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Wolfsherzen

von

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Klänge der Nacht 1

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 1

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Das Geräusch eines galoppierenden Pferdes war das Einzige, dass man im nächtlichen Wald hörte. Der Vollmond stand hell am Himmel und beleuchtete dem Pfad dem das Tier folgte ausreichend.

Der Reiter hatte es eilig zurück in sein Anwesen zu kommen. Zu lange war er nun schon von daheim fort gewesen, die Geschäfte hatten es nur leider erfordert. Doch nun freute er sich schon auf ein entspannendes Bad und die Gesellschaft seiner Familie. Wobei letzteres ihn natürlich am meisten beflügelte. Er liebte seine Familie, die nun wahrlich nicht klein war. Bei ihnen war es nie langweilig, dafür sorgten seine vier Brüder schon und wenn nicht sie, war da immer noch seine kleine Schwester. Ja, er liebte sie über alles, doch sie hielten ihn als Familienoberhaupt auch ganz schön auf Trab. Dabei waren sie alle schon in einem Alter, wo man nichts mehr mit kindlichen Übermut abtun konnte.

Der Mann spürte es direkt, als er die Grenze zu seinem Land überschritt. Sofort war ein Wolfsheulen zu vernehmen, dass ihn beruhigte. Es war also alles in Ordnung.

Die Wölfe, die sie als Wächter einsetzten, näherten sich ihm, was allerdings sein Pferd beunruhigte.

Mit leisen Worten beruhigte er es wieder. Trotzdem machte er sich dessen Angst zunutze um schneller an sein Ziel zu kommen. Ihr Besitz war riesig, doch um das Anwesen seiner Familie zu erreichen, brauchte man höchstens noch eine halbe Stunde.

Wie erwartet konnte er nach einiger Zeit schon den Wohnsitz seiner Familie sehen. Es war ein altes Herrenhaus, wie man es vielleicht auf vielen anderen Landsitzen zu Gesicht bekam. Es hatte die Form eines Rechtecks, dass aber nach vorne hin offen war. Genau dort war ein Hof um seine Pferde oder auch Kutschen abzustellen. Auch die Haupttreppe, die in das Anwesen führte befand sich dort. Umrahmt wurde das ganze von einer massiven Mauer aus Stein, deren Ausmaße kaum einzuschätzen waren.

Der Reiter lies sein Pferd langsamer werden und stoppte direkt vor der Haupttreppe. Er stieg ab und übergab die Zügel einem der herbeieilenden Diener. Lächelnd sah er auf das Gebäude. Wie nicht anders zu erwarten war es hell erleuchtet, wie jede Nacht. Seine Familie und er waren einfach nachtaktiv, dass lies sich nicht ändern.

Noch als er die Treppe hinaufging, öffnete sich schon die doppelflügelige Tür und die Umrisse eines Mannes waren zu erkennen. Auch wenn die Lichteinstrahlung verhinderte, dass er von ihm mehr sah als einen Schatten, wusste er wer es war.

„Da frag ich mich wer so lebensmüde ist bei Nacht unser Grundstück zu betreten. Dabei bist es nur du.“ Die Stimme des anderen Mannes hatte einen belustigten Klang.

„Ja, es tut mir leid, dass ich deine Hoffnung auf eine Jagd zunichte gemacht habe, Arnaud.“

Dieser winkte ab. „Ach was, ich bin froh, dass du wieder da bist Bruder.“ Lachend umarmte er ihn kurz.

„Henry.“ Eine Frau mit hellblonden Haaren, kam lächelnd auf ihn zu.

„Mutter.“ Henry löste sich von seinem Bruder und umarmte seine Mutter. „Wie geht es dir?“

„Es geht mir gut. Wie war deine Reise?“ Ihre himmelblauen Augen sahen ihn liebevoll an. Man merkte ihr die Wiedersehensfreude deutlich an. „Zieh dich erst einmal aus und dann erzähl mir davon.“

Er lächelte und zog sich die Handschuhe und den Mantel aus, die er einem Diener übergab. Auch wenn seine Mutter sehr auf die Etikette achtete, fiel es auch ihr oft schwer sich daran zu halten.

„Henry!“ Ein gleichzeitiger Aufschrei von zwei Stimmen war zu hören, auch wenn es einem Fremden schwer gefallen wäre, sie als zwei verschiedene zu identifizieren. Zwei Jugendliche kamen die Treppe hinuntergelaufen.

Mit platinblonden Haaren und violetten Augen glichen sie zwei Engeln, doch ihr Charakter passte oft nicht zu ihrem Aussehen. Wie es sich für Zwillinge gehörte, glichen sie sich wie ein Ei dem Anderen, nur ihr Geschlecht war verschieden.

Das Mädchen umarmte ihn stürmisch, während der Junge knapp vor ihm stehen blieb. Seine violetten Augen sahen seinen Bruder hoffnungsvoll an. „Hast du mir etwas mitgebracht?“

Das Mädchen hob seinen Kopf um ihn ebenfalls anzusehen. „Und mir?“

„Sin, Clerissa benehmt euch.“ Die Stimme ihrer Mutter klang ermahnend und die Beiden senkten verlegen den Blick. Clerissa löste sich von ihm.

„Es tut uns leid. Entschuldige unser schlechtes Benehmen Bruder.“ Wieder sprachen sie gleichzeitig, was bei ihnen öfters vorkam.

Arnaud lachte und klopfte Henry im vorbeigehen auf die Schulter. „Ich warte dann im Wohnzimmer auf euch. Na kommt.“ Seine letzten Worte waren an die Zwillinge gerichtet, wobei er jedem eine Hand auf die Schulter legte und sie so in den Wohnraum führte.

Henry sah zu seiner Mutter. „Wo sind die Anderen?“

Seine Mutter lächelte leicht. „Caron ist auf der Jagd und Eloy, tja wer weiß das schon?“

Henry nickte. Eloy war wahrscheinlich wieder in einem Dorf und beglückte dort einige Mädchen. Hoffentlich hielt er sich zurück, dass Letzte das sie brauchten war ein Bastard von einem dieser Mädchen.

„Und Vater?“ Es war selten ihren Vater daheim anzutreffen, da er meistens auf Reisen war. Es war für ihn anscheinend unmöglich lange an einem Ort zu verweilen, weswegen er auch die Aufgabe bekommen hatte sich um die Geschäfte zu kümmern.

Seine Mutter lächelte und schlug den Weg ein, den Arnaud zuvor genommen hatte. „Ach du kennst deinen Vater doch Henry. Wer weiß schon wo er gerade ist.“

Still lächelnd nahm er zur Kenntnis, dass sie für seinen Namen schon wieder die französische Sprechweise benutzte. Das machte sie ständig, außer sie achtete nicht darauf. Obwohl sie selbst Italienerin war, sah sie Frankreich, das Land in dem sie lebten, als Heimat an und tat alles um sich anzupassen. Was aber in erster Linie daran lag, dass sie dieses Land und seine Kultur liebte.

„Ich bin sicher, dass er wohlauf ist.“ Er folgte seiner Mutter.

„Das bestimmt. Es ist nur traurig, dass ihn nichts lange an einem Ort halten kann.“

Hauptsächlich war sie wahrscheinlich darüber betrübt, dass sie ihn nicht an einem Ort halten konnte. Dabei hatte sie es sechzehn Jahre lang geschafft, eine Ewigkeit für seinen Vater.

Zusammen kamen sie ins Wohnzimmer, wo Arnaud und die Zwillinge schon Platz genommen hatten. Erwartungsvoll sahen Sin und Clerissa ihn an.

Henry lächelte, denn Beiden verschwörerisch zu. „Keine Sorge, ich habe euch nicht vergessen.“

Zufrieden sah er wie sich ihre Augen freudig weiteten. Sie waren zwar beide schon sechzehn, doch sie benahmen sich oft wie kleine Kinder. Er nahm keinen Anstoß daran sondern fand das erfreulich. Zu viele Menschen in ihrem Alter waren schon gebrochen oder verbittert. Seinen Geschwistern sollte das erspart bleiben.

Seine Mutter nahm in einem Sessel Platz.

Er selbst ging zum Kamin in dem ein Feuer brannte. Kurz hielt er seine Hände nah an die Flammen, zog sie aber gleich wieder zurück.

„Was macht die Politik Bruder? Wird es einen Krieg geben?“

„Ach das ist doch unwichtig.“ Clerissa winkte ab. „Wichtiger ist doch was tragen die Frauen am Hof? Was ist gerade modern?“

„Das will doch keiner wissen. Was mich interessiert ist, wie ist die Jagd dort?“

Clerissa sah ihren männlichen Gegenpart kurz mit wütend funkelnden Augen an, doch dann nickte auch sie heftig. „Ja, wie ist die Jagd in der Großstadt?“

Henry lachte amüsiert, bevor er ihnen antwortete. „Die Jagd in Paris ist einfach anders. Es gibt viel mehr Beute als hier und man muss nicht so vorsichtig sein wie hier auf dem Land. Es gibt viele Dächer und Gassen in denen man sich verstecken kann, außerdem stört es keinen Menschen wenn sie am Morgen einen Toten finden. Solange es kein reicher Bürger oder Adliger ist.“

„Erzähl weiter. Was hast du alles erlebt?“ Sin sah ihn erwartungsvoll an, so als würde er eine spannende Geschichte erwarten.

„Nun gut, dann erzähle ich euch von meiner Reise.“ Henry war sich bewusst, dass sie nicht sehr aufregend gewesen war, doch für die Zwei konnte er sich ja etwas einfallen lassen.
 

Die Kerzen, die den Raum erhellten, waren beachtlich geschrumpft während seiner Erzählung, doch ihren Zweck hatte sie nicht verfehlt. Clerissa und Sin schliefen aneinandergekuschelt auf dem Sofa.

„Tolle Geschichte. Total unglaubwürdig, doch für mich sehr erheiternd.“ Arnaud grinste und ging zur Tür wo er einem Diener eine Anweisung gab.

„Na ja, zumindest der Großteil war wahr.“ Henry grinste. Er wusste selbst, dass viel

davon erfunden war, doch seine Reise war im Großen und Ganzen friedlich verlaufen. Ein Umstand, für den er dankbar war.

„Was mich aber zu einer der Anfangsfragen zurückbringt." Seine Mutter lächelte amüsiert. „Was tragen die Damen am Hof?“

Arnaud lachte leise und auch Henry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Gnade Mutter, ich erzähle dir alles morgen, wenn Clerissa wieder wach ist. Zweimal stehe ich das nicht durch.“

„Du weißt doch das Henry dafür kein Auge hat. Derlei Dinge wie Mode ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.“ Arnaud wand sich zur Tür, als jemand daran klopfte. Mit einem dankbaren Nicken nahm er dem Diener eine Decke ab.

„Klar, weil du dich damit auskennst.“ Henry sah ihn zweifelnd an. Das wäre ja etwas ganz Neues.

Doch sein Bruder lächelte nur, als er die Decke über die beiden Schlafenden legte. „Natürlich. Meine zahllosen Geliebten sorgen schon dafür, dass ich immer weiß was sie sich wünschen.“

Seine Mutter seufzte nur. Ihre gewohnte Reaktion wenn das Gespräch auf dieses Thema kam. „Müssen wir darüber reden? Ich weiß, dass ihr Geliebte habt, auch wenn es mir nicht gefällt, doch ihr müsst nicht auch noch darüber reden. Vor allem nicht so als wäre es rühmenswert, wer den größten Harem hat.“

„Natürlich. Entschuldige Mutter.“ Arnaud verbeugte sich leicht.

Nun, es war an der Zeit sich zu verabschieden immerhin hatte er noch etwas vor.

Henry nahm die Hand seiner Mutter und hauchte einen Kuss darauf. „Ich werde mich nun zurückziehen. Es war eine lange Reise und ich sehne mich nach einer Jagd.“

„Natürlich.“ Seine Mutter entzog ihm seine Hand. „Das verstehe ich.“

„Soll ich mitkommen?“ Arnaud sah ihn fragend an.

Henry schüttelte den Kopf. „Nein, heute will ich alleine jagen.“

Damit verlies er den Wohnraum und ging zur Tür. Ein Diener öffnete ihm rasch einen Flügel der Tür.

Er verlies das Haus und atmete einmal tief die Nachtluft ein. Kein Vergleich zu der in der Stadt. Die Frage nach einem Pferd abwinkend, beschleunigte er seine Schritte und brachte die Umzäunung des Grundstückes hinter sich. Er schlug einen Weg ein, der in den Wald führte. Da das Haus von Wald praktisch umgeben war, dauerte es auch nicht lange bis er an einer Stelle war, die man vom Haus aus nicht mehr einsehen konnte.

Nun konnte er sich endlich wandeln. Es war das große Geheimnis, dass seine Familie hütete. Außenstehende wussten nichts davon und auch ihre Diener waren nur teilweise eingeweiht, obwohl sie absolut loyal waren, doch so war es sicherer für sie.

Henry legte seine Kleidung ab und bei seinem Körper setzten die Veränderungen ein. Es ging schnell, ein Vorteil wenn man als Werwolf geboren wurde.

Ja er war ein Werwolf, jeder in seiner Familie war das. Sie waren sogar eine der ältesten Familien, die es gab. Zwar lebten sie wie Menschen, doch vergaßen sie darüber nicht wer sie wirklich waren. Selbst wenn sie sich für die Menschen als Adelsfamilie ausgaben, was sie zweifellos auch waren, so gehörten sie doch einer ganz anderen Spezies an. Auch wenn es bei ihnen zweifellos Unterschiede gab, wie man schon an ihrem Aussehen erkennen konnte. Doch das machte nichts, dass konnte man tarnen, soviel Magie war ihnen schon zu eigen.

Innerhalb weniger Momente war Henry zu einem schwarzen Wolf geworden. Seine grauen Augen sahen die Welt nun aus einer anderen Sicht, einer Sicht, die ihm vertraut war. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus.

Aus einiger Entfernung, aber total entgegengesetzten Richtungen, bekam er Antworten. Das war gut, Caron kam von der Jagd zurück und Eloy war auch schon auf dem Heimweg. So musste er sich um sie keine Sorgen machen.

Henry rannte los, er musste noch einiges an Weg zurücklegen, bevor er richtig jagen konnte. Sie jagten nur selten auf ihrem eigenen Gebiet, dass führte nur zu Problemen. Außerdem waren die einzigen Menschen auf ihrem Gebiet ihre Vasallen und die waren tabu. Ebenso wie das Wild, dass sie ihren tierischen Brüdern überließen. Also verlegten sie ihre Jagd auf die Gebiete ihrer Nachbarn oder noch weiter weg. Keiner von ihnen wollte, ihre Familie in Gefahr bringen. Werwölfe waren noch immer so gefürchtet wie Vampire, auch wenn die Kirche sich langsam mehr auf die Blutsauger verlegte.

Die Landschaft zog nur so an ihm vorbei, viel schneller als auf dem Rücken seines Pferdes, doch was war ein Adeliger ohne Pferd? Man würde nur über ihn tuscheln und Gerede über sich brauchte er nicht. Er brauchte nichts, dass Aufmerksamkeit auf ihn und somit auf seine Familie zog.

Endlich erreichte er das Land seiner Nachbarn, für heute musste er hier seine Beute finden. Die Nacht war schon zu weit fortgeschritten, um an anderen Orten nach Beute zu suchen. Seine Sinne gaben ihm bereits die ersten Informationen, die für seine Jagd wichtig sein könnten. Wenn es ihn auch verwirrte, was er roch. Rauch, Schweiß und frisches Blut, diese Gerüche waren für ihn nichts neues, doch alle auf einmal waren zu dieser Tageszeit hier auf dem Land doch ziemlich verdächtig.

Seine grauen Augen richteten sich zum Himmel und wirklich, er sah eine dünne Rauchsäule, die ihm bis jetzt entgangen war. Hier brannte etwas. Ein Waldbrand?

Der schwarze Wolf beschloss dieser Sache nachzugehen. Es war zwar nicht sein Land, doch wenn hier etwas brannte, dann konnte es auch eine Bedrohung für sein Eigentum darstellen.

Sich dem Brandherd nähernd, kam er zu dem Schluss, dass es unmöglich ein Waldbrand sein konnte. Er roch das Blut viel zu intensiv und auch der Feuerschein, den er nun erkennen konnte reduzierte sich nur auf eine Stelle. Was ihn aber vorsichtig werden lies, waren die menschlichen Stimmen, die er nun vernehmen konnte. Sie waren nicht verängstigt, sondern eher belustigt, anscheinend war es ein kontrolliertes Feuer oder es störte sie nicht.

Raues Lachen und leises Wimmern drang an seine Ohren und Henry wurde immer klarer was hier passierte. Ein Blick auf den Schauplatz, den er nun endlich erreicht hatte, bestätigte seine Vermutung. Es war ein Haus, das brannte. Nicht sehr groß, seine Bewohner waren sicher nur arme Bauern oder Holzfäller. Egal was sie waren, jetzt waren sie auf jeden Fall tot. Henry sah Leichen auf dem Boden liegen oder vielleicht waren sie nicht tot, doch verletzt auf den Fall.

Die Räuber die lachend und scherzend dabei waren ihre Pferde zu beladen, beachteten sie schon gar nicht mehr. Da sie Rüstungen trugen, schätzte Henry das es Söldner waren. Krieger, die in Friedenszeiten nichts besseres zu tun hatten, als zu plündern.

Nun ihm war es gleich, sie waren zu viert, geeignete Beute für ihn. Es war ihm sowieso lieber Mörder und Diebe zu töten, als unschuldige Bürger.

Er duckte sich auf den Boden und überlies es seinen Instinkten die Entfernung zu berechnen. Es war sowieso besser bei so etwas seinen Verstand auszuschalten.

Dann innerhalb eines Augenblicks sprang er los, überwand die Meter zwischen ihm und seinen Opfern rasch und biss dem ersten die Kehle durch, noch bevor diese registrierten was los war. Dem zweiten versetzte er einen Kratzer quer über die Brust, das Metall des Panzers war dabei für seine Krallen kein Hindernis.

Getroffen taumelte dieser zurück, wobei Henry ihm schon keine Beachtung mehr schenkte, sondern bereits den dritten Gegner attackierte. Auch diesen zerfetzte er die Kehle noch bevor er sich wehren konnte.

Vom Adrenalin berauscht sah sich Henry nach dem vierten Gegner um. Es durfte keiner entkommen. Er entdeckte ihn, wie er sich gerade auf den Rücken eines Pferdes schwang und dem Tier panisch die Sporen gab, woraufhin dieses sofort losstürmte. Es würde doch noch eine richtige Jagd werden, auch wenn das Pferd kein ernstzunehmender Gegner war. Trotzdem gönnte er seinem Opfer einige Meter Vorsprung, bevor er zu Verfolgung ansetzte und ihn einholte. Mit einem Sprung riss er den Reiter zu Boden, der regungslos liegen blieb.

Henry sah ihn verwirrt an. Er war tot anscheinend hatte er sich beim Sturz vom Pferd das Genick gebrochen. Egal, er war ebenso gut wie die anderen Drei.

Seine Krallen entfernten den störenden Panzer, ebenso die Kleidung und Henry konnte endlich mit seiner Mahlzeit beginnen.

Leider konnte er sich nicht allzu lange Zeit lassen, weswegen er eher schlang als aß, doch der Morgen war schon nah. Zwar hatte er kein Zeitlimit wie die Vampire, doch er erledigte diesen Teil lieber bei Nacht.

Als er fertig war, rief er seine tierischen Brüder, damit diese auch von seinem Jagdglück profitierten. Außerdem mussten die Spuren beseitigt werden, auch wenn es nur Räuber waren.

Henry ging zurück zu dem Haus. Prüfend besah er es sich. Nun übergreifen würde es nicht, dass war beruhigend. So konnte er beruhigt den Rückweg antreten.

Sich umwendend, wollte er gerade seine Gedanken in die Tat umsetzen, da erregte ein leises Stöhnen seine Aufmerksamkeit.

Überrascht wand er sich um. Hatte er jemanden nicht richtig erwischt? Der Mann, den er an der Brust getroffen hatte, war inzwischen verblutet, es waren ja auch tiefe Wunden gewesen. Deswegen ging er zu den Bauersleuten. Die Frau war tot, ebenso wie der Mann.

Henry schnupperte an dem Baby, auch das war tot. Doch der Junge daneben, atmete noch. Zwar flach und unregelmäßig, doch er lebte.

Henry war im Zwiespalt. Wenn er ihn mitnahm, dann gab es daheim sicher Probleme, doch er wurde sich nicht gut fühlen, wenn er ihn hier liegen lies.

Mit einem gedanklichen Fluch wandelte er sich. „Ich hoffe du bist es auch wert.“

Er hob den braunhaarigen Jungen hoch. Er schien keine Wunden zu haben, zumindest nicht auf den ersten Blick.

Ihn zu einem Pferd schleifend, legte er ihn quer über den Sattel. Es war nicht bequem, doch es musste reichen. Er selbst setzte sich auf ein anderes Pferd und nahm die Zügel des Anderen in die Hand. So machte er sich auf den Rückweg.

Klänge der Nacht 2

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 2

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Als er endlich wieder sein Heim erreichte, war die Sonne schon aufgegangen. Das Haus, dass in der Nacht noch voller Leben war, lag nun still da. Bis auf die üblichen paar Dienstboten die am Tag ihre Arbeit verrichteten, schliefen sicher schon alle und das war auch besser so. So sehr sie auch versuchten menschlich zu wirken, ein Fremder war hier nicht gern gesehen und schon gar nicht, wenn er ein Mensch war. Ihre Dienstboten waren zwar größtenteils menschlich, doch sie waren ihnen treu ergeben. Schon alleine, weil sie bei ihnen ein gutes und sicheres Leben hatten. Ein Fremder war allerdings immer ein Risiko.

Henry hob den Verletzten vom Pferd und übergab die Zügel einem Stallburschen, der eilig auf ihn zukam. Der neugierige Blick, den der dabei auf den Jungen warf, entging Henry jedoch nicht. Nun ewig geheim halten, würde er dessen Anwesenheit wohl kaum können.

Er trug ihn die Treppen hoch und durch die Tür, die wie immer von einem Dienstboten geöffnet wurde.

„Hol den Arzt, der Junge hier ist verletzt.“ Henry wartete schon gar nicht mehr darauf, ob dieser seinem Befehl Folge leistete, dass war selbstverständlich. Den Jungen in ein Gästezimmer bringend, legte er ihn aufs Bett.

Seufzend setzte er sich an den Bettrand. Hoffentlich gab das nicht allzu

große Probleme mit seiner Familie. Doch wenn er ihnen die Umstände erklärte, dann würden sie es sicher verstehen. Zumindest hoffte er das.

Es klopfte an der Tür und Henry sah auf. Doch anstatt dem Arzt, sahen ihm zwei rehbraune Augen entgegen.

„Was machst du denn hier? Sind dir deine eigenen Räume nicht schön genug?“ Der Blondhaarige trat ein und kam zu ihm.

„Nein Eloy, ich warte nur auf den Arzt.“

Der Jüngere nickte. „Für deinen Gast nicht?“

Er grinste und warf einen Blick auf den Menschen auf dem Bett. „Mutter wird stinksauer sein. Ich freu mich darauf.“

Henry seufzte. „Solltest du nicht schon schlafen?“ Der Jüngere hatte das ausgesprochene Talent immer dann aufzukreuzen, wenn man ihn am wenigsten brauchte. Die Probleme, die er damit erzeugte, nahm er dabei gar nicht wahr.

Eloy schüttelte den Kopf. „Ich hab etwas zuviel Alkohol erwischt, dass hält mich unglücklicherweise wach.“

Er beugte sich über den Menschen. „Er riecht gut, das regt richtig zu einer Jagd an.“

Der Schwarzhaarige streckte eine Hand aus und hielt so seinen Bruder zurück. „Du kennst die Regeln, was das Haus und unseren Grund angeht.“

„Ja, ich weiß.“ Der Blondhaarige seufzte.

Ein abermaliges Klopfen lenkte Eloys Aufmerksamkeit von dem Menschen ab. Auch Henry wand sich zur Tür.

Diese öffnete sich und ein rotblonder, junger Mann trat ein. Er lächelte den Beiden kurz zu und ging dann zum Bett. „Ist er das?“

„Ja Kobe, dass ist er. Siehst du mal nach ihm?“ Henry stand auf und entfernte sich etwas vom Bett. Eloy zog er dabei mit sich.

Dieser sah auf Kobe und wand sich brüsk um.

Henry sagte nichts dazu. Es war einfach unmöglich die Zwei zusammen in einem Zimmer zu lassen. Vor allem weil Eloy Kobes Existenz nicht anerkannte. Kobe war ein Mischling, das Ergebnis seines Onkels, der sich mit einer Menschenfrau paarte. Ein unglaubliches Missgeschick, doch man konnte das Kind schlecht töten. Da es aber nicht bei den Menschen bleiben und seine Frau es nicht wollte, schickte ihr Onkel Kobe zu ihnen. Seine Eltern hatten ihn wie ihr eigenes Kind behandelt und auch er und seine Geschwister kamen mit ihm aus. Nur Eloy war viel zu stolz auf seine Rasse um so etwas wie Kobe anzuerkennen. Nicht einmal seine Wunden lies er von ihm anfassen, obwohl er ihr Arzt war.

„Hör zu Eloy. Ich würde es sehr begrüßen, wenn du den Anderen nichts davon sagst. Zumindest nicht bevor sie es selbst herausfinden.“

Eloy nickte nur stumm und verlies das Zimmer.

Henry schüttelte nur den Kopf und kam zu Kobe. „Und was ist?“

Kobe besah sich den Jungen nachdenklich. „Er hat keine äußerlichen Verletzungen, nur eine große Beule. Wenn wir Glück haben, dann ist es nur das. Doch das kann ich erst feststellen, wenn er wieder wach ist. Wo hast du ihn gefunden?“

„Auf dem Nachbarland, sein Haus wurde überfallen, er war der einzige Überlebende.“

„Schlimm.“ In Kobes Stimme war kein Mitleid zu hören, es war eine einfach Feststellung.

„Ja.“ So etwas passierte leider viel zu oft. Selbst in Friedenszeiten, auch wenn es das hier nicht gab, da sie sich um ihre Leute kümmerten und sie beschützten.

Kopfschüttelnd ging Kobe zur Tür. „Ruf mich, wenn sich was ändert.“

„Mach ich“ Obwohl er sich selbst jetzt wohl hinlegen würde. Er wollte seiner Mutter das alles nicht erklären, wenn er müde war.

Deswegen rief er einen Diener, der sich um den Jungen kümmern sollte. So konnte er sich selbst zurückziehen und etwas schlafen. Henry war sich sicher, dass es kein freudiges Erwachen heute Abend sein würde.
 

Benommen öffneten sich die blauen Augen und blickten unfokussiert um sich. Sein Kopf schmerzte, wenn er auch nicht wusste weshalb. Erst nach und nach konnte er die Bilder die seine Augen ihm lieferten zuordnen. Er lag auf einer weichen Unterlage, wahrscheinlich in einem Bett, und es war Tag, dem Licht nach zu urteilen.

Er drehte den Kopf leicht und sah eine Tür. An einem Tisch davor stand ein junger Mann und sah ihn überrascht an.

„Oh ihr seid wach. Bitte wartet hier, ich hole den Arzt.“ Damit rannte er schon fast aus dem Raum.

Einen Arzt? Er brauchte keinen Arzt, er brauchte …

Der Junge stockte in seinen Überlegungen. Ja, was brauchte er eigentlich? Sein Kopf fühlte sich so leer an. Die Informationen über die einfachsten Dinge drangen nur schwer und langsam in seinen Verstand ein.

Bevor er sich allerdings darüber Gedanken machen konnte, trat ein junger Mann ein.

„Guten Abend. Mein Name ist Kobe. Ich bin hier der Hausarzt.“ Er kam zu ihm und setzte sich auf die Bettkante.

Der Braunhaarige richtete sich auf, wenn er auch darauf achtete, dass er seinen Kopf nicht zu sehr bewegte.

Kobe schien das zu bemerken, denn er lächelte leicht. „Ja, dass wird eine Beule geben. Allerdings bist du noch recht gut weggekommen.“

„Was?“ Er griff sich an die Stelle die schmerzte, zog aber hastig seine Finger wieder zurück, als ein noch größerer Schmerz durch seinen Kopf schoss.

„Was ist passiert?“

„Du wurdest anscheinend von Räubern angegriffen und niedergeschlagen. Doch genaueres kann dir sicher der Hausherr erzählen. Er müsste bald aufwachen, ebenso wie der Rest der Familie.“

„Aber es ist doch Abend?“ Ging man da nicht schlafen? Oder spielten ihm seine Gedanken da einen Streich.

Kobes Lächeln nahm einen Ausdruck an, den er nicht deuteten konnte. „Nun, diese Familie ist etwas speziell. Doch was du erfahren sollst, wird dir der junge Herr sicher erzählen. Wie ist eigentlich dein Name?“

Der Braunhaarige öffnete den Mund um zu antworten, schloss ihn dann aber wieder ohne ein Wort gesagt zu haben. Ein verwirrter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. „Ich weiß nicht. Er fällt mir nicht ein.“ Der letzte Satz klang schon leicht panisch.

„Keine Sorge.“ Kobe legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das ist sicher nur vorübergehend. Eine Folge des Schlages auf den Kopf.“

„Wirklich?“ Er sah den Älteren hoffnungsvoll an.

Dieser nickte. „Bestimmt.“

Er war nicht ganz so überzeugt von seinen eigenen Worten, dass fühlte der Junge. Doch es war einfacher und vor allem beruhigender ihm zu glauben.

„Weißt du irgendetwas anderes?“ Fragend sah ihn der Rotblonde an.

Er versuchte sich an etwas zu erinnern, doch alles was mit ihm zu tun hatte, schien nicht mehr zu existieren. Das bedeutete, er war ein Mensch ohne Vergangenheit, doch das konnte nicht sein. Angestrengt versuchte er wenigstens ein paar Fetzen seiner Vergangenheit zu finden, doch da war nichts. Aber da musste etwas sein.

Sein Kopf begann zu schmerzen und er legte sich eine Hand an dir Stirn. Plötzlich fühlte er eine Hand, die über sein Haar strich.

Kobe lächelte sanft. „Ist schon gut. Es wird mit der Zeit alles wieder kommen, da bin ich mir sicher.“

Es klopfte an der Tür.

„Oh, dass ist sicher der junge Herr.“ Kobe stand auf und öffnete die Tür.

Der Braunhaarige sah ihm interessiert nach. Er war zwar immer noch etwas verstört, doch er war auch neugierig wie sein Retter aussah. Allerdings sah er zu Begin nicht viel, da ihm Kobe die Sicht versperrte. Dieser hatte die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet und sprach etwas mit der Person außerhalb des Raums, doch er konnte nicht verstehen um was es ging. Dann nickte Kobe plötzlich und trat zur Seite.

Herein trat ein jung aussehender Mann mit schwarzen Haaren und grauen Augen, die ihm im ersten Moment Angst machten. Er hatte das Gefühl von einem Raubtier gemustert zu werden und er war in der Rolle der Beute. Doch dann lächelte der Mann und sein Unbehagen verflog.

„Guten Morgen. Mein Name ist Henry, ich glaube es ist besser, wenn wir erst einmal nur bei den Vornamen bleiben, dass ist nicht so kompliziert.“ Er blieb neben dem Bett stehen.

„Kobe hat mir gerade erzählt, dass du dich an nichts mehr erinnerst. Das ist bedauerlich.“

Bei dem Gruß, warf der Braunhaarige einen Blick aus dem Fenster. Nun Morgen war es wirklich nicht mehr. Trotzdem schwieg er weiter. Bei der Sache mit seinen Erinnerungen nickte er nur betrübt. Das war eine Sache die wirklich an ihm nagte.

Henry schien sein Schweigen nicht zu beleidigen, viel eher nickte er verstehend. „Nun, dann sollten wir uns wohl einen Namen für dich ausdenken, bis du deinen eigenen wieder weißt.“

„Das wird wohl das Beste sein.“ Immerhin brauchte er ja einen Namen, wenn er nicht immer nur mit ‚du’ und ‚Junge’ gerufen werden wollte.

Es klopfte abermals und Kobe, der die ganze Zeit schweigend neben der Tür gestanden hatte, öffnete. Abermals redete er mit einer Person vor der Tür, diesmal aber deutlich kürzer. Er wand sich zu ihnen um. „Henry. Es ist soweit.“

Der Schwarzhaarige seufzte. „Es musste ja kommen. Fühlst du dich kräftig genug, um aufzustehen?“

Verwirrt sah er Henry an, doch er nickte. Er konnte sich nur an nichts erinnern, körperlich hatte er nichts, soweit er feststellen konnte.

„Gut, dann folg mir bitte und keine Angst es wird dir nichts passieren.“

Langsam stand der Junge auf. Er war sich nicht so sicher, ob es ihm wirklich so gut ging wie er gerade versichert hatte. Doch Kopfschmerzen oder sonstige Beschwerden blieben aus.

Bei der Bemerkung sah er allerdings auf den jungen Hausherrn. Eigentlich hatte er nicht angenommen, dass er Angst haben müsste. Jetzt hingegen machte er sich aber schon Sorgen. Er wollte eine entsprechende Frage stellen, doch dann lies er es doch bleiben.

Schweigend folgte er Henry, als dieser ihn durch die Gänge führte. Sein Zimmer war ja schon edel eingerichtet gewesen, doch nun bemerkte er, dass diese Familie wirklich reich sein musste. Das Meiste hatte er noch nie gesehen, glaubte er zumindest, doch es sah wirklich schön aus.

Vor einer Tür stoppte Henry und öffnete sie. Er trat ein und machte dann Platz um ihn eintreten zu lassen.

Als der Braunhaarige den Raum betrat, richteten sich sechs Augenpaare auf ihn und er wich unwillkürlich wieder einen Schritt zurück. Jeder hier in diesem Raum hatte den gleichen Blick wie sein Retter, nur lächelte hier keiner. Das Gefühl ein Tier in der Falle zu sein, wurde hier immer stärker. Am Liebsten hätte er auf der Stelle kehrt gemacht und geflüchtet.

Die Frau erhob sich. „Setzt euch doch bitte. Henry,…“ Fragend sah sie ihn an.

„Er hat keinen Namen, oder besser er hat ihn vergessen.“ Henry legte ihm einen Hand in den Rücken und führte ihn zu einem Sessel.

Eigentlich wollte er gar nicht noch weiter in den Raum, eher in die entgegengesetzte Richtung, doch das lies sich wohl kaum bewerkstelligen.

„Nun das ist schlimm.“ Die Frau sah ihn nun eher interessiert an, als kühl wie vor einigen Momenten.

Nach dieser Offenbarung, änderten sich die Blicke der Meisten Anwesenden hier, wie der Junge merkte. Irgendwie war er sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war seinen Retter hierher zu begleiten.

Klänge der Nacht 3

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 3

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Henry wusste nicht, ob er sich über das plötzlich aufkommende Interesse freuen sollte oder es eher beunruhigend war. Zumindest hatte sich das anfängliche Misstrauen gelegt.

„Und du erinnerst dich wirklich an gar nichts?“ Clerissa sah den Jungen mit ehrlichem Interesse an. „Das hört sich aufregend an.“

„Clerissa, ich glaube nicht, dass man den Verlust seines Gedächtnisses als aufregend bezeichnen kann.“ Caron schüttelte tadelnd den Kopf.

„So war das doch nicht gemeint.“ Das platinblonde Mädchen winkte lässig mit einer Hand ab.

„Wers glaubt.“ Sin, der neben seiner Schwester saß, verdrehte die Augen.

Knurrend wand sie sich ihrem Bruder zu. „Wie war das?“

Auch wenn es wahrscheinlich in einem Chaos enden würde, war Henry erleichtert. Wenigstens war alles normal, soweit man das bei seinen Geschwistern so nennen konnte. Seine Mutter kam zu ihnen und setzte sich neben den Jungen. „Bitte entschuldige das Benehmen meiner Kinder. Sie vergessen oft in welchem Alter sie sich befinden.“ Die letzten Worte waren durchaus in einem strengen und verärgerten Tonfall ausgesprochen worden.

Sofort verstummte Clerissa und auch Sin, der hinter Caron Zuflucht gesucht hatte, hörte auf sie zu reizen. „Entschuldige Mutter.“

Doch man merkte den Beiden an, dass sie es nicht ernst meinten, sondern nur sagten damit sie einer ihrer Strafpredigten entgingen.

Caprice ging gar nicht darauf ein, sondern konzentrierte sich auf den Jungen, der etwas verloren wirkte. „Also du erinnerst dich wirklich an gar nichts?“

„Doch. Ich weiß alles, nur nichts was mich betrifft.“ Die Stimme des Jungen war leise.

Henry legte ihm eine Hand auf die Schulter, er wusste nicht wie es ihm ging, doch es musste schwer für ihn sein.

„Also ich verabschiede mich, dann für heute Nacht. Auf mich wartet eine Jagd.“ Caron neigte leicht den Kopf und ging Richtung Tür.

„Das ist unfair, du warst erst gestern. Heute bin ich dran.“ Clerissa sprang auf.

„Du willst doch nur auf die Jagd, weil du dir ein Haustier zulegen willst, so wie Henry.“ Sin lümmelte gelangweilt auf der Couch. „Schwesterchen du bist so durchschaubar.“

„Will ich nicht!“ Sie fuhr zu ihrem Bruder herum, ihre violetten Augen funkelten wütend.

„Mutter du hast ihr eindeutig zuviel von deinem Temperament mitgegeben.“ Sin sah gelangweilt zu seiner Mutter.

„Und du wirst schon so langweilig und blasiert wie alle anderen Adligen.“

„Aus. Ich nehme Sin mit und damit basta.“ Caron sah seinen jüngsten Bruder auffordernd an.

„Okay.“ Dieser sprang auf und war schon aus dem Raum, bevor Clerissa ihre Entrüstung überwinden und Protest einlegen konnte. Sie öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder ohne etwas zu sagen. Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust und setzte sich wieder hin.

Das nutzte Caron, um auch den Raum zu verlassen.

Henry fand es zwar etwas gewagt vor dem Jungen von einer Jagd zu sprechen, doch mit einer plausiblen Ausrede konnte man alles erklären. Allerdings war es etwas zu ruhig im Raum. Vor allem hatten sich zwei seiner Brüder noch nicht zu Wort gemeldet und das war sehr ungewöhnlich, zumindest für Eloy.

Arnaud erkannte er in einer Ecke an die Wand gelehnt, das Ganze stumm beobachtend und Eloy… Henry musste wirklich zweimal hinsehen, so unglaubwürdig erschien ihm die Szene. Hatte Eloy wirklich ein Buch in der der Hand? Noch mehr irritierte ihn die Tatsache, dass es die Bibel war.

„Eloy, was machst du da?“ Das Misstrauen in Henrys Stimme war nicht zu überhören.

„Hm?“ Der Blondhaarige sah auf und lächelte. „Och ich suche nur einen Namen, immerhin braucht er doch einen oder?“

„Ja, aber warum aus der Bibel? Du bist doch nicht einmal gläubig.“ Das war keiner von ihnen, auch wenn es ihnen gelehrt wurde.

„Warum auch?“ Eloy hob fragend eine Augenbraue. „Ich hab es nicht nötig zu beten. Denn seien wir einmal ehrlich um was beten die Menschen? Um Reichtum, dass erübrigt sich bei mir, ich bin reich. Schönheit? Tja auch das bin ich. Ebenso wie ich nicht um Intelligenz beten muss, da ich von Natur aus klug bin. Also, um was soll ich beten?“ Die Überheblichkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Wie wäre es mit ein bisschen Bescheidenheit?“ Arnaud kam zu ihm und nahm ihm die Bibel aus der Hand, in der er dann selbst blätterte.

Henry sagte nichts dazu, das war eben Eloy in seinem Normalzustand. Arrogant und total von sich überzeugt, das würde er wohl nie ablegen.

„Außerdem glaube ich an etwas. Ich glaube an meine Willenskraft, meine Stärke und meine Intelligenz mit deren Hilfe ich mein eigenes Schicksal meistern kann.“

„Ein Wunder, dass er noch nicht als Ketzer verbrannt worden ist.“ Arnaud schüttelte den Kopf.

„Das hätte uns eine Menge Ärger erspart.“

„Das hab ich gehört.“ Eloy sah empört zu seinem älteren Bruder.

„Darum hab ich es ja auch gesagt.“ Henry lächelte leicht. „Na dann sucht eben einen Namen aus.“

„Achte bitte nicht auf sie. Sie sind zu meinem Bedauern schlecht erzogen.“ Caprice lächelte den Jungen entschuldigend an.

„Nein, es ist nur sehr sonderbar.“ Dieser sah verwundert von einem zum Anderen.

Henry konnte es verstehen, sie waren ja auch wirklich seltsam. Um das zu vergleichen hatte er schon genug andere Adelsfamilien besucht. Dagegen waren sie regelrechte Vandalen. Doch das war eben ihre Natur und hier konnten sie diese auch ausleben.

„Hm wie wäre es mit Johannes?“ Arnaud sah fragend auf.

„Saulus.“ Dieser Einwurf kam wie erwartet von Eloy.

„Den Letzten musst du nicht beachten, aber was sagst du zu dem Ersten?“ Fragend sah der Schwarzhaarige den Jungen an.

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ein Name ist so gut wie der Andere. Es ist ja nicht mein richtiger.“

„Nun wenn das so ist…“ Clerissa ging zu ihren Brüdern und nahm Arnaud kurzerhand die Bibel aus der Hand. Sie blätterte einige Seiten weiter. „Dann nehmen wir doch einfach Lukas. Das ist wenigstens ein Name, der mir gefällt. Ist kürzer und hört sich besser an als Johannes.“

Ihre Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Jungen.

Dieser zuckte nur abermals mit den Schultern. „Wie gesagt mir ist es gleich.“

„Gut, dann Lukas.“ Sie schlug das Buch zu und stellte es in das Regal zurück.

Damit waren sie alle überstimmt. Was Clerissa sagte war Gesetz. Zumindest solange ihre Mutter oder die Logik nicht dagegensprach. Das war ihnen allen bewusst.
 

Müde gähnte er einmal. Es war eine lange Nacht gewesen.

„Ich schätze es ist Zeit, dass wir das beenden. Es ist ja auch schon spät.“ Henry stand auf. „Wenn du willst, bringe ich dich zu deinem Raum.“

Lukas nickte nur zustimmend. Es war eine willkommene Rettung, vor weiteren Fragen. Clerissa war in dieser Hinsicht sehr ausdauernd, wie er gemerkt hatte. Nur leider hatte er sie bei den meisten Fragen enttäuschen müssen. Wenn es ihm selbst auch lieber gewesen wäre, wenn er die Antworten hätte. Doch da war nichts und es kam auch nichts zurück wie Kobe behauptet hatte.

Auch Eloy erhob sich. „Ich werde mich dann auch zurückziehen. Ehrlich gesagt hatte ich in den letzten Nächten nicht genug Schlaf.“

„Ach woran könnte das wohl liegen?“ Arnaud verdrehte die Augen, in seiner Stimme hatte man die Ironie deutlich herausgehört.

„Tja im Gegensatz zu dir bin ich beliebt Brüderchen.“ Eloy lächelte überheblich.

„Kein Streit zu so später Stunde. Eloy geh einfach, mach… was du eben immer machst.“ Caprice seufzte und lies sich zurücksinken.

„Wir gehen dann einmal.“ Henry wies zur Tür und Lukas folgte der Aufforderung.

Wenn er ehrlich war, dann hatte sich seine erste Einschätzung als falsch erwiesen. Keiner von ihnen war wirklich böse oder wollte ihm schaden. Im Gegensatz, sie waren alle ziemlich nett. Jeder hatte seine Eigenheiten, doch die hatte jeder Mensch. Wenn man sich daran gewöhnt hatte, dann konnte man sich sogar darüber amüsieren. Vor allem Eloy sorgte immer dafür. Er konnte ihn nicht richtig einschätzen, ob er das was er sagte ernst meinte, oder es nur spielte. Seine Familie nahm es auf jeden Fall ernst.

Arnaud hingegen war der Ruhige, der nur dann sprach wenn es unumgänglich war oder es darum ging seine jüngeren Geschwister aufzuziehen.

Wenn er ehrlich war, dann hatte er von den Beiden nicht sehr viel anderes gehört, die Unterhaltung war hauptsächlich von Clerissa geführt worden. Sie war sehr neugierig, wie es eben in diesem Alter war. Lukas hatte sie eigentlich für oberflächlich eingeschätzt aufgrund der Themen ihrer Fragen, doch dann kamen immer sehr gezielte und intelligente Fragen, die geschickt in ihr oberflächliches Geplapper eingebunden waren. Egal was sie war, sie war auf keinen Fall oberflächlich und schon gar nicht dumm.

Ihre Mutter schien das genau zu wissen, weswegen sie ihr Gespräch auch kaum unterbrach. Alles in allem war Caprice sehr ruhig gewesen, doch ihm waren ihre musternden Blicke nicht entgangen, die sie ihm immer zugeworfen hatte. So als wollte sie einschätzen, ob er ein Risiko war oder nicht. Doch was könnte er ihnen schon antun und aus welchem Grund?

Derzeit hatte er wirklich seine eigenen Probleme. Er erinnerte sich an nichts, wirklich nichts. Ja, er konnte allen Dingen einen Namen geben und wusste auch wie man sie benutzte, doch alles was ihn anging, das lag weiter im Dunkeln. Dabei wollte er es gerne wissen. Wer war er? Wo gehörte er hin? Was war mit seiner Familie? Dass alles waren Fragen auf die er gerne eine Antwort hätte.

So in seine Gedanken vertieft, merkte er nicht wie Henry auf einmal stehen blieb. Unsanft rempelte er ihn an. „Tut mir leid.“

„Das macht nichts.“ Er lächelte und öffnete die Tür. „Die Diener werden dir alles bringen was du brauchst.“

Lukas ging in das Zimmer. Auch hier waren überall Kerzen angezündet worden. Anscheinend war es hier normal die Nacht zum Tag zu machen. „Ich brauche meine Erinnerungen, die Gewissheit wer ich bin. Das können sie mir nicht geben.“

Seufzend sah er auf den Boden. Vielleicht zwang er sich zu sehr und es brauchte einfach nur seine Zeit. Doch dieses Unwissen bezüglich seiner Person quälte ihn, er war sich selbst ein Fremder.

Plötzlich spürte er eine Person neben sich und eine Hand legte sich sanft auf seinen Kopf. „Es wird wieder. Das alles braucht Zeit. Ich bin sicher du wirst deine Erinnerungen wiederbekommen.“

Lukas wollte die Worte ja glauben, doch es fiel ihm schwer. Immerhin befand er sich in dieser Situation. Wäre er an der Stelle des Älteren, dann könnte er das auch so unbeschwert sagen.

So schluchzte er nur leise aufgrund seiner Hilflosigkeit in dieser Situation. Er wusste, dass es äußert unmännlich war, deswegen biss er sich auf die Lippen, um es zu unterdrücken.

Henry zog ihn an seine Brust. „Es ist nicht schlimm. Wenn du dich dadurch besser fühlst, kannst du ruhig weinen, ich werde es keinem erzählen.“

Auch wenn Lukas im ersten Moment überrascht war, es tat gut jemanden zu haben, der sich um ihn kümmerte. Auch wenn er sich fragte, warum der Schwarzhaarige das auf sich nahm. Oder war das auch normal und er hatte es nur vergessen?

Resigniert seufzte Lukas und nach einigen Augenblicken löste er sich wieder von Henry. Wenigstens hatte er sich soweit beruhigt, um sich zu beherrschen. Das war ja so was von demütigend, wenn man seine Schwäche so zur Schau stellte.

„Danke.“ Er sah auf den Boden, da er nicht in Henrys Gesicht sehen wollte. Zwar hatte dieser gesagt, dass es okay war, doch Lukas war sich da nicht so sicher.

Henry ging auch nicht darauf ein, so als fühlte er was in dem Jüngeren vorging. „Also dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“

Damit lies er ihn alleine.

Diese neuen Definitionen der Tageszeiten verwirrten Lukas noch immer. Doch auch er war müde. So zog er sich aus, löschte die Kerzen und schlüpfte unter die Bettdecke. Doch er konnte nicht wirklich schlafen. Er hatte das Gefühl, als würde ihm etwas fehlen, auch wenn Lukas es nicht benennen konnte.

Unruhig wälzte er sich im Bett umher. Erst als es dämmerte und die Sonne das Zimmer erhellte, fiel er in einen leichten, traumlosen Schlaf.

Klänge der Nacht 4

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 4

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Henry sah aus dem Fenster, wo er im Garten die Zwillinge und Lukas beobachten konnte. Sie schienen sich blendend zu amüsieren. Natürlich, die Zwei hatten außer dem Anderen nur selten Gleichaltrige mit denen sie etwas unternehmen konnten. Nun da Lukas da war, nutzten sie das eben aus. Dieser machte dabei wohl nur mit, um seinen Gedächtnisverlust verdrängen zu können. Noch immer gab es keine Besserung.

„Was willst du mit ihm machen?“

Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht Caron. Irgendwann wird er wieder gehen müssen, das ist mir klar. Nur, ich will ihn nicht ohne seine Erinnerungen gehen lassen.“

Seit Lukas hier war, war nun schon eine Woche vergangen. In dieser Zeit hatte er sich recht gut eingelebt für Henrys Einschätzung. Auch hatten sie einiges miteinander geredet, so dass er eine Vorstellung davon hatte, was Lukas für ein Mensch war. Er war bei Gott nicht das, was er einen schlechten Menschen nennen würde. Oder er war es seit seiner Amnesie nicht mehr, was davor war wusste er ja nicht.

„Spätestens wenn Vater kommt, wirst du doch von ihm trennen müssen.“ Caron trat neben ihn.

Ja, auch das war Henry bewusst. Sein Vater mochte keine Menschen in ihren Heim, wenn sie nicht zur Dienerschaft gehörten. Doch es war schwer einzuschätzen, wann dieser wieder zurückkam. Heute, Morgen, in einer Woche, in einem Jahr, dass konnte jederzeit sein. Er pflegte meist unangemeldet aufzutauchen und ebenso wieder zu verschwinden. Keiner von ihnen wusste wo er war oder was er machte, doch sie hatten es akzeptiert ihn nur selten zu sehen. „Ich werde das schon regeln.“

„Das solltest du Henry. Am besten noch bevor Vater kommt. Bis jetzt ist ja alles noch gut gegangen, doch glaubst du nicht, dass es schon etwas zu lange dauert? Was ist wenn er sich nie wieder an seine Vergangenheit erinnert?“ Caron ging zu einem Schrank und öffnete ihn. Er sah Henry fragend an, als er eine Flasche Whiskey herausnahm.

Dieser schüttelte nur den Kopf. Ihm war nicht danach etwas zu trinken.

Caron zuckte mit den Schultern und bediente sich selbst. Mit einem halbvollen Glas setzte er sich auf die Couch.

„Kobe meinte, dass es Zeit braucht.“ Henry kam zu seinem Bruder und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.

„Ich will nichts gegen Kobes Kompetenzen als Arzt sagen, doch seien wir einmal ehrlich. Was hättest du dem Jungen gesagt? Kobe ist da viel zu weichherzig, Fakt ist doch, dass er bis jetzt keine Fortschritte gemacht hat.“

Henry konnte Carons Einschätzung von Kobes Charakter nicht so ganz Recht geben. In Hinsicht auf Lukas hatte er jedoch Recht. Es gab keine Fortschritte. „Das wird sicher noch.“

„Dann aber schnell, bevor Vater kommt.“ Caron leerte sein Glas mit einem Schluck und stellte es auf den Beistelltisch, neben der Couch. „Übrigens die Wilderer, die immer wieder in unser Gebiet eingedrungen sind, habe ich bis auf den Letzten beseitigt. Es waren größtenteils nur Bauern, doch es war unverzeihlich.“

„Danke Caron.“ Henry nickte ihm dankend zu. Es war zwar nicht unverzeihlich, doch trotzdem konnte es nicht geduldet werden. Sie lebten abgeschieden und da konnten sie es sich nicht leisten das Futter für ihre Wölfe zu teilen. Noch dazu wo diese Wilderer auch Wölfe töteten. Deswegen hatte Caron auch so scharf durchgegriffen. Er war sowieso derjenige von ihnen, der am liebsten auf die Jagd ging und auch gut darin war. Aus diesem Grund hatte er die Aufgabe auch gerne erledigt. Jeder anderer seiner Brüder hätte darüber nur gemault und als lästige Pflicht angesehen.

„Also dann. Ich werde mich nun verabschieden und dich deinen Gedanken überlassen.“ Der Rothaarige stand auf und lächelte.

„Hey wie gesagt, wir wissen nicht wann Vater zurückkommt. Also mach dir keine Gedanken darüber.“

Henry nickte und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. Als sein Bruder das Zimmer verlassen hatte, sah er wieder in den Garten hinab. Inzwischen waren die Fackeln gelöscht worden, also waren die Drei wieder ins Haus gegangen. Trotzdem sah Henry weiter auf den dunklen Wald. Diese Aussicht half ihm dabei seine Gedanken zu ordnen. Caron hatte ja Recht. Sein Vater würde es nie akzeptieren, nicht einmal wenn sie Lukas als Diener einstellten, da nur er selbst die Leute einstellte, die sich um seine Familie kümmerten.

Doch es widerstrebte Henry Lukas einfach hinauszuwerfen. Immerhin hatte er niemanden mehr oder zumindest keinen, den man ausforschen konnte. Das hatte er schon versucht. Denn auch er lies keine Gäste in sein Heim, über die er sich nicht informiert hatte. Nur würde seine ganze Grübelei die Sache nicht verbessern, nein sie brachte gar nichts. Dieses Problem löste sich entweder ganz von selbst oder gar nicht.

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja?“

Er ahnte schon wer es war, seine Brüder würden nie soviel Feingefühl zeigen und anklopfen. Es sei denn sie wollten etwas oder er war nicht alleine.

Die Tür öffnete sich und Lukas kam in den Raum. „Ich soll dir von deiner Schwester ausrichten lassen, dass das Essen bereitsteht.“

„Ach ja danke.“ Henry lächelte den Jungen dankend zu. Noch so eine Unsitte, die sie wegen Lukas und dem Willen seiner Mutter eingeführt hatten. Sie aßen zusammen. Sonst suchte sich jeder seine Beute, egal ob auf der Jagd oder in Form von gekochten Essen hier. Doch seine Mutter dachte es sei nett einmal wie ganz normale Menschen zusammen zu essen. Tja nur leider waren sie eben keine Menschen, dass schien sie dabei zu vergessen.

„Lukas?“ Es dauerte einen Moment bis dieser darauf reagierte. Natürlich, er musste sich noch daran gewöhnen, immerhin war es nicht sein richtiger Name.

Der Angesprochene wand sich zu ihm um. „Ja?“

Henry wollte ihn schon fragen ob er sich an etwas erinnerte, lies es dann aber. „Wie geht es dir? Ich hoffe die Zwei setzen dir nicht zu sehr zu.“

Lukas schüttelte den Kopf. „Nein sie sind sehr nett, wenn auch etwas anstrengend. Doch es macht mir Spaß.“

Wem sagte er das? Henry wusste selbst wie viel Nerven die Zwei einen kosten konnten. „Gut, aber wenn du nicht willst, dann kannst du gerne nein sagen. Du bist nicht verpflichtet für sie der Zeitvertreib zu sein.“

Lukas schüttelte den Kopf. „Nein es ist eine gute Ablenkung. Nur… „

Er stockte und trat dann vollends in den Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. „Ich verstehe nicht ganz warum?“

„Warum was?“ Zwar verwirrte Henry diese Frage etwas, doch er hatte sie auch schon erwartet.

„Warum kümmerst du dich so um mich? Du kennst mich nicht oder kanntest mich nicht. Ich bin ein Fremder, deswegen verstehe ich nicht warum du mich nun, wo es mir besser geht nicht hinauswirfst.“ Lukas sah zu Boden, man sah ihm seine Unsicherheit deutlich an.

„Willst du das etwa?“ Das war eine gemeine Frage und das war dem Älteren klar. Doch es konnte ja sein, dass es Lukas hier nicht gefiel. Er war kein Gefangener und konnte gehen wohin er wollte. Daran lag es ja nicht.

„Nein.“ Der Braunhaarige schüttelte hastig den Kopf. „Wie gesagt, es verwundert mich nur.“

„Es stimmt, ich kenne dich nicht, das ist schon richtig. Oder besser ich kannte dich nicht, doch das hat sich ja nun geändert. Ich weiß nicht einmal warum ich dich gerettet habe. Ich mag dich, ebenso wie deine Anwesenheit hier.“ Diese Worte wurden ihm eigentlich erst jetzt so richtig bewusst, als er sie aussprach. Nur wusste er nicht warum es so war. Lukas war ein Mensch, er hatte nichts gegen Menschen, doch übermäßig interessiert hatten sie ihn bis jetzt auch nicht. In seinen Augen waren sie primitiv, ihnen fehlte einfach etwas, dass nur ihrer Rasse zu eigen war, auch wenn er es nicht benennen konnte. Er fühlte sich einfach unwohl unter ihnen. Doch bei dem Jungen war es anders. Seine Gegenwart stieß ihn nicht ab, nein, er freute sich darauf. Auch war er nicht so in die Zwänge seiner Rasse eingezwängt wie alle anderen. Vielleicht verdankte er das der Amnesie, doch weshalb auch immer, es war eine nette Abwechslung zu anderen Menschen.

„Ach so.“ Lukas wirkte nicht wirklich zufrieden.

Henry seufzte. Eine bessere Antwort konnte er ihm leider nicht geben. „Gehen wir essen?“

Lukas nickte und wand sich um. Schweigend ging er vor, während Henry ihm folgte.
 

Im Esszimmer angekommen, nahm Lukas am Tisch Platz. Die meisten waren schon anwesend. Die Zwillinge, die er zuvor hier zurückgelassen hatte, ebenso wie Caprice. Bei den Anderen war es eher ein Glücksspiel ob sie hier waren.

Soweit er es mitbekommen hatte, führten die männlichen Mitglieder einen eher lockeren Lebensstil. Alle bis auf Henry und Arnaud, zumindest gab es bei diesen keinen Hinweis darauf. Doch Lukas vermutete, dass sie es eben nur etwas diskreter handhabten. Caron war oft nicht da, doch heute war wohl eine Ausnahme. Eloy hingegen war nie da, doch das schien keinen zu überraschen. Allerdings vermutete Lukas den Grund für seine Abwesenheit eher in der Anwesenheit Kobes. Soweit er es mitbekommen hatte, mochte er ihn nicht, wenn er auch den Grund dafür nicht wusste.

Henry kam kurz nach ihm in den Raum und setzte sich an das Kopfende des Tisches. Das Essen wurde aufgetragen und Clerissa war wieder diejenige, die das Gespräch an sich riss. Sie schien immer irgendetwas zu haben, über das sie reden konnte oder wollte, aber es schien niemanden in ihrer Familie zu stören.

Lukas hingegen hörte ihr kaum zu. Viel eher beschäftigte ihn das Gespräch eben. Das konnte er nicht so stehen lassen. Man kümmerte sich doch nicht so um einen Verletzten, vor allem wenn dieser schon wieder so genesen war wie er. Bis auf seine Erinnerungen war immerhin alles an ihm okay.

Er war zwar glücklich, dass er nicht gehen musste, da er sich hier wohl fühlte, doch es irritierte ihn auch. Irgendetwas unterschied ihn von den Anwesenden hier im Zimmer, das fühlte er, wenn es auch Unsinn war. Schließlich waren sie alle Menschen, vielleicht lag es daran, dass sie zu einer anderen Schicht angehörten. Er war immerhin kein Adliger, oder?

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Henry ihm noch gar nicht erzählt hatte, unter welchen Umständen er ihn gefunden hatte. Nur das er ihn verletzt im Wald gefunden hatte und er wohl überfallen worden war. Doch nichts davon wo und ob jemand bei ihm gewesen war. Alles Dinge, die ihm eigentlich helfen konnten sein Gedächtnis wieder zu finden. Bei der nächsten Gelegenheit würde er ihn danach fragen. Vielleicht konnte er ihn auch zu der Stelle bringen? Denn egal welche Konsequenzen es hatte, er wollte seine Erinnerungen zurück. Diese ständigen Fragen, ob ihm schon etwas eingefallen war, konnte er nicht mehr hören. Egal von wem sie kamen.

Lukas nahm einen Schluck von seinem Getränk. Es war Wein, wie ihn alle hier tranken. „Vielleicht freut es euch zu erfahren, dass euer Vater bald zurückkommt und er hat eine gute Nachricht für euch.“ Caprice verkündete lächelnd diese Nachricht.

Lukas sah wie Henry einen besorgten Blick mit Caron austauschte, worauf dieser nur mit den Schultern zuckte.

Als die erwartete Reaktion ausblieb, sah Caprice ihre Kinder fragend an. „Was ist?“

„Nichts Mutter. Wir freuen uns natürlich auch über seine Rückkehr. Wann ist es denn soweit?“ Arnaud sah sie fragend an. Auch ihm war der Blickwechsel seiner Brüder nicht entgangen, doch schien er zu wissen worum es sich handelt.

„Wenn ich ein Datum wüsste, dann hätte ich es gesagt. Du kennst doch deinen Vater, Arnaud.“ Sie seufzte leise.

Der Angesprochene lachte trocken, „Ja, er hält nichts davon sich festzulegen.“

Lukas verstand die Stimmung, die nun herrschte nicht ganz. War die Rückkehr ihres Vaters nicht ein Grund zur Freude? Bis jetzt hatte er nicht das Gefühl gehabt, dass sie sich mit ihm nicht verstanden.

Etwas das wohl auch Caprice auffiel. Verwirrt sah sie ihre Kinder einen nach dem anderen an. „Nun gut, dann freue eben nur ich mich darauf.“

Sie stand beleidigt auf und verlies den Raum.

Henry seufzte und lies das Besteck sinken.

Auch die Anderen schienen keinen Appetit mehr zu haben. Lukas fand, dass es eine gute Gelegenheit war, sich zurückzuziehen. Scheinbar bahnte sich hier ein Familiengespräch an und da gehörte er nicht dazu.

„Gute Nacht.“ Er lächelte schwach und stand auf, um den Raum zu verlassen. Niemand hielt ihn zurück.

Zwar war es noch zu früh um schlafen zu gehen, doch er war trotzdem müde. Für ihn war es noch immer eine Umstellung am Morgen schlafen zu gehen. Mal davon abgesehen, dass er nicht schlafen konnte und wenn, dann nur sehr unruhig. Es fehlte ihm etwas, doch er konnte nicht sagen was, wie auch wenn er sich nicht erinnerte?

Lukas betrat sein Zimmer und sah einen Lichtblitz am Horizont. Anscheinend zog ein Gewitter auf. Bei der Vorstellung zog sich etwas in ihm zusammen. Hatte er etwa Angst vor Gewittern?

Lukas schüttelte den Kopf. Sicher nicht, dass war ja keine Bedrohung und er war kein kleines Kind mehr.

Seufzend zog er sich aus und das Nachthemd an, bevor er sich hinlegte. Vielleicht konnte er ja schlafen, wenn er zu einer ihm gewohnten Tageszeit schlafen ging?

Klänge der Nacht 5

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 5

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Henry sah fünf Augenpaare aufmerksam auf sich gerichtet. „Was?“

„Du hast ein Problem.“ Caron seufzte.

„Wir haben ein Problem. Denn ich will nicht, dass Lukas gehen muss.“ Clerissa sah ihren älteren Bruder ernst an.

„Ich auch nicht. Er ist eine nette Abwechslung.“ Sin lies sich wieder in seinen Sessel zurücksinken.

„Ich weiß, dass ich ein Problem habe, doch was soll ich machen?“ Er war zwar das Familienoberhaupt, doch das letzte Wort hatte noch immer ihr Vater und das war auch richtig so. Dieser wollte immerhin nur das Beste für seine Familie, auch wenn er das mit seiner ständigen Abwesenheit nicht sehr gut zum Ausdruck brachte.

„Nichts. Du kannst nur abwarten. Wir wissen alle, wer hier die Regeln bestimmt.“ Caron lächelte leicht.

„Ich will aber nicht, dass er gehen muss. Er ist mir sympathisch und endlich jemand in meinem Alter.“ Clerissa sah Caron jetzt nicht mehr ernst, sondern sauer an.

„Clerissa, Schätzchen, ich bestimme hier nicht die Regeln, das sagte ich doch gerade.“

„Und wenn ich Vater darum bitte?“ Fragend sah sie Henry an. „Ich bin immerhin einer seiner Lieblinge.“

Henry schüttelte den Kopf. „Es ist kein Haustier über das wir hier reden, sondern ein Mensch. Das sollte dir klar sein und als solcher stellt er ein Risiko für uns dar. Mit oder ohne Gedächtnis.“ So würde zumindest sein Vater denken, so gut kannte er ihn schon.

Die Tür wurde aufgestoßen und Eloy stand mit einem fröhlichen Grinsen darin. „Tagchen allerseits.“

Kobe stand auf. „Ich werde mich nun zurückziehen.“

Henry sah dem Mischling nach. So war es immer, wenn einer der Beiden kam, ging der Andere. Es war eine stille Übereinkunft zwischen den Zwei und das nur weil Eloy ihn nicht leiden konnte. Kurz bevor Kobe den Raum verlies, hielt er ihn allerdings noch einmal auf. „Kobe, hast du ihn nur beruhigen wollen, als du ihm sagtest seine Erinnerungen kommen mit der Zeit zurück?“

Der Rotblonde wand sich noch einmal um. „Ich habe die Wahrheit gesagt. Es ist möglich, dass seine Erinnerungen zurückkommen, doch es kann auch sein, dass er sie nie wiedererlangt. Doch es ist nichts, wogegen wir etwas machen könnten. Es kommt von alleine oder gar nicht. Gute Nacht.“

Mit diesen Worten ging der Mischling.

Das waren ja tolle Aussichten. Henry sah nachdenklich auf die Tischplatte. Mit Erinnerungen an seine Vergangenheit würde er Lukas jederzeit gehen lassen. Natürlich nicht ohne für seine Zukunft gesorgt zu haben, doch so… . Er war wie ein hilfloses, kleines Kätzchen, das man, einmal gefunden, nicht mehr hergeben wollte. Das war es wohl auch, was so einen Reiz auf Clerissa ausübte und auch auf Sin. Eigentlich auf sie alle, mehr oder weniger.

Eloy sah Kobe noch kurz nach und warf dann die Tür hinter sich zu. „Was ist denn los? Ist jemand gestorben?“

„Vater kommt heim.“ Arnaud warf seinem Bruder bei der Bemerkung nur einen kurzen Seitenblick zu.

Eloy zuckte bei dieser Neuigkeit zusammen. „Und? Hat er was wegen mir gesagt?“

Caron sah seinen jüngeren Bruder genervt an. „Auch wenn es eine Neuigkeit für dich sein mag, Eloy, die Welt dreht sich nicht um dich allein.“

Der Blondhaarige tat das nur mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und setzte sich an den Tisch. „Weswegen zerbrecht ihr euch dann den Kopf?“

„Lukas. Er kann nicht bleiben, wenn Vater kommt, er ist ein Mensch.“ Clerissa schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen, bei der Frage ihres Bruders.

„Das ist doch kein Problem. Henry kann ihn doch beißen oder nicht?“

Henrys sah ruckartig auf und seinen Bruder an. Hatte er das jetzt wirklich vorgeschlagen? Das meinte er sicher nicht ernst. Obwohl es Eloy war, von dem dieser Vorschlag kam.

Auch seine Geschwister sahen ihn entsetzt an.

„Was?“ Eloy schien die Aufregung wirklich nicht zu verstehen, denn er sah seine Brüder und Clerissa verwundert an.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Caron fand als Erster seine Sprache wieder.

„Es ist Eloy.“ Arnauds Stimme war trocken bei diesem Einwurf.

Der Rothaarige stöhnte. „Oh nein, es ist sein Ernst.“

„Ich versteh euch nicht. Wenn Henry ihn beißt, dann wird er ein Werwolf uns ähnlich. Es ist dann Henrys Pflicht, sich um ihn zu kümmern und Vater kann ihn nicht wegschicken.“

Bei diesen so leicht dahingesagten Worten, beschlich Henry eine böse Ahnung. Eloy hatte doch nicht wirklich, nein so verantwortungslos war nicht einmal sein kleiner Bruder. Doch trotzdem musste er nachfragen. „Eloy, du hast es doch noch nicht gemacht?“

„Ich?“ Eloy legte sich die flache Hand auf die Brust. „Natürlich nicht. Ich will doch kein Anhängsel, um das ich mich kümmern muss. Das ist was für euch, nicht für mich.“

Erleichtert atmete Henry aus. Wenigstens das hatte er nicht gemacht. „Eloy, wir wandeln keine Menschen zu Werwölfen um. Das solltest du aber wissen.“ Ihre Familie hielt es seit Jahrzehnten so. Außerdem wollte er niemanden so ein Leben antun. Ein Gebissener war bei vielen Reinen nicht sehr viel wert. Noch dazu müsste er dann so ein Leben wie sie führen. Weitab von allen Menschen, um in Ruhe jagen zu können, allen Menschen gegenüber misstrauisch sein, um nicht an den Falschen zu geraten.

Ihm machte dieses Leben nichts aus und er war zufrieden damit, ein Werwolf zu sein. Aber für einen Menschen, der es gewohnt war unter anderen Menschen zu leben, war das eine enorme Umstellung.

„Sein Leben wird dadurch nur besser, außerdem kann er so bei uns bleiben. Du solltest ihn entscheiden lassen. Immerhin willst du doch auch, dass er hier bleibt.“ Eloys Stimme war ernst, ganz anders als sonst.

Das stimmte schon, nur wie kam sein Bruder jetzt auf einmal darauf? Nur war der Preis für sein Hierbleiben zu hoch. Wenn er genau darüber nachdachte, brachte nicht nur Lukas Gegenwart sie in Gefahr, es war auch umgekehrt. Wenn herauskam was sie waren, dann waren alle hier in Gefahr und würden wie sie wahrscheinlich getötet werden. Den Bediensteten war das klar, doch nicht Lukas.

„So ungern ich es sage, aber Eloys Vorschlag ist gar nicht einmal so blöd. Und wenn du es nicht machen willst, dann mache ich es.“

„Nein!“ Clerissas Vorschlag widersprachen sofort vier ernste Stimmen.

Allerdings milderte Arnaud diesen scharfen Einspruch sofort wieder mit einem sanften Lächeln. „Das geht nicht. Wenn, dann muss es Henry machen.“

Bei dieser Aussage war Clerissa wohl ebenso verwirrt wie Henry. Warum musste er das machen? Weil er das Familienoberhaupt war?

„Du bist noch nicht alt genug, um die Verantwortung für jemanden zu übernehmen. Du kannst das ja nicht einmal für dich selbst.“

Wütend sah Clerissa ihren Zwilling an, doch bevor sie etwas sagen konnte, bekam Sin Hilfe von Caron.

„Das stimmt. Noch bist du zu jung dafür. Außerdem…“ Er schüttelte den Kopf. „Ach nichts.“

„Sprich es ruhig aus. Henry soll es machen, weil er sich in den Kleinen verliebt hat.“ Eloy nahm ein Glas Wein und trank einen Schluck davon.

„Jetzt reicht es aber, Eloy. Ich weiß nicht, wie du auf die Idee kommst.“ Henry sah ihn streng an. Er hatte sich sicher nicht in Lukas verliebt, wie sein Bruder das nannte. Ja, er mochte ihn, doch das war schon alles. Nicht jede Art von Zuneigung artete gleich in Liebe aus, doch Eloy neigte immer zu Übertreibungen.

„Nun, so unsinnig ist Eloys Gedankengang gar nicht.“ Arnaud sah Henry nachdenklich an. „Du verbringst viel Zeit mit ihm.“

„Du sorgst dich um seine Zukunft.“

„Seine Nähe suchst du ebenfalls oft.“

„Immerhin hast du ihn gerettet.“

„Und du willst ihn hier behalten.“

„Jetzt ist aber Schluss damit!“ Henry kam in Versuchung sich die Ohren zuzuhalten, bei dem geballten Ansturm seiner Geschwister.

„Er ist ein Junge und ein Mensch, falls euch das noch nicht entgangen ist.“ Hoffentlich nahm ihnen das die Luft aus den Segeln. Das war doch verrückt, was sie, sich da zusammenspannen. Immer so, wie es ihnen passte.

„Wie gesagt, seine Rasse ist schnell erledigt und was sein Geschlecht angeht… hast du etwa Angst in die Hölle zu kommen?“ Eloy sah ihn mit einem amüsierten Grinsen an. „Nicht nur Frauen haben ihre Vorzüge, glaub das jemanden, der es probiert hat.“

„Ja, und das wollte ich jetzt unbedingt wissen.“ Arnaud hob abwehrend die Hände.

„Ihr seid verrückt, alle!“ Henry stand auf. Das war ja wirklich absurd. Er sollte gehen, bevor sie ihm mit ihren Ideen einen Floh ins Ohr setzten.

Ohne einen weiteren Blick auf einen von ihnen, verlies er den Raum. Das war ja närrisch, was sich seine Familie da für ihn wünschte, doch sie hatten es zumindest geschafft, dass ihm ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf gingen.

Henry schüttelte den Kopf. Das war doch alles nur Hirngespinste, er sollte wieder einen klaren Kopf bekommen, bevor er darüber ernsthaft nachdachte. Und was konnte diese Gedanken besser vertreiben als eine Jagd? Seit damals hatte er das nicht mehr gemacht, das machte sich langsam bemerkbar.

Entschlossen das nun zu ändern, verließ Henry das Anwesen.
 

Ein Donnern war zu hören und kurze Zeit später durchzog ein Blitz den stockdunklen Himmel.

Lukas sah ängstlich aus dem Fenster. Gut, er hatte doch Angst vor einem Gewitter, das hatte er nun zur Genüge erfahren. Obwohl das in seinem Alter wirklich schon peinlich war.

Er zog sich die Decke über den Kopf, doch der nächste Donner ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Es war so laut, dass er glaubte, das Gebäude wäre in seinen Grundfesten erschüttert worden.

Um sich davon zu überzeugen, dass es nicht so war, zog er sich die Decke wieder vom Kopf. Er wollte nicht alleine sein, bei so einem Wetter. Doch zu wem sollte er gehen, ohne sich zu blamieren? Das Beste wäre, wenn er einfach in die Küche des Anwesens ging, da war immer jemand. Gerade jetzt wollte er nicht alleine sein.

Lukas stand auf und schlüpfte in seine Schuhe und tauschte das Nachthemd gegen seine Kleidung. Ein weiterer Donner ließ ihn abermals zusammenzucken und bekräftigte ihn nur in seinem Entschluss. So konnte er sicher nicht mehr schlafen.

Er verließ sein Zimmer und ging durch die dunklen Gänge. Nun wo alle schlafen gegangen waren, hatte man hier die Kerzen gelöscht. Warum war es nur am Tag so dunkel wie in der Nacht? Verdammtes Gewitter.

Wie um ihn für seine Gedanken zu strafen, zuckte ein Blitz vom Himmel. In dem großen Fenster am Gang, sah das noch bedrohlicher aus und Lukas wich erschrocken näher zur Wand. Das war ein schreckliches Gewitter oder vielleicht nur für ihn da er sich nicht an frühere erinnern konnte.

Lukas beschleunigte seine Schritte und kam in die Eingangshalle, wo noch Kerzen brannten. Bei dieser Dunkelheit war das auch kein Wunder. Gäste konnte man schließlich nicht im Dunkeln empfangen. Gerade als er in der Mitte der Halle war, öffnete sich das Eingansportal und eine Gestalt stand darin.

Lukas erschrak im ersten Moment und ein leiser Schrei entwich ihm. Wofür er sich aber einen Moment später schämte, als er die Gestalt erkannte.

Er war zwar total durchnässt und trug nicht mehr als seine Hose, doch es war eindeutig Henry. Was hatte er da draußen gemacht?

Als er Lukas sah, schien er kurz in seiner Bewegung zu erstarren, schloss aber dann die Tür. „Lukas. Was machst du denn noch auf?“

„Ich bin durch den Donner aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.“ Da dies aus Angst geschah, musste er ja nicht erwähnen. „Was hast du gemacht?“

Henry schien erst jetzt seine Aufmachung zu bemerken. Er nahm eine Strähne seines nassen Haares, betrachtete sie kurz und lächelte dann. „Oh ja, ich war auf einem Ausritt, da hat mich das Gewitter überrascht.“

„Überrascht?“ Es war schon zu erkennen, als er schlafen ging und da war Henry noch hier gewesen.

Henry nickte nur zustimmend. „Ich hätte nicht geglaubt, dass es so schnell und heftig aufziehen würde.“

„Ach so.“ Ein weiterer lauter Donner war zu hören und Lukas verfluchte sich in dem Moment, aber er zuckte wieder zusammen. Das konnte er einfach nicht abstellen. So sah doch jeder sofort was mit ihm los war. Er war ein Junge, bei Mädchen war es erlaubt vor etwas Angst zu haben, aber doch nicht bei ihm, in seinem Alter.

Henry kam auf ihn zu und Lukas glaubte so etwas wie Verstehen in seinem Blick zu lesen. Es war ja anhand seiner Reaktion auch nicht schwer zu verstehen, was mit ihm los war. Das war so peinlich.

Der Ältere legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich mag dieses Wetter nicht. Vor allem alleine kriegt man da leicht Angst. Willst du nicht bei mir schlafen? Dann würde ich mich nicht so unwohl fühlen.“

Lukas erkannte dieses Angebot, als das was es war. Ein eleganter Weg, um seine Angst im Zaum zu halten. Und durch Henrys Worte wahrte er sogar sein Gesicht. Irgendwie war dieser viel erwachsener als er.

Lukas nickte zögernd. „Wenn du dich dadurch besser fühlst, bleibe ich gerne bei dir.“ Er war eben noch nicht so erwachsen, um seine Angst so einfach zuzugeben.

„Danke.“ Der Schwarzhaarige lächelte und führte ihn durch einen noch beleuchteten Gang. Vor einer weiteren Doppeltür blieb er stehen und öffnete sie.

Lukas trat ein und bemerkte, dass hier auch noch Kerzen brannten. Scheinbar wurden sie nicht gelöscht, bis der Besitzer des Zimmers es selbst machte.

Henry löschte gleich einige, trotzdem konnte man noch genug erkennen. Er ging zu einer Kommode und öffnete eine Schublade. „Ich schätze mal zum Schlafen reicht eines meiner Hemden.“

Mit diesen Worten holte er eines heraus und legte es aufs Bett. Dann ging der Ältere zu seinem Waschtisch und nahm das vorbereitete Handtuch um sich abzutrocknen. Dabei wand er dem Braunhaarigen den Rücken zu.

Lukas nutzte die Gelegenheit und zog sich sein Hemd aus und das andere an. Erst dann zog er auch seine Hose aus. Seine Kleider legte er über eine Sessellehne.

„Leg dich ruhig schon hin. Ich werde die restlichen Kerzen löschen.“

Lukas nickte und schlüpfte unter die Bettdecke.

Henry löschte die Kerzen, doch kam er nicht sofort ins Bett.

Durch das hereinfallende Licht eines Blitzes, sah er dessen Gestalt, wie er sich gerade etwas anzog. Natürlich, er trug ja nur eine Hose und die war total durchnässt gewesen.

Doch dann spürte er, wie sich die Matratze bewegte und einen Körper in seiner Nähe.

Ein abermaliger Donner lies ihn die Augen zusammenkneifen und unbewusst rutschte er näher zu Henry. Er hörte seinen regelmäßigen Atem. Schlief dieser etwa schon? Das half ihm ja wenig. Trotzdem schien ihn der Atem des Anderen zu beruhigen.

Lukas schloss die Augen. Vielleicht war es ja das, was ihm die ganze Zeit gefehlt hatte. Die Anwesenheit eines anderen Menschen. Mit diesem Gedanken fiel er in einen tiefen, schon lange entbehrten, Schlaf.

Klänge der Nacht 6

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 6

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Schläfrig öffnete Lukas die Augen und blinzelte. Viel gab es nicht zu erkennen, da es im Zimmer schon fast dunkel war.

Neben sich spürte er einen Körper und kuschelte sich näher an ihn. Es war so angenehm, so vertraut, dass er einen Moment brauchte um zu realisieren wo er war und wer derjenige neben ihm war. Erschrocken löste er sich von ihm, jedoch nicht so hastig, dass dieser davon aufwachte. Das wäre nun wirklich peinlich, dafür lagen sie viel zu nahe zusammen. Allerdings konnte Lukas nicht leugnen, das er ausgesprochen gut geschlafen hatte. Sogar durch, wie ihm ein Blick aus dem Fenster versicherte.

Es war noch nicht ganz dunkel, ein paar Sonnenstrahlen waren noch zu sehen. Also hatte das Gewitter wohl doch nicht den ganzen Tag gedauert. Hoffentlich blieb das auch die nächste Nacht, oder besser den Tag so. Es war erstaunlich, wie schnell er den Tagesrhythmus hier übernommen hatte. Zwar hatte er diesem seine Schlafstörungen zugeschrieben, doch wie er gesehen hatte, lag es an etwas anderem.

Lukas stand langsam auf und suchte seine Kleidung zusammen. Rasch zog er sich an, so leise, wie er das zustande brachte und verließ das Zimmer.

Hier am Gang waren trotz der frühen Stunde schon die Kerzen angezündet worden. Dieses Haus musste einen enormen Verschleiß an Kerzen haben, doch sie konnten es sich auch leisten. Immerhin hatte er von den Zwillingen eine Menge erfahren, auch wenn er gar nicht danach gefragt hatte. Obwohl sie ziemlich abgelegen wohnten, schienen sie doch gut gehende Geschäfte in der Hauptstadt und auf der ganzen Welt zu haben.

Die ganze Welt, das war für Lukas nur ein Begriff. Es hörte sich so groß und aufregend an und doch wusste er gar nichts davon. Oder konnte sich einfach nicht daran erinnern. Amnesie, wie Kobe es nannte, war ja beizeiten eine gute Ausrede, doch wenn man wirklich davon betroffen war, hörte der Spaß auf. Er hätte nie gedacht, dass es so schlimm sein konnte nichts über sich selbst zu wissen.

„Lukas!“

Noch bevor er sich umdrehte, wusste er wer da nach ihm gerufen hatte. Diese Stimme hatte er in der letzten Zeit sehr oft gehört.

„Morgen.“ Clerissa erreichte ihn und brachte sich mit einem weiteren schnellen Schritt vor ihn. Sie lächelte, wie meistens wenn er sie sah.

„Tag.“ Sin, ihr ständiger Schatten, war weitaus mieser gelaunt.

Lukas sah ihn fragend an.

Clerissa, der dieser Blick natürlich nicht entgangen war, wedelte nur mit der Hand. „Er hat nicht gut geschlafen. Sin hat nämlich Angst vor Gewittern.“

„Hab ich nicht!“ Sin fuhr seine Schwester bei diesem Worten scharf an. „Ich mag es nur nicht wenn es laut ist.“

Seine Zwillingsschwester nickte nur. „Ja, klar.“

Lukas lächelte nur bei dieser Auseinandersetzung. In den letzten Tagen hatte er sich schon daran gewöhnt, es war ja immerhin keine Seltenheit die Beiden streiten zu sehen. „Streit so früh am Morgen, muss das denn sein? Ich habe Kopfschmerzen.“ Eloy kam um eine Ecke und sah die Zwei verärgert an.

„Tja, du solltest nicht soviel trinken Brüderchen.“ Sin lächelte nur und schlenderte einfach weiter. „Außerdem streite ich mich doch nicht mit meiner Schwester, das wäre ein zu leichter Sieg.“

„Hey, das hab ich gehört.“

„Sinn und Zweck der Sache.“ Sin streckte ihr die Zunge raus und beschleunigte seine Schritte.

„Na warte.“ Clerissa raffte ihre Röcke und lief ihm nach.

„Kinder.“ Eloy schüttelte nur den Kopf.

„Aber es macht Spaß ihnen zuzusehen.“ Lukas lächelte als er ihnen nachsah.

„Wenn du meinst. Mit der Zeit wird es einfach nur ermüdend.“ Eloy sah ihn kurz musternd an. „War Henry gestern noch bei dir?“

Lukas wusste nicht genau was er dazu sagen sollte. Er hatte bei Henry geschlafen, doch er wusste nicht ob es diesem so Recht war, wenn jeder davon wusste. Außerdem war es peinlich für ihn. Aus diesem Grund verschwieg er es lieber.

Lukas schüttelte den Kopf. „Nein, das war er nicht, aber ich habe ihn dann noch einmal gesehen, als er gerade wieder heimkam.“

Im Grunde war das keine Lüge, denn Henry hatte ihn ja wirklich nicht aufgesucht, es war eher ein zufälliger Zusammenstoß gewesen.

„Er war also draußen?“ Eloy sah nachdenklich aus, dabei war sein Blick noch immer auf Lukas gerichtet.

„Es machte den Anschein. Warum?“ Eloys Verhalten war seltsam. Dazu kam noch die Tatsache, dass er nicht gut mit dem Blondhaarigen auskam. Oder besser, er kannte ihn nicht gut genug.

Eloy verneinte noch immer nachdenklich, ehe er kurz darauf wieder lächelte. „Nichts. Nur scheint es, als hätte er über meine Worte wenigstens nachgedacht. Egal. Lass uns frühstücken gehen.“

Lukas konnte nicht einmal antworten, da hatte ihn Eloy schon am Handgelenk genommen und zog ihn gutgelaunt mit sich mit ins Esszimmer. Nun, er wollte sowieso dorthin.

Als sie gemeinsam das Zimmer erreichten und eintraten, hatten sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Doch diese galt nicht ihm sondern seinem Begleiter.

„Eloy, du bist wach?“

„Und nüchtern.“ Caron grinste bei dieser Feststellung.

Eine Hand legte sich von hinten auf dessen Stirn und Henry betrat hinter ihnen den Raum. „Also krank ist er nicht.“

„Ha, ha.“ Eloy befreite sich von Henrys Hand und setzte sich an den Tisch. „Ich warte nur auf den Tag, an dem es euch die Lust vergeht mich aufzuziehen.“

„Oh keine Angst, der kommt nicht so schnell. Du gibt immer wieder Anlass zu neuen Sticheleien.“ Arnaud nahm gelassen einen Schluck aus seiner Tasse.

Lukas spürte eine Hand an seinem Rücken und sah hoch.

Henry lächelte ihn an. „Essen wir auch etwas?“

Hastig nickte Lukas und setzt sich an seinen Platz. Ihm war das, was letzte Nacht passiert war etwas peinlich. Trotzdem gab es da noch etwas, das er Henry fragen musste.

Er fasste sich ein Herz und sah den Älteren an, der sich inzwischen ebenfalls gesetzt hatte. „Ich hätte da eine Bitte an dich Henry.“

„Ja?“ Fragend sah er den Jüngeren an.

„Kannst du mich zu dem Ort bringen, an dem du mich gefunden hast? Vielleicht erinnere ich mich dort an etwas.“ Ihm entgingen keineswegs die beunruhigten Blicke, die sich die Geschwister zuwarfen. Hatte er etwas falsches gesagt?

Erst nach einigen Minuten nickte Henry. „Wenn du willst, dann bringe ich dich gerne dorthin.“

Lukas nickte. Natürlich wollte er dorthin, sonst hätte er kaum gefragt. Doch die Reaktion seiner Gastgeber fand er komisch.

„Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren. In einer Stunde sollten die Vorbereitungen für unseren Ausflug fertig sein.“ Henry lächelte leicht.
 

„Bist du sicher, das es eine gute Idee ist, Henry?“ Caron sah ihn fragend an.

Es war klar, dass seine Brüder seine Entscheidungen in Frage stellten. Das machten sie immer, er hätte ihren Ausflug früher ansetzen sollen. „Er hat ein Recht es zu erfahren Caron.“

„Warum? Er erinnert sich doch sowieso nicht daran. Was bringt es ihm dann eine ausgebrannte Ruine zu sehen?“ Sin schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ja, aber vielleicht erinnert er sich dann daran. Das ist der Ziel der ganzen Sache.“ Er verstand nicht, warum seine Brüder so dagegen waren. Es war eine ganz natürliche Bitte. Es war nur seltsam, das diese Bitte nicht schon früher aufgekommen war. Das war doch natürlich an den Ort des Geschehens zurückzukehren.

„Ist doch egal, den Ausflug können wir jetzt auch nicht mehr verhindern.“ Eloy lächelte und setzte sich auf die Lehne der Couch.

Nach dem Essen waren seine Brüder und er ins Wohnzimmer gegangen. Clerissa war zu ihrer Mutter gegangen, die in ihrem Zimmer frühstückte und Lukas hatten sie geraten sich etwas geeigneteres anzuziehen.

„Allerdings habe ich gehört, das du gestern draußen warst. Du hast also entweder über unsere Worte oder meinen Vorschlag nachgedacht, was trifft zu?“

„Beides und meine Meinung hat sich nicht geändert. Ich werde ihn nicht beißen und ich habe mich nicht verliebt.“ Abstreiten brachte sowieso nichts, dafür kannten sie ihn viel zu gut. Es war bekannt, das er meistens dann jagen ging, wenn er über etwas nachdenken musste, das brachte ihm die nötige Ruhe.

„Aber…“ Weiter kam Eloy nicht, da ihm Arnaud eine Hand auf die Schulter legte.

„Lass es. Henry wird über seine eigenen Gefühle doch wohl besser Bescheid wissen, als wir meinst du nicht?“ Bei diesen Worten sah er Eloy ernst an.

Dieser betrachtete seinen Bruder kurz misstrauisch, zuckte dann aber mit den Schultern. „Wenn du glaubst.“

Genau er war nicht verliebt, das durfte nicht sein. Immerhin hatte er die Aufgabe, die Familie weiterzuführen und dafür brauchte er ein Weibchen seiner eigenen Rasse. Es war nichts, wovon er sein Leben bestimmen ließ, doch trotz allem hatte er diese Aufgabe immer im Hinterkopf.

„Also ich geh dann mal los und sorge dafür, dass ihr einen problemlosen Ausflug habt.“ Caron lächelte und verließ das Zimmer.

„Was der nur immer mit seinen Wölfen hat? So kriegt der nie eine Freundin.“ Sin schüttelte seufzend den Kopf.

„Seine Freundin müsste schon ein wildes Tier sein um ihn halten zu können. Immerhin kommt er mit ihnen besser aus als mit uns.“ Arnaud seufzte, doch er wirkte nicht besonders besorgt deswegen.

„Nun, so komme ich wenigstens nicht in die Verlegenheit Lukas erklären zu müssen, warum ich plötzlich losheule.“ Henry lächelte schwach. Doch es war wirklich gut, wenn Caron sich um die Wölfe in der Umgebung kümmerte. Er kam mit ihnen viel besser aus, als sie alle zusammen. Natürlich sie gehorchten ihnen, doch nur Caron akzeptierten sie als Rudelmitglied.

„Ich muss dann auch einmal los.“ Henry warf einen Blick auf die Uhr.

„Warte ich komme mit.“ Eloy stand auf und lief ihm nach. Als er Henrys fragenden Blick sah lächelte er nur. „Ich will in die Stadt. Keine Angst, ich lass euch schon alleine.“

„Darum geht es nicht.“ Doch der Ältere schüttelte nur den Kopf.

In der Halle sahen sie schon Lukas, der auf sie wartete. „Kommt Eloy auch mit?“

Der Blondhaarige lachte nur. „Nein, ich habe kein Bedürfnis meine Zeit im Wald zu verschwenden, da ziehe ich Musik und Wein vor.“

„Bist du bereit?“ Henry sah Lukas fragend an. Es war ihm ehrlich gesagt doch etwas unwohl dabei ihn an den Ort des Überfalls zu bringen. Er war seither nicht mehr dort gewesen, deswegen wusste er nicht, wie die Wildtiere den Leichen zugesetzt hatten. Schließlich hatte er sie nicht beerdigt, wann denn auch?

Lukas nickte, wenn auch nicht sehr überzeugt. „Ja, ich muss es sehen.“

„Dann sollten wir los.“ Henry öffnete die Tür. Vor der Treppe warteten schon drei der Stallburschen mit den Pferden.

Eloy ging sofort auf einen nachtschwarzen Araber zu und stieg auf. „Also dann wir sehen uns später.“ Mit diesem Worten wendete er sein Pferd und verließ das Grundstück.

Henry stieg auf seinen Hengst auf. Als er merkte wie Lukas zögerte, bemerkte er das er gar nicht wusste, ob dieser reiten konnte. „Lukas, kannst du reiten?“

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“

„Es bei Nacht herauszufinden ist wohl keine so gute Idee. Das Beste wird wohl sein, wenn du erst mal hinter mir aufsteigst.“

Der Braunhaarige nickte abermals und mit Henrys Hilfe schaffte er es, hinter ihm aufzusteigen. Einem der Diener nahm er auch noch eine Laterne ab, die dieser ihm reichte.

Für Henry war das nicht erforderlich, er fand seinen Weg auch so, doch Lukas hatte auch nicht seine Augen. Er spornte das Pferd an und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Es dauerte länger als beim letzten Mal, doch damals war er auch nicht auf ein Pferd angewiesen gewesen.

Lukas saß hinter ihm und hielt die Laterne etwas nach vor.

Der Schein reichte nicht weit, doch er brauchte das Licht nicht unbedingt. Als sie in der Nähe des Ortes waren, zügelte Henry sein Pferd und stieg ab. Er half Lukas ebenfalls beim absteigen und band das Pferd an einen Baumstamm fest.

„Ist es hier?“ Lukas sah sich um.

„Noch nicht, wir müssen noch ein kleines Stück gehen.“ Henry deutete mit der Hand in die Richtung. Er roch den Geruch seiner Wölfe hier und auch Carons. Also war auch sein Bruder hier gewesen, doch warum? Bei der nächsten Gelegenheit würde er ihn danach fragen.

Es lag noch immer ein Brandgeruch in der Luft, wenn auch zu schwach, als das ein Mensch es riechen konnte. Lukas hatte als Erster die Lichtung erreicht und sah auf die Überreste dessen, was einmal eine Hütte gewesen war.

„Hier?“

Henry nickte stumm, was sollte er auch sagen. Es war offensichtlich. Nur seltsam, dass die Leichen weg waren. Lukas ging auf die Lichtung und sah sich um. Auch Henry sah sich um, wenn auch nur um etwas über den Verbleib der Leichen zu erfahren. Erst am äußeren Rand der Lichtung fand er, in drei Hügeln, die Antwort auf seine Fragen. Auch hier haftete der Geruch seines Bruders, also das hatte er hier gemacht. Für soviel Voraussicht würde er ihm danken müssen.

„Liegen hier die Leute, die hier gelebt haben?“ Lukas war zu ihm getreten und sah auf die Hügel.

Henry nickte. „Ja, ich nehme an, dass es deine Familie war. Ein Mann und eine Frau, ebenso wie ein Säugling.“

Er wusste nicht, ob es Lukas Familie war oder nicht, das hatte er nicht in Erfahrung bringen können. Scheinbar hatten sie ein sehr abgeschiedenes Leben geführt. Es war nichts über diese Familie herauszufinden.

„Komisch. Hier liegen vielleicht meine Verwandten und ich kann mich nicht an sie erinnern. Eigentlich sollte ich traurig sein, weil sie zu mir gehörten, doch ich bin nur traurig, weil ich mich nicht an sie erinnere.“

Lukas Stimme war leise, und als Henry zu ihm sah, konnte er Tränen erkennen. Einem inneren Impuls folgend, umarmte er den Jüngeren und zog ihn an seine Brust. „Das wird alles wieder kommen, keine Angst. Selbst wenn nicht, dann hast du ja noch uns, wir werden dich mit Freuden aufnehmen.“

In diesem Moment war ihm sein Vater egal. Er würde schon eine Möglichkeit finden, damit der Mensch, Lukas, bei ihnen bleiben konnte. Egal welche Einwände seine Familie dagegen hatte.

„Aber warum?“ Lukas sah zu ihm auf. „Warum solltet ihr das machen? Ich bin doch nur ein Bauer oder Jäger. Es gibt keinen Grund für euch das zu machen.“

„Doch denn ich mag dich. Ich mag dich sehr, deswegen will ich das für dich machen.“ Noch bevor er sich selbst Einhalt gebieten konnte, senkte er den Kopf und legte seine Lippen auf die des Jüngeren. Na gut, dann war er eben verliebt, was war schon dabei?

Klänge der Nacht 7

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Nun er hatte nicht wirklich auf eine Erwiderung gehofft und er bekam auch keine. Eher schien Lukas wie erstarrt zu sein.

Einer der Gründe, warum Henry den Kuss eher harmlos hielt, was hatte er auch erwartet? Nach einer nicht allzu langen Zeit löste er sich von dem Braunhaarigen wieder. Seine Gefühle konnte er in dessen Gesicht nur allzu gut lesen. Es war auch kein Wunder, dass er nun verwirrt war.

„Warum… warum hast du das getan?“

„Weil ich mich in dich verliebt habe.“ Alles andere war ein Lüge und würde irgendwie abwertend klingen.

Lukas wich einen Schritt vor ihm zurück. „Aber wir sind Männer.“

Daran gab es wohl keinen Zweifel. „Ich weiß, doch für mich spielt das keine Rolle.“

„Oh.“ Lukas sah ihn überrascht an und wand sich dann von ihm ab. „Wir sollten wieder zurück. Ich bin müde.“

„Ja, wenn du willst.“ Wie gesagt, was hatte er erwartet? Nicht jeder lebte so frei wie sie und die Menschen schon gar nicht. Ihre eigene Religion engte sie dafür zu sehr ein.

Henry führte ihn wieder zu ihrem Pferd zurück, das alles verlief in eisernen Schweigen. Er stieg auf und half Lukas, hinter sich selbst, aufzusteigen.

Die Nacht war wirklich schon weit fortgeschritten, lange würde sie nicht mehr dauern. Doch seine Rasse war ja nicht so lichtempfindlich wie die Vampire, so spielte das keine Rolle für sie. Doch diese Überlegungen waren sinnlos. Eigentlich wollte er sich mit diesen Gedanken nur ablenken und das wusste er.

So bemerkte die Gefahr erst, als sein Pferd unruhig wurde. Es schnaubte und folgte seinen Anweisungen nicht mehr richtig. Hatten sich vielleicht einige seiner Wölfe zu nah an sie herangewagt, die den Hengst nun irritierten?

Er zwang das Pferd zum Stehen.

„Was ist?“ Lukas Stimme klang besorgt, als er sich etwas zu ihm vorbeugte. Mit der Laterne versuchte er die Umgebung zu beleuchten.

Henry legte einen Finger auf die Lippen, auch wenn Lukas das nicht sehen konnte, da er sich nicht zu ihm umdrehte. Doch er brauchte nun alle seine Sinne. Seine Wölfe waren es nicht, sonst hätte er sie schon bemerkt. Doch ein anderer, wirklich beunruhigender Duft war zu riechen. Und das viel näher als ihm lieb war.

Er fluchte unterdrückt und gab dem Hengst die Sporen. Wie hatte er das nur übersehen können? Direkt in das Gebiet eines Braunbären einzudringen war wirklich leichtsinnig. Mit diesem legte er sich nicht freiwillig an. Er war stark und durchaus in der Lage es mit allen Gegnern aufzunehmen, doch ein Braunbär war eine andere Sache. Denn dieser war ihm durchaus ebenbürtig, was Kraft anging. Alleine würde er ihn nicht besiegen können.

Leider konnte er auch nicht ausmachen wo sich der Bär befand, da sein Geruch überall zu hängen schien. Das Tier hatte wohl ein recht kleines Revier, sonst währe der Geruch nicht so stark. Was allerdings schlecht für sie war.

„Was ist denn los?“ Lukas klammerte sich an ihm fest.

Unter anderen Umständen hätte ihn das gefreut, doch jetzt war eindeutig der falsche Zeitpunkt dafür. „Wir sind im Gebiet eines Braunbären.“

„Wie? Woher weißt du das?“ Lukas sah sich hektisch um.

„Ich weiß es, sei bitte leise.“ Irrte er sich oder wurde der Geruch wirklich immer stärker?

Plötzlich scheute ihr Pferd und Henry fluchte leise.

„Hör zu Lukas. Ich werde jetzt absteigen und du wirst zurückreiten. Das Pferd kennt den Weg, vertrau ihm. Ich werde den Bär auf eine falsche Spur lenken.“

„Nein, wieso denn? Er wird dich töten.“

Henry stieg rasch ab und drückte Lukas die Zügel in die Hand. Er sah rasch zum Himmel und blies die Laterne aus. „Das brauchst du nicht mehr.“

Die Dämmerung setzte schon ein, das würde für den Hengst schon reichen den Weg wieder zu finden. Außerdem würde er so nicht die Aufmerksamkeit von anderen Raubtieren auf sich ziehen. „Keine Angst, dir wird nichts passieren.“

Henry lächelte und schlug dem Pferd auf das Hinterteil, was reichte um das nervöse Tier zum losgaloppieren zu bewegen. Kurz sah er dem Pferd noch nach, bevor er begann sich auszuziehen. Kleidung wäre nur hinderlich. Nun konnte er das schwere Tier schon hören, also hatte er sich nicht getäuscht. Er war wirklich schon nahe. Mit dem Pferd hätten sie es kaum geschafft, es war nicht für zwei Reiter trainiert worden.

Seine Verwandlung ging schnell vonstatten. Selbst ihm war klar, dass er Hilfe brauchte auch wenn es nur darum ging danach heimzukommen.

Er legte den Kopf in den Nacken und ließ ein lautes Heulen erklingen. Vielleicht hatte er Glück und sein Rudel war in der Nähe.

Plötzlich krachte Holz und ein Bär trat aus dem Unterholz. Er war wirklich riesig, eines der größten Tiere, die er bis jetzt gesehen hatte. Eigentlich waren sie hier selten, doch ab und zu verirrte sich eines dieser Tiere in bewohntere Gebiete. Obwohl er sein Grundstück nicht gerade als bewohntes Gebiet bezeichnen konnte.

Als das Tier ihn sah, knurrte es gefährlich. Ein Kampf war unvermeidbar. Sie waren beide Raubtiere, die ihr Revier gegen einen anderen Beutejäger verteidigten.

Sich selbst noch einmal Mut zusprechend, setzte er zum Sprung an. Diesen Kampf musste er nicht gewinnen, aber überleben.
 

Lukas beugte sich über den Hals des Pferdes und zog hart an den Zügeln. Er wusste, es war das Sicherste, wenn er den Hengst einfach laufen ließ, doch er konnte Henry auch nicht so einfach alleine lassen. Was hatte ihn nur dazu getrieben so leichtsinnig abzusteigen? Das war sein sicherer Tod.

Endlich schaffte er es das Tier zum stehen bleiben zu bringen. Er wusste, das es gefährlich war, doch er musste zurück und Henry helfen. Ihm war auch bewusst, das er nicht viel gegen einen Bären ausrichten konnte, aber mit dem Pferd hatten sie eine bessere Chance zu verschwinden.

Lukas versuchte das Pferd zum umdrehen zu bewegen, doch das war schwerer als er gedacht hatte. Wenn man keine Ahnung vom reiten hatte, sollte man es besser lassen.

Als es wieder zurückging, wurde er aber mit jedem Schritt nervöser und auch sein Pferd wurde wieder unruhig. Trotzdem schaffte er es, das Pferd dazu zu bringen weiterzugehen. Ein wütendes Knurren ließ ihn allerdings ängstlich zusammenzucken. War der Bär noch immer hier? Was war dann mit Henry?

Lukas konnte trotz der Dämmerung nur wenig erkennen, doch er konnte einen Blick auf die Stelle werfen, an der er sich von dem Älteren getrennt hatte. Der Bär war wirklich noch da, doch wahrscheinlich nur, weil er mit einem riesigen schwarzen Wolf kämpfte.

Lukas hatte kein Erfahrung mit Wölfen, doch dieser Wolf war für seine Rasse wirklich groß. Er war ungefähr so groß wie ein Kalb, was nicht wirklich normal war für diese Tiere.

Doch was ihn viel mehr interessierte, war die Tatsache, das er Henry nicht entdecken konnte. Auf dem Waldboden war zwar Blut zu erkennen, doch das konnte ebenso gut von dem Wolf stammen. Genug Wunden hatte er ja, wenn die Verfärbungen an seinem Fell Blut waren.

Etwas entfernt hinter ihm war ein Rascheln zu hören und sein Pferd wieherte leise, doch durchaus ängstlich. Lukas sah sich panisch um war, da noch etwas außer den zwei Raubtieren? Plötzlich brach aus dem Dicklicht ein Wolf hervor, doch er schenkte ihnen keinerlei Beachtung, sondern stürmte zu dem anderen Wolf. Ohne auch nur einen Moment innezuhalten, stürzte er sich auf den Bären und da war er nicht der Einzige. Aus den verschiedensten Richtungen kamen Wölfe, die dem Beispiel des Ersten folgten.

Sein Verstand sagte Lukas, dass er nun besser verschwinden sollte, doch er war zu fasziniert von diesem Schauspiel. So etwas sah man sicher nicht alle Tage.

Durch den Ansturm der Wölfe, wurde der Bär zurückgedrängt und trollte sich schließlich. Mit so vielen Gegnern kam er nicht wirklich zurecht.

Der schwarze Wolf lies sich auf den Boden sinken und atmete schwer. Ein brauner Wolf, der es durchaus mit dem Schwarzen aufnehmen konnte, kam zu ihm und setzte sich neben dessen Kopf auf den Boden.

Was dann passierte, hätte sich Lukas nicht einmal in seinen wildesten Träumen vorgestellt. Der schwarze Wolf verwandelte sich. Seine Umrisse verschwammen und einen Augenblick später lag dort kein Wolf mehr, sondern ein Mensch.

Aber es war nicht irgendein Mensch. Nein, Lukas war er sehr wohl bekannt, immerhin war er wegen ihm wieder hier. Das war Henry, doch das konnte doch nicht sein. Menschen konnten sich nicht einfach in Tiere verwandeln, es sei denn sie waren Magier. Und wenn Henry ein Magier war, dann war er laut den Lehren der Kirche böse, aber das traf auf ihn nicht zu. Zwar hatte er ihn geküsst, was auch verboten war, doch er selbst fand das nicht so schlimm.

Lukas war verwirrt, es war wirklich zuviel für ihn.

Erst ein Knurren hinter ihm erinnerte ihn, in welcher Lage er sich befand. Er fuhr herum und sah sich einem braunen Wolf gegenüber, dessen silberne Augen ihn bedrohlich ansahen.

Lukas kannte diese Augen, es war auch schwer sie zu vergessen, da sie einzigartig waren. „Arnaud?“

Seine Stimme zitterte mehr als er es wollte. Das war doch unmöglich, konnte das hier jeder?

Ein Seufzen war zu hören und auch Kobe löste sich aus dem Wald, hinter sich führte er ein Pferd am Zügel. „Wir haben scheinbar ein Problem.“

Er sah zu dem braunen Wolf. „Bringst du ihn zurück?“

Sie schienen ein kurzes Zwiegespräch zu haben, dass allerdings ohne Worte ausgetragen wurde. Fragend sah Kobe wieder zu Lukas. „Gehst du mit, ohne Probleme zu machen?“

„Habe ich eine andere Wahl?“ Diese Worte waren ihm einfach herausgerutscht. Allerdings beschrieben sie seine Situation sehr gut. Er glaubte nicht, das es möglich war ihnen zu entkommen und wo sollte er auch hin? Außer ihnen kannte er niemanden und er war mittellos. Die Menschen waren nicht gerade nett zu armen Leuten.

„Nein, nicht wirklich.“ Kobe schüttelte leicht lächelnd den Kopf.

„Dann war es eine sinnlose Frage.“ Lukas schwieg kurz. „Ich mache schon keine Probleme.“

„Arnaud wird dich heimbringen.“ Damit lies Kobe ihn stehen und ging zu Henry auf die Lichtung.

Klänge der Nacht 8

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Als er die Augen öffnete war es bereits hell. Sein Kopf schmerzte, ebenso wie manche Teile seines Körpers. Was war passiert? Er konnte sich noch daran erinnern, dass er Caron gesehen hatte, nachdem er mit dem Bären gekämpft hatte. Richtig der Bär!

Er fuhr ruckartig hoch, doch kam er nicht weit, da er mit einem Schmerzenslaut wieder zurücksank. Verflucht, seine Schulter schmerzte höllisch, ebenso wie seine rechte untere Seite.

„Na, auch schon wach?“ Kobe trat lächelnd an sein Bett.

Henry nickte schwach. Die Frage was passiert war, erübrigte sich nun. Wahrscheinlich war er ohnmächtig geworden und seine Geschwister hatten ihn heimgebracht.

„Tu mir einen Gefallen. Wenn du das nächste Mal das Bedürfnis hast einen Bären herauszufordern, such dir einen, gegen den du gewinnen kannst.“ Auch wenn es ein scherzhaftes Kommentar war, war es durchaus ernst gemeint, wie man an Kobes Stimmlage erkennen konnte.

„Ich werde es versuchen. Wie sieht es aus?“ Henry brachte ein schwaches Lächeln zusammen.

Kobe legte den Kopf leicht zur Seite. „Du hattest Glück. Noch etwas länger oder etwas tiefere Wunden und der Blutverlust hätte dich in die Knie gezwungen. Was er ja auch letztendlich getan hat. Doch ich habe die Wunden versorgt und erst einmal genäht. Bei eurer Selbstheilung kann ich die Nähte sicher morgen schon wieder ziehen und es bei einem Verband belassen. Es war trotzdem eine große Dummheit.“

„Es musste sein, sonst wären wir beide angegriffen worden. Das Pferd hätte es nicht geschafft.“ Henry seufzte.

Kobe schüttelte den Kopf. „Ich sage auch gar nichts gegen deine edlen Motive, ich finde nur die Art der Umsetzung leichtsinnig. Das passt gar nicht zu dir.“

Henry schwieg. Dagegen konnte er nichts sagen. Es war wirklich nicht seine Art so leichtsinnig einen Kampf zu provozieren, doch in dem Moment in dem er dem Bären gegenüberstand, hatte sein Instinkt die Kontrolle übernommen.

„Lukas?“ Es war nur der Name, doch es war wohl jedem klar, was er wissen wollte.

„Nun, das sollen dir am Besten deine Brüder erklären.“ Kobe drehte sich um und ging zur Tür. Diese öffnete er. „Er ist wach.“

Damit tat er zur Seite.

Als erstes sah er seine Mutter, die an seine Seite eilte. „Henry, wie geht es dir? Bist du schwer verletzt?“

Er lächelte um ihre Sorgen zu zerstreuen. „Keine Sorge Mutter, es geht mir gut. Kobe sagt es besteht keine Gefahr.“

„Dann ist es ja gut.“ Sie lächelte beruhigt.

„Man, dann war die ganze Aufregung ja umsonst.“ Caron der sich die ganze Szene von der Tür aus angesehen hatte, kam nun ebenfalls zum Bettende. „Ein Bär, konntest du nicht einmal mit einem Fuchs anfangen? Was ist es das nächste Mal? Ein Löwe?“

„Ich kann mich beherrschen.“

„Ja? Davon merkte man ja nicht gerade viel.“ Dieses trockene Kommentar kam, wie nicht anders zu erwarten von Arnaud, der sich neben Caron ans Bettende stellte.

Das kam Henry nun schon komisch vor. Verwundert sah er seine Brüder an. „Hab ich eine ansteckende Krankheit, von der ich nichts weiß oder ist das ein Sicherheitsabstand?“

Arnaud und Caron sahen sich erstaunt an.

Dann grinste Caron und setzte sich auf die Bettkante. „Nun vielleicht. Ob wir einen brauchen, wissen wir ja noch nicht.“

„Es gibt ein Problem. Zwar hast du Schuld daran, doch das ändert nichts daran, das es aufgetreten ist.“ Arnaud zögerte kurz.

Schon das reichte, um in ihm ein ungutes Gefühl zu wecken. Dieses Zögern passte nicht zu Arnaud. Er war nie um Worte verlegen. „Welches Problem?“

„Der Extremfall ist eingetreten und das mit Lukas.“

Henry sah Caron entsetzt an. Das war doch nicht sein Ernst. Natürlich wusste er, was mit dem Extremfall gemeint war. Das wusste jeder in ihrer Familie. Das hieß ihre Identität war aufgeflogen. Aber das dies gerade vor Lukas geschah, war schon schlimm. Es gab klare Regeln was in diesem Fall zu passieren hatte.

„So leid es mir auch tut Henry, aber wir müssen ihn töten.“ Caprice sah ihn ernst an.

Der Schwarzhaarige sah seine Mutter überrascht an. Gerade von ihr hatte er diese Worte nicht erwartet. „Das werden wir sicher nicht machen!“

„Du kennst die Regeln Henry.“ Auch sie hatte ihre Stimme erhoben.

Sie benutzte schon wieder den französischen Akzent, das würde keine einfache Diskussion werden. Doch bevor er etwas erwidern konnte, mischte sich Arnaud ein.

„Es gibt noch eine Möglichkeit. Eloy hat dir den Weg gezeigt, du musst ihn nur noch beschreiten.“

Die Erwähnung von Eloys Namen lenkte die Aufmerksamkeit seiner Mutter wieder von sich ab. „Was hat Eloy gemacht?“

„Nichts Mutter.“ Caron lächelte beruhigend.

„Das kann ich nicht. Nicht ohne seine Zustimmung.“ Henry wusste, worauf Arnaud hinauswollte. Die einzige Möglichkeit wie Lukas überleben konnte, war eine Umwandlung. Wenn er nicht so schwach wäre, würde er ihn vielleicht hier wegschaffen in aller Stille, doch das war ihm derzeit nicht möglich. Und viel Zeit hatten sie nicht mehr.

„Wovon redet ihr eigentlich?“ Caprice stand auf und sah ihre Söhne verärgert an.

Henry ignorierte sie bewusst. „Wer ist bei ihm?“

„Eloy und die Zwillinge.“ Caron lächelte.

Na das war beruhigend. Er bekam die ernsthaften Geschwister ab und Lukas das, was dann noch übrig blieb. Doch in den letzten Tagen hatte Eloy durchaus seine hellen Momente gehabt. Vielleicht war das doch nicht so schlecht. Trotzdem ging er lieber auf Nummer sicher. „Kobe, könntest du?“

Kobe, der noch immer neben der Tür gewartet hatte, nickte und verlies den Raum.

„Ich werde mich dann auch einmal hinlegen.“ Lächelnd stand der Rothaarige auf und ging zur Tür.

Auch seine Mutter ging zur Tür und Henry glaubte schon, sie würde auch gehen, doch ihre nächste Reaktion überraschte wohl jeden im Raum.

Vor der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. „Halt, nicht so schnell mein Sohn.“

Ihre Stimme hatte einen autoritären Klang, den Henry noch zu gut aus seiner Kindheit kannte. In ihren Augen sah man eiserne Entschlossenheit. „Keiner von euch verlässt diesen Raum, bevor ich nicht weiß, um was es bei diesem kleinen Gespräch zuvor ging.“

Henry stöhnte leise. Ob jetzt wohl der richtige Zeitpunkt für eine vorgetäuschte Ohnmacht war?
 

Lukas sah auf die drei Jugendlichen vor sich. Er hatte ein ungutes Gefühl. Zuvor war er noch wie paralysiert gewesen, weshalb er nicht groß darüber nachgedacht hatte, doch nun kam es mit voller Wucht wieder. Henry war ein Wolf oder er konnte sich in einen Wolf verwandeln was keinen großen Unterschied machte. Doch wie ging das? Magie schloss er noch immer aus, denn das beherrschten nur böse Magier und dazu zählte er Henry trotz allem nicht.

„Wie geht es ihm?“ Da keiner der Drei bis jetzt kein Wort gesagt hatte, ergriff er das Wort. Alles war besser als das Schweigen, das bis jetzt vorgeherrscht hatte. So bekam er vielleicht auch Antworten auf seine Fragen.

Eloy winkte nur leichtfertig ab. „Er wird es überleben. Henry ist zäh. Das war immerhin nicht sein erster Kampf.“

„Aber ein Bär?“

Sin hob nur ratlos die Hände. „Wenn es ihm Spaß macht. Ich hätte mir einen leichteren Gegner gesucht. Zum Beispiel einen Luchs oder eine Wildkatze, doch manchmal neigt er wirklich zu Übertreibungen.“

Diese Leichtfertigkeit überraschte Lukas nun wirklich. Immerhin waren das keine einfachen Verletzungen gewesen. Zumindest für einen Wolf, Lukas wusste nicht wie das bei einem Menschen war. Bisher hatte es auch keinen Anlass gegeben, sich über so etwas Gedanken zu machen. „Aber er war doch schlimm verwundet.“

„Wir haben gutes Heilfleisch. Morgen ist alles wieder okay.“ Eloy grinste.

„Wir?“ Also waren sie alle … Ja, was eigentlich? Menschen waren sie wohl kaum, Wölfe aber auch nicht. Keine der beiden Rassen konnte seine Gestalt wechseln.

„Ja, natürlich wir. Immerhin sind wir verwandt. Wenn ich auch bei manchen daran zweifle.“ Sin warf einen bedeutsamen Blick zu Eloy hinüber.

„Was seid ihr eigentlich?“ Lukas hatte das Gefühl eine verbotene Frage zu stellen, doch er musste das wissen.

„Was wir sind? Wir sind Loup garou.“ Eloys Grinsen schien gar nicht mehr zu enden.

Clerissa dachte kurz nach. „Mir gefällt der Ausdruck Lykanthropos besser.“

„Ist doch alles das Gleiche für Werwolf.“ Sin schüttelte nur den Kopf.

Während nun Clerissa und Eloy eine keine Diskussion darüber anfingen, welches Wort nun schöner klang, war Lukas nur verwirrt. Ja, er hatte die Sagen über diese Wesen schon gehört. Doch nie für wahr gehalten. Es war immerhin nicht möglich, das sich Menschen verwandelten außer sie waren mit dem Teufel im Bunde. Was man hier ja ausschießen konnte. Sie glaubten vielleicht nicht an Gott, doch sie waren auch keine schlechten Menschen oder besser Wesen. Nein, sie waren netter als die meisten Menschen, glaubte er. Er konnte sich zwar an keine Gesichter oder Situationen erinnern, doch das Gefühl das er mit Menschen verband war nicht wirklich gut.

„Dürft ihr mir das eigentlich erzählen?“ Ihre Existenz war doch eine Legende, da konnte es nur Probleme bringen wenn es jemand gesehen hatte. Auch wenn er nicht vorhatte, es irgendjemanden zu erzählen.

Eloy lies von Clerissa ab und sah ihn ernst an. „Du hast es gesehen, schon alleine das hätte nicht geschehen dürfen. So gesehen gibt es für dich nur noch zwei Möglichkeiten, die beide nicht von uns abhängen.“

„Von wem denn dann?“

„Die eine hängt von Henry ab, die Andere von unserem Vater. Henry könnte dir ein weiterleben ermöglichen, wenn auch anders als jetzt. Unser Vater hingegen bringt dir nur den Tod.“

Eigentlich überraschte das Lukas nicht sonderlich. Er hatte schon mit so etwas gerechnet. Immerhin ging es hier um ihre Existenz, das war etwas das jedes Wesen schützen wollte. Egal mit welchen Mitteln. Was nicht hieß, dass er sterben wollte. Aus diesem Grund interessierte ihn schon die Möglichkeit, die Henry ihm bot. „Was ist die Möglichkeit mit Henry?“

In diesem Moment klopfte es an der Tür.

„Ja?“ Sin sah fragend zu dieser.

Die Tür öffnete sich und Kobe trat ein. Wie schon so oft konnte Lukas eine Veränderung in Eloys Gesicht erkennen.

„Henry wollte nur wissen wie es hier vorangeht.“ Kobe rang sich zu einem Lächeln durch.

„Och eigentlich ganz gut. Wie geht es ihm?“ Clerissa ging zu ihm und lächelte.

„Er dürfte morgen wieder auf den Beinen sein. Wir haben ihn rechtzeitig gefunden.“

„Zum Glück.“ Clerissa wirkte erleichtert.

Auch Lukas freute diese Nachricht. Immerhin war er nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache. Er wollte immerhin zu dem Ort an dem es passiert war. Nur deswegen waren sie im Wald gewesen.

„Nein! Das erlaube ich nicht! Arnaud, Caron! Bleibt sofort stehen!“ Caprices Stimme konnte man sogar durch die geschlossene Tür hören.

Eloy grinste. „Sie hat es erfahren.“

Sin sah seinen Bruder fragend an. „Meinst du?“

Der Blondhaarige nickte nur. „Wetten wir darauf?“

„Nein, bei deinem Glück verkneif ich mir schon lange das wetten.“

Eloy wuschelte seinem kleinen Bruder durchs Haar. „Ist auch gut so. Wetten ist böse.“

Die Tür wurde geöffnet und Arnaud kam ins Zimmer. „Lukas, wenn du nichts dagegen hast, dann würde Henry gerne mit dir reden.“ Er warf einen Blick hinter sich.

„Am besten jetzt gleich.“

Lukas nickte, dann kam jetzt wohl die Entscheidung, die ihm Eloy gerade prophezeit hatte. Hinausschieben brachte ja sowieso nichts.

Er stand auf und ging zu Arnaud. Wenn es um dieses Thema ging, schien immer er sein Führer zu sein.

„Bloß nicht!“ Caprice tauchte hinter Arnaud zu.

„Ihr kennt die Regeln. Euer Vater ist damit sicher nicht einverstanden und ich auch nicht.“

„Mama.“ Eloy ging zu ihr an Lukas und Arnaud vorbei und legte einen Arm um ihre Schulter. „Es ist doch noch gar nichts beschlossen. Wir erwägen nur diese Möglichkeit.“

Diese Ablenkung durch den Blondhaarigen, gab Arnaud die perfekte Chance. Er nahm Lukas am Handgelenk und führte ihn so rasch den Gang entlang.

Auf halben Wege sahen sie Caron, der entschuldigend die Hände hob. „Versagt auf der ganzen Linie.“

„Nicht schlimm. Eloy lenkt sie ab. Wenn ich auch nicht weiß für wie lange.“

Caron folgte ihnen und Arnaud öffnete die Tür zu Henrys Zimmer. Er sah nur kurz hinein. „Ich hab ihn gebracht. Nehmt euch Zeit, wir werden sie irgendwie aufhalten.“ Daraufhin deutete er Lukas einzutreten.

Dieser kam dieser Aufforderung nach. Worum ging es bei der ganzen Aufregung eigentlich? Was konnte so schlimm sein, dass Caprice sich mit solchem Einsatz dagegen war? Doch das würde er wahrscheinlich gleich selbst erfahren.

Das Zimmer hatte sich nicht verändert zumindest demnach, was er noch erkennen konnte. Das letzte Mal war das Licht bei weitem nicht so ausreichend gewesen wie jetzt. Jedoch war das Bett sein Ziel, nicht die Einrichtung.

Henry saß an ein Kissen gelehnt darin und sah ihn abwartend an.

„Wie geht es dir?“ Nun konnte er sich ja an erster Stelle erkundigen. Allerdings blieb er an der Tür stehen.

„Ich werde es überleben. Ist ja nur ein Kratzer.“ Henry schüttelte abwertend den Kopf.

„Es lohnt sich nicht einmal darüber zu reden.“

„Das ist gut.“

„Hast du Angst vor mir?“ Henry sah ihn ruhig an.

Irgendetwas sagte Lukas, das es ihn nicht überraschen würde, wenn es so wäre. Doch er schüttelte den Kopf. „Nein, das hab ich nicht. Sollte ich?“

Henry schüttelte lächelnd den Kopf. „Von mir droht dir keine Gefahr.“

Lukas kam nun doch zu ihm, an die Seite des Bettes. „Aber vor deinem Vater? Eloy hat mich schon aufgeklärt.“

„Oh.“ Der Ältere wirkte nun nachdenklich. „Über alles?“

„Nur das dein Vater wohl meinen Tod will und du genau das Gegenteil willst. Doch wie, das hat er mir verschwiegen.“

„Du wirkst nicht sehr erschrocken darüber.“

Lukas zuckte mit den Schultern. „Du hast mich gerettet und bis jetzt hat keiner von euch mir etwas getan. Ich mag jeden von deiner Familie, dich vielleicht mehr als die Anderen. Ich habe keinen Grund Angst vor euch zu haben.“

Er lächelte kurz. „Das ist wie bei einem Vogeljungen.“

„Wie?“ Henry sah ihn fragend an.

„Es ist wie bei einem Vogeljungen. Wenn es geboren wird sieht es das erste Wesen, das es sieht, als seine Mutter an. Selbst wenn es eine Katze ist vor der es eigentlich Angst haben sollte. So ähnlich hört es sich bei mir an. Doch ich bin wie das Vogeljunge. Ich kann keine Angst vor euch haben, da ich euch einfach nicht als Mörder oder schlechte Wesen sehe.“

„Aber das sind wir.“ Henrys Blick wurde jetzt ernst. „Wir sind Mörder, denn wir jagen und töten Menschen. Zwar versuchen wir immer uns an die Schlechten zu halten, doch das ändert nichts daran, das wir töten. Wir bereuen es nicht einmal, da es für uns normal ist uns so zu ernähren. In der Nacht, in der ich dich fand, war ich auch gerade auf der Jagd. Wenn die Söldner nicht euer Haus überfallen hätten, dann hätte ich vielleicht einen von euch getötet.“

„Aber das hast du nicht.“ Stattdessen hatte er ihn gerettet. Er verstand Henrys Absicht, doch er konnte keine Furcht dabei empfinden, das Henry vielleicht Menschen getötet hätte, die er nicht kannte.

„Du hast mich stattdessen gerettet.“

„Das war ein Zufall. Du musst verstehen unser Leben ist nicht einfach. Wir müssen uns verstecken und können keinem Menschen vertrauen. Außer an die Gesetze der Menschen müssen wir uns auch noch an unsere eigenen halten. Und was am schwersten wiegt, ist das wir Menschen töten.“

Lukas merkte, dass Henry ihm damit etwas sagen wollte. Etwas, das wichtiger war als das eben gesagte. „Warum erzählst du mir das?“

Henry sah ihn ernst an. „Weil ich dich zu einem von uns machen will.“

Klänge der Nacht 9

Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Henry musste Lukas nicht einmal ansehen um zu wissen, wie seine Reaktion war, doch er machte es trotzdem. Wie erwartete war dieser erstaunt darüber, was sich aber nur allzu schnell in Begreifen umwandelte. Klar, es war eine wichtige Entscheidung, die sein ganzes Leben umkrempeln würde. Es war, wie wenn man ihm den Vorschlag machen würde, für immer ein Mensch zu sein. Obwohl das kein passender Vergleich war, da er das niemals annehmen würde. Hier bestand zumindest die Möglichkeit einer Zusage.

„Zu einem…“ Lukas schwieg kurz, man merkte das er nachdachte. „Werwolf? Du willst, das ich ein Werwolf werde?“

Henry schüttelte den Kopf. „Nein, es ist deine Entscheidung. Ich würde mich zwar freuen, wenn du zusagst und hier bei mir bleibst, doch zwingen will ich dich nicht. Selbst wenn du absagst, verspreche ich dir, dass dir nichts passiert.“

Er konnte seine Brüder bitten Lukas hier wegzubringen. Auf sie konnte er sich sicher verlassen. Solange sein Vater nicht da war, war alles nur eine Frage der Planung.

„Was würde das für mich bedeuten?“ Lukas wirkte etwas unsicher, was nur verständlich war.

„Das bedeutet, dass ich die Verantwortung für dich habe. Ich werde dir alles beibringen was du wissen musst und bleibe an deiner Seite. Zumindest solange bis du alleine überleben kannst. Doch ein Werwolf und derjenige den er gebissen hat, bleiben ein Leben lang verbunden. Auch bekommst du ein Rudel, was in unserem Fall diese Familie ist.

Du musst jagen und töten, das habe ich dir schon erzählt, aber im Ausgleich bekommst du ein langes Leben und Kraft, die du dir nicht einmal vorstellen kannst.“ Henry wusste, das er weiterkommen würde, wenn er nur die positiven Aspekte aufzählte, doch das war nicht richtig. Ihr Leben war weder aufregend, noch hatte es nur positive Seiten.

Lukas nickte und setzte sich auf das Bett. Nachdenklich sah er auf den Boden.

Henry war klar, das er darüber einmal nachdenken musste. Es war eine Entscheidung die man nicht mehr rückgängig machen konnte, deswegen sollte man sie nicht voreilig treffen.

Plötzlich sah Lukas auf und ihn ernst an.

Er hatte eine Entscheidung getroffen, das sah Henry an seinem Blick. Geduldig wartete er auf seine Antwort.

„Mach mich zu einem von euch. Ich kann mit den Konsequenzen leben, solange ich hier nur nicht weg muss. Ich will bei euch, bei dir bleiben.“

„Sicher?“ Auch wenn er sehr entschlossen wirkte, fragte Henry lieber noch einmal nach.

Lukas nickte ohne zu zögern.

„Nun gut.“ Henry setzte sich vollends auf und zog sich das Hemd aus, welches man ihm angezogen hatte. Kobe würde ihm sicher eine Standpauke halten, da die Nähte wieder reißen würden, doch anders ging es nicht. Die Verwandlung war nur möglich, wenn ihn ein Werwolf in seiner tierischen Form biss.

„Ich werde dich jetzt beißen. Keine Angst nicht tief und ich werde es auch kurz halten. Aber um dich umzuwandeln, muss ich zumindest eine Wunde hinterlassen. Diese wird aber schnell wieder verheilen.“

„Warum?“ Lukas war nun doch etwas zurückgewichen.

Henry zuckte mit den Schultern. „Dafür gibt es keine Erklärung. Kobe denkt, das in unserem Speichel eine Art Virus ist, der das möglich macht. Die älteren Werwölfe hingegen glauben an einen Zauber. Im Grunde ist es egal, das Ergebnis zählt.“

Lukas zögerte etwas. „Nun, wenn es sein muss.“

Der Schwarzhaarige stand auf und verwandelte sich. Dabei achtete er aber auf Lukas Reaktion.

Natürlich wich er etwas vor dem Wolf zurück, doch in seinen Augen war keine Spur von Angst zu erkennen. Viel eher eine Faszination, die man einem seltenen Tier entgegenbringt.

Langsam streckte er die Hand aus, eine deutliche Aufforderung an Henry.

Dieser verstand den Wink, öffnete sein Maul und legte seine Fänge um Lukas Unterarm. Dann biss er schnell und hoffentlich auch nicht allzu schmerzhaft zu. Noch nie hatte ihn ein Biss soviel Überwindung gekostet, doch es war notwendig für seine Wandlung.

Lukas zuckte zusammen, als sich die Zähne in sein Fleisch gruben, doch er gab keinen Laut von sich.

Henry löste sich von ihm und sah ihn musternd an. Er selbst hatte noch nie eine Umwandlung vorgenommen oder auch nur gesehen. Deswegen hatte er auch keine Ahnung was nun als nächstes passieren würde.

Lukas sah ebenfalls gespannt auf seine Wunde, so als müsste jeden Moment ein Wunder einsetzen.

Er hätte den Jüngeren gern gefragt wie er sich fühlte, doch das war nicht möglich. Noch verstand er ihre Sprache nicht. Doch laut den Erzählungen würde er es nach der ersten Verwandlung können und verstehen.

„Ich fühle mich irgendwie komisch.“ Ohne ein weiteres Vorzeichen schloss er die Augen und fiel zurück aufs Bett.

War das normal? Sollte man nach der Verwandlung in Ohnmacht fallen? Denn tot war er nicht, das verrieten ihm seinen Sinne.

Doch bevor er nachsehen konnte wurde die Tür aufgerissen und Eloy trat ein. Hinter sich warf er die Tür wieder zu und lehnte sich dagegen. „Gut, du hast es getan, das rettet mir das Leben.“

Was? Henry verwandelte sich wieder in einen Menschen. Schmerzhaft zuckte er zusammen. Wie erwartet hatten sich die Wunden wieder geöffnet. Wenn man genäht wurde, sollte man eben ein Mensch bleiben. „Was meinst du Eloy?“

Sein Bruder sah abgehetzt aus, so als wäre er die ganze Strecke gelaufen. Außerdem war er irgendwie panisch. So kannte er ihn gar nicht, außer einige Male und dann nur, wenn…

Er stöhnte gequält. „Nein, nicht jetzt.“

„Oh doch. Er ist gerade angekommen und wenn es nach mir geht, kann er gleich wieder fahren. Das ist eine Frechheit, was er mir angedroht hat. Und das gleich nach der Begrüßung. Klar, für Clerissa hat er ein Geschenk, für mich eine Drohung.“

„Eloy, bitte nicht. Ich muss nachdenken.“ Henry setzte sich auf das Bett und barg das Gesicht in den Händen.

„Was ist mit ihm?“ Eloy deutete mit dem Kopf auf Lukas.

„Er ist ohnmächtig. Wohl durch die Verwandlung.“ Gott, wie sollte er das seinem Vater beibringen? Obwohl die Sache würde sich wohl von selbst erklären. Immerhin konnte er es erkennen.

Es klopfte an der Tür und Eloy zuckte zusammen. Sofort nahm er einen großen Sicherheitsabstand zur Tür ein.

„Ja?“ Henry seufzte, es lies sich ja wohl nicht vermeiden. Er hob den Blick, immerhin wollte er nicht unhöflich zu seinem Vater sein.

Die Tür öffnete sich und ein braunhaariger Mann stand in der Tür. Er wirkte nicht sonderlich alt, doch seine Haltung strahlte eine gewisse Autorität aus, der man sich nur schwer entziehen konnte. Seine goldenen Augen blickten zuerst auf Henry, bevor er Eloy entdeckte. „Hier steckst du also. Wie könnte es auch anders sein. Wenn dir etwas nicht passt, rennst du immer zu deinen Brüdern.“

Eloy sah ihn wütend an. „Ich werde nicht zu diesen Blutsaugern gehen.“

„Du weißt, was du machen musst um es zu verhindern.“

„Alessandro, bitte.“ Caprice, die hinter ihm stand, legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Mein Lebensstil ist nicht halb so schlimm wie du es mir vorwirfst.“ Eloy ballte seine Hände zu Fäusten.

„So? Da hat mir deine Mutter aber etwas anderes erzählt.“ Alessandro schüttelte den Kopf. „Genug.“

Es war ein Befehl, der es nicht einmal zuließ, das man ihm widersprach.

„Henry.“ Er lächelte und kam zu ihm, allerdings stoppte er mitten im Schritt. Sein Blick lag auf etwas auf dem Bett.

Caprice, die ebenfalls das Zimmer betreten hatte, hob die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott.“

Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

Erst nach einigen Augenblicken sah sein Vater ihn wieder an. Sein Lächeln war verschwunden. „Willst du es mir erklären?“

Eigentlich hatte Henry kein Verlangen danach, doch es lies sich wohl kaum vermeiden. Also erzählte er seinem Vater was passiert war. Angefangen von Lukas Rettung, bis hin zum Angriff des Bären und seiner Enttarnung. Er lies kaum etwas aus. „Wir haben darüber gesprochen und er hat eingewilligt. Deswegen habe ich ihn gebissen.“

„Eloy.“ Sein Vater sah den Blonden bei diesem Wort nicht an.

„Ja?“

„Bring ihn in sein Zimmer und sag Kobe er soll nach ihm sehen.“ Sein Blick löste sich nicht einen Moment von Henry.

„Okay.“ Offenbar wusste er, dass es nicht gut war seinem Vater zu widersprechen, deswegen unterließ er jedes Kommentar über Kobe.

Für Henry war das kein gutes Zeichen.

Eloy hob den Jungen auf die Arme und verlies das Zimmer.

„Ich werde auch nach ihm sehen.“ Caprice lächelte Henry noch einmal aufmunternd zu und folgte Eloy.

Henry sah ihnen ausdruckslos nach. Die Ratten verließen das sinkende Schiff, was? Eigentlich war das nichts Neues. Keiner von ihnen wollte die Wut ihres Vaters spüren. Er auch nicht, doch das stand wohl nicht zur Debatte.

Alessandro seufzte und ging im Raum auf und ab. Er sah nachdenklich auf den Boden. Erst nach einiger Zeit blieb er stehen. „Was hast du dir dabei gedacht? Du kennst doch die Regeln.“

Seine Stimme war weder wütend noch aufgebracht, was Henry erstaunte. „Bist du denn nicht wütend?“ Es war eine Frage, wie sie jedes Kind seinem Vater stellte, wenn dieser anders reagierte als es geglaubt hatte.

Sein Vater sah ihn an und Henry zuckte unwillkürlich zurück. Der Blick in seinen Augen zeigte das, was seine Stimme nicht verriet.

„Natürlich bin ich wütend, was denkst du denn? Das ich einfach so darüber hinwegsehe?“ Nun war auch in der Stimme die Wut zu hören, die zuvor nur in seinem Blick zu lesen war.

Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Aber daran kann man nun auch nichts mehr ändern. Er ist wohl einer von uns und so wie sich alle für ihn einsetzen, kann er kein allzu schlechter Mensch sein. Aber…“

Mahnend hob er seinen Zeigefinger. „..das heißt nicht, dass du dafür keine Strafe bekommst.“

Henry nickte, das war ihm klar gewesen. Sein Vater war der Führer dieser Familie, es war klar, das er einen Regelbruch bestrafen musste. „Ich weiß, doch ich bin bereit jede Strafe zu akzeptieren.“

Alessandro seufzte und setzte sich neben ihn. Seine Hand strich über seinen Kopf. „Ich verstehe dich Henry. Sogar besser als du glaubst, doch du weißt warum wir keine Menschen beißen. Allerdings ist mir auch klar, dass du keine andere Wahl hattest, denn ich hätte ihn getötet und das wusstest du.“

Als sein Vater ihm über den Kopf strich schloss Henry die Augen, dass war eine bekannte Geste und sie beruhigte ihn immer. Das war ein Zeichen dafür, das die Wut seines Vaters verraucht war. „Es tut mir leid.“

Auch wenn er es immer wieder machen würde. Immerhin mochte er Lukas und dieser war sehr wichtig für ihn. Er hätte seinem Vater niemals verzeihen können, wenn dieser ihn getötet hätte.

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Nein, das tut es nicht. Wenn du noch einmal vor der Wahl stehen würdest, dann wäre deine Entscheidung die Gleiche und das ist auch gut so. Du stehst zu deinen Entscheidungen, ich hab dich so erzogen.“

„Doch es tut mir leid, dich so hintergangen zu haben. Das war nicht meine Absicht.“

„Nun du hattest einen guten Grund, deswegen reden wir nicht mehr darüber. Es ist passiert und ändern können wir wirklich nichts mehr daran. Du hast nun eine Verantwortung, doch ich glaube du bist dir dessen bewusst.“

„Natürlich.“ Henry war sich dessen bewusst und es war auch genau das was er wollte. Er wollte bei Lukas sein und ihm alles beibringen was er brauchen würde, um ein guter Werwolf zu werden.

„Dann geh zu ihm. Seine Ohmacht wird nicht lange andauern.“ Alessandro gab ihm einen kleinen Schubs.

Überrascht sah Henry seinen Vater an, doch gleich darauf schüttelte er den Kopf. Es war klar, dass sein Vater wusste was bei der Umwandlung passierte. Immerhin lebte er schon lange genug, da hatte er sicher schon einige erlebt.

„Danke Vater.“ Er war wirklich froh, dass er es nicht so schlimm nahm. Doch anders kannte er seinen Vater auch nicht. Er war schnell wütend, doch das verrauchte ebenso plötzlich wie es gekommen war. In ihrer Familie gab es eben viele Hitzköpfe, da gingen die Emotionen schnell hoch.

Henry verließ den Raum und machte sich auf den Weg zu Lukas.
 

Lukas öffnete die Augen und sah sich um. Er war wieder in seinem Zimmer, soweit er das erkennen konnte. Doch etwas war anders. So viele neue Eindrücke stürmten auf ihn ein. Das Licht war heller als er es gewohnt war. Auch Gerüche und Geräusche, die er sonst nie wahrnahm, bemerkte er jetzt.

Neben sich hörte er regelmäßige Geräusche und er brauchte einen Moment, um es als den Atem einer Person zu identifizieren. Auch konnte er den Herzschlag dieser Person hören.

Langsam drehte er den Kopf und lächelte als er Henry sah. „Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden.“

Das hatte er zumindest noch mitbekommen.

„Ja, das bist du, doch du hast nicht viel versäumt.“ Henry erwiderte das Lächeln.

„Wie geht es dir?“

„Eigentlich gut. Doch es ist etwas komisch. Alles erscheint mir so anders.“ Lukas setzte sich auf und sah sich um. Er sah wirklich vieles, das er zuvor nicht einmal wahrgenommen hatte oder besser nicht aus dieser Entfernung

„Das sind deine neuen Sinne. Es wird noch etwas dauern, bis du sie ganz kontrollieren kannst. Wenn dein Instinkt sich einschaltet wird es leichter. Spätestens nach deiner ersten Verwandlung wirst du es beherrschen.“

„Wann wird das sein?“ Seine erste Verwandlung, das hörte sich komisch an, doch er freute sich auch schon etwas darauf. Es war alles so neu für ihn, so aufregend.

„Beim nächsten Vollmond. Du bist wie Kobe an die Mondphasen gebunden. Wir die als Werwölfe geboren wurden haben diese Einschränkung nicht.“ Henry sah zu Boden, bevor er seinen Blick wieder auf ihn richtete.

„Danke.“

Lukas sah ihn verwirrt an und wollte eine entsprechende Frage stellen, doch da sprach der Schwarzhaarige schon weiter.

„Danke, das du dich für uns entschieden hast, für mich. Ich weiß, diese Entscheidung ist dir sicher nicht leicht gefallen.“

Im Grunde war sie das schon. Er wollte diese Familie nicht verlassen, ebenso wie Henry. Hier fühlte er sich sicher und wohl. Es war sein Zuhause, da er keinen Ort kannte, an den er sonst gehen sollte und an dem er lieber sein wollte. „Du hast gesagt, das du in mich verliebt bist. Ich mag dich sehr und bin gerne in deiner Gesellschaft. Ich weiß nicht ob das Liebe ist, doch ich wollte nicht von dir weg.“

„Nun wir haben nun genug Zeit um herauszufinden was dieses Gefühl ist. Wenn du willst.“ Henry schenkte ihm ein liebevolles Lächeln.

Lukas erwiderte das Lächeln glücklich. „Ja, das will ich.“
 

Ende
 

Hier endet die Geschichte von Henry und Lukas. Doch auch wenn das das Ende von Klänge der Nacht ist, geht es mit Wolfsherzen noch weiter. Schon bald kommt das erste Kapitel von Mondenschein. In dieser Geschichte wird es dann um Sin und Clerissa gehen.

Mondschein 1

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Hinter der Tür waren gedämpfte Laute zu hören. Obwohl sie ja eigentlich ganz deutlich zu verstehen waren. Das lag natürlich nur daran, das Clerissa ihre Stimme erhoben hatte. Im Raum hinter der Tür, musste es eine enorme Lautstärke erreicht haben.

Sin stand genau gegenüber der Tür. Mit verschränkten Armen lässig an die Wand gelehnt, schien es, als würde ihn das alles nichts angehen. Doch er horchte genau auf die Worte seiner Schwester, die aus dem Raum drangen. Auch wenn es seit einigen Minuten nur noch das Gleiche war. Er hatte keine Ahnung worum es ging, er war eigentlich nur stehen geblieben, weil er seine Schwester gehört hatte. Das nannte man nicht lauschen, er legte nur eine Rast ein. Immerhin lebte er hier, da durfte er das.

„Nein! Das werde ich nicht!“

Sin hob seinen rechten Ringfinger und betrachtete ihn nachdenklich. Das war jetzt schon das vierte ‚Nein’ innerhalb von fünf Minuten. Gleich würde wohl wieder ein ‚Ich hasse dich’ folgen.

„Ich hasse dich!“

Er sollte Wahrsager werden. Wenn das so weiterging, dann hatte es sich Vater bald mit all seinen Kindern verscherzt. Nur Caron, Arnaud und er waren von ihm verschont worden. Klar, bei ihrem vorbildlichen Verhalten. Doch alle anderen Kinder, das war ein anderes Thema. Eloy hatte er angedroht ihn an den Hof der Vampire zu schicken, wenn er seinen Lebenswandel nicht änderte, mit Clerissa verscherzte er es sich auch gerade aus ihm unbekannten Gründen und Henry, nun der war sowieso ein Kapitel für sich.

„Clerissa bitte, beruhige dich doch.“ Die Stimme von Caprice war trotz ihres ruhigen Tonfalles leicht zu verstehen.

„Ich will mich nicht beruhigen!“ Die Tür wurde aufgerissen und sein Zwillingsschwester stürmte aus dem Raum. Bei ihrem Tempo hatte sie ihn sicherlich nicht einmal gesehen.

Ihr Vater folgte ihr, blieb aber im Türrahmen stehen. „Clerissa, komm sofort zurück!“

Sin musste sich ein Grinsen verkneifen, da konnte er lange warten. Bevor sie sich nicht beruhigt hatte, blieb sie sicher nicht stehen.

Nun erst schien ihr Vater ihn zu bemerken. „Sin, was machst du hier?“

Sin zuckte mit den Schultern. „Ich habe Clerissas laute Stimme gehört, da bin ich einfach stehen geblieben.“

Sein Vater runzelte missbilligend die Stirn, ging aber ohne ein Wort wieder in den Raum zurück.

Die offen gelassene Tür, sah der Blondhaarige als Einladung, deswegen folgte er seinem Vater. Seiner Mutter, die mit einem etwas verzweifelten Gesichtsausdruck auf dem Sofa saß, schenkte er ein freundliches Lächeln. „Darf man auch fragen, worum es bei diesem Gespräch ging?“

Es war eine Lüge, wenn er behaupten würde, das es ihn nicht brennend interessierte. Diese Neugier konnte er nicht unterdrücken, auch wenn es ihn kindlich erschienen lies. Allerdings war es bisweilen auch Recht nützlich.

Sein Vater sah ihn nachdenklich an. „Nun erfahren wirst du es sowieso. Übermorgen wird ein Gast bei uns eintreffen. Es handelt sich dabei um den Verlobten deiner Schwester.“

„Was?“ Nun war er verwirrt. Seit wann bitte hatte seine Zwillingsschwester einen Verlobten? Sie interessierte sich ja nicht einmal für Jungs, zumindest nicht in dem Sinn um ihr einen Verlobten zu besorgen. Mit dem wusste sie sich ja nicht einmal etwas anzufangen.

„Seit wann ist Clerissa denn verlobt?“ Das musste ihm jetzt bitte einmal jemand erklären. Doch nun konnte er die Wut seiner Schwester sehr gut nachvollziehen. Sie war erst sechzehn, genau wie er und er wollte auch noch keine Verlobte.

„Genau genommen seit zwei Monaten, ich wollte es ihr nur selbst mitteilen, einer der Gründe warum ich heimgekommen bin.“ Alessandro setzte sich neben seine Frau.

Wahrscheinlich auch der Einzige. Denn die Sehnsucht nach seiner Familie konnte wohl kaum der Auslöser für seine Rückkehr gewesen sein. Das war es nie.

„Nun, ich kann meine Schwester verstehen. Ich schätze einmal, sie hat ihren Verlobten noch nie gesehen, oder gar etwas von ihm gehört. Das heißt, sie weiß nichts über ihn. Unter solchen Umständen würde ich auch nicht heiraten wollen.“ In dieser Sache war er mit seiner Schwester einer Meinung. Immerhin liebte er sie, sie war sein Gegenstück. Eine Hochzeit würde sie nur voneinander trennen und das wollte er nicht. Bis jetzt waren sie noch nie voneinander getrennt gewesen.

„Horus ist eine ausgezeichnete Wahl. Er ist der Sohn eines sehr engen Freundes von mir und aus gutem Haus. Auch ist er kein schlechter Werwolf, er würde sie gut behandeln.“

„Und wie sieht es mit Liebe aus?“ Sin konnte dem Vorhaben seines Vaters einfach nichts Gutes abgewinnen.

Sein Vater sah ihn kurz verständnislos an. „Das wird sich schon entwickeln. Wie gesagt, sie haben sich noch nie gesehen. Doch ich und deine Mutter haben uns auch beim ersten Treffen verliebt.“

Er nahm Caprices Hand in seine.

Nun davon merkte man aber nichts, doch diesen Kommentar verkniff sich Sin. „Gibt es noch etwas, was man über ihren Zukünftigen wissen muss?“

Man sollte immerhin über seine Feinde informiert sein und das war einer. Schließlich wollte war er ein Dieb, der ihm seine Schwester wegnehmen wollte. Zwar mit der Unterstützung seiner Eltern, doch das machte die Sache auch nicht besser.

Alessandro dachte kurz nach. „Nun er ist der Erstgeborene und sehr intelligent. Horus hat schon einige eigene Unternehmen, die zwar noch unter der Schirmherrschaft seines Vaters stehen, doch sehr gute Gewinne erzielen. Wie man es von einem 66jährigen Jungen nicht anders erwarten kann.“

„66?“ Das war ja die Krönung. Bei Erstgeborenen stieg in ihm schon ein ungutes Gefühl auf, doch das war die Krönung. „Das sind 50 Jahre Unterschied!“

„Sin, bei uns sind es weit mehr und es gibt Paare, die noch weiter auseinander liegen.“ Seine Mutter ergriff nun auch das Wort. Ihr Blick sagte deutlich, das sie sich von ihm Unterstützung wünschte.

Doch die konnte ihr Sohn ihr nicht geben. „Clerissa ist nicht du Mutter und dieser Horus ist nicht Vater. Ihr könnt nicht über ihr Leben bestimmen und hoffen, das aus dieser Verbindung Liebe wird. Es läuft nicht immer wie im Märchen ab, wo Liebe beim ersten Blick entsteht. Selbst wenn, ist das keine Garantie für ein glückliches Leben. Das solltest gerade du wissen, Mutter.“ Sin wusste, das er ihr damit weh tat, doch er brauchte ein Ziel für seine Wut und seinem Vater zur Zielscheibe zu machen, traute er sich nicht.

„Sin, jetzt reicht es aber, du wirst dich sofort bei deiner Mutter entschuldigen.“ Die Stimme seines Vaters klang drohend.

„Wofür, dafür das ich die Wahrheit gesagt habe? Soll ich euch dazu beglückwünschen, das ihr dafür sorgt, das Clerissa hier fortmuss? Sie wird euch dafür hassen ihr ganzes Leben lang und ich kann es ihr nicht einmal verübeln!“ Mit diesen Worten wand sich Sin um und stürmte aus dem Raum. Er wollte dieses Gespräch nicht fortführen, es würde nichts bringen und das war ihm bewusst. Clerissa und er kämpften auf verlorenem Posten obwohl seines Schwester noch nicht einmal wusste, das sie unverhofft einen Mitstreiter gefunden hatte. Doch er konnte die Pläne seiner Eltern nicht gutheißen.

Die Tür zu seinem Zimmer zuschlagend, lehnte er sich dagegen. Das durfte nicht sein, diese Hochzeit gehörte verhindert.
 

Nein, das konnten sie nicht machen. Sie waren ihren Eltern, sollten sie da nicht eigentlich auf ihrer Seite stehen? Clerissa rannte aus dem Anwesen, den breiten Weg entlang bis zum Tor. Sie brauchte nun etwas Zeit für sich und das bekam sie hier kaum.

Sobald sie außerhalb des Tores und im Wald war, zog sie sich aus und wandelte sich. Sie brauchte etwas Entspannung und ein kleiner Lauf würde ihr helfen ihre Gedanken zu ordnen. Warum nur wollten ihre Eltern sie verheiraten? Sie war doch erst sechzehn und eine politische Heirat würde sie nicht einmal ihrem Vater zutrauen. Denn dieser wollte sie verheiraten, nicht ihre Mutter. Von wegen Geschenk, das war eine Katastrophe.

Geschickt bahnte Clerissa sich einen Weg durchs Unterholz. Schon automatisch wich sie Hindernissen aus. Auch wenn man es ihr nicht zutraute, sie kam hier ebenso gut zurecht wie ihre Brüder.

Warum wurde sie dann nicht ebenso behandelt wie sie? Jeder ihrer Brüder durfte seinen Partner selbst wählen. Ja, sogar einen Menschen wie man am jüngsten Beispiel sah. Nur sie, sie bekam einen Werwolf vorgesetzt. Es war nicht so, das sie keinen Werwolf wollte, das schon. Doch sie kannte diesen Horus nicht. Weder hatte sie etwas über ihn gehört noch ein Bild von ihm gesehen. Und er war alt, um so vieles älter als sie.

Das war einer der Punkte, der sie störte. Natürlich war 66 nicht alt, nicht für einen Werwolf, trotzdem es waren fünfzig Jahre Unterschied. Er war sogar älter als Caron und das sollte was heißen.

Nur nervte es sie am meisten, das ihr Vater so leichtfertig über ihr Leben bestimmen wollte. Sogar Michelle hatte den Mann heiraten dürfen, den sie liebte und ihr wollten sie es von vornherein verbieten?

Beim Gedanken an Michelle wurde Clerissa langsamer und stoppte schließlich. Genau, Michelle würde ihr sicher helfen. Immerhin war sie ihre Schwester, sie sahen sich nicht oft, doch sie hätte sicher Verständnis für sie.

Nein, sie hatte keinen Zweifel, dass Michelle ihr helfen würde, doch konnte sie so einfach von daheim weglaufen? Das war ihr Geburtsort, hier war ihre Familie. Doch wenn sie hier blieb müsste sie heiraten und dann erst Recht hier weg. So gesehen war es gleich wie sie wegging, nur ihre Position war anders. Sie hatte keine Zweifel, das sie es bis zu ihrer Schwester schaffen würde, schließlich war sie ein Werwolf und kein schwächliches Menschenmädchen.

Heiraten würde sie sicher nicht, da war es besser von daheim wegzulaufen.

Clerissa wartete, bis es Morgen war und schlich sich dann in ihr Zimmer zurück. Ihre Familie schlief sicher schon oder war gerade dabei sich hinzulegen. Sie musste einige Zeit warten, damit sie auch sicher sein konnte, das sie nicht zufällig in Eloy hineinlief, der die Angewohnheit hatte immer sehr spät heimzukommen.

Erst als die Sonne schon hell leuchtete, stand Clerissa auf und packte einige Sachen zusammen. Viel würde sie nicht mitnehmen, immerhin hatte sie vor irgendwann wieder zurückzukommen. Da sie den meisten Weg auch ihn ihrer Wolfsgestalt zurücklegen würde, konnte sie auch gar nicht soviel mitnehmen.

Als sie fertig war und gehen wollte, fiel ihr Blick auf die Tür ihres Zwillings. Konnte sie wirklich einfach so gehen? Sin würde sich Sorgen um sie machen und das wollte sie nicht.

Kurz entschlossen schlich sich Clerissa in das Zimmer ihres Zwillings, zu dessen Bett. Leicht schüttelte sie ihn um ihn zu wecken.

Unwillig schlug er noch im Schlaf nach ihrer Hand.

„Sin wach auf.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

Der Angesprochene gab nur einen unwilligen Laut von sich, öffnete aber verschlafen die Augen. „Clerissa? Was soll das, ich bin gerade erst eingeschlafen.“

Das war zu bezweifeln, doch Clerissa unterließ es jetzt darüber zu diskutieren. „Ich wollte mich nur von dir verabschieden, Sin.“

„Verabschieden? Warum?“ Sin stützte sich mit beiden Armen auf die Matratze und richtete seinen Oberkörper etwas auf. So konnten sie sich wenigstens in die Augen sehen.

„Ich werde weggehen, die Gründe wirst du schon selbst herausfinden. Aber ich will nicht

das du dir Sorgen um mich machst, deswegen wollte ich dir zumindest sagen wo ich hingehe. Allerdings nur wenn du mir versprichst mich nicht zu verraten.

„Weggehen? Warum?“ Der Blondhaarige war von einem Moment auf den anderen hellwach.

„Ich habe meine Gründe und du wirst mich auch nicht davon abbringen.“ Nein, dieser Entschluss war gefasst und sie würde ihn sicher nicht mehr ändern. „Also, versprichst du es mir?“

Der Junge nickte nur stumm.

„Gut. Ich werde zu Michelle gehen, wenn sich daran etwas ändern sollte, werde ich es dir irgendwie mitteilen.“ Clerissa wusste, wie sehr sie Sin damit wehtat, doch sie konnte einfach nicht andere Leute über ihr Leben entscheiden lassen.

Die Blondhaarige drehte sich um und wollte den Raum verlassen. An der Tür hielt sie noch einmal die Stimme ihres Zwillings auf.

„Pass auf dich auf, Schwesterchen.“

Sie lächelte, drehte sich aber nicht zu ihm um. „Das werde ich, Brüderchen.“

Mit diesen Worten verlies sie ihn und schlich durch das Haus zur Eingangstür. Derzeit bestand keine Gefahr. Es waren nur wenig Diener auf und ihre Familie schlief.

Am Tor des Anwesens drehte sie sich noch einmal um. Am Fenster ihres Zwillings konnte sie den Schemen einer Person erkennen. Sie lächelte und winkte ihm noch einmal kurz zu. Dann lief sie in den Wald, wo sie sich wandelte. Sie hatte einen langen Weg vor sich und die Verfolger würden auch nicht lange auf sich warten lassen.

Mondschein 2

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Sin sah seiner Schwester nach, bis sie im Wald verschwunden war. Sie hatte es wirklich getan, sie war weggelaufen von dem Ort, an dem sie geboren und aufgewachsen war. Alles nur wegen ihrer Eltern und dieses Typs. Er hasste ihn jetzt schon.

Wütend wand er sich vom Fenster ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Doch durch Clerissas Tat war diese Hochzeit abgesagt und das war gut so. Wenn sie Glück hatten, dann lies auch ihr Vater von seinem Plan ab.

Doch zuerst musste Clerissa erst einmal die Flucht gelingen und er war das einzige Sicherheitsrisiko, da er wusste was ihr Ziel war. Doch er würde es sicher niemanden verraten, da konnte seine Schwester auf ihn vertrauen. Vor allem da er zur Zeit, sowieso nicht gut auf seine Eltern zu sprechen war.

Sin ging wieder zum Bett. Er brauchte noch etwas Schlaf, denn es würde sicher ein interessanter Tag werden.
 

Der Schlaf war wirklich gut, nur das Aufwachen hätte etwas sanfter sein können.

Sin erwachte durch das Geräusch, der an die Wand knallenden Türflügel. Erschrocken fuhr er hoch. So schnell war er noch nie in eine aufrechte Position gekommen. Verwirrt sah er zu der Ursache des Krachs.

Sein Vater stand in der Tür und sah sich suchend um.

„Was soll das!“ Er war müde und somit ungenießbar. Da war es ihm egal, ob er gerade mit seinem Vater redete oder nicht.

Sein Vater überging den unfreundlichen Ton seines Sohnes. „Ist deine Schwester bei dir?“

„Sieht es danach aus?“ Sin lies sich wieder auf die Matratze zurücksinken.

„Weißt du wo sie ist?“ Sein Vater lies nicht locker.

Sin legte die Hände vors Gesicht. „Nein, weiß ich nicht. Ich bin müde!“

Nun endlich schloss sein Vater die Tür wieder.

Sin nahm die Hände vom Gesicht und lächelte. Also hatten sie es schon mitbekommen, gut.

Nun stand er doch auf, die Müdigkeit war wie weggeblasen. Rasch zog er sich an und eilte zu seiner Familie. Wo sie war, war nicht schwer in Erfahrung zu bringen. Die Stimme seines Vaters war nicht zu überhören. Diese Lautstärke am frühen Morgen war nur schwer zu ertragen.

Sin betrat die Einganghalle, wo schon seine halbe Familie versammelt war. In mehr oder weniger repräsentablen Zustand. Arnaud und Henry als Älteste waren natürlich, ebenso wie seine Mutter, perfekt fertig gekleidet. Caron dagegen trug nur eine Hose und war gerade dabei sein Hemd zuzuknöpfen.

„Lass das Caron, das bringt nichts. Du musst den Wölfen Bescheid geben.“

Caron sah seinen Vater an. „Das wird kaum Erfolg haben. Clerissa ist ein Mitglied dieser Familie. Sie werden sie vielleicht aufhalten, doch es nicht wagen sie zu zwingen zurückzukommen.“

Das stimmte und sein Vater wusste das. Keiner der Wölfe würde es je wagen Hand an ein Mitglied dieser Familie zu legen. Es war sogar unwahrscheinlich, dass sie sie aufhalten würden, denn ohne Gewalt würde das nicht gehen. Doch wen sollte sein Vater mitschicken? Keiner ihrer Brüder, ihn eingeschlossen würde sie zurückholen können. Kobe würde es nicht machen und mehr gab es schon nicht mehr.

Doch sein Vater sah zu seiner Mutter. „Caprice, begleitest du sie?“

„Ja, sicher. Caron komm mit.“ Damit ging sie zur Eingangstür.

Caron seufzte ergeben und folgte ihr. „Natürlich.“

„Eloy! Wo ist Eloy?“ Suchend sah sein Vater sich um.

Henry und Arnaud zuckten nur ratlos die Schultern.

Wahrscheinlich schlief er noch, das war gut möglich bei seinem Tagesrhythmus. Auf jeden Fall war es ungewöhnlich wenn er es war. Doch es gab immer wieder Wunder, wie Sin nun merkte.

„Hier. Ich komm ja schon.“ Eloy kam mit offenen Hemd und halb offener Hose auf sie zu. „Was ist los? Ich war gerade beim schlafen.“

„Das kannst du später machen. Ich fasse es nicht, dass ich das sage, aber du musst deine Kontakte nutzen.“

„Was?“ Eloy sah seinen Vater mit großen Augen an. „Du willst wirklich, das ich …“

Mit einer raschen Handbewegung unterbrach sein Vater ihn. „Ich will nicht wissen was du machst. Doch Clerissa ist weg und wir müssen sie finden um jeden Preis. Sobald sie eine Stadt betritt will ich es wissen. Leider kannst das nur du bewerkstelligen.“

Eloy zuckte die Schultern. „Klar, mach ich. Obwohl ich es ihr nicht verdenken kann.“

Als er den drohenden Blick seines Vaters bemerkte, hob er abwehrend die Hände. „Bin schon weg.“

So nun waren sie also nur mehr zu sechst. Ob er auch noch für sie Aufgaben hatte? Henry konnte er nicht wegschicken, da dieser sich um Lukas kümmern musste, doch sie waren frei.

Sin beschloss das nicht auf die Probe zu stellen und ging ins Wohnzimmer. Das hatte sich ihr Vater alles selbst zuzuschreiben. Hoffentlich begriff er das. Doch das wohl eher nicht.

Er nahm sich ein Buch und setzte sich auf die Couch. Nach einer Weile kam auch Henry, diesmal mit Lukas an seiner Seite, in den Raum. Lukas setzte sich neben ihn auf die Couch.

Henry ging zu einer Kommode an der Seite und nahm eine Flasche Wein heraus.

„Mir bitte auch ein Glas.“ Arnaud trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Warum ist sie eigentlich weggelaufen?“ Lukas sah Henry fragend an.

„Das wüsste ich auch gerne.“ Henry füllte zwei Gläser und reichte seinem Bruder eine Glas.

Sin schlug das Buch zu. „Weil Vater sie verheiraten will.“

„Was?“ Henry sah ihn überrascht an.

„Ach so.“ Das war ein gewohnt trockenes Kommentar, wie es nur von Arnaud kommen konnte.

„Wie ach so?“ Henry sah seinen jüngeren Bruder geschockt an.

„Nimm einen Schluck und dann beruhige dich wieder. Es ist klar, dass sie unter diesen Umständen die Flucht ergreift.“

„Wirklich. Nun wie schön, das du sie so gut kennst.“ Sin legte das Buch auf die Couch und stand auf. Ohne ein weiteres Wort verlies er das Zimmer. Wie konnte sein Bruder nur so etwas sagen? Er war ihr Zwilling und er hatte nichts davon geahnt. Wieso sollte es dann Arnaud? Immerhin sagte man Zwillingen ja ein tiefes und enges Band nach. Etwas das ihm nun schmerzhaft bewusst wurde. Sie fehlte ihm und das jetzt schon, nach so kurzer Zeit.

Als ihm Schritte entgegenkamen, hob er den Kopf. Sein Vater kam ihm entgegen, er sah irgendwie aufgeregt aus. Eine seltene Regung bei ihm. „Sin, wo sind deine Brüder?“

„Im Wohnzimmer wieso?“ Er verstand die Aufregung nicht ganz. Hatten sie Clerissa schon gefunden? Nach so kurzer Zeit sicher nicht.

„Wir bekommen Besuch, es ist Clerissas Verlobter. Geh bitte in die Eingangshalle, damit wenigstens einer da ist, der ihn empfängt.“ Damit war er auch schon an ihm vorbei

Na toll, nicht einmal pünktlich sein konnte er. Das war ein weiter Punkt der gegen diesen Horus sprach.

Sin ging in die Eingangshalle, wo nun einige Diener geschäftig herumliefen. Das war eindeutig zuviel Aufwand für so einen Gast. Einige gingen mit Fackeln vor die Tür um die Auffahrt zu beleuchten. Welcher Idiot reiste bitte schön in der Nacht zu Pferd? Noch dazu in einer ihm unbekannten Gegend.

Geduldig wartete er auf ihren Gast. Gerade in dem Moment, in dem sein Vater mit seinen Brüdern die Halle betrat fuhr eine Kutsche vor. Auch noch eine Kutsche? Es war ein Wunder, das sie es bis hierher geschafft hatten.

„Benehmt euch bitte, ja?“ Alessandro sah seine Söhne mahnend an, bevor er zur Tür ging um seinen Gast zu begrüßen.

Als ob sie nicht wüssten, wie sie sich zu benehmen hätten. Wenn nicht, dann war daran sowieso nur ihre Erziehung schuld. Was bedeutete es war die Schuld ihrer Mutter und seine eigene.

Sin sah gespannt auf die Tür, dort kam sein Gegner. Der Mann den es zu vertreiben galt oder wenigstens dazu zu bringen die Hochzeit sein zu lassen. Das konnte nicht allzu schwer sein.

Während sein Vater den Neuankömmling begrüßte, musterte Sin ihn aufmerksam.

Er sah so aus wie alle seine älteren Brüder. Nicht alt, aber doch alt genug für ihn. Unter der Kleidung konnte sich viel verbergen, doch Sin schätzte, das er durchtrainiert war wie alle anderen ihrer Rasse auch. Seine Haare waren braun, doch war ein roter Schimmer zu erkennen, der aber auch von den Kerzen kommen konnte. Alles in allem war er eine sehr ansehnliche Erscheinung und unter anderen Umständen hätte Sin ihn auch als attraktiv bezeichnet, selbst wenn er ein Mann war, doch das spielte hier keine Rolle. Dieser Mann war an allem Schuld und Sin würde ihn nicht so einfach davonkommen lassen.

Sein Vater führte ihn in die Halle. „Und das ist ein Teil meiner Familie. Zwei meiner Söhne sind gerade nicht anwesend, doch sie sollten bald zurück sein.“

Nun dann war er einmal auf den Charakter des Kandidaten gespannt. Mal sehen ob er seiner Schwester überhaupt würdig war.

Alessandro lächelte. „Ich freue mich euch Horus vorstellen zu dürfen. Den Verlobten eurer Schwester.“

Es war normal, das man den Titel weglies wenn man sich gleichgestellt war. Zumindest bei ihrer Rasse. Sie hielten alle zusammen, was waren da schon Standesunterschiede?

Horus begrüßte seine Brüder und sogar Lukas freundlich, nur vor ihm blieb er stehen und musterte ihn nachdenklich. Dann wand er sich an seinen Vater. „Soweit ich weiß, soll ich eure Tochter heiraten. Das hier entspricht zwar ihrer Beschreibung, aber ist es doch eindeutig ein Junge.“

Das hier? Sin glaubte sich verhört zu haben. Hatte er von ihm wirklich gerade als Ding gesprochen? Das war ja wohl die Höhe. In seinem ganzen Leben war Sin noch nie so beleidigt worden.

„Ich bin doch kein Ding! Immerhin habe ich einen Namen und bin ebenso hochgestellt wie ihr.“ Er funkelte Horus wütend an.

„Sin bitte.“ Es war zwar eine Bitte, doch wurde es eindeutig wie ein Befehl ausgesprochen.

Was? Wenn er sich das erlaubt hätte, dann wäre er sicher schon zurechtgewiesen worden.

„Meine Tochter ist mit ihrer Mutter auf einer kurzen Reise. Es war sehr überraschend, so das sie schon weg waren, als ich hier ankam. Doch wir erwarten sie jeden Tag zurück. Das hier ist ihr Zwillingsbruder Sin. Mein jüngster Sohn.“

Horus sah ihn lächelnd an, in seinen smaragdgrünen Augen lag jedoch ein gelangweilter Ausdruck. „Also kann ich mich an ihm orientieren, was das Aussehen meiner Zukünftigen angeht.“

Musternd sah er ihn an.

Dieser Mann wurde ihm mit jeder Minute unsympathischer. Er war kein Stück Fleisch, das zur Betrachtung freigegeben war. Jedoch schien Horus genau dies zu denken.

„Nun sieht ja ganz annehmbar aus. Damit kann ich mich sicher zufrieden geben.“

Sin konnte nicht anders, er sah ihn geschockt an. Ganz annehmbar, war er denn noch bei Sinnen? Bis jetzt hatte noch niemand etwas an seinem Aussehen auszusetzen gehabt. Was also sollte dieses annehmbar?

Eigentlich hatte er vorgehabt, diesem arroganten Affen eine faire Chance zu geben, sich zumindest bei ihm beliebt zu machen. Doch seine Worte hatten das zunichte gemacht.

Jetzt herrschte Krieg.

Mondschein 3

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Als ihm endlich sein Zimmer gezeigt wurde, seufzte Horus erleichtert auf. Er setzte sich in einen Sessel, stützte den Ellbogen auf die Seitenlehne und lies den Kopf darauf sinken. Es war ja schön und gut, wenn man einem Gast die Familie vorstellte, doch alles mit Maß und Ziel. Bei einer solchen Familie sollte man das wirklich in Etappen machen. Und das waren noch nicht einmal alle. Da war seine Familie mit vier Kindern ja richtig klein. „Und Yaro, was sagst du dazu?“

Die Gestalt eines jungen Mannes löste sich aus dem Schatten. „Es scheint eine recht große Familie zu sein.“

Horus lachte und winkte den Anderen zu sich. „Du weißt, ich sehe meinen Gesprächspartner gerne an.“

Yaro war schon seit frühester Kindheit sein Freund. Er war ein halber Werwolf, während die andere Hälfte von ihm ein Werschakal war. Überall auf dieser Welt gab es verschiedene Werarten, ebenso wie es verschiedene Menschen gab. Doch wie bei den Menschen war es eben nicht gerne gesehen, wenn sie sich vermischten. Doch Yaro nahm das nicht so schwer wie viele Andere. Schon seit Jahren hatte er die Stellung seines Dieners inne. Nicht weil es nichts anderes gab, sondern weil er es so wollte.

„Ich weiß das es eine große Familie ist. Was hältst du von ihnen?“ Yaro hatte eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, das schätzte er so an seinem Freund.

„Es gab nicht viel um sie einzuschätzen, doch Alessandro scheint eine Menge an der Hochzeit zu liegen.“

Horus schnaubte genervt. „Rede bloß nicht davon. Ich habe nur eingewilligt, damit meine Familie zufrieden ist. Doch ich habe nicht vor in diese Ehe viel Energie zu stecken. Diese Clerissa ist nicht mein Typ.“

Yaro lächelte. „Weil sie weiblich ist?“

Horus erwiderte sein Lächeln. „Genau.“ Seine Familie wusste über seine Vorlieben Bescheid. Trotz allem hatte er eingewilligt ihnen einen Erben zu schenken, auch wenn er noch einen Bruder hatte. Doch er hatte die nervtötenden Reden seiner Mutter nicht mehr ausgehalten, weswegen er nun hier war.

„Ihr Zwilling allerdings entspricht schon mehr meinen Vorstellungen.“

„Ach deswegen warst du so nett zu ihm.“ Yaro nickte verstehend.

„Richtig.“ Horus Lippen formten sich zu einem hinterhältigen Lächeln. „Mit ihm werde ich sicher noch etwas Spaß haben, bis seine Schwester zurückkommt.“

„Wenn du meinst.“ Yaro ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück, dann lehnte er sich gegen das Fensterbrett. „Tob dich ruhig noch einmal aus, bevor du heiratest. Doch verärgere deinen Gastgeber nicht. Deinem Vater liegt viel an seiner Freundschaft.“

„Ich weiß. Die Geschäftsbeziehungen mit dieser Familie sind sehr lukrativ. Ich werde es mir sicher nicht mit ihnen verscherzen.“ Das lag nicht in seiner Absicht. Schließlich wollte auch er noch mit dieser Familie Geschäfte führen. Doch der Kleine war viel zu jung, als das er etwas mit den Geschäften dieser Familie zu schaffen hatte. Wenn, dann erst in einigen Jahren und dann war Gras über die Sache gewachsen. Dessen war sich Horus sicher.

Es klopfte und zwei Diener brachten die Kiste mit Horus Sachen ins Zimmer. Als sie wieder gegangen waren, seufzte Horus. „Na hoffentlich lässt sich die kleine Prinzessin nicht zuviel Zeit bei ihrer Reise. Immerhin habe ich nicht vor ewig hierzu bleiben.“

„Selbst wenn, bist du bestens vorbereitet. Ich habe für mehrere Wochen gepackt.““ Yaro ging zu der Kiste und öffnete sie.

Allein die Reise hierher dauerte drei Wochen, kein Wunder, das er so viele Sachen eingepackt hatte.

„Es ist so kalt hier, da lob ich mir unsere Wüste und die warmen Temperaturen.“ Horus warf einen Blick aus dem Fenster.

„Es ist ein ganz anderer Kontinent, kein Wunder, dass das Wetter ein anderes ist.“ Sein Freund war gerade dabei die Sachen auszuräumen. „Darüber solltest du dir keine Gedanken machen.“

„Was hat Alessandro vorhin erwähnt, sie essen hier alle Mahlzeiten zusammen?“ Horus sah seinen Freund fragend an.

„Ja, so hat es sich angehört. Ich finde es auch besser als ungefragt in ihrem Revier zu jagen. Jedoch hat er während seines Besuches bei uns kein Wort darüber verloren. Schon etwas seltsam.“

„Ja, wirklich.“ Horus nickte nachdenklich. „Aber dann sollte ich mich mal dorthin begeben.“

„Jagen?“ Yaro sah ihn grinsend an.

„Eine ganz besondere Beute.“ Horus wusste, dass er seinem Freund nichts vormachen konnte. Doch warum sollte er auch?

Mit einem überheblichen Lächeln stand er auf und verlies den Raum, Yaro zurücklassend. Dieser würde schon klar kommen, das wusste Horus.
 

„Ich mag ihn nicht!“ Sin ging aufgebracht vor seinem Bruder durch den Gang. Wo er hinwollte, wusste er eigentlich selbst nicht so Recht. Doch er musste sich abreagieren, soviel war sicher.

„Ich gebe zu, er war wirklich nicht nett zu dir, aber das war bestimmt keine Absicht.“ Henry versuchte alles um Sin wieder zu beruhigen.

„Nett? Nicht absichtlich? Ach mach doch die Augen auf, Henry. Das war eine gezielte Attacke auf mich.“ Sin wollte sich nicht beruhigen lassen, denn solange er aufgebracht war, hatte er etwas, womit er angreifen konnte.

„Warum sollte er das machen Sin? Er kennt dich doch nicht einmal.“

Das stimmte, doch vielleicht war es Karma. Oder er hatte einfach einen fiesen Charakter. Doch das Schlimmste war, das sein Vater es zugelassen hatte. Warum? Wenn er so eine Frechheit gewagt hätte, dann hätte er jetzt die größten Probleme.

„Das weiß ich nicht! Doch es zählt auch nur, das er es gemacht hat. Ich hasse ihn, schon alleine dafür! Und den soll Clerissa heiraten? Nur über meine Leiche!“

„Bitte Sin, mäßige deine Stimme.“ Henry machte eine nach unten gerichtete Geste mit der Hand. „Du weißt nicht was du sagst.“

Sin fuhr wütend zu seinem Bruder herum. „Ich weiß sehr wohl, wovon ich rede Henry! Meine Schwester ist zu gut für ihn, fertig! Darüber muss man nicht einmal mehr diskutieren! Diese Heirat kommt sicher nicht zustande!“

„Sin. Ich glaube nicht, das du dabei etwas mitzureden hast. Außerdem passt dieses Verhalten nicht zu dir.“ Sein Bruder schüttelte den Kopf. „Wirklich nicht.“

Sin öffnete den Mund, schloss ihn aber ohne ein Wort gesagt zu haben. Er hatte ihn eben noch nie wütend erlebt. Warum sollte auch ausgerechnet er nicht das Temperament seiner Mutter geerbt haben, so wie alle Anderen auch?

„Es scheint, als hätte der junge Herr Probleme mit meiner Person. Ich frage mich wie das kommt?“

Sin und Henry fuhren gleichzeitig herum. Ohne das sie es bemerkt hatten war Horus um die Ecke gekommen. Wie war das möglich? In ihrem eigenen Haus?

„Wie…“ Sin führte diese Frage nicht zu Ende, sondern schüttelte nur den Kopf. Das war ja wohl egal.

Horus wand sich zu Henry. „Mir liegt daran dieses Problem rasch aus der Welt zu schaffen. Könntet ihr uns kurz alleine lassen?“

Henry warf einen kurzen Blick auf Sin. „Natürlich. Ich warte im Esszimmer.“

Er drehte sich um und ging in Richtung des Esszimmers.

Sin sah ihn wütend nach. So das war also die Unterstützung, die seine Familie ihm gab. Na danke. In letzter Zeit wurde es immer schlimmer. Auf seinen Vater hatte er nie gezählt und seine Mutter war immer diejenige, die aufpasste das nichts schief lief. Von ihnen erwartete er keine Hilfe, doch auf seine Brüder hatte er sich immer verlassen können. Nun vielleicht hatte er auch einfach nur auf den falschen Bruder gesetzt. Caron oder Eloy hätten ihn sicher unterstützt und nicht so einfach stehen lassen. Gut, Eloy vielleicht schon. Diesem war alles zuzutrauen, doch sicher nicht Caron.

Horus belegte ihn nun mit seiner ganzen Aufmerksamkeit. „So, ihr habt also etwas gegen meine Heirat mit eurer Schwester?“

Sin gefiel weder sein Lächeln, noch das er sich ihm näherte. Als er in seinem Rücken plötzlich die Wand spürte, stellte er überrascht fest, das er zurückgewichen war. Was für ein Fehler. „Ja, habe ich. Ich mag euch nicht und meine Schwester sicher auch nicht.“

Sie hatten den gleichen Geschmack, da konnte er das sehr wohl sagen. Warum sollte sich das geändert haben.

Horus blieb in knappen Abstand vor ihm stehen. „Nun meiner Familie liegt viel an dieser Heirat und eurem Vater wie es mir scheint auch. Deswegen schätze ich schon, das es zu dieser Verbindung kommt.“

Sin lächelte überheblich. Nun wenn er sich da mal nicht täuschte. Immerhin war ihnen heute die Braut abhanden gekommen. Es war nicht sicher, ob sie diese wieder finden würden. Zu ihrem eigenen Wohl hoffte er das nicht, auch wenn sie ihm fehlte auf der Flucht war sie besser dran.

„Das glaube ich nicht. Warum lasst ihr euch eigentlich darauf ein, wenn ihr nicht wollt?“ Ihm war keineswegs entgangen, das Horus von seiner Familie geredet hatte, aber nicht von sich selbst. Das hieß doch nur, dass auch er nicht positiv zu dieser Heirat stand.

„Es ist sehr lukrativ mit dieser Familie verbunden zu sein. Und ich bin immer offen für Gewinnbringende Verbindungen.“

Von Liebe also keine Spur, das hatte er sich denken können. Wie auch? „Wie könnte ich da nichts gegen eure Heirat haben? Meine Schwester hat besseres verdient als eine Ehe ohne Liebe.“

„Deine Schwester scheint dir sehr wichtig zu sein.“ Horus hob seine Hände und drückte sie neben Sins Kopf gegen die Wand. „Nun, ich bin gespannt wieviel dir ihr Glück wert ist.“

Sin war von der plötzlichen Bewegung überrascht und ihm war auch nicht wirklich wohl in dieser Position. Doch auch die Worte seines Gesprächspartners irritierten ihn. Natürlich war seine Schwester ihm wichtig. Sie war sein Zwilling. Jedem Bruder war seine Schwester wichtig. Und ihr Glück? Das war ihm viel wert. Es war die Aufgabe jedes Bruders dafür zu sorgen, das seine Schwester glücklich war. Nein, es war die Aufgabe jedes Mannes dafür zu sorgen, das die Frau in seiner Obhut glücklich war, egal ob verwandt oder nicht.

„Warum fragt ihr?“ Er beäugte den Älteren misstrauisch.

Horus kam noch etwas näher und beugte sich neben sein Ohr. Seine Stimme war leise. „Wie gesagt, es ist mein Bestreben mit dieser Familie verbunden zu sein. Dafür braucht es nicht unbedingt diese Heirat. Um ehrlich zu sein reizt mich eure Schwester auch gar nicht, du dafür umso mehr. Also was sagst du? Du gegen sie.“

„Was?“ Sin war viel zu geschockt um ein anderes Wort herauszubringen. Hatte er das jetzt richtig verstanden?

„Wenn du ihren Platz an meiner Seite einnimmst, brauche ich sie gar nicht. Und damit keine Missverständnisse aufkommen, dabei meine ich auch den Platz in meinem Bett.“ Er zog sich wieder etwas zurück, um ihn ansehen zu können.

Sin lächelte wissend, aber durchaus nicht abgeneigt. „Oh. Missverständnisse wären sicher nicht aufgekommen.“

Im nächsten Moment trat er Horus mit seinem Fuß auf die Zehen.

Dieser unterdrückte einen Schmerzenslaut und wich zurück.

Dieses zurückweichen nützte Sin und gab ihm einen Stoß vor die Brust, so das er wieder frei war. Mit einem Schritt brachte er sich weg von der Wand und stellte sich so, das hinter ihm der freie Gang war. Hasserfüllt funkelte er den Älteren an. „Ihr seid Abschaum! Ihr verdient weder meine Schwester, noch sonst jemanden! Solange ich ein Mitglied dieser Familie bin, wird niederes Getier wie ihr, nie auch nur einen Finger an mich legen!“

Damit wand er sich um und stürmte davon, zu seinen Brüdern ins Esszimmer.

Mondschein 4

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Sin setzte sich auf seinen Platz, ohne einen seiner Brüder mit einem Wort zu begrüßen. Missmutig verschränkte er die Arme vor der Brust.

Sein Vater runzelte fragend die Stirn, sagte aber nichts.

„Wo ist Horus?“ Henry sah die Tür und dann ihn fragend an.

„Hoffentlich auf geradem Weg in die Hölle, wo er hingehört.“

Die flache Hand ihres Vater schlug auf den Tisch. „Sin! So etwas will ich nicht hören. Er ist unser Gast.“

Sin hob den Kopf und sah seinen Vater wütend an. „Er ist ein Mistkerl und Clerissa ist viel zu gut für ihn. Ich weiß nicht wie du auf die Idee kommst, aber ein guter Junge wie du gesagt hast, ist er sicher nicht.“

„Es reicht Sin. Horus ist unser Gast und wir werden ihn so behandeln.“ Alessandros Stimme lies keinen Widerspruch zu.

Sin schwieg, aber eher aus Trotz, als aus Angst vor den drohenden Konsequenzen. Sollte sein Vater doch denken was er wollte. Horus war nicht gut oder nett und schon gar nicht wohlerzogen. Vielleicht war er erfolgreich, doch das war nicht alles was zählte. Was nützte der Erfolg, wenn sein Charakter verdorben war?

Er haste ihn und daraus würde er keinen Hehl machen. Von Horus Angebot erzählte er nichts, das hätte keinen Sinn. Kaum einer würde ihm glauben.

Horus trat mit einem Lächeln ein. „Die Verspätung tut mir leid. Mein Führer ist mir abgekommen.“ Dabei sah er Sin kurz an.

Dieser wand den Kopf einfach demonstrativ in eine andere Richtung. Mit ihm wollte er nichts mehr zu tun haben. Zumindest nicht solange sein Vater in der Nähe war. Alles was ohne sein Wissen passierte, nun das war etwas anderes.

„Das Verhalten meines Sohnes tut mir wirklich leid, Horus.“ Sein Vater deutete einem Diener und dieser zog einen freien Stuhl zurück.

„Ich bin ihm nicht böse. Er ist jung, da darf man schon einmal impulsiv sein.“ Horus setzte sich auf den angebotenen Stuhl.

Sin ballte die Hand auf seinem Schoß zur Faust. Als ob das alles seine Schuld wäre. Nein, er hatte immerhin nicht dieses Angebot gemacht. Doch er verbiss sich jedes Kommentar in diese Richtung.

Die Tür des Esszimmers öffnete sich und Kobe trat ein. „Bitte verzeih Onkel. Ich habe die Zeit vergessen.“

„Das macht nichts Kobe. Ich muss mich ja noch selbst an diese neue Regelung gewöhnen.“ Alessandro schenkte seinem Ziehsohn ein freundliches Lächeln.

Klar, zu Kobe war er nett. Irgendwie hatte Sin das Gefühl sein Vater hätte etwas gegen sein eigenes Blut. Bis auf Henry und Arnaud schien er nicht viel für seine leiblichen Kinder übrig zu haben.

„Das ist übrigens unser Gast Horus. Er wird für einige Zeit hier bleiben. Das ist Kobe mein Neffe und Ziehsohn.“ Alessandro deutete auf Kobe.

Kobe verbeugte sich. „Es freut mich euch kennen zu lernen Horus.“

„Es ist mir ebenfalls eine Ehre.“ Der Angesprochene neigte höflich den Kopf.

Während Kobe sich setzte, verzog Sin nur das Gesicht. Soviel scheinheiliges Getue hatte er ja noch nie gesehen. Doch nun konnten sie ja endlich zu essen beginnen.

Sin beteiligte sich nur begrenzt am Tischgespräch und schaffte es Horus vollkommen zu ignorieren.

Kurz bevor der Hauptgang serviert wurde, öffnete sich allerdings abermals die Tür. Diesmal kam Eloy herein. „Auftrag ausgeführt Vater. Sollte sich etwas tun, wirst du es sofort erfahren.“

„Danke.“ Obwohl seine Stimme ruhig war, konnte man in seinem Blick deutlich lesen, das Eloy jetzt lieber ruhig sein sollte.

„Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Irgendwie kann man es dir nicht Recht machen.“ Eloy lies sich auf den Sessel neben Sin fallen.

Sin wusste warum sein Vater ihm diesen Blick geschenkt hatte, doch das konnte er ihm ja nicht sagen. Immerhin war Horus noch immer am Tisch und das war auch der Grund warum Eloy still sein sollte.

„Das ist mein zweitjüngster Sohn Eloy. Eloy, darf ich dir unseren Gast Horus vorstellen? Er ist Clerissas Verlobter.“

Eloy lächelte auf die Worte seines Vaters. „Natürlich, es ist mir eine Freunde Clerissas Ver… Was?“ Eindeutig verwirrt sah er seinen Vater an.

„Seit wann ist sie verlobt?“

„Seit zwei Monaten.“

Sin lächelte bei Eloys Reaktion und hob die Hand um ihm den Kopf zu tätscheln. „Keine Sorge Großer. Die Verwirrung legt sich wieder und dann wirst auch du bemerken was für eine riesengroße Dummheit das ist.“

„Sin!“ Sein Vater war nun endgültig am Ende seiner Geduld, das merkte Sin am Tonfall seiner Stimme.

„Ich bin fertig, wenn ihr mich entschuldigt.“ Damit schob Sin seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. Kurz bevor er den Raum verlies drehte er sich allerdings noch einmal um.

„Ach und Vater, du musst dich nicht für mich entschuldigen, denn ich meine jedes Wort genauso wie ich es gesagt habe.“

Da er auf eine abermalige Ermahnung keinen Wert legte, zog er es vor das Zimmer zu verlassen. Am Gang dachte er kurz nach. Was sollte er nun machen? Caron war bei seinen Wölfen und so gerne er auch ihre Gesellschaft mochte, ohne seinen Bruder war er noch nie zu ihnen gestoßen.

Also ging er in die Bibliothek des Hauses. Im Laufe der Jahre hatten sich hier ziemlich viele Bücher angesammelt. So das die Regale, obwohl geordnet, bis zum bersten gefüllt waren. Auf einem Tisch lag ein Stapel Bücher. Als Sin die Titel studierte, bemerkte er das es Bücher über Heilkräuter waren. Nun wusste er auch was Kobe solange aufgehalten hatte.

Sin ging die Regale ab. Eigentlich wusste er gar nicht was er hier wollte. Ohne Clerissa war es hier viel zu ruhig. Nein, das richtige Wort war sinnlos. Es gab keine sinnvolle Beschäftigung mehr für ihn. Sogar der Unterricht, den er von seinen Brüdern erhielt, schien auf einmal interessant sein. Wenn er so darüber nachdachte, fiel ihm keine einzige Beschäftigung ein, der er nun nachgehen konnte.

Die Ideen hatte immer seine Schwester gehabt. Sie wollte spielen, also spielten sie. Es musste sowieso immer nach ihrem Willen gehen, sonst war sie sauer. Auch wenn er oft über sie und ihre Einfälle gespottet hatte, mitgemacht hatte er immer. Sie hatte die Einfälle, sie gab den Ton an und er war der Mitläufer. Nun fühlte er sich antriebslos. Zum ersten Mal wurde ihm wirklich bewusst wo er sich befand. Auf einem Anwesen im nirgendwo. Meilenweit von den nächsten menschlichen Siedlungen entfernt, von Städten ganz zu schweigen und das ohne irgendeine sinnvolle Beschäftigung. Jetzt wusste er auch warum die meisten menschlichen Adligen die Stadt bevorzugten.

Sin nahm ein Buch aus dem Regal, nur um es gleich wieder zurückzustellen. Das brachte doch nichts, er wollte nicht lesen. Am Besten wartete er hier auf sein Brüder. Kobe würde sicher wiederkommen und auch Henry würde nach einiger Zeit kommen, schließlich brachte er Lukas lesen und schreiben bei. Ein Unterricht, den er sehr konsequent durchzog.
 

Feuer hatte er allemal, das musste Horus zugeben und das reizte ihn. Dabei hatte er ihm das gar nicht zugetraut. Doch er war auch ein Adeliger durch und durch, das hatte sein Abgang bewiesen. Es würde lustig sein mit ihm zu spielen.

Nickend nahm er die Entschuldigung Alessandros an, der sich trotz der Worte seines Sohnes bei ihm entschuldigte. Gastfreundschaft und Etikette schön und gut, doch nach solchen Worten war eine Entschuldigung unnötig. Alessandro tat es vielleicht leid, aber für Sin brauchte er sich nicht entschuldigen. Mit einem Ohr hörte er dem Tischgespräch zu und beantwortete die Fragen die an ihn gestellt wurden. Vor allem Eloy schien viele Fragen zu haben. Was ihm auch auffiel, war der Abstand den dieser zu seinem Ziehbruder hielt.

Doch nicht nur zu ihm, alle hier schienen etwas zu verbergen. Ihm war nicht das Lächeln von Sin entgangen, als er ihm gesagt hatte das er auf diese Verbindung bestand. So als wüsste er etwas, das ihm vorenthalten wurde. Die plötzliche Reise seiner Verlobten war ihm sowieso komisch vorgekommen, doch so etwas konnte passieren. Doch was, wenn das eine Lüge war um etwas schlimmeres zu vertuschen. Allerdings hatte er Caprice auch noch nicht gesehen.

Wenn er nur darüber grübelte und keine gezielten Fragen stellte kam er nicht weiter, das war Horus bewusst. Doch er wollte seinem Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen und schon gar nicht vor seiner Familie. Auf die ein oder andere Weise würde er es schon herausbekommen. Vorzugsweise aus Sin, denn bei dessen Temperament war es leicht möglich, das er sich verplapperte.

Als das Essen beendet wurde, erhob sich Alessandro. „Also dann. Ich habe noch etwas zu erledigen, wir sehen uns später.“

Damit ließ er sie alleine.

Horus bemerkte die vielsagenden Blicke, die sich die beiden ältesten Brüder zuwarfen.

Sobald Alessandro den Raum verlassen hatte stand auch Kobe auf. „Ich werde mich auch wieder zurückziehen.“

Rasch und ohne ein weiteres Wort abzuwarten, verließ auch dieser den Raum.

Das war außerordentlich seltsam, doch Horus schwieg.

„Horus, wollt ihr uns vielleicht in die Bibliothek begleiten? Vater hat er erwähnt, das euch ein gutes Buch immer interessiert.“ Henry sah ihn fragend an. Eine Hand ruhte auf Lukas Schulter.

„Wir sind gerade selbst auf dem Weg dorthin.“

Nun eine gute Bibliothek übte ganz sicher einen gewissen Reiz auf ihn aus. Es war immerhin schwer geeignete Lehrbücher zu finden, doch bei einer so alten Werwolffamilie war das sicher anders. „Ich würde euch gerne begleiten.“

Henry führte ihn durch den Gang und öffnete die Doppeltür zu einer wirklich großen Bibliothek und außer Büchern enthielt sie noch eine andere angenehme Überraschung.

Als Sin ihn sah verschränkte er die Arme vor der Brust und wand abermals demonstrativ den Kopf ab. Allerdings nicht lange, dann sah er auf seinen Bruder.

„Henry? Darf ich bei deinem Unterricht anwesend sein?“

„Was?“ Der Ältere sah ihn erstaunt an. „Aber wenn du willst und nicht störst.“

„Bestimmt nicht.“ Lächelnd setzte er sich auf die Tischplatte des einzigen Tisches im Raum und lies die Beine hinabbaumeln.

Kobe sah kurz auf, sagte aber nichts dazu.

Horus ging zu einem der Regale, die Auswahl war wirklich vielfältig. Er drehte sich wie beiläufig zu Sin um. „Also ich wüsste eine Menge anderer amüsanter Dinge, mit denen wir uns die Zeit vertreiben könnten.“

Sein Lächeln ließ keinen Zweifel dran, welche Aktivitäten er meinte.

Sin sah ihn an und zog ein Gesicht, als würde er gerade irgendetwas minderwertiges, ja gar ekelhaftes betrachten. „Danke, so verzweifelt werde ich nie sein.“

Horus lächelte nachsichtig. „Man sollte nie, nie sagen mein kleiner Wolf.“

Sin öffnete den Mund zu einer wahrscheinlich giftigen Erwiderung, doch Horus kam ihm zuvor. Er nahm ein Buch aus dem Regal und hielt es in die Höhe, so das Henry es sehen konnte. „Wenn es nichts ausmacht, dann würde ich dieses Buch gerne während meines Aufenthaltes hier ausborgen.“

Henry sah auf und betrachtete das Buch. An seinem Blick konnte man bemerken, das er es nicht kannte. „Das ist sicher kein Problem.“

„Danke.“ Der Braunhaarige lächelte leicht.

Beim Hinausgehen näherte er sich Sin. Seine Stimme war leise als er zu ihm sprach. „Wenn die Langeweile anhält, mein Angebot steht noch.“

Sins Stimme war nicht sonderlich lauter. „Fahrt zur Hölle.“

„Nein, das nicht. Aber ich werde dir bald den Himmel zeigen.“ Mit einem amüsierten Lachen verlies er den Raum.

Mondschein 5

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Sin sah ihm mit offenen Mund nach. Wie bekam man ein derartiges Selbstvertrauen, das aus purer Selbstüberschätzung bestand? Er wollte ihm den Himmel zeigen, er sollte aufpassen das er sich da mal nicht übernahm.

Henry und Lukas, die dieses kleine Gespräch nicht mitbekommen hatten, waren über ein Buch gebeugt. Henry deutete auf etwas und schien es Lukas zu erklären, doch Sin hörte gar nicht genau hin.

Kobe hingegen sah ihn an. Hatte er etwas mitbekommen?

Sin rutschte vom Tisch und verließ den Raum. Erst in seinem Zimmer blieb er wieder stehen. Seine Fäuste krachten gegen die geschlossene Tür in seinem Rücken. Verfluchter Mistkerl, warum konnte er nicht einfach wieder verschwinden. Der Grund seiner Anwesenheit war doch nicht mehr da. Vielleicht sollte man ihm das einfach einmal sagen. Allerdings bräuchte er dann einen sicheren Ort wo sein Vater ihn nicht finden konnte. Man sollte meinen sein Leben hinge von dieser Verbindung ab so wie er sich benahm. Dabei konnte man sich so Einen doch nicht wirklich als Schwiegersohn wünschen. Und als Schwager wollte er ihn schon gar nicht sehen.

Sin ließ sich aufs Bett fallen. Er wollte nur noch schlafen, dieser Tag konnte nicht mehr besser werden. Und eine Verschlechterung wollte er sich ersparen.
 

Horus schloss die Tür hinter sich. Das Buch ließ er achtlos auf den Tisch fallen. Nicht das es ihn nicht interessierte, nur war ihm gerade nicht danach zu lesen.

Er ging zum Fenster und besah sich die umliegende Umgebung. Außer Wald gab es nicht viel zu sehen, das unterschied sich sehr von seiner Heimat. Dort sah man jemanden schon wenn er noch meilenweit entfernt war. Das hier war unpraktisch, wenn auch perfekt, wenn man sich verstecken wollte.

Das erinnerte ihn an die Geschichten seiner Mutter aus ihrer Kindheit. Auch wenn Horus in Afrika geboren wurde und sich als Afrikaner sah, waren seine Eltern Engländer, die ihr Land verlassen hatten. Wer konnte es ihnen verdenken? In England und auch hier in Frankreich, wimmelte es ja nur so vor Vertretern ihrer Rasse. In Afrika gab es viele Werschakale doch Werwölfe suchte man vergebens. Das hing eben mit den Gegebenheiten des Landes zusammen.

Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich, doch Horus wand sich nicht um. „Und?“

„Nichts. Die Diener geben sich sehr diskret, was ich bewundere, aber meine Arbeit nur erschwert.“

Das war zu erwarten gewesen. Yaro war eben ein Fremder und Alessandro würde die Leute, die sich um seine Familie kümmerten sehr genau ausgesucht haben. Alles andere würde nicht zu ihm passen. „Also gibt es nichts?“

„Oh, nichts würde ich das nicht nennen. Etwas verbergen alle hier vor uns.“ Yaro trat neben ihn.

„Wie war deine Jagd?

„Nicht so wie ich es gerne hätte, doch ich kann zufrieden sein. Es ist zu belebt hier um wirkliche Erfolge zu erzielen.“ Ständig war irgendjemand um einen. Einen von ihnen alleine anzutreffen war beinnahe unmöglich. So etwas kannte er nicht. In seiner Familie war man froh, wenn man den Anderen nicht allzu oft sah und sie waren weniger. Das hier war ein Rudel, während seine Familie eher aus Einzelgängern bestand.

Yaro grinste. „Also eine Situation, die dich überfordert.“

Horus schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Du kennst mich Yaro, so schnell überfordert mich nichts. Es wird Momente geben, um diese Jagd fortzusetzen.“

„Das sicher. Deine Beute kann einem Leid tun.“

Horus legte einen Arm auf seine Schulter. „Ich leg mich schlafen. Die Reise war doch ziemlich anstrengend.“

Yaro schnaubte. „Wer wollte denn den Weg in Rekordzeit schaffen und hat deswegen kaum Pausen eingelegt? Nun siehst du, was du davon hast. Wir müssen erst warten und du bist erschöpft. Na dann, legen wir dich einmal hin.“

„Ja mach du das. Ich überlasse mich ganz deinen kundigen Händen.“

Yaro schüttelte den Kopf, während er sein Hemd öffnete. „Du bist wirklich wie ein kleines Kind.“

„Ja, Mama ich werde mich bessern.“

Darauf erntete er nur einen belustigten Laut von dem Mischling.

„Was?“ Horus sah zu seinem Freund.

„Du wirst dich nie ändern, darauf warte sich schon seit 49 Jahren vergeblich.“ Er zog ihm das Hemd aus und legte es über eine Sessellehne.

Horus setzte sich und hielt ihm einen Fuß hin. „Du tust so, als müsste ich etwas an meinem Verhalten ändern.“

„Eine Menge, doch das wirst du nie einsehen.“ Yaro kniete sich vor ihn hin und zog ihm die Stiefel aus.

Herausfordernd sah er seinen Freund an. „Na dann fang mal an.“

Yaro stand auf und es sah so aus, als würde er nicht darauf eingehen. Doch dann änderte sich seine Haltung und sein Zeigefinger bohrte sich förmlich in Horus Brust. „Zuerst solltest du einmal aufhören Werwölfe wie Dinge zu behandeln. Sex ist nicht das Wichtigste auf dieser Welt.“

„Oh, so wichtig es mir doch gar nicht.“ Horus machte ein gespielt nachdenkliches Gesicht. Yaros Hand von seiner Brust nehmend, stand er auf und zog sich seine Hose aus.

„Klar doch.“ Yaro nickte und nahm ihm die Hose ab. „Deswegen wolltest du mich bei unserem ersten Treffen auch rumkriegen.“

„Und hab es geschafft.“ Horus grinste siegessicher. Darauf bestand er, egal was Yaro sagte.

„Hast du nicht. Du warst so betrunken, das du nicht mehr zwischen Männchen und Weibchen unterscheiden konntest, aber meine Schwester hat sich sehr gefreut.“ Die Decke des Bettes zurückschlagend, lächelte der Blondhaarige.

Horus stöhnte. Schon alleine die Vorstellung ließ ihn erschaudern. Yaros Schwester war hübsch ja, doch sie hatte eine Stimme, die man auf lange Dauer nicht ertragen konnte. Das war eine Jugendsünde, die er gern rückgängig machen wollte. Noch dazu wo die Geschichte damit noch nicht zu Ende war. Er hatte zwar alles vergessen, doch es war ihm schadenfroh erzählt worden. „Das ist nie passiert.“

„Geh schlafen.“

Sein Freund gab ihm einen leichten Schubs zum Bett, bevor er zur Tür ging.

„Schlaf gut.“ Damit verließ er den Raum.

Horus legte sich ins Bett und deckte sich zu. Da er immer nackt schlief und es Sommer war, musste er sich hier nicht einmal umgewöhnen.
 

Am nächsten Morgen wachte Sin früh auf. Das war nicht weiter verwunderlich. Sein Körper war darauf eingestellt, das er eine bestimmte Anzahl von Stunden schlief und dann aufwachte. Da er früher schlafen gegangen war, wachte er eben auch früher auf. Doch heute war sicher noch niemand wach, da konnte er sich ruhig Zeit lassen.

Er stand auf und sein Blick fiel aus dem Fenster. Eigentlich könnte er ja im See ein Bad nehmen. Das war nichts ungewöhnliches bei ihnen und das letzte Mal war sowieso schon einige Zeit her. Außerdem musste er benutzt werden, da er nur für diesen Zweck angelegt worden war, wer wollte schon in einem engen Zuber seine Körperpflege betreiben?

Sin brauchte nicht lange um zu überlegen. Immerhin liebte er es zu baden.

Schnell schlüpfte er in eine Hose und nahm ein Hemd, sowie ein Handtuch in die Hand. Er brauchte nur drei Minuten um durch die Gänge in den Garten und zum See zu kommen. Dort legte er seine Sachen ins Gras und ließ seine Hose gleich folgen.

Vom Haus aus konnte man ihn zwar sehen, doch Sin war nicht schamhaft. Das war keiner ihrer Familie. Sie waren alle ansehnlich, keiner schämte sich für sein Aussehen, wie es Menschen oft taten. Allerdings war auch keiner von ihnen so eingebildet wie Eloy. Was bei dessen Erziehung falsch gelaufen war, wusste sowieso keiner. Doch vom Charakter her unterschieden sie sich sowieso alle. Man konnte kaum glauben das sie Brüder waren. Arnaud war ruhig, Caron war lieber mit Tieren zusammen als mit seiner Familie, Eloy hielt sich für unwiderstehlich und Henry machte sich viel zu viele Gedanken. Er war wohl der einzig Normale hier, denn seine Schwester war einfach zu neugierig und redete zuviel. Eben das Problem das alle Frauen hatten.

Sin ging langsam ins Wasser, da es doch kalt war. Obwohl es Sommer war und die Sonne ihn erwärmt hatte. Doch das war auch gut so, das brachte Abkühlung und die brauchte er um richtig wach zu werden. Als er bis zum Bauch im Wasser stand, tauchte er einmal unter. Wenn man das geschafft hatte, war es schon gar nicht mehr so schlimm.

Lächelnd schwamm er los zum anderen Ende des Sees. Er war nicht so groß, das man das nicht schaffen konnte. Sin zog hier gerne seine Runden, zwar kam er dank Clerissa und ihrer Vorliebe für Wasserschlachten nicht oft dazu, doch heute sprach nichts dagegen. Wenn es Wasser anging war er eher ein Fisch, als ein Wolf. Er mochte es zu schwimmen und zu tauchen.

Als er wendete und zurück schwamm, sah er etwas das ihn aus seinem Rhythmus brachte. Er tauchte kurz unter, aufgrund dieser Störung. Warum? Was hatte er eigentlich getan?

Sin tauchte wieder auf, doch dieser Kerl stand noch immer dort. Kurz überlegte er, ob er sein Training ausdehnen sollte, doch das würde nichts bringen und von ihm ließ er sich sicher nicht einschüchtern. Das war ja noch schöner, wenn dieser ihn in die Flucht schlagen würde. Wenn dann schon umgekehrt und das war ja auch sein Plan.

Er beendete die Länge und kam aus dem Wasser. Ohne Horus auch nur einen Blick zu gönnen ging er zu seinen Sachen, auch wenn er sich der Blicke des Anderen durchaus bewusst war. Sin spürte sie so deutlich, als wären es Berührungen.

Erst als er das Handtuch um die Hüfte gebunden hatte, sah er ihn an. „Was führt euch hierher? Es ist noch Recht früh.“

Ja, er sollte nicht einmal wach sein. Gerade ihm wollte er nicht alleine gegenüberstehen, doch unhöflich sollte er auch nicht sein. Immerhin verfolgte er ein Ziel, deswegen musste er mehr über seinen Feind herausfinden. Mehr als das er unverschämt war wusste er ja nicht.

„Oh. Eigentlich nur die Aussicht auf den See. Ich wusste ja nicht, das mich hier etwas viel besseres erwartet.“ Horus lächelte und richtete seinen Blick auf den See.

„So große Wasseransammlungen wie Seen oder Meere faszinieren mich. In meiner Heimat gibt es so etwas kaum.“

„Scheint ja ziemlich trostlos zu sein, dort wo ihr herkommt.“ Sin zog sich das Hemd an, auch wenn er es offen ließ.

Nachdenklich sah Horus in die Ferne, bevor er wieder lächelte und sich Sin zuwand. „Ja, das ist es wirklich.“

Sin überraschte und entwaffnete dieses Lächeln. Es war wie das eines kleinen Kindes, das gerade zu einer Erkenntnis gekommen war. Nichts von der üblichen Überheblichkeit war zu erkennen. Wenn er öfter so lächelte, könnte er ihn fast sympathisch finden.

Bei diesem Gedanken schüttelte der Blondhaarige kurz den Kopf. Nein, keine Verbrüderung mit dem Feind.

Horus hingegen fuhr fort mit seiner Erzählung. „Es gibt nur Sand, Steine und ein paar Palmen. Allerdings ist es meine Heimat und ich würde sie gegen nichts eintauschen wollen. Du würdest hier doch sicher auch nicht wegwollen oder?“

„Meine Schwester auch nicht.“ So wie Horus seine Heimat beschrieb, war das ganz und gar nicht Clerissas Vorliebe. Sie würde dort vor Langeweile eingehen.

„Ach ja, das leidliche Thema.“ Horus seufzte und das Lächeln verschwand.

Gut, ein Problem weniger um das er sich sorgen musste. Dieses Lächeln durfte er nicht mehr sehen, da war ihm sein überhebliches Grinsen viel lieber.

Allerdings kam ein neues Problem in Form von Horus genau auf ihn zu. Angespannt beobachtete Sin den Afrikaner. Seine derzeitige Gemütsverfassung machte ihn unberechenbar für ihn

„Warum müssen wir immer wieder damit anfangen? Das ist doch längst geregelt.“ Horus ging etwas um Sin herum, so das er in seinem Rücken stand.

Ach war es? Wie? Sin konnte sich nicht daran erinnern, das es dafür eine Lösung gab. War etwas vorgefallen als er gestern schlafen gegangen war? „Ist es?“

„Natürlich. Du wirst ihren Platz einnehmen. Das sagte ich doch schon. Ich weiß, das es passieren wird und du wirst es auch bald einsehen.“

Ganz bestimmt nicht und das würde er ihm auch ins Gesicht sagen. Doch bevor er sich umdrehen konnte, spürte er einen Körper nah an seinem Rücken. Arme legte sich um seinen Körper und streichelten seine Brust. Sin war vor Schreck wie erstarrt.

„Ich könnte dir sicher einiges beibringen, bis jetzt hat sich noch keiner beschwert.“

Da war sie wieder diese Überheblichkeit, die ihn so reizte. Von den Worten einmal ganz zu schweigen, der Ton alleine machte ihn schon aggressiv.

Doch diesmal hatte er keine Schuhe an, also würde ein Tritt nicht viel helfen, aber er hatte ja noch andere Waffen. Er hob seinen Ellbogen etwas an und rammte ihn dann mit voller Wucht in Horus Seite. Nicht gerade die beste Trefferfläche, doch es reichte. Die Hände und der Körper lösten sich von ihm und ein erstickter Laut war zu hören.

Wütend wand er sich um. „Ich habe euch bereits gesagt, das das nie passieren wird. Euer Verhalten widert mich an, ebenso wie ihr selbst. Selbst wenn nicht, dann wäre euer Verhalten das Falsche. Von euren bisherigen Erfahrungen zu reden ist wohl kaum ein passender Anfang. Und eure lächerlichen Verführungsversuche könnt ihr gleich unterlassen, da kenne ich Bücher die prickelnder sind als das. So gesehen seid ihr für mich in keinster Weise interessant. Weder als Werwolf, noch als Mann, also unterlasst eure Annäherungen.“

Sin stoppte mitten in seiner Rede. Was sagte er denn da? Das hörte sich ja fast wie Tipps an, wie er ihn schneller rumkriegen konnte. In nächster Zeit sollte er sein Gehirn wieder einschalten bevor er einfach drauflosredete.

Seine Füße standen plötzlich im Wasser. Anscheinend war er sehr überzeugend gewesen, wenn Horus vor ihm zurückgewichen war. Sin verbuchte das als kleinen Sieg.

Horus hingegen grinste nun nur überlegen. „Soll das heißen, wenn ich meine Bemühungen intensiviere, dann verbessern sich meine Chancen?“

Er kam wieder einen Schritt näher zu ihm.

„Das heißt ihr sollt mich in Ruhe lassen!“ Warum kam er schon wieder näher? Reflexartig gab er Horus einen Stoß vor die Brust, den dieser wohl nicht vorausgeahnt hatte. Doch fiel er heftiger aus als Sin erwartet hatte.

Das Nächste was er sah, war nämlich Horus, der im Wasser saß und ziemlich verwirrt aussah. „Ich hoffe, das ist euch eine Lehre.“

Sin schnappte sich seine Hose und stürmte zum Haus zurück. Dort schlug er den direkten Weg zu seinem Zimmer ein. Jedoch fing er auf dem Weg dorthin zu grinsen an. Dieses wurde immer breiter, bis er herzhaft zu lachen anfing. Dieser Anblick war wirklich Gold wert gewesen. All seiner Überheblichkeit beraubt, so verwirrt im Wasser sitzend, war der Afrikaner gleich nicht mehr so Nerven raubend. Dieses Bild würde ihn noch für lange Zeit amüsieren.

Mondschein 6

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Das war irgendwie anders geplant gewesen. Doch er hatte ihn wohl unterschätzt. Nun gut, das würde ihm nicht noch mal passieren.

Horus hob die Arme und betrachtete die Ärmel seines Hemdes, von denen das Wasser nur so herabrann. Es war wohl angebracht, wenn er sich einmal umzog, sonst wurde er noch krank und das brauchte er wirklich nicht. Das Immunsystem eines Werwolfes war mit dem eines Menschen zwar nicht vergleichbar, doch man musste es nicht herausfordern.

Er stand auf, wäre er jetzt ein Wolf müsste er sich nur schütteln und die Sache war erledigt. Doch als Mensch war das etwas umständlicher.

Sein Hemd ausziehend und auswringend, ging er wieder zum Haus zurück. Das war eindeutig ein Sieg für den Kleinen gewesen, das musste er sich eingestehen. Aber das war nicht schlimm, den konnte er ihm zugestehen. Mit der Zeit wurden ihre kleinen Streitgespräche sogar amüsant. Der Blonde sah aber auch zu süß aus, wenn er sich aufregte.

Horus betrat sein Zimmer und warf das nasse Hemd auf den Boden. Seine nassen Schuhe quietschten auf dem Steinboden und er setzte sich auf einen Sessel, um sie ebenfalls auszuziehen.

„Was ist denn mit dir passiert?“

Horus sah auf und zu seinem Freund, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Ich war schwimmen.“

„Mit den Kleidern? Tja, ganz wie es euch Adligen beliebt.“ Er zuckte mit den Schultern und hob grinsend das nasse Hemd auf.

„Allerdings würde ich in Anbetracht deiner Garderobe in Zukunft davon absehen. Es sei denn, du willst nackt herumrennen.“

Vielleicht verbesserte das ja dann seine Chancen. „Yaro, was machst du wenn du abgewiesen wirst?“

Yaros Grinsen wurde noch breiter. „Der Kleine wird mir sympathisch. Wirklich, es war an der Zeit, dass du einen Dämpfer bekommst.“

Als er jedoch sah, das Horus das ernst meinte seufzte er und setzte sich ihm gegenüber. „Hör mal Horus, es gibt Momente in denen man sich eine Niederlage eingestehen muss. Ich weiß, diese Erfahrung wurde dir bis jetzt zum Glück erspart. Doch es kann nicht alles immer nach deinem Willen gehen. Du bist ein stolzer Spross deiner Familie, vielleicht sogar zu stolz, nur dir ist bis jetzt alles in den Schoß gefallen, egal was es war. Hast du dir nie überlegt, das es Sachen gibt für die man sich auch anstrengen muss, für die man regelrecht kämpfen muss?“

Horus schüttelte den Kopf. Weswegen auch? Wie Yaro gesagt hatte, es fiel ihm alles in den Schoß. Wenn er etwas wollte, musste er nur ein Wort äußern und es wurde ihm gegeben oder kam zu ihm. Er war überzeugt, das sich das nie ändern würde. „Also, was soll ich in diesem Fall machen?“

„Aufgeben. Es war eine klare Abfuhr nicht? Außerdem wirst du in ein paar Wochen oder Monaten vor den Traualtar treten, je nachdem wo ihr heiratet. Also hätte diese Beziehung sowieso keinen Bestand.

Noch dazu wo deine Lust auf dieses Kind dein Antrieb ist und nicht Liebe. Denn Liebe auf den ersten Blick ist ein Mythos.“

„Liebe existiert nicht. Es ist nur ein Wort, dem eine viel zu hohe Bedeutung zugemessen wird.“ Da war sich Horus sicher. Er selbst liebte ja auch keinen und hatte es auch nie getan. Seine Eltern mochte er, doch das war purer Eigennutz. Jedes Kind mochte seine Eltern, weil sie ihm Schutz gaben bis es auf eigenen Beinen stehen konnte. Ab dem Zeitpunkt an dem man sie nicht mehr brauchte, gerieten sie sowieso in Vergessenheit. Nur wenn man Probleme hatte oder aus Höflichkeit erinnerte man sich noch an sie.

Yaro lächelte sacht. „Nun so dramatisch würde ich es nicht ausdrücken. Sagen wir es so, Liebe ist etwas das sich entwickeln muss. Es braucht Zeit, Geduld und viel Pflege manchmal sogar Aufopferung. Man muss einfach nur entscheiden, ob eine Person diesen Aufwand wert ist. Nur in deinem Fall kommt das nicht zum Zug. Du entflammst schnell, doch wenn du hast was du wolltest, erlischt dein Interesse ebenso schnell wieder. Deswegen rate ich dir, dich auf die Hochzeit zu konzentrieren.“

„Gerade das wollte ich irgendwie vergessen.“ Seine Lust diese Hochzeit zu feiern schwand immer mehr. Bei seiner Ankunft war er noch davon überzeugt gewesen, es durchziehen zu können, egal was kommen würde. Doch je länger er warten musste, umso mehr Zweifel mischten sich in seinen Beschluss und dabei war er erst gestern hier angekommen.

„Wie wäre es, wenn wir die ganze Sache vergessen? Die Braut war nicht, da also ist das Versprechen ungültig. Alessandro hat seinen Teil des Vertrags nicht eingehalten, die Ware ist nicht da.

Wir fahren heim und vergessen die ganze Angelegenheit.“ Ihm war sehr wohl bewusst, das es nicht ging. Seine Worte beschrieben nur den Weg des geringsten Widerstandes. Er konnte nicht einfach so gehen, das würde sich bemerkbar auf die Geschäftsverbindungen auswirken. Sein Vater konnte sich das leisten, aber er noch nicht, dafür war er zu neu im Geschäft.

Yaro sah ihn ernst an und auch der Tonfall seiner Stimme duldete keinen Widerstand. „Sicher nicht. Ich habe nicht die Tränen, Vorwürfe und panischen Fragen meiner Schwester und anderer Frauen ertragen, nur damit du jetzt den Schwanz einziehst. Wir bringen eine Braut heim, egal wie. Das mache ich nicht noch einmal durch.“

Horus lächelte leicht. „Ist schon gut. Ja, wir bringen eine Braut heim, sonst müssen wir wohl gar nicht mehr heim.“

Heim würde sie zwar schon müssen um ihre Familie zu informieren, doch seine Mutter würde das deprimieren. Er sah sie jetzt schon Listen mit potentiellen Partnerinnen aufstellen. Als ob es nichts wichtigeres gab, als ihn zu verheiraten.

„Du hast es nicht leicht und ich beineide dich wahrlich nicht um dein Schicksal. Doch wie jeder von uns musst auch du deinen Weg gehen. Egal wie steinig er sein mag.“ Yaro stand auf. „Und nun sollten wir dich aus dieser Hose befreien, sonst verbringst du den restlichen Aufenthalt hier auf dem Nachttopf.“

„Ich weiß, Yaro. Aber glücklich bin ich nicht darüber.“ Horus seufzte und stand auf.
 

Sin hatte es wieder geschafft sich einigermaßen zu beruhigen und sich fertig anzuziehen. Allerdings musste er noch immer kichern, wenn er daran dachte. Das sollte er in den Griff bekommen, bevor er Horus in Gegenwart seines Vaters traf. Dieser würde nur glauben, das er Horus auslachte. Das war ja auch die Wahrheit, nur würde ihm sein Vater das wohl eher übel nehmen.

Er war gerade auf dem Weg zum Wohnzimmer und durchquerte die Eingangshalle, als die Tür sich öffnete. Ein freudiges Lächeln legte sich auf seine Züge, dieser Neuankömmling war willkommen. „Caron.“

Sein Bruder hob den Kopf und erwiderte sein Lächeln, bevor er die Tür hinter sich schloss und zu ihm kam. „Sin, was machst du schon auf?“

Sin schüttelte nur den Kopf, das war doch wirklich unwichtig. Sein Bruder sah auf jeden Fall so aus, als bräuchte er ein Bett. Caron wirkte erschöpft und dreckig war er auch. Gut, vielleicht zuerst ein Bad und dann ein Bett. „Du stinkst.“

Caron verzog das Gesicht. „Reizend, aber danke ich weiß das.“

Er ging in den Gang, der zu seinem Zimmer führte und Sin folgte ihm. Es gab da noch etwas das er wissen musste. „Warum bist du schon wieder hier?“

Sollte er nicht mit seiner Mutter Clerissa hinterher jagen? Er wollte sich nicht beschweren, denn ein Verfolger weniger war nur gut für seine Schwester.

„Man könnte meinen, dir wäre es lieber, wenn ich nicht hier wäre.“ Caron schüttelte den Kopf. „Wir sind ihrer Spur bis nach Paris gefolgt, dann hat mich Mutter zurückgeschickt. Blöd ist sie auf keinen Fall. In Paris kann man nicht einfach mit einem Rudel Wölfen auftauchen und mit einer Schiffspassage kommt man so gut wie überall hin. Auf dem Landweg hätten wir genug Spuren, aber sobald sie mit dem Schiff reist wird es unmöglich sie wieder zu finden. Es sei denn, wir befragen unsere Freunde und Verwandte.“

„Was wir aber nicht können, da es niemand wissen darf.“ Sin nickte verstehend. Er hatte gewusst, das Clerissa nicht dumm war und einen Weg finden würde. Mit einem Schiff konnte sie locker nach Griechenland gelangen. Es war riskant, da dort die Familie ihres Vaters lebte und ihre Hochburg hatte, doch Michelle wohnte auf einer Insel weit entfernt von ihnen. Sie hasste den Einfluss, den die Älteren auf alle Anderen ausüben wollten. Sein Neffe hatte wirklich eine gute und starke Mutter. Wobei ihm einfiel, das er Eryx schon lange nicht mehr gesehen hatte. Doch sein Neffe war zwei Jahre älter als er, also hatte er von ihm sowieso nichts zu erwarten.

„Ich mache mir Sorgen um sie Sin. Sie ist jung und ungestüm. Wer weiß in welche Probleme sie geraten kann.“ Caron seufzte.

„Vergiss nicht stur in deiner Aufzählung. Egal in was sie hineingerät, sie schafft es sicher auch wieder raus. Ich muss es wissen, immerhin bin ich ihr Gegenstück.“ Sin lächelte zufrieden. Vielleicht war Clerissa sogar um einiges intelligenter als er. Doch nur vielleicht.

„Ich werde mich dann einmal hinlegen. Mutter hat mir nur sehr kurze Pausen erlaubt. Sag Vater, das ich wieder da bin und ihm später alles berichten werde.“ Caron gähnte und öffnete die Tür zu seinem Zimmer.

„Gute Nacht Bruder.“

Dieser nickte nur und schloss die Tür hinter sich.

Das war ja eine erfreuliche Nachricht, so würde diese Hochzeit sicher nicht stattfinden. Er war gespannt wie Vater das regeln wollte. Immerhin konnte er Horus ja nicht ewig hinhalten. Selbst wenn dieser das mit sich machen ließ, was Sin bezweifelte. Wenn alles gut lief, dann war er ihn bald los.

Egal was heute noch passierte, diesen Tag konnte wirklich nichts mehr trüben.

Mondschein 7

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Sin betrat gut gelaunt das Esszimmer, wo sich schon ein Teil der Familie eingefunden hatte. Ob wach oder nicht, das sei einmal dahingestellt. Vor allem Eloy sah so aus, als würde er jeden Moment wieder einnicken. Arnaud schob ihm eine Tasse Kaffe hin, die dieser allerdings nicht registrierte. Da hatte ihr Vater voll zugeschlagen. Obwohl Sin nicht wirklich glaubte, dass er Eloy bei Nichtbesserung an den Hof der Vampire schickte. Sie und diese Blutsauger standen nicht gerade gut zueinander. Das betraf nicht sie persönlich, sondern ihre ganze Rasse. Auch wenn es durchaus Familien wie sie gab, die Handel und diplomatische Beziehungen mit ihnen betrieben.

Doch Eloy damit zu ängstigen war schon schlimm. Man konnte doch nicht von heute auf morgen seinen Lebenswandel umstellen. Nicht so radikal.

„Du siehst schlecht aus Großer. Sin setzte sich neben ihn.

„Zu wenig Schlaf, lass ihn lieber.“ Henry schüttelte den Kopf.

Kobe kam und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Diesmal war das kein Problem. Wenn ihr Vater da war, gab es keine Ausgrenzung, egal ob sie jetzt freiwillig war oder nicht. Auch Eloy hielt seine Abneigung Kobe gegenüber dann zurück. Auch wenn Sin bezweifelte, das er diesen gerade wahrnahm.

„Morgen meine Söhne.“ Ihr Vater trat ein und nahm am Kopfende Platz.

„Caron ist wieder zurück, er ruht sich gerade aus.“ Soviel Aufmerksamkeit auf einmal hatte Sin erst selten in seinem Leben gehabt. Alle Augen schienen auf ihn gerichtet zu sein.

„Danach wird er dich aufsuchen.“

„Und?“ Arnaud sah ihn fragend an. Es war deutlich zu sehen das er Einzelheiten wollte.

Sin rührte mit einem Löffel seinen Kaffe um. Eigentlich bevorzugte er Tee, doch den gab es nur selten und Sin wollte dem Küchenpersonal nicht unbedingt Umstände machen. „Sie ist in Paris.“

Es schien eine Weile zu dauern, bis seine Familie die Tragweite der Worte verstand.

Die Faust seines Vater krachte auf den Tisch. „Ich werde sie holen und wenn es mit Gewalt sein muss. Ich habe ein Wort gegeben und Horus Vater gegenüber bin ich verpflichtet es zu halten.“

„Vater, du kannst nicht gehen. Du bist der Gastgeber. Wenn du abreist, wird sich Horus erst recht Gedanken machen. Das macht er jetzt sowieso schon, das merkt man.“ Henry versuchte ihn zu beruhigen.

„Wenn dir soviel daran liegt, dass jemand Mutter unterstützt, dann werde ich gehen. Aber erst wenn ich Carons Bericht gehört habe.“ Arnaud nickte einmal, um seine Worte damit zu unterstützen.

„Dann ist es beschlossen.“ Ihr Vater nahm seine Tasse auf und trank einen Schluck.

Schweigend begannen sie zu essen.

Während des ganzen Frühstücks tauchte Horus nicht auf, was Sin erleichterte. So musste er seinem Vater nicht erklären, warum er plötzlich lachte. Denn das würde er. Nach dem was heute morgen passiert war, war das sicher, sogar nur daran zu denken ließ ihn breit grinsen.

„Wo ist eigentlich unser Gast?“ Eloy sah sich mit schläfrigen Blick um.

Na toll, er verschlief das Frühstück, aber das bekam er mit. Scheinbar arbeitete hier irgendwer gegen ihn.

„Stimmt. Weißt du etwas darüber Sin?“

Er sah seinen Vater verwundert an. Es war gespielt, doch scheinbar hatte er Talent, da sein Vater nichts sagte. „Ich? Warum sollte ich? Er ist unser Gast, da würde ich ihm doch nie etwas antun.“

Das stimmte auch. Zumindest nicht ohne Provokation und die hatte es ja gegeben.

„Ich werde ihn nachher sowieso aufsuchen müssen. Wegen der Sache mit Clerissa. Aber keiner von euch wird ihm etwas über die Umstände erzählen, das bleibt weiterhin unter uns. Verstanden?“ Es war keine Frage, sondern ein eindeutiger Befehl.

Einstimmig nickten Sin und seine Brüder. Etwas anderes wurde auch nicht von ihnen erwartet.

„Henry, Arnaud ihr werdet dann mit mir das Gespräch mit Caron führen. Eloy, du wirst mit Sin lernen und das meine ich ernst.“

Nein, dieser Tag wurde immer besser. Sonst lehrte ihn immer Caron etwas, von Eloy etwas zu lernen war um Klassen besser. Da lernte man wenigstens etwas fürs Leben sinnvolles. Er war leicht abzulenken, erzählte gerne über viele seiner interessanten Erlebnisse und beendete ihre Studien früher als seine Brüder. Und das Beste war, heute war er nicht einmal richtig anwesend.

„Ist gut.“ Eloy gähnte ungeniert.

„Na dann komm, fangen wir an.“ Sin stand auf und nahm seinen Bruder an der Hand. Fröhlich führte er ihn in die Bibliothek. Wie ein gelehriger Schüler setzte er sich auf die Couch und sah Eloy erwartungsvoll an.

Eloy nahm in einem Sessel Platz. „Also, was willst du lernen?“

Das wurde ja immer besser, nun durfte er sich auch das Thema aussuchen. Nachdenklich sah er ihn an, bevor ihm eine Idee kam, die ihn grinsen lies. „Wenn das so ist, wie wäre es mit Sex?“

Es war nicht so, das sie dieses Thema nicht schon durchgenommen hatten, doch Eloy verlor sich dabei immer in seinen Geschichten. So lernte er sicher mehr als in irgendeinem Buch stand und es machte auch noch Spaß dabei zuzuhören.

Eloy aber erkannte sein Absicht, denn auch er grinste nun. „Soll ich mich jetzt bei der Theorie aufhalten oder soll ich gleich mit meinen Geschichten anfangen?“

„Nun, wenn du so fragst...“ Ja, heute würde er noch eine Menge Spaß haben, das war sicher.
 

Das war ja wirklich ein toller Tag. Er hatte toll angefangen uns setzte sich auch so fort. Horus verzog das Gesicht bei seinen sarkastischen Gedanken. Nun wenigstens hatte er den noch nicht verloren.

Das Frühstück, sowie das Mittagessen hatte er ausgelassen. Appetit hatte er sowieso keinen. Dafür hatte Yaro mit seiner kleinen Predigt gesorgt. Als ob er seine Pflichten nicht kannte. Er hatte eine Linie weiterzuführen, das hatte man ihm oft genug gesagt, so das es sich in sein Gehirn eingebrannt hatte. Vergessen würde er es sicher niemals. Ob er wollte oder nicht spielte da keine Rolle.

Doch nun wo er dazu bereit war, spielte die Braut oder die Umstände nicht mit, dass wusste er noch nicht so genau. Alessandro hatte ihn erst vor einer halben Stunde erzählt, das ein Bote mit einer Nachricht seiner Frau gekommen war. Scheinbar verzögerte sich die Reise der beiden Damen etwas, wegen unpassierbarer Straßen und unvorhergesehnen Problemen.

Pah, von wegen wahrscheinlich waren ein paar Löcher in der Straße und die edlen Damen wollten da einfach nicht durchfahren. Manche Frauen waren nun mal so. Genau das war es, was er an ihnen nicht ausstehen konnte. Sie machten aus einem kleinen Problem gleich eine Staatsaffäre.

Dann hatte er auch noch den hoffentlich Letzten seiner Söhne kennen gelernt. Einen hübschen Jungen mit blutroten Haaren und dunkelgrünen Augen. Scheinbar vererbte sich Schönheit in dieser Familie. Wenn es nicht Jungs sondern Mädchen wären, könnte sich Alessandro sicher nicht vor Heiratsanträgen retten. Doch Männer waren nicht so leicht zu verheiraten, denen konnte man nicht einfach so befehlen zu heiraten. Er selbst war erpresst worden, mit den Tränen seiner Mutter. Die aber zu seinem Leidwesen mehr auf seinen Vater, als auf ihn gewirkt hatten.

Nach dieser kurzen Begegnung hatte ihn allerdings Alessandro regelrecht aus dem Büro geworfen. Was seinen Verdacht bestätigte, das etwas hier nicht so war wie man es ihm glauben machen wollte. Nur wusste er nicht ob es etwas mit seiner Heirat zu tun hatte oder es um etwas Allgemeines ging. Horus beschlichen langsam wieder Zweifel ob die Heirat mit dieser Familie eine so gute Idee war.

Egal irgendwann würde er es schon erfahren oder einfach wieder abreisen. Er hatte keine großen Ambitionen hinter deren kleines Geheimnis zu kommen. Am Besten war es einfach abzuwarten und die Zeit totzuschlagen bis seine Braut ankam oder man ihm eine Absage erteilte. Und um sich die Zeit zu vertreiben gab es ja genug Bücher hier.

Horus ging in die Bibliothek die leer war. Was für eine Schande eigentlich, die vielen interessanten Bücher so ungenutzt zu lassen. Doch im Moment waren Henry, Arnaud und deren Bruder, von dem ihm der Name entfallen war, bei ihrem Vater. Wo sich die Anderen beschäftigten, interessierte ihn auch nicht sonderlich. Yaro hatte ihm die Lust auf eine kleine Jagd total vermiest.

Seufzend ging er die Bücherreihen entlang und nahm einige Bücher heraus, die er gleich wieder zurückstellte. Er hatte zwar noch eines in seinem Zimmer, doch das konnte er ein anderes Mal lesen. Noch hatte er kein Bedürfnis wieder in sein Zimmer zurückzukehren. Da war Yaro.

Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht. So gern er seinen Freund hatte, manchmal war seine Bodenständigkeit entnervend. Horus kannte niemanden, der ihm mit wenigen Worten so den Spaß verderben konnte wie er.

Nach längeren suchen fand er ein Buch und ging zu der kleinen Sitzecke. Was er dort jedoch sah, lies ihn das Buch in seiner Hand vergessen. Da lag seine Beute doch tatsächlich schlafend, wie unvorsichtig von ihm. Doch was Sins Unachtsamkeit war, war sein Glück. Es wäre eine Verschwendung eine solche Chance nicht zu nutzen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, ging Horus zu dem Schlafenden. So konnte er seine Niederlage vom Morgen wieder bereinigen. In seiner Schuld wollte er nicht stehen.

Horus beugte sich zu ihm hinunter und legte seine Lippen auf die des jüngeren Werwolfs. Eigentlich erwartete er keine Reaktion, umso erstaunter war er, als sein Kuss nach wenigen Augenblicken erwidert wurde. Egal was der Kleine träumte, es sollte nicht so schnell enden.

Nun doch von einem gewissen Ehrgeiz gepackt, vertiefte er den Kuss und drang mit seiner Zunge in den leicht geöffneten Mund des Blonden ein. Eine Aktion, die er lieber nicht gemacht hätte.

Sin öffnete schläfrig die Augen und gab einen wohligen Laut von sich. Verschlafen blinzelte er, nur im nächsten Moment erschrocken die Augen aufzureißen.

Horus wollte sich gerade von ihm lösen, als er einen Schlag gegen sein Brustbein spürte, der ihn für einen Moment den Atem verschlug. Keuchend löste er sich von ihm.

Sin setzte sich auf. „Was. fällt. euch. ein!“

Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter und schärfer. Seine violetten Augen funkelten ihn hasserfüllt an.

Horus lächelte zufrieden. „Ihr erinnert euch sicher noch an den Teich heute morgen. Das war die Rache. Ich bleibe ungern etwas schuldig, das solltet ihr euch merken.“

Er hob eine Hand und zählte die folgenden Punkte an den Fingern ab. „Ein Tritt, ein Schlag, ein Stoß und ein unfreiwilliges Bad. Meine Schulden die ich euch zurückzahlen muss, werden immer höher. Aber keine Angst, ich begleiche meine Schulden immer.“

Bei den letzten Worten lächelte er gefährlich.

Sin knurrte nur wütend und sprang auf, bevor er hastig den Raum verließ.

Horus lachte leise und setzte sich auf den gerade freigewordenen Platz. Gutgelaunt öffnete er das Buch und widmete sich dessen Inhalt.

Mondschein 8

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Aufgebracht lief Sin in Richtung Wohnzimmer. Zumindest hoffte er das, da er nicht wirklich auf seine Umgebung achtete. Angewidert fuhr er sich mit dem Hemdärmel mehrmals über den Mund. Wie hatte das passieren können? Im einen Moment hatte er noch Eloy zugehört und im anderen wurde er von Horus geküsst, da fehlte doch einiges. Ja, er war eingeschlafen, das war ihm auch klar. Doch wo zum Teufel war Eloy gewesen? Er hätte ihn schützen sollen. Oder zumindest aufwecken, als er die Bibliothek verlassen hatte. Was war das für eine Art seinen kleinen Bruder so schutzlos zurückzulassen?

Sin war klar, das Eloy wie seine anderen Brüder nie angenommen hatte, das ihm in seinem eigenen Haus eine Gefahr drohte. Doch das war der Fall und sein Vater hatte sie eingeladen.

Sin öffnete die Tür zum Wohnzimmer und steuerte den Schrank mit den alkoholischen Getränken an. Er musste unbedingt seinen Mund desinfizieren. Horus war da doch tatsächlich mit seiner Zunge gewesen. Wie konnte er? Das war ja ekelhaft.

Der Blondhaarige nahm eine Wodkaflasche, die sein Vater von einer seiner Reisen mitgebracht hatte und goss sich ein Glas ein. Als er die Flasche zurückstellen wollte, hielt er kurz inne und nahm stattdessen einen Schluck aus der Flasche, bevor er das Glas ebenfalls leerte. Bei einer Desinfektion sollte man besser nicht sparen.

„Ähm Sin?“ Erst jetzt registrierte er die zweite Person im Raum.

Lukas saß auf dem Sofa und sah ihn fragend an. Auf seinem Schoß lag ein Zeichenblock und in der Hand hielt er einen Stift.

„Ja?“ Sin erwiderte den fragenden Blick. Dabei stellte er die Flasche nun doch wieder zurück. Zum Glück musste er sich keine Sorgen machen von dem bisschen Alkohol betrunken zu werden. Bei Werwölfen wirkte er nicht so extrem wie bei den Menschen.

„Ist etwas passiert?“ Lukas schien noch immer eine Antwort von ihm zu erwarten.

„Ja, und es sitzt derzeit gerade in der Bibliothek und amüsiert sich wahrscheinlich über mich.“ Sin lies sich neben Lukas auf das Sofa fallen.

„Noch immer der neue Gast?“

Es war klar, das Lukas seine Verärgerung über ihn nicht entgangen war. Das war wohl für keinen zu überhören gewesen. „Horus, ja.“

Sins Stimme klang bei diesen zwei Wörtern verärgert, doch leise.

Lukas nickte. „Genau. Was hat er den gemacht?“

Überrascht sah Sin den jungen Werwolf an. „Du glaubst mir? Du sagst nicht, dass ich mir das nur einbilde oder selbst Schuld daran bin?“

„Nein, warum auch?“ Lukas schüttelte den Kopf. „Du regst dich sicherlich nicht ohne Grund so auf. Immerhin bist du erwachsener als manche deiner Brüder. Da wird es schon seine Berechtigung haben.“

„Also weißt du, manchmal liebe ich dich.“ Sin fiel Lukas glücklich um den Hals. Das war es eigentlich, was er von seinen Brüdern hatte hören wollen. Das sie ihm glaubten und nicht, das er sich das alles nur einbildete. Nur ein wenig Unterstützung, das konnte man doch erwarten oder nicht? Immerhin waren sie verwandt, da glaubte man sich sogar ungefragt. Clerissa hätte ihm geglaubt.

Lukas lächelte leicht, als er Sins Hände wieder von sich löste. „Also, was war? Willst du es mir erzählen?“

Die Mine des Blondhaarigen verfinsterte sich wieder, als er an das Geschehene zurückdachte. „Er hat mich im Schlaf geküsst.“

„Er dich oder du ihn?“

Bei dieser Frage stand Sin für einen Moment der Mund offen vor Empörung. „Als ob ich so etwas wie ihn küssen würde! Lieber verschenk ich meine Küsse an einen Frosch!“

Niemals in seinem Leben würde er ihn freiwillig küssen. Nicht einmal in tausend Jahren.

Bei diesem Ausbruch lächelte der Braunhaarige nur. „Da soll ja auch manchmal ein Prinz dabei rauskommen nicht?“

„Ich brauche keinen Prinzen. Ich brauche niemanden. Alleine komme durchaus gut zurecht. Wie man in den letzten zwei Tagen gesehen hat, bin ich in der der Lage auf mich selbst aufzupassen.“ Wenn er das auch nur durch die Umstände gezwungen worden war. Doch wenigstens wusste er jetzt, das er auch ohne die Unterstützung seiner Familie sehr gut zurechtkam.

Lukas seufzte leise. „Sie fehlt dir oder?“

Auch wenn es ein plötzlicher Themenwechsel war, wusste Sin sofort wovon die Rede war. Von derjenigen, die bis jetzt immer an seiner Seite war. Auch wenn er ihr diese Probleme verdankte, konnte er ihr nicht böse sein. Sie war immerhin in der schlimmeren Lage von ihnen Beiden gewesen. Sie sollte ihn für ein Leben ertragen müssen, er nur für einige Wochen, wenn er Pech hatte.

„Ja, sehr sogar.“ Seine Stimme hatte einen leidenden Unterton bei dieser Antwort. In dieser Hinsicht war er schwach, doch er konnte nichts dagegen machen. Er wusste nicht, was man dagegen machen konnte, wenn einem auf einmal der Mensch fehlte, der einen schon seit seiner Geburt begleitete.

Tröstend legte Lukas ihm eine Hand auf den Unterarm. „Ich weiß wie du dich fühlst, doch es wäre gelogen, wenn ich sagen würde ich wüsste was du dagegen machen kannst. Jeder muss sein eigenes Mittel dafür finden.“

Das stimmte, Lukas hatte ja etwas ähnliches durchgemacht. Nur viel schlimmer. Auch wenn er seine Schwester verloren hatte, er erinnerte sich noch an sie. Und er hatte seine Familie, die ihn, wenn auch nicht im Moment, unterstützte. Das alles hatte Lukas nicht oder nicht gehabt. „Das hab ich mir gedacht.“

Sin lächelte schwach. „Es ist Henry oder? Dein Mittel die Einsamkeit zu ertragen ist mein Bruder.“

Leicht errötend nickte der Angesprochene.

Nun das war nicht schwer zu erraten gewesen. Doch nun ging es ihm einigermaßen besser. Nicht, weil es jemanden gab, dem es schlechter ging als ihm, sondern weil er nun wusste das es ein Mittel dagegen gab. Er musste es nur noch finden, aber es existierte. Etwas das die Lücke, die Clerissa hinterlassen hatte, füllte.

Es war erstaunlich Sin hatte nicht einmal gewusst das er danach suchte. Aber nun fühlte er sich irgendwie freier und ruhiger.

„Und was wird das?“ Er deutete mit dem Kopf auf den Zeichenblock in Lukas Händen.

Lukas folgte der Bewegung. „Ach das. Das ist nur Aufarbeitung. Wann immer mir etwas einfällt, das mit meiner Vergangenheit zu tun hat, zeichne ich es auf. Vielleicht hilft es mir ja später mich an mehr zu erinnern. Doch wie du siehst ist es nicht sehr ergiebig.“

Er drehte den Zeichenblock um, dessen aufgedecktes Blatt noch völlig leer war.

„Kommt wieder etwas?“ Das wäre ja toll für Lukas und eine Verbesserung für ihn auf jeden Fall.

„Fetzen. Manchmal zuckt ein Bild durch meinen Kopf, das ich nicht einordnen kann. Dann zeichne ich es auf. Ich bin kein guter Künstler, doch Henry spricht mir ein gewisses Talent zu.“

„Na aber es ist doch etwas nicht? Vielleicht trifft jetzt endlich Kobes Voraussage zu und dein Gedächtnis kommt zurück.“ Sin freute das fast schon mehr als Lukas selbst.

Dieser zögerte etwas. „Ja, aber jetzt weiß ich gar nicht mehr ob ich es wissen will. Ich bin gerade glücklich und zufrieden. Wer weiß an was ich mich erinnere, das will ich nicht alles aufs Spiel setzen.“

„Ich glaube ich verstehe dich Lukas.“ Es war ganz natürlich, das man das was man hatte nicht durch etwas Unbekanntes in Gefahr bringen wollte. Doch das unterschied sie. Er würde unbedingt wissen wollen was er vergessen hatte.

Da keine Antwort von Lukas kam, stand er auf. „Ich werde mich für heute zurückziehen. Bitte entschuldige mich beim Abendessen.“

„Werde ich. Gute Nacht Sin.“

Sin lächelte leicht. „Ja, gute Nacht.“

Auch wenn er sich diesmal anderen Träumen zuwenden würde. Kein Wunder zuerst Eloys Erzählungen und dann Schlaf? So musste er sich über seine Träume zuvor nicht wundern. Darin gefangen war es nicht schwer für Horus gewesen soweit zu kommen. Das würde sicher noch ein Nachspiel haben. So niederträchtig jemanden im Schlaf zu überfallen konnte auch nur er sein. Immerhin war er nicht seine Verlobte mit der er das einfach so machen konnte.
 

„So wie es aussieht, können wir wieder einpacken.“

„Was?“ Horus schloss gerade die Tür hinter sich und war deswegen von Yaros Aussage total überrumpelt.

Yaro verschränkte die Arme vor der Brust. „So wie ich es sage, wir können wieder einpacken und heimfahren. Hier gibt es keine Braut für uns.“

„Was?“ Er kam sich blöd vor immer wieder das gleiche Wort zu wiederholen, aber was? Er verstand gerade gar nichts von dem was Yaros Mund verließ.

„So wie es aussieht ist ihnen ihre kleine Prinzessin ausgeflogen. Hat sich am Tag vor deiner Ankunft aus dem Staub gemacht.“

„Und das weißt du woher?“ Horus sah seinen Freund fragend an.

„Von den Dienern hier.“ Der Mischling zuckte nur beiläufig mit den Schultern.

„Ach und das haben sie dir einfach so erzählt?“

Yaro sah ihn zweifelnd an. „Natürlich nicht. Ich hab sie belauscht, was denkst du von mir?“

„Nichts anderes Yaro nichts anderes.“ Horus dachte nach. Das würde natürlich so einiges erklären. Allen voran das komische Verhalten von Alessandros Söhnen, den Hass den Sin ihm vom ersten Moment an so ungeschminkt entgegenbrachte und Alessandros eigenes Verhalten.

Also gab es keine Braut hier, dass war dann aber blöd. So würde Alessandro seine Schuld, die er seinem Vater gegenüber hatte nicht bereinigen können. Nicht das sein Vater darauf bestand, doch Alessandro wollte es. Das war wohl so eine Ehrensache. Allerdings konnte er die Sache zu seinen Gunsten ausnutzen.

Mit deutlichen Unbehagen sah sein Freund, wie sich ein Lächeln auf Horus Züge legte. Woran denkst du?“

Horus lächelte noch breiter, doch es lies nichts gutes ahnen. „An etwas, das meiner Mutter nicht gefallen wird.“

Es dauerte einige Momente bis Yaro ahnte was Horus meinte. „Nein, bitte. Willst du unbedingt mehr Probleme als du sowieso schon hast? Das ist doch nicht einmal erlaubt oder?“

„Erlaubt schon, es wird nur nicht praktiziert. Ich muss sowieso zuerst mit Alessandro reden. Doch ich denke, dass ich bekomme was ich will. Das krieg ich immer.“

„Tu was du willst. Es ist deine Entscheidung, doch nur um deinen Willen zu bekommen gehst du Recht weit mein Freund.“

Horus schüttelte den Kopf. „Nein, das verspricht Abwechslung Yaro. Mein Leben wird so sicher nicht mehr langweilig werden.“

Mondschein 9

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

„Bitte setzt euch. Ihr wolltet mich sprechen?“ Alessandro wies auf einen Sessel seinem Schreibtisch gegenüber.

„Ja, das will ich wirklich.“ Horus nahm Platz. Er hatte sich mit dem Gespräch bis zum nächsten Tag geduldet, um auch ja keine Fehler zu machen, das wollte er sich jetzt nicht mehr erlauben.

„Ich schätze euch sehr als Freund Alessandro, das will ich einmal vorneweg nehmen. Von den Geschäftsbeziehungen einmal abgesehen, wart ihr immer ein gern gesehener Gast. Für meinen Vater und mich.“ Er machte eine kurze Pause um ihm die Gelegenheit für eine Reaktion zu lassen.

Der ältere Werwolf lächelte, wurde aber auch vorsichtiger. „Es freut mich sehr das zu hören. Euer Vater und auch euch zähle ich ebenfalls zu meinen Freunden.“

Das hatte er hören wollen. „Es freut auch mich das zu hören. Allerdings verstehe ich euer Handeln dann nicht ganz. Soweit ich weiß, baut Freundschaft auf Vertrauen, aber ihr belügt mich seit meiner Ankunft.“

Alessandro sah ihn überrascht an. „Wie?“

Gut, gespielt doch nicht sehr überzeugend. Natürlich wollte er herausfinden was er wusste, um noch etwas zu retten. Natürlich würde er sich nicht für etwas entschuldigen ohne zu wissen ob es das Richtige war. „Ich spreche von euerer Tochter und ihrer angeblichen Reise. Es kam mir von Anfang an seltsam vor, doch mit dieser Lüge wolltet ihr nur ihre Flucht vertuschen. Sie ist euch weggelaufen, einen Tag vor meiner Ankunft. Ihr wusstet das und habt mich belogen.“

„Ihr bezichtigt mich einer Lüge und das in meinem Haus? Habt ihr auch Beweise?“ Alessandro sah ihn verärgert an.

Horus verstand das Verhalten den Älteren sehr gut. Er musste alles machen um sein Gesicht zu wahren. Natürlich hatte er keine Beweise, doch einen würde er sich jetzt besorgen. „Ich gebe zu, das meine Informationen nur auf Klatsch und Tratsch basieren. Doch wenn es nicht stimmt, dann gebt mir die Information, wo ich meine Verlobte finden kann. Ich werde sie, sowie eure Frau wieder heimbringen und mich danach für meine Anschuldigung entschuldigen.“

Er sah es mit einiger Zufriedenheit wie Alessandro nachdachte. Er konnte ihm nicht geben was er wollte und das wussten sie Beide. Natürlich könnte er ihn mit falschen Informationen losschicken oder sich weigern ihm etwas zu sagen, doch im Endeffekt brachte es sich nichts.

Das schien auch Alessandro so zu sehen. Mit einem Seufzen lies er sich in seinen Sessel zurücksinken. „Das kann ich nicht, da ich ihren Aufenthaltsort nicht kenne.“

Nun kamen sie schon weiter. „Demnach habt ihr mich absichtlich warten lassen, obwohl ihr die Vereinbarung nicht einhalten konntet. Was bedeutet, das ihr mir eigentlich nur Zeit gestohlen habt, ohne etwas dafür zu geben. Ich sehe somit diese Vereinbarung als nichtig an.“

„Wartet, ich bin sicher wir werden sie finden Horus. Dann kann alles wie geplant stattfinden.“ Man merkte, wie der Ältere fieberhaft nach einer Lösung suchte.

„Ware muss zum vereinbarten Zeitpunkt geliefert werden. Ihr seid Geschäftsmann Alessandro, ihr wisst was für Probleme Lieferschwierigkeiten mit sich bringen. Allerdings habt ihr tatsächlich etwas, das ihr mir als Entschädigung geben könnt.“

„Und was?“ Fragend sah er Horus an, wenn auch nicht ohne Misstrauen solche Forderungen waren meistens sehr hoch.

Horus lächelte siegessicher. „Ich will Sin. Da die Abmachung bezüglich euer Tochter nichtig ist, will ich euren jüngsten Sohn als meinen Partner. Ich finde es ist ein würdiger Ersatz.“

Alessandro sah ihn empört, wenn nicht sogar geschockt an. „Das geht nicht!“

Horus Lächeln verschwand, doch das war alles nur Show. Langsam beugte er sich etwas vor. „Und warum nicht? Als mein Vater euer Leben gerettet hat, habt ihr ihm bereitwillig die Hand eurer Tochter für einen seiner Söhne angeboten. Warum gilt das nicht auch für die Hand eines euer Söhne?“

„Sin ist ein Junge!“

„Ja, das ist mir durchaus aufgefallen. Aber es ist bei uns nicht verboten, soweit ich mit den Bräuchen vertraut bin. Ihr wisst das sicher auch.“

Alessandro barg sein Gesicht in den Händen. Es dauerte eine Weile bis er wieder aufsah. „Nun gut. Aber es gibt einige Bedingungen.“

„Wenn es möglich ist, werde ich sie erfüllen.“ Nun war er am Ziel. Manchmal war die Ehre wirklich teuer erkauft. Das war auch einer der Gründe warum er sich nicht damit belastete.

„Nein, ihr werdet sie erfüllen oder es gibt keine Vereinbarung.“ In den goldenen Augen stand eine eiserne Entschlossenheit.

„Erstens, Sin bleibt in diesem Haus bis er 25 Jahre alt ist. Wir werden das alles schriftlich festlegen und wenn die Hochzeit vollzogen wurde, ist meine Schuld eurem Vater gegenüber getilgt. Solltet ihr euch nicht an die Bedingungen halten ist meine Schuld ebenfalls getilgt und der Vertrag null und nichtig. Die Ehe werde ich danach annullieren lassen.“

„Ihr wollt also nur, das euer Sohn bis zu seiner Volljährigkeit hier bleibt?“ Nun das lies sich einrichten.

Alessandro hob mahnend einen Zeigefinger. „Nein, ich will auch euer Versprechen das ihr euch um ihn kümmert und diese Ehe nicht nur aus einer Laune heraus entsteht. Ich will das er geliebt wird.“

„Eine ziemlich unverschämte Forderung meint ihr nicht auch? Für eure Tochter habt ihr das nicht verlangt.“ Horus hob eine Augenbraue. Das überraschte ihn nun wirklich. Sich so etwas für seine Kinder zu wünschen war nur natürlich. Doch als es um seine Tochter ging hatte er kein Wort davon gesagt.

Alessandro lächelte leicht. „Es ist nicht so das ich mir das nicht auch für Clerissa wünsche. Doch ich kenne eure Mutter und ich kenne eure Schwestern. Sie wäre geliebt worden, wenn auch nicht von euch. Doch sie hätte zu ihrer Familie auch eine Neue dazu gewonnen. Allerdings kenne ich auch euren Bruder. Sin wird es aufgrund eurer Verbindung schon schwer genug haben und ich will nicht, das er eines Tages alleine dasteht, nur weil ihr andere Vergnügungen gefunden habt.“

Er hob den Blick und sah dem Jüngeren fest in die Augen. „Also. Könnt ihr diese Bedingung auch erfüllen? Könnt ihr ihn lieben und treu sein?“

Dieser alte Hund. Natürlich konnte er das nicht. Treu sein war nicht unbedingt ein Problem, doch Liebe? Wie sollte er etwas geben von dem er nicht wusste was es war? Er konnte es nicht einmal vorspielen da Sin da nicht mitspielen würde und er nicht wusste wie sich die Liebe zeigte. Doch seinen Plan wollte er nicht aufgeben.

„Das kann ich.“

„Dann beweist es mir. Ich stimme dieser Verlobung zu und setze den Vertrag auf. Doch ihr müsst mich bis zum Heiratstermin davon überzeugen, dass ihr meinen Sohn liebt. Wenn ihr das nicht schafft, gibt es keine Hochzeit.“ Damit öffnete Alessandro eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein Blatt Papier heraus.

Horus schwieg während Alessandro den Vertrag schrieb. Nur das Kratzen der Schreibfeder durchdrang die Stille, doch Horus war sowieso in Gedanken versunken. Wie sollte er Liebe demonstrieren? Wenn es darum ginge den Anderen dazu zu bringen ihn zu lieben, würde ihm schon etwas einfallen. Aber er? Er selbst würde es wahrscheinlich nicht einmal merken, wenn es soweit war.

Bedeutete ihm diese Sache wirklich soviel? Immerhin bewegte er sich dabei auf dünnem Eis. Nun er konnte es zumindest versuchen und danach würde er wissen, ob es das alles wert war oder nicht.

Der Ältere steckte die Feder wieder zurück in das Tintenfass und reichte ihm den Vertrag.

Aufmerksam sah ihn sich Horus an. Es waren eigentlich nur die Dinge, die sie jetzt besprochen hatten. Nur eben in geordneter Reihenfolge aufgeschrieben.

Er atmete noch einmal durch und setzte dann seine Unterschrift darunter. Dann reichte er ihn Alessandro zurück, der ebenfalls unterschrieb.

„Ich werde es meinem Sekretär zum kopieren geben, danach setzen wir unter beide unser Siegel.“

Horus nickte nur. Das war ein wichtiger Vertrag, da war es nicht nur mit einer Unterschrift getan. Ein Siegel war durchaus angebracht.

Alessandro ging damit zur Tür. „Ich werde Sin rufen lassen. Wollt ihr dabei sein, wenn ich es ihm sage?“

Es wäre wohl besser wenn nicht, doch wer wusste was Alessandro dem Kleinen alles erzählte. Da war er lieber dabei und vor bösen Überraschungen gewarnt. „Ich werde bleiben.“

Der Braunhaarige lächelte. „Wie ihr wollt.“

Damit öffnete er die Tür und rief einen Diener herbei, dem er den Vertrag gab, ebenso wie die Anweisung seinen jüngsten Sohn zu holen.

Innerlich wappnete sich Horus schon gegen dessen Wut.

Mondschein 10

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 10

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

„Was ist denn los Vater?“ Sin betrat das Arbeitszimmer seines Vaters, stoppte aber ruckartig, als er Horus erblickte. Irgendwie beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Die Zwei zusammen waren nie eine gute Mischung. Das hatte die Vergangenheit ja bewiesen.

„Okay, was ist hier los?“

„Sin, komm bitte her, ich muss etwas mit dir besprechen.“ Sein Vater deutete auf einen Sessel, gegenüber von Horus.

Rückzug, alles in ihm schrie danach, doch das würde nichts bringen. Er war kein kleines Kind mehr, das glaubte das nichts passierte, wenn er es nicht hörte. Was immer die Beiden sich ausgedacht hatten, er musste es wissen, um im Notfall etwas dagegen machen zu können.

Aus diesem Grund setzte er sich auf den zugewiesenen Stuhl, obwohl er noch immer wachsam war. Das war in der Gegenwart dieses hinterhältigen Kerls immer besser. „Worum geht es?“

Sein Vater setzte sich ebenfalls. „Also unser Gast hier, hat herausgefunden, dass Clerissa verschwunden ist. Ich weiß es kam nicht von dir, trotzdem haben wir nun einige Probleme.“

Sin lächelte bei dieser Nachricht zuckersüß. „Toll, verschwindet er jetzt endlich?“

Das war ja großartig, nun hatte er keinen Grund mehr hierzu bleiben. So wurde er ihn schnell und reinlich wieder los. Die Probleme würden sie schon wieder lösen. Dann bekam Horus eben keine Braut, war das so schlimm?

„Nein, denn wir haben ein Lösung gefunden, bei der du eine tragende Rolle spielst.“ Sein Vater zögerte kurz.

„Mist.“ Das Lächeln verschwand wieder von seinem Gesicht. Dann blieb er also noch? Hatte er denn kein Glück?

Als die letzten Worte seines Vaters zu ihm durchdrangen, runzelte er aber die Stirn. Welche tragende Rolle meinten sie?

Sin warf einen Blick zu Horus, der lässig zurückgelehnt in seinem Sessel saß. Sein nachdenklicher Blick war jedoch nicht auf ihn, sondern auf seinen Vater gerichtet. Er wirkte irgendwie geistesabwesend. Wie hatten sie sich jetzt schon wieder geeinigt?

„Welche tragende Rolle?“ Eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Seine innere Stimme sagte ihm, das die Antwort ihm nicht gefallen würde.

„Nun, da deine Schwester weg ist, gibt es keine Braut und somit auch keine Hochzeit. Deswegen mussten wir uns anders einigen. Glaub mir, ich bin mit dem Arrangement selbst nicht so zufrieden, doch Angesichts der Umstände geht es nicht anders.

Sin, darf ich dir deinen Verlobten Horus vorstellen? Ihr werdet in einem Monat bei Vollmond heiraten.“

Ein Blitzschlag hätte ihn nicht schlimmer treffen können. Sin saß da wie gelähmt. Nicht, das er sich nicht bewegen wollte, er konnte es einfach nicht. In seinem Kopf schwirrten nur so die Gedanken umher. Wie schnell konnte er Horus überwältigen? Welche Todesart wäre die Schnellste? Und würde sein Vater ihn decken?

Horus hatte sich inzwischen wieder umgedreht und lächelte sein gewohntes, überlegenes Lächeln. Also war sein Verhalten eben nur Show gewesen. Wie hatte er auch nur annehmen können, das der Afrikaner denken konnte?

Endlich konnte er sich wieder bewegen und sprang auf. „Ich werde ihn sicher nicht heiraten! Ich hasse ihn!“

Sein Finger zeigte bei diesen Worten anklagend auf Horus. „Außerdem bin ich ein Junge, falls euch das entfallen ist!“

Das durfte doch nicht wahr sein. Hier waren scheinbar alle verrückt. Doch er würde dabei sicher nicht mitmachen. Eher machte er … alles andere, solange er ihn nicht heiraten musste. Doch er war ein Junge also ging es sowieso nicht. Kein Priester würde dieser Verbindung seinen Segen geben und kein priesterlicher Segen, keine Hochzeit. Damit hatte sich die Sache.

„Ja, wenn wir Menschen wäre könnte das durchaus ein Problem darstellen, doch da wir Werwölfe sind gibt es kein Problem. Dein Vater hat bereits nach einem Schamanen unserer Rasse geschickt. Sobald dieser da ist, dürfte es kein Problem mehr geben uns zu verheiraten.“ Horus Stimme war ruhig und sachlich.

Sin hob nur abwehrend die Hände. „Haltet den Mund! Ich will nichts von euch hören! Ich will euch nicht einmal sehen und vor allem nicht eure Gegenwart spüren!“

Er sah ihn hasserfüllt an. „Haltet euch von mir fern, denn wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich euch töten. So oder so diese Hochzeit wird nicht stattfinden solange ich lebe!“

Horus stand auf. „Du verzeihst mir sicher, wenn ich mir diese kindische Drohungen nicht weiter anhöre. Das Kläffen eines jungen Welpen bereitet mir meistens Kopfschmerzen.“

Sin wusste nichts darauf zu sagen. Obwohl ihm eine Menge einfallen würde, doch das konnte er nicht alles auf einmal sagen. Was bildete er sich ein? Welpe? Kindische Drohungen? Der würde ihn noch kennen lernen.

An der Tür drehte sich Horus noch einmal um. „Ach ja sagtest du nicht, solange du ein Mitglied dieser Familie bist werde ich nie auch nur einen Finger an dich legen? So wie es aussieht, hat sich dieses Problem nun von selbst gelöst.“

Sin griff nach dem nächstbesten Gegenstand und warf ihn gegen die Tür, die Horus geistesgegenwärtig hinter sich zugezogen hatte. Die schwarze Tinte rann an dem Holz der Tür hinab. „Ich hoffe ihr verreckt!“

„Sin!“ Sein Vater sah auf den Fleck der Tinte auf seiner Tür. „Musste das sein?“

„Und nun zu dir.“ Sin fuhr herum und stemmte sich mit seinen Händen auf die Tischplatte. Es war ihm gerade egal ob das sein Vater war und er ihm Respekt zollte. „Wie konntest du dem zustimmen!“

„Nicht in diesem Ton Sin.“ Sein Vater sah ihn gelassen an, doch seine Stimme war mahnend.

Allerdings war das Sin in diesem Moment egal. „Du hast mich einfach so verkauft! Ich weiß nicht was du dafür kriegst, doch das ist das Letzte! Du bist das Letzte!“

Er wand sich um und ging zur Tür. Ihm hatte er nichts mehr zu sagen.

„Sin, du hast Hausarrest!“ Die Stimme seines Vaters war ein klarer Befehl.

Mit der offenen Tür in der Hand, blieb Sin stehen, wand sich aber nicht um. „Fahr zur Hölle Vater und nimm deinen Lieblingsschwiegersohn gleich mit.“

Damit verließ er das Zimmer. Nein, er war wütend und abregen wollte er sich erst Recht nicht. Von ihnen ließ er sich nicht klein kriegen. Diesen Hass und die Wut, die er nun verspürte konnte er gut gegen sie einsetzen. Zumindest gegen Horus.
 

Horus hörte wie etwas die andere Seite der Tür traf. Also hatte ihn seine Vorahnung nicht getrogen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Wie sagte Cäsar einmal? Ich kam, sah und siegte. Ja, das traf hier wohl auch zu. So eine Chance ungenutzt verstreichen zu lassen war eben nicht seine Art.

Nun lag es an seinem Vater. Er würde Sin sicher keinen Schritt mehr unbeaufsichtigt machen lassen, darüber hatten sie gesprochen. Immerhin wollten sie ja nicht, das sich die zweite Braut auch aus dem Staub machte.

Doch eigentlich konnte er sich noch gar nicht so siegessicher geben. Er war noch nicht sein. Nun es war eine Frage der Zeit bis das passierte, doch deswegen konnte er ihn noch nicht heiraten. Der Termin stand schon fest, jetzt musste er nur noch die Bedingung erfüllen. Allerdings hatte er keine Ahnung wie das Resultat aussehen sollte, wie konnte er dann daraufhin arbeiten?

Horus seufzte und das Lächeln verschwand. Wie zeigte sich Liebe? Wie war es für andere erkennbar? Er hatte keinen blassen Schimmer davon.

„Wisst ihr, wenn man so seufzt hat man meistens ein Problem.“

Horus wand sich um und sah sich Alessandros rothaarigen Sohn gegenüber. Leider hatte er seinen Namen bis jetzt nicht wieder in Erfahrung gebracht.

Dieser grinste nur bei dem fragend nachdenklichen Blick des Afrikaners. „Caron. Ich bin Caron. Wie der Fährmann in der griechischen Mythologie.“

„Ach ja.“ Das war ja eine gute Eselsbrücke, so merkte er es sich sicher. Alessandro oder seine Frau hatten scheinbar eine Vorliebe für besondere Namen. Der Eine hieß wie der Fährmann, der die Seelen ins Reich der Toten brachte, der Andere hieß schlicht und einfach Sünde. Was da wohl erst die Anderen bedeuteten?

Na ja, aber er musste reden, seine Mutter hatte ihn nach einem ägyptischen Gott benannt. Also er war der Letzte der sich über die Namen Anderer auslassen durfte, bei soviel Überheblichkeit in seinem Namen. „Danke. Es war ein ziemlich hektisches Zusammentreffen, verzeiht mir.“

„Natürlich. Kein Problem. Wollt ihr mir davon erzählen?“ Caron sah ihn fragend an, es war jedoch kein Zwang in seiner Haltung oder seinem Blick.

Horus zuckte mit den Schultern. Warum auch nicht. Er oder Yaro, irgendwoher musste er sich ja die Informationen holen. „Ich muss eurem Vater beweisen das ich fähig bin jemanden zu lieben.“

Caron lächelte. „Ja, das ist schwer. Anders herum wäre es wohl um einiges leichter. Wenn auch dem Opfer gegenüber unfair. Ich will nicht gerade sagen das ich mich mit diesem Thema auskenne.“

„Mein Problem ist, das ich nicht weiß was er sehen will. Wie zeigt es sich das man in jemanden verliebt ist?“ Und wie konnte man es vorspielen? Doch das behielt er besser für sich.

„Nun ich glaube es äußert sich in einem Blick, einer Geste. Wie sie ausgeführt wird und was der Betrachter dabei empfindet. Letztens habe ich ein menschliches Paar gesehen. Egal was sie machten, es war sanft und voller Zuneigung. Je länger ich ihnen zusah umso wehmütiger wurde ich. Ich wünschte mir wirklich jemanden an meiner Seite zu haben, der mich ebenso liebt.“ Caron schüttelte den Kopf.

„Verrückt nicht, aber das ist nun mal meine Auffassung.“

Horus schüttelte den Kopf. „Nein, gar nicht.“

Das also war es, wenn manche seiner Freunde so seltsam wirkten wenn sie mit ihrer Geliebten zusammen waren. Er hatte das immer irgendwelchen anderen Gründen zugeschoben. Man benahm sich also wie ein Idiot wenn man verliebt war? Nein, das konnte er nicht vorgaukeln. Also gab es nur eine Möglichkeit.

„Wart ihr schon einmal verliebt Caron?“

„Einmal ja.“ Caron nickte zustimmend.

„Wie ist das passiert? Also wie macht man das?“ Horus wirkte etwas unsicher, er wagte sich hier sozusagen auf Neuland.

„Es passiert einfach. Man findet jemanden attraktiv, spricht mir ihm und will seine Zeit nur mehr mit dieser Person verbringen. Entweder trifft es einen wie ein Schlag oder es entwickelt sich langsam wenn man sich kennt.

Am Anfang will man sich nicht voneinander trennen und die andere Person beschützen, doch mit der Zeit pendelt sich das wieder ein.“

Na das waren ja Aussichten. Und das alles nur weil er Sin haben wollte. Waren die Streits und das Verlangen nach ihm das wert? Allerdings hatte er sich darauf eingelassen, da würde er nun keinen Rückzieher mehr machen.

Er legte eine Hand auf Carons Schulter. „Danke ihr habt mir sehr geholfen.“

Damit beschleunigte er seine Schritte und bog um eine Ecke. Nun galt es Pläne zu schmieden. Für Sin und sich selbst.

Mondschein 11

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy

Kommentar: So das war für einige Zeit das letzte Kapitel, da ich krank bin und mir etwas eingefangen habe das schreckliche Kopfschmerzen verursacht. Doch sobald es mir wieder besser geht oder das mal aufhört, setz ich mich gleich ans nächste Kapitel.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Ein Klopfen an der Tür lies ihn aufsehen. „Ja?“

Ein Diener trat ein. „Bitte entschuldigen sie die Störung, doch der Herr lässt ihnen ausrichten, dass es Probleme mit ihrem Verlobten gibt. Er sagte, das ist nun ihr Problem.“

Horus stöhnte genervt. „Danke. Ich werde mich gleich darum kümmern.“

Der Diener nickte und verließ den Raum.

Yaro grinste ungeniert. „Tja, man hat es nicht leicht mit einem so jungen Verlobten.“

„Entdecke ich da etwa einen Hauch von Schadenfreude, Yaro?“

„Nein, wie kommst du denn darauf?“ Grinsend schüttelte dieser den Kopf. „Es ist weit mehr als nur ein Hauch, doch du bist selbst daran Schuld, also musst du gar nicht erst nach Mitleid fragen.“

„Ich weiß.“ Ebenso wenig wie nach Verständnis. Irgendwie hatte sich die Stimmung deutlich abgekühlt, als Alessandro gestern beim Abendessen verkündet hatte, wer sein neuer Verlobter war. Das hatte er sich natürlich nicht verkneifen können. Nur Caron war gleich geblieben, wahrscheinlich war er noch nicht in alle Einzelheiten eingeweiht und er hatte die Schimpftiraden von Sin nicht mitbekommen. Der gestern verständlicherweise beim Essen gefehlt hatte.

„Ich zweifle gerade daran, ob diese Sache wirklich so intelligent war.“ Horus stand auf und ging zum Fenster.

„Das war sie nicht, doch du hast sie vorgeschlagen und bist auf die Bedingungen eingegangen. Nun kannst du das nicht einfach zurücknehmen. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, das du die Auflagen des Vertrages einhalten kannst. Aber nun solltest du deinen wütenden Verlobten gegenübertreten. Alessandro hat Recht, derzeit ist er dein Problem.“

Horus nickte nur und ging zur Tür. Er musste sowieso von allen Anfang an etwas prüfen und wenn Sin wütend war, dann konnte er es auch jetzt gleich zur Sprache bringen.

Er verließ den Raum und ging zu Sins Zimmer. Irgendwie hatte er die Ahnung, das er dort zu finden war. Und tatsächlich standen vor der Tür die zwei Diener, die sein Vater zu Sins Bewachung abgestellt hatte. Wie gesagt, die Braut durfte nicht noch einmal entwischen.

Von diesen aber unbehelligt trat er in das Zimmer ein, wo er sich gleich unter einem auf ihn zufliegenden Kissen ducken musste. Das war wohl das Einzige das noch griffbereit gewesen war, alles Andere lag schon im Zimmer verteilt auf den Boden. Zum Glück war seine Mutter nicht hier, diese würde einen Anfall bekommen. Das musste er ihm noch abgewöhnen bevor sie heimfuhren.

Horus sah zu dem Verursacher dieses Chaos. Gelangweilt verschränkte er die Arme vor der Brust. „Und kannst du mir sagen was der Sinn dieser Aktion ist?“

Sin funkelte ihn wütend an. „Ich fühle mich danach besser.“

„Und hast keine Einrichtung mehr.“ Horus nickte. „Ja, sehr intelligent wirklich.“

Er wich einer Waschschüssel aus, die auf ihn zukam. In diesem Raum waren eindeutig zu viele Möbel. Mit nur wenigen Schritten war er bei Sin, wobei er einem Schlag von ihm ebenfalls auswich. „Sag mal willst du dich nicht langsam wieder beruhigen?“

Horus umfasste die Handgelenke des Kleineren und hielt ihn so fest.

„Lass mich los!“ Sin wollte sich losreißen, doch hier zeigte sich der Kräfteunterschied zwischen ihnen deutlich. Doch das hinderte den Jüngeren nicht daran ihn weiterhin mit Flüchen zu überschütten.

„Ich hasse dich. Diese Hochzeit ist doch nur ein billiger …“

Weiter kam er nicht, da Horus leise knurrte. „Halt doch endlich mal den Mund.“ Seine Geduld war durch diesen Kleinen hier schon stark strapaziert worden. Er hatte seine eigenen Probleme und Sin machte es ihm nicht leicht diese zu lösen.

Aus diesem Grund verschloss er dessen Mund mit einem Kuss. Doch dieser war bei weitem nicht so harmlos wie der in der Bibliothek. Seine Zunge beahnte sich einen Weg in den Mund des Blonden und verwickelte seine Zunge ihn ein leidenschaftliches Spiel. Auch wenn das Entgegenkommen des Anderen etwas zu wünschen übrig lies, doch solange er ihn nicht biss war es ihm gleich. Horus brauchte einfach ein paar Augenblicke um seine Gedanken zu ordnen.

Allerdings war Sin zu überrascht davon um an Gegenwehr zu denken. Viel eher hörte er sogar auf sich aus seinem Griff befreien zu wollen. Allerdings dauerte dieser Frieden nicht lange.

Horus spürte einen stechenden Schmerz an seinem Schienbein und löste sich hastig von ihm. So ein kleines Monster. Er sollte aufhören ihn zu unterschätzen. Scheinbar war er in seiner Gegenwart nur vollständig sicher, wenn Sin gefesselt vor ihm lag.

Er unterdrückte den Impuls sich über die schmerzenden Stelle zu reiben, diese Genugtuung würde er ihm nicht geben.

Sin hingegen sah ihn hochmütig an. „Verschwinde endlich.“

„Zuerst muss ich etwas mit dir besprechen. Du solltest mir zuhören, es betrifft die Hochzeit.“ Horus bemerkte wie Sin gerade auffahren wollte und fuhr schnell fort.

„Oder besser, es könnte ein Weg sein ihr zu entkommen.“ Nun hatte er Sins volle Aufmerksamkeit, das war nicht schwer zu erkennen.

„Es ist ganz einfach, ich weiß nicht ob ich dich heiraten will weil ich dich mag oder einfach nur mit dir schlafen will.“ Da gab es nichts zu beschönigen es war einfach so. Es konnte sein, das seine Faszination für Sin abflaute, sobald er ihn gehabt hatte. Wie bei allen Anderen vor ihm eben auch. Das war durchaus möglich und dann war die Heirat ein Fehler.

„Denn wenn es das Zweite ist, ist keiner von uns glücklich. Deswegen mein Vorschlag. Schlaf mit mir und wenn du Glück hast, bist du mich danach wieder los.“

Sin sah in ungläubig an, aber nur einen Moment bevor er wieder wütend wurde. „Du bist total verrückt, wer soll dir das glauben! Heiraten wirst du mich doch auf jeden Fall. Eine Verbindung mit dieser Familie ist sehr gewinnbringend, das waren doch deine Worte nicht? Also komm mir jetzt nicht mit diesem billigen Trick, der zieht nicht!“

„Nicht um jeden Preis.“ Es ging hier um ihr Leben, er wollte nicht das Sin unglücklich war. Vor allem nicht wegen ihm. Ihn den letzten Tagen hatte Yaro ihm ja offenbart was für ein Mistkerl er angeblich war und auch Alessandro hatte keine gute Meinung von ihm. Also musste etwas dran sein.

„Du meinst das wirklich ernst?“ Der junge Werwolf sah ihn fassungslos an, jegliche Wut war verraucht.

„Du willst wirklich mit mir schlafen und würdest mich dann in Ruhe lassen?“

„Wenn das Ergebnis stimmt, ja.“

„Du bist verrückt.“ Sin schüttelte den Kopf. „Einfach nur verrückt.“

„Das vielleicht, doch ich will nicht das diese Heirat aus den falschen Gründen stattfindet. Ich gebe dir Zeit zum überlegen.“ Damit wand sich Horus um und ging zur Tür. Ihm war es ernst damit. Wenn es das gewünschte Ergebnis brachte, war die Hochzeit unnötig und er musste sich keine Gedanken um das Thema Liebe machen. Etwas vor dem er ehrlich gesagt Angst hatte.

„Dann lösen wir doch einfach die Verlobung.“

Sins Stimme klang dabei hoffnungsvoll, doch Horus lag viel an der Hochzeit. Deswegen schüttelte er den Kopf. „Leichtfertig will ich dich nicht aufgeben.“

Er stand schon in der offenen Tür, die er nach einem kurzen Blick auf Sin hinter sich schloss.
 

Sin war zu keiner Reaktion fähig, in seinem Kopf ging er noch einmal dieses Gespräch durch. Das war ein Alptraum, ein echter Alptraum. Gestern eröffnete ihm sein Vater das er den Platz seiner Schwester einnehmen sollte und heute gab es eine Möglichkeit diesen wieder abzugeben. Nur war ihm der Preis zu hoch. Es war nur sein Körper, doch er wollte zumindest sein erstes Mal aus Liebe haben. Dieses Thema wurde in ihrer Familie großgeschrieben, weshalb auch er viele Stücke draufhielt.

Warum löste er dieses Verlobung nicht einfach auf? Wahrscheinlich weil er nur auf seinen Körper aus war. Dieser Mistkerl, das steckte also dahinter, er wollte ihn handzahm machen.

Sin schüttelte den Kopf, doch dann hätte er es nicht so ernst gemeint. Vielleicht war er ein guter Schauspieler, doch selbst in seinen Augen war ein ernsthafter Ausdruck gewesen. Könnte ihm wirklich etwas an seinem Glück liegen? Irgendwie freute ihn dieser Gedanke.

Der Blonde zuckte zusammen. Was dachte er da bloß? Horus war egoistisch und selbstverliebt genau das, was er nicht ausstehen konnte. Also warum sollte es ihn freuen das er sich um ihn kümmerte? Von ihm wollte er nur die Rückenansicht sehen, wenn er ihr Land verließ.

Auch wenn ihm die Streitereien mit ihm gefielen. Das musste er zugeben, er gab einen guten Ersatz für seine Schwester ab. Nur das bei ihr sein Blutdruck nie so stieg und sie regte ihn auch nie so auf. Meistens war er bei ihren Streits der Kühle. Doch mit Horus waren die Rollen irgendwie vertauscht.

Sin ging zum Bett und legte sich auf den Rücken den Blick an die Decke gerichtet. Er wollte mit ihm schlafen um etwas auszuprobieren und danach war er ihn los. Eigentlich genau das, was er wollte. Nur das was es bedeutete war etwas das ihm nicht gefiel. Wenn er auf das Angebot des Afrikaners einging und er hatte mit einer Nacht genug, dann war das die schlimmste Demütigung die er bekommen konnte. Denn das hieß das er nicht gut genug war um ihn zu halten, das er ihm unterlegen war und Horus würde einfach gehen.

Auf der anderen Seite, wenn er es nicht machte, dann gab es diese Heirat und nach der Hochzeitsnacht wäre es dann sowieso soweit, nur wäre er dann an ihn gefesselt.

Das er ihn verlassen würde, war für Sin klar, da er schließlich keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet vorzuweisen hatte.

Frustriert schrie der Sechzehnjährige auf. Er wollte ihn doch loswerden, also Demütigung hin oder her. Mit seinen Anfällen beeindruckte er niemanden, auf logische Argumente ging auch niemand ein und auf Hilfe konnte er sowieso nicht hoffen. Wenn er wollte das etwas passierte, dann musste er selbst es in die Hand nehmen. Eine Nacht und dann war er ihn los. Mit dieser Niederlage würde er zu leben lernen. Oder?

Mondschein 12

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mondschein 13

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Horus öffnete schläfrig die Augen. War er wirklich eingeschlafen? Das war ja seltsam.

Ein Gewicht ruhte auf seinem Arm und er richtete seinen Blick darauf. Dabei fand er Sin auf seinem Arm ruhend vor. Es war erstaunlich, das er noch da war, ebenso wie es ihn erstaunte, das es ihm gefiel das er noch hier war. Normalerweise war er mehr als nur froh wenn seine Bekanntschaften am nächsten Tag wieder weg waren. Doch Sin erwartete ja auch noch eine Antwort, klar das er ohne nicht gehen würde. Doch was sollte er ihm sagen?

Nachdenklich besah er sich den Jüngeren. Er war wirklich niedlich und nach letzter Nacht musste er zugeben, das sein Name zu ihm passte. Sin war wirklich eine Sünde wert. Doch das half ihm nicht bei seiner Entscheidung. Ja, es freute ihn, das Sin noch da war und er hätte ihn gerne auch weiterhin an seiner Seite, nur wusste er den Grund dafür nicht. War das Liebe? Konnte es wirklich so einfach sein?

Horus lächelte wehmütig. Wohl kaum.

Sin bewegte sich leicht, seine Hand hob sich zu seinen Augen und rieb darüber. Dann öffnete er sie und sah Horus verschlafen an.

„Morgen.“

Bei dem Klang seiner Stimme stockte Sin in der Bewegung und sein Blick klärte sich. Überrascht wich er ein Stück von ihm zurück. Einen Moment sah er ihn irritiert an, bevor so etwas wie Verstehen in seinen Augen erkennbar war. „Morgen.“

„Gut geschlafen?“ Es war purer Smalltalk um etwas Zeit zu gewinnen. Die Frage war nur, ob der Jüngere darauf einging.

Sin nickte nur, scheinbar brauchte er Zeit um das Geschehene zu verarbeiten. Nun, die gab er ihm nur zu gerne.

Erst nach einigen Momenten hob er den Blick und sah Horus an. „Bevor du mir deine Entscheidung mitteilst, will ich wissen, warum du so versessen auf diese Hochzeit bist? Gute Beziehungen sind eine Sache, doch du gehst eindeutig zu weit dafür. Warum?“

Warum? Ja, warum eigentlich? Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Sins Schwester hätte er aus Pflichtgefühl geheiratet, doch wieso beharrte er noch auf die Hochzeit nachdem er wusste, das sie fort war? Er könnte einfach heimfahren und es würde keinen stören, doch er hatte sich stattdessen für diese Möglichkeit entschieden. Warum? Immer wieder tauchte dieses eine Wort in seinen Überlegungen auf. Doch er fand keine Antwort darauf. Tatsache war nur, das er sich nicht von Sin trennen wollte. Nicht einmal jetzt, wo er mit ihm geschlafen hatte. Nein, er wollte es sogar wiederholen.

Diese Erkenntnis erschreckte ihn in dem Moment in dem er sie hatte. Was war das für ein Gedanke? Den hatte er zum ersten Mal. Wie konnte das sein?

Horus richtete sich auf. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wegen einer Bettgeschichte verwirrt.

„Horus?“ Sin sah ihn fragend an, es war klar das er eine Antwort wollte.

Sollte er ehrlich zu ihm sein? Das war er meistens nach so einer Nacht nicht. „Ich weiß es nicht. Darauf kann ich nicht antworten, da ich die Antwort selbst nicht kenne. Ich will mich nur nicht von dir trennen.“

„Das ist also deine Antwort.“ Sin seufzte und richtete sich ebenfalls auf. „Nun dann sollte ich mir wohl eine Geliebte suchen nicht?“

„Was?“ Horus verstand jetzt nicht so ganz worauf Sin hinauswollte.

„Du hast gesagt ich kann mir jemanden suchen, wenn ich dich nicht liebe. Und das ist der Fall. Ich liebe dich einfach nicht.“ Bei diesen Worten lächelte Sin traurig.

Das tat weh.

Bei diesem Gedanken erstarrte Horus. Wie? Es stimmte, aber warum schmerzten ihn diese Worte? Er hatte sie oft selbst benutzt und auch gehört, wenn das auch seltener war. Es war bei weitem nichts neues. Nur warum lösten diese Worte jetzt eine Reaktion bei ihm aus?

Nachdenklich sah er Sin an. Lag es an ihm? War er etwa wirklich gerade dabei sich in ihn zu verlieben? Horus wusste nicht ob das gut oder schlecht war. Er musste mit Yaro sprechen, der wusste sicher was mit ihm los war. Ganz sicher, obwohl er selbst nicht einmal wusste, was er fühlte.

Sin stand auf und bückte sich nach seinen Kleidern. „Je nachdem ich fasse das so auf, das die Hochzeit stattfinden wird. Wie nimmt es eigentlich deine Familie auf, das du einen Jungen statt einem Mädchen mit nachhause bringst? Ich werde dir gewiss keine Kinder gebären.“

Das mit Sicherheit nicht, doch er hatte ja einen Bruder, sollte der sich um die Weiterführung des Familiennamens kümmern. Seine Mutter würde aber bestimmt einen Nervenzusammenbruch bekommen. „Wir werden nicht sofort in meine Heimat ziehen. Dein Vater will das du bis zu deiner Volljährigkeit hier bleibst.“

Sin zuckte mit den Schultern. „Ist mir auch Recht.“

Er war seltsam seit er wieder aufgewacht war. Mit einemmal wirkte er um einiges erwachsener und abgeklärter.

„Ich werde jetzt gehen. Meine Familie muss nichts von dem heutigen Tag erfahren. Noch nicht.“ Sin schloss sein Hemd und ging zur Tür.

Horus wusste das dies eine Gelegenheit war ihn zurückzuhalten, die Sache noch zu regeln, doch ihm fielen keine passenden Worte dafür ein. Wortlos sah er zu wie sich die Tür hinter dem Jüngeren schloss.
 

Es war keine falsche Entscheidung gewesen. Dessen war sich Sin sicher. Dadurch hatte er, wenn auch unbewusst, wieder zu seinem alten Ich zurückgefunden. Sein eigenes Verhalten der letzten Tage kam ihm nun betrachtet ziemlich kindisch vor. Er war wie seine Zwillingsschwester gewesen, was für eine schreckliche Vorstellung. Selbst wenn es ihm Spaß gemacht hatte, es passte nicht zu einem jungen Adligen wie er einer war. Viel eher zu einem Bauernjungen, doch nicht einmal Lukas traute er so ein Verhalten zu.

Nun das war ja nun zum Glück vorbei. Sin wusste auch genau den Grund. Er hatte keinen Grund mehr zu kämpfen. Warum auch? Seine Zukunft war entschieden und er hatte keine Möglichkeit das zu ändern. Zumindest sah er keinen Weg mehr. Und nun hatte er Horus das Einzige gegeben, was es noch zu schützen galt. Nein, es war sinnlos weiterzukämpfen.

Sin warf einen Blick hinaus auf den Weg der vom Tor zum Haus führte. Eine Hochzeit, das wäre wieder ein Aufwand. Eigentlich hatte er nie gedacht schon so früh zu heiraten. Na ja was sollte es? Es war egal wann er heiratete. So hätte er es wenigstens schon hinter sich und musste keine Brautschau abhalten. Allerdings hätte er nie gedacht einmal selbst die Braut zu sein. Das war immerhin nicht die natürliche Rolle für sein Geschlecht.

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, das aber zu einem lauten, beinnahe verzweifelten Lachen wurde. Diese Situation war so absurd. So absurd wie es ein Alptraum eben sein konnte. Warum aber konnte er dann nicht einfach aufwachen? Bitte, er wollte aufwachen.

Das Lachen endete und lies nur ein Gefühl der Leere zurück. Erschöpft lies er sich gegen die Wand sinken. Was sollte er nur machen, was konnte er noch machen? So einfach aufgeben passte nicht zu ihm, doch er hatte schon alles gegeben was er geben konnte. Es gab nichts mehr. Ja er konnte weiterhin kindisch sein, doch was brachte das? Da war er lieber wieder erwachsen, so lies sich alles etwas besser ertragen.

„Sin!“

Bei seinem Name drehte er sich zu dem Sprecher um. „Caron.“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er lächelte schwach. „Was treibt dich schon so früh aus dem Bett?“

„Nun Eloy geht gerade schlafen, als Ausgleich muss doch jemand aufstehen. Hätte ich gewusst das das du bist, wäre ich allerdings noch im Bett geblieben.“ Caron grinste amüsiert.

„Wie sieht es aus? Willst du mit mir jagen gehen? Nur hier im Haus zu bleiben ist doch ziemlich ermüdend.“

„Da hast du wohl Recht Caron. Doch es ist Vaters Anweisung. Ohne Aufsicht keine Ausflüge.“ Ja, bis zur Hochzeit. Man konnte nicht sagen, das sein Vater nicht aus seinen Fehlern lernte.

Caron machte eine wegwerfende Handbewegung. „Blödsinn, dann bin ich eben deine Leibwache. Du wirst mir schon nicht weglaufen.“

Nein, solche Probleme würde er Caron nicht machen, ebenso einem anderen seiner Brüder. Vor allem würde er das nicht kopflos machen, das war blöd und nicht einmal Clerissa hatte das getan. So etwas erforderte zumindest etwas an Planung und wohin sollte er schon gehen?

„Also gehst du mit?“ Der Rothaarige sah ihn erwartungsvoll an.

„Natürlich.“ Etwas Ablenkung konnte ihm nicht schaden und wenn er einen Menschen fand an dem er seinen Frust auslassen konnte, war das nur von Vorteil. Wenn nicht, dann hatte er wenigstens etwas Spaß gehabt.

„Super. Dann sollten wird das Rudel zusammenrufen. Gemeinsam macht es mehr Spaß.“ Caron ging mit schnellen Schritten los.

Sin folgte ihm langsamer. Das war eben Caron, ohne seine Wölfe ging er kaum irgendwohin. Aber das war wenigstens etwas Abwechslung für ihn. Er wollte nicht andauernd an unabänderliche Tatsachen denken. Damit würde er sich schon früh genug befassen müssen.

Mondschein 14

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

„Einen wunderschönen guten Morgen.“ Yaro kam gutgelaunt in den Raum und begann das Bett zu machen.

„Morgen.“ Horus saß vor dem Fenster und sah nachdenklich auf den Wald. Der Anblick beruhigte ihn einfach, so wie es bei ihm daheim die Wüste machte.

„Na, na. Nach der letzten Nacht solltest du eigentlich besser gelaunt sein.“ Der Blondhaarige sah ihn verwundert an. „Zumindest wenn das gelaufen ist, was ich mir denke.“

„Das ist es. Deswegen bin ich ja auch nicht so gut gelaunt.“

„Oh.“ Yaro sah ihn zweifelnd an. „War er so schlecht?“

Horus seufzte. Wie sollte er das seinem Freund nur erklären? „Eher das Gegenteil.“

„Was?“ Der Schakal sah ihn nun gänzlich verwirrt an, bevor er die Decke auf das Bett fallen lies und sich draufsetzte. „Also das musst du mir jetzt genau erklären.“

„Wenn das so einfach wäre. Es war nicht wirklich überwältigend wie es bei einer Jungfrau eben ist, doch auch nicht schlecht. Doch das ist es nicht. Yaro, ich will eine Fortsetzung, ein weiteres Mal.“ Er lies seinen Freund gar nicht erst antworten, denn das hätte ihn aus dem Konzept gebracht.

„Aber es geht noch weiter. Ich habe festgestellt, das ich ihn nicht teilen will. Mit niemanden. Als er das angesprochen hat, bin ich …, ich weiß nicht. Hätte er mir einen Namen genannt, hätte ich diesem wohl auf der Stelle klargemacht, das Sin mir gehört. Das ist völlig untypisch für mich. Yaro, bin ich krank?“ Nun stoppte er und sah seinen Freund besorgt an.

Dieser hatte ihm schweigend und deutlich verwirrt zugehört. Doch bei diesem Gesichtsausdruck und dieser Frage fing er laut zu lachen an. Er fiel zurück auf das Bett und es dauerte eine Weile bis das Lachen aufhörte.

„Was ist so witzig Yaro?“ Er verstand den Grund für diesen Heiterkeitsausbruch nicht. Immerhin hatte er hier ein ernsthaftes Problem.

Yaro drehte sich so, das er Horus ansehen konnte. Er lachte zwar nicht mehr, doch er grinste breit. „Du. Du bist so witzig. Horus du bist nicht krank, du bist verliebt. Oder zumindest auf dem besten Weg es zu werden. Das mit einer Krankheit zu verwechseln…“ Yaro schüttelte den Kopf.

„Das kann auch nur dir passieren.“

„Blödsinn, das würde ich doch merken.“ Yaro irrte sich sicher.

„Ach ja? Dann sag mir mal woran?“ Sein Freund sah ihn herausfordernd an.

Das war jetzt ein Problem. Denn er hatte keine Ahnung an was man das merkte. Doch vor seinem Gegenüber wollte er das nicht zugeben. Aus diesem Grund nahm er einfach eines der Zeichen, die er von Caron erfahren hatte. „Ich benehme mich nicht wie ein Idiot.“

„Oh doch, das tust du.“ Yaros Grinsen wurde noch breiter. „Natürlich nicht absichtlich. Aber seit du den Kleinen kennst, wird das wirklich auffällig. Immerhin, wann hab ich dich das letzte Mal umgezogen weil du mit deinen Kleidern baden warst?“

„Das war ein Unfall.“ Horus Stimme hatte einen grummelnden Ton, war aber leise.

Doch Yaro hörte nicht darauf, sondern fuhr ungehindert fort. „Außerdem, wann hast du das letzte Mal wirklich für dein Vergnügen arbeiten müssen? Bis jetzt war es dir doch immer egal, ob sie dich wollten oder nicht. Wenn nicht, dann war das ihr Problem nicht deines.“

Da musste er seinem Freund schon Recht geben. Bis jetzt hatte er sich nie um jemanden bemüht. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Es gab genug willige Partner, da brauchte er sich doch nicht um einen Einzigen bemühen.

Horus barg sein Gesicht in den Händen. „Jetzt bin ich noch mehr verwirrt als zuvor.“

„Aber das ist doch gut, du hast Alessandros Forderung erfüllt. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden es ihm zu demonstrieren.“ Nachdenklich setzte sich Yaro wieder auf.

„Er liebt mich nicht.“ Horus Stimme war leise bei dieser Feststellung.

„Der Kleine wird mir immer sympathischer. Ob man ihn adoptieren kann? Aber warum kümmert dich das? Das war immerhin nicht Alessandros Bedingung, denn die lautete das du dich verlieben musst.“ Als der Blondhaarige Horus ansah trat ein besorgter Ausdruck in sein Gesicht.

„Es macht dir etwas aus.“ Es war keine Frage sondern eine Feststellung.

Oh ja, das konnte sein Freund laut sagen. Es machte ihm etwas aus, sehr viel sogar. Wenn er Sin schon liebte, dann sollte auch etwas zurückkommen. Wobei er noch immer glaubte, das Yaro mit seiner Vermutung falsch lag.

„Da hat Alessandro dir aber einen üblen Streich gespielt.“

„Wie meinst du das?“ Nun war Horus hellhörig geworden. Er mochte es gar nicht wenn ihn andere Leute für ihre Belustigung einsetzten.

„Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder nicht, doch du bist hier der Leidtragende. Du musst dich in Sin verlieben und zwar wirklich. Also nicht nur frisch verliebt oder gespielt, sondern dauerhaft. Doch wenn Sin dich nicht mag, sitzt er am längeren Hebel. Wirklich schlau.“ Der Schakal lächelte anerkennend.

Horus knurrte leise. Da hatte sein Freund leider Recht, doch ihm war das nicht bewusst gewesen. Wie hatte er das auch ahnen können? Nur jetzt konnte man diesen Vertrag nicht mehr ändern, er war bindend. „Also werde ich ihn irgendwie an mich fesseln müssen.“

Es war ja nicht das erste Mal, das er es schaffte das ein Anderer sich in ihn verliebte. Das war nicht schwer, bei seinem Aussehen. Da hatten schon widerspenstigere als Sin kapituliert. Wenn er dem Blonden auch eine gewisse Zähigkeit zusprechen musste.

Der Blondhaarige stand auf und klopfte seinem Freund mitfühlend auf die Schulter. „Na dann mal viel Glück, du wirst es brauchen.“

Verwirrt sah er seinen Freund an. Das brachte sein Selbstbewusstsein nun etwas ins wanken. „Wie meinst du das?“

„Denk einfach nur einmal an eure Anfänge zurück. So wie ich dich kenne hast du dich sicher wie ein verzogener, adliger Mistkerl benommen.“

„Du bist auch adlig, vergiss das nicht.“ Yaro redete zwar immer abfällig über Adlige, doch war er es genauso. Zwar niedriger Adel, doch Adel war Adel.

„Und? Ich lege nicht viel Wert darauf. Das was man macht adelt einen, nicht wie man geboren wird.“

„Ja, ja du und deine idealistischen Vorstellungen. Hilf mir.“ Horus kannte die Meinung des Blondhaarigen, doch wie so oft war er bei diesem Thema anderer Meinung als Yaro.

Doch was die Sache mit Sin anging, da hatte er leider Recht. Bei ihm hatte er viel falsch gemacht. Wer hatte auch geahnt, dass es so ausgehen würde? Das hatte niemand gewusst. Obwohl wenn er geahnt hätte, das er mit Sin länger auskommen musste, er hätte nicht anders gehandelt.

Yaro schüttelte den Kopf. „Nein Horus, damit musst du selbst klarkommen. Da kann dir keiner helfen. Du hat es produziert und auch nur du kannst wieder reparieren. Oder glaubst du er wird dir glauben, wenn du deinen Diener vorschickst?“

„Wohl kaum.“ Horus seufzte. Der Schakal hatte Recht, das konnte nur er wieder richten. Leider wusste er nicht wie, da er keine Ahnung hatte was er nun eigentlich genau falsch gemacht hatte. „Yaro?“

Fragend sah er seinen Freund an.

Dieser seufzte nur. „Wenn es denn sein muss. Ich erkläre dir, was du falsch gemacht hast.“
 

Es war eine gute Jagd gewesen. Zwar hatte es keine Beute gegeben, zumindest nicht für ihn, doch so hatte er seinen Kopf wieder freigekriegt.

Sin setzte sich neben seinen Bruder, der beobachtete wie die anderen Wölfe über den erlegten Hirsch herfielen.

‚Und geht es dir nun besser?’

Sin sah zu seinem Bruder. Da sie noch immer in ihrer tierischen Gestalt waren, konnte er seine Emotionen nicht so genau deuten. ‚Wie meinst du das?’

‚Du warst doch deprimiert oder zumindest nicht ganz bei der Sache. Deswegen wollte ich wissen, ob es dir nun wieder besser geht?’

Sin nickte. ‚Ja, danke Caron. Ich brauchte wirklich etwas Ablenkung.’

Manchmal war es wirklich gut, wenn man vor seinen Problemen davon rennen konnte. Selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Denn auf Dauer funktionierte das sowieso nicht. Nicht bei ihm und auch nicht bei Anderen.

‚Nun, dann kannst du ja wieder mit neuem Elan an die Sache gehen?’

Ja, das konnte er. Er hatte eine Schlacht verloren aber nicht den Krieg. Noch waren sie nicht verheiratet und selbst dann gab es noch Möglichkeiten sich zu wehren. Warum nur, hatte er sich so unterkriegen lassen? Es gab doch gar keinen Grund dafür. ‚Ja, das kann ich. Danke Caron.’

Sein Bruder legte den Kopf schief und sah ihn an. ‚Ich habe doch gar nichts getan. Egal was dich bedrückt hat, du hast es selbst abgeschüttelt. Ich habe dir nur eine Möglichkeit gezeigt das zu machen.’

Sin leckte seinem Bruder über die Schnauze. ‚Egal danke.’

Damit machte er sich auf den Weg zurück zum Haus. Er musste etwas mit seinem Verlobten regeln. Immerhin hatte er ihm ja am ersten Tag ein Versprechen gegeben. Es herrschte Krieg und er würde nicht kampflos untergehen.

Je eher man die Fronten klärte und Regeln festsetzte, umso besser.

Den zufriedenen Blick, mit dem Caron ihm nachsah, bemerkte er allerdings nicht.

Mondschein 15

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Horus nahm am Esstisch Platz. Er hatte noch nicht einmal das Besteck in die Hand genommen, als Sin hereinkam. Seine Augen blitzten auf als er ihn sah. Irgendwie ahnte Horus das dies nichts Gutes verhieß.

Sin wand sich aber stattdessen seinem Vater zu. „Vater, du weißt ich bin gegen diese Heirat, egal ob es nun um meine oder Clerissas geht.“

Ach nun kam wieder dieses Thema auf, konnte er das nie ruhen lassen? Es war doch schon längst beschlossene Sache. Zumindest wenn er die Sache mit den verlieben endlich hinkriegte. Yaro hatte ihm zwar lang und breit erklärt was er falsch gemacht hatte, doch keinerlei Lösungen präsentiert. Ja, er hatte sich vielleicht falsch verhalten doch wie sollte er das jetzt wieder gutmachen?

Alessandro schien über dieses Thema auch nicht ganz glücklich zu sein. „Sin, wir haben doch schon darüber geredet.“

„Könnte mich mal wer aufklären wer hier nun eigentlich heiratet? Irgendwie bin ich verwirrt.“ Eloy schüttelte den Kopf und legte sich eine Hand auf den Kopf.

„Ja, das würde mich auch interessieren.“ Henry sah zwischen seinem Vater und Horus hin und her.

Was, wollten die Beiden nun eine Erklärung von ihm? Alessandro war ihr Vater, es war seine Aufgabe sie über den Stand der Dinge aufzuklären.

„Nun die Verlobung mit Clerissa ist aufgelöst. Doch Horus hat sich dazu bereit erklärt Sin zu heiraten.“

Eloy begann schallend zu lachen. „Und da dachte ich, ich bin abgebrüht und ohne Moral geschweige denn Anstand, doch du schlägst mich um Längen.“

„Wie kannst du das machen?“ Henry sah seinen Vater geschockt an.

Dieser sah Eloy nur verärgert an und ignorierte Henrys Frage.

„Keine Sorge Henry, dazu wird es nicht kommen.“ Sin sah Horus fest in die Augen.

Er hatte ein ungutes Gefühl was jetzt kommen würde. Meistens verhieß das nie etwas Gutes. Dabei hatte er gehofft nach der Nacht hätte sich etwas zwischen ihnen geändert. Das war wohl nur Wunschdenken gewesen.

„Ich glaube nicht, das Vater mich einem Mann überlassen will, der nicht in der Lage ist mich zu beschützen aus diesem Grund bin ich zu einer Entscheidung gelangt.

Horus ich fordere dich zu einem Duell. Ein Kampf zwischen dir und mir. Wenn ich siege wird diese Hochzeit abgeblasen, wenn du gewinnst, dann geht alles seinen geplanten Gang. Jegliche Gestalt ist erlaubt, aber keine Waffen, die nicht natürlich sind. Das Duell findet am Tag vor unserer Hochzeit statt im Beisein des Schamanen, der Funktion des Schiedsrichters übernimmt. Verloren hat, wer aufgibt oder deutlich unterliegt.“ Er ging zu ihm und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin.

„Akzeptierst du diese Bedingungen?“

Horus wusste nicht so Recht was er davon halten sollte. Dem Kleineren musste doch klar sein, das er ihm einiges an Erfahrung und Kraft voraus hatte. Was also versprach er sich davon? War das das letzte Aufbäumen seines Stolzes? Sie heirateten in drei Wochen, das war eine sehr kurze Zeit um noch etwas ihrem Kräfteunterschied zu ändern.

„Also ich finde das ist eine gute Lösung.“ Alessandro lächelte bei dem Vorschlag seines Sohnes.

Überrascht sah Horus zu ihm. Lag ihm soviel daran seinen Sohn zu demütigen? Immerhin musste er doch selbst wissen, wie die Dinge lagen. Sin konnte nicht gewinnen. Wenn der Blondhaarige das schon nicht einschätzen konnte, Alessandro müsste das können.

Doch der Blick mit dem dieser ihn für einen Moment bedachte, lies nichts Gutes ahnen. Scheinbar bezweckte er etwas damit, vielleicht sogar eine Prüfung um ihm zu testen?

Horus sah zu Sin, der noch immer abwartend vor ihm stand. Nun gut, er wollte es so.

„Ich akzeptiere die Bedingungen.“ Damit ergriff er die Hand des Jüngeren. Was machte er hier nur? Es war unfair und das wusste er. Normalerweise nahm er eine solche Herausforderung gar nicht erst an. Doch hier wurde er definitiv überstimmt.

Sin lächelte zufrieden. „Dann sehen wir uns am Tag des Duells. Eloy, kann ich mit dir sprechen?“

„Natürlich.“ Eloy stand auf und folgte Sin der schon wieder auf dem Weg zur Tür war.

Irgendwie lief hier gerade alles aus dem Ruder.

Horus sah Sin und Eloy hinterher, die eben den Raum verließen. Er war für eine Hochzeit hierher gekommen, dann lief die Braut weg und der neue Verlobte hasste ihn und forderte ihn sogar zu einem Duell. Egal wie man das deuten mochte, diese Ehe stand nicht wirklich unter einem guten Stern. Wie sollte er unter solchen Umständen Alessandro beweisen das er in Sin verliebt war? Besser noch, wie sollte er es für sich selbst herausfinden?

Irgendwie war ihm gerade der Appetit vergangen.
 

Sin wusste das es nicht die beste Lösung war. Ebenso wusste er, das er nicht die geringste Chance hatte, doch er musste es wenigstens versuchen und Eloy war ein guter Anfang die Chancen etwas besser zu verteilen.

Er blieb stehen und drehte sich zu dem Älteren um. „Kannst du mir das kämpfen beibringen?“

Eloy stoppte abrupt, gerade noch rechtzeitig um ihn nicht umzurennen. „Das willst du von mir?“

Er dachte kurz nach und dann lächelte er. „Gerne. So wie ich das sehe wirst du sonst kaum eine Chance haben. Ich werde dir jeden Trick lernen den es gibt, um zu siegen.“

Sin schüttelte den Kopf. „Nicht jeden. Ich will nur solche lernen die die Ehre des Duells nicht beschmutzen.“

Gerade aus diesem Grund hatte er Eloy ausgesucht. Henry und Arnaud wussten zwar wie man kämpfte und Caron konnte am besten mit ihrer Wolfsgestalt umgehen, doch Eloy wusste wie auf der Straße gekämpft wurde. Das war ein Stil mit dem sicher niemand rechnete. Nicht in einem Duell unter Adligen.

Eloy kannte die Tricks und Finten der Bauern, Diebe und Taugenichtse. Eben von Leuten die sich jeden Tag prügelten, wenn er ihm nichts beibringen konnte, wer dann?

Ihm war klar, das er selbst damit kaum eine Chance hatte zu gewinnen, doch daran wollte er nicht denken. Wenn er so dachte, würde er sicher unterliegen. Dies war die Chance seine Ehre zu wahren und aus diesem Grund würde er sie auch ergreifen.

„Das wird dann schon schwieriger, doch das müsste ich hinkriegen. Wann heiratet ihr?“

Ach ja das wusste Eloy noch gar nicht. Hoffentlich dämpfte das seine Motivation nicht, das wäre schlecht. „Beim nächsten Vollmond.“

Sin konnte gerade noch ein Seufzen unterdrücken.

„Das ist wirklich kurz, aber es müsste hinzukriegen sein.“ Doch dann wurde Eloy ernst.

„Was soll das Sin? Du selbst wirst doch auch wissen, das du dieses Duell nicht gewinnen kannst. Was willst du dir damit beweisen?“

Sin wand sich um und ging einfach weiter den Gang entlang. An dem Geräusch der Schritte konnte er erkennen das Eloy ihm folgte. „Ich will mir nichts beweisen. Doch ich kann nicht einfach so einen Mann heiraten, für den ich nichts empfinde. Vielleicht verstehst du das nicht Eloy, doch ich will denjenigen lieben den ich heirate. Mich stört es nicht das er ein Mann ist, was mich abstößt ist sein Charakter. Er heiratet mich doch nur aus geschäftlichen Gründen, ich bin ihm doch völlig egal. Schon vom ersten Moment an war er ein Mistkerl, allerdings nur zu mir und nun soll ich ihn heiraten? Nein danke.“

„Vielleicht mag ich ein leichtlebiger, verzogener und unsensibler Charakter sein, doch ich verstehe dich. Sehr gut sogar. In meinen Augen wird die Liebe zwar überbewertet, doch mir ist klar das sie für dich sehr wichtig ist. Mir ist auch bewusst das du Angst hast. Angst hier wegzumüssen und das musst du wenn du Horus heiratest.

Doch Sin, du solltest mich nicht anlügen. Du empfindest durchaus etwas für Horus.“

Sin fuhr herum. „Das ist nicht wahr.“

Eloy legte eine Hand auf dessen Hinterkopf und zog ihn an seine Brust. „Du hasst ihn. Und das weil du dich von ihm ungerecht behandelt fühlst. Natürlich kann ich auch total falsch liegen, doch auf jeden Fall hasst du ihn oder hast es getan. Hass ist ein ebenso starkes Gefühl wie Liebe, es gibt uns Energie, doch frisst uns auch auf. Du weißt das zumindest unterbewusst. Doch du hasst ihn doch schon einige Zeit lang nicht mehr. Das zeigt schon der Umstand, das es dich ärgert wenn du an die Gründe eurer Heirat denkst.“

Der Blondhaarige lächelte. „Doch ich verstehe auch Horus. Ich bin ihn in vielen Sachen unheimlich ähnlich.“

Sin sah überrascht hoch. Das konnte Eloy doch nicht sagen. Er war überhaupt nicht wie Horus und das dachte er nicht nur weil er sein Bruder war.

„Du musst es nicht abstreiten, ich weiß es. Doch das ist auch gut so, denn aus diesem Grund kann ich dir sagen das du ihm nicht egal bist. Er beobachtet dich und sucht deine Nähe. Männer unseres Kalibers machen das nicht ohne Grund.“

„Was meinst du mit Männer eures Kalibers?“ Das verstand Sin nun nicht ganz.

Eloy lies ihn wieder los und gab ihm einen Stups auf die Nase. „Das erkläre ich dir wenn du größer bist.“

Damit ging er an ihm vorbei und übernahm die Führung.

Sin wollte gerade protestieren, als sein Bruder wieder zu sprechen anfing.

„Nun komm, wir wollen doch keine Zeit verschwenden. Männer wie Horus brauchen manchmal einen Dämpfer und den wollen wir ihm verpassen.“

Sin nickte und folgte ihm. „Wenn du Horus so ähnlich bist, gilt für dich doch das Gleiche oder?“

„Werde bloß nicht frech Kleiner. Zwischen dir und mir liegen Welten.“

Sin grinste. Nun begann also sein Training. Irgendwie freute er sich schon darauf.

Mondschein 16

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

„So viele Sorgen kannst du gar nicht haben, wie du in letzter Zeit nachdenklich aus dem Fenster siehst.“

Horus antwortete nicht auf Yaros Scherz und sah weiter aus dem Fenster. Es war klar das es seinem Freund auffiel, immerhin machte er das nur wenn er etwas hatte, das er überdenken musste. Und wirklich das gab es auch.

Wieso hatte er sich auf dieses Duell eingelassen? Diese Frage schwirrte schon seit eineinhalb Wochen im Kopf herum. Eine Antwort hatte er noch nicht gefunden oder zumindest keine die ihn zufrieden stellte. Weil er die Sache mit Sin regeln wollte wohl kaum. Dann schon eher, weil er vor Alessandro nicht klein beigeben wollte. Dieser hatte ihn mit seinem herausfordernden Blick auch wirklich gereizt.

„Ah, jetzt weiß ich was an der Aussicht so interessant ist. Spionierst du deinen Gegner aus?“ Yaro war neben ihn getreten und sah ihm über die Schulter.

Horus schüttelte den Kopf. „Nein, warum auch?“

Es stimmte das er von hier einen guten Blick auf Sin bei seinem Training hatte, doch das interessierte ihn nicht wirklich. Fast kam es ihm so vor als würde Sin absichtlich Orte für sein Training wählen, an denen er ihn beobachten konnte. Auch wenn dieser sonst jeden Kontakt mit ihm mied. Mehr als ein paar höfliche Worte hatte er in den letzten Tagen nicht von ihm gehört.

Dabei verstand er nicht warum er sich so gegen diese Heirat wehrte. Gut, sein Charakter war vielleicht mies, zumindest hatte ihm das Yaro oft genug versichert, doch das konnte man ändern. Alles Andere an ihm war durchaus in Ordnung. Er sah gut aus, hatte ein florierendes Geschäft, kam aus gutem Hause und hatte einen sicheren sozialen Status. Alles was sich eine Frau von ihrem Ehemann wünschte und alles was sich ein Mann nur erarbeiten konnte. Was also war so abstoßend an ihm?

„Yaro, was erwartest du von deinem zukünftigen Partner?“

Bei dieser Frage sah sein Freund überrascht auf. „Man in letzter Zeit stellst du aber komische Fragen.“

Er legte nachdenklich einen Finger auf seine Lippen. „Nun es wäre nicht schlecht wenn es eine Frau wäre, auch wenn es mich nicht stören würde wenn es einen Mann trifft.“

Yaro grinste kurz. „Nein, aber mal ehrlich, dieser Jemand müsste einen guten Charakter haben. Gutes Aussehen, Geld und Status sind natürlich auch nicht zu verachten, doch nicht lebensnotwenig. Die Gefühle müssen einfach stimmen. Ich muss diesen Jemand lieben und er mich.“

„Yaro.“ Horus seufzte. Das Wort Liebe sagte ihm noch immer nichts. Auch wenn er verliebt war, er bemerkte keine Veränderung an sich.

„Na gut, dann einmal für Analphabeten in dieser Beziehung. Ich muss mich bei dieser Person wohl fühlen, sicher. Sie muss mich zum Lachen bringen und es muss mich glücklich machen wenn sie lacht. Ich muss verrückte Dinge machen nur wegen ihr und ihr Glück muss mir wichtiger sein als mein eigenes.

Das nenne ich Liebe und ich glaube dann ist es der perfekte Partner.“

Horus sah ihn irritiert an. „Du willst dich also wie ein Idiot aufführen, nur wegen einer Person?“

Yaro lächelte und seine Antwort kam ohne zu zögern. „Ja.“

„Dann brauchst du dich nicht darum zu kümmern, denn dann bist du schon einer.“ Sich wegen einer Person so zum Affen zu machen, das war doch verrückt. Niemand würde ihn jemals dazu bringen sich selbst an zweite Stelle zu setzten. Jeder war sich selbst der Nächste. Wirklich jeder.

Sein Blick fiel auf Sin, der sich gerade wieder aufrappelte, nachdem Eloy ihn niedergerungen hatte. Der Kleine lachte und schien eine Menge Spaß zu haben. Es war erstaunlich was man durch das Licht der aufgestellten Fackeln alles erkennen konnte.

Er lehnte sich etwas zurück und Sins Bild verblasste etwas, dafür sah er sein eigenes Gesicht im Glas. Ein Anblick der ihn überraschte. Lächelte er etwa?

Rasch beugte er sich wieder näher zum Glas und das Bild verschwand. Was war nur los mit ihm? Seine Stirn berührte das kühle Glas des Fensters.

„Glaubst du ich werde ein guter Ehemann Yaro?“ Er selbst hatte daran so seine Zweifel.

„Ja, das glaube ich. Du kannst treu sein, auch wenn Alessandro dir das nicht als Auflage gegeben hätte, würdest du das wohl. Vielleicht nicht bei Sins Schwester, doch ich glaube der Kleine hat genug Feuer um dich für drei Leben an sich zu fesseln. Außerdem sorgst du dich um die, die zu dir gehören. Selbst wenn es nur aus Pflichtgefühl ist.“

Das stimmte er hatte noch nie jemanden entlassen und es fehlte seinen Bediensteten auch an nichts. Was die Treue anging, ihm gefiel das Wort fesseln nicht, aber ja er mochte Sin so sehr, um nicht an Andere zu denken.

„Dein einziges Problem ist und bleibt die Liebe, doch auch das ist etwas, das du durchaus hinbekommen könntest. Mit ein wenig mehr Einfühlungsvermögen trau ich dir durchaus zu, das du erkennst was Liebe ist.“

Da traute ihm sein Freund mehr zu als er sich selbst. Doch er sollte nicht zuviel über dieses Thema grübeln, das brachte ihn nicht weiter. Im Gegenteil, es machte ihn nur frustriert.

„Willst du nicht etwas trainieren? Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist dein letzter Kampf schon einige Zeit her.“

Wenn Horus ehrlich war, konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern. Doch er glaubte nicht, das er für Sin ein Training brauchte. In dieser Hinsicht hatte er ihm einiges an Erfahrung voraus.

Trotzdem ging er zur Tür. „Ich werde etwas laufen.“

Das würde seine Gedanken wieder klären und das brauchte er auch. Seine Zimmertür hinter sich wieder schließend, machte er sich auf den Weg, der aus dem Haus und von ihm wegführte. Durch das Laufen würden sich vielleicht auch seine Gedanken wieder entwirren und in geordnete Bahnen lenken lassen. Derzeit gingen sie Wege, die ihm gar nicht gefielen und das brauchte er jetzt nicht auch noch.
 

Erschöpft fiel Sin ins Gras. „Genug, ich kann nicht mehr.“

Sein Atem ging schnell und jeder Atemzug schmerzte schon.

„Gut, dann machen wir eine Pause.“ Eloy lies sich neben ihm ins Gras sinken.

„Glaubst du dieser Ort ist gut?“

„Hm?“ Sin sah seinen Bruder fragend an.

Dieser deutete mit einer Kopfbewegung auf das Haus. „Hier sieht er doch alles.“

„Ach das.“ Der Jüngere machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lass ihn doch.“

Wenn Sin ehrlich war, dann hatte er diesen Ort gerade aus diesem Grund ausgesucht. Eben weil Horus sie beobachten konnte. Er sollte ruhig sehen, das sein Verlobter dieses Duell ernst meinte. So ernst wie man eben ein derart ungleiches Duell meinen konnte.

Allerdings gab es auch noch einen anderen Grund. Es war ein gutes Gefühl, wenn er daran dachte das Horus ihn vielleicht gerade in diesem Augenblick beobachtete. Denn Eloys Worte hatte er nicht vergessen. Wenn er ihn beobachtete, dann war er ihm nicht egal und das war doch sein Ziel.

Horus sollte ihn beachten, ihn sehen und zwar als Werwolf. Nicht als Mittel zum Zweck, denn das war er nicht. Für Niemanden und schon gar nicht wollte er es für ihn sein.

„Wenn du meinst, es ist deine Entscheidung und dein Duell. Du musst mit dem Ergebnis leben.“ Eloy zuckte mit den Schultern.

Das Ergebnis stand doch schon fest. Jeder wusste es, doch keiner sprach es aus. Weder Horus, noch sein Vater oder einer seiner Brüder. Keiner traute ihm einen Sieg zu, ja nicht einmal er selbst. Was seinem Kampfgeist aber keinen Abbruch tat. Das Duell diente alleine der Wahrung seines Stolzes, um zu wissen das er wirklich alles versucht hatte. Später wollte er sich nichts vorwerfen müssen.

„Hach.“ Eloy seufzte schwer. „Du hast viel zuviel von Vaters Stolz mitbekommen, gerade das macht es euch so schwer aufzugeben.“

Sin lächelte. „Tja irgendwer muss ja deinen Anteil dazubekommen haben.“

Eloy erwiderte das Lächeln leichtfertig. „Gewiss. Ohne derartigen Ballast lebt es sich viel besser. Ich bin arrogant und ohne Moral, wenn ich Vaters Worten glauben kann, was soll ich da noch mit Stolz?“

Der Blondhaarige streckte sich und stand auf. „Machen wir weiter.“

Sin gab ein Seufzen von sich. Manchmal war es wirklich schlimm mit Eloy. Er nahm nichts wirklich ernst, nicht einmal sich selbst. Sin könnte das nie.

Mühsam rappelte er sich auf. Seit seiner Ankündigung trainierte er schon mit seinem Bruder, doch dieser schaffte es jeden Tag ihm einen weiteren Muskelkater zu bescheren. Er bemerkte an sich jetzt sogar Muskeln, von deren Existenz er nicht einmal etwas geahnt hatte.

Das Gemeinste daran war ja, das Eloy keinerlei Ermüdung zeigte, ja nicht einmal im Ansatz. Wo nahm er nur die Energie dafür her? Wirklich trainieren hatte er ihn noch nie gesehen. Sie wurden alle von Henry geschult, der es ihrerseits von ihrem Vater gelernt hatte, doch das konnte man nicht wirklich Unterricht nennen.

„Kuscheln wir doch ein wenig, was meinst du?“ Eloy sah ihn amüsiert lächelnd an.

„Wenn du meinst.“ Das war für Eloy nur eine andere Umschreibung, für einen Kampf in Wolfsgestalt. Scheinbar erinnerte ihn das daran.

Sin ergab sich seinem Schicksal und wandelte sich. Das gab morgen wieder einen neuen Muskelkater.

Mondschein 17

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 17

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Nun war es also soweit. Der Schamane kam an. Bis jetzt hatte sein Vater keinen Namen genannt, wahrscheinlich wusste er selbst nicht einmal wer kam. Es war noch ein Tag bis zu ihrem Kampf, doch was spielte das in diesem Moment schon für eine Rolle?

Sin stand ungeduldig in der Halle und sah aus dem Fenster. Allein die Höflichkeit verlangte es, das man auf den Schamanen wartete. Immerhin war das in ihrer Gesellschaft eine angesehene Position.

Auf einmal zeichnete sich die Silhouette eines Pferdes mitsamt Reiters auf dem Weg ab. Endlich er kam.

Sin trat neben seinen Vater. Da er wegen ihm gekommen war, war es nur Recht das er und Horus ihn als Erste begrüßten. Es dauerte noch einige Minuten, bis die Eingangtür sich öffnete.

Ein Mann trat ein, gekleidet in einen teuren aussehenden Mantel, dessen Kapuze sein Gesicht verdeckte. Erst als er diese zurückschlug konnte Sin das Gesicht erkennen.

Überrascht sah er in das jung aussehende Gesicht, mit den hellblauen Augen. Die rotblonden Haare rundeten das Bild perfekt ab. „Onkel?“

Dann ging es ganz schnell. Sin bemerkte nur noch einen rotblonden Schemen, dann fiel Kobe dem Mann auch schon um den Hals.

„Vater!“

Lachend umarmte sein Onkel Kobe. „Mein Junge. Mit jedem Mal wirst du schöner und größer.“

„Fünf Jahre, es ist klar, das ich mich da verändere.“ Kobe lächelte glücklich.

Sein Vater trennte sich kurz von ihm, um ihn anzusehen. „So lange ist das schon her? Verzeih mir.“

Er streichelte Kobe sanft übers Haar.

Alessandro trat zu ihnen. „Aleka, schön das du da bist. Ich hoffe die Reise verlief ohne Probleme?“

Aleka löste sich von Kobe und gab Alessandro die Hand, bevor er ihn an sich zog. „Du bist noch immer so steif Bruder. Werd locker, dein Sohn heiratet bald.“

Also das würde sich noch herausstellen. Zumindest wenn es nach ihm ging.

Sin wollte diese Familienzusammenführung ja nicht stören, doch warum war ihr Onkel da? Sie brauchten doch einen Scha…

Mitten in der Überlegung stockte er. Ja, klar wenn man einen Schamanen in der Familie hatte, warum nicht nutzen wie? Und niemand hatte es für nötig befunden ihn darüber aufzuklären.

Aleka indes baute sich vor Horus auf und unterzog ihn einer genauen Musterung. „So, du willst also meinen Neffen heiraten? Na ja, du siehst ja einigermaßen passabel aus. Es gibt durchaus Schlimmere.“

Bei Horus Gesichtsausdruck musste sich Sin ein Lachen verkneifen. Dieser sah seinen Onkel nämlich wie ein exotisches Tier an. Zweifelnd, aber auch etwas angewidert.

Dieser hingegen hatte ihm seine Aufmerksamkeit schon längst wieder entzogen. „Und wo ist mein Lieblingsneffe?“

Eloy grinste und hob eine Hand. „Anwesend.“

Sin sah zu wie sich die Beiden begrüßten. Es war sowieso seltsam, wenn man die Konstellation bedachte. Aleka liebte seinen Sohn Kobe. Eloy hasste Kobe und Aleka mochte Eloy von ihnen allen am meisten. Irgendwie verdreht, doch das war alles was mit Aleka in Verbindung stand.

Er war der totale Gegensatz zu seinem Vater. Im Herzen immer Kind, ausgelassen und fröhlich. Sin hatte seinen Onkel noch nie ernst oder besorgt erlebt. Auch dieses gewisse Maß an Würde, die sie alle besaßen hatte er an ihm noch nie bemerkt. Er war wie ein Kind im Körper eines Erwachsenen, doch das machte seinen Charme aus.

„Onkel?“ Sin trat an ihn heran, nachdem er Henry und sogar Lukas begrüßt hatte. Da machte er keine Unterschiede, wie auch mit Kobe als Sohn?

„Es gibt da noch etwas wegen der Hochzeit.“

„Ach ja, da gibt es ja noch etwas zu besprechen. Doch das sollten wir nicht hier machen. Gehen wir ins Wohnzimmer.“ Er legte Sin einen Arm um die Schultern und führte ihn so in das besagte Zimmer. Dort nahm er sich ein Glas und füllte es mit Wein.

„Ihr auch?“

Es war eine beiläufig gestellte Frage und erst jetzt merkte er das sein Vater und Horus ihnen gefolgt waren.

Alessandro ging zu ihm und nahm sich selbst ein Glas.

Horus schüttelte nur den Kopf.

Lächelnd drehte Aleka sich um. „Setzt euch doch, ihr seid hier doch nicht zu Gast.“

Er selbst nahm in einem Stuhl Platz.

Sin sah sich nach einer Sitzgelegenheit um und setzte sich aufs Sofa. Horus belegte den Platz neben ihm.

„Also wegen der Hochzeit…“ Weiter kam er nicht, da wurde er schon wieder von seinem Onkel unterbrochen.

„Genau, altmodisch oder modern? Als Zeremonie oder eher als Ritual?“

„Das ist egal.“ Sin schüttelte den Kopf. Irgendwie kam er hier gerade nicht weiter.

„Sin du ahnst nicht wie wichtig das ist. Immerhin heiratet man nur einmal. Zumindest ist es so gedacht.“

Es stimmte schon das man nur einmal heiratete. Wölfe banden sich fürs Leben. Das war bei ihnen und den Tieren gleich. Er hatte noch nie davon gehört, das ein verheiratetes Paar sich trennte. Deswegen wollte er ja das alles stimmte zwischen ihnen.

„Onkel, jetzt hör mir einmal zu! Vielleicht wird es gar keine Hochzeit geben!“ Wenn seine laute Bemerkung nichts brachte, dann wusste er auch nicht weiter. Was musste er hier unter all den Erwachsenen denn noch machen um Aufmerksamkeit zu bekommen?

„Also das ist mir neu.“ Er sah zu Alessandro, der etwas Abseits stand und zustimmend nickte.

„Wofür braucht ihr dann einen Schamanen?“

„Morgen werden wir uns duellieren, wobei die Entscheidung fallen wird, ob es eine Hochzeit geben wird. Wir brauchen einen Schamanen als Schiedsrichter. Besser gesagt ich hätte gern Einen.“ Damit es alles mit rechten Dingen zuging. Das Urteil eines Schamanen wagte niemand anzuzweifeln. Denn diese waren unparteiisch, egal ob sie zur gleichen Familie gehörten oder nicht. Auch er würde sich dessen Entscheidung unterwerfen.

Aleka seufzte. „Oh mein Gott. Müsst ihr alles so verkomplizieren? Hätte es eine normale Hochzeit nicht auch getan?“

„Sin weiß was er tut, keine Sorge Aleka. Ich vertraue ihm.“

Der Blondhaarige sah seinen Vater überrascht an. Das waren ja ganz neue Töne, seit wann denn das?

Allerdings sah sein Vater bei diesen Worten nicht ihn sondern Horus an. Was lief da zwischen ihnen? Schon seit er den Platz seiner Schwester eingenommen hatte, war etwas in ihrer Beziehung gestört. Die Freundlichkeit von zuvor war verschwunden.

„Na gut. Ich werde euer Schiedsrichter sein, es freut mich nicht eine Hochzeit mit einem Duell einzuleiten, doch ihr werdet eure Gründe haben.“

„Die habe ich Onkel.“ Nun wo das geklärt war, war der Höflichkeit Genüge getan.

Sin stand auf und neigte leicht den Kopf, als Zeichen der Ehrerbietung. „Ich habe noch etwas zu erledigen, bitte entschuldigt mich.“

Eloy wartete sicher schon auf ihn. Das war die letzte Trainingseinheit.

Rasch verließ er das Zimmer. Umringt von den ganzen Erwachsenen fühlte er sich auch nicht wirklich wohl.
 

Nun, dann sollte er wohl auch gehen. Er war ja scheinbar nur Dekoration gewesen.

Horus wollte gerade aufstehen, als ihn die Stimme des Schamanen zurückhielt.

„Nicht so schnell mein Freund.“

Also sein Freund war er sicher nicht. Nicht nach dem was er bei der Begrüßung von sich gegeben hatte.

Trotzdem ließ er sich wieder auf das Sofa sinken. Sein Blick richtete sich gelangweilt auf den Rotblonden.

Aleka sah ihn ernst an, das Lächeln war wie weggeblasen. „Es ist besser ich sage es dir gleich. Ich bin gegen diese Hochzeit.“

Na noch Einer, wie viele kamen denn noch? Er hatte die Meinung von Sins Großeltern noch nicht gehört, doch die waren wohl ebenso dagegen wie der Rest der Familie. Doch was sollte er dagegen sagen? Er hatte seine Gründe, vielleicht hatten sie sich geändert, doch er hatte sie.

„Sin ist mir sehr wichtig, ich mag ihn wie meinen eigenen Sohn. Deswegen widerstrebt es mir ihn einem wie dir zu überlassen.“ Er warf einen kurzen Blick zu seinem Bruder, doch dieser schüttelte nur leicht den Kopf.

„Einem wie mir?“ Was sollte denn das schon wieder heißen? Bis jetzt hatte ihn noch niemand hier beleidigt. Nein, er mochte diesen Schamanen definitiv nicht.

„Ja, einem wie dir. Du bist bekannt in der Gesellschaft. Einerseits wegen deiner Geschäfte andererseits wegen deiner Vergnügungen. Männer tratschen nicht wie Frauen, doch sie tratschen.

Du bist wie ich und Alessandro in einer Person. Du besitzt die Arroganz meines Bruders und deine Ausschweifungen gleichen den meinen früher. Ich vertraue niemanden der so ist wie Alessandro oder ich.“ Nun lächelte er wieder.

„Ich brauche weder dein Vertrauen, noch deine Zustimmung. Ich will und werde Sin heiraten.“ Das war ja wohl… was wurde das eigentlich? Es war ja fast wie in einem Kreuzverhör. Er hatte eine Abmachung mit Alessandro das war das Einzige was zählte und an das er sich zu halten hatte.

„Kannst du ihn denn glücklich machen? Liebst du ihn?“ Aleka sah ihn gelassen an.

Diese Frage neben Alessandro zu beantworten war schlecht. Er konnte lügen, doch einen Schamanen log man nicht an. Das glich einem Sakrileg.

„Ich weiß es nicht.“

Der Schamane schüttelte den Kopf. „Das ist keine sehr zufrieden stellende Antwort. Nun, dann hoffe ich für Sin und dich, das du bis übermorgen eine Antwort darauf gefunden hast. Denn danach gibt es kein Zurück mehr. Eine Heirat ist bindend.“

Als ob er das nicht selber wusste.

Der Ältere stand auf. „Denk auch einmal an Sin und was diese Heirat für ihn bedeutet. In dieser Angelegenheit geht es nicht nur um dich.

Komm Alessandro. Deine Frau kommt heute zurück und so wie ich dich kenne, gibt es da einiges was noch geändert gehört.“

„Du hast keine Ahnung. Alessandro lächelte und folgte ihm. Gemeinsam verließen sie den Raum.

Horus blieb nachdenklich zurück. Was diese Heirat für Sin bedeutete? Sicherheit und Wohlstand. Eine feste Position, die ihm niemand mehr streitig machen konnte. Ja, was denn sonst? Es gab nichts Negatives für ihn. Eigentlich tat er ihm damit etwas Gutes, eine bessere Partie als ihn gab es nicht.

Warum nur hinterließen Alekas Worte dann so einen seltsamen Nachgeschmack bei ihm?

Mondschein 18

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 18

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Nun war es also soweit. Sin stand vor dem Spiegel und betrachtete sein Spiegelbild. Warum war er eigentlich so aufgeregt? Der Ausgang stand doch sowieso schon fest.

Entschlossen wand er sich von seinem Spiegelbild ab. Nun musste er einen Kampf liefern, der ihn selbst zufrieden stellte. Sein Training war so gut, wie es in der kurzen Zeit sein konnte. Bis jetzt hatte er sich nichts vorzuwerfen.

Sin schlüpfte in einen knöchellangen Mantel und ging hinunter in den Garten. Es wäre ein Blödsinn mehr anzuziehen, wenn er es gleich wieder ausziehen müsste. Da jede Gestalt erlaubt war, würden sie sich sicher auch wandeln und da war Kleidung nur hinderlich.

Er erkannte seine Mutter, die sich mit seinem Vater unterhielt. Sie sah nicht sehr glücklich aus.

Auch Arnaud war wieder da. Wann waren sie zurückgekommen? Nun, das konnte er ja jetzt herausfinden.

Sin trat zu seiner Mutter. „Es freut mich, das du wieder wohlbehalten zurück bist.“

Seine Mutter wand sich ihm überrascht zu. „Oh Sin.“

Sie sah noch einmal ernst zu Alessandro. „Darüber unterhalten wir uns noch mein Lieber.“

Dann entfernte sie sich mit Sin einige Schritte von ihm.

Ärger im Paradies und das schon nach wenigen Stunden? Was war denn vorgefallen?

Caprice seufzte. „Ach Sin, es tut mir leid. Dein Vater hat hier einiges an Chaos angerichtet. Diese Idee mit deiner Hochzeit hat nicht gerade meine Zustimmung.“

Oh ihre auch nicht. Toll, der Einzige der sie aus ihrer Familie wollte war dann wohl sein Vater. „Du kennst Horus schon oder?“

Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen.“

Aber ihn sollte Clerissa heiraten. War schon klar. So sehr er seine Mutter auch liebte, er konnte die Art der Frauen, ihrem Mann ohne zu denken zuzustimmen, nichts abgewinnen. „Na dann lerne ihn kennen.“

Mit dem Kopf machte er eine Bewegung zur Tür, aus der gerade Horus trat. Dicht gefolgt von seinem Diener. Auch er trug nicht sehr viel mehr Kleidung als Sin selbst.

Caprice sah ihn musternd an. „Also schlecht sieht er nicht aus.“

„Es kommt auf seinen Charakter an Mutter. So etwas will man nicht als Schwiegersohn.“ Eigentlich war es völlig unnötig sie jetzt noch gegen Horus aufzuwiegeln, wo die Entscheidung sowieso in ein paar Minuten fallen würde. Doch er konnte einfach nicht anders.

Horus kam genau auf sie zu. Natürlich, sie standen auf dem Weg zum Austragungsort. Eigentlich nur ein runder Kreis, der von Fackeln beleuchtet wurde. Diese waren wahrscheinlich nur als Begrenzung gedacht, denn um die Umgebung zu erkennen, waren sie nicht wirklich auf ihre Augen angewiesen.

Er bemerkte den kalten Blick mit dem seine Mutter Horus musterte. Wahrscheinlich war sie auch nur darüber verärgert das Alessandro sie bei dieser Entscheidung übergangen hatte. Nun, ihm war es egal was der Grund für ihre Haltung war, doch es freute ihn.

Horus lächelte, als er Caprice erkannte. Formvollendet verbeugte er sich vor ihr. „Ihr müsst Sins Mutter sein. Es freut mich euch kennen zulernen.“

„Ich bin ebenso erfreut.“ Sie reichte ihm die Hand, doch ihre Stimme war noch deutlich kühl.

Der Afrikaner nahm die Hand und gab ihr einen Handkuss, den man sonst nur auf edlen Abendanlässen fand. „Bitte entschuldigt meinen Aufzug. Er ist durchaus nicht angemessen eine Dame zu begrüßen, doch ich habe gleich einen Kampf, deswegen seht es mir nach.“

Sin musste sich beherrschen um Horus nicht mit offenen Mund anzustarren. Wo hatte er diese Höflichkeit her, besser wo war sie wenn er in seiner Gegenwart war? Oder gab er die ab, sobald er in seine Nähe kam? Seine Mutter hatte er auf jeden Fall mit diesen Worten erobert, sie rechnete so etwas hoch an.

Das ärgerte ihn gewaltig. Vom ersten Moment an war er schon unhöflich zu ihm gewesen und nun zu sehen, das er sich auch anders verhalten konnte, machte ihn sauer. „Wenn du fertig bist mit dem Schleimen, es wartet ein Duell auf uns.“

Mit diesen Worten wand sich Sin um und ging in den Kreis. Toll, jetzt war er wieder wütend . Na ja vielleicht half es ihm ja bei seinem Kampf.

Es hatten sich bereits alle eingefunden, die diesem Kampf zusehen würden. Eloy lächelte allerdings als Einziger von ihnen. Was sollten sie auch sonst? Sie wussten das dieser Kampf nur eine symbolische Bedeutung hatte.

Horus schüttelte nur den Kopf und folgte Sin.

Aleka trat zu ihnen. „Dein Vater hat mich über die Regeln aufgeklärt. Ich habe nur einen Einwand als Schamane. Das hier ist ein Kampf von Werwölfen. Aus diesem Grund solltet ihr auch als Werwölfe kämpfen, nicht in dieser menschlichen Gestalt.“

Von ihm aus. Er hatte keine Einwände, die dagegensprachen. Wolfsgestalt, menschliche Gestalt, er lies beide gelten.

„Keine Einwände.“

„Von meiner Seite auch nicht.“

Sin drehte sich um und ging zum Rand der Begrenzung. Dort legte er seinen Mantel ab und wandelte sich gleich darauf. Er war gespannt, immerhin hatte er Horus noch nie als Wolf gesehen. Er war gespannt wie sehr es seiner menschlichen Gestalt ähnelte.

Kritisch beobachtete er seine Wandlung. Viel veränderte sich ja nicht. Er ähnelte seinen Brüdern, nur das er rotbraunes Fell und seine smaragdgrünen Augen hatte. Irgendwie hatte er geglaubt afrikanische Werwölfe würden sich von ihnen unterscheiden. Nun einen Unterschied gab es, doch er wusste nicht ob das Artenspezifisch oder nur bei Horus der Fall war. Er war kräftig, vor allem was seine Beine anging. Klar, bei ihm und seinen Brüdern sah man auch die Muskeln, doch waren sie nicht so stark ausgeprägt. Wenn er ihn so ansah traute er ihm locker zu das er einige Tage ohne Pause durchlaufen konnte. Er selbst hingegen schaffte nicht einmal einen. Sogar Caron nur drei.

Nun er hatte es so gewollt.

Sin ging wieder zur Mitte des Kreises zurück.
 

Horus wand sich von Sin ab und ging zurück zu Yaro.

„Du weißt aber was du tust oder?“

„Nein.“ Mit diesem Wort reichte er dem Schakal seinen Mantel und wandelte sich. Er wusste nicht was er machen sollte. Alekas Worte von gestern schwirrten noch immer in seinem Kopf herum. Zusammen mit Yaros Worten und seiner eigenen Verwirrung wurde das schön langsam zuviel für ihn. Er hatte keine Ahnung mehr, was richtig und was falsch war. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich verunsichert.

Doch das passte nicht hierher. Nun musste er sich sicher sein, immerhin lag ein Kampf vor ihm, den er bestreiten musste. Dafür benötigte er seine ganze Konzentration.

Nur leider konnte er danach auch nicht mehr nachdenken und jetzt fehlte ihm die Zeit dafür.

Die Gedanken zur Seite schiebend, ging er wieder zur Mitte des Kreises zurück, wo Sin schon auf ihn wartete. Dieser Kampf war nun wichtig, für seine Zukunft.

„Also ich will einen fairen Kampf, wie es sich für Werwölfe gehört. Keine fiesen Tricks, keine Überschreitungen der Regeln. Sollte es passieren wird der Andere automatisch Sieger. Wenn einer aufgibt oder länger als eine Minute am Boden bleibt ist der Kampf zu Ende. Ihr habt den ganzen Kreis für euren Kampf, tobt euch aus.“ Aleka seufzte.

„Ausreden kann man es euch ja sowieso nicht.“ Damit ging er zum Rand des Kreises.

„Der Kampf beginnt.“

Er hatte es erwartet, doch der Andere griff ihn schneller an als erwartet. Normalerweise wartete man ab was der Andere machte, schätzte ihn ein, doch Sin hielt sich scheinbar nicht an diese Regeln.

Horus konnte gerade noch ausweichen, um nicht von Sin gebissen zu werden. Glaubte der Kleine wirklich ihn besiegen zu können?

Er versetzte ihm einen Schlag mit seiner Pfote, die Sin an seiner Hüfte traf. Dadurch kam dieser ins taumeln. Horus setzte allerdings nicht gleich nach. Zwar hatte er nicht die Absicht mit ihm zu spielen, doch brauchte er einige Zeit, vielleicht kam er doch noch zu einer Antwort.

Knurrend fuhr Sin herum und fletschte die Zähne. ‚Kämpfe ordentlich.’

Wenn er es wollte, sollte er es haben.

Horus bewegte sich auf Sin zu, wich dessen Schlag aus und biss ihn in die Schulter. Er wollte ihn nicht schwer oder dauerhaft verletzen, darauf zielte dieses Duell nicht aus. Es musste ihm nur gelingen ihn bewegungsunfähig oder am Boden zu halten.

Sin fuhr herum und verpasste ihm einen weiteren Schlag mit seiner Pfote.

Daraufhin knurrte er nur. Langsam entfernte er sich einige Schritte von ihm, taxierte ihn. Nur unten halten, das war das Ziel egal wie. Das Beste wäre, wenn er über ihn kommen könnte, doch dafür musste Sin erst einmal am Boden sein.

Horus duckte sich und sprang Sin an. Sein Ziel war dessen Kehle, hoffentlich war seine Ausbildung nicht so umfangreich gewesen.

Im letzten Moment entzog sich Sin seinen Zähnen und suchte seinerseits wieder etwas Abstand. Doch wie Horus gehofft hatte, blieb er nun in etwas geduckter Haltung um seine Kehle zu schützen.

Das war ein Fehler, wie ihn Anfänger oft machten. Nach dem ersten ernst gemeinten Angriff versuchten sie meistens die Stelle zu schützen, die angegriffen wurde. Und wenn es eine so kritische Stelle war wie der Hals, dann erst Recht. Sollte er nur am Boden bleiben, das machte es ihm leichter. So hatte er auch dessen Angriffslust eingedämmt. Wenn man auf etwas aufpassen musste, wurde man vorsichtiger und das dämmte den Radius, in dem man agieren konnte, beachtlich ein. Der nächste Angriff müsste von ihm kommen und das tat er auch.

Horus sprang ihn an, aber von der Seite, so das er ihn mit seinem Kopf in die Seite traf. Sin fiel nicht um, taumelte aber zur Seite. Noch während er um sein Gleichgewicht kämpfte, setzte Horus seine Schnelligkeit ein und sprang ihn abermals von hinten an. Seine Zähne vergruben sich in seinen Nacken und mit seinem Gewicht hielt er ihn am Boden. Zumindest so gut es ging, da Sin dagegen drückte, doch mit seiner Kraft konnte er nichts gegen ihn ausrichten.

Diesen Kampf hatte er gewonnen. Es gab keine Möglichkeit mehr für Sin aus dieser Lage zu entkommen, nicht mit der Kraft die er hatte. Er bekam seine Hochzeit. Etwas das Sin nicht mochte.

Da Sin sich noch immer wehrte, wenn auch deutlich schwächer, biss er instinktiv fester zu. Was auch nicht ohne Folgen blieb, da er plötzlich Blut in seinem Maul spürte. Verdammt was machte er hier? War er wirklich ein solcher Egoist, das er seine Ziele über alles Andere stellte? Er verletzte sogar ein Kind dafür.

Wie von einem Schlag getroffen lies er Sin los und wich einige Schritte von ihm zurück. ‚Ich gebe auf.’

Er spürte die ungläubigen Blick der Anderen auf sich, als er sich wandelte. Horus wand sich Aleka zu. „Du hast Recht. Ich kann ihn nicht glücklich machen, deswegen gebe ich auf.“

Damit ging er zu Yaro und nahm ihm seinen Mantel ab.

„Ich mag mich wiederholen Horus, aber weißt du wirklich was du machst?“

Der Afrikaner lächelte, während er das Kleidungsstück anzog. „Ja, Yaro endlich weiß ich es wieder.“

Mondschein 19

Titel: Wolfsherzen/ Mondschein

Teil: 19

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Was war passiert? Irgendwie musste er eine Halluzination gehabt haben. Hatte Horus wirklich gerade aufgegeben? Doch es musste stimmen, denn als er den Kopf hob, sah er nur noch wie Horus mit Yaro im Haus verschwand.

„Ähm, nun gut. Sin hat das Duell gewonnen.“ Ob jemand Alekas Worte gehört hatte, war fraglich, da jeder mehr oder weniger erstaunt Horus nachsah. Alle bis auf seinen Vater der, wie Sin merkte als er zu ihm sah, zufrieden lächelte. War er stolz, darauf das sein Sohn so unehrenhaft gewonnen hatte?

Sin wandelte sich wieder zurück, blieb aber am Boden sitzen. Nach einige Augenblicken spürte er den Stoff seines Mantels um seine Schultern.

„Glückwunsch, du hast gewonnen.“ Eloy lächelte etwas gezwungen.

Ja, er hatte gewonnen. Die Hochzeit war abgeblasen. Er hatte … „Nein!“

Sin sprang auf, den Mantel enger um sich ziehend. Das war nicht Sinn und Zweck dieses Duells gewesen. Er hatte es nur angezettelt um Horus beruhigter heiraten zu können. Nicht das er ihn wirklich heiraten wollte, aber er sollte nicht einfach gehen. Und wenn er ihn dafür heiraten musste, nun dann war es eben so.

Nun ruhten die Blick seiner Familie auf ihm. Kein Wunder bei seinem Aufschrei. Dieser Mistkerl, wie konnte er es wagen ihn so bloßzustellen? Noch dazu die Ehre eines Duells so zu beschmutzen.

Sin stürmte ihn nach. Eigentlich interessierte ihn die Ehre des Duells gar nicht. Sein Stolz war es, der angekratzt war. Horus hatte sich bei diesem Duell nicht einmal angestrengt und das war wie ein Schlag in Sins Gesicht. Vor allem mit diesem Ausgang.

Er erreichte Horus erst als dieser schon sein Zimmer betrat. „Horus!“

Dieser drehte sich bei seinem Namen überrascht um und sah Sin an. Dann ging er in sein Zimmer und Yaro folgte ihm. Allerdings lies er die Tür offen. Eine eindeutige Einladung.

Sin folgte ihnen und schlug die Tür hinter sich zu.

„Pack die Koffer Yaro. Ich glaube nicht, das wir hier jetzt noch länger erwünscht sind.“

Yaro nickte und öffnete den Deckel einer Truhe.

Nein, so nicht. Sin schlug den Deckel wieder zu und setzte sich darauf. „Du bist mir eine Erklärung schuldig.“

„Warum? Du hast gewonnen. Viel mehr gibt es dabei nicht zu erklären.“

„Warum? Aus welchem Grund hast du aufgegeben?“ Sin verstand es nicht. Horus hatte zwar etwas zu Aleka gesagt, doch das war kein ausreichender Grund.

Horus seufzte und gab Yaro ein Zeichen sie alleine zu lassen. Dann sah er Sin ernst in die Augen. „Sei mal ehrlich Sin. Warum wolltest du diesen Kampf?“

Bei Horus plötzlicher Ernsthaftigkeit wurde Sin plötzlich etwas unsicher. Das passte nicht zu dem Älteren. „Weil ich wusste, das ich es verlieren würde. Ich wollte beruhigter auf diese Heirat zugehen.“

„Hättest du sie deswegen gewollt? Natürlich, du hättest dich deinen Regeln gebeugt, aber hättest du es auch wirklich gewollt?“

Sin wand seinen Blick von Horus ab. Er konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. „Nein.“

Seine Meinung über diese Hochzeit hätte sich deswegen nicht geändert. Doch es war nicht die Hochzeit an sich die ihn abstieß sondern die Art, wie es dazugekommen war. Er war kein Stück Fleisch, das man einfach so verschacherte.

„Warum also dieses Duell Sin? Warum ein Duell dessen Ausgang nur etwas gebracht hätte, das dir widerstrebt?“ Er schüttelte den Kopf.

„Weil…“ Sin fiel es regelrecht schwer diese Worte auszusprechen. „Weil ich nicht will das du gehst. Ich weiß nicht wieso, aber ich mag deine Gegenwart. Verrückt wo du mich die meiste Zeit nur ärgerst.“

Horus sah ihn erstaunt an. Dann lächelte er sacht. „Du bist ein Idiot Sin. Ich auch, das gebe ich offen zu, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Warum hast du mich dann nicht einfach darum gebeten?“

„Du hättest mich ausgelacht.“ Dessen war sich Sin ganz sicher. Außerdem war das keine Frage die man einfach mal so stellte.

Horus nickte bedächtig. „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber nun lache ich doch nicht oder? Ich bleibe gerne noch etwas in deiner Nähe, wenn du es willst.“

Auf welche Zeitspanne bezog sich die Definition etwas? Aber es war besser als nichts.

Sin nickte zustimmend.

„Gut.“ Horus lächelte und kniete sich vor ihn hin. Seine Hand strich über das Haar des Jüngeren.

„Und am Tage deiner Volljährigkeit werde ich meinen Heiratsantrag wiederholen. Dann kannst du mir offen und ehrlich deine Antwort geben. Ohne das dein Vater oder sonst wer Einspruch dagegen erheben kann.“

„Was?“ Sin sah ihn überrascht an. Was sollte das jetzt schon wieder? Es war eine Lösung die ihn einerseits erstaunte, andererseits aber auch freute.

„Die Zeit bis dahin kannst du mich als deinen Verlobten betrachten. Wenn du mich sogar heiraten wolltest, um mich bei dir zu behalten, halte ich das für eine ganz annehmbare Lösung.“

Das überrumpelte Sin jetzt einigermaßen. Doch Horus hatte Recht, wenn er ihn heiraten wollte, dann war das eine ganz annehmbare Alternative. „Das wird meinem Vater nicht gefallen.“

„Tja, dann sollten wir es lieber schnell hinter uns bringen.“ Horus stand auf und reichte Sin die Hand.

Nickend ergriff Sin die Hand. Das wäre wohl das Beste. Jetzt waren noch alle von dem Duell verwirrt, da war es das Beste die Situation auszunutzen.
 

Er war bei weitem nicht so zuversichtlich wie er sich vor Sin gab. Doch was konnte Alessandro schon machen? Im schlimmsten Falle ihn aus dem Haus werfen, doch das traute er ihm nicht zu und die Freundschaft mit seinem Vater würde er wegen so etwas auch nicht riskieren. Zumindest hoffte er das stark.

Sie fanden alle noch im Garten, wo er sie alleine gelassen hatte, mehr oder weniger in Gespräche verwickelt. So lange hatte die Verwirrung wohl nicht gedauert, da sie sich jetzt schon die Mäuler über ihn zerreißen konnten.

„Vater?“ Sin sah zögernd zu seinem Vater hoch.

„Ja?“ Alessandro, der gerade mit Aleka diskutiert hatte, sah zu ihm.

„Wir sind zu einer Entscheidung gekommen. Nicht wegen dem Kampf, sondern der anderen Sache.“

Nein, der Ergebnis des Duells stand ja schon fest. Sin hatte gewonnen aufgrund seiner Aufgabe, da gab es nichts mehr zu diskutieren.

„Na dann erübrigt sich unsere Diskussion ja wohl.“ Aleka grinste und wirkte einigermaßen erleichtert.

„Es kam nämlich noch nie vor, das ein Überlegener aufgegeben hat. Das ist einfach nur… bescheuert.“

„Danke.“ Horus warf ihm einen beleidigten Blick zu. Mit ihm würde er sich nie verstehen. Für diese Aufgabe, hatte es gute Gründe gegeben, doch die konnte er ihm kaum darlegen. Noch dazu wollte er das auch gar nicht. Das ging nur ihn und vielleicht Sin etwas an.

„Ach und Horus, wegen der Abmachung.“ Alessandro lächelte.

„Du hast meinen Segen.“

Was? Wie hatte er denn das geschafft? Er hörte gar nicht mehr Sin zu, der seinem Vater ihre Übereinkunft erklärte. Wieso, wodurch hatte er bewiesen, das er in Sin verliebt war. Er hatte doch nichts getan was Liebe demonstriert hatte oder? War es vielleicht seine Aufgabe gewesen? Aber das konnte nicht sein, da hatte er doch einfach nur getan was ihm richtig erschienen war.

„Nun meinetwegen kann Horus hier bleiben, es sollte nur jemand seiner Familie erklären.“ Alessandro sah nachdenklich auf seine eigene Familie.

Wahrscheinlich überlegte er wen er schicken konnte.

„Das würde ich gerne übernehmen.“

Horus sah überrascht auf Kobe. War er schon die ganze Zeit bei ihnen gestanden?

„So wie ich meinen Vater kenne, wird er schon wieder zurückerwartet. Ich würde ihn gerne bis zur Küste begleiten, da kann ich dann auch gleich Horus Nachricht überbringen.“

„Das ist eine hervorragende Idee.“ Aleka legte einen Arm um die Schultern seines Sohnes. „So hat Katrein nicht einmal einen Grund zu meckern.“

„Wenn du willst.“

Kobe nickte. „Ja.“

„Nun, dann ist die Sache ja geregelt.“ Alessandro lächelte erleichtert.

„Zur Hochzeit will ich dann aber eine Einladung als Gast.“ Aleka klopfte Horus freundschaftlich auf die Schulter.

„Du bist doch dagegen oder?“ Zumindest hatte er ihm das unmissverständlich klar gemacht.

Aleka grinste nur breit. „Wie gesagt, du bist wie ich und deswegen weiß ich auch das du manchmal einen Tritt in den Hintern brauchst. Ansonsten kriegen wir ja nichts auf die Reihe.“

„Na toll.“ Horus schnaubte.

„Hey sei doch froh. Nur so hast du Sin endgültig für dich gewonnen.“

Als ob das nicht auch ohne seine Hilfe gegangen wäre. Doch nun hatte er ja genug Zeit um seine zuvor begangenen Fehler wieder gutzumachen. Und in ein paar Jahren würde er Sin von sich aus ohne Zwang einen Heiratsantrag machen. Bis dahin musste er sich eben anstrengen, um eine positive Antwort zu erhalten.
 

Nun geht Kobe also auf eine Reise. Was wird ihn da wohl erwarten? Kann er seinen Auftrag ausführen? Kommt er wieder wohlbehalten heim? Oder kommt er überhaupt wieder heim?

Das alles wird im nächsten Abschnitt von Wolfsherzen/Vollmondschmerz beantwortet.

Vollmondschmerz 1

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Diese Geschichte ist midoriyuki gewidmet, die unbedingt eine Story mit Kobe wollte.

Ach und falls es Wünsche bezüglich Geschichten mit anderen Personen gibt, nur sagen. Ich werde sehen ob sich etwas daraus machen lässt.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kampfgeräusche drangen durch die Tür in seine Kabine. Das war ja wieder einmal klar. Da ging er auf Reisen und sobald er seinen Auftrag erledigt hatte, wurde er von Piraten angegriffen. Wenigstens hatte er Horus Familie noch die Nachricht ihres Sohnes überbracht. Da er seine Aufgabe erfüllt hatte, war Kobe egal, was mit ihm passierte.

Eigentlich war es mehr als demütigend hier in der Kabine zu warten, während alle anderen Männer dort draußen kämpften. Doch Kobe wusste, dass er ihnen keine Hilfe war. Nicht mit seinen kaum vorhandenen Kampferfahrungen. Nicht in dieser Gestalt. Deswegen hatte der Kapitän ihn auch gebeten, hier in der Kabine zu warten. Draußen wäre er nur in Gefahr und schlimmstenfalls eine Last für die anderen Männer.

Kobe ging zu seinem Koffer, in denen er seine Medikamente aufbewahrte. Er öffnete ihn und holte von ganz unten eine kleine Phiole hervor. Kobe war sich sicher, das die Matrosen dieses Schiffes nicht verlieren würden. Doch er war lieber auf alles vorbereitet. Dieses Gift war auch nur zur Vorsorge, er wollte seinen Zieheltern keine Probleme bereiten. Doch wenn es soweit kam, dann würde er sich eher umbringen. Und wenn das Piraten waren, dann würden sie sicher Lösegeld verlangen wollen.

Kobe versteckte die Phiole mit der durchsichtigen Flüssigkeit in seinem Ärmel und wartete.

Einige Zeit später verstummte der Lärm und Kobe wartete darauf, dass man ihn benachrichtigte, wie es ausgegangen war. Etwas, das er schon daran merken würde, wer die Tür öffnete. Allerdings verging einige Zeit, bis er Geräusche vor seiner Tür hörte. Doch es dauerte zu lange. Die Mannschaft wusste wer er war oder zumindest wussten sie um seinen Stand, weswegen sie sich nie trauen würden ihn lange warten zu lassen.

Die Tür öffnete sich und Kobe sah seine Vermutungen bestätigt. Es waren zwei ihm unbekannte Männer, die bei seinem Anblick eher enttäuscht wirkten.

„Keine höhere Tochter, ist nur ein Kerl.“

„Trotzdem wird er ein schönes Lösegeld einbringen.“ Der Sprecher wand sich zu ihm um.

„Nun du kannst freiwillig mitkommen oder wir bringen dich mit Gewalt dazu.“ Bei dem letzten Teil seines Satzes lachte er dreckig.

Kobe schnaubte. Bei dessen Gesichtsausdrücken war ihm klar, was sie bevorzugten, doch diesen Gefallen machte er ihnen nicht. „Ich komme freiwillig mit.“

Er hob die Hände, um zu zeigen das er unbewaffnet war und lies sie wieder sinken, als er auf sie zuging. Er würde diesen dreckigen Piraten sicher nicht die Befriedigung geben ihn verprügeln zu dürfen.

„Dann komm.“ Der Mann, der zuerst gesprochen hatte, packte ihn am Arm und schleifte ihn förmlich mit sich.

Kobe wehrte sich nicht, da er ihn nicht unnötig provozieren wollte. Überall an Deck waren Piraten dabei Kisten zur Reling zu schleppen, wo sie dann aufs andere Schiff gehievt wurden. Bei dem Überall waren nicht alle Matrosen getötet worden, wie Kobe bemerkte. Einige saßen verletzt oder auch unverletzt auf dem Deck, bewacht von einigen Piraten. Allerdings gab es reichlich Verluste zu beklagen, wie er feststellte.

Plötzlich blieb sein Entführer stehen. „Hier ist der reiche Knabe.“

Reiche Knabe? Also entweder hatten sie sich nicht richtig informiert oder, was Kobe befürchtete, gar nicht. Auf jeden Fall machten diese Worte deutlich, das sie wussten, dass er auf diesem Schiff war.

„Na das ist doch eine gute Nachricht.“ Ein braunhaariger Mann wand sich um und musterte Kobe durchdringend.

Kobe straffte sich und erwiderte dessen Blick mutig und ebenso musternd. Nun, für einen Menschen sah er ja ganz annehmbar aus. Er trug ein, wohl ehemals, weißes Hemd und eine schwarze Hose. Um seine Hüfte hing an einem breiten Gürtel ein Säbel und eine Pistole. Er erfüllte ganz die Vorstellungen eines Piraten bis auf den Hut und die Augenklappe. Doch auch wenn er durchaus nicht hässlich war, stieß Kobe ab was er war. Räuber, Diebe, Piraten, das war doch alles das Gleiche. Sie bereicherten sich an der Arbeit anderer Menschen.

„Auf jeden Fall scheint er nicht feige zu sein. Mal sehen, ob du auch intelligent bist.“ Er trat einen Schritt näher. „Wie ist dein Name?“

Also gar nicht informiert, wie Kobe befürchtet hatte. Er konnte gerade noch ein Seufzen verhindern, antwortete aber nicht.

„Wohl nicht. Allerdings wirst du ihn mir schon verraten. Bringt ihn in meine Kabine und vergesst sein Gepäck nicht.“ Er lachte und wand sich wieder dem Mann zu, mit dem er zuvor geredet hatte.

Kobe hingegen wurde wieder am Arm gepackt und mitgezerrt. Über eine Planke wurde er auf das andere Schiff geführt, ein Unterfangen, bei dem Kobe schon fast sein Leben verloren hätte. Leider war sein Bewacher schnell genug und griff zu, als er auf dem nassen Holz ausrutschte. Um kein weiteres Unglück geschehen zu lassen, zerrte dieser ihn zu einer Tür und stieß ihn in das Zimmer.

Die Tür schloss sich und Kobe sah sich um. Dies war scheinbar wirklich die Kapitänskajüte. Es gab einige Fenster, doch sie waren zu klein, um als Fluchtmöglichkeit zu dienen. Ihm gegenüber stand ein großes Bett, das allein durch sein Aussehen schon zeigte, das es auch benutzt wurde und nicht nur als zweckmäßiges Mobiliar diente. Es war immer wieder das Gleiche mit diesem niederen Pack. Wein und Weiber, das war das Einzige was sie brauchten, das Einzige wofür sie ihrem Handwerk nachgingen.

An der linken Wand stand ein Tisch, auf dem Karten und sonstiges Papier lag. Auf der anderen Wand stand ein Waschtisch und zwei Kisten. In der Mitte des Raumes lag ein orientalischer Teppich, auf den ersten Blick das einzig wertvolle Möbelstück in diesem Raum. Alles in allem, war die Einrichtung recht kläglich, doch was erwartete man schon von Piraten?

Kobe verschränkte die Arme vor der Brust und trat in die Mitte des Raumes. Er lies sich sicher nicht von einem Menschen einschüchtern. Immerhin war er ein halber Werwolf, wenn er auch derzeit in einem menschlichen Körper gebannt war. Seine Verwandlung funktionierte eben nur zu Vollmond und da musste er schon dankbar sein. Er hätte auch ohne die Gabe zur Verwandlung geboren werden können.

Seine dunkelgrünen Augen sahen aus dem Fenster. Er hatte kein festes Datum zu dem er heimkehren musste, so würden sie sich keine Gedanken um ihn machen. Doch zumindest war Vollmond gerade vorbei, so musste er keine Angst haben das Geheimnis seiner Familie zu offenbaren. Eher würde er sich selbst richten. Ob nun mit Gift oder etwas anderem. Er verdankte seinem Onkel und dessen Familie soviel. Nie konnte er ihnen das zurückgeben, aus diesem Grund wollte er ihnen wenigstens keine unnötigen Probleme machen. Dies hier war leider eines.

So in seine Gedanken versunken, merkte er die Tür erst, als sie geöffnet wurde. Sein Blick richtete sich auf die eintretende Person. Es war derjenige, von dem er dachte, das er der Kapitän war.

Dieser schloss hinter sich die Tür und ging zum Schreibtisch. Erst dann warf er einen Blick auf seinen Gast. „Ich hoffe doch die bisherige Unterkunft reicht deinen hohen Ansprüchen. Ich bin sicher du bist besseres gewohnt, doch das können wir dir leider nicht bieten.“

Er grinste.

„Es geht.“ Kobe versuchte seine Stimme so kühl wie möglich klingen zu lassen, was ihm ganz gut gelang.

„Tja, nachdem das geklärt ist sollten wir uns vorstellen. Mein Name ist Ercole.“

Ein ziemlich kurzer Name, doch das war ihm nur Recht. „Kobe.“

Mehr würde er nicht von ihm erfahren.

„Nur Kobe? Kein Titel oder erhabener Familienname?“ Ercole sah ihn zweifelnd an.

„Keiner, der euch etwas anginge.“ Auch wenn er ihn nicht standesgemäß ansprach, würde Kobe sicher nicht seine Erziehung vergessen.

„Ich werde ihn schon herausfinden, auch wenn es einfacher ginge, wenn du mir helfen würdest.“

Kobe hob abschätzend eine Augenbraue. Warum sollte er? „Auch wenn ihr ihn herausfindet, was ich euch zutraue, wird er euch nichts bringen. Mein Vater leugnet meine Existenz, deswegen wird er nichts für mich zahlen. Alles was von ihm kam, waren Gönner, die sich um mich kümmerten. Was sie allerdings seit Abschluss meiner Ausbildung nicht mehr machen. Auch meine Arbeitgeber werden kaum etwas für mich zahlen.“ Es war größtenteils gelogen. Es war nicht sein Vater der seine Existenz leugnete, sondern dessen Frau, die gegen ihn war. Bis zu ihrem Tod hatte er seine Mutter nämlich monatlich mit einer großzügigen Summe unterstützt und auch ihn hatte er gut untergebracht. Jeder seiner Besuche ohne seine Frau waren herzlich und für Kobe ein Grund zur Freude. Auch seinem Onkel, bei dessen Familie er nun weilte, war sein Wohlergehen nicht egal. Immerhin behandelte er ihn wie einen eigenen Sohn und auch von dessen Familie wurde er größtenteils akzeptiert. Nein, sie alle würden zahlen für ihn, doch das wollte er nicht.

„So? Trotzdem sollte man es probieren. Wenn sie es nicht machen …“ Der Braunhaarige trat an ihn heran und nahm eine Strähne seines Haars in die Hand. „… kann man dich sicher Gewinnbringend verkaufen. Hässlich bist du ja nicht gerade, auch wenn du nicht zum arbeiten taugst.“

Ach und das sah er einfach so? „Dann verkauft mich und spart euch das Papier für die Forderungen, ebenso wie die Mühe die es euch kostet sie zu schreiben.“

Mit einer groben Bewegung stieß Kobe dessen Hand von sich.

Völlig unvorbereitet traf ihn der Schlag, den der Pirat ihm versetzte. Zum Glück hatte er die flache Hand genommen und so etwas warf Kobe noch lang nicht um. Er war ja kein Mensch.

„Du solltest nicht so frech sein. Ich bin nicht so nett und vor allem nicht so blöd, wie du glaubst.“ Ercole lächelte noch immer, doch war es nun eher gefährlich.

„Das bezweifle ich allerdings.“ Kobe lies sich sicher nicht von einem Menschen den Mund verbieten. Er kuschte vor Werwölfen, doch nicht vor Menschen.

Sein Kinn wurde von den Piraten grob umfasst und so weit angehoben, das sie sich in die Augen sahen.

„Vielleicht sollte ich mir die Mühe wirklich sparen und dich gleich verkaufen. Es gibt sicher eine Menge Leute, die viel Geld für dich bezahlen.“

„Tut euch keinen Zwang an.“ Davon sprach er doch die ganze Zeit. So machte er seiner Familie keine Probleme und wäre bald wieder frei. Immerhin konnte er beim nächsten Vollmond seinen Käufer töten und abhauen, das war für ihn kein Problem. Nicht einmal vom moralischen her, da er Menschen verabscheute, die andere als Sklaven hielten.

„Wir werden sehen.“ Damit lies der Pirat ihn los und ging zur Tür, die er öffnete.

Vor der Tür stand der Pirat, der ihn hergebracht hatte.

„Sorg dafür, das er angemessen untergebracht wird. Schließlich wollen wir noch Geld mit ihm machen.“ Dabei lächelte Ercole gefährlich.

Der Pirat vor der Tür nickte und kam auf Kobe zu, dem er eine Hand auf die Schulter legte.

Dieser machte sich grob los. „Ich kann alleine gehen.“

Man musste ihn nicht wie eine Puppe herumführen, außerdem wollte er nicht von einen von ihnen angefasst werden.

Der Pirat sah nur kurz zu seinem Kapitän, zuckte dann aber mit den Schultern. „Na dann, unter Deck.“

Kobe hob stolz den Kopf und verlies den Raum, um übers Deck zu der Luke zu gehen, die ins Schiffsinnere führte. Es war dunkel und ein eigenartiger Geruch stieg herauf, doch davon lies sich Kobe nicht beirren. Seine Augen sahen im Dunkeln besser als die eines Menschen. Denn auch wenn er seine Kraft nicht hatte, seine Instinkte blieben ihm auch ohne die Verwandlung.

So stieg er die Treppen ohne Probleme hinab und stoppte erst, als er nicht mehr weiter konnte. Es war wie er gedacht hatte, es war nicht nur ein Piratenschiff, sondern wahrscheinlich betrieben sie auch Menschenhandel, denn es gab einige Zellen hier unten.

Der Pirat öffnete eine und deutete ihm hineinzugehen.

Kobe würdigte ihn nicht eines Blickes und ging in die Zelle. Er wand sich um und sah wie die Tür geschlossen wurde. Dabei hörte er auch das Schloss einrasten.

Geduldig wartete er, bis er wieder alleine war und setzte sich auf eine Pritsche. Da war er ja wieder in einen schönen Schlamassel hineingeraten, doch solange er sein Ziel erreichte, nahm er alles in Kauf.

Vollmondschmerz 2

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe wusste nicht wieviele Tage vergingen bis sie ihn wieder herausholten, doch es waren sicher zwei, wenn nicht drei vergangen. Egal, die Schifffahrt würde solang dauern wie sie dauern musste um einen Hafen zu erreichen. Er brauchte die Zeiteinschätzung nur um seine Zeit bis zum Vollmond abzuschätzen. Denn selbst mit den Kräften eines Wolfes würde er wohl kaum alle Piraten hier überwältigen können. Er war nicht so stark wie ihm die Geschichten andichten wollten. Fakt war nur, das er sich zu festen Zeiten verwandelte und schwächer war als seine Cousins. Erschwerend kam noch hinzu, dass meistens sein tierischer Instinkt Überhand nahm.

Er wurde abermals in die Kajüte des Kapitäns gebracht, der diesmal ebenfalls anwesend war. Ercole stand an seinem Schreibtisch und hielt einen Stapel Papier in der Hand, die er nun achtlos auf den Tisch fallen lies.

Kobe wartete bis die Tür ins Schloss gefallen war. Sein Blick legte sich gelangweilt auf den Menschen.

„Es ist erstaunlich. Ich habe in den letzten Tagen Nachforschungen über dich angestellt und weißt du was?“ Den Rest des Satzes lies er offen.

Nachforschungen? Während sie hier auf dem Meer waren, meilenweit entfernt von jedem Festland. Natürlich und er konnte fliegen. Also entweder log Ercole ihn an oder er hatte Möglichkeiten, die andere Menschen nicht hatten.

Da er keine Anstalten machte weiterzureden, machte Kobe ihm den Gefallen. „Was?“

Nicht das er ernsthaft an seinen Worten interessiert war.

„Es gibt dich nicht.“ Die Stimme des Braunhaarigen klang dabei gespielt verblüfft. Trotzdem lächelte er noch immer.

„Ach wirklich.“ Seine Stimme lies deutlich den Spott durchklingen. Natürlich gab es ihn nicht. Die Papiere waren gefälscht, alle ausnahmslos. Bis auf seinen Vornamen stimmte nichts, so bestand auch nicht die Gefahr, das etwas auf seine Familie oder die seines Onkels hinwies. Ebenso wie auch nur diese wussten, wer er wirklich war. Alle Anderen hielten ihn für einen Vermittler oder besser einen Laufburschen seines Onkels. Nein, er hatte seine Spuren gut verwischt.

Ercole kam noch immer lächelnd auf ihn zu. „Ich glaube, ich muss hier noch etwas klarstellen…“

Er verpasste Kobe wieder eine Ohrfeige. „… ich mag es nicht, wenn man sich über mich lustig macht.“

„Dann müsst ihr euch daran gewöhnen, denn meinen Respekt muss man sich verdienen.“ Kobe unterdrückte den Reflex sich die getroffene Stelle zu reiben.

Der Pirat umfasst grob sein Kinn und zog es zu sich. „Ich brauche deinen Respekt nicht, aber ich werde mir deinen Gehorsam sichern.“

Kobes Blick bohrte sich in den des Piraten. „Niemals.“

Er war nur ein schwacher Mensch. Kobe bildete sich nichts auf seine zweite Hälfte ein, doch sie hob ihn deutlich von den anderen Menschen ab. In seiner Kindheit hatten sie ihn gemieden und jetzt auf einmal sahen sie ihn als ebenbürtig an? Gab es eine größere Heuchelei?

Nun war er zwar in seiner schwächeren Gestalt, doch das hieß nicht das er kuschte.

„Willst du mir nicht lieber doch deinen wahren Namen sagen?“ Der Griff um Kobes Kinn wurde immer fester.

Das würde morgen blaue Flecken geben, doch das nahm er in Kauf. Seine Herkunft würde er sicher nicht verraten, lieber starb er. Wegen ihm hatten sich seine Verwandten schon genug Umstände gemacht. Sie hatten ihn aufgenommen, erzogen und ihm eine Ausbildung ermöglicht. Alles Dinge, die an ihm verschwendet waren. Denn um für seine Familie nützlich zu sein musste er heiraten, aber ihn nahm doch keine Frau. Adelige verabscheuten ihn, weil er ein Bastard mit nieder Herkunft war. Eine Bürgerliche konnte er nicht nehmen, da dies seine Familie beschämen würde und ein Werwölfin würde ihn wegen seiner menschlichen Hälfte nicht nehmen. Also war alles unnötig gewesen, der einzige Weg wie er nützlich sein konnte war als Arzt im Haus seines Onkels. Doch im Moment war er so unnütz, wie man nur sein konnte.

Mit einem überdrüssigen Seufzen lies der Pirat Kobes Kinn los und drehte sich um. Langsam entfernte er sich einige Schritte von ihm. „Es wäre wirklich besser, wenn du mir deinen Namen sagst. Es wäre leichter für dich. Geld verdiene ich so oder so mit dir, aber es liegt an dir, ob du zu deiner Familie oder einem Besitzer kommst.“

Kobe öffnete kurz den Mund um zu testen, ob er noch ein Gefühl im Kiefer hatte. „Ich habe euch schon gesagt welche Möglichkeit ich wähle.“

Kobe schreckte der Gedanke an eine mögliche Sklaverei nicht. Hauptsache er war bei seiner Verwandlung an Land, dann war eine Flucht möglich.
 

Dieser Mann irritierte ihn. Er war nicht wie die anderen Adeligen mit denen er sonst zu tun hatte. Obwohl das zum Glück nicht oft der Fall war. Entführungen nahm er nur vor, wenn sie sich ergaben und Aussicht auf Erfolg zeigten. Hier hatte es sich ergeben und es hatte sich Gewinnbringend angehört. Doch das sich nun der Entführte gegen seine Freilassung stellte, das war ihm noch nie untergekommen.

Die meisten adligen Söhnchen oder Töchterchen brachen beim Wort Sklaverei schon in Tränen aus. Oh und es machte ihm Spaß sie mit dieser Vorstellung zu verängstigen. Nur hier hatte diese Drohung keine Wirkung. Es war fast so, als wollte dieser Adlige in die Sklaverei verkauft werden. Und adlig war er, das war keine Frage. Er besaß diese Arroganz und Ausstrahlung die nur Mitgliedern gehobener Familien zu eigen war. Eben genau diese Art, die er nicht leiden konnte.

„Nun gut, dann werde ich dich als Sklaven an irgendeinen Sklavenhändler verkaufen. Bei deinem Aussehen finde ich sicher schnell einen Abnehmer.“ Bei dieser Aussage beobachtete er Kobe.

Doch dieser verzog keine Mine. „Wie gesagt, tut euch keinen Zwang an.“

Diese Gleichgültigkeit störte Ercole aus einem undefinierbaren Grund. Normalerweise reagierten seine Gefangenen so wie er es erwartete, doch Kobe blieb ein Rätsel für ihn. Aber wenn er es so wollte, ihm war es gleich.

„Dann sollten wir aber auch dafür sorgen, das du deinem neues Stand gemäß gekleidet wirst. Zieh dich aus.“ Eigentlich hatte er nun mit Widerspruch gerechnet, doch es kam nichts.

Kobe stand nur ungerührt da und sah ihn an.

Ercole wiederholte den Befehl kein zweites Mal, da er sicher war, das der Andere ihn deutlich verstanden hatte. Er wollte ihn einfach nur nicht befolgen.

Scheinbar gelassen ging er zu seinem Gefangenen. „Anscheinend muss ich dir noch Gehorsam beibringen, bevor ich dich verkaufen kann.“

Seine flache Hand traf zum zweiten Mal an diesem Tag, die Wange des Rotblonden.

Dessen Kopf bewegte sich durch die Kraft die in dem Schlag lag, zwar in die erwartete Richtung, doch er nahm es einfach hin.

Kobe sah den Piraten an in seinen Augen lag eiserne Entschlossenheit. „Ich nehme keine Befehle von Menschen an.“

„Du wirst es.“ Dessen war sich Ercole sicher. Bis jetzt war er noch sanft gewesen, das würde er ändern. „Wie sieht es aus, wirst du meinen Anweisungen Folge leisten?“

Abermals kam keine Antwort und Ercole schlug ihn wieder, diesmal mit der Faust. Schläge waren bis jetzt noch immer die beste Möglichkeit einen Sklaven zu erziehen. Es hätte ja nicht so kommen müssen.

Durch die Wucht des Schlages fiel Kobe auf den Boden. Missbilligend rieb er sich das Kinn.

„Wie sieht es nun aus?“ Eigentlich erwartete Ercole keine andere Antwort als zuvor, doch es war eine gute Möglichkeit um seine Frustration abzubauen.

„Nein.“

Ercole ging vor ihm in die Hocke. „Vielleicht solltest du dir deine Antwort das nächste Mal besser überlegen.“

Die Hand bereits zum Schlag erhoben stockte er in der Bewegung als er Kobes Stimme hörte. „Vielleicht solltet ihr euch eure Handlungen auch besser überlegen. Mit jedem Schlag senkt ihr den Preis, den ihr für mich verlangen könnt. Einen Sklaven dessen Gesicht entstellt ist und sei es nur mit blauen Flecken nimmt euch kaum einer für einen hohen Preis ab. Außerdem mögen die meisten Käufer einen Sklaven mit Temperament, warum also die Mühe auf sich nehmen und mich erziehen?“

Das war etwas mit dem Ercole niemals gerechnet hatte. Nein, dieser Adlige hatte nicht nur von sich aus die Sklaverei gewählt, nein er gab ihm nun auch noch Tipps, wie er ihn am besten verkaufen konnten. Bei jedem Anderen hätte Ercole nun geglaubt einem Verrückten gegenüberzusitzen, doch Kobe hatte auch noch Recht mit dem was er sagte.

Fluchend stand er auf und ging zur Tür, die er öffnete. „Bring ihn wieder zurück!“

Der Pirat der vor seiner Tür gewartet hatte, ging zu Kobe und zog ihn am Arm hoch. Dieser machte sich grob los und ging mit hocherhobenen Kopf aus der Kabine.

Ercoles Faust krachte gegen die Wand. Wenn er konnte, dann würde er ihn verprügeln so weit, das er keine Widerworte mehr von sich geben konnte. Doch das konnte er jetzt nicht mehr. Nicht seit ihm Kobes Worte an den Betrag erinnert hatten, den er für ihn bekommen konnte.

Der Braunhaarige verließ seine Kabine und ging zum Steuermann. Sie brauchten jetzt auf jeden Fall einmal einen neuen Kurs.

Vollmondschmerz 3

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es verging nicht viel Zeit, bis er das nächste Mal hinaufzitiert wurde. Als er auf das Deck kam war es dunkel.

Kobe riskierte einen Blick hinauf zum Sternenhimmel. Es reichte nicht seinen Standort zu bestimmen, doch das war auch nicht sein Ziel. Allzu lange hatte man ihn anscheinend nicht unter Deck gelassen seit seiner Entführung, da der Mond noch immer am abnehmen war. Das beruhigte ihn etwas. Das hieß wenn alles gut ging, konnten sie vor dem nächsten Vollmond Land erreichen. Wenn nicht, dann lag es wohl an ihm zu handeln.

Seine Hand schloss sich um die Phiole in seiner Jackentasche, sie gab ihm eine gewisse Sicherheit. Es mochte für Andere zwar seltsam sein, das er mit Gift sein Leben beendete, da es ja meistens schmerzhaft war und lange dauerte, doch für ihn war es einfach das Sicherste. Wie alle seine Medikamente hatte er es selbst hergestellt, also hatte er die Gewissheit, das es funktionieren würde. Außerdem war es wesentlich leichter etwas zu schlucken, als sich ein Messer in den Körper zu rammen. Es erforderte nicht soviel Überwindung. Was aber nicht hieß, das er es nicht machen würde, wenn es keine andere Lösung gab.

Wie die anderen Male wurde er in die Kajüte des Kapitäns geführt, der ihn, wie zuvor auch schon, erwartete. Kobe blieb wieder in der Nähe der Tür stehen, auch wenn es ihm nicht viel bringen würde, zu fliehen.

Ercole stand vor seinem Tisch und hielt ein Weinglas in der Hand. Nachdenklich betrachtete er es, bevor er seine Aufmerksamkeit Kobe zuwand. Das Glas auf den Tisch stellend, näherte er sich ihm.

Kobe hatte aus dem vorherigen Treffen gelernt und beobachtete ihn argwöhnisch. Noch einmal würde er sich nicht so leicht von ihm schlagen lassen.

„Ich wünsche dir einen guten Abend. Ich hoffe du hattest einen angenehmen Nachmittag.“

Erwartete er darauf wirklich eine Antwort? Immerhin war er unter Deck eingesperrt, hatte keine Beschäftigung und bekam kaum etwas zu essen. „Ich kann nicht klagen.“

Was wollte er von ihm? Sie hatten doch alles besprochen, was es zu besprechen gab oder nicht? Er wollte zwar ein Sklave werden, würde sich ihm aber nicht unterwerfen und seine Herkunft würde er ihm auch nicht verraten. Also was war der Sinn dieser Zusammenkunft? War ihm langweilig?

„Das ist gut. Weißt du, ich habe über deine Worte nachgedacht. Ich war wirklich etwas grob zu dir und so werde ich dich nicht verkaufen können. Aber ich bin zu einer zufrieden stellenden Lösung gekommen.“

Lösung? Hatte es denn ein Problem gegeben? Im Moment verstand Kobe den Piraten nicht ganz.

Er sah ihn fragend an. In seinen Augen sprach er wirr.

Ercole lächelte als er Kobe ansah. „Ich werde dich einfach behalten. Du wirst mein Lustsklave.“

Was? Er sollte sein …? Das konnte nicht sein. Das hier war ein Schiff, wenn er hier nicht runterkam, dann konnte er ja gleich sterben. Doch das war sicherlich nur ein Scherz, wofür sollte er einen derartigen Sklaven brauchen. „Wenn ihr glaubt mich damit verschrecken zu können täuscht ihr euch. Ihr würdet dadurch nichts verdienen.“

„Das nicht, aber es würde mir eine gewisse Genugtuung verschaffen. Also dann zeig ich dir einmal deinen neuen Arbeitsplatz.“ Er ergriff Kobes Handgelenk und zog ihn zum Bett.

„Bitte.“ Damit gab er ihm einen Stoß, der Kobe aufs Bett fallen lies.

Er meinte das ernst oder? Der Pirat scherzte nicht, er wollte ihn wirklich hier festhalten und … Bei diesem Gedanken wurde Kobe übel. Nicht das er etwas gegen Sex hatte, doch das war ein Mann und ein Mensch. Ersteres lies ihn nur etwas unwohl fühlen, doch Zweiteres rief regelrechte Abscheu in ihm hervor.

Kobe fuhr herum und zog automatisch die Beine an den Körper. Er würde dem Piraten am liebsten sein Lächeln aus dem Gesicht prügeln, doch das war nicht möglich. „Niemals werde ich euch gehören.“

Mit diesen Worten trat er dem Piraten mit beiden Beinen auf die Brust, so das er stolperte und auf dem Boden landete. Doch Kobe nahm sich keine Zeit um sich an seinem Sieg zu freuen, sondern stürmte zur Tür. Den überraschten Piraten davor einfach zur Seite stoßend. Nur noch ein paar Meter trennten ihn von seinem Ziel. Eigentlich war er sich nicht wirklich bewusst was er machte, doch ob Flucht oder Tod alles war besser, als auf diesem Schiff zu bleiben und vielleicht enttarnt zu werden. Das war seine größte Sorge.

Kobe erreichte die Reling und ohne weiter darüber nachzudenken, sprang er darüber ins Wasser. Der Aufprall im eiskalte Wasser, trieb ihm die Luft aus den Lungen. Augenblicklich sog sich seine Kleidung voll mit Wasser und wurde bleischwer. Wie ein schweres Gewicht zog es ihn unter Wasser und auch wenn Kobe versuchte an die Oberfläche zu kommen war es vergeblich. Aber das wollte er doch oder? Er wollte sterben, es war nur schwer den natürlichen Überlebenstrieb zu unterdrücken. Das Gift wäre besser gewesen.

Langsam ging ihm die Luft aus. Es war dunkel um ihn, er wusste schon gar nicht mehr in welche Richtung er schwimmen sollte. Das war dann wohl das Ende, wenigstens war er seiner Familie so keine Last mehr. Das war sein letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein verlor.
 

Endlich hatte er die gewünschte Reaktion, was allerdings darauf folgte, hatte er nicht geahnt. Er spürte noch den dumpfen Schmerz in seiner Brust, als der Rotblonde auch schon an ihm vorbei lief. Dieser Mistkerl hatte ihn doch wirklich getreten.

Sich noch die getroffene Stelle reibend, sprang Ercole auf und folgte Kobe. Vor seiner Tür stolperte er fast über die Wache, die er für genau diese Situation aufgestellt hatte. Doch wo sollte der Andere schon hin? Das war ein Schiff, es gab nicht viele Möglichkeiten.

Plötzlich hörte er ein Platschen, da es eine ruhige Nacht war, fiel dieses ungewöhnliche Geräusch natürlich auf. Er würde doch nicht ins Wasser springen?

Ercole stöhnte. Zutrauen würde er es ihm. Dieser Idiot. Das Meer war gefährlich, vor allem bei Nacht.

Er lief zur Reling. Noch im rennen zog er sich das Hemd aus. „Mann über Bord! Bringt mir Licht und sucht das Schiff nach dem Gefangenen ab!“ Wenn er jetzt umsonst ins Meer sprang, würde das sein Gefangener büßen und das nicht zu knapp.

Ercole sprang über die Reling in das kalte Wasser und sah sich um. Zum Glück war er ein guter Schwimmer, immerhin war er Pirat.

Der Braunhaarige holte einmal tief Luft, tauchte unter Wasser und sah sich um. Es war kaum etwas zu erkennen, da das Mondlicht nur sehr schwach die Umgebung erhellte. Neben sich spürte er wie weitere schwere Körper ins Wasser fielen und es etwas heller wurde. Gut, sie hatten daran gedacht Lampen mitzunehmen.

Da, er sah eine Bewegung. Hoffentlich war es nicht nur ein Fisch. Wenn Kobe tiefer sank, als er sehen konnte, wurde das Ganze gefährlich.

Hastig schwamm er zu der Stelle, an der er die Bewegung wahrgenommen hatte. Gleichzeitig tauchte er auch noch etwas tiefer, da der Körper ja ebenfalls sank. Schon fast blind bewegte er die Arme umher, ob er nicht vielleicht etwas zu fassen bekam. Plötzlich fühlte er etwas und griff zu, bevor es ihm entgleiten konnte. Nun das Gewicht eines Körpers hatte es ja und wenn das was sich wie ein Arm anfühlte auch einer war, dann hatte dieser Idiot mehr Glück als er verdiente.

Den Körper an sich ziehend, schwamm er Richtung Licht an die Wasseroberfläche. Seine Luft wurde nämlich auch schon knapp. Tief einatmend, kam er endlich an der Oberfläche an. Zu seinen Männern im Wasser kam nun auch noch ein Rettungsboot dazu, das sie ins Wasser gelassen hatten. Mit Kobe im Arm schwamm er zu dem Boot und hievte ihn hinein.

Einer seiner Männer kümmerte sich sofort um ihn.

Ercole hielt sich an dem Boot fest und sah zu seinen Männern im Wasser. Diese waren dabei die Lampen an Hacken festzumachen, die dann auf das Schiff gezogen wurden. So hatten sie die Lampen auch hier herunter gebracht. Intelligent, wenn auch gefährlich, doch was sollte man sonst machen? Eine Strickleiter war auch heruntergelassen worden, durch die sie dann wieder aufs Schiff kamen.

Auch Ercole nutzte diesen Weg. Bis das Rettungsboot wieder hochgezogen wurde würde es noch etwas dauern. Hoffentlich überlebte Kobe, denn dann könnte er ihm eigenhändig das Fell über die Ohren ziehen. Hatte man diesem verzogenen Balg, denn nichts beigebracht? Zum Beispiel das man bei Selbstmord nicht in den Himmel kam. Bei der Gottesfürchtigkeit, die die meisten adligen Familien an den Tag legten, konnte an das zumindest annehmen. Scheinbar hatte diese Erziehung nicht gefruchtet.

Wieder zurück an Deck, hob er sein Hemd auf und nutzte es gleich um sich abzutrocknen. Er lehnte sich leicht über die Reling um einen Blick auf das Boot zu werfen. Es schien sich noch nichts getan zu haben. Zumindest war der Mann noch immer dabei ihn zu reanimieren. Inzwischen war man aber schon wieder dabei das Boot hochzuziehen.

Wenn er gewusst hätte, was sein Einfall für Probleme nach sich ziehen würde, dann hätte er besser Vorkehrungen getroffen. Nun wenn Kobe das überlebte, war er ja vorgewarnt. Dabei lies doch nichts auf so eine Überreaktion schließen. Sein Schicksal hatte er immerhin selbst gewählt. Und wenn er ehrlich war, dann war er nicht einmal eine so schlechte Wahl, bei einem Verkauf hätte es der Rotblonde wirklich schlimmer treffen können. Also wo lag das Problem? Für ihn gab es doch auch keines. Kobe gefiel ihm vom Aussehen und vor allem von seinem Charakter her. Noch nie hatte er einen Menschen getroffen, der soviel Stolz besaß und sich trotzdem so niedrig einschätzte. Nun dem wollte er eben auf den Grund gehen. Wenn er so nebenbei etwas von seinem Stolz brechen würde, wäre das auch nichts Schlechtes, doch das würde sich erst ergeben.

Das Boot kam endlich wieder neben der Reling an und die zwei Männer, die gerudert waren setzten aufs Schiff über. Nur der Mann der sich um Kobe kümmerte, hörte nicht in seiner Tätigkeit auf.

Ercole beugte sich etwas über die Reling um in das Boot zu sehen. Es schien sich wirklich nichts getan zu haben. Also war er wohl tot.

Plötzlich hörte man ein gurgelndes Geräusch und Kobe hustete. Schwach öffneten sich seine Augen und er sah zu Ercole. Erkennen lag in seinem Blick „Oh nein.“

Damit schloss er die Augen wieder.

„Er ist ohnmächtig.“ Der Pirat der sich bis jetzt um ihn gekümmert hatte, sah ihn fragend an.

„Bringt ihn in meine Kabine.“ Ercole wand sich um und ging die Treppen zum Ruder hinauf. Was sollte dieses oh nein? Da rettete man ihn und das war der Dank? Er hätte ihn ertrinken lassen sollen. Das würde noch ein Nachspiel haben das wusste Ercole. Denn er würde selbst dafür sorgen.

Vollmondschmerz 4

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe öffnete die Augen. Er fühlte sich irgendwie erschlagen. Langsam kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Zumindest hoffte er, das es die letzte Nacht war. Sein Zeitgefühl war sowieso schon durcheinander genug, noch mehr und er würde den Vollmond erst bemerken wenn er am Himmel stand.

Er setzte sich auf und merkte erst jetzt, das er in einem Bett lag. Oder besser in dem Bett auf das Ercole ihn in dieser Nacht gestoßen hatte. Dieser verfluchte Pirat. Glaubte er wirklich ihn dominieren zu können?

Kobe knurrte leise und schlug die Decke zur Seite. Jemand hatte sich die Mühe gemacht ihn auszuziehen und ihm zumindest eine neue Hose gegeben. Sein Blick glitt durch das Zimmer und blieb an seinen Sachen hängen. Sie waren über eine Kiste zum Trocknen ausgebreitet. Diese Kiste kam ihm bekannt vor und er erkannte auch sofort warum. Es war seine eigene. Es waren Piraten, warum auch hätten sie sie auf dem anderen Schiff zurücklassen sollen?

Vorsichtig stand er auf, ein Unterfangen, das ziemlich peinlich zu Ende gegangen wäre, wenn er es zu Ende geführt hätte. Ihm wurde schwindlig und so setzt er sich wieder hin. War er wirklich so schwach? Eloy hätte ihn schon wieder einen seiner verächtlichen Blicke geschenkt und das zu Recht.

Er schloss kurz die Augen. Es ging nicht anders, hier durfte er keine Schwäche zeigen. Jetzt noch nicht. Gestern hatte er ein wenig unbedacht gehandelt, doch heute würde er es richtig anstellen. Es war ihm unmöglich auf diesen Schiff zu bleiben und wenn, dann nur als toter Mann.

Entschlossen stand Kobe auf und ging noch etwas wackelig zu seinen Sachen. Wissend wo er den Gegenstand finden würde, griff er in eine Tasche seines Mantels, doch da war nichts. Erschrocken durchsuchte er auch die anderen Taschen, doch auch dort fand sich nichts. Na toll, dann hatte er es wohl bei seinem kleinen Ausflug ins Wasser verloren.

„Suchst du zufällig das hier?“

Bei der nur allzu bekannten Stimme drehte Kobe sich hastig um. Eine Aktion die er im nächsten Moment auch schon bereute. Kurz presste er die Augen zusammen, um den Schwindel zu vertreiben. Erst dann betrachtete er die Situation.

Ercole stand vor der Tür und hielt mit zwei Fingern die gesuchte Phiole in die Luft.

Die Frage wie er an diese gekommen war erübrigte sich. Doch wie war er von ihm unbemerkt ins Zimmer gekommen und wann?

Er streckte die Hand fordernd nach der Phiole auf. „Gib es mir zurück.“

„Du bist Arzt nicht? Das sehe ich an den ganzen Kräutern, die du mit dir mitschleppst. Entweder das oder du bist sehr krank. Allerdings siehst du nicht sehr kränklich aus.“

„Ändert das etwas?“

Ercole lächelte amüsiert. „Nein wohl nicht.“

Er umschloss die die Phiole mit der Faust. Kobes ausgestreckte Hand ignorierte er einfach.

„Gib sie mir.“ Die Stimme des Mischlings klang nur eindeutig fordernder.

„Da du so versessen darauf bist, nehme ich an, das es sehr wichtig für dich ist. An der Farbe kann man nichts erkennen. Also entweder ist es eine Medizin oder was ich dir zutraue, ein Gift.“ Nachdenklich öffnete er die Faust und besah sich den Glasbehälter.

„Es ist ungebraucht, also wird es wohl keine Medizin sein die du regelmäßig einnehmen musst. Ich werde es behalten, solltest du wirklich krank sein bekommst sie natürlich. Ein kranker Sklave bringt keinen Nutzen.“

Kobe lies die Hand sinken. Natürlich was auch sonst? Erwartete er wirklich so etwas wie eine Gefühlsregung von ihm? Er hatte doch schon lange eingesehen, das Menschen nur auf sich selbst bedacht waren.

Der Pirat steckte inzwischen die Phiole ein. Sein Lächeln verschwand.

Kobe wich instinktiv etwas zurück, wurde aber nach einem Schritt schon von seiner Kiste aufgehalten. Jetzt war er nicht mehr so froh sie wiederzuhaben, doch bewahrte sie ihn auch davor noch weitere Schwäche zu zeigen.

„Also willst du es mir erklären oder soll ich gleich annehmen das du verrückt bist?“ Bedächtig, so als müsse er jeden Schritt abschätzen, kam er auf ihn zu.

„Wenn es alles beendet, dann bin ich gerne verrückt.“ Kobe sah ihn wütend an. Als ob die Meinung eines Piraten für ihn ausschlaggebend war. Er wusste schon was kam, bevor er den brennenden Schmerz auf seiner Wange spürte. Was gab wohl eher auf? Die Hand des Seeräubers oder seine Wange. Nun er würde nicht kapitulieren, wie sah es damit bei dem Anderen aus?

„Weißt du eigentlich in welche Gefahr du dich und vor allem meine Männer gebracht hast? Das Meer ist gefährlich vor allem bei Nacht! Meine Männer und auch ich haben unser Leben riskiert um dich adliges Bürschchen zu retten! Du hast doch nicht wirklich geglaubt fliehen zu können?“ Ercole war wütend und das merkte man deutlich. Wäre er ein Tier, dann hätte er Kobe schon längst angefallen.

Doch das musste sich Kobe nicht bieten lassen. Nicht von menschlichen Abschaum wie ihm. Noch dazu wusste er ganz genau was er gemacht hatte. Zwar nicht im Moment als er gehandelt hatte, doch zumindest danach, „Ich habe euch nicht gebeten mir nach zuspringen. Das war eure eigene Entscheidung. Also gebt nicht mir die Schuld an eurer Dummheit.“

Das würde wieder weh tun. Doch noch bevor die Hand seine Wange traf, fing er sie ab. Kobe hob den Blick und sah Ercole in die die Augen. Seine Stimme war ruhig bei seinen nächsten Worten. „Ich bin nicht euer Sandsack. Wenn ihr wütend seid, dann schlagt von mir aus einen euerer Männer zusammen, aber nicht mich.“

Ercole sah ihn einen Moment erstaunt an, dann ballte er seine zweite Hand zur Faust und schlug Kobe damit in den Magen.

Das war für ihn zuviel. Keuchend ging er zu Boden und presste eine Hand auf den Bauch. Die von gestern bekannte Schwärze wollte sich wieder breit machen, doch er drängte sie zurück. Dafür wurde ihm übel.

Ercole packte Kobe an den Haaren und zwang ihn so, zu dem Braunhaarigen aufzusehen. „Ich schlage dich wie es mir passt. Falls du es noch immer nicht verstanden hast, noch einmal zur Aufklärung. Du bist nun mein Sklave, auf eigene Entscheidung wie ich dir gerne in Erinnerung rufe. Solange du dich für mich nicht rentiert hast, lasse ich dich bestimmt nicht sterben. Egal auf welche Weise.“

Das würden sie schon sehen. Kobe würde sicher nicht aufgeben, wenn er mit Eifer bei der Sache war, dann konnte er sehr kreativ sein. Und schon alleine um den Piraten zu ärgern, würde er sich Mühe geben.

Dieser Gedanke lies ihn lächeln.

„Was ist so lustig?“ Ercoles Griff in seinem Haar wurde fester.

„Ihr und eure Überheblichkeit. Wollt ihr mich in einen fensterlosen leeren Raum sperren? Aber nicht einmal dort könntet ihr euch nicht sicher sein, das ich mir nicht mit meinen Zähnen die Pulsadern zerbeiße. Vielleicht beiße ich mir aber auch die Zunge ab und verblute. Mit etwas Zeit geht alles.“ Er merkte wie er damit Ercoles Wut wieder anfachte.

Und wie erwartet trat dieser ihn wieder in den Magen.

Doch das war zuviel für Kobe, dem sowieso schon übel war und er übergab sich.

Ercole sprang regelrecht zurück. „Scheiße.“

Falsche Öffnung, aber Kobe unterließ es ihn zu korrigieren. Er lehnte sich zurück an die Kiste und schloss die Augen. Die Schwärze vor seinen Augen drängte sich wieder vor und diesmal ergab der Rotblonde sich ihr.
 

Fluchend verließ Ercole seine Kabine. An Deck wies er einen Schiffsjungen an die Schweinerei in seiner Kabine zu beseitigen. Mit dem Typen hatte er mehr Ärger, als mit allen bis jetzt von ihm Entführten zusammen. Vielleicht hätte er ihn wirklich dort lassen sollen wo er war. Doch wer konnte so etwas auch ahnen?

Kobe mochte ihn nicht und normalerweise lies ihn das kalt. Ja, es amüsierte ihn meistens, doch bei ihm wurde er wütend. Er war von Natur aus nicht mit Geduld gesegnet, doch meistens blieb er äußerlich ruhig. Wenn er zuschlug dann meistens lächelnd und als Erziehungsmaßnahme, nicht aus Wut. Und nicht das er dadurch Stärke demonstriert hatte, nein wie aus Trotz übergab Kobe sich noch auf den Boden. Es war ekelhaft, aber es machte ihn wieder zum Sieger. Immerhin war er geflüchtet.

Ercole lehnte sich an die Reling und lies seinen Blick über der Meer schweifen. Vielleicht sollte er ihn einfach loswerden. Irgendeinem Händler verkaufen. Doch das ließ sein Stolz nicht zu, vor allem weil er jetzt schon den triumphierenden Blick des Adligen vor sich sah. Nein, eine Aufgabe kam nicht in Frage. Er würde ihn schon noch zähmen, egal mit welchen Mitteln.

Frustriert schrie er auf, doch keiner seiner Männer wagte ihn darauf anzusprechen. Auch wenn sie ihn kurz erschrocken ansahen.

Ercole stieß sich von der Reling ab und ging zum Steuermann. „Wir haben einen neuen Kurs.“

„Wieder?“ Überrascht sah er ihn an.

Ercole nickte. Die Überraschung war auch gerechtfertigt, immerhin hatte er erst gestern einen neuen Kurs bekommen.

„Wir fahren einen Hafen an.“

„Welchen Kapitän?“ Der Steuermann legte den Kopf leicht schief.

„Den Hafen.“ Ercole lächelte bei diesen Worten. Er würde schon wissen was gemeint war.

Ein gefährliches Grinsen legte sich auf die Lippen des Steuermanns. „Aye.“

Vollmondschmerz 5

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Als Kobe die Augen aufschlug, lag er wieder auf dem Bett. Er hatte sich auf die Seite gedreht und ein Gewicht ruhte auf ihm. Auch an seinem Rücken spürte er etwas Warmes und eine unangenehme Ahnung beschlich ihn.

Zögernd sah er auf seine Brust hinab. Wie er befürchtet hatte, sah er einen Arm, der dort nicht hingehörte. Dann war das Warme hinter ihm wohl der dazugehörige Körper, an den ihn der Arm drückte. Ein regelmäßiges Atmen zeigte ihm, das sein ungewollter Bettpartner noch schlief. Allerdings brachte ihm das nicht viel, da der Arm seinen eigenen so festhielt und auf dem anderen lastete sein Gewicht. Allzu viel bewegen konnte Kobe sich aber auch nicht, da er vermeiden wollte das der Andere dadurch aufwachte. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken.

Kobe seufzte leise. Wie sollte er hier nur wieder unbeschadet rauskommen? Denn auch wenn er zum Sterben bereit war, wusste er wie sehr es seine Familie schmerzen würde, wenn er nicht mehr zurückkam. Vor allem seinen Vater würde es treffen und das Schlimmste war, er würde es nicht einmal verstehen. Sie mochten sich zwar sehr gerne und erzählten sich auch alles, aber Aleka wusste nicht einmal die Hälfte von dem was ihm in seinem Leben schon passiert war.

Warum hatte der Pirat ihn nicht einfach verkauft? Kobe glaubte nicht wirklich, das der Braunhaarige sich zu Männern hingezogen fühlte. Natürlich hatte er Gerüchte gehört, wie zum Beispiel das Piraten sich auf der langen Zeit auf See durchaus aus mit ihresgleichen zufrieden gaben, doch das waren eben nur Gerüchte. So wie es Gerüchte über Meerjungfrauen und Sirenen gab.

Natürlich war ihm auch in den Sinn gekommen, das Ercole das vielleicht machte, weil er ihn ärgern wollte. Aber so kindisch war doch niemand, der über das Kindesalter hinaus war. Außerdem hatte er dadurch keinen Gewinn und das Argument mit der Genugtuung klang in seinen Ohren sowieso falsch. Immerhin hatte er ihm nichts getan wofür er sich rächen müsste. Wenn dann war es umgekehrt.

Plötzlich spürte er eine Bewegung. Die Hand um seinen Oberkörper fing an sich zu bewegen. Doch sie zog sich nicht etwa zurück, wie sie es sollte. Nein, sie fing an seinen Oberkörper zu streicheln. Ercole schlief ganz sicher nicht mehr. So etwas machte man nicht im Schlaf.

Kobe rückte von ihm ab, zumindest versuchte er das, wurde aber von dem Arm um ihn aufgehalten.

„Nicht, doch. Bis jetzt hast du doch auch stillgehalten.“ Ercoles Stimme klang noch etwas schläfrig.

„Ja, weil ich dachte das du schläfst.“ Kobe befreite seinen Arm aus dessen Umarmung und rutschte von ihm ab. Abstand war das Beste das er im Moment zwischen sie bringen konnte.

Eine Hand, die ihn am Oberarm packte ließ das aber nicht zu. Heftig wurde er zurückgezogen, so das er auf dem Rücken zum Liegen kam.

„Das ist aber kein sehr netter Morgengruß.“ Ercole beugte sich lächelnd über ihn.

„Was soll das?“ Kobe schlug mit der noch freien Hand nach ihm, doch er traf nicht, da Ercole seine Hand abfing.

Er packte ihn am Handgelenk und drückte so Kobes Hand auf die Matratze. „Ich glaube du hast noch nicht ganz verstanden was die Aufgabe eines Lustsklaven ist. Vielleicht sollte ich es dir zeigen.“

Das war gar nicht gut, in dieser Position war er ihm hilflos ausgeliefert. Wie demütigend. Sin konnte sich gegen einen ausgewachsenen Werwolf zur Wehr setzen und er versagte bei einem Menschen.

„Ich weiß sehr wohl welche Aufgaben ein Lustsklave hat.“ Das war das einzig positive an der Sache, denn so war er darauf vorbereitet was Ercole vielleicht vorhatte und konnte ihn davon abhalten. Er wollte keinen intimen Kontakt mit einem Menschen.

Ercole lächelte zufrieden. „Na also, warum wehrst du dich dann noch dagegen? Du wolltest es doch so.“

Konnte er endlich einmal damit aufhören ihm das vorzuhalten? Ja, er hatte es so gewollt, doch da hatte er auch nicht gewusst, das er gezwungen war auf diesem Schiff zu bleiben. Obwohl seine Entscheidung dann auch nicht anders ausgefallen wäre. Sie hätte gar nicht anders ausfallen können, da er seiner Familie keine Probleme machen durfte. Das könnte er sich nie verzeihen. Nein, aus dieser Situation musste er sich aus eigener Kraft befreien.

Noch während er in seine Gedanken versunken war, beugte sich Ercole über ihn und legte seine Lippen auf seine. Kobe erstarrte für einen Moment. Was bildete dieser Pirat sich eigentlich ein?

Mit einem gefährlichen Knurren schnappte er nach Ercoles Lippen und biss zu. Zufrieden spürte er das Blut in seinem Mund. Das würde ihn zwar wütend machen, doch das nahm Kobe in Kauf, wenn er ihn dann nur in Ruhe lies.

Der Braunhaarige zuckte zurück und seine Hand lies Kobes Oberarm los. Beiläufig fuhr er sich über die Lippe und betrachtete kurz das Blut an seinem Finger. Lächelnd sah er auf Kobe. „Scheint so, als hätte ich mir ein bissiges Kätzchen angeschafft.“

Kätzchen? Allein für diese Beleidigung gehörte er bestraft. Immerhin war er ein Wolf. Ihn mit einer Katze zu vergleichen war eine Frechheit. Selbst wenn er damit einen Wehrtiger meinen würde, da Wölfe und Tiger sich nicht riechen konnten. Schakale gingen ja noch, da sie den Wölfen von der Gattung her ähnlich waren, doch sobald ein Tiger auftauchte hörte jegliche Freundlichkeit auf.

Da er nun wieder eine Hand freihatte, nutzte er diese und schlug Ercole auf die Wange. Seine Nägel hinterließen rote Striemen, einer blutete sogar leicht. „Lass mich in Ruhe.“

Kobes Stimme war nur ein gefährliches Zischen.

„Nicht nur bissig, nein es kann auch kratzen. Vielleicht sollte ich dir ein paar Manieren beibringen.“ Noch immer hatte Ercole sein Lächeln nicht verloren.

Genau das war es auch, was Kobe wahnsinnig machte. Es gab keinen Grund zu lachen, er sollte wütend werden, ihn seinetwegen auch schlagen und dann verschwinden. Konnte er den gar nichts machen, um ihn von sich fernzuhalten?

Ercole packte sein Kinn und küsste ihn abermals. Seine Hand an Kobes Kinn übte leichten Druck aus, so das dieser gezwungen war den Mund zu öffnen, den der Pirat auch gleich in Besitz nahm.

Kobes Hand drückte gegen dessen Brust, was jedoch noch wenig Erfolg hatte. Beißen konnte er ihn nicht, da ihn der Griff der Hand davon abhielt. Jedoch rettete ihn ein Klopfen vor weiteren Zudringlichkeiten. Kobe betete, das es wichtig war oder zumindest die Anwesenheit des Kapitäns erforderte.

Mit einem unwilligen Laut löste Ercole den Kuss und drehte sich zur Tür. „Was ist!“

Man merkte deutlich das er nicht erfreut über diese Störung war.

„Kapitän, wir sind fast da.“

„Ich komme!“ Dann sah er zu Kobe, der unter ihm lag. „Sieht so aus, als müssten wir das später fortführen.“

Mit diesen Worten küsste er ihn noch einmal und lies ihn los.

„Ganz sicher nicht.“ Kobe setzte sich auf und funkelte ihn aus seinen smaragdgrünen Augen wütend an.

Den Piraten schien seine Wut jedoch kalt zu lassen. Gelassen zog er sich an. „Wir werden sehen.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum.

In Ermangelung eines schweren, harten Gegentandes, nahm Kobe einfach das Kopfkissen und warf es ihm nach. Das würde nie passieren, in Zukunft würde er ihm gegenüber nie wieder unvorsichtig sein. Leider konnte er ihn nicht töten, da seine Männer anschließend ihn töten würden. Und Kobe wollte sich gar nicht vorstellen was sie davor noch alles mit ihm anstellen konnten. Immerhin waren das Piraten. Morden und plündern war ihre Arbeit.
 

Ercole sah seinen ersten Maat an, der vor der Tür stand. „Wo sind wir?“

„Fast da.“ Der Mann deutete auf einen Landstrich vor ihnen.

„Der Weg durch das Riff?“ Das war einer der schwersten Teile, wenn man die Insel erreichen wollte. Schon viele Schiffe waren deswegen untergegangen. Doch sein Steuermann kannte den Weg, deswegen machte er sich keine Sorgen.

„Liegt schon zur Hälfte hinter uns.“

Ercole nickte und stieg die Treppe zum Steuermann hinauf. Sein erster Maat folgte ihm ohne ein weiteres Wort.

Von hier konnte man schon den schmalen Landstrich sehen, der zu der Insel gehörte. Zwei Felsen, die sich gegenüberstanden ragten besonders heraus und genau dazwischen lag ihr Ziel. Wenn sie da durch waren, hatte ihre Reise ein Ende.

Es war ein Glücksfall das ihre Stadt so geschützt war. Doch Ercole hatte sie auch von seinem Vorgänger übernommen und dieser war krankhaft paranoid gewesen und hatte alles und jeden als Feind angesehen. Wie man an ihm bemerkte, hatte es sich auch als gerechtfertigt erwiesen.

Ein weißer Vogel flog über sie hinweg, bevor er auf der Reling landete.

Sein erster Maat ging zu ihm und nahm der Taube den Zettel vom Fuß. „Sie haben uns schon bemerkt, es ist alles okay.“

„Noch etwas?“ Ercole sah seinem Maat an, das da noch etwas war.

Dieser zögerte etwas. „Aye. Ihr habt Besuch Kapitän. Ratan ist da.“

Ercole stöhnte bei der Erwähnung dieses Namens. Was wollte er schon wieder von ihm? In letzter Zeit wurden seine Besuche immer häufiger. Er konnte ihn nicht leiden und daraus machte er keinen Hehl, wahrscheinlich war es auch das, was den Anderen so reizte ihn immer wieder zu besuchen. Hoffentlich hatte er einen guten Grund für seinen Besuch, sonst würde er gleich wieder verschwinden können.

„Na dann bin ich ja einmal gespannt was er will.“ In diesem Moment brachten sie das Riff hinter sich und kamen den zwei Felsen näher. Nun erkannte man, das es nicht nur Felsen waren, sondern auf jedem auch noch ein Turm stand. Sie sahen nicht sehr gepflegt oder bewohnbar aus. Eher das Gegenteil, doch das war auch beabsichtigt. Immerhin wollte man nicht, das ein vorbeifahrendes Schiff auf die Idee kam das hier Menschen lebten. Obwohl die Kanonen, die dort oben postiert waren, jeden noch so neugierigen Kapitän abhalten würden.

Ohne weitere Zwischenfälle passierten sie die Felsen und fanden sich nun in einer Schlucht. Zu beiden Seiten ragten Felswände in die Höhe. Die perfekte Verteidigung gegen Feinde. Es war auch hilfreich, wenn man jemanden am verlassen dieser Insel hindern wollte.

Sein erster Maat schickte die Taube wieder los.

Ercole lächelte zufrieden. Endlich wieder daheim, es war auch viel zu lange her, seit er wieder festen Boden unter den Füßen gehabt hatte.

Vollmondschmerz 6

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Als es in der Kabine plötzlich dunkler wurde ging Kobe zu einem der Fenster und sah hinaus. Das war eine Felswand vor seinen Augen.

Kobe brauchte einen Moment um diese Information zu verarbeiten. Wenn das Fels war, dann war da auch Land. Das hieß wenn er Glück hatte, dann legten sie bald an und dann konnte er flüchten. Land war immer besser als Wasser. Vor allem für ihn.

Die Tür öffnete sich und Ercole trat ein. In seiner Hand hielt er eine Kette mit breiten

Eisenbändern an beiden Enden. „Wir gehen an Land.“

„Wo sind wir?“ Kobe deutete auf die Felswände vor dem Bullauge.

„In unserem Versteck.“ Er kam auf ihn zu und hob die Kette etwas an.

„Wirst du brav sein oder muss ich dich dazu zwingen?“ Der Pirat klang etwas gelangweilt.

„Hab ich eine andere Wahl?“ Er hatte damit gerechnet, alles andere wäre ziemlich leichtfertig und das war Ercole nicht. Leider.

Kobe streckte ihm seine Hände entgegen und wartete bis Ercole ihm die Eisenbänder um die Handgelenke gelegt hatte.

„Nun so muss ich wenigstens keine Angst mehr haben, das du dir die Hauptschlagader aufreißt. Bleibt nur mehr der Mund.“ Er grinste und nahm das Mittelstück der Kette in die Hand.

Kobe verkniff sich ein Kommentar und folgte ihm. Er wollte nur an Land, alles andere war nebensächlich. Als sie das Deck betraten, blieb Kobe für einen Moment verwundert stehen. „Was ist das?“

Ercole blieb stehen und sah ihn fragend an. Er sah an die Stelle an die der Mischling sah. „Unser Versteck, das sagte ich doch schon.“

Versteck? Was Kobe hier sah war eine Stadt. Kein Dorf, oder eine kleine Siedlung, nein das war wirklich eines Stadt. Mit Häusern aus Stein und einem Hafen. Es war irgendwie bizarr. Rundherum war Sand und Palmen, doch direkt vor ihnen als wäre es aus dem Sand gewachsen stand eine Stadt wie man sie sonst überall fand.

„Na ja ich gebe zu, ästhetisch gesehen macht es nicht viel her, aber es ist praktisch.“ Ercole grinste und zuckte mit den Schultern.

Der Hafen, war am Rand einer der Felswände und dort ankerte bereits ein weiteres großes Schiff das dem auf dem er war ähnelte. Etwas entfernt davon legten sie an.

Sofort kamen einige Männer den Steg entlanggelaufen und nahmen die Planke von den Piraten entgegen, die sie ihnen hinaufreichten. So war der Weg an Land geebnet.

Kobe konnte es kaum erwarten das Schiff zu verlassen, wohingegen eine kleine Menschenmasse, die ihnen entgegenkam es kaum erwarten konnte das Schiff zu erreichen.

Kobe und Ercole hatten gerade erst den Steg betreten, da erreichte die Menge sie. Kobe hatte nicht erwartet so viele erfreute Gesichter zu sehen. Immerhin waren das hier Piraten. Doch das hier war ein Piratennest, also war es doch nicht so verwunderlich.

„Ercole!“ Bei dem Schrei unterbrach Kobe seine Musterung der Leute und sah gerade noch wie eine stark geschminkte Frau Ercole um den Hals fiel.

Innig küsste sie ihn und der Braunhaarige erwiderte diesen Kuss.

Er hatte es doch gewusst. Der Pirat stand auf Frauen nicht auf Männer, also warum die Sache mit dem Lustknaben? Das hier bewies es doch. Aus einem undefinierbaren Grund machte diese Erkenntnis Kobe wütend.

Er wollte gerade etwas sagen, als seine Instinkte Alarm schlugen. Angst und Aggressivität stiegen gleichzeitig in ihm hoch und seine Sinne waren zum zerreißen gespannt. Kobe verstand diese Reaktion seines Körpers selbst nicht, da er so etwas zum ersten Mal erlebte.

Unruhig huschten seine Augen über die Menge, ohne das er wusste welche Art der Bedrohung er suchte. Unwillkürlich knurrte er gefährlich. Was war nur mit ihm los?

„Ercole, endlich.“

Diese Stimme lies ihn erschaudern, ohne das es einen Grund dafür gab. Wer war das? Und warum rief er solche Empfindungen bei ihm hervor?

Die Menge teilte sich etwas und ein Mann war zu erkennen. Er wirkte recht jung, zumindest jünger als es die Stimme vermuten lies. Seine hellblonden Haare, waren zusammengebunden und reichten ihm etwas über die Schulter. Als er näher kam musterten seine braunen Augen die Umgebung.

Kobe hatte das Gefühl, das etwas nicht mit ihnen stimmte. Als er kurz in den Himmel sah bemerkte er es erst. Seine Pupillen veränderten sich. Sie wurden nicht etwa kleiner wie bei anderen Menschen, nein sie wurden schmal wie bei einer Katze.

Erst als er vor ihnen stand und Kobe seinen Geruch wahrnahm wusste er weshalb er so eine Unruhe in ihm auslöste. Das war kein Mensch, es war ein Wertier wie er, wenn auch rein. Doch das machte es nicht besser, nein, denn das vor ihm war ein Wertiger.
 

„Ratan.“ Ercole schob die Frau, die ihn so stürmisch begrüßt hatte, zur Seite. Hinter ihm hörte er ein leises Knurren beachtete es aber nicht.

„Was führt dich auf meine Insel?

„Geschäfte.“ Der Wertiger lächelte frech.

„Ich wüsste nicht was wir für Geschäfte zusammen hätten.“ Nein, er hatte keinerlei Ambitionen mit ihm zusammenzuarbeiten. Das brachte immer nur Ärger, selbst seine Anwesenheit brachte nur Ärger. Ercole mochte ihn nicht sonderlich schon alleine wegen seiner Art, die ihn bei jedem gleich sympathisch machte. Das weckte bei jedem normalen Menschen eben Neid.

„Und genau das sollte man ändern.“ Ratan beantwortete seine Frage, sah ihn dabei aber nicht an, sondern an ihm vorbei.

Ercole drehte sich ebenfalls, um zu sehen was die Aufmerksamkeit des anderen Piraten auf sich zog. Was er sah erstaunte ihn sichtlich.

Sein Gefangener starrte Ratan ebenfalls an, doch lag etwas gefährliches in seinem Blick. Seine ganze Haltung hatte etwas abwehrendes und doch wirkte es so als könnte er bei der ersten falschen Bewegung angreifen. Sehr widersprüchlich, vor allem für Kobe. So hatte er ihn noch nie gesehen und dabei kannte Kobe den anderen Piraten noch nicht einmal oder? „Kennt ihr euch?“

Ratan wand seinen Blick nicht von Kobe ab. „Nein, aber ich finde, das sollte man ändern.“

Er streckte die Hand nach Kobe aus, wurde aber von Ercole aufgehalten. Mit festen Griff hielt der dessen Handgelenk auf. „Willst du dich etwa an fremden Eigentum vergreifen?“

Das lenkte Ratans Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Eigentum? Er?“

Der Wertiger begann schallend zu lachen.

Ercole hingegen fand das gar nicht komisch. Vor allem da er den Witz an der Sache nicht erkannte. Allerdings würde er etwas sehr nachhaltiges mit dem Inder anstellen, wenn dieser nicht gleich zu Lachen aufhörte.

Dieser beruhigte sich auch langsam wieder, wenn er auch noch immer grinste. „Glaub mir mein lieber Ercole. Wesen wie er werden niemandes Eigentum, wenn dann läuft das umgekehrt.“

„Ach ja?“ Man merkte an der Stimme des Braunhaarigen, das ihn das weder interessierte und er es schon gar nicht glaubte. Woher wollte Ratan das schon wissen? Immerhin kannten sie sich laut eigenen Aussagen ja nicht.

Nur Kobes Reaktion auf Raten war seltsam. Wenn er ihn kennen würde, dann war es vollkommen gerechtfertigt, auch er wollte ihm oft genug an die Kehle springen oder ihn anders den Tod bringen. Doch wenn man ihn nicht kannte, dann wirkte er doch eher sympathisch, hatte er sich zumindest sagen lassen. Ercole konnte das nicht beurteilen, da er ihn schon seit seiner Kindheit kannte. Auch wenn Ratan damals schon so ausgesehen hatte wie jetzt. Vielleicht war wirklich etwas an den Gerüchten dran, das der Pirat den Jungbrunnen entdeckt hatte?

Auch wenn Ercole selbst keinen Wert auf ewige Jugend legte.

„Ich glaube du wirst es noch merken.“ Ratan lächelte und befreite seine Hand aus dessen Griff.

Dann sah er wieder zu Kobe. „Keine Angst mein Hündchen, ich will dir nichts Böses. Ich habe keine Streit mit dir oder den deinen.“

„Den seinen?“ Konnte er vielleicht etwas über die Herkunft des Rotblonden wissen? Denn dafür das sie sich nicht kannten waren ihre Reaktionen ein wenig zu übertrieben. Kobe war übertrieben abweisen und Ratan extrem vertraut gegenüber Kobe. Da musste noch etwas sein.

„Ja, denen, die ihm gleichen.“ Er warf noch einen prüfenden Blick auf Kobe. „Zumindest zum Teil. Du findest mich auf meinem Schiff.“

Beim letzten Satz wand er sich wieder zu Ercole.

„Ja und tu mir den Gefallen und bleib dort. Ich hab es satt mich von den Frauen der Stadt mit dir vergleichen zu lassen.“

Ratan zwinkerte ihm zu. „Tja, Ehre wem Ehre gebührt.“

Damit wand er sich grinsend um und ging zu dem zweiten großen Schiff zurück.

Er hasste ihn, oh wie er ihn hasste. Ercole fand nicht einmal mehr Wörter dafür. Doch es war wichtig sein Wohlwollen zu behalten, auch wenn er von Haus aus mehr Freiheiten bei ihm hatte, als andere Piratenkapitäne

Es war leider so eine Sache mit Ratan. Man durfte ihn nicht ignorieren, aber auch nicht nachlaufen. Er war wie eine Katze. Je mehr man seine Nähe suchte umso mehr entzog er sich einem. Vielleicht sollte er das wirklich einmal auf diese Art versuchen und ihm so nahe kommen wie möglich. Nur hielten das seine Nerven nicht aus und Ratan würde sich nur ein Spaß daraus machen und ihn ärgern.

Sein Griff um Kobes Kette festigte sich. Ihn hinter sich herziehend, bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Toll, seine gute Laune war mal wieder im Keller und wie immer hatte Ratan daran Schuld. So war es schon seit dieser seine Besuche hier verdoppelt hatte. Was musste er nur machen um ihn wieder loszuwerden?

Ercole wusste keine Antwort darauf und das ließ ihm keine Ruhe. Loswerden, das musste er ihn, soviel stand fest.

Vollmondschmerz 7

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Das er so unsanft von Ercole mitgezogen wurde registrierte Kobe gar nicht. Wie gebannt lagen seine Augen auf dem Wertiger. Was machte so ein Wesen hier, wo sich der Abschaum der Menschheit ansammelte? Die meisten Wertiere bevorzugten, wenn es schon Menschen sein mussten, die oberen Gesellschaftsschichten. Nicht das Letzte vom Letzten.

Erst als der Wertiger auf seinem Schiff verschwunden war, löste sich der Bann. „Ich kann alleine gehen.“

Er riss an seinen Ketten, doch Ercole ließ nicht los. Was hatte er auch erwartet? Wer gab schon den Wünschen seines Sklaven nach? Aber nun da er wieder Frauen um sich hatte, würde er ihn wohl ihn Ruhe lassen.

„Woher kennst du ihn?“

Ercoles Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. „Wen?“

Keiner der hier Anwesenden war im bekannt und das sollte auch so bleiben. Er legte keinen Wert auf die Bekanntschaft mit so unnützen Personen. Die einzigen Menschen mit denen er sich abgab waren für ihn von Nutzen. Bis auf die Bediensteten seines Onkels natürlich, doch diese fielen irgendwie nicht mehr unter den Begriff Menschen. Besser gesagt, er nahm sie nicht mehr als solche wahr.

„Ratan wen sonst?“ Der Pirat klang nun etwas ungeduldig, doch sonst wirkte er ruhig.

„Ich kenne ihn nicht.“ Das war nicht einmal gelogen. Er kannte seine Rasse und das war auch schon alles. Unter Umständen würde er etwas über ihn wissen, wenn er ein Werwolf oder Schakal, vielleicht auch Bär wäre, doch Wertiger waren Feinde. Über Feinde holte man nicht allzu viel Informationen ein, man hielt sich einfach von ihnen fern.

„Dafür war eure Reaktion aber ziemlich heftig. Deine auf jeden Fall. Ratan ist immer so unverschämt.“

Dieser dämliche Wertiger hatte mehr gesagt als gut war. Diese Anspielungen konnten Ercole ja nur auf blöde Gedanken bringen. In dieser Gestalt war er sowieso schwach, doch Ratans Worten nach müsste er ja unbesiegbar sein. Hoffentlich gab Ercole nicht zuviel auf die Worte dieser Katze.

„Nein, ich kenne ihn nicht und lege auch keinen Wert darauf.“

Der Braunhaarige lachte leise. „Scheinbar bin ich dann nicht mehr der Einzige.“ Er zog kurz an der Kette, so das Kobe nun neben ihm ging.

„Wie lange werden wir oder ich hier bleiben?“ Am Liebsten wäre es ihm, wenn Ercole sofort wieder verschwinden würde und er hier auf der Insel bleiben könnte. Doch das war eher unwahrscheinlich. Wenn er auch starke Hoffnungen hegte.

„Nun ein paar Wochen sicher. Allerdings werde ich in den nächsten Tagen zu einer näheren Insel fahren müssen um Vorräte zu besorgen.“

„Aha.“ Kobe interessierte sich nicht wirklich dafür, doch ein paar Wochen waren gut. Bis dahin musste er nur einen Weg finden um alleine zu sein. Vom Schiff aus hatte er einen Wald gesehen, er war perfekt um sich einige Zeit zu verstecken. Nur musste er ihn eben zum vorgegeben Zeitpunkt erreichen.

Sein Blick glitt zum Himmel, auch wenn es klar war, das er am Tag nichts über den Zustand des Mondes herausfinden würde.

Ercole blieb plötzlich stehen und Kobe prallte gegen ihn. Überrascht richtete er seinen Blick wieder auf den Weg oder besser die Ursache weswegen der Pirat auf einmal stehen blieb. Sie standen vor einem Gebäude. Es schien einmal eine Festung gewesen zu sein. Ein Teil war schon verfallen oder sah von außen so aus. Der Andere war noch ziemlich gut erhalten und auf den steuerte Ercole, nach einem leisen Seufzen, zu.

Notgedrungen musste Kobe ihm folgen. Dieses Gebäude erfüllte wohl die gleiche Aufgabe, wie in anderen Orten die Kirche. Ein sicheres Bollwerk, wo man sich und die Bevölkerung schützen konnte. Auch wenn Kobe vermutete, das die Kanonen auf den Zinnen eher die Schätze der Piraten schützen sollten als die Bevölkerung. Bei solchen Gaunern war sich doch jeder selbst der nächste. Das war immer so.

Doch es würde nicht leicht werden hier herauszukommen. Die Bewachung war nicht ohne, wie Kobe zugeben musste. Nun ja, davon würde er sich nicht einschüchtern lassen. Versuchen musste er es auf jeden Fall.

Eine Torhälfte öffnete sich und Ercole betrat mit Kobe hinter sich einen Innenhof. Er war groß genug um eine große Anzahl von Pferden aufzunehmen und auch Tore zu den Ställen waren zu sehen. Dann war hier wohl einmal eine berittene Garnison stationiert gewesen. Was sie wohl von hier vertrieben hatte?

Kobe warf einen Seitenblick zu Ercole hinüber, schüttelte aber innerlich den Kopf. Sicher nicht.

Der Braunhaarige führte ihn durch eine Tür in das Hauptgebäude. Sie kamen in einen Raum, der wohl als Vorzimmer gedacht war. Von dort führten zwei Türen und eine Stiege weg.

Kobe wurde zu der Stiege geführt, die mehr zweckmäßig als prunkvoll war und folgte dem Piraten in den zweiten Stock. Dort sah es schon etwas besser aus. Ein Läufer bedeckte den Boden und einige Bilder hingen an den Wänden. Mehrere Türen waren zu erkennen, von denen Ercole eine öffnete und mit Kobe eintrat. Nun die Einrichtung erinnerte ihn schon eher an sein Zuhause.

Ein Bett stand mit dem Kopfende an der westlichen Wand und es gab einen Kasten sowie einen Tisch mit dem dazugehörigen Sessel. Es fehlte eigentlich nur mehr das Bücherregal und seine Kisten, die er von daheim gewohnt war. Doch das wäre wohl zuviel des Guten gewesen. Außerdem wollte er hier sowieso nicht lange bleiben.

„Deine Sachen werden dir gebracht, wenn wir das Schiff ausladen. Und ich sicher bin das du keine weiteren giftigen Mixturen versteckst.“ Ercole ließ seine Fesseln los.

„Jede Medizin kann bei der richtigen Dosierung als Gift eingesetzt werden.“ Und davon hatte er eine ganze Tasche voll, schließlich war er Arzt.

„Was ist damit?“ Auffordernd hielt er Ercole seine gefesselten Hände hin.

„Oh ja.“ Ercole lächelte leicht. „Ich schätze es ist sicherer, wenn ich sie dir eine Weile lang oben lasse. Nur zur Sicherheit.“

Kobe zuckte nur mit den Schultern und lies die Hände wieder sinken. Darüber würde er sich nicht aufregen. Diese Ketten waren bei seiner Verwandlung das kleinste Problem, also musste er keinen Streit anfangen, den er sowieso nicht gewinnen konnte.

Ercole trat zu ihm und hob sein Kinn an. „Am Liebsten würde ich ja unser Spiel von vorhin fortsetzen, doch ich werde gebraucht. Deshalb müssen wir es etwas abkürzen.“

Damit küsste er ihn unvorbereitet.

Kobe war davon überrascht, obwohl er es sich auch hätte denken können. Er spürte wie eine Zunge in seinen Mund eindrang, doch noch bevor er zubeißen konnte, zog sie sich schon wieder zurück.

„Alles weitere heute Abend.“ Mit diesen Worten drehte sich Ercole um und verließ den Raum.

Der Rotblonde hörte wie die Tür geschlossen wurde. Angewidert wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund. Sie würden ja sehen wer heute Abend triumphierte. Er hatte auf jeden Fall nicht vor zu unterliegen. Auch wenn er ein Mensch war, wehren konnte er sich auf alle Fälle.
 

Ercole ging in die Halle des Hauses wo ein großer Tisch in der Mitte stand. „Und was liegt alles an?“

Es war lästig, doch wenn man einen Stützpunkt leiten wollte, dann musste man sich auch um die organisatorischen Sachen kümmern.

Sein erster Maat, der mit dem Stadtverwalter im Raum war, schüttelte den Kopf. „Nicht gut. Die Cassidy ist gesunken.“

Ercole fluchte. Die Cassidy war das Versorgungsschiff dieser Insel. Einen Großteil brachten sie mit, doch viel mussten sie mit einem zweiten Schiff transportieren, da sie nicht jeden Monat hier anlegen konnten. „Wann?“

„Vor einem Monat. Der Navigator war wirklich erfahren, ich weiß nicht wie das passieren konnte. Sie sind einfach auf eines der Riffe vor der Insel aufgelaufen.“ Der Stadthalter war sichtlich besorgt wegen diesem Vorfall.

„Macht euch keine Sorgen, es war nicht eure Schuld.“ Nicht einmal bei ihnen war es immer sicher das sie heil durch das Riff kamen, Deswegen war es ja eine so gute Verteidigung.

„Also müssen wir dringend Mehl, Salz und diese Dinge holen oder?“ Ercole wusste genau was gebraucht wurde. Sie hatten hier keine Mühle. Weshalb auch wenn sie kein Getreide anbauten? Das war einer der Nachteil dieser Insel. Der Boden war durchaus fruchtbar, aber Getreide wuchs nicht wirklich gut. Der Ertrag war kaum erwähnenswert.

„Nun derzeit hat uns Kapitän Ratan ausgeholfen aber ja, wir bräuchten diese Sachen. Wir haben sofort mit dem Bau eines Schiffes begonnen, aber bis zur Fertigstellung kann es noch Monate dauern.“

Wahrscheinlich sogar noch länger. Ercole stöhnte. Vor allem weil er wusste worauf das hinauslief. Er war somit auf Ratans Hilfe angewiesen, da er nicht Monatelang auf dieser Insel bleiben konnte. Außerdem musste er die Reise zur anderen Insel sofort antreten, am besten in diesem Moment. Das gefiel ihm gar nicht. Warum lief eigentlich nie etwas wie es laufen sollte?

„Schreibt mir eine Liste. Sobald ich sie habe werden wir losfahren.“

Der Stadthalter nickte und verließ eilends den Raum.

Ercole wand sich zu seinem ersten Maat um. „Sag den Männern nachdem sie das Schiff entladen haben, setzen wir die Segel. Es wird ihnen zwar nicht gefallen, aber es ist eine Reise von eineinhalb Wochen.“

Sein erster Maat nickte. „Und was wirst du machen?“

Eine Hand zur Faust ballend sah er Richtung Hafen. „Ich werde mit diesem Hund von Ratan reden. Auch wenn ich ihn nicht leiden kann, diesmal sind wir für längere Zeit auf seine Hilfe angewiesen.“

Ercole wollte gar nicht an den Preis denken, den diese Hilfe kosten würde.

Vollmondschmerz 8

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken die mir Kommis geschrieben haben. Eure Kommentare spornen mich beim schreiben richtig an.

Doch auch bei meinen stummen Lesern will ich mich bedanken. Danke, das ihr mich favorisiert habt.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Gerne war er nicht hier, aber eine andere Wahl hatte er kaum. Ercole sah auf Ratan, der hinter seinem Schreibtisch saß und einige Worte auf das Blatt vor ihm schrieb. Eigentlich war es erstaunlich was der Pirat so alles in seiner Kabine mitführte. Soviel Prunk und Luxus das stand total im Gegensatz zu ihm. Hier konnte man vergessen, das man sich auf einem Schiff befand. Ercole mochte das nicht.

Ratan steckte den Federkiel wieder in das Tintenfass und sah Ercole abwartend an. „Es ist selten dich hier auf meinem Territorium zu sehen. Also was führt dich her?“

Ercole ging zu einem Sessel und setzte sich hin. Er würde sicher nicht stehend das Gespräch führen. „Ich brauche deine Hilfe.“

„Schön das du das endlich einsiehst.“ Ratan lehnte sich gelassen zurück und verschränkte die Finger vor sich.

„In welcher Angelegenheit genau?“

Ercole überging die Spitze des Anderen einfach. Hier ging es nicht um ihn, sondern um seine Leute. Er trug für sie alle die Verantwortung und das nahm er nicht auf die leichte Schulter. „Wir haben ein Versorgungsproblem. Doch das weißt du sicher schon.“

Immerhin war er schon länger hier und auch wenn niemand mit ihm geredet hätte, wüsste er es schon. Ratan hatte da so seine Techniken um an Informationen zu kommen und er war ein aufmerksamer Beobachter.

Der Ältere nickte. „Ja, das ist mir schon aufgefallen, doch wie soll ich dir dabei helfen?“

„Ich muss sie für längere Zeit versorgen. Zumindest bis ein neues Schiff aufgetrieben ist. Doch dafür muss ich die Insel verlassen und die Versorgung stoppt.“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen seines Gegenübers. „Verstehe ich das richtig? Du willst das ich Einkommenseinbußen hinnehme um deine Aufgabe zu erfüllen? Das ist dreist mein Lieber.“

Er stand auf und ging zu einem Tisch auf dem ein Glas mit einer roten Flüssigkeit stand. Ratan nahm einen Schluck davon, bevor er sich zu ihm umdrehte. „Ich mache es, aber nicht umsonst.“

„Das versteht sich von selbst.“ Ercole selbst würde es auch nicht umsonst machen. Das würde niemand. Immerhin musste man seine Männer in dieser Zeit mit irgendetwas beruhigen.

„Was willst du?“ Nun würde sich das wahre Gesicht Ratans schon zeigen.

„Ich will geschäftliche Beziehungen mit dir. Du hast hier ein großes Eisenvorkommen. Ich will ein Drittel von dem was während meiner Hilfestellung abgebaut wird. Danach verhandeln wir neu.“

„Gut.“ Das war nicht schwer zu erfüllen, sie waren auf das Eisen nicht so angewiesen wie auf die Nahrung. Außerdem bauten sie mehr als genug ab, es war das womit sie handelten.

„Das ist aber noch nicht alles. Ich will uneingeschränkten Zugang zu deinem Schützling.“ Er hob die Hand als Ercole auffahren wollte.

„Keine Sorge ich habe kein sexuelles Interesse an ihm, wenn du das befürchtest. Nein, er interessiert mich einfach wegen dem was er ist.“

Ercole glaubte ihm nicht so recht. „Wenn du meinst, aber es wird nicht ohne Bewachung sein.“ Die Beiden lies er sicher nicht allein.

Ratan zuckte lächelnd mit den Schultern. „Soll mir Recht sein.“

„Welches Interesse hast du eigentlich an ihm?“ Das wollte Ercole jetzt schon wissen. Selbst wenn Ratan unglaublich neugierig war, so unverholen Interesse für eine Sache zu zeigen passte nicht zu ihm.

„Wenn du Glück hast, wirst du es selbst herausfinden. Wenn ich es auch bedauern würde einen Freund wie dich zu verlieren. Aber verraten darf ich es dir gar nicht.“

Was hieß er wollte es nicht. Nun gut, er würde nicht nachbohren, aus Erfahrung wusste er, das das nichts brachte.

„Halt dich einfach an die Vereinbarung, dann werde ich das auch machen.“ Ercole stand wieder auf und ging zur Tür.

„Das werde ich sicher.“

Auch wenn Ercole sich nicht umdrehte, wusste er das Ratan in diesem Moment grinste. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, doch leider auch keine andere Wahl.
 

Kobe saß am Fensterbrett und beobachtete die Leute im Innenhof. Je schneller er etwas über die Bewachung und den Zeitplan der Wachen herausfand, umso besser. Sobald er das wusste konnte er immerhin mit der Planung anfangen.

Ercole war gestern Nacht nicht gekommen, doch das war ihm nur Recht. Wahrscheinlich hatte er die Nacht lieber in den Armen dieses Freudenmädchens verbracht. Sie hatten sich bestimmt lange nicht mehr gesehen, da gab es viel nachzuholen.

„Spionierst du den Feind aus?“

Kobe fuhr hoch und alles in ihm schaltete auf Verteidigung um. Wieso hatte er den Tiger nicht bemerkt?

Ratan stand vor der Tür, die geschlossen war. Lächelnd sah er auf Kobe.

Dieser sah ihn nur erschrocken an und knurrte leise. Er konnte seine Instinkte einfach nicht unter Kontrolle bringen. Nicht bei diesem Wertier. Bis jetzt passierte das nur bei Vollmond, doch er war auch noch nie einem Wertiger begegnet.

„Nur keine falsche Panik. Wie gesagt ich habe nichts gegen dich oder die deinen.“ Ratan ging zum Bett und setzte sich auf die Bettkante.

„Wer bist du? Und was willst du von mir?“ Kobe musterte ihn misstrauisch.

„Ich?“ Ratan legte sich eine Hand auf die Brust. „Nun mein Name ist Ratan und ich komme aus einer Wertiger Familie in Indien. Was ich von dir will? Dich besser kennen lernen und meine Hilfe anbieten.“

„Hilfe?“ Auf die anderen Dinge ging er gar nicht weiter ein. Einen Wertiger näher kennen zu lernen war einfach ausgeschlossen.

„Wobei solltest du mir helfen können?“

Ratan hob eine Augenbraue, noch immer lächelte er. „Du willst doch sicher wieder nach Hause oder nicht? Ich weiß zwar nicht warum Ercole kein Lösegeld für dich verlangt, aber das ist seine Sache. Doch wir Wertiere müssen doch zusammenhalten.“

„Du weißt das ich kein reines Wertier bin oder?“ Kobe war noch immer auf der Hut setzte sich aber wieder auf das Fensterbrett. Das war ihm sicher aufgefallen, doch er wollte das nur klarstellen.

„Das ist mir in der Tat schon aufgefallen, doch was soll das ändern? Ob du rein, unrein oder halbrein bist, spielt keine Rolle. Zumindest nicht für mich. Solang du einen Tropfen Werblut in dir trägst gehörst du zu unserer Rasse.“

Da war er einer der wenigen Ausnahmen. Die anderen Wertiere machten da durchaus einen Unterschied. Seine Stiefmutter und Eloy waren gute Beispiele.

„Ich habe es ihm nicht gesagt wo ich hingehöre, wie willst du es also herausfinden?“ Es war eine rein rethorische Frage. Da Ratan wusste wo er suchen musste, anders als Ercole.

Ratan lachte amüsiert. „Das weißt du doch schon. Ich muss mich einfach nur bei den Werwolffamilien umhören wer jemanden vermisst. Das ist eine Arbeit von drei Tagen.“

Das hatte Kobe geahnt. Aber er hatte Recht, für ihn war es keine große Arbeit. „Du willst mich also näher kennen lernen. Ich kenne zwar den Grund nicht, aber warum nicht.“

Vielleicht konnte er ihn benutzen um aus diesem Zimmer, vielleicht sogar dieser Festung zu kommen.

„Was hast du davon mir zu helfen?“ Diese eine wichtige Frage musste allerdings noch geklärt werden.

„Etwas das sehr schwer zu bekommen ist, aber niemanden weh tut. Ich will ein gutes Verhältnis zu den Werwölfen. Eigentlich zu allen Rassen, aber die Werwölfe liegen mir persönlich am Herzen.“

„Also dafür bin ich wohl kaum der Richtige.“ Kobe schüttelte den Kopf. So viel war er nicht wert. Er war nun mal das was er war, dadurch würde sich keine Jahrhundertealte Feindschaft begraben lassen.“

Ratan legte den Kopf leicht schief. „Das mag sein, aber auf jeden Fall wird man wissen, das ich dir geholfen habe. Auch wenn ich glaube, das du deinen Wert gewaltig unterschätzt. Du bist gebildet und wirst auch geliebt, das merkt man. Das wärst du nicht, wenn du deiner Familie egal wärst.“

Das stimmte, aber das hieß nicht das sein Wert deswegen sehr groß war. Für seine Familie schon, aber nicht für den Rest der Rasse. Allerdings wog das Wort seiner Familie sehr viel in der Gesellschaft der Werwölfe. Nun er würde dieses Angebot nutzen. Wenn auch mit einem gewissen Maß an Vorsicht, wie es sich gehörte.

Er vertraute dem Tiger nicht und das würde sich nicht so schnell ändern. „Gut, dann lernen wir uns kennen.“

Warum nicht mit dem Feind paktieren, wenn man einem anderen Feind entkommen wollte?

Vollmondschmerz 9

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ratan grinste. „Na toll, dann sollten wir, um uns besser kennenzulernen einen kleinen Ausflug machen.“ Damit stand er auf und ging zur Tür.

Was so einfach sollte das gehen? Wurde er denn nicht bewacht? Als er das letzte Mal einen Blick auf den Gang riskiert hatte, stand da noch ein Wächter. Außerdem war die Tür verschlossen, also musste jemand Ratan hereingelassen haben. Ercole würde ihm sicher nicht die Schlüssel geben.

Das waren auch die Gründe weswegen Kobe den Tiger ungläubig ansah. Es konnte nicht so leicht sein.

„Was denn?“ Grinsend drehte sich Ratan zu ihm um. „Sag bloß du willst hier bleiben? Sind Werwölfe seit neuesten Stubenhocker?“

„Ich bin ein Gefangener.“ Kobe erinnerte ihn nur einmal daran, falls dem Tiger dieser Umstand entgangen war.

Dieser machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ach darum macht dir keine Sorgen. Ich habe eine besondere Genehmigung. Außerdem glaube ich nicht, das du mir entkommen kannst. Dann wärst du einer der Ersten.“

Der Blondhaarige sah ihn fragend an und öffnete die Tür.

Kobe warf ihm noch einen zweifelnden Blick zu. Er wollte nicht unbedingt Ercoles Zorn auf sich ziehen. „Ercole wird das nicht gefallen.“

Es war wirklich keine Wache zu sehen, das war komisch, aber nicht gerade unangenehm. Er mochte es nicht, ständig von jemanden beobachtet zu werden.

„Sagen wir einmal so, ich habe eine Sondergenehmigung und da Ercole nicht hier ist muss er auch nichts davon wissen.“ Ratan verlor sein Lächeln nicht einen Moment lang.

„Wie nicht hier?“ Das hätte ihm doch jemand sagen können oder war das zuviel verlangt? Anscheinend. Einem Sklaven sagte man eben nicht alles.

„Er musste die Insel in einer wichtigen Angelegenheit verlassen. Ehrlich gesagt interessiert mich das auch nicht wirklich.“ Er ging einfach an Kobe vorbei und steuerte auf die Treppe zu.

Kobe folgte ihm. Warum sollte er sich nicht die Gegend ansehen, wenn schon keine Wache dastand? Je mehr er wusste, umso besser würde ihm die Flucht gelingen.

Als er an einer Tür vorbeikam, blieb er überrascht stehen. Aus dem Raum waren eindeutige Geräusche zu hören. „Was…?“

Kobe hob verwirrt den Finger und deutete auf die Tür.

„Hm?“ Ratan wand sich um und sah Kobe fragend an. Dann lauschte auch er kurz und das Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück.

„Oh das. Ich schätze mal das ist dein Bewacher. Ich habe ihm ein kleines… nun nennen wir es einmal Geschenk zukommen lassen. Egal ob er für seine Nachlässigkeit bestraft wird oder nicht, er kann nicht sagen, das es sich nicht ausgezahlt hätte.“

Kobe lies das einmal so stehen. Wieso sollte er sich über Ratans Pläne den Kopf zerbrechen? Es schien immerhin zu klappen, denn bis zum Tor sprach sie niemand an. Langsam machte sich Kobe Gedanken über die Stellung des Tigers in dieser Stadt. Er bewegte sich mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, als wäre das seine und nicht Ercoles Insel. Genauso wie er Ercoles Leuten mit einer Stimme Befehle erteilte, die keinen Widerspruch zuließ. So verhielt sich kein Gast oder zumindest ließ man einem Gast nicht alles durchgehen. Hier schien aber keiner seine Autorität anzuzweifeln.

Als sie die Hauptstraße ins Zentrum hinuntergingen, warf er ihm einen Seitenblick zu. „Wer bist du oder besser welche Stellung hast du hier?“

Ratan sah ihn an und deutete auf den Boden. „Du meinst auf dieser Insel? Ich bin ein Gast Ercoles und seit neuesten sein Geschäftspartner. Ein oft gesehener Gast, aber dennoch ein Gast.“

„Aber Ercoles Männer gehorchen dir sicher nicht weil du sein Gast bist oder?“ Wenn es so war sollte er es vielleicht auch einmal probieren? Immerhin war er auch Gast.

Kobe war bewusst wie lächerlich dieser Gedanke war, doch in seiner Lage musste er alles in Betracht ziehen.

„Doch schon.“ Ratan nickte, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen. „Sie sind mir nicht unterstellt. Ercole würde das nicht zulassen.“

„Trotzdem gehorchen sie dir.“ Kobe stimmte das nachdenklich. Hing das vielleicht damit zusammen, das er ein Wertiger war? Bei seinen Cousins hatte er das nie festgestellt, vielleicht eine Eigenheit dieser Rasse?

„Ja, weil ich ihnen keine Chance lasse darüber nachzudenken. Ich gebe einen Befehl und sie merken, das ich will das er befolgt wird. Mein Auftreten sorgt dafür, das sie glauben schlimme Konsequenzen fürchten zu müssen wenn sie nicht das machen, was ich will.“ Ratan lachte leise. „Das geht natürlich sehr gut, wenn der Anführer nicht anwesend ist.“

„Ach so.“ Eigentlich folgten die meisten Menschen seinen Befehlen auch so, doch das machten sie nicht wegen ihm, sondern wegen seinem Onkel in dessen Auftrag er unterwegs war. Kobe glaubte zwar nicht ein so schwaches Selbstbewusstsein zu haben, doch an Ratans kam er nicht heran. Für ihn war alles selbstverständlich.

„Dafür braucht man Training aber man kann es lernen.“

Kobe sah auf und bemerkte das Ratans Blick auf ihm lag. Wie hatte er seine Gedanken erraten können? Er wurde ihm immer unheimlicher. So ein Mann war ihm noch nie untergekommen. Nicht bei seinen bisherigen Begegnungen, ja nicht einmal bei den Werwölfen. Es gab viele verschiedene Charaktere, doch er fand keinen, den er mit Ratan vergleichen konnte. Viele waren arrogant und setzten durch was sie haben wollten. Doch das konnte man von dem Tiger nicht behaupten. Er wusste einfach, das er das bekam was er wollte. Nicht weil er reich war, oder eine mächtige Kraft hinter sich hatte, sondern einfach weil er es als selbstverständlich ansah. Trotzdem war er nicht überheblich und gab damit an oder stellte es zur Schau.

Kobe wurde nicht schlau aus diesem Wertier. Ratan war irgendwie seltsam.
 

Was für ein seltsamer Junge. Ratan wand seinen Blick von Kobe ab. Er war nicht wie andere Mischlinge. Viele waren entweder verängstigt und zurückgezogen oder verhätschelt und viel zu sensibel für diese Welt. Doch dieser hier nicht.

Ratan hatte nichts gegen Mischlinge, ebenso wenig wie er gegen Menschen etwas hatte. Er hielt nicht viel von den Vorurteilen seiner Rasse. Ja, es gab durchaus schlechte und verkommene Menschen, doch das war bei den Werwesen nichts anderes. Und nur weil in Mischlingen Menschenblut floss, waren sie nicht minderwertig. Immerhin waren es Werwesen die sie gezeugt hatten und da waren sie sich nicht zu schade gewesen sich mit Menschen zu paaren. Dann sollten sie auch nicht auf ihre Kinder herabsehen oder sie gar verstoßen. Wenn er einmal Kinder mit einem Menschen haben sollte, dann würde er sich um sie kümmern. Doch wenn die Götter ihn erhörten, würde ihm das erspart bleiben. Nicht das er keine Kinder haben wollte, egal von wem, doch derzeit war er noch nicht für eine Familie bereit. Er wollte nicht sesshaft werden und das würde er müssen, wenn er Kinder hatte. Was wäre er sonst für ein Vater, der nie daheim war?

Auf jeden Fall interessierte ihn Kobe. Er hatte einen starken Willen, wenn er auch sehr unsicher war. Weshalb, darüber war sich Ratan noch nicht so klar, doch vielleicht hatte er Glück und fand es heraus.

Ratan ging durch die Straßen und erklärte ab und zu ein Geschäft an dem sie vorbeikamen. Der Mischling wirkte sehr interessiert, wenn Ratan auch ahnte, das es eher an der Umgebung als an den Geschäften lag.

Nur als sie bei der Kirche ankamen, blieb Kobe stehen und sah sie verblüfft an. „Eine Kirche, hier?“

Ratan sah zuerst auf Kobe und dann auf das Gebäude. „Warum nicht? Auch die Leute hier brauchen geistlichen Beistand. Die meisten Piraten sind, auch wenn man es nicht glauben mag, sehr gläubig.“

„Ach wirklich.“ Kobe sah etwas irritiert aus.

„Bist du gläubig?“ Dann würde er seine Verwirrung verstehen, doch er glaubte nicht das es daran lag. Die meisten Werwesen glaubten nicht an Gott oder besser irgendeine Religion, die die Menschen predigten. Sie hatten ihre eigene.

„Nicht wirklich.“ Kobe schüttelte den Kopf und wand den Blick von den Gebäude ab. „Es überrascht mich nur so etwas hier anzutreffen. Vor allem frage ich mich, was für ein Priester das ist, der zulässt das seine Gemeinde so etwas nachgeht.“

Ratan lächelte. „Du meinst morden, stehlen, schänden und ehebrechen? Ich glaube das ist Pater Juan ziemlich egal. Er vergreift sich ein wenig zu oft am Messwein, so kriegt er das kaum mit. Und nüchtern hab ich ihn noch nie gesehen.“

„Oh.“ Der Rotblonde folgte ihm wieder.

„Gehen wir in den Wald?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schlug Ratan schon den Weg dorthin ein.

„Dieses Gebiet wird dich wohl mehr interessieren als die Stadt. Wann ist es soweit?“ Er spürte das Kobe sich wandeln konnte, es war nur eine Frage der Zeit wann es passierte.

„Vollmond.“ Die Antwort kam leise, so als schämte Kobe sich dafür.

Der Wertiger nickte. „Ah die klassische Methode. Etwas veraltet, aber sehr bewehrt.“

Die meisten Mischlinge hielten es so. Obwohl es war ja nicht so, als könnten sie es sich aussuchen.

„Nun, dann dauert es noch einige Zeit. So an die zwei Wochen nehme ich an.“ Er war sich da nicht so sicher, da er nicht auf die Mondphasen angewiesen war. Nur auf Ebbe und Flut und auch das nur wegen seinem Beruf.

„Warum tust du das alles? Du bist nicht für mich verantwortlich.“

„Das stimmt. Doch wie gesagt, wir Wertiere müssen aufeinander aufpassen. Aber wenn es dich beruhigt, dann denk dir einfach, das ich meine eigenen Pläne habe.“ Vielleicht reichte ihm das als Erklärung. Als ob man nicht einmal selbstlos sein konnte. Er war es gerade nicht, aber seine Gründe kannte Kobe ja schon. Da musste man nicht noch extra nachfragen.

Dieser junge Mischling war wirklich sehr interessant. Gerade deswegen wollte er auch mehr über ihn herausfinden.

Vollmondschmerz 10

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 10

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe prägte sich den Weg, den ihn Ratan entlangführte, genau ein. Später musste er ihn immerhin wieder finden. Wenn er keine Chance hatte einen kürzeren zu finden. Doch je näher sie der Baumgrenze des Waldes kamen, umso sicherer war sich Kobe die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der Wald war perfekt um unterzutauchen. Er war groß und das Blätterdach war sehr eng zusammen gewachsen. Zumindest kam nur sehr wenig Licht durch und die Vegetation am Boden war auch sehr üppig. Hier konnte man sich gut verbergen, für eine Nacht würde es auf jeden Fall gehen. Vielleicht gab es auch Wild, dann konnte er seinen Instinkten freien Lauf lassen. Auch wenn es Piraten waren, wollte er keinen von ihnen töten. Seine Cousins gingen zwar auf Menschenjagd, doch er hielt nicht viel davon. Bei ihm grenzte das immerhin fast an Kannibalismus. Eine Hälfte von ihm war ja leider menschlich. Auch wenn er seiner Mutter nie einen Vorwurf daraus gemacht hatte welcher Rasse sie angehörte. Nein, sie war eine sehr willenstarke Frau gewesen, die trotz der Schande einen Bastard geboren zu haben stolz durchs Leben ging. Liebe, Glück und Geborgenheit, das alles hatte sie ihm gegeben und das obwohl er ihr Leben zerstört hatte. Ein Bastard, egal welcher Rasse war immer unerwünscht. Es war Ironie des Schicksals, das diese starke Frau an den Folgen einer Erkrankung sterben musste. Am Tage ihrer Beerdigung, hatte sich Kobe geschworen nie wieder ein Wesen das ihm lieb und teuer war an eine Krankheit zu verlieren. Deswegen war er Arzt geworden und auch weil er der Familie seines Onkels nützlich sein wollte.

Ratan blieb stehen, als sie eine kleine Lichtung erreichten. Er streckte seine Hand aus und deutete nach Osten. „Dort findest du eine Felswand. Es gibt einige Höhlen dort, von denen ich aber abraten würde. Außer du verstehst dich gut mit Bären und Füchsen.“

Kobe nickte verstehend. Die Füchse waren kein Problem, doch bei Bären sah es anders aus. Er hatte keine Ambitionen Henry nachzueifern. Auch weil er nicht glaubte, das jemand seine Wunden verbinden würde, wie er es bei seinem Cousin gemacht hatte.

Die Hand es Wertigers wanderte nach Süden. „Die Stadt und der Strand.“

Als ob er das nicht wüsste, da kamen sie schließlich gerade her. Doch wenn der Tiger ihm unbedingt alles genau erklären wollte, würde er ihn nicht unterbrechen. Das waren alles Informationen, die er später benötigen konnte. Denn das Letzte was er wollte war, auf dieser Insel zu bleiben. Nein, er wollte heim zu seiner eigenen Familie.

„Dort…“ Ratan fuhr einfach mit seine Ausführungen fort und deutete in die zwei noch verbliebenen Richtungen. „… ist nichts als Wildnis. Im Grunde brauchst du gerade mal fünf Tage um die Insel ganz abzugehen. Klein, aber es reicht aus.“

Kobe nickte abermals. Es war erstaunlich wieviel Ratan über das Versteck eines Konkurrenten wusste. Ercole hatte ihm das sicher nicht erzählt. „Woher weißt du soviel über diese Insel? Bist du nicht einfach nur Gast?“

Ratan sah ihn einen Moment verwundert an, dann grinste er wieder. „Scheinbar muss ich eine kleine Märchenstunde einschieben. Warum nicht?“

Er zuckte beiläufig mit den Schultern. „Setz dich, das wird länger dauern.“

Märchenstunde? Konnte er das nicht einfach in einem Satz erklären? Katzen, warum machten sie alles so kompliziert?

Trotzdem folgte er der Anweisung des Älteren und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Na ja, auf jeden Fall war es besser als in diesem Zimmer eingesperrt zu sein. Hoffentlich dauerte das nicht zulange, da Kobe sich noch gern etwas umsehen wollte. Warum hatte er sich diese Frage nicht einfach verkneifen können? Man brauchte nicht auf alles eine Antwort.

„Wenn wir schon so in trauter Zweisamkeit sind, wirst du mir sicher vergeben, wenn ich die Gunst der Stunde nutze nicht?“

Kobe sah ihn fragend, doch leicht alarmiert an. Was meinte der Kater?

Ratan lächelte nur und begann sich zu wandeln.

Ach das hatte er gemeint. Kobe entspannte sich wieder, sah der Verwandlung aber aufmerksam zu. Wölfe, Bären und Schakale hatte er bis jetzt schon bei ihrer Wandlung gesehen, doch noch nie einen Tiger. Wie auch, das waren Feinde.

Allerdings konnte Kobe nicht verleugnen, das es wirklich faszinierend war das zu sehen. Wenn er einen Wolf mit einem Tiger verglich, kam ihm seine eigene Rasse plötzlich ziemlich plump vor. Es war verblüffend mit anzusehen, wie menschliche Haut plötzlich zu braunen Fell wurde und die typische tigerartige Zeichnung annahm. Auch die Muskeln die sich darunter bildeten wirkten viel geschmeidiger als die der Wölfe.

Kobe zwang sich aber unbeeindruckt zu bleiben. Es war immer noch eine stinkende Katze, nur etwas größer und tödlicher.

Ratans Augen richteten sich auf ihn. ‚Angst?’

„Nicht wirklich.“ Kobe blieb ruhig. Schon der amüsierte Tonfall von Ratans Stimme nahm ihm alle Angst die vielleicht da gewesen war. Denn wenn der Tiger ihn töten wollte, dann hätte er nicht bis jetzt gewartet. Außerdem wusste jeder, das sie zusammen unterwegs waren.

‚Schade.’ Wenn er gekonnte hätte, dann hätte Ratan sicher enttäuscht gelächelt. Doch als Tier ging das nicht. Stattdessen kam er auf ihn zu und legte sich neben ihn auf den Boden. Seinen Kopf lege er einfach in Kobes Schoß.

Was sollte das denn jetzt? Kobe sah irritiert auf den Kopf des Tigers hinunter. Er erwartete wohl nicht wirklich, was Kobe befürchtete.

‚Na komm schon. Nach langer Zeit kann ich mich endlich wieder vor jemand anderen wandeln, da kannst du mir schon den Kopf kraulen.’

„Das ist ein Scherz oder?“ Ungläubig sah der Jüngere auf die Raubkatze hinab. Mal davon abgesehen, das vor ihm ein Wertier lag, es war immer noch ein Tiger. So etwas streichelte man normalerweise nicht. Nicht wenn man an seinem Leben hing.

Ratan hob den Kopf und sah ihn ernst an. Dann zwinkerte er ihm verschwörerisch zu. ‚Natürlich, einen Tiger streichelt man nicht.’

Er legte seinen Kopf wieder auf den Schoß des Mischlings. ‚Wenn du es aber trotzdem machst, hab ich nichts dagegen.’

Kobe seufzte, begann aber ihm über den Kopf zu streicheln. „Schlimmer als ein Kleinkind.“

Doch er musste zugeben, das es wirklich eine beruhigende Wirkung hatte den Tiger zu streicheln. Es beruhigte ihn, trotzdem wusste er noch immer nicht den Grund warum sie hier saßen. „Also, was ist mit dem Märchen?“

‚Ah ja das Märchen. Wie alle anderen Märchen beginnt es mit, es war einmal vor langer Zeit. Wobei das in unserem Fall wohl nur dreißig Jahre sind. Damals lernte ich einen Piratenkapitän kennen. Die Umstände erspare ich dir lieber. Eben das Normale wenn ein Pirat auf einen anderen trifft. Entweder man versteht sich oder man hasst sich ohne einander zu kennen. In unserem Fall sprachen die Kanonen. Ich war damals noch nicht so geübt in meinem Metier, deswegen wurde es ein unentschieden. Meine Crew und ich flüchteten uns auf diese Insel. Ebenso wie unsere Gegner, wobei ich eigentlich dachte, sie würden an dem Riff zerschellen und sinken.’

Bis jetzt ein typischer Märchenanfang, nur das Ratan es aus seiner Sicht erzählte. Kobe wusste nicht so Recht ob er es glauben sollte, doch es konnte nicht schaden ihm noch länger zuzuhören. Was hätte der Tiger auch davon ihn anzulügen? Im Moment befand er sich in der besseren Position.

‚Wie man unschwer erkennen kann, passierte das nicht. Doch wir waren beide zu angeschlagen um noch weiterzukämpfen, so schlossen wir einen Waffenstillstand. Der andere Pirat war grausam, brutal und hatte einen schlechten Ruf. Kurz gesagt, er war nicht ganz mein Fall. Sobald wir wieder seetüchtig waren, trennten sich unsere Wege wieder.

Es dauerte einige Jahre, bis ich wieder in die Nähe dieser Insel kam. Umso erstaunter war ich, als ich plötzlich aus dem Nichts beschossen wurde sobald ich auch nur in die Nähe der Küste kam.

Ausgesprochen dämlich wenn du mich fragst. Zum Glück hat Ercole das geändert.

Nun auf jeden Fall blieb ich, das war ebenso meine Insel wie ihre. Wenige Tage später kam auch dieser Pirat wieder und nach einigen Verhandlungen, bekam ich uneingeschränktes Besuchsrecht. Das beantwortet deine Frage, warum ich mich hier so gut auskenne. Ich fühle mich wohl hier und es ist wie meine zweite Heimat.’

Kobe nickte. Das erklärte einiges. Doch da gab es noch etwas das Kobe interessierte. „Und wie ist dein Verhältnis zu Ercole?“

Auf dem Steg hatte er deutlich gespürt, das Ercole den Wertiger nicht mochte. Trotzdem erlaubte er ihm sich auf seiner Insel frei zu bewegen. Er konnte sich zwar vorstellen das Ratan sehr schwer unter Kontrolle zu bekommen war, trotzdem… Die Freiheiten, die der Jüngere ihm ließ waren ein Widerspruch in sich.

‚Ercoles und meine Verbindung?’ Ratans Stimme klang amüsiert.

‚Nun ich kenne ihn schon seit klein auf. Er war ein wirklich niedlicher Junge und das hat sich bis heute nicht geändert.’

Niedlich? Nun das war der letzte Charakterzug, den Kobe mit dem Piraten in Verbindung brachte. Wenn er das wirklich einmal gewesen war, dann hatte sich aber eine Menge geändert.

‚Bis auf seine Geburt hab ich, glaube ich, alle seine wichtigen Momente miterlebt. Wobei ich es schade finde seine Mutter nicht kennen gelernt zu haben. Seinem Vater sieht er zum Glück nicht ähnlich. Ebenso wenig wie er ihm charakterlich gleicht.’

„Wer war sein Vater?“ Kobe glaubte nicht, das ihm diese Information weiterhelfen würde. Doch wenn der Kater so redeselig war sollte er das ausnützen.

Ratan hob den Kopf und musterte ihn aus seinen Tigeraugen. ‚Er ist der Sohn des Kapitäns von dem ich dir zuvor erzählt habe.’

Also war diese Insel durch die Erbfolge in Ercoles Besitz übergegangen. Und Kobe hatte gedacht, Ercole hätte das alles selbst erschaffen. Der Respekt den der Pirat dadurch bei ihm erworben hatte sank wieder.

‚Allerdings war diese Stadt zu Anfang ein richtiges Rattenloch. Wie man sich eben ein Piratennest vorstellt. Ein paar Hütten und die Festung. Als Ercole seinen Vater tötete, hat sich erst das entwickelt was du nun siehst.’

„Was?“ Kobe sah den Tiger entsetzt an. Ercole hatte seinen Vater getötet? Aber warum? Für ihn war das nicht nachvollziehbar, da er seinen Vater liebte. Doch selbst wenn dieser ihn verstoßen hätte und nichts von ihm wissen wollte, Kobe käme nie auf den Gedanken ihn umzubringen.

Ratan verstand sein Entsetzten anscheinend falsch. ‚Oh keine Sorge, es war ein fairer Kampf und Ercole hat eindeutig gewonnen.’

Wen interessierte das? Er hatte seinen Vater getötet. Auch wenn etwas Gutes daraus entstanden war, es milderte nicht die Schwere der Tat.

Kobe wurde zum ersten Mal bewusst, wie fremd ihm diese Welt war. Hier gehörte er nicht her und er wollte plötzlich heim. Heim zu einer Familie wo kleinere Streitereien die größten Probleme waren die sie hatten. Wo niemand den Anderen so hasste, das er ihn töten wollte. Ja, wo niemand dem anderen den Tod wünschte oder überhaupt auf den Gedanken kam.

Ja, Eloy mochte ihn nicht, doch Ignoranz war das Schlimmste was Kobe von ihm zu erwarten hatte. Niemals würde er ihm gegenüber handgreiflich werden oder ihn auch nur beschimpfen.

Er gehörte in diese heile Welt, wo man nur vom Tod anderer hörte, es aber nie selbst erlebte. Es war für ihn selbstverständlich geworden, das es nur diese heile Welt gab. Seine Vergangenheit, die durchaus nicht so rosig war, war immer mehr verblasst bis nur mehr die Verhaltenmuster übrig geblieben waren.

Kobe spürte eine raue Zunge, die über seinen Handrücken leckte. Überrascht sah er nach unten und sein Blick traf den von Ratan.

‚Wie ich sehe, habe ich dich verschreckt. Das tut mir leid. Wie wäre es, wenn ich dich dafür mit einem heißen Bad entschädige? Seit du das letzte Mal so einen Luxus hattest, ist sicher schon einige Zeit vergangen.’

Der Rotblonde nickte leicht. Sein letztes Bad war wirklich schon einige Wochen her. Für ein reinliches Wesen wie er es war, eine lange Zeit.

‚Nun dann werde ich dir eines machen lassen.’

Dieses Versprechen zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht „Wirklich? Mit Süßwasser?“

Salzwasser war zwar leicht zu bekommen, aber für Haut und Haare pures Gift. Danach sah man schlechter aus als zuvor und das Gefühl war auch nicht besser.

‚Natürlich.’ Der Tiger stand auf und streckte sich ausgiebig.

‚Auf meinem Schiff habe ich sogar eine Badewanne.’

Kobe sah ihn nun doch etwas zweifelnd an. „Du meinst das aber nicht so, das wir zusammen baden oder?“

Wenn dieses Angebot einen versteckten Hintergedanken hatte, würde Kobe ablehnen. Deswegen fragte er auch lieber nach. Nicht das er es zu spät erfuhr.

Hätte ein Tiger lächeln können, Ratan hätte es nun sicherlich getan. Doch so merkte man seine Belustigung nur an seiner Stimme. ‚Nein, keine Angst. Ich bevorzuge eine andere Art der Körperpflege.’

Kobe richtete sich auf. „Ach ja, ihr Katzen leckt euch ja ab.“

‚Genau. Aber ich kann dich auch gerne lecken, wenn dir das lieber ist.’

Kobe lachte leicht. „Nein danke. Ich glaube ich bevorzuge das Bad.“

‚Dann sollten wir wohl keine Zeit verlieren.’ Damit setzte sich Ratan in Bewegung.

Der Mischling schüttelte nur belustigt den Kopf und folgte ihm.

Vollmondschmerz 11

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ratan beobachtete zufrieden, wie zwei seiner Männer die Eimer mit dem heißen Wasser brachten und in den Badezuber schütteten. Da er etwas größer war als normal, brauchte es schon etwas mehr Wasser als bei anderen. Doch Ratan verabscheute es eben eingepfercht zu sein, egal wo. Der einzige Ort wo er Enge auf längere Zeit aushielt, war sein Schiff.

Ein Tiger, der liebend gern auf See war, kein Wunder das ihn seine Familie als seltsam ansah.

Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf.

„Was ist so lustig?“ Kobe sah ihn fragend an.

Seit sie den Wald verlassen hatten, war er etwas lockerer geworden. Zumindest hatte er das Gefühl, um das genau beurteilen zu können, kannte er den Mischling noch nicht lange genug. Ratan war in seine menschliche Gestalt zurückgekehrt, als sie Waldgrenze erreicht hatten. Zum Glück hatte er nur eine Hose getragen, diese war leicht zu transportieren gewesen. Das Klima hier war sehr nützlich für einfache Verwandlungen.

Ratan schüttelte noch immer lächelnd den Kopf. „Nichts wichtiges. Ich dachte nur gerade an früher.“

„Ach so.“ Damit schien dieses Thema für Kobe auch schon wieder erledigt zu sein.

Das war auch gut so. So neugierig Ratan auch bei der Lebensgeschichte anderer war umso weniger wollte er von sich erzählen. Er war unvoreingenommen was andere Personen betraf, doch er konnte nicht erwarten, das andere Wesen genauso dachten. Das war zumindest einer der Gründe warum er seine Herkunft nicht preisgab. Die Anderen waren…, nun eigentlich wollte er daran keinen Gedanken verschwenden.

Zwei weitere Piraten kamen und schütteten noch mehr Wasser in den Zuber. Heute übertraf sich sein Koch ja regelrecht. Das ganze Wasser musste er ja erhitzen, denn wer badete schon gerne kalt?

Mal von Werwesen ausgenommen. Er selbst bevorzugte meistens einen kühlen, klaren Bergteich, doch wo in diesen Breiten fand man das schon? Da nahm er schon mit diesem Badezuber vorlieb. Immerhin war er eine Katze und als solche sehr reinlich.

Die beiden Piraten gingen wieder und Ratan deutete mit einer Kopfbewegung auf die Wanne. „Es ist fertig, du kannst schon reingehen.“

Kobe nickte und zog sich aus.

Wie Ratan erwartet hatte, zeigte er dabei keinerlei Scheu. Wie konnte es auch anders sein bei einem Werwesen? Schon von Natur aus besaßen sie sehr wenig Schamgefühl und sie erzogen einem das auch gar nicht erst an, so wie es die Menschen machten. Vielleicht waren sie auch nur einfach stolzer auf ihren Körper als die Menschen. Ratan hatte bis jetzt noch keine Lust empfunden, dieser Sache nachzugehen.

Mit einem zufriedenen Seufzen ließ sich Kobe ins Wasser sinken. Man merkte ihm an, das er es wirklich genoss. „Es ist wirklich schon viel zu lange her. Selbst bei uns sind die Zuber etwas kleiner. Doch wir bevorzugen sowieso unseren See.“

Anscheinend hatte ihr kleiner Ausflug auch Kobes Zunge etwas gelockert, das freute Ratan. Es war so leichter ein Gespräch anzufangen. Er unterhielt sich gerne mit allen möglichen Rassen, das erweiterte bekanntlich den Horizont.

Kobe lehnte sich zurück und zog die Beine an den Körper. Den Kopf ließ er entspannt zurücksinken.

Ratan selbst konnte ihn gut verstehen. Wenn er auf See war, musste er auch oft genug auf diesen Luxus verzichten.

„Warum machst du das alles? Ich bin doch ein dir Unbekannter.“ Kobe sah ihn nun wieder aufmerksam an. Seine Hände lagen am Rand des Zubers.

Ratan verdrehte die Augen. Er mochte es nicht alles wiederholen zu müssen. „Du bist ein Werwesen wie ich.“

Damit war in seinen Augen alles beantwortet.

„Das hast du schon erwähnt, wenn ich das auch nicht als ausreichenden Grund empfinde. In meinen Augen halten die einzelnen Rassen nicht viel von Zusammenhalt. Nein, meine Frage ist, warum willst du mich zurückbringen? Was hast du davon?“

Eigentlich hatte er das ebenfalls schon erwähnt. Warum sollte er da noch näher ins Detail gehen? Doch ein Blick in Kobes Augen zeigte ihm, das er diesmal nicht mit einer lockeren Antwort davonkommen würde. „Um die erste Frage zu beantworten, ich bin eben anders.“

Seufzend stand er auf und ging zu einem Tisch, worauf ein Glas Wein stand. Dieses nahm er in die Hand und besah sich die Flüssigkeit. „Was eigentlich auch die zweite Frage beantwortet. Ich halte nichts von diesen Feindseligkeiten zwischen unseren Rassen. Wir schaffen es mit allen Anderen auszukommen, aber Wölfe und Tiger gegenseitig sollen es nicht schaffen? Das ist irrsinnig. Gerade deswegen will ich es ändern.

Selbst wenn ich der Einzige bin und kein Anderer meinem Beispiel folgt, kann ich sagen, das ich es versucht habe. Uns stehen die Menschen, sowie die Vampire feindselig gegenüber, deswegen ist es nicht gerade vorteilhaft wenn unsere Rasse auch noch untereinander Zwistigkeiten austrägt.“

„Und du glaubst meine Familie kann dir dabei helfen? Du kennst sie doch gar nicht. Sie könnten niedere Adlige sein oder ich könnte ihnen egal sein. Das alles sind Dinge, die du nicht weißt.“ Kobe hatte sich in seine Richtung gedreht und beide Unterarme auf den Zuberrand gelegt. Darauf hatte er seinen Kopf gebetet.

Ratan schüttelte den Kopf, während er das Glas wieder sinken ließ ohne einen Schluck genommen zu haben. „Du bist weder ungewollt, noch kommst du aus der niederen Adelsschicht. Da hast du oder besser dein Körper und deine Handlungen dich verraten.“

Der Tiger lächelte. Nein, er war wirklich keines von beiden, das hatte er anhand seiner Beobachtungen schon bemerkt.

„Wie?“ Ein interessierter Ausdruck trat in Kobes Blick. Das schien ihn wirklich zu interessieren.

„Du bist gebildet und besitzt ein gewisses Maß an Stolz und Selbstbewusstsein. So etwas würdest du nicht besitzen wenn du deiner Familie egal wärst. Sie hätten dich weder ausgebildet, noch wärst du so geworden wenn man dich ignoriert oder nicht gewollt hätte. Du bist neugierig und stellst Fragen, wenn dich etwas interessiert. Noch bist du weder verschreckt, noch verhätschelt. Vielleicht hast du eine etwas negative und harte Weltanschauung, doch das ist nichts Schlimmes. “

Ratan lächelte sanft. „Du bist zu beneiden Kobe. Ich kenne viele Mischlinge und auch viele reine Werwesen, die nicht mit einer solchen Familie gesegnet sind.“

Es gab viele, die in jungen Jahren schon verbitterten oder hart wurden. Entweder das oder sie hielten sich für die Könige der Welt. Zumindest galt das für die reinen Werwesen. Die Mischlinge, nun wenn er ehrlich war kannte er nicht allzu viele, da diese einen gewissen Abstand zu Reinen, wie er einer war, einhielten.
 

Kobe sah ihn verdutzt an. Meinte er das etwa ernst? Wie wollte er das schon nach wenigen Stunden wissen? Außerdem täuschte er sich. Seine Familie hatte ihm sein Studium ermöglicht, weil er darum gebeten hatte. Der Antrieb kam von ihm, nicht von ihnen. Ja, sie hatten ihn mit ihren eigenen Kindern ausgebildet oder besser gesagt wie ihre Kinder, da keiner seiner Cousins in seinem Alter war. Doch die Gründe hatte er nie erfahren.

Er wollte ihnen nichts böses unterstellen. Von Anfang an hatten sie ihn herzlich empfangen, auch wenn er es ihnen nicht leicht gemacht hatte. Nein, sie mochten ihn wirklich, vielleicht liebten sie ihn sogar.

Aber Kobe hatte Angst. Angst vor dem Moment, wenn er nicht mehr für sie nützlich war. Würden sie ihn dann noch immer mögen? Um ihn kümmern, das bestimmt, doch lieben? Er hatte gelernt, das es nur zwei Menschen gab die ihn ohne Bedingungen liebten. Der eine Mensch war seine Mutter gewesen und das andere Wesen war sein Vater.

Doch das war auch die Pflicht der Eltern. Ihre Kinder zu lieben, Jegliche andere Liebe hatte er sich erkaufen müssen. Die Dorfbewohner mochten ihn, wenn er etwas für sie erledigte, seine Lehrer waren zufrieden, wenn er etwas wusste und die Mädchen fanden ihn nett, wenn er ihnen schmeichelte. Nichts im Leben bekam man umsonst.

Seine Stiefmutter war ihm da ein gutes Vorbild gewesen. Sie hatte ihm nie die Chance gelassen sich bei ihr beliebt zu machen. Egal was er machte, es war in ihren Augen falsch. Deswegen hatte er sich bei seiner Pflegefamilie von Anfang an nützlich gemacht und sie mochten ihn. Er wusste nicht was daraus werden würde, wenn er damit aufhörte.

Kobe seufzte. „Du irrst dich.“

Ratan sah ihn zweifelnd an. „Meinst du? Also ich denke du irrst dich. Ich glaube deine Familie liebt dich. Doch dein Leben habe ich natürlich nicht gelebt, da kann ich das nicht beurteilen.“

„Du hast Recht, sie lieben mich. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es aus den richtigen Gründen ist. Ich bin nützlich für sie. Das ist schon alles.“ Kobe seifte sich ein und wusch sich ab.

Der Tiger beobachtete ihn schweigend. Erst als Kobe Anstalten machte aus dem Wasser zu steigen, nahm er ein Handtuch und trat zu ihm. „Ich weiß nicht, wen ich mehr bedauern soll? Deine Familie weil du so von ihr denkst oder dich weil du das Vertrauen in die Lebewesen allgemein verloren hast.“

Er hielt das Handtuch vor ihm auf und wickelte Kobe darin ein.

Kobe war über seine Worte erstaunt. Allerdings hatte er Recht. Er sollte seiner Familie nicht so etwas unterstellen, immerhin hatte er keinen Grund sich zu beklagen oder? Caprice machte keinen Unterschied zwischen ihren eigenen Kindern und ihm und sein Onkel war zu ihm nicht strenger oder nachsichtiger als zu seinen eigenen Kindern. Auch bei seinen Cousins war er gut integriert. Das hing nicht mit seinen Fähigkeiten als Arzt zusammen, denn wenn er ehrlich war, waren sie so gut wie nie krank. Neunzig Prozent der Zeit war er für sie ein Bruder, kein Arzt.

Seufzend ließ er den Kopf sinken. „Mich. Du kannst mich bedauern.“

„Nein, das werde ich nicht.“ Der Tiger legte zwei Finger unter sein Kinn und hob so den Kopf wieder an. Auf seinen Lippen lag ein sanftes Lächeln.

„Du bist ein kluger und sympathischer Junge. Ich bin mir sicher irgendwann wirst auch du wieder anderen vertrauen können. Und wer weiß, vielleicht bin ich ja der Erste, dem du wieder vertraust.“ Seine Hand strich dabei über Kobes Wange, bevor er sich von ihm löste und einige Schritte zurückging.

„Wenn du dich angezogen hast, bring ich dich zurück. Sie suchen dich sicher schon wie verrückt.“

Der Rotblonde sah ihn überrascht und auch verwirrt an. Was sollte das? Nun, er hatte eine ganze Nacht um sich darüber Gedanken zu machen, wenn er wieder in seiner kleinen, als Zimmer getarnten, Zelle war.

Aus diese Grund trocknete er sich langsam ab. Als er wieder nach seinen Sachen greifen wollte, warf Ratan ihm ein Hemd hin.

„Ich kann zwar nicht mit einer Hose dienen, da ich nicht deine Größe habe, doch bei einem Hemd spielt das keine große Rolle.“

Nun darüber konnte man geteilter Meinung sein, wie Kobe merkte. Das Hemd reichte ihm bis zur Mitte der Oberschenkel. Wenn man sehr locker dachte, konnte es schon wieder als Kleid durchgehen. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Gehen wir.“

Irgendwie hatte er das Gefühl seine Gefangenschaft etwas besser ertragen zu können. Immerhin war Ratan da mit dem er sich unterhalten konnte.

Vollmondschmerz 12

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 12

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe reckte seinen Kopf dem kühlen Wind entgegen, der vom Meer her blies. Seit einer Woche war er nun schon hier und er fühlte sich immer wohler. Zwar war er noch immer eingesperrt, doch das merkte er kaum, dank Ratans täglichen Besuchen. Auch wenn er das Zimmer nicht verlassen durfte, schaffte es Ratan immer wieder den Wächter abzulenken. Sei es mit einer Frau, Wein oder einer erfundenen Anweisung und wenn gar nichts mehr klappte, nahmen sie ihn einfach mit, um ihn in der Stadt irgendwo zu verlieren.

Seine Gespräche mit Ratan waren interessant und er erfuhr viel über die Lebensweise der Wertiger. Etwas, das ihm sicher einmal für seine Forschungen nützlich sein konnte. Auch wenn sie der gleichen Rasse angehörten unterschieden sich die Gattungen Tiger und Wölfe untereinander doch. So lebten die Tiger eher als Einzelgänger, auch wenn sie Kontakt mit ihrer Familie pflegten und sie lebten hauptsächlich in Indien, Java und Sibirien was sie ebenfalls von den Wölfen unterschied, die sich über die ganze Welt verbreiteten. Wölfe siedelten dort, wo es ihnen gefiel und waren nicht an bestimmte Gegenden gebunden.

Die Tatsache, das Ercole einmal zurückkommen würde, war schon beinnahe in Vergessenheit geraten. Im gleichen Maße, in dem die blauen Flecken von dessen grober Behandlung verschwanden. Seinetwegen konnte er auch ewig wegbleiben.

„Was hältst du davon, wenn ich dir bei deiner Verwandlung Gesellschaft leiste?“ Ratan hatte sich auf die Brüstung gelehnt und die Finger ineinander verschränkt.

Heute hatte er ihn auf das Dach des Forts geführt und sie genossen die Aussicht ebenso, wie die warme Sonne.

Kobe schüttelte den Kopf. „Das halte ich für keine gute Idee. Ich weiß nicht wie meine Instinkte auf einen Tiger reagieren.“

Ihre Rassen waren immer noch Feinde und auch wenn er ihn mochte, seine Instinkte legten nicht viel Wert auf Freundschaft. Für den Wolf war der Tiger ein natürlicher Feind, denn es zu bekämpfen galt. Egal, was der Mensch von ihm hielt.

„Hast du etwa Angst um mich? Das ist süß.“ Ratan grinste amüsiert.

„Blödsinn. Ich will nur nicht für dein verletztes Ego aufkommen, nachdem ich dich besiegt habe.“ Kobe lächelte ebenfalls.

„Werd bloß nicht frech mein Kleiner. Ich hab solche wie dich schon besiegt, da lagst du noch in deinen Windeln.“

Der Rotblonde nickte, sagte aber nichts mehr dazu. Die Bezeichnung ‚solche wie dich’ nahm er ihm nicht übel, da er wusste das es nichts mit seiner Herkunft zu tun hatte. Das er ein Mischling war störte Ratan nicht im geringsten, das hatte er schnell gemerkt. Viel eher schien er nicht viel für die Reinen seiner Rasse übrig zu haben. Von der Einstellung Mischlingen gegenüber ähnelte er Horus. Auch der Verlobte seines Cousins hatte sich nie an seiner Rasse gestört oder aus Höflichkeit darüber hinweggesehen. Er hatte nicht soviel mit ihm zu tun gehabt, um das einschätzen zu können.

„Ich hoffe Ercole kommt bald zurück, damit wir das regeln können.“ Ratan ließ einen kleinen Kieselstein aus seiner Hand fallen.

„Es kann ruhig noch etwas dauern. So eilig habe ich es nicht.“ Kobe blickte dem Stein nach, bis er den Boden berührte. Er wusste was Ratan meinte. Sie hatten sich darauf geeinigt, seine Verwandlung abzuwarten. Wenn er den Vollmond auf einem Schiff erlebte konnte das nur böse ausgehen. Auch wenn Ratan da eher Angst um seine Mannschaft und Kobe hatte.

Die zweite Sache, die sie bis jetzt abgehalten war, war das Ratan zuerst mit Ercole sprechen wollte. Er hatte keinen Zweifel daran, das Ercole ihm Kobe überließ. Besser gesagt, hatte er keine Wahl, da er auf Ratans Hilfe angewiesen war.

Ein Vogel der sich auf sie zu bewegte erregte Kobes Aufmerksamkeit. Es war nichts besonderes, nur war es eine Taube, keine Möwe wie es sie hier gab. „Ich wusste gar nicht, das es hier in diesen Breiten Tauben gibt.“

„Was?“ Auch Ratan sah auf und bemerkte die Taube.

„Oh ja, das ist auch nicht normal, viel eher handelt es sich um Ercoles internes Kommunikationssystem.“

Die Taube landete auf der Brüstung neben Kobe.

Ratan seufzte. „Also auf ein Neues.“

Er streckte die Hand nach der Taube aus und diese begann wild mit den Flügeln zu schlagen. Doch bevor sie wieder wegfliegen konnte, hatte der Tiger sie schon an den Beinen gepackt.

Kobe sah zu wie Ratan das Blatt von dem Bein der Taube löste. Katzen und Vögel, das passte einfach nicht zusammen.

Als Ratan den Vogel wieder losließ, flog dieser panikartig davon. Doch das Interesse des Blondhaarigen galt schon der Nachricht.

Während er diese las, bemerkte Kobe wie sich der Ausdruck auf seinem Gesicht wandelte. Nun wirkte er gar nicht mehr so entspannt wie zuvor und das Lächeln war von einem Moment auf den anderen verschwunden.

„Was ist los?“

„Nichts.“ Der Tiger schüttelte nur kurz den Kopf. Es wirkte so als wäre er von irgendetwas benommen.

„Komm mit.“ Damit ging er eilig zur Treppe und brachte diese in Rekordverdächtigen Tempo hinter sich.

Kobe hatte Schwierigkeiten ihm nachzukommen. Er hörte nur noch wie Ratan ein paar Befehle rief, bevor er zum Tor hinaushastete. Der Inhalt dieser Befehle gefiel ihm nicht.

„Euer Kapitän ist wieder da. Steckt Pater Juan in ein Fass Wasser, wir brauchen ihn halbwegs nüchtern im Hafen und schafft den Arzt ebenfalls dorthin.“

Ein Arzt? Nun machte sich Kobe ernsthafte Gedanken. Da auch er ein Arzt war, lief er Ratan hinterher. Er wusste zwar nicht, ob er von Nutzen sein konnte und ob er Piraten helfen wollte, doch er wollte wissen was los war. Nicht viel schaffte es, den Wertiger so in Aufregung zu versetzen.

Als sie im Hafen ankamen sahen sie das Schiff schon. Es war das Gleiche, auf dem er entführt worden war, doch nun sah es ganz anders aus. Das Schiff hatte deutliche Seitenlage und die Segel zeigten einige Russspuren und auch Löcher.

„Was ist passiert?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Ratan zuckte nur mit den Schultern. „Schätzungsweise die Marine. Die sind schon lange hinter mir und Ercole her. Eigentlich hinter jedem Piraten in diesen Gewässern.“

Der Steg wurde nun von immer mehr Menschen bevölkert, das ankommende Schiff war ja auch nicht zu übersehen.

Ratan wand sich um und betrachtete missbilligend die Menschenmenge. Dann rief er einige Männer von seinem Schiff zu sich. „Schafft die Leute weg, das hier ist keine Theatervorstellung.“

Seine Männer beeilten sich der Aufforderung nachzukommen, auch wenn es keine leichte Aufgabe war.

Nun kamen auch der Priester, der wie ein begossener Pudel aussah und ein gepflegter, älterer Herr mit einer Tasche, die ihn eindeutig als Arzt auswies, zu ihnen.

Das Schiff war gerade dabei anzulegen, was sich als gar nicht so einfach erwies.

Kobe versuchte etwas zu erkennen, wurde aber von der Sonne geblendet. Nun dann würde er eben warten, wie alle anderen hier. Er warf einen Seitenblick zu Ratan. Ob er etwas sehen konnte?

Nach einer kleinen Ewigkeit wie es schien, wurde endlich die Planke heruntergelassen und ein männlicher Umriss war zu erkennen. Erst als er herunterkam, erkannte Kobe, das es Ercole war.

Unwillkürlich war er erleichtert. Ja, er mochte ihn nicht, doch den Tod wünschte er ihm auch nicht, den wünschte er niemanden. Da sprach schon seine Berufung dagegen.

Als er sie bemerkte, trat ein verärgerter Ausdruck in seine Augen. „Was macht ihr hier? Du bist mir eine Erklärung schuldig Ratan.“

„Wenn du dich schon über so etwas aufregen kannst, hat es dich ja nicht schlimm getroffen.“ Ratan verschränkte die Arme vor der Brust. Auch er wirkte aus Kobe unbekannten Gründen verärgert.

„Natürlich geht es mir gut. Der Arzt an Bord, da gibt es einiges zu tun.“ Diese Worte galten dem älteren Mann, der auch sofort etwas ungelenk an Bord ging.

Kobe roch Blut, doch konnte er nicht genau zuordnen, ob das von Ercole oder dem Schiff kam. So gut waren seine Sinne im Moment leider nicht.

„Ach ja? Und wie nennst du das du sturer Esel?“ Ohne Vorwarnung nahm der Blondhaarige eine Seite von Ercoles Jacke in die Hand und zog sie zur Seite. Zum Vorschein kam ein, von frischem Blut gut durchtränktes, Hemd.

„Ein Kratzer, nicht mehr.“ Ercole befreite sich von Ratans Berührung, indem er seine Hand grob weg schlug.

Das war kein Kratzer, um das zu erkennen musste man nicht einmal Arzt sein. Es war viel zuviel Blut um nur von einem Kratzer zu kommen. Allerdings gab es Stellen am Körper, die schon bei einer kleinen Wunde stark bluteten, das wusste Kobe. Hoffentlich war das eine dieser Wunden.

„Das erklärt noch lange nicht, was dir das Recht gibt, dich während meiner Anwesenheit über meine Befehle hinwegzusetzen und das hast du gemacht, wie seine Anwesenheit zeigt.“ Das es um Kobe ging, war leicht an Ercoles ausgestreckten Zeigefinger zu erkennen, der auf den Rotblonden deutete.

„Jetzt hör mal, das ist im Moment ja wohl dein kleinstes Problem. Außerdem hab ich mich nicht über deine Befehle hinweggesetzt sondern… Hey Ercole!“

Während der Tiger noch sprach griff sich Ercole mit der Hand an den Kopf. „Mir ist schwindlig.“

Er wankte und Ratan konnte gerade noch schnell genug handeln, um ihn aufzufangen. Ohnmächtig lag er in seinen Armen.

Der Inder seufzte nur schwer. „Idiot.“

Er nahm den Menschen auf die Arme und schlug den Weg zum Fort ein. „Ich leg ihn hin.“

„Warte, ich kümmere mich um ihn.“ Kobe folgte ihm. Das musste er wohl oder übel. Er war Arzt geworden um anderen Wesen zu helfen. Da konnte er ihn nicht neben sich verbluten lassen. Außerdem wollte er sein Gewissen nicht mit dem Tod eines Piraten belasten. Das war es nicht wert.

Vollmondschmerz 13

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe sah mit kritischen Blick auf Ercole, der noch immer bewusstlos auf dem Bett lag. Wie konnte man auf so einer Insel nur einen Arzt haben? Das war verantwortungslos. Meistens waren die Priester auch mit der Krankenbetreuung beauftragt, doch das konnte er sich bei diesem nicht wirklich vorstellen.

Er wusch sich die Hände und öffnete das Hemd des Piraten. „Wenigstens meine Mittel hätte er mir zurückgeben können.“

Aber es war ja nicht sein Problem, wenn Ercole Schmerzen haben würde.

„Warte, ich lass sie dir holen.“ Damit verließ Ratan den Raum.

Mit einem leisen Seufzen schob Kobe das Hemd zur Seite. Ein stark blutender Schnitt kam an der linken Seite zum Vorschein. So gesehen, war es nichts ernstes. Es blutete zwar stark aufgrund der Tiefe, doch nichts was man nicht nähen konnte. Etwas womit er schon genug Erfahrung hatte. So genau konnte er das allerdings erst sagen, wenn er das Blut entfernt hatte.

Kobe sah auf die noch immer blutende Wunde. Nun, zumindest soviel, das er erkennen konnte was er nähte. Denn so wie es aussah, würde sie nicht so schnell zu bluten aufhören.

Er nahm einen Stofffetzen in die Hand und tauchte ihn ins warme Wasser. Was dachte er da eigentlich? Er musste es auf jeden Fall zum Stillstand bringen, sonst floss das Blut nur nach innen und dann würde er bestimmt sterben. Irgendwie war er nicht richtig bei der Sache.

Der Rotblonde atmete einmal durch. Es spielte keine Rolle, wer der Patient war. Im Moment brauchte er Hilfe und nur er konnte sie ihm geben. Wenn er wieder gesund war, konnten sie weitersehen.

Die Tür öffnete sich und Ratan kam herein. In der Hand hatte er die Kiste in der Kobes Mittel und Arzneien waren.

Kobe nickte. Damit müsste es besser gehen. „Kannst du kurz mit dem Stoff auf die Wunde drücken? Wir müssen die Blutung stoppen.“

Ratan nickte und löste Kobes Hände ab.

Dieser ging zu der Kiste und öffnete sie. Ach hier war es also. Ganz oben, unübersehbar, lag seine Giftphiole. Irgendwie hatte er geahnt, das er sie wieder sehen würde. Ratan hatte ihm den Rücken zugewandt, so war es ein Leichtes sie wieder in seinen Besitz zu bringen.

Unauffällig steckte er sie in seine Jackentasche, bevor er die restlichen Fläschchen und Behälter durchsah. Kobe wusste was in jedem einzelnen war und wie es sich auswirkte. Mit dem Inhalt dieses Koffers konnte er Leute töten oder retten. Und auch wenn in diesem Fall die erste Methode durchaus gerecht wäre, hatte er sich für die Zweite entschieden. Sein Gewissen zwang ihn dazu.

Kobe nahm zwei Fläschchen aus dem Koffer und kam zu Ratan. „Nimm ein frisches Tuch.“

Nebenbei entkorkte er ein Fläschchen und goss etwas von dem Inhalt auf das frische Tuch, bevor Ratan es wieder auf die Wunde drückte. Das würde die Wunde desinfizieren, bestimmt besser als der Rum, den man in diesen Breiten sonst dafür verwendete, wenn überhaupt. Nun musste er ihn nur noch dazu bringen das Mittel zu trinken. So würde die Blutung sicher schneller aufhören.

Eine Hand unter den Kopf des Piraten legend, hob Kobe ihn leicht an. Dann setzte er das Fläschchen an dessen Lippen. Er würde es schon schlucken, das war ein natürlicher Reflex.

Und wirklich Ercole schluckte es, auch wenn er kurz darauf hustete. Doch die Augen blieben geschlossen und auch sonst ließ nichts darauf schließen, das er aufgewacht war. Nun mussten sie nur noch warten.

Ruhig zündete der Mischling eine Kerze an. Mit geübten Fingern, fädelte er einen Faden durch das Öhr einer Nadel. Diese hielt er dann in die Flamme der Kerze. Von seiner Behandlung hatte noch niemand eine Infektion bekommen. Allerdings war das hier ein Mensch und kein Werwolf, das waren andere Verhältnisse.

„Wie sieht es aus?“ Fragend sah er den Tiger an.

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Es blutet noch immer.“

Natürlich blutete die Wunde noch immer. Sein Mittel bewirkte immerhin keine Wunder. Obwohl er ihm mehr eingeflösst hatte als er normal benutzen würde. Hier sah man den Unterschied zwischen einem Menschen und einem Werwesen. Bei einem Werwesen hätte diese Wunde schon längst wieder zu bluten aufgehört. Sie wäre vielleicht schon wieder halb verheilt, immerhin wusste er nicht wie lange Ercole sie schon hatte. Frisch war sie nicht mehr, wenn dann eher aufgebrochen. Idiot.

Nein, er konnte sich nicht mit den Menschen anfreunden. Er mochte diese Rasse nicht. Sie waren schwach, nur in der Überzahl fühlten sie sich stark. Feige war ein Wort, das sie gut beschrieb und doch hielten sie sich für die großartigste Schöpfung der Natur. Ja, es war eine rassistische Einstellung, doch da er zur Hälfte Mensch war, war es nur natürlich.

Tja und nun war er hier und versuchte das Leben eines solchen Wesens zu retten. Eines Menschen, der ihm von allen bisher Kennengelernten am unsympathischsten war.

Kobe mochte weder was Ercole war, noch wie er die Dinge handhabte.

„Es wird weniger.“ Ratans Bemerkung ließ ihn seine Gedanken beiseite schieben. Es stimmte, der Blutstrom wurde weniger.

Kobe setzte die Nadel an und machte einige Stiche. Auch wenn er es noch nicht ganz nähen konnte, es war zumindest ein Anfang. Bewusstlose Opfer waren ihm am liebsten, die hielten still. Es war störend wenn sie bei Bewusstsein waren und bei jedem Stich zusammenzuckten. Egal ob sie wollten oder nicht, das war einfach eine natürliche Reaktion das ließ sich nicht abstellen.

Jetzt wäre fast einer dieser Blutsauger vonnöten. Mit deren Magie wäre so eine Verletzung ein Witz. Doch seine Rasse hatte dafür die Körperkraft bekommen, nun ja er und andere Mischlinge einmal ausgenommen.

„Eineinhalb Wochen noch.“ Ratans Stimme war ruhig bei diesen Worten.

„Was?“ Kobe sah ihn verwirrt an. Er verstand den Sinn der Aussage nicht ganz.

„Eineinhalb Wochen noch bis Vollmond. Das meine ich.“ Ratan lächelte leicht.

„Willst du jetzt wirklich davon anfangen?“ Der Rotblonde sah den Tiger verwundert an. Wie konnte er jetzt an das Gespräch von zuvor anknüpfen?

„Störe ich dich etwa, wenn ich rede?“

Kobe schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht, aber…“

Er ließ den Satz offen und schob das Stoffstück ein wenig zur Seite.

„Na dann ist es ja kein Problem.“ Der Tiger beobachtete sein Tun.

„Du willst jetzt wirklich unser Gespräch weiterführen?“ Also das nannte eine Ruhe. Ob er das könnte, wusste er nicht. Doch der Pirat vor ihm war ja auch nicht sein Freund.

„Ja klar. Ich drücke mit meinen Händen auf eine blutende Wunde und hatte seit einiger Zeit keine anständige Jagd mehr. Es fällt mir verdammt schwer dabei nicht an Futter zu denken.“ Der Wertiger lächelte etwas unglücklich.

Ach so, es war eine Ablenkung, das hätte er auch gleich sagen können. Manchmal waren so starke Instinkte doch nicht hilfreich. „Ich kann dich nicht in meine Nähe lassen. Das ist zu gefährlich für dich und mich. Wenn ich alleine bin, kann ich mich darauf konzentrieren ich selbst zu bleiben.“

„Und wenn du die Kontrolle verlierst?“ Nachdenklich sah Ratan auf die Wunde von Ercole.

Kobe zuckte mit den Schultern. Was sollte er sagen? Jedesmal wenn er die Kontrolle verlor, konnte er sich danach zum Glück an nichts mehr erinnern.

Doch Ratan ließ nicht locker. „In der Nähe?“

„Sag mal warum bist du so erpicht darauf, mich in meiner zweiten Gestalt zu sehen?“ Schön langsam wurde das wirklich auffällig. Etwas das Kobe aufregte. Es war wie ein Gespräch mit einem kleinen Kind. Man hatte ein Verbot aufgestellt und es versuchte mit allen Mitteln ein Schlupfloch zu finden um doch noch an das Gewünschte zu kommen.

„Das ist wohl eine Art natürliche Faszination. Bis jetzt habe ich nur die Verwandlung von Tigern gesehen, ein Wolf ist da sicher interessant. Aber wenn du nicht willst, respektiere ich das.“ Dabei sah er Kobe erwartungsvoll an.

Kobe wusste worauf er wartete, doch bei diesem Thema blieb er hart. „Danke.“

Ratan seufzte tief. „Du bist wirklich ein Dickkopf.“

„Und sehr stolz darauf.“ Das war immerhin eine Eigenschaft, die er mit seinem Vater teilte. Allzu viel hatte er sowieso nicht von ihm.

Kobe begann die Wunde zu nähen, die nun endlich zu bluten aufgehört hatte. Zumindest soweit, das durch das Nähen keine Probleme entstehen sollten.

„Wenn du meinst. In meinen Augen ist das nicht sehr rühmenswert.“ Ratan schüttelte den Kopf und nahm den Stofffetzen weg. Er roch kurz daran und warf ihn dann zu dem Anderen.

„Sagt der Einäugige zum Blinden. Du bist eine Katze.“ Er wusste genau, das der Tiger ebenso dickköpfig war wie manche seiner Cousins. Dagegen war er handzahm. Denn immerhin ließ er noch mit sich reden und seine Meinung war nicht unumstößlich. Außer bei diesem für ihn heiklen Thema.

Kobe beendete seine Arbeit und warf die Nadel und den übrigen Faden zu den beiden Stofffetzen. „Alles andere liegt bei ihm. Obwohl ich nicht glaube das er daran stirbt. Ich schätze ihn ebenso stur ein wie dich.“

Ratan nickte zustimmend. „Ja, deswegen verstehen wir uns auch so gut.“

Eine Antwort darauf ersparte sich Kobe. Immerhin war das purer Sarkasmus, darauf gab es nur selten eine Antwort. Denn das die Dinge anders lagen, das hatte er schon bei ihrem ersten Zusammentreffen gespürt und das obwohl seine Instinkte damals Überhand genommen hatten.

„Ich werde warten bis er aufwacht.“ Wirklich erfreut war er nicht darüber, doch es konnte immer noch sein, das etwas passierte. Dann konnte er ihm gleich helfen.

Außerdem wollte er noch einen Verband anlegen, doch das würde er nicht machen wenn Ercole bewusstlos war. Das war nur unnötige Arbeit.

Ratan nahm die gebrauchten Sachen. „Ich bringe sie weg und komme später wieder.“

Kobe nickte nur. Wahrscheinlich wollte er sich den Schaden am Schiff ansehen. Etwas wovon Kobe nichts verstand. „Ja, bis dann.“

Ohne ein weiteres Wort verließ der Tiger das Zimmer.

Vollmondschmerz 14

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Etwas fehlte. Das merkte Ercole sofort als er langsam erwachte. Genau konnte er es zwar nicht benennen, doch es beunruhigte ihn. Erst nach einige Augenblicken fiel es ihm auf. Der Boden war anders. Er bewegte sich nicht, aber er war doch auf seinen Schiff oder?

Ercole öffnete die Augen und fuhr hoch als er die Umgebung nicht gleich erkannte. Allerdings hatte er nicht an seine Verletzung gedacht, was dazu führte, das er mit einem Schmerzenslaut wieder zurücksank.

„Schön langsam bekomme ich eine Vorstellung, wie die Wunde aufgerissen ist. Aber noch einmal nähe ich das sicher nicht.“

Bei der vage bekannten Stimme drehte er den Kopf in die Richtung, aus der sie kam. „Genäht?“

„Ja oder glaubst du etwa es hört von alleine zu bluten auf und wächst wieder zusammen? Wohl kaum.“ Kobe schüttelte nachsichtig den Kopf.

„Wenn du schon mal wach bist, hilf mir das zu verbinden. Ich glaube zwar nicht, das es Probleme geben wird, doch ich gehe lieber auf Nummer sicher.“

Ercole sah misstrauisch auf die Stoffstreifen in Kobes Hand. „Was soll das werden?“

„Ich will dich verbinden. Keine Angst es ist nur Stoff.“ Kobe sah ihn leicht amüsiert an.

„Wie kommst du auf die Idee, ich hätte Angst?“ Es war ihm nicht wohl dabei Kobe in dieser Verfassung in seiner Nähe zu haben. Außerdem wollte er sich nicht unbedingt bewegen, es tat nämlich verdammt weh. Aber das würde er nie zugeben.

„Weil du so aussiehst. Und nun hilf ein wenig mit.“ Kobe machte eine Handbewegung die Ercole andeutete, das er sich aufrichten sollte.

„Ich brauche keinen Verband.“ Nicht wenn er sich dafür bewegen musste. Bestimmt gab er sich nicht diese Blöße und galt dann als schwach.

Der Mischling seufzte. „Dann gib mir aber nicht die Schuld, wenn es sich entzündet.“

Wollte er ihn damit etwa umstimmen? Ein schwaches Argument, als ob er nicht schon schlimmeres überlebt hatte. „Ich brauche keinen Verband.“

Das schien zu wirken, den Kobe drehte sich um und ging zur Tür. Das gefiel Ercole nicht, da er nicht glaubte, das der Andere sich so schnell geschlagen gab. Zumindest passte das nicht zu dem Bild das er sich von ihm gemacht hatte.

„Wo willst du hin?“

Den Türknauf schon in der Hand drehte Kobe sich mit einem hinterhältigen Lächeln um. „Ich hole Ratan, damit er mir hilft.“

Ercole war sich sicher, das er in diesem Moment noch bleicher wurde, als er sowieso schon war. Bloß nicht. Jeder Andere war besser als er, nein, alles Andere war besser als er.

Mühsam richtete er sich ein Stück auf. „Mach schon.“

Lächelnd kam Kobe wieder auf ihn zu. „Na also, geht doch.“

Er setzte sich neben ihn und half ihm beim aufsetzen. Dann wickelte Kobe die Stoffstreifen um seinen Bauch.

Ercole biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er bei jeder Bewegung aufgeschrieen. Sonderlich zärtlich war der Rotblonde nicht, doch das konnte er wohl kaum erwarten. Nicht bei ihrer Vorgeschichte.

Doch er war sehr geschickt beim anlegen des Verbandes. Es war sicher nicht das erste Mal, das er so etwas machte. Die Wunde war auch perfekt vernäht, besser als es ihr Schiffsarzt gekonnt hätte. Von Kobe hätte dieser noch einiges lernen können, leider war er beim Angriff der Marine getötet worden.

Als er sich endlich wieder hinlegen konnte, seufzte er erleichtert. „Woher kannst du das so gut?“

Kobe sah ihn nur kurz an. „Ich bin Arzt, da ist es nur natürlich das ich das kann.“

Arzt? Das war neu für Ercole. Gut, er schleppte eine Kiste voll mit irgendwelchen Flüssigkeiten mit sich herum, doch woher hätte er wissen sollen das das Arzneien waren? Und über seine Anstellung bei seinen Arbeitgebern hatten sie auch nie geredet. Warum auch, er hatte ihm von Anfang an nicht geglaubt. Für ihn war er nur ein reiches Söhnchen gewesen, verrückt ja, aber trotzdem eine gute Geisel wenn man seine Herkunft herausfand. Allerdings, warum sollte er dann ein Medizinstudium machen? Das war sehr Zeitintensiv und anstrengend soviel Ercole wusste. Noch dazu waren die meisten viel zu zart besaitet um Verletzungen zu verarzten. Bei manchen Wunden, die er in seinem Leben schon gesehen hatte, war sogar ihm schlecht geworden.

Es klopfte und ohne auf seine Erlaubnis zu warten, antwortete Kobe schon mit einem ‚Herein’. Irgendwie waren die Rollen vertauscht worden. Sollte nicht alles auf dieser Insel auf ihn hören? Ihm gehörte sie schließlich.
 

Kobe sah zur Tür. Eigentlich wusste er schon wer kam, immerhin hatte sich nur Einer angekündigt.

Ratan trat ein und schloss die Tür hinter sich.

„Was willst du?“ Ercoles Stimme klang genervt, doch auch leicht resigniert.

Ratan lächelte belustigt. „Na das ist ja eine nette Art deinen Freund zu begrüßen. Vor allem wenn du so wie ich das sehe auf meine Hilfe angewiesen bist.“

„Wir waren niemals Freunde und daran hat sich nichts geändert. Also?“

Selbst für Kobes Augen war das ein sehr frostiger Empfang. Von Ercoles Seite gab es wirklich keine Freundschaft, wie konnte Ratan es dann nur anders sehen? Doch wahrscheinlich sah Ratan da sowieso nur was er wollte. Wie bei manch anderen Dingen auch.

Ratan wurde ernst, wenn Kobe auch bezweifelte, das es wegen Ercoles Worten war.

Er setzte sich auf einen Sessel, bevor er wieder zu sprechen begann. „Das war sicher nicht einer deiner besten Seekämpfe. Die Revenge wieder flott zu bekommen wird Monate dauern. Ich hab mir den Schaden angesehen, es ist ein Wunder, das ihr es wieder zurückgeschafft habt.“

„Wir hatten ja auch keine Wahl. Sie haben uns auf der Rückfahrt überrascht.“ Ercole sah missmutig auf den Tiger.

„Nun ich werde dir helfen, wie ich es versprochen habe und verzichte auch auf neue Verhandlungen.“

Was? Kobe sah überrascht zu dem Wertiger.

Wollte er das nicht nutzen? Immerhin war das die perfekte Gelegenheit, da er nun alles von ihm verlangen konnte. Ercole, ja die ganze Insel war nun von ihm abhängig. Und er hatte ein Anliegen ihn betreffend, das er durchbringen wollte. Etwas das Ratan wahrscheinlich mehr bedeutete als ihm selbst.

Ja, er wollte seine Familie wieder sehen. Doch was war, wenn diese keine Beziehungen zu einem Wertiger wollten? Eingehen würden sie diese sicher, schon alleine weil er ihn zurückbrachte. Doch im Endeffekt hatte er seiner Familie dann wieder Umstände gemacht. Und zwar solche, die Konsequenzen nach sich ziehen konnten, denn andere Werwolfrudel würden vielleicht nicht so einfach darüber hinwegsehen. Was wenn sie dadurch als Verräter betitelt wurden? Dann war wegen ihm ihr Ansehen beschmutzt.

„Wie gnädig von dir.“ Ercoles Stimme klang herblassend, doch dann wurde er übergangslos wieder ernst.

„Nein, das glaube ich dir nicht. Wo ist der Haken?“

„Sagen wir einfach du schuldest mir einen Gefallen. Etwas an das ich dich beizeiten erinnern werde.“ Ratan warf einen kurzen Blick zu Kobe.

Wollte er etwas von ihm? Oder war das nur ein stummes Versprechen, das er es für ihn nutzen würde?

Ercole hingegen sah eher unglücklich aus. Eine klare Forderung wäre ihm wohl lieber gewesen. Kobe konnte das verstehen, so war er im Ungewissen was ihn Ratans Hilfe noch kosten würde. Und Ratan würde das weder vergessen noch seine Hilfe billig verkaufen, das war sicher.

„Ich hab ja keine andere Wahl.“ Der Pirat seufzte besiegt.

Ratan lächelte nun wieder und stand auf. „Nein, die hast du nicht. Ich werde mich um die Reparaturen kümmern solange du das Bett hütest und das wirst du. Kobe hat meine Erlaubnis mich jederzeit zu rufen um das zu gewährleisten.“

„Er hat deine Erlaubnis?“ Ercole sah nun wirklich wütend aus.

„Das ist meine Insel verdammt, hier gilt mein Wort und nicht deines!“

„Im Moment bist du aber verletzt und nicht imstande Entscheidungen zu treffen. Außerdem sieht man mich hier sowieso schon als deinen Stellvertreter an, also warum nicht den Dingen ihren Lauf lassen? Ich borg mir deinen Arzt kurz aus.“ Damit nahm er Kobe beim Arm und verließ mit ihm das Zimmer.

Kobe sah auf die Tür, die Ratan hinter ihnen schloss. „Nun ist er wütend.“

„Ich weiß. Doch er wird sich auch wieder beruhigen, wie immer.“ Ratan zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Das wusste Kobe auch und es war ihm auch egal ob sich Ercole aufregte oder nicht. Ruhige Patienten waren nur einfacher zu pflegen als aufsässige. Kobe zweifelte keinen Moment daran, das die Pflege an ihm hängen bleiben würde. Wer sollte es auch sonst erledigen?

„Du wirst dich um ihn kümmern oder? Er ist zwar ein ausgesprochen schwieriger Patient und manchmal wirklich unausstehlich, aber damit wirst du sicher fertig.“ In Ratans braunen Augen stand eine stumme Bitte.

Da war sie also, wie er es geahnt hatte. Kobe unterdrückte ein Seufzen und nickte. „Ja, natürlich werde ich mich um ihn kümmern. Weil, du mich darum bittest.“

Auch so hätte er es getan, wenn auch nicht ganz freiwillig. Doch es stimmte, die beste Pflege bekam er von ihm und Dank seiner Cousins hatte schon Übung bei der Pflege widerspenstiger Patienten.

„Danke.“ Der Tiger lächelte und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Du wirst das schon hinkriegen.“

„Richte dich darauf ein, in nächster Zeit öfter gerufen zu werden.“ Denn alleine diese Drohung schien bei Ercole Wunder zu wirken. Da stellte sich nur die Frage warum der Pirat den Tiger nicht ausstehen konnte? Doch solange er sich diese Abneigung zu Nutze machen konnte, war der Hintergrund nicht weiter interessant.

„Dazu hast du die Erlaubnis.“ Ratan lachte kurz und drehte sich dann um.

„Ich werde auf jeden Fall kommen wenn du rufst. Seine Abneigung gegen mich ist einfach zu erheiternd.“

Damit ging er.

Kinder. Kobe schüttelte nur den Kopf und öffnete die Tür.

Nun er hatte da drinnen einen Patienten zu versorgen. Auch wenn dieser sicher dagegen war.

Vollmondschmerz 15

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Verflucht, du bist sturer als ein Esel!“ Kobe versuchte mit aller Kraft Ercole daran zu hindern das Bett zu verlassen. Es waren zwar schon fünf Tage vergangen in denen er ihn mit größten Anstrengungen erfolgreich ans Bett gefesselt hatte, doch für größere Ausflüge war es noch zu früh.

„Ich fasse das als Kompliment auf und jetzt lass mich los!“ Ercole wehrte sich gegen dessen Griff.

Kobe gab einen genervten Laut von sich. Dann eben das äußerste Mittel, in den letzten Tagen hatte es Wunder gewirkt. „Wenn du nicht liegen bleibst, lass ich Ratan holen.“

„Oh, du bist so feige. Musst du immer nach Ratan rufen wenn etwas nicht nach deinem Kopf läuft? Schaff es doch aus eigener Kraft.“

Das ging nicht, denn dann gewann Ercole. Das hatte er mehr als nur einmal in den letzten Tagen festgestellt. Es war schwer den Piraten zu etwas zu bewegen, das er nicht wollte. „Du bleibst im Bett.“

„Nein.“

Wütend starrten sie sich gegenseitig an. Keiner würde aufgeben, das wusste Kobe, es passierte immerhin nicht das erste Mal. In den letzten Tagen hatten sie wirklich viel Zeit miteinander verbracht. Man konnte Ercole ja auch keine Minute alleine lassen, denn dann passierte so etwas.

Es war eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen entstanden, das war unumgänglich wenn man viel Zeit miteinander verbrachte. Ercole war zwar wirklich schwierig und nervte oft, aber wenn er ruhig war oder den Mund hielt, konnte man es mit ihm aushalten. Er war noch immer ein Mensch, doch entgegengesetzt seines ersten Eindrucks von ihm, hatte er auch seine guten Seiten. Etwas das Kobe nie gedacht hätte.

Über Seefahrt konnte man sich stundenlang mit ihm unterhalten, ebenso wie über Waffen und Jagd. Kobe hatte eine Menge Anläufe gebraucht, um ein passendes Gesprächsthema zu finden. Umso glücklicher war er diese drei gefunden zu haben, es war langweilig sich die ganze Zeit anzuschweigen.

Fast zeitgleich verschränkten sie die Arme vor der Brust und drehten den Kopf zur Seite. Kobe konnte ein Grinsen nicht unterdrücken und ein kurzer Seitenblick bestätigte ihm, das auch Ercole grinste.

„So, ich steh jetzt auf.“ Damit schlug der Braunhaarige die Decke zur Seite.

Kobe legte eine Hand auf dessen Brust. „Das wirst du nicht.“

Der entspannte Moment war damit wieder vorbei. Sie beharrten beide noch immer auf ihre Meinung.

„Das ist meine Insel Gottverdammt, hier gelten meine Befehle!“ Die Stimme des Menschen war wieder lauter geworden.

Den Kopf schief legend, verdrehte Kobe die Augen. „Ach hör doch auf. Musst du dich immer auf deine Position berufen? Kannst du es nicht aus eigener Kraft schaffen?“

Bewusst hatte er die Worte gewählt, die Ercole zuvor selbst benutzt hatte. Mal sehen wie er seine eigene Spitze vertrug. Doch ihm war auch bewusst, das sie so keinen Schritt weiterkamen.

Er seufzte tief. „Na gut, warum willst du unbedingt aufstehen?“

Es musste einen Grund für seine Hartnäckigkeit geben. Sonst legte er es auch nicht so darauf an.

„Ich will einfach aufstehen, mir die Beine vertreten. Seit fünf Tagen liege ich nun schon in diesem Bett, ich will mich einfach bewegen.“ Ercole sah ihm fest in die Augen, so als wollte er ihm so seinen Willen aufzwingen.

„Wohin willst du dich bewegen?“ Er musste ein Ziel haben, wenn er so erpicht darauf war aufzustehen. Wenn er es ihm sagte, dann konnte er es ihm vielleicht gestatten und helfen.

Ercole schnaubte wütend. „Ich muss auf die Toilette.“

„Ja und?“ Wo lag da das Problem? Das hatten sie in den letzten Tagen doch auch geschafft. Der Nachttopf war immer griffbereit, ebenso wie eine Flasche. Also weswegen stellte er sich so an?

„Ich will das ohne Hilfe schaffen. Es ist einfach entwürdigend dafür Hilfe zu brauchen. Ich will im Stehen Wasser lassen, wie jeder andere Mann auch. Ohne das mir jemand dabei zusieht.“

Das waren gute Gründe und als Mann konnte Kobe sie auch sehr gut nachvollziehen. Und wenn er dafür aufstand, dürfte das auch kein Problem darstellen. „Also gut. Hoch mit dir.“

Er griff ihm helfend unter die Arme, auch wenn das gar nicht nötig war wie er feststellte. Dann holte er den Nachttopf unter dem Bett hervor und stellte ihn auf den Boden. „Ich warte dann draußen.“

Mit diesen Worten verließ Kobe das Zimmer. Sollte er seinen Willen doch haben.

Dem Piraten vor der Tür nickte er grüßend zu. Er durfte noch immer keinen Schritt ohne Bewachung machen. Aber zumindest hatte er sich mit seinen Bewachern gut gestellt und seit Ratan mit seinen Ablenkungen aufgehört hatte, waren sie auch nicht mehr so misstrauisch.

Kobe trat ans Fenster und sah zum wolkenlosen Himmel auf. Jetzt konnte man es nicht sehen, doch es dauerte nur noch sechs Tage bis zum nächsten Vollmond. Er hatte einen festen Stichtag. Bis dahin brauchte er einen Plan wie er hier wegkam. Ratan konnte ihm helfen, doch er wollte ihn nicht in seiner Nähe haben, wenn er sich wandelte. Er wollte dann niemanden in seiner Nähe haben. Selbst wenn er nicht jede Nacht zum Mond aufsehen würde, könnte er es trotzdem spüren. Mit jedem Tag wurde er unruhiger, nervöser und dadurch auch gereizter. Es kostete eine Menge seiner Willenskraft, um das nicht an Ercole auszulassen.

Wie sollte er das bloß anstellen? Im Grunde war es ganz einfach. Das Fort verlassen und seinen Bewacher abhängen. Simpler ging es gar nicht, nur die Umsetzung war schwierig. Vor allem der zweite Teil. Und der Zeitpunkt war auch wichtig. Wenn er es zu früh machte, dann könnten sie ihn finden, wenn es zu spät war, konnte er es sich ganz sparen und wahrscheinlich ein Blutbad anrichten. Das Problem war nur, das er nicht wusste wann die Verwandlung einsetzte. Am Abend, aber das war auch schon alles. Wenn er sie spürte war es schon zu spät.

Nun, zunächst hatte er andere Probleme. Er ging wieder zur Tür und öffnete sie.
 

Ratan sah zum Himmel auf. Nur mehr sechs Tage bis der Vollmond in aller Pracht am Himmel stand. Normalerweise interessierte ihn das nicht. Er legte nicht viel auf Klischees, die besagten das man sich bei Vollmond verwandeln musste. Es gab sowieso viel zu viele, die sich daran hielten, da musste er nicht auch noch mitmachen. Doch diesmal zählte er die Tage bis dorthin. Ihm war klar, das er Kobe helfen musste aus dem Fort zu kommen.

„So eine besorgte Mine steht dir nicht.“ Eine blonde Frau hackte sich bei ihm unter. Obwohl Frau noch nicht ganz zutraf. Viel eher war es ein Mädchen, das sich gerade in dem Stadium befand, das sie zu einer Frau machte.

Ratan lächelte sie charmant an. „Keine Sorge Marissa für dich hab ich immer ein Lächeln übrig.“

„Das will ich auch hoffen.“ Sie erwiderte das Lächeln und kam näher an ihn.

„Immerhin bin ich doch dein Liebling.“

„Natürlich meine Kleine.“ Nun Liebling traf es nicht ganz, immerhin hatte er mit ihr noch nicht das Bett geteilt. Etwas das er auch nicht vorhatte, dafür kannte er sie zu gut und lange. Aber sie gab eine gute Komplizin ab und war zu jeder Schandtat bereit. Ja, vom charakterlichen her, war sie ihm von allen Freudenmädchen hier die Liebste.

„Kann ich irgendetwas machen um deine Laune zu heben?“ Das kokette Lächeln, das sie nun zeigte und die Art wie sich ihre Brust an seinen Arm presste, machte deutlich an was sie dachte.

Ratan wollte ihr Angebot gerade höflich ablehnen, als ihm eine Idee kam. „Das kannst du wirklich Marissa. Hast du in sechs Tagen schon etwas vor?“

„Nein, aber du wie mir scheint. Was muss ich machen?“ In ihren grünen Augen war nun ein abenteuerlustiges Funkeln zu erkennen.

Wie er dieses Mädchen liebte. Schade das er sie zu gut kannte, sie wäre die perfekte Partnerin. Vor allem mochte er ihre Art allem zuzustimmen, ohne zu wissen worum es ging. Da es immer Spaß für sie brachte und das wusste sie. „Du musst nur eine Nachricht überbringen und einen Wachposten ablenken.“

Kobe wollte ihn nicht in seiner Nähe haben. Auch gut, dann würde Marissa für seine Flucht sorgen.

Marissa schnurrte leicht, oder das was die Menschen eben zustande brachten, bei diesem Gedanken. „Eine meiner leichtesten Übungen. Das ist schon so gut wie erledigt. Und nun lass uns Spaß haben.“

„Spaß?“ Ratan kannte viele Arten von Marissa Spaß zu haben, aus Erfahrung wusste er das es ratsam war nachzufragen.

„Ja.“ Sie lächelte nun wieder, fast wie ein kleines Mädchen, während sie ihn zum Eingang eines Gasthauses dirigierte.

„Wir betrinken uns auf deine Rechnung, du bringst mich ins Bett wenn ich nicht mehr stehen kann und gehst dann deiner Wege. Wie immer.“ Sie seufzte fast bedauernd, bei den letzten Worten.

Ratan lächelte und zuckte mit den Schultern. Warum eigentlich nicht. Es war Abend und er hatte einige anstrengende Tage hinter sich. Etwas Abwechslung würde ihm nur gut tun.

Vollmondschmerz 16

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Heute war also Vollmond. Kobe war den ganzen Tag schon so unruhig und konnte gar nicht mehr stillsitzen. Von Ercole hatte er sich schon früh zurückgezogen. Seit er wieder aufstehen durfte, war er sowieso ständig unterwegs. Seinen Aussagen nach musste er ein wenig seiner Autorität zurückgewinnen, die Ratan ihm abspenstig gemacht hatte. Ihm war das nur allzu Recht.

Was ihn allerdings beunruhigte, war der Stand der Sonne, der immer weiter sank. Er hatte Ratan in den letzten Tagen nicht gesehen, weswegen ihm nun eine Ablenkung fehlte. Wie sollte er bloß hier weg kommen? Oder besser die Wache abhängen?

Ein Klopfen ließ ihn zur Tür sehen. „Ja?“

Ein Mädchen trat ein und schloss die Tür hinter sich. Höflich knickste sie vor ihm. Ihr Blick allerdings musterte ihn unverholen. „Mein Name ist Marissa. Ratan schickt mich.“

„Ratan?“ Warum schickte Ratan ihm ein Mädchen? Das war wohl das Letzte das er brauchte.

„Ja.“ Sie grinste frech. „Er glaubt wohl du willst ihn heute nicht sehen, deswegen bin ich an seiner Stelle hier. Die gewünschte Ablenkung.“

„Oh.“ Mehr fiel Kobe nicht als Erwiderung ein. Ratan war ihm immer einen Schritt voraus. Auch ohne ein Wort von ihm hatte er für eine Ablenkung gesorgt. So eine Voraussicht hatte er ihm gar nicht zugetraut oder eher erwartet.

„Gut, dann sollte ich mich mal ans Werk machen.“ Marissa legte ihren Umhang ab und zum Vorschein kam ein Kleid, mit einem sehr tiefen Ausschnitt.

Alle Frauen die Kobe kannte, würden davor zurückschrecken. Doch nun wusste er wenigstens was für eine Art Mädchen ihm Ratan geschickt hatte. Nicht das er etwas dagegen hatte, doch ob diese Ablenkung funktionierte? Immerhin war sie schon ein paar Mal benutzt worden.

Sie zupfte an dem Spitzenbesatz ihres Ausschnittes herum. „Gib mir fünf Minuten, dann kannst du abhauen, wohin du hier auch immer willst. Die Wache am Hintereingang dürfte schon schlafen. Man sollte eben keinen Wein von fremden Gönnern annehmen.“

„Fünf Minuten? Mein Wächter hat eine Frau.“ Etwas das selbst ihn überrascht hatte. Doch das könnte die Sache etwas erschweren. Das sollte Marissa vielleicht wissen.

Die Klinke schon in der Hand wand sie sich noch einmal zu ihm um. Sie schenkte ihm ein Lächeln, das gar nicht zu dem jugendlichen Gesicht passte. „Das haben sie doch alle.“

Damit öffnete sie die Tür mit einem frustrierten Laut. „Reiche Schnösel, wissen einfach nicht den Wert eines guten Geschenks zu schätzen.“

Sie sah nach rechts, wo die Wache stand. „Aber du mein Hübscher wirst meinen Wert doch sicher mehr zu schätzen wissen.“

Nach diesem Worten schloss sich die Tür hinter ihr. Kobe konnte nur den Kopf schütteln. Da hatte Ratan ihm ja eine nette Ablenkung geschickt. Bei Gelegenheit würde er sich dafür bei ihm bedanken.

Kobe wartete die vorgegebene Zeit ab und öffnete dann die Tür. Tatsächlich war niemand mehr zu sehen. Egal wie sie es geschafft hatte, es musste wirklich überzeugend gewesen sein. Nun sollte er zusehen, das nicht alles umsonst war.

Er schlich zur Treppe und spähte nach unten. Es war niemand zu hören oder sehen. Aus diesem Grund wagte er sich hinunter in den Raum.

In den letzten Tagen hatte er das Fort gut genug kennen gelernt um zu wissen, wo es zum Hinterausgang ging. Obwohl er dieses Wissen eher einem Ausflug mit Ratan verdankte.

Er öffnete eine Tür und spähte in den Gang dahinter. Dieser war wesentlich dunkler als der, den er gerade hinter sich entlang geschlichen war. Doch er wurde auch nicht oft benutzt.

Kobe brachte ihn schnell hinter sich und öffnete die Tür, die in den kleinen Hinterhof führte. Ein kurzer Blick bestätigte was das Mädchen ihm gesagt hatte. Die Wachen saßen in sich eingesunken neben der kleinen Tür.

Leise um sie nicht zu wecken, öffnete Kobe die Tür und schlüpfte nach draußen. Jetzt musste er nur noch den Wald erreichen. Ein Kinderspiel von hier aus.
 

„Halt dich einfach aus meinen Angelegenheiten heraus.“

„Ich misch mich doch auch gar nicht ein. Das Einzige was ich sagte war, das ich denke…“

Ercole unterbrach Ratan einfach. „Genau du denkst und das ist das Problem.“

Ratan atmete einmal tief durch. „Jetzt hör mal zu. Ich habe schon Menschen und Städte geführt, da hatte dein Vater dich noch nicht einmal in Planung. Also um auf mich herabzusehen bist du einige Jahrzehnte zu früh. Vor allem solltest du mich heute nicht reizen. Es ist ein ganz schlechter Tag dafür.“

„Okay.“ Ercole hob eine Hand um zu zeigen das er verstanden hatte. Was war denn heute mit dem los. Sonst reagierte er nicht so auf seine Bemerkungen. Vielleicht war er auch einen Schritt zu weit gegangen. Doch nur vielleicht, es bestand eine klitzekleine Möglichkeit das es so war.

Er ging mit Ratan Richtung Treppe, wo plötzlich ein blondes Mädchen auf dem Weg nach unten auftauchte.

Als sie ihn sah blieb sie wie erstarrt stehen. Doch nur einen Moment, dann strahlte sie über das ganze Gesicht und flog ihm praktisch in die Arme. „Ercole! Ich freu mich so dich zu sehen.“

Ercole keuchte kurz aufgrund der stürmischen Begrüßung, die seiner Wunde nicht ganz so gut tat. „Marissa. Was machst du denn hier?“

Es war ungewöhnlich das sie hier war. Ihr Bruder gehörte zu seiner Mannschaft weswegen er sie schon von klein auf kannte. Nun er kannte sie schon früher in einer so kleinen Gemeinde war es unumgänglich, das man andere Kinder kannte.

Sie zog einen Schmollmund. „Eigentlich wollte ich dich besuchen, du hast mir eine Nacht versprochen sobald ich siebzehn bin. Mein Geburtstag war vor einem Monat.“

„Ach schon?“ Wie kam er da bloß raus? Dieses Versprechen damals war eine Notlüge gewesen. Er konnte doch nicht mit einem Mädchen schlafen, das er schon gekannt hatte als sie noch in ihren Windeln lag.

„Ja.“ Sie schüttelte den Kopf. „Egal, für heute hab ich mich schon genug amüsiert.“

Mit einem verführerischen Lächeln ließ Marissa von ihm ab und ging zu Ratan, dem sie einen Finger unters Kinn legte. „Und du mein Süßer, die Nacht gestern war großartig. Das müssen wir mal bei Gelegenheit wiederholen.“

„Wann immer du willst.“ Ratan schenkte ihr ein warmes Lächeln.

„Du bist süß.“ Damit stupste sie ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase, zwinkerte ihm zu und ging.

Ercole sah ihr nach, bis sie verschwunden war. „Glaubst du nicht, das du etwas zu alt für sie bist?“

„Eifersüchtig?“ Der Blonde bedachte ihn mit einem amüsierten Seitenblick.

„Quatsch.“ Ohne ein weiteres Wort ging Ercole die Treppe hoch. Wegen ihr war er doch nicht eifersüchtig. Derzeit hatte er andere Probleme. Allen voran eines, das ihn in den letzten Tagen kaum alleine ließ.

Er stockte mitten im Schritt. Moment Marissa war doch von oben gekommen. Dort war aber niemand außer Kobe und dessen Wache. Mit wem hatte sie sich dann amüsiert?

Von einer bösen Vorahnung getrieben, beschleunigte er seine Schritte. Die Wache stand zwar dort wo sie ein sollte, doch das sagte nichts.

Ercole riss die Tür zu Kobes Zimmer auf. Wie er erwartet hatte war niemand mehr da.

Wütend packte er den Piraten am Kragen. „Nennst du das etwa einen Befehl ausführen!“

Er holte aus und schlug ihn ins Gesicht.

Ratan der ihm hinterhergelaufen war ignorierend, lief er wieder die Treppe hinunter. Im Hof traf er seinen ersten Maat an, den er sofort zu sich rief. „Weise die Männer an, die Stadt zu durchkämmen und den südlichen Wald.“

Den nördlichen Teil würde er selbst übernehmen. Weit konnte er noch nicht gekommen sein und wenn Ercole ihn fand hatte er hoffentlich eine gute Erklärung.

„Klar. Aber was sollen sie eigentlich suchen?“ Sein Maat sah ihn fragend an.

„Meinen Gefangenen natürlich!“ Der Braunhaarige wusste, das er den Falschen anschrie, doch er musste sich irgendwie abreagieren. Er atmete einmal tief durch.

„Findet ihn. Um jeden Preis.“

Der Pirat nickte und lief ins Haus um seinen Anweisungen Folge zu leisten.

Ercole ging zur Wand und zog eine Fackel aus ihrer Halterung. Der Vollmond stand am Himmel und spendete ausreichend Licht um meterweit sehen zu können, doch das war im Notfall auch eine Waffe.

„Ercole warte.“ Ratan hielt ihn am Oberarm zurück.

„Jetzt in der Nacht eine Suche anzufangen ist sinnlos. Warte bis es wieder hell ist, dann habt ihr mehr Chancen ihn zu finden.“

„Auf keinen Fall.“ In der letzten Zeit hatte er scheinbar die Zügel etwas schleifen lassen. Er war aufgrund von Kobes Freundlichkeit etwas nachlässig geworden und sein Gefangener hatte das ausgenutzt. Wenn es etwas gab was er gar nicht mochte, dann war es wenn man ihn an der Nase herumführte.

„Ich werde ihn jetzt suchen.“

„Dann komme ich mit dir und sag dann bloß nicht ich hätte dich nicht gewarnt.“ Ratan sah ihn entschlossen an, der Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Widerspruch zu.

Das Letzte was er wollte war mit Ratan im Wald herumzulaufen. Die Alternative aber, ganz alleine im Wald zu suchen, war auch nicht besser.

„Wenn du willst. Aber wehe du behinderst mich.“

Ratan zog eine Augenbraue hoch. „Ich dich? Wohl eher umgekehrt.“

Gemeinsam machten sie sich auf in Richtung Wald.
 

Hoffentlich waren nicht sie es die ihn fanden. Am besten wäre es, wenn keiner ihn fand.

Ratan warf einen Seitenblick zu Ercole, der sich aufmerksam umsah. Er war noch immer wütend.

Aber das war besser, als wenn er hinter Kobes Geheimnis kam. Wenigstens konnte er ihn so auf eine falsche Fährte locken, wenn sie wirklich in seine Nähe kamen. Denn er würde Ercole wirklich nur ungern als Freund verlieren. Dieser hingegen hatte nur das Ziel Kobe zu finden.

Nach einer Stunde erfolgloser Suche war Ratan schon etwas erleichtert. Scheinbar waren sie wirklich im falschen Teil des Waldes. Sie waren nun fast schon bis zum Fuß des Berges gekommen doch noch war keine Spur von Kobe zu erkennen. Gerade wollte er Ercole vorschlagen wieder umzukehren, als ihm ein Duft in die Nase stieg, den er heute eigentlich nicht hatte riechen wollen. Wolf in Verbindung mit Kobes Geruch.

„Wir sollten vielleicht wieder tiefer in den Wald gehen. Ich glaube kaum, das er den Berg hinaufgeklettert ist.“

„Natürlich nicht, das wäre Zeitverschwendung, aber hier am Fuß der Felswand kommt man leichter vorwärts.“ Ercole sah weiter stur gerade aus.

„Das weiß er aber nicht.“ Ratan ließ nicht locker, das durfte er nicht.

„Du kannst ja gerne weiter im Wald suchen, ich werde hier weitergehen.“

Dieser gottverdammte Sturkopf. Aber wenn er wollte, die Konsequenzen hatte er sich dann selbst zuzuschreiben. Mit ein wenig Glück gingen sie auch einfach aneinander vorbei. Der Geruch kam auf jeden Fall immer näher. Seine Instinkte waren schon im Alarmbereitschaft.

Mit jedem weiteren Schritt jedoch sank die Hoffnung, das sie einfach aneinander vorbeigehen würden. Sie waren direkt auf Kollisionskurs.

Ein plötzliches Geräusch in einem Dicklicht einige Meter von ihnen entfernt, erregte Ercoles Aufmerksamkeit. Alarmiert fuhr er herum. „Was war das?“

Ratan schloss besiegt die Augen. „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.“

Ein dunkles Knurren war zu hören und ein Wolf trat zwischen den Bäumen hervor. Wenn Ratan nicht gewusst hätte um wen es sich dabei handelte, dann wäre er fasziniert gewesen. Sandfarbenes Fell mit einem Stich rot darin und dunkelgrüne Augen, die sie abschätzend ansahen. Jeder Muskel war deutlich unter dem Fell zu erkennen. Ein wunderschönes Raubtier, das seine Beute fixierte.

Ratan lächelte und seufzte kurz. ‚Hallo Kobe.’

Vollmondschmerz 17

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 17

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Was war das? Wie kam ein Wolf hierher?

Ercole wusste, das sie hier Bären hatten, doch Wölfe? Noch dazu kam ihm dieser Wolf vage bekannt vor. Doch darüber konnte er sich keine Gedanken machen, da dieser ihn eindeutig bedrohte.

Langsam, um das Tier nicht zu provozieren, zog er seine Pistole.

Der Wolf knurrte lauter, so als wüsste er was Ercole vorhatte.

Jetzt war schnelles Handeln angesagt, bevor er nicht mehr dazukam. Er richtete die Pistole auf den Wolf und spannte den Hahn. Eine Sekunde bevor er abdrückte, wurde sein Arm allerdings nach oben gerissen so das der Schuss ins Leere ging.

Wütend wand sich Ercole zu Ratan. Überrascht erkannte er, das dieser sich sein Hemd ausgezogen hatte, was ihn kurz verwirrte. Doch dann kam die Wut wieder. „Sag mal spinnst du?“

„Tu das nicht, es könnte dir später leid tun.“ Ratan sah ihn eindringlich an.

Für einen Moment hatte er wirklich Angst vor den Konsequenzen, wenn er es doch machen würde. Doch die einzige Konsequenz nun war, das der Wolf sie wahrscheinlich anfallen würde. „Du spinnst ja.“

Wütend riss er seinen Arm aus Ratans Griff los. Sein Blick flog zu dem Wolf.

Der Schuss hatte ihn wohl verschreckt, doch nicht verjagt. Nun knurrte er nur noch gefährlicher und machte sich zum Sprung bereit. Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, das der Pirat sein erstes Opfer war.

Dieser Wolf war wohl etwas verwirrt. Normalerweise suchte man sich zuerst die schwachen Opfer aus, das machten alle Raubtiere und das war sicher nicht er. Ratan wäre bestimmt die leichtere Beute.

Dieser war wieder etwas zurückgetreten und somit aus Ercoles Sichtfeld verschwunden. Erstaunlich, als Feigling hätte er ihn eigentlich nie eingeschätzt. Nun das war etwas das sie später klären würden, wenn es ein später gab hieß das.

Er zog seinen Säbel, dem Wolf wollte er nicht unbewaffnet gegenübertreten. Das war wohl der Startschuss gewesen, da der Wolf sprang. Was dann passierte, ging zu schnell als das Ercole es mitbekam.

Hinter ihm hörte er Stoff reißen und im nächsten Moment wurde der Wolf noch im Sprung von einem Tiger abgefangen. Die Körper ineinander verkeilt, landeten sie hart auf dem Boden.

Ungläubig sah Ercole auf die beiden Tiere. Einen Wolf konnte er ja noch irgendwie erklären, aber ein Tiger? Er hatte noch nie einen gesehen, doch er wusste wie sie aussahen und das ein Tiger hier nicht hergehörte. Nicht auf seine Insel. Hier gab es so etwas nicht.

Wo war eigentlich Ratan? Das Tier war aus seiner Richtung gekommen.

Hastig fuhr er herum, doch er konnte ihn nicht sehen. Dafür die Überreste der Hose die Ratan getragen hatte und sein Hemd. Die Fackel die er gehalten hatte, steckte im Boden. Sein Verstand konnte diese Details aber noch nicht zu einem Bild zusammenfügen oder er weigerte sich es einzusehen.

Das war immerhin Ratan, er kannte ihn schon seit er ein kleiner Junge war. Er war immer wie ein Onkel für ihn gewesen, nun zumindest solange bis er größer geworden war und zu rebellieren begonnen hatte. Aber er war kein Tiger. Menschen die sich in Tiere verwandelten, das gab es nur in Märchen. Er war einfach weggelaufen, nackt, aber er war weggelaufen. Ratan war sicher nicht der Tiger, der gerade den Wolf anfauchte.

Ercole fühlte wie seine Beine unter ihm nachgaben und sackte auf die Knie. Sein Säbel fiel aus seiner Hand, neben ihm ins Gras.

Der Wolf griff den Tiger an und schnappte nach dessen Kehle. Ein Angriff der allerdings ins Leere ging, da der Tiger ihm geschickt auswich. Knurrend und fauchend umkreisten sie sich gegenseitig. Wobei jeder versuchte den Anderen mit seinen Zähnen zu erwischen. Es war wie ein perfekt einstudierter Tanz, der allerdings blutig endete, wenn einer Erfolg hatte.

Trotz seinem Entsetzten, darüber was Ratan wirklich war, konnte Ercole nicht leugnen, das es ihn faszinierte. Wann sah man schon einmal so einen Kampf zweier verschiedener Spezies. Jetzt wusste er auch wieder warum der Wolf ihm so bekannt vorkam. Er glich Kobe. Doch das war ebenso unmöglich wie Ratan, der zum Tiger werden konnte.

Der Tiger traf den Wolf, wenn auch nur mit dem Kopf und gab ihm so einen Stoß, der ihn einige Meter von ihm entfernt, zum Liegen brachte. Leider war er so Ercole näher gekommen.

Der Wolf, Ercole weigerte sich noch immer ihn als Kobe anzusehen, rappelte sich auf und schüttelte den Kopf. Allerdings wand er sich nicht wieder dem Tiger zu, sondern sein Blick richtete sich auf ihn. Die leichtere Beute.

Ercole sah den Wolf ihn angreifen und seine Hand packte automatisch den Säbel wieder und riss ihn hoch. Zähne trafen auf Stahl.

Bei dem Angriff hatte der Braunhaarige automatisch die Augen geschlossen und öffnete sie nun wieder. Seine Augen blicken direkt in die Grünen des Wolfes. Wenn darin nicht der mörderische Ausdruck und die scharfen Zähne die sich in die Schneide seines Säbels verbissen, gewesen wären, hätte es ihn fasziniert. So jedoch jagte es ihm eine Heidenangst ein. Er hatte schon öfters gegen wilde Tiere gekämpft, doch das war kein normales Tier und auch dessen Stärke war nicht zu verachten.

Mit einer Hand hielt Ercole den Griff des Säbels mit der anderen die Schneide des Säbels auf der stumpfen Seite. Sie scharfe Seite war im Maul des Wolfes, was diesen nicht zu stören schien, da er noch immer seine Zähne in das Metall bohrte und Druck ausübte, dem Ercole nicht standhalten konnte. Diese Situation hatte sich innerhalb von Sekunden entwickelt, doch dem Braunhaarigen kam es wie eine halbe Ewigkeit vor.

Plötzlich fuhr eine orangefarbene Schnauze dazwischen und biss den Wolf in dessen Schnauze.

Mit einem winselnden Laut ließ er von Ercoles Säbel ab. Was nichts daran änderte das er noch immer verdammt nah war. Die beiden lieferten sich praktisch direkt vor seinem Gesicht einen Kampf ab.

Hastig lies sich Ercole zurückfallen und robbte weg, die beiden immer im Blickfeld. Als er gerade einigen Abstand hinter sich gebracht hatte, gab der Wolf dem Tiger Schlag mit seiner Pfote. Dieser prallte daraufhin gegen Ercole.

Rasch setzte der Wolf nach und griff an. Es schien ihm dabei egal zu sein, wenn von ihnen sein Angriff traf. Und wieder fand sich Ercole mitten im Geschehen, dem er gerade entflohen war. Zum Glück setzten sie nur ihre Zähne nicht ihre Krallen ein. Trotzdem schienen sie vergessen zu haben das er da war. Immer wieder schlug er gegen den Körper von einem der beiden. Und auch mehr als einmal wehrte er das Maul des Wolfes ab, nur um die Hand rasch zurückzuziehen als der Tiger zubiss.

Irgendwie kam er hier nicht weg. Machte er eine Bewegung, konzentrierte sich der Wolf wieder auf ihn und wenn er es nicht machte, war er sowieso gefährdet. Seinen Säbel konnte er auch nicht einsetzen, er kannte immerhin einen von ihnen.

‚Jetzt. Hau ab.’

Die Worte erklangen schmerzhaft in seinem Kopf. Die Zähne zusammenbeißend, nickte er. Wenn er auch nicht wusste wann dieses ‚jetzt’ war.

Plötzlich stieß der Tiger vor und verbiss sich im Hals des Wolfes. Dieser jaulte auf und versuchte seinerseits den Tiger irgendwie zu treffen.

Ercole robbte wieder weg und rappelte sich langsam wieder auf. Seinen Säbel einsteckend, rannte er einige Meter bevor er sich wieder umdrehte. Noch immer hatte sich Ratan in den Hals des Wolfes verbissen, der langsam zu Boden ging.

Erst jetzt, nachdem der erste Schreck verfolgen war, spürte den Schmerz in seiner Hand. Verwundert hob er sie hoch und bemerkte das Blut. Einer der beiden hatte ihn doch tatsächlich gebissen.

Egal er konnte später klären, wem er das verdankte. Er musste auf jeden Fall zurück. Weit weg von ihnen.

Ercole wand sich um und rannte weiter zumindest hatte er das vor. Doch er stolperte über eine Wurzel und sah den Boden auf sich zukommen. Er spürte noch einen stechenden Schmerz an seiner rechten Schläfe und dann wurde es schwarz um ihn herum.

Vollmondschmerz 18

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 18

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ratan merkte, wie der Wolf unter ihm, aufgrund des Sauerstoffmangels, langsam schwach wurde. Er war sich sicher, das Kobe ihm verzeihen würde. Falls er sich überhaupt daran erinnerte hieß das.

Der Wolf ging zu Boden und röchelte. Ratan hoffte, das er nun ohnmächtig werden würde. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, da ihr Zusammentreffen gezeigt hatte, das sie sich durchaus an kämpferischen Geschick ebenbürtig waren. Das Einzige das sich unterschied war die Stärke. Dieser verdanke Ratan es auch, das er Ercole beschützen konnte. Er hatte ja unbedingt hierher gewollt.

Unter ihm schloss der Wolf die Augen und Ratan öffnete sein Maul. Es war egal ob Kobe nun ohnmächtig war oder nicht. Noch ein wenig mehr und er würde sterben und das war nicht seine Absicht.

Doch er bewegte sich nicht mehr. Langsam, sehr langsam setzte die Rückverwandlung bei dem Wolf ein. Der Kampf war beendet. Nun wo er seine Sinne wieder auf etwas anderes konzentrieren konnte als den Wolf, stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Hatte er ihm nicht gesagt, das er abhauen sollte? Wofür redete er überhaupt noch mit diesem Kind? Er schien doch sowieso nicht auf ihn zu hören.

Ratan ging dem Geruch nach. Wo war er nur? Wer blieb eigentlich wenn zwei so gefährliche Tiere miteinander kämpften? Bis jetzt hatte er Ercole eigentlich einen ziemlich gut ausgebildeten Selbsterhaltungstrieb zugetraut. Diese Meinung musste er wohl revidieren.

Der Tiger sah sich um. Wo war er nur? Seine Sinne hatten sich sicher nicht geirrt. Das hatten sie noch nie. Dem Geruch des Piraten nachgehend, fand er ihn ohnmächtig auf dem Boden liegend. Vielleicht war das sowieso das Beste.

Er verwandelte sich wieder in einen Menschen und hob Ercole hoch. Mit seinen Kräften war das auch in seiner menschlichen Gestalt kein Problem. Kopfschüttelnd sah er auf den Jüngeren in seinen Armen. „Was machst du nur für Sachen Kleiner?“

Eine Beule an Ercoles Stirn erzählte deutlich was passiert war. Anscheinend war er doch verwirrter gewesen, als es den Anschein gehabt hatte. So einfach zu stolpern, passte nicht zu ihm. Er trug ihn wieder zu Kobe zum Schein der Fackel. Kein anderes Tier würde sich heute hier hertrauen. Sein Geruch, den er während des Kampfes in Form von Schweiß ausgesondert hatte, müsste auch jedes größere Raubtier fernhalten.

Ratan sah auf die beiden ohnmächtigen Personen vor sich. Daran konnte er sich glatt gewöhnen, so waren sie richtig friedlich.

Langsam zog sich der Inder wieder an. Es war nicht gerade warm und wenn jemand nach ihnen suchen und sie finden sollte, würde dieser Umstand schwer zu erklären sein.

Sein Blick fiel auf Ercoles Hand. Da hatte er wohl etwas abbekommen, obwohl er nicht gemerkt hätte, das Blut geflossen war. Zumindest nicht in den Mengen, das es Ercole hätte treffen können.

Seufzend nahm er ein Tuch aus seiner Tasche und wischte ihm das Blut von der Hand. Was er jedoch darunter bemerkte, ließ ihn erstarren. Das waren ganz eindeutig Zahnabdrücke.

Er wischte noch einmal kräftiger darüber, doch die Abdrücke blieben. Einer von ihnen hatte ihn gebissen, von etwas anderen konnten diese kleinen Wunden nicht kommen. Doch wer? Er konnte sich nicht daran erinnern ihn gebissen zu haben. Nun zumindest nicht wissentlich.

Ratan hob Ercoles Hand höher und hielt sie näher an in den Lichtkegel, den die Fackel warf. Trotzdem konnte er nicht erkennen, ob es von Kobe oder ihm war. Es war kein ganzer Abdruck sondern nur ein Stück davon, was in diesem Fall auch reichte um Schaden anzurichten.

Warum hatte er ihn nicht aufgehalten? Er hatte doch gewusst, das sie Kobe immer näher kamen. Zwar hatte er Ercole gewarnt, das er die Konsequenzen tragen musste, doch damit hatte er nie gerechnet. Eine Enttarnung ja, einen Angriff und Kampf auch, doch das Ercole gebissen wurde, das nicht. Wie sollte er ihm das nur erklären und vor allem wie würde Ercole das auffassen? Es war durchaus eine Verbesserung für ihn, doch nicht jeder Mensch der gebissen wurde, fasste diese Veränderungen als positiv auf. Tatsache war aber, das er sich damit arrangieren musste. Einmal gebissen ließ sich das nicht mehr rückgängig machen.

Egal, es war passiert und das konnte man nicht mehr ändern. Nun musste er sich um das dringlichere Problem kümmern. Wie schaffte er die Zwei zurück ins Fort?
 

Leise Geräusche drangen an sein Ohr. Eigentlich wollte er die Augen gar nicht öffnen aus Angst was er dann sehen könnte. Doch es bewegte sich doch jemand, also hatte er wohl kaum jemanden getötet. Hoffentlich.

Kobe öffnete seine Augen einen Spalt. Es war hell, die Nacht lag also hinter ihm. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen.

„Oh du bist wach, das ist schön.“ Die weibliche Stimme klang sehr erfreut und einen Moment später beugte sich ein von blonden Haaren umrahmtes Gesicht über ihn. Die grünen Augen sahen ihn fröhlich an.

„Ratan wird das gerne hören.“

Damit verschwand sie auch schon wieder aus seinem Blickfeld und Kobe hörte nur noch eine Tür. Wo war er? Kobe bewegte leicht den Kopf, wenn auch nicht weit, da er ein ungewöhnliches Ziehen an seinem Hals spürte. Er griff an die betroffene Stelle und spürte einen dünnen Verband. Was war bloß passiert?

Einen Moment später wurde die Tür wieder geöffnet und Ratan trat dicht gefolgt von Marissa ein. Er setzte sich auf die Bettkante und lächelte ihn an.

„Schön du bist wieder wach. Es war gar nicht so einfach euch wieder heimzubringen. Zum Glück habe ich ein paar von Ercoles Männern getroffen.“ Er schüttelte den Kopf.

„Da leben sie hier und können Norden nicht von Süden unterscheiden.“

Euch? Was bedeutete euch? Waren da noch mehr gewesen?

Kobe wollte eine entsprechende Frage stellen, doch er brachte nur ein unkontrolliertes Krächzen zustande, das zu allem Überfluss auch noch schmerzte. Was war mit seiner Stimme los?

„Du solltest nicht reden. Scheinbar hast du dich am Hals verletzt.“ Ratan drehte sich zu Marissa um.

„Könntest du ihm etwas zu trinken holen?“

Marissa lächelte frech und nickte. „Wie lange soll es dauern? Eine Viertelstunde oder reichen zehn Minuten auch?“

Ratan grinste. „Ich glaube zehn Minuten reichen. Vielleicht kannst du auch nachsehen, ob Ercole schon wach ist?“

„Klar doch.“ Damit verschwand sie lächelnd aus dem Raum.

Erst als sich die Tür wieder geschlossen hatte, drehte er sein Gesicht wieder zu Kobe. Das Lächeln war verschwunden und er sah ihn ernst an. „Die Wahrheit ist, das ich dir die Luft abschnüren musste um dich unter Kontrolle zu bekommen. Es tut mir leid.“

Kobe wollte etwas sagen, doch noch immer kam nichts außer einem unverständlichen Laut aus seinem Mund.

„Das Beste ist wohl, wenn du es aufschreibst.“ Ratan stand auf und ging zum Tisch, der in diesen Zimmer stand. Von dort nahm er einen Zettel und ein Tintenfass mit einer Feder auf. Die Tinte stellte er auf den kleinen Tisch neben dem Bett und gab Kobe den Zettel mit einem Buch als Unterlage.

Scheinbar hatte er das schon vorbereitet. Kobe nahm die Feder in die Hand und überlegte kurz. Die einfachste Frage war wohl, warum er ihm gefolgt war. Immerhin hatte er es ihm ausdrücklich verboten und er traute Ratan einfach nicht zu das er ein Versprechen brach.

Er schrieb diese Frage auf.

Ratan las sie und runzelte die Stirn. „Es ist nicht meine Schuld. Ercole hat leider etwas zu früh von deinem Ausflug erfahren. Ich wollte ihn nicht unbedingt ungeschützt in sein Verderben rennen lassen. Obwohl er es bei seinem Dickschädel durchaus verdient hätte.“

Kobe sah ihn erschrocken an. Er hatte Ercole getroffen? Wusste er nun von seiner Verwandlung?

Als hätte er seine Frage gelesen, nickte Ratan. „Ja er weiß es. Zumindest weiß er das ich ein Tiger bin. Die genau Bezeichnung meiner Rasse ist ihm zwar unbekannt, doch das macht keinen großen Unterschied.“

Nein, das machte es nicht. Sie waren aufgeflogen. Er hätte sich wohl doch besser umgebracht. So machte er nur allen Umstände und nun waren sie auch noch seinetwegen aufgeflogen.

Er ließ den Kopf sinken und sah auf die Bettdecke. Warum konnte er seine Instinkte nur nicht lenken, wenn er ein Werwolf war? Er war so stolz auf seine zweite Form und dann war er zu schwach, um sie unter Kontrolle zu bekommen. Lag das an seiner menschlichen Seite oder seiner mentalen Stärke? Wenn er sich unter Kontrolle gehabt hätte, wäre er nie in die Nähe von Menschen gekommen.

„Hey.“ Ratan hob sein Kinn an und zwang ihn so ihm in die Augen zu sehen. „Es ist nicht deine Schuld. Auch nicht Ercoles oder meine. Niemand hat Schuld daran wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Es war einfach Schicksal. Daran kann niemand etwas ändern.“

Kobe glaubte nicht an das Schicksal, also wem sollte er dann die Schuld geben? Die Feder wieder in die Tinte tauchend, schrieb er seine nächste Frage auf. ‚Und jetzt?’

Wie sollten sie Ercole zum Schweigen bringen? Vielleicht wollte er sie sogar töten? Immerhin war das die natürlichste Reaktion auf ihre Enttarnung. Menschen hatten Angst vor Wesen die anders waren als sie oder anders formuliert, die stärker waren als sie selbst.

Der Tiger lächelte unglücklich. „Ercole ist gestolpert als er vor uns davonlief. Vielleicht haben wir soviel Glück und er hat eine Amnesie.“

Kobe schüttelte den Kopf. Soviel Glück hatten sie sicher nicht. Jeder Arzt bekam in seinem Leben, wenn überhaupt, einen Fall von Amnesie zu Gesicht. Und sein Pensum war mit Lukas aufgebraucht.

„Allerdings ist das auch unser kleinstes Problem. Irgendwann bei unserem Kampf hat ihn einer von uns gebissen.“ Ratan sagte das so ruhig, als würde er über das Wetter sprechen.

Entsetzt sah ihn Kobe an. Gebissen? Das wurde ja immer besser. Das hieß er war nun einer von ihnen und entweder Ratan oder er hatten es zu verantworten. Einen Moment lang hoffte Kobe, das es nicht er war, doch im Grunde war das egal.

Ihm wurde plötzlich schlecht und er wusste, das es nichts mit seiner Verletzung zu tun hatte. Also gab es ein neues Mitglied ihrer Rasse, denn Ratan würde den Piraten wohl kaum töten und es gab in diesem Fall nur zwei Lösungen, das hatte ihn sein Onkel gelehrt.

„Ja, das könnte Probleme geben. Ich werde es ihm sagen, wer weiß vielleicht findet er es ja gar nicht einmal so schlimm.“

Kobe sah den Tiger zweifelnd an.

Ratan seufzte und hob genervt die Hände. „Was soll ich denn sonst machen? Das ist Neuland für mich, ich habe noch nie jemanden gebissen. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust die Verantwortung für einen Frischling zu übernehmen.“

Doch er würde es. So gut kannte Kobe den Inder schon. Wenn er dafür verantwortlich war, würde er sich um Ercole kümmern.

Nur wie stand es mit ihm? Würde er die Verantwortung übernehmen können? Was sollte er ihm schon beibringen können? Ein Lehrer der nur einmal im Monat ein Werwolf werden konnte? Wie miserabel.

Es klopfte an der Tür und Marissa steckte den Kopf herein. „Entschuldigung, aber Ercole ist gerade dabei aufzuwachen.“

„Danke Marissa.“ Ratan sah zu Kobe.

Dieser nickte und stand auf. Es musste irgendwann einmal sein, warum also nicht gleich jetzt?

„Gehen wir.“ Es war eher ein Krächzen als ein Sprechen, doch es war verständlich. Die Schmerzen in seinem Hals ignorierte Kobe dabei. Jetzt war nicht der richtige Moment um zu schweigen.

Vollmondschmerz 19

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 19

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ercole öffnete die Augen. Er hatte Kopfschmerzen, die aber eher von außerhalb kamen als von innen.

Seine Hand tastete nach der schmerzenden Stelle und er zuckte zusammen, als er die Beule berührte. Wie hatte er sich die schon wieder zugezogen? Er schloss kurz die Augen und versuchte sich zu erinnern, was vorgefallen war. Nur langsam kam die Erinnerung zurück. Genau, Kobe war geflohen und er hatte ihn verfolgt. Dann kam dieser Wolf und der Tiger, die dann miteinander gekämpft hatten.

Er stöhnte gequält. Genau, dieser Tiger der an Ratans Stelle aufgetaucht war. Was für ihn noch immer unmöglich war. Egal wie man es dreht und wendete es war einfach nicht möglich das sich Menschen in Tiere verwandelten.

Er hörte die Tür und öffnete abermals die Augen. In der Tür stand der Mann, der für seine Verwirrung verantwortlich war. Dicht gefolgt von Kobe, dem die ganze Aufregung zu verdanken war.

Ercole richtete sich auf und musterte den Rotblonden aufmerksam. Vor allem den Verband um seinen Hals. Genau der Teil des Körpers in den der Tiger sich verbissen hatte.

Unwillig schüttelte er den Kopf und stöhnte als ein kurzer aber stechender Schmerz zu spüren war.

„Wie ich sehe bist du wach, das ist gut.“ Ratan kam zu ihm und wollte sich an seine Bettkante setzten.

Unbewusst zuckte Ercole zurück. Das fiel ihm aber erst auf, als Ratan etwas traurig lächelte und sich stattdessen auf einen Sessel setzte. Kobe blieb hinter ihm stehen.

Nach der letzten Nacht, war dieses Bild für ihn irgendwie befremdlich. Ercole hatte das Gefühl als würde hinter dieser Aufstellung etwas stecken. Sie sahen aus wie Vater und Sohn oder nein, eher wie Herr und Diener.

„Scheinbar erinnerst du dich an letzte Nacht.“ Ratan verzog das Gesicht. „Das ist schlecht.“

„Warum?“ Nur vorsichtig stellte er diese Frage.

Ratan zuckte nur beiläufig mit den Schultern. Bei den nächsten Worten wankte sein Lächeln kein bisschen. „Weil wir dich nun umbringen müssen.“

Ercole zuckte abermals vor ihnen zurück und im nächsten Moment rieb sich Ratan auch schon den Hinterkopf. Dabei sah er grinsend zu Kobe hoch, dem er den Schlag zu verdanken hatte.

„Lass die Scherze.“ Kobes Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch die Rüge darin war leicht zu bemerken.

„Schon gut.“ Der Tiger drehte sich wieder zu Ercole um. „Wie Kobe schon sagte, war das ein Scherz. Selbst wenn wir wollten, dürften wir es nicht. Nicht mehr.“

Bildete er sich das ein oder hatte Ratans Stimme wirklich einen bedauernden Unterton? Na das waren ja tolle Aussichten. Wollte der Inder ihn wirklich töten, wegen etwas, das er nicht einmal glauben wollte?

Kobe sah auf dessen Hand. Langsam kam er näher und setzte sich an dessen Bettkante.

Bei ihm hatte Ercole keine Angst. Obwohl er ganz sicher der Wolf gewesen war, fühlte er sich von ihm nicht bedroht. Wahrscheinlich weil er bei ihm immer wusste woran er war. Bei Ratan hatte er da seine Probleme. Er war sehr schwer einzuschätzen.

Der Rotblonde hob seine bandagierte Hand hoch und begann geübt den Verband zu lösen.

Ach ja die Wunde hatte er schon total vergessen. „Wem verdanke ich die eigentlich?“

Ratan schüttelte nachdenklich den Kopf. „Glaub mir, wenn wir das wüssten, dann wäre uns schon wohler.“

Ercole sah den Anderen irritiert an. Weswegen klang er denn so besorgt? Er wollte doch nur wissen wem er diese Wunde zuzuschreiben hatte. Es würde schon keine Konsequenzen nach sich ziehen. Doch sowohl Ratan als auch Kobe, der nachdenklich die Wunde musterte, schienen dem mehr Bedeutung zuzumessen als er selbst.

Kobe sah nun Ratan an und zuckte ratlos die Schultern.

„Also auch nicht.“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt haben wir ein Problem.“

Kobe machte sich wieder daran die Hand zu verbinden.

„Was ist los? Es ist nur ein Biss.“ Ercole sah Ratan ein wenig verwirrt an. Das würde schon verheilen außer einer von ihnen hatte Tollwut was er doch nicht annahm.

„Nur ein Biss. Das ist gut.“ Ratan lächelte ihn nachsichtig an.

„Ratan, er weiß es doch nicht.“ Kobe sah den Tiger an. Seine Stimme war noch immer leise und hatte Ähnlichkeit mit einem Krächzen, doch man konnte sie schon besser verstehen als zuvor.

„Ich weiß. Leider hat er keine Ahnung.“

„Hey, ich bin auch noch da.“ Ercole mochte es nicht, wenn man über seinen Kopf hinweg

über ihn sprach.

Ratan seufzte. „Dann muss es wohl sein. Hör zu Ercole es gibt etwas was du wissen musst. Kobe und ich, wir beide sind Wertiere. Das hört sich vielleicht unglaubwürdig an, doch es ist die reine Wahrheit.“

Hatte er deswegen bei ihrem ersten Treffen diese ganzen Andeutungen bezüglich Kobe fallen lassen? Nein, Moment. Ercole verbot sich diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Fakt war doch das die Wertiere nur in Geschichten existierten. Geschichten die dazu dienten, Kindern Angst zu machen. Solche Geschichten wurden nicht wahr und die Wesen darin existierten nicht. Genau das war alles nur Einbildung.

Kobe, der ihn die ganze Zeit beobachtete hatte, schüttelte den Kopf. „Er glaubt dir nicht.“

„Ich würde mir auch nicht glauben, an seiner Stelle.“ Ratan seufzte tief.

„Es stimmt aber, wenn du willst verwandle ich mich gleich hier auf der Stelle.“

Ercole schüttelte hastig den Kopf. Solange er es nicht sah, konnte es auch nicht existieren. Das war reinstes Kleinkinderdenken, doch im Moment flüchtete er sich in diese Vorstellung. „Wieso erzählst du mir das eigentlich?“

Wenn es sie wirklich gab, dann sollten sie es doch eigentlich geheim halten. Immerhin war ihr Image nicht gerade das Beste.

„Wir haben dich gebissen.“ Der Inder sagte das so, als würde das alles erklären.

„Ja?“ War er eigentlich der Einzige, der nicht andauernd an diesen verdammten Biss dachte? Irrte er sich oder redete der Andere die ganze Zeit um ein bestimmtest Thema herum. Sie wollten ihm etwas sagen, das spürte er schon seit sie den Raum betreten hatten, doch Ratan wollte es scheinbar nicht aussprechen.

Kobe stand auf und verließ seine Seite. Vor Ratan ging er in die Hocke. Seine Arme legte er auf Ratans Knie. Mitfühlend sah er zu ihm hoch. „Nur weil du es nicht aussprichst, wird es nicht vergehen.“

„Das weiß ich doch.“ Er hielt kurz inne, bevor er seinen Blick hob und wieder zu Ercole sah.

„Du bist nun einer von uns Ercole. Du bist ein Werwesen. Durch den Biss wurdest du zu einem von uns.“

Okay, das war für seinen Geschmack nun doch etwas zu schnell. Ungläubig sah er ihn an.

Kobe schüttelte nur resigniert den Kopf.

„Du scherzt.“ Das war ganz bestimmt ein Scherz. Wie gesagt diese Wesen existierten nicht. Wie konnte er also etwas werden, das es nicht gab? Das war unmöglich.

„Ich wünschte es. Doch leider führt kein Weg daran vorbei. Entweder wir fressen unsere Beute oder wir infizieren sie mit unserem Fluch.“

Kobe und auch er selbst sahen ihn an. Kobe eher verwundert und er selbst ungläubig. Die Ernsthaftigkeit mit der Ratan das sagte zeigte ihm, das jedes Wort so gemeint war.

Kobe richtete sich wieder auf. „Geh. Ich werde mit ihm reden.“

Damit trat er einen Schritt zurück um ihm Platz zum aufstehen zu geben.

Ratan nickte zustimmend. „Vielleicht ist das wirklich besser. Ihr habt eine gemeinsame Basis.“

Damit stand er auf und verließ den Raum.

Ercole sah ihm nachdenklich an. So kannte er den Anderen gar nicht. Diese Sache nahm ihn wohl mehr mit, als man annehmen sollte.

Apropos er war doch eigentlich der Betroffene hier. Er sollte zu so einem Wesen werden? Auf keinen Fall.
 

Kobe sah ihm stumm nach. Das machte ihm wohl wirklich zu schaffen. Doch er hatte hier auch ein kleines Problem.

Es stimmte, das er selbst den Piraten wohl eher verstehen würde. Er war zwar ein Mischling, doch er wusste wie es war, wenn man aus seinem menschlichen Leben plötzlich herausgerissen wurde und etwas gänzlich anderes wurde. Bei ihm war es ja nichts anderes gewesen. Anders als bei normalen Werwölfen hatte seine Verwandlung erst im Alter von sechs Jahren begonnen. Das bedeutete das er wusste wie Ercole sich nun fühlte. Wenn er es akzeptierte, wonach er nicht gerade aussah.

Er nahm in dem Sessel Platz, den Ratan gerade erst verlassen hatte. „Ich weiß was in dir vorgeht. Nun zumindest ansatzweise.“

Das Sprechen schmerzte noch immer, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er musste ihm einfach erklären was nun passierte.

„Ach wirklich? Eigentlich bin ich ganz entspannt. Immerhin kann ich nichts werden das nicht existiert.“

So Ercole war noch in der Phase wo man alles verleugnete. Auch gut.

Kobe ging zu ihm und packte ihn am Kragen. So zog er ihn nahe zu seinem Gesicht. „Von mir aus verleugne es ruhig. Doch sobald Vollmond ist wirst du das nicht mehr können. Dein Körper wird Veränderungen durchmachen und sie werden schmerzen. Deine Knochen und Muskeln werden sich verschieben und Formen annehmen die sie zuvor nicht hatten, für die sie nicht gemacht wurden. Du wirst unglaubliche Schmerzen haben und dann wird es plötzlich vorbei sein. Deine Sinne werden Dinge wahrnehmen, die du vorher nicht einmal kanntest. Nie gekannte Stärke wird deinen Körper durchfließen und du wirst dich so frei fühlen wie nie zuvor in deinem Leben. Du wirst ein Wesen sein, das stärker ist als alle anderen.“

Auch wenn seine Stimme bei den ersten Worten bedrohlich geklungen hatte, legte sich gegen Ende ein leichtes Lächeln auf Kobes Lippen. Bei den letzten Worten musste er sich allerdings zwingen sie zu auszusprechen. Das war wohl etwas zuviel gewesen. Doch an Ercoles Reaktion konnte er erkennen, das es seinen Zweck nicht verfehlt hatte.

Dieser sah ihn nun ungläubig an, doch langsam zeigte sich Verstehen in seinem Gesicht. Ebenso wie nun auch Angst in seinen Blick trat.

Das war gut, er hatte ihm Angst machen wollen, damit er den Ernst der Lage erkannte. Keiner von ihnen scherzte. Weder Ratan noch er und das sollte er begreifen. Doch Kobe wusste auch das er nun Zeit brauchte um das alles zu verdauen.

Mit einem sanften Lächeln ließ er ihn los. „Ich werde nun gehen.“

Er wollte seinen Worten gerade Taten folgen lassen, als er plötzlich eine Hand um sein Handgelenk spürte. Überrascht sah er zu Ercole.

Dieser sah ihn nicht an, lockerte seinen Griff aber nicht. „Bitte bleib.“

Es war unerwartet, doch nicht ungewöhnlich. Wahrscheinlich würde er auch nicht alleine bleiben wollen.

Aus diesem Grund nickte Kobe nur und setzte sich auf die Bettkante. Schweigend wartete er bis Ercole wieder das Wort ergriff oder seine Hand losließ. Was eben früher eintreffen würde.

Vollmondschmerz 20

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 20

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ratan sah auf als er die Tür hörte. Irgendwie kam er sich vor wie ein wartender Vater, der nun wissen wollte was sein Kind geworden war. Nun wer wusste schon vielleicht war er ja auch Vater? Wenn auch ungewollt.

Fragend sah er Kobe an. Es war scheinbar ein sehr langes Gespräch gewesen, wenn er es an der Wartezeit maß.

Der Wolf sah ihn nicht sonderlich überrascht an. „Er schläft. Nachdem ich mit ihm geredet habe, hat er nur meine Hand gehalten und ist dann einfach eingeschlafen.“

Das war gut. Er brauchte die Ruhe heute, immerhin hatte er etwas erfahren das sein gesamtes Leben veränderte.

Wie hatte es nur soweit kommen können? Eigentlich hatte er nie einen weiteren seiner Rasse schaffen wollen und nun durch einen blöden Unfall könnte er seinen Schwur gebrochen haben. Ratan war durchaus stolz auf seine Rasse, doch er wollte keinen Menschen zu einem Wertiger machen. Seine Rasse war nicht gerade zimperlich. Gebissene wurden nie wirklich alt. Vor allem weil man ihnen den Hass auf Werwölfe praktisch implantierte und dadurch suchten diese die Kämpfe mit ihnen, die sie oft genug verloren. Es gab zu viele reine Wölfe, da war die Chance groß auf einen solchen zu treffen und da unterlagen sie. Ein Gebissener, egal welcher Rasse konnte es nie mit einem Reinen aufnehmen. Da waren alle gleich.

„Hast du etwas gespürt?“

Kobe schüttelte den Kopf.

Ratan seufzte. „Also auch nichts. Bei mir auch nicht.“

„Es ist zu früh.“ Kobe machte eine wedelnde Handbewegung. „Wir können noch nichts fühlen.“

„Das stimmt nicht ganz. Es müsste etwas in uns darauf anschlagen. Irgendetwas müsste es uns verraten. Der Geruch, sein Verhalten oder unser Instinkt. Irgendetwas.“ Doch bei Ercole spürte er gar nichts. Einer von ihnen hatte ihn gebissen, doch es gab keine Veränderung.

„Überleg doch einmal Kobe könnte es nicht sein, das du ihn gebissen hast?“ Er hatte schon selbst darüber nachgedacht, doch er konnte sich nicht daran erinnern Ercole gebissen zu haben.

Kobe war schon auf dem Weg zu seinem Zimmer. „Nein, ich kann mich nicht daran erinnern. Ich kann mich an nichts aus dieser Nacht erinnern. Weder an Ercole noch an den Kampf mit dir.“

Unbewusst griff er sich an den Hals. Seine Stimme war noch immer schwach, wahrscheinlich weil sein Hals noch immer schmerzte. Vielleicht hätte er doch eine andere Möglichkeit finden sollen um ihn außer Gefecht zu setzen.

„Warum willst du unbedingt wissen, wer ihn gebissen hat? Spätestens in einem Monat werden wir es sowieso merken.“ Kobe öffnete die Tür und ging in seinen Raum.

Ratan wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er innehielt. Warum war das wirklich so wichtig für ihn? Im Moment machte er sich sogar mehr Gedanken darüber als Ercole den es ja eigentlich anging.

Die einfachste und ehrlichste Antwort war, das er die Bestätigung haben wollte, das es nicht er war der ihn gebissen hatte. Er wollte nicht daran Schuld sein, das der Junge der seiner Obhut anvertraut worden war nun ein Werwesen war. Nur das konnte er ja schlecht Kobe sagen.

„Es ist einfach nur ungewöhnlich das ist alles.“ Damit folgte er Kobe in dessen Zimmer.

Kobe sah ihn zweifelnd an, sagte aber nichts. Doch er nahm den Zettel wieder zur Hand und schrieb etwas darauf. Diesen reichte er dann Ratan. ‚Warst du schon einmal bei einer Umwandlung?’

Ratan schüttelte den Kopf. Zum Glück nicht, doch er hatte Geschichten gehört. Vor allem hatte man ihm oft genug erklärt wie man erkannte ob jemand ein Mitglied seiner Rasse war oder nicht.

Kobe zog ihm den Zettel wieder aus seinen Fingern und schrieb abermals etwas darauf. ‚Dann lass dir gesagt sein, das man nicht gleich etwas merkt. Bei der Umwandlung des Freundes meines Cousins hat man auch nicht gleich etwas gespürt.’

„Wenn du meinst.“ Was sollte man darauf schon erwidern? Doch es war ungewöhnlich das Kobe schon eine Wandlung miterlebt hatte. Soviel er wusste, waren die Werwölfe

sehr wählerisch bei der Umwandlung, da ihre Population sowieso recht groß war.

„Wir werden sehen.“ Ihnen blieb wirklich nur das warten übrig. Etwas das weder ihm noch anderen seiner Rasse lag.
 

Ercole sah zum Vollmond hoch. Obwohl jetzt war es ja kein Vollmond mehr. Dieser war gestern gewesen. Nun war er schon wieder am abnehmen. Wenn das stimmte was Kobe und Ratan ihm gesagt hatten, dann musste er in Zukunft mehr darauf achten. Werwesen verwandelten sich ja nur zu Vollmond, wenn man den Geschichten glauben konnte. Noch immer war das alles so unglaublich für ihn. Menschen die sich in Tiere verwandeln konnten, so etwas gehörte in die Welt der Märchen. Und nun sollte er eines von ihnen sein?

Ercole sah auf seine verbundene Hand. „Wegen einem Biss.“

Nun verstand er wenigstens die Aufregung die Kobe und Ratan um die kleine Verletzung gemacht hatten.

Er löste den Verband und besah sich die Wunde im Schein des Mondes. Sie war erstaunlich klein für solch große Auswirkungen.

Ein Kichern zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Überrascht sah er sich um. Da sah er zwei Personen die aus einem der Nebengebäude des Forts kamen. Dadurch das er auf der Befestigungsmauer des Forts stand hatte er eine gute Übersicht über den Innenhof. Zu allem Überfluss kannte er die beiden Personen.

„Ich wäre dir dankbar, wenn du nicht andauernd meine Wachposten verführen würdest Marissa.“ Das letzte Mal hatte das auch nichts Gutes gebracht. Was kam heute, wurde das Fort überrannt? Obwohl das konnte auch nicht schlimmer sein als das was ihm gestern Nacht passiert war.

Marissa sah zu ihm hoch. „Lass mir doch den Spaß. Oder noch besser komm runter und lass uns Spaß haben.“

Sie lächelte und machte eine auffordernde Bewegung mit der Hand.

Also auf das worauf sie anspielte, hatte er heute wirklich keine Lust. Trotzdem ging er auf die Leiter zu und kletterte in den Innenhof. Doch er sollte er ihr klar machen das er nichts von ihr wollte. „Marissa ich…“

Sie lächelte und legte ihm eine Hand auf den Mund. „Ich weiß. Du willst nichts von mir.“

Ein tiefes Seufzen war von ihr zu hören. „Was für eine Verschwendung. Alle wirklich annehmbaren Männer wollen nichts von mir. Zuerst Ratan und nun du.“

Wenn sie wüsste was Ratan in Wirklichkeit wäre, dann wäre sie nicht mehr so auf seine Gesellschaft versessen.„Also auf Ratan würde ich nicht so bestehen.“

Diesen Rat gab er ihr zu ihrem eigenen Besten.

Marissa seufzt genervt. „Du solltest dich langsam mit ihm vertragen meinst du nicht? Für ihn gibt es nämlich nichts wichtigeres als dich. Da könnte man ja fast eifersüchtig werden.“

Sie zwinkerte ihm zu.

„Von wegen.“ Er kritisierte ihn ständig etwas das er nicht leiden konnte und wenn er das nicht machte, dann brachte ihn seine lockere Art zur Weißglut. Vielleicht war das auch nur bloße Eifersucht weil er das nicht war obwohl er es gerne wäre.

„Sag mal glaubst du an Märchen?“ Es war angenehmer das Thema zu wechseln.

„Märchen?“ Sie sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an und grinste. Doch als sie sah das er ernst blieb, verschwand es.

„Wenn du damit meinst ob ich glaube das ein Prinz auf einem weißen Pferd kommt und mich mitnimmt, damit wir bis in alle Ewigkeit glücklich leben, dann nein. Allerdings ja, ich glaube an Hexen, Zauberer und andere Sagengestalten. Du nicht?“

Ercole schüttelte den Kopf. Auch wenn viele seiner Männer an Nixen und Sirenen glaubten, ebenso wie an Meeresungeheuer konnte er nichts damit anfangen. Das waren in seinen Augen einfach Hirngespinste, ebenso wie Werwesen. Verdammt war das kompliziert.

„Natürlich müssen sie nicht so aussehen wie in den Geschichten beschrieben, sondern sind ganz normale Menschen. Und sie sind auch nicht alle ausschließlich böse oder gut.“

„Du hättest also keine Angst, wenn ein Werwolf vor dir stehen würde?“ Zweifelnd sah er sie an. Sie war durchaus mutig, doch das traute er ihr nicht zu.

Marissa sah ihn lächelnd an. „Ich würde wahrscheinlich vor Schreck sterben. Doch das er mich angreift und frisst, das würde ich nicht zwingend annehmen. Warum sollte er denn unbedingt böse sein?“

Es war schwer das zu verstehen, doch eine gewisse Logik konnte man ihren Worten nicht absprechen. „Was würdest du machen, wenn du bemerkst das einer den du kennst so ein Wesen wird. Wie Ratan oder ich?“

Marissa runzelte die Stirn. „Heute stellst du wirklich komische Fragen. Aber was soll ich schon machen? Ratan ist Ratan und du bist du. Nur weil ihr dann ab und zu zu Tieren werdet ändert sich euer Charakter doch nicht.“

So wirklich zustimmen konnte er Marissa dabei nicht. Seit er wieder aufgewacht war, hatte er Angst vor Ratan. Irgendetwas in ihm zog sich vor ihm zurück, so wie man sich vor einem stärkeren Gegner automatisch zurückzog. Kobe hingen sah er nicht als Bedrohung an. Vielleicht war das auch nur weil er sich bei Kobe nicht sicher sein konnte. Ja, er hatte ihm gesagt, das er ein Werwesen war, doch er hatte seine Verwandlung nicht gesehen. Bei Ratan war er dabei gewesen.

Doch Marissa hatte im Grunde Recht. Diese Verwandlung änderte nichts an ihrem Charakter. Sie waren immer noch dieselben Menschen wie zuvor. Seine Angst war total unbegründet, da keiner von ihnen einen Grund hatte ihm etwas anzutun.

„Du hast Recht in manchen Dingen.“ Er lächelte schwach. Vielleicht sollte er wieder anfangen die Beiden als Menschen zu sehen, nicht als die Tiere die er gestern kennen gelernt hatte.

„In manchen Dingen? Na gut lassen wir das einmal so durchgehen.“ Sie zwinkerte ihm zu.

„Ich muss los, die Nacht ist noch jung und es wartet Arbeit auf mich.“ Damit lächelte Marissa und ließ ihn einfach stehen.

So eine Behandlung sollte ihn eigentlich beleidigen, doch von ihr war er das schon gewohnt. Etwas anderes hätte ihn eher verwundert.

Gut, dann sollte er den zweien eine Chance geben. Mal sehen ob sie ihn überzeugen konnten das es gut war ein Werwesen zu sein.
 

So da mich in letzter Zeit immer mehr Leute fragen, was die Namen der einzelnen Leute bedeuten, hier eine kleine Liste der Leute die bis jetzt eine Rolle hatten. Wen das allerdings nicht interessiert, ich hoffe wir lesen uns im nächsten Kapitel wieder.
 

Henry: Beschützer über das Heim

Lukas: aus Luciana

Arnaud: starker Herrscher

Sin: Sünde

Clerissa: hell, klar oder berühmt

Horus: Falke

Yaro: Sohn

Alessandro: Verteidiger, Beschützer oder auch edel, licht, strahlend

Caprice: neckisch, scherzhaft, launisch

Kobe: der Beschützte

Ercole: Ruhmreicher Held

Ratan: Juwel

Vollmondschmerz 21

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 21

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Also die Hierarchie der Werwölfe besteht aus Ältesten, Rat und … könntest du mir bitte zuhören?“ Kobe sah Ercole sauer an. Dessen Aufmerksamkeitsspanne war kürzer als die eines Kleinkindes.

Ercole winkte ab und beobachtete weiter zwei Piraten beim trainieren mit dem Säbel. „Ich hör dir schon zu. Rede ruhig weiter.“

„Das machst du nicht.“ In der Woche die er und Ratan schon darauf verwendeten ihn auszubilden, hatte er das schon bemerkt. Dafür das er am nächsten Tag so motiviert zu ihnen gekommen war, wurde er nun merklich lascher.

Ercole verdrehte die Augen und sah wieder zu ihm. „Warum muss ich das eigentlich lernen? Erst gestern hat mir Ratan die Rangordnung der Tiger erklärt. Reicht es nicht wenn ich eine Rasse lerne?“

„Wenn du uns endlich offenbaren würdest welche Rasse du bist, könnten wir uns darauf beschränken.“ Bis jetzt gab es nämlich noch keinerlei Anzeichen was er war. Weder der Tiger noch er spürten etwas bei ihm. Das war ein besonderer Fall, doch gebissen hatten sie ihn, das war sicher.

Kobe sah auf die Hand des Piraten, welche zwar noch immer einen Verband trug, doch der war nur Zierde. Die Wunde war schon vor zwei Tagen verschwunden.

„Bis dahin lerne ich unnützes Zeug oder wie?“ Gelangweilt kam er auf ihn zu.

„Wissen ist nie unnütz.“ Kobe beobachtete ihn misstrauisch. Dazu hatte er auch allen Grund, denn in den letzten Tagen hatte Ercole einige lästige Charakterzüge entwickelt.

Der Pirat schnalzte mit der Zunge. „Dabei gebe es so viele andere Arten um sich die Zeit zu vertreiben.“

Er blieb vor Kobe stehen und stützte sich mit der Hand, neben dessen Kopf, an der Wand ab. Mit einem leichten Lächeln näherte er sich Kobes Gesicht. „Meinst du nicht auch?“

Genau das meinte er mit lästigen Charakterzügen. Also in seinen Augen war die Sache klar. Das war eine Katze nichts anderes. Ein Wolf würde sich nie so benehmen. Obwohl… Er dachte kurz an Eloy und Horus den Verlobten seines Cousins Sin. Ja, es gab doch einige Ausnahmen.

Kobe wollte sich gerade losmachen, als er etwas sah und er beschloss doch noch etwas in dieser Position zu verharren. „Nein, mir steht der Sinn nicht nach solchen Vergnügungen.“

Da er noch nie derartige Erfahrungen gemacht hatte, konnte er auch nicht wissen was ihm entging. Etwas das ihm nur Recht war. Doch mit wem hätte er auch Erfahrungen sammeln sollen? Werwesen mochten ihn nicht und Menschen stießen ihn ab. Da blieb nichts mehr übrig.

„Nicht? Nun dann sollten wir das ändern.“ Ercole näherte sich ihm noch weiter und seine Absicht war klar.

Doch Kobe hatte nicht vor sich küssen zu lassen, was auch nicht passieren würde.

Ratan der sich von hinten genähert hatte, tauchte mit seinem Gesicht nun dicht neben Ercoles auf. Er schnurrte genießend. „Das sieht interessant aus. Darf ich mitmachen?“

Von dessen Auftauchen überrascht, zuckte Ercole zusammen. Doch er konnte nicht weg, da vor ihm Kobe und hinter ihm Ratan war. Er saß sprichwörtlich in der Falle.

„Du kannst ihn haben. Allerdings muss ich passen.“ Lächelnd entwand sich Kobe aus Ercoles Gefängnis.

„Schade.“ Ratan grinste und entfernte sich etwas von Ercole.

„Du störst.“ Grummelnd sah ihn der Braunhaarige an.

„So wie ich das sehe bin ich gerade im richtigen Moment gekommen. Ihr hättet nur weitermachen müssen. Wir hätten viel Spaß gehabt.“

Und da sollte keine Ähnlichkeit bestehen? Man konnte meinen die zwei wären verwandt. Kobe schüttelte den Kopf.

„Er ist eindeutig ein Tiger, mit so einem Benehmen kann er nur dein Schüler sein.“

Ratan nahm das nur mit einem Schulterzucken hin. „Hey. Er war vorher auch schon verdorben, das kannst du nicht meinen Genen anlasten. Immerhin zeigt er durchaus auch wölfische Eigenschaften.“

Kobe stemmte die Arme in die Hüften und sah ihn abwartend an. „Welche?“

In den letzten Tagen wurde er einer Katze immer ähnlicher. Er war verspielt, hatte eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, war faul und verschmust. Das Letzte ärgerte ihn am meisten, da es zu solchen Situationen führte.

„Nun.“ Ratan legte nachdenklich einen Finger an sein Kinn. „Er hat Angst vor mir. Wahrscheinlich instinktiv.“

„Eins gegen vier. Das ist doch wohl eindeutig. Außerdem kann es von etwas anderem herrühren.“ Irgendwie störte es ihn, das er Ercole praktisch als Anhängsel bekommen hatte. So als wäre es beschlossene Sache, das er ihn gebissen hatte. Doch dafür fehlte der Beweis.

„Außerdem benimmt man sich nicht wie ein kleines Kind, wenn man ein Werwolf wird.“ In den letzten Tagen kam er sich oft genug wie ein Kindermädchen vor. Es war durchaus niedlich wenn er solche Anwandlungen hatte, doch die restliche Zeit nervig.

„Das sind die Instinkte die durchkommen. Welpen sind genauso.“

„Ich glaube in der Stadt hört man euch noch nicht.“ Ercole sah sie streng an. „Dieses Thema sollte leiser besprochen werden.“

Kobe sah ihn überrascht an. Obwohl er das Thema ihres Gesprächs gewesen war, hatte er für einen Augenblick vergessen das er noch da war. Ebenso wenig wie er auf seine Lautstärke geachtet hatte. Da hatte Ercole schon Recht, so etwas besprach man nicht laut im Innenhof eines Forts wo sie jeder hören und sehen konnte.

„Nicht schon wieder.“ Der Pirat stöhnte.

Irritiert sah Kobe ihn an. Was war denn jetzt schon wieder?

Ratan lächelte nur leicht. „Marissa kommt.“

Wie merkten sie das nur? Das war auch ein Zeichen dafür das Ercole nicht von ihm sein konnte. Ein Schüler der besser war als sein Lehrer, wo gab es denn das? Er hörte Marissa nämlich noch nicht.

Das war auch eine Sache die ihn störte. Ercole entdeckte seine neuen Sinne nach und nach und das lenkte ihn natürlich ständig ab. Mal hörte er links etwas dem er nachgehen musste, mal roch er rechts etwas das er zuordnen wollte. Es war wie damals als er auf seine beiden jüngsten Verwandten aufpasste. Die Zwillinge hatten sich zwar für eine Richtung entschieden, sich aber aufgeteilt. Nun lief er genau so im Zickzack herum wie früher.

In dem Moment kam Marissa durch das Tor mit einem ziemlich genervt aussehenden jungen Mann auf den Fersen. Vor den dreien baute sie sich auf. Sie streckte die Hand aus und zeigte demonstrierend auf die drei Männer. „Da Nathan, such dir aus wenn du am ungefährlichsten findest. Damit ich eine Begleitung fürs Fest habe und meine Ruhe.“

Fest welches Fest denn? Kobe sah fragend zu Ratan doch dieser zuckte auch nur ratlos mit den Schultern.

Der junge Mann musterte sie argwöhnisch. „Auf keinen Fall gehst du mit meinem Kapitän und mit dem da auch nicht.“

Er deutete mit dem Zeigefinder anklagend auf Ratan. Dann wanderte seine Finger zu Kobe. „Der sieht harmlos aus mit ihm kannst du gehen.“

Warum hatte er das nur geahnt? Jeder der ihn sah stempelte ihn als harmlos ab. Langsam begann das zu nerven. Kobe runzelte missbilligend die Stirn.

Marissa lächelte nachsichtig und wuschelte dem deutlich Älteren durchs Haar. „Keine Menschenkenntnis mein Brüderchen.“

Dann hängte sie sich bei Ratan ein. „Glückwunsch Ratan du darfst mich zum Gründungsfest begleiten.“

„Ach ja? Na gut.“ Er zuckte besiegt sie Schultern wobei er ihren Bruder verzeihend ansah. Dann wurde er auch schon mitgezerrt.

„Wir müssen dich noch umziehen, damit du einen passablen Begleiter abgibst.“

Ihr Bruder sah ihr nur verblüfft nach, bevor er ihnen folgte. „Marissa ich sagte nein.“

Scheinbar schien niemand von ihm Notiz zu nehmen, am wenigsten seine Schwester.

„Gründungsfest?“ Kobe sah Ercole fragend an.

„Ja. Vor zwanzig Jahren wurde diese Stadt hier gegründet. Keine Ahnung warum sie dem Ereignis ein Fest widmen.“ Ercole seufzte und wand seinen Blick ab.

An seiner Stimme merkte Kobe schon das es ein Thema war, über das er nicht gerne sprach. „Willst du hingehen?“

War er verrückt das vorzuschlagen? So viele Gerüche, Geräusche und Eindrücke. Das würde der reinste Marathon werden. Doch irgendwie wollte er nicht das Ercole betrübt war. Immerhin war er ja jetzt einer von ihnen, das war zumindest der einfachste Grund warum er ihn nicht traurig sehen wollte.

„Warum nicht?“ Allzu begeistert sah der Braunhaarige bei dieser Zustimmung nicht gerade aus. „Gehen wir auf dieses Fest.“

„Wenn du nicht willst, dann müssen wir nicht gehen.“ Kobe hob abwehrend die Hände ihm war es sowieso lieber wenn sie nicht gingen. Andererseits wäre er dann mit Ercole alleine hier, da wahrscheinlich alle anderen auf dem Fest waren. Da stellte sich die Frage was das kleinere Übel war.

Ercole schüttelte den Kopf. „Nein, gehen wir.“

Er lächelte wieder und legte einen Arm um Kobes Schultern. „Vielleicht ergibt sich ja so die ein oder andere Gelegenheit.“

„Ganz sicher nicht.“ Er bückte sich und entkam so seiner angeblich freundschaftlichen Umarmung. Irgendwie hatte er die Vermutung das er heute besonders aufpassen musste.

„Wir werden sehen.“ Mit dieser Anspielung und einem verheißenden Grinsen, ließ er ihn stehen und ging zum Tor des Forts.

Also auf in die Hölle. Kobe ahnte das dieser Abend nicht sehr angenehm für ihn werden würde.

Vollmondschmerz 22

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vollmondschmerz 23

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 23

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er hatte Kopfschmerzen. Das war das Erste das Kobe wahrnahm, als er am Morgen aufwachte. Das Zweite war, das er keine Ahnung hatte was gestern nach Marissas dämlicher Herausforderung passiert war. Doch diesen im Dunkel liegenden Ereignissen verdankte er wohl den Kater, den er jetzt gerade hatte.

Kobe öffnete leicht die Augen, schloss sie aber sofort wieder, als ihn schon der erste Lichtstrahl schmerzhaft blendete. Wie hatte er nur auf Ratan hören können, da konnte ja nichts Gutes dabei rauskommen. Als Erfahrung hinnehmen, von wegen. Er musste sich ja nicht mit den Nachwirkungen herumschlagen. Sollte Alkohol bei Werwesen eigentlich nicht so stark wirken? Das war wohl wieder eine Eigenschaft, die er nicht mitbekommen hatte.

Na ja, wenigstens konnte ihm jetzt niemand mehr damit kommen, das er es als Erfahrung verbuchen sollten. Es lag hinter ihm und er hatte keine Lust auf eine Wiederholung. Damit war das Thema gegessen und er würde es auch nie wieder wagen Marissa herauszufordern.

Kobe versuchte noch einmal die Augen zu öffnen, diesmal vorsichtiger. Was an dem Ergebnis auch nichts änderte. Das Licht schmerzte ihn noch immer, doch nun war er wenigstens darauf vorbereitet.

Er blinzelte ein paar Mal um sich an das Licht zu gewöhnen. Als er jedoch etwas sehen konnte, schloss er die Augen gleich wieder. Bestimmt träumte er noch. Immerhin war er nackt, das fühlte er und so würde er sich nie neben einen Mann legen. Denn das die Brust, die er gesehen hatte, keiner Frau gehörte merkte man mit einem Blick.

Abermals öffnete er langsam die Augen, doch das Bild hatte sich nicht geändert. Er lag noch immer an einer Männerbrust. Hoffentlich war es Ratans Brust, denn dann konnte er sicher sein das nichts passiert war, für das er sich schämen musste.

Kobe hob langsam den Kopf und folgte dem Verlauf des Halses, bis er das Gesicht erkennen konnte. Erschrocken prallte er zurück und versuchte gleichzeitig Abstand von seinem Bettpartner zu bekommen. Leider hatte er dabei nicht mit einberechnet, wie schmal das Bett war, so das er mit einem überraschten Laut aus dem Bett fiel. Unsanft landete er auf dem Boden. Warum schmerzte sein Hintern eigentlich so? Der Aufprall war nun wirklich nicht der Rede wert.

Von dem Lärm geweckt öffnete Ercole verschlafen die Augen. Als er Kobe sah lächelte er. „Morgen.“

„Morgen.“ Kobe wand seinen Blick von ihm ab und angelte nach der Bettdecke. Er war immerhin noch nackt und er wollte wirklich nicht das Ercole alles von ihm sah. Wenn das nicht schon passiert war. Warum konnte er sich nur an nichts erinnern?

Ercole verfolgte seine Handlung mit hochgezogener Augenbraue.

„Was ist gestern passiert?“ Kobe musste es einfach wissen, sonst würde er keine Ruhe finden.

Der Pirat lächelte, stützte den Arm auf die Matratze und legte den Kopf darauf. „Nun, du hast Marissa einwandfrei unter den Tisch getrunken und ich hab dich dann heimgebracht wie man sieht.“

Das war bestimmt nicht alles gewesen, das spürte Kobe. Ebenso wie ihm das Lächeln des Jüngeren nicht gefiel. „Weiter? Was ist dann passiert?“

„Nichts weswegen du dich schämen müsstest.“ Das Lächeln des Braunhaarigen vertiefte sich noch etwas.

„Was?“ Kobe wurde nun ernsthaft sauer. Scheinbar bereitete es dem Anderen enorme Freude in Rätseln zu sprechen. Es war ja nicht so, als würde er nicht schon ahnen was passiert war. Doch er wollte es hören oder eher nicht hören. Oft kam es nicht vor, doch nun bat er alle Götter gleichzeitig, das seine Vorahnung falsch war.

„Wir hatten Sex.“ Ercole sagte das mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, als wäre das nichts besonderes.

Auf Götter konnte man sich einfach nicht verlassen. Kobe schloss resigniert die Augen, doch nur für einen Moment, dann sah er Ercole wieder an. In seinen Augen lag ein wütendes Funkeln. Und wütend war er.

Er wickelte die Decke um seine Hüfte und stand auf. „Wie konntest du? So etwas auszunutzen, das ist wirklich das Letzte! Du bist das Letzte!“

Ercole setzte sich nun auch auf. „Es ist ja nicht so das es dir nicht gefallen hätte. Die Gegenwehr blieb jedenfalls aus.“

Kobe war geschockt von soviel Skrupellosigkeit. Ercole war sich nicht einmal einer Schuld bewusst. Nein, er tat sogar als wäre es seine Schuld. Er hatte die Situation ausgenützt und tat nun so als hätte er ihn verführt. Etwas das er sicher nicht getan hatte, das würde er sich in keinem Zustand zutrauen.

Der Rotblonde wusste, das er seine Wut im Zaum halten sollte doch es ging nicht. Noch bevor er es verhindern konnte, verpasste er dem Piraten eine Ohrfeige. „Du Mistkerl“ Sprich mich bloß nie wieder an!“

Damit wand Kobe sich um und stürmte aus dem Raum in sein eigenes Zimmer. Erst als die Tür ins Schloss gefallen war, stöhnte er leise. Bei jedem Schritt schmerzte es. Das würde er ihm büssen. Kobe wusste nicht wann und wo, doch er würde das sicher nicht vergessen.

Es lag vielleicht eine Teilschuld bei ihm, doch er hatte ihn sicher nicht dazu aufgefordert. Alles was er getan hatte war etwas zuviel zu trinken, was er sicher auch nicht mehr machen würde, doch die Situation zu seinem Vorteil genutzt, das hatte Ercole.

Kobe öffnete eine seiner Kisten und begann sich etwas anzuziehen. Warum hatte Ratan ihn eigentlich nicht aufgehalten? Er kannte den Piraten, also hätte er sich denken müssen was passieren konnte.

Doch der Werwolf erkannte den Fehler in seinen Gedanken schon in dem Moment, in dem sie ihm in den Sinn kamen. Ratan hatte nichts damit zu tun schließlich war er nicht sein Aufpasser. Er hatte sich einfach nur zu sehr daran gewöhnt, das er immer in seiner Nähe war und seine Probleme löste. Vielleicht wusste er ja auch hierfür eine Lösung und wenn nicht… Nun, er wollte noch immer hier weg. Auch wenn das nicht vor Ercoles Verwandlung ging, konnte er immer noch bei ihm auf seinem Schiff leben. So konnte er sich auf die Seereise schon vorbereiten.

Das war eine gute Idee. Alles was er noch machen musste war, den Tiger von seinem Glück in Kenntnis zu setzen.
 

Schläfrig öffnete Ratan die Augen und sah sich um. Gut, er war in seiner Kabine also hatte er nichts getan von dem er nichts wusste. Nach solchen Festen war das ja nicht einmal bei ihm so sicher. Obwohl er ja so gut wie nüchtern heimgegangen war. Doch wer sonst hätte sich um Marissa gekümmert?

Ratan sah auf das Mädchen, das neben ihm im Bett schlief. Jetzt sah sie ja wie ein Engel aus, wie sehr dieser Schein doch trog.

Herzhaft gähnend begab sich Ratan in eine sitzende Position und streckte sich ausgiebig. Gerade in diesem Moment wurde die Tür geöffnet. „Ratan? Ich muss mit dir reden.“

Noch bevor Ratan etwas antworten konnte, flog ein Kissen an ihm vorbei genau auf seinen Besucher zu. „Ruhe, ich hab Kopfschmerzen.“

Ein Stöhnen war ebenfalls zu hören. „Uh, wer hat denn die Sonne angemacht?“

Marissa vergrub ihr Gesicht in dem noch auf dem Bett liegenden Kissen.

Kobe, niemand anderes war sein Besucher, sah zuerst Marissa und dann ihn irritiert an. Man merkte, das er schon seine eigenen Schlüsse zog. „Warum ist sie hier?“

Kobe hatte sich schon eine eigene Antwort darauf gebildet, fragte aber trotzdem nach, das rechnete Ratan ihn hoch an. „Ich war zu müde um sie heimzubringen. Außerdem ist sie nirgendwo sicherer als bei mir.“

Er ließ sie ungern alleine, wenn sie betrunken war. Vor allem weil er meistens daran Schuld war, aber sie hatte einen enormen Dickschädel und ohne ihn, würde sie einen Anderen finden. Wenn sie trinken wollte, fand sie einen Weg um das zu bewerkstelligen.

„Und zwischen euch ist nichts passiert?“ So ganz überzeugt sah Kobe nicht aus.

„Davon wüsste ich aber was.“ Grummelnd setzte sich Marissa auf. Als die Decke von ihrem Oberkörper rutschte, sah man das sie ihr Kleid vom Vortag noch trug.

Sie legte sich eine Hand an die Stirn. „Mein Schädel brummt.“

Ratan lächelte und strich ihr mit einem Finger über die Wange. „Nun Liebling, dann hättest du dich nicht betrinken dürfen.“

Dann stand er auf. „Du wolltest mit mir reden?“

Kobe nickte. „Ja, es geht um etwas privates.“

„Schon verstanden.“ Mit einem undamenhaften Fluch stand Marissa auf. Ihr Blick suchte irgendetwas auf dem Boden.

„Ach da.“ Sie nahm ihre Schuhe in die Hand und ging Richtung Tür.

Im vorbeigehen klopfte sie Kobe auf die Schulter. „War ein nettes Spiel, aber ich verlange eine Revange.“

„Das bezweifle ich.“ Kobe murmelte das vor sich hin, doch Marissa hätte ihn nicht einmal gehört, wenn er das laut gesagt hätte, da sie in diesem Moment die Tür hinter sich schloss.

Ratan warf einen Blick aus dem Fenster, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Kobe widmete. „Du musst nicht stehen. Es gibt genug Sitzgelegenheiten.“

Da es seine persönliche Kabine war erkannte man sie nur nicht sofort. Da diese eher aus großen Kissen auf den Boden bestanden.

Der Rotblonde sah sich um und setzte sich schließlich auf eines der Kissen. „Ich würde gerne die Zeit bis zu unserer Abreise auf deinem Schiff verbringen.“

Überrascht sah Ratan auf den Jüngeren. Also das nannte er einmal schnell auf den Punkt kommen. „Was hat er wieder angestellt?“

Es musste etwas mit Ercole zu tun haben. Ansonsten käme Kobe nie auf eine solche Idee, das war ja auch verrückt. Wenn er ihn heimbrachte, würden sie lange genug auf engsten Raum eingepfercht sein, da musste er nicht jetzt schon damit anfangen.

„Nichts. Ich will mich einfach nur schon darauf einstellen.“ Kobe sah den Tiger bei diesen Worten nicht an.

„Du weißt aber schon das wir erst in drei Wochen ablegen oder?“ Vor Ercoles Verwandlung konnte er nicht weg. Ebenso wenig wie Kobe, da sie ja nicht wussten was der Pirat wurde. Und einer von ihnen musste sich dann um ihn kümmern. Egal wer es gewesen war, danach hatte derjenige eine Verantwortung. Zum Glück brachte Ercole seit neuesten einige Begeisterung für die Sache mit.

„Zwei Wochen und fünf Tage. Dabei ist auch schon ein Tag danach mit einberechnet um die Nachwirkungen einzuschätzen.“ Kobes Stimme hatte einen sachlichen Klang, doch sah er dabei nicht auf.

Und er sollte ihm ernsthaft glauben, das nichts passiert war? Egal was Ercole angestellt hatte, es war schwerwiegend. Kobe hatte das Ganze genau geplant, viel zu genau um ehrlich zu sein. Vielleicht sollte er der Sache selbst auf den Grund gehen? „Du kannst gerne hier bleiben, auch wenn ich es für eine schlechte Idee halte. Aber den Grund für deine Entscheidung werde ich wohl nicht erfahren oder?“

Kobe stand auf und sah ihn nun wieder an. Bei seiner Frage schüttelte er den Kopf. „Nein. Nicht von mir. Danke.“

Ratan winkte mit einer Hand ab. „Kein Problem.“

Nun, dann würde er sich die Informationen wohl von der anderen Seite holen. Denn wissen wollte er was passiert war.

Ratan wartete noch einen Moment bis Kobe seine Kabine verlassen hatte und zog sich dann an. Er musste jemanden besuchen.

Vollmondschmerz 24

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 24

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Was hast du nun schon wieder angestellt?“

Bei der vorwurfsvollen Stimme fuhr Ercole herum. „Du sollst dich gefälligst nicht so anschleichen.“

Schön langsam wurde das lästig. Obwohl seine Sinne besser geworden waren, bekam er es nie mit wenn Ratan auftauchte. Oder besser gesagt, erst seit seine Sinne besser geworden waren, da er ihn zuvor stets gemerkt hatte. Wahrscheinlich machte dieser es gerade deswegen, als eine Art Herausforderung an ihn. Nur brachte ihn das schön langsam an den Rand der Verzweiflung.

„Das mache ich gar nicht. Du bist einfach nur taub. Eindeutig ein Hund.“ Ratan lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen.

„Also was hast du angestellt?“

„Was meinst du speziell? Ich mache viel, immerhin bin ich keine faule Katze.“ Das Buch ins Regal stellend, sah er den Blonden an. Die Karten würden wohl warten müssen.

Ratan legte eine Hand aufs Herz und verdrehte die Augen. „Au, das trifft mich jetzt aber. Du warst auch schon mal besser.“

„Ich halte mich aus Höflichkeit zurück. Immerhin soll man Besuch nicht gleich wieder vergraulen, so gern ich es auch machen würde.“ Der Grund war eigentlich, weil er neugierig war, auf was Ratan anspielte.

Den Kopf schüttelnd, löste sich der Tiger vom Türrahmen und kam vollends in den Raum. „Ich rede von Kobe. Er war heute morgen bei mir.“

„Morgen?“ Ercole zog eine Augenbraue hoch. Sie waren doch erst am Vormittag aufgewacht und Kobe hätte nicht so reagiert, wenn er zuvor schon wach gewesen wäre. Er hatte sowieso keine Ahnung warum er so reagiert hatte.

„Mittag. Was spielt das für eine Rolle? Für mich war es eben Morgen. Wichtig ist nur, was er mir erzählt hat.“ Er maß Ercole mit einem überheblichen Blick.

„Ach und was hat er dir erzählt?“ Bei solchen Äußerungen war Ercole eher vorsichtig. Vor allem bei Ratan. Man wusste nie, wieviel er nun wirklich wusste und er wollte nicht unbedingt als Informationsquelle dienen.

Ratan setzte sich auf einen Stuhl. „Was du getan hast.“

„Ja und? Wir hatten Sex weiter?“ Ercole verstand nicht was daran so schlimm sein sollte? Immerhin hatte keiner von ihnen einen Grund zur Klage. Ebenso wenig wie die Ohrfeige gerechtfertigt war.

Unbewusst hob er die Hand Richtung Wange, stoppte die Bewegung allerdings als er sie bemerkte.

Ratan sah ihn abschätzend an, nur um dann bestätigend zu nicken. „Ja, eindeutig du bist ein Idiot. Wenn man das zu deinen restlichen Charaktereigenschaften, wie unsensibel und rücksichtslos zählt, ergibt das kein gutes Bild.“

„Bist du nur gekommen um mich zu beleidigen?“ Ercole war äußerlich ruhig, doch innerlich wurde er langsam wütend auf Ratan. Er mochte es nicht, wenn sich der Inder auf seine Kosten lustig machte.

Der Tiger schüttelte beiläufig den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich dir nur sagen, das Kobe beschlossen hat bei mir einzuziehen. Ich habe nichts dagegen, doch ich dachte du solltest es wissen. Wenn du nicht aufpasst, werde ich ihn dir noch ausspannen.“

Was? Das war ja etwas ganz Neues. Hatte Ratan ihm nicht beteuert, das er keinen Gefallen an Kobe fand? Noch dazu stießen sich ihre beiden Rassen doch instinktiv ab. Wenn man ihren Erklärungen glauben konnte. „Ich dachte du findest ihn nicht sexuell anziehend?“

„Och bitte. Hast du mir das etwa wirklich geglaubt?“ Ratan schenkte ihm einen Blick mit dem man sonst nur naive Kinder ansah. Seine Stimme war eindeutig höhnisch.

Eigentlich schon. Bis jetzt hatte Ratan ihn nur in sehr wenigen Fällen angelogen. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er das eigentlich nur getan, wenn es mit seiner Rasse zu tun gehabt hatte. Allerdings stand das nun nicht zur Debatte. Hier ging es um Kobe.

„Er ist hübsch und intelligent. Der perfekte Partner, den sich jeder Mann wünscht. Und da du ihn nun eindeutig verloren hast, steht es mir frei mein Glück zu versuchen. Wobei ich sowieso die besser Wahl bin.“ Überheblich zwinkerte der Blondhaarige dem Piraten zu.

„Nur damit eines klar ist, er zieht auf keinen Fall zu dir. Er ist immer noch meine Geisel.“ Ercole würde sich sicher nicht von Ratan seinen Gefangenen wegnehmen lassen. Soweit kam es noch. Kobe gehörte ihm. Jetzt noch mehr als zuvor.

Ein amüsiertes Lächeln legte sich auf die Lippen des Tigers. „Ich hab es dir schon am ersten Tag erklärt. Wesen wie wir, sind niemandes Geiseln. Wir nehmen Geiseln, fressen Menschen, doch fangen? Das bringt kein Mensch zusammen. Und auch du nicht, schon gar nicht du. Wir sind deine Schöpfer, du bist uns untergeordnet, ob du willst oder nicht.“

„Sagt wer?“ Er würde sich sicher niemals jemanden unterordnen. Dafür war sein Stolz viel zu groß wofür er dankbar war.

„Die Regeln und dein Instinkt. Du kannst uns nicht töten, selbst wenn du es dir aus tiefsten Herzen wünscht. Egal.“ Der Tiger machte eine wegwerfende Bewegung.

„Kobe hat sich entschieden und nachdem du ihn vergewaltigt hast, liegt es an mir ihm zu zeigen das nicht alle Männer so sind.“

„Ich hab ihn nicht vergewaltigt! Er konnte sich nicht beklagen.“ Er ließ sich hier doch nicht als Bösewicht hinstellen. Immerhin hatten sie beide ihren Spaß daran gehabt. Warum Kobe sich nun so anstellte konnte war für ihn unverständlich und Ratan würde er sicher nicht danach fragen. Nicht gerne.

„Wollte er es? Hat er damit angefangen? War er bei klaren Verstand?“ Ratan verneinte es selbst.

„Nein nichts davon trifft zu und das weiß ich obwohl ich nicht dabei war. Du als Anwesender hättest das alles deutlich merken müssen. Doch wie ich dich kenne hast du nur an deinen eigenen Vorteil gedacht.“

Traurig sah er den Braunhaarigen an. „Ich bin enttäuscht von dir Ercole. Eigentlich hab ich dich für einen Mann mit Ehre gehalten, das war wohl falsch. Und genau aus diesem Grund werde ich dir Kobe wegnehmen.“

Damit drehte sich Ratan um und verließ den Raum.

Ercole sah ihm verwundert nach. Hatte er das jetzt wirklich ehrlich gemeint? Gerne hätte er es als Scherz eingestuft, doch dafür war der Ausdruck seiner Augen zu ernst gewesen. Nein, das war sein voller Ernst gewesen. Im Grunde konnte ihm Ratans Meinung egal sein und doch machte es ihn traurig wenn er an dessen letzte Worte dachte. Er war enttäuscht von ihm.

Wieso? Er war doch nicht sein Sohn, also konnte es dem Tiger egal sein, was er machte. Ebenso wie es ihm egal sein konnte was Ratan von ihm dachte. Trotzdem war es das nicht.
 

Ratan betrat den Innenhof. Ob er überzeugend gewesen war? Seine letzten Worte waren sein voller Ernst gewesen. Doch das davor? Nun Ratan hielt es für eine seiner besten Shows.

Suchend sah er sich nach seiner Begleitung um.

Marissa hatte bis jetzt auf ihn gewartet. Auch wenn das bei ihr bedeutete, das sie ausgelassen mit einem Mann flirtete, doch etwas anderes war man auch nicht von ihr gewohnt. Nun trennte sie sich von ihm und kam zu Ratan.

Dieser legte eine Hand um ihre Hüfte und schenkte ihr ein Lächeln.

„Und?“ Fragend sah sie ihn an.

„Er ist ein Idiot.“

Marissa lachte vergnügt. „Erzähl mir etwas Neues. Nein, ich will wissen ob es geklappt hat?“

Ratan hob die freie Hand und streckte den Daumen nach oben. „Perfekt. Ich habe alles erfahren und alles erreicht.“

Er hatte nicht wirklich Interesse an Kobe. Nicht im sexuellen Sinne, da hatte er Ercole nicht angelogen. Nein, Kobe war für ihn wie ein Bruder. Sie waren nicht verwandt, doch er fühlte für ihn wie für einen kleinen Bruder. Irgendwie appellierte Kobe an seinen Beschützerinstinkt. Ebenso wie Marissa es tat, doch sexuell wollte er von keinem der beiden etwas.

Er konnte mit ihnen reden, verbrachte gern seine Zeit mit ihnen und fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart, mehr war da nicht. Gut, mit jeden von ihnen verband ihn noch mehr als das eben aufgezählte, doch das war nebensächlich.

„Also kann das Spiel beginnen?“

„Ja das kann es meine Kleine.“ Lächelnd sah der Tiger auf die Häuser der Stadt. Ercole gehört einfach einmal ein Tritt in den Hintern und den gab er ihm gerne. Es hatte seine Gründe warum er ihn nicht darüber aufgeklärt hatte was er falsch gemacht hatte. Nun zumindest nicht vollständig. Ercole sollte ruhig darüber nachdenken, vielleicht war er dann das nächste Mal intelligenter.

„Dann können wir nur hoffen, das er deinen kleinen Denkanstoß nützt. Sonst wird aus ihm ja nie etwas.“ Marissa gähnte gelangweilt.

Ratan grinste bei dieser Wortwahl. Aber ja hoffentlich nutzte er ihn, sonst würde nie etwas aus den Zweien. Und Kobe war genau das, was Ercole brauchte.

Die Blondhaarige stöhnte. „Ich hab einen Kater.“

Eigentlich hatte sie damit Recht. Auch wenn sie sicher etwas anderes damit meinte. Ratan seufzte. „Tja was machen wir denn dagegen?“

„Trinken und da die Kneipen noch geschlossen haben, gehen wir beten. Pater Juan freut sich immer über Gesellschaft bei seinen Messen.“

„Die immer feucht fröhlich ausfallen. Ich weiß.“

„Genau.“ Marissa nickte begeistert und nahm seine Hand.

Besiegt seufzte Ratan und ließ sich willig von ihr mitziehen. „Dann gehen wir eben beten.“
 

Mir ist gerade aufgefallen das ich euch letztens bei meiner Namensaufzählung einen vorenthalten habe. Danke das man mich darauf aufmerksam gemacht hat.

Also der darf natürlich nicht fehlen.
 

Aleka- überschwänglich, erhöht

Vollmondschmerz 25

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 25

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Hey, ich rede mit dir!“

Das machte er wirklich, doch warum sollte ihn das interessieren? Kobe ignorierte den Piraten gekonnt. In den letzten Tagen hatte er es zumindest erfolgreich geschafft.

Er ging einfach weiter. Immerhin hatte er zugesagt Ratan von Marissa abzuholen, wo er die letzten Nacht verbracht hatte. Laut dem Tiger sollte er jede Gelegenheit nützen, um das Schiff zu verlassen. Wahrscheinlich hatte er damit auch Recht.

Das Problem war nur, das er dann meistens unweigerlich auf Ercole traf. Lauerte er ihm etwa auf? Ständig schien er da zu sein wo er war und ließ sich einfach nicht loswerden. Wie eine Fliege, die ständig lästig um einen herumschwirrte.

„Bleib stehen.“ Ercole packte ihn am Oberarm und zwang ihn so seinem Befehl Folge zu leisten.

Kobe fuhr knurrend herum und riss seinen Arm los. „Fass mich nicht an und red mich auch nicht mehr an. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“

Sauer sah Ercole ihn an. „Weswegen bist du so wütend auf mich?“

Kobe hob genervt die Hände und sah zum Himmel, bevor er wieder den Piraten ansah. „Und du weißt es nicht einmal. Du bist derart egoistisch und überheblich, das du deine Fehler nicht einmal bemerkst, wenn sie offensichtlich sind.“ Warum machte er das eigentlich? Ein Gespräch mit ihm brachte ungefähr soviel wie mit einem Frosch. Beide hörten die Worte, die seinen Mund verließen, verstanden sie aber nicht. Doch der Frosch hatte die Ausrede das er ein Tier war. Was war Ercoles Entschuldigung?

„Ratan meinte, das es vielleicht mit der Nacht zu tun hätte. Doch du hast dich mit keinem Wort beschwert.“ Der Braunhaarige sah ihn wie ein trotziges Kind an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ratan? Ratan!“ Kobe achtete nicht auf die Menschen um sie herum, wobei sie zu so früher Stunde beinnahe die Einzigen auf der Straße waren. Nur ein paar Frauen und Kinder waren unterwegs.

„Selbst dafür brauchst du Ratan. Es reicht. Solange du deinen Fehler nicht selbst einsiehst und dich entschuldigst, existierst du nicht für mich.“ Damit wand sich Kobe um. Uneinsichtig wie ein kleines Kind. In letzter Zeit fand Kobe ziemlich viele Vergleiche für Ercole, doch keiner davon war wirklich schmeichelhaft. Noch dazu reizte er ihn. Das war nicht nur auf seine mangelnde Intelligenz zurückzuführen, nein, da war noch etwas anderes. Etwas instinktives, seine Anwesenheit reizte ihn extrem und machte so jedes Gespräch zunichte. Doch er wollte sowieso nicht mit ihm reden, eher schlagen doch das war nicht das Richtige. Noch dazu wo er unterliegen würde in dieser Gestalt. Wenn Vollmond war, konnte er diese Möglichkeit in Betracht ziehen.

„Es tut mir leid?“ Es war eher eine Frage als eine Entschuldigung und in einem derart provozierenden Tonfall hervorgebracht, das es unmöglich ernst gemeint sein konnte.

„Du bist ein gottverdammter Mistkerl! Ein Egoist! Egomane! Warum gibst du mir nicht gleich die Schuld an allem?“ Bei jedem Vorwurf warf Kobe etwas nach dem Piraten. Zu seinem Glück gingen ihm die Wurfgeschosse nicht aus, da er direkt neben einem Gemüsestand stand. Auch wenn ihn der Verkäufer etwas geschockt ansah.

Ercole wich einigen aus, doch konnte er nicht verhindern, das eine Tomate ihn ins Gesicht traf. Missmutig wischte er sich die Reste des Gemüses aus dem Gesicht. „Ich hoffe dir ist klar, das du gerade etwas sehr wertvolles vergeudest.“

Kobe interessiert das im Moment reichlich wenig. Schnaubend drehte er sich um und setzte seinen Weg fort. Was kümmerte es ihn, er verließ die Insel sowieso in einer Woche und ein paar Tagen.

Ratan wurde sowieso täglich unruhiger. Man merkte ihm an, das er wieder aufs Meer hinauswollte. Auch wenn der Tiger es nicht bewusst merkte, sein Blick glitt immer wieder zur Hafenausfahrt, die zwischen den Klippen ins offenen Meer führte. Zwar verlor er kein Wort darüber, doch Kobe merkte es. Und auch Ratans Männer schienen dessen Ungeduld zu teilen. Immer öfter fanden sie sich auf dem Schiff ein, auch wenn sie hier Häuser oder gar Familien hatten.

„… bringen?“

Er bekam Ercoles Frage gar nicht richtig mit. Erst das letzte Wort drang durch seine Gedanken zu ihm. Doch das war auch gut so. Einfach nicht hinhören, dann konnte der Pirat ihn auch nicht reizen.

Ercole beschleunigte seine Schritte und kam so neben ihn. „Du kannst mir wenigstens darauf antworten. Wohin will Ratan dich bringen?“

Zu seiner Familie wohin denn sonst? Doch das ging den Piraten nichts an, schließlich hatte er seine Familie erpressen wollen. Das hieß er war noch immer ein Feind von dieser, egal was sich geändert hatte.

Endlich bog er in die Straße ein, in der Marissa ihr Haus hatte. Eigentlich war es eine erstaunlich normale Gegend. Eben wie eine Wohnstraße, keine Wirtshäuser oder Bordelle. Ja, nicht einmal ein Stand, nur Wohngebäude, das war ungewöhnlich.

„Kobe!“ An Ercoles Stimme merkte man, das er nun wirklich wütend wurde.

„Verdammt noch einmal antworte mir.“

Eine Tür öffnete sich und Ratan trat auf die Straße. Sein Hemd war offen und auch seine Hose nicht ganz geschlossen. Mit einer Hand fuhr er sich durch die noch nassen Haare. „Ruhe. Man hört euch schon zwei Straßen entfernt. Das hier ist eine ruhige Gegend.“

Kobe lächelte als er ihn sah. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er annehmen, das er gerade aus dem Bett seiner Geliebten kam. Doch er kannte den wirklichen Grund seiner Anwesenheit hier. „Fertig mit dem Bad?“

Ratan schüttelte sich. „Zum Glück. Ich stinke wie ein ganzes Seifengeschäft. Noch dazu hat sie drei verschiedenen Duftöle probiert, bis sie endlich zufrieden war. Das schreit gleich wieder nach einem Bad.“

„Du stinkst immer. Du bist immerhin eine Katze.“ Kobe konnte sich dieses scherzhafte Kommentar nicht verkneifen.

Das Grinsen auf Ratans Gesicht wurde nur noch breiter. „Das sagt der Richtige, Hündchen.“

Seit er fast jeden Tag mit ihm zusammen war, hatte sich ihr Verhältnis noch mehr entspannt. So etwas passierte eben unweigerlich, wenn man zusammenlebte. Sogar diese scherzhaften Betitelungen waren bereits Alltag. Andere hielten das sogar für Kosenamen. Wenn Kobe auch nicht ganz verstand was an Katze oder Hündchen liebevoll klang.

Ratan hielt ihm seine Hand hin. „Riech mal.“

Kobe folgte dieser Aufforderung und hob fragende eine Augenbraue. „Ist das Minze?“

Der Tiger seufzte. „Minze, Jasmin und Orchidee, eben die Mischung die dabei rauskommt. Unterschätze nie die Schminkkiste einer Frau.“

Das stank wirklich da musste Kobe ihm Recht geben. Marissa hatte mit ihren Duftölen deutlich übertrieben.

„Also was haben du und Ercole so lautstark zu bereden?“ Während dieser Worte legte er einen Arm um Kobes Schultern.

„Ich rede nicht mit ihm.“ Dabei sah er kurz zu dem Tiger auf. Das war auch etwas das sich in den letzten Tagen geändert hatte. Sobald sie in Ercoles Nähe waren, wurde der Tiger plötzlich viel anhänglicher und kam ihm ziemlich nahe. So als wollte er einen Besitzanspruch Ercole gegenüber festigen. Was absurd war, da der Blonde nichts von ihm wollte. Sie waren Freunde nicht mehr. Vielleicht brüderliche Freunde, so wie Ratan sich manchmal benahm, doch damit endete ihre Beziehung schon.
 

Ratan sah triumphierend lächelnd zu Ercole. Er musste ihn provozieren, alles zielte darauf ab. Es war gemein Kobe dafür zu benutzen, aber irgendwann würden sie beide es ihm danken. Bis dahin konnte er sein Spiel weiterführen. Dabei war es schon lange nicht mehr uneigennützig, da er es einfach zu erheiternd fand, wenn Ercole sich aufregte. Wann immer er ihn so verbissen ansah wie jetzt, wurde er vergnügter. Ratan konnte sich das nicht erklären, aber vielleicht war er in dieser Hinsicht auch nur ein schlechter Mensch. Auf jeden Fall war er schadenfroh was Ercole betraf.

„Aber ich rede mit dir. Was willst du eigentlich? Ich habe mich entschuldigt.“ Ercoles Antwort klang wie ein Vorwurf, den er Kobe entgegenschleuderte.

Nun Ratan konnte sich schon denken wie er sich entschuldigt hatte. Nämlich total lasch. Von Ercole eine aufrichtige und erstgemeinte Entschuldigung zu hören, würde an ein Wunder grenzen.

„Das nennst du eine Entschuldigung? Das war ein Witz, wenn das alles ist was du zu bieten hast, war meine Meinung von dir von Anfang an viel zu hoch. Denn dann bist du als Mensch ein Versager.“

Kobe verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Stimme war ernst, so das man merkte das er jedes Wort so meinte wie er es sagte.

Spätestens jetzt würde jeder Nebenbuhler merken wie fehl er am Platz war. Denn auch wenn sie sich anschrieen und beleidigten, waren sie nur auf den Anderen fixiert. Ihr Ziel war den Gegner zu zerstören oder einen kurzen Sieg zu erringen, doch mit einer Intensität, die jede weitere Person überflüssig machte. Allerdings war er ja kein wirklicher Nebenbuhler und das genau der Effekt den er erzielen wollte. Deswegen bestand auch keine Notwendigkeit das Feld zu räumen.

Er beugte sich nahe an Kobes Ohr. So das nur er es hören konnte, raunte er ihm seinen nächsten Vorschlag zu. „Komm gehen wir. Wenn du das weiterführst, stehen wir noch am Abend da.“

Dabei glitt seine Hand an dessen Rücken hinab und legte sich um Kobes Hüfte. Mehr konnte er nicht machen ohne das dieser misstrauisch wurde. Obwohl es Kobe sicher auffiel, da er nicht dumm war.

Kobe sah ihn an und lächelte. „Du hast Recht. Ich habe keine Lust meine Zeit hier zu vergeuden. Den Tag kann man für genug anderes nutzen, das weitaus amüsanter ist.“

Ratan schnurrte genießend. „Da sprichst du mir aus der Seele.“

Er warf einen letzten siegessicheren Blick zu Ercole, bevor er sich mir Kobe umwand und in die vom Piraten entgegengesetzte Richtung losging.

„Wartet!“ Es war ein Befehl und keine Bitte, den Ercole äußerte.

Etwas auf das Ratan nicht hörte. Wenn die Befehle nicht von ihm kamen, war er taub für so etwas. Allerdings runzelte er schon die Stirn als er die nächste Frage des Braunhaarigen hörte.

„Was ist mit meinem Unterricht?“

Irrte er sich oder klang da ganz leicht eine gewisse Unsicherheit mit? Dem Piraten ging es sicher nicht um den Unterricht, da er sich ja dagegen gesträubt hatte. Doch warum wollte er dann das keiner von ihnen ging? Früher war er immer froh gewesen, wenn er seine Ruhe hatte, vor allem vor ihn. Wollte er vielleicht nicht alleine sein?

Innerlich verneinte Ratan diese Frage. Ercole doch nicht, der war der typische einsame Wolf, eigentlich total unpassend für eine Katze.

Doch Kobe schien dessen Unsicherheit nicht bemerkt zu haben. Sie wollten gerade um eine Ecke biegen, als dieser noch einmal stehen blieb. Seine Stimme war eiskalt. „Steck ihn dir sonst wohin.“

Nicht nur Ercole starrte ihn in diesem Moment überrascht an, auch Ratan war erstaunt. Das war ja niedrigste Gossensprache. Respekt, das hatte er ihm nicht zugetraut, doch das war wenigstens eine Sprache die Ecole verstand.

Erst als sie einige Schritte weiter waren, murmelte Kobe wieder etwas.

„Hm?“ Ratan hatte ihn nicht wirklich verstanden, was eigentlich nicht oft passierte bei seinem Gehör.

„So ein Primat. Wie konnten wir ihn nur beißen? Er hat keinerlei gute Eigenschaften die ein Werwesen ausmachen.“

Damit wurde man eigentlich geboren und aufgezogen. Die meisten Gebissenen benahmen sich wie Affen, am Anfang. Es dauerte eben einige Zeit bis man sie richtig erzogen hatte. Doch er hatte so eine Ahnung das Kobe das nicht gelten lassen würde.

Aus diesem Grund zuckte Ratan nur mit den Schultern. „Wer weiß wie das nach der Verwandlung sein wird.“

Damit ließ er das Thema ruhen. Wenn das so weiterging hatte Ercole noch viel Arbeit vor sich.

Vollmondschmerz 26

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 26

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Wie ihn das nervte. Konnten sie sich nicht auf ihn einstellen? Immerhin war heute sein großer Tag.

Ercole sah zu den beiden, die schon die ganze Zeit vor ihm gingen. Es erinnerte an eine Herr und Diener Situation. Die beiden Adligen die vor ihm flanierten und er der Diener der hinter ihnen her rannte. Was ihn an dieser Situation aber so störte, war die Tatsache, das es wirklich so war. Sie waren Adlige und er musste hinter ihnen nachrennen.

Woher nahmen sie nur die Kraft für dieses Tempo? War das der Kräfteunterschied, den Ratan immer angesprochen hatte? Das Beste an der Situation war aber, das die Zwei dort vorne über etwas redeten und er es aufgrund des Abstandes nicht verstand. Dabei wäre das so wichtig gewesen, da er wissen wollte, ob sich Kobe schon wieder beruhigt hatte.

Seit diesem Vorfall auf der Straße hatte er nicht mehr mit ihm geredet. Nicht das Ercole es nicht versucht hätte, doch dieser ging ihm geschickt aus dem Weg. Er wusste nicht was er noch machen sollte, damit dieser mit ihm sprach. Wann immer er das Wort an ihn richtete, wurde dieser wütend und das meistens schon nach dem ersten Satz. Was unterschied ihn so von Ratan? Denn er konnte doch nicht noch immer sauer sein wegen dieser Sache. So schlimm war es wirklich nicht gewesen. Immerhin war es nur natürlich.

Andererseits hatte Ercole es eben doch erst gedacht. Kobe war ein Adliger, für ihn galten vielleicht andere Maßstäbe. Doch er würde sich sicher nicht für etwas entschuldigen, das eines der natürlichsten Dinge war die es gab. Was wollte er eigentlich? Ein Liebesgeständnis? Nicht von ihm, so was machte man bei Frauen, doch nicht bei Männern.

Seufzend sah er kurz zu ihnen. Es sollte eigentlich ein kleiner Ausflug werden, weit genug weg von allen anderen Menschen. Jetzt waren sie schon Stunden unterwegs und die Sonne war auch schon im Begriff unterzugehen. Bald erreichten sie das andere Ende der Insel, wenn das so weiterging.

Ercole wollte gerade eine Frage bezüglich ihres Zieles stellen, als Ratan plötzlich stehen blieb.

Der Tiger sah sich aufmerksam um und wartete bis Ercole zu ihnen aufgeschlossen hatte. „Ich glaube hier geht es. Zumindest sind keine wilden Tiere in der Nähe.“

Kobe zögerte kurz, bevor auch er sacht nickte. „Allerdings glaube ich noch immer das es besser ist, wenn ich euch verlasse, bevor ich mich verwandle. Sonst bin ich nur eine Gefahr.“

„Und wenn er ein Werwolf wird? Er wird Angst kriegen und weglaufen. Außerdem was soll ich mit einem Wolf anfangen?“ Ratan zeigte mit beiden Armen bedeutungsvoll auf den Piraten.

„Hey ich bin auch noch da.“ Es schien schön langsam zur Gewohnheit zu werden in seiner Gegenwart über ihn zu reden. Noch dazu so als wäre er nicht anwesend.

Kobe sah ihn nur kurz an. „Ja leider, sonst hätten wir kein Problem.“

Dann wand er sich wieder Ratan zu. „Er wird kein Wolf, so katzenartig wie er sich jetzt schon benimmt, muss er ein Tiger werden.“

„Ganz sicher nicht. Das wird kein Tiger.“ Ratan sah Kobe entschlossen an.

Wenn das so weiterging, würde das noch in einen Streit ausarten. So hatte er Ratan aber noch nie erlebt. Gut, er war auch nicht scharf darauf unter seine Fittiche zu kommen. Ebenso wenig wie er von Kobe unterrichtet werden wollte, doch sich jetzt deswegen zu streiten war kindisch.

„Ruhe. Hört mir zu.“ Ercole hob beschwichtigend die Hände, allerdings wurde es rasch zu einer abwehrenden Bewegung bei der Reaktion der Zwei.

Wie ein Mensch fuhren ihre Köpfe fast zeitgleich zu ihm herum und sie sahen in genervt an „Was!“

Ercole hatte für einen Moment wirklich Angst zu antworten. Doch dann erinnerte er sich selbst wieder daran wer er war und straffte die Schultern. „Ihr streitet euch wie kleine Kinder und das ist lächerlich. Ich bin auch nicht scharf darauf einen von euch als Lehrer zu haben, aber es ist passiert. Ihr könnt es nicht rückgängig machen, also steht zu dem was ihr getan habt und schiebt die Verantwortung nicht einfach dem Anderen zu.“

Jetzt würden sie ihn fressen. Zumindest, wenn er ihre Blicke richtig deutete, doch dann entspannte sich Ratan.

„Ich fass es nicht, aber er hat Recht.“ Zweifelnd sah er Kobe an.

„Nicht zu glauben, das ich das zugebe, aber das hat er wirklich.“ Kobe griff sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.

„Verdammter Vollmond. Ich kann mich kaum noch konzentrieren.“

Ercole sah zum Himmel. Seltsam er spürte noch nichts, doch die Sonne war auch noch nicht vollständig untergegangen. Vielleicht war das bei ihm ja anders als bei Kobe?

„Du musst hier bleiben. Im schlimmsten Fall werde ich dich wieder festhalten. Oder verschwinden und euch beide alleine lassen.“ Ratan hatte sein Lächeln wieder gefunden.

„Wie lange noch bis der Mond aufgeht?“ Ercole sah etwas unbehaglich in den immer dunkler werdenden Himmel. Um ehrlich zu sein fühlte er sich lange nicht so sicher, wie er sich gerade gab. Das war aber auch nicht verwunderlich, immerhin stand er kurz davor sich in ein anderes Wesen zu verwandeln.

Ratan sah ebenfalls in den Himmel. Die Sonne war bereits untergegangen, nun herrschte ein düsteres Zwielicht. Weder Sonne noch Mond waren zu sehen.

„Eine Stunde, vielleicht mehr oder weniger.“

Kobe seufzte bei Ratans Worten. „Das spielt doch keine Rolle. Sobald der Mond aufgeht egal wie hoch, werde zumindest ich mich verwandeln. Spätestens dann werdet ihr es wissen.“

Ob das bei ihm auch so passierte? Der Gedanke sich zeitgleich mit Kobe zu verwandeln hatte etwas beängstigendes an sich. Er wollte nicht gerade seine ersten Schritte machen und von einem Wolf angefallen werden. Zu gut erinnerte er sich noch an sein letztes Zusammentreffen mit Kobes tierischer Form.

Plötzlich zuckte ein Schmerz durch seinen Körper und er ging stöhnend in die Knie. Sofort hatte er die Aufmerksamkeit seiner Begleiter.

„Es fängt an.“ Kobe sah ihn nun interessiert an.

Auch Ratan wirkte gespannt als er ihn musterte.

Na das war ja nett. Er hatte hier Schmerzen und ihnen ging es nur darum was er wurde, um ihn dann beruhigt dem Anderen zuschieben zu können. So ungewollt hatte er sich eigentlich noch nie gefühlt. Dabei hatte er Erfahrung damit.

Ercole bekam seine erste Verwandlung gar nicht so richtig mit. Alles was er bemerkte waren die Schmerzen, als sich seine Knochen umformten und in für ihn völlig ungewohnte Positionen rutschten. Es war genauso wie Kobe gesagt hatte, doch er wünschte sich die ganze Zeit wirklich das er damals gelogen hätte.

Langsam ebbten die Schmerzen wieder ab und Ercole spürte die Veränderungen förmlich. Seine Sinne waren in den letzten Wochen ja schon besser geworden, doch das übertraf alles. Egal was er sah, roch oder hörte, sein Hirn ordnete es automatisch zu. Es war als wüsste er auf einmal alles über seine Umgebung. Seine Pfoten spürten jede Unebenheit im Boden, jede Erschütterung wurde wahrgenommen und zugeordnet. Das war nicht mit den Sinnen eines Menschen zu vergleichen.

Ercole sah nach unten. Das waren eindeutig nicht die Pfoten eines Wolfes. Nein, er war ein Tiger, nun wusste er endlich wem er das alles zu verdanken hatte.

Auch Kobe grinste und schlug Ratan freundschaftlich auf die Schulter. „Glückwunsch, du bist Vater.“

Ratan starrte fassungslos auf Ercole. „Das ist nicht lustig.“

Kobe grinste nur noch breiter und nickte. „Oh doch.“

Es war eine nette Abwechslung den Tiger einmal so zu sehen. Das war eine weitere Seite, die Ercole an ihm nicht kannte. Aber es könnte ruhig öfter passieren, dann würde er sich ihm gegenüber nicht immer so unterlegen fühlen.

Doch das war jetzt eher eine Nebensache. Er brannte darauf diesen neuen Körper auszutesten. ‚Kommt lasst uns etwas machen. Laufen, jagen, was auch immer, nur machen wir etwas.’

Für Ercole fühlte es sich an, als hätte er ein Geschenk bekommen. Im Grunde war das ja auch passiert. Es war ein Geschenk von dem er nichts geahnt, es aber immer gewollt hatte.

Sein Schwanz peitschte unruhig hin und her. Verwundert sah Ercole nach hinten. Wow, er hatte wirklich einen Schwanz. Das war ein tolles Gefühl.

Begeistert probierte er aus, inwieweit er ihn steuern konnte.

Ratan legte eine Hand auf sein Gesicht. „Lass das. Das ist peinlich.“

Ercole sah fragend zu ihm. Was sollte daran bitte peinlich sein? Er probierte doch nur seinen neuen Körper aus und dieser Schwanz hing nun einmal hinten an ihm dran.

Doch als er sah, das Kobe sich nur schwer ein Grinsen verkneifen konnte, unterließ er weitere Versuche.

Kobe schüttelte amüsiert den Kopf. „So und nachdem die Vaterschaft geklärt ist, empfehle ich mich. Ich wünsche euch eine erfolgreiche Jagd.“

Automatisch erwiderte Ratan den Gruß.

Es war komisch. Irgendwie schien Ratan die Sache mehr zuzusetzen als er gedacht hatte. Ercole war klar, das Ratan nicht begeistert davon war ihn nun für Jahre, wenn nicht sogar länger an seiner Seite zu haben. Ihm ging es ja nicht anders, doch das es ihn so schockte, war schon verwunderlich.

Ein Stöhnen das von Kobe kam, lenkte seine Aufmerksamkeit aber von dem Tiger ab.

Der Rotblonde war in die Knie gegangen und atmete schwer.

„Mist.“ Ratan war aus seiner Starre erwacht und sah auf Kobe. Rasch wandelte er sich in seine tierische Form.

Kobe drehte den Kopf zu ihnen. In seinen Augen lag ein unnatürlicher Glanz, es wirkte bedrohlich und faszinierend zugleich. „Verschwindet!“

Es war ein Befehl keine Bitte und doch merkte man die Dringlichkeit darin.

Ratan jedoch trat vor Ercole und baute sich so schützend vor ihm auf.

Ercole jedoch merkte das gar nicht. Zu sehr war er von Kobes Verwandlung fasziniert, die nun richtig einsetzte. Ob es bei ihm auch so gleitend und natürlich ausgesehen hatte? Kaum vorstellbar bei den Schmerzen, die damit verbunden waren.

Jedoch konnte er dieses Schauspiel nicht lange genug genießen, da es ziemlich schnell vor sich ging. Hoffentlich ging es bei ihm auch einmal so schnell.

‚Pass auf.’ Ratans Stimme erklang in seinem Kopf, so als hätte er diese Worte ausgesprochen. Es war ein ungutes Gefühl, außerdem behagte ihm der Gedanke nicht den Tiger in seinem Kopf zu haben.

‚Raus aus meinem Kopf.’ Er antwortete auf die gleiche Weise, doch hatte er keine Ahnung ob es geklappt hatte. Zumindest reagierte der Tiger nicht darauf. Verständlich das er sich auf seinen Gegner konzentrierte. Denn ihnen gegenüber stand ein knurrender und ziemlich aggressiver Wolf.

Vollmondschmerz 27

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 27

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Das war ja wieder einmal perfekt. Hatte er sich nicht schon einmal mit diesem Wolf angelegt? Nein, es musste ja wieder passieren. Eine halbe Stunde mehr und es gäbe keine Probleme mehr. Doch stattdessen stand er nun einem verängstigten und aus diesem Grund aggressiven Werwolf gegenüber.

Knurrend duckte sich Kobe näher an den Boden und fixierte ihn. Ercole schien für ihn keine allzu große Gefahr darzustellen, da er ihn nicht beachtete. Nun der Pirat war auch noch nicht wirklich eine Bedrohung und das spürte Kobe ganz einfach.

Kobe wich einige Schritte zurück, bevor er sich umwand und davonlief. Das war wirklich die beste Lösung von allen. Wahrscheinlich hatte der Wolf, der ihn gerade beherrschte, es nicht wirklich mit zwei Tigern aufnehmen wollen. Sehr klug.

Ratan bemerkte, wie Ercole an ihm vorbei wollte. ‚Lass es. Diese Möglichkeit ist die Beste.’

Ercole sah ihn zweifelnd an.

‚Willst du dich etwa mit diesem Wolf anlegen?’ Das wäre wirklich nicht allzu klug. Vor allem ihn als Frischling würde Kobe sofort fertig machen.

‚Wir lassen ihn seiner Wege gehen und wir gehen unsere. Morgen früh werden wir ihn schon wieder treffen.’

Sein Schüler legte den Kopf schief. ‚Wenn du meinst. Du bist immerhin hier das Wertier.’

Zu seinem Bedauern ja. Ansonsten hätte er ihn wohl auch nicht beißen können. In Zukunft würde er besser aufpassen müssen. Immerhin hatte er nicht vor seiner Rasse zu mehr Nachkommen zu verhelfen. Sollten sie doch aussterben. Er war durchaus stolz darauf ein Wertiger zu sein, doch er konnte die Mitglieder seiner Rasse nicht leiden. Auch wenn sein Widerstand nicht wirklich ins Gewicht fiel. Da ihre Weibchen ja bis zu drei Kinder mit einemmal zur Welt brachten. Er selbst war einer der Wenigen, die allein zur Welt gekommen waren, doch seine restlichen Geschwister reichten ihm sowieso schon. Zum Glück waren die Weibchen nicht allzu oft empfängnisbereit.

‚Na dann bring ich dir wohl einmal etwas bei. Folge mir und pass auf.’ Ratan wand sich um. Auch wenn er es nicht gewollt hatte, nun hatte er eine Verantwortung für Ercole und dieser würde er nachkommen. Das verlangte seine Ehre und die Freundschaft die er für den Jüngeren empfand. Egal wie lange es dauern würde, er würde ihn zu einem ausgezeichneten Wertiger machen. Keiner würde merken das er gebissen war, das schwor sich Ratan.

Kurz sah er zu Ercole zurück und verdrehte die Augen. Ein Schwur der wohl noch lange dauern würde, bist er ihn einlösen konnte.

Als er seinen Blick merkte, hörte Ercole ertappt auf mit seinem Schwanz herumzuexperimentieren.

‚Das Teil fasziniert dich was?’ Böse auf ihn sein, konnte er ja gar nicht sein. Immerhin war das ein neues Körperteil für ihn. In seinem Fall würde er es sicher auch ausprobieren wollen.

Ercole nickte. ‚Ja, es ist ungewohnt und doch fühle ich das er wichtig ist.’

‚Es ist ein Teil deiner Wirbelsäule. Und wenn du jetzt mitkommst zeige ich dir wie du ihn gebrauchen kannst.’ Damit wand sich Ratan nun endgültig um und rannte los. Mal sehen wie schnell sein neuer Schüler war.
 

„Er ist noch immer nicht da.“

„Ich weiß.“ Ratan sah gelassen auf Ercole. Für ihn war es kein so großes Drama, das Kobe noch immer nicht zurück war. Immerhin konnte der Wolf selbst auf sich aufpassen, was ihm Ercole scheinbar nicht zutraute.

„Aber es ist schon Vormittag.“ Der Pirat deutete auf den Himmel, wo man am Stand der Sonne sehen konnte das es schon auf Mittag zuging.

„Ich weiß.“ Was sollte das? Natürlich wusste er wie spät es war. Doch wer wusste schon was für Rituale Kobe hatte? Vielleicht hatte er sich danach einfach schlafen gelegt? Oder er war zur Stadt zurückgegangen.

Ratans Blick fiel auf die zerrissenen Kleider Kobes. Nun, das schied wohl aus.

Ercole schnaubte. „Mir gefällt das nicht.“

„Na gut.“ Ratan stand genervt auf.

„Wenn ich ihn suche und finde, würde es dich dann beruhigen?“ Wie ein kleines Kind. Seit er ihn gebissen hatte, machte sein Charakter eine echte Wandlung durch. Zumindest in seiner und Kobes Gegenwart. Doch Ratan konnte nicht immer sagen, das es zum besseren war. Wenigstens wurde er nun wieder offener ihm gegenüber, das hatte ihm gefehlt.

Während der Nacht war es ja genauso gewesen. Der Junge machte gute Fortschritte, mehr als so manche Kätzchen die er schon gesehen hatte. Zwar hatte er den Braunhaarige nicht gelobt, doch er war stolz auf ihn. Nur merken durfte Ercole das nicht, sonst wurde er wieder überheblich.

„Ja. Das wäre annehmbar.“ Der Pirat nickte zufrieden.

Mistkerl. Das hatte er alles geplant. Nerven bis er nachgeben würde, wirklich intelligent, doch das würde er sich merken.

Ohne ein weiteres Wort wandelte sich der Blondhaarige in seine tierische Gestalt. So war es leichter seinen Geruch wahrzunehmen.

Er ging zu Kobes Kleider und roch daran. Riechen nicht schnüffeln. Das war etwas das Hunde machten und davon war er weit entfernt. Als er jedoch sah, wie sich Ercole ein Grinsen verkneifen musste, knurrte er leise. ‚Ein Wort von wegen Suchhund und ich fresse dich. Das schwöre ich.’

Augenblicklich wurde der Jüngere wieder ernst. „Merkst du etwas?“

‚Moment.’ Ratan roch wirklich etwas, doch er hatte mit nichts anderem gerechnet. Gut, das mit den Duftspuren war für ihn nicht so leicht wie für Wölfe, doch auch er hatte einen ausgezeichneten Geruchssinn.

‚Ich hab ihn.’ Er ging der Spur nach, dicht gefolgt von Ercole. Es war klar, das dieser ihn nicht allein ließ. Wer wusste schon was er böser Tiger mit Kobe machen würde? Immerhin glaubte Ercole ja noch immer, das er Interesse an ihm hatte. Was sollte er denn sonst machen, wenn dieser so verstockt war. Seine wahren Gefühle hatte er eben sehr gut gezeigt. Warum konnte er das nicht auch Kobe gegenüber?

Der Geruch war schon schwach, doch das war nach der langen Zeit nicht verwunderlich. Ratan störte nur die Richtung in die es ging. Doch ein Wolf wie Kobe würde nie einen so fatalen Fehler begehen. Andererseits war er auch verängstigt und auf der Flucht gewesen.

Ratan beschleunigte seine Schritte, doch sagte er nichts, da er seinen Begleiter nicht verunsichern wollte. Es war seine Insel, er würde schon von selbst wissen wohin sie gingen.

„Sag mal Ratan?“

‚Hm.’ Scheinbar hatte er endlich bemerkt wohin sie gingen.

„Könnte es sein, das wir uns der Schlucht nähern?“ Forschend sah sich der Braunhaarige um.

‚Ja das machen wir.’ Die Schlucht trennte die Insel in zwei Teile oder zwei eigene Inseln, die nahe beieinander lagen. Ercoles Vater hatte zwar eine Brücke bauen lassen, doch wurde sie so gut wie nie benutzt. Ratan wusste nicht einmal ob sie noch existierte und begehfähig war.

Warum sollte man sich auch darum kümmern? Immerhin hatte man hier alles was man brauchte.

Ratan konnte von hier aus schon die Schlucht sehen. Was ihn aber mehr beunruhigte war Kobes Duftspur die direkt darauf zuführte. Kurz vor dem Rand stoppte er und hob den Kopf. War es möglich? Konnte man diese Schlucht mit einem Sprung überqueren? Zugegeben sie war nicht sehr breit, doch war es möglich? Sein menschlicher Verstand sagte vielleicht, doch sein Instinkt, dem er mehr traute, verneinte diese Möglichkeit. Es war unmöglich. Doch wo war er dann?

Ratan ging zum Rand der Schlucht und sah hinunter.

„Ist er etwa darüber gesprungen?“ Ercole sah ungläubig zum anderen Rand der Schlucht.

‚Nein, das ist er nicht.’ Bei dieser Antwort war die Stimme des Tigers monoton.

„Was?“ Ercole kam zu ihm und sah hinab. „Verdammt.“

Der Anblick war wirklich nicht schön. Kobe lag in seiner menschlichen Gestalt auf einem Felsvorsprung und bewegte sich nicht. Allerdings konnte Ratan weder Blut sehen noch riechen, das beruhigte ihn, wenigstens hatte er keine offenen Wunden. Ebenso konnte er seinen Herzschlag hören schwach, aber durchaus beständig.

Ercole wand sich um und ging Richtung Wald zurück.

Was war denn jetzt mit ihm los? Doch Ratan konzentrierte sich nicht weiter auf ihn, sondern besah sich die Beschaffenheit der Wand. Mit ein paar Sprüngen konnte er hinunter kommen, das war kein Problem. Es ging eher darum wie er wieder hinaufkam und Kobe mitnahm.

Neben ihm tauchte der Pirat wieder auf und machte sich daran hinab zu steigen.

‚Was hast du vor?’ Ratan sah zu ihm und bemerkte eine Liane um dessen Hüfte.

„Ich klettere hinunter und hole ihn herauf. Sieht man doch.“

Ja, das sah man und es war bei weitem intelligenter als das was er vorgehabt hatte. Er wandelte sich wieder in einen Menschen. „Soll nicht lieber ich hinunterklettern? Immerhin bin ich stärker als du.“

Ercole hielt ihn mit einer Hand zurück. „Genau deswegen klettere ich hinunter. Du musst uns dann heraufziehen und pass auf das es nicht reißt.“

Das war wirklich einleuchtend. Warum war er nicht darauf gekommen? Manchmal war es wirklich unpraktisch wenn man ein Werwesen war. Es gab viel zu viele Möglichkeiten die man ausprobieren konnte, so das man auf das Einfachste vergas.

Ratan nickte. Sein Blick folgte der Liane und merkte das sie an einem Baum befestigt war. Das sah ja gut aus bis jetzt.

Er verfolgte Ercoles Abstieg aufmerksam, als er unten angekommen war löste er die Liane um seinen Bauch und band sie um Kobes Hüfte. „Zieh ihn hoch!“

Getrennt war es wohl am Besten, da die Liane nur eine gewisse Belastung aushielt. Diese hier war eine gute Wahl, des Piraten gewesen. Als Kobe oben war, löste er die Liane um dessen Bauch und warf sie Ercole zu. Dieser brauchte seine Hilfe nicht, das wusste Ratan, da er selbst ihm das klettern beigebracht hatte. Stattdessen besah er sich Kobe. Bis auf eine Beule am Hinterkopf und einen gebrochenen Arm konnte er nichts erkennen. Doch er war bewusstlos und das sicher schon seit einiger Zeit. War das normal?

Ercoles Kopf tauchte neben ihnen auf. „Etwas Hilfe wäre auch nicht schlecht gewesen.“

„Er braucht ärztliche Behandlung, wir müssen ihn in die Stadt bringen. Ich werde ihn tragen.“ Es musste schnell gehandelt werden. Denn es beschlich ihn ein ungutes Gefühl, bei Kobes Verletzung.
 

Ungeduldig sah Ercole zur Tür des Zimmers. „Wie lange braucht der denn?“

„Er ist eben sehr gewissenhaft, also lass ihm Zeit.“ Ratan löste seinen Blick allerdings auch nicht von der Tür.

Ercole schnaubte. Sie hatten Kobe so schnell es ging hierher gebracht, doch er war kein einziges Mal aufgewacht. Das war doch keine normale Bewusstlosigkeit.

Als die Türe sich öffnete, stand Ercole auf. Mal sehen was der Arzt zu sagen hatte. Doch schon sein Gesichtsausdruck war nicht sehr vielversprechend.

„Er ist gesund. Bis auf einen gebrochenen Arm, den ich versorgt habe. Allerdings hindert ihn etwas daran aufzuwachen oder er will es nicht. Aber wenn sich das nicht ändert wird er in nächster Zeit sterben, so ohne Nahrung und Wasser.“

Das war verständlich, aber nicht sehr hilfreich. Ercole sah den Arzt ungläubig an. Das konnte doch nicht sein. So eine Krankheit gab es doch nicht oder?

„Danke Doktor.“ Ratan zwang sich zu einem Lächeln und geleitete den Mann zur Tür. Als der Mensch den Raum verlassen hatte, drehte er sich zu Ercole um.

„Er wird nicht sterben Ercole.“

„Aber wie? Weißt du einen Weg wie er wieder aufwacht oder Nahrung zu sich nehmen kann?“ Wohl kaum. Er kannte den Tiger schon lange, aber mit medizinischen Kenntnissen kannte er sich nicht aus. Der Einzige der vielleicht wusste wie man das schaffte, lag bewusstlos ein Zimmer weiter.

„Kobe braucht einen Schamanen.“

„Einen dieser einheimischen Medizinmänner? Du scherzt.“ Ercole sah den Blondhaarigen irritiert an. Doch der Blick mit dem ihn dieser fixierte zeigte das es sein voller Ernst war.

„Nicht so ein Schamane. Ein Wertier das Schamane ist, am besten ein Werwolf.“

Da gab es einen Unterschied? Von diesen Sachen hatten man ihm noch nichts erzählt. „Und der kann ihm helfen?“

„Wenn nicht, dann kann es keiner.“

Das klang gut, aber wo fanden sie so einen Schamanen? Als er Ratan diese Frage stellte machte dieser ein ernstes Gesicht, auch sah er nicht recht glücklich aus,

„Sie sind in alle Welt verstreut und kommen nur auf eine Bitte hin. Das einzige Land wo wir mit Sicherheit einen schamanischen Werwolf finden ist Griechenland.“

„Dann fahren wir dorthin.“ Wo war das Problem daran? Es war eine weite Reise doch irgendwie würden sie Kobe schon am Leben halten.

Ratan lächelte unglücklich. „Du verstehst nicht. In Griechenland finden wir einen Schamanen, weil das die Hochburg der Werwölfe ist.“

„Oh.“ Ercole verstand nun Ratans Reaktion. Na das waren ja tolle Aussichten.

Vollmondschmerz 28

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 28

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wie geht es ihm?“ Ratan kam durch die Tür in die Kabine.

„Es hat sich nichts verändert.“ Ercole sah zu dem Bett in dem Kobe lag und schüttelte den Kopf.

„Wie weit sind wir?“

„Wir sind bald da. Derzeit halten wir direkten Kurs nach Athen, obwohl ich noch immer nicht von der Idee begeistert bin.“ Ratan setzte sich an die Bettkante und krempelte den Ärmel an seinem rechten Arm hoch.

Wer war schon von der Idee begeistert in das Lager seiner Feinde einzudringen? Doch sie mussten es machen, Kobe zuliebe.

„Werden sie Kobe helfen?“ Nach dem was Ratan und zuvor Kobe ihm erzählt hatten, waren Mischlinge nicht sehr hoch angesehen. Sogar noch weniger als er und seinesgleichen. Dabei waren das doch ihre Kinder. Wie konnte man sie nur so gering schätzen?

„Tja das bleibt die Frage, das hängt ganz von ihnen ab. Und vom Stand seines Vaters, wer immer das auch sein mag.“ Ratan sah nachdenklich auf Kobe.

„Egal wir werden sie schon dazu bringen ihm zu helfen und wenn nicht, dann hole ich uns einen Schamanen unseres Volkes.“ Mit diesen Worten ließ er seine Krallen erscheinen und ritzte damit die Haut seines rechten Unterarmes etwas auf. Das austretende Blut ließ er in Kobes Mund tropfen, denn er nun mit der freien Hand offen hielt.

Ercole sah dem schweigend zu. Es war zwar befremdend, doch es half. Egal wie Kobe Ratans Blut aufnahm, es hielt ihn am Leben und das war das wichtigste. Was ihn allerdings etwas wurmte, war die Tatsache, das nur Ratans Blut ihm half. Das eines Reinen war um einiges stärker, als das eines Gebissenen.

„Ich habe beschlossen, das wir am besten erst bei Nacht die Stadt betreten. Wenn wir Glück haben, legen wir erst am Abend an. So haben sie weniger Zeit, um von unserer Anwesenheit zu erfahren.“

„Wie willst du an einen Schamanen kommen?“ Sie würden sich wohl kaum zu einem solchen durchfragen können. Das war ja auch keine alltägliche Frage. Hey kennst du einen Schamanen, er müsste aber ein Werwolf sein. Nein, das ging wohl kaum.

„Wir werden einfach jemanden fragen. Am Besten den Rat zu dem man uns sicher bringen wird.“ Ratan zog seinen Arm zurück und drückte seine Hand auf die Wunde.

„Ach ja?“ Ercole sah ihn zweifelnd an. Also da war er sich nicht so sicher. Immerhin würden sie nicht gerade auf Freunde stoßen.

„Ja, Gefangene bringt man immer zum Rat, noch dazu sind wir Werwesen so wie sie, wir kommen sicher zum Rat, wenn nicht sogar zu den Ältesten.“ Ratan wirkte ziemlich zuversichtlich.

„Gefangene?“ Also das war ein Teil an dem Plan, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Er war niemals ein Gefangener und schon gar nicht würde er sich bewusst und freiwillig in eine solche Position begeben.

Der Blondhaarige sah ihn nur spöttisch an. „Ja, Gefangene. Was glaubst du, was uns erwartet? Ein Empfang mit Pomp und Prunk? Unsere Rasse liegt mit ihnen schon seit Jahren im Streit, wenn man es nicht sogar schon Krieg nennen kann. Wir werden sicher nicht wie Freunde behandelt. Im besten Fall wird man uns Kobes Zustand sogar anlasten.“

Ratan sah auf Kobe. „Aber keine Angst, ich habe nicht vor mich von ihnen einsperren zu lassen.“

„Das will ich hoffen, denn ich werde das ganz sicher nicht.“

„Das hab ich auch nicht erwartet.“ Mit einem Ruck erhob sich der Tiger.

„Was machen deine Studien?“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Buch das vor Ercole lag.

„Es geht. Manche Buchstaben machen mir noch immer Probleme, doch es funktioniert.“ Da sie auf dieser Reise eine Menge Zeit gehabt hatten, hatte Ratan sie genützt um ihm Lesen und Schreiben beizubringen. Beim rechnen kannte er sich aus, doch die beiden anderen Dinge hatten ihm Schwierigkeiten bereitet. Außer seinem Namen hatte er nichts gekonnt. Warum auch? Als Pirat musste man das nicht können. Die Koordinaten ihrer Ziele musste er wissen und das reichte schon.

Doch als Wertiger kam man so nicht weit, laut Ratans Ausführungen und er hatte ja Zeit.

„Na ja es wird besser werden, glaub mir. Als Kind ist das noch viel schwerer.“ Ratan lächelte und kam zu ihm.

„Ich weiß. Du hast mir immerhin meinen Namen beigebracht.“ Ercole schüttelte leicht den Kopf.

Der Tiger klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Ruh dich aus. Morgen werden wir in Athen ankommen. Du wirst deine Kraft brauchen.“

Das wusste Ercole selbst. Es ging immerhin um etwas wichtiges, da musste er bei vollen Kräften sein.
 

Ratan stand an der Reling und sah auf den Hafen. Es stank überall nach ihnen. Egal aus welcher Richtung, von überallher trug der Wind ihren Geruch zu ihm.

Angewidert rümpfte er die Nase. Er hatte nichts gegen diese Rasse, doch so viele auf einmal ertrug er einfach nicht. So wie es her roch, musste jeder Einwohner dieser Stadt ein Mitglied dieser Rasse sein. Doch Ratan wusste, das es zum Glück nicht so war. Was er hier roch war das Ergebnis etlicher Generationen von Werwölfen an einem Ort.

„Es stinkt.“ Ercole trat neben ihn.

„Ich weiß. Halte dich dicht bei mir. Und um Gottes Willen halt den Mund wenn wir auf Wölfe treffen.“ Bei diesen Worten sah er Ercole eindringlich an.

Dieser wirkte beleidigt. „Keine Sorge ich werde nichts machen, das Kobe in irgendeiner Weise gefährdet.“

Ratan atmete noch einmal tief ein, was bei dieser Luft allerdings keine gute Idee war. „Dann gehen wir.“

Damit schritt er über den Steg hinunter auf festen Boden. Er beschloss die Richtung einzuschlagen, in der der Geruch am stärksten war. Ercole hielt sich neben ihm. Nicht so dicht das es auffällig wäre, doch auch nicht so weit entfernt, das er ihn nicht mit einem schnellen Schritt erreichen konnte.

Schon nach wenigen Minuten spürte er die ersten der Werwölfe. „Sie sind schnell.“

Ercole nickte bei den leise gemurmelten Worten des Tigers.

Doch es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Ersten von ihnen blicken ließen. Gerade als sie von einer Straße in die nächste einbiegen wollten, verstellten ihnen zwei Wölfe den Weg.

Ratan musterte sie überheblich. Das waren Gebissene was für eine Beleidigung für ihn. Immerhin war er ein Reiner, da konnte man ihm ruhig etwas besseres schicken.

„Halt. Was wollt ihr hier?“

„Wir?“ Der Blondhaarige sah zuerst sie fragend an und dann Ercole.

„Wir sind nur unschuldige Touristen, die sich Athen bei Nacht ansehen wollen.“

„Ihr seid Wertiger.“ Der eine Gebissene sah sie erbost an.

„Ach wirklich? Wer hätte das gedacht? Wir sind Wertiger, hast du etwas davon gewusst Ercole?“ Gespielt erstaunt sah er seinen Schüler an.

Dieser schüttelte nur den Kopf. „Nein, das war mir völlig unbekannt, aber wenn sie es sagen…“

Es war bestimmt nicht am Geschicktesten die Beiden vor sich zu reizen, doch sie wollten auch Ärger. Immerhin mussten sie ganz nach oben.

Einer der Zwei knurrten auch schon, doch der Zweite legte ihm beruhigend eine Hand an die Schulter und schüttelte den Kopf. „Wir werden euch zum Rat bringen, der wird entscheiden was mit euch geschieht.“

„Wenn es sein muss.“ Es war ja nicht so als ob sie eine Wahl hätten bei der Übermacht, die im Dunkeln um sie lauerte. Obwohl ihm statt dem Rat die Ältesten ja lieber gewesen wären. Es würde sich auch gehören. Schließlich waren sie Wertiger, die Bedrohung ihrer Spezies, die Teufel, die sie bekämpfen mussten. Oder so ähnlich.

Aber dann gab er sich eben mit dem Rat zufrieden. Man durfte eben nicht wählerisch sein.

Die zwei Gebissenen führten Ercole und ihn durch einige Straßen, bis ersichtlich wurde, das sie sich den etwas reicheren Gegenden näherten. Vor einem der Häuser blieben sie stehen und klopften an.

Das war intelligent. In dieser Gegend würde nie jemand adlige Werwölfe vermuten. So sollte es seine Rasse auch machen, aber sie zogen ja protzige Villen vor. Selbst als Treffpunkt mit dem Rat.

An der Tür wurde ein Guckloch geöffnet und gleich darauf folgte die Tür. Einer der Wölfe deutete ihnen hineinzugehen und Ercole und er folgten dieser Aufforderung.

„Ist der Rat anwesend?“ Einer ihrer Wächter sah den Türwächter fragend an.

Dieser schüttelte den Kopf. „Es ist keine Sitzung des Rates anberaumt. Doch die Ältesten haben heute eines ihrer monatlichen Treffen.“

„Ausgezeichnet, wir haben hier zwei Wertiger für sie.“ Damit gab der Wolf Ercole einen leichten Stoß, der darauf wütend knurrte.

Der Wächter musterte sie kritisch und nickte dann. „Führt sie zu ihnen.“

Damit wurden sie durchgelassen und durch einige Gänge geführt. Das Gebäude wirkte wesentlich größer, als es von außen den Anschein hatte. Vor einer wuchtigen Eichentür blieben sie stehen.

Einer ihrer Wärter knurrte einem der Wächter neben der Tür etwas zu. Dieser nickte und öffnete einen Flügel der Tür um in den Raum zu schlüpfen. Wenige Minuten später kam er wieder heraus. „Wir werden sie hineinbringen. Ihr werdet für eure Mühen entlohnt werden.“

Für diese Feigheit gab es auch noch eine Belohnung? Die Zwei hatten sich das doch nur getraut, weil sie eine ganze Übermacht in ihrem Rücken gehabt hatten. In dieser Hinsicht waren die Wölfe eindeutig zu freizügig. Doch Ratan hatte eine wichtigere Aufgabe als sich darüber den Kopf zu zerrechen. Nun konnte er doch vor den Ältesten vorsprechen.

In dem Raum saßen an einem breiten Tisch vierzehn Werwölfe. Männchen ebenso wie Weibchen, wenn diese auch deutlich in der Unterzahl waren. Interessierte, ebenso wie hasserfüllte Blicke trafen sie.

Einer der männlichen Wölfe richtete zuerst das Wort an sie. „Mein Name ist Jalyn. Wer seid ihr und was macht führt euch nach Athen?“

Das war dann wohl der Sprecher. Ratan verneigte sich leicht. „Ich grüße euch. Mein Name ist Ratan, wobei mein Nachname nichts zur Sache tut, da ich mich von meiner Familie losgesagt habe. Das ist mein Schüler Ercole.“

Das war gut und sogar teilweise richtig. Er hatte sich von seiner Familie ja auch losgesagt, wobei diese noch nichts davon wusste. Doch da er es so hielt als wüssten sie es, war es wohl richtig so.

„Das Anliegen das uns zu euch führt ist leider von ernster Angelegenheit. In unserer Begleitung ist ein Angehöriger eurer Rasse, der unbedingt einen Schamanen benötigt.“

Ein leises Raunen wurde laut und einige der Wölfe steckten die Köpfe zusammen, um miteinander zu reden.

Jalyn sah sie hingegen weiter an. „Erklärt.“

„Wir hatten einen kleinen Zusammenstoß und er ist weggelaufen. Bei der überstürzten und unnötigen Flucht gab es einen Unfall und seitdem wacht er nicht mehr auf.“ Ratan war sich nicht so sicher ob er das nun richtig formuliert hatte. Das klang ja wirklich so als wären sie daran Schuld.

„Wer ist der von dem ihr sprecht?“ Dem Werwolf sah man keinerlei Gefühlsregung an, so das man nicht merkte was er dachte.

„Sein Name ist Kobe…“ Ratan stockte, da ihm auffiel das er Kobes Nachnamen gar nicht kannte. Das könnte Probleme geben. Wie sollte man ihn da zuordnen?

„Kobe? Das ist keiner von uns, er ist nur ein Mischling.“ Ein anderer Werwolf mit braunen Haaren hatte nun das Wort ergriffen.

„Schweig Hector. Das tut nichts zur Sache er gehört trotzdem zu uns.“ Eine Frau mit blonden Haaren sah den Sprecher wütend an.

„Er ist nur ein Mischling tiefer als jeder Gebissene.“

Die Frau knurrte daraufhin nur gefährlich. „Nicht ein Wort mehr, ich warne dich.“

„Ruhe ihr Zwei.“ Jalyn sah die beiden streng an. Dann wand er sich an einen der Wächter. „Holt seinen Vater. Das geht in erster Linie ihn an.“

Dieser nickte und verschwand aus dem Raum.

Ratan verstand die plötzliche Aufregung nicht. Wer war Kobe, das ihn jeder kannte? Was hatte ihm der Mischling nur verschwiegen? Gut sie hatten nicht über seine Familie geredet zumindest nicht direkt, doch das war doch etwas viel Aufhebens wegen eines Wolfes. Wer also war bei seiner Familie?

„Warum rufst du ihn? Er ist Mitglied im Rat und nicht in unserem Kreis.“ Hector sah Jalyn wütend an.

Dieser schüttelte nur den Kopf. „Es ist sein Sohn was in dieser Sache zu geschehen hat, liegt nicht bei uns.“

Rat? Also das erklärte in Ratans Augen einiges. Wenn sein Vater Ratsmitglied war, dann war es nur verständlich weshalb ihn jeder kannte. Das Lösegeld für ihn wäre sicher sehr hoch ausgefallen, doch das verschwieg er Ercole lieber und die Handelsvereinbarungen für ihn wären eine sichere Sache gewesen.

Es dauerte einige Zeit in der die Streitereien weitergingen, bevor sich die Tür wieder öffnete.

Ratan wand den Kopf um und war ehrlich erstaunt. Dort in der Tür stand ein Mann, der Kobe wirklich sehr ähnlich sah. Das Einzige das nicht passte, waren die Augen, die hellblau und nicht grün waren. Doch sonst sah er aus wie eine ältere Ausgabe von Kobe.

Er trat vor die Gruppe der Werwölfe und verbeugte sich leicht. „Ich grüße euch Älteste. Schwiegervater.“

Er wand sich leicht zu Hector. Danach verbeugte er sich vor der Frau, die zuvor mit Hector gestritten hatte. „Mutter.“

Bei Jalyn lächelte er, bevor er sich abermals verbeugte. „Und auch dich grüße ich Vater.“

Also wenn das keine Überraschung war. Nicht nur das Kobes Vater im Rat war. Nein, seine Großeltern waren sogar Älteste. Wie konnte ein Mann mit dieser Familie nur eine so niedrige Einschätzung von sich selbst haben, wie Kobe sie hatte? Für Ratan war das unbegreiflich.

„Aleka, ich habe dich rufen lassen, weil wir Gäste haben. Diese zwei Wertiger sagen das Kobe in ihrer Begleitung ist.“

Aleka wand sich lächelnd zu ihnen um. „Kobe ist hier? In Athen, das ist ja eine Überraschung.“

„Ja, das ist er. Leider geht es ihm nicht so gut. Er braucht einen Schamanen.“ Ratan senkte den Kopf leicht. Das war ja ein Sonnenschein, das merkte er schon an diesen wenigen Worten. Noch weniger begriff er wie Kobe bei einem solchen Vater so werden konnte, wie er war?

„Wirklich? Nun dann sollten wir gehen.“ Aleka machte ein wedelnde Handbewegung, die ihnen deutete zur Tür zu gehen.

„Es ist wirklich dringend, das wir einen Schamanen mitnehmen.“ Ratan sah nun wieder Aleka an. Verstand er nicht, das sein Sohn wirklich auf die Hilfe einen Schamanen angewiesen war?

„Wo ist das Problem. Oh.“ Der Rotblonde nickte verstehend.

„Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Aleka, Vater von Kobe. Ratsmitglied und Schamane. Das ist alles was ihr wissen müsst und nun bringt mich zu meinem Sohn.“

Hier folgte eine Überraschung auf die nächste, doch was machte das schon? Immerhin vereinfachte es alles um einiges. Ratan beschloss es ab nun einfach hinzunehmen. Das waren Wölfe, da lief einiges anders.

Kurz bevor sie durch die Tür gingen, erhob noch einmal Hector das Wort. „Aleka das billige ich nicht und Katrein sicher auch nicht!“

Aleka wand sich um und sah Hector gelassen an. „Ich respektiere dich Schwiegervater. Als Ältesten ebenso wie als Vater meiner Frau. Doch Kobe ist mein Sohn und deine Tochter hat das akzeptiert und kann damit leben. Du solltest ihrem Beispiel folgen, denn ich werde mich nie und für niemanden auf dieser Welt von ihm lossagen.“ Damit schloss er die Tür hinter sich und lächelte den beiden Tigern wieder zu.

„Gut, dann sollten wir gehen.“

Vollmondschmerz 29

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 29

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Irgendwie war das jetzt alles zu schnell für ihn passiert. Was war Kobe denn jetzt? Ercole war verwirrt, als er die ganzen Fakten durchging, die er nun erfahren hatte. Also Kobes Vater war ein Ratsmitglied und Schamane und seine Großeltern beide Älteste. Wenn er das richtig verstanden hatte, dann waren die Ältesten so etwas wie die Kaiser dieser Rasse und der Rat ähnlich wie Könige, dann musste Kobe zumindest ein Prinz sein. Kein Wunder das er ihm seine Herkunft verschwiegen hatte. Und von wegen ein Vater, der sich nichts aus ihm machte. Dafür war er aber ziemlich schnell bereit ihm zu helfen und sehr besorgt um ihn.

Da er selbst ebenfalls um Kobe besorgt war, erkannte er die Anzeichen nur allzu gut. Zwar ließ er sich von Ratan erklären was mit Kobe passiert war, doch war er bei weitem nicht zu ruhig wie er sich gab.

„Diese dämlichen Verwandlungen. Ich hab mir schon oft gewünscht, das er diese Gabe nicht bekommen hätte.“ Aleka seufzte tief.

„Warum? Es ist doch gut das er sich verwandeln kann. So kann er einmal im Monat die Freiheit genießen, die ihm diese Gestalt verspricht.“ So hatte es ihm zumindest Kobe erklärt.

„Ach ja?“ Aleka wand sich zu ihm um.

„Meinst du wirklich? Du hast deine erste Verwandlung schon hinter dir, dann weißt du wie es ist sich zu verwandeln. Aber du wurdest darauf vorbereitet. Du weißt nicht wie es ist, wenn man sich ohne sein Wissen plötzlich in ein anderes Wesen verwandelt. Wie es ist nicht zu wissen was man tut und wen man angreift. Stell dir vor du erlangst am nächsten Morgen das Bewusstsein wieder und um dich herum liegen die Leichen der Menschen die du liebst. Ebenso wie du nicht weißt wie es ist, wenn du zwischen Wölfen lebst und doch weißt das du nie vollwertig dazugehören wirst, egal was du machst und erreichst.“

Aleka schüttelte den Kopf. „Nein, du hast keine Ahnung. Also sprich nicht von Freiheit.“

„So unglücklich wirkte Kobe aber gar nicht über diesen Umstand.“ Zugegeben die Worte des Wolfes hatten ihn verunsichert, doch Kobe hatte wirklich nicht so gewirkt als er mit ihm sprach. Er war damals verwirrt gewesen, doch wenn er über seine Verwandlung unglücklich gewesen wäre, hätte er es gemerkt. Schließlich hatte er nur auf ein solches Anzeichen gewartet und er hätte alles hingeschmissen.

Aleka lächelte traurig. „Lerne meinen Jungen kennen, lerne seine Vergangenheit kennen und dann reden wir wieder.“

Das würde er ja gerne, doch Kobe blockte alle Versuche mit ihm zu reden ab. Nur das würde er sicher nicht seinem Vater erzählen. Wenn Kobe schon so auf diesen Vorfall reagierte, wie würde dann sein liebender Vater darauf reagieren? Nein, er hing an seinem Leben. Jetzt noch mehr als zuvor.

Ratan beendete diese Unterhaltung, bevor sie zu deprimierend wurde. „Das dort ist mein Schiff.“

Sein ausgestreckter Arm deutete auf das angesprochene Objekt.

Aleka folgte seiner Geste. „Ein wirklich stolzes Schiff. Etwas anderes hätte ich bei einem Wertiger auch nicht erwartet.“

Ercole verdrehte die Augen. Musste man so offen flirten? Ihn machte er fertig und redete ihm Schuldgefühle ein und Ratan schmeichelte er. Was war denn das für eine Art? Nein vom Charakter her glich er seinem Sohn kein bisschen.

Er ging an Ratan vorbei und klopfte ihm auf die Brust. „Lass es dir nur nicht zu Kopf steigen. Es kommt schließlich von einem Wolf.“

„Na, na wir werden doch nicht rassistisch sein oder?“ Aleka grinste bei seiner Aussage, ging aber ebenfalls auf das Schiff zu.

Rassistisch er? Nein, das ganz bestimmt nicht. Er war Pirat da konnte man sich keine Vorurteile anderen Völkern gegenüber leisten. Schließlich stellte sich seine Mannschaft aus den Vertretern verschiedenster Völker zusammen. Doch ja, wenn alle reinen Wölfe so waren wie dieses Exemplar, dann mochte er sie definitiv nicht.

Ratan schloss zu ihnen auf und ging neben Ercole her. „Also ich mag ihn.“

Seine Stimme war leise, aber deutlich amüsiert.

Das war ja wieder einmal klar. Gleich und gleich gestellte sich nun einmal gern. Und ähnlich waren sie sich allemal. Er konnte beide nicht leiden, obwohl das bei Ratan etwas abgeflaut war. Allerdings wenn er wieder dabei war ihn aufzuziehen, konnte sich das rasch wieder ändern.

Aleka stand schon bei der Planke die auf das Schiff führte. „Kann ich hochgehen oder muss ich damit rechnen mich verteidigen zu müssen?“

Ratan winkte nur kurz und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles okay.“

Ja, jetzt nach diesem Zeichen war alles okay. Auch wenn Ercole nicht glaubte, das ihre Sicherheitsvorkehrungen den Wolf lange aufgehalten hätten. Aleka tat vielleicht so leichtfertig, doch er war es nicht, das musste er ihm zugestehen. Zwar wirkte er kindlich und lebensfroh aber er war auch ein Krieger. Das merkte Ercole nach einem Blick.

Ratan stieg über die Planke auf sein Schiff und Aleka und er folgten ihm. Ohne ein weiteres Wort führte er den Wolf zur Kabine in der Kobe lag.

Aleka öffnete die Tür und seufzte als er Kobe sah. Er ging zum Bett und sah auf ihn hinab. „Kobe, mein Kleiner was machst du bloß?“

Er streckte eine Hand aus, hielt sie über seine Stirn und schloss die Augen.

Ercole folgte dem interessiert. Er wollte wissen, was Schamanen von normalen Ärzten unterschied. So groß konnte der Unterschied nicht sein, immerhin hatten, alle die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung.

Aleka zog seine Hand wieder zurück und sah sie an. „Er schläft. Nur leider viel zu tief als gut für ihn ist. Wie habt ihr ihn am Leben erhalten?“

„Ich hab ihm mein Blut zu trinken gegeben.“ Ratan zuckte mit den Schultern.

„Mir fiel nichts besseres ein.“

Alekas anerkennender Blick lag auf Ratan. „Das war intelligent. Nicht das Erste was mir eingefallen wäre, aber gar nicht so blöd.“

Der flirtete doch, das war eindeutig. Sein Sohn lag hier im Sterben und er nahm sich die Zeit mit Ratan zu flirten. Ercole konnte es nicht fassen und Ratan stieg auch noch darauf ein. War er hier der Einzige, der sich Sorgen um Kobe machte?

„Nun, dann werde ich ihn einmal aufwecken.“ Aleka wand sich wieder Kobe zu. Seine Hände streckte er über dessen Körper aus. Das alles geschah aber ohne eine Berührung. Eine Hand lag über Kobes Kopf, die andere über dessen gebrochenen Arm.

Aleka schloss wieder die Augen und ein Ausdruck höchster Konzentration erschien auf seinem Gesicht.

Was sollte das? Wollte er nicht etwas machen, diese Pose sah zwar durchaus eindrucksvoll aus, konnte aber gar nichts bewirken.

Ercole sah zu Ratan, doch dieser war ruhig und wirkte sogar zufrieden. Also war das normal?

Plötzlich änderte sich die Atmosphäre im Raum. Ercole konnte es nicht genau benennen oder fassen doch die Luft war mit irgendetwas aufgeladen. War das das was die Menschen Magie nannten? Auf jeden Fall war es ein angenehmes Gefühl. Ercole fühlte sich sicher und geborgen, etwas das er schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Nach einiger Zeit zog Aleka seine Hände zurück und das Gefühl verschwand urplötzlich.

Ercole fühlte sich wie erstarrt, als dieses Gefühl so plötzlich nicht mehr da war. Es war so, als wäre er plötzlich nackt und schutzlos in eine Schneewüste gestoßen worden. So musste sich das anfühlen.

Aleka lächelte erleichtert. „Er schläft nun, aber er wird aufwachen. Bald.“

Sanft strich er Kobe übers Haar und beugte sich hinab um ihn auf die Stirn zu küssen. „Bis dahin würde ich gerne hier bleiben.“

„Ich habe nichts dagegen.“ Ratan neigte leicht den Kopf.

„Es ist selten, das ich so hohen Besuch habe. Trinken wir etwas?“ Fragend sah er Aleka und dann Ercole an,

„Ich habe nichts dagegen.“ Der Wolf legte den Kopf leicht schief.

Ercole hingegen schüttelte den Kopf. „Ich bleibe bei ihm.“

„Bist du sicher? Es kann noch Stunden dauern, bis er aufwacht.“

Ercole sah Aleka an und schüttelte abermals den Kopf. „Das ist mir egal.“

Auf ein paar Stunden mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. Und so konnte er sicher sein, das es ihm gut ging.

„Übrigens die Schiene ist nicht mehr nötig. Seine Knochen sind wieder geheilt.“ Lächelnd verließ der Wolf die Kabine.

Ratan folgte ihm und schloss die Tür hinter sich.

Ercole ging zu Kobe und löste die Schiene an dessen Arm. Aleka hatte Recht gehabt, es war alles wieder heil. Zum Glück.

Er setzte sich neben Kobe auf die Bettkante. Nun konnte er nichts tun als zu warten. Aber mit der Gewissheit das Kobe wieder aufwachen würde, nahm er das gerne in Kauf.
 

Ratan öffnete die Tür zu seiner Kabine. „Wein?“

Fragend sah er seinen Gast an.

Aleka nickte und sah sich in der Kabine um. „Geschmackvolle Einrichtung. Sehr… indisch.“

Ratan nickte nur während er zwei Gläser einschenkte. „Ja, das ist mein Geburtsland und auch wenn mich nicht viel damit verbindet hat es einige Einflüsse bei mir hinterlassen.“

Er reichte Aleka ein Glas.

„Es ist nicht schlecht seine Wurzeln zu pflegen.“ Der Wolf lächelte leicht.

„Immerhin gelingt es manchen nie sich davon zu trennen.“

Damit meinte er wohl sich selbst. Immerhin war der Rotblonde doch sehr nahe bei seiner Familie. Das konnte er sich nicht vorstellen. „Wird es keine Probleme geben, wenn du hier bleibst? Wir sind Wertiger und es gab nicht sehr viel Zustimmung von den Ältesten.“

Aleka winkte ab und setzte sich in einen der Kissenberge. „Die sind doch unwichtig. Alles was sie machen ist reden, doch handeln werden sie nie. Das haben sie noch nie.“

Ratan runzelte die Stirn und setzte sich ihm gegenüber auf einige Kissen. Also so kamen ihm die Werwölfe nicht vor. Denn dann würde seine Rasse sie nicht als eine solche Bedrohung sehen.

Doch er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sollte ein Ratsmitglied denn so reden?“

„Ein Hochzeitsgeschenk. Heirate ein angesehenes Mädchen und du kriegst das dazu. Auch wenn es ebenso wie die Hochzeit nur ein weiterer Versuch war mich an dieses Land und diese Familie zu ketten.“

Ratan nickte. So etwas kannte er nur zu gut. „Und es hat funktioniert?“

Das interessierte ihn, denn er war hier und doch wirkte er nicht unglücklich, nur etwas betrübt.

„Nur bedingt.“ Nun wurde Alekas Lächeln wieder ehrlicher und fröhlicher. Es hatte etwas lausbubenhaftes an sich.

„Ich gehe hin wo ich will und wann ich will. Ebenso wie ich mich mit jedem vergnüge den ich attraktiv finde. Das hat sich nie geändert, Kobe ist der lebende Beweis dafür.“

„Du wirkst nicht so, als würdest du es bereuen ihn gezeugt zu haben.“ Auch wenn das was er zuvor mit Ercole beredet hatte, diesen Eindruck hinterlassen hatte.

Aleka sah ihn überrascht an und schüttelte entschieden den Kopf. „Nie. Ich werde seine Geburt nie bereuen, dafür liebe ich ihn zu sehr. Ich habe seine Mutter geliebt und ich liebe ihn. Ebenso wie meine anderen Kinder, auch wenn er mir wohl der Liebste von ihnen ist.“

Es freute Ratan das zu hören. Das bestätigte nur seine Meinung. Kobe wurde geliebt und das mehr als er es jemals glauben würde. Zumindest da hatte er ihm keine falschen Hoffnungen gemacht.

„Wie stehst du eigentlich zu Kobe? Bist du sein Liebhaber?“ Aleka musterte ihn forschend.

„Ich?“ Ratan war ehrlich überrascht von dieser Frage. Unbewusst legte er sich eine Hand auf die Brust.

„Nein, am ehesten kann man wohl Ercole so nennen. Ich bin nur ein Freund, eher so etwas wie ein großer Bruder.“ Das klang sogar in seinen Ohren verrückt, doch so sah er die Sache nun einmal.

Aleka nahm einen Schluck von seinem Wein und stellte es dann zur Seite. Zweifelnd hob er eine Augenbraue, bevor er mit den Schultern zuckte. „Warum nicht? Gegen einen solchen Sohn hätte ich nichts einzuwenden.“

Hatte er nun seinen Segen oder wie sollte er diese Worte deuten? Doch dann bewegte sich Aleka und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Was hatte der Rotblonde vor?

Der Wolf kniete sich hin und beugte sich zu Ratan. Seine Hand legte sich auf dessen Brust. Sein Gesicht näherte sich seinem gefährlich nahe.

„So und nachdem das geklärt ist, sei ein guter Junge und lass uns uns gemeinsam amüsieren.“

Bevor Ratan etwas erwidern konnte, verschloss Aleka seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss.
 

So und nun liegt es bei meinen Lesern. Da ich mir bei diesem Pärchen etwas unsicher bin dürft ihr entscheiden. Wollt ihr hier weiter lesen oder soll ich gleich zu Kobe und Ercole springen? Ich schreib beides gerne, nur damit das nicht falsch verstanden wird.

Ich weiß nur nicht ob dieses Pärchen überhaupt jemanden interessiert.

Vollmondschmerz 30

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vollmondschmerz 31

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 31

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Benommen öffnete er die Augen. Er fühlte sich, als wäre sein Kopf in Watte gepackt, jeder Gedanke fiel ihm schwer. Sein Blick glitt über den Raum in dem er sich befand. Er kam ihm nicht sonderlich bekannt vor und doch hatte er etwas vertrautes an sich.

Kobe richtete seinen Oberkörper ein wenig auf, wenn auch nicht viel, da ihm dafür die Kraft fehlte.

„Oh du bist wach, das ist gut.“ Ercole stand von seinem Sessel auf und kam zu ihm.

„Wie geht es dir?“

Kobe legte sich eine Hand an den Kopf. Es dauerte einige Zeit, bis er eine Antwort auf seine Worte gefunden hatte. „Gut, wenn auch etwas benommen? Was ist passiert?“

Das war eindeutig nicht normal nach einer Verwandlung. Was hatte er gestern Nacht eigentlich anstellt? Wie sonst auch war alles wie weggeblasen.

„Du bist eine Klippe hinuntergefallen. Es hat dich ganz schwer erwischt, wir waren richtig besorgt um dich.“ Ercole lächelte und setzte sich auf die Bettkante.

„Ach ja?“ Zweifelnd sah er den Piraten an. Irgendwie konnte er ihm gerade nicht glauben. Er fühlte sich viel zu gesund, für einen Sturz von einer Klippe. Selbst wenn es nur eine niedrige gewesen war, müsste er einige Schrammen vorweisen. Doch er fühlte nichts.

„Ja. Du warst fünf Wochen bewusstlos.“

„Blödsinn, dann wäre ich schon längst tot, ohne Essen und Trinken.“ Kobe schüttelte unwillig den Kopf. Doch dann glitt sein Blick zum Bullauge des Schiffes und was er erkennen konnte irritierte ihn. Das war eindeutig ein anderes Schiff und die Lichter einer Stadt. Doch es unterschied sich von dem Anblick denn er gewohnt war. Doch wie die Kabine kam es ihm seltsam vertraut vor.

„Wo sind wir?“ Nur zögernd kamen diese Worte über seine Lippen. Er hatte seltsamerweise Angst vor der Antwort.

Ercole folgte seinem Blick, bevor er ihn wieder ansah. Er lächelte schwach. „Wir sind in Griechenland. Genauer gesagt in Athen.“

Geschockt keuchte Kobe auf. Natürlich, deswegen kam ihm der Anblick so vertraut vor. Immerhin war es das Letzte, das er bei seiner Abreise vor zwanzig Jahren gesehen hatte.

Hastig warf er die Decke zur Seite und sprang auf. Leider hatte er dabei nicht bedacht, das er wohl doch fünf Wochen bewusstlos gewesen war und sackte kraftlos zusammen. Einzig Ercoles schneller Reaktion und seiner Hand um Kobes Taille war es zu verdanken das er keine nähere Bekanntschaft mit dem Boden machte.

„Vorsicht, du wurdest erst vor ein paar Stunden geheilt. Ich weiß nicht einmal ob es so ratsam ist, wenn du dich schon bewegst.“ Ercole sah besorgt auf ihn hinab.

Kobe krallte sich an sein Hemd. Er verstand es nicht, wie auch? Athen war der letzte Ort an dem er sein wollte, an dem er sein durfte. Das war das erste und einzige Versprechen das er seiner Stiefmutter gegeben hatte, wenn es auch unter Zwang geschehen war. Wenn er Athen nie wieder betrat, würde sie ihm erlauben seinen Vater wieder zu sehen. Ansonsten würde sie dafür sorgen, dass er ihn vergaß und das wollte er nicht. Auch wenn er inzwischen erwachsen war und wusste, wie die Dinge zwischen seinem Vater und seiner Frau lagen, war die Angst noch immer da. Vielleicht kannte sie ja Mittel und Wege ihre Worte wahr zu machen und das wollte Kobe nicht. Sein Vater war das einzig enge Familienmitglied das ihm noch geblieben war und das ihm nicht mit Abscheu begegnete. Er brauchte ihn.

„Wir dürfen nicht hier sein. Ihr dürft nicht hier sein, wenn ihr auf Werwölfe trefft seid ihr in Gefahr.“ Vielleicht brachte es ja mehr, wenn er ihn auf die Gefahr für sie als Tiger hinwies. Warum hatte Ratan das nur zugelassen? Das Ercole nichts davon wusste war verständlich, doch Ratan wusste wie die Dinge zwischen ihren Rassen lagen. Sie waren hier in Gefahr.

„Das habe ich schon bemerkt, doch irgendwie hat sich das alles ganz alleine geregelt. Scheinbar sind deine Beziehungen sehr weitreichend.“ Der Griff um Kobes Hüfte festigte sich noch etwas mehr, bevor er ihn wieder auf das Bett setzte.

„Meine Beziehungen?“ Kobe sah ihn verständnislos an. Was meinte er damit?

Doch noch bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, wurde die Tür geöffnet. Ratan trat ein und lächelte. „Du hattest Recht, er ist wach.“

Hinter ihm betrat Aleka den Raum.

Als er seinen Vater sah, begann Kobe unbewusst zu lächeln. Er vergaß jede Vorsicht und stand wieder auf. Diesmal schaffte er sogar einen Schritt, bevor ihn seine Kräfte verließen, doch es war nicht Ercole der ihn nun auffing.

Schluchzend krallte er sich an das Hemd seines Vaters, der ihn mit beiden Armen an sich drückte. „Vater.“

Beruhigend strich ihm Aleka mit einer Hand über den Rücken. „Sch. Beruhig dich mein Kleiner, jetzt ist wieder alles gut. Du bist daheim und gesund nur das zählt.“

Das stimmte, nun war er wieder dort, wo er hingehörte. Bei seiner Rasse und was noch wichtiger war, bei seiner Familie. Er hatte sie vermisst, wenn er sich auch verboten hatte darüber nachzudenken, da er nichts an seiner Situation hätte ändern können. Doch nun war das anders.

Hier empfing ihn wieder sein gewohntes Leben. Ein Platz an den er gehörte, der ihm Sicherheit bot. Und was das Wichtigste war, eine Familie, die ihn liebte, das hatte er Dank Ratan begriffen. Es gab viel, das er nun mit neuen Augen sah. Etwas wofür er dem Tiger dankbar war, doch das hatte die Trennung nur noch schwerer gemacht.

Kobe nickte schwach und sein Schluchzen verebbte. Sein Vater sollte sich nicht für ihn schämen müssen.

„Morgen, wenn du wieder auf den Beinen bist, werde ich dich wieder zu meinem Bruder bringen. Auch er macht sich schon große Sorgen um dich. Und erst Caprice, es vergeht keine Woche in der nicht ein neuer Bote kommt, um sich nach einem Lebenszeichen von dir zu erkundigen.“ Aleka lächelte und streichelte ihm übers Haar.

„Egal was passiert ist, jetzt wird alles wieder gut.“

Abermals nickte Kobe schwach. Das hörte sich gut an, er konnte wieder nach Hause. Zumindest an den Ort, den er als solches bezeichnete.

Aleka setzte ihn auf einen Sessel. „Jetzt sollten wir aber etwas für deine Stärkung machen.“

Damit biss er sich in den Unterarm, so das Blut hervortrat. Die Stelle mit der Wunde hielt er vor Kobe. „Trink.“

Dieser Aufforderung kam Kobe gerne nach. Es war nicht das erste Mal, das er so etwas machte. Als Kind hatte er das immer bekommen, wenn sein Vater bei seiner Mutter und ihm war. Aleka meinte immer, das sei eine gute Stärkung und das stimmte auch. Es gab nichts was Wunden schneller heilte als das Blut eines Schamanen. Und das sein Vater es ihm freiwillig anbot, war schon eine große Ehre.

Nach einigen Schlucken löste er sich vom Arm seines Vaters und leckte sich über die Lippen. „Danke Vater.“

Aleka hielt sich die Wunde, die allerdings schon aufhörte zu bluten. Er machte eine wegwerfende Kopfbewegung. „Das ist nicht der Rede wert. Aber nun musst du mir erzählen was alles passiert ist.“

Kobe lächelte schwach. Das war sein Vater wie er ihn kannte, er war schon immer sehr neugierig gewesen. Doch solange er dafür in seiner Nähe sein konnte, war es Kobe nur Recht.
 

Ercole sah dem Wiedersehen mit gemischten Gefühlen zu. Er kam nicht mit dem Werwolf klar, doch Kobe schien ihn zu vergöttern. Das war für ihn nicht nachvollziehbar, da er nie ein so inniges Verhältnis zu seinem Vater gehabt hatte. Ja, er hatte nicht einmal irgendeine Beziehung mit ihm gehabt. Sein Vater war da, er war da und damit war auch schon alles erklärt.

Er warf einen Blick zu Ratan, der dem Ganzen lächelnd zusah. Scheinbar freute es ihn das die Zwei wieder zusammen waren. Ihn selbst hingegen freute es eigentlich nur, das Kobe nun wieder wach war. Leider hatte er wegen dem Auftauchen der Zwei keine Möglichkeit für ein Gespräch mit ihm gehabt.

Plötzlich erregte eine von Alekas Aussagen seine Aufmerksamkeit. Er wollte ihn wegbringen?

Ercole sah geschockt auf den Werwolf, bevor er sich wieder fing und einen gelassenen Ausdruck auf sein Gesicht zwang.

Natürlich, es war klar, das Kobe nun zu seiner Familie zurückkehren würde. Oder was immer er stattdessen hatte, denn so wie es aussah wollte ihn der Wolf nicht bei sich behalten. Doch auch wenn es vorauszusehen war, war es eine Option, die ihm gar nicht gefiel. Er hatte sich schon an Kobes Gesellschaft gewöhnt, ebenso wie an Ratans, auch wenn er sich wegen diesem Umstand Sorgen um seine geistige Gesundheit machte. Aber wenn er nun so einfach ging, würde ihm etwas fehlen. Ja, er konnte nichts dagegen machen, doch er würde ihm abgehen.

Ercole bemerkte das Kobe vom Arm des Älteren trank. Scheinbar war das doch eine sehr bewährte Methode und gar nicht so unüblich.

Er musste hier raus und etwas Luft schnappen, doch man würde ihn sowieso kaum vermissen. „Ich werde mich dann etwas hinlegen.“

Damit verließ er die Kabine. An Deck wand er sich zur Reling und sah auf das nachtschwarze Wasser, das sanft gegen die Planken des Schiffes schlug. Das beruhigte ihn meistens.

„Ich hoffe du hast nicht vor dich da reinzustürzen. Ein Tiger der ertrinkt, wäre zwar etwas Neues aber sehr erbärmlich.“ Ratan lehnte sich neben ihn an die Reling. Seine Arme ruhten überkreuzt auf dem Holz.

„Ich habe nicht vor mich umzubringen.“ Wieso auch? Er hatte gerade erst eine neue Welt entdeckt. Wie kam Ratan nur auf diese Idee?

„Nein?“ Ratan zog eine Augenbraue in die Höhe und sah ihn zweifelnd an.

„Bei dem Gesicht das du da drinnen gezogen hast, könnte man das aber glauben.“

Überrascht sah er den Tiger an. Hatte man das wirklich erkannt? Eigentlich sollte er sich gut genug unter Kontrolle haben.

Mit dem Daumen zeigte der Blonde hinter sich auf die Tür der Kabine. „Eigentlich solltest du nun da drinnen sein.“

„Warum? Damit du dich weiter mit diesem Wolf vergnügen kannst?“ Wenn Ratan glaubte, das er nicht wusste was die Zwei getrieben hatten, irrte er sich gewaltig. Man roch es, zwar nur schwach, doch man merkte es.

Ratan lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin zufrieden. Allerdings ein geschickter Themenwechsel.“

Dann wurde er wieder ernst. „Nein, du solltest dort drinnen sein, um dieses Problem zwischen euch aus der Welt zu schaffen.“

Kopfschüttelnd drehte sich Ratan um, so das er nun mit dem Rücken an der Reling lehnte. „Du bist doch ein ganz intelligenter Junge. Manchmal. Inzwischen müsstest selbst du deinen Fehler eingesehen haben oder zumindest solltest du bemerkt haben, das eine Entschuldigung fällig ist.“

Das musste ihm der Tiger nicht sagen. Wie er schon sagte, das hatte er bereits selbst gemerkt. Auch wenn er seinen Fehler noch nicht genau analysieren konnte, musste er sich zumindest entschuldigen. Auch wenn er nicht genau wusste für was eigentlich genau , es gab da so einiges.

Ratan deutete sein Schweigen anscheinend als Unwissenheit, denn er sprach einfach weiter. „Vielleicht auch nicht, das weiß ich nicht. Aber was ich weiß ist, das uns Kobe morgen verlässt und wir ihn für lange Zeit nicht mehr sehen werden. Deswegen solltest du diese Sache klären und sei es nur, um daraus für später zu lernen.“

Da Ercole weiterhin schwieg, seufzte der Tiger nur tief. „Aber es ist ja nicht meine Angelegenheit. Doch Kobe hat mehr verdient als einen stummen Abschied.“

Damit löste er sich von der Reling und ging in die Richtung seiner Kabine.

So ungern er es zugab, doch Ratan hatte Recht. Kobe verdiente eine Entschuldigung und eine Erklärung. Der Wolf verdiente alles, was er ihm geben konnte, um sein Verhalten zu erklären.

Ercole sah zur Kabinentür des Rotblonden. Morgen, bevor er abreiste würde er mit ihm reden.

Vollmondschmerz 32

Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz

Teil: 32

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Kasinda wird dich begleiten. Die Reise wird lange dauern und es ist bald Vollmond. Sie wird schon mit deiner zweiten Form fertig. Eigentlich wollte ich dir ja Talim oder Nika mitgeben, doch Talim ist schwanger und Nika… Nun der Junge ist gerade in einer enormen Trotzphase.“ Aleka schüttelte seufzend den Kopf.

Kobe lächelte. „Nein, Kasinda ist schon okay.“

Sie war ihm von all seinen Halbgeschwistern sowieso die Liebste. Talim mochte ihn nicht und Nika hasste ihn, da war Kasinda bei weitem die beste Wahl. Als Ältere der Zwillinge begegnete sie ihm nur mit Gleichgültigkeit, manchmal auch Freundlichkeit. So konnte es eine angenehme Reise werden.

Es klopfte und Aleka lächelte. „Das wird sie sein.“

Er ging zur Tür und öffnete sie. Lächelnd begrüßte er die junge Frau und gab ihr einen Kuss auf beide Wangen. „Danke das du meiner Bitte nachkommst Kasinda.“

Die Frau erwiderte sein Lächeln. „Für dich tu ich doch alles Vater.“

Autsch. Da war sie wieder, die Mauer die zwischen ihnen und ihm gezogen wurde. Für dich Vater. Diese Worte waren vielleicht leicht dahingesagt, doch ihm machten sie wieder deutlich, das er nicht zu dieser Familie gehörte.

Kobe sah aus dem Fenster. Doch dagegen konnte er nichts machen. Es war ein Kampf, den er schon vor Jahren verloren hatte.

„Kobe?“

Bei ihrer fragenden Stimme wand er ihr wieder den Kopf zu. Er zwang sich sogar zu einem leichten Lächeln. Ihr Anblick jagte ihm immer ein wenig Angst ein. Ständig perfekt gekleidet, mit langen, schwarzen Haaren, die ihr in Wellen bis zu den Hüften reichten und aufmerksamen eisblauen Augen, war sie wie ein Abbild seiner Stiefmutter. In dieser Familie kamen die Frauen eindeutig nach ihrer Mutter und die Söhne nach ihrem Vater. Nika war auch ein perfektes Abbild von Aleka.

Vornehm knickste sie vor ihm. „Es freut mich deine Reisebegleiterin für die nächsten Wochen zu sein.“

Kobe neigte höflich den Kopf. „Es tut mir leid, dir solche Umstände zu machen.“

Kasinda schüttelte ihren Kopf. „Das sind keine Umstände. Meine Tochter bekommt ihr erstes Kind. Als Großmuter ist es meine Pflicht dabei zu sein.“

Ach ja. Talim und Kasinda waren ja beide schon Mütter. Doch er hatte nicht gedacht, das sie nun schon Enkelkinder bekamen. War schon soviel Zeit vergangen?

„Brechen wir auf?“ Aleka sah die Zwei fragend an.

„Von meiner Seite spricht nichts dagegen. Ich werde nachsehen, ob der Kutscher schon alle Vorbereitungen getroffen hat.“ Damit wand sie sich wieder um und verließ die Kabine.

Kobe nahm seine Tasche. Es war nicht viel was Ratan und Ercole von seinen Sachen mitgenommen hatten. Doch Ratan hatte ihm versichert, das er ihm seine restlichen Kleidungsstücke und Utensilien bald nachbrachte. Es konnte sich ja nur um Monate handeln.

Es klopfte abermals. Hatte Kasinda etwas vergessen? „Ja?“

Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und Ercole trat ein. „Kann ich kurz mit dir reden Kobe? Allein?“

Eigentlich sollte er ihn ja wegschicken, er war noch immer wütend auf ihn. Vor allem da er seinem Vater die Geschichte erzählt hatte und die Erinnerungen nun wieder lebendig waren.

Trotzdem nickte er leicht. Warum nicht? Immerhin trennten sich ihre Wege in wenigen Minuten, da konnte er ihm ruhig noch zuhören.

„Na gut.“ Aleka nahm ihm seine Tasche ab und ging Richtung Tür. Kurz vor Ercole blieb er noch einmal stehen. Total unvermittelt verpasste er dem Tiger einen Kinnhaken.

Ercole, dem keine Zeit blieb diesen abzufangen, rieb sich getroffen sein Kinn. Wütend sah er Aleka an. „Was soll das?“

Aleka hob mahnend seinen Zeigefinger. „Eigentlich verdienst du wesentlich mehr Prügel für dein Verhalten, doch ich halte mich zurück, da mein Sohn dich scheinbar sehr mag.“

Überrascht sah Kobe seinen Vater an. Wann bitte hatte er so etwas angedeutet? Scheinbar hatte sein Vater da etwas zuviel zwischen den Zeilen gelesen. „Vater?“

Der Angesprochene hob nur die Hand. „Das war alles was ich zu sagen hatte. Nur noch eines.“

Unsanft packte er Ercole am Kragen seines Hemdes und zog ihn zu sich. „Wenn du ihm weh tust, jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt, kommst du nicht so billig davon. Ich liebe ihn, er ist mein Sohn und ich werde nicht zulassen, das ihn irgendjemand verletzt. Sei es nun Wolf, Katze oder Mensch.“

Damit ließ er ihn wieder los und verließ den Raum.

Kobe seufzte nur und schüttelte den Kopf. Wieso musste er nur immer so übertreiben? Zum Glück war diese Charaktereigenschaft nicht erblich. „Also, was wolltest du von mir?“
 

Ercole sah Aleka nach, dabei noch immer sein Kinn reibend. Nun dann waren die Fronten ja geklärt, auch wenn er nicht vorhatte Kobe zu verletzen. Bei Kobes Frage wand er seine Aufmerksamkeit wieder diesem zu. Wie schwer ihm seine nächsten Worte fielen, selbst wenn er wusste das es sein musste und es nur richtig war. Doch er war einfach nicht die Art Mensch, die sich entschuldigte. Schon alleine weil es ihm schwer fiel. Doch wie gesagt, es musste sein.

Er atmete noch einmal tief durch, bevor er Kobe in die Augen sah. Diesmal meinte er es ernst und das sollte der Andere auch merken. „Es tut mir leid. Ich entschuldige mich für alles was ich dir angetan habe.“

Ercole hob die Hand bevor der Wolf etwas erwidern konnte. „Ich weiß, das es da viel gibt. Die Schläge am Anfang, die Geiselhaft und auch das ich deine Hilflosigkeit ausgenutzt habe. Wahrscheinlich habe ich die Hälfte vergessen, doch im Moment fällt es mir nicht ein. Du sollst nur wissen, das ich mich bei dir entschuldigen will.“

Wenn man einmal zu reden angefangen hatte, ging es eigentlich ganz leicht. Doch nun brauchte er eine Reaktion von Kobe.

Dieser war sichtlich überrascht von Ercoles Worten. Unsicher sah er ihn an, bevor er seinen Blick auf den Boden richtete. „Ja, also… danke. Ich nehme deine Entschuldigung an.“

Erleichtert atmete der Braunhaarige aus. Es war nicht so, das er von ihm die Absolution wollte, nur er sollte nicht mehr auf ihn sauer sein. Vielleicht würde er nun auch nicht mehr gehen, wo nichts mehr zwischen ihnen stand, doch das war wohl nur Wunschdenken. Und doch, er wollte ihn nicht gehen lassen, jetzt wo eine Trennung kurz bevorstand, befiel ihn regelrechte Panik.

„Also dann. Ich muss los.“ Noch immer sichtlich verwirrt, deutete Kobe mit einem Finger zur Tür, bevor er sich darauf zu bewegte.

Ercole nickte. Er hatte es ja gewusst und doch…

Einen Moment nachdem Kobe an ihm vorbeigegangen war, drehte er sich um und packte ihn am Arm. Mit einer raschen Bewegung zog er ihn zu sich und umarmte ihn. Er spürte wie der Ältere sich versteifte, doch etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen.

„Bitte nicht.“ Er barg sein Gesicht an Kobes Schulter, so sollte ihn niemand sehen. Dieses Verhalten war völlig untypisch für ihn. Doch alleine die Vorstellung das Kobe ihn jetzt verließ, schmerzte ihn. Es war kein Schmerz, der auf eine Stelle begrenzt war oder von einer Wunde ausging, es war dieses Gefühl, das ihm zu schaffen machte. Er spürte einfach das es weh tat.

„Ich will nicht das du gehst. Vielleicht ist es aus Gewohnheit, ich weiß es nicht. Aber ich mag dich. Alleine der Gedanke, das du gehst, schmerzt mich. Möglicherweise ist es auch purer Egoismus, doch bitte geh nicht.“
 

Erstaunt sah Kobe auf den Tiger, der ihn in seinen Armen hielt. Solche Worte hätten wohl jeden erstaunt, wenn sie von Ercole kamen. Das war ja fast wie ein Liebesgeständnis. Dieses fast nahm er aber auch nur in seine Gedanken auf, weil es eben von Ercole kam. Ihn und das Wort Liebe in Zusammenhang zu bringen war absurd. Doch was wollte er nun von ihm? Ja, er mochte ihn auch und eine Trennung von ihm fiel ihm selbst nicht leicht. Nur hier war nicht sein Platz und Ercole konnte nicht von Ratans Seite weichen, dafür war es noch zu früh.

„Es geht nicht.“ Es war erstaunlich wie schwer ihm diese drei Wörter fielen. Dabei war es die Wahrheit, so weh sie auch tat.

„Du musst bei Ratan bleiben und mein Platz ist bei meiner Familie.“ Genau, das musste er sich vor Augen halten. Er musste zu seiner Familie zurück, wo er hingehörte. Sie brauchten ihn zwar nicht unbedingt als Arzt, doch er wollte zu ihnen zurück. Nur warum motivierte ihn dieser Gedanke nicht mehr so sehr wie noch vor wenigen Minuten?

„Ich weiß. Mir ist bewusst, das du eine Familie hast, die auf dich wartet und auch das ich dich mit meiner Bitte in eine Zwickmühle bringe. Ebenso weiß ich, das die Antwort nur nein lauten kann. Du hast Leute die auf dich warten und die du liebst, das ist mir klar. Trotzdem bitte ich dich bei mir zu bleiben, auch wenn es egoistisch ist. Aber ich würde mich nicht so benehmen, wenn ich es nicht ernst meinen würde.“

Egoistisch war es in der Tat. Doch gerade das er alles nun so frei heraussagte, machte dem Wolf klar, wie ernst es ihm damit war. Vielleicht… Nein, Kobe verbot sich diesen Gedanken. Es ging einfach nicht.

Sanft befreite er sich aus Ercoles Umarmung. Dabei vermied er es aber ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich finde es schmeichelhaft das du mich magst. Ebenso wie ich dich mag. Doch es geht nicht. Nicht wegen meiner Familie, aber es geht einfach nicht.“

„Aber warum nicht? Wenn du mich auch magst und deine Familie keine Rolle spielt, was steht dann noch zwischen uns?“ Plötzlich hatte Ercoles Stimme wieder seine gewohnte Stärke zurück gewonnen.

Kobe konnte seinen Blick regelrecht auf sich spüren. Es gab so viele Gründe, doch gerade in diesem Moment fiel ihm keiner ein, Keiner der dem Tiger genügen würde. „Wir kommen aus verschiedenen Welten. Außerdem haben wir unterschiedliche Rassen, die noch dazu im Krieg miteinander liegen. Wie soll so etwas lange gut gehen?“

„Bis jetzt spielte das doch auch keine Rolle? Also warum jetzt?“ Es gab eine kurze Pause. „Vor was hast du Angst Kobe?“

Angst? Wieso sollte er Angst haben? Doch wenn es nicht Angst war, wie sollte er dieses Gefühl in seinen Inneren dann nennen?

Kobe schloss die Augen und dachte nach. Ja, es war wirklich Angst die er spürte. Angst, das alles aufzugeben was ihm Sicherheit versprach. Seine Familie, seine Arbeit. Was wenn er irgendwann einmal genug von Ercole haben würde oder dieser von ihm? Wo sollte er dann hin? Bis dahin hatte man doch sicher Ersatz für ihn gefunden.

Es kostete zwar Überwindung doch genau diese Gedanken teilte er auch dem Piraten mit.

„Glaubst du das wirklich? Ich kenne dich erst seit wenigen Wochen und doch bist du für mich unersetzlich geworden. Wie kann dann deine Familie jemals Ersatz für dich finden? Deswegen finde ich meine Bitte ja so egoistisch, da ich weiß was für einen Mann ich ihnen mit meinen Wunsch wegnehme. Wie also kann ich mit diesem Wissen, je genug von dir haben?“

Das war bei weitem das kitschigste Liebesgeständnis das Kobe jemals gehört hatte. Aber es tat so gut es zu hören und zu wissen, das es für ihn war. Jedes Wort war so gemeint, das waren keine hohlen Phrasen, das war Ercoles wirkliche Meinung. Und gerade das war wie Balsam auf seiner Seele.

Schwach nickte er und hob den Blick. „Gut, ich bleibe bei dir.“

Ercole lachte glücklich und zog ihn abermals in eine Umarmung. „Danke, du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir.“

Auch Kobe lächelte fröhlich. Nun hatte er endlich einen Ort an den er wollte und an dem er wirklich gebraucht wurde. Hier an der Seite Ercoles.

Allerdings gab es da noch eine Sache die geklärt werden musste. „Übrigens den Grund warum ich nicht Nachhause fahre, wirst du meinem Vater erklären.“
 

Damit wäre nun auch Kobe glücklich. Doch was passiert eigentlich so am Familiensitz weiter? Nun im nächsten Kapitel Wolfsherzen/Blutsbande, lernt man ein bisher unbekanntes Familienmitglied kennen. Michelle taucht auf und mit ihr zwei Gäste, von denen einer Carons geordnetes Leben ganz schön durcheinander bringt.

Blutsbande 1

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Um ihn herum war das Geräusch von vielen Pfoten zu hören. Ein grauer Wolf lief neben ihm und stieß ihn leicht in die Seite. Ein deutliches Zeichen, dass er spielen wollte.

Doch dafür hatte Caron heute keine Zeit. Es kam ein wichtiger Besuch und aus diesem Grund musste er rechtzeitig daheim sein.

Langsam fielen die Wölfe zurück, weil Caron nicht wollte, das sie sein Pferd verschreckten. Zwar war das Pferd diese Tiere schon gewöhnt, trotzdem war es nervös wenn Wölfe in dessen Nähe waren. An der Lichtung, an der sein Pferd stand wandelte er sich und zog sich an.

Dem Tier beruhigend über die Nüstern streichelnd, wartete er bis es sich genug beruhigt hatte. Dann erst stieg er auf und ritt zurück zum Anwesen.

Schon von weiten konnte er es sehen und auch die Kutsche, die gerade zum Haupttor fuhr, entging ihm nicht. Sie waren schon da, wie immer zu früh.

Er spornte sein Pferd an und schaffte es wirklich zeitgleich mit der Kutsche anzukommen. Sein Pferd einfach einem Stallburschen überlassend, eilte er zur Kutsche und öffnete lächelnd die Tür. „Und wie immer zerstörst du das Bild aller Frauen. Kannst du nicht einmal zu spät sein?“

„Caron!“

Eine weißhaarige Frau, warf sich in seine Arme, so das er nur seinerseits die Arme um sie schließen konnte und einige Schritte zurücktaumelte. „Michelle. Es freut mich dich zu sehen.“

Es war wirklich schon lange her seit er seine Schwester das letzte Mal gesehen hatte. Das sie nicht öfter kam lag sicher daran, das sie und ihr Vater sich nicht gut verstanden.

Caron stellte sie wieder auf die Füße und betrachtete seine Schwester. Seit ihrem letzten Besuch hatte sie nichts von ihrem Temperament und ihrer Lebensfreude verloren. Ihre hellgrünen Augen leuchteten noch genauso, wie er es in Erinnerung hatte.

„Mich freut es auch dich wieder zu sehen.“ Sie löste sich von ihm.

„Was führt dich hierher?“ Das interessierte ihn schon, da sie in ihrer Nachricht nichts über den Grund ihres Besuches erzählt hatte.

Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, bevor sie wieder lächelte. „Das erzähle ich lieber, wenn alle anwesend sind. Außerdem habe ich etwas das euch gehört.“

Sie hielt die Hand zur Tür der Kutsche und eine weibliche, behandschuhte Hand legte sich in ihre.

Ein Mädchen stieg aus, von dem Caron nicht gedacht hätte, sie so schnell wieder zu sehen. „Clerissa.“

Nun eigentlich hätte er es sich denken können, nachdem sie so einfach weggelaufen war. Wohin hätte sie sonst sollen?

Clerissa knickste artig vor ihm, bevor sie ihm um den Hals fiel. „Ich habe euch so vermisst.“

„Wie rührend. Mir kommen gleich die Tränen.“ Eine gelangweilte Stimme war von Richtung der Kutsche zu vernehmen.

Caron sah auf und sah einen weißhaarigen Jungen in der Tür der Kutsche stehen.

Seine roten Augen musterten Clerissa abschätzend. „Vielleicht hättest du dann nicht einfach so abhauen sollen. Dann könnten wir uns dieses wahrhaft peinliche Wiedersehen ersparen.“

„Eryx, benimm dich oder du lernst mich kennen.“ Michelle sah ihn erzürnt an.

„Ach bitte.“ Gelangweilt winkte der Junge ab, so als würde er ein lästiges Insekt verscheuchen.

„Das drohst du mir schon seit Jahren an und doch entdecke ich kein neues Verhaltensmuster an dir. Schön langsam glaube ich, das du nichts Neues mehr hast, das ich kennen lernen kann.“

„Eryx.“ Michelles Stimme hatte einen ermahnenden und deutlich gefährlichen Unterton angenommen.

„Ja, das ist der Name den du mir bei meiner Geburt gegeben hast. Wenn auch ohne meine Zustimmung.“ Der weißhaarige Junge sprang einfach auf den Boden, ohne die Stufen der Kutsche zu benutzen.

Das musste also sein Neffe sein. Nun Caron musste zugeben, das er ihn kaum kannte. Das letzte Mal als er ihn gesehen hatte, war er noch ein einjähriges Baby gewesen. Wenn er so nachrechnete war das vor siebzehn Jahren gewesen. Er hatte sich eindeutig entwickelt.

Eryx sah auf die Vorderfront des Hauses und rümpfte die Nase. „Also hier bist du aufgewachsen Mutter? Das erklärt einiges.“

Caron legte seiner Schwester eine Hand auf die Schulter, da er sah wie sich ihre Finger bewegten. Und das waren eindeutig würgende Bewegungen.

„Ich schwöre irgendwann leg ich dich trotz deines Alters noch einmal übers Knie. Das hab ich viel zu oft verabsäumt.“

Caron lächelte leicht, wenn er auch der Einzige war, der diese Drohung gehört hatte. Seine Schwester hatte es wirklich nicht leicht mit ihrem Nachwuchs. Doch dann fing sie sich wieder.

Lächelnd drehte sie sich zu Caron. „Gehen wir hinein, ich will meine Geschwister wieder sehen.“

Damit achtete sie schon gar nicht mehr auf ihn und ging die Stufen zur Tür hinauf.

Caron lächelte und reichte Clerissa einen Arm, den sie auch bereitwillig ergriff. So folgten sie Michelle.

Als diese die Tür öffnete, wurden sie von einem lauten Fluchen begrüßt. Caron seufzte. Es war doch immer wieder schön zu hören, wie lebhaft dieses Haus geworden war.

Michelle drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um.

Der Rothaarige zuckte nur lächelnd mit den Schultern, Das war für ihn schon zur Gewohnheit geworden.

„Leck mich doch!“ Sin stürmte aus einem Raum und steuerte direkt auf einen der Gänge zu. Die Gäste schien er nicht einmal zu bemerken.

Horus folgte ihm gelassen. „Mit Vergnügen, doch würde ich dafür einen etwas privateren Rahmen bevorzugen. Es sei denn du stehst auf Zuschauer, dann habe ich natürlich auch nichts dagegen.“

Sin wirbelte wütend herum. „Verschwinde doch einfach zurück in deine Wüste und bleib dort!“

Er wollte noch weiter sprechen, doch in diesem Moment löste sich Clerissa von Carons Arm und lief auf ihren Zwilling zu. Mit einem freudigen Aufschrei fiel sie ihm um den Hals. Sin schien sie erst jetzt zu bemerken, doch automatisch schloss er die Arme um sie. „Was?“

Clerissa löste sich etwas von ihm. „Sag bloß du erkennst deine bessere Hälfte nicht mehr?“

„Clerissa!“ Sin strahlte über das ganze Gesicht und schloss sie wieder in die Arme.

„Darf ich dir meinen Arm anbieten, nachdem er unnütz geworden ist?“ Caron reichte Michelle seinen Arm, denn sie auch ergriff.

„Ich nehme an das ist dann wohl Horus?“

Caron nickte. „Jawohl.“

Michelle unterzog ihn einer raschen Prüfung. „Nun, so schlecht sieht er gar nicht aus.“

Clerissa löste sich von Sin und drehte sich zu Horus um. Ohne Scham musterte sie ihn, bevor sie auch vor ihm anmutig knickste. „Ich schätze ihr seid dann wohl Horus, es freut mich nun auch eure Bekanntschaft zu machen. Unser erstes geplantes Zusammentreffen kam ja zu meinem Bedauern nicht zustande.“

War sie nicht weggelaufen? Michelle hatte wirklich ganze Arbeit bei ihren gesellschaftlichen Umgangsformen geleistet.

Horus verbeugte sich formvollendet vor ihr. „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Schon lange wollte ich eure Bekanntschaft machen. Auch wenn ich es sehr begrüße das unser erstes Zusammentreffen nicht zustande kam. So konnte ich euren Bruder näher kennen lernen.“

Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu.

„Das ist wohl wahr.“

Neben Caron seufzte seine Schwester verträumt. „Wann habe ich das letzte Mal soviel Kultiviertheit erlebt? Du kannst dir davon ruhig eine Scheibe abschneiden.“

„Ja Mutter. Wenn ich das nächste Mal schleimen muss, werde ich mich daran erinnern.“ Eryx ging gelangweilt an ihnen vorbei.

Caron sah ihn überrascht an. Er hatte gar nicht gemerkt, das Eryx ihnen gefolgt war. Zwar hatte er es angenommen, doch davon bemerkt hatte er nichts.

„Also manchmal will ich ihn wirklich töten.“ Michelle sah ihm wütend nach. Doch sie hob die Hand und bewegte sie in einer geraden Linie in der Luft, so als wolle sie einen Schlussstrich ziehen.

„Egal. Sin mein Kleiner wie geht es dir?“ Damit löste sie sich von Caron und nahm ihren jüngsten Bruder in die Arme.

Dieser lächelte nur. „Es ist lange her Michelle.“

„Viel zu lange.“

„Was ist denn hier für ein Volksauflauf?“ Henry kam durch die Eingangstür, mit Lukas im Arm. Anscheinend waren sie auch auf der Jagd gewesen.

„Michelle?“

Die Angesprochene löste sich von Sin und sah ihren ältesten Bruder strahlend an. Lächelnd neigte sie den Kopf. „Henry schön dich wieder zu sehen. Und die Begleitung in

deinem Arm ist dann wohl Lukas? Clerissa hat mir eine Menge von dir erzählt.“

„Clerissa?“ Henry war noch immer erstaunt, doch wer konnte es ihm verdenken?

Clerissa trat hinter Horus hervor, der sie mit seinem Körper vor Henrys Blicken abgeschirmt hatte und hob schuldbewusst die Hand zum Gruß. „Hallo?“

Es war eher eine Frage als eine Begrüßung.

Henry legte eine Hand an die Stirn. „Weiß Mutter davon?“

„Ja, sie und Caron wussten davon. Irgendwer musste mich ja darüber informieren, wann Vater nicht anwesend sein würde.“ Michelle hob die Hände, nur um sie gleich darauf mit einem Klatschen zusammenzuschlagen.

„Doch reden wir nicht hier über solche Dinge. Gehen wir doch ins Wohnzimmer. Ich würde gerne den Rest der Familie wieder sehen. Eloy, Arnaud, Kobe und natürlich auch Mutter.“

„Ach Caron wusste davon?“ Henry warf seinem jüngeren Bruder einen finsteren Blick zu.

Caron zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Was hätte er machen sollen? Michelle hatte sie um Stillschweigen gebeten, diesen Wunsch konnte er ihr nicht abschlagen.

Zusammen gingen sie Richtung Wohnzimmer.

„Rechts, sonst landest du in einer Sackgasse!“

Einen Moment wusste Caron nicht, wen Michelle mit ihren Worten meinte, doch dann sah er Eryx, der einige Meter vor ihm mitten im Schritt stockte. Dann schlug er die angegebene Richtung ein.

Sie seufzte nur schwer. „Diese Sturheit hat er eindeutig von seinem Vater. Unserer Familie ist so eine Charaktereigenschaft ja total fremd.“

Caron räusperte sich leicht. Eigentlich waren sie berühmt dafür, doch das würde er nicht so ohne weiteres zugeben. Wie wohl keiner ihrer Familie. Stattdessen schnitt er ein anderes Thema an. „Ich glaube, da muss ich dich enttäuschen Michelle. Kobe und Eloy sind nicht mehr hier. Kobe ist soweit ich weiß mit irgendeinem Wertiger unterwegs.“

„Ach wirklich?“ Sie hob überrascht eine Augenbraue.

„Nun warum nicht? Diese Feindschaft finde ich sowieso übertrieben. Und was hält meinen Bruder davon ab mich zu begrüßen?“

Henry räusperte sich kurz. „Eloy, nun Eloy wurde von Vater an den Hof der Vampire geschickt. Er hat es mit seinen Eskapaden wohl etwas zu weit getrieben.“

„Ja, so kann man das natürlich auch nennen. Er hat sich vier Tage nicht blicken lassen und kam völlig betrunken Nachhause.“ Sin schüttelte missbilligend den Kopf.

„In den Raum links von dir!“

„Schon klar!“ Eryx Stimme klang nun ernsthaft genervt.

Es war eine eigenartige Weise zu kommunizieren, doch das war Michelles Entscheidung wie sie ihren Nachwuchs erzog. Caron würde sich da sicher nicht einmischen. Vor allem weil er für solche Dinge sowieso der falsche Ansprechpartner war.

Nun betraten auch sie das Wohnzimmer, in dem sich seine Mutter und Arnaud aufhielten. Arnaud sah ziemlich ratlos auf Eryx, der mit geschlossenen Augen und vor der Brust verschränkten Armen neben der Tür lehnte.

„Mutter.“ Michelle ging zu ihrer Mutter und umarmte sie, bevor sie das auch bei Arnaud wiederholte.

„Mama!“ Clerissa fiel ihr schon etwas stürmischer um den Hals.

„Es tut mir so leid. Wirklich.“ Sie war den Tränen nach, wie man an ihrer Stimme erkannte.

Caprice streichelte ihr liebevoll über den Rücken. „Ich bin so froh, das dir nichts passiert ist. Reden wir einfach nicht mehr darüber, nun bist du ja wieder hier.“

Nickend löste sich das Mädchen von ihr und wischte sich mit der Hand über die Augen.

Ungefragt nahmen sie alle Platz. Bis auf Eryx, der sich nicht von der Stelle bewegte und Arnaud, der vor dem Bücherregal stand.

„Ich freu mich so das du hier bist. Obwohl ich hoffe das ich nun auch den Grund für deinen Besuch erfahre.“ Caprice sah ihre Tochter aufmerksam an.

Michelle faltete ihre Hände und legte sie in ihren Schoß. „Nun ich bin in erster Linie hier um Clerissa zurückzubringen. Doch es gibt auch einen anderen Grund für meinen Besuch. Ich will, das Caron eine Weile auf Eryx aufpasst.“

„Was?“ Dieser Aufschrei kam von zwei Stimmen gleichzeitig. Caron sah zu Eryx, der seine Mutter aus weit aufgerissenen Augen, sprachlos musterte.

Doch im Moment interessierte ihn eher die Frage, warum er?
 

So nun ist es wohl wieder Zeit für ein paar neue Namenserklärungen. Es sind ja auch neue Hauptfiguren.
 

Caron - rein

Michelle – Wer ist wie Gott?

Eryx – Sohn von Aphrodite und Poseidon (aus der griechischen Mythologie entlehnter Name)

Blutsbande 2

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Was dachte sich diese Frau eigentlich? Sie wollte ihn doch tatsächlich bei diesen Fremden lassen. Gut, sie schimpften sich Familie, doch das waren sie nicht. Nicht für ihn, er hatte sie immerhin noch nie im Leben gesehen. Bis auf Clerissa dieses nervende Übel auf zwei Beinen.

Seine Mutter drehte sich zu ihm um. „Ja, du hast richtig gehört Eryx. Du wirst hier bleiben und Caron wird auf dich aufpassen.“

Caron das war dann wohl der Rothaarige, der auch nicht allzu erfreut aussah.

„Es freut mich ja, das du mir das zutraust Michelle, aber warum ich?“ Caron sah sie fragend an.

Sie legte sich einen Finger auf den Mund und sah wieder ihren Bruder an. „Wenn ich ehrlich bin, dann bist du nicht unbedingt meine erste Wahl. Eloy hätte sich wohl am besten mit ihm verstanden, doch ihm überlasse ich nie mein Kind. Und da Henry nun Lukas hat, bleibst nur mehr du. Sin ist zu jung und verzeih mir Arnaud, aber du verstehst von Kindererziehung soviel wie Clerissa von Sex.“

„Michelle!“ Caprice sah ihre Tochter empört an.

„Ich hätte mich auch nicht sonderlich darum gerissen.“ Arnaud lächelte gelangweilt.

Hier mussten alle miteinander verwandt sein. Die waren doch alle verrückt. Normalerweise war es ihm ja egal was um ihn herum passierte, doch hier ging es um ihn. Da hörte sich jede Gleichgültigkeit auf.

Trotzdem zwang er sich dazu seinen gewohnt gelangweilten Gesichtsausdruck wieder zu zeigen.

„Der Grund warum ich jetzt damit zu euch komme ist, das Trayton und ich auf eine längere Reise gehen wollen. Wir wollen die neue Welt erkunden, vielleicht entdecken wir ja etwas interessantes. Die Sache ist nur, das es zwei bis drei Monate dauern könnte und ich will ihn nicht unbeaufsichtigt lassen.“ Michelle legte den Kopf leicht schief.

„Du hättest mich auch einfach nach Kreta lassen können.“ Seine Freunde verbrachten dort den Sommer und er hatte mehr als einmal um die Erlaubnis mitfahren zu können gebeten. Sein Vater hätte es ihm auch erlaubt, wie immer scheiterte aber alles an seiner Mutter.

Diese lachte nun auch humorlos auf. In ihrer Stimme konnte man pure Verachtung hören. „Freunde, von wegen. Das sind Parasiten, die auf Kosten ihrer Eltern leben. Deren Einfluss lasse ich sicher nicht einen Sommer lang auf dich wirken.“

„Es sind Werwölfe.“ Seine Stimme klang gelassen. Es gab keinen Grund sich darüber aufzuregen. Im Grunde hatte seine Mutter Recht und das wusste er. Um ehrlich zu sein hatte er sie nur ausgewählt, weil er wusste das seine Mutter sie nicht leiden würde und weil ihre Eltern reich und einflussreich waren. Über die Nichtsnutze kam man immer an ihre Familien heran.

„Das kann man nicht zu unserer Rasse zählen.“ Michelles Abscheu war nicht zu übersehen.

„Es gibt da so einige die ich nicht zu unserer Rasse zählen will, doch das kann man sich ja nicht aussuchen.“ Dabei maß er sie mit einem eindringlichen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du bist ein undankbarer, von deinem Vater verzogener Bengel. Wie konnte das nur passieren?“

„Vielleicht bist du auch nur eine unfähige Mutter?“ In dem Moment in dem er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er das er zu weit gegangen war. Das merkte man an ihrem Blick. Doch zurücknehmen würde er es auch nicht.

Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und hob die Hand zum Schlag.

Eryx schloss die Augen und wartete geduldig ab. Es kam nicht oft vor, das sie ihn schlug, eigentlich nur dann wenn er selbst auch meinte es zu verdienen. Nur das würde er nie zugeben.

Doch er spürte nichts. Vorsichtig öffnete er ein Auge und sah, dass sein neuer Babysitter das Handgelenk seiner Mutter festhielt.

Leicht schüttelte der den Kopf. „Das ist keine Lösung Michelle.“

Sie sah ihn noch einen Moment lang wütend an und seufzte dann tief. „Ja, du hast Recht.“

„Du lässt nach Mutter.“ Damit wand Eryx sich um und verließ den Raum. Was sollte er nur hier? Er wollte heim und daran würde er alles setzen. Dieses Anwesen würde seine Mutter sicher nicht ohne ihn verlassen.
 

„Und was ist nun der wahre Grund weswegen du ihn hier lässt Michelle?“ Arnaud sah seine Schwester gelassen an.

„Was meinst du Bruder?“ Sie sah ihn unschuldig lächelnd an.

In diesem Moment wusste wohl jeder, die zwei Jüngsten sowie Horus und Lukas einmal ausgenommen, das sie log. Dieses Lächeln hatte sie schon in ihrer Kindheit immer dann gezeigt, wenn sie etwas zu verbergen hatte.

„Michelle.“ Henry seufzte, doch in seiner Stimme war ein leiser Tadel zu erkennen.

„Na gut.“ Sie warf theatralisch die Hände in die Höhe und setzte sich wieder.

„Ich ertrage ihn einfach nicht mehr. Es ist erbärmlich für eine Mutter das zugeben zu müssen, doch ich halte ihn nicht mehr aus. Irgendwas ist bei seiner Erziehung falsch gelaufen und ich weiß nicht was.

Ihr seht es doch, er reizt mich in einer Tour und ich steige auch noch darauf ein. Obwohl ich mich danach über mich selbst am meisten ärgere. Sein Vater verhätschelt ihn in einer Tour und wenn ich etwas dagegen sage, kommt nur etwas von wegen Erbe und Jungs sind eben so. Wir streiten uns nur noch. Versteht ihr, wir streiten uns wegen unserem eigenen Kind.“ Die letzen Worte waren in einem spöttischen Ton ausgesprochen, doch dieser Spott war gegen sie selbst gerichtet.

Dieses Eingeständnis, das sie überfordert war, musste ihr sehr schwer gefallen sein, das wusste Caron. Seine Schwester war genau so willensstark wie jeder in ihrer Familie, nur nun war sie an jemanden geraten der noch sturer war als sie selbst. Das problematische war nur, das es ihr eigener Sohn war.

Doch was sollte er nun dagegen machen? Er hatte keine Ahnung was man in einem solchen Fall machte oder machen konnte. Immerhin hatte er keine Kinder, ja er hatte nicht einmal eine Geliebte. Derzeit zumindest nicht, was er aber nicht als Tragödie ansah, da er sowieso nicht mit Menschen auskam.

„Ich verstehe dich Michelle.“

„Ich wusste es, dank…“ Seine Schwester sah ihn freudig an, doch wurde von ihm unterbrochen.

„Was aber nicht heißt, das ich diese Aufgabe so ohne weiteres übernehme. Immerhin wurde ich ja nicht einmal gefragt.“ Noch dazu konnte er gar nichts dagegen ausrichten. Erziehung war eine Sache der Eltern, nicht ihrer Großeltern und anderer Verwandten.

„Bitte Caron.“ Sie sah ihn flehend an.

Leider hatte dieser Blick schon lange keine Wirkung mehr bei ihm, nicht wenn er von ihr kam.

„Willige doch ein Caron. Sieh es nicht als Erziehung, sondern als neue Erfahrung und Therapie für dich.“ Zum ersten Mal mischte sich nun Caprice in die Unterhaltung ein,

„Therapie?“ Caron verstand nicht was seine Mutter damit sagen wollte. Er brauchte doch keine Therapie, da er es doch als Erster wüsste, wenn er krank wäre.

„Ja. Ich mache mir Sorgen um dich mein Kleiner. In letzter Zeit bist du nur noch mit deinen Wölfen zusammen. Doch es sind die Werwölfe mit denen du dich beschäftigen solltest.“ Seine Mutter sah ihn betrübt an.

Ihre Worte machten ihm klar, wie sehr sie dieses Thema beschäftigte. Mein Kleiner nannte sie ihn nur selten. „Sie sind ein Teil des Rudels.“

„Aber nicht unserer Familie.“

Bis jetzt hatte er das immer gleichgesetzt, doch das seine Mutter das nun so trennte, zeigte das es wohl doch noch einen Unterschied gab.

Caron seufzte. Er mochte es nicht klein beizugeben, doch wenn es seiner Mutter soviel bedeutete, warum nicht? In dieses Sachen war er immer viel zu weichherzig. „Nun gut, ich beuge mich deinen Wünschen.“

Michelle strahlte ihn an. „Danke Bruder. Vielen Dank.“

Caron lächelte unglücklich. Wie gesagt im Notfall konnte er ihn ja einfach irgendwo stehen lassen.

Blutsbande 3

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Mutter, wir müssen reden.“ Die Tür laut aufstoßend, betrat Eryx das Zimmer, das seiner Mutter zugewiesen worden war. Den ganzen Tag über hatte er im Bett liegend darüber nachgedacht, welche Argumente seine Mutter wohl von ihrem Vorhaben abbringen würden. Da er diesen Teil der Familie kaum kannte, war das etwas schwierig, doch das konnte man ja auch als Grund anführen.

Allerdings konnte er seine Mutter nicht entdecken und das Bett schien auch unberührt. Entweder waren die Diener dieses Anwesens sehr schnell oder seine Mutter schon seit einiger Zeit wach. Was ungewöhnlich war, sie gehörte normalerweise nicht zu den Frühaufstehern.

Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, das die Sonne gerade am untergehen war. Natürlich er hatte diesen Zeitpunkt bewusst gewählt, da man sie am besten überreden konnte, wenn sie noch nicht ganz wach war. Doch das war nun wohl hinfällig.

Eryx wand sich um und verließ den Raum wieder, er musste sie finden. Dem Gang folgend, hielt er Ausschau nach einem Diener, den er nach dem Verbleib seiner Mutter fragen konnte. Doch egal, wo er auch hinging er konnte niemanden finden. Eigentlich hatte er nicht angenommen, das sie so wenig Diener beschäftigten.

Plötzlich öffnete sich nicht weit von ihm entfernt eine Tür. Nur eine Sekunde später wurde ein Mann mit rotbraunen Haaren aus dem Zimmer geworfen. Nun, nicht wirklich, doch man merkte, das er es nicht freiwillig verließ. Doch er schien das nicht tragisch zu nehmen. Mit einem breiten Grinsen drehte er sich um und sah ins Innere des Zimmer. „Mensch Sin stell dich nicht so an. Das nennt man einen Morgengruß.“

Im nächsten Moment traf ihn ein Fetzen Stoff ins Gesicht.

„Das nennt man Nötigung. Doch das ist egal, denn nein heißt bei mir nein!“

Der Werwolf zog sich den Stoff vom Gesicht und man konnte erkennen, das es ein Hemd war. Anscheinend genau das, das der Wolf jetzt noch nicht trug. „Nicht immer wenn ich dich daran erinnern darf.“

Mit einem wütenden Knurren wurde die Tür zugeschlagen.

Der Mann seufzte. „Mit den Männern dieser Familie hat man es nicht leicht.“

„Die Frauen sind auch nicht besser.“ Eryx hatte diese Szene interessiert verfolgt. Er wusste nichts über diese Leute hier, doch sie gehörte irgendwie doch zu seiner Verwandtschaft. Deswegen konnte es nicht schaden sich über sie schlau zu machen.

Horus wand ihm den Kopf zu. „Eine Eigenschaft die wohl allen Familienmitgliedern zu eigen ist.“

Er kam auf ihn zu, wobei er sich im Gehen das Hemd anzog.

Eryx nickte nur langsam. „Ich suche meine Mutter, habt ihr eine Ahnung wo sie sich aufhalten könnte?“

Zwar schien der Andere gerade von einem Schäferstündchen zu kommen, doch vielleicht hatte seine Mutter ja gestern Abend noch etwas angedeutet.

Horus sah ihn überrascht an und hob dann eine Augenbraue. „Eure Mutter?“

„Ja. Weiße Haare, weiblich, mit einer Menge blöder Einfälle.“ Bei dieser Aufzählung bewegte er die Hand unruhig.

Der Ältere hob abwehrend die Hand. „Nein, ich weiß schon wenn ihr meint, doch eure Mutter ist nicht mehr hier.“

„Nicht mehr hier?“ Was sollte denn das heißen? Wo sollte sie sonst sein? War sie jagen oder wie?

In seinen Gedanken plötzlich stockend, schloss er die Augen. Nein, das konnte nicht sein. So etwas brachte nicht einmal sie zustande.

Die Augen rasch wieder öffnend, sah er auf Horus. Wem wollte er hier etwas vormachen? Das war seine Mutter natürlich würde sie es zustande bringen.

„Sie hat uns gestern verlassen. Ich dachte ihr wüsstet, das sie vorhatte gleich wieder abzureisen.“

Eryx hatte das Bedürfnis los zu schreien, doch das war kindisch. Stattdessen massierte er sich mit einer Hand nur die rechte Schläfe. Wie konnte sie nur? Er war immer noch ihr Sohn, da konnte sie ihn doch nicht einfach so zurücklassen. Wenn sie dachte, er würde das einfach mit sich machen lassen, hatte sie sich getäuscht. Nur weil sie es sich einbildete, blieb er sicher nicht hier in der Wildnis.
 

Caron gähnte und setzte sich auf. Ausgiebig streckte er sich einmal, bevor er die Decke zur Seite warf.

„Hey.“

Bei diesem unwilligen Ausruf, fuhr er herum. Direkt unter seiner Decke hatte sich eine Erhebung gebildet.

„Was?“ Er zog die Decke zurück und Clerissa kam zum Vorschein.

„Morgen.“ Sie lächelte verschlafen.

„Was machst du hier?“ Verwirrt sah er auf seine Schwester. Warum war sie in seinem Bett und warum hatte er nicht bemerkt wann sie gekommen war? Seine Aufmerksamkeit ließ scheinbar nach.

„Ich konnte nicht schlafen und da bei Sin sicher sein Verlobter war, warst du die einzige Lösung.“ Sie wollte noch weiter sprechen, doch Caron machte eine wedelnde Handbewegung.

„Ich habe verstanden.“ Es war ja auch logisch. Bei Sin war Horus und bei Henry Lukas. Arnaud war vielleicht wieder bei einer seiner Geliebten und Eloy sowie Kobe waren außer Haus. Blieben nur mehr Mutter und er übrig. Na ja, wenigstens wurde er seiner Mutter vorgezogen, erste Wahl schien er sowieso nie zu sein.

Seufzend stand Caron auf und ging zu der Waschschüssel, die auf einem Beistelltisch stand. Er sollte erst einmal richtig wach werden.

„Da hast du dir gestern aber eine Arbeit aufbürden lassen.“ Clerissa grinste und drehte sich auf den Bauch.

„Warum? Ich habe auch schon auf euch aufgepasst und ihr seid zu zweit.“ Das konnte keine große Umstellung sein, nur das Eryx schon um einiges erwachsener war und so hoffentlich auch besonnener.

Seine Schwester lachte amüsiert. „Das vielleicht, aber Eryx ist um einige schlimmer als wir. Ich weiß das, immerhin hab ich die letzten Monate mit ihm verbracht. Was Michelle falsch gemacht hat weiß ich allerdings nicht, doch es muss ein ziemlich großer Fehler gewesen sein. Er ist dermaßen verzogen, das es sogar mich erstaunt.“

Caron drehte sich mit einem Grinsen um. Also dafür hatte Eryx seinen Respekt verdient. Immerhin war seine Schwester selbst nicht gerade pflegeleicht.

Als er sah wie sie auf dem Bett lag, hob er eine Augenbraue. „Ich glaube nicht, das dir Mutter beigebracht hat, so auf dem Bett eines Mannes zu liegen.“

Sie lag auf dem Bauch. Ihr Kopf lag auf ihren abgestützten Armen und ihre Knie hatte sie abgewinkelt, so das ihre Unterschenkel in der Luft waren. Doch was bestimmt den Anstoß ihrer Mutter erregt hätte, war die Tatsache, das durch diese Haltung ihr Nachthemd bis zu den Knien hinabgerutscht war.

Clerissa hob den Kopf und drehte ihn, um auf ihre nackten Unterschenkel zu sehen. „Ist doch egal. Du bist immerhin mein Bruder und ich glaube nicht das dieser Anblick ausreicht um einen Mann zu erregen.“

Scheinbar hatte er Michelles Erziehung bei ihr etwas zu früh gepriesen, sie war immer noch so wie früher. Wenn nicht sogar etwas schlimmer.

Caron würde sich aber nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen. Er wusch sich das Gesicht und nahm dann ein Tuch das daneben lag um sich abzutrocknen. „Was meinst du mit verzogen?“

Er hörte immer nur das gleiche Wort, doch genauer definieren wollte oder konnte es niemand. Es war leicht jemanden aufgrund eines ersten Eindrucks einzuordnen, doch wenn man nachfragte bekam man meistens nie zufrieden stellende Argumente.

Die Blondhaarige dachte kurz nach. „Er ist so verdammt arrogant und glaubt das alles nach seinem Kopf geht. Andererseits langweilt ihn alles um ihn herum und er hat keinen Antrieb. Er ist eben ein richtiger Adliger.“

Bei dem abfälligen Tonfall seiner Schwester, schmunzelte Caron. Obwohl sie selbst adlig war, hatte Clerissa eine Abneigung gegen alle Adligen. In ihren Augen waren alle richtigen Adligen langweilig. Wie sie auf diese Idee kam war ihm ein Rätsel. Gut, er selbst kannte auch nicht soviel andere Adlige, doch bis jetzt waren im nur die wenigsten als langweilig vorgekommen.

Allerdings passte etwas in ihren Worten nicht zusammen. Wie konnte man eigensinnig sein, wenn einem doch alles egal war? Wenn jemanden seine Umgebung nicht interessierte, dann war es doch unbedeutend ob etwas nach seinem Willen ging oder nicht. Das passte nicht zusammen.

Nun auf jeden Fall würde er sich heute einen ersten Eindruck von seinem Neffen verschaffen. Das hatte er sowieso vorgehabt, egal was seine Schwester ihm erzählt hätte. Caron beurteilte Wesen nicht aufgrund dessen was ihm von Anderen erzählt wurde. Er machte sich selbst ein Bild von seinem Gegenüber, das war er diesem schuldig, bevor er über ihn urteilte. „Du solltest nun aber gehen.“

„Warum?“ Clerissa sah ihn fragend an.

Caron lächelte nachsichtig. „Weil ich mich anziehen will und du solltest das auch. Allerdings werde ich das nicht vor dir machen.“

Sie erhob sich seufzend. „Keine Sorge, ich will auch gar nicht sehen was da zum Vorschein kommt.“

Grinsend verließ sie das Zimmer.

Caron sah ihr nur Kopfschüttelnd nach, bevor er seinen eigenen Worten Folge leistete und sich anzog. Nun war er bereit sich seinem Neffen zu stellen. Nach Michelles heimlicher Abreise, war er sicher nicht bester Laune, doch das sollte ihn nicht stören.

Blutsbande 4

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eryx folgte Horus schweigend. Er konnte es nicht glauben, das er wirklich so einfach zurückgelassen worden war. So etwas hätte er nicht einmal seiner Mutter zugetraut, wobei er sie gut genug kannte um ihr sehr viel zuzutrauen. Na warte, wenn sein Vater davon erfuhr, dann würde der Haussegen schief hängen. Wahrscheinlich glaubte er auch noch, das er freiwillig hier war. Aber um dieses Missverständnis aufzuklären, musste er erst einmal hier wegkommen. Doch das dürfte kein Problem darstellen. Er musste einfach nur einen Diener, wenn er einmal einen fand, ins nächste Dorf schicken um eine Kutsche oder ein Pferd zu organisieren. Man konnte hier auf dem Land ja nicht wählerisch sein. In Paris oder der nächsten großen Stadt konnte er ja auf etwas luxuriöseres umsteigen.

„Wo gehen wir eigentlich hin?“ Noch immer konnte Eryx sich keine Wege merken. Zwar hatte man ihn gestern in sein Zimmer geführt, doch das war eine völlig andere Richtung gewesen. Dieses Anwesen war wirklich größer, als es von außen wirkte.

„Ins Esszimmer, zum Frühstück.“ Horus lächelte schwach.

„Frühstück?“ Nun das war ja schön und gut, doch warum nahm man das im Esszimmer ein? Jagte man sich das nicht eigentlich selbst. Gut, für ihn und seine Familie jagten Leute, doch immerhin waren sie Adlige, da hatte man nicht immer Zeit für so etwas. Nur seine Mutter frönte ab und zu diesen primitiven Instinkten einer Jagd. Trotzdem, man aß das doch nicht im Esszimmer, sondern draußen wo es erlegt oder hingeschafft wurde.

Horus nickte. „Ja, diese Familie hat eine sehr seltsame Regel, das die Mahlzeiten zusammen am Esstisch eingenommen werden. Zumindest bei einer davon ist Anwesenheit Pflicht. Am Anfang kam mir das auch sehr seltsam vor, doch mit der Zeit ist es sehr angenehm nicht alleine essen zu müssen.“

Eryx schüttelte den Kopf. Dieser Zweig der Familie war wirklich sehr eigenartig. Entweder das oder auf dem Land liefen die Dinge wirklich anders. Das hieß also er würde allen wieder gegenübertreten müssen? Das gefiel ihm überhaupt nicht, denn nun war er allein. Allein zwischen den ganzen Fremden. Nun davon durfte er sich einfach nicht einschüchtern lassen.

Horus blieb vor einer Tür stehen und Eryx straffte sich noch einmal unmerklich, bevor der Ältere die Tür öffnete.

„Morgen.“ Mit einer Selbstverständlichkeit, die auf eine längere Gewohnheit schließen ließ, ging Horus auf einen Stuhl zu und setzte sich

„Morgen. Hattest du einen angenehmen Schlaf?“ Henry sah ihn mit mäßigen Interesse an.

Auch ohne genauer hinzuhören merkte Eryx, das diese Frage nur der Höflichkeit halber gestellt worden war. Dem Schwarzhaarigen, von dem ihm der Name entfallen war, lag gar nichts an einer Antwort, was seinen Gesprächspartner aber nicht daran hinderte.

„Der Schlaf war recht ruhig, wenn das Erwachen auch schöner sein könnte.“ Der Werwolf streckte sich leicht.

„Was denn? Hat mein Bruder dich im Schlaf überfallen? Das trau ich ihm gar nicht zu.“ Lächelnd kam Clerissa hinter ihm in den Raum und setzte sich auf einen Stuhl neben einem ihrer Brüder.

Irgendwie schienen ihn alle vergessen zu haben oder sie ignorierten ihn geschickt. Auf jeden Fall war es eine ausgesprochene Unhöflichkeit ihm nicht einmal einen Platz anzubieten.

Eryx überlegte sich gerade ob er sich einfach auf irgendeinen Sessel setzen sollte, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Überrascht fuhr er herum.

Caprice stand lächelnd hinter ihm. „Setz dich einfach auf einen freien Platz. So etwas wie Etikette gibt es in diesem Haus zu meinem Bedauern nicht. Meine Kinder sind in solchen Dingen scheinbar schlecht erzogen.“

Nun das war in dieser Familie wohl ein allgemeines Problem. Aber nein, er galt ja nicht als schlecht erzogen, sondern einfach nur verzogen. Egal, für ihn spielte es keine Rolle was sie von ihm hielten, da es ihn schlicht und einfach nicht interessierte. Warum sollte er auf die Meinung von Fremden Wert legen? Warum sollte er auf irgendeine Meinung Wert legen?

Diese Welt bestand aus Äußerlichkeiten, das hatte er schon verstanden. Aus diesem Grunde passte er sich an, doch er würde sich nie, aufgrund der Meinung eines Anderen über ihn, verändern. Seine Artgenossen mussten ihn eben so nehmen wie er war und wenn nicht, war es deren Problem. Eryx legte nicht allzu viel Wert auf deren Wohlwollen. Sein Leben war vorbestimmt, weswegen sollte er sich dann noch anstrengen?

Als Zeichen das er sie verstanden hatte, nickte er seiner Großmutter dankend zu und nahm auf einem freien Sessel Platz. Bewusst wählte er dabei einen mit einigen Abstand zwischen ihm und ihnen. Er wollte sich wenn möglich nicht in diese Familie integrieren.

Seine Mutter reichte ihm schon als abschreckendes Beispiel. Die Familie seines Vaters war viel zivilisierter. Immerhin hatte es sicher auch einen Grund gegeben, weswegen seine Mutter damals weggelaufen war. Seitdem hatte es auch nur selten Kontakt mit diesem Zweig der Familie gegeben. Warum also setzte sie ihn nun hier ab?
 

„Schönen guten Morgen.“ Caron betrat lächelnd den Raum und setzte sich an seinen gewohnten Platz, direkt neben Arnaud.

„Bäh. Wie kann man am frühen Morgen nur schon so außerordentlich gut gelaunt sein?“ Sin, der hinter ihm in den Raum kam, streckte die Zunge heraus. Er setzte sich an den Esstisch neben Horus, den er aber demonstrativ ignorierte.

Dieser seufzte nur, bevor er einen Schluck von seiner Tasse nahm.

„Einer muss es ja. Außerdem fang nicht so an wie Eloy, das steht dir nicht mein Kleiner.“ Das Schweigen, das plötzlich am Tisch herrschte, ließ Caron den Blick senken. Genau, das hatte er ja vergessen. Sie sprachen nicht über dieses Thema um sich keine Sorgen um den Blonden machen zu müssen. Doch Caron weigerte sich ihren Bruder einfach totzuschweigen. Ja, er war am Hof der Vampire, doch er war nicht tot, irgendwann würde er zurückkommen.

Arnaud brach das Schweigen als Erster wieder. „Na ja in seinen nächtlichen Aktivitäten eifert er ihm schon ganz schön nach.“

Sin sah seinen zweitältesten Bruder erschrocken an und errötete.

Caron lachte bei dieser Reaktion amüsiert auf, doch insgeheim dankte er Arnaud, das er sie Situation so wieder aufgelockert hatte. In dieser Hinsicht konnte man sich auf den Älteren verlassen.

Lächelnd begannen sie zu essen, bevor eine neue Stimme die Stille durchbrach.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, dann würde ich mir nach dem Essen gerne einen eurer Diener ausborgen.“

Caron hob den Kopf und musterte Eryx. Das war das erste Mal das er etwas von ihm hörte, das kein Angriff auf jemanden war. Bis jetzt war aber auch immer Michelle dabei gewesen, vielleicht war das alles nur eine Rebellion gegen sie? Doch es lag nicht an ihm diese Bitte zu beantworten. Das hier war nicht sein Haus, ebenso wenig wie seine Dienerschaft.

„Zu welchem Zweck?“ Henry hob nun auch den Blick, doch er schien nicht sonderlich interessiert.

Caron wunderte dieser ein wenig gelangweilte Blick nicht, denn die Antwort stand schon fest. Nur das konnte Eryx nicht wissen. Sie lebten hier nach strengen Regeln was den Kontakt mit anderen Menschen anging.

„Ich will ihn mit einer Nachricht in das nächste Dorf schicken um mir eine Kutsche oder ein Pferd zu organisieren.“ Eryx erwiderte seinen Blick ruhig.

„Unmöglich.“ Henry schüttelte den Kopf und wand sich wieder seinem Frühstück zu.

„Unsere Diener fahren nur einmal im Monat ins nächste Dorf um unsere Vorräte aufzustocken. Außerdem lassen wir keine unbefugten Menschen auf unser Gebiet. Wenn du also einen Kutscher hierher beorderst, werden unsere Wölfe ihn mit Sicherheit attackieren und töten.“ Arnaud sah fragend zu Caron.

Dieser nickte nur auf diese unausgesprochene Frage. Das würden sie mit Sicherheit. Immerhin war das ihre Aufgabe, was aber derzeit noch erschwerend dazukam, war die Tatsache das sie schon lange keine aufregende Jagd mehr hatten. So eine Kutsche wäre eine Herausforderung für sie und die Beute die sie dabei machen würden, gab noch zusätzlichen Anreiz.

„Dann gebt mir eines eurer Pferde oder eine Kutsche.“ Eryxs Stimme war noch immer ruhig, doch man merkte das er sich schon beherrschen musste.

Caron konnte ihn sogar verstehen, da sich hier niemand die Mühe machte ihm etwas zu erklären. Doch wie gesagt, es war nicht sein Haus und auch wenn Arnaud das Wort ergriff, so hatte er Henrys Erlaubnis. Sie führten diesen Haushalt ja auch zusammen. Henry als Repräsentant und Arnaud als Organisator.

Henry seufzte. „Auch das ist leider unmöglich. Unser Vater ist mit einer Kutsche abgereist und die Zweite hat eine gebrochene Achse. Wir benutzen sie nicht oft, weswegen es bis jetzt nicht gerichtet wurde. Selbst wenn, gilt für sie das gleiche wie für die Pferde. Wer bringt es uns zurück? Unsere Diener haben nicht die Erlaubnis das Anwesen zu verlassen und wir machen für niemanden eine Ausnahme. Und ich glaube auch niemand an diesem Tisch hat Lust nur deinetwegen einen Ausflug zu machen.

Der Rothaarige fühlte den Blick seines ältesten Bruders auf sich. Was dachte dieser eigentlich von ihm. Ja es stimmte, er hätte nichts gegen eine solchen Ausflug, doch das diente nicht ihrem Plan. Bis jetzt war kein Wort gelogen, doch nun fing es an. Wie er das verabscheute, doch es lag nicht in seiner Kompetenz etwas daran zu ändern. Nun vielleicht konnte er sich ja heraushalten.

„Was mein Bruder sagen will ist, das wenn du dieses Anwesen verlassen willst, du es auf deinen eigenen Pfoten schaffen musst.“ Arnaud nahm eine Tasse auf und hob sie auf Augenhöhe, doch er trank nicht daraus, sondern betrachtete sie.

Eryx sah sie nun überrascht an. „Das ist nicht euer Ernst.“

Schwach lächelnd nickte Caron, wenn er auch sicher war, das es niemand wahrnahm. Eryx Aufmerksamkeit war auf seine älteren Brüder gerichtet und seine restliche Familie fand ihr Frühstück heute ausgesprochen interessant. Seinen Neffen konnte er nur zu gut verstehen. Wer wollte schon ohne Gepäck reisen oder nackt in eine Stadt marschieren, nur weil man sich zuvor verwandelt hatte? Vor allem nach den Erzählungen der Anderen konnte er sich das nicht vorstellen, für eine eigene Einschätzung kannte er ihn noch nicht gut genug.

Da keiner antwortete, wertete Eryx das scheinbar als ein ja. Wütend stand er auf. „Wenn das die Gastfreundschaft der Franzosen ist, dann rühmt man sie zu Unrecht.“

Clerissa riss sich die Serviette vom Schoß und knallte sie auf den Tisch, neben ihrem Teller. Ihr Blick richtete sich auf ihren Neffen. „Du bist so egoistisch ein Wunder, das du deine Mitmenschen noch wahr nimmst. Mir reicht es mit dir, du kennst die Möglichkeiten die du hast, also nutze sie oder sei ruhig. Seit fünf Monaten muss ich mir das schon anhören und es ermüdet mich langsam. Du bist ein Schwächling Eryx und verwöhnt, doch das ist wohl gut so denn auf diese Weise wirst du uns nicht vorzeitig verlassen.“

Eryx sah sie kühl an. Die Feindschaft zwischen ihnen konnte man fast greifen. „Von einem Mädchen, das sich vor einer arrangierten Ehe heulend in die Arme ihrer Schwester flüchtet, lasse ich mich nicht als Schwächling bezeichnen.“

Damit wand er sich mit erhobenen Kopf um und verließ den Raum.

Das war eindeutig ein Punkt für den Weißhaarigen, wie man an Clerissas wütenden Gesichtsausdruck erkennen konnte. „Ich schwöre, wenn er nicht älter und ich nicht so gut erzogen wäre, dann würde ich seinen Kopf solange gegen eine Wand donnern, bis etwas Intelligenz dort Einzug hält.“

Da hatte sich jemand in seiner Abwesenheit aber ziemlich verändert. Doch nach einem kurzen Blick merkte Caron, das dies nicht nur ihm aufgefallen war. Bis auf Horus sahen sie alle mehr oder weniger erstaunt an.

Auch Clerissa merkte nun die Blicke, die auf ihr ruhten. „Was? Es stimmt doch.“

Sie zuckte kurz mit den Schultern und setzte sich dann wieder mit einem verlegenen Lächeln auf ihren Platz.

Blutsbande 5

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Caron beendete das Frühstück mit seiner Familie, bevor er sich um das Problem mit seinem Neffen kümmerte. Er nahm sich noch ein Brot in die Hand und wollte das Esszimmer verlassen.

Clerissa trat neben ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Verlange keine Wunder, wo es keine geben kann Caron. Auch wenn du es versuchst, er wird sich nicht ändern.“

Caron nickte, doch bevor er etwas erwidern konnte, wurden sie von Horus unterbrochen.

„Dürfte ich euch eine Weile meine Gesellschaft anbieten? Ich würde meine zukünftige Schwägerin gerne näher kennen lernen.“

Clerissa wand sich lächelnd zu ihm um. „Gerne. Auch wenn ich teilweise den Zweck dieses Vorschlags ahne.“

„Wie scharfsinnig ihr seid. Tatsächlich will ich euch wirklich kennen lernen, doch wenn ihr schon davon anfangt, klappt es?“ Horus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Clerissa sah zu Sin und nickte. „Es klappt.“

Caron sah ebenfalls zu seinem jüngsten Bruder und lächelte sacht. Wenn das so weiterging, dann war Horus die längste Zeit sein zukünftiger Schwager gewesen. Doch das war nicht mehr sein Problem. Für die Beiden hatte er sein möglichstes getan, was sie nun daraus machten, war ihre Sache. Allerdings machte er sich da keine großen Sorgen Sins Zorn verrauchte so schnell wie er entstand.

Noch immer lächelnd verließ er das Esszimmer und machte sich auf die Suche nach seinem Neffen. Einen Ausflug konnte er heute wohl vergessen. Zum Glück war es nicht schwer Eryx zu finden. Werwölfe spürten sich einfach gegenseitig und Eryx war noch nicht solange da, um sich an ihn gewöhnt zu haben.

Caron fand ihn im Garten, wo er am Ufer des Sees saß. Der abnehmende Vollmond ließ ihn die Umgebung gut erkennen.

„Das war ein ziemlich guter Abgang.“ Caron setzte sich ungefragt neben ihn. Etwas Vertrauen aufzubauen konnte kein Fehler sein. Außerdem wollte er diesen so widersprüchlichen Jungen gerne näher kennen lernen. Wenn Clerissas Aussagen wirklich stimmten und sie war überzeugt davon, dann interessierten ihn die Hintergründe eines so widersprüchlichen Verhaltens.

Eryx zuckte nur stumm die Schultern und rutschte etwas von ihm ab. Allerdings sagte er nichts, sondern starrte weiterhin nur stumm auf den See.

Der Rothaarige seufzte innerlich, wenn er es sich laut erlaubt hätte, dann wäre das sicher nicht positiv für den weiteren Verlauf eines Gesprächs. Wenn auch derzeit noch kein Gespräch stattfand. „Zumindest Clerissa hat er sehr geärgert.“

Auch wenn es ihm widerstrebte, die Niederlage seiner Schwester als Thema zu nehmen, vielleicht brachte es ihm ja eine Antwort ein.

„Was willst du von mir?“ Die Stimme des Jüngeren klang gleichgültig, wenn sie auch einen leicht genervten Unterton hatte.

Nun wenigstens hatte er eine Antwort bekommen, wenn es auch eine Frage war. Doch das erlaubte ihm wenigstens weiter mit ihm zu sprechen. „Ich will dich kennen lernen.“

„Warum? Weil meine Mutter dich zu meinem Babysitter abgestempelt hat? Sie ist nicht mehr da, du kannst mich alleine lassen.“ Es sah so aus, als wollte Eryx noch etwas sagen, entschied sich dann aber dagegen.

„Ja, Michelle ist nicht mehr da, doch du bist es. Es gibt also keinen Grund dich zu ignorieren. Du bist mein Neffe und ein Familienmitglied, da kümmert man sich um den Anderen.“

Familienmitglied bedeutete für ihn nun eben auch Rudelmitglied, etwas mit dem er mehr verbinden konnte. In einem Rudel kümmerte man sich um die Anderen, eigentlich dasselbe was man auch in einer Familie machte, doch mit dem Wort konnte er mehr anfangen.

„Also kümmerst du dich um mich, weil es eben nicht anders geht. Das ist toll.“ Er schnaubte genervt.

Na toll, das hatte er ja wieder einmal perfekt hingekriegt. Warum war er auch nicht so gut mit Worten? Der Kleine hatte allerdings auch ein Talent dafür alles in den falschen Hals zu bekommen.

„Nein, das ist nicht der Grund.“ Caron achtete auf seine nächsten Worte. Mit Ehrlichkeit erreichte man sicher mehr. Immerhin wollte er sein Vertrauen und das bekam er nicht, wenn er ihm Lügen erzählte.

„Ja, ich war nicht sehr erfreut darüber das mir diese Aufgabe übertragen wurde. Doch nicht weil ich mich nicht mit dir beschäftigen wollte, sondern weil mir dabei keine Wahl gelassen wurde.“

Er war schließlich der Notnagel, warum sollte er etwas dagegen einzuwenden haben? Es war erstaunlich wie sehr ihn diese Sache störte, obwohl es doch nie anders gewesen war. Vielleicht war er deswegen so gerne mit den Wölfen zusammen, weil er bei ihnen an der Spitze des Rudels stand.

„Und wo ist da der Unterschied? Wenn du die Wahl gehabt hättest, dann hättest du nein gesagt und das Ergebnis wäre das gleiche.“ Eryx schüttelte den Kopf.

„Es ist immer so.“

„Ich finde es sehr nett, das du meine Antwort schon weißt, bevor ich mir selbst darüber Gedanken gemacht habe.“ Das war eines der Dinge auf die Caron empfindlich reagierte. Wenn man ihm Worte in den Mund legte, die er noch nicht einmal ausgesprochen oder gar gedacht hatte.

„Übrigens habe ich dir etwas mitgebracht. Da du Dank deinen überstürzten Abgangs ja nichts essen konntest.“ Damit hielt er ihm das Brot hin.

Eryx sah das Brot teils skeptisch, teils verwundert an.

„Was? Ich habe nichts damit getan. Doch du kennst sicher noch nicht den Weg in die Küche und bis zum Mittagessen dauert es noch einige Zeit.“ Er sollte aufhören zu reden, da er wie er merkte nur mehr sinnloses Zeug redete. Er wusste warum er es meistens unterließ.

Eryx nahm das Brot und biss hinein. Erst dann hörte man ein Wort von ihm. „Danke.“

Caron glaubte im ersten Moment, das er sich verhört hatte. Nicht weil er nicht damit gerechnet hatte, sondern, weil sein Neffe so leise gesprochen hatte. „Kein Problem.“

Er lächelte leicht, was jedoch sofort verschwand, als er ein neues Geräusch vernahm. Ein Geräusch das ihm vertraut war, weit mehr als jedes andere. Seine Wölfe heulten, das Rudel rief nach ihm.
 

„Was ist?“ Eryx sah den Älteren fragend an. Gerade noch hatte er entspannt neben ihm gesessen, doch nun wirkte er alarmiert.

Nur weshalb? Hier auf diesem Anwesen würde ihm doch nichts passieren oder? Nein, seine Mutter hätte ihn sicher nicht zurückgelassen, wenn er hier nicht sicher wäre. Das war ihr Familiensitz, diese Familie lebte schon seit Jahrzehnten hier, das funktionierte sicher nicht wenn sie unvorsichtig waren. Doch weswegen war der Rothaarige, dann plötzlich so angespannt?

Caron schloss die Augen und sein Atem wurde langsamer.

Lauschte er etwa? Eryx selbst konnte nichts hören. Doch auch er schloss die Augen und konzentrierte sich, wenn er auch nicht wusste auf was. Nur ganz leise drang nun das Heulen auch an seine Ohren. Leider konnte er es nicht verstehen, da es eine andere Art des Heulens war als er kannte. Auch wenn man es nicht glaubte, so hatten je nach Herkunftsland alle Wölfe eine andere Sprache, ebenso wie die Menschen. Wenn er die griechischen Wölfe auch einwandfrei verstand, so war das Heulen dieser Wölfe für ihn eben nur ein Heulen. Die Botschaft die es enthielt, konnte er aber nicht verstehen.

„Was sagen sie?“ Wölfe heulten nicht grundlos, soviel wusste Eryx zumindest. Auch wenn er sich sonst nicht sonderlich für diese Tiere interessierte. Ja, auch bei ihnen bewachten Wölfe ihr Land, sowie es bei den meisten Landsitzen, die Werwölfen gehörten, der Fall war. Es war ja auch ein gutes Abkommen. Die Wölfe dienten ihnen als Bewacher und Krieger, dafür sorgten sie sich um die diese und beschützten sie vor den Menschen. Allerdings erforderte das nicht unbedingt, das man sich mit ihnen beschäftigte.

Caron öffnete wieder die Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Es ist nichts. Sie sind nur etwas aufgebracht.“

Trotzdem stand er auf. „Ich muss aber nachsehen. Immerhin habe ich die Verantwortung für sie.“

Verantwortung? Eryx sah ihn verwundert an.

Eigentlich lag das beim Rudelführer, oder besser beim Familienoberhaupt. Und das war nicht er sondern dieser Henry. Allerdings konnten sie die Pflichten auch untereinander aufgeteilt haben, so etwas passierte häufig in Großfamilien. Zumindest hatte er sich das sagen lassen.

„Kann ich mitkommen?“ Eryx wunderte sich über seine eigenen Worte. Was sagte er da bloß? Er mochte die Wildnis nicht, ja er empfand es sogar als unzivilisiert jagen zu gehen, also was verleitete ihn zu dieser bescheuerten Frage?

Klar, der Rothaarige war der Erste, der hier ein wenig nett zu ihm war, doch das war immerhin sein Aufgabe. Schließlich hatte sie ihn als Babysitter auserkoren und seiner Mutter schlug man nichts ab. Das konnte böse Folgen haben.

Doch Caron schüttelte den Kopf. „Nein. Zu jeder anderer Zeit gerne, doch nicht heute. Sie sind zu aufgeregt, da will ich ihnen nicht noch mehr zumuten.“

Wie oft hatte Eryx diese Worte schon gehört? Nicht heute und irgendeine billige Ausrede danach. Es war doch immer wieder das Gleiche. Doch diesmal war er darüber sogar froh, da er sich nicht sonderlich darum riss ihn zu begleiten. „Schon gut.“

Eryx seufzte leise. Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Schulter und sah überrascht auf.

„Versteh das nicht falsch. Ich würde dich gerne mitnehmen, doch es muss etwas schwerwiegendes passiert sein, sonst würden sie mich nicht rufen.“ Damit drückte er kurz dessen Schulter und eilte dann zum Haus zurück.

Eryx sah ihm verwirrt nach. Was war das eben gewesen? Wieso rechtfertigte er sich bei ihm? Das musste er doch gar nicht, immerhin war er ihm zu nichts verpflichtet.

Der Ältere gab ihm sowieso Rätsel auf, da er sich von seinen Brüdern unterschied, das hatte er schon am Anfang bemerkt. Irgendwie schien er von dieser Familie isoliert zu sein, doch das konnte auch nur Einbildung sein. Doch wenn nicht, dann konnte er ihn nur allzu gut verstehen.

Blutsbande 6

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wie konnte das passieren?“ Henry ging unruhig im Zimmer auf und ab.

Caron konnte seine Aufregung gut verstehen, er war es doch auch. Er hatte damals keinen Fehler gemacht und trotzdem war es wieder passiert.

„Du hast es doch erledigt oder?“ Henry sah ihn fragend an.

Der Jüngere nickte zustimmend. „Ich habe sie aufgespürt und getötet. Jeden einzelnen von ihnen.“

„Sicher?“ Die grauen Augen des Ältesten beobachteten ihn aufmerksam.

„Das ist doch jetzt egal. Wichtig ist nur das es wieder passiert ist.“ Arnaud schüttelte den Kopf und setzte sich neben Caron auf die Couch.

Das stimmte und doch wollte sich Caron nicht so einen Fehler unterschieben lassen. Er war gewissenhaft bei seinen ihm übertragenen Aufgaben, vor allem wenn so etwas passierte. Damals war einer seiner Wölfe umgekommen, da kannte er kein Pardon.

„Was machen wir jetzt?“ Henry sah Arnaud fragend an.

Arnaud zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nicht ob es ein Racheakt war oder wieder Wilderei. Also können wir nur abwarten.“

„Nein, das können wir nicht.“ Caron ballte eine Hand zur Faust.

„Sie haben einen weiteren Wolf getötet und damit unser Rudel angegriffen. Sie haben uns damit angegriffen.“

„Das wissen wir, aber ich glaube, da muss man schon eine Trennlinie ziehen. Zwischen ihnen und uns.“ Henry versuchte ihn etwas zu beschwichtigen.

„Warum?“ Caron sah auf und blickte ihm direkt in die Augen.

Diese Frage schien seinen älteren Bruder zu irritieren, da er ihn einen Moment verwundert ansah.

Doch der Rothaarige ließ ihm gar keine Zeit für eine Erwiderung sondern fuhr unbeirrt fort. „Sie dienen uns das stimmt und aus diesem Grund stehen sie unter unserem Schutz. Ein Angriff auf sie kommt einem Angriff auf uns gleich. Nur weil sie Tiere sind gilt unser Wort deswegen nicht weniger. Greift jemand unsere Diener an, rächen wir sie, weshalb sollte das nicht auch für die Wölfe gelten? Rassenspezifisch stehen sie uns sogar noch näher als unsere Dienerschaft, also weswegen sollen wir bei ihnen abwarten? Sag mir den Grund dafür Henry.“

Caron spürte eine Hand, die sich auf seinen Unterarm legte. Arnaud, der ihn damit etwas beruhigen wollte. Der Grünäugige wusste selbst, das er sich da etwas zuviel reingesteigert hatte, doch das war nun einmal seine Meinung und die vertrat er auch. Das Rudel gehörte für ihn zur Familie, ja vielleicht standen sie ihm sogar näher als seine Familie. Aus seinem derzeitigen Rudel kannte er alle Wölfe seit ihrer Geburt und er kannte ihre Eltern und deren Eltern, kein Wunder das er sich da mit ihnen verbunden fühlte. Deswegen wollte er auch Rache für den getöteten Wolf, den er heute bei seiner Ankunft entdeckt hatte. Er wusste, das sie ihn nicht grundlos gerufen hatten. Wenn er sich auch keinen Reim daraus machen konnte wie so etwas hatte passieren können? Sie waren ein Rudel, wieso hatte sich dieser Wolf davon entfernt?

„Wir werden uns darum kümmern Caron, das verspreche ich dir. Doch wir können nicht einfach Menschen töten. Wer weiß vielleicht hat dieser Wolf sie ja angegriffen oder sie haben ihn mit einem anderen Wolf verwechselt der nicht zu uns gehört?“

„Warum jetzt? Warum bist du auf einmal so feige Henry? Bei den Wilderern vor ein paar Monaten warst du nicht so zimperlich.“ Die Beleidigung das einer seiner Wölfe einen Menschen von sich aus angreifen sollte, überhörte er einmal und dabei war er schon sehr großzügig. Doch er wollte nicht mehr Streit mit seinen Brüdern als notwendig.

„Deren Schuld war auch bewiesen und selbst nach menschlichen Gesetz durften wir sie bestrafen.“ Arnauds Stimme hatte einen sanften Klang, der wohl beruhigend wirken sollte.

Nur wollte sich Caron nicht beruhigen. „Und hier ist die Schuld nicht bewiesen? Ein Wolf ist tot, mir sind die Hintergründe egal, doch jemand muss dafür büßen. Wir überschreiten jede Nacht die Grenze unseres Grundstücks um zu jagen. Wir töten Unschuldige, um unseren Hunger zu stillen und nun wo wir wirklich Schuldige haben kneifen wir? Eigentlich dachte ich wir wären Werwölfe und keine Menschen.“

Damit stand er auf und verließ den Raum. Arnaud, der die Hand nach ihm hob bemerkte er gar nicht, ebenso wenig wie die Worte seiner Brüder und der besorgte Blick den sie austauschten.

„Sollen wir es ihm sagen?“

Arnaud schüttelte den Kopf. „Er wird von selbst darauf kommen oder auch gar nicht.“

Henry nickte. „Na gut, aber wenn es noch einmal vorkommt, dann werden wir handeln. Egal ob er es ist oder nicht.“

Der Braunhaarige legte nachdenklich den Kopf schief. „Ich geh ihm nach.“
 

Eryx stocherte lustlos in seinem Essen herum. Normalerweise hätte er sich eine solche Schwäche niemals erlaubt, doch hier achtete sowieso keiner auf ihn. Die drei Ältesten waren nicht anwesend und weder Clerissas Konversation mit ihrer Mutter über Mode, noch das Gespräch der anwesenden Männer über Kunst interessierten ihn. Noch dazu wo sie scheinbar das Thema Kunst nur wegen dem Gebissenen mit dem Namen Lukas angeschnitten hatten, denn weder Horus noch Sin schienen darin sehr bewandert zu sein. Zumindest erfuhr er von ihnen nichts Neues, auch wenn er nur mit einem Ohr zuhörte.

Eigentlich sollte es ihm nur Recht sein, immerhin wollte er nicht in diese Familie aufgenommen werden. Nur war er noch nie ignoriert worden, zumindest nicht in diesem Maße. Er war es gewöhnt Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn schon nicht von seinen Eltern, dann doch wenigstens von den Dienern. Ja, er gab zu Lukas und auch Caprice hatten versucht mit ihm ein Gespräch anzufangen und er hatte sie einkalt abgeblockt. Aber das hieß doch nicht, das sie ihm ihre Aufmerksamkeit wirklich entziehen sollten.

Normalerweise stachelte das alle nur noch mehr an seine Gunst oder Freundschaft gewinnen zu wollen. Warum war das hier anders? Irgendwann bekam er das Unternehmen seines Vaters und die Geschäfte würden über ihn laufen. Nur weil sie seine Familie waren, musste er mit ihnen noch lange keine Verbindungen eingehen. Wenn man davon absah, das er die Firma seines Vaters gar nicht übernehmen wollte, war das doch so.

Eryx unterdrückte ein Gähnen. Eigentlich war ihm sein Umgebung egal, da es nie etwas Neues gab und er schon alles erreicht hatte was er erreichen wollte. Seine Zukunft war vorbestimmt, also musste er sich dafür auch nicht anstrengen. Einfach nur auf dem Level bleiben auf dem er war und der Reichtum würde ihm eines Tages einfach so in den Schoß fallen. Das war so ermüdend, ihm fehlten einfach die Herausforderungen in seinem Leben. Er hatte die besten Noten, einfach weil er auch die besten Lehrer hatte und er hatte massenhaft Freunde, die er alle nicht leiden konnte, doch das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Wenn man von jemanden profitieren wollte, war Sympathie sogar kontraproduktiv.

Doch hier war es anders. Wenn er sich querstellte, dann ignorierte man ihn einfach. So als wäre er nicht weiter wichtig. Das irritierte Eryx auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Jeder der sich bis jetzt mit ihm eingelassen hatte wollte etwas von ihm, deswegen musste dieser alles tun um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn das Gewünschte erreicht war, ließ man ihn sowieso wieder alleine. Das war bei Freunden ebenso wie bei seinen Eltern. Sein Vater wollte einen vorzeigbaren Erben, deswegen wurde ihm kein Wunsch verwehrt und seine Mutter einen gut erzogenen Sohn. Doch da sah er keinen Grund, warum er ihr das vorspielen sollte? Immerhin brauchte er wenigstens eine Herausforderung am Tag und da war seine Mutter ein würdiger Gegner. Eigentlich war es seltsam, sie wusste nicht einmal wie hoch sie von ihrem Sohn geschätzt wurde. Denn es gab sonst keinen den Eryx als ebenbürtig einschätzte. Nicht einmal diese kleine Kröte, die einige Plätze von ihm entfernt saß und mit ihrer Mutter, über den neusten Schnitt der Kleider, diskutierte.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Caron stand darin. Egal was er herausgefunden hatte, es schien nicht sehr erfreulich zu sein. Er lächelte seiner Mutter zu. „Bitte verzeih, aber ich werde heute nicht mehr mit euch essen können.“

Mit diesen Worten schloss er die Tür auch schon wieder hinter sich.

Was war denn das? Erstens forderte das doch keine Entschuldigung und zweitens war das doch ziemlich abrupt gewesen.

„Was war das?“ Clerissa sah irritiert zur Tür. Anscheinend stellte auch sie sich die gleiche Frage wie er.

„Caron, das müsstest du doch kennen.“ Sin lächelte und wand sich wieder seinem Gespräch zu.

Clerissa runzelte nur kurz die Stirn, zuckte mit den Schultern und nahm ebenfalls die Konversation mit ihrer Mutter wieder auf.

Scheinbar war das normal, doch Eryx wollte wissen was diese Eile zu bedeuten hatte. Denn man war doch nur so kurz angebunden, wenn man keine Zeit für unnötige Konversation hatte. Hier würde ihn sowieso niemand vermissen.

Ohne ein weiteres Wort stand Eryx auf und verließ das Zimmer. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie gerade etwas hinter einer Ecke verschwand. Interessiert ging er dem nach. Alles war besser als weiter bei seinem Essen zu sitzen und ignoriert zu werden.

Doch erst einige Gänge weiter wurde Eryx belohnt.

„Caron jetzt bleib stehen. Glaubst du ich weiß nicht, was du vorhast?“

Das war Arnauds Stimme das erkannte Eryx sofort. Immerhin hatten ihm noch nicht viele erklärt, sie würden einfach so einen Menschen töten. Ja, Werwölfe machten das, doch man sprach doch nicht darüber.

„Das kannst du nicht wissen, denn du bist nicht ich.“

Eryx Schritte wurden langsamer und stoppten schließlich ganz, als der Gang in der Eingangshalle endete.

„Doch, du willst die Spur aufnehmen und dann Rache üben. Das verstehe ich.“

„Ach ja?“ Caron sah seinen Bruder wütend an.

„Warum warst du dann gerade eben nicht auf meiner Seite?“

„Es gibt Gründe. Ich kann sie dir nicht sagen, doch wenn du es weißt, dann wirst du es verstehen.“

„Den Tod eines Wolfes?“ Der Rothaarige schüttelte wild den Kopf.

„Oh nein, Arnaud, das werde ich nie verstehen.“

Ein Wolf war gestorben? Kein Wunder das Caron zuvor so alarmiert reagiert hatte. Nun verstand er auch warum er ihn nicht mitgenommen hatte. Doch was sollten die Worte des Älteren? Wenn ein Wolf getötet wurde, dann war es die Pflicht der Werwölfe diesen Tod zu rächen. Auch wenn er sich nicht sonderlich für diese Tiere interessiert, wusste Eryx zumindest das.

Arnaud faltete die Hände vor der Brust. Doch war keine bittende Geste sondern eher eine resignierende. „Versprich mir einfach das du nicht Rache übst. Versprich mir, das du nicht gegen Henrys Anweisungen verstößt.“

Das schien sein letzter Trumpf zu sein und er wirkte.

Caron atmete einmal tief ein und nickte dann. „Ich verspreche es dir. Niemals würde ich gegen Henrys Anweisungen handeln und das weißt du. Trotzdem muss ich raus.“

Brüsk drehte er sich um und ging aus der Tür.

Eryx zog sich wieder zurück. Auf ein Treffen mit Arnaud hatte er wirklich keine Lust. Vor allem weil er auf Carons Seite stand. Wenn sich das weiter so entwickelte, könnte sein Zwangsaufenthalt hier doch noch ganz interessant werden.

Blutsbande 7

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Rennen, rennen. In Carons Gedanken gab es nur mehr diesen einen Befehl. Wenn er rannte, konnte er alles um sich herum vergessen und das war genau das, was er brauchte. Er wollte einfach nur vergessen. Die Reaktion seiner Brüder, den Tod des Wolfes, seine eigene Hilflosigkeit in dieser Angelegenheit. Doch was sollte er machen? Es war weder sein Land noch seine Verantwortung. Wenn man ehrlich war, dann war es nicht einmal sein Rudel. Das alles gehörte Henry und ihrem Vater, nicht ihm. Bis jetzt war ihm das auch nur Recht gewesen, doch wenn er dann bei solchen Sachen derart hilflos war, gefiel ihm das nicht.

Caron wurde langsamer. Er sollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken, immerhin diente sein Lauf nur dazu sich davon abzulenken. Doch diesmal schien das nicht zu funktionieren.

Er sah sich um, damit er sich orientieren konnte. Das konnte doch nicht sein. Hätte er es gekonnt, dann würde er nun wohl stöhnen. Seine Pfoten hatten ihn genau zu dem Ort geführt, an den er eigentlich nicht wollte. Nun aber wenn er schon einmal hier war, konnte er ebenso gut Informationen sammeln. Zuvor hatte er es ja versäumt, immerhin war es ein Schock gewesen.

Wie von selbst führten ihn seine Pfoten näher an den Körper des toten Wolfes heran. Sie hatten ihn nicht begraben. Wieso auch? Immerhin war er ein Teil der Natur und lebte nur um dieser zu dienen. Nun wo er das nicht mehr konnte, würde er anderen als Nahrung dienen, das ging nicht wenn er vergraben war.

Überrascht sah er auf. Schon zuvor hatte ihn etwas irritiert und nun wo er über den Kreislauf der Natur nachdachte, bemerkte er auch was es war. Er war unversehrt. Der Wolf war unversehrt, bis auf die Wunde eines Pfeils, fehlte ihm nichts. Das war seltsam, denn die Bauern hätten ihn sicher zerlegt. Ja, es war verboten zu wildern und ohne die Erlaubnis ihrer Herren durften sie auch keine Jagd auf Raubtiere machen. Doch auch wenn sie gewildert hätten, dann hätten sie das Fleisch und das Fell mitgenommen und eben irgendwo versteckt. Im Winter, der vor der Tür stand konnte man nicht wählerisch sein. Nicht wenn man ein Bauer war. Nur hier war es rein ums töten gegangen, nicht um Rache oder wegen der Beute. Das Letzte hätte Caron ja noch verstanden.

Durch diese Tatsache verwundert und wütend, besah sich Caron die Umgebung genauer. Seine Schnauze suchte den Boden ab, jeder Duft war interessant. Es waren Hunde hier gewesen, mehr als einer und Pferde, sehr viele Pferde. Eine Jagd?

Das würde erklären, warum das Rudel nicht angegriffen hatte. Sie hatten sie sehr wohl bemerkt, doch gegen so viele kamen sie nur schwer an. Seine Befehle in so einem Fall waren sehr klar gewesen. Abwarten ob sie eine Gefahr waren oder nicht.

Aber wieso missachtete einer ihrer Nachbarn die Grundstücksgrenze so radikal? Das war kein Ausrutscher gewesen, sondern pure Absicht. Es trennte ihn ein guter Kilometer vom Rande ihres Besitzes. Nein, das war kein Fehler gewesen, wie konnten seine Brüder das zulassen? Denn das sie es wussten, daran bestand kein Zweifel. Henry alleine müsste es schon merken, wenn jemand die Grenze übertrat.

Wer war es bloß gewesen? Welcher ihrer Nachbarn war so mutig? Ihr Nachbar im Norden fiel weg. Das war nur ein einfacher Vicomte, viel zu feige um sich gegen sie zu stellen, wenn sie auch gut mit ihm verstanden. Ebenso konnte Caron ihren Nachbarn im Westen ausschließen, der Comte, der dort wohnte, war nur im Sommer auf seinen Landsitz um diese Zeit weilte er mit seiner Familie schon in Paris. Blieben nur noch der Marquis im Süden und der Duc im Osten. Doch wer von ihnen würde sich mit ihnen anlegen, standesgemäß standen sie alle unter ihnen. Hier bekleideten sie immerhin den Rang eines Grand Duc. Was führte also zu dieser Frechheit?

Er war verpflichtet dieser Sache nachzugehen, doch wie wollte er das schaffen? Ein Besuch bei ihnen war kein Problem, doch es ging darum, wie er sich verhalten sollte. Normalerweise scheute er jegliche gesellschaftlichen Treffen und wenn das nicht ging überließ er das reden immer seinen Brüdern. Doch das würde er auf eigene Faust durchziehen, weder Henry noch Arnaud würden ihm den Rücken stärken. Sin war selbst zu jung für so etwas und Eloy, der ihm sicher mit Freuden geholfen hätte war nicht da. Obwohl es genau seine Bühne gewesen wäre. Nur alleine war es ein sinnloses Unterfangen. Schon in den ersten zehn Minuten würde er in ein Fettnäpfchen treten und seine Familie blamieren und das war die Sache nicht wert. Besser, das wollte er seiner Familie nicht mit seinem Eigensinn antun.

Caron setzte sich neben die Leiche des Wolfes. Doch der Gerechtigkeit musste Genüge getan werden, das war klar.
 

Es war unfassbar. Was war bloß in ihn gefahren, das er sich das hier antat? Ein dünner Ast schlug ihm plötzlich ins Gesicht. Wo war der auf einmal hergekommen?

Eryx fragte sich zum wiederholten Male, wie er nur in diese Situation hatte kommen können? Normalerweise war ihm doch egal, was die Wesen um ihn herum trieben, warum hatte er diese Haltung nicht beibehalten können? Die Antwort war einfach. Ihm war langweilig und zwar schrecklich.

Plötzlich stolperte er und rang um sein Gleichgewicht. Gut, vielleicht sollte er etwas langsamer laufen. Verdammt, wie er diese Gestalt doch hasste oder besser diese Umgebung. Freies Feld war für ihn kein Problem, selbst ein halbwegs normaler Berg ging noch, doch bei Wald und Geröllhalden hörte es für ihn auf. Diese Gestalt war unpraktisch zumindest für diese Umgebung. Noch dazu die Farbe seines Fells, da konnte er sich ja gleich ein Schild umhängen. Wo gab es schon weiße Wölfe?

Eryx wurde langsamer, als der Geruch seines Onkels immer näher kam. Es war immer besser auf der Hut zu sein, wer wusste schon wie dieser sein Auftauchen auffassen würde? Seine Pfoten erzeugten keinen Laut auf dem Waldboden. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal Pfoten gehabt und das nicht nur um bereits erlegte Beute zu fressen? Eryx konnte sich kaum noch daran erinnern.

Völlig unerwartet wurde er zu Boden gerissen und spürte Zähne in seinem Nacken. ‚Was soll das?’

Seinen Angreifer schien das zu überraschen, denn die Zähne lösten sich aus seinem Nacken und der Wolf brachte sich mit einem Sprung aus seiner Reichweite. Misstrauisch beobachtete er Eryx.

‚Ein Albino?’

Das war eindeutig Carons Stimme, wenn auch die Fellfarbe nicht ganz mit dessen Haarfarbe zusammenpasste. Doch ein roter Wolf wäre wohl noch mehr aufgefallen als ein weißer.

‚Eryx?’

‚Ja, wer denn sonst?’ Eryx stand wieder auf. Nun bestand doch keine Gefahr mehr von ihm angegriffen zu werden oder?

‚Was machst du hier?’

Eine berechtigte Frage, leider wusste er keine Antwort darauf. Seine Motivation war ihm klar, doch was er sich hier erhoffte, war ihm selbst unklar. Eigentlich war er neugierig gewesen, doch das konnte er nicht so sagen. ‚Ich hab dich und Arnaud belauscht.’

Eryx fühlte deswegen weder Reue noch Scham, es hatte sich einfach so ergeben. Sie hätten auch leiser reden können, wenn es nicht für fremde Ohren bestimmt war.

‚Ach so.’ Caron schien nicht sehr überrascht darüber zu sein.

‚Und die Neugier zwingt dich dazu gleich nachzusehen.’

Das war eine Rüge gewesen, das merkte Eryx sofort, doch schlecht fühlte er sich deswegen noch lange nicht.

Caron wand sich um und folgte einem Weg, den anscheinend nur er sah.

‚Wie hast du mich bemerkt?’

‚Bei dem Lärm den du gemacht hast, war das kein Kunststück. Da hat meine Schwester aber viel bei der Ausbildung weggelassen.’

Nicht das er jemals ausführlichen Unterricht in dieser Sache bekommen hätte. Aber was meinte der Ältere mit Lärm? Seiner Meinung nach war er doch lautlos gewesen. Waren seine Sinne etwa verkümmert? Oft setzte er sie nun wirklich nicht ein.

Plötzlich blieb Caron wieder stehen.

Eryx sah eine kleine Lichtung auf der sich der Umriss eines Körpers abzeichnete.

‚Hast du nun gesehen, weswegen du gekommen bist?’

Moment, glaubte Caron etwa, er war nur gekommen, weil er neugierig auf einen toten Wolf war? Im Grunde stimmte es ja, doch das war nicht sein Hauptgrund, denn diesen wusste ja nicht einmal er. ‚Nein, deswegen bin ich nicht da. Und du kannst dir die Frage sparen, ich weiß den Grund nämlich selbst nicht.’

Warum gab er das eigentlich zu? Es konnte ihm doch egal sein, was der Andere von ihm dachte.

Caron hingegen sagte nichts, sondern setzte sich auf den Boden. ‚Es war eine Jagd, doch ich weiß nicht welcher unserer Nachbarn eine veranstaltet hat.’

‚Frag sie doch einfach.’ Was war da das Problem? Ein kurzer Besuch mit den dazugehörigen Verpflichtungen und die Sache war erledigt. Da war doch nichts dabei.

Caron sah ihn an wie ein kleines Kind, das gerade etwas ausgesprochen Dummes gesagt hatte. Aber dann schüttelte er den Kopf. ‚Ich bin nicht sehr geübt auf dem gesellschaftlichen Parkett. Um ehrlich zu sein, ist das nicht meine Welt. Ich weiß nicht einmal wie so ein Besuch abläuft.’

Also das war das kleinste Problem, das war nämlich haargenau seine Welt. Gesellschaftliches Parkett war genau die Bühne auf der er zuhause war. So unterschiedlich zu seiner Heimat konnte es hier auch nicht sein. ‚Wenn du willst, helfe ich dir. Ich ziehe Intrigen und Heucheleien bei weitem der Natur hier vor. Allerdings kostet meine Hilfe auch etwas.’

Oh ja, denn umsonst gab es nichts bei ihm. Gespannt wartete er auf Carons Antwort.

Blutsbande 8

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Um gleich einmal Missverständnisse vorwegzunehmen, ich habe keine Ahnung von französischen Nachnamen. Aus diesem Grund habe ich mir alle hier angeführten Nachnamen von einmal real existierenden Personen ausgeborgt. Nur die Nachnamen nicht ihre Lebensgeschichte oder Vornamen.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Du bekleidest einen hohen Rang und das weißt du. Aber du musst Anderen klar machen, das du das weißt.“ Eryx schüttelte den Kopf, als er Caron betrachtete.

„Und ehrlich gesagt, wirkst du auf mich nicht gerade so.“

Wie tief war er gefallen, das er sich von einem Jugendlichen maßregeln lassen musste? Allerdings hatte Eryx Recht. Er wusste, das er nicht wie ein Adliger wirkte, vor dem man Respekt haben musste. Dafür interessierte ihn diese Welt einfach zuwenig. Für ihn zählte eher die Natur, doch diese Vorliebe brachte ihm diesmal nicht sehr weit.

Wenigstens hatte Eryx keine unerfüllbare Bedingung an diese Ausbildung geknüpft. Er sollte im Gegenzug nur selbst Lehrer spielen. Eryx hatte wohl bemerkt, das seine wölfischen Fähigkeiten etwas unterentwickelt waren, was er nun ändern wollte. Dagegen hatte Caron wirklich nichts einzuwenden. Gestern hätte sich sogar ein Bär eleganter angeschlichen als sein Neffe.

„Das weiß ich.“ Scheinbar wartete Eryx auf eine Erwiderung, da er bis jetzt nicht weiter gesprochen hatte.

Kritisch stand er vor ihm und musterte ihn. „Die Kleidung kann man so lassen, aber die Haltung ist grauenhaft. Steh etwas gerader und sieh mich einmal herablassend an.“

Caron folgte seinen Anweisungen, auch wenn er nicht wusste wie man jemanden herablassend ansah. Klar, er hatte es schon an Anderen gesehen, doch selbst noch nie benutzt. Für ihn waren alle Wesen gleich, was brachte es jemand Anderen automatisch herabzusetzen? Das erzeugte nichts außer Hass.

„Okay.“ Eryx zog das Wort etwas in die Länge, was keine positive Bewertung war.

„Daran müssen wir wirklich noch arbeiten.“

Caron seufzte. Das war einfach nicht er, was interessierten ihn die Regeln des menschlichen Adels? Immerhin war er nicht einmal interessiert an den Regeln ihres eigenen Adels. Anders als Clerissa hegte er keine negativen Gefühle gegen sie, doch dazugehören wollte er auch nicht unbedingt. Ihn stieß die Arroganz mancher Angehöriger dieses Standes einfach ab. Manchmal ärgerte ihn ja sogar Eloys Haltung Anderen gegenüber. Wenn Caron ehrlich war, dann fühlte er sich mit allen menschenähnlichen Wesen nicht verbunden.

„Wir werden das schon hinkriegen. In ein, zwei Monaten.“ Der Jüngere wirkte nicht gerade zuversichtlich.

„Ein paar Monate?“ Das war wirklich etwas zuviel. Immerhin würde dann niemand mehr über eine Jagd reden. Vor allem konnte er dann nicht mehr unauffällig danach fragen.

„Können wir das nicht beschleunigen?“ Er musste immerhin nur einige Stunden in deren Gesellschaft ertragen, keine Tage.

„Also eine kurze Einführung?“ Eryx hob eine Augenbraue.

„Nun ich weiß nicht ob das was bringt. Egal was man dir beigebracht hat, gefruchtet hat es nicht.“

„Egal, ich muss ja nicht ständig in ihrer Nähe sein, soviel kann ich nicht verhauen.“ Caron wusste, das er gesellschaftlich nicht wirklich vorzeigbar war, zumindest nicht alleine. Er überließ es seinen Brüdern im Licht der Öffentlichkeit zu baden. Ihnen nutze es ja. Für ihn brachte es keine Vorteile, ebenso wenig wie für Sin und Eloy. Doch Eloy zog sowieso ständig alle Blicke auf sich.

„Ach ja? Du kannst selbst in einer Minute viel verhauen, wie du es nennst. Schon allein ein Fehler in deiner Haltung, eine Unsicherheit bei einer Konversation kann dich eine Menge Respekt kosten.“

Als ob Respekt so wichtig wäre. Allerdings waren das Adlige, da war alles etwas anders. Es war nicht so, das er ihre Welt verstand, doch er wusste zumindest, das Macht und Einfluss alles war, da es Respekt verschaffte. Demnach war das wohl wirklich das Wichtigste.

Caron seufzte ergeben. „Na gut, dann bring mir bei was ich brauche um einen Tag zu überleben.“

„Ohne Patzer? Das geht nicht, dafür braucht man jahrelange Übung und selbst dann macht man noch Fehler.“ Eryx lächelte.

„Doch zum Glück hast du mich an deiner Seite. Da steigen die Chancen das du den ersten Tag überlebst beträchtlich. Dann erzähl mir einmal etwas über deine Nachbarn.“ Eryx ging zu einem Sessel und machte es sich darauf gemütlich.

Caron setzte sich ebenfalls und zuckte mit den Schultern. Was sollte er groß über sie erzählen, er kannte sie ja nicht einmal genau. Außer einigen kurzen Begegnungen hatte er sie nicht oft gesehen.

„Du wirst ja wohl irgendetwas über sie wissen. Stand, Name, Beziehungen, Familie, womit sie ihr Geld verdienen?“

Ja, soviel war es schon, nur das Letzte konnte er nicht wirklich beantworten, darüber wusste Henry sicher besser Bescheid. „Das eine ist ein Marquis. Marquis Bernard d’Hilliers um genau zu sein. Seine Ländereien grenzen im Sünden an unsere. Soweit ich weiß, hat er durch seine Heirat sein Vermögen um einiges aufgestockt. Allerdings ist das schon einige Zeit her. Seither hat er schon drei Töchter und einen Sohn von seiner Frau bekommen, wobei der Sohn der Jüngste ist.“

Womit und ob sie überhaupt Geld verdienten wusste er nicht, um genau zu sein, war das alles was er von ihnen wusste.

„Der Zweite ist Duc Phillipe de Montebello. Er steht dem Königshaus sehr nahe, aber soweit ich gehört habe, gab es da in den letzten Monaten einen kleinen Konflikt, weswegen er um seine Position bangen muss. Seine Frau starb vor einigen Jahren, doch sie hat ihm einen Sohn und eine Tochter geboren. Sein Sohn studiert schon seit einigen Jahren in Paris oder er residiert am Königshof, das weiß ich nicht so genau.“

„Und wie alt sind diese Kinder von denen wir sprechen?“

Caron sah ihn verwirrt an. Was spielte das für eine Rolle? Das meiste hatte er, doch nur beiläufig aufgeschnappt. Der Blick mit dem ihn Eryx bedachte, gefiel ihm aber nicht. „Nun die drei Töchter des Marquis müssten sich so zwischen vierzehn und achtzehn befinden und sein Sohn ist irgendwas unter zehn. Die Kinder des Duc sind zwanzig und siebzehn.“

Eryx lächelte leicht. „Das wird nett.“

Damit stand er auf. „Caron, ich hoffe du kannst tanzen, denn das wirst du brauchen und zwar dringend.“
 

Eryx streckte ihm die Hand hin, die der Ältere leicht verwirrt ansah. Wie konnten sie bloß miteinander verwandt sein? Obwohl es ihn eher verwunderte, wie man sowenig Interesse für seine Umwelt zeigen konnte? Lebte er in seiner eigenen Welt oder wie schaffte er es alles um sich herum auszublenden? Wenn er nicht einmal wusste was das Alter der adligen Balgen seiner Nachbarn bedeutete, dann hatte er wenig Hoffnung.

„Was? Ich will sehen wie du tanzen kannst.“

„Mit dir?“ Caron sah ihn irritiert an.

Eryx breitete leicht genervt die Arme aus und sah sich um. „Siehst du sonst irgendjemanden hier?“

„Aber du bist ein Junge?“

„Und? Das heißt nicht, das ich nicht weiß welche Schritte eine Frau bei einem Tanz hat.“ Zu seinem Leidwesen hatte er schon viele unfähige Tanzpartnerinnen gehabt, das er ganz genau wusste welche Schritte falsch und welche richtig waren. Alle, die nicht auf seinen Fuß stiegen waren richtig, aber auch seine Lehrer hatten ihn darauf aufmerksam gemacht um die Fehler der Damen notfalls ausgleichen zu können. Also warum zierte er sich? Das war wichtig für ihre anstehenden Besuche.

Immerhin gab es da vier junge Damen, alle im heiratsfähigen Alter und auf eine gute Partie aus. Auch wenn er nicht glaubte, das sein Onkel Interesse an ihnen zeigen würde, diese Damen würden gewiss Interesse an ihm zeigen. Und es gab nichts das einen gesellschaftlich schneller tötete, als fehlende Höflichkeit den Gastgeberinnen gegenüber. Auch wenn man es nicht glaubte, diese Frauen konnten einen schneller zum Außenseiter machen als einem lieb war.

Als Caron noch immer zögerte, ergriff er kurzerhand seine Hand und zog ihn auf die Beine. Scheinbar musste man ihn dazu zwingen etwas zu unternehmen. Er rief sich die Takte eines Walzers ins Gedächtnis und zählte dann Laut die Takte ab.

Schon nach einigen Schritten wurde Eryx klar, das es so nicht ging. Es lag nicht an Caron, obwohl dieser auch kein berauschender Tänzer war, auch er kam immer wieder mit den Schritten durcheinander. Er war eben die Schritte des männlichen Tanzpartners gewöhnt, immerhin gehörte er dieser Sparte auch an.

Seufzend löste er sich von ihm und überlegte wie er weitermachen sollte, als er ein amüsiertes Lachen hinter sich hörte. „Was würde ich nicht alles dafür geben um ein Bild von diesem Moment zu haben. Leider ist kein Maler in der Nähe.“

Gelassen drehte er sich um. „Was machst du hier?“

„Ich?“ Clerissa legte sich eine Hand auf die Brust und lächelte unschuldig. „Soweit ich weiß, wohne ich hier. Die Frage was ihr hier treibt ist wohl eher angebracht.“

Eryx hatte schon eine passende Antwort parat, als Caron ihm die Mühe abnahm.

„Eryx hilft mir meine gesellschaftlichen Manieren aufzupolieren. Ich habe vor in den nächsten Tagen unsere Nachbarn aufzusuchen.“

Scheinbar interessierte Clerissa die Antwort schon gar nicht mehr, da sie uninteressiert an der Bücherwand des Wohnzimmers entlangging. Ihre Hand glitt dabei gelangweilt über die Buchrücken. Als sie jedoch den letzten Satz hörte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Ruckartig drehte sie den Kopf zu ihnen herum und Caron hatte augenblicklich ihre gesamte Aufmerksamkeit. „Sag bloß Henry hat dir die Einladung überlassen?“

Bei dieser Frage, sah Eryx seine Tante verwundert an. Die Schärfe in ihrer Stimme konnte einen ja erschrecken.

Caron sah sie ebenso verwundert an. „Welche Einladung?“

„Die zum Ball des Duc, sie kam heute mit der Post. Die letzten drei Stunden hab ich ihn bekniet hingehen zu dürfen. Wenn er sie jetzt dir gegeben hat, rede ich nie wieder ein Wort mit ihm.“

Was für eine Tragödie, ihr Bruder wäre sicher todunglücklich wenn sie diese Drohung in die Tat umsetzen würde. Eryx verdrehte die Augen.

Wie konnte man nur so naiv sein? Allerdings war es interessant, das es eine Einladung gab, das würde ihnen eine Menge Ausflüchte ersparen. Man spazierte eben nicht ohne Erklärung in das Anwesen eines anderen Adligen. Doch ein Ball war eine passende Gelegenheit. So konnten sie auch Fragen stellen, ohne das es groß auffiel.

Natürlich mussten sie dafür erst einmal an die Einladung kommen und das konnte sich als schwierig herausstellen.

Er nahm Caron beim Arm und zog ihn zu sich. Es war nicht wirklich nötig zu Flüstern, da sich Clerissa noch immer über das Benehmen ihres Bruders empörte, doch der Weißhaarige ging lieber auf Nummer sicher. „Besorg diese Einladung, eine bessere Chance bekommen wir nicht um nachzuforschen.“

Blutsbande 9

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

So, da ich nicht weiß wie ich in nächster Zeit zum Schreiben komme, wünsche ich allen schon mal frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Caron war sich der musternden Blicke Eryxs sehr wohl bewusst. Trotzdem machte er noch keine Anstalten die Hand zu heben. Ihm fehlten einfach noch die Argumente. Wie sollte er seinen Brüdern nur glaubhaft machen, das er freiwillig auf einen Ball wollte? Das würde auf jeden Fall ihren Argwohn hervorrufen. Wann wollte er schon aus freien Stücken zu einem gesellschaftlichen Ereignis? Wenn er daran dachte welche Probleme seine Mutter früher schon gehabt hatte ihn auf diese Ereignisse mitzunehmen, sank seine Entschlossenheit noch mehr.

„Was ist?“ Die Stimme des Jüngeren klang ungeduldig.

Das war auch verständlich, schließlich standen sie hier vor der Tür von Henrys Arbeitszimmer. Dieser musste nur die Tür öffnen, um ihm ins Gesicht zu sehen.

„Sie werden mir nie glauben.“ Caron schüttelte den Kopf.

„Dann musst du sie eben dazu bringen. Clerissa glaubt es doch auch.“

Das war etwas anderes. Clerissa zog ihre eigenen Schlüsse ohne auf die Einwände ihrer Umwelt zu hören. So war es schon immer gewesen und daran würde sich nie etwas ändern. Doch Henry und vor allem Arnaud waren anders. Sie zogen keine voreiligen Schlüsse und beharrten darauf, koste es was es wolle. Alles wurde hinterfragt und logische Gründe gefordert. Einem langen Verhör wurde er nicht standhalten können.

Eryx hob die Hand, wahrscheinlich um anzuklopfen, doch Caron legte seine Hand auf dessen Faust.

„Ich mach das schon. Doch du bleibst hier.“

„Warum?“ Eryx sah ihn leicht empört an.

„Weil ich es sage.“ Caron klopfte seinerseits an. Vielleicht auch weil sich eine Niederlage so leichter verkraften ließ.

Von der anderen Seite der Tür war ein leises Geräusch zu hören.

Caron nahm das als Zustimmung auf sein Klopfen und öffnete die Tür. Sein Mut sank, als er nicht nur Henry, sondern auch Arnaud vorfand. Irgendwie verbrachten sie in der jüngsten Vergangenheit mehr Zeit zusammen als gut war. In diesem Fall war es nicht gut für ihn.

„Caron.“ Henry sah ihn überrascht an, anscheinend hatte er nicht mit ihm gerechnet.

Arnaud hingegen behielt seinen gewohnten Gesichtsausdruck bei.

„Ja.“ Caron lächelte etwas unglücklich und schloss die Tür hinter sich, so das Eryx kaum eine Chance hatte ihm zu folgen.

Henry lächelte nun und deutete auf einen Sessel. „Was willst du von mir?“

Der Rothaarige nahm seinem Bruder gegenüber Platz. Ob er ihn um ein persönliches Gespräch bitten konnte?

Er sah kurz zu Arnaud, der neben ihm stand. Nein, das würde erst Recht seinen Argwohn wecken. Außerdem hatte er keine Angst vor seinen Brüdern. Genau, das waren nur seine Brüder nicht sein Vater.

„Clerissa hat mir heute Morgen interessante Neuigkeiten überbracht.“

Henry schüttelte lächelnd den Kopf und legte sich eine Hand über die Augen. „Oh, hat sie dich auch schon mit diesem Unsinn belästigt? Wahrscheinlich wollte sie dich als Begleitung gewinnen?“

„Wahrscheinlich, obwohl ich es nicht soweit habe kommen lassen.“ Nun lächelte auch Caron.

„Warum sprichst du dann dieses Thema an?“ Natürlich kam dieser sachliche Einwand von Arnaud.

„Weil ich diese Einladung haben will.“ Er bemerkte die erstaunten Blicke seiner Brüder und schwächte diese Forderung sofort ab.

„Natürlich nur, wenn du dieser nicht nachkommen willst.“

Die Atmosphäre im Raum hatte sich verändert. Andere hätten das vielleicht nicht gemerkt, doch Caron merkte so etwas sofort. Für so etwas hatte er einen sechsten Sinn. Auch wenn es bis jetzt eher entspannt gewesen war, so lag nun etwas Lauerndes in der Luft. Diese Atmosphäre ging von seinen Brüdern aus und ihm entging auch nicht der Blick, den sie miteinander austauschten. Gab es ein Problem?

„Nein eigentlich wollte ich sie verfallen lassen. Aber warum willst du sie?“ Henry sah ihn deutlich verwirrt an, doch es wirkte irgendwie gestellt.

„Du musst schon verzeihen, aber du bist nicht gerade als guter Gesellschafter bekannt.“

Da musste er Arnaud im Stillen sogar Recht geben. Nur konnte er das nicht aussprechen, stattdessen musste er nun zum Argumentieren übergehen. Zum Glück waren das seine Brüder, Fremden gegenüber hätte er etwas mehr Hemmungen.

Caron seufzte geschafft. „Es ist nicht für mich. Du hast Recht Arnaud, ich reiße mich nicht darum. Doch es ist für Eryx. Er ist wirklich schwierig und aus einem mir unbekannten Grund rennt er mir die ganze Zeit nach. Mit dem Ball könnte ich ihn für einige Zeit beschäftigen, ohne das ich mich groß um ihn kümmern muss. Vielleicht stimmt ihn das auch etwas milder.“

Das war gut, nur durfte Eryx nie darauf kommen. Aber Henry hatte er damit auf jeden Fall milder gestimmt.

Er sah ihn nun wieder an und grinste. „Du hast es wirklich nicht leicht mit ihm was?“

„Nein, hab ich nicht.“ Caron schüttelte noch immer lächelnd den Kopf.

„Eryx ist Michelles Erstgeborener nicht?“

Caron wusste zwar nicht, was Arnaud mit seiner Frage bezwecken wollte, doch er nickte.

Der Braunhaarige lächelte schwach. „Nun, dann stehen die Chancen nicht einmal so schlecht, das sie ihn auch wieder abholt.“

Ja, da musste er ihm abermals Recht geben. Es war seiner Schwester durchaus zuzutrauen, das sie ein Kind das ihr lästig wurde einfach bei ihnen ablud. Vielleicht nicht für immer, doch zumindest für sehr lange Zeit. Seine Schwester lief oft davon, wenn ihr etwas über den Kopf wuchs oder ein nicht zu schaffendes Hindernis für sie darstellte. Damals als sie von hier weglief, war diese Hürde ihr Vater gewesen.

„Ich werde dir die Einladung überlassen und sei es nur um Eryx zu besänftigen.“ Henry öffnete eine Schublade und holte einen weißen Umschlag heraus.

Er war an den Rändern mit Goldaufdruck verziert und man merkte, das es eine Einladung war, aus diesem Grund irritierte es Caron auch nicht das das Siegel noch nicht gebrochen war. Wahrscheinlich war es von einem Diener überbracht worden, er auch gleich eine mündliche Einladung aussprach. Das war oft so üblich. Hinter den Grund dieses Aufwandes war Caron aber noch immer nicht gekommen.

Henry reichte ihm den Umschlag. „Du bist damit der Repräsentant unserer Familie. Blamier uns nicht.“

Das konnte man leicht als Beleidigung auffassen. Doch Caron sah das amüsierte Funkeln in den Augen seines Bruders. „Ich werde mein möglichstes versuchen um unsere Familie mit Stolz zu erfüllen.“

„Na dann bin ich ja beruhigt.“ Mit diesen Worten überließ er Caron die Einladung.

„Danke.“ Damit hatte er diese Hürde auch geschafft. Zwar lag noch immer diese seltsame Atmosphäre in der Luft, doch das konnte auch nur Einbildung sein.

Lächelnd verließ er den Raum und zeigte Eryx den Umschlag. „Ich hab sie.“

Zwei Augenpaare sahen nachdenklich auf die eben wieder geschlossene Tür.

„Glaubst du er ahnt etwas?“

Unschlüssig schüttelte Henry den Kopf. „Ich weiß es nicht Bruder. Auf jeden Fall hoffe ich, das er sich im Ernstfall beherrschen kann.“

Arnaud hob zweifelnd eine Augenbraue. „Ein Wolf ist tot.“

Der Älteste nickte zustimmend. „Hol Sin und Horus. Es wird Zeit Sins Verlobten in die Gesellschaft einzuführen, wenn ihn die Menschen auch nur als Freund kennen lernen werden.“
 

Das war die Hölle. Eryx konnte es nicht fassen das er sich freiwillig darauf eingelassen hatte. Nein, er hatte es auch noch als Bezahlung gefordert. In seinem bisherigen Leben, das nun doch schon einige Jahre dauerte, war er noch nie soviel und so schnell gerannt wie heute.

Doch er wollte seinen Führer nicht verlieren. Auch wenn ihm immer wieder Äste ins Gesicht klatschten, die wie aus dem Nichts auftauchten. Sollte er für derartige Nichtigkeiten nicht seine Instinkte haben? Warum warnten diese ihn nicht automatisch? Vielleicht weil er es als Selbstverständlichkeit hinnahm? Sein Vater predigte ihm doch ständig, das nichts selbstverständlich war. Was wusste der schon? Natürlich war es selbstverständlich, das er einmal die Geschäfte und das Vermögen der Familie übernahm. Wer sollte es sonst?

Eryx duckte sich unter einem tief wachsenden Ast hindurch. Genau das war es, er musste sich nur einfach besser auf seine Umgebung konzentrieren. Was allerdings auch nicht die perfekte Lösung war, wie er nach einigen Minuten feststellte. Zwar lief er nicht mehr in irgendwelches Gestrüpp hinein, dafür hatte er seinen Onkel verloren und er hatte nicht einmal eine Ahnung ab welchem Zeitpunkt.

Er wurde langsamer und sah sich suchend um. War er an ihm vorbei gelaufen oder war sein Onkel ihm weg gelaufen? Er fluchte lautlos, da es in seiner Wolfsgestalt unmöglich war seiner Wut auf sich selbst Ausdruck zu verleihen.

Eryx registrierte ein Geräusch neben sich im Gebüsch und hatte ein Deja vü. Wie schon einmal fand er sich plötzlich auf dem Boden liegend wieder. Caron stand direkt über ihm, doch biss er ihn diesmal wenigstens nicht. Trotzdem belastete er ihn mit seinem Gewicht und hinderte ihn so daran aufzustehen. Seine Schnauze, bewegte sich direkt neben sein Ohr, eine Angewohnheit die manche von ihrer menschlichen Gestalt mitnahmen.

‚Regel Nummer Eins, achte immer auf deine Umgebung, man weiß nie wann man angegriffen wird. Der Freund dem du im einen Moment folgst, kann im nächsten schon ein potenzieller Angreifer sein.’

Vor allem in seinen Fall, wo die Freunde nicht einmal Freunde waren. Doch das hatte Eryx sowieso immer im Auge.

Caron brachte sich mit einem Sprung wieder aus seiner Reichweite. ‚Und Regel Nummer Zwei, wenn man schon von Natur aus auffällig ist, sollte man nicht auch noch unnötig Lärm machen.’

Auch das war ihm durchaus bewusst. ‚Deswegen will ich ja, das du es mir beibringst.’

Nahm er das eigentlich ernst? Irgendwie zweifelte der Weißhaarige daran. Im Übrigen schien bei dem Älteren mit der Verwandlung auch eine charakterliche Wandlung stattgefunden haben. Nun wirkte er viel offener, verspielter. Auch eine gewisse Selbstsicherheit war erkennbar, man merkte einfach das er sich so viel wohler fühlte. Obwohl Eryx das nicht ganz nachvollziehen konnte. Wieso fühlte er sich als Tier so wohl?

Caron schien sein Schweigen falsch zu werten, denn er kam wieder näher und senkte den Kopf.

Eryx war mehr als nur leicht überrascht, als er spürte wie sich Carons Kopf an seinen Hals schmiegte. ‚Du musst nicht sauer sein. Man lernt eben am Besten aus der Praxis.’

Erstaunt und verlegen stolperte Eryx einige Schritte zurück. Wahrscheinlich war er der erste Wolf in der Geschichte, der das machte. ‚Ich bin nicht sauer.’

Das wohl etwas zu heftig und rasch hervorgebracht. Das machte seine Verlegenheit doch nur noch deutlicher.

Caron legte den Kopf schief. ‚Nun wenn du meinst. Dann können wir ja weitermachen.’

Eryx stöhnte innerlich. Wenn die Sache so lag, konnten sie ruhig noch etwas länger über dieses Thema diskutieren. Vielleicht war er ja doch sauer. Zumindest war er sich sicher das er es werden konnte.

Blutsbande 10

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 10

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Du gibst einen miesen Adligen ab, Brüderchen.“ Clerissa schüttelte den Kopf und biss in den Apfel in ihrer Hand.

„Das kann dir doch nur Recht sein nicht?“ Sin lächelte sie spöttisch an. „Denn du hasst diese aufgeblasenen, langweiligen Gecken doch.“

Caron versuchte ihre Kommentare größtenteils auszublenden, was nicht allzu leicht war. Seit er die Einladung bekommen hatte, mussten sie nicht mehr im Geheimen üben. Was einerseits eine Erleichterung war, andererseits aber zur Belustigung seiner Geschwister beitrug. Etwas das Caron gar nicht gefiel.

Nun hatte er keine ruhigen Unterrichtsminuten mehr.

Clerissa lächelte. „Wie schlau du bist Kleiner.“

Sie seufzte. „Henry hätte mir die Einladung überlassen sollen, das hätte mehr gebracht.“

„Ach ja was? Das du dich wieder wie ein Pfau ausstaffieren kannst? Das scheint ja dein einziges Talent zu sein.“ Seit Clerissa anwesend war, hatte Eryx wieder auf Angriff umgeschalten. Bei jeder Meldung von ihr konterte er.

„Nein, aber ich könnte mir einen Verlobten suchen.“ Clerissa verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wenn ich dich daran erinnern darf, dann hattest du einen Verlobten hier. Vor dem du aber abgehauen bist. Also steht es dir wohl als Letzte zu sich zu beschweren.“

Sie funkelte Eryx wütend an und stemmte die Hände in die Hüften. „Den wollte ich aber nicht!“

Besagter Verlobter ging zu Caron, der leicht das Gesicht verzog. Das konnte länger dauern und an Unterricht war in der nächsten Zeit nicht mehr zu denken. Sie waren wie zwei Hunde, die sich an die Kehle gingen.

„Na dann.“ Horus stellte sich neben ihn. „Wir sollten einmal die perfekte Begrüßung üben, immerhin ist der erste Eindruck der Wichtigste.“

Er legte einen Arm auf seinen Rücken und verbeugte sich tief. Die andere Hand tat so als würde sie eine Hand halten. „Bei Frauen immer tief runter, das zeigt gute Erziehung. Bei Männern reicht ein einfacher Händedruck und ein neigen des Kopfes, je nach Stand. Bei Leuten unter deinem Stand, also den Meisten, kannst du dir auch das Kopfneigen sparen.“

Was hatten die Adligen nur alle mit ihrem Stand und die strickte Achtung dieses? Wenn man sich nicht tief genug verbeugte, konnte man das schon als Beleidigung sehen. Das war so kompliziert und sinnlos.

Caron ahmte Horus Bewegungen detailgetreu nach.

„Gut.“ Horus sah sich suchend im Raum um. Sein Blick blieb bei Clerissa hängen, die noch immer mit Eryx ein Blickduell ausfocht.

„Clerissa, könntest du uns die Ehre deiner Aufmerksamkeit erweisen? Wir brauchen eine Lady um zu sehen wie es bei Caron aussieht.“

„Solltet ihr euch dann nicht eine Lady holen?“ Eryx sah Horus gleichmütig an.

Die Lady ging an Eryx vorbei, jedoch nicht ohne ihn leicht anzurempeln. „Natürlich, doch wenn du weiter so schmeichelst, könnte dein Verlobter noch glauben du willst mir den Hof machen.“

Sin gab nur ein ungläubiges Schnauben von sich und wedelte wegwerfend mit der Hand. „Jemand, der mich für dich verlässt muss verrückt sein. Und dann kann ich ihn sowieso nicht gebrauchen.“

Das waren klare Worte, die fast von Eryx hätten kommen können.

Caron ergriff einfach nur schweigend Clerissas Hand, die diese ihm geziert hinhielt und wiederholte die Begrüßung, wie Horus sie ihm gezeigt hatte.

„Das ist etwas zu tief.“ Horus korrigierte lächelnd seine Haltung.

„Nun das geht ja schon. Dann reichst du ihr nur noch den Arm und begleitest sie zu den anderen Gästen. Was dann kommt ist schon etwas komplizierter. Du musst dich mit ihnen unterhalten.“

„Im Grunde sind Frauen recht simpel gestrickt.“ Eryx kam zu ihnen und machte eine beiläufige Bewegung mit der Hand, so als würde er ein Insekt verjagen.

„Rede mit ihnen über Mode und Klatsch, eben all das sinnlose Zeug das du sonst nicht einmal erwähnen würdest.“

Da gab es viel was er nicht erwähnte, andere Leute aber aussprachen. Wie sollte er da das richtige Thema finden?

„Du bist so ein Schwein.“ Clerissa warf ihm einen angewiderten Blick zu.

„Hör bloß nicht auf ihn. Ich wette er hatte noch nie eine Frau auch nur im Arm mit dieser Einstellung. Mit Frauen kannst du über alles reden. Politik und Wirtschaft würde ich aber nicht empfehlen, nicht beim ersten Treffen. Doch Kunst, Reisen, Mode, das gesellschaftliche Leben und deine bisherigen Erlebnisse das sind gute Themen. Du musst dich interessant machen und darfst sie nicht langweilen. Vor allem aber musst du höflich bleiben.“

„Clerissa, er muss nur die Familie repräsentieren und muss keine Verlobte finden.“ Sin sah sie leicht tadelnd an.

„Nun das Eine schließt das Andere doch nicht aus oder?“ Clerissa wand sich ihrem Bruder zu und zuckte mit den Schultern.

Diese Wendung des Gespräches gefiel ihm nun ganz und gar nicht. Caron wich einen Schritt zurück. „Also ich glaube nicht, das irgendwelche anderen Werwölfe anwesend sein werden, deswegen wird das wohl wegfallen.“

„Muss es denn unbedingt ein Werwolf sein?“ Die ungläubigen Blicke, die Clerissa nach dieser Aussage aus vier Augenpaaren trafen, brachten sie zum verstummen.

Sie legte verlegen eine Hand auf den Mund. „Ups, ich geh dann mal lieber.“

Damit wand sie sich um und floh regelrecht aus dem Raum.

Sin schüttelte den Kopf. „Ich muss wirklich mal mit Mutter über Clerissas Ansichten reden. Wo hat sie die nur her?“

„Egal. Hauptsache wir sind sie los.“ Eryx rümpfte die Nase.

„Wir haben noch viel zu tun und nur mehr drei Tage Zeit.“
 

Eryx sah auf das Anwesen, dem sie sich näherten. Nun es konnte sich sehen lassen, auf jeden Fall war es für diese Gegend sehr teuer. Obwohl es nur eine Winterresidenz war, wie man deutlich merkte.

Er zog den Kopf wieder zurück und schloss das Fenster der Kutsche zu. Komischerweise hatten sie doch noch irgendwo eine aufgetrieben. Soviel dazu, das ihnen das Transportmittel fehlte um Eryx in die nächste Stadt zu bringen.

Seine Begleiter sahen alle ihrem Stand entsprechend aus, wenn auch Caron ständig an irgendeinem Teil seiner Kleidung herumzupfte. Man merkte ihm die Nervosität deutlich an.

„Hör auf damit, du machst mich wahnsinnig.“

Caron sah Eryx fragend an und hielt in seiner Bewegung inne. „Entschuldigung.“

„Ist nicht so schlimm. Ich glaube wir sind alle etwas aufgeregt.“ Horus schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln.

Warum waren die Zwei eigentlich dabei? Eryx musterte ihre zwei Begleiter fragend.

Nun die offizielle Erklärung lautete, um Horus in die Gesellschaft einzuführen. Doch Eryx interessierte der wahre Grund, denn der ihnen erzählte, war etwas zu fadenscheinig. Egal er würde es sicher noch erfahren, auf die ein oder andere Art. Doch er ahnte schon jetzt, das ihm der Grund sicher nicht gefallen würde.

Sie fuhren durch das filigrane Tor und die prunkvoll hergerichtete Einfahrt hinauf. Vor dem Tor hielt ihr Kutscher. Gemeinsam stiegen sie aus.

Eryx bemerkte aus den Augenwinkeln wie Sin ihm noch etwas zuflüsterte, bevor er sich zu ihnen gesellte. Nein, hier ging etwas vor, von dem er nichts wusste.
 

In der Eingangshalle tummelten sich einige Menschen, von denen die meisten aber Diener waren. Zwei davon nahmen ihnen ihre Mäntel ab.

Caron sah sich um und bemerkte ihren Gastgeber. Zwar hatte er sich verändert, seit er ihn zum letzten Mal gesehen hatte, doch da er die Gäste begrüßte musste er es sein. Er war alt geworden.

Eryx stellte sich neben ihn und achtete auch genau darauf, das Sin und Horus hinter ihnen blieben. Hier ging der Ältere immerhin vor.

Der Duc bemerkte sie schon, bevor sie ihn erreichten. „Prinz, es freut mich, das ihr meiner Einladung nachgekommen seid.“

Er verbeugte sich vor ihnen.

„Natürlich Hoheit. Wenn auch nur ich und mein Bruder dieser Einladung Folge leisten konnten. Das hier ist mein Neffe, Prinz Eryx…“ Er stockte kurz, wie hieß noch mal Michelles Mann? Das war wohl der Nachteil, wenn einem verboten wurde über ein Thema zu reden und Michelles Ehe sowie ihr Mann waren ein rotes Tuch in ihrem Haus.

Eryx runzelte missbilligend die Stirn. „Mein Vater ist Duke Trayton Devon.“

Sein Blick machte klar, das er jegliche Nachfrage dieses Thema betreffend, als Beleidigung sehen würde.

Ja, wegen dieser Sache hatte sich sein Vater auch aufgeregt. Eryx Vater war einfach unter Michelles Stand gewesen. Auch wenn er die Aufregung deswegen nie verstanden hatte.

„Ein Engländer also.“ Ihr Gastgeber nickte verstehend.

„Meine Vorfahren ja. Doch meine Familie lebt schon seit Generationen in Griechenland.“

Caron musste ein Grinsen unterdrücken. Eryx meinte wohl, das Generationen seiner Familie in Griechenland wohnten, denn von Todesfällen hätte ihnen Michelle sicher geschrieben.

„Natürlich, entschuldigt meine Neugier.“ Damit wand er sich wieder Caron zu und ergriff die Hand der jungen Damen neben ihm.

„Darf ich euch meine Tochter Beatrice vorstellen?“

„Prinzessin, es freut mich euch wieder zu sehen, das letzte Mal liegt schon einige Jahre zurück.“ Er ergriff ihre Hand, die sie ihm hinhielt und gab ihr einen Handkuss wie er es von Horus gelernt hatte.

Sie lächelte. „Wirklich und ihr habt euch seitdem gar nicht verändert Grand Duc.“

Der Rothaarige richtete sich wieder auf. „Prinz. Mein Bruder wird einmal den Titel erben, nicht ich.“

Und darüber war er nicht einmal traurig. So toll war es nicht ein ganzes Gut verwalten zu müssen, doch davon wussten Frauen ja meistens nichts. Sie wurden nicht dazu erzogen sich um so etwas zu kümmern.

„Ihr werdet mir doch trotzdem einen Tanz reservieren oder?“

„Gewiss.“ Damit ließ er sie los, denn die Blicke seines Neffen verhießen ihm auch nichts Gutes. Hatte er etwas falsch gemacht?

Eryx umfasste einfach nur seinen Arm und zog ihn in den Ballsaal.

„War etwas falsch?“ Caron hatte zwar Fortschritte gemacht, doch hatte Eryx ja selbst gesagt, das sogar geübteren Leuten, Fehler unterliefen.

„Nein, alles perfekt.“

Warum, klang der Kleine dann nur so missmutig?

Blutsbande 11

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Ich wüsche all meinen Lesern frohe Weihnachten und schöne, friedliche Feiertage.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

War der Zirkus in der Gegend? Eryx hatte noch nie so viele bunte Gestalten gesehen und er war schon auf einigen Bällen gewesen. Außerdem war es erstaunlich was manche Frauen mit ihren Haaren anstellen konnten. Das die Meisten weiß gepudert waren störte ihn ja nicht, nur die Damen hier trugen ja gewaltige Kreationen auf dem Kopf. Richtige Vogelnester und Gebilde, die er nicht identifizieren konnte. Oh ja, Bälle in Frankreich waren wirklich etwas anderes, das merkte er gerade.

Zum Glück war er vor kurzen von Carons Seite verschwunden, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ein Ball war immerhin der geeignete Ort um eine Ehemann zu ergattern. Egal, ihn sollte das nicht interessieren, eigentlich sollte er den Damen dankbar sein, das sie ihn so unsanft von Carons Seite verdrängt hatte. Allerdings gefiel es ihm nicht, wie sie um seine Schöpfung herumscharwenzelten. Ohne ihn wäre Caron heute nicht der, der er war. Doch das hatte sein Onkel scheinbar selbst vergessen.

Wenigstens gab ihm das so die Möglichkeit sich selbst umzusehen und zu hören. Deswegen waren sie ja hier. Nun zumindest Caron, ihm war es ja größtenteils gleichgültig. Ein anderes Thema über die sich die meisten Gäste hier das Maul zerrissen interessierte ihn schon mehr. Wer war der ominöse Gast des Duc?

Obwohl alle darüber sprachen wusste keiner den Namen oder Stand des Gastes. Das war schon seltsam und wahrscheinlich der Grund warum so viele Leute anwesend waren. Der Duc musste wirklich einflussreich bei Hofe sein. Die Kleidung der Gäste waren nicht billig, nur die teuersten Stoffe waren hier im Raum verteilt. Das waren keine Landadeligen, die eben mal aus der Nachbarschaft angereist waren. Hier tummelte sich der Hochadel herum.

Horus trat neben ihn. „Ich schätze es ist dir aufgefallen was?“

Eryx nickte nur ohne ihn anzusehen. Sein Blick suchte Sin, der ebenso von einigen Mädchen umkreist war. Nur das etwas weiter entfernt von ihnen ihre Mütter mit Argusaugen über sie wachten. Scheinbar Debütantinnen, die noch Tipps und Verbesserungen von ihren Müttern bekamen.

Horus und er waren nur Begleiter und unbekannt, deswegen beachtete sie kaum jemand. Man konnte sie nicht einordnen, deswegen unterließ man Annäherungen. Ihm sollte es nur Recht sein. Es war wesentlich einfacher ein Außenseiter zu sein, als einer der begehrten Junggesellen. Da benötigte man nicht so viele Nerven.

„Ich schätze mal die Hälfte von denen sind Höflinge, darunter eine Menge Debütantinnen.“

Eryx sah Horus an. „Überrascht dich das bei dieser Besetzung?“

Der Afrikaner schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Doch warum nimmt der Großteil dieser Menschen den weiten Weg in die Wildnis auf sich, anstatt beim König zu bleiben?“

„Wer weiß. Vielleicht sind sie gut befreundet mit Duc Montebello. Caron hat mir erzählt er wäre beim Hofe sehr beliebt, nur derzeit in Ungnade gefallen.“

„Ein Grund mehr um sich zu fragen warum diese Leute hier sind.“ Horus nippte an seinem Weinglas.

Nachdenklich sah Eryx auf die Anwesenden. Das stimmte. Wenn jemand in Ungnade fiel, dann mied man ihn und besuchte auf keinen Fall seine Bälle. Vor allem nicht dann, wenn man zwischen dem König und dem Gefallenen die Wahl hatte. Doch seine Informationen kamen von Caron, was nicht sehr zuverlässig war. Vielleicht wussten diese Leute alle etwas, das er nicht wusste? Nun das galt es dann herauszufinden.

Gelassen sah er Caron entgegen, der mit einer jungen Dame am Arm zu ihnen kam.

Vor ihnen blieb dieser stehen und deutete auf die Dame neben ihm. „Darf ich euch Prinzessin Nicoletta de Vorte vorstellen? Sie ist eine der Hofdamen der Königin.“

Das wurde ja immer interessanter. „Was macht eine Hofdame ohne die Königin hier?“

Bei der unverblümten Frage von Eryx errötete das Mädchen. „Es gab familiäre Schwierigkeiten, weswegen ich von der Seite der Königin weichen musste.“

Na das mussten ja gravierende Schwierigkeiten sein, wenn man die Königin dafür alleine ließ. Eryx wusste auch im nächsten Moment, das es so war. Ihr Geruch hatte das Mädchen verraten. Sie war schwanger und der fehlende Ring zeigte auch das es keinen Ehemann gab. Natürlich so einen Skandal konnte die Familie am Hof sicher nicht gebrauchen. Kein Wunder das sie so an Caron klebte, sie brauchte einen Ehemann und das dringend. Nur warum hatte Caron sie zu ihnen mitgenommen?

„Nicoletta hat mir erzählt, das sie schon seit einer Woche hier weilt, wie die meisten Anwesenden hier. Ich finde das erstaunlich, da wir nichts davon wussten.“ Caron lächelte leicht.

„Mich wundert es eher, wie es der Hofstaat solange in der Provinz aushält? Es ist doch schrecklich ermüdend hier. Ich selbst weile erst seit einer Woche im Schloss meiner Großeltern und finde es einfach nur trostlos.“ Eryx gähnte hinter vorgehaltener Hand um seine Aussage noch zu unterstreichen.

Das Mädchen lächelte. „Oh nein. Duc de Montebello hat alles getan um uns unseren Aufenthalt so unterhaltsam wie möglich zu machen. Es war nur eine kleine Gruppe, die hier war, der Großteil kam erst heute hier an.“

„Wer ist eigentlich dieser ominöse Gast, von dem hier die Rede ist?“ Horus ließ bei dieser Frage den Blick gelangweilt über den Saal schweifen, so als interessierte ihn die Antwort nicht wirklich.

Eryx hob überrascht eine Augenbraue. Bis jetzt hatte er Horus als guten Partner für seinen Onkel gehalten. Er war in seinen Augen, wie sie. Gesellschaftsscheu und zurückgezogen, doch das stimmte nicht. Hier auf dem Ball, merkte er immer mehr das Horus diese Welt kannte. Das zeigte die Art wie er sich bewegte, wie er sprach und was ihm alles auffiel. Nein, er war anders als seine Verwandten. Das irritierte ihn etwas. Er war es nicht gewohnt seine Meinung noch einmal ädern zu müssen.

Nicoletta zuckte zurück. „Das weiß ich leider nicht.“

Hastig sah sie sich um und löste sich von Carons Arm. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich glaube mein Bruder sucht mich.“

Damit knickste sie einmal kurz und verschwand dann in der Menge.

„Musstet ihr so direkt sein? Vielleicht hätte sie uns dann noch etwas erzählt?“ Caron sah sie leicht sauer an.

„Ich will deine Illusionen nur ungern zerstören, aber Informationen bekommt man nicht von solchen Mädchen. Zumindest keine brauchbaren, die nutzen sie selbst.“ Das wusste jedes Kind, doch Eryx beruhigte sich damit das Caron davon wohl kaum Ahnung hatte.

„Ich will keine Frauen mehr sehen.“ Mit einem gequälten Seufzen kam Sin zu ihnen.

„Was ist nur mit denen los?“

„Brautschau mein Lieber oder besser die Suche nach einem Bräutigam. Aber keine Sorge. Heute Nacht lass ich dich sie alle vergessen.“ Horus legte besitzergreifend eine Hand um Sins Hüfte. Rasch gab er ihm noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er ihn auch schon wieder losließ.
 

Caron sah sich suchend im Raum um. Dann sah er einen der vielen Diener und bewegte sich auf ihn zu, um ein Weinglas von seinem Tablett zu nehmen.

„Und wie findet ihr das Fest?“

Caron sah zum Sprecher und lächelte leicht. Prinzessin Beatrice stand wie aus dem Nichts neben ihm. „Es ist sehr gut organisiert.“

Eryx hatte ihm erklärt, das es meistens die Aufgabe der Hausherrin war und da die Frau des Duc verstorben war, hatte diese Stellung nun wohl Beatrice inne.

„Danke. Ich habe in die Vorbereitungen auch eine Menge Mühe gesteckt. Vor allem bei so einem Gast.“ Sie lächelte freundlich.

„Darf man fragen, wer dieser Gast ist?“ Vielleicht kam er ja so zu einer Antwort.

Doch Beatrice legte nur einen Finger an die Lippen und lächelte verschwörerisch. „Das ist ein Geheimnis.“

Das war ja besser gehütet als jedes Staatsgeheimnis. Es musste eine wirklich einflussreiche Persönlichkeit sein. Ob es ein Prinz aus einem entfernten Land war? Mit dem Königshaus verstanden sie sich im Moment ja nicht so gut. Das würde auch die vielen Höflinge hier erklären.

„Prinz, wie ich sehe unterhaltet ihr euch mit meiner Tochter. Ich hoffe sie langweilt euch nicht?“ Der Duc kam mit einem Glas Wein in der Hand auf sie zu.

„Hört nicht auf ihn. Er mag es nicht, wenn ich mich mit einem Mann unterhalte.“ Das Mädchen lächelte vergnügt.

„Nein, natürlich nicht. Ich finde eure Tochter ist ein bezauberndes Mädchen.“ Hoffentlich hatten die paar Stunden mit Horus über Unterhaltungen geholfen. Bis jetzt hatten seine Übungen ja gefruchtet.

„Ich hoffe euer Bruder hat die Entschädigung erhalten, die ihm habe schicken lassen.“

„Entschädigung?“ Caron verstand nicht ganz was sein Nachbar ihm damit sagen wollte.

„Das Geschenk, das ich ihm überbracht habe, wegen der Grenzüberschreitung bei unserer Jagd. Ich habe ihn zwar vorgewarnt, doch nie gedacht, das es wirklich passieren würde.“

„Ihr habt unsere Grenzen übertreten?“ Caron merkte wie sich seine Hand zur Faust ballte. Also hatte er mit seinen Überlegungen Recht gehabt.

Unbeirrt fuhr der Duc in seiner Erzählung fort. „Ja leider. Der Hirsch, den wir gejagt haben, hielt sich nicht an die von Menschen gezogenen Grenzen. Und meinem Gast kann ich ja auch nicht schlecht sagen, das die Jagd hier an der Grenze enden muss.“

„Ihr habt einen Hirsch gejagt? Keinen Wolf?“ War das vielleicht nur eine Verkettung von Zufällen? Dann war der Duc unschuldig. Doch der Zorn, der wieder in ihm hochkam ließ sich nicht so leicht unterdrücken.

„Anfangs ja. Doch mein Gast sah einen Wolf und hat kurzerhand das Ziel geändert. Es tut mir wirklich sehr leid. Vor allem, da ich weiß das dieses Tier euer Wappenzeichen und eure Familie sehr in diese Tiere vernarrt ist. Nur ließ sich mein Gast nicht davon abbringen.“

Dieser Gast musste ja ziemlich viel Macht haben, das begriff Caron auch ohne das es ihm jemand erklärte. Was aber nicht seine Tat rechtfertigte. Dem Duc konnte er nichts vorwerfen, da er merkte das seine Worte ehrlich waren, ebenso wie sein Bedauern. Nichts außer einer Grenzüberschreitung trotz besseren Wissens.

Nein, seine Wut richtete sich gegen seinen Gast und seine Brüder. Erst jetzt kam ihm die Erkenntnis das sie die ganze Zeit gewusst hatten, wer die Schuld daran trug. Aber sie hatten ihm nichts gesagt. Nun, das würde ein Nachspiel haben, doch zuerst kam einmal seine Rache an die Reihe.

Blutsbande 12

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 12

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Die Leute wurden schön langsam unruhig. Eryx konnte das verstehen. Die Zeiger der Uhr rückten immer weiter vor und dieser Gast ließ sich nicht blicken. Kein Wunder das die Ersten ungeduldig wurden. Schließlich waren sie alle nur wegen ihm hier, aus reiner Freundschaft war sicher niemand der hier Anwesenden gekommen.

Eryx nahm einen Schluck von seinem Weinglas und sah Sin und Horus zu, wie sie miteinander turtelten. Andere hielten es vielleicht für eine förmliche Konversation, doch die Spannung zwischen ihnen war förmlich greifbar und das merkten auch alle Anderen, da sie von niemanden angesprochen wurden.

Ihm ging es da nicht so gut. Seit Caron sich wieder unter die Menge gemischt und verschwunden war, hatten ein paar Mädchen bemerkt das er auch existierte. Natürlich, die Menge an potentiellen Begleitern und etwaigen zukünftigen Verlobten dünnte sich aus. Paare hatten sich längst gefunden, nun musste man sich auch mit dem zufrieden geben was man nicht kannte. Nur das Problem dieser Damen war, das sie nicht von seiner Rasse und sein Interesse an ihnen deswegen etwas begrenzt war. Mit einem Menschen konnte er seiner Familie nicht unter die Augen treten, er würde sich in Grund und Boden schämen.

Wo zum Teufel war nur Caron abgeblieben? Amüsierte er sich etwa mit einem dieser Mädchen? Hoffentlich nicht, davor hatte er ihn doch ausdrücklich gewarnt. Bei den heutigen Damen konnte man gar nicht vorsichtig genug sein und schon wurde man zu einer Hochzeit gezwungen. Und heutzutage war es gar nicht mehr so leicht ungewollte Ehefrauen einfach aufzufressen, da wurden nur unangenehme Fragen gestellt.

Plötzlich entdeckte er einen roten Haarschopf. Da war er ja.

Etwas unsanft befreite er sich von den Frauen in seiner Gesellschaft und steuerte auf die Gestalt zu. Er war sich ziemlich sicher, das es sich dabei um Caron handelte. Es gab nicht viele Menschen mit einer solchen Haarfarbe und hier sowieso nicht. Mit seinen weißen Haaren fiel er nicht einmal auf, nein das war sogar normal.

Eryx griff nach seinem Arm. „Hey Caron. Wo warst du denn?“

Das wollte er jetzt schon gerne wissen.

Caron sah ihn überrascht an und zog reflexartig seinen Arm zurück. „Nichts, ich war nur etwas frische Luft schnappen.“

„Allein?“ Alles andere konnte man schon wieder als prekäre Situation auslegen. Unvorteilhaft, vor allem weil er ihn nicht davor gewarnt hatte.

Caron nickte nur stumm.

Eryx atmete erleichtert aus. Doch irgendetwas stimmte nicht mit seinem Onkel, das sah er ihm an. Es war zwar nicht so, das er ihn schon gut genug kannte um so etwas bestimmen zu können, aber etwas war anders als zuvor. Man konnte es nicht genau benennen, doch es war ähnlich wie bei Horus und Sin, die eine ganz andere Atmosphäre umgab als zuvor. So war es nun auch bei Caron, doch hier ließ es alle Anderen ihn meiden. Ob das so eine gute Taktik war, wusste Eryx nicht. Zumindest hielt es ihm die Damen vom Hals.

„Ist etwas passiert?“

„Nein.“ Caron schüttelte verneinend den Kopf.

Na toll, nun war er wieder derjenige, den er kennen gelernt hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ruhig noch etwas länger gesprächig bleiben können. Vielleicht wäre dann auch zwischen ihnen ein etwas längeres Gespräch zustande gekommen.

Herausgefunden hatte er auch nichts und der Abend neigte sich dem Ende zu. Vor allem, weil keiner mehr glaubte, das der Gast auftauchen würde.

„Sollen wir fahren?“ Horus und Sin mussten sie ja nur einsammeln.

„Warum? Warten wir doch noch auf den Gast.“

Eryx wollte ihn ja nur ungern enttäuschen, da der Gast wohl kaum mehr auftauchen würde, als durch die Menge ein Murmeln ging. Die Tür am anderen Ende des Saals öffnete sich und die Musik verstummte. Ruckartig blieben die tanzenden Paare stehen und wanden den Blick zur Tür.

Eryx verstand die Aufregung nicht ganz, aber der Gast war wohl aufgetaucht. Auch wenn er ihn nicht sehen konnte, dafür versperrten ihm einfach zu viele Menschen die Sicht. Erst als sich die Ersten verbeugten und Damen fast auf die Knie sanken, konnte er einen Blick auf den Neuankömmling werfen.

Caron neben ihm zog scharf die Luft ein und wurde leicht bleich. Dann verbeugte auch er sich hastig.

Nun für so einen Gast war diese Reaktion verständlich, aber doch etwas ungewöhnlich. Auch er kannte den Gast. Wenn auch nur von Bildern, doch wer hatte nicht schon von Ludwig XIV, dem Sonnenkönig gehört? Von wegen diese Familie verstand sich derzeit nicht mit dem König, die Streitigkeiten waren scheinbar beigelegt worden. Nun erklärten sich auch die ganzen Höflinge hier. Es war allen bewusst gewesen wer hier war, wenn sie es nicht von einem Familienmitglied erfahren hatte. Zumindest hatten sie darauf spekuliert. Klar, wenn der König auf keinem seiner Schlösser weilte und ein derzeit in Ungnade gefallener Duc einen Ball gab, da konnte nur etwas Besonderes dahinter stecken.

Eryx verbeugte sich ebenfalls, sonst wäre er nur aufgefallen und das wollte er nicht unbedingt.
 

Warum war das der Gast? Und warum hatten seine Brüder ihm das nicht gesagt? Wahrscheinlich weil sie ihn kannten. Das dieser Mensch der König dieses Landes war änderte nichts für ihn. Er war immer noch ein Mensch und ein Mensch konnte nie einen Werwolf beherrschen. Sie hatten ihre eigenen Herrscher, egal in welchem Land sie lebten. Er musste nur ihrem Rat gehorchen.

Das dieser Mensch ein König war, änderte auch nichts daran, das er einen Wolf getötet hatte. So etwas war für einen Menschen ein unverzeihliches Vergehen. Rache musste geübt werden, so etwas durfte nicht ungestraft bleiben.

Caron merkte, das Eryx ihn musternd anblickte. Er musste sich beherrschen und seine Wut verstecken. Zumindest solange bis sich eine Möglichkeit bot Rache zu üben.

Nun musste er nur noch auf den geeigneten Zeitpunkt warten, doch dieser würde sich sicher bieten. Schließlich konnte er ihn nicht mehr aus den Augen verlieren, da er nun wusste nach welchem Geruch er suchen musste.

Die Musik setzte wieder ein und die Menge richtete sich wieder auf. Alles wie zuvor, nur das sich nun die Aufmerksamkeit aller Damen auf einen Punkt konzentrierte. Ja, er war verheiratet, doch als Konkubine lebte man auch recht gut.

„Interessant. Das ist durchaus eine Überraschung. Der Sonnenkönig persönlich.“ Eryx lächelte leicht.

Das fand er scheinbar erheiternd, sollte er nur, so war er abgelenkt.

„Ich werde mich noch etwas umsehen.“ Bevor der Jüngere darauf etwas erwidern konnte, löste er sich schon wieder von seiner Seite und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Für das was er vorhatte, brauchte er keine Zeugen oder jemanden, der ihn davon abhielt. Derzeit vertraute er niemanden, der auch nur im entferntesten zu seiner Familie gehörte. Diese hatten ihn maßlos enttäuscht.
 

Eryx langweilte sich schrecklich. Nur mit Mühe schaffte er es ein Gähnen zu unterdrücken. Ein weiteres Weinglas fand den Weg in seine Hand. Das wievielte es war wusste er gar nicht mehr, schon vor einiger Zeit hatte er aufgehört zu zählen. Trotzdem war er kein bisschen betrunken, was für eine Schande, denn dann würde ihn diese Veranstaltung sicher nicht so einschläfern.

Sin und Horus schwirrten irgendwo im Saal herum und Caron hatte er vor einiger Zeit sowieso aus den Augen verloren. Mal tauchte er hier, mal dort auf. Mit ihnen wollte er scheinbar gar nichts mehr zu tun haben. Sollte ihm auch Recht sein.

Er sah wie der König in Begleitung einiger Damen und Herren den Saal Richtung Garten verließ. Darunter auch ihr Gastgeber, der sichtlich erfreut war. Entweder freute er sich so endlich wieder in der Gunst des Königs zu steigen oder er hatte eine neue Attraktion, die er ihm zeigen wollte. Es war zwar seltsam es bei Nacht zu machen, doch das waren eben Menschen. Alles musste sofort passieren.

„Eryx, weißt du wo Caron ist? Wir sollten langsam fahren.“ Sin war neben ihn getreten und sah sich suchend um.

„Meinetwegen gerne. Aber Caron ist mir schon vor einiger Zeit abhanden gekommen.“ Eryx schüttelte den Kopf. Sin war eigentlich der Einzige außer Caron, den er leiden konnte. Vielleicht lag es daran, das sie im gleichen Alter waren, doch das war nur eine Vermutung. Doch es war angenehm in seiner Nähe.

„Und wo ist der König?“

Diese Frage irritierte Eryx etwas, doch ja, man sollte sich zumindest vom Gastgeber verabschieden. „Er ist mit dem Duc und einigen Höflingen vor ein paar Sekunden in den Garten gegangen.“

Sin sah ihn erschrocken an. „Horus!“

Diesen Schrei konnte man nicht überhören, auch wenn ein Großteil von der Musik übertönt wurde.

Der Angesprochene sah auf und Sin deutete auf die offene Terrassentür. Die Umstehenden, die ihn erstaunt ansahen interessierten den Blondhaarigen nicht, als er selbst bereits in die Richtung unterwegs war.

Was war jetzt los? Einen Moment sah Eryx sich orientierungslos um, bevor er die Lippen zusammenpresste und den Beiden folgte. Er würde schon noch herausfinden was das alles sollte.

Auf dem Balkon sah er gerade noch wie sich Horus und Sin aufteilten. Eine breite, gerade Allee führte in den Garten und diesen benutzten auch der König und seine Begleiter. Doch Sin und Horus tauchten in das Gebüsch neben dem Weg ab, wo sie vor den Adligen verborgen wurden. Welcher Idiot ließ so einen Garten anlegen? Das schrie ja nur danach, das man in seinem eigenen Garten erdolcht werden wollte.

Sollte er nun Sin links oder Horus rechts folgen? Eryx entschied sich kurzerhand für Horus.
 

Da war er. Er roch ihn schon, bevor er ihn auch nur sah. Leider war er nicht alleine, nun ein par Unschuldige die eben mit ihm sterben würden. Im Krieg waren Opfer nicht vermeidbar und er befand sich auf einem persönlichen Kriegszug.

Caron knurrte leise. Noch wollte er sich nicht verwandeln, doch er konnte sich darauf vorbereiten. Er zog seine Jacke aus und öffnete sein Hemd. Der Rest würde sich von selbst erledigen, wenn er sich verwandelte.

Seine Augen stellten sich schon um, als er langsam die Verwandlung einleitete. Dabei achtete er genau auf sein Opfer. Was auch sein Fehler war.

Wie aus dem Nichts traf ihn eine Faust in die Seite. „Entschuldige, aber das ist notwenig.“

Horus Stimme hatte einen leisen und deswegen so eindringlich klingenden Tonfall. „Lass es Caron, du schadest damit nur dir selbst.“

„Er hat einen Wolf getötet. Ich fordere dafür nur Rache.“

„Das wird nichts bringen. Du schadest und tötest damit vielleicht nur deine Familie. Und selbst wenn nicht, glaubst du nicht das man erst Recht alle Wölfe in dieser Umgebung töten wird, wenn der König dieses Landes von einem Wolf getötet wird?“

Horus Argumente klangen durchaus einleuchtend, doch Caron wollte gerade nicht logisch denken. Er wollte Rache und sein Zorn suchte ein Ventil.

„Immer diese Probleme.“ Horus seufzte.

Ehe Caron seine Bemerkung richtig einordnen konnte, traf ihn Horus Faust in den Magen und er krümmte sich mit einem Stöhnen vor. Ein Fehler, denn das Nächste das er spürte war ein dumpfer Schlag in seinen Nacken, bevor ihn Dunkelheit umfing.

Blutsbande 13

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eryx sah verwundert auf seinen Onkel der am Boden lag. „Was hast du getan?“

Horus beachtete ihn nicht, sondern gab ein Geräusch von sich, das sich wie der Laut einer Eule anhörte. Dann nahm er einen Arm von Caron und legte ihn sich um die Schulter.

„Hilf mir mal.“

Eryx schnaubte, ergriff aber den anderen Arm des Rothaarigen und half Horus so, ihn wieder zum Haus zurückzubringen. Durch das Gebüsch war das eine zeitraubende Angelegenheit. „Was ist mit Sin?“

„Der ist schon vorgegangen.“ Horus war ziemlich kurz angebunden und zeigte auf eine Seitentür.

„Da durch.“

Klar mit einem Ohnmächtigen konnten sie nicht einfach so durch den Ballsaal gehen. Doch durch einen Dienstboteneingang? Das war doch unter aller Würde, doch etwas anderes blieb ihnen scheinbar nicht übrig. Nur der Weg um das Gebäude herum und das konnte lange dauern, dafür war Caron wirklich zu schwer.

Es ging ja auch gut, bis sie kurz vor dem Ausgang von der Hausherrin aufgehalten wurden.

„Oh ihr verlasst uns schon?“ Beatrices Stimme klang von hinten zu ihnen. Wahrscheinlich war sie gerade aus dem Ballsaal gekommen.

Horus drehte sich zu ihr um, was zur Folge hatte, das Carons gesamtes Gewicht plötzlich auf Eryx lastete.

Dieser keuchte unter der zusätzlichen Belastung. Man war der schwer.

„Ja leider Prinzessin. Dem Prinzen geht es nicht so gut. Wir bringen ihn heim.“

Sie sah besorgt auf Caron. „Wirklich? Dabei war zuvor noch alles okay. Wenn ihr wollt, dann lasse ich ihm ein Zimmer herrichten.“

Horus schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Vor allem glaube ich, das all eure Zimmer schon von euren Gästen belegt sind. Es ist ja nicht weit bis zu seinem Zuhause. Sein Bruder ist sogar schon mit der Kutsche vorgefahren. Also macht euch keine Sorgen.“

Er nahm noch ihre Mäntel, die ihnen ein Diner reichte und schulterte sich dann Caron wieder.

Zum Glück, der Mann war schwerer als es aussah oder er war einfach zu schwach. Doch diese Möglichkeit zog Eryx nicht einmal in Betracht.

Vor der Tür wartete wirklich schon ihre Kutsche und Sin öffnete die Tür von innen. Umständlich half er ihnen Caron ins Innere zu verfrachten.

Eryx stieg als Letzter ein und warf einen Blick zurück zur Tür. Dort stand Beatrice und sah sie nachdenklich an. So ganz hatten Horus Worte ihre Zweifel doch nicht beseitigt, aber nun drehte sie sich um und ging in die Halle zurück.

Geduldig wartete Eryx bis sich das Außentor hinter ihnen geschlossen hatte, bevor er sich zu seinen zwei Begleitern umwand. „Ich verlange eine Erklärung.“

„Wofür?“ Horus sah ihn unschuldig an und lächelte.

Der Weißhaarige sah ihn einen Moment fassungslos an. Wofür? Das fragte er wirklich? „Na dafür.“

Er deutete auf Caron, der noch immer bewusstlos an der Seitenwand der Kutsche lehnte.

„Wir haben nur getan, was getan werden musste. Caron war eine Bedrohung für uns.“

Wie konnte Sin das nur so ruhig sagen? Gut, er hatte keine Geschwister, doch er würde einen von ihnen sicher nie als Bedrohung abstempeln. Nicht so, das er gegen sie handeln würde. „Er ist dein Bruder.“

„Ich weiß.“ Sin verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Geste wirkte wie eine Verteidigung gegen ihn.

„Wie kannst du dann so etwas billigen und auch behaupte? Solltest du nicht auf seiner Seite sein?“ Eryx verstand seine Haltung nicht.

„Ich weiß ja nicht in welcher Welt meine Schwester dich aufgezogen hat, doch das Leben ist nicht leicht wie du es dir vorstellst. Er ist mein Bruder und ich bin auf seiner Seite, doch in dieser Situation war er eine Bedrohung für unsere Familie. Vielleicht laufen in Griechenland die Dinge ja anders, aber hier ist der König sehr wichtig. Selbst ein Werwolf kann nicht einfach den französischen König töten und genau das hatte Caron vor. Ich setzte meine Familie keiner Bedrohung aus.“

Horus legte eine Hand um Sins Schultern und zog ihn an sich. „Caron hätte mit seiner Rache nur einen Rachefeldzug gegen alle Wölfe, vielleicht sogar gegen seine Familie hervorgerufen. Das hätte er sicher nicht gewollt.“

Langsam begann das Puzzle sich zusammenzusetzen. Nun verstand er auch die vielen kleinen Gesten und Einzelheiten, die ihn zuvor misstrauisch gemacht hatten. „Ihr wusstet davon. Von Anfang an.“

„Es war der Grund warum wir mitgegangen sind, ja.“ Horus nickte um seine Worte noch zusätzlich zu bekräftigen.

„Henry hat uns darum gebeten.“ Sin dachte kurz nach und nickte dann ebenfalls.

„Ja, so kann man das auch nennen.“ Horus lächelte schwach und keuchte auf, als ihn Sins Ellbogen in die Seite traf.

„Und wie wollt ihr ihm das begreiflich machen?“ Eryx deutete auf Caron. Er verstand sie. Zwar fand er die Art, wie sie es geregelt hatten nicht gut, doch zumindest konnte er ihre Beweggründe nachvollziehen. Sie kümmerten sich nur um ihr Rudel, um jedes Mitglied ihres Rudels. So beschützten sie nämlich auch die Wölfe vor Vergeltungsschlägen.

„Das ist nicht unsere Aufgabe. Von nun an ist er Henrys Problem, es war sein Plan, deswegen muss er auch die Konsequenzen tragen.“ Sin lehnte seinen Kopf an Horus Schulter.

„Die Nacht war anstrengend. Bis wir wieder beim Anwesen sind, solltet ihr euch ausruhen. Wenn Caron aufwacht wird es sicher nicht so schnell wieder ruhig werden.“

Da hatte er sicher Recht, doch Eryx konnte nicht einfach die Augen schließen und schlafen. Schon alleine weil der Weg so schlecht war, doch er wollte Carons Aufwachen miterleben.

Doch das würde wohl noch etwas dauern. Eryx sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft.
 

Caron öffnete die Augen. Helles Sonnelicht blendete ihn im ersten Moment, so das er sie wieder schloss. Mit einem unwilligen Stöhnen öffnete er sie kurz darauf wieder und sah sich um. Er war in seinem Zimmer. Es waren die gleichen Möbel, die er schon seit Jahren sein eigen nannte. Aber was war nur passiert?

Caron setzte sich auf und spürte einen kurzen Schmerz in seinem Nacken. Ach ja, Horus hatte ihn geschlagen, völlig unverdient. Was er machen wollte, wäre sein gutes Recht gewesen.

„Wie geht es dir?“

Caron wand sich zur Stimme um. In der geöffneten Tür, zu der Kammer in der seine Kleider hingen, stand Arnaud. Über seinem Arm hingen ein Hemd und eine Hose, die er ihm zuwarf.

„Zieh dich an. Ich glaube wir haben etwas zu besprechen.“

„Also haben sie dich geschickt.“ Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Wenn er ehrlich war überraschte ihn das nicht einmal sonderlich. Es war klar, das sich Henry nicht seinem ersten Ansturm von Zorn entgegenstellen würde.

Arnaud nickte stumm.

Nun er war so gut wie keiner. Immerhin war er auch Schuld daran. „Und warum, hat es keiner für nötig befunden, mich darüber in Kenntnis zu setzen was wirklich passiert ist?“

„Weil du kurzerhand zum König geritten und ihn getötet hättest. Es war nicht geplant, das du es mitbekommst.“

Arnauds gelassene und ruhige Art, respektierte er normalerweise, doch heute reizte sie ihn. „Ich hätte nichts davon merken sollen? Also wolltet ihr mich darüber im Unklaren lassen? Ich dachte wir wären eine Familie, da sollte man sich vertrauen!“

„Wir vertrauen dir auch, doch du und die anderen Jüngeren müssen nicht alles wissen. Wenn wir ehrlich sind, dann interessiert es euch doch auch gar nicht. Eloy ist völlig damit zufrieden, wenn er sich seinen Vergnügungen hingeben kann, Clerissa braucht nur ein neues Kleinod und schon ist sie glücklich. Sin findet seine Zerstreuung bei Horus und du… dir reichen doch deine Wölfe. Keiner von euch zeigt Interesse an der Führung dieses Haushaltes, deswegen hast du nicht das Recht dich nun zu beschweren.“

Er war wütend. Auch wenn weder seine Stimme, noch seine Mimik sich verändert hatten, merkte Caron das. Und er hatte auch Recht. Zumindest er interessierte sich nicht für diese Sachen. „Trotzdem hättet ihr mich in dieser Sache einweihen müssen.“

„Warum Caron? Du warst ein Sicherheitsrisiko und das hast du auch ausreichend bewiesen, meinst du nicht?“

„Ein Sicherheitsrisiko?“ Caron wusste nicht ob er weinen oder lachen sollte. Seine Brüder hielten ihn für eine Gefahr für die Familie.

„Wer?“ Er musste einfach wissen, wer von seinen Brüdern ihn für eine Bedrohung, ein unsicheres Glied hielt.

„Henry und ich.“ Der Ältere seufzte, als er auf ihn hinuntersah.

„Du bist einfach unberechenbar, wenn es um deine Wölfe geht.“

„Es sind nicht nur meine Wölfe! Sie dienen uns allen.“ Es gäbe noch einiges zu diesem Thema zu sagen, doch um den Frieden nicht noch mehr anzuschlagen, hielt sich Caron zurück. Allerdings war es wahr was sein Bruder sagte. Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt, da auf dem Ball. Horus Einwände stimmten alle und doch hatte er sie nicht hören wollen.

Doch das alles änderte nichts daran, das sie ihm nicht vertrauten und nicht auf ihn bauten, wenn es Probleme gab. „Ich verstehe eure Gründe, doch ich kann euch nicht vergeben für das was ihr getan habt.“

Noch nicht, fügte er im Stillen hinzu. Ewig konnte er nicht auf seine Brüder wütend sein, das war ihm klar.

Arnaud nickte. „Ich verstehe.“

Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Kleidungsstücke. „Zieh dich trotzdem an, du willst doch sicher etwas essen. Die Köchin war bis jetzt wach und hat auf euch gewartet. Du solltest sie nicht enttäuschen. Und wer weiß, vielleicht willst du doch noch mit Henry sprechen.“

Er zuckte mit den Schultern und verließ den Raum.

Nein, das wollte er sicher nicht. Zwei Brüder innerhalb kürzester Zeit vertrug er nicht.

Sein Magen knurrte kurz, doch etwas zu essen war bestimmt nicht falsch.

Blutsbande 14

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein schönes neues Jahr.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eryx sah auf die Anwesenden beim Abendessen. Es wirkte alles so normal, auch wenn Caron fehlte. Aber das war wohl nur zu verständlich.

„Er will wohl nicht mit uns essen.“ Caprice sah zu dem leeren Stuhl und seufzte.

„Caron braucht Zeit, dann wird sich das wieder einrenken.“ Arnaud zwang sich zu einem schwachen Lächeln.

Glaubten sie das wirklich? Denn Eryx dachte nicht, das sich dieses Problem durch warten lösen ließ. Wäre er an Carons Stelle würde er sich auch nicht so einfach abspeisen lassen. „Was habt ihr ihm eigentlich gesagt?“

Das musste er wissen, bevor er irgendein Urteil über sie fällte.

Arnaud sah ihn herablassend an. „Ich wüsste nicht, was das dich angeht.“

So leicht würde sich Eryx nicht abwimmeln lassen. „Ich gehöre zu dieser Familie, wenn auch nicht zu diesem Kreis. Trotzdem versuche ich mich hier einzugliedern, was ihr mir verdammt schwer macht. Denn bis auf Caron hat niemand auch nur ernsthaft Kontakt mit mir gesucht.“

Das war gelogen und das hatte man auch ganz klar an seinem Verhalten bemerken können. Trotzdem sagte niemand etwas dagegen.

Clerissa schnaubte nur sehr unfein und wand sich wieder ihrem Essen zu.

„Habt ihr euch wenigstens bei ihm entschuldigt?“ Soviel gehörte sich zumindest. Es gab viel das eine einfache Entschuldigung wieder richten konnte. Gut, das hier zählte gewiss nicht dazu aber man es konnte sicher nicht schaden.

„Er kann uns nicht vergeben, das waren seine Worte.“ Arnaud erwiderte seinen Blick unerschrocken.

„Und jetzt wo du das weißt, lass es doch unsere Angelegenheit sein.“

Das war eine klare Warnung gewesen. Sie wollten seine Hilfe nicht oder besser seine Einmischung. Dann eben nicht, wenn er es auch nicht für sie tat, sondern für Caron.

Es war eigenartig. Seit wann setzte er sich so für Andere ein? Er hatte doch keine Vorteile davon, wenn sich die Familie wieder miteinander vertrug. Warum also nützte er nicht Arnauds Rüge und ließ alles auf sich beruhen? Es war die perfekte Gelegenheit. Allerdings sträubte sich irgendetwas in ihm dagegen.

Augenblicklich verging ihm der Appetit und er stand auf. „Ich bin fertig.“

Hastig verließ er den Raum, sogar Clerissas sicherlich gehässiges Kommentar bekam er nicht mehr mit.

Nein, es war sicher nicht so das ihm einer von ihnen etwas bedeutete. Immerhin waren das alles Fremde für ihn und keiner von ihnen interessierte sich für ihn. Außer Caron und für ihn machte er das doch. Eryx wusste wie wichtig Caron die Familie war und es war nicht gut, wenn sie sich so zerstritten.

Stöhnend lehnte er sich gegen die Wand. „Was ist nur los mit mir?“

Seine Stimme war leise und kaum zu hören. Eigentlich wusste er die Antwort schon. Er steigerte sich so in diese Sache hinein, weil er den Abstand nicht gewahrt hatte. Schon von Anfang an hatte er eine Linie zwischen sich und allen Anderen gezogen und dafür gesorgt, das diese sie nicht übertraten. Doch sein Onkel war einfach an diese Grenze getreten und hatte ohne sie zu übertreten sich mit ihm beschäftigt. So das er ohne es zu merken die Grenze selbst übertreten hatte. Aber das würde nun ein Ende haben. Diese Sache würde er noch in Ordnung bringen, da er nicht ganz so unschuldig an der Situation war, wie er es gerne hätte. Nur Dank ihm hatte Caron auf den Ball gehen können. Ohne sein Training hätte man ihm nicht soviel Aufmerksamkeit gewidmet und er wäre nicht hinter das Geheimnis seiner Brüder gekommen. Also musste er das regeln.

Sobald das erledigt war, würde er wieder den Abstand halten, den er von Anfang an hätte halten sollen.
 

Ein Klopfen ließ ihn aufhören. „Ja!“

Seine Stimme klang unfreundlich, da er nicht in der besten Stimmung war. Caron wollte auch gar nicht höflich sein. Den ganzen Tag hielt man ihn schon in diesem Raum fest. Zwar durfte er vor die Tür, dort endete sein Weg aber schon. Hier zeigte sich wem die Dienerschaft wirklich ergeben war und das war nicht er.

Das Geräusch einer sich öffnenden und schließenden Tür war zu hören.

Der Rothaarige machte sich nicht einmal die Mühe sich umzudrehen. Er spürte wer eingetreten war.

Ein leises Seufzen war zu hören. „Du machst es mir nicht leicht Caron.“

Warum sollte er? Immerhin war er so schändlich hintergangen worden. Es war nicht seine Aufgabe ihm sein Leben so leicht wie möglich zu machen. Dafür gab es genügend Andere.

„Verdammt Caron sieh mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede. So etwas gehört sich.“

Langsam sah er von seinem Buch auf und drehte sich in seinem Sessel. Mit einem gleichgültigen Blick sah er seinen Bruder an. „Es gibt viel was sich gehört Henry. Zum Beispiel gehört es sich seinen Geschwistern zu vertrauen.“

„Ich dachte Arnaud hätte dir unsere Gründe erklärt?“

Caron stand auf. „Das macht es aber nicht ungeschehen, noch verzeiht es irgendetwas Henry. Ihr habt mich hintergangen und das in voller Absicht. Ich bin nicht sauer auf Sin oder Horus, ja nicht einmal auf Arnaud. Nein, Henry ich bin sauer auf dich, denn du bist es hier, der die Fäden in der Hand hält. Alle richten sich nach deinen Anweisungen, deswegen trägst du auch die Schuld daran und nur du.“

Henry schwieg eine Weile. „Arnaud meinte, du hättest verstanden warum wir so gehandelt haben.“

Carons Faust knallte auf die Tischplatte. „Ja, aber darum geht es nicht Bruder. Es geht darum, wie ihr hinter meinen Rücken gegen mich gearbeitet habt. Wobei ihr das alle als ganz normal anseht.

Ich wusste ja, das ich für euch alle nur der Ersatz bin. Doch ich hatte keine Ahnung, das ich euch sowenig bedeute. Wahrscheinlich hat keiner von euch daran gedacht, wie ich mich fühle, wenn ich darauf komme. Nein, warte ihr habt ja nicht einmal geglaubt das ich eurem Geheimnis auf die Spur komme. So wenig Achtung habe nicht einmal ich verdient.“

Allein diese Erkenntnis ließ ihn traurig werden. Wenn man das alles zusammenrechnete, dann sah man ihn wohl als das schwächste Familienmitglied an. Vielleicht sollte er sich endlich von seiner Familie abnabeln. Dann hatten sie keine Probleme mehr und auch er würde sich nicht so elend fühlen. Abstand, das war es wohl was er nun brauchte.

„Caron das ist nicht wahr, das weißt du.“ Henry legte eine Hand auf seine Schulter.

Der Jüngere wand sich um und ging zum Fenster. Die Hand seines Bruders so abstreifend. „Weiß ich das Henry? Weiß ich das wirklich? Aber wie? Wie kann ich das wissen, wenn keiner von euch mit mir redet?“

„Jetzt wirst du ungerecht. Du tust so als wärst du ein Opfer, doch das bist du nicht. Wenn du schon Opfer und Täter Rollen austeilen willst, dann bist du vielleicht ein Opfer, doch du bist ebenso ein Täter. Du wirfst uns vor nichts mit dir zu reden, doch das machen wir.“

„Unwichtige Dinge! Dinge die man jedem erzählt!“

„Du willst Verantwortung? Dann übernimm auch welche. Wenn du unbedingt in die Familiengeschäfte miteinbezogen werden willst, dann kannst du das gerne haben.“

Sie waren beide wütend und das war keine gute Ausgangsbasis für ein klärendes Gespräch. „Lass mich bitte alleine.“

Henry schnaubte nur, verließ aber das Zimmer.

Nein, er wollte nicht in die Familiengeschäfte miteinbezogen werden. Doch er wollte alles wissen, was seine Wölfe betraf. Immerhin waren sie ihm anvertraut worden und bei ihnen übernahm er doch Verantwortung. Wie konnte man ihm dann vorwerfen, das er das nicht machte?

Wahrscheinlich war etwas Abstand wirklich das Beste. Vielleicht sollte er verreisen, so konnte er wieder einen klaren Kopf bekommen und über seine weiteren Schritte nachdenken. Denn er wollte sicher nicht sein ganzes Leben lang als Ersatz dienen, egal in welcher Hinsicht. Seine Brüder vertrauten ihm nicht, also musste er ein Werwolf werden, dem sie vertrauen konnten. Wenn er wollte, das sie sich änderten, dann musste auch er sich ändern. Etwas das sicher nicht gelang, wenn er hier blieb. So schwer es ihm auch fiel seinen Geburtsort und seine Familie zu verlassen.

Blutsbande 15

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er musste es tun. Denn einfach zu gehen ohne etwas zu sagen ging auch nicht. Immerhin war es seine Familie.

Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Sein Entschluss stand fest, doch nun da er Arnaud und Henry, sowie Lukas, seiner Mutter und Eryx gegenüberstand fiel es ihm so schwer. Wenigstens blieben ihm die restlichen drei Mitglieder erspart.

„Ich wollte euch nur von meinen Plänen in Kenntnis setzen. Aufgrund der letzten Ereignisse habe ich beschlossen für einige Zeit zu verreisen.“

Auf die überraschten Gesichter war er vorbereitet. Schwer würde erst werden, was danach kam.

Caprice, die ihn noch immer etwas verwundert ansah lächelte. „Das freut mich für dich mein Schatz. Wohin denn und wie lange?“

„Ich weiß es nicht Mutter. Weder weiß ich das Ziel oder wann ich zurückkomme.“ Der Zusatz ‚und ob’ hing ungesagt in der Luft.

„Aber wenn ich Vater treffe, werde ich ihn von dir grüßen lassen. Von euch allen natürlich auch.“

Das Lächeln war aus Caprices Gesicht verschwunden. „Aber warum denn so plötzlich?“

„Wie gesagt Mutter, es hängt mit den letzten Ereignissen zusammen.“

„Ist es wegen dem was wir getan haben?“ Arnaud sah ihn fragend an, obwohl er sich die Antwort gleich darauf selbst gab.

„Natürlich ist es deswegen.“

Caron nickte schwach. „Teilweise, ja. Aber es hat mir etwas klar gemacht. Solange ich hier bleibe wird sich nichts ändern. Weder ihr noch ich und das ist vonnöten, wenn wir weiter miteinander auskommen wollen. Für euch bin ich eine Selbstverständlichkeit. Bis jetzt hat es mich auch nicht gestört, doch wir haben gesehen, das es so nicht weitergehen kann. Ich glaube das ihr meine Meinung versteht.“

„Nein, ich will es nicht verstehen.“ Caprice stand von ihrem Sessel auf.

„Caron sag was dich stört und wir werden es aus der Welt schaffen.“

„Es ist nichts was man so einfach ändern könnte Mutter.“ Er ging zu ihr und umfasste ihre Hände mit den Seinen.

„Wenn das ginge würde ich nicht weggehen. Doch es ist eine Einstellung die sich ändern muss und zwar mir gegenüber. Ich will niemanden damit bestrafen, das musst du mir glauben doch es geht nicht anders. Hier kann ich nicht erwachsen werden.“

„Du bist doch erwachsen. Was bringt dich nur auf eine andere Idee?“ Seine Mutter wurde nun langsam verzweifelt.

„Mama.“ Dieses Kosewort hatte er schon lange nicht mehr benutzt.

„Bitte, mach es mir nicht so schwer. Es ist kein Abschied für immer, das verspreche ich dir. Ich weiß eben nur nicht, wann ich mein Ziel erreicht habe. Nimm es mir nicht übel und respektiere bitte meinen Wunsch.“ Er hob ihre Hände zu seinem Mund und küsste sie. Dabei sah er ihr in die Augen.

Sie seufzte und ließ die Hände sinken, die sie so Carons Griff entzog. „Natürlich werde ich deinen Wunsch respektieren Caron.“

„Danke.“ Er lächelte und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn.

„Ich werde in den nächsten Tagen abreisen.“ Mit diesen Worten wand er sich um und verließ den Raum. Das war ja einigermaßen gut verlaufen. Keine Tränen und keine lauten Stimmen. Alles in allem ein ruhiges und gesittetes Gespräch und auch er hatte sehr gefasst geklungen. Natürlich war es hilfreich gewesen, das sich keiner der anderen Anwesenden eingemischt hatte.

Caron ging auf sein Zimmer zurück und ließ sich auf sein Bett fallen. Allerdings war das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen. Dafür kannte er seine Mutter zu gut.
 

Er wollte weggehen? Aber warum? So konnte er seine Schuld doch nie zurückzahlen. Was sollte er hier ohne ihn machen, jeder hier hasste ihn doch.

So in seine Grübeleien versunken, nahm Eryx die Anderen erst wieder wahr, als Caprice ihre Stimme erhob.

„Ihr! Ich weiß nicht was ihr angestellt habt, doch das werdet ihr wieder in Ordnung bringen. Sorgt gefälligst dafür das er hier bleibt.“

Also so respektierte sie den Wunsch ihres Sohnes? Gut zu wissen. Allerdings stand er in dieser Angelegenheit ganz auf ihrer Seite. Caron sollte hier bleiben.

„Mutter, du weißt das das keinen Sinn hat.“

„Erzähl mir hier nichts von Sinn Arnaud. Ich habe einen Mann der in der Welt herumreist, ich will nicht das ein Zweiter seinem Beispiel folgt.“

Eryx entschied, das es wohl an der Zeit war diesen Ort zu verlassen und ging geräuschlos aus dem Zimmer. Er musste noch mit jemanden reden.

Zum Glück wusste er schon wo Carons Zimmer lag, das hatte er in den letzten Tagen Recht oft besucht. So stand er bald vor der Tür. Ohne zu Klopfen trat er ein, immerhin hatte er keine Lust eine abweisende Antwort zu hören.

Caron konnte er nicht entdecken, zumindest nicht so wie er ihn gewohnt war. Dafür lag ein großer, brauner Wolf auf dem Bett.

‚Ich habe nicht herein gesagt.’

‚Ist schon okay. Ich habe auch nicht geklopft.’ Eryx machte eine gönnerhafte Handbewegung. So als würde er ihm einen Fehler vergeben.

Er schloss die Tür hinter sich und ging zu dem Bett. „Warum diese Gestalt?“

‚Ich fühle mich wohl in ihr und so muss ich nicht soviel nachdenken.’

War das jetzt gut oder schlecht für ihn?

Der Weißhaarige beschloss sich darüber keine allzu großen Gedanken zu machen und setzte sich einfach aufs Bett. Obwohl er sich eher darauf legte und seinen Kopf auf den Bauch des Wolfes platzierte.

Der Ältere ließ es jedoch widerstandslos geschehen. Sein Kopf legte sich wieder auf seine Pfoten und er sah zum Kopfende des Bettes.

„Deine Mutter macht gerade deinen Brüdern die Hölle heiß.“ Eryx lächelte bei diesen Worten. Vor ihren Müttern kuschten wohl alle Kinder egal welchen Alters.

‚Das war anzunehmen. So etwas macht sie immer.’

„Willst du wirklich weggehen?“ Bei diesen Worten drehte er den Kopf so, das er den Kopf des Wolfes sehen konnte. Eryx Hand streichelte über das Fell des Halses.

‚Ja, meine Worten waren ernst gemeint jedes einzelne von ihnen.’

Weil er erwachsen werden musste. Nun das musste jedes Kind einmal das stand außer Frage, doch das es gleich auf so drastische Weise passieren musste? Sich vollständig vom Elternhaus abnabeln? Obwohl hatte seine Mutter nicht das Gleiche mit ihm gemacht? Caron tat es eben nur aus eigenem Antrieb.

„Was willst du ihnen beweisen? Oder besser wie willst du dich ihnen gegenüber beweisen?“ Darauf zielte es doch ab oder? Um die Meinung seiner Brüder zu ändern musste er etwas vorweisen können, das ihnen zeigte das all ihre Meinungen über ihn falsch waren.

‚Ich muss nichts beweisen. Mir reicht es schon, wenn ich mich ändere. Vom Charakter her.’ Carons Stimme klang amüsiert.

„Eine charakterliche Veränderung?“ Was sollte die schon groß bewirken?

„Warum du? Müssten sich dann nicht eher die Anderen ändern?“ Es ging doch alles von ihnen aus, warum musste dann Caron sich verändern?

‚Wenn ich mich ändere, dann ändern sich auch die Anderen. Wie kann ich von ihnen etwas erwarten, das ich nicht selbst bereit bin zu machen?’

Das klang einleuchtend, doch brachte es ihm seinem Ziel keinen Schritt näher. Eryx wollte ja immerhin das er hier blieb.

„Kannst du nicht hier bleiben?“ In seiner Stimme konnte man die leise Hoffnung hören, die er in diese Frage setzte.

‚Warum?’ Caron wand den Kopf, so das er ihn ansehen konnte.

Nun den wahren Grund wollte er nicht sagen, dafür schämte er sich zu sehr. „Weil ich dich in diesen Schlamassel gebracht habe und ihn nun wieder gutmachen muss. Das geht nicht wenn du nicht da bist.“

‚Ach so.’ Caron legte seinen Kopf wieder auf seine Pfoten. Seine Stimme klang nicht sehr begeistert.

„Na okay. Ich will einfach nicht das du gehst, weil ich dich mag. Bei dir fühle ich mich wohl und geborgen. Und du bist der Einzige, der hier nett zu mir ist. Deswegen will ich nicht das du gehst.“

‚Das hört sich schon etwas besser an.’ Caron drehte den Kopf zu Eryx.

‚Ich mag dich auch Eryx, schon alleine weil du nicht das verzogene Bürschchen bist, für das dich alle halten. Du bist intelligent und wenn du willst sogar liebenswert. Vor allem hat es mir imponiert, das du mir so bereitwillig bei der Sache mit dem Wolf geholfen hast.’

Dieses Kompliment schmeichelte Eryx, vor allem weil es das Erste war, das auch ehrlich gemeint war. Doch es war auch klar, das er eine Erwiderung auf seine letzte Bemerkung erwartete. „Das hab ich nur gemacht, weil du es warst, der Hilfe brauchte.“

‚Das freut mich.’ Er stupste ihn leicht mit der Schnauze an.

„Leck mich bloß nicht ab.“ Abwehrend hob Eryx eine Hand.

‚Weil sonst…’ Caron ließ den Satz unbeendet und schleckte ihm einfach über die Hand.

„Blöder Hund.“ Lächelnd schlug er ihm auf die Schnauze.

‚Na warte.’ Der Wolf war schnell auf den Beinen und stand über Eryx. Doch da seine Stimme belustigt geklungen hatte, machte sich Eryx keine Sorgen. Nur die Zunge, die über seine erhobenen Hände leckte störte ihn etwas. Trotzdem konnte er ein Lachen nicht unterdrücken.

„Ähm. Ich glaube wir kommen wieder, wenn du ihn gefressen hast.“

Die neue Stimme von der Tür aus, ließ Eryx zusammenfahren. Hastig drehte er sich zur Tür.

Dort standen Arnaud und Henry. An ihren Gesichtern konnte man deutlich erkennen, das sie diese Szene verwunderte.

Das hatte ihm ja gerade noch gefehlt.

Blutsbande 16

Titel: Wolfsherzen/ Blutsbande

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

‚Was ist los?’ Caron ließ von Eryx ab und setzte sich auf das Bett.

„Nun zuerst einmal, was machst du hier? Du weißt das diese Gestalt nur ungern im Haus gesehen wird.“ Henry schloss hastig die Tür hinter sich.

‚Ich war schon oft genug in dieser Gestalt in meinem Zimmer. Bis jetzt habt ihr es nur nicht mitbekommen.’ Seit er beschlossen hatte dieses Haus zu verlassen, schienen alle Dinge auf einmal viel einfacher zu sein.

„Egal.“ Arnaud machte eine Handbewegung die bedeutete, das dieses Thema beendet war.

„Deswegen sind wir nicht hier Henry.“

Eryx setzte sich auf und sah fragend zu Caron.

Nein, er würde ihn nicht hinausschicken, wie er vielleicht dachte und er glaubte auch nicht, das er sich aus dem Zimmer hinauskomplimentieren ließ. ‚Mutter hat euch geschickt nicht? Macht euch keine Mühe mein Entschluss steht fest.’

Arnaud setzte sich auf einen Sessel. „Das wird Mutter nicht gefallen.“

„Sie wird sich damit abfinden.“

Da musste Caron Henry Recht geben. Zwar würde sie weinen und vielleicht auch wüten, doch am Ende würde sie seine Wünsche respektieren. Das hatte sie bis jetzt immer. Alles war besser, als wie Clerissa oder Michelle einfach bei Nacht und Nebel zu verschwinden und das wusste sie. Bei ihm wusste sie wenigstens von Anfang an was los war.

„Was ich wissen will ist, ist es wirklich nur wegen diesem Vorfall?“

Wenn Caron seufzen könnte, würde er es wahrscheinlich machen. ‚Nein Henry es ist aus den Gründen, die ich bereits genannt habe. Ich brauche Abstand zu euch, damit ihr erkennt wozu ich fähig bin. Doch ihr braucht euch keine Sorgen machen ich bin nicht die Art Wolf, die sich unbedacht in irgendwelche Abenteuer stürzt. Weder werde ich mich mit Bären anlegen so wie du Henry, noch werde ich mich Piraten anschließen, so wie Kobe. Ich will mich nur etwas verändern, reifer werden. Denn dafür haltet ihr mich ja anscheinend nicht.’

„Wer hat dir denn das eingeredet?“ Arnaud sah ihn fragend an und dann zu Henry.

„Verstehe. Nein, Caron wir halten dich durchaus für reif oder erwachsen, welcher Ausdruck dir auch besser gefällt. Du übernimmst immerhin eine Menge Verantwortung. Vater hat dir die Wölfe anvertraut und du kümmerst dich fabelhaft um sie. Vielleicht sogar etwas zuviel als gut für dich ist.“

„Versteh doch was ich zu dir gesagt habe, das habe ich im Zorn gesagt. Es ist nicht so das ich dich als gefährlich ansehe oder nicht denke das du keine Verantwortung übernehmen willst.“ Henry seufzte.

„Es war einfach gedankenlos was ich gesagt habe und es tut mir leid.“

‚Aber du hattest Recht, wenn auch unbewusst. Ihr alle seht das in mir. Ich bin gefährlich, nicht vertrauenswürdig, unreif das sind die Worte, die ich in den letzten Tagen von euch gehört habe. Wofür ihr euch jetzt entschuldigt ist nur eure eigene, wahre Meinung. Das habe ich nun bemerkt. Solange ihr so von mir denkt, kann ich nicht hier bleiben.’ Der Wolf schüttelte den Kopf.

‚Selbst wenn ihr jetzt auf die Knie fallen würdet und mir schwören würdet eure Einstellung zu ändern, es würde nichts an meiner Meinung ändern. Ich werde verreisen und mich ändern, das verspreche ich euch. Dann werdet vielleicht auch ihr mich mit anderen Augen sehen.’

„Das klingt doch sehr vernünftig, findest du nicht Henry?“ Arnaud sah lächelnd zum Ältesten auf.

Dieser nickte nur. „Ungewohnt, aber durchaus vernünftig ja. Bei solchen Argumenten kann man schwer etwas dagegen sagen.“

Caron stand auf und sprang vom Bett hinunter. So konnte er sie nicht gehen lassen. Es war noch immer eine betrübte Stimmung in diesem Zimmer. Er war noch immer von ihrem Verrat getroffen, doch das hieß nicht, das er sie nicht mehr liebte. Sie waren seine Brüder und daran würde sich nie etwas ändern. ‚Wir wissen alle, das es kein Abschied für immer ist, sondern nur auf Zeit. Deswegen sollten wir uns nicht so verhalten als würden wir uns nie wieder sehen.’

„Da hast du Recht.“ Henry lächelte und ging zu dem Wolf. Vor ihm kniete er sich hin und legte seine Arme um dessen Hals.

„Es tut mir leid Caron. Ich hatte Unrecht du bist keineswegs ein Risikofaktor. Schon gar nicht für uns.“

„Vielleicht etwas zu temperamentvoll, doch dieses Problem hat jedes Mitglied dieser Familie.“ Arnaud stand auf und strich dem Wolf über den Kopf.

„Ich werde warten bis du von deiner Reise zurückkommst.“ Damit ging er zur Tür und öffnete sie. Wartend sah er auf seinen älteren Bruder.

„Natürlich, ich auch.“ Henry löste sich von ihm und stand auf. Lächelnd ging er an Arnaud vorbei auf den Gang.

Dieser schloss die Tür hinter sich.

Auch wenn er noch nicht weg war, seine Brüder vermisste er jetzt schon und dabei war er noch immer in seinem Heim. Das würde sicher eine schwere Reise werden, doch um sich zu ändern war es unumgänglich.
 

„Also wirst du weggehen?“ Eryx sah betrübt auf den Boden. Nach dieser Abschiedsszene blieb Caron ja gar nichts anderes mehr übrig.

‚Diese Entscheidung steht schon seit gestern fest. Nichts hätte es ändern können.’

„Warum hab ich mir dann eigentlich die Mühe gemacht?“ Wütend sah Eryx den Wolf an. Immerhin hatte er ihm Dinge erzählt, die er ihm unter normalen Umständen nie anvertraut hätte. Alles nur weil ihm Caron Hoffnungen gemacht hatte, das er es sich doch noch anders überlegen konnte. Plötzlich kam er sich so verraten vor.

‚Ich habe nie gesagt, das ich nicht weggehe.’

„Aber du hast diese Möglichkeit eingeräumt mit deinen Worten. Ich will nicht hier bleiben, wenn du gehst. Hier kann mich doch kein Mensch leiden.“ Daran war er selbst Schuld und das wusste er, doch im Moment verschwendete er keinen Gedanken daran.

„Und ich mag auch keinen hier.“

‚Nun das könnte durchaus ein Problem werden.’ Der Wolf legte den Kopf schief und schwieg. Nach einigen Minuten erhob er sich und kam wieder zu dem Bett. Seine Vorderpfoten legte er auf die Matratze und sah Eryx musternd an.

‚Was ist, wenn du einfach mit mir mitkommst?’

Überrascht sah Eryx den Wolf an. Auf seine Reise? Aber das ging nicht. Seine Mutter erwartete, das er bei ihrer Rückkehr hier war. Und sosehr es ihm auch widerstrebte sich nach ihrem Willen zu richten, allzu viele Probleme wollte er ihr nicht machen. Außerdem wollte Caron doch alleine sein um sich weiterzuentwickeln. Da störte er doch nur. „Geht das denn?“

‚Nun ja, es könnte Probleme mit deiner Mutter geben, doch im Großen und Ganzen ist sie selbst dran Schuld. Schließlich hat sie dich meiner Obhut übergeben. Allerdings bin ich für sie nur ein Ersatz und da kann durchaus einiges schief gehen. Und was wäre ich für ein Lehrer, wenn ich meinen Schüler alleine lassen würde?’

Soviel Hinterhältigkeit hatte er Caron gar nicht zugetraut, er schaffte es durchaus immer wieder ihn zu überraschen. Doch diese Möglichkeit alleine machte ihn glücklich, so kam er hier weg und das in der besten Gesellschaft, die er sich vorstellen konnte. Wenn er so zurückdachte, konnte sich Eryx an kein Wesen erinnern, in dessen Gesellschaft er sich so wohl gefühlt hatte, wie ihn der seines Onkels.

Ach, wen interessierte schon seine Mutter? Sie hatte ihn hier zurückgelassen, wenn sie sich nicht wie eine Mutter verhielt, musste er sich nicht wie ein Sohn verhalten. „Ich kann nicht für unbestimmte Zeit verschwinden.“

‚Dann sollten wir es auf vier Monate begrenzen. So ist auch meine Mutter zufrieden.’

„Also bin ich dir im Weg.“ Wegen ihm musste er seine Reise immerhin zeitlich begrenzen.

‚Nein, das bist du nicht. Auch wenn ich so wirke ich mache kein Angebot, wenn es Nachteile für mich bringt.’ Er stupste ihn mit der Schnauze an und rieb seinen Kopf an dessen Hals.

Eryx lächelte und schmiegte sich mit dem Kopf an das Fell des Wolfes. „So, so ein ganz gerissener Wolf also.“

‚Was denn sonst?’ Carons Stimme hatte einen amüsierten Unterton.

„Ich komme gerne mit dir auf deine Reise.“ Eryx lächelte glücklich. Nein, Liebe konnte man das nicht nennen, aber er war bereit sich auf diesen großen, weltfremden Wolf einzulassen. Das war mehr als er bis jetzt bei irgendjemanden zugelassen hatte und wer wusste schon was sich daraus noch entwickeln würde?
 

Hier verlassen wir Caron und Eryx und wenden uns einem anderen Sohn zu.

Wie wir ja schon erfahren haben, ist Eloy auf dem Hof der Vampire. Wer allerdings glaubt, das er sich dort tadellos verhält, der irrt sich. Nein, er bringt seine Familie sogar in ganz große Schwierigkeiten. Wie? Das erfährt man im nächsten Kapitel, Wolfsherzen/Blutbiss.
 

So und da wir vor dem letzten offiziellen Teil von Wolfsherzen stehen und es kurz vor Jahreswechsel ist, starte ich eine kleine Umfrage. Ich würde gerne wissen, welches der bisherigen Pärchen euch am Besten gefallen hat.

Blutbiss 1

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall.
 

Eloy gähnte gelangweilt. Er hatte sich ja auf Langeweile eingestellt, doch hätte er nie gedacht, das es solche Ausmaße erreichen würde. Hier war man ja eingesperrt. Um einen herum nur Vampire, Werwesen und auch vereinzelt Menschen. Und mit keinen konnte man sich amüsieren. Die Menschen waren verboten, die anderen Werwesen kannte er schon zum Großteil und die Vampire…, nun so verzweifelt war er noch nicht. Mit so einem Blutsauger würde er sich bestimmt nichts anfangen. Diese waren zwar schön und geheimnisvoll, doch sie wollten nichts mit den Werwesen zu tun haben und umgekehrt verhielt es sich genauso. Wer wollte schon mit einem Toten schlafen? Das war ja fast so wie Leichenschändung.

Mit einem Ohr hörte er der Gruppe von männlichen Werwesen, die sich um ihn drängten, zu. Es war für ihn noch nie schwer gewesen Anschluss zu finden und so war es auch hier. Schon nach den ersten paar Tagen hier am Hof der Vampire, war er schon in der Gruppe der Werwesen aufgenommen. Immerhin teilten sie alle das gleiche Schicksal. Niemand war freiwillig hier sondern von ihren Familien hergeschickt worden. Sei es als Geisel, als Diplomat oder einfach weil die Familie sich nicht mehr mit dem aufsässigen Nachkommen herumschlagen wollte.

Seines war die dritte Möglichkeit, doch hatte man ihm erklärt seine Aufgabe wäre eine diplomatische. Ja, als ob er schon mit einem Vampir geredet hätte seit er hier war. Es wunderte ihn sowieso, das die Vampire sich dafür hergaben auf die unartigen Sprösslinge der Werwesen aufzupassen. Doch ihm war es ja egal was sie machten oder nicht, solange er seine Ruhe hatte.

Sein Blick schweifte über die Leute, die hier ein und ausgingen. Es waren eine Menge, aber wenn man bedachte wer hier lebte, war das auch kein Wunder. Es war nur erstaunlich wie viele davon lebten. Vielleicht mordeten die Vampire doch nicht so wahllos wie man es ihnen nachsagte. Doch das waren ihre Feinde, also warum sollte er besser über sie denken als diese über ihn.

Wenn sie glaubten er bekam die angewiderten Blicke von ihnen nicht mit, dann irrten sie sich. So als sähen sie ein widerwärtiges Insekt. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sich Eloy damit hatte abfinden können. Es lag nicht an ihm, das sie ihn so ansahen. Die Vampire waren eben alle unterbelichtet, da musste man schon Nachsicht mit ihnen haben.

Plötzlich fiel sein Blick auf die gegenüberliegende Seite des Raumes. Dort befand sich ebenfalls ein Gang, wie der auf dem sie gerade standen. Eine Gruppe Vampire war dort aufgetaucht und steuerte die Treppe an, die in den Saal unter ihnen führte

Doch Eloys Interesse wurde nur von Einem von ihnen geweckt. Er war von den Anderen regelrecht eingekreist und jeder schien seine Aufmerksamkeit zu wollen.

Eloy sah ihn nur von der Seite, doch was er sah gefiel ihm. Der Vampir hatte schwarze Haare und wie alle anderen Blutsauger ein makelloses Äußeres. Doch wie gesagt, das hatten alle Vampire, da musste er sich nur einmal im Raum umsehen. Nein, von diesem Jungen ging eine Aura aus, die es Anderen unmöglich machte ihn zu ignorieren. Seine Haltung drückte pure Arroganz aus. Irgendwie war er ihm ähnlich. Sie beide bekamen was sie wollten und zeigten das auch. Gelassen und mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck ertrug der Vampir das bestimmt belanglose Geplapper seiner Begleiter.

Eloy warf einen Blick auf seine eigenen Begleiter und seufzte. Wie gut er ihn verstand.

Er nahm einen seiner Begleiter am Arm und deutete auf die Gruppe der Vampire. „Wer sind die?“

Der Werwolf sah ihn verwirrt an. „Vampire, wieso?“

Eloy unterdrückte die Geste sich mit der Hand genervt übers Gesicht zu fahren. Wie sollte man nur soviel Dummheit ertragen?

„Ah ich weiß es.“ Ein anderer Werwolf beugte sich zu ihnen.

„Zwar kann ich nicht mit Namen dienen, doch das sind alles hochadlige Vampire. Kinder irgendwelcher Adliger, die in der Gunst des Herrschers stehen. Ein paar von ihnen sollen sogar die Spielgefährten des Vampirprinzen gewesen sein.“

„Als ob der einen Sohn hat. Das ist doch eine Lüge, sonst hätte man ihn schon einmal gesehen.“ Eloys erster Gesprächspartner winkte gelangweilt ab.

Ach so hochadlig, das erklärte natürlich einiges. Vor allem ihre Haltung und die Art wie alle Anderen etwas vor ihnen zurückwichen und Platz machten.

Der kleine Streit, der sich hinter ihm entwickelte interessierte ihn gar nicht.

„Natürlich existiert er, du dämlicher Köter.“ Damit trat der zweite Sprecher dem Anderen gegen das Schienbein.

Getroffen jaulte dieser auf.

Eloy schüttelte genervt den Kopf. Es waren die Söhne von Grafen und Baronen, alles niedere Adlige, er sollte Nachsicht mit ihnen haben. Doch es war schwer sich in einer solchen Gruppe zu distanzieren. Kein Wunder, das ihn die Vampire mit ihnen in einen Topf warfen. Das war erniedrigend.

Als er seinen Kopf wieder hob, blickte er in zwei türkisfarbene Augen. Die Vampire hatten inzwischen schon die Treppe erreicht und waren auf dem Weg nach unten, doch der Schwarzhaarige sah zu ihnen auf. Wahrscheinlich wegen dem Aufschrei seines Begleiters.

Eloy war der Grund auch eigentlich egal, ihn faszinierten diese Augen einfach. Selbst der angewiderte Ausdruck, der darin lag konnte ihn nicht abschrecken.

Der Vampir wand seinen Kopf brüsk wieder ab und folgte dem Verlauf der Treppe.

Auf Eloys Lippen legte sich ein Lächeln. Ein adliger Vampir also? Nun warum nicht. Fest stand nur eines. Er wollte ihn haben und das um jeden Preis.
 

Mika unterdrückte ein gelangweiltes Seufzen. Jeden Tag das gleiche belanglose Gerede. Klatsch, Tratsch und Intrigen, es war so ermüdend, ebenso wie der Enthusiasmus mit dem seine so genannten Freunde davon erzählten. Sie machten sich doch sowieso nur die Mühe um seine Gunst zu erringen.

Ein plötzliches Jaulen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sein Blick richtete sich auf den Auslöser des Geräusches. Es war ein junger braunhaariger Junge, eindeutig ein Werwolf. Sein Gestank reichte bis hierhin.

Zwei seiner Freunde folgten seinem Blick. „Diese verdammten Köter. Führen sich so auf als wäre das ihr Revier.“

Mika wollte dem gerade etwas entgegnen, als sein Blick den eines anderen Werwolfes traf. Rehbraune, sanfte Augen blickten in seine und trotz allem konnte man einen unnachgiebigen Geist dahinter erkennen. Angewidert wand er den Kopf wieder ab.

Eine blondhaarige Vampirdame rümpfte die Nase. „Ich weiß gar nicht, warum der Herrscher diesen Biestern erlaubt hier zu bleiben.“

Den Blick seiner türkisen Augen auf die Vampirin richtend musterte Mika sie kalt. „Habt ihr etwa etwas gegen die Entscheidungen unseres Herrschers?“

Die Frau wurde noch bleicher und wurde sichtlich nervös. „Nein, natürlich nicht. Ent.. entschuldigt mich bitte.“

Sie drehte sich um und verschwand eilig.

Einer seiner Begleiter lachte amüsiert. „Du hättest sie nicht so verschrecken brauchen Mika.“

„Sie sollte sich klar machen welchen Platz sie hier bekleidet. Sie ist wie wir ein Untertan unseres Herrschers. Deswegen sollte sie keine Reden schwingen, die weit über ihren Stand sind.“ Es gab nur sehr wenige, die den Herrscher kritisieren durften und sie gehörte eindeutig nicht dazu. Mika war sehr eigen wenn es darum ging den Herrscher zu beurteilen, da er ihm loyal gegenüberstand.

„Aber du kritisierst ihn doch auch ständig.“

Mika warf dem Sprecher einen vielsagenden Blick zu.

Dieser hob anwehrend die Hände. „Okay, schon verstanden.“

Klar er verbesserte ihn, doch nur um seinem Ärger Luft zu machen. Außerdem hatte er den gesellschaftlichen Stand um sich das zu erlauben. Man sollte das immer zuerst bedenken, bevor man seinen Mund aufmachte. Vor allem hier wo die Wände buchstäblich Ohren hatten.

Die Gespräche der Anderen wanden sich nun wieder den alltäglichen Dingen zu und Mika unterdrückte abermals ein Seufzen. Musste er sich das wirklich antun? Laut seinem Vater ja. Beziehungen waren alles, doch diese Schleimerei und herumhofieren langweilte ihn einfach nur. Sein Leben hatte einfach keine Abwechslung mehr. Wenn das der Sinn seines Daseins war, dann legte er sich lieber ein paar tausend Jahre aufs Ohr. Vielleicht hatte er Glück und seine jetzigen Begleiter waren dann schon tot.

Doch bis er sich dazu durchringen konnte, musste er sie wohl oder übel noch ertragen.
 

Und auch hier sind wieder einige Namenerklärungen angebracht.
 

Eloy- wählen

Mika- Wer ist wie Gott?

Jamie – Umstürzler

Blutbiss 2

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Irgendwie war es schwerer an den Vampir heranzukommen als Eloy gedacht hatte. Bis jetzt war ihm nie aufgefallen, wie isoliert sie voneinander waren. Scheinbar dienten die Wachen nicht nur zur Zierde, sondern hatten tatsächlich einen Zweck und zwar sie von bestimmten Bereichen fernzuhalten. So erfuhr er ja nie etwas über diesen Vampir. Seine so genannten Freunde waren ihm dabei auch keine Hilfe. Ihnen waren die Vampire egal, solange sie sich nicht in ihre Belange einmischten. Einen wirklichen Vorwurf konnte er ihnen daraus aber auch nicht machen, bei ihm verhielt es sich ja nicht anders, bis vor einigen Tagen.

Eloy wusste genau, das man eine Beute erst dann erlegen konnte, wenn man sie studiert hatte und genau das erwies sich als außerordentlich schwierig. Ob er wollte oder nicht, er musste sich Hilfe von anderer Stelle suchen. Obwohl nein, er wollte nicht.

Der Blondhaarige stockte im Schritt und wand sich hastig um. Das würde er schon alleine schaffen, immerhin war er Eloy und er hatte bis jetzt auch nie Hilfe gebraucht um seine Beute zu erlegen. Andererseits jetzt war er schon so weit vorgedrungen, das es wie Feigheit aussah, wenn er nun umkehrte.

Seine Schritte verlangsamten sich abermals. Was sollte er nur machen? Er wollte seine Hilfe nicht, andererseits brauchte er sie. Wenn er das auch nur ungern zugab. Es hatte einen Grund, warum er sich bist jetzt von ihm ferngehalten hatte.

„Sieh an, sieh an, wer verirrt sich denn hier in mein Revier. Eloy, wenn ich mich nicht irre.“

Eloy schloss die Augen, bei dieser Stimme, die einen wirklich samtigen Klang hatte. Und auch wenn sie durchaus einschmeichelnd war, wollte er sie gar nicht hören.

Die Augen wieder öffnend, wand er sich um. Seinen Gegner sollte man im Auge haben. „Jamie, ich wollte gerade zu dir.“ Er zwang sich zu einem Lächeln.

In den grauen Augen des Anderen blitzte es amüsiert auf. „Nun, dann gehst du aber in die falsche Richtung mein Lieber.“

Lieber? Jetzt ging er aber zu weit, so nahe standen sie sich nicht. Eigentlich sogar das Gegenteil, Jamie war sein Rivale. Auch wenn dieser das zu seinem Leidwesen nicht ernst zu nehmen schien. Nein, es ließ den Gleichaltrigen sogar kalt. Schon an seinem ersten Tag hatte Eloy ihn kennen gelernt und schon da hatte er erkannt, das Jamie ihm gefährlich werden konnte. Er war wie er. Auch Jamie war von seinen Eltern hierher geschickt worden, doch nicht weil er das schwarze Schaf war, sondern weil seine Eltern ihn für zu gefährlich hielten. Zu Recht, wie man hier merkte. Die Werwölfe mieden ihn, dafür mochten ihn die Vampire. So nach dem Motto, der Feind meines Feindes ist mein Freund oder auch umgekehrt. Weshalb, das war allen ein Rätsel. Böse Zungen behaupteten, das er sich den Vampiren untergeordnet hatte, doch das stimmte nicht. Wie sie alle kuschte er vor den hohen Vampiren, doch die Niederen hatten mehr Respekt vor ihm als ihm zustand.

Jamie öffnete eine Tür und ging in seine Gemächer.

Eloy folgte ihm. Wie bei ihnen allen bestand es aus einem Schlafraum und einem weiterem Zimmer, sowie einer Kammer für den Diener, der bei ihrem Stand schon zum Gepäck dazugehörte.

Auf die Bemerkung zuvor schwieg er. „Lassen wir die Höflichkeiten einfach beiseite, sie sind sowieso falsch und das wissen wir beide. Wir können uns nicht leiden, trotzdem brauche ich etwas von dir.“

„Oh, das nenne ich einmal ehrlich.“ Jamie, wand ihm den Rücken zu und zog sich die Jacke aus, die er seinem Diener reichte. Danach schickte er ihn aus dem Zimmer.

Eloy konnte nicht umhin Jamie eine gewisse Attraktivität zuzusprechen. Seine Haare waren blond, wieder etwas das er mit ihm gleich hatte, doch hatten sie nicht eine so intensive Farbe wie bei ihm. Nein Jamies, waren eher weißblond, so wie die seiner jüngsten Geschwister.

Eloy spürte einen leichten Stich in seiner Brust, als er an seine Geschwister dachte, denn wenn er an einen von ihnen dachte, schloss das seine gesamte Familie mit ein. Die Familie, die ihn fortgeschickt hatte. Da machte man einmal einen Fehler und dann das. Nein, er wollte nicht an seine Familie denken.

Stattdessen betrachtete er sich seinen Gegenüber lieber näher. Bis jetzt hatte er das immer unterlassen. Doch nun musste er sich mit ihm auseinandersetzen, ob er wollte oder nicht.

Körperlich waren sie sich wohl ebenbürtig. Unter dem weißen Hemd und den eng geschnittenen Hosen sah man nur allzu deutlich die Muskeln, die sich darunter abzeichneten. Nicht so ausgeprägt, das es bullig erschien, doch erkennbar.

Eloy wusste, warum er ihn nicht mochte. Jamie war wie eine Kopie von ihm mit Ausnahme der Haar und Augenfarbe.

„Also, dann solltet ihr mir euer Anliegen vortragen, damit ich einen Preis festlegen kann.“ Jamie wand sich nun wieder zu ihm um.

Endlich redeten sie die gleiche Sprache. Eloy hatte es nicht so mit Höflichkeit und Diplomatie, dafür hatte er seine Brüder. Schmeicheln konnte er das stand nicht zur Frage, doch hier war es fehl am Platz. Aber handeln, ja das lag ihm. „Ich benötige Informationen.“

„Die benötigt jeder, da müsst ihr schon etwas präziser werden.“ Jamie klang nun eher gelangweilt.

Das war nicht gut. Er musste Jamie bei Laune halten, wenn er seine Hilfe wollte. Doch alles zu offenbaren war ihm auch nicht Recht. Nun vielleicht konnte er das zu seinem Vorteil nutzen. „Es geht um einen Vampir. Er hat schwarze Haare und türkise Augen.“

Nun das war sehr allgemein gehalten, doch mehr wusste er eben nicht. Aber anscheinend genügte das.

Das er amüsiert war, merkte man nun nicht nur an Jamies Augen. Nein, er machte aus der Sache keinen Hehl mehr und grinste ungeniert. „Mika?“

Seine Stimme klang belustigt und deutlich amüsiert. „Ihr meint Mika? Na das nenn ich einmal eine interessante Wendung.“

Mika. Nun wusste er endlich seinen Namen, auch wenn er ihm nicht viel sagte. Wenigstens war es ein Fortschritt. Doch er ließ Jamie einfach reden, vielleicht erfuhr er ja mehr.

„Was habt ihr bloß getan, das er auf euch aufmerksam wurde? Für ihn existieren wir nicht einmal.“

Das hatte Eloy bereits gemerkt. Dafür brauchte er nicht Jamie. Es war verdammt schwer die Aufmerksamkeit des Vampirs zu erringen und reden konnte er auch nicht mit ihm, da er immer von anderen Vampiren umgeben war, die ihn von allen Anderen abschirmten.

„Nennt euren Preis Jamie.“ Er war nun mehr als sauer. Vor allem gefiel es ihm nicht, das der Andere sich über ihn lustig machte.

„Das ist ein sehr schwerer Fall. Über Mika kann man nur schwer etwas erfahren, da er die meiste Zeit Kontakt zu Anderen meidet.“ Jamie lächelte verträumt.

Er wusste etwas, das zeigte Eloy schon die Art, auf die er lächelte. Er musste es nur irgendwie aus ihm herausbringen. „Haben wir ein Geschäft oder nicht? Wenn ja, nennt euren Preis.“

Innerlich betete er für eine positive Antwort, da Eloy nicht wusste, wenn er sonst fragen sollte. Seine bisherigen Quellen hatten sich als nutzlos erwiesen. Vielleicht hatte er sie auch nur an den falschen Stellen platziert.

„Ich werde euch helfen, da es Spaß verspricht. In mehrerlei Hinsicht.“ Jamie kam auf ihn zu. Ungeniert legte er seine Hand auf Eloys Brust.

„Da es sich hier nicht um Handelsware handelt, sondern um mündliche Informationen, solltet ihr auch mit Naturalien zahlen. Allerdings glaube ich nicht, das ihr etwas besitzt, das für mich von Wert wäre.“

Er zog seine Hand wieder zurück und lächelte verschmitzt. „Allerdings ist mir zu Ohren gekommen, das ihr ein außerordentlicher Liebhaber sein sollt. So werden wir uns vielleicht doch noch einig.“

„Ich soll also mit euch schlafen, dann gebt ihr mir die gewünschten Informationen?“ Das ließ sich durchaus bewerkstelligen, es wäre nicht das erste Mal. Um seine Ziele zu erreichen, schreckte er normalerweise vor nichts zurück und hier war sein Partner ein Werwolf und sah gut aus. Er hatte schon weitaus schlimmeres gehabt.

Jamie hob einen Zeigefinger und schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr sollt einmal mit mir schlafen um die Informationen zu bekommen. Und wenn ihr es schafft mich zufrieden zustellen, werde ich, natürlich nur im Gegenzug gegen weitere solcher Nächte, euch auch nicht verraten.“

Verraten? Was meinte er damit, immerhin tat er doch nichts unrechtes oder? Die Frage musste ihm wohl deutlich ins Gesicht geschrieben sein, da Jamies Lächeln sich noch etwas vertiefte.

„Och du armer Kleiner. Du hast keine Ahnung mit wem du dich da einlässt was? Nun ich kann dir sagen, das Mikas Vater dein Interesse an seiner Person nicht gefallen wird. Womöglich würde er dir sogar etwas antun, was wirklich schade wäre.“

Hatte er irgendetwas verpasst, auf jeden Fall konnte er sich nicht erinnern, das er Jamie erlaubt hatte ihn derart respektlos anzusprechen. Sie waren keine Freunde, also hatte der Andere kein Recht ihn zu duzen, vor allem nicht im Zusammenhang mit solchen Worten. „Wollt ihr mich erpressen?“

Darauf reagierte Eloy äußerst allergisch.

„Ich?“ Jamie legte sich gespielt unschuldig eine Hand auf die Brust.

„Nein, doch ich habe auch keinen Grund euch zu decken, wenn mich jemand danach fragt.“

„Ich könnte euch auch verraten, wenn ich verhaftet werde.“ Ja, schließlich hatte er die Informationen dann von ihm.

Das Lächeln des Weißblonden vertiefte sich, doch wurde es auch eine Spur gefährlicher. „Versucht es. Mein Wort gegen eures, wem wird man wohl eher glauben? Wenn es überhaupt zu einer Gegenüberstellung kommt.“

Da hatte er leider Recht. Jamie stand in der Gunst der Vampire sehr viel höher als alle anderen Werwesen. Da konnte er nur verlieren. Ein Umstand der Eloy gar nicht passte, er war es nicht gewohnt zu verlieren und wollte jetzt auch nicht damit anfangen.

Eloy seufzte genervt. „Also nur Sex, keinerlei Verpflichtungen oder sonstige Auflagen?“

Nicht das er dann plötzlich einen Partner hatte, von dem er nichts wusste.

„Nur Sex, mehr verlange ich nicht von euch. Ich gebe euch Informationen und behalte es für mich und ihr zeigt mir, das etwas an den Gerüchten dran ist.“

„Abgemacht.“ Er hielt Jamie die Hand hin. Wie gesagt für ihn stellte diese Einigung kein Problem dar. Weder hatte er seine Jungfräulichkeit zu verteidigen, noch musste er sich für jemanden aufsparen. Nur seinem Ruf gerecht werden, den dieser Werwolf anzweifelte.

Jamie schlug ein. „Dann auf eine gute Zusammenarbeit.“

Eloy nutzte diese Gelegenheit und zog ihn nahe zu sich. Kurz bevor sich ihre Gesichter berührten, stoppte er diese Bewegung. „Wagt es nicht mich zu betrügen.“

Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran offen, das dies eine Drohung war. Allerdings ließ er dem Anderen keine Zeit für eine Erwiderung, sondern küsste ihn hart.

Blutbiss 3

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Na wenigsten hatte er seinem Ruf alle Ehre gemacht. Eloy lag im Bett und sah an die Decke. Wenn er auch nie gedacht hätte, das Jamie ihm soviel abfordern konnte.

„Ich denke, dass die Sache mit dem Decken klappen könnte. Solange du dich an die Abmachung hältst, bist du sicher. Zumindest von meiner Seite.“ Jamie klopfte ihm auf die Schulter und stand auf. Ungeniert ging er nackt zu dem großen Fenster, das in die Wand eingelassen war.

Eloy setzte sich auf und sah ihm nach. Dann konnte er nur hoffen, das er sich auch an seinen Teil der Abmachung hielt. Denn das hatte er immerhin nicht umsonst gemacht. In dieser Welt war nichts umsonst und Männer wie Jamie und er wussten das. Eloy hielt sich an die Spielregeln, nur wie war das bei Jamie?

Dieser nahm einen Krug und goss eine Flüssigkeit in zwei Gläser. Damit kam er zum Bett zurück und reichte eines davon Eloy.

Er roch, das es Wein war, nicht Blut wie die Farbe vermuten ließ und nahm ihn an. Allerdings wartete er bis Jamie selbst getrunken hatte. Sicher war sicher.

Dieser lächelte nur. „Ich pflege meine eigenen Getränke nicht mit Gift zu versetzen.“

„Man kann nie wissen.“ Nun erst nahm auch Eloy einen Schluck von dem Wein. Es war wie nicht anders zu vermuten ein guter Wein, doch was hatte er erwartet?

„Kommen wir also nun zum Geschäftlichen.“ Jamie stellte das Glas auf einen Tisch und zog sich sein Hemd wieder an.

„Der Vampir, den ihr sucht heißt Mika. Ich kann euch weder seinen Nachnamen, noch seine Familienangehörigkeit verraten. Schließlich hänge ich noch an meinem Leben, also spart euch die Mühe mich danach zu fragen.“

„Aber ihr wisst sie?“

Der Weißblonde lächelte und setzte sich auf einen Stuhl, nicht weit vom Bett entfernt. „Gewiss, das ist auch der Grund, warum ich nichts verrate.“

Eloy gefiel das nicht. Es war nicht gerade beruhigend, wenn sogar Jamie vor Mika und seiner Familie Angst hatte. Allerdings war es Hochadel, da war eine gewisse Vorsicht nur angebracht. „Ich habe erfahren, er gehört dem Hochadel an.“

Amüsiert hob sein Gegenüber eine Augenbraue. „Nun so kann man das durchaus nennen. Auf jeden Fall steht er dem Herrscher und dessen Familie sehr nah. Worauf auch ein Großteil seiner Macht beruht.“

„Und der andere Teil?“ Eloy sah Jamie fragend an. Er hatte das Recht alles zu erfahren, immerhin hatte er die gewünschte Gegenleistung erbracht.

„Sein Charisma.“ Jamies Lächeln vertiefte sich.

„Er hat einen unglaublichen Charme, wenn er will. Leider ist er auch total verzogen und bei Werwesen wie uns versagt es völlig. Wie alle anderen Vampire hat er eine Abneigung gegen unsere Rasse, wie sie ausgeprägter nicht sein könnte. Nur wenige Werwesen nimmt er überhaupt wahr.“

„Lasst mich raten ihr gehört dazu.“ Jamie würde das nicht so betonen, wenn er nicht zu diesem Kreis gehören würde. Sein Stolz verbot das.

„Bedingt.“ Jamie machte eine vage Handbewegung.

„Sagen wir so, wenn sein Vater mit mir Geschäfte macht, nimmt er mich zur Kenntnis ansonsten bin ich ebenso Luft für ihn wie ihr.“

Das war ja alles schön und gut, nur half ihm das nicht weiter. Ganz im Gegenteil, es demoralisierte Eloy sogar. Immerhin hatte die Jagd noch nicht einmal begonnen und erschien schon aussichtslos. Doch er hatte noch nie aufgeben. Irgendwo hatte jedes Tier eine Schwachstelle. „Wie komme ich nun in seine Nähe?“

„Gar nicht. Es sei denn ihr lauft euch zufällig über den Weg oder seid auf den gleichen Anlässen eingeladen wie er. Leider hat Mika keinen geregelten Tagesablauf. Wie alle Adligen macht er nur was er will und was ihm Spaß macht. Deswegen ist es schwer seinen Tagesablauf vorherzusagen.“ Gelassen zuckte Jamie mit den Schultern und nahm sein Glas wieder in die Hand.

„Also wisst ihr nicht mehr als die Anderen.“ Eloy warf die Decke zur Seite und stand auf. Es war eigentlich klar gewesen. Der Preis war viel zu niedrig gewesen, um nennenswerte Informationen zu bekommen. Er hätte es ahnen müssen.

„Vielleicht, doch besitze ich etwas, das Andere nicht besitzen.“ Jamies Lächeln wurde zu einem lausbubenhaften Grinsen und er maß Eloys Körper mit einem abschätzenden Blick.

„Nun ansehnlich genug seht ihr ja aus.“

„Wovon redet ihr?“ Eloy war gerade dabei sein Hemd zu schließen und hielt nun in der Bewegung inne. Was sollte Jamie schon besitzen, das für ihn von Bedeutung war? Es sei denn es war eine Eintrittskarte in die Räume von Mika. Auch wenn ihm der Werwolf klargemacht hatte wie aussichtslos sein Vorhaben war, gab er noch lange nicht auf. Das machte es nur noch interessanter.

„Von einer Einladung.“ Jamie stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Dort hob er einen weißen Umschlag hoch, so das ihn Eloy sehen konnte.

„Das ist eine offizielle Einladung zum Mitternachtsball des Herrschers. Ihr wisst sicher, was das für ein Ereignis ist oder?“

Natürlich war Eloy bekannt was der Mitternachtsball war. Das war das Ereignis an diesem Hof. Von überall kamen adlige Vampire, um diesem Ereignis beizuwohnen und auch einige Werwesen, was schon seltener war. „Woher habt ihr die?“

Es war nur schwer zu glauben, das Jamie sie so einfach bekommen hatte. Immerhin war er ein Werwesen und an diesen Hof geschickt worden, weil auch er in den Augen seiner Familie Ausschuss war. Also wie hatte er sie bekommen? Eloy konnte nicht leugnen, das er in diesem Moment fast eifersüchtig auf den Weißblonden und seine Macht hier war. Bis jetzt hatte sein Selbstbewusstsein keinerlei Einbussen verzeichnen müssen, doch Jamie schaffte, was die Monate an diesem Hof nicht geschafft hatten. Er begann an sich zu zweifeln. Nein, dieser Mann war nicht gut für ihn.

„Es steht mein Name auf der Einladung, also ist es nur verständlich das sie in meine Hände gelangte.“

Er hatte also bekommen, was viele vergeblich begehrten, Vampire ebenso wie Werwesen. Das zeigte Eloy nur, das er mit seiner ersten Einschätzung Recht gehabt hatte. Jamie war bei weitem nicht so ein Versager wie der Rest hier. „Warum nehmt ihr mich mit?“

Hier regierte wieder das Gesetz, nichts ohne Gegenleistung.

Jamie ließ die Einladung unbeachtet wieder auf den Tisch fallen und kam zu Eloy. Seine Hand legte sich auf seine Brust und streichelte darüber. „Ihr gebt einen guten Begleiter ab. Zumindest einen besseren als der Rest der mir zur Verfügung steht.“

Mit einer wegwerfenden Handbewegung wand er sich von ihm ab. „Außerdem wird es sicher sehr amüsant, wenn ihr mit euren Versuchen beginnt. Für eine unterhaltsame Abendeinlage bin ich immer zu haben.“

Das hatte Eloy gemerkt, nur dachte er nicht daran ihm diese zu bieten. Diese Aussage kratzte sein Ego allerdings extrem an. „Ich nehme eure Einladung an.“

Schon alleine, weil er keine andere Chance hatte auf den Ball zu kommen.

Der Weißblonde gähnte. „Was für eine Überraschung.“

Der Spott in dessen Stimme war kaum zu überhören, doch bevor Eloy etwas darauf erwidern konnte, warf ihm Jamie seine Jacke entgegen. „Unser Geschäft für heute ist getätigt. Wir sehen uns am Abend wieder.“

Das war nur natürlich, schließlich verband sie nichts außer ihrem Geschäft. Das er allerdings hinausgeschmissen wurde irritierte Eloy. Normalerweise war das sein Text. Das oder die Zusage sich wieder zu melden, ein Versprechen das er nie einlöste.

Trotzdem ging er ohne ein weiteres Wort. Was bildete sich dieser Werwolf bloß ein? Er war nichts weiter als ein nichtsnutziger Sohn, hierher gebracht damit er keine weitere Schande über die Familie bringen konnte. Ebenso wie er, wenn er den letzten Worten seines Vater glauben konnte, bevor er ihn hierher schickte. Ja, die Worte Nichtsnutz und Schande für die Familie waren oft gefallen bei ihrer Auseinandersetzung.

Eloy schüttelte entschlossen den Kopf. Wie gesagt, er wollte nicht daran denken. Er hatte immerhin ein neues Spielzeug entdeckt. Daran sollte er denken an nichts anderes.
 

„Was meinst du Mika? Kann ich mich so auf dem Ball zeigen?“

Mika hob bei der Frage nur leicht den Kopf und nickte. „Du siehst fabelhaft aus.“

Er wusste, das seiner Stimme der Enthusiasmus fehlte, doch was sollte er machen? Für ihn sah dieses Kleid nicht anders aus, als die zehn Anderen davor.

„Langweile ich dich? Das tut mir leid.“ Das rothaarige Vampirmädchen, kniete sich vor seinen Sessel und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.

„Ich will doch nur eine respektable Begleiterin abgeben, auf die du stolz sein kannst.“

Mika seufzte innerlich. Sanft strich er ihr über die Wange. „Das wirst du bestimmt sein Jayd. Dir steht alles was du anziehst.“

Sie lächelte strahlend und stand wieder auf. „Dann werde ich alles machen, um deinen Ansprüchen gerecht zu werden.“

Zum wiederholten Male fragte sich Mika warum er sich das nur antat? Ach ja, weil sein Vater wollte, das er dieses Mädchen eines Tages heiratete. Deswegen durfte sie sich wohl auch seine Verlobte schimpfen.

Eigentlich hatte er ja nichts gegen diese Verbindung. Jayd war wie ihr Name schon sagte, ein Edelstein. Eine Zierde, die man benutzte um selbst besser auszusehen, aber keine besondere Pflege benötigte. Sie war gebildet, etwas anderes hätte sein Vater nicht geduldet, doch war sie eine typische Frau. Schmuck, Kleider und kleine Aufmerksamkeiten hielten sie bei Laune und an seiner Seite. Bis zu seiner Hochzeit würde er das noch so weiterführen, dann konnten sie ihrer Wege gehen. Immerhin ging es nur darum ihre Familien zu vereinigen und das wussten sie beide.

„Schatz und wenn es ein Sack wäre, du würdest noch immer bezaubernd aussehen.“ Was musste er nur sagen, welchem Dämonen ein Opfer darbringen, um weiteren Anproben zu entgehen? Er würde es machen, auf der Stelle und ohne es zu hinterfragen.

Zwar hatte er nichts vor und es schützte ihn vor den Speichelleckern, die ihn Freund nannten, doch es nervte ihn. Von diesem ganzen Schnickschnack verstand er doch nichts.

Jayd hingegen sah ihn nur entsetzt an. „Ein Sack? Oh nein, bloß nicht!“

Schon als sie in die Hände klatschte, ahnte Mika das er etwas falsches gesagt hatte. Das war doch ein Kompliment gewesen oder?

Als sich die Tür öffnete und eine Zofe mit nur noch mehr Kleidern über dem Arm das Zimmer betrat, stöhnte Mika. Scheinbar hatte seine Verlobte das anders aufgefasst.

Mika schloss nur die Augen und widerstand dem Drang laut los zu schreien. Er würde seine Nerven heute sicher noch brauchen.

Blutbiss 4

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Sag mal was läuft denn zwischen dir und Jamie?“

Eloy maß den Werwolf an seiner Seite mit einem misstrauischen Blick. „Nichts, wieso?“

„Weil du ihm in letzter Zeit nachrennst, wie ein liebeskranker Hund.“

Blitzartig packte Eloy den Wolf neben sich am Kragen seines Hemdes und drückte ihn gegen die Wand. „Was hast du gesagt?“

Seine Stimme klang gefährlich und zeigte deutlich das es die letzte Chance war eine bessere Antwort zu suchen. Eloy ließ sich doch nicht als ein Schwächling abstempeln. Nicht von einem der hier anwesenden Werwölfe.

„Das du ziemlich oft mit ihm zusammen bist.“ Die Stimme des Anderen klang etwas atemlos und eindeutig eingeschüchtert.

Eloy nickte und ließ ihn wieder los. „Das ist meine Angelegenheit.“

„Du solltest dich nicht mit ihm einlassen, er hat einen schlechten Ruf.“

Bei dieser Bemerkung konnte Eloy nur grinsen. Es hatte durchaus etwas komisches, das gerade von einem wie ihm zu hören. Hier hatte doch jeder von ihnen ein schlechten Ruf. Allerdings zeigte das deutlich das nicht jeder Werwolf, der hierher kam auch gleich ein Freund war. Nun stand er wohl zwischen den Fronten auch wenn Jamie für ihn deutlich wichtiger war als die Anderen. „Wie gesagt, das geht dich nichts an. Meinen Umgang bestimme ich selbst.“

Wieso sollte er sich ihm gegenüber rechtfertigen? Das machte er ja nicht einmal seinem Vater gegenüber. Mit wem er sich abgab und aus welchen Gründen war doch wohl seine Sache.

Der Werwolf neben ihm setzte dazu an weiterzureden, doch dann fiel sein Blick auf etwas. „Na dann. Ich muss noch zu einer Verabredung“

Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schulter. „Man sieht sich.“

Damit bog er auch schon in einen der Gänge ein, den sie gerade passierten.

Eloy sah ihm verwundert nach. Was war jetzt los? Sonst ließ er sich doch nicht so leicht abwimmeln. Wie hatte er es also geschafft? So was könnte für die Zukunft recht nützlich sein.

Sein Blick fiel auf den Gang vor ihm, da er bis jetzt gelangweilt auf die Bilder an den Wänden gesehen hatte, war es ihm nicht aufgefallen. Es war nicht er, der ihn vertrieben hatte, sondern derjenige, der ihm entgegenkam.

Eloy wartete, bis sie sich etwas näher kamen. „Du scheinst alle Werwölfe in deiner Nähe in die Flucht zu schlagen. Bist du sicher, das du einer bist?“

„Gerade du solltest es doch wissen.“ Jamie lächelte ihn an.

„Was willst du?“ Sie begegneten sich sicher nicht aus Zufall. Das gab es nicht bei Jamie, er schien alles mit einzuberechnen. Eloy hingegen liebte den Zufall, daraus ergaben sich die besten Gelegenheiten.

„Wenn ich dich daran erinnern darf, willst du etwas von mir nicht umgekehrt.“

„Es ist noch nicht Abend.“ Bis dahin dauerte es noch gut eine Stunde und Eloy wollte jede Minute davon auskosten. Nicht das er etwas gegen Sex mit Jamie hatte, doch ihm gefielen die Vorraussetzungen dafür nicht. Er wollte nicht dazu gezwungen werden, das nahm der Sache den ganzen Reiz.

„Ich weiß.“ Das Lächeln blieb, aber Jamie seufzte tief.

„Entweder du bekommst nicht mit, was um dich herum passiert oder du hast ein ausgesprochenes Talent immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Das Objekt deines Interesses, ist gerade beim Schwerttraining, bei dem jeder zusehen kann.“

„Wo?“ Wieso wusste er nichts davon? Die Unterhaltung mit dem anderen Werwolf konnte ihn doch nicht so abgelenkt haben.

„Ich führe dich gerne hin.“ Jamie lächelte und trat in den Gang, in dem zuvor der andere Werwolf verschwunden war.

Eloy folgte ihm. „Du hast noch gar nicht gefragt, warum ich so an Mika interessiert bin.“

Normalerweise kam diese Frage immer irgendwann auf.

Jamie hingegen schüttelte nur de Kopf. „Weil es mich nicht interessiert. Je weniger ich davon weiß, umso besser. Wenn es soweit ist, werde ich es sowieso erfahren.“

Ja, daran hatte Eloy keinen Zweifel und es war undenkbar, das Jamie nicht sowieso schon ahnte worum es ging. Immerhin war er nicht dumm, das hatte Eloy in der Woche, die er nun schon mit ihm verbrachte bemerkt. Es ging eben nicht, sich nur auf das Bett zu beschränken, selbst wenn es so ausgemacht war. Nun für ihn ging das nicht, Jamie schien nur wegen ihm auf andere Themen einzugehen. „Du willst dich nicht zum Mitwisser machen? Obwohl du schon Komplize bist?“

„Nein, ich will kein Mitwisser werden und ein Komplize bin ich nur, wenn ich dir helfe. Derzeit bin ich ein Informant und versuche mir das einmal nachzuweisen.“

„Da du mir keine Informationen gibst, die ich nicht auch von jedem Anderen haben könnte.“ Es war eine reine Vermutung, auch wenn sie zutraf. Die Frage stellte sich dann natürlich, warum er sich die Informationen nicht bei einem Anderen holte? Die Antwort hatte er sich schon selbst gegeben, weil er keinem Anderen der das wusste vertrauen konnte.

Eloy seufzte tief, wie immer wenn er zu dieser Erkenntnis kam.

„Genau. Allerdings ist das kein Grund betrübt zu sein.“ Jamies Grinsen wurde nur noch breiter.

„Mir ist nur gerade aufgefallen, das du der Einzige hier bist, dem ich vertrauen kann.“ Eloy verzog das Gesicht, als er das sagte.

Jamie nickte verstehend. „Das ist allerdings ein Grund zur Besorgnis.“

Eloy wollte etwas antworten, da hörte er schon das Geräusch von aufeinander prallenden Schwertern. Er beschleunigte seine Schritte und gelangte auf einen Balkon, der den Blick in einen Hof freigab. Es war nicht der einzige Balkon, rund um den Hof waren solche Balkone angebracht, doch es war der Einzige der frei war. Das war sicher Jamie zu verdanken, wenn er auch zu gern wissen würde, wie er das Zustande gebracht hatte. „Du schaffst es immer wieder mich zu überraschen.“

Jamie grinste. „Das überrascht mich allerdings nicht. Schau.“

Damit machte er eine Handbewegung in den Hof, der unter ihnen lag.

Dort stand ja seine Beute. In den Händen hatte er zwei Waffen, die allerdings eher Sicheln glichen als Schwertern.

Sein Gegner hingegen trug ein normales Schwert und volle Rüstung, so das man nichts von ihm sehen konnte. Doch Eloy spürte nichts bei ihm. Er war weder Werwolf noch Vampir, wo war da der Trainingseffekt?

„Wer ist das?“ Eloy deutete auf den Menschen.

Jamie zuckte gelangweilt die Schultern. „Was weiß ich? Sicherlich irgendein Krieger, der glaubte sich mit Vampiren anlegen zu können. Es verirren sich viele Leute in diese Berge. Doch warum interessiert es dich?“

„Ich dachte, das wäre ein Training? Das hier ist doch eher ein Kampf.“ Der Mensch kämpfte um sein Leben soweit er das einschätzen konnte.

Der Weißblonde schnaubte amüsiert. „Das ist doch kein Kampf. Wäre sein Gegner ein Werwolf oder ein Vampir und die Auseinandersetzung ernst, dann kann man es Kampf nennen. Das hier ist Training. Leider sind wir etwas spät, es wird gleich vorbei sein.“

Eloy runzelte die Stirn. Woran sah Jamie das? Seiner Meinung nach konnte sich das Training noch lange hinziehen.

In diesem Moment warf Mika seine Schwerter auf den Boden und duckte sich im selben Moment unter Waffe seines Gegners weg. So kam er näher an seinen Gegner heran und packte das Handgelenk des Menschen.

Von Eloys Platz aus, merkte man kaum das der Vampir etwas machte. Der Mensch hingegen krümmte sich leicht und versuchte Mika mit seiner freien Faust zu treffen. Diese fing der Vampir allerdings beiläufig auf.

In diesem Moment bedauerte Eloy es, nicht das Gesicht des Vampirs zu sehen. Das Lächeln, das dieser im Moment sicher zeigte, müsste wundervoll sein.

Das Geräusch als der Knochen, trotz des Metallschutzes, brach kündigte schon seinen Sieg an. Das Schwert des Menschen fiel zu haltlos zu Boden.

Mika ließ die gebrochene Hand los und verpasste dem Ritter einen Stoß gegen die Brust. Im selben Moment ließ er auch dessen zweite Hand los, so das der Mensch zurücktaumelte. Doch der Vampir setzte ihm sofort nach und schlug ihn so, das der Helm von seinem Kopf fiel.

Benommen stöhnte der Mensch, das war der letzte Laut den man von ihm hörte. Brutal packte ihn Mika und bog seinen Hals zur Seite, bevor er zubiss.

„Es ist ein Jammer, das er immer so schnell die Lust an etwas verliert. Mit diesem Menschen hätte man noch eine Menge Spaß haben können.“ Jamie seufzte bedauernd, hob aber die Hände und klatschte. Etwas womit er nicht alleine war, die ganzen Zuschauer folgten diesem Beispiel.

Eloy hingegen hatte dieses Schauspiel genossen. Scheinbar hatte er sich eine wehrhafte Beute ausgesucht. Das war gut, so würde ihm nicht so schnell langweilig werden.
 

Mika ließ sich von dem Klatschen nicht aus dem Konzept bringen. Das war sein Mahl und beim Essen ließ er sich nicht stören. Erst als er genug hatte, entfernte er sich von ihm. Den leblosen Körper ließ er einfach fallen, die Diener würden sich schon darum kümmern.

Er drehte sich um und hob seine Waffen wieder auf. Bedauerlich, das es kein würdiger Gegner gewesen war.

Als er eine bekannte Gestalt auf ihn zulaufen sah, breitete er die Arme aus. Es war wie bei einem Theaterstück, immer wieder derselbe Ablauf und für ihn war es das auch. Ein Theaterstück um die Zuschauer zufrieden zu stellen. Immer und immer wieder derselbe Ablauf egal bei was, wie ihn das langweilte.

Jayd hingegen fiel ihm stürmisch um den Hals. „Das war toll, Liebling. Du bist der Stärkste von Allen.“

Mika schloss die Arme um ihre Taille, darauf achtend sie nicht mit seinen Waffen zu verletzen. Da konnte er nicht widersprechen oder besser er wollte es nicht. Auch wenn Jayd nur sagte was man ihr gelernt hatte, tat es ihm gut wie sie immer wieder sein Ego streichelte. Da er bei ihr auch das Gefühl hatte, das sie es so meinte wie sie es sagte.

Sie sah ihn an, löste aber nicht ihre Umarmung. In ihren Augen leuchtete es auf und sie leckte ihm über das Kinn. „Lecker, wenn auch etwas abgestanden. Das nächste Mal könnten sie ruhig einen Jüngeren fangen.“

„Mir würde jemand reichen, der kämpfen kann.“ Mika war nicht zufrieden mit dem heutigen Kampf. Einer der Gründe warum er ihn so schnell beendet hatte, es war langweilig gewesen.

„Och mein armer Schatz, hast du dich etwa nicht amüsiert?“ Jayd lächelte belustigt und strich ihm mit einem Finger über die Wange.

„Gehen wir jagen, ja?“ Sie löste sich von ihm, nahm aber sein Handgelenk in ihre Hände.

„Ich kenne ein nettes Waisenhaus in der Gegend, da gibt es sicher frisches Blut.“ In ihren Augen konnte man die Vorfreude erkennen, die sie bei diesem Gedanken befiel.

„Jayd.“ Mika seufzte. Erstens hatte er gerade gegessen, andererseits vergriff er sich nicht an Kindern. Dabei hatte man überhaupt keinen Spaß.

„Oh.“ Die Rothaarige legte schuldbewusst einen Finger an ihre Wange.

„Entschuldige. Ich vergaß, das du kein Kinderblut magst. Aber ich bin sicher, wir finden ein Mädchen für dich und einen Jungen für mich.“ Bei Mikas Blick seufzte sie.

„Na gut, dann eben auch einen Jungen für dich. Ist mir gleich.“

Da sprach das Blut aus ihr. Sie hatte wortwörtlich Blut geleckt und nun wollte sie mehr. Mika wusste das und das war auch der Grund warum er nachgab. „Gut, dann suchen wir uns eben etwas jagenswertes.“

So war das wohl wenn man verlobt war. Man musste Kompromisse eingehen. Zum Glück endete das wenn man verheiratet war.

Wie Mika sich schon darauf freute. Kein Anproben mehr, keine Aktionen auf die er keine Lust hatte und die Gespräche würden dann auch enden. Nur mehr zwei getrennte Wesen, die ihren eigenen Zielen nachgingen.
 

Ich habe mir jetzt einmal das Ergebnis der Abstimmung angesehen. Ich muss sagen das Ergebnis überrascht mich nicht so sehr wie der zweite Platz.
 

1. Sin und Horus

2. Caron und Eryx

3. Kobe und Ercole

4. Henry und Lukas
 

Wie gesagt über den zweiten Platz bin ich erstaunt. Ich hätte nie gedacht, das diese Pärchen so beliebt ist.

Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben bei meiner Umfrage mitzumachen.

Blutbiss 5

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Jayd bitte. Wenn du so weitermachst, kommen wir noch zu spät.“ Mika stand ungeduldig vor der Tür, die zum Ankleidezimmer seiner Verlobten führte.

Allerdings schien seine Aufforderung nicht sehr viel zu bringen. Dann eben anders. „Wenn du nicht sofort herauskommst, dann gehe ich ohne dich.“

Das zeigte zumindest Wirkung. Sie kam aus dem Zimmer und warf ihm einen wütenden Blick zu. Um ihre Gestalt schmiegte sich ein Kleid, das aus Seide, Brokat oder was auch immer das war. Das konnte Mika ebenso wenig einteilen wie die Farbe. Für ihn war es grün, doch die weibliche Gesellschaft hatte da ja sämtliche Unterarten.

Beleidigt setzte sie sich auf einen Hocker und eine Zofe eilte herbei, um die noch offenen Knöpfe ihres Kleides am Rücken zu schließen. „Du solltest dich nicht so aufregen. In deiner Position kannst du es dir ruhig leisten zu spät zu kommen.“

„Mein Vater wartet aber auf uns.“ Das war der einzige Grund, weswegen ihn Jayds Trödelei so störte.

„Meiner auch. Also wo ist das Problem?“ Sie begann sich die Haare hochzustecken.

Mika fuhr sich genervt mit der Hand über das Gesicht, eine Geste zu der ihn wirklich nur Jayd reizte. Es lag eben daran das nur er den Zorn seines Vaters ertragen musste, nicht sie. Da lag das Problem. Und alles auf sie schieben konnte er nicht, das war mehr als unmännlich, wenn auch die Wahrheit. „Beeil dich einfach oder du musst eben halb fertig dort auftreten“

„Das würdest du nicht machen.“ Sie sagte das mit voller Überzeugung in der Stimme.

Da hatte sie auch Recht, das würde er nicht machen. Nicht weil er ihre Gefühle nicht verletzen wollte, sondern weil sie ihn so nichts nützen würde. Wo war der Wert eines Schmuckstückes, wenn dessen Aussehen den Besitzer in Verlegenheit brachte? Das war nicht der Grund weswegen man ihn besaß. Und dieser hier glänzte ja noch bei der richtigen Pflege. „Wir werden die Letzten sein.“

Sie zuckte nur gelassen mit den Schultern. „Wir haben das Recht als Letzte zu kommen.“

„Was aber nicht bedeutet, das wir es unbedingt müssen.“

„Doch genau das bedeutet es. Wir haben das Recht dazu, also werden wir davon auch Gebrauch machen.“

Gegen diese Logik sollte er einmal ankommen. Mika hatte das Gefühl, das er die Frauen wohl nie verstehen würde. Immerhin brachte ihn sogar Jayd soweit, das er manchmal über eine ihrer Aussagen nachdachte. Es war aber auch zu verwirrend was sie so von sich gab. Entweder war sie extrem intelligent und er erkannte es nur nicht oder er sie war wirklich so einfach, wie er sie einschätzte. Mika hoffte auf das Zweite, er mochte keine Überraschungen.

Jayd steckte sich eine Edelsteinbesetzte Klammer ins Haar. „Wir können.“

Damit stand sie auf und strich ihre Röcke glatt.

Mika schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dafür, dass sie endlich fertig war. Erleichtert reichte er ihr den Arm und führte sie zur Tür. „Du siehst bezaubernd aus meine Liebe.“

Er unterdrückte den Zusatz ‚du hast auch lange genug dafür gebraucht’ ,wissentlich. Jetzt noch ihren Unmut hervorzurufen war unklug.

Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Ich weiß.“

Einfach nur Schweigen. Das war das Intelligenteste das Mika in so einem Fall machen konnte. Schweigen und sie dann im Ballsaal dem erstbesten Verehrer in die die Hand drücken. Daran mangeln würde es sicher nicht.
 

Eloy sah sich suchend um.

„Er ist noch nicht da.“ Jamie neben ihm seufzte und schüttelte den Kopf.

Eloy nickte, ohne sich jedoch groß für seinen Begleiter zu interessieren.

Jamie seufzte abermals, hob die Hand vor Eloys Gesicht und schnipste in die Finger. „Hallo, hier spielt die Musik. Solange das Bürschchen nicht da ist, kannst du wenigstens so tun, als wärst du mein Begleiter. Er kommt immer als Letzter, das ist sein Recht und davon macht er Gebrauch.“

Natürlich so hatte man die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste. Dann waren wirklich schon alle da, die ihn sehen sollten und wollten. Jemand mit viel Macht, ließ es sich sicher nicht nehmen, die Aufmerksamkeit auch wirklich aller Gäste zu bekommen.

Eloy seufzte ebenfalls und wand sich Jamie zu. Eigentlich hatte er noch keinen Plan wie er es anstellen sollte sich dem Vampir zu nähern. Doch den hatte er sonst auch nicht und blieb trotzdem nicht allein. Er sollte einfach seine Vorzüge für sich sprechen lassen, wie auch sonst.

„Sieh mal an, da ist er ja.“ Jamie lächelte, als durch die Menge ein Raunen ging.

Sofort teilte sich die Menge, wie das Meer vor Moses. Eloy grinste bei diesem Vergleich, scheinbar hatte der Unterricht in seiner Kindheit doch Früchte getragen. Na dann sollte er sich diesem Moses einmal zuwenden. Allerdings entdeckte er etwas nicht allzu Erfreuliches an dessen Arm. „Was ist das?“

Er deutete auf das Wesen an Mikas Arm.

„Das?“ Jamie warf einen Blick auf den weiblichen Vampir und sein Lächeln vertiefte sich.

„Das ist Mikas Verlobte Jayd. Seit ungefähr drei Jahren sind sie sich versprochen.“

„Du wolltest mir sicher irgendwann einmal davon erzählen oder?“ Nicht das es für Eloy einen Unterschied machte, doch es war ein unvorhergesehenes Hindernis. Wenn man verlobt war, dann war man von Natur aus etwas prüder. Zumindest legte man dann etwas mehr Wert auf Treue.

„Nein, eigentlich nicht. Schließlich hast du nicht danach gefragt und da ich nicht weiß was du vorhast, weiß ich auch nicht welche Informationen für dich wichtig sind.“

Wenn man Jamie nicht kannte, könnte man ihm sein erstauntes Getue fast abnehmen. Nur, Eloy kannte ihn, viel zu gut zu seinem Leidwesen. Jamie wusste ganz genau was sein Ziel war, das konnte man sich immerhin denken.

„Na dann.“ Der Weißblonde gab ihm einen leichten Stoß in den Rücken.

„Tu das weswegen ich dich mitgenommen habe.“

Genervt wand Eloy sich zu ihm um. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn einfach so herumschubste. „Und was wäre das?“

„Amüsiere mich.“ Damit schenkte er ihm noch ein überhebliches Lächeln und wand sich von ihm ab.

Amüsieren? Eloy glaubte sich verhört zu haben. Das hier machte er für sein Vergnügen, nicht um den Werwolf zu amüsieren. Was glaubte er, wer er war? Doch er wollte sich nicht mit ihm befassen, er war wegen einem Anderen hier.

Er sah, wie der Vampir seine Verlobte einem der Umstehenden überließ und sich in die Menge zurückzog. Die Musik setzte ein und die ersten Tanzpaare bildeten sich.

Eloy behielt Mika im Blickfeld, nun wo er ihn gefunden hatte, wollte er ihn nicht mehr aus den Augen verlieren. Nur wie sollte er sich ihm nähern, mit den ganzen Vampiren um ihn herum war das schwer. Doch vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit im Laufe des Abends. So leicht gab Eloy sicher nicht auf.

Er warf einen Blick zu Jamie zurück. Dieser war jedoch in ein Gespräch mit einem älteren Vampir vertieft. Zumindest hatte es den Anschein danach. Von ihm konnte er keine Hilfe erwarten, doch damit hatte er ja gerechnet. Er wollte schließlich kein Komplize werden.

Gelangweilt sah Eloy zu dem Vampir hinüber. Es war schon einige Zeit vergangen ohne das sich etwas an der Szenerie geändert hatte. Jamies amüsierte Blicke, die er ihm ab und an zuwarf, dienten auch nicht dazu seine Stimmung zu bessern.

Plötzlich kamen jedoch einige junge Vampire zu der Gruppe und forderten Mikas Begleiter zum Tanz auf. Alle bis auf ihn selbst. Was war da los?

Eloy sah sich die Situation einen Moment lang überrascht an. Soviel Glück konnte nicht einmal er haben. Einer plötzlichen Eingebung folgend, sah er zu Jamie.

Der Weißblonde grinste nur und prostete ihm kurz zu, bevor er den Blickkontakt wieder abbrach.

Eloy wusste zwar nicht was er davon zu halten hatte, doch er würde diese Gelegenheit sicher nicht verstreichen lassen. Über Jamies Beweggründe konnte er danach noch immer nachdenken, wenn er das überhaupt wollte.

Er näherte sich Mika rasch, aber nicht so das es wie Absicht aussah. Als Eloy neben ihm stand, nahm er die Gelegenheit wahr ihn anzusprechen. „Ihr seid Mika nicht? Mein Name ist Eloy.“

Gehört hatte er ihn zumindest, das zeigte der Blick, den Mika ihm zuwarf. So als hätte er etwas Minderwertiges gesehen und wusste nicht genau was er damit anfangen sollte. Jedoch bekam Eloy keine Antwort.

„Ich habe euch vor zwei Tagen trainieren sehen, ihr seid stark. Zumindest für einen Vampir.“ Es war ein gewagter Vorstoß, eine Beleidigung unter so vielen Vampiren zu äußern. Denn auch wenn es die Wahrheit war, wollten die Vampire dieser nicht ins Auge sehen. Werwölfe waren körperlich stärker als die Vampire, dafür waren diese magisch um einiges besser. Was ihnen natürlich keine Vorteile im Kampf brachte.

„Da dies aus dem Mund eines Wolfes kommt, ist es nicht unbedingt ernst zu nehmen.“

Eloy zuckte mit den Schultern. Wenigstens hatte er nicht Hund oder Köter gesagt, doch so gut kannten sie sich noch nicht, Das waren Beleidigungen, die man sich für später aufhob. „Vielleicht. Aber diese Überzeugung wird euch bei einem echten Kampf nicht weiterhelfen.“

Nun wand sich Mika vollends zu ihm um. Doch er wirkte eher genervt, als interessiert. „Ich kann mich nicht daran erinnern, das wir uns vorgestellt wurden. Noch habt ihr irgendein Geschäft mit mir oder meinem Vater, das mich dazu zwingt dieses Gespräch fortzusetzen. Aus diesem Grund es war mir kein Vergnügen, euch aber scheinbar ein Bedürfnis. Lebt wohl.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ Eloy stehen.

Dieser brauchte einige Sekunden um zu realisieren was hier gerade passiert war. Hatte dieser Vampir ihn gerade abserviert? Natürlich Eloy hatte selbst genug Körbe ausgeteilt um einen solchen zu erkennen, aber doch nicht bei ihm.

Unbewusst glitt sein Blick zu Jamie und er meinte ihn am anderen Ende des Saals lachen zu sehen. Dieser Mistkerl amüsierte sich natürlich auf seine Kosten. Das würde noch ein Nachspiel haben, das war sicher.

Blutbiss 6

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Mika, ich weiß ja nicht wie du es siehst, aber ich empfinde es als unangenehm. Schick ihn weg.“ Jayd sah verunsichert in eine Ecke des großen Raumes.

Auch ohne ihrem Blick zu folgen, wusste Mika worauf sie anspielte. Immerhin wiederholte sich diese Szenerie nun schon täglich seit dem Ball. Und gerade er sollte Einfluss darauf haben? Dann müsste er mit ihm reden und dazu ließ er sich sicher nicht herab.

„Mika.“ Sie nahm seinen Arm und zog leicht daran.

„Lass uns zurückgehen.“

Nun fing sie wirklich an zu nerven. „Jayd, wenn es dir so unangenehm ist, dann mach du doch etwas dagegen.“

Sie sah ihn an wie ein verschrecktes Reh und schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab Angst. Mich starrt er ständig so böse an.“

„Dann musst du es eben ertragen.“ Mika wand sich wieder dem Gespräch mit zwei älteren Vampiren zu. Nun eher hörte er zu, als das er mitsprach, was Kriegsführung anging hatte er noch viel zu lernen. Das hier war auch eine Art der Kriegsführung und er würde sich bestimmt nicht zurückziehen wie ein Feigling.

Etwas unauffälliger als Jayd, sah auch er in die Richtung, die ihr Blick ihm gewiesen hatte. Dort lässig an die Wand gelehnt, stand der Grund für Jayds Unbehagen. Wie konnte er diesen Werwolf wohl am Besten wieder loswerden? Seit dem Abend des Balls folgte er ihm wie ein Schatten. Dabei sagte er nichts, nein er starrte ihn nur an. Mika wollte schon gar nicht mehr den Bereich der Vampire verlassen, um ihm nicht zu begegnen. Doch das wäre schwach gewesen und bei seiner Abstammung war so etwas inakzeptabel.

Am Anfang war es ja noch unterhaltsam gewesen, für ihn und seine Freunde. Immerhin hatte nicht jeder einen persönlichen Hund, doch mit der Zeit war es ihnen unheimlich geworden. Feiglinge, was war den schon eine Woche? Er machte doch nichts außer ihn anzustarren und das auf eine durchaus unangenehme Weise. Langsam bekam Mika schon Paranoia, er fühlte sich sogar schon beobachtet, wenn niemand in der Nähe war.

„Mika.“ Jayds Stimme klang nun wirklich drängend und auch das Ziehen an seinem Arm wurde dringlicher.

Er seufzte laut und deutlich genervt. „Na gut. Wenn es aber nichts bringt, dann gibst du Ruhe okay.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, löste er sich von ihr und ging zu dem Werwolf. Wie war noch mal der Name von dem Köter? Wenn er sich die jetzt auch noch merken musste, würde sein Kopf bald platzen. Es war irgendwas mit E gewesen oder doch eher mit D? Teufel, er hatte doch keine Ahnung mehr. „Hey, du.“

Das musste reichen, allerdings zeigte es keinerlei Wirkung, da der Werwolf sich nicht rührte. „Ich rede mit dir.“

Eloy sah ihn nun erst bewusst an und legte deutend eine Hand auf seine Brust. „Ach du meinst mich?“

„Ja.“ Wen denn sonst? Es war ja keiner in seiner Nähe oder gar in diesem Raum, den er sonst meinen konnte. Außer Jayd, den zwei älteren Vampiren und ihnen beiden war hier niemand.

„Entschuldige, ich bin es nur gewohnt das man mich mit meinem Namen anredet. Meine Eltern haben sich doch soviel Mühe mit der Auswahl gegeben.“

Mika machte eine wedelnde Handbewegung, ein Zeichen das es ihn nicht interessierte. „Ich wollte dich nur auffordern deine Belästigungen einzustellen. Meine Verlobte fühlt sich dadurch gestört.“

Ihm machte es auch etwas aus, aber Jayd war eine gute Ausrede. Wer wollte in so einem Fall schon männlich sein?

„Belästigen? Ich glaube ich verstehe nicht ganz.“

Stellte er sich so blöd oder war er es? Mika war sich da nicht sicher, bei einem Werwolf war beides möglich. Es gab immerhin einen Grund, warum diese den Tieren näher waren als sie. „Du starrst uns andauernd an und seit einer Woche folgst du uns.“

Eloy grinste nur. „Ich folge euch nicht. Wir laufen uns nur andauernd über den Weg, ein seltsamer Zufall nicht?“

Der machte sich doch tatsächlich über ihn lustig. „Gut, was willst du?“

Wenn man ihn ansprach wollte man meistens etwas von ihm. Ebenso wie es einen Grund hatte, wenn man seine Nähe suchte. Der Werwolf sollte ihm einfach sagen was er wollte und er würde sehen was er machen konnte. „Eine Audienz bei meinem Vater, Geschäfte mit mir, deinen Stand etwas verbessern? Sag mir den Preis um dich loszuwerden.“

Hoffentlich sprach sich das nicht rum, sonst würden alle diese Strategie nutzen.

Eloy lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf. „Aber nicht doch. Mein Begehr ist ganz simpel.“

Er stieß sich von der Wand ab und trat ganz nah an ihn heran. Sein Kopf beugte sich neben Mikas Ohr. „Ich will dich.“

„Was?“ Mika musste sich verhört haben, das war sicher ein Missverständnis. Dieser Köter glaubte doch sicher nicht, das er …, nein diese Möglichkeit wollte er nicht einmal in Betracht ziehen. Leider sah er das Gesicht des Wolfes nicht, so konnte er nicht ausschließen, das er es ernst meinte.

Die Stimme klang nun deutlich erheitert. „Ich will dich. Um es genauer auszudrücken ich will deinen Körper unter mir. Deine Stimme erregt stöhnen hören, wenn ich in dich eindringe und dir Vergnügen bereite.“

„Genug!“ Mika stieß ihn von sich weg und hob abwährend beide Hände. Das war doch eine Frechheit. Alleine für diese Gedanken sollte er ihn einsperren lassen.

Wütend funkelte er den Werwolf an. „Haltet euch fern von mir, ich will euch nie wieder sehen. Wenn doch werde ich euch einsperren lassen.“

Seine Worte waren eine Drohung, nur verloren sie etwas an Gefährlichkeit, da er danach sofort den Raum verließ.

„Mika!“ Er hörte zwar wie Jayd nach ihm rief, doch er dachte nicht einmal daran auf sie zu warten. Es würde ihr schon nichts passieren, immerhin hatte sie einen einflussreichen Stand, der sie schützte. Doch er brauchte Ruhe um sich abzuregen und die fand er an ihrer Seite nicht.
 

„So geht es nicht weiter.“ Eloy schloss seufzend die Tür hinter sich.

„Stimmt, du bist schon wieder eingetreten ohne anzuklopfen.“ Jamie saß über einige Blätter gebeugt an seinem Schreibtisch.

Der Blonde verzog das Gesicht und klopfte zweimal gegen das Holz der Tür.

„Wenn du weißt wie es geht, warum machst du es nicht?“ Noch immer waren seine Unterlagen wichtiger als Eloy.

Wenn interessierte es, ob er angeklopft hatte oder nicht? Er hatte dringendere Probleme. Nun musste er einige Überzeugungsarbeit leisten. „Ich habe einen Korb bekommen.“

Er klang wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Mit einem betrübten Gesichtsausdruck näherte er sich Jamie und umarmte ihn von hinten. Sein Kinn stützte er auf dessen Schulter ab. „Muntere mich auf.“

„Schon wieder? Das wird zur Gewohnheit was? Eigentlich solltest du dafür sorgen, das es mir besser geht.“

„Ja, ja das kommt danach.“ Eloy tat das mit diesem raschen Kommentar ab.

„Was bin ich eigentlich für dich?“ Das interessierte ihn wirklich. So konnte er einschätzen in wieweit er ihn benutzen konnte. Obwohl er keine Hoffnungen hatte, das er für Jamie mehr war als nur eine Bettgeschichte. Bei ihm verhielt es sich ja nicht anders, auch wenn er ihn manchmal auch schon als seinen Freund ansah, doch da schob Jamie ja immer wieder einen Riegel vor. Jamie wollte keine Freunde, also waren sie auch keine.

Der Weißblonde schloss die Mappe vor sich und steckte die Feder zurück in das Tintenfass. „Ich mag dich, du bist ein guter Unterhalter und durchaus intelligent. Außerdem trägst du regelmäßig etwas zu meiner Erheiterung bei. Ach ja und die Nächte sind auch nicht mehr so eintönig.“

Eloy überlegte, ob er beleidigt sein sollte, weil er seine Fähigkeiten im Bett an letzter Stelle erwähnte. Doch das war seiner Sache nicht dienlich. Hier musste er sein Ego einmal hinten anstellen.

„Hilfst du mir dann?“

„Ah, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Was willst du?“

Ach wenn er es nicht sah, konnte er hören wie Jamie grinste. Irgendwie sah er ihn nur lächelnd oder erregt. Er wollte wissen, ob es auch andere Gefühlsregungen bei ihm gab.

„Bring mich in Mikas Räume.“ Das war sein voller Ernst, auch wenn er wusste, das es so gut wie unmöglich war. Doch der Andere fand immer Wege, um das Unmögliche möglich zu machen.

Jamie lachte laut auf, als Eloy jedoch schwieg verebbte es. Schlagartig wurde er wieder ernst. „Das ist dein Ernst oder?“

Stumm nickte Eloy. Auch wenn Jamie es nicht sah, spürte er die Bewegung.

Ruckartig machte sich der Weißblonde von ihm frei und stand auf. Beinnahe entsetzt drehte er sich zu ihm um. Seine Hände umfassten den Rand des Tisches, der nun hinter ihm stand. „Du bist verrückt. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“

Eloy richtete sich gemächlich auf. „Deswegen bitte ich ja dich darum.“

„Und was willst du in seinen Räumen überhaupt machen? Ist dir die Befriedigung deiner Lust sogar dein Leben wert?“ Die Überraschung war überwunden und einer ungerechtfertigten Wut gewichen. Etwas das für Eloy total unverständlich war.

„Ich dachte du willst nicht zum Komplizen werden?“ Bis jetzt hatte er sich doch strikt geweigert in seine Pläne eingeweiht zu werden.

„Wenn ich schon alles aufs Spiel setze, will ich wissen wegen was. Was allerdings nicht heißt, das ich dir helfe.“

Aber es bestand die Möglichkeit das er mitmachte. Eloy grinste selbstsicher. „Ich will ihn entführen.“

„Ent…“ Jamie stockte und verdrehte die Augen. Seiner Kehle entkam ein ungläubiges Lachen.

„Er will ihn entführen. Und das sagt er so selbstverständlich. Es ist ja nur der Prinz der Vampire von dem er da spricht.“

Eloy antwortete nicht darauf, da diese Worte nicht an ihn gerichtet waren. Jamie brauchte nur etwas Zeit um sich mit dem Gedanken anfreunden zu können. Allerdings wusste er nun welchen Rang Mika bekleidete. Das könnte Probleme geben, doch damit würde er sich beschäftigen, wenn es soweit war. Arnaud machte es immerhin genauso und hatte Erfolg damit. Ein Problem war erst dann bedenklich wenn es auftrat. „Also hilfst du mir?“

Jamie hatte wirklich genug Bedenkzeit gehabt.

Doch der Blick mit dem er ihn ansah sagte schon alles. „Nein! Du bist verrückt und ich werde dir dabei nicht helfen.“

„Aber du hast doch gesagt, das du mich magst.“ Schon alleine aus diesem Grund sollte er ihm helfen. Immerhin war mögen etwas, das man zu Freunden sagte und Freunde halfen sich.

Jamie lächelte nun wieder, doch wirkte es etwas gequält. „Ich mag viele Dinge. Sowie Geld und Sex. Oh und weißt was ich noch mag? Mein Leben. Das ist das was ich aufs Spiel setze, wenn ich dir helfe.“

„Es hat kein Mensch gesagt, das du danach hier bleiben musst. Du kannst doch überallhin, auch zurück zu deiner Familie.“ Das machte er doch auch, weil er einfach keinen anderen Ort hatte an den er sonst konnte.

Jamie seufzte und klopfte Eloy mitleidig auf die Schulter. „Du bist manchmal so naiv, genau das mag ich an dir. Aber nicht jeder hat eine Familie zu der er zurück kann. Mir zum Beispiel ist dieser Weg verbaut. Für die Menschen die mich geboren und mit denen ich die ersten Jahre meines Lebens verbracht habe, existiere ich nicht mehr. Für mich gibt es nur dieses Leben. Verstehst du?“

Eloy nickte. Ja, er verstand, wenn es für ihn auch unvorstellbar war. Gut, er und sein Vater waren nur selten einer Meinung und sie stritten sich auch oft. Doch er konnte sich nicht vorstellen, das er ihn verstieß. Auch wenn sie wütend aufeinander waren, war das nie wirklich ernst gemeint. Egal wo auf der Welt sich Eloy befand, er würde immer in sein Geburtshaus zurückkehren können, dessen war er sich sicher. Zurück in die Arme seiner Mutter, dem gutmütigen Spott seiner Geschwister und seinem Vater der über sie alle wachte und beschützte.

„Du kannst doch mit mir mitkommen.“ Es war ein schwacher Vorstoß, der nichts bringen würde. Diese Schlacht hatte er schon verloren.

„Natürlich. Und was wenn wir am Ziel ankommen? Willst du mich deinen Eltern vorstellen? Mama, Papa, das ist der Mann der mir geholfen hat den Prinz der Vampire zu entführen. Dafür wird man uns alle zwar bestrafen, doch wir nehmen ihn sicher auf nicht? Ja, das macht sicher einen guten ersten Eindruck.“

„Es war ein Vorschlag.“ Das Jamie ihn nun mit seinem Spott so herabsetzte, verletzte ihn.

„Aber ich sehe ein, das ich dich nicht darum hätte bitten sollen. Das war egoistisch, verzeih.“ Aufgeben würde er seinen Plan deswegen noch lange nicht. Er musste einfach jemanden finden, der ihm nichts bedeutete und den er problemlos opfern konnte.

„Eloy, es ist Wahnsinn was du vorhast. Du wirst dabei sterben, schon alleine wenn du einen Versuch startest.“

Sein Entschluss stand fest. Er wollte diesen Vampir, schon alleine deswegen, weil er der Erste war, der ihm widerstand. Es ging hier nicht mehr um Lust, nein es ging um seinen Stolz und seinen Ruf. Beides würde er nicht von einem Vampir beflecken lassen. Nur hier ging es nicht, da ständig Störungen eintraten. Außerdem war es eine enorme Meisterleistung, wenn es ihm gelang Mika zu entführen.

„Ich kann nicht mehr aufgeben.“ Eloy wand sich um und ging zur Tür. Kurz bevor er sie erreichte, hörte er Jamie tief seufzen. Es war wie eine Aufgabe.

„Warte.“

Eloy blieb stehen und drehte den Kopf.

Der Weißblonde sah ihn nicht an. „Gib mir Zeit. Zeit das alles zu planen und eure und meine Flucht vorzubereiten.“

Als Eloy etwas sagen wollte, hob er nur die Hand. „Sag nichts. Geh jetzt einfach nur. Ich muss nachdenken.“

Auch wenn ihn die Hintergründe interessierten, nickte Eloy stumm und verließ das Zimmer. Er hatte wie immer seinen Willen durchgesetzt und bekommen was er wollte. Eigentlich sollte er sich nun freuen. Nur warum hinterließ dieser Sieg so einen schalen Nachgeschmack?

Blutbiss 7

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

So ab nun kann es etwas dauern, da ich krank bin. Vielleicht krieg ich ja was hin, aber das ist nicht sicher.
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Hörst du mir eigentlich zu?“ Jamie sah auf den Jüngeren, der in einem Sessel saß. Die Zeitung, die er noch vor wenigen Minuten gelesen hatte, lag nun auf seinem Schoß.

„Natürlich. Wie kommst du darauf das nicht?“ Eloy sah ihn lächelnd an.

Der Weißblonde seufzte. „Na gut, dann kann ich ja fortfahren.“

Eloy gähnte. Es war so langweilig dem Ganzen zuzuhören. Warum sollte er sich anhören was Jamie alles geschafft hatte, er wollte Ergebnisse. Seit zehn Tagen wartete er schon darauf, das etwas voranging. Doch Jamie vertröstete ihn jeden Tag aufs Neue. Eigentlich war er ein geduldiger Wolf, doch hier wollte er endlich ein Resultat. Das alles erzählte er ihm ja doch nur, um ihn abermals zu vertrösten.

Seine Augen senkten sich wieder auf den Artikel, obwohl er noch immer so tat als würde er dem anderen Wolf zuhören. Diese Kunst hatte er bei seinen älteren Brüdern zur Perfektion gebracht. Man musste sich ja nicht alles anhören was Andere zu sagen hatten. So ins Lesen vertieft, bemerkte er Jamie erst, als dieser ihm die Zeitung wegzog.

„Ich fasse es nicht, wofür tu ich mir das eigentlich an?“

Eloy hob den Finger und deutete auf sich. Er bemühte sich einigermaßen unschuldig auszusehen. Bei seinen Brüder klappte das nicht mehr, doch hier hatte er noch gute Chancen. „Für mich?“

Jamie sah ihn abschätzend an. „Nein, das bist du nicht wert. Da muss etwas anderes sein, das mich dazu veranlasst.“

Beleidigt verschränkte Eloy die Arme vor der Brust. Er war es allemal wert, immerhin gab es nichts was man an ihm aussetzen konnte. Warum musste Jamie immer wieder seinen Stolz angreifen und warum ließ er es zu? So war er doch sonst nicht, doch der Werwolf schaffte es längst vergrabene Muster wieder hervor zutreiben.

Er zwang sich die Hände wieder zu senken, das war kindisch. „Was hast du gesagt?“

Jamie drehte sich gelangweilt zu ihm um. „Ach, jetzt doch interessiert?“

Eloy nickte nur stumm.

„Ich habe gesagt, das ich eine Überfahrt organisiert habe. Ein befreundeter Pirat wird uns nach Frankreich bringen. Dort werden sich unsere Wege dann trennen.“ Er legte die Zeitung auf den Tisch.

„Du gehst also nicht auf mein Angebot ein?“ Eloy hatte es geahnt, doch trotzdem fragte er noch einmal nach. Selbst wenn es nur aus Höflichkeit war, wie er sich sagte. Die Wahrheit war jedoch, das er sich langsam an Jamie gewöhnte, er fühlte sich wohl in seiner Nähe.

Ein Kopfschütteln seines Gesprächspartners war die Antwort. „Nein, aber das weißt du. Ich will nicht dabei sein, wenn sie dich fassen und das werden sie. Vielleicht werde ich noch etwas weiterreisen, einige Freunde besuchen, mich dann irgendwo niederlassen. Vielleicht finde ich ja auch Gefallen am Piratendasein.“

Bei diesen Worten grinste Jamie.

„Du bleibst also lieber bei diesem menschlichen Piraten als bei mir?“ Jamie konnte doch nicht wirklich die Gesellschaft eines Menschen, seiner vorziehen. Das war absurd. Allerdings konnte er sich Jamie auch nicht wirklich als Piraten vorstellen, eher als gerissenen Geschäftsmann.

„In diesem Fall ja. Aber ich kann dich beruhigen er ist kein Mensch. Er ist wie wir, nun ja zumindest von der Rasse, die Gattung ist durchaus eine Andere.“ Jamie sah aus dem Fenster und schüttelte den Kopf.

„Nein, darüber müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, eher um das davor.“

Also ein Werschakal oder Bär, damit hatte Eloy keine Sorgen. Wenn es ein Wertier war, dann war dieser Pirat wenigstens zuverlässig. Doch was noch unausgegoren war, wie Jamie schon sagte, die Sache des wie.

„Jayd veranstaltet in einer Woche eine Geburtstagsfeier. In ihrer Großzügigkeit dürfen alle Bewohner des Schlosses daran teilnehmen, sogar wir Werwölfe. Das werden wir uns zunutze machen.“ Jamies Stimme klang nachdenklich.

„Wir werden ihn danach entführen?“ Eloy sah ihn fragend an.

„Falsch, wir werden gar nichts machen. Wir werden bis zum bitteren Ende auf dieser Feier sein. Währenddessen werden bezahlte Leute ihn für uns entführen. Ich überlasse so eine Tat sicher nicht dir. Vor allem fällt so der Verdacht nicht sofort auf uns. Gleich zu Beginn Verfolger auf den Fersen zu haben gefällt mir nämlich überhaupt nicht.“

Noch immer nachdenklich sah der Weißblonde aus dem Fenster. „Außerdem wirst du zu mir ziehen.“

„Was?“ Das ging nun wirklich zu weit. Gut, er wohnte sowieso schon fast hier, doch das bedeutete doch nicht, das er ihn Tag und Nacht an seiner Seite haben wollte.

„Das sicher nicht.“

Jamie schien das nicht zu kümmern. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Gut, dann kommst du eben nackt in Frankreich an. Mein Problem ist es nicht.“

„Was hat denn das eine mit dem Anderen zu tun?“ Das verstand Eloy nun nicht wirklich. Wenn er jetzt mit dem Werwolf zusammenzog, hatte das doch keinen Einfluss auf sein Leben in Frankreich. Außerdem sah er den Sinn hinter der Sache nicht.

„Viel. Da wenn du es nicht machst, ich keine Möglichkeit habe, deine Sachen unauffällig aus dem Schloss zu bringen. Es wird schon etwas auffallen, wenn eine voll bepackte Kutsche durch das Tor fährt. Wenn es allerdings nur zwei Wölfe sind, die sich noch etwas die Beine vertreten wollen, ist das nicht so Aufsehen erregend. In der Früh kommt dann die Wachablöse und wir werden vergessen bis zum Abend. Das verschafft uns einen Vorsprung.“

Es war erstaunlich wie genau Jamie das schon geplant hatte. Es gab wirklich keinen Zufall in seinem Leben. Normalerweise empfand Eloy das als langweilig, doch hier nahm es ihm eine Menge Arbeit ab. Eigentlich die Ganze, so als würde er es versauen, wenn er selbst Hand anlegte. Das gefiel ihm nicht. Im Grunde legte er es ja darauf an, das ihn jeder für einen leichtlebigen Wolf und einen Nichtsnutz hielt, doch das war er nicht. Und auch wenn ihm Jamie oft genug seine Geringschätzung zeigte, so war es nie wirklich verletzend, doch dabei fing es an.

Eloy stand auf und trat vor Jamie. Er legte seine Hand auf dessen Wange und wartete bis dieser fragend zu ihm hochsah. „Machst du alles, weil du mir die Planung nicht zutraust?“

„Ich mache es, weil es so das Beste ist. Wenn mein Name auftaucht werden sie mir folgen und nicht dir. Du hast eine Familie, der du wichtig bist und die dir wichtig ist. Bei mir fällt das weg. Deshalb mache ich es.“

Das war bescheuert, doch das war Jamie bewusst, das wusste Eloy. Aus diesem Grund sagte er auch nichts. Es war viel was der Werwolf für ihn machte und es gab nichts, was er machen konnte um diese Schuld zu begleichen. Obwohl es gab eine Sache, die er machen konnte um ihn zumindest jetzt abzulenken.

„Komm.“ Er nahm seine Hand und zog ihn Richtung Bett.
 

„Das ist toll.“ Jayd eilte aufgeregt in den Ballsaal.

„Ja, wirklich.“ Mika folgte ihr gelangweilt. Wo nahm diese Frau nur diese Energie her? Schon seit Beginn der Nacht war sie auf den Beinen. Schneider, Schmuckhändler, Floristen, alle Vertreter dieser Branchen hatte er heute schon gesehen. Und dabei ging es nur um das, was Jayd am Körper tragen würde. Vor ihr lag ja noch die ganze Dekorierung des Ballsaals und das nahm auch ihre Aufmerksamkeit in Beschlag. Laut ihr war noch eine Menge zu erledigen, bevor alles perfekt war und dabei machte sie seit einer Woche nichts anderes mehr.

Mika störte es auch überhaupt nicht, das Jayd beschäftigt war. Im Gegenteil es freute und erleichterte ihn, nun das würde es zumindest. Doch warum musste er ihr dabei folgen wie ein Hündchen? Konnte sie das nicht alleine erledigen? Und dann war sie auch noch feige zu seinem Vater gelaufen um dafür die Erlaubnis zu bekommen. So konnte er ihr natürlich nicht mehr entkommen. Diese Frau war raffiniert oder einfach nur vom Glück gesegnet. In letzter Zeit fiel ihm das immer mehr auf. Lag es daran, das ihre Hochzeit immer näher rückte? Fiel nun die Maske die sie die ganze Zeit trug? Wie würde das dann erst nach der Hochzeit werden? Immer mehr kam Mika der Gedanke, das Jayd vielleicht gar nicht die war, für die sie sich ausgab.

Jayd lief in die Mitte des Saals und drehte sich einige Male um ihre eigene Achse. Lachend sah sie ihm entgegen. „Komm Mika sieh dir das an. Es ist prachtvoll.“

Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, sie spielte ihm gewiss nichts vor.

„Dort werden die Musiker stehen.“ Sie deutete auf einen Platz etwas an der Seite.

„Oh und dort werden die Geschenke aufgereiht werden.“

Dabei zeigte ihr Finger auf einen Tisch gleich neben dem Eingang. Sie nahm sein Handgelenk und zog ihn in das angrenzende Esszimmer. Nachdenklich besah sie sich den langen Tisch. „Was meinst du, wäre ein Brunnen gefüllt mir Blut etwas übertrieben?“

„Ja.“ Das wäre es sicher, doch sie war adlig da konnte man es sich leisten.

„Aber wenn du einen willst, können wir sicher einen Brunnen auftreiben.“ Über das Blut musste er kein Wort verlieren. Da man es sicher nicht mehr trinken konnte, reichte als Füllung auch Tierblut.

„Oh danke.“ Sie umarmte ihn glücklich.

„Für meine Prinzessin mache ich doch alles.“ Zumindest solange es seinen Interessen diente. Derzeit war ihm ihr Wohlwollen noch wichtig. Allerdings hatte er da noch eine Frage.

„Warum lädst du eigentlich die Köter ein?“

Jayd verschränkte die Finger hinter dem Rücken und ging ein paar Schritte. „Es ist strategisch klug sie einzuladen.“

Diese Worte erstaunten Mika. Vor allem, da er sie nie aus Jayds Mund erwartet hätte. Doch sie war noch nicht fertig.

„Irgendwann werde ich Prinzessin, wenn nicht sogar Königin sein. Da ist es nur klug, wenn ich es mir mit niemanden verscherze und zu diesem Hof gehören nun einmal auch die Wölfe. Deswegen habe ich sie eingeladen.“ Sie drehte sich lächelnd zu Mika um.

„Klug nicht? Das hat mir Vater gesagt.“

Mika schüttelte kurz kaum erkennbar den Kopf. Gerade war sie ihm unheimlich gewesen, doch ja, es hörte sich mehr nach ihrem Vater als nach ihr an. Nun war er wieder beruhigt.

„Komm wir müssen noch eine Menge erledigen.“ Jayd ging an ihm vorbei und schnappte sich abermals sein Handgelenk.

Mika stöhnte, doch ein Protest würde sowieso überhört werden. Also hieß es nur Augen zu und durch. Irgendwann würden sich diese Erfahrungen sicher auszahlen, das musste einfach so sein.

Blutbiss 8

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Erschöpft ließ sich Mika auf den Sessel neben seinem Vater fallen. Den wievielten Tanz hatte er jetzt eigentlich schon absolviert? Er sehnte sich eigentlich nur mehr nach seinem Sarg und viel Zeit zum ausruhen.

„Bewahre Haltung Mika.“

Die strengen Worte seines Vater sorgten dafür das er sofort wieder aufrecht in seinem Sessel saß. Er musste ihn nicht ansehen um zu wissen, das er ihm bei dieser Ermahnung nicht einmal angesehen hatte. So war es doch immer, er sah ihn nur an, wenn es etwas zu loben gab. Dabei war er doch der einzige Sohn, den er hatte. Ebenso war er gewiss stolz auf ihn, nur warum zeigte er ihm das dann nicht auch? Es würde ihm sicher kein Zacken aus der Krone fallen.

Mika seufzte und sah auf den Ballsaal. Das Essen hatte er problemlos über die Bühne gebracht. Wenn sich auch viele der höheren Vampire über die Anwesenheit der Werwölfe empörten. So gesehen war es ein Wunder, das sie nicht übereinander hergefallen waren. Das war ein toller Einfall von Jayds Vater gewesen.

Mika warf einen fragenden Blick zu seinem zukünftigen Schwiegervater. Dieser prostete ihm mit einem Weinglas zu und Mika rang sich höflichkeitshalber zu einem schwachen Lächeln durch. Ja, dieser Abend war wirklich ein Erfolg für ihn, immerhin würde es bald eine Hochzeit geben.

Wie ihn das langweilte. Es gab eine Hochzeit, doch wirklich ändern würde sich in seinem Leben nicht wirklich etwas. Vampirische Ehen wurden aus reiner Machtgier geschmiedet, nicht um Nachwuchs zu zeigen oder gar aus Liebe. Bei diesem Wort alleine musste Mika fast lachen. Liebe war nichts das ewig hielt, wer eine Ehe aus solchen Motiven schloss war ein Idiot. Bei unsterblichen Wesen wie ihnen hatte das keinen Bestand, doch eine Ehe war untrennbar. Nachwuchs war auch nicht wirklich erwünscht, da man nicht wirklich Kinder brauchte, das gab nur Probleme wenn sie älter wurden. Natürlich, auch er wollte nicht ewig im Schatten seines Vater stehen, doch derzeit war ihm seine Präsenz noch nützlich. Irgendwann würde er das sicher nicht mehr so empfinden. Das war eine Phase, die alle Kinder einmal durchmachten.

Jayd kam lächelnd auf ihn zu, begleitet von einem jungen Vampir. Sie umarmte Mika und küsste ihn auf die Wange. „Keine Sorge, du kannst bald gehen. Nur noch ein wenig um mein Gesicht zu wahren.“

Sie löste sich von ihm und nahm einen Schluck aus seinem Weinglas.

Mika nickte nur zustimmend, wenn sie es wollte. Heute war ihr Tag, wenn sie die Party um ein paar Stunden verlängern wollte, ihm war es gleich.

Er warf einen Blick auf den jungen Vampir und umfasste ihre Taille. Bestimmend zog er sie an sich, die nächsten Worte waren nur für sie bestimmt. „Werd mir bloß nicht untreu mit dem Kerl.“

Jayd sah ihn erstaunt an und lachte. „Bist du etwa eifersüchtig? Das ist niedlich.“

Sie küsste ihn noch einmal. „Du weißt, ich bin nur dir versprochen.“

Damit stand sie auf und ging mit dem Vampir Richtung der tanzenden Pärchen.

Eifersüchtig, das war doch ein Scherz. Nein, es ging nur darum das sie ihm nicht fremd ging, zumindest sollte sie sich nicht dabei erwischen lassen. Ihre Verbindung war zu wichtig um sie wegen so etwas zu beenden und das musste er wenn so etwas öffentlich werden würde. Sein Vater wollte diese Verbindung, also sollte er sie auch bekommen. Wen er heiratete war Mika gleich, Hauptsache es war danach erledigt. Treue war nach der Eheschließung sowieso nicht mehr gefragt. Tausend Jahre dem gleichen Wesen treu zu bleiben war sowieso nicht machbar.

Mika wartete noch eine halbe Stunde, bevor er sich zurückzog. Vielleicht war er der Erste, doch das war ihm egal. Gähnend ging er durch die Gänge, in die Richtung seiner Zimmer. Die Wache davor nickte ihm grüßend zu.

Er erwiderte diese Geste. Es war nicht weiter verwunderlich, das es heute nur eine Wache war. Wenn es solche Anlässe gab, war die Wachmannschaft meistens gekürzt, damit einige selbst feiern konnten. Innerhalb des Schlosses musste man sich ja auch keine Sorgen um seine Sicherheit machen.

Sofort schlug er den Weg zu seinem Schlafzimmer ein. Beim Anblick seines Sarges seufzte er. Das war das einzige Klischee das er sich leistete. Benötigen würde er nicht unbedingt einen Sarg, ein Bett würde auch reichen, doch so hatte er auch noch einen Schutz gegen das Sonnenlicht. Nicht das irgendein Zimmer hier ein Fenster hatte.

Rasch entledigte er sich seiner Kleider, solche Sachen waren ihm einfach zu steif. Zum Schlafen bevorzugte er eher eine Hose.

Plötzlich wand er sich um. Mika fühlte sich beobachtet, doch da war niemand, weder roch noch fühlte er jemanden. Kopfschüttelnd drehte er sich wieder zu seinem Sarg um und öffnete den Deckel. Seit der Sache mit dem Werwolf war er sowieso paranoid, doch eigentlich hatte er geglaubt das sich das wieder gelegt hatte. Scheinbar hatte er sich zu früh gefreut.

Mika stieg in den Sarg und schloss den Deckel über sich. Das war sicher nur ein Streich seines übermüdeten Gehirns gewesen. Morgen würde die Sache wieder ganz anders aussehen.
 

Eloy gähnte. Er war es zwar gewöhnt lange auf Partys zu bleiben, doch danach konnte er getrost ins Bett fallen. Das war heute nicht der Fall und da er das wusste, reagierte sein Köper anders als sonst.

„Ich hoffe du vergisst nicht, das wir gleich noch etwas vorhaben.“ Jamie stellte sich neben ihn, in seiner Hand ein Glas Wein. Das wievielte war das für ihn eigentlich? Er selbst hatte sich ja zurückgehalten, dafür hatte Jamie recht gut zugelangt.

„Komm, sonst verpassen wir die Ablöse.“ Er klopfte ihm auf die Schulter.

Das stimmte, wie Eloy bemerkte. Die meisten Vampire hatten sich schon zurückgezogen, da die Sonne bald aufging.

Eloy nickte und folgte Jamie, der schon dabei war den Saal zu verlassen. Er folgte ihm bis zu der Tür, die auf den Hof führte.

Jamie hackte sich bei ihm unter und zog ihn mit sich. Es war erstaunlich, da es für die Wachen anders aussehen musste. Plötzlich strauchelte Jamie und Eloy hielt ihn fest damit er nicht hinfiel. „Du hast zuviel getrunken.“

„Ich trinke nie zuviel.“

Auch wenn Überzeugung aus der Stimme sprach, glaubte Eloy ihm nicht. Er war betrunken, alles sprach dafür. Und das gerade heute, eigentlich hatte er nie geglaubt, das Jamie nicht stressresistent war.

Die Wachen wurden von Jamie mit einem strahlenden Lächeln zur Kenntnis genommen, doch kümmerte er sich nicht wirklich um sie. Viel eher begann er sich an Eloys Körper zu schmiegen.

Eine der Wachen trat ihnen in den Weg. „Moment. Wo wollt ihr hin?“

Eloy versuchte den Vampir herablassend anzusehen, was mit einem anschmiegsamen Jamie an seinem Arm gar nicht einmal so einfach war.

„Wir wollen uns noch etwas die Beine vertreten.“

„Genau, wir haben nämlich noch etwas vor.“ Jamie grinste und biss Eloy kurz in den Hals.

Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wand sich die Wache ab. „Verschwindet.“

„Danke.“ Jamie zog Eloy mit sich aus der Burg hinaus. Er folgte dem Weg, der von dem Schloss fortführte.

Eloy hingegen sah noch einmal zu den Wachen zurück. Als sie außer Hörweite waren, schnaubte er. „Als ob der noch nie mit einem Mann im Bett war.“

„Es lag wohl eher daran, das wir Wölfe waren. Diese Wachen sind leicht zu täuschen.“ Jamie schüttelte den Kopf und wich vom Weg ab.

„Kommst du?“

„Folgen wir nicht dem Weg?“ Eloy wies mit dem Finger in die angegebene Richtung.

„Natürlich. Damit sie uns sofort finden. Komm schon, wir haben nicht ewig Zeit.“ Damit begann er sich auszuziehen und seine Kleider unter einem Stein zu verstecken.

„Du bist nicht betrunken nicht?“ Eloy folgte ihm und begann sich ebenfalls auszuziehen.

„Ich? Heute? Ganz bestimmt nicht. Aber total nüchtern ist es schwer so zu tun als ob.“ Er nahm seinen Mantel, sowie die Hose und faltete sie zusammen.

„Was wird das?“ Eloy sah ihn fragend an.

„Ich weiß nicht wie es mit dir steht, doch ich verspüre keine Lust nackt in die Stadt zu gehen. Verwandle dich.“ Jamie machte eine ungeduldige Handbewegung, bevor er mit Eloys Mantel und Hose ebenso verfuhr.

Eloy verwandelte sich in einen Wolf, was hatte er auch schon für eine Wahl? Jamie hatte das schon alles geplant, er musste nur noch den Anweisungen folgen. Geduldig wartete er ab, bis Jamie die zwei Mäntel um seinen Bauch gebunden hatte. Dann verwandelte sich auch er.

Es erstaunte den Blondhaarigen nicht wirklich eine fast genaue Kopie von sich zu sehen. Nur die Augen waren anders und das Fell etwas heller. Gott, er sah sogar besser aus als er selbst. Nein, dieser Wolf tat seinem Selbstwertgefühl nicht gut.

„Los.“ Damit rannte Jamie los.

Was blieb ihm da schon anderes übrig. Der Andere hatte ja Recht, ihre Zeit war nicht endlos, sie mussten in die Stadt, die am Fuße dieses Gebirges lag. Eine Strecke, die ein Mensch nie an einem Tag bewältigen konnte. Zum Glück war er kein Mensch.
 

Es war schon wieder Abend als sie die Stadt erreichten. Eloy war mehr als nur müde, als er sich verwandelte und die Kleidung anzog. Zu seiner Genugtuung sah Jamie auch nicht besser aus. Zumindest keuchte dieser genauso wie er selbst.

„Weiter.“ Er machte eine auffordernde Handbewegung und hüllte sich in seinen Mantel. Die Kapuze zog er sich über den Kopf.

Nun wusste Eloy wieso ihn Jamie diesen Mantel oder eher Umhang aufgedrängt hatte. Eigentlich hatte er seine gesamte Garderobe bestimmt. Nun merkte er warum. Der Blondhaarige zog sich ebenfalls die Kapuze über den Kopf und folgte Jamie.

Trotz der schon hereinbrechenden Nacht war es noch lange nicht still in den Straßen. Wie es eben in Hafenstädten üblich war. Aus einigen Häusern drang Musik und die typischen Geräusche eines Wirtshaus, Frauen und Männer unterschiedlichen Alters kamen ihnen entgegen, mal alleine, mal als Paar. Je weiter sie sich dem Hafen näherten, umso deutlicher wurden die Zeichen, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Plötzlich wurde Jamie, der vor ihm ging in eine Gasse gezogen. Überrascht sah Eloy einige Sekunden auf die Stelle, wo sein Freund gerade noch gestanden hatte, erst dann knurrte er und sah ihn die Gasse. Mit dem was er sah, hatte er aber nicht gerechnet.

Jamie hatte seinen Angreifer am Kragen seines Mantels gepackt. Auch dessen Gesicht war von einer Kapuze verdeckt.

„Ich hasse es, wenn du das machst.“ Jamies Kapuze war von seinem Kopf gerutscht. Er war wütend, aber keineswegs beunruhigt.

Das schien wohl ihre Verabredung zu sein. Eloy entspannte sich wieder einigermaßen, wenn auch ein seltsamer Geruch von dem Fremden ausging. Im Moment konnte er ihn nur nicht zuordnen.

Der Angreifer lachte nur amüsiert. „Ihr Wölfchen versteht aber wirklich keinen Spaß.“

Er legte einen Arm um Jamies Schultern und führte ihn wieder auf die Hauptstraße. Im vorbei gehen klopfte er Eloy freundschaftlich auf die Schulter. „Na dann kommt. Ich führe euch zu meinem Schiff.“

Als Eloy von dem Fremden berührt wurde, reagierte etwas in seinem Körper auf ihn. Mit einemmal wusste er, was das für ein Wesen war, wenn er auch noch nie einem begegnet war. Das war ein Tiger. Kein Bär oder Schakal, nein das war ein Tiger, ihr Feind.

Selbst wenn er wollte, Eloy konnte sich für einen Moment nicht bewegen. Sein Körper schaltete automatisch auf Angriff um, er brauchte einige Minuten um diesen Drang in sich niederzukämpfen.

„Was ist los?“ Jamies Stimme war fragend.

Eloy drehte sich zu ihnen um. „Das ist ein Tiger.“

Damit es auch unmissverständlich war, deutete er mit dem Finger auf den Fremden.

„Stimmt. Zumindest war ich mir bis jetzt immer sicher, das ich dieser Rasse angehöre.“ Der Tiger zuckte nur mit den Schultern.

„Ich weiß. Doch in deinem Fall kannst du nicht sonderlich wählerisch sein. Ich vertraue ihm und du weißt, das ich meine Freunde nicht achtlos auswähle.“ Man sah richtig, das Jamie noch ein spöttischer Zusatz auf der Zunge lag, doch er hielt sich zurück.

Eloy musste Jamie Recht geben. Seine Freunde suchte er sich sehr genau aus, wenn man das Freunde nennen konnte, immerhin benutzte man seine Freunde nicht. Fürs Erste würde er ihm wohl vertrauen müssen.

Stumm nickte der Blondhaarige und folgte dem Tiger, der sie zu einem Schiff führte. Es war ein eindrucksvolles Schiff, nur eine Sache störte ihn daran.

„Das ist ein Segelschiff.“ Eloy betrachtete das Schiff kritisch. Damit würden sie doch nie im Leben schnell genug sein. Die Vampire konnten ihre Schiffe, wenn es sein musste mit Magie beschleunigen, sie waren aufgeschmissen wenn es eine Flaute gab.

„Nein. Eigentlich ist es eine Galeere, nur sind meine Sklaven gerade in Urlaub. Natürlich ist es ein Segelschiff, doch keine Sorge ich wurde noch nie geschnappt.“

Kein Wunder, das sich Jamie und der Wertiger so gut verstanden. Sie beide liebten es sich auf seine Kosten lustig zu machen.

„Wir werden schnell genug sein, da würde ich mir keine Sorgen machen.“ Jamie löste sich von dem Piraten.

„Später werde ich es dir erklären.“

Eloy nickte stumm. Ja, eine Erklärung war auf jeden Fall fällig.

Blutbiss 9

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eloy folgte dem Tiger und Jamie in eine Kabine. Diese unterschied sich allerdings von allen anderen Zimmern, die er je gesehen hatte. Auf dem Boden lagen lauter übergroße Kissen zumindest dort, wo keine Möbel standen, die eindeutig westlichen Stil aufwiesen. Wenn man schon ein Zimmer einrichtete, sollte man sich für einen Stil entscheiden.

Jamie streifte sich die Kapuze vom Kopf und warf den Mantel achtlos zu Seite, bevor er sich auf eines der Kissen setzte.

Auch Eloy streifte die Kapuze von seinem Kopf, blieb aber noch immer misstrauisch. Er vertraute diesem Kater nicht, immerhin war es ein Tiger. Da war alle Vorsicht nur verständlich.

Der Tiger hingegen ließ seinen Umhang einfach dort zu Boden fallen, wo er stand.

Eloy überraschte sein Aussehen nicht wirklich. Blonde Haare, ein Mittelding zwischen seinen und Jamies und braune Augen, eben typisch katzenhaftes Aussehen. Obwohl er eigentlich nicht das Recht hatte über ihn zu urteilen, da er keinen anderen Tiger kannte. Ein Umstand, den er nicht gerade bedauerte.

Er grinste und lehnte sich an seinen Schreibtisch. „Nun wo wir Zeit haben, mein Name ist Ratan, willkommen auf meinem Schiff.“

Eloy nickte ihm zu. „Mein Name ist Eloy.“

„Ja schon gut.“ Jamie winkte mit der Hand ab. Fragend sah er den Tiger an.

„Ratan, ist die Ladung an Bord?“

„Ladung?“ Ratan zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe.

„Das nennst du Ladung? Du hast mich schon viel transportieren lassen, doch ich hätte nie gedacht auch einmal so etwas transportieren zu müssen.“

„Was meinst du?“ Jamie runzelte verwirrt die Stirn.

Es war doch nur ein Vampir oder? Kein Grund um einen Aufstand zu machen. Vielleicht transportierte man das nicht alle Tage, doch als Pirat war man es doch gewohnt Geiseln und Sklaven zu transportieren. Das versuchte man den Menschen zumindest weis zu machen.

In dem Moment klopfte es an der Tür. Eloy trat einen weiteren Schritt zu Jamie. Wer wusste schon aus was die Mannschaft des Tigers bestand.

„Ratan, kannst du mir erklären was der Sarg…“ Die Stimme stockte.

Eloy wusste schon wer eingetreten war, als sich die Tür öffnete. Der Geruch hatte ihn verraten, ebenso wie die Stimme. Doch das konnte nicht sein. So einen Zufall gab es nicht, die Korrespondenz mit seiner Familie lag zwar schon einige Monate zurück, doch da hatte es kein Lebenszeichen von Kobe gegeben. Was also machte er hier? Von allen Schiffen die es gab war er ausgerechnet auf diesen, wenn es einen Gott gab liebte er ihn nicht.

Hastig fuhr er herum. Er brauchte einfach Gewissheit.

„Du.“ Kobes Stimme war nur ein leises Keuchen und er wich automatisch einen Schritt zurück. Sein Gesichtsausdruck zeigte pures Erstaunen.

„Ah, nett das du kommst. Darf ich vorstellen, das ist ..“

„Kobe.“ Eloy unterbrach den Tiger einfach. Hier bedurfte es keiner Vorstellung. Sie kannten sich leider viel zu gut, schlimmer noch sie waren verwandt.

Kobe schloss kurz die Augen, bevor er sie wieder öffnete. Sein Gesichtsausdruck war nun wieder so ausdruckslos wie zuvor. „Eloy.“

Seine Stimme klang kühl.

„Ach ihr kennt euch?“ Ratan beobachtete das Ganze mit großem Interesse.

„Bedauerlicherweise. Was machst du hier?“ Eloy konnte nur schwer ein Knurren unterdrücken. Wie er ihn verabscheute, diesen Schmarotzer, der sich in ihre Familie gedrängt hatte.

„Ich lebe hier.“

„Ja mit mir.“ Zwei Arme legten sich um Kobes Hüfte und hinter ihm erschien die Gestalt eines Mannes.

Da er ihn anknurrte, nahm Eloy an, das es ebenfalls ein Wertiger war. Auch sein Geruch glich dem Ratans. „Von dir war ja nichts anderes zu erwarten.“

Der Wertiger hinter Kobe knurrte noch lauter, woraufhin Kobe die Arme ausstreckte und am Türrahmen abstützte. „Lass es. Du darfst ihm nicht antun.“

„Was soll das? Wer ist der Kerl, das du ihn in Schutz nimmst?“ Ercole sah Kobe aufgebracht an.

„Keine Angst. Wenn es ein Wesen auf der Welt gibt, mit dem ich nicht lange in einem Raum sein will ist er das. Er ist mein Cousin.“ Bei diesen Worten fixierte er Eloys Blick.

„Nur auf dem Papier.“ Eloy wand sich von ihm ab. Nicht weil er seinen Blick nicht ertrug, doch er wollte ihm nicht die Genugtuung geben ihm auf Augenhöhe zu begegnen.

„Ach das ist also ein Mitglied deiner Familie, das ist ja interessant.“ Ratan grinste noch breiter.

„Jamie, du hast etwas gut bei mir, das ist eine durchaus interessant Konstellation. Diese Überfahrt wird gewiss nicht langweilig.“

„Wenn du meinst.“ Jamie lächelte nur und zuckte ratlos mit den Schultern.

„Was macht eigentlich der Sarg in der anderen Kabine?“ Ercoles Stimme klang nur mäßig interessiert.

„Sarg?“ Jamie wand sich nun zu dem Pärchen um.

„Welcher Sarg?“

Nun das wüsste Eloy auch recht gerne. Es ging um einen Vampir und er kannte eigentlich keinen, der wirklich in einem Sarg schlief. Gut, er fragte auch nicht jeden Vampir nach seinen Schlafgewohnheiten. Das wurde als aufdringlich gewertet.

„Der Sarg, der in der Kabine nebenan steht.“ Kobe deutete mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.

„Aus dem Weg.“ Eloy stieß sie zur Seite, so das er aus dem Zimmer kam. Mit schnellen Schritten ging er zur angrenzenden Kabine und öffnete die Tür. Nun Fakt war, da lag wirklich ein schwarzer Sarg auf dem Bett. Warum war da ein Sarg? Schliefen diese Blutsauer wirklich in so etwas?

„Ich glaub es nicht.“ Jamie legte grinsend eine Hand auf dessen Schulter.

„Der schläft wirklich in einem Sarg.“ Er schüttelte den Kopf und wand sich zu Ratan um.

„Wir müssen so schnell wie möglich ablegen. Bevor er wieder aufwacht.“

„Da ist ein Vampir drin?“ Kobe sah Eloy entsetzt an.

„Bist du verrückt? Du entführst einen Vampir?“

„Von dir muss ich mich nicht verrückt nennen lassen. Du schläfst hier mit dem Feind, das zeugt auch nicht gerade von klarem Verstand.“ Dieses Argument war total aus dem Zusammenhang gerissen, doch von diesem Mischling ließ Eloy sich nicht beschimpfen.

Ercole hinter ihm knurrte abermals.

„Ach sein doch still Kätzchen.“ Mit dem nahm er es doch allemal auf und er war wütend. Keine gute Mischung, für sie.

Kobe wirkte einen Moment verwirrt. Leider dauerte es nicht lange. „Das tut doch gar nichts zur Sache. Weißt du nicht in welche Gefahr du unsere Familie damit bringst?“

Eloy hob die Faust und deutete mit dem Daumen auf seine Brust, wie um seine nächsten Worte zu verdeutlichen. „Meine Familie! Du gehörst nicht dazu, hast es nie und wirst es auch nie.“

Das saß. Mit einem leisen Triumphgefühl sah Eloy, wie Kobe leicht zusammenzuckte. Er hatte sich nie sonderlich mit Kobe beschäftigt, weil er einfach unter seiner Würde war, doch er wusste was seine Angst war. Seinen Platz in ihrer Familie zu verlieren, ein Platz, der ihm von Anfang an nie zugestanden hatte.

„Wir sind Cousins, also ist es ebenso meine Familie, die du in Gefahr bringst durch dein unbedachtes Handeln. Denkst du eigentlich je darüber nach was du damit anrichtest? Oder haben dein Stolz und deine Überheblichkeit dich schon so geblendet? Zuerst in Frankreich und nun auch hier in praktischer Einzelhaft. Jedesmal verursachst du Probleme, die Andere für dich richten dürfen. Werd erwachsen Eloy, das Leben ist kein Spiel, so wie du es dir vorstellst.“ Damit drehte er sich um und ging. Ercole, der ihm einen Moment erstaunt nachsah, folgte ihm.

Eloy schnaubte nur, warum sollten ihn die Worte von diesem Bastardsohn interessieren? Und doch konnte er nichts darauf erwidern, obwohl ihm Kobe doch Gelegenheit dafür gab. Er wusste er musste etwas erwidern, um nicht als Verlierer dazustehen, doch ihm fiel nichts Schlagkräftiges ein. Alles hätte wie eine schlechte Rechtfertigung geklungen.

Allerdings hatte er Kobe auch noch nie so erlebt. Klar, als Kinder waren sie oft aneinander geraten, doch damals war er immer als Sieger hervorgegangen. Das Kobe damals acht Jahre und er fünfundzwanzig gewesen war, ließ Eloy dabei einmal außer Acht. Kobe hatte es dann irgendwann vorgezogen ihm nicht mehr zu begegnen, was Eloy nur Recht war.

Doch so hatte er Kobe noch nie erlebt. Dieser entschlossene Blick, ebenso wie seine Aufregung das war neu für ihn. Kobe regte sich doch nie über etwas auf.

Eloy schüttelte den Kopf. Er maß diesem Mischling mehr Aufmerksamkeit zu als er verdiente. Er hatte hier ein anderes Problem.

Ohne auf die restlichen Zwei zu achten, trat er ein und schloss die Tür hinter sich. Jetzt musste er sich nur auf den Inhalt dieses Sargs konzentrieren.
 

Ach ja sollte einer von euch wissen, womit man die Magie der Vampire bannen kann, ich wäre über Tipps sehr dankbar. Meine Informationen über dieses Thema sind etwas unzureichend.

Blutbiss 10

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 10

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Irgendetwas stimmte nicht. Mika wusste das schon ohne das er die Augen öffnete. Der Geruch war ein anderer und auch der Boden war anders, nicht mehr so fest. Zumindest stand er auf einem sich bewegenden Untergrund. Was sollte das?

Vorsichtig öffnete er ein Auge, doch es war nur die Innenseite seines Sargdeckels, alles wie gewohnt und doch falsch. Irgendetwas war passiert, doch Mika wollte nicht vorschnell den Deckel öffnen und sich zu erkennen geben. Allerdings würde er so nicht erfahren was passiert war.

Langsam drückte er gegen den Deckel des Sargs. Er ließ sich bewegen, also wollte man ihn nicht einsperren. Leise öffnete er ihn ganz und setzte sich auf.

„Morgen.“

Mikas Kopf ruckte herum. Da saß dieser Werwolf, dem er eigentlich verboten hatte noch einmal in seine Nähe zu kommen. „Du. Hab ich dir nicht gesagt, was passiert, wenn du mir noch einmal zu nahe kommst?“

„Ja schon und aus diesem Grund habe ich mich auch daran gehalten. Bis ich das Spielfeld geändert habe.“ Eloy grinste vergnügt.

Mika wurde nicht wirklich schlau aus seinen Worten und schwieg kurz. Diese Pause nutzte er, um sich einmal umzusehen. Was er sah gefiel ihm nicht ganz. Es war ein schlichtes Zimmer, die Einrichtung bestand aus nicht mehr als einem Bett auf dem sein Sarg lag, einem Tisch und einem Sessel, den der Wolf besetzte. Ein schwarzes Tuch war an der Wand angebracht, das wahrscheinlich ein Fenster verbarg. „Wo bin ich?“

Mika konnte sich schon zusammenreimen was passiert war, an dieser Situation konnte man nur sehr schwer etwas missverstehen. Doch er wollte seinen genauen Standpunkt wissen. So konnte er sich ausrechnen, wie weit es zurück zu seinem Vater war. Denn Leute, die ihn zurückholten, würde er kaum schicken. Es sei denn seine Entführung würde sich über Monate hinziehen. Doch normalerweise wurde er mit so etwas alleine fertig, es war zu seinem Bedauern ja nicht das erste Mal. Schließlich war er sehr viel wert, dachten sich viele Entführer zumindest.

„Auf dem Weg nach Frankreich.“

„Auf dem Weg?“ Frankreich war weit entfernt, wie sollte er da nur wieder heimkommen? Warum zum Teufel schwankte der Boden so? Er war doch hoffentlich nicht auf einem Schiff.

Mika sprang auf und war mit einem Satz bei der Tür, dem musste er nachgehen. Ohne auf den Wolf zu achten, lief er aus dem Raum und zu einer der Stiegen, die nach oben führten. Schon hier hörte er die typischen Geräusche, die auf einem Schiff alltäglich waren. Wellen, die gegen die Planken schlugen, die Rufe von Menschen, den Laut, wenn Wind die Segel traf, das alles trug nicht gerade dazu bei ihn zu beruhigen.

Es fiel kein Licht durch die Luke also musste er keine Angst haben. Bei Tag sähe die Sache anders aus, da er Sonnenlicht nur bedingt vertrug.

Vorsichtig stieg er die Stufen hoch und sah sich um. Es war wirklich ein Schiff. Auch wenn es dunkel war, konnte der Vampir die Segel über ihm deutlich erkennen. Im Schein von Kerzen liefen Menschen herum und führten noch einige Befehle aus.

Wie weit waren sie schon vom Ufer entfernt? Vielleicht konnte er ja noch zurück schwimmen? Mika lief zur Reling, das hieß er wollte es, doch da packte ihn jemand um die Brust und hielt ihn fest. Seine Hände wurden durch diesen Griff an seinen Oberkörper gepresst und waren nutzlos.

„Ich gebe es auf. Jedesmal wenn ich jemanden gefangen nehme, will der ins Wasser springen.“

Mika knurrte und schnappte mit den Zähnen nach der Kehle seines Gegners. Doch ein harter Ruck an seinen Haaren hielt ihn zurück.

„Und bissig ist er auch noch. Ratan könntest du mal sein Herrchen holen?“

„Herrchen?“ Er hatte sich wohl verhört. Wer hatte hier ein Herrchen? Immerhin war er ein Prinz der Vampire, niemand hatte das Recht ihn auf die Stufe eines Hundes zu stellen.

Wild sträubte er sich gegen den Griff des Wertiers. Denn das es eines war, das war nicht zu überriechen, nur war es kein Wolf. Zumindest roch er so ähnlich, bis jetzt kannte er ja nur Werwölfe, andere Rassen schickten ihre Kinder nicht zu ihnen.

„Und wenn du schon mal dabei bist auch eine Leine und einen Beißkorb.“

Jetzt reichte es aber. Mika trat nach hinten aus, traf aber nichts, was ihn frustriert aufschreien ließ. Warum konnte das kein Mensch sein? Die Sache wäre schneller zu Ende, als sie angefangen hätte. Doch gegen ein Wertier konnte er, in dieser Position, ohne seine Magie nicht ankommen und die hatte er auf dem Wasser nicht zur Verfügung.

„Vielleicht ein Beruhigungsmittel?“

Mika sah den Neuankömmling an. Auch das war ein Werwolf, wenn sein Geruch auch schwächer war als bei anderen Kötern. „Versucht es ruhig, nur hat es keinen Effekt.“

„Wers glaubt, Mach schon Kobe.“

Der Werwolf schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich glaube er hat Recht. Er ist ein Vampir, Vampire sind tot, demnach haben sie keine Krankheiten. So werden wohl auch Heilmittel bei ihnen versagen. Bleibt wohl nur deine Methode.“

Scheinbar gab es doch noch intelligente Exemplare unter diesen Wölfen. Wenn es auch etwas komplexer war. Sein Körper war tot, so gab es keine Nährstoffe für Bazillen, weswegen er nicht krank wurde. Doch da auch Heilmittel etwas in den Körper transportierten, fehlte der Effekt, da es keinen Nährboden gab. Deswegen brauchte seine Rasse kein Essen, wenn sie es auch trotzdem zu sich nahmen, wenn auch nur des Geschmackes wegen.

Doch es war definitiv nicht der richtige Moment um darüber nachzudenken.

„Mika lass es. Wir sind viel zu weit vom Ufer entfernt, als das du es noch schaffen könntest.“

Diese Stimme kannte er, schließlich hatte er sie oft bei Verhandlungen mit seinem Vater gehört. Er wand dem Sprecher den Kopf zu. „Du!“

Jamie nickte nur stumm.

Das brachte das Fass zum überlaufen. „Wie konntest du nur? Mein Vater hat dir Zuflucht geboten und dich unterstützt. Wie kannst du es wagen ihm so in den Rücken zu fallen?“

„Ich falle nicht ihm in den Rücken, sondern dir. Ich weiß was ich deiner Familie schulde, doch hierfür habe ich meine eigenen Gründe.“ Jamie seufzte und sah zum Heck des Schiffes.

„Zurück wirst du es nicht mehr schaffen. Ich kenne deine Kräfte und das geht über sie. Du wirst ertrinken und wiederauferstehen, bevor du wieder ertrinkst. Das unzählige Male, bis du irgendwann an einem Strand angespült wirst. Ich glaube nicht das dies eine sehr angenehme Erfahrung ist. Sei vernünftig Mika.“

So ungern er es auch zugab, aber Jamie hatte recht. Vorausgesetzt natürlich es stimmte was er sagte. „Ich verachte dich.“

Der Weißblonde zuckte nur mit den Schultern. „Das war nicht zu vermeiden. Ich glaube du kannst ihn loslassen.“

Der letzte Satz war an den Piraten gerichtet.

Ercole löste seinen Griff vorsichtig, bereit jederzeit wieder zugreifen zu können.

Mika machte sich grob los und ging wieder in die Richtung seines Zimmers. Dafür würden sie noch bezahlen jeder Einzelne von ihnen. Sobald er seine Magie wieder einsetzen konnte.
 

Eloy sah dem Vampir nach. Er hatte sich die ganze Szene aus einiger Entfernung angesehen. „Ist es nicht dein Haustier?“

Er wand sich zu Ratan um und nickte stumm.

Der Tiger seufzte. „Wie die kleinen Kinder. Zuerst unbedingt haben müssen, aber dann nichts damit anfangen können.“

Er schüttelte den Kopf. „Es ist ja nicht mein Problem. Sorge nur dafür, das er keine Probleme macht. Sonst bist du dein Spielzeug schneller los, als du glaubst.“

„Wer will es mir wegnehmen? Du?“ Eloy versuchte seine Stimme überheblich klingen zu lassen, auch wenn er wusste das der Tiger seine Drohung wahr machen konnte.

„Ja. Ich bin nicht bereit für die Laune eines Wolfes irgendetwas zu riskieren.“

„Kobe?“ Immerhin schien er für ihn einige Ausnahmen zu machen. Und er war ein halber Wolf, wenn Eloy das auch immer abstreiten würde.

„Kobe und Jamie sind Ausnahmen. Sie sind anders als die Meisten eurer Rasse. Ich bin mit jedem von ihnen auf eine besondere Art verbunden. Sie sind meine Freunde. Du bist ein Gast.“

„Nun, dann sind die Fronten ja geklärt.“ Eloy nickte und folgte dem Vampir. Allerdings blieb er unschlüssig vor der geschlossenen Tür stehen. Was er Tiger sagte stimmte nicht, immerhin hatte er Pläne mit dem Vampir. Nur wusste er noch nicht wie er diese ausführen sollte. Natürlich wusste er wie er das anstellen musste, nur hatte er es sich einfacher vorgestellt. Nein, er hatte sich nichts vorgestellt, all seine Überlegungen gingen nur bis zu diesem Moment. Weiter hatte er nicht gedacht.

Eloy seufzte. „Ich bin so ein Idiot.“

„Nein, nur ein kurzsichtiger Egoist, was auch aufs Gleiche hinausläuft.“ Jamie stand mit verschränkten Händen etwas von ihm entfernt. Mit einer Körperseite lehnte er an der Wand.

„Dein Problem ist es das du nicht weit genug vorplanst. Es mag ja nicht schlimm sein, wenn man eine Liste Punkt für Punkt abarbeitet, nur ist die Vorraussetzung dafür, das man eine Liste hat.“

„Und nun?“ Fragend sah er Jamie an. Ohne es zu merken, hatte er in den letzten Wochen alle Entscheidungen und die Planung ihm überlassen. Doch nun waren sie an einem Punkt, an dem Jamie ihm nichts mehr abnehmen konnte. Diesen Weg musste er alleine gehen und ihn meistern oder scheitern.

„Du hast deinen Vampir. Wie wäre es, wenn du ihm erklärst weswegen er hier ist? So niederträchtig deine Gründe auch sein mögen, du warst bereit diesen Weg zu gehen. Du kannst nicht einfach auf halben Wege kehrtmachen.“

„Weil du soviel geopfert hast?“ Das war der Grund weswegen er nicht alles hinwarf. Jamie hatte bei diesem Unterfangen mehr geopfert als er selbst. Macht, Einfluss, ein ruhiges Leben. Wenn nicht sich selbst, dann war er es Jamie schuldig das Begonnene nun zu beenden.

Doch der Weißblonde lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Nein, ich spiele dabei gar keine Rolle und mich solltest du nie in deine Überlegungen miteinbeziehen. Ich habe mich selbst für diesen Weg entschieden. Ich wusste was auf dem Spiel stand und wie es ausgehen könnte. Nein, ich bin hier weil ich hier sein will, das hat nichts mit dir zu tun.“

Trotzdem war er nur hier, weil Eloy sich das in den Kopf gesetzt hatte. Gerade das machte ihm ja zu schaffen.

Er nickte, wie um sich selbst Mut zuzusprechen. „Er verdient eine Erklärung nicht?“

Jamie nickte lächelnd. „Ja, die verdient er.“

Eloy seufzte, öffnete die Tür und trat ein. Nun, dann würde er den steinigen Weg wohl beschreiten müssen, egal wie schmerzhaft er sein würde.

Blutbiss 11

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Was ist noch?“ Wenn er schon entführt wurde, konnte man ihn doch wenigstens in Ruhe lassen.

Mika hatte das Tuch hochgehoben und sah aus dem Bullauge. Er unterdrückte ein Seufzen. Wasser, überall nur Wasser, wie er das Meer hasste. Allerdings nur, wenn er sich auf einem Schiff befand. Vom Strand aus gesehen war es ja schön.

„Ich will mit dir reden.“ Eloy schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.

Mika ließ das Tuch fallen und wand sich zu ihm um. „Weshalb? Du hast mich entführt, da gibt es nichts mehr zu erklären. Immerhin kenne ich sogar den Grund dafür.“

„Ach ja?“ Eloy wirkte nicht sonderlich überrascht.

„Ja natürlich. Immerhin hast du selbst es mir doch gesagt. Du willst mit mir schlafen. Nur zu, aber ich werde mich wehren, es wird eine Vergewaltigung sein.“ Mika spielte ein gewagtes Spiel mit dem Feuer. Doch er schätzte den Wolf nicht als Vergewaltiger ein. Jetzt noch nicht, dafür war er zu selbstverliebt. Wahrscheinlich hielt er sich für einen guten Liebhaber.

Der Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht was ich will.“

„Mehr wirst du nicht bekommen. Nicht freiwillig.“ Er sollte nun aufhören, sonst fasste es der Wolf zum Schluss noch als Herausforderung auf. Das war nicht das was er wollte.

„Ich glaube schon, das es freiwillig sein wird.“

Der Wolf schien nun wieder sicherer zu werden. Etwas das Mika nicht gefiel, was immer ihn deprimiert hatte, es konnte noch einige Zeit anhalten.

Doch bei dieser Aussage lachte er nur trocken auf. „Du träumst. Dafür müsste ich schon etwas anderes für dich empfinden als Abscheu und du bist ein Wolf.“

Damit war in seinen Augen alles geklärt.

„Ihr Vampire mit eurer Arroganz. Glaubt ihr wirklich, das wir so verschieden voneinander sind?“ Eloy schüttelte den Kopf.

„Das sind wir nicht. Wir ähneln uns sogar mehr, als ihr wahrhaben wollt.“

„So eine Überheblichkeit. Ihr werdet uns nie ebenbürtig sein und rein gar nichts verbindet uns.“ Mika verzog das Gesicht. Schon allein der Gedanke war absurd.

„Wir ernähren uns beide von Menschen.“ Eloy legte den Kopf schief.

„Nur weil sich der Löwe und die Hyäne von derselben Antilope ernähren, sind sie einander nicht gleichgestellt.“ Das sagte gar nichts aus. Wölfe waren schon immer den Vampiren unterlegen, das war so vorbestimmt.

„Wir sind uns ebenbürtig. Nur das ihr magisch stärker begabt seid und wir die Kraft besitzen.“

„Alleine das besagt schon, das ihr schwächer seid. Rohe Tiere, die Kraft haben, aber nur wenig Intelligenz.“ Für Magie musste man bestimmte Vorraussetzungen erfüllen. Man musste die Gabe und das Wissen besitzen. Es war eindeutig, was den Wertieren davon fehlte. Denn das sie die Gabe hatten, ließ sich nicht leugnen, immerhin beinhaltete ihre Verwandlung auch Magie.

„Nur das jeder andere Vorzüge hat. Allerdings können wir darüber ewig streiten.“

Da gab es nichts zu streiten. Vampire waren einfach die überlegene Rasse und das würde er ihm auch beweisen sobald er wieder an Land war. Wenn er wieder an Land war würde er so einiges beweisen und seine Heimreise antreten.

„Du kannst dich an Bord frei bewegen. Ich glaube nicht, das du das Schiff zum sinken bringen wirst, immerhin ertrinkst du dann selbst.“

„Ich erwache aber wieder irgendwann. Im Gegensatz dazu werdet ihr endgültig tot sein. Noch etwas das uns stärker macht.“

Eloy lächelte, doch wirkte er nun schon etwas genervt. „Ja, wir reden darüber, wenn du mich im Sonnenlicht an Deck besuchst. Dann können wir dieses Gespräch gerne fortführen.“

Mika knurrte, wenn er unbedingt streiten wollte gerne. Schwachstellen hatten die Wölfe ja auch genug. „Aber nur, wenn du Silberschmuck trägst.“

„Das ist lächerlich.“

„Ist es das?“ Mika deutete auf die silberne Kette um sein Handgelenk.

„Dann kannst du es ja anfassen oder?“ Er trug immer Silber am Körper, wenn man mit Werwölfen zusammenlebte war das nur ratsam. Immerhin war das die effektivste Methode sich gegen sie zu wehren. Da waren alle Wertiere gleich, Silber hassten sie. Vampire selbst mochten dieses Metall auch nicht besonders, doch man lernte damit zu leben, wenn man ständig vom Feind umgeben war. Es war besser als einem, Wertier ohne Waffe ausgeliefert zu sein.

„Ich muss hier nichts beweisen.“ Eloy wand sich von ihm ab, den Türknauf in der Hand, hielt er noch einmal inne.

„Wie gesagt, du bist hier kein Gefangener.“

Damit verließ er das Zimmer.

Wie großzügig. Als ob das etwas an seiner Lage änderte. Das Schiff selbst war ja das perfekte Gefängnis. Weder konnte her weg von hier, noch war es groß genug um Anderen aus dem Weg zu gehen. Wirklich tolle Situation in die er sich gebracht hatte und das nur wegen einer kleinen Unachtsamkeit.

Mika musste der Versuchung widerstehen etwas gegen die Wand zu schleudern. Noch dazu wo ihm dafür nichts zur Verfügung stand.
 

Eloy schüttelte den Kopf als er wieder an Deck ging. Was hatte er eigentlich erwartet? Er war nicht dumm, mit so einer Reaktion hatte er rechnen müssen. Schließlich würde er selbst nicht anders reagieren als der Vampir.

Eloy war wütend, doch nicht auf Mika sondern auf sich selbst. Wie hatte er nur auf seine Provokationen eingehen können? Es war kindisch gewesen und obwohl er das wusste, war er darauf eingestiegen.

Er trat an die Reling und seufzte. Am Bug des Schiffes sah er zwei Gestalten, wenn er seinem Geruchssinn trauen konnte, dann war es Kobe und sein Kätzchen. Der Vollmond war noch nicht voll, weswegen er sie noch nicht genau erkennen konnte. Doch sie schienen sich wirklich sehr nah zu sein. Auch wenn er Kobe nicht leiden konnte, so beneidete er ihn in diesem Moment ein wenig. Nicht um seinen Partner, doch das was er mit ihm hatte. Natürlich, was Erfahrung betraf, konnte Kobe in Jahren nicht mithalten, doch eine tiefe Bindung hatte er bis jetzt zu keiner seiner Eroberungen gehabt.

„Wie wars?“ Jamie trat neben ihn und sein fragender Blick ruhte auf ihm.

Na ja zumindest wenn man von ihm einmal absah. Doch mit dem Wolf verbanden ihn keine romantischen Gefühle sondern Freundschaft, wenn man es so nennen konnte.

Frustriert nahm Eloy ihn am Arm und küsste ihn. Es war eine Art Stresstherapie und ihm half es auch. In diesem Moment war er egoistisch und das wusste er auch, doch es war ihm egal.

Als sie sich voneinander lösten, sah er Jamie einen Moment lang an, doch er rechnete nicht mit einer Reaktion. Allerdings hatte er den Älteren falsch eingeschätzt.

Überrascht griff Eloy auf seine schmerzenden Wange. „Warum schlägst du mich!“

Das war unverdient, mal davon abgesehen das es total übertrieben war, egal was er schon wieder angestellt hatte.

Die grauen Augen Jamies funkelten ihn verärgert an. „Ich bin nicht dein Notnagel. Du kannst mich nicht einfach küssen, wenn du es plötzlich willst. Und schon gar nicht um deinen Frust an mir abzubauen. Dafür bin ich mir zu schade.“

„Deswegen regst du dich so auf?“ Wo war das Problem? Sie hatten sich schon oft geküsst und das aus noch niederträchtigeren Gründen als dieser es war. Doch Eloy wusste ja selbst, das dieser Kuss nicht richtig gewesen war, also konnte er Jamie keinen Vorwurf daraus machen.

„Ja, weil… Ach ist doch egal.“ Jamie schüttelte wütend den Kopf.

Eloy entging das kurze Stocken in seinen Worten keineswegs, doch er schob es auf die Wut des Älteren. Das Beste war, wenn er ihn wieder milder stimmte. „Darf ich heute bei dir schlafen?“

Alles weitere würde sich dann schon ergeben. Doch Eloy nahm nicht an, das sie ihre Abmachung nun weiterführen würden. Schließlich waren sie nicht mehr im Schloss, Jamies Stillschweigen war nicht mehr vonnöten.

Dieser lächelte nun wieder. „Obwohl ich nichts mehr habe, das von Wert ist? Du bist ein schlechter Geschäftsmann, Eloy.“

Eloy wiegte leicht den Kopf von einer zur anderen Seite. „Ja, das könnte schon sein. Deswegen führen die Geschäfte auch meine Brüder.“

Ihm fiel dieses Geständnis leicht, immerhin entsprach es der Wahrheit. Eine Wahrheit mit der er sehr gut leben konnte. So war alles viel einfacher für ihn.

Jamie lachte. „Nun wenn du mich so bittest, kann ich dir wohl schlecht einen Korb erteilen. Immerhin schneide ich bei dem Handel sogar besser ab.“

Nun lächelte auch Eloy, es war ein Lächeln wie er es potentiellen, weiblichen Opfern zuwarf. „Ich wusste doch, das du mir verfallen bist.“

„Ja, mit Haut und Haar.“ Bei dieser Bemerkung grinste der Blondhaarige.

„Ich störe eure Turtelei ja nur ungern. Wobei ich mir nicht ganz so sicher bin, ob es das treffend umschreibt was ihr hier treibt, doch wir müssen aufgrund gewisser Umstände einen Zwischenstopp einlegen.“ Ratan sah sie mit einem undeutbaren Blick an.

„Wieso? Du weißt das jegliches Land mit Mika an Bord gefährlich ist.“ Jamie wand sich nun dem Tiger zu. Von der einen auf die andere Minute schien Eloy vergessen zu sein.

„Ich weiß ja nicht wie du es hältst, doch ich will keinen wütenden und Instinktgesteuerten Werwolf auf meinem Schiff haben.“ Ratan sprach diese Worte ernst aus, was zeigte das er in diesem Punkt nicht mit sich diskutieren ließ.

„Was?“ Der Weißblonde schien ihn nicht ganz zu verstehen.

Eloy seufzte. Wie sollte er auch? Natürlich der Grund für diesen Umweg war deutlich am Himmel zu sehen. Es war bald Vollmond, der Mischling sorgte mal wieder für Probleme. Nun, das musste er dann wohl regeln. „Du kannst gerne deinen Umweg fahren, doch wir werden nicht in die Nähe von Land kommen. Die Sache mit Kobe erledige ich.“

„Und wie?“ Ratan schien nicht viel Vertrauen in ihn zu setzen.

„Ganz einfach indem ich mir seinen Instinkt zunutze mache. Ich bin sein Cousin, sein Blutsverwandter, wenn es zum Glück auch sehr verdünnt ist.“

Es kostete ihn schon einiges an Überwindung das überhaupt zuzugeben. „Wir sind vom gleichen Rudel und miteinander aufgewachsen. Außerdem bin ich ein vollwertiger Werwolf, sein Instinkt wird ihm sagen, wer der Anführer ist.“

„Na das passt ja perfekt.“ Der Tiger schüttelte den Kopf. Die Sache schien ihm nicht zu gefallen.

„Ich werde es nicht ausnützen.“ Das stimmte sogar. Erstens war er zu gut erzogen um das auszunützen und Zweitens hatte er nichts gegen diesen Wolf. Nein, das war sogar die einzige Zeit in der er Kobe mochte. Eloy respektierte den Wolf in den sich Kobe jeden Vollmond verwandelte, denn das war ein Mitglied ihrer Rasse wie es sich gehörte. Nicht das Halbblut das er die restliche Zeit war. Nur zu Vollmond, wenn er die wahre Gestalt ihrer Rasse zeigte konnte er sich als vollwertiges Mitglied ihrer Familie zählen. Leider, war er der Einzige, der so dachte.

„Ich werde mit Kobe darüber sprechen müssen. Es ist seine Entscheidung.“

Die Antwort konnte er dem Tiger schon sagen, doch er zuckte nur mit den Schultern. Sollte er mit ihm reden. Kobe würde zustimmen, weil er keinem zur Last fallen wollte. Schon gar nicht einem Mitglied seiner Familie.

Eloy sah Ratan nach, der zu Kobe ging. Eine Hand um sein Handgelenk lenkte ihn aber davon ab.

„Komm.“ Jamie machte eine Kopfbewegung in die Richtung ihrer Kabine.

„Wir gehen schlafen und was man halt sonst noch hinter verschlossenen Türen macht.“

Sein Lächeln zeigte deutlich auf was er anspielte.

Willig ließ sich Eloy mitziehen. „Och, die müssen nicht unbedingt geschlossen sein. Ehrlich gesagt braucht man nicht einmal eine Tür dazu.“

Nun das versprach eine nette Nacht zu werden. Eloy hatte jedenfalls vor sie zu genießen.

Blutbiss 12

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 12

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er konnte nicht schlafen. Wie auch, wenn um ihn herum nur Feinde waren? Mika fühlte sich hier einfach nicht wohl, doch das war auch kein Wunder. Diesen Gestank konnte man ja nicht ausblenden. Überall roch es nach diesen Viechern, wie sollte man da zur Ruhe kommen.

Mika öffnete die Türe seiner Kabine. Draußen musste die Sonne schon im Aufgehen begriffen sein, doch hier unter Deck merkte man nichts davon. Sonst könnte er wohl kaum aus der Kabine. Auch wenn er es nie zugeben würde, war er froh, das er nicht in seiner Kabine eingesperrt war. Ihm war seine Freiheit einfach zu wichtig, auch wenn sie hier extrem beschnitten wurde.

Eine der Türen war leicht geöffnet und Kerzenlicht war zu sehen. Ebenso wie leise Stimmen zu hören waren.

Mika atmete leicht aus, das war nicht dieser verrückte Wolf, der ihn hier festhielt. Nein, dem Geruch nach war es eher der Tiger, mit dem er schon engere Bekanntschaft gemacht hatte. Dafür musste er ihm fast dankbar sein, denn Jamies Behauptungen ließen sich nicht von der Hand weisen. Da war es schon besser, wenn er mit dem nächsten Schiff heimfuhr, denn ewig konnten sie nicht auf dem Meer bleiben. Irgendwann mussten sie einfach anlegen und dann konnte er sich rächen.

Plötzlich wurde eine der Stimmen lauter. „Nein, das lasse ich nicht zu!“

Ein Seufzen war zu hören, bevor eine andere Stimme antwortete. „Mach dich nicht lächerlich Ercole. Es ist meine Entscheidung und sie ist getroffen.“

„Ich werde dich sicher nicht mit ihm allein in einem Raum lassen. Ich werde dabeisein.“

Mika näherte sich der Tür. Normalerweise lauschte er nicht, doch persönliche Gespräche führte man auch hinter geschlossenen Türen. Nicht wenn diese halb offen war.

Er stoppte in einigen Abstand, doch so das er sah was in dem Raum vorging.

Der Rotblonde legte eine Hand auf die Wange des Tigers. „Das geht nicht und das weißt du auch. Ich will dir nicht wehtun und nur so können wir es kontrollieren. Außerdem ist es die beste Lösung. Es ist eine sichere Umgebung. Hier kann man kontrollieren wo ich bin und was ich mache. Ist das keine Erleichterung für dich?“

Der Tiger schnaubte. „Schon. Es gefällt mir nur nicht, das du dafür mit diesem Typ allein sein musst.“

Der Andere lächelte sanft. „Nun das lässt sich nicht vermeiden. Allerdings habe ich dir schon gesagt, das ich nichts von Eloy will. Er verabscheut mich und umgekehrt gilt das Gleiche.“

„Oh sei doch nicht so naiv Kobe!“ Mit einer wütenden Bewegung wand sich Ercole von ihm ab. So das er auch der Körperkontakt zwischen ihnen unterbrach.

„Wenn er dich wirklich so verabscheuen würde, dann hätte er wohl kaum diesen Vorschlag gemacht oder? Und du weißt doch gar nicht was du machst, wenn du dich verwandelst.“

„Ich kenne Eloy. Diesen Vorschlag hat er nur aus reinem Eigennutz gemacht. Einfach weil er nicht wollte das wir anlegen. Er tut nichts, wenn es nicht seinen eigenen Interessen nutzt. Eloy ist ein kleines, verzogenes Kind, glaub mir, er hat keine Hintergedanken dabei. Dafür müsste er viel zu weit voraus denken und das liegt ihm nicht.“

Das war interessant. Es schien, das der Rotblonde seinen Entführer ziemlich gut kannte. Das sollte er sich zunutze machen. Besser der Feind, den man kennt als den, den man nicht kennt. So lautete doch ein Sprichwort der Menschen, vielleicht sollte er sich das zu Herzen nehmen. Das machte es ihm auch leichter ihn zu steuern wenn er es wollte.

„Hoffen wir nur, das du ihn nicht unterschätzt Kobe. Das hoffe ich wirklich für dich.“ Damit wand sich der Tiger um und verließ den Raum.

Mika merkte, das dieser ihn registrierte, doch reagierte er nicht auf ihn. Das war ihm aber nur Recht.

Geduldig sah er ihm nach, bis er an Deck verschwunden war. Erst dann klopfte er an die noch offen stehende Tür.

Kobe hatte sich wieder zu dem Tisch umgedreht. „Was denn noch?“

Genervt drehte er sich wieder zur Tür um. „Oh, du. Was willst du?“

Nun an Respekt ihm gegenüber schien es hier bei allen zu mangeln. Obwohl in der Position in der er sich befand war das auch nicht verwunderlich. Wahrscheinlich musste er in seiner Lage sogar noch darüber dankbar sein, das sie ihn seines Standes gemäß behandelten. „Ich habe nur laute Stimmen gehört, das ist alles.“

Das ihm langweilig war, würde wohl nicht so gut aufgefasst werden.

„Ja, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ Kobe wand sich wieder zu dem Tisch hinter ihm um.

Das war ja schwieriger als er dachte mit jemanden ins Gespräch zu kommen. Bis jetzt hatte er das nie bemerkt, da alle begierig darauf waren mit ihm zu reden oder ihn unterhalten zu dürfen. Manche Dinge waren wirklich schädlicher als man dachte.

Mika trat zu dem Tisch und sah Kobe über die Schulter. Auf dem Tisch lagen ausgebreitet einige Pflanzen und Samen. Der Werwolf war gerade dabei einige davon in einen Mörser zu geben.

„Bist du ein Schamane?“ Ihm war bekannt, das sich die Heiler der Werwölfe so nannten. Ebenso wie sie bei ihnen einfach als Magier betitelt wurden. Doch ihre Aufgabe war die gleiche, wenn sie auch andere Mittel nutzten. Schließlich waren auch ihre Patienten in verschiedenen Stadien. Wenn man untot und lebendig so bezeichnen konnte.

Kobe lachte leise. „Nein, mein Vater ist ein Schamane. Mir ist dieser Weg versperrt, doch ich bin Arzt.“

„Arzt? Also ein Arzt der Menschen?“ Mika sah ihn ungläubig an. Wie konnte sich ein Werwolf für eine derart niedrige Arbeit hergeben? Wer wollte schon freiwillig mit Menschen arbeiten? Obwohl sein Schlachtvieh musste man auch pflegen, von daher war es gar nicht so unsinnig.

„Ja so ungefähr. Ich habe gelernt Menschen zu behandeln, doch lässt es sich auch sehr gut auf Werwölfe anwenden. Und hier auf dem Schiff gibt es auch genug Menschen um die man sich kümmern muss.“ Seine Hand griff zielsicher nach einigen schwarzen Samen und warf sie zu den anderen Pflanzen, die sich bereits im Mörser befanden. Dann begann er diese zu zerstoßen.

Mika nickte. Das war sicher richtig, wenn er sich das auch nicht wirklich vorstellen konnte. Allerdings waren beide Rassen lebendig, da konnte das klappen.

Kobe hielt in seiner Arbeit innen und sah ihn an. Dabei lächelte er sogar verstehend. „Dir ist langweilig nicht? Ich verstehe das.“

Das wagte Mika zu bezweifeln. Okay, sie hatten beide die gleichen Freiheiten auf diesem Schiff, doch er war schon länger hier. Außerdem kannte er die Leute hier, das ergab Gespräche. Wenn das auch nicht wirklich essentiell für ihn war, doch er war es nicht gewohnt lange ohne Gesprächspartner zu sein. In dieser Hinsicht war Jayd sehr praktisch gewesen, wenn sie ihn auch regelmäßig eine Menge Nerven gekostet hatte.

Kobe seufzte leise. „Noch vor einem halben Jahr war ich in derselben Lage. Wenn ich auch von einem menschlichen Piraten gefangen wurde.“

Nun dann musste ihm die Flucht ja leicht gefallen sein. Menschen waren keine Gegner. Weder für Werwesen und schon gar nicht für Vampire. „Wie bist du entkommen?“

„Gar nicht.“ Seine Stimme hatte einen amüsierten Unterton.

„Ich bin doch noch immer hier oder?“

Mika verstand das nicht ganz. War der Kapitän hier nicht ein Wertiger? Das war ein gewaltiger Unterschied zu einem Menschen. „Wie?“

Kobe nahm seine Arbeit wieder auf. „Ich wurde von einem Piraten entführt und dieser wurde von einem Wertiger gebissen. Im Endeffekt habe ich mich dazu entschieden bei ihm zu bleiben.“

Er sprach nicht von Liebe, das fiel Mika auf. Doch wahrscheinlich war das für Werwesen auch nicht unbedingt ein wichtiger Punkt. Auf lange Dauer konnte man sich einfach nicht lange binden. „Warum?“

„Manche Dinge sollte man einfach nicht hinterfragen. Vielleicht liebe ich ihn, doch das kann ich nicht genau sagen. Ich fühle mich an seiner Seite wohl, das ist doch das Wichtigste.“

Mika nickte nachdenklich. So ganz konnte er dem nicht zustimmen. Allerdings sollte er nun zum Punkt kommen. „Du sagtest zuvor etwas über Eloy. Woher kennst du ihn?“

„Wir teilen seit zwanzig Jahren das Haus zusammen. Uns verbindet wohl eine zweifelhafte Verwandtschaft.“

„Du magst ihn nicht?“ Das könnte ihm nützlich sein. Ein gemeinsamer Feind verband ja und einen Verbündeten konnte er gut gebrauchen.

„Nein. Doch das beruht auf Gegenseitigkeit. Allerdings heißt das nicht, das ich ihm schaden will.“ Kobe legte den Stößel beiseite und hob den Mörser etwas an.

Das ging zu leicht. Mika war vielleicht nicht bewandert wie man ein Gespräch in Gang hielt, doch er wusste wie man Informationen für sich behielt. Das was der Wolf machte, war das genaue Gegenteil. War er so naiv oder verfolgte auch er ein Ziel? Nun wo er alle Informationen hatte konnte er diesem Verhalten ja auf den Grund gehen. „Wieso erzählst du mir das alles so einfach? Immerhin könnte ich es gegen deinen Verwandten benutzen.“

Kobe stellte den Mörser wieder auf den Tisch und wand sich lächelnd zu dem Vampir um. „Das hoffe ich sogar und wenn es der Sache dienlich ist, erzähle ich dir gerne noch mehr. Es gefällt mir nicht, das Eloy alles bekommt was er will. Bis jetzt hat er das immer und man sieht ja was dabei herausgekommen ist. Zu seinem eigenen Besten sollte er einen Dämpfer bekommen. Sonst wird er nie erwachsen und ich glaube du bist das geeignete Werkzeug dafür.“

Also nur ein Mittel zum Zweck? Das gefiel Mika überhaupt nicht. Er mochte es nicht benutzt zu werden. Nicht wenn er es nicht wollte und keinen Nutzen davon hatte. „Du willst mich benutzen.“

Nein, ihm gefiel das überhaupt nicht und das merkte man auch an seiner Stimme.

Doch Kobe ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Und du wolltest mich aushorchen. Ich schätze damit wir sind quitt.“

Da hatte er wohl Recht. Auch wenn es sehr selten war, aber dieser Werwolf war ein guter Gegner oder amüsanter Verbündeter, das wusste er noch nicht. Aber eines war sicher, seinen Respekt hatte sich der Rotblonde heute verdient.

Blutbiss 13

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eloy ging sich streckend zu einem der Salzwasserfässer an Deck. Leider war das die einzige Möglichkeit sich zu waschen, doch diese Unannehmlichkeit hatte er schon bei seiner letzten Schiffsreise festgestellt. Für alles, das nicht lebensnotwendig war, wurde Salzwasser benutzt. Es war nicht das Beste aber immerhin besser als nichts.

Er schöpfte sich zwei Hände Wasser ins Gesicht, bevor er sich auch den Oberkörper wusch. Mehr würde er auf offenen Deck sicher nicht machen, nicht einmal wenn er zehn Meter gegen den Wind roch. Außerdem war das Wasser so kalt, sodass er es ungern länger als nötig benutzte.

Sein mitgebrachtes Hemd anziehend, sah er sich auf dem fast menschenleeren Deck um. Der Vollmond beleuchtete es ausreichend, so das man fast so gut sah wie am Tag. Anders als gestern, war heute nur die Nachtwache zu sehen die auf beide Seiten des Schiffes ihre Runden zog.

Doch nur weil das die einzigen Menschen an Deck waren, hieß es nicht das sie alleine waren. Ein weiteres Wesen stand an Deck und sah auf die Wellen.

Eloy ging zu ihm. Wie gesagt, er war es Jamie einfach schuldig.

Neben dem Vampir blieb er schweigend stehen, wie dieser an die Reling gelehnt.

„Was willst du?“ Die Stimme des Vampirs klang genervt.

Nun das konnte Eloy nur verstehen. Er würde sich auch nicht wohl fühlen an seiner Stelle. Die nächsten Worte kamen ihm fast nicht über die Lippen so ungewohnt waren sie für ihn. Doch er wusste auch das es nötig war. „Es tut mir leid.“

Der Vampir reagierte nicht darauf, so das der Blonde glaubte er hatte ihn nicht verstanden. Eloy öffnete den Mund um die Entschuldigung zu wiederholen, doch da antwortete der Vampir.

„Und? Was ändert das? Soll ich mich jetzt freuen und dir vergebend um den Hals fallen? So naiv schätze ich nicht einmal dich ein.“ Mikas Stimme war kalt, bei dieser Erwiderung.

„Nein, das nicht. Ich wollte mich nur entschuldigen.“ Eloy war nicht so naiv wie es ihm der Vampir vorwarf. Er empfand es einfach nur richtig und anständig sich zu entschuldigen.

Mika wand sich ihm zu. Seine türkisen Augen waren klar erkennbar, obwohl es dunkel war. „Es war dir also ein Bedürfnis. Wohl ein ebenso dringendes wie mich zu entführen? Du bist wirklich so naiv, wie ich dich eingeschätzt habe. Bemüh dich nicht weiter, von mir bekommst du nichts. Weder Absolution noch das weswegen du das alles gemacht hast.“

Er drehte sich um, weg vom Anblick des Meeres. „Ich gehe, die Umgebung hat in den letzten Minuten viel an Niveau verloren.“

Mika ging zur Treppe und verschwand unter Deck.

Eloy sah ihm überrascht nach. Was für eine Zicke. Es war zwar eine Bezeichnung, die man eher Frauen gab, doch anders konnte man Mikas Verhalten nicht beschreiben. Er hatte nur mit ihm reden und sich ehrlich entschuldigen wollen. Diese Worte waren ihm unglaublich schwer gefallen, da konnte man doch ein wenig auf ihn eingehen. War das zuviel verlangt?

„Das schien ja nicht so gut gelaufen zu sein.“

Eloy drehte sich murrend wieder um und fixierte einen Punkt am Horizont. „Musst du nicht deine Freunde vor mir beschützen?“

Ratan lächelte. „Die können sich ganz gut selbst beschützen. Auch wenn ich manchmal an ihnen zweifle. Kobe hat zugesagt.“

Eloy nickte. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. „Alles was ich brauche ist eine Kabine mit ihm alleine.“

„Ich habe den Laderaum umgebaut, man kann ihn leicht in zwei Hälften unterteilen. Solange ihr mir meine Ladung nicht beschädigt, bin ich damit einverstanden.“ Ratan lehnte seine Unterarme auf die Reling und verschränkte die Finger ineinander.

„Lange wird er nicht toben.“ Wenn alles gut ging, dann sogar nicht. Es war lange her, das sie sich getroffen hatten, es war möglich das er ihn vergessen hatte. Auch wenn Eloy keine Lust auf einen Machtkampf hatte, den Unterlegenen würde er sicher nicht spielen.

„Das glaube ich auch nicht. Und was ist mit deinem Haustier, wird das auch keine Probleme machen?“

Er merkte den Blick des Tigers, der auf ihm ruhte. „Außer mir? Wohl kaum, er würde sich damit nur selbst schaden und das weiß er.“

Gerade das machte es ihm so schwer. Mika war durchaus intelligent, aber so stur wie ein Esel. Mit so etwas gab er sich normalerweise gar nicht ab, doch der Vampir übte eine seltsame Anziehungskraft auf ihn aus.

Der Tiger neben ihn beobachtete ihn und seufzte dann unvermittelt tief. „Hach. Jamie kann einem leid tun. So ein Freund ist keine Wohltat.“

Wie kam er jetzt darauf? Was hatte ihn schon wieder so gegen ihn aufgebracht? Er hatte nichts besonderes gesagt. Eloy sah ihn verwirrt an.

Eloy wollte ihn nicht zum Freund gewinnen, doch er versuchet mit ihm auszukommen. Doch scheinbar legte der Pirat keinen Wert darauf. „Was soll das nun schon wieder.“

Der Blonde verstand auch nicht so ganz was Jamie nun mit der ganzen Sache zu tun hatte?

„Ich rede über das was Jamie alles für dich getan hat. Vielleicht solltest du einmal über seine Gründe nachdenken?“ Er richtete sich wieder auf.

„Aber das ist seine Sache. Auch wenn ich glaube das du ohne einen Anstoß nie darauf kommst.“

„Er hat gesagt bei dieser Sache, soll ich nicht an ihn denken.“ Obwohl das ein verdammt schwerer Befehl war. Immerhin war das Eine eng mit dem Anderen verknüpft.

Ratan winkte mit einer Hand ab. „Es ist egal was Jamie sagt. Du bist es ihm schuldig, das du es wenigstens ernsthaft versuchst. Allerdings wenn du das was du hier machst, ernsthaft nennst, wird das nichts.“

„Ja, was soll ich denn machen?“ Wütend starrte Eloy den Blondhaarigen an. Er wusste nicht, wie er Mika wieder besänftigen sollte. Obwohl es nichts gab was er lieber wollte. Er hatte einen Fehler gemacht und das hatte er auch eingestanden, mehr konnte er doch nicht machen.

„Das Richtige. Setz mal das Ding, das auf deinem Hals sitzt ein. Wenn du in der Situation des Vampirs wärst, was würdest du dann wollen? Versetz dich in die Lage von ihm und mach genau das, was du wolltest das man für dich macht.“

Ein Matrose rief seinen Namen und Ratan winkte ihm kurz zu. „Du bist nun für ihn verantwortlich. Sie ihn als ein Kind an, das dir überantwortet wurde und übernimm Verantwortung für ihn.“

Mit diesen Worten ließ er ihn stehen und ging zu dem wartenden Matrosen.

Für ihn Verantwortung übernehmen? Das war leichter gesagt als getan. Er hatte noch nie für irgendetwas Verantwortung übernommen, ja er hatte nicht einmal ein Haustier gehabt. Klar ein Pferd, doch um das musste er sich nicht kümmern, dafür gab es Angestellte.

Eloy senkte den Kopf und sah auf die Wellen, die gegen das Schiff schlugen. „Ich bin eindeutig überfordert.“

Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Es war nicht leicht für ihn das zuzugeben, doch so traurig es war, dieses Eingeständnis war die Wahrheit.
 

„Würde es dir schaden, ein wenig netter zu sein?“

„Was willst du?“ Mika sah auf den Werwolf, welcher an der Wand neben der Tür seiner Kabine lehnte.

„Nur eine Antwort auf meine Frage.“ Jamie sah ihn gelassen an. Der aggressive Tonfall schien ihn nicht zu beeindrucken.

„Er hat meine Freundlichkeit nicht verdient und du auch nicht.“ Wenn der Werwolf ihm so im Weg lehnte kam er nicht in seine Kabine. Nicht in würdevoller Haltung, die dem Blondhaarigen klar machte was er von ihm hielt.

„Ich verlange sie auch nicht. Genauer gesagt ist es mir sogar egal, ebenso wie du mir egal bist. Doch mit Eloy musst du auskommen. Vielleicht nur auf diesem Schiff oder auch länger. Also würde dir ein Zacken aus der Krone brechen, wenn du etwas netter zu ihm wärst?“ Jamie verschränkte bei diesen Worten die Arme vor der Brust und sah Mika gelangweilt an.

„Er hat mich entführt.“ Das sagte doch alles aus. Zu Entführern musste man nicht nett sein. Das wäre mehr als sie verdienten.

„Wenn wir es genau nehmen, dann habe ich dich entführt. Ich habe es geplant, gezahlt und die Männer dafür angeheuert. Von Eloy kam nur die Idee.“

„Ohne Idee kein Plan oder? Was ihn wieder zum Haupttäter macht.“ Mika war es egal wer Schuld war. Er brauchte einen Schuldigen und der Werwolf bot sich dafür regelrecht an. Schon allein, weil er seine Art nicht mochte.

Jamie schüttelte den Kopf und seufzte. „Im Grunde seid ihr euch so ähnlich. Vielleicht zu ähnlich. Deshalb auch die Probleme.“

„Ihr solltet euch absprechen. Mit diesen Kommentar kam dein Freund schon. Auch er sagte etwas wegen der Ähnlichkeit unserer Rassen. Nur Blödsinn, wir unterscheiden uns ganz gewaltig voneinander.“

Jamie hob eine Hand um ihn zu unterbrechen. „Das bestreite ich nicht einmal und das macht mich auch stolz. Ich rede aber von eurem Charakter. Ihr beide seid einfach zu verzogen und das hat euch überheblich gemacht. Weder Eloy noch du können zurückstecken und das ist euer Problem, selbst in der unterlegenen Position könnt ihr eure Niederlage nicht einsehen und beißt um euch wie ein verletztes Tier.“

„Stell mich nicht mit euch auf eine Stufe.“ Er ließ sich sicher nicht mit einem Tier vergleichen. Immerhin war er ein Vampir und kein Wolf, es lag doch auf der Hand, welche Rasse dem Menschen ähnlicher war.

Mika stockte im gleichen Moment als er diesen Gedanken hatte. Wie kam er jetzt darauf? Wer wollte schon dem Menschen ähnlich sein? Diese Rasse orientierte sich doch an ihnen, so war es richtig, nicht anders herum.

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Hoffentlich bekam er so wieder einen klaren Kopf.

„Es war unglücklich ausgedrückt, das stimmt. Doch ich bitte dich um nichts mehr, als das du deine Feindseeligkeit etwas zurücknimmst. Das würde es uns allen leichter machen.“ Jamie ließ die Arme wieder sinken und ging auf Mika zu. Als er ihn passierte, legte er ihm eine Hand auf die Schulter.

„Um Eloy musst du dir keine Sorgen machen. Ich kümmere mich um ihn, deine Ehre wird sicher nicht angetastet werden.“

Mika glaubte ein Lächeln auf Jamies Lippen zu sehen, als dieser an ihm vorbeiging. „Selbst wenn das nicht so wäre würde er nichts von mir bekommen.“

Jamie wand sich nicht zu ihm um, neigte aber leicht den Kopf. „Das freut mich zu hören.“

„Was?“ Mika sah dem Wolf irritiert nach, doch es kam keine Antwort mehr. Einen Moment lang dachte Mika wirklich darüber nach ihm zu folgen, um eine Antwort zu bekommen. Allerdings verwarf er diese Möglichkeit auch gleich wieder. Warum sollte er?

Trotzdem ließ ihn diese Erwiderung nicht los? War es nicht Eloys Ziel mit ihm zu schlafen? Warum war es Jamie dann nur Recht das er es nicht machte? Gehörte er nicht zu Eloys Seite? Jedem hier auf dem Schiff schien es nur Recht zu sein, wenn er nicht mit diesem Wolf schlief. Was er auch nicht tun würde. Doch auch wenn ihm Kobes Gründe unbekannt waren, so wollte er Jamies wissen.

Er kannte den Wolf schon seit einiger Zeit, deswegen war er auch mit dessen Charakter vertraut. Jamie arbeitete auf Sicherheit und Erfolg. Der sicherste Weg zum Erfolg, das war sein Stil, deswegen passte das hier gar nicht zu ihm. Alles aufzugeben nur für ein Honorar. Was konnte soviel wert sein?

Mika betrat seine Kabine und schob die Tür hinter sich wieder zu. Nachdenklich lehnte er sich dagegen. Er war verwirrt. Noch nie war eine Entführung so kompliziert gewesen, doch er hatte es auch noch nie mit Werwesen zu tun gehabt. Doch hier schien mehr dahinter zu stecken. Jeder schien ein eigenes Ziel zu haben und er kam sich immer mehr wie ein Mittel zum Zweck vor.

Seufzend ließ er sich an der Tür zu Boden gleiten. Was sollte er nur machen um sich hier behaupten zu können? Denn ein Spielball wollte er ganz sicher nicht sein.

Blutbiss 14

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Na was bläst du hier denn so Trübsal?“

Eloy wand sich nicht zu Jamie um. Ihn beschäftigten noch immer Ratans Worte. „Sag mal Jamie, traust du mir zu Verantwortung zu übernehmen?“

„Nein.“ Die Antwort kam zu schnell um nicht wahr zu sein.

„Ich mir auch nicht.“ Eloy seufzte, sein Blick lag noch immer auf den Wellen unter ihm.

„Wer hat mit dir gesprochen? Dein Cousin?“ Dann schüttelte Jamie den Kopf.

„Nein, es war Ratan. Er steckt seine Nase einfach viel zu tief in fremde Angelegenheiten.“

Leider, traf er damit aber auch genau ins Schwarze, zumindest bei ihm. Doch das musste er dem Anderen nicht unbedingt erklären, seine Reaktion zeigte das deutlich.

„Was hat er gesagt?“

„Er meinte nur, das ich Verantwortung übernehmen sollte. Eben wie für ein Kind das mir anvertraut wurde.“ Doch wie sollte er das schaffen, wenn er nicht wusste wie man das überhaupt machte? Immerhin drückte er sich wenn er konnte vor der Verantwortung. Er wollte für nichts verantwortlich sein, dann machte er auch nichts falsch.

„Da hat er leider Recht. Du musst dafür sorgen das Mika nichts anstellt das ihm oder uns schadet. Aber er hasst dich.“ Jamie lächelte amüsiert.

„Eine wirklich verfahrene Situation.“

„Das ist nicht lustig Jamie.“ Eloy war sauer. Wieso konnte er das nicht ernst nehmen? Für ihn war das ein großes Problem.

„Ja, für dich. Mich amüsiert es ungemein.“ Der Ältere lehnte sich neben ihn an die Reling.

„Weißt du es ist gar nicht so schwer Verantwortung zu übernehmen. Nicht bei dir immerhin sorgst du dich um dich selbst. Nun musst du deine Welt einfach nur um ein weiteres Wesen erweitern. Mika mag nicht so denken wie du, deswegen wirst du oft dein Handeln überlegen müssen, doch ihr habt einen Vorteil.“

„Welchen?“ Da er sich wirklich an Ratans Worte halten wollte, musste er das wissen. Nein, seine Neugier stachelte ihn an, er wollte es wissen. Auf so etwas konnte man aufbauen.

Jamie seufzte. „Ihr seid euch im Charakter ähnlich. Doch ob es ein Vorteil ist oder euch das Genick bricht, bleibt abzuwarten.“

„Das ist sehr aufmunternd Jamie. Wirklich.“ Eloy stöhnte gequält.

„Ich bin nicht hier um dich aufzumuntern, sondern um dir die Wahrheit zu sagen. Du wolltest einen Rat ich gebe ihn dir. Wenn du Aufmunterung und Lob willst, musst du dir jemand Anderen suchen.“

Der Blondhaarige schüttelte den Kopf. Nein, das wollte er nicht. Es war schon gut, das Jamie ihm sagte wie die Dinge lagen. Jemand anderes machte es sowieso nicht. Auch wenn es schmerzte, der Ältere sagte ihm das ja nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil es eben so war. „Was sind eigentlich deine Gründe? Warum tust du das für mich?“

Ja, er sollte selbst darüber nachdenken, doch fragen kostete nichts. Zumindest meistens und bis jetzt hatte Jamie dafür auch nur einmal etwas verlangt.

Der Werwolf seufzte. „Ratan redet zuviel. Sogar für eine Katze. Hör zu meine Gründe haben nichts mit dir zu tun. Deswegen gehen sie dich auch nichts an.“

Eloy sah ihn verärgert an. „Schon gut.“

Er hatte doch nur etwas gefragt. Das war noch lange kein Grund ihn so anzufahren. Seit sie auf dem Schiff waren benahm sich Jamie sowieso komisch. Nicht von Anfang an, doch schön langsam kristallisierte sich das heraus. Eloy konnte es nicht genau benennen, doch er spürte es und bei solchen Sachen fiel es ihm extrem auf.

„Entschuldige, ich bin etwas genervt.“

Eloy nickte langsam. Auch das war so untypisch für Jamie und doch irgendwie typisch. Klar, Jamie gestand seine Fehler ein, doch er entschuldigte sich nicht dafür. Nicht bei ihm. Er kannte ihn wirklich noch nicht lange um ihn genau einschätzen zu können, doch manche Dinge fielen sogar ihm auf.

„Du solltest nicht soviel über unnötige Dinge grübeln. Dein Problem ist unter Deck und außerdem musst du morgen auch noch deinen Cousin bändigen.“

Den Blick zum Mond hebend, murrte Eloy leise. Das stimmte, es war morgen schon soweit. Er hatte keine Lust darauf, doch es diente seinen Plänen, deswegen musste er das machen. Auf all das hatte er keine Lust mehr, doch er würde es trotzdem durchziehen, zumindest würde er Mika etwas milder stimmen.

Jamie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Komm gehen wir etwas essen. Der Koch hat sicher noch ein Stück rohes Fleisch übrig. Solange sind wir noch nicht auf See.“

Selbst wenn, bei diesem Kapitän und dessen Gästen würde es sicher mehr rohes Fleisch geben als man brauchte. Werwesen waren nicht sehr geduldig, wenn sie zulange von Gemüse leben mussten.

„Ja, gehen wir etwas essen. Sonst fällst du ja noch vom Fleisch.“ Eloy grinste und stieß ihm mit dem Ellbogen leicht in die Seite.

„Da musst du nicht reden. Du hast zugenommen, seit wir uns das erste Mal getroffen haben. Du lebst zu bequem.“ Jamie grinste bei diesen Worten spöttisch.

Nein, er war großteils noch der Alte um ihn musste er sich wohl keine Gedanken machen.
 

„Sollte etwas schief gehen, werde ich einschreiten. Allerdings wird das keinen von euch freuen, das könnt ihr mir glauben.“

„Es wird nichts passieren. Er kennt mich.“ Eloy sah den Tiger herausfordernd an. Er würde es doch noch schaffen einen anderen Wolf aus seinem Rudel unter Schach zu halten. Immerhin war er älter und reiner als er, da waren seine Kräfte Kobes auf jeden Fall gewachsen.

„Keine Sorge Ratan. Ich werde aufpassen. Wenn ich die Männer schreien höre, dann weiß ich das ich eingreifen muss.“ Jamie stand lächelnd an der Stiege, die ein Deck höher führte.

„Soweit sollte es gar nicht kommen.“ Ratan Stimme war nicht mehr als ein Murmeln, doch konnte es jeder hören.

„Na gut auf jeden Fall benutzt ihr diese Luke und wir die Andere.“ Der Tiger deutete dabei auf die entsprechenden Einstiege.

„Wenn er verwandelt ist, solltest du darauf achten das er sich nicht aufregt. Immerhin wird er uns riechen und die Menschen.“

„Ich weiß das.“ Eloy kam sich leicht verspottet vor. Er war schließlich auch ein Werwolf, nur schien das jeder zu vergessen oder sie ignorierten es.

„Ach ja? Woher?“

Gelassen drehte sich Eloy zu dem Sprecher um. Mit diesem aggressiven Tonfall würde er bei ihm nicht weit kommen. „Weil ich zufällig ein Werwolf bin. Also reg dich nicht so auf Kätzchen.“

Konnte Kobe ihn nicht ein wenig zurückhalten? Diese Eifersucht war ja schrecklich, mit so etwas würde er nicht leben können.

Kobe legte Ercole auch eine Hand auf die Schulter. „Denk an meine Worte und vertrau mir.“

Dabei sah er dem Piraten fest in die Augen.

Dieser erwiderte den Blick nur einige Augenblicke und machte sich dann grob von ihm los. Wütend ging er auf die Luke zu, die Ratan ihnen zugewiesen hatte. Als er Eloy passierte, blieb er kurz stehen. „Wenn ihm etwas passiert, dann mach ich dich dafür verantwortlich, Köter.“

„Ercole!“ Ratan sah ihn scharf an, doch dieser ignorierte ihn und stieg nur in den Laderaum hinunter.

„Dafür muss ich mich entschuldigen. So etwas ist beleidigend und nicht einmal für mich duldbar.“

Eloy zuckte mit den Schultern. Er war das schon gewohnt immerhin kam er vom Hof der Vampire. Da waren solche Worte an der Tagesordnung. Der Zeitpunkt an dem ihn so etwas verletzte oder gar berührte, war schon lange vorbei. Was sollte man auch schon von einer Katze verlangen?

„Ich gehe schon einmal vor, bevor es noch hier oben losgeht.“ Kobe seufzte und ging zu der anderen Luke. Ihm schien diese ganze Sache nicht zu gefallen.

Nun Eloy gefiel sie auch nicht sonderlich, doch es war seinen Plänen zuträglich und nur deswegen machte er es. „Es wird keine Schwierigkeiten geben, das verspreche ich dir.“

Er nickte noch einmal Jamie zu und stieg in den Laderaum hinunter. Über sich schloss er die Luke. Jamie würde die von oben verriegeln, so das es Kobe im Ernstfall schwerer haben würde hier herauszukommen. Nicht, das eine Holzklappe einen Werwolf wirklich aufhalten könnte.

Eloy begann sich das Hemd aufzuknöpfen.

„Was soll das?“ Kobe sah ihn misstrauisch an.

„Ich zieh mich aus um mich verwandeln zu können. Ich habe leider nur eine begrenzte Garderobe zur Auswahl.“ Eloy sah ihn zweifelnd an. Auch Kobe sollte den Grund wissen, der hinter seinen Reaktionen stand. Sie wollten nichts voneinander, also sollte das kein Problem darstellen.

„Kannst du das nicht erst machen, wenn ich mich verwandle?“

„Nein, denn ich habe keine Lust, das du mich anfällst. Was ist traust du mir nicht?“

„Nein.“ Kobe antwortete ihm schnell und voller Überzeugung.

Wenigstens war er ehrlich, wenn das auch gerade nicht angemessen war. Er beschloss nicht weiter darauf einzugehen und zog sich einfach weiter aus. Sobald er nackt war, begann er sich zu verwandeln. ‚So, zufrieden?’

Warum musste er immer solche Umstände machen? Was war denn schon dabei, wenn man sich vor dem Anderen auszog?

Doch das schien Kobe einigermaßen zu beruhigen, denn er zog ebenfalls seine Hose aus. Wenn auch nicht sein Hemd, das ihm bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte.

Das war in Eloys Augen lächerlich, doch wenn es ihn beruhigte, seine Kleidung war es ja nicht. Er gähnte ausgiebig, eigentlich war er für seine Verhältnisse ziemlich früh aufgestanden. Was natürlich nicht dazu beitrug ihn für diese Sache zu motivieren.

Einige Minuten standen sie sich schweigend gegenüber, als Eloy endlich bemerkte wie auch bei Kobe die Verwandlungen einsetzten.

Wie er es vorausgesehen hatte zerriss dessen Hemd, als er zum Wolf wurde. Doch es dauerte nicht lang innerhalb weniger Sekunden stand er einem Wolf gegenüber. Dieser sah ihn kurz an und knurrte dann.

Eloy fluchte innerlich. Warum konnte er nicht einmal Glück haben?

Blutbiss 15

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Kobe knurrte ihn an, doch er wirkte verwirrt. Seine Augen glitten von einer Seite zur Anderen.

Eloy verstand seine Reaktion plötzlich. Natürlich verwirrte ihn die Umgebung und der Geruch. Immerhin waren sie nur durch eine Wand getrennt von Tigern. Klar, das er sie witterte und ihm das Angst machte.

Der Blondhaarige dachte nach. Wie regelte seine Mutter das immer? Sie waren immerhin alle nach ihrer ersten Verwandlung verwirrt und verängstigt. Seine Mutter hatte da ein Patentrezept, doch ob er das anwenden sollte?

Kobes Blick hatte die Klappe des Raumes erspäht und musterte sie.

Es musste wohl sein. Hätte Eloy seufzen können, dann hätte er es jetzt wohl getan. Stattdessen hob er seine Pfote und schlug Kobe damit auf die Schnauze. Nicht fest, aber so das er es deutlich spürte. Es musste immerhin einen Erziehungseffekt haben.

Kobe zuckte zurück und schnaubte erschrocken. Dann rümpfte er die Schnauze, es hatte Ähnlichkeit mit dem Schnuppern eines Kaninchen.

‚Jetzt hör mir mal zu, ich will keine Probleme. Also lass dir gar nicht einfallen, mir welche zu machen. Haben wir uns verstanden?’ Eloy wusste nicht wirklich, ob seine Worte zu ihm vordrangen oder nicht. Allerdings hoffte er es, das war immerhin die einfachste Lösung.

Der Werwolf sah ihn einen Moment an und legte dann den Kopf schief. Langsam senkte sich sein Blick.

Na wenigstens akzeptierte er ihn als Ranghöheren. Ob aufgrund seiner Worte oder einfach weil es ihm sein Instinkt diktierte, war ihm in diesem Moment egal. Darauf konnten sie aufbauen.

Es gab wirklich nichts an seinem Cousin auszusetzen, wenn er in dieser Gestalt war. Diese schwache menschliche Hülle hingegen war eine andere Sache. Doch der Wolf vor ihm war stark und vielleicht sogar ein ebenbürtiger Gegner, wenn da auch das reine Blut eine Rolle spielte. Ein Mischling würde nie einen reinblütigen Werwolf besiegen können, das war etwas, womit kein Reiner jemals leben konnte.

Er sah seinem Vater so verdammt ähnlich in dieser Gestalt. Rotblondes Fell, ein kräftiger Körperbau, nur die dunkelgrünen Augen, die ihn abwartend ansahen störten das Bild. Die seines Onkel waren hellblau.

Was sollte er nun mit ihm machen? Darüber hatte er sich ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, viele Möglichkeiten gab es aber auch nicht unbedingt. Vielleicht sollten sie sich einfach schlafen legen, ihm fehlte sowieso noch einiges davon.

Kobe kam zu ihm und fing an seinen Kopf an Eloys Hals zu reiben.

Dieser war im ersten Moment erstaunt darüber, doch erwiderte er diese Zuneigungsbezeugungen. Warum nicht? Wenn der Wolf in Kobe das brauchte, oft bekam er es sicher nicht. Immerhin gab es nicht viele Wesen, denen er zu nah kommen konnte in dieser Gestalt. Wenn man genau darüber nachdachte, war es eigentlich nur seine Familie, die dieses Privileg besaß.

Nun, der Schlaf konnte warten, es wäre nicht die erste Nacht, die er durchmachte. Allerdings würde er heute eine Menge Spaß haben. ‚Los Kobe, lass uns ein wenig kuscheln.’

Dabei stieß er ihn auffordernd mit dem Kopf an. Mal sehen, ob er den Wink verstand.

Kobe sah ihn verwirrt an. Verständlich, wo er eben noch mit ihm Zuneigungen ausgetauscht hatte. Allerdings verstand er die Aufforderung durchaus.

Eloy bleckte die Zähne, doch es war nicht bedrohlich. In seiner menschlichen Gestalt, wäre das wohl ein Lächeln gewesen. Es ging doch nichts über eine kleine Rauferei unter Verwandten. Da gab es wenigstens keine ärgeren Verletzungen und es vertrieb einem die Zeit.
 

Genervt schlug Mika die Tür zu seiner Kabine zu. Ihm war langweilig und das in bisher ungekannten Ausmaßen. Schlafen, an die Wand starren und essen das war alles was man hier machen konnte. Moment mal, essen war ja auch nicht erlaubt. Es gab zwar haufenweise Opfer hier, doch er schätzte der Wertiger würde es nicht so gerne sehen, wenn er sich Einen davon gönnte. Es war wirklich deprimierend, immerhin war er schon soweit sich Jayd wieder an seine Seite zu wünschen. Und dieser Gedanke machte ihm Angst.

Mika benutzte die Treppe, um auf das Deck zu kommen, allerdings stockte er einige Stufen vor seinem Ziel. Da er schon auf das Deck sehen konnte, bemerkte er auch die Gestalt die in der Mitte des Decks stand. Der Vollmond machte es ihm mit seinem Licht auch leicht diese zu identifizieren. Jamie, das Wesen, das ihm am meisten zu denken gab.

Mika wollte schon wieder zurückgehen. Ihm wollte er eigentlich nicht begegnen, da zog er den anderen Werwolf eher vor.

Eine Stufe stieg er hinab, ehe er wieder innehielt. Was machte er hier eigentlich? Er war zwar das Opfer, doch er war nicht hilflos. Und auf keinen Fall würde er wehrlos einem Werwolf das Feld räumen. Es gab keinen Grund warum er nicht auch etwas frische Luft schnappen sollte.

Entschlossen und so hochmütig, wie es eben nach einen kurzen Rückzug ging, betrat er das Deck. Er ging zur Reling und sah sich um. Es war keine Veränderung zu den anderen Tagen. Wasser, Wasser und noch einmal Wasser, langsam aber sicher begann er es zu hassen. Allerdings merkte er etwas in der Ferne und beugte sich etwas vor. War das wirklich das, wofür er es hielt?

„Genau, wir sind in der Nähe des Festlandes. Doch mach dir keine Hoffnungen, wir werden weder anlegen, noch kannst du es erreichen. Bis dorthin bis du zweimal ertrunken.“

„Aber wieder zum Leben erwacht.“ Mika war stolz auf diese Fähigkeit. Vor allem weil er sie noch nie genutzt hatte. Das zeigte wie gut er war und wenn er sie einmal nutzen musste, dann damit er besser werden konnte. Er war niemand, der einen Fehler zweimal beging.

„Die Strömung würde dich aufs offene Meer treiben und ich bin sicher es gibt in dieser Gegend genug Haie.“ Jamie sah auf das Wasser, so als würde gerade dort einer schwimmen.

Lächelnd wand er sich zu Mika um. „Weißt du was, du solltest wirklich springen.“

Das konnte er auch. Mika war nicht umsonst auf einem Königshof aufgewachsen, solchen Sticheleien war er schon lange gewachsen. „Solltest du nicht längst voller Flöhe sein und den Mond anheulen?“

Jamie sah hinauf zum Vollmond. Als er antwortete klang seine Stimme etwas kritisch „Na ja etwas solltest du noch an deiner Technik feilen, aber es ging in die richtige Richtung.“

Er senkte den Kopf und lächelte Mika beinahe freundlich an, wenn man auch merkte das es falsch war. „Allerdings bin ich eine Liga über dir, weswegen ich dir nicht rate dich mit mir anzulegen. Das würde ich niemanden raten.“

„Schätz dich nicht zu hoch ein Hündchen. Das könnte ein tiefer Fall werden.“ Mika konnte seine Art hier noch viel weniger leiden als damals im Schloss. Allerdings hatte er sich da noch zurückhalten müssen.

„Das war schon wesentlich besser. Du machst Fortschritte.“ Jamie wirkte eher belustigt als beleidigt.

Mika machte das verrückt und das war eigentlich der Effekt den er bei ihm erreichen wollte. Er schnaubte nur und benutzte den Weg, der ihn wieder unter Deck führte. Nein, er konnte ihn nicht leiden. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Er war heimatlos und ohne irgendeinen Einfluss, wieso war er noch so arrogant? Eigentlich sollte er sich bei ihm einschmeicheln, um irgendwann wieder zurückkehren konnte.

Mika stoppte vor seiner Türe. Nein, er wollte nicht wieder in sein Zimmer. Wo war eigentlich dieser Wolf, wenn man ihn brauchte. Obwohl, da war die Einsamkeit wohl wirklich die bessere Wahl. Allerdings konnte er sich ruhig mit Kobe abgeben, Dieser war eher ein Verbündeter als Feind.

Er ging zu dessen Zimmer, doch es war unbenutzt. Auch wenn das nur das Arbeitzimmer war, so wie es aussah. Mika kannte einige der Kräuter, die hier herumlagen, doch deren Zweck war ihm unbekannt. Weswegen sollte er sich auch mit Blumen abgeben? Deren Leben war noch vergänglicher als das der Menschen und ihre Heilkräfte hatten kein Nutzen für ihn. Alles was sie hatten war ihre Schönheit und manche nicht einmal das.

Der Vampir schloss die Tür hinter sich. Heute war Vollmond normalerweise sollte er am Höhepunkt seiner Kraft sein, stattdessen saß er hier auf diesem Schiff fest. Umgeben von lauter stinkenden Fellbündeln, seine erste Schiffsreise hatte er sich echt anders vorgestellt.

Mika sah sich um, es musste doch noch etwas geben, das er noch nicht kannte. Das Schiff war riesig, da konnte er doch noch nicht alles kennen. Sein Blick fiel auf eine Luke, die kannte er zum Beispiel noch nicht.

Normalerweise war er nicht neugierig, da dies eine typisch weibliche Eigenschaft war. Doch heute war im langweilig und da heiligte der Zweck die Mittel. Er wollte auch nur kurz schauen um seine Langeweile zu vergessen. Wahrscheinlich gab es sowieso nichts zu sehen.

Er öffnete die Luke und sah hinunter. Allerdings sah er nicht viel, nur absolute Dunkelheit. Mika holte sich eine der Lampen, die an der Wand angebracht waren und stieg in den Raum hinab. Viel konnte er nicht erkennen, es war ein Jammer, das er seine Kräfte nicht hatte. Derzeit war er nichts weiter als ein Mensch, nur das er nicht sterben konnte.

Unschlüssig sah er sich um. Na ja wie er es sich gedacht hatte, gab es nicht viel zu sehen. Allerdings war es seltsam, das es soviel ungenützten Raum gab.

Der Vampir bewegte sich einige Schritte, bis sein Fuß gegen etwas Hartes stieß. Was war das schon wieder.

Langsam ließ er sich auf die Knie nieder und betastete das Ding, da der Lichtschein nicht viel erahnen ließ. Er folgte mit dem Licht, dem Verlauf des Holzstückes. Es war eindeutig ein Riegel, der eine weitere Luke verschloss. Sollte er sie öffnen? Ob ihm das Ärger einbrachte?

Mit einem leisen abwertenden Laut schob er diesen Gedanken beiseite. Wer sollte es schon merken? Danach würde er alles so zurücklassen wie er es vorgefunden hatte.

Mika stellte die Kerze auf den Boden neben der Luke und machte sich an dem Riegel zu schaffen. Er war viel schwerer als er angenommen hatte. Mit einem schweren Geräusch ließ er sich dann endlich wegziehen und gab die Luke frei.

Zögernd griff der Schwarzhaarige nach dem Ring mit dem man die Luke öffnen konnte. Es war doch egal, das war sicher nur der Eingang zum Laderaum, also musste er keine Bedenken haben.

Damit öffnete er die Luke, bevor er allerdings einen Blick hineinwerfen konnte, drang eine Stimme in seinen Kopf.

‚Kobe! Nicht!’

Dann ging alles ganz schnell, die Luke wurde von etwas Schweren, das von unten kam, gänzlich aufgestoßen. Mika hingegen wurde zurückgestoßen und fiel zurück. Sein Kopf knallte gegen den Holzboden. Was zum Teufel war das?

Sich den schmerzenden Hinterkopf reibend, versuchte er etwas zu erkennen.

Blutbiss 16

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Schon als er das Geräusch des Riegels hörte, wie er über den Boden schabte, wusste Eloy das etwas nicht nach Plan lief. Jamie hatte die Anweisung ihn nicht vor Ende der Nacht zu belästigen. Und das war sicher noch nicht der Fall, also was war los? Jamie hatte ihm auch versprochen darauf aufzupassen, das keiner zu ihnen kam. Nun eine dritte Möglichkeit gab es auch noch, das Schiff würde angegriffen oder ging unter. Etwas das sie sicher auch mitbekommen hätten.

Kobe hatte die Ohren gespitzt und sah aufmerksam zu dem Ursprung des Geräusches.

Nicht gut, vor allem weil Kobe halb auf ihm lag, aber wenigstens hatte er nun sein Ohr wieder losgelassen.

Er bemerkte wie die Klappe geöffnet wurde, das ging nun eindeutig zu weit. Vor allem weil der Geruch des Vampirs zu ihm drang. Was machte der hier?

Doch nicht nur er hatte diesen Geruch bemerkt.

‚Kobe! Nicht!’

Allerdings war es dafür schon zu spät. Eloy war schon lange ein Werwolf und hatte auch schon einige Andere gesehen, diese Schnelligkeit war ihm bis jetzt aber noch nie untergekommen.

Mit einem Sprung hatte Kobe die Entfernung, samt den Widerstand der noch halb geschlossenen Luke überwunden. Das in einer Zeit, die er gerade einmal dafür brauchte, den Kopf zu heben.

Eloy fluchte lautlos und setzte ihm nach. Knurrend stellte er sich zwischen den Vampir und Kobe. Gerade noch rechtzeitig, da Kobe seine kurze Benommenheit in dem Moment überwunden hatte. Ja, eine Holztür hielt sie vielleicht nicht auf, aber man sollte nicht unbedingt mit dem Kopf dagegen laufen.

‚Geht es dir gut?’ Eloy hatte keine Ahnung, ob die Vampire sie so überhaupt hörten.

Mika allerdings nickte und richtete sich auf, in eine sitzende Position.

Wirklich, nur Vampire konnten einem Werwolf gegenüber so ruhig bleiben. Menschen ergriffen da schon schreiend die Flucht. Obwohl das in diesem Fall gar nicht einmal so schlecht wäre.

‚Ich werde ihn in Schach halten und du bewegst dich langsam von hier weg. Und spar dir deine Fragen für später auf.’ Es war jetzt wichtig, das er einfach seinen Anweisungen folgte.

Er merkte wie Mika den Mund öffnete, sicher für irgendwelche Widerworte. Genau das was er jetzt nicht brauchte. ‚Verschwinde!’

Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu und das war es auch was Eloy damit bezweckte. Für Mikas Wohlergehen war es die beste Lösung. Wenn er ihn dafür danach noch mehr hasste, nahm er das gerne in Kauf.

Kobe erwiderte das Knurren und schnappte nach ihm, zaghaft aber doch.

Eloy sah ihn überrascht an. Was sollte das werden? Ein Aufstand gegen den Anführer, aber nicht mit ihm. Das konnte er Kobe in keiner Form durchgehen lassen. Kein Reiner konnte das, in einem Rudel war die Rangfolge das Wichtigste. Jeder hatte sich daran zu halten, vor allem Mischlinge, die unten standen.

Ein Schlag mit der Pfote sollte genügen um das zu regeln. Zu seinem Leidwesen war Kobe nicht so langsam und ungeschickt, wie er beim Spielen angenommen hatte. Mit einer gleitenden Bewegung tauchte er unter seiner Pfote hindurch und stieß ihn mit dem Kopf zur Seite.

Eloy taumelte überrascht zur Seite und gegen ein Fass, das umfiel. Jetzt, reichte es aber. Bis zu diesem Moment könnte er es ja noch als Spiel oder einen Ausrutscher bezeichnen, nun ging das nicht mehr.

Kobe schien die Tragweite seines Handelns nicht zu kennen oder er kümmerte sich einfach nicht darum. Stattdessen stürzte er sich auf den Vampir und verpasste ihm einen Schlag mit seiner Pfote. Durch die Wucht des Schlages rutschte Mika gegen einen Stapel Kisten, der daraufhin umflog. Genau auf den Vampir.

‚Aus! Sitz.’ Es war kein Scherz mehr, auch wenn seine Worte so wirkten, meinte Eloy es durchaus ernst.

Ein lautes Krachen war zu hören und Ratan in seiner menschlichen Form tauchte auf. „Was zum Teufel ist hier los?“

Na toll das hatte ihm noch gefehlt ein wütender Tiger. Denn das Ratan wütend war, merkte man deutlich an seiner erbosten Stimme.

„Verflucht.“ Mit einer schnellen Bewegung stieg der Tiger aus der Luke.

„Du bleibst unten.“ Mit diesen Worten warf er die Holztür wieder auf die Öffnung.

„Es war eigentlich ein leichter Auftrag oder nicht?“

‚Ich hab keine Schuld daran. Die Sache lief erst außer Kontrolle, als er den Vampir gewittert hat.’ Eloy starrte den Tiger wütend an. Nur weil Jamie seine Aufgabe nicht erfüllt hatte, würde er sich nicht als Sündenbock zur Verfügung stellen.

„Was sollte das?“ Ratans Kopf fuhr zur Treppe herum.

„Er hat sich runter geschlichen. Auf was soll ich noch alles aufpassen? Ich bin nicht sein Kindermädchen.“ Jamie saß auf einer der Stufen und wirkte viel zu gelassen für die Situation.

Eloy hatte ihn gar nicht bemerkt, doch er hatte auch genug mit Kobe zu tun, der zwischen Ratan, Mika und Jamie umher sah. Scheinbar konnte er sich nicht entscheiden wer das leichtere Opfer war. Es war ja auch eine schwere Entscheidung. Ein dem Anschein nach bewusstloser Vampir, von dem ihn ein Tiger in menschlicher Gestalt trennte oder ein noch menschlicher Werwolf, der um einiges älter war als er selbst. Ihm, dem abgesetzten Rudelmitglied schenkte er schon keine Beachtung mehr.

Laut Eloys Meinung entschied er sich für das einzig Richtige. Er wartete ab und beschränkte sich darauf zu knurren.

„Wir unterhalten uns noch mein Lieber.“ Ratans Stimme machte klar, das diese Sache auch für Jamie noch ein Nachspiel haben würde.

Dieser grinste nur und stand auf. „Ja, Vater.“

Eloy kannte diesen Ton und jedes Elternteil hatte es sicher schon einmal von seinem Kind gehört. Diese Drohung zeigte bei Jamie keinerlei Wirkung. Warum auch, der Tiger hatte ihm nichts zu sagen.

„Hilf mir jetzt. Du bringst den Vampir nach oben.“ Dieser Satz war an Eloy gerichtet.

Eloy nickte nur und ging mit einigen Abstand an Kobe vorbei.

Ratan und auch Jamie waren gerade dabei sich zu wandeln. Auch wenn Jamies Hose dem Anderen dabei wohl etwas hinderlich war.

Irgendwie gefiel Eloy dieser Anblick. Jamie, war also auch nicht so unfehlbar wie es immer den Anschein hatte. Zumindest hatte er mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie alle Anderen auch. Diese Erkenntnis hatte etwas sehr Beruhigendes.

Jamie überwand die restlichen Stufen mit einem Sprung und stellte sich neben Ratan. Dieser war inzwischen wieder vollständig wieder zum Tiger geworden und erwiderte Kobes Knurren. Allerdings klang es von ihm viel überzeugender als von Kobe, das war nur noch ängstlicher Versuch sich zu verteidigen. Wenn er ihn zuvor nicht so beleidigt hätte, würde er ihn fast bemitleiden. Gegen diese Übermacht hatte er keine Chance.

Eloy verwandelte sich wieder zurück und nahm den Vampir in die Arme. Seltsamerweise war Mika leichter als er aussah.

‚Geh.’ Ratan deutete mit dem Kopf zur Treppe, dabei ließ er Kobe aber nicht aus den Augen.

„Keine Sorge ich bin schon auf dem Weg.“ Diese Sache hatte nicht er verbockt, deswegen musste man ihn nun nicht wie ein Kind behandeln. Mit Befehlen kam man bei ihm nicht wirklich weit. Der einzige Grund, warum er jetzt den Worten des Tigers folgte, lag in seinen Armen. Alleine hätte er es nun auf eine Konfrontation ankommen lassen. Mika jedoch konnte nichts für seinen Trotz.

Von den beiden ungleichen Tieren beschützt, ging der Blondhaarige zur Treppe. Kurz bevor er oben ankam, sah er noch wie Jamie ihm einen Blick nachwarf, den er nicht genau deuten konnte.

In letzter Zeit benahm er sich seltsam, doch Eloy konnte sich keinen Reim daraus machen. Doch er wusste auch, das es keinen Sinn hatte Jamie darauf anzusprechen, so gut kannte er ihn schon. Obwohl es noch nicht so lange zurücklag, das sie sich das erste Mal getroffen hatten, fühlte er sich so, als würde er ihn schon ewig kennen.

Mit einem Fuß stieß er die Tür zu Mikas Raum auf und legte den Vampir auf das Bett. Er war kein Arzt, doch es würden wohl kaum irgendwelche Schäden zurückbleiben. Schließlich war er ein Vampir und Vampire waren weder krank noch lange verletzt. Ob das nun Segen oder Fluch war, lag wohl davon ab ob man Angreifer oder Verbündeter war. Im Augenblick zumindest, war das auf jeden Fall gut. Sein Versagen würde also keine großen Konsequenzen nach sich ziehen.

Sein Versagen ja. Er gab zu, das Ratan nicht ganz Unrecht hatte, an dem Zwischenfall war er teilweise Schuld. Wenn er aufmerksamer gewesen wäre, dann hätte er Kobe aufhalten können. Nur hatte er ihn unterschätzt in so machen Dingen. Allerdings brachte es nichts sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Was passiert war konnte man nicht mehr ändern, so sehr man es auch wollte.

Eloy sah auf den Vampir, dafür musste er sich nun verantworten. Das war das Mindeste was er machen konnte. Jamie trug eine Teilschuld, doch für ihn war dieser Abend ein totales Fiasko gewesen.

Blutbiss 17

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 17

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ihm tat der Kopf weh. Das war die erste Erkenntnis die er hatte, noch bevor er die Augen öffnete. Das war auch gar nicht nötig, um das zu merken.

Ebenso bemerkte er die weiche Unterlage auf der er lag und den Geruch des Werwolfes. Das war eigentlich ein Grund, die Augen nicht zu öffnen. Doch so kindisch zu reagieren gehörte sich nicht für einen Prinzen, egal welcher Rasse er angehörte.

Mika rollte sich auf die Seite, bevor er die Augen öffnete und sch langsam aufrichtete. Sein Blick fiel als Erstes auf seinen Sarg, den er am Vortag auf den Boden gegenüber seines Bettes gestellt hatte. Nun wo er nicht mehr daheim war, verging ihm auch die Lust auf diese Klischees. Außerdem hatte man ja gesehen wohin es ihn brachte in einer Holzkiste zu schlafen. Bei einem Bett wäre das nie passiert, nun sie hätten es zumindest nicht so einfach gehabt.

Sein zweiter Blick galt dem Werwolf, der auf dem Sessel saß und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Sein Kopf war leicht nach vor gesunken. Da er bis jetzt nichts gesagt hatte, nahm Mika an das er schlief. So ruhig war er ja sogar erträglich.

Der Schwarzhaarige nutzte diesen Moment um den Werwolf einmal genauer zu mustern. Bis jetzt hatte er es sich ja nicht erlaubt oder einfach nicht gewollt. Nun bemerkte er zum ersten Mal den ungewöhnlichen Haarschnitt des Wolfes. Die Meisten die er kannte, gingen mit der Mode und trugen ihr Haar schulterlang, doch die blonden Haare des Wolfes waren vorne kurz und waren nur hinten so lang, das sie ihn bis in den Nacken reichten. Es war wie gesagt ungewöhnlich, passte aber. Sein Körper war durchaus trainiert und man merkte, das es natürlich war und nicht extra dafür Aufwand betrieben worden war. Sein Gesicht war fein geschnitten, beinnahe zu fein für einen Mann, doch wirkte er durchaus nicht feminin. Ja, unter anderen Umständen und wenn er sich für Werwölfe interessieren würde, hätte er ihm vielleicht gefallen. Obwohl das tat er ja, doch würde er dem sicher nicht nachgehen.

Es war wohl an der Zeit den Anderen zu wecken. „Hey.“

Eloy zuckte zusammen und hob den Kopf. Verschlafen sah er auf Mika. „Morgen. Du hast ja Recht lange geschlafen.“

„Nicht nur ich, so wie es aussieht. Was ist gestern passiert?“ Mika erinnerte sich nur noch daran, das er in den Laderaum hinunter gestiegen war und plötzlich einem Werwolf gegenüberstand.

Eloy rieb sich kurz über die Augen. „Kobe ist auf dich losgegangen, er hat sich beizeiten nicht ganz unter Kontrolle. Bei Vollmond um genau zu sein.“

Das hatte er gemerkt. Was allerdings noch immer nicht erklärte, warum er auf ihn losgegangen war? Immerhin hatte er ihn doch mit nichts provoziert.

„Was hast du eigentlich da unten gemacht? Das waren die Lagerräume.“ Die braunen Augen des Wolfes sahen ihn fragend an.

Als ob er das nicht gewusst hatte. Gerade aus diesem Grund war er doch dort unten gewesen. „Ich weiß, aber mir war langweilig. Deswegen bin ich einfach so herumgewandert.“

„Du hast nicht zufällig mit Jamie geredet oder?“

Mika schüttelte den Kopf, hielt aber inne. So ganz stimmte das ja nicht. „Doch ich habe mit ihm geredet. Er meinte ich sollte schwimmen gehen.“

„Schwimmen?“ Eloy sah ihn zweifelnd an, schüttelte dann aber knapp den Kopf.

„Nein, was ich meine, er hat nicht gesagt du sollst dort hinunter gehen oder?“

Mika schüttelte den Kopf. So ganz verstand er die Frage nicht. „Nein, wieso?“

Der Werwolf winkte ab. „Nicht so wichtig.“

So unwichtig schien es aber doch nicht zu sein, da der Werwolf ihm ziemlich nachdenklich erschien. Doch nicht nur er war seltsam auch er selbst verhielt sich nicht angemessen. Doch für einen Streit war er derzeit nicht in der Stimmung. „Weißt du, wenn du mal nicht so überheblich bist, kann deine Gesellschaft fast angenehm sein. Allerdings bin ich auf den Kopf gefallen, deswegen kann man das wohl nicht so ernst nehmen.“

Eloy sah ihn überrascht an und lachte dann.

Verflucht, das stand ihm, also würde er in Zukunft solche Scherze unterlassen. Das musste er sich merken.

„Ehrlich gesagt, habe ich euch Vampiren keinerlei Humor zugetraut. Scheinbar habe ich mich geirrt.“

Das hatten sie wohl beide, doch er war bereit seine Meinung über Werwölfe zumindest ein wenig zu überdenken. Wenn es ihm auch schwer fallen würde.

Plötzlich zuckte ein Schmerz durch seinen Kopf. „Mist, das schmerzt.“

„Vielleicht solltest du noch etwas schlafen. Dann merkt man das nicht so. Der Arzt ist derzeit wohl gerade dabei sich von der Nacht zu erholen.“

„Bestimmt.“ Mika ließ sich wieder aufs Bett zurücksinken.

„Ich sehe mal nach ob ich nicht doch etwas gegen die Schmerzen finde.“ Der Werwolf stand auf und verließ das Zimmer.

Mika fiel zu spät ein, das er ihn darauf hinweisen sollte, das es bei ihm sowieso nichts helfen würde. Doch er wollte jetzt weder aufstehen, noch schreien.

Er schloss die Augen und zog die Decke über seinen Körper. Schlaf war wohl wirklich das Beste um die Schmerzen nicht mehr wahrzunehmen.
 

„Ich verlange eine Erklärung und das weißt du.“ Ratan schlug die Tür seiner Kabine hinter sich zu.

„Was willst du? Ich hab dir schon gesagt, das es mir entgangen ist wie er sich hinunter geschlichen hat.“ Jamie setzt sich auf eines der Kissen.

„Verkauf mich nicht für dumm Jamie. Ich weiß genau das es kein Versehen war. Was hast du dir dabei nur gedacht?“ Ratan drehte sich zu ihm um und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch.

„Das ein Vampir weniger auf dieser Welt vielleicht gar nicht so falsch wäre?“ Was sollte das? Mika war ein Vampir so schnell wäre ihm schon nichts passiert. Im Endeffekt hatte er Eloy damit sogar geholfen. Wann sonst bekam er wieder die Chance mit dem Vampir zu sprechen?

Ratans Hand knallte auf den Tisch. „Das ist kein Spiel Jamie. Du bist hier auf meinem Schiff und ich will nicht das du deine Intrigen auch hier spinnst. Dafür ist zuwenig Platz. Außerdem mag ich es nicht, wenn du Kobe zu deinem Werkzeug machst.“

„Ach, dann würdest du mir dein Kätzchen zur Verfügung stellen?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Ratan war auch schon einmal besser gewesen. Ja, er hatte den Vampir absichtlich übersehen, doch in wirkliche Gefahr hätte er ihn nie gebracht. Für solche Sachen gab es Leute.

Jamie seufzte, als Ratan ihm nicht antwortete. „Hältst du mich wirklich für so naiv? Wenn ich ihm schaden wollte, dann doch nicht so offensichtlich.“

Das war nicht ganz die Antwort die der Tiger hören wollte, das merkte man deutlich. Allerdings konnte ihm Jamie nicht mehr geben.

„Hör zu Jamie, ich bin nicht dein Vater, doch ich mache mir auch Sorgen um dich.“ In den Augen des Tigers konnte man ehrliche Sorge um ihn sehen.

Die Bemerkung rang Jamie aber nur ein missbilligendes Geräusch ab. „Da hast du meinem Vater einiges voraus. Ihm hat es schließlich nichts ausgemacht seinen Sohn zu den Vampiren zu schicken.“

Noch dazu völlig unverdient, aber ihm hatte eben ein Fürsprecher gefehlt. Als zweiter Sohn musste man eben immer zurückstecken, das war immer so. Selbst wenn einen die Verlobte für den älteren Bruder verließ, war er daran Schuld. Und da er keine Probleme machen sollte, schickte man ihn einfach fort. Nein, ein Vater der so etwas zuließ sorgte sich nicht um seinen Sohn.

„Jamie.“ Ratans Stimme klang schuldbewusst.

Der Blondhaarige streckte die Hand aus, seine Handfläche zeigte zu Ratan und gebot ihm so Einhalt. „Kein Mitleid. Du hattest deine Chance und gewählt. Nun solltest du es auch nicht bedauern. Das Kind von damals gibt es nicht mehr.“

Ja, als Ratan einen kleinen streunenden Hund gefunden hatte, hätte er ihn behalten können. Aber er entschied sich dafür ihn wieder zu seinen Herrchen zurück zuschicken. Allerdings war das auch schon wieder lange her und ohne das wäre er nicht was er heute war. Wenn es derzeit auch nicht sehr rosig aussah. Reich, aber heimatlos und gejagt. Na ja, er würde sich schon wieder aufrappeln können, bis jetzt hatte er das immer geschafft. Er war wie ein Phönix, wenn man ihn verbrannte, erstand er aus seiner Asche wieder auf. Auch seine Familie würde das eines Tages noch bemerken.

„Ich weiß, das ist mir nicht entgangen.“

Klang da etwa ein leiser Tadel mit? Nur leider war Jamie dafür nicht mehr empfänglich.

„Was ist eigent…“ Ratan hielt inne und sah zur Tür.

Auch Jamie hatte ihn bemerkt, wenn nicht sogar schon vor dem Tiger. Ja, Eloy stand vor der geschlossenen Tür und hörte ihnen mit Sicherheit zu. Aus welchen Gründen auch immer.

Auf den fragenden Blick des Tiger nickte er nur. Sollte er es ruhig hören, es spielte keine Rolle. Nicht mehr, seine Entscheidung stand fest.

Ratan zuckte nur mit den Schultern und fing noch einmal von vorne an. „Was ist eigentlich mit Eloy?“

„Was soll mit ihm sein?“ Jamie gab sich einmal ahnungslos, vor allem weil er genau wusste, was der Tiger meinte.

„Das ist nicht nur Freundschaft, die dich mit ihm verbindet. Was ist da noch?“

„Oh, das meinst du.“ Jamie lächelte.

„Wir haben, hatten eine Geschäftsbeziehung, die ist allerdings hinfällig seit wir auf diesem Schiff sind.“

„Trotzdem schläfst du noch mit ihm. Warum?“ Ratan setzte sich nun auf ein Kissen neben ihm.

„Weil er gut ist?“ Jamie sah ihn grinsend an. Seine Stimme hatte einen verspielt fragenden Klang.

„Als ob er der Einzige wäre mit dem ich mich vergnüge.“

„Der Einzige den du nicht liebst oder?“

Jamie stöhnte und sah kurz zur Decke der Kabine. Ratan kannte ihn einfach zu gut. „Nein, Ratan ich liebe ihn, da liegst du falsch.“

Jetzt war es soweit, das Band riss. Jamie hörte wie sich Eloys Schritte nach diesen Worten rasch entfernten.

Ratan wollte aufstehen, höchstwahrscheinlich um ihm zu folgen, doch Jamie hielt ihn am Ärmel zurück.

„Lass es.“ Er schüttelte den Kopf. Es war gut, so wie es war, das war seine Entschluss.

Der Tiger sah ihn kurz an, setzte sich aber wieder. „Und jetzt?“

„Was jetzt? Ich werde in Frankreich von Bord gehen und meinem eigenen Weg folgen. So wie immer. Wie ich Eloy gesagt habe, sobald wir von Bord gehen, trennen sich unsere Wege. Das ist meine Entscheidung und ich habe sie getroffen.“

Ratan seufzte und legte einen Arm um seine Schultern. Mit einem Ruck zog er ihn an seine Brust. „Du bist einfach zu vernünftig Jamie. Ein wenig Leidenschaft könnte dir nicht schaden.“

„Leidenschaft ist nie gut. Nicht umsonst steckt das Wort ‚leiden’ darin. Nein, Ratan das ist das Beste. Für mich, ihn und diesen Vampir.“ Er wusste es und er war erwachsen genug um das zu akzeptieren. Diese Schlacht gab er auf, bevor er sie verlieren würde.

Blutbiss 18

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 18

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Jamie war in ihn verliebt? Was sollte das? Eloy überwand die letzten Stufen zum Deck und sah sich um.

Er brauchte nun etwas Ruhe. Darüber musste er nachdenken. Dabei wollte er Ratan doch nur fragen, ob sie etwas gegen Schmerzen an Bord hatten. Es konnte niemand ahnen, das er so ein privates Gespräch mit anhörte. Eloy wusste sehr wohl, das es sich nicht gehörte, doch seine Beine wollten nicht seinem Willen folgen. Wäre es so gewesen, müsste er sich nun keine Gedanken darum machen.

Eloy ging zu einem Kistenstapel und setzte sich dahinter auf den Boden. Aber warum dachte er eigentlich darüber nach? Es war nicht sein Problem. Jamie musste damit klar kommen, sein Ziel stand fest. Genau, ihn ging das alles nichts an.

Der Werwolf stöhnte. War er wirklich so ein Mistkerl, das ihm solche Gedanken kamen? Natürlich hatte es auch etwas mit ihm zu tun. Jamie, war sein Freund und wenn er ihn liebte, dann ging es ihn auch etwas an. Allerdings konnte er seine Gefühle nicht erwidern. Natürlich in der kurzen Zeit, in der er ihn kannte, hatte er ihn gut kennen gelernt, kein Wunder das daraus eine Freundschaft entstand. Doch Liebe, das war etwas gänzlich anderes.

Eloy konnte nicht behaupten, das er Jamie verstand. Natürlich einen überheblichen Scherz konnte man immer machen, doch das war in dieser Situation nicht richtig. Nein, er wusste nicht was Jamie empfand, da er noch nie jemanden geliebt hatte. Verlangen, Leidenschaft, Lust, das waren Begriffe und Gefühle mit denen er eher etwas anfangen konnte. Doch Liebe kannte er nicht, zumindest nicht in der Form, die auf Andere fixiert war. Er liebte seine Eltern und Geschwister, doch das war eine andere Art der Liebe. Mit keinem von ihnen wollte er intim werden, schon der Gedanke daran stieß ihn ab. Was auch durchaus normal war.

Vielleicht war er auch einfach nur unfähig das zu empfinden? Immerhin war er schon beinnahe ein halbes Jahrhundert auf dieser Erde und trotzdem kannte er dieses Gefühl nicht. Nicht einmal im Ansatz. Für ihn war es okay jede Nacht mit einem anderen Partner zu verbringen. Keinem von ihnen trauerte er nach, egal ob Mann oder Frau.

Nur warum war die Sache mit Jamie anders? Er wollte ihn nicht verlieren, als Freund und Verbündeten. Was sehr sonderbar war, da er von ihm ja schon hatte was er wollte. Jamie hatte es selbst gesagt, es gab nichts mehr das er ihm bieten konnte.

Eloy stand auf. Er musste diese Sache jetzt gleich klären. So etwas durfte nicht zwischen ihnen stehen. Sie mussten darüber reden und klare Fronten schaffen. Vielleicht war das wieder egoistisch, doch mit diesem Wissen konnte er nicht mehr so unbeschwert mit ihm umgehen. Nicht, wenn diese Sache unausgesprochen zwischen ihnen stand.

Sich noch einmal umsehend, ging er wieder den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Doch je weiter er sich der Kabine näherte, umso mehr schwand seine Entschlossenheit. Das war immer so, vor unangenehmen Dingen. Nicht oft drehte er dann meistens um und verschob es. Doch hier auf diesem Schiff würde das zum Problem werden. Es gab zuwenig Platz, um sich dauerhaft aus dem Weg zu gehen.

Plötzlich hörte er ein lautes Lachen. „Lass das.“

Eloy blieb verwundert stehen, das kam von seinem Ziel, da gab es keinen Zweifel. So ein Problem schien es für Jamie scheinbar gar nicht darzustellen.

„Ratan, nicht. Nimm deine Zunge da weg. Ich werde dich nie wieder streicheln, wenn du das machst.“

Nein, Jamie schien damit überhaupt kein Problem zu haben. Dieser Umstand ärgerte Eloy irgendwie. Es war unfair, das nur er sich darüber Gedanken machte und darin ein Problem sah.

Energisch stieß er die Tür auf und blieb verwirrt stehen. Er hatte ja viel erwartet, doch das Bild, das ich ihm bot gehörte nicht dazu.

Jamie saß im Schneidersitz auf dem Boden und versuchte den Kopf des Tigers zurückzuhalten. Dieser lag in Tiergestalt auf seinen Beinen und versuchte das Gesicht des Blonden abzuschlecken. Zumindest bis zu seinem Eintreten, denn nun sahen ihn beide überrascht an.

„Was macht ihr hier?“ Das war nicht ganz die Frage die Eloy stellen wollte, doch es rutschte ihm einfach so heraus.

„Wir?“ Jamie lächelte ihn unschuldig an.

„Das nennt man glaub ich kuscheln.“

Darauf hätte er auch selbst kommen können, nur hatte er einen solchen Anblick nicht erwartet. „Jamie, wir müssen reden.“

Das Angesprochene seufzte. „Das hab ich befürchtet.“

Er schob den Tiger von sich, doch dieser richtete sich auf. ‚Ihr könnt hier bleiben. Ich werde einmal nach Kobe sehen.’

Das war eine Lüge, das wusste sogar Eloy. Immerhin schlief Kobe sicherlich tief und fest mit seinem Kätzchen. Jede Störung würde sie nur aufwecken. Trotzdem nahm er Ratans Angebot dankend an. Er brauchte einen Ort wo er mit Jamie ungestört reden konnte und wo ging das besser als in der Kabine des Kapitäns?

Ratan nahm sein Hemd und eine Hose ins Maul und verließ, nicht ohne einen Seitenblick auf Eloy, das Zimmer.

„Setz dich doch. Ich ahne, es wird ein längeres Gespräch.“ Lächelnd deutete Jamie auf die Kissen rundherum.

„Dann weißt du worum es geht?“ Eloy setzte sich Jamie gegenüber, es trennten sie nur einige Zentimeter. Doch gerade jetzt wollte Eloy nicht zuviel Distanz zwischen ihnen haben.

Jamie nickte nur ruhig. „Ratan und ich haben dich vorhin bemerkt. Es zeugt nicht gerade von gutem Benehmen, wenn man bei fremden Gesprächen lauscht.“

Eloy fühlte sich nicht in der Stimmung auf diesen kleinen Themenwechsel einzugehen. Deswegen sprach er die Angelegenheit gleich an. „Was machen wir jetzt?“

Der Weißblonde hob verwundert eine Augenbraue. „Wie meinst du das? Weswegen etwas machen?“

„Na wegen dem.“ Er deutete mit der Hand auf Jamie und sich selbst.

„Der Sache das du mich liebst.“ Irgendwie fand er nicht die richtigen Worte um zu sagen was er wollte.

„Ach das.“ Sein Gegenüber lächelte und machte mit der Hand eine wegwerfende Geste. Doch dann wurde er ernst.

„Es geht dich nichts an Eloy. Das ist mein Problem, deswegen musst du dir nicht deinen Kopf darüber zerbrechen. Ich habe dir gesagt was passieren wird und so wird es auch geschehen.“

„Was?“ Der Werwolf hatte ihm viel gesagt, aus diesem Grund wusste Eloy nun auch nicht worauf er anspielte. Sie redeten einfach viel zuviel miteinander. Aber das Jamie es als sein Problem bezeichnete gefiel ihm nicht.

„Sag mal hältst du mich für so egoistisch?“

Jamie schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht und es rühmt dich auch das du an mich denkst. Das du es machst, zeigt auch die Tatsache das du nun hier sitzt. Nur es sind meine Gefühle, du kannst sie weder verstehen noch etwas dagegen machen. Ich muss damit klar kommen und das schaffe ich auch wie man sieht. Hat es bis jetzt ein Problem für dich dargestellt?“

Eloy schüttelte den Kopf. Nein, solange er es nicht wusste, hatte es keinerlei Probleme gegeben. Eigentlich machte er erst ein Problem daraus seit er es wusste. Es war wirklich nicht gut, wenn man immer über alles Bescheid wusste.

„Na siehst du.“ Jamie lächelte nun wieder.

„Und das wird es auch in Zukunft nicht. Ich kann meine Gefühle sehr gut kontrollieren, ebenso wie mein Temperament.“

Eloy nickte nur. So ganz glücklich machte ihn diese Antwort auch nicht. „Was jetzt? Wie geht es weiter?“

„Wir haben doch einen Plan oder etwa nicht? Du willst diesen Vampir, ich werde dir helfen ihn zu bekommen. Zumindest bis wir in Frankreich sind. Dann werde ich von Bord gehen und du wirst mich nicht mehr sehen. Vielleicht schreib ich dir oder besuche dich, das weiß ich nicht. Aber eine Beziehung wird es zwischen uns nicht geben.“ Es sah so aus als wolle er noch etwas hinzufügen, aber es kam nichts.

Also wollte er so weitermachen wie bisher. Auch gut, das erleichterte es ihm ungemein. Eloy machte allerdings eine Aussage des Wolfes stutzig. „Du willst mir trotzdem bei Mika helfen?“

Das war irgendwie selbstzerstörerisch. Wenn Jamie ihn liebte, dann musste es ihm doch schwer fallen ihm bei seinem Vorhaben zu helfen. Eloy würde auf jeden Fall nicht wollen, das ein Anderer denjenigen bekam den er liebte. Dafür war er nicht tolerant genug. Das wusste er sogar ohne es jemals erlebt zu haben. Wenn er etwas wollte, dann voll und ganz.

„Natürlich. Alleine schaffst du das nie.“ Der Ältere legte den Kopf leicht schief.

„Wenn du meinst.“ Eloy zog nur die Schultern leicht hoch.

„Dann sollten wir uns auch einmal hinlegen. Für uns war es eine harte Nacht, vor allem für dich. Kobe kann sehr anstrengen sein.“ Damit stand er auf.

Jamie seufzte nur und erhob sich ebenfalls. „Ach der Kleine ist recht pflegeleicht, wenn man weiß wie man es anstellen muss. Ein bisschen Beschäftigung ist alles was er braucht.“

Stumm nickte Eloy. Das konnte sogar durchaus stimmen. Er hatte es ja selbst erlebt, wie gern Kobe mit anderen Wölfen spielte. Das musste ihm wirklich abgehen.

Erschrocken zuckte Eloy zusammen als er plötzlich am Kragen gepackt wurde. Jamie zog ihn zu sich und küsste ihn besitzergreifend. Diesen Kuss beendete er aber schnell wieder.

Bevor Eloy noch etwas sagen konnte, begann er sein Verhalten zu erklären.

„Eines hab ich noch vergessen. Sollte das mit dir und dem Vampir nichts werden, gehörst du mir. Das solltest du besser nicht vergessen. Also vermassle das nicht.“ Jamie lächelte zwar bei diesen Worten, doch seine Augen waren ernst. Danach ließ er ihn los und öffnete die Tür.

Der Jüngere sah ihm verwirrt nach. War das jetzt eine Liebeserklärung oder eine Drohung gewesen? So genau konnte er das nicht einordnen. Doch es spielte sowieso keine Rolle, da er nicht vorhatte die Sache mit Mika zu vermasseln.

Jamie war wirklich ein seltsamer Vertreter ihrer Spezies, spätestens jetzt hatte er die Bestätigung dafür. Doch das war auch einer der Gründe warum er ihn mochte. Sie ähnelte sich darin. Wie auch in vielen anderen Punkten.

Ja, als Freund wollte er Jamie auf keinen Fall verlieren.

Blutbiss 19

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 19

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es klopfte zaghaft an die Tür und dieses Geräusch zog Mikas Aufmerksamkeit auf sich. „Ja?“

Die Tür öffnete sich und Kobe trat ein.

Das war nicht gerade der Besuch über den Mika sich im Moment freuen konnte. Viel eher wich er unbewusst etwas vor ihm zurück. Er wusste noch genau was bei ihrem letzten Treffen passiert war.

„Oh.“ Kobe sah ihn überrascht an und senkte dann betreten den Kopf.

„Also habe ich dich wirklich angegriffen. Ich hab ja gehofft, Ercole würde scherzen. Es tut mir leid.“

Mika war aufgrund dieser Reaktion verwundert. Noch nie hatte er einen Wolf gesehen, der sich für seine Verwandlung entschuldigte. Allerdings hatte ihn auch noch nie ein Wolf angefallen. Das hätte niemand überlebt, doch hier auf einem Schiff war er nicht viel stärker als ein Mensch. Was vielleicht auch gut war, wer wusste schon was er Kobe sonst angetan hätte. Denn auch wenn er ein Werwolf war, so hatte er einen Charakter, der ihm gefiel. Vielleicht verband sie auch nur die Abneigung gegen einen anderen Werwolf.

Mika lächelte bei diesem Gedanken. „Es macht nichts. Ich hätte auch nicht dort unten sein sollen. Meine Neugier ist wohl mit mir durchgegangen.“

Bei dem Lächeln wirkte Kobe erleichtert. „Ich kann mich leider nicht an die Nacht erinnern. Nur macht es das was ich getan habe nicht ungeschehen. Deswegen wollte ich mich bei dir entschuldigen.“

Das erregte nun doch Mikas Aufmerksamkeit. Eigentlich erinnerten sich Wölfe doch an alles was in ihrer zweiten Gestalt passierte. Sie waren schließlich mehr Wolf als Mensch und nicht umgekehrt. „Hast du dich verletzt? Ich meine, weil du dich nicht erinnerst?“

Hoffentlich hatte er ihm nichts getan.

Kobe sah ihn überrascht an, doch dann schüttelte er den Kopf. „Nein, mir ist nichts passiert. Ich kann mich nur einfach nicht daran erinnern. Wahrscheinlich weil meine menschliche Seite zu schwach ist um den Wolf zu unterdrücken.“

Er zuckte mit den Schultern. „Daran kann man wohl nichts ändern.“

„Ist das bei allen Wölfen so?“ Wenn, dann hatte Mika noch nie etwas davon gehört. Obwohl er zugeben musste, das er sich mit dieser Rasse auch noch nie eingehend beschäftigt hatte. Eben nur das Nötigste um mit ihnen auszukommen oder besser sie zu tolerieren. Es durfte eben nicht jede Handlung von ihnen als Beleidigung aufgefasst werden, es war einfach eine andere, tierischere Erziehung. Das war auch einer der Gründe, warum Vampire, zurecht, auf Werwölfe herabsahen.

„Nein, nur bei mir. Ich bin ein Mischling, deswegen. Es wundert mich aber, das Eloy das nicht erwähnt hat. Diesen Makel verzeiht er mir nicht.“ Kobe lächelte bei diesen Worten etwas wehmütig.

Auf Mika hatte es den Eindruck als spreche er über etwas, das er akzeptiert hatte, auch wenn es ihn traurig machte. „Was ist so schlimm daran?“

Er verstand irgendwie das Problem an der Sache nicht. Bei ihnen gab es auch Gebissene und Mischlinge. Doch der einzige Unterschied der zwischen ihnen bestand war, der Kräfteunterschied. Der allerdings mit zunehmenden Alter auch immer kleiner wurde. Doch vielleicht hing das auch wieder mit der unterschiedlichen Erziehung zusammen.

„Nichts. Nur Eloy sieht das nicht ein. Für ihn bin ich scheinbar ein gebrochenes Tabu. Ein Wesen das es nicht geben darf und das trotzdem existiert. Allerdings weiß ich das nicht von ihm.“

Seine Meinung über den Werwolf sank wieder um einige Grade. Das war doch absolutes Schubladendenken. Doch machte er das nicht auch?

Mika runzelte die Stirn bei diesem Gedanken. Auch er maß mit zweierlei Maß. Nicht bei seiner eigenen Rasse, sondern bei Vampiren und Werwölfen. Im Grunde war er da nicht anders als Eloy. So gesehen hatte er kein Recht den Anderen zu beurteilen, nicht solange er selbst sich nicht änderte.

„Oh, ich habe dir etwas mitgebracht. Eigentlich war es Ratans Idee.“ Kobe lächelte und hielt Mika drei Bücher hin.

Der Vampir sah überrascht auf die Bücher. Seltsam das er sie bis jetzt nicht bemerkt hatte. Doch er hatte sich auch auf andere Sachen konzentriert. „Danke.“

Er stand auf und nahm dem Wolf die Bücher aus der Hand. In Ermangelung anderer Möglichkeiten, legte er sie auf den Tisch. Später würde er sie sich ansehen. „Mir war auch schon etwas langweilig.“

„Ja, das war auch Ratans Meinung. Leider haben wir hier keine große Auswahl, da die Meisten sehr ungebildet sind.“

„Dein Gefährte?“ Das der Werwolf einen Gefährten hatte, konnte man ja nicht mehr übersehen. Nicht das er es ihm neidete. Nein, jeder sollte jemanden haben mit dem er sein Leben teilen konnte. Er hatte ja auch Jayd, die sicher auf ihn warten würde um den ihr zugesicherten Platz einnehmen zu können. Mehr als dieses Abkommen gab es ja nicht zwischen ihnen.

Kobe schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr. Er ist gerade dabei es zu lernen und er gibt sich wirklich Mühe damit.“

Bei dem Gedanken daran schlich sich ein Lächeln auf sein Geischt.

Mika nickte verstehend. „Er will dir ebenbürtig werden, das ist klar. Entweder das oder er glaubt er muss dir gerecht werden. Es ist normal, das man die Erwartungen und Standards des Anderen erfüllen will. Erst dann kann eine Partnerschaft auf Dauer sein, wenn man auf der selben Stufe steht.“

Seine eigenen Worte schmeckten bitter in seinem Mund. Immerhin war er an eine strohdumme Verlobte gebunden, von der er glaubte das sie ihm etwas vorspielte. Nur das es nicht seine Entscheidung gewesen war sie zu wählen. Das lag nur an seinem Vater und dessen Versprechen. Egal, daran ließ sich nichts ändern.

Mika schüttelte leicht den Kopf. „Sag, kannst du mir etwas von deinem Cousin erzählen?“

„Warum?“ Kobes Stimme klang leicht verwirrt und er sah ihn zweifelnd an.

„Ich will ihn verstehen. Meine Meinung über Werwesen ist nicht sehr hoch und das will ich ändern. Vielleicht an seinem Beispiel.“

„Das ist nicht so gut. Als Beispiel ist er absolut untauglich.“ Kobe seufzte und setzte sich auf den Stuhl. Trotzdem begann er zu reden.

„Ich will ehrlich sein. Eloy ist verwöhnt, überheblich und total naiv. Allerdings macht das auch seinen Reiz aus. Er hat Charisma, das kann man nicht abstreiten nur setzt er das nicht oder für die falschen Dinge ein.

Eloy ist wohl der geborene Anführer, nur wurde diese Fähigkeit bei ihm nicht ausgebildet. Diese Gabe liegt zum einen Teil daran das er ehrlich ist und zum anderen weil er das Herz am rechten Fleck hat. Er kann Andere einfach mitreißen, die Masse bewegen.“

Das war nun aber genau das Gegenteil von dem was Kobe ihm vor einigen Nächten erzählt hatte. Was war nun die Wahrheit? Das hier klang eher wie eine Lobeshymne als Schmähungen.

Mika wollte etwas sagen, doch Kobe lächelte nur und schüttelte den Kopf.

„Versteh mich nicht falsch. Eloy ist schlecht erzogen und hat keinerlei Einfühlungsvermögen. Auf alles das niedriger als er ist sieht er hinab, doch er setzt diese Maßstäbe nicht nach Rasse, sondern nach Charakter. Ich bin dabei die einzige Ausnahme und das ist wohl der Grund warum ich einen gewissen Groll gegen ihn hege.“

Kobe zuckte leicht mit den Schultern und grinste schief. „Auch ich bin nicht unfehlbar.“

Der Vampir erwiderte das Lächeln. „Das ist kein Wesen. Wäre auch langweilig.“

Auch wenn es vielleicht verletzend war, so würde er nicht auf Kobes Worte eingehen. Er wollte eine Einschätzung über Eloy und die hatte er bekommen. Alles andere waren deren Probleme und da würde er sich nicht einmischen. Wobei er nicht glaubte, das es etwas gab das er machen konnte.

„Ich muss dann wieder zu meinem Tiger. Er ist ziemlich eifersüchtig und langweilt sich schnell. Ein angeborener Spieltrieb ist nicht unbedingt etwas positives.“ Kobe stand auf und ging zur Tür.

„Man sieht sich sicher.“ Dann schloss sich die Tür schon hinter ihm.

Mika lächelte nur. Das sicher, immerhin gab es nur ein paar Meter, auf denen sie sich bewegen konnten.

Sein Blick fiel wieder auf die Bücher. Na ja es war besser als nichts.

Mit einem neugierigen Blick, zog er das erste Buch vom Stapel.
 

„Habt ihr es geklärt?“

Eloy sah bei dieser Stimme fragend auf. Der Tiger stand auf dem Aufbau hinter dem Ruder.

Nickend ging er die paar Stufen hinauf und blieb neben ihm stehen. „Wir haben zu einer Einigung gefunden. Ja.“

„Du liebst ihn nicht, das ist klar. Nur hoffe ich, das du ihn nicht zu sehr verletzt hast.“ Ratan sah ihn bei diesen Worten nicht an, da sein Blick auf den Horizont gerichtet war.

Eloy fragte sich ob der Tiger in der Nacht mehr sah als er. Katzen sagte man ja eine gute Nachtsicht nach. Ihn interessierte nur, ob sie besser war als seine eigene. „Er hat seine Entscheidung schon längst selbst gefällt. Da gab es nicht mehr viel das ich zu sagen hatte.“

Nun nickte auch Ratan zustimmend. „Ja, er ist ein sehr schwieriger Junge. Viel zu vernünftig für sein Alter.“

Dazu konnte Eloy nichts sagen, da er nicht einmal wusste wie alt Jamie war. Es hatte ihn nie interessiert, solange er etwas von ihm benötigte. Und nun wo es nicht mehr so war, war es nicht mehr wichtig. Wenn Eloy ehrlich zu sich war, wusste er nichts über Jamie. Nicht einmal wie er zu dem Tiger stand, etwas das er nun aber ändern konnte. „Wie stehst du eigentlich zu Jamie?“

Ratan sah ihn nun an. Er seufzte leise und winkte einen Matrosen zu, dem er das Ruder übergab. Langsam ging er zur Reling und lehnte sich dagegen. „Du meinst was ich für ihn bin? Ich bin wohl so etwas wie sein Ersatzvater oder auch sein Freund, wie man es sehen will. Vor Jahrzehnten habe ich einen kleinen, schmutzigen Jungen in einem französischen Hafen aufgelesen. Ich erkannte diesen Jungen als das was er war. Ein Artgenosse, wenn auch von einer anderen Rasse, doch das war kein Grund für mich ihn nicht aufzunehmen.“

Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

Eloy hingegen sah ihn nur schweigend an. Er wartete darauf, das der Tiger weitersprach. Zwar hatte er nur eine einfache Antwort erwartet, doch wenn er die Chance bekam, würde er denjenigen, den er so leichtfertig als Freund bezeichnete, gerne besser kennen lernen. „Und?“

„Nichts und. Ich habe mich um ihn gekümmert und gesehen wie er aufgeblüht ist. Ja, er war ein Werwolf, doch mich hat es nicht gestört. Natürlich habe ich auch Erkundigungen über ihn eingezogen wie bei jedem neuen Crewmitglied. Manchmal wünsche ich mir, hier eine Ausnahme gemacht zu haben. Denn der Junge entpuppte sich als Adliger aus einer ziemlich einflussreichen Familie. Bei deiner Herkunft ist das wohl nicht beeindruckend, doch für mich reichte es.

Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich behielt ihn bei mir oder ich schickte ihn zurück.“

„Du hast ihn zurückgeschickt.“ Eloys Stimme war tonlos. Es war immer so. Man ging den Weg des geringsten Widerstandes, das machte jeder. Die wenigen Ausnahmen, die es gab kamen fast nie an ihr Ziel.

„Ja, ich wählte den einfachsten Weg. Natürlich gegen Jamies Willen und ich werde nie vergessen, wie er sich dagegen gewehrt hat, als ich ihn den Boten seines Vaters übergab. Das war wohl mein Fehler.

Zu meiner Rechtfertigung kann ich nur vorbringen das ich 140 Jahre alt war und mich nicht dazu imstande fühlte für einen Achtjährigen zu sorgen. Ich fühle mich ja nicht einmal heute dazu imstande. Selbst meinen Schüler wollte ich anfangs nicht.“

„Doch deine Verantwortung oder dein Ehrgefühl treibt dich dazu ihn auszubilden.“ Das verstand Eloy. Bei ihm war es derzeit nichts anderes. Zwar warf ihm der Tiger vor keine Verantwortung übernehmen zu können, doch das war nicht ganz richtig. Das Problem war, das der Tiger zuviel Verantwortungsbewusstsein hatte und diese Latte auch bei Anderen hoch ansetzte. Das verstand er nun.

„Das ist es wohl.“ Ratan lächelte.

„Was ist denn hier los? Ich dachte ihr könnt euch nicht leiden.“ Jamie kam lächelnd auf sie zu.

„Du kennst mich doch Kleiner. Ich verbrüdere mich gerne mit dem Feind, das lässt ihn nachlässig werden.“ Der Tiger ging wieder zum Ruder und übernahm es von dem Matrosen.

Eloy ging die Stufen hinunter und auf Jamie zu. „Und was treibt dich hier rauf?“

Jamie schüttelte den Kopf. „Ich brauche frische Luft. Außerdem wollte ich dich etwas anspornen. Bald erreichen wir Land und ich weiß nicht ob dein Vampir dann auch noch so zahm ist wie jetzt. Du solltest ihn vielleicht etwas milder stimmen. Dein Cousin hat ja einiges an Vorarbeit geleistet.“

„Kobe?“ Er hatte mit Mika über ihn geredet? Na das waren ja großartige Aussichten. Wahrscheinlich konnte er sich nun gar nicht mehr bei Mika blicken lassen.

Der Blondhaarige stöhnte. „Wie schlimm war es?“

Jamie sah ihn nachdenklich an. „Eigentlich war es gar nicht schlimm. Eher das Gegenteil. Dein Cousin denkt nicht einmal so schlecht über dich du vielleicht glaubst. Nein, er ist wohl eher verletzt.“

„Verletzt?“ Jetzt war Eloy verwirrt. Was hatte das mit Kobes Worten zu tun? Nur weil er verletzt war, würde das wohl kaum seine Meinung über ihn ändern.

Jamie sah ihn missbilligend an und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Manchmal bist du wirklich langsam. Ich meine seine Gefühle sind verletzt. Du hast seine Gefühle verletzt.“

Dieses ‚Du’ hätte er nicht auch noch so betonen müssen. Eloy verstand ihn auch so. Nur trennte ihn zuviel von Kobe. Es waren zwischen ihnen zu viele Worte gefallen, zuviel geschehen, das konnte man nicht mehr richten. „Also Mika?“

Es war leichter diese Hürde zu überwinden. Außerdem hatte das nun eher Vorrang.

Jamie sah ihn einen Moment lang schweigend an. Dann senkte er zustimmend den Kopf. „Ja, Mika.“

Jamie hatte noch etwas sagen wollen, das wusste Eloy. So gut konnte er sein Verhalten schon einschätzen. Doch er sagte es nicht und das war vielleicht auch besser so. In letzter Zeit hatte Eloy schon genug erfahren, auf das er gerne verzichtet hätte.

„Na dann.“ Der Werwolf lächelte, wie um sich selbst Mut zu machen. Dann ging er zu den Stufen, die unter Deck führten. Hinter sich hörte er noch kurz Jamies Stimme.

„Ratan, wir sollten uns einmal ernsthaft über das Wort Diskretion unterhalten.“

Blutbiss 20

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 20

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Mika betrachtete sich gerade den Titel des dritten Buches. Nicht gerade die aufregendste Literatur, doch was hatte er erwartet? Ein Buch über Kräuter und eines über Navigation. Eben die Art von Büchern, die man brauchte und deswegen mitführte. Das Dritte enthielt Reiseberichte irgendeines Menschen. Nun mit viel Glück konnte das ja interessant werden, auch wenn er nicht dachte das ein Mensch so viel erleben konnte. Okay er wollte seine Meinung über Werwölfe ändern doch das schloss auf keinen Fall Menschen mit ein. Die waren Futter und das würde sich nie ändern.

Es klopfte abermals an seiner Tür. Was war heute nur los? Sonst interessierte sich niemand für ihn aber vielleicht hatte Kobe ja etwas vergessen. „Ja?“

Die Tür öffnete sich und Eloy trat ein. „Hallo.“

Er schloss die Tür hinter sich.

Mika schob das Buch von sich. „Ah, der verzogene Bengel.“

„Du hast also wirklich mit Kobe geredet.“ Der Wolf lächelte schwach.

Mika nickte. Es war unwichtig woher er das wusste, dieses Schiff war immerhin klein und da verbreiteten sich solche Sachen schnell. Und er hatte einen äußerst fähigen Spion an seiner Seite.

„Na da kann ich froh sein, das es Kobe war und nicht eines meiner Geschwister.“ Eloy setzte sich unaufgefordert auf das Bett. Die einzige noch verfügbare Möglichkeit.

„Du hast Geschwister?“ Das war etwas das sich Mika immer gewünscht hatte, doch bei Vampiren war ein Kind ja schon zuviel. Außerdem war er nun schon viel zu alt um eine wirkliche Bindung zu einem Kind aufzubauen. Da war der Altersunterschied einfach zu groß.

Eloy nickte lächelnd. „Ja ich komme aus einer Großfamilie. Ich habe zwei Schwestern und vier Brüder. Nicht zu vergessen drei Tanten, fünf Onkel, vier Cousinen, drei Cousins, einen Neffen und was weiß ich wie viele Großcousins.“

„Wow.“ Das nötigte Mika einigen Respekt ab. Das war ja schon ein eigenes Rudel zu dem sich Werwölfe sowieso immer zusammenschlossen. Bei ihnen war so etwas undenkbar, ein Kind und damit war die Sache meistens erledigt.

Der Ältere seufzte. „Ja und dabei endet es noch nicht einmal. Es kommt noch ein Schwager und vier Großeltern dazu. Die haben natürlich auch wieder Geschwister, diese Familie ist einfach zu groß. Vor allem wenn bald ein weiterer Schwager dazukommt.“

Das ergab viele Werwölfe die sich gegenseitig Rückhalt gaben, doch auch viele Wesen die sich in seine Angelegenheiten einmischten. Es gab wohl bei allem Vor und Nachteile. „Und? Magst du sie?“

Das alles brachte natürlich nichts, wenn man sich untereinander nicht mochte. Doch Mika interessierte das einfach. Das war eine völlig fremde Welt für ihn.

Überrascht sah Eloy den Vampir an. „Natürlich, ich liebe sie jeden einzelnen von ihnen. Wir haben sicher unsere Meinungsverschiedenheiten, doch das ist normal.“

War es das? Mika konnte es nicht sagen, er hatte ja nur seinen Vater. Seine Mutter war kurz nach ihrer Geburt einem Vampirjäger zum Opfer gefallen. Dieser Mensch hatte nur Glück gehabt, wie seine nächste Begegnung mit einem Vampir zeigte. Das hatte ihm sein Vater versichert. „Wie sind dein Eltern?“

Eloy wiegte leicht den Kopf hin und her, so als müsste er sich zu einer Antwort durchringen. „Meine Mutter ist sehr liebenswert, wenn sie auch durchaus streng sein kann. Das allerdings nur sehr selten. Sie hält sehr viel von Benehmen und Höflichkeit. Doch sie liebt jeden von uns Sechs.

Mein Vater hingegen ist so gut wie nie daheim und wenn einer dieser seltenen Fälle eintritt, dann gibt es nur Probleme. Er ist sehr streng und konservativ. Mein Verhalten passt ihm nie, egal was ich mache. Lob hat er nur für meinen ältesten Bruder übrig, wir anderen sind ihm ziemlich egal. Eine Draufgabe, die sich nicht vermeiden ließ.“

Als er über seine Mutter erzählte, lächelte Mika. Also so war eine Mutter? Auch wenn es sich sicher nicht auf alle Anderen übertragen ließ. Doch es war ein Anfang um sich ein Bild davon zu machen.

Die Beschreibung seines Vaters allerdings passte wie die Faust aufs Auge. Sein Vater war zwar immer da, doch änderte das nichts daran das er ihn trotzdem nie sah. Auch er war streng und altertümlich nur hatte er für ihn seinen einzigen Sohn selten Lob übrig.

„Wie sind deine Geschwister so?“ Mika hatte sich immer ausgemalt wie es war einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester zu haben doch das waren alles Fantasien gewesen.

„Heute stellst du aber viele Fragen.“ Eloy lächelte sanft.

Mika zuckte nur mit den Schultern. Wenn er nicht wollte musste er ja nicht antworten. Nur hoffte Mika darauf das er es machte.

Der Blondhaarige zuckte mit den Schultern. „Mein ältester Bruder Henry ist eben wie jeder andere Stammhalter. Ständig verantwortungsbewusst und ernst. Er weiß auf jede Frage eine Antwort, ebenso wie er sich um die Familiengeschäfte kümmert. Vater sagt ihm diplomatisches Geschick nach, was ich aber weder bestätigen noch dementieren kann.

Arnaud, mein zweitältester Bruder ist das genaue Gegenteil. Nur selten kommt etwas über seine Lippen. Er ist ruhig, verschlossen und einfach nur langweilig. Mutter beschwert sich ständig über seine wechselnden Mätressen doch hab ich noch nie eine davon gesehen.

Dann kommt Caron auch er ist älter als ich. Wenn es einen von uns gibt der einem Werwolf am nächsten kommt dann er. Er lebt mehr bei seinen Wölfen als bei uns. Caron interessiert sich weder für uns noch andere Wesen. Das Einzige das für ihn zählt sind die Wölfe, sein Rudel. Mehr kann man kaum über ihn sagen.

Die Letzten sind Sin und Clerissa. Sie sind Zwillinge und jünger als ich. Clerissa ist ein typisches Mädchen. Ihr Mund ist stets offen und die Wörter sprudeln nur so aus ihm heraus. Mode, Klatsch und Tratsch sind ihre Lieblingsthemen. Auch ist sie sehr impulsiv was dazu führt das sie handelt bevor sie denkt. Wahrscheinlich ist sie deswegen auch vor einiger Zeit weggelaufen.“

Mika sah ihn verwundert an. Es kam wirklich nicht oft vor das ein Kind davonlief. Vor allem für ein Mädchen war das sehr gefährlich. Da schien doch nicht alles so zu laufen wie es sollte.

Aber Eloy machte sich Sorgen um sie das konnte er an dessen Gesichtsausdruck erkennen. Doch er sprach trotzdem nach einer kurzen Pause weiter.

„Sin, ihr Gegenstück ist um einiges erwachsener als sie. Mit ihm kann man Spaß haben, wenn sein Temperament nicht gerade mit ihm durchgeht. Dann kann er genauso nervig sein wie seine Schwester. Tja, das waren meine Geschwister.“

Da fehlte doch noch einer oder? „Hast du nicht von zwei Schwestern gesprochen?“

Der Wolf nickte zustimmend. „Ach ja da ist ja noch Michelle. Nun meine heißgeliebte Schwester ist vor Jahren mit einem anderen Werwolf durchgebrannt. In Griechenland hat sie ihn geheiratet und lebt dort mit ihm. Ich war noch klein als sie durchgebrannt ist und seitdem besucht sie uns nur selten. Verständlich, da sie unserem Vater nicht begegnen will.“

Mit dem weiblichen Nachwuchs schien Eloys Familie kein Glück zu haben. Warum sonst liefen ihnen alle Weibchen weg? Das war bei Vampiren einfach undenkbar. Man verließ nicht so einfach den Clan. Schon gar nicht wegen eines Anderen. Das war unvorstellbar und dämlich. Da konnte man sich doch arrangieren. So wie er. Man heiratete einfach den vorbestimmten Partner und nach der Hochzeit genoss man seine Freiheit. Es war ein gutes Arrangement, das jedem zugute kam.

Doch wie immer schienen die Dinge bei den Werwesen anders zu liegen. Langsam kamen Mika Zweifel ob er diese Rasse jemals verstehen würde.
 

Es überraschte Eloy, das der Vampir solchen Interesse an seiner Familie zeigte. Doch das gab ihm einen guten Anlass mit ihm zu sprechen. Vor allem schien ihnen so nie das Thema auszugehen. Es gab nur ein Problem an der Sache. Bei diesen Gesprächen merkte Eloy wieder wie sehr ihm seine Familie fehlte. Sein Vater hatte ihn weggeschickt das stimmte, nur änderte das nicht seine Gefühle für sie. Ja, nicht einmal seinen Gefühlen gegenüber seinem Vater tat das Abbruch. Im Grunde hatte er ihm keine andere Wahl gelassen und das wusste er. Wie jedes Kind hatte er selbst einfach testen wollen wie weit er gehen konnte und war prompt zuweit gegangen. Seine Drohung hatte er daraufhin einfach wahr machen müssen, ansonsten hätte seine Autorität gelitten. Das würde sein Vater nie zulassen.

Eloy hatte das alles gewusst und ignoriert. An seiner Strafe war er also selbst Schuld. Seltsam das ihm diese Erkenntnisse erst jetzt kamen, doch vielleicht war er in den letzten Tagen einfach erwachsener geworden. Auch wenn es unmöglich war, wollte er es einfach glauben.

„Wie ist es bei dir? Wie ist deine Familie?“ Er sah den Vampir fragend an.

„Ich? Ich habe keine Geschwister, jeder Vampir ist ein Einzelkind. Wir sind unsterblich, wofür brauchen wir Nachwuchs? Selbst wenn Kinder geboren werden belässt man es bei Einem. Zuviel Population wäre auch schädlich und die Macht müsste unter zwei aufgeteilt werden. Das bringt nur Probleme mit sich.“

Irgendwie konnte Eloy der Logik nicht folgen. Gut, das sie nur ein Kind bekamen um die Population klein zu halten war ja noch verständlich. Doch was hatte das alles mit Macht zu tun? „Welche Macht?“

Mika lächelte nachsichtig, als hätte Eloy gerade etwas sehr dummes gesagt. „Macht eben. Man kann es auch Einfluss nennen, die Möglichkeit andere zu beherrschen, darum dreht sich in unserem Leben alles. Wir suchen uns die Freunde nach Nutzen aus, ebenso wie unsere Bekannten. Hochzeiten werden mit dem Partner geschlossen der uns mehr Macht bringt, danach suchen wir uns Liebschaften die uns nützen.“

Eloy sah ihn ungläubig an. Das war ja schrecklich. Vielleicht wusste er nicht was Liebe war, doch das war selbst in seinen Augen nicht erstrebenswert. Da gab es nicht nur keine Liebe, da gab es gar nichts. Kein Verlangen, keine Lust und auch keine Leidenschaft. Das war einfach nur kalt. Reines Kalkül ohne jegliches Gefühl, so als würde man Pferde oder andere Tiere miteinander vergleichen um am Ende das Stärkste zu wählen. „Du tust mir leid.“

Es war ihm einfach so rausgerutscht, doch die Reaktion des Vampirs kam sofort.

Verwirrt sah er ihn an. Sein Mund öffnete sich, nur um sich gleich wieder zu schließen. Es dauerte einige Augenblicke bis er etwas sagte. „Wieso das?“

„Es ist kalt. Du nimmst einfach eine Gruppe von Vampiren und selektierst die aus, die keinen Nutzen für dich haben. Weder kennst du sie noch weißt du etwas über sie. Nur aufgrund ihrer Herkunft befindest du sie für gut oder schlecht. Das ist so berechnend und kann einen nur einsam machen.“

„Blödsinn. Es machen doch alle so.“ Mika winkte mit einer Hand ab.

„Ja und? Was sagt das schon aus. Was alle Anderen machen muss nicht unbedingt gut sein. Das sorgt nur dafür das manche Vampire nie die Chance bekommen zu beweisen was sie können. So bleiben vielleicht Talente unbemerkt, die einmal nützlich sein könnten. Wohingegen Idioten an Positionen kommen die ihnen weder zustehen und die sie nicht einmal zu würdigen wissen.“

Mika sah ihn abschätzend an. „Jetzt sag bloß nicht bei euch wäre das anders.“

Das war es aber. Mit einer Heirat konnte man sich zwar auch einiges erarbeiten, doch das reichte nicht aus, wenn man nicht genug Fähigkeiten mitbrachte. „Teilweise. Mit einer geeigneten Hochzeit kann man vielleicht Geschäftsbeziehungen oder einen Patz im Rat bekommen doch das muss nicht von Dauer sein. Auch wenn man in den Rat kommt, hat man dort nichts zu sagen, wenn man nicht intelligent genug ist um etwas beizutragen. Man kann ihn sogar verlieren und Geschäftsbeziehungen können aufgelöst werden, wenn nicht die gewünschten Gewinne erzielt werden. Doch wir gehen nicht nach Herkunft, wer fähig ist bekommt eine Chance sich zu beweisen.“

So hatte es ihm sein Onkel erklärt und als Ratsmitglied musste er es wissen. Wenn sein Vater seine Freiheit nicht so lieben würde, wäre er wahrscheinlich auch im Rat aufgrund seiner Fähigkeiten.

Der Vampir sah ihn nur gelassen an. „Wenn ihr nicht nach Herkunft geht, warum tust du es dann?“

„Wie?“ Das machte er doch nicht. Für ihn war der Charakter wichtig, nicht die Herkunft oder Rasse seines Gegenübers.

Doch der Schwarzhaarige verschränkte nur selbstsicher die Arme vor der Brust. Allerdings schwang auch ein Hauch von Unsicherheit mit. „Was ist dann mit deinem Cousin? Was ist mit Kobe?“

Das war ein Treffer mitten ins Schwarze. Wenn es auch nichts mit Kobes Herkunft zu tun hatte. Nur mit dem was er war und was er bekommen hatte.

Eloy wand den Blick ab. „Das ist eine Sache zwischen mir und ihm.“

„Seltsam ist nur das Kobe das nicht zu wissen scheint.“

Eloy stand auf. Er wollte eigentlich nicht über Kobe reden. „Wir haben eben unsere Differenzen und gelernt damit umzugehen.“

Der Vampir wollte noch etwas sagen, doch Eloy schnitt ihm das Wort ab. „Ich werde diese Sache nicht mit dir ausdiskutieren. Auch nicht mit Kobe oder sonst jemanden.

Entschuldige die Störung.“

Damit verließ er den Raum. Am Gang krachte seine Faust gegen die Holzwand. Das war ja total aus dem Ruder gelaufen. Dabei regte ihn diesen Thema sonst nicht so auf. Doch er wollte nicht über das reden was zwischen ihm und Kobe war. Es war gut so wie es war. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Nur wusste Eloy selbst nicht wer von ihnen beiden der schlafende Hund war.

Blutbiss 21

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 21

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Hey was soll das?“ Jamie sah ihn verwundert aber auch sauer an.

Das war auch kein Wunder, da er ihn so unsanft am Arm zog. In ihrer Kabine schloss er die Tür hinter ihnen.

„Was hast du vorhin gemeint?“ Eloy ließ sein Handgelenk wieder los.

„Wann? Ich weiß wirklich nicht was du meinst.“ Jamie rieb sich sein, nun wieder freies, Handgelenk.

„Eloy, rede mit mir.“

Natürlich wusste Jamie nicht worauf er anspielte. Er selbst wusste es ja selbst nicht genau. Nur Jamie hatte etwas von Kobes Ansichten ihm gegenüber gesagt oder so etwas ähnliches. Er hatte ihm dabei nicht genau zugehört. Wenn es um dieses Thema ging, hörte er nie zu. Doch seit sie hier auf diesem Schiff waren wurde er ständig mit Kobe konfrontiert. Kein Wunder, das seine Emotionen sich langsam einen Weg hinaus suchten. „Du hast etwas bezüglich Kobe gesagt. Wie hast du das gemeint?“

„Was? Wieso interessierst du dich auf einmal dafür?“ Jamie setzte sich auf die Bettkante. Seine grauen Augen musterten den Jüngeren aufmerksam.

„Weil… weil… Ach ich weiß es ja nicht.“ Eloy presste seine Hände gegen die Schläfen.

„Ich werde hier noch verrückt Jamie. Jeder, wirklich jeder wirft mir mein Verhalten Kobe gegenüber vor, doch sie haben alle keine Ahnung.“

Keiner von ihnen wusste wie er sich fühlte oder was Kobes Gegenwart für ihn bedeutete. Es stimmte das hier zu wenig Platz war um ihm aus dem Weg zu gehen, aber das bedeutete nicht, das er sich von jeder Seite Vorwürfe anhören musste. Noch dazu von Leuten wie Mika oder Ratan, die sie erst seit kurzen kannten. Die Sache ging zu tief um sie vorschnell beurteilen zu können. Zumindest in seinem Fall.

Jamie stand auf und legte einen Arm um seine Schultern. „Ich werfe es dir nicht vor. Auch wenn das scheinbar nicht viel zählt.“

Musste er jetzt wieder davon anfangen? Für diese Sache hatte er nun echt keinen Kopf. Jetzt musste er die Sache mit Kobe bewältigen, wenn auch nur mit sich. Denn reden würde er sicher nicht mit dem Rotblonden. Das konnte er nicht, selbst nach so vielen Jahren ging das nicht. Er warf Jamie einen missbilligenden Blick zu.

Dieser lächelte nur, ließ ihn aber nicht los. „Schon gut.“

Er hob eine Hand abwehrend, als Zeichen das die Sache erledigt war. „Wenn du dich so ungerecht behandelt fühlst, warum erzählst du mir dann nicht was zwischen euch vorgefallen ist?“

Eloy sah den Werwolf zweifelnd an. Das war nun wirklich das Letzte wozu er Lust hatte. Eigentlich wollte er diese Sache begraben tief, sehr tief in seinem Unterbewusstsein, so das es nie wieder zum Vorschein kam. Doch vielleicht funktionierte das nur, wenn er es jemanden erzählte. Jamie konnte ihn unter Umständen sogar verstehen. Nicht weil sie eine ähnliche Vergangenheit hatten, denn das war nicht der Fall, sondern weil Jamie ihn immer verstand.

Er ließ sch von dem Älteren zum Bett führen und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. „Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“

„Wie wäre es mit dem Anfang?“

Eloy sah zu dem Blonden und grinste leicht. Damit erwiderte er nur Jamies aufmunterndes Grinsen. „Nun dann, ich wurde in Frankreich geboren.“

„Vielleicht doch etwas weiter hinten.“ Amüsiert schüttelte der Ältere den Kopf.

Eloy war sich dessen bewusst, deswegen hatte er auch eine Pause gemacht. Natürlich wusste er genau wo er anfangen musste, damit Jamie ihn verstand. „Ich war das Nesthäkchen meiner Familie, Mutters Liebling und Vaters, na ja Vaters Sohn eben. Auf jeden Fall der Jüngste, weswegen ich auch sehr verwöhnt wurde. Von meiner Mutter und meinen Geschwistern. Von meinem jüngsten Bruder trennten mich nur fünfzehn Jahre, was aber noch nie zu größerer Sympathie zwischen uns beigetragen hat. Als Kobe zu uns kam war ich 25 Jahre alt. Noch nicht volljährig, doch kurz davor. Es sollte mein großes Jahr werden, doch dann stand plötzlich dieser achtjährige Junge in der Eingangshalle. In der Hand einen Brief unseres Onkels.“

Ja, an diesen Moment erinnerte sich Eloy noch ganz genau. Wie sollte er es auch vergessen, den Moment in dem seine heile Welt einen Riss bekam. Kobes Herkunft hatte damals noch keine Rolle für in gespielt und das war auch jetzt noch so. Doch es war ein weiterer guter Vorwand um ihn zu meiden und wütend auf ihn zu sein.

Jamie schwieg und wartete geduldig darauf das er weitersprach.

„Unser Vater der uns ausnahmsweise mit seiner Anwesenheit beehrte, las diesen Brief und erklärte, wir hätten von heute an ein neues Familienmitglied. Es ist verständlich das wir alle verwirrt waren. Ein fremdes Kind, das nach Mensch stank sollten wir als Bruder ansehen? Zumindest mir fiel das nicht leicht.“

„Ist es das. Magst du ihn deswegen nicht?“ Jamie sah ihn zweifelnd an.

Eloy schüttelte den Kopf. Nein, das alleine wäre kein Problem, denn irgendwann hätte er ihn sicher als Bruder annehmen können. Doch das was danach kam, das konnte er ihm nicht verzeihen. Obwohl es nicht einmal seine Schuld war, sondern nur die seiner Eltern und ihrem unbedachten Handeln. „Hältst du mich für so einfach gestrickt? Das war nicht das Problem, das Problem waren meine Eltern. Es war mein großes Jahr oder sollte es werden, doch nur weil ein neues Kind da war geriet das in Vergessenheit. Meine Mutter hatte plötzlich einen neuen Liebling, meine Geschwister waren das schon gewöhnt, doch ich nicht. Von heute auf morgen wurde ich ins kalte Wasser gestoßen. Allerdings nahm ich ihm auch das nicht auf lange Zeit übel. Mutter ist schnell für etwas zu begeistern, das wussten wir alle. Was allerdings wie der Tropfen auf den heißen Stein wirkte, war mein Geburtstag. Jeder Werwolf bekommt etwas zu seiner Volljährigkeit. Henry, die Nachfolge über die Familie, Michelle ein Stück Land als Mitgift, Arnaud ein Stadthaus in Paris und Caron die Aufsicht über unsere Wölfe. Ich, nun ich bekam ein Pferd. Ein wirklich tolles Pferd, da gibt es nichts dagegen einzuwenden. Champion, schnell, stark und sogar langlebig, doch es war trotzdem nur ein Pferd.

Daran war nur Kobe und die Aufmerksamkeit um seine Person Schuld. Aufmerksamkeit, die er mit entzog und die ihm nicht zustand. Immerhin ist er nur ein Mischling, nichts weiter als Dreck in unserer Gesellschaft.“

Ohne es zu merken hatte Eloy eine Hand zur Faust geballt.

Jamie legte seine Hand auf die Faust und öffnete sie langsam wieder. „Also war es nur eine Verkettung unglücklicher Umstände? Das trägst du ihm noch immer nach?“

„Natürlich nicht!“ Der Blondhaarige sah den anderen Werwolf aufgebracht an. So engstirnig war er nicht. Klar wusste er inzwischen das Kobe keinerlei Schuld daran trug und doch…

„Ich kann nicht anders.“ Diese Worte waren gemurmelt. Ihm war es peinlich sich nicht unter Kontrolle zu haben. Schon vor einiger Zeit war ihm das klar geworden, doch solange war er ihm mit Abscheu entgegengetreten das es gar nicht mehr anders ging. Sobald er ihn sah wurde er wütend. Da er sowieso keine Chance hatte dagegen anzugehen ließ er es einfach zu. Diesen Kampf gegen sich selbst hatte Eloy schon längst aufgegeben.

Ein harter Schlag auf seinen Hinterkopf ließ ihn aufsehen. „Was soll das?“

Verärgert rieb er sich die schmerzende Stelle und sah Jamie an.

„Das soll das Denkvermögen anregen, auch wenn du eher etwas anderes brauchst. Du bist so verweichlicht.“ Jamie hob einen Finger, als Eloy Anstalten machte zu widersprechen.

„Wage es nicht etwas dagegen zu sagen. Denn ich habe Recht. Du gehst den Weg des geringsten Widerstandes. Das ist schwach und das solltest du wissen. Ich sage dir etwas. Sogar die Menschen wissen das der Kampf gegen sich selbst nicht leicht ist. Was sie nicht daran hindert ihn aufzunehmen. Was also hindert dich?“

„Du verstehst es nicht Jamie. Es ist zur Gewohnheit geworden. Ich kann es nicht mehr ablegen.“ Warum verstand Jamie das nicht? Eloy wusste das er sich nicht rechtfertigen musste, doch er wollte das Jamie es verstand. Sein Verständnis war ihm wichtig, sogar noch wichtiger als Mikas. Er wollte das sein Freund ihn verstand und Rückhalt gab.

„Eine Gewohnheit, die Andere willkürlich verletzt ist es nicht wert beibehalten zu werden. Vor allem nicht aus Bequemlichkeit. Es ist dir einfach zu anstrengend, vielleicht willst du dich auch nicht mit dir selbst auseinandersetzen, das ist egal. Fakt ist, das du es nicht machst und das darf nicht sein.

Du bist nicht schwach Eloy, egal was man dir eingeredet hat. Du bist weder schwach noch nutzlos, ebenso wenig bist du ein Versager.“

„Woher willst du das wissen? Wir kennen uns noch nicht solange als das du mich einschätzen könntest.“ Eigentlich würde er Anderen gegenüber nie zugeben, das er schwach war, doch bei Jamie störte es ihn nicht. Trotz der kurzen Zeit kannte Jamie ihn schon besser als er es seiner Familie zutraute.

„Weil…“ Jamie stand auf und sah Eloy dabei an.

„… ich mich nicht in dich verliebt hätte, wenn du es wärst. Also sorge nun nicht dafür das ich meine Meinung ändern muss.“

Im Gegensatz zum letzten Mal störte ihn Jamies Liebesgeständnis nicht mehr. Nein, es baute ihn sogar auf. Diese Worte klangen so ehrlich, das er ihnen einfach Glauben schenken musste.

Eloy lächelte schwach. „Ich werde es versuchen.“

Jamie schüttelte den Kopf. „Mach es oder mach es nicht. Denn wenn du es nur versuchst, wirst du nicht ernsthaft an die Sache herangehen. Du solltest Tatsachen schaffen. Du musst es mir nicht sagen, doch für dich selbst solltest du eine Entscheidung treffen.“

Nickend stand Eloy auf. Ja, er hatte eine Entscheidung getroffen. Er war nicht schwach und das würde er allen beweisen und am meisten sich selbst.

„Jamie?“

„Hm?“ Der Ältere sah ihn fragend an.

„Danke.“ Lächelnd legte er eine Arm um seine Hüfte und küsste ihn. Allerdings trennte er sich nach diesem Kuss wieder von ihm und legte einen Zeigfinger auf seine Lippen.

„Mehr gibt es aber nicht.“

Jamie lachte amüsiert. „Mehr will ich auch nicht Eloy. Mehr will ich nicht.“

Blutbiss 22

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 22

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war nicht mehr zum aushalten. Mika schob das Buch so heftig zur Seite, das es auf der anderen Seite des Tisches auf den Boden fiel. Wild sah er sich im Zimmer um, bevor er sich dazu zwang die Augen zu schließen. Nur langsam kam er wieder zur Ruhe, indem er ein paar Mal tief durchatmete. Obwohl es nur eine symbolische Geste war, wirkte es.

Als der Vampir wieder die Augen öffnete war der Anflug wieder verschwunden. Doch Mika wusste, das dies nur ein kurzer Aufschub war. Er brauchte etwas zu trinken. Dabei wurde es ihm langsam sogar schon egal was es war, Hauptsache es war Blut. Tier, Mensch, eine Mischung aus beiden das war ihm gleich. Nur er benötigte es und dieses Bedürfnis wurde immer dringender. Wenn er schlief konnte er es zwar lange ohne einen Tropfen Blut aushalten, doch hier würde er sich sicher nicht in Schlaf versetzen. Das fehlte noch an Bord eines Schiffes mit seinen Feinden. Natürlich war Mika inzwischen bewusst, das keiner von ihnen ihm ernsthaft schaden würde. Nun ja keiner bis auf Jamie, was dessen Absichten betraf war er sich noch nicht ganz sicher.

Trotzdem konnte er sich bei ihnen nicht einfach in Schlaf fallen lassen. Er hatte ja keine Ahnung wann er aufwachen musste. Das alles änderte aber nichts an seinem Hunger.

Es klopfte an der Tür und Mika fuhr wütend herum. „Was!“

Die Tür öffnete sich und Eloy sah hinein. „Was hab ich denn nun schon wieder angestellt?“

„Außer meiner Entführung? Eigentlich nichts, noch.“ Mika zwang sich innerlich abermals zur Ruhe. Es gab keinen Grund so aggressiv zu sein, doch es war der Hunger der aus ihm sprach nichts anderes.

Er setzte sich auf die Bettkante und sah auf den Boden. Bloß nicht seinen Blick auf ein lebendes Wesen richten, das konnte nur zu Problemen führen. War es eigentlich wirklich schon solange her? Das letzte Mal hatte er mit Jayd gejagt, das wusste er noch, wenn sein Enthusiasmus dabei auch ziemlich schwach gewesen war. Wie immer wenn er nicht alleine jagen war. Die meiste Vampire nahmen ihr Essen gerne in Gesellschaft ein, doch wie so oft war er da ein Sonderfall.

„Was ist denn dann das Problem?“

Die Matratze neben ihm senkte sich und Mika sah erschrocken auf. Wann war Eloy neben ihn getreten? Und warum saß der Wolf nun neben ihm, viel zu nahe für seinen Geschmack. Anstand wurde dabei zwar gewahrt, doch darum machte Mika sich gerade am wenigsten Sorgen.

Hastig rutschte er etwas von ihm ab. Ja, ihm war durchaus bewusst wie das aussehen musste, doch es war nur zum Besten des Wolfes.

Dieser hob fragend eine Braue. „So schlimm kann ich aber auch nicht riechen.“

Probehalber roch er an seinem Hemd, bevor er den Vampir lächelnd ansah. „Also das kann es einmal nicht sein. Ist es weil ich es bin?“

Mika schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht.“

Diese Worte kamen ihm schwerer über die Lippen als sonst. Bildete er sich das nur ein oder ging es immer rasanter voran?

Sein Blick fiel auf den Wolf. War es weil Futter in seiner Nähe war? So schlimm war es noch nie gewesen.

Mikas Augen fixierten die Halsschlagader des Wolfes. Als er das merkte wand er rasch den Kopf wieder ab. Er musste sich zurückhalten, wo war seine viel gerühmte Beherrschung, wenn er sie einmal brauchte?

„Was dann?“ Einen Moment später, winkte der Blondhaarige jedoch wieder ab.

„Wahrscheinlich will ich es gar nicht wissen. Deine Antworten schmeicheln nicht gerade meinem Ego. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit an Deck willst. Seit dem kleinen Unfall hast du das Zimmer nicht mehr verlassen. Vor Kobe musst du wirklich keine Angst haben.“

An Deck? Zu den Menschen, der leichten Beute? Es gab einen Grund warum er seine Kabine nicht mehr verlassen wollte. Der Wertiger würde das sicher nicht gern sehen, wenn er sich einen seiner Männer genehmigte. Zumindest nicht in der Art der Nahrungslieferanten.

„Ich weiß. Aber ich habe keine Lust an Deck zu gehen.“ Nein, vor Kobe hatte er keine Angst, eher vor sich selbst.

„Hm, was kann man da machen? Denn langweilig ist dir ja scheinbar.“ Der Blick des Werwolfes lag auf dem am Boden liegenden Buch.

„Ja, sehr.“ Überrascht bemerkte Mika, das er wieder näher an den Werwolf herangerutscht war. Doch etwas in ihm weigerte sich wieder auf Abstand zu gehen.

„Allerdings würde mir da etwas einfallen um diese totzuschlagen.“

Er kniete sich nun auf das Bett und sah Eloy abschätzend an. Er legte eine Hand auf dessen Schulter und beugte er sich näher zu ihm. Das roch so gut, er konnte sich kaum noch beherrschen. Oder besser gesagt sein Instinkt ließ sich kaum noch unter Kontrolle zu bringen.

Eloy hingegen sah ihn nur von der Seite skeptisch an. „Muss ich Angst haben?“

Der Vampir lächelte nur verführerisch. „Nur wenn du dich mir nicht gewachsen fühlst.“

Nur mit leichten Bedauern riss er sich von diesem verführerischen Duft los. Eine Beute musste man fixieren, sonst flüchtete sie noch im letzten Moment. Allerdings war das in dieser Position sehr leicht.

Mika rutschte noch etwas näher und kniete sich mit gespreizten Beinen vor ihn. Das er so seine Beine fixierte, hatte natürlich nichts mit dieser Position zu tun.

Der Werwolf sah ihn verwundert an und man merkte das eine Frage auf seinen Lippen brannte.

Das war das Letzte das Mika brauchen konnte, auf eine Antwort konnte er sich nun sicher nicht konzentrieren. Aus diesem Grund entschloss er sich dazu dessen Mund mit etwas anderem zu beschäftigen. Seine Lippen eigneten sich dafür perfekt.

Auch wenn Eloy im ersten Moment sichtlich überrumpelt war, ließ er sich nicht lange bitten. Die Einladung die ihm Mika mit leicht geöffneten Lippen bot, nahm er ohne zu Zögern an.

Während der Schwarzhaarige seine Hand über Eloys Brust abwärts wandern ließ, waren seine Gedanken schon etwas weiter. Der Kuss war nicht schlecht, doch nicht das was er wollte. Allerdings war es schwer unbemerkt an den Hals zu kommen. Die Pheromone die er ausströmte schienen noch nicht zu fruchten oder gingen die auch nur mit Magie? Nur kurz meldete sich sein Verstand wieder zu Wort, doch Mika schaffte es erfolgreich ihn wieder zu unterdrücken. Es würde schon klappen und wenn er weiter gehen musste als sonst, bei einer Jagd war jedes Mittel Recht.

Plötzlich wurde seine Hand aufgehalten und Eloy löste seine Lippen von Mikas. Fragend sah er den Vampir an. „Willst du das wirklich?“

Mika lächelte und nickte, bevor er ihn wieder küsste. Und wie er das mochte, es gab im Moment nichts das er mehr wollte als das Blut, das ihn die ganze Zeit über lockte. Seine Hand befreite sich aus dem Griff des Wolfes und streichelte über dessen Bauch. Seine Hüfte ließ sich auf Eloys Beine sinken. So Hüfte an Hüfte konnte man eigentlich noch ganz andere Dinge machen, doch daran war der Vampir im Moment nicht interessiert.

Auf einmal hatte er eine Eingebung und er stützte seine Hände gegen Eloys Schultern. So geführt ließ sich dieser auf das Bett zurücksinken, dabei unterbrach Mika nicht einen Moment den Kuss.

Die Hände des Werwolfes legten sich wie selbstverständlich auf die Hüfte des Vampirs.

Das war nicht gerade der Ort wo sie Mika haben wollte. Er öffnete die Knöpfe von Eloys Hemd und entblößte so dessen Brust. Im Gegensatz zu anderen Opfern war dieses ja Recht ansehnlich, das könnte er ruhig auch in anderer Hinsicht genießen. Zu schade, das er so hungrig war, das konnte einem jeden Spaß verderben.

Seine Lippen lösten sich von denen des Wolfes und glitten über dessen Hals hinab. Dabei beschränkte er sich darauf ihn nur zu liebkosen, noch war er nicht wehrlos genug. Allerdings arbeitete Mika gerade daran dies zu ändern. Seine Hände glitten über dessen Arme und lösten sie von seiner Hüfte. Kurzerhand drückte der Vampir sie neben dessen Kopf auf die Matratze.

„Ich hoffe du glaubst nicht, das ich diese Position beibehalte?“ Die Stimme des Werwolfes hatte einen amüsierten Klang,

„Oh doch, genauso war es gedacht.“ Mika leckte noch einmal über die Halsschlagader des Werwolfes, bevor er seine Zähne erscheinen ließ. Dieses Essen hatte er sich wirklich verdient.

Mika zog noch einmal den köstlichen Duft ein, als er seine Zähne in das Fleisch unter sich grub. Das Gefühl als das kostbare Nass seinen Mund und seine Kehle benetzte war überwältigend. Eigentlich war es ihm noch nie so intensiv vorgekommen. In diesem berauschenden Gefühl gefangen, merkte er gar nicht wie der Wolf anfing sich gegen seinen Griff zu stemmen. Erst als die Atemzüge des Wolfes langsamer wurden und die Gegenwehr erlahmte, löste er sich von ihm. Doch nur weil er satt war, nicht aufgrund der Reaktionen des Anderen.

Er leckte sich über die Lippen um nichts von dem Blut zu verschwenden. Nur langsam nahm er die Umgebung und so auch das Ausmaß seines Handelns wahr.

Erschrocken löste er sich von Eloy und kroch von dem Bett. Sofort kam das Entsetzten über diese Tat in ihm hoch. Teufel, was hatte er gemacht? Wie hatte er so die Beherrschung verlieren können? Okay, die Antwort war leicht, doch das änderte nichts daran das er es nicht soweit hätte kommen lassen dürfen. Was sollte er nun machen? Zwar lebte der Wolf, noch doch was wusste er schon von der Anatomie der Werwölfe?

Rasch überlegte er. Wenn ihm der Wolf starb, nur aufgrund seines Hungers, wäre das sehr schlecht. Das war sicher nicht so leicht zu verzeihen, vor allem wo er auch noch Kobes Verwandter war. Kobe, der konnte ihm sicher helfen.

Mika verließ bei diesem Gedanken schon das Zimmer und war auf dem Weg zu Kobes Zimmer. Zögernd klopfte er an und zuckte im ersten Moment zurück, als ihm der Tiger öffnete.

„Ich glaub das ist für dich.“ Ercole lächelte und sah über die Schulter zu jemanden in dem Zimmer.

„Natürlich, es ist mein Zimmer.“ Kobe schob Ercole zur Seite. Nach einem Blick auf Mika runzelte er allerdings die Stirn.

„Ist etwas?“

Mika nickte nur zögernd. „Ich glaube ich hab da ein kleines Problem. Da, in meiner Kabine.“

Nur leicht neigte er den Kopf in die Richtung seiner Kabine.

„Oh, ja das kenn ich. Allerdings ist der hier schon vergeben.“ Damit legte der Tiger besitzergreifend seine Hände um Kobes Hüfte.

Kobe gab dem Tiger einen leichten Klaps auf den Arm, bevor er sich von ihm befreite. „Ich glaube nicht das er das gemeint hat. Aber zeig es mir mal.“

Mika nickte und führte ihn zu seiner Kabine, kurz davor stoppte er jedoch.

Kobe, der neben ihm stehen geblieben war, warf einen Seitenblick zu Ercole, der sich ihnen ebenfalls angeschlossen hatte. „Und was willst du?“

Der Pirat hob nur beschwichtigend die Hände. „Nur zur Vorsicht.“

Bei dieser Antwort schüttelte Kobe den Kopf und öffnete die Tür zu der Kabine. „Das nenne ich durchaus ein Problem.“

Damit ging er zum Bett auf dem Eloy lag. Seine Hand glitt zu dessen Hals und den bereits verblassenden Bissspuren. „Ich schätze mal du hattest Hunger?“

„Ja?“ Mika lächelte etwas unglücklich. Leugnen war in diesem Fall zwecklos.

Ercole ging ebenfalls zu dem Bett und sah auf den Wolf. Sein Blick richtete sich auf das offene Hemd. „Scheinbar hatte er aber seinen Spaß.“

Bei dieser Bemerkung seufzte Kobe nur tief. „Bring ihn bitte in sein Zimmer.“

„Warum?“ Es war deutlich das der Tiger von dieser Idee nicht begeistert war.

„Nur zur Vorsicht. Komm starker Mann, zeig das du diesen Titel würdig bist.“ Dabei schenkte der Rotblonde ihm ein zuckersüßes Lächeln.

Mit einem Murren nahm dieser den Wolf in die Arme und trug in aus dem Zimmer.

Mika sah dem Ganzen nur schweigend zu.

Kobe stand auf und ging zur Tür. „Keine Sorge, ein wenig Schlaf und Flüssigkeit und er ist bald wieder auf den Beinen. So schnell stirbt der nicht, da ist er zäh. Also mach dir keinen Kopf.“

Mika nickte nur stumm und wartete bis sich die Tür wieder geschlossen hatte. Na wenigstens lebte der Wolf noch.

Er hob das Buch auf und legte es auf den Tisch zurück. Selbst ließ er sich auf das Bett fallen. Wie sollte er das dem Werwolf nur erklären, wenn er wieder aufwachte?

Das würde er bald klären müssen, sonst störte ihn das nur. Außerdem war da auf jede Fall eine Entschuldigung fällig.

Blutbiss 23

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 23

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Benommen blinzelte Eloy. Was war eigentlich passiert und wo war er? Irgendwie fehlte Eloy einiges vom vorhergegangenen Tag. Sein Hals fühlte sich so trocken an und ein dumpfer Schmerz war zu spüren.

Langsam drehte er den Kopf und sah in ein Paar amüsierter, grauer Augen. Jamie, wer sonst?

Eloy öffnete den Mund, doch statt Worten verließen nur einige krächzende Laute seinen Mund. Das war peinlich, was war nur los mit ihm?

Jamie schüttelte den Kopf. „Was machst du bloß für Sachen Eloy? Lässt dich von einem Vampir beißen, also wirklich.“

Eloy sah den anderen Wolf zweifelnd an. Das war unmöglich, so unvorsichtig war nicht einmal er. Allerdings erinnerte er sich noch, das er Mika besucht hatte, doch wie er wieder in dieses Zimmer gekommen war, daran fehlte ihn jegliche Erinnerung.

Jamie beugte sich seufzend über ihn und griff nach etwas. „Da, das wird helfen.“

Unsanft drückte er Eloy ein Glas in die Hand und half ihm seinen Oberkörper aufzurichten.

Eloy trank vorsichtig einen Schluck, nur um gleich darauf das Glas gierig zu leeren. Er fühlte sich total ausgetrocknet.

Vorsichtig versuchte er wieder zu sprechen, diesmal schaffte er es sogar halbwegs verständlich zu klingen. „Was ist passiert?“

„Das habe ich doch gerade gesagt oder? Mika hat dich gebissen.“ Jamie sah ihn leicht vorwurfsvoll an.

„Aber wie?“ Gut, das war eine dämliche Frage, dafür brauchte er nicht extra Jamies Blick zu sehen. Doch er wusste was Vampire brauchten und auch wie sie vorgingen. Jedes Werwesen würde darauf vorbereitet, um nicht als Zwischenmahlzeit irgendeines Blutsaugers zu enden. Er wusste definitiv wie man so etwas vermied.

„Ich kann es dir gerne demonstrieren.“

Der Blondhaarige schüttelte den Kopf, bei der spöttischen Bemerkung seines Freundes. „So meine ich das nicht Jamie.“

„Ich weiß es nicht Eloy. Wie es passiert ist weiß nur Mika, wenn du es vergessen hast. Wir wissen doch das diese Blutsauger ihre Tricks haben.“

Eloy sah seinen Freund erstaunt an. Er hatte eigentlich noch nie bemerkt, das Jamie dieses Wort in den Mund nahm. Im Grunde war es ein Schimpfwort wie es Köter oder Hund für sie darstellte, doch Jamie hatte es noch nie benutzt, in seinem Beisein zumindest nicht. Eigentlich hatte er nie ein schlechtes Wort über die Vampire gesagt, bis jetzt.

„Was?“ Der Weißblonde sah ihn fragend an.

„Och nichts, ich habe nur gerade wieder eine neue Facette an dir bemerkt.“ Eloy winkte ab. Da er nicht weiter darauf eingehen wollte, widmete er sich einfach wieder dem Thema.

„Also hat er mich gebissen, es war wohl etwas lang her?“ Ohne Grund hatte Mika ihn sicher nicht gebissen. Schon alleine das er ihn gebissen hatte, musste ihn enorme Überwindung gekostet haben. Vampire hielten sich für zu gut um sich von Werwesen zu ernähren.

„Eigentlich ist das egal. Alleine das er dich gebissen hat ist eine Frechheit. Wir sind doch nicht ihr Futter, das sie nach Belieben benützen können, wenn ihnen danach ist.“ Jamie stützte sich auf beiden Händen auf und sah auf Eloy hinunter.

„Wir sind hier auf einem Schiff, was hätte er denn machen sollen?“ Und was machte er hier eigentlich? Warum beschützte er Mika vor Jamie? Dafür gab es keinen logischen Grund, zumindest nicht in seinen Augen.

Sein Gesprächspartner zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe. „Der Blutverlust muss wirklich stark sein. Warum beschützt du ihn?“

Eloy schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht.“

„Du solltest eindeutig mehr trinken.“ Damit drückte ihm der Andere ein weiteres Glas Wasser in die Hand. Plötzlich sah er alarmiert zur Tür.

Auch Eloy sah zur Tür, doch er konnte weder hören noch spüren was Jamie so aufgeschreckt hatte.

„Bleib hier.“ Jamie machte eine Geste, die ihm andeutete liegen zu bleiben. Er selbst stand jedoch auf und nahm sich sein Hemd von der Stuhllehne. Eines der wenigen Möbelstücke in diesem Raum.

Eloy wusste nicht genau, was er von den Reaktionen des Weißblonden halten sollte. Bis jetzt hatte es sich allerdings immer als richtig erwiesen auf ihn zu hören. Eigentlich hatte er ihm seit er ihn kannte alle Entscheidungen überlassen. Damit sollte er wirklich wieder aufhören, doch es war so einfach. Durch ihn konnte er gar nichts falsch machen, da Jamie einfach keine Fehler machte. Was er plante klappte, da gab es keine Fehlschläge, nur Erfolge. Auf Dauer war das sicher langweilig, derzeit machte es alles für ihn aber nur leichter. Bei ihm selbst gab es vielzuviele Fehler, da er einfach nicht auf lange Zeit vorplante. Das lag ihm nicht.

Inzwischen hatte Jamie das Hemd angezogen und die Tür geöffnet. „Was willst du?“

So kalt hatte er den anderen Wolf auch noch nicht erlebt und das Mika gegenüber. Inzwischen konnte er ihn deutlich fühlen. Obwohl er Mika schon immer etwas feindlich gegenüber eingestellt war.

Über die Schulter sehend, lächelte Jamie ihm zu. „Ich bin gleich wieder da.“

Daraufhin verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Es war seltsam den Älteren so zu sehen, doch Eloy konnte sich den Grund schon denken. Allerdings konnte er nichts dagegen machen. So seltsam es ihm auch erschien Jamie mit so einem Gefühl in Verbindung zu bringen, ließ es sich nicht leugnen das der Andere eifersüchtig war. Denn nur so ließ sich die Feindseeligkeit im Bezug auf Mika erklären. Eigentlich sollte Eloy sich nun geschmeichelt fühlen, doch das war er nicht. Jamie war sein Freund und Mika wollte er, wenn in letzter Zeit auch nur mehr aus Pflichtgefühl, da sollte niemand den Kürzeren ziehen. Es mussten klare Grenzen gezogen werden und da musste man bei Jamie anfangen. Nein, nicht man sondern er, dieses Problem konnte nur er beheben. Scheinbar hatte er das letztens nicht geschafft oder, was wahrscheinlicher war, Jamie nahm es nicht so ernst.

Eloy leerte das Glas, das Jamie ihm gegeben hatte und wartete. Irgendwie hatte er das Gefühl, das er nicht unbedingt in das Gespräch zwischen den Beiden platzen sollte. Vielleicht hatte er auch Glück und sie regelten das unter sich.
 

Gut, er musste es machen. Eine Entschuldigung war mehr als nur angebracht, das stand außer Frage.

Mika hob die Hand um anzuklopfen, da wurde sie auch schon geöffnet. Na toll in einer schlechtere Position hatte man ihn nicht erwischen können. Seine Laune sank allerdings noch um einiges mehr, als er sah wer die Tür geöffnet hatte. Natürlich erwischte er den falschen Werwolf. War dieser eigentlich immer in Eloys Nähe?

„Was willst du?“ Jamies Stimme war kalt, bei dieser Frage. Doch gleich darauf hob er eine Hand. Kurz sah er über seine Schulter in den Raum hinein.

„Ich bin gleich wieder da.“

Also würden sie diese Sache unter sich klären. Mika trat einen Schritt zurück.

Der Werwolf kam aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. Abwartend sah er Mika an. „Also?“

„Ich will mich bei ihm entschuldigen.“

„Was wohl nur angebracht wäre.“ Jamie nickte und entfernte sich einige Schritte von der Tür.

„Schließlich hast du ihn ausgesaugt, doch was soll man von einem Blutsauger auch erwarten?“

„Es war ein Unfall.“ Mika machten die abfälligen Worte des Wolfes wütend. Ein Hund hatte kein Recht seine Art zu verurteilen oder zu bewerten. Das hatte niemand. Immerhin lebten sie von Blut, das war bei den Werwesen ja nichts anderes.

„Natürlich. Mit deiner Selbstbeherrschung ist es auch nicht weit her was?“ Jamie sah ihn herablassend an.

„Es war eine lange Zeit und von euch hat auch keiner daran gedacht. Man muss von etwas leben, deswegen lasse ich mich von dir nicht verurteilen. Gerade nicht von dir oder einem deiner Rasse, ihr macht doch dasselbe.“ Es war ein Versehen, deswegen wollte er sich ja entschuldigen. Wenn er es mit Absicht gemacht hätte, dann würde er nun sicher nicht hier stehen und dieses Gespräch führen.

„Vergleich uns nicht miteinander, das machst du sonst auch nicht. Außerdem haben wir jedes Recht dazu. Von deiner Sicht aus sind wir doch nur Tiere, also haben wir als Beutejäger das Recht des Stärkeren, wie von der Natur aus vorgesehen.“

„Dann habe ich aber auch das Recht mich von euch zu ernähren, wie es die menschenähnlichen Wesen machen.“ Mika stockte, was hatte er gerade gesagt? Das sprach doch total gegen ihn. Er hatte doch seine Meinung über Werwesen geändert, zumindest hatte er daran gearbeitet. Das war alles nur die Schuld dieses Wolfes, er verwirrte ihn.

Jamie lächelte nur. „Es ist schön deine wahren Gedanken zu hören Mika. Tu uns allen einen Gefallen und halte dich von Eloy fern. Du willst nichts von ihm, nur er von dir. Also mach ihm klar, das er nichts von dir zu erwarten hat. Mensch und Tier passen einfach nicht zusammen, das ist dir doch klar.“

Der Ältere ging bei diesen Worten an ihm vorbei wieder auf das Zimmer zu.

„Was wenn ich doch etwas von ihm will?“ Das entsprach nicht ganz den Tatsachen, doch die Worte des Wolfes konnte er nicht einfach so stehen lassen.

Jamie bleib stehen, schüttelte aber den Kopf ohne sich zu ihm umzudrehen. „Nein, das willst du nicht. Aber wenn du willst, gerne. Zeige mir die nächste Stufe der Evolution. Zeig mir wie kompatibel Mensch und Tier sind.“

Mika glaubte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, als der Wolf wieder ins Zimmer ging. Und wie er es ihm zeigen würde, seine Überheblichkeit würde ihm schon noch vergehen. Mensch und Tier? Das war doch hinzubekommen, noch dazu wenn dieses Tier sowieso schon handzahm war. Die letzten Worte des Werwolfes waren eine Herausforderung an ihn gewesen und Mika würde sie sicher nicht unbeantwortet lassen.

Blutbiss 24

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 24

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Was war los?“ Eloy sah den Werwolf interessiert an. Es schien ja nicht so gut gelaufen zu sein, das konnte er an dessen Gesicht ablesen.

„Er will sich für diesen Überfall entschuldigen.“ Jamie machte ein abfälliges Geräusch und setzte sich auf den Sessel.

„Er will oder er hat?“ Im Grunde war diese Frage müßig, da er sich an nichts erinnerte, deswegen gab es auch nichts zu entschuldigen.

„Siehst du ihn hier? Ich nicht.“ Der Ältere wirkte leicht genervt.

„Also blieb es wohl bei einem wollen.“

„Jamie.“ Eloy setzte sich auf und drehte sich so, das er Jamie gegenübersaß. Bei der Erwähnung von Jamies Namen klang seine Stimme leicht mitfühlend.

„Was soll das?“

„Was?“ Jamie blickte ihn unschuldig an.

Er wusste worum es ging, oder er hatte eine Ahnung. Sein Blick bewies es deutlich. „Wir haben es doch geklärt oder? Ich will nichts von dir. Du bist mein Freund und das meine ich ernst, aber es wird nie mehr sein, dafür bist du mir in der kurzen Zeit zu wichtig geworden.“

„Also hast du nur Beziehungen mit Leuten, die dir nicht wichtig sind?“ Fragend sah er Eloy an.

Der Jüngere seufzte, das nannte man wohl Themenwechsel. Doch der Blick in den grauen Augen des Anderen zeigte ihm, das es ihm wichtig war. „Ja. Ich habe Beziehungen mit Leuten, bei denen es keine Rolle spielt wie ich mich von ihnen trenne. Ich vergnüge mich mit Leuten, die mir nichts bedeuten. Ich kenne keine Liebe, also wie soll ich sie geben können?“

So hart es auch klang, es war die Wahrheit, warum sie beschönigen? Es war nicht so das er Angst vor Beziehungen hatte, er war einfach Beziehungsunfähig. Genauer gesagt hatte er sich noch nie einen Gedanken darüber gemacht. Er war zu jung um sich dauerhaft zu binden. Das machten vielleicht seine Brüder, doch nicht er. Er wollte Spaß und keinen Klotz am Bein, vor dem er jeden Schritt rechtfertigen musste. Irgendwann würde ihm sein Vater eine Frau aufdrücken, dann war es früh genug darüber nachzudenken. Bei seinem Onkel hatte man es doch auch so gemacht. Allerdings würde er nie einen Mischling oder ein außereheliches Kind zeugen, dafür war er zu geschickt.

„So gesehen gibt es keinen Grund auf Mika eifersüchtig zu sein.“

„Ich?“ Jamie legte sich eine Hand auf die Brust und sah Eloy ungläubig an.

„Eifersüchtig auf Mika? Du halluzinierst, der Blutverlust ist wohl höher als ich angenommen habe.“

„Das merkt doch jeder Blinder. Du bist durchschaubar, mein Lieber.“ Eloy lächelte ihn bei diesen Worten überlegen an.

„Das bildest du dir ein, mein Lieber.“ Die letzten Worte betonte der Weißblonde bewusst.

„Ach wirklich? Warum bist du dann nur ihm gegenüber feindselig? Das warst du doch zuvor auch nicht, im Gegenteil, du hast nie ein schlechtes Wort über die Vampire verloren. Abfällig ja, aber so sprichst du über jeden.“ Das sollte er ihm nun einmal erklären. Eloy glaubte nämlich nicht das es einen plausiblen Grund dafür gab. Doch so einfach würde Jamie es auch nicht zugeben, das war ihm klar. So eine Charakterschwäche gab man nicht Preis, vor allem nicht gegenüber dem Objekt der Begierde.

Doch er wollte Jamie auch nicht in die Enge treiben, er wollte nur eine ehrliche Antwort. Wobei er diese nicht unbedingt wollte, wenn der Blondhaarige nicht darüber reden wollte, es war seine Angelegenheit.

„Ich mag ihn nicht. Genauer gesagt ist mir seine Art zuwider, das war schon immer so. Bis jetzt habe ich mich nur zurückgehalten, immerhin hing meine Existenz von seinem Wohlwollen ab.“ Die Worte waren klar und in einem überheblichen Ton ausgesprochen. Man merkte aber das es keine Ausrede sondern die Wahrheit war.

Eloy nickte verstehend. „Also ist es Rache, eben weil du ihn nun nicht mehr brauchst. Scheinbar bist auch du nicht vor Charakterschwächen gefeimt. Das ist beruhigend, für mich.“

Jamie schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Mich stört es nur, das er seine Situation nicht anerkennt. Er ist hier ein Gefangener, wenn wir ihn auch nicht so behandeln, doch er glaubt noch immer seine überhebliche Art beibehalten zu können.“

„Aber das kann er doch. Etwas anderes würde ich auch gar nicht wollen. Was zählt ein Sieg, wenn man nicht darum kämpfen muss?“ Gerade diese Überheblichkeit machte es so reizvoll für Eloy. Diese Beute war es wert erobert zu werden und das ging nur wenn der Vampir seine Einstellung nicht änderte.

„Dann kämpfe Eloy. Erledige es, damit ich den Rest der Reise noch genießen kann.“ Jamie sah ihn durchdringend an.

Also machte es ihm doch etwas aus. Das sagte Eloy aber nicht, er gestattete sich nur ein zufriedenes Grinsen. Den Frieden sollte man wahren. „Das werde ich keine Sorge Jamie.“

„Ich mache mir keine Sorgen, mir wäre es nur Recht, wenn wir schnell wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren konnten.

Ich hasse Verschwendung und du Eloy verschwendest meine Zeit und meine Nerven. Also wenn du ihn willst dann nimm ihn dir, wenn nicht dann lass es. Aber triff eine Entscheidung es war bei Kobe nötig und ist es auch hier. Ist der Vampir es wert, das du um ihn kämpfst oder nicht? Diese halbe Sachen werden dir auf Dauer nicht weiterhelfen. Durch Zufall wird hier keine Entscheidung fallen. Also entscheide dich.“ Jamie sah ihn ernst und abwartend an.

„Jetzt?“ Überrascht erwiderte er den Blick des Älteren. Konnte er die Worte nicht einmal verdauen? Natürlich war es ihm klar gewesen, das er hier eine Entscheidung treffen musste. Das drängte sich direkt auf. Allerdings konnte er nicht beurteilen, ob der Vampir das wert war, dafür kannte er ihn noch nicht gut genug.

Eloy seufzte. „Ich will ihn haben.“

Das hatten sie ja schon geklärt vor längerer Zeit, doch seitdem war einiges dazwischen gekommen. Für eine Nacht war es aber schon ein enormer Aufwand.
 

Wie sollte er das anstellen? Die Herausforderung anzunehmen war ja eine leichte Entscheidung gewesen. Obwohl es da nichts mehr zu entscheiden gab. Die frechen Worte des Werwolfs konnte man nicht einfach übergehen. Allerdings war das schon ein toller Freund, der einen zum Spielball machte. Die beiden Wölfe waren doch befreundet, es hatte auf jeden Fall den Anschein danach.

Doch diese Sache stellte ihn wieder vor eine andere Herausforderung. Wie sollte man um einen Werwolf kämpfen? Wie kämpfte man überhaupt um jemanden? Bis jetzt war ihm das immer erspart geblieben. Es hatte ihn nicht interessiert und war nicht vonnöten gewesen. Was er wollte bekam er, sogar andere Vampire flogen ihm nur so zu.

Nun war es aber ein Werwesen, also eine Rasse für die er nie Interesse gezeigt hatte und ihm deswegen total fremd war. Alles was er an Wissen aufweisen konnte, war eben Allgemeinwissen. Das sie sich verwandeln konnten, das es Abstufungen unter ihnen gab und ihre Hochburg in Griechenland lag, doch das war es schon. Natürlich wusste er auch das sie sich unterschieden, doch das verstand sich von selbst. Worin diese Unterschiede allerdings lagen, konnte ihm niemand sagen.

Mika ließ sich entmutigt auf eine Stufe sinken. Da er an Deck war, kam dafür nur eine Stufe in Frage, die zum Steuerrad hoch führte.

„Na warum so deprimiert?“

Bei der Stimme sah Mika auf und entdeckte den Tiger, der hinter dem Ruder stand. „Ich versuche euch zu begreifen oder besser die Unterschiede zu definieren.“

Wenn er schon von Werwesen umgeben war, konnte er sie auch gleich fragen. Warum nicht die Ressourcen nützen, die einem zur Verfügung standen?

Der Tiger lachte. „Welche Unterschiede? Uns verbindet mehr als uns unterscheidet. Gerade auf das sollte man sein Augenmerk werfen und nicht von Anfang an Grenzen ziehen.“

„Ach ja?“ Eloy hatte das auch einmal angedeutet, doch da war er zu sauer gewesen um näher darauf einzugehen.

„Was verbindet uns dann?“

„Da gibt es soviel. Da du aber Interesse zeigst, zähle ich dir einige auf. Vampire wie Werwesen sind Beutejäger, wir ernähren und beide von Menschen, dabei ist es egal welchen Teil von ihnen wir als Nahrung benutzen. Daraus resultiert, das Menschen vor unseren Rassen Angst haben und jagen. Jeder von uns ist etwas Außergewöhnliches, wir heben uns von den anderen Lebewesen hier ab, gerade deswegen tragen wir auch die Verantwortung für sie. Keine von unseren Rassen ist besser oder schlechter, denn im Grunde haben wir doch den gleichen Ursprung.“

„Ach ja?“ Also das wagte Mika stark zu bezweifeln. Mit dieser Aussage hätte er sich unter den Vampiren viele Feinde gemacht.

„Natürlich.“ Der Tiger lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Wir kommen doch auch von irgendwoher. Es wird nicht jemand mit dem Finger geschnipst haben und plötzlich war der erste Vampir da.

Wir, ihr, die Menschen, die Tiere wir alle haben uns im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Doch ich bin mir sicher, irgendwo haben wir alle einen gemeinsamen Ursprung.“

Es klang plausibel, das musste Mika zugeben. Doch war es Unsinn, sie waren grundverschieden, wie konnten sie dann gleich sein? „Wieso beherrscht ihr dann keine Magie?“

Das war etwas das sie unterschied und worauf die Vampire ihre Überlegenheit stützten.

Ratan lächelte nur weiterhin. „Warum seid ihr nicht stark? Die Natur hat unsere beiden Rassen perfekt ausgestattet. Ihr habt die Magie und wir die Kraft, so ist es ausgeglichen. Warum ihr so viel auf eure Magie gebt ist mir sowieso ein Rätsel. Es bringt euch nur mehr Hass von Seiten der Menschen.“

Das mochte durchaus stimmen, es war klar das ein Vampir niemals einen Werwolf an Körperkraft übertreffen konnte. Und da es etwas natürliches war, würden sie diese nie verlieren, so wie er gerade seine Zauberkräfte. „Warum gibt es dann diese Vorurteile?“

Auf irgendetwas mussten diese doch gründen. So etwas dachte man sich doch nicht aus.

„Woher kommen sie bei den Menschen?“ Ratan machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Es wird immer Vorurteile geben, da immer jemand besser sein will als Andere. Wenn es ein ganzes Volk betrifft werden daraus schnell Vorurteile.

Wenn du mich fragst kommt es auf den Charakter eines Wesens an. Du kannst keine Rasse über einen Kamm scheren, das geht nicht. Jeder ist unterschiedlich. Es gibt gute Werwesen ebenso wie schlechte, doch das ist bei den Vampiren oder Menschen doch nichts anderes.“

Der Tiger tippte sich mit einem Finger gegen den Kopf. „Wir haben alle einen Verstand und das ist es was uns so unterscheidet. Kein Werwolf gleicht dem Anderen, ebenso wie kein Vampir dem Anderen gleicht. Denn wir alle treffen unsere eigenen Entscheidungen und das bildet unseren Charakter, so entstehen Individuen.“

Mika sah den Tiger verwundert an. Also war alles was er gedacht hatte falsch? Es gab keine Unterschiede und sie waren alle gleich? Das war schwer zu akzeptieren, doch es klang plausibel. Ja, sie konnten alle denken und trafen Entscheidungen, die gut und schlecht waren. Was bedeutete, das er mit dem Werwolf umgehen konnte wie mit einem Vampir. War es so simpel?

Mika stand auf. Jetzt musste er nur noch eine Frage klären.

Er wand sich noch einmal zu Ratan um. „Wie gewinnt man jemanden für sich?“

„Oh.“ Der Tiger lächelte sacht und schüttelte den Kopf.

„Mit viel Zuneigung, Aufmerksamkeit und Interesse. Doch, auch wenn ich nicht glaube das ich das einmal sagen muss, bei diesem Thema solltest du Ercole fragen. Immerhin hat er es bei einem schier aussichtlosen Fall geschafft.“

Also der andere Tiger? Wenn es denn sein musste. „Danke.“

Damit wand er sich um. Dieser Tiger war doch sicher wieder bei Kobe, dort war er fast ständig.

Blutbiss 25

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 25

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Also Nägel mit Köpfen machen, das meinte doch Jamie mit seiner Aufforderung. Eloy war nicht wirklich wohl bei dem was er tat. Allerdings hatte ihn auch Jamie nicht aufhalten können, als er sich anzog. Wenn, dann wollte er es hinter sich bringen und bei Punkt eins auf seiner Liste fing er an. Der andere Werwolf hatte ihm einmal vorgeworfen keine Liste zu haben, nun diesmal hatte er sie. Er würde die Probleme genauso abarbeiten wie sie es besprochen hatten. Nun und auch wenn es ihn störte den ersten Platz nahm nun einmal Kobe ein.

Er war hinter dieser Tür, das spürte Eloy ganz genau und doch weigerte sich irgendetwas in ihm diese zu öffnen. Doch wenn er hier weiterhin untätig rum stand würde sich nichts ändern, außerdem war es peinlich wenn man ihn so sah. Das würde dann nur heißen das er Angst hatte und das war ganz sicher nicht der Fall. Hier gab es nichts vor dem er Angst hatte und schon gar nicht Kobe.

Entschlossen hob er die Hand und klopfte an. Die Tür wurde geöffnete und Eloy sah sich dem Tiger gegenüber.

„Was willst du?“ Ercoles Stimme war unfreundlich, was nicht anders zu erwaten war.

„Nichts von dir. Also tritt zur Seite Kätzchen, das ist eine Sache unter Verwandten.“ Da sie kam schon wieder diese Aggressivität, nur das sie diesmal gegen den Tiger gerichtet war. Das konnte man als Fortschritt verbuchen.

Ercole knurrte und schien sich auf einen Angriff vorzubereiten, doch eine Stimme hielt ihn davon ab. „Lass ihn rein, das erspart mir einen Weg.“

Kobes Stimme klang nicht sehr begeistert, doch wer konnte es ihm verdenken?

Ercole trat zur Seite, um Eloy einzulassen, folgte aber mit den Augen jeder seiner Bewegungen.

Das war zwar ziemlich übertrieben, aber wenn er sich so besser fühlte. Eloy konnte dabei nur den Kopf schütteln.

Kobe stand an dem Tisch, vor ihm eine Kanne aus der Dampf entwich und zwei Becher daneben.

„Störe ich?“ Das hier sah eher nach einer Kaffeepause aus und dabei wollte er nicht anwesend sein. Er musste alleine mit Kobe reden und wollte nicht unbedingt den Tiger dabei haben.

„Ständig.“ Der Tiger hinter ihm grummelte leise.

Doch Kobe winkte nur ab. „Als ob dich das jemals gestört hätte“

„Nein. Doch ich würde gerne alleine mit dir reden.“ Alleine das was er zu sagen hatte fiel ihm schwer, da brauchte er nicht auch noch Zuhörer. Denn dann würde er es sicher nicht herausbringen, er war sich ja nicht einmal sicher, das es ihm jetzt über die Lippen kam.

„Nein.“ Das war eine entschiedene Antwort, doch kam sie nicht von Kobe.

„Klappe, Kätzchen.“ Schön langsam kam das wie automtisch, er bekam Übung darin. Bei diesem Gedanken lächelte er leicht, richtete seine Aufmerksamkeit aber weiter auf Kobe.

„Ach wir haben etwas zu bereden?“ Kobe hob fragend eine Augenbraue, seufzte dann aber ergeben.

„Na von mir aus. Bitte Ercole, lässt du uns alleine?“ Fragend richtete der Rotblonde seinen Blick auf den Piraten.

Eloy drehte sich nicht zu dem Tiger um. Ansonsten hätte er ihn wohl überheblich angelächelt und das war nicht dazu geeignet ihn aus dem Zimmer zu bekommen. Allerdings konnte er eine gewisse Schadenfreude nicht verhehlen, diese war allerdings nur für Kobe sichtbar.

„Warum ich? Vielleicht lasse ich den Vampir durchgehen, aber nicht ihn.“

Eloy spürte genau, das bei diesen Worten ein Zeigefinger anklagend auf ihn gerichtet wurde. Dafür musste er sich nicht einmal umdrehen.

„Das war eine Bitte Ercole, aber wenn du sie ablehnst muss ich dich aus dem Zimmer werfen. Zwing mich nicht soweit zu gehen.“

„Ich vertraue ihm nicht.“

„Oh bitte.“ Er hatte wirklich versucht sich zurückzuhalten, doch diese grundlosen Anschuldigungen konnte sich ja niemand anhören. Das grenzte ja schon an Paranoia.

„Ich hatte zwanzig Jahre um ihm etwas anzutun und hab es nicht getan. Da werde ich jetzt nicht damit anfangen, wo ich deutlich im Nachteil bin. Außerdem habe ich kein Interesse an Kobe, danke nein.“

„Ach ja, was passt denn nicht an ihm?“

War soviel Blödheit eigentlich erlaubt? Da machte er ihm klar, das er nichts von seinem Cousin mochte und er fühlte sich gleich wieder angegriffen. Eloy nickte, doch seine Stimme war eindeutig sarkastisch. „Ja, du hast Recht, er ist wunderbar. Vielleicht sollte ich doch die eine oder andere Sache nachholen.“

„Schluss jetzt! Ercole geh.“ Kobe deutete mit dem Zeigefinger auf die Tür.

„Aber…“ Weiter kam der Pirat nicht.

„Raus!“ Der Rotblonde wirkte nun eindeutig sauer.

„Ich werde vor der Tür warten.“ Damit verließ Ercole das Zimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

Kobe schüttelte nur den Kopf und goss etwas Tee in einen der Becher. Diesen hielt er Eloy hin. „Nimm, er regt die Blutbildung an. Das kannst du brauchen nach deinem Unfall.“

Der Werwolf nahm die Tasse und schnupperte prüfend daran. Es stank scheußlich und nach einem Schluck konnte er auch bestätigen das es so schmeckte. Egal, es gab ihm den Aufschub den er brauchte.

Auch Kobe goss sich einen Becher ein und trank einen Schluck. „Also, was verschafft mir die Ehre? Sind Probleme aufgetreten?“

„Probleme?“ Eloy wusste ehrlich gesagt nicht was Kobe meinte. Natürlich gab es eine Menge Probleme, doch von denen konnte der Jüngere nichts wissen. Geschweige denn, gingen sie ihn etwas an.

„Mit dem Biss? Ich weiß nicht wie sich ein Vampirbiss auf Werwölfe auswirkt. Das ist wirklich selten.“ Kobe lächelte leicht und setzte sich auf einen Sessel.

Eloy schüttelte den Kopf. „Nein, damit ist alles okay.“

„Weshalb bist du dann hier?“ Nun konnte man leichtes Interesse in dem Blick des Mischlings entdecken.

„Weil… weil…“ Irgendwie hinderte etwas Eloy daran weiter zusprechen und er wusste auch ganz genau was es war. Es war sein letzter Rest an Stolz, der ihm noch geblieben war. Wie konnte er das nur machen? Er erstickte ja fast an den Worten.

„Weil ich mich bei dir entschuldigen will. Für mein Benehmen in den letzten Jahren.“

„Oh.“ Kobe wirkte leicht überrascht, fing sich aber schnell wieder.

„Ich habe schon wirklich viele Entschuldigungen in meinem Leben gehört, aber das war mit Abstand die eigenartigste, die ich je bekommen habe. Und auch die Unnötigste.“

„Was?“ Nun war es an Eloy erstaunt zu sein, doch das währte nur kurz. Wusste der Mischling eigentlich wieviel Überwindung ihn diese Worte gekostet hatten?

„Glaubst du wirklich, das es mit einer Entschuldigung getan wäre? Das alles was du mir angetan hast, so einfach verschwindet, wenn du dich dafür entschuldigst? Du machst es dir zu leicht Eloy.“

Natürlich war es damit nicht getan, doch es war immerhin ein Anfang. Eine Basis auf die man aufbauen konnte. Oder hatte er sich da geirrt? „Natürlich weiß ich das es damit nicht getan ist, aber kann man das nicht als Basis benutzen?“

„Ja, kann man aber nur wenn ich geneigt bin die Entschuldigung anzunehmen. Das hast du in deinen Berechungen vergessen, mein lieber Cousin.“ Dann seufzte er tief.

„Es ist wirklich eine unnütze Entschuldigung, da ich dir nicht böse bin, für nichts das du getan hast.“

Hatte er gerade richtig gehört? Wie konnte er ihm das alles nicht nachtragen oder ihm sogar dafür vergeben? Der Ältere konnte seinen Ohren nicht trauen.

Dafür gab es doch keinen logischen Grund. Er selbst war wegen viel kleinerer Sachen lange Zeit verärgert und nachtragend. Da brauchte es nur ein Ereignis, doch bei Kobe war es eine Häufung dieser.

Kobe fuhr einfach fort, als von dem Anderen keine Antwort kam. „Am Anfang war ich wütend auf dich und verletzt, doch mit der Zeit verstand ich es. Je älter ich wurde umso mehr konnte ich dein Verhalten einordnen. Du warst ein Kind, in gewisser Weise bist du das immer noch, doch das macht deinen Charme aus. Für dich gab es keinen anderen Weg deine Gefühle auszudrücken, besser du konntest nicht auf die Richtigen wütend sein, also hast du es an dem Fremdling ausgelassen.“

Es war erstaunlich, aber Kobe traf den Nagel auf den Kopf. Er war so erwachsen, viel erwachsener als er selbst. Durch diese Erkenntnis störte es ihn nicht einmal, das er ihn als Kind bezeichnete. Normalerweise duldete er das von niemanden. „Was heißt das also?“

Das war dann wohl eine wirklich sinnlose Entschuldigung gewesen, aber wenigstens wusste Eloy nun, das er sich dazu durchringen konnte. Zumindest wenn es unabdingbar war.

„Das weiß ich nicht.“ Kobe zuckte mit den Schultern.

„Es ist klar, das alles, wenn auch vergeben nicht vergessen ist. Das kann es einfach nicht, dafür ist doch zuviel passiert.“

„Demnach können wir nicht bei Null anfangen?“ Ihm war klar gewesen, das es nicht so einfach sein konnte. Das war es nie.

Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, wenn wir bei Null anfangen, wirst du alles vergessen. Das hätte keinerlei Erziehungseffekt.“

Bei diesen Worten verzog der Blondhaarige das Gesicht. „Du redest wie Vater.“

Auch dieser redete ständig über Erziehung, deren Mittel und Effekte. Denn natürlich musste er alles was er ihm antat irgendwie rechtfertigen und sei es nur vor sich selbst.

„Doch wir können einen Schlussstrich ziehen und von nun an versuchen uns zu bessern. Jeder hat seine Fehler gemacht, die er von nun unterlassen sollte.“

Eloy seufzte. „Du kannst nicht zu unserer Familie gehören. Dafür bist du einfach zu vernünftig. Das ist keiner von uns.“

Kobe lachte leise. „Ich nehme das einmal als ja zu meinem Vorschlag, okay?“

Von dem Älteren bekam er nur ein Nicken als Antwort, mehr brauchte es nicht. Worte waren an diesem Punkt fehl am Platz. Er hatte ja ein anderes Opfer für seine Aggressivität gefunden und nun wo die Sache geklärt war, fühlte sich Eloy ein bisschen leichter. Dann gab es nur noch die Sache mit Mika zu klären. Dagegen war das hier ein Kinderspiel gewesen.

Blutbiss 26

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 26

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Mika stockte mitten im Schritt. Also das sah man wirklich nicht oft. Mal davon abgesehen, das er seinen Tiger gefunden hatte, lieferte dieser ein Bild des Jammers. Wie ein Hund, der von seinem Herrn vor die Tür gesetzt worden war.

„Was ist denn mit dir passiert?“ Auch wenn er es versuchte, so konnte er den amüsierten Ton in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken.

„Ich warte. Da drinnen ist gerade der Wolf und redet mit Kobe.“ Mit einer mürrischen Kopfbewegung deutete Ercole auf die Tür.

„Jamie?“ Irgendwie war das seine erste Eingebung, wenn das Thema auf Werwolf kam.

Der Tiger knurrte leise. „Eloy.“

„Oh.“ Nun das nannte man schlechtes Timing. Eigentlich hatte er mit Ercole reden wollen und das ging leichter, wenn Kobe dabei war. Doch dann musste er sich eben mit weniger zufrieden geben. Er war völlig zufrieden mit dem Tiger.

„Kann ich mit dir reden?“ Mika sah ihn dabei fragend an.

„Du mit mir?“ Der Pirat sah ihn misstrauisch an, dann glitt sein Blick zur Tür und wieder zu Mika.

„Och bitte, du glaubst doch nicht, das ich mit dem Wolf gemeinsame Sache mache oder? Ich bin sicher niemand will Kobe etwas antun.“ Die Gedanken des Tigers waren leicht zu erahnen, vor allem wenn er sie so offen zeigte.

„Was hätten wir zu bereden?“ Die Zweifel des Braunhaarigen waren scheinbar noch immer nicht zerstreut.

Mika zuckte mit den Schultern. Eigentlich wusste er das auch nicht genau, doch Ratan hatte ihn sicher nicht ohne Grund an ihn verwiesen. „Ratan sagte ich sollte bei dir Rat suchen.“

„Ratan?“ Ercole hob zweifelnd eine Augenbraue.

„Diese Sache wird immer unglaubwürdiger. Gerade deswegen könnte sie wahr sein. Was brauchst du?“

„Nun… „ Mika zögerte und sah sich einmal in alle Richtungen des Gangs um. Diese Sache wollte er nicht in aller Öffentlichkeit bereden. Vor allem wollte er nicht, das neugierige Tiger oder Wolfsohren dabei lauschten. Bei dem ausgezeichneten Gehör dieser Wesen war ja alles möglich.

„Können wir das unter vier Augen besprechen?“

Sofort erwachte wieder etwas von dem Misstrauen in den Augen des Wertigers. Nach einem letzten musternden Blick auf die Tür hinter ihm, nickte er aber. „Gehen wir in meine Kabine.“

Mika nickte ebenfalls und folgte ihm. Vor ihm öffnete der Pirat die Tür eines Zimmers und ging hinein. Der Vampir hingegen wartete am Gang, da das Zimmer stockdunkel und seine Sehkraft nicht mehr so stark wie einmal war. Erst als Ercole einige Kerzen angezündet hatte, trat er ein und schloss die Tür hinter sich. Man merkte sofort das diese Kabine regelmäßig genutzt wurde und das auf längere Dauer. Es fand sich alles für den täglichen Gebrauch hier, ebenso wie etliche persönliche Gegenstände. Auch die Kleidungsstücke, die achtlos auf Truhen und dem Boden lagen zeugten davon.

Mika sah sich zweifelnd um. „Und du lebst hier mit Kobe?“

So eine Unordnung traute er dem Werwolf gar nicht zu.

Ercole winkte ab. „Er hat seine eigene Kabine, ansonsten wäre es zuviel Zeug. Ich will mich noch bewegen können.“

Das erklärte den Zustand dieser Kabine. Außerdem gab es einige Aufschlüsse über den Tiger. Er war auf jeden Fall kein Perfektionist.

„Also was war die Frage?“ Der Pirat setzte sich auf einen Sessel.

Der Vampir nahm ihm gegenüber Platz. Es war ihm etwas peinlich, vor allem weil seine Unerfahrenheit dadurch zu Tage trat. Bei Ratan war es ganz einfach gewesen, doch nun erschien es ihm ungleich schwerer. Aber da musste er durch, sein Vater hatte ihm gelehrt keine Schwäche zuzulassen. „Wie kann man jemanden für sich gewinnen?“

Ercole öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Zweifelnd sah er Mika an. „Und Ratan hat dich wirklich mit dieser Frage zu mir geschickt?“

Zustimmend nickte der Schwarzhaarige. Von alleine wäre er ja nie auf den Tiger gekommen. Wie auch? Da gab es keine Bezüge, da er seinen Gegenüber nicht gerade als Beziehungsexperten einschätzte. „Er meinte du hättest es bei einem aussichtlosen Fall geschafft.“

„Ach hat er?“ Ercole schien gar nicht erfreut über diese Erkenntnis zu sein. Dann aber seufzte er.

„Viel kann ich aber nicht dazu beitragen um ehrlich zu sein, hatte ich einfach Glück. Das ist wohl auch ein Hauptbestandteil für Erfolg.“

„Gibt es auch etwas das man beeinflussen kann?“ Glück war nicht wirklich vielversprechend. Denn soweit Mika wusste ließ sich das nicht erzwingen und war ziemlich unbeständig.

„Nun im Grunde ist es wie ein normaler Kampf.“

„Du meinst Beute fixieren, zuschlagen und erlegen?“ Das konnte brutal werden, doch so war das sicher nicht gemeint.

Der Tiger lächelte. „Genau so. Vielleicht benutzt du andere Mittel, aber das Schema bleibt das gleiche. Du suchst dir eine Beute aus, dann verkeilst du deine Zähne, Krallen oder was auch immer in ihr Fleisch und lässt nicht mehr los, bis sie dir unterliegt.“

Mika stützte seine Arme auf die Oberschenkel und musterte den Tiger zweifelnd. „Du bist dir sicher das du mit Kobe zusammen bist? Das erscheint mir nämlich ziemlich brutal und ich glaube nicht das Kobe so zu gewinnen war.“

„War er auch nicht.“ Ercole machte ein betrübtes Gesicht.

„Dann gib mir Tipps, die auch funktionieren.“ War das denn so schwer?

„Wen willst du eigentlich? Es ist verdammt schwer einen Plan zu entwerfen, wenn man nicht weiß um wen es geht.“

Musste er das jetzt etwa sagen? Der Tiger würde ihn für verrückt erklären. „Es ist…“

Teufel, das war so schwer zuzugeben. Dabei waren seine Motive nicht einmal edel, sondern nur aus Trotz entstanden. „Es handelt sich um Eloy.“

„Oh.“ Der Pirat lächelte und wirkte mit einem Mal sehr zufrieden.

„Das lässt sich sicher einrichten. Vor allem da er schon etwas von dir will. Wozu sonst diese Entführung? Das wird leicht.“

„Meinst du?“ Also das es leicht wurde, daran zweifelte Mika ehrlich. Er musste immerhin Jamie beweisen das Tier und Mensch zu mehr fähig waren als nur kurze Vergnügungen. Wenn er dafür ein, zwei Jahre verschwenden musste, dann gerne. Diese Zeitspanne fiel nicht ins Gewicht, wenn man alle Zeit der Welt hatte.

„Überlass es nur mir, na ja eigentlich Kobe, der wird schon wissen wie das geht.“ Ercole grinste nur wissend.

Plötzlich war der Tiger unglaublich gut gelaunt, doch Mika wusste nicht weshalb. „Gut, dann geh ich wohl besser. Wenn du etwas weißt, dann sag es mir.“

Damit stand er auf und ging zur Tür. Von dem Anderen hatte er bis jetzt keine Antwort erhalten, doch er war sich sicher das er bald von ihm hören würde.

Diese Wendung war seltsam aber Mika verzichtete darauf nachzufragen. Das war vielleicht sogar die beste Entscheidung.

Mit schnellen Schritten ging er in sein Zimmer.
 

Es war befreiend ein Problem weniger zu haben. Erst jetzt merkte Eloy das richtig und man sah es ihm scheinbar auch an.

Als er die Kabine betrat, die er sich in einer stillen Übereinkunft mit Jamie teilte, sah dieser ihn verwundert an.

„Was ist passiert?“

„Ich habe es geschafft.“ Dabei konnte er sich ein siegessicheres Lächeln nicht verkneifen.

„Das ging ja schnell. Wie denn das?“ Jamie sah ihn erstaunt an.

„Ich habe einfach mit ihm geredet.“ Eloy zuckte unwissend mit den Schultern. Wie genau er das geschafft hatte wusste er auch nicht. Wahrscheinlich war es zum Großteil Kobe zu verdanken, das kein Problem daraus geworden war. Jetzt musste er nur noch probieren ihn zu akzeptieren, Das würde wohl schwer werden.

„Was? Das soll geholfen haben?“ Jamie wirkte nun wirklich verwirrt, winkte aber gleich darauf mit der Hand ab.

„Na ja, meinetwegen. Können wir nun endlich wieder zum Alltag übergehen?“

Diese Aussage wiederum verwirrte Eloy, bis er begriff was Jamie meinte. „Nein, das meine ich nicht. Ich rede von der Sache mit Kobe.“

„Dachte ich es mir doch.“ Der Weißblonde nickte.

Eloy seufzte. „Ja, die Sache mit Mika wird wohl ungleich schwerer.“ Kobe hatte es ihm ja einfach gemacht. Der Vampir würde das sicher nicht. Immerhin hasste er ihn und Eloy hatte nicht mehr soviel Motivation wie zuvor.

„Oh, das muss gar nicht sein. Ich schätze mal nach dem letzten Mal will er mir unbedingt etwas beweisen.“ Jamie lächelte wissend und schenkte sich einen Becher Wein ein.

Eloy grinste, verengte aber die Augen. „Was hast du nun schon wieder angestellt Jamie?“

Das da etwas war, machten ihm seine Worte klar. Doch bei Jamie konnte man nie wissen aus welchen Gründen er etwas machte.

„Ich?“ Jamie legte sich unwissend eine Hand auf die Brust.

„Nichts. Ich habe mich nur mit ihm unterhalten und dabei vielleicht etwas seinen Kampfgeist angestachelt.“

„Warum?“ Was brachte es den Vampir noch mehr zu provozieren? Schlimmer konnte es doch kaum noch werden. Obwohl wenn Jamie es machte, konnte daraus durchaus etwas Gutes werden.

„Weil ich dir damit helfe. Ich habe dir doch gesagt, das ich dir helfe den Vampir zu gewinnen. Ich mag Mika nicht und finde seine Art einfach unangebracht. Aber du willst ihn und wenn du davon überzeugt bist, dass er der Richtige für dich ist, dann sollst du ihn bekommen.“ Der Ältere lächelte traurig, hob dann aber rasch den Becher an die Lippen.

Wenn Jamie so weitermachte, dann war er sich bald wirklich nicht mehr so sicher. Doch der Werwolf war ihm einfach zu wichtig, durch eine Beziehung würde er das nur zerstören. Sie schliefen zwar schon miteinander, doch es war eine Abmachung die sie aneinander band. Sobald das endete gingen sie ihre eigenen Wege und das war gut so. Er wollte Jamie als Freund behalten und nicht als Geliebten verlieren.

Eloy lächelte ebenfalls und deutete eine leichte Verbeugung an. „Danke mein Freund.“

Blutbiss 27

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 27

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Also wirklich, manchmal weiß ich nicht ob ich dich über Knie legen sollte oder ob dir das am Ende sogar Spaß machen würde.“ Ratan sah den Blonden tadelnd an.

„Versuch es doch einfach und lass uns das Ergebnis zusammen herausfinden.“ Jamie zwinkerte ihm grinsend zu. Mit einem erleichterten Seufzen lies er sich auf eines der Kissen fallen. Das würde er nie machen und das wusste Jamie genau. Vielleicht bei Kindern, doch er war kein Kind mehr und außerdem hatte er nichts schlimmes gemacht.

Der Tiger füllte zwei Gläser mit Wein und reichte eines davon Jamie. „Ich hatte mich eigentlich auf eine ruhige Überfahrt gefreut.“

Der Weißblonde hob überrascht eine Augenbraue. „Warum hast du mich dann mitgenommen?“

Inzwischen sollte ihn Ratan so gut kennen, um zu wissen das dies mit ihm nicht möglich war. Nicht wenn er unbedingt seine Hilfe erbat, dann steckte er meistens in Schwierigkeiten. Wenn es bei ihm auch nie wirklich Schwierigkeiten gab, da er mit allen Widrigkeiten selbst fertig wurde.

„Weil du mein Freund bist und ich dir sicher nicht meine Hilfe abschlage, wenn du sie benötigst. Allerdings sehe ich es nicht gerne, wenn du deine Intrigen auf meinem Schiff schmiedest. Das sorgt nur für Probleme.“

„Beruhige dich Ratan. Ich schmiede gar nichts. Ich bin ehrlich und manche vertragen das einfach nicht. Es liegt keine böse oder andere Absicht dahinter.“ Ganz unschuldig war er nicht, aber das wussten sie beide nur allzu gut. Doch manches ergab sich einfach. Auf eine Handlung oder ein Wort kam eine Gegenreaktion, so war das eben, nur wenige konnten das beeinflussen. Zum Glück war er einer davon. Seine Mitmenschen waren wie offene Bücher für ihn, selbst Ratan. Er war zwar kompliziert und interessant aber ebenso lesbar wie alle anderen Wesen um ihn herum. Für ihn waren andere Spielfiguren, die er mit den richtigen Argumenten bewegen konnte. Das nur in eine Richtung, doch mehr brauchte er nicht. Wenn er sich für ein Ziel entschied erreichte er das auch.

„Hah! Du spielst hier deine Spiele, das machst du immer.“ Ratan setzte sich ebenfalls auf ein Kissen ihm gegenüber.

Jamie nahm einen Schluck von seinem Glas. „Wenn du meinst. Ich bin eben eine Spielernatur. Außerdem hast du es selbst gesagt, diese Überfahrt verspricht amüsant zu werden. Dann beschwere dich nicht wenn ich dabei nachhelfe. Lehn dich zurück und genieße es. „

Dabei grinste der Jüngere breit.

Ratan seufzte. „Ich weiß ich werde es bereuen. Doch da mir bewusst ist, das ich dich sowieso nicht aufhalten kann, egal was ich mache kann ich mich ja damit trösten.“

„Genau. Sieh es so. Entweder schlagen sie sich gegenseitig die Köpfe ein oder sie umschleichen sich wie Raubtiere. Auf jeden Fall werden wir uns blendend amüsieren dabei.“ Mit einem breiten Grinsten lehnte sich der Werwolf zurück.

Der Tiger betrachtete die Flüssigkeit in seinem Glas nachdenklich. „Wer ist alles involviert?“

Jamie hob eine Hand und zählte es an den Fingern ab. „Eloy und natürlich Mika. Dann noch Ercole und dieser wird höchstwahrscheinlich Kobe mit hineinziehen.“

Ratan nickte zustimmend. „Also wirklich wenn du das dem Mann antust den du liebst, was haben dann deine Feinde zu erwarten.“

„Ein kurzes Leben.“ Es war eine flapsige Antwort, doch an seinem Tonfall merkte man das Jamie diese Bemerkung ernst meinte. Es war auch so. Seine Feinde, wenn es ernstzunehmende Feinde waren erfreuten sich eines kurzen Lebens und eines schnellen Todes. Auch wenn er nie persönlich dafür verantwortlich war. Allerdings gab es nicht sehr viele ernstzunehmende Gegner, weswegen er viele Wesen hatte mit denen er spielen konnte. Das war es nämlich, was er mit seinen restlichen Gegenspielern machte.

Doch dann grinste Jamie wieder. „Weißt du Eloy will diesen Vampir, deswegen sollte er sich ein wenig anstrengen. Doch selbst bei aller Anstrengung wird Mika nie von seinem hohen Thron heruntersteigen. Also habe ich ihn dazu aufgefordert, in einer Art die er nicht ablehnen kann. Mir liegt sehr viel daran, dass sie sich nahe kommen.“

„Warum?“ Man merkte, das Ratan das nicht ganz nachvollziehen konnte.

„Du hast ihn zwar aufgegeben, doch das muss doch selbst dir etwas ausmachen.“

Jamie lächelte noch immer als er ihm antwortete. „Damit sie sehen, das sie nicht zusammenpassen, egal was sie machen.“

Ja, das war sein Antrieb. Vampir und Werwolf, das ging nicht. Diese Rassen stießen sich ab wie Feuer und Wasser, auch wenn sie selbst dafür verantwortlich waren. Er wusste das von Anfang an und doch hatte er Eloy nicht davon abhalten können. Nur deswegen hatte er ihm geholfen, damit er nicht dabei getötet wurde.

Sein Lächeln wurde traurig. „Und wenn sie zusammenpassen, bin ich auch glücklich. Denn was gibt es schöneres als zu sehen wie der Mensch den man liebt glücklich ist? Das würde mich ungemein beruhigen.“

Ratan seufzte und stellte das Glas auf den Boden. „Es freut mich das du etwas Kampfgeist entwickelt hast Jamie, auch wenn es zu wünschen übrig lässt. Was aber wahrscheinlich in meinem Fall nur Vorteilhaft ist, sonst würde niemand auf diesem Schiff mehr zur Ruhe kommen.“

Ratan irrte sich, doch Jamie unterließ es ihn zu verbessern. Es war kein Kampfgeist, sondern Ehrgeiz der ihn antrieb. Er bekam was er wollte, wenn sich das auch noch nie auf Lebewesen bezogen hatte. Diese ließen sich eben nicht beeinflussen und wie Trophäen erobern. Es gab wirklich nur eine Sache, die ihm wichtig war und das war sein Vergnügen.

„Ratan, du solltest dir nicht zu viele Sorgen machen. Du und ich wir können uns ab nun auf die Rolle des Zuschauers beschränken. Ich bin sicher die Darsteller dieser Komödie werden uns perfekt amüsieren.“

Nun nahm der Tiger sein Glas doch wieder auf und trank einen Schluck. „Du bist unverbesserlich. Aber na gut, dann werde ich mir einmal ansehen, was du geschaffen hast.“

„Wenn sie halten was sie versprechen, dann wird es ein Augenschmaus. Verlass dich darauf.“
 

Mika ging an Deck und sah sich um. Noch immer konnte man nichts außer Wasser sehen, das war mehr als nur eintönig. Vor allem, wenn es immer schwarz war. Er kannte es zwar nicht anders, da er als Vampir geboren war, doch es machte die Sache nur noch trostloser.

Seufzend lehnte er sich an die Reling und sah auf die schwarze Fläche unter ihm. Eigentlich hatte er sich eine Seereise immer aufregender vorgestellt, noch dazu auf einem Piratenschiff. Sprach man da nicht immer von Aufregung, Abenteuer, Kampf und Liebe? Das war wohl nur das was romantische Idioten sich vorstellten. Er hätte es wissen müssen, da konnte man ebenso gut in seinem eigenen Heim bleiben. Allerdings war es bei ihm ja nicht so, als das er eine Wahl gehabt hatte.

„Es ist nicht gut, wenn man seufzt. Da verlässt einen das Glück. Sagt man.“

„Die Menschen meinen das sicher.“ Mika wollte sich nicht umdrehen, doch es war sicher besser als auf das nicht zu erkennende Meer zu sehen.

„Mein Glück hat mich verlassen, als ich euch das erste Mal traf.“

„Dann habt ihr wohl zuvor schon zu oft geseufzt.“ Eloy trat grinsend neben ihn.

„Du wolltest zu mir?“

Mika nickte nur stumm. Der Wolf nahm es mit der Etikette wohl nicht so streng. Zumindest hüpfte er zwischen förmlicher und persönlicher Ansprache nur so herum. Er würde gerne wissen, ob es dafür irgendwelche Gründe gab oder er das einfach nur willkürlich machte. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

Eloy nickte langsam. „Ja. Jamie hat mir das gesagt. Ihm habe ich schon eine Antwort gegeben, doch schätzungsweise ist sie noch nicht bei dir angekommen. Es gibt nichts zu entschuldigen. Ich kann mich an nichts erinnern.“

„Das ist so eine Nebenwirkung, ja. Was allerdings nichts daran ändert, das es meine Schuld ist. Es hätte nicht passieren dürfen.“ Weder hier noch sonst irgendwann. Sein Volk musste sich immer auf ihn verlassen können. Diese Verantwortung durfte nicht durch sein persönliches Befinden beeinträchtigt werden. Denn dann würde er nie ein guter Herrscher sein. Auch wenn dieser Zeitpunkt noch Jahrhunderte entfernt lag. Bis dahin musste er sich immer wieder beweisen um seine Position zu rechtfertigen. Eine Zeit in der ihn mehr als nur Hunger behindern würde. Da konnte er bei einer solchen Lappalie nicht schon so versagen.

„Also willst du nur dein Gewissen beruhigen. Wenn das so ist, dann vergebe ich dir.“ Eloy winkte mit einer Hand ab, so als würde er ein Insekt verscheuchen.

„Das will ich nicht!“ So ein niedriges Motiv würde er nie haben. Warum aber suchte er dann Eloys Vergebung? Es konnte ihm doch egal sein was dieser von ihm hielt und Höflichkeit schuldete man seinem Entführer nie.

„Außerdem hat es keinen Effekt, wenn es nicht ernst gemeint ist.“

„Warum ist es dir so wichtig?“ Nun sah ihn der Werwolf fragend an.

Mika schüttelte den Kopf. Darüber wollte er als letztes nachdenken, da er sich gerade selbst nicht verstand. „Ist es nicht.“

Der Blondhaarige zuckte mit den Schultern. „Es war eine Notsituation. Wahrscheinlich hätte ich in deiner Situation auch den Nächstbesten genommen. Wir hätten daran denken können.“

Das stimmte, immerhin hatten Jamie und Eloy lange Zeit am Vampirhof gelebt. Mika wusste allerdings da man dort mit dieser Sache sehr diskret umging. Man machte es war regelmäßig, doch außer bei Schaukämpfen praktizierte man es nicht öffentlich. Schließlich war es eine sehr intime Sache, auf eine gewisse Art und Weise.

Schweigend standen sie nebeneinander und sahen auf das Meer. Es war alles gesagt, was gesagt werden musste. Zumindest zu diesem Thema. Auch wenn es nicht unangenehm war, so mochte es Mika nicht wenn es still war. Nur fiel ihm kein Thema ein, das er ansprechen konnte. Gerade als er den Mund aufmachte um wenigstens irgendetwas zu sagen, hörte er Eloys Stimme.

„Kannst du Schach?“

Was für eine Frage, natürlich konnte er das. Immerhin war es ein Spiel, das auch die strategischen Fähigkeiten schulte. Sein Vater hatte ihn dazu gedrängt es zu lernen.

„Ja, warum?“

„Hast du Lust? Die Nacht ist noch jung, sehr jung und es bringt nichts die ganze Zeit auf das schwarze Meer zu sehen.“

Das war einmal ein Vorschlag der sich lohnte zuzuhören. Mika zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Etwas besseres kann man hier wohl nicht machen.“

Eloy lächelte. „Oh einiges gäbe es da schon, doch das wäre etwas intimer.“

Mika zuckte unbeabsichtigt zurück.

Der Werwolf lachte und wand sich von ihm ab. „Dann lass uns mal ein Sachbrett suchen. Ich glaube ich habe irgendwo eines gesehen.“

Der Vampir folgte ihm. Was war denn das gerade gewesen? Eigentlich wollte er den Wolf doch für sich gewinnen, das würde nicht klappen wenn er sich wie eine Jungfrau benahm. Das war er ja nicht mehr. Nur konnte er sich auf die spontanen Reaktion des Anderen nur sehr schwer einstellen. Jetzt wusste er was Kobe mit natürlichen Charme gemeint hatte. Doch verfallen würde er Eloy trotzdem nicht, wenn dann nur anders herum.

Blutbiss 28

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 28

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war nicht gerade sein Lieblingsspiel. Eigentlich beherrschte er es nicht einmal gut, doch was sollte er machen? Etwas anderes konnte man hier ja nicht machen und nachdem er endlich ein Spiel aufgetrieben hatte, würde er es auch durchziehen. Obwohl Kobes erstauntes Gesicht alleine es schon wert war danach gefragt zu haben. Klar, sonst interessierte er sich auch nie für diese Art des Zeitvertreibs, da gab es besseres. Nur stand ihm das derzeit nicht zur Verfügung.

Eloy seufzte und besah sich nachdenklich die Figuren auf dem Spielbrett. Für ihn war diese Partie eigentlich nicht mehr zu gewinnen, doch aufgeben war auch keine Option.

Er bewegte seinen Läufer in die Mitte des Spielfeldes.

Mika schlug ihn mit seiner Dame ohne lange nachzudenken. „Schach.“

Lächelnd sah er zu Eloy. „Sag mal kann es sein, das du dieses Spiel nicht sonderlich gut beherrscht?“

„Ach, wie kommst du denn darauf?“ Eloy zog ein Gesicht, während er überlegte, was er mit drei Figuren, dem König eingeschlossen, noch erreichen konnte. Das Ergebnis war nicht zufrieden stellend.

„Nun, ich setze dich schon zum dritten Mal Schach.“

„Aber nicht matt.“ Irgendetwas musste er ja kontern, wenn das auch eher schwach war.

Mika legte den Kopf schief, seine Stimme klang gelassen. „Das ist nur eine Frage der Zeit. Eigentlich hast du nur noch einen Zug bis dahin.“

„Leider hat sich niemand die Zeit genommen mir das Spiel lange und ausführlich beizubringen. Mein ältester Bruder ist da ganz anders.“ Mit ihm hatte ja auch sein Vater trainiert oder besser gesagt oft gespielt. Soweit er mitbekommen hatte, war Henry nur von ihrem Vater ausgebildet worden. Ganz anders als er und seine Geschwister, die von ihrer Mutter großgezogen wurden.

Er bewegte seinen König.

„Ach so. Matt.“ Damit bewegte der Vampir seinen Läufer und ließ Worten Taten folgen.

„Das ist einfach nicht mein Spiel.“ Eloy grinste und ließ mit einer leichten Berührung seines Zeigefingers die Figur seines Königs umfallen.

Mika nahm seine Figuren vom Brett. „Nein, das wohl nicht. Noch eine Partie?“

Der Blondhaarige zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Sonst kann man hier ja nichts machen.“

Der Vampir begann seine Figuren wieder aufzustellen. „Sollte das eine Aufforderung sein?“

Eloy sah ihn überrascht an, nicht wissend was er davon halten sollte, da diese Frage in einem beiläufigen Tonfall gestellt wurde. Mika sah auch nicht auf dabei.

Erst als er die Figuren fertig aufgestellt hatte, sah er ihn an.

„Was wenn?“ Wenn der Vampir so anfing würde er sicher nicht abblocken. Eloy neigte den Kopf leicht zur Seite.

„Dann ist sie vielleicht eine Überlegung wert.“ Mika lächelte, wand sich aber wieder dem Spielbrett zu.

„Irgendwann.“

Dieser Zusatz hatte ja kommen müssen. So leicht würde er es sicher nicht haben. Eloy lächelte sanft und begann seine Figuren ebenfalls aufzustellen.

Der Schwarzhaarige sah zur Seite und stand dann auf. Er ging zu einem Tisch und schenkte Wein in einen Becher. Fragend sah er ihn an. „Auch?“

Eloy nickte nur knapp.

Mika füllte einen zweiten Becher und ging zu ihm. Abwartend hielt er ihm den Becher hin.

Der Wolf griff danach, änderte aber rasch die Richtung und umfasste Mikas Handgelenk. So zog er ihn näher zu sich. Als ihre Gesichter nur noch ein kleines Stück voneinander getrennt waren sah er ihn an. „Was ist mit jetzt?“

Überrascht sah ihn der Vampir an. Man merkte, das er im ersten Moment nicht wusste wovon der Wolf redete. Doch dann lächelte er und stellte seinen Becher auf den Tisch. Leicht schüttelte er den Kopf. „Irgendwann, ist nicht jetzt. Welchen Reiz hat eine Sache, wenn man nicht darum kämpfen muss?“

Innerlich stöhnte Eloy. Konnte es nicht einmal einfach sein? Doch das Spiel, das der Vampir gerade spielte beherrschte er ebenfalls. „Habe ich nicht schon genug gekämpft?“

Mika näherte sich ihm noch mehr, doch bevor sich ihre Lippen berührten legte er einen Finger auf Eloys Lippen. „Noch nicht genug.“

Er schwieg kurz, bevor er weitersprach. „Außerdem wäre es doch langweilig, wenn ich einfach nachgeben würde. Was für ein schaler Sieg wäre das und meiner bei weitem nicht würdig.“

„Da hast du wahrscheinlich recht.“ Eloy ließ sein Handgelenk los. Nein, das wollte er nicht. Wie er Jamie schon gesagt hatte, es wäre langweilig, wenn Mika plötzlich nachgeben würde.

„Nein, ich habe ganz sicher Recht.“ Mika lächelte geheimnisvoll und setzte sich wieder auf seinen Platz.

„Natürlich.“ Dem würde er sicher nicht widersprechen. Denn aus Erfahrung wusste er, das es sonst nur in einer Diskussion enden würde. Das kannte er schon von vielen anderen Situationen. Schweigen und abwarten, nur so kam man zum Ziel.
 

Was war das bloß gewesen? So war er doch sonst nicht, so seltsam. Mit einem anderen Wort konnte er sein Verhalten nicht beschreiben. Doch es war ihm in dieser Situation so richtig vorgekommen, weswegen er einfach gehandelt hatte. Auch wenn er sich am Ende zurückgezogen hatte, so schien es Mika das es dem Werwolf Spaß gemacht hatte. Ihm auch, das konnte er nicht bestreiten.

Diese Partie zog sich in die Länge. Zwar war der Werwolf noch immer kein ernstzunehmender Gegner, doch konnte man nicht leugnen das er dazulernte. Es forderte viel mehr Können um ihn diesmal Schach matt zu setzen.

Mika gähnte und sammelte seine Figuren zusammen. „Ich werde mich nun zurückziehen. Die Sonne geht bald auf.“

Ein Blick aus dem Bullauge bestätigte seine Vermutung. Es herrschte nur mehr ein dämmriges Zwielicht, keine dunkle Nacht mehr. Seltsam, die Zeit war wie im Flug vergangen. Er sollte sich wohl öfter mit etwas beschäftigen, vielleicht auch zusammen mit dem Werwolf. Wenn Mika auch noch immer nicht wusste wie er es anstellen sollte, so war das seinen Plänen sicher nicht abträglich. Es schadete nie etwas Zeit mit seinem Ziel zu verbringen.

Auch Eloy sammelte seine Figuren ein und gab sie in die dafür vorgesehene Box. Diese stellte er dann auf das Brett, bevor er aufstand und Mika auffordernd ansah.

Was sollte das nun schon wieder? Wollte der Werwolf noch irgendwohin, denn soweit er wusste, waren sie gerade in dessen Zimmer. Wenn es auch reichlich unbenützt aussah. Fragend musterte Mika den Wolf, doch stand auch er auf. „Was wird das jetzt?“

Der Blondhaarige lächelte. „Nun, ich bringe euch zu eurer Kabine.“

Schon wieder ein Sprung in der Anrede. Doch die Worte irritierten ihn viel mehr, als das er darauf achtete. „Das ist nicht nötig. Erinnerst du dich, meine Kabine ist nur einige Türen weiter. Die Chance, das ich mich verirre ist ziemlich gering.“

„Ich weiß. Doch es wäre keine gelungene Verabredung, wenn ich euch nicht wieder heimbringe. Selbst wenn es nur ein paar Türen weiter ist, was es für mich natürlich nur leichter macht.“

Ach das war eine Verabredung gewesen? Nun, dann hatte sie der Wolf geschickt getarnt. Nun, dann sollte er ihn wohl belohnen. Er nickte zustimmend. „Tja, also ist es wohl beschlossen.“

„Ja ist es.“ Eloy war schon an der Tür und öffnete sie.

Mika zuckte nur die Schultern. Wenn es der Wolf so wollte, warum nicht? Es waren ja nur ein paar Meter, die sie im Endeffekt schweigend zurücklegten. So gesehen war die Begleitung unnötig gewesen.

Vor seiner Tür stoppte Mika wieder und drehte sich zu Eloy um. „Wie du siehst, es bestand keine Gefahr.“

„Hm, da hast du wohl Recht. Schade der ganze Weg umsonst.“ Eloy sah den Gang entlang, bevor er wieder den Vampir ansah.

„Allerdings könnte ich mir ja noch einen Kuss als Belohnung abholen.“ Er beugte sich lächelnd zu dem Vampir hinüber.

„Wohl kaum.“ Nun musste er sich unnahbar geben aber nicht unerreichbar, das kannte er. Immerhin hatte er auch schon um einige Vampire geworben, da war ihm dieses Spiel bekannt. Wenn er auch nie wirklich um jemanden kämpfen musste. Wenn er die Lust verlor, waren schließlich die Anderen die Verlierer. So machte man es ihm leicht, doch hier hatte er nichts zu verspielen.

Trotzdem ließ er es zu, das sich die Lippen des Wolfes auf die seinen legten. Einerseits weil er den Moment verpasst hatte um ihn aufzuhalten, andererseits weil er neugierig war. Wer wusste schon wie Werwölfe küssten?

Schon nach den ersten Augenblick, merkte Mika das es sich deutlich von dem der Vampire unterschied. Dieser Kuss begann beinnahe zärtlich und wurde dann immer leidenschaftlicher, als sich der Ältere Einlass in seinen Mund suchte.

Mika gewährte ihm diese Gunst gerne und kam ihm sogar ein Stück entgegen. Hinter seinem Rücken tastete er jedoch nach der Türklinke. Diese öffnete er und entzog sich mit einem Schritt nach hinten aus dem Kuss. Hier war Schluss, sonst konnte er sich selbst vielleicht nicht mehr beherrschen. „Gute Nacht, Eloy.“

Damit schloss er die Tür vor der Nase des Wolfes und lehnte sich dagegen. Lächelnd lauschte er, den Schritten die sich wieder entfernten. Das war eine gelungene Nacht gewesen. Die nächste Runde konnte also beginnen.

Blutbiss 29

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 29

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eloy sah aus dem Bullauge hinaus auf das Meer. Viel konnte man nicht erkennen außer den Wellen, die gegen das Schiff schlugen. Es ging ein Sturm, dieser hatte Jamie und auch ihn aufgeweckt.

„So ein Mistwetter, spätestens jetzt könnte ich seekrank werden.“ Jamie schlug die Decke zurück und stand auf.

Eloy sah gelassen zu ihm. „Du und seekrank? Mach dich nicht lächerlich, als ob du so eine Schwäche zulassen würdest.“

„Auch wenn es traurig ist auf meinen Körper habe ich leider keinen Einfluss. Ich bin nur ein lebendes Wesen wie alle Anderen. Aber nein, ich habe nicht vor seekrank zu werden.“ Jamie schnappte sich seine Hose und zog sie sich an.

Der Jüngere wand seinen Blick wieder auf das Meer, die Arme vor der Brust verschränkt wirkte er richtig erwachsen. „Es scheint ein schwerer Sturm zu sein.“

Jamie winkte nur mit der Hand ab. „Ich kenne keinen Sturm, den Ratan noch nicht bezwungen hat. Seine Sturheit kann sich durchaus mit deiner messen.“

Eloy lächelte leicht. „Oder deiner.“

Den Kopf schüttelnd zog sich Jamie sein Hemd an. „Nein. Bis du oder Ratan an mich heranreicht müssen noch Jahrhunderte vergehen. Ihr seid mir nicht gewachsen.“

„Hochmut kommt vor den Fall Jamie. Vielleicht solltest du einmal daran denken.“ Sonst bekam immer nur er diesen Spruch zu hören. Ihn selbst einmal jemand anderen zu sagen war gleich ein ganz anderes Gefühl.

„Ja, eines Tages werde ich fallen, tief und lange. Der Aufprall wenn ich lande wird mir dann höchstwahrscheinlich die Luft aus den Lunge treiben und mir das Genick brechen.“ Er sah den Blonden ernst an, bevor er wieder lächelte.

„Doch bis dahin werde ich diesen Hochmut noch auskosten, bis zur Neige. Ich bin gut und kann es mir leisten.“ Damit warf er Eloy sein Hemd hin.

„Zieh dich an, bevor du dich erkältest. So kurz vor dem Ziel wäre das nicht von Vorteil.“

Geschickt fing er das Hemd auf und folgte seiner Aufforderung. Doch schloss er die Knopfleiste nicht, warum auch? Es gab hier niemanden, dem er imponieren müsste. Jamie hatte Recht. Ihre gemeinsame Reise ging bald zu Ende. Einerseits freute er sich von diesem Schiff herunterzukommen, andererseits stellte ihn das vor weitere Probleme.

An Land würde Mika seine Kräfte wiederbekommen, wenn er sie nicht zuvor irgendwie bannen konnte und es bedeutete einen Abschied von Jamie. Dieser Punkt würde ihn mit Sicherheit am meisten schmerzen, das wusste er jetzt schon. Dabei war es nur Gewohnheit, die ihn so empfinden ließ das wusste er. In den letzten drei Wochen und auch schon in der Zeit bevor sie auf dem Schiff waren, hatte er sich an den Werwolf gewöhnt. Seine Anwesenheit war für ihn schon selbstverständlich und nicht mehr wegzudenken.

„Was schaust du denn so ernst?“ Jamie legte einen Finger unter sein Kinn und hob seinen Kopf so etwas an.

Eloy schüttelte den Kopf, er hatte gar nicht bemerkt, das er Jamie angestarrt hatte. Doch das musste er wohl, wie er an dem forschenden Blick des Anderen merkte. „Ich denke nur daran wie es in zwei Wochen weitergehen soll.“

„Ja, deine Familie wird sicher nicht begeistert sein. Einen entführten Vampir wünscht sich wohl niemand in seinem Haus.“ Jamie nickte und trat neben ihm um ebenfalls einen Blick auf das Meer zu werfen.

Darum machte sich Eloy keine Sorgen. Wenn er heimkam würde er wahrscheinlich Prügel von seinen älteren Brüdern beziehen, doch mit ein wenig Glück war ja sein Vater da. So konnte er sich eine Auseinandersetzung mit seinen Brüdern ersparen, denn dann würde dieser ihn umbringen. Nein, das war seine letzte Sorge. Viel eher stellte sich die Frage wie er Mika dorthin bekommen sollte? Auch wenn er sich besser mit dem Vampir verstand wollte dieser sicher wieder heim. Schließlich war das alles noch immer eine Entführung.

„Um Mika musst du dir keine Sorgen machen. Das werde ich erledigen.“ Der Ältere wand sich ihm zu und lächelte.

„Mein Abschiedsgeschenk an dich.“

„Bin ich so durchschaubar?“ Eloy murmelte das nur leise vor sich hin. Denn seine Bedenken hatte er sicher nicht laut geäußert.

„Wie willst du das hinbekommen? Kannst du zaubern?“

Jamie hob eine Augenbraue. „Bin ich ein Vampir? Nein, ich habe da so meine Mittel. Immerhin habe ich nicht umsonst in deren Mitte gelebt. Da kriegt man einiges mit.“

Er griff in seine Tasche und holte eine silberne Kette hervor. Diese ließ er locker auf seinen Zeigefinger baumeln.

Eloy besah sich die Kette genauer. Es war eine silberne Kette, die ein flaches Stück Metall eingefasst hatte. „Tut das nicht weh?“

Er brauchte das nicht einmal anzufassen um zu wissen, das es reines Silber war.

„Tierisch, aber es gibt schlimmeres.“ Jamie ließ die Kette wieder in seiner Tasche verschwinden und besah sich beiläufig die verbrannte Stelle, an der die Kette seine Haut berührt hatte.

„Bist du Masochist?“ Diese Frage drängte sich bei einer solchen Aktion ja regelrecht auf. Silber tötete sie zwar nicht in geringen Mengen, doch es verbrannte die Haut, die es berührte. Außerdem schmerzte es mehr als jede andere Verletzung, die man ihnen zufügen konnte.

„Ich nenne es Training. Irgendjemand muss ihm die Kette ja umlegen. Was nützt eine Waffe, wenn man sie selbst nicht einsetzen kann?“ Jamie zuckte nur mit den Schultern.

„Es verheilt ja wieder.“

Eloy nahm Jamies Hand und besah sich die verbrannte Stelle. Langsam führte er die Hand zu seinem Gesicht und berührte die Stelle mit seinen Lippen. „Du bist so ein Idiot.“

Sanft lächelnd sah er zu dem Älteren auf.

Jamie erwiderte das Lächeln, dem war nichts hinzuzufügen.
 

„So ein Dreckswetter.“ Mika warf die Tür seiner Kabine hinter sich zu. Da war er schon auf einem Schiff eingesperrt und dann begrenzte man seinen Raum noch mehr. Er hatte keine Lust nass zu werden, geschweige denn über Bord gespült zu werden. Noch dazu wäre er sowieso nur im Weg.

Die Luke war zwar geschlossen, trotzdem drang noch genug Salzwasser in den Gang ein. Bei jedem seiner Schritte machten seine Schuhe ein saugendes Geräusch. Ein Klirren war zu hören gefolgt von einem Fluch. Gleich darauf wurde eine Tür geöffnet. „Hoch mit dir und sorg dafür das wir aus diesem Sturm rauskommen.“

„Das ist eine Naturgewalt, daran kannst du mir doch nicht die Schuld geben.“ Protestierend wich Ercole rückwärts aus dem Zimmer.

„Ach nein? Wer hat denn Ratan solange genervt, bis er diesen Kurs einschlug? Hier sind dauernd solche Stürme, aber nein du willst ja nur so schnell wie möglich unsere Passagiere loswerden.“

„Du etwa nicht?“

Kobe stellte sich mit verschränkten Armen vor sich hin und sah ihn musternd an. „Drei Monate Arbeit, für nur ein Elixier. Das jetzt in Scherben liegt. Willst du wirklich noch eine Antwort?“

„Hättest du es besser verwahrt, dann wäre es nicht passiert.“ Trotzig sah Ercole den Wolf an.

„Falsche Antwort.“ Damit knallte ihm Kobe die Tür vor der Nase zu.

Ercole hob die Arme, so als wolle er jemanden würgen und gab genervte Geräusche von sich.

„Muss Liebe schön sein.“ Mika konnte den schadenfrohen Ton nicht wirklich aus seiner Stimme bannen. Allerdings bemühte er sich auch nicht sonderlich.

Ercole fuhr angriffsbereit herum. „Ach du.“

Er entspannte sich wieder und folgte dem Gang zu einer anderen Kabine. Eintretend ließ er die Tür offen. „Warte da.“

Mika blieb stehen und besah sich den Raum. Bis jetzt war ihm dieser Raum entgangen, dabei war er sonderbar. Überall auf dem Boden lagen Kissen, es war schwer die schmalen Pfade zu sehen, die man betreten konnte. Gegenüber der Tür stand ein Schreibtisch und auf einer Seite stand ein breites Bett, neben dem drei Truhen standen. Die andere Seite der Kabine wurde von einem Bücherregal eingenommen. Überall standen allerlei Dinge herum, die dem Raum eine persönliche Note gaben. Es sah auf seltsame Weise normal aus, man konnte glatt vergessen das man auf einem Schiff war.

Ercole ging zu dem Tisch und nahm drei eingerollte Papiere an sich, bevor er wieder zu ihm ging.

„Was ist das?“ Mika deutete mit dem Kopf auf den Raum.

Ercole drehte kurz den Kopf, dann schloss er die Tür hinter sich. „Ratans Kabine. Er ist Inder wahrscheinlich deswegen diese Einrichtung.“

„Aha.“ Nun jedem das seine nicht? In Privaträume ließ man ja auch nur wenige Leute rein.

„Ich habe Kobe übrigens gefragt. Wie Eloy es mag bei seinen Eroberungen. Interessiert?“ Der Tiger sah über die Schulter fragend zu Mika.

Mika nickte und folgte ihm. Darum hatte er ihn ja gebeten also wollte er auch die Ergebnisse hören. „Solltest du nicht eigentlich dort oben sein?“

Sein Zeigefinger deutete auf die Luke.

Ercole schüttelte den Kopf und ging in seine Kabine. „Dieses Schiff verträgt nur einen Kapitän an Deck und Kobe weiß das ebenfalls. Derzeit ist es Ratan und ich bin nicht gut darin mich unterzuordnen.“

Das war verständlich, vor allen für ihn. Da es auch für ihn schwer war den Anweisungen von Anderen zu folgen. Wenn es auch nur sein Vater war, der ihm diktierte wie er leben sollte. „Also wie sind deine Erkenntnisse?“

Der Pirat ging zu seinem Tisch und entrollte eine der Papierrollen, nun konnte man erkennen, das es sich um Landkarten handelte. „Eloy liebt es scheinbar zu spielen. Je widerspenstiger eine Beute ist umso interessanter wird es für ihn. Allerdings sollte man das nicht zu lange machen, sonst verliert er die Lust. Ein warm- kalt Spiel ist wohl das Richtige für ihn.“

„Was ist das?“ Mika kannte den Begriff, doch nicht was man darunter verstand. Klar er konnte sich zusammenreimen was es bedeutete, doch ob das richtig war?

Ercole seufzte. „Das heißt man verführt und umgarnt jemanden, nur um sich ihm kurz vor dem Ziel wieder zu entziehen. Das beherrschen Frauen am Besten, egal ob Bürgerliche oder Tavernenmädchen.“

„Ach so.“ Nun das konnte er hinbekommen, obwohl das hatte er ja schon gemacht. Wenn auch unbewusst.

„Kobe weiß nicht viel von Eloy. Doch zumindest weiß er, das ihm in dieser Hinsicht alle in den Schoß fallen. Wenn er einen Raum betritt verfallen ihm alle Mädchen und die Jungs hassen ihn. Bis er den Mund aufmacht und mit ihnen redet.“

Mika runzelte die Stirn. „Das hat Kobe gesagt?“

Irgendwie hörte sich das gar nicht nach dem Mischling an.

Der Tiger schüttelte den Kopf und beschwerte die Ecken der Karte mit einigen Gegenständen. „Nein, das weiß ich. Solche Typen kenne ich zur Genüge. Sie sind hassenswert, doch man schafft es nicht einmal sie nicht zu mögen. Wenn solche Wesen etwas aus sich machen, dann sind sie die geborenen Führer.“

Die geborenen Führer? Eloy? Gut, er gestand ihm einen gewissen Charme zu, doch mehr auch nicht. Er würde nie ein Volk leiten können wie sein Vater. Andererseits war dieser Charme nicht auch so einsetzbar? Einem Herrscher den man mochte, folgte man auch lieber. Selbst wenn man nur seinen Partner mochte. Jayd würde das nie hinbekommen. „Aber wie hilft mir das weiter?“

Ercole zuckte nur die Schultern. „Wahrscheinlich gar nicht, es wird sich sogar zu deinem Nachteil auswirken, aber wenigstens bist du gewarnt. Du solltest es ihm nicht zu leicht machen, sonst ist er nach dem ersten Mal weg. Doch vielleicht ist es ja gerade das was du willst?“

Nein, das war nicht seine Absicht. Er wollte das er länger bei ihm blieb, eben um es Jamie zu beweisen. Dieser Wolf hatte ihn herausgefordert und deswegen würde er gewinnen. Auch wenn er nicht wusste was es bedeutete eine Beziehung mit einem Wolf zu führen. Doch es konnte keinen großen Unterschied machen, mit Jayd war er doch auch gut ausgekommen.

„Danke für deine Mühe.“ Damit verließ Mika dem Raum. Nun gut, dann würde er einmal anfangen zu spielen. Es wäre auf jeden Fall einmal eine neue Erfahrung.

Blutbiss 30

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 30

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Dieser Sturm dauerte jetzt schon zwei Tage lang. Langsam wurde es wirklich lästig. Wie ein eingesperrtes Tier lief Eloy im Raum auf und ab. Nun, es hatte seine guten Seiten gehabt, da er sich so mit Mika hatte unterhalten können. Sogar näher gekommen waren sie sich, wenn der Vampir auch immer urplötzlich stoppte. Wenn er Jamie nicht hätte wäre er wirklich gereizt. Doch auch dieser unterließ in letzter Zeit jeglichen Kontakt. Zumindest von sich aus, auf ihn ging er zum Glück immer wieder ein.

„Eloy, entweder setzt du dich hin oder du bleibst stehen. Du machst mich sonst nur verrückt.“

„Mache?“ Eloy hob belustigt eine Augenbraue, blieb aber stehen.

„Bist du es nicht schon?“

Ein leises Knurren war von der Türe zu hören.

Der Wolf seufzte nur gelangweilt. „Kätzchen, wenn ich dir etwas raten darf, schaff dir Humor an.“

„Aus ihr zwei, das ist ja wie im Kindergarten hier. Eloy warum bist du eigentlich hier?“ Kobe sah ihn fragend an, doch nur kurz, dann widmete er sich wieder dem Mörser vor sich zu.

Warum? Ihm war langweilig und ständig konnte er sich auch nicht in Mikas Nähe aufhalten. Sonst würde er etwas machen das ihm später leid tat.

Er setzte sich auf den Tisch und lies seine Beine hinunterhängen. Ein tiefes Seufzen begleitete seine Worte. „Ich glaube ich bin sexuell unausgelastet. Hilfst du mir?“

„Was!“ Ercole war sofort beim Tisch und stand alarmiert neben Kobe.

Dieser allerdings ging gelassen seiner Arbeit nach. „Beruhige dich Ercole. Er scherzt.“

Eloy grinste breit. Ja, das hatte er getan, etwas Amüsement musste doch immer sein. Ehrlich gesagt machte es ihm schön langsam Spaß den Piraten zu reizen. Dieser ging ja auch immer so schön darauf ein. Doch Kobes Frage stand noch immer im Raum. „Ach ich weiß nicht. Das Wetter wird nicht besser und meine Gesellschaft lässt auch zu wünschen übrig.“

„Was denn? Reicht dir dein Betthäschen nicht mehr?“ Ercole sah ihn herablassend an.

„Dieses Betthäschen, wie du Jamie so hübsch nennst, könnte dich in Sekunden fertig machen. Und zwar so, das du nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommst.“ Jamie brauchte zwar keine Verteidigung, doch als Freund fühlte sich Eloy dazu verpflichtet. Noch dazu fand er es feige hinter dem Rücken eines Anderen über diesen zu sprechen. Probleme sollte man ansprechen und zwar von Angesicht zu Angesicht. Auch wenn er das im Moment nicht tat.

Kobe ließ den Möser los und sah Eloy offen an. „Du bist hier an der falschen Stelle und das weißt du. Eigentlich willst du hier nicht sein, doch weil es dir eine Konfrontation zu anstrengend ist, hast du diese Möglichkeit gewählt.“

Der Blondhaarige sah ihn verständnislos an. Er verstand sehr gut was Kobe meinte, doch das konnte nicht sein Ernst sein. Warf er ihn wirklich aus dieser Kabine?

Doch Kobe verdeutlichte seine Worte noch und deutete mit einer Hand auf die Tür. „Geh. Geh und regle das mit dem Vampir. Sonst hast du doch auch keine Probleme mit deinen Mitmenschen.“

„Soll ich etwa über ihn herfallen?“ Trotz dieser Worte stellte er seine Füße wieder auf den Boden.

„Wenn es der Sache dienlich ist? Warum nicht? Du wärst nicht der Einzige.“ Dabei warf der Mischling einen strafenden Blick auf den Tiger.

Dieser reagierte darauf genervt und hob die Hände leicht. „Wie lange denn noch? Ich habe mich doch entschuldigt.“

Lächelnd klopfte Eloy dem Tiger auf die Schulter, als er an ihm vorbei ging, Richtung Tür. Er wusste nicht um was es bei dein Beiden ging, doch die Antwort wusste er dafür umso besser. „Ewig. Diese Familie ist sehr nachtragend. Wir vergessen nie etwas.“

Zufrieden lächelnd nickte Kobe bei dieser Bemerkung.

Diese Eintracht brachte den Tiger abermals dazu zu Seufzen. Diesmal aber eher resigniert.

Eloy hingegen blieb nicht länger in der Kabine und machte sich auf die Suche nach dem Vampir. Es musste eine Einigung gefunden werden. Sie brauchten Tatsachen, dieses Katz und Maus Spiel ging nicht mehr länger. Vor allem da er die Rolle der Katze innehatte, die von der Maus gründlich an der Nase herumgeführt wurde.
 

Mika stand am Fenster und sah hinaus. Das Tuch das sonst immer das Fester bedeckte hatte er hochgehoben. Nun derzeit gab es ja nichts vor dem es ihn schützen musste. Immerhin herrschte seit zwei Tagen ständige Dunkelheit, die immer wieder von einem Blitz durchbrochen wurde.

Die Tür zu seiner Kabine öffnete sich und er ließ die Hand sinken. Der provisorische Vorhang verdeckte wieder das Bullauge, was aber keinen großen Unterschied machte. Mika wand sich zu der Person um. Das war der Einzige, der ihm die Tage des Sturmes etwas vergnüglich gestaltete. Doch diesmal war etwas anders, das spürte er.

„Es hat sich nichts verändert.“ Eloy trat ein und deutete mit dem Kopf auf das Bullauge hinter ihm.

„Ja, aber die Hoffnung lebt.“ Schwach lächelte er. Was sollte das? Dieses Gespräch führte doch zu nichts, allerdings wartete er geduldig ab.

Eloy setzte sich auf den Sessel. „Wir brauchen eine Einigung, so kann es nicht mehr weitergehen. Entweder hältst du dich von mir fern oder wir kommen zu einem Ergebnis. Du spielst mit mir, ich bin nicht so blöd, das nicht zu merken. Unter normalen Umständen, würde mich das amüsieren, doch die Umstände sind nicht normal.“

Also das nannte man einmal schnell zum Thema kommen. Er war noch nicht einmal richtig im Zimmer und schon sprach der Wolf über das, was ihn störte. Doch was meinte er mit keinen normalen Umständen? Eigentlich hatte er angenommen, dieses Spiel machte ihn interessanter für Eloy.

„Wir sind hier auf begrenzten Raum und was du machst, ist schlecht für mich. Es reizt mich ungemein sogar und das im positiven Sinne, doch könnte es schlimme Konsequenzen haben.“ Eloy sah ihn ernst an und schwieg kurz.

Mika war verwirrt. Er verstand nicht wirklich was Eloy ihm sagen wollte. Das er aufhören sollte? Oder das es ihm gefiel? So wirklich wurde er nicht schlau daraus. An seinem Blick sah er aber, das noch etwas kam.

„Ich will nichts tun, das ich später bereue und dir schadet. Deswegen bitte entscheide dich.“

Was das jetzt ein Trick oder meinte er das ernst? Doch gab man freiwillig zu, das man so wenig Selbstbeherrschung hatte? Wohl kaum, also konnte das nur ein Trick sein. Seine Mine und Blick erzählten allerdings eine andere Geschichte.

Das Schweigen des Vampirs zur Kenntnis nehmend, nickte Eloy. „Ich verstehe.“

Er stand auf und schob den Sessel wieder zurück. „Dann beenden wir diese Sache jetzt.“

Was? Er hatte doch noch gar nichts gesagt. Mika sah verwirrt auf den Werwolf, der sich Richtung Tür drehte. Hier lief irgendetwas aus dem Ruder und zwar gewaltig. Er war dabei seine Wette zu verlieren. „Nein.“

Der Wolf drehte sich um und sah ihn verwundert an. „Nein?“

„Nein. Ich werde diese Sache nicht beenden. Wenn dir soviel daran liegt, dann schlafen wir eben miteinander. Du bist zwar ein Wolf, doch ich schätze das kann ich verkraften.“ Mika war bewusst das er hier ein gefährliches Spiel anfing, doch die Herausforderung verlor er auf keinen Fall. Als er weitersprach behielt er den herablassenden Tonfall bei.

„Einmal und dann nicht mehr. Auch wenn es du es dir wünscht und mich darum bitten wirst.“

„Bitten? Ich bitte nie um diese Sache. Ich werde darum angebettelt.“ Eloy wand sich ihm wieder zu in seinen Augen blitzte es herausfordernd.

Gut, er sollte ruhig Feuer fangen, das machte es ihm leichter. Mika gab ein Geräusch von sich das wie ein unterdrücktes Lachen klang. „Was war das dann eben? Für mich klang es wie eine Bitte.“

„Es war eine Warnung.“ Der Wolf näherte sich Mika und blieb vor ihm stehen.

Mika starrte gebannt auf ihn. Warum war ihm das noch nie aufgefallen? Jede seiner Bewegungen glich der eines Raubtieres auf der Jagd. Anmutig, geschmeidig und durch und durch tödlich.

Als er vor ihm stand, hob der Vampir den Blick zu dessen Gesicht. Von seiner Bewunderung eben war nichts mehr zu sehen, doch der Wolf hatte sie bemerkt, das zeigte das verräterische Funkeln in seinem Blick. „Egal, nach dieser Nacht wirst du mich darum anbetteln mehr zu bekommen Doch dann musst du dich gewaltig anstrengen.“

Der Blondhaarige lächelte selbstsicher. „Ich vermute das es eher umgekehrt sein wird.“

Mika packte den Wolf an seinem Hemd und zog ihn noch näher zu sich. „Willst du reden? Oder folgen auch Taten?“

Diese kleine Herausforderung ließ der Wolf natürlich nicht unbeantwortet und küsste Mika leidenschaftlich.

Dieser konnte ein leichtes Lächeln nicht verhindern, bevor er den Kuss erwiderte. Ja, diesen Wolf bekam er, egal welchen Einsatz es kostete.

Blutbiss 31

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Blutbiss 32

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 32

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eloy erwiderte den Blick des Vampirs. Er wollte eine Erklärung, für dessen Verhalten. Zwar bestand er nicht auf eine Erklärung, doch es würde seine Neugier befriedigen. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, das er nicht erleichtert über diese Wendung war. Nur die Hintergründe interessierten ihn. Mika war nicht der Typ, der einfach aufgab. In dieser Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich, deswegen irritierte ihn das so. Er hätte seine Position nie so kampflos aufgegeben, nicht so kurz vor dem Ziel. Allerdings war das etwas das er dem Vampir zugute hielt.

Mika verschränkte seine Arme auf Eloys Brust und legte den Kopf darauf. „Mir war eben danach.“

Diese Antwort entlockte Eloy nur das zweifelnde Heben einer Augenbraue. Das war nicht der Grund, das merkte man sofort. Und auch wenn der Vampir ein ausgezeichneter Schauspieler wäre, das hätte er ihm nicht abgekauft. „Also willst du mir weismachen, du hast deine Position einfach aufgegeben, weil dir danach war?“

Mika zuckte leicht mit den Schultern. „Warum nicht?“

Die Leichtfertigkeit mit der er das sagte veranlasste Eloy dazu seine Worte einen Moment zu überdenken. Das konnte doch nicht sein. Es sei denn… Nun das konnte er ihn ja fragen. „Mika kann es sein, das du immer den Part der Frau einnimmst?“

„Was!“ Der Vampir sah ihn empört an und sein Oberkörper war soweit es möglich war in die Höhe geschnellt.

„Das ist eine Frechheit. Ich bin sicher nicht die Frau!“

Während Mika ihn weiterhin mit ziemlich ausgefallenen Schimpfwörtern bedachte sah ihn Eloy nur an. Bloß das er ihn nicht bewusst sah, viel eher dachte er nach. Seine Reaktion zeigte ihm, das er mit seiner Vermutung falsch lag. Dieser Vampir war interessanter als er gedacht hatte.

Der Schwarzhaarige verstummte langsam. „Hörst du mir eigentlich zu?“

„Nein.“ Warum über diesen Umstand lügen. Er war in dieser Hinsicht ein sehr geradliniger und ehrlicher Charakter. Intrigen waren etwas das Andere spannen, dafür brachte er weder die Finesse noch die Geduld auf.

Wütend hob Mika eine Hand, wohl um ihn zu schlagen. Doch bevor er ihn berührte fing Eloy die Hand ab.

„Ich glaube, dich behalte ich.“ Er lächelte. Vielleicht konnte er mit ihm finden, was er schon die ganze Zeit suchte? Es war immerhin einen Versuch wert, auf jeden Fall würde es nicht langweilig werden.

„Behalten? Ich bin doch kein Tier.“ Der Jüngere wollte aufstehen, doch Eloys Hand um seine Taille hinderte ihn daran.

„So meinte ich das auch nicht. Doch ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, was hältst du davon?“ Man merkte an seinem Tonfall, das er diese Frage ernst meinte. Es war doch egal, warum Mika eben so gehandelt hatte, es war passiert. Wenn er ihm nicht sagen wollte weshalb, würde er das auch akzeptieren. Hier ging es um etwas Wichtigeres. Wenn er Mika richtig einschätzte, dann war er ihm nicht nur im Charakter ähnlich.

Dieser schien auf jeden Fall verwirrt zu sein. „Wie meinst du das?“

„Ich mache dir gerade das Angebot, bei mir zu bleiben. Nicht für heute oder diese Schiffsreise, sondern auf längere Zeit.“ Eloy bemerkte wie bei seinen Worten etwas in den Augen des Vampirs aufblitzte.

Trotzdem blieb dieser etwas auf Abstand. „Weshalb?“

„Weil ich dich ausnützen will. Besser gesagt ich will etwas mit dir probieren. Schon mal was von Liebe gehört?“

Der Jüngere sah ihn an als hätte er den Verstand verloren. „War das eine ernst gemeinte Frage?“

Eloy zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Allerdings würde ich gerne herausfinden wie es sich anfühlt. Ich mag dich und ich bin deiner Gesellschaft nicht gleich nach der ersten Nacht überdrüssig. Noch dazu wird es mit dir sicher nicht langweilig.“

Er hielt kurz inne. „Und wer weiß, vielleicht willst du ja auch wissen wie es sich anfühlt.“

„Nicht zwingend.“ Mika winkte mit einer Hand ab.

„Dein Angebot nehme ich aber gerne an. Schließlich will ich dich ebenfalls ausnützen. Wenn auch in anderer Form.“

Nun war es an dem Älteren verwirrt zu sein. „Was?“

„Sagen wir mal ich habe mit Jamie eine kleine Herausforderung laufen. Die Details erspare ich dir, doch dafür ist es nötig einige Zeit mit dir zusammen zu sein.“ Er schenkte dem Wolf ein unschuldiges Lächeln.

Eloy seufzte nur. „Was konnte ich auch anderes erwarten?“

„Du bist nicht sauer?“

Der Wolf sah den Vampir erstaunt an. „Auf Jamie? Es hätte mich gewundert, wenn er nichts getan hätte. Trotzdem darf er sich dafür sicher noch etwas von mir anhören.“

„Wenn du willst, aber zuerst will ich mit ihm reden.“ Mika lächelte zufrieden, man merkte das er etwas vorhatte.

„Also willigst du ein?“ Zuerst wollte er das hier regeln, sonst war alles hinfällig.

„Eine Abmachung ohne Zeitbegrenzung. Also jederzeit kann ich meine Sache packen und zu meinem Vater zurückkehren?“ Mika sah ihn forschend an.

„Genau. Alles was ich will ist, dich an meiner Seite zu haben solange es uns beiden Spaß macht. Ich glaube das ist es was man eine Beziehung nennt.“ Nachdenklich legte Eloy einen Finger auf seine Lippen.

„Abgemacht. Wir haben eine Beziehung und wer weiß. Vielleicht lerne ich ja wirklich dieses Gefühl kennen von dem du so fasziniert bist.“ Damit lies sich der Vampir wieder auf Eloys Brust sinken.

„Außerdem können wir uns ja noch gar nicht trennen. Denn noch steht eine Revange aus.“ Bei diesen Worte grinste der Blondhaarige unverschämt.

„Na dann solltest du dich aber anstrengen.“ Mika lachte, was aber gleich darauf ihn einem überraschten Laut endete, als er von Eloys Brust auf die Matratze bugsiert wurde.
 

„Ich habe gewonnen.“ Diesen Satz konnte sich Mika einfach nicht verkneifen. Immerhin brannte er ihm schon seit einiger Zeit auf der Zunge.

Jamie sah nur von seinem Buch auf. „Also hast du mit ihm geschlafen.“

Es war keine Frage, nur eine nüchterne Feststellung. „Doch das war nicht die Bedingung. Eine Nacht kann man wohl kaum eine Beziehung nennen. So etwas dauert Jahre, wenn nicht sogar länger.“

Mika schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte er sich mehr erhofft, doch er nahm was er kriegen konnte. „Das nicht, doch ich habe vorgesorgt.“

„Ach hast du?“ Die Neugier des Werwolfes hielt sich in Grenzen.

Was sollte das? Jetzt, war der Moment seines Triumphes, doch mit seinem Desinteresse schaffte es der Wolf, das er sich wie ein Verlierer vorkam.

„Ja, wir haben vorgesorgt. Wir haben eine Vereinbarung.“ Eloy kam nun auch in den Raum und legte eine Hand um seine Hüfte.

Jamie schlug das Buch zu und stand auf. „Du weißt also auch davon. Nun nachdem ich keinen von euch die letzten beiden Tage gesehen habe, dachte ich mir so etwas.“

Das stimmte. In dieser Hinsicht hatten sie wohl etwas übertrieben. Ihm tat noch immer der Hintern weh, doch diesen Moment hatte er sich nicht nehmen lassen. Auch wenn er ihn sich anders ausgemalt hatte. Verflucht, warum war Jamie nur so desinteressiert? Und wie konnte er ihn aus der Reserve locken?

Der Ältere wand sich wieder an ihn. „Mika, diese Wette war nicht auf Zeit beschränkt und sie ist auch nicht zu Ende. Man kann mir viel erzählen, doch ich glaube nur was ich mit meinen Augen sehe. Du hast nicht gewonnen, das ist keine Beziehung und wenn dann nur geschäftlich. Eine Beziehung erfordert Arbeit, von beiden Seiten. Jeder von euch muss sich anstrengen und an sich arbeiten um sich gegebenenfalls auch zu ändern. Keiner von euch beiden ist soweit. Weder du noch Eloy.

Erst wenn ihr das Ergebnis habt, dann werde ich dir gerne den Sieg überlassen.“

„Welches Ergebnis?“ Mika sah den Wolf fragend an. Eigentlich hatte er nicht vor viel Energie zu verschwenden. Hatte Eloy nicht gemeint, das würde sich von selbst bilden? Trotzdem würde er nicht aufgeben, doch wenn er das Ziel nicht kannte, worauf sollte er hinarbeiten?

Jamie lächelte. „Das Ziel mein kleiner Vampir ist Liebe. Zumindest ist es das Ziel der Beziehung die ich meine.“

„Nun das trifft sich ja bestens nicht?“ Eloy schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Ja, das war ja fast zu gut. Als hätten sie es gemeinsam geplant, doch daran wollte er nicht einmal denken. „Ich werde gewinnen.“

„Wir werden sehen.“ Der Weißblonde neigte leicht den Kopf.

„Ihr entschuldigt mich sicher.“ Damit ging er auf die Tür zu, kurz vor Eloy stoppte er allerdings noch einmal. Er griff in seine Tasche und holte ein weißes Tuch hervor. Das gab er Eloy.

„Benütze es oder nicht, für mich hat es ja keinen Nutzen mehr.“

Eloy sah erstaunt auf das Tuch und öffnete es. Darin verborgen lag eine silberne Kette.

„Was ist das?“ Mika beschlich ein ungutes Gefühl, bei diesem Schmuckstück.

„Es ist reines Silber, in diesem Anhänger befindet sich Weihwasser das Richtige um die Kräfte eines Vampirs zu bannen.“

Mika fuhr zu Jamie herum, der inzwischen in der Tür stand. „Wolltest du mir das etwa unterjubeln?“

Der Ältere schwieg nur lächelnd. Dann verbeugte er sich überraschend vor ihnen. Grinsend richtete er sich wieder auf. „Ich danke euch beiden. Aufgrund eures Schauspiels war mir keine Minute dieser Überfahrt langweilig.“

Damit ging er.

„Was?“ Mika sah ihm überrumpelt nach. Das war doch gerade eine Beleidigung gewesen oder? Auf jeden Fall machten ihn die Worte des Wolfes wütend.

„Lass es Mika. Er wird sich nicht ändern. Für ihn sind wir alle nur Spielfiguren.“ Eloy sah ihm kurz nach und dann auf die Kette in seiner Hand.

„Was wirst du damit machen?“ Mika deute mit dem Kopf auf die Kette.

„Nichts.“ Er warf das Tuch mit Inhalt auf den Tisch.

„Ich benötige es ja nicht.“

Mika lächelte zufrieden. Nun von dieser Warte aus, konnten sie es ja zusammen versuchen.

Blutbiss 33

Titel: Wolfsherzen/ Blutbiss

Teil: 33

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eloy sah auf den Pier unter sich und die ganzen Menschen die darauf herumliefen. Endlich war er wieder daheim, es hatte auch lange gedauert. Er atmete einmal tief ein, es stank noch genauso wie bei seiner Abreise. Ja, das war sein geliebtes Heimatland.

Auch wenn Nacht war, so herrschte doch reges Treiben im Hafen. Egal ob Hafenarbeiter, Herumtreiber, Hure oder Straßenräuber, sie alle hatten noch Dinge denen sie nachgehen mussten.

Hier kannte er sich aus und er würde es gegen kein anderes Land eintauschen wollen.

„Es sieht nicht sehr beeindruckend aus.“ Mika ließ seinen Blick in die Ferne schweifen.

„Aber das ist es. Es ist ein sehr beeindruckendes Land.“ Er konnte nicht anders als Lächeln. Hier lebte seine Familie, alleine das machte dieses Land schon zu etwas Besonderem.

Bei dem Gedanken an seine Familie wurde ihm allerdings etwas unwohl. Bestimmt wussten sie schon was ihr Sohn getan hatte. Nachrichten verbreiteten sich schnell und ihre Reise war nicht gerade die schnellste Möglichkeit gewesen. Hoffentlich war ihnen nichts passiert. Doch sein Vater war intelligent und einflussreich. Um seine Familie zu retten hatte er sicher zu allen möglichen Mitteln gegriffen. Ja, er würde ihn sicher umbringen. Nur das Eloy irgendwie keine Angst mehr davor hatte. Schließlich hatte sich doch alles zum Guten gewandt. Er brachte keine Geisel sondern einen Partner zurück auf den Familiensitz.

„Wenn du meinst. Auf jeden Fall muss ich erst mal eine Verlobung lösen. Sie wird toben, aber zum Glück wirst du ihren Zorn abbekommen.“

„Es wäre nicht das erste Mal.“ Eloy hatte Erfahrung mit verschmähten und eifersüchtigen Frauen, ebenso wie mit solchen Männern. Es war leicht sie wieder zu beruhigen.

„Sie wird es akzeptieren müssen. Immerhin lieben wir uns nicht. Doch das sie nicht mehr Prinzessin wird, nun das muss sie erst einmal verkraften.“

„Es gibt noch andere Prinzen. Doch wir sollten uns auf den Weg machen.“ Um Mikas Verlobte machte er sich wirklich keine Sorgen. Immerhin war diese am Hof der Vampire und sie hier. Zumindest den Großteil der Zeit, das hatten sie beschlossen.

Aus einer Seitengasse tauchte eine Gestalt auf und führte hinter sich zwei Pferde.

„Oh gut, er konnte es besorgen.“ Mika lächelte erfreut.

Eloy hatte daran keinen Moment gezweifelt. Es war leicht hier Pferde aufzutreiben, sogar bei Nacht. Außerdem gab es keinen der einem Werwesen etwas verweigern konnte. Dafür hatten sie viel zu gute Argumente.

Die Gestalt übergab die Zügel einen Schiffsjungen, der am Ende der Planke wartete. Dann stieg er über diese auf das Schiff. „Das wars dann wohl. Ehrlich die Reise war anstrengender als ich gedacht hatte.“

Ratan lächelte und schlug seine Kapuze zurück.

„Es tut mir leid.“ Eloy versuchte ein reumütiges Lächeln, doch es klappte nicht so ganz. Nichts das auf dieser Reise passiert war tat ihm leid, denn nur so waren sie zu diesem Ergebnis gekommen.

„Du bist nicht Schuld daran. Nein, daran ist mein selbsternanntes Mündel Schuld.“

„Ja, Vater.“ Jamie schüttelte nur den Kopf und trat zu ihnen.

„Also.“ Er sah Eloy an.

„Tja nun ist es wohl soweit.“ Irgendwie wusste Eloy nicht was er sagen sollte, doch Jamie schien es nicht besser zu gehen.

Dieser wand sich aber Mika zu. „Na dann, ich werde euch sicher bald besuchen. Mal sehen ob diese Wette was wird.“

„Und ob sie was wird.“ Mika stemmte die Arme in die Hüfte.

„Wir sollten uns einmal die Pferde ansehen, was meinst du Mika?“ Ratan machte eine einladende Geste mit der Hand.

„Aber…“ Der Vampir wollte protestieren, doch der Tiger schüttelte den Kopf.

„Lass ihnen die paar Minuten alleine. Du kriegst deinen Wolf schon früh genug wieder.“

Mika antwortete nur mit einem schnaubenden Laut, folgte Ratan aber schlussendlich.

Jamie sah ihm einen Moment lang nach. „Du schuldest mir etwas.“

„Ich weiß.“ Ja, Jamie hatte wirklich viel für ihn getan, das wusste Eloy. Zwar konnte er nicht sagen ob es von Anfang an geplant war oder nicht, aber auf jeden Fall hatte es sich gut entwickelt.

„Danke.“ Dieses Wort kam ihm leicht über die Lippen.

Der Wolf winkte nur gönnerhaft ab. „Keine Ursache. Es war leicht und wie gesagt ihr wart amüsant.“

„Was wirst du nun machen?“ Durch ihren Entschluss war Jamie zwar rehabilitiert, doch trotzdem hatte er keinen Ort an den er zurückkehren könnte.

„Ich?“ Der Weißblonde sah zum Segel auf.

„Ich werde noch einige Zeit bei Ratan bleiben. Vielleicht finde ich ja einmal einen netten Hafen der mir gefällt. Dann werde ich mich wohl ausschiffen.“ Er lächelte bei diesen Worten.

„Also frei und ungebunden?“ Eloy wusste, das er Zeit schindete, doch dieser Abschied fiel ihm sehr schwer. So als wäre er für immer.

Grinsend sah Jamie ihn an. „Neidisch?“

Der Jüngere lachte. „Nein, für den Moment bin ich glücklich.“

„Das ist gut. Du warst schon immer leicht zufrieden zustellen.“ Das Lächeln des Wolfes wurde weicher.

„Wir werden und sicher sehen, das verspreche ich. Bis dahin solltest du dich um deinen Vampir kümmern.“ Damit umarmte er Eloy überraschend.

Irgendwie hatte diese Umarmung etwas tröstendes für ihn. So das Eloy sie erwiderte. Er hatte sich diese Trennung schwer vorgestellt, doch nicht so schwer. „Danke Jamie.“

Er konnte sich gar nicht genug bei ihm bedanken, für alles was er für ihn getan und vor allem aufgegeben hatte.

Es war Jamie der der Umarmung wieder löste, ebenso wie er sie begonnen hatte. „Du redest als würden wir uns nie wieder sehen. Doch das werden wir.“

Er lächelte und sah kurz zu Mika, der schon auf einem Pferd sitzend wartete. „Immerhin muss ich noch eine Wette begutachten.“

Nun grinste auch Eloy. „Du änderst dich wohl nie Jamie. Au revoir.“

Damit trennte er sich von ihm und folgte Ratan und dem Vampir. Als er auf dem Pferd saß sah er noch einmal zu Jamie. Dieser stand an der Reling und sah zu ihnen.

Leicht hob er die Hand und winkte ihm zu, bevor er die Zügel in die Hand nahm und das Pferd antrieb. Ja, sie würden sich sicher wieder sehen, denn eine Freundschaft verging nicht so leicht.

Doch bis dahin würde er sich um seine eigene Zukunft kümmern und um Mika, der hoffentlich einen Teil darin einnahm.
 

Die Tür schloss sich hinter Ratan. „Dann wieder zurück zum Alltag.“

Jamie lächelte und ging zum Bett auf dem er sich ausbreitete. Mit der Hand klopfte er auf die Matratze neben sich. „Ja. Wie hat dir mein Schauspiel gefallen?“

Ratan folgte der Aufforderung und nahm neben ihm Platz. „Es war anstrengend, doch gut inszeniert.“

„Nicht wahr?“ Jamie lächelte. Er verlagerte seine Gewicht und kniete sich hin. Ratan von hinten umarmend, legte er einen Kopf auf seine Schulter.

„Sie waren auch gute Schauspieler.“

„Du hast es von Anfang an geplant oder?“

„Was, mein oder Eloys Spiel?“ Irgendwann waren sie auseinander gelaufen. Doch Jamie hatte keinerlei Probleme damit. Schließlich hatte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst.

„Beides. Ich würde es dir zutrauen.“

„Oh, das ist aber zuviel der Ehre. Nein, Eloys Spiel war von Anfang an geplant. Ich habe erst mitgemischt als wir das Schiff betraten.“ Zuvor hätte er keinen Nutzen daraus gezogen, wenn er mitgemischt hätte. Damals hatten die Akteure noch alleine für genug Amüsement gesorgt.

„Du bist unmöglich. Ich weiß ich wiederhole mich. Aber liebst du Eloy wirklich?“ Ratans Stimme klang etwas ungläubig.

Diesen Unglauben konnte Jamie gut verstehen. So wie er handelte man nicht wenn man jemanden liebte. Er grinste frech. „Gerade deswegen magst du mich auch so. Ohne mich hätten die zwei doch nie zusammengefunden.“

„Das ist wohl wahr.“ Ratan lächelte nun auch amüsiert.

„Da waren deine Ränke einmal zu etwas gut.“

„Meine Ränke sind immer für etwas gut. Ansonsten würde ich sie nicht schmieden.“ Sie brachten ihm immer etwas. Doch dieses Mal hatten sie ihm wohl eher geschadet. Allerdings war es für einen guten Zweck.

Ratan wand den Kopf leicht und legte eine Hand auf Jamies. „Kannst du dich mit diesem Ergebnis zufrieden geben?“

Jamie überlegte kurz, obwohl es nicht viel zu überlegen gab. Dann nickte er. „Ja, deswegen trenne ich mich auch von ihm. Eloy sollte glücklich sein und das kann er nicht an meiner Seite. Ob er es an Mikas Seite wird, kann ich nicht sagen, doch ich wünsche es mir für ihn.“

Eloy hatte ihm seine Grunde erklärt und diese akzeptierte er. Auch wenn es ihm schwer fiel, diese Beute bekam er nicht. In dieser Hinsicht hatte ihn der Vampir geschlagen.

„Außerdem ist er mir nicht gewachsen. Wie könnte ich mich mit so etwas zufrieden geben?“

Der Tiger lachte. „Gibt es überhaupt jemanden, der dir gewachsen ist?“

Jamie ließ ihn los und veränderte seine Position, so das sein Kopf neben Ratans Oberschenkel zu liegen kam. „Nein, dieser Jemand ist wohl noch nicht geboren.“

Und das war auch gut so. Derzeit war er zufrieden mit seiner Situation.

Er hatte die beiden Kinder zusammengebracht und stieg aus dieser ganzen Sache eigentlich ohne Veränderung aus. Es hätte schlimmer kommen können. „Weist du Ratan…“

„Hm?“ Der Tiger sah zu ihn hinab.

„Es ist ein gutes Gefühl einmal selbstlos zu sein.“ Jamie hielt kurz inne und grinste dann.

„Doch es wird sicher nicht zur Gewohnheit werden.“

Dieser Satz ließ Ratan wieder lachen und diesmal stimmte auch Jamie mit ein. Ja, er würde die Dinge weiterhin so regeln wie er es immer tat. Und zwar nach seinen Wünschen und wer wusste schon was die Zukunft für ihn bringen würde?
 


 

Nun hätten wir auch für Eloy endlich einen Partner gefunden. Also können wir getrost zum Epilog übergehen. Für alle die es wissen wollen, darin spielt ein Heiratsantrag eine wichtige Rolle.

Epilog

Titel: Wolfsherzen

Teil: Epilog

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Ich gebe zu es ist ein Recht langer Epilog. Doch ich wollte eben nichts auslassen, weswegen er etwas ausgeartet ist. Also nicht wundern.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Heute war er also, der große Tag. Zufrieden beobachtete Alessandro seine Bediensteten, die damit beschäftigt waren die letzten Vorbereitungen zu treffen. Es war ein langer Weg bis hierhin aber am Ende hatten sie es geschafft.

„Liebling? Die Gäste treffen langsam ein.“ Caprice berührte ihn leicht am Arm.

„Natürlich Liebste. Wir müssen sie begrüßen nicht?“ Es war manchmal schon lästig, wenn man viele wichtige Gäste geladen hatte. Vor allen wenn man alle begrüßen musste. Doch heute erledigte er diese Pflicht gerne. Immerhin gehörten die Gäste zur Familie oder zu ihren Freunden.

„Ist Clerissa schon hier?“ Fragend sah er seine Frau an.

„Noch nicht, doch es ist sicher nur eine Frage von Minuten bis auch sie eintrifft. Immerhin ist das auch ihr besonderer Tag.“ Caprice lächelte sanft und ging mit ihm zur Tür.

Ja, das stimmte. Heute war nicht nur Sins sondern auch ihr Geburtstag. Die letzten seiner Kinder wurden heute endlich volljährig. Eine leichte Wehmut begleitete diesen Gedanken. Nach diesem Tag hatte er keine Kinder mehr, sondern nur mehr mündige Erwachsene. Diese Erkenntnis machte ihn stolz und zugleich auch traurig.

Caprice drückte kurz seinen Arm und sah ihn liebevoll an.

Er legte seine Hand auf die ihre und lächelte. Sie sollte sich nicht um ihn sorgen. Heute war ein Freudentag, für sie alle.

Mit Caprice öffnete der die Tür und trat auf die Treppe des Hauses hinaus. Vor der Treppe hielt gerade eine Kutsche und ein gutaussehender Mann stieg aus. Sein Geruch wies ihn als Werwolf aus und Alessandro war angenehm überrascht. So eine Begleitung hatte er seiner Tochter nicht zugetraut.

Der junge Mann hielt seine offene Hand in Richtung der Kutsche und eine eindeutig weibliche Hand legte sich in seine. Clerissa stieg mit seiner Hilfe aus.

In den Jahren die sie bei ihrer Schwester verbracht hatte, war aus dem kleinen Wildfang eine richtige Lady geworden. Das war sie eigentlich noch immer wenn sie bei ihnen war. Also lag es wohl wirklich an Michelles Einfluss. Es war gut, das Clerissa ihrer Obhut übergeben worden war.

Lächelnd schritt sie mit dem Mann an ihrer Seite die Treppe hinauf und begrüßte ihre Eltern mit einem leichten Knicks. Ihr Begleiter verbeugte sich respektvoll.

„Vater, Mutter ich freue mich euch wieder zusehen.“ Sie sah leicht hoch und in ihren Augen blitzte es leicht auf. Dann fiel sie ihrer Mutter auch schon um den Hals.

„Ich hab euch so vermisst.“

Nun es war zumindest schön zu sehen, das sie ihr Temperament unter Kontrolle hatte. Doch hier war das ja nicht nötig. Dieses Haus war ein Ort an dem sich jeder der zur Familie gehörte wohl fühlen sollte. Nur aus diesem Grund hatte er es gebaut, damit seine Familie sich hier sicher und geborgen fühlen konnte.

Alessandro musterte den Begleiter seiner Tochter unverholen, das war sein gutes Recht als Vater.

„Wir dich doch auch.“ Caprice strich ihrer Tochter über den Rücken.

„Doch nun stell uns doch einmal deinen Begleiter vor, bevor dein Vater ihn noch mit seinen Blicken seziert.“

Alessandro sah zu seiner Frau. Also so schlimm war es doch nicht gewesen.

„Oh natürlich.“ Clerissa ergriff wieder die Hand ihres Begleiters.

„Vater, Mutter, darf ich euch meinen Verlobten Davin vorstellen? Er hat mich vor drei Wochen gefragt und ich habe zugesagt.“

Das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte das es sich in ihrem Fall wirklich um Liebe handelte.

„Davin?“ Alessandro sagte der Name etwas, doch er konnte ihn gerade nicht einordnen.

Der schwarzhaarige Junge lächelte leicht. „Meine Familie ist eng befreundet mit der Familie von Trayton.“

„Oh. Natürlich.“ Das war mehr als Alessandro wissen wollte. Noch immer konnte er seinen Ärger über den Ehemann von Michelle nicht unterdrücken. Das war der erste Mann, der ihm eine seiner Töchter gestohlen hatte.

„Na das nenne ich einmal eine Begrüßung.“ Eine fröhliche Stimme war zu hören.

Aleka stieg mit einem Grinsen von seinem Pferd ab und warf die Zügel einem Stallburschen zu.

Alessandro löste sich von seiner Frau und kam auf ihn zu. Grüßend streckte er ihm eine Hand hin, die auch ergriffen wurde. „Bruder, ich freue mich dich wieder zusehen.“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Aleka zog ihn in eine herzliche Umarmung.

Auch wenn er der Ältere war, schaffte sein kleiner Bruder es immer wieder ihn zu überraschen. Doch dafür mochte er ihn auch, schließlich war er sein einziger Bruder, eigentlich sein einziges Geschwisterteil, da er auch keine Schwestern hatte.

Aleka ließ ihn grinsend los und ging zu Clerissa. „Meine Kleine, ich hab dich schon ewig nicht mehr gesehen. Was ist bloß aus dem kleinen Mädchen geworden? Nun kann ich dich nicht mehr so leicht ihn die Luft werfen wie früher.“

„Zum Glück, davon wurde mir nach einiger Zeit schlecht.“ Clerissa lächelte glücklich.

Mit einer raschen Bewegung hob er sie hoch. „Na man kann es ja probieren.“

Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus, bevor sie ihm auf die Schultern schlug. „Lass mich runter Onkel, du ruinierst sonst noch mein Kleid.“

„Schade.“ Lächelnd stellte er sie wieder auf die Beine.

„Caprice.“ Aleka ergriff ihre Hand und gab ihr einen Handkuss. „Bei jedem meiner Besuche wirst du schöner. Leider ist Katrein verhindert, deswegen war es ihr unmöglich mich zu begleiten. Doch sie lässt euch grüßen und Sin und dir Clerissa lässt sie herzliche Glückwünsche zur Volljährigkeit ausrichten. Mein Sohn kommt erst morgen zur Feier.“

Das war zu erwarten gewesen. Schließlich war Kobe auch angemeldet, auch wenn er noch nicht angekommen war. Seit sie ihn aufgenommen hatten, war Alekas Frau nicht mehr bei ihnen gewesen. Doch das störte Alessandro nicht sonderlich. Er konnte sie sowieso nicht leiden.

Alessandro schlug seinem Bruder leicht auf die Schulter. „So und nun gehen wir lieber rein, bevor du uns Männern noch unsere Frauen ausspannst.“

„Nur wenn du es zulässt.“ Aleka grinste ging aber an seiner Seite ins Haus. „Wen erwartet ihr noch?“

„Nun Michelle und ihre Familie, sowie deinen Sohn und eigentlich hab ich den Rest meiner Familie heute auch noch nicht gesehen.“ Alessandro runzelte die Stirn. Das war eigentlich recht ungewöhnlich bei ihnen.

Horus Familie sollte, ebenso wie der Schamane, erst morgen eintreffen, wenn sie benötigt wurden. Das heute war eine reine Familienfeier. Wenn es auch ein wichtiger Tag für Horus war, doch das war eigentlich schon beschlossene Sache.

„Wahrscheinlich schlafen sie noch. Sie sind ja alle vergeben nicht? Da vertreibt man seine Nächte mit angenehmeren als schlafen.“ Der Jüngere lächelte viel sagend.

Alessandro verbiss sich jedes Kommentar dazu. Warum sollte er sich auch dazu äußern?

„Du solltest solche Reden lassen, wenn Damen anwesend sind Onkel. Du verdirbst sonst noch den Charakter meiner Schwester.“ Sin stand am oberen Ende der Treppe und sah mit vor der Brust verschränkten Armen zu ihnen hinab.

Da war ja der heutige Ehrengast. Alessandro sah ihn stolz an. In diesem Moment sah er wirklich wie ein wahrer Adliger aus, deren Schicht sie ja angehörten.

„Sin!“ Clerissa löste sich von der Seite ihres Verlobten und ging auf ihren Bruder zu.

Der Angesprochene kam die Treppe hinunter ihr entgegen.

Alessandro war gespannt wie lange sie es aushielten. Und wirklich, die letzten Schritte und Treppenstufen wurden im Laufschritt zurückgelegt, bevor sie sich glücklich in den Armen lagen.

„Na na. Muss ich mir so kurz zuvor, doch noch Sorgen um die Antwort machen?“ Horus folgte Sin die Treppe hinunter.

„Nicht wenn du dich die nächsten Stunden noch benimmst.“ Sin sah ihn dabei aber nicht an, sondern seine Schwester, die er auf Armeslänge von sich entfernt hielt.

„Du hast dich entwickelt.“

Clerissa lächelte. „Du aber auch. Nun bist du wirklich einer dieser aufgeblasenen Adligen, die ich so verabscheue.“

„Clerissa!“ Bei der Aussage ihrer Tochter, entkam Caprice ganz automatisch dieser Tadel.

„Ist doch nur Spaß.“ Noch immer lächelnd winkte sie ab.

„Und da willst du mir anlasten ich verderbe sie?“ Aleka grinste breit.

„Ja das will ich.“ Überrascht sah Sin zur Seite, als sich eine Hand um seine Hüfte legte.

„Hey das ist mein Wort. Dieses Wort will, will ich heute nur als Antwort auf meine Frage hören. Am besten in Verbindung mit einem ja.“ Horus gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Alessandro betrachtete dieses Bild zufrieden. Ja, so sollte ein Familienleben sein. Vor allem wenn es nun zu Ende ging. In ein paar Wochen würden Horus und Sin dieses Haus verlassen und nach Afrika ziehen. Immerhin war Horus ja der Erbe seiner Familie und da konnte er sein Leben nicht hier in Frankreich verbringen. Kobe war auch nur mehr auf Besuch hier und Eloy pendelte mit Mika zwischen diesem Haus und dem Hof der Vampire umher. Clerissa lebte schon lange nicht mehr hier und irgendwann würde Caron mit Eryx nach Griechenland gehen. Eryx musste auch seinem Vater nachfolgen, es würde ruhig werden in diesen nun noch so belebten Mauern. Dabei machte er sich nicht einmal solche Sorgen um sich selbst, da er selten daheim war, sondern eher um Caprice.

Sie wusste es, das merkte man an dem traurigen Blick mit dem sie ihre Kinder in solchen Momenten ansah. Es war eben das Schicksal aller Familien, wenn die Kinder erwachsen wurden. Irgendwann musste man sich trennen und voneinander loslassen.

„Na hier ist ja schon ganz schön was los.“ Arnaud kam lächelnd den Gang entlang. Seinem Onkel nickte er grüßend zu.

Gut, das war ein Sohn, der ihnen bestimmt bleiben würde, ebenso wie Henry. Ganz so einsam würde es doch nicht werden. Vor allem, weil es hier mit etwas Glück bald noch eine Hochzeit geben würde.

Als sie ihren Sohn bemerkte, lächelte seine Frau. „Kommt sie?“

Arnaud nickte. „Spüren kann ich sie auf jeden Fall schon und zwar sehr nahe.“

Als wäre das ein Kommando gewesen, hörte man vom Eingang eine erfreute Stimme. „Arnaud!“ Im nächsten Moment wurde der Angesprochene schon stürmisch umarmt.

Es erstaunte Alessandro immer wieder, wie schnell sie in solchen Momenten war.

Der Braunhaarige legte seinerseits die Arme um die junge Frau. „Schön das du kommen konntest Chaya.“

Liebevoll lächelte das rothaarige Mädchen ihn an. Freundlich schlug sie ihm auf die Schulter. „Du Mistkerl, wie konntest du mich solange warten lassen? Sieben Monate und nur ein Besuch, glaubst du deine Briefe könnten mich über deine Abwesenheit hinwegtrösten?“

Alessandro sah lächelnd zu seiner Frau. Es war gut gewesen, das sich Arnaud vor drei Jahren auf Brautsuche begeben hatte. Auch wenn ihn niemand dazu gedrängt hatte, doch er hätte auch keine Bessere finden können. Chaya war die Tochter eines Freundes seiner Eltern. Doch auch wenn ihr Stand sehr hoch war, so war es doch ihr Wesen, das seinem Sohn bestimmt gut tun würde. Sie war liebevoll und geduldig, etwas das Arnaud brauchte um aus sich herauszugehen.

Arnaud lächelte noch immer und rieb sich die Schulter auch wenn der Schlag sicher nicht wehgetan hatte. „Ich hatte es zumindest gehofft.“

„So bevor sich hier nun ein Stau bildet, sollten wir lieber ins Wohnzimmer gehen, da redet es sich auch viel besser.“ Caprice lächelte und löste sch von seiner Seite.

Dankbar nickte er seiner Frau zu auch wenn er es von seinen Kindern gewohnt war, so mochte er so viele Menschen an einem Ort nicht sonderlich. Er sah seinen Kindern und dessen Partnern nach, die seiner Frau folgten.

„Du hast Glück mit Caprice.“ Aleka trat lächelnd neben ihn.

Alessandro nickte nur stumm. Über dieses Thema würde er nicht mit seinem Bruder diskutieren. „Deine Töchter?“

Der Jüngere seufzte. „Schwanger, alle beide. Wenn das so weitergeht können wir uns bald wirklich eine Großfamilie schimpfen.“

Als ob sie das nicht schon längst waren. Hier sieben Kinder und bei Aleka vier und auch wenn es bei ihm nicht sonderlich gut aussah mit dem Nachwuchs, so gab es doch Hoffnung.

„Vater?“ Eine erstaunte Stimme war vom Eingang zu hören.

Aleka fuhr freudestrahlend herum. „Kobe, schön das du da bist. Oh das Kätzchen ist ja auch dabei.“

Das ‚Kätzchen’ neben Kobe war über diese Anrede allerdings nicht so erfreut. Wütend sah Ercole seinen Schwiegervater an.

„Pass auf. Wenn du so weitermachst, muss ich das irgendwann einmal als persönliche Beleidigung auffassen.“ Hinter ihnen erschien Ratan mit einem blondhaarigen Mädchen im Arm.

Aleka wand den Blick zu dem Wertiger. „Ach, ist er noch immer nicht mit seiner Ausbildung fertig?“

Das Mädchen an Ratans Arm seufzte tief. „Zu meinem Bedauern nein.“

Alessandro sah dem still zu, das hier war Alekas Angelegenheit, er gehörte nur bedingt dazu. Normalerweise hätte er nie einen fremden Menschen in seinem Haus geduldet, geschweige denn Wertiger. Doch da Kobe nicht das erste Mal zu Besuch war, hatte sich schon eine gewisse Gewohnheit eingestellt. Was machte es schon für einen Unterschied welche Rasse hier war, solange sie alle zu ihren Freunden zählten?

In der letzten Zeit hatte Alessandro in dieser Hinsicht um einiges toleranter werden müssen.

„Onkel?“

Alessandro erkannte die Stimme und straffte sich. So einfach wollte er es ihr nicht machen.

Und tatsächlich tauchte Michelle hinter Kobe und seiner Begleitung auf. Auch sie war nicht alleine und zum ersten Mal seit Jahrzehnten stand er wieder ihrem Mann gegenüber. Nein, auch heute wollte er ihm nicht verzeihen was er gemacht hatte und doch konnte er nicht abstreiten, das es Michelle an seiner Seite an nichts mangelte. Sie sah glücklich aus und nur aus diesem Grund duldete er auch dessen Anwesenheit.

Lächelnd umarmte Michelle Aleka und Kobe, bevor sie sich zu ihrem Vater umwandte.

Alessandro merkte, wie Trayton ihren Arm aufmunternd drückte.

Unmerklich nickte sie und ging zu ihm. Vor Alessandro stoppte sie und knickste respektvoll. „Vater, es freut mich euch wohlauf zu sehen.“

Nun wusste er zumindest von wem Clerissa ihre Manieren hatte. In den Jahren ihrer Abwesenheit hatte sie sich entwickelt. Das war nicht mehr das junge Mädchen das vor seiner strengen Erziehung davon gelaufen war. Nein, ihm stand eine willenstarke junge Frau gegenüber. Um sie musste er sich wahrlich keine Sorgen machen.

Jetzt erst bemerkte er ein kleines Gesicht, das hinter dem Rock seiner Mutter hervorlugte. Wo kam das auf einmal her und zu wem gehörte es?

Michelle folgte seinem Blick und lächelte. Sie griff mit einer Hand hinter sich, trat einen Schritt zur Seite und brachte so ein kleines Mädchen zum Vorschein. „Vater, darf ich dir deine Enkelin vorstellen? Ihr Name ist Doria.“

Alessandro lächelte und beugte sich zu ihr hinunter. „Das ist sie wirklich.“

Natürlich kannte er die Bedeutung ihres Namens und ein Geschenk war sie wirklich. Freundlich lächelte er dem kleinen Mädchen zu. Sie ähnelte ihrer Mutter, scheinbar bekamen alle Kinder Michelles Haarfarbe.

Doria krallte sich noch immer an den Rock ihrer Mutter fest und sah so aus als wäre sie am liebsten wieder dahinter verschwunden.

„Du musst keine Angst vor mir haben. Ich freue mich dich als meinen Gast begrüßen zu dürfen und ich hoffe das wir uns besser kennen lernen.“ Er richtete sich wieder auf und sah seine Tochter an. Noch immer hatte er kein Wort zu ihr gesagt.

„Wie alt ist sie?“

Michelle lächelte noch immer, doch bei dem Tonfall ihres Vaters wurde sie wieder unsicher. „Vier Jahre.“

Alessandro nickte zufrieden. Er sah seine Tochter noch einen Moment lang an, bevor er sie überraschend umarmte. „Oh du kleiner Wildfang, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“

Das er sie vermisst hatte war klar, das verlangte nach keinen Worten. Zwar wusste er die ganze Zeit wo sie war und hätte sie wenn nötig auch mit Gewalt heimholen können. Doch welchen Sinn hätte das gehabt? Sie wollte schon immer ihren eigenen Weg gehen und neidlos gestand er ihr zu das sie dies geschafft hatte.

„Ich habe dich auch vermisst Vater.“ Michelle lächelte.

Langsam löste der Ältere sich von ihr, sein Blick glitt zu seinem Schwiegersohn. „Nun, du weißt sicher das du hier nicht gerne gesehen bist.“

„Vater!“

„Alessandro.“

Der Angesprochene hob die Hand, bei den Einwänden seiner Tochter und der Ermahnung seines Bruders. Immerhin war er noch nicht fertig. „Doch da du dich so gut um meine Tochter gekümmert hast und sie dich scheinbar liebt muss ich mich dem wohl beugen. Willkommen in der Familie.“

Trayton neigte leicht den Kopf. „Es ist mir eine Ehre, habt vielen Dank.“

Alessandro winkte nur ab und ignorierte den freudestrahlenden Blick seiner Tochter. Gott, das fiel ihm verdammt schwer. Noch vor einigen Jahren hatte er das strikt abgelehnt, was war nur mit ihm passiert?

„Gehen wir, das muss ich Mutter erzählen.“ Michelle nahm ihre Tochter auf den Arm und ihren Mann bei der Hand und zog ihn mit sich.

„Wir sollten auch gehen.“ Aleka nickte Kobe zu und dieser verstand den Wink.

„Ja, die anderen warten sicher schon auf uns.“ Damit wies der Rotblonde auf einen Gang.

Ercole knurrte leise. „Ich mag diese Gruppenumarmungen nicht.“

„Ach sei kein Spielverderber. Gerade als Katze solltest du das genießen.“ Ratan grinste und legte seine freie Hand auf Ercoles Rücken. So schob er ihn in die angegebene Richtung.

Aleka legte seinen Arm locker um Alessandros Hals und zog ihn so etwas zu sich. „Eine starke Leistung mein Großer. Das hätte ich nicht von dir erwartet.“

„Ich auch nicht.“

„Auf deine alten Tage wirst du auf einmal weich, das ist niedlich.“ Aleka konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Alessandro sah seinen Bruder an und überlegte ob es der richtige Moment für eine brüderliche Prügelei war. Für dieses Kommentar hatte Aleka eindeutig ein paar Schläge verdient.

„Sieh sie dir an. Kaum gründen sie einen eigenen Haushalt schon vergessen sie ihre Manieren.“

Bei der weiblichen Stimme fuhren Alessandro und Aleka zuerst zusammen und dann herum. Dabei löste sich Aleka von seinem Bruder.

„Mutter. Vater. Ihr seid schon hier?“ Alessandro hatte seine Eltern erst morgen erwartet. Eigentlich waren sie auch erst morgen eingeladen.

„Ja, natürlich. Heute ist doch Sins und Clerissas Geburtstag und wir haben noch nie eine Volljährigkeitsfeier unserer Enkel verpasst. So ist es doch Liebling.“

Jalyn nickte zustimmen. „Ja, das stimmt. Doch da du das sicher nicht vergessen hast, gehe ich davon aus das unsere Einladung verloren gegangen ist.“

„Natürlich.“ Alessandro nickte ergeben. Was sollte er auch dagegen sagen?

Ihre Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist? Muss ich hier ewig auf meine Begrüßung warten, wo bleiben eure Manieren?“

Aleka hob einen Finger ermahnend. „Ich bin davon befreit. Erinnerst du dich, als ich Athen verließ habe ich mich von euch verabschiedet mit dem Zusatz, das ich euch nicht noch einmal hier begrüßen werde.“

„Was nur Ausdruck deiner Faulheit ist. Aber ich akzeptiere es.“ Jalyn seufzte.

Alessandro ging zu seiner Mutter und nahm die ihm nun dargebotene Hand. Gekonnt gab er ihr einen Handkuss. „Ich freue mich dich hier willkommen zu heißen. Du bist ein gern gesehener Gast.“

Dann richtete er sich wieder auf und wand sich seinem Vater zu. „Für dich gilt natürlich das Gleiche Vater. Darf ich euch in das Wohnzimmer führen? Caprice freut sich sicher schon euch zu sehen.“

„Ich freue mich auch. Es ist lange her, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe.“ Die Blondhaarige lächelte und schlug den Weg zum Wohnzimmer ein.

Die drei Männer tauschten einen vielsagenden Blick aus und folgten ihr ergeben.
 

Oh wie sie ihre Familie doch liebte. Es tat ihr fast körperlich weh, wenn sie daran dachte, das die Meisten sie in einigen Wochen schon wieder verließen. Doch solange es währte, würde sie es genießen.

Caprice betrachtete das kleine Mädchen auf ihrem Schoß. Es war allseits bekannt, das man Kinder mit Süßigkeiten köderte und so war es auch ihr gelungen ihre Enkelin von ihrer Mutter zu lösen.

Nun saß Doria auf ihrem Schoß und versuchte einen Kuchen zu essen, wobei ihr aber das meiste auf ihr Kleid fiel. Nun, das würde beim Aufstehen schon von alleine verschwinden.

Ihr Blick glitt weiter über ihre kleine, große Familie. Henry und Lukas, die schon hier auf sie gewartet hatten, saßen einander bei einer Partie Schach gegenüber. Auf Lukas Gesicht lag ein Ausdruck höchster Konzentration, wohingegen Henry entspannt lächelte und ab und zu einen Blick auf die Anwesenden warf. In dem Menschenmädchen Marissa hatten sie eine interessierte Zuseherin für ihr Spiel gefunden.

Caron stand lächelnd neben seiner Schwester und lauschte dem erregten Gespräch das sie mit ihrem Sohn Eryx führte. Auch das war wie immer, wenn sie sie besuchte. Was sie allerdings überraschte, waren Michelles Worte bezüglich Alessandros Entscheidung. Caprice kannte Trayton kaum, bis gar nicht, doch er schien sich gut um Michelle zu kümmern. Schon alleine das machte ihn in ihren Augen zu einem guten Mann. Sie musterte Trayton, der sich gerade mit Clerissas Verlobten unterhielt. Nun, es gab schlimmere Möglichkeiten. In beiden Fällen.

Kobe, ihr Wahlkind war gerade dabei Mika zu begrüßen und danach Eloy. Immer verfolgt von dem Wertiger den er sich erwählt hatte. Es freute sie, das sich Eloy und Kobe endlich zu verstehen schienen. Das war ihr schon bei Kobes früheren Besuchen aufgefallen, zumindest wenn Eloy dann auch da war.

Arnaud unterhielt sich mit Ratan, dem anderen Wertiger über etwas. Zwar waren ihre Minen entspannt, doch war das Thema sicher etwas ernstes. Wenn die beiden zusammentrafen beredeten sie nur ernste Dinge, das war schon seit ihrer ersten Begegnung so.

Clerissa, saß zusammen mit Sin und Horus auf der anderen Couch und scherzte mit ihnen herum. Sie hatte sich kaum verändert und das war gut so.

„Sie ist süß.“ Chaya, die neben ihr saß betrachtete Doria lächelnd.

„Deine Kinder werden sicher auch so süß, wenn ihr einmal welche habt.“

Ihr Lächeln wurde noch erfreuter. „Meinst du? Ich hoffe das du Recht hast.“

Caprice wollte etwas antworten, doch da hörte sie sie Türe. Alessandro hatte aber lange gebraucht, doch mit Aleka zusammen war das kein Grund zur Beunruhigung.

Die Augen der Anwesenden richteten sich auf die Eintretenden.

„Großmutter, Großvater.“ Dieser Ausruf kam gleich von mehreren Stimmen.

Caprice sah erstaunt auf die Neuankömmlinge. Aber das ging doch nicht, sie wurden doch erst morgen erwartet. Sah sie eigentlich repräsentabel genug aus um ihnen entgegenzutreten? Normalerweise kam sie gut mit ihnen aus, doch ihr hoher Rang flösste ihr doch immer etwas Ehrfurcht vor den beiden ein.

Sie übergab Chaya ihr Enkelkind und stand auf. Lächelnd ging sie zu ihren Schwiegereltern und knickste vor ihnen. „Mutter, Vater es freut mich euch zu sehen.“

„Mich auch Caprice.“ Jalyn lächelte und sah zu seiner Frau.

„Natürlich ist es auch mir ein Vergnügen. Wir haben uns viel zu erzählen.“

Alessandro ging zu ihr und ergriff ihren Arm. „Das hat aber sicher noch Zeit nicht?“

Dankbar sah sie ihren Mann an. So gerne sie ihre Schwiegermutter auch hatte, wenn sie einmal anfing zu reden hörte das nicht mehr allzu schnell auf.

Ein Klopfen an die Wohnzimmertür rettete sie noch zusätzlich.

Ein Diener trat ein und verbeugte sich knapp. „Das Essen ist angerichtet.“

„Das ist doch eine gute Nachricht.“ Arnaud ging zu Chaya und reichte ihr eine Hand.

„Gehen wir.“

Auch Caprice ging an der Seite ihres Mannes ins Esszimmer. Entgegen ihrer sonstigen Art, nahm sie aber nicht auf ihrem gewohnten Sitz Platz. Dieser war heute für jemand Anderen reserviert.

Auch wenn es schwer war, sie hatten es geschafft zwei Plätze an dem Kopfende des Tisches zu platzieren. Es war auch nie geplant zwei Ehrengäste zu haben.

Alessandro deutete lächelnd auf die zwei Plätze. „Heute dreht sich alles um euch Sin und Clerissa. Deswegen gebührt dieser Platz euch.“

Normalerweise war das sein Platz, als Oberhaupt der Familie stand es ihm auch zu. Nur sieben Mal hatte er ihn geräumt und einem seiner Kinder überlassen. Selbst für Kobe, was zu einem ziemlichen Streit zwischen ihm und Eloy geführt hatte. Doch derlei Dinge gehörten nun ja der Vergangenheit an.

Caprice sah noch wie zwei Diener zusätzliche Gedecke anbrachten, bevor sie sich zurückzogen. Es waren ja vier unerwartete Gäste zugegen. Weder mit Trayton noch einer weiteren Enkeltochter oder ihren Schwiegereltern war heute gerechnet worden.

„Danke Vater.“ Clerissa knickste leicht und nahm ihren Verlobten bei der Hand.

Caprice lächelte nur leicht. Man merkte jetzt schon, wer in dieser Ehe die Führung übernehmen würde. Wenn dazu kam, hieß es. Immerhin war Clerissa noch jung und viel zu lebenslustig um schon zu heiraten.

„Ich weiß es zu schätzen.“ Damit steuerte Sin den zweiten Platz an, gefolgt von Horus, der nebenbei die Kärtchen studierte die auf dem Tisch standen.

Heute war alles etwas verdreht, weswegen Caprice es besser gefunden hatte die Plätze zu kennzeichnen. Wenn es heute klappte, konnte sie das Konzept morgen ja auch wieder verwenden. Eigentlich hatte Caprice nie gedacht das es so schwer war eine Hochzeit auszurichten, doch sie war auch noch nie in eine solche Situation gekommen. Bei ihrer eigenen hatte sie nicht viel mitzureden gehabt und Michelle hatte in aller Heimlichkeit und weit weg geheiratet. So war Sin wirklich das erste Kind, das sie verheiratete. Ein seltsames Gefühl.

Langsam fanden alle ihre Plätze und setzten sich. Gut, da sie einige Gedecke hinzufügen mussten passte es nicht so ganz, doch das Wichtigste stimmte. Clerissa und Sin am Kopfende und an ihrer Seite Horus und Davin.

Es war ein entspanntes Essen, wenn auch eine gewisse Anspannung in der Luft lag. Caprice verstand das, auch sie wartete auf diesen bestimmten Moment.

Pünktlich um Mitternacht wurde dann auch die Hauptspeise abgetragen und Alessandro stand auf. Er hob sein Glas. „Ich weiß, wir warten alle auf ein ganz bestimmtest Ereignis, doch ich glaube Horus wird mir vergeben, wenn ich zuerst mein Geschenk überreichen will.“

„Nur zu.“ Lächelnd deutete Horus Alessandro weiter zusprechen.

„Danke. Nun gut, dann will ich euch eure Geschenke überreichen.“

Zwei Diener platzierten auf jeder Seite des Tisches einen Stuhl, bevor zwei andere Diener eintraten, von denen jeder einen großen rechteckigen Gegenstand trug. Dieser wurde von einem Tuch verdeckt. Sie stellten die Gegenstände auf die Sessel und entfernten das Tuch. Zum Vorschein kamen zwei Gemälde, die jeweils ein Haus zeigten.

Caprice bemerkte den verwirrten Blick den Sin und Clerissa austauschten. Sie konnte sie auch verstehen. Ihre Geschwister hatten alle Grundstücke oder Pflichten bekommen, bis auf Eloy, der ein Pferd gekriegt hatte. Doch er hatte ihnen auch schon Monatelang zuvor damit in den Ohren gelegen und wenn das tagtäglich so ging, konnte es ganz schön nerven.

„Danke Vater, das ist ein schönes … Bild?“ Clerissa sah fragend zu ihrem Zwilling, der nur mit den Schultern zuckte.

„Ich weiß es sieht nicht sehr eindrucksvoll aus. Aber ich kann euch versprechen in natura sieht es viel imposanter aus.“ Alessandro lächelte bei diesen Worten und hob das Glas.

„Alles Gute zur Volljährigkeit.“

Die erstaunten Gesichter ihrer Kinder würde sie wohl nie vergessen. Jedes hatte gleich reagiert. Zuerst waren sie erstaunt und dann überglücklich.

„Ich krieg ein Haus? Ich krieg ein Haus!“ Clerissa hob eine Hand vor den Mund.

Auch Sin betrachtete das Gemälde nun mit neuen Interesse.

„Ein Anwesen um genau zu sein, doch grob gesehen ist es wohl ein Haus.“

Das hieß nur es gab Land das zu diesem Haus gehörte und es waren schöne Ländereien. Caprice hatte sie schon selbst besichtigt. Sie lagen auch nicht wirklich weit von hier entfernt, nur einige Tagesreisen, das sie in Frankreich lagen stand außer Frage.

Clerissa stand ruckartig auf und lief zu ihrem Vater, diesen umarmte sie heftig. „Danke Vater.“

Auch Sin hatte sich erhoben und kam auf seinen Vater zu, er wirkte wesentlich gefasster als seine Schwester.

Allerdings konnte er damit nur Außenstehende täuschen. Caprice merkte das er sich ebenso freute wie sein Zwilling.

Kurzerhand umarmte er seinen Vater und notgedrungen auch gleich seine Schwester. „Danke.“

„Gern geschehen.“ Er strich seinem Sohn übers Haar und Clerissa über den Rücken. Auch wenn er diese Umarmung nach wenigen Momenten wieder löste.

„Aber ich bin ja nicht der Einzige, der euch heute etwas schenken will.“

Die Zwillinge nickten und gingen zu ihren Plätzen zurück.

„So dann bin ja nun ich dran, bevor ich noch einmal übertrumpft werde.“ Lächelnd erhob sich Horus.

Caprice und auch alle anderen Anwesenden die wussten, was nun folgte sahen gespannt auf die Beiden. Sie waren ja eigentlich schon verlobt. Wenn Sin glaubte ihr als Mutter wäre der Ring, den er seit heute Morgen trug nicht aufgefallen, dann irrte er sich gewaltig. Doch sie war gespannt wie Horus sich anstellte.

Horus trat hinter die Stühle der beiden Ehrengäste und sah kurz auf sie hinab. „Wie die Meisten hier wissen, bin ich vor neun Jahren hierher gekommen um meine Braut abzuholen. Eine kurze, schnelle Angelegenheit wie ich dachte. Nun wie ich erkennen musste, hatte diese aber andere Pläne. Sie ist mir kurzerhand weggelaufen.“

Bei diesem Kommentar lächelte Clerissa verlegen.

Ihre Brüder lachten nur leise, was aber rasch wieder verstummte.

„Was ich hier vorfand war ihre Familie, unter ihnen ein ziemlich unwilliger Wildfang. Ich gebe zu, ich war nicht sehr nett zu ihm und das hat er mir Stück für Stück heimgezahlt.“ Horus trat nun vollends hinter Sins Stuhl und legte beide Hände auf die Rückenlehne.

„Bis heute konnte ich diesen Wildfang nicht zähmen und ich würde es auch nicht wollen. Denn ich liebe ihn so wie er ist. Temperamentvoll, heißblütig und manchmal viel vernünftiger als ich selbst es bin. Auch das er seine Familie liebt rechne ich ihm hoch an. Gerade deswegen bringe ich mein Anliegen heute vor den Menschen vor, die Sin so sehr liebt.“

Er trat schräg vor Sins Stuhl und kniete sich hin. „Ich kann dir heute zwar kein Anwesen schenken, doch ich biete dir ein Heim voller Wärme und eine gesicherte Zukunft. Doch und das zählt wohl am Meisten, schenke ich dir meine immerwährende Treue und Liebe. Deswegen frage ich dich heute, vor all den Leuten die dir so wichtig sind… Sin, willst du mich heiraten?“

Es entstand eine gespannte Stille. Alle Augen waren auf Sin gerichtet, der bei Horus Worten deutlicht rot geworden war. Scheinbar sprachlos sah er den Älteren an. Langsam schob er den Stuhl zurück, dann fiel er den Älteren um den Hals. „Natürlich will ich.“

Caprice bemerkte, wie ihr ein verträumtes Seufzen entkam. Allerdings war sie da nicht die Einzige. Auch auf den Gesichtern der anderen anwesenden Frauen konnte man diesen verträumten Ausdruck erkennen. Oh ja, Horus hatte den unverheirateten Männern hier einen sehr hohen Maßstab gesetzt. Arnaud und Davin würden sich sehr anstrengen müssen um das zu übertrumpfen.

Jalyn hob sein Glas. „Also darauf stoße ich an.“

Caprice nahm, wie der Rest der Familie ihr Glas in die Hand und hob es hoch.

„Auf das junge Glück.“ Henry lächelte bei dieser Bemerkung.

Ja, das würde eine schöne Hochzeit werden und Caprice war sich sicher das Sin glücklich werden würde. Etwas das sie jedem ihrer Kinder aus tiefsten Herzen wünschte.

Jeder von ihnen würde seinen Weg gehen und alle Widrigkeiten meisten, dessen war sie sich sicher. Denn sie waren Werwölfe und vor allem waren es ihre Kinder.
 

Wie immer gibt es ein paar Namen zu erklären.
 

Chaya – Leben

Doria – Das Geschenk

Jalyn – Ruhig

Trayton – Bäume

Davin – Kitz
 

So das war es nun mit Wolfsherzen. Ich danke allen die diese Geschichte kommentiert, favorisiert oder einfach nur gelesen haben.

Nun sind wir also am Ende, obwohl… ich habe da ja noch etwas versprochen. Genau eine Spezialstory und zwar von Ratan. Wer also noch nicht genug von dieser Familie hat, der kann gerne noch etwas dabei bleiben bei Wolfsherzen/Tigeraugen.

Ich würde mich freuen.

Tigeraugen 1

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Missbilligend glitten hellblaue Augen über die festliche Tafel. Es war nicht zu glauben was sich hier alles herumtrieb. Gebissene, die genauso behandelt wurden wie Reine, Vampire, die ihre Feinde waren, Wertiger gegen die sie schon seit Jahrhunderten Krieg führten, Menschen, die eindeutig nichts in ihrer Runde zu suchen hatten und ein Mischling. Wobei ihn das Letztere am meisten störte und seine Wut schürte.

Sein Blick blieb auf Kobe hängen, wie sehr ihm seine Existenz ein Dorn im Auge war. Er war der lebende Beweis für die Untreue seines Vaters. Für seine Mutter eine ständige Erinnerung daran, wie sehr sie sein Vater jeden Tag demütigte. Gut, es war keine Liebesheirat gewesen, doch er verehrte seine Mutter und aus diesem Grund hasste er Kobe.

Aleka stieß ihn unsanft in die Seite. „Tu wenigstens so, als würdest du dich für sie freuen.“

Nika lächelte kurz freudlos. Das war es nicht. Er freute sich wirklich für Sin, der heute geheiratet hatte, ihm behagte einfach nur nicht die Gesellschaft in der er sich befand. Wie konnten seine Cousins nur mit solchen Wesen verkehren? Gut, von Kobe hatte er nie etwas anderes erwartet, als das er irgendwelchen Abschaum nahm, das passte auch zu ihm. Doch wie konnte sich Henry mit einem Gebissenen abgeben oder Eloy einen Vampir lieben? Das war doch weit unter ihrem Stand. Er könnte nie so tief sinken.

Apropos sinken, wie weit war das sein Vater schon? Dieser Wertiger neben ihm war ziemlich vertraut mit ihm. Doch so etwas würde er nicht einmal seinem Vater zutrauen, nicht mit einer Katze.

Auch wenn er nicht sehr viel Respekt vor seinem Vater hatte, damit würde er seine Familie nie beschämen, oder?

Nika sah sich in der Runde um. Irgendwie hatte jeder hier einen Begleiter oder eine Begleiterin und er? Er war mit seinem Vater hier. Nicht das er keine Begleitung gefunden hätte, doch bis vor drei Tagen wusste er ja nicht einmal das er kommen musste. Klar, Sin war sein Cousin, doch wirklich nahe standen sie sich nicht. Genauer gesagt hatte er ihn das letzte Mal vor zwanzig Jahren gesehen und nicht einmal da war er sich sicher. Es könnte auch schon länger her sein. Also hätte man ihm keinen Vorwurf machen können, wenn er ferngeblieben wäre. Wahrscheinlich wäre es nicht einmal aufgefallen. Doch nein, sein Vater hatte ja darauf bestanden, das alle verfügbaren Familienmitglieder mitkamen. Gott, warum konnte er nicht schwanger werden so wie seine Schwestern? In solchen Situationen war es wirklich praktisch eine Frau zu sein.

„Wie gehen deine Studien voran Nika?“ Scheinbar versuchte Michelle neben ihm ein Gespräch zu beginnen. Nun sie kannte er ja etwas besser, immerhin lebten sie im selben Land. So liefen sie sich auf den verschiedensten Anlässen über den Weg.

„Ich kann nicht klagen.“ Ganz bestimmt würde er nicht zugeben, das ihm Portugiesisch Schwierigkeiten bereitete oder er die fernöstliche Kampfkunst nicht richtig beherrschte. Das wusste nicht einmal sein Vater, warum auch? Er wollte einen perfekte Sohn, das war die einzige Anforderung die er an ihn stellte und die würde er erfüllen. Irgendwann würde er ihm gegenüberstehen und in allen Sprachen der bekannten Welt zum Teufel wünschen. Ihn und Kobe. Es war ein kindisches Ziel das wusste Nika, doch zumindest jetzt spornte es ihn noch an.

„Was macht dein Geschäft?“ Als ob es ihn wirklich interessierte, ob Michelles Stoffgeschäft Gewinne abwarf oder nicht? In seinen Augen gehörte es sich nicht, das adelige Frauen arbeiteten. Das schickte sich einfach nicht.

Trotzdem hörte er ihr geduldig zu, wenn er auch in Gedanken ganz woanders war. Nika selbst konnte nicht einmal sagen wohin seine Gedanken schweiften, doch alles war besser als das hier.

Neben sich hörte er seinen Vater seufzen und sah zu ihm. Was passte ihm denn nun schon wieder nicht?

Tatsächlich maß ihn dieser mit einem tadelnden Blick.

Nika runzelte die Stirn. Er konnte nicht wirklich gemerkt haben, das er Michelle nicht wirklich zuhörte, das hatte ja nicht einmal sie selbst gemerkt. „Ich komm nicht drauf. Was ist?“

„Du machst es schon wieder.“ Seine Stimme hatte einen überdrüssigen Klang.

„Was?“ Nika sah an sich herab und wirklich. Er wippte schon wieder mit dem Fuß. Das war eine Angewohnheit aus seiner Kindheit, die er bis heute nicht abgelegt hatte. Obwohl er sich wirklich nach Kräften bemühte, da sie ihm nichts brachte. Sie zeigte nur das er gelangweilt war und das musste nicht jeder mitbekommen.

„Schon gut.“ Er zwang sich sein Bein ruhig zu halten. Doch sein Vater hatte sich schon wieder dem Tiger an seiner anderen Seite zugewandt.

Nika zwang sich ein Seufzen zu unterdrücken. Was hatte er erwartet? Das er die Aufmerksamkeit seines Vaters länger als ein paar Augenblicke fesseln konnte? Immerhin war er nicht dieser verkommene Mischling. Nika wusste durchaus woran es lag das sein Vater ihn nicht liebte. Er kam eben zu sehr nach seiner Mutter und diese konnte er ja auch nicht lieben. Doch was erwartete Aleka? Sie hatte ihn erzogen, weil er ja zu beschäftigt damit war mit irgendwelchen Menschen herumzuhuren. Nein, den Respekt vor seinem Vater hatte er schon lange verloren. Nun zumindest hatte er die Gewissheit einmal alles zu erben was jetzt seinem Vater gehörte, denn das durfte er laut geltendem Recht keinem Bastard vermachen. Also wie sehr Aleka ihn auch hasste, am Ende würden alle seine Anstrengungen ihm dienen. Das gab Nika eine gewisse Genugtuung.

Gelangweilt richtete er sein Geschehen wieder auf die Anwesenden. Passierte noch etwas oder saßen sie hier nur die Zeit ab?
 

Ratan versuchte zum wiederholten Male Marissa von ihrem Weinkelch zu trennen. Natürlich mit dem gewohnten Ergebnis. Es brachte nichts. Allerdings hütete er sich davor etwas zu sagen. Marissa war vielleicht älter geworden, doch das hieß nicht das sie vernünftiger war. Aus irgendeinem unbekannten Grund war sie stolz darauf soviel zu vertragen. Da war noch viel an Erziehung fällig, wenn es an der Zeit war sein Versprechen einzuhalten. Wenn er bloß noch wüsste warum er ihr dieses Versprechen gegeben hatte. Ach ja, daran war sein Musterschüler ja Schuld.

Ratan warf einen wütenden Blick auf Ercole, doch eigentlich konnte er ihm nicht wirklich böse sein. Er hatte ihn einfach zu früh alleine gelassen.

„Wann willst du dich eigentlich von Ercole trennen?“ Aleka sah ihn an, doch man merkte das ihn dieses Thema im Grunde langweilte.

Ratan konnte das verstehen, im Grunde war es wirklich schon eine lange Zeit, die er bei ihm lernte. Neun Jahre, waren ja kaum noch vertretbar zumindest bei Katzen. „Nach dem was beim letzten Mal passiert ist, werde ich diesen Fehler sicher nicht wiederholen.“

„Ach ja das. Wann war das? Vor vier Jahren?“ Aleka hob belustigt eine Augenbraue.

„Vor drei.“

„Glaubst du nicht, das du etwas zu vorsichtig bist?“ Der Wolf nahm sein Weinglas und trank einen Schluck davon.

Ratan warf einen bezeichnenden Blick zu Marissa und schüttelte dann entschlossen den Kopf. „Nein ganz bestimmt nicht. Ercole ist erst mit seiner Ausbildung fertig, wenn er mir beweist das er alleine überleben kann.“

„Und welchen Beweis würdest du akzeptieren?“ Nun konnte man leichtes Interesse in Alekas Augen erkennen.

Wissend lächelte Ratan und schüttelte den Kopf. „Damit du es dann Ercole verrätst? Sicher nicht.“

„Och? Traust du mir denn nicht?“ Ein bestürzter Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Älteren. Allerdings merkte man das es falsch war.

„Tut mir leid Aleka. Ich habe zu viel Zeit in der Gesellschaft von Intriganten verbracht. Da wird man vorsichtig.“ Dabei warf er einen Blick über den Tisch zu seinem zweiten Wahlkind. Jamie würde wohl nie aufhören den Vampir zu ärgern. Warum sonst hing er jetzt so an Eloy?

Der Wolf folgte seinem Blick und er lächelte. „Ich verstehe. Dieser Junge ist auch wirklich ein Naturtalent.“

„Du kennst ihn?“ Das war neu für Ratan. Zumindest hatte Jamie ihm nichts davon erzählt.

Aleka schüttelte den Kopf. „Nein, nicht persönlich, doch ich habe von ihm gehört.“

Ratan nickte. Das war wohl unvermeidbar, bei Jamies Aktivitäten. Der Junge brachte sich ständig in Schwierigkeiten, allerdings hatte er das auch Talent diese selbst wieder zu meistern.

Aleka wand sich dem Jungen neben sich zu und sagte etwas zu ihm, das er allerdings nicht verstehen konnte.

Es war nicht schwer zu erkennen, das sie miteinander verwandt waren. Das war also sein Sohn. Nun ihr Verhältnis schien ziemlich unterkühlt zu sein, das hatte Ratan schon gemerkt als Aleka ihn vorgestellt hatte. Nur schien das keinen hier zu stören oder sie mischten sich nur nicht ein, deswegen sparte sich Ratan auch jedes Kommentar. In die Erziehung anderer Leute mischte er sich nicht ein. Er selbst schien bei diesen Thema ja zu versagen.

Gerade wollte er wieder mit Aleka reden, als er aus den Augenwinkeln sah, wie Marissa etwas schwankte. Wenn man bedachte das sie saß, war das ziemlich gefährlich. „Entschuldige mich bitte.“

Mit einem entschuldigenden Lächeln wand er sich von Aleka ab und Marissa zu. „Komm Schätzchen gehen wir schlafen.“

„Ich bin aber noch nicht müde.“ Sie sah ihn ernst an, doch an ihrem unfokussierten Blick merkte man, das sie schon genug Alkohol für heute konsumiert hatte.

Der Tiger lächelte sanft und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Ich aber und willst du mir wirklich deine Gesellschaft versagen? Das kannst du mir doch nicht antun.“

„Verdient hättest du es aber. Doch ich will mal nicht so sein.“ Sie tätschelte ihm kurz die Schulter und stand dann auf.

Ratan behielt sie dabei im Auge, bereit immer zugreifen zu können, falls sie wankte. Allerdings brachte sie das Kunststück fertig ohne jegliche Beeinträchtigung aufzustehen. So als wäre sie nüchtern, das beeindruckte ihn immer wieder aufs Neue. Er begleitete sie aus dem Raum und schon automatisch streckte er die Hände aus, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Gerade rechtzeitig, da Marissa nun wirklich wankte. „Komm, ich trag dich.“

Damit nahm Ratan sie kurzerhand auf die Arme.

„Ich mag es wenn du mich trägst. Da fühle ich mich wie eine Prinzessin.“ Marissa schmiegte sich an seine Schulter uns schloss die Augen.

Ratan kam sich eher wie ein Aufpasser vor, doch für Marissa machte er das gerne. Sie war für ihn immerhin wie eine Tochter, ebenso wie Jamie so was wie sein Wahlsohn war. Er hatte wirklich einen seltsamen Geschmack was seine Kinder anging. Da konnte er sie sich schon aussuchen und dann nahm er immer die mit Problemen. Ercole bildete da keine Ausnahme.

Die Tür zu ihrem Zimmer umständlich mit dem Ellbogen öffnend, sah Ratan auf Marissa. Diese war eingeschlafen, aber das war keine Überraschung. Sanft legte er sie aufs Bett und zog die Decke über sie.

„Schlaf gut, Marissa.“ Sanft strich ihr Ratan über die Wange und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Das hatte sich in all den Jahren nicht verändert.

Damit wand er sich von ihr ab. Er würde noch einige Zeit auf dem Fest verbringen, bevor er sich wirklich schlafen legte. Natürlich neben sie, ansonsten würde es nur ein böses Erwachen für ihn geben.
 

Eine neue Geschichte, ein neuer Name:
 

Nika – Sieg

Marissa - geliebt

Tigeraugen 2

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sein Kopf schmerzte. Stöhnend legte sich Nika eine Hand auf die Stirn. Was war bloß in dem Wein gewesen? Sonst vertrug er deutlich mehr als er gestern zu sich genommen hatte. Die Gerüchte das französischer Wein doch deutlich schwerer war als alle Anderen stimmte wohl doch.

Langsam arbeitete Nika sich unter der Bettdecke hervor. Jede Bewegung schickte neue Schmerzwellen durch seinen Kopf. Wenigstens ersparte er sich bei seinem Lebenswandel das Tageslicht. Das er Aufstehen musste stand außer Frage. Immerhin waren seine Großeltern da und auch beim Rest der Familie sollte er Punkte sammeln. Vielleicht brauchte er sie ja irgendwann einmal?

Begleitet von unwilligen Geräuschen arbeitete er sich zu seinem Waschtisch vor. Dort öffnete Nika eine kleine Metallkiste und holte eine Phiole hervor. Man konnte ihm nicht vorwerfen, das er für solche Fälle unvorbereitet war. Seine ältere Schwester Talim hatte da so einige Mittel dagegen, bei Gelegenheit sollte er sie wohl wieder darum bitten.

Nika füllte einen Becher mit Wasser und schüttete das Pulver hinein. Es war immer besser mehr davon zu nehmen.

In einem Zug trank er es, nun hieß es nur mehr warten bis die Wirkung einsetzte. Nika ließ sich auf einen Sessel neben dem Waschtisch sinken. Dabei fiel sein Blick auf sein Spiegelbild. Wie er dieses Gesicht doch hasste. Es war das perfekte Abbild seines Vaters, nur um etliche Jahre jünger. Aus einem Gesicht mit durchaus feinen Zügen, blickten ihm zwei hellblaue Augen entgegen. Jedoch hatten fehlten diesen der amüsierte Ausdruck der ständig in ihren Gegenstücken zu sehen war. Dazu noch die rotblonden Haare, die er sich zu allem Überfluss auch noch mit dieser Missgeburt teilte. Wie oft hatte Nika schon versucht das zu ändern. Doch egal wie lang oder kurz er sie wachsen ließ oder in welche Farbe er sie färbte es war doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Rest blieb gleich.

Warum konnte er nicht das Aussehen seiner Mutter haben? Nika war sich sicher das ihm schwarze Haare und eisblaue Augen sicher auch stehen würden. Doch nein, damit hatten sie nur ihre Töchter beschenkt. Tagtäglich musste er sich deswegen mit einem Gesicht konfrontieren, das er verabscheute.

Probeweise blickte Nika ernst in den Spiegel. Seine Mine verhärtete sich und in seine Augen trat ein kühler Blick. Oh ja, er sah aus wie sein Vater.

Mit einem genervten Laut wand er sich von seinem Spiegelbild ab. Gerade aus diesem Grund mied er Spiegel normalerweise, doch das konnte man hier ja nicht wissen.

Nika zog sich an und verließ sein Zimmer. Am Gang traf er Eryx und grüßte ihn mit einem Nicken. Auch ihn kannte er schon von einigen Anlässen in Griechenland, doch hatte er nie viel mit ihm zu tun gehabt. Immerhin trennten sie dreißig Jahre, da gab es schon gewisse Kluften.

„Morgen.“ Eryx nickte zwar auch, fügte aber noch diesen mündlichen Gruß hinzu. Auch er wirkte unausgeschlafen, was ein unterdrücktes Gähnen von ihm nur unterstrich.

Dann eben etwas Smalltalk, es konnte ja nicht schaden. „Anstrengende Nacht gehabt?“

Eryx nickte bei Nikas Frage. „Ja. Das ist wohl der einzige Nachteil bei solchen Festen. Sie enden immer viel zu spät.“

Darauf hatte sich seine Frage nicht bezogen, doch Nika nahm diese Antwort hin. „Deine Ausdauer lässt nach Eryx. Früher hast du deutlich länger durchgehalten. Wenn ich da so zurückdenke…“

Nika ließ diesen Satz absichtlich offen. Sein Großcousin würde schon wissen worauf er anspielte. Vor einigen Jahren hatten sie noch so manches Fest zusammen beendet. Nein, sie hatten nicht viel miteinander zu reden, doch wenn man schon Familienmitglieder traf konnte man sich ja mit diesen beschäftigen.

Der Weißhaarige zuckte nur mit den Schultern. „Das ist schon lange her. Caron ist nicht so der Wolf für festliche Anlässe.“

Diesen Eindruck hatte er auch auf Nika gemacht. Doch er würde sich nie von seinem Partner in irgendeiner Art einschränken lassen. Das Eryx das machte war dessen Angelegenheit, doch er fand das man so nur wertvolle Gelegenheiten verschwendete. „Ist er der Grund warum du hier bist?“

Eryx schnaubte nur. „Der Grund dafür ist das meine Mutter mich hier ausgesetzt hat. Doch inzwischen, ja er ist der Grund.“

Nika nickte stumm. So war es also gewesen, es war nie gänzlich erklärt worden warum Eryx nun hier war. Mit der Kindererziehung hatte diese Familie wohl so ihre Probleme. Entweder liefen ihre Kinder weg oder sie hassten ihre Eltern oder sie wurden abgeschoben. Da musste ernsthaft etwas überdacht werden.

„Übrigens alles Gute zu deiner Volljährigkeit.“

„Das war vor drei Jahren.“ Eryx sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Man hörte den amüsierten Unterton in seiner Stimme.

„Ich weiß. Leider war ich verhindert.“ Nika zuckte nur mit den Schultern. In Wahrheit hatte er es vergessen, da es ihn nichts anging. Ebenso wenig wie es ihn interessierte, doch hier sollte er so etwas wie Höflichkeit zeigen.

Der Jüngere öffnete die Tür zum Esszimmer und trat ein. Zielstrebig ging er auf einen Platz zu.

Nika folgte ihm, blieb aber kurz in der Tür stehen. Ach, seit wann war sein Vater denn ein Frühaufsteher? Erstaunlich was so ein Bastard alles bewirken konnte.

Er wand seinen Blick von seinem Vater und Kobe ab und nahm lächelnd neben einer Werwölfin Platz. Wenn er sich nicht irrte, dann war es eine von Horus Schwestern. Gut, dann sollte er mit den gesellschaftlichen Pflichten eines solchen Treffens beginnen.
 

„Mein Kopf tut weh.“ Marissa stöhnte und drehte sich auf die Seite.

„Das war vorauszusehen. Wolltest du dich nicht etwas einschränken?“ Ratans Mitleid hielt sich deutlich in Grenzen. Er saß mit angezogenen Beinen auf dem Bett. Seine Arme hatte er um die Knie gelegt.

Marissa gab ihm einen leichten Klaps gegen die Hüfte. „Du könntest mich ruhig etwas bemitleiden.“

„Warum?“ Ratan war leicht sauer. Sie hatte ihm versprochen sich mit dem Alkohol einzuschränken. Zumindest wenn sie nicht unter sich waren. Was sie auf der Insel oder mit seiner Mannschaft für Trinkgelage veranstalte störte ihn nicht. Nur das hier war Kobes Familie, da konnte man schon einen guten Eindruck hinterlassen. Es war zwar nicht das erste Mal das sie hier waren, doch war das noch lange kein Grund sich gehen zu lassen.

„Scheinbar muss ich deinen Bruder doch mitnehmen.“

„Untersteh dich.“ Sie funkelte ihn wütend an.

„Außerdem könnte mir dann ja zufällig etwas rausrutschen.“ Marissa lächelte hinterhältig.

„Dann müsste ich dich leider fressen und deinen Bruder auch. Das willst du doch sicher nicht oder?“ Den Kopf leicht schief legend erwiderte er ihr Lächeln. Das konnte er auch.

Darauf kam nur ein Murren von der Gestalt neben ihm. Sie schwieg noch einige Zeit, bevor wieder etwas von ihr kam. „Ratan?“

„Hm?“ Oh Gott, er ahnte was nun kam. Dieses Thema folgte immer nach so einem Gespräch. Schön langsam sollte er es wissen und nicht mehr ansprechen.

„Wann machst du es?“

Er wusste ganz genau was sie meinte, doch wollte er sich noch etwas Zeit erkaufen. Deswegen stellte er sich einmal unwissend. „Was soll ich machen?“

„Mich beißen.“ Marissa richtete ihren Oberkörper auf und sah ihn an.

Der Tiger seufzte. Er hatte es ja geahnt. „Du kennst die Antwort.“

„Aber sie gefällt mir nicht. Ratan ich 26 Jahre alt, ich bin eine alte Frau, wie lange soll ich denn noch warten?“ Aufgebracht sah sie ihn an.

Eigentlich wollte er sie gar nicht beißen. Wenn Ercole etwas intelligenter gewesen wäre, dann hätte er die Sache besser eingeteilt. So hätte sie nie etwas von der Verwandlung erfahren. Aber nein, sein Schüler hielt ja nichts von einer guten Zeiteinteilung.

Eine Hand erschien vor seinem Gesicht. „Mach es jetzt.“

Marissas Stimme hatte einen entschiedenen Klang und auch in ihren Augen konnte man diese Entschlossenheit erkennen.

Dafür musste Ratan sie nicht einmal ansehen, dieses Gespräch führten sie schon zu oft seit drei Jahren. Unwillig schob er ihre Hand zur Seite und stand auf. „Ich werde dich nicht beißen. Nicht jetzt. Wenn Ercole seine Ausbildung beendet, werde ich mein Versprechen einlösen. Das weißt du.“

Ihre Faust schlug wütend auf die Matratze. „Wenn es nach dir geht, ist er ja nie damit fertig!“

Ratan unterließ es etwas darauf zu antworten. Sie hatte ja recht. Seit drei Jahren hielt er sie mit diesem Versprechen hin und zog auch Ercoles Ausbildung in die Länge. Das trug ihm von ihrer Seite und Ercoles natürlich Ärger ein. Doch er wusste nicht einmal ob er sie beißen konnte. Sie war wie seine Tochter, er trug die Verantwortung für sie. Schon weil er ihrem Bruder versprochen hatte, das ihr nichts Schlimmes passieren würde wenn sie mit ihm reiste.

Ercole war ein Unfall gewesen, doch dies hier würde bewusst geschehen. Das konnte er nicht verantworten.

„Morgen.“ Die Tür öffnete sich und Jamie trat ein.

Na das war wenigstens eines seiner selbsterwählten Kinder das keine Probleme machte. Zumindest verlangte er nichts von ihm, das er nicht erfüllen wollte. „Morgen.“

„Jamie, genau der Mann den ich brauche.“ Marissa stand auf und drehte ihm den Rücken zu. Mit einer geübten Bewegung hob sie die Haare hoch und entblößte ihren Nacken.

„Kannst du einmal?“ Damit deutete sie auf die Knöpfe auf dem Rücken ihres Kleides.

Jamie grinste fröhlich. „Ein Mädchen entkleiden? Aber gerne doch.“

Er ging zu ihr und begann die Knöpfe des Kleides zu öffnen.

„Was führt dich her Jamie?“ Ratan glaubte nicht das Jamie ohne Grund gekommen war. Dafür kannte er ihn schon zu gut.

„Kann ich dich nicht einfach sehen ohne einen Grund zu haben?“ Jamie schüttelte den Kopf.

„Nein, natürlich will ich etwas von dir. Wenn ihr abreist, kann ich dann mitfahren?“

„Das wird noch etwas dauern. Ich will Kobe nicht unbedingt gleich von seinem Vater trennen. Dafür sehen sie sich zu selten.“ Außerdem hatte ihn Kobe darum gebeten und auch Aleka, wenn auch voneinander unabhängig.

Der Weißblonde zuckte nur mit den Schultern und half Marissa aus dem Kleid vom Vorabend. „Das spielt keine Rolle, ich habe es nicht eilig.“

„Wo willst du hin?“ Dann konnte er wenigstens schon die Route planen, etwas anderes außer warten konnte er hier auch sonst kaum machen.

„Afrika. Horus Verwandte haben mir gestern erzählt das dort Werleoparden gesichtet wurden. Dem will ich nachgehen.“

„Ach, dann gehst du unter die Forscher? Glaubst du nicht, dass du da einem Phantom nachjagst?“ Ratan sah den Jüngeren zweifelnd an. Es gab keine Werleoparden mehr. Schon seit einem Jahrhundert hatte man keinen Leoparden mehr gesehen. Dabei war nichts passiert. Von heute auf morgen hatten sie beschlossen nur mehr zurückgezogen zu leben ohne Kontakt mit anderen Rassen zu pflegen. Bei Einzelgängern wie Diesen war eine so einstimmige Entscheidung doch etwas seltsames. Doch da man sie wirklich nicht mehr sah, musste man wohl annehmen das sie ausgestorben waren. Denn auch wenn man abgeschieden lebte, musste man Zeichen von ihnen finden.

„Ich habe Macht, ich habe Geld und ich habe Langeweile. Die perfekten Vorraussetzungen für so ein Unternehmen nicht?“ Jamie grinste frech und bürstete Marissa mit einem Kamm, den sie ihm kurzerhand in die Hand gedrückt hatte, durchs Haar.

„Ja, bei dir trifft das zu.“ Ratan lächelte leicht. Jamie hielt nichts von den Vergnügungen der anderen Adligen. Feste sah er als Gelegenheit nicht als Ablenkung. Glücksspiele, Schlägereien, sexuelle Eskapaden, das alles war Jamie zwar nicht fremd, fesselte seine Aufmerksamkeit aber nicht für lange Zeit. Er bevorzugte eher so etwas wie das, wo er seinen Verstand einsetzen musste. Was wahrscheinlich auch der Grund für seine ganzen Intrigen war. Bei ihnen musste er sich anstrengen und geschickt agieren, außerdem brachten sie ihm etwas und amüsierten ihn.

Der Jüngere band Marissas Haar mit einer Schleife zusammen. „Zufrieden?“

„Perfekt.“ Lächelnd wand sie sich zu Jamie um.

„Du gibst eine ganz gute Zofe ab. Interesse an dem Job?“

Jamie lachte leise. „Da muss ich leider ablehnen, da ich andere Verpflichtungen habe. Aber vielleicht komme ich ja einmal darauf zurück.“

Dabei zwinkerte er ihr zu.

Sie grinste und drehte sich im Kreis. Während Jamies und Ratans Gespräch hatte sie ihr Kleid gewechselt und die Morgentoilette erledigt. „Wie sehe ich aus?“

Erwartungsvoll sah sie Ratan bei dieser Frage an.

Ratan seufzte und lächelte. Er ging zu ihr und legte einen Arm um ihre Hüfte. „Bezaubernd wie immer mein Liebling.“

„Hey, verführst du hier meine Schwester?“ Jamie sah der Szene grinsend zu.

Zu ihm sehend schenkte Ratan ihm ein hinterhältiges Lächeln. „Immer doch.“

Jamie schüttelte nur den Kopf. „Was für ein verdorbener Vater du doch bist.“

„Nicht schlimmer als der Sohn.“

„Von wem ich das wohl habe?“ Der Wolf verschränkte die Arme vor der Brust und ging zur Tür.

„Ich habe Hunger.“ Marissas Einwand lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie.

„Na dann. Du hast die Prinzessin gehört Jamie.“

„Natürlich. Wenn ich bitten darf.“ Damit öffnete der Angesprochene die Tür.

Ja, das war durchaus ein Morgen an den er sich gewöhnen konnte. Wer brauchte schon eigene Kinder, wenn man eine solche Rasselbande am Hals hatte. Doch keinen von ihnen würde er hergeben. Nicht mal unter Zwang.

Tigeraugen 3

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Als Ratan mit seiner kleinen Meute das Esszimmer betrat, waren die Meisten mit dem Frühstück schon fertig oder noch nicht wach. So wie das gestern gelaufen war tippte er auf die zweite Möglichkeit.

Ungefragt nahm er neben Aleka Platz. Es war zwar seltsam das sein Sohn diesen Platz nicht einnahm, doch dieser unterhielt sich gerade mit einem weiblichen Werwolf. So gesehen würde es also nichts ausmachen, wenn er diesen Platz besetzte.

„Bei jeden eurer Besuche scheint eure Familie mehr anzuwachsen.“ Alessandro sah mit einem nicht zu deutenden Blick auf Ratan.

„Zuerst nur Ercole, dann Marissa und auch der Freund meines Sohnes, Jamie scheint an euch zu hängen.“

Ratan lächelte bei dieser Erklärung. „Es wirkt wirklich so. Ich scheine Problemkinder nur so anzuziehen.“

Damit handelte er sich unter dem Tisch einen Tritt von Marissa ein, die ihn zuckersüß anlächelte.

Nur kurz warf er ihr einen warnenden Blick zu, bevor er sich wieder an Alessandro wandte. „Im Notfall kann ich mich ja an euch wenden. Ihr scheint eure Kinder doch gut erzogen haben.“

Ein verächtliches Schnauben war zu hören.

„Ja, Nika willst du etwas dazu sagen?“ Aleka sah seinen Sohn kühl an.

Dieser lächelte leicht. „Nein, wie sollte ich auch bei diesem Thema mitreden können? Wenn der Tiger allerdings schlau ist, dann macht er genau das Gegenteil eurer Ratschläge. Denn wo das bei euch hinführt sieht man ja.“

Alekas flache Hand schlug auf den Tisch. „Das reicht.“

Der Rotblonde zuckte nur locker mit den Schultern. „Du hast nach meiner Meinung gefragt. Dafür das sie dir nicht gefällt, kann ich nichts.“

Ratan glaubte eine gewisse Genugtuung in Nikas Augen zu sehen, als sich Alekas Hand zu einer Faust ballte.

„Wie ich sehe bist du nicht ganz meiner Meinung. Doch ich werde mich zurückziehen.“ Nika stand auf und warf die Serviette auf den Tisch.

„Die Gesellschaft mancher Anwesender hier verdirbt mir sowieso den Appetit.“

Mit erhobenen Kopf verließ er den Raum.

„Wenn ich bedenke, das er mein Erbe ist wird mir deutlich unwohl.“ Aleka nahm seine Gabel wieder auf, die er zuvor hingelegt hatte.

„Er ist jung.“ Zwar wusste Ratan nicht genau wie alt Nika war, doch mehr als nur einige Jahrzehnte hatte er sicher noch nicht hinter sich.

„Das entschuldigt nicht sein Verhalten. Er sollte es besser wissen.“

„Ich bin sicher du hast ihn gut erzogen.“ Ratan lächelte.

Alekas Hand die nach dem Wasserglas griff stoppte, bevor er die Bewegung langsam zu Ende führte. „Ich habe ihn nicht erzogen. Das war Katrein.“

„Oh.“ Ratan hielt kurz inne. Natürlich wollte er Aleka nicht in Verlegenheit bringen.

„Doch du hast sicher auch etwas beigetragen.“

„Nein. Im Grunde sind Nika und ich Fremde, die nur das gleiche Blut und Aussehen teilen.“ Aleka lächelte leicht, äußerte sich aber nicht weiter dazu.

Gut, das war Alekas Angelegenheit, doch nun konnte er den Jungen auch verstehen. Auch wenn er Aleka so ein Verhalten nie zugetraut hätte, so wie er sich um Kobe kümmerte. Doch ja, er hatte gesagt das er Kobes Mutter geliebt hatte, dann konnte das nur schwerlich auf seine Frau auch zutreffen. Doch das Aleka das wirklich an seinen Kindern auslassen sollte? Nein, das glaubte Ratan nicht, da steckte sicher noch mehr dahinter.

Schön langsam füllte sich das Zimmer immer mehr und Gespräche wurden wieder aufgenommen oder begonnen. Das waren ja gute Aussichten für die nächsten Tage.
 

Nika saß im Wohnzimmer und blätterte in einem Buch. Er nahm an, das sich die meisten Gäste dann hier treffen würden. Doch für ihn waren sowieso nur zwei interessant und von Bedeutung. Wirklich kamen einige Anwesende und Familienmitglieder, doch das war alles nur zweite Wahl.

Eryx setzte sich neben ihn und sah gelangweilt auf seine Mutter. Diese umarmte gerade Henry.

Nika warf einen fragenden Blick zu dem Jüngeren.

„Sie reist ab. Ihre Pflicht ist getan und sie ist ja so beschäftigt, keine Zeit um ihren Sohn einige Tage mit ihr zu gönnen.“ Er seufzte als sie auf ihn zukam. Notgedrungen stand dieser auf.

Michelle umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Also bis dann. Wir sehen uns im Sommer, wag es nicht uns wieder zu versetzen.“

„Es ging ein Sturm. Da fuhr wochenlang kein Schiff.“

„Natürlich.“ Ihre Stimme machte klar, das sie diese Ausrede nicht glaubte.

Ihr Mann trat mit Doria auf dem Arm, neben seine Frau. „Ich freu mich schon wenn wir uns wieder treffen. Vielleicht hast du dann auch eine Antwort für mich.“

„Ja, ich werde es überdenken Vater.“ Eryx beugte sich zu seiner Schwester und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Sei brav Doria. Ich hab dich lieb.“

Das kleine Mädchen nickte nur stumm.

Trayton lächelte seinem Sohn noch einmal zu und folgte dann seiner Frau, die schon in der Tür stand.

Eryx ließ sich auf die Couch fallen. „Sie hat es immer so verdammt eilig.“

Das merkte man. Nika nickte nur zustimmend. „Darf man fragen welche Entscheidung gemeint war?“

Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern. „Nichts wichtiges. Nur wann ich endlich wieder heimkomme um mich einzuarbeiten. Typisch zuerst schicken sie mich weg und dann wollen sie mich plötzlich wieder zurück.“

„Eltern wissen doch nie was sie wollen.“ Ja, Nika kannte das zur Genüge. Schließlich gab es bei ihm auch einen Elternteil, dem er es nie Recht machen konnte. Doch inzwischen versuchte er es auch gar nicht mehr. Warum in etwas investieren, das man sowieso nicht ändern konnte? Apropos investieren, da kamen ja die, auf die er gewartet hatte.

„Entschuldige.“ Damit ließ er Eryx sitzen und stand auf.

„Großmutter, Großvater. Wie geht es euch? Gestern konnte ich euch gar nicht begrüßen, das tut mir leid.“

„Nika. Wie geht es denn meinem Enkel?“ Seine Großmutter umarmte ihn kurz.

„Ich kann nicht klagen Großmutter.“ Nika lächelte freudig.

„Was machen deine Studien. Erzähl doch was von dir.“

Jalyn neben ihr verdrehte nur die Augen. „Weil wir ihn ja so selten sehen.“

Seine Frau warf ihm einen kurzen Blick zu. „Natürlich. Seine Kinder kann man gar nicht oft genug sehen.“

„Da stimme ich dir zu Großmutter. Außerdem bedanke ich mich für euer Geschenk letztes Monat.“ Nika neigte leicht den Kopf.

„Das hast du doch schon. Außerdem brauchen junge Leute oft einen Ansporn.“ Jalyn winkte ab.

Den hatte er auch so doch Nika unterließ es ihn zu verbessern. Immerhin hatte ihm das letztes Monat ein Schiff eingebracht. Das und die Tatsache, das ihm Hector drei Wochen zuvor ein neues Pferd geschenkt hatte. Nun er konnte ja nichts dafür das sie sich so wenig leiden konnten und sich ständig mit Geschenken übertrumpfen wollten. So gesehen war er sogar das Opfer, ein Mittel zum Zweck.

„Nika. Wir werden uns unterhalten sofort.“ Aleka stand mit verschränkten Armen plötzlich neben ihnen.

Der Angesprochene seufzte nur genervt, nickte aber. Warum waren auch so viele Leute hier? Da konnte man schwer einen Einzigen bemerken. Sonst hätte er sich schon aus dem Staub gemacht. Dieses Haus war eindeutig überfüllt. „Ich entschuldige mich.“

Damit verließ er seine Großeltern und ging Richtung Tür. Seinem Vater ging das scheinbar nicht schnell genug, da er ihn grob am Arm packte und unsanft schob.

So ließ er sich sicher nicht behandeln. Mit einer groben Bewegung riss er sich los. „Ich kann gehen danke. Deine Hilfe brauch ich nicht.“

Schon gar nicht seine Hilfe. Da verzichtete er lieber darauf. Erst am Gang blieb er wieder stehen.

„Was sollte dieses Verhalten zuvor?“ Die blauen Augen seines Vater funkelten zornig.

Das konnte Nika auch. Von ihm ließ er sich nicht einschüchtern. „Ich habe meine Gründe doch erklärt nicht?“

Zumindest konnte er sich sehr gut daran erinnern, das er es gemacht hatte.

Aleka schüttelte unzufrieden den Kopf. „Ich werde noch einige Zeit hier bleiben. Doch du wirst abreisen. Am Besten noch heute.“

„Keine Sorge ich werde abreisen. Doch den Zeitpunkt bestimme alleine ich, nicht du.“ Nika hatte kein Bedürfnis hier länger als nötig zu bleiben, doch das musste sein Vater ja nicht wissen. Wenn er ihn schon hierher geschleppt hatte, so konnte er doch immerhin über den Zeitpunkt seiner Abreise selbst bestimmen.

„Mach was du willst.“ Sein Vater schüttelte den Kopf.

„Doch rechne nicht damit, das ich Zeit für dich habe.“

Nika sah ihn einen Moment irritiert an und fing dann lauthals an zu Lachen. Erst nach einigen Augenblicken hatte er sich wieder unter Kontrolle. Verächtlich sah er seinen Vater an. „Das ist die erbärmlichste Drohung, die ich je gehört habe. Du bist einige Jahre zu spät um mir damit Angst einzujagen. Nein, Aufmerksamkeitsentzug von dir ist doch schon Alltag, also warum sollte es mich jetzt gerade stören?“

Er lachte noch einmal freudlos auf. „Bein einem Vater würde es mich treffen, doch du bist nicht mehr als ein Bekannter. Warum sollte ich um deine Aufmerksamkeit buhlen? Für mich bist du nicht einmal nützlich.“

Nika drehte sich um und ging wieder in den Raum zurück. Hinter sich hörte er nur ein genervtes Schnauben seines Vaters. Es war ihm egal. Trotzdem taten ihm seine Worte weh. Es waren seine wahren Gefühle, die er eben geäußert hatte, dessen war er sich sicher, trotz allem berührte ihn das irgendwie.

Doch darüber wollte er nicht nachdenken, denn das würde ihn nur unzufrieden machen. Das brauchte er jetzt nicht.

Mit einem Lächeln ging er wieder zu seinen Großeltern und beantwortete geduldig all ihre Fragen. Hier lohnte es sich wenigstens.

Tigeraugen 4

Tigeraugen

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ratan sah auf den Mischling, der neben ihm resigniert seufzte. „Was ist los?“

Kobe sah ihn kurz verwirrt. „Oh, eigentlich hab ich nur gerade gemerkt, das sich manche Dinge wohl nie ändern.“

„Auf was spielst du an?“ Er konnte nichts Außergewöhnliches entdecken. Doch es war auch nicht seine Familie. Obwohl ihm seine Familie so egal war, das es ihm bei ihnen auch nicht auffallen würde.

„Sie haben sich schon wieder gestritten.“ Kobe deutete mit dem Kopf auf Nika.

„Er und Vater.“

„Woran siehst du das?“ Ratan fiel kein Unterschied zu zuvor auf und auch der Junge schien sehr gelassen zu sein.

„Weil sie das immer machen und weil Vater noch nicht zurückkommt.“ Kobe wand den Kopf ab.

„Nika hasst mich und er hat allen Grund dafür. Ich zerstöre seine Familie alleine durch seine Existenz und das verzeiht er mir nie.“ Der Rotblonde lächelte leicht.

„Ich finde du siehst das viel zu eng. Alles was du willst ist deinen Vater sehen, daran ist nichts verwerflich. Im Grunde ist es nur das Recht das jedem Kind zusteht. Weder musst du dich deswegen schuldig fühlen, noch dafür schämen.“ Das war eine Selbstverständlichkeit, die seiner Meinung nach jedem Kind zustand. Leider dachte nicht jeder wie er, vor allem unter Adeligen gab es da strikte Vorschriften.

„Sollte er es wagen etwas gegen dich zu sagen, wird er mich kennen lernen.“ Ercole neben Kobe fixierte Nika mit einem harten Blick.

Ratan lächelte nachsichtig und legte Ercole seine Hände auf die Schultern. Irgendwie konnte der Pirat nicht einsehen, das er gegen ein reines Werwesen keine Chance hatte. „Ja, ich schätze was mein Schüler sagen will, ist das wir sicher nicht zulassen das dir etwas passiert. Du hast nun mehr als nur eine Familie.“

Das war viel mehr als die meisten Kinder hatten.

„Danke.“ Kobe schenkte ihnen ein dankbares Lächeln und griff nach Ercoles Hand.

„Komm, gehen wir zu Mika, die Blicke die er mir zuwirft zeigen mir das er etwas für mich hat.“

„Welche Blicke?“ Alarmiert sah sich der Braunhaarige nach dem Vampir um, ließ sich aber von Kobe führen.

Musste das langweilig sein einen so eifersüchtigen Partner zu haben. In dieser Hinsicht war Ratan ganz Tiger, er brauchte seine Freiheit. Vor allem in dieser Hinsicht, sich nur an eine Person zu binden war eine schöne Vorstellung, ließ sich aber mit seinem Instinkt nicht ganz vereinbaren. Zwar hatte er es schon einmal mit einem Weibchen seiner Rasse versucht, doch länger als einige Wochen hatten sie es nicht miteinander ausgehalten. Sie fanden einander langweilig und das war wohl auch ganz gut so. Nur deswegen konnte sein Leben so verlaufen wie es verlaufen war.

Er bemerkte wie Aleka wieder den Raum betrat und ging zu ihm. Lässig stellte er sich neben ihn und lächelte. „Du hast es auch nicht leicht was?“

Aleka sah ihn fragend an und schüttelte den Kopf. „Alles so wie immer.“

„Ich weiß es geht mich nichts an, doch Kobe macht sich Sorgen. Aus diesem Grund frage ich dich trotzdem. Warum hasst du deinen Sohn so und damit meine ich nicht Kobe.“

„Kobe muss sich keine Sorgen machen, das hat nichts mit ihm zu tun.“ Der Wolf seufzte leise.

„Ich komme mit ihm nicht klar. Er ist mir so ähnlich, ähnlicher als jedes andere meiner Kinder, sogar ähnlicher als Kobe. Und das in vielen Dingen.“

Ratan nickte. „Und das stört dich.“

„Vielleicht. Nika ist so ganz seine Mutter, vom Charakter her. Ich habe sie nicht freiwillig geheiratet musst du wissen. Es war eine Heirat unter Zwang und weil man mich in ihrem Bett gefunden hat.“

„Oh.“ Das war natürlich heikel. In so einer Situation gab es nur eine Möglichkeit die offen blieb. Wenn man von einer Flucht einmal absah.

„Dabei weiß ich nicht einmal mehr wie ich dort hinkam. Wie viele meiner Jugendjahre liegt auch das unter einer Menge Alkohol verborgen. Auf jeden Fall wurde es vertuscht und eine Verlobung gefeiert mit einer raschen Hochzeit. Schnell genug um zu verhindern das sich um die Geburt meiner beiden Mädchen Gerüchte bildeten. Tja und dann kam Nika.

Ich gebe zu aufgrund meiner Flucht vor Katrein war ich nicht oft daheim und wenn nur in meinen eigenen Räumen. Immerhin hatte sie ihren Erben meine Pflicht war somit getan. Vielleicht war das die falsche Entscheidung. Doch jedes Mal wenn ich ihn nun sehe, sehe ich sie. Jede seiner Bewegungen ist ihre, jedes Wort das aus seinem Mund kommt, ist von ihr. Es ist so als hätte sie aus Nika einen Wolf gemacht, der mir alles heimzahlt wozu sie nicht fähig ist. Wenn ich ihm gegenüberstehe, stehe ich in Wirklichkeit ihr gegenüber und gegen sie darf ich nicht verlieren. So führe ich einen Krieg gegen mein eigenes Kind.“ Bei den letzten Worten hatte seine Stimme immer hoffnungsloser geklungen.

Ratan legte seinen Arm um seine Schultern. Er konnte nicht gerade sagen das er dies verstand, doch er versuchte es. „Wie kann er dir dann ähnlich sein?“

Aleka sah ihn zum ersten Mal während dieses Gesprächs an. „Er ist mir sehr ähnlich, das merke ich oft genug wenn ich ihm gegenüberstehe. Er hat diesen Ausdruck in seinen Augen, den ich von mir kenne. Nika will nicht verlieren und er hat einen enormen Stolz, das ist wohl das Einzige von meinem Charakter das Katrein nicht unterdrückt hat. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr das uns vereint doch meine Frau hat ganze Arbeit bei ihm geleistet.“

„Du bist nicht zu beneiden mein Freund.“ Ratan klopfte ihm auf die Schulter und löste sich dann von ihm.

„Ach man gewöhnt sich daran.“ Mit einem verheißungsvollen Lächeln drehte er sich zu dem Tiger um.

„Genug davon, was hältst du von einer kleinen Widersehensfeier in meinem Zimmer. So wie ich das sehe sind all unsere Kinder beschäftigt.“

„Du bist unverbesserlich.“ Ratan grinste, doch musste er zumindest jetzt ablehnen.

„Leider habe ich bereits Marissa etwas versprochen und da sie sehr nachtragend ist und ich neben ihr schlafen muss…“ Ratan verdrehte kurz die Augen.

„Ja, dieses Versprechen muss ich leider einhalten.“

„Das verstehe ich. Was war es denn?“ Aleka sah ihn interessiert an.

„Ein Ausritt um ihr das französische Land zu zeigen, zumindest das was sich an einem Tag erledigen läst. Damit nervt sie mich schon seit wir an Land sind.“

„Nun das hört sich interessant an. Wenn ich darf schließe ich mich euch gerne an.“

Ratan hob abwehrend die Hände. „Diese Entscheidung liegt nicht in meiner Hand.“

Nein, das war Marissas Entscheidung, doch diese hatte sicher nichts dagegen. Sie mochte Männer wie Ratan, Jamie und ihn. Eine fatale Neigung, wenn man den Charakter von ihnen bedachte, doch sie kam gut damit klar.
 

Aufmerksam beobachtete Nika dieses Gespräch. Zwar wusste er nicht worum es ging, doch sie wirkten ziemlich vertraut miteinander. Was lief da zwischen seinem Vater und diesem Tiger? Das war doch nicht nur eine Bekanntschaft.

Seine Hand ballte sich zur Faust, als der Tiger seinen Arm um die Schultern seines Vaters legte. Das war eindeutig mehr als eine Bekanntschaft. Doch Nika war nicht auf den Tiger wütend, sondern auf seinen Vater. Wie konnte man nur so tief sinken und sich mit einem Tiger einlassen? Wie konnte er seine Frau, nein wie konnte er seine ganze Familie so beschämen? Reichte es nicht das er mit Menschen verkehrte, musste es nun auch noch ein Tiger sein?

„Nika?“

Die fragende Stimme seiner Großmutter, riss seine Aufmerksamkeit wieder von den beiden los. „Entschuldige, ich war wohl gerade abgelenkt. Was hast du gesagt?“

„Ihr jungen Leute könnt euch kaum konzentrieren, das war bei deinem Vater genau das gleiche.“

„Alessandro war da aber auch nicht anders.“

Seine Großmutter wedelte nur mit der Hand, bei dem Einwand ihres Mannes. „Jungs sind alle gleich. Ich habe dich gefragt ob du vielleicht mit uns heimreisen willst. Wir werden noch einen Abstecher in Italien machen. Das Mittelmeer um diese Jahreszeit ist angenehm vor allem in Italien.“

Während sie weiter von den Vorzügen Italiens redete und fast ins schwärmen geriet, beobachtete Nika wieder seinen Vater. Dieser ging gerade zu diesem Menschenmädchen und verbeugte sich vor ihr. Er wusste zwar das sein Vater zu allen Wesen höflich war, doch das war doch zuviel den Guten. Vor einem Menschen verbeugte man sich nicht und schon gar nicht mit diesem Lächeln, das er zu gut kannte. Was sie sagten konnte Nika zwar nicht verstehen, doch das Mädchen nickte zustimmend. Zusammen mit dem Tiger verließen sie den Raum.

Das war jetzt wirklich zuviel. So eine Demütigung konnte Nika nicht hinnehmen. Menschen, ja damit hatte er sich abgefunden, aber Tiger das war eindeutig ein Schlag unter die Gürtellinie. Und nun kam das alles auch noch zusammen, vor seinen Augen. Er musste das unterbinden, als einzig anwesender Repräsentant seiner Familie musste er dafür sorgen das es endete, was auch immer da lief. So eine Schande würde er nicht hinnehmen.

„Also was sagst du Nika? Ich würde mich über deine Begleitung freuen.“

Nika lächelte seine Großmutter entschuldigend an. „Tut mir leid Großmutter. Aber ich habe anderweitige Pläne. Doch ein gemeinsamer Urlaub wird sich sicher irgendwann einrichten lassen.“

Nun musste er sich hier erst einmal um das Ansehen seiner Familie kümmern. Das würde schwer genug werden, da hatte Nika so eine Ahnung.

„Schade.“ Seine Großmutter wirkte enttäuscht.

„So sind Kinder nun einmal, das solltest du wissen Liebling.“ Jalyn tätschelte ihren Arm.

„Ich verspreche es dir Großmutter wir werden es nachholen.“ Nika sah auf die Tür in der sein Vater verschwunden war. Doch nun musste er erst einmal weitere Fehler seines Vaters verhindern.

Tigeraugen 5

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Wütend knallte Nika die Tür hinter sich zu. Verflucht, wieso mussten sie auch ausreiten? So konnte man ihnen ja kaum unauffällig folgen. Warum ritten sie überhaupt aus? Das passte gar nicht zu dem was er sich ausgemalt hatte.

„Wie gut das wir widerstandsfähige Türen haben. Andererseits sind es ja nicht meine.“ Eloy klappte das Buch in seiner Hand zu und stellte es in das Regal zurück.

Überrascht sah Nika ihn an. „Dich hätte ich ehrlich gesagt als Letztes in der Bibliothek vermutet.“

Der Angesprochene grinste breit. „Ach, ab und zu verspüre auch ich den Drang mich weiterzubilden. Das soll angeblich gut für den Charakter sein.

Außerdem gibt es einen gute Ausrede ab wenn man mich hier findet. Ich meide solche Treffen, vor allem wenn sie nur aus Familie bestehen. Das ist so ermüdend.“

„Nicht zu vergessen, das dort ein eifersüchtiger Partner auf dich wartet. Der ist auch ermüdend.“

„Alles nur wegen deiner Wette. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.“

Erst als er sprach bemerkte Nika das sich eine weitere Person im Raum befand. Es war der Werwolf, der sich auch meistens in der Nähe des Tigers aufhielt oder in Eloys so wie jetzt.

Jamie winkte ab und ließ sich in den gepolsterten Stuhl zurücksinken. „Was der Blutsauger macht ist mir doch egal.“

„Du könntest ihn auch endlich zum Sieger erklären.“ Eloy sah seinen Freund genervt an.

„Sicher nicht. Erst wenn ihr heiratet.“

„Das wird nie passieren.“ Der Blondhaarige schüttelte entschieden den Kopf.

Jamie grinste nur breit. „Ich weiß.“

Nika wusste nicht worum es ging, doch da mischte er sich nicht ein. Wenn er auch nicht vorhatte wieder zu gehen. Aus diesem Grund ging er zu einer der Wände und besah sich die Karte, die dort aufgehängt war. Nun für ein so abgelegenes Schloss war es auf den neuesten Stand.

„Also was bringt dich dazu so unsanft mit unseren Türen umzugehen?“

Nika wand sich langsam wieder zu seinem Cousin um. „Mein Erzeuger.“

Warum sollte er es leugnen? Er machte kein Geheimnis darum wie es um ihn und seinen Vater stand. Das bekam sowieso jeder mit. Nur Eloy konnte das vielleicht am ehesten verstehen. Immerhin kannten sie sich ja schon einige Zeit auch wenn sie sich zwanzig Jahre nicht gesehen hatten.

„Ah.“ Verstehend nickte Eloy.

„Das Problem kenne ich.“

„Warum verstehst du dich plötzlich so gut mit Kobe?“ Diese Frage kam unvermittelt, doch Nika musste sie stellen. Er hatte so einiges von seinem Vater gehört und auch von seinen Großeltern, beider Seiten. Selbst hatte er sich auch einmal ein Bild davon machen können, bei der Taufe der Zwillinge.

Auch der andere Wolf schien von der plötzlichen Frage überrascht zu sein. „Ich?“

Dann fing er sich wieder und warf einen Blick zu Jamie. „Nun wir haben unsere Differenzen beigelegt. Besser gesagt hat mir jemand den Anstoß dazu gegeben über meinen Schatten zu springen.“

„Was auch verdammt viel Arbeit war.“ Lächelnd zwinkerte Jamie, Eloy zu.

Na toll. Er hatte zwar nicht gewusst um was es bei den Differenzen gegangen war, doch hier konnte er wohl nicht mehr mit Unterstützung rechnen. Auch wenn er keinen Kriegszug gegen Kobe führte. Was nicht hieß das dieser Bastard kein gutes Mittel war um seinen Vater zu treffen. Ja, das war die Schwachstelle seines Vaters, das einzige Kind das er liebte. Und Nika war sich nicht zu schade diese Stelle zu nutzen, wenn sie ihm Vorteile brachte. Was zählte für ihn schon diese Missgeburt?

„Was ist das Problem zwischen dir und Aleka?“ Eloy trat neben Jamies Stuhl und sah kurz zu ihm hinunter.

Der Wolf schlang einen Arm um dessen Hüfte und lehnte seinen Kopf gegen Eloys Körper.

„Seine Existenz. Vor allem da er nun mit diesem Wertiger anbändelt. Wie kann er nur daran denken mit ihm zu schlafen?“

„Hat er das nicht schon?“ Jamie sah Nika fragend an.

„Hat er?“ Eloy runzelte die Stirn und sah seinen Freund an.

„Ja, hat er. Zumindest hat Ratan das einmal erwähnt.“ Doch dann zuckte er nur mit den Schultern.

Das konnte doch nicht sein. Doch selbst wenn es passiert war, dann konnte es ein Ausrutscher sein. Nein, das war sicher einer gewesen und durfte sich nicht wiederholen. Nika wollte noch etwas fragen, doch da meldete sich eine Stimme von der Tür.

„Nimm deine Finger von ihm!“ Die Tür knallte gegen die Wand und Mika stand wütend im Eingang.

Eloy stöhnte nur leise, wohingegen Jamie nur überdrüssig seufzte und sich von Eloy löste. „Weißt du, wenn er dir soviel bedeutet das du ihm nachläufst dann solltest du ihn an die Leine legen.“

Mika verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht mach ich das ja.“

Eloy warf einen wütenden Blick zu Jamie.

Dieser lächelte nur unschuldig und stand auf. „Nun dann werde ich wohl einmal das Feld räumen. Geschlagen, aber nicht besiegt.“

Nika beobachtete das alles nur schweigend. Auch wenn er nun hier bleiben musste, mit dieser Besetzung würde es sicher nicht langweilig werden. Es war der totale Gegensatz zu seinem Heim, doch es konnte vielleicht durchaus interessant werden.
 

„Das war ein schöner Ausritt. Ich denke es war eine gute Idee dir zu gestatten mitzureiten.“ Marissa schenkte bei diesen Worten Aleka ein strahlendes Lächeln.

„Es freut mich, wenn ich der Prinzessin eine Freude bereiten konnte.“ Aleka neigte leicht den Kopf.

„Ich hoffe du vergisst dabei nicht, das es immer noch meine Prinzessin ist.“ Ratan ging zu Marissas Pferd und streckte ihr die Arme entgegen um ihr beim absitzen zu helfen. Ohne zu Zögern ließ sie sich in seine Arme gleiten.

„Niemals würde ich es wagen dir deine Prinzessin wegzunehmen.“ Aleka stieg ab und ging Richtung Eingang.

„Ich habe noch etwas zu erledigen. Du weißt wo du mich findest.“

Ratan nickte. Und ob er das wusste. Sein Zimmer war da ein todsicherer Tipp. „Wir gehen dann mal schlafen was meinst du?“

Marissa sah zum Himmel und nickte. „Es dämmert schon. Erstaunlich wie schnell eine Nacht vergeht.“

„Du als Nachteule solltest das doch wissen nicht?“ Ratan legte ihr eine Hand um die Hüfte und führte sie ins Haus.

„Das bringt der Job nun einmal mit sich.“ Sie lächelte bei diesen Worten unbeschwert.

Ja, Ratan wusste noch gut bei welchen Job er sie kennen gelernt hatte. Doch seiner Sympathie für sie hatte das nie einen Abbruch getan. Vor allem weil sich Marissa nicht dafür schämte, es war wie ein Hobby für sie. Das sie dafür Geld bekam war nur ein zusätzlicher Anreiz. Zum Glück war sie mit zunehmenden Alter etwas zurückhaltender geworden, wenn auch nicht ausreichend. Aber zumindest konnte er sie auf seinem Schiff mitnehmen, ohne ständig einen seiner Männer zu vermissen.

„Worüber denkst du nach?“ Sie sah ihn fragend an.

„Über nichts wichtiges mein Liebling.“ Sanft gab er ihr einen Kuss auf die Schläfe. Als er wieder aufsah, begegnete sein Blick zwei hellblauen Augen die ihn kalt musterten.

„Kann ich kurz mit dir reden? Alleine.“

Ratan runzelte die Stirn. Was konnte Nika von ihm wollen, doch das würde er wohl nur herausfinden, wenn er mit ihm sprach. Dafür hatte er sich aber eine denkbar schlechte Tageszeit ausgesucht.

Er nickte und beugte sich zu Marissa. „Leg dich schlafen. Du musst nicht auf mich warten.“

Sie warf Nika einen musternden Blick zu und dann Ratan. Anschließend nickte sie, die Begutachtung war scheinbar zufrieden stellend ausgegangen. „Ich werde trotzdem auf dich warten.“

Damit ließ sie ihn alleine.

„In meinem Zimmer.“ Damit löste sich Nika von seinem Platz und ging in einen der Gänge.

Das waren ja ganz große Töne für einen so jungen Wolf. Doch für einen halbwüchsigen Wolf seiner Schicht war diese Arroganz wohl normal. Wenn er allerdings dachte das Ratan so mit sich um springen ließ täuschte er sich. Doch das würde er ihm schon noch klarmachen.

Fürs Erste folgte er ihm in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Also was willst du von mir?“

Da der Wolf von vornherein auf Förmlichkeiten verzichtet hatte, ließ er sie auch beiseite.

„Kommen wir gleich zum Punkt.“ Nika drehte sich zu ihm um und erwiderte unerschrocken seinem Blick.

„Ich will, das du dich von meinem Vater fernhältst.“

Ratan sah Nika einen Moment ungläubig an. „Glaubst du nicht, das dein Vater alt genug ist um sich seine Freunde selbst auszusuchen.“

„Wenn es nur um Freundschaft gehen würde, dann gäbe es kein Problem. Doch ich will nicht, das mein Vater mit dir schläft. Das schadet nur dem Ruf unserer Familie, wenn er soweit sinkt.“

Das war dreist, sogar mehr als nur dreist. „Also, tust du das nur für deine Familie? Weil ein Tiger eurem Ruf schaden würde?“

Das war eine Beleidigung, die er nur ungern auf sich sitzen ließ.

Nika ging zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite, bevor er sich wieder umdrehte. „Natürlich. Es ist bekannt, das Vater auch Menschen als Gefährten bevorzugt, doch ein Tiger… Das würde an Hochverrat grenzen, so eine Demütigung werde ich meiner Familie ersparen.“

„So wirst du?“ Ratan näherte sich ihm bis auf wenige Schritte. Er ließ sich doch nicht von einem Kind sagen, welchen Umgang er pflegen sollte. Schon gar nicht wenn er ihn gleichzeitig beleidigte.

„Nun, dann sage ich dir etwas. Ich bin nicht gewillt mich deinen Anweisungen zu folgen, das mache ich nie. Der Einzige von dem ich Befehle annehme bin ich selbst. Zufällig mag ich deinen Vater und er mich, deswegen sehe ich nicht ein weshalb ich mich von ihm fernhalten sollte.“ Er überwand die restliche Distanz und stützte eine Hand neben ihm an die Wand. Mit der Anderen strich er ihm über die Wange.

„Es sei denn, du bietest mir einen ausreichenden Ersatz. Dann könnte man darüber reden.“ Nie im Leben würde er das machen und damit rechnete Ratan auch fest. Von diesem kleinen Jungen ließ er sich nicht einschüchtern.

Nika sah ihn verwundert, ja sogar erschrocken an, bevor er nach einer Schrecksekunde seine Hand wegstieß. „Auf keinen Fall. Ich gehöre immerhin auch zu dieser Familie“

„Nun, du bist aber nicht so wichtig wie dein Vater. Auf dir ruhen noch nicht die Augen der Gesellschaft.“

Der Rotblonde schüttelte den Kopf und sah ihn fassungslos an. Trotzdem erkannte man ein wütendes Funkeln in seinen Augen.

Ratan grinste und entfernte sich von ihm. Ein leises Lachen löste sich von seinen Lippen. „Keine Angst Junge. Ich vergreife mich nicht an Kindern. Noch dazu wo du überhaupt nicht mein Typ bist, das würde sich auch nicht ändern wenn du älter wärst.“ Ratan ging zur Tür. Den Türgriff schon in der Hand wand er sich noch einmal zu dem Wolf um.

„Lass es dir eine Lehre sein Nika. Versuch nicht in einer Liga zu spielen, der du noch nicht gewachsen bist.“ Damit ging er.

Das war ja am Ende richtig unterhaltsam gewesen. Zu Schade das er es zu früh unterbrochen hatte. Doch er wollte Nika ja keine Angst machen, nur etwas in seine Schranken weisen. Das war bei jungen Adeligen oft notwendig. Es war nur traurig das es Alekas Sohn war, bei dem es nötig war.

Tigeraugen 6

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nicht sein Typ? Wie konnte er es wagen ihn so beleidigen?

Nika griff nach dem erstbesten Gegenstand in seiner Nähe und warf die Glaskaraffe neben der Tür an die Wand. Es beruhigte ihn etwas als sie in lauter kleine Glassplitter zersprang. Doch erst als er diesen Vorgang mit einer Vase wiederholte, fand er seine Ruhe wieder zurück.

Er war durchaus passabel, bis auf sein Gesicht. Doch das sollte hier kein Problem darstellen, denn immerhin trieb sich der Tiger mit seinem Vater herum. Sie waren also vollkommen identisch. Wie konnte er dann nicht sein Typ sein?

Nicht das er unbedingt die Aufmerksamkeit des Tigers erregen wollte, doch es kratzte extrem an seinem Stolz das er abgelehnt wurde. Und das zu allem Überfluss auch noch von einem Tiger. Für ihn war es doch eine Ehre, das Nika überhaupt mit ihm sprach, da konnte er nicht auch noch Ansprüche stellen. Vor allem, wie konnte er seinen Vater ihm vorziehen, schließlich war er die jüngere Ausgabe von ihm. Man zog immer die Jüngeren den Älteren vor.

Nika schüttelte den Kopf. Er musste sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Er wollte ja gar nicht das der Tiger ihm seinen Vater vorzog, sein Ziel war es das er sich von seiner Familie fernhielt. Warum fühlte es sich dann nur so an, als hätte er gerade gegen seinen Vater verloren?

Wütend zog Nika den Vorhang wieder vor das Fenster. Das würde nie passieren. Er würde seinen Vater in allem schlagen auf das er so stolz war. Da konnte er sich hier keine Niederlage leisten. Außerdem konnte man das sicher ausnutzen.

Nachdenklich begann sich der Rotblonde auszuziehen, bevor er sich nur mit einer Hose bekleidet auf sein Bett setzte. Sein Ziel war es den Tiger von seinem Vater fernzuhalten. Das konnte er nur bewerkstelligen, wenn er dem Tiger andere Anreize gab auf die er sich konzentrieren konnte. Nun das konnte er durchaus bewerkstelligen. Immerhin war er kein schlechter Partner. So konnte er einerseits seinen Plan umsetzen, andererseits seinen Stolz wiederherstellen. Schließlich war er es gewohnt mit anderen Menschen zu spielen, auch wenn der Tiger sicher nicht so leicht auf sein Spiel eingehen würde. Andere Liga, von wegen. Wenn, dann war er einige Stufen über ihm.

Doch im Gegensatz zu seinem Vater würde er dem Tiger nicht erliegen. Nika hatte vor mit dem Tiger zu spielen, ihn zu locken und immer wieder an der ausgestreckten Hand verhungern lassen. Die Fehler seines Vaters würde er sicher nicht wiederholen, immerhin besaß er noch einen Funken Ehre. Etwas das seinem Vater schon lange abging, doch wenn kümmerte das? In seiner Familie war er nichts anderes mehr als ein Gast, doch trotzdem gehörte er noch dazu. Deswegen musste man dafür sorgen das er sich benahm, was derzeit nicht der Fall war.

Nika legte sich hin, trotzdem konnte er nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten um sein neues Ziel. Er war nicht so blöd den Tiger zu unterschätzen. Zwar wusste er nicht was er war und welche Stellung er einnahm, doch das konnte man sicher ändern. Schließlich schien er hier sehr bekannt zu sein. Am nähesten standen ihm wohl Kobe und sein Schoßkätzchen, ebenso wie das Menschenmädchen und Eloys Freund. Kobe schied schon einmal aus, eben weil er Kobe war, ebenso wie dessen Freund, da dieser ihm wohl kaum etwas erzählen würde. Blieb nur das Menschenmädchen, das ihm auch nicht allzu positiv gegenüberstand und der Wolf. Er nahm wohl besser den Wolf, das war am Sichersten. Unter Wölfen war so ein Gespräch auch keine Seltenheit und es würde nicht so auffallen. Gleich morgen würde er sich um die Informationsbeschaffung kümmern.
 

Ratan streckte sich ausgiebig als er zum Frühstück ging. Da Marissa noch schlief war es wirklich ein ruhiger Morgen gewesen. Es war wie bei einem kleinen Kind. Je mehr Bewegung sie hatten, umso schneller wurden sie müde und schliefen auch länger und vor allem ruhiger.

Das und sein gestriges Gespräch mit Nika versetzten ihn in eine äußerst gute Laune. Auch wenn es für den Wolf sicher nicht so erfreulich gewesen war.

Eine Tür neben ihm öffnete sich und eine rothaarige, junge Frau verließ das Zimmer. Als sie ihn entdeckte lächelte sie etwas scheu. „Ich wünsche euch einen guten Morgen.“

Leicht neigte sie den Kopf.

Ratan verneigte sich respektvoll. „Den wünsche ich euch auch Lady … Chaya.“

Er erinnerte sich zumindest vage, das dies Arnauds Verlobte war. Es war schon länger her das sie sich vorgestellt worden waren und seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen oder besser gesagt mit ihr geredet.

„Es ist ziemlich früh, aber wenn wir uns schon treffen, erweist ihr mir die Ehre mit mir zu frühstücken?“ Ratan viel es ausgesprochen leicht nett zu Damen zu sein. Es gehörte sich schließlich auch. Männer die Frauen schlecht oder gar brutal behandelten, verabscheute er. In Ratans Augen verdiente ein weibliches Wesen das man charmant und freundlich zu ihr war. Schließlich brachten Frauen sie zur Welt und es war die Aufgabe der Männer sie zu beschützen. Dabei zählte die Rasse keine Rolle.

„Natürlich.“ Ihr Lächeln festigte sich etwas und sie ging neben ihm Richtung Esszimmer.

„Bleibt ihr noch länger hier?“

Ratan nickte zustimmend. „Ja, ich will Kobe einige Zeit mit seiner Familie geben.“

„Das ist sehr freundlich von euch. Der Familienzusammenhalt ist ja auch sehr wichtig. Nur das ermöglicht jemanden seine eigenen Wege zu gehen. Der Rückhalt den man aus der Familie bekommt.“ Sie seufzte leise.

„Es ist zu schade, das ich bald wieder abreisen muss. Besser gesagt am Tag nach dem Fest.“

Fest? Welches Fest. Da war ihm wohl etwas entgangen. Zum Glück konnte Ratan dieses Versäumnis ja gleich nachholen. „Dürfte ich fragen von welchem Fest ihr redet?“

„Wisst ihr etwa nichts davon?“ Chaya sah ihn überrascht an.

„Es gibt ein Abschiedsfest für Sin und Horus. Kurz bevor sie nach Afrika reisen. Dazu sind alle Nachbarn und auch Pariser Adel eingeladen. Ein rauschendes Fest mit allem das es gibt und sich gehört.

Natürlich wird den Gästen erzählt, das die Braut in Afrika weilt und die Hochzeit dort gefeiert wird. Menschen sind in dieser Hinsicht noch etwas verstockt.“

Ja, Ratan konnte sich vorstellen was es für einen Skandal auslösen würde, wenn bekannt wurde das Horus Sins Ehemann war. Die Toleranz der Menschen stieß da an ihre Grenzen. Dabei war eine Heirat meistens nur eine politische Entscheidung und Liebe an sich kannte keine Grenzen. Doch bei den Menschen spielte ihre Religion auch eine wichtige Rolle. Sie waren nicht so frei wie die Werwesen.

„Guten Morgen.“

Ratan kannte die sie grüßende Stimme noch gut. „Euch auch einen schönen Morgen, Nika.“

Der junge Wolf sah ihn unumwunden an.

Diesen Blick kannte er und Ratan wusste ihn auch zu deuten. Mit einem entschuldigenden Lächeln wand er sich zu seiner Begleiterin. „Könntet ihr uns bitte kurz entschuldigen?“

„Sicher. Wir sehen uns dann später.“ Chaya lächelte verständnisvoll und beschleunigte ihre Schritte etwas. Doch nicht so das es wie eine Flucht oder Eile aussah.

Nika sah ihr nach bis sie verschwunden war, erst dann wand er sich Ratan zu. „Danke.“

Damit hatte Ratan nicht gerechnet. Er war nicht so töricht darauf zu hoffen, das seine Ansprache gestern ein Umdenken in dem Wolf bewirkt hatte, doch das war eine angenehme Eröffnung ihres Gesprächs.

Der Jüngere trat einen Schritt näher und atmete einmal tief durch, bevor er den Kopf hob und Ratans Blick erwiderte. „Ich will mich für mein Verhalten gestern entschuldigen. Es war dumm und unreif. Natürlich weiß ich, das ich kein Recht habe zu bestimmen welchen Umgang ihr pflegen sollt.“

Der Wolf schaffte es wirklich ihn noch weiter zu verwundern, allerdings zeigte Ratan das nicht offen. Aus diesem Grund sah er ihn nur einige Augenblicke stumm an.

„Auch wenn ich es nicht billige was mein Vater tut, hattet ihr Recht. Er ist alt genug um zu wissen mit wem er sich einlässt, schließlich ist er mein Vater.“

Der heutige Morgen hielt wirklich einige interessante Überraschungen für ihn bereit. „Ich nehme eure Entschuldigung an.“

Auch wenn er dem Ganzen noch etwas misstrauisch gegenüberstand, so rechnete er das dem jungen Wolf hoch an. Man merkte wie schwer es ihm gefallen war sich zu entschuldigen. Das fiel es Wesen mit seinem Charakter immer.

Trotzdem musste er ihn deswegen nicht unbedingt mögen, vor allem weil er ihm nicht vertraute. „Wenn ihr mich entschuldigt, aber ich werde erwartet. Doch ihr könnt mich gerne begleiten.“

Nika nickte stumm und ging neben ihm. Bis zum Speisesaal sagte er kein Wort mehr.

Ratan kam das äußerst komisch vor. Da steckte doch etwas dahinter, doch das würde er sicher noch erfahren.

Tigeraugen 7

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Aufmerksam beobachtete Nika den Älteren. Hatte er es ihm geglaubt? So genau konnte er es nicht sagen, doch es war ihm verdammt schwer gefallen diese Entschuldigung einigermaßen glaubhaft zu gestalten. Wirklich ehrlich meinte er es natürlich nicht, doch es war sicher nicht schlecht zumindest für eine gute Stimmung zwischen ihnen zu sorgen. So würde ihm auch sein Plan leichter fallen.

An den Tischgesprächen beteiligte er sich nicht. Doch bekam er mit, das gestern ohne das er es gemerkt hatte ein Großteil von Horus Verwandten abgereist war. Nur noch seine engste Familie war anwesend und wartete das Fest ab. Warum nicht, es war ihr gutes Recht als Verwandte des Bräutigams.

Allerdings kam der, auf den er wartete nicht. Dann musste er sich wohl gedulden. Nach dem Frühstück begab sich Nika in das Wohnzimmer, das schien hier das Zentrum des Lebens hier zu sein. Er nahm sich eine Zeitung und las sich die Titel der Artikel durch. Zwar konnte er französisch wie seine Muttersprache, doch war sie es eben nicht weswegen es ihn schon einige Anstrengung kostete es zu entziffern.

Erst nach einer ganzen Weile kam der Wolf ins Wohnzimmer, das war wohl ein Langschläfer.

Nika legte die Zeitung zur Seite und beobachtete den Anderen. Nun bis auf den Vampir, den er gestern gesehen hatte, schien er mit allen auszukommen. Diese Familie schien neuen Bekanntschaften gegenüber wirklich sehr aufgeschlossen zu sein. Auch das unterschied sie von seiner eigenen Familie, dort wurde jede Bekanntschaft auf Nutzen überprüft bevor sie vertieft wurde.

Er stand auf und näherte sich dem anderen Werwolf. „Jamie? Dürfte ich euch kurz sprechen?“

Die grauen Augen des Anderen richteten sich fragend auf ihn, doch dann nickte er. Schweigend verließ er den Raum.

Nika folgte ihm auf den Gang und schloss die Tür hinter sich.

„Um was geht es?“ Aufmerksam sah Jamie ihn an.

„Ich würde gerne etwas mehr über euren Bekannten erfahren. Diesen Tiger, der mit meinem Vater verkehrt.“ Nika deutete mit einer Handbewegung auf die Tür des Wohnzimmers.

„Warum?“ Jamie sah ihn zweifelnd an.

„So interessant ist er nun wirklich nicht.“

„Weil ich mich eben für ihn interessiere.“ Ob das als Begründung reichte? Nika hoffte es, denn näher wollte er nicht darauf eingehen.

Jamie seufzte tief. „Eigentlich bin ich nicht geschäftlich hier doch gut, handeln wir.“

Hatte er hier irgendetwas versäumt? Hier ging es um ein Gespräch nicht um einen Handel. Nika sah den Anderen etwas überrascht an.

„Oh seht mich nicht so an. Glaubt ihr wirklich, das ich es euch so leicht mache? Ich arbeite mit Informationen, es hat seinen Preis etwas von mir zu erfahren.“

Nika nickte. Natürlich kannte er solche Leute, die mit Informationen ihren Lebensunterhalt bestritten, doch war er so jemanden noch nie begegnet. Zumindest hatte er noch nie für eine Information bezahlen müssen. „Wie ist dann euer Preis?“

Jamie grinste zufrieden. „Deswegen liebe ich diese Familie. Hier muss man nicht einmal handeln und bekommt was man will.“

„Es steht noch nichts fest.“ Nika ließ sich sicher nicht über den Tisch ziehen.

„Tja, das ist das Problem bei verschiedenen Familienzweigen.

Wir reden hier über Geld oder eine Gefälligkeit nur damit das klar ist. Allerdings tendiere ich hier eher zu einer Gefälligkeit.“

Das war ihm nur Recht. Darauf konnte man ihn nicht festnageln, wenn es einmal dazukam. „Einverstanden.“

Nika streckte ihm die Hand hin.

Jamie ergriff seine Hand. „Täuscht euch nur nicht. Ich bekomme meine Gefälligkeiten, egal wie. Aber ihr habt euch einen erstklassigen Informanten gesichert. Na dann.“

Der Weißblonde drehte sich um und ging mit erstaunlicher Sicherheit zu einem der kleinen Salons. Er setzte sich auf einen Stuhl und sah ihn lächelnd an. „Was wollt ihr wissen?“

„Alles.“ Nika nahm auf einem der Sofas Platz. Wenn er schon einen Preis gab, dann wollte er auch eine angemessene Leistung sehen.

„Das wird dauern.“ Jamie lehnte sich zurück.

„Wo fange ich am besten an, ihn zu beschreiben. Besitzt ihr eine Katze Nika?“

Nika schüttelte den Kopf. Nein, wieso auch? Diese Tiere brachten nichts außer Dreck und Gestank. Außerdem regierten sie auf Wölfe äußerst aggressiv. Das machten viele Tiere, doch Katzen waren da extrem. Er kannte auch keinen Werwolf, der sich eine Katze hielt.

„Schade, das hätte es etwas vereinfacht. Ratan ist nun einmal eine Katze und das durch und durch. Er ist verspielt, verschmust und äußerst neugierig. Das nur einmal am Rande, denn das es euch hilft, glaube ich nicht.

Ratan ist ein Freibeuter und wie jeder Pirat liebt er das Meer. Seine Familie lebt in Indien und auch wenn er mit ihr gebrochen hat, so fühlt er sich mit diesem Land noch immer sehr verbunden. Zwei Drittel des Jahres verbringt er auf dem Meer, ein Drittel in einem Piratennest, woher auch Marissa kommt. Dieses Piratennest gehört rechtmäßig seinem Schüler Ercole.

Womit wir auch schon zum nächsten Thema kommen. Ercole kennt er schon seit seiner Geburt. Er sieht ihn ihm so etwas wie einen Sohn, wenn diesen auch eher eine Hassliebe mit Ratan verbindet. Das er sein Schüler wurde, war ein Unfall und nicht gewollt. Eine Sache für die er sich heute noch schuldig fühlt.

Marissa kennt er ebenfalls schon seit sie ein kleines Kind war und sie ist für ihn wie eine Tochter. Bevor sie mit Ratan die See bereiste war sie ein Barmädchen auf Ercoles Insel. Doch nicht das wir uns falsch verstehen, er hat sie nie angefasst, den für ihn ist sie die Tochter, die er nie hatte.

Es gibt vier wichtige Menschen in Ratans Leben, auf die er nichts böses kommen lässt. Zwei davon sind eben Ercole und Marissa. Die beiden Anderen sind Kobe und ich. Jeder der uns etwas antut muss mit Ratans Zorn rechnen und der kann schrecklich sein.“

„Gut.“ Nun konnte Nika sich ein besseres Bild von dem Tiger machen, doch es half ihm nicht weiter.

„Aber das hilft mir nicht. Da brauche ich schon bessere Informationen, die mir etwas bringen.“

Jamie hob abwehrend die Hände. „Zwei Dinge sollten wir einmal klären. Erstens bin ich noch nicht fertig. Zweitens bin ich nur der Informant ich sage was ich weiß. Welchen Nutzen ihr aus diesen Informationen zieht liegt an euch. Ob sie für eure Pläne wichtig sind oder nicht geht mich nichts an und ich will es nicht einmal wissen. Einmal Komplize sein reicht mir.“

Nika wusste zwar nicht wovon er genau sprach, doch er konnte seinen Standpunkt verstehen. Ihm war das ja bewusst, das er seine Pläne selbst schmieden musste und das es nicht intelligent war ihm vielleicht davon zu erzählen.

Jamie lächelte wieder. „Ratan ist ein zäher Verhandlungspartner und leider nicht dumm. Glaubt mir, ich hab mir oft gewünscht er wäre nicht so scharfsinnig. Er selbst hält sich aus allen Intrigen heraus, doch erkennt er sie und deckt sie auch auf wenn es seiner Meinung nach zu weit geht. Für ihn ist es wichtig zu einem einmal gegebenen Wort zu stehen, das verlangt er auch von Anderen. Frauen gegenüber ist er höflich und zuvorkommend, obwohl er das zu jedem ist.

Was zu beachten ist, ist das für Ratan alle gleich sind. Er macht keinen Unterschied zwischen Rasse, Geschlecht, Stand oder Religion. Für ihn stehen alle auf der selben Stufe. Wenn er nämlich etwas hasst, dann ist es Arroganz, Ungerechtigkeit und die Überheblichkeit des Adels.“

Das war schlecht, da es gerade das war was Nika ausmachte. Er wusste das und hatte auch nicht vor etwas daran zu ändern. Wie sollte man auch alle Wesen als gleich ansehen, es gab nun einmal Unterschiede die unverkennbar waren.

Außerdem müsste er das auch auf Kobe beziehen und das war unmöglich. Niemals würde er diesem Bastard auch nur irgendetwas zugestehen.

Jamie hielt kurz inne und fuhr dann einfach fort. „Ob er Schwachstellen hat… ich weiß es nicht. Ich habe schon selbst danach gesucht und bin gescheitert. Wenn man mag kann man sagen das sein Verantwortungsbewusstsein ein Fehler ist, doch es behindert ihn nicht. Vielleicht ist es auch sein Drang jedem helfen zu wollen den er für arm genug befindet. Nur leider hat er eine gute Menschenkenntnis und sucht sich die Richtigen aus.

Nein, ich finde keine Schwachstelle, die ich nutzen könnte. Deswegen gibt es sicher auch für euch keine.“

„Was seid ihr eigentlich für ihn?“ Nika sah den Wolf musternd an. Er wusste eine Menge über den Tiger, das nur eine jahrelange Beobachtung ergeben konnte.

„Ich?“ Jamie legte eine Hand auf seine Brust.

„Ich bin sein Pflegesohn, Wahlsohn, Mündel nennt es wie ihr es wollt. Doch kein Sorge, das hier ist Geschäft und ich pflege diese Gebiete strikt zu trennen.“

„Also schmeichelt ihr auf der einen Seite und verratet auf der Anderen?“ Das war eher eine Feststellung als eine Frage. Doch Nika war doch an einer Antwort interessiert.

Zweifelnd bewegte Jamie den Kopf. „Nun, ja. Aber bei Ratan ist das ein Sonderfall. Ich verrate Leute, die mir nahe stehen nicht. Bei Ratan fällt es mir allerdings leicht, da er nahezu perfekt ist. Nicht einmal ich könnte ihm ernsthaft schaden wenn ich wollte und wenn ich es nicht schaffe, dann schafft es niemand.“

An Überheblichkeit mangelte es dem Wolf auch nicht gerade. Wenn der Tiger das so verabscheute, wieso beschützte er Jamie dann? Das waren wohl diese Familienbande. Nachwuchs blieb Nachwuchs egal wie verkommen er war. Er kannte das ja gut genug, wenn auch in die andere Richtung.

„Danke. Bei Gelegenheit werde ich diese Verbindung noch einmal in Anspruch nehmen.“

„Tut euch keinen Zwang an. Umso größer wird die Gefälligkeit die ihr mir schuldet.“ Jamie lächelte wieder und stand auf. „Doch nun habe ich noch zu tun. Es wartet ein Vampir auf mich. Ohne mich würde er sich ja schrecklich langweilen.“

Dabei grinste er hinterhältig.

Jedem das seine. Nika konnte das verstehen, immerhin hatte jeder jemanden der gerne ärgerte. Manche Wesen waren auch einfach perfekt dafür.

Jetzt musste er sich allerdings etwas einfallen lassen. Im Grunde hatte er weniger erfahren als er erhofft hatte, doch da konnte man nichts machen. Egal, von seinem Plan würde er sicher nicht abweichen.

Den Tiger kriegte er, das war sicher.

Tigeraugen 8

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Mir ist langweilig.“ Marissa saß auf Ratans Schoß und sah ihn schmollend an.

„Und das rechtfertigt diese Aktion?“ Ratan sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.

„Na ja, so hat es mehr Effekt.“ Sie lächelte unschuldig.

Der Tiger seufzte geschlagen, warum verlangte er auch eine Rechtfertigung für ihre Handlungen? Die gab es fast nie oder wenn doch, dann waren sie so banal wie diese hier.

Aleka kam in ihre Richtung und setzte sich zu ihnen.

Ratan sah ihn überrascht an. „Eigentlich bin ich hier damit du Zeit mit deinem Sohn verbringen kannst. Nicht das du sie dir mit mir vertreibst. Was ist los?“

„Dein Kätzchen. Er ist eine ständige Plage und auf Dauer halte ich ihn nicht aus.“ Aleka ließ sich seufzend zurücksinken.

„Sollte das nicht eigentlich nur eine Phase sein? Soweit ich weiß vergeht diese Verliebtheit nach einigen Monaten. Trotzdem hocken sie jede Minute aufeinander.“

„Als Vater sollte dich das doch eigentlich freuen nicht?“ Was er von Kobe so hörte konnte er sich gut vorstellen, das Aleka wusste wie das mit der Verliebtheit war. Aus diesem Grund ließ er es auch unkommentiert.

„Es heißt Vater Sohn Beschäftigung. Nicht Vater Sohn Schwiegersohn Beschäftigung. Demnach ist einer zuviel und das ist der Kater.“

Ratan nickte verstehend. Ja, Ercole ließ Kobe trotz der langen Zeit kaum alleine. Vor allem bei einer Menschenansammlung wie dieser hier. Doch der Mischling hatte auch kaum etwas dagegen einzuwenden. Wenn er etwas mehr Luft brauchte, verschaffte er sie sich schon selbst.

„Was war eigentlich los? Ich hätte gedacht du besuchst mich?“ Man merkte, das der Schamane darauf eine Antwort wollte.

Ratan überlegte kurz. Sollte er ihm sagen was sein Sohn ihm diktiert hatte? Aleka wäre sicher zornig darüber andererseits würde er es sicher erfahren. Irgendwie erfuhr es die Gegenseite immer. „Ich hatte eine Gespräch mit deinem Sohn.“

„Kobe?“ In den blauen Augen des Wolfes stand ein verwunderter Ausdruck.

Das wäre die bessere Lösung gewesen und auch verständlichere. Ratan wusste auch warum Aleka von dieser Möglichkeit als erstes ausging. Mit Nika hatte er ja üblicherweise nichts zu schaffen.

Er schüttelte den Kopf. „Dem Anderen. Nika.“

Der Ausdruck in Alekas Augen wurde nun zusehends verwirrt. „Warum Nika?“

„Weil er mich darum gebeten hat.“ Von sich aus wollte er nicht zuviel preisgeben, weswegen er sich mit seinen Antworten kurz fasste. Schließlich wollte er keinen neuen Streit zwischen Aleka und Nika provozieren. Wenn er Glück hatte, hörte der Ältere nun auch auf mit seinen Fragen und gab sich damit zufrieden. Leider kannte er Aleka gut genug um die nächste Frage schon vorherzusehen.

„Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was wollte er von dir?“

„Ja, mir hast du das auch noch nicht erzählt.“

Ups, beinnahe hätte er Marissa auf seinem Schoss vergessen. Sie war für ihre Verhältnisse aber auch erstaunlich ruhig gewesen. Dafür sah sie ihn nun umso erwartungsvoller an.

„Er hat mir jeglichen Umgang mit seinem Vater verboten. Da Sex mit mir dem Ansehen seiner Familie schaden würde.“

Marissa begann schallend zu lachen.

Aleka hingegen wirkte wütend. „Dieser kleine…“

Seine Hand ballte sich zur Faust und man merkte, wie sie Blick auf der Suche nach Nika durch den Raum glitt.

In diesem Moment war Ratan direkt froh, das der Jüngere nicht im Raum war. Das gab ihm die Zeit die Wogen etwas zu glätten.

Er legte seine Hand auf Alekas Faust. „Keine Sorge ich hab ihn in die Schranken gewiesen. Glaub mir, er hat genug. Immerhin hat er sich heute bei mir entschuldigt.“

„Hat er?“ Aleka sah ihn ungläubig an.

„Bist du sicher, das es mein Sohn war?“

„Ich war auch überrascht, doch ich bin mir ziemlich sicher.“ Um das noch zu bekräftigen nickte Ratan bei dieser Antwort.

„Trotzdem werde ich mit ihm reden. Ich bin sein Vater, es ist meine Aufgabe ihn einzuschränken und nicht umgekehrt.“

„Er hat vor einigen Augenblicken den Raum verlassen. Ich schätze er unterhält sich mit Jamie.“ Ratan wurde im selben Moment die Bedeutung seiner Worte bewusst. Ja war er den verrückt, das er das zugelassen hatte? Diesen Wolf konnte man auch keinen Moment alleine lassen ohne das er etwas anstellte. Und damit meinte er nicht Nika. Doch es hatte ja keinen Sinn sich in Jamies Angelegenheiten einzumischen, das hatte es nie. Irgendwie war der Kleine zu geschickt für ihn.

„Mir ist noch immer langweilig.“ Ihre Hände gegen Ratans Brust stützend, sah Marissa ihn vorwurfsvoll an.

Aleka lächelte und stand auf. Dabei nahm er eine von Marissas Händen und zog sie ebenfalls auf die Beine. „Weißt du was? Bald ist hier ein wunderschönes Fest mit allem drum und dran. Wie wäre es wenn du mit Chaya und Clerissa zusammen das passende Kleid aussuchst oder anfertigen lässt.“

„Du willst mich nur loswerden.“ Marissa sah ihn vorwurfsvoll an.

Der Wolf hob beide Hände mit den offenen Handflächen zu ihr gerichtet. „Schuldig, aber es war ja nur ein Vorschlag.“

„Und besser als nichts, ich weiß. Deswegen werde ich mich wohl auf dieses Angebot einlassen.“ Sie reichte ihm die Hand.

Der Ältere ergriff sie und warf noch einen Blick zu Ratan zurück.

Dieser formte mit seinen Lippen das Wort ‚Danke’ wenn auch kein Laut über seine Lippen kam. Manchmal war seine kleine Prinzessin ganz schön anstrengend. Leider konnte er nicht ständig ihr Unterhalter sein, das ließ sich nicht einrichten. Doch dafür gab es hier ja genug andere Leute.
 

Wie sollte er die Sache nur anstellen? Aus dem was er erfahren hatte, konnte er nur wenig Nutzen ziehen. Er versuchte scheinbar ein unfehlbares Wesen zu Fall zu bringen. Obwohl er ja nur mit ihm spielen wollte.

„Es ist ein bisschen früh um schon Trübsal zu blasen findest du nicht?“

Nika sah auf und bemerkte Eryx, der auf ihn zukam. „Eigentlich denke ich nach, aber ja das Ergebnis ist deprimierend. Wolltest du schon einmal ein scheinbar perfektes Wesen für dich gewinnen?“

Eryx sah ihn irritiert an, schüttelte dann aber den Kopf. „Nicht das ich mich erinnere. Doch ich kann mich zumindest rühmen einen abstinenten Wolf verführt zu haben.“

Das wollte er jetzt eigentlich nicht zu genau wissen. Doch er brauchte etwas Hilfe, da seine bisherigen Bettgeschichten nicht so zahlreich waren wie die meisten bei seiner Abstammung annahmen. Noch dazu waren sie eher aus Langeweile passiert. Man traf sich auf einer Party, redete und beschloss die Nacht miteinander zu verbringen. Eben das Übliche, wie es in seiner Schicht öfters passierte.

„Wie?“

Eryx zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf. „Also so genau weiß ich das auch nicht mehr. Es ist eben passiert. Allerdings war eine Menge Vorarbeit dafür nötig.“

Na toll und das sollte ihm helfen? Nika seufzte leicht genervt.

„Ich glaube etwas Abwechslung würde dir gut tun. Willst du mit? Ich vertrete mir ein wenig die Pfoten.“

„Warum eigentlich nicht?“ Er war schon lange nicht mehr in seiner Wolfsgestalt gewesen. In der Stadt war das einfach nicht möglich und aufs Land kam er kaum. Dabei mochte er diese Gestalt. Sie war immerhin seine wahre Gestalt, dieses menschliche Auftreten war doch nur Fassade. Das er hier noch nicht daran gedacht hatte etwas zu laufen hing damit zusammen, das er so selten dazu Gelegenheit bekam.

„Dann komm mit.“ Eryx packte sein Handgelenk und zog ihn mit sich. Die lange Zufahrt entlang vom Anwesen herunter und etwas in den Wald hinein. Erst dort ließ er sein Handgelenk wieder los.

„Es ist selten, dass jemand mit mir läuft, deswegen wohl die Freude darüber.“

Bei der Überzeugungsarbeit wunderte Nika das aber. Da hatte man ja nicht einmal mehr die Möglichkeit es sich anders zu überlegen.

Der Rotblonde begann sich auszuziehen und legte wie Eryx seine Kleidung unter einen Busch. Dann begann er sich zu verwandeln. Zu seinem Bedauern glich er auch in Wolfsgestalt seinem Vater wie ein eineiiger Zwilling. Irgendjemand bei den Götten mochte ihn wohl wirklich nicht.

‚Das Beste ist wohl wenn wir Carons Spur folgen. Er ist sicher bei seinem Rudel. Ach was spekuliere ich da, er ist immer dort.

Und Nika wir laufen nur und jagen nicht.’

‚Das versteht sich von selbst.’ Er hatte schließlich nicht Alessandros Erlaubnis dafür. Es war eine Beleidigung auf dem Land eines anderen Rudels zu jagen ohne die Erlaubnis des Familienoberhauptes. Und da Alessandro anwesend war, war es wohl er.

Nika folgte Eryx und genoss es in vollen Zügen. Hier und da roch er eine menschliche Fährte, doch ihn irritierte das nicht. Er kannte schließlich nicht die Gerüche der Bediensten, doch da Eryx davon keine Notiz nahm war wohl alles in Ordnung. Er vertraute auf die Instinkte des Anderen.

Doch auch wenn er sich auf das Laufen konzentrierte, so lief es automatisch ab. Aus diesem Grund konnte Nika nicht verhindern, das seine Gedanken wieder zu seinem eigentlichen Problem hinglitten. Der Tiger und seine scheinbare Unfehlbarkeit.

Es gab wohl keinen anderen Weg als sein Vertrauen mit einigen Gesprächen zu gewinnen. Einfach seine Aufmerksamkeit fesseln, so das er nicht mehr an seinen Vater dachte. Was schwer werden würde, denn eines musste Nika seinem Vater zugestehen, er war eine einnehmende Persönlichkeit.

‚Wir sind gleich da.’

Eryx Worte rissen Nika aus seinen Überlegungen. Auch er roch schon andere Wölfe, doch es würde noch dauern bis sie diese erreichten.

Plötzlich hörte Nika ein sirrendes Geräusch. Noch bevor er die Quelle eruieren konnte, schoss ein stechender Schmerz durch seinen Körper und seine Hinterbeine sackten unter ihm weg. Mit einem Schmerzgepeinigten Jaulen landete er auf dem Boden.

Eryx blieb augenblicklich stehen und sah sich nach ihm um. ‚Mist.’

Er legte den Kopf in den Nacken und begann zu heulen. Allerdings nur kurz, denn dann sah er sich aufmerksam um und kauerte sich hin.

In der Zwischenzeit hatte Nika Gelegenheit sich den Grund für seine Schmerzen anzusehen. Es war nicht schwer zu erkennen, der Schaft des Pfeils war immerhin unübersehbar. Genau den oberen Bereich des Hinterlaufs hatte er getroffen. Nur einige Zentimeter höher und er wäre über ihn drüber gegangen. Mist, wie das blutete.

Doch das war keine Erklärung dafür, das man auf ihn geschossen hatte. Doch wer schoss auf einen Wolf auf dem Gebiet eines Werwolfes? Wer schoss überhaupt etwas auf dem Gebiet eines Adligen?

Wenn er den Schuldigen in die Fänge bekam, der konnte was erleben.

Tigeraugen 9

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Oh Gott, er ist schon wieder unruhig.“ Aleka seufzte und sah kopfschüttelnd auf seinen Bruder.

„Hm?“ Ratan legte die Zeitung zur Seite. Es war einfach nichts los in der Welt, doch da es die Zeitung der letzten Woche war bestand ja die Hoffnung, das sich daran etwas geändert hatte. Ein paar kleine Differenzen wären nett, dann hätte die Marine nicht soviel Zeit um sich auf die Piraten zu konzentrieren. Das wurde ja immer schlimmer.

„Ich rede von meinem Brüderchen.“ Mit einem Finger deutete Aleka auf Alessandro.

„Woran willst du das merken?“ Auf Ratan wirkte der Ältere genauso gefasst wie sonst auch immer.

Aleka lächelte. „Ich kenne ihn eben. Nicht umsonst sind wir zusammen aufgewachsen. Siehst du wie sein Blick durch den Raum wandert und immer wieder an der Tür verweilt? Oder wie gezwungen sein Lächeln manchmal wirkt? Gut, er mag keine gesellschaftlichen Anlässe doch es ist auch etwas anderes. Wie lange ist er schon hier und bereitet alles vor? Ein Monat? Das ist für ihn viel zulange.“

Der Blick des Schamanen glitt durch den Raum. „Caprice merkt es auch schon.“

„Muss das schlimm sein.“ Ratan konnte sich nicht vorstellen seine Frau, wenn er einmal eine hatte alleine zu lassen. Für ihn kam die Verwandtschaft an erster Stelle, vielleicht weil er aus einer nicht so intakten Familie kam. Doch dieses Schicksal teilte er mit vielen anderen Kindern. Vielleicht kümmerte er sich auch aus diesem Grund so um Marissa und die Anderen. Weil er es nachvollziehen konnte wie sie sich fühlten. Zumindest Ercole und Jamie teilten seine Erfahrungen. Marissa hatte zwar eine intakte Familie, doch alleine konnte sie einfach nicht überleben. Kobe hingegen, nun er hatte ihn einfach leid getan, doch nun brauchte er ihn nicht mehr.

„Wenn man jemanden liebt, kann man warten. Doch ich könnte es wohl auch nicht. Alessandro.“ Er winkte seinem Bruder.

Dieser kam zu ihnen. „Was ist?

„Och nichts. Erzähl mal, wo geht die nächste Reise hin?“ Grinsend sah Aleka seinen Bruder an.

„Warum? Soll ich etwas für dich erledigen?“ Alessandro musterte seinen kleinen Bruder misstrauisch.

„Mal sehen. Also?“

„Ich werde wohl nach Ägypten reisen und dann weiter nach China um ein paar Freunde zu besuchen. Nichts besonderes.“

Aleka wand sich zu Ratan. „Wenn du irgendwann einen Kontaktmann brauchst, frag meinen Bruder. Alessandro hat Freunde in jedem Land dieser Welt. Es ist beinnahe beängstigend.“

„Ich werde es mir merken.“ Ratan schwieg während Aleka seinem Bruder erklärte was er alles brauchte oder wollte. Irgendwie fühlte er sich hier fehl am Platz. Im Moment hatte sogar Marissa mehr Anschluss als er.

Eine Bewegung an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Ratan erkannte einen Diener, der sich suchend umsah. Als er Alessandro erkannte, kam er auf sie zu.

„Herr?“ Abwartend wartete er mit geneigten Kopf auf eine Antwort.

Alessandro deutete seinem Bruder still zu sein und wand sich dem Jungen zu. „Ja?“

Der Diener sah sich vorsichtig um, bevor er mit gesenkter Stimme weitersprach. „Herr, es gab Probleme… bei der Jagd. Einer eurer Gäste wurde verletzt, euer Sohn und sein Begleiter haben ihn zurückgebracht.“

„Wer ist es?“

Der Diener sah auf Aleka. „Der Sohn eures Bruders.“

„Was?“ Aleka sah den Diener ungläubig an und stand auf.

„Ich gehe zu ihm. Sag meinem Sohn Bescheid.“

„Herr?“ Der Diener sah ihn fragend an, doch der Wolf war schon auf dem Weg und hörte ihn nicht mehr.

Ratan klopfte dem jungen Diener mitfühlend auf die Schulter. „Er meint Kobe.“

Bei diesen Familienverbindungen verlor man wirklich nur allzu leicht den Überblick. Ratan konnte den Diener gut verstehen. Wahrscheinlich war er noch nicht lange hier angestellt.

Dann folgte er Aleka und dessen Bruder. Ein Unfall oder ein Angriff? Wahrscheinlich ersteres, da es zwar Jäger gab die um ihre und die Existenz der Vampire wussten, doch diese waren selten. Außerdem wurden Vampire noch immer als die größere Gefahr angesehen.

Noch dazu durfte man nicht vergessen, das Nika ein Stadtwolf war, der es nicht gewöhnt war sich in der Natur zurechtzufinden. So gesehen sprach alles für einen Unfall.

Alles, bis auf das Bild das sich bot.

Nika lag auf dem Bett und presste die Lippen aufeinander. Seine Hände umklammerten seinen Oberschenkel in dem noch der abgebrochene Schaft eines Pfeils steckte.

„Was war das?“ Alessandro zeigte anklagend auf Nikas Oberschenkel wobei er seinen Sohn streng ansah.

Caron hob abwehrend eine Hand. „Es war ein Jäger. Ein illegaler Jäger. Wahrscheinlich irgendein Bauer, der seiner Familie ein Stück Fleisch präsentieren wollte. Beim Anblick der Wölfe hat er wohl Angst bekommen und einfach geschossen.“

„Und?“ Aleka sah seinen Neffen abwartend an.

„Was und? Ich hab ihn natürlich getötet, wie es sich gehört.“

In Ratans Augen war das eine sehr drastische Vorgehensweise, doch woher sollte er wissen wie es in diesem Land lief? In Indien handhabte man diese Dinge etwas lockerer, doch sie hielten sich auch keine Tiger als Leibwache. Tiger waren eben keine Rudeltiere, deswegen konnte er die Bindung der Wölfe zu ihren tierischen Artgenossen nicht nachvollziehen.

„Ich störe ja nur ungern, doch da steckt ein Pfeil in meinem Fuß. Könnte man dagegen vielleicht etwas machen?“ Nika sah die kleine Gruppe ungeduldig an. Seine Stimme klang gepresst.

Alessandro winkte knapp ab. „Der Arzt kommt gleich.“

Ratan schüttelte den Kopf und ging zu Nika, der auf dem Bett lag. Scheinbar waren die anderen Wölfe zu stark damit beschäftigt Fragen der Sicherheit nachzugehen. Klar, es war wichtig um die Autorität zu wahren, doch hier war immerhin ein Verletzter. Doch es stimmte, ohne Arzt ging hier gar nichts. Trotzdem konnte man sich doch mit ihm beschäftigen um von den sicher vorhandenen Schmerzen abzulenken. „Wie ist das passiert?“

Nika deutete mit der Hand wütend auf seine älteren Verwandten. „Hört dort doch zu, die kauen sowieso alles durch.“

Ratan konnte seinen Zorn gut verstehen, doch er richtete ihn gegen den Falschen.

„Was ist genau passiert?“ Kobe trat ein und ging zielstrebig auf das Bett zu. Als er sah um wen es ging, blieb er kurz stehen. Doch diese Unsicherheit dauerte nur einen Moment, bevor er vollends zum Bett trat.

Als Nika ihn sah knurrte er nur gefährlich, doch er machte nichts. Zumindest bis Kobe eine Hand nach ihm ausstreckte. „Wag. Es. Nicht. Mich. Anzufassen.“

Jedes Wort wurde beinnahe einzeln vorgebracht. Dabei war die Stimme des Rotblonden einskalt, doch in seinen Augen loderte purer Hass.

Sogar Ratan wich etwas zurück, in derart purer Form hatte er dieses Gefühl noch nie gesehen.

Er verstand, das Kobe hastig seine Hand zurückzog und zwei Schritte rückwärts tätigte.

„Verflucht Nika stell dich nicht so an. Kobe will dir nur helfen. Immerhin ist er der einzige Arzt hier und du wolltest doch einen.“ Aleka trat nun an die Seite seines Betts.

Der Kopf des Jüngeren fuhr herum und sein Blick fixierte seinen Vater. „Ich werde mich sicher nicht von dieser Missgeburt anfassen lassen. Eher verblute ich. Dann lass ich mich schon eher von dir heilen. Wofür bist du denn ein Schamane?“

Aleka atmete bei dem Schimpfwort einmal tief ein, doch er beherrschte sich. „Du weißt, das ich nur in Notfällen Familiemitglieder heile.“

„Ist das etwa kein Notfall?“ Nika deutete mit beiden Händen demonstrativ auf das schon blutige Bettlaken.

„Bei Kobe konntest du es machen, aber nicht bei mir? Na wenigstens sind jetzt die Prioritäten geklärt.“ Wütend fuhr er seinen Vater an.

„Na gut, ich mache es.“ Aleka sah nicht sehr erfreut aus. Er streckte seine Hand aus und legte sie auf Nikas Stirn.

Nur einen Moment später schloss dieser die Augen und sank schlafend in die Kissen zurück.

„Willst du es nicht doch lieber machen?“ Der Schamane sah Kobe fragend an.

Dieser schüttelte nur den Kopf. „Er würde nur die Nähte wieder aufreißen. Und seine Wut wäre danach noch größer.“

Aleka gab ein missbilligendes Geräusch von sich. „Bestimmt. Dann lasst mich mit ihm alleine. Ich werde ihn heilen und warten bis er wieder aufwacht.“

„Wir haben noch einiges zu klären.“ Damit gab Alessandro Caron ein Zeichen ihm zu folgen.

Dieser stöhnte gequält, folgte seinem Vater aber. „Ich hab es geahnt.“

Auch Ratan verließ den Raum. „Ist er immer so?“

Kobe schloss die Tür hinter sich. „Nika? Ja, er nimmt nichts an was von mir kommt, das war schon immer so. Und das er mich hasst ist auch nichts Neues mehr. Vater hätte es wissen müssen.“

Der Jüngere lächelte leicht.

Na wenigstens konnte er noch darüber lächeln, wenn es auch etwas gezwungen wirkte. Ratan fand das irgendwie traurig, so sollte es nicht zwischen Geschwistern sein. Er wusste zwar nicht wie es bei seinen Geschwistern war, doch trotz allem hasste er seine Brüder und Schwestern nicht. Bei seinem Eltern war das etwas anderes, wie er ihnen gegenüberstand wusste er nicht.

„Wo ist Ercole?“

Kobe zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihn bei Clerissa und Sin gelassen. Doch vor ihnen ist er sicher schon geflüchtet.“

Wahrscheinlich. Ercole mochte keine Kinder und das waren die beiden trotz allem noch. Eine Volljährigkeitsfeier machte noch keine Erwachsenen aus ihnen nur gesellschaftlich gesehen. Doch das war gut so, in einer Zeit wo Kinder schon zu früh erwachsen werden mussten brauchte man einige kindliche Erwachsene.

„Was hältst du von einem Würfelspiel?“

„Jetzt?“ Kobe sah ihn fragend an.

„Warum nicht? Hast du etwas anderes vor?“ Das er die Regeln kannte wusste Ratan. Er hatte sie ihm selbst beigebracht. Daran lag es sicher nicht.

„Warum nicht?“ Kobe zuckte abermals mit den Schultern.

„Gut, die Würfel sind in meinem Zimmer.“ Wenigstens hatte er so eine Beschäftigung.

Tigeraugen 10

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 10

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Langsam öffneten sich hellblaue Augen und blinzelten mehrmals hintereinander. Wie immer war es unangenehm, wenn ein Schamane ihn heilte. Mit keinem war er wirklich kompatibel, nicht einmal mit seinem Vater.

Etwas orientierungslos richtete er sich auf und sah sich um.

„Du bist wach, das ist gut. Trink etwas.“ Damit drückte ihm Aleka einen Becher Wasser in die Hand.

Überrascht sah Nika seinen Vater an. Was machte er hier, seine Aufgabe war doch getan oder? Oder hatte er… nein das traute er ihm nicht zu.

Mit einer hastigen Bewegung zog Nika die Bettdecke von seinem Bein. Nein, es waren keine Stiche zu sehen, nur eine kleine Narbe.

Aleka neben ihm seufzte. „Keine Sorge. Kobe hat dich nicht angefasst, ich habe dich geheilt. Nun soweit es mir möglich war. Richte dich darauf ein einige Tage zu humpeln.“

Damit hatte er gerechnet. Es war unmöglich für einen Schamanen ihn zu heilen, da sein Körper sich gegen ihre Kräfte wehrte. „Ich weiß.“

„Genau deswegen will ich keine Familienmitglieder heilen. Keinen von euch, eure Mutter einmal ausgenommen. Wenn du nur ein wenig kooperativer wärst, hättest du das selbst machen können.“ Aleka sah ihn streng an.

„Das ist mir bewusst, trotzdem bleibe ich bei meinem Entschluss.“ Ja, eine Entscheidung diesbezüglich hatte er schon vor Jahren getroffen. Er wollte nichts von seinem Vater. Weder seinen Einfluss, noch sein Aussehen und schon gar nicht seine Gabe als Schamane. Nur war er wie seine Schwestern damit gesegnet oder gestraft wie man es sah.

Außer seiner Schwester Kasinda konnte ihn niemand vollständig heilen. Nur ihre Kraft schaffte es seine eigene zu umgehen. Alle Kräfte anderer Schamanen wurden abgeblockt, so war das eben unter Schamanen. Sie heilten sich selbst oder gar nicht, nur er wollte diese Gabe nicht beherrschen, er wollte sie ja nicht einmal besitzen. Es war sehr selten das alle Kinder diese Gabe erbten, nur sie bildeten wieder einmal eine Ausnahme.

Aber vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, da diese Entscheidung seinen Vater am Meisten ärgerte. Aleka war mit Körper und Geist Schamane, für ihn gab es nichts Schlimmeres als diese Gabe ungenutzt zu sehen. Mit diesem Wissen als Ausgleich konnte er leben.

„Ist der Grund auch noch immer dergleiche?“ Fragend sah Aleka ihn an.

Nika nickte nur und nahm einen Schluck von dem Wasser. Ja, sein Vater kannte den Grund. Immerhin hatte er ihm das ins Gesicht gesagt, im Zorn zwar, doch das machte es nicht besser.

Der Werwolf seufzte ergeben. „Ich verstehe.“

„Danke.“ Dieses Wort kam ihm nur schwer über die Lippen, vor allem weil es an seinen Vater gerichtet war. Aus diesem Grund erstaunte ihn der überraschte Blick des Älteren nicht.

„Du hättest mich nicht heilen müssen. Nachdem ich bewusstlos war hättest du auch Kobe die Wunde versorgen lassen oder den Vampir bitten können seine Magie einzusetzen.“ Das sollte wohl als Erklärung reichen, denn mehr würde er dazu auch nicht sagen.

„Das war selbstverständlich.“ Aleka sah ihn dabei nicht an.

Ein Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit.

„Ja?“

Auf Alekas Antwort öffnete sich die Tür und ein Dienstmädchen sah in das Zimmer. „Verzeiht, aber mein Herr sagte mir ich soll das Bett neu beziehen.“

Nika nickte und stand mit der Decke um die Hüfte auf. Oben trug er ja noch das Hemd, doch unten war er nackt. Das war auch klar bei der Wunde. Zum Glück hatte Caron einen Mantel bei seiner Kleidung gehabt, sonst wäre die Rückkehr hierher etwas peinlich geworden.

Als er sein Bein belastete, gab es kurz nach. Nika sah sich schon auf dem Boden knien, als ihn ein Arm stützte. Überrascht sah er seinen Vater an.

Dieser jedoch schenkte dem Dienstmädchen ein Lächeln. „Es geht schon.“

Sie nickte und machte sich an die Arbeit. Wenn sie das viele Blut auf dem Lacken irritierte, dann zeigte sie es nicht. Nach wenigen Minuten war es erledigt. Mit einem fast lautlosen Gruß, verließ die das Zimmer wieder.

Aleka half Nika sich auf das Bett zu setzen.

Dieser war irritiert. So ein Verhalten kannte er gar nicht von seinem Vater. Das nahm ihm von Anfang an allen Wind aus den Segeln, selbst wenn er wollte konnte er sich nicht über ihn aufregen. War das die Seite, die auch Kobe kannte?

„Wie gesagt, es wird noch einige Zeit dauern bist es vollständig geheilt ist.“ Er unterließ es weiter zusprechen obwohl man merkte das es da noch etwas gab.

Nika wusste was ihm noch auf der Zunge lag, doch er rechnete es ihm an, das er diesen Vorwurf ungesagt ließ. Ja, würde er eine dementsprechende Ausbildung machen, dann könnte er selbst damit fertig werden.

„Damit kann ich leben.“ Um das Schweigen das nun folgte etwas zu verbessern, schenkte sich Nika ein weiteres Glas Wasser ein. Es lag soviel Ungesagtes zwischen ihnen in der Luft und wie immer unternahm keiner von ihnen den Versuch dem Abhilfe zu schaffen. Stattdessen schwiegen sie sich stur an.

Nika wusste das und er wusste auch, das sein Vater das wusste, doch keiner von ihnen war bereit einen Schritt auf den Anderen zuzugehen. Jeder von ihnen hatte seinen Grund nicht nachzugeben. Den Grund seines Vaters wusste er nicht, doch sein Ziel war es sich von ihm zu befreien, da waren Annäherungen nur kontraproduktiv. Alles was er von ihm wollte hatte er nie von ihm bekommen und nun brauchte er es nicht mehr. Egal, ob es die Liebe oder die Annerkennung eines Vaters war, er war auch ohne das erwachsen geworden.

„Ich werde den Anderen sagen, das du wach bist.“ Aleka wand sich um und ging zur Tür.

Nika nickte nur stumm. Als ob es sie interessierte ob er wach war oder schlief. Er war nur ein geduldeter Gast, umgekehrt wäre es nicht anders. Allerdings musste er nun hier bleiben, zumindest bis sein Fuß vollständig geheilt war. Denn reiten würde damit zu einer Qual werden.

Die Hände vors Gesicht schlagend, ließ er sich quer aufs Bett zurückfallen. Warum hatte das passieren müssen? Nun war er seinem Vater etwas schuldig und dieser benahm sich auch noch so seltsam. So als wäre er Schuld an dem Ganzen, was aber nicht sein konnte. Das war eine Fehlentscheidung eines dummen Bauers gewesen.

Er wollte nicht über seinen Vater nachdenken, denn es stand zuviel zwischen ihnen als das er zu einem positiven Ergebnis kam. Der größte Grund trug sogar einen Namen. Kobe. Seit er da war gab es nur Probleme, hatte er nicht einfach bei seiner menschlichen Mutter bleiben können? Aber nein, sein Vater hatte ihn unbedingt zu sich nehmen müssen. Noch so eine Fehlentscheidung von ihm, eine weitere in der langen Reihe von Fehlentscheidungen seines Vaters.

Nika ließ die Hände sinken und schüttelte entschlossen den Kopf. Er würde jetzt sicher nicht darüber nachdenken. Schlaf, das brauchte er nun. Das Verhalten seines Vaters hatte ihn einfach irritiert. Wenn er aufwachen würde, war sicher alles wieder beim Alten und das war eine Situation mit der er umgehen konnte.

Er legte sich richtig ins Bett und zog die Decke über seinen Körper. Das war im Moment wohl das einzig richtige. Heute Abend würde er sich wieder darum kümmern, weswegen er hier war. Seinen Vater von weiteren Fehltritten abhalten.
 

Jamie stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an und deutete mit dem Kopf in Richtung der Tür. Ratan folgte seiner Aufforderung und sah Aleka der gerade in die Bibliothek kam.

Er ging zu seinem Bruder. „Ich glaube wir können von weiteren Vergeltungsmaßnahmen absehen. Es geht ihm gut.“

„Das freut mich. Ich hätte ungern ein Dorf für die Torheit eines Einzelnen büßen lassen.“

Was er zweifellos auch gemacht hätte, dessen war sich Ratan sicher. Auch wenn es in Tiergestalt gewesen wäre, so hatte man ein Familienmitglied angegriffen. Er war ein Werwolf und noch dazu ein Adliger, sogar nach den Gesetzen der Menschen waren diese unantastbar und Werwesen griffen da noch härter durch.

Aus diesem Grund war es erfreulich, das Nika keine Schäden davontrug. Doch auch so wäre er erleichtert gewesen. Vielleicht war der Charakter des Wolfes nicht der Beste, doch er war jung und auch so wünschte Ratan keinem Wesen etwas Schlechtes. So etwas verstand sich von selbst.

Nur Aleka wirkte nicht so erfreut über diese Tatsache. Ratan überlegte gerade ob er ihn wohl darauf anreden sollte, doch da kam Kobe ins Zimmer und hatte sofort Alekas Aufmerksamkeit. Sein Sohn konnte ihm wohl besser helfen als er und außerdem waren sie hier damit die Zwei Zeit miteinander verbringen konnten.

„Also, dann ist ja alles gut verlaufen, du kannst dich entspannen.“ Jamie grinste und stellte ein Buch ins Regal zurück.

„Was meinst du?“ Ratan sah ihn fragend an, doch hielt sich sein Interesse in Grenzen.

„Das du dich wieder entspannen kannst. In den letzten Stunden warst du ja total unruhig.“

„Das bildest du dir ein. Weswegen bist du eigentlich noch auf?“ Es war selten, das Jamie so lange wach blieb. Schließlich stand die Sonne schon hoch am Himmel. Sie alle hatten eine lange Nacht hinter sich. Alessandro, ebenso wie Caron, Aleka und sie beide. Wie er nun gemerkt hatte auch Kobe.

„Nachdem das nun geklärt ist werde ich mich zurückziehen.“ Caron neigte den Kopf und verließ den Raum.

Jamie grinste nur breit. „Ich bin hier, weil es lohnend ist. Informationen sind schließlich mein Geschäft. Außerdem muss man sehen wie es mit seinen Investitionen steht.“

Genau, da gab es ja noch eine Sache zu klären. „Apropos Geschäft, was hattest du mit Nika zu bereden?“

Der Jüngere hob gespielt ratlos die Schultern. „Wir haben uns nur unterhalten. Nichts Aufregendes.“

„Jamie.“ Ratans Stimme hatte einen warnenden Unterton. Im Grunde konnte es ihm ja egal sein, so wichtig war es sicher nicht.

„Was zahlst du mir dafür? Du weißt Informationen sind nie umsonst.“ Jamies Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

„Ich nehme dich auf meinem Schiff mit.“

„Das tust du, weil du dich meinem Charme nicht entziehen kannst.“

Eigentlich machte er das nur weil es keinen Grund gab ihn nicht zu transportieren. Wenn man von der Reise mit Eloy einmal absah, war er ein sehr angenehmer Reisegefährte. „Sag schon.“

Warum musste man bei Jamie immer nachbohren?

Das Grinsen verschwand von seinem Gesicht und er verzog den Mund. „Du kommst mir unter Umständen teurer als so manche Schiffspassage, mein Freund.“

„Das bezweifle ich stark.“ Wie gut das er anders als so viele andere Katzen mit einer Menge Geduld gesegnet war.

„Gehen wir ein Stück.“ Jamie winkte ihm mit zwei Fingern ihm zu folgen. Dabei verließ er den Raum.

Ratan folgte ihm, ein andere Wahl hatte er ja wohl kaum.

Trotzdem schwieg Jamie noch eine Weile, bevor er antwortete. „Er hat mich über dich ausgefragt. Scheinbar hat er ein gewisses Interesse an deiner Person.“

Ach wirklich? Ratan war sich nicht sicher was er davon halten sollte. Welche Motivation stand hinter dieser Maßnahme? Es gab viele Möglichkeiten, doch da Nika ihm in gewisser Weise feindlich gegenüberstand war es nicht sehr beruhigend. „Und was hast du ihm gesagt?“

Jamie nahm die Türklinke zu seinem Zimmer in die Hand. Dann seufzte er tief. „Nur die Wahrheit.“

Ratan sah ihn abwartend an, bis er merkte das dies schon die ganze Antwort war. Nur reichte das nicht um seine Neugier zu befriedigen. „Und? Was heißt das?“

Jamie lächelte nun wieder leicht. „Oh schon so spät? Du hast Recht, es ist Zeit schlafen zu gehen.“

Bevor Ratan noch etwas erwidern konnte, war er schon in seinem Zimmer verschwunden.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Ratan hob die Hand um anzuklopfen und sich Eintritt zu verschaffen, da hörte er wie das Schloss einschnappte. Jetzt würde er also nichts mehr erfahren. Allerdings konnte Jamie kaum ohne ihn verschwinden, wer brachte ihn sonst so billig nach Afrika. Und Jamie war in erster Linie ein Geschäftsmann, so ein Angebot ließ er nicht verfallen.

Dieser Tag war noch jung und die Antwort auf seine Frage würde er auch noch erfahren. Da konnte Ratan sehr hartnäckig sein und das wusste Jamie auch.

Tigeraugen 11

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Zugegeben, er fühlte sich noch etwas schwach, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Es musste ihn wirklich schwer treffen, damit er den Forderungen seines Körper nachgab und dieser Fuß war eine Lappalie.

Nika unternahm einen Versuch den Fuß zu belasten und presste die Lippen zusammen. Es zog extrem an der Stelle wo die Narbe war. Wenn nun einen Tag danach auch gar keine mehr zu sehen war.

Er humpelte zu dem Sessel über dessen Lehne seine Kleider hingen. Nach einem prüfenden Blick merkte er, das er zumindest die Hose noch einmal anziehen konnte. Das Hemd hingegen war wohl irgendwie mit seinem Oberschenkel in Berührung gekommen. Nur so ließ sich das Blut daran erklären.

So schnell es seine Verletzungen zuließen zog er sich an. Vor allem mit seinem Gleichgewicht haperte etwas. Nur verbot es sein Stolz um eine Gehhilfe zu bitten. Er war ein Wolf, wie sah das denn aus? Wenn er nicht rasch vorankommen musste, ging es ja.

Leicht humpelnd ging er zum Esszimmer. Er hatte Hunger, aus diesem Grund nahm er auch gerne den Spott der Anderen auf sich.

Allerdings bekam er keinen Spott, als er das Zimmer betrat, eher mitleidige Blicke. Doch es waren auch nicht viele Gäste oder Bewohner anwesend. Nur seine Cousine mit ihrem Verlobten, Alessandro, Henry, Caron und natürlich Eryx, der bei seinem Auftauchen sofort aufstand.

„Nika. Ein Glück das es dir gut geht.“ Vor ihm blieb der Jüngere stehen und sah zu Boden.

„Es tut mir leid.“

„Was?“ Nika verstand nicht wirklich. Gut, er hatte sich nicht sonderlich heldenhaft verhalten und war in Deckung gegangen. Allerdings hatte er nie erwartet, das Eryx sich für ihn einsetzen würde. Er hätte das auch nicht gemacht. In solchen Situationen war sich jeder selbst der Nächste und es war nicht seine Aufgabe dieses Gebiet zu schützen.

„Wenn ich diesen Vorschlag nicht gemacht hätte, dann wäre es nicht passiert.“

Nika lächelte bei dieser Argumentation sanft. Er legte Eryx eine Hand auf die Schulter. „Es ist nicht deine Schuld. Wenn du schon so anfängst, dann hätte ich nicht ja sagen sollen. Oder ich hätte mir eine Beschäftigung suchen sollen, damit du nicht einmal in die Versuchung kommst mir einen solchen Vorschlag zu machen. Nein, von uns beiden hat keiner an dem Vorfall Schuld.“

„Vielleicht hast du Recht.“ Eryx schien sich das zumindest durch den Kopf gehen zu lassen.

„Du irrst dich wieder. Ich habe sicher Recht.“ Damit ging er an ihm vorbei und setzte sich. Auch wenn er nicht mehr verletzt war, so war es anstrengend mit einem eingeschränkten Bein, den ganzen Weg zurückzulegen. Dieser Weg war ihm noch nie so lange vorgekommen.

Scheinbar fand Clerissa das man nun das Tischgespräch wieder fortsetzten konnte. „Ich finde es trotzdem nicht richtig. Schließlich bin ich hierher gekommen um etwas Zeit mit ihm zu verbringen.“

„Das nennt man Flitterwochen Clerissa.“ Henry lächelte sie nachsichtig an.

„Ich weiß wie man das nennt. Meinetwegen können sie den Rest ihres Lebens flittern, doch ich bin nur für kurze Zeit hier und dann sind wir wieder auf unbestimmte Zeit getrennt.“ Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Schatz, es ist doch nicht ungewöhnlich das man nach der Hochzeit das Zimmer nicht verlässt.“ Davin legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.

Ein schwerer Fehler. Sogar Nika wusste, das man seiner Freundin oder Verlobten nicht widersprach und schon gar nicht vor Zuschauern. Nicht wenn es um so etwas banales ging. Egal wie die eigene Meinung war, man stimmte ihr zu oder hielt den Mund. Nun, dieser Junge würde es noch lernen, dessen war sich Nika sicher.

Clerissa warf ihm auch einen todbringenden Blick zu, der dazu führte das Davin seine Hand automatisch zurückzog. „Ich werde unsere Gäste sicher nicht so vernachlässigen. Flitterwochen hin oder her, das kann man machen wenn man alleine ist.“

Nika sah dem interessiert zu. Hier kristallisierte sich schon heraus wer in der Ehe einmal den Ton angab. Nur war er sich nicht sicher ob Davin wusste was der Einsatz war. Im Moment sah es nicht danach aus.

„Ich werde nach ihnen sehen.“ Entschlossen stand Clerissa auf. Doch bevor sie einen Schritt machen konnte, wurde sie durch einen Befehl aufgehalten.

„Setz dich wieder Clerissa. Es ist weitaus unhöflicher von dir sie zu stören als von ihnen ihre Gäste zu vernachlässigen.“ Dabei sah Alessandro nicht einmal auf, doch es zeigte Erfolg.

Clerissa sah ihren Vater wütend an, verschränkte dann abermals die Hände trotzig vor der Brust und ließ sich auf ihren Sessel fallen. Dabei zog sie eine Grimasse, die sie aber wohlweislich nicht ihren Vater sehen ließ.

Nein, eine Volljährigkeitsfeier machte aus manchen Wölfen trotzdem keine Erwachsenen. Nika kannte das schon aus seinem Bekanntenkreis. Es war nur eine Feier um andere Wölfe einladen zu können, so etwas wie ein guter Vorwand.

„Irgendetwas habe ich verpasst. Will ich es wissen?“ Eine neue Stimme von der Tür erregte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Allerdings war es nur Eloy, der sich an den Tisch setzte und einen Becher Kaffee nahm.

Clerissa wollte den Mund öffnen doch ihr Vater kam ihr zuvor. „Nein.“

„Dann ist es ja gut.“ Er nahm einen Schluck von seiner Tasse und sein Blick fiel auf Nika.

„Ah schon wieder auf den Beinen? Irgendwie passiert in dieser Familie doch immer etwas. Entweder man wird angeschossen, legt sich mit einem Bären an, läuft von daheim weg oder will den König anfallen. Es wird nie langweilig.“ Bei jedem Punkt richtete Eloy seinen Blick auf den Betreffenden.

„Ja, oder man entführt den Vampirprinzen. Stimmt, hier wird es nie langweilig.“ Henry sah seinen jüngeren Bruder gelassen an.

Was war das für eine Familie? Einiges hatte er zwar schon gehört, doch es war scheinbar auch vieles verschwiegen worden.

Nika nahm ebenfalls seine Kaffeetasse in die Hand. Hier war es wirklich anders als daheim. Lag das an einer anderen, lascheren, Erziehung oder war das nur weil hier mehr Leute anwesend waren? Nun wenn sich die Masse hier verstreute, würde er das wohl noch bemerken. Doch sein eigentliches Ziel hatte er heute noch nicht gesehen. Trotz aller Ausgelassenheit würde er den Grund seiner Anwesenheit sicher nicht vergessen.
 

Ratan sah gelassen auf die sich öffnende Tür an der Wand gegenüber.

Graue Augen trafen seine und nahmen einen überraschten Ausdruck an. Trotzdem lächelte Jamie kurz darauf. „Also wenn du die ganze Nacht vor meiner Tür gewartet hast, bin ich geschmeichelt. Allerdings auch etwas beunruhigt.“

„Was denkst du?“ Ratan gab seine lässige Haltung auf und löste sich von der Wand, an der er bis jetzt gelehnt hatte.

Jamie musterte ihn. „Du trägst neue Kleidung, wirkst ausgeschlafen und nicht mehr so unruhig. Du hast nicht vor meiner Tür übernachtet. Ich hatte nur einfach das Pech nicht rechtzeitig aufzustehen.“

„Scharf kombiniert.“ Nur nicht ganz richtig. Um vor ihm das Zimmer verlassen zu können, hätte er schon in der Dämmerung aufstehen müssen. Etwas das bei Jamie so gut wie nie vorkam, wenn es nicht zweckdienlich war.

„Also willst du mir meine Frage nun beantworten?“ Er begleitete Jamie, der den Weg zum Esszimmer eingeschlagen hatte.

„Welche Frage?“ Der Jüngere sah ihn unschuldig an.

„Was du Nika über mich erzählt hast.“ Er hatte Zeit, Jamie auch aber hier ging es nur darum ihre sprachlichen Fähigkeiten zu messen. Das war ein Kampf mit Worten, wer der Geschicktere war gewann.

Die grauen Augen sahen ihn skeptisch an. „Willst du wirklich wissen, wie schlecht ich über dich denke?“

Er tätschelte ihm die Schulter. „Glaub mir, dein sensibler Charakter würde das nicht vertragen.“

„Wie schön das du dir Sorgen um mich machst, doch probier es aus. Immerhin kannst du mir so den vernichtenden Stoß versetzen.“ Ratan konnte nicht abstreiten, das es ihm Spaß machte so mit Jamie zu spielen. Er war ein ihm ebenbürtiger Gegner und das hatte sich ohne sein Zutun entwickelt. Zum Gegner wollte er ihn nie haben, doch als Freund war er ein angenehmer Zeitgenosse. Er hätte seine Verwandlung auch nie so verhauen wie Ercole.

Als er daran dachte, meldeten sich schon wieder die altbekannten Kopfschmerzen. Dieses Thema sollte er aus seinen Gedanken verbannen.

Jamie hingegen merkte nichts davon und musterte ihn, bevor er den Kopf schüttelte. „Nein, noch brauche ich dich noch. Wenn dein Nutzen für mich verfliegt, überlege ich es mit vielleicht noch einmal.“

Wenn er so sprach, wusste Ratan nie ob er es ernst meinte oder nicht. Denn das war genau seine Vorgehensweise, weswegen es ihn so irritierte. Da konnte man nur hoffen, das sein Nutzen für ihn nie verflog.

Sie kamen an der Tür zum Esszimmer an. Von drinnen hörte man Eloys Stimme.

„Aber mit der Entführung habe ich euch alle übertroffen.“

Jamie schüttelte nur seufzend den Kopf. „Er wird es nie lernen.“

Dann sah er Ratan wieder an, nur diesmal mit einem ernsten Ausdruck. „Weißt du, du stellst die falschen Fragen mein Freund. Anstatt mich zu fragen was ich ihm gesagt habe, solltest du dich fragen warum Nika überhaupt etwas von dir wissen will.“

Damit öffnete er die Tür und steuerte Eloys Sessel an. Unvermittelt hob er die Hand und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du solltest dich nicht mit fremden Federn schmücken. Die Entführung war mein Verdienst. Du hast es nur geschafft es soweit hinzubiegen, das du dafür nicht zur Rechenschaft gezogen wurdest.“

Eloy rieb sich den Kopf und sah Jamie beleidigt an.

Ratans Blick blieb auf Jamie haften. Das war ein Unentschieden, zwar wusste er keine Entgegnung auf Jamies letzten Kommentar, doch es war eindeutig ein Unentschieden.

Leider hatte er Recht. Anstatt Jamies Meinung über ihn zu erfahren, sollte er sich Gedanken machen, warum es überhaupt zu diesem Gespräch gekommen war.

Sein Blick fiel auf Nika. Was er wollte, hatte er ihm ja schon gesagt doch darauf konnte er sich doch nicht wirklich Erfolgschancen ausrechnen. Immerhin war er das Kind und sie die Erwachsenen. Aleka hatte schon Recht, Verbote wurden in die andere Richtung ausgesprochen.

Allerdings blieb dann wirklich die große Frage warum er sich für ihn interessierte? Nur war sich Ratan nicht so sicher ob er die Antwort wissen wollte.

Tigeraugen 12

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 12

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Darf man fragen was du damit bezweckst?“

Nika wand sich um und sah den Tiger verwirrt an. „Womit?“

Das war seine erste Reaktion, doch dann kamen wieder die anstudierten Verhaltensmuster zum Vorschein. „Nun eigentlich bin ich im Begriff das Haus zu verlassen, das sieht man ja.“

Ja, er hatte schließlich gerade einen Teil der doppelflügeligen Tür geöffnet.

„Das meine ich nicht.“ Ratan schloss zu ihm auf.

„Weshalb hast du mit Jamie gesprochen?“

Als ob er ihm den Grund dafür nennen konnte. „Ich glaube nicht das dich das etwas angeht. Soweit ich weiß darf man reden mit wem man will.“

Damit verließ er das Haus und schloss die Tür hinter sich. Das war ein guter Abgang gewesen, allerdings brauchte er jetzt dringend einen Grund. Und zwar einen guten, denn der Tiger ließ sich sicher nicht so schnell abschütteln.

Warum konnte man an diesen Feitreppen nie ein Geländer anbringen? Da hinunter zusteigen konnte durchaus ein Hindernis darstellen.

Hinter ihm hörte er wie sich die Türe öffnete und ihm jemand folgte.

„Wir waren noch nicht fertig.“ Die Stimme des Blonden hatte den gleichen Klang als würde er mit einem unartigen Kind reden.

Das hatte er befürchtet.

Nika seufzte und blieb stehen. Wo sollte er auch hin? Der Weg vor ihm war ohne Hilfe kaum bezwingbar.

Ratan hielt ihm helfend eine Hand hin.

Nika musterte sie als könnte sie sich jeden Moment in eine Schlange verwandeln. Was sollte das jetzt? Eine Planänderung?

„Du siehst aus, als würdest du Hilfe brauchen. Da ich nun einmal hier bin reiche ich dir gerne meine Hand.“ Ratan zuckte mit den Schultern. Ein deutliches Zeichen das er die Entscheidung Nika überließ.

Eigentlich müsste er es ausschlagen, doch er wollte diese Treppe hinunter. Eher widerwillig nahm er die Hand und benutzte sie als Halt um eine Stufen nach der anderen zu bewältigen. Er war nicht so überheblich, das er Hilfe ausschlug wenn er sie brauchte.

„Um auf das Thema zurückzukommen. Natürlich ist es nicht verboten mit Anderen zu reden, doch wenn ich das Thema dieser Unterhaltung bin würde ich das schon gerne wissen.“

Soviel also zu einem erstklassigen Informanten. Vielleicht war er das aber mit Diskretion hatte er es auch nicht so. Wie konnte man das nur weitererzählen?

Ratan schien seine Gedanken zu ahnen, denn er sprach unbeeindruckt weiter. „Scheinbar kennt ihr euch mit dem Geschäft der Informanten nicht so aus. Man zahlt extra für ihre Verschwiegenheit. Einmal für die Information und einmal für ihre Diskretion. Aber das lernt man mit der Zeit.“

Nika löste sich von ihm und schlug den Weg in Richtung der Ställe ein. „Ich bin kein Kind mehr, danke auf deine Belehrungen kann ich verzichten.“

Doch für das nächste Mal wusste er Bescheid. Wie hatte er das auch ahnen können, wenn er das erste Mal mit einem Vertreter dieser Sparte zu tun hatte.

Den Stall betretend, sah er sich um. Einen Stallburschen der herbeigeeilt kam, gab er nur eine verneinende Zeichen. Ein Pferd für ihn zu satteln war unnötig, er konnte sowieso nicht reiten. Heute wollte er nur nach seinem eigenen Pferd sehen.

Wie sein Vater liebte er prächtige und schnelle Pferde. Noch so eine Eigenschaft, die er mit ihm teilte, gegen die er aber nichts hatte. Er selbst beschäftigte sich mit der Pferdezucht, etwas das sein Vater nur als Hobby betrieb. Mit einem Stall voller Rennpferde, die alle schon etwas gewonnen hatten, konnte man schon ein kleines Vermögen verdienen.

Lächelnd blieb Nika vor einer der Boxen stehen und streichelte der Stute über die Nüstern. Wie immer schnaubte sie zufrieden. Sie war ein wunderschöner Apfelschimmel und auch wenn sie alt war, so war sie noch immer Nikas Lieblingstier. Immerhin war sie eines der wenigen Geschenke von seinem Vater. Vielleicht sogar das Persönlichste das er jemals von ihm bekommen hatte.

„Ein schönes Tier. Es passt aber gar nicht zu dir.“

Nika schloss die Augen, als er die Stimme hinter sich hörte. Es war klar, das dieses Gespräch noch nicht beendet war. Allerdings fehlte ihm noch immer ein glaubhafter Grund. „Es war ein Geschenk.“

Seine Stimme klang so mutlos wie er sich gerade fühlte. Dann jedoch wand er sich energisch um. Angriff war noch immer die beste Verteidigung. „Warum läufst du mir nach?“

Ratan würdigte ihn keiner Antwort sondern trat an ihm vorbei und streckte die Hand nach der Stute aus.

„Lass das, sie mag keine Fremden.“ Und schon gar keine Großkatzen, die sie nicht gewohnt war.

„Scheint mir aber nicht so.“ Ratan lächelte und streichelte der Stute über den Hals, was diese sich widerstandslos gefallen ließ. Sie kam sogar noch einige Schritte näher an die Boxentür.

Was für eine Verräterin. Scheinbar gingen auch weibliche Tiere nach dem Aussehen, anders konnte Nika sich das nicht erklären. Immerhin stank der Blonde ja geradezu penetrant nach Katze.

„Ich bin hier, weil ich noch keine Antwort auf meine Frage habe.“

„Doch die hast du schon. Ich sagte doch bereits, das geht dich nichts an.“ Er musste nur dabei bleiben. Irgendwann würde es dem Tiger zu langweilig werden, gewöhnlich hatten Katzen doch keine Geduld.

Ratan zuckte wieder mit den Schultern und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wolf. „Nun, wenn ich keine Antwort von dir bekomme muss ich mir wohl meine eigenen Gedanken machen.“

Das rang Nika nur ein Schnauben ab. „Tu dir dabei bloß nicht weh. Katzen sollen darin ja nicht so gut sein.“

Amüsiert lächelte der Ältere. „Im nachdenken?“

„Im denken allgemein.“ Warum sollte er noch höflich sein, das führte bloß dazu, das sich dieses Gespräch unnötig in die Länge zog. Trotzdem interessierte ihn da ein Detail.

„Doch amüsiere mich. Zu welchen Schlüssen würde denn ein Katzenhirn kommen?“

„Nun…“

Schon an der Art wie der Blonde dieses Wort in die Länge zog, merkte Nika das er mit dieser Frage vielleicht einen Fehler begangen hatte. Doch ihn nun unterbrechen konnte er auch nicht mehr. Auch das Grinsen das sein Gegenüber nun zeigte beruhigte ihn nicht.

„Vielleicht könnte ich denken, dass du an mir interessiert bist. Doch das ist sicher ein Ding der Unmöglichkeit nicht?“ Ratan beugte sich leicht zu ihm.

Seit wann waren sie sich so nah? Und warum fiel Nika dieser fehlende Abstand erst jetzt auf? Vorsichtig, um nicht die Aufmerksamkeit des Tigers zu erregen wich er zurück. Nur wurde dieses Ausweichmanöver von etwas Harten in seinem Rücken versperrt. Heute war wohl alles gegen ihn. „Ja, das ist es eindeutig.“

Irgendwie klang diese Verteidigung sogar in seinen Ohren schwach.

Ratan trat noch einen Schritt auf Nika zu, so das sie sich noch näher waren. Er streckte seine Arme aus und legte sie neben Nika auf den Querbalken, der ihn aufhielt. So war ihm der Weg in alle Richtungen versperrt.

Nika kam sich vor wie ein Tier in der Falle. Er konnte nur hoffen, das er nicht auch so aussah, das wäre nämlich außerordentlich peinlich.

Noch ein Stück näher kommend, stoppte Ratan direkt vor seinem Gesicht. „Genau denn wie ich schon sagte, du bist nicht mein Typ.“

Damit brachte er wieder Abstand zwischen sie und trat einige Schritte zurück. „Ich warne dich noch einmal, wage dich nicht auf eine Spielwiese, die nicht die deine ist. Hier gibt eine einige Leute, die dir das Leben zur Hölle machen können wenn du dich bei ihnen einmischt.“

Nika atmete schwer, nur langsam schaffte er es seinen Atem wieder zu beruhigen. Für einen Moment hatte er doch wirklich angenommen, das der Andere ihn küssen wollte. Was jedoch das Schlimmste war, war die Erkenntnis das er nichts dagegen gehabt hätte.

Nika schüttelte den Kopf, so als könnte er diese Erkenntnis so wieder vergessen. Er brauchte ein anderes Thema. „Du auch?“

Fragend sah Ratan ihn an, bevor er merkte was Nika damit meinte. „Nein. Aber ich gehöre zu ihren Spielen. Jeder hat seine eigenen Pläne mit mir, deswegen sollte man sich von mir fernhalten.“

Und dagegen hatte er nichts? Er ließ sich bewusst von den Anderen benutzen? Für ihn war das undenkbar sein Schicksal in die Hände Anderer zu legen.

„Ich hoffe das das nun geklärt ist. Kümmere dich nicht um mich, dann kommen wir perfekt miteinander aus.“ Mit diesen Worten wand sich der Tiger um und ging.

Nika sah ihm nur verwirrt nach. Diese Verwirrung wandelte sich aber nur allzu schnell in Wut um. Schon wieder hatte dieser Tiger mit ihm gespielt und er hatte es zugelassen. Verflucht, er war doch kein Schuljunge mehr, den man so leicht verunsichern konnte. Kein Wunder das ihn der Ältere wie ein Kind behandelte. So kam er nie an sein Ziel, nicht wenn der Andere ihn nicht einmal als ebenbürtigen Gegner ansah. Nun, dann musste er eben andere Saiten aufziehen. Was der Pirat konnte, konnte er auch. Das nächste Mal würde er bestimmt nicht unterliegen.

Tigeraugen 13

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Eigentlich hatte er ja nicht so weit gehen wollen. Ratan seufzte, als er wieder das Haus betrat.

Allerdings konnte er es nicht leiden wenn man sich ohne Grund in seine Angelegenheiten einmischte. Nicht, wenn man keine Berechtigung dafür hatte und die hatte Nika nicht. Immerhin war das einer der Gründe warum er seine Heimat hinter sich gelassen hatte. Diese ständigen Intrigen hatten ihn einfach nur genervt. Mit der Zeit wurde man müde jedes Wort einem Anderen gegenüber auf die Goldwaage zu legen. Deswegen hatte er sich aufs Meer geflüchtet. Nun zum Teil, es war immerhin seit seiner Kindheit geplant, wenn auch nur von ihm.

„Nein, das sicher nicht.“ Eine Tür vor ihm öffnete sich und Marissa kam heraus. Sie sah sich um und strahlte als sie ihn sah. Kurzerhand lief sie zu ihm und versteckte sich hinter ihm, seinen Körper als Schild nutzend.

„Ähm Marissa?“ Ratan runzelte leicht die Stirn.

„Ja?“ Sie sah ihn mit Unschuldsblick an.

„Warum trägst du nur ein Korsett?“ Es war ja nicht so das er diesen Anblick nicht gewohnt war, doch dies war nicht sein Schiff. Schätzungsweise galten hier nicht so lockere Regeln wie dort. Immerhin konnte man nicht verlangen das ein Mädchen in der heißen Sonne des Mittelmeers ständig ein Kleid trug. Oder eher gesagt man konnte Marissa nicht dazu zwingen, er hatte es ja versucht.

„Weil sie wollen das ich ein scheußliches Kleid probiere.“ Dabei zeigte sie anklagend auf Chaya und Clerissa die aus dem Raum kamen, den sie gerade so überstürzt verlassen hatte.

„Ich bin sicher, es steht ihr ausgezeichnet. Gestern kamen wir ja leider nicht mehr zum anproben.“ Clerissa stemmte einen Arm in ihre Hüfte.

Chaya sah nachdenklich auf einen rosafarbenen Stoff in ihrer Hand. „Von der Farbe her kann ich Clerissa nur zustimmen.“

„Da siehst du.“ Aufgebracht deutete Marissa nun auf den Stoff in Chayas Hand.

Also da lag das Problem, wenn nur alles so einfach wäre. Ratan lächelte sanft und sah Marissa an. „Und das kannst du nicht selbst regeln?“

„Doch, aber sie wollen ja nicht auf mich hören.“ Ihre Stimme klang wie die eines kleinen, schutzbedürftigen Mädchens. Doch bei Marissa klappte diese Nummer trotz ihres Alters noch immer.

Hoffnungsvoll sah sie ihn an. „Ratan?“

Der Tiger seufzte. „Bitte entschuldigt Marissas Benehmen, ihre Erziehung lässt zu wünschen übrig.“

Im nächsten Moment keuchte er, da eine Faust seine Seite traf und das nicht gerade sanft. Er warf der Blondhaarigen einen mahnenden Blick zu, den sie nur mit einem engelsgleichen Lächeln parierte. „Wie gesagt. Doch sie hat eine ausgesprochene Abneigung gegen diese Farbe. Jede andere könnt ihr vorschlagen nur nicht rosa.“

Chaya sah noch einmal auf den Stoff. „Oh. Nun dann lässt sich sicher eine andere Farbe finden die ihr steht.“

Damit ging sie wieder in den Raum zurück.

„Das hätte man ja sagen können.“ Clerissa schüttelte den Kopf.

„Gleich so ein Theater zu veranstalten. Dann komm einmal, der Schneider kann keine Wunder vollbringen. Es ist nur mehr eine Woche bis zum Fest.“

Marissa nahm Ratan am Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke. Wir reden später über das was dich bedrückt.“

Zufrieden mit dem Ergebnis folgte sie Clerissa in den Raum. Hinter ihr schloss sich die Türe wieder.

Also eine Woche noch. Das ersparte ihm wenigstens danach zu fragen. Auch wenn er irgendwie hoffte das die Zeit schneller verging. Nicht das er vor Nika fliehen wollte, doch sein Interesse an seiner Person gefiel ihm nicht. Natürlich stand er gerne im Mittelpunkt, doch das provozierte er absichtlich. Nun jedoch war diese Aufmerksamkeit absolut ungewollt.

Das Marissa gemerkt hatte, das er über etwas grübelte wunderte ihn nicht. Vielleicht mochte man sie für oberflächlich halten, doch sie war sensibler als es den Anschein hatte. Allerdings würde er nicht mit ihr darüber reden. Trotz allem neigte sie noch immer zu überstürzten Aktionen. Er traute ihr durchaus zu das in die eigene Hand zu nehmen und das wollte er nicht. Es war nicht ihre Aufgabe seine Kämpfe auszutragen.

Allerdings glaubte er auch nicht das Nika nach diesem Ereignis noch etwas unternehmen würde. Nein, diesmal hatte er ihn sicher in seine Schranken verwiesen, dessen war er sich sicher.
 

Einmal tief durchatmend, betrat Nika den Gang in dem das Zimmer lag zu dem er musste. Die Betonung lag auf musste, nicht wollte. Er wusste das er damit alles vielleicht schlimmer machen würde, doch ihm fiel nichts mehr ein. Gegen den Tiger kam er nur schwer an, deswegen sollte er sich an den Feind wenden den er kannte. Auch wenn er glaubte, das sein Vater genau das Gegenteil von dem machen würde was er wollte. Vielleicht hatte er ja auch Glück und Aleka besaß noch einen Funken Anstand in seinem Leib. Wenn er diesen nicht schon längst der Befriedigung seiner Lust geopfert hatte.

Nika stieß die Tür auf und knurrte als er Kobe sah. „Raus! Das hier ist eine Familienangelegenheit.“

Der befehlende Ton in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Tja es sein denn, es war sein Vater.

Dieser sah ihn nur wütend an und setzte zu einer Erwiderung an.

Doch Kobe legte ihm nur eine Hand auf den Unterarm und schüttelte den Kopf. „Ich komme später wieder.“

Diese vertraute Geste entlockte Nika nur ein weiteres Knurren, das nicht verstummte bevor Kobe den Raum verlassen hatte.

Als die Tür in Schloss fiel fuhr Aleka von seinem Sessel hoch. „Sag mal was fällt dir eigentlich ein!“

Das fing ja schon einmal gut an, also alles wie gehabt. Er musste nur wie immer ruhig bleiben. „Wir haben etwas zu besprechen, das keinen Anderen etwas angeht.“

„Das gibt dir noch lange nicht das Recht Kobe aus dem Zimmer zu werfen. Aus meinem Zimmer wohlgemerkt, in das ich dich nicht gebeten habe!“

„Warum? Weil er dein Bastard ist? Dein Sohn? Was bin dann ich?“ Nika zuckte nur gleichgültig die Schultern.

„Ach ich vergaß, ich bin nur dein Erbe. Etwas das du benötigst um deine Familie zufrieden zustellen. Das haben wir ja schon einmal geklärt, doch deswegen bin ich nicht hier.“ Nein, diese Erkenntnis verletzte ihn schon lange nicht mehr. Immerhin hatte er etliche Jahre Zeit gehabt sich mit diesem Gedanken anzufreunden.

„Weswegen dann, wenn nicht um mich mit deinen fehlenden Manieren zu blamieren?“ Auch Aleka hatte sich nun wieder beruhigt und ging zum Fenster um den Vorhang zur Seite zu ziehen. Wenn dies auch keinen Effekt auf die Helligkeit im Raum hatte, noch war nicht Vollmond.

„Ich will an den letzten Funken deines Anstand appellieren, dich nicht mit diesem Tiger einzulassen. Wie sehr willst du meine, unsere Familie noch beschämen?“ Äußerlich behielt Nika die Ruhe, wenn es innerlich auch anders aussah. Klar, er hatte keine intakte Familie, das wusste er schon seit seiner Kindheit. Bei Adligen war das nie der Fall, doch man konnte sich doch wenigstens darum bemühen.

„Geht es darum? Das trifft sich gut, ich wollte sowieso mit dir darüber reden.“ Der Rotblonde wand sich zu seinem Sohn um.

Er wirkte total ruhig, weswegen Nika auch die Faust die gegen das Glas der gläsernen Balkontür krachte zusammenzucken ließ. Es war ein leises Splittern zu hören, das scheinbar zu dem plötzlich gesprungenen Glas gehörte.

„Was fällt dir eigentlich ein, dich in meine Angelegenheiten einzumischen? Nein, dich in meinen Umgang einzumischen. Mit wem ich mich unterhalte, ja sogar mit wem ich mein Bett teile, geht sich gar nichts an. Weder dich noch deine Mutter. Wobei es ihr sicherlich egal ist.“

Was war das für eine verkommene Einstellung? Das war ja wohl das Letzte. Nika ballte die Hände zu Fäusten, wenn er auch wusste wie sinnlos diese Geste war. Schließlich brachte es nichts seinen Vater zu schlagen, wobei seine Einstellung wirklich dazu reizte. „Wie kannst du so etwas sagen? Wir sind deine Familie! Wenn du uns schon nicht liebst, solltest du wenigstens soviel Anstand wahren und unseren Ruf nicht antasten.“

Einen Moment wirkte Aleka getroffen, doch dieser Eindruck verging schnell wieder. Dann sah er ihn ruhig an und auch seine Stimme klang ebenso. „Was nervt dich so Nika? Das es ein Tiger ist oder das es nicht deine Mutter ist?“

Nika öffnete den Mund, hielt dann aber inne. Natürlich nervte ihn beides, doch das Zweite wog wohl deutlich schwerer als das Erste. Nur konnte er dagegen nichts machen, das hatte er schon vor langer Zeit begriffen. „Das er ein Tiger ist und du dich mit dem Feind einlässt, das wirft nur ein schlechtes Licht auf unsere Familie.“

„Dann ist es ja kein Problem mehr. Ratan ist schon lange kein Feind mehr wie du sicher weißt. Also steht dem nichts mehr im Weg.“

Das war irgendwie ein Kommentar dem er nichts entgegensetzen konnte. Natürlich wusste er von dieser Geschichte, seine Großeltern hatten es ihm erzählt, beide Seiten. Doch dafür durfte er kein Verständnis zeigen, sonst hatte er verloren. „Wenn dir das alles nichts bedeutet, dann erinnere dich wenigstens an das Versprechen das du meiner Mutter gegeben hast.“

Soweit sie es ihm erzählt hatte, hatte Aleka ihr darin versprochen mit seinen Bettgeschichten nicht den Ruf der Familie zu schädigen. Was er mit einem Tiger tun würde.

Doch Nika merkte rasch das er mit diesem Argument verloren hatte. Der Gesichtsausdruck seines Vaters verschloss sich von einem Moment auf den anderen.

„Du weißt gar nichts von dem Versprechen das ich deiner Mutter gegeben habe. Also hast du kein Recht darüber zu reden.“ Seine Stimme klang bei diesen Worten eiskalt. Dann hob er seine Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf die Tür.

„Raus! Sofort, bevor ich etwas mache das ich bei deiner Erziehung versäumt habe!“

Nika wich einen Schritt zurück. Diesmal meinte er es ernst. Sie hatten sich schon oft gegenüber gestanden und einander gedroht, doch noch nie war es derart ernst gewesen. „Ich hasse dich! Du bist eine Schade für meine ganze Familie!“ Mit diesen Worten verließ er den Raum und warf die Tür hinter sich zu.

Diesen Kampf hatte er verloren, doch das war ihm schon zu Beginn klar gewesen. Mit seinem Vater konnte man einfach nicht reden. Da fehlte jegliche Moral und Anstand. Also musste er sich wohl an seinen Plan halten. Dann war eben der Tiger daran.

Tigeraugen 14

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ihm war langweilig. Das war eigentlich sehr selten bei ihm, da es immer etwas für ihn zu machen gab. Untätigkeit lag ihm nicht, weswegen er sich immer eine Aktivität suchte. Auch da war er wieder einmal eine Ausnahme, da Katzen ja typischerweise faul waren. Schließlich verschliefen die meisten tierischen Verwandten seiner Art den halben Tag.

Ratan gähnte, was er aber gleich wieder unterließ, als er im Gang Schritte hörte. Wenn er sich nicht ganz irrte, dann näherte sich die Person ihm.

Als er jedoch sah wer da um die Ecke bog, sank seine Laune wieder. Eigentlich wollte er gerade diese Person nicht mehr sehen.

Doch Nika beachtete ihn nicht, da er einfach an ihm vorbei ging. Den Blick dabei stur auf den Boden gerichtet.

Ratan sah ihm verwundert nach. Hatte er da gerade…?

Über seinen eigenen Gedanken den Kopf schüttelnd, ging er weiter. Auch wenn er sich nach einigen Schritten doch wieder umdrehte. Es war zwar unmöglich, doch er hatte ganz sicher Tränen auf Nikas Gesicht gesehen. Immerhin hatte er genug Kinder in seinem Leben gekannt, um das beurteilen zu können. Zumindest so viele um zu wissen das Nika nun wohl kaum mit ihm reden würde. War das wegen ihm?

Doch Ratan glaubte nicht wirklich, das er soviel Einfluss auf den Jüngeren hatte, da war doch sicher etwas anderes vorgefallen. Doch wer könnte ihn sonst so aus der Fassung bringen? Kobe? Wohl kaum, dann wäre er wütend statt traurig, dann blieb wohl nur noch einer.

Ratan machte sich auf den Weg zu Alekas Zimmer, wenn er sich auch selbst fragte warum er das machte? Eigentlich sollte er gleich wieder umdrehen und das Ganze ihre Sorge sein lassen. Doch seine verdammte Gutmütigkeit zwang ihn dazu ihnen zu helfen, denn so wie es aussah bekamen sie es selbst nicht hin. Und egal was zwischen seinen Eltern und ihm selbst vorgefallen war, so eine Beziehung wie zwischen Aleka und Nika herrschte noch lange nicht. Zumindest nicht bis er seinem Vater sein Schiff gestohlen hatte, seitdem hatte Ratan ihn nicht mehr gesehen. Also könnte sich das auch geändert haben.

Vor seinem Ziel angekommen, hielt er kurz inne um anzuklopfen. Allerdings blieb eine Antwort aus, weswegen er die Tür leicht öffnete. War er am Ende gar nicht da?

Da aber die Kerzen brannten, musste jemand in dem Zimmer sein. Er sah auch gleich Aleka, wenn er auch nicht so wirkte wie immer.

Aleka saß in einem Sessel und sah nachdenklich aus dem Fenster. „Eigentlich wollte ich alleine sein.“

„Ich kann auch wieder gehen, wenn du willst.“ Dabei deutete Ratan auf die eben geschlossene Tür hinter sich.

Der Wolf seufzte tief. „Nein, jetzt ist es auch schon egal. Wahrscheinlich hast du Nika getroffen und die Neugier treibt dich nun zu mir nicht?“

„Glaubst du etwa nur die Neugier deinen Sohn betreffend, treibt mich zu dir? Doch ich müsste lügen, wenn ich es abstreiten würde.“ Es war ja nicht wirklich so. Er schätzte Alekas Gesellschaft, nur hatte sich Nika in letzter Zeit immer mehr zu einem Gesprächsthema zwischen ihnen entwickelt. Eigentlich eine traurige Wendung.

„In letzter Zeit schon. Wenn das so weitergeht muss ich ihn ja fast als Rivalen ansehen. Auch wenn das nicht das erste Gebiet wäre in dem er mit mir konkurrieren würde.“

Ratan setzte sich auf einen Stuhl. Aleka hatte ihn zwar nicht dazu aufgefordert, doch das würde er auch nicht und er hatte nicht vor die ganze Zeit zu stehen. „Willst du es mir erzählen?“

Der Wolf zuckte nur mit den Schultern. „Was soll ich groß erzählen? Wir haben uns gestritten. Bezüglich meines Umgang, du hattest Recht. Ihm liegt wirklich viel daran das wir nicht zusammenkommen.“

„Also hat er dich darauf angesprochen?“ Was für eine Dummheit, es war klar das so etwas nur nach hinten losgehen konnte. Wer verlangte das schon von seinem Vater, wenn dann lief das umgekehrt ab. Wenn er auch nicht glaubte, das er seinen Wahlkindern in dieser Hinsicht irgendetwas verbieten konnte. Das hatte schon in der Vergangenheit nicht funktioniert.

„Natürlich. Scheinbar sah er das als letzten Ausweg oder den Weg des geringsten Widerstands. Eine der beiden Möglichkeiten wird es schon gewesen sein. Doch was mich dann so aufgeregt hat, war die Erwähnung eines Versprechens. Ich hätte ihn beinnahe geschlagen.“ Der Rotblonde sah auf seine Handflächen.

„Ich habe noch nie eines meiner Kinder geschlagen, egal wie sie sich mir gegenüber verhielten.“

„Entschuldige die Frage, aber hasst du Nika so sehr?“ Ratan wollte ihm glauben, das er Nika mochte. Doch alles was Aleka machte stand in derart krassen Gegensatz zu seinen Worten. Ja, er wollte nicht gegen seine Frau verlieren, doch musste er dann auch gegen Nika kämpfen? Der Junge machte es einem nicht leicht mit ihm auszukommen, doch es musste Gründe geben warum er sich so verhielt. Und auch das führte wieder zu Aleka zurück.

Aleka sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. „Kann man denn jemanden hassen, den man kaum kennt? Nein, das wohl nicht, aber ich liebe ihn soweit mir das aus meiner Position aus möglich ist.“

Da waren wieder diese Anspielungen aus denen Ratan nicht schlau wurde. Bei seiner nächsten Aussage war seine Stimme schlich, das musste er sein, da ihm diese Antwort wichtig war. „Wenn du nicht willst, das ich mich einmische, dann sag es mir. Ich kann dieses Thema auch abhacken.“

„So wie bisher?“ In den hellblauen Augen des Älteren funkelte es leicht spöttisch.

„Nein, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen, dann erkennst du die Aussichtslosigkeit unserer Lage. Und du wirst merken wie weit mein Egoismus reichen kann.“

Nun wirklich aufbauend klang das wirklich nicht, doch wenn sie schon soweit waren, würde Ratan ihn auch nicht mehr unterbrechen. Deswegen wartete er nur ruhig ab, bis Aleka weitersprach.

„Nikas Geburt war der Anfang vom Ende aller Beziehungen mit meiner Frau. Wir beide wussten, das ein Erbe unsere letzte Pflicht war, die wir als Paar erledigen mussten. Da nun ein Sohn da war, hatten wir uns nichts mehr zu sagen. Wenn es sich einrichten ließ, wollten wir uns nicht einmal sehen. Katrein hatte die Kinder und ihre gesellschaftlichen Pflichten, noch dazu Geld um sich alles zu kaufen was sie wollte. Damit sollte sie zufrieden sein, das dachte ich zumindest.

Nur einen Monat nach Nikas Geburt traf sie sich mit mir. Der Zeitpunkt war wahrlich gut gewählt, ich hatte sie beinnahe schon vergessen. Die paar Anlässe die wir als Ehepaar besuchen mussten, waren nicht wirklich relevant. Auf jeden Fall stellte sie mich vor die Wahl. Es war ein wirklich gutes Angebot, soweit es bei einer Erpressung eben möglich ist. Das Angebot war das sie mir alle Freiheiten lässt. Jegliche Ausschweifungen sexueller oder anderer Art würde sie mir durchgehen lassen, nein sie würde mich sogar decken. Sie würde mich bei allen Anlässen entschuldigen, den Ruf unserer Familie wahren, die gesellschaftlichen Aufgaben erledigen und nie ein Wort darüber verlieren. Dafür verlangte sie nur eines, unseren Sohn.

Genau bedeutete das keinen Kontakt mit ihm, keine Erkundigungen bei anderen Leuten über ihn, ja nicht einmal Sichtkontakt mit ihm wenn es sich einrichten ließ. Sie würde die Erziehung, seine Lebensplanung übernehmen und seinen Charakter formen.

Meine Aufgabe würde einzig darin bestehen ein abschreckendes Beispiel zu geben und eben der Vater zu sein.“

„Warum bist du darauf eingegangen?“ Für den Tiger war es unverständlich wie man auf so etwas eingehen konnte. Selbst mit einem enormen Freiheitsdrang wie Aleka ihn hatte, konnte man doch nicht so einfach sein Kind aufgeben. Selbst für ihn, der noch kein eigenes Kind hatte war das undenkbar.

Aleka schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. „Es geht ja noch weiter. Falls ich dieses großzügige Angebot nicht annehmen würde drohte sie mir mit Scheidung. An sich ist das bei Menschen ja schon ein Skandal, doch bei Werwölfen ist das ein Sakrileg. Wir binden uns fürs Leben, das ist der Grund warum wir so anspruchsvoll sind was unsere Partner angeht. Eine Scheidung ist absolut undenkbar, vor allem wenn ich der Schuldige wäre. Katrein hätte mit einer Scheidung nichts verloren, ihr Ruf wäre unbefleckt gewesen, das war er immer. Doch so gut wie jeder wusste über meine jugendlichen Eskapaden Bescheid, auf jeden Fall wäre ich der Schuldige gewesen. Das konnte ich meiner Familie nicht antun. Unseren Ruf so in den Dreck ziehen zu lassen war undenkbar. Tja, das Ergebnis und meine Entscheidung siehst du nun.

Ich habe meinen Sohn für meine Freiheit und mein Ansehen verkauft.“

Ratan konnte nicht leugnen das ihn das schockierte. Dabei war es nicht einmal die Entscheidung des Wolfes, sondern die Kaltblütigkeit seiner Frau. Wie konnte man das von seinem Mann, einem Vater verlangen? Doch an Alekas Stelle hätte er für seinen Sohn gekämpft, egal was die Konsequenzen wären. Schließlich war das auch sein Kind.

„Deswegen also deine Haltung ihm gegenüber.“ Nun konnte er das alles besser verstehen. Diese Feindseeligkeit ging also nicht von Nika aus sondern von Aleka. Eine Art natürliche Abwehr, die wahrscheinlich in den letzten Jahren zur Gewohnheit mutiert war.

Ratan stand auf und ging zu dem Wolf. Vor ihm kniete er sich hin, legte seine Hände auf dessen Knie und sah fing seinen Blick ein. „Du liebst ihn, darfst es aber nicht zeigen.“

„Willst du mich nun bemitleiden?“ Man merkte deutlich das Aleka genau dies nicht wollte.

Der Blonde schüttelte den Kopf, sanft lächelnd. „Nein, du brauchst kein Mitleid. Was du brauchst ist Trost und Zuspruch, wenn dein Stolz dir das nicht verbieten würde. Aus diesem Grund unterlasse ich es.“

„Gut.“ Zwar murrte Aleka noch ein wenig, doch er wirkte schon wieder etwas munterer.

„Du bist ein sturer Hund.“ Ratan war erleichtert, das sie dieses Gespräch geführt hatten. Es hatte Aleka sicherlich gut getan einmal darüber zu reden. Wahrscheinlich wusste nicht einmal Alessandro darüber Bescheid.

„Dafür aber nicht so eine lästige Katze wie du.“ Dabei erwiderte der Wolf das Lächeln des Tigers. Dann wurde er aber wieder ernst.

„Kümmere dich gut um meinen Jungen ja?“

„Natürlich.“ Innerlich seufzte Ratan. Soviel also zu seinem Entschluss sich hier nicht einzumischen. Warum passierte das immer ihm?

Tigeraugen 15

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Die Sonne schien in den Raum und beleuchteten den Perserteppich, der auf dem Boden lag. Ein kühler Wind blies durch die bogenförmigen Eingänge und spielte mit den Stoffvorhängen die die Türen ersetzten. An den Wänden waren große Porträts von verschiedenen Leuten angebracht. Männer, ebenso wie Frauen jedes Alters präsentierten sich in stolzen Posen und schienen auf die Anwesenden im Raum hinabzublicken.

Vier der abgebildeten Personen befanden sich ebenfalls in diesem Raum.

„Niemals!“ Der Jüngste der Anwesenden verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust. Seine blonden, schulterlangen Haare hatte er zurück gebunden und seine braunen Augen funkelten seinen Gegenüber wütend an.

Sein Gegenüber war deutlich älter als er. Auch er hatte braune Augen, doch im Gegensatz zu dem Jüngeren waren auch seine Haare hellbraun. In seinem Blick konnte man merken das er von seiner Entscheidung nicht abrücken würde. „Du bist mein Sohn und als solcher hast du zu gehorchen. Du wirst dieses Mädchen heiraten.“

„Warum? Soma hat sie geschwängert, soll er sie doch heiraten.“ Anklagend deutete er auf den älteren jungen Mann, der lässig auf einem Diwan lag und das Ganze mit mäßigen Interesse folgte.

„Er wird sie sicher nicht heiraten. Soma ist mein Erbe, er wird einmal eine bessere Frau finden.“

„Aber für mich ist sie gut genug was?“ Der Blondhaarige gab einen frustrierten Ton von sich, bevor er es noch einmal versuchte.

„Ich kenne sie doch nicht einmal, noch liebe ich sie. Das sind keine Vorraussetzungen für eine Heirat.“ Sein Blick glitt zu der anwesenden Frau in dem Raum, wenn von dort auch nicht mit Hilfe zu rechen war.

Seine Mutter saß nur in ihrem Sessel und sah zu Boden. Es war deutlich zu erkennen wie sehr sie diese Situation bekümmerte.

„Schluss damit. Du als Adeliger solltest am Besten wissen, das so etwas wie Liebe bei einer Heirat nicht erforderlich ist.“ Die Stimme seines Vaters duldete keinen Widerspruch mehr.

„Nein, ich werde nicht heiraten. Weder jetzt noch zu einem späteren Zeitpunkt. Immer beschützt du nur Soma und wälzt seine Ausrutscher auf uns Andere ab. Doch diesmal soll er für seinen Fehler selbst geradestehen.“

Bei dieser entschlossenen Erwiderung sah sein Bruder auf. Mit einem fast entsetzten Blick sah er auf seinen Vater, in der Hoffnung das dieser nun ein Machtwort sprach.

„In zwei Tagen kommt dieses Mädchen hier an und erwartet einen Ehemann vorzufinden. Und der wirst du sein, ich dulde keinen Widerspruch.“ Die Hand des Braunhaarigen donnerte auf die Platte des Beistelltisches neben ihm, sodass die Vase darauf bedrohlich wackelte.

„Wir werden sehen Vater. Wir werden sehen.“ Damit wand sich der Blondhaarige um und lief aus dem Raum.
 

„Ratan?“ Eine Hand an seiner Schulter schüttelte ihn unsanft.

„Ratan.“ Die Stimme wurde drängender und auch das Schütteln nahm an Intensität zu.

„Ich bin ja wach Marissa.“ Er schob ihre Hand von seiner Schulter, bevor er sich seine Hand auf die Stirn legte.

„Was war denn los? Du hast im Schlaf gestöhnt. Hattest du einen Alptraum?“ Marissa saß neben ihm im Bett und blickte ihn fragend an.

„Ja, so kann man es nennen.“ Ratan seufzte leise, dann ließ er die Hand wieder sinken. Wie lange hatte er schon nicht mehr von seiner Vergangenheit geträumt? Wie lange hatte er schon nicht mehr daran gedacht?

Marissa sah ihn musternd an, bevor sie plötzlich aufstand.

Ratan beachtete sie kaum. Dieses Gespräch würde ihn wohl auf ewig verfolgen. Natürlich es war das letzte Gespräch das er mit seinem Vater geführt hatte. Noch in derselben Nacht hatte ihren Palast verlassen und war in die Stadt gereist. Dort hatte er ein paar Männer angeheuert und das Schiff seines Vaters gestohlen. Das alles nur weil er es satt hatte, die Fehler seines Bruders auszubaden. Klar, er war nicht der Einzige, dem seine Fehler angelastet wurden. Doch er war der Einzige, der es wagte gegen diese ungerechte Behandlung zu protestieren. Trotzdem hatte er es immer wieder auf sich genommen. Im Grunde konnte man Soma gar nicht böse sein. Er war schon immer etwas schwach im Kopf gewesen, wenn man es grob ausdrücken wollte war er schlichtweg dumm. Ständig machte er irgendwelche Probleme und war unfähig die Verantwortung dafür zu übernehmen. Wann immer etwas aus dem Ruder lief, versteckte er sich feige hinter seinem Vater, der ihn blind für alles Andere verteidigte. Doch er war eben so erzogen worden.

Die Matratze unter ihm bewegte sich, als Marissa wieder ins Bett krabbelte.

„Da.“ Mit diesem Wort drückte sie ihm ein Glas in die Hand. Der Geruch verriet ihm das es sich bei dem Inhalt um Wein handelte.

„Es gibt nichts effektiveres um einen Alptraum zu vergessen als Alkohol.“

Das war wieder einmal die einzigartige Logik seiner Wahltochter. Wenn etwas nicht passte, dann musste man es nur mit Alkohol bekämpfen. Nun, diesmal hatte sie vielleicht Recht.

Ratan nahm ihr das Glas aus der Hand und trank einen Schluck. Da hatte sie einen wirklich schweren Wein erwischt. „Danke.“

„Willst du mir davon erzählen?“ Sie legte den Kopf leicht schief.

„Interessiert es dich?“ Das wäre ja etwas ganz neues. Für Marissa waren Träume doch nur Blödheiten die sich ihr Geist erlaubte, wenn sie keine Kontrolle darüber hatte.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, aber wenn es dir hilft, dann höre ich dir gerne zu.“

Lächelnd strich er ihr über den Kopf. „Danke für dieses Angebot, doch ich will nicht darüber reden.“

Das war Vergangenheit und da er nie wieder mit diesen Leuten zusammentreffen würde, musste er sich keine Gedanken mehr darüber machen.

„Na gut.“ Marissa stand wieder auf und man hörte nur mehr Stoff rascheln.

Ratan drehte den Kopf und sah aus dem Fenster. Zeit zum Aufstehen war eigentlich noch nicht. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, doch er war sicher das er heute nicht mehr schlafen konnte.

Mit dieser traurigen Erkenntnis stand er auf und sah zu seiner Zimmerpartnerin.

Diese war gerade dabei sich in ein Unterkleid zu quälen. „Wenn du schon stehst, kannst du mir auch helfen. Immerhin verlangst du das ich das trage.“

Ja, und es war auch der einzige kleine Sieg den Ratan in Sachen Unterwäsche erzielen konnte. Nicht, das er sie in Korsetts und Mieder einzwängen wollte, doch etwas mehr konnte nie schaden, nicht bei einem Mädchen wie Marissa.

Ratan ging zu ihr und begann die Schnüre an ihrem Rücken zu binden. Sie benötigte wirklich eine Zofe, doch wo fand er eine Frau, die bereit war auf einen Piratenschiff mitzureisen? Außerdem wollte er keine abschätzigen Blicke, weil er und Marissa ein Bett teilen. Es passierte ja nichts, da er sich eher die Hand abbeißen würde als ihr etwas anzutun.

„Schau nicht so ernst, das steht dir nicht.“

Ratan sah auf und merkte das Marissa ihn im Spiegel beobachtete. „Ich werde es versuchen. Schließlich will ich dich ja nicht verärgern.“

Damit gab er ihr einen Kuss auf den Haaransatz und verknotete die Bänder ineinander.

„Das würde dir auch schlecht bekommen.“ Marissa lächelte und begann sich die Haare zu frisieren.

Das glaubte er ihr sogar ungesehen. Ratan lächelte ebenfalls und begann sich selbst anzukleiden.
 

Nika sprang aus dem Bett, sobald die Sonne untergegangen war. Er hatte eine grauenvolle Nacht hinter sich. Oft genug hatte er mit dem Gedanken gespielt einfach aufzustehen, nur um dann Liegenzubleiben in der irrsinnigen Hoffnung, er könnte doch noch etwas Schlaf abbekommen. Nun er hatte auch schlafen können, nur war das alles Andere als erholsam gewesen.

Mit einer Energie, die er nach dieser Nacht eigentlich gar nicht besaß zog er sich an. Später würde sich das rächen, soviel war sicher, doch er hatte keine hochtrabenden Pläne für den heutigen Tag. Nicht, nach dem Gespräch gestern. Diese Niederlage hatte ihn doch mehr getroffen als er gedacht hatte. Er hatte sogar geweint, dabei wusste er nicht einmal den Grund für dieses weibische Verhalten. Nur, das er es einfach nicht beherrschen konnte. Zum Glück hatte es keiner mitbekommen, an den Meisten war er viel zu schnell vorbeigeeilt, als das sie es hatten sehen können.

Sein Blick richtete sich auf den Spiegel. Gut, man merkte nichts von seinem Ausrutscher gestern. Das wäre mehr als nur peinlich gewesen. Das letzte Mal hatte er als Kind geweint, wie so oft wegen etwas das sein Vater gesagt oder nicht gesagt hatte. Doch das gehörte der Vergangenheit an, wegen ihm würde er keine einzige Träne mehr vergießen. Warum auch? Es änderte nichts an den Tatsachen. Seine Mutter hatte ihn schon früh darüber aufgeklärt, das sein Vater nichts von ihm wissen wollte, eben weil er ihr Sohn war. Sein Vater hätte einen anderen Sohn, den er viel mehr liebte als ihn. Mit solchen Informationen konnte man in diesem Mann doch keinen Vater mehr sehen, nur mehr einen Erzeuger.

Trotzdem, mehr als eine kleine Geste, eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit, mehr hatte er doch nie gewollt. Aber nicht einmal das hatte er bekommen.

Nika schlug die Tür seines Zimmers zu, im Moment war ihm die Uhrzeit egal. Doch soweit er wusste war er in diesem Bereich so gut wie alleine untergebracht. Nur er und einige von Horus Verwandten, von denen die Meisten auch schon wieder abgereist waren. Gestern waren auch seine Großeltern abgereist, soweit er es mitbekommen hatte. Nika bedauerte das er sie verpasst hatte, zu gern hätte er sich von ihnen verabschiedet. Nun wartete er eigentlich nur mehr darauf das sein Vater abreiste oder der Tiger. Was eben früher eintraf. Auch wenn er die Sache zwischen sich und dem Tiger schon beinnahe als persönlich abstempeln könnte.

Nika ging ins Wohnzimmer, da er nicht glaubte das es jetzt schon ein Essen gab. Dort auf dem Tisch lagen schon die Zeitungen des Tages und er nahm sich eine. Auch wenn er noch keine Geschäfte hatte um die er sich kümmern musste, so wollte er sich zumindest informieren. Das konnte nie schaden.

Hoffentlich würde dieser Tag nicht allzu lange dauern, da er jetzt schon eine leichte Mattigkeit spürte.

Tigeraugen 16

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Zwei Arme legten sich von hinten um seinen Hals.

„Weißt du was ich mir überlegt habe?“

„Ich schätze es handelt sich um etwas Unanständiges, also fang an.“ Ratan lächelte nur bei Jamies Worten.

„Oh, willst du mich beleidigen? Ich denke doch nie an etwas Unanständiges.“ Jamie legte sein Kinn auf der Schulter des Tigers ab.

„Nein, mir ist nur aufgefallen das mir langweilig ist.“

Oh, das war nicht gut. Wenn Jamie langweilig war, dann lief nichts mehr so wie es sollte. „Was ist mit Eloy?“

Der Wolf machte eine wegwerfende Bewegung. „Ach, der hat seinen Vampir und Mika ist lange nicht so unterhaltsam wie er glaubt.“

Ratan bezweifelte das Mika es darauf anlegte für Jamies Unterhaltung zu sorgen, doch er unterließ es das auszusprechen.

„Also habe ich nachgedacht.“

„Das ist nicht gut, Jamie.“ Das war als Scherz gedacht und Ratan wusste, das Jamie es auch nicht anders auffassen würde. Da musste er keine Angst haben.

Die Stimme des Wolfes nahm einen leidenden Klang an und er seufzte tief. „Ich weiß und es ist so anstrengend.“

Doch dann wurde er umgehend wieder ernst. Nun, soweit das bei ihm möglich war. „Auf jeden Fall, was hast du vor? Im Notfall könnten wir uns ja zusammen vergnügen.“

„Das letzte Mal als wir uns zusammen vergnügt haben, kam ich die nächsten Tage nicht mehr aus dem Bett.“ Das war etwas an das sich der Tiger nur ungern zurückerinnerte.

„Hey, ich konnte doch nicht ahnen, das dieser dämliche Bär mit seinen drei Freunden unterwegs war.“ Nun klang der Jüngere wirklich beleidigt und er löste sich von Ratan.

„Es ist auch niemand so lebensmüde mit einem Werbären Streit anzufangen.“ Das war das Dämlichste das man machen konnte. Alleine hatte man gegen diese Spezies nur schwer eine Chance.

„Wir haben überlebt oder? Außerdem ist es schon zwei Jahre her.“ Jamie zuckte nur mit den Schultern, für ihn war das Thema scheinbar erledigt.

„Also nein, Jamie wir werden uns nicht zusammen vergnügen.“ Soweit er aus Erzählungen wusste, gab es hier in der Gegend auch Bären, wenn auch nur tierische.

„Womit willst du dir sonst die Zeit vertreiben, wenn nicht mit meiner geistreichen Unterhaltung?“

Ratan lächelte nur leicht. „Deine Sorge rührt mich Jamie, doch ich werde es überleben. Kümmere du dich nur um dich selbst.“

Jamie musterte ihn einen Moment misstrauisch, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. „Du hast etwas und willst nur nicht das ich mich einmische.“

Damit lag er vollkommen richtig, wenn er auch nicht glaubte, diese Sache lange vor Jamie geheim halten zu können. Immerhin war er schon involviert ohne das er es wusste.

Auf Jamies Anschuldigung schwieg er nur.

„Du weißt das ich mich einmische, wenn ich es herausfinde.“ Dabei sah ihn der Wolf herausfordernd an.

Das hatte er befürchtet. „Hör mal zu Jamie, ich habe es dir schon oft gesagt…“

Weiter kam er nicht, da Jamie einen raschen Blick zur Seite warf und ihn daraufhin kurzerhand küsste. Ratan war zu überrascht davon als das er dem viel entgegensetzen konnte.

Jamie löste sich lächelnd von ihm und klopfte ihm leicht gegen die Brust. Seine Worte waren nur für ihn hörbar. „Immer lächeln wir haben einen Zuseher.“

Ratan folgte Jamies Worten blind, das hatte sich schon oft als hilfreich erwiesen. Trotzdem sah er auf um zu erkennen auf wen Jamie anspielte. Es waren mehrere Personen hier anwesend und natürlich sahen sie nun einige an. Doch Eloy oder der Vampir waren nicht darunter, also was sollte dieses Theater dann?

Dann fiel sein Blick auf Nika, der sie mit einem undeutbaren Blick ansah. Nein, das konnte Jamie doch nicht gemeint haben oder?

Fragend sah er auf den Wolf.

Der Jüngere lächelte nur geheimnisvoll. „Du solltest eines schon längst wissen Ratan. Vor mir bleibt nichts verborgen.“

Mit diesen Worten klopfte er ihm auf die Schulter und verließ den Raum.

Ratan konnte ihm nur nachsehen, Es war egal wie lange er diesen Wolf schon kannte, er schaffte es immer wieder ihn zu überraschen. Vor allem wusste er nicht woher dieser immer Sachen wusste, von denen man selbst noch nicht einmal ahnte das sie wichtig waren.
 

Was sollte er nun davon halten? War er nun mit dem Wolf oder mit seinem Vater zusammen? Selbst bei einer Affäre gab es doch so etwas wie Treue. Zumindest wenn der andere Part anwesend war oder? Nika schüttelte den Kopf und hob die Zeitung wieder hoch.

Aus den Augenwinkeln sah er nur wie Henry aufstand, bevor er dessen Stimme hörte. „Ich hätte da eine Mitteilung an unsere Gäste.“

Nika ließ die Zeitung wieder desinteressiert sinken. Was war denn nun wieder?

Henry wartete, bis er die Aufmerksamkeit seiner Gäste hatte. Viele waren es ja nun nicht mehr. Trotzdem genug um sich um sie kümmern zu müssen. „Es ist bezüglich des morgigen Tages. Da morgen Vollmond ist und wir einige Familiemitglieder haben, die darauf sehr empfindlich reagieren, würde ich darum bitten morgen Ausflüge jeder Art zu unterlassen.“

Er sah zu dem Gebissenen an seiner Seite und dann zu Ratan. „Es sei denn natürlich, es ist unumgänglich. Danke.“

Nika sah wie Ratan zustimmend nickte. Was denn? Ging er mit diesem Mischling raus? Eigentlich sollte sich doch sein Vater darum reißen um mit seinem Bastard Zeit zu verbringen.

Egal, er hatte sowieso nicht vor das Haus zu verlassen. Seine Wunde war zwar schon wieder etwas besser, trotzdem spürte er sie noch immer. Nein, von diesem Wald würde er sich fernhalten. Davon hatte er schon genug.

Nika legte die Zeitung zur Seite und stand auf. Vielleicht konnte er jetzt noch etwas zu essen auftreiben. Irgendwie hatte er das Frühstück verpasst. Es konnte auch nur ihm einfallen über der Zeitung einzudösen, doch das passierte ja nicht nur ihm.

Die anderen Anwesenden kaum beachtend verließ er den Raum. Doch schon nach wenigen Schritten hörte er eine Stimme.

„Ich glaube doch ich habe mich gestern klar verständlich ausgedrückt oder?“

Nika wand sich zu dem Tiger um. Warum suchte er sich immer die unpassendsten Momente aus? Klar, er wollte seine Strategie ändern, doch heute war er eindeutig zu müde dafür. „Nein, ich habe schon verstanden was du zu mir gesagt hast.“

„Und?“ Ratan hob eine Augenbraue fragend.

„Das Problem daran ist das es mich nicht interessiert. Du hast deine Gründe und ich die meinen. Wobei meine deutlich edler sind als deine.“

„So meinst du?“

Warum musste er Tiger ihm immer so nahe kommen? Lag das in seiner Natur oder war das pures Kalkül? „Natürlich. Du und mein Vater denkt dabei nur an die Befriedigung eurer Lust ich an das Wohl meiner Familie.“

„Oder was du dafür hältst.“ Ratan schüttelte den Kopf.

Was sollte denn diese Bemerkung schon wieder bedeuten? Doch bevor Nika eine entsprechende Frage stellen konnte, fuhr der Tiger schon wieder fort.

„Dir steht es nicht zu deinem Vater seinen Umgang vorzuschreiben, das ist etwas das keinem Kind zusteht. Noch dazu kennst du die Fakten nicht einmal richtig. Wir haben weder eine Affäre noch wird sich da eine anbahnen. Ich und dein Vater sind nur Freunde.“

„Natürlich.“ Nika nickte zustimmend. Seine Stimme und diese Geste machten klar, das er ihm kein Wort glaubte. Immerhin hatte er Augen im Kopf und er konnte die Gesten seines Vaters sehr gut deuten. Da gab es keine Missverständnisse.

„Du solltest deinem Vater gut genug kennen, um zu wissen das er sich nicht nur bei mir so verhält.“

„Ja, deswegen weiß ich auch wo das endet.“ Er kannte es zwar nur von seinem Umgang mit Anderen, da er selbst ja nie die Aufmerksamkeit seines Vaters bekam, aber es endete immer gleich. Mit einer neuen Eroberung seines Vaters.

„Daran wird sich nichts ändern, wenn du mit ihm darüber redest. So läuft es nur eher darauf hinaus.“ Ratan lächelte leicht.

Bei dem Trotz seines Vaters war das leicht möglich. Gerade aus diesem Grund hatte er seinen Vater nicht gleich darauf angesprochen, sondern zuerst etwas anderes versucht. „Vielleicht sollte ich mich wirklich deinem Vorschlag beugen und den Platz meines Vaters einnehmen.“

Es war ein gefährlicher Vorstoß, doch Nika hatte sich schon auf eine ablehnenden Antwort vorbereitet.

„Du weißt, das ich nichts von dir will. Das habe ich dir schon oft genug gesagt.“ Die Stimme des Tigers zeigte deutlich, das er dies auch ernst meinte.

„Nun ich sehe aus wie mein Vater, also warum sollte etwas dagegen sprechen?“ Zum ersten Mal könnte ihm das Aussehen seines Vaters nützlich sein. Warum nicht darauf hinweisen?

„Weil du annimmst das ich das Aussehen deines Vaters mag, doch das ist ein Fehler. Er sieht bestimmt gut aus, doch ich gehe nicht auf Äußerlichkeiten wie die meisten Adeligen. Nur weil die Verpackung schön ist, muss mir das Innere noch lange nicht gefallen.“

Das war ein direkter Treffer. Denn auch wenn er ihn nicht direkt angesprochen hatte, so ließ er keinen Zweifel daran zu, wen er damit meinte.

„Dann ist es ja gut, das wir das geklärt haben.“ Damit wand er sich brüsk von dem Tiger ab und ging. Innerlich mahnte er sich nicht zu rennen, doch er konnte nicht verhindern das sein Schritt schneller als sonst war.

Also war es sein Inneres, das der Tiger nicht mochte? Nun dagegen konnte er nichts machen und das wollte er auch nicht. Doch deswegen würde er sich noch lange nicht geschlagen geben.

Tigeraugen 17

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 17

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Irgendwie würde er ihn zu Fall bringen. Nur wusste er noch nicht wie. Nika beobachtete sein Opfer in der Hoffnung das ihm irgendetwas auffiel, doch noch blieb der Erfolg aus. Wie sollte er auch etwas sehen, von dem er nicht einmal wusste was es war. Noch dazu hier in der Öffentlichkeit würde er sich sicher keine Schwäche erlauben. Nur kam er anders nicht nah genug an ihn heran. Dann konnte er ihn also nur noch verführen, wenn er wüsste wie das ginge. Sein Vater war darin zwar Profi, doch von ihm konnte er sich keine Hilfe erwarten.

Blieb nur noch einer, wenn er auch nicht wusste ob dieser ihm helfen konnte. Auch wenn ihm diese Möglichkeit zutiefst widerstrebte. Nur das er Hilfe benötigte sah er ein.

Sein Blick irrte durch den Raum. Es dauerte nicht lange bis er die gesuchte Person fand.

Dieser hob den Blick, so als hätte er ihn gespürt und nickte unmerklich.

Wie konnte er ohne ein Wort wissen was er wollte? Das machte es leichter für ihn aber es war auch irgendwie unheimlich. Trotzdem folgte er dem Anderen aus dem Raum.

„Was wollt ihr?“ Vor der Tür wartete Jamie bereits und sah ihn abwartend an.

Nika konnte nicht glauben, das er darum bat. „Ich will wissen wie man jemand Anderen verführt.“

Jamie sah ihn einen Moment perplex an, bevor er seine Sprache wieder fand. „Wisst ihr das nicht?“

„Sehe ich so aus als müsste ich das wissen?“ Ja, Nika war bewusst wie großspurig und überheblich diese Antwort klang, doch es war die Wahrheit. Er hatte es nicht nötig Andere zu verführen wenn überhaupt, dann wurde er verführt. Wenn es auch meistens nur ein Frage und Antwortspiel war. Doch damit würde er bei dem Tiger nicht weiterkommen, geschweige denn wäre es eine negative Antwort. Eine weitere Abfuhr von ihm wollte Nika sich ersparen.

„Sogar ich, der mit diesem Aussehen gesegnet ist weiß wie ich Andere rumkriege. Auch wenn es nicht nötig ist.“

Klar, er konnte sich vorstellen das jemand mit Jamies Aussehen nur mit dem Finger schnippen musste, damit die Bewunderer beiden Geschlechts bei ihm Schlange standen. Denn eines musste er neidisch zugeben, der Wolf sah gut aus, doch charakterlich war das eine andere Sache. Er war ihm überlegen und das vertrug Nika nicht, nicht bei jemanden der nicht viel älter als er selbst sein konnte.

„Bei mir war es eben nicht vonnöten.“ Nika wurde langsam sauer. Er war eben in diesem Gebiet unwissend.

„Dann solltet ihr besser euren Cousin fragen.“ Jamie schüttelte ratlos den Kopf.

„Na gut, wartet an unserem letzten Treffpunkt, da werde ich mir Unterstützung holen.“

„Wen?“ Nika wollte nicht das allzu viele Leute davon wussten. Immerhin hatte er einen Ruf und schon gar nicht wollte er jemanden von seiner Familie einweihen.

„Niemanden der euch Beachtung schenkt keine Sorge.“ Damit verschwand Jamie wieder im Raum.

Nika begab sich zu dem vereinbarten Ort. Als ob er Eloy darum fragen könnte. Das Gelächter konnte er sich nur allzu gut vorstellen. Außerdem verstand Eloy selbst nicht soviel von dem Thema. Zwar redete und erzählte er viel, doch dabei ging er nie ins Detail, solchen Leuten glaubte er von Haus aus nur sehr wenig. Selbst wenn das alles stimmte, so hatte es sicher nachgelassen, denn mit diesem Vampir an seiner Seite fielen solche Ausflüge sicher flach.

Nika lehnte sich abwartend gegen einen Tisch. Er war gespannt mit wem Jamie zurückkam und welche Ausrede er benutzte, wenn ihm die Begleitung nicht gefiel.

Einige Minuten später öffnete sich die Tür wieder und Jamie trat ein, gefolgt von dem Menschenmädchen. Warum der Mensch?

Marissa sah Nika und dann Jamie an. Ihre Augen verengten sich misstrauisch. „Was soll das Jamie? Ich weiß nach was es aussieht, doch ich muss dich enttäuschen nicht mit dir.“

Jamie griff sich gespielt ans Herz. „Das trifft mich tief meine Prinzessin, doch zum Glück ist es nicht das wonach es aussieht.“

Nach was sah es denn aus? Vielleicht konnte er ihm das einmal jemand erklären, damit er auch mitlachen konnte? Doch stattdessen stellte er eine andere Frage. „Warum habt ihr das Menschenmädchen geholt?“

Marissas Blick folg zu ihm und man merkte an den Funkeln in ihren Augen das ihr diese Bezeichnung gar nicht gefiel. „Wenn dann schon Wertigeranwärterin in Ausbildung. Außerdem hat dieses Menschenmädchen einen Namen und bei dem will es auch genant werden.“

Noch dazu hatte es Temperament, wie Nika gerade bemerkte. Bis jetzt war ihm das nicht aufgefallen, doch er hatte er ihr auch noch nie wirklich Beachtung geschenkt. Noch dazu was war eine Wertigeranwärterin? Gab es das überhaupt?

„Marissa, wir würden deine Hilfe benötigen. Nika hier will wissen wie man jemanden verführt. Ich kann ihm das auch erklären, doch auch dein Wissen kann von Vorteil sein.“ Jamie schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

Sie sah ihn skeptisch an. „Wahrscheinlich hast du mich nur geholt weil du dir dabei alleine sehr blöd vorkommen würdest. Das ist verständlich.“

„Ach ja?“ Jamie sah sie überrascht an.

„Klar.“ Sie winkte nur mit einer Hand ab.

„Also willst du wissen, wie man ein Mädchen verführt? Na ja, das Aussehen dafür hättest du ja.“ Ihr Blick glitt prüfend über seinen Körper.

Ein Mädchen? Nun dann hätte er ja nicht so viele Probleme, seine Beute war nur leider ein Mann. Die schienen schwieriger zu sein als Männer.

„Ähm Marissa, hier liegt eine Verwechslung vor.“ Jamie lächelte leicht amüsiert.

„Es geht nicht um ein Mädchen. Wir wollen einen Mann.“

Sie hielt in ihrer Musterung inne und drehte sich zu Jamie. „Einen Mann?“

Der Wolf nickte nur stumm lächelnd.

Sie seufzte enttäuscht. „Das hätte ich mir ja denken können. Wenn das so weitergeht, finde ich ja nie einen gutaussehenden Partner. Es sind aber nicht alle Wertiere so oder?“

Nun konnte der Wolf ein Lachen nicht mehr zurückhalten.

Nika hingegen fand das gar nicht so komisch. Hier ging es um ihn und bis jetzt hatte er noch nichts erfahren. Nichts, das hilfreich wäre. Obwohl er gerade das brauchte.

„Nein, es sind nicht alle so. Keine Sorge du wirst sicher jemanden finden, Kleine.“

„Gut, sonst hätte ich mir die Sache noch einmal überlegt.“ So ganz überzeugt sah Marissa nicht aus.

„Und weshalb braucht ihr dann mich…“ Im nächsten Moment nickte sie.

„Schon verstanden.“

„Können wir dann einmal anfangen?“ Langsam wurde Nika ungeduldig. Er war nicht hier um ihren Frage und Antwort Spiel zuzusehen.

„Wir haben doch schon längst angefangen.“ Marissa legte den Kopf leicht schief.

„Genau.“ Jamie trat zu ihr und umarmte sie von hinten.

„Das Wichtigste ist mit deinem Opfer in Kontakt zu treten und das auf eine angenehme Weise. Selbst wenn ihr euch streitet, sollte es zumindest anregend sein.“

„Und einprägend das auf jeden Fall wobei die positive Art sicher die Bessere ist. Das nennt man sich interessant machen. Deinem Gegenüber muss es Spaß machen mit dir zu reden, sonst ist alles hinfällig. Wenn du mich langweilst drehe ich mich um und vergesse dich schon in dem Moment in dem ich dich nicht mehr sehe.“

„Obwohl es bei ihm wohl eher das Problem ist das er mit seinem Gegenüber zu streiten beginnt.“

Marissa drehte den Kopf zu Jamie. „Streit ist gut, das hinterlässt Eindruck, wenn auch eher negativ. Was glaubst du mit wie vielen Männern ich schon Streit hatte und dann…“

Sie wollte weiter sprechen, doch Jamie legte ihr zwei Finger auf die Lippen. „Ich weiß was du meinst. Belassen wir es dabei.“

Also musste er an seinen Gesprächsfertigkeiten arbeiten. Nun das konnte er ja. Gespräche waren alles, wenn es darum ging neue Bekanntschaften zu machen. Etwas das in seinen Kreisen unumgänglich war. Das Problem war nur das Ratan ihn schon kannte, vergessen würde er ihn sicher nicht. Nur auch nicht mögen. „Ich glaube über dieses Stadium bin ich schon hinaus. Nur habe ich es negativ abgeschlossen.“

Die Blondhaarige verzog das Gesicht. „Das ist schlecht. Nun, dann musst du ihn davon überzeugen das sein erster Eindruck falsch war. Das kann man mit Taten oder Worten schaffen.“

„Was ist mit einem Kuss? Ich wurde geküsst.“ Ja, wenn auch immer ein abwertendes Kommentar nachkam.

„Ein Kuss ist gut, man küsst niemanden den man nicht wenigstens ein wenig mag.“

Jamie lächelte sie nachsichtig an. „Es kann allerdings auch als Erziehungsmittel oder Werkzeug dienen. Es gibt verschiedene Küsse. Aus Zorn, aus Rache, aus Liebe, aus Zuneigung oder und das ist meine liebste Art um jemand anderen eifersüchtig zu machen oder einem Anderen zu zeigen dieser jemand gehört mir.“

Marissa rümpfte die Nase. „Pfft, bist du unromantisch.“

Der Wolf stupste ihr auf die Nase. „Wir Männer brauchen keine Romantik, wir brauchen Ergebnisse.“

Da konnte Nika ihm nur Recht geben. Romantik war etwas für Frauen, nicht für sie. Männer fanden so etwas unnötig, wenn man nicht gerade ein Frau umwarb.

„Wenn ich wüsste um wen es geht, könnte ich vielleicht genauer werden.“ Sie sah zu Jamie, doch dieser schenkte ihr nur ein undeutbares Lächeln.

Man konnte genau erkennen wie Marissa langsam verstand was er damit meinte. Ungläubig öffnete sie den Mund. „Nein. Es geht um Ratan.“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Keuchen.

Sofort richtete sich ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Nika. „Du willst also meinen Platz an seiner Seite?“

Noch einmal musterte sie ihn ausgiebig, bevor sie mit den Schulter zuckte. „Machen wir weiter, er ist keine Gefahr für mich.“

„Ach und warum nicht?“ Nika stemmte die Hände in die Hüften. Er würde einen Menschen doch locker übertreffen, das war gar keine Frage.

Marissa lächelte wissend. „Du bist nicht sein Typ. Aber selbst wenn, meinen Platz in seinem Bett werde ich sicher nicht so leicht aufgeben.“

Ach sie war also auch seine Geliebte? Was hielt sich dieser Tiger? Einen Harem?

Andererseits wenn Jamie das gewusst hatte, was man an seinem Lächeln deutlich sah, warum hatte er das Mädchen mitgenommen? Entweder war er doch kein so guter Informant oder er machte das absichtlich. Leider kannte Nika ihn noch nicht gut genug um das einschätzen zu können.

Doch eines war sicher, nun hatte er eine neue Rivalin.

Tigeraugen 18

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 18

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Wo waren sie bloß? Irgendwie konnte man sie nie aus den Augen lassen. Ratan seufzte genervt.

Zwei Minuten, er hatte sie wirklich nicht mehr als zwei Minuten aus den Augen gelassen und schon war sie verschwunden. Seitdem waren Stunden vergangen, was trieb Marissa nur so lange mit Jamie? Denn das sie mit ihm verschwunden war, das wusste er. Gerade deswegen machte er sich ja diese Gedanken.

Irgendwie hatte er kein Glück mit seinen Wahlkindern. Egal um wenn er sich kümmerte, sie entwickelten sich alle zu Leuten, mit denen er sich normalerweise nicht umgab. Jedes von ihnen war überheblich, verwöhnt und auf eine gewisse Art verdorben. Leider schafften sie es das alles auf eine Art zu sein, die sie gleichzeitig liebenwert machte. Vielleicht dachte er das aber auch nur, weil er sie alle schon seit ihrer Kindheit kannte. Alle bis auf Kobe, doch dieser unterschied sich sowieso von allen Anderen. Was allerdings nur den Schluss zuließ das es an seiner Erziehung lag, das sie so wurden wie sie nun waren. War er wirklich so ein schlechter Vater?

Das waren keine guten Aussichten für seine richtigen Kinder.

Ein Lachen ertönte und einen Moment später prallte ein Körper an seinen Rücken und Arme schlagen sich um seine Taille. „Hast du mich vermisst?“

Ratan entspannte sich etwas, bei der bekannten Mädchenstimme. „Nein, aber nur aus Interesse wo warst du?“

„Du hast mich gesucht.“

Das war keine Frage sondern eine Feststellung. Allerdings war das das doch klar gewesen. Auch wenn er den Werwölfen hier vertraute, so war sie doch ein Mensch. Und Menschen konnte hier viel passieren, außerdem kannte er Horus Verwandte noch nicht so gut.

Ratan wand den Kopf zu Marissa um, doch sie beachtete ihn gar nicht. Mit einem überlegenen Lächeln sah sie auf jemanden hinter sich. Ratan folgte ihrem Blick und bemerkte Jamie und Nika.

Okay, nun machte er sich wirklich Sorgen. Jamie alleine war schon Besorgnis erregend, doch zusammen mit Nika konnte es sich zu einer Katastrophe entwickeln. Vor allem da Jamie wusste, das er etwas mit Nika vorhatte.

Dieser löste sich von Nikas Seite und kam mit einem engelsgleichen Lächeln auf sie zu. „Marissa kommst du?“

„Hm?“ Sie sah den Wolf irritiert an.

„Sei eine faire Spielerin.“

Sie hob einen Zeigefinger, eine Geste das sie verstanden hatte. Dabei löste sie sich schon von Ratan. „Natürlich bin ich fair.“

Damit hackte sie sich bei Jamie unter. „Na dann. Amüsiere mich.“

„Nichts anderes hatte ich vor.“

Ratan sah ihnen leicht beunruhigt nach. Wenn die beiden von Vergnügungen sprachen, war das meistens keine sehr gute Sache. Doch was konnten sie hier schon für Ärger anstellen?

Allerdings blieb er so mit Nika zurück, was ein unangenehmes Schweigen auslöste. Das Erste das Ratan hörte waren dessen Schritten die sich ihm näherten.

„Sehr subtil.“ Nikas Stimme war nun neben ihm zu hören.

Ratan nickte stumm. Von Jamie war er so plumpe Versuche gar nicht gewohnt. Ob er ihn damit auf etwas hinweisen wollte? Und was zum Teufel hatte er davon ihn mit Nika alleine zu lassen? Die einzige Antwort, die er darauf hatte gefiel ihm nicht. Jamie spielte schon wieder.

Ratan neigte den Kopf in der Andeutung eines Kopfschüttelns. „Wirklich sehr feinfühlig. Ihr habt euch mit ihm unterhalten?“

Das war keine Frage, da er die Antwort ja schon kannte, doch vielleicht bekam er ja doch eine Antwort.

„Hm. Wir haben uns unterhalten. Doch ihr müsst mir eine Frage beantworten.“ Nika sah ihn fragend an.

„Was ist eine Wertigeranwärterin in Ausbildung?“

„Was?“ Von diesem Begriff hatte er noch nie etwas gehört. Was unmöglich war, da er schließlich ein Wertiger war.

Nika machte eine Bewegung mit dem Kopf in die Richtung in der Jamie und Marissa verschwunden waren. „Sie bezeichnet sich so.“

Ratan stöhnte. Natürlich war dieses Thema nicht vom Tisch, wie hatte er nur daran zweifeln können. Vielleicht weil sie seit diesem Morgen nicht mehr darüber geredet hatten und das war für Marissas Verhältnisse sehr lang. Doch vergessen würde sie diese Sache sicher nicht. Nicht einmal ihm zuliebe. „Es geht um ein Versprechen das ich ihr gab.“

Nika lächelte leicht und entfernte sich einige Schritte von ihm. „Tja, mit Versprechen die man Frauen gibt muss man im Allgemeinen vorsichtig sein. Noch dazu wenn es sich um die Geliebte handelt.“

„Ge.. was?“ Hatte ihm Nika gerade unterstellt, das Marissa seine Geliebte war? Wie kam man denn auf diesen Irrglauben? Obwohl… wenn Ratan darüber nachdachte, dann konnte dieses Missverständnis durchaus entstehen. So wie Marissa und auch Jamie manchmal an ihm hingen und mit ihm umgingen, war das nicht einmal soweit hergeholt.

Der Wolf drehte den Kopf leicht zu ihm. „Ja, Geliebte. Immerhin teilt sie mit euch das Bett, das hat sie selbst zugegeben.“

„Ja, aber ich habe sie nie angefasst.“ Ratan war etwas verwirrt. Bis jetzt hatte das noch nie ein Problem dargestellt. Auch wenn er wusste, das ihr Verhältnis öffentlich nicht sehr gut aussehen würde.

Nika hob nur zweifelnd eine Augenbraue.

Irgendwie hatte Ratan den Drang das alles zu erklären. Das es ausgerechnet vor Nika passierte, war ihm selbst ein Rätsel. Sonst kümmerte er sich kaum um die Meinung von anderen Leuten. Es sei denn, es schadete jemanden der ihm nahe stand. „Sie ist meine Tochter.“

„Aha.“ Das klang nicht sehr überzeugt. Auch der Gesichtsausdruck des Werwolfes war durchaus als ungläubig einzustufen.

„Da du niemals menschlich warst, kannst du mir nicht weismachen das du einen Menschen gezeugt hast. Das ist irgendwie unmöglich.“
 

Das sollte er einmal erklären. Selbst einen Mischling erkannte man immer am Geruch.

Doch Nika konnte nicht leugnen, das es ihm gefiel einmal das Ruder in der Hand zu halten. Er wusste nicht was den Tiger so aus der Fassung brachte, doch es konnte ruhig noch etwas länger andauern. Nur leider schien sich dieser schon wieder zu beruhigen.

„Ich habe sie auch nicht gezeugt. Am besten ist es wohl damit zu beschreiben, das sie mein Ziehkind ist. Ich kümmere mich um sie.“

„Dafür ist sie wohl doch schon ein wenig zu alt.“ Für Menschen traf das zu, doch nicht für Wertiere das stimmte. Trotzdem war sie noch immer ein Mensch.

„Sie ist aus freiem Willen bei mir. Für sie bin ich so etwas wie ein Wahlvater und sie ist meine Wahltochter.“

Ach konnte man das schon wählen, dann wollte er einen neuen Vater. „Das hört sich ziemlich seltsam an.“

Ratan lächelte leicht. „Das stimmt. Doch du kannst Jamie, Ercole oder auch deinen Halbbruder fragen. Sie alle teilen sich den Platz mit Marissa.“

Ob sein Vater wusste, das ihm sein Tiger seinen Lieblingssohn abspenstig machte? Oh er hatte vergessen seinen einzigen Sohn, er war ja nur der Nachfolger. „Ein bisschen viele Kinder meinst du nicht? Noch dazu wo alle erwachsen sind und nicht einmal von deiner Rasse.“

„Und? Was macht das für einen Unterschied? Ob Mensch, Wolf, Tiger oder Vampir, wir sind doch alle gleich. Wenn ich mich mit jemanden gut verstehe und ihn mag, dann spielt es doch keine Rolle von woher er kommt oder was er ist. Das Einzige das zählt, das ich mich bei diesem Wesen wohl fühle und seine Gesellschaft schätze.“

Das war ja beinahe ketzerisch, wenn er an die Worte seiner Mutter dachte. Allerdings überlegte Nika, ob das wieder ein versteckter Seitenhieb auf ihn war. Nur die Selbstverständlichkeit mit der der Tiger das gesagt hatte, zeigte das dies seine Meinung war. Wahrscheinlich wusste er gar nicht wie das für ihn klingen musste. Damit zielte er wieder auf den Charakter ab, das was er zuvor an ihm kritisiert hatte.

Doch davon konnte er sich nicht abschrecken lassen. „Ich verstehe.“

Ratan sah verwundert auf und man merkte das er erkannte was er mit seinen Worten indirekt gemeint hatte. „Das war nun aber nicht auf dich gezielt.“

Nika zwang sich zu einem Lächeln. „Nein, es war nur deine ehrliche Meinung.“

Das war sogar schlimmer als ein neuerlicher Angriff, denn damit konnte er umgehen. Aber er hatte sich nicht vor Jamie gedemütigt um nun aufzugeben. Allerdings schien es nun nicht einmal so schlecht zu laufen. Ob das die Meinung des Wertigers änderte oder hielt er es nur für einen Ausrutscher? Nun er konnte ihn ja schlecht fragen.

„Wenn du mich entschuldigst. Ich lasse weder Marissa noch Jamie gerne unbeaufsichtigt, vor allem wenn sie zusammen sind.“

Das konnte Nika sehr gut verstehen. Wenn sie ein Opfer gefunden hatten, war dieser Jemand nicht zu beneiden, da sprach er aus Erfahrung.

Sein heutiges Ziel hatte er ja erreicht, weswegen er nur nickte. „Natürlich.“

Als der Tiger sich entfernte sah er ihm zufrieden nach. Schritt eins war erledigt, nun musste er das nur noch ausbauen. Der Rest würde sich von selbst ergeben.

Tigeraugen 19

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 19

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nika stand wie viele andere Anwesende auf den Stufen der Freitreppe und sah auf die kleine Gruppe hinab. Es waren nur vier Wertiere. Sein Vater und dessen Mischling hatten sich schon zuvor auf den Weg gemacht. Das war eben der Nachteil bei diesen Halbblütern, sie konnten sich einfach nicht kontrollieren.

An sich war es ja nichts besonderes, wenn man sich verwandelte. Es lag immerhin in ihrer Natur. Doch die ganzen Schaulustigen waren nicht wegen Henry und seinem Schützling hier, sondern wegen den Tigern. So wie er hatten sie sicher noch nie die Verwandlung eines Tigers gesehen. Wie auch, wenn sie mit ihnen im Krieg lagen?

Es war die Neugier, die sie heute Abend hier heraus trieb. Nur im Gegensatz zu den Meisten hier gab Nika diesen Grund ganz offen zu. Ja, er wollte einfach einmal sehen wie sich ein Tiger verwandelte. Außerdem interessierte es ihn wie Ratan in seiner tierischen Gestalt aussah.

Doch vorerst passierte nichts. Zumindest nicht mit den Tigern, doch der Gebissene von Henry wandelte sich.

Henry, der bereits gewandelt war, ging zu ihm und rieb seinen Kopf an dem des Jüngeren. Dann machte er eine auffordernde Bewegung mit dem Kopf und zusammen verschwanden sie die Allee hinab und in den Wald hinein.

Ratan warf einen Blick zum Himmel und dann auf seinen Schüler. Dieser zuckte nur die Schultern.

Daraufhin seufzte der Tiger.

Scheinbar lief es nicht so ab, wie es sollte. Nika kannte das, immerhin waren das nicht die ersten Gebissenen die er sah. Sonst könnte er sie wohl kaum von den Reinen unterscheiden. Es dauerte eben bis bei ihnen die Verwandlung einsetzte, das war von Mal zu Mal unterschiedlich.

Nun sah auch Ercole hoch und runzelte die Stirn. Er wirkte etwas genervt.

Das konnte Nika nur zu gut verstehen. Ihm würde es genauso gehen, wenn Dutzende von Augenpaaren auf ihm ruhen würden. Trotzdem sah er nicht weg oder ging, auf ihn kam es nun wirklich nicht an.

Dann endlich schien etwas zu passieren. Langsam, nur langsam zeigten sich Veränderungen an dem gebissenen Tiger. Es war kein großer Unterschied zu ihrer Verwandlung, nur das im Endeffekt etwas anderes herauskam. Allerdings was hatte er erwartet? Natürlich glich ihre Verwandlung ihrer eigenen, schließlich waren sie alle Wertiere.

Er stoppte mitten in der Überlegung. Verflucht, da war schon ein anderer Einfluss erkennbar. Seine Mutter wäre über solche Überlegungen nicht erfreut, da war er sich sicher.

Nun verwandelte sich auch Ratan und das um einiges eindrucksvoller als sein Schüler. Bei ihm sah es aus wie ein geschmeidiger Übergang, so als würde er von der einen Gestalt in die andere gleiten.

„Pft. Jetzt gibt er wieder an.“

Nika sah neben sich und bemerkte Marissa. Komisch, bis jetzt war sie ihm nicht aufgefallen. Nur konnte er ihre Bemerkung nicht wirklich einordnen. „Ist es nicht immer so?“

Marissa sah ihn überrascht an. „Natürlich nicht. Das macht er nur aus Eitelkeit, weil so viele zusehen. Er ist eine Katze, aus diesem Grund liebt er es im Mittelpunkt zu stehen, wenn er die Möglichkeit dazu hat.“

Katze? Da war doch etwas gewesen. Ach ja Jamie hatte gemeint, es wäre das Beste wenn er eine Katze hätte, da Ratan deren Eigenschaften besaß. Doch deswegen würde er sich sicher keine zulegen. „Wie sind Katzen eigentlich so?“

Er versuchte seine Frage recht beifällig klingen zu lassen.

Marissa sah ihn fragend an und lächelte dann wissend. „Meinst du nicht, das du eher die Eigenschaften der Tiger kennen willst?“

„Warum sollte ich?“ Die Kleine war einfach zu intelligent. Und bei weitem nicht so unschuldig wie ihr Äußeres glauben machte.

„Weil du Ratan willst und das ist keine Katze sondern ein Tiger. Na gut, ich bin eine faire Spielerin. Und bei dem Vorsprung den ich habe wäre an dem Sieg nichts rühmenswertes.“ Lächelnd hob sie ihre Röcke etwas an und ging die Stufen hinunter.

Ihm blieb wohl nichts anderes übrig als ihr zu folgen. Immerhin waren die Tiger schon weg und die Anwesenden begaben sich wieder in das Haus zurück. Das große Ereignis war nun ja wieder vorbei.

Sie ging zu dem Stall und setzte sich dort auf den Querbalken einer Umzäunung. „Tiger sind wie große Katzen. Größtenteils auf jeden Fall. Alles was ich nun aufzähle trifft auch auf Ratan zu, die anderen Eigenschaften dürften dich wohl kaum interessieren.“

Nika nickte. Das reichte ihm völlig.

„Hm. Also Katzen sind zuallererst neugierig, dicht gefolgt von verschmust, sie brauchen Aufmerksamkeit. Wenn sie diese nicht bekommen, holen sie sie sich einfach, egal wie. Doch wenn man ihnen zuviel Beachtung schenkt machen sie sich rar.“

„Widerspricht sich das nicht eigentlich?“ Entweder man wollte Aufmerksamkeit oder nicht, da gab es kein Mittelding.

Marissa runzelte die Stirn bei dieser Unterbrechung. „Gib ihnen die Freiheit die sie brauchen, aber ignoriere sie bloß nicht. Das ist die Erkenntnis die du daraus ziehen solltest.

Diese Tiere sind schnell beleidigt und können dir etwas lange nachtragen. Doch wenn du dich ihrer würdig erwiesen hast, können Katzen sehr treu sein und werden dich immer verteidigen.“

„Ist es das was Ratan bei euch macht?“ Denn darauf hatte Jamie ihn auch schon vorbereitet. Doch das war ihm auch schon selbst aufgefallen. Vor allem bei Marissa schien er das sehr ernst zu nehmen.

„Nein. Wir sind seine Kinder. Eine Katze, die ihre Jungen beschützt ist immer am gefährlichsten. Das ist bei euch Wölfen doch nichts anderes.“

Wohl nicht, auch wenn sie nicht so fanatisch auf ihren Nachwuchs aufpassten, wie er das bei Ratan sah. Auch bei ihnen gab es gute und schlechte Eltern, wie auch bei den Menschen. Das man ja schon an seiner Familie. „War das alles?“

Marissas Lächeln vertiefte sich. „Nein, denn Ratan ist wie gesagt ein Tiger und da musst du aufpassen. Man merkt es vielleicht nicht, doch er ist ein Raubtier. Wenn du ihn dir zum Feind machst kannst du schnell merken das dieses Kätzchen durchaus seine Krallen hat. Er ist ein Jäger und als solchen macht es ihm Spaß wenn seine Beute sich wehrt. Je mehr umso besser.“

Bei der letzten Bemerkung horchte Nika auf. Das konnte er sicher für sich nutzen, denn in gewisser weise war das was er machte auch eine Jagd. Wenn er auch derzeit der Jäger war. Doch in einem späteren Stadium konnte er das sicher nutzen.

Die Blondhaarige stand auf. „Wie ich sehe hast du begriffen.“

Damit entfernte sie sich ein wenig von ihm.

Aus dem Schatten des Stalls löste sich eine Gestalt und Jamie trat an ihre Seite. Galant reichte er ihr eine Hand. Trotzdem sah er noch einmal zu Nika zurück. „Noch eines Nika. Marissa mag vielleicht berechnend sein und ich bin ohne Zweifel hinterhältig und intrigant. Allerdings hatten wir beide denselben Lehrer und das war Ratan. Unterschätze ihn nicht.“

Nika nickte. Das war eine Erkenntnis auf die er gerne verzichtet hätte. Er fand Jamie schon schlimm wie musste dann erst Ratan sein?

Nun heute konnte er sowieso nichts mehr machen. Deswegen ging er in den Stall, da konnte er ebenso gut nach seiner Stute sehen.
 

‚Es stinkt nach Wolf.’ Ercoles Stimme klang mürrisch.

‚Was erwartest du auf einem Gebiet das Werwölfen gehört?’ Ratan sah sich um und nahm prüfend Witterung auf. Sie hatten sich scheinbar weit genug von ihnen entfernt.

‚Sie sind noch in der Nähe, das reizt mich.’

‚Du wirst es wohl ertragen können.’ Wollte er jetzt schon wieder damit anfangen sich zu beschweren? Das war das Letzte das Ercole nun hören wollte.

‚Also, was soll ich heute lernen?’

Das war eine gute Frage. Ehrlich gesagt, er wusste es nicht. Ercole konnte alles was er konnte, die Dinge die ihm noch fehlten konnte er ihm nicht beibringen, die musste er selbst herausfinden. Der Pirat konnte lesen, schreiben, rechnen und beherrschte fast schon mehr Sprachen als er fließend. Seine Allgemeinbildung in sämtlichen Fächern war auf dem selben Stand wie seine eigene. Sogar seine Tiergestalt beherrschte er spielerisch. Seit einiger Zeit schienen er und Kobe sogar in Tiergestalt leichte Annäherungen zu schaffen. Nein, dem Jüngeren konnte er nichts mehr beibringen.

Trotzdem konnte er ihn nicht so einfach gehen lassen, selbst wenn er seine Ziele schon längst erreicht, ja sogar übertroffen hatte.

‚Wann willst du mich gehen lassen? Du weißt, das ich bereit bin.’ Ercoles Stimme war ruhig, ja beinnahe mitfühlend. Total gegensätzlich zu seinem sonstigen Verhalten.

‚Wenn du dazu bereit bist.’ Ratan sah ihn ernst an. Nein, in dieser Sache ging er keine Kompromisse ein. Ercole war nicht dazu bereit alleine zu sein, die Sache mit Marissa bewies es. Solche Fehler durften nicht passieren.

‚Warum sagst du ihr nicht wie die Dinge liegen?’ Der Gebissene legte den Kopf leicht schief.

‚Weil sie es nicht verstehen würde. Doch das ist nicht der Grund.’ Seine Antwort fiel schroffer als geplant.

‚Doch das ist er. Du willst sie nicht beißen, weswegen du mich durch diese überzogene Ausbildung an deine Seite bindest.’

‚Du hast mit Kobe darüber geredet nicht?’ Hier sprach eindeutig der Mischling aus seinem Schüler. Alleine wäre Ercole nie zu dieser Erkenntnis gekommen, zumindest nicht so schnell.

‚Auch, aber er hat mir nichts gesagt, das ich nicht schon geahnt hätte. Du hast mich ausgebildet Ratan und das muss ich zugeben nicht schlecht. Es ist klar, das ich nicht mehr so naiv bin wie vor acht Jahren.’ Hätte er gekonnte, dann würde Ercole nun sicher lächeln. Doch auch so konnte man es in seinen Augen erkennen.

Er setzte sich auf den Boden und blickte den Tiger weiterhin an. ‚Allerdings kann ich sie auch beißen. Das würde dein Gewissen erleichtern und ich könnte meinen Fehler endlich ausmerzen.’

Ratan entkam ein Fauchen. ‚Wag es nicht. Wenn du das machst, verstoße ich dich und du weißt was das heißt.’

Ja, dann war er vogelfrei und jeder der mit ihm war. Doch wenn es um Marissa ging dann verstand Ratan keinen Spaß. Wahrscheinlich weil sie der einzige Mensch unter seinen Kindern war. Er wollte sie nicht beißen und ihr so ein Leben antun. Es war nichts schlechtes an einem Leben als Wertiger, doch als Gebissene würden Ercole und dann auch sie immer Wesen zweiter Klasse sein. Nie für ihn, doch es gab nur wenige die so dachten wie er. Das wollte er keinem antun, nicht einmal Ercole doch für ihn hatte das Schicksal wohl eigene Pläne gehabt.

Mit einem leisen Laut drehte sich er sich um und ließ den Kopf hängen. ‚Du bist fertig. Es gibt nichts mehr das ich dich lehren könnte.’

Diese Entscheidung war schon lange überfällig und das war ihm bewusst. Er hatte es nur so lange vor sich her geschoben weil er Angst vor dem Kommenden hatte. Es war eine leichte Lösung gewesen. ‚Aber sag es Marissa nicht so lange es möglich ist ja?’

Damit ließ er den anderen Tiger verwirrt stehen.

Tigeraugen 20

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 20

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

Ich wünsche allen an dieser Stelle schon einmal frohe Ostern. ^^
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ratan! Was machst du schon wieder hier?“ Marissas erfreute Stimme ließ Nika überrascht aufsehen. Das war wirklich ein kurzer Ausflug gewesen.

Er stand auf und ging zur Tür des Wohnzimmers. Doch er sah gerade noch Ratan, wie er an ihm vorbeiging, dicht gefolgt von seinem Schüler.

‚Verdammt Ratan so war das nie gemeint. Es war keine Kritik an dir, du musst nicht gleich eingeschnappt sein.’

„Hey! So geht das aber nicht.“ Marissa, die Ratan einfach ignoriert hatte, machte sich ebenfalls an die Verfolgung.

Was war das nun wieder? Eine normale Rückkehr war das sicher nicht.

„Ach mein Gott, was hat er nun wieder angestellt?“ Jamie seufzte und schlug das Buch in seiner Hand zu.

„Wahrscheinlich wieder eine Dummheit, etwas anderes bin ich nicht von ihm gewohnt.“ Eloy, der neben dem Wolf saß, wand seinen Blick wieder von der Tür ab.

„Ach nun tust du Ercole aber Unrecht. In den letzten Jahren hat er sich um einiges gebessert“

Darauf schnaubte der Blondhaarige nur abfällig.

„Was stört dich eigentlich so an ihm?“ Jamie sah ihn mit einem amüsierten Lächeln an.

„Er ist mir einfach zu anhänglich und besitzergreifend.“

Jamie hob eine Augenbraue. „Du bist mit Mika zusammen.“

Eloy verzog das Gesicht. „Touche.“

Nika verließ das Zimmer, dem Spielchen der Beiden musste er nicht länger lauschen. So folgte er den Stimmen, die noch immer deutlich hörbar waren. Als er zu dem Ursprung des Lärms kam, bot sich ihm ein seltsames Bild. Weder Marissa noch Ercole waren Ratan ins Zimmer gefolgt, doch sie standen vor der Tür und warfen immer wieder vorsichtige Blicke darauf.

„Was hast du schon wieder angestellt?“ Marissa hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah den Tiger vor sich wütend an.

‚Gar nichts, wir haben uns nur unterhalten.’ Ercole wirkte von ihrem Auftritt nicht im mindesten beeindruckt.

„Worüber? Was kann ihn so aufgeregt haben?“

‚Das ist eine Männersache. Aus diesem Grund geht es dich nichts an.’ Der Tiger sah sie unumwunden an.

„Männersache!“ Schon alleine wie Marissa das Wort aussprach zeigte was sie davon hielt.

„Nun diese Männersache führt dazu das ich heute obdachlos bin. Ich hoffe Kobe hat nichts gegen eine Bettpartnerin, die er deiner Blödheit verdankt.“ Damit ging sie mit hoch erhobenen Kopf den Gang entlang.

Ercole folgte ihr nun deutlich enthusiastischer. Sein Schwanz schwang wild hin und her. Ein Zeichen deutlicher Nervosität. ‚Nein. Marissa. Du kannst nicht bei uns schlafen. Das ist absolut unmöglich.’

„Nichts ist unmöglich. Glaub mit Ercole, du hast dir das selbst eingebrockt. Wenn du dich das nächste Mal mit ihm streitest, dann denkst du vielleicht an die Konsequenzen.“

Nika sah den Beiden noch einen Moment lang nach, bevor er zu der Tür ging. Trotzdem wartete er noch einige Momente, bis sich die Zwei wirklich entfernt hatten. Dann klopfte er leise an. Marissa hatte zwar gesagt das er sie hinaus geworfen hatte, doch das bedeutete nicht das abgesperrt war.

Aus diesem Grund probierte er die Tür zu öffnen und lächelte, als sie unter seinen Bemühungen nachgab. Also hatte er nicht abgeschlossen.

Doch plötzlich stockte er in der Bewegung. Unter diesen Umständen sollte er eher vorsichtig sein. Wenn Marissa vor der Tür blieb obwohl sie das Zimmer betreten konnte, hatte sicher seinen Grund. Doch nun wo er schon halb eingetreten war, musste er es auch zu Ende führen.

Ratan stand am Fenster und sah zu dem Vollmond am Himmel. „Marissa, ich habe mich doch deutlich ausgedrückt. Ich will alleine sein.“

Beim letzten Satz drehte sich Ratan herum. Als er Nika sah, wirkte er für einen Moment verblüfft. „Du?“

Na das war ja eine nette Begrüßung. Allerdings hatte der Ton schon fast dazu geführt, das er zurückgewichen wäre. „Ja ich. Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin nicht hier weil Marissa mich darum gebeten hat. Denn sie hat sich inzwischen bei Ercole einquartiert.“

Der Tiger seufzte erleichtert. „Das ist gut. Aber warum bist du dann hier?“

„Neugier?“ Nika wusste es selbst eigentlich nicht so recht. Er wollte einfach nur wissen was passiert war.

„Die kann bisweilen schädlich sein. Man sieht es bei Jamie.“

„Ihm scheint es aber nicht schlecht zu bekommen.“ Nein, sogar viel zu gut, wenn er das einschätzen müsste.

„Weil er jemanden hat der seine schützende Hand über ihn hält. Wen hast du, das du dir diese Neugier erlauben kannst?“ Ratan neigte abwartend den Kopf auf die Seite.

Nika hatte nicht vor sich davon einschüchtern zu lassen. Stattdessen ging er noch näher auf ihn zu. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

Dann jedoch wurde seine Stimme etwas ruhiger. „Was ist passiert?“

Ratan wand sich wieder zum Fenster. „Warum interessiert dich das?“

„Wie gesagt es ist pure Neugier. Ich interessiere mich eben für die Welt um mich. Ich interessiere mich für dich.“ Jetzt war es sowieso schon egal. Jamie und Marissa wussten davon und vielleicht sogar noch mehr. Warum sollte er seine wahre Absicht dann noch verschweigen?

„Weil du nicht willst das ich mit deinem Vater zusammenkomme?“ Es lag leichte Belustigung in seiner Stimme.

Nika machte eine leichte Kopfbewegung und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Auch.“

„So?“ Der Tiger dreht sich wieder zu ihm um.

„Was ist dann dein Antrieb?“

Sollte er ehrlich sein? Nika war nicht so wohl bei dem Gedanken, doch was hatte er zu verlieren? Danach würde endlich Klarheit zwischen ihnen herrschen. Etwas das vielleicht gar nicht so schlecht war. Wenn sie wussten woran sie waren, kamen sie vielleicht schneller zu einem Ergebnis. „Egoismus. Geboren aus verletzen Stolz. Doch es ist auch leichtes Interesse an deiner Person dabei.“

„Du willst also mit mir schlafen um deinen Stolz wiederherzustellen?“ Ratan zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht? Ich bin gerade deprimiert genug um darauf einzugehen.“

Nika hob abwehrend die Hände. „Nein, nicht jetzt.“

Das wäre ein zu leichter Sieg außerdem würde das seinem Stolz nicht weiterhelfen. Außerdem gab es ihm in seinem Inneren einen kleinen Stich, wenn er daran dachte. Nein, aus diesem Grund sollte es nicht sein.

Der Wolf ging zum Bett und setzte sich darauf. „Allerdings bin ich dazu bereit zuzuhören wenn du mir etwas erzählen willst.“

Ratan sah ihn an und seufzte. Trotz dieser ablehnenden Reaktion kam er zu ihm und setzte sich neben den Jüngeren. „Auch wenn du es nicht gerne hörst, du hast mehr mit deinem Vater gemein als du vielleicht glaubst.“

„Ich höre es nicht gerne. Eben weil ich das weiß.“ Der letzte Satz war kaum mehr als ein Flüstern. Das war gerade ein Thema über das er nicht reden wollte.

„Nun der Grund warum ich so deprimiert bin ist mein Schüler.“

„Der Pirat?“ Das hatte er sich schon gedacht, immerhin war es ja mehr als nur offensichtlich, bei der Ankunft der Beiden.

„Ja, wir hatten einen kleine Meinungsverschiedenheit über die Dauer seiner Ausbildung. Acht Jahre sind ja auch eine lange Zeit.“ Der Tiger lächelte und legte sich quer über das Bett.

Acht Jahre waren mehr als nur eine lange Zeit. Das war ja schon fast nicht mehr zulässig. Er kannte keinen, der einen Gebissenen länger als fünf Jahre bei sich behalten hätte. Nun zumindest hatte keiner länger mit der Ausbildung gebraucht. „Ist er so unbegabt?“

Ratan gab einen belustigten Laut von sich. „Überhaupt nicht. Er ist inzwischen sogar gebildeter als ich.“

„Warum gibst du ihn dann nicht frei?“ Das war doch das Logischste, das man sich von seinem Schüler trennte, wenn er den Lehrer eingeholt hatte.

„Wenn es so einfach ginge. An seine Ausbildung ist ein Versprechen geknüpft. Ein Versprechen das ich nicht einlösen kann oder will. Das Ergebnis bleibt das Gleiche.“

„Welches Versprechen.“ Was konnte so schwerwiegend sein, das man einen Anderen an sich binden musste? Noch dazu mit solchen Mitteln? Der Lehrer hatte die Gewalt über den Schüler und dieser durfte sich nicht von ihm trennen bis die Ausbildung zu Ende war. Gerade deswegen kam so etwas einem Machtmissbrauch gleich.

Der Ältere drehte sich auf den Bauch und so etwas von Nika weg. „Marissa. Ich habe ihr versprochen das ich sie beiße, wenn Ercoles Ausbildung beendet ist.“

„Und?“ Wo lag da das Problem? Er verstand das Mädchen sehr gut. Immerhin hatte sie so die Chance so zu werden wie sie, bei ihrer derzeitigen Lage bedeutete das nur Vorteile für Marissa. Es war doch nur ein Biss und ein paar Jahre Ausbildung, dann war die Sache erledigt.

„Gerade das ist das Problem. Ich kann sie nicht beißen. Nein, ich will sie nicht beißen und umwandeln, das wollte ich auch bei Ercole nicht. Sie soll ein Mensch bleiben und keine Gebissene werden. Sie soll in Würde alt werden und nichts bereuen müssen.“

„Glaubst du das wirklich?“ Nika hob zweifelnd eine Augenbraue.

„Damit tust du ihr keinen Gefallen. Schließlich weiß sie von uns und kennt unsere Kräfte. Aus diesem Grund will sie ja umgewandelt werden. Wenn du ihr nun diese Chance nimmst, wird sie ewig sauer auf dich sein. Eben weil du ihr diesen Wunsch verweigert hast. Sie wird sich ewig danach sehnen ein Mitglied unserer Rasse zu sein. Zwar wird sie nichts bereuen, aber die Sehnsucht wird viel schmerzhafter sein.“ Nika wusste wovon er sprach. Schließlich kannte er unerfüllte Sehnsucht besser als viele andere Wesen. Und gerade diese Sehnsucht schmerzte mehr als alles Andere das er kannte.

Ratan setzte sich wieder auf und drehte sich zu ihm um. „Dann rätst du mir sie umzuwandeln? Ich soll sie beißen obwohl ich weiß mit welcher Herablassung andere Wertiere wie du auf sie herabsehen werden? Ich soll sie zu einem Wesen zweiter Klasse degradieren?“

Das hatte er wahrscheinlich verdient. Nein, das hatte er sicher verdient. „Ja. Auf jeden Fall rate ich dir mit ihr darüber zu reden, das ist das Mindeste was du tun solltest. Denn jeder Vater hat die Pflicht ehrlich zu seinen Kindern zu sein. Da gibt es keine Ausnahmen.

Rede mit ihr, erkläre ihr deine Gründe und dann lass sie entscheiden. Selbst dann kann sie es vielleicht nicht einschätzen, doch sie hat ein klareres Bild als jetzt.“

Nika stand auf. „Denk darüber nach. Immerhin könnte ich Recht haben nicht?“

Damit verließ er den Raum. Auf dem Gang stöhnte er frustriert und barg sein Gesicht in einer Hand. Was war er nur für ein Idiot? Er hätten seinen Sieg haben können und hatte ihn gegen ein Gespräch eingetauscht. War ihm denn noch zu helfen?

Langsam ließ er die Hand wieder sinken. Nun dem nachzutrauern brachte auch nichts mehr.

Außerdem wer wusste schon was das für neue Möglichkeiten eröffnen würde?

Tigeraugen 21

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 21

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Du bist früh auf, was ist passiert?“

Eine Hand, die auf seinen Rücken schlug und die vertraute Stimme ließen Ratan lächeln. „Die gleiche Frage könnte ich dir stellen.“

Jamie seufzte tief und stellte sich neben ihn. „Ich habe ja nichts um mir die Zeit zu vertreiben. Und alleine im Bett zu liegen ist auch nicht befriedigend.“

Als ob er nichts hätte um sich die Zeit zu vertreiben. Immerhin spann er schon wieder eifrigst seine Netze. „Ich dachte du hättest einen neuen Freund gefunden?“

„Nika?“ Jamie sah ihn zweifelnd an.

„Ja, er ist ganz nett. Nur sein Charakter sagt mir nicht zu. Dir doch auch nicht.“

Nun nach gestern musste er seine erste Einschätzung wohl etwas revidieren. Was Nika gesagt hatte war, zu seinem größten Erstaunen, gar nicht einmal so falsch. Das war eigentlich der Punkt der Ratan am Meisten erstaunte.

„Ratan?“ Jamies Stimme klang fragend, vielleicht sogar etwas besorgt.

„Nun ganz so abgeneigt bin ich ihm wohl nicht mehr. Immerhin hätte ich gestern eingewilligt mit ihm zu schlafen, wenn er gewollt hätte.“

Der Wolf sah ihn eine Weile schweigend an, bis er antwortete. „Ist er blind?“

Nun das konnten sie wohl ausschließen, doch es war keine Frage auf die der Wolf eine Antwort erwartete. Aus diesem Grund schwieg Ratan auch.

Jamie sah auf die Tasse Kaffee in seiner Hand, bevor er den Blick wieder hob. „Was habt ihr stattdessen gemacht?“

Ratan setzte sich auf die Brüstung, die den Balkon abgrenzte, auf dem sie sich befanden. „Wir haben geredet über das was gestern vorgefallen ist.“

Jamie hob die Hand, die freie Handfläche war auf Ratan gerichtet. „Warte. Damit ich das richtig verstehe. Nika hatte die Chance mit dir ins Bett zu gehen. Hat aber diese Möglichkeit vergeben und gegen ein Gespräch mit dir eingetauscht?“

Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Ich hatte Unrecht. Er ist nicht blind sondern nur blöd.“

Damit lag Jamie aber falsch. Irgendetwas musste er nun für Nikas Ehrenrettung machen. „Du sagst das so als wäre ein Gespräch mit mir so ein Drama.“

„Das nicht, aber du bist ein gutaussehender Mann, da schlägt man bei so einem Angebot gleich zu. Vor allem wenn man sich das als Ziel gesetzt hat.“

„Ich weiß, das hat er mir auch gesagt.“ Ratan seufzte leicht. Diese Gespräche mit Jamie liefen nie gleich ab, das mochte er so an ihm. Ihre kleinen Streitgespräche belebten ihn immer wieder aufs Neue.

Jamie legte den Kopf schräg und sah Ratan zweifelnd an. „Wenn das dazu beitragen sollte, das meine Meinung über Nika wieder steigt, dann ist es kläglich gescheitert. Das sehe ich eher als Minuspunkt.“

Ratan stemmte einen Arm in die Hüfte. „Als ob du noch nie bei einem Anderen von Anfang an für Klarheit gesorgt hättest?“

„Ja, aber doch nicht bei einem Gegner wie dir. Du bist nicht der Typ dafür.“ Der Wolf schüttelte den Kopf und nahm nun doch einen Schluck von seinem Kaffee.

Irgendwie tat Ratan Nika in diesem Moment leid. Egal was für eine Abmachung er mit Jamie hatte, wegen dieser Entwicklung würde er sich einiges anhören dürfen. Jamie mochte es überhaupt nicht wenn seine Pläne nicht so liefen wie er es wollte. Auch wenn er sich schön langsam daran gewöhnen müsste das dies mit ihm an seiner Seite nie der Fall war. Außerdem mochte er es nicht eine Spielfigur zu sein, schon gar nicht von dem Wolf.

„Was bin ich denn dann für ein Typ?“ Ratan lächelte und wartete auf eine Antwort. Das interessierte ihn nun schon.

Der Jüngere hob einen Zeigefinger und wollte zu reden anfangen, als er plötzlich stoppte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ein guter Versuch, aber nicht gut genug.“

„Na ja, es konnte ja nicht schaden.“ Der Tiger stand wieder auf. Im Vorbeigehen klopfte er Jamie auf die Schulter.

„Sei nicht zu streng mit ihm, er wusste es nicht besser ja? Außerdem hat er mir geholfen.“ Damit ging er weiter.

Er hörte noch eine Bewegung hinter sich. Wahrscheinlich hatte Jamie sich umgedreht. Dessen ungläubigen Blick konnte er direkt fühlen, doch in diesem Moment schloss er die Balkontür hinter sich.

Ja, das war ein guter Anfang für einen neuen Tag.
 

Nika gähnte und rieb sich über die Augen. Es war an der Zeit, das er wieder nach Athen zurückkehrte, in sein eigenes Bett. Hier schlief er extrem schlecht. Vielleicht lag es aber auch daran, das er hier nur Probleme hatte. Aus diesem Grund hatte er wohl auch gestern diese Fehlentscheidung getroffen.

Er hörte Schritte und hob den Kopf. Da kam ja auch schon der Grund seiner Schlaflosigkeit.

Ratan lächelte ihn an und legte eine Hand um seinen Oberarm.

So überrumpelt drehte Nika sich um und ließ sich einige Schritte mitziehen. Erst dann leistete er Widerstand. „Was soll das?“

„Glaub mir, wenn du weiter in diese Richtung gehst wirst du Jamie treffen. Und das willst du sicher nicht.“

„Was?“ Er brauchte dringend einen Kaffee, denn er verstand nicht ganz was Ratan meinte. Außerdem hatte er Hunger.

Ratan sah zu ihm zurück. „Ich hatte vor einer halben Stunde oder auch schon mehr ein Gespräch mit Jamie. Es ging nicht sehr gut für dich aus.“

Nika ersparte sich eine neuerliche Frage, die nur den gleichen Inhalt hätte wie seine Letzte. Wie konnte er bei einem Gespräch schlecht abschneiden, bei dem er nicht einmal anwesend war? Das war ja etwas ganz Neues und ihm bis jetzt noch nie passiert. Doch die Erkenntnis die er daraus zog gefiel ihm gar nicht. „Du redest hinter meinem Rücken über mich?“

Etwas zögernd schüttelte der Tiger den Kopf. „Das ist nicht ganz richtig. Wir haben über letzte Nacht geredet. Du warst da nur zufällig auch anwesend.“

Also doch. Allerdings führte diese Aussage dazu das er ruckartig stehen blieb. Ratan hatte mit Jamie über die letzte Nacht geredet?

Der Ältere war auch stehen geblieben, da er immer noch seinen Oberarm hielt und sah ihn fragend an.

„Was hast du ihm alles erzählt?“ Seine Stimme klang irgendwie emotionslos, doch er war einfach zu geschockt um etwas dagegen zu machen.

„Das du nicht mit mir schlafen wolltest und wir stattdessen geredet haben.“

Nika entwich ein gequältes Stöhnen. Das durfte doch nicht wahr sein? Warum redeten sie über dieses Thema? So etwas behielt man doch für sich.

Die nächste Tür öffnend, betrat Nika den Raum und ging zur Hausbar des Wohnzimmers. Dort griff er sich eine Flasche Brandy und goss sich ein Glas ein. Kaffee würde nicht mehr helfen, er brauchte eindeutig etwas Stärkeres. Als er das Glas mit einem Zug geleert hatte stellte er es mit deutlichen Nachdruck wieder hin. „Warum? Warum musstest du ihm gerade das erzählen?“

„Es hat sich angeboten.“ Ratan zuckte mit den Schultern. Er wirkte kein bisschen schuldbewusst.

„Da hätte sich mehr angeboten, da musste es nicht gerade diese Sache sein.“ Das war immerhin das Einzige das er an dem Abend gestern bereute.

„Warum?“ Der Tiger kam etwas näher.

„Alles andere hätte Jamies Bild von mir sicher zerstört.“

„Deswegen verschaffst du mir Ärger?“ Ja, er hatte eine Menge Respekt vor dem anderen Wolf. Vor allem weil er wusste, das dieser ihm überlegen war. Und das nicht zu knapp.

„Warum solltest du deswegen Ärger bekommen?“

Als ob er das nicht wüsste. Immerhin hatte er ihn doch gerade in eine andere Richtung gezogen. Spielte er schon wieder mit ihm? Dafür war es eindeutig zu früh am Morgen.

Nika goss sich ein weiteres Glas ein. Eigentlich war er kein großer Trinker. Wie jedes Werwesen vertrug er eine Menge, doch Alkohol übte nicht mehr Reiz auf ihn aus als normales Wasser. Allerdings war er gerade dafür bereit dessen Wirkung auszuprobieren.

„Warum? Weil ich die Chance mit dir zu schlafen habe vorübergehen lassen.“

„Nun…“ Der Tiger kam zu ihm und nahm ihm das Glas aus der Hand.

„… dann sollte ich dir wohl eine neue Chance geben, die du ergreifen kannst?“

Wollte er seinem Ego schon wieder einen vernichtenden Stoß versetzen? Innerlich seufzte Nika. Schön langsam gewöhnte er sich daran.

„Hast du nicht gesagt, an mir reizt dich nichts?“ Seine Stimme klang gleichgültig. Warum sollte er sich auch hineinsteigern, er wusste ja was jetzt kam.

Ratan lächelte amüsiert. „Ich bin durchaus bereit meine Einschätzung noch einmal zu überdenken.“

Nika sah ihn ungläubig an. Das war jetzt nicht sein Ernst oder?

Im nächsten Moment wurden seine Bedenken allerdings von einem Kuss hinweggeschwemmt. Der Kuss unterschied sich von den Anderen, wenn Nika auch nicht sagen konnte wodurch.

Hieß das er meinte es ernst? Hatte das Gespräch wirklich etwas bewirkt?

Nika schob diese Gedanken zur Seite. Im Moment wollte er einfach nur diesen Kuss genießen. Nachdenken konnte er auch später.

Tigeraugen 22

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 22

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nika nahm sich ein Stück Brot und biss davon ab. Normalerweise hätte ihn die Umgebung davon abgehalten. Doch an Ratans Seite machte es ihm gar nichts aus in der Küche zu essen. Dies war normalerweise ein Platz an dem die Angestellten ihr Essen einnahmen, doch derzeit war nur er damit beschäftigt.

„Und geht es wieder?“ Der Tiger sah ihn mit einem amüsierten Lächeln an.

Den Blick von ihm abwendend nickte Nika. Das war dermaßen peinlich gewesen. Da küsste ihn der Tiger einmal und das nicht aus irgendwelchen hinterhältigen Gründen und er versaute alles. Dabei war es nicht er, nein sein Magen hatte sich lautstark zu Wort gemeldet. Wenn er das geahnt hätte, dann hätte er gestern das Abendessen nicht ausfallen lassen. Aber wer ahnte schon mit einem derartigen Überfall zu früher Stunde?

Was aber nichts daran änderte das er sich total blamiert hatte. Wenn er gekonnte hätte, wäre er auf der Stelle im Erdboden versunken.

„Na was machen denn die zwei Turteltäubchen?“

Die Frage des Tigers ließ ihn wieder aufsehen, doch war die Frage nicht an ihn gerichtet.

Ratan sah auf einen blondhaarigen jungen Mann.

Nika Sinne verrieten ihm das auch dieser ein Werwesen war. Wenn auch nicht ganz reinrassig.

Yaro zuckte mit den Schultern, während er einige Sachen auf einem Tablett anrichtete. „Keine Ahnung. Ich habe sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen, wie die Meisten hier. Ich stelle ihr Essen vor die Tür und hole das leere Tablett danach wieder ab. Eintritt strengstens verboten.“

Er seufzte. „Man glaubt sie hätten jahrelang darauf warten müssen.“

Der Tiger lachte leise. „So eine Hochzeit kann einem durchaus neue Energie geben. Schließlich kann man dann endlich das geliebte Wesen sein Eigen nennen.“

Nun so konnte man eine Hochzeit auch sehen. Für ihn war sie eher ein Mittel zum Zweck. Seine Eltern hatten es auch so gehalten, doch er war nicht bereit eine Frau zu heiraten, die er kaum kannte. Nein, seine Frau würde er sich selbst aussuchen. Vielleicht war es sogar jemand den er liebte. Bis jetzt kannte er nur die Liebe seiner Mutter und seiner näheren Verwandten, doch das war ihm schon lange zuwenig.

„Solange sie sich bis zum Ball ausgetobt haben, soll es mir Recht sein. Ich sehne mich schon wieder nach meiner Heimat und aus diesem Grund will ich die Abreise nicht unnötig hinauszögern.“ Yaro griff nach zwei Tassen, die er auf dem Tablett anordnete.

„Du kamst hier nicht viel weg in den letzten acht Jahren was?“

Der Mischling schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Bis auf die paar Kurzreisen die Horus unternommen hat waren wir immer hier.“

Ratan legte den Kopf schief. „Du magst Frankreich wohl nicht so?“

Yaro schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts gegen das Land. Nur gegen das Klima. Im Sommer ist es kalt und im Winter eisig.“

„Das kann ich verstehen, wenn man bisher in Afrika lebte ist das hier ein frostiges Land.“

Ein Küchenjunge brachte zwei Eier und Yaro legte sie in die dafür vorgesehen Behälter.

„Also, ich muss los.“ Damit nahm er das Tablett in die Hand und ging.

Nika hatte dem Gespräch schweigend zugesehen. Immerhin gehörte es sich nicht sich ungefragt in eine Unterhaltung einzumischen. Doch nun sprach ja nichts mehr dagegen, den Tiger anzusprechen. „Wer war das?“

In der Zeit in der er hier war, hatte er diesen Mann noch nie gesehen.

Ratan sah ihn fragend an. „Yaro? Das ist Horus Freund, Diener, Ratgeber und was halt sonst noch anfällt.“

„Oh.“ Also ein Kammerdiener, der eigentlich schon zur Ausstattung gehörte. Klar, er hatte auch einen, nur war dieser in Athen geblieben. So konnte er ungehindert reisen. Allerdings war es neu, das diesen Posten auch Werwesen bekleideten. In Griechenland würde das nie gehen, allerdings waren alle Werwesen dort hohe Adelige.

Er nahm einen Schluck von seinem längst schon überfälligen Kaffee.

„Hier bist du also!“

Bei der Stimme verschluckte sich Nika prompt.

Ratan handelte gleich und klopfte ihm auf den Rücken.

Nika nickte ihm dankend zu, nachdem er seinen kleinen Hustenanfall überwunden hatte. Wie hatte er sie hier finden können? Immerhin war das der letzte Ort an dem er suchen würde.

Scheinbar hatte Ratan denselben Gedanken. „Wie hast du uns gefunden Jamie?“

Jamie kam zu ihnen an den Tisch. „Ich finde dich doch immer. Allerdings ist es selten dich hier anzutreffen. Wenn ich Yaro nicht eben getroffen hätte, würde ich dich wohl noch immer suchen.“

Nun damit klärte sich die Frage, wie er auf diesen Ort hier kam. Dann sollte er sich wohl auf dieses Gespräch vorbereiten, das ihm nun drohte.

„Und warum suchst du mich?“ Ratan sah den Wolf gelassen an.

„Weil Marissa dich sucht. Anscheinend hat sich Ercole bei irgendetwas verplappert und jetzt will sie dich sprechen.“

Der Ältere stöhnte leise. „Es ist wirklich kein Verlass auf ihn. Wenn das so weitergeht überlege ich mir meine Entscheidung noch einmal. Auch wenn das dann schon lächerlich wird.“

„Ach hast du es endlich gemacht? Dann wird es ja eine langweilige Reise nach Afrika.“ Jamie stützte eine Hand auf den Tisch.

„Nein, denn ich muss ihn ja noch bis zu seiner Insel mitnehmen. Hoffen wir nur das dann sein Schiff da ist.“

„Ja eine Wartezeit wäre ungut.“ Jamie sah kurz nachdenklich in die Luft, bevor er seinen Blick wieder auf Ratan richtete.

„Dann geh mal und richte das mit Marissa. Um Nika werde ich mich kümmern, schließlich haben wir auch noch etwas zu klären.“

Musste das sein? Nika hatte eigentlich gar keine Lust mit ihm zu reden. Allerdings wann hatte man hier schon einmal auf ihn Rücksicht genommen? Obwohl bei Jamie machte der Ort wohl auch keinen Unterschied.

„Denk aber an meine Worte.“ Ratan stand auf seufzte einmal tief.

„Das wird ein harter Kampf.“

Da hatte er wohl Recht, doch wenn er es nicht machte, dann würde es nur schlimmer werden. Nika wusste das auch wenn er hier nicht aus Erfahrung sprach. Sein Vater sagte ihm ja alles. Warum auch verheimlichen, wenn die Wahrheit noch viel mehr schmerzte?

Jamie sah dem Tiger nach, bis er aus der Küche gegangen war. Erst dann drehte er sich wieder zu Nika um. „Wir müssen reden.“

„Ich weiß.“ Der Jüngere konnte gerade noch ein Seufzen verhindern. Er warf einen Blick auf den Teller. Nein, Appetit hatte er nun keinen mehr.

„Dann sollten wir es hinter uns bringen.“ Dabei sah er Jamie fest in die Augen. Einschüchtern ließ er sich sicher nicht.

Der Wolf drehte sich ohne ein Wort um und verließ die Küche. Er führte Nika zu einem Zimmer und öffnete die Tür.

Nika trat ein und sah sich vorsichtig um. Es war eindeutig ein Gästezimmer, so wie sein eigenes. Wahrscheinlich war es Jamies. Seltsam das er dieses Gespräch in einer so persönlichen Umgebung führen wollte.

„Weißt du, seit heute Morgen frage ich mich ob du nur blind bist oder einfach nur dumm?“ Der ältere Wolf verschränkte die Hände vor der Brust.

„Warum?“ Nika blieb ruhig, wenn es ihn auch ärgerte das der Andere ihm unterstellte dumm zu sein. Denn das traf wohl kaum zu.

„Weil ich sonst keinen kennte, der so ein Angebot ausschlägt. Es ist doch dein Ziel mit Ratan zu schlafen oder?“

Nika schüttelte den Kopf. Nein, das war nie sein Ziel gewesen. Er wollte seinen Stolz wieder regenerieren und den Tiger von seinem Vater fernhalten. Nur dazu diente diese ganze Sache. „Ich will mit ihm schlafen aber nur weil das einer bestimmten Sache dient.“

„Warum hast du deine Chance dann nicht ergriffen?“ Jamie schien das nicht so ganz zu verstehen. Er ging zu einem Sessel und lehnte sich gegen dessen Armstütze.

„Weil es mir in diesem Moment nicht richtig erschien. Er war deprimiert, so eine Situation nütze ich doch nicht aus.“ Jamie würde das sicher verstehen, denn er schätze ihn nicht so ein, das er so eine Situation ausnutzen würde.

„Die Meisten schon.“ Der Weißblonde legte eine Hand nachdenklich an die Stirn. Dabei warf er ab und zu einen Blick auf Nika.

Dieser beschloss zu schweigen. Solange er nachdachte konnte er ihm wenigstens keine Fragen stellen. Es war eine kurze Atempause, bevor es wieder weitergehen würde, dessen war sich Nika sicher.

Nach einigen Momente senkte Jamie die Hand wieder. Das Ergebnis zu dem er gekommen war schien ihm nicht zu gefallen, da er den Kopf schüttelte. „Also gut, das muss ich wohl akzeptieren. Es war nicht vorsehbar, doch zum Glück bin ich flexibel.

Was ist nun zwischen dir und Ratan?“

Diese Frage verwunderte Nika, Vor allem, da er keine Antwort darauf hatte. Ja, er hatte eine zweite Chance bekommen, doch was bedeutete das? Nun Jamie kannte Ratan, vielleicht konnte er sich daraus einen Reim machen. Und wenn er Glück hatte teilte er ihm seine Erkenntnis sogar mit. „Er hat mir eine zweite Chance eingeräumt.“

„Das habe ich geahnt. Gut, ich überlasse ihn dir.“

„Was?“ Nika wollte ihn doch gar nicht. Nun zumindest hatte er das nicht Betracht gezogen.

Jamie ging gar nicht auf seine Frage ein, sondern sprach einfach weiter. „Doch da ich deine Motive kenne, gebe ich dir einen Rat mit, den du beherzigen solltest.“

Der Wolf klang ruhig, doch Nika merkte wie sich die Atmosphäre im Raum veränderte. Ebenso wie die Haltung des Älteren.

Plötzlich verengten sich Jamies Augen gefährlich. „Ratan ist ein großer Junge, er kann auf sich selbst aufpassen. Doch wenn du ihn verletzt, dann Gnade dir Gott, denn ich werde es nicht tun.“

Das war eine Warnung die er wohl besser beherzigte, das ahnte Nika. In diesem Moment machte Jamie nämlich keinen Spaß. Seine Worte waren todernst gemeint.

Er nickte nur stumm. Dieser plötzliche Stimmungsumschwung verunsicherte ihn. Vor allem weil er nicht wusste, warum er ihn auf einmal drohte. „Nachdem alles gesagt ist, werde ich nun gehen. Ich habe noch etwas zu erledigen.“

Es war eine lahme Ausrede, doch es gab ihm die Chance zu gehen. Die er auch ergriff.

Er verließ den Raum, wenn er das deutlich rascher machte als sonst. Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief durch. So hatte er den Weißblonden noch nie erlebt. Und auch wenn er ihn noch nicht so lange kannte, glaubte er nicht das dies bei ihm oft vorkam.

Nur konnte er nicht seine Pläne danach richten. Außerdem machte er nichts was der Tiger nicht wollte. Dazu war er sowieso nicht fähig, das hatte er leider schon eingesehen.

Tigeraugen 23

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 23

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ratan!“ Marissa kam mit schnellen Schritten auf ihn zu.

„Ich suche dich schon seit einer Weile.“

„Ich weiß.“ Ratan bemühte sich ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, doch es gelang nicht so richtig.

Knapp vor ihm blieb sie stehen und streckte ihre Hand vor sein Gesicht. „Beiß.“

Missmutig schob er die Hand zur Seite. „Ich bin kein Hund, auf Befehle reagiere ich nicht. Außerdem haben wir etwas zu bereden.“

„Nein, das haben wir nicht.“ Marissa stemmte eine Hand entschlossen in die Hüfte.

„Du beißt mich, wenn du Ercoles Ausbildung beendet hast. Das war gestern der Fall. Also bist du sowieso schon im Verzug. Deswegen, beiß.“

Damit tauchte die Hand abermals vor Ratans Gesicht auf.

„Zuerst reden wir.“ Damit packte er die Hand, die ihm die Blondhaarige so demonstrativ vors Gesicht gehalten hatte. So zog er sie in ihr gemeinsames Zimmer. Den schwachen Protest den sie ihm entgegenzusetzen hatte, beachtete er gar nicht.

Erst in ihrem Raum ließ er sie wieder los. „Ich will nicht Marissa.“

„Das weiß ich, aber ich will es und du hast es versprochen. Also beiß mich endlich.“

„Das sagt sich so einfach. Verflucht Marissa, denkst du dabei vielleicht einmal an mich? Du sagst so einfach ich soll dich beißen, aber bist du dir der Konsequenzen bewusst? Für dich … und auch mich?“ An dem Blick mit dem sie ihn nun maß, merkte Ratan die Antwort. Nein, natürlich dachte sie nicht daran. Wie auch wenn sie die Konsequenzen nicht kannte? Für sie war das ein Spiel, etwas um ihr Leben aufzubessern, vielleicht eine Möglichkeit mehr Abenteuer zu erleben.

„Bist du fertig? Können wir nun zur Erfüllung deines Versprechens kommen?“ Abwartend schon fast gelangweilt sah sie ihn an.

Sie würde nicht von ihrer Entscheidung abweichen, das merkte der Tiger.

Ratan seufzte und griff nach ihren Händen. Langsam führte er sie an seinen Mund, doch küsste er sie nur. In dieser Gestalt würde ihr ein Biss von ihm auch nichts bringen.

„Komm, wir müssen wirklich reden.“ Damit führte er sie zu ihrem Bett und setzte sich auf die Bettkante.

Marissa setzte sich neben ihn. „Egal was du sagst, ich werde nicht von meinem Standpunkt weichen.“

„Das weiß ich. Allerdings will ich, das du weißt worauf du dich einlässt. Du hältst das vielleicht alles für ein tolles Abenteuer, doch das ist es nicht. Es gibt auch schlechte Seiten an dieser Geschichte.“

Ratan hob eine Hand und legte sie auf ihre Wange. Im Moment wünschte er sich Jamie an seine Seite, er würde ihr das alles mit einigen klaren Worten erklären. „Du hattest bis jetzt Glück. Kobe, Ercole, Jamie, ich und auch diese Familie, wir sind Ausnahmen. Nicht alle Werwesen sind so wie wir. Wesen wie wir sind sogar außerordentlich selten, nicht von unserer Spezies her, sondern von der Gesinnung. Wir sind wie die Menschen manche gut, manche böse aber auch wir unterliegen einem Klassensystem, das wir uns selbst auferlegt haben.“

„Das haben die Menschen doch auch. Ich komme damit klar, immerhin halten diese ja auch nicht viel von mir. Wenn ich ein Werwesen wäre, dann wäre das anders.“

„Nein, das wäre es eben nicht.“ Die Antwort war um einiges heftiger ausgefallen, als Ratan es vorgehabt hatte. Doch vielleicht verstand sie so, das er es ernst meinte.

„Du wärst ein Wesen zweiter Klasse, da unterscheiden sich die Werwesen nicht so von den Menschen. Nein, sie achten sogar noch strenger darauf, weil sie älter sind als die Menschheit. Wir unterliegen Zwängen, die uns noch mehr binden als die Menschen, nur wenige schaffen es diese zu überwinden.“ Er war doch selbst so. Den Großteil seiner Jugend hatte er im Schatten seines Bruders verbracht, weil sein Vater es so wollte. Aufgrund der Werte, die man ihm gelehrt hatte empfand er das als Pflicht seiner Familie gegenüber.

„Aber du bist doch nicht so. Wenn du bei mir bist, wird mich doch niemand abfällig behandeln. Selbst wenn, ist es mir egal.“ Marissa sah ihn fragend an. Der Trotz, den man zuvor noch bemerkt hatte, war verschwunden.

„Sag das nicht Marissa. Es stimmt zwar, sie werden nichts sagen, doch was sie sich denken kann ich nicht beeinflussen.

Du bist jung Marissa und du weißt so wenig von dieser Gesellschaft der du so verzweifelt beitreten willst.“

„Aber das wirst du mich doch alles lehren?“

Es war eine Frage auch wenn es da nichts zu fragen gab. Natürlich würde er sie alles lehren was er wusste. Das war seine Aufgabe als Lehrer und vor allem als Vater. Sie würde alles erfahren was er wusste, doch dafür musste sie kein Wertiger werden. Immerhin lernte sie schon jetzt viel von ihm. „Natürlich, aber das weißt du doch. Nur musst du dafür nicht verwandelt werden.“

Marissa ballte ihre Hände, die auf ihrem Schoß lagen, zu Fäusten. „Du verstehst mich nicht. Ich erwarte mir doch keine Abenteuer mit dieser Umwandlung. Die habe ich doch jetzt schon mit dir.

Nein, es geht mir darum das ich an deiner Seite sein will. Ich will dich nicht irgendwann verlassen müssen, weil mein Körper es nicht mehr mitmacht oder weil ich einfach sterbe. Ratan, ich will bei dir bleiben solange ich es kann, doch diese Zeit ist mir zu kurz. Ich will sie doch nur verlängern für mich und dich.“

Bei diesem Geständnis konnte Ratan gar nicht anders, als sie zu umarmen. Er barg ihr Gesicht an seiner Schulter. „Oh Marissa, du weißt das ich dich liebe und ich werde mich nie von dir trennen. Wie kommst du nur auf diese Gedanken?“

„Das ist es ja, ich weiß es. Aber ich will dir kein Klotz am Bein sein. Doch mit jedem Jahr das verstreicht werde ich das. Das will ich nicht.“

„Marissa.“ Wie konnte er ihr bloß diese Ängste nehmen? Das war noch schlimmer als zuvor, da hatte er gedacht sie wurde von jugendlichem Übermut geleitet. Doch sie machte es wegen ihm, weil sie bei ihm sein wollte. So machte sie ihn unbewusst doppelt schuldig. Nicht das er ihr das nachtrug, es war nur kein schönes Gefühl.

„Du wirst mir nie ein Klotz am Bein sein, so etwas darfst du nicht einmal denken.“ Ratan strich der Blondahaarigen über den Kopf.

„Doch nicht nur du hast Angst. Auch ich habe Angst. Ich will dich nicht beißen, nicht weil ich gemein bin oder dir etwas Schlechtes will. Du bist mir wichtig und weil du das bist, will ich dich nicht beißen. Ich kenne meine Rasse und ich kenne die anderen Rassen. Du wirst nie von ihnen akzeptiert werden. Ständig wirst du als Wesen zweiter Klasse angesehen werden und das will ich nicht.“

Marissa hob den Kopf und sah ihn an. Obwohl ihre Augen feucht schimmerten, lächelte sie. „Die Anderen sind mir egal. Ich will von dir akzeptiert werden, das reicht mir. Solange du, Jamie und die Anderen um uns mich akzeptieren und lieben will ich nicht mehr. Wenn kümmern andere Menschen oder Werwesen? Sollen sie an ihren Rängen und ihrer Etikette doch ersticken. Ich will von meinen Freunden akzeptiert werden, deswegen werde sich sie mir nicht unter Leuten suchen, die das nicht können. Und wer nicht mein Freund sein will…“

Sie zuckte mit den Schultern. „… der ist selbst Schuld daran was ihm entgeht.“

Ratan lächelte amüsiert. Ja, sie würde sich sicher nicht unterkriegen lassen, wie konnte er daran auch nur einen Moment lang zweifeln? Trotzdem blieb er auf seinem Standpunkt. Schon alleine deswegen, weil es um sein Seelenheil ging. „Marissa.“

Die Jüngere schüttelte den Kopf. „Du musst jetzt nichts sagen. Für einen Tag habe ich mich genug blamiert.“

Hastig wischte sie sich über die feuchten Augen. „Und bevor du auf falsche Gedanken kommst, ich weine nicht. Mir ist irgendwas ins Auge geflogen.“

„Natürlich.“ Er drückte sie noch einmal fest an sich.

Nach einigen Minuten löste sie sich von ihm. „Ich werde nun noch einmal darüber nachdenken. Doch ich werde es dir sicher nicht so einfach machen.“

Lächelnd stand der Tiger auf. Das hatte sie doch noch nie, aber gerade deswegen liebte er sie. Doch ihre neue Entscheidung würde er akzeptieren. Das musste er auch, wo er nun ihre Standpunkte kannte und sie die seinen.

Er ging zur Tür und mit einem letzten Blick zurück zu Marissa verließ er den Raum.

Tigeraugen 24

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 24

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Prustend kam Nika wieder an die Oberfläche des Teiches. Es tat gut sich einmal gründlich zu waschen. Noch dazu wo heute so eine angenehme Nacht war. Allerdings schien nicht nur er so zu denken.

Nika warf einen Blick über den Teich. Es war nicht schwer etwas zu erkennen, da die Diener zahlreiche Fackeln am Ufer aufgestellt hatten, auch auf der Oberfläche des Teiches schwammen Kerzen in kleinen Gefäßen. Den Rest erhellte der Mond, der noch fast voll war.

Etwas stieß gegen ihn und Nika sah hinab, doch er konnte nur noch einen weißen Wolf sehen, der an ihm vorbeischwamm.

„Entschuldige Nika.“ Eryx Stimme klang nicht im Mindesten schuldbewusst.

Er überlegte gerade ob er sich dafür revanchieren sollte, doch verwarf er diesen Gedanken gleich wieder. Das würde schon der braune Wolf erledigen, der Eryx gerade folgte.

Doch dieses Pärchen war nicht das Einzige, das diese Nacht für ein Bad nutzte. Am Ufer saßen Arnaud und Chaya in entspannter Pose. Sie saß zwischen seinen angezogenen Beinen und folgte mit dem Blick seiner ausgestreckten Hand, die auf die Sterne deutete. Wahrscheinlich erklärte er ihr gerade die Sternkonstellationen.

Etwas von ihm entfernt im Wasser lieferten sich gerade Eloy und Jamie in menschlicher Gestalt eine Wasserschlacht. Erstaunlich das er so vergnügt sein konnte, wo er ihm vor noch nicht einmal einer Stunde gedroht hatte.

Komisch war nur, das er den Vampir nirgendwo sah, doch diese mieden sowieso jede Art von größerer Wasseransammlung.

Nika schwamm zum Ufer zurück und ging die leichte Steigung hinauf, um wieder auf trockenen Boden zu kommen. Er nahm das Handtuch, das er mitgenommen hatte und trocknete sich ab. Dabei blickte er noch immer auf die vier Wölfe im Wasser. Eigentlich war es deprimierend hier. Jeder hatte einen Partner oder so etwas in der Art, wenn man allein stehend war, war das auf Dauer sicher nervend. Zum Glück ließ er solche Dinge nicht an sich heran.

Er zog die mitgenommene Hose an und ging, sich noch immer die Haare abtrocknend, zum Haus zurück. Mit einem letzten Blick auf den See zurück schloss er die Tür hinter sich. Vor dem Ball in drei Tagen würde er sicher noch einmal so ein Bad nehmen. Natürlich nur wenn die menschlichen Gäste nicht zu früh eintrafen. Was Schamgefühl anging waren sie so schrecklich verstockt.

Der plötzliche Wechsel der Umgebung konnte einen richtig deprimieren. Zuerst dieser schöne See und dann betrat man das Haus und kam ihn einen so düsteren Gang. Im Grunde waren alle Gänge hier breit, lang und gut beleuchtet, doch hier merkte man das er nicht oft benutzt wurde. Es gab einige Nischen und es zweigten viele andere Gänge ab, die nicht ausreichend beleuchtet waren. Man merkte das dieser Bereich hier hauptsächlich von Diener genutzt wurde.

So in Gedanken versunken merkte er den Angriff zu spät. Eine Hand legte sich von hinten um seine Hüfte und zog ihn an einen fremden Körper. Nika hatte gerade noch Zeit für einen erstaunten Laut, dann wurden seine Lippen schon von einem Kuss verschlossen. Diese Lippen kamen ihm allerdings gar nicht mehr so fremd vor.

Nika erwiderte den Kuss und versuchte sich in dem Griff zu drehen, was aber misslang.

Erst nach einiger Zeit löste sich Ratan von seinen Lippen ließ ihn aber nicht los. „Also ich kann nicht sagen, das mir dieser Aufzug missfällt.“

Der Wolf wusste nicht genau auf was Ratan damit anspielte, doch eine Hand, die über seinen Bauch strich gab ihm eine eindeutige Antwort. Das hätte er sich ja denken können.

Ein leichtes Lächeln entkam dem Jüngeren. Nun durfte er sich keinen Fehler erlauben, immerhin hatte er schon zwei Chancen vertan. Noch mehr gab es bestimmt nicht. Auch wenn er sich nicht sicher war wie er das angehen sollte, doch zum Glück hatte der Tiger da keine Probleme.

Ratan liebkoste seinen Nacken mit seinen Lippen, während seine Hände noch immer über seinen Bauch strichen.

Dabei stellte er sich überaus geschickt an, das musste Nika zugeben. Denn jede der Berührungen schienen Spuren auf seinem Körper zurückzulassen, die er mehr als nur intensiv fühlte. Nika merkte wie sein Atem ohne sein Zutun flacher und schneller wurde. Er konnte ihm doch nicht mit so wenigen Berührungen verfallen, das durfte nicht sein. Allerdings machte der Arm um seine Hüfte einen Fluchtversuch unmöglich. Doch eine Weigerung konnte der Tiger wieder als Ablehnung werten und endgültig aufgeben. „Warte. Hier ist wohl kaum der richtige Ort dafür.“

Ratan hob den Kopf und sah sich um. „Mag sein. Doch ich bin flexibel.“

Damit nahm er seine Liebkosungen wieder auf.

Flexibel, das hatte er heute doch schon einmal gehört. Nika unterdrückte ein Seufzen. Heute machte er seinem Namen keine Ehre, dabei trug er doch den Namen der griechischen Siegesgöttin. Aber warum sollte er kämpfen, wenn eine Niederlage weitaus angenehmeres versprach?

Plötzlich hörte er die Türe und Ratans Liebkosungen hörten abrupt auf. Stattdessen wurde er in den Schutz eines dunklen Seitenganges gezogen. Scheinbar war es ihm nicht vergönnt mit Ratan weiterzugehen.
 

Ratan hörte auf die Schritte und Stimmen, die näher kamen. Er stöhnte beinnahe auf, als er Jamies Lachen hörte. Klar, von allen möglichen Personen hier musste es gerade er sein.

„Das war angenehm.“ Eloy trug eine Hose und fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar.

„Nun wenn du nicht so prüde geworden wärst, dann würde ich dir ja noch etwas viel angenehmeres zeigen.“ Jamie fuhr mit einem Finger über Eloys Seite.

„Ich bin nicht prüde!“ Der Jüngere sah den Weißblonden empört an.

Darauf erwiderte Jamie nichts, doch sein Lächeln sagte alles.

Als er mit Eloy ihre Position passierte, zuckten seine Augen kurz zu ihnen und Ratan hatte das Gefühl, das er ihn direkt ansah. Was natürlich Unsinn war, da sie hier in der Dunkelheit nicht zu erkennen waren.

Gespannt hörte er zu, wie sich ihre Schritte entfernten. Erst als er sicher war, das die Beiden weit genug entfernt waren, löste er den Griff um Nikas Hüfte. Sein Kopf sank zurück gegen die Mauer und er lachte. Nicht, aus Freude sondern weil er die Komik der Situation erkannte. Es schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben, gegen ihn und Nika.

Allerdings ließ ihn ein Blick auf Nika verstummen, diesem schien das entgangen zu sein. Er sah ihn stirnrunzelnd an. „Ich glaube nicht das das hier zum Lachen ist.“

Ratan schüttelte den Kopf. „Nein, es ist zum Weinen, gerade deswegen lache ich ja.“

Man sah Nika an, das er diese Logik nicht ganz verstand. „Es scheint, als wollte irgendjemand nicht das wir zusammenkommen.“

Bei dieser Bemerkung konnte Ratan nur den Kopf schütteln. Er glaubte schon lange nicht mehr an Götter. Weder an die seiner Rasse und schon gar nicht an die der Menschen, das lohnte sich einfach nicht. Sein Leben lag alleine in seiner Hand und niemand Anderer würde darüber bestimmen. „Es war nur immer der falsche Zeitpunkt. Vielleicht sollte man es planen.“

Spontaneität war ja gut, aber in ihrem Fall schien das nicht zu fruchten. Immerhin hatte er es damit zweimal probiert und es wurde nichts daraus.

„Das wäre auf jeden Fall sicherer.“ Nika nickte zustimmend.

Jedoch merkte Ratan das ihm bei diesem Gedanken nicht ganz wohl war. Nun man musste ihn ja nicht unbedingt in seine Pläne einweihen. „Mal sehen was sich ergibt. Was hat Jamie zu dir gesagt?“

Bei diesen Worten betrat er wieder den Gang, den sie zuvor so fluchtartig verlassen hatten.

„Er hat mir nur gesagt wie blöd es war dich abzuweisen.“ Nika lächelte leicht.

„Ein wahres Wort.“ Auch wenn da noch etwas war, das merkte Ratan. Allerdings würde er den Jüngeren sicher nicht dazu drängen es ihm zu erzählen. Das war nicht seine Art, außerdem erfuhr er das Meiste irgendwann sowieso. Zwang brachte da gar nichts.

„Wie war es mit Marissa?“ Auch wenn der Wolf ihn dabei nicht ansah spürte man sein Interesse an diesem Thema.

„Sie wird darüber nachdenken. Es ist komplizierter als ich dachte.“ Vor allem hatte er bei ihr völlig falsche Schlüsse gezogen. Die Entscheidung war nicht einmal so egoistisch wie er es ihr unterstellt hatte. Das hatte ihn erstaunt.

„Warum?“

Ratan schüttelte nur den Kopf. „Das ist unwichtig.“

Vor allem weil es nur sie und ihn betraf. Marissa wollte sicher nicht das ein Anderer etwas davon erfuhr. Und wenn dann sicher keiner der nicht zu ihrer Gruppe gehörte und davon war Nika noch entfernt.

Der Jünger nickte verstehend. „Persönlich, ist schon klar.“

„Dein Fuß ist wirklich schon wieder gesund.“ Ratan bemerkte das nur nebenbei. Dies war sicher der Heilung seines Vater zuzuschreiben. Ohne ihn würde selbst bei ihren Heilkräften eine Besserung länger auf sich warten lassen.

Bei dieser Bemerkung zuckte Nika nur mit den Schultern. „Ich bin ein Werwolf und besitze die Kräfte eines Schamanen. Es wäre bedenklich wenn ich noch nicht gesund wäre.“

Na wenigstens war das etwas das sich an ihm nie ändern würde. So wie es aussah konnte er wirklich nur Alekas Wunsch entsprechen und sich an seiner statt um ihn kümmern. Denn von einer Besserung ihrer Beziehung waren sie noch weit entfernt.

Tigeraugen 25

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tigeraugen 26

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 26

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Langsam öffnete Ratan die Augen. Er brauchte einen Moment um sich in dieser ungewohnten Umgebung zu orientieren, bevor er das Gewicht auf seinen Arm registrierte. Mit einem Mal wusste er wieder was geschehen war.

Nika sah so friedlich aus, wenn er schlief. Nur leider konnte er diesen Anblick nicht zu lange genießen. Nicht, wenn er nicht wollte das alle erfuhren was passiert war. Und da er nicht wusste, wie Nika darüber dachte sollte er diese Sache erst einmal geheim halten.

Aus diesem Grund löste er sich von dem Wolf und zog sich rasch und leise an. Mit sowenig Geräuschen wie möglich verließ er das Zimmer. Er wollte den Jüngeren nicht wecken, weswegen er es auch unterließ ihn noch einmal zum Abschied zu küssen.

Als Ratan durch die dämmrigen Flure schlich lächelte er. Wann hatte er sich eigentlich das letzte Mal so durch die Flure eines Anwesens geschlichen, nur damit seine nächtlichen Aktivitäten nicht aufflogen? Das war schon Jahrzehnte her, wenn nicht sogar seit seiner Zeit in Indien. Auf einem Schiff das ihm gehörte, musste er nichts verheimlichen.

Allerdings drängte nun die Zeit. Marissa war eine Frühaufsteherin, daran würde sie auch ihr heutiger Bettpartner nicht hindern. Allerdings war es schön, wenn die Kinder sich verstanden.

Er betrat sein Zimmer und begann sich umzuziehen. Beim Anziehen ließ er sich allerdings mehr Zeit, so würde es glaubwürdiger wirken. Gerade als er dabei war sich die Haare zu richten, öffnete sich die Tür.

„Guten Morgen. Ich hoffe doch du hast mich vermisst?“ Marissa stand lächelnd an der Schwelle. Als sie ihn aber vor dem Spiegel bemerkte, wirkte sie fast ein wenig enttäuscht. Etwas das ihre nächsten Worte auch noch unterstrichen.

„Och ist das langweilig, du bist ja schon wach.“

„Ja und du leider auch.“ Jamie suchte sich neben ihr einen Weg in das Zimmer. Den nächstbesten Sessel ansteuernd, ließ er sich in diesen sinken.

Ratan hob nur amüsiert eine Augenbraue. Er konnte sich ja vorstellen was passiert war, aber die Schadenfreude trieb ihn dazu etwas nachzubohren. „Was ist denn mit dir passiert?“

Jamie setzte schon dazu an zu antworten, doch diesmal war Marissa schneller. Mit einer wegwerfenden Handbewegung in Jamies Richtung ging sie auf Ratan zu. „Vergiss ihn, er ist nur etwas müde. Ich hab ihn dazu animiert mit mir aufzustehen.“

„Animiert? Das war Nötigung meine Liebe.“

„Ist mir auch Recht.“ Lächelnd blieb sie vor Ratan stehen und sah ihn unschuldig, aber auch abwartend an.

Sie wollte etwas, das merkte er sofort. Nur wusste er nicht was. „Du hast dich doch beschwert, das es dir in deinem Bett alleine zu langweilig ist. Aus diesem Grund habe ich Marissa zu dir geschickt.“

Der Jüngere sah ihn nur abschätzend an. „Du weißt wie das gemeint war.“

„Aus diesem Grund habe ich dir ja auch Marissa geschickt. So warst du nicht alleine und hattest jemanden neben dir mit dem du reden konntest.“ Der Tiger ignorierten den Vorwurf in Jamies Blick bewusst. Immerhin hatte er ihm in voller Absicht Marissa für die Nacht zur Verfügung gestellt.

Nun erst wand er sich Marissa zu, er konnte sie ja nicht ignorieren. Das traute er sich nicht einmal auf längere Zeit. „Ich komm nicht darauf. Also was willst du?“

Sie behielt ihr Lächeln bei. „Auf eine Antwort meine Frage betreffend. Hast du mich vermisst?“

Ratan lächelte und streichelte ihr übers Haar. „Natürlich, unendlich sogar. Könnte das je anders sein?“

Ihr Lächeln wurde um noch eine Spur strahlender. „Nein, sicher nicht.“

„Hast du eine Antwort gefunden?“ Nicht, das er sie drängen wollte. Nein, das auf keinen Fall, eher das Gegenteil. Doch deswegen hatte sie ja bei Jamie geschlafen, um eine Antwort zu finden. Diesen Abstand hatte sie sogar selbst gewählt um besser nachdenken zu können.

Marissa seufzte und ihr Lächeln würde etwas trauriger. „Ja ich habe eine Entscheidung getroffen.“

„Soll ich gehen?“ Jamie deutete auf die Tür und sah sie fragend an.

„Wegen mir nicht. Immerhin haben wir ja schon darüber geredet.“

Das sah nicht gut aus. Dieses Angebot machte Jamie sicher nicht einfach so, dafür kannte er ihn schon zu gut. Er ahnte die Entscheidung schon. „Bleib ruhig.“

„Ich will das du mich beißt. Dieses eine Mal muss ich egoistisch sein, weil es mir viel bedeutet an deiner Seite zu sein.“

Wie gesagt, er hatte es schon geahnt. Irgendwie war es ihm die ganze Zeit bewusst gewesen, schon nach ihrem Gespräch. Doch diesmal kannte sie die Konsequenzen und hatte es noch einmal überdacht.

Ratan warf einen Blick auf Jamie. Er war neugierig inwieweit er sie beeinflusst hatte, aber diese Frage würde Marissa nur beleidigen. Doch diese Entscheidung würde er akzeptieren, weswegen er auch zustimmend den Kopf senkte. „Dann werde ich deine Entscheidung anerkennen. Ich werde es nach dem Ball machen. Dieser Abend soll für dich unvergesslich bleiben.“

Marissa hob sein Kinn an, so das sie ihm in die Augen sehen konnte. Dabei schenkte sie ihm ein liebevolles Lächeln. „Ich mache das auch für dich. Schließlich kann ich dich doch nicht einfach alleine lassen.“

Machte sie jetzt einen Scherz? Doch an ihrem Blick merkte Ratan, das sie es ernst meinte. „Da hast du wieder einmal Recht.“

Der Tiger zog Marissa in eine Umarmung. Ihr Entschluss war nicht gerade das was er sich für sie gewünscht hatte, doch er würde damit leben können. So musste er sich wenigstens nie von einem seiner Kinder trennen. So etwas sollte man positiv bewerten.

Ratan warf noch einen Blick zu Jamie, doch dieser war verschwunden. Sicherlich hatte er die Gunst der Stunde genutzt und sich still und heimlich aus dem Staub gemacht. Er konnte es ihm nicht verdenken, immerhin wusste Jamie wann etwas persönlich war. Außerdem, die Entscheidung wusste er sowieso schon.
 

Nika schlug die Augen auf und streckte sich. Irgendetwas war falsch. Es dauerte einen Moment, bevor er merkte was es war. Alles war wie immer und genau darin lag der Fehler. Es sollte nicht so wie immer sein, da fehlte jemand. Denn die letzte Nacht hatte er sich bestimmt nicht eingebildet. So eine anregende Phantasie besaß er nicht, außerdem schmerzte seine Rückseite etwas von letzter Nacht.

Er setzte sich auf und sah sich in dem Zimmer um. Nein, er war alleine, nur der Geruch der noch im Zimmer hing, erinnerte an letzte Nacht. Das und sicher auch die Flecken, die sie hinterlassen hatten.

Nika barg sein Gesicht in seinen Händen. Gott, was hatte er nur gemacht? Seit wann war er so berechnend? Aus Vorsatz mit jemanden zu schlafen war nichts Neues für ihn, doch mit diesen Beweggründen, das war irgendwie niederträchtig. Noch dazu fühlte er sich kein bisschen besser, obwohl er sein Ziel erreicht hatte. Ob er sich entschuldigen sollte?

Nika dachte einen Moment nach, bevor er sch dagegen entschied. Nein, soweit ging sein schlechtes Gewissen auch nicht. Immerhin war es nicht von ihm ausgegangen. Der Tiger hatte schließlich ihn aufgesucht nicht umgekehrt. So gesehen war es nicht sein Fehler, Ratan hätte nicht darauf eingehen müssen.

Obwohl nun wo er sein Ziel erreicht hatte, was nun? Wie sollte es weitergehen? Er machte sich keine Sorgen darüber das er wieder um Alltag übergehen konnte, doch wie stand es mit dem Tiger? In der Schicht von Werwölfen in der er verkehrte herrschte ein stilles Abkommen darüber sich zwar miteinander zu amüsieren, aber danach keinerlei Ansprüche zu stellen. Nur zweifelte Nika daran das Tiger es genauso handelten, immerhin war das eine ganz andere Kultur.

Nika seufzte und sah wieder auf. Eine wichtige Rolle spielten natürlich auch die Gründe des Tigers. Warum war er gekommen? Weil er beenden wollte was er angefangen hatte oder einfach weil er Lust gehabt hatte? Vor allem war es seltsam, da er ihm zuvor so direkt gesagt hatte, das er ihn nicht attraktiv fand. Kein Wunder das er jetzt nicht wusste was er denken sollte.

Es behagte ihm zwar nicht, doch er musste mit dem Tiger darüber reden. Unter vier Augen natürlich, er wollte nicht unbedingt das Jamie es mitbekam. Bezahlung erfolgte erst nach Erfolg, der ja nun eingetreten war. Doch er würde sicher nicht zu ihm gehen und davon in Kenntnis setzen. Denn irgendwie hatte Nika das Gefühl, das dieser es schon noch früh genug herausfinden würde.

Nein, zuerst musste er die Sache mit dem Tiger klären um zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Zwar wusste er nicht, was er wollte doch es interessierte ihn was Ratan für die Zukunft vorgesehen hatte. Wenn es ihm gefiel konnte er sich ja danach richten.

Die Decke zurückschlagend stand Nika auf. Genau, er brauchte Antworten auf seine Fragen, doch die würde er nicht bekommen, wenn er weiter im Bett blieb.

Tigeraugen 27

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 27

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufsehen. „Ja?“

Ratan löste sich von Marissa und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Besucher. Hatte Jamie etwas vergessen? Im nächsten Moment erkannte er den Fehler in seinen Überlegungen. Jamie würde nicht anklopfen. Was das anging, war er falsch erzogen worden. Zumindest wenn es ihn betraf. Ihm kam es immer so vor als wollte ihn der Wolf bei irgendetwas verbotenen erwischen. Nur, er hatte keine Geheimnisse.

Doch statt Jamie betrat Nika den Raum. „Kann ich kurz mit dir reden?“

Er warf einen Blick auf Marissa. „Allein?“

„Ich bin zwar eine faire Spielerin, doch irgendwie habe ich das Gefühl ich sollte hier bleiben.“ Sie verschränkte Arme vor der Brust.

Was sollte dieser Ausspruch? Den hörte er jetzt schon zum zweiten Mal. Vielleicht sollte er einmal diesbezüglich nachfragen. „Nika und ich haben etwas zu klären, deswegen bitte auch ich dich zu gehen. Allerdings kannst du auch bleiben und mir erklären was du ständig mit diesem Ausspruch ‚faire Spielerin’ meinst.“

Marissa lächelte und ließ die Arme sinken. „Wir sehen uns später.“

Damit ging sie und schloss die Tür hinter sich.

Ratan schüttelte nur den Kopf über ihr Verhalten. Erst dann wand er sich wieder Nika zu. Dieser wirkte irgendwie reserviert, doch nach letzter Nacht wirkte das eher fehl am Platz. „Wie geht es dir?“

„Es geht. Nur ein bestimmtes Körperteil schmerzt.“

Das erklärte wohl auch warum er immer noch stand. Und nach dieser Erkenntnis hatte es auch keinen Sinn ihm einen Platz anzubieten. „Das tut mir leid.“

Nika schüttelte den Kopf. „Das ist nicht deine Schuld. Nicht nur deine.“

Ja, ein Gespräch war wirklich vonnöten. Ihm gefiel diese Stimmung nicht und das wo es nun eigentlich vertrauter sein sollte. Stattdessen hatte Ratan das Gefühl als hätten sie sich noch mehr voneinander entfernt. Nun, dann sollten sie einmal für Klarheit sorgen. „Ich ahne weswegen du hier bist.“

Das war nicht schwer zu erraten. Nach ihrer Vorgeschichte war es nur natürlich, das sie nun klare Verhältnisse brauchten.

„Wirklich?“ Der Wolf sah ihn überrascht an.

Ratan nickte. „Ja wir müssen wissen woran wir sind, das ist es doch weswegen du hier bist?“

Nika nickte stumm, machte aber keine Anstalten etwas zu sagen.

Nun das konnte er verstehen. Wer wollte schon sein Herz ausschütten wenn man nicht wusste wie der Andere über einen dachte? Als Älterer musste er da wohl mit gutem Beispiel vorangehen. „Also ich mag dich. Zwar habe ich oft gesagt, du bist nicht mein Typ, doch ich muss zugeben, das du einige Facetten hast, die durchaus interessant sind. Versteh mich nicht falsch, ich meine damit nicht das ich dich liebe. Dieses Wort wird zu oft und zu leichtfertig gebraucht, da will ich mich nicht auch noch einreihen. Vor allem wenn es nicht stimmt, was nichts heißt, das es sich nicht auch noch entwickeln könnte, wenn die Möglichkeit dafür besteht.“

Der Jüngere nickte verstehend. „Dann will ich ehrlich sein. Hauptsächlich war ich an dir interessiert, weil ich nicht wollte das du mit meinem Vater etwas machst. Nur dann hast du meinen Stolz verletzt und das hat meinen Kampfgeist angestachelt. Aus diesem Grund habe ich soviel Energie aufgewendet. Nur… nur glaube ich habe ich dabei etwas zuviel Energie hineingesteckt. Denn auch ich finde dich interessant und deine Gesellschaft ist mir zumindest nicht unangenehm.“

Ratan legte den Kopf schief. Umständlicher konnte man es wohl nicht beschreiben. „Dann darf ich also davon ausgehen, das du mich auch magst?“

Nika nickte. „So kann man das wohl verstehen. Ja.“

Er sah den Tiger fragend an. „Und was bedeutet das jetzt?“

Wenn er das wüsste. Ehrlich gesagt wusste Ratan nicht, was er mit solchen lauwarmen Geständnissen anfangen sollte. Aleka hatte ihm sozusagen das Sorgerecht übertragen und dem wollte er nachgehen. Doch das war nicht der Grund warum er mit Nika geschlafen hatte. Im Grunde mochte er den Wolf, er mochte seine Gesellschaft und die Gespräche mit ihm waren immer wieder erheiternd. Vor allem für ihn.

Doch wenn er sich mehr mit ihm vorstellen konnte, dann sollte Nika auch alles wissen. Wenn er dann noch bei ihm bleiben würde, konnte man weitersehen. „Setz dich Nika.“

„Oh.“ Nika sah ihn argwöhnisch an, nahm aber auf einem Sessel Platz. Auch wenn er dabei kurz zusammenzuckte.

Ratan setzte sich ihm gegenüber auf ein Sofa. „Ich finde du solltest alles wissen. Nur muss ich zu Anfang gleich sagen, das dein Vater keine Schuld daran trägt.“

„Mein Vater? Was hat mein Vater damit zu tun?“ Nika sah ihn verwirrt an.

Der Tiger hob beruhigend eine Hand. „Dazu komme ich gleich. Also dein Vater hat mich vor einigen Tagen darum gebeten mich um dich zu kümmern. Aber das ist nicht der Grund warum ich mit dir geschlafen oder mich für dich interessiert habe.

Alles was Aleka wollte, war das ich mich um dich kümmere, da er es nicht kann.“

„Weil er es nicht will.“ Das war eine Feststellung keine Frage.

„Doch das beantwortet nicht meine Frage von vorhin.“

Eigentlich sollte er nun etwas zu Alekas Verteidigung sagen, doch das mussten die Zwei unter sich ausmachen. Er konnte nicht die Anstrengungen des Schamanen einfach so zunichte machen. Allerdings freute ihn auch Nikas Antwort. „Das heißt es stört dich nicht?“

„Natürlich stört es mich!“ In Nikas Augen funkelte es wütend, doch das war nicht auf den Tiger gerichtet.

„Aber du hast es nicht aus diesem Grund gemacht oder? Also spielt es keine Rolle, worum mein Vater dich gebeten hat. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir in die du nur hineingezogen wurdest. Außerdem…“ Der Grieche hielt kurz inne.

„Außerdem waren bei mir auch Gründe von außen dabei, die mitgespielt haben. Marissa und ich, wir haben da so etwas wie einen Wettkampf laufen. Es geht um… keine Ahnung eigentlich. Vielleicht um deine Gunst. Jamie hat da irgendetwas gesagt und seitdem sieht sie sich als meine Rivalin.“

Warum überraschte ihn das bloß nicht? Ach ja, weil Jamie darin involviert war.

Ratan schüttelte den Kopf. Warum sich der Wolf nie zurückhalten konnte, verstand er auch nicht.

„Es scheint dich nicht zu überraschen?“ Nika sah ihn verwundert an.

„Bei Jamie? Nein, da überrascht mich gar nichts mehr. Obwohl … doch wenn er sich nicht eingemischt hätte, dann würde mich das wundern.“ Der Tiger seufzte leise.

„Das liegt scheinbar in seiner Natur.“

„Was ist nun?“

Dieses Thema schien den Jüngeren anscheinend nicht zu fesseln, weswegen er wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehrte. Leider hatte er darauf noch immer keine Antwort gefunden. „Wie gesagt ich mag dich, sehr sogar, sonst wäre es nie soweit gekommen. Ich würde es auch schade finden, wenn wir uns wieder trennen müssten.“

Ratan wusste nicht wie er ausdrücken sollte, was ihn ihm vorging. Er wusste, das er niemand für längerfristige Bindungen war und das würde seinen Partner am Ende nur verletzen. „Aber ich bin niemand mit dem man auf Dauer zusammenleben kann. Auch wenn ich es gerne würde.“

„Ich verstehe.“ Der Wolf stand wieder auf und sah Ratan an.

„Eigentlich wollte ich mich nach dir richten, doch das ist wohl nicht möglich. Also muss ich eine Entscheidung treffen.“ Er sah den Tiger nachdenklich an, bevor er zu ihm trat.

„Ich will es mit dir versuchen. Von Dauer ist in dieser Welt sowieso nichts, deswegen ist es kein Drama wenn daraus nichts wird.“

So nüchtern hatte er es noch nicht betrachtet, doch das war ein gutes Angebot. Wenn Ratan das auch etwas zu abgeklärt wirkte. „Du willst mich also begleiten?“

Das schloss diese Möglichkeit natürlich ein. Ganz sicher würde er nicht mit nach Griechenland kommen. Dort waren zu viele Wölfe für seinen Geschmack.

„Ja.“ Nun lächelte Nika wieder. Er beugte sich zu ihm hinab, sodass ihre Gesichter nur mehr ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren.

Ratan wusste nicht ganz was das sollte, doch plötzlich packte ihn Nika am Kragen und sein Lächeln nahm etwas gefährliches an.

„Doch damit eines am Anfang klar ist. Wenn wir uns lieben lernen und ich werde alles daran setzen damit es soweit kommt, verlange ich nur eines und das ist Treue. Ich lasse dir alle Freiheiten die du brauchst, solange du danach wieder zu mir zurückkommst.“

Ratan lachte bei diesen Worten. Er legte eine Hand auf den Hinterkopf des Jüngeren und zog ihn noch ein Stück näher zu sich. „Ich glaube das lässt sich einrichten.“

Damit küsste er Nika innig.

Ja, das ließ sich sicher machen. Wer brauchte schon Abwechslung, wenn man so einen Partner hatte? Mit Nika an seiner Seite würde es sicher nie langweilig werden, denn dieser würde sich sicher nie ändern und das war auch gut so. Wer wusste, vielleicht konnte er ihn auch an sich binden. Er hätte auf jeden Fall nichts dagegen.

Tigeraugen 28

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen

Teil: 28

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war wirklich ein eindrucksvolles Fest. Auf jeden Fall irritierte es Nika wie schnell es die Frauen und Dienstboten dieser Familie auf die Beine gestellt hatten. Bis gestern hatte er kaum etwas gemerkt, obwohl er bis gestern noch nicht einmal gemerkt hatte, das es hier einen Festsaal gab. Bei den Ausmaßen dieses Anwesens war das aber auch nicht weiter verwunderlich.

Noch waren noch nicht alle Gäste anwesend, nur die Hausgäste. Laut Erzählungen war es gestern ein ständiges Kommen und Gehen gewesen. Wahrscheinlich hatte es in diesem Haus noch nie soviel menschliche Gäste gegeben. Ein Umstand, der Alessandro nicht so gefiel. Entweder das oder seinem Onkel ging es allgemein nicht gut. Zumindest konnte man das annehmen, wenn man seinen Gesichtsausdruck in unbeobachteten Momenten bemerkte.

Sein Bad war mit diesem Besucherstrom ebenfalls ins Wasser gefallen. Doch er hätte auch gar keine Zeit dafür gehabt. Immerhin hatte er gestern längere Diskussionen mit Ratan geführt. Nun zumindest konnte man es so nennen. Diskussionen mit einigen Unterbrechungen, die allerdings geendet hatten, als Marissa zu ihnen gestoßen war. Doch das war auch gut immerhin mussten sie besprechen wie es weitergehen sollte. Das war ein Umzug für ihn, auf ungewohntes Gebiet. Wie sollte er das nur seiner Mutter erklären? Wie sollte er Ratan seiner Mutter erklären? Obwohl sein Vater würde das sicher erledigen, spätestens wenn sie seinen Brief bekam. Auf jeden Fall würde es ein Schock für sie sein.

Doch er hatte seine Entscheidung schon getroffen, er wollte es mit Ratan versuchen. Bei dieser Sache musste er an sich und nicht an sie denken.

„Wir müssen reden.“

Nika zuckte zusammen, als diese Stimme so plötzlich neben ihm erklang. Er hatte es geahnt, doch darauf gehofft diesem Gespräch noch entgehen zu können.

Langsam dreht er den Kopf zu Jamie und nickte. Auch wenn dieser es nicht sehen konnte, da er, ein Sektglas in der Hand, die Anwesenden im Raum betrachtete. Doch er reagierte zu Nikas Erstaunen darauf.

„Komm mit.“ Damit ging er zum Ausgang des Raumes.

Nika folgte ihm, auch wenn er sich noch ein Weinglas vom Tablett eines Dieners nahm. Vielleicht brauchte er es ja noch.

Jamie führte ihn in einen Nebenraum des Saals. Es war einer dieser kleinen Räume, die dazu diente den Gästen eine Verschnaufpause zu gönnen oder wie sie private Unterredungen zu führen.

„Marissa?“ Nika stellte diese Frage, wenn er die Antwort auch schon kannte.

Jamie nickte zustimmend. „Sie hat es mir erzählt.“

Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Die Kleine würde einen perfekten Spion abgeben. Dabei hatte sie die Neuigkeit ganz gut aufgenommen. „Und?“

Was jetzt? Jamie hatte ihn sicher nicht aus Spaß hierher zitiert.

„Was und? Ich will wissen wie ihr zueinander steht? Liebt ihr euch?“

„Nein.“ Diese Frage war leicht beantwortet. Darüber hatten Ratan und er ja schon gesprochen.

„Doch wir arbeiten daran.“

Bei der Verneinung hatte Jamie ihn missbilligend angesehen, doch nun musterte er ihn eher zweifelnd. „Ihr arbeitet daran?“

So wie er das sagte schien er diese Worte nicht ganz zu verstehen. Dann stöhnte er und schlug sich eine Hand vor die Augen. „Noch so ein Paar, da muss irgendwo ein Nest sein. Zuerst Eloy und dann Ratan. Was ist so schwer daran zu wissen ob man verliebt ist oder nicht?“

So ganz verstand Nika die Reaktion des Älteren nicht. Doch im Grunde war es ihm auch egal was er damit meinte.

Jamie ließ die Hand sinken und sah Nika ernst an. „Gut, nachdem du dein Ziel erreicht hast ist es Zeit den Preis zu bezahlen. Ich fordere nun meine Bezahlung ein.“

Das war nur fair, doch es kam etwas unerwartet. Zumindest für ihn. „Was willst du?“

Bist jetzt hatten sie sich ja noch nicht einmal darauf geeinigt aus was diese Bezahlung bestand. Geld oder einem Gefallen? Doch wenn er sie so plötzlich einfordern konnte, war es wahrscheinlich Geld.

„Ich will einen Gefallen von dir. Sei gut zu ihm und verletze ihn nicht. Ich will nur, das du dich um ihn kümmerst und ihn liebst, so wie er es verdient.“

Im ersten Moment hielt Nika das für einen Scherz. Was war das denn für eine Bezahlung, dabei verlor er doch nur etwas? Doch er schätzte den Wolf nicht als schlechten Verhandler ein, also hatte diese Bitte sicher einen tieferen Sinn. „Das hatte ich sowieso vor, also was noch?“

„Das war es. Damit bin ich vollkommen zufrieden. Glückwunsch Nika, du bist schuldenfrei.“ Damit wand sich der Wolf lächelnd um und verließ den Raum.

Das war es? Mehr wollte er gar nicht? Nur die Versicherung, das er Ratan gut behandeln würde? Nun das wollte er sowieso, da würde es sicher keine Probleme geben.

Lächelnd verließ auch er den Raum wieder um sich in den Ballsaal zu begeben.
 

Ein Sektglas tauchte vor seinen Augen auf. „Ich hasse es selbstlos zu sein. Dabei steige ich immer extrem schlecht aus.“

Ratan lächelte und nahm das Glas in Empfang. „Hast du dem nicht abgeschworen?“

„Ja, aber es scheint als könnte man damit nicht mehr aufhören.“ Jamie verzog das Gesicht.

„Machen wir es einfach so, das du mir dafür etwas schuldest.“

„Ich weiß weder um was es geht, noch habe ich dich darum gebeten. Außerdem nehme ich dich ohne Bezahlung nach Afrika mit.“ Er ließ sich hier doch nicht über den Tisch ziehen. Schon gar nicht von seinem eigenen Wahlsohn.

„Du bist einfach zu gut für mich.“ Jamie hob grinsend die Hände.

„Dafür entführe ich dir aber deine Prinzessin für einen Tanz, den sie mir sicher nicht abschlagen kann.“ Dabei zwinkerte er Marissa zu, die seine dargebotene Hand ergriff.

„Können schon. Aber wer würde das Angebot eines so schönen, charmanten Mannes schon ablehnen?“

„Du bist Balsam für meine angeschlagene Seele.“

„Ich weiß.“ Mit diesen Worten zog sie ihn schon zu den tanzenden Pärchen.

Ratan sah ihnen lächelnd nach. Marissas Zorn schien schon wieder verflogen zu sein. Aufgrund der neuen Ereignisse hatten sie ihre Verwandlung etwas zurückverlegt. Er würde das am Schiff erledigen, da war es sicherer. Das dies nicht ganz Marissas Zustimmung erlangt hatte, war vorauszusehen gewesen. Doch scheinbar hatte sie sich damit abgefunden.

„Wie geht es dir?“

Das Lächeln des Tigers wurde noch etwas breiter. „Ich kann nicht klagen. Nur aus Neugier, hat Jamie dich bemerkt?“

Aleka hob eine Braue. „Ich glaube schon. Warum?“

„Och, nur so.“ Sogar das war pure Berechnung. Der Kleine nötigte ihm wirklich Respekt ab.

„Ich hoffe du konntest die Zeit mit deinem Sohn genießen?“

„Ja, ich danke dir dafür.“

„Keine Ursache.“ Er verstand es nur zu gut wenn ein Vater Zeit mit seinen Söhnen verbringen wollte.

„Ich hoffe du wirst es mir dann verzeihen, das ich auch deinen zweiten Sohn zu mir nehme?“

„Nika? Der Ältere sah ihn zweifelnd an.

Ratan lächelte vergnügt. „Ja, es sei denn du versteckst noch einen Sohn vor mir.“

Aleka erwiderte das Lächeln, wenn er auch etwas verwundert wirkte. „Keinen von dessen Existenz ich wüsste. Aber warum geht Nika mit dir?“

Warum, das war eine gute Frage. Allerdings würde wohl am ehesten Aleka diese Sache verstehen. „Nun weil wir zusammen bleiben wollen. Wir sind ein Paar.“

„Ein P…“ Weiter kam Aleka nicht, da es ihm scheinbar die Sprache verschlug. Erst nach einigen Momenten fand er seine Sprache und sein Lächeln wieder.

„Vom eigenen Sohn geschlagen. Ich bin beeindruckt, wenn nicht sogar stolz. Ja, da ist es keine Schande wenn man verliert.“ Nachdenklich sah der Wolf auf die tanzenden Pärchen.

„Nur wie erkläre ich das bloß seiner Mutter?“

„Am besten gar nicht. Ich bin sicher das Nika ihr einen Brief schreibt, danach kannst du ihr sicher noch alles erzählen.“ Ratan war sich sicher das Aleka das gerne erledigen würde. Immerhin war ihr Sohn mit einem Tiger zusammen, wie konnte man eine Mutter wie sie besser treffen als damit? Er hoffte nur das sein Freund dafür nicht büßen musste.

„Mit Vergnügen.“ Der Schamane lächelte frech und sah zu seinem Bruder.

„Er leidet so sehr, da muss ich ihm beistehen. Du entschuldigst mich sicher?“

Der Blonde nickte nur, wenn er auch ahnte, das er seinen Bruder nur ärgern wollte.

Kurz bevor er zu ihm ging drehte er sich noch einmal zu dem Tiger um. „Danke. Danke, dass du dich um meinen Sohn kümmerst. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“

Den Kopf stumm neigend nahm er diesen Dank an. Nein, Aleka hasste keinen seiner Söhne und mit etwas Glück würde das Nika eines Tages bemerken. Doch bis dahin würde er sich um ihn kümmern.

„Was wollte er?“

Heute herrschte bei ihm wohl ein ständiges Kommen und Gehen, dabei war Aleka erst vor einigen Augenblicken gegangen. Er legte eine Hand um Nikas Hüfte. „Nichts, wir haben uns nur voneinander verabschiedet.“

„Warum, geht er schon?“ Nika sah seinem Vater misstrauisch nach.

Ratan lachte leise. „Das wohl nicht. Aber morgen in dem ganzen Trubel werden wir ihn sicher nicht mehr antreffen.“

Sie würden mit den anderen Gästen abreisen. Das würde zwar bei Marissa und Jamie etwas Unmut hervorrufen, doch er wollte mit der Flut auslaufen, so wie alle anderen Schiffe.

„Ach so.“ Der Jüngere wand seine Aufmerksamkeit wieder den tanzenden Paaren zu.

„Kennt dich hier irgendjemand?“ Verschwörerisch beugte er sich zum Ohr des Wolfes.

„Außer meiner Verwandtschaft und anderen Werwesen wohl keiner. Warum?“

„Darf ich dich dann zum Tanz auffordern?“ Bei Menschen musste man immer aufpassen, doch hier kannte sie ja keiner. Und Werwesen würden keinen Anstoß daran nehmen, wenn zwei Männer oder auch Frauen miteinander tanzten.

Nika sah ihn zweifelnd an und dann warf er noch einmal einen Blick in den Raum. „Meinetwegen. Aber ich bin kein guter Tänzer.“

„Das macht nichts. Es reicht mir das du mir die Ehre erweist.“ Damit führte er ihn zur Tanzfläche. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie nun auch einige andere Werwölfe ihre Partner aufforderten. Es hatte wohl nur einen kleinen Anstoß gebraucht und Ratan war froh der Auslöser dafür zu sein.

Ja, mit Nika an seiner Seite konnte er einiges bewegen, da war er sich sicher.
 

Nun scheint es auch für Ratan und Nika eine glückliche Zukunft zu geben.

Wir aber machen einen kleinen Zeitsprung in der Zeit. Und zwar in die Zukunft von Wolfsherzen. Ob hier auch endlich Jamie sein Glück findet? Das wird sich wohl im nächsten Teil Wolfsherzen Spezial/Nachtgeflüster offenbaren.

Nachtgeflüster 1

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 1

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Unwillig wischte sich Jamie mit dem Ärmel seines Hemdes über das Gesicht. Es war heiß hier und die Luftfeuchtigkeit trug ihr bestes dazu bei seinen Aufenthalt hier unerträglich zu machen. Eigentlich sollte er ja in Afrika sein um nach Werleoparden zu suchen, stattdessen trieb er sich hier im tiefsten Regenwald herum. Konnte bei Eloys Familie nicht einmal etwas einfach sein? Doch er hätte es ahnen müssen als dieser ihn vor drei Monaten um einen Gefallen gebeten hatte.

Er seufzte, als er sich an den Anfang seiner Odyssee erinnerte.
 

Der Salon des Anwesens war ebenso wie der Rest des Hauses gepflegt und luxuriös ausgestattet. Wenn man es recht betrachtete, war er nur bei der Hochzeit von Eloys jüngerem Bruder weiter in das Haus vorgedrungen. Das war jetzt auch schon wieder drei Jahre her.

Die Tür öffnete sich und Eloy trat herein. Seit ihrem letzten Treffen hatte er sich nicht verändert, ein Umstand, der Jamie freute.

„Du könntest ruhig zu mir kommen. Die Diener haben dir sicher gesagt wo ich bin oder?“

Jamie lächelte und nickte. „Ja, das haben sie. Doch ich bin der Gast und auf deine Einladung hier, also ist es mein gutes Recht darauf zu bestehen, das du mich aufsuchst.“

Eloy schnaubte nur und kam zu ihm. „Du wirst dich wohl nie ändern was?“

„Deswegen liebst du mich doch.“ Er zwinkerte dem blonden Werwolf zu. Eigentlich war es genau umgekehrt gewesen, als sie sich zum ersten Mal trafen. Damals hatte er sich in diesen Wolf verliebt. Etwas das überhaupt nicht eingeplant gewesen war. Es sollte ein Geschäft sein wie jedes andere und doch hatte Jamie nicht verhindern können das er sich in diesen Wolf verliebte und das trotz Eloys schlechten Charakters.

Jamie wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Eloy ihn in eine Umarmung zog. „Es tut gut dich wieder zu sehen.“

Jamie erwiderte diese Umarmung. Wenn zwischen ihnen auch nur noch eine Freundschaft bestand, so war es gut ihn wieder so nah zu spüren. Eigentlich war Jamie niemand, der Vergangenem nachhing, das konnte er sich nicht leisten, doch wenn er zurückdachte war es mit Eloy keine schlechte Zeit gewesen.

Sie lösten sich wieder voneinander und Jamie trat einen Schritt zurück. „Pass bloß auf, sonst wird Mika nur wieder eifersüchtig.“

Der kleine Vampir war ziemlich eifersüchtig, eine Sache die man auch nicht hatte vorhersehen können. Ebenso wie das er mit einem Werwolf zusammenging oder das Eloy und er sich ineinander verliebten. Genug Zeit hatten sie ja gehabt. In den letzten Jahren konnte Jamie nicht umhin zu bemerken, das aus diesem Arrangement mehr wurde, als nur der Versuch die Liebe kennen zu lernen. Ihr Experiment war ein voller Erfolg

Jamie nahm auf einem Sofa Platz.

Eloy machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. „Mika ist bei seinem Vater, wir sehen uns in einer Woche wieder, wenn ich ihm nachreise.“

Jamie grinste, bei dieser Bemerkung. „Also ein geheimes Treffen mit deinem Ex Liebhaber? So etwas hätte ich dir gar nicht zugetraut.“

„Nun mit der Zeit wird man eben immer geschickter.“ Der Blondhaarige erwiderte dieses Grinsen frech.

„Das würde fast nach einer Überprüfung fordern.“ Jamie schüttelte amüsiert den Kopf. Das war Vergangenheit und wenn Jamie etwas wusste, dann das man Erinnerungen am Besten ruhen ließ.

„Wie geht es Mika?“

„Er hat sich kaum geändert. Stürmisch, eifersüchtig und er will heiraten.“ Bei dieser Bemerkung wirkte der Jüngere etwas unglücklich.

„Ah, da liegt das Problem. Das bei dir dem ewigen Junggesellen.“ Mehr würde er nicht zu diesem Problem sagen. Die Zeit in der er Eloys Beziehungsprobleme gelöst hatte war ebenso vorbei. Nun musste er selbst damit fertig werden und wenn ihre Beziehung das nicht überstand, waren sie wohl wirklich nicht füreinander bestimmt.

„Wie geht es den Geschwistern?“

„Ganz gut, nach den letzten Meldungen. Sin ist in Afrika und Clerissa in Griechenland. Sie ist noch immer verlobt, wenn von einer Heirat auch noch nicht die Rede ist. Allerdings will Arnaud nächstes Jahr heiraten. Caron denkt mit Eryx darüber nach sich in Griechenland eine Existenz aufzubauen, aber erst nach Arnauds Hochzeit. Bei Michelle und Henry ist alles wie immer. Was mit Kobe ist, wirst du wohl besser wissen.“

Jamie nickte. „Ja, Ratan hat mich mit Nika hierher gebracht. Nun bis zum Ufer. Laut ihm geht es Kobe und Ercole gut, sie reisen kreuz und quer durch die Welt.

Aber genug Höflichkeiten ausgetauscht, weswegen bin ich hier?“

In Eloys Augen blitzte es kurz auf. „Ich brauche deine Hilfe Jamie.“

„Wie könnte es auch anders sein?“

„Das stimmt, ich rufe dich meistens wenn es Probleme gibt. Entschuldige.“ Eloy wand kurz den Blick ab. Doch die Reue war nicht von langer Dauer, da er sich gleich wieder Jamie zuwand.

„Wirst du mir helfen?“

„Sag mir doch erst einmal worum es geht.“ Selbst wenn Eloy sein Freund war, er machte keine Zusagen, wenn er nicht wusste worum es ging. Normalerweise war das nie gut und schon gar nicht bei Eloy.

„Ach ja.“ Eloy lächelte und lehnte sich zurück.

„Es geht um eine familiäre Angelegenheit. Meine Mutter hat einen Bruder, einer von mehreren. Doch dieser Bruder ist vor einigen Jahrzehnten verschwunden, es gab anscheinend einige Reibereien mit seinem Vater. Doch er hat meiner Mutter regelmäßig geschrieben. Seit einiger Zeit, genauer gesagt zwei Jahren kommt kein Brief mehr, deswegen hat Mutter nachgeforscht.“

„Moment einmal, deine Mutter stand doch in Kontakt mit ihm und da merkt sie es erst nach zwei Jahren?“ Das war ungewöhnlich, vor allem bei Geschwistern die in Kontakt standen. Ja, Briefe brauchten ihre Zeit um zu dem Empfänger zu kommen, doch zwei Jahre war ja beinnahe eine endlos lange Zeit. Da konnte man es fünfmal, wenn nicht sogar öfter merken.

„Mutter und unser Onkel schicken sich einmal im Jahr einen Brief. Er schreibt ihr und sie antwortet. Dann vergeht wieder ein Jahr, bis der nächste Brief kommt. Ich weiß nicht ob es so lange dauert den Brief zuzustellen oder ob das pure Absicht ist. Das ist ihre Angelegenheit.“ Eloy hob die Hände in einer unwissenden Geste.

Wo konnte man leben, das es solange dauerte? Wahrscheinlich würde Eloy es ihm sowieso erzählen.

„Auf jeden Fall hat sie herausgefunden das er gestorben ist. An…“ Eloy schien ein Wort zu suchen.

„…was auch immer, irgendeine Seuche eben.

Doch das ist nicht der Grund weswegen ich dich brauche. Aus seinen Briefen weiß Mutter, das er ein Kind hat, einen Sohn um genauer zu werden. Irgendwo hat er wohl ein Weibchen aufgetrieben. Auf jeden Fall gehört es zu unserer Rasse. Dieses Weibchen jedoch ist vor fünf Jahren verstorben, ein Jagdunfall. Mutter fühlt sich jetzt natürlich für dieses Kind verantwortlich und will es zu uns holen und da kommst du ins Spiel.“

„Was ist mit euch?“ Diese Familie war doch groß genug, da fand sich doch sicher jemand.

Eloy lächelte etwas verlegen. „Da gibt es so einige Sachen. Die Mädchen können wir für diese Sache ausschließen. Wie du gesagt hast reist Kobe irgendwo in der Welt herum, ebenso wie mein Vater und Caron mit Eryx. Henry muss hier auf alles aufpassen und führen und ohne Arnaud klappt das nicht. Sin ist in Afrika und ich glaube nicht das Horus ihn alleine auf die Suche lässt und er kann seine Geschäfte nicht vernachlässigen.“

„Und du?“ Diese Sache kam ihm faul vor. Hier stimmt etwas nicht, das verriet ihm sein Instinkt und bei solchen Sachen irrte sich dieser nie.

„Ich muss mich mit Mika treffen und ihn irgendwie überreden sein Vorhaben zu unterlassen.“

„Also willst du einfach nicht.“ Jamie seufzte. Eloy konnte ihm nichts vormachen und schon gar nicht mit einer so lahmen Ausrede.

„Wie alt ist dieses Kind?“

Der Jüngere lächelte siegessicher. „Er ist dieses Jahr fünfundzwanzig geworden und bevor du fragst, ich weiß nicht wie er aussieht. Aber ich gebe dir ein Bild von meinem Onkel mit. Also machst du es?“

Bei dieser Frage sah er ihn erwartungsvoll an.

Jamie stöhnte. Zwölf Jahre hatte er nun investiert und trotzdem konnte er Eloy noch immer nicht widerstehen. „Eloy, du weißt ich bin auf der Suche nach den Werleoparden.“

Der Angesprochene machte eine wegwerfende Bewegung. „Ach diese Rasse ist schon seit Jahrzehnten verschollen. Sie werden es verschmerzen ein paar Jahre länger nicht gefunden zu werden. Außerdem hast du deine Suche schon öfter unterbrochen. Bitte.“

Geschlagen schloss der Ältere die Augen. „Na gut ich mache es. Aber dafür schuldest du mir etwas.“

„Alles was du willst.“ Eloy lächelte glücklich.

„Und wo soll ich ihn finden?“

Eloy stand auf und ging zu einem Globus. Sein Finger deutete auf eine Stelle.“ Du findest ihn genau hier.“

„Was!“
 

Jamie schlug einen Ast vor seinem Gesicht weg. Es musste ja der Amazonas sein. Nein, dieses Kind konnte nicht irgendwo in einer zivilisierten Gegend leben. Was war nur mit dieser Familie los, das sie ihre Verwandten nicht zusammenhalten könnte? Irgendwie kam es immer wieder zu Störungen seit er Eloy getroffen hatte. Vielleicht wäre es doch nicht so falsch gewesen ihn damals einfach aus seinem Zimmer werfen zu lassen.

Jamie wusste genau, das aus ihm gerade der Frust sprach, doch das war ihm nur Recht. Er musste sich abreagieren. Ihm ging schon seit einiger Zeit eine anständige Jagd ab, wie auch nach sechs Monaten auf See? Selbst das er mit Ratan gereist war, tröstete ihn nicht darüber hinweg. Und seitdem war er die ganze Zeit mit seinen Leuten zusammen. Einige wussten um sein Geheimnis, doch nicht alle und Jamie ging sicher kein Risiko ein.

Vor ihm tauchte eine Lichtung auf und er hob die Hand. „Wir machen hier eine Rast. Eine halbe Stunde.“

So konnte er wenigstens wieder einen ordentlichen Blick auf die Karte werfen. Dafür würde Eloy büssen, das war sicher.

Nachtgeflüster 2

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 2

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Für alle die wie ich nicht wissen wie ein Spießhirsch aussieht und sich ein Bild machen wollen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Spie%C3%9Fhirsche
 

Unruhig zuckte sein Schwanz hin und her. Doch diese Unruhe konnte er sich nicht leisten. Nicht in diesem Moment. Doch irgendetwas war anders, nicht wie sonst.

Sunil überlegte einen Moment ob er dem nachgehen sollte, entschied sich aber dagegen. Dafür hatte er noch immer Zeit, wenn er diesen Spießhirsch hier erledigt hatte. Er brauchte Futter, daran führte kein Weg vorbei.

Seine Krallen scharrten leise über den Boden, so als wollten sie seine Festigkeit prüfen. Auch seine Muskeln spannten sich an, doch er wartete noch auf den richtigen Moment. Dann, endlich kam sein Opfer näher um die Blätter von dem Busch direkt vor ihm zu fressen. Da der Wind von der richtigen Seite kam, roch es ihn nicht.

Sunil bleckte seine Zähne und griff im nächsten Moment schon an. Es war leicht, der Hirsch war tot, bevor er begriffen hatte was los war.

Der Mischling wartete einen Moment, bevor er den Hals des Tieres losließ. Nun, das würde ihn wieder zwei Tage lang durchbringen. Wenn er sich etwas zurückhielt vielleicht sogar drei Tage.

Er zerteilte die Beute mit seinen Krallen, wobei er einen Teil schon fraß um seinen Hunger zu stillen. Dabei begnügte er sich allerdings mit den leicht verderblichen Teilen. Den Rest ließ er liegen und lief zu seinen Kleidern. Solange sein Geruch an der Beute hing würde sich kein Räuber so schnell daran wagen. Seit dem Tod seines Vaters war er der Herrscher in diesem Teil des Dschungels.

Doch auch nun nach der Jagd legte sich diese seltsame Unruhe nicht. Doch er wusste nicht was und ob er etwas dagegen machen konnte. Aus diesem Grund beeilte er sich seine Kleider wieder auszugraben und anzuziehen. Das machte er immer so, da sein Geruch sonst mögliche Beutetiere verscheuchen würde. So bestand diese Gefahr nicht.

Sunil kehrte zu seiner Beute zurück und verschnürte sie so, das er sie transportieren konnte. So zog er sie hinter sich her zu seinem Heim. Der Dreck machte ihm dabei nichts aus, das Fell auf dem er das Fleisch gestapelt hatte, konnte er sowieso nicht gebrauchen. Sein Vater hatte ihm zwar beigebracht wie man es bearbeitete, doch derzeit hatte er keine Verwendung dafür.

Als er die Hütte sah, atmete er erleichtert auf. So nahe an seinem Heim, wurde er auch wieder ruhiger. Das war seine gewohnte Umgebung. Das Haus war wie die Häuser in der Stadt aus Stein gebaut, sein Vater hatte gemeint, das wäre am Stabilsten. So war es im Inneren auch immer schön kühl, wenn ihm die ständige Hitze auch nichts ausmachte. Er kannte es nicht anders und das wollte er auch gar nicht. Hier war er geboren und aufgewachsen, warum sollte er diesen Ort nun verlassen? Alles was er brauchte bekam er von den Händlern, die in regelmäßigen Abständen die Einheimischendörfer aufsuchten oder vom Dschungel selbst. Sein Vater war auch öfters in die nächste Stadt gereist, zu der man zwei Wochen brauchte, wenn man sich beeilte. Einmal hatte er ihn sogar mitgenommen, doch Sunil fühlte sich zwischen all den Menschen unwohl. Sie waren nicht wie er oder seine Familie, man konnte ihnen nicht trauen. Bei den Einheimischen war das anders, sie waren anders als die Stadtbewohner. Wie er nutzten sie das was der Dschungel ihnen gab und zerstörten ihn nicht.

Sunil öffnete die Tür und trat ein. Sein Blick irrte zur Decke, das Loch das er dort sehen konnte ließ ihn seufzen. Das sollte er vor der Regenzeit auf jeden Fall ausbessern. Allerdings schob er diese Sache schon seit Wochen hinaus, genauer gesagt seit es eingebrochen war. Warum musste Holz bei dieser Luftfeuchtigkeit auch so schnell modern?

Rasch verstaute er das Fleisch, wobei er sich nicht die Mühe machte es haltbar zu machen. Die nächsten Tage würde es sowieso nicht überleben.

Aus der Ecke nahm der Mischling eine Axt, er konnte ja zumindest schon einmal das Holz holen.
 

Jamie sah sich seufzend um. Dschungel, Dschungel, Dschungel, egal in welche Richtung er sich auch drehte. Obwohl, nein hinter ihm war der Stamm eines Baumes.

Er warf einen letzten Blick auf seine Gruppe die, wie er angeordnet hatte, Pause machte. Sie bestand hauptsächlich aus Trägern, die er im Hafen angeheuert hatte. Dazu noch einen einheimischen Führer. Der Rest bestand aus Männern, mit denen er schon in Afrika zusammengearbeitet hatte. Alles fähige Männer, die ihre Arbeit verstanden.

„Jamie, duck dich!“

Bei dieser vertrauten Stimme reagierte er sofort und ließ sich in die Hocke sinken. Beinnahe zu spät, da er noch den Luftzug des Pfeils spürte, der sich über seinen Kopf in den Stamm bohrte.

Wütend stand er auf. „Verflucht Erec, willst du mich umbringen!“

Der Andere lächelte nur als er auf Jamie zukam. „Man, du bist so ein Stadtwolf. Sei etwas lockerer. Übrigens kannst du dich auch gerne bei mir bedanken.“

„Bedanken?“ Jamie sah auf die Armbrust des Braunhaarigen, aus der eindeutig der Pfeil abgeschossen würde.

Erec würde nie eine andere Waffe benutzen. Irgendwie hing er an diesem Ding, wobei es bei weitem schon effektivere Waffen gab. Nicht, das er auf diese Waffe angewiesen war. Immerhin war Erec ein erwachsener Werbär, diese Rasse konnte einen Menschen mit bloßen Händen zerfetzen.

„Ja, bedanken.“ Er ging an ihm vorbei und zog den Pfeil aus dem Baumstamm.

Erst jetzt bemerkte Jamie, das er damit etwas getroffen hatte. Angewidert wich er einige Schritte zurück. Natürlich, es musste ja so ein Vieh sein, hatte er in Afrika nicht schon genug davon gehabt?

Er wich einige Schritte zurück und sah zu wie Erec seinen Pfeil aus dem Körper der Schlange zog. Wenn es etwas gab, das er hasste, dann waren es Schlangen. Nein, er hatte keine Angst vor ihnen, er mochte sie nur einfach nicht. Da gab es feine Unterschiede.

Nachdenklich betrachtete Erec das tote Tier. „Hm ich würde mal sagen du verdankst mir dein Leben. Das ist eine Korallenotter, sehr giftig.“

„Könntest du das Ding endlich wegwerfen?“ Er wollte dieses Vieh nicht einmal sehen.

„Warum? Essbar ist es sicher.“ Der Braunhaarige musterte Jamie fragend, doch in seinen Augen funkelte es verdächtig.

Jamie wand sich um, irgendwie wurde ihm leicht übel. Aber es ärgerte ihn das Erec ihn damit aufzog. Natürlich wusste er von seiner Abneigung Schlangen gegenüber. In Afrika gab es genug von diesen Tieren um das zu bemerken.

Zwei Männer näherten sich ihnen, wobei einer heftig auf den Anderen einredete. „Kann ihm mal bitte einer klar machen, das wir nicht vorhaben unser Ziel zu ändern?“

Jamie grinste. „Das musst du schon machen Cyrie. Immerhin bist du unser Dolmetscher.“

„Er versteht mich ja auch, nur will er mich nicht verstehen.“

„Was ist sein Problem?“ Erec sah ihren Dolmetscher irritiert an.

Cyrie seufzte. „Er hat Angst. Man erzählt sich, das dort wo wir hinwollen Bestien leben. Diese Bestien sollen angeblich jeden töten, der unbefugt in ihr Gebiet eindringt.“

Jamie tauschte einen vielsagenden Blick mit seinen Begleitern aus. Keiner von ihnen musste wirklich Angst vor einer Bestie haben. Sie alle drei waren Wertiere wenn auch von verschiedenen Rassen.

Cyrie war ein Werschakal und außer Erec und ihm das einzige Werwesen in ihrer Gruppe. Auch er war schon mit ihm zusammen in Afrika gewesen, wo er auch aufgewachsen war. Horus selbst hatte ihn Jamie wärmstens empfohlen und wirklich, als Dolmetscher war er gut. Er kannte kein Wesen das mehr Sprachen fließend sprach als Cyrie.

Jamie hob abwehrend die Hände. „Erzähl ihm einfach irgendwas. Das er keine Angst haben muss, weil wir Waffen haben um diese Bestien zu bekämpfen. Lass dir einfach etwas einfallen.“

Der Schakal verzog missbilligend das Gesicht. „Na toll.“

Doch er packte den Mann an der Hand und ging mit ihm zu ihren Trägern zurück.

„Was glaubst du?“ Erec Stimme war leise, als er den Beiden nachsah.

„Er hat Angst.“ Auch Jamie wand seinen Blick nicht von ihnen ab.

„Können wir ihm vertrauen?“

Jamie schüttelte den Kopf. „Du meinst, das er uns absichtlich in die Irre führen wird? Nein, dafür ist er zu ehrlich. Doch wir sollten aufpassen, das er sich nicht einfach aus dem Staub macht.“

Der Weißblonde holte eine Karte hervor und breitete sie aus, bevor er sie auf den Boden legte. In die Hocke gehend, betrachtete er sie. Mit seinem Zeigefinger fuhr er eine Linie nach. „Eine leichte Strecke, immer nur nach Süden hat man uns in der Stadt gesagt.“

Erec holte einen Kompass hervor und legte ihn geöffnet auf die Karte. „Dann müssten wir bald am Ziel sein. Wie gut das sich noch jemand an den Gesuchten erinnert hat.“

„Ja.“ Wenn Jamie dieser Information auch nicht ganz traute. Bei dem Geld das sie diesem Mann geboten hatten, hätte er ihnen sogar versichert das er den Papst persönlich kannte.

Erec lachte und gab ihm einen leichten Schlag auf die Schulter. „Mach dir nicht solche Sorgen. Sollte er uns belogen haben, gehen wir einfach zurück und ich nehme ihn mir einmal zur Brust.“

Jamie konnte sich gerade noch mit beiden Händen abstützen, sonst wäre er bei dem Schlag vornüber gefallen. Es wäre zumindest nicht das erste Mal. „Laut ihm müssten wir in drei Tagen in diesem Gebiet sein.“

Dabei warf Jamie einen Blick auf ihren Führer. Dieser versuchte noch immer Cyrie umzustimmen, was wie der Wolf wusste ein sinnloses Unterfangen war.

„Hoffen wir es. Ich ziehe Afrika mit seinem Klima diesem Regenwald allemal vor.“

„Da kann ich dir nur zustimmen mein Freund.“ Jamie gab Erec seinen Kompass zurück und faltete die Karte wieder zusammen. Dann richtete er sich wieder auf.

„Aber es ist eine einfache Geschichte. Wir suchen diesen Jungen und bringen ihn zu seiner Familie. In einem Monat sind wir schon wieder auf der Heimfahrt.“ Es konnte ja nicht jeder in dieser Familie ein Problemfall sein. Obwohl Eloy, Nika, nein Jamie hatte da so eine Ahnung, das es nicht leicht werden würde.

„Cyrie, die Pause ist beendet, wir gehen weiter.“ Er wartete noch bis er von dem Schakal das Zeichen bekam, das er ihn gehört hatte, bevor er sich wieder umwand. Auch wenn er oft richtig lag, so hoffte er das sich diesmal mit seiner Vorahnung irrte.
 

Zum letzten Mal kommt nun eine Namenserklärung.
 

Sunil – Tiefblau

Erec – Ewiger Herrscher

Cyrie – Sonne, Adeliger

Nachtgeflüster 3

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 3

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wir sind falsch.“

„Sind wir nicht.“ Jamie drehte die Karte in seinen Händen, doch das brachte nur noch mehr Verwirrung. Erecs Kommentar machte das Ganze auch nicht besser.

„Wir hätten ihn einfach mitschleifen sollen.“ Der Bär seufzte.

„Als ob das etwas gebracht hätte.“ Doch Jamie hatte gestern ernsthaft mit diesem Gedanken gespielt. Warum hatte sich ihr Führer auch nur weigern müssen sie weiter zu begleiten? So ein abergläubisches Volk. Selbst die Träger sahen sich nun schon bei jedem Schritt ängstlich um, doch im Gegensatz zu ihrem Führer schienen sie das Geld zu brauchen.

Cyrie schloss zu ihnen auf. „Es riecht hier falsch.“

Jamie nickte. Ja auch er roch es schon seit einiger Zeit, doch das bestätigte nur seine Vermutung. Hier roch es deutlich nach Wolf und dieser Geruch wurde bei jedem Schritt stärker.

„Hm?“ Erec sah den Schakal fragend an.

„Es stinkt nach Wolf. Nichts gegen dich Jamie, aber es gehört nicht hierher.“ Bei dem letzten Satz machte er eine beschwichtigende Handbewegung.

Dieser nickte nur, sagte aber nichts darauf. Er selbst sagte doch das Gleiche über sie. Andere Rassen rochen nicht, sie stanken. Diese Artikulation hatten sie von ihren Eltern mitbekommen und behielten es bei, nur diente es nicht mehr als Beleidigung.

Der Bär lachte und klopfte Jamie auf den Rücken, so das dieser einige Schritte nach vor strauchelte. „Und ich dachte schon das Jamie stinkt.“

„Das wohl auch, doch er stinkt nicht schlimmer als du.“ Cyrie wedelte mit einer Hand für seiner Nase, als wollte er einen Gestank vertreiben.

Jamie hatte indessen sein Gleichgewicht wieder gefunden. Dieser Bär sollte wirklich lernen seine Kräfte einzuteilen, doch meistens vergaß er einfach wie stark er war. Im Grunde war Erec ein herzensguter Mensch mit einem Herz für jeden der in Gefahr war. Wenn man ihn als Freund hatte, musste man niemanden mehr fürchten, da Erec immer als Schutzschild für einen agieren würde. Jamie wusste diese Eigenschaft durchaus zu schätzen. Außerdem kam er gut mit ihm aus. Erec war immer ehrlich und geradlinig, etwas das er durchaus schätzte und seine Scherze machten eine Reise gleich viel amüsanter.

Cyrie hingegen war das genaue Gegenteil von ihm. Wo Erec zuviel Muskeln hatte, besaß er Hirn. Auch wenn er es nur dafür einsetzte um etwas Neues zu lernen. Der Schakal war ein Wissenschaftler und das durch und durch. Solange man ihm genug Freiraum und Zeit gab um diesem Wesenzug nachzugehen war er zufrieden. Auch er hatte sich im Laufe der Zeit zu einem zuverlässigen Freund entwickelt. Cyrie war ehrlich und kam gut mit den verschiedensten Menschen aus und das nicht nur weil er deren Sprache beherrschte. Er hatte etwas sympathisches an sich das Anderen das Gefühl gab, ihm vertrauen zu können.

Jamie mochte die Beiden und das nicht weil sie wie er Werwesen waren. Selbst als Menschen hätte er sie gemocht. Auch wenn die Beiden oft genug aneinander krachten, doch zum Glück hatte es auf dieser Reise noch keinen Anlass dafür gegeben.

Erec lachte noch immer über Cyries letzte Bemerkung, als Jamie plötzlich stehen blieb. Der Geruch bewegte sich plötzlich. Nicht alles, denn man roch den Wolf der hier gelebt hatte überall, doch ein Teil bewegte sich.

Jamie hatte schon bemerkt das es der Geruch von zwei Wölfen war, den er hier witterte. Ebenfalls wie eine andere Nuance, die er nicht definieren konnte, da sie ihm vertraut und doch fremd war.

„Was ist?“ Der Bär sah sich alarmiert um, seine Armbrust zum Schuss bereit.

Er schüttelte den Kopf. Der Geruch war weg, wahrscheinlich hatte er sich geirrt. „Nichts. Meine Sinne spielen mir anscheinend einen Streich.“

„Wäre ja nicht das erste Mal.“ Erec grinste und ließ seine Waffe wieder sinken.

„Also so gering ist seine Trefferquote ja auch nicht.“ Cyrie schüttelte den Kopf.

„Drei Jahre und wir haben keinen einzigen Leoparden gefunden.“

Nun ja so ganz stimmte das nicht. Leoparden hatten sie genug gefunden, nur eben keine Werleoparden. Noch dazu hatten seine Geschäfte ihn dazu gezwungen seine Suche zu unterbrechen. Als ob Schmuck und Stoffe sich so schwer verkaufen würden, nein es waren nur diese Menschen, die ihren Geschäftspartner immer sehen wollten. Das und natürlich die Bitten verschiedener Freunde, wie Eloy. Wenn er so darüber nachdachte war er schon lange nicht mehr in einer der Menschenmetropolen gewesen. Selbst sein letzter Besuch in Athen war schon länger her. Das musste er bald wieder ändern, sonst war er bald aus dem Geschäft. Wenn Jamie sich da auch keine Sorgen machte, auch wenn er nicht anwesend war, erfuhr er alles Wichtige. Immerhin hatte er seine Kontakte, die ihn mit den neuesten Informationen versorgten.

Cyrie schnalzte nur missbilligend mit der Zunge und ließ sich wieder etwas zurückfallen. So das er Jamie und Erec wieder die Führung überließ.

„Du weißt, das er darüber nicht mit dir diskutieren wird.“ Jamie musste bei dieser Bemerkung lächeln. Wie gesagt, Cyries war Wissenschaftler, die Entdeckung der Werleoparden stellte eine Herausforderung für ihn dar. Eine die er bewältigen würde, dessen war er sich sicher. Wahrscheinlich war der Schakal auch nur mehr aus diesem Grund bei ihm.

Der Bär verzog das Gesicht. „Ja, aber gerade das macht es interessant. Ich mag es wenn er so stur ist.“

„Weißt du so langsam frage ich mich… ach vergiss es.“ Jamie schüttelte den Kopf. Nein, er würde Erec nicht darauf ansprechen, immerhin war er sich nicht sicher. Schon länger vermutete er das der Bär ein Auge auf den Schakal geworfen hatte, doch wie gesagt, da war er sich nicht sicher. Vor allem weil Cyries nichts davon zu merken schien und der Betroffene sollte das doch merken. Wofür sonst der Aufwand?

Aus diesem Grund begnügte er sich damit einfach weiterzugehen. Das war schon frustrierend genug.
 

Fremde waren hier, auf seinem Gebiet. Doch es waren seltsame Fremde. Sunil hatte nur einen kurzen Blick auf sie riskiert, aber sofort wieder zurückgezogen als er merkte was für Fremde es waren. Einer von ihnen roch wie sein Vater, obwohl nein das stimmte nicht ganz. Es war fast gleich es gab nur eine Nuance die davon abwich. Doch er war wie sie, ein Werwesen und auch die anderen zwei machten ihm Sorgen wenn er sie auch nicht zuordnen konnte. Um die Menschen allerdings sorgte sich Sunil nicht, sie konnte er verjagen oder fressen, beides war ihm Recht.

Allerdings bewegten sie sich genau auf seine Hütte zu. Natürlich, sie konnten ihn sicher riechen, genauso wie er sie. Das sollte er verhindern oder seine Hütte aufgeben. Doch das würde er sicher nicht, eher stellte er sich ihnen. Zum Glück hatte er mehr von seiner Mutter als von seinem Vater mitbekommen und gerade nun konnte das nützlich sein. Es war eine gute Tarnung.

Sunil lief zur Hütte zurück und wandelte sich. Rasch suchte er sich einige Kleider zusammen und zog sich an. Vielleicht war er ein Werwesen, doch er würde sich nicht von Anfang an offenbaren. Nicht wenn Menschen dabei waren.

Bis sie sein Haus erreichen würden, konnte es noch dauern. Zumindest bis zum Abend, da das Tempo der Menschen sie nur behindern würde. Da konnte er ebenso gut die Zeit nutzen. Also entweder das Dach reparieren oder…

Sunil nahm sich die Angel und machte sich auf den Weg zum See. Er war eben nicht ein Wesen für handwerkliche Tätigkeiten. Es war nicht weit bis zu seinem Ziel, im Grunde nur ein paar Meter. Dieser See hier wurde von einem Nebenarm des Amazonas gespeist und beherbergte eine große Anzahl von verschiedenartigsten Fischen. Auch wenn es nicht seine normale Art war zu fischen, setzte er sich an den Rand und warf die Angel aus. Vielleicht brachte es ihm ja die Ruhe die er brauchte.

Nach einer halben Stunde allerdings blieb der gewünschte Erfolg noch immer aus. Und die Fische bissen auch nicht. Es lag einfach nicht in seiner Natur abzuwarten, bis etwas passierte. Für ihn war es normal die Dinge beeinflussen zu können egal ob nun bei der Jagd oder anderen Dingen des Lebens. So war es auch diesmal, er würde diese Eindringlinge sicher nicht willkommen heißen. Egal was sie suchten, sie sollten es woanders machen.

Sunil glaubte nicht das sie etwas von ihm wollten, warum auch? Er hatte keine Familie mehr und seine Eltern hatten mit ihren gebrochen. Von ihnen hatte er nichts zu erwarten. Zwar gab es da eine Schwester von der sein Vater oft erzählt hatte und die sogar Geschenke für ihn geschickt hatte, doch mit dem Tod seines Vaters war wohl auch dieser Kontakt beendet. Nein, sein Platz war hier in diesem Dschungel und damit war er zufrieden.

Nachtgeflüster 4

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 4

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Sollte ich noch leben wenn es die Werkzeuge dafür gibt, dann werde ich diesen ganzen Urwald abholzen.“ Jamie knurrte leise, als er diese Worte aussprach.

„So was ähnliches hast du auch in Afrika gesagt. Du wiederholst dich.“ Erec brach einen Ast, der ihm den Weg versperrte einfach ab.

„Du kennst ihn doch. Wenn etwas nicht passt muss er einfach mit etwas drohen.“ Cyrie lächelte leicht. Dann jedoch wurde sein Gesichtsdruck nachdenklich.

„Ich frage mich nur ob unsere Träger noch da sind, wenn wir zurückkommen.“

„Keine Sorge, ich habe unseren Leuten Anweisung gegeben auf sie aufzupassen.“ Erec sah sich den abgebrochenen Ast in seiner Hand kurz an und warf ihn dann einfach zur Seite.

„Das ist blöd, ich habe ihnen gesagt das sie gehen können wenn sie wollen.“

„Cyrie, ich habe dir schon in Afrika gesagt, das du keine Zugeständnisse machen sollst, die nicht mit mir abgesprochen sind. Außerdem haben wir die Rangfolge doch geklärt. Ich habe das sagen und Erec ist für die Leute und die Organisation zuständig.“

„Und ich bin das Anhängsel oder wie?“ Der Schakal stemmte die Hände in die Hüfte.

„Ein süßes, ja.“ Der Bär grinste ihn breit an.

Jamie seufzte. Warum mussten die Beiden immer soviele Umstände machen? „Du bist unser Dolmetscher und Wissenschaftler, das ist auch sehr wichtig.“

Doch das wirkte nicht mehr, Cyrie war schon sauer. Allerdings konnte er nicht einfach so solche Versprechen abgeben. Sie brauchten die Männer und das wusste der Schakal auch genau. Trotzdem hätte er ihn nie so gedankenlos eingeschätzt.

„Als ob sie verschwinden würden. Dafür haben sie viel zuviel Angst.“ Cyrie rümpfte die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Deine Naivität in Ehren Cyrie, doch du weißt nicht zu was Angst die Wesen treiben kann. Auch Angsthasen können zu Helden werden, wenn die Furcht Überhand nimmt.“ Jamie wusste das nur zu gut. Und mit Unterstützung ging das noch viel schneller.

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, darauf solltest du nicht vertrauen. Angst ist nicht berechenbar und auch nicht logisch. Du kannst nicht einschätzen in welcher Art sie sich zeigt.“

„Werden wir etwa sentimental Jamie?“

Der Wolf wich einem weiteren Schulterschlag des Bären geschickt aus und grinste. „Ich doch nicht. Im Gegensatz zu euch besitze ich genug Menschenkenntnis um es einschätzen zu können.“

Der Bär machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die paar Jahre, die du uns voraus hast fallen kaum ins Gewicht.“

„Seid jetzt leise, wir kommen näher.“ Sofort veränderte sich die Stimmung in der Gruppe. Die ganze lockere Haltung fiel mit Jamies Worten von ihnen ab und zurück blieb nur das was sie waren. Eine Gruppe Raubtiere auf der Jagd. Auch wenn sie ahnten was oder besser wer diese Bestie war, so hatten sie doch keine Ahnung was sie erwartete. Oder besser wie sie empfangen wurden. Aus diesem Grund hatten sie etwas entfernt ein Lager aufgeschlagen und waren nur zu dritt dem Geruch gefolgt. Nun eigentlich war er dem Geruch gefolgt, die Zwei wollten ihn nur nicht alleine lassen. Als ob er Beschützer brauchte, das wohl kaum.

In den letzten Minuten wurde der Geruch immer stärker und er bewegte sich auch. Genau auf sie zu.

Jamie blieb stehen, das war aber etwas zu einfach. Sollte es wirklich so leicht sein? Kein Versteckspiel und ewiges suchen? Das war er von dieser Familie gar nicht gewöhnt.

„Weshalb seid ihr hier?“

Die fremde Stimme brachte Erec dazu seine Armbrust zu heben, doch Jamie legte eine Hand darauf und richtete sie wieder nach unten. „Das ist kein Feind.“

„Nun, das kommt ganz auf eure Antwort an.“

Gute Ohren hatte er auf jeden Fall. „Wie wäre es, wenn du dich zeigst, damit wir wie zivilisierte Menschen miteinander reden können.“

„Da gibt es nur ein Problem. Ich verabscheue die Zivilisation und ich bin kein Mensch, ebenso wenig wie ihr.“

Der Junge war auf jeden Fall auch schlagfertig, irgendwie freute das Jamie. Er machte es ihm nicht leicht, doch das stachelte ihn nur an. „Wir suchen jemanden.“

Warum nicht mit offenen Karten spielen, hier konnte es nur von Vorteil sein. Außerdem war jedem von ihnen das Ziel der Reise bekannt.

„Wen?“

Er versuchte den Ursprung der Stimme herauszufinden, doch es gab einfach zu viele Verstecke. „Wir haben ein Bild der gesuchten Person bei uns.“

Damit zog er das runde, handtellergroße Bild aus seiner Tasche. Zumindest in dieser Hinsicht hatte Eloy Wort gehalten und es hatte ihnen schon gute Dienste geleistet.

„Leg es auf den Boden und tretet zurück.“

„Also das ist doch…“

Jamie brachte den Schakal mit einer Bewegung zum verstummen. Solange sie ihn sehen konnten, würde er auf seine Forderungen eingehen. Das war nun einmal das Wichtigste. Das ihr Unbekannter der Gesuchte war, daran hatte er keinen Zweifel. Denn wenn auch stockend, so hatte er sie französisch angesprochen. Hier wurde diese Sprache nicht gerade benutzt, eher spanisch, was die Sache für ihn um einiges leichter machte.

Er legte das Bild auf den Boden und deutete seinen Begleitern mit ihm zurückzutreten. Hoffentlich machte keiner von ihnen etwas unbedachtes. Seinen Gegenüber durfte er nicht verschrecken.

Erst als sie gut zwei Meter zurückgetreten waren, hörte man das Rascheln von Blättern. Aus einem der Bäume sprang ein Junge. Aufmerksam betrachte er sie, bevor er sich aufrichtete und auf das Bild zuging.

„Er sieht ihm nicht ähnlich.“ Erec beugte sich leicht zu Jamie hinüber und flüsterte diese Worte.

Jamie nickte nur stumm. Im Gegensatz zu dem Mann auf dem Bild hatte der Junge braune Haare, das Porträt blonde. Doch die Augen, die sie gemustert hatten waren die gleichen. Sie waren smaragdgrün, wenn sie auch seltsam aussahen, doch Jamie konnte sich nicht erklären woran das lag. Doch der Geruch war eindeutig der eines Wolfes. Das war der Gesuchte, Jamie hatte keinen Zweifel daran.

Der Junge hatte inzwischen das Bild aufgehoben und warf einen Blick darauf. Kurz hielt er inne, bevor er den Kopf schüttelte. „So einen Mann gibt es hier nicht.“

„Sicher?“ Er log, Jamie war schon zu oft belogen worden um das nicht zu merken.

„Ja. Dieser Mann ist schon vor einiger Zeit gestorben. Wart ihr seine Freunde?“

Der Wolf schüttelte den Kopf. Eine Lüge würde sie hier nicht weiterbringen, wenn das sein Sohn war. So würde es nur das Vertrauen zerstören. „Nein, aber wir sind im Auftrag seiner Schwester hier.“

In den smaragdgrünen Augen ihres Gegenübers leuchtete es kurz auf. Aber dieser Moment ging schnell vorbei. „Nun es tut mir leid, aber er ist an einer Krankheit gestorben. Sagt ihr das und geht nun wo ihr dies wisst.“

Damit drehte sich der Junge um.

Jamie trat einen Schritt vor. „Das wissen wir schon. Wir sind wegen dir hier Sunil.“

Sunil stockte im Schritt und drehte den Kopf. „Ihr habt mich belogen.“

Darauf konnte er nur den Kopf schütteln. „Wir haben nichts unwahres gesagt. Deine Tante schickt uns. Sie will sich um dich kümmern, wir sind hier um dich zu holen.“

Der Blick des Jüngeren kühlte um einige Grade ab. „Nun, dann habt ihr diese Reise umsonst gemacht, denn ich werde hier nicht weggehen.“

Mit diesen Worten sprang er auf einen Baum und verschwand im Blätterdach des Dschungels.

„Was für ein frecher Kerl. Ich mag ihn.“ Erec grinste bei diesen Worte.

Cyrie legte sich resigniert seufzend eine Hand an die Stirn. „Das war ja wieder einmal klar.“

Er selbst war in dieser Hinsicht allerdings Erecs Meinung. Der Kleine gefiel ihm. Er war zwar frech, doch Jamie hatte genug Erfahrung mit solchen Menschen. Immerhin war Ratan mit so etwas zusammen. Noch immer.

„Gentleman, wir sind am Ende unserer Reise angelangt.“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Nur wie kriegen wir ihn dazu uns zu begleiten?“ Der Schakal sah nachdenklich auf die Stelle an der Sunil verschwunden war. Als Erec zu sprechen ansetzen wollte, hob er nur gebietend die Hand.

„Spar dir den Atem, die Antwort ist nein. Wir werden ihn nicht fesseln und über die Schulter werfen.“

„Das wäre aber der leichteste Weg.“ Erec schulterte breit grinsend seine Armbrust.

Cyrie verdrehte nur die Augen und murmelte etwas. „Höhlenmensch.“

Die Antwort kam gleich von zwei Stimmen. „Bär.“

Jamie lächelte den Schakal nachsichtig an. „Wir wollen doch nicht beleidigend werden Cyrie. Außerdem werden wir in zwei Wochen vielleicht anders über diesen Vorschlag denken.“

„Zwei Wochen? Willst du diesen Ausflug noch ausdehnen?“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn.

„Ich nicht, aber er.“ Damit deutete Jamie mit einen Finger in die Richtung in der Sunil verschwunden war.

Kopfschüttelnd wand er sich um. „Kommt, wir gehen zurück. Mal sehen wie viele von unseren Trägern noch da sind.“

Er hatte es geahnt oder? Doch irgendwie freute er sich, das es nicht so einfach werden würde. Das konnte noch interessant werden und das war gut so.
 

Gut da man nun alle Charaktere kennt, kommt wieder eine kleine Umfrage. Diesmal interessiert mich allerdings, welcher der Charakter euch am besten gefällt? Da es viele unterschiedliche Typen gibt ist die Auswahl ja groß. Deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr auch noch einen Grund angebt, warum diese Figur.

Mich interessiert eben welche Art von Charakter am Beliebtesten ist.

Nachtgeflüster 5

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 5

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ihn mitnehmen? Was sollte das? Als ob er so einfach mit ihnen mitgehen würde? Für wie blöd hielten ihn diese Wesen eigentlich? Sunil schulterte ein Holzstück und kletterte auf das Dach hinauf. Er brauchte etwas um sich auf andere Gedanken zu bringen und so konnte er wenigstens etwas Sinnvolles machen.

Wie stellen sie sich das vor? Nach mehr als zwei Jahren konnte man doch nicht einfach so auftauchen und fordern das er sein Zuhause verließ. Vor allem störte es ihn mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Mann es gesagt hatte. So als wäre es schon beschlossene Sache. Von wegen, hier war noch gar nichts sicher, außer der Tatsache das er hier bleiben würde. Hier in diesem Dschungel, wo er alles hatte, was er brauchte.

Er fluchte in seiner Muttersprache. Das war eine Mischung aus spanisch und der hiesigen Eingeborenensprache. Er sprach beide fließend, ebenso wie italienisch und französisch. Gut, Letzteres noch etwas unsicher, doch das gehörte auch zu keiner der Sprachen, die man beherrschen musste. Sein Vater war Italiener und wo seine Mutter herkam, das hatte wohl nur sie selbst gewusst. Doch aus Frankreich kam niemand, sein Vater meinte nur es wäre gut um sich in der Welt zu verständigen. Als ob er jemals die Welt bereisen wollte? Er war hier ganz zufrieden.

Mit einem Zorn den er sich gar nicht erklären konnte, ließ er das Brett auf das Dach fallen, welches bedrohlich knarrte. Verflucht, wenn das so weiterging musste er alles neu bauen. Eine Aufgabe, die alleine kaum zu bewältigen war. Vielleicht sollte er im Dorf um Hilfe bitten?

Sunil schüttelte den Kopf und verwarf diese Idee gleich wieder. Er war erwachsen, für so etwas brauchte er doch keine Hilfe mehr. Das war nur ein Loch.

Das Loch mit dem Holz abdichtend seufzte Sunil. Das musste halten. Rasch befestigte er das Ganze noch mit ein paar Nägeln und kletterte vom Dach. Auf einmal kam ihm ein anderer Gedanke, der ihn zu einem weiteren Fluch veranlasste.

Sie hatten sich eine verdammt schlechte Zeit ausgesucht um aufzutauchen. Es waren schon wieder zwanzig Tage vergangen, nun bedauerte es Sunil fast, das er sich beim letzten Mal keinen Eingeborenen gesucht hatte. Immerhin gab es genug willige Interessenten, die um sein Geheimnis wusste. Okay, fast alle Einheimischen wussten um sein Geheimnis. Doch solange sie einander nicht schadeten und die Regeln einhielten kamen sie friedlich miteinander aus. Den Dschungel achten, keinen Eingeborenen fressen und dafür seine Ruhe haben und Hilfe wenn er sie benötigte. Das waren Regeln mit denen Sunil leben konnte. Da die Eingeborenen auch keine Angst vor ihm und seiner Familie gehabt hatten, unterhielten sie sogar ein freundschaftliches Verhältnis. Sunil hatte sogar schon einige Zeremonien mit ihnen gefeiert. So auch seine Mannwerdung vor neun Jahren.

Die untergehende Sonne beobachtend, lächelte Sunil zufrieden. Heute Nacht würde es sicher eine gute Jagd werden. Nun da diese Fremden da waren sollte er etwas mehr Beute sammeln, wer wusste schon wie lange diese hier blieben? Und ihnen in die Hände fallen wollte er bei einer Jagd nicht unbedingt. Wer wusste schon was diese waren?
 

Jamie seufzte, als er zum Vollmond hochsah. Ihm ging wirklich eine Jagd ab. Er stützte eine Hand an einem Baumstamm ab. Vielleicht sollte er einfach einen Ausflug starten, doch das würde seltsam aussehen.

Seine Finger krallten sich in den Stamm, als er etwas unter seinen Fingern spürte. Überrascht sah er auf den Baumstamm. Was war das?

„Erec!“ Er winkte den Bären zu sich.

„Eine Fackel schnell.“

Der Braunhaarige kam, eine Fackel in der Hand, zu ihm. Cyrie folgte ihm, durch Jamies Befehl alarmiert.

„Was ist denn?“

Jamie ignorierte seine Frage, sondern zog die Fackel so, das er die Stelle genauer betrachten konnte. Er hatte sich nicht geirrt.

„Nach was sieht das für dich aus?“ Er deutete auf die Stelle, an der man ganz deutlich die Kratzer eines Tieres sehen konnte.

„Nach Kratzspuren.“ Erec besah sich die Spuren.

„Und welches Tier schärft seine Krallen an einem Baum?“ Irgendwie störte es ihn nun das er Erec alles aus der Nase ziehen musste.

„Katzen.“ Cyrie besah sich die Spuren aufmerksam.

„Eine ziemlich große Katze.“

Erec sah nun überrascht zu Jamie. „Du glaubst doch nicht…“

Der Wolf schüttelte nur den Kopf. Das wäre ein zu großer Zufall, außerdem war es der falsche Kontinent. Doch wer wusste das schon? Werleoparden hielten sich nicht gerade an die Territorien der Tiere. Wenn sie auf einen neuen Kontinent wollten, ließ sich das bewerkstelligen.

„Es muss nicht das sein was wir suchen. Es kann durchaus auch von einer anderen Katzenart sein.“ Cyrie schüttelte den Kopf.

„Ach und welcher?“ Erec sah den Schakal herausfordernd an.

„Von einem Puma oder einem Jaguar.“ Cyrie funkelte seinen Gegenüber wütend an.

Jamie beachtete die beiden gar nicht. Ja, es könnte von einem Jaguar stammen, doch ein Puma war eher unwahrscheinlich. Dafür befanden sie sich zu weit südlich, außerdem gab es hier keine Berge, die ein Puma bevorzugen würde. Leider waren diese Spuren schon zu alt, es gab zu viele Gerüche, die sich überlagerten.

Er musste nachdenken und das ging nur wenn er alleine war. Hier gab es vor allem zwei Faktoren die seine Konzentration störten. Noch dazu lieferte es einen guten Vorwand für einen kleinen Ausflug.

Jamie zog seine Jacke aus und warf sie Erec zu, der sie reflexartig fing. „Ich gehe etwas spazieren.“

„Warte, ich gehe mit.“ Damit übergab er Jamies Jacke dem verblüfften Cyrie.

„Nein. Ich gehe alleine.“ Das war keine Bitte, sondern eine klare Aussage. Auch sein Blick machte dem Bären klar, das er dabei keine Diskussion duldete.

„Aber…“ Erec verstummte und senkte den Kopf.

„Wenn du meinst.“

Jamie schenkte ihm ein besänftigendes Lächeln. Später würde er ihm seine Gründe erklären, doch im Moment wollte er sich einfach nur die Pfoten vertreten. Das wurde auch schön langsam Zeit. Außerdem gab es nichts was ihm hier gefährlich werden konnte. Denn ein Leopard wäre ein außerordentlicher Glücksfall. Und an so etwas wie Glück glaubte Jamie schon lange nicht mehr.

Jamie fröstelte leicht, als er sich von den Anderen entfernte. So heiß es hier am Tag war, umso kälter war es in der Nacht. Es war genauso wie in der Wüste. So eine verrückte Einteilung. Am Tag wusste man nicht wohin mit seiner Körperwärme und in der Nacht konnte man gar nicht genug davon haben. Zum Glück würde das gleich keine Rolle mehr spielen.

Als er außer Sichtweite, ihres Lagers war, zog er sich aus und verwandelte sich. Es tat gut, wieder einmal den Boden durch seine Pfoten zu spüren. Auch wenn es ihm nicht so bewusst war, so hatte er es vermisst seine Sinne wieder frei entfalten zu können. So schön die menschliche Gestalt auch war, das hier war seine Ursprungsform das durfte er nie vergessen. Sie waren Wölfe und ihre menschlichen Hüllen nur Tarnung nicht andersherum.

Auch wenn Jamie befürchtete, das die Meisten seiner Rasse das vergasen. Nicht nur die Wölfe, auch die anderen Gattungen. Hände waren ja ab und an ganz praktisch, auch ein Mund, den Schlecken hatte noch lange nicht den gleichen Effekt wie ein Kuss. Einmal von anderen Körperteilen abgesehen, die bei einem Menschen besser einsetzbar waren.

Trotzdem waren das keine Gründe ständig als Mensch herumzurennen.

Jamie schüttelte den Kopf und wenn er noch könnte, hätte er gelächelt. Denn wenn er ehrlich war, dann durfte er als Letzter darüber reden. Immerhin bevorzugte auch er seine menschliche Gestalt oft genug. Er sah als Mensch einfach gut aus und auch die Wirkung die er darin auf Andere hatte gefiel ihm. Ja, er war eitel, doch selbstbewusst genug das zuzugeben.

Nun schon deutlich besser gelaunt, setzte er sich in Bewegung. Nur ein kurzer Ausflug. Nicht zu weit weg vom Lager, doch weit genug um seine Instinkte zu befriedigen.
 

Ein leises Knurren war zu hören. Braune Augen besahen sich die Menschen im Lager. Was machten diese Fremden hier? Vor allem was machten sie in Begleitung von anderen Werwesen?

Nun, er kannte die Antwort, doch sie gefiel ihm nicht. Sie wollten den Jungen, doch diesen würde er ihnen nicht überlassen. Weder einem Menschen, noch einem anderen Werwesen. Sie kamen von der anderen Seite, der des Vaters. Nur änderte das nichts an seinem Entschluss.

Sunil würde mit ihm kommen zu seiner Familie. Nicht, das er dort willkommen wäre als Mischling, doch mit dem Geheimnis das er verbarg konnte er ihn nicht zur Familie seines Vaters lassen. Schon seit Monaten beobachtete er den Jungen, er studierte ihn um ihn danach besser handhaben zu können. Diese Bemühungen würde er sich nicht zunichte machen lassen.

Lautlos zog sich der Fremde ins Dicklicht zurück. Seine Schwester war töricht gewesen sich mit diesem Wolf einzulassen. Doch noch schlimmer war es ein Kind in die Welt zu setzen. Keine Vermischung mit anderen Rassen, das war bei allen Werwesen gleich. Trotzdem war es passiert und er würde diesen Fehler wieder geradebiegen. Das war alles was er für sie noch machen konnte, sich um das kümmern was sie zurückgelassen hatte. Er würde diesen Jungen, Sunil, zu seiner Rasse bringen und somit auch das Geheimnis das er in sich trug bewahren.

Das war sicher und wenn er dafür über die Leichen von Artgenossen gehen musste, so war das für ihn kein Problem. Bis auf den Bären, dieser war ihm ebenbürtig, doch dieses Problem ließ sich sicher auch noch lösen.

Vielleicht gaben sie auch auf, wenn Sunil sich nicht umstimmen ließ. Alles was er machen musste war also nur warten und er war sehr geduldig.

Nachtgeflüster 6

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 6

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

So musste es sein. Jamie war zufrieden, als er über den Dschungelboden lief. Nun stellte alles was ihn als Mensch behinderte kein Problem mehr dar. So hätten sie von Anfang an reisen sollen, nur das ihnen dann wohl kein einziger Träger gefolgt wäre.

Jamie erreichte eine Lichtung und blieb stehen. So konnte man den Mond gut sehen. Irgendwie sah er in jedem Land anders aus und er war schon in vielen Ländern gewesen. In der Wüste schien er zum Beispiel den ganzen Himmel zu dominieren, hier wirkte er eher klein.

Plötzlich sträubten sich seine Nackenhaare und richteten seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf seine Umgebung. Etwas war hier, nur wusste er nicht was. Doch es musste eine Bedrohung für ihn darstellen, sonst würden seine Instinkte nicht Alarm schlagen. Nun ein Kampf mit einem wilden Tier würde ihm nur Recht kommen.

Jamie entging dem Angriff nur, weil er darauf gefasst war. Doch selbst da war es nur knapp, sein Gegner bewegte sich wirklich geräuschlos. Doch als er ihn sah erstarrte er überrascht.

Ein geschmeidiger, muskulöser Körper, ein langer dünner Schwanz, der aufgeregt hin und her schlug, runde Ohren. Das alles mit einem hellbraunen Fell bedeckt, das die charakteristische Fleckenzeichnung dieser Rasse trug. Jamie würde sie überall erkennen schließlich hatte er so ein Tier Monatelang gesucht.

Smaragdgrüne Augen beobachteten ihn misstrauisch und ein tiefes Knurren löste sich aus der Kehle des Tieres.

Es war wirklich ein Leopard und nicht irgendein Leopard. Das musste ein Werleopard sein, so groß wurde kein normales Tier. Doch hier stimmte etwas nicht.

Jamie konnte ihn nicht riechen. Das was er hier roch war kein Leopard oder irgendwie katzenartig. Hier lag nur… Nein, das konnte nicht sein.

Auch wenn es unwahrscheinlich war, so konnte ein Versuch nicht schaden. ‚Sunil?’

Der Leopard zuckte mit den Ohren, blieb aber noch immer angriffsbereit. ‚Wer bist du?’

Jamie schloss die Augen. Wie hatte er nur so blind sein können? Nun ergab so vieles einen Sinn. Dieser Geruch, den er nicht zuordnen konnte musste von ihm sein und die Augen die ihm so seltsam vorgekommen waren. Natürlich, er besaß die typisch katzenartigen Pupillen. Ihm war das nur nicht aufgefallen, weil er es schon von Ratan gewöhnt war, das bemerkte er schon gar nicht mehr bewusst. Soviel Katzenartiges war ihm nicht aufgefallen, weil es für ihn Dank Ratan schon zum Alltag zählte. Diese Sprungkraft, die kein Wolf besaß, auch die Kratzspuren. Das hier war sein Revier und er markierte es auch. Egal ob Wolf oder Katze, keiner von ihnen würde ein anderes Raubtier dulden. Nicht, wenn man auf die Beutetiere selbst angewiesen war.

‚Wer bist du!’

Die Stimme des Leoparden riss ihn wieder aus seinen Überlegungen. Er sollte wohl antworten wenn er ihn nicht noch mehr reizen wollte. ‚Ich habe heute vergessen mich vorzustellen, doch mein Name ist Jamie. Wir haben uns schon getroffen.’

Die grünen Augen der Katze zogen sich misstrauisch zusammen, bevor sie sich erstaunt weiteten. ‚Du bist der Wolf.’

Na wenigstens konnte er sich daran erinnern. Diese Sache wurde spannend, vor allem war der Kleine unerwartet interessant. ‚Du solltest auch einer sein, wenn ich mich richtig erinnere. Du riechst auch wie einer.’

‚Ich bin auch einer.’ Damit entspannte sich der Leopard und ließ Jamie einfach stehen.

Jamie folgte ihm kurzerhand. Man ließ ihn nicht einfach stehen, das hatte noch nie jemand gemacht. Und diese Tradition würde er nun nicht brechen. ‚Aber nicht rein, das beweist dein Aussehen.’

Nicht das er ihm daraus einen Vorwurf machen würde. Da war er wohl einer der Letzten. Immerhin hatte er einen Großteil der Zeit mit ziemlich toleranten Wesen verbracht. Das färbte nun einmal ab. Auch wenn er keine Vorurteile pflegte, das verringerte nur seine Möglichkeiten.

Sunil fuhr herum und brüllte laut. ‚Ja und jetzt weißt du auch warum ich nicht mit dir gehe!’

Jamie ließ sich davon nicht beeindrucken. ‚Das ist kein Hinderungsgrund.’

Der Jüngere drehte den Kopf wieder und setzte seinen Weg fort. ‚Ja, es ist nur ein Vorwand. Ich will nicht von hier weg und daran wird sich nie etwas ändern.’

‚Aber ich bringe dich doch nur zu deiner Familie. Wesen die dich verstehen und kennen lernen wollen.’

‚Meine Familie ist tot.’

Der Junge war stur, das war wieder rum etwas das Jamie überhaupt nicht gefiel. Er meinte es doch gut mit ihm. Allerdings musste er sich eingestehen das Sunil das nicht wusste. Er kannte ihn ja nicht einmal. Hier ging es erst einmal ums kennen lernen, damit sich Vertrauen bilden konnte. Jamie kannte dieses Spiel, er hatte es schon tausendmal absolviert. ‚Nun gut, vergessen wir das einmal. Ich glaube wir haben auf dem falschen Fuß angefangen. Vielleicht sollten wir uns einmal richtig kennen lernen.’

Der Leopard wand sich in einer geschmeidigen Bewegung um und knurrte bedrohlich. ‚Gut, mein Name ist Sunil und ich will meine Ruhe haben. Ihr seid widerrechtlich in mein Revier eingedrungen weshalb ich euch rate es schnellstmöglich wieder zu verlassen.’

Mit diesen Worten wand er sich um und sprang auf einen Baum.

Jamie sah ihm nach, als er im Dicklicht verschwand. Es fehlte hier einiges an Erziehung, doch er wusste auch das er sich hier nicht auf gesellschaftlichen Parkett befand. Man stellte sich hier dem Anderen nicht lächelnd vor, auch wenn man ihn hasste. Nein, Sunil zeigte ihm ganz offen, das er ihn nicht leiden konnte.

Doch er wäre nicht der, der er war wenn sich davon abschrecken ließe. Diese Herausforderung nahm er gerne an.
 

Sunil fauchte und schlug seine Krallen in einen Baumstamm. Das war keine Revierkennzeichnung sondern einfach nur ein Mittel um seine Energie abzubauen. Er war nicht wütend, nur gereizt. Gereizt, weil das andere Werwesen seinen Standpunkt nicht akzeptieren wollte. Er wollte hier nicht weg, das hier war sein Zuhause. Wie würde es dem Wolf gefallen wenn man ihm sagte, das er sein Heim verlassen sollte? Davon hatte er sicher keine Ahnung.

Er ließ von dem Baumstamm ab und verfiel in einen kurzen Sprint. Die Lichtung mit seinem Haus und der Weg zum See rasten nur so an ihm vorbei bis er am See ankam. Mit beiden Vorderpfoten schlug er auf das Wasser ein, so das das es auf alle Seiten spritzte. Ja, es war sinnlos aber er musste seine Ruhe wieder finden. Auch wenn das wohl kaum gehen würde.

Den Kopf kurz unter Wasser steckend, verschaffte er sich so Kühlung. Die Luft war kalt und trotzdem war ihm heiß. Abschließend trank er noch ein paar Schlucke und ging zu seiner Hütte zurück. Er war nicht wirklich ruhiger doch das konnte er wohl nicht verlangen.

Sunil wusste genau woher diese Unruhe herrührte. In solchen Situationen verfluchte er seine Eltern. Seine Mutter weil sie ihm so eine weibliche Sache mitgegeben hatte und seinen Vater weil er sich kein Weibchen seiner Rasse gesucht hatte. Er war über sein Dasein nicht unglücklich doch diese Sache hätten sie ruhig behalten können.

Von seinem Vater hatte er den Geruch bekommen, seine Mutter gab ihm dafür ihren Körper mit. Das war in seinen Augen nicht einmal eine so schlechte Regelung. Andersherum würde er sich hier wohl etwas schwer tun. Nur hatte er eben wie alle Mischlinge eine Macke, doch die hatte er mit vielen Leoparden gleich.

Aber er konnte sich damit arrangieren, nur im Moment verfluchte er sich dafür, das er beim letzten Mal wieder eine Trotzphase gehabt hatte und seinem Körper nicht nachgeben wollte. So konnte er nur hoffen, das diese Wesen sein Gebiet wieder verließen und das auf schnellstem Wege. Ansonsten würde vielleicht einer von ihnen sein nächstes Opfer werden. Der große Kerl sicher nicht, Leoparden hielten sich grundsätzlich von stärkeren Gegnern fern. Wäre er heute auf ihn getroffen, dann hätte es auch keine Konfrontation gegeben. Er war irgendetwas mit dem Sunil es nicht aufnehmen konnte. Das sagte ihm sein Instinkt. Doch was den Wolf und den Anderen anging, so konnte er für nichts garantieren.

Die Tür zu seiner Hütte öffnend sah er sich um. Also keine Beute für heute Nacht und auch sein Geheimnis war aufgeflogen. Eine vollkommene Niederlage also. Zusammen mit der Erkenntnis das dieses Sache wieder anstand, diente das nicht gerade dazu seine Laune wieder zu bessern.

Sunil verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt und zog sich ein Hemd an. Normalerweise schlief er nackt, doch da er unerwartete Gäste hatte, würde er sich nackt irgendwie schutzlos vorkommen.

Die unteren drei Knöpfe schließend, warf er noch einen Blick zum Vollmond. Wahrscheinlich hätte er heute sowieso nichts gefangen. Es war einfach zu hell dafür. So hätten ihn die meisten Beutetiere sowieso bemerkt. Nun ja es war wohl das Beste wenn er einfach schlafen ging.

Er kletterte über eine Leiter auf den Dachboden. Von hier konnte man den Eingangsbereich und die Küche, die diesen bildete gut überblicken. Sein Bett bestand nur aus vier Holzpflöcken die mit zwei Stangen der Länge nach verbunden waren. Darüber spannte sich ein Leinentuch. Es war wie eine Hängematte nur nicht so hoch über den Boden. Er könnte ja auch das Bett seiner Eltern benutzen, mehr Platz bot es, aber er war damit ganz zufrieden. Schließlich hatte er immer hier geschlafen.

Sunil legte sich auf das Bett und sah an die Decke. Es wurde hier immer komplizierter, wenn es sich nicht von selbst löste wusste er nicht mehr wie er damit umgehen sollte. Nun vielleicht löste sich ja ein Problem von ganz alleine.

Durch diesen Gedanken etwas beruhigt zog er die Decke über seinen Körper und schloss die Augen.

Nachtgeflüster 7

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 7

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Alles klar Jason? Kann ich mich auf dich verlassen?“ Jamie sah den Menschen fragend an. Er musste sicher sein, das er seine Anweisungen genau befolgte. Obwohl er bei ihm wohl keine Sorgen haben musste. Schon in Afrika war er ein kompetenter Jäger gewesen. Ihm konnte er seine Gruppe ohne Probleme überlassen.

Der Mann nickte nur zustimmend. „Wie lange?“

„Einen Monat, wenn es länger dauert, werde ich es dich wissen lassen. Aber hast du genau verstanden wie weit du dich entfernen sollst?“ Das war enorm wichtig für ihre Sicherheit.

„Ja, aber die Reaktionen der Träger werden es mich auch wissen lassen.“

Ihm war es also auch nicht entgangen. Doch hier waren alle Männer etwas angespannt. Um das zu bemerken brauchte er nicht einmal Cyries Hinweise. „Gut.“

Er klopfte dem Mann auf die Schulter und drehte sich um. Dabei bemerkte er Erec und Cyrie, die abwartend zu ihm sahen. Ihn irritierten schon die Rucksäcke die sie trugen aber am Meisten verwunderte ihn die Muskete in Cyries Hand . Jamie bezweifelte das der Schakal überhaupt wusste wie man mit der Waffe umging. Allerdings hatte er es ihm vor einiger Zeit erklärt, wer wusste ob Erec diesen Unterricht weitergeführt hatte?

Er ging zu ihnen und sah sie fragend an. „Was soll das werden?“

„Du lässt das Lager abbauen.“ Erec antwortete nicht auf seine Frage sondern sah auf das geschäftige Treiben der Männer.

„Ja. Das Lager wird außerhalb dieses Gebiets aber wieder aufgeschlagen.“ Jamie war vorsichtig mit dieser Antwort. Er wusste nicht warum, aber er hatte ein ungutes Gefühl was die Absicht der beiden anging.

„Aber du hast nicht vor mitzugehen.“ Cyrie sah ihn fest an. Es war keine Frage sondern eine Feststellung.

Nun wusste er worauf die Zwei hinauswollten. „Genau, aber ihr werdet sie begleiten.“

„Nein.“ Wie abgesprochen kam diese Antwort aus zwei Mündern und ihre Köpfe schüttelten sich synchron.

Jamie war beeindruckt, ob sie das eingeprobt hatten? Auf jeden Fall stand sein Entschluss fest. „Doch. Ihr solltet nicht vergessen das ich euch bezahle.“

„Ja, damit ich dich beschütze und was bringt es mir, wenn mein Arbeitgeber im Dschungel gefressen wird? Seien wir doch einmal ehrlich Jamie. Du hier alleine, das Geld sehe ich nie.“ Erec grinste bei diesen Worten frech.

„Und was ist dein Vorwand?“ Mit verschränkten Armen sah Jamie zu dem Schakal.

„Man kann euch beide nicht alleine lassen. Wenn das was werden soll, musst du mich mitnehmen.“

Jamie seufzte tief. Im Grunde hatte er ja nichts anderes von ihnen erwartet. Wahrscheinlich hatte er insgeheim sogar darauf gehofft. Der Dschungel war wohl der letzte Ort an dem er alleine sein wollte. „Habt ihr alles?“

Der Bär lächelte triumphierend. „Bis auf dich, ja.“

„Damit eines klar ist, ich mache das weil ich es will. Nicht weil ihr es so entschieden habt.“ Damit drehte er sich um und ging zu seinem eigenen Rucksack.

Erec wollte etwas sagen, doch Cyrie legte ihm eine Hand auf den Mund. „Natürlich Jamie.“

Der Junge war durchaus intelligent. Wenn Erec nun etwas spöttisches gesagt hätte, dann müsste er sie hier lassen. Schon alleine um die Autorität zu wahren. Sie waren seine Freunde, doch auch seine Angestellten. Sie begleiteten ihn nur weil sie eine Aufgabe zu erledigen hatten. „Also dann. Gehen wir.“

„Wohin eigentlich?“ Erec sah ihn fragend an.

Jamie schenkte ihm nur ein überlegenes Lächeln. „Du wolltest mir doch folgen? Also folge mir einfach.“

Cyrie grinste und stieß den Bären kurz mit dem Ellbogen an, bevor er Jamie folgte. „Das war gut.“

„Ich weiß.“ Jamie warf einen Blick zu dem Bären zurück. Gut, er nahm die benötigten Stangen für das Zelt mit. So musste er sie nicht tragen. Für ihn hätte ein kleines Zelt gereicht, doch nun waren sie zu dritt. Und so gern er Körperkontakt hatte, er brauchte auch etwas Privatsphäre.

Jamie folgte seiner Nase. Nun wo er wusste worauf er achten musste, war das nicht mehr schwer. Nun irritierte ihn diese besondere Nuance auch nicht mehr, da sich geklärt hatte zu wem sie gehörte. Wahrscheinlich stammt sie noch von Sunils Mutter.

Sein Geruchssinn führte ihn zielsicher zu einer Lichtung auf der eine Hütte stand.

„Lebt hier unsere Verzögerung?“ Cyrie sah sich die Hütte abschätzend an.

„Ja, das müsste Sunils Zuhause sein.“ Jamie hatte weder Erec noch dem Schakal erzählt was Sunil wirklich war. Das war einfach etwas das sie nichts anging. Wenn Sunil wollte das sie es erfahren sollten, musste er es ihnen sagen. Bei jedem anderen Leoparden hätte er vielleicht anders gehandelt. Nur wollte er etwas von Sunil und dafür brauchte er sein Vertrauen.

Er ließ den Rucksack zu Boden gleiten. „Stellt das Zelt auf. Ich werde mich inzwischen bei unserem Nachbarn vorstellen.“

„Wenn du meinst. Hey Großer wir sollen das Zelt aufbauen.“

„Ich bin nicht taub Kleiner.“ Erec legte die Stangen, die er mitgenommen hatte auf den Boden. Es würde nicht für ein Zelt reichen, doch wofür waren sie in einem Dschungel?

Jamie näherte sich inzwischen der Hütte. Dank ihres gestrigen Zusammentreffens war er etwas vorsichtiger. Vorsichtiger, nicht ängstlich immerhin konnte er sich sogar gegen einen Bären zu Wehr setzten. Allerdings nur wenn er dazu gezwungen war.

Ob der Mischling da war konnte er nicht ausmachen, sein Geruch hier war stark, doch er lebte hier, da war das nur natürlich.

Jamie öffnete die Tür und ließ sie aufschwingen. Ihn empfing ein dämmriger Raum, nur durch einige kleine Löcher in der Wand und im Dach fiel Licht und ließ ihn den Raum erkennen. Es war eine Küche oder was man dafür halten konnte.

Der Wolf betrat die Hütte nun vollends und umrundete den Tisch, der in der Mitte stand. Es gab genau drei Sessel hier. Besuch war hier wohl eher selten.

Er bemerkte eine Leiter, die wahrscheinlich auf einen Dachboden führte. Doch auch wenn er offen und von dieser Stelle einsehbar war, konnte Jamie nichts erkennen. Dort oben war es stockfinster. Es gab auch eine Tür, die wohl in einen Schlafraum führte. Zumindest nahm der Wolf das an, da es hier nichts gab das einem Bett glich. Und er nahm nicht an, das der Sohn eines Adligen auf dem Boden schlief. So weit ging ja nicht einmal er.

Jamie wollte gerade zu diesem zweiten Raum gehen, als er einen Schemen erkannte und ihn etwas gegen die Brust traf. Er fiel nach hinten und für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er erst was ihn getroffen hatte. Eine Katze, die ihr Heim verteidigte.

Sunil fauchte als er ihn erkannte. „Was machst du noch hier?“

Jamie blieb ihm die Antwort schuldig, viel eher ließ er das Bild das sich ihm bot auf sich wirken. So etwas sah man auch nicht oft. Sunil saß mit gespreizten Beinen über seinem Bauch und hielt ihn so mit seinem Gewicht am Boden. Zwar trug er ein Hemd, doch dieses war nur im unteren Teil geschlossen und rutschte ihm deswegen über die Schultern. Erst bei den Ellbogen wurde es aufgehalten, da Sunil Jamies Schultern mit den Händen gegen den Boden drückte. Also wenn alle seine Angreifer sich so präsentierten, könnte man ihn ruhig öfter angreifen.

„Sag mal trägst du was darunter?“ Jamie grinste und hob einen Zipfel des Hemdes an, soweit es ihm möglich war.

Sunil knurrte und entfernte seine Hand von der Schulter des Wolfes. Dafür packte er dessen Handgelenk und drückte es gegen den Boden. „Nein. Also was willst du hier?“

„Ich wollte mich nur bei meinem Nachbarn vorstellen. Das gehört sich doch.“ Jamie bemühte sich unschuldig auszusehen, doch wusste er selbst wie sehr das bei ihm immer misslang. Man kaufte ihm das einfach nicht mehr ab. Allerdings kannte ihn Sunil auch noch nicht so gut.

„Nachbar? Habe ich dir nicht gesagt du sollst verschwinden?“ Die grünen Augen des Jüngeren verengten sich wütend.

„Wenn man es streng nimmt hast du uns gedroht, deswegen habe ich meine Männer weggeschickt. Bis auf zwei.“ Ja, die konnte man nicht wegschicken. So wie die Sache aber aussah, war er über diesen Umstand sogar froh.

„Du solltest ihnen unverzüglich folgen. Vielleicht sollte ich dich aber auch gleich fressen.“ Er beugte sich neben Jamies Ohr und dieser konnte hören wie er an ihm schnupperte.

„Verlockend riechen würde es ja.“

Jamie indes besah sich die viel versprechende Aussicht. Wenn er sich so über ihn beugte und das Hemd sich von seinem Körper löste, konnte man alles ungehindert sehen. „Ja, wirklich verlockend.“

Sunil hob den Kopf und folgte seinem Blick, bevor er ihn wieder ansah. Trotzdem bewegte er sich nicht. „Ich rede davon dich zu fressen und du denkst an das?“

Seine Stimme klang irgendwie ungläubig.

„Warum nicht?“ Wenn Jamie könnte, würde er mit den Schultern zucken.

„Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, das es eine Menge Leute gibt die mich rächen würden, wenn du mich frisst. Dann hast du nie wieder deine Ruhe.“ Dann lächelte er wissend.

„Aber du wirst mich nicht fressen. Ich habe dir nichts getan.“

„Oh, so würde ich das nicht sagen.“ Sunil legte den Kopf schief und sah ihn anklagend an.

„Hör zu ich will dich nur kennen lernen. Selbst wenn du deine Familie nicht sehen willst, spricht doch nichts dagegen. Ich bin immerhin schon hier, also können wir die Chance nützen.“

Der Mischling verdrehte die Augen. „Ich hoffe du ertrinkst bei der nächsten Regenzeit.“

Doch er kletterte von ihm herunter und stand auf.

Der Weißblonde setzte sich auf. „Das nehme ich mal als ja.“

Von seinem Gesprächspartner kam nur ein leises Knurren und er drehte ihm den Rücken zu.

Grinsend stand Jamie auf und trat etwas näher zu Sunil. „Ich gehe dann einmal. Vorgestellt habe ich mich ja nun.

Ach und wenn wir uns das nächste Mal sehen kannst du ruhig das Gleiche anhaben.“

Damit legte sich seine Hand kurz bezeichnend auf seinen Hintern, der von dem Hemd nur zur Hälfte verdeckt wurde.

Sunil knurrte, fuhr herum und schlug seine Hand weg. In seinen Augen funkelte es wütend.

Lachend drehte sich Jamie um und verließ die Hütte. Dieser Besuch hatte sich auf jeden Fall ausgezahlt. Jetzt hatte er sogar eine Zeitangabe wie lange Sunil sie dulden würde. Nun musste er nur noch herausfinden wann die nächste Regenzeit begann.

Nachtgeflüster 8

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 8

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil zitterte vor unterdrückter Wut. Wie konnte er nur? Seine Zudringlichkeiten störten ihn ja nicht, doch die Überheblichkeit des Wolfes konnte er nicht ausstehen. Er bestimmte Sachen einfach so über seinen Kopf hinweg. Als würde er gar nicht existieren.

Wütend sah er zu dem Zelt hinüber, das seit gestern dort stand.

Hier war sein Revier und nun musste er bei jedem Schritt aufpassen was er machte und wo er sich verwandeln konnte. Das war nicht richtig.

Die Tür hinter ihm ging auf und er knurrte. „Ich sollte dich fressen.“

„Dann würde dir eine Menge entgehen.“

Sunil drehte sich zu dem Wolf um, auch wenn das nicht notwendig war. Er hatte gewusst das er grinste. „Ja, eine Menge Ärger.“

Jamie musterte ihn aufmerksam. „Nett, aber ich muss sagen gestern hat es mir besser gefallen.“

Sunil musste nicht darüber nachdenken auf was er anspielte. Im Gegensatz zu gestern trug er zwar kein Hemd, dafür aber eine Hose. Er lernte aus seinen Fehlern und sein Gegner verlangte es, das er schnell lernte. „Ich mag vielleicht im Dschungel aufgewachsen sein, doch meine Eltern haben eine ausgezeichnete Ausbildung genossen. Die sie an mich weitergaben. Halte mich nicht für naiv.“

Nur das es hier im Regenwald nicht oft Gelegenheit gab diese Fertigkeiten zu nutzen.

„Ich gebe dir die Möglichkeit sie auf geeigneten Gebiet zu testen. Warum ergreifst du diese Chance nicht?“

„Weil das hier mein Zuhause ist und das werde ich nicht verlassen.“ Konnte oder wollte es der Wolf nicht verstehen? Sunil tippte auf das Erste.

Jamie seufzte und lehnte sich gegen den Tisch. „Du verstehst mich falsch Sunil. Wenn du es sagst, klingt es als wolle ich dich für immer von hier verschleppen.“

„Ach willst du das nicht?“ Der Mischling hob skeptisch eine Augenbraue.

„Du sagst meine Tante will sich um mich kümmern. Das schließt ein das ich bei ihr sein muss, denn sie wird kaum hierher kommen.“

Ein belustigter Laut kam von Jamie und er maß den Raum mit einem musternden Blick. „Nein, das wohl kaum. Doch einige ihrer Söhne hätten sicher nichts dagegen. Ganz zu schweigen von den Mädchen.“

„Ich habe Cousins?“ Gut, er hatte von seiner Tante gehört und das sie eine Familie hatte. Doch er war ein Einzelkind, weswegen er auch angenommen hatte das seine Tante auch nicht mehr als ein Kind hatte. Doch das hörte sich nach mehr an.

Jamie grinste. „Und Cousinen. Die Zwei würden dir das ganz schön übel nehmen wenn du sie übergehst.“

„Wie gut kennst du meine Verwandten?“ Er sah den Wolf misstrauisch an. Das klang so als würde er sie näher kennen. Sehr viel näher. Vielleicht konnte er ihm ja etwas von ihnen erzählen. Sunil hatte zwar nicht vor sie zu treffen, doch seine Neugier war auf jeden Fall geweckt. Immerhin waren das seine Verwandten.

„Sehe ich da etwa Neugier?“ Der Weißblonde lächelte wissend, bei diesen Worten.

Sunil verschränkte nur die Arme vor der Brust. Wenn er nicht wollte, dann eben nicht.

Doch Jamie seufzte nur und setzte sich auf einen Stuhl. „Komm setz dich, das kann länger dauern.“

Der Aufforderung folgend setzte er sich dem Wolf gegenüber und musterte ihn misstrauisch. Er vertraute ihm nicht und das konnte der Wolf ruhig wissen.

Jamie hingegen schien das nicht zu merken oder er ignorierte es. Gelassen lehnte er sich zurück. „Nun du hast …“

Er hob eine Hand und schien etwas an den Fingern abzuzählen. „Zwei Cousinen, fünf Cousins und einen Ziehcousin. Und das ist gerade mal der innere Kreis.“

Das war… viel. Dem Mischling fiel kein anderes Wort dafür ein. Das war ein Rudel, keine Familie. Wie konnte man so viele Kinder haben und sich um alle kümmern? Doch ihn irritierte noch etwas anderes an Jamies Aussage. „Innerer Kreis?“

Der Wolf nickte. „Ja. Denn wenn man es genau betrachtet, dann gehören noch zwei Ehemänner, eine Verlobte, ein Verlobter, ein Vampir, ein Wertiger, ein Gebissener und ein weiterer Werwolf dazu.“

„Warum?“ Sunil verstand nicht genau wie dieses bunte durcheinander an Wesen noch zu seiner Familie zählen konnte?

„Weil das die Partner deiner Cousins und Cousinen sind. Sie sind alle schon vergeben. Bis zum letzten Familienmitglied. Was ich wenn ich ehrlich bin in einem Fall schade finde.“ Trotzdem grinste Jamie bei dieser Aussage breit.

Anscheinend war es leicht in der restlichen Welt einen Partner zu finden, der die gleiche Rasse wie man selbst besaß. Hier kannte Sunil nur Menschen und mit denen hatte er sich bis jetzt immer zufrieden gegeben. Konnte es wirklich noch so viele andere Werwesen geben? „Erzählst du mir etwas von ihnen?“

Jamie zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Also deine Tante kenne ich nicht so gut und deinen Onkel noch weniger. Allerdings kann ich zu deiner Tante sagen das sie eine liebevolle Mutter und gute Gastgeberin ist. In meiner Kindheit hätte ich mir so eine Mutter gewünscht. Die Informationen über deinen Onkel habe ich nur aus zweiter Hand, da ich ihn nur einmal getroffen habe. Er ist anscheinend ständig auf Reisen, da es ihn nie lange an einem Ort hält. Doch er ist für seine Kinder da wenn sie ihn brauchen und liebt jeden Einzelnen von ihnen, egal was sie anstellen.“

Nun das hörte sich gut an. Bei seiner Familie war es fast genauso, nur eben umgekehrt. Seine Mutter war stets die Rastlose von ihnen gewesen und sein Vater der Fels in der Brandung, der sich um alles kümmerte. „Und, und meine Cousins?“

Nun wo seine Neugier geweckt wurde, wollte er mehr wissen.

„Hm. Nun wo fangen wir da am Besten an? Nehmen wir die Mädchen immerhin sind sie sich sehr ähnlich. Die Ältere, Michelle ist als sie jung war durchgebrannt. Sie hat das Haus bei Nacht und Nebel verlassen und den Mann geheiratet den sie liebte. Michelle hat sehr viel Temperament und das hat sie wohl an ihren Sohn mitgegeben, bei ihrer Tochter weiß ich das nicht. Ich kenne sie nicht gut genug um mir ein Urteil über sie zu bilden.

Clerissa hingegen ist noch jung. Gerade einmal drei Jahre älter als du. Auch sie ist von daheim weggelaufen nur war es bei ihr, weil sie heiraten sollte. Auch wenn sie jünger ist steht sie ihrer Schwester was Temperament angeht in nichts nach. Inzwischen ist sie allerdings auch schon verlobt.“ Als er Sunils Gesichtsausdruck sah winkte er jedoch ab.

„Oh, nicht mit dem wegen dem sie weggelaufen ist. Den hat sich ihr Zwilling genommen.“

Sunil runzelte verwirrt die Stirn. Hatte Jamie nicht nur von zwei Frauen gesprochen? Ob er sich vertan hatte? Allerdings fielen ihm erstaunliche Parallelen auf. Auch sein Vater hatte seiner Familie den Rücken gekehrt und fast alle Kontakte abgebrochen. Wenn sein Vater das konsequent durchgezogen hätte, dann hätte er nun wohl keine Probleme. Nur erstaunte es ihn das in dieser Familie so viele ihr Elternhaus verließen und das nicht im Guten. Ob das in den Genen lag?

Er sah wieder zu Jamie auf, damit dieser weitererzählte.

Jamie lächelte nur. „Dann gehen wir doch gleich zu Sin über. Er ist Clerissas Zwilling und ja, männlich. Für sein Alter wirkt er erstaunlich erwachsen und abgeklärt. Mit seiner Schwester teilt er sich wohl nur das Aussehen und das Temperament. Das immer zum Ausbruch kommt, wenn er auf seinen Mann Horus trifft.“

„Den er seiner Schwester weggenommen hat?“ Langsam würde es verwirrend. Das würde er sich nie merken. Doch nun wo es noch übersichtlich war wollte Sunil wenigstens noch versuchen das Meiste zu verstehen.

Jamie lächelte amüsiert. „Ja genau den. Obwohl er ihn ihr ja nicht weggenommen hat, sie hat ihn ihm überlassen. Soweit ich das mitbekommen habe, wollte er ihn gar nicht. Was ich nicht verstehen kann. Horus ist ein verantwortungsvoller Mann mit einem guten Riecher für Geschäfte. Ich zumindest treibe sehr gerne Handel mit ihm.“
 

Er konnte einem ja leid tun. Nur hatte der Kleine selbst danach gefragt. Doch Jamie musste zugeben das diese Familie sehr verwirrend war, vor allem was ihre Verwicklungen miteinander anging. Er hatte ein Monat gebraucht um es ganz zu verstehen. Dabei war die Schifffahrt mit Eloy nicht mit einberechnet. Doch da hatte er auch noch andere Sorgen gehabt.

„Okay.“ Sunils Stimme klang vorsichtig als er dieses Wort leicht gedehnt aussprach.

„Diese Familie ist verwirrend.“

Nun musste Jamie lachen. Wie recht er hatte und sie waren noch nicht einmal bei der Hälfte. Dabei bekam er von ihm nur die Kurzfassung. „Es kommt noch besser, bis jetzt haben wir gerade einmal ein Drittel. Das Andere besteht aus den drei Großen. Da wäre zum Beispiel Henry, der Älteste. Er ist das Familienoberhaupt, egal was die Familie und ihre Geschäfte angeht Henry regelt es. Über ihn kann ich nicht viel sagen, da ich meine Geschäfte mit ihnen meistens über seinen Bruder abwickle. Nur das er vor einigen Jahren einen Menschen gebissen hat mit dem er nun zusammen lebt. Der Name von diesem ist Lukas. Er hat sein Gedächtnis verloren, doch er ist ein sehr sanfter und ruhiger Charakter.“

Zu ruhig für ihn und seine Zwecke, weswegen er nur wenig Kontakt mit ihm hatte. Vor allem da er Henrys ein und alles war und man verscherzte es sich nicht mit seinem Geschäftspartner.

Sunil war immer ruhiger geworden, vielleicht sollte er einfach weitererzählen, er würde schon nachfragen wenn etwas unklar war. „Sein jüngerer Bruder Arnaud hilft ihm bei seinen Geschäften. Die Meisten bezeichnen ihn als langweilig, was vielleicht stimmt. Er ist ruhig und sagt nicht viel. Allerdings finde ich ihn als sehr gerissen und berechnend.“

Oh ja, er hasste es Geschäfte mit Arnaud zu machen. Irgendwie schaffte dieser es nämlich immer, ihn in irgendeiner Weise über den Tisch zu ziehen. Egal wie sehr er aufpasste, am Ende stieg er immer benachteiligt aus. Das passierte Jamie sonst nie, nur mit ihm.

„Im Gegensatz zu ihm ist seine Verlobte Chaya ein wahres Lämmchen. Sie ist wie eine Sonne, wenn sie einen Raum betritt fühlt man sich gleich wohl. Sie ist liebevoll und zu jedem freundlich.“

Der Mischling schüttelte den Kopf und hob die Hand. „Ich brauche eine Pause. So viele verschiedene Menschen, das sind mehr als ich kenne. Zumindest sind sie komplizierter als die, die ich kenne.“

„Das ist verständlich.“ Normalerweise würde er ihm das nicht alles sagen, doch wie gesagt, er hatte ja gefragt. Wer war er schon das er jemanden eine Informationen verschwieg? Davon lebte er schließlich. Außerdem erwartete sich Jamie ja etwas davon und wenn es nur ein wenig entgegenkommen war.

Sunil sah in den Himmel. „So wie es aussieht werden wir noch genug Zeit zum Reden haben. Denn ich nehme nicht an das du in den nächsten drei Wochen verschwindest oder?“

Das wohl kaum. Aus diesem Grund schüttelte Jamie nur den Kopf.

Der Mischling seufzte resigniert. „Na dann. Ich hoffe das du wasserfest bist.“

Was sollte das denn schon wieder? Jamie konnte nicht sagen, das er mit dieser Andeutung etwas anfangen konnte. Doch irgendwie hatte er das Gefühl das er noch schnell genug hinter die Bedeutung dieser Worte kommen würde. Jamie zweifelte nur daran das es ihm gefallen würde.
 

So und weil es sich gerade so schön anbietet, das Ergebnis meiner Umfrage. Ehrlich gesagt überrascht mich das Ergebnis nicht wirklich. Mich persönlich freut es allerdings das jeder Charakter zumindest eine Stimme bekommen hat.

Also:
 

1. Jamie

2. Ratan

3. Sin, Nika

4. Caron, Eloy, Mika, Eryx, Sunil
 

Wie man sieht ist nur der erste und zweite Platz klar ersichtlich. Wobei ich keinen Zweifel daran hatte das Jamie und Ratan die Liste anführen würden.

Ich danke allen die sich die Mühe gemacht haben, bei dieser Umfrage mitzumachen.

Nachtgeflüster 9

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 9

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Okay, wann beginnt hier die Regenzeit?“ Jamie schlug die Zeltplane zurück und sah seine Begleiter fragend an.

Erec seufzte und zuckte mit den Schultern, bevor er fortfuhr eines seiner Messer weiterzuschleifen. Seine zweite Lieblingswaffe nach seiner Armbrust.

Cyrie sah von seinem Buch auf. „Im November.“

Nachdenklich schien er etwas abzuzählen. „Also in ein bis zwei Wochen.“

Erec ließ sein Messer sinken und sah den Schakal mit großen Augen an.

Jamie hingegen seufzte nur. Also das hatte Sunil damit gemeint. Dann blieb wohl nur noch eine Frage zu klären. „Befinden wir uns hier in einem Überschwemmungsgebiet?“

Cyrie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Doch ich würde es annehmen ja.“

„Sag mal, wann wolltest du uns das sagen?“ Der Bär legte sein Messer aus der Hand.

„Es hat mich keiner danach gefragt. Außerdem hättet ihr es schon bemerkt wenn es zu regnen angefangen hätte. Es ist ja nicht so, das hier von heute auf morgen alles unter Wasser steht. Das dauert schon ein gutes Monat.“

„Trotzdem hättest du uns darüber in Kenntnis setzen können.“ Erec grummelte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ach reg dich doch nicht so auf. Ich dachte nicht das die Angelegenheit solange dauert.“

Jamie merkte das er dazwischen gehen musste. Sonst begann hier eine Streiterei, die er nun noch mit nur wenigen Worten unterbinden konnte. Er trat ganz ein und ging zu seiner Pritsche. „Hört auf. Ihr habt beide Recht. Ich hätte auch nie gedacht das es solange dauern würde und es stimmt, Cyrie du hättest uns etwas davon sagen können. Auf jeden Fall müssen wir uns etwas einfallen lassen. In zwei Wochen ist diese Angelegenheit sicher nicht geregelt.“

Er schloss kurz die Augen. Nein, das würde länger als nur zwei Wochen dauern. Sie brauchten eine Unterkunft für die Regenzeit. Allerdings warum nicht einfach Sunil folgen? Dieser war sicher für so eine Zeit ausgerüstet. „Cyrie, geh zum Lager zurück. Sag Jason das er in die Stadt zurückgehen und dort die Träger auszahlen soll. Er soll sich ein schönes halbes Jahr machen, doch am Ende der Regenzeit will ich ihn wieder am Ausgangspunkt antreffen. Pünktlich.“

Diesen Punkt betonte Jamie besonders. Man konnte ja nie wissen wo diese Leute abblieben.

„Sag es zur Sicherheit auch seinem Stellvertreter.“

Erec hob einen Zeigefinger. „Ähm. Ich unterbreche dich ja nur ungern doch Jason ist selbst nur ein Stellvertreter. Meiner um genau zu sein.“

Jamie sah den Bären bei seinen nächsten Worten an. „Dann solltest du vielleicht zurückgehen? Egal sag es einem Anderen der mit uns in Afrika war. Nur zur Sicherheit.“

„Okay, aber warum ich?“ Cyrie sah ihn fragend an.

„Weil du, mein lieber Freund, der Schnellste von uns bist und die Männer dich mögen.“ Jamie schenkte ihm bei diesen Worten ein freundliches Lächeln.

„Und Erec wird dich begleiten, weil ich dich nicht den Raubtieren im Dschungel ausliefern will. Die Nachricht soll doch auch ankommen.“

„Ach werde ich?“ Der Bär sah ihn überrascht an, lächelte dann aber ebenfalls.

„Ja, werde ich.“

„Meinetwegen könnt ihr danach auch wieder zurückkommen. Oder mit ihnen in die Stadt gehen.“ Jamie war das einerlei. Nun wo er nicht mehr damit rechnete das Sunil ihn angreifen würde, brauchte er keinen Leibwächter mehr. Das wäre vielleicht sogar kontraproduktiv.

„Ich komme sicher wieder. Wann soll es losgehen?“ Erec sah ihn fragend an.

Von Cyrie kam nur ein tiefes Seufzen. „Du kennst doch Jamie. Natürlich geht es sofort los.“

Er begann bereits sich auszuziehen.

„Ach so.“ Der Bär öffnete sein Hemd.

Jamie deutete auf den Zeltausgang. „Bitte verwandle dich vor dem Zelt. Du weißt schon, deine Größe.“

Sein Gegenüber hob eine Augenbraue und grinste dann unverschämt. „Also darüber haben sich meine Partner noch nie beschwert.“

Doch er ging bereits Richtung Ausgang.

Der Weißblonde tauschte nur einen Blick mit dem Schakal aus, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Es war besser wenn Erec die Verwandlung draußen machte. Ja, ihr Zelt war groß, doch wenn er durch den Eingang wollte würde es sicher Probleme geben.

Cyrie verwandelte sich und ging aus dem Zelt.

Jamie folgte ihm und stand einem großen Grizzlybären gegenüber. Natürlich gehörte die Rasse der Werbären der größten Bärenrasse an. Ja, sie überragten sie sogar noch, so wie alle Wertiere ihre tierischen Artgenossen. „Ich verlasse mich auf euch.“

‚Nur keine Sorge. Das ist leicht.’

‚Wir sind bald wieder da.’ Cyrie entblößte seine Zähne, was wohl eine Abart eines Lächelns sein sollte. Dann wand er sich dem Dschungel zu und lief los.

Wesentlich uneleganter folgte ihm Erec.

Jamie sah ihnen noch nach bis man sie nicht mehr sehen konnte. Obwohl er ja eher Erec beobachtete. Es war immer wieder beeindruckend wie ein Bär lief. Wie eine Steinlawine riss er alles um, was sich ihm in den Weg stellte. Was bei dieser Größe wohl auch vonnöten war.

So nun lag es wohl an ihm seinen Teil zu erfüllen. Etwas das schwer werden konnte, doch Jamie war noch vor keiner Herausforderung zurückgeschreckt.
 

Sunil sah sich suchend um. Es sah ihn keiner oder? Niemand war ihm gefolgt. Schön langsam wurde er paranoid, kein Wunder bei dem was sich seit neuesten in seinem Revier herumtrieb. Das waren zu viele Sicherheitsrisiken auf die er nicht alle ein Auge haben konnte.

Er rieb seinen Körper an einem Baumstamm, wenn er auch nicht bewusst mitbekam was er machte. Es fühlte sich einfach nur gut an. Erst das Knacken eines Astes ließ ihn aufhorchen. Was war das?

Seine Ohren zuckten in jede erdenkliche Richtung, während seine Augen nur auf eine Stelle vor sich gerichtet waren. Am Tag waren die Augen in dieser Gestalt sowieso unbrauchbar.

Sunil brach seine Untersuchung der Umgebung ab, als ihm in den Sinn kam wie das aussehen musste. Er war im Dschungel, da gab es genug Tiere, die so ein Geräusch erzeugen konnten. Eine wirkliche Gefahr gab es hier nicht für ihn, nun zumindest bis jetzt. Doch er rechnete nicht damit das Jamie oder seine Begleiter ihn angriffen. So schätzte er den Wolf nicht ein.

Angewidert sah er den Baumstamm an, neben dem er noch immer stand. Es begann wieder, dabei musste er sich unbedingt zusammenreißen. Warum machte er es nicht einfach? Dann hätte er wieder für einige Zeit seine Ruhe. Auch wenn sich Sunil bei diesem Gedanken unwohl fühlte. Denn der einzige ebenbürtige Gegner in Reichweite gefiel ihm nicht. Nur leider war das eine Instinktmäßige Sache, da spielte sein Verstand keine Rolle. Seiner Mutter war es ja nicht anders ergangen

Mit einem leisen Knurren schob er diese Gedanken von sich. Was passieren musste, würde passieren. Es waren nur sieben Tage, die würde er schon überstehen und in der nächsten Periode waren sie schon wieder verschwunden. Dann ging alles wieder seinen gewohnten Gang.

Der Mischling schüttelte den Kopf und lief los. Er war hier um etwas zu jagen. Die Zeit wurde knapp und er musste noch Vorräte anlegen, bevor die Tiere wegzogen. Fünf Monate lang konnte er sich nicht nur von Fischen ernähren. Zwar hatte er Früchte eingelegt und etwas Fleisch getrocknet, doch das reichte nicht. Noch nicht.

Wenn er daran dachte, das er die Hütte noch aufräumen musste, verließ ihn gleich wieder die Lust. Das konnte ja etwas werden. Sieben Monate waren eine lange Zeit, da sammelte sich sicher genug Dreck an. Am besten wäre es, wenn er einen Umweg machte.

Sunil steigerte sein Tempo, bis er einen hohen Baum erreichte. Er stieß sich vom Boden ab und seine Krallten gruben sich in die Rinde des Baumes. So kletternd erreichte er die kleine Plattform zehn Meter über dem Boden. Von hier konnte er bequemer hinauf klettern.

Der Braunhaarige wandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt und benutzte die Strickleiter, die hier angebracht war. So ging es leichter und seine Krallen nutzten sich nicht ab.

Nach guten sieben Minuten konnte er schon die Plattform über sich sehen. Sie war gut im Dicklicht der Baumriesen verborgen. Anders als die Einheimischen, deren Baumhüten schon weithin sichtbar waren, legte seine Familie immer Wert auf ihre Ruhe. Sie wollten nicht gesehen und belästigt werden. Das hatte sich nie geändert.

Mit einer Hand öffnete Sunil die Bodenluke und betrat so die Hütte. Seine Augen verengten sich missbilligend als er das Innere sah. Nun, er hatte es geahnt.

Die Luke wieder hinter sich schließend, richtete der Mischling sich auf. Allerdings könnte es schlimmer sein und wie es hier roch. Wie…

Mit einem gefährlichen Fauchen sank Sunil wieder auf den Boden und sah sich aufmerksam um. Hier war jemand gewesen. Es war schon länger her, doch es roch noch nach ihm. Bestimmt war er öfter als nur einmal hier gewesen. Doch was Sunil am meisten irritierte war, das der Besucher nach seiner Mutter roch. Er wich zwar von ihr ab, doch gehörte er zumindest der gleichen Rasse an. Was das hieß war ihm sofort klar. Hier war ein anderer Leopard, ein Konkurrent.

Hastig verließ der Braunhaarige die Hütte auf den gleichen Weg wie er sie betreten hatte. Das ließ er nicht zu, dies hier war sein Revier. Nun gab es keinen anderen Weg mehr, er benötigte seine volle Konzentration. Dafür würde er sogar einen Pakt mit dem Teufel eingehen.

Auf der Plattform wandelte sich Sunil wieder und stieß ein Brüllen aus. Der Wolf sollte sich in acht nehmen, nun gehörte er ihm.

Nachtgeflüster 10

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nachtgeflüster 11

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 11

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Langsam öffnete Jamie die Augen. Der Rücken vor ihm irritierte ihn ehrlich gesagt etwas, doch er bewegte sich nicht. Aus Erfahrung wusste er das es besser war sich in einer solchen Situation ruhig zu verhalten. Vor allem wenn man, wie er, nicht wusste was passiert war. Nur langsam kehrte die Erinnerung an die letzten Stunden zurück. Es fiel ihm schwer sich daran zu erinnern, irgendwie schien alles hinter einem dichten Dunstschleier verborgen zu sein. Trotzdem erinnerte er sich daran was passierte war und das er es nicht gewollt hatte. Doch Sunil hatte es gewollt oder? Nun, um das herauszufinden gab es nur einen Weg. „Morgen.“

Er ahnte das Sunil wach war, weswegen er es so probierte.

Ein Grummeln war von dem Jüngeren zu hören. „Mehr oder weniger.“

Er schwieg kurz. „Wenn du wach bist, könntest du mich ja endlich loslassen.“

Nun erst bemerkte Jamie, das er den Jüngeren umarmte. Vielleicht war das auch gut, sonst wäre er wahrscheinlich schon fort. Wenn er so darüber nachdachte war das sogar recht wahrscheinlich. „Natürlich.“

Damit löste er die Umarmung und lies dem Mischling etwas Freiraum.

Sunil löste sich von ihm und zog seine Hose an. „Ich hoffe nicht, das du glaubst das würde etwas zwischen uns ändern. Das war nur Sex, es steckte nichts dahinter. Deswegen werde ich nun sicher nicht mit dir mitkommen.“

Während seiner kleinen Rede hatte Jamie sich zumindest einmal aufgesetzt. Er musste sich beherrschen um ein Grinsen zu unterdrücken. „Weißt du Sunil, in meinem Leben habe ich eines gelernt. Sobald sich jemand rechtfertig hat er etwas falsch gemacht und gesteht seine Schuld ein. Doch das haben wir ja nicht. Wie du sagtest das war Sex und nichts weiter. Ein Bedürfnis dem wir nachgegeben haben und gleich wieder vergessen.“

Sunil hatte Pech, für ihn war das schon Gewohnheit. In so etwas investierte Jamie schon lange kein Gefühl mehr. Zumindest nicht was das danach betraf. Zweimal hatte er in eine Beziehung Gefühl investiert und beide Male hatte es nichts gebracht. Nein, damit war er durch.

Der Mischling sah ihn einen Moment lang verwirrt an, bevor er nickte. „Gut. Das ist gut, dann sind wir uns ja einig.“

Jamie seufzte und stand auf. „Ja, das sind wir.“

Den Stoff vor dem Zelteingang zur Seite schlagend, glitt Sunils Blick zum Himmel. „Wirst du gehen?“

Der Wolf zog sein Hemd an. „Nein, wie gesagt es ändert sich nichts zwischen uns.“

Weshalb sollte er also plötzlich gehen? Noch dazu würde er Eloy sicher nicht mit leeren Händen gegenüber treten. Das fehlte noch, das er ihm gegenüber eine Niederlage eingestand. Bei Ratan war das kein Problem, doch nicht bei Eloy. Für ihn und den Vampir verkörperte er ein Bild, das er sicher nicht mutwillig zerstörte.

„Dann wirst du wohl ertrinken.“ So wie der Mischling das sagte war es beinnahe gefühllos. So als würde er über das Wetter reden.

„Das glaube ich nicht. Ich habe ein unglaubliches Talent dafür zu überleben.“ Da hatten sich schon Andere an ihm versucht und waren gescheitert. Von seiner Familie angefangen bis zu Menschen die ihn einfach nur hassten. Keiner von ihnen hatte es geschafft. Da würde er sich der Natur sicher nicht ergeben.

„Ihr könnt bei mir bleiben. Die Einheimischen werden euch sicher nicht aufnehmen.“ Sunil wand sich zu ihm um.

„Ich hoffe, das du das nicht falsch verstehst. Ich mache das nur weil mein Vater sicher genauso gehandelt hätte.“

Darauf nickte Jamie nur und schloss seine Hose. Er hatte darauf gehofft, doch auch wenn das nicht passiert wäre, so hätte er sich Sunil aufgedrängt. Nur so wäre es sicher angenehmer.

„Natürlich müsst ihr auch euren Teil dazu betragen. Ich bekomme kaum das Essen für mich zusammen, für drei ist es unmöglich. Also müsst ihr selbst für eure Mahlzeiten sorgen.“

„Das ist klar. Keine Sorge wir sind keine Schmarotzer und können uns gut selbst versorgen.“ Nun zumindest konnten Cyrie und er dafür sorgen. Erec war ein guter Kämpfer und Jäger, doch im Dschungel stand ihm zuviel im Weg. Da waren ein Wolf und ein Schakal mit ihrem kleineren Körperbau durchaus von Vorteil. Es wäre immerhin nicht das erste Mal das er jagen musste, Ratan war in dieser Hinsicht ein guter Lehrer gewesen. Wenn er auch der Einzige war.

„Außerdem benötige ich jemanden, der den Unterschlupf auf Vordermann bringt. Ich bin nicht so gut in handwerklichen Dingen.“ Sunil lies die Hand wieder sinken und im Zelt wurde es wieder dunkler.

„Darum wird sich Erec sicher kümmern. Du wirst sehen, wir können unseren Teil dazu beitragen.“ Das war etwas womit sich der Bär gerne beschäftigen würde. Er mochte es, wenn er seine Kraft zeigen durfte und vor allem die Dinge die er damit erschaffen konnte. Etwas das Jamie total fremd war, immerhin agierte er eher im Schatten. Ihm war es nur recht wenn man seine Kraft nicht einschätzen konnte, doch jeder hatte seine eigene Art zu leben.

Der Mischling nickte. „Das ist gut.“

Damit verließ er nun endlich das Zelt.

Nun erlaubte sich Jamie ein Grinsen. So sah es also aus, wenn man nur Sex hatte? Er kannte eine Menge Wesen, die sich danach besser anstellten. Daran musste Sunil wirklich noch arbeiten. Doch er hatte keinen Grund sich darüber zu beschweren. Im Grunde vereinfachte das die Sache für ihn nur. Auf so etwas konnte man bauen, sein Ziel würde erreichen, dessen war er sich nun sicher.
 

Sunil fluchte als er seine Hütte betrat. Das hatte ja nun wirklich nicht sein müssen. Der Vorschlag war dabei nicht sein Problem, doch die Situation in der er ihn vorgebracht hatte. Damit hätte er ja wirklich noch warten können. Nun sah es ja so als würde ihm etwas an dem Wolf liegen. Dabei war das absolut nicht der Fall.

Sunil schnappte sich einen Korb und verließ die Hütte wieder. Er brauchte noch einige Früchte und Kräuter, etwas das er sicher nicht mehr bekam wenn hier alles unter Wasser stand.

Wie er die Regenzeit hasste. Man konnte nicht einmal auf Jagd gehen, denn alles was man in den Bäumen fand war die Mühe kaum wert. Nicht einmal die Affen, da man an diese kaum rankam. Schwimmen konnte man auch nicht, wenn man nicht von Piranhas oder Krokodilen gefressen werden wollte. Alles in allem war diese Zeit nur von Nachteil für ihn.

Sich auf bekannten Wegen bewegend, fand der Mischling bald einen Strauch, der noch einige Früchte trug, wenn sie auch nicht mehr allzu gut aussahen. Nur durfte er in seiner Situation nicht mehr wählerisch sein. Weder bei seinem Essen, noch bei seinen Helfern. Natürlich hatte er sie nicht ohne Hintergedanken zu sich eingeladen. Es stimmte zwar, das es eine Menge an seinem Unterschlupf zu tun gab, zu dem er einfach keine Lust hatte, doch der wahre Grund war ein Anderer. Er würde es nie offen zugeben, doch er hatte Angst. Noch nie hatte es einen Gegner geben der ihm überlegen war und wenn doch, dann war sein Vater oder seine Mutter für ihn da. Nur dies hier war ein ihm unbekannter Leopard. Weder wusste Sunil wo er herkam, noch was er wollte. Vor allem der letzte Punkt machte ihm Sorgen. Hier war noch nie ein anderer Leopard aufgetaucht, laut seiner Mutter gab es diese Rasse nicht einmal auf diesem Kontinent. Wo also kam dieses Tier her? In letzter Zeit passierte hier zuviel um einfach Zufall zu sein. Trotzdem glaubte Sunil nicht, das der Wolf etwas damit zu tun hatte. Dafür war er zu überrascht gewesen als er seine Rasse entdeckte. So als hätte er etwas wie ihn noch nie gesehen. Nein, Jamie hatte sicher nichts damit zu tun, dafür war der Geruch in seiner Hütte auch zu alt gewesen.

Allerdings konnte er diese Drei benutzen um sich zu schützen. Jamie und der Kleinere taugten zwar nicht als Beschützer, doch die Hilfe des Großen nahm er gerne an. Leoparden legten sich nicht mit stärkeren Gegnern an. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Er hielt es immerhin genauso, wenn es auch kein Raubtier gab, das ihm gleichkam. Nun bis jetzt war es so gewesen.

Sunil ärgerte die Tatsache das er auf fremden Schutz angewiesen war. Seit sein Vater tot war stand er auf eigenen Beinen und dabei stellte er sich gar nicht einmal so schlecht an. Immerhin lebte er doch noch.

Gut, der Handel den sein Vater aufgebaut hatte stagnierte, doch er hatte eben keine Zeit sich um die Produktion zu kümmern. Außerdem fehlte ihm auch etwas an Talent, doch das ließ sich mit ein wenig Übung sicher beheben. Nur er besaß die Zeit dafür nicht, schließlich musste er sein Überleben sichern.

Sunil liebte diesen Dschungel einfach, auch wenn es schwer war hier alleine zu überleben. Nur würde sich das nicht ändern. Nicht jeder hatte das gleiche Glück wie sein Vater. Selbst als sein Sohn durfte er nicht damit rechnen in den Urwäldern Südamerikas einen geeigneten Partner zu finden. Es verirrten sich einfach zuwenig Wertiere in dieses Gebiet.

Seufzend sah Sunil sich um, doch es gab an dieser Stelle nichts mehr, das er benötigte. Hier fand er nichts was er wollte, nicht einmal eine Gefährtin, doch das würde ihn nicht daran hindern hier zu bleiben.

Nachtgeflüster 12

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 12

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Morgen.“

Die bekannte Stimme ließ Jamie die Augen aufschlagen und er sah in Erecs Gesicht.

„Du lässt nach. Wenn ich dich umbringen wollte, hätte ich nun leichtes Spiel gehabt.“ Der Bär lächelte ihn mit gutmütigen Spott an.

„Wenn du mich wirklich umbringen wolltest, müsstest du dich in einer lange Reihe anstellen. Aber ich kann dich beruhigen, man hört dich schon kilometerweit entfernt.“ Jamie richtete sich auf und streckte sich genüsslich.

„Ich wollte nur noch nicht aufstehen.“

„Lügner.“ Der Größere stellte einen Sack auf seine Pritsche.

Der Wolf warf einen fragenden Blick darauf.

„Etwas von unseren Sachen, das was wir haben reicht nicht für ein halbes Jahr.“

„Aha.“ Jamie nickte.

„Wo ist Cyrie?“

„Mit den Anderen zurückgegangen.“ Erec machte eine wegwerfende Bewegung.

Jamie stand auf und ging zum Zelteingang. Nun damit hatte er eigentlich nicht gerechnet, doch es war vielleicht das Beste. Wer wusste schon wie groß Sunils Hütte war. Zu viert saßen sie vielleicht aufeinander und das für ein halbes Jahr, das konnte nicht gut gehen. Obwohl…

Jamie schlug den Zelteingang zurück und sah grinsend zu Erec zurück. „Bist du dir da sicher?“

Verwirrt sah der Bär auf und kam zu ihm. „Was? Natürlich bin ich mir… oh.“

Jamie verließ nun das Zelt vollständig. „Morgen Cyrie, wie geht es?“

Der Schakal ignorierte ihn allerdings. Seine Augen sahen nur wutentbrannt auf Erec.

Etwas verlegen trat auch Erec aus dem Zelt. „Cyrie, was für eine Überraschung.“

„Du!“ Cyries Zeigefinger deutete anklagend auf Erec.

„Das werde ich dir nie vergeben. Schlaf auf dem Wagen Cyrie. Dort ist es gemütlicher Cyrie.

Ja, es war bequemer für dich mich am Morgen abzutransportieren!“

Skeptisch sah Jamie den Bären an.

Dieser zuckte nur mit den Schultern und verzog leicht das Gesicht. „Es wäre zu auffällig gewesen ihn zu fesseln.“

„Was dich aber nicht davon abgehalten hat!“ Damit warf er etwas nach dem Größeren, das dieser fing.

Jamie bemerkte das es die Überreste eines Seiles waren. Nun hatte Erec wohl ein wirkliches Problem. Diesen Streit konnte er wohl nicht mehr verhindern, doch er würde sein möglichstes versuchen um ihn zu verschieben.

„Cyrie, lass mich doch erklären.“

Der Schakal hob nur bestimmend die Hand und beendete so Erec Erklärung. „Ah. Red mich bloß nicht mehr an.“

Als der Bär abermals den Mund öffnete, sah er ihn kalt an. „Kein Wort.“

Nun musste er wohl einschreiten um die Schäden niedrig zu halten. Lächelnd klatschte er in die Hände. „Kinder, bitte macht doch nun keinen Aufstand. Falls es euch interessiert, es ist mir gelungen eine Unterkunft für die Regenzeit aufzutreiben. Wir dürfen bei Sunil bleiben. Dafür müssen wir nur für eigene Nahrung und einige Gegenleistungen sorgen. Deswegen wirst du Erec dich bei ihm melden. Es gibt einige handwerkliche Aufgaben für dich.“

Lächelnd drehte er sich zu Cyrie. „Und wir Zwei gehen jagen. Auch dafür haben wir die Erlaubnis.“

„Warum muss ich zu dem Kleinen?“ Erec sah Jamie nicht sehr begeistert an.

„Weil ich es sage. Übrigens wenn du das nächste Mal ein Werwesen fesselst, nimm Ketten. Das hält wenigstens.“ Dabei zwinkerte er dem Jüngeren verschwörerisch zu.

Cyrie stöhnte und schüttelte den Kopf. „Nun, gib ihm nicht auch noch Tipps.“

„Ich werde es mir in Zukunft verkneifen. Gehen wir?“ Damit deutete er auf den Wald hinter sich.

„Ja, gehen wir. Ich habe gute Lust meine Zähne in etwas Lebendes zu schlagen.“ Nachdenklich ging er an dem Wolf dabei.

„Ob es etwas gibt, das einem Bären ähnlich sieht?“

Grinsend legte er dem Schakal eine Hand um die Schultern. Nach der Jagd würde es ihm sicher wieder besser gehen. Dessen war er sich sicher. „Was immer der Wald hergibt, gehört dir Cyrie.“

Erec hatte sich den Schlamassel eingebrockt und durfte ihn auch auslöffeln. In ihre Angelegenheiten würde er sich sicher nicht einmischen. Bis jetzt hatte das noch nie etwas gebracht.
 

Sunil war gerade dabei ein paar Sachen einzupacken, als er es an der Tür klopfen hörte. Nun, er wusste Dank seiner Sinne ja schon wer da war. „Ja.“

Die Tür öffnete sich und Erec sah herein. „Jamie sagte mir du willst etwas?“

„Ja. Du musst einiges reparieren, damit wir es trocken haben.“

Der Bär trat ein und sah sich um. „Ja, da gibt es hier einiges.“

Sunil winkte ab und verzog das Gesicht. „Nicht hier.“

Klar, hier gab es einiges zu machen, doch das war sinnlos, wenn es bald unter Wasser stand. Für ihn wäre es einfacher nur im Baumhaus zu leben, doch sein Vater liebte diese Hütte. Aus diesem Grund kam er immer wieder hierher zurück. Seine Mutter hatte, wie er, das Baumhaus immer bevorzugt.

Sunil deutete auf eine Kiste. „Nimm das Werkzeug mit.“

Als der Bär sich nicht bewegte, zuckte er nur mit den Schultern. Gleichgültig klemmte er sich den Korb unter den Arm. „Dann bearbeite das Holz eben mit deinen bloßen Händen.“

Es war nicht sein Problem, wie der Bär die Arbeiten erledigte. Hauptsache sie wurden erledigt.

Mit einem leichten Grinsen sah er, wie der Andere schlussendlich doch die Kiste aufhob. Er führte ihn zu seinem Baum, der den Eingang zu seiner anderen Behausung darstellte.

„Wow.“ Der Bär sah den Baumstamm überrascht an.

„Hier scheinen sich oft Raubkatzen zu tummeln.“

Auch Sunil sah sich lächelnd die Kratzspuren an dem Stamm an. „Ja, so ungefähr.“

Also hatte Jamie ihnen nichts von seiner wahren Natur erzählt. Auch gut, gleich würde zumindest er es selbst sehen. Sunil begann sich auszuziehen.

„Was machst du?“ Erec sah ihn fragend an.

Sunil deutete mit dem Zeigefinger zur Baumkrone. „Wir müssen da hinauf.“

Der Ältere lachte. „Als ob ein Wolf da hinaufklettern könnte.“

Dabei konnte der Mischling nur nachsichtig lächeln. „Wohl kaum. Allerdings sehe ich hier auch keinen Wolf.“

Mit diesen Worten wandelte er sich und sah den Bären an. ‚Du etwa?’

So wie ihn der Bär in diesem Moment ansah, könnte man fast meinen er hätte ein Gespenst gesehen. Nein, in dieser Hinsicht hatte der Wolf seine Gefährten wohl wirklich im Dunklen gelassen.

„Du bist ein Leopard.“ Man konnte den Unglauben in der Stimme des Älteren deutlich hören.

‚Nur teilweise, aber ja es ist ein Teil von mir. Und nun schließ besser den Mund. Hier gibt es eine Menge Insekten.’ Damit begann er auf den Baum zu klettern. Irgendwie mochte er es mit dem Anderen zu scherzen. Es fühlte sich gut an, so als würde man mit Jüngeren oder Gleichaltrigen reden. Auf jeden Fall glaubte er das, da Sunil noch nie mit Gleichaltrigen gescherzt hatte, deswegen fehlte ihm der Vergleich.

Er erreichte die Plattform und warf dem Bären ein Seil zu. ‚Mach die Sachen daran fest.’

Während Erec seinen Anweisungen Folge leistete, verwandelte er sich wieder zurück. Ein Blick nach unten zeigte ihm, das alles fest verstaut war.

Sunil zog die Sachen hoch und warf dem Bären eine Strickleiter zu. „Zieh sie wieder ein, wenn du oben bist.“

Er selbst machte sich daran die Sachen los und an einem anderen Seil wieder festzubinden. Das waren nur wenige Sachen, da musste er den Aufzug noch nicht benutzen. In dem Moment in dem der Größere auf der Plattform ankam, machte sich Sunil daran auf der Strickleiter hinaufzuklettern. Das war schon alles Routine für ihn.

Oben angekommen zog Sunil die festgebundenen Sachen die restliche Strecke hinauf.

„Eindrucksvoll.“ Erec sah sich um, bevor er vollends in das Baumhaus kam und die Luke unter sich schloss.

„Ich weiß.“ Der Mischling zog den Korb in die Hütte und stellte ihn ab.

„Nur sehr arbeitsaufwändig. Doch das wirst du merken.“ Immerhin war er hier um das zu beheben.

„Das glaube ich sogar ungesehen.“ Erec lächelte leicht.

„Zeigst du mir um was es geht?“

Sunil zuckte die Schultern. „Nun das Dach gehört ausgebessert, dort wo sich eben Löcher befinden, ebenso wie einige Bodenbretter.“ Sie standen in einem Raum, der Küche und Wohnraum bildete, ebenso wie bei seiner Hütte, doch damit endete die Ähnlichkeit auch schon.

Sunil ging zu einem Raum, in dem man ein Doppelbett fand, ebenso wie andere Möbel, die es als Schlafzimmer auszeichneten. Er durchquerte den Raum und betrat den Balkon. Obwohl das auch die falsche Bezeichnung war, immerhin zog sich dieser Balkon um das ganze Haus. Man konnte ihn von jeden Raum aus betreten und auch umgekehrt. „Hier gehört das Geländer ausgetauscht.“

Ihn außen um das Gebäude führend, blieb Sunil vor einer kleinen Kammer stehen. „Wenn es noch Zeit gibt, kann man hier vielleicht das Seil prüfen, das ist wohl am Anfang das Wichtigste.“

Erec warf einen Blick in die Kammer, die so dunkel war, das man nur ein Seil erkennen konnte, das darin hing. „Was ist das?“

Der Mischling streckte eine Hand aus, um ihn am weitergehen zu hindern. „Keinen Schritt weiter oder du legst den Weg den du heraufgeklettert bist im freien Fall zurück nur hinunter. Das ist der Aufzugsschacht.“

„Was soll das sein?“ Der Bär sah ihn skeptisch an.

„Da unten ist eigentlich nur ein Brett, das an einem Seil fixiert ist. Mit dieser Kurbel…“ Damit deutete er auf eine große Kurbel außerhalb der Kammer. „…zieht man ihn herauf. Praktisch für Möbel.“

Sein Vater war schon immer ein erfinderischer Mensch gewesen und liebte es Neues auszuprobieren. Diese Idee hatte er allerdings von einem Menschen, nur die Umsetzung hatte er selbst in Angriff genommen. Alles in allem war dieses Haus ein wahres Wunderwerk in den Baumwipfeln. Wie es eben ein Hochzeitsgeschenk sein sollte, wenn es damals auch noch nicht so ausgesehen hatte. Doch sein Vater hatte während der Regenzeit ja keine andere Beschäftigung gehabt. Entweder baute er an der Hütte oder er arbeitete in seiner Werkstätte. Ach ja, die Werkstätte, Sunil wusste das ihm etwas entgangen war.

„Komm mit.“ Er klopfte dem Bären leicht gegen die Brust und ging den Weg wieder zurück, den sie gekommen waren. Als sie um eine Ecke bogen blieb der Ältere stehen.

„Nein.“ Seine Stimme klang irgendwie atemlos.

Sunil nickte lächelnd. „Doch. Die Werkstatt meines Vaters und nun meine.“

Sein Finger zeigte auf eine weitere Hütte in der nächsten Baumkrone. Verbunden war das alles durch eine Hängebrücke. Die war auch das Problem. „Es sind einige Bretter der Brücke durchgebrochen, vielleicht kannst du das richten? Zwar komme ich noch rüber, doch es ist lästig sich dafür verwandeln zu müssen.“

„Wie groß ist dieser Komplex eigentlich?“

„Das alles oder die Werkstätte?“ Sunil lächelte bei dem ungläubigen Ton des Älteren. Doch dann schüttelte er den Kopf.

„Es reicht, um fünf Monate stressfrei miteinander auszukommen.“

Nachtgeflüster 13

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 13

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Mein Gott, nun streng dich doch ein wenig an Erec. Wir wollen bald fertig sein.“ Jamie seufzte und sah in den Aufzugsschacht.

„Ach willst du etwa kurbeln? Wir können gerne tauschen.“ Der Bär sah ihn an, in seinen Augen funkelte es wütend.

„Danke, kein Bedarf.“

„Das dachte ich mir.“ Mehr als diese gegrummelten Wörter kamen nicht von dem Bären.

Es stimmte, das es unfair war Erec, die ganze Zeit kurbeln zu lassen, doch er war der Einzige dessen Kräfte dafür reichten. Seine und Sunils, doch dieser war am unteren Ende des Schachtes und belud den Aufzug.

Jamie wand sich seufzend um und sah über das Geländer. Es regnete nun schon seit Tagen, so das Sunil es für an der Zeit befunden hatte umzuziehen. Er konnte nicht leugnen, das es ihn überrascht hatte, so einen Komplex in den Bäumen vorzufinden. Wer konnte auch ahnen, das sich so etwas über ihren Köpfen befand? Alle Baumhäuser die Jamie kannte, waren für Kinder oder Jäger. Nur waren das alles nur Übergangslösungen oder Spielplätze und nicht zum wohnen gedacht, weshalb er sich das hier nur um eine Spur größer vorgestellt hatte. Doch dies hier war ja schon fast eine Villa im Gegensatz zu anderen Baumhäusern.

So überrascht er von diesem Haus war, genauso überrascht reagierte Cyrie auf Sunils wahre Gestalt. Vielleicht hätten sie ihn auch darauf vorbereiten sollen, doch daran hatte keiner von ihnen gedacht. Allerdings hatte ihn die Reaktion des Schakals kaum überrascht. Seit er wusste was Sunil war, wich er ihm nicht mehr von der Seite, immerhin musste er sein neues Forschungsobjekt ja studieren. Jamie war es nur Recht. Er war lieber hier oben als unten im Schlamm herumzustapfen. Nein, das stand auf seiner Liste von erstrebenswerten Dingen ganz weit unten.

„Mach es fest.“ Erec sah auffordernd zu ihm.

Jamie nickte und befestigte die Kurbel mit einem Seil, so das sie sich nicht mehr bewegen konnte. Dieses Verhalten kannte er ja schon zur Genüge von Erec. Je schwerer einen Arbeit war, umso stiller wurde er. Das gehörte wohl zu seiner Art von Krafteinteilung. „Das war die Letzte oder?“

Hoffentlich, denn langsam gab es hier keinen Platz mehr. Da sie keine Ahnung hatten wo die Sachen hingehörten, hatten Erec und er sich darauf beschränkt die Sachen auszuladen und auf den Balkon und den nächsten Raum zu verteilen.

Der Bär nickte stumm und betrat die Ladefläche. „Nimm.“

Damit reichte er Jamie einen Stuhl.

Dieser nahm ihn und suchte einen Platz um ihn abzustellen. So machten sie es schon den ganzen Tag. Unten wurde eingeräumt hier ausgeräumt und abgestellt. Wobei Erec das ausladen übernahm und er das einräumen.

Zehn Minuten später fand auch das letzte Teil einen Platz und sie mussten nur noch auf die zwei Nachzügler warten.

Sunil kam als Erster oben an und sah sich in dem noch leeren Raum um. Seine Augen suchten Jamie und dieser konnte den verwunderten Blick darin deutlich zu erkennen. „Wo..?“

„Da wir nicht wussten, wo sie hingehören haben wir sie gestapelt.“ Jamie lächelte ihn unschuldig an. Bei ihm konnte das ja noch klappen. Ihm lag das einrichten von Häusern nicht so, weshalb er sie meistens schon möbliert kaufte. Zumindest befand sich das Nötigste schon immer darin. Einen festen Wohnsitz hatte er sowieso nicht, dafür war er viel zu oft auf Reisen.

„Wo?“ Die Augen den Mischlings verengten sich nun misstrauisch.

Jamie deutete ihm nur ihm zu folgen und führte ihn auf den Balkon.

Sunil stöhnte leise hinter ihm. „Oh mein Gott. Warum hast du nicht einfach gefragt?“

„Und wie bitte?“ Er konnte doch nicht wirklich erwarten, das er extra deswegen hinunterkletterte. Das war unnötige Arbeit, wenn es so auch ging.

„Du hättest hinunter kommen und mich fragen können. Nun vielleicht ist es auch ganz gut so.“ Kopfschüttelnd ging er wieder in den Wohnraum zurück.

„Gut, ich habe hier zwei Schlafzimmer. Also werden sich zwei das Schlafzimmer meiner Eltern teilen und einer von euch bei mir übernachten. Macht das unter euch aus. Ich suche inzwischen meine Sachen aus diesem Stapel.“ Damit verließ er das Zimmer.

„Also wenn wir uns das aussuchen können, dann schlafe ich bei Sunil.“ Cyrie hob lächelnd die Hand.

„Dein Forscherdrang in allen Ehren, aber sicher nicht.“ Erec sah ihn nur streng an.

„Also keine Einwände?“ Lächelnd sah der Schakal Jamie an.

Sie redeten also noch immer nicht miteinander. Natürlich, wann hätte sich das auch ändern sollen? Wenn er dem allerdings nachgab, würde Erec sicher innerhalb dieser fünf Monate die Beherrschung verlieren. Zwar wusste er noch immer nicht, welche Art von Beziehung ihn mit Cyrie verband, doch das eben war auf jeden Fall Eifersucht gewesen. Jamie kannte es viel zu gut, um dieses Gefühl falsch einzuschätzen. Also musste er in den sauren Apfel beißen. „Ich werde bei ihm schlafen Cyrie.“

Er hob beruhigend die Hand als der Schakal etwas sagen wollte. „Aber wenn etwas ungewöhnliches passiert, werde ich dir natürlich davon berichten.“

Hoffentlich reichte das aus um ihn zu befriedigen.

Mit einem Schnauben wand sich Cyrie um. „Aber glaub ja nicht ich schlafe mit dir in einem Bett.“

Mit diesen Worten ließ er Erec einfach stehen und ging auf den Balkon.

Erec sah ihn etwas hilflos an, doch Jamie zuckte nur mit den Schultern. „Wenigstens redet er wieder mit dir. Nimm es nicht so tragisch Großer.“

Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter. „Komm, wir müssen noch etwas aufräumen.“
 

Sunil wischte gerade den Staub aus seinen Regalen, als die Tür geöffnet wurde. „Also bist du mein Zimmerpartner.“

Im Grunde war es keine große Überraschung für ihn. Irgendetwas schien ihn mit dem Wolf zu verbinden, doch wahrscheinlicher war das er sich einfach gegen die anderen Zwei durchgesetzt hatte.

„Ja, ich hoffe du hast nichts dagegen.“ Jamie stellte einen Sack in eine Ecke.

Er schüttelte nur den Kopf. „Ich sagte doch das ihr euch das untereinander ausmachen sollt. Mir ist es egal wer am Ende hier schläft. Such dir einfach einen Platz aus wo du schlafen willst.“

„Erec kommt gleich und stellt mir mein Bett auf. Ich mag handwerkliche Arbeiten nicht unbedingt. Meine Fähigkeiten liegen eher auf anderen Gebieten.“

„Die sind dann wohl nicht sehr praktisch.“ Sunil sah aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel also wurde es wohl wirklich Zeit die Betten vorzubereiten.

Jamie lächelte leicht. „In einer anderen Art von Dschungel schon.“

Eine andere Art von Dschungel? Wie meinte er das? Sunil wurde erst nun bewusst, wie wenig er von seinen neuen Mitbewohnern wusste. Nun dieses Versäumnis sollte er aufholen.

Es klopfte an die Tür und der Bär trat ein. „Na dann. Macht einmal Platz damit ich den Schlafplatz für unseren kleinen Wolf hier aufstellen kann.“

Der Wolf ahndete diesen kleinen Seitenhieb sofort mit einer leichten Kopfnuss, die er dem Bären gab, doch er verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Sunil folgte ihm lächelnd. „Nur aus Neugier, wo kommst du eigentlich her?“

„Ah jetzt erst ziehst du Informationen über deine Mitbewohner ein? Reichlich spät, aber mir soll es Recht sein.“ Jamie wand sich lächelnd zu ihm um.

„Warum nicht? Wenn mir die Antwort nicht gefällt, dann kann ich dich immer noch fressen.“ Von so etwas ließ sich Sunil schon lange nicht mehr einschüchtern.

„Also?“

„Hm.“ Jamie schien kurz nachzudenken, bevor er zu einem Fenster ging und kurz hinaussah.

„Mal sehen. Ich besitze Häuser in Griechenland, Spanien und Italien, dazu noch Stadthäuser in London und Paris, ein Anwesen in Afrika und auf einem Schiff ist auch immer eine Kabine für mich reserviert. Doch geboren bin ich keinem dieser Länder.“ Bei diesem Zusatz lächelte er geheimnisvoll.

Das hatte er natürlich noch anbringen müssen, das war Sunil klar. Doch es zeigte durchaus Wirkung. Er war nun neugierig auf seine Herkunft. „Und?“

Jamie lachte nur kurz. „Ich komme von einer kleinen Insel im Mittelmeer. Zu welchem Land wir gehören, ich weiß es nicht. Das wechselt jedes halbe Jahrhundert. Mein Heimatland ist Korsika. Zumindest bin ich dort geboren und aufgewachsen, doch damit verbindet mich nichts mehr.“

„Nichts?“ Das war für Sunil unvorstellbar. Dieser Dschungel hier war sein Zuhause und auch wenn er ihn jemals verlassen würde, dann blieb trotzdem ein Teil von ihm hier. Es gab vielzuviele schöne Erinnerungen, die ihn mit diesem Ort hier verbanden.

Doch der Weißblonde schüttelte nur den Kopf. „Nichts. Mein naiver, großer Bruder hat bestimmt schon die Besitztümer geerbt und seine hübsche, zarte und berechnende Frau hat ihm sicher schon mit einem Erben beschenkt. Meine klugen und älteren Schwestern sind schon in alle Welt verheiratet, um den Einfluss ihrer Familie zu stärken und mein kleiner, süßer Zwillingsbruder folgte meiner sanften Mutter in den Tod. Also wie du siehst verbindet mich nichts mehr mit meinen Geburtsland.“

Es war seltsam das er bei jedem mindestens zwei Charaktereigenschaften anhängte. Doch das war sicher nur Zufall. Was Sunil so verwunderte, war der harte Glanz, der bei diesen Worten in Jamies Augen erschienen war. Deshalb klang seine nächste Frage eher etwas vorsichtiger. „Aber was ist mit deiner Familie?“

Jamie sah ihn nach dieser Frage einige Augenblick lang nur an. In seinen Augen konnte Sunil dabei kein Gefühl erkennen. Dann lächelte der Wolf leicht, aber es lag etwas gefährliches darin.

„Familie? Ja, ich habe eine Familie, doch keine dieser Personen gehört dazu.“ Als Sunil etwas einwenden wollte, hob er nur die Hand.

„Nein, das ist kein Thema über das ich diskutieren will. Meine Entscheidung ist schon vor langer Zeit gefallen. Ich habe Ratan und das ist alles was ich an Familie brauche.“ Er schwieg kurz.

„Ich werde einmal nachsehen wie weit Erec ist.“ Damit lies er Sunil einfach stehen.

Dieser sah ihm nur verwirrt hinterher. Ihm war nicht klar, wie man so eine Auffassung gegenüber seiner Familie haben konnte. Es musste etwas Schlimmes zwischen Jamie und seiner restlichen Familie vorgefallen sein um so eine Reaktion zu rechtfertigen. Außerdem wer oder was war Ratan?

Sunil wollte das wissen und wenn Jamie es nicht ihm erzählte, dann musste er es eben von den Anderen erfahren.

Nachtgeflüster 14

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 14

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil legte sein Besteck auf das Teller und stand auf. „Ich bin dann in der Werkstätte.“

„Schon klar.“ Erec winkte nur locker mit der Hand ab.

Auch Jamie wusste was das bedeutete. Es war Sunils Hinweis darauf das er nicht gestört werden wollte. Doch auch so hatte noch nie einer von ihnen diese Werkstätte betreten. Im Grunde war es ihnen auch egal was Sunil dort herstellte. Bis jetzt sah es nicht so aus, als wäre es etwas Sinnvolles. „Wer ist dran?“

Aufmerksam sah er seine beiden Begleiter an.

„Das bin wohl ich.“ Cyrie hob wenig begeistert die Hand.

„Ach so.“ Es war klar, das sich Cyrie nicht um den Abwasch riss, das machte keiner von ihnen. Aber nur so klappte das Zusammenleben zwischen ihnen, wenn sie sich den Haushalt aufteilten.

„Weißt du das er ein besonderes Interesse an dir zeigt?“ Der Bär deutete mit dem Daumen in die Richtung die Sunil eingeschlagen hatte.

„Ach hat er dich auch nach Ratan gefragt?“ Der Schakal sah den Braunhaarigen fragend an.

„Ja, klar.“

„Was?“ Jamie wusste jetzt nicht wie sie auf Ratan kamen? Hatte er etwa zuviel ausgeplaudert? Dabei hatte er gehofft Sunil hätte dieses Gespräch vor drei Wochen schon vergessen. Seitdem hatten sie eigentlich nicht mehr über dieses Thema gesprochen. Doch es war auch hart genug gewesen sich einzuleben. In der ersten Woche waren sie ja noch regelmäßig jagen gegangen. Doch die Ausbeute rechtfertigte den Aufwand nicht wirklich.

„Und was habt ihr ihm gesagt?“

Der Bär zuckte mit den Schultern. „Nur das er ein Freibeuter und guter Freund von dir ist. Auch das du ihn sehr magst und das er mit einem Wolf zusammen ist.“

Der Wolf nickte leicht. Ja, was auch sonst? Weder Erec noch Cyrie wussten von seiner Verbindung mit Ratan. Das war nichts das man jedem gleich auf die Nase band. Wenn es raus kam okay, doch er posaunte das nicht von sich aus in die Welt hinaus.

Er stand auf. „Dann überlasse ich dir einmal den Abwasch Cyrie. Morgen bin dann sowieso ich dran.“

Der Schakal nickte nur stumm.

Jamie überlegte einen Moment, bevor er Sunil folgte. Er musste diese Sache besser aus der Welt schaffen, bevor er mit seinen Fragen schlafende Hunde weckte. Seine Begleiter wussten zwar nichts bedeutendes, doch es war nicht gut wenn sie sich Gedanken über seine Vergangenheit machten. Wer wusste schon was dabei herauskam?

Er seufzte, als er in den Regen trat. Ja, das konnte wirklich eine Überschwemmung hervorrufen, dieses Wetter war auch wirklich deprimierend. Rasch lief er zu der zweiten Plattform auf der sich die Werkstätte befand. Sunils Vater wurde ihm sympathisch, schon alleine weil er auch die Balkone überdacht hatte. Laut klopfte er an die Tür der Werkstätte, das war auch das einzige Fenster hinter dem Licht brannte.

„Ja?“

Der Weißblonde öffnete de Tür und trat ein. „Entschuldige, ich will dich nicht stören aber wir sollten etwas bereden.“

„Ach sollten wir? Wir reden doch schon die ganze Zeit miteinander.“ Sunil stand vor einem kleinen Kasten und musterte den Inhalt.

„Sag mal bist du wütend?“ Denn wenn es so war, dann hatte er keine Erklärung dafür. Zumindest wusste er keinen Grund dafür.

„Nein, zumindest nicht auf dich.“

Wohl eher auf den Inhalt des kleines Kastens vor ihm. Jamie konnte allerdings nicht erkennen was sich darin befand. Langsam kam er näher, um zu erkennen was sich darin befand. Was er sah ließ ihn einen leisen Pfiff ausstoßen. Das war eine Menge Edelsteine, die sich in kleineren Laden stapelten. „Also was ist das Problem?“

„Das sieht man doch. Ich krieg einfach keinen richtigen Schliff hin.“ Sunil wand sich von dem Kasten ab.

Wie meinte er das? Soweit Jamie das beurteilen konnte und das konnte er Recht gut war der Schliff bei den Meisten nahezu meisterhaft. „Ich handle mit Edelsteinen und ich kann an dem Schliff wirklich keinen Makel erkennen.“

„Dann hattest du einfach noch nie einen Stein von meinem Vater in den Händen. Es mag sein das der Schliff gut ist, doch es reicht nicht an den meines Vaters heran. Bei ihm bekam jeder Stein seinen eigenen Glanz.“

„Das ist doch ganz gut.“

„Das reicht aber nicht. Es soll nicht gut, sondern perfekt sein.“ Sunil sah ihn wütend an.

Okay, es war Zeit für einen Themenwechsel. Da konnte er nicht wirklich mitreden und seine Beteuerungen machten es scheinbar nur schlimmer. „Warum fragst du eigentlich Cyrie und Erec nach meiner Vergangenheit aus?“

„Weil du nicht antworten willst.“ Der Mischling begann einige Gegenstände auf dem Tisch zu ordnen.

„Ja, weil das meine Privatsphäre ist. Das geht nur mich etwas an.“ Um das noch zu unterstreichen legte er eine Hand an seine Brust. Davon wusste nur er etwas, er und alle Beteiligten. Sogar Ratan war nur teilweise eingeweiht.

„Wenn es so ist, wieso hast du dann damit angefangen? Eine knappe Antwort hätte gereicht, doch du musstest es ja noch etwas ausschmücken. Kein Wunder das es mich neugierig gemacht hat. Es klang ja fast so als würdest du etwas darüber erzählen wollen.“

Darüber erzählen wollen? Wohl eher das Gegenteil war der Fall. Er wollte es vergessen. Tief in sich begraben und irgendwann vergessen, bei einem langen Leben wie es Werwesen beschieden war musste das doch möglich sein.

Er schüttelte beinnahe traurig den Kopf. „Nein, das hast du falsch interpretiert. Ich will es nur vergessen.“

„Vielleicht, doch du wolltest es auch jemanden erzählen. Du wählst deine Worte nicht unbedacht, dafür gehst du zu geschickt damit um.“

Diese Unterstellung trieb ein leichtes Lächeln auf Jamies Lippen. Ja, er war wahrlich geschickt damit. So sehr das er nicht einmal wusste was er damit ausgelöst hatte. Mit Worten konnte er Menschen lenken in jede beliebige Richtung und nun hatten sie ihn in ein Problem hineinmanövriert.

Sunil seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. „Hör zu ich will dich nicht drängen, doch glaubst du nicht das es leichter zu vergessen ist, wenn du jemanden davon erzählst? Außerdem wem sollte ich davon erzählen? Ich habe hier kaum Gesprächspartner und die, die ich habe interessieren sich nicht für dich. Wahrscheinlich bin ich einer der wenigen Menschen in dieser Welt, dem man alles erzählen kann.“

Ob er es konnte? Eigentlich wusste er nicht einmal ob er darüber reden konnte. Da half wohl nur eines. „Du willst also meine Lebensgeschichte hören? Ich warne dich, es ist nicht sehr schön.“

Sunil nickte nur und das gab Jamie den Mut weiter zusprechen. „Mein Leben begann mit zwei Morden. Im Mutterleib habe ich bereits meinen Zwilling getötet und bei meiner Geburt meine Mutter. Sie war eine sanfte und zierliche Frau, jeder wusste das sie niemals Zwillinge gebären könnte. So war es wohl auch, der Stärkere von uns beiden hat sich durchgesetzt und das war ich. Das hat mir mein Vater wohl nie verziehen.

Ich wuchs im Familienanwesen auf, umgeben von einer Amme und einigen Dienern. Erst mit zwei Jahren realisierte ich, das dieser Mann der mich immer mit einem stillen Vorwurf in den Augen ansah mein Vater war. Meine Schwestern habe ich nur selten gesehen. Sie waren alle älter als ich und schon früh verheiratet worden. Im Grunde kenne ich sie nicht. Dafür kenne ich meinen Bruder nur zu gut.

Er war ein Wesen von schlichten Gemüt, verhätschelt von der Liebe seines Vaters, nach der ich mich sehnte. Allerdings habe ich ihn nicht gehasst.

Er und ich bekamen die besten Lehrer, wobei ich deutlich mehr Unterricht hatte als er. Wahrscheinlich ein Mittel von meinem Vater um mich zu beschäftigen, ich sollte wohl bloß nicht auffallen. Naiv wie ich war, dachte ich das mein Vater mich vielleicht nicht mehr so vorwurfsvoll ansehen würde, wenn ich meinen Bruder in meinen Studien überflügelte. Es war nicht schwer dieses Ziel zu erreichen, doch gebracht hat es nichts.“ Jamie dachte ungern daran zurück. Damals war er so naiv, so jung gewesen. Heutzutage konnte er Familien mit ein wenig Arbeit zerreißen doch bei sich selbst hatte er versagt.

„Das war glaube ich dann der Punkt an dem ich beschloss etwas zu unternehmen. Besser gesagt redete ich mit meinem Vater. Es ist unvorstellbar, doch ich war sieben als ich das erste Mal mit meinem Vater redete. Zwar grüßte ich ihn und erzählte ihm auch etwas, doch eine Antwort hatte ich nie bekommen. Ich war wie Luft für ihn und daran konnte ich nichts ändern. Wahrscheinlich hat er damals auch nur mit mir geredet, weil ich ihm einfach keine Chance gelassen habe. Oh und diese Möglichkeit hat er gut genützt. Ich zolle ihm noch immer Respekt dafür wie er einen siebenjährigen Jungen systematisch fertig gemacht hat. Es sind viele Worte an diesem Tag gefallen, doch das Hauptargument war wohl, das er mir den Tod meiner Mutter nicht verzieh.

In dieser Nacht bin ich von daheim weggelaufen. Mit einem Fischboot konnte ich nach Italien übersetzen und schlug mich irgendwie durch. Ich weiß nicht wie lange ich dort war, bis er mich fand.“

Bei dieser Erinnerung musste der Wolf einfach Lächeln. Ja, damals hatte er Ratan getroffen, was ihm wohl auch die Kraft gegeben hatte durchzuhalten. „Ratan, war damals selbst noch recht jung, trotzdem hat er mich bei sich aufgenommen. Er hat sich um ein fremdes Kind gekümmert ohne etwas dafür zu fordern. Diese Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit hat mich wohl an ihm so fasziniert. Wahrscheinlich war ich deswegen zu vertrauensvoll, denn ich verriet ihm wo ich herkam. Nur wenige Tage später waren die Männer meines Vaters da, um mich zurückzuholen.“

Jamie seufzte leise. Ja, damals hatte er Ratan schlimme Vorwürfe gemacht, doch nun verstand er es. Auch der Tiger war jung und unerfahren gewesen. Die Verantwortung für ein Kind war einfach zuviel für ihn gewesen. Außerdem hatte er geglaubt, das ein Kind bei seiner Familie am Besten aufgehoben war. Wie hätte er auch anders denken können? Jamie hatte ihm nie erzählt weshalb er weggelaufen war.

„Mein Vater holte mich nur aus einem Grund zurück. Wegen seines Rufes. Ich war immer noch sein Sohn, wenn ich weglief, dann warf das ein schlechtes Licht auf ihn. Doch er traf Vorkehrungen. Das Anwesen dufte ich ab nun nur mehr zu bestimmten Zeiten verlassen. Innerhalb dieses goldenen Käfigs wurde ich als erwachsen.“

Ein amüsiertes und zugleich trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen des Weißblonden. „Und ab da wurden die Dinge wirklich interessant.“

Nachtgeflüster 15

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 15

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil war gelinde ausgedrückt geschockt. Er konnte sich nicht vorstellen so aufzuwachsen. Das war doch keine Familie, noch dazu wo für ihn Familie alles war was er hatte. Doch es irritierte ihn auch wie gleichgültig Jamie das alles erzählte, so als würde ihn das alles nichts angehen. Nur manchmal konnte man eine Gefühlsregung wie ein Lächeln sehen. Nur wirkte es etwas deplaziert.

Allerdings konnte Sunil nicht abstreiten das es ihn, obwohl es schrecklich war, auch faszinierte. Immerhin war es Jamies Vergangenheit und von dieser wollte er etwas erfahren.

Jamie fuhr, von ihm unbeeindruckt, fort. „Ich war zwischen dreißig und vierzig als es passierte. In unserer Nachbarschaft gab es ein junges adeliges Mädchen. Sie kam mich oft besuchen und wir unterhielten uns, ritten aus und machten lange Spaziergänge miteinander. Ihr Name war Sarah und nach und nach verliebte ich mich in sie. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel Auswahl was meine erste Liebe anging. Sie war immerhin das einzige Mädchen das ich kannte und die vom Stand her zu mir passte. Denn auch wenn ich der ungewollte Sohn war, mein Vater hätte nie zugelassen das ich etwas machte das die Familie beschämt hätte. Schließlich war er immer noch ein Großfürst.

Mein Bruder war damals leider im Ausland zu Studienzwecken, vielleicht hätte ich mir dann einiges ersparen können.“

Der Wolf seufzte leise.

Da war sicher etwas vorgefallen, doch so wie Sunil das einschätzte würde er das sowieso erfahren. Bis jetzt erzählte Jamie ja auch nur von sich selbst. Fragen konnte er auch noch später stellen.

„Ich war jung, dumm und verliebt. Eine tödliche Mischung für jeden Mann und auch mir hat es zwar nicht das Genick, doch das Herz gebrochen. Eines Tages fragte ich Sarah ob sie meine Frau werden wollte. Es hätte mich nicht verwundern sollen, das sie sofort zusagte. Doch mein Verstand war da schon lange nicht mehr klar, Liebe kann einem wirklich die Sinne vernebeln. Auf ihre Bitte hin, hielten wir die Verlobung geheim und erzählten nur unseren Familien etwas davon. Schließlich mussten unsere Väter es ja absegnen. Da meinem Vater sowieso jede meiner Taten egal war, gab es da keine Schwierigkeiten. Bis mein Bruder wiederkam.

Ehrlich gesagt habe ich meinen Bruder immer gemocht. Er hatte einen guten Kern und versuchte immer die Taten meines Vater zu erklären, so das es nicht mehr so schlimm wirkte. Einfach ausgedrückt, er hat sich um mich gekümmert, obwohl er es nicht musste.“

Das war doch etwas Gutes. Immerhin hatte er einen Bruder gehabt, dem er nicht egal gewesen war. Wieso hatte er dann auch mit ihm gebrochen? Doch Sunil ahnte, das da noch etwas kam und seine Worte ließen auf nichts positives schließen.

„Es hätte mich verwundern sollen, dass Sarah so von meinem Bruder begeistert war, doch wie gesagt ich war total verblendet. Selbst als sie mehr Zeit mit ihm als mit mir verbrachte wurde ich nicht misstrauisch. Drei oder vier Monate lang hat es mich nicht gestört.“ Jamie legte eine Hand gegen die Stirn.

„Nun, ich habe für meine Blindheit gezahlt. Mein Vater richtete eine Geburtstagsparty für meinen Bruder aus, wie fast jedes Jahr, zu der alle eingeladen waren. An diesem Abend wollte ich sogar meine Verlobung mit Sarah bekannt geben. Natürlich wusste sie nichts davon, wie auch wenn ich sie kaum noch sah. Ich war ein Idiot.

Zum Glück hielt mich mein Bruder von dieser Torheit ab, auf die schlimmste Art die es gab. Kurz vor dem Fest kam er zu mir, um mit mir zu sprechen. Zu Anfang entschuldigte er sich überschwänglich und viel zu oft, um mich ahnen zu lassen das es um keine Kleinigkeit ging. Als er dann endlich zum Punkt kam merkte ich zum ersten Mal was Verrat war. Sarah und er hatten sich verliebt und wollten heute ihre Verlobung bekannt geben. Er wusste das sie mit mir verlobt war, doch laut ihrer Aussage liebte sie nun ihn und nicht mehr mich. Natürlich, wer konnte es ihr verdenken, immerhin war mein Bruder der Erbe und nicht ich. Diese Nachricht traf mich wie ein Schlag, aber wenigstens konnte ich wieder klar denken.

Das war das letzte Mal das ich meinen Bruder sah. Ich ging nicht zu diesem Fest, sondern nutzte die Nacht um mir meinen Schmerz und Wut von der Seele zu laufen. Als ich am Morgen zurückkam, war schon alles vorbereitet. Meine Koffer waren gepackt und eine Kutsche stand bereit. Mein Vater fing mich schon an der Tür ab und erklärte das ich für längere Zeit auf Reisen gehen würde. An den Vampirhof zwecks diplomatischer Verhandlungen.“

Sunil konnte nicht verstehen weshalb so eine Bitterkeit bei diesen Worten mitschwang. So etwas war doch eine wichtige Aufgabe, das vertraute man nicht jedem an. Das war auch der Grund warum er ihn zum ersten Mal unterbrach. „Aber das ist doch nichts Schlechtes oder?“

Der Weißblonde schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Für mich war es die beste Schule die ich bekommen konnte. Aber ich glaube zuerst sollte ich dir etwas erklären.

Vor einigen Jahrhunderten schlossen die Vampire und Werwölfe einen Pakt. Es war ein Friedensabkommen und ein Teil davon war, das die Wölfe als Pfand für den Frieden einige ihrer Adelssöhne als Geiseln zu den Vampiren schicken sollten. Heute ist das schon lange vergessen und trotzdem schicken Adelsfamilien einige ihrer Söhne an den Vampirhof. Es sind immer diplomatische Zwecke, die genannt werden, doch es ist nichts besseres als eine Erziehungsanstalt. Wenn eine Familie ein schwarzes Schaf hat, dann schickt es dieses an den Vampirhof. Einfach um es loszuwerden. Dann, nach einigen Jahren holen sie es wieder heim, wenn sie der Meinung sind es hat seine Lektion gemerkt. Die Drohung einen an den Vampirhof zu schicken, ist eine gute Möglichkeit um Kleinkinder einzuschüchtern.“

„Oh.“ Das hatte Sunil nicht gewusst. Doch seine Eltern hatten ihm nie etwas davon erzählt, warum auch? Eine solche Drohung hätte bei ihm nicht gewirkt, da er keine Vampire kannte. Diese verirrten sich wohl auch noch seltener hierher als Wertiere.

„Aber dann bist du doch nach einigen Jahren wieder heimgekommen oder?“

Jamie sah ihn verblüfft an und lachte dann. Auch wenn es amüsiert klang, schwang etwas Wehmut darin mit. „Nein, ich habe meine Heimat nie wieder gesehen. Besser gesagt ich will sie auch nie wieder sehen. Meine Familie hat mich sicher auch schon vergessen. Am Anfang schrieb mir mein Bruder noch, doch ich habe seine Briefe nie beantwortet, ich habe sie nicht einmal geöffnet. Ich habe mir am Vampirhof ein neues Leben aufgebaut und von ihnen gelernt. Glaub mir, Vampire können dir eine Menge beibringen, wenn es um Intrigen und Manipulation geht. Und ich habe zwischen ihnen Jahrelang gelebt. Nicht gewollt, aber geduldet, da ich erfolgreich Handel mit ihnen trieb. Ich hatte dort ein gutes Leben, bis ich alles aufgab. Doch das ist eine Geschichte, die mit deiner Familie zu tun hat.“

Sunil wusste, das die Geschichte nun zu Ende war. Mehr würde er ihm jetzt nicht verraten, das spürte er einfach. Wie gesagt das Meiste das Jamie ihm erzählt hatte verstand er nicht, da er eine sehr intakte Familie gehabt hatte. Für ihn war es undenkbar das sich Eltern so verhalten konnten. Selbst sein Vater hatte sich um ihn gekümmert, als seine Mutter starb. Doch scheinbar waren adelige Männer so schwach. Sein Vater hatte ihm oft erzählt, das er es nicht mehr aushielt, das sein Vater nach dem Tod seiner Mutter so verfiel. Einer der Gründe warum er sein Elternhaus verlassen hatte.

Wobei es schien auch ein Hobby von adeligen Kindern zu sein, wegzulaufen. Soweit er wusste, hatten das seine Cousinen auch gemacht. Was war nur los mit diesen Leuten? Sunil runzelte nachdenklich die Stirn.

„Das war wohl zuviel, aber wie immer wolltest du es wissen. Doch es ist Vergangenheit, wie gesagt ich will es nur vergessen.“ Jamie lächelte nun wieder ehrlich und es wirkte sogar irgendwie erleichtert.

„Willst du mir zeigen, wie du es machst? Ich bin kein Profi, doch ein wenig verstehe ich von dieser Kunst.“ Mit dem Kopf wies er auf die Edelsteine, die noch unbehandelt auf dem Tisch lagen.

Also Themenwechsel und das auch noch so geschickt. Doch es stimmte, da gab es ja noch etwas. Sunil verzog kurz das Gesicht. „Wenn du glaubst du kannst mir noch etwas beibringen? Versuch dein Glück.“

Warum auch nicht? Er war für jede Hilfe dankbar.
 

Mit einem Hauch von Abscheu beobachteten braune Augen, die Regentropfen, die unaufhörlich auf den Boden fielen. Wie er diese Zeit hasste. Wie bei allen anderen Leoparden machte sie ihn träge und das konnte er nicht brauchen.

Ein warmer Körper drängte sich an ihn und sorgte dafür das er rasch aufstand.

Überrascht öffnete das Leopardenweibchen die Augen. ‚Was ist?’

‚Wir sind fertig. Geh jetzt.’ Ja, er hatte seine Pflicht erfüllt ob es etwas gebracht hatte, würde sie in den nächsten Wochen schon noch merken. Doch wenn er Glück hatte, gab es keine Möglichkeit mehr zu ihm zu gelangen. Sie war ihm sowieso nur gefolgt, weil sie seine Gene für ihren Nachwuchs wollte.

Sie stand auf und streckte sich genüsslich. ‚Du bist grausam. Doch das sind wir ja schon von dir gewohnt. Ein paar Gefühle würden dir ganz gut tun Kyrin.’

Dieser zog es vor nicht darauf zu antworten. Einen Moment betrachtete er noch den Regen. ‚Verschwinde.’

‚Was macht eigentlich deine selbsternannte Aufgabe? Du weißt das wir ihn nicht wollen.’

‚Ich weiß, doch ihr werdet ihn dulden müssen. Da er nun einmal existiert.’ Da ihr Geheimnis in Gefahr war, würden sie ihn dulden müssen. Das Vermächtnis seiner Schwester. Wohlweislich verschwieg ihr Kyrin, das seine Mitbewohner schon wussten was er war. Was für ein bedauerliches Missgeschick, aber nichts das man nicht mehr richten konnte.

Ein leises Knurren war von ihr zu hören. ‚Ich soll dir etwas ausrichten. Von deinem Vater. Verschwende nicht soviel Zeit mit diesem Mischling. Regele diese Sache innerhalb der Regenzeit, egal wie. Wir brauchen dich.’

Sie wollte näher kommen und ihren Kopf an seinem reiben. Doch er wich ihr nur aus. ‚Hau ab. Geh, wir sind fertig miteinander. Meinem Vater kannst du ausrichten ich habe die Botschaft verstanden.’ Oh ja, das hatte er. Sogar viel zu gut. Entweder regelte er das schnell und effizient oder er brauchte sich lange Zeit nicht mehr bei ihm blicken lassen. Genug Kinder um sein Fehlen auszugleichen hatte er ja.

Sie fauchte ihn gereizt an. ‚Mistkerl.’

Mit diesem Wort verließ sie den Unterstand und verschwand im Regen.

Kyrin drehte sich einmal im Kreis und legte sich wieder auf den Boden. Er würde diese Sache regeln, aber mit seinen Mitteln. Selbst die Fehler seines Neffen würde er wieder ausbügeln und ihn heimbringen. Dessen war er sich sicher.
 

So ein letzter Name.^^
 

Kyrin - Dunkelhaarig

Nachtgeflüster 16

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 16

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil legte den Kopf leicht schief und starrte in die Dunkelheit. Hier war etwas, etwas das er nicht ausmachen konnte, doch er spürte es. Es gab nichts woran Sunil diese Behauptung festmachen konnte, doch er spürte es einfach.

Wahrscheinlich wurde er einfach nur paranoid. Warum auch nicht, zuerst dieser Geruch und nun fühlte er sich beobachtet scheinbar spielte sein Geist ihm schon Streiche.

„Kann ich?“

Sunil hob den Kopf und sah Cyrie fragend an, bevor er die Schultern zuckte. „Warum nicht? Es ist genug Platz hier.“

Der Schakal nahm lächelnd neben ihm Platz.

Er ahnte das dem Älteren etwas auf der Seele lag und wer konnte es ihm verdenken? Laut ihm war er der erste Leopard, der ihm über den Weg lief und so wie Sunil den Anderen einschätzte, wollte er alles über ihn wissen. Nur konnte er ihm da nicht weiterhelfen.

„Sunil?“ Die Stimme des Schakals klang fragend.

Dieser lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Ich weiß was du mich fragen willst, doch die Antwort ist dieselbe wie beim letzten Mal. Weder weiß ich etwas über andere Leoparden noch deren Gewohnheiten. Ich war immer ein Einzelgänger und das wird sich nicht ändern.“

„Das habe ich befürchtet, doch ich wollte nur noch einmal nachfragen.“ Cyrie lächelte schwach.

Sunil bemerkte, wie der Andere sich erheben wollte. Nun so konnte er ihn nicht gehen lassen. Immerhin gab er sich die meiste Mühe ihn verstehen zu wollen, selbst die Motive dahinter waren nicht so schlecht. „Allerdings kann ich dir erzählen, was ich von meiner Mutter weiß.“

Fast augenblicklich hatte er wieder die Aufmerksamkeit seines Gegenübers. Im Schneidersitz sitzend, sah er ihn abwartend an. „Wenn du willst.“

Lächelnd schüttelte Sunil den Kopf. Die Worte und Gestik des Schakals waren so gegensätzlich wie sie nur sein konnten. „Viel ist es nicht, das ich von ihr weiß.“

Das musste er gleich einmal vorwegnehmen, damit sich Cyrie keine falschen Hoffnungen machte. Seine Eltern hatten ihm nur selten von ihrem früheren Leben erzählt. Das Meiste hatte er von seinem Vater erfahren, da seine Mutter nicht gerne über ihre Vergangenheit sprach. „Sie sagte einmal das sie vom Süden hierher kam. Aus einem Dorf in dem es nur solche wie sie gab. Dort lebt auch ihre Familie auch wenn Mutter nie über sie geredet hat. Nur einmal hat sie einen Bruder erwähnt, der im selben Wurf wie sie geboren wurde. Leoparden bringen ihre Kinder nämlich in ihrer wahren Gestalt zur Welt. Ich weiß nicht wie das bei den anderen Wehrwesen ist.“

„Also in tierischer Form.“ Der Schakal nickte verstehend, bevor er auf Sunils Frage einging.

„Wir anderen Werwesen können uns aussuchen wie wir unsere Kinder auf die Welt bringen. Als Tier oder Mensch, wenn wir uns auch meistens für die menschliche Gestalt entscheiden. Doch das bleibt jeder Frau selbst überlassen.“

„Warum?“

Bei dieser Frage sah Cyrie ihn fragend an.

„Warum in der menschlichen Gestalt?“ Sunil verstand das nicht ganz. Warum bekamen Wertiere ihre Kinder als Menschen? Das war doch nur eine zweite Gestalt um sich anpassen zu können. Als allererstes waren sie immer noch Werwesen.

„Oh, das hat verschiedene Gründe. Zum ersten wohl, weil die Helfer bei der Geburt meistens menschlich sind. Dann ist es so auch sicherer, da die meisten Wertiere ständig von Menschen umgeben sind. Außerdem ist es wohl reine Gewohnheit, da wir die meiste Zeit in dieser Gestalt sind.“

„Weil es sicherer ist.“ Sunil verstand es, wenn er es auch bedauernswert fand.

„Ihr unterdrückt eure wahre Gestalt, um euch integrieren zu können.“ Und das war die Welt in die Jamie ihn mitnehmen wollte? Eine Gesellschaft, die ihn nicht als das akzeptieren konnte was er war? Eine Umgebung, in der er ständig Angst haben musste ob auch keiner hinter sein Geheimnis gekommen war? Das war keine Welt, die er kennen lernen wollte.

„Allerdings ist das ein gutes Thema um fortzufahren, denn dies ist der Grund warum sich die Leoparden nicht mehr zeigen. Zwar hat meine Mutter es nicht selbst miterlebt, doch kannte sie die die Gründe, die sie mir weitergab. Alles was ich jetzt sage, habe ich von ihr deswegen weiß ich nicht ob es richtig ist.

Vor etlichen Jahrzehnten entschieden sich die Leoparden der zivilisierten Welt den Rücken zu kehren. Da sie sich nicht in das von Menschen bestimmte Gefüge eingliedern wollten, wie alle anderen Wertiere. Laut meiner Mutter waren die Leoparden immer die Rasse, die am engsten mit der Natur verbunden waren und das wollten sie nicht aufgeben. Aus diesem Grund bildeten sie kleine Gruppen und verstreuten sich in die entlegendsten Winkel der Welt. Manche sind hier in Südamerika, manche in Afrika und einige in Asien. Der Instinkt der Leoparden zieht sie in die Urwälder, doch wir können überall überleben wo es genug Beute und ein angenehmes Klima gibt.“

Der Schakal nickte abermals nachdenklich. „Ja, das deckt sich mit dem was uns bekannt ist. Natürlich nicht so genau, doch die Gründe waren uns bekannt.“

Nun hatte aber Sunil eine Frage an den Schakal auf die er gerne eine Antwort wüsste. „Du hast erzählt ihr wart auf der Suche nach den Werleoparden. Was wolltet ihr von ihnen?“

Aufmerksam beobachtete er den Älteren bei dieser Frage.

„Was?“ Cyrie sah auf und schien nachzudenken.

„Wir wollten sie erforschen, ihre Kultur kennen lernen und Handel treiben wenn sie es zugelassen hätten.“

Sunil drehte sich zu der bekannten Stimme um. „Warum?“

Jamie zuckte mit den Schultern. „Warum erforscht man etwas? Aus Neugier.“

„Wohl eher dem Wunsch es sich unterzuordnen.“ Sunil konnte nicht sagen was, doch irgendwie machte ihn diese Erkenntnis sauer. Dazu kam noch Jamies Art. Seit ihrem Gespräch benahm er sich ihm gegenüber anders, kälter. Das war etwas das Sunil überhaupt nicht gefiel, wahrscheinlich mit ein Grund warum ihn das so aufregte.

„Da liegst du falsch Sunil, wir wollen sie verstehen.“

Der Mischling stand auf und sah Cyrie erbost an. „Warum wollt ihr alles verstehen? Sie haben ihren Weg gefunden wie sie leben wollen. Dazu gehört eben auch das sie nichts mit euch zu tun haben wollen. Das sollte man verstehen und respektieren.“

Er ging zur Tür, neben der Jamie lehnte. Neben ihm blieb er stehen und sah ihn an. „Nicht jeder will so leben wie alle Anderen. Manche sind mit dem Weg den sie eingeschlagen haben ganz zufrieden.“

Der Wolf seufzte nur. „Trotzdem werde ich dich zu deiner Familie bringen, das habe ich einem sehr wichtigen Menschen versprochen.“

Sunil rang das nur ein Knurren ab, bevor er in sein Zimmer ging. Was sollte das schon wieder? Ein wichtiger Mensch für Jamie? Wer war das schon wieder? Und warum störte ihn der Gedanke so, das Jamie das nur für diesen Unbekannten tat?

Mit einem Fauchen, packte er sein Kissen und warf es gegen die Wand. Zwar brachte das keine Antworten, doch ihm etwas Ruhe.

Er sollte sich einfach keine Gedanken um ihn machen, das brachte nichts. Immerhin war er bald wieder weg und das war auch richtig so.
 

„Meinst du er hat Recht?“

Jamie hob amüsiert eine Augenbraue und trat neben den Schakal. „Gerade du hinterfragst unsere Expedition?“

Cyrie schüttelte den Kopf. „Nein, das mache ich nicht. Allerdings sind Sunils Worte auch nicht von der Hand zu weisen.“

„Die Ansichten eines Kindes. Seit wann lässt du dich davon beeinflussen?“ Für ihn war diese Sache schon längst ein persönliches Anliegen geworden. Zu Anfang war es nur Abenteuerlust, die ihn trieb, doch nach und nach hatte es seinen Ehrgeiz angestachelt. Die Leoparden waren Wesen, die sich seinem Zugriff entzogen. Egal wieviel Energie er hineinsteckte, er bekam sie einfach nicht zu fassen und gerade das reizte ihn so. Es ging bei ihm schon lange nur mehr um das entdecken, was dann passierte überließ er gerne Cyrie. Natürlich hatte er auch Fragen auf die er gerne eine Antwort hätte, doch dafür mussten sie diese auch erst einmal entdecken. So lief alles auf dieses eine Ziel hinaus.

Cyrie erhob sich mit einem leisen Seufzen. „Was ist eigentlich zwischen euch vorgefallen?“

„Hm?“ Jamie sah seinen Begleiter fragend an. Er wusste was Cyrie meinte, doch vielleicht meinte der Schakal ja etwas anderes? Zumindest war das seine Hoffnung, sonst müsste er den Anderen belügen. Etwas das ihm im Grunde zuwider war. Er log nicht oft, das hatte er nicht nötig. Ein lügender Intrigant war kein guter Intrigant. Es gab andere Mittel mit denen man seine Ziele erreichte. Auch er selbst ließ Dinge weg und verdrehte Tatsachen ein wenig, bevor er log.

„Ich rede von dir und Sunil, da liegt seit einigen Tagen etwas im Argen. Etwas das nicht nur mir auffällt.“ Der Jüngere stemmte eine Hand gegen die Hüfte.

Es war wohl nicht immer gut, wenn Erec und Cyrie miteinander redeten. „Es ist nichts passiert.“

Er konnte Cyrie ja schlecht erzählen, das er den Jüngeren in seine Vergangenheit eingeweiht hatte. Das würde ihn nur verletzen. Nur seit er ihm das erzählt hatte, hatte er Hemmungen ihm gegenüberzutreten. Sunil wusste mehr von ihm als jeder Andere sonst. Daraus resultierte eine gewisse Nähe und diese Nähe machte ihm Angst. Aus diesem Grund behandelte er ihn nun so kalt, einfach um wieder die gewohnte Distanz aufzubauen. Dabei behandelte ihn der Mischling gar nicht anders als sonst. Die Vorstellung das sich etwas geändert hatte, existierte nur in seiner Vorstellung, das war Jamie bewusst. Nur ändern konnte er sein Verhalten trotzdem nicht.

„Natürlich.“ Cyrie lächelte und schüttelte den Kopf.

„Du bist ein guter Spieler Jamie, doch das ist dein Problem. Es ist für dich nie zu Ende. Ein bisschen mehr Leidenschaft würde dir ganz gut tun.“

Bei dieser Bemerkung lachte Jamie laut. Hatte ihm Ratan nicht vor einiger Zeit genau dasselbe geraten? Das ihm nun auch Cyrie diesen Rat gab, sollte ihm wohl etwas sagen. „Leidenschaft ist nie etwas gutes Cyrie. In diesem Wort sind zu viele Gefühle vereint und am Ende bleibt nur das was dieses Wort schon zu Anfang verspricht. Leiden.“

Nein, damit war er fertig. Die einzigen Eigenschaften dieses Wortes, die er sich zunutze machte waren Ehrgeiz und Ausdauer. Für den Rest hatte er schon lange keine Verwendung mehr.
 

So eine letzte Umfrage, die ich ja schon vor einiger Zeit angekündigt hatte. Nun wo ihr alle Pärchen kennt, wer ist euer Favorit? Mich würde auch interessieren ob sich die Meinungen geändert haben.

Es sind alle zugelassen, sogar die Mädchen. Haben die überhaupt Fans?^^

Ich würde mich über eure Antworten freuen.

Nachtgeflüster 17

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 17

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Na, wie sieht es aus? Beißen sie?“ Jamie sah zu dem Bären, der auf der kleinen Plattform saß.

„Sieht es so aus?“ Erec sah ihn kurz an, doch sein Blick sprach Bände.

Jamie warf einen Blick in einen Eimer und sah die Fische darin. „Ja?“

„So kleine ja, aber ich weiß das es hier Delfine gibt, ich kann sie unter Wasser erkennen.“

Jamie warf einen Blick auf das trübe Gewässer. Nun ja, er bezweifelte stark, das Erec darin etwas erkennen konnte. Außer Schlamm und Dreck war da nichts zu sehen. „Sie sind schon einmal aufgetaucht was?“

Erec nickte nur stumm.

„Deine Kraft in Ehren Erec, doch ich glaube nicht einmal du könntest einen Delfin angeln.“ Jamie lächelte leicht. Was sollten sie auch damit? Diese Fische reichten vollauf, immerhin mussten sie nur sich selbst versorgen.

„Nun, ich könnte es zumindest versuchen. Wenn es da nicht diese verdammten Krokodile gäbe, würde ich ja rein springen.“

Als ob ihn ein Krokodil davon abhalten würde. Nein, da gab es sicher noch etwas anderes, das Erec ihm verschwieg. Doch wenn er nicht wollte, würde er ihn nicht dazu zwingen es zu erzählen.

„Warum bist du eigentlich hier?“ Erec sah ihn fragend an.

„Oh, ich wollte nur sehen was der Fang macht. Vielleicht versuche ich es ja selbst einmal. Angeln soll ja sehr entspannend sein.“ Jamie zuckte nur die Schultern. Spätestens wenn Erec wieder oben war würde er den Grund erfahren. Auch wenn das nichts wirklich Neues mehr war.

„Dafür braucht man Geduld Jamie. Etwas das du nicht besitzt. Zumindest nicht was solche Dinge angeht.“

Argwöhnisch verengte Jamie die Augen. „Wie meinst du das?“

Der Bär lächelte nur unbekümmert. „Du kannst stundenlang reden, egal wie einfältig oder stur dein Gesprächspartner ist, doch bei anderen Dingen hast du einfach kein Durchhaltevermögen.“

„Als ob du das bewerten könntest.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Scheinbar tat ihnen die Enge nicht gut. In letzter Zeit glaubten seine beiden Begleiter in beurteilen zu können.

Doch der Bär ging nicht darauf ein. „Du hast dich wieder mit Sunil gestritten oder bist knapp daran vorbeigeschlittert.“

Jamie ließ einen abfälligen Laut hören. „Ich streite mich doch nicht mit einem Kind.“

Nein, mit Sunil ließ er sich sicher nicht auf einen Streit ein.

„Nicht mit Worten das stimmt.“ Erec nickte zustimmend, doch sah er dabei weiter auf das Wasser.

„Du bist nicht der Typ, der ausfällig wird oder schreit, doch du streitest dich mit ihm auf andere Weise. Deine Worte mögen ihn nicht verletzen, doch die Art wie du sie vorbringst. Dein Tonfall alleine verrät, das du auf eine Konfrontation aus bist. Ich weiß nicht was vor zwei Wochen vorgefallen ist, doch seitdem versuchst du ihn auf Abstand zu halten.“

Es war erschreckend wie scharfsinnig der Bär sein konnte. Seit wann besaß er so ein Feingefühl? Oder hatte es Jamie bis jetzt nur nicht bemerkt? Außerdem war es interessant wie geschickt er das Thema gewechselt hatte. Waren sie nicht vor wenigen Augenblicken nicht noch bei seiner fehlenden Geduld gewesen? Wie kamen sie nun darauf? Überrumpelt von Erec, er ließ wirklich nach.

Allerdings wollte er nun wissen wieviel Erec wirklich wusste. Oder vermutete zu wissen.

Jamie setzte sich neben ihn auf den Holzboden. „Warum sollte ich das machen?“

Der Bär sah ihn nun wieder an, auf seinen Lippen lag ein wissendes Lächeln. „Weil du ihn magst.“

Okay, er war doch nicht so gut, wie er befürchtet hatte. Denn das war hundertprozentig falsch. Er war ein angenehmer Gesprächspartner, doch sein Interesse an ihm war rein geschäftlich. Es war sein Versprechen an Eloy, das sie verband. Dafür war es nicht vonnöten das sie sich mochten. „Das ist falsch.“

„Ja, das dachte ich mir schon.“ Erec wand seine Aufmerksamkeit wieder der Angelschnur zu.

„Du bist ein guter Freund, ein knallharter Geschäftsmann und ein fähiger Anführer, aber damit endet meine Kenntnis über dich auch schon.“

„Was?“ Jamie wusste nicht worauf Erec damit hinauswollte.

„Das bedeutet, das ich dich seit drei Jahren kenne und nie hattest du eine Beziehung, die länger als eine Nacht dauerte. Nicht mit mir und auch nicht mit anderen.“

Der Wolf rang sich zu einem amüsierten Lächeln durch. „Ach, eifersüchtig? Tut mir leid für eine Beziehung bin ich nicht zu haben.“

„Du sagst es und dieses Problem hast du mit Sunil. Es gibt nur zwei Gründe aus denen du so zu ihm bist. Entweder du darfst oder willst ihm nicht zu nahe kommen. Das erste schließe ich aus, da du sonst von Anfang an Maßnahmen ergriffen hättest. Immerhin überlässt du nichts dem Zufall, nicht einmal deine eigenen Gefühle. Also kann es nur das Zweite sein. Du willst nicht, wobei es sich da sicher nicht um Freundschaft handelt, denn dagegen gäbe es nichts einzuwenden. Also willst du nicht das er dir in anderer Art zu nahe kommt. Denn das widerstrebt dir, aus welchen Gründen auch immer.“

„Blödsinn.“ Jamie stand wieder auf. Die Worte des Bären waren vollkommen falsch. Nur eines stimmte, er überließ nicht einmal seine eigenen Gefühle dem Zufall. Gerade aus diesem Grund konnten die restlichen Worte des Bären nicht zutreffen.

„Erec.“

„Ja, ich rieche sie auch.“ Der Angesprochene stand auf und holte die Angelschnur ein. Dabei legte er sie allerdings nicht weg, sondern wickelte es um seine Handfläche, den Hacken in der Hand haltend.

Jamie war wohler bei den Gedanken, das wenigstens Erec bewaffnet war. Denn in seiner Hand wurde sogar etwas so simples wie eine Angelschnur zu einer Waffe. „Warten wir erst einmal ab.“

Der Jüngere nickte zustimmend. Plötzlich zeigte er mit einem Finger auf etwas vor ihnen. „Da.“

Jamie sah in die angegebene Richtung. Zwar hatte es zu regnen aufgehört, doch trotzdem war es schwer etwas zu erkennen, da die Dämmerung bereits einsetzte. Dazu noch der Dschungel, so war es schwer etwas zu erkennen. Trotzdem erkannte Jamie die Kanus, die auf sie zuhielten. Dem Geruch nach befanden sich darin auch eindeutig Menschen, demnach sah Jamie keinen Grund zu Beunruhigung. Das änderte sich allerdings, als die Kanus näher kamen und er die Männer darin sehen konnte.

„Zielen die wirklich mit Pfeilen auf uns?“ Er sah Erec dabei nicht an, doch seine Stimme war leise, so das es nur an ihn gerichtet sein konnte.

Erec antwortete ihm ebenfalls ohne seinen Blick von den Kanus abzuwenden. „Nein, auch mit Speeren.“

„Gut, ich wollte nur sichergehen.“ Der Weißblonde seufzte. Na das war ja einmal ein guter Anfang für den ersten Kontakt mit den Eingeborenen.
 

Sunil verließ gerade seine Werkstätte, als er sah wie jemand aus seinem Wohnhaus trat. Überrascht runzelte er die Stirn, als er seinen seltenen Besuch erkannte. Was machte er hier? Es war ein wenig früh um Handel zu treiben und auch sonst hatte er nicht um ihre Hilfe gebeten.

Mit einem leichten Lächeln überquerte er die Hängebrücke und ging zu seinem Besuch, der gelassen auf ihn wartete. Kurz vor ihm blieb er stehen und senkte kurz den Kopf. „Häuptling Taluma, euer Besuch ehrt mich.“ Damit waren wohl die wenigen Formalitäten erledigt. Immerhin kannten sie sich schon seit ihrer Kindheit. Zusammen hatten die das Ritual zur Mannwerdung angetreten.

„Sunil, ich wünschte ich hätte mir den Weg sparen können. Du hast Gäste?“

„Oh, ja.“ Die hatte er ja ganz vergessen. Hoffentlich hatten sie ihnen nichts getan oder umgekehrt. Was Fremde angingen, war dieser Stamm etwas misstrauisch.

Sunil ging in den Wohnraum und hob die Hände. „Runter mit den Waffen, das sind Freunde.“

Natürlich tat sich nichts, erst als Taluma hinter ihm eintrat und nickte, senkten sich die Waffen. Das war nun einmal so, den Mächtigen gehorchte man. Sunil konnten sie aus Angst auch gehorchen, doch das war das Letzte das er wollte.

Erec, der bis jetzt etwas angespannt gewirkt hatte, schnaubte nur. „Eine nette Art Fremde zu begrüßen.“

Sunil hob eine Hand und gebot ihm so ruhig zu sein. „Ich regle das.“

Damit wand er sich wieder seinem langjährigen Freund zu. „Bitte.“

Mit einer Hand deutete er auf einen Teppich in einer Ecke des Raumes.

Taluma nickte und nahm sein Angebot an. Im Schneidersitz nahm er darauf Platz, Sunil folgte seinem Beispiel. Sessel waren ihnen unbekannt, weswegen er es sich sparte ihm darauf einen Platz anzubieten.

Die beiden Krieger, die Taluma seit seiner Krönung folgten, stellten sich vor sie und schotteten sie so von den Anderen ab. Was wohl unnötig war, da sie sich in ihrer Sprache unterhielten würden seine Gäste wohl kaum etwas davon verstehen.

„Also?“ Fragend sah Sunil den Menschen ab.

„Lass mich eine Frage stellen. Deine Gäste, sind sie wie du?“ Dabei deutete er auf die Drei in der Mitte des Raumes.

Konnte er ihm das sagen? Im Grunde war es deren Entscheidung ob sie ihr Geheimnis preisgeben wollten. Doch bist jetzt hatte Sunil seinen Freund noch nie angelogen. Eine Tradition die er nicht wegen ihnen brechen wollte. „Teilweise. Sie gehören meiner Art an, doch sie sind nicht wie ich.“

„Sind sie böse?“

Sunil schüttelte rasch den Kopf. Da hatte er etwas falsch ausgedrückt. „Nein, das meinte ich nicht. Sie unterscheiden sich nicht im Charakter sondern ihr Geist sieht anders aus.“

Für die Eingeborenen war seine zweite Form eine Art Geisterform. Sein Vater meinte immer es sei besser sie in diesem Glauben zu belassen. Es zu erklären wäre wahrscheinlich auch kompliziert und am Ende erfolglos gewesen.

Taluma machte eine auffordernde Geste mit der Hand. „Sie sollen sie zeigen.“

„Warum? Taluma nun sag mir doch was los ist.“ Sunil merkte wie einer von seinen Kriegern, die vor ihnen standen ihm einen argwöhnischen Blick zuwarf. Nun, er sollte seine Stimme wohl etwas mäßigen.

„Beruhige dich mein Freund, wir wollen nur wissen wie ihre Geister aussehen.“

„Warum?“ Wenn er ihm einen Grund gab, konnte er sie vielleicht dazu überreden.

Der Mensch überlegte einen Moment, bevor er wieder zu sprechen begann. „Heute waren drei Männer beim ernten. Du weißt sicher wo.“

Sunil nickte. Natürlich wusste er wo, dort holte er selbst immer Früchte wenn seine Vorräte knapp wurden. Auch wenn alles unter Wasser stand in den Bäumen gab es noch immer genug Früchte, die man einfach nur pflücken musste.

„Nur bei der heutigen Ernte wurden sie überfallen. Von einem Tier, das so groß und gebaut wie du war. Selbst meine drei Männer konnten es nicht abwehren, da es so stark war. Deswegen konnte es nur ein Geist sein. Laut ihren Erzählungen waren die Augen dieses Geistes braun und brannten wie von einem inneren Feuer gespeist, doch sein Fell war schwarz wie die Nacht. Es verschleppte einen meiner Krieger und verletzte einen Anderen schwer.“

Unbewusst hob Sunil die Hand und legte sie auf den Mund, er konnte gerade noch ein Zittern unterdrücken. Er war noch da, der Leopard dessen Geruch er hier wahrgenommen hatte. Wenn Talumas Angaben der Wahrheit entsprachen und es gab keinen Grund weswegen er lügen sollte, dann war sein Gegner ein Panther.

Sunil merkte richtig, wie ihm schlecht wurde.

„Geht es dir gut?“ Der Häuptling sah ihn besorgt an.

Die Hand wieder senkend nickte Sunil. „Ja, es ist nichts. Allerdings waren das nicht meine Gäste, da sie den ganzen Tag hier waren. Lass mich mit ihnen alleine reden und ich kann es beweisen.“

„Es ist dein Haus, walte wie es dir gefällt. Ich bin nur dein Gast.“ Gönnerhaft hob Taluma die Hände.

Ein Gast mit bewaffneten Freunden. Doch nun verstand Sunil auch den Grund dafür. Nach so einen Angriff war es nur verständlich das sie vorsichtig waren.

Sunil trat an Talumas Kriegern vorbei und winkte seinen Mitbewohnern. „Wir werden uns kurz unterhalten. In meinem Zimmer.“

Nachtgeflüster 18

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 18

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Er war strikt dagegen. Bestimmt würde er sich nicht vor all den Menschen verwandeln. Was war er denn, eine Zirkusattraktion?

„Ob sie mir wohl gestatten mich in ihrem Dorf umzusehen?“ Cyrie, ganz der Forscher, saß erfreut auf dem Bett

„Im Moment überlegen sie wohl eher, ob sie uns aufspießen sollen oder nicht.“ Erec sah den Schakal Kopfschüttelnd an.

„Wenn wir ihre Forderung erfüllen, dann werden wir sicher auch über Cyries Bitte diskutieren können.“ Sunil hob beruhigend die Hände.

„Sie wollen nur wissen wie eure tierische Form aussieht.“

„Warum? Gib mir einen guten Grund dafür weshalb ich mich jetzt plötzlich vor Menschen offenbaren sollte?“ Jamie gefiel das nicht. Immer, unabhängig von wem, hatte er gehört das man das nicht machen sollte. Bis jetzt hatte er sich auch immer daran gehalten. Nur Werwesen und Vampire kannten sein wahres Aussehen und sonst niemand. Nicht einmal Marissa hatte ihn als Mensch in seiner wahren Gestalt gesehen, das war in seinen Augen einfach zu gefährlich.

„Da hast irgendwie keine andere Wahl.“

Nun fing der kleine Streit zwischen ihnen wohl wieder an. Gelassen drehte sich Jamie zu Sunil. „Ich habe immer eine Wahl.“

Noch nie hatte er sich diktieren lassen, was er machen musste. Selbst unter den Vampiren war er immer nur seinen eigenen Regeln gefolgt. Das würde sich nie ändern. Sollte er jemals einen Partner haben würde sich dieser auch seinen Regeln anpassen müssen. Nicht ungekehrt.

„Wenn du es nicht machst, dann werden sie denken du hättest etwas zu verbergen. Und das hast du doch nicht.“ Der Mischling sah ihn wütend an.

„Außer meiner wahren Gestalt, nichts was für sie relevant wäre. Das ist eine Gestalt, die nur für unseresgleichen bestimmt ist. Menschen können sie nicht verstehen und empfinden höchstens Angst vor uns.“ Das war immer so, deswegen verbargen sie ihre wahre Gestalt ja vor ihnen. Nicht aus Angst zeigten sie ihnen ihre wahre Gestalt nicht, sondern um des Friedens willen. Die Menschen fürchteten sie und das erzeugte Hass, der nur in einem Krieg enden würde. Das wollten sie sich ersparen.

„Wenn du es nicht machst, werden sie dich töten.“ Die Stimme des Jüngeren klang so als würde er mit einem unartigen Kind reden, doch war sie auch schon lauter und schärfer geworden.

„Das hat bis jetzt noch keiner geschafft. Selbst wenn müssen sie eine Nummer ziehen und sich in einer langen Schlange anstellen. Es gibt eine Menge Leute die mich töten wollen und trotzdem stehe ich noch hier.“

„Ruhe!“

Alle Köpfe im Raum, inklusive Cyries der sich bis jetzt zurückgehalten hatte, drehten sich zu Erec. Das war ein Schrei gewesen, der sich hören lassen konnte.

„Ihr benehmt euch wie Kinder, das ist ja lächerlich. Was soll diese Diskussion eigentlich bringen? Wenn ihr unbedingt demonstrieren wollt wer von euch der Stärkere ist, dann tragt das ein andermal aus und nur unter euch. Jamie, mir widerstrebt es auch, doch diesmal haben wir keine andere Wahl. Denn es gibt nur einen anderen Weg aus dieser Sache raus und das muss dir auch klar sein.“

Natürlich und dieser Weg war gepflastert mit den Leichen von Eingeborenen, Sunils Freunden. Erec wusste, das dieser Weg für ihn unmöglich war, denn er tötete nur wenn es unumgänglich war. Er drohte zwar oft damit, doch niemals würde er seinen Worten Taten folgen lassen. Bei ihm traf das Sprichwort der Menschen zu. Hunde die bellen, beißen nicht. Nein, er biss nur ohne zuvor zu bellen. „Es ist unvorsichtig sich ohne Grund zu offenbaren.“

„Wenn es dein Gewissen beruhigt, dann kann ich dir einen Grund geben.“ Sunil war noch immer angriffslustig. Zumindest klang seine Stimme noch so.

Jamie machte eine auffordernde Geste. Wenn er schon etwas machen musste, das so vollkommen gegen seine Natur sprach, wollte er schon alles wissen. Wer informiert war, überlebte länger.

Sunil sah kurz durch das Fenster hinaus in die Dunkelheit. „Ich war nicht ganz ehrlich mit euch. Zumindest nicht was die Gründe eures Hierseins angeht. Nicht wegen eurer Kraft oder Gesellschaft habe ich euch eingeladen, sondern weil ich Angst habe.

Dort draußen ist etwas oder besser jemand. Ich weiß nicht was sein Ziel ist, doch er war hier. Irgendwann vor längerer Zeit, noch bevor einer von euch das Baumhaus betreten hat.“

„Also ein Tier.“ Es war eine reine Vermutung von Erec, doch reagierte Sunil darauf schärfer als erwartet.

Er fauchte ihn aufgebracht an. „Halte mich nicht für ein Kind, das vor seinem Schatten Angst hat. Es war nicht nur ein Tier, es war ein Werwesen. Doch er war nicht wie ihr. Ihr flösst mir keine Angst ein, denn bis auf Erec kann es keiner mit mir aufnehmen. Doch derjenige der hier war, war mir gleich. Es war ein Werleopard.“

Jamie konnte das Aufblitzen in Cyries Augen sehen und schüttelte nur leicht den Kopf. Nun war nicht der Moment darüber erfreut zu sein. Diese Entdeckung konnte er später noch genug preisen. „Also wolltest du dich Erecs Kraft versichern. Wir hingen nur an ihm dran.“

Nun erklärte sich einiges. Es war ihm von Anfang an komisch vorgekommen, warum Sunil sie so plötzlich eingeladen hatte. Denn diese paar Reparaturen hätte er auch alleine hinbekommen. Das war also der Grund gewesen, er brauchte Wächter. Ihm sollte es Recht sein, immerhin wollten sie einen Leoparden finden, wenn dieser nun freiwillig zu ihnen kam war es ihm nur Recht. Endlich begaben sich die Fäden wieder in seine Hand. Jamie fühlte sich gleich viel ruhiger, nun wo er wieder ein Ziel hatte auf das er hinplanen konnte. „Mir soll es Recht sein, damit habe ich kein Problem. Das erspart uns weitere Reisen. Nur was hat das mit jetzt zu tun?“

Kurz an die Decke sehend schwieg Sunil, bevor er wieder zu sprechen begann. „Taluma hat mit erzählt, das seine Männer heute beim ernten waren. Dabei wurden sie von einem Wesen angegriffen, das aussah wie ich. Der einzige Unterschied war, das er ein schwarzes Fell hatte.“

„Ein Panther.“ Cyrie lächelte erfreut.

„Ja, Cyrie ein Panther.“ Erec seufzte resignierend.

„Allerdings erklärt das ihren Auftritt hier. Sie haben Angst einer von uns könnte der Angreifer sein.“

„Sie wollen nur Gerechtigkeit.“ Der Mischling zuckte mit den Schultern.

„Und dieser Panther will etwas von dir?“ Jamie interessierten diese Eingeborenen im Moment herzlich wenig.

„Möglich. Vielleicht ist es ein Reisender oder er sucht ein neues Revier. Doch er könnte auch ein Verwandter meiner Mutter sein, doch erklärt das nicht weshalb er gerade jetzt auftaucht. Doch er ist hier und solange ich nicht weiß was er will, bin ich eben unsicher.“

Was wohl auch gut so war. Wenn Jamie eines wusste, dann das solche Dinge nie aus Zufall passierten. Zufall war etwas auf das sich die Ungeschickten verließen und die Geschickten meisterten. Er gehörte zur zweiten Sparte.

„Na gut. Regeln wir erst einmal die Sache mit unseren Gästen.“ Jamie ging auf die Tür zu.
 

Sunil war erleichtert. Jetzt konnten sie das ohne größere Probleme durchziehen und Talumas Zweifel zerstreuen.

Doch kurz vor der Tür blieb Jamie noch einmal stehen. „Eines noch Sunil. Du hast uns benutzt, jeden Einzelnen von uns. Erec und mich nachweislich und vielleicht sogar Cyrie.“

Er drehte sich lächelnd zu ihm um. „Das du dies geschafft hast bewundere ich. Doch ich werde es auch nicht vergessen.“

Sunil zwang sich den Blick des Wolfes zu erwidern. Das war eine eindeutige Drohung. Was war das nur für ein Mann, der mit einem derart freundlichen Lächeln solche Drohungen aussprach? Denn obwohl sein Lächeln total ehrlich wirkte, sprachen seine Blicke eine andere Sprache. Das war eine Warnung seine Worte ernst zu nehmen.

Sunil wartete bis die Drei das Zimmer verlassen hatten, erst dann folgte er ihnen. Vor dem Zimmer ging er sofort zu Taluma. Solange er seine Gesellschaft noch hatte, wollte er sie auch genießen. Vor allem weil es verhinderte, das er sich mit seinen Gästen beschäftigen musste. „Sie machen es. Allerdings sehen sie anders aus als ich, deswegen sag deinen Kriegern, das sie nicht übereilt handeln sollen.“

Sein Freund nickte und gab seinen Männern mit kurzen Worten die entsprechenden Befehle.

Jamie sah sich um. „Als Anführer sollte ich vielleicht mit gutem Beispiel vorangehen. Du machst es allerdings als Letzter mein Großer. Und dann hoffen wir, das der Boden hält.“

Mit einem Lächeln und ohne jegliche Scham zog sich Jamie aus und wandelte sich.

Sunil war nicht erstaunt über dessen Gestalt. Immerhin hatte er sie ja schon einmal gesehen.

‚Zufrieden?’

Sunil sah zu Taluma, doch dieser wirkte nicht sonderlich interessiert. „Ja.“

‚Was für eine Überraschung.’ Der Wolf wandelte sich wieder zurück und schlüpfte in seine Hose. Das Hemd in die Hand nehmend, gab er Cyrie ein Zeichen.

„Das gefällt mir nicht, aber was solls?“ Mit einem Seufzen zog dieser sein Hemd aus und wandelte sich.

Es war das erste Mal, das Sunil seine wahre Form sah und es wunderte ihn nicht, warum Erec und Jamie so auf ihn achteten. Von ihnen war er eindeutig der Schwächste. Cyrie war beträchtlich kleiner als Jamie, doch eindeutig von der gleichen Gattung. Gott, er hätte so ein Tier sofort erlegt. Sogar die Hose, die er anbehalten hatte, war nicht einmal gerissen.

‚Ja, ich weiß. Es ist nicht besonders eindrucksvoll, doch ich bin stolz darauf.’

„Wir wissen es Cyrie.“ Jamie legte den Kopf lächelnd schief.

Sunil warf ihm einen warnenden Blick zu. Es war kein Problem, wenn sie sich unterhielten, doch Taluma und seine Leute mussten das nicht unbedingt mitbekommen. Sie waren jetzt schon misstrauisch genug.

Cyrie hob nur den Kopf und verwandelte sich zurück. Das machte seine Hose nun aber nicht mehr mit und riss an der Seite leicht auf. Den Schakal schien das nicht zu stören.

„Dann wohl ich. Leute macht Platz.“ Damit scheuchte Erec die Männer zur Seite.

Er zog sich aus und wandelte sich. Das dauerte aber nur einen Moment bevor er wieder zum Menschen wurde.

„Ich trau dem Boden nicht.“

Dieser kurze Moment hatte jedoch dazu ausgereicht Taluma und seine Männer erschrocken zurückweichen zu lassen. Erec war auch wirklich eine eindrucksvolle Erscheinung. Kein Wunder das er als Mensch so stark war, bei den Muskeln die er da gesehen hatte. „Du siehst keiner der hier Anwesenden ist dein Angreifer. Ich habe die Wahrheit gesagt.“

Am Besten er regelte das jetzt und ließ sie gar nicht erst zum Nachdenken kommen.

„Ich habe nie an deinen Worten gezweifelt mein Freund.“

Ja, das sagte er jetzt nachdem er es überprüft hatte. Sunil verstand die Eingeborenen

manchmal nicht. Erleichtert sah er wie einer nach dem Anderen durch die Luke nach unten stiegen.

Sunil schloss die Luke hinter ihnen. „Das nächste Mal kann er seine Krieger ruhig daheim lassen.“

„Das ist wohl unser kleinstes Problem.“ Jamie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir haben einen Leoparden zu fangen. Das Erste das wir machen müssen ist den Boden zu verstärken. Erec darf doch nicht durchbrachen.“

Stimmt. Sunil hatte im Moment andere Probleme. Er hatte seine Karten aufdecken müssen und das viel zu früh. Verdammter Taluma, verdammter Panther. Derzeit ging wirklich nichts nach seinen Willen.

Nachtgeflüster 19

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 19

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Aufmerksam suchten seine Augen die Umgebung ab. Doch selbst nun, wo er wusste worauf er achten musste, konnte er nichts erkennen.

„Das bringt nichts.“

„Vielleicht.“ Doch der Wolf hatte Recht. Es brachte nichts.

Mit einem genervten Laut wand sich Sunil vom Dschungel ab und lehnte sich gegen das Geländer.

„Wenn er nicht gefunden werden will, dann werden wir es auch nicht schaffen. Immerhin scheint er schon eine ganze Weile hier zu sein.“

Sunil schüttelte den Kopf. „Manchmal kann ich ihn spüren.“

Jamie nickte und sah auf den Urwald um sie. „Das geht uns allen so. Wir spüren es, wenn einer unserer Art um uns ist. Ebenso wie wir instinktiv spüren ob ein anderes Wertier ein natürlicher Feind ist oder nicht. Mir stellt es noch immer die Nackenhaare auf, wenn Ratan nach langer Zeit plötzlich hinter oder neben mir auftaucht. Ihm geht es bei mir sicher nicht anders.“

Na wenigstens redete er wieder normal mit ihm, wenn Sunil auch das Thema nicht so zusagte. Denn noch immer konnte er sich kein Bild von diesem Ratan machen, der Jamie soviel bedeutete. Allerdings wagte er nicht genauer nachzufragen, da er noch genau wusste was das letzte Mal passiert war. Eine Wiederholung dieses Verhaltens wollte er sich ersparen, da sollte der Wolf ruhig seine Geheimnisse für sich behalten. Was gingen sie ihn auch an? Ob das auch die Person war, der er das Versprechen gegeben hatte?

Diesen Gedanken verwarf Sunil aber gleich wieder. Sicher nicht, immerhin kannte er den Anderen gar nicht. „Kannst du mir von meiner Familie erzählen?“

Jamie sah ihn überrascht an, lächelte dann aber amüsiert. „Glaubst du, du kannst es diesmal verkraften?“

„Irgendwann muss ich es doch hören. Immerhin gehören die Restlichen auch dazu oder?“ Es waren viele Leute, doch damit musste er klar kommen. Schließlich wollte er sie ja nicht treffen so das er sich das merken musste. Es interessierte ihn einfach nur. Katzenhafte Neugier eben.

Jamie lachte bei dieser Frage. „Ja, das tun sie. Mhm, wo waren wir den stehen geblieben? Ach ja, bei den jüngsten und ältesten Mitgliedern, dann sollten wir uns einmal dem Mittelteil zuwenden. Wer Arnaud ist weißt du noch oder?“

Sunil nickte. Soweit er wusste, war das doch der zweitälteste. Der einzige Cousin, der bis jetzt eine Verlobte hatte.

„Gut, dann erzähle dir nun etwas über deine restlichen Cousins. Der Drittälteste wäre wohl Caron ich bin mir sicher, mit ihm würdest du dich gut verstehen. Er ist etwas speziell. Für Caron zählen in erster Linie seine Wölfe und dafür ist er bereit über Leichen zu gehen. Soweit ich aus Erzählungen weiß, wollte er deswegen sogar einmal den französischen König angreifen.“ Jamie schüttelte abfällig den Kopf.

„Aber warum?“ Für so etwas musste es doch einen Grund geben. Seine Eltern hatten ihm die Herrschaftsstrukturen erklärt und auch wenn er sie nicht benötigte, so hatte er sie sich gemerkt. Demnach war ein König doch der oberste Mensch im Staat. Eine Struktur an die sich sogar die Wertiere hielten.

Jamie zuckte mit den Schultern. „Er hat einen Wolf getötet und Caron so gegen sich aufgebracht. Soweit ich das beurteilen kann, hat Caron einen ziemlich starken Gerechtigkeitssinn, der bei niemanden einen Unterschied macht. Na ja, aber um seine Mängel auszugleichen, hat er ja seinen Neffen Eryx. Er ist Michelles Sohn und seiner Obhut unterstellt worden. Etwas das die Zwei wohl etwas anders definieren als der Rest der Welt.“

Bei dieser Bemerkung wurde das Lächeln auf Jamies Gesicht noch etwas breiter. „Eryx ist ein wahrer Adelssohn. Als Erstgeborener wurde er verwöhnt und das hat ihn wohl etwas zu arrogant werden lassen. Sonst hätte ihn deine Cousine wohl kaum bei ihrer Familie abgeladen“

„Einfach so?“ Sunil erschien das als eine etwas drastische Maßnahme nur weil sich ein Kind nicht so benahm wie es sollte.

„Das ist deine Familie. Nun, wen haben wir denn noch? Genau, Kobe. Wenn man es genau betrachtet, dann bist du wohl nur sehr weit entfernt mit ihm verwandt. Kobe ist der Sohn von Alessandros Bruder und wie du ein Cousin für die Anderen. Doch er wuchs in ihrer Mitte auf wie ein Bruder.“

„Warum? Warum war er nicht bei seiner eigenen Familie?“ Ein Kind gehörte doch zu seiner Familie. Zumindest in seinen Augen, doch in Jamies Welt schien das nicht so selbstverständlich zu sein.

Jamie wiegte den Kopf leicht. „Das ist kompliziert. Haben dir deine Eltern von den Mischlingen und ihrem Status erzählt?“

„Nur das sie nicht so geachtet werden.“ Ja, das fiel ihm plötzlich wieder ein. Allerdings hatte er bis jetzt nichts davon bemerkt und er war mit drei reinen Wehrtieren zusammen. Doch sein Vater hatte auch von Mischlingen gesprochen, die Kinder eines Menschen und eines Wertiers waren. Ob es da einen Unterschied zu ihm gab?

„Kobe ist ein solcher. Seine Mutter ist ein Mensch und sein Vater eben ein Werwolf. Nur gab es einige Differenzen, weswegen sein Vater ihn wegschicken musste. Das hat ihn vielleicht etwas ernst werden lassen. Ständig denkt er, dass er sich beweisen, nützlich machen, muss. Dabei ist er ein sehr fähiger Arzt.

Sein Partner ist Ercole, ein Pirat. Ein sehr hitzköpfiger, junger Wertiger. Bis vor wenigen Jahren war er noch Ratans Schüler, was in meinen Augen sowieso etwas übertrieben war.“

Schon wieder Ratan. Nun mischte sich dieser Fremde auch noch in die Erzählungen über seine Familie ein. Irgendwie machte das Sunil eifersüchtig. Bei dieser Erkenntnis runzelte er die Stirn.

Nein, er war ganz bestimmt nicht eifersüchtig. Dafür gab es nicht den geringsten Grund. Immerhin wollte er nichts von Jamie außer das er am Ende der Regenzeit sein Revier verließ.

„Außer das ich ihn sehr amüsant finde, kann ich nicht sehr viel über ihn sagen. Als Letztes bleibt dann wohl noch Eloy. Mit ihm verbindet mich eine längere Geschichte. Er ist einer meiner engsten Freunde. Im Grunde ergänzen wir uns perfekt, deswegen verstehen wir uns wohl so gut. Wir verstehen das Gleiche unter dem Wort Spaß, wenn wir es auch anders behandeln. Eloy ist verantwortungslos und lebt für den Moment. Seine Überlegungen gehen nicht über die nächsten drei Stunden hinaus und sind immer unüberlegt. Wenn es ein schwarzes Schaf in dieser Familie gibt, dann ist es unumstritten er. Trotzdem besitzt er eine gewisse Art von Charme, die ihn unwiderstehlich macht. Er ist die Art von Wesen, die dir alle möglichen Versprechungen machen und selbst wenn er dich enttäuscht glaubst du ihm noch immer. Wenn er die richtigen Ambitionen hätte, dann könnte er ein großer Führer sein, doch dafür ist er zu ungeduldig, überheblich und ehrlich.“

„Liebst du ihn?“ Sunil legte eine Hand auf den Mund. Diese Frage war ihm jetzt unwillkürlich entschlüpft. Doch diese Lobeshymne auf seinen Cousin hörte sich so anders an als die ganzen Erzählungen zuvor. Nicht nur die Worte, auch die Stimmlage hatte sich geändert es klang so begeistert, wenn auch eine gewisse Traurigkeit mitschwang. Das war wohl der wichtige Mensch, dem er das Versprechen ihn betreffend gegeben hatte. Es würde Sunil nicht einmal mehr wundern, wenn er der Partner seines Cousins wäre. Auch wenn ihn dieser Gedanke wütend machte.

Jamie sah ihn einen Moment lang überrascht an, bevor er sanft lächelte. „Ja. Ich habe ihn geliebt, doch das ist schon länger her.“

Die richtige Bezeichnung war wohl, noch immer. Diese Antwort war eindeutig. Sunil ballte eine Hand zur Faust.

„Allerdings spielte das von Anfang an keine Rolle. Weder er noch ich sind Freunde fester Beziehungen. Was Eloy nur noch klar werden muss, bevor ich meine Wette verliere.“ Nun grinste der Wolf beinnahe so frech wie ein kleiner Junge.

„Wette?“ Das irritierte Sunil nun doch etwas. Ebenso wie der plötzliche Stimmungsumschwung des Wolfes.

„Ja, die Wette die ich mit seinem derzeitigen Partner abgeschlossen habe. Er will mir beweisen das Mensch und Tier kompatibel sind.“

Das musste er jetzt aber nicht verstehen oder? Sunil entschied sich für ein Nein. Doch es beruhigte ihn seltsamerweise, das Eloy einen Partner hatte.

„Mika ist nämlich ein Vampir und aus diesem Grund denkt er, auf Werwesen herabsehen zu können. Er hält sich für wichtiger als er ist, nur weil er in tausend Jahren oder sogar noch mehr der nächste Herrscher der Vampire wird. Ich finde ihn sehr amüsant, vor allem wenn er vor Eifersucht kocht. Das sollte er wirklich einmal ablegen. Wenn man bedenkt was ich für Probleme hatte, die Zwei zusammenzubringen.“ Jamie seufzte gespielt gequält.

„Du hast…“ Es fing wieder an, er war verwirrt. Doch diesmal nicht wegen seiner Familie, sondern wegen Jamie. Er liebte Eloy doch, also warum hatte er ihm geholfen einen anderen Partner zu finden? Dieser Wolf und seine Beweggründe waren ihm ein Rätsel.

„Natürlich, ohne mich wäre Eloy schon längst tot. Ich habe Mika für ihn entführt und unsere Flucht organisiert. Wobei mir gerade einfällt, das ich dafür eigentlich keinen Preis verrechnet habe. Ob das wohl rückwirkend geht?“ Nachdenklich legte der Wolf einen Finger auf seine Lippen.

Das war sicher ein hohes Risiko gewesen das Jamie für Eloy eingegangen war und das obwohl er den Wolf selbst liebte. Ob er in Gefühlssachen wohl ein Masochist war? Entweder das oder es hatte dafür Gründe gegeben, die sich seinem Horizont entzogen.

Sunil richtete seinen Blick wieder auf den Urwald und plötzlich spürte er es. Das gleiche Gefühl, das ihn nun schon seit einiger Zeit beschlich. Nur das er diesmal wusste was es war. Er schauderte leicht und sah langsam zu Jamie. Ob er ihm etwas davon sagen sollte?

Doch der Wolf war noch immer nachdenklich und hatte einen Finger auf dem Mund liegen.

Sunil wollte gerade etwas sagen, als ihn Jamies Blick traf. Er war gar nicht mehr nachdenklich und seine Geste mit dem Finger bekam eine völlig neue Bedeutung.

Lächelnd ließ Jamie die Hand sinken und legte einen Arm um seine Schulter. „Es ist kalt nicht? Gehen wir hinein.“

Damit führte er ihn in den Wohnraum in dem sich auch Cyrie und Erec befanden. „Draußen ist es schon ganz schön schwarz.“

Sunil verstand diese Bemerkung nicht. Das war doch ganz normal oder? Allerdings schienen Erec und Cyrie etwas anderes verstanden zu haben, denn ihre Haltung änderte sich. Für draußen vielleicht unmerklich, doch er merkte es dafür umso deutlicher. Sie wirkten aufmerksamer, angespannter.

Erec lächelte. „Das haben Nächte nun einmal so an sich. Dafür haben Menschen das Feuer erfunden.“

„Das auch praktisch ist um sich zu wärmen. Sunil war sowieso kalt.“ Jamie lächelte und deutete auf den Ofen.

Sunil verstand den Wink und ging an die zugewiesene Stelle. Nun, dann war es wohl Zeit um zu warten. Die Drei würden schon wissen was sie machten.
 

Okay ich habe das Ergebnis der Abstimmung. Es war ein Kopf an Kopf Rennen und ehrlich gesagt überrascht mich das Ergebnis selbst. Wir haben zwei Sieger.
 

1. Jamie und Sunil/ Sin und Horus

2. Ratan und Nika

3. Caron und Eryx

4. Kobe und Ercole
 

Wirklich, ich hätte nicht gedacht das sich die Sieger des letzen Mals so behaupten können. Was mich etwas traurig macht ist nur, das Henry und Lukas keine einzige Stimme bekommen haben.

Alle Anderen eine bis zwei.

Ich bedanke mich hier bei allen die mitgemacht haben.

Nachtgeflüster 20

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 20

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Gehen wir schlafen?“

Jamie sah bei Cyries Frage auf und schüttelte den Kopf. „Ich bin noch nicht müde.“

Das und sie waren noch immer nicht alleine. Auch wenn Jamie nicht dachte, das heute noch etwas passierte, so war er nicht unvorsichtig. Doch auch Cyrie hatte diesen Vorschlag sicher nicht gemacht weil er müde war.

Plötzlich verschwand der Geruch und Jamie sah von seinem Buch auf. Sein Blick lag dabei auf Sunil, da dieser von ihnen den Panther am ehesten spürte. Doch auch dieser entspannte sich langsam wieder.

„Er ist weg und ich gehe dann mal schlafen.“ Damit stand er auf und nahm eine Kerze in die Hand.

Erec warf einen Blick auf seine Taschenuhr. „Halb elf. Ganze drei Stunden hat er es ausgehalten.“

„Er beobachtet uns nur, wahrscheinlich weiß er nicht wie er uns handhaben soll.“ Der Panther war ein Jäger, das waren alle Raubtiere. Er würde es genauso machen, ebenso wie Ratan, Cyrie, Erec und sicher auch Sunil. Sie alle waren Raubtiere, wenn manche von ihnen auch nicht so lebten, doch diese Instinkte teilten sie sich.

„Nein, er sammelt Information um schnell und präzise zuschlagen zu können. Gerade du solltest doch diese Katzen kennen Jamie.“

„Nur weil ich Ratan kenne, macht mich das nicht zum Katzenexperten.“ Noch dazu wo Ratan nicht unbedingt das war, das man ein Musterbeispiel nannte. Nein, er war eine Ausnahme und das in allen Punkten.

„Ich geh dann mal.“ Damit wand sich Sunil um und verließ den Raum.

Überrascht sah Jamie dem Mischling nach, er hatte gar nicht gemerkt, das dieser noch da war.

„Scheint als hättest du ein Problem.“ Cyrie sah dem Leopard lächelnd nach.

„Wie meinst du das?“ Jamie verstand nicht ganz worauf der Schakal hinaus wollte.

„Nun, da draußen ist ein Leopard der dir Probleme macht und selbst hier macht dir ein solcher das Leben schwer.“

Okay, er konnte Cyrie folgen zumindest bis zu dem Punkt das dort draußen ein Leopard war der ihn herausforderte. „Ich habe keine Probleme mit Sunil.“

Cyrie wollte etwas sagen, doch Erec schnitt ihm das Wort ab. „Genau und selbst wenn, ist das nicht der richtige Zeitpunkt um das zu diskutieren. Dort draußen ist ein Tier, dessen Motive wir nicht kennen.“

„Nenne sie nicht Tiere, Erec, immerhin sind es Wertiere wie wir. Er hat einen Verstand und nicht nur Instinkte.“ Cyrie sah den Bären sauer an.

Dieser erwiderte den Blick nur ungerührt. „Was ihn nur gefährlicher macht und für uns sicher nicht vorteilhaft ist.“

„Erec hat Recht.“

Zufrieden nickte der Bär Cyrie zu.

Jamie übersah das einmal und fuhr mit seiner Erklärung fort. „Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen. Deswegen will ich nicht das Cyrie alleine gelassen wird. Und du wirst auch keine Anstalten dazu machen.“

„Aber…“

Mit einer raschen Handbewegung unterbrach Jamie die Proteste des Schakals. „Das ist mein letztes Wort und du wirst dich daran halten. Verstanden?“

Bei diesen Worten fing er Cyries Blick mit seinem ein. Es folgte ein kurzes Blickduell, das der Jüngere verlor.

Besiegt senkte Cyrie den Kopf. „In Afrika hättest du das nie verlangt.“

Jamie schenkte ihm dabei nur ein mildes Lächeln. In Afrika lagen die Dinge auch anders. Das war Cyries Heimat und im Notfall hatte er seine Familie oder tierischen Verwandten. Im Rudel waren Schakale immer am Stärksten. Außerdem konnte er dort seine Geschwindigkeit voll entfalten. Das alles waren Faktoren, die hier nicht existierten.

„Ich glaube nicht, das er während der Regenzeit angreift. Davon hat er nichts.“ Erec verschränkte die Arme vor der Brust und warf einen Blick hinaus.

„Er hat eine Menge davon Erec. Vor allem den taktische Vorteil. Er ist dort draußen und kann sich frei bewegen. Das heißt alle Seiten stehen ihm für einen Angriff offen und da wir nicht wissen wo er ist, können wir nur abwarten. So treten wir ihm auch unfreiwillig den Überraschungseffekt ab. Unser Gegner kann im Notfall auch dort hinaus und wir nicht, das heißt er kann sich immer zurückziehen.“ Sie waren hier im Nachteil und das extrem. Ihre Vorteile zählte er nicht einmal auf, da sie kaum ins Gewicht fielen. Zwar besaßen sie von der Technik her die besseren Sachen, doch hier im Urwald brachte ihnen das auch nichts. Zahlenmäßig waren sie ihm überlegen, doch das brachte nichts wenn er stärker war als zwei, vielleicht sogar drei von ihnen.

Gut, er selbst legte sich schon mal mit Stärkeren an, doch das machte er nie ohne Unterstützung. Warum auch wenn man Ratan hatte der sich um einen kümmerte? Jamie seufzte leise.

„Das ist Dreck.“

„Du sagst es Erec. Doch das kriegen wir schon hin, nicht?“ Jamie lächelte nur zufrieden. Auch wenn sie zur Untätigkeit verdammt waren, hieß das nicht das sie im Falle eines Angriffs wehrlos waren. Die Karten waren unvorteilhaft verteilt, doch es war schon einmal schlimmer gewesen. Zumindest für ihn.

„Ach ja?“ Cyrie hob fragend eine Augenbraue.

Zuversichtlich nickte Jamie. „Ja, klar.“

Immerhin arbeiteten sie auf diesen Moment schon Jahrelang hin. Diese Möglichkeit würde Jamie nicht ungenützt lassen. Ihm lag es nicht zu verlieren, also würde er es auch nicht.

Erec seufzte. „Deine Zuversicht möchte ich haben.“

„Das ist pure Überheblichkeit Erec. Bis jetzt habe ich immer bekommen was ich wollte, das wird sich sicher nicht ändern.“ Bei diesen Worten grinste er schelmisch. Das war ein Scherz gewesen und so sollten sie es auch auffassen. Obwohl doch ein Körnchen Wahrheit darin steckte. Er hatte noch nie verloren, weil er sich nicht auf Situationen einließ, bei denen er nicht gewinnen konnte. Eloy war ja etwas ähnliches gewesen, wenn da auch noch andere Faktoren mitgespielt hatten.

Lächelnd schüttelte Erec den Kopf. „Du bist wirklich der unmöglichste Wolf, den ich kenne.“

„Deswegen magst du mich auch so.“ Grinsend schloss Jamie das Buch vor sich und stand auf.

„Ich gehe dann einmal schlafen. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Cyrie gähnte ausgiebig.

„Nacht.“ Erec nickte ihm nur zu.

Den Raum verlassend, sah er sich um. Nicht das er hier eine Gefahr vermutete, doch es war immer besser vorsichtig zu sein, vor allem im Dschungel.
 

Sunil sah gedankenverloren in den Himmel. Hier lief in letzter Zeit wirklich alles aus dem Ruder. Seit seine Gäste hier waren, gab es nur Probleme. Probleme, die nie welche waren als sein Vater noch hier war. Er vermisste ihn, mehr als seine Mutter. Diese war schon vor einigen Jahren gestoben, so das er sich damit hatte abfinden können, doch der Tod sein Vater war noch einigermaßen frisch.

Liebkosend strichen seine Finger über die schuppige Haut unter seinen Fingern. Na wenigstens sie blieb ihm noch.

Die Tür hinter sich öffnete sich und Jamie trat ein. „Du bist noch wach?“

„Wie man sieht.“ Sunil zuckte mit den Schultern.

„Und habt ihr eure militärischen Strategien miteinander verglichen und auf eine geeinigt?“ Das war auch einer der Gründe warum er gegangen war. Doch in erster Linie wollte er nicht soviel über Ratan hören über den das Gespräch sich wieder gedreht hatte.

„Ja, wir haben uns geeinigt.“

Sunil hörte, wie Jamie sich hinter ihm auszog. Da er die Kerze bereits gelöscht hatte konnte er nicht sehen was hinter ihm passierte, dafür war das Mondlicht nicht hell genug. „Und?“

„Es ist Mist.“

„Was?“ Sunil hatte durchaus den belustigten Tonfall bemerkt, doch fand er daran nichts Erheiterndes. Machte sich der Wolf über ihn lustig?

„Wir sind eindeutig in der der schlechteren Position und das wissen wir. Doch wir können auch nichts dagegen machen außer warten.“

„Aha.“ Nun das war wirklich schlecht.

„Weißt du meine Mutter meinte immer, das Leoparden gute Jäger sind. Sie bringen viel Geduld auf, wenn es um eine Beute geht. Sie studieren die Wege, die Herden jedes Jahr nehmen und lauern dort auf sie. Ebenso geduldig sind sie wenn sie sich anpirschen, sie warten bis die Beute zu ihnen kommt, anstatt sich durch eine unvorsichtige Bewegung zu verraten. Nur Hunger oder Angst kann sie zu unüberlegten Aktionen verleiten.“ Doch das war etwas um das sich ihr Gegner sicher keine Sorgen machen musste. Außer Erec gab es nichts Stärkeres das ihm gefährlich werden konnte und Hunger musste er auch keinen leiden. Demnach waren sie dem perfekten Jäger ausgeliefert. Wenn es etwas gab das Leoparden beherrschten, dann war es die Jagd.

Jamie trat zu ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir werden das schon hinkriegen. Ich bin nicht gewillt diese Chance zu vergeben.“

Sunil unterließ es Jamie darauf hinzuweisen als wie falsch er das fand. Denn er meinte sicher wieder die Erforschung seiner Rasse. Er war zu müde, um sich zu streiten. Aus diesem Grund beließ er es bei einem Schweigen und auch Jamie sagte nichts mehr.

Plötzlich löste sich Jamies Hand von seiner Schulter und der Mischling fühlte wie er sich rasch etwas von ihm entfernte. Überrascht sah er ihn an. Was war denn nun los?

Doch Jamie sah nur auf etwas auf dem Fensterrahmen. Er wirkte irgendwie angewidert, was Sunil seltsam fand.

„Was ist das?“ Anklagend deutete sein Finger auf etwas unter seinen Fingern.

„Hm?“ Sunil wand den Kopf um zu sehen was Jamie meinte. Oh, ach das war es.

„Das ist eine Schlange. Um genauer zu sein eine Boa.“ Deswegen machte man doch keinen Aufstand. Ja, es war eine Schlange und für manche auch gefährlich, doch nicht sie. Immerhin war sie ein Geschenk seines Vaters, dieser meinte vor ein paar Jahren Sunil benötigte ein Haustier. Und sie war das Einzige das man bis zu seinem Geburtstag fand. Meistens war sie irgendwo im Dschungel und sorgte für sich selbst, doch ab und zu kam sie zu ihm. Gefährlich war sie ihm aber noch nie geworden.

„Das sehe ich, aber was macht sie hier?“

„Derzeit wird sie gestreichelt und dann wenn ich schlafen gehe, wird sie wohl meine Körperwärme suchen. Es ist kalt draußen.“ Sunil verstand Jamies Reaktion nicht. Er tat ja so als wäre sie ein gefährliches Raubtier. Doch mit drei Metern war sie viel zu klein um ihnen schaden zu können.

„Du gehst mit dem Ding schlafen?“ Jamie zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Dir ist bewusst das das gefährlich ist oder? Ich werde sicher nicht dieses Risiko eingehen.“

„Dir steht frei zu schlafen wo du willst. Doch sie hat das längere Wohnrecht hier als du. Also wird sie bei mir schlafen oder dir, wer ihr besser gefällt.“ Sunil lächelte bei dieser Bemerkung leicht.

„Also das sicher nicht.“ Jamie schüttelte den Kopf und verließ den Raum.

Irrte sich Sunil oder kam das nun einer Flucht gleich? Hatte Jamie etwa Angst vor Schlangen? Das war irgendwie schwer vorstellbar.

Im nächsten Moment hörte man einige wütende Worte, doch sie waren zu gedämpft als das er sie verstehen würde. Einige Augenblicke später, trat Erec in den Raum.

Noch etwas verwirrt sah er in die Richtung aus der er gekommen war. „Hast du eine Ahnung, warum mich Jamie aus meinem Bett und Zimmer geworfen hat?“

„Keine Ahnung, er hat etwas seltsam auf meine Freundin hier reagiert.“ Sanft hob er den Kopf der Boa an.

„Deine Freundin?“ Erec drehte sich zu ihm und seine Augen weiteten sich überrascht.

„Oh ich verstehe.“ Damit setzte er sich auf Jamies Pritsche.

„Dann bin wohl ich dein Zimmerpartner.“

„Aber sie schläft bei mir.“ Nur damit es da keine Missverständnisse gab.

„Wahrscheinlich.“ So genau wusste Sunil das ja noch nicht.

Der Bär hob abwehrend die Hände. „Schon klar. Ich hab keine Angst vor ihr. Solange sie mich nicht erwürgen will, werden wir uns fabelhaft verstehen.“

Sunil stand auf und ging zu seinem Bett. Die Schlange wartete einen Moment und ließ sich dann wirklich ins Zimmer hinab gleiten.

„Keine Angst. Sie ist satt, vor ihr haben wir nichts zu befürchten.“ Schließlich war das eine Boa und keine Anakonda. Sie benötigte nicht soviel Fressen wie die andere Riesenschlange.

„Wenn du es sagst.“ Auch Erec legte sich hin.

Ja, er war sich sicher, da sie noch nie eine Gefahr dargestellt hatte. Immerhin lebte auch noch Taluma und dieser hatte mit Sunil und ihr schon mehrere Nächte verbracht.

Sunil wartete einige Momente, bis er die Schlange neben sich spürte und zog dann die Decke über sich und sie.

Nachtgeflüster 21

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 21

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Wann Jamie?“

„Wenn dieses Vieh nicht mehr da ist.“ Jamie ließ in diesem Punkt nicht mit sich reden. Er würde mit diesem Reptil sicher nicht das Zimmer teilen. Ein Leguan bitte, sogar ein Krokodil war ihm da lieber, aber keine Schlange. Das Erec schon seit zwei Wochen bei Sunil schlief, störte ihn kein bisschen.

„Sie ist doch nicht einmal jede Nacht da. Also ich finde in diesem Punkt übertreibst du schon ein wenig.“ Erec überholte ihn und stellte sich vor ihn, so das der Wolf nicht mehr weitergehen konnte.

„Aber sie kann jederzeit durch das Fenster und das stört mich an der Sache.“

„Das können andere Tiere auch. Selbst fremde Schlangen und die sind dann nicht so handzahm.“

Jamie maß Erec mit einem erzürnten Blick und drängte sich an ihm vorbei. „Als Argument um mich in dieses Zimmer zurückzulocken ist es eindeutig fehlgeschlagen. Warum bist du eigentlich so erpicht darauf in dein Zimmer zurückzukehren? Du verstehst dich doch gut mit Sunil oder?“

Natürlich wusste Jamie nur zu gut den Grund, doch wollte er nicht mit Erec darüber diskutieren. Was auch ein Grund war, weshalb er in die Küche einbog, wo Cyrie gerade beim kochen war.

Erec wollte etwas erwidern schloss den Mund aber wieder, als er Cyrie bemerkte. Kurz schwieg er. „Mir gefiel die alte Aufteilung eben besser.“

Amüsiert lachte Cyrie. „Du hörst dich wie ein kleines Kind an, dem man sein Spielzeug weggenommen hat.“

Jamie selbst verbiss sich ein Lächeln. Ob Cyrie genauso amüsiert wäre, wenn er wüsste was Erec als sein Spielzeug ansah? Das wagte er zu bezweifeln.

Der Schakal warf irgendein Gemüse in den Topf und schüttelte den Kopf. „Es ist doch egal wer wo schläft oder? Außerdem ist Jamie der angenehmere Partner. Er nimmt nicht soviel Platz ein.“

Treffer, versenkt.

Das es ohne Hintergedanken ausgesprochen wurde, machte Cyries Argument sogar noch schlimmer. Jamie sah richtig, wie der Bär für einen Moment innerlich zusammensackte. Als Freund müsste er ihm nun eigentlich bestehen, doch als Zuseher fand er es erheiternd.

„Wo ist eigentlich Sunil?“ Erec sah sich suchend um.

Themenwechsel also. Kurz überlegend, gestatte er ihm diese Ausflucht und zuckte die Schultern. Heute hatte er ihn selbst noch nicht gesehen. Vor einigen Tagen hatten sie die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und da er noch immer wegen der Boa schmollte, wich er dem Jüngeren aus.

Cyrie deutete nur zu der Brücke. „Er ist in seiner Werkstätte. Ich möchte nur wissen was er dort macht.“

Hatte er es ihnen noch nicht erzählt? Jamie überlegte kurz, doch kam zu keinem Ergebnis. Irgendwie war diese Neuigkeit im allgemeinen Trubel untergegangen. Selbst hatten sie wahrscheinlich auch noch nicht Sunils Werkstätte betreten. „Er schleift und reinigt Edelsteine.“

„Toll, das überschneidet sich doch mit deinen Interessen oder?“ Cyrie wirkte nicht sehr interessiert. Steine waren nicht unbedingt sein Fachgebiet und er brachte auch kein Interesse dafür auf.

„Nicht wirklich.“ Sein Interesse war es Sunil hier wegzubekommen. Heim zu seiner Familie, doch das machte ihm dieser verdammt schwer.

„Wäre er denn gut genug?“

Jamie sah den Bären verwirrt an. Was war denn das für eine Frage? Das wich total vom Thema ab. „Ja, er ist gut. Warum?“

Erec zuckte mit den Schultern. „Nur so. Vielleicht machst du ihm ein Angebot, dann kommt er von alleine mit.“

„Wohl kaum.“ Nein, Sunil war sicher nicht einer von denen, die alles hinter sich ließen nur für ein gutes Angebot. Jamie kannte solche Menschen und der Mischling gehörte nicht dazu. Wobei er hier auch alles hatte was er brauchte, es gab keinen Grund für Sunil hier wegzugehen. Nein, ein entsprechendes Angebot würde ihn kalt lassen. Wobei… er hatte ja ein Ziel das er erreichen wollte.

In seinem Kopf begann eine Idee zu reifen. Auch wenn es vielleicht ein leeres Versprechen war, wenn der Jüngere darauf einging war er seine Probleme los. Es ging nur darum das er ihm folgte.

„Nicht schon wieder.“ Der Bär stöhnte genervt.

Auch Jamie spürte es. Was war denn nun schon wieder los?

„Sollen wir ihn holen?“

Jamie winkte auf die Frage des Schakals ab. „Versuch du erst einmal mit ihnen zu reden. Ich würde ihn nur ungern stören.“

Außerdem war es eine gute Möglichkeit mit den Eingeborenen Kontakte aufzubauen. Das war auch ein wichtiger Punkt und Cyrie wollte sie sowieso studieren.

Er ging zur Luke und hob sie hoch. Da es Tag war, konnte er sogar sehen wie die Einbäume der Menschen anlegten. „Scheint als wäre es wieder eine ganze Abordnung.“

Erec hob warnend einen Zeigefinger. „Wenn auch nur ein Pfeil auf mich zeigt, breche ich dem Betreffenden den Arm.“

„Ich werde darauf achten.“ Natürlich würde er das nicht machen. Nicht ohne seine Anordnung, das hatten sie sich schon erarbeitet. Erec mochte es nicht bedroht zu werden, doch manchmal war das besser als die Alternative. Die meistens der Tod war.

Etwas worauf Jamie wirklich keine Lust hatte.
 

Sunil besah sich den Smaragd und seufzte. Wieder sah er nicht nach seinen Vorstellungen aus. Er bekam es einfach nicht so hin wie sein Vater.

Unzufrieden legte er ihn auf den Tisch und strich sich die Haare aus der Stirn. Allerdings war er nicht nur unzufrieden wegen dem Stein auch die Situation sagte ihm nicht zu. Wie konnte sich Jamie nur wegen so einer Schlange aufregen? Da war doch nichts dabei, es war ein Tier wie jedes andere.

Ein plötzlicher Geruch ließ ihn aufsehen. Was machte Taluma schon wieder hier? Nun, da musste er wohl einmal nachsehen.

Mit einem weiteren Seufzen stand er auf. Diese plötzlichen Besuche waren eine Plage. Immerhin tauchte er auch nicht unangemeldet bei ihm auf.

‚Bitte nicht. Sonst war meine ganze Vorarbeit umsonst.’

Sunil erstarrte bei dieser Stimme. Er kannte sie nicht und das konnte nur eines bedeuten. Alarmiert fuhr er herum, bereit einen jeglichen Angriff abzuwehren, doch der Raum hinter ihm war leer.

‚Interessant. Ich sehe deine Eltern haben dich gut trainiert. Nichts anderes habe ich von ihr erwartet.’

„Wo bist du?“ Sunils Augen suchten panisch den Raum ab. Ja, er hatte Angst. Angst weil er seinen Gegner nicht sehen konnte, Angst weil er nicht wusste was er wollte und vor allem Angst, weil es einen Gegner gab. Nein, bis jetzt hatte er keinen Gegner gehabt vor dem er sich hätte fürchten müssen.

‚Ganz in deiner Nähe, aber ich mache es dir leicht.’

Im nächsten Moment nahm Sunil eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und ein Panther stand in der Tür, die von außen in dieses Zimmer führte. ‚Lass diese Haltung. Ich habe nicht vor dir etwas anzutun. Dazu hätte ich schon zahllose Gelegenheiten gehabt.’

Sunil konnte nicht verhindern das er unwillkürlich zurückzuckte, doch dann wurde er aggressiv, wie ein Tier das in die Enge getrieben wurde. „Was willst du hier? Wer bist du eigentlich?“

Der Panther legte den Kopf schief. ‚Nun bei den Manieren hat sie gespart, doch das ist nichts was man nicht ausbügeln könnte.’

Dann sah er ihn ernst an. ‚Ich bin hier um dich heimzuholen. Zu deiner Familie wo du hingehörst. Auch wenn du es nicht glaubst, deine Mutter hatte eine Familie und die will dich in ihrer Mitte wissen.’

„Und was hast du damit zu tun?“ Da der Andere keine Anstalten machte näher zu kommen, wurde Sunil wieder mutiger, wenn er sich auch noch nicht allzu weit aus dem Fenster lehnte. Doch jeder Hinweis konnte hilfreich sein.

‚Immerhin teilen wir das gleiche Blut und sogar mehr als deine anderen Halbonkeln und Tanten.’

Das konnte doch nicht sein. „Du bist mein Onkel?“

Das sollte sein Onkel sein, von dem seine Mutter ihm immer erzählt hatte? Der Einzige mit dem sie sich verbunden fühlte und derjenige von dem sie sich im Streit getrennt hatte? „Dann bist du Kyrin?“

‚Scheinbar hat sie dir von mir erzählt. Ich bin überrascht.’

Oh ja, sie hatte ihm einiges über ihren Bruder erzählt. Vor allem, das er immer seinen Willen durchsetzen wollte.

Also wollte auch er ihn heimholen? Nun das war etwas das ganz und gar nicht in seine Pläne passte. „Ich werde sicher nicht von hier weggehen. Weder mit dir noch mit den Anderen.“

Wenn es sein musste, dann würde er eher mit Jamie gehen. Denn dieser machte ihm nicht soviel Angst wie sein angeblicher Verwandter hier.

‚Ist das deine Entscheidung?’ Die Augen des Panthers musterten ihn aufmerksam.

Sunil nickte entschlossen, wobei er sich gar nicht so fühlte. Er brachte ja nicht einmal den Mut auf seine Entscheidung mit Worten zu untermauern. Aber er wollte hier nicht weg das stand fest. Das war seine Heimat und diese liebte er. Warum wollte ihn jeder von hier weg bringen? Noch dazu zu einer Familie, die er nicht einmal kannte, das galt für beide Seiten. Für ihn waren das Wesen ohne Gesicht, ja manche sogar ohne Namen.

‚Heute wollte ich mich auch nur vorstellen. Schließlich bemerkt ihr meine Anwesenheit ja schon seit Tagen. Doch keine Sorge von nun an werde ich subtiler vorgehen.

Nun Neffe, ich habe dir die Chance gegeben dich für oder gegen mich zu entscheiden. Das nächste Mal wenn wir uns sehen werde ich nicht so höflich sein. Du kommst mit mir mit ob du willst oder nicht.’ Damit nickte er Sunil noch einmal zu und verschwand dann ebenso wie er gekommen war.

Sunil fühlte sich plötzlich so erleichtert, als wäre eine Last von ihm genommen worden. Er verließ die Werkstatt und ging über die Brücke zurück zum Wohnbereich. Noch bevor er dort ankam, trat Jamie aus der Küche. Wahrscheinlich hatte er ihn gespürt.

Als er ihn jedoch sah wirkte er deutlich beunruhigt. „Sunil was ist los? Du bist total bleich und zitterst am ganzen Körper.“

Ihm war es egal was der Andere nun von ihm dachte. Er hatte Angst, vor dem übermächtigen Gegner dem er gerade gegenübergestanden hatte. Bis eben hatte sein Stolz ihm nicht erlaubt schwach zu sein, doch nun wollte er es. Bei Jamie durfte er das sicherlich.

Bevor Jamie reagieren konnte, überwand Sunil die Entfernung zwischen ihnen und umarmte den Wolf. Auch wenn es nicht von langer Dauer sein mochte, im Moment wollte er nur die Sicherheit spüren, die ihm Jamie geben konnte. Bei ihm fühlte er sich wohl und geborgen, wie sonst nur bei seiner Familie. Sunil konnte nicht sagen weshalb, doch im Moment zählte für ihn nur dieses Ergebnis.

Nachtgeflüster 22

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 22

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er würde lügen, wenn er behaupten würde, das ihn das Verhalten des Mischlings nicht überraschte. Das war wohl auch der Grund, warum er im ersten Moment nur wie erstarrt dastand, als Sunil ihn umarmte. Erst dann erwiderte er die Umarmung, wenn das auch eher automatisch war, als eine ehrliche Geste.

Jamie war verwirrt. Er wusste nicht wie man damit umging. Alle seine bisherigen Verbündeten hatten ihre Angst nicht gezeigt und wenn doch, dann war es eher Nervosität gewesen ob ihr Plan funktionierte. Doch das war nicht diese Art von Angst. Sunil war wirklich tief verstört und verängstigt, das kannte er nicht. Nicht einmal von sich selbst. Schließlich nahm er alles mit Humor und wenn das nicht funktionierte, dann mit Sarkasmus, der klappte immer. Ansonsten hätte er es nicht dorthin geschafft wo er nun war. Gut, derzeit war das der Dschungel, doch er sprach ja auch von seinem Status.

Allerdings kam es Jamie selbst etwas erbärmlich vor ihn einfach nur zu halten und nichts zu sagen. Auch wenn er keine Worte hatte, um ihn zu beruhigen. Er wusste ja nicht einmal was los war. Was konnte den Jüngeren nur so ängstigen?

Nach einigen Minuten hatte sich Sunil wieder soweit beruhigt, um sich etwas von ihm zu lösen. Trotzdem entzog er sich nicht ganz Jamies Umarmung.

„Unsere Gäste?“

Gäste? Welche Gäste? Im ersten Moment wusste er nicht wovon Sunil redete. Erst dann fiel ihm wieder ein, das die Eingeborenen ja wieder hier waren. „Cyrie kümmert sich um sie. Er ist sehr interessiert an ihnen. Wenn er kann, wird er sie sicher noch für Stunden beschäftigen.“

Ja, Cyrie hatte sicher eine Menge Fragen an diese.

„Leider sind das nicht die einzigen Gäste heute.“ Sunil warf einen Blick zur Werkstätte zurück. Seine Stimme war bei diesen Worten ernst, doch man konnte auch eine leichte Sorge durchhören.

„Wie?“ Da hatte er sich doch verhört oder? Denn das konnte nur bedeuten das Sunil entweder tierischen Besuch hatte oder feindlichen. Keine dieser Optionen schien Jamie besonders erstrebenswert.

„Sagen wir es so. Unser Feind ist nicht länger ganz so unbekannt.“ Sunil kam wieder näher an Jamie und barg sein Gesicht an dessen Schulter.

Jamie entging keineswegs das leichte Zittern, das wieder Sunils Körper bewegte. Doch noch mehr Aufmerksamkeit erregten die Worte des Jüngeren bei ihm. „Wie meinst du das?“

Er löste Sunil von sich, um ihn ins Gesicht sehen zu können.

Dieser erwiderte seinen Blick unsicher. „Er hat sich vorgestellt. Gerade eben. Es ist der Bruder meiner Mutter. Sein Name ist Kyrin.“

Was ihn scheinbar nicht zu einem Freund machte wie Jamie bemerkte. „Dein Onkel?“

Das war übel und auf keinen Fall mehr ein Zufall. Hier waren zu viele Parteien vertreten um ein Zufall zu sein. „Hat er gesagt was er wollte?“

Nun machte sich Sunil von ihm los. „Das Gleiche wie ihr. Nur will er es mit allen Mitteln durchsetzen.“

Aber sicher nicht. Wenn Sunil mit jemanden mitging, dann mit ihnen. Immerhin war er schon länger bei ihm und leistete Überzeugungsarbeit. Außerdem musste er ein Versprechen einlösen. Und ehrlich gesagt würde es Sunil bei dieser Familie an nichts mangeln. Sie würden ihn lieben wie ihren eigenen Sohn, ihm eine Ausbildung und Sicherheit verschaffen. All das was viele Kinder nicht bekamen und was für Mischlinge wohl das Wichtigste war, sie würden ihn akzeptieren. Akzeptieren als das was er war halb Wolf, halb Leopard. Keiner von ihnen würde ihm einen Vorwurf für etwas machen, an dem er unschuldig war.

Jamie war reinrassig und er hatte nicht einmal die Hälfte von dem gehabt, was Sunil erwartete. Wäre er ein Wolf von niedrigeren Format, dann könnte er ja fast eifersüchtig auf den Kleinen sein. Doch egal was die Leoparden ihm boten, es konnte nicht einmal halb so gut sein, wie das seiner väterlichen Familie.

„Doch ich werde mich keinen von euch beugen. Das ist mein Leben und ich werde es gegen nichts eintauschen.“

Der entschlossene Blick in seinen Augen holte Jamie wieder in die Gegenwart zurück. Er sollte das hier nicht als Wettstreit ansehen. Es ging nur um Sunil und was das Beste für ihn war. Auch wenn dieser das nicht einsehen wollte. Aber es war kein Wettstreit zwischen ihm und den Panther. Denn wenn, dann wurde dieser Kampf sowieso nicht mit Worten bestritten. Wie gern hätte er jetzt Ratan an seiner Seite und seine geschmeidige und doch so tödliche Kraft.

Jamie seufzte. „Das verlangt auch keiner von dir Sunil. Ich will dich nicht von hier wegholen. Alles was ich will ist, dich mit deiner Familie bekannt machen. Das sind immerhin deine Verwandten, die sich um dich kümmern werden, wenn du sie brauchst. Sie teilen dein Blut und freuen sich auf deine Bekanntschaft. Keiner von ihnen würde dich aufhalten, wenn es dein Wunsch ist wieder hierher zu kommen.“

Zum ersten Mal konnte er bei diesem Thema nicht sofort Ablehnung im Blick des Mischlings erkennen. Trotzdem sprach Jamie nicht weiter, sondern lies seine Worte wirken. Manchmal waren ein paar gut gesetzte Argumente besser als beeindruckend geführte Monologe.

Nachdenklich musterte ihn Sunil. „Bist du sicher? Ich meine, würdest du mir das versichern?“

„Natürlich. Ich schwöre es bei meiner Ehre…“ Nun gut, die war vielleicht nicht mehr soviel wert. Rasch verbesserte er sich.

„… oder besser beim Grab meiner Mutter, sie werden dich nicht davon abhalten.“ So schätzte er diese Familie einfach nicht ein. Und wenn sie es doch machen würden, dann würde er Eloy gehörig Druck machen, damit sie ihn doch gehen ließen. Unter Stress war der Kleine zu Höchstleistungen fähig. Entweder das oder er brach darunter zusammen, doch Jamie wusste wieviel Druck es brauchte um noch Ergebnisse zu bekommen.

Nein, Jamie war sich sicher das jedes seiner Worte der Wahrheit entsprach.
 

Gut, im Grunde hatte Jamie nie gesagt, das es für immer sein würde. Doch er hatte es angenommen und da der Wolf dem nicht widersprochen hatte, war das doch der nahe liegendste Schluss. Warum hatte er nicht gleich erwähnt, das es sich nur um einen Besuch handelte? Er würde diesen Namen doch gerne Gesichter zuordnen können, wenn das auch nicht für seine mütterliche Seite galt. Doch diese hier schien ihm ungefährlich zu sein. Außerdem war er wie jedes Wesen neugierig was seine Wurzeln anging und die waren nun einmal nicht hier, sondern in Italien. Ein Land das er bis jetzt nur aus Erzählungen kannte.

„Es geht ja nicht nur um deine Familie. Es gibt vieles was dir die Zivilisation bieten kann. Meister auf jedem Gebiet auch was Edelsteine und deren Bearbeitung angeht.“ Jamie sagte das zu selbstverständlich, als das es ihm gerade eben eingefallen war.

Trotzdem weckte das sein Interesse. „Und du kennst so einen Meister?“

Sunil zweifelte daran, woher auch? Jamie hatte doch selbst gesagt, das er sich damit nicht so auskannte. Umso erstaunter war er als der Wolf nickte.

„Ich beschäftige selbst zwei dieser Meister und wenn der Dritte nicht so stur wäre, tja dann wäre es noch einer mehr.“

„Aber warum denn? Du hast doch selbst gesagt, das du dich damit nicht auskennst.“ Da verwunderte ihn nun wirklich.

„Gerade deshalb arbeiten sie ja auch für mich. Ich erkenne teuren Schmuck und teure Steine wenn ich sie sehe. Doch ob sie wirklich so lupenrein sind wie mit der Verkäufer versichern will, kann ich nicht nachprüfen ebenso wenig wie ich sie verarbeiten kann. Das machen meine Angestellten. Ich handle nur damit.“

„Oh.“ Sunil konnte nicht wirklich sagen das er wusste wovon Jamie sprach. Natürlich hatte ihm sein Vater erklärt was es hieß bei jemanden im Lohn zu stehen, doch er kannte es nicht. Hier musste er nur für sich sorgen und was er nicht produzieren konnte, das tauschte er. Die Eingeborenen nahmen Nahrung an und die Händler seine Steine, aus diesem Grund kannte er weder Geld noch das Prinzip der Arbeit für Andere.

Jamie lächelte leicht. „Sie können dir sicher einige Tipps geben. Ich bin mir sicher, das nicht einmal dein Vater es sich selbst beigebracht hat.“

Diese Frage konnte Sunil nicht beantworten, da sein Vater darüber kein Wort verloren hatte. „Vielleicht.“

Lächelnd nickte der Weißblonde, bevor er wieder ernst wurde. Sein Blick wanderte über den Urwald. „Obwohl wir im Moment wohl andere Probleme haben.“

Das war wahr. Mit seinen Worten hatte Jamie es geschafft ihn sein Erlebnis eben vergessen zu lassen. Doch das machte es nicht ungeschehen und auch die Bedrohung wurde dadurch nicht kleiner.

Eine Hand legte sich auf seine Wange und strich leicht darüber. Sunil hob den Blick und sah direkt in Jamies graue Augen, ein Lächeln lag wieder auf seinen Lippen.

„Keine Sorge. Wir sind darauf vorbereitet. Außerdem habe ich dir gesagt, das es kein Problem für uns ist mit ihm fertig zu werden.

Keine Angst, wir werden dich beschützen.“

Wenn er das so sagte, dann wollte Sunil ihm einfach glauben. Egal wie die Realität aussah, allein Jamies Worten wollte er Glauben schenken. Das er in der Lage war ihn zu beschützen und das auch machen würde. Unter diesen Umständen hatte er sogar nicht einmal etwas dagegen einzuwenden, auch wenn er sonst Hilfe bestimmt abgewiesen hätte.

Ein leises Räuspern ertönte hinter ihnen. „Störe ich?“

Sunil entfernte sich rasch etwas von Jamie.

Dieser seufzte nur tief. „Immer Erec immer. Doch meistens hast du einen guten Grund. Was ist es diesmal?“

„Der Besuch.“ Der Bär deutete mit dem Daumen in das Zimmer aus dem er gerade kam.

„Sie wollen das wir einige Nächte in deren Dorf verbringen. Cyrie ist natürlich total begeistert von dieser Idee. Doch ich nicht und soweit ich dich kenne du wohl auch nicht oder Jamie?“

„Ich bin auch nicht davon begeistert!“ Sunil stemmte die Arme in die Hüfte. Das reichte. Taluma verstieß gegen alle Regeln des Anstands, die Krönung hatte ihm wohl nicht gut getan. Doch das würde er ihm schon noch austreiben und zwar jetzt sofort. Hier war sein Haus, da stellte außer ihm keiner Forderungen.

Hier lief einiges nicht so wie er wollte, doch an Talumas Verhalten konnte er, im Gegensatz zu anderen Dingen, etwas ändern. „Taluma wir müssen reden! Sofort!“

Damit ging er an seinen zwei Mitbewohnern vorbei in das Haus.

Nachtgeflüster 23

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 23

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil war es egal wer sich ihm in den Weg stellte. Die beiden Leibwächter, die sich mit ihren Speeren vor Taluma stellten, schubste er nur unsanft zur Seite. Als diese ihre Waffen fester packten, knurrte Sunil nur. „Wagt es. Richtet in meinem Haus die Waffen auf mich und eure Familien werden künftig ein Maul weniger zu stopfen haben.“

Sein Blick zeigte ihnen wohl das er es ernst meinte, was sie kurz zögern ließ.

„Sunil was ist los?“ Taluma sah ihn fragend an. Seinem Gesichtsausdruck nach war er sich keiner Schuld bewusst.

„Das frage ich dich Freund.“ Er betonte dieses letzte Wort ganz besonders. Ja, sie waren Freunde und daran sollte sich der Mensch erinnern. So ging man nämlich nicht mit seinen Freunden um.

„Woher nimmst du das Recht in meinem Haus Befehle auszusprechen? Noch dazu im Bezug auf meine Gäste. Dies sind meine und nicht deine Gäste, das heißt sie stehen unter meinem Schutz. Du hast ihnen gar nichts zu befehlen.“ Das war sein Recht, wenn überhaupt.

„Wir haben unsere Gründe das zu verlangen.“ Taluma verschränkte die Hände vor der Brust.

„Aber es war nur an deine Gäste gerichtet nicht an dich.“

Am Liebsten würde er seinen Freund wie in ihrer Kindheit zur Seite nehmen. Allerdings nicht um sich mit ihm zu balgen, sondern um ihn ernsthaft zu schlagen. Wann war er eigentlich so überheblich geworden? „Also bin ich sowieso ausgeladen?“

Das war ja wohl eine noch größere Frechheit. Von seinen Eltern hatte Sunil gelernt, was sich gehörte und was nicht, doch selbst ohne das wäre er nun sauer. So ging man nicht mit Freunden um. Das war einfach nicht richtig.

Der Mensch seufzte und legte einen Arm um seine Schulter. „Wir sollten reden.“

Sunil widerstand seinem ersten Impuls und entzog sich nicht seinem Griff. Immerhin konnte man das ja als Versöhnungsangebot sehen und reden mussten sie dringend.

Taluma gab seinen beiden Leibwächtern einen Wink zurückzubleiben und verließ mit Sunil den Raum. Dort löste er sich von ihm und trat an das Geländer. „Hör zu Sunil, ich muss so handeln. Wir haben Probleme, das gebe ich unumstritten zu. Du erinnerst dich an unseren letzten Besuch bei dir?“

Sunil nickte. Natürlich, den würde er ihm eine lange Zeit nicht vergessen. Wäre sein Vater noch hier, dann wäre es nie soweit gekommen. Allerdings wäre dann eine Menge nicht so gekommen. Das hätten sie sich das niemals getraut und wenn doch, dann hätte sie dieser schon in ihre Schranken gewiesen. Sie hatten ihn respektiert, etwas das sie bei ihm scheinbar nicht für nötig hielten.

„Es ist schlimmer geworden.“ Taluma sprach einfach weiter, Sunils Nicken war für ihn scheinbar Antwort genug.

„Dieses Tier ist wiedergekommen. Nicht nur in unsere Erntegründe, sondern auch in unser Lager. Es wurde niemand angegriffen, doch es ist klar das wir verunsichert sind. Es ist kein normales Tier, das wurde mir oft versichert. Es sieht so aus, doch es geht ein anderes Gefühl von ihm aus als von normalen Tieren. Wir wollen uns nur einfach davon versichern, das deine Gäste keine zweite Form haben.“

„Du weißt, das dies unmöglich ist.“ Sunil schüttelte den Kopf. Er fühlte sich schlecht, nun da seine Wut verraucht war. Mit nur einem Wort könnte er das alles aufklären, doch das ging nicht. Er konnte seinem Freund nicht sagen was oder wer das war. Das würde nur zu Fragen und Forderungen führen, die er nicht erfüllen konnte. Sie wurden von ihm ebenso bedroht wie die Dorfbewohner. Obwohl diese sicher nur aus einem Grund bedroht wurden, um an ihn heranzukommen. Auch heute waren sie nur Mittel zum Zweck gewesen, das hatte Kyrin selbst zugegeben. Er hatte eine Deckung benötigt, eine Ablenkung für ihre Sinne.

„Dann gib mir einen Beweis. Bitte Sunil, wenn du es mir irgendwie bestätigen kannst, dann zeig es mir.“

In Talumas Augen konnte Sunil ein stummes Flehen sehen. Er wollte ihm glauben, doch brauchte er etwas um es seinen Leuten zu beweisen. Auf sich selbst wütend wand er den Kopf ab. „Den gibt es nicht.“

Wie sollte der schon aussehen? Immerhin hatten sie sich schon vor ihnen verwandelt, mehr ging nun wirklich nicht mehr.

„Dann muss ich auf den Besuch deiner Gäste bei uns bestehen. Es tut mir leid.“

Sunil schüttelte den Kopf. „Nein, mir tut es leid.“

Es war bedauernswert, das sie ihm nicht einmal soviel Vertrauen entgegenbringen konnten. Als ob sein Wort gar nichts zählte. „Wir werden in den nächsten Tagen kommen und ein, zwei Tage bleiben. Danach werden wir wieder gehen, egal ob du deine Bestätigung bekommen hast oder nicht.“

Taluma nickte. „Gut, wir werden euch erwarten.“

Zögernd wand er sich ab. Es wirkte als wolle er noch etwas sagen, ließ es dann aber doch und ging ins Haus zurück.

Sunil wartete, bis er sie nicht mehr spüren konnte, erst dann folgte er ihm. Bis auf seine Gäste war der Raum leer. Doch auch diese wirkten, bis auf eine Ausnahme, nicht sehr erfreut. „Ich habe zugesagt, für einen oder zwei Tage. Die müssen wir ihnen wohl zugestehen.“

„Warum?“ Erec sah ihn fragend an.

„Weil sie ein Problem haben. Der Panther hat sie wieder besucht. Sie wollen sich davon überzeugen, das ihr es nicht doch seid.“ Für ihn war es unverständlich, doch wenn Taluma sich danach besser fühlte, sollte er seinen Willen haben.
 

Jamie hatte es sich fast gedacht. „Also war unsere kleine Demonstration das letzte Mal unnötig.“

Da sah man es wieder einmal, er brach eine seiner Regeln und es brachte rein gar nichts. Es war nicht so das er sich an Regeln hielt, doch selbst er hatte zwei oder drei nach denen er lebte. Einfach weil er für sich befunden hatte, das sie nützlich waren. Alle anderen missachtete er sowieso ständig.

Sunil schüttelte den Kopf. „Nein es hat euch damals wohl das Leben gerettet. Da hatten wir ebenso wenig eine Wahl wie jetzt.“

„Du sagst immer wir, doch im Grunde geht es doch nur um uns.“ Jamie deutete nacheinander auf Cyrie, Erec und sich. Sunil war geschützt durch das Vertrauen das ihn mit den Einwohnern verband. Sie hingegen mussten sich bei jeder Gelegenheit behaupten und als vertrauenswürdig erweisen.

„Wir.“ Sunil betonte diese Wort besonders und sah Jamie dabei fest in die Augen.

„Ihr seid meine Gäste, das heißt ich bin für euch verantwortlich. Ich halte euch für vertrauenswürdig und sie sollten sich auf mein Urteil verlassen.“

„Das tun sie aber nicht. Kein Wunder, das du sauer bist.“ Erec nickte nachdenklich.

„Aber was ist denn nun eigentlich das Problem? Trotz aller Kommunikation habe ich das nicht herausbekommen.“ Cyrie warf einen fragenden Blick in die Runde.

„Natürlich nicht, du hast nur die Einladung in ihr Dorf gehört und alles um dich vergessen.“

Jamie merkte das Erec diese Aussage durchaus scherzhaft meinte, doch Cyrie verschränkte nur die Arme vor der Brust und drehte sich demonstrativ von ihm weg. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. So wurde das nie etwas zwischen den Beiden. Doch er hatte es satt den Vermittler zu spielen. Zuerst Eloy und dann Ratan und jedes Mal war es zu seinen Ungunsten ausgegangen. Nein, Kuppler war kein geeigneter Job für ihn, außerdem konnte er es sich nicht leisten das einer der Zwei auf ihn sauer war. Er benötigte Beide.

„Ich frage mich wie sie das herausfinden wollen?“

„Was, das wir kein Panther sind?“ Erec zuckte die Schultern.

„Vielleicht wollen sie nur abwarten. Lassen wir uns überraschen.“

Gerade das hasste Jamie so. Überraschungen waren selten gut, doch hier hatte er wohl keine andere Wahl.

„Wo wir schon bei diesem Panther sind…“ Jamie sah zu dem Mischling, doch dieser wich seinem Blick aus. Nun sagen mussten sie es ihnen und wenn Sunil es nicht machte, dann würde er diese Aufgabe übernehmen.

„Es scheint als hätte unser Schatten eine Identität bekommen.“

„Ach ja wann?“ Cyrie sah Jamie erwartungsvoll an und gab seine ablehnende Haltung auf.

„Vor wenigen Minuten. Er hat mich besucht.“ Auch wenn er antwortete, so sah Sunil sie noch immer nicht an.

„Er ist der Bruder meiner Mutter. Sein Name ist Kyrin und auch er will mich zu meiner Familie mitnehmen.“

„Na toll.“ Erec seufzte tief.

„Ich hab es dir oft genug gesagt Jamie, es ist nicht gut wenn man sich in die Familienahngelegenheiten anderer Leute einmischt. Dabei kommt nie etwas Gutes raus.“

„Ich weiß Erec.“ Jamie lächelte und machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand als wolle er so diese Bemerkung verscheuchen. Als ob er das nicht wusste. Man sollte sich nie in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen, in seinem Job war das eine Notwendigkeit. Doch hier ging es um ein getätigtes Versprechen. Ein Versprechen das er sicher einhalten würde.

„Moment.“ Der Schakal hob abwehrend die Hände.

„Er war hier in diesem Haus nur einige Meter von uns entfernt und wir haben das nicht bemerkt? Bin ich der denn Einzige den das beunruhigt?“

Erec und Jamie tauschten einen Blick miteinander aus und nickten synchron. „Ja.“

„Es ist doch nur logisch. Ich meine wie lange suchen wir nun schon nach den Leoparden?“ Jamie sah den Bären dabei kurz an, obwohl er seine Hilfestellung gar nicht benötigte.

„Drei Jahre nicht? Doch nie haben wir etwas von ihnen bemerkt. Da ist es doch nur logisch, das sie irgendeine Technik haben um nicht bemerkt zu werden. Ich meine drei Jahre intensiven Suchens, nur darauf ausgerichtet diese Rasse zu finden? Nein, uns hätte etwas auffallen müssen. Noch dazu wollen sie nicht gefunden werden, also werden sie alles daransetzen dieses Ziel zu erreichen.“ Nein, diese Sache irritierte Jamie keineswegs. Allerdings wunderte es Jamie, das Kyrin diesen taktischen Vorteil so leicht aufgab. Als Mittel um sie einzuschüchtern könnte es wirken, tat es bei ihnen aber nicht. Allerdings würden sie nun doppelt so vorsichtig sein. Etwas das auch in seinem Sinn sein könnte.

Etwas ratlos seufzte Jamie. Egal was sie nun machten, es konnte genau das Falsche sein. Doch wahrscheinlich dachte er einfach nur zuviel darüber nach.

Der Jüngere nickte zustimmend. „Das ist durchaus möglich.“

„Es ist bestimmt so. Wir sollten allerdings darüber nachdenken, was wir nun unternehmen.“ Bei diesen Worten sah der Bär Jamie abwartend an.

„Tu was du für nötig empfindest Erec. Ich lasse dir dabei freie Hand, bis jetzt hast du mich nie enttäuscht.“

Der Blick des Größeren hätte nicht erstaunter sein können.

Cyrie ging zu ihm und klopfte ihm auf die Schultern. „Glückwunsch du bist befördert worden.“

„Ja, sieht so aus.“ Erec schien es noch immer nicht fassen zu können.

„Also ich gehe dann schlafen. Mir ist über diese Diskussion der Appetit vergangen. Ich hoffe du kommst deiner Aufgabe nach und bewachst meinen Schlaf.“

Der Bär sah dem Kleineren nach und hob einen Zeigefinger, der in die Richtung deutete in die Cyrie gerade verschwunden war.

Er wollte dazu ansetzen etwas zu sagen, doch Jamie schüttelte nur den Kopf. „Nein, das war keine Einladung Erec.“

„Schade.“ Er ließ die Hand wieder sinken.

Sunil stand auf und holte die Teller. „Wir sollten essen.“

Jamie nickte zustimmend, als er den nachdenklichen Blick des Bären sah lächelte er. „Selbst wenn, du vergisst eine Tatsache.“

Als der Bär ihn fragend ansah grinste Jamie. „Du schläfst bei Sunil, nicht bei ihm.“

Auch wenn er Sunil versprochen hatte ihn zu beschützen, das machte er nicht mit einer Schlange im Genick.

Nachtgeflüster 24

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 24

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Können wir dann endlich los?“

„Hetz nicht so Cyrie. Außer dir freut sich sonst sowieso keiner auf diesen Ausflug.“ Jamie nahm neben dem Schakal, in dem schmalen Boot, Platz. Es hatte ihn nicht sonderlich gewundert, das Sunil plötzlich damit aufgetaucht war. Wahrscheinlich gehörte das hier einfach zur Ausstattung solcher Häuser dazu. Allerdings musste er schon die handwerkliche Geschicklichkeit von Sunils Vater anerkennen. Er selbst hätte er das nie geschafft, dafür fehlte ihm das Talent. Auch wenn er es noch nie ernsthaft versucht hatte, immerhin gab es Leute die man dafür bezahlte.

Erec warf seine Armbrust in das Boot und überwand die letzten drei Stufen mit einem Sprung.

„Lass das, du Trampeltier!“ Cyrie versuchte das Schwanken des Bootes wieder auszugleichen.

„Das musste jetzt unbedingt sein, was?“ Jamie schüttelte tadelnd den Kopf. Manchmal war der Bär wie ein kleines Kind, doch das machte auch seinen Reiz für Jamie aus. Es gab Momente, da brauchte man es einfach, sich wie kleines Kind zu benehmen und das machte zu Zweit einfach mehr Spaß. Man musste oft genug erwachsen sein, da konnte man sich solche Entgleisungen auch leisten.

„Natürlich.“ Erec kämpfte gerade um sein Gleichgewicht, das er mit seiner Aktion selbst in Gefahr gebracht hatte. Das hielt ihn aber nicht von einem lausbubenhaften Grinsen ab.

„Kinder. Dabei dachte ich, ich sei der Jüngste hier.“ Sunil hielt sich noch immer an der Strickleiter fest und wartete darauf das Boot zu betreten. Was aber eine sehr unsichere Sache war, solange es nicht zu schaukeln aufhörte und Erec knapp vor der Leiter stand.

„Bist du auch.“ Mehr sagte Jamie nicht zu diesem Thema. Denn er hatte schon oft erlebt, wie sich Erwachsene wie Kinder aufführten und das nicht immer bei unwichtigen Dingen. Da waren ihm die erwachsen wirkenden Kinder bei weitem lieber. Verantwortung, Überlegung und all diese Erwachsenen zugeschriebenen Gefühle hingen nicht vom Alter ab, sondern von der geistigen Entwicklung. Er selbst kannte ja einige Beispiele für beide Möglichkeiten. Positive ebenso wie negative.

Sunil stieg nun auch in das Boot ein, wobei er Erecs Schulter als Stütze benutzte. „Wir sollten los.“

Mit diesen Worten setzte er sich hin und deutete auch dem Bären sich hinzusetzen. „Ihr wisst doch noch was ich euch erklärt habe, oder?“

„Natürlich, wie könnte ich das vergessen?“ Erec verdrehte die Augen und setzte sich hin.

Jamie lächelte nur bei dieser Reaktion, doch er konnte sie verstehen. Immerhin hatte Sunil die letzten Tage dazu genutzt sie über die verschiedenen Regeln aufzuklären, die bei den Eingeborenen hier herrschten. Für ihn war das eher langweilig gewesen, doch Cyrie hatte diese Informationen wie ein Schwamm aufgesogen.

Allerdings war dieser auch derjenige, der für sie kommunizieren musste. Außer ihm und Sunil verstand keiner deren Sprache. Wenn Cyrie auch zugegeben hatte, das dieser Dialekt sogar ihm Schwierigkeiten bereitete. Aber damit würde er schon zurechtkommen, immerhin bezahlte er ihn ja genau dafür. Auch wenn das nur mehr Fassade war, die Grenzen zwischen Arbeitgeber und Angestellten waren zwischen ihnen schon lange nicht mehr existent.

„Natürlich habe ich mir das gemerkt. Schau ihre Frauen nicht an, misch dich nicht in ihre Angelegenheiten ein und der ganze andere Kram.“ Jamie winkte ab und ergriff das Ruder. Er war auf genug Königshöfen gewesen, wo er sich an eine gewisse Etikette halten musste. Dagegen waren diese Regeln mehr als nur einfach. Vor allem da ihn nichts was die Einheimischen machten interessierte. Sein Interesse galt nur einer ganz bestimmten Katze.

„Ja, vor allem das Erstere ist sehr wichtig. Zeigt bloß kein Interesse an ihren Frauen. Das nehmen sie sogar mir noch übel.“ Sunil ergriff ebenfalls ein Ruder.

„Was für ein Aufwand, als ob wir an ihren Frauen interessiert wären.“ Erec schüttelte missbilligend den Kopf.

„Nun ihr seid Fremde. Sie können euch nicht einschätzen und aus diesem Grund werden sie sehr vorsichtig sein. Immerhin wollen sie nicht, das ihr ihnen die Frauen wegnehmt und sie mit euch gehen. Das sind alles Familien und was würdet ihr sagen, wenn eure Schwestern plötzlich mit Fremden mitgehen würden?“

Erec legte den Kopf leicht schief. „Also meine erste Frage wäre, ob er auch weit genug weg lebt und die Zweite, wieviel er haben will damit er sie nimmt.“

Sunil sah ihn empört an. „Wie kann man nur so über seine Schwester reden? Das ist doch kein Ding, das man verkaufen kann.“

„Aber das ist doch normal oder?“ Cyrie sah Jamie fragend an.

„Ja, das ist normal.“ Natürlich nicht die Art wie Sunil das ausdrückte. Allerdings war es nur normal, das der Bräutigam etwas für die Heirat bekam. Egal ob man die Tochter nun versorgt haben oder einfach nur loswerden wollte, der Mann bekam etwas als Gegenleistung.

Sunil verzog das Gesicht. „Das ist ja ekelhaft. Und ihr nennt euch zivilisiert.“

Jamie sah wie Erec etwas sagen wollte und schnitt ihm kurzerhand das Wort ab. „Lass es Erec. Rudere lieber.“

Eine Diskussion über ihre Lebensweise wäre jetzt nur kontraproduktiv. Nicht, wo er ihn letztens erst etwas milder gestimmt hatte. Nun mussten sie erst diese Pflicht hinter sich bringen, dann konnten sie über alles reden. Es blieb ihnen sowieso nicht erspart.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihr Ziel erreichten. Das lag aber nur daran, das Cyrie so von der Flora und Fauna fasziniert war, das er das Rudern oftmals vergas. So kamen sie nur langsam voran.

„Wir sind da.“ Sunil ließ sein Ruder sinken und sah sich um. Dann streckte er die Hand aus und deutete mit dem Finger auf eine Wurzel.

„Dort können wir anlegen.“

Auch Jamie sah sich um, doch konnte er nichts erkennen, das auf ein Dorf hinwies. Nur Bäume und Vegetation. Erst als er seinen Blick hob, bemerkte er einige Hängebrücken, die verschiedene Äste miteinander verbanden. Doch keine Häuser, allerdings war dafür das Blätterdach auch viel zu dicht.

Sunil stand auf und sprang mit einem Seil auf die Wurzel. Dort machte er es fest und deutete ihnen auszusteigen.

Er wusste nicht wie es den Anderen ging, aber Jamie war es nur Recht wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auf einem großen Schiff wie Ratans merkte man es nicht, doch bei einem kleinen Ruderboot wie diesem bekam man jede Bewegung mit. Zum Glück wurde er nicht seekrank. „Und wohin jetzt?“

Ihr Führer lächelte und deutete auf ein Seil. „Da hoch.“
 

Als er sah mit welchem Blick seine Begleiter das Seil musterten, legte sich ein Lächeln auf Sunils Lippen. Ja, es war durchaus beeindruckend, vor allem weil das Seil nach einigen Metern im dichten Blätterdach verschwand, so das ein Ende nicht zu erkennen war.

„Na gut, dann sollten wir einmal los.“ Erec schulterte seine Armbrust und ging zu dem Seil.

„Ich glaube nicht, dass du das brauchst.“ Ehrlich gesagt war sich Sunil nicht sicher wie diese Waffe aufgefasst wurde. Noch dazu war es eine unnötige Provokation, da dort oben eine regelrechte Übermacht auf sie wartete. Wobei er hoffte, das sie ihnen noch nicht feindlich gesinnt waren.

„Das mag sein, doch ich habe sie lieber bei mir, egal wo ich hingehe.“ Damit ergriff der Bär das Seil.

Lächelnd folgte Jamie dem Bären. „Stell dich nie zwischen ihn und seine Armbrust. Er schläft sogar mit dem Ding.“

Sunil seufzte und zog sich aus. Diese Kletterpartie ging schneller, wenn er es in seiner tierischen Form anging. Seine Kleidung ins Maul nehmend, kletterte er geschickt hinauf wo er auch schon von Taluma und einigen seiner Leute erwartet wurde.

Seelenruhig verwandelte er sich zurück und zog sich seine Hose an. Es war ja nichts Neues für sie. Erst nachdem seine Verwandlung abgeschlossen war, begrüßte er seinen Freund. Denn auch wenn sie von ihrer Verwandlung wussten, so hatten die Ureinwohner keine Ahnung davon, das sie in dieser Form auch untereinander kommunizieren konnten. Seine Eltern und er hatten es einfach als sicherer empfunden, da man nie wusste wie lang ihr Frieden wirklich anhielt. Menschen waren manchmal sehr wankelmütig, etwas das man derzeit sehr gut erkennen konnte. Im einen Moment war man noch ihr Freund und im Anderen standen sie einem schon mit ungeschminkten Misstrauen gegenüber. „Es tut mir leid, wir sind etwas zu spät. Aber ich freue mich über eure Einladung.“

Oder besser Nötigung, wobei Sunil das wohlweißlich für sich behielt. Auch wenn man es ihm nicht anmerkte, so war er noch immer wütend über die Art ihrer Einladung und vor allem dem Grund. Er fragte sich noch immer wie sie sich davon überzeugen wollten, dass sie keine zweite Form hatten.

„Schön, dass du gekommen bist.“ Taluma rang sich zu einem Lächeln durch.

Damit war wohl der Höflichkeit genüge getan. Sunil warf einen Blick nach unten. Schön, seine Begleiter waren schneller, als er erwartet hatte.

Gelassen zog sich Sunil auch sein Hemd wieder an. Irgendwie gefiel es ihm nicht, wenn so viele Blicke auf ihn gerichtet waren. Zum Glück war es eine kleine Plattform, sodass nicht viele Menschen darauf Platz hatten. Vor allem, da die Meisten sowieso ihren täglichen Arbeiten nachgingen.

Aufmerksam glitt sein Blick über die kleinen Hütten, die an oder in den Bäumen angebracht waren. Es waren deutlich mehr seit er das letzte Mal hier gewesen war. Doch das war auch schon vor zwei Jahren oder mehr gewesen. Mit den Händlern wurde immer nur auf dem Boden verhandelt, dafür musste man ihr Dorf nicht betreten. „Es sind mehr Familien nicht?“

Taluma folgte seinem Blick und nickte. „Ja, es gab einige Verbindungen. Es waren fruchtbare Jahre.“

Sunil dachte über eine Antwort nach, doch bevor er zu einem Ergebnis kam erreichte Erec die Plattform. Er war erleichtert darüber, dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit so schnell von ihm abwand.

Nacheinander kletterten auch Cyrie und Jamie auf die Plattform. Jetzt, war Sunil gänzlich uninteressant und darüber war er nur froh. Die Einwohner, die seine Gäste noch nicht kannten, fingen an miteinander zu tuscheln, doch Taluma unterband das mit einer knappen Geste.

„Wir haben eine Unterkunft für euch vorbereitet.“

Sunil nickte. „Bring und dorthin und dann erzähl uns bitte genau, was du dir von unseren Besuch versprichst.“

Taluma erwiderte einen Moment seinen Blick und neigte dann zustimmend den Kopf. „Da ich eure Zustimmung brauche, wird das wohl nur von Vorteil sein.“

Nicht nur deswegen. Sunil wollte Antworten und er wollte sie jetzt. Hier ging es um ihn und seine Zukunft. Er konnte nicht zulassen, das man ihm hier misstraute. Hier war seine Heimat und das konnte sie nur bleiben, wenn ihm die Ureinwohner weiterhin friedlich gegenüberstanden. Mit dem Panther hatte er schon genug Probleme, da benötigte er nicht auch noch mehr mit Taluma.

Nachtgeflüster 25

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 25

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil betrat als Erster die Hütte, die Taluma ihnen zugewiesen hatte. Soweit er beurteilen konnte, unterschied es sich nicht sonderlich von allen Anderen dieses Dorfes. Vier Strohlager an den Seiten der Hütte und eine Feuerstelle in der Mitte. Nur kurz fragte sich Sunil, welche Familie hier wohl ihr Haus hatte räumen müssen.

Geduldig wartete er, bis seine Begleiter eingetreten waren und wand sich dann an Taluma.

Dieser zog nur den Vorhang vor den Eingang und ging zur Feuerstelle neben, die er sich setzte.

Es gab zwar kein Feuer, doch das war schon Tradition. Alle Gespräche wurden an der Feuerstelle geführt, das war Sunil bewusst. Er setzte sich seinem Freund gegenüber.

Währenddessen musterte Erec die Hütte und warf einen Blick aus allen Fenstern. Jamie und Cyrie nahmen neben ihnen Platz.

„Es herrscht einiges an Erklärungsbedarf findest du nicht?“ Hier waren sie unter sich also musste er auch keine Regeln einhalten. Taluma war in erster Linie sein Freund und kein Anführer und als solcher schuldete er ihm die Wahrheit.

Der Mensch seufzte. „Erinnerst du dich noch an meinen Bruder?“

Sunil nickte. Natürlich, wie konnte er diese Nervensäge jemals vergessen? Immerhin hing er ständig an ihren Fersen und buhlte um ihre Aufmerksamkeit. Denn wenn er schon nicht die seine Bruders bekam, dann doch wenigstens die des exotischen Wesens an seiner Seite.

„Tja, er ist alt genug um herauszufinden, das die Rolle des Häuptlings durchaus Vorteile für ihn bringen würde. Da kommen ihm diese Überfälle gerade Recht.“

„Er sägt deinen Stuhl an.“ Nun, das war nichts Neues. Sein Vater hatte ihm oft genug von solchen Sachen erzählt. Egal wo, wenn jemand Macht besaß gab es immer Neider.

Taluma sah ihn fragend an.

Sunil winkte ab, es war klar, das Taluma diese Anspielung nicht verstand. „Nicht so wichtig. Doch was erwartest du jetzt von uns?“

Sie konnten ihm wohl kaum helfen seinen Anspruch zu sichern und ehrlich gesagt hatte Sunil auch gar keine Lust dazu. Das waren nicht seine Probleme, er hatte genug eigene. Seine Familie hatte sich noch nie in die Belange der Einheimischen eingemischt und Sunil hatte nicht vor mit dieser Tradition zu brechen.

„Nichts. Ich will nur das du deine Worte einhältst. Du bleibst einfach einige Tage mit deinen Gästen hier und die Sache ist erledigt. Im Grunde ist nichts an den Gerüchten dran, doch eure Anwesenheit reicht aus, um die Leute zu beruhigen.“

Endlich hatte er den Grund für diese Einladung, nun im Grunde hätte er es sich denken können. Es zielte also eigentlich nur darauf ab die Masse ruhig zu halten.

Der Mischling nickte zustimmend. „Also gut, ich werde dir den Gefallen machen und einige Tage hier verbringen.“

Taluma wirkte erleichtert als er aufstand. „Danke. Natürlich seid ihr keine Gefangenen und könnt euch hier frei bewegen. Trotzdem wäre es vielleicht besser, wenn ihr diese Ausflüge nicht zu weit ausdehnen würdet. Derzeit ist die Stimmung etwas angespannt.“

„Das wird sich sicher einrichten lassen.“ Auch Sunil erhob sich und zog den Vorhang zur Seite um Taluma hinauszulassen. Ruhig sah er ihn nach, obwohl es in seinem Inneren ganz anders aussah.

Hinter ihm erklärte gerade Cyrie Jamie und Erec was er verstanden hatte.

Der Mischling ließ den Vorhang wieder sinken, doch die Faust seiner anderen Hand krachte gegen die Holzwand der Hütte. Die verwunderten Blicke der Anderen ignorierte er dabei. „Das nervt mich. Er nervt mich, wobei mich das wieso so verwirrt.“

Er sprach dabei nicht von Taluma, sondern von seinem Onkel. „Was ist so besonders an mir, das er sogar diese Menschen mit hineinzieht? Das schafft nur unnötige Probleme.“

„Wahrscheinlich zielt es auch genau darauf ab. Es ist ein simpler Plan aber trotzdem sehr effektiv.“ Jamie sah ihn ernst an.

„Solange du genug Probleme hast um die du dich kümmern musst, bist du zu beschäftigt um über seine nächsten Schritte nachzudenken. Wenn du es dann am wenigsten erwartest schlägt er zu.“

Sunil schüttelte den Kopf. „Aber das bringt doch nichts. Selbst wenn er mich zwingt mit ihm zu kommen, kann ich doch jederzeit zurückkehren.“

Das war kein Problem, selbst als Gefangener, sein Onkel konnte nicht immer auf ihn aufpassen. Das war zuviel Verantwortung für ein einziges Wesen. Spätestens in ihrem Dorf würde seine Aufmerksamkeit nachlassen.

„Das bringt durchaus etwas. Denn warum verlassen Wesen ihre Heimat?“ Dabei sah der Wolf seine Begleiter auffordernd an.

Erec seufzte tief. „Streit mit der Familie oder Verfolgung aus politischen Gründen.“

„Abenteuerlust oder Forscherdrang, doch du spielst eher auf die negativen Gründe an nicht?“ Cyrie lächelte wissend.

„Hunger, Angst, Trauer weil ein geliebter Mensch gestorben ist. Es gäbe da so viele Gründe.“

Jamie nickte bei dieser Bemerkung. „Das stimmt, aber das Meiste lässt sich zusammenfassen. Wesen verlassen ihre Heimat oft weil ihnen die Lebensgrundlage genommen wurde. Sie können dort nicht mehr bleiben, egal ob sie wollen oder nicht.“

„Ja, aber das hat doch nichts mit mir zu tun.“ Sunil sah den Wolf irritiert an. Er hatte hier doch alles was er wollte. Weder musste er Hunger leiden, noch wurde er von irgendjemanden verfolgt.

„Das ist sein Problem, du bist hier glücklich. Deswegen wird er auf jeden Fall versuchen das zu ändern. Das hier könnte schon der erste Schritt dazu sein. Denn wenn er einen Keil zwischen dich und die Eingeborenen treibt kannst du vielleicht gar nicht hier bleiben.“

„Das ist doch absurd.“ Sunil schüttelte verwirrt den Kopf.

„Wenn er das alles macht, dann würde ich doch eher mit euch mitgehen anstatt mit ihm.“

„Dafür hat er sicher auch eine Lösung. Nein, dieser Plan ist perfekt, er könnte fast von mir sein.“

„Dann hoffen wir nur, das er nicht so durchtrieben ist wie du.“ Erec schlug Jamie mit einer Hand auf die Schulter.

Der Wolf verzog nur zweifelnd das Gesicht und sah zu Erec hoch. „Darauf würde ich nicht wetten. Bis jetzt stellt er sich sehr geschickt an.“

Wollten sie den Panther jetzt dafür etwa noch lobpreisen? Wenn das stimmte war er gerade drauf und dran sein Leben zu zerstören. „Und? Wie halten wir ihn auf?“

Fragend sah er die Drei an.

„Gar nicht.“ Cyrie stand auf und ging zu einem der Fenster. Mit vor der Brust verschränkten Armen sah er hinaus.

„Jamie hat Recht, der Plan ist einfach nur perfekt. Aus diesem Grund wird er an vielen Orten in verschiedenen Ausführungen benutzt. Alles was man machen kann ist, in unserem speziellen Fall, abzuwarten. Wir müssen hoffen, das das Vertrauen der Eingeborenen in dich groß genug ist.“

„Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein.“ Sunil schlug den Vorhang zur Seite und verließ die Hütte. Er musste nun erst einmal in Ruhe über alles nachdenken, den Kopf wieder freikriegen. Das gelang am Besten wenn er etwas lief und das würde er machen.
 

„Ist das so ratsam?“ Erec sah dem Mischling nach.

Jamie nickte. „Ja, lass ihn. Ich verstehe das er nun alleine sein muss.“

„Warum verschweigst du es ihm?“ Cyrie hatte sich nun wieder zu ihnen umgedreht.

„Was?“

Der Schakal lächelte milde bei dieser unschuldig gestellten Frage des Wolfes. „Was wir alle schon wissen.“

„Eben aus dem einen Grund das Sunil es noch nicht weiß.“ Jamie legte den Kopf leicht schief. Nein, Sunil hatte jetzt schon genug mit dem er fertig werden musste. Das hier waren ihre Probleme.

„Diese Rasse war nicht solange versteckt, nur um jetzt ihre Entdeckung zu riskieren. Um das zu verhindern gibt es nur eine Möglichkeit.“

Erec seufzte abermals, bei Cyries Feststellung. „Er wird uns umbringen.“

Jamie lächelte zufrieden. „Auf jeden Fall wird er es versuchen.“

Keiner von ihnen war so leicht zu töten. Zumindest Erec und er hatten schon bewiesen das sie nicht so leicht starben. Es brauchte mehr als nur einen Panther um das zu bewerkstelligen.

„Ob es nur Einer ist?“ Cyrie sah sie nachdenklich an.

„Sicher. Ansonsten hätten sie uns schon angegriffen.“ Nein, das war ein Einzeltäter, dessen war sich Jamie sicher. Ansonsten hätte er schon längst gehandelt, spätestens dann wenn sie gekommen wären. Der einzige Grund, den sich Jamie erklären konnte war, das er es nicht konnte. Doch mit der Zeit wurde er immer sicherer oder er sah sich gezwungen zu handeln. Die letzte Möglichkeit war da bei weitem die Schlechtere, denn dann würde er nicht mehr lange im Verborgenen bleiben.

„Also wirklich, so schwer hatte ich mir diese Aufgabe nicht vorgestellt.“ Erec ließ sich auf eines der Strohlager sinken.

Ein gefährliches Grinsen legte sich auf Jamies Lippen. „Keine Sorge Erec, ich werde dafür eine angemessene Bezahlung einfordern. Dafür wird er zahlen.“

Eloy würde seine Faulheit noch bereuen. Bis jetzt hatte sich Jamie noch nichts in dieser Hinsicht überlegt, aber zu gegebener Zeit würde ihm sicher etwas einfallen. Ihn hierher zuschicken und sich selbst am Vampirhof amüsieren, das ließ er ihm nicht durchgehen. Wenn es Eloy nicht so ähnlich sehen würde, dann könnte er fast vermuten das er Mika diese Tortur verdankte.

Cyrie hob eine Augenbraue. „Egal wer der Auftraggeber ist, ich will nicht in seiner Haut stecken wenn wir zurückkommen.“

„Nein, Cyrie das solltest du dir nicht wünschen.“ Die Stimme des Wolfes klang bei diesen Worten leise und fast sanft und gerade das gab dieser Aussage etwas gefährliches. Eloy hatte einen Fehler gemacht. Er hatte ihm versprochen was er wollte. Eigentlich sollte ihn Eloy schon besser kennen, um so etwas nicht zu sagen.

Egal, das war für ihn nur von Vorteil.

„Na dann. Sitzen wir unsere Zeit eben ab. Eine andere Wahl haben wir ja sowieso nicht.“ Erec lehnte seinen Kopf gegen die Wand.

Fragend sah Jamie zu Cyrie. „Lust?“

Damit holte er einen Stapel Karten hervor.

Der Schakal setzte sich ihm gegenüber. „Aber nicht um Geld, ich bin mir sicher du betrügst.“

„Natürlich. Gelernt ist gelernt.“ Jamie grinste und begann die Karten zu mischen. Er kannte zwar einige Tricks, doch die würde er nie bei einem so unwichtigen Spiel einsetzen. Man schoss doch nicht mit Kanonen auf Spatzen.

Noch immer lächelnd teilte er die Karten aus.

Nachtgeflüster 26

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 26

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Schon wieder Regen. Sunil sah missbilligend auf die Ströme von Wasser, die sich unaufhaltsam ihren Weg Richtung Boden bahnten. Eigentlich hätte er gedacht es sei schon vorbei und der Himmel hätte seine Pforten schon längst wieder geschlossen. Doch es hieß ja nicht umsonst Regenzeit. Wenigstens war hier das Meiste überdacht, wenn auch nicht so effektiv wie bei ihm. Er musste nur die Hand ausstrecken und das ganze Wasser des Daches würde seine Hand treffen anstatt das Geländer.

„So ein Hundewetter.“ Erec kam von der Brücke unter den überdachten Teil des Vorbaus und schüttelte sich.

Sunil trat einige Schritte zurück um nicht von den umher fliegenden Tropfen getroffen zu werden. „Nicht wirklich.“

Er war immerhin auch ein halber Wolf und das war wirklich kein Wetter für ihn. Alles was er wollte war ein Feuer und eine warme Decke in die er sich kuscheln konnte. Doch hier in diesem Dorf wurde das ja schon unter Luxus verbucht. „Konntest du deine Verfolger abhängen?“

Erec strich sich die Kapuze vom Kopf und grinste. „Ja, ich bin der Gefahr entkommen.“

„Das freut mich.“ Auch Sunil grinste, was aber nur von kurzer Dauer war, denn eigentlich sollten sie schon längst nicht mehr hier sein. Seit vier Tagen waren sie nun schon hier und jeden Tag kam Taluma und erbat sich einen weiteren Aufschub für ihre Abreise. Schön langsam nervte ihn das. Die meisten Einwohner musterten ihn misstrauisch, wenn das auch eher seinen Begleitern als ihm galt. Nur die Kinder waren nicht so. Nein, sie waren durchaus neugierig und vor allem Erec hatte es ihnen angetan. Seit sie bemerkt hatten, das er bei weitem nicht so gefährlich war, wie eine Statur vermuten ließ, hingen sie regelrecht an ihm. Zum Glück war Erec so gutmütig und beschäftigte sich ab und zu mit ihnen. Sunil hatte den Bären nicht gefragt, doch er vermutete das es ihm sogar Spaß machte mit den Kindern zu spielen.

„Ich geh dann mal rein. Sind die Anderen da?“

Sunil schüttelte nachsichtig den Kopf. „Wo sollten sie denn sonst sein?“

Es regnete und keiner von ihnen mochte diese Kälte gepaart mit der Feuchtigkeit. Selbst er war nur hier, weil es ihm im Inneren zu eng geworden war. Immerhin war er ein Wesen das es gewohnt war sich frei zu bewegen. Beide der Wolf und der Leopard in ihm hassten es eingesperrt zu sein und dann auch noch mit Anderen, was den Raum noch mehr begrenzte.

„Eine Frage noch. Wann hat das hier ein Ende?“ Erec stand im Türrahmen und sah Sunil fragend an.

Bei der Antwort drehte sich Sunil nicht einmal zu ihm um. „Bald Erec. Bald.“

Eigentlich schon morgen wenn es nach ihm ging, doch er wollte sich nicht festsetzen. Bis jetzt hatte Taluma es immer wieder geschafft ihm einen weiteren Tag abzuringen. Doch das musste ein Ende haben, sonst wurde er noch wahnsinnig.

Er registrierte weiter weg einige Affen, die miteinander kommunizierten. Sunil mochte diese Tiere nicht sonderlich, doch man konnte sie nicht einmal bei dem Geräusch des strömenden Regens überhören. Wenn wenigstens sein Haustier mitgekommen wäre, doch dann hätte Jamie sicher wieder gestreikt. Und Sunil musste zugeben, das es ihn beruhigte wieder mit ihm in einem Raum zu schlafen. Auch wenn er wusste, das Jamie sein Versprechen nie einlösen konnte, so gab es ihm eine gewisse Sicherheit.

Sunil sah sich um, doch es war schon so dunkel, das man kaum etwas erkennen konnte. Nur seinen Fähigkeiten hatte er es zu verdanken, das er noch etwas sah. Er konnte seiner Mutter wirklich dankbar sein, für das was sie ihm vererbt hatte.

Plötzlich hörte er ein Blätterrascheln links von sich, in dem dichten Laub der Bäume. Eigentlich ein ganz normales Geräusch hier im Urwald, doch seine Sinne waren in den letzten Tagen etwas überreizt. In so vielen normalen Dingen sah er nun schon eine Bedrohung.

Trotzdem wich er einen Schritt zurück. Sicher war sicher.

„Sunil? Ist etwas?“ Jamies Stimme klang besorgt bei dieser Frage.

Der Mischling warf einen kurzen Blick, durch das Fenster vor dem er stand, in die Hütte. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, es ist nichts. Ich bin nur etwas angespannt.“

Das war wohl die richtige Beschreibung dafür.

Seufzend schüttelte er den Kopf. Es war wohl wirklich besser, wenn er wieder hineinging.

Aus den Augenwinkeln nahm er plötzlich eine Bewegung rechts von ihm wahr. Nur seinen angeborenen, schnellen Reflexen war es zu verdanken, das ihn der Angriff des Panthers nicht mit voller Wucht traf. Doch Sunil konnte nicht verhindern, das er von den Beinen gerissen wurde.

Rasch richtete er sich wieder in eine hockende Position auf und sah sich nach seinem Gegner um. Dieser stand ihm nur stumm gegenüber und beobachtete ihn aufmerksam. Trotzdem kam es Sunil so vor, als würde er auf etwas warten. Ihm konnte das nur Recht sein. Innerhalb eines Augenblicks verwandelte er sich.

Auch aus dem Inneren der Hütte waren nun Geräusche zu hören. In dem Moment in dem Jamie den Vorhang zur Seite schob, griff ihn der Panther wieder an.
 

Cyrie warf die Karten auf den Tisch. „Das ist unfair. Du betrügst am laufenden Band.“

Jamie seufzte und sah den Schakal gelassen an. „Cyrie, wir spielen hier um nichts. Was hätte ich davon dich zu betrügen?“

Er nahm die Karten wieder in die Hand und begann sie zu mischen. „Du bist einfach nur zu schlecht.“

Der Jüngere schnaubte nur und wand den Kopf zur Seite.

„Spielt ihr noch immer?“ Erec trat ein und trat zu ihnen, wenn er sich auch nicht setzte.

„Hast du eine bessere Idee?“ Cyrie sah ihn fragend an.

Der Bär tauschte einen Blick mit Jamie und sie beide grinsten wie auf ein Kommando. „Oh ja.“

Jamie wusste eine Menge um sich die Zeit zu vertreiben, doch das Meiste war zu seinem Bedauern undurchführbar. Es waren einfach zu viele Leute in dieser Hütte.

Der Schakal seufzte und verdrehte die Augen. „Nichts unanständiges.“

Erec rieb sich nachdenklich das Kinn. „Nun, das schränkt die Sache schon etwas ein. Was meinst du Jamie?“

Jamie nickte nur zustimmend, als sein Blick auf Sunil fiel. Er wirkte irgendwie alarmiert. Das war allerdings in den letzten Tagen nichts Neues mehr. Anscheinend hatten sie ihn mit ihrem Gespräch nach ihrer Ankunft hier etwas verunsichert. Nun, unter anderen Umständen hätte es ihn wohl auch beunruhigt. Doch er konnte es sich nicht leisten, die Nerven zu verlieren, das war etwas das er gerne Anderen überließ. Trotzdem schadete es sicher nicht, wenn er einmal nachfragte. „Sunil? Ist etwas?“

Dieser sah zu ihm und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts. Ich bin nur etwas angespannt.“

Das war wohl wahr. Jamie nickte nur und begann die Karten wieder neu zu verteilen. Eine Antwort darauf wäre mehr als nur müßig.

Auf einmal fielen ihm die raschen Bewegungen des Mischlings auf und das irgendetwas gegen ihn geprallt war. Hastig sprang er auf. „Erec!“

Dieser verstand sofort und griff nach seiner Armbrust, die neben seinem Lager stand.

Jamie hingegen ging Richtung Ausgang, wenn auch sehr vorsichtig.

„Setz dich wieder hin Cyrie. Du bleibst da.“

Die Stimme des Bären hinter sich klang befehlend und Jamie hoffte nur das Cyrie sich daran hielt. Wenn es um solche Sachen ging war die Einschätzung des Jüngeren immer richtig. Sollten sie Cyrie wirklich benötigen, dann konnten sie ihn danach immer noch rufen.

Als Jamie den Vorhang zur Seite schob, sah er gerade noch den Panther, wie dieser an ihm vorbei sprang. Direkt auf Sunil zu, der ebenfalls schon verwandelt war.

Erec drängte sich an ihm vorbei ins Freie hinaus und sah den beiden Leoparden kurz zu. Fragend sah er zu Jamie.

Das war eine gute Frage, die Erec ihm da stumm stellte. Sollte er schießen oder nicht und wenn ja auf was? Im Moment sah es eher wie ein Fellknäuel aus als wie zwei eigenständige Wesen. Bei dieser Dunkelheit konnte man auch kaum erkennen wer wer war.

Jamie streckte eine Hand nach hinten, in die Hütte, aus. „Cyrie, eine Fackel.“

Er sah gar nicht, ob der Schakal seiner Aufforderung nachkam aber er nahm nichts anderes an. Einige Moment später, spürte er auch schon wie ihm ein Holzstück in die Hand gedrückt wurde. „Danke und jetzt geh wieder zurück.“

Er hörte, wie Cyrie Luft holte um protestieren zu können, doch er schnitt im die Worte mit einem Befehl ab. „Sofort.“

Das Letzte was er nun brauchte war eine Auseinandersetzung mit dem Schakal. Er hielt die Fackel so, das Erec etwas sehen konnte. Noch immer waren die zwei Leoparden damit beschäftigt sich gegenseitig zu kratzen, beißen und anzufauchen. Wenn ihnen der Hintergrund nicht bekannt wäre, dann könnte man fast meinen die Zwei balgten miteinander.

Plötzlich lösten sie sich voneinander und knurrten sich gegenseitig drohend an.

Jamie gab Erec ein Zeichen und dieser legte die Armbrust an. Doch bevor dieser schießen konnte, fiel der Panther Sunil wieder an.

Der Bär fluchte leise, ließ aber die Armbrust nicht mehr sinken.

Eigentlich war es ein sehr unfairer Kampf und Jamie fühlte sich nicht gut dabei, das er nicht eingriff. Doch damit hätte er Erec nur zusätzlich die Schussbahn verstellt. Im Baumhaus hätte er sofort eingegriffen, doch hier unter all den Menschen, wollte er das ohne großes Aufsehen und ohne ihre wahre Gestalt erledigen. Hoffentlich gab ihnen der Panther die Möglichkeit dazu.

Sunil schlug den Panther mit einer Pfote auf den Kopf, so das dieser kurz benommen von ihm zurückwich.

Diese Chance nutzte Erec und traf den Panther mit einem Pfeil in eines der Hinterbeine. Von der Wucht dieses Schusses getroffen sackten dem Panther kurz die Hinterbeine weg. Fauchend und knurrend richtete er sich aber wieder auf. Seine Augen blitzten kurz auf, als er auf Erec und ihn sah.

Mit einem letzten triumphierenden Blick wand er sich um verschwand im Dicklicht. Eigentlich schneller, als es mit so einer Verletzung möglich sein sollte.

„Bilde ich mir das ein oder wirkte er zufrieden?“ Erec sah Jamie fragend an.

„Nein, das bildest du dir nicht ein.“ Jamie wagte es sich gar nicht umzudrehen, denn er wusste den Grund für diesen Angriff. Es gab nur eine mögliche Erklärung.

Trotzdem drehte er sich um, nur um mit etwas Abstand zu ihnen die Dorfbewohner zu erkennen. Es war klar, das man den Lärm der beiden Katzen mitbekommen hatte.

Jamie schüttelte den Kopf und seine nächsten Worte waren leise. „Das ist gar nicht gut.“

Hier bahnten sich mächtige Probleme an und er konnte nur hoffen, das sie glimpflich davon kamen.

Nachtgeflüster 27

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 27

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Was ist los?“ Cyrie sah sie fragend an.

Jamie hielt den Vorhang zur Seite. „Ein Panther ist los.“

Leider ein sehr intelligenter Panther. So eine Intelligenz hatte er einem Urwaldbewohner gar nicht zugetraut. Er hatte ihn eindeutig unterschätzt, das würde ihm sicher nicht noch einmal passieren.

Erec trat mit Sunil auf den Armen ein. Diesen legte er auf eines der Strohlager und bezog dann im Inneren neben der Tür Stellung.

Cyrie sah erschrocken auf Sunil und ging dann rasch zu ihm. Neben ihm kniete er sich hin und untersuchte ihn rasch.

Sunil richtete sich etwas auf. „Es geht schon. Außer einigen Kratzern und Bissen ist mir nichts passiert. Aber kann mir einer verraten was das sollte?“

Jamie setzte sich neben Cyrie. „Das war der Auftakt. Kyrin beginnt nun richtig zu spielen.“

An Sunils skeptischen Blick bemerkte er, das er sich nun wohl genauer ausdrücken musste. Sein Gegenüber war nicht Erec oder Cyrie, die sich mit solchen Sachen auskannten. Die Zwei wussten diesen Zug genau zu deuten und auch für ihn offenbarte sich der Sinn dieser Aktion. „Das heute war kein Angriff auf dich.“

„Das sehe ich aber ein wenig anders.“ Anklagend deutete Sunil auf seine Verletzungen.

Jamie lächelte beschwichtigend. „Ja, er hat dich angegriffen, doch dieser Angriff galt nicht dir. Es war nicht seine Absicht dich zu verletzen oder gar zu verschleppen. Dieser Angriff galt den Dorfbewohnern.“

Der Mischling runzelte nachdenklich die Stirn. „Das muss ich nicht verstehen oder?“

Wie sollte er ihm das nur erklären, damit er erkannte wie schwerwiegend die Folgen sein konnten? Er seufzte kurz. „Bei eurer ersten Trennung in diesem Kampf. Gab es da einen Grund dafür? Ich meine war Kyrin dir unterlegen, so das er einen Vorteil daraus zog den Körperkontakt zu unterbrechen?“

Sunil senkte nachdenklich den Blick und starrte auf den Boden. Erst nach einigen Minuten antwortete er wieder. „Nein, denn gab es nicht.“

„Doch, denn gab es. Nicht aufgrund des Kampfes, doch aus taktischer Sicht war es durchaus sinnvoll. Es waren in diesem Moment so viele schwächere Opfer um ihn herum und er sucht dich aus. Das war ein Zeichen. Damit hat Kyrin klar gemacht, das du sein Ziel bist und nicht einer der Dorfbewohner.“ Jamie war sich nicht sicher ob der Jüngere nun verstand warum das so ein Problem war, doch er hoffte es.

Nur langsam hob dieser den Kopf und sah Jamie an. In seinem Blick war so etwas wie Verständnis zu sehen.

„Er wollte ihnen Angst machen und das ist ihm auch gelungen. Du bist ein Risikofaktor für sie. Solange du da bist, wird auch er hier bleiben. Das hat er klar gemacht.“ Erec stand noch immer neben dem Eingang, doch seine Aufmerksamkeit galt ihnen.

„Genau und aus diesem Grund packen wir auch. Cyrie erledigst du das? Denn egal ob freiwillig oder gewaltsam, wir werden bald gehen müssen. Hoffen wir auf das Erste.“

Der Schakal nickte und machte sich daran die wenigen Sachen zusammenzupacken. Im Grunde hatten sie sich sowieso nur auf das Wichtigste beschränkt.

„Ich glaube nicht, das sie uns angreifen werden.“ Sunil schüttelte den Kopf, doch es wirkte nicht wirklich überzeugt.

„Dein Wort in ihren Ohren, doch ich werde mich nicht darauf verlassen.“ Das würde Jamie sicher nicht. Vertrauen war gut, Kontrolle war besser und er würde alles mögliche machen um die Kontrolle zu behalten. In seinem Leben hatte er nur dreimal die Kontrolle verloren und das würde ihm nicht noch einmal passieren. Einmal als er sich in Sarah verliebt hatte, kurz danach als er weggeschickt wurde und als Ratan ihn wieder heimgeschickt hatte, das reichte für ein Leben.

Erec griff seine Armbrust fester und nickte Jamie zu.

Dieser erwiderte das Nicken. Ja, auch er hörte die Schritte, ebenso wie jeder Andere in diesem Raum. Nun gab es wohl eine Entscheidung oder eine Befragung, die über ihr Schicksal entschied.

Doch Jamie würde sich nie einem Urteil der Einwohner beugen. Nicht, weil er sie weniger achtete als andere Menschen, sondern einfach weil sie nichts falsch gemacht hatten. Es war der Panther, der sie angegriffen hatte, nicht umgekehrt. Für dessen Taten waren nicht sie verantwortlich.

Der Vorhang wurde zur Seite geschoben und Taluma wollte eintreten, wurde aber von Erecs Arm aufgehalten.

„Erec bitte.“ Sunil schüttelte den Kopf und sah den Bären eindringlich an.

Unbemerkt nickte Jamie. So sehr Erec Sunil auch mochte, das letzte Wort hatte noch immer er. Nicht weil er den Bären bezahlte, sondern einfach weil er ihr Anführer war. Das war die Rudelfolge bei ihnen. Er war das Alphatier, eine Position die er sich zuerst erkauft hatte und in die er dann hineingewachsen war.

Der Bär senkte den Arm. „Aber die kommen nicht rein.“

Damit deutete er auf die beiden Leibwächter von Taluma.

Der Braunhaarige seufzte und gab diese Bedingung an seinen Freund weiter. Dieser runzelte zwar die Stirn, gab seinen Leuten aber einen entsprechenden Befehl.

Taluma sah Jamie an, der noch immer vor Sunils Lager saß und schien angestrengt über etwas nachzudenken. Erst nach einigen Augenblicken deutete er auf den freien Platz neben Jamie. „Darf ich?“

Ein neuerlicher Angriff des Panthers hätte den Wolf nicht mehr überraschen können. Es war zwar kaum verständlich, doch diese zwei Worte waren eindeutig französisch. Taluma sprach französisch? Warum hatte ihm das niemand gesagt? Warum hatte er diese Möglichkeit nicht bedacht? Weil es keine Veranlassung dafür gegeben hatte, beantwortete sich Jamie seine Frage selbst.

„Mein Vater hat ihm die Sprache beigebracht, doch er ist nicht sehr begabt darin.“ Sunil lächelte schwach.

„Ich glaube nicht, das er uns versteht wenn wir uns unterhalten.“

Schon wieder eine Vermutung. Aber um Sunils Sorglosigkeit auszugleichen war er ja hier. Vorsicht war für ihn ein wichtiges Werkzeug.

Er merkte, das Taluma noch immer auf eine Antwort von ihm wartete. Zustimmend rutschte er einige Zentimeter zur Seite. Es machte zwar keinen Unterschied, doch es war die Geste, die zählte. Dann sollte er einmal anfangen.
 

Taluma setzte sich und sah Sunil fragend an. „Bist du verletzt?“

„Es ist nichts schwerwiegendes.“ Mit einer beiläufigen Bewegung winkte Sunil ab. Sie sprachen nun wieder in Talumas Muttersprache und das war auch besser so. Ansonsten müsste sein Freund über jedes Wort nachdenken und das Gespräch würde sich endlos in die Länge ziehen. Trotzdem ließ er sich Zeit, um Cyrie die Möglichkeit zu geben seine Worte zu übersetzen.

„Was ist dort passiert?“ Mit dem Kopf machte der Mensch eine Bewegung Richtung Ausgang.

„Ich wurde angegriffen, das war wohl doch klar ersichtlich. Doch du musst nicht fragen. Ich kenne denn Grund selbst nicht.“ Es fühlte sich falsch an seinen Freund so zu belügen, wie schon so oft in letzter Zeit. Doch das war nur gut so, immerhin war es auch falsch. Aber die Wahrheit würde seine Chancen nur verschlechtern. Er vertraute Taluma, doch nicht alle Bewohner waren seiner Meinung bezüglich seiner Person. Wenn herauskam weshalb man ihn angegriffen hatte und vor allem wer, würde das nur unnötige Spannungen erzeugen.

Taluma nickte, ließ ihn aber keinen Moment aus den Augen. „Ist er wie d… ihr?“

„Das ist er.“ Unter dem Blick seines Freundes fühlte er sich unwohl. Es war, als warte er auf eine verräterische Bewegung. Was er wahrscheinlich auch tat.

Seufzend wand Taluma den Blick von ihm ab. „Das dachte ich mir und die Anderen auch.“

Er schwieg einen Moment und auch Sunil sagte nichts. Es gab nichts zu sagen und das wussten sie.

Unsicher sah Sunil zu Jamie, der aufmerksam Cyries Übersetzungen lauschte. Er wirkte nicht sonderlich überrascht, eher so als hätte er das alles erwartet. Obwohl, er hatte so etwas ähnliches ja vorausgesehen. Hoffentlich erfüllte sich der Rest nicht auch noch.

Sein Freund hob den Blick wieder. „Ich habe ihm eine Gruppe Krieger nachgeschickt. Er ist verletzt, vielleicht können sie ihn erlegen.“

Das war wohl eher unwahrscheinlich, doch Sunil sparte sich jegliches Kommentar dazu. Alles was in diese Richtung gesprochen wurde, konnte nur negative Auswirkungen haben. Selbst Jamie schwieg nach Cyries Übersetzung zu diesen Worten.

„Die Alten und ich haben uns kurz beraten und bis auf weiteres finden wir es besser, wenn ihr uns wieder verlasst. Sie denken wohl, das der Panther es auf euch abgesehen hat oder auch nur auf dich. Wenn wir euch fortschicken haben wir sicher wieder unsere Ruhe.“

Das er sich im gleichen Atemzug rechtfertigte in dem er seine Entscheidung mitteilte, sagte eine Menge über ihn aus. Scheinbar bekam diese Lösung nicht ganz seine Zustimmung, doch Sunil war es nur Recht. „Wir wollten sowieso abreisen. Du warst es der uns zum Bleiben gezwungen hat.“

Seine harten Worte taten ihm im nächsten Moment auch schon wieder Leid. Vielleicht konnte er sie ja etwas mildern. „Aber darf ich diese Nacht noch hier bleiben? Ich bin erschöpft von diesem Angriff. Außerdem ist unser Heimweg bei Nacht fast unmöglich.“

„Selbstverständlich. Ich werde es den Anderen mitteilen.“ Taluma stand auf und warf noch einen letzten Blick auf seine Begleiter. Dann wand er sich zum Gehen um. Bevor er die Hütte aber verließ wand er sich noch einmal um. Mit einem traurigen Blick sah er auf Sunil. „Pass auf dich auf Sunil.“

Dieser senkte nur zustimmend den Kopf. „Das werde ich. Danke Taluma.“

Er wartete ab, bis Taluma die Hütte verlassen hatte und Cyrie fertig war mit seiner Übersetzung. Langsam ließ er sich wieder auf sein Lager sinken.

„Und?“ Erec, der ebenfalls Cyrie zugehört hatte, sah sie fragend an.

„Was und? Ihr habt ihn gehört.“ Sunil nahm es als das was es war. Ein Beschluss, dem er Folge zu leisten hatte. Es war ihr Dorf, hier galten ihre Regeln.

Jamie sah ihn forschend an. „Kannst du damit leben?“

Was für eine Frage. Natürlich nicht. Doch er zuckte nur mit den Schultern. „Hab ich eine Wahl? Wir werden gehen und vielleicht heilt die Zeit die Wunden, die dieser Panther gerissen hat.“

Vielleicht, wenn er Glück hatte. Sonst würde der wenige Kontakt mit diesem Dorf noch weniger werden als jetzt. Und das war schon nicht viel.

„Auf jeden Fall müssen wir ihn loswerden.“ Auch Cyrie wirkte sauer auf den Panther, wenn auch aus anderen Gründen als er.

Jamie hob beschwichtigend die Hand. „Das besprechen wir später Cyrie. Wir haben morgen eine längere Bootsfahrt vor uns und wir müssen früh los. Also gehen wir schlafen.“

Damit ging der Wolf zu seinem Lager und Erec ließ sich neben der Tür auf den Boden sinken. In einer sitzenden Position, seine Armbrust in der Hand haltend, wirkte er wie ein stummer Wächter. Das war wohl auch seine Aufgabe für diese Nacht.

Cyrie nahm seine und Erecs Decke und ging zu dem Bären. Neben ihm setzte er sich hin und legte dem Bären eine Decke um die Schultern. Bei sich selbst wiederholte er das und setzte sich neben ihn. „Zwei Aufpasser sind besser als Einer.“

Sunil lächelte leicht, bevor er die Augen schloss. Auch wenn es ihn traurig stimmte, das seine Freunde sich von ihm entfernten, so fühlte er sich doch wohl bei diesen Drei. Es war der Familie, die er vor kurzen verloren hatte sehr ähnlich und das gab ihm ein sicheres Gefühl.

Nachtgeflüster 28

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 28

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Aufmerksam beobachteten braune Augen, die Szenen die sich in der Hütte abspielten. Erst als der Häuptling wieder gegangen war, wand sich Kyrin um und machte sich auf den Weg zu seinem Unterschlupf. Dort ließ er sich erschöpft zu Boden sinken.

Es war anstrengender als sonst. Zum einen weil er den Jägern ausweichen musste und zum Anderen weil dieser verdammte Pfeil noch immer in seinem Bein steckte. Das war wirklich ein Moment der Unachtsamkeit gewesen, doch das würde ihm sicher nicht noch einmal passieren. Allerdings war es ein Erfolg gewesen. Sie hatten Sunil weggeschickt und würden sich nun wohl noch weiter von ihm entfernen. Und wenn nicht, dann hatte er Mittel, um das zu bewerkstelligen.

Kyrin sah sich den Pfeil an, der noch immer in seinem Körper steckte. Er musste eindeutig raus. Nun bräuchte er einen Schamanen oder wenigstens ein anderes Mitglied seiner Rasse. Wenn man sie brauchte waren sie nie da und wenn man keinen benötigte, kamen sie in Scharen. Das war wieder einmal so typisch.

Seinen Körper etwas verrenkend, wand er sich so, das er den Schaft des Pfeils mit seinem Maul zu fassen bekam. Vorsichtig zog er ihn heraus auch wenn so die Schmerzen größer waren. Doch er musste in einem Stück heraus, Kyrin konnte es sich nicht leisten das ein Stück in seinem Körper zurückblieb und ihn so für lange Zeit behinderte.

Wenigstens klappte es so, wie er sich das vorstellte. Er ließ den Pfeil auf den Boden fallen und betrachtete ihn misstrauisch, so als wäre es eine Giftschlange.

Dann verlor er aber rasch das Interesse an diesem Ding und betete seinen Kopf auf die Vorderpfoten. Hoffentlich arbeiteten seine Heilkräfte rasch, denn er durfte keine Zeit verlieren. Nun wusste sein Gegner worauf er sich einstellen musste. Obwohl… Kyrin hatte noch nicht einmal richtig angefangen.

Mit einem leicht verträumten Blick sah er auf den Regen, der noch immer zu Boden fiel. Nun wo er sich mit den Einwohnern zerstritt, musste er nur noch die drei Wertiere aus dem Weg schaffen. Eine mehr als nur leichte Aufgabe. Den Wolf konnte er ebenso wie den Schakal selbst töten. Was denn Bären anging, nun der Urwald war ein gefährlicher Ort, hier konnte viel passieren. Dann konnte er Sunil in Ruhe mitnehmen. Natürlich würde sich dieser wehren, doch wohin wollte er schon? Immerhin würde er seine Lebensgrundlage hier zerstören, so hätte es keinen Sinn hierher zurückzukommen. Damit wäre dann auch der Fehler seiner Schwester wieder ausgemerzt. Das konnte ihr Vater dann nicht mehr verleugnen.

Die braunen Augen schlossen sich langsam. Er musste ruhen um Kräfte zu tanken. Es wartete eine schwierige Aufgabe auf ihn, doch bis jetzt hatte er noch alles bewältigt.
 

„Komm schon Cyrie.“ Jamie sah ungeduldig zu dem Schakal hinauf. Es war ja wieder einmal typisch bei der Anreise war er der Erste, doch wenn es um die Abreise ging musste man Cyrie zwingen mitzukommen.

„Nur die Ruhe, es ist nicht jeder so schnell wie ihr.“ Cyrie warf einen bösen Blick über seine Schulter zu Jamie hinab. Dann seufzte er und ließ das Seil los. Die letzten Meter, legte er im freien Fall zurück und landete geschickt wie eine Katze auf der breiten Wurzel.

Jamie nickte anerkennend. „Nicht schlecht.“

Damit bestieg er das Boot, in dem schon Erec und Sunil auf sie warteten. „Und wenn es möglich ist, dann würde ich den Weg in einem Stück zurücklegen. Also keine Abstecher ja?“

Dabei sah er Cyrie bezeichnend an, der nur unschuldig mit den Schultern zuckte.

„An mir soll es nicht liegen.“

„Natürlich.“ Erec lächelte wissend.

Der Wolf kam einer Antwort Cyries zuvor, indem er eine Hand hob. „Rudern nicht reden. Ich wäre gern wieder auf halbwegs sicheren Boden.“

So lächerlich es auch war, das Baumhaus war ihre einzige sichere Zuflucht hier. Natürlich konnte der Panther sie jederzeit betreten, doch es war bekanntes Terrain. Dort waren sie im Vorteil, oder es vermittelte ihnen die Illusion eines solchen.

„Glaubst du er wird bald wieder angreifen?“ Sunil sah ihn fragend an.

„Immerhin ist er verletzt.“

„Ich glaube nicht, das er sich davon lange aufhalten lässt.“

„Ha! Als ob nach einem meiner Schüsse jemand wieder aufstehen könnte.“ Erec begann zu rudern. Allerdings schien ihn diese Aussage zu amüsieren.

„Ist er doch oder?“ Cyrie schenkte ihm ein spöttisches Lächeln und ergriff ebenfalls ein Ruder.

Der Bär grummelte nur etwas Unverständliches, gab aber sonst keine Antwort darauf.

Nein, Jamie stand zu seiner Meinung. Allzu lange würde er sich davon nicht aufhalten lassen. Umso wichtiger war es, schnell eine Verteidigung zu errichten. „Erec, wie sieht es mit Sicherheitsvorkehrungen aus?“

„Es ist alles in bester Ordnung. Einiges steht schon, um das Andere kümmere ich mich bald.“

„Und was ist es?“ Cyrie sah ihn fragend an.

„Das sage ich nicht.“

Ungläubig sah ihn der Kleinere an. „Vertraust du uns etwa nicht?“

„Das nicht, nur ich würde es nicht gerne aussprechen. Ich weiß was es ist und das muss reichen.“ Damit schien dieses Thema für Erec erledigt zu sein.

Für den Schakal scheinbar nicht, deswegen beschloss Jamie die Sache abzukürzen. „Ich finde auch, das es besser ist wenn Erec das nicht sagt. Man weiß nie wer aller noch zuhört.“

„Glaubst du, er erholt sich so schnell?“ Sunil sah auf die Bäume um sich.

„Das wohl nicht, aber das heißt nicht das er sich nicht bewegen kann. Immerhin ist er auch irgendwie den Jägern entkommen.“ Was nicht wirklich etwas aussagte, das wusste Jamie. Aber dieser Panther schien Fertigkeiten zu besitzen, die ihnen unbekannt waren. So die Fähigkeit, von ihnen unbemerkt aufzutauchen.

„Schade das wir kein Silber besitzen. Wenn ich meine Pfeilspitzen dadurch austauschen könnte, wäre das wohl effektiver.“ Bei diesem Gedanken schüttelte Erec nur bedauernd den Kopf.

„Aber wir haben doch Silber.“ Sunil hob den Kopf und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Mein Vater hatte immer einen kleinen Vorrat davon im Baumhaus. Für seine Schmuckstücke. Bis jetzt habe ich nichts davon verbraucht.“

„Und das würdest du mir geben?“ Der Bär sah den Jüngeren erwartungsvoll an.

Sunil zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht? Ich benötige es sowieso nicht.“

Jamie war sich nicht so sicher, ob das eine so gute Idee war. Immerhin wollten sie den Panther nicht töten, nur außer Gefecht setzten. Wenn allerdings ein silberner Pfeil an der falschen Stelle traf, oder zulange in der Wunde blieb, könnte ihn das töten. Allerdings wäre es purer Leichtsinn die Mittel die sie hatten nicht zu nutzen. So wie er Erec kannte, war es sowieso fraglich, ob er seine Armbrust das nächste Mal überhaupt einsetzte. Das würde wohl erst ihr nächster Kampf mit dem Panther zeigen.
 

„Das Silber liegt dort in dem Raum.“ Sunil deutete auf eine Tür im hinteren Teil der Werkstätte.

„Um es zu schmieden, gibt es einen Bereich am anderen Ende dieses Teils. Aber sei vorsichtig, wir befinden uns immerhin in einem Baumhaus.“ Damit warf er Erec ein Paar Handschuhe hin.

Dieser fing sie geschickt auf. „Keine Sorge damit kenne ich mich aus.“

„Erec ist ein guter Schmied, eigentlich ist er in allem gut was mit handwerklichen Geschick zu tun hat.“ Jamie sah ihm lächelnd nach.

„Hört sich interessant an. Wo hast du ihn eigentlich getroffen?“ Bis jetzt hatte Sunil eigentlich angenommen, das Jamie die Drei angeheuert hatte. Doch das was er in den letzten Wochen gesehen hatte, war mehr als nur ein normales Arbeitsverhältnis.

Jamie lächelte bei dieser Frage sanft, so als würde er sich an etwas längst vergangenes erinnern. „Ich hab ihn aufgerissen.“

„Wie?“

„Ja, quer über die Brust.“ Nun war das Lächeln einem Grinsen gewichen.

„Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit drüben in Afrika. Er nahm an ich hätte ihn beim Kartenspiel betrogen.“

„Was du auch getan hast.“ Erec kam mit einem kleinen Klumpen Silber aus dem Raum. Natürlich trug er die Handschuhe, die ihm Sunil gegeben hatte. Ohne diese wäre alleine schon die Berührung eine Qual gewesen.

Unverschämt grinste Jamie weiter. „Warum auch nicht? Bei dem Einsatz wäre alles Andere dumm gewesen. Du hast doch auch betrogen.“

„Stimmt.“ Der Bär zuckte nur mit den Schultern und verließ den Raum.

„Am Ende kam es zu einer kleinen Schlägerei, die aber für uns beide nicht sehr erfolgreich ausging. Genauer gesagt hatte ich Glück, gegen einen Bären kommt gerade mal ein Tiger erfolgreich an.“

„Wie Ratan?“ Diese Frage war Sunil einfach entschlüpft. Überrascht hielt er die Luft an. Ob Jamie den aggressiven Unterton wahrgenommen hatte?

Der Wolf hielt einen Moment verwirrt inne und nickte dann. „Ja, so wie Ratan. Auch wenn der damit gar nichts zu tun hatte.“

Was war er nur für ein Idiot? Wieso hatte er auch nur dieses Thema angeschnitten? Im Grunde wollte er gar nicht über ihn reden, ja er wollte nicht einmal etwas über ihn hören. Am Besten kam er gleich wieder zum Thema zurück. „Wie ging das weiter mit Erec?“

„Nichts Aufregendes. Er brauchte Geld und ich Leute. Aus diesem Grund haben wir uns zusammengeschlossen. Das wars auch schon.“

„Also eigentlich sehr unspektakulär.“ Sunil ging aus der Werkstatt. Schweigend sah er auf den Urwald. Er wusste eigentlich so wenig von der Welt, aus der Jamie kam. Seine Erzählungen waren da auch nicht sehr hilfreich.

Er wand sich zu Jamie um. „Ich habe mich entschieden. Wenn die Regenzeit vorbei ist, werde ich mit dir gehen. Allerdings nur um meine Familie kennen zulernen und meine Fertigkeiten auf dem Gebiet der Edelsteinschleiferei zu verbessern.“

Auch um einigen Abstand von den Eingeborenen zu gewinnen, doch das musste er nicht aussprechen. Jamie konnte sich das sicher denken.

„Doch zuvor müssen wir diesen Panther loswerden. Auf die eine oder andere Art.“ Sunil wusste wie seine Worte klangen, doch es war sein Ernst. Dieser Panther musste verschwinden, egal ob er mit ihm verwandt war oder nicht.

Jamie trat zu ihm, sah ihn aber nur an. Es dauerte einige Zeit, bis er etwas sagte. „Meinst du das ernst?“

Schweigend nickte Sunil. Er wollte diese Welt sehen, von der Jamie immer erzählte. Erst dann konnte er sich ein ehrliches Urteil über sie erlauben. Alles was er bis jetzt von sich gegeben hatte, waren nur Vorurteile gewesen, wie sie jeder Mensch hatte.

„Gut, dann werde ich dich zu deiner Familie bringen und mein Versprechen einlösen.“ Jamie schenkte ihm ein sanftes Lächeln.

Sunil wand den Blick von ihm ab. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht würde er dann zu einem Werwesen werden, das es schaffte einen Platz in Jamies Erinnerung einzunehmen. Viel mehr als dieser Ratan es machte.

Nachtgeflüster 29

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 29

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Er lässt sich Zeit nicht?“ Erec ließ seinen Blick über die angrenzenden Bäume schweifen.

Jamie schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich will er kein Risiko eingehen. Immerhin ist seither erst eine Woche vergangen.“

Der Panther würde sich erst auskurieren und dann wieder angreifen. So würde es zumindest Jamie machen und so unterschiedlich war ihre Denkweise gar nicht. Sie waren beide Strategen, die ihrem Ziel folgten, egal welche Hindernisse sich ihnen in den Weg stellten. Doch Jamie musste zugeben, das ihm seine derzeitige Position gar nicht gefiel. Es war nicht seine Art einfach abzuwarten bis etwas passierte. So bekam er nur das Gefühl hilflos zu sein und das behagte ihm gar nicht. Ihm lag es mehr Leute zu beeinflussen, das war seine Stärke. Nur hier gab es nicht sehr viele Menschen. Sollte er das hier überleben und Jamie hegte keinen Zweifel daran, das dies der Fall sein würde, dann würde er sich etwas Amüsement gönnen. Er würde sich wieder in eine der Metropolen begeben und sich auf das konzentrieren was er gut konnte.

Immerhin war diese Sache ja abgeschlossen. Es gab Werleoparden, sie wollten nur nicht gefunden werden. Seine dreijährige Suche war endlich von Erfolg gekrönt und wenn sie diesen Panther fangen könnten, hätte er sogar einen Beweis. Auch wenn es ihm in erster Linie um sich selbst ging. Er mochte das Gefühl Recht zu haben, da war er wie jeder Andere.

„Was glaubst du? Wie gut kann er sich heilen?“ Der Bär warf ihm einen kurzen fragenden Blick zu.

„Ich weiß es nicht.“ Woher auch? So bedauerlich es auch war, sie hatten verdammt wenig Informationen über ihren Gegner. Alles was sie wussten war, das er Sunils Onkel war und sein Name. Ob er ein Schamane war, wie er in seiner menschlichen Gestalt aussah oder wie viele es von ihnen gab, das alles entzog sich ihres Wissens. Dabei wäre es wichtig für ihre Vorgehensweise.

„Jetzt wo sie Sache ihrem Ende zugeht, was wirst du danach machen?“

Jamie sah den Bären überrascht an. Also war er nicht der Einzige, dem dieser Gedanke gekommen war. „Keine Ahnung, aber als Erstes werde ich mich wohl wieder ins Gespräch bringen und meine Geschäfte ankurbeln. Ein paar alte Freunde besuchen und offene Schulden eintreiben, immerhin muss ich auch Sunil zu seiner Familie bringen. Das liegt auf dem Weg.“

„Also alles wie gehabt?“

Jamie nickte auf diese Frage. Was sollte er sonst machen? „Von Expeditionen habe ich erst einmal die Nase voll. Du sagst doch immer, das ich ein Stadtwolf bin und das entspricht wohl auch der Wahrheit. Inmitten von Menschen mit Macht fühle ich mich am wohlsten.“

Vor allem, wenn er diese für sich nutzen konnte. Es amüsierte ihn einfach zu sehen, wie andere Wesen nach seinen Vorstellungen handelten. „Was wirst du machen?“

Erec gab ein nachdenkliches Geräusch von sich. „Ich werde meine Familie besuchen. Seit zwölf Jahren war ich schon nicht mehr in meinem Elternhaus, es wird Zeit das nachzuholen. Außerdem hat mir Ratan ein gutes Angebot gemacht. Ich soll seinen Leuten beitreten.“

Das entlockte Jamie ein Lächeln. „Ach so, er will mir meine Leute abwerben, da muss ich wohl ein ernsthaftes Wort mit ihm reden.“

Seiner Worte zum Trotz schüttelte er den Kopf. „Du kannst ruhig mit ihm mitgehen. Die Piraterie ist sicher noch für einige Jahre ein lukratives Geschäft. Selbst wenn sich Ratan schon eher auf andere Gebiete spezialisiert.“

Auch ein Werwesen musste mit der Zeit gehen, so auch Ratan. Bei ihrer Lebenspanne konnte man kaum sein ganzes Leben lang mit nur einem Beruf verbringen. Bei ihren Eltern war das vielleicht noch gegangen, doch nun änderten sich die Zeiten immer schneller. Wenn man überleben wollte, musste man flexibel sein.

„Außerdem weiß ich so immer wo ich dich finden kann. Aber du zögerst noch, nicht?“

Erec nickte zustimmend. „Es hört sich zwar gut an, doch Jamie ich bitte dich. Ein Bär auf dem Meer, wie passt das denn zusammen?“

Jamie lachte amüsiert. „Um einiges besser als ein Tiger auf dem Meer, meinst du nicht?“

Nun fiel auch Erec in sein Lachen mit ein. „Ja, das stimmt wohl.“

Ein Geräusch in der Werkstätte ließ Jamie plötzlich aufhören. Es war das Klirren von Glas und das Krachen von zu Boden fallenden Sachen. Alarmiert sah Jamie hinüber, ihn ließ nur mehr die gelassene Haltung von Erec innehalten. „Was ist dort los?“

Der Bär winkte nur ruhig ab. „Cyrie. Er ist gerade dabei meine Pfeile fertig zustellen. Seine Finger sind dafür einfach geschickter und so hat er wenigstens etwas zu tun.“

Gut, das erklärte einiges. Die meisten Forscher und Erfinder wurden wohl etwas laut und aggressiv, wenn sie die Geduld verloren. Das kannte er von Kobe, der lange genug bei Ratan gelebt hatte. Auch bei Cyrie war das nichts Neues. Doch ihn störte etwas an dieser Überlegung. „Alleine?“

Zweifelnd sah ihn Erec an. „Natürlich nicht. Sunil ist bei ihm.“

Dann gab es ja keinen Grund zur Beunruhigung, denn das deckte sich auch mit dem was Jamie registrierte. Trotzdem stimmte irgendetwas nicht.

„Was ist denn dort los?“

Synchron fuhren Erec und er bei dieser neuen und doch so bekannten Stimme herum.

Hinter ihnen stand Sunil, nur mit einer Hose bekleidet und ein Netz mit Fischen in der Hand. Er war noch nass, so als wäre er gerade geschwommen.

„Was machst du hier?“ Während Jamie noch versuchte eine Antwort auf diese, im Moment, unwichtige Frage zu bekommen, fuhr Erec schon herum und lief über die Hängebrücke.

„Ich war fischen, doch das habe ich euch gesagt. Zumindest zugerufen.“

„Bleib hier, wir haben scheinbar wieder einen Gast.“ Während er redete, war er schon dabei seine Hose auszuziehen. Auf dem Weg zur Brücke musste auch noch sein Hemd weichen, dann verwandelte er sich schon. In dieser Gestalt war es auch leichter das Schwanken der Brücke auszugleichen. Nach Erecs Benutzung war das auch bitter nötig.

Jamie erreichte rasch das andere Ende der Brücke und sah sich hastig um. Das Krachen war während der paar Sekunden hierher immer lauter geworden. Es war unüberhörbar, das Erec in den Kampf eingegriffen hatte.

Er lief zur Tür des Raumes aus dem der Lärm kam und blieb wie erstarrt stehen. Der ganze Raum war verwüstet und glich einem Kriegsschauplatz. Die Möbel waren alle umgeworfen oder gleich zersplittert und alles lag zerstört auf dem Boden.

Sein Blick irrte durch den Raum, er suchte Cyrie. Erst auf den zweiten Blick erkannte er ihn in einem der Trümmerhaufen liegend. Seine Augen waren geschlossen und er hatte deutlich blutende Wunden, doch er atmete noch. Schwach, aber erkennbar. Was ihn aber so rasant abgebremst hatte, waren die beiden Kontrahenten. Wäre die Sache nicht so ernst, könnte er beinnahe darüber lachen. Wie Ratan hatte Kyrin den Vorteil aller Katzen auf seiner Seite, er war geschickt und schnell. Irgendwie hatte er es geschafft auf den Rücken des Bären zu kommen und hatte sich dort festgebissen und das an einer Stelle, an der Erec ihn nicht erreichen konnte.

‚Halt still.’ Diese Anweisung war an Erec gerichtet und Jamie war sich sicher, das Kyrin ihn nicht gehört hatte. Seine einzige Möglichkeit war es Kyrin zu rammen, um ihn von Erecs Rücken zu bekommen.

Jamie sprang, doch kurz bevor er den Panther erreichte, ließ dieser los und rettete sich seinerseits mit einem Sprung aus ihrer Reichweite. Noch in der Luft änderte Jamie die Richtung und konnte gerade noch einen Zusammenstoß mit der Wand verhindern. Hastig wand er sich um und sah wie Erec dem Panther wieder nachsetzte. Seine Pranken schwangen dabei wie gefährliche Geschosse durch die Luft. Jamie wollte nicht davon getroffen werden, weswegen er sich auch zurückhielt. Allerdings konnte es so nicht weitergehen, da Kyrin ihm immer wieder auswich. Auf diese Weise würde Erec nur noch schneller müde werden.

Schnell wog Jamie alle Möglichkeiten ab. Er musste Erec einen Vorteil verschaffen und auf die Schnelle fiel ihm nur ein Weg dafür ein. Seine Instinkte für ihn arbeiten lassend, schätzte er den Abstand zwischen ihnen ab und knurrte kurz. Damit lenkte er die Aufmerksamkeit des Panthers auf sich, doch das wollte er auch. Kyrin sollte sehen, was er vorhatte.

Innerhalb eines Augenblicks sprang Jamie ihn an. Innerlich wappnete er sich schon gegen den Schmerz, doch alles was er sich vorstellte war nicht gegen die Realität als ihn die Pfote des Panthers traf. Wieder flog Jamie Richtung Wand und durch sie hindurch. Geistesgegenwärtig schlug er seine Krallen in den Boden, trotzdem dauerte es noch einige Sekunden bis er zum Stillstand kam. Gerade noch rechtzeitig, da er spürte das seine Hinterbeine schon in der Luft hingen. Das wäre ein tiefer Sturz geworden, dabei wollte Jamie nicht einmal wissen was ihn unten erwartete. Allerdings hatte dieser Panther einen harten Schlag drauf, das musste er zugeben. Er zog sich wieder auf die Plattform hinauf und rannte zum Zimmer zurück. Jamie konnte nicht abstreiten, das er noch etwas benommen war, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.

Im Zimmer war noch immer alles beim Alten, Erec, der den Panther abwehrte und Kyrin der ihm auswich. Doch mit einiger Genugtuung bemerkte Jamie die blutende Wunde quer über Kyrins Seite, seine Aktion war wenigstens nicht sinnlos gewesen.

Doch nun war es Erec, der immer wieder kleine Wunde abbekam, wenn er auch ebenso kräftig austeilte. Nicht nur einmal wurde der Panther getroffen.

Jamie warf alle Überlegungen über Bord. Das war keine Situation mehr für den Verstand, hier übernahm der Instinkt. Mit einem gefährlichen Knurren mischte er sich in den Kampf, wich Pranken, Pfoten und Zähnen aus und setzte diese ebenso ein, natürlich nur gegen den Panther. Mehr als einmal flog er gegen eine Wand, doch wenigstens durchbrach er diese nicht mehr.

Kyrin stand ihnen gegenüber und knurrte bedrohlich, man merkte wie er wieder zum Sprung ansetzen wollte. Plötzlich hielt er überrascht inne. Er strauchelte und sein Blick glitt zurück zum Eingang.

Auch Jamie sah dorthin. Von allen unbemerkt war Sunil dort aufgetaucht. In seiner Hand hielt er einen Pfeil mit Bogen. Es war ein Pfeil mit der Silberspitze, genauso einer wie nun in Kyrins Flanke steckte.

Dieser fauchte Sunil nur wütend an, bevor er zusammensackte und reglos liegen blieb.

Mühsam rappelte sich Jamie auf. Die Welt um ihn drehte sich, der Panther hatte ihn wohl schwerer erwischt als er geglaubt hatte. „Erec, fessle ihn und entferne den Pfeil. Sunil, es wäre nett, wenn du dich um Cyrie kümmern würdest.“

War das alles? Im Moment fiel ihm nichts mehr ein. Jamie machte einen Schritt und die Welt um ihn drehte sich noch heftiger, so das er schwankte und abermals Bekanntschaft mit dem Boden machte.

Das hatte er ja wieder einmal toll hingekriegt. Dieser sarkastische Kommentar war der letzte Gedanke, bevor die Welt um ihn herum schwarz wurde.

Nachtgeflüster 30

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 30

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil sah auf die Szene die sich ihm bot. Ein ohnmächtiger Schakal, ein ohnmächtiger Panther und nun auch noch ein ohnmächtiger Wolf. Das bekam man sicher nicht oft zu sehen.

Erec verwandelte sich zurück und schnalzte mit der Zunge. „Das sieht ihm mal wieder ähnlich. Nicht einmal die Kraft haben um selbst zu stehen, aber Befehle geben.“

Er schien nicht sehr besorgt wegen ihm zu sein, das beruhigte Sunil etwas.

„Was ist mit ihm?“ Sunil deutete auf den Wolf.

„Wahrscheinlich ist er einmal zu oft gegen die Wand gedonnert. Nichts was sein Dickschädel nicht verkraften könnte.“ Der Bär ging zu dem Panther und hob ihn mit einem ächzenden Laut hoch.

„Also dafür das er so flink ist, ist er verdammt schwer.“

„Was hast du mit ihm vor?“ Sunil war nicht ganz wohl dabei den Panther in seiner Nähe zu wissen, aber immer noch besser als gar nicht zu wissen wo er war.

„Ich werde ihn einsperren, wie Jamie es angeordnet hat. Kümmerst du dich bitte um Cyrie?“

Das hatte er sowieso vorgehabt, selbst wenn nicht, bei dem Blick den Erec ihm nun zuwarf konnte man gar nicht ablehnen. Der Schakal musste ihm wirklich viel bedeuten.

Sunil sah dem Bären noch nach, bis er aus dem Raum war. Erst dann ging er zu dem Schakal.

Cyrie war zwar immer noch ohnmächtig, doch atmete er regelmäßig, wenn auch schwach. Nach einer ersten Untersuchung kam Sunil zu dem Ergebnis, das es zwar schwere Verletzungen waren, jedoch nicht lebensgefährlich. Keine der Wunden ging tief, das Einzige das Cyrie gefährlich werden konnte, war der Blutverlust und genau dieser hatte ihm wohl auch das Bewusstsein geraubt.

Sunil löste sich von dem Schakal und lief in den Teil seiner Werkstätte zurück in dem er sonst immer seine Schleifarbeiten erledigte. Dort steuerte er einen Korb an und nahm ihn mit. Wie gut, das er in jedem Gebäude Verbandszeug hatte, wie man sah konnte man nie wissen was passierte.

Damit kehrte er zu Cyrie zurück und verband seine Wunden. Es war nicht so das er sich damit auskannte, doch ganz so unerfahren war er auf diesem Gebiet auch nicht. Immerhin musste er ja seine eigenen Wunden versorgen, wenn er welche hatte.

Jamie war die ganze Zeit über auch nicht aufgewacht und schön langsam machte sich Sunil Sorgen um ihn. Nachdem er Cyrie fertig verbunden hatte, ging er kurz zu Jamie und besah sich diesen. Doch er konnte keine Wunden entdecken. Äußerlich war der Wolf völlig unverletzt. Wahrscheinlich hatte Erec Recht und Jamie war nur einmal zu oft gegen die Wand gekracht. Auf jeden Fall lebte er noch, das war das Wichtigste.

„Und? Wie sieht es aus?“

Sunil drehte sich zu dem Bären um, der abwartend im Türrahmen stand. „Sie werden Beide wieder. Cyries Verletzungen sind nicht tief und bei Jamie kann ich nichts erkennen.“

Der Ältere winkte nur ab. „Das wird schon wieder uns bringt so schnell nichts um.“

„Das mag sein, doch nun setz sich erst einmal, damit ich deine Wunden verbinden kann.“

„Unnötig.“ Der Bär schüttelte abwehrend den Kopf.

„Spätestens Morgen ist es schon wieder größtenteils verheilt.“

Das mochte sein, doch Sunil ging dabei lieber auf Nummer sicher. Allerdings machte Erecs Reaktion klar, das er davon nichts wissen wollte. Da musste er wohl etwas härter durchgreifen. „Vielleicht, trotzdem werde ich nachsehen. Also setz dich.“

Bei diesen Worten deutete er auf den Boden.

Erec sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung an. „Ich sagte doch, es ist nicht der Rede wert.“

„Hinsetzen.“ Sunil deutete auf den Boden vor sich. Seine Stimme ließ keinen Widerspruch mehr zu. Doch wenn Erec wirklich nicht wollte, würde er auch nichts dagegen machen können.

Der Bär bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich zeigte, das er dies wusste. Trotzdem setzte er sich auf den Boden. „Wenn es denn sein muss.“

„Ja.“ So war ihm deutlich wohler.

„Was hast du mit ihm gemacht?“

„Dem Panther?“ Erec zuckte nur mit den Schultern.

„Ich habe ihn gefesselt. Wenn er nun fliehen will, wird seine Flucht nicht von langer Dauer sein.“

Sunil verstand diese Bemerkung nicht ganz, doch er vertraute auf Erecs Vorkehrungen. Ihm war es ja egal was mit dem Panther passierte. Für ihn war dieser kein Familienmitglied, sondern ein Feind. Je schneller er verschwand, umso besser. Auch wenn das wohl eine der wenigen Möglichkeiten war etwas über seine Mutter zu erfahren.

Er seufzte und ließ den Verband sinken. Die paar Wunden auf Erecs Körper benötigten keinen Verband. Die Meisten waren schon verheilt und die Anderen bluteten nicht mehr.

„Wie ich sagte, ein Verband ist unnötig. Ich habe gutes Heilfleisch.“ Damit stand er auf und ging zu Jamie.

„Trägst du Cyrie? Ich werde mich mit diesem Hündchen hier begnügen.“ Bei diesen Worten hob er Jamie schon hoch.

„Klar.“ Das war wohl die einzig logische Lösung. Immerhin glaubte er nicht, das er Jamies Gewicht heben konnte. Da war Cyrie die besser Lösung.

Sunil hob den Schakal vorsichtig hoch. Dadurch das die Zwei noch in ihrer Tiergestalt waren ging der Transport auch leichter. „Hat sich Kyrin verwandelt?“

Erec sah ihn einen Moment überrascht an und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Er ist noch immer ein Panther. Beunruhigend wenn du mich fragst.“

Der Mischling nickte leicht, während er hinter Erec die Hängebrücke überquerte. Immerhin hatte er Silber abbekommen. Nicht an einer lebensbedrohlichen Stelle, doch Silber war immer gefährlich. Da sich Wertiere nur in Menschen verwandelten, wenn sie dem Tod nahe, schwer verletzt oder in Gefahr waren, war das bedenklich. Schon alleine aufgrund des Silbers sollte sich Kyrin verwandeln. Das er dies nicht tat, konnte nur bedeuten das er das Silber besser vertrug als sie.

Der Bär öffnete die Tür zu ihrem Wohnraum. „Ich bringe Jamie in dein Zimmer. Cyrie kommt in unseres. Es ist besser, wenn jeder von ihnen jemanden hat, der sich um sie kümmert.“

Sunil lächelte bei dieser Anweisung wissend. Also wieder die alte Aufteilung. Er wusste schon länger, das Erec sich wieder ein Zimmer mit dem Schakal teilen wollte. Nur war Jamie dagegen gewesen. Nun wo dieser bewusstlos war, nutzte der Bär einfach seine Chance. Das würde Jamie nicht gefallen.

Allerdings musste dieser erst einmal aufwachen, bevor er sich beschweren konnte. Sunil hoffte, das dies bald der Fall war.
 

Graue Augen öffneten sich, nur um sich eine Sekunde später wieder schmerzerfüllt zu schließen. Das Licht schmerzte extrem, ebenso wie sein Kopf und sein Körper. Wahrscheinlich war er mit der Aufzählung schneller fertig, wenn er die Körperteile aufzählte, die nicht schmerzten. Diese ließen sich an einer Hand abzählen.

Jamie zwang sich trotzdem dazu die Augen zu öffnen und auch wenn das Licht unangenehm war, so konnte er wenigstens erkennen wo er war. Soweit er erkennen konnte, lag er in einem Raum, der ihm vertraut vorkam und die Unterlage unter ihm war zweifelsfrei ein Bett. Oder die Rohfassung eines solchen. Doch er war im Dschungel, da konnte man nicht wählerisch sein.

Jamie hob seine Hand, die Schmerzen dabei ignorierend und legte sie an seinen Kopf. Allerdings zog er sie gleich darauf wieder zurück, da die Berührung mehr schmerzte als die Bewegung.

„Du solltest vorsichtig sein. Ich kann mir vorstellen, das du nur so mit blauen Flecken übersäht bist.“

Den Kopf leicht hebend, sah der Wolf in die Richtung der Stimme. Erec stand lächelnd in der Tür. „Willst du dich an meinem Leid ergötzen?“

Erec verzog abwägend das Gesicht. „Vielleicht ein andermal. Jetzt will ich erst einmal etwas mit dir bereden.“

Jamie machte eine einladende Geste. „Nur zu, fühl dich wie zuhause.“

„In einem fremden Haus wirkt dieses Angebot ziemlich anmaßend, meinst du nicht?“ Trotzdem kam er zu ihm und schüttelte den Kopf.

„Nicht hier. Ich will ihn nicht wecken.“

Dabei lag sein Blick auf etwas, das Jamie nicht erkennen konnte. Allerdings konnte er sich vorstellen was der Bär meinte. „Na dann, sei ein fürsorglicher Geliebter.“

Dabei streckte er die Arme nach ihm aus.

Erec grinste und hob ihn hoch. „So was magst du doch gar nicht.“

„Stimmt. Doch derzeit bin ich durchaus in der Verfassung für etwas Liebe und Zuneigung.“ Nun sah er auch, was Erec zuvor so betrachtet hatte.

Sunil saß schlafend neben seinem Bett. Beide Arme hatte er auf der Matratze gelegt und unter seinem Kopf verschränkt.

„Er hat mich versorgt?“

„Wohl eher gewartet, das du wieder aufwachst.“ Der Bär lächelte nun und verließ mit Jamie auf dem Arm den Raum.

„Du kannst mich aber runterlassen. Gehen kann ich schon alleine.“

Erec sah ihn zweifelnd an. „Ach wirklich?“

Eine Augenbraue hebend, sah er den Bären an. „Ja. Meine Mami hat es mir beigebracht.“

Das war eine Lüge doch es war auch als Scherz auf Erecs Benehmen gedacht.

„Tja schön für deine Mami, aber ich werde dich trotzdem tragen.“ Damit verließ er die Hütte und steuerte die Brücke an.

„Er hat sich nicht verwandelt.“

Es waren nicht viele Worte und trotzdem erschreckten sie Jamie. Das was sie aussagten war einfach unglaublich. „War das Silber nicht rein?“

Verunreinigtes Silber konnte durchaus etwas an Stärke einbüßen und trotzdem durfte das nicht passieren. So stark war kein Werwesen, hier müssten die Überlebensinstinkte des Panthers anspringen.

„Doch, es war rein. Normalerweise müsste er sich zurückverwandeln, doch das ist nicht passiert und nun weigert er sich. Vor allem ist er schnell wieder fit. Schon einen Tag später war er fit genug um herumzuwüten. Du warst drei Tage in diesem Dämmerzustand.“

So hatte er ihm die Frage vorweggenommen, die er hatte stellen wollen. Die Kraft des Panthers war erstaunlich. Jamie fragte sich ob das bei allen so war, oder sie nur ein besonders zähes Exemplar erwischt hatten. Leider schien er auch genauso stur zu sein, das konnte sich bei der Beantwortung seiner Fragen als schwierig erweisen.

Erec hatte inzwischen die Werkstätte erreicht und setzte ihn nun ab. Trotzdem stützte er ihn noch, wofür ihm Jamie dankbar war. Immerhin machte es keine gute Figur, wenn er dem Panther in Erecs Armen entgegentrat.

„Er ist gefesselt?“

„Mit Silber an den Stamm des Baumes. Nicht einmal ich käme da weg.“ Erec grinste zufrieden.

„Der Pfeil?“ Jamie wollte sich nur ein Bild davon verschaffen was ihn erwartete.

„Den hab ich entfernt. Obwohl ich ihm ein paar Schmerzen gern gewönnt hätte.“

Dann kam er einmal zur wichtigsten Frage. „Cyrie?“

Der Bär seufzte. „Ihm geht es gut. Zumindest den Umständen entsprechend. Seine Verletzungen sind schon dabei zu verheilen.“

Das war gut. Wenigstens trug keiner von ihnen bleibende Schäden davon. Er löste sich nun vollends von dem Bären. Zwar brauchte er einen Moment um sich zu stabilisieren, doch dann streckte er die Hand aus und öffnete die Tür.

„Hallo Kyrin.“

Nachtgeflüster 31

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 31

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Erec hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

Der Panther hatte um seine Pfoten Bänder aus Silber, die mit Ketten verbunden waren. Diese vereinigten sich zu einer Einzigen, die um den Stamm des Baumes geschlungen war. Es ließ Kyrin zwar Bewegungsfreiheit, aber nicht soviel um sie anzugreifen. Zumindest solange sie einen gewissen Sicherheitsabstand einhielten.

Jamie war beeindruckt von der Vorbereitung des Bären, doch auch der Panther erstaunte ihn, wenn er sich das auch nicht anmerken ließ. Wie konnte er noch immer in seiner tierischen Gestalt bleiben? Diese Fesseln mussten ihm unglaubliche Schmerzen bereiten, doch ebenso gut wusste Jamie das sie notwendig waren.

Bei seiner Begrüßung hob Kyrin nur den Kopf, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen.

Jamie verlangte das auch gar nicht, wahrscheinlich hatte er so eine Lage gefunden in der er die Fesseln ertragen konnte. Auch wenn er sicher war, das Erec ihm dabei nicht all zuviel Spielraum gelassen hatte.

‚Weswegen bist du hier? Willst du dich in deinem Sieg sonnen?’ Die Stimme des Panthers klang herablassend, doch es schwang auch ein wenig Resignation mit.

„Nein, ich empfinde an so etwas keine Freude.“ Nicht wenn er auf diese Art und mit solchen Opfern erkauft wurde. Lägen die Dinge anders, würde er sich nun amüsieren. Doch er hielt nichts davon auf besiegte Gegner hinabzublicken. Wenn jemand auf dem Boden lag, musste man nicht auch noch zutreten.

„Viel eher will ich ein paar Antworten auf meine Fragen.“

Kyrin drehte demonstrativ den Kopf weg. Eine sehr deutliche Antwort.

Jamie begab sich in eine hockende Position um mit dem Panther auf gleicher Augenhöhe zu sein. Sein Körper reagierte darauf mit Schmerzen, die ihm für einen Moment schwarz vor Augen werden ließen. Trotzdem bewegte Jamie sich nicht und er hoffte, das ihm auch nichts anzumerken war. Schwäche konnte er sich nun nicht leisten.

„Also gut, dann fange ich an. Ich weiß wer du bist und in welcher Beziehung du zu Sunil stehst. Ebenso wie ich den Grund deines Besuches kenne und dessen Ziel. Doch ist mir eines unklar und zwar das warum. Warum nimmst du diese Mühen auf dich, nur um ihn zu seiner Familie zu bringen?“

‚Das solltet ihr doch wissen. Immerhin habt ihr das gleiche Ziel.’ Noch immer würdigte er Jamie und Erec keines Blickes.

„Ja, aber wir entziehen ihm nicht seine Lebensgrundlage. Wir zerstören nicht seine Heimat. Mir ist durchaus klar was du damit bezweckst und ich muss sagen es ist sogar ein sehr guter Plan, doch eben sehr aufwändig.“

Nun wand Kyrin ihnen wieder seinen Kopf zu. Sein Blick bohrte sich in den von Jamie. ‚Nein, natürlich nicht. Ihr erschleicht euch nur sein Vertrauen. Das ist natürlich viel ehrenwerter. Du und ich, wir wollen beide das Gleiche nur haben wir unterschiedliche Motive die uns antreiben und andere Methoden die wir anwenden, um unser Ziel zu erreichen. Doch dieses Ziel ist bei uns gleich, nur geht es in unterschiedliche Richtungen.’

„Nach Süden nicht?“ Jamie ließ sich von diesen Appell an sein Gewissen nicht beeindrucken. Er hatte sich oft genug anhören müssen das er so etwas gar nicht besaß, doch hier wirkte es erst Recht nicht, da der Panther selbst kein Gewissen hatte. Das zeigten seine Aktionen. Obwohl er durchaus unter anderen Umständen aufgewachsen war, vielleicht wusste er es nicht besser. Dazu passte aber nicht diese Intelligenz, die ihn eindeutig als naiven, unbeholfenen Naturburschen disqualifizierte. Nein, er würde jetzt sicher nicht damit anfangen Entschuldigungen für Kyrins Verhalten zu erfinden.

Abermals würdigte Kyrin ihn keiner Antwort.

Auf diese Frage hatte der Wolf auch keine Antwort erwartet. Wahrscheinlich würde er sich lieber die Zunge abbeißen als irgendetwas über den Standort seines Dorfes zu verlieren. „Gut, kommen wir wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. Was ist so wichtig an Sunil das du ihn unbedingt haben willst? Wir wollen ihn nur zu seiner Familie bringen, dabei ist es uns egal ob er hier bleiben will oder nicht. Wir würden seine Entscheidung respektieren.“

‚Dann lasst ihn hier. Er gehört nicht in eure Welt. Sunil gehört in den Dschungel zu seinen Artgenossen.’

„Die ihn nicht akzeptieren würden?“ Jamie hob fragend eine Augenbraue.

„Ich gebe zu das ich außer dir noch keinen anderen Leoparden kenne. Und ich bin auch niemand, der von einem Vertreter auf die ganze Rasse schließt, doch ich kenne andere Werwesen. Werwesen aus allen Rassen und verschiedenen Sparten und eines ist sicher. Mischlinge werden geduldet, aber nicht gewollt. Vielleicht seid ihr die große Ausnahme, doch das weiß ich nicht und aus diesem Grund kann ich nicht einfach das Feld räumen.“ Das die Entscheidung diesbezüglich bei Sunil lag und dieser sie schon getroffen hatte, ließ Jamie beiseite. Er musste den Panther ja nicht gleich erzählen das er verloren hatte. Immerhin wollte er noch etwas von ihm und das würde er nicht bekommen, wenn er sich als der ihm Überlegene präsentierte.

Wie immer kam keine Antwort von dem Panther, dafür eine Gegenfrage. ‚Ach und bei seiner anderen Familie würde es ihm anders ergehen?’

Jamie merkte sehr wohl, was hier passierte. Kyrin tauschte die Positionen, durch sein ständiges Ausweichen erzählte nur noch er und nicht der Panther. Dabei musste er Kyrin gar nicht von ihren ehrenhaften Absichten überzeugen, trotzdem rechtfertigte er sich vor ihm. Man durfte ihn wirklich nicht unterschätzen. „Ja, aber das wird dich wohl kaum interessieren. Eine andere Frage, warum verwandelst du dich nicht? Es muss doch schmerzen?“

Das war durchaus wahrscheinlich, nur würde das sein Gegenüber kaum zugeben. Dafür war sein Stolz zu groß.

‚Warum sollte ich mich verwandeln und eine so schwächliche Gestalt annehmen? Außerdem weiß ich nicht von welchen Schmerzen du redest.’ In den braunen Augen des Panthers funkelte es kurz auf.

Oh, und wie er das wusste. Es war nur eine kurze Unsicherheit, doch Jamie hatte sie bemerkt. Das Silber zeigte durchaus Wirkung nur nicht mit dem gewünschten Effekt. „Wir können dich zur Verwandlung zwingen.“

Ein verächtlicher Blick war für einige Momente die einzige Antwort darauf. ‚Das glaube ich nicht.’

„Erec.“ Er wusste, das dieser dafür etwas vorbereitet hatte. Nun nicht genau für diese Möglichkeit sondern eher für einen späteren Zeitpunkt. Immerhin konnten sie ihn nicht immer an diesem Baum binden.

„Ja.“ Erec, der hinter ihm stand, verließ kurz den Raum. Nach einigen Momenten kehrte er allerdings wieder zurück in seiner, nun behandschuhten, Hand hielt er einen dünnen Silberreif.

„Das ist ein Halsband. Ich gebe zu in dieser Gestalt ist er dir etwas zu eng, was uns aber nicht davon abhalten könnte ihn dir anzulegen. Sobald das erledigt ist hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du verwandelst dich, oder du erstickst. Das liegt bei dir.“ Jamie hatte zwar nicht vor es jetzt einzusetzen, doch es konnte nicht schaden ihm zu zeigen das er die Fäden in der Hand hielt. Was diese Sache anging zumindest. Ihm war einfach wohler, wenn Kyrin in einer schwächeren Form war. Eben ohne Zähne und Klauen.

Dieser knurrte gefährlich und richtete sich nun doch auf. ‚Wagt es und ich beiße euch den Arm ab.’

Ja, genau das wollte er sehen, diesen Ausdruck in seinen Augen. Zufrieden registrierte Jamie, die Unsicherheit, die er in Kyrins Blick bemerkte, ebenso wie den leichten Anflug von Furcht. Allerdings verstand er nicht ganz, warum er sich so dagegen sträubte? Er war doch schon gefangen, also hatte es keinen Sinn seine zweite Gestalt vor ihnen zu verbergen. Im Gegenteil, es würde ihm seine Sache sogar noch etwas erleichtern. Wächter wurden im Allgemeinen nachlässig, wenn ihre Gefangenen nicht so stark erschienen wie sie wirklich waren. Nicht bei ihnen, doch das konnte ihr Gegner ja nicht wissen. Konnte es sein, das …?

Der Wolf dachte diesen Gedanken nicht zu Ende, da es einfach zu unwahrscheinlich war. Der Panther war ein Werwesen, diese konnten sich verwandeln. Allerdings waren die Leoparden ein sehr naturverbundenes Volk, vielleicht war das in Vergessenheit geraten? Er musste mit Cyrie über diese Sache reden und herausfinden, wie er über diese Sache dachte.

Jamie machte einen kurzen Wink mit der Hand und Erec verließ wieder das Zimmer. Den Ring brauchten sie noch nicht. „Erec würde es sicher gerne erledigen und er weiß mit wilden Tieren umzugehen.“

Er erhob sich mühsam, wenn er das auch nicht zeigte. Dieses Gespräch war beendet. Sie hatten Beide gesagt was sie wollten und ihre Standpunkte klar gemacht. Mehr konnte er von dieser Unterhaltung nicht erwarten. Vielleicht bekam er das nächste Mal ja seine Antworten. Obwohl er sich hier einen interessanten Gegner hielt. Schon lange war ihm kein neuer, ebenbürtiger Rivale mehr begegnet. Das konnte interessant werden.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ er den Raum.

„Es scheint, du hast ein neues Spielzeug gefunden.“ Erec sah ihn amüsiert an. Mit wenigen Schritten war er bei ihm und nahm ihn wieder auf die Arme.

„Ja, das habe ich und ich bin begeistert davon.“ So schnell würde ihm sicher nicht mehr langweilig werden, dessen war sich Jamie sicher.
 

Verfluchter Wolf. Kaum hatte Jamie den Raum verlassen, biss Kyrin wieder in die silberne Kette. Das Ergebnis blieb das Gleiche wie zuvor. Außer das ihm sein Maul, seine Zunge und Zähne weh taten, passierte nichts.

Ja, er hatte Schmerzen, riesige sogar. Er wollte schreien oder sich unter Schmerzen winden, auf jeden Fall eines von beiden. Trotzdem gab er sich keiner dieser Möglichkeiten hin, dafür überwiegte sein Stolz noch immer. Und dann wollte der Wolf ihn auch noch dazu zwingen sich zu verwandeln. Viel Glück, das war dann wohl sein Tod.

Denn er würde sich nicht verwandeln, einfach weil er es nicht konnte. Als Kind hatte er es einmal gemacht, weil man es ihn gelehrt hatte, doch seitdem nicht mehr. Er hatte schlicht und einfach vergessen wie es ging, eben weil er diese Gestalt eben nicht benötigte. Als Leopard hatte man es im Dschungel viel einfacher. Außerdem sie waren Werleoparden, warum sollten sie ihre wahre Form verbergen?

Ihre Schamanen konnten sich verwandeln, doch diese brauchten es auch. Es gab eben Dinge, bei denen Hände von Vorteil waren.

Kyrin legte sich wieder auf den Boden, wobei er exakt die gleiche Position einnahm, wie vor Jamies Besuch. So hatte er am wenigsten Hautkontakt mit den Fesseln. Es war keine Lösung, doch zumindest eine gewisse Erleichterung.

Wenn der Wolf allerdings glaubte, das sie ihn lange hier festhalten konnten, dann irrte er sich. Zugegeben, im Moment standen seine Chancen schlecht, doch das Blatt konnte sich jederzeit wenden. Er musste nur einen geeigneten Moment abwarten und seine Chance nutzen. Nicht umsonst war er ein Krieger, dafür hatte er trainiert.

Nein, hier würde er nicht lange bleiben und dann konnte er das Spiel fortsetzen, das er begonnen hatte. Am Ende konnte es nur einen Sieger geben und das würde er sein.

Nachtgeflüster 32

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 32

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Verschlafen öffnete Sunil die Augen. Sein Nacken schmerzte, wahrscheinlich von der unbequemen Position in der er schlief. Wie kam er eigentlich dazu?

Mit einem Schlag klärten sich seine Gedanken wieder, als ihm der Grund einfiel. Jamie! Sein Kopf schoss in die Höhe, als er den Wolf nicht neben sich spürte. Das Bett vor ihm war wirklich leer. Wo war er nur? In seinem Zustand.

Sunil stand auf und fuhr sich mit der Hand kurz über die verspannten Muskeln in seinem Nacken. Er spürte den Wolf ganz in der Nähe, ebenso wie Erec und das beruhigte ihn etwas. Mit Erec an seiner Seite würde ihm schon nichts passieren. Dieser würde ihn schon vor allem was dort lauerte beschützen. Immerhin war das nichts geringeres als ein Leopard, bei dem er die Zwei spürte.

Er dachte an den Panther, bei dem sie waren. Sein Onkel aber auch sein Feind, schließlich war er ihm nicht freundlich gesinnt. Allerdings wusste nur dieser Dinge aus der Vergangenheit seiner Mutter, die sie ihm verschwiegen hatte. Fraglich war nur, ob Kyrin es ihm verraten würde. Nachdem was passiert war, gab es keinerlei Veranlassung dafür.

Sunil schüttelte den Kopf. Nein, er sollte nicht einmal daran denken. Seine Mutter hatte ihm alles erzählt was sie für wichtig hielt und mehr wollte er gar nicht wissen. Schon gar nicht, wenn er vielleicht einen Preis dafür zahlen musste. Denn wenn er Neugier an einem Thema zeigte, gab er dem Panther damit wieder ein kleines bisschen Macht über ihn und das wollte er vermeiden. Es war gefährlich, wenn man solchen Leuten wie Kyrin oder auch Jamie Macht überließ. Selbst wenn es nur sehr wenig war, diese wussten sie zu ihren Gunsten zu nutzen, das ahnte Sunil instinktiv.

Der Mischling schob diese Gedanken zur Seite und verließ den Raum. Er musste sich irgendwie beschäftigen. Aus diesem Grund ging er ins Schlafzimmer seiner Eltern, das nun von Erec und Cyrie bewohnt wurde. Unbewusst suchte er die Gestalt des Schakals zuerst im Bett und war überrascht ihn dort nicht vorzufinden. Erst als er weitersuchte, entdeckte er Cyrie am Fenster stehend.

Seine Wangen und Kinn waren mit weißem Schaum bedeckt und er war gerade dabei sich mit einem Messer zu rasieren.

Geduldig sah Sunil ihm zu. Dieses Problem hatte er zum Glück nicht, oder noch nicht. Wahrscheinlich war er einfach noch zu jung für diese Art von Körperbeharrung. Allerdings wäre es kein Problem, wenn ihm das noch lange erspart blieb.

Erst als Cyrie fertig war und sich den überflüssigen Schaum abwusch, ergriff Sunil das Wort. „Es freut mich, das du schon wieder fit bist.“

Es war wirklich erstaunlich wie rasch sich der Schakal wieder erholt hatte. Aus Erfahrung wusste er wie stark sein Onkel war und Cyrie hatte wirklich übel ausgesehen. Ob das an Erecs Pflege lag? Bei diesem Gedanken musste Sunil leicht grinsen.

Cyrie sah zu ihm und lächelte. „Ich wurde nicht zum ersten Mal verletzt. Außerdem bin ich es gewohnt schnell wieder fit zu werden. Man kann es sich im Urwald nicht leisten lange krank zu sein.“

Sunil konnte dem nur zustimmen. Hier war eine Verletzung schon fatal und konnte zum Tod führen. Wenn nicht durch ein anderes Raubtier, dann dadurch das man verhungerte. „Ich weiß.“

Mit dem Kopf deutete er auf das Messer. „Bis jetzt dachte ich nicht das du das brauchst. Bei mir wächst da nichts.“

„Sei froh, es ist eine lästige Angelegenheit. Doch wenn ich es unterlasse, dann sehe ich nach ein paar Tagen aus wie ein wandelndes Gestrüpp, bei Erec ist das ja nicht anders. Nur Jamie nicht glaube ich. Dieser hat es besser getroffen, doch das müsstest du am Besten wissen.“

Nachdenklich schüttelte Sunil den Kopf. „Bis jetzt hätte ich es nicht gesehen.“

Allerdings hatte er auch nicht darauf geachtet. In seinen Augen passte es aber auch gar nicht zu Jamie sich so um sein Aussehen zu sorgen. Er sah immer gleich aus und das ohne jegliche Anstrengung.

Cyrie zuckte die Schultern. „Glücklicher. Bei manchen ist es eben so, das sie sich nie um so etwas wie eine Rasur kümmern müssen oder es einfach nicht machen. Ich allerdings bin kein Barttyp und auch Sybille mag das nicht.“

„Deine Schwester?“ Für Sunil war das die nahe liegende Antwort. Er wusste nicht viel über seine neuen Freunde, bis auf Jamie und dieses Ergebnis hatte er noch gut in Erinnerung. Doch er war eben eine Katze und diese besaßen eine angeborene Neugier.

Der Schakal bewegte unentschlossen den Kopf. „Das ist vielleicht gar nicht einmal so falsch. Sybille ist meine Verlobte und auch baldige Frau. Zumindest wenn ich von dieser Reise heimkehre, das habe ich ihr versprochen.“

Oh, nun das war ja eine unerwartete Offenbarung und wenn er die Zeichen nicht alle falsch deutete, eine herbe Enttäuschung für Erec. Und wenn der Bär dieses Lächeln sehen könnte, das Cyrie bei dem Gedanken an sie zeigte wäre es ihm klar. Bei Cyrie hatte er keine Chance. „Wissen Jamie und Erec davon?“

Cyrie nickte lächelnd. „Jamie weiß es. Er kennt sie sogar, zumindest haben sie sich schon einmal ein Wortgefecht geliefert.“

Das war klar gewesen. Wenn Erec darüber Bescheid wüsste, dann hätten er wohl kaum ein Auge auf Cyrie geworfen. Denn er traute dem Bären viel zu, aber nicht das er eine Beziehung mutwillig zerstörte. Dafür war Erec einfach zu gutmütig.

Doch das Jamie es wusste und nichts sagte, das verwunderte Sunil schon. Es war so als würde er Erec ins offene Messer rennen lassen. Als Freund sollte man so etwas nicht machen, ja nicht einmal zulassen. „Liebst du sie?“

Zwar nahm Sunil das an, aber wenn er eines in den letzten Monaten gelernt hatte, dann das die Drei in dieser Hinsicht nicht so dachten wie er. Scheinbar zählte in der Welt aus der sie kamen Liebe nichts. Immerhin hatten sie ihm erklärt das die Meisten aus finanziellen Gründen heirateten. Eine Einstellung, die ihm noch immer missfiel.

Der Ältere nickte eifrig. „Natürlich. Ich kenne sie schon seit meiner Kindheit, wir waren schon immer eng befreundet. So etwas nennt man wohl Sandkastenliebe. Sybille ist wie ich selbst auch Forscher, derzeit dürfte sie gerade in Indien sein. Irgendwelche Ruinen im Dschungel erforschend.“

„Leben dort nicht die Tiger?“ Soweit Sunil mitbekommen hatte, waren das doch die Feinde der Wölfe. Mit einer Ausnahme an die er gerade nicht denken wollte. Allein schon dieser Gedanke ärgerte ihn.

Aber Schakale waren die Verbündeten der Wölfe das wusste sogar er. Dann wussten es die Tiger sicher auch. Und ob man nun Feind war oder mit ihm paktierte machte nur selten einen Unterschied.

„Machst du dir da keine Sorgen?“

„Ja, schon aber ich weiß das sie sich ihrer Haut erwehren kann. Außerdem ist sie nicht alleine. Selbst wenn, habe ich nicht die Kraft sie zurückzuhalten. Sie hat ihren eigenen Kopf und das ist gut so. Ich will keine Puppe, die ihr Leben einfach nur neben mir absitzt.“

Schweigend nickte der Jüngere. Er verstand Cyrie, er verstand ihn sogar besser als Jamie oder Erec. Diese waren ihm oft genug noch immer ein Rätsel.

Auch Cyrie sagte nichts, erst nach einigen Minuten ergriff er wieder das Wort. „Wirst du mit ihm reden?“

„Ich weiß es nicht.“ Der Schakal musste keine Namen nennen, auch so wusste Sunil wer gemeint war. Allzu viel Auswahl gab es ja nicht.

„Um ehrlich zu sein, gibt es nichts was wir zu bereden hätten. Er ist ein Fremder für mich.“

„Gerade deswegen solltest du mit ihm reden.“

Überrascht sah er den Älteren an. Gab es dafür auch eine Erklärung? „Weil er etwas von meiner Mutter wissen könnte?“

Lächelnd schüttelte Cyrie den Kopf. Es lag kein Spott darin sondern nur ein sanfter Tadel. „Weil er zu deiner Familie gehört. Er ist immerhin dein Onkel und egal wie sein Charakter sein mag, er gehört zu dir. Ein Teil seines Blutes wird auch immer in dir fließen. Vielleicht merkst du es jetzt noch nicht, doch eine Familie ist wichtig. Sie ist dein Rückhalt, der dich auffängt wenn alles andere schief geht. Vielleicht ist er ja ein Mistkerl und wirklich so brutal und rücksichtslos wie wir ihn kennen gelernt haben. Doch das weißt du nicht und deswegen solltest du mit ihm reden.“

Irritiert sah der Mischling seinen Gesprächspartner an. In diesem Moment bewunderte er den Schakal. Noch vor wenigen Tagen hatte Kyrin ihn angefallen und sogar getötet, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Trotzdem besaß Cyrie nun die Größe ihm nicht nur zu vergeben, sondern sich auch für ihn einzusetzen. Sunil wusste nicht ob er so handeln könnte. „Du meinst also, ich soll mit ihm reden?“

„Ja, das ist sicher nicht falsch. Was hast du zu verlieren?“

Sunil stellte sich da eher die gegenteilige Frage. Was hatte er zu gewinnen? „Also gut. Ich werde mit ihm reden.“

Zumindest würde er Jamie fragen. Wenn dieser das nicht erlaubte, konnte er nichts dagegen machen. Immerhin hatte er es dann einmal versucht.

Kyrin würde nicht einmal wissen wem er diese Gunst verdankte. Denn nur aufgrund von Cyries Fürsprache hatte er sich dazu entschieden. Auch wenn Sunil nicht wusste was der Schakal sich davon versprach.

Nachtgeflüster 33

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 33

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

Jamie war froh, als Erec ihn wieder absetzte. Zwar war es bequem herumgetragen zu werden und unter Umständen hätte er es auch genossen, doch nicht jetzt. Bei jeder Berührung mit dem Körper des Bären zuckte er zusammen. Nein, für diese blauen Flecken war er dem Panther nicht dankbar. Narben mochten vielleicht ein Zeichen für Tapferkeit sein, doch ihm standen sie nicht, außerdem trug er ja nicht einmal Narben davon. Er durfte nur die Schmerzen haben.

„Ihr wart bei ihm?“

Jamie nickte bei der Frage, dabei musste er seinen Gesprächspartner nicht einmal ansehen. Schließlich wusste er wer es war.

„Und?“ Sunils Stimme klang neugierig.

„Nichts, er ist stumm wie ein Fisch.“ Erec schien von dieser Tatsache nicht so begeistert zu sein.

Jamie sah den Bären lächelnd an. „Also so würde ich das nicht sagen. Wir haben uns doch gut unterhalten.“

Zwar hatten sie keine Antworten auf ihre Fragen erhalten, aber sie hatten miteinander gesprochen. Irgendwann einmal würde dem Panther eine von ihnen begehrte Information herausrutschen. Das passierte immer, dafür mussten sie nur lange genug mit ihm reden.

Ein abfälliges Geräusch war die einzige Antwort von Erec.

Was erwartete dieser? Das der Panther ihnen nun alles erzählen würde? Wohl kaum, so besaß er noch etwas was sie wollten. Nur ein Narr würde einen solchen taktischen Vorteil einfach aufgeben. Zu seinem Bedauern war Kyrin kein Narr. Außerdem gab es keinen Grund warum er ihnen etwas erzählen sollte. Sie hatten ihn gefangen, doch das war auch schon alles. Das machte sie nicht automatisch zu Siegern. Der Panther sah das nicht so und Jamie auch nicht. Sie kämpften noch immer gegeneinander, nur hatte sich das Schlachtfeld und die Mittel geändert.

Erec war diese Art des Kampfes unbekannt und auch Cyrie kannte sich darauf nur begrenzt aus. Dies hier war sein Gebiet und Kyrin ahnte, das sie sich in dieser Hinsicht ebenbürtig waren. Ihr Gespräch hatte es gezeigt. Mit nur wenigen Worten und Taten hatte er Jamie als neuen Gegner angenommen.

„Kann ich zu ihm?“ Die Stimme des Mischlings klang nicht wirklich begeistert bei dieser Frage. Sie war eher beiläufig gestellt, so als hätte er kein wirkliches Interesse an einer Antwort.

Nun sah Jamie den Jüngeren fragend an. Diese Frage hatte ihn ehrlich gesagt, erstaunt. Vor wenigen Tagen hatte Sunil ihm doch noch versichert das es ihm egal war, was mit Kyrin passierte. Er selbst hatte ihn auch überwältigt, was hatte sich geändert? „Warum?“

Sunil zuckte mit den Schultern. „Nur so. Cyrie meinte es könnte nicht schaden. Vielleicht weiß er ja auch etwas über meine Mutter.“

Cyrie also. Das hätte Jamie sich auch denken können. Der Schakal war einfach zu sehr auf die Werte fixiert, die eine Familie verkörperte. Geborgenheit, Liebe, Sicherheit, Beistand, das gab es vielleicht in seiner Familie, doch die meisten Wesen waren damit nicht gesegnet und er bezweifelte das Sunil dies bei Kyrin finden würde.

Erec seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Das ist wieder einmal so typisch. Bei manchen Dingen sollte man sich einfach nicht einmischen.“

„Hm. Warum eigentlich nicht?“ Jamie warf dem Bären einen fragenden Blick zu.

„Immerhin hat Cyrie Recht. Es ist seine Familie und er will mit Kyrin reden. Ich weiß nichts was dagegensprechen würde. Du?“

„Oh, ich wüsste da eine Menge.“ Der Bär setzte zu einer Antwort an, brach aber noch ab, bevor er überhaupt damit begann. Geschlagen ließ er die Schultern sinken.

„Mir fällt nur gerade keiner ein. Zumindest keiner der dagegenspricht das ein Neffe seinen Onkel besucht.“

„Na also. Wenn du willst, kannst du ihn besuchen. Allerdings wird dich Erec begleiten. Nur zu deiner Sicherheit.“ Lächelnd wand er sich dem Jüngeren zu.

Dieser wirkte eher unglücklich über diese Entscheidung. „Aha. Also, ja danke.“

Damit drehte sich Sunil um und verließ den Raum.

„Meinte er jetzt gleich?“ Erec hob den Finger und deutete auf die Stelle an der Sunil soeben noch gestanden hatte.

Jamie konzentrierte sich kurz auf Sunil und schüttelte dann den Kopf. „Nein, noch nicht.“

Die Reaktion des Mischlings überraschte ihn. Warum bat er um etwas, das ihm scheinbar unangenehm war. Da gab es eigentlich nur eine Antwort.

Seufzend stand Jamie auf. „Cyrie!“

Es dauerte einige Momente, bevor der Schakal auftauchte. Es schien ihm wirklich besser zu gehen. Auf jeden Fall war er wieder auf de Beinen, das beruhigte Jamie.

„Kaum bist du wach, ist es mit der Ruhe vorbei.“

„Wenn du schon wieder meckern kannst, muss es dir ja gut gehen.“

Cyrie setzte sich auf den Sessel, den Jamie eben freigemacht hatte. „Nun, den Umständen entsprechend. Was ist los?“

„Was hast du Sunil erzählt? Warum will er zu Kyrin, obwohl das allem widerspricht was er in den letzten Tagen gesagt hat? Du brauchst es auch nicht zu leugnen ich weiß, das er bei dir war.“

Der Jüngere zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich habe ihm nur geraten sich einmal mit Kyrin auseinanderzusetzen.“

Dann lächelte Cyrie etwas hinterhältig. „Das kann doch nur deinen Plänen dienen nicht? Dir gegenüber war er sicher nicht sehr kooperativ oder?“

„Leider.“ Das war die Wahrheit, warum sollte er sie leugnen? Auch wenn Jamie das nicht gefiel.

Cyrie seufzte und stand wieder auf. „Ich werde ihn allerdings auch besuchen. Darauf könnt ihr euch schon einstellen.“

„Aber sicher nicht!“ Erec verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte entschieden den Kopf.

„Das ist meine Arbeit. Außerdem bist du nicht meine Mutter, ich werde ganz bestimmt mit ihm reden.“ Cyrie sah den Älteren erzürnt an.

Nicht schon wieder ein Streit, er war doch gerade erst wieder aufgewacht. Jamie legte sich eine Hand an die Stirn, bevor er diese wieder senkte und die Zwei fest ansah. „Hört auf, ich will keinen Streit.

Cyrie hat Recht. Es ist seine Arbeit etwas herauszufinden was für uns wichtig ist. Allerdings ist Erec dafür zuständig das uns nichts passiert, deswegen wird er dich begleiten.“

Er hob mahnend einen Finger, als er Cyries zufriedenen Gesichtsausruck sah. „Und er wird nicht vor der Tür warten.“

„Aber dann wird er ja nie mit mir reden.“ Der Kleinere stemmte die Arme in die Hüften, was aber nur sehr wenig Eindruck schindete.

„Tja, dann musst du wohl auch deine Hoffnungen auf Sunil setzen.“ Für dessen Argument hatte Jamie nur ein seichtes Lächeln übrig. Es würde hier sicher keine Diskussionen geben. Bei dem Panther ging er keine Risiken ein. Er war gefährlich, das hatte er schon oft bewiesen und selbst wenn er nun gefesselt war, wurde er sicher nicht nachlässig. Wobei es bei den Fesseln ja noch etwas zu regeln gab.

„Erec, du musst seine Fesseln etwas lockern. Ab jetzt werden wir nur mehr zwei dieser Fesseln benutzen. Und die werden nach einigen Tagen gewechselt, zumindest solange er sich nicht verwandeln will.“

„Noch immer nicht?“ Cyrie sah sie verwundert an.

„Hat er denn keine Schmerzen?“

„Wenn, dann lässt er sie sich nicht anmerken.“ Erecs Stimme klang nicht allzu erfreut.

„Ich werde es erledigen.“ Damit verließ er den Raum.

„Dann werde ich mich wieder hinlegen. Ich fühle mich noch etwas zerschlagen.“ Etwas das Jamie durchaus so meinte, wie er es sagte. Vielleicht fand er sogar eine Position, die möglichst schmerzfrei war. Er hoffte zumindest darauf. Das würde ihn noch einige Zeit behindern.
 

Kyrin hob den Kopf als die Tür geöffnet wurde. Da seine Sinne durch das Silber beeinträchtig wurden, konnte er sich nur auf das verlassen was er sah. So behindert hatte er sich noch nie gefühlt, als wären alle seine Sinne taub und nutzlos.

Er sah den Bären eintreten und sofort ging er wieder in eine Abwehrstellung. Es war einzig und allein dieser Mann, der ihm gefährlich werden konnte. Aus diesem Grund war er in seiner Gegenwart stets alarmiert. Man konnte nie wissen, selbst wenn er auf diesen Wolf zu hören schien.

Als dieser näher kam, knurrte Kyrin gefährlich. ‚Was willst du?’

Erec hob eine Augenbraue. „Na so was. Angst? Das hätte ich nicht vermutet.“

Da er nach ihrem Kampf wusste wie die stark der Bär war, war seine Reaktion nur berechtigt. Nein, Angst hatte er keine, dafür aber eine Menge Respekt vor dem Bären. Er war ein guter Kämpfer der seine Kraft geschickt einsetzen konnte.

‚Ich fürchte mich nicht vor dir.’ Doch ganz gegen seine Worte wich er noch ein Stück weiter vor ihm zurück, bis er am Baumstamm anstand. Diese verfluchte Kette, die ihn festhielt.

„Natürlich. Erec lächelte wissend und näherte sich ihm noch mehr. Mit einer raschen Bewegung fasste er nach dem Panther und hielt ihm fest.

Eine derart schnelle Bewegung hätte er dem Bären gar nicht zugetraut. Kyrin war verwundert, als er sich einen Moment später schon in einem Würgegriff befand. Wollte er ihm etwa jetzt das Halsband anlegen? Nur über seine Leiche.

Der Panther schnappte nach dem Bären und bekam auch ein Stück seines Armes zu fassen. Mit einiger Genugtuung bemerkte er, wie sein Widersacher zusammenzuckte, was aber leider auch die einzige Reaktion blieb.

„Halt endlich still. Ich will dir nichts Böses obwohl du es ja verdient hättest.“ Erec griff mit der freien Hand nach einer der Vorderpfoten des Panthers und öffnete die Fessel darum.

Kyrin war so damit beschäftigt sich aus dem Griff zu befreien, das er dies gar nicht merkte. Erst als sich ebenfalls eine Fessel an seiner Hinterpfote öffnete registrierte er es. ‚Was?’

Erec löste sich von ihm und brachte sich mit einer raschen Bewegung aus seiner Reichweite. Dort blieb er sitzen und zog die Beine an den Körper. Das Ganze wirkte irgendwie gelassen.

Kyrin sah noch immer verwundert auf seine nun freien Pfoten. ‚Was soll das?’

„Soll ich sie dir wieder anlegen? Jamie dachte, so würden sie dich vielleicht nicht so schmerzen. Wahrscheinlich will er aber einfach nur nicht das du an einer Überdosis stirbst. Zumindest denke ich mir das, ich habe es schon lange aufgegeben seinen Überlegungen zu folgen.“ Erec lächelte leicht bei den letzten Worten.

Was sollte das? War das eine neue Taktik um ihn zum sprechen zu bringen? Nun, es würde nicht funktionieren aber vielleicht konnte es für ihn von Vorteil sein. ‚Du bist stark und groß. Warum folgst du ihm?’

„Der mir doch so deutlich unterlegen ist?“ Grinsend legte Erec den Kopf schief.

„Wegen des Geldes, gibt es denn einen anderen Grund? Er bezahlt mich.“

Natürlich, wie hatte er das nur vergessen können? Bei diesen Menschen drehte sich doch alles nur um das Geld. Er hatte genug Vertreter dieser Spezies beobachtet, um das zu merken. Warum sollte es bei diesen gezähmten Wertieren anders sein? Sie nahmen ja auch freiwillig diese Form an, in der sie sich länger aufhielten als in ihrer wahren Form. Das war verachtenswert. ‚Einem Anführer folgt man, weil dieser der Stärkste ist. Nicht wegen materiellen Besitz. So eine Einstellung ist einfach nur verachtenswert.’

Kyrin wand demonstrativ den Kopf von dem Bären ab.

„Nun, dann ist es ja gut so. Er ist viel stärker als ich und das solltest du dir merken. Es ist nicht schlau, gegen ihn aufzubegehren. Denk daran wenn Sunil dich besucht und erzähl ihm keinen Blödsinn.“ Damit erhob sich der Bär wieder und verließ den Raum.

Irritiert blickte ihm Kyrin nach. Was war das jetzt? War er nur geblieben, um ihm von Sunils Besuch zu berichten oder um ihm zu drohen? Wahrscheinlich beides.

Er legte sich wieder hin. Also kam ihn sein Neffe besuchen? Warum? Sie hatten sich nichts zu sagen. Jeder von ihnen hatte gesagt was er wollte und ihre Ziele deckten sich nicht miteinander. Nun siegte eben der Stärkere.

Sie sollten bloß nicht alle glauben, das er besiegt war, denn das war er noch lange nicht. Ihre Überheblichkeit würde ihnen noch das Genick brechen und diesen Moment würde er dann genüsslich auskosten.

Nachtgeflüster 34

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 34

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

Verflucht, konnte Jamie nicht einmal so reagieren wie er es vermutete? Warum gab er ihm diese Erlaubnis, wenn doch alles dagegensprach? Ihm war doch selbst nicht ganz wohl bei seiner Entscheidung. Immerhin war ihm nicht entgangen, das er nach Cyrie gerufen hatte.

Sunil seufzte und lehnte sich gegen das Geländer. Ob er es gleich erledigen sollte? Brachte er dafür eigentlich die Willensstärke auf? Schließlich hatte dieser Panther ihn angegriffen und das obwohl sie verwandt waren. Was ging in dessen Kopf nur vor? Wie konnte Kyrin ernsthaft annehmen, ihn so zu einer Rückkehr zu bewegen? Jamie hatte zwar schon Vermutungen angestellt was diese Sache anging, doch war das alles? Diese ganze Angelegenheit ließ sich doch Zeitsparender erledigen. Immerhin war er ihm Kräftemäßig unterlegen, das war bei ihren Auseinandersetzungen klar geworden. Ein kurzer Kampf, der ihn außer Gefecht setzte reichte doch, also warum ging er so radikal vor? Nun, um eine Antwort darauf zu bekommen gab es wohl nur einen Weg.

Sunil löste sich vom Geländer und ging zur Brücke, die beide Gebäudetrakte miteinander verband. Dort fand er auch Erec, der gerade wieder herüberkam. „Ich werde jetzt mit ihm reden.“

Mit diesen Worten ging er an dem Bären vorbei. Nun wo er diese Entscheidung getroffen hatte, musste er sie so schnell wie möglich umsetzen. Ansonsten verließ ihn womöglich wieder der Mut.

Erec seufzte nur leicht genervt. „Das hätte man mir auch früher sagen können.“

Trotzdem folgte er ihm gehorsam.

Der Jüngere achtete nicht wirklich auf ihn. Ob er ihn begleitete oder nicht, war dessen Entscheidung. Ihm war es gleich. Erst vor der Tür des Panther stoppte er. Nun passierte das was er befürchtet hatte, der Mut verließ ihn. Seine Hand lag reglos auf der Türklinke, doch ihm fehlte die Entschlossenheit diese Bewegung zu Ende zu führen. Plötzlich spürte er einen vertrauten Körper an seinem Rücken und eine Hand legte sich auf die seine.

„Keine Angst, ich bleibe bei dir.“

Bei Erecs beruhigenden Tonfall senkte Sunil zustimmend den Kopf. Die Hand löste sich von seiner und der Bär trat zwei Schritte zurück. Erst jetzt drückte Sunil die Klinke nach unten und öffnete die Tür.

Der Panther hob den Kopf und musterte ihn aus seinen braunen Augen aufmerksam. ‚Heute hat man wohl gar keine Ruhe was?’

Sunil ließ sich von dessen abweisenden Ton nicht abschrecken. Entschlossen setzte er sich ihm gegenüber im Türkensitz auf den Boden. „Ich will mit dir reden.“

‚Ach und worüber?’ Kyrins Blick lag bei dieser Frage nicht auf ihm sondern auf Erec, der neben der Tür stand.

„Ich rede mit dir, nicht Erec.“ Der Jüngere schlug mit der flachen Hand auf den Boden, um so wieder Kyrins Aufmerksamkeit zu bekommen. Das war ja wohl mehr als nur unhöflich seinen Gesprächspartner nicht anzusehen. Entweder das, oder man hatte etwas zu verheimlichen, doch bei Kyrin war das wohl kaum der Fall. Natürlich hatte er Geheimnisse, doch das wussten sie alle.

Nur langsam richtete sich die Aufmerksamkeit des Panthers wieder auf den Mischling. ‚Und worüber?’

Die Gleichgültigkeit seines Onkels nervte ihn. Es wirkte so, als würde ihn dieser nicht Ernst nehmen, was wohl auch der Fall war und das regte Sunil auf. „Ich will wissen weshalb du das alles machst. Zwar weiß ich das du mich zurück bringen willst, doch ich kenne nicht den Grund dafür. Warum strengst du dich so an, um mich mitzunehmen? Willst oder kannst du meine Entscheidung nicht akzeptieren?“

Kyrin wand abermals den Blick von ihm ab. Nachdenklich starrte er auf den Boden und schwieg.

Sunil wartete geduldig, doch es kam keine Antwort. Seufzend stand er auf. Eigentlich hätte er sich das denken können. „Dieses Gespräch bringt wohl wirklich nichts.“

Mit einem Schulterzucken wand er sich zu Erec um. Er hatte es zumindest versucht, mehr konnte man nicht von ihm verlangen.

‚Ich kann nicht.’

Bei dieser Antwort wand sich Sunil noch einmal um und begegnete dem Blick des Panthers. „Warum?“

Wieder zögerte Kyrin, bevor er antwortete. ‚Weil ich nicht ohne dich zurückkehren kann. Entweder du kommst mit mir oder ich muss dich töten.’

Nun wurde die Sache interessant. Sunil nahm wieder vor ihm Platz. „Erzähl mir mehr davon.“

Es brachte wohl nichts Kyrin Fragen zu stellen. Es war viel einfacher, wenn er ihn erzählen ließ. Aus diesem konnte er ja das für ihn wichtige herausfiltern.

Der Blick des Leoparden glitt über die Wände des Raumes, so als suchte er etwas bestimmtes. Etwas enttäuscht richtete er sich dann wieder auf Sunil. ‚Ich habe meine Schwester gesucht. Vor vier Jahren kam ich auf der Suche nach ihr hierher, doch sie war schon tot. Stattdessen fand ich dich. Einen Mischling, den es nicht geben dürfte. Nicht, das du ein Leopard bist, du bist sogar ein Mischling aus zwei Werrassen. Das ist nicht nur bei uns verboten oder irre ich mich da?’

Bei dieser Frage sah er den Bären an.

„Es ist nicht verboten, aber auch nicht erwünscht. Das stimmt.“

Sunil wand sich nicht zu ihm um, aber bei dieser Enthüllung empfand er auf einmal eine tiefe Traurigkeit. Jetzt erst begriff er welches Risiko seine Eltern mit seiner Geburt eingegangen waren, nur weil sie sich liebten. Sich gegenseitig und auch ihn, immerhin hatten sie ihn trotz allem behalten. Sie fehlten ihm, nun wo die Sprache auf sie kam noch mehr als sonst.

„Weiter.“ Er machte eine auffordernde Handbewegung zu Kyrin.

‚Viel gibt es da nicht mehr. Ich kehrte zu meinem Rudel zurück und berichtete ihnen von meiner Entdeckung, wie es meine Pflicht war. Daraufhin wollten sie diesen Fehler, dich, aus der Welt schaffen. Doch das konnte ich nicht zulassen und habe die Aufgabe übernommen dich zurückzuholen.’

„Wie nett.“ Bei diesen Worten klang Sunils Stimme sarkastisch, Man sah ihn also als Fehler an, den es zu berichtigen gab. Konnte man ein anderes Wesen eigentlich noch schlimmer beleidigen?

Trotzdem wollte er eines wissen. „Ich bin dir zwar dankbar für diese Entscheidung, aber warum? Wir sind Fremde und die Konsequenzen sind doch schon sehr hart.“

Bei diesem Kommentar weiteten sich Kyrins Augen überrascht. ‚Das ist doch keine Frage. Du bist der Sohn meiner Schwester, es ist klar das ich mich für dich einsetze. Immerhin bist du alles was mir von ihr geblieben ist.’

Das schmerzte. Mehr als er gedacht hatte, aber was hatte er erwartet? Das Kyrin das alles aus reiner Nächstenliebe gemacht hatte oder weil er Sunil plötzlich als Verwandten ansah? Nein, so hatte er ihn nicht eingeschätzt. Trotzdem war es deprimierend das er nur ein Ersatz für seine Mutter war. Obwohl mit der Zeit hätte er sich daran gewöhnen müssen. Welcher seiner Gäste, ob nun gewollt oder nicht, machte das aus Interesse an seiner Person Jamie ging es nur darum ein Versprechen einzulösen, Cyrie interessierte nur seine Rasse und Erec folgte Jamie. Für ihn war er auch nur ein Mittel zum Zweck, warum traf ihn das bei Kyrin so? Weil er wirklich mit ihm verwandt war? Das hatte ihn bis jetzt doch auch nicht interessiert. „Ich bin aber nicht meine Mutter.“

Der Panther senkte den Kopf. ‚Ich weiß.’

Sunil wusste nicht ob er schreien oder weinen sollte. Derzeit kämpften noch Frustration, Wut und Enttäuschung in seinem Inneren miteinander. Er wollte nicht abwarten welches davon gewann. Weder vor Kyrin noch vor Erec würde er sich so gehen lassen. „Das reicht mir.“

Hastig stand er auf und ging zur Tür. Kurz bevor er diese öffnen konnte, hörte er die Stimme des Panthers. Allerdings brauchte er einige Augenblicke um zu bemerken, das er seine Worte nicht an ihn gerichtet waren. Diesmal galten sie Erec, der noch immer neben der Tür stand.

‚Beim nächsten Mal kannst du den Schakal mitbringen.’

Die Augen des Bären verengten sich schlagartig und er brummte leise. „Warum?“

‚Er scheint mir ein Entdecker zu sein. Bestimmt will er etwas von mir lernen und ich will von ihm lernen.’

Sunil riss die Tür auf und verließ den Raum. Noch auf dem Weg zum Ausgang entledigte er sich seiner Kleider. Noch bevor er aus dem Haus trat, war er in seiner tierischen Form. Er sollte sie alle rauswerfen. Ausnahmslos. Sollten sie doch bei den Eingeborenen unterkriechen, doch diese würden sie wohl auch nicht aufnehmen. Etwas das er auch nie hätte tun sollen. Es war ihm zwar die ganze Zeit bewusst gewesen, doch erst jetzt merkte er, wie wenig er den Werwesen um ihn herum bedeutete. Keinen von ihnen ging es um ihn, sie wollten nur ihre eigenen Ziele mit seiner Hilfe erreichen.

Sunil sprang auf einen Ast und verschwand im Unterholz. Er musste sich nun abreagieren.

Aus diesem Grund griff er zu einem Mittel, das er sonst nur selten einsetzte. Es bestand auch nie eine Notwendigkeit dazu, doch heute würde es ihm helfen etwas von seiner Anspannung los zu werden.

Mit einem lauten Brüllen begab er sich auf seinen Streifzug.
 

„Ich will das dieser Panther verschwindet. Egal wie, ansonsten werde ich dafür sorgen!“

Jamie zuckte zusammen als die Tür des Raumes gegen die Wand krachte. Beinahe schon automatisch hob er die Hand und rieb sich eine Schläfe. „Was ist es denn diesmal Erec?“

Seit Kyrin in ihrem Gewahrsam war, war der Bär ständig gereizt. Seit zwölf Tagen ging das nun schon so.

„Kyrin! Ich kann ihn nicht leiden. Ständig spricht er mit Cyrie in privater Gedankensprache und wenn er mit mir redet, dann reizt er mich.“

Jamie seufzte, als ob er nicht schon genug Probleme mit Sunil hätte. Denn im Gegensatz zu Erec, redete dieser kaum noch etwas mit ihm. Dabei hatte er ihm doch nichts getan. Zumindest wusste er nichts davon. „Und was genau nervt dich nun so? Das du nicht weißt was er mit Cyrie redet, oder das er dich als Zielscheibe seines Spottes ausgesucht hat?“

Im Grunde dürfte keiner dieser Gründe ein Problem darstellen. Das alles waren persönliche Gründe und gehörten nicht zu seiner Arbeit. Damit musste er selbst klarkommen, doch Jamie wusste das dies nicht alles war. Sie waren einfach schon zulange hier. Der begrenzte Platz der zur Verfügung stand, ständig dieselben Leute um sich, das alles zehrte natürlich an den Nerven. Er selbst merkte es ja auch schon.

Bei Erec hingegen kam noch ein anderer Faktor dazu. Er war sexuell einfach nicht ausgelastet und wie sollte er auch? Keiner von ihnen war das, doch Erec war von ihnen wohl der Männlichste und brauchte regelmäßig ein wenig Spaß, das war Jamie bereits bekannt. Ob er einspringen sollte?

Jamie spielte schon seit einiger Zeit ernsthaft mit diesem Gedanken, es wäre ja nicht das erste Mal. Doch irgendwie zweifelte er daran das Erec dieses Angebot annehmen würde.

„Was soll ich machen Erec? Wir können ihn nicht freilassen und ebenso wenig töten. Doch wenn du ihn nicht mehr aushältst, müssen wir eine Lösung finden. Hilf mir.“ Jamie sah den Bären aufmerksam an und ließ seine Hand wieder sinken. Es gab nur eine Lösung dafür und diese lag bei Erec. Dieser musste sich einfach nur beherrschen.

Der Bär seufzte und seine Faust krachte gegen den Türrahmen. „Diese verfluchte Katze. Hoffentlich sind wir ihn bald los. Aber ich werde mich zusammenreißen.“

Jamie hob zweifelnd eine Augenbraue.

Erec lächelte etwas unglücklich. „Wirklich.“

„Dann ist es ja gut.“ Erec war ein Profi und das zeigte sich gerade in solchen Situationen. Zwar beschwerte er sich gerne, doch trotzdem kam er seinen Pflichten immer nach. Auch wenn das nicht das Hauptproblem löste. Wenn diese Situation noch schlimmer wurde und davon ging Jamie aus, dann musste er dich darum kümmern bevor es eskalierte. Zum Glück war es noch nicht soweit.

Nachtgeflüster 35

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 35

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Danke für über 500 Kommis. ^^
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

„Kann ich zu ihm?“ Sunil deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür vor der Erec stand.

Bei dessen unzufriedenen Gesichtsausdruck und der abwehrenden Haltung, mit vor der Brust verschränkten Armen, könnte man fast zurückweichen. Nur davon ließ sich Sunil nicht abschrecken.

„Meinetwegen kannst du ihn auch gerne mitnehmen. Weit, weit weg von hier.“ Trotzdem öffnete er die Tür.

„Cyrie deine Zeit ist um. Hier ist Besuch für ihn.“

Der Schakal, der vor dem Panther saß wand den Kopf zu ihnen. „Schade.“

Bei dem Anblick des Schakals weiteten sich die Augen des Bären erschrocken. „Sag mal bist du verrückt?“

Mit ein paar schnellen Schritten war er bei Cyrie und riss ihn am Hemdkragen in die Höhe. Dabei brachte er auch noch etwas Abstand zwischen sich und den Panther.

„Sag mal spinnst du? Das tut weh!“ Wütend wand sich Cyrie in seinem Griff. Nur hatte das ebensoviel Effekt wie die Gegenwehr eines neugeborenen Kätzchens im Griff seiner Mutter. So sah es aber auch aus.

„Wenn Jamie davon erfährt, wird es dich noch mehr schmerzen.“ Damit zog Erec ihn praktisch hinter sich aus dem Zimmer.

Sunil sah ihnen verwundert nach, doch dann schloss er nur Schultern zuckend die Tür. Es war aber auch wirklich leichtsinnig von Cyrie gewesen, sich so nah an den Panther heranzuwagen. Immerhin hätte dieser ihn jederzeit anfallen können.

Allerdings sah Sunil das seit einiger Zeit viel objektiver. Es war ihm im Grunde gleichgültig was einer seiner Gäste machte, er war weder ihre Mutter, noch ihr Freund. Das hatte er nun begriffen. Jegliche Art von Gefühlen in ihre Richtung war vergeudet, das machte den Abschied für ihn nur schwerer. Sollten sie ihren Zielen nachjagen, er verfolgte seine. Genauso wie in diesem Moment.

Wie Cyrie nahm er Kyrin gegenüber Platz, nur mit deutlich mehr Abstand als der Schakal. „Ich habe noch einige Fragen.“

‚Das überrascht mich nicht.’ Kyrin legte leicht den Kopf schief.

Sunil zögerte kurz um seine Frage auch richtig zu formulieren. Es lag ihm viel an der Antwort darauf. „Meine Mutter, deine Schwester wie war sie?“

Aus Kyrins Kehle löste sich ein Geräusch, das wie ein sanftes Schnurren klang. ‚Nahya war ein wunderschönes Mädchen. Lebenslustig, fröhlich, mutig und dabei so unschuldig. Sie war Vaters kleiner Liebling und ganzer Stolz.’

Der Panther ließ den Kopf sinken. ‚Ganz anders als…’

Er brach ab und schüttelte den Kopf. ‚Egal. Auf jeden Fall war sie überall beliebt. Bei Vater, Mutter, Vaters anderen Geliebten, eigentlich beim ganzen Rudel. Als Bruder hatte ich eine Menge zu tun um sie zu beschützen und gleichzeitig nicht selbst dafür umzubringen. Sie war schon immer zu neugierig als gut für sie war.’

Da hatte er ja das richtige Thema erwischt, wenn Kyrin so frei von sich erzählte. Doch ja, das klang ganz nach seiner Mutter. Anscheinend war ihre Kindheit nicht ganz so schlimm gewesen wie er angenommen hatte. Warum hatte sie ihm dann nie etwas davon erzählt? „Warum hat sie euch dann verlassen?“

Denn das musste sie, ansonsten wäre sie doch nie bei seinem Vater geblieben.

Ein trauriger Ausdruck erschien nun in den braunen Augen des Panthers. ‚Wie gesagt, sie war schon immer viel zu neugierig als gut für sie war. Nahya hatte andere Pläne als der Rest des Rudels. Sie wollte die Welt kennen lernen, sich selbst ein Bild von den uns verbotenen Orten machen. Die Informationen, die die Späher uns brachten befriedigten sie nicht. Eher stachelten ihre Geschichten Nahyas Abenteuerlust an.

Sie hat sich oft mit Vater über dieses Thema gestritten. Was aber nichts an seiner Meinung änderte.’

Kyrin schnaubte genervt. ‚Vater hatte schon immer sehr konservative Ansichten was die Lebensweise der Leoparden anging. Für ihn stand fest, das man jeden Kontakt mit der Außenwelt vermeiden müsste. Sogar die Späher waren in seinen Augen schon zuviel, obwohl sie immer nur schlechte Nachrichten ins Dorf brachten. Eben all das was unser Schamane ihnen auftrug zu erzählen. Ich glaube nicht das einer von ihnen je einen Menschen aus der Nähe gesehen hat.

Diese und auch andere Ansichten unseres Vaters waren zuviel für Nahya. Eines Tages ging sie auf die Jagd und kam nie wieder zurück. Wir alle suchten sie, doch ohne Erfolg, sie blieb verschollen.’

„Wie habt ihr sie dann gefunden?“ Wenn sie ihr Volk verlassen hatte, wie waren sie ihr dann wieder auf die Schliche gekommen. Vor allem nach so vielen Jahren? Das war doch seltsam, zumindest für ihn.

‚Wir haben Gerüchte gehört. Gerüchte über eine Bestie, die hier ihr Unwesen trieb. Die Beschreibung passte auf einen Leoparden. Aus diesem Grund schickten sie mich los um dieses Problem zu lösen.’

Also waren sie es gewesen. Er und sein Vater, die die Leoparden auf den Plan gerufen hatten. Ihre Methode um alle Menschen außer Händler abzuschrecken, hatte noch viel gefährlichere Gegner geweckt. Was für eine Ironie. „Aber warum dich? Haben sie geahnt das es Mutter sein könnte?“

Es war doch ein seltsamer Zufall, das sie gerade Kyrin geschickt hatten um das zu überprüfen.

Der Panther schüttelte den Kopf. ‚Nein. Ich glaube sie haben sie schon längst vergessen. Wir Leoparden leben in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Tot ist tot, warum darum trauern?

Sie haben mich geschickt weil ich entbehrlich bin. Ich bin ein Krieger und Töpfer, wobei wohl das Erste mehr wiegt. Doch sie haben mich auch geschickt weil ich ein Panther bin.’

Warum klang das so enttäuscht? Wieso war es der Hauptgrund das er ein Panther war, da gab es doch keinen Zusammenhang. „Wegen der besseren Tarnung?“

Kyrin hob den Kopf und sah ihn an. In seinen Augen lag ein Ausdruck überraschten Erstaunens. ‚Wohl kaum. Ein Panther, nun jede Frau wünscht sich ein Pantherjunges, doch will sie ihn nicht zum Gefährten. Natürlich sieht ein Panther sehr gut aus und ist auch Dank seiner Tarnung ein sehr guter Jäger. Meistens sind wir sogar kräftiger als andere Leoparden oder haben schamanische Kräfte, welche Mutter will kein Kind das sie stolz macht?

Trotzdem ist es nicht erstrebenswert ein Panther zu sein. Wir sind Außenseiter. Ein Panther wird zwar gewollt, andererseits gelten wir auch als schlechtes Omen. Man will uns gebären und aufziehen, doch trotzdem werden wir gemieden. Ich bin der einzige Panther in meinem Rudel, ich weiß wovon ich rede. Nur Nahya, ihr war es egal. Für sie war ich immer nur ihr Bruder.’

Kein Wunder das er so an seiner Schwester hing. Wenn sie die Einzige war, die ihn als das sah was er wirklich war, dann musste sie für ihn sehr wichtig sein. Das bedeutete das sich Kyrin in der gleichen Lage befand wie er nun. Er machte es ihm schwer ihn weiterhin nicht zu mögen.

Im Grunde wurde er dann genauso gemieden, wie es ein Mischling würde. Vielleicht sogar noch mehr. Was war das für eine Rasse, die ihresgleichen ausschloss wenn sein einziger Unterschied nur in der Fellfarbe lag? Das war doch ein sehr menschliches Verhalten für eine Rasse, die doch soviel Wert auf ihre tierische Abstammung legte. Toleranz kannten sie ebenso wenig wie die Menschen. „Willst du mich deswegen mitnehmen? Weil du einsam bist?“

Ein beinahe menschliches Seufzen löste sich aus seinem Maul. ‚Vielleicht, aber auf jeden Fall will ich nicht das man dich tötet.’

Weil er ein Andenken an seine Mutter war, ihr Erbe. Doch er hatte seine Entscheidung schon getroffen. Für sich selbst und auch Jamie hatte er diese schon mitgeteilt. „Ich kann dich nicht begleiten Kyrin. In Frankreich wartet ein anderer Familienzweig auf mich, diesen will ich besuchen. Das habe ich für mich so entschieden. Ich habe nicht vor mein Leben in einem Dorf zu verbringen, aus dem ich nie wieder weg kann. Schon gar nicht wenn ich dort nicht gewollt bin. Es tut mir leid wenn du nun nicht zurückkehren kannst, doch das kann ich nicht mit mir vereinbaren.“

Er hatte nicht vergessen das Kyrins Rückkehr auf dem Spiel stand. Doch so wie die Dinge lagen, war es sowieso nicht erstrebenswert dorthin zurückzukehren. Es würde ihn auch kaum jemand vermissen, wenn seine Erzählungen stimmten.

Der Panther reagierte gelassen. Seine Schultern bewegten sich so als wollte er mit ihnen das menschliche Schulterzucken nachahmen. ‚Ich hoffe, dann bist du dir der Konsequenzen bewusst.’

„Das du mich umbringen willst? Wir haben doch gesehen wie das endet.“ Sunil nahm diese Drohung gelassen zu Kenntnis. Nicht weil er sich in einer überlegenen Position befand, sondern weil er es nach diesem Gespräch nicht mehr ernst nahm.

‚Genau. Deswegen werde ich dich wohl begleiten müssen.’

„Was?“ Also das hielt Sunil nicht für eine sehr gute Idee. Einmal davon abgesehen, das Jamie das sicher nie zulassen würde.

„Du kannst nicht mit. Wir verlassen dieses Kontinent und reisen nach Europa. Du kennst dich dort nicht aus.“ Irgendwie klang das aus seinem Mund irgendwie seltsam. Schließlich kannte er diese Welt auch nur aus den Erzählungen der Anderen und das war nicht sehr aufschlussreich. Sie Beide wären wie zwei exotische Sonderlinge, wenn sich Sunil das Recht überlegte, dann wäre es vielleicht ganz gut einen Verbündeten an seiner Seite zu haben.

‚Cyrie hat mir davon erzählt. Auch ich will die alte Welt einmal sehen.’

Und alle Regeln brechen. Er war seiner Schwester ähnlicher als er selbst ahnte. „Ich kann Jamie fragen.“

Ja das würde er, doch er würde sicher irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen vorschlagen. Nur weil er ihn jetzt besser kannte, hieß das nicht, das er ihm auch automatisch vertraute. Bist dorthin war es noch ein langer Weg, aber nun konnte er ihn verstehen.

Sunil ging wieder zur Tür. „Bis bald.“

Damit verließ der den Raum. Das war irgendwie seltsam gewesen, aber nun musste er mit Jamie reden.
 

„Aua! Sag mal spinnst du? Lass mich endlich los!“

An Cyries erboster Stimme konnte Jamie schon ahnen was ihn erwartete. Es war soweit, Erec fing schon an in seinen Handlungen zu übertreiben.

Jamie seufzte noch bevor sich die Tür öffnete. Allerdings erstaunte ihn das Bild, das sich ihm bot doch etwas. Erec hielt Cyrie wie ein junges Kätzchen im Nacken gepackt und ließ ihn nun los. Dabei gab er ihm einen leichten Stoß, der den Schakal in den Raum hineintaumeln ließ. Sobald dieser sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, fuhr er herum und knurrte den Bären an.

„Was ist los?“ Über so ein Verhalten regte sich Jamie schon lange nicht mehr auf. Scheinbar wurde hier jeder verrückt bis auf ihn, was für ein Drama. Das alles würde sich ertragen lassen, wenn er selbst auch den Verstand verlieren würde. Es war wirklich manchmal tragisch, wenn man mit zuviel Intelligenz gesegnet war.

„Er!“ Dieser Ausruf kam von zwei Stimme gleichzeitig und zwei Finger wurden anklagend auf die gegenüberliegende Person gerichtet. Manchmal war es wirklich erstaunlich wie synchron sie handeln konnten.

Kinder, er war von Kindern umgeben. Himmel, er war nicht ihre Mutter, die dafür da war ihre Streits zu schlichten. Warum war er auch aufgewacht, bewusstlos ließ sich manches viel leichter ertragen. Abermals seufzte Jamie tief und sah die beiden streng an. „Ihr seid keine Kinder mehr. Also seid ihr durchaus in der Lage euer Problem erwachsen vorzubringen, deswegen macht von dieser Fertigkeit Gebrauch. Am Besten einer nach dem Anderen.“

„Welche Erklärung benötigst du noch Jamie, du hast gesehen wie er mich gerade behandelt hat. Dafür bestand keine Veranlassung.“

Nun trat auch der Bär in das Zimmer, die Arme vor der Brust verschränkt. „Das sehe ich aber anders. Du warst viel zu nahe an dem Panther.“

Cyrie stemmte die Arme in die Hüften. „Selbst wenn, was geht das dich an? Es ist doch meine Angelegenheit wie weit ich mich vorwage.“

Nun musste Jamie aber für Erec Partei ergreifen. Im schlimmsten Fall könnte das übel ausgehen, doch Erec traf keine Schuld. „Cyrie, es ist Erecs Aufgabe sich um unsere Sicherheit zu kümmern. Wenn er meint es bestand eine Gefahr, dann hat er richtig gehandelt. Was das angeht, hast du dich an seine Anweisungen zu halten.“

Erec nickte zustimmen und sah Cyrie überlegen an.

„Allerdings hat Cyrie auch Recht. Du hättest nicht so brutal mit ihm umgehen müssen. Das wäre auch auf andere Weise gegangen.“ Wenn er das nun so enden ließ, würde er sich wieder in einem Streit wieder finden, nur das diesmal er das Ziel wäre. Die Blicke der Zwei ließen das Jamie schon vorhersehen.

„Und bevor ihr jetzt irgendetwas sagt, überdenkt euer Handeln genau. Vor allem solltet ihr auch noch bedenken, wer hier das Sagen hat. Solange das so ist, werdet ihr tun was ich sage.“ Er spielte hier mit dem Feuer und das sehr riskant. Damit forderte er sie nämlich indirekt dazu auf seinen Führungsanspruch zu testen, wenn sie es sich zutrauten. Als ob ein Kampf hier so klug wäre. Doch er musste sie irgendwie wieder zur Vernunft bringen.

Einige Zeit starten sie sich gegenseitig nur an, keiner wollte aufgeben und den Blick abwenden.

„Jamie?“ Sunil drängte sich an Erec vorbei und beendete so diesen stummen Kampf.

Erec sah überrascht auf den Mischling und auch Cyrie senkte den Blick.

Nun kam also noch Kind Nummer drei, ihm blieb auch nichts ersparte. Es freute Jamie zwar, das dieser wieder mit ihm sprach, doch dafür wollte er etwas von ihm, das machte Sunils Tonfall klar. „Ja?“

„Es geht um Kyrin, ich war eben bei ihm.“ Sunil sah ihn fragend an.

Jamie tauschte einen raschen Blick mit Erec und dieser nickte unmerklich. Das würde ein Nachspiel für ihn haben. Das er um Cyrie besorgt war, war schön und gut, doch so eine Nachlässigkeit sah ihm gar nicht ähnlich. Er sollte doch niemanden mit dem Panther alleine lassen. Moment, wie kam es dann eigentlich das Cyrie sich dem Panther so gefährlich nähern konnte? Hier lief einiges nicht so wie es sollte. „Weiter?“

„Ich habe ihm von meiner Reise erzählt und er will mitkommen.“

„Ja, davon träumt er.“ Erec verzog das Gesicht.

„Von meiner Seite spricht nichts dagegen.“ Sunil stemmte die Arme in die Hüfte.

Von seiner eigentlich auch nichts. Immerhin hatte er von Anfang an vorgehabt den Panther mitzunehmen. Wenn er es freiwillig machte, war das doch perfekt. „Warum nicht? Ich habe auch nichts dagegen.“

Erec fuhr zu ihm herum. „Sag mal spinnst du? Das Vieh ist gefährlich!“

„Vieh? Ich bin zufällig auch so ein Vieh und er ist mein Onkel!“ Sunil sah ihn wütend an.

Mit einem neuen Gegner konfrontiert wand sich der Bär Sunil zu. „Was nichts daran ändert das er gefährlich ist. Noch dazu wolltest du vor einigen Wochen nichts mit ihm zu tun haben.“

„Die Dinge haben sich eben geändert. Und meine Entscheidung steht fest.“

„Ach ja? Warum denn das? Und er kommt nicht mit. Nur über meine Leiche!“

Jamie wüsste auch gern warum sich die Dinge so geändert hatten. Allerdings würde er den Teufel tun und sich hier einmischen. Sollten sie sich doch die Köpfe einschlagen, dann hätte er wenigstens wieder seine Ruhe und sie wären etwas entspannter.

Er stand auf und zog den Sessel, auf dem er gesessen hatte, hinter sich aus dem Raum. Wer wusste schon was diese Auseinandersetzung überlebte? Er saß nicht gerne auf dem Boden.

Draußen stellte er den Sessel etwas entfernt von der Tür ab und setzte sich wieder darauf. Schön langsam würde seine Geduld hier auf eine harte Probe gestellt.

Es dauerte nur einige Momente bis Cyrie neben ihm auftauchte.

Er hielt ihm eine Avocado hin. „Avocado?“

„Warum nicht?“ Jamie ergriff die Frucht und sah den Schakal fragend an.

„Und?“

„Ich wette dreimal Abwasch, das sie sich heute zumindest prügeln.“ Cyrie lächelte bei diesen Worten.

„Hoffentlich.“ Jamie verdrehte die Augen.

Cyrie lachte bei dieser Reaktion und nach kurzem Zögern fiel auch Jamie mit ein. Hoffentlich endete diese Reise bald.

Nachtgeflüster 36

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 36

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

Jamie klopfte mit den Fingerknöcheln leicht gegen den Türrahmen. „Und Kinder? Habt ihr euch nun ausgetobt?“

Er kam nicht umhin bei seiner Wortwahl zu lächeln, obwohl das Innere des Raumes eher zum Heulen war.

„Ich habe gewonnen.“ Lächelnd ging Cyrie an ihm vorbei in den Raum. Dort besah er sich zuerst Sunil und dann Erec.

„Aber bei ihren Dickschädeln werden sie es überleben.“

„Au!“ Erec schob Cyries Hand weg, die scheinbar etwas zu fest zugegriffen hatte.

„Nicht meckern, du bist selbst Schuld daran.“ Bei diesem Kommentar schlug ihm Cyrie mit der Faust auf den Kopf.

Jamie seufzte und besah sich ihr Schlachtfeld. Draußen hatte es sich eigentlich gar nicht so schlimm angehört. Doch hier war einiges zu Bruch gegangen. Wenigstens hatte es sich gelohnt. Erec und Sunil wirkten viel entspannter, diese Dinge hatten ihr Leben einem guten Zweck geopfert.

Sunil hingegen besah sich seine aufgeschürfte Hand und leckte nach einem kurzen Schulterzucken darüber. Einige Katzeninstinkte ließen sich wohl nicht so leicht ablegen.

Hinter ihn tretend, sah der Wolf auf die Hand. „Ist das die einzige Wunde?“

Wohl kaum, bei Erec kam man nie so leicht davon.

„Bis auf ein paar blaue Flecke, ja.“

Wow, Erec hatte sich zurückgehalten. Er war nach ihrem ersten Treffen nicht so glimpflich davongekommen. Nein, er war für Tage nicht aus dem Bett gekommen, wenn auch nicht nur wegen der Verletzungen. Jamie seufzte und sah sich um. „Na da dürfte wohl ein Großputz fällig sein und den werde sicher nicht ich machen.“

Nein, denn er war nicht schuld daran. Das durften die beiden Streithähne machen. Dabei konnten sie dann auch noch den letzten Rest an Aggression abbauen, der sich bei ihnen angestaut hatte. Es wurde wirklich Zeit, das sie hier wegkamen. „Auf jeden Fall werden wir Kyrin dazu überreden müssen sich zu verwandeln. In seiner tierischen Form kann er auf keinen Fall mitkommen.“

„Jamie…“ Cyrie hob leicht einen Zeigefinger.

Doch dieser überging den Einwand des Schakals. „So sehr es auch dem Image dient einen Panther bei sich zu haben, so ist er doch ziemlich imposant. Niemand wird uns abnehmen das er ein normales Tier ist.“

„Jamie.“ Nun klang die Stimme des Schakals doch etwas drängender.

„Ich sehe nicht ein, das wir ihn überhaupt mitnehmen müssen.“ Erec sah Jamie durchdringend an.

Sunil wand ihm knurrend den Kopf zu.

„Kinder.“ Der Wolf klatschte in die Hände.

„Das hatten wir doch gerade oder? Wir werden ihn mitnehmen, das ist beschlossen. Außerdem wird er das Halsband tragen. Bist du nun zufrieden?“ Das müsste sogar Erec beruhigen. Mit Silber um den Hals, war der Panther so gut wie ruhig gestellt.

Der Bär grummelte nur etwas, sagte aber nichts mehr.

Jamie lächelte bei diesem kleinen Sieg. „Damit wäre auch das geklärt. Dann müssen wir ihn nur noch dazu bringen sich zu verwandeln. Es ist mir sowieso schleierhaft, wie er soviel Kraft aufbringen kann.“

Cyrie holte tief Luft, bevor er zu einem weiteren Versuch ansetzte. Diesmal deutlich lauter als die Male zuvor. „Jamie, hörst du mir jetzt bitte einmal zu?“

Dieser hob die Hand und legte sie auf sein Ohr. „Du musst nicht schreien, ich höre dich auch so.“

„Scheinbar nicht.“ Der Kleinere lächelte unschuldig.

„So interessant ich eure Pläne auch finde, es gibt da einen Hacken. Kyrin wird sich nicht verwandeln.“

„Das werden wir noch sehen. Das Halsband wird ihn schon dazu bringen etwas kooperativer zu sein.“ Der Bär knurrte leise und schlug mit einer Faust in seine flache Hand.

Cyrie schenkte ihm ein Lächeln, das man sonst nur uneinsichtigen Kindern zeigte. „Dann wirst du ihn töten.“

Jamie glaubte nicht, das dies Erec viel ausmachen würde, nur hatte er kein Interesse daran. Trotzdem irritierte ihn die Aussage des Schakals. So viel Silber wie das Halsband enthielt, würde ihn nicht vergiften oder töten. Höchstens seine Haut reizen und etwas abschürfen, doch dem konnte man entgegenwirken. „Warum Cyrie?“

Wenn dieser etwas wusste, sollte er es ihm erklären.

„Das Halsband ist für einen Menschen angefertigt und nicht für einen Leoparden. Richtig?“

Jamie nickte bei Cyries Frage. Natürlich, für dessen tierische Gestalt gab es die Fesseln. Nur waren diese bei menschlichen Händen so gut wie nutzlos aufgrund ihrer Größe.

„Nun, da ist das Problem. Er wird ersticken. Kyrin kann sich nicht verwandeln.“

„Quatsch.“ Erec machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Da hat er dich angelogen.“

Sunil wirkte auch etwas unsicher. „Das ist unvorstellbar. Wir haben diese beiden Gestalten von Geburt an.“

Auch Jamie fand das etwas unglaubwürdig, doch irgendetwas stimmte hier nicht. Es war unwahrscheinlich, das ein derart stolzer Mann wie Kyrin eine Schwäche so einfach offenbarte. Zwar wusste er selbst wie freundlich und wissbegierig Cyrie war, doch der Panther wusste das dieser zu ihm gehörte. Selbst wenn er dem Schakal etwas im Vertrauen erzählte, konnte er sich nie sicher sein das dieser es nicht ihm erzählte. Einem Feind verriet man nicht seine Unzulänglichkeiten. „Hat er dir das erzählt?“

„Nein.“

Wie er es sich gedacht hatte. Doch Jamie glaubte nicht das Cyrie falsch lag. In diesen Dingen hatte der Kleinere eine erstaunliche Auffassungsgabe. Wahrscheinlich war das für einen Forscher auch eine Notwendigkeit. Wie er selbst, musste Cyrie die Menschen ihm gegenüber deuten, sogar besser als er, da die Ureinwohner unberechenbar waren.

„Woher willst du das dann wissen?“ Sunil sah den Schakal nun fragend an.

„Er hat zwischen den Zeilen gelesen nicht?“ Jamie sah den Kleineren lächelnd an.

Cyrie nickte. „Ja, so in etwa. Die Leoparden leben hier im Urwald und wenn wir ehrlich sind, dann ist eine menschliche Gestalt hier äußerst unpraktisch. Sunil ist das beste Beispiel. Mit seiner tierischen Gestalt stellt hier nichts ein Problem für ihn dar.“

Sunil nickte, trotzdem wirkte er noch etwas skeptisch. „Das ist wahr, doch beweist das noch lange nichts.“

Jamie lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. Cyrie war auch noch lange nicht fertig. Das war gerade einmal die Einführung.

„Ich weiß, doch er zeigt ein ausgesprochen reges Interesse an meiner menschlichen Gestalt und worin sie sich unterscheidet. Einmal hat er mich sogar ganz gezielt danach gefragt wie ich das mache. Ich würde sogar darauf wetten, das er es heimlich übt.“

Okay das war nun etwas das den Wolf alarmierte. Cyrie mochte darin vielleicht keine Gefahr sehen, doch er schon. Als Mensch war es ihm ein leichtes die Ketten abzustreifen.

Jamie schnipste mit den Fingern. „Erec.“

„Ich gehe schon.“ Damit verließ der Bär das Zimmer.

Sunil sah ihm verwundert nach, bevor sich sein Blick auf Jamie richtete.

„Nur eine Vorsichtsmaßnahme.“ Er lächelte den Mischling leicht an, vielleicht konnte er so die Situation etwas entschärfen.

„Dann sollten wir ihm beibringen wie man sich verwandelt.“

„Schon klar.“ Cyrie lächelte leicht.

„Ich werde diese Aufgabe übernehmen. Dann gibt es wenigstens Ergebnisse.“ Er seufzte und folgte Erec.
 

„Glaubst du wirklich, das er noch immer versucht zu fliehen?“ Irgendwie kam Sunil das nach seinen Erzählungen ziemlich unwahrscheinlich vor. Warum sollte man zu einer Familie zurückkehren, die einen nicht akzeptierte?

„Warum nicht? Wir sind seine Gegner, noch hat er keinen Grund bei uns zu bleiben.“

Sunil bückte sich und begann einige Holzstücke aufzuheben. Es wäre wohl wirklich besser gewesen, wenn er und Erec sich zurückgehalten hätten. Viele Möbel gab es hier wirklich nicht mehr. Allerdings konnte er nicht leugnen das es ihm nun etwas besser ging. Er fühlte sich viel entspannter, wenn man von seinen Verletzungen absah. „Aber er hat auch keinen Grund zu seinem Stamm zurückzukehren. Dort akzeptieren sie ihn doch nicht.“

„Seine Familie.“ Jamie zuckte mit den Schultern.

„Auch wenn man ihn nicht mag oder akzeptiert, er ist mit ihnen aufgewachsen. Sie waren sein ganzes Leben um ihn, er ist sie gewohnt. Bei ihnen weiß er wie er sich verhalten muss. Gewohnheit ist ein sehr mächtiger Faktor.“

„Das könnte ich nicht.“ Sunil schüttelte den Kopf.

„Ich kann nicht bei Leuten leben, die mich nicht so annehmen wie ich bin. Es ist ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich ändert nur um Anderen zu gefallen.“

Der Wolf schüttelte ebenfalls den Kopf. „Du bist jung und in dieser Hinsicht wohl auch noch etwas naiv. Es ist das Natürlichste auf der Welt sich für denjenigen den man liebt zu verändern. Immerhin will man diesem Mann oder dieser Frau gefallen und sich immer von seiner besten Seite zeigen.“

Das konnte er ja noch durchgehen lassen. Er wollte doch auch das Jamie ihn nur von seiner besten Seite kannte.

Bei diesem Gedanken stockte er. Moment, das gehörte hier nicht dazu, das gehörte nirgendwo dazu. Schließlich wollte er sich von ihnen abgrenzen. „Das kann ich ja noch akzeptieren. Doch das ist nicht die Art von ‚gefallen’ die ich meine.“

„Ich weiß, doch diese Weise, die du meinst ist eine Art Instinkt. Als Wertier solltest du wissen, das man sich diesen Instinkten nur schwer entziehen kann.“

Sunil schnaubte nur abwertend. „Natürlich, das ist eine gute Ausrede um seine Schwäche zu rechtfertigen.“

Jamie erwiderte diese Spitze nur mit einem Lächeln. „Wieso Ausrede? Es ist so. Warum schließen sich Tiere zu Herden zusammen? Um eine gewisse Art von Schutz zu haben. Jäger hingegen um bessere Ergebnisse bei der Jagd zu erzielen. Das ist Instinkt, wir hingegen haben ein Problem.“

Bei dieser Bemerkung tippte sich der Wolf mit dem Zeigefinger gegen den Kopf. „Wir denken komplexer. Im Gegensatz zu den Tieren kennen wir die Einsamkeit, wir wollen Liebe, Sicherheit und Menschen um uns die uns verstehen. Deswegen versuchen wir verzweifelt Anschluss zu finden, manchmal sogar um jeden Preis. Vielleicht ist es Schwäche, doch ich verstehe diese Leute. Die Welt besteht aus Jägern und Gejagten. Einzelgänger können nur als Jäger überleben, doch der Großteil der Leute sind Beutetiere.“

Sunil sah auf und legte die aufgesammelten Holzstücke zur Seite. „Und du? Was bist du?“

„Ich?“ Jamie lächelte leichtfertig und zuckte mit dem Schultern.

„Ich bin ein sehr gewitzter und einzelgängerischer Jäger.“

„Dann bist du wohl sehr einsam nicht?“ Ohne das er es registrierte, näherte sich Sunil dem Wolf.

Bei dieser Vermutung grinste Jamie. „Ich bin nicht einsam. Es gibt eine Menge Leute, die sich meine Freunde nennen dürfen und genauso viele meine Liebhaber. Du siehst ich bin nicht alleine.“

„Nein. Du hast viele Leute um dich, doch wie viele davon sind wirklich in deiner Nähe. Wieviele ziehen keinen Nutzen aus deiner Anwesenheit?“ So wie Sunil es bis jetzt mitbekam gab es keine Beziehung, die rein auf nehmen basierte. Es musste auch immer etwas gegeben werden.

Jamie schüttelte den Kopf und lachte kurz. „Du missverstehst da etwas Sunil. Ich kriege etwas von den Leuten und gebe nur selten etwas. Zwar helfe ich ihnen, doch das was ich dafür bekomme ist ungleich wertvoller.“

Sunil blieb vor Jamie stehen und blickte ihm in die Augen. So ganz sicher war der Wolf sich seiner Sache auch nicht mehr. „Gut, du hilfst ihnen. Und wie viele würden noch an deiner Seite stehen, wenn du ihnen nicht hilfst? Wenn du sie nicht bezahlst? Wenn du sie nicht erpresst? Wenn sie keine Angst vor dir hätten? Kannst du mir das sagen? Ich glaube diese Zahl wäre sehr klein.“

Jamie trat einen Schritt zurück um Abstand zwischen sie zu bringen. Sein Lächeln war verschwunden, doch trotzdem erwiderte er noch seinen Blick. „Genug.“

„Ich kann ja einmal raten. Erec, weil er dich wirklich mag, vielleicht auch mein Cousin, den du so liebst. Obwohl nein, wegen ihm bist du ja hier. Wahrscheinlich wäre er bei einer Ablehnung auch nicht mehr gut auf dich zu sprechen. Vielleicht hättest du auch diesen Ratan an deiner Seite obwohl ich ihn nicht kenne.“ Sunil war wütend und diesmal war es nicht einmal die Erwähnung des Tigers, die das bewirkte. Er wusste nicht einmal mehr warum er dieses Thema angeschnitten hatte. Irgendetwas regte ihn auf, doch er konnte nicht sagen ob es Jamies Sichtweise oder etwas anderes war. Vielleicht war es auch nur der Umstand das er nichts von ihm wusste oder der Welt in der er lebte. War es das? Wollte er mehr über Jamie wissen und ärgerte sich nun über seine Unwissenheit? Doch das war Blödsinn, immerhin wollte er ja Abstand zwischen sie und ihn bringen.

Sunil wand sich von Jamie ab und ging zur Tür. „Weißt du Jamie, du bist ein Idiot. Wenn du dich ein wenig mehr angestrengt hättest, dann wäre ich derjenige der an deiner Seite stehen würde.“

Damit warf er die Tür hinter sich zu. Warum hatte er das gesagt? Das konnte doch nicht wahr sein.

Sunil barg das Gesicht in seinen Händen. Abstand, das verstand man sicher nicht unter Abstand. Er wollte ja gar nicht das sich Jamie um ihn bemühte, das würde den Abschied nur noch schwerer machen. Allerdings wollte er mehr über ihn erfahren, er wollte das Jamie über ihn nachdachte. Und nicht nur darüber wie er ihn am schnellsten heim schaffen konnte.

Gott, er war so verwirrt und Schuld daran war nur dieser Wolf.

Nachtgeflüster 37

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 37

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

Was war das? Jamie sah dem Jüngeren verwirrt nach. Etwas war im entgangen und es war etwas wichtiges gewesen. Denn er hatte diese Szene eben nicht verstanden. Wie kam Sunil aus heiterem Himmel zu so einer Aussage? Ja eigentlich zu diesem Thema? An irgendeiner Stelle war ihm das Gespräch entglitten, etwas das ihm sonst nie passierte. Vor allem über dieses Thema.

Jamie vermied dieses Thema, gerade weil Sunil Recht hatte. Doch anders als Sunil glaubte, wusste er das er im Ernstfall alleine dastand. Wenn es hart auf hart kam, war jeder Mensch und jedes Tier alleine. Das war der Lauf der Dinge. Gerade deswegen suchte er sich starke Gefährten, die seine Schwächen ausgleichen konnten. Er konnte nicht mehr stärker werden, deswegen suchte er sich die Gesellschaft von Bären und Tigern, er war nicht handwerklich geschickt, deswegen suchte er sich Leute die darin gut waren, was war so schlimm daran? Dafür bezahlte man diese Leute ja und solange er Geld hatte, war das alles kein Problem.

Er wusste nicht warum Sunil das so aufregte? Allerdings hatte Sunil auch Unrecht. So ganz alleine wäre er nie. Ratans Loyalität war er sich sicher. Jamie vertraute auf nichts so sehr wie auf Ratans Freundschaft. Oft genug hatte er dessen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt und trotzdem war er bei ihm geblieben und verzieh ihm einfach alles. Wenn jemand zu ihm stehen würde, dann war es Ratan und Marissa sein Ziehkind. Sie war ihm so ähnlich, doch gegenseitig würden sie sich nie übers Ohr hauen. Geschwister hielten eben zusammen, vor allem wenn sie etwas festeres verband als nur Blut. Von dieser Art von Zusammenhalt hatte Jamie genug, Blut war oft nicht wirklich dicker als Wasser.

Der Wolf bückte sich und wollte ein weiteres Stück Holz aufheben, hielt aber kurz davor inne. Langsam richtete er sich wieder auf. Nein, er würde jetzt sicher nicht anfangen hier aufzuräumen. Das war weder sein Haus, noch hatte er diese Verwüstung angerichtet. Sein Blick glitt zum Fenster und was er dort sah, reichte seine Ambitionen das Aufräumen betreffend sofort zu vergessen. Was machte diese verdammte Schlange schon wieder hier? In den letzten Tagen hatte Jamie sie schon wieder vergessen, so das ihm gar nicht auffiel das er wieder mit Sunil ein Zimmer teilte. Es war ja auch viel passiert.

Das Zimmer verlassend, schloss der Wolf die Tür hinter sich. Was ihn aber beschäftigte seitdem Sunil das Zimmer verlassen hatte, war seine letzte Aussage. Mit ein wenig mehr Anstrengung… Als ob er sich nicht angestrengt hätte. Vom ersten Moment an hatte er sich doch um ihn bemüht und bis jetzt nicht aufgegeben. Ja, er gab offen zu das es zu Anfang nur um sein Versprechen ging, doch das hatte sich geändert. Immerhin hatte er schon eine Entscheidung und trotzdem beschäftigte er sich mit dem Mischling. Nun wo er hatte was er wollte, redete er noch immer mit ihm. Das machte Jamie sicher nicht damit er ihm gewogen blieb. Wenn er von den Leuten hatte was er wollte, interessierten sie ihn meistens nicht mehr. Doch bei Sunil war das anders. Er war für ihn zu einem guten Freund geworden. Sie hatten sogar schon miteinander geschlafen, so das dies nicht mehr zwischen ihnen stand.

…könnte ich so jemand für dich sein. Was meinte Sunil nur damit? Dem Weißblonden war klar was das bedeute. Nämlich, das der Jüngere die Sache nicht so sah wie er. Doch was hatte er getan um ihn zu so einer Entscheidung zu treiben?

In den letzten Tagen hatte sich der Mischling etwas von ihnen zurückgezogen, das war Jamie nicht entgangen. Nur hatte er das für eine seiner Phasen gehalten, die gab es bei dem Mischling ja öfters. Doch so wie jetzt waren sie noch nie ausgefallen. Konnte das auch eine Folge dieses Platzmangels sein? Wahrscheinlich.

Jamie ging zum Geländer und sah hinab. Das Wasser zog sich scheinbar wieder zurück, doch das war sicherlich nur Wunschdenken seinerseits. Die Probleme hier nahmen einfach überhand, kein Wunder das er sich etwas davon entfernen wollte. Obwohl, wenn er das hier überstand konnte er sich wirklich etwas auf diese Leistung einbilden. Selbst auf Ratans Schiff hatte er mehr Bewegungsfreiheit. Ob der Tiger schon auf sie wartete? Sicherlich. Ratan hatte nur einige Sachen in der Karibik zu erledigen, danach wollte er auf sie warten. Mit Sicherheit war er schon wieder auf der anderen Seite der Erdkugel und er konnte es ihm nicht verdenken. Der Tiger konnte es sich nicht leisten sechs Monate vor Anker zu liegen. Das würden seine Leute nicht gut auffassen vor allem weil Ratan als Freibeuter galt. Seine Männer hatten immer ein Mitspracherecht, wenn auch der Tiger die endgültigen Entscheidungen traf.

Doch im Grunde war das ein Problem über das er sich zu früh den Kopf zerbrach. Das stand erst in ein zwei Monaten an, wenn überhaupt. Ratan war sicher zum vereinbarten Zeitpunkt wieder da. Jason hatte ihn sicher kontaktiert, so das er wusste welche Probleme sich auftaten und wie lange es dauern würde. Nun im Grunde grübelte er nur darüber nach, weil er sich nicht über die aktuellen Probleme den Kopf zerbrechen wollte.

Einerseits war da dieser Panther, dessen Sinneswandel ihn misstrauisch machte, dann Erec, der sich von ihn reizen ließ und Cyrie der von Kyrin begeistert war. Andererseits Sunil, der sich plötzlich so seltsam verhielt. Doch wenn er es Recht bedachte, hing alles irgendwie mit diesem Leoparden zusammen. Das konnte Jamie einfach nicht mehr so durchgehen lassen. Der Panther war immerhin nur ein Gefangener und er der Anführer ihrer kleinen Gruppe. Natürlich nur solange das niemand in Frage stellte, doch Cyrie war ihm unterlegen und Erec wusste was gut für ihn war.

Der Grauäugige betrat die Brücke und überquerte sie. Es erstaunte ihn immer wieder wie lange diese sich hielt. Immerhin überdauerte sie schon einige Jahre und bei diesen Witterungen war das eine Meisterleistung.

Verflucht, er hatte keine Zeit sich um so etwas Gedanken zu machen. In letzter Zeit wurde er immer unkonzentrierter und das merkte er selbst auch. Das war ein Umstand, der ihn unzufrieden machte und zwar mit sich selbst. Immerhin war er dafür bekannt immer weiterzudenken und nun entgingen ihm eindeutig zu viele wichtige Details. Er brauchte etwas um seine Gedanken wieder zu klären. Doch wo fand er hier einen willigen Bettpartner, ohne das gleich einer der Anderen wieder sauer war? An erster Stelle dachte er dabei natürlich an Sunil. Cyrie machte es nichts aus und Erec, nun dieser hatte sicher auch nichts dagegen einzuwenden wenn er sich mit ihm etwas Entspannung suchte. Jetzt nicht mehr, wo er sich wieder etwas abgeregt hatte. Zuvor war es Jamie selbst etwas zu riskant gewesen. Doch er wusste nicht wie Sunil reagieren würde und es störte ihn, das er darüber überhaupt nachdachte. Es konnte ihm doch egal sein wie der Mischling darüber dachte, immerhin hatte dieser ihn auch schon einmal in dieser Hinsicht benutzt.

Jamie betrat den Vorraum zu Kyrins Zelle und sah Erec vor der Tür stehen. „Waren meine Anweisungen nicht klar?“

Erec sah ihn nur mit vor der Brust verschränkten Armen an. „Ja, das waren sie. Kannst du sie auch dem Schakal erklären, der in Streik tritt, sobald ich das Zimmer betrete?“

Wohl kaum. Der Weißblonde seufzte. Er war in einem Kindergarten und zu seinem Leidwesen konnte er nichts daran ändern. „Ihr kostet mich noch all meine Nerven. Alle zusammen.“

Der Bär grinste und senkte die Hände. „Dafür sind Freunde doch da.“

Dann näherte Erec sich dem Wolf und legte eine Hand auf dessen Schulter. „Hey, du weißt, wenn du mich brauchst bin ich für dich da.“

Jamie lächelte bei diesem Angebot. Vor allem da er wusste worauf es abzielte. Erec bot ihm hier gerade Erleichterung an und das auf sehr angenehme Weise.

Er legte seine Hand auf Erecs. „Danke. Aber vielleicht ein andermal, noch sehe ich noch nicht so schlecht aus.“

„Also ich weiß nicht.“ Der Bär sah ihn skeptisch an.

„Dummkopf.“ Damit verpasste ihm Jamie einen leichten Schlag auf den Kopf.

„Kann ich zu ihm?“

Jamie und Erec sahen beide zu der neue Stimme.

Sunil stand in der Tür und deutete auf die Tür hinter ihnen.

„Wenn Cyrie nicht gleich wieder in Streik tritt, gerne.“ Erec zuckte mit den Schultern.

„Meinetwegen.“ Jamie sah keinen Grund warum der Mischling den Panther nicht besuchen sollte. Immerhin waren sie ja verwandt. Ihn interessierte eher die Frage wieviel Sunil von ihrer Unterhaltung gesehen und vor allem verstanden hatte. Obwohl etwas wirklich verwerfliches hatten sie doch nicht getan oder? Die wahre Bedeutung hinter ihren Worten verstanden nur sie selbst.

„Danke.“ Sunil ging an ihnen vorbei, doch dabei maß er Jamie mit einem undeutbaren Blick.

Als sich die Tür schloss, grinste der Bär. „Das sah ja nicht gut aus. Was hast du angestellt?“

Jamie schüttelte ratlos den Kopf. „Ich weiß es nicht Erec, ich weiß es wirklich nicht.“

Nachtgeflüster 38

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 38

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall
 

Sunil fluchte und trat mit dem Fuß gegen das Geländer vor ihm. Wieso kamen ihm nun solche Gedanken? Jamie bedeutete ihm nichts, zumindest sollte es so sein. Konnte es sein…?

In Gedanken überschlug Sunil rasch die Zeit und kam zu einem zufrieden stellenden Schluss. Es war zu früh für ihn um wieder in der Hitze zu sein. Er sollte gute neunzig Tage Ruhe haben. Allerdings waren das nun auch schon drei Monate, die sie hinter sich hatten.

Der Mischling schüttelte entschieden den Kopf. Nein, er war nicht in der Hitze und selbst wenn, diesmal würde er nicht den Fehler begehen und den Wolf wählen. Immerhin gab es nun genug Auswahl und ihm widerstand leider nichts so leicht. Irgendwie waren seine Pheromone sehr wirksam. Kein männliches Wesen konnte sich ihm entziehen, nur war es unwirksam gegenüber Frauen. Das war beinnahe Schade, da er so wohl kaum Nachwuchs bekam.

Genervt legte Sunil seine Hände gegen seine Stirn. Verflucht, das war nun wirklich nicht das Thema. Er war heiß und das im unpassendsten Zeitpunkt, den es dafür gab. Sie waren sowieso schon alle gereizt und seine Gedanken kreisten ständig nur um diesen Wolf. Etwas wofür er selbst keine Erklärung hatte, oder diese wohl eher nicht glauben wollte. Er brauchte eindeutig eine Ablenkung. Vielleicht konnte er Cyrie bei seinem Training helfen?

Mit diesem Entschluss ging Sunil zu Kyrins Zimmer. Nun, wo er ihn nicht mehr als Gefangenen sah, widerstrebte es ihm darüber als Zelle zu denken. Auch wenn ihm deutlich wohler dabei war, wenn der Panther noch gefesselt war. Dieser Sinneswandel kam ihm doch etwas zu plötzlich. Auch wenn er nicht daran glaubte, das Kyrin ihm noch schaden wollte. Vorsicht war immer besser als Nachsicht.

Außerdem, was wusste er schon von dem Panther? Es war sein Onkel, doch er wusste nicht mehr über ihn als über seine anderen Familienmitglieder in Frankreich. Ehrlich gesagt hatte er Angst davor seinen Dschungel zu verlassen, weiter als bis zur nächsten Stadt war er noch nie gekommen. Dabei war die Welt so groß und aus den Geschichten seiner Eltern wusste er wie gefährlich sie war. Doch auch voller Wunder und diese wollte Sunil sehen, auch wenn er sich dafür mit den Gefahren auseinandersetzten musste. Von den Händlern die immer und immer wieder in ihr Gebiet vorgedrungen waren kannte er ein Sprichwort. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Manche hatten es immer wieder erwähnt, wie eine Rechtfertigung vor ihren Begleitern. Seine Eltern und er hatten sie alle getötet. Es gab nur eine Händlergruppe, die sie duldeten und diese kamen auch unbeschadet durch ihr Gebiet. Irgendwoher benötigten immerhin auch sie ihre Rohstoffe. So ergiebig der Dschungel auch war, man bekam nicht alles aus ihm, beziehungsweise wusste er nicht wie man manche Dinge herstellte, wie Leinen. Man merkte gar nicht wie wichtig manche Sachen waren, bis man sie brauchte.

Plötzlich hörte er eine Stimme und blieb stehen. War das nicht Erec?

Sunil schüttelte leicht den Kopf. Natürlich war das Erec, immerhin hatte er die Aufgabe den Panther zu bewachen. Etwas das er wohl auch ohne Jamies Anweisung machen würde. Es schien Sunil fast so als würde der Bär in Kyrin so etwas wie einen natürlichen Feind sehen. Dementsprechend bekämpfte er ihn auch, auf die Weise, die ihm aufgrund von Jamies Anweisungen übrig blieb.

Nun konnte er auch eine Erwiderung vernehmen. Zwar verstand Sunil die Worte nicht, doch er erkannte die Stimme. Erecs Gesprächspartner war also Jamie. Kein Grund also nicht einzutreten. Bei Cyrie hätte er sich zurückgehalten, da es zwischen dem Schakal und Erec doch noch einige Dinge zu klären gab. Dinge, die sie bald klären sollten. Doch Jamie und Erec verstanden sich doch blendend. Außerdem stand die Tür offen, also konnte es nichts allzu persönliches sein.

Der Mischling wollte eintreten, schaffte es aber nicht weiter als bis zum Türrahmen. Das Bild das sich ihm bot war nichts besonderes und trotzdem machte es ihn auf eine gewisse Art und Weise wütend. Sunil war dieses Gefühl nicht fremd und er konnte es inzwischen auch benennen. In letzter Zeit trat es immer wieder in Verbindung mit Jamie auf. Es nannte sich Eifersucht, das gab der Jüngere unumwunden zu, es zu leugnen änderte nichts daran, das er es empfand.

Was ihn an dieser Szene störte konnte er nicht einmal konkretisieren. Der Bär hatte eine Hand auf Jamies Schulter gelegt. Jamie hingegen hatte seine Hand auf Erecs gelegt. Es war eine alltägliche Geste, wie sie unter Freunden sicherlich oft passierte, doch das war es auch nicht was Sunil störte. Es war die Atmosphäre, die um sie herrschte. Ein Gefühl der Vertrautheit lag in der Luft und schnürte ihm fast die Luft ab. Dies war genau die Art Verbindung, die er sich mit Jamie erhoffte.

Erec erwiderte gerade etwas auf Jamies Worte, doch Sunil nahm sie gar nicht wahr. Er musste etwas sagen um diese Atmosphäre, die ihn so reizte, zu zerstören. Außerdem musste er sich darauf besinnen weswegen er hier war.

„Kann ich zu ihm?“ Sunil sah zufrieden, wie beide sich ihm zu wanden. Er streckte seine Hand aus und deutete mit dem Finger auf Kyrins Raum.

Der Bär zuckte nur desinteressiert mit den Schultern. „Wenn Cyrie nicht gleich wieder in Streik tritt, gerne.“

Also das bezweifelte Sunil doch stark. Cyrie sah in ihm keine Störung, da er ihn weder unterbrach, maßregelte oder von etwas abhielt. Alles was er wollte, war sich mit seinem Onkel zu unterhalten. Etwas das Cyrie nur gelegen kommen konnte.

„Meinetwegen.“ Auch Jamie schien nichts dagegen zu haben.

„Danke.“ Der Braunhaarige ging an ihnen vorbei. Dabei warf er dem Wolf einen abschätzenden Blick zu. Worüber hatten sie geredet? Nun fand er es schade, das er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war um ihr Gespräch zu verfolgen.

Die Tür schloss sich hinter ihm und er schenkte Cyrie ein Lächeln. „Es scheint als hätten sich deine Wachhunde dort draußen vermehrt.“

Der Schakal seufzte. „Solange sie mich nicht stören, können sie sich meinetwegen verdreifachen.“

Lächelnd setzte sich Sunil neben den Kleineren. „Und wie geht es voran?“

‚Was? Bis jetzt weiß ich nur, das ich mich in einen Menschen verwandeln soll, sonst nichts.’ Kyrin gähnte in typischer Katzenmanier und ließ seinen Kopf wieder auf seine Vorderpfoten sinken.

Fragend sah Sunil zu Cyrie.

„Erec hat wieder gestört.“

„Ach so.“ Nun das hätte er sich ja auch denken können.

„Er kann ziemlich nervtötend sein was?“ Lächelnd sah er seinen Onkel an.

Dieser sah ihn mit einem amüsierten Blick an. ‚Also eigentlich finde ich ihn sehr interessant um nicht zu sagen lecker.’

Sunil verdrehte die Augen. Drehten eigentlich alle Leoparden zur gleichen Zeit durch oder lag das in der Familie?

„Was ist denn?“ Der Schakal sah ihn verwirrt an.

Also war das eben privat gewesen, so das Cyrie nichts davon gehört hatte. „Kann ich einen Moment mit ihm alleine reden? Vielleicht wirst du ja sogar unsere Wachhunde los?“

Dabei deutete Sunil auf die Tür. Es war nicht gerade nett Cyrie so hinauszukomplimentieren, doch besser jetzt als später. Es gab einfach Dinge, die er mit seinem Onkel alleine besprechen musste.

„Gerne.“ Ohne ein Anzeichen von Ärger oder Unmut über diese Bitte stand der Schakal auf und verließ das Zimmer.

Erleichtert seufzte Sunil. Es gab scheinbar Dinge, die sich von alleine verstanden und Dinge die er gar nicht verstand. Wie diese Sache die ihm nun im Kopf herumging.

Leicht fassungslos drehte er sich zu seinem Onkel um. „Sag bloß du hast ein Auge auf Erec geworfen?“

‚Das nicht, aber er gefällt mir. Vielleicht möchte ich ein wenig von ihm kosten, doch das ist schon alles.’

„Nun ich glaube nicht, das da etwas Arten übergreifend geht.“ Alleine der Gedanke wie ein Fortpflanzungsakt zwischen einem Leoparden und einem Bären aussehen musste war seltsam. Diese Vorstellung war … verstörend. Das war das einzige Wort, das Sunil dafür einfiel.

‚Als Mensch fällt das nicht ins Gewicht.’

„Aha.“ Nun, jedem seine eigene Motivation. Hauptsache es gab Ergebnisse.

Aufmerksam beobachtete ihn Kyrin. ‚Es sei denn du willst ihn für dich, dann lasse ich dir natürlich den Vortritt.’

Sunil sah den Panther erschrocken an. „Ich? Nein, ich will nichts von Erec.“

Um diese Aussage auch noch zu unterstreichen hob er abwährend die Hände. Nein, von dem Bären wollte er sicher nichts. Sein Instinkt hielt ihn schon davon ab und auch wenn er wusste, das Erec im Grunde sehr nett war, ging es nicht. Sein Verstand würde in den nächsten Tagen nicht wirklich eine Rolle spielen, sondern nur seine Instinkte.

‚Dann wohl wieder von dem Wolf. Du bist in der Hitze und bei so vielen Leuten um dich, wird es dir schwer fallen dich zu beherrschen.’

Da musste er ihm Recht geben. Wenn er alleine wäre, dann könnte er sich leichter beherrschen. Immerhin gab es da keine Ablenkungen und potentielle Partner. Plötzlich stutzte Sunil bei seinen Überlegungen und sah Kyrin leicht entsetzt an. „Wieder?“

Kyrin hob den Kopf und bleckte die Zähne. Ein sehr misslungener Versuch eines Grinsen, weswegen er es auch gleich wieder aufgab. ‚Menschliche Mimik sollte man wirklich nur mit einem menschlichen Gesicht probieren. Damit hat sich das Thema mit den Verhaltensübungen auch erledigt.

Natürlich wieder. Ich beobachte dich schon seit gut einem Jahr. Es ist klar, das ich da das Meiste mitbekommen habe.’

Sunil legte eine Hand gegen seine Stirn. Das war ihm wirklich peinlich, obwohl es ja das Natürlichste der Welt war. Normalerweise machte es ihm nichts aus, wenn er gesehen wurde und das war schon oft der Fall gewesen. Lag es diesmal daran das der Zuseher sein Onkel war oder an dem Partner?

‚Gerade wegen deinem Zustand solltest du mir in den nächsten Tagen nicht näher kommen. Ich würde mich ungern mit jemanden paaren, der die gleichen Gene hat wie ich.’

„Natürlich, doch versprechen kann ich nichts.“ Es war klar das sein Instinkt ihn zuerst zu einem Partner mit der gleichen Rasse führen würde. Immerhin ging es ja darum Junge zu bekommen und das tat man gerne mit der gleichen Art. Aber er würde sich einfach einsperren und so die Tage verstreichen lassen. Er konnte sich mit niemanden hier paaren. Schon gar nicht mit Jamie.

‚Sag es doch den Wachhunden da draußen.’ Kyrin deute mit dem Kopf auf die Tür.

Das war wohl die einzig mögliche Lösung. Hoffentlich musste er ihnen keinen Grund dafür geben. Cyrie wäre von dieser Sache sicher begeistert und er wollte ihn nicht den ganzen Tag auf seinen Fersen haben. Nicht, wenn er sich nicht unter Kontrolle hatte.

‚Also dann. Ich weiß nicht weswegen du gekommen bist, aber ich will das mit der Verwandlung lernen.’ Kyrin sah ihn abwartend an.

Sunil lächelte zufrieden. „Ob du es glaubst oder nicht, genau deswegen bin ich hier.“

Nachtgeflüster 39

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 39

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ein leises aber nicht weniger gefährliches Knurren verließ seine Kehle. Wie sollte man sich auch bei diesem Geruch konzentrieren? Das ging einfach nicht. Er konnte sich doch nicht entspannen, wenn das was er roch, ihn gleich wieder dazu brachte einige bestimmte Köperregionen anzuspannen. Verflucht, er konnte doch nicht aufhören zu atmen.

Kyrin schloss die Augen und startete einen weiteren Versuch. Er musste sich einfach nur auf seine Aufgabe konzentrieren. Ein plötzliches Geräusch zog seine Aufmerksamkeit auf sich und sofort nahm er auch wieder den Geruch war. Es war doch wirklich zum verrückt werden. Warum nahm eigentlich nur er diesen Geruch wahr? War das wegen ihrer Artenverwandtschaft? Weil sie von der gleichen Rasse waren? Gott, er wusste warum er sich vom Dorf fernhielt wenn die Weibchen um ihn alle verrückt wurden. Das konnte doch niemand aushalten.

Wollte sich Sunil nicht eigentlich von ihm fernhalten? Seit fünf Tagen schien das aber nicht der Fall zu sein.

Wütend schüttelte Kyrin den Kopf. Das tat er sicher auch, nur war das Konzept von dieser Sache ja, das die Männchen ihre Weibchen auch über Kilometer hinweg fanden. Da brachte Abstand auf diesem relativ kleinen Raum nicht viel.

Mühsam kämpfte Kyrin wieder um seine Beherrschung und nutzte dafür auch die silbernen Ketten um seine Pfoten. Der Schmerz lenkte ihn von diesem Geruch wenigstens ab. Nach einigen Sekunden unterbrach er diesen Kontakt wieder. Gut, die Nachwehen würden ihm die Sekunden geben, die er für seine Konzentration benötigte. Er musste diese Gelegenheit nutzen, eine bessere Möglichkeit bekam er nicht. Cyrie war nicht da und der Bär betrat seine Zelle nicht mehr. Den Wolf hatte er auch schon einige Zeit nicht mehr gesehen oder gewittert und Sunil musste sich von ihm fernhalten. Nun musste es ihm einfach gelingen. Zwar hatte er nichts davon, da eine Flucht für ihn nicht mehr von Belang war, doch ein Vorteil war nie falsch. Wer wusste schon wann er ihn brauchen konnte? Aber auf jeden Fall, würde er dieses Halsband nicht tragen.

Langsam spürte er ein Kribbeln, das sich über seinen Körper ausbreitete. Doch Kyrin war deswegen noch lange nicht übermütig. In den letzten Tagen hatte er dieses Gefühl oft gespürt, doch dann war meistens Schluss. Heute aber nicht.

Kyrin schloss zur besseren Konzentration die Augen. Es musste einfach gehen. Plötzlich spürte er einen kurzen Schmerz und das sich irgendetwas an seinem Gleichgewicht veränderte. Bevor er sich aber darum kümmern konnte, wiederholte sich dieser Schmerz immer öfter. Erst nach wenigen Augenblicken spürte er nichts mehr.

Vorsichtig öffnete er ein Auge. Was war mit seiner Sicht los?

Rasch öffnete er das zweite Auge, doch er sah noch immer so schlecht. Nicht nur seine Augen waren schlechter, auch alle anderen Sinne schienen irgendwie degeneriert zu sein. Die Welt erschien ihn auf einmal so dumpf. Er fühlte sich blind, taub, gefühllos und das alles mit einemmal. Wo waren die Geräusche die er sonst wahrnahm, wo die Gerüche, die ihn sonst immer Informationen lieferten? Ebenso wie seine Sehschärfe und sein Tastsinn plötzlich schlechter geworden waren. War das damals als er ein Kind war genauso gewesen?

Der Panther hob seine Hände und betrachtete sie. Die eine silberne Fessel, die mit einem lauten Scheppern zu Boden fiel, beachtete er nicht. Sie waren menschlich, daran gab es keinen Zweifel. Fünf Finger mit Nägeln und Haut überzogen, nur das diese Haut um einiges dunkler war als bei den Anderen hier. Nicht das er dunkelhäutig war, doch deutlich sonnengebräunt. Diesen Makel wurde er wohl in keiner Gestalt los.

Kyrin seufzte, wobei er sich im gleichen Moment über dieses Geräusch wunderte. Das war eine Eigenart der Menschen, bis jetzt hatte er immer nur ein Schnauben zustande gebracht. Er war nun wohl wirklich ein Mensch.

Seinen Fuß aus der zweiten Fessel ziehend, betrachtete er ihn. Forschend bewegte er die Zehen. Das konnte durchaus praktisch sein, ebenso wie die beweglichen Finger.

Mit einemmal stöhnte Kyrin. Da war dieser Geruch wieder. Verdammt, er war doch nun so gut wie behindert, warum also roch er das noch immer mit der selben Intensität wie zuvor? Wo war da die Gerechtigkeit?

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf ein anderes Problem. Da kam jemand und er war noch nicht bereit sein Geheimnis mit jemanden zu teilen. Doch wie verwandelte man sich wieder zurück? Ging das so wie diese Verwandlung? Um das auszuprobieren blieb ihm wohl kaum noch Zeit.

Aus diesem Grund erhob sich Kyrin schwankend auf seine Beine und machte einen Schritt. Um ein Haar wäre er dabei wieder auf dem Boden gelandet. Also Gleichgewichtssinn besaß dieser Körper keinen. Ruhig, er musste einfach nur die Bewegungen der anderen Werwesen nachahmen, dann würde es schon gehen.

Die Tür zu seiner Zelle öffnete sich und Erec tauchte, mit einem Tablett in der Hand, im Türrahmen auf. Als er den Panther sah, weiteten sich seine Augen überrascht, doch dieser Zustand hielt sich nur einen Moment. Dann lächelte er zufrieden, wobei man den Ausdruck wohl eher hinterhältig nennen konnte. „Na was haben wir denn da?“

Vorsichtig ging Erec in die Hocke und stellte das Tablett neben der Tür ab. Dann erhob er sich wieder, die ganze Zeit ließ er Kyrin nicht aus den Augen.

Gut, er hielt ihn noch immer für gefährlich, vielleicht hielt ihn das davon ab ihm das Halsband umzulegen. Dem Panther gefiel nur nicht, das er nun einige Schritte zurücktrat und die Hand hob. Kyrin knurrte gefährlich als er sah, was der Bär von der Wand holte. Es war das Halsband. „Das werde ich sicher nicht tragen.“

Diese Worte schmerzten in seiner Kehle, immerhin waren diese Laute schon seit Ewigkeiten nicht mehr erklungen. Das erklärte wohl auch, warum seine Stimme eher an ein Reibeisen erinnerte als an menschliche Laute.

„Na komm Kätzchen, sei brav.“ Dabei grinste Erec fies. Man merkte das er sich in der überlegenen Position wähnte.

„Wag es nicht.“ Kyrin wich nicht zurück, wenn ihm seine Instinkte auch dazu rieten. Doch leider traute er seinem Körper nicht soweit um sich rückwärts zu bewegen. Bei seiner derzeitigen Balance landete er nur wieder auf dem Boden und das wäre sehr unvorteilhaft für ihn.

Der Bär kam scheinbar gelassen auf ihn zu. Doch einem geübten Auge fiel auf, das er nur auf einen geeigneten Moment wartete, um zuzuschlagen. Sein Körper bereitete sich schon darauf vor.

Kyrin ließ ihn seinerseits nicht aus den Augen. Er musste nur diesen Silberreif loswerden, vielleicht konnte er ihn aus dem Fenster werfen? Ins Wasser würden sie ihm sicher nicht nach springen oder? Das wäre purer Selbstmord.

Er wollte ja gar nicht fliehen, sondern nur nicht wie ein zahmes Haustier behandelt werden. Dieser Halsreif ging gegen seinen Stolz. Einen Moment bevor Erec nahe genug war um eine Aktion zu starten, ging Kyrin in die Offensive. Nur weil er bis jetzt keine menschliche Gestalt hatte, hieß das nicht das er nicht wusste wie diese kämpften und seine Muskeln waren noch immer dieselben. Mit dieser Erkenntnis machte er einen kurzen Satz vorwärts und deutete einen Schlag an. Diesen beendete er aber mitten in der Luft und ließ sich auf den Boden fallen. In der gleichen Bewegung streckte er sein Bein aus und zog Erec die Füße weg. Als der überraschte Bär zu Boden ging, rappelte sich Kyrin auf und brachte mit einer schnellen Bewegung den Reif an sich. Ein plötzlicher Schmerz durchzog seine Hand, als er das Silber ohne Schutz angriff. Doch er hatte keine Zeit um mit dem Bären um das Tuch zu streiten mit dem dieser den Reif gehalten hatte.

Hastig sah er sich nach einem Fenster um und entdeckte rechts von ihm eines. Leider kam Kyrin nur einen Schritt weit, da ein plötzlicher Widerstand an seinem Knöchel ihn straucheln ließ. Er landete bäuchlings auf dem Boden und der Reif entglitt seinen Fingern. Mit einem unschönen Fluch schlug seine Faust auf den Boden. Wütend wand er den Kopf um und sein Blick traf den des Bären.

„Nicht so schnell.“

Das durfte doch nicht wahr sein. Mit einem wütenden Aufschrei riss der Panther seinen Knöchel aus dem Griff des Bären, nur um sich einen Moment später auf ihn zu stürzen. Kyrin wusste, das er ihn nicht besiegen konnte, doch kampflos würde er auch nicht aufgeben.

Nach einigen Minuten war dieses Handgemenge auch schon wieder beendet. Schwer atmend saß Kyrin auf Erecs Hüfte, seine Handgelenke drückte er neben dessen Hüfte auf den Boden.

Dieser sah ihn nur lächelnd an. „Und jetzt?“

Ja, was jetzt? Mist, er konnte kaum noch klar denken, von Konzentration wollte er gar nicht mehr sprechen. Dieser verdammte Geruch aber auch. Noch immer rasch atmend, sah er auf den Bären hinab. Dann beinahe ohne sein Zutun senkte Kyrin den Kopf und küsste den Bären hart und fordernd.

Ja, er wollte ihn und daraus hatte Kyrin nie ein Geheimnis gemacht. Immerhin wusste es Sunil, auch wenn dieser wohl gerade andere Probleme hatte. Und was er wollte, das holte der Panther sich, zumindest bis jetzt. Warum sollte er die Situation dann nicht nutzen?

Seine Zunge drang in den Mund des Bären ein und zu seinem Erstaunen, würde dieser Kuss erwidert. Der Griff um Erecs Handgelenke löste sich. Kyrin benötigte seine Hände um die Brust des Bären streichelnd zu erkunden. Dabei unterließ er den Kuss keine Sekunde. Selbst wenn sie sich kurz lösen mussten, nahm Kyrin Erecs Lippen sofort wieder in Besitz. Er war wie in Trance, zwar wusste er noch was er machte, doch darauf konzentrierte er sich so, das er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm.

Eine Hand des Bären fuhr über seinen Rücken hinauf zum Hals den Panthers und kraulte ihn im Nacken.

Kyrin musste sich zurückhalten, um nicht genussvoll zu schnurren. Vor allem weil er Erecs zweite Hand spürte, die mit dem Handrücken über seine Brust hinauf zu seinem Hals fuhr. Er kümmerte sich nicht weiter darum, da am verlockendsten noch immer diese Lippen waren.

Erst ein plötzlicher Schmerz um seinen Hals ließ ihn den Kuss unterbrechen und zurücktaumeln. Mit einem Mal war sein Kopf wieder total klar. Überrascht rang er um Luft und seine Hände tasteten an seinen Hals und zuckten sofort wieder zurück, als er das Silber berührte. „Was?“

Nein, er brauchte keine Erklärung, da er wusste was passiert war. Fauchend sah er den Bären an, der sich gerade aufrichtete. „Mistkerl!“

Mit einer fließenden Bewegung war Kyrin ebenfalls auf den Beinen und holte zum Schlag aus.

Erec fing diesen beinnahe schon spielend ab. Mit einer routinierten Bewegung verdrehte er ihm den Arm auf den Rücken und beugte sich neben dessen Ohr. „Schade, so anschmiegsam hast du mir besser gefallen.“

Kyrin knurrte. Das war doch nur wegen Sunil. Moment, hieß das sie wussten nichts davon? Von Sunils Problem und dessen Auswirkungen auf alle anderen Wesen in seiner Umgebung? Nun das könnte unter Umständen hilfreich für ihn sein.

Er wurde wieder in seinen Raum geführt und nicht sehr sanft hineingestoßen. Der Bär stellte auch gleich darauf das Tablett vor ihn hin.

„Iss. Cyrie hat sich Mühe damit gegeben.“

Nun, das merkte man. Scheinbar hatten sie irgendetwas gefangen und es nach Art der Menschen gebraten. Was für eine Verschwendung. Dazu gab es noch ein Glas Wasser und ein paar rote, kleine Früchte.

Bei den Früchten weiteten sich Kyrins Augen. Konnte es sein das…?

Er roch kurz daran. Es waren wirklich Camu Camu Früchte, wie sie von den Menschen genannt wurden.

Lächelnd sah er den Bären an.‚Kriegen alle das gleiche Essen?“

„Wie du?“ Erec warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Ja.“

Kyrin sah mit einem zufriedenen Lächeln auf die Frucht. „Und du bleibst den ganzen Tag bei mir?“

„Natürlich. Immerhin will ich ja nicht das du davon läufst. Warum?“ Nun konnte man eine Spur von Misstrauen in Erecs Stimme hören.

„Ach nur so.“ Noch immer lächelte der Panther. Nun wenn das so war, dann musste er nur mehr darauf warten das das Aphrodisiakum, das diese Frucht ihn hohen Maße besaß, ihre Wirkung entfaltete. Vielleicht würde er heute doch noch auf seine Kosten kommen. Alles was er machen musste, war abzuwarten.

Nachtgeflüster 40

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 40

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Das würde ich an deiner Stelle nicht essen.“ Sunil sah Jamie ernst an.

„Was?“ Jamie sah auf die rote Beere, die er zwischen zwei Fingern hielt.

„Ich würde diese Frucht nicht essen, wenn du nicht über Cyrie herfallen willst.“ Damit sah Sunil zu dem Schakal, der gerade von seinem Essen aufsah.

„Und warum?“ Jamie sah die Beere vorsichtig an. Hoffentlich war sie nicht giftig, denn soweit er wusste hatte Erec diese schon gegessen. Sein Blick glitt zu Cyrie, ebenso wie sein Dolmetscher eben.

Sunil stand im Türrahmen und sah sie leicht amüsiert an. „Weil diese Früchte einen sehr interessanten Nebeneffekt haben. Sie enthalten ein ziemlich gutes Aphrodisiakum. Mir ist es ja egal, was ihr macht, doch dann solltet ihr die Konsequenzen bedenken. Oder euch einsperren.“

Jamie hörte, wie Cyrie neben ihm hustete, so als wolle er die Früchte auf diese Art wieder ausspucken. Er seufzte leise. „Cyrie übergib dich doch einfach. Meinst du nicht, das ist effektiver?“

„Wahrscheinlich.“ Der Schakal lächelte schwach.

Jamie gab ihm einen Wink und Cyrie verließ den Raum. „Danke.“

„Bitte. Ich wollte nur keine Zwischenfälle die euch danach leid tun. Schließlich sind diese Früchte nur zufällig auf mein Tablett gelangt.“ Damit wand sich Sunil wieder um.

„Warte einmal Sunil.“ Jamie stand auf. Seit drei Tagen ging ihm Sunil schon aus dem Weg. Eigentlich seit ihrem Gespräch, doch seit drei Tagen verließ er nicht einmal mehr das Zimmer. Sogar er durfte nicht mehr zu ihm ins Zimmer. Was für Erec nur bedeutete, das dieser auf dem Boden schlafen musste oder vor Kyrins Tür, was eher der Fall war. Erec traute dem Panther nicht und wenn Jamie ehrlich war, er auch nicht.

Der Mischling seufzte, drehte sich aber wieder zu ihm um. „Was ist denn?“

„Geht es dir wieder besser?“ Laut eigenen Aussagen fühlte sich Sunil nicht gut. Allerdings sah er nicht sehr krank aus, vielleicht etwas erhitzt, doch erhöhte Temperatur war nichts, womit ein Wertierkörper nicht fertig wurde.

Sunil sah ihn abschätzend an, bevor er den Kopf schüttelte. „Es geht. Das Gröbste ist schon überstanden.“

„Wirklich?“ Jamie ging einen Schritt auf ihn zu, blieb aber stirnrunzelnd stehen, als der Jüngere vor ihm zurückwich. Was war hier los? Das war kein normales Verhalten mehr. Nicht einmal für Sunil.

Der Mischling merkte wohl gerade selbst, wie übertrieben seine Reaktion war und rettete sich in ein Lächeln. „Ich will dich nur nicht anstecken. Immerhin bin ich noch nicht ganz gesund.“

„Könnte es sein, das du mir ausweichst?“ Jamie legte den Kopf leicht schief. Auf seinen Lippen lag dieses überlegene Lächeln, in dessen Genuss alle Leute kamen, die versuchten ihn zu belügen.

Sunil wand den Blick ab. „Nein, warum sollte ich?“

Gewonnen. Der Wolf ging nun vollends auf ihn zu, schneller als Sunil zurückweichen konnte. „Wirklich? Nun, dann solltest du mir vielleicht das hier erklären.“

Er deutete zuerst auf Sunil und dann auf sich selbst. Warum sonst sollte er sonst Abstand zwischen sie bringen? Bei dem Gespräch letztens war doch alles zwischen ihnen geklärt worden oder? Wenn es ihn auch um einiges verwirrter zurückgelassen hatte, als er zugab.

„Ich weiche dir nicht aus, es ist nur…“ Der Jüngere brach ab.

Jamie seufzte leise. Sanft legte er einen Finger unter Sunils Kinn und hob es hoch. Er sah seinem Gegenüber gerne in die Augen, schon alleine aus taktischen Gründen war das besser, doch es war auch eine Frage der Höflichkeit. „Es ist nur…?“

Sunil wand den Kopf ab. „Ich habe meine Gründe.“

„Ach und könntest du mir diese auch mitteilen? Ich wüsste immerhin gerne, warum du mir ausweichst. So abstoßend bin ich nun auch nicht.“ Nein, ihm wurde sogar oft genug das Gegenteil bestätigt. Nicht das Jamie sich etwas darauf einbildete, es war nur manchmal sehr hilfreich um an seine Ziele zu kommen.

„Ich habe meine Gründe verdammt!“ Nun sah der Mischling den Wolf an, man sah deutlich das er jetzt wütend war.

„Du bist nicht meine Mutter und auch nicht mein Vater, ja nicht einmal mein Liebhaber, also muss ich mich nicht vor dir rechtfertigen. Das Einzige was wir müssen, ist miteinander auskommen und auch das nur auf Zeit. Also lass mich in Ruhe.“ Damit befreite er sich von Jamies Berührungen und eilte zu seinem Zimmer.

Jamie sah ihn einen Moment lang fassungslos nach, bevor er ihm folgte. Er wusste selbst nicht warum, doch die Worte des Jüngeren machten ihn selbst wütend. Alles an dieser Aussage stimmte und genau das war es, das ihn so aufregte. So sehr das er sich nicht einmal Gedanken darüber machte, warum das so war.

Sunil erreichte sein Zimmer nur einen Augenblick vor ihm. Genau richtig, um es zu betreten und Jamie die Tür genau vor der Nase zuzuschlagen.

Wütend riss er diese wieder auf und blieb wie angewurzelt stehen. Diesen Geruch kannte er. Draußen hatte er es kaum bemerkt, doch nun wo er den Raum betrat in dem Sunil soviel Zeit verbrachte, konnte man es gar nicht mehr ignorieren.

Der Mischling fuhr zu ihm herum und deutete auf die Tür hinter dem Wolf. „Was willst du hier? Raus, ich habe dir nichts mehr zu sagen, das ist mein Zimmer.“

Der Weißblonde schien dessen Zorn gar nicht wahrzunehmen. „Du bist in der Hitze.“

Ertappt sah Sunil kurz zur Seite, bevor er sich wieder Jamie zuwand. „Und? Das ist nicht dein Problem.“

„Ja, aber ich kann dir dabei helfen.“ Immerhin hatte er das schon einmal gemacht, ein zweites Mal fiel da doch nicht ins Gewicht.

Der Jüngere lachte amüsiert auf, bevor er den Wolf spöttisch ansah. „Woher willst du wissen das ich Hilfe benötige? Und woher nimmst du diese Selbstsicherheit, dass ich gerade dich wähle? Du warst eine Notlösung, nun habe ich die freie Auswahl.“

Diese Worte schmerzten Jamie. So fühlte es sich also an, wenn er mit seinen Worten eine vernichtende Aussage tätigte. Das war ein ganz neues Gefühl für ihn, nein nicht neu nur schon lange vergessen. Trotzdem reichte es nicht um ihn zu besiegen. „Cyrie und Erec würden niemals mit dir schlafen.“

Das Lächeln des Mischlings war unerschütterlich, wenn dann wurde es nur eine Spur breiter. „Zum Glück bin ich weder auf dich, noch auf deine Leute angewiesen. Schon vergessen? Ganz in der Nähe gibt es ein Dorf, voller Männer jedes Alters. Obwohl… soweit muss ich ja gar nicht gehen, ein paar Meter weiter wartet schon ein Männchen meiner eigenen Rasse auf mich.“
 

Es war boshaft, verletzend und so gar nicht sein Stil. Sunil wusste das und doch verließen diese Worte seinen Mund ohne sein Zutun. Allerdings wollte er den Wolf derzeit auch verletzen. Solange er ihm nur ein wenig von dem zurückzahlen konnte, was er fühlte war es ein Sieg. Er konnte Jamies Überheblichkeit einfach nicht mehr ertragen. War er denn der Einzige, der sich Gedanken machte, der mit seinen Gefühlen zu kämpfen hatte? Das war ungerecht.

„Es steht dir natürlich frei in das Dorf zu gehen, doch nicht zu Kyrin.“ Zwar wirkte Jamie nachdenklich, doch bei den letzten Worten machte er mit dem Tonfall seiner Stimme klar, das dies eine endgültige Entscheidung war.

„Oh, liegt dir etwa soviel daran mit mir zu schlafen, das du dafür sogar alle anderen Möglichkeiten blockierst?“ Zwar klang Sunils Stimme bei diesen Worten spöttisch und herablassend, doch es lag ihm viel an der Antwort Jamies.

Dieser zuckte gelassen mit den Schultern. „Nein, ich versuche nur dich vor einer Dummheit zu bewahren. Du kannst immer noch zu den Dorfbewohnern gehen.“

Bei dieser lässigen Aussage riss Sunil der Geduldsfaden.

Mit einem wütenden Aufschrei, verpasste er dem Wolf einen Kinnhacken, der ihn zurücktaumeln ließ. Doch das reichte bei Weitem noch nicht aus um Sunil zu beruhigen. „Du verstehst es einfach nicht! Das ist es nicht was ich von dir will!“

Der Jüngere ging zum Fenster und krallte seine Finger in das Holz, das unter dem Druck seiner Finger brach. „Ich will weder dein Mitleid, noch das du es als heroisches Opfer ansiehst! Alles was ich will, ist das du es wegen mir machst.“

Er spürte eine vertraute Berührung an seiner Wange und beruhigte sich langsam. Geduldig wartete er bis die Schlange sich von ihrem Platz über den Fenster löste und auf seine Schulter glitt. Dort schlängelte sie sich hinter Sunils Nacken zu dessen anderer Schulter, auf der sie ihren Kopf postierte.

Noch immer antwortete Jamie nicht. Gerade als Sunil etwas sagen wollte, erklang wieder Jamies Stimme.

„Es mag sein, das ich den Faden verloren habe, durchaus ungewohnt für mich, doch worüber reden wir gerade? Es gibt sicherlich eine Verbindung zwischen unserem vorangegangenen Thema und diesem, aber ich weiß nicht einmal welches Thema gerade zur Debatte steht.“

Einmal tief durchatmend drehte sich Sunil um. Nein, er würde sich nicht weiter darüber aufregen, das brachte bei Jamie scheinbar nichts. „Wir reden davon, das ich dich liebe. Allerdings scheint dir das völlig egal zu sein.“

„Oh.“ Jamie sah ihn verwundert an.

„Oh? Das ist deine Antwort?“ Abermals atmete Sunil tief durch und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Was hatte er erwartet? Das er seine Gefühle erwiderte? Nein, so naiv war er nicht, aber das nicht einmal eine Antwort kam, das war hart.

Jamie zuckte bei Sunils Worten zusammen. Sein Blick war verwirrt, so als wache er gerade aus einem Traum auf. Es war durchaus ein ungewohnter Anblick, der sich Sunil gerade bot. Leider fehlte ihm gerade der Enthusiasmus um diese Entdeckung zu würdigen.

„Nein natürlich nicht. Es ist nur… ich mag dich Sunil, nur ist das die gleiche Art wie ich auch Erec und Cyrie mag. Ob ich dich liebe kann ich nicht sagen, bis jetzt habe ich mich nur in Fälle verliebt, bei denen ich wusste das es aussichtslos war. Doch dieses Gefühl…“ Jamie schüttelte den Kopf. „Nein, derzeit liebe ich dich nicht. Tut mir leid.“

Wie gesagt er war nicht naiv. Allerdings schmerzte es doch ungewohnt heftig das nun so zu hören. Aber er hatte es gewusst.

Sunil lächelte schwach. „Und das Jamie ist der Grund, warum ich nicht mit dir schlafe.“

Bei Anderen spielte es keine Rolle was sie für ihn empfanden, aber bei dem Wolf lag die Sache anders. Hier wollte Sunil nicht das es ohne Liebe passierte. Alles Andere würde ihn nur verletzen.

Die Schlange rieb ihren Kopf an seiner Wange. Sunil lächelte schwach über diesen Versuch ihn aufzumuntern und strich mit dem Finger über ihren Kopf. „Da diese Sache nun geklärt ist, kannst du ja gehen.“

Jamie hob die Hand, so als wollte er etwas sagen, drehte sich aber dann wortlos um. Rasch verließ er das Zimmer.

Sunil setzte sich auf das Bett. Er hatte seine eigenen Probleme und wie Jamie sich gerade fühlte war keines davon. Immerhin hatte dieser ihn abgewiesen, sollte er sich ruhig schuldig fühlen, das war nur richtig. Ihm war zum Heulen zumute und das war nur die Schuld seiner Hitze. Er brauchte etwas Abstand zu Jamie, ja eigentlich zu allem.

Mit einer geschickten Bewegung stieg er aus seinem Fenster und balancierte den Ast entlang. Mit einem geschickten Sprung überwand er den Abstand zu dem Ast eines anderen Baumes und verschwand in dessen Baumkrone.

Nachtgeflüster 41

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nachtgeflüster 42

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 42

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Was sollte das? Sunil schlief nicht mit ihm, weil es ihm unmöglich war ihn zu lieben? Jamie verstand das nicht. Was hatte Liebe mit Sex zu tun? Das waren zwei völlig unterschiedliche Dinge und den Irrglauben, das Sex mit Liebe viel schöner war, folgte er schon lange nicht mehr. Viel eher war es umgekehrt, man genoss es viel mehr, wenn man wusste das daraus keine Verpflichtungen wuchsen.

Gott, was war er nur für ein Heuchler. Er spielte den Berater in Liebesdingen für Eloy, Ratan und Nika und das obwohl er keine Ahnung von der Thematik hatte. Er war noch nie verliebt gewesen mit einigen Ausnahmen, doch das waren nur Phasen. Schon von Anfang an hatte er gewusst, das er bei Eloy keine Chance hatte, gerade deswegen hatte er es zugelassen. Wenn er auch nur den Hauch einer Chance auf Erfolg gewittert hätte, dann hätte er Eloy eiskalt von sich gestoßen. Ratan hatte schon Recht gehabt, er hatte eine eigenartige Art zu lieben. Obwohl sich Jamie langsam fragte ob man das wirklich als Liebe titulieren konnte?

Er war schon lange genug in Eloys und Kobes Familie involviert um zu wissen, wie deren Ansicht von Liebe war. Laut ihren Aussagen war es ein Gefühl, das plötzlich kam und einen glücklich machte. Dabei gab es einem noch die Kraft um alle Aufgaben zu meistern. Gut, Ratan und er hatten andere Ansichten, doch auch diese unterschieden sich.

Wahrscheinlich hatte Ratan Recht, er hatte Angst vor der Liebe, oder besser einer Beziehung. Auch wenn es ihm nicht passte, da war der Tiger auf dem richtigen Weg gewesen. Wenn etwas ernst wurde, zog er sich zurück oder fing erst gar nichts an. Das war auch der Grund warum er sich nicht in Erec verliebt hatte, obwohl sie das Bett teilten, es könnte Erfolg haben. Deswegen verbot er sich auch alle Gefühle für Sunil, da dieser sein Schutzbefohlener war und er Chancen bei ihm haben könnte. Sehr gute, wie er eben bemerkt hatte und das schreckte ihn ab.

Jamies Faust krachte gegen die Wand neben ihm. Diese verdammte Hexe, sie hatte ihn mehr verletzt, als er geahnt hatte. Nur, das er ihr diesen Sieg nicht zugestehen wollte. Es lag ihm nicht zu verlieren und von allen Wesen auf dieser Welt, wollte er gegen sie am wenigsten verlieren.

Trotz dieser Erkenntnis konnte er jetzt nicht so mir nichts, dir nichts eine Beziehung eingehen. Denn Liebe vorzuheucheln, wenn keine da war, war seinem Partner gegenüber nicht fair. Und die Narbe, die Sarah geschlagen hatte, verheilte nicht so von einem Tag auf den Anderen.

Der Wolf seufzte tief. Er benötigte etwas Abwechslung, egal welcher Art. Zu Cyrie wollte er allerdings nicht, da der Schakal ein außerordentliches Talent dafür hatte zu bemerken, wann es seinem Gegenüber schlecht ging. So gern er ihn auch hatte, das Letzte was Jamie nun wollte, war ein Gespräch über seinen Gemütszustand. Seine eigene Selbstreflektion eben war schon deprimierend genug gewesen.

Da blieb wohl nur noch Erec über, vielleicht erbarmte sich ja sogar Kyrin seiner und richtete wieder ein Wort an ihn. Seit ihrem ersten Gespräch war kein Wort mehr zwischen ihnen gefallen. Warum auch, wenn Cyrie und Sunil ihm alle Informationen lieferten, die er benötigte? Doch nun, da er mit ihnen kommen wollte, sollte er wohl einmal selbst mit ihm reden. Noch immer traute Kyrin ihm nicht.

Jamie überquerte die Brücke und blieb stehen. Er hörte Geräusche, die eindeutig nicht hierher gehörten. Sie zu identifizieren war leicht, Jamie kannte solche Laute zur Genüge, doch sie gehörten nicht hierher.

Plötzlich fielen Jamie wieder diese Beeren ein. Erec hatte sie gegessen und wegen Sunil hatte er sich nicht um den Bären kümmern können. Kein Wunder, das er nun versuchte sich selbst zu helfen. Was Jamie aber so irritierte war, das er deutlich zwei Wesen hörte. Okay, er traute Erec viel zu, doch er würde sich doch nicht…

Jamie schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken. Einmal davon abgesehen das dieser Gedanke total abstoßend war, war er auch unmöglich. Kyrin war ein Tier und außerdem war er der Feind, Erec würde sich nie darauf einlassen.

Langsam ging der Weißblonde zum Türrahmen und sah gerade noch, wie sich die beiden voneinander trennten. Wer war der Fremde und wie kam er hierher, ohne das er es merkte?

Erec lächelte zufrieden. „Das war ganz gut.“

Der Fremd erwiderte sein Lächeln. „Aber das nächste Mal liege ich sicher nicht unten.“

Jamie fand das nun der richtige Zeitpunkt war um einzuschreiten. Er wollte wirklich nicht mehr erfahren als er jetzt schon wusste. „Gut, dann könnt ihr mir sicher erklären, was das hier soll?“

Zufrieden beobachtete er wie Erec sich erschrocken zu ihm umdrehte. Das war nur richtig, so eine Nachlässigkeit hätte er Erec nie zugetraut. Egal wie stark die Beeren waren.

Der Fremde hingegen drehte sich gelassen zu ihm um. Sein Lächeln gefiel Jamie nicht.

„Ist das nicht offensichtlich?“

Der Wolf hob skeptisch eine Augenbraue. Ein ziemlich freches Verhalten für einen Dschungelbewohner. Auch wenn er ihn an jemanden erinnerte.

Sein Blick glitt zum Zimmer des Panthers und es wunderte ihn irgendwie nicht, das die Tür offen und die Fesseln unbenutzt waren. Nun aufmerksam, musterte er den Fremden. Es war eindeutig eine menschliche Gestalt, wenn er auch eine sehr dunkle Hautfarbe hatte. Nicht schwarz, sondern eher sonnengebräunt. Zwar lag er auf dem Bauch, doch auch so konnte Jamie die ausgeprägte Rückenmuskulatur sehen, die von der Kraft zeugte, die dieses Wesen besaß, wie es bei den meisten Wertieren der Fall war. Seine schwarzen, Schulterlangen Haare, überraschten ihn ebenso wenig, die die braunen Augen, die ihn mit einem überlegenen Blick musterten. „Wie ich sehe hast du es geschafft dich zu verwandeln. Ich hoffe dein neuer Schmuck gefällt dir?“

Es war ihm nicht entgangen, das Kyrin das Halsband trug, das Erec für ihn gefertigt hatte. Wenigstens hatte der Bär daran gedacht.

Kyrin griff an seinen Hals und lächelte leicht. „Nun, es ist etwas eng, aber wer sonst kann sich damit rühmen ein solches Vermögen um seinen Hals zu tragen?“

„Eine Menge Damen. Die tragen sogar mehr um den Hals als du.“ Jamie bemerkte in diesem Moment wie sehr ihm solche Gespräche abgingen. Gespräche die nur darauf abzielten den Anderen anzugreifen, um seine Schwächen zu erkennen.

„Jamie, es ist sicher nicht so wie es aussieht.“

Dieser sah nur kurz zu Erec und gleich darauf zu dem Panther. Dabei lächelte er vielsagend. „Du solltest ihn in dieser Hinsicht noch besser ausbilden.“

Kyrin warf dem Bären ebenfalls einen kurzen Blick zu und seufzte tief. „Da hast du wohl Recht.“

Erec sah sie nur an und runzelte die Stirn.

Irgendwie war es ja erheiternd den Bären so verwirrt zu sehen. Doch zum Ersten war seine Reaktion viel zu spät, noch dazu hatte der Panther zuvor sehr deutlich gezeigt was vorgefallen war. Seine Antwort hatte klar gemacht, das genau das vorgefallen war, wonach es aussah.

Einen Moment sahen sich Jamie und Kyrin schweigend an, bevor der Panther wieder das Wort ergriff. „Was hast du wieder angestellt?“

Jamie sah ihn fragend an. Was sollte das nun wieder? Themenwechsel? Das musste der Panther aber noch üben, das eben war nicht sehr geschickt gewesen.

Kyrin machte nur eine Kopfbewegung in den Dschungel hinaus. „Sunil ist verschwunden.“

Ach das meinte er. Vielleicht war Kyrin doch geschickter als er ahnte, oder es war einfach ein Glückstreffer. Auf jeden Fall hatte er einen wunden Punkt getroffen. „Das geht nur mich und Sunil etwas an.“

Der Panther lächelte zufrieden. „Ihr habt euch gestritten. Es ist wirklich eine Schande, das sich mein Neffe ausgerechnet in ein Hündchen verlieben muss.“

Kyrin seufzte bedauernd und brachte sich in eine sitzende Position.

„Du weißt davon?“ Jamie presste die Lippen aufeinander. Das war ein taktisch unkluger Fehler, auch wenn ihm die Frage unwillkürlich entschlüpft war. Bei einem Gegner wie Kyrin konnte man sich das nicht leisten. Zum Glück rettete ihn Erec.

„Das sieht doch ein Blinder. Sogar ich und ich komme in solchen Sachen einem Blinden ziemlich nahe.“

„Wobei ich ja hoffe, das diese Phase bald wieder vorbeigeht.“ Kyrin kratzte sich am Kopf und sah aus dem Fenster.

„Irgendwann wird er schon einsehen, das es nur eine Gefühlsverwirrung ist und wieder zur Vernunft kommen. Ich meine er ist jung, da kommt so was schon einmal vor, aber ich glaube nicht das es von Dauer sein wird. Liebe ist nur unnötiger Gefühlsbalast, aber das muss Sunil erst noch lernen.“

„Er hat mir gesagt, das er mich liebt.“ Seltsamerweise wollte er Kyrin widersprechen, obwohl er vor einiger Zeit noch genauso gedacht hatte. Doch es störte ihn, das der Panther die Sache als Gefühlsverwirrung ausgab. Das setzte den Wert dieser Aussage so herab.

„Genau das meine ich. Er ist verwirrt.“

Jamie wollte gerade Kyrin die Antwort geben, die er seiner Meinung nach verdiente, doch wurde er von Erec unterbrochen. Auch wenn er nur die logischste Frage nach so einer Aussage stellte, war es gerade die eine Frage, die Jamie nicht beantworten wollte.

„Wie war deine Antwort?“

Jamie wand den Blick kurz ab. „Ich habe ihm gesagt, das ich seine Gefühle nicht erwidere.“

Das plötzliche Schweigen deutete er nicht gerade als positives Zeichen, so das er wieder zu den Anderen sah. Erec sah ihn fassungslos an, während Kyrin ihn kritisch musterte.

„Warum hast du gelogen?“

„Wie? Ich habe nicht gelogen.“ Er sah Kyrin überrascht an. Wie kam der Schwarzhaarige auf so eine Idee? Er hatte doch keinen Grund um Sunil anzulügen.

„Nicht?“ Der Panther runzelte die Stirn.

„Dann bist du aber ein guter Schauspieler. Ich beobachte euch schon seit einiger Zeit, nun bis zu meiner Gefangennahme, und da hatte ich nicht die Meinung, das du seine Gefühle nicht erwiderst. Vielleicht habe ich dich deswegen auch etwas unterschätzt, euch alle.“

„Selbst wenn, spielt das keine Rolle mehr.“ Auch wenn er in Kyrins Blick etwas anderes lesen konnte, wollte er nicht darüber reden.

„Wo ist er jetzt?“

Der Panther zuckte die Schultern. „Wer weiß. Ich spüre ihn nicht mehr, dafür ist er zu weit weg.“

Also ging es ihm wie Jamie selbst, denn auch er spürte ihn nicht mehr. „Erec, du solltest unserem Gast Kleider geben, die seiner jetzigen Gestalt entsprechen. Nebenbei kannst du dir auch gleich wieder etwas zum Anziehen besorgen.“

„Und was machst du?“ Erec sah ihn fragend an.

Jamie lächelte und wand sich um. „Ich werde etwas zu essen besorgen.“

Angeln sollte ja beim Nachdenken helfen und Hilfe konnte er nun durchaus benötigen. Zum ersten Mal bedauerte Jamie das Ratan nicht hier war. So ungebeten seine Ratschläge manchmal auch waren, so traf er immer den Nagel auf den Kopf. Und bei dieser Sache konnte er etwas Hilfe durchaus gebrauchen oder besser noch eine Lösung.

Nachtgeflüster 43

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 43

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Die werden nicht beißen, würde ich auch nicht bei so einem nachdenklichen Gesicht.“

Jamie seufzte. „Was willst du Erec?“

Nicht, das er ihn nicht schon längst bemerkt hätte, es war klar, das ihm jemand folgte. Nur weil sie Männer waren hieß das nicht, das es die Dinge vereinfachte. Nein, es wurde trotzdem alles diskutiert und sei es nur um die eigene Neugierde zu befriedigen. Es erstaunte Jamie nur, das es Erec war der ihm folgte. Zu Cyrie hätte es eher gepasst, doch dieser wusste wahrscheinlich noch nicht einmal etwas davon.

„Kyrin?“ Es war nur dieser eine Name, doch Erec wusste, was er damit meinte. Er wollte nur wissen, das dieser nicht unbeaufsichtigt war oder sich frei bewegen konnte.

Der Bär lächelte nur und brachte die letzten Stufen der Strickleiter mit einem Sprung hinter sich. „Cyrie.“

Ebenso einsilbig wie Jamies Frage zuvor, beantwortete Erec diese.

Jamie nickte nur zustimmend. Dann war er wenigstens beschäftigt und konnte sich nicht aus dem Staub machen.

„Traust du ihm noch immer nicht?“

„Nein, du?“ Er traute Erec nicht eine solche Kurzsichtigkeit zu. Nur wegen eines Nachmittags glaubte er jetzt nicht an die große Liebe, wenn er so naiv wäre, würde er ihm nicht sein Leben anvertrauen.

„Nein.“ Er setzte sich neben den Wolf.

„Willst du darüber reden?“

Jamie wüsste worauf das hinauslaufen würde und widmete der Angel mit einem Mal mehr Aufmerksamkeit als notwendig war. „Nein.“

„Aber ich.“ Erec überging seine Antwort einfach.

Ein bedauerndes Seufzen kam über Jamies Lippen. Nein, die Sache war nicht einfacher nur weil sie Männer waren, wo hatten die Frauen nur immer ihre Vorurteile her? „Glaubst du nicht, das das meine Angelegenheit ist?“

Der Bär schüttelte den Kopf. „Nein, denn du bist Teil einer Gruppe und es ist meine Aufgabe diese Gruppe zu beschützen. Wenn also ein Mitglied dieser Gruppe nicht okay ist, muss ich mich darum kümmern. Ansonsten kann es zu einem Sicherheitsrisiko kommen.“

„Ach das bin ich? Ein Sicherheitsrisiko?“ Jamie lächelte schwach. Na das waren ja großartige Aussichten.

Erec sah ihn überrascht an. „Ein Sicherheitsrisiko? Nein, das bist du nicht. Du bist etwas Schlimmeres, du bist ein Saboteur, denn mit deinen Worten hast du die Harmonie in der Gruppe gestört.

Mensch Jamie, wie konntest du nur so etwas sagen?“

Der Bär schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. „So unsensibel bin nicht einmal ich und ich weiß nicht einmal wie man das Wort Feingefühl buchstabiert.“

Auch wenn Erec sich darüber aufregte, so war Jamie seltsamerweise total ruhig. Er sah die Sache sogar Recht nüchtern, wenn er auch nicht wusste, woher diese Einstellung kam. „Wie? Die Worte haben einfach meinen Mund verlassen, so spricht man doch, oder?“

„Jamie.“ Man merkte, das der Bär sich schon beherrschen musste, um nichts Unbedachtes zu machen.

Jamie legte die Angel in eine Halterung neben sich. Dann wand er sich dem Bären zu. „Erec, du erwartest doch nicht wirklich, das ich meine Gefühlswelt vor dir ausbreite. Das sind Territorien, denen selbst du nicht gewachsen bist. Abgesehen davon, das ich nicht vorhabe dir dort Zutritt zu gewähren.“

Der Braunhaarige seufzte tief und ließ die Schultern hängen. „Ich weiß, ich bin nicht Ratan, doch dieser ist leider nicht hier. Ich schon, also lass dir von mir helfen.“

Jamie lächelte hochmütig. „Das ist dein Fehler Erec. Du denkst das ich Hilfe benötige, doch das ist falsch. Was passiert ist, ist passiert daran gibt es nichts mehr zu ändern.

Wenn dir die Harmonie der Gruppe soviel bedeutet, dann such Sunil und bring ihn zurück.“

„Weißt du, ich wollte dir helfen, doch wenn du gerne alleine mit deinen Problemen bist, bitte. Deinen Sarkasmus habe ich nicht verdient, weder ich noch Sunil, also behalte ihn auch für dich.“ Erec stand auf und sah einen Moment auf ihn hinab, bevor er sich umdrehte und zur Strickleiter zurückging.

Jamie sah ihm nicht nach, sondern nur auf das Wasser vor ihm. Nachdenklich schwieg er ein paar Augenblicke. „Glaubst du ich soll es versuchen?“

Die Hand des Bären, die gerade nach der Leiter greifen wollte, verharrte in der Bewegung. „Was?“

Der Wolf drehte sich zu ihm herum. „Glaubst du ich sollte es versuchen, ihn zu lieben?“

Erec schüttelte den Kopf. „Nein, Jamie. Bei der Liebe gibt es kein versuchen. Entweder du liebst jemanden oder nicht. Mag sein, das du einige Zeit brauchst um das zu begreifen, doch wenn es soweit ist, wirst du es wissen.

Doch es zu versuchen ist ein Betrug an deinem Partner, da dieser nie wissen wird woran er ist.“

„Wie meinst du das?“ Aufmerksam sah Jamie den Bären an. Eigentlich war es absurd, er holte sich Beziehungstipps von Erec. Bei allen Möglichkeiten, gerade von Erec, doch irgendwie schien das gerade das Richtige zu sein. Der Bär sprach aus was er dachte und gab ihm nicht zu denken so wie Ratan oder Cyrie es machten, Von ihm bekam er klare Antworten, nicht kryptische Andeutungen. Hier sprachen sie die gleiche Sprache.

„Dein Partner wird nie wissen woran er ist. Versuchst du es noch, oder hast du schon aufgegeben ohne es ihm zu sagen? Wo steht er gerade? Kurz vor dem Aus oder einer längeren Beziehung?

Es gibt so viele Unklarheiten bei diesem versuchen. Über kurz oder lang wird es dein Partner leid sein zu warten und dich verlassen. Das meine ich damit. Als geübter Geschäftsmann solltest du wissen was Unsicherheit bei Menschen bewirkt.“

Jamie lächelte amüsiert. Geschäftsmann, was für eine taktvolle Umschreibung für diesen Teil seiner Tätigkeit. Als ob Erec nicht genau wusste, was er machte. In den letzten Jahren hatte er die Fähigkeiten oft genug nutzen müssen. „Also soll ich mich darauf einlassen?“

Erec lächelte sanft und führte die Bewegung nun zu Ende und griff nach der Leiter. „Das Jamie, musst du für dich selbst entscheiden. Allerdings bin ich mir sicher, egal ob Katastrophe oder Erfolg, du kannst davon nur profitieren.“

Der Wolf hob amüsiert eine Augenbraue. „Ach, bin ich so ein hoffnungsloser Fall?“

Erec grinste nun breit. „Jamie, du bist der Hoffnungsloste Fall, den ich kenne.“

Damit begann er die Leiter hinauf zu klettern.

Jamie schüttelte nur den Kopf und nahm die Angel wieder in die Hand. Nun, dann sollte er vielleicht einmal auf Erec hören.

Bei diesem Gedanken schüttelte er lächelnd den Kopf. Allerdings musste dafür Sunil erst wieder einmal zurückkommen, doch das konnte sich nur um Stunden handeln.
 

„Und?“

„Ich glaube, er hat sich entschieden.“ Erec setzte sich neben die Öffnung im Boden und schloss die Luke.

„Und?“ Kyrin sah ihn abwartend an. Was war dabei herausgekommen? Er hatte ihm den Bären immerhin nicht zum Spaß nachgeschickt.

„Ich schätze mal, du musst dir um deinen Neffen keine Sorgen mehr machen. Jamie wird das Richtige machen.“

Kyrin hob skeptisch eine Augenbraue. „Du schätzt?“

Erec verdrehte die Augen und stand auf. „Mann, du bist schlimmer als Jamie.“

Also das fasste Kyrin eindeutig als Kompliment auf. Mit dem Wolf verglichen zu werden und besser abzuschneiden, war etwas auf das er stolz sein konnte. Nicht, das er Jamie je sagen würde, wie hoch er ihn einschätzte. Er war durchaus ein ebenbürtiger Gegner, davon hatte es bis jetzt noch nicht viele gegeben. Eigentlich keinen Einzigen.

Der Bär schlug sich auf die Oberschenkel um den Staub von dort zu entfernen. „Warum interessierst du doch eigentlich so dafür? Ich dachte das sein nur eine Gefühlsverwirrung?“

„Ist es auch, davon bin ich überzeugt. Doch Sunil denkt das es mehr ist und ich will nicht das er allzu sehr enttäuscht ist. Die erste Liebe ist etwas Besonderes.“ Kyrin wollte nicht, das für Sunil eine Welt zusammenbrach, wenn es in die Brüche ging. Zu trauern war okay, doch das Leben ging weiter, auch nach einer misslungenen Beziehung.

„Spricht da jemand aus Erfahrung?“ Der Bär grinste frech.

Der Panther verdrehte nur die Augen. „Mach dich doch nicht lächerlich. Du kennst meine Einstellung oder solltest sie kennen. Liebe hat zwischen Männern nichts zu suchen. Es reicht, wenn jeder auf seine Kosten kommt.“ Mehr brauchte man nicht und mehr war er auch nicht bereit in eine Verbindung mit einem Mann zu investieren. In seinem Stamm konnte man sich mit so vielen Männchen vergnügen wie man wollte, wenn man auch seinen Pflichten bei den Weibchen pflichtgetreu nachkam.

„Das stimmt wohl.“

„Wenn wir schon einmal dabei sind…“ Kyrin deutete mit seinem Kopf auf seine Hände, die mit einem dicken Seil an einen Balken festgebunden waren.

„…konntest du mich wieder losmachen?“

„Eigentlich gefällst du mir so ganz gut.“ Auf Erecs Lippen legte sich ein genießendes Lächeln.

„Das kann ich mir vorstellen, aber es wäre ein leichter Sieg meinst du nicht?“ Es war schlimm, das in dieser Gestalt ein Seil reichte, um ihn festzuhalten.

Der Bär kam zu ihm und löste die Fessel. „Wahrscheinlich, noch dazu wo du nun sowieso einen Kampf vor dir hast.“

Kyrin sah Erec fragend an. Wovon redete er?

Amüsiert grinste der Bär. „Wir gehen nun einmal nach Cyrie sehen. Mal sehen wie er deine neue Gestalt findet.“

Der Panther gab einen gequälten Laut von sich. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Das konnte eine Angelegenheit von Stunden werden, vielleicht war diese Gestalt doch keine so gute Idee gewesen.

Nachtgeflüster 44

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 44

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Hast du ihn gefunden?“ Fragend sah Jamie den Bären an.

Erec legte gerade einen Sack mit Früchten neben sich auf den Boden. „Nein, ansonsten hätte ich ihn mitgenommen und das weißt du.“

Unruhig sah Jamie auf den Dschungel. Man merkte, wie das Wasser wieder zurückging, bald würde man den Boden wieder betreten können.

„In drei Wochen.“ Kyrin trat neben ihn und sah über das Geländer hinab.

„Hm?“ Jamie sah den Panther fragend an.

„Das Wasser. In drei Wochen wird es weg sein. Dann könnt ihr abreisen.“

„Ihr? Hast du deine Meinung wieder mal geändert?“ Jamie konnte gerade noch ein Seufzen unterdrücken. Sunil war schon seit drei Wochen verschwunden. Weder bei den Eingeborenen, noch in der Umgebung war er zu finden. Nicht, das sie nach ihm suchten, laut Kyrin würde er von alleine wieder zurückkommen. Das war wohl irgend so eine Katzeneigenart.

In der Zeit hatte sich viel geändert, wenn auch nichts Grundlegendes. Klar, Kyrin durfte frei herumlaufen und nach dem ersten Ansturm, hatte sogar Cyrie es aufgeben ihm auf Schritt und Tritt zu folgen. Doch trotzdem vertraute Jamie ihm noch nicht voll und ganz. Allerdings war es okay sich mit ihm zu unterhalten, es tat gut einen anspruchsvollen Gesprächspartner zu haben, selbst wenn es oft in einem verbalen Kräftemessen endete.

„Du glaubst doch nicht das ich euch begleite wenn Sunil nicht da ist? Ich begleite in erster Linie ihn und nicht euch.“

„Ach wirklich?“ Jamie gestattete sich ein wissendes Lächeln. Dafür hing er aber in den letzten Wochen sehr an Erec und diesem schien seine Gegenwart auch nicht zu missfallen.

Erec seufzte tief. „Wie Hund und Katze, was meinst du?“

Cyrie, der gerade zu ihnen stieß, sah kurz auf die Beiden und schüttelte den Kopf. „Muss etwas genetisches sein. Anders lässt es sich nicht erklären.“

Damit öffnete er den Beutel, den Erec mitgebracht hatte und nahm einen Ast heraus auf dem einige Beeren hingen. Fragend musterte er zuerst diese Beeren und danach Erec. „Ich will dir ja keine unlauteren Absichten unterstellen, doch das fällt mir in Anbetracht der Beweise sehr schwer.“

„Die, mein lieber Cyrie, sind für den Eigengebrauch.“ Damit nahm ihm Erec den Zweig mit einem breiten Lächeln ab.

Also Scham kannte der Bär überhaupt nicht und das gefiel Jamie auch so an ihm. Natürlich hatten sie alle erkannt was das für Beeren waren, dafür hatten sie viel zuviel Chaos verursacht.

„Vergiss nicht, derzeit gehört er mir.“ Kyrin legte ihm eine Hand auf die Schulter und beugte sich leicht zu seinem Ohr.

Jamie schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Keine Sorge, ich kann warten.“

Der Panther ließ ihn wieder los. „Findest du nicht, du solltest dich eher um Sunil kümmern?“

Mit diesen Worten ließ er ihn zurück und nahm Erec die Beeren ab. „Die sind beschlagnahmt. Ich wäre nicht erfreut, wenn ich sie irgendwann unter mein Essen gemischt finde.“

„Hey, die waren schwer zu beschaffen.“ Erec sah ihn beleidigt an.

Cyrie nahm währenddessen zwei Früchte aus dem Beutel und machte sich mit seiner Beute auf den Weg in die Küche.

Auch Jamie wand sich ab und sah auf den Dschungel. Das war inzwischen schon Alltag. Es war erstaunlich wie schnell sich eine neue Situation in etwas alltägliches wandelte. Nur eines störte den gewohnten Ablauf, Sunil fehlte. Ob er seine Entscheidung geändert hatte und nun doch nicht mit ihnen reiste? Das wäre auf jeden Fall problematisch für ihn.

Plötzlich schreckte er hoch. Das war doch,… dieser Geruch, das war Sunil.

Auch Erec schreckte hoch, aber Kyrin legte ihm gelassen eine Hand auf die Schulter.

Doch für Jamie reichte diese Bestätigung schon. Wenn selbst Erec ihn witterte, dann konnte er sich auf keinen Fall geirrt haben. Seine Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung und führten ihn direkt zu seinem Zimmer. Dabei immer dem Geruch Sunils folgend. Als er sah wie Sunil gerade durch das Fenster kletterte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Ihm war nichts passiert.

Doch auch wenn er erleichtert war, so war er ebenso wütend auf Sunil. Es war ihnen gegenüber mehr als nur unverantwortlich einfach so zu verschwinden. Er wusste zwar nicht was mit den Anderen war, doch er war sehr besorgt um ihn gewesen. „Wo warst du?“

Bei seinen Worten sah Sunil zu ihm. „Weg, das hast du doch sicherlich bemerkt, nicht?“

Das war typisches Teenagergehabe, das kannte Jamie noch sehr gut von Marissa. Darauf würde er sich nicht einlassen und trotzdem wollte er wissen wo Sunil gewesen war. „Wo?“

Der Mischling sah ihn nur gelassen an und lehnte sich gegen das Fensterbrett. „Weg. Aber wenn du es so genau wissen willst, an den Grenzen meines Reviers. Ich brauchte etwas Zeit für mich.“

„Und davon konntest du natürlich keinen von uns etwas sagen was?“ In solchen Situation merkte man einmal wieder wie jung Sunil in Wirklichkeit war. Nur Kinder liefen weg, aber das lag wohl in der Familie.

„Nein, denn ich wollte dich nicht mehr sehen. Ehrlich gesagt, will ich dich nicht einmal jetzt sehen.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Doch ich habe ein Versprechen abgegeben und dieses halte ich.“

Irgendwie hatte der Junge eine ausgesprochene Fähigkeit ihn mit seinen Worten zu treffen, aber er gab ihm auch genügend Munition. Vielleicht wurde er aber auch nur zu weich, obwohl Kyrins Zunge war wesentlich schärfer, doch diese kratzte ihn nicht einmal an. Ob es an Sunil lag? „Hör mal Sunil, ich habe nachgedacht.“

„Und?“ Das schien Sunil nicht sonderlich zu beeindrucken. Doch nur im ersten Moment, dann legte er überrascht einen Finger an den Mund.

„Oh warte, ich glaube ich weiß worauf du bei deinen Überlegungen gekommen bist. Du liebst mich doch, nicht?“ Seine Stimme troff nur so vor Hohn, bevor er tief seufzte.

„Mach dich nicht lächerlich Jamie. Du musst mir nichts vorspielen, ich komme auch so mit. Du hast gewonnen und dein Ziel erreicht. Du bringst den armen Weisen zu seiner Familie zurück.“

Nun kamen sie wieder auf gewohntes Terrain zurück. Wenn Sunil sich gerne als Opfer darstellen wollte, gut. Doch auch er hatte da ein zwei Takte mitzureden. „Bist du fertig?“

Der plötzliche Stimmungsumschwung in Jamie schien auch Sunil aufzufallen. Irritiert blinzelte er kurz.

Da er nicht wirklich eine Antwort erwartete, fuhr der Wolf einfach fort. „So gerne ich deine Theorie, die du dir so schön zurechtgelegt hast, unterstützen würde, du hast Unrecht. Nein, ich liebe dich nicht und daran hat sich kaum etwas geändert.“

„Das hatten wir doch schon.“ Der Mischling löste sich vom Fensterbrett und bewegte sich auf ihn zu. Allerdings nur um die Tür hinter Jamie zu erreichen.

Dieser wartete, bis Sunil an ihm vorbeiging. „Ich liebe dich nicht, weil ich nicht weiß was Liebe ist. Nicht mehr.“

Sunil stoppte bei diesen Worten, doch er drehte sich nicht zu ihm um. „Ja, und?“

„Ich weiß, das hilft dir nicht und es soll auch keine Entschuldigung sein.“ Nein, entschuldigen wollte sich Jamie nicht. Einfach weil es nichts zu entschuldigen gab.

„Warum sprichst du es dann an?“ Die Hände des Mischlings ballten sich zu Fäusten.

Jamie nahm eine Faust in seine Hände und umschloss sie so. „Damit du es verstehst. Vor allem damit du nicht denkst, das es deine Schuld ist.“

Nein, in diesem Fall lag es an ihm. An ihm und seiner Vergangenheit. Es geschah nicht oft, das er zugab nicht unfehlbar zu sein. Das hier war fast so etwas wie eine Premiere.

„Oh, ich habe nie daran gedacht, das ich daran Schuld sein könnte. Wie kommst du überhaupt auf die Idee, es könnte mir etwas ausmachen? Ich habe dir meine Liebe gestanden und wurde abgewiesen, das wars.“

„Nein, das war es nicht. Ich liebe dich nicht, doch das bedeutet nicht, das ich es nicht gerne würde.“ Es machte Sunil durchaus etwas aus, sonst wäre er nicht weggelaufen. Selbst jetzt konnte er ihn nicht ansehen, diese Anzeichen waren eindeutig, er war ihm nicht gleichgültig.

Sunil riss seine Hand los und fuhr zu ihm herum. „Ich hab es kapiert, du musst es nicht andauernd wiederholen. Du hast ja keine Ahnung wie weh das tut!“

Plötzlich blinzelte, so als wären Jamies restliche Worte erst jetzt zu ihm durchgedrungen.

Ungläubig sah er den Wolf an. „Was?“

Jamie lächelte leicht. „Ich habe gesagt, das ich dich gerne lieben würde. Es wird zwar noch einiges an Zeit dauern, bis ich es verstehe, doch wenn du es erwarten kannst…“

Er hielt kurz inne, das keine Reaktion von dem Jüngeren kam verunsicherte ihn etwas. Gott, er war verunsichert, das so etwas noch passieren konnte.

Doch Sunil sah ihn nur gespannt an.

„Ich würde gerne mit dir wieder erkennen, was Liebe ist. Wenn du bereit wärst, diesen Weg mit mir zu gehen?“ In Sunils Augen sah er schon die Antwort, bevor dieser etwas sagte und es erleichterte ihn. Doch so wirklich würde er es wohl erst glauben, wenn er die Bestätigung aus seinem Mund bekam.

Der Jüngere brauchte einige Minuten um sich zu sammeln. Scheinbar gelassen zuckte er mit den Schultern. „Nun, vielleicht nehme ich diese Bürde ja auf mich. Es könnte interessant sein. Immerhin haben wir ja einige Zeit den gleichen Weg.“

Also im Moment hatte Jamie nicht viel für derartige Spielereien übrig. So sehr er diese Wortduelle auch genoss, im Moment wäre ihm eine klare Antwort deutlich lieber. So mussten sich wohl seine Gesprächspartner fühlen, kein Wunder warum er das so gerne machte.

Schweigend sah er Sunil an, nun sollte er sich entscheiden. Auf reine Vermutungen seinerseits würde er sich nicht verlassen.

Der Mischling lächelte. „Sieh mich nicht so an. Du kennst die Antwort doch schon und wenn nicht, sie ist ja. Wann hat man schon einmal sie Chance einen Mann beizubringen was Liebe ist?“

Bei den letzten Worten wurde sein Lächeln immer breiter.

„Nicht oft, aber ich muss dich warnen. Laut Zeugenaussagen bin ich ein hoffnungsloser Fall.“ Der Wolf erwiderte Sunils Lächeln. Ja, er hatte Erecs Worte nicht vergessen, selbst wenn er ihnen nicht soviel Bedeutung zumaß.

Sunil lachte kurz auf. „Umso besser, das macht den Erfolg nur umso größer.“

Er legte einen Arm um Jamies Hals. „Und bei diesem Preis, bin ich nicht gewillt zu verlieren.“

„Da sind wir uns wohl einmal einig.“ Warum sollte er widersprechen, sie hatten das gleiche Ziel. Auch für Jamie war eine Niederlage nicht akzeptabel.

Statt einer Antwort legten sich Sunils Lippen auf seine und küssten ihn.

Also, wenn das seine erste Lektion war, dann freute sich Jamie schon auf die nächsten.
 

So ich melde mich mal wieder. Jetzt geht es wohl wieder in die Zivilisation zurück mit den Beiden. Immerhin stehen Sunil noch einige Begegnungen bevor, die einiges erklären werden. Vor allem die Frage: Wer ist Ratan?

So nebenbei habe ich wieder eine Umfrage. Nein, ich will nicht wieder eure Lieblinge wissen.

Es geht um die Zusatzgeschichten, die ich einigen versprochen habe. Also der Tag oder die Woche im jeweiligen Leben eines Pärchens. Ich überlege ob ich einige davon in spätere Zeiten oder sogar in die Gegenwart verlege. Interesse daran oder eher nicht?

Nachtgeflüster 45

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 45

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Mit einem sehnsüchtigen Blick sah Sunil zu dem Baumhaus hinauf. Es war so als würde er einen Teil von sich selbst zurücklassen. Immerhin war dieser Ort über Jahre hinweg sein Zuhause gewesen und nun sollte er es auf unbestimmte Zeit verlassen. Vielleicht sogar für immer.

„Du weißt, wir könnten sie mitnehmen.“ Cyrie sah ihn fragend an.

Sunil schüttelte nur den Kopf. „Nein, so ist es besser. Sie ist ein wildes Tier, die Stadt würde ihr nicht gefallen. Außerdem…“

Er warf einen Blick zu Jamie. „Das ist die beste Lösung.

Cyrie zuckte nur mit den Schultern und schulterte seinen Rücksack.

Es war wirklich das Beste so, er konnte seine Schlange nicht mitnehmen. Er war sich ziemlich sicher das ihr die Stadt nicht gefallen würde. Ihm gefiel sie ja auch nicht und sie waren sich ziemlich ähnlich. Sie beide waren Kinder des Dschungels und wollten frei sein. Ihm war das ja noch möglich, doch bei ihr würde es schwer werden.

„Kommt ihr?“ Erec drehte sich fragend zu ihnen um. Er und die Anderen waren schon ein ganzes Stück voraus.

Sunil folgte ihnen mit Cyrie, der neben ihm ging. Nun fing also ein neuer Abschnitt in seinem Leben an. Ehrlich gesagt war er etwas unsicher was das betraf. Die Tatsache, das Jamie an seiner Seite war, sollte ihn eigentlich beruhigen doch so war es nicht. Er hatte noch immer etwas Angst. Für ihn war es als drang er in ein unbekanntes Revier ein, ohne zu wissen welche Gegner ihn dort erwarteten. Dabei hatte ihn sein Vater darauf vorbereitet, Kyrin hingegen wusste nichts davon.

Sunil warf einen verstohlenen Blick zu seinem Onkel. Nun, dafür das er in eine fremde Welt aufbrach wirkte er recht ruhig. Na ja so ruhig, wie sein Onkel eben sein konnte.

Doch er wirkte keineswegs beunruhigt, ob er doch mehr wusste als er zugab? Sunil war schon in der Stadt gewesen, Kyrin vielleicht auch?

Er schüttelte den Kopf. Das waren eindeutig zu viele Gedanken auf die es keine Antwort gab, also sollte er sie einmal beiseite schieben. Wie hatte seine Mutter immer gesagt? Was passieren musste, das würde passieren es lag nicht in ihrer Macht das zu ändern.

Der Mischling beschleunigte seine Schritte und schloss zu den Anderen auf. Er war ja nicht alleine also konnte nicht allzu viel schief gehen.
 

Es dauerte nur drei Tage bis sie die Gruppe erreichten, die Jamie und die Anderen abholen sollte. Aus ihren Gesprächen erkannte Sunil das sie etwas zu früh aufgebrochen waren. Natürlich, sie hatten nicht einmal gewartet bis der Boden richtig getrocknet war. Kaum war das Wasser weg, waren Erec und Jamie nicht mehr zu halten gewesen.

Sunil bemerkte auch, wie die Anwesenheit von mehreren Menschen seine Bekannten veränderte. Nicht negativ, doch es war für ihn schon eher ungewohnt.

Nach nur wenigen Minuten hatte Erec die Führung der Gruppe übernommen. Man merkte einfach das er nun der Anführer war, das lag an seiner Ausstrahlung.

Jamie kam zu ihm und flüsterte ihm etwas zu, worauf der Bär nur stumm nickte.

Auch Jamie hatte sich verändert, er wirkte nun viel entspannter als er es in den letzten Tagen gewesen war. Aufmerksam musterte er die Menschen um sich, so als würde er jeden einer kurzen Prüfung unterziehen. Wahrscheinlich tat er das auch. Mit einem abschließenden Lächeln nickte er zufrieden.

Cyrie war schon lange nicht mehr an seiner Seite. Er hatte sich sofort unter die einheimischen Träger gemischt und unterhielt sich mit ihnen. Scheinbar wollte er als Dolmetscher eine gute Basis zu beiden Seiten aufbauen.

Sunil tauschte einen Blick mit Kyrin aus. Dieser lächelte nur und schlug ihm aufmunternd auf die Schulter. Na das waren ja Aussichten. Man konnte sich inmitten der vielen Menschen ja richtig einsam vorkommen.

Es dauerte einige Wochen bis sie die Stadt erreichten. In dieser Zeit bemerkte Sunil immer mehr neue Seiten an seinen Begleitern. Manche überraschten ihn, anderen fielen ihm eher negativ auf. Allerdings sagte er nichts, noch nicht. Er würde vor den Trägern keinen Streit anfangen, das würde wohl keiner seiner Begleiter gut finden.

Sunil sah sich aufmerksam in den Straßen der Stadt um. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nicht viel verändert. Obwohl, es schien als wäre es im Hafengebiet etwas geschäftiger als bei seinem letzten Besuch. Allerdings war das eine subjektive Einschätzung, da sein Vater die Hafengegend eher gemieden hatte. Das dort war kein Umgang für Kinder, hatte er immer gesagt.

„Wie sieht es aus Jason? Ist das Schiff bereit?“ Jamie sah den jungen Mann fragend an.

„Ja, nur gab es einige Änderungen. Ratan, nun es scheint als müsse er einen Umweg machen.“

„Einen Umweg?“ Jamie hob skeptisch eine Augenbraue.

„Was ist wichtiger als ich?“

„Nun, das kann euch euer neuer Kapitän sicher besser erklären.“ Jason wirkte erleichtert, als einer der Träger nach ihm rief. Rasch wand er sich diesem zu.

„Probleme?“ Sunil trat neben Jamie. Natürlich hatte er alles mit angehört und das war Jamie sicher auch bewusst. Bei Ratans Namen hatte sich etwas in sich versteift und er war froh, das seine Begegnung mit diesem Menschen noch etwas hinausgeschoben wurde. Er hatte gar keine Lust den wichtigsten Menschen in Jamies Leben kennen zu lernen, vor allem weil er diesen Platz für sich beanspruchen wollte.

„Nein. Nicht wirklich.“

„Es tut mir leid, das du deinen Freund nicht treffen kannst.“ Eine glatte Lüge, doch das war Sunil in diesem Moment egal. Er musste zumindest Interesse für diese Person aufbringen, die Jamie so wichtig war.

Jamie winkte nur ab und lächelte. „Wenn unsere Ausweichmöglichkeit das ist was ich vermute, dann werde ich ihn noch treffen. Und wenn nicht, dann eben ein anderes Mal. Doch die Gelegenheit wird er sich nicht entgehen lassen.“

Gerade als Sunil fragen wollte, was er damit meinte, klopfte Erec Jamie auf die Schulter.

Er steckte die Hand aus und deutete auf eine Person. „Schau Jamie.“

Dieser nickte nur. „Ich sehe ihn.“

Sunil versuchte zu erkennen wenn die Zwei meinten, doch dafür waren einfach zu viele Leute um sie herum. Selbst an der Stelle auf die Erec gezeigt hatte, stand eine ganze Gruppe von Männern beieinander und sahen auf einen Bogen Papier.

Plötzlich beschleunigte Jamie seine Schritte und hob grüßend die Hand. „Kätzchen!“

Seine Stimme hatte einen Klang, den Sunil gar nicht von ihm kannte. Sie klang so fröhlich, entspannt, ja beinnahe kindlich.

Bei diesem Ausruf hob ein braunhaariger Mann den Kopf. Als er Jamie erblickte, verdrehte er allerdings genervt die Augen.

Sunil runzelte verwundert die Stirn. Anscheinend kannten sich die Zwei, anders ließ sich diese Reaktion nicht erklären. Nur schien es sich dabei nicht gerade um Freundschaft zu handeln.

Der Mann löste sich von der Gruppe und stemmte die Arme in die Hüfte. „Das wurde ja auch Zeit. Ich wollte schon ohne euch losfahren.“

„Was du zweifellos auch gemacht hättest. Allerdings hättest du dann Ärger mit Ratan bekommen.“ Jamie grinste amüsiert.

„Er ist nicht mein Vater. Was kümmert mich sein Ärger?“ Das war eine schwache Erwiderung, so als glaubte der Braunhaarige selbst nicht was er sagte.

Sunil musterte den Fremden genau. An ihm war etwas, er konnte nicht genau sagen was, doch von ihm ging etwas vertrautes aus. Fremd, aber doch auf seltsame Weise vertraut. Hatte ihn Jamie nicht Kätzchen genannt? Konnte es sein, das er gerade einen Wertiger gegenüberstand?

Der Fremde sah ihn nun genau an und Sunil erkannte die Pupillen des Mannes. Seine Augen waren zwar grau, doch seine Pupillen bewegten sich. Je nach Lichteinfall wurden sie weiter oder zogen sich zusammen. Nur war es nicht so wie bei einem Menschen, eher wie bei einer Katze.

„Und das ist der Bengel?“

„Sunil. Der Bengel hat einen Namen.“ Okay, vielleicht war er ein Tiger, doch sein Charakter ließ zu wünschen übrig.

Jamie lachte und legte einen Arm um Sunils Schulter. „Du musst Ercole verzeihen. Er hat leider keinerlei Manieren, da hat Ratan bei seiner Erziehung etwas verabsäumt.“

Also das war der Partner seines entfernten Verwandten? Nun, über Geschmack ließ sich bekanntlich streiten. Vielleicht steckte dieser seine Maßstäbe aber auch nicht allzu hoch. Sunils erster Eindruck von dem Piraten war auf jeden Fall nicht positiv.

„Dieser unerzogene Junge kann dich aber Kielholen lassen wenn du dich nicht benimmst. Diesmal bist du auf meinem Schiff.“ Ercole sah ihn missmutig an.

„Natürlich, wenn du es schaffst an Erec vorbeizukommen und dich Ratans Zorn aussetzen willst, kannst du das gerne machen.“ Jamie schenkte Ercole ein unschuldiges Lächeln.

„Du weißt doch, ich bin sein Liebling.“

Grummelnd wand sich Ercole um und ging zurück zu seiner Gruppe. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen du wärst sein Liebhaber.“

Jamie folgte ihm mit Sunil. Bei den nächsten Worten war seine Stimme wieder ernst. „Du weißt es aber besser, also rede nicht so darüber.“

Bis jetzt hatte Sunil der Unterhaltung nur nebenbei zugehört, doch die Bemerkung des Tigers hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Hieß das etwa Jamie und den Tiger verband keine solche Beziehung? Doch wie standen sie dann zueinander, wenn nicht so? Das bedeutete ja dann, das er die Beziehung zwischen Jamie und Ratan falsch eingeschätzt und auch unterschätzt hatte.

Sunil warf einen Blick auf den Tiger. Ob er diesen über die Beziehung zwischen den Zweien ausfragen konnte? Na ja fragen kostete nichts, doch Sunil bezweifelte das er hier eine Antwort bekam. Das Thema wurde ja anscheinend totgeschwiegen.

„Ist Kobe da?“ Jamie deutete auf das Schiff hinauf.

Ercole warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wo soll er sonst sein? Er hatte ja immerhin Wochen Zeit, um sich alles Grünzeug zu besorgen das die Umgebung hier hergibt.“

„Nun ich glaube dieses Grünzeug hat dir schon oft genug das Leben gerettet, also solltest du nicht so abfällig darüber reden.“ Mit diesen Worten ließ ihn Jamie stehen und ging zum Laufsteg. Dort ließ er auch Sunil los und balancierte geschickt über die Holzplanke auf das Schiff hinauf.

Sunil war etwas unsicher. Nicht wegen des Holzstegs, der war eine Kleinigkeit. Doch er war noch nie auf einem Schiff gewesen und nun würde er auch noch ein Familienmitglied kennen lernen. Das war irgendwie anders als bei Kyrin, auf diesen hatte er sich einstellen können.

„Komm.“ Jamie sah lächelnd zu ihm hinunter. Er streckte eine Hand nach ihm aus.

„Brauchst du Hilfe?“

„Werd nur nicht frech. Als ob eine Katze jemals die Hilfe eines Hundes brauchen würde, wenn es um Geschicklichkeit geht.“ Sunil erwiderte das Lächeln des Wolfes und betrat den Steg. Nun, dann auf zum Familientreffen.

Nachtgeflüster 46

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 46

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es tat gut, wieder die Planken eines Schiffes unter sich zu fühlen. Er war wirklich zur Hälfte auf dem Meer daheim. Obwohl es dabei sicher auch auf die Gesellschaft ankam. Es war nett von Ratan so eine Ausweichmöglichkeit zu schicken, auch wenn Jamie vermutete, das ein wenig Berechnung dabei gewesen war. Wahrscheinlich wollte Ratan das Sunil zuerst auf jemanden traf, der zu seiner Familie gehörte. Kobe war dafür der perfekte Kandidat.

Jamie visierte die Treppe an, die unter Deck führte. Wenn er Kobe auf dem Schiff fand, dann dort.

Sunil folgte ihm, wenn auch langsamer. Sein Blick glitt aufmerksam umher, dabei jede Kleinigkeit in sich aufnehmend.

„Beeindruckend nicht?“ Auch für ihn war es damals ein sehr einprägendes Erlebnis gewesen, das erste Mal auf einem Schiff zu sein. Allerdings war das nichts dagegen, wenn es einmal in See stach. Erst dann merkte man wirklich was alles in einem Schiff steckte.

Er blieb vor einer Tür stehen und klopfte an. Geduldig wartete Jamie auf eine Antwort.

„Wenn es kein Tiger ist, kann er hereinkommen.“

Jamie öffnete lächelnd die Tür. „Da kann ich ja glücklich sein, der richtigen Rasse anzugehören.“

Kobe sah von seinen Behältern auf. „Jamie, du bist da. Dann können wir also los?“

„Wenn das Kätzchen sich mit dem Beladen beeilt, jederzeit. Streit im Paradies?“ Diese Frage war müßig. Kobe und Ercole waren sich selten über etwas einig, dafür waren sie viel zu unterschiedlich. Deswegen war es auch so erstaunlich, das sie noch immer zusammen waren. Was allerdings auch daran liegen konnte, das sich Ercole in Kobes Gegenwart veränderte. Bei Kobe schien es dem Piraten gar nichts auszumachen sich unterzuordnen.

Kobe machte eine wegwerfende Handbewegung. „Er beschwert sich nur, das ich sein Schiff in einen Botanischen Garten verwandle. Dabei wage ich zu bezweifeln das er überhaupt weiß, was ein Botanischer Garten ist.“

„Oh das würde ich nicht sagen. Ich glaube nicht, das Ratan ihm das nicht erklärt hat. Er ist sehr genau, wenn es um seine Schüler geht und bei Ercole war er besonders gründlich.“ Zwar nur weil er sich so vor einem Versprechen drücken wollte, doch wer würde schon darauf herumreiten?

„Wo wir schon mal bei dem Thema sind? Wo ist das Kätzchen?“

„Ich sage nur zwei Worte. Marissa und New Orleans.“

Jamie stöhnte. „Da kommt er ja nie wieder weg.“

Marissa und eine Stadt, die für ihre Mode berühmt war, das ergab keine gute Mischung. Ratan war verloren.

Kobe hingegen schüttelte nur gelassen den Kopf. „Er hat auch Nika mit, also wird es nicht allzu lange dauern.“

Das Gesicht verziehend sah Jamie den Mischling an. „Du weißt das Marissa alles tun wird, um ihn zu provozieren. Dein Bruder hat ein ausgesprochenes Talent dafür sie anzustacheln.“

Vor allem weil sie noch immer um Ratans Aufmerksamkeit buhlten. Es war schrecklich wenn die Beiden einmal anfingen sich gegenseitig anzustacheln.

„Ebenso wie dich und ich bestehe auf Halbbruder. Nika würde deine Bezeichnung nicht gerne hören.“

Ein leises Räuspern hinter Jamie ließ diesen zusammenzucken. Schuldbewusst wand er sich zu Sunil um. Es tat so gut, wieder mit bekannten Leuten zu reden, so das er den Mischling für einen Moment vergessen hatte.

Da Jamie sich drehte, konnte auch Kobe Sunil erkennen. Bis jetzt hatte Jamie ihn mit seinem Körper verdeckt. Er seufzte. „Ercole und du, bei euch hat Ratan wirklich etwas in der Erziehung versäumt. Einfach keine Manieren.“

Er ging um den Tisch herum und reichte Sunil die Hand. „Hallo ich bin Kobe. Es freut mich dich kennen zu lernen.“

Etwas verschüchtert ergriff Sunil die Hand. „Sunil.“

Wissend nickte Kobe. „Also du bist der verschollene Cousin.“

Sunil nickte nur, man merkte das er nicht genau wusste, wie er sich verhalten sollte.

Kobe lächelte Jamie zu. „Es sieht so aus als hätte Eloy seine Wette verloren.“

„Wette?“ Sofort hatte Kobe Jamies Aufmerksamkeit. Er mochte Wetten, doch irgendwie hatte er das Gefühl bei dieser Wette ging es um ihn. Das gefiel ihm dann schon eher nicht, vor allem wenn er nichts davon wusste

„Ja, Eloy hat mit Ratan, Ercole und mir gewettet. Er und Ercole glaubten das du diese Aufgabe nie schaffst. Ratan und ich waren da anderer Meinung.“

„Ach, war er dieser Meinung ja?“ Die Augen des Wolfes verengten sich. Nun das würde eine teure Bezahlung werden. Scheinbar hatte Eloy vergessen, das er ihm etwas schuldete.

„Wenigstens hast du an mich geglaubt. Danke.“ Er lächelte Kobe erfreut an. Er hatte nie gedacht, das dieser eine so hohe Meinung von ihm hatte.

„Eigentlich habe ich an Ratan geglaubt. Von allen Menschen auf dieser Welt kennt er dich wohl am Besten. Wenn er sagt du schaffst es, warum sollte ich daran zweifeln? Na ja, aber es geht hier nicht um dich.“ Kobe lächelte und wand sich wieder Sunil zu.

Dieser hatte dem Gespräch zwischen ihnen aufmerksam gelauscht. Im ersten Moment schien er gar nicht zu realisieren, das die Aufmerksamkeit des Mischlings wieder auf ihm lag. „Wie?“

„Nun hier geht es um dich. Du hast sicher eine Menge Fragen, was deine Familie angeht oder?“

Lächelnd wand sich Jamie um. Wer konnte sich schon Kobe entziehen, wenn er so begann?

Auch Sunil nickte zögernd und warf einen unsicheren Blick zu Jamie.

Jamie zuckte nur mit den Schultern. Die Einführung hatte er ihm gegeben, den Rest würde er von Kobe erfahren. Das war so gut wie sicher.

„Na also.“ Kobe lächelte und drehte sich zu Jamie. Eine Augenbraue hebend, musterte er diesen.

„Was machst du eigentlich noch hier? Geh an Deck und mach dich nützlich und wenn du nur Ercole beschäftigst.“

„Oh, wie nett, das du mir die Erlaubnis dafür gibst. Wir sehen uns Sunil.“ Damit verließ er den Raum, bevor ihn Kobe mit mehr als nur Worten hinauswarf. Wenn man diese Seite an Kobe kannte, dann war es leicht sich vorzustellen, das er den Tiger dominierte.

Er ging wieder an Deck und an Ercoles Seite.

Dieser stand am Ruder und schien sich darauf zu konzentrieren die Hafenausfahrt zu passieren.

Seltsam, Jamie war gar nicht aufgefallen, das sie abgelegt hatten. Wahrscheinlich war er es einfach schon zu sehr gewohnt. „Wann glaubst du werden wir Ratan treffen?“

„Sprich mich nicht so von der Seite an. Ich muss mich konzentrieren.“

Es machte nicht den Anschein, das sich die Laune des Pirat gebessert hatte, doch davon ließ sich Jamie nicht beeindrucken. Er hatte sich noch nie von der schlechten Laune eines Anderen abschrecken lassen und schon gar nicht von Ercoles. Das war sein Dauerzustand.

Mit einem entschlossenen Schritt trat er direkt in Ercoles Blickfeld. Dann eben von vorne. „Wann glaubst du werden wir Ratan treffen?“

„Nie, wenn du mir nicht aus dem Sichtfeld gehst. Was glaubst du wie breit diese Hafeneinfahrt ist?“ Ercole machte eine auffordernde Handbewegung auf die Seite.

Jamie seufzte, trat aber zur Seite. Die Hafeneinfahrt war groß genug für die meisten Schiffe hier. Doch das waren hauptsächlich Fischerboote, die ihn frequentierten. Die Revenge aber war ein deutlich größeres Schiff und die Hafeneinfahrt war flankiert von zwei Landzungen, die ins Meer hineinragten. Es brauchte wirklich einiges an Geschicklichkeit um da durchzukommen, allerdings hatte er größtes Vertrauen in die nautischen Fähigkeiten des Piraten. Was er ihm gegenüber natürlich nie zugeben würde.

Geduldig wartete er, bis sie die Meerenge durchquert hatten und auf dem offenen Meer waren. „Und?“

Ercole seufzte und überließ seinem Steuermann das Ruder. Schweigend ging er zur Reling. „Es kommt ganz darauf an wer gewinnt. Dein weibliches Gegenstück oder Kobes missratener Halbbruder. Ob die Reisezeit verkürzt oder verlängert wird, hängt ganz davon ab, wer sich durchsetzt.“

Das hatte er sich schon gedacht. Es hing ganz davon ab, wann Ratan ein Machtwort sprach. Leider war er den Beiden gegenüber viel zu nachsichtig. Bei Marissa, weil sie wie seine eigene Tochter war und bei Nika, weil er sein Geliebter war. Liebe richtete selbst die größten Männer zugrunde.

Bei diesem Gedanken stockte er. Solche Gedanken, nein eine solche Denkweise wollte er sich doch abgewöhnen. Es war wohl wirklich leichter gesagt als getan.

Ercole drehte sich zu ihm herum. „Und schläfst du mit ihm?“

Diese Frage zauberte wieder ein überhebliches Grinsen auf Jamies Lippen. „Warum diese Frage? Interessiert?“

Der Tiger sah ihn skeptisch an. „An dir? Nein, danke. Wenn ich Lust habe mit einer Schlange ins Bett zu gehen, dann suche ich mir eine Richtige.“

„Ich meinte zwar Sunil, doch es sagt einiges aus, das du dabei gleich an mich denkst.“ Nun, es war klar gewesen das Ercole sofort an ihn gedacht hatte. Immerhin kannte er ihn schon länger als Sunil und solche Streits zwischen ihnen waren nichts Neues mehr. Wann immer sie eine neue Spitze setzen konnten, nutzten sie ihre Chance.

Jamie seufzte und lehnte sich neben Ercole. „Nein, ich schlafe nicht mit Sunil. Ich bin mit ihm zusammen.“

Seltsam es kam ihm leichter über die Lippen als er gedacht hatte. Allerdings war es etwas selten das plötzlich zu hören. Bis jetzt hatten weder Sunil noch er diese Tatsache ausgesprochen. Es war einfach so, da musste man nicht darüber reden.

„Ha.“ Ercole lachte laut auf und sah ihn amüsiert an.

„Das ich das noch einmal höre. Gerade du, der jeden der dir nahe kommt mit ins Bett nimmt. Der Scherz war gut.“

Als Jamie nichts darauf antwortete, runzelte Ercole die Stirn. Sein Lächeln verschwand und er sah ihn unsicher an. „Es ist doch ein Scherz oder?“

„Ich würde mit vielen scherzen, aber damit nicht.“ Jamie wusste selbst nicht warum er das gerade Ercole erzählte. Immerhin gab es hier einige Personen, mit denen er sich deutlich besser verstand als mit ihm. Doch die Wahrheit war, Ercole und Kobe kannte er schon am längsten und den Piraten und ihn verband zusätzlich noch ein besonderes Band. Sie waren beide so etwas wie Ratans Söhne, in gewisser Weise machte sie das zu Brüdern und dieses Band so dünn es auch war, pflegten sie.

Nun wirkte Ercole wieder amüsiert und schlug mit der flachen Hand auf die Reling. „Wenn ich das Ratan erzähle.“

„Wag es nicht. Wenn ich auch nur eine Taube dieses Schiff verlässt, wirst du ihr folgen, aber schwimmend.“ Jamie wusste sehr wohl, das Ercole und Ratan einen regen Austausch pflegten. Dafür nutzten sie spezielle Brieftauben, die sie zwischen ihren Schiffen hin und herschickten. Das ging natürlich nur, wenn nicht ganze Kontinente zwischen ihnen lagen. Doch derzeit war es durchaus möglich, da sie sich ja auch noch aufeinander zu bewegten.

Der Pirat gab ein abfälliges Geräusch von sich und in seinen Augen funkelte es herausfordernd. „Ach ja, dann versuch es doch.“

Jamie sah auf den Himmel. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen. „Mach dich nicht lächerlich. Es ist nicht Vollmond und als Mensch bist du mir noch weniger gewachsen, als mit deiner zweite Gestalt.“

„Das können wir ja gerne ausprobieren.“ Ercole wollten diesen Kampf, das merkte man deutlich.

Vor allem für Jamie war das leicht ersichtlich. Ihm fehlten sicher ebenbürtige Gegner, doch derzeit hatte er keine Lust als Notlösung zu dienen.

Jamie löste sich von der Reling und ging zu den Treppen, die unter Deck führten. „Weißt du, ich kämpfe gerne mit dir. Aber ich bin ein fairer Spieler und dieser Sieg wäre zu leicht.“

Er drehte den Kopf dabei und schenkte Ercole ein überlegenes Lächeln, bevor er wieder unter Deck verschwand.

Nachtgeflüster 47

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 47

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„So, du bist also der verschollene Sohn.“ Kobe lächelte und ging zu einem Tisch auf den er zwei Becher stellte.

„Wasser? So bedauerlich ich es auch finde, auf längeren Seereisen ist das das Einzige das zur Verfügung steht. Das und Rum, aber man sollte nicht schon so früh am Tag damit anfangen.“

„Ja gerne.“ Ehrlich gesagt war ihm Wasser sowieso am Liebsten. Rum kannte er nicht, nur aus Erzählungen, doch sein Vater hatte ihn immer davor gewarnt. Irgendwie wusste Sunil nicht wie er anfangen sollte. Seit Jamie das Zimmer verlassen hatte, kam er sich noch deplazierter vor als zuvor. Er wusste nichts mit diesem, für ihn fremden Menschen anzufangen.

Kobe wies auf einen Stuhl und setzte sich auf den Anderen. „Setz dich doch. Keine Angst, ich beiße nur bei Vollmond.“

Sollte das ein Scherz sein? Doch es kam Sunil trotz Kobes Lächeln nicht so vor als ob er scherzte. Das konnte kompliziert werden, diesen Wolf konnte er nicht einschätzen.

Trotzdem nahm er ihm gegenüber Platz und griff nach dem Becher. Allerdings setzte er nicht dazu an zu trinken, viel eher brauchte er etwas das ihm Halt bot. Er fühlte sich gar nicht mehr so mutig, wie er es in seinem Dschungel gewesen war. Alles hier war neu für ihn und sehr ungewohnt.

„Vielleicht sollte ich einfach anfangen.“ Kobe lächelte noch immer freundlich.

„Wie du sicher schon mitbekommen hast, ist mein Name Kobe. Ich bin dein… Hm eine gute Frage eigentlich.“

Er legte kurz einen Finger überlegend an sein Kinn. „Nun mein Vater ist der Bruder deines Onkels, der wiederum der Schwager deines Vaters ist. Großcousin? Kann das zutreffen?“

Sunil zuckte nur ratlos mit den Schultern. Die verschiedenen Familienbande waren ihm nicht bekannt. Nur was die engsten Familienmitglieder anbelangte und das reichte nur bis zu Cousin und nicht weiter. Mehr brauchte man ja auch nicht oder?

Kobe machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ist ja auch egal, um einige Ecken bin ich auf jeden Fall mit dir verwandt. Noch dazu, wo ich von der Familie deiner Tante wie ihr eigener Sohn aufgezogen wurde.“

Sunil nickte zustimmend. „Ja, Jamie hat das, glaube ich, einmal erwähnt.“

„So hat er das? Dann würde es mich interessieren was er sonst noch so erzählt hat. Nur um Wiederholungen zu vermeiden.“ Kobe hob eine Augenbraue leicht an, doch sonst merkte man nicht das ihn dieses Thema sonderlich interessierte.

„Es war nur eine leichte Einführung in die Personen der Familie. Soweit er etwas wusste, hat er mir etwas über die Personen erzählt. Er hat mir auch gesagt, das du Arzt bist.“ Sunil wusste das da noch mehr war, doch es war schon soviel Zeit seitdem vergangen. Damals war alles noch so verwirrend gewesen. Nun war es etwas einfacher, da er zu zwei Personen schon Gesichter hatte.

„Ich bin auch ein Mischling, wahrscheinlich hat er dir das auch erzählt.“ Abwartend sah Kobe den Mischling an.

Erwartete er nun eine besondere Reaktion? Wenn ja, wusste Sunil nicht welche. Aus diesem Grund zuckte er nur abermals mit den Schultern. „Ich auch. Das ist doch nichts Schlimmes, oder?“

Laut seinen Eltern war er zwar ein verbotenes Kind, doch das hatte seine Mutter nicht davon abgehalten ihn zu gebären. Er war da, nun musste die Welt eben damit leben. Für seine Existenz würde er sich sicher nicht schämen, denn er war der lebende Beweis für die Liebe seiner Eltern. Etwas worauf Sunil enorm stolz war und er würde nicht zulassen das irgendjemand dieses Gefühl minderte.

Nun lächelte Kobe wieder, er wirkte erleichtert. „Nein, das ist nichts Schlimmes. Zumindest nicht in dieser Familie, der Rest der Welt wird das wahrscheinlich etwas anders sehen. Doch das soll uns nicht kümmern. Irgendwann wird es nicht mehr von Belang sein ob man menschlicher Abstammung ist oder nicht.“

„Also,… ich will dich ja nicht enttäuschen, doch ich bin nicht menschlicher Abstammung.“ Sunil war zwar ein Mischling, doch hatte er keinen Menschen in seiner Linie. Oder doch, allerdings bezweifelte er das stark.

„So? Was denn dann? Ein Mischling ist doch eine Kreuzung zwischen Mensch und Wertier.“ Kobe sah ihn nun mit neu erwachter Neugier an.

„Ich bin eine Kreuzung aus einem Werwolf, der mein Vater war und einem Werleoparden. Der Rasse, der meine Mutter angehörte.“ Nun war er auf die Reaktion des Mischlings gespannt. Laut Jamie war er ja ein absoluter Einzelfall.

Kobe lachte nur. „Fabelhaft. Das wird den Wölfen in Athen eine Menge zu Denken geben. Ein Mischling zwischen zwei Arten. Was werden sie wohl als schlimmeres Übel einstufen?“

Er sah entschuldigend zu Sunil. „Ich bin wirklich nicht gehässig, wenn du das vielleicht auch denkst. Es bereitet mir nur Vergnügen, das deine Existenz das Denken mancher traditioneller Werwölfe ins Schwanken bringen wird. Schade das ich das Gesicht meiner Stiefmutter nicht sehen kann, wenn sie davon erfährt.“

Sunil schüttelte den Kopf. Warum sollte er ihn für gehässig halten? Er hatte doch nichts gesagt oder getan das ihn verärgern könnte.

Allerdings witterte Sunil nun die Chance eine Frage zu stellen, die ihm auf der Seele brannte. „Kobe, Jamie hat mir zwar eine Menge über meine Familie erzählt. Doch immer wieder fällt ein Name, zu dem ich einfach keine Erklärung bekomme. Alle die ich fragte wissen nichts und wenn ich Jamie frage, kriege ich nur verträumte Aussagen zu hören.“

Der Rotblonde sah ihn aufmerksam an, doch bei den letzten Worten nickte er verstehend. „Ah. Ich ahne wen du meinst.“

„Ratan. Bin ich auch mit ihm verwandt, oder hat er gar nichts mit mir zu tun?“ Es fehlte ihm noch das er mit dem Dorn in seinem Auge verwandt war. Im Grunde wusste er ja schon das es nicht so war, doch er wollte etwas über den Tiger erfahren. Dafür war er auch bereit zu lügen.

„Ratan?“ Kobe lächelte nur amüsiert.

„Ratan ist der Geliebte meines Halbbruders und solange die Zwei nicht heiraten bist du nicht mit ihm verwandt. Tja und so wie ich Ratans Freiheitsdrang einschätze, wird das auch noch lange nicht der Fall sein.“

Der Geliebte? Von Kobes Halbbruder? Also hatte er nichts mit Jamie zu tun? Obwohl auch Ercole hatte schon angedeutet, das die Beziehung zwischen Ercole und Jamie nicht auf Sex basierte. Warum hing Jamie dann so an diesem Tiger? „Das ist alles? Deswegen redet Jamie so oft über ihn? Weil er der Geliebte deines Halbbruders ist?“

Das klang sogar in seinen Ohren unglaubwürdig.

„Nein, natürlich nicht. Jamie redet soviel über ihn, weil Ratan ihm einfach sehr wichtig ist. Sie verbindet eine lange und innige Freundschaft, ja sogar noch mehr. Ich kann dir zwar sagen, welche Art der Beziehung sie verbindet, doch du würdest es mir nicht glauben. Deswegen sollte dir Jamie oder gar Ratan selbst das besser erklären. Nur soviel, Ratan hat eine Menge Kinder und er sieht auch seine Schüler als solche an und Jamie ist darin ebenfalls involviert.“

Er war darin involviert? Hieß das er war auch ein Schüler von dem Tiger? Doch das war sehr unwahrscheinlich. Laut seinem Vater bildete jedes Wertier die Menschen die es gebissen hatte selbst aus, aber nie einen Schüler einer anderen Art. Das wäre wohl auch sehr sinnlos. Was sollte ein Bär einem Schakal auch beibringen können? Oder ein Wolf einem Leoparden? Das waren unterschiedliche Spezies, mit ganz anderen Auffassungen und Arten zu Leben. Außerdem war Jamie ein geborenes Werwesen und er hatte ihm erzählt das er den Großteil seiner Jugend am Hof der Vampire verbracht hatte. In seiner Geschichte hatte Ratan nur einen sehr kleinen Teil eingenommen. Damit konnte er nichts anfangen. Also musste er wohl wirklich zur Quelle gehen.

„Wann treffen wir auf Ratan?“

Kobe wiegte nachdenklich den Kopf. „Na ja, Marissa wird ihn ganz schön quälen. Selbst bei seiner Engelsgeduld wird Ratan bald genug haben. Dazu wird Nika den ganzen Tag quengeln, was ihn zusätzlich reizt.

New Orleans wird er sicher schon verlassen haben. Allerdings haben wir noch keine Taube bekommen. Eine Woche, vielleicht auch etwas weniger, je nachdem wie der Wind geht.“

Sunil nickte stumm. Eine Woche also, das hieß er hatte eine Woche um sich seelisch darauf vorzubereiten. Dann würde er also den Mann treffen, der Jamie soviel bedeutete. Er hatte ein bisschen Angst davor, doch laut seiner Mutter sollte man sich seinen Ängsten immer stellen. Also, er würde sich diesem Dämon stellen.

Kobe stand auf und ging zur Tür. Kurz davor wand er sich noch einmal zu Sunil um. „Sunil?“

Dieser sah auf und warf dem Mischling einen fragenden Blick zu.

„Du musst keine Angst haben. Ratan ist keine Bedrohung für eure Beziehung.“

„Welche Beziehung?“ Sunil schaffte es doch tatsächlich erstaunt zu wirken. Damit hatte er nun nicht gerechnet. War es schon so offensichtlich? Es war kein Geheimnis, doch er wollte es auch nicht offen zur Schau stellen.

Kobe lächelte ihn nachsichtig an. „Die Beziehung zwischen dir und Jamie. Es ist nicht so offensichtlich wie du vielleicht denkst. Einem unaufmerksamen Beobachter mag es nicht auffallen, doch ich habe gelernt die Wesen um mich genau einzuschätzen. Deswegen kann ich dir versichern, das Ratan deine Liebe zu Jamie nicht gefährden wird. Wohl eher das Gegenteil.

Ich werde einmal nach Ercole sehen. Jamie hat sicher ganze Arbeit geleistet.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

Keine Gefahr also? Wer sollte das denn glauben? Man konnte ihm ja viel erzählen, er hatte doch Augen im Kopf. Vielleicht sahen das Andere so, doch Ratan bedeutete Jamie eine Menge. Selbst wenn nun nichts zwischen ihnen war, so war sicher irgendwann etwas zwischen ihnen gewesen. Und er würde erst das Gegenteil glauben, wenn er es von Jamie oder auch Ratan hören würde.

Nachtgeflüster 48

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 48

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil seufzte und lehnte sich gegen die Reling. Mit der Zeit wurde diese Reise langweilig. Am Anfang war es ja noch interessant gewesen, doch nun war er nur noch gelangweilt. Obwohl in seinem Inneren auch eine gewisse Unruhe war, doch Sunil kannte das Gefühl weswegen er es unterdrückte. Wenn er dieser Anspannung nachgab, würde das Warten nur noch unerträglicher werden.

Am Horizont konnte er das Segel eines anderen Schiffes erkennen, das ihren Weg kreuzte. Doch Sunil machte sich keine Illusionen, in der letzten Wochen waren sie vielen Schiffen begegnet und keines war das Gesuchte gewesen. Laut Jamie befanden sie sich hier auf einem viel genutzten Handelsweg, da war es klar, das sie anderen Schiffen begegneten.

Sunil bemerkte eine Taube, die auf einem Querbalken neben dem Ruder landete. Wieder eine Nachricht seines unsichtbaren Gegners. In letzter Zeit wurde das immer häufiger, scheinbar näherten sie sich ihm.

Ercole ging zu dem Vogel und nahm ihm seine Nachricht ab. Jamie legte eine Hand auf dessen Schulter umso besser mitlesen zu können.

Alles war wie immer.

„Langweilig was?“

Sunil sah zu der Stimme, die neben ihm erklang. Stumm nickte er nur.

Cyrie verzog das Gesicht. „Das ist es was mich an diesen Schifffahrten immer so stört. Es passiert nie etwas.“

„Ich weiß auch nicht was Jamie daran so toll findet.“ Sunil wusste, das er gerne auf dem Meer war. Er hatte es ihm erzählt und auch ohne diese Offenbarung wäre es offensichtlich.

„Ich glaube nicht, das er es toll findet. Das hängt wohl eher damit zusammen, das die Menschen in seiner Umgebung eine Vorliebe dafür hegen.“ Cyrie lächelte leicht.

„Herdentrieb hm?“ Also war auch Jamie nicht vor so etwas gefeit.

„Bei Jamie? Wohl kaum, nun passiert aber etwas.“ Der Blick des Schakals richtete sich zum Ruder, wo Jamie und Ercole angestrengt zu dem Schiff am Horizont sahen.

Der Wolf war der Erste, der sich umwand und lächelnd zu ihnen sah. „Packt eure Sachen, wir schiffen gleich um.“

„Gleich? Das dauert doch sicher noch einige Zeit, bis wir sie erreichen.“ Cyrie deutete auf das Schiff.

„Dein Freund sollte ein Piratenschiff nicht unterschätzen. Schon gar nicht Ratans.“ Ercole drehte sich nun auch um, wenn er auch nicht so begeistert aussah.

„Packen wäre unnötig, da wir nicht einmal ausgepackt haben.“

Da hatte Cyrie Recht. Seit sie hier waren, lebten sie aus ihren Kisten, wirklich etwas ausgepackt hatten sie nie. Schließlich wussten sie, das dieses Schiff nicht ihr endgültiges Ziel war. Das Andere kam nun auf sie zu und das wesentlich schneller, als Sunil es erwartet hatte.

Nun war es also so weit. Sunil wusste nicht, ob es ihn freuen sollte, das diese Unruhe endlich endete. Denn das bedeutete nur, das er Ratan kennen lernte, etwas das er bis jetzt vermieden wollte. Allerdings konnte er es als Feldstudie ansehen, vielleicht fand er heraus was Jamie so an diesem Tiger faszinierte. Katzen waren sie beide, diese Tatsache konnte er schon einmal ausschließen, also hing es nicht mit der Rasse zusammen. Es musste am Charakter liegen und das machte Sunil neugierig auf den Tiger. Allerdings änderte diese Neugier nichts an dem Gefühl der Rivalität, das er für ihn empfand.

Wie Jamie vorausgesagt hatte, dauerte es nicht lange bis die beiden Schiffe längsseits lagen. Ein breites Brett wurde auf die Reling gelegt, um die beiden Schiffe miteinander zu verbinden. Um die Schiffe zu stabilisieren, verbanden sie auch noch eine ganze Menge von Enterhacken und Ercoles Schiff hatte den Anker ausgeworfen.

Als Erster probierte Ercole die Verlässlichkeit ihres Weges. Nachdem er vorsichtig die Planke überquert hatte, gab er ihnen ein Zeichen ihm zu folgen.

Jamie war der Nächste und Sunil ging ihm nach. Er zwang sich dabei nicht hinunterzusehen und zu verdrängen das ein falscher Schritt wohl sein Letzter wäre. Einen Sturz würde er bestimmt nicht überleben, da die Schiffe ständig gegeneinander schlugen und auch wenn es harmlos aussah, wollte er nicht wissen wieviel Kraft dahinter steckte.

Erleichtert atmete Sunil aus, als er auf dem anderen Schiff ankam. Ihnen folgte der Rest der Gruppe und nebenbei war Ercoles Mannschaft schon damit beschäftigt ihre Kisten umzuladen.

Der Mischling sah ihnen einen Moment zu, sodass ihn der erfreute Schrei im ersten Moment zusammenzucken ließ. Als er sich umwand, sah er gerade noch wie ein, in grüne Seide gehülltes, Ding Jamie um den Hals fiel.

Dieser hob das Mädchen hoch und hielt sie etwas von sich entfernt.

So musste sie sich zwar von seinem Hals lösen, doch das tat ihrem erfreuten Gesichtsausdruck keinen Abbruch.

Wer war das? Sunil musterte das Mädchen durchdringen. Es war die Rede von einem Tiger gewesen, also ein männliches Exemplar. Doch dieses Mädchen roch ebenso wie Ercole. Wer also war das?

„Ich freue mich, dich zu sehen. Stell dir vor, ich war sogar soweit dich zu vermissen.“

„Daran bist du selbst Schuld Prinzessin. Wie ich hörte, warst du einkaufen.“ Jamie schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

Die Blondhaarige stemmte einen Arm provozierend in die Hüfte. „Wer hat mich verraten? Ercole?“

Dabei sah sie ihn kurz an.

Der Pirat hob nur abwehrend die Hände. „Lass mich bloß da raus. Ich misch mich sicher nicht in eure Beziehungsprobleme ein.“

Beziehungsprobleme? Das wurde ja immer besser. Sunil verschränkte leicht gereizt die Arme vor der Brust.

Jamie schien das nicht zu bemerken, da er noch immer mit dem Mädchen beschäftigt war. „Nein, das war dein neues Kleid.“

„Oh, du hast es bemerkt.“ Sie drehte sich einmal im Kreis, so das man sie von allen Seiten bewundern konnte.

„Wieviel hat Ratan dafür gezahlt?“ Jamie hob fragend eine Augenbraue.

„Genug.“

Marissa hatte zwar den Mund geöffnet, doch diese Antwort kam nicht von ihr.

Sunil suchte nach dem Sprecher und sah einen blonden Mann. Sofort wusste Sunil, wen er vor sich hatte. Der Geruch der Ercole und das Mädchen umgab, war auch an ihm zu riechen, doch um vieles intensiver als bei diesen Beiden. Das musste Ratan sein.

Schon bei seinem ersten Blick wusste Sunil, das er sich mit der Entscheidung, diesen Mann übertreffen zu wollen, übernahm. Von diesem Tiger ging einfach etwas aus, das anderen Menschen fehlte. Es war ein Gefühl von Überlegenheit, doch das konnte auch nur Einbildung sein, da er sich in der letzten Zeit oft genug mit ihm beschäftigt hatte. Aber er war eine Führungspersönlichkeit, das konnte man nicht abstreiten.

Allerdings ließ sich Sunil nicht so leicht einschüchtern. Nicht, nachdem er schon soweit für Jamie gegangen war. Das hier war die letzte Hürde.

„Ach, das nennst du viel? Ich bitte dich.“ Marissa machte nur eine wegwerfende Handbewegung.

„Es gibt Leute die hart dafür arbeiten.“ Dieses Kommentar kam von einem jungen Mann hinter Ratan.

Die Blondhaarige lachte laut auf. „Da redet der Richtige. Wann hast du denn schon jemals gearbeitet Nika?“

Ein Knurren war die einzige Antwort, die sie darauf bekam.

Jamie schüttelte den Kopf und ergriff Sunils Hand. „So ist das jedes Mal. Besser man gewöhnt sich schnell daran.“

Sunil nickte nur stumm. Er hatte die Befürchtung, wenn er etwas sagte, würde er die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich ziehen. Das war das Letzte, das er wollte. Allerdings gefiel ihm auch die Richtung nicht in die ihn Jamie führte, genau auf den Tiger zu.

Dieser sah zu ihnen und hob interessiert eine Augenbraue als er ihre Hände bemerkte. „Jamie, wie ich sehe ist deine Reise erfolgreich verlaufen?“

Der Wolf nickte zustimmend. „Ja, das kann man so sagen.“

„Eloy wird das gar nicht freuen.“

„Nein, das sicher nicht. Dafür sorge ich, darauf kannst du dich verlassen.“ Diese Worte begleitet ein hinterhältiges Lächeln.

„Scheint als müsste ich mir Landurlaub nehmen. Das würde ich zu gerne sehen.“ Ratan erwiderte Jamies Grinsen.

Wer war der Mann neben ihm? Er sah zwar aus wie Jamie, doch so kannte Sunil ihn gar nicht. Machte das die Gesellschaft des Tigers? Wenn ja, dann war er schädlich für Jamie und in Folge dessen auch für ihn.

„Aber lassen wir das erst einmal.“ Er warf einen Blick zu Marissa und Nika, die noch immer miteinander stritten. Inzwischen hatten sie sogar schon Ercole miteinbezogen, der nur gereizt seine Ruhe forderte.

Der Tiger schüttelte nur den Kopf. „Kinder. Ich schätze mal du hast mir etwas zu sagen, oder?“

Jamie nickte und hob seine Hand, die Sunils hielt etwas an. „Wahrscheinlich. Darf ich dir Sunil vorstellen? Er ist der Grund für meine Reise und Dank ihm haben sich auch alle anderen Reisen erledigt.“

„Du wirst mir sicher später erklären, wie ich das zu verstehen habe.“ Damit drehte sich Ratan zu Sunil.

Unter dem Blick der braunen Augen fühlte sich Sunil etwas unwohl. Dabei war er nicht einmal musternd, sondern nur leicht interessiert. Noch dazu war Ratan nicht unfreundlich, was es ihm durchaus leichter gemacht hätte ihn nicht zu mögen. Konnte er nicht ein wenig mehr wie Ercole sein? Doch er hatte weder dessen Grobheit noch wirkte er so ungehobelt wie dieser. Nein, er konnte jemanden durchaus sympathisch sein. Trotzdem wollte er nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit des Tigers haben.

Ratan reichte ihm die Hand zur Begrüßung. „Mein Name ist Ratan. Es freut mich dich kennen zulernen Sunil.“

Sunil sah die ihm dargebotene Hand skeptisch an. Schlussendlich ergriff er sie aber doch. „Ich bin Sunil. Ob es mir eine Freude ist, kann ich aber noch nicht sagen.“

Nein, diese Situation gefiel ihm überhaupt nicht.

Nachtgeflüster 49

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 49

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Oha.“ Ratan sah Sunil bei dieser Antwort überrascht an, dann jedoch wurde sein Lächeln nur noch breiter.

„Scheint als wäre er ziemlich schlagfertig. Er gefällt mir.“

„Ja, das dachte ich mir.“ Jamie schüttelte lächelnd den Kopf. Er hatte gewusst, das Sunil Ratan sicher gefallen würde. Katzen verstanden sich eben untereinander, selbst wenn sie wie Ratan nicht wussten was ihr Gegenüber war.

Er legte einen Arm um Sunils Hüfte. „Allerdings gehört er zu mir.“

Der Tiger lachte amüsiert. „Keine Sorge, ich bin ausgelastet. Immerhin habe ich Marissa, Nika, Ercole, Kobe und dich darf man da ja auch nicht vergessen. Ihr sorgt schon dafür, das ich kein Bedürfnis nach mehr Abwechslung habe.“

Er zwinkerte Jamie zu. „Also keine Angst, ich bleibe euch treu.“

Jamie verdrehte die Augen, wobei er bemerkte das sich Sunil in seinem Griff leicht verspannte. Er war im Allgemeinen schon einige Zeit so komisch, doch wenn er nachfragte, dann bekam er keine oder eine nicht zufrieden stellende Antwort. Aus diesem Grund unterließ er es, was ganz seiner sonstigen Art widersprach. Doch Sunil war kein Geschäftspartner, sondern sein Partner. Deswegen ließ Jamie ihm den Freiraum, den er benötigte. Schließlich erzählte er ihm auch nicht alles.

„Außerdem was für ein Vater spannt seinem Sohn schon seinen Geliebten aus?“

Jamie sah Ratan bei diesen Worten mit Schiefgelegtem Kopf an. „Ein schlechter?“

Der Tiger sah ihn an, als wartete er noch auf etwas.

Der Wolf wusste genau, das hier noch die Spitze fehlte, doch diese wäre nur ungerecht. Ratan war kein schlechter Vater, auf jeden Fall war er besser als sein leiblicher Vater. Was allerdings kein Kompliment war, da dies nicht schwer war.

„Vater?“ Sunil sah Jamie skeptisch an.

„Ist das so eine Art Kosname oder Spitzname?“

Man merkte das Ratan sich ein Lachen verkneifen musste. Doch reichte seine Selbstbeherrschung nicht aus, um auch ein Grinsen zu unterdrücken. „Wirklich, ich mag ihn.“

Diese Aussage nur mit einem missbilligenden verziehen des Gesichts quittierend, sah Jamie zu dem Jüngeren. „Teilweise stimmt das sogar. Ratan ist mein Vater, natürlich nicht mein leiblicher wie du weißt.“

Bei dieser Aussage zog der Tiger zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.

Natürlich wollte Ratan wissen, wieviel Sunil wusste. Schließlich erzählte Jamie nicht jedem seine Familiengeschichte. Nicht einmal Eloy kannte sie so ausführlich, besser gesagt er wusste nur das Nötigste. „Ratan ist wie mein Vater wäre wohl besser ausgedrückt. Er hat mich nicht aufgezogen, doch ich empfinde ihn mehr als meinen Vater, als meinen Erzeuger.“

Sunil deutete zuerst mit dem Finger auf Jamie und dann auf Ratan. Er wirkte noch immer etwas misstrauisch. „Also dann seid ihr kein Paar?“

Jamie tauschte einen Blick mit Ratan aus.

„Gott bewahre. Ich hole mir die Probleme doch nicht ins Bett.“

Diese Aussage von Ratan konnte Jamie nun aber nicht so hinnehmen. Er stemmte eine Hand provozierend in die Hüfte. „Nika?“

Der Tiger seufzte tief. „Touche.“

Lächelnd drehte sich Jamie wieder zu Sunil. „Nein, das sind wir nicht. Wir sind zwar sehr eng befreundet, so das es so wirken mag, doch wir sind kein Paar.“

Natürlich wusste der Wolf wie er und Ratan zusammen wirkten und sie machten sich oft einen Spaß daraus dieses Bild zu nähren. Allerdings würde das niemals in eine Beziehung ausarten. Dafür war Jamie bis jetzt immer zu vorbelastet gewesen und mit Ratan war das nicht einmal eine Überlegung wert. Dafür kannte er ihn viel zu gut und dieser ihn.

„Und die?“ Der Mischling deutete auf die Gruppe aus Werwesen, die sich nun wieder etwas beruhigt hatte.

„Marissa ist wie meine Schwester, ich liebe sie aber würde ich ebenfalls nie mit ihr schlafen. Schon alleine, weil ich Mädchen nicht so zugetan bin. Ercole kann man als meinen Bruder ansehen ebenso wie Kobe, da Ratan sie auf gewisse Weise adoptiert hat.“ Natürlich nicht amtlich. Doch für Jamie war derjenige ein Vater, der sich wie einer benahm. Er wusste, das die Drei ebenso empfanden, obwohl Kobe einen sehr guten Vater hatte. Wenn Nika das auch anders sah.

„Tja und Nika gehört zu mir. Er ist mein Partner, wenn er sich auch gerade aufführt wie ein Kleinkind.“ Missbilligend sah Ratan zu der Gruppe.

Auch Jamie wand den Kopf und sah wie Nika schon wieder Marissa anknurrte. „Du weißt wer die wahre Schuldige ist nicht?“

„Zu einem Streit gehören Zwei. Er soll sich nicht von Marissa provozieren lassen. Da zieht er nur den Kürzeren und das weiß er.“

„Er ist ein adliger Werwolf, da kann er nicht gegen ein Mädchen verlieren. Egal welcher Rasse.“ Im Gegensatz zu Ratan fand er ihre Auseinandersetzungen immer sehr amüsant. Vor allem wenn er Marissa dazu angestachelt hatte. Eine Schiffsreise war eben oft langweilig, da konnte man ihm nicht vorwerfen, wenn man er sich Abwechslung suchte.

Sunil hatte sich ebenfalls kurz zu ihnen herum gedreht, doch wand sich nun wieder Ratan zu. So ganz wirkte er nicht von der Sache überzeugt.

„Natürlich bist du völlig unschuldig daran was?“ Ratan sah ihn wissend an.

Diese Geste rang Jamie nur ein freches Grinsen ab. „Diesmal schon.“

„Na dann komm mal.“ Damit legte Ratan einen Arm um Sunils Schultern.

„Ich finde du solltest so einiges über deinen neuen Partner erfahren. So unschuldig ist er gar nicht wie er tut.“

„Wehe du machst mich schlecht.“ Belustigt sah der Wolf zu wie Ratan Sunil fortführte. Auch wenn es ihn verwunderte, das Sunil ihm so bereitwillig folgte. Wahrscheinlich war es nur, weil er sich davon einige Informationen über ihn erhoffte.

„Glaub mir, dafür brauchst du mich gar nicht.“ Dabei wand sich der Tiger nicht um, doch man hörte seiner Stimme an, das er dabei grinste.

Jamie seufzte und wand sich anderen Informationsquellen zu. Kobe war da nicht sehr ergiebig gewesen, ebenso wenig wie Ercole, da dieser sich nicht für Andere interessierte. Zumindest nicht für Klatsch und Tratsch.

Er trat hinter Marissa und umfasste ihre Hüfte. „Leg dich doch nicht mit Schwächeren an. Wir wissen doch alle, das du denn Männern hier überlegen bist.“

„Hier?“ Ihre Stimme klang fragend.

„Jedem Mann hier und auch sonst überall.“

„Weswegen sie wohl auch nie einen Geliebten abbekommt.“ Nika verschränkte die Arme vor der Brust.

Hätte Jamie nun nicht fester zugegriffen, dann hätte Marissas Tritt Nika sogar getroffen. „Lass mich los Jamie. Immerhin hat er Ratan auch nicht ohne Hilfe bekommen. Da soll er nicht so undankbar sein.“

„Mag sein, doch eine Lady benimmt sich doch nicht so. Schon gar keine Prinzessin.“

Nika schnaubte nur.

Der Junge wusste einfach nicht was gut für ihn war, soviel war sicher. Wie konnte er auf diese Weise eigentlich neben seinem Freund bestehen? Allerdings hatte er ja ein Mittel gegen seine Arroganz. „Nika, wie steht es eigentlich mit der Begleichung deiner Schulden?“

Nika sah ihn an und drehte sich dann abrupt um.

Nun scheinbar kannte er Ratan doch noch nicht so gut wie er wollte. Ansonsten wüsste er, das dieser glücklich war. Er hatte seinen Teil erfüllt und den Tiger glücklich gemacht. Nur das ihm das noch nicht bewusst war. „Was macht Eloy eigentlich, außer das er Wetten auf mein Versagen abschließt?“

„Du meinst ob er verheiratet ist?“ Marissa sah zu ihm hoch.

„Warum interessiert dich das? Du bist doch vergeben oder etwa nicht?“

„Es interessiert mich eben.“

„Ah. Also ein Informationsaustausch, was bekomme ich dafür?“ Sie machte sich aus seinem Griff los.

Jamie seufzte. „Ich habe dich wirklich zu gut ausgebildet.“

„Du, Ratan und einige Andere.“ Die Blondhaarige grinste leicht.

„Aber nein, er ist noch nicht verheiratet. Irgendwie hat er es wieder abgewendet. Bei mir hätte er damit keine Chancen, aber die Fledermaus ist einfach zu lasch.“ Mit einer abwertenden Handbewegung unterstrich Marissa dieses Aussage noch.

Lasch? Also so würde er Mikas Würgegriff nicht bezeichnen. Mit einer derartigen Eifersucht würde er nicht leben können, doch für Eloy schien das gerade richtig zu sein. Der Spruch traf wohl zu, jedem das Seine. „Weißt du, da kann man durchaus geteilter Meinung sein.“

„Möglich aber nun erfülle deinen Teil. Ich will eine Antwort.“ Marissa sah ihn abwartend an.

Oh, er hatte nicht vergessen, das auch er ihr eine Information schuldete. „Ja, soweit ich das sehe, bin ich vergeben.“

Die Blondhaarige seufzte und hob eine Hand. Namen aufzählend bog sie immer einen Finger mehr ab. „Also Ercole, Kobe, Ratan und nun du. Wer bleibt denn dann für mich übrig? Alle guten Werwesen die ich kenne sind vergeben und am gleichen Geschlecht interessiert. Die Welt ist ungerecht.“

Sie schnaubte genervt.

„Ach, du wirst auch noch deinen Traumprinzen finden, da bin ich zuversichtlich.“ Marissa würde da gar keine Probleme haben, dessen war sich Jamie sicher. Nur ob ihr Erwählter dann auch vor dem männlichen Teil ihrer Familie bestehen würde? Tja, daran hatte Jamie so seine Zweifel.

„Na endlich, ich dachte schon er wird nie fertig.“

Der Wolf folgte Marissas Blick und sah, wie sich Ercole von Ratan verabschiedete. Das Umlanden war also beendet.

Ercole machte eine verabschiedende Geste in ihre Richtung, die Marissa und er beantworteten. Dann konnten sie wohl endlich die Heimreise antreten.

Nachtgeflüster 50

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 50

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Jamie klopfte an Ratans Tür. Er wusste, das er sich dort aufhielt und da Nika wieder mit Marissa diskutierte war er auch alleine. Und wenn Jamie Marissa richtig angestachelt hatte, würde er das auch noch einige Zeit bleiben.

Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ein. Damit rechnete der Tiger sowieso, weshalb er sich auch nicht die Mühe einer Antwort machte.

Ratan sah von seinem Buch auf. „Ich schätze du hast Nika ausreichend beschäftigt?“

„Ebenso wie Marissa.“ Jamie machte sich nicht Mühe es zu leugnen, dafür kannte ihn Ratan schon zu gut. Außerdem war es nur natürlich, das man alle Störfaktoren ausschaltete, wenn man mit Ratan alleine reden wollte. Ansonsten konnte es leicht passieren das man gestört wurde, oder unliebsame Zuhörer hatte. Auf diesem Schiff war man nicht so genau was die Privatsphäre anging.

Jamie nahm ungefragt auf einem Kissen Platz und sah ihn aufmerksam an. „Na los, es brennt dir ja schon förmlich auf der Zunge.“

Ratan lächelte und nahm ihm gegenüber Platz. „Wohl eher dir. Man merkt das du etwas loswerden willst.“

„Es ist mein Job mit Geheimnissen zu leben. Was du mir gerade andichtest ist geschäftsschädigend.“ Jamie grinste bei diesen Worten breit. Ratan hatte nicht Unrecht, er hatte einiges mit ihm zu bereden, doch dieses Spiel eben war einfach zu köstlich. Wann hatte er das letzte Mal einen ebenbürtigen Gegner gehabt? Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor.

Ratan grinste und hob die Augenbrauen. „Ach und das bist du nie, was?“

„Natürlich nicht. Du weißt doch, ich bin nicht mehr selbstlos. Einmal reicht.“ In ihm keimte ein Verdacht, für den er aber noch keine Bestätigung brauchte.

Der Tiger lehnte sich zurück. „Ach ja, Eloy. Er ist wohl der Einzige, der dich zu solchen Taten reizen kann.“

Jamie seufzte tief. „Nika hat gepetzt nicht?“

Ratan zuckte nur mit den Schultern und legte den Kopf leicht schief. „Er hatte Angst vor dir.“

„Was hast du gesagt?“

Das Lächeln auf den Zügen des Tigers beantwortete die Frage schon halb. „Nur die Wahrheit. Das er durchaus Grund dazu hat.“

Einen Finger hebend, schüttelte Jamie tadelnd den Kopf. „Du böser Junge du. Du belügst deinen Geliebten, das ist nicht nett.“

Ratan richtete seinen Oberkörper etwas auf und stützte ihn mit den Ellbogen am Boden ab. „Es war keine Lüge, du bist durchaus gefährlich und Nika tut gut daran, dies zu wissen.“

In den Augen des Wolfes blitzte es schelmisch auf. Er beugte sich nach vor und brachte sich mit einigen Bewegungen über den Tiger. „So, du hältst mich also für gefährlich?“

Jamies Stimme glich einem Schnurren.

„Gefährlicher als so manche Andere, ja. Auf jeden Fall gefährlicher als alle anderen Menschen, die ich kenne.“ Er maß Jamie mit einem Blick, den man ungezogenen Kindern zuteil werden ließ. Trotzdem ließ er sich gänzlich auf den Rücken sinken und sah Jamie weiter an.

„Nur Menschen, dann muss ich ja noch kräftig zulegen.“ Der Wolf legte seine Hände auf Ratans Brust, sodass sich seine Handflächen auf dessen Brust trafen. Darauf bettete er seinen Kopf und erwiderte Ratans Blick.

Der Tiger lächelte nur und legte eine Hand auf Jamies Kopf. Sanft strich er ihm über die Haare. „Keine Sorge, du übertriffst alle Wesen die ich kenne. Du bist ein guter Sohn.“

„Das hört man doch gerne.“ Auch wenn er es nie zugeben würde, diese Art von Streicheleinheiten mochte er. Allerdings nur wenn sie von Ratan kamen, bei Anderen konnte er sich nie so gehen lassen. Es war einfach diese Art von Zärtlichkeit, die ein Vater seinem Sohn gab, ohne irgendwelche sexuellen Hintergedanken.

„Weiß ich doch. Also willst du mir auch so einiges erzählen? Vielleicht warum deine Reise nun zu Ende ist? Hast du gefunden was du suchtest?“

Jamie lachte, da er sich sehr gut denken konnte was Ratan dachte. Leider, lag er da etwas falsch. „Ich beende meine Reise, weil ich gefunden habe was ich suchte. Ich habe meinen Werleoparden.“

„Gratulation. Ich wusste das es dir gelingt.“

„Die Legende zu bestätigen?“ Er wusste noch zu gut, das Ratan das alles für eine Legende gehalten hatte. Wenn er auch seine Meinung anhand von einigen Beweisen, die ihm Jamie geliefert hatte, geändert hatte. Ratan war ja niemand, der stur auf seiner Meinung beharrte, etwas das ihn für Jamie zu einem angenehmen Zeitgenossen machte.

„Ja. Aber wenn du deinen Leoparden gefunden hast, dann musst du Eloy ja fast dankbar sein, das er dich auf diese Reise geschickt hat. Vor allem, da du ihm dadurch noch etwas anderes verdankst.“

„Oh, nur weil ich Beides in einem entdeckt habe, wiegt das nicht alles auf was er getan hat. Wer wettet schon gegen mich?“ Nein, das würde er seinem Freund nicht so schnell vergessen. Außerdem stand da noch eine Bezahlung aus. Das sie auf dieser Reise auf Leoparden gestoßen waren, war purer Zufall gewesen.

„Beides in einem?“ Ratan sah ihn nachdenklich an, erst nach einigen Momenten trat Verständnis in seinen Blick.

„Seltsam er riecht gar nicht nach Leopard. Eher nach Wolf.“

„Er ist Beides. Ein Mischling aus Wolf und Leopard.“ Jamie sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er über etwas Alltägliches reden.

Einen Moment lang sah ihn der Blondhaarige stumm an, dann lachte er. „Schon wieder eine Kuriosität. Diese Familie hat es in sich.“

„Nicht? Es wird bestimmt nicht langweilig in ihrer Nähe.“ Auch wenn man dann immer Arbeiten bekam, die man gar nicht machen wollte. Doch zumindest in diesem Fall hatte sich dadurch etwas Gutes ergeben.

Es dauerte einige Minuten, bevor sich Ratan wieder beruhigte und ernst wurde. „Und? Liebst du ihn?“

„Liebst du Nika?“ Jamie seufzte.

„Ich weiß es nicht. Wie soll ich wissen was Liebe ist? Alles was ich weiß ist, wie sich Verlangen anfühlt. Immerhin habe ich solche Gefühle wie Liebe schon lange in mir abgetötet.“

Ratan seufzte tief. „Sie hat dir sehr wehgetan was? Du solltest es vergessen, Sarah hat dich nie geliebt. Der Kleine schon.“

„Ich weiß und ich gebe mir Mühe. Auch ich will wieder wissen wie sich dieses Gefühl anfühlt und Sunil weiß auch wie die Lage aussieht.“

„Wenigstens machst du ihm nichts vor.“ Der Tiger lächelte und strich weiter über das Haar des Jüngeren.

Ohne Vorwarnung öffnete sich plötzlich die Tür zu Ratans Kabine und Nika stand im Türrahmen. Er seufzte gelassen. „Siehst du? Wie ich es dir gesagt habe.“

Hinter ihm tauchte Sunil auf und sah die Zwei mit einem undeutbaren Blick an. Allerdings sah er nicht sehr schockiert aus.

Marissa drängte sich an ihm vorbei und lächelte vergnügt als sie die Zwei sah. „Toll. Ich ärgere mich hier mit den beiden Kindern herum und ihr spielt hier viel interessantere Spiele. Darf ich mitmachen?“

Ratan und Jamie sahen sich an und begannen zu lachen. Synchron streckten beide eine Hand in ihre Richtung aus.

„Na bitte, schon besser.“ Mit dieser Antwort und einem breiten Grinsen gesellte sie sich zu den beiden.

„Du bist schwer.“ Jamie keuchte leise bei ihrem nicht allzu sanften Ansturm.

„So etwas sagt man nicht zu einer Lady. Schon gar nicht wenn man ein liebender Bruder sein sollte.“ Damit rammte sie ihm scheinbar unabsichtlich den Ellbogen in die Seite.

„Ich weiß nicht die Lady ist mir irgendwie entgangen.“ Nika ging Kopfschüttelnd zu dem Bett und setzte sich abwartend darauf.

Marissa warf ihm einen warnenden Blick zu. „Na warte, du kommst auch noch dran.“

Jamie grinste und genoss dieses Schauspiel. Das war eben seine Familie und er liebte jeden Einzelnen von ihnen. Hier war er wirklich Zuhause.
 

„Was willst du machen, wenn wir angekommen sind?“ Kyrin sah den Wellen unter ihnen zu.

„Warum fragst du?“ Erec warf ihm ebenfalls keinen Blick zu, sondern fixierte den Mond am nächtlichen Himmel.

„Rein aus Interesse.“ Mit den Schultern zuckend wand Kyrin seine Aufmerksamkeit vom Meer ab.

„Ach so.“ Der Bär wirkte desinteressiert.

„Nun, ich habe ein Angebot von Ratan bekommen. Wahrscheinlich werde ich es annehmen.“

„Woraus bestehend?“ Warum musste man dem Größeren alle Dinge aus der Nase ziehen? Allerdings schien nur er das zu müssen. Es war traurig, das er ihm nach all den Wochen noch immer nicht vertraute. Vor allem bei dem was sie miteinander teilten.

„Er will, das ich hier bleibe auf dem Schiff. Ein Leben als Freibeuter stelle ich mir gar nicht einmal so schlecht vor.“ Erec wand seinen Blick nun ebenfalls dem Leoparden zu.

„Also auf hoher See.“ Warum nicht? Er konnte sich den Bären leicht als Piraten vorstellen. Nur leider ließ sich das nicht mit seinen Plänen vereinbaren. Er wollte bei Sunil bleiben als sein Onkel und letzter lebender Verwandter sah er das als seine Pflicht an. Nun, als letzter lebender Verwandter der sich etwas aus ihm machte.

„Ja. Auch wenn es sicher etwas Neues ist. Ein Bär auf dem Meer, wer hat schon von so etwas gehört?“ Erec lächelte amüsiert, doch es klang nicht allzu aufrichtig.

„Niemand. Zumindest habe ich mir das sagen lassen.“

„Du bleibst bei Sunil?“ Erec lehnte sich gegen die Reling, während er geduldig auf eine Antwort wartete.

„Ja, immerhin habe ich es ihm versprochen. Und jemand muss doch auf ihn aufpassen.“ Bei den letzten Worten lächelte Kyrin leicht. Als ob Sunil in seinem Alter noch einen Aufpasser benötigte.

„Glaubst du nicht, das es für eine Anstandsdame etwas zu spät ist? Ich meine er hatte doch schon alle Zeit der Welt um unzüchtige Dinge anzustellen.“ Bei diesen Worten grinste der Bär.

Kyrin wusste weshalb dieser grinste. Immerhin wussten sie beide, was zwischen Sunil und Jamie war, auch wenn diese es nicht ansprachen. Doch es war ein offenes Geheimnis. „Wie man an einigen Anwesenden hier sieht, ist es für eine Anstandsdame nie zu spät. Bei dem Blödsinn, den manche hier aufführen.“

„Du redest dabei nicht zufällig von dir?“ Erec hob fragend eine Augenbraue.

Der Panther schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht mehr so jung, um mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen.“

Was für eine Lüge. Er ging doch nur mit Sunil mit, um nicht alleine zu sein. Er konnte nicht mehr zu seinem Stamm zurück, doch er hatte auch keinen anderen Ort an dem er leben konnte. Also blieb er bei Sunil und redete sich ein, das ihn dieser benötigte.

„Das also soll dein Leben sein, du hängst dich an deinen Neffen? Glaubst du nicht, das Sunil bei Jamie sehr gut aufgehoben ist?“ Bei diesen Worten musterte der Bär ihn ernst.

„Er ist nur ein Wolf. Im Ernstfall ist er zu schwach um Sunil schützen zu können.“ Kyrin erwiderte Erecs Blick ebenso ernst.

„Sie lieben sich aber und aus Erfahrung sage ich dir, das ein drittes Rad am Wagen eines zuviel ist.“

„Oder eines zuwenig.“ Das war ein Thema, über das er nicht diskutieren wollte. Einfach weil es keine Alternative gab.

Der Blick den Bären wand sich wieder dem nächtlichen Himmel zu. „Was, wenn du einfach mit mir kommst?“

„Warum?“ Kyrin sah den Bären verwirrt an. Nicht, das es ihn nicht reizte, doch ihm war nicht klar warum Erec ihm dieses Angebot machte. Immerhin waren sie keine Partner, außer im Bett. Es gab keinen Grund für Erec ihm so etwas anzubieten.

Der Bär zuckte mit den Schultern. „Sagen wir einmal, mir ist deine Anwesenheit nicht unangenehm und ich respektiere deine Fähigkeiten als Kämpfer. Glaub mir, es ist schwer jemanden zu finden, der es mit meiner Kraft aufnehmen kann.“

„Willst du damit andeuten, das du mich liebst?“ Wenn dem so war, dann waren sie schon länger zusammen als gut war. Kyrin benötigte keine Liebe, das war nur eine Gefühlsverwirrung, die auf Dauer Probleme schaffte. Auf jeden Fall engte sie einen ein und diese Sache war Kyrin verhasst. Als Katze benötigte er seine Freiheit.

Erec schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ich weiß dann bist du schneller weg, als ich dich halten kann. Außerdem, wie sagtest du so schön, … wir sind nicht mehr so jung um uns von Gefühlen leiten zu lassen.

Doch ich mag dich und finde es angenehm dich in meiner Nähe zu haben. Das ist doch nichts schlechtes.“

Kyrin lächelte sanft. „Nein, das ist es nicht. Gut, ich werde darüber nachdenken.“

Und das mehr als gründlich. Schließlich ging es hier um eine schwerwiegende Entscheidung. Doch bei diesem Angebot würde er sicher darüber nachdenken.

Nachtgeflüster 51

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 51

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Miststück!“

Marissa stemmte die Hände in die Hüften und sah den Wolf vor sich abschätzend an. „Also wirklich Nika. Ich hätte dich wirklich für höher eingeschätzt. Das du nun auf die Sprache und Schimpfwörter der Gosse sinkst, ist wirklich schwach. Aber wenn du es so willst. Muttersöhnchen.“

Dieses Wort schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, da Nika sie wütend anstarrte. Allerdings sagte er nichts mehr.

„Na also, damit wäre auch das geregelt.“ Lächelnd setzte sich Marissa wieder hin und nahm ihr Weinglas in die Hand.

Sunil sah dem ganzen nur schweigend zu. Seit ihr Streit vor zehn Minuten begonnen hatte, hielt er es für das Beste sich herauszuhalten. Jamie hatte sie auch alleine gelassen, doch erst nachdem er dem schon schwellenden Streit neue Nahrung gegeben hatte. Ob es ihm irgendwie zugute kam, wenn die Zwei sich stritten? Seit sie die Schiffe betreten hatten, veränderte sich Jamie zusehends. Zuerst auf Ercoles nun auf diesem Schiff. Er wurde redegewandter, etwas boshafter doch auch um vieles lockerer. Gerade das war es was Sunil überraschte. Hier war er so anders als an Land oder unter anderen Menschen. Hier wirkte er einfach nur natürlich und das gefiel ihm. Ob er das in seiner Gegenwart auch einmal war?

„Du siehst so nachdenklich aus. Darf man an deinen Überlegungen teilhaben?“ Marissa schenkte ihm ein Lächeln und zwinkerte ihm zu.

„Überleg es dir gut. Sie ist eine Schlange, die jeden Stachel nutzt, den du ihr gibst.“ Auch Nika hatte sich wieder hingesetzt, doch anders als Marissa griff er gleich zur Weinflasche.

„Oh, haben wir wieder zu einem Ton in gepflegter Form zurückgefunden?“ Sie schien die Beleidigung einfach zu übergehen. Die Möglichkeit eines neuen Wortgefechtes schien ihr verlockender.

Das war etwas, das Sunil schon aufgefallen war. Sie schien jede Möglichkeit zu nutzen sich mit Anderen in Wortgefechten zu messen. Selbst verstand er zwar nicht was das bringen sollte, doch er fragte auch nicht nach. Immerhin wollte er nicht allzu weltfremd erscheinen.

Dabei schien Marissa es nicht einmal boshaft zu meinen, was aber nicht immer offensichtlich war. Man konnte nur hoffen, das sie nicht einmal an den falschen Gegner geriet. Doch dafür hatte sie ja ihre Leibgarde, die aus allen männlichen Wesen hier bestand. Vor allem Ratan, doch auch Jamie, die Besatzung und sogar Nika warfen immer ein Auge auf sie. Und Marissa wusste das, weshalb sie auch diese Selbstsicherheit besaß.

Nika goss sich ein Glas Wein ein und beäugte die Flasche in seiner Hand prüfend, bevor er zu Marissa sah.

Diese bemerkte den Blick und streckte die Hand fordernd aus. „Gib mir die Flasche. Der Wein ist zu teuer um deiner Rache zum Opfer zu fallen.“

Der Wolf sah sie nur kurz an und stellte die Flasche zurück auf den Tisch. „Ich greife doch nicht zu derart kindischen Mitteln. Nicht bei einem Gegner der sowieso schon benachteiligt ist.“

Die Blondhaarige zuckte nur mit den Schultern. „Nun, du als geistig Benachteiligter musst ja wissen wovon du redest.“

Ein Knurren war von Nika zu hören.

Das machte er ziemlich oft, das fiel Sunil nun schon auf. Eigentlich immer, wenn ihm kein passender Konter einfiel. So geschickt wie Marissa war der Wolf noch lange nicht mit Worten. Allerdings schien er es ihr nicht übel zu nehmen, das merkte man. So musste es wohl sein, wenn man eine Schwester hatte. Allerdings konnte Sunil sich hier nur an Anderen orientieren.

Um Nika eine weitere offensichtliche Niederlage zu ersparen, beschloss Sunil sich nun doch in das Gespräch einzubringen. „Ich dachte nur daran, wie anders Jamie hier ist.“

Ein genervtes Schauben war daraufhin von Marissa zu hören. „War ja klar. Diese Frischverliebten sehen ja nichts anderes, als ihren Auserwählten. Davon kann man ja krank werden.“

„Ach, spricht da etwa die Eifersucht aus dir?“ Nika schaltete sich mit einem schadenfrohen Lächeln ein.

„Natürlich. Wenn das so weitergeht, ende ich noch als alte Jungfer.“ Sie seufzte deprimiert.

„Bei der Vergangenheit wohl kaum.“ Mit einem scheinheiligen Blick, wand sich Nika dem Mischling zu.

„Das ist doch ganz normal.“

Bevor Nika allerdings weiterreden konnte, schlug die Blondhaarige mit ihrer Hand auf die Tischplatte. „Vielleicht. Aber nur weil ich keine Jungfrau bin, kann ich trotzdem als alte Jungfer enden. Lass mir doch einfach Ratan.“

„Träum weiter.“ Nika murmelte diese Worte, bevor er sich ihr wieder zuwand.

„Marissa kannst du bitte ruhig sein? Hier unterhalten sich Männer.“

Sie verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Also ich sehe hier nur einen Mann und der bist nicht du Nika.“

Diesmal stieg der Wolf aber nicht darauf ein, sondern konzentrierte sich auf den Mischling. „Es ist klar, das Jamie hier anders ist. Hier befindet sich seine Familie, oder das was man dafür halten kann. Jeder hier hat zwei Gesichter, das ist doch normal.“

Ach, das war normal? Sunil konnte das nicht behaupten. Er gab sich immer wie er war. Warum sollte er sich auch verstellen, im Dschungel war das unnötig.

Marissa lehnte sich etwas nach vor. Ihr Ellbogen war auf der Tischkante abgestützt und ihr Kopf lag auf ihrer Hand. Lächelnd und etwas verträumt sah sie Sunil an. „Sieh mal Nika. Ein echter Naturbursche, er weiß noch nicht, das man in unserer Welt zwei Gesichter braucht.“

Sah man ihm das tatsächlich so an? Dabei hatte Sunil nicht einmal bemerkt, das sich etwas an seiner Mimik verändert hatte. Woran hatte sie das gemerkt?

„Ja, ein offenes Buch wirklich schade.“ Der Wolf schüttelte den Kopf und nippte an seinem Glas.

„Ach…“ Marissa machte eine wegwerfende Handbewegung.

„… aber Jamie wird ihm das schon beibringen, da bin ich sicher. Doch nun eine Frage, die mich brennend interessiert. Wie ist der Sex?“

„Was?“ Zu sagen das Sunil irritiert war, wäre untertrieben. Im ersten Moment schockierte sie ihn regelrecht. Was ging sie das überhaupt an?

Als keine Antwort kam, sprach Marissa ungehindert weiter. „Weißt du, ich habe mir schon öfters vorgestellt wie es sein muss. Das hat wohl schon jeder auf diesem Schiff, außer Ratan. Immerhin besitzt Jamie einen gewissen Ruf und da ist man eben neugierig. Leider sind seine Partner immer außerhalb unserer Reichweite und dieser Bär redet nicht viel. Nicht mit uns.“

„Erec?“ Erec hatte mit Jamie geschlafen? Warum sagte ihm das keiner? Gut, es hätte wohl nichts geändert und nun war der Bär definitiv mit seinem Onkel zusammen, doch warum erfuhr er Jamie betreffend immer alles als Letzter?

„Also?“ Sie sah ihn gespannt an.

„Es ist zufrieden stellend.“ Wie sollte er das wissen? Er war in der Hitze gewesen, als sie miteinander geschlafen hatten. Da war ihm jeder Sex recht. Seit sie zusammen waren hatte sich ja keine Gelegenheit ergeben. Außer ein paar Annäherungen hatte es im Baumhaus nichts gegeben und auf ihrem Weg zu ihrer Gruppe musste immer jemand Wache halten. Danach waren immer vielzuviele Menschen um sie herum und das behagte Sunil gar nicht. So gesehen, war er immer zu gehemmt dafür. Auch auf dem Schiff ging nicht viel, da er es vermied sich hinzulegen. Denn wenn er diesem Drang nachgab und sich ins Bett legte, wurde ihm schlecht. Es war ihm allerdings peinlich ein Wort darüber zu verlieren.

„Zufrieden stellend?“ Die Blondhaarige sah ihn entgeistert an.

„Also entweder du untertreibst maßlos, oder du hast noch nie mit ihm geschlafen. Zufrieden stellend, ich fasse es nicht.“ Sie schüttelte fassungslos den Kopf.

„Toll, daran wird sie einige Zeit zu knabbern haben.“ Nika sah grinsend zu dem Mädchen.

„Was die Sache von zuvor angeht, wir alle sind hier anders. Einfach weil es uns erlaubt ist. Auch ist hier nichts wie es scheint, das wirst du noch merken. Was wie ein heftiger Flirt aussieht, ist nichts weiter als ein Zuneigungsbeweis und ein Streit eine Art der Konversation.“

Sein Blick ging zu Marissa. „Außer bei uns Beiden, wir hassen uns wirklich.“

„Du sagst es.“ Sie lächelte schwach.

Das war wohl auch eine Art der Konversation. Sunil dachte über das Gesagte nach. Wollte ihm Nika damit sagen, das er nichts ernst nehmen sollte was er hier sah? Nun vielleicht schaffte er das sogar.

„Jeder hier weiß zu wem er gehört und daran ändert nichts etwas.“ Nika lächelte bei dieser Aussage leicht.

„Gut, ich bin der Meinung Jamie hatte genug Zeit mit Ratan oder?“ Marissa stand auf und sah Nika bei dieser Frage an.

„Du hast Recht unser Streit hat lange genug gedauert.“ Der Wolf nickte zustimmend.

Hatten sie etwa gewusst, das Jamie ihren Streit provoziert hatte? Sunil erstaunte das, es hatte gar nicht so gewirkt.

Marissa sah ihn amüsiert an. „Glaubst du wirklich, das wir seine Absicht nicht durchschauen? Ach bitte, so gut ist er auch nicht.“

Sunil hielt vorsichtshalber den Mund. Scheinbar glaubte sie, das er mit Jamie unter einer Decke steckte. Dabei hatte er die Absicht dahinter selbst erst später gemerkt. Doch das würde er nicht zugeben, so stieg vielleicht ihre Meinung über ihn etwas.

Er folgte ihnen zu Ratans Zimmer, dessen Tür Nika öffnete.

Seufzend sah er in das Zimmer. „Siehst du? Wie ich es dir gesagt habe.“

Sunil warf ebenfalls einen Blick in das Zimmer. Nun es freute ihn nicht gerade was er hier sah, doch Nika hatte ihn ja darauf vorbereitet. Das war wohl nur einer ihrer Zuneigungsbeweise.

Marissa warf ebenfalls einen Blick in das Zimmer und drängte sich dann an ihnen vorbei. „Toll. Ich ärgere mich mit den beiden Kindern herum und ihr spielt hier viel interessantere Spiele. Darf ich mitmachen?“

Nach einem kurzen Lachen luden sie Jamie und Ratan ein, zu ihnen zu kommen.

Tja, damit würde er wohl leben müssen, doch scheinbar war alles nur Gewöhnungssache. Das war Jamies Familie und so auch in gewisser Weise seine. Nun, es gab wohl schlechtere Möglichkeiten.

Nachtgeflüster 52

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 52

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Das ist also Frankreich?“ Sunil blickte auf den Landstrich vor ihnen. Sehr eindrucksvoll war es ja nicht, auch wenn er Dank dem Vollmond etwas mehr erkennen konnte, als normal.

„Pass nur auf, bei Tageslicht sieht es viel besser aus.“ Jamie dachte kurz nach.

„Nun vielleicht nicht der Hafen, doch es gibt ja auch noch andere Stadtteile.“

„Warum halten wir hier eigentlich? Würde sich der Hafen da nicht mehr anbieten?“ Das war in seinen Augen wirklich seltsam, da er den Hafen sogar schon sehen konnte. Bei dessen Größe konnte ihn ja sogar ein Mensch erkennen.

„Schon, aber es ist sehr gefährlich bei Nacht anzulegen. Ratan wird dabei sicher keine Risiken eingehen. Außerdem gibt es da noch einen anderen Grund.“

Einen anderen Grund? Welcher Grund konnte so gewichtig sein, dass man so kurz vor dem Ziel anhielt? Gerade wollte er Jamie darauf ansprechen, als er einen gelben Schemen hinter Jamie über die Reling springen sah.

‚Juhu!’

War das gerade…? Sunil blickte ins Meer, wo er das Tier vermutete, doch es waren nur Wellen zu sehen. Erst nach einigen Augenblicken tauchte der Kopf eines Tigers aus den Wellen auf. „Marissa?“

‚Hey Jungs, kommt rein, das Wasser ist gerade angenehm.’ Wie um ihre Worte zu untermauern, tauchte sie abermals unter.

Jamie lächelte nur und schüttelte den Kopf.

„Wie kommt sie da wieder hoch?“ Sunil war von der plötzlichen Aktion noch immer etwas überrumpelt. Vor allem, weil er nicht erwartet hatte sie in ihrer tierischen Form zu sehen.

„Na wie wohl?“ Ratan trat zur Reling und sah zu Marissa hinab, die gerade wieder auftauchte.

„Ich hab dich gewarnt Marissa! Diesmal kannst du die Schiffswand hinaufklettern!“

Jamie sah den Tiger mit einem amüsierten Lächeln an. „Du weißt, das sie das wirklich machen wird.“

Ratan seufzte. „Ich weiß. Dabei wird sie dann wahrscheinlich abrutschen und sich alle Knochen brechen.“

Der Wolf klopfte Ratan auf die Schulter. „Na komm, ich helfe dir das Beiboot ins Wasser zu lassen.“

Anscheinend war das schon Normalität hier, oder sie nahmen es einfach sehr gelassen. Sunil sah den Beiden nach, als sie zu den Rettungsbooten gingen. Auf dieser Reise hatte er sich sogar schon daran gewöhnt die Zwei so vertraut zu sehen. Das war eben so. Außerdem gingen sie nicht vertrauter miteinander um, als alle Anderen in dieser Familie. Am Anfang hatte er sich gewundert, wie es Nika schaffte, Ratan mit soviel anderen Wesen zu teilen, doch man gewöhnte sich wirklich daran.

„Wie eine kleine Familie nicht?“

Sunil nickte bei der neuen Stimme. „Ja, ein gutes Vorbild, was meinst du?“

Während er sprach, wand er sich seinem Onkel zu.

Kyrin lächelte und schüttelte den Kopf. „Für solche Dinge sind wir wohl etwas zu spät dran. Außerdem werde ich mich hüten mir diese gemischte Familie zum Vorbild zu nehmen.“

Eigentlich sollte er wegen des Bezuges auf die gemischte Familie protestieren. Das musste man nicht so hervorheben, vor allem da es nichts Schlechtes war. Doch er wusste auch, das Kyrin es nicht böse meinte. Das war eben seine Auffassung von solchen Dingen. Das er nichts dagegen hatte, bewies doch die Tatsache, das er ihn akzeptierte. „Meinst du? Ich glaube für einen Neuanfang ist es nie zu spät.“

„Neuanfang? Dafür müssten wir etwas haben, das wir beenden können.“

Sunil lachte leise. „Das ist wohl wahr.“

Er wusste worum es in diesem Gespräch ging, doch er wollte seinen Onkel noch etwas Zeit lassen. Vielleicht kam er ja von selbst darauf, was ihn zu ihm getrieben hatte. Entweder das, oder er fand einen geeigneten Moment, um das Thema anzusprechen.

„Aber du scheinst dich ja gut bei ihnen einzuleben.“

Hörte er da etwa etwas Eifersucht heraus? Sunil hoffte, das er sich da irrte, ansonsten würden die folgenden Worte ihre Wirkung verfehlen und zwar gewaltig. „Das muss ich, schließlich ist es Jamies Familie und so wird sie auch zu meiner.“

„Also ist es ernst?“ Kyrin sah zu Jamie, der gerade ein Boot mit Ratans Hilfe zu Wasser ließ.

„Natürlich, aber das wusstest du, nicht?“

Der Panther lächelte amüsiert. „Ja, ich wusste es. Allerdings habe ich gehofft, das du einsiehst das es nur eine vorübergehende Phase ist.“

„Jugendliche Verwirrung, wie?“ Sunil wusste, wie sein Onkel das gerne nannte. Aber er nahm ihm das nicht übel, er war eben noch jung, das war eine Tatsache. Trotzdem bedeutete das nicht, das er unbedacht handelte.

„Genau.“

„Du willst mich vor Fehlern bewahren, das rechne ich dir hoch an. Aber es gibt keine Garantie, dafür das dies hier ein Fehler ist. Selbst wenn …“

Auch Sunil warf einen Blick zu Jamie. „… so bin ich durchaus bereit, dieses Risiko einzugehen. Ich will mit Jamie zusammenleben.“

Kyrin seufzte und stemmte seine Arme auf die Reling. „Ist das deine Art mir zu sagen das du mich nicht brauchst?“

Der Mischling lächelte sanft. „Ich brauche dich doch, du bist meine Familie. Allerdings was meine weitere Zukunft angeht, nein um zu überleben brauche ich dich nicht. Doch das wusstest du bestimmt auch schon.“

Bedächtig nickte Kyrin, dabei lächelte er leicht. „Das war wohl kaum zu übersehen.“

Dem gab es nicht mehr hinzuzufügen, weswegen Sunil schwieg. So standen sie stumm nebeneinander und sahen zu, wie Ratan einem nassen Tiger half, in das Beiboot zu kommen. Erst als das geschafft war, ergriff Sunil wieder das Wort. „Und? Hast du nun deine Entschuldigung?“

Seufzend löste sich Kyrin von der Reling. „Ich schätze schon. Aber das ändert nichts an meinen Absichten.“

„Das würde ich auch nicht wollen. Du kannst jederzeit zu mir kommen, doch es ist nicht meine Seite an der du derzeit sein willst.“

„Du hast wirklich zuviel von deiner Mutter.“ Damit wuschelte der Panther Sunil durch die Haare.

Sunil lachte, schob aber auch dessen Hände zur Seite. „Lass das.“

Mit dem Kopf deutete er in eine Richtung. „Du solltest deine Entscheidung demjenigen mitteilen, der schon sehnsüchtig darauf wartet.“

Kyrin folgte seinem Blick und nickte.

Mit einem Lächeln wand er sich von seinem Onkel ab und ging zu Jamie. „Ich helfe dir.“

Damit ergriff er das Seil und versuchte zusammen mit Jamie und zwei anderen Matrosen Ratan und seine Begleitung wieder an Deck zu ziehen.
 

Der Junge war wirklich wie seine Mutter, das war erstaunlich. Auch sie hatte immer gewusst was ihn bewegte. Es war sinnlos ein Gespräch mit ihr anzufangen, da sie ein Gespür dafür hatte, was ihr Gegenüber von ihr wollte. Trotzdem hatte sie immer ein Gespräch angefangen, um ihren Gesprächspartner die Möglichkeit zu geben sein Anliegen vorzubringen. Doch ob man es ansprach oder nicht, am Ende hatte man immer das was man wollte. Nahya war in dieser Hinsicht immer einzigartig gewesen.

Auch heute hatte er etwas von Sunil gewollt und zwar eine Entschuldigung, um ihn nicht begleiten zu müssen. Doch anstatt sich zu dafür entschuldigen zu müssen, hatte Sunil ihn von sich aus freigegeben. Eben ganz wie seine Mutter.

Kyrin ging zu dem Bären, der gerade dabei war ein Tau aufzuwickeln. „Soll ich dir helfen?“

Es war eine rein rethorische Frage, da diese Aufgabe nur komplizierter wurde, wenn man sie teilte. Außerdem kam Erec damit sehr gut alleine zurecht.

„Nein, danke. Ich schaffe das schon, immerhin muss ich mich daran gewöhnen.“

Also hatte er seine Entscheidung schon getroffen, ganz ohne die seinige zu wissen. Scheinbar war es ihm egal, wofür er sich entschied. Aber das wollte er doch oder? Zwei eigenständige Leben, die nur zufällig nebeneinander herliefen. Keinerlei Rücksichtnahme auf den Anderen und jeder sollte machen, was er für richtig empfand. Das waren seine Bedingungen und auch wenn er sie nie ausgesprochen hatte, so hatte sie Erec angenommen. Warum ärgerte es ihn dann so, das der Bär danach gehandelt hatte?

Es gab dafür nur eine mögliche Antwort, doch Kyrin war noch nicht soweit sie zu akzeptieren. Das würde bedeuten, das er seine bisherige Einstellung von Grund auf überdenken musste. Etwas wofür er noch nicht bereit war.

„Ich dachte vielleicht willst du meine Entscheidung hören.“

Sofort hatte er Erecs vollständige Aufmerksamkeit. Trotzdem ließ er das Tau nur langsam sinken. „Gerne.“

Fiel ihm das Sprechen plötzlich wirklich schwerer, oder bildete er sich das nur ein? Es war selten, doch nun fehlten ihm plötzlich die richtigen Worte. Dabei musste er ihm doch nur seinen Beschluss mitteilen, das konnte doch nicht so schwer sein.

Sein Blick fiel auf das Tau und er bückte sich danach. „Wie macht man das? So wie es aussieht muss ich das nun auch lernen.“

Es herrschte einen Moment lang Stille, bis der Bär seine Worte begriff. „Du bleibst bei mir?“

Kyrin schloss die Augen und seine Finger hielten kurz über dem Tau inne. „Ja.“

„Warum?“ Die Stimme des Bären klang fragend.

Also diese Frage war wohl wirklich unnötig. Vor allem hätte er sich etwas mehr Begeisterung gewünscht. Er richtete sich wieder auf und sah Erec verärgert an. „Wenn es dich stört, kann ich das leicht ändern. Dann gehe ich eben mit Sunil mit.“

Es war ja nicht so, dass er keine Alternative hätte. Jetzt gab es diese schon.

Hastig griff Erec nach seinem Handgelenk. „Nein, das ist es nicht. Natürlich freue ich mich über deine Entscheidung. Doch mich würden die Hinergründe schon interessieren.“

Es gab keine Hintergründe, keine die Kyrin zugeben würde. Aus diesem Grund würde er es auch nicht aussprechen. Ernst erwiderte er den fragenden Blick des Bären. „Warum musst du alles hinterfragen? Nimm es doch einfach so hin, wie es ist.“

Erec sah ihn einen Moment lang musternd an, bevor er lächelte. „Gut, ich kann warten.“

Da würde er noch lange warten müssen. Doch auch Kyrin war gespannt wie lange der Bär warten würde und damit er das erfuhr, musste er wohl an seiner Seite bleiben. Für seine Geduld gebührte ihm allerdings eine Belohung.

Kyrin überbrückte den Abstand zwischen ihnen und legte seine Lippen auf Erecs. Dies war ein Kuss, der dem Bären alles verriet, was Kyrin nicht in Worte kleiden konnte.

Als sie sich lösten, entzog der Panther seine Hand dem Griff des Bären. Allerdings nur soweit, das sich ihre Finger noch berührten. „Komm, lass uns diese Nacht genießen.“

Er wusste, das er bei so einer Aufforderung nicht lange auf eine Reaktion warten musste. So befand er sich auch schon im nächsten Moment auf dem Weg unter Deck.

Nachtgeflüster 53

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 53

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Da sind sie.“ Ratan deutete auf eine Kutsche, die in ihre Richtung kam. Schon den ganzen Morgen waren sie damit beschäftigt, das Schiff zu entladen. Schließlich tätigte Ratan auch Geschäfte hier, dies war keine reine Passage für sie gewesen.

Nun war es wohl Zeit, sich zu verabschieden. Denn nicht nur seine und Ratans Wege trennten sich hier, nein auch seine anderen Wegbegleiter verließen ihn nun. Es war seltsam, da sie nun doch schon einige Jahre zusammen waren, doch Jamie wusste das alle Arten von Beziehungen einmal endeten. Jeder musste sein eigenes Leben meistern, diese Aufgabe nahm einen niemand ab. Nur manchmal kreuzten sich die Wege der Wesen und wenn man sich verstand, liefen sie eine Weile nebeneinander her. Doch nichts war für die Ewigkeit.

Cyrie lächelte und trat zu Jamie. „Ich werde dir eine Einladung zu meiner Hochzeit schicken.“

Jamie erwiderte dieses Lächeln freundlich. „Das will ich auch hoffen. Dann werde ich auch nicht zu viele peinliche Geschichten erzählen.“

„Als ob es da soviel gäbe. Die peinlichen Dinge sind doch eher Erec und dir passiert.“

Der Wolf klopfte ihm auf die Schulter. „Vergiss bloß nicht meine rege Phantasie.“

„Wie könnte ich das?“ Cyrie verdrehte die Augen. Sein Blick richtete sich auf Sunil.

„Ich zähle darauf, das du Sunil als Begleitung mitbringst.“

„Das dürfte kein Problem darstellen.“ Lächelnd sah Jamie zu dem Mischling, der sich gerade von seinem Onkel verabschiedete. Gestern hatte ihm Sunil mitgeteilt, das Kyrin sie nicht begleiten würde. Ehrlich gesagt, war ihm das auch lieber. Kyrin war zwar ein angenehmer und ebenbürtiger Konversationspartner, doch als ständige Begleitung wollte er ihn nicht haben. Bei Erec war er da besser aufgehoben.

„Ihr seht aus, als wäre das ein Abschied für immer.“ Ein Arm legte sich um Jamies Schulter und ein anderer um Cyries. Beide wurden an eine starke Brust gezogen.

„Doch wir werden uns sicher wieder sehen.“

„Meinst du?“ Jamie sah fragend zu dem Bären hoch. Ja, ihn würde er sicher wieder sehen.

„Natürlich. Das ist Karma, wir haben einander verdient.“

Bei Erecs Worten runzelte Jamie kurz die Stirn und lachte dann leise. „Das ist wohl wahr.“

„Sie sind da.“ Der Tiger sah zu Jamie.

Dieser nickte nur und wand sich noch einmal zu seinen Wegbegleitern um. Ja, sie würden sich sicher wieder sehen, bei Wertieren passierte so etwas zwangsläufig. In einem langen Leben wie sie es hatten, konnte man niemanden ewig aus dem Weg gehen. „Also dann, man sieht sich. Cyrie, ich erwarte deine Einladung.“

„Sobald mich Ratan abgeliefert hat, werde ich sie dir schicken.“

Jamie nickte und sah zu Sunil, der gerade mit Kyrin zu ihnen kam.

„Ich überlasse ihn nun deiner Obhut, beweise mir das dies kein Fehler war.“ Bei diesen Worten sah Kyrin ihn ernst an.

„Keine Sorge, ich werde mich gut um ihn kümmern.“ Jamie nahm diese Drohung lächelnd entgegen. Er hatte nicht vor Kyrins Befürchtungen zu bestätigen. Dafür lag ihm viel zuviel an dem Mischling.

Er wand sich zu Ratan um. „Wir kommen.“

Sanft legte er einen Arm um Sunils Hüfte und führte ihn zur Planke, die von dem Schiff führte. Dort ließ er ihn aber wieder los. Zum einen, weil der Laufsteg es nicht zuließ nebeneinander zu gehen und zum Zweiten weil er Sunils Familie nicht gleich mit dieser Neuigkeit überraschen wollte.

Als Jamie sah wer ihn abholte, war er angenehm überrascht. Arnaud stand vor der Kutsche und blickte wartend zu ihm hoch. Die Tür der Kutsche war geöffnet und daneben stand Chaya. Wenn sich Jamie richtig erinnerte, dann müssten sie inzwischen schon verheiratet sein. Da waren wohl Glückwünsche angebracht.

Doch am Meisten freute er sich über die Anwesenheit eines anderen Bekannten. Als er ihn erkannte, schlich sich ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht.

Eloy hingegen sah nicht so erfreut aus. Entweder hatte er schon von seinem Erfolg gehört oder es war etwas Anderes passiert, das seine Laune trübte. Oh, der Tag konnte noch viel unerfreulicher werden, dafür konnte Jamie sorgen.

„Arnaud, es freut mich dich hier zu sehen. Auch wenn ich überrascht bin, dich hier anzutreffen.“ Sollte er nicht eigentlich bei seinem Bruder sein? Normalerweise traf man einen selten ohne den Anderen an.

„Keine Sorge, du bist nicht der Grund unserer Anwesenheit. Obwohl wir über deine Ankunft informiert wurden, weswegen wir unsere Abreise etwas verzögert haben.“

„Geschäfte?“ Nun interessierte es Jamie aber doch weswegen sich Arnaud in Paris aufhielt.

„Nein, gesellschaftliche Verpflichtungen. Ich habe meine Frau am Hofe vorgestellt.“ Er lächelte in Chayas Richtung, die dieses Lächeln erwiderte und zu ihnen trat.

Also doch. Er ergriff Chayas Hand und küsste diese höflich. „Meine aufrichtigsten Glückwünsche zu eurer Hochzeit. Ich bin sicher eure Anwesenheit hat alle am Hofe bezaubert.“

Chaya lächelte und entzog ihm ihre Hand. „Ihr sein ein Schmeichler Jamie. Allerdings danke ich euch für eure Glückwünsche. Was meine Vorstellung bei Hofe betrifft, nun ich glaube nicht das ich meiner neuen Familie geschadet habe.“

Arnaud lachte und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Sie ist wieder einmal viel zu bescheiden. Die Königin war von ihr begeistert und wollte sie sogar für ihren Hofstaat. Es gab einen fürchterlichen Aufruhr, als sie abgelehnt hat.“

„Ich musste doch ablehnen.“ Sie sah zu Arnaud hoch.

„Du musst wieder zu deinem Bruder zurück und kannst nicht in Paris bleiben. Schon alleine, weil du dich hier nicht wohl fühlst und ich bleibe nicht ohne dich. Schließlich habe ich dich nicht geheiratet, um dann wieder von dir getrennt zu sein.“

Auf diese Liebeserklärung folgte nur ein Schnauben von Eloy.

Mit einem Grinsen drehte sich Jamie zu seinem Freund. „Etwa eifersüchtig?“

Eloy deutete mit der Hand auf seinen Bruder und dessen Frau. „Sieh dir das doch an. So geht das schon die ganze Zeit. Das kann man ja nicht ertragen.“

Jamie sah das nicht so. Es war süß, zwar etwas übertrieben, doch man merkte wenigstens das sie sich liebten. Wünschte sich so etwas nicht jeder? Einen Menschen der Einen mit allen Fehlern und Schwächen akzeptierte und beistand? Ob er so ein Wesen in Sunil gefunden hatte? Nun, das würde sich in den nächsten Monaten und vielleicht Jahren zeigen, wenn sich bei ihnen der Alltag einstellte.

„Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht bei deiner Feldermaus sein?“ Es war wohl ein Problem mit Mika das seine Laune trübte. Das zeigte seine Miene, die nun noch düsterer wurde.

„Er wurde vom Hof der Vampire verbannt. Wie lange war das noch einmal Eloy?“ Man konnte die Schadenfreude in Arnauds Stimme nicht überhören.

Eloy murrte. „Eineinhalb Jahre.“

Jamie versuchte krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken, doch zumindest ein Grinsen konnte er nicht verhindern. „Was…“

Er rang kurz um Beherrschung, bevor er weitersprach. Wenn man auch an seiner Mimik und Körperhaltung merkte, das ihm das schwer fiel. „Was hast du angestellt?“

Der Blondhaarige presste die Lippen aufeinander. Allerdings gab er sein Schweigen rasch wieder auf. „Ich habe ihm nur gesagt, was ich von seiner Heiratsidee halte.“

Da lag also der Hund begraben. Wahrscheinlich hatte er das Mika auch noch auf seine ungemein charmante Art klargemacht. Manchmal war Eloy wirklich naiv, doch das mochte Jamie so an ihm.

„Genug davon. Du hast einen Gast mitgebracht, wie ich sehe.“ Arnaud richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Sunil und musterte ihn interessiert.

„Ja, das habe ich.“ Jamie wusste, das Sunil extrem unsicher war, was das Treffen mit seiner richtigen Familie anging. Das war wohl der Grund, warum er sich bis jetzt so ruhig verhalten hatte.

Auch Ratan, der mit ihnen das Schiff verlassen hatte schwieg. Allerdings machte er das aus reiner Höflichkeit, immerhin ging ihn dieses Gespräch nichts an. Was ihn aber nicht daran hinderte dabei zuzuhören. Warum auch nicht, er würde genauso handeln.

Jamie legte einen Arm um Sunils Schultern. „Das ist Sunil, euer Cousin mütterlicherseits.“

Arnaud lächelte nun freundlich. „Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“

„Es freut mich auch dich kennen zulernen.“ Man merkte, das Sunil etwas unsicher war, was das duzen anging.

Fordernd streckte Arnaud eine Hand in Eloys Richtung aus. „Eloy.“

„Ja, ist ja schon gut.“ Er zog einen kleinen Beutel aus seiner Tasche und ließ ihn in die geöffnete Hand seines Bruders fallen. Das Klirren, das bei dieser Bewegung zu hören war, machte klar das der Inhalt aus Münzen bestand.

Überrascht hob der Weißblonde eine Augenbraue. Das war er ja gar nicht von Arnaud gewohnt. „Du wettest? Das hätte ich nicht von dir erwartet.“

Noch immer lächelnd, steckte der Wolf den Beutel ein. „Das war ja auch eine Idiotensichere Wette. Ich konnte nur gewinnen, wenn ich auf dich setze.“

„Danke für dein Vertrauen.“ Damit hatte Jamie nicht gerechnet. Allerdings glaubte er nicht einmal das es sich um Vertrauen handelte, das Arnaud ihm entgegenbrachte.

Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Ich wusste einfach, das du nicht versagen würdest. Du bist ein Mann, der zu seinem Wort steht. Ansonsten würde ich keine Geschäfte mit dir machen.“

Damit hatte Arnaud durchaus Recht. Er stand zu seinem Wort, man musste eben nur wissen, wie man sein Wort auslegen konnte. Doch das war etwas, das Eloy eigentlich wissen sollte. Warum also wettete er gegen ihn? Obwohl sich Jamie den Grund denken konnte, purer Trotz. Umgekehrt würde er auch auf Eloys Versagen wetten, nur im Gegensatz zu Eloy hatte er Chancen dabei zu gewinnen.

„Du kostest mich ein Vermögen.“ Bei diesen Worten warf Eloy Ratan zwei Geldbeutel zu.

„Ich danke dir. Kobe sicher auch.“ Ratan steckte die zwei Beutel ein.

„Dann werde ich mich wieder auf den Weg machen.“

„Ah.“ Chaya hob leicht die Hand.

„Ratan, ich habe eine Nachricht für euch. Nikas Mutter lässt euch etwas ausrichten.“ Sie stoppte kurz und runzelte die Stirn.

„Die Nachricht war, sagt dieser verlogenen, verlausten Katze, das er doch die Güte haben soll und meinen Sohn wieder einmal heimschickt. Ihre Worte, nicht meine.“

„Oh, sie steigert sich. Das letzte Mal war ich nur verlaust. Ich werde es Nika sagen.“ Mit einem Grinsen drehte er sich um und ging auf sein Schiff.

Jamie sah Ratan kurz nach, bevor er sich wieder zu Arnaud drehte. Warum sollte er sich von ihm verabschieden? Sie sahen sich doch sowieso bald wieder. Er wusste, das der Tiger genauso dachte.

„Sollen wir dann auch?“ Arnaud deutete auf die Kutsche.

„Ich hätte gerne ein Pferd, wenn es keine Umstände macht.“ Jamie mochte Kutschen nicht besonders. Ihm war es lieber, wenn er beweglicher war.

„Nein, ich glaube nicht.“ Damit gab der Braunhaarige einem der Männer, die die Kutsche begleitet hatten, einen Wink.

Dieser stieg ab und übergab Jamie die Zügel seines Pferdes.

„Danke.“ Es gab auch durchaus einen Hintergedanken bei dieser Bitte. Er wollte nicht mit Sunil in der Kutsche sitzen. Denn wenn er das machte, würde er ein Gespräch führen. Es war aber wichtig, das Sunil sich mit seiner Familie selbst vertraut machte. Aus Erfahrung wusste Jamie, das dies die beste Möglichkeit war damit der Mischling seine Unsicherheit verlor. Auf dem Schiff hatte es auch immer ohne ihn funktioniert. Außerdem hatte ihn bei Chaya als Begleiterin gar keine so schlechte Wahl getroffen.

„Sie ist nett, du wirst sehen.“ Damit half er Sunil beim einsteigen und saß dann auf seinem Pferd auf. Nun ging es also auf zur letzten Station seiner Reise.

Nachtgeflüster 54

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 54

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil warf einen kurzen Blick auf die Frau ihm gegenüber. Nun sie wirkte wirklich ganz nett. Bei dem Mann neben ihr, war er sich da nicht so sicher. Er war kurz bevor sie losgefahren waren noch zugestiegen und hatte neben seiner Frau Platz genommen. Arnaud war sein Name. Das war einer seiner Cousins, über den Jamie nicht soviel gewusst hatte. Er musste sich wohl selbst ein Bild von ihm machen.

Bis jetzt hatte er sich vor einen Gespräch gedrück,t indem er sich die Umgebung ansah. Paris war wirklich eine beeindruckende Stadt und sehr groß. Leider war auch sie einmal zu Ende und nun wo sie freies Gelände erreicht hatte, ließ sich ein Gespräch wohl nicht mehr vermeiden. Dabei wusste Sunil nicht einmal womit er anfangen sollte.

Chaya schien das zu merken und nahm ihm diese Aufgabe ab. „Du kommst also aus Südamerika? Wie ist es dort? Der Kontinent ist ja noch weitgehend unerforscht, ich stelle mir das sehr gefährlich vor.“

„Ich glaube nicht, das es so aufregend ist.“ Sunil lächelte scheu.

„Hier ist es viel aufregender. Im Dschungel ist ein Tag wie der Andere.“

Arnaud tätschelte Chayas Hand. „Außerdem regnet es dort sieben Monate im Jahr. Soweit habe ich es zumindest gehört.“

Dabei sah er Sunil fragend an.

„Sechs, aber es kann auch sieben Monate dauern, bis wieder alles trocken ist.“

Chaya entzog Arnaud ihre Hand. „Ich sagte doch es hört sich Aufregend an, nicht das ich dort ein Ferienhaus haben will. Wirklich Arnaud, du solltest mich nicht mit deinen früheren Geliebten vergleichen.“

„Natürlich nicht. Entschuldige.“

Auch wenn er sich entschuldigte, glaubte Sunil nicht so ganz an die Aufrichtigkeit dieser Aussage. Doch Chaya schien es zu reichen. Sanft strich sie ihm über die Wange. „Es macht nichts, du bist ein Mann als solcher darfst du Fehler machen.“

Man merkte das sie das nicht aus Boshaftigkeit sagte, sondern mit liebevollen Spott.

Arnaud seufzte. „Okay, alle Treffen mit meinen Schwestern sind in Zukunft abgesagt. Den schlechten Einfluss merkt man jetzt schon.“

Chaya lachte leise. „Du tust deinen Schwestern Unrecht, diese Aussage habe ich von deiner Mutter.“

Sunil kam sich vor wie ein Eindringling. Immerhin war das hier etwas ganz privates, doch sie schienen sich nicht an seiner Anwesenheit zu stören. Es war allerdings auch schön ihnen zuzusehen. Man merkte, das sie sich wirklich liebten. So sah das Ziel aus, auf das Jamie und er zusteuern sollten. Auf dem Schiff war es etwas eingeschlafen, doch er glaubte schon, das sie auf dem besten Weg dorthin waren. „Und wir sind verwandt?“

Es kam ihm wie ein Sakrileg vor, diese Atmosphäre durch seine Worte zu zerstören, doch er hatte viele Fragen.

Arnaud musterte ihn einen Moment, bevor er leicht lächelte. „Man glaubt es kaum nicht? Doch, wir sind Cousins.“

Zum Glück war er ihm nicht böse, für diese Unterbrechung. Doch er hatte auch das Gefühl, als würde Arnaud genau wissen was in ihm vorging. Nun ja, so komplex war es ja nicht was er empfand. „Eure Mutter ist die Schwester meines Vaters, oder? Entschuldigung, aber mein Vater hat nicht sehr oft über seine Familie geredet. Deswegen versuche ich nun etwas Ordnung in diese Sache zu bringen.“

Eigentlich hatte sein Vater sehr selten über seine Familie geredet und dann nie über seine Eltern, nur manche seiner Geschwister.

„Schon gut.“ Arnaud winkte beiläufig mit einer Hand ab.

„Meine Mutter wird dich später nur so mit Fragen bestürmen, da ist es ganz gut, wenn du schon ein wenig Überblick hast.“

Sunil nickte, er sah das genauso. „Eloy dort draußen ist also auch mein Cousin oder?“

Er hatte keineswegs vergessen was Jamie über den anderen Wolf erzählt hatte, oder besser nicht. Denn die Wahrheit hatte er ihm sicher nicht gesagt, zumindest nicht die Ganze. Seine Mimik damals hatte Bände gesprochen und auch heute war es nicht zu übersehen gewesen. Eloy war für Jamie eine sehr wichtige Person, vielleicht ebenso wichtig wie Ratan. Was wohl bedeutete, das er auch mit diesem auskommen musste.

„Ja, obwohl ich mich nicht zu sehr an ihm orientieren würde.“ Arnaud warf einen Blick aus dem Fenster der Kutsche.

„Er ist das schwarze Schaf nicht? Jamie, sagte so etwas.“ Sunil sah den Älteren fragend an.

„Ach Jamie hat das gesagt? Das sieht ihm gar nicht ähnlich.“ Arnaud sah Chaya einen Moment lang an.

„Oder wohl eher doch, so kindisch wie die Zwei oft sind.“

Da war eine Frage, die den Mischling interessierte. Jamie hatte ihm auf diese Frage zwar eine eindeutige Antwort gegeben, doch deswegen hieß es nicht, das sie auch wahr war. „Waren die Beiden zusammen?“

Den Kopf leicht zu Seite neigend, dachte der Wolf nach. „Wahrscheinlich. Obwohl, nein ganz sicher waren sie zusammen. Doch soweit ich informiert bin nur sexuell, allerdings hat das mit Mika geendet.“

Nur sexuell, das war ja noch schlimmer als die andere Möglichkeit. Das hieß eine Beziehung ohne Verpflichtungen, also die besten Vorraussetzungen um so etwas weiterzuführen. Selbst wenn man gebunden war. Nun, wenn sie Eloy nicht so oft sahen, konnte er sogar damit leben.

„Du bist schrecklich Arnaud, siehst du nicht wie ihn das schockiert?“ Chaya schlug ihrem Mann leicht auf den Oberarm.

„Inzwischen ist Eloy natürlich mit Mika zusammen und ihm treu.“ Sie schwieg einen Moment.

„Zumindest solange bis er verbannt würde.“

„Du kannst von einem Mann nicht verlangen, das er ein Jahr lang enthaltsam bleibt. Mika sieht das sicher genauso.“ Arnaud schüttelte den Kopf.

„Aber du meintest doch er habe sich gebessert.“ Sie sah ihren Mann aufmerksam an.

„Ja, wenigstens hält er sich zurück und ist etwas wählerischer.“

Sunil gefiel die Wendung des Gespräches nicht, denn es diente in keiner Weise dazu ihn zu beruhigen. Allerdings musste er lernen Jamie zu vertrauen und das war ein guter Moment damit anzufangen.

Plötzlich versteifte sich Arnaud, als er wieder einen Blick aus dem Fester warf. „Diese Idioten. Mit denen hat man nur Ärger.“

„Was?“ Sunil warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. Er erkannte Eloy und Jamie, die von ihren Pferden abgestiegen waren und sich auszogen. Irritiert warf er seinem Cousin einen Blick zu.

„Sie wollen sich doch tatsächlich wandeln.“ Arnaud seufzte und ließ sich wieder in seinen Sitz zurücksinken.

Sunil sah, wie sich ihre Pferde wieder der Gruppe anschlossen und zwei Wölfe ins Dicklicht des Waldes verschwanden. Innerlich mahnte er sich zur Ruhe. Er wollte Jamie doch vertrauen. Selbst wenn, dieser es ihm gerade sehr schwer machte.
 

Jamie trieb sein Pferd etwas an, um es neben Eloys zu lenken. „Also, was ist passiert?“

Eloy war ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Interessiert es dich wirklich?“

„Natürlich. Immerhin kann ich dich sonst nicht richtig aufziehen.“ Bei dieser Bemerkung grinste Jamie frech. Eloy wusste, wie seine Bemerkungen gemeint waren und auch wenn sie sich gegenseitig beflegelten ging es nie unter die Gürtellinie. Gut, sie gingen oft genug unter die Gürtellinie, doch sie vertrugen das.

„Nichts wirklich Schlimmes. Mein Mund war wieder einmal schneller als mein Verstand. So folgte ein Wort dem Anderen und irgendwann hatte Mika die Nase voll.“ Der Wolf zuckte mit den Schultern.

Jamie schüttelte den Kopf. Kinder. Dabei war Mika sicher auch nicht gerade unschuldig an dieser Situation. Wahrscheinlich war er mit Eloy genauso hart ins Gericht gegangen, wie dieser mit ihm. Bei einem Streit der Zwei wollte er nie dabei sein, doch es amüsierte ihn Eloy danach damit aufzuziehen.

Eigentlich könnte er Eloy nun mit einigen Worten aufmuntern. Denn so wie er Mika kannte, bereute er seine Entscheidung oder zumindest die Länge seiner Strafe schon. Wahrscheinlich vermisste er Eloy bereits schon wie dieser ihn. Trotzdem würde er die Verbannung aufrecht erhalten, schon allein weil sein Stolz ihm verbat jetzt einen Rückzieher zu machen. Das würde einer Niederlage gleichkommen. Wenn es etwas gab womit Jamie sich auskannte, dann war es falscher Stolz. Seine Gegner schmückten sich viel zu oft damit. „Und du musstest klein beigeben.“

Eloy nickte zustimmend.

Was? Gar keine Widerworte? Überrascht sah Jamie seinen Freund an, bevor er seufzte. „Bei euch lohnt sich die Mühe gar nicht. Ihr seid beide so verbohrt, das jede Hilfe vergeudet wäre.“

„Wie meinst du das?“ Eloy sah ihn fragend an.

„Wie ich es sage. Selbst wenn man euch hilft eure Probleme wieder auf die Reihe zu bekommen, habt ihr bald darauf neue. Mika und du, ihr könnt doch gar nicht miteinander leben, ohne euch zu streiten. Eine harmonische Beziehung zwischen euch würde euch sicher entzweien.“

„Ja und? Dagegen hat auch niemand etwas gesagt.“ Eloy schüttelte den Kopf.

Jamie zügelte abrupt sein Pferd. „Dann hör auf damit. Hör auf damit dich selbst zu bemitleiden und gleichzeitig als armes Opfer darzustellen. Du bist ebenso Täter wie Mika, aber ihr seid glücklich damit, sonst würdet ihr nicht immer einen neuen Streit heraufbeschwören.“

„Aber…“

Eloy wurde von Jamie unterbrochen, noch bevor er weiter sprechen konnte. „Kein aber. Ihr könnt nicht auskommen ohne euch zu streiten, nur seid ihr nicht bereit auch mit den Konsequenzen zu leben. Werdet erwachsen, dann können wir dieses Gespräch weiterführen.“

Nun grinste Jamie wieder. „Außerdem bekommt jeder den Partner, den er verdient. Du hast eben nichts Besseres als diesen Blutsauger verdient.“

Dieser Scherz brachte auch Eloy zum Lachen. „Ich hätte dich haben können.“

„Du hast nicht zugegriffen. Stattdessen hast du Mika gewählt, da sieht man einmal was für einen schlechten Geschmack du hast.“ Im nächsten Moment duckte er sich auch schon unter einem Schlag von Eloy weg. Auch wenn dieser eher freundschaftlich gemeint war und sicher nicht geschmerzt hätte.

Lachend stieg er ab. „Komm. Laufen wir ein wenig.“

Eloy stieg ebenfalls ab und begann schon sich zu entkleiden. „Klar, ich sehe es gerne wenn Arnaud einen Nervenzusammenbruch kriegt.“

„Ich weiß. Da siehst du einmal wie ich an dich denke.“ Jamie hatte sich ebenfalls ausgezogen und wandelte sich.

Eloy warf noch einen Blick zur Kutsche zurück und lächelte. Dann wandelte er sich ebenfalls.

Nun, Jamie war sich sicher das Arnaud ihren kleinen Ausflug verschmerzen würde. Ebenso, wie Sunil dafür Verständnis haben würde. Schließlich wusste er wie befreiend es war sich in seiner Tiergestalt zu bewegen. Mit diesen Gedanken verschwand er mit Eloy im Wald.

Nachtgeflüster 55

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 55

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Schläfrig öffnete Jamie die Augen. Auf seinem Körper, spürte er die Schwere eines anderen Körpers. Er drehte den Kopf und in seine Augen trat ein sanfter Ausdruck. ‚Eloy, beweg dich.’

Er stupste den Wolf mit der Schnauze an.

Eloy gähnte und hob den Kopf, den er auf Jamies Bauch gelegt hatte. ‚Ist es schon Morgen?’

Jamie hob einen Kopf Richtung Himmel. ‚Schätzungsweise schon, es sei denn die Sonne scheint seit Neuesten Nachts.’

‚Verfluchter Arnaud. Nicht das er nicht nur auf uns wartet, nein er nimmt sich auch noch Zimmer in einem Wirtshaus.’ Missmutig stand Eloy auf und streckte sich.

‚Was erwartest du? Du wolltest ihn doch ärgern, das war eben seine Rache.’ Eine Nacht im Wald machte ihm nichts aus. Wohingegen Eloy die Sache ja schon anders sah.

‚Ehrlich, ich habe ernsthaft mit dem Gedanken gespielt nackt in dieses Wirtshaus zu gehen.’

‚Unnötiges Aufsehen. Eine Nacht im Wald hat dir doch auch nicht geschadet.’ Jamie stand auf und bewegte seine Pfoten leicht. Es war hier in Frankreich zwar kälter als er es in letzter Zeit gewohnt war, doch das war nur die Umstellung. Dafür hatte die Evolution den Wölfen ein Fell gegeben.

‚Das wird sich noch herausstellen. Ich hab nun bestimmt Flöhe.’ Eloy setzte sich hin und kratzte sich mit der Hinterpfote hinter dem Ohr.

Jamie schüttelte nur den Kopf. Es war pure Einbildung, doch wenn Eloy sich dadurch besser fühlte, würde er ihn nicht seiner Illusionen berauben. Eloy fühlte sich eben nur dann wohl, wenn er meckern konnte. ‚Wenn du fertig bist, sag es mir. Vielleicht können wir dann weiter.’

Eloy warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, hörte aber auf sich zu kratzen. ‚Ich bin fertig.’

‚Gut.’ Damit wand sich Jamie um und lief los. Eloy würde ihm schon folgen, was sollte er sonst machen?

Erst nach einiger Zeit ergriff Eloy wieder das Wort. ‚Du hast dich verändert.’

‚Ja?’ Wenn er es gekonnt hätte, dann hätte Jamie nun skeptisch eine Augenbraue hochgezogen. Ihm war nichts aufgefallen. Gut, im Moment hatte er nicht gerade die beste Laune, doch das war nie der Fall kurz nachdem er aufgestanden war. Eine Ausnahme war natürlich wenn er in Gefahr war.

‚Ja gestern ist es mir aufgefallen, du wirkst…’ Der Jüngere schien nach einem passenden Wort zu suchen.

‚… erwachsener.’

‚Ich bin erwachsen Eloy, ebenso wie du. Nur benimmst du dich nicht dementsprechend.’ Jamies Stimme hatte einen belustigten Unterton.

‚Und das von dir. Hätte ich das geahnt, dann hätte ich dich nie fortgeschickt.’ Eloy verzog das Gesicht.

‚Hast du aber und ich bin dir dankbar dafür. Was allerdings nicht heißt, das du keine Schulden mehr bei mir hast.’ Nein, wenn er bedachte was er seinetwegen durchgemacht hatte wäre das viel zu billig.

Bei Jamies Worte hatte Eloy überrascht aufgesehen und man merkte richtig wie er etwas sagen wollte. Dieser Eindruck verflog allerdings als Jamie weitersprach.

Wenn es möglich wäre, dann hätte Jamie nun gelächelt. In manchen Dingen war der Wolf einfach zu vorhersehbar. Warum Mika das nicht für sich nutzen konnte, war ihm schleierhaft. Andererseits war der Vampir auch viel zu sehr auf sich selbst fixiert.

‚Jamie.’ Eloy wurde langsamer und blieb stehen.

‚Ja?’ Der Wolf hielt ebenfalls und sah zu dem Jüngeren.

‚Danke. Wegen gestern, du hast Recht in dieser Hinsicht muss ich mich ändern.’ Es fiel Eloy schwer dies zuzugeben, das merkte man deutlich. Vor allem vor Jamie.

Es gab scheinbar doch noch Wunder. Das Eloy einmal einsichtig war, war eines davon. Innerlich seufzte Jamie und ging zu Eloy. Sanft stupste er ihn mit der Schnauze an und rieb seinen Kopf an Eloys. ‚Ich war wohl etwas zu streng was? Aber es ist gut, das es etwas gebracht hat. Immerhin will ich doch das du glücklich wirst.’

Eloy erwiderte seine zärtliche Geste. ‚Du brauchst wirklich einen Partner. Sonst endest du noch als mein Kindermädchen.’

‚Wer sagt, das ich den nicht schon habe?’

Nach diesen Worten zog sich Eloy plötzlich zurück. In seinen braunen Augen konnte man die Neugier deutlich sehen, wenn derzeit auch noch die Überraschung überwog. ‚Nein, du? Du lügst doch.’

Jamie deutete ein Schulterzucken an, soweit das mit seinem tierischen Körper möglich war. ‚Wer weiß?’

‚Nicht wahr. Wer, wo, wann?’ Aufmerksam sah ihn der Jüngere an. Vor Aufregung wedelte er sogar mit seinem Schwanz.

‚Wir sollten los, wenn wir deinen Bruder noch einholen wollen.’ Amüsiert wand sich Jamie um und lief los.

‚Hey!’ Der sandfarbene Wolf sah ihm überrascht nach und setzte dann zur Verfolgung an.

‚Ich will eine Antwort.’

Jamie lachte nur in Gedanken und steigerte sein Tempo. Ja, so sollte ein gelungener Morgen aussehen. Zumindest wenn kein Partner greifbar war. Gab es denn einen besseren Start in den Tag?
 

Sunil gähnte. Sie waren nun schon den ganzen Tag unterwegs, langsam wurde er müde. Und auch das gleichmäßige Schaukeln der Kutsche diente nicht gerade dazu ihn wach zuhalten. Vor einiger Zeit waren Eloy und Jamie wieder zurückgekommen, doch hatten sie bis jetzt noch kein Wort miteinander gewechselt. Dafür hatte Arnaud, der seinen Sitzplatz gegen einen Sattel eingetauscht hatte, ihnen eine Menge zu sagen. Sunil hatte nur Wortfetzen verstanden, doch es war nicht wirklich freundlich gewesen. Hauptsächlich war es allerdings an Eloy gerichtet gewesen, als großer Bruder war das sein Recht.

Das Jamie mit seinen Freund die Nacht im Wald verbracht hatte, beunruhigte ihn nicht sonderlich. Immerhin war es Arnauds Schuld gewesen, das es so gekommen war. Am Abend hatte er einfach eine Pause befohlen. Das dies nicht normal war, zeigte ihm Chayas überraschte Reaktion auf diese Anweisung. Trotzdem hatten sich alle diesem Befehl gebeugt, was hätten sie auch sonst machen sollen?

Chaya ihm gegenüber sah aus dem Fenster und seufzte gelangweilt. „Ohne diese Pause wären wir schon längst daheim. Manchmal kann er wirklich kindisch sein.“

Sunil schmunzelte leicht. Gerade dieses Wort würde er mit Arnaud nicht in Verbindung bringen. Sein erster Eindruck von ihm war eher der eines ernsten, jungen Mannes. Wobei er sich bei der Sache mit dem Alter nicht so sicher war.

Plötzlich erscholl von weit her ein Heulen. Sofort setzte sich Chaya auf und sah deutlich aufgeregter aus dem Fenster. „Wir sind da.“

Ach ja? Sunil sah aus dem Fenster doch außer Wald konnte er nichts erkennen. Die Sonne war schon im Untergehen begriffen, doch das beeinträchtigte nicht seine Sehkraft. Also daran konnte es nicht liegen.

Doch nicht nur Chayas Verhalten änderte sich, auch die Männer in seiner Umgebung wirkten nun deutlich erleichtert. Eine Reaktion, die man bei Menschen auf dieses Geräusch selten sah, eher war es umgekehrt.

Ein Heulen aus einer anderen Richtung antwortete dem Ersten.

„Das ist unser Rudel, sie begrüßen uns.“ Chaya lächelte.

Was es gab noch mehr Wesen, die er kennen lernen musste? „Rudel?“

„Ja natürlich. Hattest du das nicht?“

Sunil schüttelte den Kopf. Sein Rudel hatte aus seinen Eltern um ihm bestanden. Benötigte man den mehr dafür?

„Die Wölfe die du hörst sind unsere tierischen Verwandten. Sie beschützen die Grenzen unseres Landes und unsere Leute. Dafür dürfen sie auf unserem Land leben und stehen unter unserem Schutz. Es ist ein Abkommen, das beiden Seiten hilft.“

Das war ihm neu. Sein Vater hatte ihm nie etwas davon erzählt, obwohl das schien ein sehr gutes Abkommen zu sein. „Ist das bei allen Werwölfen so?“

Chaya nickte. „Bei Wölfen, Tigern, Schakalen und sogar bei Bären, wenn diese wie die Tiger mehrere eher einzelne Tiere bevorzugen.“

„Und Leoparden?“

„Gibt es diese Rasse überhaupt noch?“ Sie sah ihn fragend an.

„Das habe ich zumindest gehört.“ Er wollte sie nicht anlügen, doch wusste er nicht ob es für die Wahrheit schon Zeit war. Jamie hatte ihm gesagt, dies nicht gleich jedem zu erzählen. Und auch seinem Onkel war viel daran gelegen, also gab es sicher einen Grund dafür.

An einer Seite des Dicklichts brach plötzlich ein brauner Wolf hervor und lief neben der Kutsche her. Es war ein durchaus beeindruckendes Tier.

Ein Lächeln legte sich auf Chayas Gesicht und sie beugte sich etwas aus dem Fenster. „Charon! Wann bist du denn angekommen?“

Der Wolf hob den Kopf etwas und sah sie an. ‚Vor einigen Tagen. Ich muss mich doch vergewissern, das euer Debüt erfolgreich war.’

Das war also ein weiterer seiner Cousins. Ob er alle antreffen würde? Bei diesem Gedanken war ihm etwas unwohl. Laut Jamies Erzählungen waren das ja nicht gerade wenig Verwandte.

„Ist Eryx auch hier?“

Der Wolf schüttelte den Kopf. ‚Er wollte mich begleiten, doch Michelle war dagegen. Versuch du einmal gegen sie anzukommen.’

Chaya lächelte amüsiert. „Ja, sie weiß durchaus wie sie ihren Willen durchsetzen kann.“

Sie griff nach der Tür. „Willst du zusteigen?“

‚Du willst wohl das ich mir den Hals breche? Nein, wir sind gleich da.’ Damit beschleunigte der Wolf noch einmal das Tempo und übernahm so die Führung ihrer Gruppe.

Nun würde er also bald seiner Tante gegenüberstehen. Die Person, die ihm ein neues Heim geben wollte. Ein Angebot, das er leider ausschlagen musste. Immerhin hatte er schon jemanden gefunden an dessen Seite er sein Leben verbringen wollte.

Nachtgeflüster 56

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 56

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sunil sah auf das Anwesen, in dessen Einfahrt sie gerade mit ihrer Kutsche einbogen. Es gab wirklich Häuser, die so groß waren? Man konnte ja nicht einmal sagen wo das eine Ende begann und das Andere endete. Und hier wohnte nur eine einzige Familie? Was machten sie mit dem ganzen Platz? Sunil bezweifelte, das er hier hätte leben können.

Die Kutsche blieb vor dem Eingang stehen. Caron, der sich kurz vor dem Anwesen von ihnen getrennt hatte, folgte ihnen gerade auf einem Pferd reitend.

Arnaud und seine Begleiter stiegen ab und er öffnete die Tür der Kutsche. Galant reichte er Chaya eine Hand. „Darf ich bitten?“

Chaya reichte ihm seine Hand. „Um alles was du willst.“

Dabei lächelte sie und stieg mit seiner Hilfe aus.

Sunil selbst benötigte keine Hilfe beim Aussteigen und er erwartete auch keine. Deswegen stieg er kurz nach ihr aus. So direkt vor ihm sah das alles noch eindrucksvoller aus.

„So das ist also unser Neuzugang.“ Caron stieg von seinem Pferd ab, das sofort von einem Stallburschen übernommen wurde. Lächelnd musterte er Sunil.

Sunil nickte nur stumm. Was konnte man schon darauf erwidern?

„Du hast es also wirklich geschafft Jamie.“

„Hast du etwa auch gegen mich gewettet?“ Jamie sah ihn fragend an.

Caron schüttelte den Kopf. „Ich wette nicht, immerhin habe ich Vorbildfunktion meinem Mündel gegenüber.“

„Ach so nennt man das also heute.“ Eloy grinste wissend.

„Ja.“ Damit legte Caron freundschaftlich einen Arm um Sunils Schultern und führte ihn die Treppe hinauf.

„Du musst mir alles vom Amazonas erzählen. Am Liebsten wäre ich ja selbst gefahren, der Dschungel, die wilde unberührte Natur und natürlich die wilden Tiere. Ich stelle mir das überwältigend vor.“

Eloy, der ihm mit Jamie die Treppen hinauffolgte, beugte sich zu dem Weißblonden hinüber. „Na da hat Caron ja endlich jemanden gefunden, mit dem er seine Begeisterung teilen kann.“

Der Rothaarige drehte sich zu seinem Bruder um. „Das hab ich gehört Kleiner. Auch wenn du kein Interesse für unseren Lebensraum aufbringst, muss ja nicht jeder so sein wie du.

Also bitte.“

Bei diesen Worten wand er sich wieder Sunil zu.

Dieser fühlte sich nicht wohl unter so vielen Fragen. Er war noch nie der Mittelpunkt von soviel Aufmerksamkeit gewesen. Im Moment waren es einfach zu viele Leute um ihn herum. Nur wurden es nicht weniger Personen, sondern immer mehr.

Eine blonde Frau tauchte am oberen Ende der Treppe auf und sah mit einem milden Lächeln auf die Gruppe hinunter.

Sunil kannte sie nicht, doch wer immer sie war ihr Einfluss war unbestreitbar. Sofort kehrte Ruhe um ihn herum ein. Eloy verstummte und auch Caron zog den Arm um seine Schultern zurück. Nur Chaya und Arnaud benahmen sich normal, was keinen Unterschied darstellte, da sie bis jetzt auch geschwiegen hatten.

Eine Hand legte sich auf Sunils Schulter und hinderte ihn so am weitergehen. Fragend wand er sich um und sah nur Jamie, der stumm den Kopf schüttelte. Dann würde er eben warten, unglücklich war er ja nicht wirklich darüber. So konnte er sich wenigstens ein Bild von dieser Frau machen und herausfinden wer sie war.

„Mutter.“ Eloy verbeugte sich leicht vor ihr.

„Es freut mich euch wieder zusehen.“

„Ich hoffe dir hat dein Ausflug gefallen. Hast du dich auch gut benommen?“ Bei den ersten Worten sah sie den Blondhaarigen noch an, doch bei der Frage glitt ihr Blick zu Arnaud.

Dieser zuckte mit den Schultern. „Er hat sein Bestes versucht.“

„Dann wollen wir hoffen das es reicht.“

Diese neue männliche Stimme alarmierte etwas in Sunil. Auch wenn er nicht angesprochen wurden, konnte er sich der Autorität in dieser Stimme nicht entziehen.

Auch Eloy zuckte leicht zusammen.

„Ich bin sicher das es reicht Vater.“ Caron lächelte und begab sich an seiner Mutter vorbei ins Haus.

Der Besitzer der Stimme kam nun aus dem Inneren heraus und trat neben seine Frau.

„Wann bist du angekommen Vater?“ Man merkte das es Eloy keine Freude war mit ihm zu reden.

„Gestern Abend. Ich habe die Nachricht bekommen, das wir Besuch erwarten.“ Bei diesen Worten richtete sich sein Blick auf Jamie.

Dieser ließ nur Sunils Schulter los und nickte ihm aufmunternd zu. Mit ihm zusammen stieg er die letzten Stufen hoch, bis sie vor dem Paar standen.

„Darf ich euch euren Neffen vorstellen? Das ist Sunil.“ Bei diesen Worten deutete der Wolf auf Sunil.

Was sollte er sagen? Sunil fühlte sich unsicher was das betraf. Schon alleine das Auftreten der zwei älteren Wölfe hatte etwas einschüchterndes an sich.

Caprice musterte ihn nur und lächelte dann freundlich. Mit einem Schritt war sie bei ihm und umarmte ihn. „Willkommen in der Familie.“

Der Mischling wusste nicht so Recht wie er reagieren sollte und warf Jamie einen Hilfesuchenden Blick zu.

Dieser allerdings bemerkte es nicht, da er ein stummes, auf Blicken basierendes, Zwiegespräch mit Eloy hielt. Nach einigen Sekunden wand er sich seufzend wieder von ihm ab.

Alessandro hingegen sah seine Frau nur gelassen an. „Caprice, du erdrückst ihn ja. Noch dazu sieht man deutlich wie unangenehm es ihm ist. Kein Wunder ohne Vorstellung.“

Sunil bezweifelte, das seine Reaktion mit Vorstellung eine andere wäre. Trotzdem war er dem Wolf für seine Hilfe dankbar.

Caprice löste sich von dem Mischling, hielt aber weiterhin seine Hand fest. „Stimmt, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Caprice. Dein Vater Niccolo war mein Bruder.“

„Oh.“ Also das war die Schwester, von der sein Vater immer die Briefe erhalten hatte. Nun hatte er wenigstens ein Gesicht dazu. Sie schien sich über seine Anwesenheit wirklich zu freuen, deswegen tat es ihm jetzt schon leid sie enttäuschen zu müssen. Doch sein Platz war nicht bei ihnen.

„Ich bin Alessandro, dein Onkel.“ Der ältere Wolf hielt ihm eine Hand hin.

Sunil ergriff sie und erwiderte den grüßenden Druck des Anderen. Auf den zweiten Blick war er nicht mehr ganz so einschüchternd, wie es zu Anfang den Eindruck gemacht hatte. „Sunil.“

Natürlich wusste er das schon, doch was sollte er sonst sagen? Bis jetzt war er vorgestellt worden. Ein Part, den er eigentlich selbst hätte übernehmen sollen. Das gebot die Höflichkeit.

„Komm mit rein. Du musst mir alles erzählen was du erlebt hast.“ Noch immer freundlich lächelnd, führte Caprice ihn in das Haus. Zielstrebig steuerte sie die Tür eines Zimmers an.

Als sie diese öffnete, konnte Sunil erkennen, das es eine Art Arbeitszimmer war. Zumindest stellte sich Sunil so eines vor. Sein Vater hatte nie eines besessen, nur eine Werkstatt und diese unterschied sich deutlich von diesem Raum. Sein ganzes Zuhause unterschied sich von diesem. Hier wirkte alles so alt und schwer, so als wolle es ihn erdrücken. Die Dunkelheit der Nacht betonte das alles nur noch mehr. Dieses Haus hatte eine lange Geschichte und das merkte man ihm auch an. Selbst wenn er sich noch nicht entschieden hätte, hier könnte er auf Dauer nicht leben.

Sunil ging zu einem Sessel und nahm, auf eine Geste Caprices hin, Platz. Sie setzte sich ihm gegenüber auf eine Bank, dann schien sie zu warten.

Er wusste nicht genau worauf sie wartete, doch als ihnen Alessandro folgte und die Tür hinter sich schloss, hatte er seine Antwort. Er stellte sich hinter seine Frau und legte eine Hand auf die Rückenlehne der Bank. Nun musste er sich wohl ihren Fragen stellen.

Die Blondhaarige lächelte und warf einen kurzen Blick zu ihrem Mann. „Es freut mich sehr, das du hier bist. Du siehst Niccolo wirklich ähnlich. Vater wird sich freuen, dich zu sehen.“

Vater? Hieß das, da gab es noch einem Großvater, der ihn sehen wollte? Sein Vater hatte nie von seinen Eltern gesprochen und das hatte doch wohl einen guten Grund, oder? Immerhin, warum sonst sollte man so wenig von seiner Familie erzählen? Seine Mutter hatte schließlich auch einen guten Grund dafür gehabt. „Ich habe einen Großvater?“

Seine Tante nickte nur. „Ja, mein Vater lebt noch. Es ist verständlich das Niccolo nicht soviel von ihm erzählt hat, sie gingen im Streit auseinander. Mein Vater ist seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr so umgänglich wie früher und Niccolo hat das nicht mehr ausgehalten.“

Das waren ja Aussichten. Hieß das etwa sein Großvater war ein Tyrann? Sein Enthusiasmus ihn zu besuchen schwand immer mehr. Im Grunde wollte er das sowieso nicht, doch er gehörte zu seiner Familie also gebot das der Anstand. Soviel hatte ihm sein Vater beigebracht.

In Caprices Augen stieg nun ein erwartungsvolles Leuchten. „Und jetzt erzähl mir bitte von meinem Bruder, deiner Mutter und natürlich auch von dir. Es würde mich interessieren wie du bis jetzt gelebt hast und was du erlebt hast.“

Sunil rutschte etwas in seinen Sessel zurück. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie würde sich nicht so leicht zufrieden stellen lassen wie ihre Kinder. Allerdings verstand er nun warum diese ihre Neugier im Zaum halten konnten. Entweder es interessierte sie wirklich nicht, oder sie erfuhren alles von ihrer Mutter. Das könnte durchaus länger dauern.

Trotzdem machte Sunil ihr den Gefallen und begann aus seinem Leben zu erzählen.

Nachtgeflüster 57

Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster

Teil: 57

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Er ist es oder? Der Kleine ist dein Partner.“

Jamie drehte sich zu Eloy um und klatschte leise in die Hände. „Toll, du hast es herausgefunden.“

So schwer war das ja nun wirklich nicht. Eloy sollte wissen, das er mit seinen Partnern meistens solange engen Kontakt pflegte, bis er ihrer überdrüssig wurde.

„Spar dir deinen Spott. Das war nun wirklich keine Meisterleistung.“ Eloy sah zu Boden, so als wolle er Jamies Blick ausweichen.

„Irritiert dich diese Tatsache?“ Allerdings wüsste er nicht, was daran den anderen Wolf so verwirren sollte? Es war doch das Natürlichste auf der Welt. Niemand war ewig alleine.

„Ein wenig.“ Doch dann sah Eloy wieder auf und grinste.

„Aber wenigstens ist das etwas das ich vor dir geschafft habe.“

Jamie lächelte überlegen. „Was ohne meine Hilfe in einem Desaster geendet hätte.“

Der Blondhaarige nickte. „Ich gebe zu, deine Einmischung war durchaus hilfreich.“

Überrascht sah Jamie seinen Freund an. War er krank oder warum gab er so etwas so leichtfertig zu?

„Siehst du, auch ich kann mich weiterentwickeln.“ Eloy grinste wieder bei seinen Worten.

Ach darum ging es also, es war eine Demonstration. Nur damit er seine Worte von zuvor widerlegen konnte. In solchen Dingen war Eloy wirklich einfach gestrickt.

„Ja, aber um dieses Ziel zu erreichen müsstest du es auch ernst meinen.“

„Wahrscheinlich.“ Eloy legte den Kopf schief und sein Grinsen verschwand.

„Liebst du ihn?“

„Ich habe dich geliebt, fallen dir irgendwelche Parallelen auf?“ Das war teilweise gelogen, da er den anderen Wolf noch immer liebte. Das würde sich auch nie ändern, da er wusste, das in dieser Liebe keine Gefahr für ihn lag. Weder Eloy noch er würden jemals ein Paar werden. Ihnen war das bewusst und deswegen tolerierte Eloy seine Gefühle und er konnte sie zulassen. Vielleicht ließ Eloy es auch nur zu, weil es sein Ego streichelte begehrt zu sein, das wusste Jamie nicht, doch von seiner Seite aus war es so.

Eloy verzog das Gesicht. „Nein, denn zu mir warst du wirklich unausstehlich. Was verbindet dich dann mit ihm? Sex?“

Das der Jüngere immer gleich so direkt werden musste. Allerdings war das etwas das sie verband, selbst nahm er auch kein Blatt vor den Mund. In diesen Dingen sprachen sie einfach die gleiche Sprache. „Nein, es ist nicht der Sex. Es ist einfach nur die Tatsache, das ich ihn mag. Seinen Charakter und seine Nähe. Ihm sind die Intrigen meiner Welt fremd, so muss ich mich neben ihm nicht verstellen.“

„Bequemlichkeit also?“ Eloy sah ihn ungläubig an.

„Nein, das auch nicht.“ Jamie seufzte und setzte sich auf einen Sessel in der Bibliothek.

„Ich kann es nicht beschreiben. Doch dieses Gefühl ist noch weit entfernt von dem was sich Liebe nennt.“

Der jüngere Wolf lehnte sich gegen den Tisch. „Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das du nicht weißt was Liebe ist. Hast du schon jemals geliebt? Mich einmal ausgenommen,.“

Diese Frage war mehr als nur unangebracht und das sollte Eloy wissen. Es war ein eisernes Gesetz, das keiner von ihnen in der Vergangenheit des Anderen wühlte. Vor allem gefiel es Jamie nicht, wenn das jemand bei seiner versuchte.

Bei dem Blick seines Freundes senkte Eloy den Blick. „Entschuldige, das war unangebracht.“

Seine Zerknirschung hielt allerdings nicht lange an. „Also was verbindet euch?“

So leicht wurde man Eloy wirklich nicht los, wenn ihn ein Thema interessierte. Da übertraf seine Neugier sogar seine Ungeduld. Da hatte er wohl keine andere Wahl. „Sunil hilft mir wieder lieben zu lernen.“

Eloy sah ihn an und man konnte richtig sehen, wie sich ein Grinsen über sein Gesicht ausbreitete.

„Was?“ Dieses Grinsen gefiel Jamie gar nicht. Ihm war klar, das dieses Geständnis viel über ihn offenbarte. Doch bist jetzt hatte er nie geglaubt, das Eloy so eine tiefe Offenbarung gegen ihn einsetzte.

„Es ist erstaunlich wie leicht du dieselben Fehler machst, die du Anderen gerne vorhältst.“

„Ich weiß nicht wovon du redest.“ Allerdings hatte er eine böse Vorahnung was dieses Thema betraf.

Eloys Grinsen wurde noch etwas breiter. „Ach wirklich nicht? Darf ich dich an deine Wette erinnern? Für jemanden, der Mika damals erklären wollte was Liebe ist, bist du selbst ein ziemlicher Laie auf diesem Gebiet was?“

Jamie lächelte und zuckte mit den Schultern. „Man muss eine Sache nur richtig verkaufen können. Außerdem willst du dich beschweren? Dir hat es wohl kaum geschadet oder?“

Eloy schüttelte den Kopf. „Auf Dauer nicht, aber anfangs bereitete es mir schon einige Schwierigkeiten.“

„Die ihr geklärt habt. Also fang nun nicht an reklamieren zu wollen.“ Wie gesagt ihre Beziehungsprobleme mussten die Zwei selbst lösen. Sicher würde er nie wieder so tief in ihr Leben eindringen wie damals am Anfang ihrer Beziehung. Das war ihre Sache er gab nun nur mehr Tipps und unterließ das Handeln.

Der Blondhaarige machte ein gespielt Mitleidheischendes Gesicht. „Ach gönn mir doch meinen kleinen Triumph. So viele gibt es bei dir nicht.“

Jamie lächelte siegessicher. „Ja, weil ich einfach besser bin als du.“

„Mistkerl.“ Eloy streckte ihm die Zunge heraus.

„Kleinkind.“ Amüsiert schüttelte der Weißblonde den Kopf.

„Jamie?“ Eine fragende Stimme kam von der Tür.

Beide Wölfe drehten beinnahe gleichzeitig den Kopf in die Richtung der Stimme. Jamie lächelte als er Sunil sah. „Ist alles erledigt?“

Sunil nickte leicht. „Einigermaßen.“

Er kam einige Schritte auf sie zu, blieb aber wieder stehen.

Eloy lächelte und richtete sich wieder auf. „Das ist dann wohl der Zeitpunkt an dem ich mich verabschiede. Wir sehen uns sicher noch, du bleibst doch einige Tage oder?“

Jamie nickte zustimmend. Wenn nichts dagegensprach. Vom Reisen hatte er in letzter Zeit genug. Ein paar Tage Ruhe, bevor sie wieder aufbrachen würde ihm ganz gut tun.

Zufrieden nickte Eloy und ging zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu seinem Freund um. „Ein Tipp von jemanden, der Erfahrung darin hat. Wenn das was du mir erzählt hast der Wahrheit entspricht, bist du auf dem besten Weg dein Ziel zu erreichen. Viel Glück.“

Damit schloss er die Tür hinter sich.
 

Sunil sah auf die sich schließende Tür. „Ich wollte ihn nicht vertreiben.“

Eigentlich hatte er dem Gespräch schon seit einiger Zeit zugehört. Es war nicht so das er lauschen wollte, doch er konnte sich auch nicht bemerkbar machen. Die Atmosphäre um die Beiden schien das zu verhindern. Es war wie eine ganz eigene Welt, der jeder zusehen konnte, der Zutritt aber verboten war. Ob die Beiden das wussten?

Es war auf jeden Fall beneidenswert, genau das wollte er auch mit Jamie erreichen.

Jamie schüttelte den Kopf. „Nein, das hast du nicht. Du solltest dich geehrt fühlen. Eloy setzt nicht oft sein spärlich vorhandenes Taktgefühl ein.“

Er stand auf und sah Sunil fragend an. „Wie war das Gespräch?“

Sunil seufzte. „Lang. Doch alle wichtigen Fragen sind geklärt.“

Zum Glück hatte Alessandro irgendwann einmal eingesehen, das es ihm zuviel wurde und seiner Frau Einhalt geboten. So hatte er noch die Chance gehabt sie zu fragen was es mit ihrem Angebot auf sich hatte. Nur um zu erfahren, das es wirklich so war wie Jamie ihm erzählt hatte. Sie boten ihm eine Familie an. Ein Angebot, das er ausschlagen musste. Seiner Tante hatte das sichtlich nicht gefallen, doch sie nahm es zu Kenntnis, ebenso wie Alessandro. Was ihn allerdings erstaunt hatte war, das keiner von ihnen nach Gründen gefragt hatte. Trotzdem hatte ihm Caprice versichert, das er sich immer auf sie verlassen konnte und er zur Familie gehörte was auch immer passierte. Von beinnahe Fremden war das ein sehr großzügiges Angebot und Sunil konnte nicht abstreiten das es ihn sogar etwas verwunderte. „Wir haben es vertagt.“

Jamie nickte. „Ich dachte mir schon das es sich nicht an einem Tag regeln lässt.“

Sunil hatte das leider auch geahnt. Er war noch einen Blick zur nun geschlossenen Tür. „Was meinte Eloy eigentlich mit seinen Abschiedsworten?“

Lächelnd schüttelte der Wolf den Kopf. „Ich habe ihm von meinen Absichten mit dir erzählt. Und da er sich nun für einen Experten in Sache Liebe hält, konnte er sich dieses Kommentar nicht verkneifen.“

„Ach so.“ Nun hatte er auch eine Antwort auf diese Frage, denn neugierig hatte ihn diese Aussage schon gemacht.

„Du hast uns einige Zeit zugehört.“

Ertappt lächelte Sunil. „Ist das so offensichtlich?“

„Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Vielleicht war es Zufall, doch darauf verlasse ich mich nicht.“ Der Ältere lächelte nun wissend.

„Aber es ist erfrischend zu sehen das du nicht eifersüchtig bist. Bei Mika ist das durchaus ermüdend mit seinen Eifersuchtsanfällen.“

„Ihr gebt ihm sicherlich genug Anlass dazu.“ Sunil kannte diesen Mika noch nicht, doch er verstand ihn. Sicherlich nahm er neben ihnen das Gleiche wahr wie Sunil zuvor. Wenn er sich dann Eloys Liebe nicht ganz so sicher war, war das eine durchaus verständliche Reaktion.

Jamie lachte kurz. „Das ist wohl wahr.“

Dann richtete sich sein Blick fragend auf ihn. „Was ist mit dir?“

Sunil zuckte lächelnd mit den Schultern. Mit einigen Schritten überwand er den Abstand zwischen ihnen. „Ich vertraue dir eben. Du hast mir gesagt, das zwischen dir und Eloy nichts läuft, also glaube ich dir.“

Jamie lächelte. „Du hast dich abgesichert.“

Sunil schenkte ihm ein gelassenes Lächeln. „Natürlich.“

Er war eben unsicher gewesen und hatte nachgefragt das war nur verständlich. Wenn man die Zwei das erste Mal zusammen sah, drängten sich solche Fragen automatisch auf. Doch er hatte sich entschieden Jamie zu vertrauen, denn wenn er das nicht schaffte war sowieso alles umsonst. Jede Beziehung baute darauf und er vertraute Jamie als Freund, warum dann nicht auch als Geliebter? Im Grunde war es doch dasselbe. „Doch nun benötige ich das nicht mehr.“

„Sicher?“ Jamie legte den Kopf leicht schief.

„Ja.“ Sunil legte eine Hand auf die Wange des Wolfes.

„Ich vertraue dir und ich bin mir sicher, das du mein Vertrauen auch nicht enttäuschen wirst.“ Er wollte auf diese Offenbarung keine Antwort von Jamie. Weder im positiven noch im negativen Sinne. Es war seine Position in dieser Sache und von der würde ihn nichts mehr abbringen.

Sunil beugte sich zu Jamie und küsste ihn innig. Ja, sein Platz war an Jamies Seite, dessen war er sich sicher.
 

ENDE
 

Nun sind auch Jamie und Sunil glücklich zusammen. Ich bin zuversichtlich, das das auch so bleiben wird.

So das war es nun mit Wolfsherzen. Ich danke all denen die meine Geschichte gelesen, kommentiert und favorisiert haben. Ohne diese Unterstützung wäre Wolfsherzen wohl nie so ein Mammutprojekt geworden. Danke.

Für die Interessierten kommen nun nur noch die gewünschten Szenen aus dem Leben der einzelnen Paare. Diese werden aber nur jeweils ein Kapitel lang und zeigen wie sich die Beziehungen entwickelt haben.

Spezial: Wellenrauschen

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Wellenrauschen

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Okay eine Warnung am Anfang. Das hier ist ein Kapitel über ein Pärchen Mann/Frau. Also noch nichts über die eigentlichen Pärchen. Allerdings handelt es auch von einer Person aus Wolfsherzen.
 

Gehetzt sah sich das blonde Mädchen um und beschleunigte ihre Schritte nur noch mehr. Ihre Füße hinterließen Abdrücke im Sand, doch das war bei der Nähe ihres Verfolgers auch schon egal.

Es war eine sehr ungewöhnliche Szene, an einem ungewöhnlichen Ort. Das Mädchen lief am Strand entlang ein Bündel Stoff in der Hand. Nur wenige Meter dahinter folgte ihr ein Bär, ebenfalls im Laufschritt. Es war abzusehen, wer diesen Wettlauf gewann.

Sie wand sich noch einmal um und stolperte dabei. Mit einem erschrockenen Ausruf, fiel sie in den Sand.

Der Bär erreichte sie und stellte sich auf seine Hinterbeine. Mit einem Brüllen ließ er sich auf das Mädchen fallen. Doch noch im Fall passierte etwas. Der Bär wandelte sich zu einem Menschen. Die Hände neben ihrem Kopf abgestützt sah er aus blauen Augen zu ihr hinab.

Sie lächelte nur und sah ihn amüsiert an. Ihre Hand streckte sich nach seiner Wange aus und strich liebevoll darüber. „Das du auch immer so übertreiben musst, Mylo.“

„Alles nur für dich.“ Mit diesen Worten schmiegte er sich noch mehr gegen ihre Hand.

„Ich fühle mich geschmeichelt, doch du warst auch schon einmal schneller.“

„Nun bist du aber ungerecht Marissa. Ich wollte dich doch auch einmal gewinnen lassen.“ Er blinzelte ihr schelmisch zu.

„Ja, natürlich wann hast du deine Meinung geändert? Vier Meter vor dem Ziel oder erst drei?“

„Du bist gestolpert nicht ich.“ Damit sah der Bär das Gespräch als beendet an und beugte sich zu ihr hinab. Er stahl ihr einen sanften Kuss, bevor er ihrem Hals die gleiche Liebkosung zukommen ließ.

Sie lachte leise. „Du bist schlimm. Nach fünf Jahren benimmst du dich noch immer wie ein Frischverliebter.“

Mylo hob den Kopf und sah sie vorwurfsvoll an. „Das sind wir doch immer noch. So oft wie wir uns sehen. Wenn wir das zusammenrechnen kommen wir höchstens auf ein paar Monate.“

Marissa seufzte. Wie oft hatte sie ihm das schon erklärt? In ihrem Leben gab es eben noch Männer, die ihr neben ihm wichtig waren. „Ich bin keine Plantagenbesitzerin. Noch nicht. Dir gefällt dieses Leben, doch ich bin noch nicht bereit dazu, mein Leben ist die See.“

„Du sprichst wie die Tochter eines Seefahrers.“

„Ich bin die Tochter eines Piraten.“ Das war auch für den Bären nichts Neues. Immerhin folgte sein Bruder diesem Mann. Sonst hätten sie sich wohl nie kennen gelernt.

„Er ist doch rechtschaffend geworden? Ansonsten würden wir uns sicher öfter sehen. Nicht nur zwei bis dreimal im Jahr.“

„Leider.“ Lächelnd seufzte Marissa. Obwohl so richtig rechtschaffend würde Ratan wohl nie werden. Das lag nicht in seiner Natur, wenn seine Rederei auch viel verdiente.

„Manchmal bin ich richtig eifersüchtig auf Erec. Immerhin kann er das ganze Jahr mit dir verbringen.“ Traurig sah Mylo die Blondhaarige ab.

Marissa lächelte nur belustigt. „Du kannst froh sein, das dich meine Familie überhaupt als meinen Partner akzeptiert hat. Der Letzte hatte nicht soviel Glück.“

Auch wenn der Letzte auch nur ein Versuch gewesen war. Der arme Kerl. So schnell hatte er gar nicht reagieren können, da hatten ihn Nika und Ratan schon über die Reling geworfen. Ihre Menschenkenntnis war erstaunlich, dabei hatten sie nur wenige Worte gewechselt. Darauf folgte ein gegenseitiger Blick und der arme Junge hatte schon fliegen gelernt.

Mylo seufzte. „Ich weiß. Trotzdem.“

Nun hatte Marissa aber genug, von diesem Genörgel. Sie liebte ihn, doch er machte sich einfach viel zu viele Gedanken. Außerdem gab es da noch ein Thema, von dem sie nicht wollte das er es in dieser Laune anbrach. Aus diesem Grund zog sie seinen Kopf zu sich hinab und küsste ihn. Ihre Arme legten sich um seinen Hals, bevor sie zu seiner Schulter hinab glitten. Dort blieb eine Hand liegen, während die andere zu dessen Brust glitt.

„Liebst du mich?“ Fragend sah sie ihn an.

Überrascht sah Mylo sie an. „Natürlich, das ist doch keine Frage.“

„Gut.“ Mit diesem Wort küsste sie ihn wieder. Diesmal allerdings nur solange, wie sie es als Ablenkung benötigte. Mit einer raschen Bewegung verlagerte sie ihr Gewicht und tauschte so ihre Positionen, so das sie nun oben war. Mit einer raschen Bewegung packte sie das Kleiderbündel das sich noch immer zwischen ihnen befand und rannte wieder los. Mit einem Sprung setzte sie über die zwei Gesteinsbrocken hinweg, die das Ziel ihres Wettrennens anzeigten.

Zufrieden kniete sie sich hin und legte ihren Arm auf einen der Steine. Darauf platzierte sie ihren Kopf und sah zu wie ihr Geliebter aufstand. Und es war wirklich ein Vergnügen ihm dabei zuzusehen. Jeder Muskel an seinem Köper schien auf dem richtigen Fleck und gut ausgebildet zu sein. Dabei wirkte er keineswegs bullig, wie viele andere Vertreter seiner Rasse. Das alles wurde von gebräunter Haut eingerahmt, die zeigte das er nicht viel von Hausarbeit hielt. In ihrer Heimat hätte man sich um ihn geprügelt. Deswegen war sie sehr stolz darauf, das er nur ihr gehörte. Was auch auf Gegensätzlichkeit beruhte. Sie liebte ihn, doch nicht so wie Ratan, Jamie oder die Anderen ihrer Familie. Nein, sie fühlte sich wieder wie ein junges Mädchen, das den Piraten anhimmelte, der sich später als Wertiger herausstellen sollte. Es war ein schönes Gefühl, vor allem weil Mylo sie so nahm wie sie war, mit all ihren Fehlern. Und davon hatte sie bei Gott viele.

Vorwurfsvoll sah er sie an, als er auf sie zukam. „Das war unfair.“

Marissa warf ihm seine Kleider zu. „Ich bin schwächer, da muss ich zu den Waffen einer Frau greifen.“

„Als ob man so was dann noch schwächer nennen kann.“ Dabei zog er sich bereits seine Hose an.

„Wie sagtest du vorhin so schön? Es ist deine Schuld wenn du darauf hereinfällst.“

Der Bär hob mahnend einen Finger. „Das habe ich nicht gesagt.“

Marissa streckte ihm die Zunge heraus. „Aber es bedeutet das Gleiche.“

Mylo seufzte nur und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. „Wie könnte ich dir jemals widersprechen.“

Sie lächelte nur und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Gar nicht, deswegen passen wir auch so gut zusammen.“

Er ergriff ihre Hand. „Sag, willst du mich heiraten?“

„Nein.“ Da war es wieder dieses Thema. Es kam immer in Verbindung mit dem Anderen auf. Dabei hatte sie gehofft es heute umgehen zu können. Sie liebte den Bären, doch war sie zu einer Hochzeit ebenso wenig bereit wie dazu sesshaft zu werden. Das war nicht das, was sie sich derzeit vom Leben erwartete. Vielleicht verlor sie Mylo dadurch, doch dieses Risiko musste sie eingehen.

Marissa hob den Kopf und sah dem Bären in die Augen. Dessen Blick war Antwort genug. Er liebte sie und das würde wohl noch lange Zeit so bleiben. Außerdem kannte er ihre Pläne und Sehnsüchte und war bereit sich danach zu richten. Ebenso wie so bereit war ihn bei seinen Plänen zu unterstützen, wenn sie verheiratet waren, doch bis dahin wollte sie ihr Leben noch genießen.

„Ich bin erst über siebzig. So gesehen noch ein halbes Kind. Du hast schon so viel gesehen, aber ich nicht. Glaub mir, eines Tages wirst du ein ja von mir hören. Versprochen.“

Sie legte eine Hand auf seine Wange. Langsam begann sie zu grinsen. „Allerdings war das einer deiner romantischsten Anträge, den kannst du dir merken. Nur an deiner Wortwahl solltest du noch feilen.“

„Ich werde daran denken.“ Damit stahl er ihr noch einen Kuss.

„Damit ich diesen Tag allerdings noch erlebe, sollte ich meiner Pflicht nachkommen und dich bei deiner Familie abliefern.“

„Das stimmt wohl. Ratan meint noch immer das du noch in der Probezeit bist.“ Was er wohl noch den Rest seines Lebens sein würde. Da würde Ratan seine Meinung nie ändern. Vom Tag ihrer Verwandlung an und auch schon zuvor war sie seine Tochter gewesen, das würde sich nie ändern.

Mylo stand auf und reichte ihr eine Hand.

Lächelnd ergriff Marissa diese. Ja, eines Tages würde sie an seiner Seite zur Ruhe kommen und ehrlich gesagt sie freute sich schon darauf.
 

So das war die erste meiner Zusatzstorys.

Sie sind nicht chronologisch geordnet, da ich sie so schreibe, wie sie mir in den Sinn kommen. Also kann ich nicht einmal sagen wer das nächste Paar wird.

Aber ich hoffe euch hat wenigstens diese Geschichte gefallen.

Spezial: Familienglück

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Familienglück

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

So und schon wieder keines der Hauptpärchen. Ja, ich weiß ihr wartet schon darauf, doch ich hab euch gewarnt. Bei mir kommt jedes Pärchen an die Reihe und das schließt auch diese für mich ungewohnten Pärchen mit ein.
 

Liebevoll sahen violette Augen auf das Baby in der Wiege. Ihr Baby. Dieses kleine Wesen mit den noch weißen kaum erkennbaren Haaren, das selig schlief, gehörte nur ihr. Nun ja, mit einem Wesen musste sie es wohl doch teilen. Eine Hand legte sich um ihre Taille und zog sie an einen starken Oberkörper.

„Na, kannst du dich schon wieder nicht von ihr trennen?“

Clerissa lächelte und sah auf das kleine Mädchen. „Sie ist einfach zu süß. Ich schaffe es nicht mich von ihr loszureißen.“

Davin hinter ihr lachte leise. „Dabei solltest du diesen Anblick schon gewohnt sein, meinst du nicht?“

Clerissa sah zu ihm und schlug ihm mit der Faust sanft gegen die Schulter. „Einmal, da kann man wohl kaum von Gewohnheit reden.“

„Doch du bist eine wundervolle Mutter.“ Davin gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie seufzte, als sie ihn leicht tadelnd ansah. „Das machst du auch jedes Mal.“

„Was?“ Ihr Mann sah sie verwirrt an.

„Du behandelst mich wie ein rohes Ei. Keine Sorge auch nach der Geburt bin ich noch so widerstandsfähig wie zuvor. Vielleicht sogar noch mehr.“

Davin zögerte kurz, nachdenklich sah er sie an. „Vielleicht, doch ich will dich doch nur schonen. Die Geburt liegt doch erst eine Woche zurück.“

Clerissa lächelte liebevoll. Wie niedlich er in seiner Naivität doch war. Doch das war nur einer der Gründe warum sie ihn so liebte.

Kopfschüttelnd, begann sie mit dem Kragen seines Hemdes zu spielen. „Also wirklich, ich dachte dein Vater hat dich entsprechend aufgeklärt. Vom Küssen kommen keine Kinder, da gehört schon mehr dazu. Gerade du solltest das wissen Vater. Also…“

Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Lippen. „… küss mich richtig.“

„Wer könnte da schon widersprechen?“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie innig.

Zufrieden lächelte Clerissa in den Kuss. Na bitte, es ging doch. Wenn nach zwanzig Jahren noch immer soviel Leidenschaft vorhanden war, dann waren das doch gute Aussichten für die Ewigkeit.

Ihre Arme legten sich um seinen Nacken. Solche Momente am helllichten Tag waren sowieso sehr rar seit ihrer ersten Geburt. Allerdings schien sich das Kindermädchen bezahlt zu machen. Der Rat ihrer Mutter war Gold wert. Dabei hatte sie die ersten zehn Jahre doch auch ein Kindermädchen gehabt, nur diese Tatsache hatte sie irgendwie vergessen. Wohl weil immer so viele Verwandte um sie herum gewesen waren, da ging Dienstpersonal eben unter.

„Ich liebe dich.“ Nur kurz unterbrach Davin den Kuss.

„Ich…“ Der Rest ihres Satzes ging in einer weiteren Berührung ihrer Lippen unter. Wenn das so weiterging, war bald das nächste Kind auf dem Weg. Doch ehrlich gesagt hatte sie nichts dagegen. Das wäre nur ein weiterer Beweis ihrer Liebe.

Plötzlich flog die Tür mit einem Ruck auf und ein kleiner Junge lief in den Raum. Gar nicht auf das Treiben seiner Eltern achtend, griff er nach Clerissas Rock und versteckte sich dahinter.

Mit einem sanften Seufzen, schenkte sie Davin noch einen entschuldigenden Blick. Das war wohl wichtiger als ihr Moment zu zweit. Mit dem Titel Eltern war nicht nur Freude verbunden, man musste auch etwas dafür opfern.

Sie sah, ebenso wie der Junge hinter ihr zur Tür. Nur einen Augenblick später erschien ein zweiter Junge im Raum. Er war das perfekte Abbild seines Bruders, wie konnte es auch anders sein bei Zwillingen?

Als er seinen Bruder sah, rümpfte er nur angewidert die Nase. „Feigling.“

„Das hat er eindeutig von dir.“ Dieses Kommentar war an ihren Mann gerichtet. Sie hatte ihren achtjährigen Söhnen dieses Verhalten sicher nicht gelernt. Obwohl sie hatten ihnen vieles nicht gelernt und doch machten oder wussten sie es.

„Also, worum geht es diesmal?“ Lächelnd sah sie ihre beiden Söhne an.

Der Ältere hob einen schmalen, metallenen Gegenstand hoch. „Alek hat mein Fernrohr kaputt gemacht.“

Durch die Einmischung seiner Mutter mutiger geworden, senkte der Beschuldigte kurz seine Verteidigung. Sich aber noch immer an Clerissas Rock festklammernd, sah er seinen Bruder an. „Aber nur, weil du es mir nicht borgen wolltest.“

Die Frage wo sich sein eigenes befand erübrigte sich wohl. Egal wie viele Dienstboten sie beschäftigten, immer verschwanden irgendwelche Sachen. Und leider nicht nur die Spielzeuge der Beiden.

„Sirrios, wo ist eigentlich Meg?“ Davin sah seinen älteren Sohn ernst an.

Eine gute Frage. Das war eigentlich eine Angelegenheit um die sich das Kindermädchen kümmern sollte. Allerdings ahnte sie nichts gutes bei der Reaktion ihrer Söhne.

Mit einemmal ließ Alek ihren Rock los und trat einige Schritte zurück. Genau in die Richtung seines Bruders, vor dem er eben noch geflüchtet war.

Sirrios sah nur verlegen zu seinem Bruder, von dem er allerdings keine Hilfe bekommen würde. „Nicht da?“

„Wo ist sie?“ Nun in deutlich schärferem Ton stellte Davin diese Frage.

Lächelnd legte Clerissa ihrem Mann eine Hand auf den Unterarm. „Die Frage die du stellen solltest lautete wohl eher, wo habt ihr Meg das letzte Mal gesehen?“

Alek sah überallhin, nur nicht auf seine Eltern als er antwortete. „Im Garten?“

Davin seufzte. „Ich werde sie suchen lassen.“

Clerissa nickte zustimmend. Das war wohl besser für das arme Mädchen, wer wusste schon was die Zwei mit ihr angestellt hatten?

Abwartend sah sie ihrem Mann nach, bis dieser das Zimmer verlassen hatte. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften, das Lächeln von eben war verschwunden. „Letzte Möglichkeit. Sagt mir was ihr mit ihr gemacht habt, bevor eurer Vater es herausbekommt.“

„Nichts. Wir haben nur gespielt.“

Sirrios nickte zustimmend. „Ja Cowboy und Indianer. Wie die, von denen uns Onkel Jamie erzählt hat.“

Die böse Vorahnung in Clerissa wurde immer schlimmer. Wenn das so weiterging bekam der Wolf Hausverbot. Schön und gut, das er mit Davin Geschäfte trieb, doch für ihre Kinder war der Einfluss wohl eher schädlich. Sie räusperte sich einmal. „Nun ich glaube man sollte nicht alles was Jamie erzählt für bare Münze nehmen.“

Plötzlich ertönte ein Quengeln aus der Wiege. Tja wenn, dann kam alles auf einmal. Clerissa nahm das Baby auf den Arm und setzte sich auf das Bett.

Sirrios kam zu ihr und kniete sich neben ihr auf das Bett. Aleka machte das Gleiche auf der anderen Seite. „Sie ist so klein.“

„Ja und hässlich.“ Sirrios stupste das Baby an, wie ein seltenes Tier, bei dem man nicht wusste ob es bissig war.

Dieses antworte darauf nur mit einem abermaligen Quengeln. Rasch unterband Clerissa dieses Gespräch indem sie ihr Kleid öffnete. Bevor das Baby zu schreien anfing, begann sie damit es zu stillen.

Fasziniert sahen ihre Söhne ihr dabei zu. „Kann ich das auch?“ Alek deutete auf die Brust an der seine kleine Schwester gerade saugte.

Clerissa lächelte und strich ihm über die weißblonden Haare. „Nein mein Liebling, diese Quelle ist für dich schon lange versiegt.“

„Was für ein idyllisches Bild, doch leider muss ich es wohl zerstören, denn zwei junge Herrn haben sich eine Tracht Prügel verdient.“ Davin stand mit einem ärgerlichen Blick in der Tür.

„Was fällt euch eigentlich ein euer Kindermädchen an einen Baum zu fesseln?“

Clerissa verzog nur den Mund und räusperte sich kurz. Sie hatte es geahnt. Wie könnte es auch anders sein, es waren Jungs. Immerhin war sie unter Männern aufgewachsen, sie wusste zu welchen Unsinn sie fähig waren. Ihre einzige Hoffnung war nur das das mit steigenden Alter besser wurde. Doch wenn sie nach ihrer Familie kamen, standen die Chancen dafür ziemlich schlecht.

Die beiden Attentäter zuckten zusammen und waren blitzartig wieder auf den Beinen. Mit jedem Schritt den ihr Vater auf sie zukam, wichen sie auseinander, bewegten sich aber Richtung Tür.

Clerissa kannte diese Strategie sehr gut. Scheinbar hatten die Zwei auch ein paar unkonstruktive Gespräche mit Onkel Sin gehabt. Denn das war ihre Strategie gewesen, so konnte er nicht alle Beide erwischen.

Davin erkannte den Zweck ihrer Strategie allerdings auch. „Das wird noch ein Nachspiel haben.“

Damit machte er eine Handbewegung und die zwei Kinder liefen aus dem Zimmer. Seufzend setzte er sich neben sie. „Warum bin ich eigentlich immer der Böse?“

Clerissa lächelte amüsiert. „Weil du das so gut kannst. Und mir macht es nichts aus wenn sie dich nicht mögen.“

Um einen Protest gleich im Keim zu ersticken, küsste sie ihn. Als Davin nach diesem Kuss den Mund öffnen wollte, küsste sie ihn abermals. So ging das ein paar Mal, bis sich Clerissa leicht zurücklehnte. „Das machst du absichtlich nicht?“

Unschuldig lächelnd sah er sie an. „Nein, wie kommst du denn darauf?“

„Weibliche Intuition.“

Davin hob wissend den Kopf. „Ah, die Sache von der ich nichts verstehe.“

„Genau.“ Clerissa übergab ihm das Baby, das inzwischen an ihrer Brust eingeschlafen war und zog sich wieder ordentlich an.

„Sie ist so niedlich.“ In Davins Stimme konnte man den Stolz eines frischgebackenen Vaters heraushören.

„Wenn ich mich Recht erinnere, dann hast du das über die letzten Zwei auch gesagt.“ Lächelnd sah sie ihn an, bevor sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte.

„Da waren sie ja auch noch niedlich.“ Seine Stimme klang leidend.

Er konnte soviel quengeln wie er wollte, Clerissa kannte die Wahrheit. Davin liebte sie und ihre kleine Familie, so wie ihr Vater es getan hatte und noch immer tat. Ebenso wie sie ihren Mann liebte und ihre Kinder. Das war schließlich ihre Familie, egal was passierte und sie freute sich auf jeden weiteren Tag den sie mit ihnen verbringen durfte.
 

Ich verabschiede mich an dieser Stelle von allen Clerissa Fans. (Gab es die überhaupt?)

Hoffentlich hat euch diese Geschichte gefallen.

Ich hoffe nun kommt endlich eine Idee für eines der Hauptpärchen. Zumindest werde ich es versuchen. Wie gesagt ich schreibe die Geschichten wie sie mir einfallen ohne irgendeine Reihenfolge.

Spezial: Gefühlschaos

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Gefühlschaos

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Langsam öffnete sich das schmiedeeiserne Tor zu Auffahrt der Villa. Das Auto davor ließ den Motor kurz aufheulen. Es war ein schwarzer Sportwagen, dieser vertrug es. Sobald das Tor vollständig geöffnet war, trat der Fahrer das Pedal durch und raste die Auffahrt hinauf. Das war bei weitem das Beste an seinem Tag, wenn er für einen Moment ein wenig der vollen Leistung seines Autos ausprobieren konnte. Mit einer beinnahe ruckartigen Bremsung blieb er vor den Stufen stehen, die zur Tür führten.

Er sperrte den Wagen mit einem Knopfdruck zu und klemmte sich die Aktentasche unter den Arm. Wie er seinen Arbeitstag manchmal hasste. Im Grunde war es ja meistens sehr amüsant und er musste unter Leute. Zwei Gründe also, warum er seinen Tagesablauf auf jeden Fall beibehalten würde.

Die Tür öffnete sich und ein Butler verbeugte sich leicht vor ihm.

„Ist er schon wach?“ Mit dieser Frage reichte ihm Eloy die Aktentasche.

„Er steht soeben auf.“ Der Butler nahm die Tasche und stellte sie zur Seite, dann half er ihm aus dem Mantel.

„Gut.“ So wirklich begeistert war Eloy nicht davon. Vor allem weil er ihm etwas erzählen musste, das ihn wieder aufregen würde.

Er ging zum Zimmer des Vampirs und klopfte.

„Herein.“

Erst nach dieser Aufforderung trat Eloy ein. Das hier war Mikas privater Bereich. Niemand, nicht einmal ihre Angestellten, durften hier unaufgefordert eintreten. Deswegen würde er es auch nicht machen.

Mika saß an einem Tisch und besah sich wie jeden Abend seine Post. Er war gerade dabei einen Brief zu lesen. „Du bist schon zurück?“

Sein Blick glitt desinteressiert zur Uhr. „Du bist früh.“

„Ja, ich konnte früher Schluss machen.“ Was war hier bloß passiert? Neben dem Vampir konnte er einfach nicht mehr unbefangen sein. Selbst Jamie merkte schon das etwas nicht stimmte. Es stimmte auch, ihm kam es so vor als würde sich Mika immer mehr von ihm entfernen, das Interesse an ihm verlieren. Es war nur natürlich sie waren jetzt schon Jahrzehnte, wenn nicht schon Jahrhunderte zusammen. Da änderten sich die Prioritäten, man konnte nicht ewig so verliebt wie am ersten Tag sein, das war Eloy klar. Seinen Geschwistern ging es nicht anders und doch waren sie ihren Partnern um einiges näher als Mika und er sich. Eloy konnte es ja ignorieren, wenn es erst seit einiger Zeit so wäre, doch dieser kalte Krieg währte schon ein paar Jahre. Es ging von Mika aus und Eloy kannte den Grund dafür nicht. Aus diesem Grund verzichtete er schon seit einiger Zeit auf seine gewöhnlich lockere Art, da er einfach Angst hatte etwas Falsches zu sagen. Deswegen sprach er mit Mika auch nur noch das Nötigste. Nun mit seiner heutigen Neuigkeit würde er wenigstens eine Gefühlsregung erzielen das war sicher. „Heute hat mich Jamie angerufen. Er kommt in die Stadt und hat vor uns zu besuchen.“

„Sicher nicht.“ Mika fuhr wütend herum.

„Ich will diesen stinkenden Köter nicht in meinem Haus haben.“

Wie hätte es auch anders sein können? Selbst nach so langer Zeit war Jamie noch immer Mikas Erzfeind. Dabei war es ihm egal das Jamie seit langen einen Partner hatte. „Er ist mein bester Freund. Es ist doch nur ein Kurzbesuch.“

Warum rechtfertigte er sich eigentlich dafür? Das war ebenso sein wie auch Mikas Haus, da konnte er wohl bestimmen wer hier lebte. Schon alleine weil er dafür sorgte, das auch am Tag alles nach Ablauf verlief.

„Es gibt genug Hotels in denen er übernachten kann.“

„Das hier ist auch mein Haus. Unser Haus um genau zu sein. Ich werde meinen Freund sicher nicht in einem Hotel übernachten lassen, wenn hier genug Zimmer frei sind.“

Mika wollte scheinbar auffahren, doch dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. Er seufze kurz, bevor er den Kopf wieder hob. „Du kennst doch Jayd oder?“

Von diesem plötzlichen Themenwechsel wurde Eloy plötzlich überrumpelt. Es war nicht das erste Mal das Mika einen Kampf so plötzlich aufgab. Es passte nicht zu ihm und Eloy vermittelte es das Gefühl als würde Mika so andeuten, das ihn das alles nichts mehr anging. Doch er versuchte sich auf Mikas Frage zu konzentrieren. Natürlich kannte er Jayd, das war die Vampirin der er Mika ausgespannt hatte. Bis heute hatte sie ihm das nicht verziehen und ignorierte ihn wann immer sie sich begegneten. Doch warum fing Mika plötzlich mit ihr an. „Ja, ich kenne sie.“

Der Vampir hielt den Zettel in seiner Hand hoch. „Sie hat ein Kind bekommen. Ein Kind.“

Bei den letzten beiden Worten wurde seine Stimme schärfer, so als wollte er das Eloy das ganze Ausmaß seiner Worte verstand.

Das tat er auch. Ein Kind war bei Vampiren etwas Seltenes schon alleine weil es kaum erwünscht war. Es gab genug Vampire und Eltern wurden nicht gerne beerbt, wenn es ihren Tod voraussetzte.

Innerlich betete Eloy das nun nicht wieder dieses Thema aufkam auch wenn er wusste das es sich kaum vermeiden ließ. „Mika.“

„Nichts da Mika. Mir reicht es mit deinem Mika! Sie ist verheiratet, hat sogar schon ein Kind und ich kann nichts aufweisen. Weder eine Hochzeit noch sonst etwas das bindend ist. Langsam reicht es mir.“

Was sollte er darauf sagen? Er konnte ihn nicht heiraten, dafür fühlte er auch nach Jahrhunderten noch nicht bereit. Vor so einer festen Bindung hatte er einfach Angst, auch wenn er mit Mika schon ewig so lebte als wären sie verheiratet. Warum konnte der Vampir das nicht akzeptieren? Was sollte eine Heirat schon bringen, dadurch änderte sich doch nichts zwischen ihnen.

„Lass es uns beenden.“ Mikas Stimme klang ernst, doch konnte man eine gewisse Traurigkeit heraushören.

„Was?“ Von diesen Worten aufgeschreckt sah Eloy auf.

„Ich verlasse dich.“ Man sah Mika an das er es ernst meinte.

Gut, das war schon einige Male passiert, doch bis jetzt war er immer wieder zu ihm zurückgekehrt. Allerdings wusste Eloy, das er es diesmal ernst meinte. Das sah er in seinen Augen.

Als keine Antwort kam, stand Mika auf. „Ich glaube du verstehst den Ernst der Lage nicht. Ich beende unsere Beziehung. Es hieß zu Beginn wenn wir keinen Spaß mehr haben, dann können wir es beenden. Ich habe keinen Spaß mehr daran.“

Irgendwie war Eloy erleichtert und doch fühlte er sich tödlich getroffen. Diese Mischung hinterließ ein dumpfes Gefühl in seinem Inneren. Er wusste nicht was er sagen, wie er reagieren sollte.

„Hast du nichts dazu zu sagen?“

Eloy sah den Vampir an und zwang sich zu einem Lächeln. „Nun das war die Abmachung, nicht? Wenn du mich entschuldigst.“

Damit wand er sich um und verließ den Raum. Er brauchte etwas um diesen Schmerz, der sich in sich ausbreitete zu betäuben. Am besten tauchte er gleich in eine andere Welt ab.
 

Fassungslos sah Mika auf die geschlossene Tür. War das wirklich passiert? War Eloy einfach gegangen? Wo gab es denn so etwas? Da setzte er Eloy die Pistole an die Brust und dieser ließ sich widerstandslos erschießen? So sollte das nicht ablaufen.

Mika packte seine Schreibtischlampe und warf sie gegen die nächste Wand. Verflucht alles was er wollte, war eine Bestätigung von Eloy, das er ihn noch immer liebte. Was gab es dafür besseres als eine Hochzeit, der letzte und logischste Schritt wenn man sich liebte. Das Eloy diesen Schritt nicht gehen wollte, zeigte doch nur das er ihn nicht liebte. Doch warum hatte er dann all die Jahrhunderte an seiner Seite verbracht?

Wenn Mika in all den Jahren etwas gemerkt hatte, dann das man sich nicht auf seine eigenen Schlüsse verlassen durfte. In einer Beziehung gab es immer zwei Menschen und egal wie sehr man den Anderen kannte, man wusste nie was dieser sich dachte. Nein, in dieser Sache musste er Eloys Gedanken kennen. Wenn er ihn wirklich nicht genug liebte, dann musste er wohl aufgeben.

Mika wusste genau wohin sich Eloy zurückzog, wenn er über etwas nachdenken musste. Und hoffentlich machte er das.

Er stoppte vor Eloys Arbeitszimmer aus dem er schon die erwartete Musik hörte. Eloy hörte meistens seine zusammengestellten Musiklisten, wenn er schrieb. Es war erstaunlich und Mika hatte es nicht erwartet, doch Eloy erwies sich als ziemlich passabler Schreiber. Meistens waren es irgendwelche Songtexte zu denen ihm allerdings eine Melodie fehlte, weswegen nichts daraus wurde. Eloy mochte auch nicht das seine Songs veröffentlicht wurden, doch das Schreiben gab ihm Ruhe. Diese Ruhe musste er nun unterbrechen.

Der Vampir öffnete die Tür. „Was ist los mit dir?“

Eloy sah überrascht hoch. „Was soll los sein? Du hast mit mir Schluss gemacht, daran ist glaube ich nichts falsch zu verstehen.“

Doch alles und das hatte der Wolf auch. „Du machst es dir ja sehr leicht. Ich sage das ich dich verlasse und damit ist die Sache für dich erledigt?

Verwirrt sah ihn Eloy an. „War so nicht die Abmachung?“

Mika griff sich mit beiden Händen an den Kopf. War das Blödheit oder einfach nur Desinteresse? Beides war kaum entschuldbar.

Er kam in den Raum und blieb vor dem Schreibtisch stehen. „Warum warst du mit mir zusammen? Warum warst du all die Jahrhunderte mit mir zusammen? Weil es für dich bequem war? Oder einfach nur weil du Angst hast alleine zu sein?“

Er benötigte Antworten, egal wie sehr sie ihn verletzen würden.

Bei diesen Anschuldigungen sprang Eloy regelrecht auf. „Natürlich nicht. Ich war mit dir zusammen weil ich es wollte. Weil ich dich liebe, deswegen.“

Da war es endlich. Dieses Bekenntnis auf das er schon die ganze Zeit wartete. Sie wussten was zwischen ihnen war, doch noch nie hatte es jemand ausgesprochen. Da war es nur natürlich das Mika unsicher wurde. Nur hatte er einen Gedanken daran verschwendet das Eloy das vielleicht ebenso erging. Trotzdem ließ das noch immer eine Frage offen. „Warum willst du mich dann nicht heiraten?“

Der Wolf sah ihn fast verzweifelt an. „Was würde das ändern? Wir leben doch schon wie ein verheiratetes Paar zusammen. Eine Zeremonie und dahingesagte Worte werden daran nichts ändern.“

Doch, er würde sich endlich sicher fühlen. Für die Ewigkeit verbunden, das war doch ein schönes Gefühl diese Gewissheit zu haben. Mika sah die Hochzeit schon lange nicht mehr so wie die Vampire. Er wollte Eloy nicht heiraten um alle Freiheiten zu haben, er wollte den Wolf heiraten um diese Freiheiten mit ihm zusammen erleben zu können. Mika wollte ihn einfach an seiner Seite wissen.

Doch das Eloy sich so gegen diese Hochzeit sträubte, ließ nur einen Schluss zu. Er empfand nicht so für ihn und das war kaum zu ertragen. Was hatte es dann für einen Sinn zusammenzubleiben? „Diese Zeremonie ist mir wichtig. Ich will auf ewig mit dir zusammenbleiben, eben weil ich dich liebe. Es ist möglich das dir das Angst macht, du legst dich nie gerne fest. Doch wenn deine Liebe wirklich stark wäre, dann würdest du deine Angst überwinden. Du hast Recht, durch diese Heirat ändert sich nichts wir leben weiter zusammen wie bisher. Ein Ring am Finger wäre die einzige Konsequenz. Ist das wirklich ein Opfer das du nicht bringen kannst?“

Eloy sah ihn kurz an und dann zu Boden.

Also nicht, das war sehr bedauerlich. Aber Mika würde diesen Entschluss respektieren, was blieb ihm anderes übrig? „Ich verstehe. Nun, du kennst meine Entscheidung. Ich gehe packen.“

Damit ging er zur Tür.

„Mika.“

Er blieb zwar stehen, wand sich jedoch nicht um.

„Bitte, dreh dich um. Ich will mit dir reden.“

Fast widerwillig leistete Mika dieser Bitte Folge. „Es gibt nichts mehr zu bereden.“

Nein, nun nicht mehr.

Eloy klappte das Notebook vor sich zu und umrundete den Schreibtisch. „Doch. Du hast Recht. Ich habe Angst vor einer festen Beziehung auch wenn ich schon in einer bin. Eine Heirat würde für mich nur alles endgültig machen. Bis jetzt sah ich das immer als Todesurteil an.“

„Und jetzt?“ Mika machte sich keine Hoffnungen mehr, bis jetzt waren sie nur enttäuscht worden. Selbst seine Worte der Erklärung machten es nicht besser.

Der Wolf schwieg kurz. „Ich liebe dich, das musst du mir glauben. Deswegen ist es beinnahe unentschuldbar, das ich nicht gemerkt habe wie wichtig dir das ist. Mika, lass uns heiraten.“

Misstrauisch musterte der Vampir Eloy. War das jetzt ein Versuch Zeit zu schinden oder meinte er das ernst? „Ist das dein Ernst?“

Eloy lächelte leicht. „Ja, es mag nur eine Zeremonie und einige schöne Worte sein, doch dir bedeutet es sehr viel. Außerdem hast du Recht, es ändert nichts zwischen uns.“

Sollte er nun weinen oder schreien? Mika war beiden sehr nahe auch wenn er keine der zwei Optionen wählen würde, das untersagte ihm sein Stolz.

Stattdessen kam er auf Eloy zu. „Das ist dein Ernst.“

Es war eine Feststellung keine Frage. Denn das er es ernst meinte, das konnte Mika in seinen Augen sehen.

Der Wolf nickte nur bestätigend.

„Dann habe ich jetzt nur noch eine Frage.“ Mika legte die Arme um Eloys Hals.

„Ja?“

„Die feste Beziehung, mit wem hast du die?“ Das er dabei lächelte zeigte, das er es als Scherz meinte. So merkte der Wolf auch das er nicht mehr wütend auf ihn war.

Eloy erwiderte dieses Grinsen. „Oh mit einem lästigen, kleinen Blutsauger, den ich mehr liebe als ich mir jemals vorstellen konnte. Aber genug von ihm, küss du mich.“

Damit überwand er den Abstand zwischen ihren Lippen und küsste ihn leidenschaftlich.

So musste ihre Zukunft aussehen. Die Hochzeit änderte daran nichts, sie gab ihm aber die Gewissheit das diese Leidenschaft nur ihm zuteil wurde. Eine Gabe, die er angemessen zu belohnen wusste.
 

Gut, das war es mit Eloy und Mika. Ja ich weiß, es ist nicht gerade ein lustiges Kapitel, doch das kann es auch nicht immer sein. Vor allem nicht bei einem so komplizierten Paar.

So damit verabschiede ich mich von allen Eloy und Mika Fans. Ich würde mich aber freuen, wenn ihr mich noch zu den anderen Pärchen begleiten würdet.

Spezial: Einsame Herzen

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Einsame Herzen

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Und ich gebe diese Warnung zum dritten Mal heraus, obwohl es eher ein Hinweis ist. Es ist wieder ein Pärchen bestehend aus Mann und Frau. Man kann es nicht als Hauptpärchen bezeichnen und doch sind sie es. Ohne sie gäbe es all diese Geschichten nicht.
 

Himmelblaue Augen sahen liebevoll auf die Szene hinab, die sie vom Balkon aus sehen konnten. Dort unten im Garten vergnügten sich drei Kinder miteinander, beobachtet von den wachsamen Blicken ihrer Eltern.

Caprice seufzte leise. So schön dieses Bild auch war, es weckte auch eine gewisse Sehnsucht in ihr. Vor allem, da sie wusste, das diese Szene nur für kurze Zeit dauern würde. In den nächsten Tagen würden ihre Kinder wieder abreisen. Es war ein Zufall, das sich Clerissa und Michelle hier getroffen hatten. Ihre Mädchen waren sowieso die zuverlässigsten Besucher. Ihre Söhne waren dabei nicht so konsequent. Wobei sie es ja geschafft hatte, zumindest zwei in ihrer Nähe zu behalten. Auch wenn diese ihr eigenes Leben mit ihrer eigenen Familie hatten, da wollte sie sich nicht hineindrängen.

Kurz und gut, sie fühlte sich einsam und die Person, die dies lindern konnte, reiste lieber in der Welt herum als an ihrer Seite zu bleiben. Trotz dieses Gefühls und ihrer Gedanken würde sie Alessandro nie etwas verbieten, schon gar nicht seine Reisen. Dafür liebte sie ihren Mann einfach zu sehr und er brauchte seine Reisen. Ohne sie fühlte er sich wie ein eingesperrtes Tier und sie hatten die Mittel ihm diese Reisen zu ermöglichen.

Caprice hatte sich nie der Illusion hingegeben ihn für lange Zeit an ihrer Seite halten zu können. Das hatte sie schon vor ihrer Hochzeit gewusst. Warum also sollte sie einen aussichtslosen Kampf starten? Sie hätte diesen Kampf zwar gewonnen, doch gleichzeitig ihren Mann verloren. Was nützte ihr ein Mann, der zwar an ihrer Seite war, doch ständig unruhig und gehetzt handelte? Nein, da war es gut so wie es war. Außerdem konnte man Alessandro nicht vorwerfen seine Familie zu vernachlässigen. Bei allen wichtigen Ereignissen wie Geburten, Hochzeiten und auch Volljährigkeitsfeiern war er immer da gewesen. Selbst wenn er nicht hier war erinnerte alles an den Schutz, den er seiner Familie gab und seine Reisen sicherten auch ihren Wohlstand. Materiell brachten sie großen Nutzen, nur geistig richtete sie sehr viel Schaden an. Nicht bei ihr, sie hatte sich damit abgefunden, doch bei seinen Kindern. Nun, wo sie erwachsen waren nicht mehr, doch in ihrer Kindheit war es schwer ihren Kindern zu erklären wo ihr Vater war und warum er nicht bei ihnen war. Nur Henry, Michelle und auch noch Arnaud konnten sich damit rühmen einen wirklichen Vater gehabt zu haben. Wenn auch nur Teile ihrer Kindheit.

Sie legte ihre Arme um den Körper und besah sich weiter die spielenden Kinder. Es schien solange her zu sein, als es nicht ihre Enkelkinder sondern Kinder waren, die dort unten begeistert herumtollten.

Lange konnte sie ihren Gedanken nicht nachgehen, da sich zwei Arme um ihre Hüfte legten und an einen starken Körper zogen. Zeitgleich zu dieser Geste hörte, sie die Worte, die ihr Herz immer höher schlagen ließen.

„Ich bin zurück.“

Lächelnd legte sie eine Hand auf seinen Arm und lehnte sich gegen den Körper der ihr Halt bot. „Das ist gut.“

Sofort sah sie Alessandro aufmerksam an. „Warum, ist etwas passiert?“

Caprice lächelte liebevoll. Ja, so kannte sie ihren Mann, er vermutete überall eine Gefahr für sie und ihre Familie. Zumindest konnte sie sich nicht darüber beschweren das ihr Mann ihr nicht zuhörte. Immerhin vermutete er schon hinter diesen kleinen Bemerkung eine Bedrohung. „Nein, aber ich freue mich immer wenn du wieder bei mir bist.“

Ein seltener Umstand, der sich in letzter Zeit immer mehr häufte. So als wolle er sie nicht mehr solange alleine lassen.

„Darin sind wir nicht sehr unterschiedlich. Auch ich freue mich immer wieder an deiner Seite zu sein.“

„Lügner.“ Lächelnd sah sie zu ihm hoch. Es war kein Vorwurf in ihrer Stimme, denn sie hatte ihm nichts vorzuwerfen. Noch dazu würde sie ihn sicher nicht für die Wahrheit tadeln. Denn auch wenn man es als Außenstehender vielleicht anders sah, Alessandro liebte sie, wenn er auch eine eigene Art hatte dies zu zeigen. Sie kannte die Wahrheit und nur das zählte.

Alessandro löste sich von ihr und warf einen Blick in den Garten hinab. „Clerissa und Michelle?“

„Ja, sie haben sich hier zufällig getroffen. Du hast es ihnen gesagt oder?“ Caprice wusste das sie die meisten Besuche ihrer Kinder ihm verdankte.

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe lediglich gefragt, wie weit ihr letzter Besuch zurückliegt. Die Entscheidung zu der Reise haben sie selbst getroffen.“

„Gut, ich werde ihre Ambitionen nie wieder hinterfragen.“ Sie lächelte leicht. Die Hauptsache war doch, das sie kamen, nicht warum sie kamen.
 

Alessandro ging wieder in das Zimmer zurück und öffnete den Koffer, den ein Diener hereingebracht hatte. „Caprice, ich habe nachgedacht.“

Das war ein Entschluss, der ihm nicht leicht gefallen war. Allerdings dachte er schon seit einigen Monaten über diese Möglichkeit nach. Doch erst jetzt hatte er sich dazu durchgerungen ihr diesen Vorschlag zu unterbreiten. Als er sie am Balkon gesehen hatte, sah sie so schön, gefasst aus und so unendlich einsam. Es war nicht das erste Mal, das ihm dies auffiel und jedes Mal schmerzte es auch ihn.

Sie drehte sich zu ihm um. „Worüber?“

Er richtete sich auf und sah ihr in die Augen. „Was hältst du von einem weiteren Kind?“

Sie sah ihn einen Moment verwundert an, doch dann lachte sie leise und ihr Blick wandelte sich. Er glich nun dem einer Mutter, die ihr Kind nachsichtig belehrte. „Bitte Alessandro beleidige mich nicht damit, das du meine Intelligenz unterschätzt. Wenn du glaubst, das ich einsam bin, dann schenke mir eine Katze doch kein weiteres Kind.“

„Ich glaube es nicht, ich weiß es. Du bist einsam.“ Ebenso wie er wusste, das es seine Schuld war. Sobald die Kinder erwachsen und aus dem Haus waren, sollte ein guter Mann seiner Frau Gesellschaft leisten. Doch noch konnte er das nicht.

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ja, das stimmt. Doch das ist keine Einsamkeit, die sich mit einem neuen Haustier oder gar Kind bekämpfen lässt. Es gibt nur eine Person, die diese Einsamkeit lindern könnte.“

Diese Person war er. Alessandro war das nur zu deutlich bewusst. Allerdings wusste er auch, das er ihr nicht geben konnte was sie wollte. Auch wenn er wusste, das es nicht Caprices Absicht war ihm Schuldgefühle einzureden, so schafften es ihre Worte. Trotz alledem hatte er die Gewissheit, das es ihm unmöglich war ihrem Wunsch nachzukommen. Noch konnte er nicht sesshaft werden. „Es tut mir leid.“

Er senkte den Kopf. Bei dieser Entschuldigung, die er aus puren Egoismus tätigte, konnte er ihr nicht auch noch in die Augen sehen.

Caprice Lächeln wurde nur noch liebevoller als sie zu ihm kam. Mit zwei Fingern hob sie sein Kinn an. „Hey, was soll das? Das ist nicht der stolze Mann den ich geheiratet habe. Noch dazu wo es keinen Anlass dafür gibt. Ich habe dir keinen Vorwurf gemacht.“

Alessandro nahm ihre Hand in seine und küsste sie. „Habe ich meiner Mutter eigentlich jemals für diese Hochzeit gedankt?“

Für so eine verständnisvolle Ehefrau musste er ihr danken. So eine Selbstaufgabe grenzte fast schon an psychischen Masochismus, nur damit sie es ihm leichter machte seinem eigenen Weg zu folgen.

Amüsiert lachte sie leise. „Wohl kaum. Auch wenn sie das sicher gerne von dir hören würde. Vor allem nach den Flüchen mit denen du sie nach unserer Verlobung bedacht hast.“

Damals hatte sie seiner Meinung auch jeden einzelnen davon verdient. Man verheiratete nicht einen seiner Söhne ohne dessen Einverständnis. Bei Mädchen war das Gang und Gebe, doch nicht bei Männern. Doch das war alles schon Vergangenheit. „Ich danke dir Caprice.“

„Tut das nicht. Noch nicht.“ Sie löste ihre Hände aus seinen und wand sich kurz um.

„Nicht nur du hast nachgedacht, auch ich habe mir Gedanken gemacht.“

Bei jeder anderen Frau hätten nun seine inneren Alarmglocken geläutet. Wenn eine Frau sich etwas überlegte, kam dabei nie etwas gutes heraus. Doch das war seine Frau und er schätzte ihre Intelligenz.

Als keine Antwort kam, sprach sie einfach weiter. „Es müssen sich hier einige Dinge ändern. Keine Sorge, du kannst deinen Lebensstil beibehalten. Es hat keinen Sinn dich einzuschränken. Doch musst du damit rechnen mich bei deinem nächsten Zwischenstopp hier nicht mehr vorzufinden.“

„Was?“ Zu sagen das er verirrt war, wäre schwer untertrieben. Alessandro war beinnahe geschockt. Wollte sie ihn etwa verlassen, nur weil er nicht an ihrer Seite blieb? Das sähe ihr aber gar nicht ähnlich.

„Du hast richtig gehört. Ich habe meine Pflicht als Mutter erfüllt. Von der Geburt an habe ich mich um unsere Kinder gekümmert, ich habe sie aufgezogen und du kannst mir nicht vorwerfen bei irgendeinen einen Fehler gemacht zu haben. Alle sind aufrechte, gute Werwölfe und jeder von ihnen hat seine eigene Familie. Das bedeutet, so traurig es auch ist, das es hier keine Verwendung mehr für mich gibt.“

Das hörte sich immer mehr nach dem an was er befürchtete. Doch das durfte nicht sein. War das nun die Strafe für die Jahre, in denen er egoistisch nur seinen eigenen Zielen gefolgt war?

Lächelnd sah sie ihn an. „Du siehst so geschockt aus Liebster. Ich habe doch gesagt das du dich nicht einschränken musst, doch zurück zum Thema. Ich war lange genug eine Mutter, nun muss ich um meinetwillen Caprice sein. Das schließt auch ein endlich einmal Ehefrau zu sein. Auch ich werde auf Reisen gehen Alessandro.

Natürlich nur soweit es für eine Frau schicklich ist, da musst du dir keine Sorgen machen. Doch ich werde meine Familie, deine Familie, unsere Familie besuchen. Ich bin es leid hier zu sitzen und darauf zu warten, das man zu mir kommt. Deswegen werde ich sie besuchen und natürlich hoffe ich das du mich zumindest ein Stück meines Reiseweges begleitest.“

Wäre er nicht so verwundert über ihre Entscheidung gewesen, dann hätte Alessandro wohl vor Erleichterung geseufzt. Stattdessen schloss er kurz dankbar die Augen. „Du verstehst es wirklich mir einen Schock zu versetzen, Liebste.“

Caprice kam lächelnd zu ihm und verpasste ihm einen sanften Fausthieb gegen die Schulter. „Eine kleine Rache will ich auch haben. Also was sagst du? Begleitest du mich?“

Er nahm ihr Gesicht in beiden Hände. Für diese Frau musste er wirklich allen Götter danken die er kannte. „Bis in den hintersten Winkel dieser Welt, wenn du es verlangst.“

„Oh, Richtung Italien reicht mir schon einmal.“

„Gerne.“ Damit küsste Alessandro seine Frau sanft.
 

Das war also das Kapitel über Caprice und Alessandro. Ja auch die Eltern sind noch so verliebt wie am ersten Tag, ich finde es schön das zu lesen. Nach Fans frage ich gar nicht, da dieses Pärchen wohl eher nicht so beliebt war. Aber es freut mich zumindest wenn es euch gefallen hat.

Vielleicht sieht man sich ja im nächsten Kapitel.

Spezial: Problembeseitigung

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Problembeseitigung

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Diese Geschichte spielt ein paar Jahre oder besser Jahrzehnte nach Wellenrauschen. Nur als Hinweis falls sich jemand fragt wie lange es bis zu diesem Ereignis gedauert hat.
 

Eine Windböe schlug ihm ins Gesicht, als das Schiff die Wellen durchpflügte. Eigentlich fühlte er sich in dieser Position sehr wohl. Gut, er verstand nicht soviel von Nautik, doch dafür hatte er ja seinen Partner und auf dieser Reise konnte er seine Kenntnisse über die Seefahrt einmal ausprobieren. Und das obwohl sie es eilig hatten, es wunderte ihn sowieso das der Wertiger das zuließ. „Sind wir nicht zu langsam? Wir haben einen Termin einzuhalten.“

„Wenn sie will, das wir pünktlich sind, hätte sie uns nicht auf diese Reise schicken müssen. Spanien lag ja nicht unbedingt auf unserem Weg.“ Ercole verzog das Gesicht.

„Außerdem wofür hat sie denn ihren Vater? Sollte dieser nicht das Brautkleid für seine Tochter besorgen?“

„Es lag auf unserem Weg. Du als ihr Bruder hast ebensolche Verpflichtungen wie ihr Vater.“ Kobe lächelte. Sein Griff um das Ruder festigte sich etwas.

Ercole schnaubte. „Ja, ich darf die Drecksarbeit erledigen. Glaub mir je später wir ankommen, umso bequemer ist es für mich.“

Das wohl schon, nur hatte er Marissa versprochen so schnell wie möglich zu kommen. Bei diesem Versprechen hatte sie sicher schon eine Liste von Arbeiten für Ercole im Hinterkopf gehabt. Nun, er würde ihr Tempo schon etwas steigern, seine Versprechen hielt er ein. Kobe lächelte hinterhältig. „Du weißt schon, wenn wir zu spät kommen um das Kleid notfalls ändern zu können wird dir das Ratan jahrelang vorhalten. Von Marissas Zorn will ich nicht einmal reden.“

Man merkte wie der Pirat einen Moment lang nachdachte. Dann fuhr er mit einer Bewegung zu seiner Mannschaft herum. „Bewegung ihr Hunde! Wenn ihr nicht schnellstens für Fahrt sorgt, lasse ich im nächsten Hafen Ruderbänke einbauen! Dann werdet ihr mit eurer Körperkraft für mehr Tempo sorgen!“

Zufrieden besah sich Kobe, die plötzliche Eile der Seeleute. Wenn man wusste wie, konnte man Ercole perfekt beeinflussen. Mit Ratan in der Begründung war das fast zu leicht.

Allerdings war das nicht das was er wollte. Ihm gefiel Ercole so wie er war, doch manchmal brauchte er eine gewisse Führung. Wie alle großen Kinder eben, Ratan selbst hatte ihm das geraten. „Du weißt, das ich das Kommentar mit den Hunden als Beleidigung auffasse.“

„Weil ich sie Hunde nenne oder allgemein?“ Der Wertiger sah ihn fragend an, allerdings schien ihn das nicht allzu sehr zu beeindrucken.

„Allgemein.“ Er wollte jetzt nicht unbedingt darüber eine Diskussion anfangen. Im besten Fall würde es wieder in einem Streit enden. Vielleicht hatte man das Gefühl, das er in dieser Beziehung dominierte, doch das ging nur über viel kleine Kriege. Sie waren beide stur genug um nicht nachzugeben, egal um was es ging. In solchen Situationen war Kobe regelrecht froh darüber das sie keine Kinder haben konnten. Denn diese wären sicher die Ersten, die darunter leiden würden.

Ercole kam zu ihm und legte die Arme um seine Hüfte. „Du weißt, das ich das nicht ernst meine. Es gibt nur ein Hündchen für mich und das bist du.“

„Ich weiß Kätzchen.“ Kobe lächelte leicht. Andere dachten vielleicht das dies Kosenamen waren, doch dem war nicht so. Zumindest nicht ganz, in gewisser Weise war es auch eine Herabsetzung ihrer Rassen.

„Überlässt du nun das Ruder jemanden, der Ahnung davon hat?“ Ercole lächelte und streckte eine Hand danach aus.

Kobe drehte sich ein wenig, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Oh, du meinst deinem Steuermann? Oder deinem ersten Maat?“

Er sah das diese Bemerkung durchaus als Scherz verstanden wurde, doch auch das sie Ercole ärgerte. Seufzend ließ er das Ruder los und ging hinunter in ihre Kabine. Wie er erwartet hatte, folgte ihm Ercole einige Momente später.

Mit einem lauten Knall schloss er die Tür hinter sich. „Okay, was ist los?“

Kobe setzte dazu an zu sprechen, doch was sollte er sagen? Es gab soviel zu sagen und doch wusste er nicht genau was ihn störte.

Ercole wartete einige Momente in denen er schwieg. „Soviel also?“

„Nein.“ Kobe schüttelte den Kopf.

„Doch. Ich kann es dir nicht sagen, immerhin weiß ich selbst nicht einmal was mich stört.“ Es war die Gesamtsituation derzeit. Doch wie sollte er das Ercole klarmachen? Alle die er kannte, hatten inzwischen eine Familie gegründet. Nicht jeder hatte Kinder, das war klar, doch sie hatten ein Heim, ein gefestigtes Umfeld, geregeltes Einkommen und einen Partner dessen Liebe sie sich sicher waren. Bis auf den letzten Punkt hatte er nichts. Ercole empfand das Leben das er wollte als spießig, doch er wollte eben etwas Spießigkeit. Zumindest wenn es ihm ein Heim versprach in das er zurückkehren konnte, in dem er sich wohl fühlte. Die Insel war ja schön und gut, doch sie war ihm zu einsam, vor allem da mit der Zeit immer mehr Leute abwanderten. Die jungen Menschen sehnten sich eben nach den pulsierenden Metropolen der Welt, ebenso wie er. Dort war auch die Chance größer das seine Familie ihn besuchte und er bekam nicht immer alles als Letzter mit. Bis jetzt hatte er sich Ercoles Lebensstil gebeugt, doch er wusste nicht wie lange das noch gut ging. Selbst Nika hatte es geschafft Ratan zumindest einen festen Wohnsitz abzuringen, warum schaffte er das nicht? Bis jetzt hatte er das hingenommen, doch nun wagte sogar Marissa den Schritt und wurde sesshaft. Das gab Kobe schon zu denken, da sie immer diejenige war, der Freiheit über alles ging.

„Versuch es.“ Der Pirat sah ihn unnachgiebig an.

Kobe seufzte tief. Wenn er wollte, hoffentlich konnte er mit den Konsequenzen leben. „Was mich stört? Alles. Diese Art zu leben, eine Reise mag schön sein, doch ich will das nicht mein ganzes Leben lang. Noch dazu diese Ungewissheit ob wir nicht doch einmal die Unterlegenen sind. Die Piraterie ist tot, begreif das Ercole. In dieser Zeit sind wir wohl die einzigen Relikte, die noch übrig sind. Ich will ein Heim, nicht auf der Insel sondern in der Zivilisation, wo es niemanden interessiert was ich wann wo gemacht habe. Ich will ein normales Leben.“

Und genau das war das Problem, denn es gab nichts was Ercole mehr mied als das. Kobe lief einem Traum nach, doch das ging von seiner Seite aus nicht mehr lange gut.
 

Bei Kobes Worten, starrte der Tiger ihn nur an. Es war seltsam, er war zu keiner Gefühlsregung fähig. Wie auch, Kobe hatte ihm gerade gesagt, das ihn alles an ihrer Beziehung störte. Gab es etwas Schlimmes?

Ercole verstand Kobes Wunsch und er war auch gerechtfertigt. Damals hatte Kobe alles aufgegeben nur weil er ihn nicht loslassen konnte. Es war Zeit ihm etwas zurückzugeben, das war er ihm schuldig. Es lag ja nicht am Geld, sie hatten genug davon. Sie waren reich genug um sich alles leisten zu können was sie wollten. Wenn Kobe ein Haus in einer Stadt wollte, sollte er eines bekommen. Am Besten wäre eine Hafenstadt, so sahen sie sich schneller und öfter. „Wenn du willst, kriegst du dein Haus. Welche Stadt wäre dir am Liebsten?“

Kobe sah ihn nur einen Moment ausdruckslos an. Dann verdunkelten sich seine Augen. „Du bist so ein Idiot. Glaubst du ich weiß nicht wie du denkst? Ich will kein Haus, ich will ein Heim und das beinhaltet dich. Glaubst du wirklich ich bin in einem Haus glücklich, in dem du mich alle drei oder sechs Monate für ein paar Tage besuchst?“

„Was willst du eigentlich?“ Ercole verlor die Geduld. Selbst wenn er ihm ein Zugeständnis machte, passte ihm das nicht. Wie sollte er Kobe so jemals verstehen?

„Ich will eine Familie. Ein Leben ähnlich dem das jedes Mitglied meiner Familie führt, ein Leben wie es sich Marissa gerade aufbaut.“ Hilflos hob Kobe die Hände.

Ein normales Leben also, genau das was er nie wollte. Nicht jetzt, noch nicht, vielleicht sogar nie.

Als Ercole schwieg, fuhr Kobe einfach fort. „Ich weiß das du kein normales Leben willst, aber ich. Wenn selbst Ratan es schafft, müsste es für uns doch ein leichtes sein.“

„Ich bin aber nicht Ratan!“ Es störte ihn, das er ständig mit dem Tiger verglichen wurde. Nicht nur von Kobe sondern auch von allen anderen Menschen die sie kannten. Es stimmte das Ratan auch schon von der Piraterie Abstand nahm, aber das war dessen Entscheidung gewesen. Doch es brachte nichts, jetzt über Ratan nachzudenken. Es ging um sie, Kobe und ihn und sie benötigten eine Lösung.

Ercole setzte sich auf das Bett und sah Kobe an. „Komm her.“

Dabei machte er eine einladende Handbewegung neben sich.

Kobe sah ihn einen Moment misstrauisch an, kam aber zu ihm und setzte sich neben ihn auf das Bett. Fragend sah er ihn an.

„Ich weiß das diese Sache sehr wichtig für dich ist.“ Das war in den letzten Minuten nicht zu übersehen gewesen.

„Allerdings bin ich noch nicht so weit.“ Ercole sah, wie Kobe die Augen senkte. Sanft hob er sein Kinn an, so das er ihn ansehen musste.

„Doch da ich dich liebe und nicht will das du traurig bist, schlage ich dir einen Kompromiss vor. Als Grieche ist dir doch sicher die griechische Mythologie ein Begriff oder?“

„Ja, aber…“ Man merkte, das Kobe nicht wusste worauf er hinaus wollte.

„Dann kennst du doch sicher auch die Geschichte, die sich um Persephone rankt oder? Wir regeln das ebenso wie Demeter und Hades. Sechs Monate des Jahres leben wir auf deine Weise, sechs Monate auf meine Art. Kannst du dich damit anfreunden?“ Hoffentlich, denn eine andere Lösung sah er nicht. Sechs Monate waren in seinen Augen schon sehr viel, doch er war bereit das auf sich zu nehmen.

Kobe sah ihn nachdenklich an. „Sechs Monate also?“

Stirnrunzelnd sah er Ercole an.

Eigentlich gab es dabei doch überhaupt nichts zu überlegen oder? Unruhig sah Ercole den Mischling an. Erst nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, nickte Kobe.

„Ich bin damit einverstanden. Doch wir fangen im Juli mit der Teilung an. Ich bin nicht wie Persephone, die damit zufrieden ist im Winter zum Familienleben überzugehen. Etwas Sommer brauche ich dafür auch.“ Bei diesen Worten lächelte er.

Nun er hatte sich das zwar anders gedacht, doch Kobe hatte Recht mit seinen Worten. Es war ein Kompromiss und dabei ging es um eine Einigung keinen Sieg. „Einverstanden.“

Ercole war erleichtert das sie sich darauf geeinigt hatten, auch wenn es eine enorme Umstellung für ihn bedeutete.

Kobe lächelte und beugte sich zu ihm. Sanft küsste er ihn und Ercole erwiderte diesen Kuss.

Noch immer lächelnd löste sich Kobe nach einigen Momenten wieder von ihm. „So, aber nun sollten wir deinen Männern wieder Beine machen. Ansonsten bringen wir Marissa nie an den Mann.“

„Ich glaube damit tun wir ihrem Verlobten sogar etwas Gutes.“ Ercole grinste bei seinen Worten. Natürlich meinte er es nicht so, doch er konnte sich nicht vorstellen sein Leben an der Seite einer Frau wie Marissa zu verbringen. Er würde eingehen wie eine Blume in der Wüste.

„Na du bist mir ein schöner Bruder.“

Ecole zuckte mit den Schultern. „Eben, ein normaler Bruder.“

Nein, er war glücklich mit Kobe und liebte ihn. Da hatte er schon den Richtigen gefunden.
 

Hier ist dann wohl die richtige Stelle um mich von allen Kobe/Ercole Fans zu verabschieden. Vielen Dank das ihr es gelesen habt. Es war wieder eine sehr ersten Szene, doch ich glaube je länger man zusammenlebt umso mehr Probleme treten auf. Und diese müssen eben auch bearbeitet werden. Doch ich werde mich wieder um etwas lockere Szenen bei den nächsten Pärchen bemühen.

So allen Anderen die mir noch ein paar Kapitel weiter folgen, bis bald.

Spezial: Dschungelherz

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Dschungelherz

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war wieder einmal ein Vorstandsmeeting. Geduldig saßen die Männer und Frauen der Führungsriege in ihren Sesseln und lauschten den Vorträgen eines ihrer Mitglieder.

Nur der Vorstandsvorsitzende schien ihre Aufmerksamkeit nicht ganz zu teilen. Seine grauen Augen flogen immer wieder zu dem Ziffernblatt seiner Armbanduhr. Nur mühsam unterdrückte er ein Gähnen, nur noch ein wenig.

Als sich die Sprecher abwechselten, entschied er sich für seinen Aufbruch. Mit einem Fingerschnipsen zog er die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Gleichzeitig war es ein Zeichen an seinen Sekretär seinen Platz einzunehmen.

Jamie erhob sich aus seinem Ledersessel und schenkte seinen Angestellten ein freundliches Lächeln. „Meine Damen und Herren, ich verabschiede mich für heute. Ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie sie meinen Konzern führen. Auf mich wartet nun ein entspannendes Wochenende, das ich ihnen ebenfalls wünsche.“

Er klopfte seinem Sekretär auf die Schulter. „Wir sehen uns Montag wieder.“

Damit verließ er den Raum und ging zu dem Aufzug. Keine seiner drei weiteren Sekretärinnen behelligte ihn noch. Sie wussten alle, das er nun keine Unterbrechungen mehr duldete.

Jamie stieg in den Aufzug ein und verließ ihn ein Stockwerk weiter oben wieder. Er ging zur Tür und zog seine Codekarte durch das Schloss. Nur damit konnte man sein Penthouse betreten, das er unter der Woche bewohnte. Er griff sich die Tasche, die bereits gepackt auf dem Tisch stand und ging weiter zu einer anderen Tür. Dort benutzte er abermals die Karte. Vor ihm erstreckte sich das Dach des Hochhauses und der Hubschrauberlandeplatz. Der Motor des dort wartenden Hubschraubers war schon gestartet.

Jamie stieg ein und setzte sich den Helm auf. „Wir können los.“

Der Pilot nickte und einige Momente später hoben sie auch schon ab.

Zufrieden machte es sich Jamie bequem. Nun konnte er etwas Schlaf nachtanken. Aufgrund der Dauer des Fluges und dem nötigen Zwischenstopp, gab es nichts was er sonst machen konnte.

Stunden später, wachte er rechtzeitig wieder auf. Sie setzten gerade zur Landung an. Jamie konnte aber trotzdem noch einen Blick auf sein Heim erhaschen. Es war wie eine Villa in der Luft, was sie auch war. Sein eigenes Domizil in den Bäumen des Amazonas.

Eine Menge Generatoren sorgten dafür das es ihm nicht an Luxus fehlte und eine Armee von Sicherheitsleuten dafür, das ihn niemand behelligte. Der Helikopter landete auf dem dafür vorgesehen Landeplatz und Jamie verließ ihn noch bevor die Rotoren zum Stillstand kamen. Endlich war er wieder daheim.

Der Wolf erwartete gar keine Begrüßung, er wurde außer von einem Diener hier draußen von niemanden erwartet. Er reichte dem Diener seine Tasche. „Werkstatt?“

„Wie immer.“ Der Diener lächelte leicht.

„Wo auch sonst?“ Inzwischen wusste wohl die halbe Welt, das der Konzernleiter eines der führenden Schmucklabels mit seinem besten Designer zusammenlebte. Jamie selbst störte das nicht, die Menschen redeten immer, das würde sich nie ändern. Doch Sunil zog die Einsamkeit eben vor und mied die Städte, deswegen sahen sie sich unter der Woche so gut wie nie. Dafür genossen sie die Wochenenden und Urlaube umso mehr.

An der Tür der Werkstatt, klopfte er gegen den Türrahmen. Sofort verstummte das Geräusch des elektrischen Schleifgerätes.

Sunil legte das Gerät zu Seite und wand sich lächelnd zu ihm um.

„Bist du fertig?“

Lächelnd nickte Sunil. „Für diese Woche schon.“

Damit legte der den Edelstein in seiner Hand auf den Tisch und fiel Jamie stürmisch um den Hals. „Willkommen daheim.“

„Diese Begrüßung ist wie immer das Highlight meines Besuches.“ Jamie konnte nicht anders als zu lächeln und seine Arme um Sunils Taille zu legen. In den Jahrhunderten die sie nun schon zusammenlebten hatte er ihn immer mehr ins Herz geschlossen. Er war sogar schon bereit das Liebe zu nennen. Das war es immer gewesen, er hatte nur solange gebraucht das zu erkennen.

Sunil löste sich wieder von ihm. „Wie war deine Woche?“

Die Augen verdrehend, stöhnte Jamie. „Lang und sehr langweilig. Ich wusste immer das dieses Leben nichts für mich ist.“

„Lügner. Du genießt es doch.“ Der Mischling schlug ihm liebevoll mit der Faust auf die Schulter.

Unschuldig lächelnd zuckte er mit den Schultern. „Ja, ich gebe es zu du hast Recht.“

Nun das lag eben in seiner Natur. Er liebte es einfach Menschen zu lenken und bei den Spielen der Mächtigen mitzumischen. Dafür übte Macht eine zu große Anziehung auf ihn aus und es schadete ihnen doch auch nicht.

„Wie könnte es auch anders sein?“

In diesem Moment fiel Jamie etwas ein und er holte einen Brief aus seiner Hosentasche. „Allerdings ist etwas sehr interessantes angekommen.“

Stirnrunzelnd besah sich Sunil den bereits geöffneten Brief. Als er keine Erklärung bekam, löste er sich von dem Wolf und nahm ihn Jamie einfach aus der Hand. Konzentriert begann er zu lesen, nur um Jamie nach einigen Minuten bereits verwirrt anzusehen.

Amüsiert nahm dieser seinem Geliebten den Brief aus der Hand. „Ja genau. Das ist eine Einladung zur Eloys und Mikas Hochzeit. Es ist erstaunlich, doch Eloy beweist endlich Mut.“

Das musste er sich fast einrahmen und im Wohnzimmer aufhängen. Allerdings würde Sunil wohl etwas dagegen haben.

„Es erstaunt mich eher das sie dich einladen.“

Jamie hob einen Zeigefinger. „Uns. Sie laden uns ein und selbst wenn er wollte, Mika kann mich nicht ausladen. Immerhin ist das die erfolgreiche Krönung meines Triumphes.“

Vielleicht glaubte Mika das er gewonnen hatte, doch das war sein Sieg. Einer seiner Pläne trug wieder einmal Früchte. Seine Worte damals bezüglich Mensch und Tier hatten ihre Pflicht getan und Mika hatte diese Worte sicher nicht vergessen. Gerade deswegen musste er ihn einladen, um zu zeigen wie er seinen vermeintlichen Sieg davontrug.

„Welche Pläne spinnst du nun schon wieder?“ Sunil sah ihn nachsichtig lächelnd an und verließ die Werkstatt.

Jamie folgte ihm beiläufig. „Keine. Ich bin gerade mehr als nur zufrieden.“

„Das will ich auch hoffen. Immerhin sollst du dich diese drei Tage der Woche nur auf mich konzentrieren.“

„Oh, das habe ich vor.“ Lächelnd kam er näher zu dem Jüngeren. Ja, die nächsten Tage würde Sunil mehr Aufmerksamkeit bekommen als ihm lieb war. Wie jedes Wochenende.
 

Sunil goss sich ein Glas Wasser ein und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer. Dabei nahm er Jamie, der neben ihm saß, noch einmal den Brief ab. Aufmerksam überflog er die Zeilen. „Hast du eine Erklärung bekommen?“

Jamie warf ihm einen ironischen Blick zu.

Er nickte nur verstehend. „Eloy hat sich bei dir ausgeheult.“

„Ja, ganze drei Stunden.“ Der Ältere seufzte tief.

Vielleicht tat er nun leidend, doch bestimmt hatte er es genossen. Sunil kannte den Wolf dafür viel zu gut. Eloy war sein bester Freund und es machte Jamie eine Freude wenn er ihm helfen konnte. Nicht aus Häme oder Schadenfreude, sondern einfach nur weil er wusste das es seinem Freund dann besser ging. Darauf war Sunil schon lange nicht mehr eifersüchtig, es war eher eine Seite, die ihm Jamie noch sympathischer machte.

Nachdenklich legte er den Brief an die Lippen. „Vielleicht sollten wir auch? Nur um sie zu ärgern?“

Dabei sah er seinen Geliebten fragend an. Der Brief verdeckte dabei sein Grinsen, doch es war sicher auch in seinen Augen zu erkennen, das es ein Scherz war.

Jamie lachte nur amüsiert. „Ich liebe dich Sunil, doch ich werde sicher nicht heiraten.“

Er legte einen Arm um Sunils Schulter und zog ihn zu sich. „Schon gar nicht aus so banalen Gründen. Doch das willst du auch nicht oder?“

Sunil schlug ihn gegen die Brust. „Idiot.“

So wie er das aussprach konnte man glauben sein Vorschlag wäre ernst gewesen. Dann allerdings wurde sein Ton milder. „Natürlich nicht. Doch wer weiß, vielleicht will ich irgendwann etwas bindendes. Du solltest dich da nicht zu sehr auf meine Katzengene verlassen.“

Vielleicht konnte sein Onkel ewig davor wegrennen, doch nicht er. Nein, er wollte es auch gar nicht versuchen. Es würde alles kommen wie es kommen musste.

„Tu ich auch nicht. Schon vergessen, ich überlasse nichts dem Zufall.“

Sunil lächelte und legte eine Hand auf Jamies Wange. „Ich weiß, du bist eben ein Perfektionist.“

Zumindest was zwischenmenschliche Kontakte anging war er das. Dinge, die andere Wesen betrafen überließ er nie dem Zufall. Manchmal fragte sich Sunil, ob er ihn nicht auch auf eine subtile Art steuerte. Doch wenn dem so war, konnte er es nicht erkennen, weswegen er auch damit leben könnte wenn er Recht hatte.

Der Wolf legte den Kopf leicht schief, ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen. „Möglich, doch genau das gefällt dir doch.“

„Mir gefällt vieles an dir.“ Zum Beispiel dieses Grinsen, doch das war eines der vielen Geheimnisse die Sunil ins Grab mitnehmen würde.

Das Grinsen vertiefte sich noch etwas. „Kannst du das definieren?“

„Natürlich.“ Einen Moment lang genoss er Jamies lauernden Blick, bevor er weitersprach.

„Doch ich werde es nicht.“

Sunil wusste, das der Wolf keine Ruhe geben würde, wenn er ihn jetzt nicht ablenkte. Doch zum Glück wusste er die beste Ablenkung die es gab. Er zog Jamies Kopf zu sich und küsste ihn leidenschaftlich.

Als sie sich wieder lösten, lächelte Jamie noch immer. „Nett, doch ich warte noch immer auf eine genauere Aufzählung deiner Vorlieben an mir.“

Sunil seufzte und stand auf. Langsam ging er zu Ausgang des Wohnzimmers.

Fragend sah ihm Jamie nach. „Wo gehst du hin?“

Unschuldig lächelnd wand sich Sunil um. „Ins Schlafzimmer.“

Damit setzte er seinen Weg fort. Hinter sich hörte er wie Jamie aufstand. „Weißt du, ich glaube zuviel Information kann manchmal schädlich sein.“

„Schön das du es auch so siehst.“ Vielleicht war Jamie ein guter Intrigant, doch dieser Sieg ging eindeutig an ihn. Wenn er an die kommenden Stunden dachte, sogar in mehrerlei Hinsicht.
 

Nach diesem Kapitel verabschiede ich mich von allen Jamie/ Sunil Fans. Was wahrscheinlich die Hälfte meiner Leserschaft ist wenn ich an die Umfragen zurückdenke. Es freut mich das ihr meine Geschichte solange begleitet habt.

Alle die noch weitere Lieblingspärchen haben müssen mich wohl noch etwas begleiten. Ich würde mich auf jeden Fall freuen.

Spezial: Abschiedsschmerz

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Abschiedsschmerz

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es ist wieder kein Hauptpärchen, doch ich habe mir sagen lassen, das es eines der niedlichsten der ganzen Geschichte ist. Es geht nicht wirklich um sie und doch wäre ohne sie dieses Kapitel gar nicht möglich. Wie immer der Hinweis, es ist ein Mann/Frau Pärchen.
 

Zwei Kutschen standen vor der Tür, jede wurde von einer Unzahl von Reitern flankiert. Alles nur um die beiden Insassen sicher an ihren Zielort zu bringen. Nur waren die beiden Personen noch nicht bereit die Kutschen zu besteigen.

Beinnahe wehmütig sahen zwei silberne Augen zu, wie die letzten Kisten und Koffer auf den Kutschen verstaut wurden. Seine Hand legte sich an das kühle Glas des Fensters. Der Himmel hatte sich verdunkelt, ob es ein Gewitter geben würde? Gab ihm der Himmel noch einen Aufschub? Doch das war nur Wunschdenken, heute würde die Reise beginnen. Heute musste er seine zwei Schätze ziehen lassen.

„Sie kommen wieder und das weißt du.“

Eine sanfte Hand legte sich auf seinen Oberarm.

„Ich weiß mein Schatz und trotzdem, der Gedanke gefällt mir nicht.“ Eine Hand auf ihre legend, wand Arnaud den Kopf zu seiner Frau.

Diese sah ihn liebevoll lächelnd an. In ihren Augen konnte man erkennen das sie ihn aufmuntern wollte. Eine Absicht, die sie scheinbar auch auf das Baby in ihren Armen übertrug. Dieses streckte die Hände nach ihm aus.

Lächelnd strich Arnaud seinem Sohn über den Kopf. Er war noch so jung und doch ihre ganze Hoffnung. Immerhin war er der Stammhalter ihrer Familie, falls sich Henry nicht plötzlich dazu entschloss ein eigenes Kind zu zeugen. Eine Option, die sehr unwahrscheinlich war.

„Wie könnte er dir gefallen? Immerhin geht es um deine kleinen Mädchen. Väter sind da immer sehr eigen.“

Das stimmte wohl. Er selbst hatte seinen Vater nie verstanden, als dieser so streng zu Michelle und danach auch zu Clerissa gewesen war. Doch auch er handelte nicht anders. Egal wie alt und erfahren sie wurden, sie würden für immer seine kleinen Mädchen bleiben. Da empfanden wohl alle Väter gleich.

Es war seine Aufgabe sie zu beschützen, doch nun konnte er dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen. Nein, er musste sie sogar an Andere abtreten. Dabei hatte es vor einer Woche noch so einen Streit gegeben, als er sie regelrecht aus dem Haus hinaus zwang. Nun, kam ihm dieses Gespräch schon so unwirklich vor.
 

„Aber warum nicht Vater?“ Das rothaarige Mädchen sah ihren Vater wütend an. Ihre silbernen Augen schienen Funken zu sprühen.

„Weil ich es sage, du gehst nicht mit diesen Jungen auf den Ball.“ In diesem Punkt ließ Arnaud nicht mit sich reden.

„Warum? Weil er ein Mensch ist?“

Das war unter anderem einer der Hauptgründe, doch auch als Werwolf wäre er als Wahl für seine Tochter nicht geeignet. „Er ist einfach nicht gut für dich. Seine Familie ist dabei zu verarmen, er will nur seine Schäfchen ins Trockene bringen.“

Es war hart, doch die Wahrheit. In dieser Welt dachte jeder, vor allem die Menschen nur an sich selbst. Keine seiner Töchter sollte sich in den Falschen verlieben und wenn, sollte es wenigstens ein Werwesen sein.

„Er hat gesagt das er mich liebt.“ Die Rothaarige stampfte mit dem Fuß auf den Boden auf.

In solchen Momenten merkte man, das sie noch lange nicht erwachsen war. Sie war gerade einmal sechzehn in diesem Alter sah man in jedem Jungen die große Liebe. Gerade das machte es für ihre Eltern problematisch.

Diesmal bekam Arnaud jedoch unerwartete Schützenhilfe.

Eine Hand legte sich auf die Schulter des Mädchens. „Sei keine Närrin Cellin. Du benimmst dich wie ein unreifer Welpe. Du weißt so gut, wie ich das die Worte eines Menschen nichts weiter als Lügen sind. Vor allem von Menschen seines Schlages.“

Das braunhaarige Mädchen sah ihre jüngere Schwester ernst an.

Überrascht und auch deutlich geschockt sah Cellin ihre ältere Schwester an. Nun gab es nur noch eine Person hier, die ihr helfen konnte. Mit einem Hilfesuchenden Blick wand sie sich an ihre Mutter. „Mama nun sag du doch etwas.“

Chaya lächelte sanft und doch bestimmt. „Ich bin ganz der Meinung deines Vaters meine Kleine.“

Wie könnte es auch anders sein? Sie hatten darüber gesprochen und gemeinsam entschieden, wie es sich eben in einer Familie gehörte. Das machten sie immer, wenn auch ohne Augen und Ohren ihrer Kinder. Das Ergebnis teilte er seinen Töchtern eben mit. „Außerdem wirst du keine Möglichkeit haben diesen Ball zu besuchen. Nächste Woche wirst du nämlich nicht mehr hier sein.“

„Was?“ Cellin sah ihn erschrocken an.

Auch ihre Schwester, Alena, runzelte die Stirn. „Ist das nicht ein wenig hart Vater?“

Arnaud schüttelte den Kopf. „Nein, das hätte ich schon letztes Jahr machen sollen. Doch ich wollte noch ein Jahr warten.“

Was sich wohl gerade als Fehler herausstellte. Andererseits kannte er seine Töchter, er machte Cellin nun ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte. „Du Cellin wirst nächste Woche nach Paris reisen. Es ist Zeit für dein Debüt in der Gesellschaft der Menschen.“

Cellin hob erstaunt eine Hand zum Mund. „Ich darf debütieren?“

Langsam so als begriff sie erst jetzt was diese Worte bedeuteten, wand sie sich zu ihrer Schwester um. „Ich darf debütieren.“

Freudestrahlend fiel sie ihr um den Hals. Einen Augenblick später wand sich aber wieder zu ihrem Vater um. Ihr Gesicht war wieder ernst. „Moment, bei wem werde ich wohnen?“

Nun, das würde ihr wohl nicht gefallen. „Bei deinem Onkel Henry.“

Sein Bruder weilte gerade in der Hauptstadt und auf seine Bitte hin, würde er diesen Aufenthalt auch gerne noch um eine Ballsaison verlängern.

„Ich weigere mich. Onkel Henry ist sicher nicht der Richtige mich einzuführen. Ich will bei Onkel Eloy oder Onkel Jamie leben.“

Weil diese Zwei die Richtigen waren um eine junge Dame in die Gesellschaft einzuführen. Jamie ging vielleicht noch auch wenn er nicht ihr richtiger Onkel war, doch als solchen hatten sie ihn ihr vorgestellt. Doch Eloy würde er kein einziges seiner Kinder anvertrauen, schon gar keine seiner Töchter. „Die Zwei sind nicht in Paris und ich habe mit meinem Bruder schon alles abgeklärt.“

„Du willst wohl meinen gesellschaftlichen Ruin?“

Arnaud bezweifelte, das Cellin überhaupt wusste was diese Worte bedeuteten. „Ich will nur dein Bestes und das ist eben Henry.“

„Der ist aber so langweilig.“ Sie verzog das Gesicht und legte die Arme demonstrierend um die Hüfte ihrer Schwester.

„Aber Alena nehme ich mit.“

Das würde wohl ein Problem geben, da er auch für seine älteste Tochter bereits Pläne hatte. „Nein, das geht nicht fürchte ich. Alena wird in die andere Richtung reisen. Sie geht zu ihren Urgroßeltern nach Griechenland.“

Die Reaktion unterschied sich nicht sonderlich von der vorangegangenen.

„Was?“ Cellin sah ihn irritiert an.

„Vater?“ Alena legte den Kopf leicht schief und sah ihn fragend an.

Mit einem väterlichen Lächeln wand sich Arnaud seiner Tochter zu. „Alena du wurdest letztes Jahr volljährig und bist nun erwachsen. Im Grunde kannst du dein Leben so führen wie du willst auch wenn dir noch einiges fehlt. Allerdings ist es auch bei dir an der Zeit den nächsten Schritt zu machen. Du wirst nach Griechenland reisen, dort werden dich deine Urgroßeltern in die Gesellschaft einführen.“

Alenas Augen weiteten sich als sie die Bedeutung der Worte verstand. Überrascht hob sie die Hände vor den Mund. Es dauerte einige Momente bis sie ihre Sprache wieder fand und selbst dann war sie nur ein Flüstern. „Ich darf in der Gesellschaft der Werwölfe debütieren?“

Arnaud verstand ihre Aufregung. Es war eine besondere Ehre dort debütieren zu dürfen. Die höhere Gesellschaft der Werwölfe war ein enger Zirkel. Ein Werwolf zu sein bedeutete nicht automatisch dazuzugehören. Nur wenn man jemanden hatte der einen einführte, hatte man gute Chancen dazuzugehören. „Ja, das darfst du. Gemeinsam mit deiner Cousine Selena.“

„Danke Vater.“ Mit diesen Worten löste sie sich von ihrer Schwester und fiel ihrem Vater um den Hals.

„Schon gut meine Kleine.“ Er strich ihr über den Rücken. Genauso glücklich wollte er seine Kinder immer sehen.
 

Laute Geräusche rissen ihn aus seinen Erinnerungen. Jetzt war es wohl Zeit für den Abschied.

Chaya sah ihn sanft an. „Brauchst du noch einen Moment?“

Sie hatte sicher gemerkt wie sehr ihm das zusetzte und er war ihr dankbar, das sie ihren Töchtern entgegenging. So war es schon immer gewesen, auch ohne ein Wort konnte sie in ihm lesen wie in einem Buch. Bei jemanden, der so wortkarg war wie er, war das wohl auch notwendig. Doch auch wenn sie nicht viel sprachen, so liebte er sie noch wie am ersten Tag, als er sie im Garten ihrer Familie gesehen hatte.

Flankiert von ihren Töchtern kam sie auf ihn zu.

Cellin trat als Erste auf ihn zu und knickste leicht. „Vater, ich möchte mich dafür bedanken, das du mir diese Chance gibst. Ich werde deine Erwartungen sicher nicht enttäuschen.“

Überrascht sah er von seiner Tochter zu Chaya auf. So kannte er sie ja gar nicht. Diese Gefügigkeit passte nicht zu ihr.

Chaya lächelte nur wissend. Ihr Blick machte jedoch auch klar, das sie nun eine ganz bestimmte Reaktion von ihm erwartete.

Arnaud lächelte besiegt. Er hätte es wissen müssen. Chaya würde es nie zulassen, das sie sich im Streit trennten. Solche Bemühungen konnte er kaum ungenützt lassen.

Arnaud legte seine Arme um seine Tochter und zog sie an sich. „Wie könntest du Cellin? Du bist meine Tochter und egal was du machst, meine Erwartungen kannst du gar nicht enttäuschen.“

Zögernd legte sie ebenfalls ihre Arme um ihn.

Alena hinter ihnen räusperte sich leise. Scheinbar wollte nun sie ihre Augenblicke mit ihrem Vater.

Cellin löste sich von ihrem Vater und trat einen Schritt zurück.

„Ich wünsche dir eine gute Zeit Vater. Vor allem freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen.“

Auch seine älteste Tochter umarmte er liebevoll, wer wusste schon wann er wieder die Gelegenheit dazu hatte? „Mach es gut meine Kleine. Ich hoffe du bringst nicht gleich nach dem ersten Mal einen Ehemann mit heim.“

Nein, denn wenn es ging, wollte er sie noch einige Zeit für sich haben. Doch ihrer Wahl würde er sich auch nie in den Weg stellen.

Zusammen gingen seine Töchter zu den wartenden Kutschen. Arnaud sah noch wie sie einige Worte miteinander tauschten, bevor jede ihre eigene bestieg.

„Es ist ein seltsamer Schmerz nicht? Ich bin gleichzeitig stolz und doch auch traurig.“ Chaya trat an seine Seite.

Arnaud legte einen Arm um ihre Hüfte. „Ich glaube so fühlen sich alle Eltern wenn ihre Kinder flügge werden. Doch sie kommen ja wieder zurück.“

Er gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich die Kutschen in Bewegung setzten. Ja, nun war er sich sicher das sie wieder zurückkamen. Denn dieser Ort war ihr Zuhause, wo liebende Eltern auf sie warteten und sie immer Geborgenheit und Liebe erfahren würden.

Diese Gewissheit machte ihm sogar diesen Abschied um einiges leichter.
 

Ich hoffe euch hat auch dieses Kapitel gefallen. Soweit hatte dieses Pärchen sogar einige Fans. Auch wenn es sich nicht wirklich um das Pärchen gedreht hat sondern um ihre Familie. Doch ich glaube auch das braucht eine Erwähnung.

Also ich freue mich, wenn man sich beim nächsten Kapitel sieht/liest.

Spezial: Los der Eltern

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Los der Eltern

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

So das letzte Mal darf ich diesen Hinweis schreiben. Es handelt sich um ein Mann/Frau Pärchen. Ja, von ihnen hat man nicht viel mitbekommen und doch, ohne sie gäbe es eine sehr wichtige Person nicht.
 

Es war ein schöner, sonniger Tag und die beiden Frauen im Garten waren bester Laune. Sie hielten einige Bögen Papier in der Hand und unterhielten sich angeregt.

Michelle nahm einen Schluck von ihrem morgendlichen Kaffee und lauschte den Ausführungen ihrer Tochter.

„Und ich will das überall Lilien stehen oder Rosen? Ach, ich kann mich nicht entscheiden.“ Nachdenklich sah Doria auf einen der Bögen.

Nachsichtig lächelte Michelle, sie würde sich dabei nur sehr wenig einmischen. Immerhin war es der wichtigste Tag im Leben eines jeden Mädchens. Nein, wie sie ihre Hochzeit feiern wollte war ihre Sache.

Doria stand auf und ging zu den Blumenbeeten.

Ihr war klar das sie nun beide Blumensorten begutachten würde, so ging das schon seit Tagen. Irgendwie kam sie nicht über die Wahl der Blumen hinaus, wie sollte das dann erst beim Kuchen werden?

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und Trayton gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen mein Engel.“

„Morgen Schatz.“ Sie lächelte leicht.

Trayton hob den Kopf und sah zu ihrer Tochter. „Oh, noch immer die Blumenfrage?“

Michelle lachte leise, während ihr Mann neben ihr Platz nahm. „Hast du etwas anderes geglaubt?“

Er seufzte leise. „Ich dachte nach den zwei Wochen, die sie für den Schnitt ihres Kleides gebraucht hat wäre das Schlimmste überstanden.“

„Du solltest deine Tochter schon besser kennen. Diesen Perfektionismus hat sie immerhin von dir.“ Von ihr hatte sie das sicher nicht. Niemand in ihrer Familie litt an diesem Problem.

„Wir haben ja noch ein Monat bis zur Hochzeit. Wenn nötig, verschieben wir sie eben.“ Trayton nickte einem Diener zu, der eben eine Tasse vor ihm abstellte.

Michelle griff nach der Kanne und goss ihm eine Tasse Kaffee ein. „Das werden wir nicht. Du musst sie loslassen, je eher umso besser.“

„Ich weiß. Es fällt mir nur so schwer.“ Er verzog leidend das Gesicht.

„Jetzt weißt du wenigstens wie es meinem Vater ging.“ Mitfühlend tätschelte sie seinen Arm. Gott, er war manchmal wirklich so süß, gerade das liebte sie so an ihm. Er war stark genug um es mit ihr aufzunehmen und gleichzeitig so sanft um sie an seiner Seite zu halten. Michelle liebte diese Abwechslung in seinem Charakter.

„Ich gebe zu, ich habe mich nicht ausreichend bei ihm entschuldigt. Bei unserem nächsten Zusammentreffen werde ich das nachholen.“

Michelle verkniff sich eine Antwort und wand interessiert den Blick von ihm ab. Es war wohl nicht so ratsam wenn Trayton hier alte Wunden aufriss, doch das musste er selbst herausfinden. Sie war ja nur gespannt wie ihr Vater darauf reagieren würde.

Doria kam wieder zu ihnen. „Rosa Rosen.“

„Endgültig?“ Trayton sah sie fragend an.

Unter dem Tisch trat ihm Michelle kräftig auf die Zehen. Wenn sie sich einmal entschieden hatte musste er nicht auch noch nachfragen.

Er zuckte zusammen und sah seine Frau empört an.

Mit einem Unschuldslächeln wand diese sich ihrer Tochter zu. Sie musste die Zweifel sofort im Keim ersticken. Sie sah schon wie Doria wieder unsicher wurde. „Rosa Rosen sind perfekt. Kein Kitsch, doch auch kein Bruch. Es symbolisiert die erste, unschuldige Liebe.“

Die Lilien erwähnte sie wohlweißlich mit keinem Wort.

Doria lächelte nun wieder zuversichtlich. „Ja, dann nehme ich die rosa Rosen.“

Gut. Michelle nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee. Dann zur nächsten Entscheidung. „Da die Gästeliste fertig ist, sollten wir uns langsam Gedanken um eine Sitzordnung machen meinst du nicht? Und nun eine schnelle Entscheidung Doria. Eine Tafel oder eine Runde?“

Doria hob wissend einen Finger und ihr Mund öffnete sich, schloss sich aber ebenso schnell wieder. Der erhobene Finger sank wieder auf den Tisch zurück. Grübelnd sah sie auf die Tischplatte.

Trayton neben ihr seufzte lächelnd.

Michelle sah zu ihm. Ihr Mund formte stumm einige Worte. Deine Gene.

Bei dieser Anschuldigung zuckte er nur unschuldig lächelnd die Schultern.

Ein Diener verließ das Haus und trat einige Schritte auf sie zu. „Ein Besucher ist angekommen. Es ist ihr …“

Die letzten Worte gingen im Auftritt ihres Gastes unter, der es vorzog sich selbst vorzustellen. „Ja, ja, sie werden es schon selbst sehen.“

Eryx machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand.

Oh, er war wieder da. Das war ja eine Überraschung, es kam nicht oft vor, das sich ihr Spross hier blicken ließ. Nicht, seit sie ihn ihrem Bruder überlassen hatte.

„Mutter, Vater.“ Er nickte ihnen knapp zu, bevor er sich seiner Schwester zuwand.

„Also wo ist er?“

Doria sah ihn ärgerlich an. „Hallo Eryx, schön dich zu sehen. Ja, mir geht es auch gut, wie ist es dir die letzten fünf Jahre ergangen. Das ist eine Begrüßung. Was du machst ist pure Unhöflichkeit.“

Tja, damit wäre das auch erledigt. Hätte Doria das nicht gemacht, hätte sie ihren Sohn in seine Schranken weisen müssen. Erst ließ er sich fünf Jahre nicht blicken und dann kam er hierher so als wäre er nie weg gewesen. Das gehörte sich nicht.

Eryx seufzte überdrüssig. „Ihr habt meine Briefe erhalten oder? Aus diesem Grund erübrigt sich diese sinnlose Konversation. Also, wo ist er?“

Doria stand auf, um ihrem Bruder in die Augen sehen zu können. „Das nennt sich Manieren, etwas das du scheinbar nie besessen hast. Und wer soll wo sein? Drück dich bitte in ganzen Sätzen aus, das hast du doch wohl gelernt oder?“

Michelle strich Trayton zärtlich über den Oberschenkel und lehnte sich zurück. In ihrer Hand hielt sie ihre Kaffeetasse. Das war erheiternder als jedes Theaterstück.

Trayton umfasste die Hand, die über seinen Oberschenkel streichelte und drückte sie kurz.

Sie sah zu ihm. „Sieh zu und genieß es.“

So war es immer wenn die Zwei aufeinander trafen. Sie konnten sich einfach nicht riechen. Wahrscheinlich hatte Michelle daran auch Schuld, eine wirklich tiefe Bindung hatten die Beiden ja nie miteinander aufbauen können. Dafür hatten sie sich früher viel zu selten und zu kurz gesehen. Doch auch die Chemie zwischen den Beiden stimmte einfach nicht, darin lag das Hauptproblem. Doch sie waren sich durchaus ebenbürtig, deswegen machte es soviel Spaß ihnen zuzusehen.

„Dein Verlobter, der Typ, der so verrückt ist dich heiraten zu wollen.“ Eryx stemmte die Hände in die Hüften.

Doria ahmte diese Geste nach und beugte sich etwas nach vorne. „Verrückt ist er sicher nicht und da ist er auch nicht. Er ist bei seiner Familie auf Kreta. Zum Glück, denn wenn er sieht was ich meinen Bruder nenne, könnte das negativ auf mich abfärben.“

„Wohl eher positiv, wenn man den Rest der Familie betrachtet.“

„Eryx.“ Trayton sah seinen Sohn streng an. Seine Stimme machte klar, das er so eine Beleidigung kein zweites Mal durchgehen lassen würde.

Zufrieden sah Michelle wie Eryx einen unsicheren Blick zu seinem Vater warf. Das war auch richtig so. Er konnte ruhig mit seiner Schwester streiten, das zeigte nur wie sehr er sie liebte, doch wenn er seine gesamte Familie beleidigte ging das zu weit. So redete man nicht über seine Eltern. Schon gar nicht wenn diese anwesend waren. Allerdings würde dieser Streit ein rasches Ende finden. Dafür würde das weitere Familienmitglied, das gerade kam, schon sorgen.

„Bruder!“ Ein kleiner schwarzhaariger Junge lief auf Eryx zu und umklammerte sein Bein.

Nun klein war bei sieben Jahren wohl auch etwas untertrieben. So klein war ihr jüngster Sohn gar nicht mehr.

„Yukio.“ Überrascht sah Eryx auf seinen jüngeren Bruder. Dann lächelte er leicht und hob ihn ohne viel Mühe hoch. Den Kopf wand er noch einmal zu Doria.

„Deinen Verlobten unterziehe ich trotzdem noch einmal einer genauen Prüfung.“

Seine Schwester hob warnend den Zeigefinger. „Ich schwöre dir, wenn du mir meine Hochzeit versaust, werde ich dir das nie verzeihen.“

Verächtlich sah Eryx Doria an. „Er hat sich für dich entschieden. Wenn er so lebensmüde ist kann ihn wohl nichts mehr verschrecken.“

Die Weißhaarige setzte sich wieder auf ihren Stuhl. „Idiot.“

„Zicke.“ Mit diesem Wort und Yukio auf dem Arm nahm auch Eryx Platz. Seinen Bruder setzte er dabei auf seinen Schoß.

Demonstrativ wanden beide den Kopf voneinander ab.

Michelle musste sich ein zufriedenes Seufzen verkneifen. Bei dieser Familie machte es richtig Spaß Mutter zu sein. Auch wenn es nicht immer einfach war, solche Szenen entschädigten sie dafür. Immerhin zeigte das nur ihre Liebe zueinander. Eryx würde es zwar vehement leugnen und Doria wollte es nicht sehen, doch im Grunde war Eryx ein liebender Bruder. Er war nur hier um zu sehen das seine Schwester nicht an den Falschen geriet. Als ob das ihr Vater nicht schon nachgeprüft hatte.

Sie sah lächelnd zu ihrem Mann.

Dieser erwiderte das Lächeln. In seinem Blick stand eine deutliche Frage.

Michelle schüttelte nur den Kopf. Diese Familie war einfach perfekt so wie sie war. Immerhin war es ihre Familie, welche Eltern wären nicht auf ihre Kinder stolz? Hier in dieser Umgebung mit diesen Kindern und dem Mann den sie liebte, konnte sie beruhigt alt werden.
 

So, damit hätten wir die Frauen von Wolfsherzen alle hinter uns. Eigentlich wollte ich die Pärchen ja nicht miteinander in Verbindung bringen, doch Eryx gehört eben zu dieser Familie. Und genau das wollte ich noch einmal verdeutlichen.

Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Kapitel.

Spezial: Liebe vs. Familie

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Liebe vs. Familie

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war eine beinnahe mondlose Nacht und doch war der Bereich rund um zwei Personen hell erleuchtet. Die Zuschauer, ausschließlich Männer, hatten mit Fackeln und Sturmlichtern für eine ausreichende Beleuchtung gesorgt. Schließlich wollte man keine Sekunde der Darbietung verpassen.

Ein blondes Mädchen zeigte heute ihre Tanzkünste. Ihr Körper bewegte sich anmutig zur Melodie. Diese Melodie kam von einer Flöte, die ein zierlicher, braunhaariger Junge spielte. Es war ein Lied, das die Männer fast noch mehr bewegte als Bewegungen des Mädchens.

Aufmerksam beobachteten braune Augen die beiden Kinder. Denn das waren sie Beide noch. Keiner der Zwei hatte seine Volljährigkeitsfeier schon hinter sich. Zwar war das Mädchen kurz davor, doch den Jungen trennten noch ein paar Jahre davon.

Trotzdem musste der Mann zugeben, das sie ihre Sache gut machten. Es war sehr gut aufeinander abgestimmt, dafür das sie sonst nicht sehr viel miteinander sprachen.

Langsam wurde der Takt schneller und auch die Bewegungen des Mädchens, der Tanz steuerte seinem Höhepunkt und damit auch seinem Ende zu. Was wahrscheinlich gut war, wenn er sah wie manche Männer darauf reagierten. Das war sicher eine seltene Ausnahme gewesen, das entschied er in diesem Moment. Trotzdem machte er sich keine Sorgen um das Mädchen. Immerhin stand sie unter seinem persönlichen Schutz und dann gab es auch noch ihren Onkel hier. Nein, um sie machte er sich keine Sorgen.

Der Tanz endete abrupt, doch das war so schon richtig. Der Blondhaarige stand auf und begann zu applaudieren. Langsam stimmten die Männer darin ein.

Das Mädchen lächelte und hob den Kopf. Mit ein paar schnellen Schritten war sie bei ihm und legte die Arme um dessen Hals. „Also hat es dir gefallen?“

„Es war fast ein wenig zu gut Keona.“

Ihr Lächeln wurde noch etwas breiter. „Ich wusste, als Mann von Welt weißt du meine Tanzkünste zu schätzen.“

Ein jüngerer Mann neben ihm stand auf. Man merkte an seiner Miene, das er nicht allzu erfreut war. „So gut war es nun auch nicht.“

Keona sah ihn nur abschätzend an. „Du bist auch kein Mann von Welt Nika. Das sagt Mama auch immer. Die Jahre bei Ratan haben dabei nicht geholfen.“

Nika knurrte und sah die Jüngere wütend an. „Deine Mutter mochte ich auch nie.“

Ratan lächelte nur, sagte aber nichts. Schon vor Jahren hatte er gelernt, das es besser war sich nicht in solche Streitgespräche einzumischen.

Keona löste sich von Ratan. „Schade, sie mag dich. Es gab nie einen Gegner bei dem es mehr Spaß machte ihn zu schlagen und ja, ich kann ihr da nur Recht geben.“

Nika sah sie mit einem abwertenden Blick an. „Weißt du, ich kann verstehen warum man dich nach Russland ins Exil schickt. Ich könnte dich auch nicht ertragen.“

Das Mädchen presste die Lippen zusammen und stemmte die Arme in die Hüften. „Debüt, das wird mein Debüt. Sie schicken mich nicht ins Exil.“

„An einen der kältesten Orte der Welt, natürlich.“

Nun war es an der Zeit sich hier zurückzuziehen, das sagte Ratan sein Instinkt. Er trat einen Schritt zurück, so das sie sich ungehindert an die Gurgel gehen konnten. Der Letzte, der ihnen da ihm Weg stehen wollte war er. Dabei hatte er gedacht, das würde sich legen wenn Marissa von Bord war. Das stimmte ja auch, es wurde beinnahe etwas zu ruhig, doch das hatte sich ja geändert, als sie ihnen ihre Tochter geschickt hatte. Wenn sie sie auch nur für eine Reise begleitete, etwas das für Nikas Blutdruck sicher nur von Vorteil war.

Ratan wand sich dem Jungen zu und strich ihm sanft übers Haar. „Du warst auch gut Damon.“

Der Junge nickte und lächelte leicht. Er folgte ihm, als er unter Deck ging.

Ratan mochte den Jungen sehr und er war froh, das er ihm nun auch schon etwas mehr vertraute. Was ja auch nur eine Angelegenheit von Jahren gewesen war. Er war sein Adoptivkind, doch das nur aufgrund seines Alters in dem er ihn gefunden hatte. Im Grunde unterschied ihn nur der Titel von seinen anderen Kindern, die Behandlung war dieselbe. Ratan wollte gar nicht wissen was ihm zugestoßen war, bevor er ihn gefunden hatte, denn dann müsste er sicher jemanden töten. Eigentlich konnte er es sich sowieso vorstellen, da Damon am Anfang weder Berührungen noch sonst etwas tolerierte. Ein Verhalten das einfach kein Wertiger haben sollten, ja das kein Kind haben sollte.

Kaum hatte er die Tür hinter sich und Damon geschlossen, schon wurde sie wieder aufgestoßen.

„Sag mal was soll das? Du kannst mich doch nicht einfach stehen lassen.“ Nika sah ihn aufgebracht an.

„Du hattest so eine lebhafte Diskussion, da wollte ich mich nicht einmischen.“ Ratan zuckte mit den Schultern. Lebhaft und lebensbedrohlich. In Temperament stand Keona ihrer Mutter nämlich in nichts nach.

„Wo ist sie?“

„Bei ihrem Onkel wo sie hingehört.“ Der Rotblonde kam in den Raum und setzte sich hin.

„Es ist wirklich schlimm. Keines deiner Kinder wird uns jemals in Ruhe lassen, so wie ich das sehe. Jamie kommt regelmäßig um sich eine Passage zu erschleichen, Ercole laufen wir auch ständig über den Weg und Marissa schickt uns ihre Bälger.“

„Tochter, sie könnte uns auch noch ihren Sohn schicken.“ Und wenn man bedachte, wie temperamentvoll Keona war, wäre das vielleicht nicht so gut.

„Ich meine ja nur…“ Nika hielt inne. Erst jetzt schien er Damon zu bemerken, der still in einer Ecke stand. Er machte eine scheuchende Handbewegung.

„Könntest du uns alleine lassen?“

Damon nickte nur und verließ das Zimmer.

Der Rotblonde folgte ihm mit seinem Blick, bevor er sich wieder an Ratan wand. „Das ist auch so eine Sache. Nie haben wir Zeit für uns, dabei meine ich nicht einmal Damon. Ihn bemerkt man ja nie, doch immer stört uns jemand. Nicht einmal ein Jahr habe ich dich ganz für mich.“

Ratan fand diese ständigen Besuche und Treffen eher erheiternd. So wurde ihnen nie langweilig. Doch er wusste auch, das es Nika nicht sehr gefiel.

„Weißt du, wir haben eine Villa und die finde ich sehr schön. Doch wir sind kaum dort, zumindest nicht zusammen. Kaum sind wir angekommen kommt nach einigen Wochen schon wieder ein Brief in dem einer von ihnen dich um Hilfe oder einen Besuch bittet. Und jedes Mal sagst du zu. Obwohl sie sich sowieso nur melden, wenn sie etwas benötigen.“

Das war doch der Sinn einer Familie oder? Das man sich half, wenn Not am Manne war. Ratan verstand nicht was daran falsch war. Das ihm die Familie über alles ging, war Nika aber schon immer bewusst gewesen. „Warum soll ich ihnen nicht helfen, wenn ich Zeit habe?“
 

Verstand er das nicht, oder wollte er das nicht verstehen? Er war schlimmer als jeder Wolf. Eigentlich waren sie die Rasse, die sich um ihr Rudel kümmerte. Doch hier war es umgekehrt. Ratan hing sehr an seiner Familie und er wollte einige Zeit Einzelgänger sein.

„Du hast eben nicht immer Zeit. Ich bin dein Geliebter und ich verlange, das du auch Zeit für mich hast, ebenso wie für deine Kinder. Wenn es nicht anders geht, dann müssen wir sie eben einplanen.“ Das war zwar eine Lösung, die ihm überhaupt nicht gefiel, doch wenn es anders nicht ging, blieb ihm nichts anderes übrig. Dabei war es nicht so das er sich vernachlässigt fühlte. Nein, Ratan war der beste Partner den man sich vorstellen konnte, doch es gefiel ihm nicht ihn ständig teilen zu müssen. Er wollte eine Zeit, die nur ihnen gehörte, doch schien ihm die niemand zu gönnen. Entweder kamen aus seinem, oder Ratans Umfeld Störungen. Wobei er seinem Umfeld klargemacht hatte, das er nicht immer auf Abruf bereitstand, wenn sie ihn benötigten. Er verlangte von Ratan nur dasselbe, das er sich Zeit nahm in der sie zusammen waren und entspannen konnten.

„Das meinst du doch nicht ernst oder?“ Ratan sah ihn musternd an.

„Wenn es anders nicht geht.“ Ratlos zuckte Nika mit den Schultern.

Der Tiger kam zu ihm und zog ihn auf die Füße. Seine Arme legten sich um seine Hüfte. „Warum sagst du das nicht einfach? Wenn du nicht willst, das ich ihrem Ruf ständig folge, dann sag es doch.“

Das hörte sich so egoistisch an, wenn er es aussprach. Genau das war der Grund, warum Nika es nicht von ihm verlangte. Er wollte dem Tiger keine Einschränkungen auferlegen, eine Katze würde sich damit nicht wohl fühlen. Vor allem würde er ihn nicht vor die Wahl stellen zwischen ihm und seiner Familie zu wählen. „Weil ich etwas derart selbstsüchtiges nicht von dir verlangen kann. Sie sind immerhin deine Familie.“

Ratan lachte und drückte Nika noch etwas enger an sich. „Sonst hast du doch auch keine Skrupel deinem Willen mit Worten nachzuhelfen.“

Er wurde wieder ernst, auch wenn er Nika weiterhin lächelnd ansah. „Nein, wirklich sag es wenn es dir gegen den Strich geht. Auf jeden Fall werde ich mich wenn es geht nach deinen Wünschen richten. Du bist mein Partner, mit dir will ich mein Leben verbringen. Natürlich liebe ich auch all die, die ich meine Kinder nenne, doch sie sind erwachsen und haben nun ihre eigenen Familien. Keona ist das beste Beispiel dafür. Du hast solange darauf gewartet, jetzt bist du die Nummer Eins auf der Liste meiner wichtigsten Leute. Das bist du eigentlich schon lange.“

Das war nur eine Bestätigung für etwas das er schon lange wusste und doch war Nika überglücklich aufgrund dieser Worte. Er umarmte ihn und zog seinen Kopf hinab, um ihn küssen zu können. Auch nach all den Jahren war er immer noch einige Zentimeter kleiner als der Tiger, doch das war im Moment sein kleinstes Problem.

Natürlich kostete Ratan den Kuss voll aus, so das es Nika war, der ihn wieder unterbrach.

Ratan fuhr sich mit der Zunge genießend über die Lippen. Erst dann sah er Nika wieder an. „Allerdings frage ich mich warum dieses Thema erst jetzt aufkommt.“

„Eigentlich habe ich nur gewartet bis Marissa aus dem Haus war um die Zeit mit dir genießen zu können.“ Ja und um sich die Zeit bis zu diesem Zeitpunkt zu vertreiben, hatte er sogar die Schamanenkünste gelernt. Wenn er auch kein Schamane war.

„Dann kam aber schon Damon.“

„Was kein Hindernis sein sollte.“ Ratan hob eine Augenbraue.

Ja, selbst in seinen Ohren hörte sich das sehr unglaubwürdig an. „Gut, Keona hat da eine Bemerkung gemacht. Sie meinte wie ich mir deiner Liebe sicher sein könnte, wenn du jederzeit den Wünschen deiner Kinder nachkommst und nicht meinen.“

„Also hast du an meiner Liebe gezweifelt?“

Hastig schüttelte Nika den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“

Das würde er nie und schon gar nicht wegen dem Kommentars eines unreifen Mädchens.

Ratan nickte verstehend. „Ich verstehe. Du solltest wirklich aufhören dich mit jüngeren Mädchen zu streiten. Die sind zu schlau für dich, wie Frauen im Allgemeinen.“

Nika sah zu ihm auf, um zu protestieren. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Ein Finger von Ratan auf seinen Lippen hinderte ihn allerdings daran.

„Doch das ist einer der Gründe warum ich dich so liebe, du scheust keinen Kampf.“ Damit ersetzte er den Finger durch seine Lippen.

Sollte er doch gegen Frauen verlieren, wenn er für jede Niederlage so belohnt wurde, war das etwas das sich verschmerzen ließ. Nika legte seine Hände auf Ratans Schultern und erwiderte den Kuss nur allzu bereitwillig.
 

Damit wäre ein weiteres meiner Lieblingspärchen zufrieden und glücklich. Hiermit verabschiede ich mich bei allen Ratan/Nika Fans. Wobei ich nun wahrscheinlich ganz alleine dastehe, immerhin ist das ein Großteil meiner Leser. Wenn ich den Abstimmungen glauben kann.

Wer mich trotzdem noch begleiten will, bis zum nächsten Kapitel.

Spezial: Gefühlssturm

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Gefühlssturm

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Draußen tobte ein tropischer Sturm und sorgte dafür, das niemand den Unterschlupf verlassen konnte, denn man vielleicht noch rechtzeitig gefunden hatte. Heute würde er wohl alleine bleiben. Wütend trat der Mann gegen einen Stuhl. Das war ja deprimierend, dabei waren sie hierher gekommen um etwas auszuspannen. So hatte es zumindest geheißen als sie anlegten.

Für ihn war das kein Problem, denn immerhin besaßen sie hier eine Hütte. Es war ja nicht das erste Mal und würde auch nicht das letzte Mal sein, das sie hier waren. Nicht solange Erecs Bruder hier eine Plantage besaß.

Kyrin knurrte leise. Warum hatte er auch solange bei ihm bleiben müssen? Erec hätte ahnen müssen das er dort nicht mehr wegkam, wenn der Sturm einmal tobte. Andererseits war ihm das wohl gar nicht einmal so Unrecht. Dort war immerhin ein Teil seiner Familie und er war nur einer seiner Freunde. Das war es doch was er wollte. Oder?

Unwillig wand sich Kyrin vom Fenster ab. Ja, das war genau das, was er gewollt hatte. Einen Partner, der auf Abruf bereit stand wenn er ihn benötigte. Eine Beziehung, die nicht mit so etwas wie Gefühlen belastet wurde.

Auch wenn er dann nicht erwarten konnte, bei diesem Wesen an erster Stelle zu stehen. Warum auch? In all den Jahren hatte er Erec nie etwas zukommen lassen. Weder sagte Kyrin ihm was er für ihn empfand, noch zeigte er es ihm offen. Ja er gab ihm Zeichen, doch ob Erec diese auch erkannte, das wusste er nicht.

Der Wind schlug gegen die Fenster der Hütte und der Panther wand sich um. Er öffnete das Fenster, um die Fensterläden vorzulegen. Warum nicht, es hatte ja sowieso keinen Sinn weiterhin in die Dunkelheit zu starren. Heute erwartete ihn nichts mehr dort draußen.

Er verriegelte die Läden innen und schloss das Fenster wieder. Diese Unterkunft war auf jeden Fall besser als die Höhlen, in denen seine Familie und ihre Artgenossen hausten. Dort war er auch immer alleine gewesen und es hatte ihn nie gestört. Heute allerdings machte es ihm etwas aus alleine zu sein. Das war wohl Gewohnheit, auf Ratans Schiff war er auch nie alleine. Doch dort empfand er auch niemals diese Unruhe wenn Erec seinen Dienst versah. Schließlich war sicher, das er wieder zu ihm zurückkehrte wo sollte er sonst hin?

Diese Erkenntnis gefiel Kyrin nicht, da sie ihm zeigte wie wichtig der Bär inzwischen für ihn geworden war. Ja, wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er ja fast annehmen das…

Hastig schüttelte Kyrin den Kopf um solche Gedanken zu verscheuchen. Diese Gedanken waren ja schon schädlich. So etwas durfte er nicht einmal denken. Liebe war der Anfang vom Ende jeder Beziehung. Sobald sich Gefühle einmischten, wurde jedes Zusammenleben nur mehr kompliziert. Er hatte genug Beispiele, die ihm das vor Augen führten.

Ein Geräusch hinter ihm erregte seine Aufmerksamkeit und er wand sich um. In diesem Moment sah er, wie sich die Klinke der Tür bewegte und sie geöffnet wurde. Das konnte doch nicht sein.

Eine Person trat ein. Ihr Gesicht und Körper waren in einen Mantel mit Kapuze verborgen an dem das Wasser in Strömen herabrann. Trotzdem wusste Kyrin sofort wer es war. Ungläubig sah er ihn an. „Bist du verrückt?“

„Na das ist ja eine nette Begrüßung.“ Erec zog sich die Kapuze vom Kopf und sah den Panther beleidigt an.

„Da draußen tobt ein Sturm, dir hätte alles Mögliche passieren können. Warum bist du gekommen?“ Kyrin konnte es nicht fassen, das Erec hier war. Warum hatte der Bär dieses Risiko auf sich genommen?

Erec nahm den Umhang ab und hängte ihn neben der Tür auf. „Ich dachte mir das du vielleicht nicht gerne alleine wärst.“

Das stimmte schon, doch woher wusste Erec das? Er selbst wusste ja nicht einmal den Grund der Ursache. Kyrin lächelte leicht. „Also ich glaube ich bin groß genug, um auf mich selbst aufzupassen. Meinst du nicht?“

Er war erleichtert das Erec nun hier war, doch zugleich auch wütend, das er sich in solche Gefahr begeben hatte.
 

„Natürlich bist du erwachsen genug um auf dich selbst aufzupassen. Doch ich finde bei diesem Wetter sollte niemand alleine sein.“

„Deswegen bringst du dich in Gefahr? Weil du dich um mich sorgst? Ich bin nicht so schwach wie du vielleicht glaubst.“

Warum machte er es ihnen nur so schwer? Erec sah doch genau wie erleichtert er über seine Ankunft war. Er unterstellte ihm nicht, das er Angst gehabt hatte, doch auf jeden Fall war ihm seine Ankunft nicht unangenehm. Kyrin war nur wütend, das er sich in Gefahr gebracht hatte. Da war er wie sein Bruder, der ihn unbedingt auf seinem Anwesen hatte halten wollen. Es war ja auch lebensmüde sich in diesen Sturm zu wagen, doch er hatte Kyrin versprochen heute noch zurückzukommen. Und seine Versprechen hielt er immer. „Das habe ich auch nicht behauptet. Ich wollte einfach nur nachhause, ist das Begründung genug?“

„Natürlich, eine so schwache Begründung rechtfertigt jede lebensmüde Situation in die du dich bringst.“ Der Ton des Panthers war eindeutig sarkastisch, was auch bestimmt in seiner Absicht lag.

„Du willst den wahren Grund nicht wissen, glaub mir.“ Nein, denn das sah Kyrin ja schon als Bedrohung an. Er wollte einfach bei ihm sein, weil er ihn liebte. Doch dieses Wort war für Kyrin ein Tabuthema.

„Nein, den will ich nicht wissen.“ Kyrin wand sich von ihm ab, ein Zeichen das er wusste worauf der Bär anspielte.

So ging das einfach nicht weiter. Sie lebten nun schon seit Jahren wie ein Paar zusammen doch ihre wahren Gefühle mussten sie voneinander verbergen. Das war nur noch kindisch. Jedoch wich ihm Kyrin jedes Mal aus, wenn er darüber reden wollte. Dieser Sturm heute war allerdings perfekt für so ein Gespräch, ob das ein Wink des Schicksals war? Nicht das Erec an so etwas wie Schicksal glaubte, doch es sah beinnahe danach aus. So konnte ihm Kyrin auf jeden Fall nicht weglaufen. „Aber darüber sprechen müssen wir. Wie lange willst du es denn noch totschweigen?“

„Ich weiß nicht wovon du redest.“ Noch immer weigerte sich Kyrin ihn anzusehen.

Erec seufzte und ging zu ihm. Seine Arme legten sich um dessen Hüfte und zogen ihn so an sich. „Von dem was wir füreinander empfinden, oder zumindest von dem das ich für dich empfinde.“

„Hör auf. Ich will nichts davon hören. Weder von Gefühlen noch von diesem speziellen Gefühl. Das zerstört nur alles, ich will keine feste Beziehung das ist nichts für unsere Rasse.“ Er sah mit einem flehenden Blick zu dem Bären auf.

„Belassen wir es einfach so wie es jetzt ist.“

„Warum hast du solche Angst davor?“ Erec verstand es nicht, doch er wollte es verstehen. Dafür benötigte er allerdings eine Erklärung und die konnte ihm nur Kyrin liefern.

„Ich habe keine Angst, ich will es nur nicht hören.“

„Warum? Erklär es mir, damit ich es verstehen kann.“ Es war nicht gut ihn so zu bedrängen, doch anders ging es wohl nicht. Wenn man etwas von einer Katze wollte, musste man sie wohl festhalten.

„Warum brauchst du für alles eine Erklärung?“ Kyrin wand sich von ihm ab.

„Um dich zu verstehen. Ist es denn so unglaublich das ich mehr über dich wissen will?“ So kamen sie nicht weiter, das wusste Erec. Er musste wohl einfach alles auf eine Karte setzen.

„Weißt du Kyrin, so kann es nicht mehr weitergehen. Ich kann meine Gefühle nicht ewig verstecken. Ich werde jetzt sprechen und du wirst mir zuhören.“

Der Panther schüttelte den Kopf und hob die Hände zu seinen Ohren. „Ich will es nicht hören. Warum musst du alles zerstören?“

Wie ein kleines Kind. Allerdings hatte Erec keine Ahnung warum er solche Angst davor hatte. Das lag wohl an der Erziehung, Kyrin hatte niemals wahre Liebe kennen gelernt und so etwas gab es bei seiner Rasse anscheinend auch nicht. Der Bär griff nach einer seiner Hände und zog sie mit sanfter Gewalt nach unten. Dann beugte er sich neben dieses Ohr. „Weil ich dich liebe. Aus diesem Grund bin ich bereit das zu riskieren.“

Der Panther in seinen Armen erstarrte bei dessen Worten. Doch er sagte nichts sondern schwieg nur.

Als das Schweigen herrschte, runzelte Erec die Stirn. Gar keine Proteste oder gar Widerworte? So kannte er seinen Panther ja gar nicht. Ob es doch etwas zuviel für ihn gewesen war? „Kyrin?“

„Nichts? Es ist nichts passiert.“ Seine Stimme war leise und man konnte erkennen das ihn dieser Umstand deutlich verwunderte.

Dieser Unglauben brachte Erec zum Lachen. „Was soll denn passieren?“

Kyrin befeite seine Hand aus dessen Griff und wand sich um. „Mach dich nicht über mich lustig. Ich dachte die ganze Zeit, das ein Liebesgeständnis alles ändern würde. Das ich dann plötzlich das Interesse an dir verlieren würde. Es gibt keine Liebe unter Männern.“

„Doch die gibt es, dafür hast du in deiner Umgebung doch genug Beispiele. Und auch ich, ich liebe dich und das ist keine Gefühlsverwirrung.“ Erec strich ihm sanft über die Wange. Nein, er erwartete keine Erwiderung von ihm. Nicht von jemanden der bis jetzt die Liebe verleugnet hatte.

Die braunen Augen des Panthers hoben sich und suchten seinen Blick. „Ich mag dich. Mehr kann ich dir nicht sagen, da ich selbst nicht weiß was ich genau empfinde.“

„Ich werde das erstmal als Absicherung nehmen.“ Lächelnd zog er den Panther in einen langen, tiefen Kuss.

Kyrin lehnte sich gegen ihn und erwiderte den Kuss. Dabei begann er schon die Knöpfe von Erecs Hemd zu öffnen.

Als er das bemerkte, löste der Bär den Kuss und sah an sich hinab. Eine Augenbraue hebend sah er den Panther an.

Kyrin zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. „Du musst doch aus den nassen Sachen raus. Außerdem muss ich doch dafür sorgen, das dir wieder warm wird. Ich kenne dafür seine sehr gute Methode.“

Das glaubte er ihm ungesehen, immerhin kannte er dessen Methoden schon sehr gut. „Na dann sollten wir dafür sorgen, das uns beiden schnell warm wird, meinst du nicht?“

Damit küsste er ihn abermals mit der gleichen Leidenschaft wie zuvor.
 

Hätte man es geglaubt? Auch dieses Pärchen hat ihr Happy End gefunden. Wie immer verabschiede ich mich an dieser Stelle von allen Kyrin/Erec Fans. Da gab es ja auch einige, wie ich mitbekommen habe.

Ich würde mich trotzdem freuen, wenn ich noch einige beim nächsten Kapitel antreffen würde.

Spezial: Wolfsmond

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Wolfsmond

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Es war Nacht, der Vollmond stand am Himmel und tauchte den Wald in gespenstische Helligkeit. Auf einer Lichtung tummelte sich ein Wolfsrudel. Einige von ihnen gingen der Fellpflege oder kleinen Raufereien nach, doch keines der Tiere schien schwer beschäftigt zu sein. In der heutigen Nacht lag die Jagd schon hinter ihnen, nun konnten sie ihre Bindungen festigen.

In der Mitte der Lichtung balgten zwei Wölfe miteinander. Der weiße und braune Wolf schienen sich beinnahe ebenbürtig. Allerdings nur beinnahe, wie man an der geschickten Bewegung bemerkte, die den weißen Wolf in die unterlegenere Position brachte.

‚Gibst du auf?’

‚Niemals.’ Damit drehte der weiße Wolf seinen Kopf und schnappte nach dem Bein des braunen Wolfes.

‚Nun, dann muss ich wohl zu härteren Maßnahmen greifen.’ Der braune Wolf fletschte die Zähne und beugte sich zu dem Unterlegenen hinab. Kurz davor stoppte er jedoch ab und leckte dem Weißen über die Schnauze.

Man hörte ein gedankliches Lachen und der weiße Wolf entzog ihm seine Schnauze. ‚Aufhören. Ich ergebe mich.’

‚Gut.’ Damit ließ der Braune von ihm ab und zog sich zurück.

Der weiße Wolf rappelte sich wieder auf und ging zu dem Anderen. Liebevoll rieb er seinen Kopf an dessen Hals. ‚Du willst also wirklich nicht Caron?’

Caron wand sich von Eryx ab. Nicht das er diese Zärtlichkeit nicht genossen hätte, doch es störte ihn das er sie nur bekam weil der Jüngere ihn umstimmen wollte. ‚Nein, es geht nicht. Aber ich werde dich oft besuchen.’

Eryx sah ihn nur an. ‚Du weißt das du es nicht ewig aufschieben kannst.’

Caron verwandelte sich in einen Menschen und ging einige Schritte, bevor er sich in eine hockende Position begab. Eine Hand hielt er am Boden ausgesteckt von sich weg. „Das ist mir durchaus bewusst. Doch noch ist es möglich.“

Eryx schnaubte nur, sagte aber nichts mehr.

Einer der Wolfswelpen kam zu ihm und schnupperte an seiner Hand. Probehalber biss er Caron in den Zeigefinger. Es war okay, noch war er nicht in der Lage ihm irgendwelchen Schaden zuzufügen.

Kurzerhand nahm er den Welpen auf den Arm. Er konnte Eryx ja verstehen. Dessen Vater wollte ihn anlernen, ein Wunsch der nicht gerade auf viel Gegenliebe von Eryxs gestoßen war. Doch er hatte sich dem gebeugt, was nicht zuletzt seinem Zureden zu verdanken war. Allerdings stellte sie das vor ein noch größeres Problem.

‚Ich hätte nie gedacht, das dieses Rudel einmal zwischen uns stehen würde.’ Dabei ließ der weiße Wolf seinen Blick über die anwesenden Wölfe streifen.

Doch, er hatte es immer gewusst. Zumindest hatte Caron geahnt das es damit ein Problem geben würde. Es war ihm klar, das er dieses Rudel eines Tages abgeben musste, doch diesen Tag wollte er soweit hinauszögern wie er konnte. Diese Wölfe waren sein Volljährigkeitsgeschenk gewesen, damals als sein Vater dachte, er würde dieses Anwesen nie verlassen. Nur das hatte sich geändert, er hatte sich geändert. Auch wenn sein Vater einen Ersatz geben würde, wie er versprochen hatte, so war das nicht das Gleiche. Sanft strich er über das Fell des Welpen der immer, wenn sie sich näherte, nach seiner Hand schnappte.

„Sie stehen nicht zwischen uns, sei nicht lächerlich Eryx.“

„Ich bin nicht lächerlich. Im Moment stehen sie doch zwischen uns. Deine Brüder würden sie liebend gerne übernehmen. Hat Arnaud dich nicht schon danach gefragt?“

Seine Stimme machte Caron klar, das der Jüngere sich ebenfalls gewandelt hatte. Er schnaubte nur bei dessen Einwand. „Ja, genau Arnaud. Mit seiner sachlichen Art wird er sich hier auch toll einfügen.“

Nein, Arnaud war kein geeigneter Kandidat.

„Was ist dann mit Henry?“

„Henry hat genug mit den gesellschaftlichen und geschäftlichen Pflichten am Hals. Das hier würde er nicht auch noch schaffen.“

„Ja wer den sonst? Lukas ist ein Gebissener und Chaya eine Frau, du hast doch gegen jeden etwas einzuwenden.“

Weil sich keiner so gut um seine Wölfe kümmern würde wie er. Für Henry und Arnaud waren es Tiere, im besten Falle Wächter. Für ihn ging es hier um seine Familie, seine Freunde. Er liebte Eryx, er war sein Partner doch hier war seine Familie, da konnte man ihn doch nicht vor die Wahl stellen. Seltsamerweise konnte er seine richtige, aus Werwölfe bestehende Familie viel leichter verlassen als seine tierischen Verwandten. Wahrscheinlich war er wirklich mehr Wolf als Mensch, was nichts Schlechtes war. „Es geht doch nur um deine Ausbildung.“

Er merkte schon das es die falsche Antwort war, denn Eryx näherte sich ihm. Vor ihm kniete er sich auf den Boden. Seine roten Augen funkelten ihn wütend an. „Ja, es geht nur um meine Ausbildung, doch rede ich auch nicht davon. Du musst dich mit dem Gedanken anfreunden, das du dieses Rudel eines Tages verlassen musst. Sie oder mich.“

Bei den letzten Worten senkten sich seine Augen zu Boden.

Er wusste es. Eryx sagte ihm da nichts Neues auch wenn alle Gedanken in diese Richtung ihm nur Angst machten. Es ging nicht das er Beides haben konnte, entweder die Tiere oder seinen Neffen. Da nahm man eigentlich an das es eine leichte Entscheidung war, doch das war sie nicht. Nicht für ihn.

Aufgrund der lauten Worte des Jüngeren war der Welpe in seinen Armen wieder aufgewacht. So als spürte er die Spannung die in der Luft lag, verlangte er mit klaren Gesten hinuntergelassen zu werden. Caron kam dieser Aufforderung nach und setzte ihn auf den Boden ab.
 

Eryx seufzte resignierend. Es gefiel ihm nicht Caron das Messer an die Brust zu setzen, doch was blieb ihm Anderes übrig? Sein Onkel hatte eine außergewöhnliches Talent dafür unangenehme Sachen einfach auszublenden. Deswegen war es ständig seine Aufgabe ihm die Realität vor Augen zu führen. Es war keine Aufgabe die er gerne erledigte, denn so stand er immer als der Böse da. Seine letzten Worte waren hart gewesen, doch nur so würde er es auch verstehen.

„Das ist doch keine Sache die man heute schon bereden muss.“

Jeder Andere wäre nun wohl wütend geworden, er selbst mit eingeschlossen. Denn wenn man diese Aussage so nahm, bedeutete das nur das Caron ihn nicht genug liebte um sofort eine Entscheidung zu treffen. Doch Eryx war nicht mehr wie früher und er hatte gelernt zwischen den Zeilen zu lesen. Für Caron war das keine wirklich leichte Entscheidung. Das war für ihn wie eine Trennung von seinen Kindern, oder besser von seinen Brüdern und Schwestern. Man konnte von keinem Mann verlangen seine Geschwister zu verlassen.

Eryx lächelte schwach. „Nein, das muss man nicht heute bereden, doch du kannst dich nicht ewig davor drücken. Eines Tages muss ich nach Griechenland zurück. Dieser Moment ist also genauso gut wie jeder Andere. Lass uns jetzt eine Lösung finden.“

„Lösung?“ Caron sah ihn leicht amüsiert an, nur erreichte dieser Ausdruck nicht seine Augen. Diese sahen ihn noch immer traurig an.

„Es gibt nur eine Lösung nicht? Ich liebe dich und will bei dir bleiben, deswegen steht das Ergebnis schon fest.“

In diesem Moment tat Eryx seine Beharrlichkeit schon wieder leid. Er hatte sich geirrt. Eine Erkenntnis zu der er nicht wirklich oft kam. Anders als er gedachte hatte, wusste Caron um was es ging, er hatte diese unangenehme Entscheidung nur noch weiter hinausdrängen wollen. Dank ihm musste er sich nun früher mit dem abfinden was ihm eine Herz und Verstand schon lange rieten.

Aus diesem Grund stellte sich auch das Triumphgefühl in diesem Moment nicht richtig ein. Ja, er hatte nun die Absicherung, das Caron ihn begleiten würde, wenn es an der Zeit war. Doch wollte er das wirklich um diesen Preis? Er sah doch genau wie Caron diese Entscheidung mitnahm. Wie würde es dann erst sein wenn sie in Griechenland waren? Wie lange würde es dauern bis er über diesen Verlust hinweg war und wollte er wirklich der Grund dafür sein? „Sag mal wer beschützt eigentlich die Anwesen von Sin und Clerissa in Frankreich?“

Caron sah ihn nun verwirrt an. „Ein Wolfsrudel natürlich. Warum?“

„Und woher kommen diese Wölfe?“ In Eryx Gedanken reifte ein Plan heran und dieser konnte sogar Erfolg haben. Wenn er nun die richtigen Antworten bekam.

Den Älteren hingegen schienen diese Fragen nur zu verunsichern. „Von hier. Ich selbst habe sie umgesiedelt. So ist das doch immer wenn man ein neues Anwesen übernimmt.“

Aha, von diesen Tieren hatte er sich also trennen können? Doch darauf wollte Eryx nun nicht herumreiten. „Wenn du aus diesem Rudel deine Lieblinge aussuchen müsstest, welche wären das dann?“

„Was sollen diese Fragen Eryx?“ An Carons Stimme merkte man, das er den Gedankensprüngen des Jüngeren nicht folgen konnte.

Eryx lächelte nur. „Es ist doch ganz einfach. Wenn du dich nicht von deinen Wölfen trennen kannst, dann müssen deine Wölfe mit uns kommen. Nun zumindest einige von ihnen.“

Henry wäre sicher nicht erfreut wenn sie ihm sein Rudel klauen würden. Nicht einmal wenn es um das Wohl seines Bruders ging. An dem Blick des Älteren sah er, das dieser noch immer nicht richtig verstand um was es ging. „Es wäre wirklich leichter, wenn du manchmal mitdenken würdest. Ich habe zu meiner Volljährigkeit doch ein Anwesen in Griechenland bekommen. Unser Zuhause für später sozusagen. Bis jetzt wurde dieses Anwesen noch nie genutzt, also hat es auch kein eigenes Rudel das seine Grenzen beschützt. Aus diesem Grund nehmen wir einfach einige von diesen Wölfen und siedeln sie um. Natürlich können wir nicht alle mitnehmen, doch genug um ein eigenes Rudel gründen zu können.“

Das war Henry seinen Bruder schuldig, nach allem was er für ihn getan hatte. Immerhin war es keine leichte Arbeit sich um die Sicherheit eines so großen Anwesens zu kümmern und diese Wölfe gehörten bestimmt zu den besten Wächtern im gesamten Land. Da konnte er ihm ruhig ein paar mitgeben.

Caron sah ihn ungläubig an. Dann trat ein nachdenklicher Ausdruck auf seine Züge. „Ja, das könnte funktionieren. Eryx, das ist genial.“

Als ob er das nicht wüsste. Doch das strahlende Gesicht seines Onkels war es ihm wert gewesen. Es gab für alles eine Lösung, sie musste nur gefunden werden. Der Weißhaarige lächelte. „Tja, nun muss nur noch ein würdiger Nachfolger für dich gefunden werden.“

„Ja. Ich glaube nicht, das Sin dafür aus Afrika kommen wird was?“ Bei dieser Frage lächelte Caron leicht verlegen.

Eryx lachte amüsiert. „Nein, ich glaube nicht.“

„Nun dann muss ich mich wohl mit Arnaud zufrieden geben. Groß ist die Auswahl ja wirklich nicht.“ Caron seufzte tief.

„Er wird sich freuen, da bin ich mir sicher.“ Gerade diesen Wolf konnte er sich nur schwer in dieser Rolle vorstellen. Doch bei seinem Verantwortungsgefühl waren die Wölfe sicher in guten Händen.

„Bestimmt.“

Damit wäre auch dieses Thema geklärt. Die Umsetzung würde sicher kein Problem darstellen. Blieb also nur noch eines. „Gut. Nachdem das geklärt ist bleibt nur noch eines zu tun.“

Mit diesen Worten wandelte sich Eryx wieder in einen Wolf. ‚Da du vorhin so abrupt abgebrochen hast fordere ich nun meine Streicheleinheiten ein. Ich will auf jeden Fall nicht weniger Zuneigung als dieser Welpe bekommen hat.’

„Bist du etwa eifersüchtig?“ Caron lachte, begann aber seinen Kopf zu streicheln und zu kraulen.

Vielleicht war er das ja, doch wenn dann nur weil er Caron nicht teilen wollte. Mit niemanden, da bildeten nicht einmal diese Wölfe eine Ausnahme. Sein Onkel brauchte sie um glücklich zu sein und deswegen tolerierte er sie. Doch teilen würde er Caron mit niemanden. Eryx hob seinen Kopf und schmiegte ihn an den Hals des Menschen.

Das hier war sein und nur sein Geliebter.
 

Caron und Eryx wohl eines der unschuldigsten Paare in der ganzen Geschichte. Damit wäre auch das Problem geklärt das einige von euch so brennend interessiert hat. Wie will Caron das mit den Wölfen regeln? Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich von allen Caron/Eryx Fans. Da gab es ja auch einige wie ich gesehen habe.

An alle Anderen, bis zum nächsten Kapitel.

Spezial: Harmonie

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Harmonie

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sonnenlicht schien durch die Fenster und tauchte den Gang mit den vielen Gemälden in helles Licht. Es war wirklich ein wunderschöner und teurer Anblick, den alleine diese Galerie bot.

Doch all die künstlerischen Meisterwerke interessierten den Schwarzhaarigen nicht, der durch diesen Gang eilte. Er suchte jemanden, nicht weil etwas Wichtiges anstand, sondern einfach weil er dessen Nähe spüren wollte. Als er um die Ecke bog, hinter dieser sich der Gang fortsetzte, fand er endlich den Gesuchten. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Mannes, als er sah wie der Andere ganz in Gedanken versunken ein Bild musterte. „Ich dachte mir schon das du hier bist.“

Überrascht zuckte der Jüngere zusammen und sah zu dem Sprecher. „Henry, was machst du denn hier?“

„Nun ich habe dich gesucht, ist dieser Gedanke denn so abwegig?“ Es war klar, das er ihn hier fand. In dieses Museum zog Lukas sich immer zurück, wenn er Ruhe suchte. Da es noch immer ein Privileg der Adeligen war sich an der Kunst zu erfreuen, fand er diese hier auch.

Lukas sah ihn einen Moment verwirrt an, lächelte dann aber. „Nein, gar nicht.“

Henry kam zu ihm und umarmte seine Hüfte. Weit und breit war kein Mensch, der sie überraschen konnte, das sagten ihm seine Sinne. Genau aus diesem Grund konnte er sich diese Art von Intimität auch erlauben.

Er deutete mit dem Kopf auf das Bild. „Was zeigt es?“

Im Grunde sah er es selbst. Das Gemälde zeigte eine Schlachtenszene mit glorreichen Helden und armselig aussehenden Verlierern. Wie gesagt, er sah selbst worum es handelte, doch er hörte gerne was Lukas dazu meinte. In Bildern sah der Jüngere oft mehr als nur das Gezeigte, das schien eine spezielle Gabe von ihm zu sein.

Der Braunhaarige seufzte und zuckte mit den Schulter. „Gewalt, Hass, Schmerz. Krieg eben.“

Wie könnte es auch anders sein? Henry wusste genau, das solche Bilder Lukas nicht zusagten. Das war auch gar nicht möglich, da der Charakter des Jüngeren in totalen Gegensatz dazu stand.

Liebevoll sah der Wolf auf seinen Geliebten hinab. Lukas war sanft und ruhig, vor allem hasste er jegliche Art von Gewalt. Schon seltsam, das er sich mit dieser Einstellung so schnell mit seinem Dasein als Wolf abgefunden hatte. Schließlich war dieses Leben alles andere als friedvoll. Töten um zu überleben, das schien sich mit Lukas Einstellung besser vereinbaren zu lassen, das hatte einen Sinn.

Da von ihm keine Antwort erfolgte, sprach Lukas einfach weiter. „Hier zeigt sich wieder einmal die klassische Verherrlichung von männlicher Arroganz. Zwei Menschen streiten sich und Hunderte sterben für ihren Starrsinn. Anstatt einer Strafe gibt es dann dafür Gemälde, Statuen und sonstige Denkmäler, die selbst noch in einigen Jahrhunderten an diese Dummheiten erinnern.“

Er löste sich aus Henrys Umarmung und ging weiter. Vor einem anderen Bild blieb er wieder stehen. Diesmal zeigte es eine Liebesszene, doch auch diese schien ihn nicht zu beeindrucken.

Schweigend folgte ihm der Werwolf. Bei Kunst hielt er sich lieber zurück, das war Lukas Gebiet nicht seines. Natürlich war er in diesem Gebiet nicht ungebildet, doch zählte es nicht gerade zu seinen Hobbys. Mit seinem Geliebten konnte er da nicht mithalten.

Dabei war es geradezu rätselhaft, wie ein normaler Bauernjunge, soviel Gespür für Kunst entwickeln konnte. Nicht das Henry etwas gegen normale Bürger hatte. Sie waren immerhin die Mehrheit, die dafür sorgte das sie diese Privilegien genossen. Ohne das Volk gäbe es ihre Gesellschaftsschicht nicht.

Trotzdem war es seltsam bei Lukas, denn normalerweise wurde man auf andere Werte geprägt je nachdem wo man aufwuchs. Lukas hatte zwar sein Gedächtnis verloren, doch das schien nur persönliche Sachen zu betreffen. Ansonsten erinnerte er sich an alles. Nur sein Name, seine Identität war wie ausgelöscht. Wenn er ehrlich war, dann war Henry sogar erleichtert darüber. Wer wusste schon an was sich Lukas dann erinnerte? Wer wusste, ob er dann noch mit ihm Zusammensein wollte? Gut, mit dem Tod seiner Familie hatte er nichts zu tun, viel eher hatte er sie gerächt, doch man konnte nie wissen. Kobe hatte ihn sogar gewarnt das Lukas, wenn er sein Gedächtnis wiedererlangte, alles vergessen konnte was in der Zwischenzeit passiert war. Das waren Jahre, die er dann verlor, Jahre mit ihm.

Nein, dieses Risiko ging Henry sicher nicht ein. Ein Leben ohne Lukas war für ihn unvorstellbar. Lieber beließ er die Dinge so wie sie waren. Lukas war nun glücklich, warum sollte er versuchen in dessen Vergangenheit zu wühlen?

Er ging zu dem Jüngeren und legte eine Hand auf dessen Schulter.
 

Lukas sah den Älteren lächelnd an. Es war so leicht zu erraten worüber er nachdachte. Seine Geschwister dementierten das zwar heftig, doch er konnte immer ahnen woran der Ältere dachte. Vielleicht weil er ihn doch etwas besser kannte als seine Brüder und Schwestern. Bei der Nähe, die Henry und seine Familie verband, war das sogar etwas worauf er stolz sein konnte.

Natürlich machte er sich wieder Gedanken um seine Erinnerungen. Der Wolf hatte öfters solche Phasen, er schien sogar mehr darüber nachzudenken als er selbst. Lukas interessierte die Vergangenheit nicht mehr. Egal wer er damals gewesen war, nun war er Lukas, ein Werwolf und der Partner von Henry, nicht sonst zählte für ihn.

Er legte eine Hand auf die Wange des Älteren. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Nicht über so unnötige Dinge.“

Henry lächelte etwas verunglückt. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“

„Ja. Aber nur für mich du musst dir keine Sorgen machen.“ Damit wand er sich wieder dem Bild zu.

Der Werwolf zog ihn näher zu sich. „Du bist auch der Einzige bei dem mir das egal ist.“

Wenn man bedachte wie sehr Henry dem Bild eines Adeligen entsprechen musste, war das ein sehr großes Zugeständnis.

„Was ist mit Cellin?“ Lukas hatte nicht vergessen, weswegen er aus ihrem Stadthaus geflohen war. So sehr er Arnaud und seine Familie auch mochte, seine jüngere Tochter brachte den Hausfrieden mehr als nur in Gefahr. Dabei waren sie nur wegen ihr noch in dieser Stadt. Normalerweise wären sie schon wieder auf ihrem Anwesen bei Arnaud und den Seinen. Es war zwar nicht normal das sich zwei Familien ein Anwesen teilten, doch was war bei ihnen schon normal? Vor allem seit auch Caron umgezogen war, wusste er Arnauds und Chayas Anwesenheit sehr zu schätzen. So sehr er Henry auch liebte, alleine mit ihm wäre ihm sehr schnell langweilig. In den ganzen Jahrzehnten hatte er Zeit gehabt sich an ein volles Haus zu gewöhnen, selbst jetzt kam ihm das Anwesen leer vor, obwohl noch immer überdurchschnittlich viele Wölfe darin lebten

Sein Gelieber lächelte nur. „Ich habe ihr einen Schneider geschickt. Für die nächsten Stunden, wenn nicht sogar Tage wird sie also beschäftigt sein.“

Schön vielleicht kehrte dann wieder Ruhe ein. Bei ihrer Ankunft war sie mehr als nur schlecht gelaunt gewesen. Sein Blick fiel auf Henry, irgendwie gefiel ihm sein Blick nicht. Lukas wusste auch ganz genau warum. „Nein, denk nicht einmal daran. Noch nicht.“

Der Wolf seufzte nur. „Keine Sorge mit Cellin bin ich derzeit mehr als nur ausgelastet, doch ein Kind wäre doch etwas schönes.“

„Wir werden kein Kind adoptieren.“ Noch nicht. Lukas fühlte sich der Verantwortung noch nicht gewachsen. Immerhin war er selbst noch ein Kind, zwar nicht in den Augen der Menschen, doch er fühlte sich so. Hieß es nicht immer man war so alt wie man sich fühlte? Gut, manchmal war er dann weit älter als er wirklich war, doch den Hauptteil der Zeit empfand er sich als Kind. Kinder konnten keine Kinder großziehen, das ging nicht gut. Außerdem wollte er noch etwas Zeit alleine mit Henry genießen.

Für die Rettung von Waisenkindern waren Ratan und Henrys Geschwister zuständig. Noch wollte er Henry und sich nicht dazuzählen.

„Ich habe es nicht eilig damit. Wie gesagt im Moment reicht mir ein anspruchvolles Mädchen vollauf.“ Henry lehnte seinen Kopf an Lukas.

Ja, irgendwann würden auch sie eine Familie gründen, doch noch war die Zeit dafür noch nicht da. Wenn diese dann da war, würden sie ein Kind adoptieren und ihm zeigen was an dieser Familie so besonders war. Sie würden es ebenso in ihrer Mitte aufnehmen und lieben wie diese Familie es bei ihm getan hatte, dessen war sich Lukas sicher.
 

So nun geht es in den Endspurt. Nur mehr eine Geschichte steht aus, dann geht Wolfsherzen zu Ende.

Wie man gesehen hat, hat Lukas noch immer nicht seine Erinnerungen zurück. Das wird wahrscheinlich auch nie der Fall sein, doch wie man merkt hat er sich damit abgefunden. Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich von allen Henry/Lukas Fans. Da gab es ja auch einige, wie ich in der letzten Zeit gemerkt habe.

Trotzdem hoffe ich das auch diese Fans mich zum letzten Kapitel begleiten. Um wen es darin geht kann sich nun wohl schon jeder denken.

Spezial: Wüstensonne

Titel: Wolfsherzen/ Spezial

Teil: Wüstensonne

Autor: Satnel

Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy
 

„gesprochene Worte“

‚Gedanken’
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Schläfrig öffneten sich violette Augen und sahen sich um. Das Erste, das ein Blick wirklich wahrnahm war das Gesicht seines Partners, der ihm gegenüber noch immer schlief. Doch er schien so weit von ihm entfernt.

Sein Blick glitt etwas tiefer, so das er den Grund für den Abstand zwischen ihnen erkannte. Zwischen ihnen im Bett waren zwei braunhaarige Köpfe zu erkennen. Sie waren wohl wieder in der Nacht zu ihnen ins Bett gekrochen.

„Morgen.“

Sin sah auf und begegnete den smaragdgrünen Augen seines Ehemannes.

Er lächelte leicht. „Guten Morgen.“

Horus wollte sich zu ihm beugen, schien aber dann erst die zwei Körper zwischen ihnen zu bemerken. Seufzend unterließ er sein Vorhaben. „Sag, sind sie nicht schon zu alt dafür?“

„Mit elf? Möglich.“ Da das bei ihnen nie erlaubt gewesen war, wusste Sin nicht ab welchem Alter man sich das abgewöhnen sollte. Noch dazu hätte es bei ihnen sowieso nie einen Sinn gemacht, da es immer nur ihre Mutter nur selten ihren Vater gab.

„Na wenigstens warten sie damit, bis wir unsere nächtlichen Aktivitäten eingestellt haben.“ Grinsend sah Horus den Jüngeren an.

Sin erwiderte dieses Grinsen. „Blödmann.“

Damit griff er nach einem Kissen und warf es so, das es den Älteren mitten ins Gesicht traf.

Dieser riss es mit einer Bewegung vom Gesicht und funkelte den Blondhaarigen angriffslustig an. „Das gibt Krieg.“

Damit warf er den Polster wieder in seine Richtung zurück. Die Rücksicht auf die beiden schlafenden Gestalten hatte sich in Luft aufgelöst. Es war sowieso egal, sie waren schon wach und stellten sich nur schlafend. Sin setzte sich auf, bereits mit einem weiterem Kissen bewaffnet. Allerdings kam es nicht zu einem weiteren Angriff seinerseits, da in diesem Moment die Tür aufgerissen wurde.

„Morgen!“ Bei der Lautstärke der Stimme des Mädchen musste jeder aufwachen der noch schlief. Als die Schwarzhaarige sah, das die beiden Männer schon wach waren zog sie einen Schmollmund.

„Ach ihr seid ja schon wach.“

Sofort fuhren die beiden Gestalten in der Mitte des Bettes in die Höhe. „Selena.“

Die Angesprochene lächelte leicht. „Ah hier seid ihr zwei. Ich habe schon nach euch gesucht.“

Die beiden Jungs kämpften sich ohne Rücksicht auf Verluste unter der Decke hervor.

Sin, ebenso wie Horus ernteten dabei einige Knuffe und Tritte. Das ließ sich bei solchen Ungestüm wohl nicht vermeiden. Sin wusste, das er und Clerissa als Kinder viel schlimmer gewesen waren. Ein wahrer Alptraum für jedes Kindermädchen, dagegen waren die beiden wahre Engel. Obwohl das musste an den Mädchen liegen, Selena selbst war auch nicht leicht gewesen. Zum Glück lag diese Zeit schon hinter ihnen.

Ihre Adoptivtochter war immerhin schon erwachsen und hatte ihre erste Ballsaison hinter sich. Zu Horus Erleichterung ohne sich dabei einen Verlobten oder gar Freund zu angeln. Er selbst konnte eine gewisse Erleichterung ja auch nicht verleugnen, immerhin musste man ja nichts überstürzen. Die Jugend war da um sich zu amüsieren, bei ihm war das zwar anders gewesen und er hatte keinen Grund sich zu beschweren, doch seine Kinder sollten selbst ihr Glück finden.

Horus nutzte die Chance und schloss den freigewordenen Platz zwischen ihnen sofort wieder.

Sin lächelte. Als ob die Zwei noch einmal zurückkommen würden. Einmal wach, brachte sie nichts mehr dazu zu schlafen.

Die Zwillinge knieten am Fußende des Bettes und sahen Selena erwartungsfroh an. Diese enttäuschte sie auch nicht und setzte sich zu ihnen.

Auch Kane und Jayce waren ihre Adoptivsöhne, doch Sin liebte sie wie seine eigenen. Alle drei waren wie sie Werwölfe nur eben ohne Rudel oder Familie. Auch unter ihnen gab es Waisen nur meistens blieben sie das nie lange. Die Werwölfe sorgten eben für die Ihren.

Es war klar, was die Zwei wissen wollten. Selena war noch nicht lange aus Griechenland zurück und in den Augen der Zwillinge hatte sie noch lange nicht alles erzählt.

Sie drehte sich zu ihnen um. „Störe ich etwa?“

Horus lächelte, legte einen Arm um Sins Schulter und zog ihn zu sich. „Nein, ich war nur gerade dabei deinen Vater glücklich zu machen.“

Sie grinste frech. „Also nichts, was ich nicht schon gesehen hätte.“

Sin sah ihn zweifelnd an. „Bist du dir sicher das du mich glücklich machen kannst?“

Bei dieser Aussage lachte Selena amüsiert. Sie war diese Auseinandersetzungen schon gewohnt, meistens mischte sie selbst ja tüchtig mit. Entweder auf seiner oder Horus Seite, wobei seine überwog.

„Ja, da bin ich mir ziemlich sicher.“ Damit drehte Horus seinen Kopf so, das er ihn küssen konnte.

„Oh, oh ich glaube das hier ist nicht mehr ganz jugendfrei.“ Dabei hielt Selena den Zwillingen je eine Hand vor die Augen.

„Kommt gehen wir.“ Damit drängte sie die Zwei aufzustehen und Richtung Tür.

„Aber macht bloß nicht zu lange, ihr müsst Geld verdienen um mich angemessen verwöhnen zu können.“

Bei dieser Aussage unterbrach Sin den Kuss, sie wollte etwas, das war klar. „Was soll es denn sein?“

Sie lächelte unschuldig. „Nichts. Nur euer Schiff und Geld, für einen Einkaufsbummel in London.“

„London?“ Nun hatte sie auch Horus Aufmerksamkeit.

„Du willst wirklich eine dreimonatige Schiffsreise auf dich nehmen nur für einen Einlaufsbummel?“

„Ich bin eine Frau. Natürlich nehme ich das auf mich.“ Damit schloss sie die Tür hinter sich.

Horus legte eine Hand an die Stirn und sank aufs Bett zurück. „Diese Kleine kostet mich noch meine ganzen Nerven.“

Sin legte seine Hände auf die Brust des Älteren und betete den Kopf darauf. „Lass sie doch. So ist sie wenigstens beschäftigt.“

Damit beugte er sich vor und küsste seinen Ehemann. Im Moment gehörte er nur ihm und das wollte er genießen. Diese Momente waren sowieso selten genug.
 

Horus genoss den Kuss bis er endete. Grinsend sah er den Jüngeren an. „Weißt du manchmal vermisse ich den Wildfang, den ich geheiratet habe.“

Sin richtete sich wieder etwas auf. „Wirklich? Sag bloß du hast Grund dich zu beschweren?“

„Ich?“ Er sah ihn lächelnd an.

„Nein, wie käme ich denn dazu?“

„Gut.“ Damit drückte ihm Sin ein Kissen ins Gesicht und rollte sich von ihm herab.

Horus zog sich das Kissen vom Gesicht. Beinnahe jeder Morgen begann so, obwohl das bei Weiten die harmloseste Version war. Horus ließ sich dabei jedes Mal von Sins Übermut anstecken. Es war auch eine amüsante Art den Tag zu beginnen. „Meinst du wirklich, das es eine gute Idee ist?“

Sin sah ihn fragend an. „Weil das Meer gefährlich ist?“

Horus sah zu seinem Ehemann, der gerade aufstand um sich anzuziehen. Langsam nickte er.

„Das ist kein Problem.“ Leichtfertig winkte der Blondhaarige mit einer Hand ab.

„Selena kann sich selbst schützen. Doch wenn du dich sorgst, kannst du ja Ratan als ihren Aufpasser anheuern. Oder ich frage Kobe, das ist kein Problem.“

Horus nickte nur. Im Grunde sorgte er sich ja nicht um Selena, es machte ihm nur Probleme, das sie mit einemmal so schnell erwachsen wurde. Tagelange Ausflüge in die Wüste, Einkaufsbummel in entlegenen Städten, so etwas war vor der Ballsaison noch nie passiert. Ob sie einen Freund hatte, von dem sie nichts wussten? Nun, die Zeichen würden dafür sprechen. Allerdings würde das dann heißen, das sie ihnen, ihm nicht traute und das traf ihn als ihren Vater.

Sin seufzte und kletterte halb angekleidet aufs Bett zurück. Sanft strich er ihm über die Wange. „Du machst dir zu viele Gedanken über Dinge, die du nicht ändern kannst. Genieß die Zeit, die du mit ihr hast, nachdenken kannst du auch wenn sie weg ist. Jeder wird erwachsen das ist der Lauf der Dinge. Bei mir hat es doch auch nicht geschadet.“

Horus sah ihn an. „Ach, du bist erwachsen? Wann ist denn das passiert?“

Sin schenkte ihm einen unheilvollen Blick, bevor er sich auf ihn warf. „Beginne keinen Kampf, den du nicht gewinnen kannst.“

Nun musste Horus grinsen. Sin war nicht wirklich wütend auf ihn, so gut kannte er ihn schon. „Seltsam. Wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich bis jetzt jeden Kampf gewonnen. Also was meinst du?“

Sin sah ihn an. „Weißt du, du gefällst mir deutlich besser wenn du schweigst.“

Damit küsste ihn der Jüngere stürmisch.

Ja, so schwieg er gerne. Horus legte seine Arme um Sins Oberkörper.

So schnell würden sie heute nicht mehr aus dem Bett kommen, das wusste er. Doch es gab nichts was ihm besser gefallen könnte.
 

Das wars. Ich fasse es selbst nicht, doch das war es nun endgültig mit Wolfsherzen. Nachdem nun auch Sin und Horus ihr Kapitel hatten, bleibt mir nur mich auch von ihren Fans zu verabschieden.

Gleichzeitig verabschiede und bedanke ich mich auch bei allen Anderen, die Wolfsherzen gelesen, unterstützt und kommentiert haben. Ohne euch wäre diese Geschichte nie so lang geworden.

Vielleicht liest/hört man sich ja bei meiner nächsten Werwolfgeschichte. Kommen wird sicher eine.

Damit bleibt mir wohl nur noch eines. Ich wünsche allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.



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Von:  Wernes23
2014-07-01T08:40:23+00:00 01.07.2014 10:40
Schade, Schade Schokolade... :(
Es war, wie ich schon meinte eine wünderschöne FF
Danke nochmals ^^

Ich lese dann mal fleißig weiter, deine anderen FF´s


Von:  Wernes23
2014-06-30T08:04:00+00:00 30.06.2014 10:04
Ach man, es ist so traurig, dass diese ff jetzt endet.... :(
Mir bleibt dann wohl nichts anderes übrig, als deine anderen zu lesen ;)

Tausend Dank, dass du mir mit dieser ff knapp zwei Wochen meines Lebens verschönert hast^^
Von:  Wernes23
2014-06-29T08:49:48+00:00 29.06.2014 10:49
Ich denke henry und lukas haben keine stimme bekommen, weil die geschichte schon zu lange her ist und auch ein wenig zu kurz um eine verbindung zu den personen auf zu bauen. das soll jetzt nicht heißen das die geschichte schlecht war. In der ersten geschichte wurde ja zum größten teil die familie vorgestellt und da sind lukas und henry ein wenig zu kurz gekommen, meiner Meinung nach ;-)

Bin gespannt wie sich diese Geschichte weiter entwickelt
Von:  Wernes23
2014-06-22T07:50:51+00:00 22.06.2014 09:50
Hey Ho,
Die Geschichte(n) sind einfach Klasse.
Bis jetzt liebe ich jede einzelne von ihnen ^^
Das hat noch keiner Geschafft, deswegen ein sehr großes LOB an dich :D

Es ist nur Schade, dass hier diese Geschichte endet. Ich hätte gerne gewusst, wie die Reise der beiden verläuft und was das Ergebnis ist. Hoffe das klärt sich vielleicht noch.
Trotz allem Danke, für diese tollen Geschichten

LG
Wernes
Von:  eden-los
2009-12-17T14:46:17+00:00 17.12.2009 15:46
hach ja ... alles aht mal ein ende.

ist zwar traurig aber die ganze story war super und mein lieblingspaar kam zum schluss. dds beste ende überhaupt.

mach so weiter und schöne feiertage

lg eden
Von:  Toastviech
2009-12-17T12:01:11+00:00 17.12.2009 13:01
*sniff+
Wehmut ist schon dabei~
Die letzte Story endet und das auch noch mit einem meiner Lieblinge~

Ein wunderschönes Kapi, aber schade das nun das ganze ff endgültig zu ende ist.

lg toasty
Von:  evejean
2009-12-17T06:59:39+00:00 17.12.2009 07:59
*g* mein lieblings pairing, das ende gefällt mir
dich mal drück und sekt auf den tisch stell, die geschichte werd ich nach mein umzug nochmal von ganz vorne lesen ^^

lg eve
Von:  evejean
2009-12-16T21:33:44+00:00 16.12.2009 22:33
die zwei sind wirkl. ein tolles paar und passen wie die anderen perfekt zusammen, find schön das sie vielleicht irgendwann ein kind zu sich holen wollen ^^

aber mein lieblings pairing fehlt noch *g*

lg eve
Von:  Toastviech
2009-12-16T21:16:28+00:00 16.12.2009 22:16
Hi^^

Das Pärchen ist wirklich schön. Ich finde die Idee ein Kind zu adoptieren echt klasse.
Ich hätte das nicht erwartet, freue mich aber tierisch über diese Idee.

lg Toasty
Von:  Avrora
2009-12-09T19:53:01+00:00 09.12.2009 20:53
die beiden sind wirklich ein schönes pärchen, voralem die schmusseseite des kleinen ist suess^^

ps: gratuliere zu 600 kommentaren!!!!!!!!!!!!!!!!


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