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Das verlorene Leben

von

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Das Kind im Manne

Halli hallo!

Das hier ist meine erste FF!

Ich hoffe sie gefällt!!! *grins*

Viel spaß beim lesen!!!

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/Wo bin ich? Wer bin ich? Was mach ich hier?/

Der Mond scheint sacht durch ein kleines Fenster in dem riesigen Gebäude des Hospitals. Nur ein spartanisches altes Raffrollo versperrt den Weg aus dem Raum hinaus zu der großen Parkanlage die sich hinter dem Gelände erstreckt. Die leichten Strahlen die das Zimmer in einen mystischen Schein tauchen erkennt man nur leicht die Umrisse eines gewöhnlichen Patientenzimmers in mitten eines utopisch wirkenden Komplexes. Auf dem einzig belegten Bett liegt ein junger schlaksiger Typ, welcher verwirrt an die Decke starrt. Die vorherrschende Stille wird durch das monotone Piepen einer Maschine, die seine Vitalfunktionen überwacht je gestört. Neben dem kleinen Bett befindet sich noch ein leerer Nachtisch, der in der Regel die wichtigsten Habseligkeiten der Patienten beinhaltet. Auf der anderen Seite an der Wand wurde ein alter Fernseher aufgehängt, der vermutlich nur Bibel-TV abspielen kann und über dem Eingang sind die Umriss eines Kreuzes zu erkennen. Der schlaksige Typ, nennen wir ihn Eric, richtet sich vorsichtig auf. Sein Blick wandert durch das unbekannte Zimmer, über das die Fensteröffnung, den viereckigen Kasten der vor ihm hängt, das Kreuz an der Tür und bleibt schließlich auf dem grünen Balken des EKG haften.

/Was ist das denn?/

Seine Augen weiden sich schlagartig und ein wenig tapsig versucht er dem Strich mit seinem Finger zu folgen, wobei er allerdings schnell durch lästige Kabel an seinem Körper gestört wird. Das bisschen Licht, was in den Raum dringt reicht aus, damit er erkennt, dass auf seiner Brust runde Pats geklebt wurden, die mit dem Gerät neben sich verbunden sind. Nur vorsichtig versucht er sie zu berühren, denn für einen Moment hat er ein wenig Angst.

/Bin ich auch eine Maschine?/

Mit dem Zeigefinger stupst er immer wieder leicht auf eine der runde Scheiben und zieht ihn dann schnell wieder weg. Das ganze widerholt er noch einige Male, bis er bemerkt, dass sie ihn nicht beißt. Sie faszinieren ihn, auch wenn sie ihm unheimlich sind und ein klein wenig überfordert ihn die gesamte Situation. Doch schnell steigt in ihm die Neugier auf und er versucht eines der Pats von sich zu lösen. Er spürt wie sich einige dünne Härchen, die sich durch den Klebstoff darunter festgeheftet haben, ziepend von seiner Brust lösen und plötzlich ein lautes Piepen im Raum ertönt. Erschrocken fällt sein Blick abermals auf die grüne Linie, die nun keine Hacken mehr schlägt sondern nur noch einen geraden Strich bildet. Eric ist nicht dumm und beginnt, nach dem kurzen Schreck sofort an zu lachen. Spielerisch klebt er sich die Scheibe wieder auf die leicht gerötete Stelle und bemerkt, dass die Kurve wieder ihre alte Form angenommen hat.

/Witzig!/

Versunken in dem für ihn faszinierenden Spiel zwischen Technik und Wahnsinn, wird ihm nicht bewusst, wie witzig es diejenigen finden würden, die sich nun auf den Weg in das Zimmer machen. Er schafft es noch weitere drei mal die Kurve in einen geraden Strich und dann wieder in eine hüglige Landschaft zu verwandeln, bis plötzlich mit einem lauten Knall die Tür nicht weit von ihm gegen die dahinter liegende Wand knallt und etwa ein dutzend Männer in weißen Kitteln im Eingang stehen. Aus seinem Mund erklingt ein lautes quieken, dicht gefolgt von einem dumpfen Knall. Durch den Schreck hat er das Gleichgewicht verloren und liegt nun hinter dem Bett und lugt mit ungläubigen Augen in Richtung der leicht verwundert dreinschauenden Männerschaft. Seine erwachsenen Hände krallen sich in das weiße Laken und suchen nach Sicherheit. Einer der Männer hat sich dazu durchgerungen den Lichtschalter anzumachen und erhellt das Zimmer durch eine grell, in den Augen von Eric stechende Neonröhre, woraufhin er sich noch ein wenig weiter in die Ecke hinter der Koje zurückzieht.

„Wer seit‘n ihr?“, flüstert er ängstlich über die Matratze hinweg ohne dabei auch nur eine Sekunde lang die Augen von den noch immer verdatterten Männern zu bewegen. Ausgerechnet der Größte und breiteste der weißen Gestalten läuft nun einige Schritte auf ihn zu und setzt sich dann vorsichtig auf den Rand des Bettes. Mit einem kurzen Blick und einem darauf folgenden Nicken symbolisiert dieser den anderen, dass er das schon alleine geregelt bekommt und der Rest der Männer verschwindet wieder kopfschüttelnd und leicht belustigt durch den Eingang.

„Ich bin Dr. Davis und du?“, lugt er dann über die Bettkante in die ängstlichen Augen von Eric.

Der Mann vor ihm hat ein freundliches Gesicht mit runden Konturen. An den Schläfen haben sich schon lichte Stellen gebildet die von einigen grauen Ansätzen verfolgt werden. Seine Augen sind grün und machen einen liebenswürdigen Eindruck auf ihn. Unter der etwas zu kleinen Nase hat sich ein leichter Bartansatz gebildet der die weichen Lippen umrundet.

„Ich bin ein Pirat!“.

„Na schön! Willst du mir denn sagen wir der kleine Pirat heißt!“.

„Ich bin Captain Hook!“.

Der freundlich dreinschauende etwa fünfzig Jährige Arzt grinst ihm leicht entgegen. In seiner ganzen Karriere hat er so etwas noch nicht erlebt, immerhin erweist sich gerade ein junger Mann, der etwa Mitte zwanzig zu sein scheint, als fünf Jähriger.

„Aber ein echter Captain Hook versteckt sich doch nicht!“.

Für einen kurzen Moment denkt Eric nach und stimmt ihm dann nickend zu. Noch immer etwas eingeschüchtert kriecht er langsam aus seinem Versteck hervor und stellt sich mit stolz geschwellter Brust vor den älteren. Dieser nutzt sogleich seine Chance und befreit den jungen Mann von den restlichen Klebepats die er sonst wohl wieder zum spielen verwendet hätte. Ein wenig verwundert ist er schon, das ein Komapatient schon kurz nach dem aufwachen so fit durch die Welt stolpert, aber gegen seine Bedenken hält er das für das richtige.

„Na dann kleiner Pirat. Ab unter das Wasser und zurück in deine Koje!“.

„Ei, ei!“.

So richtig weiß er mit den Worten nichts anzufangen aber das sollte sich schnell ändern, als der Arzt seine Ratlosigkeit bemerkt und ihn ein wenig in Richtung des Bades, das sich ebenfalls in dem Zimmer befindet, drängt und dort das Licht anschaltet. Eric fällt sofort ein erwachsener Mann auf, der genau vor ihm steht, und weicht einen Schritt zurück. Er bemerkt, dass auch sein Gegenüber einen Schritt zurück gegangen ist und so läuft er wieder einen nach vorne. Er kann nicht verstehen, wie der Mann es schafft ihm alles so schnell nachzumachen und so streckt er ihm die Zunge heraus, in der Hoffnung ihn nun zu überlisten, doch auch diesmal ist sein Gegenüber genau so flink. Eric kratzt sich kurz am Kopf, ohne dabei seinen Blick von dem Spiegel zu wenden. Als er dann nach einigen Augenblicken versteht, das die Person in dem Fenster alles macht, was er auch tut hat er wieder eine neue Belustigung gefunden und beginnt schräge Grimassen zu schneiden und sich dann über den Anblick kaputt zu lachen. Das Bild zeigt einen für sein Alter schon recht reif wirkenden jungen Mann mit schwarzer etwas längerer Mähne, die ihm leicht über die Schläfen fallen. Das Gesicht wirkt ein wenig eingefallen und auf den Wangen haben sich schon starke Stoppeln gebildet. Seine Augen strahlen klar und fast hellblau.

Dr. Davis, der das ganze Spektakel schon eine geraume Weile beobachtet kann sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Entschließt sich dann allerdings den kleinen allein zu lassen und bewegt sich leise aus dem Raum. Eric bemerkt ihn gar nicht sondern ist fasziniert von dieser riesigen Wunderwelt. Die Grimassen sind ihm schnell langweilig geworden und so hat er nun die Toilette für sich entdeckt. Begeistert starrt er mit aufgerissenem Mund dem Wasser hinterher, das sich durch eine kleine Öffnung drückt und dann ganz verschwindet. Immer und immer wieder betätigt er die Spülung und freut sich über das Ergebnis. Doch wird auch irgendwann der abenteuerlichste Junge einmal müde und er bemerkt, wie es ihm langsam die Augen zuzieht und er sich so zurück zu seinem Bett bewegt. Er schafft es kaum seine Lider geschlossen zu halten. Viel zu spannend findet er die neu gefundene Welt um sich herum und doch überkommt ihn irgendwann der Schlaf und er schlummert Seelig dahin.
 

Die Nacht sollte nicht lange dauern, denn die Sonne hat sich noch nicht ganz über die Hügel weit entfernt am Horizont erhoben, als Eric schon wieder hellwach auf dem Bett in seinem Zimmer sitzt. Seine Beine hängen über die Kante und berühren kaum den Boden, so dass er sie hin und her schwingen kann. Ihm behagt es gar nicht nun sinnlos hier zu sitzen und darauf zu warten, dass wieder einmal jemand nach ihm schaut und so beschließt er selbst auf Erkundungstour zu gehen. Mit einem kurzen Ruck schwingt er sich frohen Mutes von dem Bett und tapst in Richtung der Eingangstür. Es dauert auch nicht lange und er hat den Mechanismus verstanden und drückt die Türklinge nach unten um dann vorsichtig auf den dahinter liegenden Flur zu lugen.

/Yippie! Keiner da!/

Rasch eilt er auf den Gang unbedacht dessen die Tür wieder hinter sich zu schließen und schlurft über den gefliesten Boden. Es gibt soviele Dinge die er hier nicht kennt und so dauert es auch nicht lange bis er einen einsamen Rollstuhlfahrer erspäht und ihm interessiert bei seinen Übungen zuschaut.

/Sowas will ich auch haben!/

Er erinnert sich spontan daran, auf dem Flur an so einem Gerät vorbeigekommen zu sein und so rennt er eilig zurück und wirft sich auf die vier Räder. Durch seine erwachsene und relativ muskulöse Figur fällt es ihm nicht sonderlich schwer den Rolli zu bewegen und so beginnt er anfangs vorsichtig, doch dann immer schneller über die langen Gänge zu gasen. Für einen Außenstehenden sollte es nicht sonderlich anormal sein, einen erwachsenen Mann in einem Rollstuhl zu sehen, für Dr. Davis der gerade damit begonnen hat, seinen Dienst anzutreten allerdings schon. Schlagartig wurde ihm klar, dass Eric wohl doch nicht ganz so einfach zu bändigen war, wie er anfangs dachte und so bewegt er sich mit großen Schritten auf diesen zu. Eric ist unterdessen dabei seine erste Pirouette auf dem Hinterrad zu üben und hält plötzlich inne, als er in das Gesicht des etwas böse dreinschauenden Arztes blickt.

/Hm! Mist!/

Mit einer leichten Röte auf den Wangen steht er auf und stellt den Rolli an die Seite des Flures um dann seine Hände hinter seinen Rücken zu falten und den Kopf zu senken. Er spürt, dass er wohl gerade etwas falsch gemacht hat und beginnt ungeduldig auf den Füßen hin und her zu wippen. Dr. Davis allerdings kann dem hilflos wirkenden jungen Mann nicht böse sein und so grinst er plötzlich breit. Im Grunde genommen findet er das drollige Verhalten von ihm Süß und ein Vaterinstinkt erwacht in ihm. Er selbst hatte sich immer einen Sohn gewünscht. Ihm ist schon oft vorgekommen, dass Menschen ihr Gedächtnis verloren hatten, aber das jemand dann den Entwicklungsstand eines Kindes angenommen hatte, kennt er selbst nicht. Er hat es nicht geschafft, Eric über die Nacht zu vergessen und so hatte er noch eine Weile im Internet nach ähnlichen Fällen recherchiert allerdings ohne Erfolg. Seine Gedanken über den jungen Mann wurden jedoch schnell beendet, als er bemerkt, dass dieser seine Knie zusammengekniffen hat und nun von einem Bein auf das andere springt. Instinktiv zieht er eine Augenbraue nach oben und schaut Eric fragend an.

„Was ist denn los kleiner Pirat?“, fragt er dann freundlich, ohne wirklich mit einer brauchbaren Antwort zu rechnen.

„Muss mal Pipi!“, sprudelt es allerdings sogleich aus dem Jüngeren.

Dr. Davis hat den ernst der Lage sofort erkannt und legt einen Armen auf die Schulter seines Gegenübers. Er kann sich ein weiteres breites grinsen nicht verkneifen und führt währenddessen den Patient zurück auf sein Zimmer und dort in das Bad, wo er ihn allerdings nur mit seinen großen blauen Augen anstarrt. Nach einem kurzen Verdrehen der Augen, weißt er ihn dann allerdings in die geheime Welt des Stuhlganges ein. In der Nacht hätte Eric noch nicht damit gerechnet für was dieses weiße Ungetüm eigentlich noch so zu gebrauchen ist und er wird schlagartig rot, denn ein wenig peinlich ist ihm die Situation schon und er hofft instinktiv, dass der nette Arzt seine Spielerei von gestern nicht mitbekommen hat. Wie die Spülung funktioniert hat er ja nun schon eindringlich geprobt und so stellt sich der restliche Akt, als gar nicht so schwer heraus. Ohne das er weiß warum, hält er seine Hände unter das kühle Wasser aus dem Hahn des Waschbeckens und geht dann wieder hinaus. Dr. Davis hat währenddessen in dem Zimmer gewartet und dreht sich ihm nun entgegen.

„Na alles klar, Hooki?“, freut er sich ihn wiederzusehen und lächelt ihm freundlich entgegen.

Eric nickt nur leicht beschämt und bleibt ein wenig erstarrt stehen, um sich seine Standpauke über die Sache mit dem Rollstuhl abzuholen. Sein Gegenüber jedoch sieht gar nicht ein ihm diese zu verpassen sondern legt eine Hand abermals auf seine Schulter.

„Pass auf. Das geht so nicht. Die lustigen Dinger mit, den runden Scheiben von da draußen, die brauchen Menschen, die nicht mehr laufen können. Du kannst das doch oder?“.

Noch einmal überkommt den Jüngeren ein Nicken und er bemerkt wie die Röte auf seinen Wangen immer dunkler wird. Das wusste er nicht und es tut ihm leid.

„Gut. Aber das ist nicht so schlimm. Merk es dir aber bitte für das nächste Mal. So und nun ab in deine Koje, gleich kommt eine nette Frau und bringt dir etwas zu essen!“.

Während er seinen Satz beendet schiebt er Eric wieder zurück in die Richtung des Bettes und dieser setzt sich sogleich ohne Einwände darauf und legt die Hände in seinen Schoß.

/Wie war es das jetzt schon?/

Dr. Davis nickt ihm noch einmal freundlich zu und bewegt sich dann zum Eingang, wo er die Tür leise hinter sich schließt. Noch einige Minuten lang starrt er ihm verdattert hinterher, als sich plötzlich der Zugang wieder öffnet und eine nett lächelnde Frau den Raum betritt. Sie ist etwas kleiner als Eric selbst und hat eine schlanke und doch nicht magere Figur. Ihre dunklen Haare fallen ihr weit über die Schultern hinab. Das Gesicht wirkt weich und ist doch recht kantig, was ihre blauen Augen stark zur Geltung bringt. Über einem schwarzen enganliegenden Top und einer dunklen Hose trägt sie genau wie sein, mittlerweile fast bester Freund, einen weißen Kittel und in der rechten Hand hält sie ein metallisches Tablett auf dem von der Sitzposition aus, nur leichte Konturen eines Tellers zu erkennen sind. Ihr ohnehin schon volles Lächeln verstärkt sich noch zunehmend, als sie den attraktiven jungen Mann auf dem Bett entdeckt und sich einige Schritte auf ihn zubewegt.

„Hey du bist ja endlich wach! Ich bin Zoe und du?“, erklingt plötzlich eine weiche weibliche Stimme.

„Ich bin Captain Hook!“, strahlt Eric sie an und bemerkt schnell ihren leicht verdatterten Gesichtsausdruck, der auf seine Antwort hin folgt. In diesem Moment hatte sie mit allem gerechnet aber nicht mit so etwas. Für einen kurzen Augenblick wird sie ein wenig bleich um die Nase, versucht sich dann allerdings nichts anmerken zu lassen und geht einige weitere Schritte auf ihn zu. Auf ihre Lippen hat sich schnell wieder ein breites Grinsen gelegt und sie nickt zustimmend.

„Du bist also der kleine Pirat, von dem mein Vater mir erzählt hat!“, wirft sie ihm freundlich entgegen.

Eric verzieht sein Gesicht und hebt schließlich die Augenbraue. Ihren Vater kennt er schließlich nicht und, das er schon bekannt wie ein bunter Hund ist, ist ihm ein wenig unangenehm.

„Oh. Mein Vater ist Dr. Davis. Der Arzt der dich hier betreut! Ich hatte allerdings damit gerechnet das du … kleiner bist.“.

Eric beachtet ihre letzten Worte gar nicht und freut sich darüber, dass ihr Vater sein engster Vertrauter ist. Sein Blick fällt gespannt auf das Tablett, welches sie ihm mit einer eleganten Bewegung entgegen streckt. Darauf befindet sich ein Teller auf dem sich zwei Scheiben Brot mit Käse befinden, daneben liegt ein weißes Messer und ein Löffel aus Plastik und eine Schale mit einer rosa verfärbten Masse darin. Er streckt ihr sogleich die Arme und nimmt das Geschenk an sich um es noch einmal mit großen Augen genauer zu begutachten. Danach stellt er es auf seinen Schoß und beginnt mit dem Zeigefinger vorsichtig in der Schüssel herum zu patzen, bis dieser mit dem Quark garniert ist. Neugierig schaut er ihn sich daraufhin genau an und fängt breit an zu grinsen. Zoe die das ganze Spektakel beobachtet hat muss laut los lachen, woraufhin er sich ein wenig angegriffen fühlt und sie etwas böse anschaut.

„Ein Captain lacht man nicht aus!“, schmollt er ihr schließlich entgegen. Diese allerdings schüttelt nur hastig den Kopf und lacht weiter. Nach einigen Augenblicken bis sie sich wieder eingekriegt hat, funkelt er ihr noch böse entgegen.

„Das kann man essen!“, prustet sie schließlich wieder los.

Eric starrt wieder auf seinen Finger und schiebt ihn sich schließlich in den Mund. Sie hat recht.

/Lecker!/

Seine Augen weiten sich schlagartig und wieder stupst er in den Quark. Zoe die sich noch immer nicht wieder richtig gefangen hat, setzt sich nun neben ihn und drückt ihm den Löffel von seinem Tablett in die Hand.

„Damit kannst du alles in dich rein schaufeln!“, freut sie sich, als er diesen annimmt und anfängt, damit gesittet den Quark restlos aus der Schüssel zu löffeln. Wie ein verrückter beginnt er schließlich die letzten Reste aus der Schale zu kratzen und entschließt sich dann nichts verkommen zu lassen und versucht mit der Zunge auch noch die nicht erreichten Stellen zu säubern. Als er sein Ritual beendet hat, schaut er abermals Zoe mit großen Augen an, welche nur wieder loslachen muss. Um seinen Mund herum und auf der Nase hat sich ein rosafarbener Kreis gebildet.

„Noch ein!“, protestiert er schließlich.

Seine Augen füllen sich mit Wasser, als sein Gegenüber den Kopf schüttelt.

„Ich will aber!“.

„Nein junger Mann. Für jeden gibt es nur EINEN Quark. Auch für dich.“.

Wie ein trotziges Kleinkind schlägt er daraufhin mit der Hand auf das Laken und beginnt zu bocken. Er kann nicht verstehen, warum er nur einen bekommen sollte. In seiner Wut über die Abfuhr wirft er den Löffel durch den Raum, der auf dem Boden in zwei Teile bricht.

/Böse Tante!/

Zoe schüttelt als Antwort auf diese Geste ein weiteres Mal den Kopf und erhebt sich um das Tablett vor ihm in Sicherheit zu bringen und stellt es auf den kleinen Nachttisch neben das Bett.

„Morgen wieder!“, dreht sie sich auf dem Weg nach draußen noch einmal um und schaut ihn ein wenig streng an. Danach kehrt sie dem Raum den Rücken zu und lässt Eric alleine zurück. Dieser hegt eine unbändige Wut in sich und hat die Arme zornig vor der Brust verschränkt. In sein Gesicht hat sich ein breiter schmollender Gesichtsausdruck gelegt und noch einige Minuten lang verharrt er in dieser Position bis er schließlich von seinem Bett aufspringt und ihr nach draußen folgt. Schon wie am Morgen lugt er noch einmal vorsichtig um die Ecke der Tür, bis er den einsam auf dem Gang stehenden Essenswagen entdeckt und sich auf ihn zu bewegt. Nicht weit davon steht eine Tür leicht offen und er hört, wie die Frau von eben, in seinem Raum mit einer fremden Person spricht. Kurz inspiziert er den Wagen und entdeckt noch ein letztes Tablett mit der von ihm begehrten Schüssel. Er lässt es sich nicht nehmen diese zu stibitzen und schnell zurück in sein Zimmer zu eilen. Mit einem breiten grinsen stellt er die Schale auf sein eigenes Tablett und geht dann zu dem zerbrochenen Löffel, hebt ihn auf und macht es sich auf seinem Bett bequem. Hastig beginnt er damit den gerade erworbenen Quark in sich hinein zu schaufeln, als abermals die Tür zu dem Raum aufgeht und Zoe mit in die Hüfte gestemmten Armen im Eingang steht. Eric hält kurz inne und schaut sie von unten her an. Ihr Blick ist leicht zornig und schlagartig wird er abermals rot und fühlt sich ertappt. Wie wenn er ahnt, was jetzt kommen würde, krallt er sich in seiner Schüssel fest und dreht seinen Oberkörper von ihr weg. Einer ihrer Füße wippt auf den Boden und er spürt wie ihn ihre Blicke durchdringen. Verschüchtert schaut er sich über die Schulter und bemerkt, dass Zoe bereits einige Schritte auf ihn zugegangen ist und ihn nun von oben herab anschaut.

„Junger Freund! Ich habe gesagt, nur einen Quark!“.

Eric allerdings sieht es nicht ein seine Schüssel wieder abzugeben und krallt sich nur noch mehr daran.

„Meins!“, schmollt er schließlich.

In diesem Moment überkommt die junge Schwester ein wenig Mitleid und ihr Gesicht löst sich aus der verkrampften Grimasse. Ihre Mundwinkel ziehen sich wieder leicht nach oben und sie schüttelt den Kopf.

„Aber das ist dann wirklich der letzte ja?“, ermahnt sie ihn in einem recht freundlich wirkenden Ton, woraufhin er ängstlich nickt und sie sich wieder umdreht, um den Raum zu verlassen. Mit einem tiefen Seufzer dreht sich Eric wieder zurück und macht sich abermals über seine Schale her. Nach wenigen Minuten hat er auch diese leer gegessen und stellt sie zu der anderen auf das Tablett, um sich danach mit seinem Arm noch die letzten Reste aus dem Gesicht zu wischen.
 

Die Worte des lieben Arztes vom Morgen dröhnen noch immer in seinem Kopf. In ihm hat sich das Gefühl, alles falsch zu machen, eingenistet und so hat er sich die restliche Zeit nicht mehr aus dem Zimmer getraut. Er ist traurig darüber, dass er nicht über den großen Flur tollen darf, ohne wieder einen Fehler zu begehen. Soviele Dinge gibt es die er noch nicht kennt und so gerne ausprobieren möchte. Sein Blick fällt starr auf die Decke und einige Tränen rollen über seine Wangen. Niemand kann ihn verstehen und er fühlt sich einsam. Die Junge Frau ist nicht mehr aufgetaucht und auch sein bester Freund hält es nicht für nötig sich um ihn zu kümmern. Seine Finger spielen mit dem dünnen Bändchen seiner Krankenhauskleidung als er eine kleine Fernbedienung an der dreieckigen Stange über seinem Kopf entdeckt. Auf ihr ist ein großer roter Knopf zu erkennen und er richtet sich auf um das für ihn unbekannte Gerät von seiner Verankerung zu lösen und sich wieder auf das Bett fallen zu lassen. Mit großen Augen betrachtet er den Knopf eindringlich und traut sich nach einigem zögern darauf zu drücken. Gespannt schaut er sich in dem Raum um und stellt dann enttäuscht fest, dass nichts passiert ist. Traurig legt er die Bedienung wieder zur Seite und lässt sich zurück auf den Rücken fallen. Entgegen seiner Erwartung dauert es keine zwei Minuten als plötzlich die Tür zu dem kleinen Raum aufspringt und Zoe mit einem besorgten Gesichtsausdruck im Eingang steht. Er schaut sie ein wenig verdattert an, denn er kann nicht verstehen, warum sie so hektisch in das Zimmer stürmt, in dem er sich schon seit Stunden langweilt.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragt sie mit einer fürsorglichen Stimmlage.

Eric allerdings zieht nur die Augenbraue nach oben und nickt ihr fragend zurück. Erst interessiert sich Tagelang keiner für ihn und dann so etwas.

„Junger Mann. Hast du etwa den Knopf gedrückt?“.

Abermals steigt in ihm eine gewisse Röte auf und er kratzt sich leicht beschämt am Kopf, als ihm wieder einfällt, dass der rote Drücker ja für irgendetwas gut sein musste. Er muss breit grinsen, denn er bemerkt, dass er somit immer jemand rufen kann, wenn ihm langweilig ist. Dann kann der Arzt nicht schimpfen, weil er den Raum nicht verlässt.

„Spielst du mit mir?“, fragt er dann fröhlich.

Zoe kann es sich nicht verkneifen einmal mit den Augen zu rollen und geht dann einige Schritte auf ihn zu. Ein wenig nervt das Kind im Manne ja schon aber auf der anderen Seite macht es ihn besonders. In den wenigen Augenblicken, wo sie ihn kennenlernen durfte, hat sie ihn schon fest in ihr Herz geschlossen und so setzt sie sich mit einem leichten Lächeln auf die Kante des Bettes.

„Kleiner Mann! Ich muss arbeiten und viele andere Menschen brauchen mich jetzt. Ich kann also nicht mit dir spielen!“.

Sie erkennt, wie ihre Worte einige Tränen in seine Augen treiben und für einen kurzen Augenblick tut er ihr leid. Sein Kopf hat sich gesenkt und starrt nun traurig auf die Decke unter seinem Körper.

„Aber ich mag spielen!“, sagt er leise und bedrückt.

„Ok pass auf. Ich arbeite jetzt noch ein wenig und dann komm ich vorbei und wir spielen. Ja?“.

Schlagartig hebt sich sein Kopf wieder und sie vernimmt ein breites Funkeln in seinen Augen. Eric nickt heftig und freut sich riesig über ihre Worte.

„Unter einer Bedingung!“.

Gespannt wartet schaut er sie an.

„Du drückst den Knopf nicht wieder, wenn dir nicht irgendetwas weh tut!“.

Er beginnt breit zu grinsen und nickt abermals heftig. Zufrieden steht Zoe nun wieder auf und bewegt sich aus dem Raum heraus.

Seit dem letzten Besuch von Zoe sind für ihn schon wieder unendlich lange Minuten vergangen. Er freut sich so sehr auf das spielen, das er hippelig auf dem Bett hin und her wippt und schließlich ganz die Geduld verliert. Sein Blick fällt kurz nach draußen, wo die Sonne langsam beginnt sich wieder über den Horizont hinab zu senken.

/Die Tante hat mich vergessen!/

Ein wenig traurig, will er das nicht akzeptieren und schaut abermals den Knopf über seinen Haupt entgegen. Lange lässt er sich nicht bitten und er betätigt ihn ein weiteres Mal. Zwar hat die Tante gemeint, dass er ihn drücken darf, aber das ist gerade ein Notfall. Immerhin ist ihm Sterbens langweilig und die Ungeduld macht ihn kirre. Wie er erwartet hat dauert es wieder nicht lange als Zoe dann in der Tür erscheint und kurz unter einem lauten Seufzer zusammensackt.

„Was hab ich dir gesagt?“.

„Du hast den Captain vergessen!“, schmollt er ihr entgegen.

Noch einmal seufzt sie laut auf und schaut ihn dann ein wenig traurig an.

„Ich hab dich nicht vergessen! Aber jetzt wird erst einmal gegessen und dann komm ich und wir spielen!“.

Die Antwort hat ihn nicht zufrieden gestellt. Er hat kein Hunger und so verzieht sich sein Gesicht wieder zu der bockigen Grimasse und seine Arme verschränken sich vor seiner Brust. Zoe bewegt sich zu seinem Erstaunen nicht von der Stelle und er sieht ein, dass er ohnehin keine Chance hat und nickt schließlich betröppelt, woraufhin sie wieder die Tür hinter sich schließt. Diesmal allerdings hat sie ihr Wort gehalten und etwa zehn Minuten Später steht sie wieder im Eingang des Raumes und hält ein weiteres Tablett in der Hand. Mit schnellen Schritten bewegt sie sich auf ihn zu und stellt es ihm auf den Schoß. Es ist fast das gleiche Bild, wie schon beim Frühstück, auf dem Teller befinden sich zwei Scheiben Brot mit Belag, allerdings diesmal ohne eine Schale daneben. Ein wenig betröppelt schaut er das Essen an und wirft ihr dann einen fragenden Blick zu.

„Nein kein Quark.“.

Er senkt seinen Kopf. Immerhin hätte er sich so sehr darüber gefreut eine weitere Schüssel zu bekommen und er nimmt das Tablett und stellt es auf den Nachttisch. Wieder seufzt Zoe laut auf.

„Du musst was essen!“.

„Ich will aber Quark!“, knatscht er zurück.

Sie zuckt kurz mit den Achseln und dreht sich um, ohne seiner Bitte nachzugehen. Die Tür schließt sich wieder von hinten und Eric bleibt abermals alleine zurück.

Sein warten wird schnell durchbrochen, denn Zoe löst nun ihr Versprechen ein und betritt den Raum mit einer großen Kiste in der Hand. Im Gegensatz zu ihrem letzten Besuch, hat sie den weißen Kittel nicht mehr an und ihr Gesicht trägt ein breites Grinsen. Er traut seinen Augen kaum und reißt unbewusst den Mund sperrangelweit auf. Wieder beginnt er unruhig hin und her zu wippen und klatscht freudig in die Hände. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, den armen Mann verhungern zu lassen und aus der Kantinenküche noch eine Schale Quark ergattert die oben auf der Kiste steht. Er entdeckt sie sogleich und sein grinsen zieht sich bis über beide Ohren. Hastig krallt er sich die Schale und beginnt eilig wieder den Inhalt in sich zu schaufeln, woraufhin sie nur ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen zaubert und ihm zusieht. Sie muss nicht lange warten, bis er fertig ist und ihr die Schüssel in die Hand drückt, welche sie sogleich auf das Tablett stellt und die Kiste, die sie auf den Boden gestellt hatte nach oben holt. Seine Augen leuchten, als sie den Deckel aufmacht und eine riesige Ansammlung an Spielen zum Vorschein kommt. Er begutachtet den Inhalt genau und schaut sich jedes bunte Bildchen zweimal an.

„Aber bevor wir spielen, möchte ich noch etwas anderes mit dir machen!“.

Ein wenig verzieht sich seine Miene, als er sie anschaut.

„Kannst du denn deinen Namen schreiben?“.

Seine Antwort ist ein kurzen kratzen am Kopf und ein noch kürzeres Schulterzucken.

„Dann probieren wir das einfach ok?“.

Er nickt ihr ein wenig überfordert entgegen, als sie ihm einen Stift in die Hand drückt, mit der er nichts Richtiges anzufangen weiß. Auf seinem Schoß hat sich ein Block mit weißem Papier eingefunden und er starrt auf das Blatt. Sie bemerkt, dass er ein wenig ratlos wirkt und nimmt sich dann den Kuli noch einmal.

„Pass auf! Ich zeig es dir!“.

Mit großen Augen schaut er auf das Blatt, welches mit runden Linien verziert wird, als sie den Stift darüber fahren lässt. Es fasziniert ihn und er versucht ungeduldig den Wunderstab wieder zu erlangen. Mit einem breiten und erleichterten Lächeln gibt sie seiner Bitte nach und drückt ihn diesen wieder in die Hand, woraufhin er beginnt, wild über das Papier zu kritzeln. Sie schaut nicht schlecht, als sie bemerkt, dass aus dem Gekritzel auf einmal ein Bild entsteht. Es zeigt einen kleinen jungen, den sie als ihn selbst anerkennt der auf einer Wiese tollt und eine Sonne die in der Ecke strahlt und nur von ein paar Wolken bedeckt wird. Es hat nicht die gewohnte Art und weiße eine Kinderzeichnung sondern zeigt einen erwachsenen und schönen Zeichenstil. Auf ihre Lippen legt sich ein breites grinsen, als er sie stolz anschaut und ihr das Blatt entgegenhält. Er weiß nicht, was er dort gerade unterbewusst zu Stande gebracht hat und ihr wird bewusst, das nicht alles in ihm verloren gegangen sein Muss. Im Gegenteil es macht spontan den Anschein, dass es in ihrem Gegenüber viel zu entdecken gibt.

„Wow!“, entfleucht es ihr plötzlich und sie nimmt das Geschenk an. Sie findet das es eine gute Gelegenheit ist und schreibt in großen Buchstaben ‚Captain Hook‘ in die Mitte des Kunstwerkes und greift dann in die Kiste und holt eine Rolle Klebeband hervor. Er schaut ihr gespannt zu, als sie vier kleine Streifen von der Rolle löst und auf die Ecken des Papieres klebt. Danach steht sie auf und schaut ihn kurz fröhlich an.

„Das hängen wir jetzt an die Tür und dann weiß jeder, mit wem er es hier zu tun hat!“.

Eric grinst breit und nickt schließlich um ebenfalls von dem Bett aufzustehen und ihr zum Eingang zu folgen. Es begeistert ihn als sie das Bild in die Mitte, auf der Außenseite des Holzes durch die kleinen Streifen festklebt.
 

An diesem Abend haben sie noch lange in die Nacht hinein gespielt. Eric selbst hat oft seine bockige Art zum Vorschein gebracht, als er einige Male bei ‚Mensch ärgere dich nicht‘ verloren hat. Doch hatte Zoe nicht gestört. Im Gegenteil sein Wesen fasziniert sie zunehmend und ihr Herz hat ihn schon fest in sich eingeschlossen. So hat sie es sich auch nicht nehmen lassen, auf seine Bitte einzugehen und ihm zum Abschluss noch eine gute Nacht Geschichte vorzulesen. Das die daraufhin folgenden Tage nicht wirklich einfach werden würde, war ihr schon bewusst und so konnte sie auch nur noch lachen, als sie ihn mit einem Arztkittel um die Schultern erwischte. Mit seiner offenen und spontanen Art ist er in voller Montur in die Zimmer der Patienten gelaufen und hat sich als ‚Captain Hook‘ vorgestellt, woraufhin er schließlich den Spitznamen ‚Dr. Captain Hook, dem Arzt den die Frauen vertrauen‘ auf der Station bekommen hat. An dem Brett im Schwesternzimmer auf dem sich die Notleuchten der einzelnen Zimmer befinden hat sich ein kleiner Aufkleber breit gemacht, der allen anwesenden symbolisiert, das ein Notruf aus diesem Raum in der Regel nicht sonderlich wichtig ist. Doch hat sich Eric schnell mit seiner Situation arrangiert und ein Platz in den Herzen der meisten Patienten eingenommen. Jeden tag erkundete er tiefere Regionen des Gebäudes und sitzt schließlich auch nicht selten in dem großen Raucherzimmer auf der untersten Etage. In Zoe hat er eine beste Freundin gefunden, die nicht nur dafür zuständig ist ihm mit dem nötigsten zu versorgen oder in einigen Situationen auch mal in die Schranken zu weißen, sondern die sich rührend und aufopfernd um ihn kümmert. Dr. Davis selbst hat auch einen Narren an dem jungen Mann gefressen und behandelt ihn väterlich. Doch sollte irgendwann der Tag kommen, an dem aus ärztlicher Sicht keine Bedenken mehr hinsichtlich einer Entlassung waren und sich im ganzen Krankenhaus die Frage breit macht, wo er nun hin kommen solle. Zoe hat es nicht über das Herz gebracht, den ersten Gedanken über eine Heimunterbringung folge zu leisten und sich dann spontan dazu durchgerungen, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Was sie sich da aufgeladen hat, sollte ihr allerdings erst viel später bewusst werden.

So ich hoffe es hat euch gefallen!

Ich warte gespannt auf Kommies! Lob oder Kritik, ich freu mich über jedes!!!

Bis bald

euere Duality

Das erste Jahr!

So hier ist einfach mal das zweite Kappi

viel Spaß beim lesen! :D
 

Der letzte Tag in dem Krankenhaus beginnt, wie jeder andere auch. Ungeduldig sitzt Eric auf seinem Bett und beobachtet die Sonne, die sich langsam über den Horizont erhebt. Er weiß noch nicht, was nun auf ihn zukommen wird und verstehen, warum er nun gehen soll, kann er erst recht nicht. In den letzten Tagen hat er hier viele Freunde gefunden und es macht ihn traurig, diese wieder zu verlassen. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist hingegen, dass er seine Zoe nicht verliert und so wird seine gedrückte Stimmung schnell von einem breiten inneren Grinsen abgelöst. Schon am Vorabend haben sie gemeinsam, sein Türschild abgemacht und einige wenige Habseligkeiten die er in der Zeit angesammelt hat zusammen gepackt. Zwei T-Shirts und eine Hose hat ihm Zoe eines Morgens einfach mit in das Krankenhaus gebracht. Es ist sein ganz persönlicher Schatz, der nun in einer kleinen Tasche unter dem Bett steht und auf den er die halbe Nacht aufgepasst hat. Ein wenig freut er sich auf die Welt, die sich hinter der Glasscheibe des großen Fensters verbirgt. Bis zu dem heutigen Tag durfte er sie noch nicht erkunden, sondern nur aus der Ferne begutachten. Oft hat er es versucht gehabt, sich heimlich an den Schwestern im Empfang vorbei zu schleichen und dann hinaus zu gehen, doch ohne Erfolg. Auf Grund der Worte von seinem ‚Ziehvater‘, den er in der Zwischenzeit sogar mit Edward anreden durfte, schauten alle mit Argusaugen auf ihn, was ihm so manchen Spaß genommen hatte. Umso spannender ist es für ihn und er kann es kaum erwarten, bis die Tür sich öffnet und seine Freundin darin erscheint. Noch einmal wirft er einen Blick unter sein Bett, wobei er das Gleichgewicht verliert und sich in letzter Sekunde noch mit einem Arm auf dem Boden abstützen kann. Die Tasche steht noch da und während er sich versucht wieder aufzurappeln, öffnet sich die Tür zum Zimmer und Zoe erscheint als Silhouette im Eingang. Mit, durch die Anstrengung, hochrotem Kopf schaut er ihr entgegen und trotz, das er es nicht sieht, so weiß er das sie sich gerade wieder einmal köstlich über seine Tollpatschigkeit amüsiert. Wider seiner kräftigen Arme schafft er es nicht auf sein Bett zurück und schlägt dumpf auf dem Boden auf, woraufhin ein lautes quieken aus dem Türrahmen erschallt. Nach einer kurzen Benommenheit löst er sich aus dem Knoten und reibt sich am Kopf. In der Zwischenzeit hat sie das Licht angeschaltet und eilt nun in schnellen Schritten auf ihn zu, um ihn in die Arme zu nehmen.

„Aua!“, wimmert er in ihre Schulter hinein und sie bemerkt, wie einige Tränen ihr Shirt durchnässen.

„Scht. Nicht weinen. Ich bin ja da!“, tröstet sie ihn sanft während sie ruhig mit ihm hin und her wippt. Den Anfang des Tages haben sich beide etwas anders vorgestellt, aber der Schmerz vergeht schnell und mit einem fröhlichen Lachen zieht Eric seine Tasche unter dem Bett hervor und stellt sich vor Zoe. Diese nickt ihm zufrieden zu und verlässt dann, dicht gefolgt von ihm den Raum. Auf den Gang treffen sie noch einige Bekannte, die in den letzten Tagen, viel mit Eric unternommen haben. Er geht noch einmal auf jeden einzelnen zu, um sich zu verabschieden und trottet dann wieder gemütlich mit großen Augen hinter seiner Freundin her. Vor der großen Glastür im Eingangsbereich bleibt er noch einmal stehen und starrt in die ihm nun dargelegte Freiheit. Zoe bemerkt sogleich, dass er ein wenig verängstigt keinen Schritt aus dem Gebäude herausmacht und dreht sich mit einem fragenden Blick zu ihm um. Die Sonne scheint in der Zwischenzeit hell und ihre Haare leuchten unter dem grellen Licht. Für die ersten Tage hat sie sich extra freigenommen, um ihren neuen Mitbewohner keine Sekunde aus den Augen lassen zu müssen und nun schafft er es nicht einmal die zwei Schritte auf sie zuzugehen. Einige wenige Strahlen, die durch das gläserne Vordach fallen, kitzeln in seinem Gesicht. Ein wenig ungeduldig streckt sie ihm die Hand entgegen und hofft mit dieser Geste, ihm die nun benötigte Sicherheit zu geben.

„Komm schon!“.

Tatsächlich scheint ihre Taktik aufzugehen und so bewegt er sich die letzten Meter auf sie zu und bleibt dann abermals stehen um sich einmal komplett umzuschauen. Vor ihnen liegt eine große Auffahrt auf dem sich einige Krankenwagen befinden. Der Rand wird von großen grünenden Eichen eingefasst. Hinter den Bäumen erstrecken sich einige saftige Wiesen und auf der linken Seite hat eine große Fläche, auf der sich die Fahrzeuge der Besucher befinden, ihren Platz gefunden. Die vielen Eindrücke prasseln auf Eric ein und es überkommt ihn ein Gefühl des Erdrückens, welches allerdings schnell wieder von seiner Neugier zunichte gemacht wird. Ihm fällt sofort einer der roten Kästen auf, der fast die gleichen runden Scheiben besitzt, wie der fahrbare Untersatz vom ersten Tag und so dauert es auch nicht lange bis er einige Schritte an Zoe vorbei auf ihn zugeht und aus der Nähe betrachtet. Er stellt sich direkt vor dem hinteren Reifen des Krankenwagens und beginnt mit aller Kraft diesen zu drehen, doch er bewegt sich keinen Millimeter. Sein Blick fällt fragend zurück zu seiner Freundin, die geduldig auf ihn wartet und abermals beginnt zu lachen.

„Den kannst du so nicht bewegen!“.

Mit der rechten Hand kratzt er sich am Kopf und zuckt dann mit den Schultern um sich wieder zurück zu drehen und eine Runde um den Wagen zu gehen. Schließlich öffnet er die Fahrertür auf der anderen Seite und setzt sich auf den Sitz der sich vor ihm erstreckt. Zoe schwant böses, als auch schon das Martinshorn des Autos erklingt und sie Eric belustigt hin und her wippen sieht. Bevor sie die Beifahrertür erreicht hat, ist das schreien verstummt, nur um einige Augenblicke später wieder zu ertönen. Sie reißt die Tür auf.

„HOOKI!“.

Er schreckt zurück und die schon gewohnte Röte ziert erneut seine Wangen. Ein wenig verängstigt starrt er sie geschockt an und drückt dann wieder auf den Knopf und eine Stille stellt sich ein. Im Augenwinkel bemerkt er, dass sich vor dem Eingang zum Gebäude eine kleine Traube Menschen gebildet hat, die ihn alle anstarren und dann lachend, wieder zurückkehren. Selbst einige Ärzte, die sich schon auf einen Notfall vorbeireitet hatten können nur grinsen. In den wenigen Tagen, die er in dem Krankenhaus verweilt hat, haben sie ihn alle gut genug kennengelernt, als das sie ihm nun Böse sein könnten. Auch ihr entgeht die Ansammlung nicht und sie erspäht einen Krankenwagenfahrer der leicht ertappt das Geschehen aus der hintersten Reihe beobachtet. Mit einem bösen funkeln in den Augen blickt sie ihn an, klettert noch einmal aus dem Wagen und geht wutentbrannt die wenigen Meter auf ihn zu. Er wirft ihr einen eher verdatterten Blick zu.

„Bist du dafür verantwortlich!“.

„Nein?“, zieht er die Augenbrauchen nach oben.

„Achso, deswegen stehen HIER ALLE VERDAMMTEN KRANKENWAGEN OFFEN HERUM! ODER WAS?“, verliert sie die Geduld, dreht sich dann wieder von ihm ab, ohne eine Antwort abzuwarten und klettert zurück zu Eric, der noch immer in seiner Starre verharrt.

„Komm raus da!“, fordert sie ihn mit bestimmter aber ruhiger Stimme auf. Sie kann ihm nicht zum Vorwurf machen, dass sie für einen Moment einfach zu gutgläubig war. Im Grunde genommen hätte sie es besser wissen müssen und so lässt sie ihn nun keine Sekunde aus den Augen, während er sich von dem Sitz ins Freie bewegt. Mit rotem und gesenktem Kopf geht er auf sie zu und sie legt sogleich einen Arm um seine Schulter. Ihr Weg führt sie nun zielstrebig auf den Parkplatz gegenüber, wo Eric mit großen Augen über die bunt im Sonnenlicht glitzernde Pracht staunt. Bei ihrem Weg quer durch die geparkten Autos, versucht er mit seiner Hand sanft über das leicht erhitze Metall eines der Wagen zu streichen, als dieser ihm plötzlich einen leichten Stromschlag verpasst und er erschrocken einen Schritt nach hinten weicht. Schnell schaut er sich seinen Zeigefinger an, kann jedoch keine Verletzung erkennen und tritt dann wütend gegen den Reifen des gefräßigen Monsters.

/Böses Tier!/

Zoe bekommt von alledem nichts mit und bemerkt erst an ihrem eigenen Wagen, dass er ihr schon wieder entwischt ist. Ein wenig suchend dreht sie sich um, entdeckt ihn dann aber schnell, wie er mit wehleidigem Blick auf sie zuläuft. Seinen Finger hält er dabei in die Luft und seine Augen weichen keine Sekunde von ihm. Ohne weiter darüber nachzudenken hält sie ihm die Beifahrertür auf und bittet ihn sich zu setzen, woraufhin er nur mit einem heftigen Kopfschütteln antwortet. Mit einem lauten Seufzer sacken ihre Schultern ein wenig zusammen.

„Was ist denn los?“.

„Die beißen!“.

Sie zieht ihre Augenbraue nach oben und kann mit seiner Antwort nichts Brauchbares anfangen. Eric streckt ihr allerdings sofort seinen Zeigefinger entgegen.

„Der da hat mich gebissen!“, zeigt er auf den schwarzen BMW in der hintersten Ecke.

Er findet es nicht einmal annähernd so witzig wie sie, die sich den Bauch halten muss, der vor Lachen schon begonnen hat zu schmerzen. Erst jetzt wird ihr klar, was er ihr damit sagen wollte und sie nimmt seinen Finger um kurz nachzuschauen und pusten dann kurz darüber. Sie beruhigt sich nur schwer wieder und greift dann gegen das Metall ihres Autos, um ihm zu zeigen, dass niemand ihn gebissen hat.

„Siehst du dich beißt niemand!“.

„Aber der hat mich gebissen!“, schmollt er ihr entgegen, woraufhin sie ihre Hände auf seine Oberarme legt. Er kann nicht verstehen, warum sie ihm nicht glauben kann und schon gar nicht warum, dieses Tier sie nicht angegriffen hat.

„Hooki, dich hat niemand gebissen. Du brauchst keine Angst haben!“.

Ihre Worte können ihm nicht wirklich die Angst nehmen und doch geht er einige Schritte auf den Wagen zu und stupst noch einmal gegen den Rahmen. Diesmal passiert ihm wirklich nichts und er beginnt zu grinsen und sich dann in den Innenraum zu bewegen.
 

Ihre Fahrt dauert bereits einige Minuten. Eric starrt wie ein Irrer mit riesigen Augen aus dem kleinen Fenster auf der Beifahrerseite und beobachtet jedes Detail aus der vorbeiziehenden Landschaft. Zoe muss wieder leicht grinsen. Ihr wird schlagartig bewusst, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist ihn unter ihre Fittiche zu nehmen, auch wenn sie es schade findet, dass der smarte süße Typ leider nicht den Entwicklungsstand eines Erwachsenen hat. Ohne ihre Aufmerksamkeit von der Fahrbahn zu wenden schaut sie ihn einige Male an. In der Zwischenzeit hat sich ein älterer Herr aus dem Krankenhaus ein Herz gefasst und in Stundenlanger Arbeit seinen herangewachsenen Bart gestutzt. Es hat ihm viel Mühe gekostet den jungen Mann nicht zu schneiden, der es nicht wirklich eingesehen hatte auch nur ein paar Minuten lang still zu halten. Doch nun kann sich das Ergebnis sehen lassen. Seine Haare schimmern in der hereinfallenden Sonne und seine Wangen machen weit aus, nicht mehr den mageren Eindruck der ersten Tage. Auch sein Körper, der so gar nicht zu seinem Wesen passt hat wieder einige Gramm aufgenommen und wirkt nur noch halb so dürr. Unter den kurzen Ärmeln des blauen Shirts erkennt man einige Muskeln und auch sonst macht er einen kräftigen Eindruck. Er gefällt ihr sehr und seine offene Art trägt nur positiv zu dem Gesamtergebnis bei.

Während sie an einer Ampel auf die Grünphase warten, bemerkt Zoe aus dem Augenwinkel heraus, das der Mann neben ihr wild mit den Händen in seinem Gesicht herum fummelt und wendet ihm ihren Blick zu. Eine Familie steht neben ihnen auf der Spur und Eric schneidet ihnen wilde Grimassen zu. Ihr steigt sofort eine unangenehme Röte ins Gesicht als sie den belustigten Gesichtsausdruck der Insassen wahrnimmt, die mit dem albernen Erwachsenen nichts anfangen können. Sie fühlt sich wie in einem falschen Film und schlägt ihm leicht gegen den Oberarm, woraufhin er sich zu ihr umdreht und sie fragend anschaut.

„Lass das Hooki!“, bittet sie ihm ohne dabei nicht selbst loszulachen.

Was für ihn eine gewöhnliche Belustigung ist, ist für andere, wie auch für sie schwer verständlich. Im Grunde genommen hat er schließlich auch nichts falsches getan und sie versucht sich lediglich aus der unangenehmen Situation zu befreien und ist umso glücklicher als sie ein grünes Licht vernimmt.

Es sind nur noch wenige Meter bis zu ihrer Wohnung und sie stellt den Wagen am Rand der stark befahrenen Straße ab und stoppt den Motor.

„Da sind wir!“, lächelt sie ihm leicht unsicher entgegen, welcher allerdings nur freudestrahlend nickt und die Tür öffnet. Ihrer Meinung nach lernt er sehr schnell, durch Dinge die er lediglich sieht. Sie Blickt ihm einige Augenblicke hinterher, während er sich aus dem Sitz pellt und steigt dann ebenfalls aus. Zielstrebig läuft sie auf eine große hölzerne Eingangstür zu, für die sie auch sogleich einen Schlüssel parat hat um sie aufzuschließen. Das Haus in dem sie wohnt ist sehr groß und alt. Die kleinen Fenster zeigen in Richtung der lauten Straße, auf die auch Eric nun seinen Blick fallen lässt und den schnell vorbeiziehenden Autos folgt.

/Soviele Tiere!/

Er dreht sich um und sucht seine Freundin die bereits im Eingang abermals auf ihn wartet und er sich schließlich in das Haus bewegt. Vor ihnen liegt ein altes großes Treppenhaus, von dem aus hölzerne, mit schwarzer Lasur gestrichene Stufen in die oberen Etagen führen. Der Geruch ist muffig und nur wenige Sonnenstrahlen scheinen durch ein kleines Fenster am anderen Ende des Ganges. Die Wände sind mit vier deutlich erkennbaren robusten Türen bestückt, welche von weißer Tapete umfasst werden. An der Decke hat eine alte Leuchte ihren Platz gefunden und ein kunstvoll verziertes Geländer bietet, für den Aufstieg nach oben, die benötigte Sicherheit. Eric folgt Zoe in die nächst Höhere Etage des Hauses, in der sie eine der vier Türen öffnet und ihn liebevoll hereinbittet. Hinter dem Eingang der Wohnung liegt ein langer schmaler Flur, von dem drei Durchgänge wegführen. Am Ende erkennt er noch eine weitere Pforte, die allerdings geschlossen ist. Durch den hinteren Spalt fällt spartanisch etwas Licht, doch man erkennt die mit viel liebe gestalteten Wände recht deutlich die in ein saftigen Rotton getaucht wurden. Zwischen zwei Türen befindet sich eine kleine Kommode auf der ein kleiner Kunstblumenstrauß und ein Telefon ihren Platz gefunden haben und ein heller Teppich rundet das Bild ab. Tapsig und vorsichtig bewegt er sich ein paar Schritte in das innere und schaut dann abermals ungläubig seine Freundin an, die sich den jungen Mann sofort schnappt und durch die hintere Rechte Tür schiebt, hinter der sich das Wohnzimmer befindet. Ein schwarzes Sofa hat sich den weißen Wänden eingepasst und gegenüber von diesem steht ein kleiner Schrank, der den Fernseher und einige weitere technische Geräte beinhaltet. Mit großen Augen schaut er in den Raum herein und weicht dann wieder einige Schritte zurück. Zwei große leuchtende Kullern starren ihn an und er versteckt sich schüchtern hinter Zoe. Diese muss kurz auflachen.

„Das ist Krümel meine Katze. Keine Angst die tut dir nichts!“.

/Die hat aber viele Haare!/

Instinktiv lugt er ein weiteres Mal über ihre Schultern und greift sich dann in sein eigenes Gesicht, in dem er nicht soviel Fell vorfindet. Seine Freundin bekommt mit, das ihm ihre Mitbewohnerin nicht sonderlich behagt und geht dann in das Zimmer hinein um die viel zu dicke Katze auf den Arm zu nehmen und mit ihr wieder in seine Richtung zu wandern. Vorsichtig und darauf bedacht, das sie ihn nicht beißt stupst er mit einem Finger gegen das Ohr der kleinen und freut sich, das sie ihm mutig den Kopf entgegenstreckt.

„Warum sind die so groß!“, fragt er Zoe mit großen Augen und zeigt auf die Löffel von Krümel.

„Die sind bei Katzen so groß!“.

„Sind meine auch so?“.

Sie muss laut auf lachen, wodurch Krümel einen Schreck bekommt und davon rennt.

„Aber nein!“.

Er beachtet ihre Worte gar nicht mehr sondern tapst dem pelzigen Tier vorsichtig hinterher in einen Raum, der sich als Küche erweist. Sie hat sich in der Zwischenzeit auf der Ablage neben dem Kühlschrank bequem gemacht und schleckt einige Schlucke Wasser aus einer Schale. Eric findet ihr Verhalten komisch und patzt noch ein weiteres Mal mit dem Finger gegen den Dicken Bauch. Das Fell ist weich und hat eine gefleckte Färbung ihre Augen sind klar, groß und in eine goldenen Farbe getaucht. Nach einigen weiteren Versuchen, streckt Krümel ihren Rücken seiner Hand entgegen und genießt die folgenden Streicheleinheiten sichtlich. Ein leises Schnurren dringt in sein Ohr und er freut sich riesig mit der Kleinen.

Die elegante Braunhaarige hat sich unterdessen in den Türrahmen gelehnt und beobachtet das Treiben mit einem glücklichen Lächeln. Eric bemerkt sie recht schnell und zieht dann schüchtern seine Hand zurück, woraufhin sie nur freundlich den Kopf schüttelt. Kurz stützt sie sich von dem Rahmen ab und geht auf den riesigen Kühlschrank neben ihm zu, um diesen zu öffnen und eine kleine gläserne Kanne mit brauner Flüssigkeit aus ihm zu zaubern.

„Möchtest du auch etwas?“, fragt sie ihn mit ruhiger Stimme, während er abermals seine Zuwendung Krümel schenkt. Er nickt nur nebenläufig und sie schenkt ein paar Schlucke in ein großes Glas, aus dem Hängeschrank ein. Schon im Krankenhaus hat sie bemerkt, das er nicht nur auf Erdbeerquark, sondern auch auf Kakao stand und so reicht sie ihm das Getränk was er dankend annimmt. Plötzlich zieht sich instinktiv ihre rechte Augenbraue nach oben, als sie sieht, wie Eric mit der Zunge versucht einige Tropfen aus dem Glas zu trinken und lacht laut los. Er bemerkt allerdings schnell, dass es ein wenig umständlich ist und versucht das ganze noch einmal, nachdem er den Becher auf die Ablage gestellt hat. Irgendwann gibt er jedoch genervt auf und wirft einen fragenden Blick in den Eingang in dem sich Zoe wieder angelehnt hat und lacht.

„Wie macht die das?“.

Warum musste er in seinem Tun so unheimlich süß sein. Doch auf seine Fragen findet sie nur selten eine passende Antwort. Sie bemerkt, dass sie es selbst nicht weiß und ein wenig ratlos schaut sie ihn an. Ihre Achseln ziehen sich unbewusst leicht nach oben und Eric erwidert mit einem traurigen Blick ihre Handlung.

„Ich kann es dir nicht sagen, Hooki!“, senkt auch sie nun ihren Kopf und ohne das sie weiß warum, schießen ihr ein paar Tränen in die Augen. So gerne würde sie all seine Fragen beantworten, seinen unbändigen Hunger nach Wissen stillen und doch kann sie es nicht. Diesmal sollte es Eric sein der einige Schritte auf sie zugeht und sie dann fest in seine Arme schließt. Warum sie weint, weiß er nicht und doch spürt er, dass er und seine Frage wohl nicht ganz unschuldig daran sind. Er möchte nicht dass die starke und taffe Frau, die im Moment seine einzige Bezugsperson ist, so schwach wirkt. Er schließt seine Augen und genießt die wohlige Geborgenheit die ihre Nähe ausstrahlt. Für einige Momente vergisst auch sie, wer sie da gerade umarmt hat und genießt die Wärme die sein Körper ausstrahlt. Dann allerdings stößt sie sich sanft von ihm ab und wendet den Blick zurück zum Wohnzimmer.

„Lass uns rüber gehen!“, schaut sie ihm trotz befehlenden Tons leicht fragend an. Er antwortet ihr prompt mit einem Nicken und folgt ihr dann zurück in den Raum und auf das Sofa. Ein stattliches Schweigen stellt sich ein und Eric hat seine Hände zusammengefaltet auf seinen Schoß gelegt und starrt auf den vor ihnen in die Luft ragenden Kasten, den er schon aus dem Patientenzimmer des Krankenhauses kennt. Er legt ein wenig seinen Kopf schief und fragt sich, für was er wohl da ist, was Zoe sogleich bemerkt und den roten Knopf auf einer der fünf Bedienungen auf dem Couchtisch betätigt. Erschrocken lässt er sich in das Sofa fallen, als plötzlich ein buntes Bild erscheint. Seine Augen flitzen über den Bildschirm auf dem sich gerade Tom und Jerry eine wilde Verfolgungsjagt liefern und er spürt wie sein Kopf unaufhörlich anfängt zu dröhnen und das Bild verschwimmt.
 

~ Flashback ~
 

„Komm kleiner Mann! Das Essen ist fertig!“, erklingt eine weiche Stimme von der linken Seite eines kleinen Jungen. Sein Blick ist starr auf den Fernseher gehaftet in dem sich eine Maus und ein Kater gegenseitig versuchen auszutricksen. Schon seit er denken kann schaut er sich diese Sendung an und immer wieder muss er über die witzigen Szenen lachen. Er wendet nur nebenläufig seinen Kopf zur Seite und wirft der jungen Frau im Türrahmen einen Blick zu. Ihre Hände hat sie in die Hüfte gestemmt, doch ihr Ausdruck wirkt freundlich und sie lächelt leicht. Die blonden Haare fallen, über ihr etwas rundliches Gesicht und ihre blau-grauen Augen strahlen ihm entgegen.

„Gleich Mama ich will das nur noch schnell zu Ende schauen“, antwortet der kleine Junge dessen schwarze Haare quer über seinen Kopf verteilt sind. Seine blauen Augen strahlen belustigt, während er diese wieder auf das Bild richtet und plötzlich anfängt zu lachen. Sein kleiner Körper ist in eine blaue Latzhose gehüllt und darunter trägt er einen gestreiften Pulli, in dem sich schwarz mit rot vermischt.
 

~ Flashback Ende ~
 

„Hooki, was ist los?“, dringt eine Stimme in sein Ohr und er schüttelt seinen Kopf, um dann in das besorgte Gesicht von Zoe zu schauen.

„Fernseher!“, erklingt es aus seinem Mund.

„Ja Fernseher!“, nickt sie ihm entgegen. Noch immer sind ihre Augen weit aufgerissen und sie versteht nicht was gerade geschehen ist. Unwillkürlich spürt sie allerdings, dass sich etwas in ihrem Gegenüber geregt hat.

„Was ist passiert? Sag es mir, Hooki!“, stichelt sie immer weiter auf ihn ein.

„Wo ist Mama hin?“, fragt er sie völlig entgeistert, während sich der Schmerz in seinem Kopf wieder legt und er langsam anfängt in die Realität zurück zu kehren.

„Ich weiß es nicht!“.

Er steht auf, ohne ihren Worten Aufmerksamkeit zu schenken, und verlässt den Raum um über den Flur in Richtung Küche zu taumeln. Zoe hält es nicht länger auf ihrem Hintersten und sie folgt ihm auf schnellen Schritten und bleibt dann in mitten des Ganges stehen. Ihr Blick weicht keine Sekunde von dem immer noch leicht verstörten Eric und sie geht die wenigen Meter auf ihn zu, um ihn dann in den Arm zu nehmen. Sie spürt wie abermals ihr Shirt durchnässt wird und ein bitterliches wimmern in ihr Ohr dringt.

„Mama ist nicht da!“, schluchzt er in ihre Schulter hinein.

„Nein Hooki! Hier ist niemand!“.

Auch nach einigen Minuten wimmert der junge Mann noch immer vergeblich gegen ihre Schulter. So hat sie ihn noch nicht erlebt, diesen warmherzigen offenen Jungen der immer strahlt. Vergeblich sucht sie nach einer Antwort auf all ihre Fragen und kann nicht verstehen, was ein einziges Fernsehprogramm in einem Mann bezwecken kann. Doch dann fällt es ihr ein. Sie drückt Eric von sich und schaut ihm dann in seine völlig verweinten Augen.

„Hooki. Wie alt bist du?“, fragt sie ihn eindringlich und er wendet seinen Blick ein wenig nach oben und schaut sie traurig an.

„Sechs!“.

Schlagartig fallen ihr wieder die Worte ihres Vaters ein der immer fest davon überzeugt war, das er nicht älter als fünf sein kann, was den Entwicklungsstand angeht und sie wird blass um die Nase. Ihr wird bewusst, was passiert ist und sie packt ihm leicht am Arm, um ihn dann wieder zurück in das Wohnzimmer zu begleiten und auf das Sofa zu setzen. Vorsichtig greift sie nach seinen Händen, die er ihr entgegenstreckt und umklammert sie sanft.

„Hooki! Erzähl mir von deiner Mama!“, redet sie mit ruhiger Stimme auf ihn ein.

„Meine Mama ist die tollste. Sie kann super leckeres Essen kochen. Auch wenn sie immer ein wenig genervt ist, wenn ich noch meine Serie im Fernsehen zu Ende schauen möchte.“, sprudelt es auf einmal aus ihm heraus. Zoe weicht den Blick nicht von ihm und hört ihm gespannt zu.

„Ja und eigentlich schau ich gar nicht aus wie sie. Sie hat nämlich blonde Haare und ist viiiiiiiiiiiiel dicker als ich. Ich mag es nicht wenn sie mich ‚Keks‘ nennt. Dann lauf ich immer zu Papa und der ist sowieso total lieb. Aber sie ist voll nett und hilft mir am Nachmittag immer bei den Hausarbeiten von der Schule. Ich hab vor zwei Wochen sogar ein lachendes Gesicht bekommen. Da war sie ganz stolz auf mich.“, erzählt er ohne dabei auch nur einmal Luft zu holen.

„Und dein Papa?“, fragt Zoe neugierig.

„Papa ist toll! Er hat einen schicken Wagen, weißt du, mit dem fährt er immer mit mir draußen rum. Mama mag das nicht aber uns Männer stört das nicht. Ich hab seine Haare. Deswegen muss ich aller zwei Wochen zum Haarschneider. Leider ist er nicht oft da. Er muss viel arbeiten und neulich hab ich ihn dort besucht. Er ist nämlich Chef.“, antwortet der jüngere prompt und sie nickt ihm nur zustimmend entgegen.
 

Langsam senkt sich die Sonne wieder über die Stadt und eine leichte Dämmerung umgibt die Küche, der kleinen Wohnung.

„Was möchtest du essen, Hooki?“, fragt Zoe ihren neuen Mitbewohner, der sich wieder beruhigt hat und unentwegt voller Begeisterung, die mittlerweile träge geworde, Katze krault.

„Pfannkuchen!“, antwortet er ohne lange zu überlegen oder den Blick von seiner neuen Freundin abzuwenden. Sie seufz einmal laut auf und wünschte sich für einen kurzen Augenblick, das er der alte geblieben wäre, der seinen heiß geliebten Quark in sich schaufelt, macht sich dann aber schnell an die Arbeit und zieht eine Schüssel dicht gefolgt von einer Gusseisernen Pfanne aus dem Schrank. Sie ist froh darüber an ihrem gestrigen Feierabend noch einmal in die Kaufhalle gegangen zu sein um die wichtigsten Dinge zu besorgen. Ihr fällt der Becher rosafarbener Quark auf, den sie extra für ihn mitgenommen hatte und wirft dann einen Blick auf Eric.

„Magst du Quark, Hooki?“, fragt sie ihn fröhlich.

Mit einem Mal löst sich seine gedankenverhangene Haltung und zwei blau strahlende Augen schauen sie an. Damit hat sie gerechnet und so stellt sie ihm den Becher auf den kleinen Küchentisch und legt fürsorglich einen Löffel daneben. Im Augenwinkel erkennt sie, wie er gierig einen großen Löffel nach dem nächsten in seinen Mund schiebt und zufrieden zu ihr aufblickt, während sie gerade einige Eier in der Schüssel aufschlägt. Sie selbst hat noch nie Pfannkuchen gemacht, kann sich aber noch sehr gut an ihre Mutter erinnern, die immer sehr viel Liebe in die selbigen steckte und so fällt es ihr nicht sonderlich schwer. Nach nur wenigen Minuten kann sie das erste gute Resultat Eric präsentieren, der schon freudig auf den Gaumenschmaus wartet. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtet sie ihn, während er den ersten Kuchen herunter schlingt und nach mehr bettelt. Sie hat nicht damit gerechnet das die Teigkuchen ihm schmecken würden, doch das taten sie, und so gibt sie zufrieden seiner Bitte nach und ist die nächste halbe Stunde damit beschäftigt den Vielfraß zu bändigen. Nachdem auch der letzte Pfannkuchen verdrückt wurde und beide vollgefressen sich auf den Stühlen zurücklehnen, bemerkt sie schnell wie seine Augen schwer und müde wirken. Ihr fällt auf, dass sie keine weitere Zahnbürste besorgt hat und entschließt sich das ein einzelner Abend schon nicht sonderlich ins Gewicht fallen würde. Sie begleitet ihn in den bis dato verschlossenen Raum, hinter dem sich das einzige Schlafzimmer der Wohnung befindet. Zielstrebig läuft er auf das Bett zu und legt sich hin, dicht gefolgt von Zoe, die sich noch einmal auf den Bettrand niederlässt und ihn sanft zudeckt.

„Liest du mir noch etwas vor? Mama hat das immer gemacht!“, winselt er sie an.

Diese nickt nur und holt ein kleines Buch aus einer der Taschen auf dem kleinen Schreibtisch unter dem Fenster und gesellt sich dann wieder zu ihm, um ihm die gewünschte Geschichte vorzulesen. Sie schafft keine zwei Seiten, als sie bemerkt, dass Eric bereits tief und fest schlummert und sich sein Brustkörper stetig, ruhig hebt und senkt. Vorsichtig steht sie auf und verlässt den Raum, ohne allerdings die Tür zu schließen, sondern sie nur leicht anzulehnen.
 

„Hey Paps ich bin es Zoe.“.

„Oh Hallo mein Engel! Was gibt es denn zu dieser späten Stunde?“.

„Ich glaube unser kleines Sorgenkind beginnt sich zu entwickeln!“.

„Was sagst du da?“.

„Ja Heute Nachmittag, habe ich den Fernseher eingeschalten und es lief spontan ‚Tom & Jerry‘ woraufhin er komplett in eine andere Welt glitt und nicht mehr ansprechbar war. Seit dem hat er sich verändert, Paps. Er ist nicht mehr der alte und ich hab ihn gefragt, wie alt er ist. Er antwortete mit sechs.“.

„Aber das ist Unmöglich!“

„Das dachte ich auch bis vorhin. Ich weiß nicht was ich nun machen soll!“.

„Wenn es den kleinen weiterbringt, dann such mit ihm nach Orten, die sein Gedächtnis in ihn zurück treiben. Vielleicht ist es die einzige Chance, das er jemals wieder normal wird.“.

„Und die Arbeit?“.

„Vergiss sie. Die rennt dir nicht Weg.“.

„Vielleicht hast du recht! Gut dann schlaf schön und gute Nacht“.

„Gute Nacht mein Engel. Du wirst die richtige Entscheidung treffen.“.

Darauf folgt ein kurzes klacken und das Monotone tuten in der Leitung.
 

So ich hoffe es hat euch gefallen. Bin für jede Art von Kritik offen also, freu mich auf Kommi's
 

LG Duality

Gewissensbisse

Die Nacht scheint unendlich, denn bereits zwei Stunde nachdem sich Zoe neben den smarten Seelig schlafenden jungen Mann legte, sitzt sie nun schon wieder vor dem kleinen Laptop auf dem Couchtisch im Wohnzimmer. Ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass es gerade ein mal vier Uhr ist und sie bis zu dem jetzigen Moment kein Auge zugetan hat. Ihre Gedanken kreisen um die letzten Worte ihres Vaters und so hat sie sich entschlossen, ein paar Recherchen im Internet zu unternehmen. Seit etwa einer halben Stunde klotzt sie gedankenverhangen auf den weißen Monitor und wartet darauf, dass er ihr ihre Fragen beantwortet, doch nichts regt sich. Durch einen zufälligen Link hat sie schnell einige Vermisstenanzeigen aus der Umgebung durchblättern können, die allerdings kein Erfolg gebracht haben. Er scheint ein Mysterium zu sein, an das keiner sich erinnern mag und sie ruft sich seine strahlend blauen Augen zurück in den Sinn. Ihr Gewissen spaltet sich in zwei Teile. Sie hat ihn so kennen und lieben gelernt und gerne würde sie ihm das Leben so Farbenfroh und angenehm wie nur möglich gestalten. Ihn vor bösen Ereignissen schützen oder gar die seiner eigentlichen Vergangen im Verborgenen lassen. Doch ihre Neugier, die er in ihr von Tag zu tag mehr weckt, will den wahren jungen Mann entdecken. Wissen wie er ist und vielleicht auch lebt. In dem Momentanen Zustand in dem er sich noch immer befindet ist es schier unmöglich aus ihm einen selbständigen Mann zu machen und sie seufzt laut in ihre Gedanken. Ein Blick, durch das schmale Fenster links neben ihr, zeigt ihr das die Sonne noch keinerlei Anstalten macht sich über dem Horizont zu erheben und den Tag einzuleiten. Im Grunde genommen ist sie auch sichtlich glücklich darüber, denn so bleiben ihr noch einige ruhige Minuten der Besinnung bis der kleine Tollpatsch wieder in den Morgen startet und ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Sie klappt den Bildschirm des Laptops nach unten und lehnt sich entspannt in ihr Sofa zurück. Ihre Gefühle die sie gegenüber ihrem neuen Freund hegt, verstärken sich von Tag zu Tag und sie kann nicht wirklich einschätzen, in welche Richtung die selbigen noch entwickeln werden. Für einen kurzen Augenblick schließt sie die Augen um ihren Geist wieder her zu werden und bemerkt nicht wie ihr Körper diese Situation ausnutzt und sie in den Schlaf geleitet.
 

Ihr kurzer Schlaf endet rasch, als Eric hellwach um die Ecke zum Wohnzimmer springt und dann mit einem großen Satz, eine ungeahnt schmerzhafte Bruchlandung auf ihr absolviert. Nur schwer öffnen sich die Augen von Zoe deren Kopf ein schwerer Schmerz durchdringt. Instinktiv greift sie sich an ihr Haupt und schaut dann in die strahlenden blauen Augen des Jüngeren vor ihr. Für wenige Momente verliert sie den Halt unter sich und vergisst ihre Gedanken die ihr die halbe Nacht lang jegliche Ruhe raubten. Eine angenehme Wärme macht sich in ihrem Körper breit und sie spürt wie einige Schmetterlinge einen kleinen Sturzflug in ihrem Bauch gestartet haben. Die anfängliche Benommenheit auf Grund des rabiaten Weckvorganges hat sich schnell gelegt und ihre Lippen bewegen sich langsam und doch stetig auf die seine zu. Bevor sie sich allerdings treffen und sie seinen sanften Atem in ihrem Gesicht spürt, wird ihr Traum ein weiteres Mal je zerstört.

„Tut mir leid!“, dringt in ihr Ohr und sie besinnt sich schlagartig.

Ein wenig von sich selbst schockiert lässt sie sich nach hinten in das Polster fallen und schaut in sein, mittlerweile bedrückt dreinschauende Gesicht. Nicht aber ohne ihm mit einem fröhlichen Lächeln zu antworten und Eric liebevoll durch die Haare zu wuscheln.

„Ist schon ok, Hooki! Lass uns etwas essen!“.

Ihre Worte treffen das schwarze und mit einem eiligen Satz springt er von ihr und saust über den Flur in die Küche und setzt sich auf seinen angestammten Platz unter dem kleinen Fenster. Die Sonne ist in der Zwischenzeit aufgegangen und scheint sacht durch die Scheibe auf seinen Rücken. Er genießt die leichte Wärme, die sie verursacht und sein Blick fällt nach draußen. Er bemerkt wie einige kleine Kinder auf der Wiese vor dem Haus mit einem viel zu großen Ball spielen. Seine Augen können sich nicht von ihnen wenden und er beginnt sie ein wenig zu beneiden. So fällt sein Gesichtsausdruck nicht sonderlich fröhlich aus, als auch Zoe sich endlich in die kleine Küche bequemt hat und ihn fragend anschaut.

„Ich will auch spielen!“, wimmert er ihr leise entgegen, woraufhin sie aus dem Fenster lugt und die zwei Mädchen auf der saftigen Wiese erkennt. Wieder wird ihr klar, das die Bedürfnisse der beiden so gar nicht aufeinander passen und sie seine Leidenschaft für Trickfilm und Ballspiele nicht wirklich teilen kann. Sie hockt sich vor ihn und legt ihre Arme auf seinen Knien ab. Noch immer wirken seine Augen matt und traurig. Es versetzt ihr einen Stich ihn so sehen zu müssen und für einen kurzen Augenblick sucht sie nach Worten. Von Tag zu Tag fällt es ihr schwerer ihm das zu sagen, was sie eigentlich denkt und sie spürt wie sie ihm immer mehr verfällt.

„Keine Angst. Wir werden noch spielen!“, versucht sie ihn zufrieden zu stellen, unbedacht dessen, was für sie das richtige gewesen wäre und auch diesmal kann sie ihn beruhigen und eine weitere gewisse Zeit herausschlagen um sich an die vorherrschende Situation zu gewöhnen. Es ist genau dieser bedrückte Gesichtsausdruck, den sie für ihre Entscheidung, was sein Leben betraf gebraucht hat und ihr wird klar, das es nicht nur für ihn das beste wäre, wieder zurück zu seinem alten Ich zu finden. Vorsichtig stemmt sie sich von ihm ab und schaut ihn dann abermals fragend an.

„Pfannkuchen?“, fragt sie ohne eigentlich die Antwort hören zu wollen, die genau wie sie ahnte mit einem heftigen Nicken prompt folgt. Sie kann sich ein lautes seufzen, das über ihre Lippen rinnt nicht verkneifen und dreht sich dann um, um das Ritual des Vorabends noch einmal zu wiederholen. Schon allein diese Tatsache reichte ihr, um zu wissen, dass sie einen Weg finden musste, seine Erinnerung abermals in ihm zu wecken, denn schon in drei Tagen würde sie Pfannkuchen nicht mehr sehen können und dann bitterlich verhungern müssen. Eigentlich war sie alt genug, sich selbst etwas zu machen, aber sie bringt es nicht über das Herz, den jüngeren so gegen den Kopf zu stoßen und so beugt sie sich seiner Bitte und wirft die ersten Eier in eine geräumige Schüssel.
 

„Ich bin in etwa einer Stunde wieder da. Lass mir ja die Bude heile. Alles klar Hooki?“, ruft Zoe noch einmal durch den Flur, um anschließend auf eine befriedigende Nachricht zu warten.

„Ok!“, folgt auch prompt und sie schließt die Wohnungstür hinter sich.

Schlagartig stellt sich eine beängstigende Ruhe in den kleinen vier Wänden ein und nur ein undefinierbares Schnurren dringt aus dem Bad direkt neben dem Wohnzimmer. Eric sitzt auf dem Sofa und traut sich nicht eine Bewegung zu machen, um dann vielleicht gegen die Bitte seiner Freundin zu verstoßen. Krümel hat sich neben ihm niedergelassen und er wirft einen kurzen Blick auf sie. Verspielt dreht sie sich auf den Rücken und wartet Seelig darauf, dass er ihr endlich ein paar Streicheleinheiten gönnt. Er hat die kleine lieb gewonnen und noch immer ärgert er sich ein wenig darüber, das Zoe ihm nicht gestattet hat, sie mit ins Bett zu nehmen. Schließlich erinnert sie ihn an seinen Teddy, der ihn immer überall mit hin begleitet hat und nun plötzlich verschwunden ist. Das Monotone Geräusch aus dem Nachbarraum hat sein Interesse geweckt und nach anfänglichem Zögern entschließt er sich nach dem rechten zu sehen.

Das Bad ist sehr klein aber für die Bedürfnisse einer Person vollkommen ausreichend. Am hinteren Ende hat eine geräumige Badewanne ihren Platz gefunden, von der aus man am Abend die Sonne scheinen sieht und ihre Strahlen, bei einem kühlen Bad genießen kann. Davor befinden sich auf der linken Seite ein Waschbecken und eine Toilette. Gegenüber von dieser steht ein laut schreiendes Gerät. Vorsichtig nähert er sich dem Ungetüm, welches soeben begonnen hat, die darin befindliche Wäsche unermesslich zu drehen. Er legt seinen Kopf schief und lugt dabei leicht nach unten um dann mit seinen Augen der rotierenden Bewegung zu folgen. Es dauert keine zwei Minuten als ihm von dem Anblick langsam etwas schwindelig wird und er sich auf den Boden bequemt, um das Spektakel nicht aus den Augen lassen zu müssen. Schier stundenlang bewegt sich sein Kopf im Takt der monotonen Rotation, bis sie plötzlich stoppt und er ein wenig bockig auf das Gerät vor sich starrt.

/Mach ja weiter! Böses Monster/

Wie wenn sie seine Gedanken lesen kann, beginnt sie auch sofort wieder ihre Arbeit aufzunehmen, welche sich allerdings nun heftiger als noch zuvor einstellt. Mit einem lauten krachen legt sie den ersten Schleudergang ein und Eric purzelt vor Schreck nach hinten um. Noch einmal schaut er zu ihr hinüber und bemerkt dann, wie sie laut beginnt durch den Raum zu tanzen. Es macht auf ihn den Eindruck als komme sie immer näher auf ihn zu und so krabbelt er flink auf allen vieren aus dem Zimmer und schließt schnell dir Tür. Mit schwerem Herzschlag lässt er sich am Rahmen nach hinten fallen und lauscht dann dem gefräßigen Rumpeln. Das Poltern scheint kein Ende zu haben und er schlägt sich ängstlich die Hände auf die Ohren. Er hofft, dass Zoe gleich wieder zur Tür herein kommt und ihn beschützt, doch seine Bitte ist vergebens.

Plötzlich erklingt, neben dem Ungetüm, das hinter ihm rappelt, noch das Telefon auf der Kommode nicht weit von ihm entfernt. Sein Blick verzieht sich zu einer Grimasse, die noch immer versucht, sich vor den lauten Geräuschen der High-Tech-Welt zu schützen. Nachdem ein weiteres Klingeln in sein Ohr dringt, erhebt er sich vom Boden und bewegt sie sich die wenigen Schritte auf den Apparat zu. Mit großen Augen betrachtet er ihn eindringlich und für einen kurzen Moment hat er das Monster aus dem Raum neben sich komplett vergessen. Dann nimmt er, den schmalen Hören von der Station und spricht instinktiv hinein.

„Captain Hook!“.

Seine Erwartungen werden je enttäuscht, als plötzlich ein tuten in der Leitung zu vernehmen ist und er ein wenig betröppelt den Hörer zurück legt. Erst jetzt fällt ihm wieder das laute Geräusch auf, das noch immer versucht die Tür des Bades zu durchdringen und er entschließt sich diese zu verbarrikadieren. Mutigen Schrittet geht er in die Küche, um sich von dort aus einen der Stühle zu schnappen und diesen dann genau vor den Eingang zu stellen.

/Du kommst hier nicht raus!/

Kurz betrachtet er sein Kunstwerk und entschließt sich dann, sich noch sicherheitshalber auf den Sitzplatz niederzulassen, um kein Risiko einzugehen.

Zufrieden versucht er sich nicht anzulehnen, um nicht am Ende doch noch von dem Monster hinter der Tür gepackt zu werden und er tapst mit einem Fuß ungeduldig auf dem Teppichboden, als ein weiteres Mal das Schellen des Telefons zu vernehmen ist. Er hat gelernt, das es ohnehin unwichtig ist und lässt sich von dem nervigen klingeln nicht beirren. Nach einigen Versuchen der Person auf der anderen Leitung ertönt ein lautes Piepen und die Stimme von Zoe dringt in sein Ohr. Er will gerade aufspringen um schnell nach dem Hörer zu greifen, als ihm wieder einfällt, dass er nicht von dem Stuhl wegkommt und er schaut traurig auf den kleinen schwarzen Apparat, der seinen gewohnten, für ihn kaum hörbaren, Text runter rattert. Seine Arme sind zu kurz, als das er den kurzen Weg damit überbrücken könnte. Von den Ereignissen der letzten Minuten völlig erschöpft gibt er schließlich nach und lehnt sich zurück, um dann seine Beine auf der Kante abzustützen und seine Arme um sie zu schlingen. Das Scheppern hat nicht nachgegeben und er versucht, nicht weiter daran zu denken. Noch einmal hofft er instinktiv, dass seine Freundin schnell wieder bei ihm ist.

/Sie hat nicht gewartet bis ich bei ihr wahr und einfach aufgehört zu reden!/

Seine Gedanken werden je zerrissen als es neben ihm, zu allem Überfloss noch laut an der Tür schellt. Er schreckt zusammen und bemerkt, wie ein eher wütend klingender Mann gegen das Holz hämmert und wild davor herumbrüllt. Krampfhaft versucht er die Worte, die durch die Tür abgedämpft werden zu verstehen, doch er vernimmt nur Bruchteile.

„Mach auf … Waschmaschine … lärm … Ruhe …Ich grieg dich“.

Instinktiv lehnt er sich auf seinem Stuhl zur Seite und damit von dem lauten Krachen weg. Die Tür beginnt schon sich bedrohlich unter den Schlägen zu verbiegen und er sieht, wie lediglich die Angel und das Schloss dafür Sorgen, das das Ungeheuer nicht zu ihm durchdringen kann. Plötzlich verstummen die Worte und es kehrt wieder der alte Geräuschpegel in die Wohnung zurück. Sein Leid allerdings hat kein Ende und so meldet sich nun auch der Geschirrspüler aus der Küche, der laut los piept, um damit zu symbolisieren, dass er seine Arbeit erfolgreich beendet hat. Eric schaut sich noch einmal ängstlich zur Bad Tür um.

/Ich warne dich/

Mutig steht er schließlich auf und tritt noch einmal gegen das Holz, um sich dann umzudrehen und in die Küche zu verschwinden, in der noch immer einer der Schränke gnadenlos schreit. Schnell hat er die lärmende Stelle gefunden und versucht hilfesuchend einen Mechanismus zu finden, der ihn abstellt. Ohne Erfolg. Völlig Überfordert bemerkt er kaum, wie sich langsam beginnen kleine Bäche über seine Wange ihren Weg zu suchen. Mit einem kaum vernehmbaren platschen, fallen kleine Tropfen auf den Küchenboden und er schlägt sich wieder die Hände auf die Ohren.

/Hört auf!/

Seine Knie beginnen immer weicher zu werden und er spürt, wie sie schließlich dem Gewicht seines Körpers nachgeben und er zu Boden fällt. Mit letzter Kraft zieht er sich auf die andere Seite der Küchenzeile und kauert sich dann vor dem Geschirrspüler zusammen. Immer mehr Tränen finden ihren Weg aus seinen Augen und er spürt wie sie unaufhaltsam, immer stärker beginnen zu brennen.

Es dauert noch eine weitere viertel Stunde als er endlich den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür vernimmt und diese sich rasch öffnet. Noch immer versucht er die ewige auf ihn einschlagenden Geräusche, die in seinem Schädel dröhnen, von sich fern zu halten und erst als ihr Gesicht vor seinem erscheint, nimmt er die Hände wieder von seinem Kopf.

„Hooki, was ist denn hier passiert?“, fragt sie ihn besorgt mit großen Augen.

Die Angst die sich in ihm breit gemacht hat lässt sein Körper leicht zittern und er krallt sich in die Umarmung die Zoe sofort einleitet. Er hat gar nicht bemerkt, dass die Waschmaschine ihr Werk vollendet, sowie der Geschirrspüler ebenfalls aufgegeben hat und wieder Stille in der Wohnung vorherrscht.

„Monster!“, flüstert er schließlich.

Sie drückt ihn sanft ein wenig von sich und schaut ihn dann eindringlich an.

„Wo?“.

„Überall!“.

Mit einer sanften Bewegung versucht sie ihn ein wenig nach oben zu ziehen, woraufhin er aufspringt und sich wieder, seine Freundin schützend auf den Stuhl im Flur setzt. Ihr Blick folgt ihm fragend, bis sie ihm folgt und abermals versucht von dem Sitzplatz zu ziehen. Er wehrt sich vehement und sie schaut ihn eindringlich an.

„Du darfst da nicht rein. Da ist ein Monster! Das wollte mich fressen. Genau wie das da in der Küche.“.

Mit einem leichten lächeln schüttelt sie den Kopf und versucht ihn noch ein weiteres Mal von seiner Haltung zu befreien. Diesmal gibt er nach und steht auf, woraufhin sie den Stuhl an die Seite stellt und vorsichtig die Tür öffnet. Plötzlich muss sie laut los lachen. Eric kann das gar nicht verstehen und schaut sie böse an. Schon wieder macht sie sich über ihn lustig. Sie bemerkt sofort, dass ihm die Situation nicht ganz behagt und dreht sich zu ihm um.

„Hooki. Da ist kein Monster!“.

„Aber…“.

„Nein kleiner Mann. Das ist nur die Waschmaschine und das in der Küche der Geschirrspüler“.

„UND WAS IST MIT DEM UNGEHEUER AN DER TÜR!“, schreit er sie an.

„An der Tür?“.

„Ja das wollte mich holen!“, weint er wieder los.

„Das war wohl der Untermieter, der sich ständig darüber beschwert, dass meine Waschmaschine laut über den Boden poltert, Hooki“, redet sie ruhig auf ihn ein.

Ein lautes Seufzen rinnt über seine Lippen und sie bemerkt, wie schlagartig seine Anspannung von ihm fällt. Doch gegen ihr Verständnis senkt er plötzlich den Kopf und zieht von dannen. Mit einem geknickten Gang trottet er in das Wohnzimmer und lässt sich mit trauriger Miene auf das Sofa nieder.

Ihr Gesicht hat sich zu einer einzigen Frage geballt, als sie über den Türrahmen lugt.

„Hey. Das ist doch nicht so schlimm!“.

„Du hast einfach aufgehört mit reden!“, schmollt er traurig vor sich hin.

„Was redest du da?“.

„Vorhin, da hat das Ding da geklingelt aber ich konnte nicht aufstehen, weil mich sonst das Monster gefressen hätte und dann hast du was gesagt, aber ich hab es nicht verstanden und bevor ich bei dem Ding war, hast du einfach aufgehört mit reden!“, zeigt er mit seinem Finger in den Flur.

Zoe löst sich kurz, dreht sich um und entdeckt, das Telefon, was er vermutlich meint. Der Anrufbeantworter, zeigt tatsächlich eine eingegangene Nachricht an und so wendet sie sich wieder Eric zu.

„Das war nicht ich…Naja eigentlich schon … aber.“.

Eric wirft ihr einen fragenden Blick zu, während er versucht das Kauderwelsch aus ihrem Mund zu verstehen.

„ Ok pass auf. Das Ding da ist ein Telefon. Man benutzt es dafür, um mit Menschen zu sprechen, die ganz weit weg sind. Verstehst du das?“.

Ihr gegenüber nickt ihr gespannt zu.

„Damit man bemerkt, dass einem jemand etwas Wichtiges sagen möchte, klingelt es. Es passiert allerdings, dass man wie ich vorhin, nicht zuhause ist und so möchte man der Person sagen … oder die Möglichkeit geben, trotzdem eine Nachricht zu hinterlassen. Dafür ist der schwarze Kasten daneben da. Bin ich nicht zuhause und das Telefon klingelt, dann geht der Anrufbeantworter ran und die Stimme die du gehört hast, war lediglich der kleine Satz den ich darauf gesprochen habe, um den anderen Leuten zu sagen, dass ich nun mal nicht da bin. Alles klar, Hooki?“.

Er kratzt sich nochmal leicht am Kopf, nickt dann aber nur schwach vernehmbar und grinst ein wenig. Seine blauen Augen, haben wieder das kindliche Leuchten bekommen und schauen ihr strahlend entgegen. Für einen kurzen Augenblick tut es ihr leid den kleinen solange allein gelassen zu haben. Seine Überforderung durch die Geschehnisse, der letzten Stunde sind ihm ins Gesicht geschrieben und sie geht einige Schritte auf ihn zu und nimmt ihn abermals in den Arm.

„Ich würde dich nie einfach sitzen lassen!“, spricht sie ihm leise entgegen und wiegt ihn sanft hin und her. Ob sie damit ihn, oder eher sich selbst beruhigen möchte, weiß sie nicht aber plötzlich rinnen zwei kleine Tränen über ihre Wange.
 

„Blödes Ding!“, flucht Eric der sich nun wieder in das Badezimmer getraut hat und tritt, gegen den unteren Rahmen der Waschmaschine. Sie gibt keinen Mucks mehr von sich und er inspiziert sie noch einmal eindringlich. Das böse Monster von vor wenigen Stunden hat sich in einen stillen Kasten verwandelt und auch die Trommel bewegt sich keinen Millimeter. Zoe lehnt am Türrahmen und schaut ihm ein wenig wehleidig zu, während er versucht seine Angst von sich zu werfen. Ihm entgeht dabei nicht, dass er beobachtet wird und so dreht er sich um und wirft ihr einen fragenden Blick zu.

„Was ist das?“.

Ein kleines Lächeln legt sich auf ihre Lippen, was sie dazu bringt sich von dem Rahmen zu lösen und sich neben ihn vor den Apparat zu stellen. Sein Körper ist etwas größer als der Ihre und so schaut sie ihn mit großen Augen von unten an. Dann dreht sie ihren Kopf nach unten und schaut auf die schweigende Maschine.

„Eine Waschmaschine!“.

„Und was macht die?“, löchert er sie weiter. Zoe seufzt laut auf, denn sein unbändiger Hunger nach Wissen verschlägt ihr nicht selten die Sprache. Ihre Blicke treffen sich kurz, bis sie sich dann vor das Bullauge hockt und ihn von unten betrachtet. Mit zwei Fingern zupft sie an seinem Shirt und er wirft einen kurzen Blick darauf.

„Wenn du dich vollgekleckert hast, so wie heute Morgen, dann tut man das da rein und nach wenigen Minuten kommt alles wieder sauber heraus.“.

„Eine Zauberbox!“, grinst er sie an.

Sie muss kurz laut auflachen.

„Ja, Hooki. Eine Zauberbox!“, grinst sie ihm dann entgegen. Von ihr fällt ein kleiner Stein, als sie bemerkt, dass er fasziniert abermals auf die Maschine starrt und sie dann mit seinen viel zu großen Händen leicht an patzt. Es stellt sich wieder ein unerträgliches Schweigen ein.

„Lass uns raus gehen, großer!“, wirft sie ihm dann zu, woraufhin er sie anstrahlt.

„Spielen?“.

„Ja Spielen!“, nickt sie ihm unter einem schweren Aufatmen zu. Bis zu diesem Moment hat sie die Öffentlichkeit mit ihm gemieden. Ihre Angst über die Fragen oder Blicke der Umstehenden hat sie immer davon abgeholten, seinen größten Wunsch zu erfüllen. In der Zwischenzeit ist ihr allerdings klar geworden, das in der Wohnung ihn nichts mehr dazu bringen wird seine Erinnerung ein weiteres Mal wiederzufinden und so schluckt sie noch einmal Tief und folgt ihm dann auf den Flur, wo er schon auf sie wartet. Viel zu oft vergisst sie, wer er wirklich ist auch jetzt verliert sie sich abermals kurz in seinen Augen, die sie aufzufressen scheinen. Dann allerdings betrachtet sie ihn einmal von oben nach unten und stemmt die Arme in die Hüfte.

„Ne Hooki. So nicht!“.

Er schaut sie ein wenig traurig an und lugt dann über seinen Körper herab. Auf seinem Shirt hat sich eine riesige Schmarre von den Überrester des Quarkes am Morgen gebildet und die Hosen hängen eher schlecht als recht an seiner Hüfte. Die Turnschuhe sind nur provisorisch an seinen Füßen befestigt und die Senkel, die eine rote Farbe haben hängen an den Seiten herunter. Zoe packt sich Eric und schiebt ihn ins Schlafzimmer, wo sie ihm ein neues Shirt auf das Bett legt, welches er sich sogleich über wirft. Danach zupft sie ihm noch einmal die Hose zu Recht und bindet ihm die Schuhe zu. Nach einem kurzen betrachten ihres Kunstwerkes, nickt sie dann zufrieden und nimmt ihren Weg aus der Wohnung auf. Im Flur krallt sie sich noch schnell den Schlüssel und verlässt dann dicht gefolgt von ihm das Haus. Auf der Straße angekommen, wirft sie einen kurzen Blick nach links und rechts und entschließt sich dann auf den Spielplatz um die Ecke zu gehen.

Mit großen Augen starrt Eric über die Straße und will gerade loslaufen, als ihn plötzlich eine Hand von hinten festhält. Er hat den Platz schon lange gesichtet und kann es kaum erwarten, endlich ausgiebig darauf zu toben, Zoe allerdings schaut ihn nur Böse an und zeigt dann auf die rote Ampel auf der anderen Straßenseite.

„Hooki. Man wartet immer bis grün ist ok?“.

Er schaut nach vorne und nickt dann ein wenig betröppelt in sich hinein. Das Licht scheint einfach nicht umzuspringen und er wippt ungeduldig hin und her, bis seiner Bitte endlich nachgegeben wird und sie ihren Weg über die Straße fortsetzen können. Auf der anderen Seite ist Eric nicht mehr zu bremsen und wie besessen rennt er auf den Spielplatz, woraufhin wieder ein unangenehmes Gefühl in Zoes Magengegen auftaucht. Sie wirft einen kurzen Blick über die Schaukeln, den Sandkasten bis hinüber zu der Wippe, wo sie noch einen freien Platz auf einer der Bänke sichtet und sich zielstrebig, darauf zubewegt. Es ist gerade früher Nachmittag und sie scheint nicht die einzige ‚Mutter‘ zu sein, die ihrem ‚Kind‘ etwas Gutes tun wollte. Neben ihr sitzen zwei etwas ältere Damen, die sich rege die neusten Hausfrauentips austauschen, ohne dabei ihre Kinder auf der Wippe vor sich aus den Augen zu lassen. Dicht neben ihr hat sich ein Mann eingefunden, der seiner Tochter dabei hilft zu schaukeln. Dahinter erkennt sie Eric, der fröhlich unbedacht dessen, das er von allen angestarrt wird hin und her schaukelt. Sein viel zu großer Körper wirkt wuchtig auf dem kleinen Plaste, das von zwei blauen Seiten gehalten wird. Zoe reibt sich kurz über das Gesicht um ihre Röte, die instinktiv über sie hereinbricht zu verbergen, doch das Unheil sollte seinen Lauf nehmen, als sie bemerkt, dass ihr Schützling mit großen Schritten auf sie zumarschiert. Die Frauen neben ihr sind plötzlich still geworden und schauen den jungen Mann an und werfen dann einen Blick auf sie selbst. Fragend bleibt er vor ihr stehen. Sie will gar nicht wissen, was nun kommt und für einen Moment, wünscht sie sich einfach vom Erdboden verschluckt zu werden.

„Warum sind die so klein?“, fragt er sie schließlich und sie hört ein lautes Tuscheln neben sich.

Ihr Kopf hat in zwischen eine hochrote Farbe angenommen und ihr Herz hämmert gegen ihre Rippen. Peinlicher konnte der Moment gar nicht sein und sie schaut ihn ein wenig unsicher an.

„Ähm … Naja. Du bist halt eben ein wenig groß für dein Alter“, wirft sie ihm schließlich entgegen.

Eric beginnt wieder zu strahlen und dreht sich schließlich um, um in Richtung des Sandkastens zu watscheln. Die Augen der Frauen durchbohren Zoe regelrecht und sie wirft ihnen einen scharfen Blick zu.

„Seien sie froh, dass ihre Kinder im Richtigen Körper stecken!“, faucht sie sie schließlich an und verlässt die völlig verdatterte Scharr. Auf den Weg zu ihrem Schützling, bemerkt sie wie dieser völlig apathisch in die Luft starrt. Mit großen Schritten eilt sie schnell zu ihm und setzt sich dann neben ihn auf die Holzumrandung des Sandkastens.
 

~ Flashback ~
 

Ein kleiner Junge mit geringeltem (gestreiftem) Pulli sitzt alleine im Sandkasten und freut sich darüber, dass die gelblichen Körner die Form einer kleinen Burg angenommen haben. Es ist ein schöner Tag, der auf einen in mitten des Frühlings deutet. Die Sonne steht hoch am Himmel, reicht allerdings noch nicht aus, um ohne Jacke das Haus zu verlassen. Aus dem Augenwinkel erkennt er eine kleine Scharr etwas Älterer die sich zielstrebig auf ihn zu bewegen. Vor einigen Tagen hat er sie schon einmal gesehen, damals haben sie sein Lieblingsförmchen einfach kaputt gemacht, was sein Vater sah und sie dann verscheucht hat. In ihm steigt ein ungutes Gefühl auf, welches sich dann verstärkt, als der Größte von den fünf genau vor ihn stellt und abwertend anschaut. Mit einem Tritt zerstört er das liebevoll aufgebaute Kunstwerk und lacht ihm dann hämisch zu.

„Na du kleiner Hosenscheißer. Diesmal ohne Papa hier, was?“, funkelt der Größere ihn an.

Der kleine Junge allerdings versucht sich nur krampfhaft, die Tränen zu verkneifen, als er bemerkt, wie sein Gegenüber ihm abermals ein Förmchen klaut. Eine unbändige Wut steigt in ihm auf und er stellt sich mit ausgestreckter Brust vor ihn.

„Gib die wieder her!“

Doch seine Worte werden nur von einem lauten Gelächter unterdrückt und er sieht die Plaste nach dem er gegriffen hatte durch die Luft wirbeln. Die restlichen Jungs haben sich um ihn herum aufgestellt und werfen sich nun die Form hin und her. Vergeblich versucht er sie aus der Luft zu fangen und über seine Wangen rinnen nun ein paar Tränen.
 

~ Flashback Ende ~
 

„Gebt es mir wieder!“, brabbelt Eric völlig Geistesabwesend vor sich her. Zoe hat ihn direkt in die Arme geschlossen und sie bemerkt, wie sich eine kleine Traube um die beiden gebildet hat. In ihren Augen hat sich blanker Hass breit gemacht und sie funkelt jedem Einzelnen entgegen. Ihr Schützling hat in der Zwischenzeit wieder in die Realität zurück gefunden und sich tief in ihre Umarmung vergraben.

„WAS KLOTZ‘N IHR SO, HÄ?“, brüllt sie plötzlich, von sich selbst ein wenig überrascht los.

In den Augen der Umstehenden hat sich ein wenig Scham gebildet und der Großteil von ihnen dreht sich um und zieht von dannen. Nur eine der Frauen, die neben ihr auf der Bank saß und den Ernst der Lage wohl erkannt hat, schaut noch ein wenig bemitleidenswert auf die beiden herab. Zoe spürt wie in ihr die Überforderung immer mehr wächst und sie schaut ihr hilfesuchend entgegen.

„Kann ich ihnen vielleicht irgendwie helfen?“, fragt ihre Gegenüber schließlich mit ruhiger und warmer Stimme. Sie nickt nur schwach und versucht vergeblich ihren Schützling zu beruhigen. Die Fremde hat sich in der Zwischenzeit mit nach unten gesellt und spricht ihr Mut zu, bis Zoe schließlich aufschaut.

„Lass uns gehen, großer!“.

Eric nickt in ihre Arme herein und die Frau löst nun ihr Versprechen der Hilfe ein und begleitet die beiden bis vor das Haus.
 

Die Tür zur Wohnung knallt gegen die Wand hinter ihr und Zoe betritt, dicht gefolgt von dem sichtlich erschöpften Eric den Flur. Der Tag ist nicht sonderlich zu ihrer Zufriedenheit verlaufen, auch wenn sie froh ist, nun nicht unbedingt schon wieder Pfannkuchen ins sich schieben zu müssen. Ihre Gedanken darüber werden aber schnell durch den Anblick ihres Gegenübers zerrissen, der sich gerade die Augen reibt. Die Ereignisse auf dem Spielplatz scheinen ihn sehr mitgenommen zu haben und sie entschließt sich ihn ins Bett zu geleiten, wo er sich vorerst ausruhen kann. Ohne jegliche Einwände legt er sich schließlich auch auf die Matratze und Zoe deckt ihn noch fürsorglich zu. Die tägliche Geschichte braucht sie ihm heute allerdings nicht vorzulesen, denn nach nur wenigen Minuten befindet er sich schon fast in den tiefsten Träumen. Eine Frage brennt auf ihrer Seele und sie stellt sie sogleich mitten in den Raum hinein.

„Hooki, Wie alt bist du?“.

„Sieben!“, murmelt es neben ihr.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2007-07-22T15:11:17+00:00 22.07.2007 17:11
Hey ho!
Wieder mal ein super süßes Käppi!
Die Gedanken von Hooki und die Dialoge zweischen ihm und Zoe sind manchmal einfach nur herrlich!
Jaja das Kind im Manne! *lach*
*Daumen hoch*
Mach weiter so!!!

Liebe Grüße
Die Geliebte
Von: abgemeldet
2007-05-22T17:48:58+00:00 22.05.2007 19:48
Hey ho!!!
Das Käppi is total süß geschrieben!
Und an Witz hat es auch nicht verloren!
Mach weiter so!!!

LG
Die Geliebte
Von: abgemeldet
2007-05-21T20:56:51+00:00 21.05.2007 22:56
Huhu,
ein super schönes Kapitel! Witzig spritzig und zu Herzen gehend schön!!!
Eine Süße Idee!!!
Mach weiter so!!!

lg
Die Geliebte


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