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Trinity Blood

The four winged angel
von

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Das Gebet

Das Gebet

Es war bereits dunkel, als die einsame Gestalt durch das riesige Südportal der gotischen Kathedrale trat. Im Vergleich zu den inneren Ausmaßen des heiligen Gebäudes mutete der späte Besucher winzig an, gar unwichtig und unbedeutend.

Mit gemäßigten Schritten trat die Gestalt gänzlich durch die Pforte und schloss hinter sich die schwere Holztür, um den kalten Wind auszusperren, der draußen piff und tobte.

Das Innere der Kathedrale wurde nur von einem schwachen Lichtschein einiger Kerzen erhellt, die zum Teil schon niedergebrannt waren. Außer dem einsamen Besucher hielt sich zu dieser Zeit niemand in dem sakralen Gebäude auf. Das erleichterte ihn ungemein, vermochte er so doch ungestört zu beten.

Ja, er war an diesen Ort gekommen um zu beten. Er, der doch eigentlich seinen Glauben in die himmlischen Mächte verloren hatte. Welch Ironie des Schicksals, dass er hierher kam, um zu beten. Andererseits tat er dies ja nicht für sich, sondern mit dem Anliegen für eine andere Person.

Leise raschelte der Stoff seiner schwarzen Gewandung, von der sich die weißen Randstreifen stark abhoben. Es war die Kleidung eines Geistlichen, wie auch das offen getragene Goldkreuz bewies. Seine ledernen, schwarzen Stiefel machten kaum Geräusche auf den Steinplatten, doch er nahm in dieser Stille jedes kleine Geräusch sehr gut wahr. Das leichte Knarren des Leders erschien ihm an diesem Ort störend, gar unpassend.

Langsam beugte er an der ersten hölzernen Kirchenbank seine Knie und senkte den Kopf, allerdings war dies mehr eine Formalität, denn eine wirkliche Respektbezeugung vor dem Bildnis des Herrn. Auf den Kreuzschlag verzichtete er, da er dieses Indiz des Glaubens für sich nicht in Anspruch zu nehmen wagte.

Der Geistliche kniete sich in der Bank nieder, faltete die Hände und schloss die Augen. Wenn er die Welt um sich herum nicht sah, konnte er sie auch besser vergessen und sich auf das wesentliche, seine Bitte, konzentrieren.

//Herr, ich trete vor dich mit schwerem Herzen. Ich, der ich mich von dir abgekehrt habe, richte eine besondere Bitte an dich. Nicht um meinetwillen, sondern um der Person willen, die mir viel bedeutet, bitte ich dich nun. Herr, schenke ihr Kraft in dieser dunklen Stunde, dass sie ihr Amt mit Würde trage und weise ihre Entscheidungen fälle. Halte schützend deine Hände über sie, dass ihr nichts geschehe. Darum bitte ich dich, Herr….//

Als er sein Gebet beendet hatte, erhob er sich wieder und wandte sich um, um die Kathedrale zu verlassen und noch etwas Ruhe zu finden. Seine Bitte sollte sich bald erfüllen, jedoch anders, als er es vielleicht erwartet hätte.

Ankunft

Ankunft

In aller Frühe läuteten die Glocken, schallten durch die ganze Stadt und riefen die Menschen zu den Gottesdiensten. Ein kleiner Kreis von Geistlichen gedachte jedoch nicht an den Gottesdiensten teilzunehmen, da ihnen eine andere Aufgabe zugewiesen war. Anders als ihre herkömmlichen Kollegen, bekleideten diese Männer und Frauen noch ein besonderes Amt. Sie waren Spezialagenten einer kirchlichen Organisation, die sich AX nannte und sich offiziell um die äußeren, kirchlichen Angelegenheiten kümmerte. Ihre Führungsperson war niemand geringeres als die Schwester des Papstes persönlich; Kardinalin Catharina Sforza.

Diese blondhaarige Frau blickte nun ernst in die Gesichter ihrer Untergebenen, die sie um sich versammelt hatte.

„Es ist höchste Zeit sich um unser größtes Problem zu kümmern. Wir können nicht länger die Machenschaften des Rosenkreuzordens dulden, der mit seinen Intrigen und Attentaten eine zweite Apokalypse einläuten will. Ich habe bereits mit meinem Bruder, Kardinal Francesco de Medici, gesprochen und er stimmt mit mir darin überein, dass es der dringlichen Sicherheit des Papstes und Roms entspricht, dieser Terrororganisation Einhalt zu gebieten. Da unsere bisherigen Bemühungen diesbezüglich jedoch wenig viel versprechend ausgefallen sind, habe ich mich entschlossen ein altes Mitglied wieder in den Dienst zu rufen. Von jetzt an wird Adept Chevalier mit euch zusammenarbeiten…“, sagte sie und blickte nach dieser Bekanntmachung in die Runde, um etwaige Beschwerden entgegenzunehmen, doch es waren keine zu vernehmen. Jeder der Anwesenden kannte die gegenwärtige Situation und trug die Entscheidungen der Kardinalin mit.

„Abel, ich möchte, dass du zusammen mit Leon Adept Chevalier vom Ostbahnhof abholst“, bat sie an den größten Priester gewand. Dieser fiel unter seinen Kollegen besonders wegen seines zum Zopf gebundenen, silbernen Haares und seiner gutmütigen Miene auf. Sah man ihn so, so konnte man glauben, dass er keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte. Der Schein trog jedoch. Pater Abel Nightroad war alles andere als ein Schwächling, oder Lämmchen und konnte, wenn es die Situation erforderte, erstaunliche Stärke entwickeln. Bei seinem derzeitigen Auftrag würde er aber auf diese Stärke verzichten können und mimte deshalb den Einfaltspinsel vom Dienst.

Da vorerst alles besprochen war, zerstreuten sich die versammelten Mitglieder wieder und gingen ihrem Tagewerk nach. Abel und Leon verließen indes das gotische Hauptgebäude, über dem von mächtigen Stahlseilen getragen ein riesiges Kreuz prangte.

„Ach, mir gefällt das nicht wirklich, Abel. Ich finde unser Trupp hat bisher gute Arbeit geleistet, trotz der kleinen Pannen. Deswegen extra diesen Chevalier aus seinem „Exil“ zu holen, finde ich etwas übertrieben…“, sagte der schwarzhaarige Priester offen zu seinem geistlichen Freund, der unbekümmert neben ihm einherging und das geschäftige Treiben in der vatikanischen Stadt beobachtete.

„Ich kann dich verstehen, Leon, aber Catharina weiß, was sie tut und vor allem warum, obwohl ich mich frage, wer dieser Adept Chevalier ist. Ich meine sonst sagt sie uns doch auch immer alles Wissenswerte vorher. Wir wissen nur, dass er ein ehemaliges AX-Mitglied ist, sonst nichts“, wandte Abel ein und runzelte nachdenklich die Stirn. Der Blick seiner blauen Augen war nach innen gerichtet, als er so seinen Gedanken nachhing.

„Nun schau nicht wieder so, das gibt Falten…“, meinte sein Freund und schlug im mit seiner behandschuhten Hand kräftig auf den Rücken, um ihn aus seinen Grübeleien zu reißen. Dies hatte zur Folge, dass Abel seine Erdkunde-Kenntnisse unfreiwillig erweiterte, als er so gestoßen, die staubigen Pflastersteine auf der Piazza de Basilica küsste.

„Sag mal, was machst du dort unten? Wir wollen zum Ostbahnhof“, sagte Leon und half seinem Freund auf, sich keiner Schuld bewusst, trotz des anklagendes Blickes aus den blauen Augen seines Kollegen. Den restlichen Weg brachten die beiden ohne weitere Hindernisse hinter sich, jeder schweigend für sich. Auf dem Hauptbahnsteig kam gerade der Zug angerollt, mit dem Adept Chevalier in Rom ankommen sollte. Dampfend und zischend hielt die stattliche schwarze Dampflok schließlich an und die Türen der Waggons öffneten sich, doch nur wenige Passagiere stiegen aus. Gespannt warteten die beiden auf ihren neuen, alten Kollegen, wunderten sich jedoch als niemand dergleichen ausstieg. Kurz bevor die Dampflok mit einem Pfeifen wieder anfuhr, sprang eine junge Dame in einem weißen Reiseumhang aus dem letzten Waggon. Das Licht der strahlenden Mittagssonne wurde von den weißen Locken ihres Haares eingefangen, die dadurch von innen in einem überirischen Licht zu leuchten schienen.

„Das gibt es doch nicht. Er war nicht im Zug. Da kommen wir extra hierher und dann verpasst dieser Kerl auch noch seinen Zug, ich fass es nicht“, regte sich Leon auf und war dabei sich in Rage zu reden. Abel hingegen hatte nur Augen für die junge Dame, die nun mit zielsicheren Schritten auf die beiden Männer zukam. Als einfacher Mann konnte er den Reizen einer Frau nur schwer widerstehen. Abel war zwar kein Frauenheld, oder Schürzenjäger, jedoch wurde ihm beim Anblick mancher Frauen ganz anders, so auch jetzt. Seine blauen Augen ruhten auf ihrer grazilen Gestalt, die inzwischen nur noch weniger Meter von ihm entfernt war. Er wusste, dass er sie anstarrte, doch er konnte einfach nicht anders. Sie hatte etwas magisches an sich, dass seinen Blick einfach fesselte. Erst ein herzhafter Rippenstoß seines Nachbarn beförderte ihn zurück in die Wirklichkeit.

„Ich wünsche einen guten Tag, Patres. Könntet ihr mir wohl den Weg zur Piazza de Basilica nennen?“ fragte die junge Frau und schaute zuerst von Abel und dann zu Leon, wobei sie eingehend deren Kleidung in Augenschein nahm, so als hätte sie diese nie zuvor gesehen. Die Aufmachung der beiden unterschied sich aber auch wesentlich von der der übrigen Geistlichen. Über einem schwarzen, einfachem Hemd und einer schwarzen Hose wurde ein schwarzer Umhang getragen, der bis zur Taille reichte, sowie ein knöchellanger, schwarzer Überrock, der mit seitlichen Schlitzen zur Gehfreundlichkeit versehen war. Auf der Brust prangte, wie es natürlich üblich war, das obligatorische Silberkreuz, das die beiden Herren unweigerlich als Angehörige des geistlichen Standes auswies.

„Aber gewiss, Mademoiselle. Wenn sie erlauben, führen wir sie gerne dorthin…“, erklärte sich Leon bereit und schnitt dem aufkeimendem Widerspruch seines Kollegen mit einer entschiedenen Geste ab.

„Das geht nicht, Leon. Wir müssen doch Adept Chevalier abholen…“, klagte Abel nun doch. Sein Gegenüber setzte bereits zu einer Erwiderung an, wurde jedoch vom verhaltenen Kichern der jungen Dame unterbrochen.

Irritiert sahen die beiden Geistlichen zu ihr, wie konnten sie auch wissen worüber sie sich gerade so amüsierte.

„Ich bin Adept Chevalier.“

Das Treffen

Das Treffen

Ein frischer Ostwind wehte einige lose Buchenblätter durch die Luft und vor die Füße der drei Gestalten, die auf dem leeren Bahnhofssteig standen. Die beiden Männer in schwarzer Gewandung schauten mit großen Augen zu einer jungen Frau in ihrer Mitte hinab, die deren verwunderte Blicke mit einem verzeihenden Lächeln quittierte.

„Aber, aber…“, stammelte der silbernhaarige Geistliche und rückte seine Brille zurecht, die auf seiner Nase herabgerutscht war. Sein Gesichtsausdruck reizte die junge Dame sehr zum Lachen, jedoch verkniff sie es sich mühsam. Sie wollte sich über ihren ahnungslosen Kollegen nicht lustig machen, da ihm die Situation sicherlich peinlich sein mochte. Das war aber auch nicht verwunderlich, wenn man ihre vorhergegangenen Worte bedachte.

„Ich werde es euch gerne unterwegs erklären“, sagte sie versöhnlich und wandte sich dem Ausgang des Bahnhofs zu. Die beiden Patres schauten ihr immer noch ziemlich geschockt hinterher, fingen sich dann aber und eilten ihr nach, während sie selbst versuchten Sinn in die Aussage des „Adepten“ zu bringen.

//Ob sie wohl eine Transe ist?// schoss es Leon durch den Kopf und er kratzte sich nachdenklich über seinen Dreitagebart. Überhaupt war seine „geistliche“ Erscheinung etwas nachlässig, denn neben dem Dreitagebart hatte er das schwarze Hemd soweit aufgeknöpft, dass ein Großteil seiner beharrten Brust zu sehen war.

Ob dies seine Art war sich Frauen vom Leib zu halten? Fraglich, doch Samantha fand diesen „Gorillabewuchs“ mehr als nur abtörnend, jedoch äußerte sie sich nicht dazu. Ihr stand es nicht zu, über andere zu urteilen.

„Nun, um das kleine Missverständnis zu klären, muss ich gestehen, dass ich den Titel Adept nur ehrenhalber trage. Kardinalin Catharina Sforza hatte ihn mir für eine besondere Leistung mit Zuwilligung des Papstes verliehen. Normalerweise tragen nur Männer solch einen Titel, so liegt es ja auch nahe, dass ihr einen männlichen Kollegen erwartet habt. Dass Catharina euch nichts darüber gesagt hat, mag daran liegen, dass sie sich köstlich über diesen kleinen „Scherz“ amüsieren wollte“, erklärte die junge Frau schließlich als sie sich auf die Piazza de Basilica hinzubewegten, die um diese Tageszeit von Menschen erfüllt war. Diese besuchten den nahen Basar am Rande der Piazza, um ihre Tageseinkäufe zu erledigen.

„Das sieht ihr ähnlich…“, grummelte ihr haariger Begleiter und schien seine Vorgesetzte in Gedanken zu verwünschen.

„Nun, da dies geklärt wäre, würde ich doch gerne wissen, mit wem ich es hier zu tun habe“, fuhr sie im Plauderton fort.

„Ah, verzeiht uns bitte unsere schlechten Manieren, Mademoiselle. Mein Name ist Abel Nightroad und stehe im Dienste der Baronin von Mailand, Kardinalin Catharina Sforza…“, stellte sich der sanftmütig dreinschauende Pater vor und vollführte dann eine vage Geste zu seinem Begleiter.

„…und dies ist Leon Garcia d´Asturias, mein Kollege.“

„Wenn es nach der Kardinalin geht, werden wir noch eine lange Zeit zusammenarbeiten…“, erklärte der schwarzhaarige Pater und musterte die junge Frau noch einmal abschätzend.

„Obwohl ich gestehen muss, dass ein Fliegengewicht wie ihr wohl kaum eine nennenswerte Chance gegen einen Methusela hätte.“ Für diese Bemerkung erntete er ein glucksendes Kichern seitens des „Adepten“ und einen mahnenden Blick von Abel.

„Bitte seht ihm diese Unverschämtheit nach. Meistens weiß er sich zu benehmen, dennoch lassen manchmal seine Manieren zu wünschen übrig“, entschuldigte sich Abel verlegen lächelnd, doch Samantha winkte nur ab. Sie mochte Menschen, die aussprachen, was sie dachten. Sie war sowieso jemand, der die Wahrheit bevorzugte, auch wenn sie schmerzhaft sein mochte. Dafür wusste sie dann immer woran sie bei einer Sache war.

„Nun da wären wir. Dies ist der Hauptsitz von AX, der vatikanischen Abteilung für auswärtige, kirchliche Angelegenheiten. Euer neuer Arbeitsplatz…“, erklärte Abel und deutete mit einer einladenden Geste auf einen in etwa quadratischen Bau. Über seiner Mitte spannte sich ein riesiger, unterbrochener Stahlbogen, der als Träger für das riesige Kreuz fungierte. Dieses wurde zusätzlich noch mit Stahlseilen gesichert.

//Nun verfehlen werde ich dieses Gebäude wohl nie. Man kann es von überall sehen…//dachte Samantha bei sich und war erstaunt von der architektonischen Leistung, die beim Bau der Tragekonstruktion des Kreuzes vollbracht worden war.

Schließlich überquerten sie die kurze Brücke, die den Wassergraben überspannte und eine Verbindung zwischen dem Hauptsitz und der Piazza de Basilica herstellte.

Am anderen Ende der Brücke standen zwei vatikanische Wachen bereit, ihr langen Hellebarden kreuzend und verlangten, dass sich die drei auswiesen.

Leon zückte seinen Ausweis, sodass eine der Wachen diese begutachten konnte und winkte ihn durch.

„Ich brauche mich nicht auszuweisen, schließlich arbeite ich hier und gehe Tag ein Tag über diese Brücke. Ihr werdet euch doch wohl an mich noch erinnern“, meinte er mit einem gutmütigen Lächeln. Eine Wache trat misstrauisch näher heran und unterstrich die Forderung den Ausweis zu sehen mit einem Wink der schweren Hellebarde.

„Ist schon gut, ist schon gut. Einen Moment bitte“, sagte er mit abwehrender Geste und wühlte in den Taschen seiner Gewandung, allerdings ohne Erfolg.

„Sag bloß du hast schon wieder deinen Ausweis vergessen, Abel? Man, das ist ja mal wieder typisch…“, murrte Leon, der bemerkt hatte, das die anderen nicht folgten. Mit einem kurzen Wink gab er den Wachen zu verstehen, dass die beiden zu ihm gehörten. Nun endlich gaben die Wachen nach und ein genickter Pater, sowie ein leicht amüsierter „Adept“ folgten dem genervten Kollegen.

„Mit dir hat man auch nichts als Scherereien...“, murrte Leon, als die beiden zu ihm aufgeschlossen hatten.

„Seid nicht so streng mit ihm, Pater. Ich denke er hatte einfach nur Pech…“, sagte Samantha versöhnlich und ergriff damit für den Gescholtenen Partei.

Sie bekam nur ein unwilliges Schnauben von ihm zu hören, das einem Gorilla alle Ehre gemacht hätte.

„Danke, aber manchmal bin ich wirklich etwas schusselig, was solche Dinge angeht. Ich verspreche ich werde mich bessern…“, gelobte Abel und folgte seinem Kollegen in die Eingangshalle. Von dort aus nahmen sie eine der großen Marmortreppen hinauf in die erste Etage. Von der viereckigen Galerie zweigten in drei Richtungen gleich aussehende Gänge ab.

„Versuch dir den Weg zu merken. Hier sieht alles so ähnlich aus, dass man sich schnell verlaufen kann“, flüsterte ihr der silberhaarige Pater zu und schob erneut scheine Brille zurecht, die wieder hinabgerutscht war. Samantha versuchte sich den Rat zu Herzen zu nehmen, hatte aber nach kurzen hoffnungslos die Orientierung verloren.

„Ähm, wo gehen wir eigentlich hin?“ erkundigte sie sich. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal im Hauptsitz der AX gewesen war. Vieles hatte sich verändert und so war ihr auch nicht klar, dass sie auf das Büro der Kardinalin zuhielten.

„Die Kardinalin wollte euch unverzüglich sehen, sobald ihr angekommen wart“, erklärte Leon und wieder etwas freundlicher. Anscheinend hatte er seine Bärbeißerlaune wieder abgelegt.

//Ein wirklich launischer Kerl, aber er scheint doch ganz nett zu sein…//überlegte die junge Frau und hielt mit den anderen vor der besagten Bürotür an.

//Nach so langer Zeit sehen wir uns also wieder Catharina. Was ist es, dass du mich aus meinem Exil holen musstest? Ob du wohl immer noch wütend auf mich bist?// dachte sie und lächelte leicht wehmütig bei der vergangenen Erinnerung.

Konflikt

Konflikt

Die drei Geistlichen hatten endlich ihr vorläufiges Ziel, das Büro der Kardinalin, erreicht. Entschlossen klopfte Leon nun mit seiner behandschuhten linken Hand gegen das massive Holz der Bürotür und kündigte so ihr Kommen an. Gleich darauf drückte er schon die dunkle Metallklinke herab und betrat als Erster das Büro, gefolgt von dem etwas kleineren „Adepten“ und schließlich seinem silberhaarigen Kollegen.

Als die drei das Büro betraten kehrte augenblicklich Stille ein, da zuvor noch aufgeregt debattiert worden war. Samantha fiel ein braunhaariger Gelehrter auf, der nahe am Tisch der Kardinalin stand und anscheinend der Wortführer bei der Debatte gewesen war, zumal er noch auf eine holografische Projektion deutete, als hätte er diese erklären wollen. Außer ihm befanden sich noch sechs weitere Personen im Raum, allesamt waren sie Mitglieder der AX-Organisation. Unweit des gelehrt erscheinenden Mannes stand am Fenster eine Frau mit schwarzem, gewelltem Haar, das ihr bis zur Schulter herabreichte. Sie trug die typische weiße Nonnentracht, die mit blauen Streifen abgesetzt war. Direkt neben ihr schwebte eine im Sonnenlicht fast nicht erkennbare holografische Projektion einer blonden Nonne, die nun neugierig zu den Besuchern hinübersah. Samantha nahm an, dass diese Nonne von weiter her über eine holografische Projektion an der Diskussion teilnahm. In Wirklichkeit handelte es sich dabei um eine im Koma liegende Nonne, die mit Hilfe dieser Projektion sich frei bewegen konnte.

Näher zur Tür hin bemerkte die junge Frau zwei Männer. Einer von ihnen wirkte äußerlich kalt und abweisend, da er keine Miene verzog und sie auch keines Blickes würdigte.

//Vermutlich ein Androide…// schoss es ihr durch den Kopf, da sie Gerüchte gehört hatte, dass der Vatikan über eine solche Waffe verfügte.

Der andere Priester wirkte nicht weniger desinteressiert und in gewisser Weise entnervt, was Samantha an einer steilen Falte auf seiner Stirn festmachte. Nachdem sie nun ihre wohlmöglich neuen Kollegen kurz in Augenschein genommen hatte, wandte sie ihre blauen Augen dem Schreibtisch zu. Bevor sie den Blick auf ihre alte, neue Vorgesetzten warf,

glitt er zuerst noch über einen Mann mit schwarzem, schulterlangen Haar und gepflegtem Vollbart. Erinnerungsbruchstücke blitzten in ihren Gedanken auf und sie war sich sicher, diesen Mann schon einmal irgendwo gesehen zu haben, doch sie war sich nicht mehr sicher woher sie ihn zu kennen glaubte.

Dann zwang sie sich ihre Aufmerksamkeit auf die blonde Kardinalin zu richten, deren graue Augen sich unnachgiebig in ihre bohrten und ihr eine unausgesprochene Warnung mitteilten. Die junge Nonne seufzte.

//Das wird ein heiden Spaß…// dache sie bei sich und erwiderte den strengen Blick mit möglichst echter Gelassenheit. Dies alles hatte sich nur in wenigen Augenblicken abgespielt, als der „Adept“ mit seinen beiden Begleitern den Raum betreten hatten.

„Adept Chevalier meldet sich wie befohlen zurück zum Dienst…“, sagte sie und konnte die überraschten Augenpaare der anderen in ihrem Rücken spüren, doch sie ignorierte diese. Sie musste sich ganz auf ihre Begegnung mit der Kardinalin konzentrieren, denn sie konnte die Spannung zwischen ihnen immer noch deutlich spüren. Die letzten Jahre ihrer Dienstzeit waren von heftigen Auseinandersetzungen mit dem Oberhaupt der AX-Organisation begleitet worden und diese schienen sich bis zu diesem Tag erhalten zu haben.

„Willkommen zurück in Rom. Wie ihr wahrscheinlich schon vermutet habt, hat eure Wiedereinberufung in den Dienst einen ganz besonderen Hintergrund. Der Papst wird in drei Tagen einen Gottesdienst auf dem Petersplatz halten und wir befürchten daher zu Recht Anschläge auf seine Heiligkeit. Euch dürften keineswegs die Machenschaften des Rosenkreuzordens unbekannt sein, sodass ihr die drohende Gefahr sicherlich erkennt und mit mir darin übereinstimmt, alle notwenigen Mittel zu ergreifen, um die Sicherheit seiner Heiligkeit des Papstes zu gewährleisten…“, wandte endlich Catarina Sforza das Wort an ihre alte Bekannte, jedoch waren es eisige, distanzierte Worte.

„Ich verstehe…Werden wir dann mit den Mitgliedern der Inquisition zusammenarbeiten?“ erkundigte sie sich darauf, um das Ausmaß der bevorstehenden Aktion einschätzen zu können.

„Darüber haben wir bis gerade eben noch debattiert. Eine direkte Zusammenarbeit könnte heikel sein, da jeder es gewohnt ist für sich zu arbeiten und seine eigenen Methoden anwendet…“, erklärte nun der gelehrte Priester und wollte noch weitere Ausführungen zu diesem Thema zum besten geben, wurde jedoch von Samantha unterbrochen.

„Es tut mir Leid, wenn ich euch hier widersprechen muss, doch solch eine Zusammenarbeit, wie ihr sie vorschlagt würde in einer Katastrophe enden. Wenn es eine Zusammenarbeit geben soll, dann muss jeder wissen, wo sein Platz ist, wie groß sein Handlungsspielraum ist und wo seine Kompetenzen ihre Grenzen haben“, merkte die junge Frau mit dem weißen Haar mit fester Stimme an.

„Wie wollt ihr Hund und Katze denn dazu bewegen gemeinsam den Fuchs zu jagen…?“ erkundigte sich die holografische Nonne skeptisch.

„Ich habe da meine Beziehungen…“, ließ Samantha durchblicken und bat, dass man ihr das klärende Gespräch mit dem Leiter der Inquisition, Bruder Petros, überließ.

„Gut, ich verlasse mich auf eure Fähigkeiten in dieser Hinsicht und nehmt euch Zeit eure neuen Kollegen etwas kennen zu lernen.“ Mit diesen wenigen Worten beendete die Kardinalin die Besprechung und man verließ das Büro in geschlossener Ordnung. Erleichtert stieß Samantha die Luft aus, die sie während des Gesprächs krampfhaft angehalten hatte.

//Erste Konfrontation überlebt…// ging es ihr durch den Kopf, doch Ruhe würde sie jetzt noch nicht haben, da sich nun acht Geistliche um sie scharten und sie zum Aufenthaltsraum führten, wo sie ihnen erstmal Rede und Antwort würde stehen müssen. Früher hatte sie nur alleine gearbeitet, was ihr sehr behagt hatte, jetzt mit mehreren im Team zusammenzuarbeiten würde für sie eine neue Herausforderung darstellen, von der sie sich noch nicht ganz sicher war, ob sie sie mit Bravur meistern würde. Im gemütlich eingerichteten Aufenthaltsraum angekommen, wies man ihr einen Platz auf dem bequemen Sofa zu, dass einem Ebenbild von sich gegenüberstand und zusammen mit vier weiteren Stühlen zum sitzen einlud. Pater Abel Nightroad und sein Kollege Leon postierten sich wie selbstverständlich rechts und links von ihr auf dem Sofa. Zwischen den beiden großen Priestern wirkte ihre zierliche Gestalt irgendwie verloren, doch sie war froh, wenigstens etwas vertraute Personen neben sich sitzen zu haben.

Auf dem Sofa gegenüber nahmen der gelehrte Geistliche, die schwarzhaarige Nonne und der entnervt wirkende, blonde Mann Platz. Auf drei der vier Stühle verteilten sich dann noch der schwarzhaarige Priester mit dem gepflegten Vollbart, den sie zu kennen glaubte, der schweigsame Androide mit fuchsfarbenem, kurzen Haar und die als holografische Projektion sichtbare Nonne.

„Nun, da wir bereits deinen Namen kennen, wäre es nur angebracht, wenn wir uns kurz vorstellen…“, ergriff der braunhaarige Priester das Wort und begann dabei sich seine Tabakpfeife zu stopfen, die er anscheinend sehr gerne rauchte.

„Mein Name ist William Walther Wordsworth. Meine Kollege nennen mich auch Professor, was wohl daher rührt, dass ich wirklich als Professor an der römischen Universität tätig bin, jedoch nur nebenberuflich…“, stellte er sich galant vor und nickte dann seinem Sitznachbarn zu weiterzumachen.

„Ich bin Hugue de Watteau, besser bekannt als Sworddancer...“, sagte er knapp und wirkte immer noch ein wenig mürrisch.

//Ob er immer so ist…?// überlegte Samantha und wandte ihre Aufmerksamkeit nun der schwarzhaarigen Nonne zu, die Noélle Bor hieß und als Decknamen Mistress verwendete.

„Bezeichnung Tres Iqus, HC-IIIX, Codename Gunslinger“, ertönte es von dem Androiden, der sich an seiner Sprachweise eindeutig als solcher auswies, wenngleich sein äußeres Erscheinungsbild absolut menschlich wirkte, wenn man von der Emotionslosigkeit seiner Mimik einmal absah.

Danach meldete sich die blonde Nonne zu Wort.

„Ich bin Kate Scott. Man nennt mich auch Ironmaiden, so heißt übrigens auch das Schiff, das ich befehlige…“, erklärte sie, äußerte sich aber nicht zu den Umständen ihrer Erscheinung. Zuletzt war der schwarzhaarige Priester an der Reihe. Als er seinen Namen nannte, war Samantha sofort klar, woher sie ihn kannte.

//Havel Vaclav…//

Bombenstimmung

Bombenstimmung

Jetzt war Samantha klar, woher sie den dunkelhaarigen Priester mit dem gepflegten Vollbart kannte. Einige wenige Tage bevor sie das dringende Schreiben der Kardinalin zur Wiedereinberufung in den Dienst erhalten hatte, hatte sie von diesem Mann geträumt. Es kam sehr selten vor, dass sie von unbekannten Menschen träumte, deren Bekanntschaft sie in wenigen Tagen nach solch einem Traum machte. Tatsächlich war ihr das erst zweimal in ihrem ganzen Leben geschehen und es war immer mit sehr dramatischen Ereignissen verbunden gewesen.

Nachdenklich die Augen starr auf einen Punkt im großen Zimmer fixiert, versuchte sie sich den Traum nochmals in Erinnerung zu rufen, doch wie auch sonst, war es ihr nur mögliche wenige Bruchstücke hervorzuholen. Eines davon war das Bild, wie dieser Priester betend in einer leeren Kirche kniete.

„Stimmt etwas nicht, Schwester Chevalier…?“ erkundigte sich der silberhaarige Pater neben ihr. Auch wenn er nach außen hin tollpatschig und unscheinbar auftrat, konnte man bei ihm eine erstaunliche Auffassungsgabe und Beobachtunsgenauigkeit feststellten. So aus ihren Gedanken gerissen winkte sie entschuldigend lächelnd ab und erklärte, dass Havel sie an jemanden erinnere, erwähnte dabei aber nicht ihren Traum. Niemanden außer ihr gingen ihre Träume etwas an.

„Ich muss gestehen, dass ich sehr neugierig bin, wie du es schaffen willst, dass die Inquisition Hand in Hand mit uns zusammenarbeitet. Zwischen ihnen und uns gibt es da nach wie vor diese unterschwelligen Spannungen. Kardinal Francesco di Medici traut den Methusela nicht über den Weg, auch solchen die eine Versöhnung unserer beiden Völker anstreben, während Kardinalin Catherine Sforza sich um einen diplomatischen und versöhnlichen Dialog bemüht“, richtete nun Noélle das Wort an den jungen „Adepten“.

Zwar hatte die weißhaarige Nonne angedeutet, dass sie gewisse Beziehungen zu dem Leiter der Inquisition, Bruder Petros, unterhielt, aber Noélle wollte mehr über Samanthas Beziehung zu dieser Organisation und ihrem Oberhaupt erfahren.

Einzig und allein hatte Havel früher einmal für die Inquisition gearbeitet, aber war später dann zur AX gewechselt. Mit der Zeit hatte man sich daran gewöhnt und keine Fragen mehr gestellt, die er nur sehr ungern, oder aber gar nicht beantwortet hatte. Nun war es an Samantha auszupacken.

„Ich kenne Bruder Petros noch aus seiner Anfangsszeit, als er noch nicht Leiter der Inquisition war. Wir haben gemeinsam ein paar wenige Missionen durchgeführt und uns soweit verstanden, dass ein vernünftiges Arbeiten möglich war. Auch wenn es schon lange her ist, dass wir das letzte Mal Kontakt zueinander hatten, so bin ich mir sicher, dass er die alten Zeiten nicht völlig vergessen hat…“, gestand Samantha ruhig und nickte zu ihren Worten leicht, um sie nochmals zu bestätigen.

„Wenn sich alles wie erhofft gibt, können wir schon morgen Abend mit den Planungen zur Sicherung des Gottesdienstes beginnen. Es wäre gut zu wissen, wie viel Kräfte und Material uns zu Verfügung steht.“

Leon war nicht schlecht erstaunt zu hören, was ihre neue Kollegin da von sich gab. Man konnte ihr anhören, dass sie einen gewissen Grad an Erfahrung besaß und er begann sich nun wirklich zu wundern, wo sie sich diesen wohl angeeignet haben mochte. Er schätzte die junge Frau nicht älter als 20 Jahre ein. An für sich war sie viel zu jung, um eine Veterinärin der AX-Organisation zu sein, außer ihr Äußeres gab nicht ihr wahres Alter wieder. Bei diesem Gedanken wanderten seine dunklen Augen hinüber zu Abel, der ebenfalls viel jünger aussah, als er in Wirklichkeit war. Soweit Leon wusste, gehörte sein unscheinbarer Kollege zu jenen Lebewesen, die damals von den Marssiedlern auf einer Raumstation erschaffen worden waren. Die so genannten Krusnik, waren als Menschen geboren worden, aber kurz nach ihrer Geburt mit einem außerirdischen Virus und Nano-Sonden in Kontakt gekommen, die sie auf drastische Weise verändert hatten.

Ein Krusnik, von denen es vier an der Zahl gab, besaß ungeheuerliche, körperliche Stärke, die ihn einem Menschen und sogar einem starken Methusela überlegen machte. Neben dieser Stärke konnte ein Krusnik auch auf diverse Magie und Waffen zurückgreifen.

Bisher hatte Leon seinen Kollegen nur ein einziges Mal seine verborgenen Kräfte einsetzen sehen, aber er konnte sich an jenen Tag noch genauso deutlich erinnern, als wäre es erst der gestrige Tag gewesen.

Damals hatten sie sich wieder einmal gegen den Rosenkreuzorden zur Wehr setzen müssen. Im Zuge dieses Kampfes hatte sich Abel in seine Krusnik-Form verwandelt. Das lange zum Pferdeschwanz gebundene Haar hatte sich hoch aufgestellt, als hätte es ein permanenter Luftstoß von unten nach oben geblasen. Die sonst schon recht blasse Haut hatte einen bleichen, weißgräulichen Teint angenommen, während die Lippen ihr Rot abgelegt hatten und violett geworden waren. Statt der blauen Augen hatten blutrote ihren Widersachern entgegengesehen. Wenn allein dies noch keinen Anlass zur Besorgnis gegeben hätte, so hätten es die pechschwarzen Flügel getan, zwischen denen unablässig Blitze und Energiebögen umherschossen. Die rote, gezackte Sense, die Abel als Krusnik aus seinem eigenen Blut geschaffen hatte, hatte es ihm und den anderen gegenwärtigen Kollegen ermöglicht aus den gefährlichen Drähten des Marionettenspielers zu entkommen. Hinter diesem so ungefährlich wirkenden Namen verbarg sich die perfide, brutale und gerissene Gestalt eines durchtriebenen, jungen Forschers namens Dietrich von Lohengrin.

Eine plötzliche Explosion, die selbst das Hauptgebäude der AX-Organisation in ihren Grundfesten erschütterte, holte den schwarzhaarigen Geistlichen aus seiner tiefen Grübelei zurück in die Gegenwart.

Havel, der sich fast direkt an einem der großen Glasfenster befand, sah prüfend hinaus und entdeckte eine gewaltige, dunkle Rauchsäule, die sich am gegenüberliegenden Flügel des Gebäudes drohend gen Himmel erhob.

//Ein Angriff…? Von wem…?// schoss es ihm durch den Kopf, doch er konnte keine Angreifer ausmachen, weder auf dem Boden noch in der Luft.

„Lasst uns nachsehen…“, hörte er die junge Nonne mit weißem Haar sagen, doch als er sich zu ihr umdrehte, hatte sie bereits den Aufenthaltsraum verlassen und eilte schon durch die langen Gänge an den Ort des Geschehens. Etwas verdutzt über diesen Befehlston folgten die anderen erst kurz darauf, sodass Samantha, die rasch durch die Gänge rannte einen erheblichen Vorsprung vor den anderen hatte.

//Gut, die anderen liegen noch etwas zurück, dann brauch ich mich im Notfall nicht zurückhalten, wenn ich doch noch auf Widerstand stoßen sollte…// dachte Samantha und fühlte eine gewisse Erleichterung. Die anderen mochten in ihr eine junge Nonne mit zweifelhaftem Hintergrund sehen, doch sie war weit mehr als das. Dass sie anders war, machte sie aber nicht zwangsläufig stolz. Nur zu oft hatte sie sich gewünscht wenigstens etwas normaler zu sein. Die Fähigkeiten, die ihr mit der künstlichen Geburt an die Hand gegeben worden waren, sah sie nicht als Segen, sondern als Fluch an. So war es auch nur zu verständlich, dass sie niemandem auf ihre Andersartigkeit aufmerksam machen wollte.

Schlitternd kam sie endlich an dem betroffenen Gebäudeteil an, durch den sich ein zerstörerisches Flammenmeer auszubreiten begann. Offenbar war die Gegend um die Bombe mit hochentzündlichem Material präpariert worden, sodass das Feuer rasch um sich griff und weite Teile verheeren konnte.

//Aber warum dieser kaum bewohnte und benutzte Teil des Gebäudes? Warum nicht zum Beispiel eine empfindlichere Stelle…?// rätselte die junge Frau und näherte sich vorsichtig dem brennenden Gang. Sich noch einmal umsehend vergewisserte sie sich, dass niemand da war, um sie zu beobachten und errichtete dann einen eng anliegenden Schutzschild, mit dem sie sich in das sich langsam ausbreitende Flammeninferno wagte. Wogende Hitze schloss sie ein und versetzte die Nonne in eine der Höllen ähnliche Umgebung. Die heiße Luft wurde nur wenig durch den Schild gekühlt und brannte ihr schmerzhaft in der Lunge und auch die Hitze der Flammen spürte sie nur gering gemildert auf ihrer Haut, sodass sie schnell ins Schwitzen geriet. Was sie nicht mehr bei ihrem Eintritt in den beschädigten Gang bemerkt hatte, war, dass ihre Kollegen doch nicht so langsam, wie angenommen, gewesen waren und sie noch in Flammenhölle hatten gehen sehen können.

Unerwartete Wendung

Unerwartete Wendung

Ungläubig staunende Augenpaare hafteten an dem tosenden Flammenmeer, das sich inzwischen nur noch langsam ausbreitete und dabei seine unmittelbare Umgebung wie ein hungriges Tier verzehrte. Die ehemals weißen Wände waren in feuriges Rot getaucht, oder von schwarzem Ruß bedeckt, der auch die Luft erfüllte. Der dunkle, heiße Rauch machte das Atmen zur Qual, sodass sich die sieben Geistlichen mit Ausnahme der holografischen Schwester Kate mit Ärmeln Nase und Mund bedeckten. Obwohl sie noch gut fünfzehn Meter vom tobenden Feuer entfernt waren, schlug ihnen die gewaltige Hitze fast ungehemmt entgegen.

„Verdammt, ist das eine Hitze!“ fluchte Leon ungehalten und öffnete sein schwarzes Hemd noch ein Stück in der trügerischen Hoffnung so etwas Abkühlung zu erfahren.

Wenn die sieben die Hitze schon als schwer zu ertragen empfanden, wie musste sich dann erst der wagemutige „Adept“ fühlen, der sich scheinbar völlig schutzlos in die brennende Hölle begeben hatte. Havel, William und Noélle beeilten sich nun Feuerlöscher aufzutreiben, mit denen sie die alarmierte Feuerwehr würden unterstützen können.

„Schwester Samantha!“ schrie Leon gegen das Tosen des vernichtenden Feuers an, erhielt jedoch keine Antwort. Das einzige, was die junge Nonne gegenwärtig hören konnte, war das Brüllen der Feuersbrunst und das Bersten von Holz, Glas und Stein, welche vor der immensen Hitze kapitulierten.

Nach einigen beschwerlichen Metern, die sie sich durch die ungemütliche Umgebung gekämpft hatte, hatte Samantha den Brandherd erreicht, von dem sich das Feuer nach der gewaltigen Explosion aus rasant ausgebreitet hatte. Geröllstücke, die aus der Decke, oder der Wand gesprengt worden waren, lagen in dem brennenden Gang wie gefährliche Stolperfallen verstreut, sodass sie sehr aufpassen musste nicht über diese zu stolpern.

//Das wird nicht einfach werden…// dachte sie innerlich seufzend und ging nochmals rasch ihren Plan zum Löschen des Feuers durch.

//Bei der momentanen Ausbreitung des Feuers werde ich einiges an astraler Energie ausbringen müssen. Den Schild werde ich dann nicht mehr aufrechterhalten können, falls etwas bei der Sache schief gehen sollte//. Mehrmals tief durchatmend beruhigte sie ihren Geist, sodass sie sich besser konzentrieren konnte, sodass sie von ihrer inneren, astralen Energie schöpfen konnte. Diese Energie lag nur ihr allein in ihrem Wesen zugrunde und nur sie allein konnte darüber verfügen. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal auf ihre astrale Energie zugegriffen hatte, sodass sie einige kostbare Minuten brauchte um genügend von der überirdischen Energie anzusammeln. Daraus wob sie nun ein starkes Windnetz, das sie als kugelförmiges, bläulich schimmerndes Gebilde zwischen ihren Händen barg. Rasch warf sie das fertig gestellte Netz über die gesamte betroffene Fläche aus und setzte die gebündelte Kraft frei.

Augenblicklich fegte ein gewaltiger Sturm durch den noch brennenden Gang und blies das gewaltige Feuer aus, das sich der entfesselten Naturgewalt beugen musste.

Erleichterung durchströmte Samanthas Adern und ließ sie aufatmen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, obwohl sie an sich selbst gezweifelt hatte. Mit dieser ungewöhnlichen Tat waren ihre Zweifel jedoch hinfort gefegt. Der Freude jedoch folgte fast Schlag auf Schlag die bleischwere Ernüchterung, als sie das rußgeschwärzte und verschwitzte Gesicht Leons im Augenwinkel bemerkte. Dieser kam zusammen mit Abeln zu ihr geeilt, die Sorge und Verwunderung in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen.

//Hm, sie haben mich anscheinend doch gesehen, wie ich den in Flammen stehenden Gang betreten habe. Allein mein jetziger Standort und das plötzliche Erlöschen der Flammen werden unangenehme Fragen aufwerfen// stellte sie resigniert fest und schalt sich selbst, dass sie sich zu solch einer unbesonnen Tat hatte hinreißen lassen ohne sich vorher die gewaltigen Konsequenzen klar zu machen. Leichte Kopfschmerzen gesellten sich zu ihren Schuldgefühlen, die Samantha auf den anstrengenden und ungewohnten Zauber zurückführte, den sie vorhin gewirkte hatte.

Mit ihrem mächtigen Gewicht drückten sich nun Leons Pranken auf ihre schmalen Schultern und hielten diese fest umklammert, als könnte die junge Nonne sich als Trugbild erweisen.

„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ hörte sie den schwarzhaarigen Priester mit besorgt gerunzelter Stirn fragen.

//Wenn du noch weiter zudrückst, bin ich verletzt// dachte sie zornig, da sein fester Griff zu schmerzen begann, sodass sie sich aus ihm wand.

„Nein, mir geht’s gut…“, gab sie ihm ermattet zur Antwort und rieb sich leicht die linke Schulter. Pater Abel war ein Stück weiter gegangen und inspizierte erstaunt den verschmorten Gang, in dem zuvor noch die zerstörerische Feuersbrunst gewütet hatte.

„Wie hast du das gemacht?“

Da, die alles entscheidende und verändernde Frage, vor der sich Samantha seit ihrer Rückkehr gefürchtet hatte, war gesellt.

Was sollte sie jetzt tun? Die Ahnungslose spielen? Nein, das wäre zu unglaubwürdig, denn was sollte sie antworten, wenn die Frage aufkommen sollte, warum sie überhaupt die tödliche Zone betreten hatte? Sie war in diese missliche Lage durch eigenes Unvermögen geraten und musste da nun durch. Komme, was da wolle!

Ihr Gehirn arbeitete träge nach der ungewohnten Anstrengung, sodass ihre umhauende Antwort ein wenig auf sich warten ließ. Anstelle der eigentlich geplanten Erklärung kam nur ein einzelnes sich selbsterklärendes Wort über ihre trockenen Lippen: „Magie.“

Irgendetwas schien nicht mit Samantha zu stimmen, da war sich das weißhaarige Mädchen inzwischen sicher, denn ihr Körper begann ihr nach und nach den Dienst zu verweigern. Erst hatte sich ihre Zunge geweigert die mit Bedacht gewählten Gedankenworte zu wiederholen, dann quittierten auch ihre Ohren ihr den Dienst. Abels überraschte Worte drangen nicht mehr zu ihr durch, da das Rauschen ihres eigenen Blutes jedes andere Geräusch überdeckte. Von seinen Lippen vermochte sie ebenfalls nicht mehr zu lesen, da ihre Augen ihren Blick stets zu Boden herabsinken ließen, als zöge sie eine überirdische Kraft sie dorthin.

Ihr Atem wurde immer flacher und kürzer, während kalter Schweiß sich auf ihrer erwärmten Stirn zu sammeln begann.

Im nächsten Augenblick verschwamm die Welt auch schon in einem schwarzen Strudel, dessen gewaltiger Sog sie mit sich zog, hinab in die Bewusstlosigkeit.

Leon hatte das verblüffende Geständnis der jungen Nonne noch gar nicht richtig verdaut, als deren Kreislauf sich bereits verabschiedete und sie bewusstlos gegen den Oberkörper der schwarzhaarigen Priesters sacken ließ. Reflexartig legten sich seine starken Pranken um ihren zierlichen Körper, sodass sie vor einem unangenehmen Sturz auf den harten Marmorboden verschont blieb.

//Holla, sie muss ja wirklich fertig sein…// grübelte Leon und hob seine junge Kollegin rasch auf die Arme, wo sie es bequemer haben würde und er sie besser auf ihr Zimmer tragen konnte.

„Da haben wir uns aber ein exotisches Früchtchen angelacht, hm?“ meinte er dann zu seinem silberhaarigen Kollegen, der sich die herab gerutschte Brille gerade wieder zu Recht schob.

//In der Tat. Das dürfte noch einige sehr interessante Situationen mit sich bringen. Niemand außer Catherina weiß, wozu sie allein im Stande ist…// dachte Abel und folgte Leon zu den anderen, die an der Gangabzweigung gewartet hatten.

„Was ist passiert? Ist jemand verletzt?“ begann nun der „Professor“ alias William Walter Wordsworth zu fragen, während der herbeigeschaffte Feuerlöscher nun nutzlos unter seinem rechten Arm eingeklemmt verharrte.

„Ein Wunder ist geschehen“, war Leons nüchternde Antwort und stiefelte dabei einfach an seinem fragend dreinblickenden Kollegen vorbei Richtung Unterkünfte.

//Wenn sie solch eine Magie verwendet, dann ist sie sehr wahrscheinlich eine Hexe. Das ist nicht gut, denn wenn die Inquisition davon Wind bekommt, gibt es ordentlich Ärger// überlegte Leon und erinnerte sich an den gewaltigen Sturm, den sie entfesselt hatte und der ihn und Abel von den Füßen gerissen hatte. Er wusste, dass sie Kardinalin die junge Nonne schon früher beschäftigt hatte und Vertrauen in ihre Fähigkeiten gefasst hatte, sodass die anderen AX-Mitglieder ebenfalls ihrer neuen Kollegin vertrauen konnten.

Welcher Ursache jedoch die geladenen Spannungen zwischen den beiden Frauen waren, war ihm schleierhaft, aber er vermutete, dass sie als ehemalige Einzelgängerin gerne Mal ihren eigenen Kopf während ihrer Aufträge durchsetzte. Es war einfach ihre Art ihren Willen zu behaupten, glaubte er und musste leicht schmunzeln. Jeder von ihnen hatte am Anfang mit dem Problem zu kämpfen gehabt, niemanden in gleicher Position zu dulden. Er selber setzte immer noch gerne seinen Kopf durch, doch er war schon lange nicht mehr der hitzköpfige Dickkopf wie früher einmal.

//Sie wird sich mit der Zeit auch daran gewöhnen…// gab sich der schwarzhaarige Priester zuversichtlich und betrat das für Samantha bereitgestellte Zimmer.

Erinnerungen

Erinnerungen
 

Sie hasste das Gefühl sich nicht bewegen zu können. Diese Hilflosigkeit und Schwäche machten sie fast krank vor hilflosem Zorn. Sie war ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Neben der Wut und dem Zorn empfand sie aber auch Angst. Ein nur allzu verständliches Gefühl, wenn man bedachte, dass sie Tag um Tag von den hoch gewachsenen Gestalten in weißen Kitteln umlauert wurde. Einzig und allein die Nacht war ein Trost für sie, denn dann war sie allein, sich selbst überlassen und konnte sich von den stressigen und unheilvollen Tagen erholen.

Jeder Tag begann gleich und endete auf dieselbe Weise, indem man sie morgens aus ihrem kleinen, spartanischen Raum holte und zu den Laboren und Testgelände führte. Jeden Tag wurden die Testergebnisse des vorherigen kontrolliert, jede Schicht versuchte die andere mit höheren Werten zu übertrumpfen. 15 Stunden nonstop auf dem Laufband gegen 19 Stunden nonstop auf dem Laufband. Ein normaler Mensch wäre schon längst unter diesem Wahnsinn im Sinne der Wissenschaft zusammengebrochen, aber nicht sie. Nein, sie war ja kein Mensch. Sie war nicht von dem schwachen und vergänglichen Fleisch, hatte nicht diesen beschränkten Geist und die kümmerliche, abartige Seele jener Menschen, die sie wie ein Aushängeschild oder eine Trophäe vor Kollegen herumzeigten. Menschlich war sie nur, was ihre Gefühle anging, Wut, Zorn, Hass, Angst, Sehnsucht, Trauer…

Niemandem außer einem zeigte sie diese Gefühle, denn nur so war es ihr möglich in dieser sterilen Welt zu überleben. Alle, außer einem, hielten ihre wissenschaftliche Distanz zu ihr, doch er war ihr stets nahe. War ihr Trost in dunklen Zeiten. Wie ein Vater kümmerte er sich um sie, hegte sie, beschützte sie soweit er es vermochte, obwohl auch er diesen verhassten weißen Kittel trug.

Sie hatte gelernt, dass Widerstand zwecklos war und mit schweren Strafen belegt wurde, doch im inneren heulte sie stets grimmig auf, wenn sie sich in ihr Schicksal zu fügen hatte. Sie wusste, dass es eine Zeit geben würde, da sie würde fliehen können, sie musste nur Geduld haben.

Die ersehnte Möglichkeit zur Flucht ergab sich eher, als sie selbst vermutet, ja sogar gehofft hatte. In einer der dunkelsten Nächte kam er zu ihr, stahl sich in ihr kleines Zimmer und scheuchte sie mit einer dringlichen Geste durch die leeren Gänge. Sie nahm rasch die Beine in die Hand und lief, lief, wie sie nie zuvor gelaufen war. Sie blickte nicht zurück, nur nach vorn in die Freiheit. Vorbei an den Wachen, die sie nicht sehen konnten, da sie sich selbst getarnt hatte, wohl wissend, dass ein einziges Augenpaar, dass ihr begegnete, sie sofort verraten würde. Ihre Füße schmiegten sich lautlos an den kalten Untergrund, den sie mit jedem Schritt weiter zurückließ.

Der Gedanke an die lang ersehnte Freiheit zu gelangen, war stärker als der gerechte Zorn sich an ihren Peinigern rächen zu wollen, sodass ihre Hände an diesem Ort ganz allein blütenweiße Unschuld trugen.

Wie ein Schatten verließ sie schließlich den verhassten Ort ihrer jahrelangen Gefangenschaft, um ein neues Leben zu beginnen. Fernab von dem alltäglichen Alptraum, den sie dort tief unter dem Wüstensand erlebt hatte.

Sie war frei!

Mit dem Aufgang der gnadenlosen Wüstensonne wurde nicht nur ein neuer Tag geboren, sondern auch ein neues Wesen, das die Arme nun zum Himmel streckte und jenen Mächten dankten, die ihr in unendlicher Güte die Freiheit geschenkt hatten.

Sie war wiedergeboren in dieser Welt, mit neuem Leben und neuem Namen.

Wie ein Phantom verschwand sie in der Wüste und tauchte ein in eine neue, unbekannte Welt…
 

Mit einem gewaltigen Ruck hatte sich Samantha Chevalier in ihrem weichen Bett aufgesetzt. Ihr Atem ging noch immer stoßweise, als hätte sie noch einmal die lange Reise aus ihrer Vergangenheit angetreten. Die verschwitzte und zerwühlte, dünne Bettdecke war ihr vom Oberkörper gerutscht, der nur noch mit einem langen, weißen Nachtgewand bedeckt war. Etwas desorientiert und von ihrem Alptraum noch geistig umnächtigt, stellte sie fest, dass sie nicht allein im Zimmer war. Rasch raffte sie die herab gerutschte Decke zusammen und schlang sie enger um den noch immer zitternden und schwer atmenden Körper.

„Shht, es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit“, hörte sie eine bekannte Stimme sagen, die sie als die des silberhaarigen, harmlosen Priesters identifizierte, der sich von einem der großen Fenster zu ihr umgedreht hatte. Nur wenig Licht drang durch die Fenster, die in der Wand gegenüber vom Bett eingelassen worden waren, sodass ein schummriges Zwielicht im Raum herrschte.

„Es ist alles gut, Samantha. Es war nur ein Alptraum“, sprach Abel erneut beruhigend auf sie ein und trat nun ganz von dem Fenster zurück, aus dem er geschaut hatte.

//Was macht er überhaupt in meinem Zimmer…?// fragte sie sich leicht verwirrt und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war.

„Ich habe über dich und deinen Schlaf gewacht“, gab der Geistliche auf ihre unausgesprochene und doch in ihrem Gesicht deutlich lesbare Frage zur Antwort. Allmählich schien sich Samantha wieder zu beruhigen, sodass sie ihr Kollege vorsichtig einen Stuhl an ihr Bett zog und sich zu ihr setzte.

„Leon und ich dachten uns, dass es besser wäre ein sorgsames Auge auf dich zu haben, da der Zauber dich so sehr geschwächt hatte.“

Die junge Nonne erinnerte sich nun wieder an die wenige Stunden zurückliegenden Ereignisse.

„Weiß man schon näheres zur Ursache und potentiellen Tätern?“ erkundigte sie sich mit neutraler Stimme und versuchte dabei ihre Gedanken zu ordnen, die immer noch kreuz und quer liefen. Sie fürchtete sich innerlich vor den noch ausstehenden Fragen, denn es war klar, dass ihre Kollegen jedes noch so kleine Detail würden wissen wollen. Wieso verfügte sie über Magie? War sie eine Hexe? Woher genau bezog sie ihre Kräfte? Solche und ähnliche Fragen würden unweigerlich tief verborgene und verdrängte Erinnerungen wachrufen, die sie gerne für immer vergessen würde. Sie gehörten zu einem anderen Leben, zu einem anderen Wesen.

„Die bisherigen Untersuchungen haben nur ergeben, dass es sich um eine selbstgebaute Bombe mit Zeitzünder gehandelt hat. Zum Glück wurde niemand verletzt, da dieser Gebäudeteil kaum genutzt wird. Einzig und allein für die große Bibliothek hätte Gefahr bestanden, wenn du nicht so rasch gehandelt hättest“, berichtete Abel und beugte sich leicht vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und die Hände wie betend gefaltet.

Er erhielt nur ein leichtes Nicken von ihr, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Ansonsten wirkte die junge Frau auf dem Bett vor ihm geistig abwesend.

„Für morgen ist eine genauere Besprechung angesetzt worden. Catherina wird einen ausführlichen Bericht über die Ereignisse von dir hören wollen“, erklärte er und bemerkte, wie sie leicht bei seinen Worten zusammenzuckte. Abel fragte sich, ob sich die junge Nonne vor der Begegnung mit der Kardinalin fürchtete, doch instinktiv vermutete, dass ihre Reaktion eher daher rührte, dass es ihr unangenehm war über ihre Magie zu sprechen. Er konnte sie in gewisser Weise nur zu gut verstehen, denn Magie konnte Menschen zu Außenseitern machen. Magier und Hexen, waren sie als solche erst einmal erkannt, hoben sich stark gegen die „normale“ Gesellschaft ab. Man mied und verachtete sie, weil sie anders waren und über Kräfte verfügten, die gefürchtet waren.

Auch Abel war anders, obwohl man es ihm, wie auch Samantha, nicht auf Anhieb ansah. Tief in seinem Inneren verbarg er ein dunkles Geheimnis, dass er nicht gerne das Tageslicht erblicken ließ. Er hasste sich dafür, doch im Laufe seines langen Lebens hatte er es halbwegs geschafft damit zurechtzukommen. Der Weg dorthin war beschwerlich gewesen und viele Steine hatten ihn zum Stolpern gebracht, doch zusammen mit seinen wenigen Freunden und Kollegen hatte er diese Schwierigkeiten gemeistert.

//Wenn sie niemanden hat, werden wir ihr beistehen…// schwor der silberhaarige geistliche und schenkte seiner jüngeren Kollegin ein aufmunterndes Lächeln, das ihre abgedriftete Aufmerksamkeit erregte. Ein wenig irritiert blickte sie ihn an, erwiederte aber dann sein warmes Lächeln. Es tat gut jemanden zu haben, der einen trotz seiner Fehler und Macken mochte…
 

Es war ein warmer Sommerabend gewesen, als sie solch ein wohltuendes Lächeln zum letzten Mal gesehen hatte. Die Augen waren himmelblau und das lange, lockige Haar sonnengelb gewesen. Sie erinnerte sich an einen freien Oberkörper und muskulöse Beine, die unter einem weißen, langen Waffenrock verborgen gewesen waren. Er hatte sie angelächelt, auf die gleiche Weise, und ihr dann einen kurzen Abschiedskuss auf die Lippen gedrückt. Sie hatte damals gewusst, dass sie ihn nie wieder sehen würde.

//Raphael//
 

…Die kurz aufgeflammte Erinnerung aus längst vergangener Zeit verblasste schnell wieder, nur den Kuss meinte Samantha noch immer auf ihren Lippen prickeln zu spüren. Sie widerstand dem starken Drang ihre Lippen zu berühren und starrte stattdessen hinaus in die Dunkelheit der Nacht.

„Mach dir keine Sorgen. Alles wir gut. Versuch noch etwas Schlaf zu finden, der nächste Tag beginnt früh genug“, sagte Abel und lehnte sich auf dem Stuhl wieder zurück, sodass sein Gesicht im Dunklen lag und seine Gedanken vor ihr verbarg. Samantha war sich sicher, dass sie diesem Priester vertrauen konnte und nahm seinen Vorschlag an.

//Raphael// war ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen.

Der nächste Tag

Der nächste Tag

Warme Sonnenstrahlen fluteten durch die Fenster an der Ostseite auch in Samanthas Zimmer und strichen dabei sanft über die noch schlafende Gestalt. Von der zunehmenden Helligkeit geweckt, setzte sich die junge Frau noch leicht verschlafen in ihrem Bett auf und blinzelte aus kleinen Augen zu dem Quell der Helligkeit. Ein Blick zur linken Seite bestätigte ihre intuitive Vermutung: Abel war nicht mehr da. Der Stuhl auf dem er vergangene Nacht gesessen hatte und über sie und ihren Schlaf gewacht hatte, stand nun einsam und verwaist an ihrem Bett. Samantha vermutete, dass er zeitig sein Tagewerk begonnen hatte und sie hatte schlafen lassen, damit sie sich von der Anstrengung und Aufregung des vergangenen Tages erholen konnte.

Abels Beispiel folgend stand die junge Nonne ebenfalls auf und begab sich in das an ihr Zimmer angeschlossene Bad. Eine seltsame Frau starrte ihr mit unordentlichem Haar und abgespannt wirkender Miene entgegen aus dem Spiegel heraus entgegen. Es dauerte einen Augenblick, bis Samantha bewusst wurde, dass dies nur ihr eigenes, mitgenommenes Spiegelbild war. Seufzend machte sie sich daran die Spuren des Schlafes zu tilgen und sich ein halbwegs annehmbares Äußeres zu geben.

Kurze Zeit später verließ Samantha fertig angekleidet ihr Zimmer und machte sich auf die Suche nach dem Speisesaal. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal dort gewesen war, doch ihre Füße fanden fast von ganz alleine den Weg, den sie früher sooft gegangen war. Auf ihrem Weg hing sie ihren Gedanken nach, die sich zum einen um die von Abel erwähnte Berichterstattung, zum anderen um ein mögliches Treffen mit dem Leiter der Inquisition drehten. Die Gedanken an die anstehende Berichterstattung waren meist düsterer Natur, da Samantha ihre magische Begabung vor allen würde offen legen müssen. Sie fürchtete sich vor den unangenehmen Fragen und der Ablehnung und Distanz, die unweigerlich daraus erwachsen würden.

Bei Bruder Petros, dem Leiter der Inquisition, war das ganz anders. Er kannte ihr ganzes Geheimnis, er wusste sogar noch mehr als Catherina Sforza. Er hatte sie verstanden, auch wenn er das ungeheuerliche Verbrechen, dass ihr angetan worden war, hatte erstmal verdauen müssen. Auf so viel Toleranz und Akzeptanz war sie bisher nur bei ihm gestoßen, sodass sie zu Recht von sich behaupten konnte ihn als Freund gewonnen zu haben.

//In all den Jahren wird er sich sicherlich verändert haben, hoffentlich nur äußerlich…// dachte sie und erinnerte sich an den jungen Burschen von sechzehn Jahren, der die Ausbildung bei der Inquisition begann. Seine Initiation hatte sie jedoch nicht mehr erlebt, weil sie kaum drei Jahre später nach ihrem Kennen lernen ins Dienstexil gegangen war.

Samantha seufzte leise und betrat dann den fast leeren Speisesaal, den sie inzwischen erreicht hatte, durch dessen hölzerne Flügeltür. Nur wenige Nonnen und Priester nahmen ihre morgendliche Mahlzeit ein, der Rest hatte dies sicherlich schon vor ein paar Stunden getan. Die junge Frau setzte sich an einen leeren Tisch an der Fensterfront und begann ihr Frühstück mit zwei Scheiben Brot, Marmelade, Aufschnitt und einer Tasse heißem Tee. Nur das Geräusch von klapperndem Geschirr, leisen Gesprächen und gelegentlichem Stühlerücken erfüllte den Speisesaal.

Wieder drifteten Samanthas Gedanken ab und kreisten um die gefürchtete Besprechung, die sicherlich nach dem Frühstück stattfinden würde. Voller Unbehagen verkrampften sich ihre Eingeweide, während sie sich vorstellte, wie eine Angeklagte vor einem Tribunal Rede und Antwort stehen zu müssen. Sie hatte gehofft, dass ihr dies erspart bleiben würde, doch sie hatte diese Misere, in der sie sich nun befand, ganz alleine durch ihr unbedachtes Handeln heraufbeschworen. Eines war klar, sie musste da nun durch, komme was da wolle!

Fertig gefrühstückt räumte sie ihre Sachen fort und machte sich auf den Weg zum Büro der Kardinalin, wie ein Lamm zu seiner Schlachtbank. Grübelnd brütete sie über mögliche Antworten, die sie geben konnte, ohne all zu viel von sich und ihren Kräften Preis zu geben.

Plötzlich spürte sie, wie sich zwei schwere Pranken auf ihre schmalen Schultern senkten und ihr im ersten Moment das Herz stocken ließen, bevor es mit einem Stolpern heftiger als zuvor weiter schlug. Wütend über diesen Schreck wirbelte sie auf der Stelle herum und machte an den Übeltäter gewandt ihrem Zorn Luft.

„Was um Himmelswillen fällt dir eigentlich ein, mich so zu erschrecken, Leon? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, Idiot“, schimpfte die junge Nonne erbot und ließ den angefahrenen Geistlichen nicht einmal zu Wort kommen, dass er sich hätte entschuldigen können. Schließlich war es Schwester Noélle, die Leon aus dem nahe gelegenen Gang zu Hilfe eilte und das erhitzte Gemüt des „Adepten“ wieder etwas zur Ruhe brachte, auch wenn ihm immer noch tödliche Blitze aus ihren Augen zuschossen.

„Dir wünsche ich auch einen guten Morgen“, sagte Leon schließlich zu Samantha und kratzte sich mit schuldbewusster Miene am Kopf. Er hatte mit so einem Tobsuchtsanfall seiner jüngeren Kollegin nicht gerechnet gehabt und murmelte eine Entschuldigung, die Samantha schnaubend zur Kenntnis nahm.

//Woha…sie muss heute Morgen wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden sein….richtig zum fürchten…// dachte er, wusste aber nicht, dass Samantha nicht wegen dieser kleinen Lapalie, sondern wegen der nagenden Angst vor der Besprechung so ihre Beherrschung verloren hatte. Vor Grauen schüttelte sie sich und schlang missmutig die Arme um sich, sich selbst immer wieder Mut zusprechend.

//Gott, wie ich das warten hasse...// jammerte sie in Gedanken, war jedoch keineswegs erleichtert, als sich die gesamte Mannschaft des AX versammelt hatte und das Büro der Kardinalin betrat.

//Augen zu und durch//

Leon betrat das Büro gleich hinter Samantha und war ihr für einen Augenblick so nah, dass er ihre Anspannung durch die Luft auf seiner Haut meinte knistern spüren zu können. Irgendwas schien sie sehr zu beunruhigen, allerdings war das ja auch nicht sehr verwunderlich. Samantha machte auf den ersten Blick einen völlig normalen Eindruck. Wer würde schon vermuten, dass sie die seltene Fähigkeit besaß Magie zu wirken? Keiner und wie es schien, wäre die junge Nonne auch glücklicher, wenn dem so bliebe. Offen über ihre Magie zu sprechen, hieß für sie sich von der grauen Masse abzuheben, abzugrenzen auszusondern, doch dem war nicht so, zumindest nicht hier bei AX.

Alle, wie sie hier jetzt im geräumigen Büro der Kardinalin versammelt waren, hatten die eine oder andere besondere Fähigkeit vorzuweisen. Jeder für sich genommen war etwas besonders, sodass Samantha in diesem Sinne gar nicht aus dem Rahmen fiel. Der schwarzhaarige Priester mit dem ungepflegten Dreitagebart hätte gern seine jüngere Kollegin beruhigt, doch er kam nicht mehr dazu, da nun die Kardinalin seine und die Aufmerksamkeit der anderen verlangte.

Catherina Sforza saß hinter ihrem massiven Bürotisch aus dunklem Zedernholz und strich sich gerade eine von ihren störrischen Monsterlocken fort, die ihr zum wiederholten Male in Gesicht gefallen war. Das meiste der gewaltigen, blonden Lockenpracht wurde von dem ausladenden, roten Hut verdeckt, der zu ihrer ebenfalls roten Amtstracht gehörte.

„Nun, da alle anwesend sind, können wir ja endlich beginnen“, begrüßte sie ihre Mitarbeiter und gab das Wort an Pater Wordsworth ab. Dieser war gerade dabei gewesen seine alte Pfeife zu stopfen, hielt aber dann kurz in seinem Tun inne als sein Name fiel. Auf eine zweite, etwas eindeutigere Aufforderung hin begann er schließlich von den Ereignissen des vergangenen Tages zu berichten und überließ es dann seinen Kollegen seinen Bericht durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse zu ergänzen.

Es dauerte nicht allzu lange, bis schließlich die ziemlich dumme Idee des „Adepten“ den brennenden Ganz zu betreten ans Licht kam.

Mit leicht hochgezogener Augenbraue blickte die Herzogin von Mailand nun die junge Nonne an, selbst ein wenig über die riskante Aktion verwundert.

„Du bist also einfach in den brennenden Gang gegangen? Wieso?“ wollte sie wissen, denn es musste einen triftigen Grund gegeben haben, warum ihre etwas eigenwillige Mitarbeiterin so eine dämlich erscheinende Aktion durchführen würde.

„Ich wollte das Feuer löschen, bevor es sich noch weiter ausbreitete und damit noch mehr Schaden angerichtet hätte...“, verteidigte sie sich mit möglichst ruhiger Stimme, auch wenn sie innerlich vor Anspannung bebte und meinte jeden Moment wie ein in heftige Schwingung versetztes Glas zerspringen zu müssen.

„Was ihr auch zweifelsohne ziemlich beeindruckend gelungen ist...“, merkte Leon mit einem Räuspern an und zog damit den kalten und ungnädigen Blick der Kardinalin für kurze Zeit auf sich.

„Ich kann mich noch recht gut an ein Gespräch vor einigen Jahren erinnern, in dem ich dir riet, deine besonderen Fähigkeiten nicht im Beisein von anderen anzuwenden. Du kannst dich sicherlich noch an die Scherereien erinnern, die ich deinetwegen hatte. Ganz zu schweigen von den Auseinandersetzungen mit der Inquisition“, schnitt Catherinas Stimme wie ein eiskaltes Schwert durch die betretene Stille.

Ja, in der Tat erinnerte sich Samantha an das damalige, unerfreuliche Gespräch zurück, das nicht so harmlos gewesen war, wie die Kardinalin ihnen allen glauben machen wollte.

„Offensichtlich hast du nichts dazugelernt. Wenn die Inquisition von deiner Heldentat Wind bekommt..., nun das kannst du dir selbst denken“, meinte sie weiter und seufzte resigniert, denn sie glaubte genau so gut mit einer Wand reden zu können, an der ihre Worte ebenso abprallten, wie sie es an der junge Nonne tun zu schienen.

Warum musste der „Adept“ auch so verdammt eigensinnig und unvorsichtig sein?

„Die Inquisition wird diesmal kein Problem darstellen, schließlich verfügt ihr derzeitiger Leiter über weit mehr Weitsicht, als seine fanatischen Vorgänger...“, sprach Samantha schließlich wieder und bestätigte ihre Worte mit einem kräftigen und zuversichtlichen Nicken. Auf Bruder Petros war in dieser Hinsicht Verlass.

„In dieser Sache kann ich ganz auf Bruder Petros vertrauen...“

Die Kardinalin schnaubte leise, gab sich aber vorerst mit dieser Beschwichtigung zufrieden, da sie zum einen keinen Erfolg mit weiteren Zurechtweisungen haben würde und sie zum anderen eine vage Ahnung bezüglich des vertrauten Verhältnisses des „Adepten“ zum Leiter der Inquisition hatte.

Mit einem Wink seitens ihrer Chefin löste sich die Besprechung auf, dass man sich jetzt endlich um die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen für den Gottesdienst auf dem Petersplatz kümmern konnte.

Alte Freunde

Alte Freunde

Kaum, dass die Besprechung zu Ende war, rauschte die junge Nonne mit dem weißen Haar aus dem stickigen Büro der Kardinalin, um ja das Weite zu suchen und dieser unangenehmen Person von einer Vorgesetzten zu entkommen.

//Dass sie auch immer so auf den alten Geschichten herum hacken muss...// dachte Samantha empört, während ihre raschen Schritte sie über lange Flure und endlose Treppen hinaus aus dem Hauptgebäude der AX-Organisation trugen, dass ihre langen, weißen Haare wie ein zweiter Umhang hinter ihr herwogten.

Draußen an der frischen Luft, die allmählich den etwas kühleren Herbst ankündigten, kühlten ihre erhitzten Gedanken langsam ab.

//Gut, ich hab mich nicht immer an die Vorschriften gehalten, aber verdammt nochmal ich habe auch ein Herz und Gefühle...ich kann nun einmal nicht wegschauen wenn Unrecht geschieht, auch wenn ich nicht die Befugnis habe mich einzumischen....ich kann eben aus meinem Herzen keine Mördergrube machen...// grummelte sie in Gedanken und schlug fast wie von selbst den Weg zu einer nahen, kleinen Kirche ein. Leisen Fußes betrat sie das gotische Gotteshaus, das sie mit einer angenehmen Kühle und erfrischender, klarer Luft empfing und dazu beitrug, dass sich ihre Stimmung etwas beruhigte.

Mit ruhigeren Schritten durchmaß sie den von wenigen Kerzen schwach erleuchteten Gang des Mittelschiffes, um dann an der ersten hölzernen Kirchenbank Halt zu machen. Nach ehrfürchtiger Kniebeuge und demütigem Kreuzzeichen nahm die junge Nonne in der ersten Bank Platz, um in der friedlichen Atmosphäre Ruhe zu finden und ihrem Schöpfer nahe zu sein.

In der Betrachtung des kunstvoll geschnitzten Kruzifixes, das im Altarraum hing, versunken, wurde sie sich der Anwesenheit einer weiteren Person erst dann bewusst, als diese sie mit leiser und tiefer Stimme von der Seite her ansprach.

„Ich wusste, dass ich dich hier treffen würde...“

Ein wenig überrascht drehte Samantha den Kopf zur Seite, um zu sehen, wer sie so wissend ansprach. Im ersten Moment sah sie sich einem fremden, großen, blauhaarigen Mann gegenüber, dessen rötliche Rüstung, die ihn als Angehöriger der Inquisition auswies, ihn noch imposanter aussehen ließ. Die grünen Augen der Nonne wurden bestärkt von der aufkeimenden Erkenntnis größer und sie murmelte den Namen ihres Gegenübers mit herzlicher Freundlichkeit: „Petros.“

„Schön, dass du dich nach all der langen Zeit doch noch an meinen Namen erinnerst“, brummte der Leiter der Inquisition und schenkte der Nonne ein seltenes Lächeln, das durch die harten Züge um Mund und Augen jedoch etwas gemildert wurde.

//Die Zeichen der Zeit und der Verantwortung...// dachte Samantha und legte die rechte, behandschuhte Hand auf seinen linken Unterarm.

„Du bist zurück, wie ich sehe, und das obwohl du mit der Kardinalin im Klinsch liegst? Sie glaubt wohl du könntest mich um den kleinen Finger wickeln, dass ich und damit die Inquisition nach ihrer Pfeife tanzt, wie?“ brummte Bruder Petros und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust, um die junge Frau mit dem weißen Haar mit seinen sturmgrauen Augen zu taxieren.

Solch eine ablehnende und zurückweisende Haltung war sie von ihrem früheren Vertrauten nicht gewohnt, nicht von Petros.

Petros war ihr stets standhafter Felsen im tobenden Meer des grausamen Schicksals gewesen. Hatte die unbarmherzige See nun diesen Fels abgeschliffen und gezähmt? Sichtlich erschüttert und sprachlos wegen dieser veränderten, befremdlichen Haltung und dem vorgebrachten Vorwurf starrte sie ihn an, als wäre er ein Fremder, jemanden, den sie geglaubt hatte zu kennen, sich in diesem aber geirrt hatte.

Dieser gereifte Petros, dem sie nun gegenüber saß, schien kaum noch etwas mit jenem jungen Burschen gemeinsam zu haben, als den sie ihn kennengelernt hatte. Immer noch vollkommen überrascht, versuchte sie zu verstehen, zu begreifen, dass der Mensch, der ihr wohl am meisten im Leben etwas bedeutet hatte, sich von ihr abgewandt hatte. Von dieser erschütterten Erkenntnis übermannt blickte sie niedergeschlagen zu Boden.

Bruder Petros distanzierte, sturmgraue Augen klarten auf und seine abweisenden Züge entspannten sich. Er hatte sie ein wenig necken und vielleicht verunsichern wollen, doch dass sie durch seine kleine Spielerei so tief getroffen und verletzt worden war, hatte er nicht beabsichtigt. Sachte legte er seine linke, unter einem schweren Eisenhandschuh verborgene Hand auf ihre zarte, rechte Schulter.

„Bitte verzeih mir meinen üblen Scherz. Ich wollte dich nicht so vor den Kopf stoßen. Hab keine Angst. Auch wenn ich jetzt diese Rüstung trage und ein wichtiges Amt bekleide, steckt doch der gleiche Mensch in mir“, erklärte er und klopfte sich bestätigend auf die Brust, was wegen der Rüstung, die er trug, einen dumpfen Ton erzeugte.

Unsicher ob sie diesen beschwichtigenden und entschuldigenden Worten Glauben schenken sollte, wandte sie den flackernden Blick ihrer grünen Augen wieder Petros zu.

//Wie verletzlich sie noch ist. Hätte ich das doch nur geahnt...// dachte Petros mit leichter Bekümmerung und nahm die junge Nonne in seine starke Arme, die ihr in der Vergangenheit Trost und Schutz versprochen hatten. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, kurz vor seiner Initiation, schien sie ihm doch wieder seelisch erstarkt und gefestigt. Niemals hätte er geglaubt, dass sich daran je wieder etwas ändern würde, doch ihre jetzige Verfassung sprach genau von diesem unerwarteten Gegenteil.

Was mochte geschehen sein? Was hatte sie in ihren erstarken Grundfesten so sehr erschüttert, dass sie so leicht verwundbar, so verletzlich war?

„Shht...ist ja gut, alles ist gut....“, brummte er beruhigend und wiegte sie leicht in seinen Armen, wie es ein Vater wohl mit seinem kleinen Kind tun würde.

Kurz darauf wurde Samantha wieder ruhiger, zwar hatte sie sein vorheriges Verhalten total aus der Bahn geworfen, doch vermochte sie ihm deswegen nicht böse zu sein, wie konnte er schon ahnen, dass sie die verborgene Ironie und das stille, warme Lächeln nicht erkennen konnte. In der Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten, war zu vieles geschehen, zu vieles, was sie erschüttert hatte.

Langsam nahm sie wieder Abstand zu ihm ein, zumindest soviel, wie es ziemlich war, denn würde jemand unwissendes sie eng umschlungen in einem Gotteshaus antreffen, wären rasch falsche Schlüsse gezogen.

Die Gefühle, die sie für Petros empfand, waren die, wie zu einem älteren Bruder, mehr nicht. Würde man ihr anderes nachsagen, so könnte dies für sie, aber auch vor allem für Petros unangenehme Folgen haben.

Sie beide hatten sich dem Dienst an der Kirche verschrieben, als Nonne vom Sankt Michaels Kloster hatte sie sich zwar nicht zur Enthaltsamkeit verpflichten müssen, doch man erachtete es als stille Pflicht an und für Bruder Petros galt dies in besonderem Maße, da er sich als heiliger Krieger Gottes mit strengeren Regeln und Strafen konfrontiert sah. Sie wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, die ihn mit Sicherheit sein Amt kosten würde, ein Amt, das er von Beginn an angestrebt und sich erträumt hatte. Sie würde ihm diesen Traum nicht nehmen.

Leise seufzend wandte sie ihre Gedanken wieder der Gegenwart zu und sammelte sich, dass sich ihre eingesunkenen Schultern wieder strafften und ihre Mimik die gewohnte Selbstsicherheit und Fröhlichkeit zeigte. Das alles war jedoch nur Maskerade, wie sich durch Petros gezeigt hatte, dahinter sah es immer noch so aus wie früher.

„Es trifft sich gut, dich zu sehen, da ich mit dir über die Sicherheitsvorkehrungen für den anstehenden Gottesdienst des Papstes auf dem Petersplatz sprechen möchte.

Der Leiter der Inquisition musterte seine frühere Vertraute mit seinen sturmgrauen Augen, die sich nun allmählich wieder daran gewöhnten die geheime Sprache seiner geheimnisvollen Freundin zu lesen. Als sie auf die aktuelle Thematik zu sprechen kam, atmete er tief ein und verschränkte wieder die Arme vor der Brust.

„War das die Idee der Kardinalin, oder deine?“ fragte er, da er selbst einen Groll gegen diese mächtige Frau hegte und es nicht leiden konnte, wenn sie sich in Angelegenheiten einmischte, die eindeutig Sache der Inquisition waren.

„Das Gespräch unter vier Augen mit dir war meine Idee gewesen, auch wenn die Kardinalin den Anstoß dazu gegeben hat. Du bist dir ja der Gefahr von Anschlägen bewusst, die den Gottesdienst überschatten könnten, deshalb halten wir es für angebracht, die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Das lässt sich aber nur realisieren, wenn Inquisition und AX zusammenarbeiten. Du magst viele fähige Männer und Frauen unter deinem Kommando haben, aber auch ihr vermögt nicht alle jeden noch so kleinen Fleck und Schlupfwinkel abzudecken, dafür ist der Petersplatz einfach zu groß“, erklärte der „Adept“ und wartete darauf, wie der blauhaarige Mann mit den sturmgrauen Augen auf ihre Argumente reagieren würde.
 

Die gotische Kirche, die zum Brennpunkt von zentralen und äußerst wichtigen Entscheidungen geworden war, lag immer noch fast verlassen und von niemandem beachtet zwischen klösterlichen Mauern, die schon lange nicht mehr als solche dienten. Im Inneren der Kirche wartete die junge Nonne immer noch auf eine Antwort, zu der sich ihr großer Gesprächspartner erst nach einiger Zeit des schweigenden Nachdenkens durchringen konnte.

„Die Situation ist einleuchtend und ich kann nicht behaupten, dass ich gegen zusätzliche Unterstützung bin, aber eines muss klar sein. Das Ziel ist die Sicherheit des Papstes. Wir werden kooperieren, allerdings werden wir uns nicht einfach wie Schachfiguren lenken lassen“, machte der blauhaarige Mann in der roten Rüstung klar, damit dieser Irrglaube von Anfang an aus der Welt geschafft war.

„Gut, gleiches gilt natürlich umgekehrt. Hier zählen Vernunft und Menschenverstand und nicht blinde Loyalität. So wird es gehen, sodass wir nur noch ein allgemeines Treffen ansetzten müssen, bei dem die einzelnen Positionen zugewiesen und die Strategien für die Notfälle besprochen werden. Gib uns Bescheid, wenn du und deine Männer soweit sind“, sagte Samantha sichtlich zufrieden mit dem Ausgang des Gespräches. Sie wusste, dass sich Bruder Petros gerne und oft querstellete, sodass man mit ihm in seiner Sturheit nicht mehr reden konnte, allerdings war er auch ein intelligenter Mann mit Verstand und Weitsicht, der schnell erkannte, wann die Zeit gekommen war sich neu einzustellen und flexible zu handeln. Nicht umsonst hatte er es bis zu seinem hohen Amt geschafft.

Samantha musste leicht lächeln. Schon damals als sie ihn zum ersten Mal kennengelernt hatte, hatte sie sein großes Potential erkannt und gewusst, dass aus diesem jungen Burschen eines Tages etwas ganz besonderes werden würde und sie hatte Recht behalten. Leicht in Gedanken versunken, strich sie sachte mit der rechten Hand über ihren linken Arm. Es wirkte wie eine beruhigende Geste. Diese Bewegung entging den scharfen Augen von Bruder Petros nicht und in seinen Gedanken tauchte eine alte Erinnerung auf, die sich so mit der Realität vermischte, dass sich Gegenwart und Vergangenheit miteinander verbanden. Auf dem linken Arm, den er gerade im Blick hatte, leuchtete unter dem schwarzen Mantel, dem schwarzen Pullover und dem langen weißen Handschuh etwas hell bläulich auf. Dieses Etwas hatte Samantha in der Vergangenheit als „Mal“ bezeichnet, von dem er wusste, dass es sich auf ihrem ganzen Körper befand. Ein einziges Mal hatte er es damals in seiner vollkommenen aber auch verderbten Pracht gesehen, denn so schön diese regelmäßigen Linien und Kreise auch sein mochten und wie beruhigend das hellblaue Leuchten sein mochte, der damit verbundene Schmerz war unglaublich gewesen. Er konnte sich noch genau an ihren gellenden Schrei erinnern, von dem er geglaubt hatte, dass er nie mehr hatte enden wollen.

„Macht ES dir wieder zu schaffen...?“ erkundigte er sich mit sanfterer Stimme und deutete mit einem Nicken auf ihren linken Arm.

Samantha hielt leicht verwundert bei dieser Frage inne und erkannte dann, was sie ganz unwissentlich getan hatte. Mit einem Kopfschütteln versicherte sie ihm, dass alles mit ihr in Ordnung war und es wohl nur eine alte Angewohnheit von ihr war.

„ES hat mich schon seit längerer Zeit nicht mehr behelligt, dass ich fast glauben könnte, dass ES gar nicht da wäre, aber ich brauche nur in einen Spiegel zu sehen, um mich zu vergewissern, dass ES noch da ist. ES wird erst verschwinden, wenn ich auch nicht mehr bin, aber dass ist nicht schlimm. Ich habe gelernt damit zu leben, mit allem. Es ist mir nicht leicht gefallen und oft war ich bereit los zu lassen, alles aufzugeben, aber ich habe weitergemacht.

Immer wenn ich das Gefühl hatte nicht mehr zu können, habe ich mich an etwas erinnert, was schon sehr lange her ist. An ein altes Versprechen, dass ich vor sehr, sehr langer Zeit einmal jemandem gegeben habe, der mir sehr wichtig gewesen ist. So lange ich dieses Versprechen nicht einlösen kann, so lange kann ich auch nicht in Frieden gehen. Du kannst sicherlich verstehen, was ich meine.“

Ja, das konnte er, auch wenn Petros nicht genau um dieses Versprechen wusste, so konnte er in ihren grünen Augen lesen, wie wichtig ihr dieses Versprechen war und das es starke genug war, sie am Leben zu erhalten und voranzutragen.

„Pass auf dich auf...“, sagte er schließlich und stand dann auf, um die Kirche zu verlassen, schließlich hatte er immer noch eine Menge Arbeit zu erledigen.

Samantha sah ihm nicht nach, doch sie hörte wie das Knirschen seiner schweren Eisenstiefel auf dem Steinboden allmählich leiser wurde. Ihr entfuhr ein leises Seufzen. Es hatte gut getan wieder einmal mit ihm zu reden und alte, erfreuliche Erinnerungen neu zu beleben, aber nach wie vor hatte ihr Gespräch auch unangenehmere Erinnerungen wachgerufen, da ihr Leben auch Schattenseiten barg, von denen sie nur wenige gewagt hatte ihm anzuvertrauen.

Sie schüttelte den Kopf, um das aufkeimende Unbehagen abzuschütteln, das sie immer zu überkommen drohte, wenn sie sich an jene Unbill erinnerte, die ihr in der Vergangenheit widerfahren war.

//Es wird Zeit nach vorne zu blicken...die Vergangenheit liegt hinter mir...// sagte sie sich und erhob sich von der Kirchenbank, um ebenfalls das kleine Gotteshaus zu verlassen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit im Inneren des sakralen Gebäudes hinter sich lassend machte sie sich auf den Rückweg zum AX-Hauptgebäude, um ihre geistlichen Kollegen von dem erfolgreichen Gespräch mit dem Leiter der Inquisition in Kenntnis zu setzen.

//Du hast geglaubt ich würde scheitern, nicht wahr, Catherina? Aber du hast dich geirrt, wie so oft...// dachte sie bei sich und ein ironisches Lächeln hob ihre Lippen an, als ihre Füße sie selbstständig zu ihrem Ziel führen würden.

Heiße Milch mit Honig

Heiße Milch mit Honig

Das gleißende Licht der Mittagssonne hatte an jenem Tag auf die gewaltige Stadt inmitten der trostlosen Wüste und Einöde herabgeschienen. Es waren die letzten Stunden dieser lebhaften und geschäftigen Gebäudeansammlung, der man den Namen Eden gegeben hatte. Seine Bewohner waren ihrem üblichen Tagewerk nachgegangen, als sich der Himmel schlagartig mit finsteren, dichten Wolken verdunkelt hatte und das klagende Tönen der Signalhörner durch Edens Gassen erschallt war.

Sie konnte sich noch lebhaft an jenen in der fernen Vergangenheit zurückliegenden Tag erinnern, an dem für sie die Welt untergegangen war.

Mit der Dunkelheit waren sie über Eden und seine Bewohner hergefallen und hatten eine blutige und schwelende Bahn bis zum heiligen Tempel gezogen, dass kein lebendes Wesen mehr atmete noch ein Stein auf dem anderen war.

Sie war als Letzte übrig geblieben, nicht mehr als ein schwaches und wehrloses Kind mit blutbeflecktem Gewand.

Die Dämonen hatten ihr Leben verschont, damit sie Zeugnis von Edens Leben und Sterben ablegen konnte. Die Kreaturen der Finsternis hatten ihr alles genommen, Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte, aller, nur das Leben nicht.

„Das lange Leben deines Volkes ist eine Qual, nur der Tod birgt Erlösung, doch du sollst leben und dich quälen...“, hatten sie ihr gesagt und sie weinend in den verkohlten Ruinen ihrer Heimat zurückgelassen...
 

Mit einem markerschütternden Schrei erwachte Samantha endlich aus dem mit düsteren Erinnerungen angefüllten Alptraum. Benommen hatte sie sich auf ihrem Bett aufgesetzt und starrte nun mit angsterfülltem Blick die roten Gardinen an, die sie am vergangenen Abend vor das Fenster an der gegenüberliegenden Wand gezogen hatte. Es war mitten in der Nacht, was auch die gehetzte Erscheinung Abels erklärte, als dieser in einem beigen Schlafanzug fast mit der Tür ins Zimmer fiel den Revolver im Anschlag, um mögliche Eindringlinge abzuwehren.

„Alles in Ordnung, Schwester Samantha...?“ erkundigte sich dieser und schob sich seine beige Schlafmütze zurecht, unter der vom Schlaf struppiges und strähniges silbernes Haar hervorlugte. Offensichtlich hatte sie so laut aus ihrem Alptraum aufgefahren, dass sie andere mit aus dem Schlaf gerissen hatte.

„Ja, mir geht es gut. Es war nur ein Alptraum“, erklärte sie mit zitternder Stimme, da der Schrecken aus dem Traumland ihr immer noch in den Knochen streckte. Der silberhaarige Pater sicherte nickend seine Waffe und trat etwas näher zu ihr ans Bett heran, wo die junge Nonne, nur mit einem dünnen, seidenen Nachthemd mit Spagettiträgern bekleidet, saß.

Völlig überraschend setzte sich ihr geistlicher Kollege zu ihr aufs Bett und nahm sie vorsichtig und beschützen in seine Arme. Damit und mit den beruhigenden, streichelnden Bewegungen seiner Hände auf ihrem Rücken hatte sie nicht gerechnet.

„Shht. Jetzt ist ja alles wieder gut. Es war nur ein Traum...“, hörte sie ihn dicht an ihrem linken Ohr flüstern. Ihr vorher fast kreidebleiches Gesicht verfärbte sich jetzt an den Wangen rötlich, denn seine plötzliche Nähe brachte sie in Verlegenheit, wenngleich seine Anteilnahme und Beruhigung ihr gut taten. Sachte löste sie sich wieder aus seiner Umarmung und schob ihn mit innerem Widerwillen etwas von sich.

„Danke, ich denke es geht wieder...“, murmelte sie leise mit gesenktem Blick und schlang sich verlegen die rote Bettdecke wieder um ihren Körper, wobei sie diese aber fast wieder sogleich von sich strampelte, da ihre Augen und ihr aufgewühlter Geist ihr einen makaberen Streich spielten. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, dass die rote Farbe der Bettdecke davon herrühre, dass sie mit Blut getränkt wäre. Verschreckt von dieser Sinnestäuschung strampelte sie die Bettdecke bis zum Bettende hinab, sodass sie nur noch von ihrem seidigen Nachthemd bedeckt zitternd und heftig atmend auf ihrem Bett saß.

Abel runzelte die Stirn, da sie soeben ihre eigenen Worte dementiert hatte.

„Hm, ich habs. Ich mach dir eine Tasse heiße Milch mit Honig, das hilft immer“, sagte er beschwingt und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als er sich von der Bettkante erhob und aus dem Zimmer stolzierte als wäre es helllichter Tag. Mit gemischten Gefühlen blickte sie ihm hinterher und schüttelte dann den Kopf in der Hoffnung, dass er aufklaren würde. Sie war schon lange nicht mehr von den Alpträumen ihrer Vergangenheit heimgesucht worden, warum tauchten sie jetzt gerade wieder auf?

//Kann das Wiedersehen mit Petros mich so aufgewühlt haben?// fragte sie sich, doch sie bezweifelte es, da sie mit ihm einen anderen Abschnitt ihres Lebens- und Leidensweges teilte. Sie hatte ihm noch nie die volle Wahrheit erzählt, sich ihm nie ganz geoffenbart, denn kein anderes Lebewesen auf dieser Welt vermochte ihre ganze Lebens- und Leidensgeschichte zu erfassen. Sie war einfach zu unglaublich. Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln. Alle Menschen um sie herum standen im Dienst der Kirche und waren somit enger dem Glauben verbunden als manch andere.

Völlig unvermittelt wurde sie aus ihren ironischen Gedanken gerissen, als Pater Abel Nightroad mit dem heißen Getränk zurückkehrte und dabei versäumte anzuklopfen.

„So, dein Schlaftrunk ist fertig, mit viel Liebe zubereitet“, sagte der silberhaarige Priester im Schlafanzug und drückte ihr väterlich lächelnd den warmen Becher mit heißer Milch und Honig in die Hand. Dankend nippte sie an dem leicht dampfenden Getränk, als sie merkte, wie sich ihre Bettdecke wieder an ihren Körper schmiegte.

„So bleibt es schön warm und kuschlig“, erklärte Abel und zupfte die Bettdecke noch etwas zurecht, die er ihr umgelegt hatte.

„Uhm, danke...“, nuschelte Samantha verlegen über den Rand des Bechers hinweg. Sie war so eine selbstlose Art der Betreuung nicht gewohnt und es verunsicherte sie etwas, dass sie diese von einem Mann erfuhr, den sie erst seit kurzem kannte, wobei von kennen eigentlich nicht einmal die Rede sein konnte. Wieder saß er bei ihr auf der Bettkante, diesmal aber auf der rechten Seite und strahlte sie lächelnd an.

„Warum tust du das...?“ Sie konnte nicht anders, als ihn dies zu fragen, da sie den Beweggrund für sein freundliches, ja gar fürsorgliches und selbstloses Verhalten und Handeln nicht verstand.

„Weil ich dein Freund bin“, war die schlichte, fast banal wirkende Antwort, die jedoch genau das zur Geltung brachte, was sein Antrieb war, Freundschaft. Samantha sah skeptisch auf in sein lächelndes Gesicht, um zu sehen, ob er mit ihr einen albernen Schabernack trieb, doch anstatt, dass ihre Augen seine Ehrlichkeit hinterfragten, spielten sie ihr einen Streich. Für einen kurzen Augenblick wurden Abels Haare sonnengelb und die etwas kantigen Gesichtszüge glätteten sich, bis seine Erscheinung mit der Erinnerung an jenen jungen Mann übereinstimmte, der ihr in einem früheren Lebensabschnitt sehr viel bedeutet hatte.

//Raphael...!//

Abel saß ruhig auf der Bettkante und sah zu, wie die junge Nonne an dem heißen Getränk nippte. Er war sich sicher, dass es ihr gut tun würde und sie danach würde besser schlafen können. Zur Vorsicht hatte er ihr einen leichte Schlaftablette untergemogelt, die sie inzwischen schon geschluckt haben mochte. Nachdem er auf ihre ihn etwas überraschende Frage geantwortet hatte, starrte sie ihn völlig entgeistert an, als wolle sie ihn für verrückt erklären, doch dann erkannte er an den leicht feucht schimmernden Augen und den großen Pupillen, dass sie gerade nicht mehr im Hier und Jetzt weilte, sondern vermutlich in Erinnerungen versunken war. Vorsichtig sprach er sie mit leiser Stimme an, doch sein Gegenüber reagierte überhaupt nicht, schien ganz und gar nicht mehr anwesend zu sein.

„Samantha...?“ fragte er mit etwas lauterer Stimme und fasste sie sachte an beiden Armen mit der Absicht sie wach zu rütteln. Bevor er sein Vorhaben jedoch durchführen konnte, lehnte sie sich vor uns schmiegte sich sachte an seinen Oberkörper, was ihn nun seinerseits aus dem Konzept brachte. Ihr Kopf mit dem fast hüftlangen, schlohweißen Haar ruhte an seiner Brust, wo sie wohl seinen beschleunigten Herzschlag würde hören können.

„Sa....Samantha?“ versuchte er es noch einmal, dieses Mal jedoch etwas zaghafter, da sich die Situation langsam in eine Richtung entwickelte, von der er nicht unbedingt sagen konnte, ob sie schicklich war. So wie sie jetzt halb an ihm lehnte, hatte er fast freien Blick auf die zarte, rosige Haut ihrer Brüste, da einer der Nachthemdträger herabgerutsch war. Fast wie zu einer Salzsäule erstarrt konnte er nicht den Blick von ihr abwenden, wobei es nicht so war, dass er pervers war, nur vermochte er den so dargebotenen Reizen der jungen Frau nicht zu widerstehen. Erst ein undeutliches Murmeln ihrerseits befreite ihn aus dieser beklemmenden Paralyse.

„Raphael...“

Zweimal nuschelte sie diesen Namen, bevor sich ihr Körper plötzlich entspanntem als das Schlafmittel endlich zu wirken begann. Ein wenig verwirrt hielt Abel sie noch einige Augenblicke lang in den Armen, bevor er ihrer Kleidung wieder ordnungsgemäß richtete und sie zurück in eine liegende Position bettete. Die rote Bettdecke zog er ihr bis unter ihr Kinn und strich sie noch einmal glatt, sodass sie luftig-locker auflag. Mit einem sanften Gute-Nacht-Kuss, den er ihr auf die Stirn hauchte, verabschiedete er sich von ihr, das Licht beim Verlassen des Zimmers löschend.

Als er die Tür von Samanthas Zimmer leise hinter sich schloss und sich zum gehen wandte, fiel sein Blick auf Pater Tres Iqus, den menschlich anmutenden Androiden, der ebenfalls wie Abel von Samanthas Schrei alarmiert worden war.

„Sie schläft jetzt wieder. War nur falscher Alarm“, sagte er an seinen schweigsamen Kollegen gewandte und wünschte ihm gähnend eine gute Nacht, wenngleich Tres keinen Schlaf brauchte. Die bereitgehaltenen und entsicherten Pistolen wanderten wieder in ihre Holster und der Androide verschwand den dunklen Gang hinab Richtung Technik-Labor, wo er für den Rest der Nacht in den Standby-Modus wechseln würde.

Aufregung auf dem Petersplatz

Aufregung auf dem Petersplatz

Der Tag des großen Gottesdienstes auf dem Petersplatz war gekommen, doch noch würde es ein paar Stunden dauern bis seine Heiligkeit der Papst Alexandro XIV den Gottesdienst vor einer riesigen Schar von Gläubigen eröffnen würde.

Der Speisesaal im Seitengebäude des AX-Sitzes war um die frühe Morgenzeit nur wenig besucht. Um genau zu sein, befand sich nur ein Trupp von acht Personen im Speisesaal alle um einen langen Tisch drapiert, an dem zwischen Schwester Noellé und Pater Leon noch ein leerer Stuhl frei war und noch auf das letzte Mitglied dieser verschworenen Runde wartete.

„Sieht fast so aus als würde Dornröschen das Frühstück verschlafen...“, brummte Leon und wandte sich zum wiederholten Male zur schweren Holztür um, die den Eingang zum Speisesaal markierte, als könnte er sie so herbeiwünschen. Sie warteten alle auf ihren alten Neuzugang, der sich an diesem Morgen als außerordentlich unpünktlich erwies.

//Ob das etwa an der Schlaftablette liegt, die ich ihr gestern gegeben habe...?// fragte sich Abel mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, doch da öffnete sich die schwere Holztür auch schon, um eine Gestalt in schwarzer Gewandung durch zu lassen. Erst als sie sich dem Tisch am hinteren Ende des Speisesaals näherte, kehrte bei den Kollegen so etwas wie ein Erkennungseffekt ein. Bisher hatte Schwester Samantha immer ihre zivile, unauffällige Kleidung getragen, sodass ihre jetzige geistliche Tracht so gar nicht zu ihrer üblichen Erscheinung passte. Vor allem da sie anders als für eine Ordensschwester normalerweise üblich keine weiße Gewandung trug, sonder eine schwarze Kluft, die eher der ihrer männlichen Kollegen ähnelte.

„Guten Morgen, allerseits. Tut mir Leid wegen der Verspätung, aber es hat etwas länger gedauert bis man mir meine alte Arbeitskleidung ausgehändigt hat“, erklärte sie um Entschuldigung bittend und setzte sich auf den freien Stuhl.

„Du hast wirklich die Angewohnheit den Rahmen aller Konventionen zu sprengen“, murmelte der Leiter der Inquisition mit verschränkten Armen und belustigtem Unterton. In der Tat machte Schwester Samantha einen ungewöhnlichen Eindruck, zumal das hüftlange, schlohweiße Haar zu einem Zopf geflochten in einem scharfen Kontrast zu ihrer schwarzen Kleidung stand, die aus einem schwarzen Pullover, langem Überrock, Hose und Schuhen bestand. Samantha zuckte gleichgültig mit den Achseln und widmete sich dann hungrig ihrem Frühstück.

Als alle aufgegessen hatten und gesättigt waren, war es an der Zeit nochmals die Aufstellung für den Gottesdienst durch zu sprechen.

„Der Plan sieht wie folgt aus, Havel und ich werden direkt im Altarbereich in der Nähe des Papstes postiert sein, Tres übernimmt mit einem meiner Männer die östliche Absperrung, Hugue sichert den westlichen Bezirk und William ist zusammen mit Schwester Noellé im südlichen Viertel stationiert. Leon, Abel und Samantha mischen sich unter die Menge, während Kate mit der Ironmaiden den Luftraum sichert.

„Klingt wie ein Spaziergang“, meinte Leon zuversichtlich und lehnte sich die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und die Beine lässig übereinander geschlagen zurück.

„Wir dürfen nicht die Brandbombe vergessen. Wir haben es hier immer noch mit hoch motivierten Extremisten zu tun, die wie aus dem Nichts zuschlagen können“, warnte der braunhaarige Gelehrte alias William Walther Wordsworth und paffte nachdenklich an seiner Pfeife, die er immer bei sich hatte.

„Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, beruhigte Samantha den besorgten Kollegen und nickte Petros zu, der das Nicken bestätigen erwiderte.

Es war langsam an der Zeit aufzubrechen und die jeweiligen Posten zu beziehen. Es hatten sich bereits einige Zuschauer eingefunden, um sich die besten Plätze zu sichern, doch langsam aber stetig begann der Platz sich zu füllen. Wie besprochen hatte jeder eine Position bezogen und hielt wachsam Augen und Ohren offen, sodass man im Notfall sofort über Funk Anweisungen geben und eingreifen konnte.

Pünktlich zum elften Glockenschlag der Domkirche erschien der Papst auf der vorbereiteten Bühne, die als provisorischer Altarbereich bei dem Openair-Gottesdienst dienen würde. Samantha bewegte sich geschickt und unauffällig durch die Menge und ließ ihre grünen Augen prüfend über die Gesichter und die Kleidung der Betenden wandern, doch bisher schien alles ruhig zu sein, wenngleich ihre Nerven vor höchster Konzentration vibrierten. Plötzlich beschlich die junge Nonne ein eigenartiges Gefühl der Vorahnung, das ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte und ihre Nackenhaare dazu veranlasste sich aufzustellen. Die Erkenntnis, dass etwas geschehen würde, überflutete sie wie eine gewaltige Tsunami, doch was sollte sie nun tun?

Sie war sich sicher, dass etwas geschehen würde, doch was das sein sollte, entzog sie ihrem Zugriff, so machte es auch keinen Sinn ihre Kollegen zu verständigen. Ihre tief grünen Augen huschten nun hektisch umher, doch es war nichts auszumachen und dann brach plötzlich mit einer gewaltigen Explosion Chaos und Panik aus. Eine starke, heiße Druckwelle erfasste die junge Nonne und fegte sie von den Füßen, sodass sie unsanft auf dem alten, harten Pflaster des Platzes aufprallte, während Steinsplitter, Blut und ähnliches auf sie nieder regneten. Mitten aus der Menschenmenge heraus hatte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen um sich herum mit in den sinnlosen Tod gerissen. Die daraufhin einsetzende Massenpanik war der perfekte Deckmantel, um das eigentliche Attentat auszuführen.

„Petros, schaff den Papst weg!“ schrie sie über den Lärm hinweg in ihr Ohrmikrofon und hoffte, dass der Leiter der Inquisition ihre Anweisung am anderen Ende der Leitung verstanden hatte. Als sie sich erhob, um in die Richtung der Bühne zu laufen, auf dem sich der Papst zur Zeit noch aufhielt, gewahrte sie am Rande ihres Blickfeldes auf der gegenüberliegenden Seite zum Altarbereich eine vermummte Gestalt auf einem Vordach. Bei einem genaueren Blick hatte dieser Ähnlichkeiten mit einem Soldaten aus einem längst vergangenen Krieg. Ein schwarzer Stahlhelm verbarg zusammen mit einer Atemmaske das Gesicht, während der Körper in einen langen, ebenso schwarzen Militärmantel gehüllt war. Es war offensichtlich, dass der Heckenschütze mit seinem langen Gewehr au den Papst zielte und es schien niemand in der unmittelbaren Umgebung zu sein, um ihn aufzuhalten.

//Verdammt! Dann muss ich ran!// war die bestützende Erkenntnis des „Adepten“. In diesen Augenblick der Anspannung klangen in ihren Gedanken die anklagenden Worte der Kardinalin nach, die sie schon oft ermahnt hatten.

„…benutze deine außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht in aller Öffentlichkeit…“

Es nutzte nichts, sie musste es tun, wenn sie das Leben des Kirchenoberhauptes erhalten wollte. Mit einem gewaltigen Sprung, den sonst nur ein Methusalem mit ihren unglaublichen Kräften zustande bringen konnte, federte sie sich mit ihren Füßen vom Boden ab, dass sie fast wie ein Pfeil auf den Schützen zuflog. Würde sie ihn zu spät erreichen, wäre sie dem Papst wenigstens ein menschlicher Schutzschild, andernfalls konnte sie den Angreifer zusätzlich unschädlich machen.

Das plötzliche Auftauchen einer fremden Person innerhalb des Schussfeldes schien den Heckenschützen einen Augenblick aus dem Konzept zu bringen. Dieser Augenblick reichte der wagemutigen Nonne, um das Vordach zu erreichen, auf dem der Schütze Stellung bezogen hatte. Mit einem großen Schritt war sie heran und verpasste dem großen Soldaten einen raschen Tritt gegen die Brust, oder zumindest versuchte sie es, denn mitten in der Bewegung fing er ihr Bein gekonnt ab und riss es in die Höhe, dass er ihr das Hüftgelenk ausgekugelt hätte, hätte sie nicht gleichzeitig eine Rolle rückwärts ausgeführt. Wieder auf ihren eigenen Füßen gelandet, versuchte sie ihm selbige mit einem Kick wegzufegen, doch ihr Gegenüber reagierte geistesgegenwärtig und sprang einfach in die Höhe, um ihr dann einen derben Stoß gegen die Brust zu versetzen, der sie über die Kante des Vordaches beförderte. Samantha spürte, wie ihre Füße ins Leere stießen, als ihr Körper der Schwerkraft folgend sich gen Boden neigte. Nur wenige Sekunden trennte sie von dem tödlichen Aufprall aus zweiundzwanzig Metern Höhe. Bevor sie jedoch auf dem Pflaster des Petersplatzes ihr vorzeitiges Ende fand, tat sie das einzigste, was ihr in dieser gefährlichen Situation möglich war. Mit einem stechenden Schmerz zwischen ihren Schulterblättern ließ sie ihre reinen, weißen Schwingen erscheinen, zwei strahlend weiße, gefiederte Flügel, die ihren Sturz bremsten und sie unbeschadet auf dem Boden landen ließen, während Schüsse um ihre Ohren pfeiften.

Diese Schüsse kamen allerdings von ihren Kollegen, die den Heckenschützen aufs Korn nahmen. Es war schließlich Leon mit seinen diskusähnlichen Wurfgeschossen, di den seltsamen Soldaten vom Dach holten, was zur Folge hatte, dass dieser Mangels Flügel ungebremst auf den harten Pflastersteinen des Bodens aufschlug.

„Das war mal ein Meisterschuss, nicht wahr?“ fragte Leon Anerkennung und Lob erwartend von seinem silberhaarigen Kollegen, dessen Aufmerksamkeit jedoch der jüngeren Nonne galt bzw. deren schimmernd weißen Schwingen, die sie wie einen weißen Umhang schützend um sich gelegt hatte. Wie oft bekam man schon einen scheinbar leibhaftigen Engel zu Gesicht, selbst als Priester?

Leon, der im Augenblick nicht im erhofften Mittelpunkt stand, schaute nach, wer ihm da auf so spektakuläre und unglaubliche Weise die Show stahl.

„Mein Gott…“, war alles was er ehrfürchtig über die Lippen bringen konnte.

//Flügel….wie ein Engel…//

Völlig entgeistert starrte er den vermeintlichen „Engel“ an, dem diese durchdringenden Blicke mehr als unangenehm waren. Bisher hatte nur Petros ihre Schwingen zu sehen bekommen, einen Teil ihres wahren Selbst, das sie vor aller Welt zur eigenen Sicherheit verbarg. In einem Schauer weißer Federn lösten sich ihre Flügel begleitet von einem stechenden Schmerz im Schulterbereich wieder auf und ließen sie flügellos zurück. Betreten und verunsichert starrte die junge Nonne voller Unbehagen auf den Boden.

„Was in aller Welt…?“ keuchte Leon auf und schüttelte voller Unglauben den Kopf, wobei seine schwarze Mähne wild hin und her wogte, wurde dann aber von dem Knistern seines Ohrmirkofons abgelenkt.

„Der Papst ist in Sicherheit, wie seht es mit dm Schützen?“ drang Petros Stimme in die Ohren seiner geistlichen Kollegen.

„Der ist hinüber…“, brachte Leon heraus und gab damit allgemeine Entwarnung. Der Tag war gerettet, wenngleich der schwarzhaarige Priester das Gefühl hatte, dass ihnen wegen der unkonventionellen Nonne noch eine Menge Ärger vorbestehen würde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2007-07-13T21:26:27+00:00 13.07.2007 23:26
Arme sam es muss schwer gewesen sein für sie. was ich nicht so ganz verstanden hab sind Raphael und der typ der Sam zur flucht verholfen hat der selbe oder ist das auch eines der zalreichen geheimnisse die hoffendlich später noch gelüftet werden?
Auserdem möchte ich dir noch meine bewunderung aussprechen (komische satzstellung gg)
wie schnell du immer mit deinen caps bist. ich kann mir vorstellen das das garnicht so einfach ist. ich versuch mich auch an einer ff hab aber nie wirklich zeit an ihr zu schreiben ^^
Hoffe das das nächste cap auch ballt kommt
Von: abgemeldet
2007-07-07T17:57:51+00:00 07.07.2007 19:57
He super wieder ein neues cap fertig (war auch heisersent)
irre ich mich oder zeichnen sich da leicht romantische spuren zwischen Leon und Samantha ab???
Fand ich jedenfals süß wie er sie weggetragen hat.
Ich bin auf Samanthas hintergrund ja schon gespant. ein bischen hast du ja schon durchblicken lassen aber... es geht hoffendlich weiter
freu mich schon aufs nächste cap
Von: abgemeldet
2007-06-15T19:13:11+00:00 15.06.2007 21:13
Ich kann nicht glauben das du zu dieser FF noch keine komentare bekommen hast. Ich bin begeistert ^.^
Will unbedingt wissen wies denn jetzt weiter geht und was es mit dieser neuen/alten Schwester auf sich hat.


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