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Without angel born

die Abmachung
von

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Erzählung

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, so weiß es noch alles über Gott, den Himmel und die Engel. Dann legt der Engel eines jenen neugeborenen Kindes seinen Finger auf dessen Lippen, damit es nichts über die Geheimnisse der schaffenden Welt erzählen kann. Und deshalb haben alle Menschen auf der Welt dieses kleine Grübchen auf den oberen Lippen. Jedes Kind kann sich an seinen Engel erinnern. Durch die Reinheit ihrer Seele ist es ihnen sogar vermocht ihren Engel zu sehen. Wer kennt es nicht, wenn ein Kind in eine Richtung sieht und augenblicklich zu Lächeln, ja sogar zu Lachen anfängt? Ihre Engel spielen mit ihnen, wollen ihnen große Freude bereiten. Welches Kind hat nicht für uns einen unsichtbaren Freund?

Doch wenn die Kinder älter werden, sich die harte, unfreundliche Welt bewusst sind, entzaubert, dann ist es den Engeln nicht mehr vergönnt so einfach mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Kinder verlieren von Mal zu Mal mehr die Fähigkeit ihren Freund wahrzunehmen. Bewusst müssen die Menschen ihr Herz öffnen, doch was nicht leicht ist in dieser Welt. Doch allein werden sie nie sein, denn ihre Engel werden immer bei ihnen sein. Sie sind überall, wo ihre Schützlinge sind.

Den Engeln ist es erlaubt, sich in Fleisch und Blut zu tarnen um sich in der Welt frei und ohne Aufmerksamkeit bewegen zu können. Die Menschen, die noch das Kind in sich bewahren, können sie erkennen, an ihren strahlenden Augen und den unscheinbaren Glanz. Ihre Offenheit, ihre große Liebe, sogar ihre Leichtigkeit sind alles Anzeichen ihres Daseins. Die, die ihnen begegnen werden immer das Gefühl von Geborgenheit, Freude, Liebe in sich tragen und das Gefühl der Besonderheit.
 

Doch was ist, wenn es einen Menschen gibt, der keinen Engel bei sich hat, der nie solche Gefühle kennen lernt, der immer einsam ist? Kann dieser Mensch denn überhaupt existieren? Weiß er über sich und den Engeln bescheid? Wird er von Dämonen, gefallenen Engeln geleitet? Gibt es Hoffnung für ihn und sein Leben? Hat dieser überhaupt eine Chance sich zu beweisen? Was passiert mit ihm?

Doch die Frage ist - warum hat er keinen Engel?

Hat Gott ihn übersehen? Hat der Herr ihn vergessen? Oder wurde er aufgehalten? Aber von wem? Seinem Gegner, dem Irreführer, dem Teufel, dem Satan?
 

____________________________
 

*freu*

Ihr habt es bis hier hin gelesen? Ich bin erstaunt und ich hoffe ihr liest auch weiter.

Ich weiß, es ist nicht viel zu erraten, wie es in der FF vonstatten geht, aber habt Geduld, und ihr werdet hoffentlich belohnt.
 

P.S.: Die Erzählung hat nur zum Teil etwas mit meiner FF zu tun!^^

Vergehen

Weißblondes Haar hing schlaff herab, ungepflegt und beschmutzt durch Dreck. Einzelne Haarsträhnen klebten an Wangen und Kinn. Zarte Haut verschrammt und übersät mit frischen Narben, befleckt und rau. Der einst weiße Mantel, war mit Blut besudelt und auch der Schmutz hatte keine Achtung davor diesen zu verdrecken. Leichte Gänsehaut verursacht und gebildet von Kälte. Mit zittrigen, grazilen Händen reibend auf die geschundene Haut saß ein junger Mann mit Schellen und Ketten gefesselt an der Wand. Die glasigblauen Augen des jungen Mannes starrten unentwegt in die Dunkelheit vor sich, einen Punkt fixierend, der nicht zu existieren schien.

Er war gefangen in einem Verlies, einem Kerker. Einem Ort, indem es kein Entrinnen galt. Es roch abartig und Ekel erregend nach Blut und Verwesung.

“Ich weiß dass du da bist!”, zürnte er.

Leises Kichern erklang und schallte umher. Es war widerwärtig dieses zu hören, denn es triefte nur vor Spott.

“Woher wusstest du es?”, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit.

“Deine Anwesenheit…”, bekam diese von dem jungen Mann als Antwort.

Wieder gluckste die Stimme und im Raum erhallten Schritte. Schritte, die langsam, aber nicht zögernd, sich dem Gefangenen näherten. Die Augen des jungen Mannes erhaschten einige Umrisse einer Person. Die Gestalt war von reizender Erscheinung. Grazil wie eine Frau und doch der Körper eines Mannes. Langes pechschwarzes Haar spielte wehend in der Stimmung der Bewegungen ein, wie das Blatt eines Baumes, welches vom Wind getragen ward. Schwarze Kleider glänzten im Licht des Mondes, welches durch das kleine Fenster des Kerkers hinein schien. Ansehnliche Federn, so schwarz wie die Nacht, sanken zu Boden nieder.

“Weißt du… ich bin es Leid hier unten zu versauern!”, zürnte die Person gespielt.

Höhnisches Gelächter kam von Seiten des jungen Mannes, doch verstummte sofort, als dieser eine Hand an seiner Kehle spürte.

“Du bist nicht in der Lage mich zu verspotten.”, knurrte der schwarzhaarige und drückte fester zu, aber so, dass der andere noch atmen konnte.

Blutrote Augen fixierten ihn bedrohlich an. Jeder hätte vor diesem Blick Furcht empfunden, so als ob man vor einem wilden Tier stände, doch der junge Mann blieb soweit es ging ruhig.

“Was willst du?”, krächzte dieser.

Als Antwort bekam er nur ein kühles Grinsen, welches diesem Kerl nur noch bedrohlicher Aussehen ließ.

“Sag… Luzifer!”, knurrte der Gefangene.

“Warum so wissbegierig, niederer Engel?”, fragte der andere belustigt. “Aber ich werde es dir sagen, wenn du mich brav darum bittest.”

Dessen Grinsen wurde immer hinterhältiger. Was verlangte der gefallene Engel von ihm? Er soll diesem Niederträchtigen um etwas bitten?!

“Ich bitte dich, es mir zu sagen!”, ächzte der Engel bitter.

Luzifer lachte wohl besonnen auf und näherte sich achtsam dem anderen.

“So gefällst du mir.”, flüsterte Luzifer in dessen Ohr.

Ein kalter Schauer überfuhr den Rücken des Jüngeren. Sein Herz schlug schneller, aber nicht vor Grausen, sondern einfach nur durch die Nähe des anderen. Luzifer strahlte eine unwirkliche Präsenz aus, die jedem Erschauern ließ, seit er ein Gefallener war.

“Ich werde mir deinen Schützling nehmen und etwas Spaß haben.”, erklärte der einstige Engel.

“Aber das…”, Luzifer drängte ihm zum Schweigen, indem dieser seine andere Hand auf den Mund des Engels legte.

“Sei ruhig!”, dröhnte es dem Gefangenen in den Ohren. “Du kannst nichts dagegen tun Zenzanael, und der Schöpfer auch nicht!”

Mit angstgeweiteten Augen starrte der Engel den Gefallenen an. Was hatte dieser vor?

“Was willst du ihm antun?”, fragte er.

“Was ich ihm antun will? Das fragst du? Wie gesagt, ich will nur etwas Spaß haben!”, brachte Luzifer irre lachend hervor.

Dieses Gelächter ging dem anderen durch Mark und Bein. Es ließ ihn regelrecht frösteln. Panik stieg hinauf. Er währte sich, versuchte Luzifer von sich zu stoßen, doch es gelang ihm nicht, denn der Gefallene ließ von seinem Mund und Hals ab, und hielt ihn an den Handgelenken fest.

“Warum so erbost?”, fragte Luzifer neckisch.

“Das fragst du noch?!”, schrie Zenzanael ihn an.

Wieder grinste der Gefallene und näherte sich mit dem Gesicht Zenzanael’s Hals. Der Engel spürte den Atem des anderen, welcher ihm eine unangenehme Gänsehaut strafte. Zenzanael wollte sich wehren, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Immer wieder berührte der Atem des anderen seine zierliche Haut, welche darunter sehr spannte.

“Du bist sehr verführerisch. Weißt du das eigentlich?”, flüsterte Luzifer.

“Was willst du damit sagen?”, fragte Zenzanael verschüchtert.

Genüsslich leckte Luzifer über seine Halsbeuge, knapp über dem Kragen und gab einen wohligen Laut von sich.

“Nichts will ich damit sagen.”, antwortete dieser und knabberte sich fast zärtlich weiter hinauf.

Die Haut kribbelte regelrecht unter den ungewollten Liebkosungen. Immer wieder knabberte der Gefallene die gleichen Stellen und saugte kurz daran, nur um danach noch einmal flüchtig darüber zu lecken.

“Hör auf!”, befahl Zenzanael.

“Gefällt es dir denn nicht?”, fragte Luzifer gespielt überrascht, mit einem leichten Grinsen und ließ von ihm ab.

Und jaspisfarbene Augen trafen auf himmelblaue Iriden. Eine seltsame Spannung hing in der Luft. Zenzanael schluckte schwer. Was wollte er von ihm? Ihn verwirren? Er wollte wegsehen, konnte aber nicht, denn zu sehr nahmen die Augen des anderen ihn in Besitz.

“Was ist mit dir?”, neckte der Gefallene ihn.

Aber Zeit zum antworten blieb dem Engel nicht, denn kurz darauf spürte er Lippen auf seine. Diese waren so unbeschreiblich zart, so voller Wärme. Sie fühlten sich an wie weiche Federn. Ihm wurde ungewöhnlich flau im Magen. Es kribbelte stark. So etwas hatte Zenzanael noch gefühlt. Trotzdem schloss er langsam seine Augen und begann diesen Kuss zu genießen. Er wusste zwar, dass er dies nicht dürfte, aber es war einfach zu berauschend. Doch dann spürte er etwas Feuchtes an seinen Lippen. Er erschrak innerlich, öffnete jedoch unbewusst seine Lippen und ließ die bittende Zunge gewähren. Das Spiel, das dabei entstand, war überwältigend. Der Geruch des anderen zu betörend um aufzuhören. Zenzanael zerschmolz unter diesem neu gewonnenen Gefühl. Wohlig seufzte er in den Kuss hinein und begann dieses Spiel zu intensivieren, in dem er versuchte die Zunge des anderen einzufangen. Sein Herz schlug dabei ungewöhnlich schnell, drohte aber dennoch nicht zu zerspringen. Doch Luzifer ließ ihm nicht seinen Spaß und zog jedes Mal seine Zunge zurück, wenn sie sich berührten. Aber es gefiel Zenzanael dennoch.

Doch dann löste sich Luzifer sich von ihm, sah ihn verführerisch an und leckte sich genüsslich über die Lippen. Zenzanael atmete auf, er hatte gar nicht mitbekommen, wie ihm die Luft entfernt blieb. Mit verschleiertem Blick sah er den anderen an, wollte mehr von diesem Kuss, doch dann lachte der Gefallene grässlich auf, erhob sich und sah ihn belustig an.

“Ein wahrlich niederer Engel bist du.”, meinte der gefallene Engel.

Verwirrt sah Zenzanael ihn an, wusste nicht so recht was der andere meinte. Doch dann kam ihm die Einsicht. Er hatte soeben eine Sünde begangen. Engeln war es nicht erlaubt, sich den Gelüsten hinzugeben. Es war ein striktes Verbot!

“Du mieser…!”

“Aber, aber, wer wird denn gleich? Was kann ich denn dafür, wenn du dich so hinreißen lässt?”, meinte Luzifer unwahr unschuldig.

Eigentlich hatte der Gefallene Recht, es war eben den Engeln nicht gestattet so zu empfinden.

“Nun gut… dann werde ich mich jetzt aufmachen und zu ‘meinem’ Schützling gehen!”, sprach Luzifer und fügte noch etwas hinzu “Und du… du wirst wie alle braven Engel Bericht erstatten.”, und wand sich zum gehen.

“Tu’ ihm bitte nichts an!”, flehte Zenzanael.

Mit einem Gruß zum Abschied verließ der Gefallene Engel den Raum. Und man konnte ihn in weiterer Entfernung gellend auflachen hören.

Zenzanael war groß in Sorge, hoffentlich wird dem Kleinen nichts geschehen. Der neugeborene Junge war ihm zugewiesen worden. Es war sein erstes Mal als Schutzengel und er wollte seine Sache so gut wie irgend möglich machen. Er wollte der Beste sein. Er wollte, dass alle anderen niederen Engel zu ihm aufsehen. Er wollte aufsteigen. Doch jetzt war es ihm nicht mehr möglich, er hatte versagt und noch dazu eine Sünde begangen. Aber selbst wenn er diese Sünde nicht begangen hätte, wie könnte er nur von hier fliehen? Er war angekettet. Die Schellen saßen fest.

Die Schellen? Wo waren die Schellen? Sie waren nicht mehr an seinen Handgelenken.
 

Im Zimmer eines Krankenhauses lag eine Frau schwer erschöpft, schlafend. Das Baby in einem Bettchen nah bei ihr. Es schlief ruhig, tief und fest. Es hatte ja schließlich auch einen anstrengenden Tag hinter sich. Den Tag seiner Geburt. So viel Aufregung hatte es im Bauch seiner Mutter nie gehabt. Es sah niedlich aus, wenn es leise schnalzte und sich leicht dazu bewegte. Doch dann kniff es die kaum sichtbaren Augenbrauen zusammen. War ihm unwohl? Fehlte diesem wunderbaren Geschöpf etwas?

Eine dunkle Gestalt näherte sich dem kleinem Wesen. Es war die Präsenz, des Unbekannten, die dem Baby unruhig werden ließ. Man konnte es zwar nicht sehen, aber die Aura, die von diesem ausging, war pure Dunkelheit.

“Hab ich dich gefunden…”, flüsterte die Gestalt und legte seine Hände auf das Gitter des Bettchens.

Leicht beugte er sich etwas hinunter, um das Neugeborene zu betrachten.

“Ja, du wirst mir viel Freude bereiten…”, meinte er und kicherte fast unhörbar.

Ruhig führte er einen seiner Finger an die Lippen des Babys, zögerte kurz bevor er sie berührte.

“Du wirst nichts von der Welt da oben preisgeben, mein Lieber!”, sprach die Gestalt leise.

Unverhofft öffnete der kleine Junge die Augen. Leicht schreckte die Gestalt zurück, aber näherte sich wieder dem Jungen und kicherte wieder leise.

“Mein kleines Spielzeug…”, flüsterte er und strich mit einem Finger über den Kopf des Kleinen.

Doch dann, aus versehen, kratzte die Gestalt den Kleinen an die Stirn. Sofort fing es an zu Bluten und das Baby weinte erbittert. Daraufhin hielt sich der Unbekannte die Ohren zu und verließ in Windeseile das Zimmer.

Durch das Wehklagen des Kleinen wachte die Mutter auf, schaltete das Licht an und drehte sich ruckartig zu dem Baby. Sie erschrak, als sie den blutenden Jungen im Bettchen auffand. Schnell drückte sie einen Knopf an der Wand, über ihrem Bett, nahm den Jungen in ihre Armen, wiegte ihn und versuchte panisch das Blut aus seinem Gesicht wegzuwischen. Doch es kam wieder Neues nach.

“Mein kleiner… mein kleiner Lucien…”, flüsterte sie verzweifelt.

Der Kleine schrie immer noch und wollte sich nicht beruhigen. Sie wiegte ihn immer noch, versuchte leise zu singen, damit er sich beruhigte, aber auch das half nicht. Tränen kamen in ihr auf. Sie wusste nicht weiter. Warum blutete ihr neugeborenes Kind? War jemand in ihr Zimmer gekommen und hatte den Jungen verletzt?

Sie wollte die kleine zierliche Hand ihres Jungen festhalten, doch da merkte sie, dass er etwas in seiner Hand festhielt. Als sie genauer hinsah, schrie sie panisch auf. Eine schwarze Feder war in seiner Hand. Die Mutter wollte ihm die Feder wegnehmen, doch er hielt sie fest.

Plötzlich kamen ein Arzt und Krankenschwester ins Zimmer und erkundigten sich was geschehen war, und dann erblickten sie das Blut, welches plötzlich überall an der Mutter und ihrem Baby war.

“Es war jemand im Zimmer! Der Teufel war hier!”, schrie die Mutter aufgebracht und schien dem Wahnsinn zu verfallen.

17 Jahre später

Wie in Blut getränkt, sank die Sonne am Firmament hinab und der blaue Himmel, in unmittelbarer Nähe, begann sich in Orangetönen zu färben. Nur die Wolken zeigten in jeglicher Nähe schon die Nuancen des gleichen Farbtons des Lichtspendenden Himmelkörpers. Vereinzelte Sterne, die genügend Licht reflektierten oder die in ausreichender Nähe waren, konnte man unerwartet erleuchten sehen. Es war ein herrliches Naturschauspiel, welches man nicht jeden Tag sah. Diese vielen warmen Farben gaben doch jeden, der dies sah, ein wohliges Gefühl. Ein Gefühl das jedes Herz erfreuen ließ. Welches Romantik ausstrahlte. Nur einen nicht. Dieser stand auf dem Dach eines Hochhauses, nahe am Rand und es schien als beobachtete er das Geschehen auf den Straßen. Sein schulterlanges Haar wirbelte herum, als ein heftiger Windstoß an ihm vorbei gezogen war. Vereinzelte Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, welche er jedoch nicht beachtete, als würde sie es nicht geben. Sein Blick war traurig, die blauen Augen jedoch glasig wirkend. Es sah so aus, als ob man durch sie hätte hindurch sehen können. Dennoch waren die markanten Gesichtzüge erstarrt, keine Regung war zu sehen. Unentwegt starrte er hinunter, auf ein Treiben, welches sich auf den Straßen abspielte.

“Zenzanael?”, fragte eine Stimme hinter dem jungen Mann.

Kaum merklich zuckte er zusammen, drehte sich aber nicht um und sah weiter diesem Treiben zu.

“Warum tust du es dir an?”, erkundigte sich die gleiche Stimme.

“Ich sollte ihm helfen.”, sprach der Angesprochene.

Es hörte sich an, als ob er es eher zu sich gesagt hätte, anstatt es als Antwort gelten zu lassen. Zenzanael löste seinen Blick dennoch nicht und beobachtete noch immer die kleine Bande, welche aus drei Gassenjungen bestand. Diese Drei waren dabei einen weiteren Jungen zu schikanieren.

“Sieh nicht hin…”, meinte die Stimme.

Kurz darauf spürte Zenzanael eine zierliche, doch kräftige Hand auf seiner Schulter ruhen. Leichter Schauer fiel über seinem Rücken her, doch er besah sich darauf nicht zu reagieren.

Der Besitzer dieser Hand war ein Mann, der von edler Abstammung schien. Sein Haar, seidig blond, wog sich spielerisch und zerzauste nicht, trotz heftigem Wind. So als ob es den Windstoß belächeln würde.

“Es schmerzt mich, ihn so zu sehen.”, flüsterte Zenzanael.

“Es tut mir so leid für dich!”, sprach der Mann zu ihm.

“Gabriel, ich möchte bei ihm sein, ihm helfen, ihm unterstützen…”, erzählte der Jüngere, brach aber dann ab.

Eine Träne schlich sich hinaus, perlte seine Wange hinunter, doch er hinderte sie nicht daran ihren Weg zu gehen.

“Ich verstehe dich!”, sprach Gabriel bedrückt.

Langsam wandte sich Zenzanael zu dem anderen und sah ihm schmerzlich an.

“Bitte, lass mich ihm helfen!”, flehte der junge Engel.

Doch nur ein schwermütiges Kopfschütteln bekam er als Antwort. Eine weitere Träne suchte sich ihren weg und auch diese ließ er ihren freien Lauf. Im gleichen Moment schien es, als würde sein Herz zerbrechen. Hilflosigkeit stieg in ihm auf, die nicht vermag, unterdrückt zu werden.

“Selbst wenn Luzifer dich nicht aufgehalten hätte, könntest du trotzdem nichts unternehmen.”, meinte Gabriel.

Zornesgleich sah Zenzanael ihn an, wusste aber dennoch, dass Gabriel Recht hatte.

“Widersetze dich nicht dem Herrn.”, unterbrach Gabriel die aufkommende Spannung zwischen ihnen.

Es waren Engel nicht vergönnt, sich in Geschehen einzumischen. Sie, oder der Schöpfer, mussten um Hilfe gebeten werden, erst dann dürften sie es tun.

“Nein, das werde ich auch nicht.” erklärte ihm Zenzanael und sah ihm dabei fest in die Augen.

“Das hoffe ich, denn schon in unserem Reich bist du durch deine Flügel nicht mehr gern gesehen.”, erzählte Gabriel.

Mit leichtem Entsetzen, im Gesicht zu erkennen, wandte der junge Engel den Blick beschämt ab. Er hatte es gewusst, wollte es sich aber dennoch nicht eingestehen. Seine Flügel, die sonst so reinlich weiß waren, ergrauten in seiner Verzweiflung. Es war ein Erkennungsmerkmal. Und wenn sie beginnen zu erschwärzen, war dies ein Zeichen von schlechten Gefühlen und Gedanken. Darauf würde folgen, dass Zenzanael sich den Empfindungen hingab und sich Gott entgegen stellen würde.

“Du empfindest Hass, nicht wahr?”, wurde er nach einer Weile gefragt.

“Ich will es nicht, aber es ist da und kommt immer wieder.”, gestand er.

Gabriel nickte verständlich, legte beide Hände auf die Schultern des anderen und sah Zenzanael tief in die Augen. Ein kleiner Ruck durchfuhr ihm das Herz, als er die Verzweiflung in den Seelenspiegeln erkannte.

“Es ist gut, dass du es erkennst.”, verdeutlichte Gabriel ihm.

Zenzanael nickte verstehbar, wendete den Blick wieder und entzog sich der Nähe des anderen Engels, nur um das Geschehen weiter beobachten zu können. Es schmerzte ihm wirklich sehr, den Jungen in solch, und auch andere, einer Lage zu sehen. Sein Herz brach jedes Mal auf das Neue, Hoffnungslosigkeit stieg an und die Wut, die begann sein Herz zu zerfressen. Immer wieder wehrte es sich dagegen, doch bald, so fürchtete er, würde es Oberhand nehmen.

“Der Erzengel Michael wünscht dich zu sprechen.”, kundtat ihm Gabriel nach Minuten langer Ruhe.

Er nickte und fügte “Ich werde mich sogleich auf dem Weg machen!” hinzu.

Als er dies sagte, drehte sich Gabriel um und entfernte sich von ihm.

“Wenn ich doch nur etwas tun könnte…”, flüsterte Zenzanael, als der hohe Engel fort war.

Daraufhin versank er in Gedanken. Gedanken, die seinen Stolz zerfraßen. Gedanken, die sich um den Gefallenen drehten. Von dessen Wirkung auf ihn. Luzifer brachte sein Blut in Wallung, auf welcher Art war ihm nicht erkannt. Seit dem leidvollen Tag, war seine Welt durcheinander gerüttelt worden. Zenzanael war ein junger und unerfahrener Engel. Ein Engel, der seine erste Aufgabe bekam und die er mit Bravour bestehen wollte. Er wollte viele solcher Aufgaben eines Schutzengels bestehen, somit er einen höheren Rang bekommen konnte, doch durch Luzifer blieb ihm dies verwehrt. Gut, er hätte zwar einen anderen Schützling bekommen können, hätte noch einmal beginnen können, doch er wollte es nicht. Er wollte nur diesen Jungen, seine erste Aufgabe.

Er stockte in seinen Gedanken, als er sah, wie die kleine Gang seinen Schützling verprügelte. Sie schlugen auf ihn ein, lachten, sprachen sich belustigt etwas zu und schlugen ihn wieder. Wie grausam die Menschen doch waren. Zenzanael rümpfte die Nase, als ihm der Gedanke kam, dass Luzifer allein schuld daran war. Ihm war es zu verdanken, dass die Welt so war. Er brachte den Menschen die Gefühle, wie Hass, Neid, Hochmut, in ihren Herzen.

Anscheinend hatte die Bande genug, denn sie begannen von dem Jungen fort zugehen, schallend lachend. Stolz hämmerten sie sich auf ihre Schultern. Plötzlich blieb Zenzanael das Herz fast stehen, als er eine Person sah, die gemächlich zu dem Jungen ging. Man konnte schon den Hohn und die Überlegenheit in dessen Gangart erkennen. Wut stieg in ihm auf. Am liebsten wollte er jetzt dort hin und diese Person vertreiben, doch etwas hielt ihn zurück. Der Teil eines gehorsamen Engels. Der Teil, der es einfach nicht zuließ und es zermaterte Zenzanael.
 

Vor Schmerzen gekrümmt saß der Junge auf der Treppe eines Wohnhauses, nahe der Straße. Es war eine verruchte Gegend, Gangs regierten dieses Gebiet. Überall waren die Gemäuer, Türen und Fenster mit Graffiti versehen. Es roch auch dort unangenehm und auf den Straßen lagen, oder wirbelten durch den Wind, Zeitungen und sonstige Papierreste. Ein regelrechter Slum war diese Gegend, in die er sich befand.

Seine Rippen taten ihm, aber gebrochen schienen sie nicht zu sein. Er keuchte vor Schmerzen auf, selbst etwas Blut lief ihm das Kinn hinab, nachdem er aufhusten musste. Aus Reflex wischte er sich die Flüssigkeit vom Kinn und betrachtete sich daraufhin die Hand. Angewidert vom eigenen Blut wischte er sich die Hand am rechten Hosenbein ab. Wieder hustete er kurz auf, aber besann sich nicht weiteres Blut zu spucken. Kurz darauf zuckte er kurz zusammen, als seine Stirn unerwartet anfing zu kribbeln und er eine bekannte Stimme hörte.

“Hast wohl wieder einen schlechten Tag erwischt, mein Lieber?”, fragte die Stimme mit einem leicht höhnischen Unterton.

Schmerzverzerrt lächelte der Junge zynisch auf und versuchte sich aufzurichten. Dies gelang ihm nicht wirklich, weswegen er wieder zurücksackte. Ein kleiner Laut entwich seinen Lippen, den er versuchte zu unterdrücken.

“Tiefer geht’s wohl nicht?!”, meinte sein Bekannter.

“Wer weiß…”, brachte der Junge noch hervor, bevor er anfing zu husten.

Eilig darauf verspürte er eine Hand auf seiner Schulter und sah direkt in feuerrote Augen. Der Blick, des Besitzers dieser Augen, war stechend scharf, jeder vermochte bei diesen einen Schauer zu verspüren vor Ehrfurcht, doch der Junge blieb ruhig, den Blick standhaltend. Sein Gegenüber war sein Freund, sein wohl einziger. Dies war ihm bewusst, doch der Junge war froh darüber.

“Hilfst du mir nach Hause?”, fragte er.

Ein leichtes Nicken war die Antwort und kurz darauf wurde er an seinen Oberarmen hochgezogen, so dass der Junge wieder auf seinen Füßen stand. Etwas wackelig auf den Beinen versuchte er sein Gleichgewicht zu finden, welches er schon nach recht kurzer Zeit wieder fand.

“Lucien, du kannst einem echt Leid tun, weißt du das?”, bemerkte sein Freund.

Mit Hilfe des anderen, konnte sich der Junge fast beschwerdenfrei fortbewegen. Sein schwarzhaariger Helfer stützte ihn, in dem er seinen Arm um dessen Hüfte legte und dessen Arm um seinen Hals legte.

“Wem sollte ich schon Leid tun?”, fragte Lucien ironisch.

“Mir, zum Beispiel.”, antwortete sein Freund.

“Sehr witzig… Ich glaube nicht, denn es ist eher eine Belustigung für dich mich immer so zu sehen.”, meinte der Junge.

Ein hämisches Grinsen legte sich auf die Lippen das anderen, welches der Junge sah.

“Wie ich sehe, hab ich Recht, Luzifer.”

“Nein, das siehst du falsch. So gefühllos bin nun nicht.”, erklärte der andere.

“Wer es glaubt?!”, meinte nur Lucien.

Beide gingen stillschweigend weiter den Weg entlang, bis sie zu einem Wohnhaus kamen und vor der Eingangstür stehen blieben. Dieses sah etwas herunter gekommen aus. Der Putz der Außenwände fing schon zu bröckeln an und Graffiti verzierte die Fassaden.

“Keller oder dein Vater?”, fragte Luzifer spöttisch.

“Bestimmt nicht letzteres!”, schnaufte der Junge.

Der andere lachte kurz auf und betrat mit Lucien das Gebäude. Leicht muffiger Geruch kam ihnen entgegen, weshalb beide ihre Nasen rümpften. Stützend führte Luzifer Lucien die Treppen hinunter und bog mit ihm gleich darauf rechts ab, durch eine Tür hindurch und darauf durch eine weitere um danach diese hinter sich zu schließen. Lucien löste sich von seinem Freund wankte zu einem Sofa, während Luzifer das Licht anmachte. Der Junge setzte sich mit einem Plumps hin, was er darauf verfluchte, ihm tat dabei alles weh, welches er durch einen gequälten Laut betonte.

“Nicht so stürmisch, mein Lieber.”, teilte ihm Luzifer verspätet mit.

“Das hättest du ruhig früher sagen können…”, brummte Lucien auf.

“Warum? Eigentlich hättest du es wissen müssen, oder nicht?”, fragte der andere belustigt.

“Ja, ja!”, war die genervte Antwort.

Lucien rieb sich seine Stirn, sie kribbelte immer noch leicht. Aus, für ihn, unbekannten Gründen kribbelte seine Narbe, die er unter einem Stirnband verbarg, immer dann, wenn Luzifer in seiner Nähe war. Es war zwar ein angenehmes Kribbeln, aber auf Dauer auch etwas nervtötend. Aber von dem Phänomen berichtete er seinen Freund nicht, viel zu sehr war es für ihn zu peinlich.

Währenddessen kramte Luzifer in einem Schrank, nahe des Sofas, nach etwas.

“Den Kasten brauchst du nicht zu suchen. So schlimm ist es nicht.”, meinte Lucien, als ihm bewusst wurde, dass der andere etwas suchte.

“Bist du dir sicher?”, fragte Luzifer mit einem Grinsen im Gesicht nach.

Zur Antwort nickte der Junge. Der Schwarzhaarige schloss den Schrank wieder und besann sich neben Lucien zu setzen. Stille herrschte im Raum. Unangenehme Stille. Zumindest für Lucien.

“Warum gibst du dich eigentlich mit mir ab? Schließlich ist mein Ruf nicht gerade der Beste.”, fragte er nach einer Weile Luzifer.

“Was meinst du, wieso?”, stellte der andere eine Gegenfrage.

“Das erstbeste was mir einfällt: Weil du es liebst andere leiden zu sehen.”, antwortete Lucien.

“Haha, du hast eine gute Menschenkenntnis, nur leider passt es nicht ganz.”, erwiderte Luzifer lachend.

“Und wie dann?”, fragte Lucien.

“Ich habe nur an dein leidvolles Gesicht Gefallen gefunden. Es weckt in mir so eine Art Beschützerinstinkt.”, erklärte ihm Luzifer.

Der Junge zog seine Augenbrauen vor Unglauben zusammen. Meinte das Luzifer wirklich ernst, oder wollte er ihn nur wieder aufziehen?

“Nun guck nicht so! Ich meine es wirklich so.”, sagte Luzifer, drehte sich zu dem Jungen und stützte sich mit dem linken Unterarm an der Rückenlehne des Sofas.

“Mein Gesichtsausdruck also…”, hackte der Junge nach.

“Ja. Ich liebe es wenn in deinen Augen Angst, Zorn und Gleichgültigkeit geschrieben ist. Oder wenn du wie jetzt verwirrt bist, wenn du nicht weißt was du von einer Sache halten sollst.”, erklärte ihm sein Freud.

Dabei kam ihm Luzifer etwas näher. Luciens Herz schlug schneller, als Luzifer wenige Zentimeter vor ihm war. So nah war dieser ihm noch nie. Es war eine total andere Situation. Luzifers Blick war so anderes. Lucien war der Meinung in dessen Augen Funkeln zu sehen. Er schluckte schwer, als ihm Bewusst wurde, wie nah er ihm war.

“Was ist?”, fragte Luzifer belustigt.

“Ich weiß nicht…”, brachte Lucien hervor, bevor ihm die Stimme versagte.

Unerwartet fühlte der Junge eine warme Hand an seine Wange. Luzifers Hand. Lucien war eindeutig mit der Situation überfordert. Was machte Luzifer da mit ihm? So etwas hatte dieser noch nie getan. Und vor allem war Lucien das nicht gewohnt. Zärtliche Berührungen. Normale Berührungen oder Schläge waren für ihn doch alltäglich. Aber solche?

Leicht streichelte die Hand seine Wange, fuhr auf und ab, einem Windhauch gleich. Es kitzelte leicht, aber Lucien konnte und wollte nicht darunter erzucken. Zu neu war es für ihn.

“Warum machst du das?”, flüsterte Lucien mit leichtem Unbehagen.

Wieder ein Grinsen bemalte das Gesicht des anderen. Diesmal war aber nicht nur Hohn darin, sondern auch etwas anderes. Etwas, was der Junge überhaupt nicht kannte.

“Gefällt es dir denn nicht?”, fragte Luzifer fast flüsternd.

Wieder schluckte der Junge schwer. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Verharrend blieb er ruhig sitzen, als die Hand sein Stirnband löste und dieses herunterfiel, mehr unbeachtet als alles andere. Mit zärtlichem Druck wurde sein Narbe auf der Stirn gestreichelt. Und mit einem Mal wurde die Stelle heiß. Angenehm heiß und es hörte auf dort zu kribbeln. Es war eine Wohltat für Lucien.

“Warum weinst du denn?”, wurde der Junge gefragt.

Ungläubig sah er Luzifer an. Weinte er wirklich? Ja, das tat er, denn erst jetzt spürte er es. Aber warum weinte er? Erklären konnte er es sich nicht.

“Das brauchst du jetzt nicht, mein Lieber!”, versicherte Luzifer ihm.

Wieder näherte der andere sich und ehe sich Lucien versah, küsste Luzifer ihm eine Träne weg. Augenblicklich erstarrte er und ihm war so, als ob ihm das Herz kurz aussetzte. Er sah wie Luzifer sich geschmackvoll über die Lippen leckte und kurz darauf spürte er diese auf seine. Lucien riss seine Augen weit auf, gemischte Gefühle traten hervor. Er konnte es nicht glauben, was gerade geschah. Die Lippen so zart, der leichte Druck auf seine. Dazu noch der mildherbe Geruch von Rosen des anderen. Es war eine Explosion der Gefühle. Seine Hände und Füße wurden taub, zumindest fühlte es sich so an. Sein Herz pochte schneller, es schlug regelrecht gegen sein Brustkorb. Es tat weh, aber Lucien verdrängte diesen Schmerz, denn zu sehr war er von seinen Gefühlen beherrscht.

Und dann war es auch schon wieder vorbei, denn Luzifer löste sich von ihm. Zwar schlug sein Herz immer noch schnell und hart gegen seine Brust, aber die Gefühle verblassten leicht, aber sie waren noch da. Dann wurde ihm auch noch bewusst, dass er vergessen hatte zu atmen, weshalb er unregelmäßig nach Luft schnappte.

“Noch einmal?”, wurde Lucien gefragt, als er seine regelmäßige Atmung wieder fand.

Ein Nicken war die Antwort, denn seine Stimme blieb ihm verwehrt. Daraufhin küsste ihn Luzifer noch einmal und wieder fühlte er die Explosion. Seine Magengegend kribbelte ungeheuer stark, aber es war ein angenehmes Gefühl, so als ob Schmetterlinge dort hindurchrauschen würden, hin und her. Lucien seufzte unbedacht in den Kuss hinein und schloss dabei genüsslich die Augen. Dabei merkte er, dass sich die Gefühle verstärkten, weshalb ihn dann auch ein angenehmer Schauer über dem Rücken lief. Die Lippen des anderen fühlten sich großartig an, so wie Seide, wie er es empfand. Doch dann stockte er in seinen Gedanken, als er die Zunge des anderen an seine Lippen spürte. Er wollte zurück schrecken, was ihm aber nicht gelang, denn Luzifer hielt ihm mit Sanftheit am Hinterkopf fest. Verwirrt, nicht wissend was er tun sollte, blieb er starr, doch als die Zunge drängender dagegen stupste, wurde ihm klar was er zu tun hatte. Doch nur zögerlich öffnete er seine Lippen. Sein Brustkorb spannte unter der Aufregung, die er hatte. Was hatte Luzifer nur vor? Aber Luciens Gedanken wurde beantwortet, als er spürte wie Luzifer mit seiner Zunge spielte. Er umkreise sie, stupste sie an, und umkreiste sie wieder. Aus Reflex tat Lucien es ihm gleich und nun entbrannte ein feuriger Kuss. Immer wieder lösten sich ihr Münder von einander, nur um wieder zu verschmelzen und ein Zungespiel auszutragen. Die Bewegungen wurden heftiger, berauschender und der Atem wurde außer Acht gelassen. Lucien wurde schwindelig dabei, weshalb er sich an Luzifer festhalten musste. Dabei zog er ihn näher zu sich. Wollte ihn unbedacht mehr spüren. Doch dann beendete Luzifer das Spiel. Verwirrt, traurig darüber und mit Lust verhangenden Augen sah Lucien ihn an.

“Weißt du was du da tust?”, fragte Luzifer.

Lucien schüttelte unwissend den Kopf.

“Dann… Tut mir leid, ich muss wieder los.”, erklärte ihm Luzifer und war im Begriff aufzustehen.

“Nicht, warte! Erklär es mir.”, sagte Lucien bittend.

“Später!”, meinte Luzifer und machte sich auf dem Weg.

Etwas enttäuscht über den fluchtvollen Abgang des anderen, sah Lucien ihm nach. Er war sichtlich verwirrt darüber. So kannte er ihn gar nicht. Obwohl, die Sache von eben, war auch nicht Luzifers Art. Dieser hatte ihn noch nie geküsst und auch nicht annähernd so behandelt wie eben. Luzifers Art war immer die gewesen, dass er ihn aufzog, egal über was.

Verbannung

“Du hast mich rufen lassen?”, betrat Zenzanael den großen Saal.

Der Saal erstreckte sie mehrere Meter lang, weiß mit hellblauen Verzierungen, die sich schnörkelnd die Wände beschmückten. Goldene Farbtöne verzierten die weißen Bodenvasen malerisch, acht Paare an der Zahl. Ein blauer Teppich lag samtigweich auf kalten hellblauen Bodenplatten. Das Licht der Sonne strahlte hell im Saal und verwehrte für einen kurzen Moment die Sicht des Schutzengels. Kleine befederte Schmetterlinge flatterten im Saal umher. Es sah aus, als ob sie tanzten, paarweise und einzeln.

“So wie ich sehe, sind die Gerüchte über dich wahr, Zenzanael.”, antwortete der Gefragte.

Mit gesenktem Blick und hängenden Schultern schritt der Schutzengel zu dem Podest. Ja, seine Flügel waren grau und hatten ihren Glanz verloren. Sie wirkten wie lebloser Stoff.

Der Weg war lang und Zenzanael kam es so vor, als ob es eine Ewigkeit dauern würde, bis er diesen Podest erreichte. Die Zeit stand fast still für ihn. Es war erschreckend. Doch nur in weniger als einer Minute stand er da, vor dem hohen Engel. Der einzig gezeugte Sohn Gottes. Die erste Erschaffung Gottes überhaupt. Er wurde auch Jesus Christus genannt, so wie die Menschheit ihn kannte und der Schöpfer ihm den Namen gab.

“Michael… ich…”, Zenzanael wusste nicht genau was er darauf sagen sollte.

“Zorn, Angst und Eifersucht zerfressen dich, nicht wahr?”, fragte Michael.

Ein zaghaftes Nicken war die Antwort.

“Was gedenkst du zu tun?”, fragte der gleiche.

“Ich weiß es nicht, Michael.”, antwortete Zenzanael.

Zuviel Ehrfurcht und Scham hatte er vor dem Engel, als das er ihn ansehen könnte. Ihm kam es so vor, als ob er den hohen Engel mit seinem Blick beschmutzen würde.

“Denkst du, du seiest zu schwach?”, befragte ihm der Erzengel.

“Ja!”, war die kurze Antwort.

“Schwach ist nur der, der es nicht zugibt, Zenzanael.”, erklärte ihm Michael.

“Was bin ich dann, Michael?”, forschte der Schutzengel immer noch mit gesenktem Blick.

“Verwirrt über dich selbst.”, war die Erklärung des anderen.

Darauf erhob Zenzanael nun doch seinen Blick und sah in tiefbraune Augen. Der Ausdruck darin verriet unermessliche Wärme und Güte. Siebzehn Jahre hatte er diesen nicht mehr gegenüberstehend gesehen. Dessen Antlitz war atemberaubend, die Erleuchtung an ihm sehend, durch schummrighelles Licht. Seidig mittellanges Haar lag leicht auf kräftige Schultern.

“Was ist damals wirklich passiert?”, erkundigte sich der Erzengel.

“Wie meinst du das?”, stellte Zenzanael verwirrt eine Gegenfrage.

“Als du kamst und mir berichtetest, dass Luzifer deinen Schützling dir stahl… was war da noch passiert?”, erklärte ihm Michael genauer.

Die Frage war wie ein Stich in seinem Herzen. Damals hatte er die Sache vor Furcht und Selbstekel verschwiegen. Er wollte nie darüber reden. Und vergessen, was er aber nicht konnte.

“Ich bin in Sünden gefallen!”, schrie Zenzanael hinaus, bevor ihm die Beine versagten.

In einer demütigen Haltung kniete er vor dem Erzengel, mit Händen auf den Boden stützend. Der Blick auf seine Hände gerichtet, die vor Verzweiflung zitterten.

“Luzifer hat mich geküsst und ich habe Lust gespürt… Ich wollte mehr davon, mehr… Er hat mich hereingelegt.”, stockte Zenzanael.

“Du bist noch sehr unerfahren, aber dies ist keine Schande.”, erklärte Michael.

“Aber eine Schande ist es, wenn ich wieder so etwas fühlen will.”, meinte Zenzanael mit fast erstickter Stimme.

Überrascht über die Aussage des Schutzengels sah Michael ihn an und fragte. “Durch Luzifer?”

Es herrschte kurze Stille im Saal.

“Nein, Michael. Nicht durch ihm.”, antwortete der niedere Engel und fügte noch etwas hinzu. “Ich möchte die Gefühle mit Lucien teilen. Er hat so viel gelitten. Er verdient es geliebt zu werden, sowohl geistig, als auch körperlich. Lucien verdient Zärtlichkeiten!”

“Du hast doch nicht vor…”, Michael wollte den Satz beenden, wurde aber von Zenzanael unterbrochen “Nein! Versteh mich bitte nicht falsch, Michael. Ich möchte ihn nicht verführen, das nicht. In aller ersten Linie möchte ich ihn nur in meinen Armen halten, ihm eine starke Schulter sein, ihn trösten und Geborgenheit schenken. Ich werde mich zu zügeln wissen!”, versicherte der Schutzengel.

“Du weißt, dass es uns verboten ist?”, wurde er gefragt.

“Ja, das weiß ich.”, war die Antwort.

“Also zerfressen dich nicht nur Zorn, Angst und Eifersucht?”

“Ja!”

“Gedenkst du es zu ändern?”

“Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin… nein, Michael.”, flüsterte Zenzanael mit Tränen in den Augen.

Er hatte soeben sein eigenes Urteil geschrieben und es schmerzte ihn. Er ahnte schon, was ihm bevor stehen würde.

“Da du deinen Bedürfnissen verfallen bist, bitte ich dich, den Himmel zu verlassen!”, bat Michael ihn.

Zenzanael schluckte hart, nun war es ausgesprochen. Er wurde aus dem Himmel verbannt. Nun liefen seine Tränen, die er versucht hatte zu unterdrücken, und tropften auf den Boden zwischen seinen zittrigen Händen, die er zu Fäusten ballte. Aber nicht nur seine Hände zitterten, sein ganzer Körper. Er wollte doch nicht den Himmel verlassen. Alles was er wollte war Verständnis für Lucien.

“Jawohl, Michael.”, war alles was er noch sagen konnte, bevor ihm die Stimme unter Tränen versagte.

Noch einmal sah er kurz zu Michael auf, bevor er bebend vor Betroffenheit aufstand. Dessen Augen waren trotz des eben gesagten immer noch voller Wärme und Mitgefühl. Konnte dieser Blick jemals etwas andere widerspiegeln? Verzweiflung vielleicht, aber so etwas wie Wut bestimmt nicht. Da war sich Zenzanael sicher.

Er schritt zurück, drehte sich um und ging reuevoll Richtung Ausgang.

“Gib gut auf Lucien acht, Zenzanael!”, vernahm der Schutzengel noch, bevor er die große Saaltür hinter sich schloss.

Hatte er sich eben verhört, oder war es doch wahr? Gab Michael ihm wirklich noch Mut? Zenzanaels Herz setzte kurz aus, fand aber schnell wieder seinen Takt. Leise schniefte er, versuchte, sich die Tränen wegzuwischen, doch gelang es ihm nicht ganz. Er musste den Himmel verlassen, seine Heimat. Nie hatte er es in Erwägung gezogen ihn zu verlassen. Er wollte doch ein guter Engel sein. Aber es ging nicht, dass sah er ein. Trotzdem wollte er es die ganze Zeit nicht wahr haben. Doch ihm wurde die Entscheidung abgenommen. Von Michael, Jesus Christus. Zenzanael dankte ihn auf eine Art dafür, aber auf der anderen war er sehr traurig darüber. Wo sollte er jetzt hin? Wo sollte er jetzt leben? Und vor allem, wie? Er kannte sich zwar aus, wie die Menschen lebten, aber wie sollte er zwischen ihnen existieren? Er konnte doch nicht die Menschen beflüstern, so dass sie nach seiner Nase tanzten?! So wie Luzifer mit ihnen seine Spielchen trieb. Das konnte er doch unmöglich machen, es war doch verboten. Verboten? Weshalb wurde er denn aus dem Himmel verbannt? Weil er etwas Verbotenes getan hatte und tun würde. Er stand nicht mehr unter dem Schutz Gottes. Seinem Schöpfer. Eigentlich konnte er doch machen was er wollte, so wie Luzifer! Nein, nicht wie dieser. Zenzanael würde es ihm nicht gleich tun. Nein, er würde versuchen einen anderen Weg zu finden.

“Zenzanael, deine Federn…!”, vernahm er eine Stimme vor sich.

Erschrocken blickte er auf und erspähte Gabriel.

“Ja, sie haben ihren Glanz verloren.”, bestätigte er die unausgesprochene Aussage die anderen mit kratzender Stimme.

“Was hat Michael gesagt?”, fragte Gabriel.

Zenzanael wischte sich die wieder aufkommenden Tränen weg und antwortete. “Ich wurde verbannt.”

“Aber doch nicht deswegen?”, forschte der andere.

“Nein, deswegen nicht.”, erklärte Zenzanael und ging stürmisch an Gabriel vorbei.

Er wollte nicht darüber reden. Nicht mit Gabriel, zu sehr würde dieser über ihn enttäuscht sein. Gabriel hatte ihn immer gut behandelt, wie einer des gleichen Ranges.
 

Seit Stunden dachte Lucien über das Geschehene nach. Er wusste nicht direkt, was er von der Sache halten sollte. Noch nie hatte jemand ihn so behandelt. Diese zärtliche Berührung. Wenn er daran dachte, kribbelte immer noch die Stelle seiner Haut. Sein Stirnband hatte er nicht wieder aufgesetzt. Einfach vergessen, obwohl er eigentlich immer darauf bedacht war es immer aufzuhaben. Seine Narbe kribbelte zwar nicht mehr, aber die Stelle war immer noch überaus warm. Warum er diese Narbe hatte, wusste er nicht. Nur was er wusste war, dass er sie kurz nach seiner Geburt bekam. Das hatte ihm seine Mutter in seiner Kindheit erzählt, als er fünf Jahre alt war, bevor sie dem Wahnsinn verfiel. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als er an diese Zeit dachte. Ab da an geriet sein Leben aus den Fugen. Ab da an, hatte er keine wirklich schönen Erinnerungen. Obwohl die Zeit davor auch nicht rosig war, aber da hatte er noch eine Familie und ein relativ geregeltes Leben. Was man von jetzt nicht sagen konnte. Er lebte bei einem Mann den er nicht kannte, auch nicht nach den drei Jahren, die er mit ihm zusammen lebte und den 2 zwei Jahren, als dieser noch eine Frau hatte. Die Frau dieses Mannes, war durch einen Autounfall gestorben, den sein Stiefvater verursachte. Seitdem hatte sich dieser verändert, er trank nur noch und begann Lucien zu schlagen. Lucien war viel passiert, weshalb er nach dem Unfall anfing Drogen zu nehmen. Unterschiedliches, Amphetamine, Crack, Ecstasy und anderes Zeug. Dies war seine wohl schlimmste Zeit. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er kurz vor dem Ende war. Er konnte seine Schulden, die er bekommen hatte, nicht mehr zahlen, selbst mit Geld klauen nicht. Die Dealer wollten ihm den gar ausmachen, sie wollten ihn ermorden in einer Gasse. Erst hatten sie ihn zusammengeschlagen. Er erlitt Knochenbrüche, Prellungen und Blutergüsse und als sie ihn erstechen wollten, kam jemand zu Hilfe. Nicht ein jemand, sondern Luzifer. Luzifer schlug die Dealer in die Flucht. Wie genau wusste Lucien nicht mehr, denn damals war er durch die Drogen ziemlich benebelt gewesen. Die Realität hatte er nicht mehr wirklich wahrgenommen. Luzifer hatte ihn aufgepäppelt. Dies war eine harte Tortur gewesen. Die Entzugserscheinungen eine wahre Qual. Er hätte damals sterben wollen. Lucien flehte Luzifer regelrecht an, ihn sterben zu lassen. Er wollte nicht mehr leben. Zu viel Mist hatte er erlebt. Doch den Gefallen tat ihm Luzifer nicht. Dieser lachte ihn jedes Mal aus, als Lucien im begriff war sich den Kopf gegen die Wand einzuschlagen. Und jedes Mal, wenn Lucien es fast geschafft hatte, sich umzubringen, hinderte Luzifer ihn daran. Es hatte Wochen, sogar Monate gedauert, bis Lucien clean war. Wieder normal denken konnte. Und seitdem war Luzifer immer bei ihm. Alle zwei, drei Tage sahen sie sich und jedes Mal wenn Lucien in ein schwarzes Loch fiel, war der andere für ihn da. Raffte ihn, auf dessen eigenwilliger Art, wieder auf. Merkwürdige Methoden waren das. Erst machte er Lucien runter und dann war alles wieder relativ in Ordnung. Luzifer hatte Luciens Ehrgeiz geweckt, ihn somit aufgemuntert.

In einer rauen Decke einmurmelnd, legte sich Lucien auf das Sofa hin, den Blick zur Decke gerichtet. Seit zwei Jahren kannte er nun schon Luzifer und war ihm für vieles dankbar. Lucien wollte gerade eben seine Augen schließen, als auf einmal die Tür aufging. Er schreckte hoch.

“Luzifer?!”, kam schreckhaft von ihm.

Lucien hatte ihn heute eigentlich nicht mehr erwartet. Luzifer schloss langsam die Tür hinter sich. Den Blick auf Lucien gerichtet, mit einem leichten funkeln in den Augen. Phlegmatisch schritt dieser zum Sofa heran und ließ sich auf die freie Stelle fallen, die Lucien auf dem Sofa gelassen hatte.

“Du hast dein Band gar nicht um.”, stellte Luzifer fest.

“Hab es wohl vergessen.”, meinte Lucien flüchtig.

Sein Herz schlug schnell. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wie er reagieren sollte. Deswegen blieb er stumm und Stille herrschte im Raum. Leicht beschämt sah er zur Seite, die Rücklehne des Sofas fixierend. Während Luzifer auf den Boden starrte.

“Warum habe ich das heute gemacht?”, fragte Luzifer nach einigen verstrichenen Minuten.

“Ich weiß es nicht, Luzifer.”, kam die fast geflüsterte Antwort.

“Ich liebe dich nicht, dass das klar gestellt ist…”, erklärte Luzifer.

Lucien riss die Augen auf. Hatte er sich eben verhört? Daran hatte er gar nicht gedacht, dass es etwas mit Liebe zu tun haben könnte. Dies kam ihn gar nicht in den Sinn. Aber trotzdem war es schon ein Schock für ihn, dass Luzifer diese Worte aussprach. Warum hatte er es dann getan?

“Aber… ich will dich. Ich will dich besitzen. Ich will das du mir gehörst.” erzählte dieser weiter.

“Was redest du denn da?”, fragte Lucien entblößt und richtete sich auf, damit er den anderen besser sehen konnte.

“Meinst du nicht auch, dass du mir etwas schuldig bist?”, fragte ihm Luzifer.

“Erklär mir doch erst, was du damit meinst!”, drängte der Junge.

“Na so, wie ich es gesagt habe!”, antwortete der andere.

“Du spinnst doch!”, donnerte Lucien.

Was war denn in Luzifer gefahren? Das war doch wohl nicht wirklich sein ernst?!

“Nein, ich bin bei vollen Verstand, mein Lieber!”, sprach Luzifer ruhig und griff mit beiden Händen nach Luciens Schultern.

Der Junge war völlig überrumpelt, als das er sich hätte wehren können. Luzifer drängte ihn zurück. So dass Lucien wieder auf den Rücken lag und setzte sich auf den Jungen.

“Das bist du mir schuldig, Lucien!”, erklärte Luzifer ihm das noch einmal.

Lucien standen Tränen in den Augen. Was war in Luzifer gefahren? Sein Verhalten war so anders, so untypisch für ihn. Wehren konnte sich der Junge immer noch nicht, zu tief saß der Schock.

“Luzifer, hör bitte auf damit!”, bat Lucien ängstlich.

“Warum? Du gehörst mir!”, meinte Luzifer mit einem Grinsen im Gesicht.

“Aber doch nicht so!”, schallte es im Raum, der Junge schrie seine Worte hinaus.

“Wie dann?”, fragte der Schwarzhaarige belustigt.

“Keine Ahnung, aber nicht so.”, wiederholte Lucien noch einmal.

Dann liefen ihm die Tränen seine Wangen entlang. Er schluchzte bitterlich auf und wiederholte nochmals die gleichen Worte, flüsternd.

“Du willst mir gehören? Aber nicht so?”, fragte Luzifer verwundert.

Lucien nickte stockend und fügte mit bebender Stimme hinzu. “Ich bin dir wirklich für vieles dankbar, Luzifer! Ehrlich! Ich verabscheue alle und habe auch gleichzeitig vor jedem Angst. Aber das will ich nicht bei dir, schließlich hast du mir viel geholfen. Ich bitte dich, behandle mich nicht so… wie die anderen. Ich will mich nicht vor dir ängstigen oder dich verabscheuen. Bitte, tu mir das nicht an!”

Überrascht über die Worte des Jungen ließ Luzifer ihn los und richtete sich etwas auf.

“Heißt das, du magst mich?”, fragte Luzifer nach

Lucien zitterte am ganzen Körper. Vor Schreck war ihm kalt geworden, aber auch Angst war ein Auslöser dafür.

“Ja… sehr sogar.”, antwortete der Junge ehrlich unter einem Schluchzer.

In den jaspisfarbenen Augen glomm Verwunderung auf, dass konnte Lucien eindeutig erkennen. Luzifers Gesichtszüge wurden mit einem Mal viel weicher, irgendwie fürsorglich. Luciens Furcht verblasste dadurch immer mehr. Doch sein Herz setzte kurz aus und sein Atem blieb für einen Moment stehen, als sich der andere sich ihm wieder näherte. Dessen Hände legten sich auf das Gesicht des Jungen und deren Daumen wischten zärtlich die Tränen auf den Wangen weg. Lucien schluckte schwer. Sein Herz pochte hart und schnell gegen seinen Brustkorb. Es schmerzte ihm.

“Möchtest es noch mal?”, flüsterte Luzifer.

Verwirrt sah Lucien den anderen an. Was meinte er? Den Kuss von heute? Wieder schluckte er. Was sollte er nur machen? Wollte Lucien noch einen Kuss? Er nickte zaghaft. Auf einen versuch kam es an. Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen Luzifers und Lucien tat es ihm gleich. Luzifer näherte sich quälend langsam seinen Lippen. Einen Lufthauch gleich berührten sich ihre Lippen. Luciens Herz pochte ihm bis zum Hals, als ihre Lippen gänzlich verschmolzen. Der Geruch Luzifers war so betörend für ihn, es brachte ihm fast um den Verstand. Die zarten Lippen und die Zunge des andren trugen auch ihren Teil dazu bei. Wieder waren diese Schmetterlinge in seiner Magengegend und durchfluteten ihn. Selbst sein Rücken fing vor Erregung an zu kribbeln. Unbewusst legte er seine Arme um den Hals des anderen und vertiefte somit den Kuss. Sanfte Hände streichelten ihn an Nacken und Hals, und hinterließen eine angenehme Gänsehaut. Leise stöhnte er in den Kuss hinein. Daraufhin lächelte Luzifer kurz, aber liebkoste ihn mit Lippen und Zunge weiter. Ein starker angenehmer Schauer überfiel Lucien und er zuckte kurz zusammen, was Luzifer dazu veranlasste den Kuss zu unterbrechen.

“Was ist mit dir?”, fragte Luzifer fürsorglich.

“Ich weiß es nicht genau…”, erwiderte Lucien mit Lustverschleiertem Blick.

Nach kurzem Nachdenken griff Luzifer unter Luciens Decke. Der Junge schreckte beschämt auf.

“Ah… deswegen, mein Lieber!”, meinte der andere neckisch.

“Ähm… das… Mist, beachte… das gar nicht… das geht wieder weg”, stotterte der Junge verlegen.

Wie konnte ihm das nur passieren? Es war ihm sichtlich peinlich.

“Na wenn du meinst… aber ich kann auch Abhilfe verschaffen.”, meinte Luzifer mit einem hinterlistigen Grinsen.

Lucien stieg die Schamesröte ins erhitzte Gesicht. Das konnte doch Luzifer nicht wirklich wollen? Ihn befriedigen, das ging doch nicht?!

“Nein!… Nein, das geht… wirklich… von alleine wieder weg!”, versicherte Lucien ihm immer noch stotternd.

Sichtlich überfordert mit sich selbst drängte er sich nach oben und Luzifer von sich weg.

“Brauchst nicht rot zu werden, das kann jeden mal passieren.”, erklärte ihm der andere, weiter grinsend.

Ja, es konnte jeden passieren, aber musste das bei ihm sein?! Lucien war es wirklich peinlich!



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ReinaDoreen
2014-11-29T22:11:06+00:00 29.11.2014 23:11
Schreibst du denn noch weiter?
reni
Von:  Sahva
2008-02-26T15:43:35+00:00 26.02.2008 16:43
Wundervoll!
Ich hoffe, du schreibst bald weiter. Freue mich schon auf Nachschub.

Gruß, Sahva
Von: abgemeldet
2008-02-01T19:34:16+00:00 01.02.2008 20:34
Ich hab die Luft angehalten als Zenzaneal verbannt wurde...
Das ist alles so ergreifend! >.<
Und wie Luzifer mit Lucien umgeht.
Einer seits find ichs toll *-*
(KleinerYaoiFanBinzZ xD)
Und ander seits denk ich mir, hör auf! >.<
I-wie seltsam...
Die FF ist klasse und dein Schreibstill... kanss net oft genug sagen >.<
xDD
Von: abgemeldet
2008-02-01T19:18:13+00:00 01.02.2008 20:18
Du schreibst wirklich toll!
Du hast echt mehr Kommis verdient! >.<
Von:  LindenRathan
2007-11-27T06:25:14+00:00 27.11.2007 07:25
Wau klasse geschrieben.
Schickst du mir ne Ens wenn du weiter schreibst?
Von:  Vampire-Hero
2007-11-21T15:49:44+00:00 21.11.2007 16:49
Hey, mir ist das vorige Kapi irgendwie unter gegangen, dafür konnte ich jetzt aber zwei lesen. Und wie immer bei dir, waren sie sehr schön beschrieben. Ich hoffe das Zenzanael zu seinem Glück noch findet und sich vielleicht Licien nähern kann. Auch wenn das am Anfang schwer wird da er sich seinem Schützling nie gezeigt hatte **bedauerlich guck**. Tja, wird auf jedenfall spannend, wies weiter geht und ob Luzifer in Lucien mehr sieht, als nur sein Eigentum?

LG
Vampire
Von:  Dragoonwolf
2007-11-20T17:24:01+00:00 20.11.2007 18:24
Oo geiles kap !!
*gespannt bin wies weiter geht*
schreib schnell weitaa ^^
bin sehr gespannt ^^
Von:  saspi
2007-11-20T10:39:50+00:00 20.11.2007 11:39
Hey!!!
tolles kappi!!!
Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon gespannt wie 's weiter gehen soll!!!

Freu mich aufs nächste kappi.
Bye

Von:  ReinaDoreen
2007-11-20T08:58:47+00:00 20.11.2007 09:58
Zenzanel muss also den Himmel verlassen. Aber wo soll er denn hin?. Zu Lucien hat er doch überhaupt
keine Verbindund. Luzifer hat sich doch die ganze Zeit um Lucien gekümmert und dieser hat Vertrauen zu Lufzifer.
Ich bin mir fast sicher das Lucien Luzifer nicht nur mag sondern ihn liebt.
Luzifer kennt dieses Gefühl zwar nicht, aber irgendetwas löst der Junge in ihm aus, was Luzifer in seinem eigentlichen tun stoppen läßt.
Ich bin ja sehr gespannt wie du Zenzanael in diese Beziehung einbringen willst.
Reni
Von:  Dragoonwolf
2007-11-19T21:40:41+00:00 19.11.2007 22:40
Geil!! du musst schnell weiterschreiben ja?
das ist ja soooo spannend!!!
mach weita so!!!!


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