Zum Inhalt der Seite

Der Schein trügt

Verliere dich nicht im Vergänglichen...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Saoirse

Sonnenlicht fiel durch das Fenster auf den strohbedeckten Fußboden. Saoirse musste die Augen zusammen kneifen damit das Licht sie nicht blendete. Wie jeden Tag, hatte der neue Morgen hatte gerade erst angefangen, doch sie war schon lange wach, damit sie nicht zu spät kam, doch blieb sie so lange liegen wie sie konnte um ihre Kraft zu sparen. Ein Rascheln war zu vernehmen als sich die ersten Sklaven von ihren Betten erhoben um sich zu waschen und danach an die Arbeit zu machen. Schwerfällig tapste Saoirse mit den Anderen in den Baderaum, wusch sich an einem Eimer Hände, Gesicht und ihren drahtigen Körper und ging dann für ihren Herrn Wasser holen.

Am Fluss begegnete sie anderen Sklaven von den Nachbarhäusern, mit denen sie sich kurz unterhielt.

Wie jeden Tag ging sie ihrem Geschäft nach: Sie melkte die Kühe, putzte das Haus wusch die Wäsche und am Nachmittag half sie den Männern auf dem Feld.

Als sie gerade dabei war, die im Sonnenlicht schimmernden Ähren abzuschneiden, hörte sie plötzlich einen Pfiff und ein stechender Schmerz fuhr ihr in den Rücken. Sie schrie auf, wieder und wieder stach es ihr in den Rücken, sie blieb jedoch stehen und wartete, bis es aufhörte. Dann drehte sie sich um und sah den Wärter mit der Peitsche, an der Blut hinunter tropfte. Sie verneigte sich soweit wie es ihr Zustand erlaubte „Herr, was tat ich, dass ihr mich bestraft?“ Der Mann spuckte vor ihr aus „Die Tochter des Herrn beschwerte sich über dich. Und jetzt arbeite weiter!“

Er wendete ihr den Rücken zu und ging wieder an den Rand des Feldes, von wo aus er die Sklaven beobachtete. Saoirse sah mit entsetzen, dass der Boden unter ihren Füßen voller Blut war, arbeitete jedoch mit schmerzverkrümmtem Rücken weiter bis zum Sonnenuntergang.

Die Flucht

Als sie mit der Arbeit fertig war ging sie schnell zum Waschraum, um sich das Blut vom Rücken und den Schmutz aus der Wunde zu waschen. Das Wasser war trübe und sie konnte ihr Gewand nicht ausziehen, ohne große Schmerzen zu leiden. Als sie gerade versuchte es überzustreifen hörte sie eine Stimme: „Soll ich dir helfen?“ Es war Fion, ein Freund von Saoirse. Sie nickte und er half ihr aus dem Kleid und wusch ihren Rücken vorsichtig, immer darauf bedacht ihr ja nicht weh zu tun. „Was ist passiert? Hast du was falsch gemacht?“ „Nein, die Herrin Saraid hat mich bestrafen lassen. Sie hasst mich und macht es immer wenn sich gerade eine Gelegenheit ergibt. Ich habe einen fast leeren Eimer Milch verschüttet.“ Seine Finger fuhren sanft um die Wunden und wuschen das Blut ab. „Der Herr Fergal weiß nichts davon oder? Er hätte nicht zu gelassen, dass sie dich wegen so etwas bestraft. Er ist ein gütiger Mann und behandelt uns gut, doch seine Tochter hat ein Herz voll Gift. Warte kurz ich hole ein Stück Stoff, um die wunden zu verbinden.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum und holte einen Stoffstreifen, den er um Saoirses Körper wickelte. Sie zuckte zusammen, als der Stoff ihre Wunden berührte, wusste aber dass sie es aushalten musste, damit kein Schmutz hinein geriet und es sich nicht entzündete. „Ich danke dir Fion. Komm wir gehen in den Schlafraum, dort ist es schön warm.“ Sie verließen das Zimmer und Fion legte sich auf seinen Schlafplatz, während sich Saoirse neben die alte Órfhlaith setzte, mit der sie sich abends oft unterhielt.

„Guten Abend, Órfhlaith.“ „Hallo Mädchen, was ist geschehen“ Die Alte betrachtete Saoirses Rücken. „Ach, die Tochter des Herrn wollte mich mal wieder ein wenig ärgern.“ Sie sah Órfhlaith an und lächelte. „Es ist nicht so schlimm, ich bin das ja gewohnt.“ „Und der nette junge Mann dort hinten hat dich versorgt? Dass ist gut, wenn du einen Freund hast der zu dir steht, wo du so viel aushalten musst. Er hat wohl ein Auge auf dich geworfen, Kind.“ Sie sah Saoirse traurig an. „Doch du liebst ihn nicht, Kind. Du kannst ihn nicht lieben, wegen dem Fluch, den dir diese Hexe damals auferlegt hat, und das frisst dich innerlich auf. Es verzehrt deinen Mut und deine Standhaftigkeit. Bewahre sie dir, Mädchen, so lange du noch kannst. Ich habe schon lange keinen Mut mehr. Ich bin alt und werde in der Sklaverei sterben. Es macht mir jedoch nichts, denn der Herr ist gut zu uns. Nur Angst habe ich, dass uns seine Tochter übernimmt. Sie ist grausamer noch als die große Herrin Immaculata.“ Saoirse sah sie verwundert an. „Immaculata? Wer ist das?“

Die Alte schüttelte leicht den Kopf. „Oh eine grausame Hexe. Sie ist die Herrin dieses Landes und lebt in der großen Burg jenseits der Nebelwälder. Es heißt, dass jeder den sie segnet automatisch ihr Sklave wird und sie ist sehr streng. Sie beherrscht dunkle Zauberkünste kann jedoch auch heilen und leben schenken.“ In Saoirses Blick mischte sich Staunen mit Schrecken. „Sie kann wirklich jeden zum Sklaven machen? Oh ich würde auch gerne heilen lernen und zaubern, dann würde ich euch befreien. Ich wäre gern ihr Schülerin.“ „Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf, Kind! Selbst wenn du es schaffen würdest zu entkommen, würden dich die Wachen des Herrn finden und töten und wenn nicht, spätestens wenn du bei ihr wärst würdest du wieder in die Sklaverei übergehen und das bei einer viel grausameren Herrin. Sie nimmt nämlich nicht jeden dahergelaufenen Trottel als Schüler.“ Sie machte eine kleine Pause. „Obwohl du es wirklich mal zu etwas schaffen könntest. Ich wusste schon immer, dass du etwas Besonderes bist. Schon als ich dich vor sechzehn Sommern fand und bei mir aufnahm, wusste ich es. Doch schlaf jetzt. Es ist schon spät.“ Damit drehte sie sich um und schlief ein. Auch Saoirse ging zu ihrem Schlafplatz, blieb aber noch lange wach und dachte, wie jeden Abend, darüber nach wie se das Sklavenleben hinter sich lassen konnte.

Mitten in der Nacht wachte sie auf. Die Luft war dick und voller Rauch, der sie am Atmen hinderte und durch das Fenster drang ein roter Schein. Schnell stand sie auf und weckte die Schlafenden um sich herum. Ein paar waren schon wach und taten das gleiche. Sie rannten aus dem kleinen Haus und trugen die Alten mit sich bis zu einer Stelle an der man wieder atmen konnte, dann eilten sie zum Herrenhaus aus dem rote Flammen schlugen, die alles in ein warmes Licht tauchten. Die Wachen gaben ihnen Anweisungen am Fluss Wasser zu holen um das Feuer zu löschen. Als Saoirse auf dem Weg zum Wasser an Órfhlaith vorbei kam, die mit den anderen Alten in Sicherheit vor dem Rauch auf dem Boden saßen, blieb sie kurz stehen. Die Alte sah sie eindringlich an. „Flieh, Kind. Jetzt ist der Augenblick an dem du die Chance bekommst, die du immer wolltest. Also flieh über den Fluss in den Wald, vielleicht hast du Glück.“ Mit Tränen in den Augen umarmte Saoirse Órfhlaith noch ein letztes Mal. „Auf Wiedersehen und Danke.“ Dann rannte sie in die Dunkelheit zum Fluss.

Dort angekommen watete sie ins Wasser. Plötzlich hörte sie in der Nähe eine Stimme. „Hey, was machst du da? Bleib stehen!“ Angst ergriff sie, ein Wächter hatte sie gesehen und rannte schneller in das Wasser. „Saoirse, pass auf!“ Fion! Sie drehte sich um. Der Wächter hatte mit einer Armbrust auf sie gezielt und drückte gerade ab. Sie kniff die Augen zusammen, doch der Pfeil traf sie nicht. Ein Schrei erschallte. Fion kniete am Ufer vor dem Wächter. Saoirse verstand erst nicht, doch dann begriff sie. Er hatte geschrieen, er hatte den Pfeil abgefangen. Sie wollte gerade zu ihm eilen, da drehte er sich um und sah sie an. „Lauf!“ Sie zögerte kurz, dann riss sie sich von ihm los und watete weiter ins Wasser bis sie von den Stromschnellen erfasst wurde und an einen Ast geklammert den Fluss hinunter trieb.

Aidan

Die Nacht ging langsam vorüber und das Land zog an ihr vorbei. Am nächsten Tag trieb sie ans Ufer. Sie kroch auf allen Vieren auf das Land und schlief ein. Als sie kurz darauf frierend wieder erwachte entkleidete sie sich, legte ihre Kleider zum trocknen und setzt sich in die Sonne, um sie wieder aufzuwärmen. Dann betrachtete sie ihre Umgebung. Sie war etwa zwanzig Wegstunden Flussabwärts getrieben, der Fluss war breiter geworden und am anderen Ufer, von dem aus se kam, war eine weite Grasfläche und weit dahinter fingen die Berge an. Auf ihrer Seite hingegen nahe dem Fluss schon der Wald an, ind en sie gehen würde sobald ihre Sachen trocken waren. Es war ein freundlich aussehender Wald. Die verschiedenen Bäume standen nicht sehr dicht beisammen, sodass die Sonne an vielen Stellen den Boden erhellte, auf dem Beerensträucher, Farne und Moose wuchsen.

Nach einer Weile machte sich Saoirse auf in den Wald. Das Moos machte das laufen angenehm, sie fand Beeren, die sie essen konnte und kam schnell voran. Am Nachmittag machte sie Rast an einem Bach, der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte und trank etwas von dem klaren Wasser. Sie ging bis zum Abend und bereitete sich zum schlafen ein kleines Lager aus Moos zwischen den Wurzeln eines großen Baumes.

In den darauf folgenden Tagen legte sie etwa neununddreißig Wegstunden zurück und kam immer tiefer in den Wald. Die Bäume wurden immer größer und dichter und die Büsche immer weniger. Saoirse fand nicht mehr so viel zu essen und musste manchmal sogar jagen. Sie fing ein paar Mäuse und manchmal sogar ein Kaninchen, doch musste sie meist hungern. Ihre Lager errichtete sie jetzt nicht mehr auf dem Boden, sondern legte sie Farn und Moos auf etwas tiefer liegende Äste.

Am sechsten Tag, nach ihrer Flucht kam sie an eine große sonnen beschienene Lichtung. Sie hatte das Licht vermisst, das nicht bis auf den Grund das Waldes reichte, sondern vorher von den Kronen der riesigen Baume abgefangen wird und legte sich in das Gras, das den Boden bedeckte. Auf einmal hörte sie ein tapsen im Gras. Sie wagte es nicht aufzustehen, sondern blieb liegen. Nach einer Weile erhob sie sich langsam und da sah sie ihn. Einen großen schwarzen Mînorphen. Ein Katzenähnliches, Ponygroßes Geschöpf, das im Westen als Reittier benutzt wird. Er lag im Gras und sein dunkles Fell schimmerte im Sonnenlicht. Saoirse stockte der Atem. Sie hatte schon viel von solchen Geschöpfen gehört, aber gesehen hatte sie noch keines. Sie hätte nie gedacht, dass sie so gewaltig und doch so schön sind. Der Mînorph lag still da und schien zu schlafen. Sein Brunstkorb hob und senkte sich bei seinem gleichmäßigen ein und ausatmen und seine Ohren zuckten leicht. Saoirse wusste, dass er gefährlich war, auch wenn er noch so schön aussah, wie er da schlief. Sie wollte sich auf einen Baum am Rande der Lichtung zurückziehen um ihn zu beobachten. Langsam schlich sie durch das Gras, darauf bedacht ihn ja nicht zu wecken, doch gerade als sie den ersten Baum erreichte öffnete er seine glühend roten Augen und sie hörte wie er aufstand. Darauf hoffend, dass er sie nicht gesehen hatte kletterte sie einen Baum hoch und setzte sich auf einen Ast. Als sie wieder nach unten sah, bemerkte sie, dass er sie ansah. Er ging auf sie zu und blieb vor dem Baum stehen, dann schaute er nach oben legte den Kopf schief und beobachtete sie. Saoirse starrte nach unten in die feuerroten Augen und hoffte er würde sie in Ruhe lassen. Der Mînorph hingegen dachte gar nicht daran weg zu gehen, dafür war er zu neugierig. Er stellte sich auf die Hinterbeine stützte sich auf den Stamm und kletterte langsam den Baum hinauf, um sich dieses für ihn fremde Wesen etwas näher anzusehen. Saoirse bekam indessen immer mehr Angst sie kletterte höher in den Baum, doch der Mînorph war schneller als sie. Er packte ihr kleid am Rücken und zog das schreiende Mädchen den Baum wieder er herunter, um sie unten ins Gras zu setzen. Zitternd kauerte sie sich zusammen, während er sie beschnupperte und ihre Arme und Beine ableckte. Nachdem er sie begutachtet hatte legt er sich neben sie, nahm sie zwischen die Vorderpfoten und schlief ein. Verängstigt blieb Saoirse eine Weile liegen, dann nahm sie all ihren Mut zusammen uns stand langsam auf. Sie schlich leise davon, wurde aber plötzlich wieder zurückgezogen und eine große Pfote legte sich über sie. Der Mînorph leckte ihre Backe ab und legte den großen Kopf neben sie. Er gab ein Schnurren von sich und schaute sie aus großen Augen an. Sie musste unwillkürlich lächeln. „Du willst mir wohl nichts tun, oder? Sonst hättest du mich wohl längst gefressen. Ich vertraue dir einfach mal, aber du brauchst noch einen Namen. Wie könnte ich dich nennen?“ Er sah sie an und blinzelte. „Ich nenne dich Aidan. Der Name passt zu dir.“ Dann legte sie den Kopf ins Gras und schlief ein.

Als sie erwachte war sie allein. Es war Nacht und der Mond warf sein bleiches Licht auf die Lichtung. Die Luft war warm und leise erfüllt vom Gesang der Nachtvögel. Saoirse sah sich nach Aidan um, doch er war nirgends zu sehen. „Er ist wohl wieder seinen eigenen Weg gegangen.“ Sie stand auf um sich wieder auf den Weg zu machen, als sie hinter sich einschleppendes Geräusch vernahm. Sie drehte sich um und sah Aidan rückwärts auf sich zukommen. Er schleppte etwas Schweres durch das Gras und legte es vor Saoirse ab. Es war ein großer Hirsch, der jedoch schon fast aufgegessen war. Saoirse betrachtete ihn, dann setzte sie sich hin, aß das restliche Fleisch, das noch an den Knochen hing und trank das Blut, das sie aus den Adern drückte. „Danke, Aidan.“ Er gab ein Murren von sich warf sie mit dem Kopf auf den Boden und fing an sie abzulecken. Es kitzelte und sie musste lachen. Aidan rollte sich auf dem Boden hin und her und schubste sie immer wieder mit der Pfote, bis sie sich schließlich auf ihn stürzte und die beiden zu einem Knäuel aus Fell und Gliedmaßen wurden, das über die mondbeschienene Lichtung rollte.

Müde lagen die beiden neben einander und ruhten sich aus. Saoirse sah hinauf in den Himmel und betrachtete die Sterne, während Aidan sie mit seinen leuchtend roten Augen aufmerksam beobachtete. „Weißt du Aidan, ich kann nicht ewig hier bleiben und mit dir spielen. Ich habe ein Ziel. Ich muss zu einer großen Hexe, sie heißt Immaculata.“ Bei diesem Wort spitzte er die Ohren und hob den Kopf. „Ich will ihre Schülerin werden um zaubern zu lernen. Ich will lernen wie man heilt und wie man tötet, um die Sklaven, zu denen ich vor nicht allzu langer Zeit noch gehörte, zu befreien. Ach aber warum erzähle ich dir das eigentlich, du verstehst mich ja doch nicht.“ Aidan legte den Kopf schief und grinste als sie ihn ansah. Sie streichelte seinen Kopf. „Morgen ziehe ich weiter. Wenn du willst kannst du ja mitkommen.“ Dann schlief sie ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück