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Kellys Gazette

[bad days aren’t rare]
von

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Prolog

Kellys Gazette
 

Prolog:
 

Wieder einmal, saß sie grübelnd über ihren Papieren. Vor ihr auf dem Schreibtisch lagen ausgebreitet die vielen Texte, Bilder und Notizen, die sie verarbeiten musste. Wenn sie ihre Arbeit geschafft hätte, wäre ihre neueste Gazette endlich fertig. Als Herausgeberin dieser etwas anderen Schülerzeitung, hatte sie einiges zu tun.

Die Idee zu so einer Zeitung entstand schon vor Jahren, aber nie hat sie jemand in die Tat umgesetzt. Ihr ging diese Idee aber nicht mehr aus dem Kopf und mit einem Mal, hatte sie angefangen die Entwicklung dieser Zeitung alleine in die Hand zu nehmen. Im Laufe der Zeit hatte die Gazette immer größere Beliebtheit erlangt und jede Ausgabe wurde mittlerweile schon regelrecht von den Lesern erwartet. Die Leute schickten ihr bergeweise Texte zu und hofften, dass sie diese in der nächsten Gazette veröffentlichen würde.

Es erfreute sie, dass ihre Arbeit so gewürdigt wurde.

Zuerst hatte sie deswegen Bedenken gehabt, denn diese Zeitung war nicht nur speziell, sondern vor allem eines… sehr persönlich!

normale Sache

Kapitel 1: normale Sache
 

Gedankenversunken saß sie auf ihrer Bank, abseits des Schulgeländes und schaute sich ihr vollendetes Werk an. Sie gefiel ihr ausgesprochen gut. Dennoch wagte sie es gar nicht genauer über diese Gazette-Ausgabe nachzudenken, denn ihr war klar, dass sie noch einiges an Problemen verursachen würde. So hätte sie nicht erwartet, dass Luna sich an diesem neuen Trend beteiligt und viel weniger hätte sie vermutet, dass Luna so eine interessante Geschichte zu berichten hatte. Mit gemischten Gefühlen betrachtete sie die Ausgabe und fragte sich unwillkürlich, was Kelly wohl davon hielt, und ob sie überhaupt schon wusste, dass ihre beste Freundin sich daran beteiligt hatte.

<Wahrscheinlich nicht!> , dachte sie und konnte sich nicht vorstellen, dass Kelly es schon wusste.

Sie war so in diese Gedanken vertieft, dass ihr die zunehmende Lautstärke erst auffiel, als einige aufgeregte Schüler an ihr vorbeiliefen. Sie brauchte gar nicht aufzuschauen, um genau zu wissen, was die Neugierde der jüngeren Schüler geweckt hatte.
 

„Du kannst mich mal, du Arsch!” , schrie Kelly lauthals und sie wusste, dass sie sicher alle Blicke auf sich gezogen hatte. Nicht zum ersten Mal, war es Kellys Stimme, die man auf dem gesamten Schulhof vernahm, denn Kelly war einfach schon immer eine von den lauten und vor allem auffälligen Menschen gewesen. Als sie um die Ecke bog und Kelly sah, bot sich ihr eine bereits bekannte Szene. Kelly machte mal wieder in aller Öffentlichkeit mit ihrem Freund Schluss. Leise seufzte Lisa. Kelly würde es nie schaffen einen Jungen zu halten. Wer kommt schon mit einem so selbstbewussten und verrückten Mädchen wie Kelly klar? Selbst ihr fiel es oft schwer Kellys wirre Gedanken zu verstehen und ihre Launen zu ertragen. Kellys ganze Art, ihr Auftreten, ihr Verhalten und ihre Redensart zeigten, dass sie einfach ein sehr direkter Mensch war. Das war ihre Stärke, aber auch ihre Schwäche. Man muss erst lernen, mit einem Menschen wie ihr auszukommen. Auch Lisa gelang das nicht auf Anhieb, obwohl es ihr leicht fallen sollte,… da sie doch Kellys Halbschwester war.
 

„Verpiss dich! Und fass mich nicht an!” , sagte Kelly aggressiv und drehte ihrem Freund den Rücken zu. Dieser stand da und verstand die Welt nicht mehr. Er war einsichtig genug, sie nicht aufzuhalten, denn andernfalls wäre Kelly ein weiteres Mal laut geworden. Lisa war gespannt aus welchem Grund Kelly dieses Mal Schluss gemacht hatte. So erstaunt, wie ihr Freund über diese Trennung zu sein schien, konnte es nur wieder ein Problem von Kellys Seite sein. Doch vorerst sah Lisa ein, dass sie Kelly erst einmal aus dem Gedränge heraus bekommen musste. Sie hatte nicht vor sie noch explodieren zu lassen.

„Schau woandershin, oder ich kratz dir die Augen aus!” , sagte Kelly gereizt zu einem neuen Schüler, der seinen Blick gar nicht mehr von ihr nehmen konnte. Bisher war Kelly nur laut gewesen. Keiner von den Umstehenden konnte wissen, dass sie noch explodieren könnte und da würde selbst Lisa den Kopf einziehen.

„Hast du nicht gehört, was ich dir gesagt habe?!”, schimpfte sie nun den neuen an, der gar nicht wusste wie ihm geschah. Es wurde höchste Zeit sie da raus zu holen. So quetschte Lisa sich mühsam bis zu Kelly durch.

„Ok, genug gegafft!” , zerrte sie diese aus der Menge raus, bis zu ihrer Bank, von der aus sie Kellys Streit schon beobachtet hatte. Sie wusste, dass Kelly wieder etwas zu meckern finden würde. Wenn sie einmal in der Stimmung war, dann hielt diese auch etwas an.

„Was soll das? Misch dich nicht ein!” , zeterte Kelly, als Lisa sich setzte und ihr den Platz neben sich anbot.

„Die haben es verdient, dass ihnen mal jemand die Meinung geigt.” , tobte Kelly und gab sich nicht damit zufrieden die Neulinge ziehen zu lassen. Und als diese ihre Chance witterten, heil davon zu kommen, nahmen sie ihre Beine in die Hand und rannten aus Kellys Reichweite.

„Wie sollen die lernen, vor uns alten Hasen Respekt zu haben, wenn es Leute wie dich gibt, die ihnen alles durchgehen lassen?” , fügte sie hinzu und sah Lisa mit ihrem Blick an, in dem das Feuer nur so loderte.

„Weißt du, sie sind doch nur neugierig.” , antwortete Lisa und wusste, dass sie alles sagen konnte, was sie wollte. Nichts von dem würde Kellys Wut besänftigen.

„Ich hasse diese Kinder!” , sagte Kelly und setzte sich dann doch neben Lisa.

„Was macht dein Käseblatt?” , fragte sie danach mit einem Seitenblick auf die neue Gazette, die Lisa immer noch in den Händen hielt. Lisa warf einen Blick darauf und wusste, dass dies die beste Gelegenheit war, ihr zu zeigen, um wen es sich in dieser Ausgabe handelte. Sie würde es ja sowieso erfahren und schlimmer konnte ihre Laune nicht mehr werden.

„Mach dir selbst ein Bild davon.” , sagte sie und reichte ihr die Ausgabe.

Kelly war so schwer einzuschätzen. Lisa befürchtete daher, dass ihre Halbschwester die Zeitung beschädigen oder gleich zerreißen würde, aber soweit kam es gar nicht. Sie war sich wirklich sicher gewesen, dass Kelly sich über den Artikel aufregen würde, aber stattdessen war ihr Blick traurig!

„Hat sie dir das tatsächlich geschickt?” , war ihre einzige Frage an Lisa. Als diese nickte, erhob sie sich und fragte:

„Darf ich die behalten?” , woraufhin sie von Lisa wieder ein Kopfnicken erhielt und dann ging sie. Am Schulausgang trat Kelly einen Mülleimer um, durch dessen lautes Aufschlagen auf den Boden, sie wieder die Aufmerksamkeit aller einheimste. Wie gern hätte Lisa gewusst, welche Gedanken Kelly nun beschäftigten. Aber diese würde sie sicher nicht erfahren.

<Nicht jetzt zumindest.> , dachte sie und wollte es später noch einmal versuchen.
 

Kaum hatte Kelly die Schule verlassen, fühlte sie sich wohler. Die ganze Umgebung mit den Menschen, die sie anstarrten, als sei sie so überaus interessant, regte Kelly auf. Dabei erfreuten sie sich insgeheim nur über das Scheitern der anderen.

<Mein Scheitern.> , dachte sie verbittert und das Bild von IHM kam ihr in den Sinn.

„So wie er!” Was nervten sie die Menschen, die immer alles besser zu wissen schienen!

„Sie kommen sich den anderen so überlegen vor und sind doch nicht besser, als wir Normalos. Oder nicht?”
 

„Hey Kelly- chan!“ , rief sie jemand und sie drehte sich genervt zu ihrem Verfolger um. Ein schwarzhaariges, überdrehtes Wesen kam in einem massiven Schritttempo auf Kelly zu. Als sie ihren besten Freund Yuu erkannte, lächelte sie. Seine Art würde sie aufheitern und sie für einen Moment vergessen lassen, dass der Tag scheiße war. Als er zu ihr kam, raubte er ihr einen Begrüßungskuss, bevor er wieder bewies welche unglaubliche Auffassungsgabe er hatte.

„Kelly- chan, meine Süße. Deinen Augen nach zu urteilen hattest du einen ausgefüllten Tag, voller idealer Abläufe.“ , lächelte er ironisch und nahm sie knuffend in den Arm. Ihm brauchte sie nichts vorzumachen.

„Ja, du hast es erfasst.“ , sagte Kelly und zog eine Gewittermine, extra damit Yuu sie liebevoll trösten würde.

„Alles klar!“ , grinste er und packte sie. Er hob Kelly in die Höhe, sodass ihre Beine in der Luft baumelten und ließ sie dann wieder runter.

„Ich werde dafür sorgen, dass du diesen Tag vergisst.“ , teilte er ihr entschlossen mit, bevor er ihre Hand packte und sie zielstrebig mit sich zog. Wohin wusste sie nicht, aber Yuu hatte sich bis jetzt immer als Meister der Ablenkung bewährt und Kelly hatte keine Zweifel daran, dass er es wieder schaffen würde.

„Dass meine Kleine aber auch immer so viele schlechte Tage haben muss.“ , sagte er mit neckendem Unterton.

„Manchmal würde ich fast sagen, du machst das mit Absicht, damit du den Tag mit mir verbringen kannst.“ , sagte er. Kelly liebte seine Art und genoss es tatsächlich in seiner Gesellschaft zu sein. Und dass er die Dinge nicht so meinte, wie er sie sagte, hatte sie in all den Jahren auch gelernt. Er war einer der wenigen Menschen, die dazu in der Lage waren ihr Kontra zu geben, die es genau so leicht sahen, wenn sie mit ihnen so ironisch sprach. Genau das war ihre Art und Yuu kam super damit klar, nicht zuletzt, weil er selbst davon Gebrauch machte.

Kelly betrachtete Yuu von der Seite, während er sie mit sich zog. Er stellte sich immer wieder als genialer Lebemann heraus, der es genoss im Rampenlicht zu stehen und es verstand die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gemeinsam mit ihr waren sie der Hingucker in allen Straßen und Geschäften. Er in seinem langen, schwarzen Mantel und den dunkel geschminkten Augen, war alleine schon eindrucksvoll. Mit ihr, in ihrem schwarzen Samtkleid, in seinem Arm, war das Bild erst perfekt.

„Meine Schwester lässt dich grüßen.“ , meinte Yuu mit einem Mal und begann sie wie immer in seiner Art und Weise nach zu machen.

„Grüß sie ja, vergiss das nicht. Sonst denkt sie noch, ich denke nicht an sie.“ , sagte er. Kelly konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Yuu gelang es immer aufs Genauste seine Schwester nachzuäffen. Eigentlich war es nicht zum Lachen und sie müsste ihm sauer sein, dass er seine Schwester so nachmachte und veralberte, aber er schaffte es immer wieder sie damit zum Lachen zu bringen und solange es ihr so ging, konnte sie ihn kaum dafür anklagen.

„Sag ihr doch Mal, dass sie uns wieder besuchen kommen kann.“ , machte Yuu weiter, nachdem Kelly dann doch los geprustet hatte. Sich wieder erholend gab sie Yuu ein Kopfnicken als Bestätigung dafür, dass sie es verstanden hatte und dass sie seine Schwester bald Mal wieder besuchen würde.

„Gut. Da wird sie sich freuen.“ , sagte er lächelnd und bekam ein gefährliches Augenblitzen, wodurch Kelly wusste, dass er etwas aushecken musste.

„Was?“ , fragte sie ihn herausfordernd und war neugierig, was nun schon wieder in seinem kranken Schädel vor sich ging.

„Hast du ihr auch alles ausgerichtet? Warst du auch lieb zu ihr? Ich kenne dich doch, du bist immer so unsensibel.“ , sagte er und schaute Kelly dabei abwartend an, wie sie darauf reagieren würde, dass er das Schauspiel weiterführte.

„Beim nächsten Mal gib ihr einen Kuss von mir!“ , tratschte er in ihrer Tonlage weiter. Dann entstand eine kleine Stille zwischen ihnen, die sich auflöste, bevor sie unangenehm werden konnte.

„Nein, wie kannst du nur? Ich hätte gedacht, dass du deine Nachrichten sorgfältiger überbringst.” , sagte sie und ging, wie von ihm gewollt, auf sein Spiel ein.

„Du hast Recht, ich habe etwas vergessen.” , antwortete er und tat so, als sei er vollkommen überrascht.

„Dann bring das wieder in Ordnung, oder willst du, dass sich deine Schwester beschwert?“ , entgegnete sie und erteilte ihm nun sozusagen die Erlaubnis, für seinen nächsten Schritt.

„Aber sag ihr nicht, dass ich es beinahe vergessen hätte.“ , sagte er grinsend und kam dann auf sie zu.

„Nein, das bleibt unter uns.“ Sie lächelte ebenfalls, bevor er seine weichen Lippen sanft auf die ihren setzte. Er küsste sie zärtlich und ihr Herz verlangte bei diesem Kuss nach mehr und versetzte sie in Verlegenheit. Sie vergaß, dass er ihr bester Freund war. Als Yuu sich von ihr löste, sah er sie besorgt an. Eine Besorgnis die in diesem Zusammenhang nur selten von ihm zu erwarten war.

„Was hast du?“ , fragte sie ihn verunsichert.

„Du hast dich von deinem Freund getrennt.“, antwortete er und sah sie vorwurfsvoll an.

„Äh, ja.“ , sagte sie beeindruckt von seiner schnellen Auffassungsgabe.

„Kelly, du hast versprochen dich dieses Mal zu bemühen. Wie kam es zur Trennung?“

„Yuu, mach dir keine Sorgen, es hatte wirklich einen ernsthaften Grund.“ Skeptisch sah er sie an.

„Und das soll ich dir glauben?“ Sie warf ihm einen warnenden Blick zu und sagte:

„Nun, besser wäre es für dich.“ Daraufhin gab er erst einmal Ruhe, doch so wie Kelly ihn kannte, würde die Ruhe nur eine gewisse Zeit andauern.

„Gut, Schwamm drüber!“ , sagte er und wuschelte ihr durch die Haare.

„Wieder einer weniger!“

„Vorsicht!“, warnte sie ihn. Er solle bei ihrer derzeitigen Stimmung nicht zu weit gehen, betonte sie, während sie versuchte ihre Frisur zu retten. Ein überlegenes Grinsen von Yuu einfangend, sagte er zu ihr:

„Lass das!“. Danach zerrte er ihre Hände von ihren Haaren weg und hatte mit zwei geübten Handgriffen, alles wieder zu Recht gemacht.

Er nahm ihre Hand und sie ließ sich von ihm weiter führen. Als sie an ihrem gemeinsamen Lieblingsladen ankamen, freute sich Kelly riesig. Sie war lange nicht mehr in dieser Diskothek gewesen und das, obwohl sie ihre Zeit sehr gerne hier verbrachte. Drinnen registrierte sie, dass sich nichts verändert hatte. Alles erschien ihr wie immer, selbst die Musik hatte sich kaum verändert. Fast jeden Abend hatte sie hier getanzt und alles vom Schultag hinter sich gelassen. Es war ihre Art abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen. Mit ihrem letzten Freund hatte sie jedoch angefangen, auf all das zu verzichten. Sie wollte für ihn perfekt sein. So sein, wie er sie haben wollte. Aber damit, hatte sie auf Spaß im Leben und weggehen mit Freunden verzichtet.

<Zum Glück bin ich ihn nun wieder los.> , dachte Kelly und seufzte, worauf Yuu sofort aufmerksam wurde.

„Kelly- chan, Süßes, zieh nicht so ein Gesicht, jetzt werden wir erstmal Spaß haben und alles um uns herum vergessen.“, sagte er und zog sie mit sich auf die Tanzfläche, wo sie sich den gesamten Abend tanzend und lachend die Zeit vertrieben.
 

Als Kelly dann irgendwann spät nach Hause kam, hatte sie den Tag wirklich hinter sich gelassen und dachte nur noch an den schönen Abend, den sie mit ihrem besten Freund verbracht hatte. Sie musste immer noch Lächeln, wenn sie an ihn dachte, wie er sie immer und immer wieder zum Tanzen aufgefordert und sie zum Lachen gebracht hatte.

Vollkommen erschöpft fiel sie zu Bett. Es dauerte nicht lange, da waren ihre Augen schon zugefallen und sie bemerkte nicht einmal mehr, dass Lisa sie an diesem Abend noch versuchte auf ihrem Handy zu erreichen. Sie hatte sich beim Tanzen so verausgabt, dass sie diese Nacht gut schlafen konnte.
 

~ Hallo erstmal, ^^v

Ich hoffe der Erste Eindruck hat euch gefallen,

Bald schon melde ich mich wieder mit dem 2. Kapitel

Kommis sind erwünscht!

Liebe Grüße Mayana ~

Schau nicht hin

Kapitel 2: Schau nicht hin
 

In dieser Ecke des Schulhofs, die zum einem dunkel, zum anderen fast immer verlassen war, befand sich Kim nicht zum ersten Mal. Allein in den letzten drei Wochen hatte er sich hier öfter aufgehalten und auch heute war er hier, allerdings war er nicht alleine.
 

„Püppchen sei doch nicht so.“ , sagte der Junge, der Kim bis in die Ecke gedrungen hatte. Seine Augen waren voller Gier, voller Verlangen und sie machten Kim Angst. Am liebsten wäre er weggelaufen, aber seine Beine hätten ihn nicht weit genug getragen und der Weg war ihm versperrt, denn der Junge drückte ihn immer mehr an die Wand, die sich hinter ihm befand. Nun strich dieser ihm die langen, hellbraunen Haare aus dem Gesicht und beugte seinen Kopf zu ihm hinunter.

Er hätte ihn wegschubsen wollen, hätte am liebsten geschrieen, aber er schwieg und drehte seinen Kopf weg. Kim hoffte, dass alles bald vorbei sein möge und dass ihm der Junge nicht weh tun würde.

<Warum er? Was fand dieser große, stämmige Kerl nur an ihm? Er war doch ein Junge.> Kim spürte seinen heißen Atem im Nacken, er hörte wie er schneller atmete. Kim wusste nicht wohin. Er wusste, was nun kommen würde. Der weitaus ältere Junge, lehnte sich nun mit ganzem Gewicht an ihn. Seine Erregung war deutlich zu spüren. Kim war hilflos und eine Träne war nicht zu vermeiden.

„Das Püppchen weint.“, sagte der besessene Junge und schleckte mit seiner Zunge die Träne weg. Kim schüttelte sich.

<Wie kann dieser Kerl mich nur so behandeln?> Der Junge deutete Kims Schütteln falsch, was Kim klar wurde, als dieser anfing ihn auszuziehen.

„Dir geht es wie mir.“ , sagte dieser lächelnd.

„Du brauchst nicht mehr lange zu warten.“

Die Hand des Jungen machte sich nun an seiner Hose zu schaffen. Seine Augen hielten ihn dabei erbarmungslos fest. Sie duldeten keinen Widerstand. Kim wusste, dass er nun verloren sein würde. Er schloss hoffnungslos die Augen, wartete darauf, dass alles ein Ende nahm.

Dieser Moment, dieser Tag, diese Schulzeit, dieses Leben.

Kim hasste das alles, am meisten aber hasste er seine eigene Schwäche.

„Keine Sorge Püppchen, du wirst das hier niemals vergessen.“ Das wusste Kim auch so.

<Wer könnte schon eine Folter, eine Demütigung, oder eine Vergewaltigung wie diese vergessen?> Er hatte nie irgendetwas davon vergessen. Es beschäftigte ihn zu jeder Zeit.

Fast gänzlich entblößt, stand Kim von allen guten Göttern verlassen an die Wand gedrückt und wartete auf den entscheidenden Moment, der ihn innerlich zerreißen würde. Er wartete auf die Stimme, die wieder Püppchen sagen und ihn Nacht für Nacht heimsuchen würde. Er sah sich selbst längst verloren.

Daher registrierte er auch nicht mehr, dass der handgreifliche Junge von ihm abgelenkt war und sich einem anderem Jungen zuwandte, der soeben an diesem verlassenen Ort der Schule aufgetaucht war.
 

Völlig verwirrt stand der Junge dort, hatte die Augen weit aufgerissen und betrachtete unglaubwürdig, die ihm gebotene Szene. Keine zwei Sekunden später, hatte er sich gefangen und zeigte, dass er weitaus mehr Temperament besaß als Kim.

„Sag mal, hast du keine Freundin, an der du dich vergreifen kannst?” , fragte er kess, worauf der grob gebaute Junge ihn irritiert anschaute. Es hatte noch nie jemand gewagt, ihm Parole zu bieten.
 

Kim erwachte aus seiner Starre. Als er sah, dass sein Vergewaltiger abgelenkt war, nutzte er seine Chance, zog sich schnell an und lief mit hochrotem Kopf davon. Weit kam er nicht, versteckte sich in der nächst besten Ecke. Sein Herz schlug kräftig in seiner Brust.

„Warum machst du nicht mit, wenn ich dich brauche?” , fragte er sich ärgerlich. Beschämt hockte er in der dunklen Ecke, das Gesicht in den Händen vergraben.

<Oh Gott, was habe ich dir getan, dass du mich so demütigen lässt? Warum musste mein Retter unbedingt er sein? Warum hast du es zugelassen, dass Kei mich so sieht?>
 

Kei stand dem grob gebauten Jungen gegenüber. Dass er ihm nur bis zur Schulter reichte, schien ihn nicht zu stören und auch von seinem bösen Blick ließ er sich nicht einschüchtern. Er konnte noch immer nicht begreifen, was er dort eben gesehen hatte.

„Was fällt dir eigentlich ein?” , brüllte der fremde Junge, als er begriff, dass sein Freiwild es gewagt hatte, zu verschwinden. Kei blickte den Kerl mit kalten Augen an.

„Du solltest die Klappe nicht so weit aufreißen. Du stehst mit einem Bein bereits im Knast.”, sagte Kei ruhig, worauf der Junge herzhaft lachte.

„Sicher. Und du willst mich wohl dahin bringen, oder was? Du solltest dir Gedanken um dein eigenes Leben machen, Kleiner.” , sagte der Junge spöttisch. Dann kam er bedrohlich auf Kei zu, baute sich in voller Größe vor ihm auf, doch Kei sah den Jungen gelassen an. Einschüchtern ließ er sich nicht. Angst hatte er auch keine.

„Wagst du das noch einmal, dann mach ich dir das Leben zur Hölle.” Kei hatte keine Ahnung wie, aber er schwor sich, dass es so sein würde.

„Das willst du mir sagen? Als ob du etwas ausrichten könntest! Halt dich lieber raus, sonst könnte es dir genauso ergehen!” Mit diesen Worten trottete der Junge davon.

Kei war angewidert von diesem Kerl. Schien dieser ihn doch gar nicht ernst zu nehmen. Er wusste, dass es schwierig werden würde, einen so viel älteren, in seine Schranken zu weisen. Aber er würde es tun. Allein wenn er an Kim dachte, wusste er, dass er sich für ihn einsetzen würde.

„Wehe du näherst dich ihm!” , rief Kei dem Jungen als letzte Warnung hinterher, der ihm daraufhin seinen erhobenen Mittelfinger als Antwort gab.

„Du wirst dir noch wünschen, mir nie begegnet zu sein.” , flüsterte Kei entschlossen.

Er hätte nie erwartet, auf so etwas zu treffen, als er sich hierher auf den Weg gemacht hatte. Er schüttelte den Kopf und versuchte das Bild des an die Wand gedrückten Kims zu verdrängen. Das Bild tat ihm weh. So etwas hätte er nie gedacht. Nicht von Kim.

<Ich sollte ihn suchen.>, sagte sich Kei. Sicher stand Kim noch unter Schock und würde seine Hilfe brauchen. Also machte er sich eilig auf den Weg, denn er wollte Kim unbedingt finden.
 

Immer noch in der dunklen Ecke sitzend, wartete Kim darauf, dass er tot umfallen würde. Er hasste sich und sein Leben und traute sich kaum unter Menschen zu treten. Er hatte Angst, dass jeder ihm seine Schmutzigkeit ansehen könnte. Kim weinte.

„Scheiße, Kim. Hör auf zu heulen! Das macht es dir auch nicht leichter.” , schniefte Kim und wischte sich die Tränen am Ärmel ab.

Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Wie lange saß er jetzt schon hier? Würde man sich zu Hause Sorgen um ihn machen, wenn er heute nicht nach Hause kommen würde? Ihm kam das Bild von Kei in den Sinn, wie er ihn mit entsetzten Augen angesehen hatte.

„Nein.” , sagte er wütend. Sicher würde ihn keiner suchen. Sie wären sicher wie Kei und würden ihn nur noch mit Abscheu betrachten. Er war es gar nicht wert, das man nach ihm suchte. Ein Klos steckte Kim im Hals. Er könnte es nicht ertragen, wenn Kei ihn nun so ansehen würde. Aber noch war es nicht einmal dunkel und solange konnte er hier noch ausharren. Er wollte sich keinesfalls den Blicken anderer stellen.
 

„Hier bist du also.” , sagte Kei, der mit einem Mal vor ihm aufgetaucht war. Nun war seine Hoffnung zerstört, sich Kei nicht stellen zu müssen. Mit verschränkten Armen stand dieser vor Kim, sah ihn von oben herab an. Genau vor diesem Blick hatte Kim Angst gehabt.

<Warum er?> , fragte sich Kim. Sollte ihn doch jeder ansehen, als sei er ein dreckiges Insekt, das man zerquetschen sollte. Aber nicht er, nicht Kei!

„Du siehst furchtbar aus.” , sagte dieser und betrachtete Kim genau. Sein zerknittertes Hemd, was einige Schmutzspuren aufwies, sein vom Weinen aufgequollenes Gesicht mit den roten Augen, seine laufende Nase, all das entstellte Kims natürliche Schönheit. Kim spürte wie tief Keis Blick versuchte in ihn hineinzusehen und es behagte ihm nicht. Hatte er denn noch nicht genug gesehen? Musste er jetzt wirklich noch seine erbarmungslose Musterung ertragen?

„Schau weg!” , brüllte Kim mit einem Mal.

„Schau mich nicht an!” , drängte er sich noch tiefer in die dunkle Ecke und versuchte Kei nun zu entgehen. Kei schreckte zurück. So hatte er Kim schon lange nicht mehr schreien gehört. Kim war immer ein sehr ruhiger Typ. Zu ruhig!

Am liebsten hätte Kei diesen anscheinend schwer verletzten Jungen in die Arme genommen. Er hätte ihm sagen wollen, dass sicher alle Wunden heilen würden, auch wenn er wusste, dass es seine Zeit dauern würde, bis Kim diesen Übergriff verarbeitet hätte. Aber hier war es dunkel und eng. Er hätte ihn nicht einmal erreicht, selbst wenn er es gewollt hätte. Kim hatte sich so tief in die Ecke verzogen, dass er ihn kaum noch sehen konnte. Kei griff in das Dunkle, um etwas von Kim zu erhaschen. Als er ihn hatte, sagte er:

„Steh auf!” , und zog ihn wieder auf die Beine.

„Es wird Zeit, dass du wieder auf die Beine kommst.” , sagte Kei und erschrak über sich selbst wegen seines schroffen Tons. In dem Moment, als der zierliche Junge aus dem Dunklen trat und Kei in seine Augen sah, fühlte er sich niedergeschlagen. Er sah genau, dass er Kim verletzt hatte, sicher nicht nur mit seinem schroffen Tonfall, auch wenn er das gar nicht gewollt hatte.

<Bloß nicht schwach werden.> , dachte er. Nun müsste er Kim seine Stärke leihen.

Kei dirigierte Kim aus der Schule. Gemeinsam waren sie auf dem Weg nach Hause. Kei hatte beschlossen ihn auf Schritt und Tritt zu begleiten, bis er Kim sicher nach Hause gebracht hatte.
 

Kim war geknickt, fühlte sich seinem Retter ergeben. Er bewunderte Kei für sein Durchsetzungsvermögen. Wenn er nur halb so viel von Kei hätte, dann hätte er sicher auch etwas mehr Selbstbewusstsein. Aber nicht nur deswegen schaute er zu Kei auf, sondern auch wegen dessen Beliebtheit in der Schule, denn er war nicht nur allgemein tapferer als Kim, er hatte auch in allem mehr Erfolg. Ausgerechnet so ein Mensch hatte ihm geholfen. Wie sollte er sich dafür je bedanken können?

<Wobei könnte ich ihm schon eine Hilfe sein?> , fragte sich Kim und ließ den Kopf hängen. Für Kei war er nur ein Klotz am Bein.
 

„Man sollte immer auf dich aufpassen.” , sagte Kei mit vorwurfsvollem Ton. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn der Anblick, des in die Ecke gedrängten Kims erschreckt hatte.

„Du musst versuchen dich durchzusetzen. Du bist doch ein Junge! Lass dich nicht wie ein Mädchen rumschupsen.” , sagte er leicht heraus. Er war sauer und stapfte dem zierlichen und geknickt dreinschauenden voraus, achtete jedoch genau darauf, dass Kim ihm folgte.

„Kei.” , schnaufte Kim und hoffte, dass dieser langsamer ging oder stehen blieb, damit er aufholen konnte. Für ihn war das Tempo viel zu schnell, sodass es ihn viel Kraft kostete mit Kei mitzuhalten. Dies war Kim unangenehm und er gab es nur ungern zu.

Als Kei sich umdrehte, sah er sofort, was los war. Kim konnte sein gerötetes Gesicht nicht verbergen und seine Atmung war um das Doppelte gestiegen. Er blieb stehen, wartete darauf, dass er zu ihm stieß. Er wollte ihm die Zeit geben sich etwas zu erholen. Manchmal vergaß er, dass Kim durch sein Asthma so eingeschränkt war. Er kannte Kim recht gut, was dieser wohl gar nicht vermutete. Kei wusste deshalb genau so gut, dass Kim seine Schwäche hasste, dass er deswegen aber nicht anders behandelt werden wollte. Als sich Kims Atmung beruhigt hatte, tat er so, als wüsste er mal wieder von nichts.

„Wolltest du was sagen?” , fragte er und beobachtete Kim genau. Doch dieser schüttelte nur den Kopf und ging weiter.

Kim war glücklich, dass Kei seine Schwäche anscheinend nicht bemerkt hatte. Er war schon eingeschränkt genug und wollte Kei nicht auch noch das Gefühl geben, noch hilfebedürftiger zu sein. Kei schien sich eh schon genug Sorgen zu machen. Wann brachte er ihn schon nach Hause?

An der Tür verabschiedete sich Kei von Kim.

„Ich gehe jetzt, werde mich gleich noch mit Freunden treffen!” , sagte er und drehte Kim wieder den Rücken zu. Er war schnell wieder weg, hatte es wohl eilig.

Kim spürte nur zu deutlich, wie gern auch er Freunde hätte. Wie gern er einmal sagen würde: ”Ich gehe jetzt, treffe mich noch mit Freunden.”. Aber Kim war immer schon alleine gewesen. Wer wollte schon was mit einem Krüppel wie ihm zu tun haben? Beim Fußballspielen konnte er nicht mitmachen. Wettrennen und Kampfsport fielen auch flach. Nicht einmal im Chor hätte er beitreten können. Für keine der Dinge machten Herz und Lunge mit. Aber Kim war es gewohnt alleine zu sein. Er war es gewohnt den anderen zuzusehen, wie sie ihr Leben genossen, sich austobten und Spaß hatten… während er auf der Bank saß und Hausaufgaben machte, um sich von dem Gedanken abzulenken, dass er das alles nie tun könnte. Streber wurde er dann immer genannt und er hätte seinem gegenüber nur liebend gern in die Fresse geschlagen. Stattdessen hatte Kim nie etwas gesagt. Er hatte alles stumm ertragen und wurde dann mit der Zeit ignoriert. Aber das war ihm lieber, als immer wieder mit dem konfrontiert zu werden, was er versäumte. Auch wenn es bedeutete, dass er immer alleine war. Warum sollte es bei Kei also anders sein?

<Mach dir nichts vor Kim! Du wirst immer alleine sein. Warum sollte es je anders sein?> , dachte er traurig und ging hinein. Die Tür hinter sich schließend, war er froh Kei los zu sein. Er tat Kim nicht gut. Mit einem Mal machte Kim sich wieder Gedanken um alles, stellte infrage, warum er keine Freunde hatte, warum er sich nicht an sportlichen Dingen beteiligen konnte. Es war besser, dass Kei gegangen war.

Kim hatte lange gebraucht sich in dem Leben, das er führen musste, einzufügen - es zu akzeptieren! Er seufzte tief.

Als er aufsah, stand seine Schwester vor ihm. Breitbeinig, die Hände in die Hüften gestützt, sah sie ihn genau so herausfordernd an, wie er es schon von Kei kannte. Ihre langen, schwarz gelockten Haare fielen ihr über die Schultern, betonten ihren extrem weiblichen Körperbau.

„Du kommst spät.” , stellte sie mit einem Blick zur Uhr über der Tür fest.

„Wo hast du Kei gelassen?” , fragte sie und musterte ihren Bruder genau.

„Wieso Kei?” , fragte Kim, schien beleidigt und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

„Na, er geht doch auch auf deine Schule.” , sagte sie und sah Kim hinterher, der die Treppe zu seinem Zimmer längst betreten hatte.

„Na und?” , gab Kim trotzig zurück und hoffte, das Thema sei damit beendet. Als er die Tür zu seinem Zimmer erreichte musste er feststellen, das Kelly ihm gefolgt war. Sie stand schon wieder da und fragte,

„Habt ihr euch gestritten?” Kim war genervt. Sollte sie ihn doch in Ruhe lassen. Er ging in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ließ seine Schwester stehen. Heute wollte er mit niemanden mehr sprechen. Er vernahm noch wie sie laut brabbelnd wieder nach unten ging, dann legte er sich auf sein Bett und spürte wie ihm die Augen zufielen. Sein letzter Gedanke kreiste um Kei.
 

Wenn er glaubte, dass sich dieser mit seinen Freunden einen angenehmen Nachmittag machte, hatte er sich geirrt.

„Hey!” , rief der Junge mit dem Iro schon zum zigsten Mal. Er ärgerte sich darüber, dass sein Kumpel Kei heute so abwesend gewesen war. Er konnte ja nicht ahnen, dass Kei versuchte, das eben noch Erlebte zu verarbeiten. Erst jetzt drang seine tiefe Stimme zu Kei durch.

„Oh Gott, verzeih.” , sagte er und sah wie sein Kumpel ihn beleidigt ansah.

„Wenn du eh mit den Gedanken woanders bist, hättest du auch gar nicht erst zu kommen brauchen.” , sagte dieser.

„Du bist doch sonst nicht so. Was ist los mit dir?”

Trotz des schroffen Tonfalls, war Kei seinem Kumpel dankbar, denn er wusste, dass er sich auf die Unterstützung seiner Freunde immer verlassen konnte.

<Das ist es, was Kim auch braucht.> , dachte er überzeugt. Dennoch hatte er nicht vor mit Ryo über das zu sprechen, was ihn momentan beschäftigte.

„Willst du darüber reden?”, fragte Ryo, woraufhin Kei nur meinte:

„Heute nicht.”

„Gut.” , sagte sein Freund.

„Hätte eh keine wirkliche Lust, dir heute den Kummerkasten zu spielen.” , zwinkerte er und Kei wusste, dass sein Kumpel ihm nur zu gerne geholfen hätte.

„Verzeih, bitte.” , sagte Kei.

„Aber ich denke, ich gehe jetzt doch lieber nach Hause. Heute ist nicht mein Tag.” Sein Freund betrachtete ihn genau und schien abzuschätzen, ob er ihn alleine gehen lassen konnte. Dann klopfte er ihm auf die Schulter, lächelte ihn an und sagte,

„Dann bis morgen in der Schule. In alter Frische!”
 

Kei schlenderte gedankenverloren nach Hause. Ryos Worte begleiteten ihn.

<In alter Frische.> , erinnerte er sich. Wie sollte er das machen. Irgendwas sagte ihm, dass es nun erst anfangen würde. Sicher könnte er sich nun nicht mehr zusammenreißen und würde Kim dauernd im Auge behalten. Seine Gedanken fingen ja jetzt schon an ausschließlich um ihn zu kreisen, das würde in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen nicht anders sein.

„Ryo wird es merken, da bin ich mir sicher.” , sagte Kei und fragte sich ob er tatsächlich mit ihm darüber reden konnte. <Irgendwann wird er wissen wollen, was mit mir los ist, und was sage ich ihm dann?> , fragte sich Kei. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemanden erzählen würde, warum er so aufgebracht war. Die Sache mit Kim würde er für sich behalten. Auch Kim würde nicht wollen, dass er mit seinen Freunden darüber spricht.

<Würde ich auch nicht wollen.> , kam es ihm in den Sinn.

Seine Beine trugen ihn automatisch nach Hause. Dort angekommen fiel ihm auf, dass seine Eltern wie immer noch nicht zu Hause zu sein schienen. Was ihn in Anbetracht seines Gedankenchaos auch nicht weiter störte. Mit einer Wasserflasche in der Hand, machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Er würde es heute mit Sicherheit nicht mehr verlassen. Als er die Tür hinter sich schloss, schweifte sein Blick durch den Raum. Immer noch dachte er an Kim. Mit wenigen Schritten hatte er sein Zimmer durchquert, hockte sich unter seinen Schreibtisch und suchte nach etwas in einem Karton. Er fand schnell, wonach er gesucht hatte, und tauchte mit einem Foto in den Händen wieder auf. Er setzte sich auf sein Bett, in den Händen hielt er das Bild umklammert. Es zeigte einen Jungen, der unter einem blühenden Kirschbaum saß. Kei strich über die Fotographie, über die schulterlangen, glatten, schwarzen Haare des Jungen, der darauf abgebildet war. Die tief braunen Augen, die ihn flehend ansahen, ließen Kei in Gedanken an den Tag zurückkehren, an dem das Bild seinen Ursprung hatte. Er war dort gewesen und hatte ihn mehr oder weniger gezwungen sich für das Foto unter den Kirschbaum zu setzen. Kei hatte seinen Willen bekommen, auch wenn er wusste, dass jener nicht begeistert von diesem Vorschlag gewesen war. Seufzend strich er ein letztes Mal über die Fotographie, bevor er sie unter seinem Kopfkissen verschwinden ließ. Er liebte dieses Bild von Kim und es war einer seiner Schätze.

„Es wundert mich nicht, dass selbst die Jungen auf dich aufmerksam werden, denn du bist etwas ganz Besonderes.” , sagte Kei bevor er sich rücklings auf sein Bett fallen ließ und mit dem Gedanken an Kim einschlief.

weil ich ihn kenne

Kapitel 3: weil ich ihn kenne
 

Wie immer war Kelly morgens nicht so besonders gut drauf. Dass sie pünktlich in der Schule erschienen war, war schon wie ein Wunder. Grimmig wie immer, sah sie jeden an, der sich in ihrer Nähe befand, es war ein warnender Blick, der alle auf Abstand halten sollte. Auch Lisa war das aufgefallen, aber sie machte sich dennoch auf den Weg zu ihr.

<Mehr als mich anzufallen könnte sie auch wieder nicht.> , dachte sie und machte sich mutig auf den Weg.

„Guten Morgen.” , sagte sie, als sie bei ihr ankam und konnte sich ihr Grinsen kaum verkneifen. Es war ihr lieber Kelly grimmig wie immer zu sehen. Das beruhigte sie, denn so wusste sie, dass Kelly die Gazette über Luna nicht so sehr mitgenommen hatte, wie befürchtet.

„Äh, du hast gute Laune. Weiche du Monster!” , sagte Kelly. Sie hasste diese Fröhlichkeit am Morgen. Nachdem Kim sie gestern stehen gelassen hatte, war ihre Laune eh schon beschissen genug gewesen und diese hatte sich auch nicht gebessert, als die Nacht dem Morgen gewichen war. Ohne böse Vorahnung hatte sie an Kims Zimmertür geklopft und wollte mit ihm gemeinsam frühstücken, bevor beide zur Schule mussten. Aber er öffnete nicht. Er sagte ihr durch die verschlossene Tür, sie solle ihn in Ruhe lassen. Natürlich hatte sich Kelly damit nicht zufrieden geben wollen. Sie hatte es weiter versucht Kim aus seinem Zimmer zu locken, doch als dann laut knallend etwas von innen an die Tür flog und zu Bruch ging, gab sie auf. Sie kannte ihren Bruder recht gut und sie sah ihn selten so wütend. Seit heute Morgen, war sie schlechter drauf als gewöhnlich. Sie fragte sich, was ihr Bruder wohl hatte, doch genau so wusste sie, dass ihr stilles Brüderchen niemals über seine inneren Sorgen reden würde. So müsste sie sich wohl mit der Erklärung zufrieden geben, dass Kim auch einfach mal einen schlechten Tag hatte.

„Kelly es hat geklingelt, die Stunde fängt gleich an.” , sagte Lisa fast panisch und holte sie wieder aus ihren Gedanken. Sie würde sich später Gedanken darüber machen. Vielleicht würde sie Kim in einem guten Moment sogar zur Rede stellen können.

„Komm schon, wir haben jetzt Mathe. Du weißt doch, dass wir da nicht zu spät kommen sollten.” , drängte Lisa Kelly nun endlich zum Schulgebäude. Auch wenn sie genau sah, dass Kelly heute eine Stimmung hatte, bei der sie sofort die Schule schwänzen würde, interessierte sie es nur zu sehr, was los war.

Im Unterricht schaute sie nur aus dem Fenster, schrieb nicht mit und wirkte fast krank, so still wie sie sich verhielt. Selbst der Lehrer sah Kelly skeptisch an, wartete auf ihre besserwisserischen Kommentare, aber nichts kam. Nach der Stunde, in der Pause, nahm er sie beiseite und redete mit Kelly.

<Irgendwas stimmt absolut nicht mit ihr.> , dachte Lisa und fragte sich, ob es nicht vielleicht doch an der Gazette von Luna lag. Kelly war zwar nicht die Klügste, aber sie beteiligte sich immer am Unterricht und wenn es nur durch bissige Bemerkungen war. Nach dem Gespräch kam Kelly auf sie zu, sagte ihr scherzhaft:

„Ich wurde von der Schule verbannt.” Nahm ihre Tasche und packte alle ihre Sachen ein.

„Ist denn alles in Ordnung mit dir?” , fragte Lisa wirklich besorgt. Kellys scherzende Art, stand nicht im Einklang zu ihren traurigen Augen. Kelly drückte sie an ihre Brust, streichelte ihr übers Köpfchen und versuchte sie zu beruhigen.

„Mir geht es ganz gut, mach dir keine Sorgen.” , sagte sie. Dann beugte sie sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr heimlich ins Ohr:

„Es kann sein, dass ich heute etwas später nach Hause komme, nur falls du versuchen solltest mich wieder anzurufen. Ich muss da noch einer Sache nachgehen.” Dann verließ Kelly den Klassenraum. Lisa atmete sichtlich erleichtert auf, zwar hatte sie der Lehrer nach Hause geschickt, aber dass sie wohl ihren Problemen nachging, war auch in Ordnung. So tat Kelly ihre Stimmung wenigstens nicht so ab, als wäre nichts.
 

Kelly wusste genau, dass sie das, was sie vorhatte, nicht alleine in die Tat umsetzen konnte. Dafür würde sie wieder mal die Hilfe ihres besten Freundes benötigen, auch wenn das bedeutete, dass er mit ihr die Schule schwänzen musste. Entschlossen stand Kelly vor dem Klassenraum ihres besten Freundes, zückte ihr Handy und wählte ohne zu zögern seine Nummer. Das Freizeichen abwartend, lauschte sie dem Tuten. Dreimal, viermal, fünfmal.

<Er wird es doch nicht ausgeschaltet haben?> , fragte sie sich noch kurz bevor Yuus Stimme ertönte.

„Yuu! Du musst mir unbedingt helfen.”

„Kelly, es ist Unterricht!” , flüsterte dieser.

„Pack deine Sachen und komm. Ich warte vor der Tür.” , sagte sie und legte auf. Sie wartete ungeduldig auf Yuu und hoffte das er es schaffen würde seinen Lehrer davon zu überzeugen, das er nach Hause müsste. Keine sechs Minuten später trat er ihr, mit seinem Rucksack auf dem Rücken, entgegen und sah sie fragend an, ließ sich jedoch kommentarlos von ihr aus der Schule führen.

„Gott Kelly, es war eine Tortur meinen Lehrer zu überzeugen, das ich dringend den Unterricht verlassen müsste. Ich hoffe, das sich das jetzt echt lohnt.“ , sagte er und erhoffte sich, das sie ihn endlich in ihren Plan einweihen würde. Aber Kelly schwieg diesbezüglich.

„Würdest du mir bitte sagen was los ist und wo es hin geht?“ , fragte er sie nun fordernd und blieb stehen. Er würde keinen Schritt mehr weiter gehen, bevor sie nicht mit ihm gesprochen hätte. Kelly drehte sich etwas verwirrt zu ihrem Freund um.

„Kommst du nun, oder wolltest du dort anwachsen?“ , fragte sie ihn frech. Stellte sich vor ihn mit verschränkten Armen und sah ihn herausfordernd an.

„Nun hast du die Schule doch schon hinter dir gelassen, also nutze den Tag.“ , sagte sie und sah das sich Yuus Gesicht aufhellte.

„Also ist mit dir alles in Ordnung und du wolltest lediglich die Schule schwänzen, ja?“ , fragte er.

„Das hätte mir ja klar sein müssen, von wegen das du meine Hilfe brauchst.“ , sagte er und schüttelte den Kopf.

„Nö! Die Schule hast nur du geschwänzt.“ , sagte sie mit Absicht, um seinen fragenden Blick zu sehen.

„Wie jetzt?“ , fragte er und wusste, das sie ihn gern verwirrt sehen wollte. Um die Situation aber wieder zu seinem Gunsten zu drehen und ihr zu zeigen, das er immer noch das sagen hatte, hob er sie malwieder auf seinen Arm und ließ sie zappeln.

„Yuu lass mich runter!“ , bettelte sie und am liebsten hätte er sie noch eine ganze Weile betteln lassen wollen. Dennoch gab er ihr den Boden unter den Füßen wieder. Kelly lächelte.

„Ich wurde nach Hause geschickt. Mein Lehrer meinte zu mir ich solle mich ins Bett legen, denn anscheinend brüte ich eine Erkältung aus.“ , sagte sie und konnte nicht anders als breit zu grinsen. Yuu sah sie an und meinte:

„Das glaube ich kaum, wenn du eine Erkältung bekommen würdest, wärst du nicht so frech wie jetzt.“ , sagte er und konnte sich nur schwer beherrschen, ihr nicht wieder durch die Haare zu wuscheln.

„Aber für mich ist das ganz günstig, das er mich vom Unterricht entlassen hat, denn ich muss unbedingt mit Kei reden. Deswegen brauche ich dich auch.“ , sagte sie und sah ihn flehentlich an. Yuu jedoch verstand sie nicht.

„Warum jetzt?“ , fragte er sie.

„Du hättest doch auch später mit ihm reden können. Du siehst ihn doch nicht selten.“ , wusste er genau, das er recht hatte.

„Ich muss aber unbedingt jetzt mit ihm sprechen!“ , zeterte sie und ließ nicht mit sich reden.

„Also gut, ich mach das schon!“ , gab er sich geschlagen und machte sich mit einer zufriedenen Kelly, auf den Weg zu Keis Schule.

„Eines musst du mir aber mal erklären.“ , begann Yuu seine Frage und erhielt ihre Aufmerksamkeit.

„Er hat doch jetzt auch Schule, wie willst du ihn erreichen?“ Kelly zeigte nur ihr zähne blitzendes Lächeln.

„Alles schon abgepasst, wenn wir bei ihm ankommen müsste er gerade große Pause haben.“ , sagte sie zu Frieden mit sich selbst.

„Und dann kommst du ins Spiel. Du musst dann nur noch rein gehen und ihn raus holen, denn weil das ja eine beschissenen Jungenschule ist, kann ich da nicht einfach so mir nichts dir nichts rein spazieren.“ , sagte sie und zog eine Schnute. Yuu tätschelte ihr über den Rücken.

„Keins Sorge, ich mache das ja nicht zum ersten Mal.“ , sagte er und hatte sich längst damit abgefunden. Als Kellys bester Freund, war er schon unzählige Male in dieser Jungenschule gewesen, nur um Kim oder Kei etwas auszurichten, oder vorbei zu bringen und kannte sie fast so gut wie seine eigene Schule.

Als sie ankamen, war die Pause bereits eingeläutet und Kelly platzte fast vor stolz, wie gut sie das alles berechnet hatte. Yuu zögerte nicht und spazierte ohne weitere Bedenken auf direktem Wege durch das Schultor. Aufgrund seiner früheren Erfahrungen mit dem Suchen nach Kei, ahnte er, wo er ihn finden würde. Sein Blick kreiste über eine Fläche etwas abseits der Raucherecke und Yuu hatte mit seiner Vermutung Kei dort zu finden Recht behalten. Sich die passenden Worte im Kopf zurechtlegend, was er sagen würde, um ihn aus der Schule zu holen, ging er auf Kei zu.
 

„Ach ich bin nur noch ins Bett gefallen. Ich hab das gestern echt gebraucht.“ , sagte Kei und war seinem Freund immer noch dankbar dafür, dass er ihn gehen lassen hatte, ohne weiter zu fragen, was los war. Er hatte so die Möglichkeit gehabt seine Gedanken zu ordnen und erweckte daher für Ryo den Eindruck, dass heute alles wieder beim Alten sei.

„Man, ich kann dir sagen, das war ja noch sowas von öde. Du hast absolut nichts verpasst.“ , teilte ihm Ryo mit.

„Na dann bin ich ja beruhigt.“ , sagte Kei zu ihm.

„Aber du musst echt mal mitkommen. Wird dir sicher gefallen.“ , sagte Ryo und versuchte Kei wieder mal zu überreden.

„Ich werde mal schauen. Entgehen lasse ich es mir nicht, aber das hat ja auch noch ein bisschen Zeit, läuft mir ja nicht davon.“ , sagte er und lächelte, doch sein Lächeln entgleiste ihm, als er sah, wer auf sie zu kam.

„Ach nein, wenn du hier bist, ist Kelly nicht weit.“ , sagte Kei, als Yuu vor ihm Halt machte und klang keinesfalls begeistert ihn hier zu sehen. Yuu dagegen störte es nicht und reagierte gelassen.

„Wie könnte ich dir widersprechen, wo du doch immer Recht behältst.“ , sagte er zu ihm und Kei seufzte schwer. Yuu wandte sich nun Ryo zu, begrüßte ihn mit einem Handschlag und konnte es nicht lassen diesen zu sticheln.

„Hey Ryo, du Spinner, was macht die Schule?“ , fragte er ihn und Ryo zog eine Augenbraue hoch.

„Nun ich gehe wenigstens noch zur Schule.“ , sagte er vorwurfsvoll.

„Ich weiß ja nicht, ob Kelly der richtige Umgang für dich ist. Wenn ich mir überlege, wie oft man dich bei uns antrifft. Ist ja schon fast so, als gingest du wirklich bei uns auf die Schule.“ , versuchte Ryo, Yuu vorsichtig darauf hinzuweisen, dass Keis Seufzen berechtigt gewesen war. Yuu aber reagierte nicht auf diesen Wink. Nicht. dass er ihn nicht verstanden hätte, aber er würde für niemanden aufhören Kelly diese Art von Gefallen zu tun.

„Was kann ich denn dafür, dass eure Lehrer so spießig sind? Wenn die nicht so wären, dann könnte Kelly auch alleine kommen.“ , sagte Yuu in einem Ton, als wolle er sagen, „Oder siehst du das anders?“ .

„Außerdem, wäre Kelly nicht gewesen, die mich zu Kei geschickt hat, dann hättest du mich nie kennen gelernt und diesen Verlust in deinem Leben wollten wir dir einfach ersparen.“ , sagte Yuu übertrieben melodramatisch.

„Oh, bitte verschone mich!“ , sagte Ryo der Yuus Redensart zwar gewöhnt war, sie aber immer wieder aufs neue als ansträngend empfand.

„OK, aber dann entschuldige uns. Kelly wartet.“ , sagte er an Ryo gewandt und schaute Kei bedeutungsvoll an.

„Ja, ja, ist ja gut.“ , antwortete Kei genervt und schmiss Ryo seine Schultasche zu.

„Bis gleich.“ , sagte er zu ihm.

„Und falls nicht, lass nach mir suchen. Wer weiß, was die beiden wieder im Schilde führen.“ , scherzte er und ging mit Yuu Richtung Ausgang.

„Hey Yuu!“ , rief Ryo ihnen nach und Yuu drehte sich um.

„Was?“ , fragte er herausfordernd, weil ihn der Tonfall von Ryo an eine mahnende Mutter erinnerte.

„Hast du jetzt schon das Gefühl ich entführe ihn, dass du mir warnend hinterher rufst?“ , konnte Yuu es sich nicht verkneifen, diese Situation für sich auszulegen.

„Nein das nicht. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du übermorgen pünktlich bei der Probe bist.“ , entgegnete er.

„Wir wollen nicht wieder wegen dir warten müssen.“

„Ich bin immer pünktlich.“ , sagte Yuu so, dass er keine Widerrede duldete, doch Ryo fing an zu kichern.

„Aber nur, wenn du weißt, dass da jemand da ist, der dich bewundert.“ , konterte Ryo und auch Yuu musste breit grinsen.

„Keine Sorge, ich werde pünktlich sein.“ , versprach er und winkte Ryo noch einmal zum Abschied, bevor er mit Kei die Schule wieder hinter sich ließ.
 

„Mensch, ich dachte schon ihr hättet mich vergessen!“ , rief Kelly, als sie die beiden Jungen erblickte und hüpfte von der Mauer, auf der sie sich verbotenerweise gesetzt hatte.

„Wie gern würde ich dich vergessen können, aber du lässt mich ja nicht. Durch dein ständiges Erscheinen, machst du es mir unmöglich.“ , sagte Yuu flachsend zu ihr.

„Eigentlich nervst du mich ja auch.“ , sagte sie augenzwinkernd und wandte sich dann Kei zu.

„Schön, dass du gekommen bist.“ , sagte sie und wollte sich erst einmal bei ihm dafür bedanken. Doch Kei nahm ihr jeglichen Wind aus den Segeln und ging gleich auf Konfrontation.

„Was willst du hier, Kelly?” , fragte Kei das Mädchen mit schroffem Tonfall. Es missfiel ihm sie hier anzutreffen.

„Ich muss mit dir reden.” , antwortete sie und ließ sich nicht von seiner Laune abschrecken.

„Und das hätte nicht warten können? Dafür schwänzt du also die Schule?” , schmiss Kei ihr förmlich die Antwort vor die Füße. Er konnte nicht verbergen, wie wenig er von ihrem Verhalten hielt.

„Nun tu nicht so, als hättest du noch nie die Schule geschwänzt.”, entgegnete sie. Denn sie wusste genau, dass sie ihn damit in die Ecke drängte. Kei dagegen wusste, dass er in dieser Diskussion verlieren würde. Kelly und er waren sich einfach viel zu ähnlich.

<Allein deswegen hätte ich damit rechnen können, dass du heute hier aufkreuzt.> , dachte Kei. Er vergaß hin und wieder wie ähnlich sie sich eigentlich waren. Außer den beiden selbst fiel keinem diese Ähnlichkeit auf, denn die Gemeinsamkeiten von Kelly und Kei kamen nicht in Äußerlichkeiten oder Handlungsweisen zum Ausdruck, sondern eher in persönlichen Dingen. Sie beide verkörperten dieselben Ansichten und hatten dieselben Einstellungen zu den Dingen des Lebens. Und was sie am meisten verband, war die Sorge um einen zierlichen Jungen namens Kim. Da sie das beide wussten, war es kaum möglich sich gegenseitig etwas vorzumachen.

„Ich komme gleich zur Sache.”, sagte Kelly und sah Kei fest in seine blauen Augen.

„Ich möchte es vermeiden wilde Hypothesen aufzustellen, jedoch komme ich nicht umhin zu bemerken, dass mit Kim etwas nicht stimmt.” Kei schluckte schwer. Selbst Kelly hatte es sofort bemerkt. Er hatte gehofft, dass Kims Umstände länger geheim gehalten bleiben könnten. Kelly, die Kei nicht aus den Augen gelassen hatte, entging nicht, dass er intensiv nachdachte. Egal, was mit ihrem Brüderchen war, Kei wusste etwas darüber, da war sie sich sicher.

„Vergiss nicht, dass ich mit ihm unter einem Dach wohne. Da bemerkt man, wenn etwas nicht stimmt. Also, sag mir, was ist zwischen euch vorgefallen?” , fragte sie herausfordernd.

”Zwischen uns?” , fragte Kei und war sichtlich über Kellys Schlussfolgerung schockiert, dass es etwas mit ihm zu tun hatte.

„Ich habe keine Ahnung was los ist Kelly. Ich weiß nur, dass Kim heute nicht in der Schule ist.” , sagte Kei, um das Gespräch von ihm weg auf Kim zu lenken.

„Aber mit mir, schwöre ich dir, hat das nichts zu tun.” , fügte er hinzu, woraufhin Kelly ihn skeptisch ansah.

„Das letzte Mal, hatte es ausschließlich mit dir zu tun.” , sagte sie und hielt es ihm immer noch vor.

„Ich kenne Kim mindestens genau so gut wie du und diese Art von Zurückgezogenheit, hat mit Sicherheit mit dir zu tun.”

Kelly ließ nicht locker. Sie wusste, dass Kei der Schlüssel war, um Kims derzeitiges Verhalten zu verstehen und es wäre nicht das erste Mal, dass er ihr Dinge über Kim verschwieg.

„Kelly, lass Kim in Ruhe, bitte.” , sagte Kei. Er versuchte es nun auf diese Art. Leugnen würde absolut nichts bringen.

„Das ist eine Sache, bei der du deine Nase lieber raus halten solltest. Ich weiß selbst nichts Genaues, egal wie du mich löchern wirst. Da ich nichts Genaues weiß, kann ich dir auch nichts Genaues sagen. Außer das, was du selbst weißt: nämlich, dass es ihm schlecht geht und er sich lieber zurückzieht. Wenn du ihm also helfen willst, dann lass ihn alleine das Tempo bestimmen, in dem er wieder auf die Beine kommt.” , sagte Kei möglichst ruhig. Er hatte das Bedürfnis Kelly all dies einmal zu sagen. Auch, wenn sie lieber kurze, präzise Antworten von ihm verlangte. Sie sah ihn lange an, schluckte weitere Bemerkungen hinunter und nickte zögerlich. Kei war erstaunt, dass Kelly ohne Kommentar auf ihn einging. Kim musste es schlechter gehen, als er geglaubt hatte, sonst hätte Kelly weiter argumentiert.

„Wirst du mal nach ihm sehen?” , fragte sie ihn. Ihre ganze Haltung verriet ihm wie hilflos sie eigentlich war.

„Ich werde nach ihm sehen. Ich verspreche es dir, aber du solltest jetzt nicht dauerhaft seinetwegen die Schule schwänzen. Sind wir uns da einig?” , fragte er. Kelly knuffte ihm daraufhin in die Seite.

„Spiel hier bloß nicht den großen Bruder!” , meinte sie.

„Aber klar mit dem Schwänzen wechseln wir uns dann ab.” , sagte sie und zwinkerte ihm zu. Denn sie wusste genau, dass er das Gleiche wie sie getan hätte, wenn er so wie sie, nicht auf Kims Schule ginge. Dann machte sie sich auf den Weg zu Yuu, der die ganze Zeit in angemessenem Abstand auf Kelly gewartet hatte.

„Wo wirst du jetzt hingehen?” , rief Kei ihr hinterher und erhielt von Kelly ein Schulterzucken. Dann erst folgte die Antwort:

„Irgendwohin, nur nicht zur Schule oder nach Hause.”

Dann schlenderte sie mit Yuu Hand in Hand davon.
 

Während es Kelly nach dem Gespräch offensichtlich besser ging, konnte er das von sich selbst leider nicht behaupten. Es war ihm gelungen die aufmerksame Kelly etwas in ihrer Sorge zu beruhigen. Andererseits hatte sie ihm damit gezeigt, wie schlecht es um Kim stand und er hatte ihr auch noch versprochen nach ihm zu sehen.

<Ich kann mir kaum vorstellen, dass er mich sehen will, wenn er dich schon nicht sehen will.> , dachte Kei verbissen. Diese Situation war anders als sonst. Er konnte nicht einfach zu ihm gehen und normal mit ihm über seine Probleme reden. Das hatte Kim so schon noch nie gemocht, doch dieses Mal bezweifelte Kei, dass Kim auch nur ein Wort mit ihm sprechen würde. Dennoch musste er nach ihm sehen. Er musste wissen, wie es ihm ging, mal ganz abgesehen davon, dass Kelly ihn darum gebeten hatte.

Beste Freunde

Hey ihr,....*wink*

Ich bin wieder da! Ich weiß, dieses mal hat es wirklich lange gedauert bis ihr wieder was von mir gehört habt, aber so ist das eben bei mir...

Gute Geschichten werden nicht innerhalb weniger Wochen geschrieben. *zwinker*

Ich hoffe, dass euch dieses neue Kapitel von "Kellys Gazette" gefällt. Es dient dazu noch ein bisschen mehr, die bis dahin aufgetauchten Personen zu erklären!^^

Nun will ich nicht zu viel verraten und wünsche euch nur noch, Viel Spaß beim lesen!

See you... eure Mayana
 


 

Kapitel 4: Beste Freunde
 


 

“Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich schon so bald wieder hier sein würde.“ , sagte Kelly, als sie vor Yuus Haustür angelangten. Aber sie war mit seinem Vorschlag vollkommen einverstanden gewesen. Jetzt hatte sie die Zeit für Freunde und sollte sie auch nutzen. Yuus Schwester, hatte sie wirklich schon längere Zeit nicht getroffen.

„Du wirst sehen, sie wird sich freuen!“ , sagte Yuu und konnte sich seine glückliche Schwester schon regelrecht vorstellen.

„Ja, ich denke auch!“ , sagte sie.

„Na dann auf ins Vergnügen.“ , meinte Yuu und schloss die Haustür auf.

Nachdem sich beide die Schuhe ausgezogen hatten, hielt er Kelly zurück.

„Bevor ich dich für den restlichen Tag meiner Schwester überlassen muss, möchte ich noch einen Kuss von dir!“ , sagte er ruhig, bevor er sich nahm, was er wollte. Er packte sie an der Hüfte und zog sie dicht an seinen Körper, bevor er gierig Kellys Lippen in Besitz nahm. Als er sie freigab, grinste er sie breit an.

„Musst ja nicht gleich so übertreiben. Ist doch nur für ein paar Stunden.“ , sagte Kelly, um die eben entstandene Situation, die voller Erotik prickelte, zu entspannen.

„Man kann nie wissen. Bei meiner Schwester ist es auch möglich, dass sie dich gar nicht mehr gehen lässt.“ , sagte er scherzhaft und zog Kelly in Richtung Wohnzimmer hinter sich her.

„Am besten du lässt mich reden, dann ist die Überraschung größer.“ , schlug Kellys Freund vor und sie war damit einverstanden. Still beobachtete sie das Schauspiel und wartete auf ihren Einsatz.

„Ich bin wieder da.“ , sagte er als er seine Schwester auf der Couch sitzen sah.

„Gut. Ma und Pa sind es noch nicht. Wenn du Hunger hast, in der Küche steht was für dich.“ , sagte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Kelly liebte es die Bindung zwischen Yuu und seiner Schwester zu beobachten. Nicht, dass sie es gut fand, wie die beiden miteinander umgingen. Sie fand es nur interessant wie unterschiedlich sich Geschwisterpärchen verhalten konnten, denn die Bindung zwischen Yuu und Miyako war so ganz anders, als jene, die Kelly zu ihrem Bruder hatte.

„Nö, ich esse erst nachher etwas, wenn Kelly nicht mehr da ist. “ , sagte Yuu und genoss seinen Triumph, als Miyako sich ruckartig umdrehte und kreischend aufsprang, um Kelly in ihre Arme zu schließen. Mit einem Lächeln breitete Kelly ihre Arme aus und empfing ihre überglückliche Freundin.

„Kelly, Kelly! Du warst ja so lange nicht hier.“ , sagte Miyako und drückte sie so sehr, dass sie hilfesuchend Yuu ansah.

„Ist ja gut!“ , reagierte dieser sofort.

„Du hast sie ja den ganzen Tag für dich, falls du sie nicht aus Liebe umbringst.“ , sagte er, was Miyako erneut einen freudigen Aufschrei ausstoßen ließ. Sie drückte ihrer kleinen Freundin einen dicken Kuss auf die Wange, bevor sie Kelly wieder die Freiheit schenkte und ihren Bruder aus dem Raum verbannte. Kelly verstand nun, warum er das mit dem Kuss vorher erledigen wollte.

<Jetzt wäre ihm dafür tatsächlich keine Zeit geblieben.> , dachte sie schmunzelnd und konzentrierte sich dann ganz auf Miyako. Sie hatte nie verstanden, warum Miyako einen solchen Narren an ihr gefressen hatte. Sie hatte immer gebettelt, dass Kelly doch zu ihnen nach Hause kommen möge und wollte dann am liebsten bei allen Ausflügen von Yuu und ihr dabei sein. Doch trotz dieser Aufdringlichkeit von Yuus Schwester, hatte Kelly sie nach und nach in ihr Herz geschlossen. Miyako mochte zwar älter sein als sie, doch oftmals verhielt sie sich, als wäre Kelly die ältere der beiden.
 

Wie Yuu die Treppe zu seinem Zimmer emporstieg, konnte er das Gekreische seiner Schwester schon nicht mehr ertragen.

<Warum muss sie mit ihrer Freude nur immer so übertreiben?> , fragte er sich und schüttelte verständnislos den Kopf. Er bewunderte Kelly dafür, dass sie es mit Miyako aushielt und sie als eine ihrer Freundinnen akzeptierte. Sicher war sie nicht ihre beste Freundin, jedoch hatte Kelly seine aufdringliche Schwester ohne zu zögern angenommen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er an seine kleine Wilde dachte. Kelly war schon ein besonderer Mensch. Das Klingeln seines Handys riss Yuu aus seinen Gedanken und eilig hastete er los um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hier bei dem unglaublichen Yuu!“ , trällerte er in den Hörer und die Stimme seines Freundes erklang spöttisch auf der anderen Seite.

„Dann bin ich ja richtig.“ , meinte er und Yuu grinste.

„Hey Takanori, du hast dich lange nicht gemeldet. Warum hast du dich erbarmt mich anzurufen?“ , fragte Yuu und setzte sich auf sein Bett. Er war neugierig. Die Gespräche mit Takanori dauerten immer seine Zeit und waren für ihn etwas Besonderes. Zwar sahen sich die beiden dauernd in der Schule oder bei der Bandprobe, aber wenn Takanori ihn anrief, dann plauderten sie wie sie es sonst nicht konnten und das war oft mehr wert als ein Treffen. Wenn Yuu so drüber nachdachte, hatte er nur ungewöhnliche Freundschaften und die mit Takanori konnte man ebenfalls so bezeichnen.

„Also… ich wollte mit dir über etwas reden. Vielleicht weißt du es auch schon.“ , sagte er zögerlich und Yuu wurde immer neugieriger auf das, was kommen mochte.

„Na los, raus mit der Sprache! Was ist los?“ , fragte er und wäre am liebsten durch den Hörer gekrochen, so ungeduldig war er.

„Also hat Kelly noch nichts erzählt,… nein?“ , fragte er und Yuu überlegte angestrengt, was Kelly erzählt haben könnte, das mit Takanori zu tun hatte.

„Nein.“ , sagte er knapp und hörte wie sein Freund am anderen Ende der Leitung schwer seufzte.

„Das dachte ich mir. Dann musst du mir versprechen es ihr nicht zu sagen. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn sie es auf anderem Wege erfährt.“ , sagte Takanori und Yuu wurde mit jedem weiteren Wort immer zappliger. Ungeduldig fuhr er seinen Freund an: „Was ist denn nun?“ , wollte er wissen. Irgendwie mochte er diese Geheimnistuerei nicht.

„Ich werde Vater!“ , ertönten verlegen und doch freudig Takanoris Worte übers Telefon. Yuu war sprachlos.

„Vater? Mit Achtzehn? Ist das ein Scherz?“ , fragte er, wusste jedoch, dass es keiner war.

„Ich werde doch bald neunzehn.“ , war nur Takanoris Antwort und Yuu fasste sich hilflos an die Stirn. Wie konnte er nur so sorglos damit umgehen?

„Du bist selbst noch ein halbes Kind und da willst du die Pflichten eines Vaters übernehmen?“ , wollte er wissen. Er war sich nicht sicher, ob sein Freund sich der Tragweite einer solchen Entscheidung bewusst war. Einen Moment herrschte Schweigen auf der anderen Seite der Leitung, doch dann sagte er: „Sie will das Kind und ich werde sie nicht davon abhalten.“

Yuu überlegte angestrengt. Irgendwie schrie seine innere Stimme, dass das alles nicht rechtens war und er wollte seinem Freund zwar gerne gratulieren, konnte es aber nicht. Was würde dann aus der Band werden, wenn er Vater wäre? Was würde aus seinem Leben werden, wenn dort mit einem Mal ein Kind hinzukommen würde? Für Yuu war diese Nachricht nicht besonders erfreulich und wenn er sich das junge Pärchen den Kinderwagen durch die Stadt schiebend vorstellte, wünschte er sich, dass Takanori ihn reingelegt hätte und das alles nicht stimmte.

„Ich gehe davon aus, dass wir von Ihr reden, oder?“ , fragte er und überlegte, ob die beiden denn schon so lange zusammen waren.

„Natürlich! Du weißt, ich habe sie schon immer geliebt. …Ähnlich wie bei dir,… und Kelly.“ , sagte Takanori und ließ Yuu zusammenfahren.

„Was?“ , fragte er geschockt.

„Nichts da, von wegen wie Ich und Kelly!“ , sagte er laut und aufgeregt.

„Du und Kelly, ihr seid doch auch schon lange mehr als Freunde. Erzähl mir doch nichts, Yuu!“ , sagte sein Freund und Yuu schüttelte überschwänglich den Kopf.

„Nein, nein, nein!“ , sagte er und wollte davon absolut nichts hören.

„Das ist nicht mal annähernd wie bei dir. Da gibt es keine Ähnlichkeit. Ich bin nicht wie du…“ , sagte er und hoffte, dass sein Freund ihn nun nicht falsch verstanden hatte. Tief Luft holend versuchte Yuu sich zu beruhigen. Sein Freund schwieg.

„Ja, sie bedeutet mir eine ganze Menge, aber sie ist nur meine beste Freundin.“ , sagte Yuu und wusste, dass Takanori nun eine unglaubwürdige Grimmasse schneiden würde. Wenn Yuu überlegte, dass Takanori und sie auch erst nur beste Freunde waren, dann könnte man wirklich denken, dass zwischen ihm und Kelly sich was anbahnen, wenn nicht sogar schon was laufen würde. Er nahm es seinem Freund also nicht übel, dass er so dachte, aber der Realität entsprach das nicht. Für Yuu war die Grenze zwischen Freundschaft und Liebschaft sehr wichtig und er hatte nicht vor, so wie Takanori, die Gefahr einzugehen mit Kelly ein Kind zu bekommen.

„Ich würde eher sagen, dass ich obwohl ich jünger bin als du, erwachsener bin! Ich stehe dazu, dass ich mich in meine beste Freundin verliebt habe und ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was für dich so schlimm daran ist, dass du alles abstreitest.“ , sagte er ruhig. Nun war es Yuu, der nur schweigen konnte. Er wusste warum er so dachte, aber konnte er Takanori es sagen, ohne dass dieser es zu sehr auf sich bezog?

„Meine Einstellung zu diesem Thema ist festgefahren, Takanori. Ich denke, dass es nur Unglück bringt.“ , sagte er.

„Wie meinst du denn das schon wieder? Also ich hatte nicht das Gefühl, dass Kelly dir Unglück bringt.“ , sagte Takanori und Yuu lächelte. Ein Lächeln, bei dem er froh war, dass es seinem Freund verborgen blieb. Er würde es ja doch wieder nur falsch deuten.

„Nun,… ich glaube das Los eines besten Freundes ist das, ein bester Freund zu sein. Als dieser hast du die Privilegien mehr zu tun, als nur ein Kumpel, aber… du wirst niemals ihr fester Freund werden. Solche Beziehungen gehen dann schneller zu Bruch, als einem lieb ist und man verliert mehr, als man gewonnen hat.“ , sagte er und dachte bei jedem seiner Worte schmerzlich an Kelly, die genau zu diesem Zeitpunkt lachend mit Miyako auf dem Boden des Wohnzimmers rumtollte. Wie sehr mochte er diesen Wirbelwind und doch hielt er sich an seine Überzeugung. Für ihn wäre es das Schlimmste, wenn er Kelly ganz verlieren würde. Er hatte es tausendmal bei Freunden erlebt und sich immer geschworen den Fehlern nicht selbst zu machen. Genau aus diesem Grunde zweifelte Yuu auch an der Beziehung, die Takanori und seine Freundin begonnen hatten, und hoffte, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal drohen werde wie all den anderen gescheiterten Freundschafsbeziehungen, da sie ja nun ein Kind bekommen würden.

„Weißt du Yuu, wenn das der Grund ist, weshalb du Kelly lieber als deine Freundin behältst, anstatt eine Beziehung mit ihr, der Frau, die du liebst, einzugehen, dann bist du ein Feigling. Ich kann dir nur sagen, dass ich meine Entscheidung niemals bereuen werde, auch nicht, wenn die Beziehung scheitern sollte. Ich finde es schlimmer mir vorzustellen eine Beziehung mit irgendeiner anderen einzugehen und mich immer fragen zu müssen, ob das mit ihr nicht doch funktioniert hätte.“ , erklangen die Worte von seinem Freund und Yuu konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen.

„Niemand hat gesagt, dass es einfach ist, mein Freund.“ , sagte Takanori fröhlich.

„Also schön,… herzlichen Glückwunsch!“ , brachte Yuu endlich die Worte über die Lippen.

„Aber das mit Kelly solltest du dir echt aus dem Kopf schlagen! Das will ich nicht mehr hören, ist das klar?“ , sagte er drohend und Takanori antwortete mit einem gekicherten „Ja, Sir!“. Nachdem die beiden sich noch zu ein paar anderen Themen unterhalten hatten, beendeten sie ihr Telefonat und Yuu widmete sich wieder seinen Gedanken.

<Also sind unsere jüngsten Freunde diejenigen, die zuerst ein Kind bekommen werden.> , dachte er und staunte über den Lauf der Dinge. Gerechnet hatte er noch nicht damit. Nicht einmal für sich selbst hatte er darüber nachgedacht und dabei war er im Gegensatz zu Takanori schon fast einundzwanzig.
 

Mit ihrer Umhängetasche, einem Block, sowie einem Stift in der Hand, war Lisa bewaffnet losgezogen, um neue Storys einzufangen und fuhr nun mit der U-Bahn durch ganz Kyoto. Weswegen sie so unruhig war, wusste sie selbst nicht. Aber ihr stilles Zimmerchen hielt sie nicht Zuhause. In der U-Bahn gab es ihrer Meinung nach immer so viel zu entdecken. Gut, es war auch nicht jedermanns Sache sich in eine volle Kyotoker U-Bahn zu quetschen und das, wie in ihrem Fall, auch noch freiwillig. Aber sie brauchte das Chaos der Menschen um sich herum damit sie sich wohlfühlte. Je mehr Menschen sie sah, die gestresst und hektisch wirkten, desto ruhiger wurde sie selbst. Ein Paradoxon das Lisa selbst nicht verstand, denn es passte wiederum nicht zu dem Freundeskreis, den sie gewählt hatte. Sie brauchte da nur an ihren besten Freund Kouyou zu denken. Er war zum Beispiel ein sehr ruhiger Mensch. Ruhiger zumindest, als sie es sonst so brauchte. Aber merkwürdigerweise fand sie bei ihm genauso ihre innere Ruhe und Zufriedenheit, wie jetzt in der U-Bahn. Sie war nun mal unnormal, daran gab es keinen Zweifel. Aber sie war froh, dass sie sich nicht zu der Sorte Mensch zählte, die beim täglichen Berufsstress den Rest um sich herum ignorierten und für die nur noch die eigenen Belange zählten. Ja sie war froh, dass sie so nicht war.

<Noch nicht!> , dachte sie, denn Lisa hatte ein wenig Angst davor genau so werden zu können. Vielleicht, wenn sie die Schule und das Studium abgeschlossen hätte und mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehen würde. Vielleicht beschäftigte sie sich deswegen so ausgiebig mit den anderen Menschen. Klar, es war ihr Hobby, aber ganz normal war das ja auch nicht. Wer fand es schon spannend, das Ein- und Aussteigen von Personen zu beobachten und wer konnte sich schon daran erfreuen eine Dame mit Hund auf dem Schoß, einen Jugendlichen, der mit seiner Musik provozierte und einen alten Mann, der in der Nase popelte, zu sehen?

Dann wurde Lisas Haltestelle angesagt und sie musste zusehen, dass sie sich durch die Massen schnellstmöglich zum Ausgang drängeln konnte. Direkt an der Tür wurde sie fast von einem gutbeleibten Menschen erdrückt, der eingestiegen war, ohne sie vorher hinauszulassen. Nach dem unfreiwilligen Körperkontakt mit diesem Menschen, war es ihr eigentlich schon zu viel des Guten. Den Gedanken, dass sie auch mit der U-Bahn wieder nach Hause fahren müsste, versuchte sie erfolglos zu verdrängen.

<Vielleicht wäre Kouyou doch die bessere Wahl gewesen.> , überlegte sie kurz, doch nachdem sie den Bahnhof verlassen hatte und in den gut besuchten Ladenstraßen stand, erwachte erneut ihre gute Laune und sie vergaß den Vorfall in der U-Bahn. Glücklich schlenderte sie los, lauschte den Gesprächen der Leute vor ihr und grinste in sich hinein. Ja, so genoss sie die Tage. Auf der Straße, die in Richtung des Einkaufszentrums verlief, wurde sie unerwartet angesprochen. Es war Kai, ein Klassenkamerad von Kelly und ihr.

„Hallo, Brix -san.“ , sagte er und strahlte sie an. Lisa schmunzelte.

<Wie klein Japan doch ist.> , dachte sie. Sie hatte sich extra in die U-Bahn gesetzt um neue Gesichter zu treffen und wem lief sie über den Weg?!

„Kann ich dich begleiten? Du gehst doch bestimmt auch ins Einkaufszentrum, richtig?“ , fragte er.

„Von mir aus.“ , willigte sie ein. Es war ungewohnt für sie mit einem Klassenkameraden durch die Gegend zu laufen. Sie fühlte sich nun irgendwie verpflichtet auch mit ihm zu reden. Nun konnte sie die Gespräche anderer nicht mehr heimlich mit verfolgen, denn sie konzentrierte sich nun auf Kai.

„Bist du öfter hier?“ , fragte sie unsicher.

<Ich weiß nicht einmal, was ich mit ihm reden soll.> , dachte sie und überlegte immer noch, welches Gesprächsthema sich wohl am besten dazu eignen würde mit Kai zu sprechen.

„Nein, gar nicht. Ist Zufall, dass ich dich hier treffe.“ , sagte er und auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen.

„Ach ja, normalerweise bist du doch in der Musikschule deines Vaters.“ , sagte sie zielsicher, nachdem sie die Karteikarte zu Kai in ihrem Kopf gefunden hatte.

„Du hast dich seit damals absolut nicht verändert.“ , sagte er zu ihr. Doch Lisa vermochte seine Bemerkung nicht einzuordnen und sah ihn verwundert an.

„Ich versteh dich nicht.“ , gestand sie.

„Wie meinst du das mit deiner Aussage `seit damals´?“ , fragte sie ihn.

„Na seit damals eben!“ , sagte er schulterzuckend zu ihr.

„So lange kennen wir uns doch noch gar nicht.“ , sagte Lisa und wunderte sich weiter.

„Richtig. Aber ich kannte dich schon, bevor wir in eine Klasse kamen.“ , sagte Kai und grinste sie an.

Lisa hatte es sich zum Hobby gemacht das Leben der anderen zu studieren. Interessierte sich für alle neuen Entwicklungen in deren Leben, deren Lernerfolge oder Zielsetzungen und konnte zu jedem aus der Klasse mehr sagen, als andere. Selbst Kai hatte sie geglaubt zu kennen und nun behauptete er das gleiche von ihr. Was ihr wiederum gar nicht passte.

„Siehst du, nicht einmal das hat sich verändert. Du beschäftigst dich zwar mit den Menschen, aber nur mit denen in deiner unmittelbaren Umgebung. Über die in deiner Parallelklasse weißt du viel weniger, heute wie damals.“ , sagte Kai und traf Lisas wunden Punkt.

„Du warst also mal in meiner Parallelklasse, oder?“, sprach sie und fragte sich, ob das eine Art Anklage von Kai war, weil sie ihn wohl nicht so besonders gut kannte, wie sie geglaubt hatte.

„Ja.“ , sagte er und sah sie an.

„Aber das ist Vergangenheit.“ , sprach er weiter. Lisa sah ihn von der Seite an.

„Was willst du eigentlich?“ , fragte sie ihn dann und sah, dass er lächelte.

„Eigentlich nichts. Ich will nur, dass du wieder auf den Boden der Tatsachen kommst, Lisa. Du bist so überzeugt von dir selbst, dass du die Menschen kennst und so viel über sie weißt, aber das ist nicht so. Niemand wird dir etwas erzählen, was er nicht erzählen will und somit weißt du nur die Sachen, die man auch irgendwann wieder jemand anderem erzählen würde. Also keine Frage, dass du interessiert bist, aber pass auf dass du nicht eines Tages mit deiner Einstellung auf die Nase fällst.“ , sagte er, doch Lisa verstand ihn nicht.

„Ich soll also damit aufhören?“ , fragte sie ihn ungläubig.

„Nein. Mach weiter. Aber sei dir bewusst, dass du für diese Menschen eine Vertrauensperson bist, wenn sie dir private Dinge erzählen.“ , sagte er und zwinkerte ihr zu. Lisa antwortete nichts darauf. Sie wusste nicht was, denn so wirklich konnte sie nicht verstehen, was Kai ihr eigentlich sagen wollte. Nie hatte sie jemanden verletzt oder etwas verraten, von dem sie wusste, dass sie es nicht weiter erzählen sollte und doch klang es so, als wüsste Kai von irgendwem, dass es doch so war.

Vor dem Einkaufscenter angelangt hielt ihr Kai die Tür auf und wartete darauf, dass Lisa eintrat. Was sie nicht tat. Unentschlossen war sie stehen geblieben und starrte Kai an. Sie war begierig darauf zu erfahren, warum Kai so mit ihr sprach. Sie waren keine Freunde, sie waren Klassenkameraden. Sie hatten eigentlich noch nie wirklich miteinander geredet und jetzt, als sie sich zufällig trafen, erteilte er ihr solche Ratschläge, als wäre er ein jahrelanger Bekannter von ihr.

„Was ist los? Wolltest du nicht einkaufen gehen?“ , fragte Kai von Lisas Verhalten irritiert. Sie schüttelte den Kopf. Wortlos ließ er die Tür wieder zufallen, beschloss Lisa zu begleiten. Gemeinsam gingen sie weiter die belebte Straße entlang. Ohne, dass sie ein festes Ziel vor Augen hatten. Sie schwiegen lange bis Kai sie fragte: „Warum warst du eigentlich unterwegs, wenn du nun doch nicht ins Einkaufscenter wolltest?“

„Es hatte keinen speziellen Grund. Ich wollte an was anderes denken.“ , sagte sie.

„Als an Kelly?“

„Woher?“ , fragte sie ihn verwundert und sah ihn mit großen Augen an. Woher wusste er dass ihre Gedanken um Kelly kreisten?

„Das war offensichtlich. In letzter Zeit klammerst du dich sehr an sie.“ , erklärte er. Doch Lisa war weiterhin sehr erstaunt, dass Kai es wusste. Sie hätte es nicht für möglich gehalten.

<Er scheint mich wirklich gut zu kennen. Aber warum nur? Warum weiß er so vieles über mich?> , dachte Lisa.

„Sie ist meine Halbschwester. Ich versuche mich nur mit ihr zu verstehen.“ , versuchte sie ihr Verhalten zu erklären.

„Will Kelly das?“ , lautete seine Frage, die genau ins Schwarze traf.

<Wenn ich das wüsste!> , dachte Lisa geknickt. Gerade auf diese Frage suchte sie in ihrem Herzen doch selbst noch eine Antwort.

„Kelly lässt mich ein Teil ihres Lebens sein. Sie hört mir zu, wenn ich ihr einen Rat gebe und das ist schon enorm viel für sie. Mehr sollte man nicht erwarten. Es gibt kaum Menschen, mit denen sie sich abgibt. Letztendlich kann es mir eine Ehre sein, dass ich dazugehöre.“ , erzählte Lisa und glaubte es sei alles gesagt, sofern sie Kellys Wesen beschrieb. Doch wieder hakte Kai nach und versetzte ihr einen Stich ins Herz.

„Bist du glücklich damit?“

„Ich glaube, du verstehst das nicht. Kelly ist kein Mensch, der Beziehungen zu anderen aufbaut. Die wenigen, auf die sie offen zugeht, sind Ausnahmen und Kelly baute auch zu ihnen erst innerhalb von einigen Jahren Kontakt auf. Bei mir ist das was anderes. Ich bin doch im Grunde genommen erst seit kurzem eine Halbschwester für Kelly und dafür ist sie mir auch sehr entgegenkommend. Ich muss nur geduldig sein und in ein paar Jahren ist das zwischen uns sicher auch fester.“

Kai betrachtete Lisa von der Seite. Was sie sagte kam ihm merkwürdig vor. Solange er sich zurückerinnern konnte, hatte er Lisa schon immer an Kellys Seite gesehen. Er konnte sich nicht daran entsinnen, dass die beiden mal getrennte Wege gegangen wären. Selbst wenn sie vielleicht noch nicht lange wussten, dass sie Schwestern sind, so waren sie doch schon immer Familie, schon immer wie Freunde.

„Wie lange wisst ihr jetzt, dass ihr Schwestern seid?“ , fragte er interessiert.

„Lass mich überlegen… seit etwa acht Jahren, vielleicht auch neun.“

„Was… und wie lange willst du da noch warten, dass sich euer Kontakt bessert?“ , fragte er schockiert. In seinen Ohren hatte der Satz von Lisa so geklungen, als wüssten sie es erst seit ein oder zwei Jahren. Dann hätte er es ja noch verstehen können, aber bei acht Jahren!

„Ich sagte doch, das verstehst du nicht. Das ist alles eben nicht so einfach.“ , sagte sie und nun hörte man deutlich den Schmerz in Lisas Stimme.

„Kelly und ich haben unsere Kindheit nun mal nicht zusammen verbracht. Wir sind immer auf verschiedenen Schulen gewesen. Kelly ging sogar in England auf ein Internat. Wir sahen uns dadurch wirklich selten, höchstens mal in den großen Sommerferien und in der kurzen Zeit baut sie nun mal keine Beziehungen auf. Es ist erst seit etwa einem Jahr so, dass Kelly und ich gemeinsam zur Schule gehen und seitdem haben wir in meinen Augen große Fortschritte gemacht.“

„Hmm, das war mir nicht bewusst.“ , sagte er und verstand nun in etwa was Lisa sagen wollte.
 


 

„Also denn.“ , sagte Kelly und sah die beiden vor sich an.

„Es war mal wieder wirklich schön.“ , sagte sie wahrheitsgemäß und wurde fest von Yuus Schwester gedrückt. Sie wusste, dass diese sie nur ungern wieder losließ, weil sie nie wusste, wann sie sich wieder sehen würden.

„Danke, dass du vorbeigekommen bist.“ , sagte sie gerührt.

„Also hat mein verplanter Bruder es dir doch ausgerichtet. Auf ihn ist ja nicht wirklich Verlass, aber das weißt du sicher am besten.“ , sagte sie und Yuu krauste die Stirn bei ihren Worten. „Das ist doch gar nicht wahr.“ , stand ihm ins Gesicht geschrieben und Kelly grinste süffisant in sich hinein.

„Komm, hau ab! Du hattest sie jetzt lang genug für dich, also gönne sie mir wenigstens zum Abschied noch einmal.“ , sagte er und beide Geschwister stritten sich um Kellys Gunst.

„Immer dasselbe mit dir!“ , schimpfte Miyako.

„Erst tust du so, als ob du sie mir großzügig abgibst und dann begrenzt du meine Zeit. Muss ich in Zukunft etwa auch dafür bezahlen, wenn ich meine Freundin auch mal treffen will?“ , fragte sie und Yuu grinste gefährlich.

„Das ist doch mal ein toller Vorschlag. Ich wusste gar nicht, dass du zu solch intelligenten Einfällen fähig bist.“ , sagte er und strahlte.

„Dann werde ich reich, so oft wie du sie nur für dich haben willst. Vielleicht darfst du dich dann beim nächsten Mal auch länger verabschieden, aber jetzt bin ich dran!“ , sagte er und zog Kelly darauf in seine Arme! Das sich seine Schwester noch immer nicht vom Fleck rührte, störte ihn gewaltig und theatralisch spielte Yuu die nächste Szene vor.

„Oh Kelly, du wirst mir so fehlen, sehen wir uns morgen wieder? Das ist doch kein Abschied für immer, oder? Sag mir, dass das kein Abschied für immer ist! Ich weiß gar nicht wie ich es ohne dich aushalten soll. Ohne dich hat das Leben keinen Sinn mehr…“ , jammerte Yuu wie eine Frau in einem schlechten Liebesfilm.

„Schon gut, ich geh ja schon.“ , sagte sie endlich und Kelly wusste, wie ihr Freund innerlich triumphierte. Als sie endlich außer Reichweite war, packte Yuu die kleine Wilde und tat das, was er immer tat. Er küsste sie leidenschaftlich, bevor er sie wieder freigab.



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