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In your arms

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In your arms

Autor: Luna

Disclaimer: Alle Charaktere gehören mir, ich habe sie selbst erfunden. Für etwaige Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten oder Charakteren kann ich nichts und sie sind nicht beabsichtigt.

Das Copyright dieser Story liegt bei mir.

Genre: Drama, Romantik, Fantasy, Eigene Serie

Kapitel: 1/?
 

Widmung: Ich widme diese Geschichte Bina-chan86, die mir Tipps gab, weiterhalf und immer so hübsche Bilder zeichnet.

Und ikari_01, der sie für mich lektoriert hat.
 

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Rauchschwaden machten überall die Sicht schwer, die Luft unrein und das Atmen fast unmöglich. Schreie hallten durch die Straßen, die Leute flüchteten vor dem Feuer und den Menschen, die ihnen nach dem Leben trachteten. Die Angst war deutlich in jedem Winkel der kleinen Stadt Minala spürbar.

Die Nacht war schon fast vorüber und die meisten der Häuser völlig zerstört von den Flammen. Leichen pflasterten die Wege und machten es schwierig bis unmöglich, dem Grauen auszuweichen.

Niemand wurde verschont – Kinder, Frauen und Alte fanden in dieser Nacht zu gleicher Zahl den Tod wie junge Männer. Nur wer das Unheil früh genug erkannt hatte und geflüchtet war, konnte dieses Massaker überleben.

Und das waren die Wenigsten.
 

Delwyn stützte seine Mutter vorsichtig und ging Schritt für Schritt vorwärts. Er wusste, dass sie schon fast am Ende ihrer Kräfte war und sah sich bereits nach einer Möglichkeit um, eine Rast machen zu können. Noch immer war der Rauch in der Luft scharf und beißend und die Helligkeit der Flammen leicht zu erkennen. Schreie erfüllten weiterhin die Nacht. Viele Häuser wurden erst geplündert, bevor sie angezündet wurden, deshalb hoffte Delwyn, dass sie außer Gefahr waren. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie verfolgt wurden, jedoch wollte er den Angreifern auch kein Ziel bieten und lieber schnell verschwinden.

Es war nur Zufall gewesen, dass der junge Katzenmensch rechtzeitig mit seiner schwachen Mutter fliehen konnte und er war froh, dass sie es geschafft hatten, in den nahen Wald zu gelangen, bevor die ersten Feuer gezündet wurden.
 

Es war schon spät am Abend gewesen, als er das Gefühl bekam, dass etwas nicht stimmte. Delwyn war diesem Gefühl nachgegangen, war durch die Stadt gelaufen, um den Grund für sein Unbehagen herauszufinden – und hatte gesehen, wie die Eroberer stetig näher kamen.

Natürlich hatte er seine Nachbarn, Freunde und Mitmenschen Minalas gewarnt, doch die wenigsten hatten fliehen können.

Er hatte nur die allernötigsten Sachen hastig in einen Rucksack gesteckt und war aufgebrochen, so schnell es nur ging.

„Delwyn, ich brauche eine kurze Pause“, bat Rianna und ihre Beine gaben beinahe unter ihr nach.

Ihr Sohn half ihr dabei, sich niederzulegen und sah sie traurig an.

„Ich wünschte, ich hätte Unrecht gehabt“, flüsterte er, ließ sich langsam neben ihr nieder und gab ihr zu trinken.

„Mach dir keine Vorwürfe, du konntest es nicht wissen“, erwiderte sie, trank wenige Schlucke und versuchte, ihr Keuchen zu unterdrücken.

„Nein, aber ich hätte...“, begann er, doch Rianna unterbrach ihn.

„Du hättest nichts anderes tun können. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Niemand hat ahnen können, dass das heute passieren würde!“

Sie hatte Recht, das wusste er, aber es war dennoch eine große Last für ihn, nicht mehr für seine Stadt getan haben zu können.

Noch waren sie zu nah am Ort der Zerstörung und so war die Pause, die die beiden sich gönnten, nur sehr kurz, bevor sie sich weiter auf den Weg machten und Delwyn gezwungen war, diese Gedanken beiseite zu schieben.

Kinkaz war die nächstgelegene Stadt, doch es war eine Stadt der Menschen und der Katzenmensch bezweifelte, dass sie dort Unterschlupf finden würden.

So schlugen er und Rianna den längeren Weg nach Canwa ein, einer Stadt der Katzenmenschen im Westen.

Merestris war eigentlich ein Land der Katzenmenschen, doch die Menschen hatten sich immer mehr und mehr in ihr Reich gedrängt. Jetzt waren nur noch wenige reine Katzen-Städte über und überall sprossen Siedlungen von Menschen aus dem Nichts. Und da die Katzenmenschen nur noch wenige an der Zahl waren, konnten sie dagegen nichts tun.

Natürlich hatte es Aufstände gegeben und Bürgerkriege zerfurchten noch immer das Land, doch letztendlich blieben die Menschen immer die Sieger.

Delwyn war wütend auf die Menschen, wenn er an sie dachte und inzwischen galt ihnen sein ganzer Hass.

Sein Vater war bei den Aufständen ums Leben gekommen und auch viele seiner Geschwister waren nie wieder nach Hause zurückgekehrt.

Dieser Hass trieb ihn jetzt an, auch wenn er nicht wusste, wie lange er und Rianna brauchen würden, bis sie das Haus seiner älteren Schwester in Canwa erreicht hatten.
 

Die Stunden vergingen wie im Fluge, doch trotz der vielen Pausen, die die beiden einlegen mussten, hatte Delwyn nicht das Gefühl, wirklich voranzukommen. Rianna war einfach zu krank, um eine derartige Anstrengung überstehen zu können und zu ihrer beider Ärgernis waren die Heilmittel, die sie dringend brauchte, so gut wie aufgezehrt.

Glücklicherweise hatten sie Minala dennoch schon ein gutes Stück hinter sich gelassen und waren inzwischen sicher, dass sie nicht verfolgt wurden.
 

Zwei Tage waren vergangen, bis sie das nächste Dorf erreichten und Rianna gänzlich die Kraft verließ. Die Heilmittel waren aufgebraucht und ihr Zustand hatte sich kontinuierlich verschlechtert.

„Lass mich einfach zurück, Kind...“, brachte sie kraftlos hervor.

„Das kann ich nicht. Und ich werde es nicht. Du weißt das“, antwortete Delwyn möglichst sanft, aber er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.

Sie standen mitten auf der Hauptstraße des Dorfes und wirkten fehl am Platze.

Ein Mann mittleren Alters bemerkte die beiden und kam auf sie zu.

„Was ist passiert? Wie kann ich helfen?“, fragte er.

Der Katzenmensch musterte den Fremden argwöhnisch. Es war ein Mensch, der ihnen Hilfe anbot.

Dieser schien zu merken, das Delwyn misstrauisch war. „Keine Sorge, ich werde euch nichts tun. Ich will wirklich nur helfen.“

Rianna sah ihren Sohn bittend an – sie wusste, dass sie nicht mehr weiterkonnte. Sie wusste, dass sie es bis Canwa nicht schaffen würde in ihrem Zustand.

„Sie braucht ihre Medizin, aber die ist verbraucht“, sagte Delwyn knapp zu dem Fremden.

„Dann sollte sie sich lieber ausruhen und warten, bis neue Medizin verfügbar ist. Ich wohne gleich um die Ecke, meine Frau wird sich sicher gern um sie kümmern“, erklärte der Mann.

Einen anderen Ausweg sah Delwyn nicht, deswegen stimmte er diesem Plan mit einem knappen Nicken zu.

Gemeinsam brachten sie Rianna zum Haus des Helfers.

„Joan, ich brauche deine Hilfe!“, rief der Mann, als sie beim Haus ankamen, und sofort konnten sie Schritte vernehmen, die schnell näher kamen.

„Was ist denn los?“, fragte Joan verwundert, erkannte die Situation jedoch sofort. „Oh je, was ist passiert?“

Der junge Katzenmensch sah die fremde Frau verwirrt und erfreut zugleich an – sie hatte Ohren, die genau wie seine waren – die eines Katzenmenschen.

„Sie braucht Medizin...“, nuschelte er als Antwort auf die Frage der Frau und zusammen trugen sie Rianna zu einem Schlafzimmer, wo sie sie auf ein Bett legten.

„Was für Medizin?“, wurde Delwyn gefragt.

„Hinsen-Kraut, gemischt mit Rinfa-Wurzel“, kam prompt die Antwort.

„Oh je. Das wächst in dieser Gegend nicht und ich bezweifle, dass wir es hier bekommen.“

„Wir bekamen es immer von einem Händler aus Canwa. Er brachte es uns immer mit und das war der einzige Grund, warum wir daheim bleiben konnten...“

Daheim. Dieses Wort schmerzte den jungen Katzenmenschen etwas, denn sein Heim gab es nicht mehr. Jedoch verdrängte er diese Gefühlsregung, so gut er konnte und sah Joan an.

„Ich werde welches besorgen und dann zurückkommen. Ich kann Mum unmöglich mitnehmen in diesem Zustand.“

Rianna hatte Fieber bekommen und lag mehr bewusstlos denn schlafend auf dem Bett.

Die unbekannte Frau maß die Temperatur sofort und befand den Zustand Riannas scheinbar für relativ stabil.

„Das wird die einzige Möglichkeit sein“, nickte sie anschließend. „Ich werde mich um sie kümmern.“

Seltsamerweise vertraute Delwyn dieser Fremden sofort.

Lag es daran, dass sie ein Katzenmensch war? Erst jetzt, wo er daran dachte, fiel ihm auf, dass etwas seltsam an Joan war. Sie hatte gar kein Fell.

„Bist du ein Mischling?“, fragte er auf einmal seltsam verwirrt.

Joan nickte. „Gut erkannt. Meine Mutter war Katzenmensch, mein Vater Mensch.“

Noch nie hatte der Junge einen Mischling gesehen, denn es gab sie nur sehr selten.

„Mein Name ist übrigens Joan. Wer bist du?“, fragte die Fremde nun.

„Delwyn“, antwortete er knapp. „Das ist meine Mutter, Rianna.“

Joans Mann stand auf einmal wieder in der Tür, nachdem er frisches Wasser, Handtücher und Lappen besorgt hatte. Auf seinem Gesicht ein besorgter Ausdruck.

„Wie geht es ihr?“, fragte er.

„Den Umständen entsprechend“, antwortete Joan. „Sie ist stabil, aber ich weiß nicht, wie das in einer Woche aussieht.“

„Und die Medizin?“

„Keine Chance, das hier zu bekommen. Delwyn wird sie holen müssen.“

„Delwyn also? Hübscher Name“, sagte der Mann und nickte dem Angesprochenen zu, bevor er fortfuhr. „Wo bekommt man die Heilmittel?“

„In Canwa. Dorthin wollten wir fliehen“, antwortete der Katzenmensch.

„Fliehen? Dann seid ihr Flüchtlinge aus Minala?“, fragte der Mann.

„Ja“, gab Delwyn nur ungern zu. „Ich wundere mich, dass diese Nachricht hier schon angekommen ist.“

„Händler haben davon berichtet, die Minala beliefern wollten, es jedoch nicht mehr konnten. Soweit ich weiß, besteht die Stadt nur noch aus Asche und Trümmern.“

Es tat weh, zu hören, dass wohl die ganze Stadt untergegangen war. Aber Delwyn versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.

Der Mann bemerkte es dennoch und so wechselte er schnell das Thema.

„Ich bin übrigens Theophilus Burton. Nenn mich Theo“, stellte er sich endlich vor.

„Danke für eure Hilfe“, erwiderte Delwyn und nickte Theo zu, bevor sich sein Magen lautstark beschwerte, den ganzen Tag noch nichts zu tun bekommen zu haben.

„Oha, da hat wohl wer Hunger“, bemerkte Theophilus und er winkte den Katzenmenschen zu sich. „Da lässt sich was machen.“

Joan nickte ihrem Mann zu, bevor sie sich weiter um Rianna kümmerte.
 

Es tat sehr gut, etwas zu essen und es war um so besser, wenn das Essen auch noch sehr lecker war.

Delwyn bemühte sich, nicht allzu sehr zu schlingen, aber er konnte nicht verbergen, dass er in den letzten Tagen gehungert haben musste.

„Du willst also allein nach Canwa reisen und die Heilmittel besorgen? Und dann allein wieder zurück?“, wiederholte Theophilus den Plan, den Delwyn ihm knapp geschildert hatte.

Der Katzenmensch nickte, schluckte und unterdrückte ein Räuspern.

„Ja. Mit Mum zu reisen schaffe ich nicht, ich bin schneller, wenn ich allein gehe. Vielleicht kann ich mir hier irgendwo ein Pferd leihen? Dann wäre ich sogar schneller.“

„Hast du denn überhaupt das Geld, die Medizin zu bezahlen?“, fragte der Ältere zweifelnd.

Doch Delwyn nickte. „Ich habe unsere gesamten Ersparnisse mitgenommen. Das müsste reichen, um uns zwei, drei Wochen zu verpflegen und die Heilmittel zu kaufen. Für ein Pferd reicht es jedoch nicht.“

„Ein Pferd kann ich dir leihen, das ist kein Problem. Aber ich halte nichts davon, dich allein reisen zu lassen. Es lauern viele Gefahren auf den Straßen, gerade jetzt, wo viele Menschen Jagd auf euch Katzenmenschen machen“, meinte Theophilus.

„Es wird immer schlimmer, nicht wahr? Dabei ist das UNSER Land, nicht das der Menschen!“

Der Katzenmensch war furchtbar wütend, aber gegen diese Situation konnte er nichts machen.

„Die Menschen waren schon immer habgierig und können den Hals nicht voll genug bekommen. Zwar gibt es Städte und Dörfer wie dieses, wo beide Rassen friedlich miteinander leben können, aber es gibt zu viele von uns Menschen, die sich damit nicht zufrieden geben können...“

Delwyn erkannte, dass Theo die Entwicklung der Menschen missbilligte und er schien ein prima Kerl zu sein. Inzwischen gewann er ein wenig Vertrauen zu ihm. Aber was blieb ihm auch anderes übrig? Er war froh, Hilfe gefunden zu haben.

„Von hier bis Canwa dauert es sicher vier, fünf Tage?“, hakte er schließlich nach, da er nicht weiter über den Krieg sprechen wollte.

„Ja, das kommt hin. Mit dem Pferd wirst du etwas schneller unterwegs sein. Reiten kannst du?“

Der Katzenmensch nickte.

„Gut. Ich würde dich gern begleiten, aber ich muss meine Felder bestellen, sonst haben wir im nächsten Winter nichts zu essen. Hoffentlich kannst du mir das verzeihen.“

„Natürlich. Es ist schon freundlich genug, dass meine Mutter hier versorgt wird.“

Inzwischen hatte Delwyn das gesamte Essen verspeist und war pappsatt. Er stand auf und sah aus, als wolle er sofort aufbrechen.

„Du solltest dich bis morgen früh etwas ausruhen“, schlug Theophilus vor, dem nicht entging, dass der Katzenmensch mit den grünen Augen müde wirkte.

„Die Zeit habe ich nicht“, widersprach Delwyn.

„Doch, die hast du“, sagte daraufhin Joan, die dazugekommen war. „Deiner Mutter geht es schon viel besser. Ich habe ihr ein wenig Genra-Pulver verabreicht und es scheint zu wirken.“

Diese Neuigkeit erleichterte den Jungen ungemein. Er machte sich Sorgen um seine Mutter.

„Sie sollte damit mindestens zehn Tage gut leben können, bis sie wieder ihre gewohnte Medizin bekommt“, fügte Joan noch hinzu.

„Ich danke euch“, erwiderte Delwyn, dem Tränen in den Augen standen. Schnell wischte er sie weg.
 

„Ma, Pa, ich bin wieder da“, rief plötzlich eine helle Mädchenstimme und man hörte die Eingangstür knarren.

„Ah, da bist du ja, Vivian“, antwortete Joan und keine Minute später stand ein braunhaariges Mädchen im Raum.

„Oh, wir haben Besuch?“, fragte sie sofort, als sie Delwyn sah.

Vivian war hübsch mit ihren hellbraunen Haaren und den blauen Augen und Delwyn starrte sie einige Sekunden lang an, bevor er sich zwang, den Blick abzuwenden.

„Hm“, machte Theophilus. „Ich glaube, ich weiß schon, wer dich begleitet, Delwyn!“, grinste er den Katzenmenschen schließlich an.
 


 

Ende Kapitel 1

In your arms
 

Author: Luna

Disclaimer: Alle Charaktere gehören mir, ich habe sie selbst erfunden. Für etwaige Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten oder Charakteren kann ich nichts und sie sind nicht beabsichtigt.

Das Copyright dieser Story liegt bei mir.

Genre: Drama, Romantik, Fantasy

Kapitel: 2/?
 

Widmung: Für Bina-chan86, die so neugierig auf die Fortsetzung ist. ;)

Und für Mona-Kaiba, die mir einen so schönen Kommentar schrieb.
 


 

Es dämmerte bereits, als Vivian zu dem provisorischen Nachtlager des Katzenmenschen schlich. Sie wollten früh aufbrechen, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren und nun wurde es Zeit, dass sie Delwyn weckte.

Das Mädchen selbst hatte sich schon längst angezogen und die nötigsten Sachen eingepackt. Auch die Pferde waren schon so gut wie bereit – es fehlte nur noch der Junge.

Sie kniete sich neben seinem Kopf nieder und betrachtete ihn. Sein Fell hatte eine weiß-braune Farbe und wirkte ein wenig stumpf, was sicher daran lag, dass er noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sich zu baden. Das dunkelbraune, lange Haupthaar war ganz zerwuschelt vom Liegen und stand ein wenig wirr ab. Die Katzenohren waren leicht aufgestellt, aber sie wusste, dass er die Geräusche im Haus nicht bewusst wahrnahm – schlief er doch noch tief und fest.

„Du und deine Mutter, ihr habt ganz schön was durchgemacht“, murmelte Vivian und erinnerte sich dabei an den Abend zuvor.

Ihr Vater hatte die Idee unterbreitet, dass sie Delwyn nach Canwa begleiten sollte – und natürlich war das Mädchen erst mal etwas perplex, bis ihr die Situation erklärt wurde.

Sie hatte sich mit Delwyn unterhalten, aber der Katzenmensch hatte meist nur sehr zurückhaltende und knappe Antworten gegeben, bis sie bemerkte, dass er sehr müde sein musste.

Die beiden hatten abgesprochen, dass sie beim Morgengrauen aufbrechen würden, und kurz darauf hatte Theophilus den Jungen schlafen geschickt.

Begeistert war Vivian nicht unbedingt von der Idee, Delwyn zu begleiten, aber ihr Vater hatte natürlich Recht, dass er nicht alleine gehen konnte. Außerdem war es ein guter Grund, nicht beim Bestellen der Felder helfen zu müssen, was Vivian ohnehin immer nur ungern tat.

„Hm…“, machte Delwyn nun und dem Mädchen wurde bewusst, dass sie das Fell des Katzenmenschen gekrault hatte ohne es zu merken.

„Du musst aufstehen!“, murmelte sie in sein Ohr, welches zuckte.

„Mum, ich will noch schlafen… nur fünf Minutencg, murrte es zurück und Vivian unterdrückte ein Kichern. Offenbar war Delwyn ein kleiner Morgenmuffel.

„Das geht leider nicht. Du musst aufstehen, wir müssen los“, sagte sie und stupste ihn etwas energischer an.

Mit einem Schlag war der Katzenmensch hellwach und er musterte sie erst verwirrt, bevor er begriff, was los war.

„Oh, ist schon morgen?“, fragte er ein wenig bedauernd. Das Mädchen nickte.

„Zieh dich an. Frühstück steht auf dem Tisch.“
 

Delwyn war ein wenig aus der Übung, was das Reiten betraf, denn in seiner Familie hatten sie nach dem Tod seines Vaters keine Pferde mehr gehalten.

Dennoch schaffte er es, sich auf dem hohen Tier zu halten und bekam es sogar dazu in die Richtung zu gehen, die er einschlagen wollte.

„Ich habe uns genügend Verpflegung eingepackt, wir können gern ein paar Pausen mehr einlegen“, bemerkte Vivian, nachdem sie ungefähr eine Stunde unterwegs waren.

„Ich brauche keine Pausen“, entgegnete der Katzenmensch relativ kühl.

Natürlich wollte er das Ziel so schnell wie nur möglich erreichen.

„Du vielleicht nicht, aber die Pferde“, antwortete Vivian genauso kühl.

Du könntest ruhig freundlicher sein, immerhin helfe ich dir und bin nur deinetwegen unterwegs, dachte Vivian leicht angesäuert. Sie hatte es nun wirklich nicht verdient, dass er sie grob behandelte.

Die meiste Zeit über schwieg Delwyn und nachdem einige Versuche, ein Gespräch anzufangen, gescheitert waren, kam Vivian zu dem Schluss, dass sie es lieber nicht weiter versuchen sollte.
 

Die erste Pause legten sie ein, als die Sonne hoch am Himmel stand und es sehr warm wurde.

Sie hatten einen kleinen See erreicht, an dem sie die Pferde trinken und grasen lassen konnten und Vivian gab ihnen zusätzlich etwas Hafer zu fressen, welches sie extra mitgenommen hatte.

„Ich wünschte, er wäre etwas gesprächiger“, murmelte sie, als sie den Hals ihres Tieres streichelte.

Sie empfand es als langweilig, nur still vor sich hin zu reiten und sich nicht unterhalten zu können.

Delwyn war sich erleichtern gegangen und als er nun wiederkam, fand er das Mädchen im Gras sitzend vor. Vivian hatte die Augen geschlossen und genoss die warme Sonne auf ihrem Gesicht, dabei bemerkte sie seine Wiederkehr nicht. Diesen Moment nutzte er, um sie näher zu betrachten. Ihr hellbraunes, lockiges Haar war zu einem Zopf gebunden, der die Locken jedoch nicht völlig zu bändigen vermochte. Ihr Gesicht war fein geschnitten und auf ihren rosigen Lippen lag ein sanftes Lächeln. Sie war schlank und hatte wohlproportionierte Kurven. Er wurde rot, als ihm genau das auffiel, wobei unter seinem Fell die Röte natürlich kaum auszumachen war. Delwyn musste sich eingestehen, dass sie sehr hübsch war.

Dennoch versuchte er, ihr nicht zu sehr zu vertrauen. Er wollte keinem Menschen sein Vertrauen schenken, auch wenn Vivian ein bisschen Katzenmensch in sich trug. Im Moment war er auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen, die sich um Rianna, seine Mutter, kümmerten. Und er war auch dankbar dafür, dass er nicht alleine reisen musste. Aber er rang mit sich, was sein Vertrauen zu Menschen anging. Er konnte doch seine Grundsätze nicht einfach so über Bord werfen, oder? Jedoch vermochte er es nicht, sich auszureden, dass er das Mädchen verdammt hübsch fand.

Vivian öffnete ihre Augen wieder, streckte sich kurz, bis ihr Blick auf Delwyn fiel. „Ah, da bist du ja schon. Komm, lass uns eine Kleinigkeit essen!“, rief sie ihm zu und winkte dabei.

Der Katzenmensch konnte sich ein flüchtiges Lächeln nicht verkneifen, als er zu ihr ging und sich ebenfalls im Gras niederließ.

Die Braunhaarige reichte ihm einen Kanten Brot und dazu Käse, was zusammen sehr gut schmeckte und seinen Hunger stillte.

„Deine Haare sind ganz schön lang“, bemerkte Vivian, nachdem sie ihren Teil des Brotes aufgegessen hatte.

„Ja. Die wachsen wie Unkraut“, antwortete er.

„Meine auch“, grinste sie ihn an. Obwohl er sich ihr gegenüber reserviert verhielt, versuchte sie, freundlich zu sein und sein Vertrauen zu gewinnen.

Als Delwyn jedoch wieder schwieg, sah sie sich gezwungen, selber weiterzureden.

„Kannst du zaubern?“

Der Katzenmensch sah sie irritiert an. „Zaubern?“

„Ja. Ich meine Magie… so was wie dies hierg, sagte Vivian und ließ in ihrer Hand eine kleine Flamme erscheinen.

„Woah!“, machte Delwyn erschrocken. „Was machst du da?“

„Du kannst also nicht zaubern“, stellte sie trocken fest und die Flamme verschwand wieder.

„Nein!“, war seine offensichtliche Antwort. Er starrte sie überrascht und fasziniert zugleich an.

„Hast du so etwas noch nie gesehen?“, fragte sie, durch seine Reaktion noch neugieriger geworden.

„Nicht so nah…“, erwiderte Delwyn, der Vivian beunruhigt ansah.

„Keine Sorge, ich werde dich damit nicht ärgern oder verletzen!“, beschwichtigte sie ihn sofort, als sie diesen unruhigen Blick bemerkte.

„Kannst du noch mehr als so ein Feuerchen?“, fragte der Katzenmensch nervös.

„Nicht viel“, gab sie zu. „In meinem Dorf gibt es kaum Leute, die zaubern können und keiner von ihnen kann mir etwas sinnvolles beibringen.“

„Willst du denn gar nichts dazulernen?“, fragte Delwyn.

„Doch, schon. Aber ich kann von zu Hause ja auch nicht weg. Meine Eltern brauchen mich“, erklärte Vivian.

„Also bringst du dir alles selber bei?“, hakte der Junge nach und Vivian nickte.

„Aber ohne gewisse Tipps und Anweisungen kriege ich meine Magie nicht in die Bahnen, in denen ich sie haben will.“

„Hm“, machte Delwyn.

Vivians magisches Talent war interessant und Delwyn war sehr beeindruckt. Wenn in Minala mehr Leute hätten zaubern können, dann hätten sie ihre Angreifer vielleicht vertreiben können.

„Kannst du mir das, was du kannst, beibringen?“, fragte er deshalb nun sehr aufgeregt.

Nun war es an Vivian, ihn anzustarren. „Beibringen? Ich weiß nicht, ob du magische Befähigungen hast…“, überlegte sie.

„Kann man das denn irgendwie feststellen?“, fragte er weiter.

„Nun ja… ich weiß nicht genau, wie das gemacht wirdcg, gab sie zu.

„Aber du musst deine Kunststücke doch auch irgendwie gelernt haben!“

Delwyn wurde ein wenig ungeduldig.

„Ja, aber das kam von ganz allein, da hab ich nicht viel zu gemacht…“

Sie sah ihn entschuldigend an, bevor sie ihm erklärte:

„Magie ist etwas, mit dem man nicht spaßen darf. Sie kann sehr gefährlich sein, wenn man nicht weiß, wie man sie kontrolliert.“

Der Katzenmensch sah Vivian resigniert an und wirkte dabei seltsam unglücklich.

Er konnte sich nicht vorstellen, was an ein bisschen Magie gefährlich sein sollte, die nicht zu bösen Zwecken eingesetzt wurde.

„So gefährlich kann das doch gar nicht sein“, murmelte er, doch das Mädchen schüttelte den Kopf.

„Oh doch“, sagte sie, errötete ein wenig und sah ihn dann ernst an. „Sieh her!“

Vivian hob ihr Oberteil an und offenbarte an ihrer Seite eine Brandnarbe.

„Das ist beim Experimentieren passiert. Zum Glück ist es gut abgeheilt und nicht sehr großflächig“, sagte sie.

Delwyn starrte die Narbe an, bis das Mädchen ihre Kleidung wieder sinken ließ und damit den Blick darauf verwehrte.

„Wenn man keine Leitung bekommt, wie man einen Zauber richtig anwendet, kann sehr viel schief gehen.“

Der Katzenmensch nickte verstehend.

„Aber… es gibt eine Möglichkeit, Magie zu erlernen, nicht wahr?g, fragte er nach einer Weile des Schweigens.

„Sicher. Ich kann auch versuchen, dir etwas beizubringen, etwas harmloses. Aber es kommt, wie ich schon sagte, auch darauf an, ob du überhaupt ein Talent für Magie hast“, antwortete sie.

Sie seufzte, dann erhob sie sich und verstaute ihre Sachen in ihrem Rucksack.

„Wir sollten weiterreiten, wenn wir bald in Canwa ankommen wollen“, sagte Vivian.

In dem Punkt stimmte Delwyn ihr absolut zu. Er stand ebenfalls auf und ging hinüber zu seinem Pferd.
 

„Hey hey, was haben wir denn hier?“

Eine höhnische Stimme lachte auf und ein ekelhaftes Grinsen zierte ein hässliches Gesicht.

Es war später Nachmittag und die beiden Reisenden waren auf eine Gruppe Menschen getroffen, als sie auf die nächste Straße eingebogen waren.

Vivian verdrehte genervt die Augen, als sie unter den Leuten den Sohn eines Gewürzhändlers erkannte, der auch gelegentlich in ihr Dorf kam und stets für Ärger sorgte.

„Gan, lass uns zufrieden!“, sagte sie möglichst ruhig.

„Vivian Burton, du enttäuschst mich!“, rief Gan ihr verächtlich zu. „Gibst dich mit niederen Katzenmenschen ab!“

Delwyn knurrte, als er das hörte und wollte schon von seinem Pferd springen, doch Vivian machte eine Geste, die ihn davon abhielt.

„Halt die Klappe, Gan! Lass uns vorbei!“, forderte das Mädchen.

„Hört, hört!“, rief Gan seiner Truppe von Jugendlichen zu. „Wir sollen sie vorbei lassen!“

Boshaftes Lachen erfolgte – offenbar hatten sie nicht vor, Vivian und Delwyn durchzulassen.

Einer aus der Gruppe trat auf Delwyn zu und besah ihn sich von Nahem, während der Katzenmensch ihn böse anfunkelte und knurrte.

„Ganz schön hässlich!“, fand der Bursche.

Das war für Delwyn zu viel – er sprang vom Pferd und schlug nach dem Typen.

„Delwyn, lass gut sein!“, rief Vivian, doch es war zu spät und sie sah schon eine Schlägerei auf sie zukommen.

„Oh nein, darauf hab ich jetzt überhaupt keine Lust!“, knurrte sie und sammelte die Energie in ihrem Körper zusammen.

Der Katzenmensch war bereits in einer Rangelei mit drei anderen jungen Männern verwickelt, als Vivian abermals eine Flamme in ihrer Hand erscheinen ließ – diesmal wesentlich größer und kräftiger als zuvor.

„Lasst ihn in Ruhe, oder ich lasse euch brennen!“, drohte sie Gans Leuten mit wütendem Unterton in der Stimme.

Tatsächlich ließen die Kämpfer von dem Katzenmenschen ab, verwirrt von der Flamme, die über Vivians Hand brodelte.

„Delwyn, steig wieder auf dein Pferd!“, verlangte sie und der Junge zog es vor, diesem Befehl nachzukommen.

Als er endlich aufsaß – zahlreiche leichte Blessuren am Körper – konnte Delwyn sehen, wie Vivian die Flamme noch weiter wachsen ließ – und Gans Truppe entgegenwarf.
 


 

Ende Kapitel 2

In your arms
 

Author: Luna

Disclaimer: Alle Charaktere gehören mir, ich habe sie selbst erfunden. Für etwaige Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten oder Charakteren kann ich nichts und sie sind nicht beabsichtigt.

Das Copyright dieser Story liegt bei mir.

Genre: Drama, Romantik, Fantasy

Kapitel: 3/?
 

Widmung: Für Bina-chan86, die mir wertvolle Tipps gab, für Mona-Kaiba, die mir so liebe Kommentare schreibt und für Dark_Shaya, die diese Geschichte favorisiert hat.
 


 

„Ups“, war alles, was Vivian sagte, als sie sich die Bescherung ansah.

Delwyn starrte erst die kleinen Häufchen Elend und dann das Mädchen an seiner Seite an und beschloss daraufhin, sie niemals – aber auch wirklich niemals – zu verärgern.

Gans Haare glühten noch an ein paar Stellen und auch der Rest seiner Mannschaft sah reichlich verkohlt aus. Keiner von ihnen rührte mehr als den kleinen Finger und Vivian räusperte sich, ehe sie ihrem Pferd die Anweisung gab, weiterzugehen.

Der Katzenmensch brauchte einige Sekunden, bis er bemerkte, dass sie ihren Weg fortsetze, folgte ihr dann aber sofort.

„Nicht wirklich gekonnt, aber sehr wirkungsvoll…“, murmelte er vor sich hin, als er daran zurückdachte, welches Resultat Vivians Feuerball gehabt hatte.

„Ist mit dir alles in Ordnung, Delwyn?“, fragte das Mädchen, nachdem sie einige Meter zurückgelegt hatten.

„Bis auf ein paar blaue Flecken ist alles ok“, antwortete er, sich dessen bewusst, dass man die blauen Flecken des Fells wegen ohnehin nicht sehen würde.

„Gut“, nickte sie und verfiel dann selbst in ein Schweigen, bis die beiden beschlossen, am Abend ein kleines Lager aufzuschlagen.
 

Delwyn suchte ein wenig Feuerholz zusammen, während sich Vivian um die Tiere kümmerte. Er fragte sich die ganze Zeit, ob das Mädchen jemals Gelegenheit finden würde, ihre Magie in besser kontrollierte Wege zu leiten, denn ganz offensichtlich konnte sie das Ausmaß ihrer Zauber nicht gut abschätzen.

Zumindest hatte ihr wirklich eindrucksvoller Feuerball dafür gesorgt, dass er sie ein wenig freundlicher behandelte.

Er hatte keine Lust, als Grillkatze zu enden.

Als er einen ansehnlichen, kleinen Haufen brennbares Material zusammenbekommen hatte, brachte er ihn geschickt zum Brennen und es dauerte nicht lange, bis sich wohlige Wärme ausbreitete.

Obwohl der Frühling sich bereits dem Ende neigte, waren die Abende und Nächte noch stellenweise sehr frisch und Delwyn war froh, von seinem Vater gelernt zu haben, wie man ein gutes Lagerfeuer machen konnte.

„Oh“, machte Vivian, als sie die Pferde versorgt hatte, nun zum Feuer kam und ihm gegenüber Platz nahm. „Ich wusste gar nicht, dass du so schnell ein Lagerfeuer machen kannst.“

Der Katzenmensch zuckte mit den Achseln. „Ist so.“

Vivian seufzte als Antwort und packte dann ihren Proviant aus, von dem sie Delwyn seinen Anteil reichte.

„Wieso bist du so schweigsam?“, fragte sie ihn, bevor sie sich eine getrocknete Frucht in den Mund steckte.

„Ich bin halt so“, gab er kauend zurück.

„Ist das immer der Fall?“ Vivians blaue Augen musterten die Grünen ihres Gegenübers forschend.

Delwyn wich ihrem Blick aus. „Was sollte ich schon groß erzählen?“

„Alles mögliche. Was du so erlebt hast, was dich interessiert… alles, was dir so im Kopf herumgeht“, war ihre spontane Antwort.

Er sah sie fragend an. „Wieso sollte ich dir so was erzählen? Langweile ich dich damit nicht?“

Sie kicherte. „Im Gegenteil. Ich möchte dich eigentlich näher kennen lernen.“

Diese Antwort verblüffte den Katzenmenschen ein wenig.

„Warum?“, fragte er.

„Nun ja, immerhin reise ich mit dir umher, oder?“

„Ist das der einzige Grund?“

„Nein. Ich finde dich und deine Geschichte interessant. Irgendwie…“, sie stockte kurz, als suche sie nach dem richtigen Wort. „Irgendwie mag ich dich.“

Sofort spürte Delwyn, wie seine Wangen sich röteten und war froh um sein Fell, das diese Tatsache sehr gut verbarg.

Weil er einfach schwieg, sprach Vivian weiter.

„Du scheinst ein sehr lieber, junger Mann zu sein. Aber du hast Angst.“

Mit diesen Worten traf sie so ziemlich ins Schwarze und Delwyn wusste nicht, wie dieses Mädchen es schaffte, ihn so schnell zu durchschauen.

„Nun ja,“ murmelte er, gerade so, dass sie ihn hören konnte, „meiner Familie ist in den Jahren von den Menschen so viel angetan worden… ich kann niemandem mehr vertrauen…“

Sie verstand das. Sie würde auch niemandem mehr vertrauen, wenn sie ständig gejagt oder diskriminiert werden würde.

„Delwyn“, begann sie und blickte ihn ernst an.

Er erwiderte ihren Blick und diesmal vermochte er es auch nicht, ihn abzuwenden.

„Mir kannst du vertrauen. Ich mag wie ein Mensch aussehen, aber auch in mir fließt Katzenmensch-Blut.“

Die Ohren des Jungen stellten sich auf und seine Augen weiteten sich nach diesen Worten. Ging es ihr wirklich darum, ihn näher kennen zu lernen?

Konnte er ihr haltlos vertrauen?

War sie wie er?

Wollte sie seine Freundin sein?

Er wollte ihr glauben. Und ihre Worte trugen dazu bei, dass das Eis zwischen ihnen immer mehr brach.

Delwyn sah einsam aus in diesem Moment, in dem er mit sich rang.

Beinahe geräuschlos erhob sich Vivian und trat auf ihn zu, kniete sich vor ihm nieder und sah ihm noch einmal tief in die Augen.

Das Blau war strahlend und der Blick aufrichtig. Der Katzenmensch versank nahezu in diesem Blau.

In diesem Moment tat Vivian etwas, was für sie beide ein Moment war, den sie niemals wieder vergessen würden.

Sie legte ihre Arme um den Körper Delwyns und drückte ihn sanft an sich.

Erst spannte er sich an, aber als er ihre Wärme und Zuneigung spürte, ließ er es einfach geschehen, legte wie automatisch auch seine Arme um sie und vermochte es nicht länger, seine Sorgen und Ängste zu unterdrücken.

Vivian war überrascht, als sie bemerkte, dass er weinte, aber sie sagte nichts und drückte ihn einfach an sich.
 

Sie wird immer schwächer, dachte Joan und ihr Blick verriet ihre Sorge.

Rianna gab sich Mühe, nicht zu zeigen, wie schlecht es ihr ging, aber sie konnte einer geübten Heilerin nichts vormachen.

Das Tablett mit den Resten des Abendessens Riannas beiseitestellend, überlegte Joan, wie viel Zeit der Katzenmenschdame wohl noch bleiben mochte. Delwyn mochte es nicht klar sein, aber sie wusste bereits, dass seine Mutter keine zwei Monate mehr leben würde. Und die Heilerin war sich sicher, dass auch Rianna das wusste.

„Es ist bald soweit, nicht wahr?“

Joan schreckte auf bei diesen Worten und sah zurück zum Bett, in dem die schwerkranke Frau lag.

Rianna lächelte sie an als wüsste sie genau, an was die Heilerin soeben gedacht hatte.

„Ich weiß, dass ich bald sterben werde. Und es tut mir Leid, mein Kind so zurücklassen zu müssen. Joan, ich danke dir für deine Hilfe und ich danke auch eurer Tochter, dass sie Delwyn begleitet.“

Die Heilerin brachte ein beschwerliches Lächeln zustande, bevor sie sich auf die Bettkante setzte.

„Er wird alles dafür tun, die Heilmittel rechtzeitig zu besorgen“, nickte sie, „aber ich glaube, wir beide wissen, dass sie nur noch sehr begrenzt wirken werden. Ich möchte dich aber dennoch bitten, wenigstens bis zu seiner Rückkehr durchzuhalten.“

Die Katzenfrau nickte. „Selbstverständlich. Aber auch ich habe eine Bitte…“

Joan ahnte bereits, wobei es sich bei dieser Bitte handeln könnte und ihre Vermutung wurde durch Riannas Worte bestätigt.

„Ich möchte dich und Theophilus bitten, euch um Delwyn zu kümmern. Er wird einsam und sehr traurig sein und ich habe Angst davor, dass er sich zu sehr in seiner Trauer gehen lassen wird. Er braucht Menschen um sich herum, die ihn aufmuntern und die ihm Trost spenden.“

Die Heilerin lächelte aufmunternd und nickte anschließend erneut.

„Ich verspreche dir, dass wir uns um dein Kind kümmern werden. Um ehrlich zu sein glaube ich sogar, dass meine Tochter dabei ist, eine wunderbare Freundschaft zu ihm aufzubauen. Denn auch ihr fehlt manchmal jemand zum reden.“

Delwyns Mutter erwiderte das offene Lächeln Joans. „Das wäre schön. Ich danke euch.“
 


 

Delwyn erwachte, als der Morgen graute, und seufzte.

Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen und fühlte sich müde und matt, aber natürlich konnte er nicht einfach liegen bleiben. Immerhin drängte die Zeit ein wenig.

Vivian lag neben ihm und schlief noch. Als er ihr hübsches, schlafendes Gesicht so betrachtete, musste er unwillkürlich lächeln.

„Ja, ich kann dir vertrauen“, murmelte er vor sich hin und strich ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht.

Es hatte so gut getan, sich jemandem anzuvertrauen, seine Sorgen herauszuweinen, sich einfach mal an jemanden anzulehnen und zu spüren, dass er nicht allein war.

Seine Zweifel waren vollkommen verschwunden und ein bisschen erleichterte dieser Gedanke ihn.

Morgentau glitzerte im Gras und die Luft war bitterkalt, als er seine Schlafstätte verließ und sich ums Frühstück kümmerte.

Der Duft von frischem Kräutertee war es, der Vivian weckte.

„Guten Morgen, Delwyn“, begrüßte sie ihn ein wenig schläfrig und nahm dankbar den Becher Tee entgegen, der ihr gereicht wurde.

„Guten Morgen“, antwortete der Katzenmensch mit einem Lächeln.

„Sieht nach einem eher regnerischen Tag aus“, seufzte Vivian, als sie etwas wacher war und die vielen Wolken am Himmel bemerkte, die nicht sonderlich freundlich aussahen.

Zum Glück war es noch trocken.

„Ja, leider. Ich hoffe, wir kommen ohne Probleme weiter.“

„Das hoffe ich auch. Wenn wir gut durchkommen, sind wir schon in wenigen Tagen in Canwa.“
 

Doch die zwei hatten kein Glück.

Kurz nachdem sie aufgebrochen waren begann es bereits zu regnen und dieser Regen wurde immer schlimmer, je weiter sie kamen.

„Oh nein!“, rief Vivian halb verzweifelt, halb verärgert aus, als die beiden endlich den Seitenarm des Olanga-Flusses erreichten, was für beide ein Zeichen war, dass sie die Hälfte des Weges geschafft hatten.

„Sag mir, dass das nicht wahr ist!“

„Doch, ist es…“, seufzte Vivian.

Die Brücke, die es zu überqueren galt, gab es nicht mehr.

Man konnte noch ihre Reste an den Seiten des Flusses erkennen, der stark geschwollen war und deutlich mehr Wasser führte als gewöhnlich.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Delwyn mutlos.

„Es bleibt nur eine Möglichkeit. Wir müssen weiter in südliche Richtung und dort die nächste Brücke nehmen – und hoffen, dass diese passierbar ist.“

Dem Mädchen war bewusst, dass die nächste Brücke eine Tagesreise entfernt war und Delwyns niedergeschlagener Blick machte ihr deutlich, wie sehr die Zeit drängte.

Doch ein anderer Weg blieb nicht.

„Kopf hoch, Delwyn“, sagte sie. „Deine Mutter wird durchhalten, bis wir zurück sind!“
 


 

End of Part 3

In your arms
 

Author: Luna

Disclaimer: Alle Charaktere gehören mir, ich habe sie selbst erfunden. Für etwaige Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten oder Charakteren kann ich nichts und sie sind nicht beabsichtigt.

Das Copyright dieser Story liegt bei mir.

Genre: Drama, Romantik, Fantasy

Kapitel: 4/4 + Epilog
 

Widmung: Für Bina-chan86, die mir wertvolle Tipps gab, für Mona-Kaiba, die mir so liebe Kommentare schreibt und für Dark_Shaya, die diese Geschichte favorisiert hat.
 


 

„Verdammt! Wieso haben wir ihn denn losgeschickt, wenn es nichts bringt?“

Theophilus hatte mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen, an dem er saß, was ein lautes Poltern zur Folge hatte.

„Theo, mach nicht so viel Lärm, sie schläft gerade!“, tadelte ihn seine Frau.

„Aber es ist doch unfair – da macht sich Delwyn extra auf und sie stirbt trotzdem!“

Vivians Vater konnte nicht ganz fassen, was er da soeben erfahren hatte.

„Denkst du, sie findet das toll? Sie macht sich Vorwürfe, aber sie kann es nicht ändern.“

Joan gefiel der Gedanke auch nicht, dass Rianna bald sterben würde, aber sie wusste, dass die Katzenmenschenfrau nichts bereute, bis auf die Tatsache, dass ihr Kind nun vielleicht vergeblich unterwegs war.

„Wir hätten ihn gar nicht erst losschicken brauchen“, murrte Theophilus.

„Aber zu dem Zeitpunkt wussten wir es noch nicht. Wir können nur auf die Rückkehr der beiden warten und hoffen, dass Rianna noch ein Weilchen durchhält.“

Sie stand von ihrem Stuhl auf und goss ihrem Mann und sich heißen Tee ein.

Er dankte ihr mit einem Nicken. „Hoffentlich haben sie keine Schwierigkeiten unterwegs.“
 


 

Der Regen ließ nicht nach, er prasselte unnachgiebig auf die bereits aufgeweichte Erde nieder.

Vivian und Delwyn waren schon völlig durchnässt, obwohl sie sich in ihre Umhänge eingemummt hatten.

„Hört das denn nie auf?“ Delwyn hatte schon jede Hoffnung verloren, die Brücke bald zu erreichen, denn sie kamen nur schlecht voran.

Vivian war nicht sicher, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte die letzten Stunden schon damit zugebracht, ihn aufmuntern zu wollen, genutzt hatte es jedoch nichts.

So legte sie nun einfach ihre Hand auf seine Schulter und lächelte zaghaft.

Es dauerte noch etliche Stunden, bis sie endlich die Brücke erreicht hatten und sie stellten erleichtert fest, dass sie unbeschädigt war.

„Glück im Unglück“, nannte das Mädchen diesen Zustand und war froh, als sie nun endlich den tosenden Fluss hinter sich lassen konnten.
 

Es begann schon bald zu dämmern und so suchten sie nach einer Möglichkeit, trocken übernachten zu können.

Und auch dieses Mal hatten sie Glück, denn sie fanden einen Verschlag, der zwar nicht sonderlich gemütlich, dafür aber trocken war.

„Wir sollten unsere nassen Sachen ausziehen, sonst holen wir uns noch den Tod!“, schlug Vivian vor, während sie eine Kerze anzündete, um für etwas Licht zu sorgen.

„Ich habe aber nichts zum Wechseln…“, sagte Delwyn kleinlaut.

„Hm“, machte sie, „das ist schlecht. Aber anlassen kannst du das nicht…“

„Ich kann mich doch nicht vor dir nackig machen!“, protestierte der Katzenmensch.

„Willst du lieber krank werden?“

Ohne auf seine Reaktion zu warten begann sie, ihre eigene Kleidung auszuziehen.

Auch sie hatte nicht sonderlich viel Gepäck dabei, aber zumindest auf ein sauberes, trockenes Leibchen konnte sie zurückgreifen.

„Du… du kannst dich doch nicht einfach…“, stotterte der junge Mann an ihrer Seite, peinlich berührt.

„Was soll ich sonst tun?“

Der Verschlag war klein und eng, es blieb ihr nichts anders übrig, als sich vor seinen Augen auszuziehen.

Mit hochroten Ohren sah Delwyn weg und versuchte, seine Verlegenheit nicht zu offen zu zeigen.

„So ist es schon viel besser“, meinte Vivian, als sie das trockene Leibchen angezogen hatte und schmunzelte ein wenig, als ihr Blick auf den Katzenmenschen fiel.

Als er sie nun ansah, staunte er nicht schlecht – obwohl ihre Haare klatschnass waren und in fast glatten Strähnen ihr Gesicht umrahmten und sie nur ihre Unterwäsche trug, sah Vivian sehr hübsch aus.

„Zieh wenigstens das Hemd aus“, schlug sie vor und Delwyn musste zugeben, dass das im Bereich des Möglichen lag.

Es fiel ihm nicht ganz leicht, den Blick von ihr abzuwenden, aber er tat es und entledigte sich des nassen Hemds.

Er fühlte sich seltsam dabei, so halbnackt mit einem Mädchen beisammen zu sitzen, aber das Gefühl war nicht gänzlich unangenehm. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich inzwischen zu Vivian stark hingezogen und er musste sich im Stillen eingestehen, dass er sie mochte.

Sie bemerkte seinen Blick, tat aber taktvoll so, als ob dies nicht der Fall wäre und packte stattdessen den Proviant aus.

Eine kleine Weile saßen sie schweigend da und aßen, bis Delwyn sich endlich dazu aufraffte, ihr das zu sagen, was ihm die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte.

„Vivian“, begann er zögernd und sie blickte zu ihm auf. „Danke für gestern Abend…“

„Oh, was habe ich denn getan?“, fragte sie, ein wenig irritiert.

Der Katzenmensch brachte ein schüchternes Lächeln zustande.

„Danke für die Wärme in deinen Armen.“

Vivian erwiderte das Lächeln nun und entgegnete: „Immer wieder gern.“
 

Die Sonne ließ sich glücklicherweise am nächsten Tag wieder blicken, und so konnten die beiden ihre Reise ungehindert fortsetzen, auch wenn die Straßen an vielen Stellen aufgeweicht waren und sie nur etwas langsamer vorankamen.

Zwischen ihnen hatte sich unterdessen eine Freundschaft aufgebaut, die ihnen beiden gut tat und auch noch ihr Leben lang halten sollte.

Delwyn hatte seine Scheu abgelegt und unterhielt sich viel mit seiner neuen Freundin und so verging die Zeit schneller, als es ihnen beiden vorkam.

Nur wenige Tage später hatten sie ihr Ziel erreicht.
 

Canwa war eine große Stadt und überall war Bewegung. Männer und Frauen jeden Alters gingen umher, und in dieser Stadt gab es nicht nur Menschen. Man sah auch gelegentlich Katzenmenschen, obwohl ihre Zahl hier deutlich geringer war als die der Menschen.

„Weißt du, wo der Händler wohnt, dessen Heilmittel wir suchen?“, fragte Vivian, doch Delwyn schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nur seinen Namen – Oscar.“

„Oh je, das macht die Sache etwas schwieriger“, meinte das Mädchen, doch Delwyn sah eher zuversichtlich aus.

„Er war öfter bei uns in Minala und ich weiß, wie er aussieht.“

So fragten sich die beiden bei den Händlern und Waschweibern durch, bis sie herausfanden, wo Oscar sein kleines Geschäft hatte.

Delwyn war aufgeregt, denn er hoffe nun, das Heilmittel auch wirklich zu bekommen.

Früher einmal war Oscar ein fahrender Händler gewesen, nun war es sein Sohn, der die verschiedenen Städte belieferte, und der Alte selbst kümmerte sich um ein kleines Geschäft am Rande der Stadt, das Vivian und Delwyn nun aufsuchten.

Eine kleine Glocke kündigte das Betreten des Geschäfts an und Delwyn stürmte sogleich auf den Tresen zu, während sich Vivian im Raum umsah.

Der Raum war wirklich klein und außer dem großen Tresen waren keine Möbel zu sehen. Dafür standen und hangen überall jede Menge verschiedene Pflanzen und das Mädchen vermutete, dass es sich bei ihnen um Heilpflanzen handelte.

Die meisten von ihnen verströmten ganz eigentümliche Gerüche und die meisten waren nicht unangenehm.

Als sie eine tiefe, brummige aber freundliche Stimme hörte, blickte sie auf und beobachtete das Geschehen.

Oscar war auf Delwyns Rufen hin vom hinteren Teil des Ladens nach vorne gekommen und begrüßte den Katzenmenschen sehr herzlich. Es handelte sich bei dem Händler um einen älteren, bärtigen Mann, der noch recht fit wirkte, auch wenn er eine recht stabile Figur hatte.

„Oh, Delwyn, was machst du denn hier? Ich habe dich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Was bin ich froh, dass du dich aus Minala hast retten können. Schlimme Sache das.“

Der Junge nickte und man sah ihm an, dass er nicht gern über die Zerstörung seiner Heimatstadt sprach.

„Ich brauche das Heilmittel für meine Mutter. Es geht ihr sehr schlecht.“

Der Alte nickte verstehend.

„Sie war schon immer sehr schwach“, murmelte er, nickte dem Katzenmenschen kurz zu und verschwand dann wieder hinten, um kurz darauf mit einem Beutel wieder zurückzukehren.

„Das Hinsen-Kraut wächst in dieser Gegend nicht sehr gut, das ist also erst mal mein Rest von dem Pulver. Aber ich hoffe, demnächst wieder etwas zu bekommen und dann schicke ich euch meinen Sohn vorbei. Wo wohnt ihr denn jetzt?“

Vivian, die in der Zwischenzeit neben Delwyn getreten war, beantwortete diese Frage, als sie sah, wie ihr Freund überlegte.

„Wir wohnen im Dorf Takka, das ist eine halbe Tagesreise südöstlich von Kinkaz.“

Oscar nickte verstehend.

„Der Name sagt mir was. Gut. Wir liefern es euch, dann braucht ihr diese Reise nicht unternehmen. Mein Sohn fährt die große Stadt doch sowieso an.“

Der Katzenmensch konnte nicht sagen, wie erleichtert er war, das zu hören. Aber man sah es ihm deutlich an.

Er liebte seine Mutter sehr und hoffte schon länger, dass sie vielleicht wieder gesund werden würde. Im Stillen ahnte er zwar, dass es eher schlimmer wurde, aber eingestehen konnte er sich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Händler nannte seinen Preis für das Heilmittel und Delwyn zahlte ihn gerne.

Vivian wunderte sich über den geringen Preis, aber als sie das freundliche Gesicht Oscars sah, wusste sie, dass dieser für den Katzenmenschen einen besonderen Preis gemacht hatte, ohne dass dieser etwas davon ahnte.
 

Die Rückreise ins Dorf dauerte nicht so lange wie die Hinreise, da das Wetter sich deutlich besserte und sie nun ohne Schwierigkeiten vorankamen.

Delwyn und Vivian hatten sich gar nicht erst lange in Canwa aufgehalten, sie waren fast sofort umgekehrt, da der Katzenmensch vor Sorge um seine Mutter fast platzte.

Dennoch konnte Vivian deutlich spüren, dass die ängstliche Anspannung in ihm nachgelassen hatte, jetzt, wo sie das Heilmittel bekommen hatten und sie keine drei Tage für den Rückweg brauchen würden, da die Sonne schien und die Regenwolken vertrieben hatte.

Sie schlugen auch gar nicht erst den Weg zu der kaputten Brücke ein, wodurch sie ebenfalls Zeit sparten.
 

Als sie am dritten Tage abends schon von weitem die ersten Häuser des Dorfes ausmachen konnten, wurde Delwyn richtig aufgeregt. Die Anspannung war über die Zeit wieder angewachsen, und obwohl sie gut vorangekommen waren, machte er sich nun Sorgen, dass sie doch vielleicht zu spät kommen könnten.

„Es geht ihr sicher den Umständen entsprechend gut“, versuchte Vivian ihn zu beruhigen.

„Ich hoffe es, Vivian, ich hoffe es“, sagte er nur und verfiel wieder in sein Schweigen, dass er sich zur Angewohnheit gemacht hatte.

Das Mädchen hatte inzwischen herausbekommen, dass Delwyn zwar ein guter Gesprächspartner war, solange man ihm interessante Themen gab und er sich sicher fühlte, aber er schwieg, wenn er nervös und angespannt war.

Sie selber neigte in solchen Situationen eher dazu, andere voll zu plappern, um sich selbst zu beruhigen und so war das ein wenig ungewohnt für sie.

Dennoch wollte sie ihn nicht bedrängen und ließ ihn in Ruhe, bis sie endlich angekommen waren.
 

Als Theophilus die Pferde wiehern hörte, flitzte er sofort vor die Tür und war höchst erleichtert, Vivian und Delwyn zu sehen.

„Da seid ihr ja, wie schön!“, begrüßte er die beiden und nahm ihnen die Pferde ab.

„Geht rein, geht rein. Rianna und Joan warten schon auf euch!“

Das ließ sich Delwyn nicht zweimal sagen. Er war fast augenblicklich im Haus verschwunden.

Joan war sichtlich erfreut, den Jungen zu sehen und auch Rianna lächelte, als ihr Sohn das Zimmer betrat.

„Ich habe die Medizin bekommen, Mum!“, sagte er, etwas stolz und vor allem erleichtert, dass sie es geschafft hatten und er seine Mutter noch rechtzeitig erreicht hatte.

Er übergab den Beutel sogleich an Joan, die als geübte Heilerin die richtige Menge wusste, in der das Pulver mit Wasser zu vermengen war.

„Gut gemacht, mein Junge“, lobte Rianna ihren Sohn und war sehr froh, bis zu seiner Rückkehr durchgehalten zu haben.

Sie sah sehr schwach aus, ihre Wangen waren eingefallen und das Fell stumpf. Delwyn kam es so vor, als wäre seine Mutter in den letzten Tagen noch einmal deutlich gealtert.

Er versuchte, diesen Eindruck zu ignorieren und wollte sich selbst einreden, dass jetzt, wo das Heilmittel da war, alles wieder gut werden würde.

Doch dies verhinderte Rianna, indem sie ihn bat, sich neben sie zu setzen und ihn ernst ansah.

„Delwyn“, begann sie und man sah ihr an, dass es ihr nicht leicht fiel, ihm das zu sagen, was sie zu sagen hatte. Jedoch hörte er ihr aufmerksam zu.

„Mein Junge, ich bin unheimlich stolz auf dich. Du hast alles getan, um mir so gut es geht zu helfen. Und es tut mir Leid, so furchtbar Leid…“

Mühsam unterdrückte sie die Tränen, die in ihr aufsteigen wollten.

Delwyn unterbrach sie nicht und der Kloß in seinem Hals war auch viel zu groß, als dass er etwas hätte sagen können.

„Ich werde sterben, schon sehr bald. Ich weiß es und es tut mir Leid, dich allein zu lassen. Aber du bist ein kräftiger junger Bursche und Theophilus wird dich unterstützen. Sei tapfer und verlier dich nicht in Kummer und Angst. Du bist nicht allein.“

Der Katzenmensch nickte nur und verstand. Tränen rannen ihm die Wangen hinab und er wischte sie beiseite, sich beinahe dafür schämend, dass er nicht ebenso wie seine Mutter in der Lage war, sie zu unterdrücken.
 


 


 

Drei Monate später starb Rianna.

Die Burtons waren froh, dass sie mit Delwyn dank der Medizin noch ein wenig Zeit gehabt hatte und trösteten den Katzenmenschen, so gut sie konnten.

Er wohnte weiterhin bei ihnen und arbeitete auf Theophilus Feldern, die er einmal als dessen Schwiegersohn erben sollte.
 


 

(Vorläufiges Ende)

Epilog

Epilog
 

Vivian lächelte, als sie beobachtete, wie ihr Mann an der Bettkante ihrer jüngsten Tochter saß und ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas.

Sie erinnerte sich an die schwere Zeit nach dem Tod seiner Mutter und war froh, Delwyn eine gute Stütze gewesen zu sein, die ihm half, die Trauer zu verarbeiten.

Es hatte drei Jahre gebraucht, bis er ihr endlich einen Heiratsantrag gemacht hatte und nun saß sie, zehn Jahre nach Riannas Tod, auf ihrem Stuhl und nähte abgerissene Knöpfe an Delwyns Hemden.

Als sie ihren Mann nun so sah und das Zucken der Katzenohren ihres Kindes, war sie sehr zufrieden mit sich und ihrem Leben.

Und mit einem Lächeln im Gesicht erinnerte sie sich an die Worte, die Delwyn ihr einmal gesagt hatte, als sie frisch verheiratet waren und sich umarmt hatten. Worte, die sie nie wieder vergessen würde:

„In deinen Armen fühle ich mich wohl und geborgen und ohne diese Geborgenheit möchte ich nie wieder sein.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Mona-Kaiba
2008-07-25T10:49:04+00:00 25.07.2008 12:49
Dies ist die Auswertung meiner Bekannten, die für die Originale verantwortlich war. Die Auswertung ist zwar kürzer als die der FF, aber dafür ebenso aussagekräftig und stimmt mit meiner Meinung absolut überein.

Mal was ganz anderes, mit Katzenmenschen. Wie hat man sich die vorzustellen? Ich hätte gerne eine nähere Beschreibung in der Geschichte gehabt. Auch gut geschrieben, es war aber die kitschigste Geschichte. Und so bleibt sie ziemlich an der Oberfläche. Sie sagt mir nicht so viel. Die Protagonisten mache keine Wandlung durch, außer vielleicht der Katzenjunge, aber auch nur so, dass er nur drei Menschen vertraut. Das finde ich insgesamt irgendwie ein bisschen wenig.
Der Titel passt auch nicht so richtig. Die beiden umarmen sich zwar einmal, aber da finde ich auch die einzige Verbindung zum Titel.

(An sich, möchte ich, Mona-Kaiba, sagen, dass ich die Geschichte schon sehr gemocht habe, aber das ich meiner Bekannten leider in ihren Kritikpunkten recht geben muss.)

Daher auch leider nur der vierte Platz für: In your Arms
Von:  SunWarrior
2008-07-13T19:24:54+00:00 13.07.2008 21:24
Hau mich wech, is die schön. wirklich, einfach nur wun-der-bar. Du hast Talent.
Von:  Mona-Kaiba
2008-04-11T07:29:13+00:00 11.04.2008 09:29
Also irgendwie ist das doof.
Da machen sich die beiden die Mühe, diesen weiten und gefährlichen Weg auf sich zu nehmen und das, obwohl die Mutter doch sowieso bald sterben wird.
Da hätte er doch lieber bei seiner Mutter bleiben und die letzten Tage mit ihr genießen sollen.
Ich meine, klar, das währe dann blöd für die Story gewesen, aber ich finde es trotzdem Traurig. V.V

Wie dem auch sei, es war wieder ein sehr schönes Kapitel und ich freue mich schon auf das nächste.
Ich bedanke mich auch recht Herzlich für die Information das ein neues Kappi da ist. Ich hätte es sonst sicher erst in einer Woche gemerkt, oder so. ^^
Von:  Mona-Kaiba
2008-03-08T09:22:33+00:00 08.03.2008 10:22
Jetzt kommt auch noch Magie ins Spiel.
Spannend...

Es ist wirklich schlimm, dass die Menschen, die Katzenmenschen so verachten, nur weil sie anders sind.
Ich könnte mir ja jetzt sagen, es ist ja 'nur' eine Geschichte. Aber im realen Leben ist es ja leider genau so. Was deine Geschichte übrigens nur noch glaubwürdiger rüber bringt.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie die Reise der beiden weiter geht.

PS: Ich würde mich freuen, wenn du mich auch in Zukunft benachrichtigst, wenn es weiter geht. Ich schaue zwar immer mal rein, ob es etwas neues gibt, aber ich übersehe leider häufiger etwas. ^^'
Von:  Bina-chan86
2008-02-26T16:42:23+00:00 26.02.2008 17:42
Yay! Online! Online!
*Fähnchen schwenk*

Da du meine Anmerkungen ja schon bekommen hast, wirst du es mir vielleicht nachsehen, wenn ich mich jetzt aufs Schwärmen beschränke xD
*cheer*

Der Anfang macht Lust zum Weiterlesen. Ich bin wirklich gespannt, was du dir noch alles einfallen lässt.
^-^

Hoffentlich schreibst du schnell weiter... und wenn nicht, dann muss ich dich eben erpressen.
*Bösewichtlachen*


Von:  Mona-Kaiba
2008-02-25T09:04:59+00:00 25.02.2008 10:04
So, wie ich versprochen habe gibt es zu jedem Veröffentlichten Kapitel einen Kommentar. Die Gesamtauswertung, schreibe ich dann in das Kommi zum Letzten Kapitel, also kennzeichne das bitte, ja?

*räusper*
So, nun zum eigentlichen Kommi.
Du hast da bei mir echt einen Wunden Punkt getroffen, ich wollte schon lange einmal eine Geschichte über Katzenmenschen lesen, bin aber nie dazu gekommen. ^^
Dein Schreibstil gefällt mir gut und es liest sich alles Flüssig.
Gut finde ich auch, dass du dir Vivian (oder wie sie heißt - ich hab es nicht so mit Namen merken) bis zum Schluss aufgehoben hast, so hast du die Spannung erhalten.
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es weiter geht.

lg
und weiterhin viel erfolg
Mona-Kaiba


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