Zum Inhalt der Seite

Subarashii

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Wie ein Stein stand er da die Augen weit aufgerissen. Ein Messer ruhte in seiner rechten Hand und sein ganzer Körper war bedeckt mit dunklem, rotem Blut. Was hatte er nur getan? Langsam richtete er seinen Blick auf das blutverschmierte Messer. Seine Hand zitterte, doch sein Griff war fest. Trotzdem er am ganzen Leib zitterte, war sein Atem ruhig und seine Sinne geschärft. Er beobachtete, wie die dickflüssige, rote Suppe an der Klinge hinab lief und auf dem Boden eine Pfütze bildete.

Die Augen noch immer so weit aufgerissen, dass man kaum mehr vermuten konnte, er sei ein Japaner, lenkte er seinen Blick auf den zitternden Körper, welcher sich vor Schmerzen auf dem Boden hin und her wälzte.

Laute, von Schmerz erfüllte Schreie, zogen sich quer durch den ganzen Raum und prallten an den kahlen Wänden wieder ab, sodass ein Echo widerhallte. Der Blonde schloss die Augen und bekam eine Gänsehaut. Dieser Mann auf dem Boden starb gerade und er war daran schuld.

"Was hast du getan du Hurensohn...hol gefälligst Hilfe!", sagte der sich krümmende Mann mit schwacher, zitternder Stimme. Er hatte seine Arme um seinen dicken Bauch geschlungen, aus dem Unmengen von Blut strömten. Bald würde er verblutet sein, dachte sich der Blonde und dann wäre er ihn endlich los.

Er öffnete seine Augen wieder und sah sich den Mann auf dem Boden an. Langsam ließ der Griff um das Messer nach und es rutschte durch seine zerschundenen Finger, fiel zu Boden, in die Blutlache hinein.

Der Blonde sank langsam in die Knie. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt. Gerade hatte hier noch ein Handgemenge statt gefunden, indem er versucht hatte sich aus dem Griff dieses sterbenden Mannes zu retten.

Die Schläge, die sie sich verpasst hatten und all das, was zu diesem Vorfall geführt hatte, schwächten ihn so sehr, dass sein Körper sich einfach nicht mehr bewegen wollte. Als der dicke Mann bemerkte, dass sicherlich niemand Hilfe holen würde begann er zu kriechen. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte und das war nicht mehr sehr viel, kroch er auf den Blonden Mann zu.

Keuchend und röchelnd erreichte er ihn. Hass, Schmerz und unbändige Wut, spiegelten sich in seinem Gesicht wieder. Er streckte die Hand aus und fasste das Fußgelenk seines Gegenübers und zog ihn mit aller Kraft zu sich rüber.

"Du wirst jetzt sofort Hilfe holen, sonst kannst du was erleben du kleine Schlampe!", fauchte der Halbtote den Starren vor sich an. Angesprochener erwachte nun doch aus seiner Starre und sah seinen verletzten Mann vor sich liegen.

Hilfe sollte er holen, hallte es in seinem Kopf wieder. Langsam konnte sich sein Körper auch wieder bewegen. Das blutende Häufchen Fleisch zu seinen Füßen sah ihn Mitleid erregend und hasserfüllt zugleich an. Der schwache, blonde Mann erhob sich langsam. Er bewegte sich mit kurzen, zaghaften Schritten auf die Tür zu und öffnete diese auch gleich.
 

In dem dahinter liegendem Flur, war es dunkel. Kurz blickte er noch einmal zurück //Hilfe holen//, ging es in seinem Kopf rum. Er stützte sich an der Wand zu seiner Rechten ab und schloss die Tür hinter sich. Er sah den Flur hinab, doch dank der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Er hätte gerne gewusst, ob sich hier noch jemand aufhielt. Sein wohlgeformter Mund öffnete sich, doch er brachte keinen Ton raus.

Langsam begann er den Flur entlang zu laufen, hielte sich mit beiden Händen an der Wand fest. Er musste einige Pausen einlegen und setzte sich auch ein paar Mal hin. Ihm tat alles weh, so als ob jeder seiner Muskeln stundenlang in größter Anstrengung gewesen wären. Aus dem Raum, aus dem er grade gekommen war, konnte er noch immer leises Rufen hören. //Er lebt noch//, dachte er sich und raffte sich wieder hoch.

Weiter ging es den Flur entlang. Die Türen, an denen er vorbei kam waren verschlossen.

Er kam ans Ende des Ganges und ertastete eine weitere Tür, die viel größer und breiter und nicht verschlossen war. Erleichtert öffnete er sie und blickte nach draußen.

Ein frostiger Wind durchwehte seine blonden Haare und er fing auf der Stelle an zu frieren.

Es war Winter und der Schnee, welcher schon seit stunden vom Himmel herab viel, überdeckte die wenig befahrene Straße mit seiner weißen Pracht. Der Mann schluckte schwer und sah über die Schulter. Er konnte nicht zurück und er wollte auch nicht zurück. Die nackten Füße des Blonden, stapften durch den Schnee und hinterließen blutige Spuren. In diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, wie kalt das weiße Pulver eigentlich ist. Er hasste Schnee und das war der Grund. Er war so bitter kalt. Er wünschte sich, dass er in dem Haus, in dem er grade gewesen war etwas zum anziehen gefunden hätte, doch die Räume waren alle verschlossen gewesen und er hatte keine kraft sie aufzubrechen. Er schaute an sich hinunter. Die wenigen Laternen beleuchteten seine blasse, von Wunden und Blut bedeckte Haut. Er hätte so nicht raus gehen sollen.

Er blieb stehen, schlang seine Arme um sich und schaute sich eilig in der Gegend nach lebenden Gestalten um, doch niemand ließ sich blicken. Nur eine Katze kreuzte seinen Weg und bis auf diese, konnte nur die schwarze Nacht ihn sehen.

Die Laternen, die in weiten Abständen die Grenze zwischen Straße und Weg kennzeichneten, erhellten nur kleine Teile dieser verlassenen Gegend. Der zitternde Blonde begann sich wieder vorwärts zu bewegen. //Wo sind die ganzen Menschen?//, fragte er sich immer wieder und sah sich weiterhin suchend um.

Er versuchte sich an die letzten Stunden, oder wohl eher Tage zu erinnern, als er noch bei seinen Freunden war. Er hatte keine Ahnung, wo er war und wieso er hier war. Wer war der dicke Mann, den er getötet hatte.

Er wollte wieder nach Hause, weg von diesem schrecklichen Ort. Er vermutete, dass er nicht mehr in Japan war, denn diese Häuser sahen nicht danach aus. Verzweifelt suchte er weiter nach Menschen, doch er fand keine und langsam verließen ihn seine letzten Kräfte. Tränen stiegen ihm in die Augen und brannten heiß auf den Wangen. Sein Blick wurde zunehmend verschwommener und schließlich gab er nach, fiel in den kalten Schnee und blieb reglos liegen.

Ein blondes, junges Mädchen saß an einem Bett und hielt einen nassen Lappen in den Händen.

Sie wrang ihn über einer Schüssel aus, in der er eben noch gelegen hatte. Vorsichtig tupfte sie das Gesicht des Unbekannten Mannes ab, der im Bett lag und schlief.

Er hatte hohes Fieber und das Mädchen hatte Zweifel, ob er es überleben würde. Ihre Mutter war schon zur Apotheke gegangen und hatte Medizin geholt, doch bis jetzt hatte nichts geholfen.

Sie hatten beschlossen ihn ins Krankenhaus zu bringen, wenn das Fieber noch weiter steigen würde, doch bis jetzt hielt es sich um die vierzig.

Sie seufzte schwer und betrachtete das Gesicht des Schlafenden. Es war offensichtlich, dass es sich bei ihm um einen Asiaten handelte, was auch hier zu Lande nicht ungewöhnlich war. Allerdings waren die Umstände, wie sie ihn fand alles andere als normal.
 

Drei Tage ist es her, als sie ihn fand. Sie war grade von einer Freundin aus auf dem nach Hause Weg. Ihre Wohnung lag ein bisschen versteckt zwischen vielen Gassen und dort brannten nur sehr wenige Laternen. Außerdem war es bitterkalt und es hatte zudem auch noch einen Schneesturm gegeben.

Grade als sie die Haustür aufschließen wollte, hörte sie in der Nähe ein leises Röcheln. Erst bekam sie es mit der Angst, da dies auch keine sehr sichere Gegend war, doch als sie wiederholt das Röcheln hörte, drehte sie sich um. Es klang nicht gefährlich, eher leidend. Zunächst sah sie nur die ebene, schneebedeckte Fläche vor sich, doch dann nahm sie eine Bewegung war. Dort lag jemand im Schnee und war anscheinend nicht unverletzt. Sie eilte zu der Stelle. Diese Person war schon fast gänzlich vom Schnee bedeckt und schon fast erfroren.

Erschrocken beugte sich das blonde Mädchen runter und stellte erleichtert fest, dass dieser Mensch tatsächlich noch lebte. Schnell griff sie nach den Armen und zog die Person schwermütig zur Tür. Sie klingelte und bat ihren älteren Bruder um Hilfe. Die Treppen schaffte sie ganz bestimmt nicht mit so einer Last. Immerhin wog sie nur zarte 55Kg und dieser Mann hier, sie hatte natürlich schnell gesehen, dass es ein Mann war, wog mindestens 70Kg.

Nachdem sie und ihr Bruder Vincent ihn hoch gebracht hatten, machte sie sich daran seine Wunden zu versorgen. Notdürftig desinfiziert und verbunden, hatte sie ihn sofort ins Bett gepackt und bis zum Hals zugedeckt. Danach hatte sie noch eine hitzige Diskussion mit ihrer Mutter, die aber auch schnell eingesehen hatte, dass diese Retteridee so schnell nicht ais dem Kopf ihrer 16-Jährigen Tochter zu vertreiben war.

Sogar ihre Schularbeiten und Freunde hatte sie vernachlässigt, um darauf zu achten, dass das Fieber nicht noch weiter stieg. Sie konnte sich auch in der Schule kaum konzentrieren. Die ganze Zeit überlegte sie, wer er wohl war und wie in so einen Zustand gekommen war und woher er kam.

Nicht selten hörte sie den Lieblingssatz der Lehrer „Sandy, pass gefälligst auf!“.

Sie hoffte, dass er bald aufwachen würde und ihr ihre Fragen beantwortete. Immerhin gab es sicherlich Freunde, Verwandte oder eine Freundin, die sich sicher Sorgen machten.

Wenn er doch nur endlich aufwachen würde, dachte sie und sei es nur für ein paar Minuten, dann könnte sie ihn wenigstens nach seinem Namen und seiner Herkunft machen. Sie würde sich erkundigen und seinen nahe stehenden Personen Bescheid geben wo er war und wie es ihm ging. Sie seufzte. Wenn er nur…, aber er blieb in diesem schlafenden, schon fast komatösem Zustand.

Weitere Tage vergingen und nur langsam verbesserte sich der Zustand des Fremden. Das Fieber war ein wenig gesunken, was schon mal ein gutes Zeichen war. Vincent hatte sie abgelöst und schlafen geschickt. Die ganze Zeit neben dem Bett sitzen und diesen Typen mit dem Lappen abtupfen ist nicht gut, hatte er gesagt. Sandy gehorchte und ging ins Vincents Zimmer, schlief sogar schon ein, während sie sich noch hinlegte.

Sie war wirklich froh, dass ihr Bruder ihr half und hoffte, er würde es genauso machen wie sie.
 

Vincent hatte sich inzwischen ein paar Eiswürfel geschnappt und in die Schüssel mit dem Wasser getan, damit dieses auch schön kalt blieb.

Schon nach einer halben Stunde hatte er keine Lust mehr immer wieder die Stirn und das ganze Gesicht abzutupfen, aber es half ja nichts. Während er so über das Gesicht tupfte, betrachtete er den Fremden einmal genauer. Eigentlich ein recht hübscher Kerl, dachte er sich.

Er fand es schon recht merkwürdig, dass er hier einen Mann vor sich hatte, den er tatsächlich hübsch fand. Er war normaler Weise nicht der Typ, der andere Männer hübsch fand, denn Männer sollten nicht hübsch sein. Für ihn waren Frauen hübsch und Männer waren eben Männer. Vincent selber war auch nicht grade der hässlichste. Er konnte schon sagen unter die gut aussehenden zu gehören. Mit seiner gut gebauten Statur und seinem glatten, reinen Gesicht verdrehte er so manchen Mädchen den Kopf.

Vincent fragte sich, wie viele Verehrerinnen dieser Kerl wohl hatte, oder ob er vielleicht gar nicht auf Frauen stand. Man musste ja alles einmal in Betracht ziehen.

In dem Gesicht des Fremden begann sich etwas zu regen. Zuerst dachte Vincent, dass er aufwachen würde, aber das war nicht der Fall.

Allerdings war nun eine große Anspannung bei ihm zu sehen und er fing an zu schwitzen. Kleine Schweizperlen liefen ihm die Schläfe hinunter und tropften in seine Ohren.

Sein Atem ging auf einmal um einiges schneller und er fing an sich hin und her zu wälzen. Er öffnete auch den Mund, aber es kamen nur leise, keuchende Geräusche raus.

Vincent vermutete einen Alptraum hinter dem plötzlichen Bewegungsdrang des Schlafenden. Was sollte es denn sonst sein?

Er seufzte schwer. Dieser arme Tropf hatte wohl eine ziemlich schwere Zeit hinter sich. Vorsichtig legte er seine Hände auf die Schultern seines Gegenübers. Es wurde langsam Zeit wach zu werden, dachte er sich und rüttelte ihn vorsichtig, unterstützte das noch mit einem leisen „Hey~“

Das wiederholte er einige Male, bevor sich die Augen des Fremden tatsächlich öffneten.

Geschockt riss dieser seine Asiatischen und somit ziemlich kleine Augen auf. Er starrt Vincent entsetzt an und setzte sich hin. Dieser hatte sich zurück gelehnt und wollte ihm einen Moment geben, um sich seiner Umgebung bewusst zu werden.

Er bemerkte, wie der Atem wieder langsamer wurde, aber dennoch schien die Anspannung noch immer vorhanden zu sein.

Eigentlich auch sehr nachvollziehbar. Immerhin war er in einer fremden Wohnung und weiß Gott, wo er vorher gewesen ist.
 

Vincent überlegte, was er zuerst sagen sollte, doch der Fremde ergriff das Wort. Er sagte etwas in einer Sprache, die Vincent nicht verstand, aber er erkannte, um welche es sich handelte. Es war eindeutig Japanisch. Dieser Mann war also ein Japaner. Das brachte die ganze Sache doch schon ein Stück weiter.

Vincent versuchte es mit Englisch und tatsächlich schien er ihn zu verstehen. Er sagte ihm, dass er kein Japanisch könne und dass sie sich nicht in Japan befanden.

Der junge Mann guckte so geschockt, als hätte man ihm grade von dem Tod eines Freundes erzählt. Vincent ließ ihm einen Moment, um sich zu beruhigen und nach ein paar Minuten fragte er ihn nach seinem Namen.

Angesprochener saß regungslos da und starrte Löcher in die Luft, bevor er langsam den Mund öffnete und schon fast seinen Namen flüsterte.

„Uruha…“

Vincent wiederholte den Namen und seufzte. Na also. Anscheinend wusste er nicht in welchem Land er war, folglich wusste er auch nicht wie er hier her gekommen war.

Er versicherte Uruha, dass er ihm nichts tun würde und er sich lieber wieder schlafen legen sollte.

Nickend legte sich der Japaner hin und deckte sich zu, aber er sah zu Vincent und fragte dann leise, was passiert war.

Vincent zuckte mit den Schultern und berichtete, wie und wo sie ihn gefunden hatten. Anscheinend konnte Uruha damit etwas anfangen. Er bestätigte sich selbst auf Japanisch und schloss dann die Augen. Wenige Augenblicke später schlief er schon wieder tief und fest.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-03-19T21:19:46+00:00 19.03.2012 22:19
dann lass ich mal als erstes nen kommie da
deine geschichte gefällt mir guter schreibstill. würd mich gerne über weitere kapitel freuen


Zurück