug
Refrain:
trinken, lachen, fröhlich sein
dazu brauchen wir keinen Wein
nur ein Getränk das uns erfreut
das Bier der blauen Meere
diesem Gesöff sei Ehre heut
das Bier der blauen Meere
und kommen wir in Wüsten gar
Sand und Hitze fern und nah
trinkt man dort auch Brandewein
für uns kann’s doch nur das eine sein
Refrain…
Eis und Schnee im Norden drob
das Feuer wärmt, es stürmt und tobt
Wodka zu wärmen unsre Kehlen
doch unser Bier, das darf nicht fehlen
Refrain…
in tiefen Wälder, dunkeln Höhlen
hört man unsre Männer gröhlen
ob Wüstenhitze, Eiseskält’
es bleibt das beste Bier der Welt
Refrain…
nun sind wir wieder hier zu haus
der Nachschub geht uns nicht mehr aus
so lasst uns saufen, fröhlich sein
der Wirt schenke uns weiter ein
von diesem wunderbaren Trank
geliebte Heimat - blauer Strand
2 mal Refrain, dann ausklingen…
Patrik Kampmann – Juni 2006
Für die Wortschmiede zum Thema: Liedtext
Sommertraum
Sommertraum
zum Thema: Der Himmel ist ganz schön weit oben...
Mein Blick schweift über die Wiese auf der wir liegen. Grün, soweit das Auge reicht. Das Gras hat uns bis zur Hüfte gereicht, als wir standen. Jetzt, liegend, versinken wir in der Flut aus grünen Halmen, die Speergleich um uns herum aufragen. Die ganze lebende Wand wiegt sich leicht in einer sanften Briese um uns herum. Es ist absolut still. Dieses private Paradies liegt weit ab von Stadt und Straßen. Auch Vögel sind kaum zu hören, haben sie sich doch vor der Mittagshitze an schattigere Plätze zurückgezogen.
Wieder bewegt sich mein Blick. Ich setze mich auf und meine Augen treffen sie. Ich betrachte sie von oben bis unten. Sie bemerkt mich, wendet sich mir zu und lächelt. Dieses wunderbare, geliebte Lächeln. Zaghaft lächle ich, fast schüchtern, zurück.
„An was denkst du?“ frage ich du sie Worte formen sich fast von selbst. Sie blickt wieder nach oben und ich folge ihr. Meine Gedanken folgen den ihren durch das unendliche Blau des Himmels über uns. Dann und wann bleiben sie an einzelnen strahlenden weißen Wolken hängen. Folgen deren verzweigten, zerrissenen Rändern, bis sie sich wieder lösen und frei durch die klare blaue, unendlich weite Luft schweben.
„Weißt du,“ antwortet sie,
„die Wolken scheinen so nah zu sein.“
Und wie ein Kind streckt sie den Arm nach oben, den Wolken entgegen.
Ich lächle sie an und streichle ein paar Haare aus ihrem Gesicht.
Dann sagt sie noch:
„Und doch ist der Himmel soooo weit oben.“
Patrik Kampmann 4.7.2006
zur Wortschmiede Juli 2006
Sehnsucht
Sehnsucht
Einsamkeit
dunkel, kalt – nasser Wind
Trauer
tief, hart – ewige Nacht
Sterne und Wolken
Wolken und Sterne
Wut
laut, beängstigend – eisiger Sturm
Ruhe
mächtig, still – rauschende Bäume
Sonne und Licht
Licht und Sonne
Liebe
warm, hell – Dämmerung am Horizont
Leben
klar, stark – neuer Morgen
P. Kampmann, Sommer 2006
Abgrund III
Abgrund III
Teil1
ich habe festgestellt,
dass der wichtigste Mensch meines Lebens mich belogen hat
und die schönste Zeit meines Lebens nur Einbildung war
sich an Träume zu hängen macht keinen Sinn
Träume verbessern das Leben nicht, sie lassen nur unsere Sicht verschwimmen
und wenn der Traum vorbei ist, kommt die Leere des Seins umso stärker hervor – kriecht durch das Bewusstsein und bohrt sich schließlich in jeden Gedanke
Teil2
allein am Ende wo ich allein begonnen habe
und vielleicht bleibt Etwas zurück
das Ende erreicht mich
der Tod streckt die Klauen der Vergessenheit und des süßen Vergessens
Einsamkeit – Trauer – Sehnsucht – Schmerz
Kälte
Freiheit
Teil3
heute starb mein Herz
und ob es je wieder erwacht liegt im Dunkeln der Zukunft
drei Abgründe – drei Teile
Vollendung in Zahlen
Verwirrung in Gedanken
P. Kampmann, 24.9.06
Vollmond überm Nebelmeer
Vollmond überm Nebelmeer
Einsam – Zweisam
ich hier, du dort
beide einander so nah
und doch untrennbar weit
Licht – Dunkelheit
du strahlst zu mir
ich strahle nicht
sind beide dunkel beleuchtet
Ruhe – Kraft
nichts regt sich
meine tote Weite endlos kalt
kraftvoll bewegt durch dich
P. Kampmann, Spanien – Herbst 2006
Vollmond überm Nebelmeer
„Ach Mond“, das Meere sehnvoll spricht,
„Bild’t der Nebel eine Brücke
komm herab zu unserm Glücke.
Bild’t der Nebel eine Wand
unser Glücke nie gekannt.“
P. Kampmann, Spanien – Herbst 2006
Wurzeln
Wurzeln – eine Baumthologie
Siehst du die Gestalten wanken,
gespenstisch dunkel, riesengleich?
Draußen vor des Fensters Schranken,
schütteln und rütteln sie zugleich.
Des Sturmes Brausen draußen tobt,
er reckt mit seinen wilden Händen.
Ihr zierlich Flüstern verhalten droht,
derweil er stößt an unsren Wänden.
Ein Blitz erhellt die schaurige Szene,
ein Lichtschein auf den düstren Fratzen.
Als Geister der Wälder sind es jene,
die kommen herbei auf leisen Tatzen.
Nun sind sie da, drängen heran,
es gibt kein Erbarmen, es hilft kein Flehn.
Kratzen und Ächzen – ein Schrei sodann,
er flehet zu Gott uns nun beizustehn.
Der Morgen kommt, der Spuk ist aus,
das goldne Licht den Sturm vertreibt.
Die Bäume stehen rund um das Haus,
nur Schrecken und Erinnerung bleibt.
P. Kampmann 23. 11. 06
für die Wortschmiede November
Thema: „Wurzeln“