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Eternity

von

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Ein neues Jahr

So, hier bin ich wieder mit meinem neuesten Verbrechen *gg*
 

Ich hoffe, es gefällt euch
 

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Ron runzelte die Stirn. Der Zug fuhr gerade wieder über eine Unebenheit und sein Freund zuckte sichtlich zusammen. Der Rotschopf sah sich kurz um, bevor er das Abteil magisch versiegelte und das Glas milchig werden ließ. „Jetzt, Harry!“
 

Der Jüngere zuckte bei der Stimme in der ersten Sekunde verschreckt zusammen, dann lächelte er schwach: „Bitte, Ron. Lass es, es ist nicht so schlimm.“ In Wirklichkeit war es schlimmer. Sein Onkel hatte die Beherrschung vollends verloren als er von Dumbledore den Zeitungsausschnitt geschickt bekommen hatte, der besagte, dass Siri tot war.
 

Ron hob eine Augenbraue: „Wen willst du verarschen?“, fragte er kühl. „Ich seh doch, dass dir alles weh tut!“ Er setzte sich neben Harry. Es entging ihm nicht, dass der erst mal wieder zuckte. „Bitte, ich bin dein bester Freund, ich will dir doch nur helfen. Wenn nicht ich, dann schwör ich dir, schlepp ich dich eigenhändig zu Pomfrey!“
 

„Nein!“, erschrocken sah Harry den Anderen an. „Bitte... bitte nicht! Nicht sie! Was... was sie weiß, das weiß auch Dumbledore!“
 

„D... was hat der denn damit zu tun? Dem musst du es sagen, Harry, der hat dich doch wieder...!“
 

„Ron, er weiß es...“
 

„Was?!“
 

Harry seufzte, zuckte aber schmerzhaft zusammen, als der Zug wieder rumpelte. „Ich....“, er weinte nicht. Dazu fehlten ihm inzwischen die Tränen. So wenig, wie er dem Anderen sagte, dass er inzwischen kaum noch etwas sah. Es war geschehen, als sein Onkel ihn wiederholt gegen die Wand geschlagen hatte – mit dem Kopf. Er sah noch hell und dunkel und einige Formen, nicht viel mehr. Aber damit wollte er Ron nicht belasten.
 

„Harry, bitte!“
 

Der Dunkelhaarige schniefte. „Ich... habe am Ende des Schuljahres einige... Dinge mitbekommen“, flüsterte er, wobei er seinen Blick zum Licht richtete. Das Fenster des Abteils.
 

„Harry, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
 

„Ich... wollte mich mit Dumbledore unterhalten, über... über das was passiert ist, im Ministerium. Du... du warst noch im Krankenhaus, aber... Granger... nicht mehr.“
 

„Warum nennst du sie denn so?“, fragte Ron verwirrt. „Was hat Mine dir denn getan?“
 

„Sie... ist... sie hat...!“
 

Ron merkte, wie schwer es Harry fiel. „Bitte, erklär es mir. Du weißt, dass ich dir vertraue!“ Das stimmte, Harry war sein bester Freund. Ein sanfter, guter Junge, der fast einen Kopf kleiner war, als er selbst und der immer viel zu dürr wirkte. Er tat, was immer man wollte, aber in Wirklichkeit war er schon lange des Kämpfens müde. All die Toten hatten an seinen Nerven gezehrt und doch ließ man ihn nicht in Ruhe. Ja, Ron war mal eifersüchtig gewesen, aber inzwischen wollte er nicht für allen Reichtum der Welt tauschen. Er wusste, oft waren es nur noch Mine und er, die den Jungen aufrecht hielten.
 

Harry versteckte seine Hand in seiner Gryffindorrobe. Er war bereits umgezogen in den Zug gekommen, um zu verstecken, was geschehen war. „Sie... ist keine Muggelgeborene, sie... ist jemand anders und sie... arbeitet mit Dumbledore... um... um...!“
 

„Harry, was redest du da? Fang bitte am Anfang an, um Merlins Willen! Was hast du raus gefunden?!“
 

Harry atmete so tief durch, wie seine angeschlagenen Rippen es ihm erlaubten. „Ich... bin gegen Ende des letzten Jahres zu Dumbledore gegangen, um... ihn zu fragen, warum er mir die wichtigen... Informationen vorenthalten hat. Aber.. auf dem Weg dahin... hab ich Granger gesehen, die... angeblich noch in St. Mungos sein sollte, ich... ich war erschrocken. Ich wollte nicht lauschen, aber... ich wollte doch einmal wissen, was vorgeht! Also hab ich mich versteckt, die... die beiden haben sich unterhalten, in aller Ruhe und nicht eines der Gemälde war da“, brachte Harry stockend heraus.
 

„Was ist dann passiert?“, fragte Ron leise. „Bitte, Harry.“
 

„Ich... habe ihnen zugehört, Ron... Ron, sie wissen, was Onkel Vernon mit mir tut! Sie... sie bezahlen ihn dafür, dass er mich da behält und schlägt! Er... er hat gesagt, er hätte wieder einige Anträge auf Eis legen müssen, die besagten, dass ich für die verbleibende Zeit bis zu meiner Volljährigkeit bei einer magischen Familie bleiben könnte. Deine Mutter hat so einen eingereicht! Die Lovegoods und sogar Nevilles Oma!“
 

„Was!? Dein Onkel schlägt dich?! Harry, zieh sofort diese Robe aus!“
 

Harry klammerte sich mit einer Hand nur noch fester an den Stoff. „Bitte...!“
 

Der Rotschopf stockte. „Da ist noch mehr, oder?!“
 

„Dumbledore, er... er hat sich bei ihr... beschwert, dass...dass er nicht in meine Verliese in Gringotts kommt und... und wie Siri dazu kam, sein Testament zu ändern und mich zum Universalerben zu machen! Und... und er hat Remmy... meine Vormundschaft übertragen! Der Alte weiß, dass Remmy mich nehmen würde, darum hat... er das Testament unter... unter Verschluss, damit... ich nichts davon erfahren kann. Er... er will, dass ich... dieses Jahr nicht überlebe und... ihn oder Granger... als Erben einsetze und Ron...das ... das ist nicht alles...“
 

Der Rotschopf schluckte. Das konnte er nicht glauben. Sollte... sollte der alte, weise, von allen respektierte Mann sie so hintergangen haben? Harry, der doch nie jemandem etwas getan hatte? „Was ist es?“, fragte er leise.
 

„Granger... ist seine Enkelin, sie ist kein Schlammblut, sie... sie ist seine Enkelin, die Tochter seiner Tochter... Sie...war von Anfang an da, um... mich zu überwachen und...“
 

Vorsichtig schloss Ron den Jüngeren in die Arme. Er wusste, Harry log nicht. Er konnte seit Umbridge und ihrer Blutfeder gar nicht mehr lügen. Er war wie vor den Kopf gestoßen. Ja, Hermine hatte in den Ferien nie geschrieben und sie war oft hochmütig, arrogant, besserwisserisch und neunmalklug. Aber das hatte er nicht erwartet! Er spürte, wie Harry erneut zuckte., ließ ihn dann auch los. „Bitte, zieh die verdammte Robe aus.“
 

Harry zitterte: „Bitte, Ron... bitte nicht...“
 

„Doch, irgendwer muss sich um dich kümmern, Poppy oder ich.“
 

„Nicht Poppy! Bitte! Dann weiß der Alte es und... er wird sich nur die Hände reiben! Er.. überwacht doch ohnehin schon alles, was ich tue! Bitte!“
 

„Ron strich dem Jüngeren über die Haare. „Dann tu mir und dir den Gefallen, lass endlich die Illusionen fallen und mich nachkucken! Es kann niemand sehen!“
 

„Ron, bitte... das.... da ist mehr...“
 

„Was?“
 

Wortlos kam Harry der Bitte des Anderen nach und ließ die Illusion fallen. Der Rotschopf japste überrascht auf. Zurecht. Denn die wirren, schwarzen Haare waren auf einmal glatt und hingen bis zur Hüfte, durchzogen von dunkelblauen und weißen Strähnen. Doch die Haare waren auch vollkommen verklebt und verschwitzt, das Gesicht eingefallen, die Augen ohne Glanz und seltsam unfokussiert. Ja, und die Ohren. Sie waren spitz.
 

„Harry, was... du... wann ist das passiert und… wie hast du das gerade ohne Zauberstab…?!”
 

„Ich weiß es nicht“, gab er leise zurück. „Ich... wollte aussehen wie früher. Und das ist passiert“, gab er leise an. „Ich bin am Tag nach meinem Geburtstag so aufgewacht...“
 

„Du bist ein Elf! Wie ist das möglich?!“
 

Harry wollte die Schultern zucken, doch dann ließ er es doch ganz schnell wieder sein: „Ich... weiß es nicht“, gab er leise zurück. „Der Alte, er... lässt mich nichts über meine Familie wissen und... mit Remmy darf ich nie sprechen...“
 

Der Rotschopf starrte seinen besten Freund entsetzt an. Dann aber konzentrierte er sich auf das Wesentliche: „Das können wir später machen“, entschied er, nun vollkommen ruhig. „Wo sind deine Verletzungen?“
 

Harry lachte humorlos: „Ron, wo sind keine?“, fragte er nur leise.
 

„Was... was meinst du damit?!“
 

Rasch bewegte Harry seine Hand, die langen Haare und die dumpfen Augen verschwanden, sowie die spitzen Ohren.
 

„Harry!“
 

„Ich.. will nicht, dass mich jemand so sieht“, gab er leise zurück, dann hob er seine linke Hand, sie war bläulich angelaufen, zwei Finger schienen reglos und leicht falsch gestellt.

„Was... was haben die mit dir gemacht?!“
 

„Dudley ist auf meiner Hand rumgehüpft, weil ich ihm im Weg war“, gab er nur zurück. „Was Onkel Vernon zum Anlass genommen hat, mich zu bestrafen. Bitte, ich zeig es dir, wenn wir auf Hogwarts sind, ja? Wir... haben dieses Jahr Zweibettzimmer, dann... dann zeig ich es dir. Bitte?“
 

Der Rotschopf war schwer getroffen. Sein gesamtes Weltbild hatte sich soeben in Luft aufgelöst.
 

„Und Ron... bitte – sag es niemandem. Wirklich niemandem!“
 

Der Ältere sah Harry lange an, strich dann über dessen Haare. „Ich... halte dicht“, gab er leise zurück. „Ich verspreche es.“
 

„Danke...“
 

Ron nickte: “Schlaf etwas“, schlug er leise vor. „Ich... muss eine Runde drehen, sonst... fragt Granger sich, warum sie uns bisher nicht gefunden hat. Nicht, dass sie uns zu vermissen scheint“, fügte er bitter an. „Aber das ist egal. Ich erkläre Nev, dass du schläfst, dann kommt er auch nicht vorbei.“
 

Harry nickte müde.
 

„Gut.“ Ron stand auf und lief zur Tür, löste die Zauber. „Ich erneuere die Zauber, wenn ich raus gehe. Dann hast du deine Ruhe.“ Denn entgegen aller Annahmen war er kein schlechter Magier. Er prahlte nur nicht, wie Granger oder Malfoy. Er konnte noch nicht mal mehr von ihr als Hermine denken.
 

Er ging raus und versiegelte die Türe neu, dann lief er los. Er hatte vielleicht versprochen, niemandem etwas zu sagen, aber er hatte nicht versprochen, keine Nachforschungen anzustellen.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis er Neville gefunden hatte, er saß bei Luna und Susan Bones. Die Drei waren perfekt und er konnte sich auf sie verlassen. Schnell trat er ein und versiegelte auch das Abteil.
 

„Ron? Was tust du da?“, fragte Neville überrascht.
 

Der Rotschopf atmete tief durch. „Granger hat verschissen“, erklärte er ruhig. „Ich kann euch nicht erklären, warum, nur, dass sie uns verraten hat. Uns alle. Ich weiß nicht, warum, vielleicht bekomme ich es raus, vielleicht nicht. Aber sie gehört nicht mehr dazu.“
 

Susan blinzelte überrascht, Luna nickte und Neville sah traurig aus. „Warum?“
 

Ron schüttelte nur den Kopf: „Harry geht es beschissen deswegen“, erklärte er leise. „Und... sie hat uns allen weh getan, mit vollem Wissen, was sie da tut. Von Anfang an.“
 

„Wie hat sie uns verraten? Ich meine, sie hat mit uns gekämpft und...!“
 

Erneut schüttelte der Rotschopf den Kopf. „Bitte, fragt nicht. Ich habe Harry geschworen, niemandem etwas zu sagen. Ich werde ihn nicht verraten, wenn es nicht zwingend nötig ist und das ist auch nicht der Grund, warum ich hier bin, ich brauche eure Hilfe.“
 

„Wobei?“
 

„Könnt... könnt ihr alles über Elfen zusammentragen, was ihr auftreiben könnt? Alles was nur irgend geht?“
 

„Welche Elfen?“, fragte Neville irritiert. „Hauselfen?!“
 

„Was?! Nein! Ganz sicher nicht! Hochelfen, Hoheitselfen, Elfenfamilien. Ihre Ränge, ihre Kräfte, ihre Merkmale...“
 

„Sicher, aber warum?“
 

„Weil niemand euch daran hindern wird. Harry und mich aber schon. Fragt nicht und bedenkt, es muss schnell gehen! Ich muss auch wissen, welche Tränke sie vertragen. Soweit ich weiß, sind sie auch Spezies, die einen festen Gefährten haben, wie finden sie den?“
 

Ja, das wäre die perfekte Lösung. Wenn Harrys Gefährte schon volljährig wäre, würde der automatisch jegliches Sorgerecht und alle Verantwortung übertragen bekommen. Und kein magisches Wesen konnte seinem Gefährten etwas antun.
 

„Sicher, wir machen uns ab morgen an die Arbeit“, versprach Neville schließlich. Er verdankte Ron und Harry viel, das schien ihm dagegen ein kleiner Gefallen.
 

„Und noch was.“
 

„Hm?“
 

„Luna, kannst du eine Eule verschicken, die nicht abgefangen wird?“
 

„Natürlich“, erwiderte die Ravenclaw ruhig.
 

„Hat einer von euch Papier und Feder?“
 

Beides wurde ihm gegeben und schnell schrieb Ron einige Zeilen. Dann versiegelte er den Brief magisch, bevor er ihn adressierte, an Remus Lupin, von Luna Lovegood. „Schick das so schnell wie möglich, mit der zuverlässigsten Eule, die du finden kannst. Sie darf kein magisches Band tragen und sicher keines, dass das Siegel von Hogwarts trägt!“
 

„Aber... ich verstehe nicht!“
 

Ron rieb sich die Stirn. „Bitte“, meinte er leise. „Das hier ist kein Spaß. Es ist wichtig. Und ich brauche noch was: Alle Unterlagen über Erbschaften. Was geschieht, wenn der Erbe minderjährig ist, wie vererbt man, welche Folgen hat ein herausgezögertes Testament?“
 

Neville hatte sich einen Zettel herausgenommen und die Punkte notiert. „Ich werde sehen, was ich finden kann, aber... wirst du es uns sagen?“, fragte er dann. „Es... es geht doch um Harry, oder?“
 

„Es geht vielleicht um viel mehr“, gab Ron traurig zurück. „Und ich kann nichts versprechen, aber es ist wichtig, dass ich diese Informationen so schnell wie nur möglich erhalte.“
 

„Also gut, ich gebe dir morgen, was ich habe.“
 

„Danke, Nev. Wenn ich kann, werde ich euch zuerst erzählen, um was es geht, das verspreche ich.“
 


 

Als Ron gegangen war, lehnte Harry sich wieder an die kühle Fensterscheibe. Er wusste, der Alte würde ihn mit Nichtachtung strafen. Er hatte weit mehr gehört, als das, was er Ron erzählt hatte. Er hatte den Anderen nur vor Granger warnen wollen. Das war das Wichtigste gewesen, denn sie und ihr Großvater hatten irgendwas vor. Die beiden zu verkuppeln oder sonst was und das würde alle unglücklich machen, bedachte man, dass Ron sie nie würde lieben können.
 

Nicht zu vergessen, dass Ron dann bei der letzten Schlacht fallen sollte. An Harrys Seite, da er sicher vorhatte, Ron in sein Testament einzuschließen. Was stimmte, so dass Granger diesen Teil dann bekommen würde, um sich einen Mann nach ihren Wünschen suchen zu können. Gott, diese arrogante Ziege!
 

Nein, das hatte er nicht zulassen können. Nur darum hatte er Ron das alles erzählt. Er traute kaum mehr jemandem, er konnte es nicht.
 

Dazu kam, dass er Angst hatte. Angst vor dem, was in diesem Jahr geschehen würde. Er war dieses Krieges so müde und hatte doch keine Chance, ihm zu entkommen. Verdammt, er hatte bis zu seinem elften Lebensjahr nicht mal gewusst, dass diese Welt existierte und was er für diese Menschen eigentlich war!
 

Wie konnte man auch ein Kind für das preisen, was im Grunde die Tat der Eltern gewesen war? Nicht er hatte den Fluch reflektiert, sondern die Liebe und das Opfer seiner Mutter!

Ja, und dann Dumbledore. Der Mann, der ihm einmal wie ein Heiliger vorgekommen war, der ihn retten würde. Weg bringen von den Dursleys, weg von dem Putzen und den Schlägen. Doch was gekommen war, war nicht viel besser gewesen. Zwar war das Putzen nicht angenehm, aber es hatte ihn nie in Lebensgefahr gebracht.
 

Das aber hatte Dumbledore mit perverser Freude getan. Immer und immer wieder. Angeblich um ihn zu stärken, denn wenn er mit so keinen Aufgaben nicht fertig würde, wie sollte er dann Vodemort besiegen? Pah! Warum musste er das überhaupt?! Das war nicht sein verdammter Krieg! Er hielt weder von Voldemort etwas, noch von der Indoktrination von Dumbledore. Sie hatten beide unrecht! Man konnte nicht Muggelgeborene und Schlammblüter umbringen! Oder die schwarze Magie einfach verschwinden lassen! Beides war absoluter Schwachsinn!
 

Sehnsüchtig wandte Harry sich dem Licht zu. Er vermisste die vorbeirasende Landschaft, die er sonst immer so gern beobachtet hatte oder die Freiheit sich normal bewegen zu können. Er hatte praktisch keine Chance mehr abzuhauen. Er würde bei seinem Glück irgendwo von einer Klippe fallen. Dabei wollte er doch nur leben!
 

Ohne Angst haben zu müssen, am nächsten Tag nicht mehr zu leben, weil zwei irre Zauberer hinter ihm her waren oder sein Onkel eine mörderische Wut im Bauch hatte! Er wollte nur in Ruhe gelassen werden! Er wollte doch einfach nur leben! Als Kassierer in einem billigen Supermarkt arbeiten und in einer Einzimmerbilligabsteige leben!
 

Na ja, er wollte Kontakt mit Ron, mit Neville vielleicht auch und Seamus und Dean. Aber das konnte er vergessen, der Alte ließ ihn praktisch nonstop überwachen. Selbst hier im Zug, er ahnte, dass dann irgendein Alarm losgehen würde. Denn auch die angeblich ach so tollen Blutzauber schützten ihn ja nicht wirklich, sie warnten scheinbar nur den Alten oder das Ministerium, wenn er den Bereich des Hauses seiner Verwandten verließ. Und von den Ordensmitgliedern, die ihn angeblich immer wieder kontrollieren sollten, hatte er nicht einen gesehen. Oh nein, er war nur der Dumme...
 

Die Waffe, die unverzichtbar geworden war, da Voldi sich auf ihn eingeschossen hatte. Und sein Name zog Anhänger an.
 

Erneut atmete Harry gequält ein, spielte mit seiner heilen Hand an der Robe. In der Schule vertraute er neben Ron eigentlich nur noch einer Person wirklich. Severus Snape, seinem mies gelaunten Professor. Aber der würde ihn sicher noch mehr fertig machen, nachdem er dessen Denkarium einfach ohne zu fragen angesehen hatte und er konnte ihm nicht mal böse sein. Nicht nach dem, was sein Vater so offensichtlich mit dem Anderen getan hatte. Und er hatte auch noch in so privaten Dingen gewühlt...
 

Nach einer Weile hörte er Schritte auf dem Gang, dann spürte er den magischen Sog, als die Verriegelung sich löste. Harry schloss die Augen. Keine Fragen mehr, beschloss er und die würde Ron stellen. Er stellte sich schlafend.
 


 

Lucius starrte trübsinnig in die Flammen. Er war Azkaban entkommen, was ein wahres Kunststück gewesen war, aber es hatte sein Ego doch ziemlich angekratzt. Aber gut, dass er sich nicht hatte brandmarken lassen. Einer der wenigen Vorteile, von dem Wahnsinnigen als vertrauenswürdig gesehen zu sein und dessen rechte Hand zu sein. Das, was die anderen als unauslöschliches Mal hatten, war bei ihm nur eine Tätowierung in Schlangenform um das Handgelenk, die er mit einem einfachen Zauber hatte entfernen können.
 

Aber es war frustrierend gewesen, die Auroren hatten sein Anwesen geflutet und nichts gefunden – Veelamagie sei Dank. Und der Tatsache, dass diese Dummköpfe keine Ahnung von seinem magischen Blut hatten. Ja, und natürlich die vampirische Magie seines Geliebten. Er lächelte etwas.
 

Ja, es war praktisch, ein magisches Wesen zu sein. Zumindest, so lange der alte Wahnsinnige, der in Hogwarts residierte, nicht die gesamte Macht übernahm. Was der einzige Grund für seine Familie gewesen war, seit mehreren Generationen Voldemort zu unterstützen, nicht als Todesser, aber immerhin als Confident, als Vertrauter. Als Geldgeber.
 

Aber auch das hatte er aufhören müssen, er wurde auf seinem Grundstück bewacht. Zwar hatte das seinem politischen Einfluss keinen Abbruch getan, aber das hatte alles komplizierter gemacht.
 

Dazu kam, dass er seinen Geliebten nur noch an Wochenenden sehen konnte. Sonst hielten sie nur noch über ihre Vögel Kontakt – seine edle Zuchteule und den Raben, den er dem Anderen geschenkt hatte. Immerhin hatte das dessen Ruf nur noch mehr gefestigt und den hatte der sich hart erarbeitet.
 

Ihre Beziehung war oft anstrengend. Sie hatten sich früh gefunden, aber sie waren nicht komplett. Denn er war etwas seltenes: ein dominanter Veela. Und Vampire waren fast immer dominant. Zwei solche Partner taten sich wirklich schwer, denn keiner konnte den Anderen in einem Notfall wirklich beruhigen. Es gab nichts schlimmeres, als einen tobenden Veela oder einen Vampir im Blutrausch. Und es würde ihre Geheimnisse offen legen. Es gab Gründe, warum sie versuchten, zu verbergen, was sie waren.
 

Aber so war es eben. Sie hatten sich arrangiert.
 

Sein Sohn war gerade auf dem Weg nach Hogwarts. Er hatte Glück, bei ihm waren die Gene zwar aktiv geworden, aber er hatte seinen Gefährten gefunden, auch, wenn Draco daran zu Knabbern gehabt hatte und auch er war milde amüsiert gewesen. Allerdings wusste das Mädchen noch nichts von ihrem Glück.
 

Es war zu lustig gewesen. Dracos schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Seine Gefährtin war eine Huffelpuff. Susan Bones, die auch noch gut mit Potter stand. Da stand seinem Sohn noch einiges bevor. Nun – es hätte in seinen Augen schlimmer sein können – es hätte ein Weasley sein können. Nach dieser Aussage von ihm hatte auch sein Sohn eingesehen, dass es schlimmer sein könnte.
 

Rasch füllte er sein Glas wieder auf und roch an dem edlen Tropfen, bevor er davon trank. Als der Kelch leer war, stellte er ihn ab und lief in sein nun wieder leeres Schlafzimmer, in dem er diese Nacht allein verbringen musste. Nun ja, was sollte es. Besser, als mit dieser Harpye, mit der er bisher zusammen hatte leben müssen. Dracos Mutter.
 

Eine Black.
 

Eine Irre.
 

Er hatte sie heiraten müssen, um sein Geheimnis zu wahren, durch einen Trank war sie schwanger geworden, aber sie hatten von Anfang an getrennte Betten gehabt – in verschiedenen Flügeln. Narcissa war von Voldemort so besessen gewesen, dass sie weiterhin auf Mitgliedschaft bestanden hatte. Schon um seinen Namen zu schützen, hatte er die Scheidung einreichen müssen.
 

Es war eine Erlösung gewesen sie loszusein. Auch für Draco. Die Frau hatte seinen Sohn auf die Welt gebracht und ab dem Moment nur noch den Hauselfen überlassen. Lucius war dahinter gekommen und hatte die Erziehung selbst übernommen, weswegen er auch so in ihm hing. Zum Glück hatte er großen Einfluss auf Draco und sein Sohn nur wenig von dieser unmöglichen Frau.
 

Dieses Jahr würde wohl interessant werden...

Was bin ich

„Harry.“
 

Der Grünäugige wandte sich der Stimme zu. Er hatte sich auf eines der Betten gelegt, die er im Raum ertastet hatte und sich einfach darauf geworfen. Sollte Rons Koffer davor stehen, würde er einfach behaupten, er wäre zu kaputt gewesen, um zum anderen zu laufen. Langsam setzte er sich auf. „Was denn?“, fragte er müde.
 

„Du warst nicht beim Essen. Du bist auf einmal abgehauen.“
 

Harry lächelte schief: „Ich wollte nicht in die Halle“, entschuldigte er sich. „Was gibt es?“
 

Ron trat auf seinen besten Freund zu: „Ganz einfach. Ich will die Wunden versorgen, Harry. Es geht dir so beschissen, dass du dich sogar auf das falsche Bett gelegt hast und du kommst kaum hoch. Ich hab einige Tränke beschafft. Schmerztränke und einige andere Dinge. Also lass die Rüstung fallen, hier drin ist niemand außer mir und ich muss mich um die Wunden kümmern.“
 

„Keine Bilder?“
 

Ron runzelte die Stirn, sah sich aber dann um. „Eins.“
 

„Dann nicht.“
 

„Aber...!“
 

„Ron, alle Bilder spionieren“, gab er leise zurück. „Und ich will nicht, dass der Alte erfährt, was ich bin.“
 

„Aber...!“
 

„Du bist Präfekt, hilf mir ins Bad“, schlug er leise vor. Es hatte ihn gewundert, dass Ron auf ihn im Zimmer bestanden hatte, wo er doch auch eines allein hätte haben können. Aber er war unendlich froh darüber.
 

Ron seufzte und starrte auf das Gemälde, wo ein Ritter gerade ganz unschuldig an einem gemalten Apfel knabberte und scheinbar nicht viel von ihrem geflüsterten Gespräch mitbekommen hatte. „Also gut, du Dickkopf, komm mit.“
 

Harry nickte und hievte sich irgendwie wieder aus dem Bett. Er war froh, dass Ron ihn stützte. Er ließ sich führen, dann hörte er das Passwort, bevor Ron ihn auf eine Bank zu drücken schien, die frei im Raum stand. „Und jetzt los, Harry“, befahl Ron ruhig. „Runter mit der Illusion und raus aus der Uniform!“
 

Harry schloss die Augen, doch dann riss er sich zusammen. Langsam schälte er sich aus der Robe, dann aus dem Pullover und aus dem Hemd. Er hörte, wie Ron japste, doch er ging nicht weiter darauf ein. Erst dann begann er, einige der vielen Illusionen zu lösen. Er wollte niemandem zeigen, was wirklich geschehen war. Und das, was er zeigte, würde wohl genug sein, um den Zustand seines Hemdes zu erklären.
 

„Harry! Was... was haben die mit dir gemacht?!“
 

Der Grünäugige strich sich über die linke hand, die reglos auf seinem Bein lag . „Nichts... was schlimmer wäre, als sonst.“
 

„Das ist ein dummer Scherz, oder?!“
 

Harry lachte traurig. „Es hat aufgehört, als sie von Siri erfahren haben. Aber dann... hat Dumbledore ihnen geschrieben, dass er... er... tot ist.“
 

Kurz ballte Ron die Faust und dann begann er, mit einem weichen, feuchten Tuch den zerschundenen Rücken mit den Striemen und Schnitten und Brandwunden zu säubern. Erst dann konnte er die Salbe auftragen und den Rücken so gut es ging, verbinden. Aber die Wunden sahen nicht gut aus, einige waren aggressiv rot, andere wurden schon bläulich und einige waren vereitert. Die hatte er geöffnet und ausgewaschen. „Das ist... Harry, du musst es jemandem sagen!“
 

„Und dann?“, fragte er nur leise. „Dann rennt diese Person zu Dumbles, der verdreht den Leuten die Gedanken und ich hab noch einen Feind mehr! Was denkst du denn, warum Remmy nie da ist? Ich... er... er hält ihn von mir fern! Damit ich keinen Vertrauten habe und er der Einzige ist, der mir bleibt und... Ron, damit würde ich nur die Nächsten in Gefahr bringen! Dass du es weißt, ist schon ein Risiko...“
 

Ron setzte sich zu dem Anderen, schloss ihn vorsichtig in die Arme: „Keine Angst“, gab er leise zurück. „Ich passe auf, ich weiß ja nun Bescheid. Und ich bin nicht so dumm, wie immer alle denken“, er lächelte etwas. „Schließlich hab ich aus dem dummen Theater im vierten Jahr gelernt.“
 

Harry sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Ron, pass bitte wirklich auf“, flüsterte er nur schwach. „Ich will nicht auch noch dich verlieren. Ich... brauch doch auch irgendwen!“ Er machte sich so große Sorgen, weil er zu verstehen begann, wie der Alte funktionierte. Und er wollte verhindern, dass noch andere litten.
 

„Harry, ich versprech’ es dir“, bestätigte Ron und half dem Jüngeren wieder auf. „Komm, du gehörst ins Bett, du hast zwar einen Schmerztrank bekommen, aber ich hab nichts gegen Fieber klauen können.“
 

Der Jüngere lächelte etwas. „Schon gut, so lang ich mal keine Schmerzen hab, kann ich wenigstens schlafen:“ Allerdings zog er es vor, nicht zu sagen, dass diese Tränke schon lange nicht mehr wirklich wirkten, da sein Körper dagegen resistent geworden war. Oder es hatte damit zu tun, dass er gar kein Mensch war und Tränke und Salben wurden für Menschen gemacht.
 

Der Rotschopf half Harry auf sein eigenes Bett, wobei es ihn wunderte, wie unsicher der Andere lief. Hatte er etwa auch eine Verletzung am Fuß, von der er nichts sagte? Na hoffentlich nicht! Es dauerte etwas, bis Harry sich auf das Bett gesetzt und sich die Hose abgestreift hatte, die Zeit nutzte Ron, um dem Anderen eines der viel zu weiten Shirts zu reichen, die er immer als Nachthemd benutzte. Da Harry sich sein Hemd eben nicht mehr über gezogen hatte, konnte er es sich dann direkt überziehen.
 

„Schlaf gut“, sprach Ron leise, nachdem er Harry selbst zugedeckt hatte. „Ich komme später ins Bett“, fügte er an. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen.“
 

Erst, als Harry hörte, wie die Tür leise zugezogen worden war, richtete er sich wieder etwas auf. Er war müde, unendlich müde, aber an Schlaf war kaum zu denken. Stattdessen griff er nach seinem Zauberstab und bewegte ihn kurz. Er hätte den Stab gar nicht gebraucht, wäre er nicht so kaputt, doch nun musste er es eben so machen. Rasch beschwor er um sich herum eine Art Blase. So, dass Ron ihn nicht würde hören können, wenn er wieder einen Albtraum oder eine Vision bekam. Das hatte ihm im Sommer vermutlich auch was Leben gerettet, denn hätte er geschrieen und sein Onkel hätte es gehört, er hätte diese Nacht nicht überlebt. Gut, dass die im Ministerium stablose Magie nicht zurückverfolgen konnten.
 

An die nächsten Tage mochte er noch gar nicht denken. Wie sollte er nur Tränke zubereiten, wenn er die Zutaten nicht sah? Kurz überlegte er, ob er doch Ron einweihen sollte, doch dann schüttelte er den Kopf. Es musste so gehen. Jede Zutat fühlte sich anders an und roch anders. Das musste ihm reichen. Je weniger Ron wirklich wusste, umso gesünder für ihn. Er wusste, wenn der Alte herausfand, dass Harry aufmüpfig zu werden gedachte, würde er sich den Rotschopf vorknöpfen und das wollte der Grünäugige unter allen Umständen verhindern. Ron musste so schon viel mitmachen.
 


 

Neville saß auf seinem Bett, einige Bücher bei sich. Madame Prince war mehr als überrascht gewesen, als er noch vor dem Festessen gekommen war, um einige Bücher zu holen Sie hatte ihm auch geholfen, sie zu suchen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Er war zwar gern in der Bücherei, aber nie bevor der eigentliche Unterricht überhaupt erst losgegangen war. Doch er hatte sein Versprechen gegeben.
 

Schon beim Festessen war ihm dann aufgefallen, dass Harry nicht bei den anderen war und dass Ron offensichtlich mehr als nervös gewesen war. In seiner Hand ein Schmerztrank, dabei sah er nicht verletzt aus. Es war komisch.
 

Ja, und Hermines Verhalten. Sie mochte mit den anderen Streit haben, aber doch nicht mit ganz Gryffindor! Warum behandelte sie dann alle auf einmal alle wie Luft? Ein Mädchen hatte sie etwas gefragt und sie hatte die Kleine, die zwei Jahre unter ihnen war, nur dumm angeschnauzt und dann ignoriert. Was ging da nur vor? Das war nicht die Hermine, die er kennen gelernt hatte.
 

Die gesamte Zugfahrt über war sie auch nicht ein Mal vorbei gekommen, wie sonst, um Hallo zu sagen, sie hatte ihn auch ganz seltsam angesehen, als er sich mit ihr in eine der Kutschen gesetzt hatte. Ohne ein Wort war die Fahrt verlaufen. Er hatte Ron nicht glauben wollen, aber selbst er konnte nicht verleugnen, dass etwas nicht stimmte. Sie benahm sich wieder wie zu Beginn ihres ersten Schuljahres. Als hätte sie nichts dazu gelernt und die Welt wäre ihr Feind oder sie etwas Besseres als der Rest der Anwesenden.
 

Er sah erneut auf das Buch auf seinem Schoß und beendete die kurze Notiz, die er sich herausgeschrieben hatte. Über die Unterschiede zwischen Elfen und Halbelfen.
 

Warum nur interessierte Rons sich auf einmal so für Elfen? Was wusste er, was sie mal wieder nicht erfuhren? Nun ja, Ron meinte es nicht böse. Wenn da was war, dann vermutlich etwas, was er nicht sagen durfte. Und sicher hatte es mit Harry zu tun. Das hatte es meist, wenn kein anderer etwas erfahren durfte.
 

Neville rieb sich die Stirn und blätterte eine Seite weiter vor. Macht der Elfen. Nun, das wusste er ohnehin schon fast alles, diese Notizen hatte er schon im Zug aufgenommen, da Luna und er im letzten Schuljahr eine lange Diskussion darüber gehabt hatten. Aber er überflog den Inhalt trotzdem, um sicher sein zu können, dass er nichts Wichtiges vergessen hatte.
 

Hatte sich Ron etwa in ein Elfenmädchen verliebt? Aber wie? Hier nach Hogwarts durften doch gar keine magischen Wesen. Für Fleur war beim trimagischen Turnier nur eine Ausnahme gemacht worden. Na ja, vielleicht in den Ferien, aber auch das wunderte ihn, immerhin waren Elfen generell nicht davon angetan, in der Öffentlichkeit herumzurennen und zuzugeben wer sie waren.
 

Und dann noch Volljährigkeitsgesetze...
 

Nun, die mussten ohnehin noch eine ganze Weile warten.
 


 

Ron runzelte die Stirn. Er hatte Harry erst mit in die Halle gebracht, um zu beobachten, wie der Jüngere in seinem Frühstück gestochert hatte und ihn dann mit zu Tränken geschleppt. Er hatte gespürt, dass Harry immer noch Fieber hatte. Aber der Grünäugige weigerte sich strikt zur Krankenstation zu gehen, um sich richtig behandeln zu lassen. Es war so frustrierend und er konnte nicht mal seine Mutter um Rat bitten, weil er dann sein Versprechen brechen müsste, auf das sein Freund gerade eben erst wieder beharrt hatte.
 

Nun saßen sie nebeneinander, zusammen im Tränkeklassenzimmer, in der mittleren Reihe. Harry suchte noch immer in seiner alten Tasche herum bis er endlich das Tränkebuch hervor geholt hatte. „Alles in...?“ Weiter kam Ron nicht, als die Tür ein weiteres Mal aufflog und der Tränkemeister hineinstürmte.
 

Automatisch zuckte Harry etwas zusammen als er das Rumsen hörte. Bücher, die auf den alten Tisch gekracht wurden. Doch da war noch etwas. Fast wie eine beruhigende Aura. Kurz schloss Harry die Augen, dann hatte er sich wieder im Griff und das Gefühl verdrängt, was er oft hatte, wenn er an den Tränkemeister dachte.
 

Severus war schlecht gelaunt, sehr schlecht. Es gab nichts, was er mehr hasste, als ein kaltes, leeres Bett am Abend. Und die Aussicht, am nächsten Tag vor einem Sauhaufen wie diesem zu stehen. Außerdem hatte der verdammte Direktor offensichtlich vor, ihm auch noch den Rest seines Lebens hier zu versauen, denn der hatte angeordnet, dass künftig die Paare beim Tränke brauen von ihm bestimmt wurden und diese Paarung versprach nur eines: Mord, Todschlag und Explosionen.
 

„Dieses Jahr bin ich einmal mehr mit eurer allgemeinen Unfähigkeit gestraft und der nette Herr Direktor wünscht außerdem eine Neueinteilung der Braupaare“, fügte er kühl hinzu. Dann hob er die Liste, bei deren Anblick ihm noch mal schlecht wurde. „Avery-Granger, Longbottom-Parkinson, Malfoy-Potter, Zaibini-Weasley, Mason-Thomas, Greene-Logan. Das Rezept steht auf der Tafel, fangen Sie an. Der Erste, der Mist baut, wird den Rest dieses Schuljahres Filch zur Hand gehen.”
 

In der Klasse brach erst mal Chaos aus, gefolgt von lautstarken Protesten, die auch noch von Draco angeführt wurden.
 

„Ruhe! Das ist nicht meine Idee“, knurrte er missgelaunt. „Und jetzt setzen Sie sich nach den Paaren zusammen, die ich vorgelesen habe und machen Sie sich an die Arbeit!“
 

Ron schluckte schwer, dann sah er auf Harry: “Sorry, Kumpel“, flüsterte er, bevor er ging und sich zu Zaibini gesellte, während Malfoy mit Todesverachtung rüber ging.
 

„Was ist, Potty-Potty! Los, lauf! Die Zutaten!”
 

Ruhig wandte Harry sich um: „Hol du sie doch“, gab er kühl zurück, während er mit einer knappen Bewegung des Zauberstabs die Flamme entzündete. Kurz flackerte vor seinen Augen ein heller Fleck auf. Lange genug, um ihm zu zeigen, wie er sich orientieren musste.
 

Draco knurrte nur, doch als er den Blick seines Onkels auffing, der nichts Gutes verhieß, stampfte er los – nur, um auf einmal gepackt zu werden und sein Zauberstab wurde ihm so schnell abgenommen, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah.
 

„Was...? Du... DU...!“
 

Doch da wurde ihm auch noch der Mund zugehalten. Oh, das würde Rache geben! Schreckliche Rache!
 

Ron hatte den Anderen gepackt und starrte ihn eisig an: „Hör gut zu, du Frettchen! Ich weiß, dass du Harry hasst. Aber wenn du ihm auch nur ein Härchen krümmst, schwöre ich dir, dass ich dich umbringen werde“, zischte er. „Es geht ihm so schon schlecht genug! Da musst du ihm das Leben nicht noch schwerer machen! Habe ich mich klar ausgedrückt?!“
 

Draco hob überrascht die Augenbraue, doch dann nickte er. Schon allein um die Hand loszuwerden und da war noch die kleine Sache, dass der Andere seinen Zauberstab hatte. Peinlich! Wirklich peinlich! Nach einigen Sekunden, die sie sich nur gegenseitig angefunkelt hatten, zischte Draco schließlich: „Ich hab nicht vor, mir meine eigene Note zu versauen, nur weil Potty-Potty unfähig ist, du Wiesel!“
 

Ron ließ den Blonden los und warf ihm den Zauberstab zu: „Lass es dir eine Warnung sein, Frettchen“, meinte er nur kühl. „Ich hab dich einmal überrumpelt und ich schaffe es auch wieder. Eine einzige Handlung gegen Harry und du wirst dir wünschen, dass du nur ein ‚bisschen’ verhext wärest!“
 

„Gibt es hier ein Problem?“, fragte eine eisige Stimme in dem Moment im Hintergrund.
 

„Nein, Professor“, gab Draco ruhig zurück. „Das Wiesel kann nur nicht laufen, ohne hinzufallen.“
 

Severus runzelte genervt die Stirn. „Stehen Sie hier nicht so rum!“ Mit den Worten trat er zum Pult zurück. Die meisten hatten ihre Zutaten bereits vor sich, nur Potter nicht. Am liebsten hätte er den Bengel angebrüllt, doch das schien in dem Moment wenig Sinn zu machen. Dazu kam, dass er ein seltsames Gefühl hatte. Ein wirklich komisches. Verdammt. Vielleicht hatte er am vergangenen Abend doch zu viel gebechert.
 

Er beobachtete, wie Draco zu seinem Platz zurückkehrte und Potter die Sachen in die Hand schob. Dabei berührte Draco kurz die Hand des Anderen, sah dann überrascht auf. Warum zuckte Potter zusammen und noch viel wichtiger, warum zum Henker glühte der Dummkopf.

Kurz blickte Draco zu Ron. Steckte doch was hinter dem Tobsuchtsanfall des Rothaarigen? Wenn ja, würde er das schon rausfinden....
 

Harry wusste nicht, wie er diese Stunde überlebt hatte, aber irgendwie war es gegangen und Dracos und sein Trank war noch nicht mal die schlimmste Katastrophe gewesen. Malfoy hatte nur mit ihm geredet, um Befehle zu geben. Aber was machte das schon? So hatte er die Stunde überlebt und sich auch nur einmal in den Finger geschnitten. Dank der Tatsache, dass er bei Petunia kochen musste. Er hatte es schnell gelernt. Außerdem half es, dass niemand von Slytherin mehr versuchte, den Trank zu ruinieren.
 

Dabei war Harry sich ziemlich sicher, dass das eine weitere Strafaktion von Dumbles gewesen war, um ihn klein zu bekommen. Als würde ihm so was etwas ausmachen. Slytherins waren nicht, wie dieser Mann bösartig. Lieber Malfoy als Dumbledore. Gut, dass der ihn dieses Jahr ohnehin nicht Quiddich spielen lassen wollte. Sonst wäre er wirklich in die Bredouille gekommen. Wie hätte er erklären sollen, dass er den Ball schlicht nicht mehr sehen konnte...?
 


 

„Ron?“
 

Der Rotschopf wandte sich um. „Was gibt es, Nev?“
 

„Was ist mit Harry los?“
 

„Was genau meinst du?“, fragte er vorsichtig.
 

Neville zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihn heute gesehen. Im Gang, vor dem Abendessen, bei dem er schon wieder nicht war. Er hat geschwankt und auch, wenn er nicht so danach aussieht, ich hab das Gefühl, es geht ihm nicht gut. Ist es wegen Hermine?“, fragte er dann. „Nimmt ihn das so mit?“
 

Ron seufzte, während er das Material, dass Neville ihm bisher zusammengetragen hatte, an sich nahm. „Das ist... komplizierter“, gab er leise zurück. „Viel komplizierter, schwerer. Ich... darf nichts sagen, aber ich kann dir sagen, dass es schlimm ist. Und Harry isst, aber er lässt sich heimlich von Dobby einige Sachen bringen. Er will nicht in der Halle sitzen.“
 

Neville runzelte die Stirn. Er wurde aus den beiden nicht schlau und aus einigen anderen Dingen. Malfoy war Harry eine ganze Weile wie ein Schatten gefolgt und angeblich hatte Snape ihm noch nicht mal Punkte abgezogen. Oh, außerdem hatte Harry sich in den letzten Tagen nicht einmal darüber beschwert, dass er nicht Quiddich spielen durfte, obwohl das Ministerium den Bann aufgehoben hatte. Immerhin hatte sich rausgestellt, dass Harry die Wahrheit gesagt hatte.
 

Ron lächelte Neville fast schon entschuldigend an. „Ich hoffe, es wird sich klären“, gab er leise zurück.
 

Neville sah den Anderen eine Weile lang an: “Warum gehst du nicht zu einem Erwachsenen?“, fragte er. „Es sieht für mich nicht so aus, als könntest du das auf Dauer allein schaffen. Ich will dir ja nichts sagen, aber...“
 

Ron schüttelte traurig den Kopf: „Ich.. .musste ihm versprechen, niemandem was zu sagen und ganz ehrlich – wem sollte ich was sagen? Dumbledore? Der ist doch Schuld an der ganzen Misere! McGonagall?! Sicher nicht! Sie hat bisher auch immer die Augen verschlossen! Hagrid? Er ist ein guter Mensch, aber... keine Stütze....“
 

„Snape?“
 

„Was?!“
 

Neville zuckte mit den Schultern. „Nun, Snape war nie nett zu euch oder zu mir. Ich weiß, aber er war immer für euch, vor allem für Harry, da, auch wenn er ihn angeblich nicht mag. Er hat ihm jedes Mal geholfen und er behandelt ihn wie einen normalen Menschen.“
 

„Also...“, Ron schloss die Augen. „So gesehen...“, er dachte nach. Es stimmte, Snape hatte im ersten Jahr versucht, Harry vor dem Sturz vom Besen zu bewahren, im zweiten hatte er es versucht, im Dritten hatte er sich gegen einen Werwolf und einen angeblichen Schwerverbrecher gestellt. „Ich...er hat geholfen. Er hat es versucht, aber...Ich weiß es nicht.“
 

Neville blickte Ron an. „Versprich mir einfach, dass du zu ihm gehst, wenn du gar nicht mehr klar kommst.“
 

Ron nickte. Er hatte sich selbst schon überlegt, wen er mal um Hilfe bitten könnte und vielleicht war Snape nicht die schlechteste Wahl. „Ich verspreche es und jetzt.. muss ich zu Harry.“
 

Neville nickte und sah dem Rotschopf hinterher bevor er aufstand, um sich mit Luna zu treffen.
 

Ron dagegen trat in sein und Harrys Zimmer. Der Andere saß auf dem Boden und hatte einen Zauber benutzt, um sich den Inhalt des Buches vor sich vorlesen zu lassen, statt selbst zu lesen. Er hatte also schon wieder Kopfweh. Seit er hergekommen war wohl. „Das mit deinem Kopf nimmt Überhand“, meinte er leise. „Ich denke, du solltest...“
 

Harry sah kurz auf, dann schloss er die Augen wieder. Sie waren ohnehin zu nichts mehr nütze. „Schon gut“, meinte er. „Ich hab nichts. Ich finde es nur ganz angenehm, es mir vorlesen zu lassen.“
 

Ron hob eine Augenbraue, dann nickte er: „Na, wenn du meinst. Hör mal, Nev hat mir einige Sachen zum Thema Elfen zurecht gelegt.“
 

„Was? Du...!“
 

„Er denkt, ich wäre in eine verliebt“, beschwichtigte er sofort. „Ich hab nichts verraten, das solltest du doch wissen!“
 

Sofort wurde Harry wieder ruhiger. „Tut... tut mir leid, ich...“
 

„Schon gut. Willst du was hören?“, fragte er dann.
 

„Ich will nicht, aber es wäre wohl besser, oder?“
 

„Ja, immerhin betrifft es dich. Was weißt du?“
 

„Dass ich spitze Ohren und lange Haare mit bunten Strähnen kassiert habe?“, bot er an.

„Ähh... das ist nicht dein Ernst, oder?!“
 

„Was sollte es sonst sein?“
 

„Du... du weißt sonst gar nichts?!“
 

„Na ja, dass ich offensichtlich kein Fleisch mehr mag...“
 

„Oh Harry...“
 

Der Grünäugige zuckte mit den Schultern: „Wer hätte es mir denn sagen können`“
 

„Schon gut, fangen wir am Anfang an.“
 

„Immer gut.“
 

„Elfen sind ein sehr respektiertes und bewundertes Volk, das eigentlich sehr zurückgezogen lebt“, setzte er vorsichtig an.
 

„Und die Potters waren keine, nicht wahr?“, fragte Harry leise.
 

Ron schüttelte den Kopf. „Nein, nein, im Gegenteil. Es heißt, die Potterlinie wäre von Merlin gegründet und hätte auch Godric Gryffindor hervorgebracht!“
 

„Aber meine Mutter war keine und mein Dad auch nicht!“
 

„Magisches Erbe bricht nicht immer durch. Es überspringt manchmal Generationen. Aber du bist irgendwie zum Elf geworden und nicht mal zum Halbelf. Und...das kann nur eines bedeuten.“
 

„Was kommt jetzt?“, fragte Harry nur leise, während er versuchte, den Schmerz wieder in den Hintergrund zu verbannen.
 

„Dass... dass du einen magischen Gefährten haben musst.“
 

„Ich... was?!“
 

„Elfen... sind alte Wesen. Sie haben Ähnlichkeiten mit Veela und Vampiren. Sie... verbringen ihre Zeit damit, ihren Gefährten zu suchen, ihre zweite Hälfte.“ Ron schloss verträumt die Augen. „Das muss was Tolles sein.“
 

Harry wollte den Mund aufmachen, doch er ließ es. Das hielt er für absoluten Schwachsinn. Vollkommen unmöglich. Niemand wollte ihn, das hatte man ihm oft genug deutlich gemacht. Warum sollte es sich ändern, nur weil seine Ohren spitzer geworden waren?
 

Ron runzelte die Stirn, beschloss aber dann fortzufahren. „Elfen finden ihre Gefährten, indem sie dem Zug folgen. Eine Person, die sie schon immer gemocht haben, die sie anzieht und auf die sie eigentlich immer geachtet und der sie vertraut haben. Eine Berührung dieser Person würde ein Schaudern, ein wohliges Schaudern auslösen.“
 

„Ah“, gab Harry nur desinteressiert zurück. Das war ein Punkt, den er für absolut nichtig hielt. „Und jetzt zu den wichtigen Dingen, Ron. Bitte.“
 

Sekundenlang japste der Rotschopf nach Luft und erst die Erinnerung daran, dass Harry unter Muggeln und dazu noch unter Ekeln aufgewachsen war, hielt ihn davon ab, den Jungen anzuschreien. Wusste Harry nicht, wie wichtig dieser Gefährte für ihn sein würde? Und dass der ihm würde helfen können? Selbst wenn Harry nicht volljährig war, würde die Vormundschaft an die andere Person fallen, weg von den Dursleys und Dumbledore. Ein Gefährte wollte seine zweite Hälfte schließlich prinzipiell nur schützen! Er hätte endlich eine Sicherheit, die er immer gewollt hatte! Doch allein aufgrund des Gesichtsausdrucks wusste Ron, dass er nicht weiter zu reden brauchte. Nicht jetzt, aber später. „Was willst du noch wissen?“
 

„Hat... sich was Wichtiges geändert?“, fragte Harry nur. „Hab ich... Fähigkeiten, hinter denen der Alte her sein könnte oder sonst was?“
 

Rasch blätterte Ron nach und nickte dann. „Ja, allerdings. Elfen sind erdverbunden und damit geborene Elementare, so gesehen. Das heißt, oft beherrschen sie zum Beispiel ein Element oder so. Sonst... ist das sehr unterschiedlich, fürchte ich.“
 

„Also kannst du mir nichts Genaues sagen...“
 

Ron zuckte hilflos mit den Schultern: „Tut mir leid...“
 

Harry zuckte mit den Schultern: “Du kannst nichts... dafür.“
 

„Alles in Ordnung?“
 

„Nichts Schlimmes.“
 

„Dein Rücken?“
 

„Das wird schon wieder“, beschwichtigte Harry den Anderen. „Du hast ihn gerade frisch eingecremt.“
 

Ron verkniff sich den Kommentar, dass er das dumpfe Gefühl hatte, dass es schlimmer geworden war. Doch so war es, denn auch das Fieber schien gestiegen zu sein. Vielleicht war Snape nicht die schlechteste Wahl...
 

„Ron, ich lege mich hin“, meinte Harry dann leise. „Ich bin müde.“
 

„Es ist nicht mal neun, Harry.“
 

Der Andere zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab nachher eh wieder schlechte Träume“, gab er nur zurück. „Dann wache ich wieder auf.“
 

Ron seufzte nur. Es war sinnlos weiter zu diskutieren. Stattdessen nickte er: „Ja, schlaf, vielleicht geht dann endlich das Fieber runter. Ich lass dir Nevilles Aufzeichnungen da. Vielleicht magst du sie dir ja später noch mal ankucken.“
 

Harry nahm seine Sachen und verschwand ins Bad. Erst da ließ er seine magische Rüstung fallen und starrte in den Spiegel. Er sah schrecklich aus. Seine Wangen waren eingefallen und doch irgendwie geschwollen. Dazu musste er nicht sehen können, das wusste er. Seine Haare fühlten sich fettig und nass an, obwohl er sie mindestens einmal am Tag wusch. Und er selbst konnte den abstoßenden Geruch wahrnehmen, den er sonst immer mit Zaubern und anderen Dingen verdeckte. Eiter und was wusste er noch.
 

Früher hatten sie Snape mal als schmierig bezeichnet aber er war schlimmer. Wer wollte schon so jemanden? Gefährten? Jeder würde verdammt noch mal vor ihm zurückschrecken und das Weite suchen! Was war er schon? Ein verdammter Krüppel! Ron hatte gut Reden, er hatte sich toll entwickelt, Ron war groß und durchaus ein Mädchenschwarm und auch einige Jungs waren ihm nicht abgeneigt und er? Er war klein, dürr und knochig. Ron redete von jemandem, der ihn lieben würde. Er machte sich keine Illusionen mehr.
 

Schnell stieg Harry unter das warme Wasser und machte sich schnell fertig, bevor er sich in sein Bett verkroch. Er hatte aber auch nur Unglück...

Hilfe

Es war eine verdammt lange Woche gewesen, stellte Severus fest, als er sich endlich, um etwa halb neun, in seinen Sessel am Kamin fallen lassen konnte. Eigentlich hatte er über das Wochenende gar nicht hier sein wollen, doch dummerweise war Luc etwas dazwischen gekommen, so dass sie ihr Wochenende verschieben mussten, auch, wenn sie es nicht wollten.

Nicht zu vergessen, dass da ein Geruch war, der dafür sorgte, dass sich ihm alle Haare sträubten. Er wusste nicht, woher er kam. Nur, dass er dringend etwas gegen die Überdeckung mit Eiter machten wollte, um es so zu riechen, wie es zu sein hatte. Das war ein eindeutiges Zeichen, doch das half nichts, wenn er nicht wusste, um wen es sich handelte.
 

Ein Klopfen riss ihn aus diesen Gedanken. „Was?“, fragte er entnervt.
 

„Nur ich, Onkel...“
 

Severus seufzte und bedeckte kurz mit einer Hand die Augen. „Was gibt es?“, fragte er dann ganz ruhig.
 

„Onkel Sev, ich wollte mit dir über Potter reden.“
 

„Über... wen bitte?!“, fragte Severus verdattert. Er musste hastig nach dem Glas greifen, um es nicht fallen zu lassen. Potter? Was zum Henker bedeutete das?
 

„Über Potter, Onkel.“
 

„Was zum Henker hast du mit ihm zu schaffen? Hat er dir was getan oder wie?“
 

„Was? Nein, sicher nicht. Dazu wäre er wohl kaum mehr in der Lage.“
 

„Bisher hat er es noch jedes Mal geschafft“, erinnerte Severus den Blonden nur. „Egal, wie mickrig er von außen wirkt.“
 

„Sev, ich denke, er ist krank.“
 

„Was?!“, die Gedanken des Tränkemeisters rasten. Eigentlich konnte er sich das gar nicht vorstellen. „Wenn er krank wäre, würde er sich bei Poppy befinden.“
 

„Er... er ist heiß. Sev, ich stehe drei Mal die Woche neben ihm und er ist heiß. Er hat Fieber, auch, wenn er nicht danach aussieht, aber ich denke, er benutzt Zauber, um es zu verstecken und ich hab ihn bei keinem, bei gar keinem Essen mehr gesehen. Ich weiß von Dobby, dass der ihm immer was bringt. Aber er scheint kaum zu essen und außerdem sagten die anderen Hauselfen, dass seine Uniformhemden angeblich Spuren von einem Reinigungszauber haben und manchmal noch Reste von Blut zu sehen wären! Ich weiß nicht, warum er nicht da ist, also auf der Krankenstation, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er genau da hingehören würde!“
 

Severus sah auf. „Bist du dir sicher?“
 

„Ich wäre nicht hier, wenn ich es nicht wäre. Ich meine, Potter hat letztes Jahr wirklich viel mitgemacht und ich wollte mich einfach zurückhalten. Aber inzwischen mach ich mir Sorgen und Weasley ist auch ständig erschöpft. Und... da ist noch was.“
 

„Was?“, fragte Severus. Er verstand nicht, warum, aber er hatte mit dem Bedürfnis zu kämpfen, sich den Bengel zu krallen und ihn zu Poppy zu schleifen.
 

„Ich... ich denke, dass er kaum noch was sieht“, meinte Draco dann. „Immer soll ich die Trankzutaten holen und mehr als einmal hab ich gesehen, wie er Sachen abgetastet hat, bevor er sie geschnitten hat und er ist immer nur mit Ron unterwegs. Und wenn nicht, schleicht er immer nur an den Wänden entlang!“
 

Severus hob die Augenbraue. Er dachte nach, während er an seinem Kelch nippte. Ja, Potter hatte sich in der einen Woche, die er wieder in der Schule war, anders verhalten. Das ließ sich schlecht leugnen. Er hatte ihn nicht einmal außerhalb der Sperrstunde draußen erwischt und auch im Unterricht hatte der Bengel ihm keine Probleme gemacht. Er war richtig erträglich geworden, solang er ihn nur aus der Ferne sehen musste.
 

„Was interessiert es dich?“, fragte er schließlich.
 

Draco zuckte mit den Schultern. „Es war Spaß, sich mit Potter zu messen“, gab er dann zu. „Sich mit ihm zu streiten. Aber seit Neuestem schluckt er nur noch alles. Aber da war noch was.. in der ersten Tränkestunde.“
 

„Ich bin ganz Ohr.“
 

Draco atmete tief durch und berichtete dem Anderen von Weasleys seltsamen Verhalten, der Drohung und der Tatsache, dass beide Jungs offensichtlich nichts mehr mit Miss Neunmalklug zu tun haben wollten.
 

Was Severus noch weitere Falten auf die Stirn zauberte. So, wie die Tatsache, dass Draco das alles bemerkt hatte, wo er Potter doch eigentlich nicht ausstehen konnte. Nur – wenn Weasley Bescheid wusste, was war dann der Grund dafür, dass er den dummen Bengel nicht an den Haaren zu Poppy schleifte? Obwohl...
 

Kurz schloss Severus die Augen. Er hatte erst am Vortag eine Sitzung mit dem Direktor gehabt, wo der sich über Potter ausgelassen hatte, dass der Bengel unerträglich würde, dass er sich vielleicht geirrt haben musste und Longbottom Tom vernichten könne. Er hätte fast laut aufgelacht. Aber was, wenn es zusammenhing? Was Poppy wusste, wusste auch Dumbledore, das war unvermeidbar. Was, wenn der Junge etwas hatte, an etwas litt, dass der Alte nicht erfahren durfte?!
 

„Weißt du, ob Weasley sich an den Trankzutaten bedient?“, fragte er dann. „Ob er mehr nimmt, als er soll oder andere Sachen?“
 

Draco nickte. „Tut er, vor allem Flubberwürmer und so was.“
 

„Zutaten für schmerstillende und heilende Tränke“, stellte er fest. Ja, hinter der Sache schien mehr zu stecken, als er anfangs gedacht hätte. Was, wenn Potter endlich gemerkt hatte, dass beide Seiten dieses lächerlichen Krieges einfach nur auf Macht und Geld aus waren? Natürlich würde das dazu führen, dass er verzweifelt versuchen würde, sich von beiden Parteien fern zu halten.
 

Draco nickte und sah den Geliebten seines Vaters lange an. Er mochte Sev lieber, als seine eigene Mutter. Na ja, was auch immer Mutter bedeuten mochte. Die Frau hatte ihn geboren, mehr aber auch nicht. „Was wirst du tun?“
 

„Morgen früh die Fette Lady schocken, indem ich in Gryffindor auftauche, vielleicht“, meinte er nur. „Oder sonst etwas. Aber ja, ich werde ein Auge auf Potter haben – mal wieder. Zufrieden?“
 

„Danke, Onkel Sev.“
 

Der Dunkelhaarige lächelte nur etwas und strich durch Dracos Haare. „Schon gut, Kleiner“, meinte er nur. „Mach dass du verschwindest und überlass mich meinem Suff.“
 

„Erstens, ich bin nicht klein und zweitens, du kannst gar nicht besoffen werden“, stellte der Blonde trocken fest, doch dann umarmte er den Anderen und verschwand, ließ einen nachdenklichen Tränkemeister zurück.
 

Severus strich am Rande seines Kelches entlang. Draco hatte ihn nachdenklich gemacht, mehr, als er gedacht hätte. Was, wenn es stimmte? Wenn Potter wirklich krank war? Angeblich war Potter der Einzige, der Voldemort Einhalt gebieten konnte und vermutlich auch Dumbledore. Das war dem Jungen und der magischen Gemeinschaft sechzehn Jahre lang eingeredet worden, mit großem Erfolg. Aber für diese Erwartungen schien das magische Potential des Jungen zu... normal, kaum über einem Durchschnittswert. Das hatte der Grünäugige oft genug bewiesen.
 

Nun, beschloss er, er würde den Jungen weiter im Auge behalten und vielleicht am nächsten Abend, so der Junge nicht zum Essen kam, bei ihm vorbei sehen. Ja, das war gut, so konnte er es machen. Und dabei konnte er sich gleich Weasley krallen und ihm Strafarbeiten bis zum Ende des Schuljahres geben, für unerträglichen Leichtsinn und Diebstahl.
 


 

Albus starrte wütend auf den kleinen Zettel, den dieses undankbare Stück Dreck ihm hatte zustellen lassen. Von einer Schuleule, da seine Weiße ja tot war. Oh ja, er wusste Bescheid. Er wusste alles, er hatte diese Dinge schließlich als Erziehungsmaßnahmen angeordnet. Doch er war sauer, dass sie nicht gefruchtet hatten, statt den Bengel zu brechen, schienen sie ihn gestärkt zu haben!
 

Dabei hatte er Potter den Held sein lassen, eine Position, die eigentlich nur ihm zukam! Er hatte die Verehrung nicht unterbunden. Nein, er hatte dem Jungen das geben wollen, um ihn unter Druck zu setzen, auch weiter zu kämpfen und als der Bengel gegen Ende des vierten Jahres angefangen hatte, zickig zu werden, hatte er ihn im fünften bestraft. Mit dem Tod des einzigen Menschen, der ihn hatte beschützen können und dem Brief, der den Dursleys das auch mitgeteilt hatte.
 

Sie hatten sich vorbildlich verhalten. Potter war wieder in den Schrank gewandert und hatte Sklavenarbeit verrichten müssen, ohne viel zu Essen zu bekommen. Und immer noch nicht kam er zurückgekrochen! Im Gegenteil! Da hatte dieser dreiste, schmierige kleine Kerl den Nerv, ihm zu sagen, dass nichts ihn dazu bekommen würde, in sein Büro zu kommen, um sich weiter unter Drogen setzen zu lassen. Er wisse, dass seine Zitronenbonbons und sein Tee alles, nur nicht harmlos wären! Er schäumte, warf den Zettel in den Kamin.
 

Aber bitte, Potter hatte gewählt. Dann würde er den Bengel eben ganz loswerden!
 

Longbottom würde sicher mehr als dankbar sein, wenn er an Potters Stelle zum Held werden würde! Der Bengel lechzte ja nach etwas Aufmerksamkeit! Gut, er hatte keine großen, magischen Talente, aber das ließ sich verstecken. Solche Dinge konnte man ausgleichen und Potters Magie hatte er ja auch zum großen Teil gebunden. Der Bengel besaß noch gerade genug, damit er funktionierte.
 

Dumbledore lächelte eisig, ging zu einem Schrank und holte eine Phiole hervor, die eine glasige Flüssigkgeit enthielt. Ein Hauself würde sie dem Bengel unterjubeln und ihn so zu einem Squib machen! Ja, das war genial! Und dann konnten die Dursleys verfahren, wie es ihnen gerade beliebte. Potter würde das ohne seine schützende Hand nicht lange überleben und er wäre ein Problem los. Außerdem würde an ihn als Vormund das gesamte Pottervermögen fallen, da der Bengel eh kein Testament hatte und er dafür gesorgt hatte, dass er auch nicht vor dem neunzehnten Lebensjahr als mündig erklärt werden würde. Nicht, solang er das eigentliche Testament von Black und seinen Eltern von ihm fern halten konnte, was aber ein Kinderspiel war, dank der Dummheit des Bastards.
 

Potter war zu dumm, um sich für solche Dinge zu interessieren. Darum hatte er seiner Enkelin auch erlaubt, aufzuhören Freundschaft spielen zu müssen, es war schlicht unnötig. Hermine sollte sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, um einmal seinen Platz einnehmen zu können, statt sich mit solchen Versagern herumschlagen zu müssen! Sie war eine Nachkommin Merlins, so, wie er selbst. Sie würde sicher nicht als Gebärmaschine für einen rothaarigen Weasley dienen!
 

Oh nein, so wenig, wie er von seinem Squibsohn, der Schande seiner Familie erwartete, so viel erwartete er von seiner hochbegabten Enkelin. Oh ja, sie war sein Trumpf im Ärmel.
 

Mit diesem Gedanken wandte er sich wieder Potter zu. Ja, die Lösung war gut, er würde den verbliebenen Rest von dessen Magie einfach bannen und dann weiter sehen. Gut, dass die Potters kein magisches Blut mehr in sich trugen, sonst wäre es schwerer geworden. Hätten sie immer noch Elfengene, würden die Banne sich schon in den Ferien gelöst haben und der Bengel wäre entschieden zu mächtig geworden.
 

Nicht auszudenken, wenn er einen Gefährten finden würde, der ihn verteidigen konnte und die Vormundschaft bekäme! Aber das war ja nicht der Fall. Er hatte Snape das Blut des Bengels überprüfen lassen, bevor er ihn zu den Dursleys gebracht hatte. Keine Spur magischen Blutes...
 


 

„Harry?“, fragte Ron besorgt. „Harry? Komm schon, es ist Zehn! Du kannst doch gar nicht... Harry!“ Nein, der Grünäugige bewegte sich nicht. Seine Atmung schien seltsam flach und angestrengt. Und er glühte noch mehr, als die ersten Tage. Da war gar nichts besser geworden, stellte Ron panisch fest und er wusste, er war der Sache nicht mehr gewachsen. Er brauchte jemanden, der ihm half, er war kein Heiler oder sonst was!
 

„Ich bin so tot“, murmelte er, als er schließlich aufstand und loslief, aus dem leeren Turm heraus. Es war Samstag und die, die nicht noch schliefen, waren draußen, um die letzten angenehmen Tage zu genießen oder in der Bücherei, um zu lernen. Vorteil: Niemand würde merken, WEN er gleich hierher holen würde...
 

Ron wünschte, er könnte Harry irgendwo hin bringen, wo niemand ihn würde finden können. Irgendwo hin, wo der von dem ganzen Theater um den Krieg und seine Person Ruhe finden könnte. Aber er war nicht dumm, er wusste, das war so gut wie unmöglich, so, wie Harry im Moment beieinander war und so, wie er überwacht wurde. Das Bild in ihrem Schlafzimmer nervte inzwischen auch Ron und er deckte es jeden Tag aufs Neue zu.
 

Er lief schnell und doch kam ihm der Weg unendlich lang vor. Ausgerechnet Snape musste er um etwas bitten, ausgerechnet den! Aber er hatte keine Wahl, das wusste er. Poppy stand außer Frage, der Alte... schien es zu genießen, seinen besten Freund leiden zu sehen. Er war es ja auch gewesen, der ihn im vierten Schuljahr so gegen Harry aufgehetzt hatte! Etwas, für das er sich am liebsten inzwischen selbst schlagen würde.
 

Er merkte nicht, wie Draco ihm neugierig und überrascht in die Kerker folgte. Erst, als Ron vor der Tränkeklassenzimmertür stehen blieb, machte er sich bemerkbar. „Es ist Wochenende, Wiesel“, stellte er fest. „Was bitte macht dich Glauben, dass ein Lehrer, wenn er frei hat, Zeit hier verbringen würde?“
 

Ron schrak zusammen und starrte auf den Blonden: „Was willst du, Frettchen?“, schoss er zurück. „Ich hab so schon genug Probleme!“
 

„Professor Snape ist auf seinen Quartieren“, erklärte Draco ruhig. „Einen Gang weiter und rechts runter, das Gemälde vom griechischen Götterolymp.“
 

Ron starrte den Anderen an: „Warum hilfst du mir? Warum bist du so... nett?!“
 

Draco zuckte mit den Schultern. „Im Gegensatz zum Rest der Schule bin ich nicht blind, Wiesel“ gab er zurück. „Es muss um Potter gehen, das heißt, es geht ihm noch schlechter, als gestern. Was? Noch mal: Ich bin nicht blind! Ich habe ihn schwanken sehen und ich arbeite neben ihm. Ich hab das Fieber bemerkt. Wenn ausgerechnet DU freiwillig zu Snape gehst, kann das nur heißen, dass du endlich eingesehen hast, dass du vermutlich Hilfe brauchst.“
 

Ron war baff, vollkommen. So sehr, dass er sich von dem Anderen mitzerren ließ bis hin zu besagtem Bild, wo Draco klopfte und als ein scharfes ‚Was’ ertönte, ihn in den dahinter liegenden Raum stieß. „Nun, Wiesel, raus damit, was hat Potter dieses Mal getan?“, fragte er dann.
 

Severus starrte die beiden Schüler an, doch dann hörte er Dracos Frage und stockte. An der Geschichte des Blonden schien wirklich so einiges dran gewesen zu sein, dabei hatte er den gesamten Morgen damit zugebracht, sich mehr oder minder erfolgreich einzureden, dass das sicher nur ein Zufall gewesen war. „Nun, Weasley?“, fragte er äußerlich absolut ruhig.
 

„Nicht.. nicht vor Malfoy!“
 

Draco verdrehte die Augen: „Ich weiß, dass Potter krank ist“, gab er ruhig zurück. „Also stell dich nicht so an!“
 

Ron starrte auf den Blonden, doch da Snape ihn nicht wegschickte, hatte er wohl keine andere Wahl. Aber viel wichtiger: Er hatte sicher auch nicht unbegrenzt Zeit - Das Frettchen konnte er immer noch später bedrohen, da es auch beim ersten Mal geholfen zu haben schien. „Es... es geht ihm immer schlechter“, gab Ron zu. „Sein Fieber ist die Woche über immer stärker geworden. Seine Wunden schließen sich nicht“, gab er zu.
 

„Wunden?“, hakte Severus nach, der nun aufstand und an seinen Schrank ging, ihn öffnete und die vielen kleinen Phiolen darin überblickte.
 

Ron druckste eine Weile herum. „Sir, können Sie nicht bitte einfach mitkommen?“
 

„Warum gehen Sie nicht auf die Krankenstation?“
 

„Harry... er hat mir eigentlich verboten mit irgendwem über ihn zu sprechen. Aber vor allem nicht mit Madame Pomfrey, er hat... Angst vor Dumbledore, der hat ihm das alles eingebrockt...“
 

Severus starrte auf den Jungen, bevor er seinen Schrank inspizierte und eine ganze Reihe Phiolen mitnahm. Dann wandte er sich an Draco: „Geh bitte nach Malfoy Manor. Mein Kamin ist offen. Aber vergiss nicht, ihn dann wieder vom Netz zu nehmen.“
 

„Was?! Warum?“
 

„Weil ich bei der Sache ein schlechtes Gefühl habe. Draco und wenn du nicht zum Gefangenen des Direktors werden willst, empfehle ich dir, einfach nur zu tun, was ich dir sage.“
 

Der Blonde nickte und verschwand, während Severus den Rotschopf packte und ihn mit sich zum Gryffindorturm zerrte. „Nun, Weasley?“, fragte er, während er mit einem allgemein gültigen Lehrerpasswort die Tür zum Turm öffnete und sich zu dem Zimmer der beiden führen ließ. „Ist da noch was, das ich wissen sollte?“
 

Ron nickte nur.
 

„Und was?“, fragte der Tränkemeister genervt.
 

„Harry, er...“
 

„Er was!“
 

„Hat... magisches Blut, er... ist zu einem Elf geworden“, gab Ron zurück, als die Zimmertür sich schloss. Das Gemälde war immer noch abgedeckt und mit Zaubern versiegelt, sicher zum Frust des Alten.
 

Severus’ Augen verengten sich zu Schlitzen, doch dann trat er zu dem Bett mit dem kaum sichtbaren Hügel in der Decke.
 

„Potter!“ knurrte er barsch, doch keine Reaktion. Dafür aber stieg ihm wieder dieser Geruch in die Nase. Nein! Nein, das...das konnte nicht sein! Das musste ein Irrtum sein! Das durfte nicht stimmen! Hastig riss er die Decke herab und starrte auf den schmalen, zitternden Körper. Er musste tief durchatmen, um sich zu beruhigen, bevor er langsam seine Hand ausstreckte und Harrys Haare berührte. Und obwohl sie nicht so aussahen, waren sie nass. Eine magische Rüstung.
 

Doch das spielte keine Rolle. Er spürte das Prickeln an seinem gesamten Körper, es ging sein Rückrad entlang und nur die Tatsache, dass er sich rechtzeitig auf die Lippen biss, verhinderte, dass er etwas Falsches sagte oder tat. Stattdessen konzentrierte er sich, spürte, wie seine auf die Magie des Jungen reagierte und die Zauber einer nach dem anderen verschwanden.
 

Die kurzen, wirren Haare wurden lang und glatt, weiße und blaue Strähnen zogen sich durch sie. Das Gesicht wirkte nun eingefallen und fast schon bedrohlich bleich. Und da war die Tatsache, dass das Oberteil vor Blut und Eiter nur so triefte.
 

„Darf ich erfahren, warum Sie nicht schon eher jemanden um Hilfe gebeten haben?“, fragte Severus tödlich ruhig, während er den viel zu dünnen Körper vorsichtig drehte und Harry einen Trank einflößte, ihn dann zum Schlucken animierte. Er hatte hier kaum die richtigen Dinge, um den Grünäugigen zu behandeln. Er konnte nicht mehr tun, als den Kreislauf zu stabilisieren und er war froh, Draco schon weggeschickt zu haben.
 

Rons Augen weiteten sich entsetzt, als er die linke Hand seines Freundes sah, sie war bläulich violett und mehr als ein Finger stand vollkommen falsch ab. „Ich.. ich.. ich hab nicht gewusst, wie... schlimm es wirklich ist“, druckste er. „Harry, er... er hat es... mir nicht gesagt!“
 

„Er muss von hier weg“, gab Severus leise zurück. Er wusste, er konnte Harry nicht hier lassen. Hier würden ihm schreckliche Dinge geschehen, denn wenn der Direktor schon daran Schuld hatte - was würde dann noch folgen?!
 

„Aber... aber wie?!“
 

Auffällig sanft strich Severus durch die verklebten Haare. „Und du musst auch weg. Dumbledore wird zwei und zwei zusammenzählen und wissen, dass du ihm geholfen hast.“
 

„Aber...!“
 

„Willst du bleiben?!“, fragte Severus kühl. „Hier, wo alle dich anspucken werden? Wenn du überhaupt hier bleiben kannst und sie dich nicht irgendwo anders hinbringen? Nach Azkaban, um ein Beispiel zu nennen?“
 

„Aber wo...?!“
 

„Pack deine und seine Sachen“, befahl Severus ruhig. „Aber nur das Wichtigste. Ich suche einen Weg, um ihn raus zu bringen, ohne, dass jemand ihn sieht.“
 

Ron runzelte die Stirn, ging dann zu Harrys Schrank und holte den Mantel von dessen Vater raus und gab ihn dem Tränkemeister. „Es... ist der Tarnmantel seines Vaters“, erklärte der Rotschopf leise. „Darin wird ihn niemand sehen. Er ist ziemlich klein und sollte immer noch ganz darunter passen.“
 

Überrascht hob Severus die Augenbraue, nahm das wertvolle Stück in Empfang. „Das erklärt so einiges“, stellte er nur fest, während er Harry einen weiteren Trank einflößte.
 

Erst dann stand er auf und zog, zu Rons Entsetzen, seinen Zauberstab: „Expecto Patronum!“

Aus dem Stab schossen silberne Fäden, die sich langsam zu einem wunderschönen Panther zusammenschlossen. Verdattert starrte Ron den Patronus seines Lehrers an. Damit hatte er im Leben nicht gerechnet.
 

Severus hingegen ging vor dem silbrigen Wesen in die Hocke und sah es nur an, während er ihm so seine Botschaft übertrug. Er war Tränkemeister, aber mit dem, was er allein schon an Harry roch, würde er vollkommen überfordert sein. Sein Panther würde Lucius finden und ihn zurück nach Malfoy Manor beordern, mit dem Befehl einen absolut vertraulichen, guten Heiler mitzubringen, der sich mit magischen Wesen auskannte. Er ließ den Anderen auch wissen, dass es um ihren Gefährten ging, dann verschwand das Tier vor seinen Augen.
 

„Sir...?“
 

Severus wandte sich um, immer noch äußerlich ganz ruhig. „Was?“
 

„Ich... hätte alles Wichtige gepackt“, gab er zurück und hielt nicht mehr als einen Koffer, den seinen, und eine Tasche in die Höhe, die aussah, als würde sie gleich auseinander fallen.
 

Severus nickte nur und wickelte Harry vorsichtig in den Umhang ein, hob ihn dann hoch und deutete Ron voraus zu gehen, wenig überrascht, dass der eine Art Geheimgang öffnete, der sie drei erstmal bis nahe zur Halle brachte, wo der Rotschopf einen weiteren Hebel betätigte, der einen Pfeiler zur Seite zu bewegen schien. Dann entfaltete er ein leeres Blatt und schien konzentriert darauf zu starren, bevor er weiter ging und wenigstens ein Mal schien er zu wissen, was er tat, denn sie kamen, ohne gesehen zu werden, nach draußen, wo der Tränkemeister äußerlich ruhig in Richtung Hogsmaede lief.
 

Innerlich war er aufgewühlt, wie noch nie. Er trug den wirklich sterbenskranken Jungen eng an sich gedrückt, wie um sich zu vergewissern, dass er noch da war, denn vom Gewicht her merkte man es kaum. Oh, er würde Rache nehmen, schreckliche Rache!

Behandlung

Lucius starrte gelangweilt in sein Glas, während seine andere Hand mit seinem Stab spielte und den Schlangenkopf nachfuhr. Toll, er hasste diese Art Party, doch sie war auch unendlich wichtig, um seine politischen Bindungen weiter zu festigen und seinen Einfluss zu sichern. Darum auch die große Spende dieses Abends.
 

Und nun wurde er von der Frau eines Wizgamontmitgliedes zugeschwallt, die sich offensichtlich Hoffnungen machte, ihm ihre älteste Tochter anzudichten, nun da bekannt geworden war, dass er bereits seit zwei Jahren endgültig von Narcissa geschieden war. Er würde nicht mehr lang bleiben und konnte dann vielleicht wenigstens noch einen Tag mit seinem Geliebten verbringen, hoffte er. Er wollte wenigstens noch etwas von dem Wochenende haben, obwohl – wie er sein Glück kannte, würden sie noch mindestens eine Todesserversammlung haben.
 

Dabei hatte er doch eigentlich vorgehabt, diesen Verein zu verlassen, aber das ließ Voldemort natürlich nicht zu. Er brauchte seinen Einfluss und ganz ehrlich – wenigstens war das Schlangengesicht offen irre und nicht ein geheimer Speichellecker wie Dumbledore. Und für eine Seite musste man sich ja entschieden. Nun, das würde sich noch zeigen.
 

„... war eine der Besten ihres...!“
 

Dann sah er es, das Leuchten, die vertrauten Bewegungen des Patronus, der auf ihn zukam, den sonst aber niemand kannte. Warum ging Sev nur so ein Risiko ein? Er wusste, es musste wichtig sein, wenn er das Risiko einging! Ohne ein Wort der Erklärung stand er auf und ging in ein leeres Zimmer, dicht gefolgt von dem Patronus, neben dem er nun kniete. Dieser sandte einen dünnen, silbernen Faden aus, der auf seine Stirn prallte und das was er erfuhr, ließ ihn erbleichen. Ohne sich auch nur zu verabschieden, disapparierte er zurück in sein Manor, dem Gastgeber kaum ein Wort der Erklärung dalassend.
 

„Dad!“
 

„Draco, was... was tun Sie hier, Weasley?“, fragte er dann, während er hastig seinen Umhang abstreifte, den eine Hauselfe, zusammen mit dem Zylinder, in Empfang nahm.
 

„Ich soll dir sagen, dass Onkel Sev in eurem Schlafzimmer auf dich wartet“, gab er zurück. „Er wird dir alles erklären und... wo ist der Heiler?“
 

Rasch rief Lucius seinen eigenen Patronus und schickte ihn zu dem Heiler der Familie: “Bring ihn nach oben, wenn er kommt“, gab er knapp zurück und stürmte los, direkt weiter in ihr Schlafzimmer, wo er die Tür aufriss. Da stand Sev, noch in seiner Lehrrobe und beugte sich über das Bett, vor dem ein blutiger Klumpen lag, der wohl mal ein Oberteil oder so gewesen sein musste.
 

Und auch er roch es, diesen angenehmen, aber überdeckten Geruch. Hastig trat er näher.
 

„Sev?“
 

Der Tränkemeister wandte sich um und gab dann langsam den Blick auf die andere Gestalt frei. Sie war kaum über einem Meter siebzig, wenn überhaupt, knochendürr und der Rücken... war kaum zu erkennen. „Was...!?“
 

„Ich habe keine Ahnung“, gab Severus zurück. „Und auch Weasley will von alledem nichts gewusst haben. Nicht alles auf jeden Fall“, korrigierte er sich dann. „Harry muss behauptet haben, dass es nicht so schlimm ist. Er glüht, Luc, sein Herz wird schwächer und ich kann ihm nicht noch mehr Tränke geben. Alle Verletzungen scheinen entzündet zu sein. Er hat eine Blutvergiftung und eine vollkommen zertrümmerte Hand.“
 

„Potter?“, fragte Lucius ungläubig, setzte sich und sah sich das glühende Gesicht des Elf auf seinem Bett an.
 

„Ja...“
 

„Wusstest...?“
 

„Ich hätte es nicht erfahren, hätte Weasley mich nicht panisch geholt, weil er offensichtlich heute morgen gar nicht erst aufgewacht ist. Wo ist der Heiler?!“
 

„Auf dem Weg. Draco bringt ihn hoch. Sev, was hat das zu bedeuten, was ist hier los?!“
 

„Offensichtlich hat Potter sich verändert“, gab Severus leise zurück und fuhr fort, das Blut von dessen Rücken zu tupfen, so gut es ging. Er hätte einen Zauber verwenden können, doch er musste sich irgendwie beschäftigen. „Er vertraut Dumbledore nicht und ich weiß nicht, inwiefern, Weasley noch zu geschockt ist, aber offensichtlich trägt er einen großen Teil der Schuld an seinem Zustand.“
 

„Wie das?“
 

„Ich habe keine Ahnung“, gab Severus leise zurück. Dann stockte er, mitten in der Bewegung. Hastig wischte er noch mehr von dem eingetrockneten Blut beiseite, deutete dann auf die entzündeten Wunden: „Sieh dir das hier an!“, fauchte er aufgebraucht. „Sieh es dir ganz genau an!“
 

Lucius beugte sich über den Jungen und stockte. Ungläubig starrte er auf die Wunden und schauderte. „Wie...wie kann man nur?!“
 

„Ich habe keine Ahnung“, gab Severus eisig zurück. „Zum Glück für den Verursacher“, fügte er an. Lucius stellte seinen Stab in die Ecke und streifte sich erst jetzt die Handschuhe ab, setzte sich wieder neben den Jungen und strich über das Gesicht, bevor er eine Schüssel kaltes Wasser beschwor, einen der Lappen nahm und über das Gesicht fuhr. „Warum sind Draco und Weasley hier?“
 

„Irgendein Gemälde wird gesehen haben, wie ich in den Turm bin und wie Weasley mich zu seinem Zimmer gebracht hat“, gab er zurück. „Das heißt, Draco wäre als Geisel eingesetzt worden und was er mit Weasley getan hätte – ich weiß es nicht. Ich mag seine Familie nicht schätzen, aber der Junge hat sich offensichtlich um Harry gekümmert, er hat keine Folter verdient...“
 

Lucius nickte nur und beide Männer waren erleichtert, als es klopfte und der Heiler, ein Mann mittleren Alters, so sah er zumindest aus, eintrat. Er war selbst ein magisches Wesen, aber das sollte man hier nicht zu laut sagen, wenn man seinen Job behalten wollte. Er war Halbveela und der Vertraute der Malfoys. „Sir?“, fragte er ruhig.
 

Sowohl Severus als auch Lucius erhoben sich langsam von ihren Plätzen, gaben so die Sicht auf Harry frei.
 

„Heiler Thurele“, stellte Lucius ruhig fest. „Ihr Patient, beeilen Sie sich.“
 

Der Mann sog die Luft scharf ein, als er den Jungen da liegen sah und starrte die Männer entsetzt an: „Was...?“
 

„Wir haben keine Ahnung“, gab Severus ruhig zurück. „Ich habe ihn vor einer Stunde in diesem Zustand vorgefunden. Ich weiß, dass er schon länger so herumgelaufen sein muss. Sein Herzschlag wird schwächer, das Kreislaufmittel hört auf zu wirken, tun Sie was!“
 

Das ließ der Heiler sich nicht zwei Mal sagen, hastig begann er, eine Reihe von Zaubern zu sprechen, einer ließ den Rest der Kleidung verschwinden, wobei weitere Wunden an den Beinen und ein zertrümmerter Zeh zum Vorschein kamen. Diagnosezauber und ein magisches Protokoll waren das Nächste, bevor der Heiler endlich mit dem eigentlichen Problem anfangen konnte. Er arbeitete über drei Stunden lang konzentriert, immer wieder unterstützt von dem begnadeten Tränkemeister, bis er in einem Sessel zusammensackte.
 

Lucius setzte sich wieder an Harrys Bett, strich dessen Haare aus dem Gesicht, reinigte sie mit einem Zauber. „Nun?“, fragte er leise.
 

„Er ist stabil für den Augenblick“, gab Thurele leise zurück. „Ich habe die Entzündungen eingedämpft, die verabreichten Tränke sollten sie bis morgen ganz verschwinden lassen. Die Blutvergiftung hätte fast das Herz erreicht, aber ich konnte sie eindämmen. Sie wird auch im Laufe der Nacht verschwinden. Für die Knochenbrüche werde ich noch eine Kollegin brauchen, die darauf spezialisiert ist. Sonst wird er seine Hand nicht mehr benutzen können, keine Angst, sie ist zuverlässig“, fügte er schnell an. „Eliza Decanur, eine begnadete Heilerin aus Frankreich, ich habe mit ihr studiert.“
 

Severus’ Faust ballte sich. „Was hat er noch?“, fragte er, weiterhin erstaunlich beherrscht.
 

„Ein paar geprellte und sauber gebrochene Rippen, die im Moment die geringste Gefahr darstellen“, gab der Heiler müde zurück. „Unzählige Schnittverletzungen und Brandwunden. Ich würde sagen, körperliche Misshandlung und es ist nicht das erste Mal, wenn auch das erste Mal so drastisch. Der Junge muss vorher schon ... misshandelt worden sein. Er ist zu klein für sein Alter, die Zauber sagen, er muss sechzehn sein, aber sein Körper ist nicht halb so gesund, wie Dracos. Seine Knochen sind leicht brüchig, da man sie ihm schon früher gebrochen hat und sein Körper sie nur mit Magie gerichtet haben muss. Außerdem ist er stark unterernährt.“
 

Körperliche Misshandlung? Lucius und Severus tauschten entsetzte Blicke. Das war in der magischen Welt eines der schrecklichsten Verbrechen, die man nur begehen konnte. Kinder waren heilig, sie bedeuteten die Zukunft!
 

„Kann ich einen Abzug des Berichts haben?“, fragte Lucius dann ruhig. Angeblich sorgte Dumbledore doch für die Sicherheit seines Goldjungen! Das da zeigte aber ein ganz anderes Bild!
 

Thurele nickte. „Eigentlich müsste der an die Behörden gehen, das wisst ihr.“
 

Severus schüttelte entschieden den Kopf. „Dann würde er im Quibbler abgedruckt werden und das wäre das Letzte, was Harry wollen würde“, gab er leise zurück. „Wie muss er behandelt werden?“
 

Der Heiler sah auf den Jungen auf dem breiten Bett. „Mit äußerster Vorsicht“, gab er ruhig zurück, bevor er sich zusammenriss. „Die Verbände müssen regelmäßig gewechselt werden. Er wird eine Reihe an Tränken brauchen und ich werde eine Weile täglich hier sein“, fügte er an. „Ich habe ihn auch noch nicht ganz untersucht. Ich habe mich heute nur darauf beschränkt, ihn am Leben zu erhalten. Mehr kann ich bis morgen nicht tun, dann werde ich noch einmal einen Diagnosescan machen, ich habe das Gefühl, was ich bisher gefunden habe, war noch nicht alles.“
 

Severus ballte erneut die Fäuste. „Sexuelle Misshandlung?“, fragte er dann ruhig. Besser, es zu wissen, als Harry einmal falsch anzufassen und ihn in einen Schock zu ängstigen.
 

„Nein, das ist so ziemlich das Einzige, was man noch nicht mit ihm gemacht hat“, meinte Thurele nur. „Ich denke, wenn man das getan hätte, hätte er nicht die Kraft zu kämpfen. Aber ich würde dringend empfehlen, etwas gegen diese Monster zumachen! Einem Kind Schimpfwörter in den Rücken und auf die Beine zu schneiden!“
 

Lucius zischte aufgebracht, er hatte sichtlich Mühe, seinen Veela unter Kontrolle zu halten. „Ich habe vor, etwas zu unternehmen“, gab er eisig zurück. „Aber erst, wenn ich weiß, dass er außer Gefahr ist!“
 

Der Heiler nickte. „Gut“, gab er leise zurück, dann sah er auf. „Ich könnte für die erste Woche hier bleiben“, bot er an, „Dann wäre ich in der Nähe, wenn es Probleme gibt. Ich müsste nur kurz den Kamin benutzen, um Eliza zu holen, an die kaputte Hand traue ich mich ohne sie nicht wirklich ran.“
 

Die Miene des Tränkemeisters hellte sich auf: „Die Idee ist hervorragend“, stimmte er zu. „Luc, bring du ihn in den Gästeflügel und sag deinem Sohn, er soll Weasley in einem der Zimmer bei seinem unterbringen. Ich bleibe bei Harry.“
 

Der Blonde war nicht sehr begeistert, doch er nickte und deutete dem Heiler, ihm zu folgen.

Severus hingegen streifte sich die inzwischen blutige Robe ab und setzte sich wieder auf die Matratze, strich über Harrys nun trockene Haare. Schließlich nahm er ein Tuch und wischte ihm über das immer noch heiße Gesicht. Aber es war klar ersichtlich, dass es ihm besser gehen musste. Seine Atmung und sein Herzschlag hatten sich stabilisiert.
 

Er lächelte etwas.
 

Trotz der schrecklichen Umstände war heute etwas Wunderbares geschehen. Schon seit über zehn Jahren hatten Luc und er nach ihrem Partner gesucht, ihrem Submissive, demjenigen, der in der Lage sein würde, sie beide zu beruhigen. Luc, wenn er Amok lief und ihn, wenn er in Blutrausch verfiel. Für so dominante Wesen wie Luc und ihn war eine Person wir Harry unverzichtbar, wenn sie nicht ihren Verstand verlieren wollten. Vorsichtig bettete er den Kopf des Jüngeren auf seinem Schoß, studierte ihn. Seltsam, sich vorzustellen, dass das hier Potter sein sollte. Der Sohn des Mannes, den er einmal wie kaum einen anderen gehasst hatte. Der Junge, den er so lange fast schon gegen seinen Willen geschützt hatte.
 

Er strich erneut mit dem kühlen Lappen über das schmale Gesicht. „Jetzt passiert nichts mehr“, sprach er leise. „Jetzt bist du in Sicherheit...“ Er war froh schon so alt zu sein, wie er war, denn er wollte gar nicht wissen, wie groß sein Gefühlschaos sonst gewesen wäre. Er hatte so schon gewisse Probleme, doch die konnte er verdrängen, um Harry zu helfen.
 


 

„Dad! Dad, was ist denn los?!“
 

Lucius hob nur die Hände: „Ruhe“, befahl er knapp, dann nickte er Thurele zu und deutete auf den Kamin. „Sie soll morgen kommen, je früher, umso besser. Und heute wird es wohl nichts mehr.“
 

Thurele nickte. „Wir haben seinen Körper schon genug Anstrengung unterzogen. Mehr würde er heute nicht mehr verkraften.“
 

„Gut, dann sorgen Sie bitte für den Rest.“ Erst dann wandte er sich seinem Sohn und dem Rotschopf zu. „Und nun zu euch.“
 

Ron sah den Blonden an. Er war immer noch darüber erschüttert, wo sie gelandet waren, aber offensichtlich nahm sich endlich jemand Harrys an. Dafür ertrug er sogar Malfoys. „Wie.. wie geht es ihm?“, fragte er unsicher. „Ist er.. aufgewacht?“
 

Lucius blickte den Rotschopf an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, Harry ist nicht bei Bewusstsein“, gab er ruhig zurück. „Aber er ist stabilisiert. Und der Heiler bleibt auch da. Falls heute noch was passiert. Außerdem zieht er noch einen Spezialisten für Nervenschädigung hinzu, damit wir seine Hand retten können.“
 

„Seine... seine Hand, Sir?“
 

„Wussten Sie das nicht, Mister Weasley?“ fragte der Blonde ruhig.
 

„Ich... Snape, er ... er hatte Harrys magische Rüstung gelöst, da.. da war so viel Blut und da waren so viele Verletzungen, die ich vorher noch nicht gesehen hab“, gab er leise zurück. „Harry hat mir nur ein paar Schnitte auf dem Rücken gezeigt, die ich so gut wie möglich versorgt habe, ich hab es zumindest versucht...“
 

Lucius nickte knapp: „Das wissen wir, sonst hätte Severus Sie sicher nicht hierher gebracht“, gab der Blonde knapp zurück.
 

„Kann... kann ich ihn sehen?“
 

„Morgen oder übermorgen“, gab Lucius ruhig zurück. „Im Moment kümmert sich noch Severus um ihn.“
 

„Warum?“
 

„Warum was?“
 

„Warum versorgen Sie ihn?“, fragte Ron verständnislos. „Snape versteh ich noch. Er mag Harry nicht, aber er hat schon immer versucht, ihn zu schützen, aber Sie...!“
 

„Das... erklären wir später“, gab Lucius ruhig zurück. „Nur so viel - er und Sie sind hier sicher. Harry wird gut versorgt werden. Aber ich könnte seine Sachen brauchen, wir mussten ihm seine Uniform vom Rücken entfernen. Und er braucht einen Schlafanzug.“
 

Ron nickte hastig und hob die halb kaputte Tasche auf. „Das sind alle seine Sachen“, gab er rasch Auskunft. „Da... da drin ist ein Album mit Bildern von seinen Eltern und seinem Paten und das da“, er hob den Besen an. „Er hängt da dran. Ich hab gesehen, wie er manchmal den Besen in die Arme genommen hat. Er hat ihn von Siri... von seinem Paten geschenkt bekommen.“
 

Lucius nickte und ging die Sachen durch. Er fand das Album, in dem eine Karte steckte. Beides legte er auf den Tisch, zusammen mit dem Zauberstab, bei dem er aber die Stirn runzelte. Mit dem stimmte was nicht, den musste er erst mal untersuchen. Was aber dann kam, war wie ein Schock: „Was ist das?“, fragte er angewidert und hielt ein dünnes Shirt nach oben, in dem auch am Kragen ein Loch prangte, das nur schlecht vernäht war. Aber was ihn vor allem irritierte, war die lächerliche Größe. Da passten ja Sev und er zusammen rein! Und sie hätten immer noch alle Bewegungsfreiheit der Welt!
 

Ron senkte seinen Kopf: „Die... die Dursleys, Harrys Familie, sie... mögen ihn nicht. Das sind die Sachen von seinem Cousin, die der nicht mehr trägt, meist, weil sie ihm zu eng geworden sind oder weil sie Löcher haben.“
 

„WAS?!“
 

Nun sprang sogar Draco auf. „Heißt das, Potter HAT gar keine eigenen Sachen?“
 

„Nur seine Uniform.“
 

Wortlos warf Lucius das Ding, ein anderes Wort fiel ihm dazu nicht ein, auf den Boden, dicht gefolgt von drei viel zu weiten Hosen, zwei Seilen, die wohl als Gürtel gedient hatten und noch einigen Hemden, die zu groß waren.
 

„Flimsy!“
 

„Was kann Flimsy für Master tun, Master, Sir?“, fragte das kleine Wesen sofort und verbeugte sich.
 

„Die Lumpen auf dem Boden werden verbrannt“, befahl er knapp. „So was wird in meinem Hause nicht mal zum Putzen verwendet! Und dann wünsche ich, dass die Kleidung von Draco, die aussortiert wurde, weil sie ihm zu eng geworden ist, in mein Zimmer gebracht wird, da liegt ein Junge, sieh dir seine Größe an und such entsprechende Sachen raus. Unterwäsche, Schlafsachen und Hosen und Pullover! Jetzt!“
 

„Ja, Master, Sir“, gab das kleine Wesen zurück und dackelte los, um die Sachen einzusammeln, bevor es verschwand. Zurück blieb nur der kleine Stapel mit Harrys persönlichen Schätzen.
 

„Dad?“, frage Draco noch einmal vorsichtig. Er war nicht dumm, er wusste, dass sein Vater nicht in der Stimmung war sich reizen zu lassen.
 

Lucius blickte zu seinem Sohn. „Was gibt es?“, fragte er ruhig. Er erwartete irgendeine Dummheit, allein wegen der Anordnung mit der Kleidung. Immerhin waren Draco und Harry so was wie Minierzfeinde. Ein Verhalten, dass er nun nicht mehr dulden würde.
 

„Ist es, was ich denke?“, fragte er dann. „Ist er...?“
 

„Ja“, gab Lucius knapp zurück, erleichtert, dass Draco offensichtlich gerade nicht auf einen Streit aus war. „Ja, er ist.“
 

„Was redet ihr da?!“
 

„Klappe, Wiesel“, knurrte Draco, bevor er sich seinem Vater zuwandte. „Na, wenn ihr meint“, gab er nur zurück. „Wo soll ich Wiesel abliefern?“
 

„Sei höflich zu unserem Gast“, schalt Lucius ruhig, dann erklärte er: „Bring ihn in eines der Gästezimmer neben deinem, vielleicht das, wo Blaise immer übernachtet hat“, schlug er vor. „Außerdem solltest du dich mit ihm vertragen.“
 

Dracos Gesicht fiel, als er einen Blick auf Ron warf.
 

„Oh, und ich werde Ihren Brüdern Bescheid geben, dass Sie hier sind.“
 

„WAS? Meine Brüder? Ich verstehe nicht! Und was soll das dumme Gesieze? Ich komm mir vor, wie mein eigener Opa, Sir!“
 

Lucius grinste. „Nun denn, Ron“, meinte er. „Dann werde ich dich nicht mehr siezen. Und was deine Brüder angeht... sagen wir einfach, Fred, George, Charlie, Bill und ich haben einige gemeinsame Ansichten.“
 

„Sie... sie sind aber keine... Todesser, oder?“, krächzte Ron ein ‚wenig’ überrascht.

„Was? Nein, so wenig, wie Sev und ich es eigentlich sind“, erklärte er ruhig. „Aber das erkläre ich ein anderes Mal“, fügte er an. „Draco, zeig unserem Gast sein Zimmer und iss nachher mit ihm gemeinsam zu Abend. Du kannst ihm auch eine kleine Führung geben. Wenn du was brauchst, Ron, ruf Tibby oder Nana, das sind die Hauselfen für Gäste.“
 

„Danke, Sir“, gab Ron ruhig zurück und packte seine Tasche. Dann sah er auf Draco, der die Augen verdrehte und marschierte voran. Lucius selbst sah den Jungen hinterher, bevor er seine Hand vor die Augen legte. Das war ein Albtraum, stellte er nur fest. Sie hatten endlich ihren Gefährten und dann balancierte er auf Messers Schneide mit dem Tod. Und war seelisch höchstwahrscheinlich am Ende. Sie konnten froh sein, wenn er noch nicht vollkommen gebrochen war, was aber dann auch bedeutete, dass er eine Art Mauer um sich selbst aufgebaut haben würde. Ja, wenn es kam, kam es eben dicke.
 

Nach einem weiteren, kurzen Moment machte Lucius sich wieder auf den Weg in sein Schlafzimmer. Ein Hauself führte Thurele in die normalen Gästezimmer.
 

Leise trat er wieder ein und betrachtete seinen Geliebten, der auf dem Bett saß und den Jungen hielt. Er hatte sich auch endlich die schwarzen Überroben ausgezogen und seine Hemdsärmel waren hochgerollt. Die langen, schlanken Finger fuhren durch die schwarzen Haare.
 

„Alles geklärt?“, fragte Severus ruhig, ohne aufzusehen. Niemand außer Luc kam hier einfach rein, nicht mal Draco. Nun ja, künftig wohl auch Harry, aber das war selbstverständlich.
 

„Habe ich. Wusstest du, dass Weasley keine Ahnung von Harrys Verletzungen hatte?“
 

„Von den meisten auf jeden Fall“, gab Severus zurück. „Ja, er ist fast umgekippt, als er alles gesehen hat.“
 

„Wie macht er sich?“
 

Severus fuhr erneut mit dem nassen Lappen über Harrys Gesicht. „Er ist immer noch bewusstlos“, gab er ruhig zurück. „Aber ich denke, sein Fieber ist nicht mehr ganz so drastisch. Er hat gewisse Probleme mit Berührungen. Er zuckt immer wieder zurück. Selbst ohne Bewusstsein hat er Angst geschlagen zu werden“, stellte er leise fest.
 

Lucius setzte sich neben seinen Geliebten und sah auf den fiebrigen Jungen. „Nun – er wird entsprechende Erfahrungen gemacht haben“, gab er leise zurück und küsste Severus sanft. Er war erleichtert endlich das tun zu können. Er hatte den Anderen bereits schmerzlich vermisst.

Severus lächelte und erwiderte den Kuss kurz, bevor er den Lappen wieder in die Schüssel tauchte. „Er ist ziemlich schwach...“
 

Der Blonde nickte und strich über Harrys Haare. „Aber wir haben ihn. Wir hätten ihn nie bekommen, wenn es nach dem Alten gegangen wäre. Und wir können ihn aufpäppeln. Er hat uns immer wieder bewiesen, wie stur er sein kann.“ Lucius lächelte ermutigend. „Es ist ein gutes Gefühl, komplett zu sein...“
 

Severus lächelte: „Ja, es fühlt sich gut an. Aber bedenke, dass wir ihm das auch erst mal klar machen müssen.“
 

Lucius grinste. „Nun, Veela-Charme muss doch für irgendwas gut sein“, gab er ruhig zurück.
 

„Du vergisst, dass er Elf ist. Er ist immun.“
 

Der Blonde lächelte. „Beruhigen wird es ihn trotzdem. Auch, wenn ich nicht denke, dass er mit dir Probleme haben wird.“
 

„Luc, wir sind beide alt genug, um seine Eltern zu sein, wenn ich dich daran erinnern darf. „Außerdem wissen wir noch nicht mal, auf welches Geschlecht er steht.“
 

„Du bist mir ein Schwarzmaler“, grinste Luc nur. „Auch er hat natürliche Instinkte. Wenn er auch noch lernen muss, auf sie zu reagieren.“
 

Severus seufzte leise. „Hoffen wir es“, gab er leise zurück. „Wie sieht es mit dieser anderen Ärztin aus?“, fragte er dann und strich besorgt über die linke Hand, die mit einem Zauber stillgelegt und geschützt war.
 

„Sie kommt morgen gegen elf. Und Thurele kommt auch nicht vorher. Er ist vollkommen erschöpft.“
 

Severus nickte, dann legte er Harry vorsichtig zurück auf das Kissen und genau in dem Moment ploppte es und vor den beiden lagen einige Stapel Kleidung. „Luc?“
 

„Seine eigenen Sachen waren nicht mal eines Putzlumpen würdig“, gab Lucius kühl zurück. „Also habe ich den Hauselfen gesagt, sie sollen Dracos alte Sachen vorkramen. Es macht wenig Sinn, ihm eine Garderobe zu besorgen, solange er nicht wenigstens wieder etwas Fett auf den Rippen hat.“
 

Severus nickte und packte eines der Schlafoberteile, bevor er sich spontan umentschied. „Gib mir mal eines deiner Hemden.“
 

„Was?!“
 

Severus massierte sich kurz sein Nasenbein. „Deine Hemden sind lang und weit. Sie engen ihn nicht ein und sie haben deinen Geruch. Gerade du als Veela...“
 

„Ach so!“ Lucius grinste. Natürlich. Geruchssinn. Der war auch bei Elfen weit ausgeprägter, als bei Menschen. Rasch holte er eines seiner älteren Alltagshemden aus dem Schrank und gab es seinem Geliebten, der Harry da hinein manövrierte. Dann wurde er wieder hingelegt und zugedeckt. Erst dann stand Severus auf. Es war weit nach Mittag.
 

„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe das dringende Bedürfnis nach einem Bad“, meinte er ruhig. Noch immer roch er das eitrige Blut, obwohl ein Hauself seine Robe bereits entfernt haben musste.
 

„Gute Idee“, stimmte Lucius zu und sie gingen nach nebenan, nicht, ohne einen Alarmzauber auf Harry zu legen. „Wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte der Blonde dann.
 

„Was meinst du?“
 

„Gehst du nach Hogwarts zurück?“
 

„Ganz sicher nicht! Ich hänge an meinem Leben!“
 

„Was ist mit dem dunklen Lord?“
 

Severus blickte auf seinen Unterarm. „Ich denke, es wird Zeit, diese hässlichen Dinger ganz verschwinden zu lassen“, meinte er nur. Tom war eigentlich nicht dumm, doch er hatte seine Anhänger nicht auf magisches Blut hin untersucht. Nur die, die es gesagt hatten, waren anders gebrandmarkt worden. Aber so, wie es sich verhielt, war der Abdruck auf ihren Unterarmen kaum mehr, als ein Tattoo. Weswegen Lucius es auch geschafft hatte, Azkaban ein weiteres Mal zu entgehen, trotz der Tatsache, dass er im Ministerium gewesen war.
 

„Ich denke, du hast Recht“, stimmte der Blonde zu. „Sobald der Irre von Harry erfährt und davon, dass du ihn entführt haben sollst, wird die Hölle ausbrechen...“
 

„Allerdings“, gab Severus leise zurück. „Aber hier sollten wir wohl sicher sein.“
 

„Oh, mach dir keine Sorgen“, wehrte Lucius ruhig ab. „Nur Voldemort wird dich jagen“, meinte er amüsiert. „Ich werde gleich ins Ministerium gehen und mit Shacklebolt sprechen, in Begleitung von Thurele. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit, bin ich als Veela registriert. Ich werde Harry offiziell als zweiten Gefährten eintragen, seine Vormundschaft übernehmen und einige Fakten loswerden.“ Sein Gesicht wurde dunkel. „Und dann wollen wir mal sehen, was geschieht!“

Pläne

„Charlie!!“
 

Überrascht sah der Rotschopf auf. Er war gerade von seiner Tour durch die Drachenkäfige zurück und streifte sich die feuerfeste Kleidung ab, als seine Kollegin auf ihn zustürmte. „Was gibt es denn?“
 

„Eine Eule!“
 

„Und was ist daran ungewöhnlich?“
 

„Na ja, seit wann hat deine Familie so eine?“, fragte sie und deutete auf die Fensterbank, wo eine große, pechschwarze Eule saß, die den Brief offensichtlich mit Schnabel und Krallen vor allen verteidigte.
 

Charlie hob überrascht eine Augenbraue, ging auf das Tier zu und streichelte es am Bauchgefieder: „Also, dich hab ich lange nicht mehr gesehen, Nightmare“, stellte er überrascht fest und löste den Brief, ohne Probleme zu bekommen. Zu seinem Erstaunen blieb die Eule aber sitzen. Also wollte Malfoy eine Antwort.
 

„Der Name passt“, grummelte ein weiterer Kollege aus einer Ecke, der sich seine blutige Hand desinfizierte. „Das Vieh ist ein Dämon!“
 

Charlie hob eine Augenbraue: „Nicht wirklich, der da ist nur ein Albtraum. Dämon ist schlimmer, der beißt nämlich auch die Person, für die der Brief ist.“ Er streichelte Nightmare noch mal, steckte ihm ein Leckerli zu und setzte sich auf den Tisch, wo er das Siegel aufbrach. Den Inhalt überflog er zwei, drei und dann vier mal.
 

Leich verstört und verdammt überrascht griff er nach Feder und Papier, um seinem jüngsten Bruder zu antworten. Er war entsetzt über das, was ihm in den vier Seiten erzählt wurde. Er konnte es kaum fassen, doch überraschen tat es ihn nicht wirklich. Er hatte Dumbledore schon lange nicht mehr vertraut. Da noch eher Percy und der war schon hart an der Grenze, so wie auch sein Schwesterchen.
 

Was er sich fragte, war allerdings mehr, warum ausgerechnet Malfoy seinen Bruder und Harry aufgenommen hatte. Gut, er wusste, Malfoy war weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Aber der Blonde war nicht wirklich als Harry- oder gar Weasleyfreundlich bekannt.
 

Dabei erwähnte Ron, dass sie in Malfoy Manor bleiben würden. Vermutlich für eine ganze Weile. Rasch versiegelte Charlie den Brief und gab ihn Nightmare, wobei ihm klar wurde, dass Ron vermutlich Dämon auf die Zwillingen gejagt hatte. Die würden sich bedanken! Dann blieb für Bill noch Zeus, der harmloseste der Malfoymonsterboten.
 

„So, dann flieg mal zurück, Junge“, meinte er ruhig, bevor er seine eigene Eule rief und einen weiteren Brief schrieb. Es wurde Zeit für einen Brüderrat in Malfoy Manor.
 


 

Eliza studierte die deformierte Hand bestürzt, während der blonde Mann den bewusstlosen Jungen streichelte. Sie war entsetzt. Wie konnte man einem Kind so etwas antun? Entweder war da jemand mit einem Hammer auf ihn los, oder ein Wal hatte sich drauf gestellt und dann noch dagegen geschlagen! Sie sah den Blonden an.
 

Eben war noch ein Dunkelhaariger da gewesen, doch der hatte was von Tränken gemurmelt. Offensichtlich hatte ihr Kollege dem Tränkemeister gesagt, dass er einige Dinge machen sollte und zumindest der Nährtrank hatte mehr als nur seine Berechtigung. Dazu vermutlich noch Schmerztränke, die für Elfen geeignet waren und Tränke gegen Entzündungen. Laut Thurele waren auch dringend Salbe benötigt, die nur gegen extreme Narben benutzt wurde.
 

„Ich muss die gesamte Hand neu brechen“, gab sie dann zurück. „Nur so kann ich die Finger wieder richten, dann werde ich die Nerven flicken so weit das noch geht und sie noch nicht abgestorben sind.“
 

Thurele nickte: „Ja, so was hab ich mir auch schon fast gedacht“, gab er leise zurück „Darum hab ich dich dazu kommen lassen.“
 

„In dem Fall war es gut so.“
 

„Wir können direkt anfangen.“
 

Lucius schüttelte den Kopf. „Erst, wenn Sev wieder da ist“, gab er ruhig zurück. „Er holt noch ein paar Tränke.“
 

„Keine Betäubung! Er ist ohnehin schon bewusstlos. Eine Betäubung könnte für seinen Kreislauf zu viel sein. Der ist so schon ein Risiko, den muss Thurele auf jeden Fall im Auge behalten.“
 

„Was? Aber...!“
 

Eliza schüttelte den Kopf: „Auch Schmerz ist ein Kreislaufschock, das weiß ich. Aber offensichtlich ist der Junge Schmerzen gewohnt. Ich habe den Bericht gelesen und dass er sich überhaupt noch so lange auf den Beinen halten konnte, ist ein Wunder.“
 

Lucius nickte, er hielt Harry immer noch im Arm. Zwar war der noch weit davon entfernt aufzuwachen, doch er wurde trotzdem nervös...
 

„Ich bin wieder da“, kündigte Severus dann ruhig an und setzte sich zu Lucius. „Sie muss neu gebrochen werden, nicht wahr?“
 

Die Heilerin nickte erneut.
 

„Luc, halt seinen Oberkörper. Der Zauber ist präzise, aber gerade Harry traue ich eine automatische Reaktion zu, selbst, wenn er nicht bei sich ist. Ich halte seine Beine.“
 

Thurele hob eine Augenbraue. „Dafür gibt es Zauber.“
 

„Auf die hat er schon immer schlimm reagiert, auch wenn er bewusstlos war“, gab Severus ruhig zurück. „Sie würden ihn und seinen Kreislauf noch mehr kaputt machen.“ Der Dunkelhaarige ging auf die andere Seite des Bettes und legte seine Hände auf die Füße, während Lucius seinen Halt an Harry Oberkörper festigte. „Jetzt“, befahl Severus knapp.
 

Die Heilerin schwang ihren Stab und kurz darauf erfüllte das Geräusch von krachenden Knochen das Zimmer. Im selben Moment versuchte Harry, um sich zu schlagen. Doch Lucius und Severus hielten ihn. Der Blonde redete leise auf den Jungen ein, der etwas zu sagen versuchte, doch es schien nichts heraus kommen zu wollen.
 

„Das Schlimmste ist vorbei.“
 

Lucius sah auf. „Warten Sie mit dem Weitermachen bis er sich beruhigt hat“, ordnete er an. Er streichelte Harry so lange, bis der wieder ruhiger wurde und erst, als auch Severus die Beine losließ, nickte er der Heilerin zu. Die begann, die Hand so zu richten, wie sie eigentlich aussehen sollte. Es dauerte fast zwei Stunden bis Eliza ihren Zauberstab senkte und einen straffen Spezialverband anlegte, den Thurele so versteifte, als trüge er einen Muggelgips.
 

„Nun?“, fragte Severus ruhig.
 

„Ich konnte den Schaden zu einem großen Teil beheben“, gab sie zurück und setzte sich erschöpft. „Der Junge wird Übung und Gymnastik brauchen, aber dann sollte es gehen. Allerdings wird die linke Hand nie wieder so stark sein, wie die Rechte.“
 

Severus nickte. „Ich will, dass Sie mir die Übungen zeigen.“
 

„Natürlich“, gab sie ruhig zurück. „Sollen wir gleich weiter machen?“, fragte sie dann und sah zu Thurele. „Das wäre weniger Belastung, als nachher noch mal anzufangen.“
 

Der nickte und so wurde Harry aus dem Hemd geschält und die Verbände gelöst. Die Wunden sahen nicht mehr so aggressiv violettblau aus und die Entzündungen waren gut abgeklungen. Doch nun sah man das wahre Ausmaß der Verletzungen. Narben über Narben und mehr als ein Schimpfwort. Die vier Erwachsenen arbeiteten Hand in Hand und am Ende flößte Severus Harry noch einige Tränke ein. Dann brachte er Eliza zurück zum Kamin und Thurele zog sich zurück, erschöpft von dem, was er geleistet hatte, da nun auch endlich die Rippen gerichtet waren.
 

Lucius bettete Harry wieder ordentlich und strich ihm sanft über die Haare. Er wusste, nun war das Schlimmste überstanden. Harry würde wohl auch in den nächsten Tagen aufwachen, dann würde es besser werden.
 

Gut, dann begann der nächste, kleine Kampf, aber auch den würden sie schlagen können, da war er sich sicher. Vorsichtig strich er über die fest verbundene linke Hand. „Wir achten auf dich“, versprach er leise. Dann stand er auf und verschwand nach nebenan ins Bad. Er hatte gleich seinen Termin mit Shacklebolt. Und er war genau in der richtigen Stimmung, um irgendwen zu killen für das, was man seinem Gefährten angetan hatte!
 

Erst, als er perfekt wie immer aussah, trat er wieder nach draußen. Am Bett in einem Sessel saß bereits Severus, ein Buch in der Hand. Er trug eine bequeme Haushose und einen hochgeschlossenen, dunkelgrünen Pullover. Wenn seine Schüler ihn so sehen könnten, sie würden vermutlich einfach umkippen.
 

„Luc, du gehst?“
 

„Ja. Aber ich wollte vorher meinem Sohn noch zeigen, dass ich lebe und vielleicht einen gewissen Gryffindor zu Tode erschrecken oder so“, grinste er. Er beugte sich herunter und küsste Severus, bevor er seinen Gehstock packte und verschwand.
 

Der Tränkemeister sah dem Älteren eine Weile ruhig hinterher, dann blickte er auf Harry, der bleich und still in den Kissen lag, bevor er sein Blick dem Buch zuwandte. Er hätte sich ja zu dem Jüngeren gesetzt, doch er wollte jederzeit aufspringen können. Zwar war ein Gryffindor außer Gefecht aber hier befand sich noch einer. Nun, zumindest befand sich bereits ein Heiler für Notfälle im Haus.
 


 

Albus Dumbledore war sauer, stinksauer. Es war inzwischen Dienstag und da Potter es nicht für nötig befunden hatte, im Unterricht zu erscheinen, hatte er die Gemälde zusammengerufen, die ihm Schreckliches erzählt hatten. Potter war weg. Wie vom Erdboden verschwunden, außerhalb seines Einflussbereiches. Und um das zu toppen war er offensichtlich von einem ebenfalls verschwundenen Snape entführt worden, mit Hilfe von Ronald Weasley! Unter seiner Nase!
 

Aber noch nicht mal das war die Unverschämtheit!
 

Natürlich war er sofort zum Ministerium, um Alarm zu schlagen und eine Großsuchaktion anzuleiern. Doch da hatte man es gewagt, ihm zu sagen, dass sein Vormund ihn einfach aus der Schule genommen und Snape gekündigt habe, aus persönlichen Gründen! Ein neuer Tränkemeister würde ihm gestellt werden!
 

Als er gemeint habe, das Sorgerecht liege bei den Dursleys und in der magischen Welt seit Blacks Tod doch wohl eindeutig bei ihm, hatte man ihn nur seltsam angesehen und ihm gesagt, dass dem definitiv nicht so wäre! Oh, wenn er Snape je in die Finger bekommen würde!
 

Wie?!
 

Wie hatten die das geschafft? Das Sorgerecht konnte nicht entzogen werden, nicht so einfach, nicht bei Potter und mit der Geschichte mit dem Blutschutz. Egal, wie miserabel es ihm in diesen Wänden gehen würde! Dafür hatte Umbridge zu sorgen versprochen!
 

Doch als er diese dumme Frau hatte sprechen wollen, mit der er im Vorjahr einen Deal eingegangen war, hatte man ihm gesagt, sie wäre fristlos gekündigt worden, wegen Annahme von Bestechungsgeldern!
 

Aber erst danach war der Abschuss gekommen.
 

Diese widerlichen Idioten hatten es gewagt, ihm, dem Leiter des Ordens des Phönix, dem Träger des Merlinordens erster Klasse, ihm, eine Klage aufs Auge zu drücken. Wegen mutwilliger, schwerer Körperverletzung, Anstiftung zur Körperverletzung, versuchtem Mord (von dem nun wirklich niemand hatte wissen können, immerhin hatte er den Plan Harry zu beseitigen, erst gegen Schulbeginn getroffen) und Verschleierung der Wahrheit sowie Verblendung der Öffentlichkeit angehängt! Und nichts konnte diese Klage stoppen! Nicht, wie die damals vor dreißig Jahren, die seither auf Eis lag und vergessen worden war. Nein, der Termin für die ersten Sitzungen stand bereits!
 

Was zum Henker war schief gelaufen? Er wusste, Potter würde freiwillig nie im Leben über das sprechen, was ihm in dem Haus seiner Tante widerfahren war. Dafür hatte er von Beginn an gesorgt! So, wie er dafür gesorgt hatte, dass die Überwachungszauber ‚vergessen’ worden waren.
 

All seine so sorgfältig ausgearbeiteten Pläne, all die Maßnahmen, um sich einen perfekten Soldaten zu schaffen, wer hatte sie ihm ruiniert? Wer hatte es geschafft, hinter seine perfekte Maske zu sehen?! Snape? Nein, der Mann, der sich rühmte ein so guter Geistmagier zu sein, war ihm kaum gewachsen und hatte absolut keinen Einfluss im Ministerium! Verdammt! Er musste den Kläger finden und töten! Sonst würde... er alles verlieren für das er doch so hart gekämpft hatte! Er wollte doch nur, was ihm als Nachkomme Merlins zustand! Und er wollte die Gesellschaft säubern, die überquoll von Mischlingen, wobei er nicht an die einfachen Zauberer dachte, sondern an all die magischen Wesen wie die Veela, deren Schutzgesetze für ihn nur lächerlich waren. Veela brauchten keinen Schutz, sie gehörten in Kolonien weggeschlossen wie Drachen oder beseitigt!
 

Er konnte sich nicht eingestehen, dass diese lächerliche Aktion nichts war, als eine kleinkarierte Rache an einigen Veela, die sich nicht seinem Willen gebeugt und ihm eine ihrer Mädchen zur Frau gegeben hatten. Aber so war es.
 

Nun, er würde zum Gegenschlag ausholen. Noch konnte er verstecken, dass Potter verschwunden war und das würde er so lang als möglich tun. Dann, wenn es nicht mehr ging, allerdings, würde er Longbottom zum Auserwählten küren und sagen, er habe nur behauptet, dass es Potter sei, damit der andere Junge ohne Aufmerksamkeit aufwachsen würde. Man habe ja bei Potter gesehen, wohin das führe. Zu Verrat und Unfähigkeit und Undankbarkeit. Immerhin weigerte sich der bisherige Held der Zauberwelt ja, zu tun, was seine angedachte Aufgabe war. Zu kämpfen und im Kampf zu fallen, um dann keinem mehr auf den Senkel zu gehen.
 

Denn sollte Potter antreten, gewinnen und leben, wäre er nur eines: Eine Belastung für die magische Gesellschaft mit dem Potential eines weiteren, dunklen Lordes. Natürlich musste das verhindert werden, darum hatte er Potter bei der aggressiven Familie untergebracht, die ihn eben mit ihren Methoden am Boden hielt. Ja, das war gut, so würde er sich verteidigen, sollte er den Prozess gar nicht mehr stoppen können. Das würden viele verstehen und man würde ihm im Nachhinein dafür danken – auf Knien.
 

Albus setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und blickte zu Fawkes, der seinen Kopf unter seinem Flügel hatte und mal wieder schlief. Ja, sein Plan war gut und niemand, absolut niemand, würde ihm mehr dazwischen fahren! Dafür würde er sorgen! Und er würde Potter beseitigen, ein für alle Mal! Er lächelte hämisch. Ja, und dann würde seine Familie die Einflussreichste und Stärkste sein, denn er würde an das Pottervermögen kommen, irgendwie.
 

Seine Enkelin würde es ihm danken.
 

Er musste nur seine Kontakte aktivieren, um herauszubekommen wer Potters neuer Vormund war und unter welchen lächerlichen Vorwürfen man ihm die Vormundschaft entzogen hatte. Das konnte nicht zu lange dauern.

Erwachen

Hi!
 

Es tut mir wirklich, wirklich leid, dasss ihr so lange warten musstet, aber mein PC hat beschlosen, zum falschen Moment den Geist aufzugeben, und die Odyssee ist noch nicht mal vorbei. ich hab ihn wieder bekommen und jetzt funktioniert weider was nicht. Technik und ich mögen uns einfach nciht *sniff*
 

Na egal. Ich wollte euch danken,d ass ihr so geduldig gewartet habt und hier ist dasneue Kapitel.
 

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Es vergingen zwei weitere Tage. Draco und Ron hatten eine Art Waffenstillstand geschlossen und spielten erstaunlicherweise auch ziemlich viel Schach. Kingsley hatte seiner Bitte entsprochen und ihm Harrys Vormundschaft sowie alles andere übertragen. Allerdings unter einem Geheimhaltungszauber, so dass niemand außerhalb es erfahren würde - außer denen, die es wissen mussten. Da die Potterverliese ohnehin nur mit Blut zu öffnen waren, hätte der Alte sich eh nicht an ihnen bedienen können.
 

Lucius blickte zu Harry, der in der letzten Stunde viel unruhiger geworden war. Als habe er einen Albtraum. Nach einer Weile legte er sein Buch beiseite und setzte sich zu ihm. Er strich ihm leicht durch die Haare. „Es ist gut“, murmelte er leise. „Du bist sicher.“
 

Kurz überlegte er, ob er Sev Bescheid sagen sollte, doch dann sah er davon ab. Ein Albtraum rechtfertigte kaum den Gebrauch des Wortes: Notfall. Erst mal abwarten, ob der Junge tatsächlich aufwachte oder nicht.
 

Harry keuchte, er versuchte, sich den schlangenartigen Klauen zu entwinden, doch je schneller er wurde, je heftiger er sich wehrte, umso erbarmungsloser wurde der Griff, der ihn einengte, ihm langsam die Luft zum Atmen nahm.
 

„... ruhig. Es ist alles in Ordnung.“
 

Erschrocken zuckte Harry zusammen. DAS war nicht Rons Stimme! Das war das Erste, was er merkte, als er sich endlich aus dem Traum lösen konnte. Und etwas hatte sich geändert. Etwas, an das er sich bisher gewöhnt hatte. Die Stimme sagte ihm etwas, aber er konnte sie nicht zuordnen. Er wusste nur, bisher hatte sie ihm nicht viel Gutes gebracht. Automatisch riss er die Augen auf, doch er sah nur die übliche, schwarz-grau wabernde Masse um sich herum, die ihm seit den Sommerferien vertraut geworden war. Keine Schemen, gar nichts. Nur unterschiedliche Schattierungen von Dunkelheit. Wo war er?
 

Und wer zum Henker war der Mann, der ständig durch seine Haare...? Das war es! Die Schmerzen! Sie waren da, aber... anders. Nicht stechend und dumpf. Anders und nicht so schlimm, wie er es gewöhnt war. Aber..:! Ron hatte ihm doch versprochen...! Ron würde ihn nicht verraten!
 

Verwirrt blickte Lucius auf den Jungen, der ihn eigentlich mit weit aufgerissenen Augen direkt ansah, ohne ein Wort zu sagen. „Harry?“, fragte er vorsichtig. Hatte der Grünäugige etwa einen Schock? Sein Veela-Charme sollte das doch eigentlich verhindern. „Ist alles in Ordnung?“
 

„Was... wo bin ich?“, fragte Harry schließlich panisch. Nicht in einer Zelle, dessen war er sich sicher. Und um ihn herum war auch Platz. Ein verdammt großes Bett in einem noch größeren, magischen Raum. Hier gab es zumindest Hauselfen, denn er spürte die alte Magie um sich herum.
 

Erneut runzelte Lucius die Stirn. „In meinem Manor“, gab er ruhig zurück.
 

Sein Manor? Verdammt noch mal, wer war da vor ihm? In dem Moment wurde Harry noch eine Spur bleicher. „M....M...Malfoy?!“
 

„Ja“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich wusste nicht, dass man mich verwechseln könnte. Ich bilde mir ein, doch gewissermaßen aus der Masse hervor zu stechen.“
 

Oh bei Merlin! Was war denn nun schon wieder passiert? Da verlor man mal eben das Bewusstsein und schon begann alles um ihn herum zu spinnen? Gut, ganz ruhig.
 

Rekapitulation. Er befand sich in Malfoy Manor, offensichtlich mit keinem Geringeren, als Malfoy Senior selbst, in einem breiten Bett.
 

Das Unheimlichste war aber nebenbei, dass er weder Fesseln noch Schlingen um seinen Hals oder seine Hände spürte. Weder um die Linke (was nichts zu sagen hatte) noch um die Rechte. Er spürte außerdem weder einen Zauberstab noch eine andere Waffe in seiner Nähe. Oh, und da war noch der kleine Fakt, dass er... sich entschieden zu ruhig fühlte! „Was... mache ich hier?!“, fragte er schließlich und versuchte, sich aufzurichten. Doch er wurde gleich entschieden zurückgedrückt.
 

„Mit etwas Glück wieder ganz gesund werden“, entgegnete der Blonde ruhig. „Und diese abrupten Bewegungen tun den gerade verheilenden Narben auf deinem Rücken sicher nicht gut, also lass es langsam angehen.“
 

„Was..?!“, Harry wünschte sich wirklich sehnlichst sein Augenlicht zurück. „Ich...! Was soll die plötzliche Sorge um meine Gesundheit?! Bei unserer letzten Begegnung wollten Sie mich umbringen!“
 

Lucius seufzte: „Nein, wollte ich nicht. Ich wollte dich nur aus meinem Weg haben“, korrigierte er.
 

„Und das macht es besser.. wie?“
 

Irritiert beobachtete Lucius, wie Harry sich nun langsamer aufsetzte und begann, das Bett abzutasten. „Ich verstecke weder Ketten noch Waffen in meinem Bett...“ er sah zur Tür, wo nun Severus erschien und die Szene ebenfalls stirnrunzelnd beobachtete. „Und jetzt beruhige dich. Du bist schon seit einer Woche hier und immer noch am Leben.“
 

„Die Frage ist, warum“, gab der Grünäugige ruhig zurück. Himmel, dieses Bett war ja riesig und...! Hö? Er roch etwas...
 

Der Tränkemeister beobachtete Harry noch eine Weile, bevor ihm auf einmal etwas einfiel. Er deutete Lucius, kein Wort zu sagen, dann trat er auf Harry zu ohne einen einzigen Laut und zog dann blitzschnell seinen Zauberstab. Doch der Junge zuckte nicht mal, obwohl sein Blick an Severus zu kleben schien.
 

„Professor Snape?“, fragte Harry nach einer Weile vorsichtig. Der Kräutergeruch war unverwechselbar, gemischt mit Kreide und einem Fruchttee, den der oft zu trinken schien.
 

Auch Lucius begann nun, seine Hand direkt vor Harrys Gesicht auf und ab zu bewegen, aber wieder reagierte der Junge nicht. War... war er etwa blind?
 

Severus steckte seinen Zauberstab weg und setzte sich ruhig. „Ja“, gab er dann zurück.
 

„Was... tue ich hier?! Warum bin ich hier?! Was geht hier...?!“
 

„Wie lange bist du schon blind?“
 

„Was...?!“ Sekundenlang schwieg Harry, dann raffte er sich zusammen: „Was geht Sie das an?!“, blaffte er dann.
 

„Wer, denkst du eigentlich, du dummer Junge, hat deinen Hintern gerettet, indem er dich unter der Nase des Alten entführt hat?“, fragte Severus frustriert. „Du wärest fast drauf gegangen, als dein treudoofer Freund sich endlich dazu entschlossen hat, dass dein Leben wichtiger ist, als ein leichtfertig gegebenes Versprechen!“
 

Harry sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Dumbledore... er... weiß wo ich bin?“
 

„Das wage ich zu bezweifeln“, gab Severus ruhig zurück. „Und er hat absolut keine Macht mehr über dich. Und jetzt noch mal: Seit wann kannst du nichts mehr sehen?“
 

Wie ein trotziges Kind biss Harry die Zähne zusammen. Es war schlimm genug, dass Snape seine Wunden gesehen hatte...
 

„Potter“, knurrte Severus, während er sich seine Nase massierte. „Wir haben die blutige, eitrige Masse auf deinem Rücken wieder in Fleisch und Haut verwandelt und wir haben eine sehr gute Vorstellung, wie das geschehen ist, bedenkt man, dass du selbst in der Bewusstlosigkeit die Tendenz hast, zu reden.“ Das stimmte nicht, aber das würde Severus nicht sagen. „Aber ich muss wissen, seit wann du nichts mehr siehst, wenn wir noch irgendwas retten wollen!“
 

„Seit... Beginn der Sommerferien“, gab Harry leise zurück. Warum er antwortete, war ihm ein Rätsel und warum er sich nicht mehr gegen die Hände wehrte, die über seine Seite strichen, genauso. Aber... auch wenn er zusammenzuckte, so wollte er eigentlich nicht, dass es aufhörte.
 

Severus blickte auf den Jungen, der ihn scheinbar direkt ansah und doch gar nichts merkte. Draco hatte Recht behalten. Der Junge war ein hervorragender Beobachter, so wie Potter ein gefährlich guter Schauspieler geworden war. Im Moment war es nur dem Veela-Charme zu verdanken, dass er ihnen nicht an die Decke ging. „Tibby!“
 

Mit einem charakteristischen Geräusch ploppte der Hauself herein. Doch Harry zuckte erneut zusammen, einfach, weil er nicht sehen konnte, was geschah.
 

„Was kann Tibby für Master Snape tun? Master, Sir?“
 

„Schick Thurele hierher, sofort. Und Eliza auch, die ist wohl wieder in ihrer Praxis.“
 

Die kleine Hauselfe verschwand, während Severus den Kopf des Jüngeren hob. „Wie bist du überhaupt so lange klar gekommen?“, fragte er, ehrlich erstaunt.
 

„Das wäre wirklich interessant zu wissen“, fügte nun auch Lucius an, der gerade erst seine Sprache wiederfand.
 

„Ich.. hab mich an Ron gehängt und meine Magie hat mir geholfen“, gab Harry ruhig zurück. Was interessierte das nur ausgerechnet diese beiden? Was wurde hier gespielt? Es war zum Haare raufen! Bisher war seine Welt so klar gewesen. Dann hatte er erfahren, was gespielt worden war und seither ging sein Weltbild langsam aber sicher zur Hölle.
 

Beide Männer spürten, wie angespannt ihr Gefährte war und obwohl Lucius sein Bestes tat, war wirklich das Einzige, was er erreichte, dass der Junge nicht versuchte, aus dem Bett zu springen und sich dabei den Hals brach, vor allem, da er gar nichts mehr sah. Was hatte man nur mit ihm gemacht?! Wie konnte man einem KIND so weh tun?! Harry war nicht älter als Draco und Lucius hatte einmal ein Kindermädchen wegen eines weit weniger schlimmen Vergehens erst auspeitschen lassen und dann fristlos gekündigt!
 

„Harry, jetzt beruhig dich bitte“, schaltete er sich daher langsam ein. „Wir werden dir nichts tun. Dich weder Voldemort noch Dumbledore ausliefern oder dich im Kerker einquartieren.“
 

„Warum nicht?“, fragte Harry, nun klang seine Stimme hilflos wie die eines Kindes.
 

Severus strich mit seinem Daumen über Harrys Wange. „Du hast deinem Freund offensichtlich nicht wirklich zugehört, als er dir erklärt hat, was du bist.“
 

„Was...was meinen Sie damit?!“
 

„Harry, er hat dir von magischen Gefährten erzählt, nicht wahr?“
 

„Ja – und?“
 

„Warum hat du gesagt, das wäre nicht wichtig?“
 

Harry beschränkte sich darauf, sich auf die Lippen zu beißen. Wie konnte er denn das erklären?!
 

Lucius hob eine Augenbraue, doch Severus ließ sich von der Reaktion nicht aus den Konzept bringen. Der Tränkemeister wusste, dass das etwas viel auf einmal war. Aber er wusste auch, wie Harry es hasste, wenn ihm etwas vorenthalten wurde. „Ihre Magie ist kompatibel“, erklärte der Tränkemeister ruhig. „Du bist Elf, deine Magie ist stark. Deine Schilde wären erst erloschen, wenn du gestorben wärest, aber ich konnte sie lösen“, erklärte er weiter. „Was sagt dir das?“
 

„Dass... Sie stärker sind, als Sie vor Dumbledore immer getan haben.“
 

Lucius lachte amüsiert. „Point taken“, grinste er. „Stimmt, er hat dem Alten immer etwas vorgespielt. Es ist aber auch zu lustig, das zu tun und er fällt jedes Mal wieder drauf rein. Aber – auch Stärke hätte deine Schilde nicht lösen können, normalerweise wäre Severus nicht dazu in der Lage, denn er ist sicher kein Elf. Er gehört zur Gattung der Spitzzähne.“
 

„Spitz...?!“ Harrys Kopf zuckte. „Die... die Gerüchte...?!“
 

Severus zuckte mit den Schultern. „Sind entstanden, weil ich meist schlecht gelaunt war. Aber ja, sie sind nicht so verkehrt, wie man denken möchte. Ich bin ein Vampir, Lucius ist Veela. Wir sind beide dominante Kreaturen.“
 

„Was.. hat das mit mir zu tun?“, fragte Harry verwirrt. Gut, langsam, ganz langsam formte sich da ein Bild, doch das konnte er nicht fassen, das konnte nicht stimmen. Das war nur seine überdrehte Fantasie. Wer wusste schon, mit was er vollgepumpt worden war? Ja! Das war es! Drogen! Er träumte das alles sicher! Außerdem – das konnte gar nicht sein, nicht mit zwei... oder? War das nur ein weitere Punkt, der ihn immer von allen abheben würde?
 

Severus sah, dass es hinter den leicht verschleierten Augen zu arbeiten begann. „Doch, Harry“, gab er leise zurück. „Es hat alles mit dir zu tun. Du bist unser Gefährte. Wir kämen nie auf die Idee, dich irgendwem auszuliefern. Auch, wenn es durchaus ein Schock war, herauszufinden, dass du es bist, der zu uns gehören wird.“ Er ließ das Kinn des Jüngeren langsam los. „Triarden sind selten, aber nichts Unübliches. Nicht für magische Geschöpfe und nicht in der magischen Welt.“
 

„Aber...!“
 

„Nein, Harry, das sind Tatsachen“, gab er leise zurück. „So ist es, so ist es vorherbestimmt worden.“
 

„Aber...!“, Harrys Kopf wandte sich wieder in Richtung Sprecher. „Aber... ich... wer... wer will mich denn schon?“, fragte er dann dumpf. Wie ihm das rausrutschen konnte, wusste er nicht. Das hatte er sicher nicht sagen wollen...
 

Das war es also gewesen! Das war der Grund! Darum die Ablehnung! Harry hatte Angst! Angst davor, verstoßen zu werden! Da lieber gleich erst gar keine Gefühle aufkommen lassen, um nicht verletzt zu werden! Himmel, der Junge hatte wirklich keine Ahnung von dieser Welt! Wie hatte man ihm nur eine ordentliche Erziehung in der magischen Gesellschaft vorenthalten können?! Das war ja ein Albtraum! Sanft schloss er Harry, auch, wenn der sich zu wehren versuchte, in seine Arme.
 

„Wir“, gab er leise zurück. „Wir haben schon lange darauf gewartet, dass du endlich auftauchst“, erklärte er bestimmt.
 

„Aber...!“
 

Doch noch bevor Harry enden konnte, klopfte es und der Jüngere zuckte zusammen. Er spürte, wie er noch einmal an die Brust hinter seinem Rücken gedrückt wurde, dann löste sich der starre Griff und er spürte, dass sie nicht mehr allein in dem Raum waren.
 

„Sir, was gibt es?“, fragte Thurele, der in Begleitung von Eliza gekommen war. Zu seinem Erstaunen war der Junge endlich wach, doch er war bleich und wirkte... nun – verängstigt.
 

„Harry ist blind.“
 

Elizas Augen weiteten sich kurz, dann trat sie zu dem Bett und hob Harrys Kinn, der erst mal heftig zurückzuckte.
 

„Ruhig“, sprach Lucius leise. „Sie ist Heilerin“, erklärte er. „Sie hat deine linke Hand und deinen Zeh wieder gerichtet. Sie will dich nur untersuchen.“
 

Beide Heiler warteten, bis Harry wieder ruhiger wurde, bevor sie schließlich mit Diagnosezaubern begannen, sich dann leise zu einer Beratung in die Ecke zurückzogen. Sie konnten nicht sagen, dass sie überrascht über das waren, was sie in Erfahrung gebracht hatten, nach dem was sie schon alles auf Harrys Rücken gesehen hatten. Doch entsetzt waren sie weiterhin und es dauerte eine gute halbe Stunde, bis sie wieder zu dem Tränkemeister und dessen blonden Gefährten traten. Der Junge lag immer noch an den Blonden gelehnt, er schien wieder eingeschlafen zu sein.
 

Severus hatte beobachtet, wie der sichtlich mit den Informationen überforderte Junge wieder in den Schlaf geglitten war, auch wenn er versucht hatte, dagegen anzukämpfen. Er blickte die beiden Heiler ruhig an: „Nun?“, fragte er.
 

„Sein Gehirn wurde massiv geschädigt“, gab Thurele leise zurück. „Ich nehme an, sein Kopf wurde mit Gewalt auf eine harte Oberfläche geschlagen, über längere Zeit hinweg. Sein Schädel war wohl auch angebrochen, auf jeden Fall ist Blut in die Hirnschale gelaufen und drückt jetzt massiv auf den Sehnerv“, erklärte der Heiler. „Und der ist schon seit Längerem geschädigt, ungewöhnlich stark, vor allem für einen Elfen.“
 

Automatisch verengte sich der Griff des Blonden um ihren schmalen und recht kleinen Gefährten. „Was?!“, zischte er entsetzt. „Ein Schädelbruch?!“
 

„Ja, etwas in der Art“, gab Eliza ruhig zurück. „Aber der ist bereits abgeheilt. Es gibt einen Zauber, der das Blut entfernt, dann gebe ich Mister Snape ein Rezept mit einem Trank, der die Sehnerven vielleicht noch retten kann. Er wird etwa ab zwei Wochen nach der Einnahme wieder etwas sehen können, aber wie viel es letztendlich sein wird, können wir erst in vier bis sechs Wochen sagen und es wird immer wieder Phasen geben, in der er bis dahin gar nichts mehr sieht.“
 

„Aber er wird wieder sehen können?“, vergewisserte Severus sich.
 

„Sicher, mit einer Brille, ja. Zumindest genug, um nicht vollkommen hilflos zu sein, wenn er allein ist“, bestätigte Thurele. „Bis dahin allerdings braucht er ständig Begleitung. Er wird sich nicht zurecht finden. Er könnte stolpern oder sonst was. Gerade, wenn er erst seit kurzem gar nichts mehr sieht.“
 

„Keiner von uns hatte vor, ihn unbeaufsichtigt irgendwo hin zu lassen“, gab Severus knapp zurück und nahm das Rezept für den Trank entgegen, überflog die Zutaten. „Oh, das wird ihn freuen“, stellte er trocken fest. „Dieser Trank wird fast ungenießbar sein.“
 

Eliza lächelte etwas. „Leider“, gab sie ruhig zurück. „Aber er hilft. Und er hat auch vorher laut Zeitung immer eine Brille getragen. Er wird froh sein, so weit wieder sehen zu können.“
 

„Und wie bekommen wir ihn dazu, das Zeug zu nehmen?!“, fragte der Schwarzhaarige fast schon verzweifelt.
 

Thruele grinste. „Ein Belohnungssystem“, meinte er trocken und sah, wie Lucius grinste, während er Harry so in den Arm nahm, dass der bequemer liegen konnte. Dann sah er den Blonden an. „Er muss noch mal festgehalten werden, dann sprechen wir den Zauber.“
 

Severus nickte und trat wieder zu Harrys Beinen, der Junge wehrte sich automatisch wieder gegen das, was geschah, doch es war nicht halb so schlimm, wie mit der Hand. Er beruhigte sich auch viel schneller wieder, als beim letzten Mal und sackte wieder in sich zusammen – allerdings wachte er auf. „Was...war das?!“
 

Severus ließ Harrys Füße wieder los und strich ihm über die Haare. „Nur ein Zauber“, gab er zurück. „Um deine Augen zu richten.“
 

Verwirrt runzelte Harry seine Stirn, denn sehen tat er ja immer noch nichts. Dann rollte er sich wieder zusammen und entschied, dass er ohnehin nur träumte, schlief einfach weiter.
 


 

Nervös sah Ron auf, als Draco eintrat. Er hatte immer noch nicht zu Harry gekonnt. Er hatte ihn zwar zwei Mal gesehen, aber da war er nicht bei Bewusstsein gewesen. Allerdings hatte er bereits wesentlich besser ausgesehen. Nur war es schwer einen der Erwachsenen mal zu erwischen, um sie auszuquetschen. Einer von ihnen schien immer bei Harry zu bleiben, der andere im Tränkelabor oder unterwegs. Sei es beim Ministerium oder sonst wo.
 

„Und?“
 

„Was und?“, fragte Draco amüsiert.
 

„Wie geht es ihm?“
 

„Meinem Vater? Sehr gut!“
 

„Oh, Malfoy!! Was soll das?!“
 

Der Blonde grinste. „Lass mir doch meinen Spaß. Ich hab keinen anderen Gryffindor zum terrorisieren und im Gegensatz zu dir bin ich mit dem Lernen schon fertig.“
 

„Ich auch, du aufgeblasenes Frettchen! Was ist denn nun mit Harry?!“
 

Draco rollte mit den Augen: „Dad sagt, Potter ist kurz aufgewacht, aber ziemlich bald wieder eingeschlafen. Gleich nach dem Schock, den er bekommen hat, als er rausgefunden hat, wo und bei wem er ist.“
 

Ron atmete erleichtert aus. Dann konnte er ja bald zu seinem besten Freund. „Wenigstens etwas“, stellte er leise fest. Nach einer Weile sah er auf. Er hatte die letzten Tage lange nachgedacht, darüber, wie er hier gelandet war. Er sah den Blonden an. „Dein Vater ist mit Snape zusammen, ja?“
 

„Ich dachte, das hätte ich schon erklärt!“
 

„Und dein Vater ist Veela, du aber nicht...“
 

„Nein, ich bin nur Halbveela“, gab Draco ruhig zurück.
 

„Und... Snape ist...“
 

„Ein Blutsauger, noch mal, ja.“
 

„Sie sind also Gefährten.“
 

„Macht es Spaß, das Offensichtliche immer und immer wieder festzustellen, Wiesel?“, fragte Draco gelangweilt, während er sich auf das Sofa fläzte und nach einem Stück Schokolade hangelte.
 

„Wie... wie passt dann Harry in das Bild? Ich meine, Snape konnte seine Schilde aufheben! Das... sollte gar nicht möglich sein, aber... er hat doch schon seinen Gefährten! Aber nur Harrys Gefährte hätte...!“
 

Draco verdrehte die Augen: „Ich dachte Potter wäre von Muggeln aufgezogen worden, nicht du! Onkel Sev ist ein Vampir, eine dominante Kreatur von Natur aus und mein Dad ist kein normaler, sondern ein Dunkelveela, eine ebenfalls dominante Kreatur“, dozierte Draco fast schon gelangweilt. „Und jetzt denk mal scharf nach, Wiesel.“
 

„Sie sind... beide dominant?“, japste Ron. „Aber... wie ist das so lang gut gegangen?!“
 

Das brachte Draco dazu, die Augen zu verdrehen. „Was genau verstehst du unter gut gegangen?“, meinte er trocken. „Die beiden streiten sich, dass danach alles in Fetzen liegt und wenn sie in Rage geraten, steigert der eine den andern mit rein! Da braucht man keine Todesser und keinen Voldemort mehr! Wir sind ein einziges Mal angegriffen worden, Dad, Onkel Sev und ich, im Urlaub. Eine dumme Muggelmotorradgang, die mich zum spielen haben wollten, oder so. Tscha... und dann sind zwei Leute durchgedreht. Die Polizei da sucht immer noch die rivalisierende Gang, die ihre Gegner in Hackfleisch verwandelt hat – mit auffällig wenig Blut.“
 

„Oh...“
 

„Ja, oh“, gab Draco ruhig zurück.
 

„Die... die sind eine Triade?!“
 

„Die Erste seit dreihundert Jahren, ja“, gab Draco ruhig zurück. „Die Erste, die sich gefunden hat, bevor einer der Dominanten den Anderen schon im Streit umgebracht hat.“
 

„Wenn Harry mitspielt“, warf Ron leise ein, wobei er sich an ihr Gespräch im Turm erinnerte.
 

„Was willst du denn damit sagen?“, fragte Draco entsetzt. „Er ist ihr Gefährte! Er muss...!“
 

„Jetzt bist du es, der vergisst, dass Harry von Muggeln groß gezogen worden ist“, erinnerte Ron den Blonden.
 

„Was hat das damit zu tun? Ist er sich jetzt zu fein für die beiden, oder was?!“
 

„Was...? Sag mal spinnst du? Was erzählst du da für eine Scheiße?!“
 

„Nun, dann klär mich auf! Was hat er gegen meinen Vater? Der rennt wenigstens nicht in Lumpen rum!“
 

„Nein, er hat nur versucht, Harry umzubringen - mehr als einmal, nebenbei bemerkt!“
 

„Er hat es aber nie getan und so schlecht zielt er bei Merlin nicht! Also!“
 

Ron rieb sich seine Schläfen, während er begann, die Schachfiguren auf dem Brett vor sich aufzubauen. „Das geht dich eigentlich nichts an.“
 

„Doch, wenn es um das Leben MEINES Vaters geht, falls ich dich daran erinnern darf!“
 

Ron überlegte eine Weile: „Du darfst es niemandem erzählen“, bestimmte er. „Und... du musst mir helfen, ihm zu helfen, wenn es nötig wird. Sonst sage ich nicht ein einziges Wort.“
 

„Ich bin einverstanden.“
 

Erst da nickte Ron. „Harry, als ich ihm von Gefährten erzählt hab... Nun kuck nicht so, er hat wirklich nicht gewusst, dass es so was gab, er wusste nicht mal, wie er zum Elf werden konnte! Der Arsch von Direktor hat ihm nicht mal was von seiner eigenen Blutlinie erzählt! Jedenfalls als ich ihm das erzählt habe, da haben seine Augen kurz geleuchtet, dann sind sie dumpf geworden und er sagte, das wäre unwichtig.“
 

„Was?!“
 

Ron nickte. „Ja, er hat nicht verstanden, was das bedeutet. Er denkt... immer, wenn er zu viel Arbeit macht, würden die anderen ihn allein lassen. Ihm wurde von klein auf eingeredet, dass er nichts wert ist. Darum hat er sich nie auf etwas eingelassen. Er hatte mal mit der Chang ein Date, das katastrophal geendet sein muss und eins mit meiner Schlampe von Schwester, vor der er danach regelrecht geflüchtet ist. Ich weiß, dass er Snape vor allem seit letztem Jahr wohl auch so mochte oder respektiert hat – aber wie gesagt, er hatte immer schon panische Angst...“
 

Dracos Kinnlade sackte Stockwerk für Stockwerk tiefer. „Was?“, brachte er dann, nach geschlagenen fünf Minuten raus. „Das... das fass ich nicht! Das... das...!“
 

Ron zuckte mit den Schultern: “Er ist ein guter Schauspieler“, meinte er nur. „Auch sein Streit mit dir... es wurde von ihm erwartet. Eigentlich würde Harry sich am liebsten vor solchen Streitereien unter seinem Bett verkriechen, aber er ist in unsere Welt geworfen worden und wurde über Nacht vom misshandelten Hauself zu einem Helden.“
 

„Und... du wusstest es und hast NICHTS getan?!“
 

„Ich hab ihm in den Ferien Essen geschickt“, gab Ron leise zurück. „Meine Eltern haben mir nicht geglaubt. Mam schon, aber mein Vater meinte, dass ich mir das ausdenken würde. Ich hab getan, was ich konnte und die Zwillinge haben mir meistens geholfen. Inzwischen hab ich rausgefunden, dass ausgerechnet Granger uns manipuliert und hintergangen hat...“
 

„Wie?“
 

„Sie ist kein Schlammblut oder irgendwas anderes. Sie ist die Enkelin von Dumbles! Und er hat sie benutzt, um uns zu überwachen und sie hat es gern gemacht!“
 

Dracos Augen wurden weit. „Der Alte hat Kinder?“
 

Ron lachte hämisch. „Einen Squib als Sohn, der Zahntechnik bei den Muggeln studierte und nie was von seiner Abstammung gewusst hat. Aber als der Alte gemerkt hat, dass dessen Tochter Magierin war, hat er natürlich alles in die Gänge gesetzt, um sie in die Finger zu bekommen.“
 

„Wow“, murmelte Draco. „Das ist... Wahnsinn!“
 

„Ja, ich hab es deinem Vater schon gesagt. Er will das auch benutzen, um den Alten zu Fall zu bringen. Was auch immer er plant und wenn es so weit ist, sollen wir nach Hogwarts zurück. Außerdem kommen meine Brüder über das nächste Wochenende. Keine Ahnung, warum. Aber sie kommen hierher.“
 

Draco starrte den Anderen wieder ungläubig an, nickte aber dann. Ein Weasleytreffen in Malfoy Manor kam ihm nicht so schlimm vor, wie das, was er gerade über Potter erfahren hatte.
 

„Wie macht man Potter dann klar, dass Dad und Sev ihn nicht fallen lassen wollen oder werden und dass sie ihn brauchen, wie er sie?“
 

„Indem wir ihm noch mal erklären, was er ist und was das bedeutet.“
 

„Nun, wir können es auf jeden Fall versuchen...“

Gespräche

Harry wusste nicht, wie spät es war, als er erwachte. Nur, dass er sich erholt fühlte und ihm kaum noch was weh tat und dass er in einem Bett lag. Dunkel erinnerte er sich an einen komischen Traum, in dem gruseligerweise nicht nur Snape, sondern auch noch Malfoy vorgekommen war.
 

Er öffnete seine Augen, aber alles war schwarz. Also war es wohl Nacht. Oder zumindest gerade nicht hell. Kurz strich er mit der Hand über das Laken, bevor er sich erheben wollte, doch in dem Moment festigte sich der Griff um seine Taille, den er bisher noch nicht mal bemerkt hatte!
 

Was...?!
 

Das war NICHT Ron! Der war zwar größer als er, aber nicht so! Und Ron war zwar gut gebaut, aber nicht so! Erschrocken wollte Harry sich losmachen, doch das Griff festigte sich sofort derart, dass er sich kaum rühren konnte. Sein Atem beschleunigte sich und es dauerte eine ganze Weile, bis er die Kräuter roch. Oh Merlin Das... war Snape?!
 

Warum war er mit Snape in ein und demselben Bett? Was war hier geschehen? War dann der Rest dieses schwachsinnigen Traums dann auch wahr? Mit Malfoy? Und... da waren noch andere gewesen, angeblich Heiler! Na ja, es würde zu der Tatsache passen, dass er wirklich keine Schmerzen hatte.
 

Aber warum hielt der Andere ihn?!
 

Und warum ließ Harry es zu? Er verstand sich selbst nicht! Wenn das kein Traum war, dann hatte er sich erst von Malfoy Senior halten lassen und nun kuschelte er mit Snape! Er sollte panisch werden und stattdessen lag er ruhig hier! Er musste wirklich schwachsinnig geworden sein!
 

So, und nun war er wach!
 

Großartig und sein Verstand begann nun, auch noch zu arbeiten. Er musste mit Snape reden und mit Malfoy vermutlich auch noch. Er stöhnte leise und legte seine Hand vor die Augen. Nur er schaffte es, vom Misthaufen ins Güllesilo zu fallen. Als hätte er nicht bisher mit Voldemort und Dumbledore genug an der Backe!
 

Kurz entspannte Harry sich und merkte, dass der eiserne Griff um seine Taille etwas nachließ. Bad. Er musste aufs Klo, beschloss er für sich. Und duschen am besten noch mit dazu. Vorsichtig versuchte er, sich aus dem Griff zu winden. Aber genauso hätte er versuchen können, die Zauberwelt davon zu überzeugen, dass der Alte kein Heiliger, sondern ein Drecksack war.
 

„Potter, was soll das werden?“, fragte Severus, als er aufwachte, weil der Junge in seinem Arm unruhig wurde und mehrfach versuchte, gegen die Decke zu schießen oder so etwas. Erst hatte er einfach beschlossen, es zu ignorieren, doch dann entschied er sich, doch mal nachzufragen. Er richtete sich etwas auf. „Es ist erst sechs Uhr morgens.“
 

„Ich... muss ins Bad...“
 

Müde strich Severus sich die Haare zurück und blickte auf den unsicheren Jungen, der sich wohl seiner Stimme zugewandt hatte. Harry war nachts immer näher an ihn heran gerückt und er hatte sicher nichts dagegen gehabt, im Gegenteil. Es hatte ihn gewundert, aber das hatte Harry schon die letzten Nächte lang gemacht und sich an einen von ihnen gekuschelt, als würde ihm kalt sein. „Bad“, murmelte er dann. „Komm.“
 

„Ich kann das...“
 

„Ganz sicher nicht allein“, gab Severus ruhig zurück, während er aus dem Bett stieg und dem Jüngeren auf die Beine half, ihn dann aber auf die Arme hob. „Du hast keine Ahnung, wo das Bad ist und du würdest über ein Staubkorn fallen“, fügte er, nun ein wenig amüsiert, an.
 

Harry wollte etwas sagen, protestieren, doch dann wurde ihm klar, dass der Tränkemeister Recht hatte. Der Mann trug ihn irgendwo hin und er hasste es wirklich, nichts zu sehen, mehr als je zuvor. In Hogwarts war es nicht so schlimm gewesen, er kannte das Schloss schließlich zur Genüge und von dem Haus seiner Verwandten brauchte er nicht mal zu reden. Aber hier...?
 

„Du stehst vor dem Klo“, erklärte Severus, als er Harry vorsichtig abstellte. „Daneben ist das Waschbecken. Ich gehe raus und warte“, erklärte er. „Dann bring ich dich zurück. Ich bin erst vor ein paar Stunden ins Bett und ich will noch schlafen.“
 

Harry sah den Anderen erstaunt an, dann nickte er. Er wartete bis die Tür sich schloss, dann erledigte er sein Geschäft, tastete sich zum Waschbecken vor und wusch sich die Hände. Im Grunde wollte er Fragen stellen, doch er war sich nicht sicher, ob das so gut war. Er wusste im Moment ohnehin nicht, was er denken sollte. Gerade jetzt, wo er von den anderen beiden etwas entfernt war, schien er wieder klarer denken zu können. Er kam ihm unvorstellbar vor, dass er tatsächlich gerade mit Snape in einem Bett aufgewacht war!
 

„Harry?“, die Tür ging erneut auf. Severus hatte sich nach fünf Minuten doch Sorgen gemacht, aber der Junge stand nur, sichtlich desorientiert und mit verständnislosem Gesicht am Waschbecken, an dem er sich festkrallte, wohl, weil sein Fuß weh tat. Er trat zu dem Elf, strich dem Jüngeren durch die Haare. „Alles in Ordnung?“
 

„Ich... weiß es nicht...“
 

„Ah... Gespräche, wenn ich wieder wach bin“, meinte er dann nur und hob Harry hoch, brachte ihn ins Bett zurück, wo Lucius auch kurz aufwachte. „Wasch’n... losch...?“
 

„Nichts“, gab Severus leise zurück. „Harry musste mal ins Bad... schlaf weiter.“
 

„Hmmm..“
 

Wie selbstverständlich zog Severus den Jungen an sich und machte es sich ebenfalls wieder bequem und auch Lucius strich ihm kurz über die Haare. Ohhhhh ja, da war ein Gespräch fällig, ein langes...
 

Doch erst mal... legte er seinen Kopf vorsichtig auf dem Arm ab, der sich unter Selbigen geschoben hatte, fast in derselben Position, wie er schon aufgewacht war. Auch, wenn er es nicht verstand, es war bequem und zum allerersten Mal seit Jahren fühlte er sich sicher. Absolut geschützt, ohne das Gefühl zu haben, ständig über die eigene Schulter sehen zu müssen, weil irgendein Irrer hinter ihm stand. Das Gefühl, was er immer gehabt hatte, wenn Snape aufgetaucht war. Und ganz ehrlich – auch was Malfoy anging, zumindest vor dem Älteren, hatte er sich auch nie wirklich gefürchtet.
 

Oder es war ein anderer Teil von diesem komischen Traum. Seufzend schloss er die Augen.
 


 

Kingsley saß am Schreibtisch vor seiner größten Problemakte. Er wusste, er musste etwas unternehmen. Er kam immer noch nicht über die Tatsache hinweg, dass Potter Malfoy Seniors Gefährte sein sollte. Aber noch mehr hatte ihn getroffen, was angeblich mit dem Jungen geschehen war. Er war vor ein paar Tagen da gewesen und hatte all die Verletzungen selbst gesehen, auch, wenn sie schon fast verheilt gewesen waren.
 

Er wusste, er musste was tun und irgendwo musste er beginnen. Da, wo der junge Mann seine Verletzungen her hatte – bei seinen Verwandten, die ihn angeblich, ach so gern mochten und bei denen er laut Dumbledore so sicher gewesen wäre. Ja, der hing ihm auch noch am Hals. Er bekam manchmal am Tag mehr als fünf Briefe von ihm, in denen er verlangte, die Vormundschaft zurück zu bekommen und dass der Bengel gefälligst wieder auf die Schule zu kommen habe.
 

Ruhig legte er den letzten dieser Briefe beiseite und klopfte mit dem Zauberstab gegen eine Box, woraufhin mehrere Laute zu hören waren, als sein Team in den Raum apparierte, unter anderem auch Nymphodora Tonks, sein Protege, dass es schaffte über jeden Strohhalm zu donnern.
 

„Sir?“
 

„Wir werden heute drei Muggel verhaften. Die Adresse ist Little Whinging, Surrey.“
 

„Das... leben da nicht die Verwandten von Harry Potter?“, fragte Tonks verwirrt. Sie mochte die Drei ja auch nicht, aber... warum Verhaftung?!
 

„Ja, eben die und sie werden verhaftet, den Grund müsst ihr nicht wissen, das werde ich erst bekannt geben, wenn ich mir der Sache wirklich sicher bin. Nieson, bereiten Sie Veritasserum und die Verhörräume acht, vier und siebzehn vor.“
 

„Ja, Sir.“
 

„Gut, die anderen kommen mit mir!“ Kingsley lief ruhig mit den anderen los, bis zum Apparationspunkt und von da aus zum Haus der Dursleys. Einen Moment lang sah er sich um. Es war eine ruhige Wohngegend, ein typischer Vorort voller Muggel, die nichts von dem wussten, was um sie herum wirklich vorging. Harmlos, mit freundlichen Nachbarn, die sich auf der Straße unterhielten. Und doch schien niemand etwas von dem geahnt zu haben, was sich hinter den weiß gestrichenen Türen abgespielt hatte. Das war es, was er kaum glauben konnte und doch war es so.
 

Ruhig drückte Kingsley auf den Klingelknopf, danach strich er sich über seinen Umhang, während er mit hochgehobener Augenbraue das Rumpeln hörte. Was war das? Ein Erdbeben?

Dann wurde die Tür auch schon aufgerissen und ein teigiges, aber auch recht Junges Gesicht sah ihm entgegen.
 

„Mom! Dad! Feaks!“
 

„Was? Ich hab denen doch gesagt..:!“
 

In dem Moment kam noch mal das Doppelte des Jungwals und drängte sich an dem Jüngeren vorbei. „Was wollt ihr Freaks hier? Ich habe mit euch nichts zu tun! Raus! Runter von meinem Grundstück, oder ich rufe die P....!“
 

Kingsley nutzte einen Zauber, um beide Klöße von der Tür weg und in ein anderes Zimmer schweben zu lassen, bevor er mit seinen Auroren eintrat und die Tür schloss. Ein Hoch auf Privatzauber, sonst hätten sie vermutlich bereits Nachbarn am Hals. Dann wandte er sich um: „Tonks, ich will, dass du alle Zauber auflistest, die auf diesem Haus liegen, inklusive der Blutbarrieren und allem anderen.“
 

„Ja, Sir“, gab die Frau zurück, deren Haar gerade eine abartig neongrüne Farbe hatte, bevor sie loslief.
 

Erst dann wandte er sich den beiden Walen zu, die auf dem Sofa gelandet waren, aber dummerweise war das wohl beim Aufprall kaputt gegangen. Auf jeden Fall brüllte der Ältere, während der Jüngere das Jammern anfing. Nun, wenigstens mussten sie nicht zuhören, da er einen Stillezauber über die beiden gelegt hatte.
 

„Mastars, Haymer, Sturgis und Drenco, Sie bringen diese beiden Wale in zwei der Verhörzimmer.“
 

„Aber... unter welcher Anklage, Sir?“
 

„Das werden Sie noch früh genug erfahren. Tatum, Sie begleiten mich und Giles und Foren, Sie suchen Petunia Dursley und bringen Sie in den dritten vorbereiteten Verhörraum.“
 

„Ja, Sir!“
 

Sofort packten je zwei der Auroren einen der Klopse und verschwanden. Dem Himmel sei dank. Erst dann machte er sich auf den Weg, das Haus zu untersuchen, wobei er beschloss, sich von oben nach unten vorzuarbeiten. Oben war nicht viel, ein sauberer Speicher, drei Schlafzimmer. Nun ja, an einem hingen einige Schlösser und es stand nichts drin, außer einer Liege, aber... Moment! Ungläubig zog er die fadenscheinige Decke weg. Blut. Getrocknetes Blut. Auf der Decke und der Matratze. Rasch sprach er einen Zauber. Harrys Blut, eindeutig. Er blickte um sich, starrte auf seinen Begleiter. „Das ist Potters Blut“, stellte er laut fest, dann verließ er das Zimmer.
 

Doch das waren bei Weitem noch nicht alle Überraschungen. Er fand auch einen Schrank mit einer blutigen Matratze – und Harrys ersten Schulbrief, adressiert an eben diesen Schrank. Er gab ihn an Tatum weiter, der ihn wortlos einpackte.
 

Aber der Schlag traf sie beide im Keller. Da war ein Raum, den sie fast übersehen hätten, wäre sein Kollege nicht auf eine kleine Blutspur aufmerksam geworden, eine Tür hinter einem Vorratsschrank und dahinter... befand sich ein regelrechter Folterkeller. Mehrere Peitschen, Gerten und Messer waren an der Wand aufgereiht, zwei davon noch blutig. Er ließ auch diese Sachen einpacken. Dieser Tag würde noch sehr, sehr lang werden...
 

Er beschloss, das Verhör allein zu führen und beauftragte Tatum, nachdem er die Beweisstücke abgegeben haben würde, die Finanzen der Dursleys und ihre Dokumente zu untersuchen und alles, was auch nur im entferntesten mit der Zauberwelt zu tun haben könnte, mitzubringen. Diese Geschichte wurde wirklich von Minute zu Minute hässlicher und sie alle hatte nie auch nur Verdacht geschöpft. Alle hatten weggesehen, dabei waren die Zeichen vor ihren Augen gewesen, sichtbar für jeden, der hinsah. Harry war klein für sein Alter, sehr dünn und sein Gesicht, selbst wenn er lachte, wirkte nur selten wirklich fröhlich. Seine Augen waren übermäßig wachsam gewesen.
 

Sie hatten Menschen mit schwerer Kindesmisshandlung davon kommen lassen, nicht nur seine Verwandten, sie hatten auch nie die Schutzzauber überprüft, die angeblich Albus Dumbledore selbst errichtet haben wollte.
 

Sie hatten eine Menge wieder gutzumachen....
 


 

Kurz nach Zehn kam Lucius zurück in sein Schlafzimmer. Sein Geliebter richtete sich gerade etwas auf und sah auf Harry, der wohl auch nur noch döste. Rasch stellte er das Tablett beiseite und trat zu Severus. „Wie geht es ihm?“
 

„Kaum Fieber“, gab Severus zurück, nachdem er kurz die Stirn des Grünäugigen gefühlt hatte. „Seine Hand sieht auch gut aus. Wenn er meint, er schafft es, können wir heute etwas üben.“
 

Lucius lächelte etwas, berührte Harry dann sanft an der Schulter. „Guten Morgen, Schlafmütze. Ich finde, sechseinhalb Tage Schlafen ist genug, wie wäre es zur Abwechslung mit etwas zu Essen?“
 

Harry erwachte. Er war doch noch mal eingeschlafen, wie oder warum konnte er sich nicht vorstellen, wie hatte er sich nur so sicher fühlen können? Sicher genug, um ausgerechnet mit zwei Todessern im Bett zu schlafen und warum hatte er da geschlafen? Er hatte sich ja sogar, verdammt noch mal, aufs Klo tragen lassen! „Mr. Malfoy?“
 

„Lucius, Harry“, gab der Blonde nur amüsiert zurück. „Wenn du mich hier Malfoy nennst, kann es sein, dass dir vierzig Gemälde antworten. Die mit meinem Vornamen hab ich auf den Dachboden gebracht. Die waren... nervig. Komm, steh auf. Severus bringt dich ins Bad. Ich hab alte Sachen von Draco rausgelegt. Dann gibt es Frühstück und Tränke.“
 

Harry setzte sich auf. „Ähhh... was... warum...?!“
 

„Fragen nach dem Essen“, gab Severus streng zurück und wartete, bis Harry sich aus dem Bett getastet hatte, bevor er ihn am Arm nahm und ihn wieder in das Bad führte. Er legte Harrys Hand auf die Duschkabine. „Hier ist die Dusche, darin ist ein kleines Regal, auf dem Shampoo und Seife liegen“, erklärte er, dann nahm er Harrys Hand erneut und führte ihn einige Schritte von der Dusche weg, wobei er sah, dass Harry die Schritte wohl mitzählte.
 

„Hier sind frische Klamotten und wenn du was brauchst, dann ruf einfach. Ich warte draußen. Kommst du klar?“
 

Harry nickte und tastete sich selbst zur Dusche zurück und erst, als er da war, hörte er, wie die Tür sich schloss. Langsam tastete er das ab, was er trug, stellte dabei fest, dass es ein Hemd war. Und dass ihm der Geruch vertraut war. Es war groß und schlackerte. Langsam knöpfte er es auf und legte es auf eine Oberfläche, die er ertastet hatte, gefolgt von einer Boxer und Socken. Dann trat er in die Kabine, wobei sofort angenehm temperiertes Wasser auf ihn herabprasselte.
 

Er brauchte eine Weile, bis er Shampoo und Seife gefunden hatte, dann begann er, seine Haare zu waschen, während er wieder mal versuchte, rauszufinden, was genau eigentlich geschehen war, dass er hier gelandet war. Er wusste nur noch, dass er Schmerzen gehabt hatte und Ron noch beruhigt hatte, bevor er ins Bett gegangen war. Und dann... war er aufgewacht – in Malfoy Seniors Armen. Der gesagt hatte, dass sie ihn versorgt hatten, was sie auch getan haben mussten, bedachte man, dass er sich wieder praktisch schmerzfrei bewegen konnte.
 

Nachdenklich lehnte Harry an der Wand hinter sich, während das Wasser auf ihn herunter prasselte. Er verstand es einfach nicht. So, wie die Tatsache, dass er schon bei dem Gedanken panisch wurde, dass die beiden Männer ihn allein lassen könnten. Was lächerlich war, bedachte man, dass sie es mit Sicherheit tun würden. Das hatte er oft genug erlebt – niemand blieb auf Dauer bei ihm. Und doch... sorgte schon der Gedanke für Tränen. Eilig wischte er sie ab und stolperte aus der Dusche.
 

Hastig tastete Harry sich zu dem Tisch, auf dem auch ein Handtuch lag mit dem er sich schnell abtrocknete, bevor er die Wäsche durchging. Es waren ganz andere Sachen, als die, die er bisher gehabt hatte. Nicht so weit, weich und sie fühlten sich nicht sonderlich getragen an. Es dauerte eine Weile bis er sich angezogen hatte, erst dann tastete er sich wieder zur Tür, die er unsicher öffnete, eben, weil er nichts sah. Es war so frustrierend blind zu sein!
 

„...wird lustig, Draco hat.... Ah, Harry, du bist fertig?“, fragte Lucius dann lächelnd und beendete abrupt das Gespräch mit Severus, als er sah, wie die Badezimmertür sich öffnete und der Grünäugige auf sie zuging, mit vorsichtigen, kleinen Schritten, aber doch relativ sicher. Es stimmte, wenn man es nicht wusste, sah man es nicht, nicht direkt zumindest. Es war Severus, der aufstand und Harry zum Sofa führte, so dass er zwischen ihnen saß.
 

„Auf was hast du Hunger?“, fragte Lucius, während er Teller und Tasse vor Harry auf den Tisch stellte. Er spürte dessen Unsicherheit deutlich, beschloss aber, erst mal nicht darauf einzugehen, um ihn nicht noch mehr zu verschüchtern.
 

„Ähhh... egal?“
 

Severus hob eine Augenbraue, bevor er Harry die erste Phiole in die Hand gab. „Du bekommst noch sechs davon.“
 

„Was ist das?!“
 

„Ein Mittel, um deine Knochen zu stärken. Eines, um deine Narben langsam verschwinden zu lassen und zwei, die deinem Körper helfen, die letzten Wunden zu heilen und noch ein paar Sachen.“ Den für die Augen erwähnte er vorläufig nicht, erst, wenn er Erfolg haben würden. Er wollte Harry keine falschen Hoffnungen machen.
 

Harry fühlte die Phiole, sah noch einmal in Richtung der Stimme und würgte den Inhalt herunter, so, wie den der anderen Sachen. Er war allerdings erleichtert, als er dann einen Saft zum Nachspülen bekam, denn der Letzte hatte scheußlich geschmeckt – noch schlimmer, als die meisten anderen.
 

Lucius hatte inzwischen Harrys Teller gefüllt – mit Rühreiern, Speck und Weißbrot. „Hier, iss und dann können wir uns in Ruhe unterhalten“, schlug er freundlich vor. „Du hast tagelang nichts gegessen und nur Nährtränke sind auch nicht das Wahre.“
 

Harry nickte und begann zu essen und stellte dabei fest, dass es schmeckte. Es erinnerte ihn fast an sein erstes Frühstück in Hogwarts, wo er einfach gegessen hatte, das erste Mal ohne nachzudenken, wo er sich hatte nehmen dürfen, so viel er wollte. „Wo... ist Ron?“, fragte Harry auf einmal. Er wusste, Ron würde riesigen Ärger von Dumbledore bekommen! Er wollte aufspringen, doch eine Hand auf der Schulter drückte ihn zurück.
 

„Er terrorisiert wohl gerade meinen Sohn mit der Tatsache, dass er besser in Schach ist als Draco“, gab Lucius amüsiert zurück.
 

„Er... er ist hier?!“
 

„Ja, das ist er. Ich konnte ihn schlecht in der Schule lassen. Ich weiß, wie der Alte arbeitet und denkt“, fügte Severus an.
 

Harry sackte erleichtert in sich zusammen und griff zu, als die warme Tasse in seine Hand gedrückt wurde. Er roch daran. Kakao. Überrascht sah er auf.
 

„Was?“, fragte Severus amüsiert. „Das hast du jeden Tag in Hogwarts getrunken und du hast es geschafft, die Hauselfen dazu zu bringen, es dir sogar abends in den Schlafsaal zu bringen.“
 

„Aber...!“
 

„Habe ich erwähnt, dass ich Dobby weder misshandelt noch frei gesetzt habe? Es war abgesprochen. Er sollte ein Auge auf dich haben, leider tendiert er dazu, Dinge noch schlimmer zu machen, als sie ohnehin schon sind.“
 

„Ohhh...“
 

Beide Erwachsenen lachten amüsiert, bevor Lucius nach seinem teuren Tee griff, Kaffee hatte er heute schon gehabt. Er strich Harry kurz die langen Strähnen aus dem Gesicht, runzelte dann die Stirn und beschwor ein Handtuch. „Du hast dir ja die Haare gar nicht abgetrocknet“, stellte er fest und begann, das nachzuholen. Mit langen Haaren hatte er genug Erfahrung und er wusste, es war eine Umstellung, erst kurze Haare zu haben und sie am nächsten Tag so lang vorzufinden: „Nun, Harry – stell uns deine Fragen.“
 

Der Jüngere nippte an seiner Tasse und genoss es, trotz der komischen Situation. Wer wusste, wie lange noch. Und wieder mal war er froh, absolut nichts mehr zu sehen. Dann musste er gleich nicht die hämischen Blicke ertragen. Oder sonst was. „Wie bin ich hierher gekommen?“, fragte er leise. „Und... warum kümmern Sie sich um mich? Ich... ich verstehe das nicht!“
 

Severus hob kurz Harrys Kinn an, obwohl er wusste, dass der Junge nichts sah. Er strich kurz über die Wangen des Jüngeren, dann lächelte er etwas. „Nun, dein Freund hat Panik bekommen, als du nicht aufgewacht bist. Aber ich denke, das hatten wir schon. Er hatte den Grips, mich statt Poppy zu holen. Ich konnte nicht viel mehr machen, als deinen Kreislauf zu stabilisieren. Du warst halb tot. Dich hierher zu bringen, war die einzige Möglichkeit. Ich habe deinen hitzköpfigen Spießgesellen, sehr zu Dracos Frust, ebenfalls mit hierher gebracht und Lucius hat seinen persönlichen Heiler geholt. Der ist gut und er hatte am ersten Tag zu kämpfen, um dich am Leben zu erhalten. Du hattest eine üble Blutvergiftung und einige andere Dinge, aber das weißt du wohl selbst am besten, du dummer Junge. Du hättest zu irgendwem gehen müssen und ich meine damit, zu jemandem über zwanzig.“ Kurz strich er Harry über die Hand.
 

Es war Lucius der weiter redete, ohne aufzuhören, das Haar Strähne für Strähne trocken zu rubbeln. „Weißt du, wie Sev es geschafft hat, deine magischen Schilde zu brechen? Das hätte unmöglich sein sollen, elfische Rüstungen halten bis zum Tod.“
 

„Wie?“, fragte Harry leise.
 

„Meine Magie hat mit deiner reagiert. Sie hat deine Schilde gelöst.“
 

„Ich... verstehe nicht!“
 

„Du weißt wirklich wenig von der Welt um dich herum“, stellte Lucius ruhig fest, ohne sich anzumerken, wie ihn das entsetzte. Aber das war nichts gegen das, was sie durch die Verletzung des Grünäugigen erfahren hatten. „Ron hat mir erzählt, dass er versucht hat, dir zu erklären, dass magische Wesen immer Gefährten haben.“
 

Erneut nickte Harry. Stimmte diese vage Vermutung etwa, die er immer wieder gehabt hatte?

„Ihre Magie ist immer kompatibel“, erläuterte Lucius ruhig. „Nicht gleich, aber sie würde miteinander arbeiten, wenn sie es für richtig hält.“ Dann wartete er einfach ab.
 

Harry blinzelte, dann holte er Luft, einmal, zweimal, sein Gesicht wandte sich Severus zu. „Was?... Heißt... heißt das, ich... bin...?“
 

Severus nickte, bevor er verbal bestätigte. „Ja“, gab er ruhig zurück und lächelte etwas.

„Aber... aber... wenn ich... Ihr Gefährte bin... was... warum...?!“, sein Kopf zuckte zwischen den beiden Männern hin und her.
 

Lucius lächelte etwas und ließ etwas seines Charmes um den Jungen fliegen, damit der wieder ruhiger wurde. „Es kommt selten vor, aber du gehörst zu einer Triade“, erklärte er. „Triaden gibt es öfter mal, aber meist stirb einer der dominanten Kreaturen, bevor sie ihr Gleichgewicht finden“, gab er zurück. „Du glaubst gar nicht, was für einen Schreck wir beide hatten, als wir nicht wussten, ob du überleben würdest. Wir haben dich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Einer von uns war immer in deiner Nähe...“
 

„Aber... aber warum?“, eine Träne schwamm in Harrys Augen. Er verstand das nicht. Warum taten die Anderen das? Er brachte doch nichts außer Probleme. Warum kümmerten sie sich um ihn? Wofür? Was dachten sie, was er hatte, was Zehntausende andere nicht besaßen?! „Ich... Sie haben doch selbst immer gesagt, ich wäre... nichts, als.. ein Klotz am Bein!“
 

Severus packte den Jüngeren, während Lucius Harry gerade noch rechtzeitig die Kakaotasse packen konnte, und zog ihn in die Arme, drückte ihn an sich. „Oh, du Sturkopf“, murmelte er leise. „Ich musste meine Deckung bewahren. Sowohl vor dem Alten, als auch vor dem dunklen Lord. Und ja, du hast mir Magengeschwüre verpasst, weil ich auf dich achten musste.“ Er strich durch die feuchten Haare. „Aber deswegen bist du trotzdem mein Gefährte. Meiner und Lucs. Du hast keine Ahnung, was das in der magischen Welt bedeutet... Wesen wie wir, wie Luc und ich, können ohne so etwas nicht glücklich werden, oder auch nur zufrieden sein. Ein Gefährte hat eine besondere Bedeutung, die magischen Gesetze schützen vor allem die in deiner Position“, erklärte er leise, während er versuchte, Harry zu beruhigen. Gott, was hatten diese Muggel nur angerichtet?!
 

Harry war mehr als überrascht, doch er wehrte sich nicht gegen die Nähe, obwohl er es im ersten Moment durchaus wollte. Und... was bedeutete das? Was war seine Position? Diese dumme Junge-der-lebt Geschichte? „Was...was passiert jetzt?“, fragte er leise.
 

Lucius strich leicht über Harrys Rücken, er war zu den beiden gerutscht: „Du erholst dich“, gab er ruhig zurück. „Und wir Erwachsenen schalten die beiden Irren aus, die versuchen, die gesamte Magische Welt kurzzuschließen.“ Er lächelte etwas. „Und wenn das vorbei ist, dann können wir weiterreden.“
 

Harry sah überrascht auf. „Warum... warum helfen Sie mir?“
 

Severus seufzte leise und strich weiter über die Wange des Jüngeren. „Ich denke, es ist ziemlich dumm, uns zu siezen, Harry. Mein Name ist Severus und Luc hat seinen auch schon erwähnt“, schalt er den Jüngeren nachsichtig. „Und es ist selbstverständlich, dass wir dir helfen. Du wirst lernen, es zu verstehen“, fügte er sanft an. „Das Beste ist, dass die einzige Gegenleistung, die wir erwarten, ist, dass du uns eine Chance gibst – und dich nicht unnötig in Gefahr begibst und dir helfen lässt.“
 

Harry hatte schon wieder das dringende Bedürfnis nach dem Warum zu fragen, doch er verkniff es sich. Er wollte die beiden nicht nerven. Stattdessen ließ er sich einfach gegen die Brust vor sich sacken. Er genoss die starken Arme um sich herum und beschloss, es fürs Erste auf sich beruhen zu lassen.
 

Severus tauschte einen besorgten Blick mit dem Blonden. Doch der lächelte etwas und transfigurierte schnell eine Bürste, mit der er die Haare entwirrte und sie dann in einen einfachen, nicht störenden Zopf flocht, den er mit einem Band umschlang. So würden die Haare den Jüngeren nicht stören.
 

Der Vampir strich Harry nur die gesamte Zeit über den Rücken, bis er merkte, dass dessen Körper schwerer wurde und er hörte, wie der Herzschlag ruhiger wurde. „Er schläft wieder“, erklärte er leise. „Das war wohl verdammt viel für ihn. Ich denke, es ist endlich eingesackt, dass er unser Gefährte ist“, fügte er an. „Jetzt muss er nur noch begreifen, was das bedeutet.“
 

„Wäre es für dich wohl auch“, meinte Lucius nur und stand auf. „Ich rede mit Shacklebolt. Ich will Ergebnisse und heute Nachmittag kommen noch die Zwillinge. Ich werde also nur kurz die Verhörprotokolle holen und meine Sachen erledigen. Ich bin wohl in ein paar Stunden wieder da.“
 

Der Tränkemeister nickte. „Kannst du aus der Winkelgasse etwas besorgen?“
 

„Was? Tränkezutaten? Davon hast du doch genug. Und den Katalog zum Ordern.“
 

Severus schüttelte den Kopf. „Süßigkeiten“, erklärte er. „Ich weiß, dass Harry sie liebt. Und Weasley auch. Vor allem, wenn du vorhast, noch vier von denen hierher zu holen. Wann sollten die noch mal kommen?“
 

„In ein paar Stunden, so ziemlich zeitgleich mit mir.“
 

„Oh Himmel!“, murmelte Severus frustriert. „Und wie lange können wir die Meute von ihm fern halten?“
 

Lucius zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall ein paar Tage“, bestimmte er. „Sie werden es verstehen. Harry muss sich an uns gewöhnen und dein Blutdurst wird auch nicht ewig auf sich warten – oder sich unterdrücken lassen.“
 

Severus nickte. „Bring ihm etwas mit“, schlug er leise vor. „Süßigkeiten sind eine Sache, vielleicht noch eine Kleinigkeit.“
 

Der Blonde lächelte und nickte, bevor er sich aufrichtete. „Wir sehen uns später“, gab er leise zurück, beugte sich über Harry und küsste ihn auf die Stirn, bevor er den Raum verließ. Er wäre sicher gern geblieben, doch noch viel mehr reizte es ihn gerade jetzt nach Harrys Ausbruch, einige Schuldige in die Finger zu bekommen.
 

Severus strich ihrem Gefährten über den Rücken, dann richtete er sich auf, ohne seinen Griff zu lockern und trug Harry wieder auf das Bett zurück, wo er ihn bequem bettete und sein Buch packte, um weiter zu lesen.

Die Rage des Veela

„Wow, ist das ein Schuppen!“, rief Fred, als sie gelandet waren.
 

„Kein Wunder, dass das Frettchen so arrogant ist!“
 

„Das Frettchen kann euch hören“, knirschte Draco missgelaunt, als er die vier Rotschöpfe sah. Er verstand seinen Vater wirklich nicht! Na gut, das Wiesel war wohl oder übel ein Muss. Immerhin war Ron der beste Freund vom Gefährten seines Alten. Aber warum der Rest der Meute? Sie wollten doch keinen Zirkus aufmachen!
 

Charlie sah die beiden streng an: „Benehmt euch!“, schalt er und sah zu Bill, der sich über die Haare strich. „Hey, Draco“, begrüßte er den Blonden. „Wo versteckst du unseren jüngsten Bruder?“
 

„Hier!“, rief in dem Moment Ron und lachte, umarmte seine Brüder – nun – zumindest die älteren beiden. Von den Zwillingen nahm er vorsichtshalber einen gesunden Sicherheitsabstand. Er hatte bereits den besamten Vormittag auf die Ankunft seiner Brüder gewartet. Aber irgendwie war klar gewesen, dass sie erst kommen würden, wenn er mal fünf Sekunden nicht hinsah.
 

„Ronnykins“, grinsten die Zwillinge. „Und wir bekommen keine Begrüßung?“
 

„Ich hänge an meiner Unversehrtheit. Das letzte Mal hatte ich Karos über meinen gesamten Körper und neongelbe Haare, ich verzichte. Von euch halte ich lieber einen grooooooooßen Sicherheitsabstand!“
 

„Wir sind getroffen!“, jammerten die Zwillinge simultan. „Unser eigener Bruder vertraut uns nicht...“
 

„Sind die immer so?“, fragte Draco, der irgendwo zwischen Faszination und Entsetzen schwankte.
 

„Ja, und du weißt nie, womit sie dich ‚belohnen’ werden“, gab Ron frustriert zurück. „Letztes Mal haben sie meine Schachfiguren verhext und die Dinger sind auf MICH los!“
 

„Cool! Kann ich den Spruch von euch bekommen?!“, bettelte Draco, der sofort beschlossen hatte, bei den beiden in die Lehre zu gehen.
 

„Es sieht aus...“
 

„....als bekämen wir...“
 

„...endlich einen willigen und geeigneten....“
 

„...Lehrling, denn Harry ist zwar ein guter Junger,....“
 

„...aber zu gutmütig für unsere Scherze“, endete George amüsiert.
 

„Außerdem macht es keinen Spaß, ihn zu veralbern...“
 

„...da er uns auseinander halten kann...“
 

„...und den Richtigen nachträglich verhext“, endete Fred.
 

Draco grinste und sah zu Ron: „Und einen Tester haben wir auch schon“, fügte er an.
 

„Ich schwöre dir, Frettchen, denk nicht mal dran, oder ich verarbeite dich zu Hackfleisch und reiß dir jedes deiner verdammten, gegelten Haare auf einmal aus!“
 

Draco starrte den Rotschopf eine Sekunde lang an und grinste dann. „Dazu müsstest du mich erst mal....!“
 

In dem Moment röhrte der Kamin auf, doch was da durch kam, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen. Das Wesen in den Flammen hatte lange, silberne Haare, die Haut aber war leicht bläulich, die Augen strahlten aggressiv und pechschwarze, federbesetzte Flügel schlugen aufgebracht.
 

„Oh, oh...“
 

Es war Bill, der reagierte, zusammen mit Charlie. Beide hatten Übung damit. Bill, weil Flüche oft einen Backdraft hatten und Charlie der Drachen im Zaum halten musste.
 

Bill beschwor einen Schutzschirm, während Charlie sich bereit machte, den Veela im Notfall irgendwie still zu legen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie ihm das bei einer schwarzen gelingen sollte. „Was geht hier vor?!“
 

„Dad?!“, rief Draco entsetzt. Er wollte zu dem Anderen rennen, doch die Zwillinge packten ihn zeitgleich.
 

„Nicht! Du kannst ihn in dem Zustand...“
 

„.. nicht beruhigen! Wo ist sein Gefährte?!“
 

Draco dachte angestrengt nach. „Charlie, schaffst du es, ihn in sein Arbeitszimmer zu treiben?“, fragte er dann. „Das ist ganz in der Nähe, nur zwei Türen weiter, wenn du durch den Gang kommst? Sobald er weg ist, gehe ich zum Kamin und sag Onkel Sev Bescheid!“
 

„Das würde nichts helfen, Snape ist dominant...!“
 

„Aber er hat Harry!“
 

„Was?!“, vier Köpfe zuckten herum, während Ron seine Hand hinter den Augen versteckte.
 

„Leute, tut was Malfoy verlangt“, meinte er nur leise. „Dann erklären wir es euch.“
 

„Und ich hoffe, diese Erklärungen sind verdammt gut!“, knurrte Charlie, der begann, den gereizten Veela zum Gang zu jagen. Ein Hoch auf das Training mit den Drachen. „Jetzt, Malfoy! Bill mit mir!“
 

Sofort hastete Draco zum Kamin und warf das Flohpulver rein. „Onkel Sev!“, rief er. Es hallte in jedem Zimmer wider. „Dad ist ausgetickt! Wir treiben ihn ins untere Arbeitszimmer! Bring Potter dahin! Er ist... im Meuchelmodus!“ Dann trat er zurück. Er wusste auch nicht, aus welchem Kamin sein Onkel steigen würde.
 

Severus hörte mit Entsetzen, was da aus dem Kamin kam und sah dann auf seinen Schoß, wo Harry schmerzhaft zusammengezuckt war, als Dracos panische Stimme durch das Zimmer dröhnte. Nicht zu Unrecht, denn hier befand sich nichts und niemand, der einfach umgebracht werden konnte, um die Rage des Veela zu dämmen.
 

„Was...?!“
 

„Ruhig“, gab Severus leise zurück, strich dem Jüngeren über die Arme. „Hör zu! Etwas ist geschehen und das hat Lucius so sehr in Rage versetzt, dass er die Kontrolle verloren hat und in seine Veelaform übergegangen ist. Er ist im Moment für jeden gefährlich, auch für mich. Nur du kannst ihm helfen sich zu beruhigen“, gab er schnell zurück, während er sich aufrichtete und auch Harry aus dem Bett half. Er wusste, das war viel, aber es gab keine andere Möglichkeit.
 

„Was...was soll ich denn tun?!“, fragte Harry verständnislos. Erst schreckte er aus dem Schlaf hoch, dann bewegte er sich so schnell, dass sein Rücken ihm wieder weh tat und nun das! Er hatte doch keine Ahnung, was von ihm erwartet wurde!
 

Rasch hob Severus den Jungen auf seine Arme und trat zum Kamin. „Ich bringe dich zu ihm“, erklärte er ruhig. „Ich bin auch immer in eurer Nähe. Das Wichtigste ist, dass du dich nicht wehrst. Er wird dich festhalten, er will dich nicht verletzen, denn er braucht deine Nähe.“
 

„Das... ist alles?!“
 

„Ja“, gab Severus beruhigend zurück, dann warf er das Pulver in die Flammen. „Separee!“
 

Als Severus aus dem Feuer trat, waren sie nur ein Zimmer von dem deutlich zu hörenden, tobenden Veela entfernt. Schnell trat er heraus, stellte Harry auf seine Beine und führte ihn, vor den verdatterten Augen einer Horde Rotschöpfe, zu der Tür. Die Zauber, die sie verschlossen hielten, lösten sich sofort.
 

„Und denk daran“, erinnerte Severus leise. „Er will und er wird dir nichts tun“, erklärte er noch mal, dann schob er Harry durch die Tür, die er erst mal hinter den beiden schloss. Er würde warten, bis Luc sich so weit beruhigt hatte, um ihn nicht als Gefahr für Harry zu sehen, bevor er dazu kommen würde. Wenn der Veela zu toben aufgehört haben würde. Dann sah er zur Rotkopfbrigade. „Was?!“, fragte er unwirsch.
 

„Wer... war... war das Harry?!“, fragte Charlie ungläubig.
 

„Offensichtlich“, gab der Tränkemeister schlecht gelaunt zurück.
 

„Aber...! Das war ein Elf!“
 

„Ach nein?“, fragte Severus süßlich. „Darauf wäre ich nie gekommen! Und jetzt verschwindet. Draco, zeig ihnen die Gästezimmer. Ich muss mich um die beiden kümmern.“

Der Blonde nickte und trieb alle hastig von dem aufgebrachten Mann weg – zu deren eigener Sicherheit.
 

Harry hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss, wandte sich um, doch da war nur Holz. Er sah sich nervös um, hörte das Röhren und das Splitten von Gegenständen. Es machte ihm Angst, eben weil er nichts sah. Dann aber hörte das seltsam hohe Heulen abrupt auf, sowie all der andere Lärm. Nervös wollte er sich gegen die Tür drücken. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wirklich nicht. Vorsichtig machte er einen Schritt nach vorn – und stockte. Auf dem Boden lagen lauter Sachen. Schlechte Idee. Wahrscheinlich auch Scherben. Hastig tastete er an der Tür nach der Klinke – doch in dem Moment wurde er auch schon gepackt. Erschocken wollte Harry aufschreien, doch dann erinnerte sich an das, was Sna...Severus gesagt hatte. Statt um sich zu schlagen, wie er es wollte, ließ er sich zusammensacken.
 

Doch etwas war anders an Malf... Lucius. Seine Haut schien wesentlich kälter und fühlte sich ledrig an, außerdem spürte er, wie er eingeschlossen wurde – in Federn. Wieder kam Panik in ihm auf, doch er schaffte es, sie zurückzudrängen, vor allem, da der Andere immer noch nach Lucius roch. Er zwang sich, ruhig zu atmen.
 

Es dauerte scheinbar ewig, bevor er merkte, dass die Haut sich wieder anders anfühlte und auch die Federn gingen zurück. Nur der unnachgiebige Griff blieb. Oh, und die Tür ging wieder auf.
 

„Luc, geht es wieder?“
 

Der Blonde sah auf, seine Augen leuchteten noch immer warnend, aber sonst war er wieder er selbst – so weit er das sein konnte. Seinen Griff um Harry konnte er einfach nicht lösen. Noch nicht. Er war noch viel zu schockiert. Er musste den Herzschlag des Jüngeren spüren und sich sicher sein können, dass er atmete. „Mehr... oder weniger.“
 

Severus’ Blick glitt durch das Arbeitszimmer, bevor er seinen Zauberstab hob und so das gröbste Chaos beseitigte – wobei das nicht halb so schlimm war, wie sonst. Dann drängte er seinen Geliebten bestimmt auf das wieder reformierte Sofa. Den Rest würde er den Hauselfen machen lassen. Erst als Luc saß und Harry nicht mehr wie ein Toter in dessen Griff hin, sondern es sich etwas bequemer machen konnte, setzte er sich selbst. „Was war los? Was hat dich so aus der Fassung gebracht?!“
 

Harry setzte sich ebenfalls auf und richtete sein Gesicht der Stimme entgegen. Auch er wollte wissen, was da los war. Er verstand nicht. So wenig, wie er verstand, was von dem Moment an geschehen war, als er allein in diesem Zimmer gestanden hatte.
 

Lucius schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück, zog Harry, der sich erst mal wieder versteifte, an sich. „Nicht jetzt“, bat er leise. Und strich durch die noch vom Schlafen wirren Haare. „Kann es sein, dass ich eine Horde Rotschöpfe beschäftigt habe?“, lenkte er schnell vom Thema ab.
 

Severus grinste selbstzufrieden. „Ja, hast du. Und deinen Sohn panisch gemacht.“ Der abrupte Themenwechsel war deutlich gewesen. Etwas im Ministerium, betreffend des Verhörs von Harrys Verwandten. Er würde Luc später noch einmal fragen.
 

„Was...?“, Harry schluckte nervös. „Was ist da eben passiert?“
 

Lucius strich vorsichtig über Harrys Rücken. „Nun“, gab er leise zurück. „Ich bin etwas... ausgerastet“, gab er zurück. „So sehr, dass ich die Kontrolle verloren habe und zum Veela gemorpht bin. Und dann werde ich zum Berserker. Ich verliere sozusagen die Fähigkeit, rational zu denken. Meine Sinne sind durchgegangen. Ich hätte vielleicht sogar meinen eigenen Sohn angegriffen, Sev auf jeden Fall.“
 

„Warum... warum nicht mich?“
 

Der Tränkemeister lächelte ein wenig. „Weil du kein dominanter Partner in dieser Beziehung bist“, erklärte er leise.
 

„Ich... verstehe das nicht!“
 

Das hatte Severus erwartet. Er strich sanft über Harrys Haare. „Nun“, setzte er vorsichtig an. „Im Grunde geht es einfach darum, dass du der Ruhepol für unsere inneren Wesen bist“, erklärte er. „Du bist nicht aggressiv und du kannst sowohl seinen Veela als auch meinen Vampir von Dummheiten abhalten. Einfach nur durch deine bloße Anwesenheit. Der Grund, warum es so wenig Triaden gibt, wie gesagt: Ganz einfach, weil sich vorher die dominanten Partner so geprügelt haben, dass einer von ihnen dabei gestorben ist.“
 

Harry blinzelte. „Aber....!“
 

„Ehrlich“, lächelte Lucius: „So ist es. So gesehen hast du bei uns sozusagen die wichtigste Stellung.“ Er strich ihm über die Haare, ordnete sie etwas. „Wie geht es dir? Du bist heute Morgen ja ziemlich schnell wieder eingeschlafen.“
 

„Es war einfach... etwas viel“, rechtfertigte Harry sich ohne zu verstehen, warum er das tat. Und ganz ehrlich – er fühlte sich immer noch überfordert. Eben weil er nichts mehr sah und so nicht mal die Hälfte von dem mitbekam, was um ihn herum geschah. Er hatte sich erschreckt, als er Lucius heute gespürt hatte und dessen Haut sich so falsch angefühlt hatte. Es hatte ihm Angst gemacht.
 

„Verständlich“, lenkte der Blonde freundlich ein. So gesehen hatte Harry Recht. Er hatte an diesem Morgen vermutlich mehr erfahren, als vorher in seinem gesamten Leben. „Das war wohl wirklich viel für einen Tag.“ Dann lächelte er und griff in seine Tasche, holte einen verkleinerten Beutel heraus und stellte die Größe wieder her. Er brauchte nicht lange, bis er fand, was er suchte. Die Süßigkeiten. Schnell suchte er einen bunten Schokololli heraus, der beim Essen britzeln würde. Den gab er einfach an Harry weiter. „Hier, Nervennahrung.“
 

„Oh“, Harry nahm, was man ihm gab, dann roch er daran, bevor er genießerisch die Augen schloss und begann, an der Süßigkeit zu knabbern. „Danke. Ich liebe Schokolade.“
 

Severus lächelte. „Darum hab ich Luc gesagt, er soll dir welche mitbringen“, gab er zurück. „Komm, gehen wir wieder hoch.“
 

Der Veela stand auf und nickte. „Gute Idee, dann können die Hauselfen aufräumen.“
 

Severus nickte und half auch Harry wieder auf die Beine und hob ihn dann aber auf die Arme. Der Jüngere hatte ja nicht mal Schuhe an. „Du solltest vorher deinen Sohn beruhigen gehen, bevor der denkt, ich hab dich leer gesaugt.“
 

„Guter Stichpunkt. Und, so weh es meinem Ego tut, ich muss mich bei einer Meute Rothaariger entschuldigen.“
 

„Eine Meute?!“
 

Severus nickte: „Du hast sie ja gar nicht gesehen: Vier von Rons Brüdern sind da. Alle, außer Percy.“
 

„Die Zwillinge?“, fragte Harry aufgeregt.
 

„Ja, die zu meinem persönlichen Frust auch“, gab Severus zurück.
 

„Kann...kann ich sie besuchen?!“
 

„Sicher“, gab Lucius sofort zurück. „In zwei oder drei Tagen, wenn dir das noch reicht“, gab er zurück. „Ich will, dass du erst wieder stabil bist und nicht mehr den gesamten Tag verschläfst. Dann kannst du auch mit Ron und Draco lernen. Ich habe einen Tutor engagiert. Ist das akzeptabel?“
 

Harry lächelte. „Ja, das... das hört sich toll an.“
 

Beide lächelten und nickten dann.
 

„Gut, dann ist es klar“, gab Lucius freundlich zurück. „Lass dich von Sev nach oben bringen. Dann macht er dich mit unserem Zimmer vertraut. Ich gehe, meinen Sohn geruhigen.“
 


 

„Mylord, keine Spur von den beiden“, berichtete Pettigrew zitternd. „Snape ist... nicht mehr in Hogwarts. Er ist verschwunden. Angeblich hat er sogar Potter entführt. Aber ich konnte ihn nicht finden, so wenig wie Ronald Weasley, der angeblich mit Potter verschwunden ist.“
 

Voldemort stieß einen unmenschlichen Schrei aus. „Verrat! Er hat mich hintergangen! Dieser... dieser undankbare Dreck unter meinen Füßen! Dein Arm!“
 

Sofort streckte Pettigrew ihn dem Anderen entgegen und beschenkte seine Schmerzbekundungen auf ein leises Jammern, als der Schlangenmann ihm die Spitze des Stabes in den Unterarm auf das Mal bohrte. Die anderen Anwesenden griffen sich an ihren Unterarm, aber die, die gerufen wurden, ließen sich nicht sehen, obwohl sie vom Schmerz fast wahnsinnig hätten sein müssen. „Wo sind sie? Warum funktioniert der Portschlüssel im Mal nicht?! Crucio, crucio, crucio!“
 

Die Zauberer stöhnten, als die willkürlichen Flüche sie trafen und sie verfluchten diese beiden Abtrünnigen wirklich. Nicht nur wegen des Verrats an ihrer Sache, sondern vor allem, weil SIE deswegen Schmerzen hatten.
 

In dem Moment trat ein unscheinbarer Mann aus der Reihe hervor. „Ich... ich habe Lucius Mal...Malfoy gesehen, heute... gegen elf... im Ministerium“, gab er zum Besten.
 

„So?“, fragte Voldemort eisig. „Und was hat er da wohl gemacht?!“
 

„Ich... ich weiß nicht...“
 

„DANN FINDE ES RAUS! Und alle anderen: Findet diese Verräter! Bringt sie zu mir! Lebendig! Ich werde dafür sorgen, dass sie sich wünschen werden, nur ein bisschen tot zu sein!“
 

„Ja, mein Lord...“
 


 

Harry hielt auch diese Wachphase nicht lange durch und schlief kurz nach dem Abendessen wieder ein. Diesmal in einem von Dracos alten Schlafanzügen. Die Tränke nahmen ihn offensichtlich ziemlich mit, kein Wunder, so stark wie sie waren. Außerdem hatten die beiden mitbekommen, dass das hier die erste Zeit in Harrys Leben war, an die er sich erinnern konnte, in dem sich seine Schmerzen in Grenzen hielten. Etwas, dass Lucius nach allem, was er an diesem Tag herausgefunden hatte, fraglos glaubte.
 

Kurz sah er zu dem Bett, es war kaum etwas sichtbar, außer einer kleinen Kugel in der Mitte und einigen schwarzen Strähnen, die sich auf der weißen Borte der grünen Decke abhob.
 

„Nun?“, frage Severus ruhig. „Harry schläft. Also, was wolltest du vor ihm nicht ansprechen? Was hat dich so in Rage versetzt? Du verlierst doch sonst nicht derart die Kontrolle!“
 

„Ich will sehen, dass du sie behältst“, gab der Blonde ruhig zurück.
 

„Nun, das würde ich wissen, wüsste ich, worum es geht!“
 

Lucius überlegte eine ganze Weile, bevor er schließlich in seine Brusttasche griff und eine verkleinerte Akte herausholte, sie vergrößerte und Severus gab. „Aber bitte – bleib ruhig“, erinnere er den Vampir. „Harry ist noch zu schwach, als das du trinken könntest.“
 

„Das ist mir bewusst“, gab er leise zurück und nahm die Akte. „Was kann denn da...?“ Und in dem Moment wurde er bleich.
 

„Bitte!“, zischte der Blonde. „Beherrsch dich! Harry ist hier, er liegt im Bett und schläft!“
 

Severus riss seine Augen auf und sah zum Bett. Er roch den Elf, sah das dunkle Haar und hörte dessen ruhigen Herzschlag. Erst das brachte ihn zur Besinnung, dann atmete er tief durch: „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ fragte er mit eisiger Stimme.
 

„Was denkst du eigentlich, warum ich so ausgerastet bin?“, fragte Lucius ruhig. Auch er sah noch einmal über die Bilder. Und dann gab er Severus das Verhörprotokoll von Vernon Dursley. Darin wurden schreckliche Dinge klar. Vieles. Warum Harry so verstört war, wie es kommen konnte, dass niemand ihn über die magische Welt aufgeklärt hatte, wie der angebliche weise Mann versucht hatte, Harry vom der Sekunde an zu brechen, wo er dessen habhaft geworden war. Dumbledore hatte die Misshandlung nicht nur geduldet, er hatte sie gefördert und je schlimmer die Verletzungen waren, die Poppy zu Beginn des Schuljahres festgestellt hatte, umso mehr Geld hatte diese grauenhafte Familie erhalten!
 

Ja, und dann die Bilder der Folterinstrumente, die man an ihrem Gefährten genutzt hatte. Die Messer, die Peitschen und die Gerten. Und alles, was sie bisher nur angenommen hatten, stand nun schwarz auf weiß vor ihnen.
 

Harry war in einem Schrank aufgewachsen, als billiger Haussklave der schlimmer behandelt worden war, als jeder Hauself. Er war geschlagen worden, als er kaum gelernt hatte, zu laufen und er hatte mit winzigen Händen Pfannen halten müssen, die voll waren mit viel zu viel Fett und Fleisch. Zu essen hatte er selten bekommen und wenig. So, dass sein Wachstum geschädigt worden war.
 

Severus sah auf und seine Augen waren inzwischen feuerrot. Hastig stand er auf, lief zum Bett und strich Harry über die Wangen. Es brauchte eine Weile, bis seine Augen wieder dunkel waren. Erst dann sah er wieder zu Lucius, der immer noch auf dem Sofa saß und eine Glas Brandy zwischen den Fingern drehte. „Was geschieht also jetzt?“, fragte er ruhig. „Wie gehen wir jetzt vor?“
 

„Shacklebolt hat viele Beweise gegen Dumbledore gefunden“, gab der Veela zurück. „Schriftstücke, das Geständnis der Dursley unter Veritasserum, die Aussage der beiden Heiler. Außerdem offensichtlich Versuche, sich in Gringotts Zugang zu Harrys Dingen zu verschaffen. Genug, um ihn ebenfalls unter Veritasserum zu befragen. Das sollte reichen, um ihn nach Azkaban zu bringen. Zusammen mit seinen engsten Vertrauten und auch seine Enkelin wird nicht ungeschoren davon kommen“, fügte er kühl hinzu. „Harry muss vermutlich noch nicht mal aussagen und wenn, dann nur in unserer Gegenwart.“
 

Severus nickte kühl. „Dann ist da nur noch ein Irrer“, fügte er an.
 

„Ja, und die Jungs können nach Hogwarts zurück.“
 

„Hältst du das für gut?“, fragte Severus ruhig. „Harry hat da gelitten und es wird genug Leute geben, denen es egal ist, was ihr Heiliger getan hat. Harry wird für sie nur ein Mittel zum Zweck für den Alten sein.“
 

Lucius grinste eisig. „Ich dachte eigentlich, dass du Direktor wirst“, gab er zurück. „Und ich dein Stellvertreter. Wenn der Alte aus dem Weg ist, wird es kein Problem sein den Rat dazu zu bringen. Ich weiß, McGonagall ist eigentlich die Nächste in der Reihe, aber es wird kein Problem sein, sie zu übergehen.“
 

„Mit welchen Gründen, bitte?!“
 

„Sie ist alt und sie stand viel zu lange unter Dumbledores Einfluss. Sie war Harrys Hauslehrerin und hat angeblich nichts von diesen Misshandlungen bemerkt. Glaub mir, die ist schneller abgesägt, als alle anderen und wenn du Direktor wirst, brauchst du einen Tränkemeister“, fügte er grinsend an. „Und vermutlich einen neuen Verwandlungslehrer. Oder einen Geschichtslehrer, bei dem nicht alle schlafen.“
 

Severus hob eine Augenbraue. „Seit wann überlegst du dir das schon?“, fragte er ruhig.
 

„Seit... einer Weile“, gab Lucius amüsiert zu. „Der Vorteil ist, dass wir die Rektorenwohnung hätten und Harry als unser Gefährte kann bei uns wohnen. Im Gryffindorturm wollte ich ihn nicht sehen. Wenn irgendwo eine Revolution köcheln würde, dann da.“
 

Severus rieb sich die Stirn. Nicht seine Traumvorstellung, wenn er ehrlich war. Er hatte auf ein ruhiges Leben gehofft. Aber man konnte über dererlei immer noch reden, wenn der letzte Irre aus dem Weg sein würde. Schließlich stand er auf und verschwand im Bad, um sich selbst fertig zu machen, wenig überrascht, dass Luc ihm folgte – sodass das Umziehen eine ganze Weile dauerte.
 

Als sie zurückkamen, trat jeder zu einer der Bettseiten und krochen zu Harry, der sich, als er die Nähe bemerkte, ein wenig entrollte und sich gegen den Tränkemeister drückte, ohne aufzuwachen. Nur zu gern hielt Severus ihn in den Armen, sah dann Luc an. „Er fühlt sich in unserer Nähe immer wohler...“
 

„Ich habe es bemerkt“, lächelte Luc und küsste Severus, bevor er über Harrys Wangen strich. „Ich habe ihm was mitgebracht.“
 

„Und was?“
 

Lucius lächelte etwas. „Ein Kuscheltier“, gab er zurück. „Eine Stoffschlange, um es genauer zu sagen.“
 

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Severus amüsiert.
 

„Nun... ich hab das Ding im Schaufenster gesehen und auch, wenn Draco es leugnet, auch er hat noch seinen alten Drachenteddy im Bett.“
 

Der Tränkemeister lachte leise. „Warum nicht? Es ist eine nette Idee... Dann komm, schlafen wir auch. Wer weiß, wer uns morgen die Türen einrennt...“

Endlich die Wahrheit

Hermine saß ruhig an ihrem Platz am Gryffindortisch. Nur hatte sie, seit Potters Verschwinden, aufgehört sich zu verstellen und ließ offen heraushängen, dass sie sich für die Prinzessin von Gryffindor hielt. Sie machte das, was sie selbst Draco immer vorgeworfen hatte – sie terrorisierte die Leute, die mit ihr im Turm waren. Und noch viel schlimmer – das anführerlose Haus Slytherin, mit vollster Unterstützung ihres Großvaters. Und es machte ihr Spaß.jJ, Macht über jemanden zu haben, war was Tolles. Das ließ sich nicht leugnen und sie wollte nie wieder das belächelte Mädchen sein, dass nur für Nachhilfestunden gut zu sein schien.
 

Oh nein, sie war mehr! Und selbst wenn Potter zurückkommen würde, wäre es ihr gleich! Sie würde ihre Stellung nicht mehr aufgeben! Und am allerwenigstens für Longbottom, den sie seit einer Weile mit Freuden terrorisierte, da der immer noch Potter und Weasley verteidigte, obwohl diese Feiglinge abgehauen waren! Nun ja, selbst wenn – und die Betonung lag in dem Fall wohl auf wenn – Potter zurückkehren würde, war es auch immer noch eine Frage, wie lange er überhaupt noch leben durfte. Denn ihr Großvater war zurecht so erzürnt, dass sie dem Idioten da wenige Chancen zurechnete.
 

Umso besser. Je kürzer der Idiot noch da war umso weniger musste sie sich mit ihm rumärgern.
 

Zufrieden mit dieser Erkenntnis riss sie einer Drittklässlerin gerade die Schale mit den Früchten aus der Hand und pickte sich nur die raus, die sie mochte, bevor sie die kläglichen Reste wieder auf den Tisch stellte. Ja, das Leben konnte nur besser werden. Sie lächelte zum Lehrertisch und begegnete dem Blick ihres Großvaters. Ja, und sobald es vertretbar war, würde dieser Stuhl ihr gehören, während Großvater das Ministerium übernehmen würde. Ihre Familie würde reich und berühmt und geachtet sein!
 

Auf einmal flogen die Schlosstüren auf. Hermine stand auf, um mehr zu sehen, so wie fast jedes andere Kind in der Halle auch und war mehr als erstaunt, eine große Einheit Auroren zu sehen. Doch als sie zu Großvater sah, bemerkte sie das zufriedene Lächeln. Er hatte es wohl durchbekommen! Alle Todesserkinder nach Azkaban! Ja! Slytherin würde aufhören zu existieren!
 

Tatsächlich stand Albus auf, hoch erfreut, dass man seinem Antrag endlich stattgegeben hatte. Was für ihn auch noch etwas bedeutete: Sein Einfluss musste explosionsartig gewachsen sein. „Meine Herren“, fragte er mit großväterlicher Stimme. „Was führt Sie hierher? Um diese Uhrzeit?“
 

Kingsley starrte den Mann nur eisig an. So ein Heuchler! Ein Lügner und Drecksack! Und all die anderen Lehrer, die nichts gehört und gesehen haben wollten! Diese ganze verlogene Bande! Er bewegte seinen Zauberstab, so dass ein Pergament vor dem Direktor auftauchte. „Albus Wulfric Dumbledore, hiermit verhafte ich Sie wegen versuchtem Mord, Anstiftung zu schwerer Körperverletzung und schwerster Kindesmisshandlung! Auroren, nehmt ihn in Gewahrsam!“
 

„Aber...!“, im ersten Augenblick fiel dem Bärtigen alles aus dem Gesicht, bevor er sich zu seine vollen Größe aufrichtete: „Was hat das zu bedeuten?!“, donnerte er, als habe man nicht gerade mit seiner Verhaftung gedroht oder so etwas. „Ich habe nie auch nur einem Kind ein Haar gekrümmt!“
 

Kingsley starrte den Mann eisig an. „Sie sind einer der besten Lügner dieser Welt, das will ich nicht leugnen“, gab er eisig zurück. „Aber... Sie haben sich an dem Falschen vergriffen!“ Er selbst sprach einen Bindezauber, der an dem Schild des Alten abprallte, doch das nahmen seine Auroren als Zeichen, selbst mit dem Angriff zu beginnen.
 

Die Schüler und die Lehrer waren zu schockiert, um einzugreifen. Sie verstanden gar nichts. Nur Hermine stand auf. Nein! Das durfte nicht passieren! Wie hatten die Auroren von alle dem erfahren können? Sie waren doch so vorsichtig gewesen! Ihr Großvater durfte nicht all das umsonst getan haben! Er hatte nur das Richtige getan! „Lassen Sie ihn in Ruhe. Er ist der Held der Zauberwelt. Er hat uns von Grindelwald befreit und er wird uns von Voldemort (allgemeines, lächerliches Zusammenzucken) befreien!“
 

Ein Auror belegte das Mädchen mit einem Schweigezauber, dann hatten sie auch den Alten in magischen Fesseln. Sie hatten es geschafft. Nun mussten sie nur noch ins Ministerium und den Mann so mit Veritasserum zudröhnen, dass er nicht mehr würde lügen können. Severus Snape, der beste Tränkemeister überhaupt, hatte ihnen ein besonderes Elixier gemixt. Und sie alle, die gesamte Einheit, wollten diesen Verbrecher leiden sehen. Für das, was er einem unschuldigen Jungen angetan hatte, nur um seine Macht zu festigen und ein Werkzeug zu haben. Sie alle hatten den Bericht gesehen und die Bilde von dem Rücken, mit all den Schwären, dem Blut und dem Eiter. Der Alte mochte vielleicht nicht selbst Hand angelegt haben, aber er hatte es erlaubt. Erlaubt, dass ein magisches Kind aus einer guten Familie so behandelt wurde...
 

Die Schüler konnten kaum mehr tun, als mit offenem Mund zu beobachten, was sich gerade vor ihren Augen abspielte. Sie sahen, wie ihr Direktor vor ihren entsetzten Augen und unter unglaublichen Anschuldigungen nach draußen gezerrt wurde. Sie brauchten eine ganze Weile, bis sie sich auch nur wieder trauten, zu den anderen Lehrern zu sehen, die mit ungläubigem Entsetzen auf die Schüler starrten.
 

Erst Minuten später schaffte McGonagall es, aufzustehen: „Kinder, bitte beendet euer Frühstück und geht in den Unterricht. Ich werde mich mit dem Minister unterhalten. Das ist sicher alles nur ein Irrtum!“
 

Neville hingegen beobachtete Granger. Inzwischen glaubte er jeden Vorwurf gegen sie. Sie war eine Tyrannin geworden, die Gryffindor bloßstellte bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Doch nun war sie schneeweiß und Neville wusste, die Auroren hatten sich nicht geirrt. Sie hatten die Wahrheit gesagt. Und von der Erkenntnis aus war es nicht schwer, sich vorzustellen, wer das Opfer gewesen war. Hatte er doch gewusst, dass es Harry nicht gut ging!
 

Wütend starrte er Hermine an, doch dann stand er einfach auf und holte Luna von ihrer Tafel ab. „Jetzt wird es interessant“, meinte er nur leise zu seiner Freundin.
 

Luna lächelte: „Und Harry kommt zu uns zurück...“
 

„Eine Ahnung?!“
 

Die Blonde grinste. „Ich bin mir sicher. Komm – wir wollen Professor Sprout nicht warten lassen.“
 


 

Harry lächelte und legte das Buch beiseite, sodass der Lesezauber erlosch. Dann lehnte er sich zurück an das Glas. Er sah zwar nichts, aber er saß noch immer gern am Fenster, gerade jetzt, wenn es draußen kälter wurde. Er war jetzt seit etwa zwei Wochen hier, na ja eigentlich etwas über drei, aber er war seit zwei Wochen wieder fit genug, um rumzulaufen. Er traf sich auch regelmäßig mit Ron und Draco und den Zwillingen zum Lernen oder Reden. Wobei alle zum Glück davon absahen, über das zu sprechen, was ihm geschehen war, nachdem er sich bei den ersten paar Versuchen rundheraus geweigert hatte, auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren.
 

Er fand sich auch langsam, zumindest auf diesem Stock, ohne Hilfe zurecht. Das Haus schien ihm riesig und er bedauerte es, nichts sehen zu können. Beschreibungen waren einfach nicht dasselbe. Allerdings war in den letzten Tagen etwas Seltsames geschehen. Manchmal hatte er eine Art Flashback oder so was gehabt und er hätte schwören können, in diesen kurzen Sekunden etwas zu sehen. Aber dann war es wieder vorbei gewesen und er hatte es beiseite geschoben. Er hatte früh gelernt, seine Zeit nicht mit unnützer Hoffnung zu verbringen, auch, wenn er inzwischen von Severus wusste, dass sie ihm einen Trank gaben, der den Nerven angeblich helfen würden, sich wieder zu verbinden.
 

Sev... das war noch so eine Sache. Er verstand sich einfach selbst nicht mehr! Es war selten genug, dass er tatsächlich mal allein war. Aber sobald das der Fall war, vermisste er die beiden einfach nur schrecklich, sogar Lucius. Sie hatten ihm erklärt, dass das mehr oder weniger normal war, aber so kam es ihm nicht wirklich vor. Für ihn war das irgendwie alles wie ein Traum, den er nicht wirklich fassen konnte.
 

Da war nicht nur eine Person, die sich auf einmal um ihn kümmerte, es waren zwei! Und sie beide nahmen ihn in Kauf, wie er war! Sie verlangten nicht, dass er sich verstellte. Im Gegenteil, sie wurden sauer, wenn es so war und das, obwohl er sie beide mal für Feinde gehalten hatte! Severus hatte ihm erklärt, dass das daran lag, dass auf ihm wohl trotz allem Zauber gelegen haben mussten, die der Alte gesprochen hatte, um sicher zu gehen, dass er keine Hilfe finden würde. Sie hatten die Gefühle, die die beiden Männer für ihn gehabt hatten, in das Gegenteil umgekehrt. Doch je mehr Harry das Vertrauen des Direktors verloren hatte, je schwächer mussten sie geworden sein, bis zu dem Zeitpunkt, wo er fast gestorben war.

Harry strich sich leicht über die Arme und lehnte den Kopf an die Scheibe. Sein gesamtes Leben hatte sich mal wieder verändert und einmal mehr hatte er dabei nicht wirklich was zu Melden gehabt. Stattdessen hatte etwas anderes seine Entscheidungen getroffen. Doch ganz ehrlich – es war die Erste, mit der er einverstanden war. Ja, es war ungewohnt und ja, es machte ihn manchmal auch nervös. Doch andererseits fühlte er sich schrecklich unwohl, wenn nicht zumindest einer der beiden in seiner Nähe war.
 

Normal, hatten die anderen gesagt, allen voran Draco und Ron. Sie wären schließlich Gefährten, die sich, sozusagen, nach einer gefährlichen Situation gerade erst gefunden hatten. Sie alle wussten mehr über die Situation, in der er sich befand, als er selbst. Wie immer...

Harry lächelte etwas. Gerade die letzten beiden Tage waren noch mal anders gewesen. Er wusste nicht mehr, wie es angefangen hatte. Eigentlich hatte er nur dösend auf dem Sofa gelegen mit dem Kopf auf Severus’ Schoß, seine Stoffschlange, die die beiden ihm besorgt hatten, lag auf dem Bett, denn wozu brauchte er sie, wenn er einen der beiden da hatte. Als er dann gegen Nachmittag wieder fitter geworden war, denn er war mittags doch leider meist noch ziemlich erschlagen, hatte er sich aufgesetzt – und dann war es geschehen. Auf einmal hatte der Tränkemeister seine Lippen gestreift. Im ersten Moment hatte sich keiner von ihnen gerührt, dann aber hatte Severus ihn gepackt und an ihn gezogen und begonnen ihn richtig zu küssen.
 

Harry war froh gewesen, gesessen zu haben, denn er wäre vermutlich sonst einfach in sich zusammengesackt. Kaum hatte er sich von dem Tränkemeister getrennt, waren da die nächsten Lippen gewesen und erst eine ganze Weile später hatte Lucius trocken gemeint. „Ihr könnt aber auch nicht auf mich warten“, bevor sie weiter... geknutscht hatten.
 

Er wusste nicht, wann oder wie es geschehen war, nur, dass er sich in beide Männer verliebt hatte. Es war ein tolles Gefühl, doch es machte ihm auch panische Angst. Angst davor, dass es irgendwann vorbei sein könnte. Egal, was Draco oder die Rothaarfraktion, so von Malfoy Junior benannt, über dieses Thema sagten.
 

Erst eine leichte Berührung riss Harry aus seinen Überlegungen, dann spürte er, wie jemand sich hinter ihn setzte. Luc. Der Geruch nach dessen Aftershave verriet ihn. Dann wurde sein Kopf etwas gedreht, so dass der Blonde ihn küssen konnte.
 

„Darf ich fragen, was deine Aufmerksamkeit so gefangen genommen hat?“, fragte der Blonde amüsiert. Er war, nach dem Gespräch mit Shacklebolt, bester Laune. Noch war das Verhör nicht vorbei, aber bereits jetzt stand fest, dass der Alte nach Azkaban wandern würde. Nicht zu vergessen, dass er danach vermutlich auch noch den Kuss kassieren würde – vollkommen zurecht nebenbei bemerkt. Severus war vor Ort, aber er würde wohl auch bald kommen und dann Harrys Nähe brauchen, nach dem, was er da gerade alles erfuhr.
 

Harry lächele etwas: „Nichts Besonderes“, gab er leise zurück und lehnte sich gegen den Älteren. Etwas, das ihm immer noch komisch vorkam, wie sicher er sich dann fühlte. Oft schaffte diese Nähe es sogar, seine Gedanken und Zweifel zu vertreiben.
 

Der Veela hob nur eine Augenbraue, doch er sagte erst mal nichts, sondern strich durch Harrys lange Haare, die er meist im Zopf oder im Pferdeschwanz trug. Offen waren sie ihm zu nervig. Er wusste, das was Harry sagte, war bestenfalls die halbe Miete. Doch er drängte den Jüngeren nicht. Er drückte ihn an sich und atmete dessen einmaligen Geruch ein. Noch war sein Veela mit dem zufrieden, was er hatte. Wohl wissend, dass Harry zwar körperlich wieder einigermaßen fit, aber noch nicht wieder richtig auf den Beinen war. Doch das würde sich noch früh genug ändern...
 

Und das nicht nur bei ihm, bei Sev würde irgendwann der Blutdurst einsetzen. Und der Wunsch, die Bindung endgültig zu festigen und zu vollenden. Aber bis dahin war wohl noch etwas Zeit.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis der Kamin aufröhrte und Severus zurück kam, seine Augen leuchteten rot vor Wut. Doch dann riss er sich zusammen und trat zu seinen Gefährten, wo er erst Lucius, dann Harry küsste und den Jüngeren nun selbst in die Arme schloss.
 

„Was... ist was?“ ,fragte der Grünäugige, der die angespannte Atmosphäre bemerkte.
 

Severus schüttelte den Kopf, bevor er sich zusammenriss: „Nein, Harry. Es ist alles in Ordnung“, gab er leise zurück und setzte sich zu den beiden. Er nahm einfach nur Harrys Hand. „Wir können vermutlich in ein paar Tagen nach Hogwarts zurück.“
 

„Aber.... wie das?! Er... wir werden doch dann... wieder in den Klauen von... von...!“
 

Severus strich Harry sanft über die Augen. „Denkst du, dann würden wir so etwas in Betracht ziehen?“, schalt er sanft. „Dumbledore ist heute verhaftet worden. Ich komme gerade von seiner Befragung.“
 

„Ver... Verhaftung?!“, fragte Harry ungläubig.
 

Severus hob den Jüngeren sanft auf und brachte ihn zum Sofa, setzte ihn auf seinen Schoß: „Wir... Luc und ich, haben von Anfang an Schritte gegen Dumbledore eingeleitet, um ihn aus dem Weg zu räumen – und wir haben begonnen mit Misshandlung Schutzbefohlener.“
 

Harry versteifte sich: „Was?“, fragte er tonlos. Er konnte es nicht fassen. Hatten... hatten die beiden etwa alles erzählt?!
 

„Kindesmisshandlung ist hier eines der schlimmsten Verbrechen“, gab Lucius ruhig zurück. „Wir haben es gemeldet, damit der Alte nie wieder jemandem weh tun wollte – und wir haben es gerade rechtzeitig gemacht. Du bist nicht der Einzige, der unter ihm zu leiden hatte.“
 

„Was... meint ihr damit?!“
 

„Dumbledore hat dir zwar am übelsten mitgespielt, aber du warst nicht der Einzige. Neville war nie so schwach wie es schien, auf ihm lag eine Blockade, das ist gerade raus gekommen. Er wird noch heute nach St. Mungos gebracht werden, um sie zu lösen und Miss Granger hat er von Kindheit an einer extremer Gehirnwäsche unterzogen. Ob das die einzigen Opfer waren, ist auch nicht sicher. Außerdem hat er zugegeben, dass du auf keinen Fall deine Schulzeit überleben solltest.“
 

„Aber... dann... dann wissen sie alles!“ Automatisch rollte Harry sich in sich selbst zusammen, allein der Gedanke, dass man ihn nun nicht nur für irre, sondern auch noch für schwach halten würde, war schrecklich.
 

„Harry!“, sanft, aber bestimmt hob Lucius den Kopf des Jüngeren an: „Warum schämst du dich? Du bist nicht schwach und du hast nichts falsch gemacht. Ja, wir haben diese Dinge bekannt gemacht, aber niemand wird deinen Namen erwähnen, oder sonst etwas. So bist du von einem der beiden frei“, erklärte der Blonde. Er lächelte ermutigend. „Du kannst zurück nach Hogwarts.“
 

„Aber...! Aber ihr...! Was ist mit... mit euch?!“
 

Der Tränkemeister lachte leise und küsste Harry. „Dummchen, keine Angst. Wir haben sicher nicht vor, ausgerechnet dich aus den Augen zu lassen, du Katastrophenmagnet und dass Ron nicht allein damit fertig wird, hat er eindeutig bewiesen.“
 

„Aber... aber wie...?“
 

Lucius grinste nur noch breiter. „Das... wird eine Überraschung.“
 

„Ich.. weiß nicht“, murmelte Harry leise. „Ich... habe Angst, zurück zu kommen...“
 

„Hmmm“, murmelte Harry, sich dieser Sache ganz und gar nicht sicher. Doch er kuschelte sich zufrieden gegen den Tränkemeister, der begann, seinen Nacken zu kraulen. Er war immer noch nicht wirklich sicher, was er von der neuen Entwicklung halten sollte. Doch auch wenn er Angst hatte, freute er sich auf die Rückkehr. Hogwarts war trotz allem auch immer seine Heimat, sein sicherer Hafen gewesen. Und immerhin hatten die beiden versprochen, mitzukommen. Wie auch immer das klappen sollte.
 

Er war wieder dösig, aber das war kein Wunder. Es war immerhin schon recht spät und hier war es wirklich bequem. Er merkte, wie die beiden über etwas zu reden begannen, aber das war egal. Von dem Gespräch fing er nur hin und wieder Fetzen auf. Irgendwann wurde er hochgehoben, dann zogen die beiden ihn bis auf die Boxer aus, tastete nach der Schlange, bevor er sich in sich zusammen rollte. Eine Hand strich durch seine Haare.
 

„Er wird immer noch schnell müde.“
 

Lucius lächelte nur. „Aber er wird endlich ruhiger und er ist inzwischen so weit, dass er unsere Nähe gern annimmt. Ich habe gemerkt, dass er es nicht mag, wenn wir gehen.“
 

„Das ist definitiv ein großer Schritt nach vorn“, stellte Severus erleichtert fest. „Was hat Shacklebolt dir gesagt?“
 

„Dass man den Alten schwer bewacht in eine Sicherheitszelle nach Azkaban bringen wird. Er hat keine Chance, je wieder raus zu kommen und der Kuss ist mehr als wahrscheinlich“, gab er ruhig zurück. „Morgen rede ich mit dem Rat, wegen unserer künftigen Stellung in Hogwarts.“
 

Severus lächelte und sah zu Harry, der sich wieder zusammengerollt hatte und seine Stoffschlange im Arm hielt. „Das ist gut...“
 

„Ja, aber viel besser ist, dass Harry nicht aussagen muss.“
 

„Ist das sicher?!“
 

„Ja.“
 

Der Tränkemeister lächelte. „Wann ist die Verhandlung?“
 

„Morgen und ich werde da sein, da man dann auch gleich einen neuen Direktor ausrufen wird.“
 

„Sollte ich dann nicht...?“
 

Der Blonde lächelte und schüttelte den Kopf. „Du musst dafür nicht anwesend sein. Ich dachte, du machst in der Zeit einen Spaziergang mit Harry, im Garten zur Abwechslung.“
 


 

Es war Abend, als auf einmal hunderte Vögel die große Halle von Hogwarts fluteten. Seit der Verhaftung des Alten waren erst drei Tage vergangen und an diesem Morgen hatte man Longbottom Granger abgeholt und nach St Mungos gebracht, wobei Neville seit dem Mittag schon wieder da war, mit einem vollkommen neuen Selbstbewusstsein, einem neuen Zauberstab und dem Wissen, weder dumm, noch untalentiert oder schwach zu sein. Seine Großmutter war da gewesen und hatte mit leuchtenden Augen gesehen, wie stark ihr Enkel wirklich war. Sie hatte sich gefreut und sie hatte ihm immer wieder versichert, wie stolz seine Eltern auf ihn wären. Zum allerersten Mal.
 

Luna hatte sich für ihn gefreut und sie hatten den Rest des Nachmittags zusammen verbracht und geredet. Darüber, dass sie hofften bald zu erfahren, was mit Harry und Ron geschehen war. Aber vielleicht bekamen sie ja jetzt eine Antwort.
 

Eine Eule warf ihre Last direkt vor Neville auf den zum Glück noch leeren Teller. Er sah zu Luna, die sich zu ihm gesetzt hatte, bevor er die Zeitung entfaltete und sie so legte, dass auch die junge Ravenclaw mitlesen konnte und so, wie alle über die Zeitungen herfielen, auch die Lehrer, die immer noch nicht wussten, was eigentlich los war.
 

Neville wusste von einem Auror, der sich mit seinem Kollegen unterhalten hatte, dass offensichtlich mehr als ein Lehrer unter einem Zauber gestanden hatte und dass alle von ihnen Verhören unterzogen worden waren. Das gesamte Wochenende und diesen Montag. Und noch nichts sagte ihnen, ob der Unterricht am nächsten Tag wieder in geregelten Bahnen laufen würde.
 

Mit dem Gedanken blickte er auf die Überschrift – und war überrascht. Er hätte alles erwartet, aber keinen derart schnellen Prozess. Wer hatte da, bei Merlin, die Stränge im Hintergrund in der Hand gehabt?!
 

Die Schlagzeile der Sonderausgabe lautete: Albus Dumbledore zum Kuss verurteilt.

Er sah zu Luna, die ein wenig lächelte. „Ich habe es doch gesagt“, meinte die Blonde nur und legte ihre Hand über die ihres Freundes, bevor sie ebenfalls weiter las.
 

--- Artikel---

Albus Dumbledore, Träger des Merlinordens ersten Grades und Kopf des Ordens des Phönix wurde heute in einem schnellen Verfahren zum Kuss der Dementoren verurteilt. Die Zauberwelt ist schockiert über das, was gerade geschieht. Wir haben diesem Mann vertraut, wir haben ihm das Wichtigste gegeben: Unsere Kinder, die er geschworen hat zu schützen und zu lehren. Doch nun kam die Wahrheit ans Licht.
 

Der Mann, dem wir vertraut haben, hat unsere Kinder zu seinen Zwecken missbraucht. Viele Kinder, auch seine eigene Enkelin, von der bisher niemand wusste, fielen ihm zum Opfer. Selbst sein eigener Sohn wurde von ihm hintergangen. Er hatte ihn verheimlicht, da der Junge als Squib zur Welt kam und ihm dann die eigene Tochter, bekannt als Hermine Granger, gegen die Eltern aufgebracht. Er wollte sie zu seiner Nachfolgerin erziehen. Die junge Frau wird ihr Lebtag lang geschädigt sein durch die Exzessive Gehirnwäsche und sie wird lange in St Mungos bleiben müssen, bevor an eine Entlassung zu denken ist.
 

Des Weiteren ist bekannt, dass er Neville Longbottom mit einer magischen Blockade belegt hatte, die ihm fast seine gesamte Magie geblockt hatte, was ihn das Leben hätte kosten können. Er wollte sicher sein, dass niemand dem Jungen, seinem Ersatzspieler, große Beachtung schenken würde, da er vorhatte, den jungen Longbottom für seine Pläne zu nutzen, nachdem Harry Potter Dumbledores Klauen entkommen konnte.
 

Womit wir zum schlimmsten der Punkte kommen und dem Grund, warum diese Anklage durchgebracht werden konnte. Die schrecklichsten Verbrechen wurden an eben diesem jungen Mann begangen. Dem Jungen, der den dunkelsten Magier aller Zeiten bereits einmal zu besiegen vermochte. Ultimativ hätte das in seinem Tod enden sollen, wobei Dumbledore dann das Vermögen von seiner Familie für sich beanspruchen wollte, durch ein gefälschtes Testament.
 

Harry Potter wurde zu seinen Muggelverwandten gebracht und immer wieder wurde uns berichtet, wie gut er dort aufgehoben sei. Ein Bericht eines zugelassenen Heilers aber deutet auf etwas anderes hin. Es sieht so aus, als wäre der Held der Zauberwelt sein gesamtes Leben lang dort schwer misshandelt worden.
 

Zu all diesen Vorwürfen hat Albus Dumbledore uns alle geblendet und uns in falscher Sicherheit gewiegt. Er ließ uns lange glauben, dass eine Rückkehr des Dunklen Lords undenkbar sei, obwohl er zumindest von der Möglichkeit wusste, dass dieser zurückkehren könnte.
 

Der Verbrecher wurde all seiner Posten enthoben. Sein Vermögen wird unter seinen Opfern aufgeteilt werden und nur ein kleiner Teil wird an seine Enkelin weiter gehen, so sie St. Mungos je verlassen können wird.

---Artikel Ende---
 

„Oh bei Merlin! Was... was hat der Irre mit Harry gemacht?!“
 

Luna überflog den Artikel und zuckte dann mit den Schultern: “Ich habe keine Ahnung“, gab sie zurück. „Es wundert mich, dass das nicht gedruckt worden ist – jemand scheint ihn zu schützen.“
 

„Aber wer?!“
 

Kurz schloss Luna die Augen. „Silberhaar“, gab sie dann wie in Trance zurück und lächelte: „Aber weißt du, ich denke, das werden wir bald erfahren. Ich denke, er wird bald zurückkommen.“
 

„Meinst du?“
 

„Ich bin mir sicher.“

Rückkehr

Nervös lief Harry hin und her. Er wusste, diesen Abend würden sie zurückkehren, zurück nach Hogwarts. Der Grünäugige wusste nicht wirklich, was er darüber denken sollte. Er hatte Angst, aber er freute sich auch. Weil er so nervös war, hatte er sich irgendwie den Weg nach draußen ertastet zu einer Art Dachterrasse, auch, wenn es inzwischen eher kühl war.
 

Er hatte weg gemusst, weg von Ron und Draco, die aufgeregt packten und immer wieder darüber debattierten, welchen Scherzartikel sie an wem austesten sollten. Es war ein Leichtes gewesen, sich wegzuschleichen, nun, wo er allmählich begann, seine neue Umgebung zu begreifen.
 

„Harry?!“
 

Überrascht fuhr der Elf herum:“ „Sev?!“
 

„Harry, was tust du hier?“, fragte der Tränkemeister erleichtert. „Wir haben dich gesucht! Du kannst doch nicht einfach abhauen! Weiß der Himmel, was dir dabei passieren kann!“
 

Der Jüngere lachte nur leise: „Und ich werde immer einen Weg da raus finden“, argumentierte er. „Außerdem – was soll mir hier schon passieren? Wenn ich was brauche, rufe ich einen Hauself...“
 

Severus seufzte auf. Oh ja, Hogwarts versprach wirklich ein weiteres Magengeschwür zu werden, nun, wo Harry wieder viel zu fit war, um ihn in einem Zimmer zu halten. Er tat nicht viel mehr, als zu essen und zu schlafen und die Sache mit den Augen konnte noch ein oder zwei Wochen dauern. Und dann würde es noch schwerer werden, ihn von diversen Dummheiten abzubringen. „Wir haben uns Sorgen gemacht“, warf Severus ein. „Kannst du uns das nächste Mal nicht warnen, bevor du verschwindest?“
 

Harry lachte leise. Er wollte noch etwas sagen, als es schon wieder geschah. Nur konnte es dieses Mal keine Einbildung sein! Noch nie hatte er den Tränkemeister in etwas anderem, als seinen schwarzen Roben gesehen. Aber nun stand er da, einfach nur mit einer schwarzen Hose und einem hohen, dunkelgrünen Rollkragenpullover. Ungläubig blinzelte er. Wie konnte das sein? Was sollte das? Vorsichtig, als könne das Bild zerbrechen und alles wieder schwarz werden, hob er seine Hand, berührte das Gesicht des Älteren.
 

„Harry?“, fragte Severus verwirrt, als er den Jüngeren beobachtete. „Harry, ist alles in Ordnung?“
 

„Sev! Sev, ich.. ich sehe dich!“
 

Der Tränkemeister blinzelte, dann lachte er amüsiert und nahm die Hand, die auf seiner Wange lag. „Das haben wir dir doch gesagt“, erinnerte er den Jüngeren. „Wir haben dir versprochen, dass du einen Teil deiner Sehkraft zurückbekommen wirst.“
 

„Aber... Aber...!“
 

„Du hast es bis jetzt nicht wirklich fassen können“, stellte Severus fest. „Wann hast du es das erste Mal gemerkt?“
 

„Ich.. ich weiß es nicht wirklich“, gab der Jüngere vorsichtig zurück. „Ich hab... bis heut gedacht, dass.. ich mir das einbilde und... nein!!!“
 

„Was?“
 

„Ich... ich... es ist wieder alles... alles schwarz“, flüsterte Harry enttäuscht.
 

„Es kommt wieder“, beschwichtigte Severus sanft und hob den Grünäugigen hoch. „Vielleicht noch ein, zwei Wochen, dann bleibt deine Sehkraft.“
 

Harry lächelte etwas gegen den Hals des Älteren und schlagen seine Arme um dessen Hals. Er hatte schon vor einer Weile aufgehört, sich dagegen zu wehren durch die Gegend geschleppt zu werden. Denn auch, wenn er protestierte, würden weder Sev noch Luc sich davon abhalten lassen. „Es wäre schön, wenn es so wäre“, gab er dann leise von sich.
 

„Mach dir nicht so viele Gedanken“, lächelte Severus, als sie wieder in ihrem Zimmer waren und er Harry abstellte. „Es wird werden“, versprach er erneut. „Ich ziehe mich um.“
 

„Deine schwarzen Roben?“, fragte Harry kichernd. Er wusste noch nicht alles. Aber Sev hatte gesagt, sie würden alle nach Hogwarts zurückkehren, er nahm einfach an, dass der Tränkemeister wieder Lehrer sein würde. Und Luc... keine Ahnung. Einfach bei ihnen wohnen und ins Ministerium flohen würde. Irgendwie so was.
 

„Natürlich“, gab Severus sofort zurück. „Ich habe mir meinen schlechten Ruf schließlich redlich erarbeitet! Da gehören die schwarzen Roben eben dazu!“
 

Es war Lucius der in dem Moment ins Zimmer stürzte. Er bekam diesen letzten Satz mit und sah, dass Harry bei seinem Geliebten war. Gut, wenigstens etwas. Erst, als er wusste, dass Harry außer Gefahr war, lachte er leise. „Hast du etwas anderes von ihm erwartet?“, fragte er seinen jüngeren Gefährten.
 

Harry wandte sich um und lächelte. „Nicht wirklich“, gab er zu.
 

„Dann ist gut... bist du fertig? Hast du alles, was du brauchst?“
 

Harry nickte. Er hatte gepackt. Erst vor drei Wochen hatten die beiden ihn mit einer neuen Garderobe überrascht. Er hatte zu sagen versucht, dass das nicht nötig sei und Dracos alte Sachen ihm vollkommen reichen würden, aber war auf taube Ohren gestoßen. Nun besaß er selbst fast so viele Sachen wie Draco, in einer Qualität, von der er früher nicht mal zu träumen gewagt hätte. Sonst war da nicht viel zu packen gewesen. Seine Stoffschlange, seine Süßigkeiten, die die beiden ihm in herrlicher Einigkeit ständig kauften, sein Fotoalbum, sein Tarnmantel, die Karte der Herumtreiber und einige Kleinigkeiten, die die Zwillinge ihm aufgedrängt hatten. Ach ja, und eine ganze Kollektion an Haarbändern aus Stoff oder Leder und einige silberne Spangen.
 

„Severus?“
 

Der Dunkelhaarige kam wieder aus dem Bad. Dieses Mal in den üblichen, schwarzen Roben. Sie hatten sich während der Schulzeit einfach als praktisch erwiesen und sie waren bequem. Außerdem hatte er mehrere Sets davon. So gingen ihm wenigstens keine Klamotten kaputt, die er wirklich mochte. Er war selbst ein wenig nervös. Nicht wegen seines Jobs, aber weil er wusste, dass es schwer werden würde, Harry im Auge zu behalten. „Ich bin soweit“, bestätigte er ruhig. „Die Jungs?“
 

„Draco ist mit Ron voraus gegangen“, gab Lucius zurück. „Er konnte es wohl nicht erwarten, seine Slytherins wieder an die Regeln zu gewöhnen. Und Ron wollte Neville und einigen anderen sagen, dass alles in Ordnung ist und Harry noch lebt. Sie holen ihn vor dem Abendessen ab.“
 

„Eigentlich unnötig. Ich wollte gleich einige Dinge klären. Ich sage Draco gleich Bescheid, dass er nicht kommen braucht.“
 

Severus nickte und nahm einfach Harrys Hand, führte ihn zum Kamin in ihrem Zimmer. „Hogwarts, Direktorenbüro!“
 

Dank Lucius, der vorausgegangen war, landete Harry weich und sicher.
 

„Willkommen, Mister Mal... Harry!“
 

Harry wandte sich der Stimme zu und lächelte etwas, auch, wenn ihm danach eigentlich so gar nicht zumute war. „Professor McGonagall“, stellte er fest.
 

„Und... Severus, er war die gesamte Zeit bei euch?!“
 

„Offensichtlich“, gab der nur knapp zurück und drückte Harrys Schultern. Er spürte, wie Luc auch, dass Harry extrem angespannt war, auch, wenn er in seine alten Muster zurückfiel und das hinter einem Lächeln zu verstecken versuchte.
 

„Kann.. ich noch etwas tun?“, fragte die Frau, sichtlich mit der Situation überfordert. „Ich... Fawkes!“
 

Der Phönix war bereits vor einem halben Jahr verschwunden, als Black durch den Vorhang gefallen war. Doch nun flog er auf einmal herein und zu aller Verwunderung landete er auf Harrys Schulter, trillerte und schmiegte seinen Kopf an dessen Wange.
 

Überrascht schreckte Harry erst mal zusammen. Dann strich er über die herrlich weichen Federn. „Fawkes, ich hab dich ewig nicht mehr gesehen“, stellte er leise fest und sah nach oben, wo er Severus wusste. Fragend.
 

„Es sieht so aus, als hätte ich diesen vermaledeiten Vogel wohl den Rest meines Lebens am Hals“, stellte er nur trocken fest, vor allem, als der Phönix begann, an Harrys Haaren zu zupfen. „Er sieht in dir seinen Herrn“, erklärte der Vampir dann. Das wunderte ihn wenig. Phönixe suchten sich meist Herren unter naturnahen Wesen - Feen, Elfen, Nyphen.
 

Überrascht blickte Harry zu Fawkes. Hedwig hatte die letzten Ferien nicht überlebt. Er hatte nicht mal mit dem Gedanken gespielt, sich ein neues Tier zuzulegen. Doch er hatte den Phönix schon immer gemocht. „Dann willkommen bei uns, Fawkes“, lächelte er.
 

„Mister Malfoy, Severus, was ist da geschehen? Warum hat Harry spitze Ohren?! Davon habe ich in der Zeitung...!“
 

„Weil ich den Reportern gedroht habe“, gab Lucius mit süffisantem Lächeln zurück. „Und nun entschuldigen Sie uns“, fügte er an. „Wir würden uns gern einrichten. Sie werden alles Wichtige wie alle anderen zum Abendessen erfahren.“
 

Sichtlich verwirrt und ohne das geringste verstanden zu haben, ließ die Professorin sich hinauskomplementieren. Sie war von dem Brief am Morgen wirklich überrascht gewesen. Doch sie hatte ihn hingenommen. Sie wusste, sie hatte keine Chance, Einspruch zu erheben. Dazu hatte sie selbst offensichtlich zu wenig gesehen.
 

„Kommt“, meinte Severus dann. „Ich denke, wir sollten das Gepäck irgendwo unterbringen.“

Lucius nickte und führte die beiden durch eine Tür hinter dem Büro.
 

„Warum... gehen wir hinter das Büro?“, fragte Harry irritiert.
 

Severus hob eine Augenbraue und grinste. „Nun, weil da der Direktor nun mal wohnt“, gab der Tränkemeister amüsiert zurück. „Und auch wenn Luc nur mein Stellvertreter ist, ist er ein Nörgler. Er hat die Wohnung sogar noch vergrößert.“
 

„Aber...! Direktor?!“, quiekte Harry und machte einige Schritte rückwärts. Vermutlich wäre er gefallen, hätte Luc nicht hinter ihm gestanden. Fawkes beschränkte sich darauf, mit den Flügeln zu schlagen, ohne seinen Platz auf der Schulter des Elfs auch nur im geringsten zu räumen.
 

„Natürlich“, gab Lucius sofort großspurig zurück. „Irgendwer muss doch zusehen, dass die Kinder endlich eine vernünftige Ausbildung erhalten, ohne dass ein Haus bis ins Lächerliche bevorzugt und eines in Verruf gebracht wird.“
 

„Das... ist viel“, stellte Harry verdattert fest. Er spürte, wie er zu einem Sofa geschoben wurde, wo er sich nur zu dankbar setzte. Fawkes schlug nur mit den Flügeln und hüpfte von Harrys Schulter auf dessen Schoß.
 

Severus lachte leise. „Ja, aber stell dir Dracos Gesicht vor, wenn er es erfährt. Er hat nämlich keine Ahnung.“
 

Das brachte den Jüngeren zum Kichern, doch dann senkte er traurig den Kopf. „Das... würde ich wirklich gern sehen...“
 

Severus trat zum Sofa, kniete sich vor Harry. „Glaub mir, du wirst es sehen, spätestens in meinem Memorandum, wenn die Therapie ganz durch ist.“
 

Harry zwang sich zu lächeln, wohl wissend, dass sein Benehmen eigentlich lächerlich war. Er nickte und lehnte sich an die Polster: „Ihr wollt sicher die Sachen einräumen. Ich warte so lang hier und mach den Rundgang erst, wenn ich über nichts mehr falle, gut?“
 

Severus wusste, es wäre sinnlos den Jungen nun zu belästigen. Harry musste wieder nachdenken. Also stand er auf und küsste den Jüngeren. „Ist gut, wir holen dich gleich.“
 

Der Jüngere nickte, dann wartete er bis er sich sicher war, dass Severus weg war, bevor er Fawkes streichelte. „Ich bin albern, oder?“, fragte er den Vogel leise, der ihm schon einmal das Leben gerettet hatte. „Da überlebe ich und beschwere mich immer noch... nur weil ich noch nichts sehen kann, obwohl Sev und Luc alles getan haben, damit ich es bald wieder kann. Ich bin ziemlich selbstsüchtig, oder?“
 

Fawkes trillerte nur und strich seinen Kopf weiter an Harrys Wange. Der Jüngere beruhigte sich wieder, strich über den Kopf des Tieres und legte sich bequem hin. Fawkes blieb weiter auf seine Brust sitzen. Harry schloss die Augen und konzentrierte sich etwas auf die neue Umgebung. Das Zimmer war nicht mehr so hoch, wie das in Malfoy Manor. Aber nicht schlechter. Im Gegenteil, es war vertraut, bis hin zum Geruch.
 

Und dann geschah es. Gerade, als Harry seine Augen öffnete, fühlte er etwas Nasses. Erst in einem Auge, dann im anderen. „Fawkes?“, fragte er verwirrt, strich weiter über dessen Federn.
 

Der Phönix trillerte beruhigend, als wolle er etwas sagen und dann geschah es: Seine schwarze Sicht wurde erst grau, dann strahlend weiß – und dann begannen sich langsam Formen zu bilden. „Fawkes“, flüsterte Harry ungläubig. „Ich... du...! Ich kann sehen“, stotterte er ungläubig, hob seine Hand. Noch war seine Sicht verschwommen, doch er erkannte seine Finger, die von Sekunde zu Sekunde schärfer zu werden schienen. Auch Fawkes wurde von einem orangeroten Fleck zu einem wunderschönen Phönix. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch dann sah er so klar, wie früher nicht mal mit seiner Brille. Jede Feder, den feinen Flaum und die goldenen, sanften Augen, die ihn beobachteten. „Danke, Fawkes“, flüsterte er gerührt mit erstickter Stimme. „Du hast mir mal wieder geholfen... so sehr...“
 

Harry stand auf und er ließ Fawkes auf seiner Schulter Platz nehmen. Dann begann er den Raum abzuschreiten. Es war wohl das Wohnzimmer mit einem großen Sofa und einem Tisch davor, auf dem einige Zeitungen lagen, die er nicht beachtete. Stattdessen betrachtete er die Regale und die Bücher darin, deren Titel er zu seinem größten Erstaunen lesen konnte. Es war für ihn unglaublich. Er wusste gar nicht, wie lang er schon hier stand, als eine Tür aufging und er wandte sich dem Geräusch zu.
 

Aus einer der Türen tat... Lucius. Er stich sich gerade eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Augen suchten Harry und er war überrascht, den Anderen stehend zu sehen. Der Mann war fast vierzig und doch attraktiv und nun, wo Harry ihn ohne Vorurteile sah, absolut attraktiv und anziehend auf ihn.
 

Ohne nachzudenken, rannte er los, Fawkes trillerte kurz und flog zur Sessellehne. Er selbst schoss auf Luc zu und warf sich ihm direkt an den Hals. „Luc!“
 

Der Veela hob überrascht eine Augenbraue, umarmte den Jüngeren aber automatisch. „Womit habe ich diese stürmische Begrüßung verdient?“, fragte er. „Und fandest du es nicht riskant, einfach loszurennen? Was, wenn du den Tisch mitgenommen hättest?“
 

Harry lachte nur: „Warum hätte ich über den Tisch fallen sollen?“
 

„Hmmmm – lass mich nachdenken. Vielleicht, weil du nichts siehst?“
 

Harry kicherte nur. „Ich mag deine Haare offen lieber“, meinte er dann, griff nach der Spange und öffnete sie.
 

„Was... Harry?! Siehst du etwa wieder?!“
 

Der Grünäugige nickte eifrig. „Ja!“, lachte er. „Und nicht nur das! Ich sehe besser, als je zuvor! Dank Fawkes! Er... er hat auf meine Augen geheilt und es war wie mit dem Basiliskengift!“
 

„Basilisken... ? Nein, ich frage nicht. Ich bezweifle, dass ich das auch nur ansatzweise wissen will“, meinte der Blonde nur und setzte Harry ab. „Sev! Komm mal her!“
 

Der Tränkemeister kam aus einem anderen Raum, angezogen, wie Harry es in Erinnerung hatte, mit der schwarzen Lehrrobe. Doch er wirkte definitiv jünger, als Harry sich erinnerte und nicht mehr ganz so verbissen – nun – zumindest nicht im Moment. „Ist was?“, fragte er dann.
 

Harry lachte und lief zu Severus, darauf achtend, dass er den Tisch nicht rammte, aber ohne, wie in den letzten Monaten, danach zu tasten.
 

„Er sieht wieder.“
 

Severus lachte leise. „War dein Wille, Draco umkippen zu sehen, so groß?“, fragte er amüsiert.
 

Harry lachte nur und umarmte auch den Anderen, strich über dessen Gesicht. „Fawkes Tränen“, meinte er dann nur und küsste Severus.
 

Der wandte sich zu dem Feuervogel um: „Danke, du Flusenfänger. Ich gelobe hiermit, dich nicht mehr als Suppenhuhn zu bezeichnen.“
 

Der Vogel trillerte mit einem definitiv amüsierten Unterton.
 

„Gehen wir?“, fragte Harry aufgeregt.
 

„Du bist noch nicht mal umgezogen“, gab der Tränkemeister zurück und gab dem Jüngeren einen Stapel mit einer frischen und neuen Uniform: „Zieh dich um, dann können wir los, denke ich.“
 

Rasch verschwand Harry im Bad. Er brauchte nicht lange zum Umziehen, doch er stand lange vor dem Spiegel und betrachtete sich, strich seine langen Ohren nach, die er bisher nur gefühlt hatte, betrachtete die Strähnen in seinen Haaren. Es dauerte lang, bis er sich losreißen konnte und wieder nach draußen kam, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Soll ich bei euch bleiben oder mich an meinen Haustisch setzen?“, fragte er dann vorsichtig.
 

Lucius strich über die Haare des Anderen: “Geh zu deinem Tisch“, meinte er dann. „Allerdings wirst du um eine Erwähnung nicht herum kommen.“
 

„Soll ich.. .mich tarnen?“
 

„Tarnen? Wozu?“, fragte Severus verwirrt.
 

„Na ja, wegen der Ohren und der Haare...“
 

„Kein Wort davon!“, knurrte der Tränkemeister pikiert. „Du siehst gut aus, Elf. Du hast keinen Grund, es zu verstecken!“
 

Der Grünäugige lächelte etwas, nickte aber dann und rannte allein los. Na ja, allein bis auf Fawkes, der ihm hinterher segelte.
 

„Vielleicht bekommen wir unerwartet Hilfe beim Aufpassen“, stellte Lucius amüsiert fest.

„Die wir vermutlich auch brauchen werden...“, stimmte Severus zu, dann lächelte er. „Harry hat sich so gefreut... Wir sollten Eliza für morgen bestellen, um zu klären, ob Harry noch eine Brille braucht.“
 

Harry dagegen rannte in die Halle, gefolgt von verwirrten und ungläubigen Blicken. Seit Albus Dumbledore diese Schule übernommen hatte, war kein magisches Wesen durch die Gänge gerannt, ohne seine wahre Herkunft zu verschleiern. Und... warum folgte der Phönix ihm? Wer war das?
 

In der großen Halle hatten sich die Schüler bereits versammelt. Die Tische waren noch leer und sie wussten, der neue Direktor würde vorgestellt werden, doch sie waren sich alle ziemlich sicher, dass McGonagall den Job übernehmen würde. Daher verstanden sie das Getue nicht so wirklich.
 

Harry schob sich durch die Leute hindurch bis zum Gryffindortisch, wo Ron sich gerade mit Neville unterhielt. Ohne groß darüber nachzudenken, umarmte Harry den Jungen und trat dann zurück, während Neville ihn verwirrt musterte. Vor allem, da Fawkes es sich wieder auf seiner Schulter bequem gemacht hatte. „Kennen wir... HARRY?!?“
 

Ron machte eine theatralische Verbeugung: „Eben der, mein Freund. Eben der.“ Dann wandte er sich um. „Und du sollst doch nicht allein rumlaufen!“, regte er sich auf. „Bist du schon wieder abgehauen? Du weißt doch genau, dass du das nicht tun sollst!“
 

Der Elf lachte nur und kraulte Fawkes: „Ich bin nicht allein“, gab er nur zurück. „Übrigens Ronnykiens, meinst du nicht, du solltest endlich lernen, dir die Krawatte richtig zu binden?“
 

„Sie ist...! Harry... siehst du etwa wieder?!“
 

Der Jüngere grinste und nickte, bevor er sich setzte und den Phönix auf seinen Schoß dirigierte, während Neville und Ron sich neben ihn setzten und ihn so vom Rest des gaffenden Tisches etwas abschirmten. Die Schüler hatten seinen Namen gehört, aber glauben konnten sie es offensichtlich nicht wirklich. Dass das Potter sein sollte, war für sie unbegreiflich.
 

„Dafür hast du die Infos gebraucht?“, fragte Neville dann.
 

„Offensichtlich“, grinste Ron, bevor er frustriert auf den Tisch sah. „Wo bleibt das Essen?“, fragte er weinerlich.
 

„Kommt, wenn der neue Rektor bekannt gegeben wird“, grinste Harry. „Und ich gebe dir den unbezahlbaren Tipp, Dray im Auge zu behalten.“
 

„Dray, wie in Draco, wie in Malfoy?!“, fragte Neville nach Sekunden des Schweigens.
 

„Jap.“
 

„Ähhh warum nennst du ihn so?“
 

„Ganz einfach, es ist dumm, Malfoy zu rufen und dann etwa fünfzig Antworten zu bekommen – oder zwei Leute zu haben, die hinter einem herrennen.“
 

„Ich... verstehe gar nichts!“
 

Ron verdrehte die Augen. „Nev, warte etwas, dann wird es dir klar“, gab er zurück. „Und ich bezweifle, dass es dir gefallen wird...“
 

„Ron! Sei nicht so...!“
 

„Harry James Potter! Wie konntest du? Wie konntest du den armen Professor Dumbledore so hintergehen?!“
 

Harry blinzelte mehrfach, bevor er seinen Blick auf den Rotschopf richtete, der in den höchsten Tönen zu kreischen begonnen hatte.
 

„Du hast ihn in Verruf gebracht, wegen dir ist er in Azkaban! Du gehörst da hin, du Freak! Und ich wollte mich dazu herablassen, dich zu heiraten!“
 

Im ersten Moment wollte der Grünäugige ausholen, doch das übernahm Fawkes. Blitzschnell hatte er seinen spitzen Schnabel in die Hand der Schwester seines besten Freundes gerammt, bevor er trillerte. Doch es war weder eine beruhigende, noch eine fröhliche Melodie. Sie war bedrohend. „Ginny, ich rate dir, setz dich hin und benimm dich“, gab er kühl zurück. „Du hast mir nichts zu sagen und ich hätte dich nicht geheiratet, selbst wenn ich dafür bezahlt worden wäre.“
 

„Du...!“
 

Noch bevor Harry der kleinen Furie Einhalt gebieten konnte, klatschte es. Ron war aufgestanden und hatte seine Schwester geohrfeigt. Das allererste Mal. „Ginerva Weasley“, zischte er. „Setz dich und benimm dich, oder glaub mir, ich werde dich vor allen Leuten in dieser Halle übers Knie legen!“
 

Ginny wurde sichtlich bleich: “Du... du... du Verräter!“
 

„Wird der Spruch nicht langweilig?“, fragte in dem Moment Luna, die gerade zu den Anderen getreten war, bevor sie sich neben Neville setzte. „Hab ich nicht gesagt, er kommt zurück?“, fragte sie dann lächelnd und nickte Harry zu.
 

„Lass sie“, meinte Harry ruhig. „Sie wird es auch noch lernen – spätestens in einigen Minuten“, gab er kryptisch zurück und strich weiter über Fawkes Gefieder.
 

Ron nickte. „Ohhh jaaaaaaa....“
 

In dem Moment erhob sich Professor McGonagall, die in den letzten Tagen nach der Verhaftung von Dumbledore die Schule mehr oder weniger zu führen versucht hatte, aber wohl mit der Angelegenheit überfordert gewesen war.
 

„Meine lieben Schüler. Heute wird bekannt gegeben, wer die Führung der Schule übernehmen wird und ich muss sagen, auch ich war von dieser Entwicklung... überrascht. Aber ich bin mir sicher, das die Vorsitzenden des Schulrates wissen, was sie tun.“
 

Kurz darauf öffnete sich die Tür und zwei hochgewachsene Gestalten mit Kapuzen traten ein, was Harry doch zum Grinsen brachte. „Angeber“, meinte er amüsiert. Doch er konnte nicht leugnen, dass die beiden heiß aussahen, vor allem, als sie zeitgleich an den Tisch traten und ihre Kapuzen herunterzogen.
 

Ein allgemeines Aufjapsen ging durch die Reihen, als die Schüler erkannten, wer sich hinter den Kapuzen verborgen hatte. Und warum überraschte es ihn nur nicht, als ausgerechnet Ginny aufstand, auf die beiden zeigte und begann, etwas von Mörder und Todesser zu kreischen.
 

Doch sie kam nicht weit, bevor sich auf einmal etwas über ihren Mund legte. Harry sah allerdings nur fasziniert zu Draco, der wie ein japsender Fisch auf dem Trockenen auf seinem Platz saß. Oh, war das schön! Das würde Erpressungsmaterial für Jahre geben!
 

Dann aber konzentrierte er sich auf Lucius, der eisig lächelte. „Miss Weasley, haben Sie etwa keine Manieren gelernt?“, fragte er ruhig. „Nun, dann werde ich Sie Ihnen beibringen. Regel Nummer eins: Kein Dazwischenschreien wenn Ältere reden.“
 

Dann wandte er sich an alle. „Severus Snape ist mit sofortiger Wirkung der neue Direktor von Hogwarts. Ich bin sein Stellvertreter. Wir werden versuchen, diesen veralteten Kasten wieder auf Vordermann zu bekommen und die lächerlichen Vorurteile abschaffen. Nummer eins: Die Angst vor magischen Kreaturen! Ab jetzt ist Hogwarts auch für solche offen! Es gibt ohnehin mehrere hier, die sich bisher verstecken mussten.“
 

Tödliches Schweigen.
 

Severus blickte über die entsetzten Köpfe, bevor er ziemlich überheblich meinte. „Des Weiteren wird kein Haus mehr bevorzugt! Das hat jetzt ein Ende! Gryffindor ist sicher nicht besser, als die anderen drei Häuser und Slytherin nicht schlechter! Sollte ich irgendwen erwischen, sei es Lehrer oder Schüler, der versucht ein anderes Haus fertig zu machen, wird sich vor mir rechtfertigen müssen und ich schrecke sicher auch nicht vor dem Ausschluss vom Unterricht zurück! Oder davor, diese Schüler aus der Schule zu verweisen und um gleich mal anzufangen. Miss Weasley, für die ungerechtfertigte Beleidigung haben Sie die nächsten vier Wochen Strafarbeit bei Filch und außerdem haben Sie für den Rest des Jahres Hogsmaedeverbot. In der Zeit, wo die anderen im Dorf sind, werden Sie Madame Prince in der Bibliothek helfen!“
 

Ein hohes Quietschen war das Einzige, was Ginny heraus bekam, während sie wie eine Irre mit den Augen rollte.
 

Harry lächelte etwas und blickte auf Severus, der unnahbar wirkte und doch wusste er, dass der Vampir auch ganz anders sein konnte. Severus hatte so viel Zeit mit ihm verbracht und einfach nur immer durch seine Haare gestrichen. So hatte er auch langsam begonnen, den beiden wirklich zu trauen.
 

„Des Weiteren wird es künftig strafbar sein, zu versuchen, ein magisches Wesen von seinem Gefährten fern zu halten!“ Lucius ließ seinen Blick über die Schüler gleiten. „Hier herrschen ab jetzt andere Regeln! Außerdem wird auch schwarze Magie eingeführt.“
 

Nun ging ein Protestschrei durch die Reihen, der Severus sichtlich amüsierte. „Ich zerstöre ja nur ungern eure lächerlichen Illusionen, aber in fast allen anderen magischen Schulen gehört das selbstverständlich zum Unterricht und viele dunkle Zauber sind alles andere als böse. Gut die Hälfte der Heilzauber gilt als schwarze Zauber, weil er dem Heiler so viel abverlangt. Nicht wahr, miss Pomfrey?“´
 

Poppy nickte langsam.
 

„Und nun, da das geklärt wäre – wünsche ich einen guten Appetit.“
 

Ron starrte Harry an: “Und du hast nichts gesagt?!“
 

„Ich weiß es doch selbst erst seit ein paar Stunden“, gab er zurück und füllte sich hungrig seinen Teller, während er beobachtete, wie Ginnys Knebel sich löste.
 

„Ich glaub das nicht! Wir sollen zu Todessern erzogen werden! Die... die werden uns ausliefern! Harry! Du musst sie daran hindern! Das ist deine Aufgabe! Wie kannst du Dumbledore nur so hängen lassen?!“
 

Die gesamte Halle war schlagartig wieder still.
 

Harry starrte das Mädchen an und stand langsam auf: „Mir ist gerade der Hunger vergangen“, knurrte er, während er aufstand und Fawkes wieder dazu überging, drohend zu trillern. „Ron, wir sehen uns morgen.“
 

Ron starrte erst Harry hinterher, dann kassierte seine Schwester die zweite Ohrfeige an diesem Tag. „Harry ist nicht dein persönlicher Diener und nicht dein Verlobter!“, brüllte er aufgebracht. „Er hat genug durchgemacht und es ist nicht sein Job, den Krieg der Erwachsenen zu kämpfen! Du bist die Schande!“
 

Severus, der das gesehen hatte, ging nach oben wie ein Sprungteufel. Lucius musste ihn packen und zurückhalten, bevor er den Zauber erneuerte, der die kleine Irre zum Schweigen zwang. „Miss Weasley, ich denke, es ist ein Gespräch mit Ihrer Mutter fällig. Und nun gehen Sie bitte in Ihren Schlafsaal, damit Ihre Mitschüler nicht weiter von Ihnen belästigt werden und zu den anderen – essen Sie weiter.“
 

„Luc, ich gehe zu ihm“, murmelte Severus leise. „Sonst isst er mit Sicherheit gar nichts...“
 

Lucius nickte. „Ich komme mit“, gab er ruhig zurück. Beide standen auf und folgten ihrem aufgebrachten Gefährten. Sie fanden ihm auf dem Sofa, eng in sich selbst zusammen gerollt und mit Tränen in den Augen.
 

„Harry...!“
 

Der Elf sah auf und lächelte etwas. „Solltet... ihr nicht unten sein?“, fragte er dann leise. „Ich... wollte nicht, dass ihr wegen mir hoch kommt.“
 

Severus setzte sich nur zu Harry und zog ihn in seine Arme. „Dummkopf, das ist doch nicht wichtiger als du. Außerdem kennen wir dich. Du würdest nichts essen.“
 

In genau dem Moment tauchte ein Tablett mit Essen vor ihnen auf. Harry musste doch lächeln. Es fühlte sich irgendwie toll an, wenn man so versorgt wurde. Er lehnte sich an den Älteren und sah Lucius an. „Wie viele denken noch wie sie?“ fragte er leise. „Wie viele wollen noch, dass ich einen Krieg kämpfe, vor dem sie sich selbst fürchten?“
 

Lucius seufzte und setzte sich zu den beiden. „Es wird immer jemand diese dumme Einstellung haben. Aber das wird sich geben.“

Neue Erkenntnisse

Lucius lächelte, als er erwachte. Es war gerade sechs, wie immer und er brauchte nun mal seine Zeit im Bad, er war bekennend eitel und sein gepflegtes Aussehen hatte ihm schon mehr als einmal einen Weg geebnet. Doch obwohl es Zeit wurde, wollte er noch nicht aufstehen. Denn eng an ihn gekuschelt lag Harry. Er hatte diese Nacht, wohl dank der kleinen ekligen Hexe, nicht sonderlich gut geschlafen, erst, als die beiden ihn enger an sich gedrückt hatten, war er ruhiger geworden.
 

Sanft strich er über das nun entspannte Gesicht. Dabei war Harry doch nur ein ganz normaler Teenager. Er wollte nichts weiter, als ein normales Leben und das hatte man ihm bis zu diesem Zeitpunkt vorenthalten.
 

„Du bist also wach...“
 

Lucius sah auf und lächelte. Severus war also auch schon wach, nur im Gegensatz zu ihm nicht, weil er sich Mühe mit seinem Äußeren gab, sondern weil er wohl schon arbeitete. „Gerade aufgewacht“, gab er zurück. „Und ganz ehrlich – zu faul, aufzustehen.“
 

„Das hat nichts mit der Wärmflasche über deiner Brust zu tun?“
 

Lucius lachte leise. „Du kennst mich einfach zu gut“, gab er leise zurück und pellte Harry vorsichtig von sich herunter, legte ihn hin und gab ihm seine Schlange in den Arm, bevor er das Bett verließ. „Diese kleine Furie wird ihm das Leben zur Hölle machen.“
 

„Warum haben wir es denn nicht gestern schon bekannt gegeben?“
 

„Weil sie uns dazwischen gekommen ist...“
 

Severus seufzte: „Wir sollten es schnell nachholen“, meinte er dann und blickte auf Harry. „Wie lange meinst du, hast du deinen Veela noch unter Kontrolle?“, fragte er dann leise. Er wusste nur, dass in ihm der Blutdurst zu erwachen begann. Noch kam er nur selten an die Oberfläche und er konnte ihn leicht unterdrücken und stattdessen bei Lucius trinken, aber das würde nicht ewig anhalten. Gerade, weil Harry begann, sich ihnen vollkommen zu öffnen.
 

Lucius blickte auf. Er war gerade dabei gewesen, seine Roben für den Tag herauszusuchen. Kurz musterte er den Vampir, dann glitt sein Blick zum Bett, wo Harry ruhig lag und schlief. „Ich beginne zu spüren, was der Veela unbedingt will“, gab er zu. „Der Zug in seine Richtung, aber er ist noch nicht sonderlich stark. Ich denke, vor dem nächsten Jahr wird es nicht zum Problem werden, aber dann... kann ich wohl nicht mehr für irgendwas garantieren“, gab er zu.
 

Severus blickte zu Harry. „Spätestens zu Neujahr müssen wir mit ihm darüber reden“, gab er leise zurück. „Und hoffen, dass wir ihn damit nicht vollkommen verschrecken, bedenkt man, dass seine einzigen Erfahrungen auf dem Gebiet bisher ein verhundstes Date mit Chang und eines mit Weasley sieben waren, das noch katastrophaler gewesen sein musste.“
 

Lucius lächelte: „Nun – wenigstens hatte er noch keine schlechten Erfahrungen mit seinem eigenen Geschlecht“, gab er zurück. „Ich bin dann im Bad, du verkriech dich wieder hinter deinen Akten. Ich wecke auch Harry, wenn ich fertig bin.“
 

Severus nickte nur: „Wie du meinst“, gab er zurück und verschwand.
 

Aber Harry hatte nicht geschlafen, er war aufgewacht, als Lucius ihn zurück in die Kissen gelegt hatte. Er hatte auch nicht lauschen wollen. Er war nur zu faul gewesen, sich zu rühren, sechs Uhr war für ihn keine Zeit. Er wurde auch locker fertig, wenn er um acht aus dem Bett kroch. Dann aber war das Gespräch interessant geworden und er hatte alle Mühe gehabt, weiter so zu tun, als würde er schlafen. Wovon hatten die beiden geredet? Blutdurst? Zug? Date? Er verstand einfach nicht!
 

Er musste mit Ron reden oder mit Draco oder... noch besser, er würde sich für eine Weile in der Bücherei verkriechen. Ja, das war gut, dann würde niemand ihm Fragen stellen! Gleich nach dem Unterricht würde er losgehen. Nur, wo suchen? Er sollte sich wirklich etwas einfallen lassen...
 

Langsam richtete Harry sich auf, die Schlange noch immer in den Armen. Aber er legte sie nach einer Weile beiseite und kroch aus dem Bett. Es schien ihm sinnlos, sich darin zu verstecken. Allein war es ohnehin unbequem und kalt. Noch müde tapste er auf seinen Schrank zu und öffnete ihn, zog eine frische Uniform heraus und zog sich an, wobei er sich aber Zeit ließ. Wenn er sich richtig erinnerte, würde der Unterricht heute bei McGongall anfangen, bei Binns weitergehen, dann bei Sprout mit wild gewordenen Pflanzen kämpfen und vermutlich anschließend Hagrids Kuscheltieren begegnen. Wenn er das richtig in Erinnerung hatte.
 

Er wusste, er war mit dem Lernen ganz gut dabei. Dafür hatten Luc und Sev gesorgt. Vermutlich hatte er in den fünf Wochen bei den beiden mehr gelernt, als sonst in einem ganzen Jahr. Nach dem Anziehen lief er ins zweite Bad der Wohnung und wusch sich sein Gesicht, striegelte dann seine langen Haare.
 

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es gerade mal kurz vor sieben war. Er hatte allein noch eineinhalb Stunden, bevor er normalerweise zum Frühstück ging. Kurz spielte er mit dem Gedanken, in den Gryffindorturm zu gehen, doch dann verwarf er ihn wieder. Rons Schwester würde sicher schon wie eine Harpye auf ihn warten und darauf konnte er wahrlich verzichten. Also ging er ins Wohnzimmer, wo er von Fawkes begrüßt wurde. „Hi du“, lächelte er und kraulte den überraschend anhänglichen Vogel. So hatte er den Phönix nicht wirklich in Erinnerung.
 

Er wartete bis Fawkes auf seiner Schulter saß, dann trat er nach draußen und durch die Verbindungstür ins Büro. „Morgen“, lächelte er und trat zu dem Vampir, der bereits am Schreibtisch saß und irgendwie frustriert aussah.
 

Überrascht blickte Severus auf, als sich ein Paar schlanker Arme um seinen Hals legte, doch dann lächelte er, rückte von dem Tisch ab und zog Harry auf seinen Schoß: „Warum bist du denn schon wach?“, fragte er verwundert, während er beobachtete, wie Fawkes auf seine übliche Stange in Dumbledores ehemaligem Büro flog. „Es ist gerade mal sieben.“
 

Harry kuschelte sich an den Anderen: „’s is aber unbequem, allein im Bett“, murrte der nur. „Als ich aufgewacht bin, bin ich dann einfach aufgestanden.“
 

Severus lachte leise und nickte dann, holte einige Phiolen, an die Harry sich inzwischen gewöhnt hatte. Der Elf entkorkte eine nach der anderen und würgte sie herunter. Immer noch das Zeug, um seine Knochen wieder zu stabilisieren und die Nahrungsergänzung. „Muss ich das noch lange nehmen?“
 

Der Vampir lächelte nachsichtig. „Den Knochentrank können wir wohl in drei, vier Wochen absetzen. Dann hat er alles erreicht, was noch möglich war.“ Nicht, dass Harry Knochen dann so stabil sein würden, wie sie es eigentlich sein mussten. Doch auch nicht mehr so schrecklich brüchig wie zuvor. „Und den Nährtrank werden wir sicher nicht absetzen, bevor du nicht wieder auf Normalgewicht bist.“
 

Harry sagte weiter nichts. Stattdessen machte er es sich auf dem Schoß des Älteren richtig bequem und griff nach einem Buch.
 

„Was bitte soll das werden?“, fragte Severus amüsiert.
 

„Hier ist’s bequem, also lese ich hier weiter.“
 

„Aha“, meinte Severus nur trocken, strich aber über die Arme des Jüngeren und wandte sich dann wieder den Akten zu. Es wunderte ihn nicht wirklich, als er nach nur wenigen Minuten merkte, dass Harry wieder eingedöst war. Er war zwar eigentlich Elf und diese Rasse brauchte kaum mehr Schlaf als Vampire, aber immer noch nicht wieder so auf der Höhe, wie er sein sollte. Also ließ Severus den Jüngeren gewähren, nahm ihm nur das Buch aus der Hand.
 

Erst kurz nach Acht kam auch Lucius dazu: „Hast du...? Ja, du hast. Ich hab ihn im Bett nicht gefunden“, grinste der Blonde und kniete sich runter. Er küsste Harry sanft, der leise vor sich hin murmelte und sich dann wieder an die Brust kuschelte. „He, Harry! Aufwachen!“
 

„Will nich...“
 

Severus küsste den Jüngeren. „Komm, du kannst noch hier mit uns essen. Und ich denke, dann erwartet Minerva dich.“
 

„Rmpf“, kam es aus Severus’ Robe, bevor Harry sich unwillig aufrichtete und sich die Augen rieb. „Bin ja schon wach...“
 

Severus lachte leise und zwang Harry, aufzustehen, indem er sich selbst aufrichtete. Sie gingen schnell zurück in die Wohnung, wo sie in Ruhe aßen. Wobei Fawkes es sich zum Spaß zu machen schien, den Erwachsenen immer wieder was vom Teller zu mopsen.
 

„So, und jetzt mach, dass du in den Unterricht kommst“, forderte Severus, gab ihm aber noch ein Blatt Papier. „Das ist dein neuer Stundenplan.“
 

„Neu?“, fragte Harry und überflog ihn schell. „Strike! Kein Wahrsagen mehr! Aber... schwarze Magie...? Wer unterrichtet das?“
 

„Ich“, gab Lucius amüsiert zurück. „Und du hast Wahrsagen doch sicher, wie magische Geschichte, bis heute nur zum Schönheitsschlaf genutzt.“
 

Harry kicherte etwas, dann küsste er beide und verschwand. Der Vorteil von seiner neuen Lage war, dass sie nicht weit vom Verwandlungszimmer entfernt war. Er kam gerade rechtzeitig und setzte sich neben Ron, der ihm seinen Platz zwischen sich und Neville frei gehalten hatte.
 

„Wo warst du beim Frühstück?“
 

Harry grinste: „Keine Angst, ich hab gegessen. Ich hab inzwischen drei Wachhunde, die darauf achten.“
 

„Und wer bitte ist der Dritte?“
 

„Fawkes. Er hat doch tatsächlich den beiden Sachen vom Teller gemopst und zu mir gebracht.“
 

„Herrlich!“, grinste Ron. „Zu schade, dass ich die Gesichter nicht... oh... sie ist da.“
 

Harry grinste nur und konzentrierte sich auf den Unterricht. Auch mit den Slytherins gab es weniger Probleme als sonst. Nur gefahrlose Neckereien und die Aufgaben bewältigte er leicht. Gerade Hargids Stunde, zu der sich auch Fawkes gesellte, machte richtig Spaß.
 

Zu Mittag gingen Ron, Neville, Luna und Draco geschlossen in die große Halle, wo Draco sich erst mal von den anderen verabschiedete. Auch Sev und Lucius waren dieses Mal da. Nur Ginny nicht, die im Turm schmollte und darauf wartete, dass Harry zurückkam, damit sie ihn anschreien konnte.
 

„Ich geh dann jetzt in die Bücherei und mach meine Hausaufgaben“, kündigte Harry dann an.
 

„Was? Kein Quiddich?!“
 

Der Elf lachte leise. „Wie groß, meinst du, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden mich spielen lassen?“
 

„Ooooch...“
 

Der Grünäugige zuckte nur mit den Schultern: „Ihr kommt auch ohne mich zurecht“, meinte Harry nur wegwerfend. Er winkte den anderen noch mal, bevor er in die Bücherei hetzte, die sich langsam zu füllen begann. Seine Hausaufgaben hatte er schnell fertig, da er die Themen schon mit Sev und Luc durchgegangen war.
 

Erst dann machte er sich auf die Suche nach dem, was er wirklich wollte. Aber seine Überraschung war groß, als er feststellen musste, dass die Bücher, die ihn interessierten, in der Abteilung waren, die man nur mit Ausweis betreten konnte und wie aus dem Nichts stand Madame Prince vor ihm: „Junger Mann, das...“
 

Hastig kramte Harry die Karte hervor, die Sev ihm gegeben hatte. Er hatte sie in seiner Schultasche gefunden, es zeigte das große Vertrauen, dass die beiden in ihn hatten, denn es war ein uneingeschränkter Pass für alle Abteilungen.
 

Madame Prince hob die Augenbraue, aber auch ein Fälschungszauber sagte ihr nichts, die Unterschrift des neuen Direktors war echt. „Nun gut, junger Mann“, gab sie, sichtlich widerwillig nach und ließ ihn weiter.
 

Warum war diese Abteilung so abgeriegelt? Magische Wesen waren doch keine dunklen Zauber! Und doch waren sie genauso unter Verschluss wie eben diese! Das war wirklich lächerlich! Doch dann konzentrierte Harry sich wieder auf seine Suche. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zusammengetragen hatte, was er brauchte.
 

Dunkle Veela und Vampire. Hier gab er nur wenig Bücher zu dem Thema, denn er wusste, normale Veela waren in der offenen Abteilung.
 

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Vampirgefährten
 

Hat der Vampir seinen Gefährten gefunden, ist er nicht mehr auf das Blut anderer angewiesen, weswegen besagter Gefährte nie selbst zur vampirischen Rasse gehört. Kurz nachdem die Paare sich gefunden haben, setzt bei einem Vampir ein schier unstillbarer Blutdurst ein (s.u. Blutrausch) der sich nach kürzester Zeit nur noch mit dem Blut des Gefährten stillen lassen wird.
 

Wenn der Vampir das erste Mal von seinem Gefährten trinkt, wird es automatisch auch zum Geschlechtsakt kommen, der die Bindung vervollständigen wird. Diese Bindung ist gewöhnlich sehr stark, da sie auf mehr als einer Körperflüssigkeit basiert.
 

Der Vampir ist eines der dominantesten Wesen der magischen Welt. Nur noch übertroffen von den Dämonen, die aber dank Unwissenheit und Missverständnissen unter Zauberern und Menschen fast bis an den Rand der Ausrottung getrieben worden sind.
 

Vampire verteidigen ihre Gefährten bis in den Tod, auch , wenn die Bindung noch nicht vollzogen wurde.
 

Eine künstlich herausgezogene Bindung kann für einen Vampir zu einer Qual werden. Der Drang zur Bindung wird täglich stärker. Einziger Grund diese herauszuzögern sind daher für Vampire eventuelle Krankheiten und Verletzungen des Gefährten.

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Harry schlug das Buch zu und schloss die Augen. Das also hatten die beiden heute morgen gemeint, als sie dachten, dass er noch schlief. Automatisch fasste er sich an den Hals. Er hatte schon gesehen, wie der Blonde, nachdem die beiden auffällig lang im Bad gewesen waren, herausgekommen war und sich den Hals massiert hatte. Und er erkannte Stillezauber, wenn er sie sah.
 

Er musste nicht wirklich raten, was die beiden da gemacht hatten. Auch, wenn er nicht verstand, wie Sex zwischen zwei Männern tatsächlich funktionieren sollte. Zumindest nicht, ohne Schmerzen. Aber wenn es so schlecht wäre, würden es nicht so viele tun. Also musste es gut sein. Ob es dazu wohl auch Bücher hier gab?
 

Obwohl Harry allein hier saß, wurde er schon bei dem Gedanken daran rot.
 

Ums ich abzulenken, packte er das nächste, große Buch, das er sich zurechtgelegt hatte. Ein Buch über Dunkelveela und das Einzige, was er gefunden hatte. Er wusste noch, wie Granger und er beim magischen Turnier Veela überprüft hatten, nachdem sie Fleur kennen gelernt hatten. Da hatte es einen Verweis auf Dunkelveela gegeben, aber sie waren damals nicht an das entsprechende Buch heran gekommen. Nun hielt er es in der Hand. Aber er suchte nur nach einem Thema, denn alles andere hatte Luc ihm ja schon so erzählt, oder auch Sev, gerade, weil der Blonde einmal so durchgedreht war.
 

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Dunkelveela
 

Dunkelveela sind eine Unterart der normalen Veela, doch im Gegensatz zu diesen gelten sie als ‚reinblütiger’. Sie sind sozusagen die Urform der Veela und ungleich viel mächtiger, aber auch wesentlich aggressiver und leichter zu reizen. Darum ist es für diese Art Veela umso wichtiger, ihren Gefährten zu finden, der sie beruhigen kann.
 

Auch heißt es, dass Veela Abkömmlinge der Dämonen wären und entstanden, als Dämonen begannen, sich mit Zauberern und anderen magischen Wesen einzulassen. Was ihre Aggressivität erklären würde.
 

Ein Dunkelveela findet seinen Gefährten vor allem über seinen Geruchssinn. Er wird von einem für ihn unwiderstehlichen Duft zu der Person angezogen, die für ihn bestimmt ist. Nach der ersten Berührung setzt das sogenannte Werben des Dunkelveela ein. Dieser kann, entgegen seiner Verwandten - der Lichtveela, seine Anziehungskraft unter Kontrolle halten. Er nutzt sie meist, um seinen Gefährten zu beruhigen und um sich ausschließlich für ihn anziehender zu machen, ohne dabei den Rest des Umfeldes zu beeinflussen.
 

Meist ist der Dunkelveela in der Beziehung auch der dominante Partner, der alles daran setzen wird, seinen Gefährten zu schützen. Darum unterstehen Gefährten gesetzlich einem besonderen Schutz, da sie es sind, die diese magischen Wesen kontrollieren und somit halten sie diese Wesen davon ab, Schlimmeres zu tun, wenn sie in Rage geraten.
 

Nach einer gewissen Zeit, wenn der Dunkelveela um seinen Gefährten geworben hat, wird ein starkes Zuggefühl einsetzen und der Bedarf in der Nähe des Gefährten zu sein, exponentiell zunehmen. Er wird sich noch eine Weile mit einfachen Berührungen und Liebkosungen zufrieden geben, aber dann wird er die Bindung vervollständigen müssen.
 

Dies geschieht durch Sex. Veela sind generell sexuell sehr aktive Wesen. Während des ersten Geschlechtsaktes wird der Veela einen Bindezauber über sich und seinen Gefährten sprechen, der sich oft in einer Art Tattoo oder etwas ähnlichem äußert.

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Harry runzelte die Stirn, doch dann fiel es ihm ein. Das, was Sev um sein Handgelenk hatte. Diese schwarzen, verschlungenen Linien, die in eine Art Knoten zusammenliefen und in dem Knoten verschiedene Farben hatten. Silber und eine Art dunkles Violettrot, die ein einer Spirale liefen.
 

Harry blickte auf sein eigenes, rechtes Handgelenk. Ob er dann auch so was bekommen würde? Möglich wäre es durchaus, das wusste er. Nachdenklich packte er die Bücher wieder dahin, wo er sie her hatte, bevor er sich mit einem Buch über einfache, schwarze Sprüche wieder auf den Boden setzte und einfach nur so las.
 

Nun ja – das Buch aufgeschlagen auf seinen Beinen hatte er zumindest. Seine Gedanken kreisten um das, was er gerade erfahren hatte. Das waren die Dinge, über die Sev und Luc sich an diesem Morgen unterhalten hatten. Darüber, dass sie nicht ewig warten konnten, um zu vollenden, was wohl in Malfoy Manor begonnen hatte. Gleichzeitig wollten sie ihn offensichtlich nicht überfordern.
 

Und – was für ihn fast schon richtig verstörend wirkte – sollte er sich selbst zu lange unsicher sein, würden die beiden es ausbaden müssen. Denn er hatte wenig Zweifel daran, dass sie ihn nicht anrühren würden, wenn er ihnen nicht irgendwie signalisierte, dass er dazu bereit war. Sie küssten ihn, sie hielten ihn, aber weiter gingen sie nie.
 

Das Schlimmste aber war, dass Harry nicht wusste, ob er dazu bereit war und er hatte nicht mehr viel Zeit. Die beiden hatten etwas von nächstem Jahr gesagt, aber sie hatten ja schon Ende Oktober und die Sache mit nächstem Jahr war eine Art absoluter Endpunkt gewesen. So hatte zumindest er es verstanden.
 

Harry stöhnte leise und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Warum war sein Leben nur immer so verdammt kompliziert?! Konnte es nicht ein einziges Mal einfach sein? Ja, er konnte sich ein Leben ohne diese beiden nicht mehr vorstellen. Himmel, er konnte ja nicht mal mehr schlafen, wenn er nicht zu den beiden kriechen konnte!
 

Aber... da war immer noch die Angst, irgendwann allein gelassen zu werden. Und gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, warum die beiden sich ausgerechnet mit ihm belasteten. Er war kompliziert, war ein ständiger Problemfall und zog Ärger magisch an. Vielleicht war das einer der Nachteile, in der Muggelwelt großgezogen zu werden. Auch, wenn er es immer wieder in einem Nebensatz las, er konnte nicht begreifen, wie wichtig ein Gefährte für diese Wesen war. Dass niemand an seine Stelle treten konnte. Jemand, der den beiden würdiger war, als er...
 

Auch darum schreckte er irgendwie vor dieser Bindung zurück. Und weil er wie gesagt, bis vor kurzem nicht mal gewusst hatte, dass er sein eigenes Geschlecht attraktiv fand und das tat er eigentlich bis heute nicht. Er hatte oft genug mit den Jungs geduscht. Nach Quiddich oder einfach so, auch, wenn er immer seine Narben versteckt hatte. Er hatte andere Jungs gesehen und fand gar nichts dabei. Allerdings... bei Sev und Luc sah die Sache schon anders aus. Er konnte nicht umhin, immer wieder festzustellen, wie attraktiv die beiden waren, wenn er sie oben ohne sah. Was ihm weitere Rätsel darüber aufgab, was zum Henker die beiden an ihm so toll fanden.
 


 

Ginny schäumte vor Wut. Sie konnte es nicht fassen! Harry war ihr verdammter Verlobter! Das hatte Dumbledore ihr immer und immer wieder zugesichert, so dass sie den Reichtum der Potters teilen konnte! Und einen großen Anteil bekommen würde, wenn der Idiot endlich tot wäre! Und beim Sex konnte man leicht an jemand anderen denken für die paar Mal, die sie ihn ran lassen musste.
 

Und nun fuhr ihr der eigene, gottverdammte Verräterbruder in die Parade! Warum konnte Ron nicht sein, wie Percy! Der hatte sie unterstützt! Er hatte, zusammen mit ihrem Vater, die Unterschrift unter den Verlobungsvertrag gesetzt, der absolut gültig und beglaubigt war! Nichts, gar nichts konnte ihr dazwischen kommen! Bei Merlin, sie würde dafür sorgen, dass es durchgesetzt werden würde! Sie ließ sich doch nicht ihr Leben versauen!
 

Spätestens im neuen Jahr würde sie vor dem Altar stehen mit einem Vertrag, der Potter absolut kein Recht mehr einräumte. Und dann würde sie ein Blag auf die Welt bringen, sich scheiden lassen und dem Arsch jeden einzelnen Knut wegnehmen! Sie würde jedem, der versucht hatte, sich ihr entgegen zu stellen, bittere Rache servieren, angefangen bei dem neuen Direktor. Pah! Von wegen! Dieser Todesser!
 

Und dann die Malfoys – beide! Draco, der ihre Schönheit und Einzigartigkeit nicht anerkennen wollte und sich stattdessen die ganze Zeit um Susan Bones, diese graue Maus, kümmerte! Ihr eigener Bruder, der sie so schmählich hintergangen und offen vor allen geohrfeigt hatte! Und wo sie schon dabei war, würde sie Lucius Malfoy gleich mit in den Abgrund reißen!
 

Potter gehörte ihr ganz allein und niemand würde ihn ihr streitig machen, auch nicht die eigene Familie! Mit Percy hatte sie bereits geredet, der würde alles so in die Wege leiten, dass der Vertrag zu Weihnachten gültig werden würde und sie noch zu Neujahr heiraten würden. Als Weihnachtsgeschenk für seine kleine Schwester. Wenigstens einer in ihrer Familie, der ihren Wert anerkannte.
 

Denn ihre Mutter stand gar nicht hinter ihr und zu ihren anderen Brüdern hatte sie praktisch keinen Kontakt mehr. Bill und Charlie kamen gar nicht mehr nach England und die Zwillinge hatten ihr auch noch den Krieg erklärt! Aber auch die würden ihr Fett noch abbekommen!

Was machte es da schon, wenn sie Strafarbeiten machen musste? Pah! Das würde auch nicht mehr lange dauern! Und dann war ihre Zeit da! Die, die Dumbledore ihr versprochen hatte und sie würde mit ihm und Hermine zusammen eine neue, eine reine Welt leiten! Sie war sich sicher, Mine würde einen Weg aus dem Krankenhaus finden! Wäre doch gelacht, würde sie sich einschließen lassen!
 

Weihnachten! Sie musste nur noch bis Weihnachten durchhalten! Dann konnte sie Percy besuchen und der würde sie dann, am fünfundzwanzigsten, nach Hogwarts bringen und auf die Einhaltung des Vertrages pochen. Im Notfall würden sie sogar noch eine Sofortzeremonie durchführen können, sollte die Gefahr bestehen, dass Potter versuchen sollte, sich in irgendeiner Weise zu entziehen. Die große Hochzeit, auf die sie doch Wert legte, weil es einfach dazu gehörte, wenn man in die bessere Gesellschaft wollte, konnte man immer noch auf Sylvester verschieben.
 


 

„Noch mal!“
 

Erneut schlug Harry auf den Älteren ein, der ihn ohne große Mühe abwehrte.
 

„Gut, du wirst besser“, lobte Lucius schließlich, der seine Trainingshandschuhe abstreifte. Severus und er hatten beschlossen, dass es das Beste wäre, Harry auch in Kampfsport zu unterrichten, im Kampf ohne Waffe und Zauberstab. Der Jüngere lernte erstaunlich schnell und gut, wobei ihm seine elfischen Gene sicher gute Dienste erwiesen und es gab dem Grünäugigen eine neue Sicherheit und viel wichtiger – wenigstens etwas mehr Selbstwertgefühl. „Das reicht für heute, denke ich.“
 

Harry lächelte. Das Training machte ihm Spaß. Es tat ihm wirklich gut und es lenkte ihn von Quiddich ab. Er liebte es zu fliegen. Das war für ihn schon immer der Reiz des Spieles gewesen, doch es war nun mal vorbei. Er kam kaum noch zum Fliegen, aber seit Luc oder Sev abwechselnd mit ihm übten, war es nicht mehr ganz so wichtig. Er konnte es auch so genießen. „Das hat gut getan“, meinte er lächelnd und ließ sich nur zu bereitwillig in die Arme des Blonden ziehen.
 

Lucius nickte und strich über Harrys verschwitzte Haare. „Dann komm, du gehörst unter die Dusche.“
 

Harry nickte, packte sein Handtuch und lief voran. Lucius sah dem Jüngeren eine Weile hinterher, dann machte er erst mal seine eigenen Übungen. Er konnte nicht nachgeben und Harry direkt hinterher rennen, das würde den Drang nur noch verschlimmern und sie hatten ja beide beschlossen, dem Grünäugigen bis zum nächsten Jahr Zeit zu geben.
 

Harry selbst ging in die Wohnung zurück. Er wusste, Sev war gerade bei einer Sitzung und Luc würde wohl noch einige Minuten üben. Er zog sich schnell aus, legte sich bequeme Wäsche zurecht und schlüpfte unter die Dusche. Da war auch eine Wanne, aber er hatte keine Lust, sie zu nutzen.
 

Harry ließ sich Wasser über den Körper laufen. Er schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Es war Samstag Mittag. Die Meisten, auch Ron und Draco, waren in Hogsmaede, wobei die beiden die Zwillinge besuchen wollten. Er hatte gesagt, sie sollten den beiden grüßen, aber er hatte keine Lust gehabt, ins Dorf zu gehen.
 

Denn seine Rückkehr hierher war nicht ganz so reibungslos verlaufen. Ginny schien zu versuchen, sich wieder an ihn ran zu machen, was für ihn inzwischen einfach unerträglich war. Und trotz der Verurteilung hatte Dumbledore noch erschreckend viele Vertraute in allen Häusern, so dass sein Ausflug in sein eigenes Haus meist zumindest mit blauen Flecken endete. Denn selbst, wenn er sich wehren könnte, tat er es meist nicht. Warum wusste er selbst nicht so genau. Stattdessen versteckte er die blauen Flecken vor Sev und Luc. Es war praktisch, dass er Zugang zu so vielen Tränken hatten und wenn Sev fragte, erklärte er es damit, dass er wohl im Training übertrieben habe und da er da wirklich oft an seine Grenzen und darüber hinaus ging, hakte keiner der beiden weiter nach. Sie ermahnten ihn nur immer wieder, es ruhiger anzugehen. Schon aus Rücksicht auf seine Knochen.
 

Schnell wusch Harry sich die Haare schließlich aus und trat wieder aus der Dusche, packte eines der Handtücher, trocknete sich schnell ab und zog sich wieder an, bevor er seine Haare trocknete und sie kämmte.
 

Dann stellte er sich an das Fenster und sah hinaus. Allerdings nicht lange, denn es kam ihm eisige Luft entgegen. Kein Wunder, es war ja Ende November. Schließlich flocht er sich die Haare und verkroch sich wieder ins Wohnzimmer auf das Sofa, wo Fawkes schon auf ihn und seine Streicheleinheiten wartete. „Na, du?“, frage er leise und strich durch das weiche Gefieder.
 

„Ich weiß immer noch nicht, was ich den beiden schenken soll... Ich mein, ich hab ja was, aber... das ist so... seelenlos“, murmelte er. Er war beim letzten Hogsmaedwochenende mit Draco und Ron losgezogen. Für Lucius hatte er einen neuen Stock gefunden, mit einem Schlangenkopf, in den Smaragde als Augen eingearbeitet waren. Den Kopf konnte man herausziehen und mit Dracos Infos hatte er einen Ersatzzauberstab dort hineinarbeiten lassen, der unter anderem sein Blut und sein Haar enthielt, neben der Basiliskenschuppe und dem Vampirzahn.
 

Sev's war schwerer gewesen. Ein Tränkebuch oder Zutaten waren ihm zu einseitig gewesen. Doch dann hatte Ron den rettenden Einfall gehabt. Ein wunderschönes Schachspiel, allerdings kein magisches, sondern ein Muggelspiel aus Asien. Mit Jadefiguren und einem Jadebrett. Eine hervorragende Qualität und ein absolutes Einzelstück mit wunderschönen Figuren. Aber in Harrys Augen trotzdem irgendwie.. nicht ausreichend, egal, was Draco und Ron ihm gesagt hatten.
 

Es war Charlie gewesen, der ihn auf die richtige Idee gebracht hatte, auch, wenn die ihn wahnsinnig beunruhigte. Er streichelte Fawkes Federn weiter. „Meinst du, es ist eine gute Idee?“, fragte er leise. Er hatte dem Phönix die Frage schon mehr als einmal gestellt. Wie gesagt, die Zwillinge hatten es eigentlich im Spaß gemeint, aber er hatte es übernommen. Wieder mal trillerte Fawkes, als wolle er sagen, dass diese Unsicherheit an Lächerlichkeit nicht zu überbieten war. Das änderte aber nicht wirklich etwas an seinen Zweifeln. „Ich verdamme die beiden immerhin zu einem ziemlich langen Leben mit mir an der Backe“, argumentierte er wieder.
 

Fawkes zwickte Harry nur wieder mal ins Ohr.
 

„Schon gut“, lachte Harry leise. „Ich... ich mach es ja... für die beiden“, fügte er leise hinzu. Er wollte nicht, dass Sev oder Luc Probleme bekamen und er wusste, es hatte begonnen. Er sah es, wenn Luc kurz das Gesicht verzog, wenn er den Raum verließ und er merkte es, wenn Severus tief gegen seinen Hals einatmete.
 

Schon mehrfach war er kurz davor gewesen, sich irgendwo in der Muggelwelt Sexbücher zu besorgen, die es hier nicht gab. Diese Bücherei hatte Hunderte Bücher über das Töten, aber absolut nichts über Sex. Einige Bände mit Liebestränken und Aphrodisiaka, aber sonst... Auf der einen Seite war die Zauberwelt erstaunlich offen, immerhin konnten Männer oder Frauen untereinander schon lange, voll anerkannt, heiraten, doch Bücher über sexuelle Aufklärung – Fehlanzeige. Schon seltsam. Die Zauberwelt war eben voller Widersprüche.
 

„Ich mache es“, bestätigte er leise und strich über Fawkes Federn. „Ich werde es tun... Am Abend vor Weihnachten, ich verspreche es“, er lächelte und küsste Fawkes auf den Kopf: „Dann darfst du Botenvogel spielen. Irgendwie musst du ja den Speck verdienen, den du den beiden immer klaust.“
 

„Wie soll er sich meinen Frühstücksspeck verdienen?“, fragte in dem Moment Lucius amüsiert, der gerade selbst aus dem zweiten Bad kam, wie immer perfekt angezogen. Aber inzwischen hatte Harry gelernt, die Unterschiede zu sehen. Diese Hose war bequem geschnitten und das Hemd nicht ganz zugeknöpft. Kein Aufzug, mit dem er sich draußen sehen lassen würde.
 

„Er soll ein paar Briefe ausliefern.“
 

Lucius lachte leise und setzte sich neben den Jüngeren. „Sollte das nicht auch ohne Bestechung gehen?“, fragte er. Harry war noch in der Dusche gewesen, als er selbst ins Bad gegangen war. Er zog den Grünäugigen in seine Arme und küsste ihn sanft, so dass der Druck wenigstens etwas nachließ. Ja, nach Weihnachten mussten sie wohl mit Harry reden. Aber bis dahin würden sie es sicher beide aushalten.
 

Harry lächelte und strich über Fawkes Federn, während er sich an den Älteren kuschelte und mal wieder nicht herum kam, sich vorzustellen, wie der Blonde wohl ganz ohne Klamotten aussehen würde. „Er ist eben eigensinnig und er ist ein Phönix.“
 

„Ja, das ist nicht mal mir entgangen“, gab Lucius nur zurück und holte ein Buch, das er aufklappte. So verbrachten sie oft Stunden. Harry döste nach dem Training oft einfach vor sich hin. Er las und Sev arbeitete alte Akten auf, während er sich nebenbei darüber beklagte, wie man eine so gute Schule innerhalb von vierzig Jahren so herunterwirtschaften konnte.

Die Nacht vor Weihnachten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ginnys Weihnachtswunsch

Hi! So, da ist das neue Pitel und meine Minderheit fährt jetzt aufs Land, um mein Kostüm für die AnimagiC fertig zu nähen! *g* Daher werde ich auch erst am Sonntag Abend posten können, also nicht wundern. Ich will euch ja nciht auf Entzug setzen... das bewahr ich mir für nächsten Donnerstag auf, dann geht es nämlcih zur Ani (*schon mal ankündigt*).
 

Dann kann ich leider erst am folgenden Montag oder Dienstag posten. DAs wollte ich schon mal gesagt haben, damit ihr bescheid wisst, aber natürlcih wird es - wie immer - weiter gehen. *gg*
 

Und nu - viel Spaß beim Lesen!
 

*Kekse dalässt*
 


 

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Am nächsten Morgen erwachte Harry eigenartig träge und mehr als nur zufrieden. Er fühlte sich unendlich gut. Na ja, sein Hintern stach ein wenig, aber sonst... Oh, und da waren die Finger, die so sanft über seine Seite strichen und andere, die durch seine Haare glitten. Ups – seine Haare. Mist, die waren gestern offen gewesen. Oh, diese Freude, sie heute bürsten zu müssen...
 

Langsam öffnete Harry die Augen und sah direkt in die des Blonden. Lucius lag selbst noch, sein Kopf auf einer Hand aufgestützt. „Morgen“, lächelte der Veela und küsste ihn. „Alles in Ordnung?“
 

Harry nickte einfach nur und lächelte zurück. Er war froh, dass er tatsächlich den Mut gefunden hatte, zu tun, was er getan hatte. Denn auch Lucius sah wesentlich entspannter aus, als die letzten Tage. Langsam wandte er sich um, verzog kurz das Gesicht und sah dann zu Severus, der ihn ebenfalls küsste. Dann hob der Tränkemeister seine Hand: „Accio Heiltrank.“ Er entkorkte die Phiole und gab sie grinsend an den Jüngeren weiter, der sie nur zu gern entgegen nahm und herunter würgte.
 

Dann kuschelte Harry sich wieder zufrieden zwischen den beiden ein und lächelte. Er hatte sich noch nie so gut gefühlt und die dunklen Gedanken waren weit von ihm entfernt. Er genoss einfach die Wärme, die er hier empfand.
 

„Meinst du nicht, du hast lang genug geschlafen?“, fragte Lucius amüsiert. „Es ist neun Uhr.“

„Und?“, fragte Harry nur träge. „Hier ist’s bequem..“
 

Severus lachte leise. „Es ist Weihnachten“, erinnerte er den Jüngeren. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Horde Rotschöpfe nicht mit dem Frühstück anfangen wird bis du mit unten bist. Ich habe keine Lust, Schuld an mehreren Hungerleichen zu sein.“
 

„Weihnachten!“
 

Und schon war Harry wie ein Sprungteufel aus dem Bett geschossen und ins Bad gerannt. Die beiden Männer sahen ihm hinterher und lachten, bevor sie ihm schließlich folgten, wobei Lucius dem Jüngeren noch Kleidung für den Tag raussuchte.
 

„Verdammt, ich...“
 

„Du hast deine Sachen vergessen“, vollendete Severus den Satz und küsste Harry, der gerade wieder aus der Dusche kletterte.
 

Dankbar griff der Schwarzhaarige danach und zog sich schnell an, während Severus in die Dusche stieg. Lucius dagegen nahm eine Bürste und begann vorsichtig die Haare des Jüngeren zu entwirren, der ihn dankbar ansah. „Ich dachte schon, ich muss sie abschneiden...“
 

„So ein Unsinn“, schalt Lucius nur amüsiert. „Nichts, was ein guter Zauber nicht auch wieder richten könnte. Lass mich mal machen.“ Er küsste Harry sanft und begann dann in Ruhe, die Strähnen zu entwirren, bevor er Harrys Haare zu einem lockeren Zopf flocht und ihn mit einem Band sicherte. „Siehst du!“, lächelte er. „Schon erledigt. Und jetzt raus ihr beiden. Ich muss mich fertig machen!“
 

Severus, der sich gerade fertig angezogen hatte, hob eine Augenbraue und nahm dann Harrys Hand. „Komm, bis der fertig ist, kann das ewig dauern“, prophezeite er grinsend. Er trug zu Harrys sichtlicher Freude, nur eine einfache, figurbetonte Hose und einen Rollkragenpullover über den er später einen silberschwarzen Umhang legen würde. Es war schließlich keine Schule und damit bestand keine Notwendigkeit die strengen, schwarzen Lehrroben herauszusuchen. Im Wohnzimmer zog er Harry mit sich auf seinen Sessel, hob ihn auf seinen Schoß und küsste ihn. Erst sanft, dann fordernder, während seine Finger wieder über dessen Haut glitten.
 

„Hrm, hrm...“
 

Harry sah auf, ein wenig... rot um du Nase.
 

„Was ist?“, frage Severus nur amüsiert.
 

„Warum fangt ihr ohne mich mit dem Spaß an?“, beschwerte er sich, grinste aber dann und hielt seine Hand zu den beiden: „Los, gehen wir, wir werden sicher schon sehnsüchtig erwartet und einige werden sich wundern, warum Harry nicht schon seit fünf Uhr da unten rumspringt.“
 

Der Vampir grinste nur: „Ich bezweifle, dass es mehr als einen Blick braucht, um zu verstehen, woran das liegt.“
 

Das brachte Lucius zum Grinsen. Er beugte sich zu Harry und küsste ihn, zog ihn dann auf die Beine. „Das kann durchaus sein“, räumte er ein. „Aber jetzt los, bevor die Horde hier anrückt.“
 

Harry nickte, küsste die beiden und rannte los in die Halle hinunter, wo die Weaseybrüder schon warteten, zusammen mit Draco und Susan, auch, wenn die gerade damit abgelenkt waren, sich gegenseitig die Mandeln zu massieren. Er grinste und setzte sich.
 

„Man, was ist denn mit dir passiert?!“
 

„Warum?“
 

„Na, hör mal, es ist fast zehn Uhr morgens! Am Weihnachtsmorgen! Und warst noch nicht unterwegs, um Geschenke zu jagen oder sonst was! Haben die beiden dich unter Drogen gesetzt oder so was, dass du länger schläfst?!“
 

Die Zwillinge hingegen tauschten amüsierte Blicke und auch Charlies Mundwinkel zuckte verdächtig, während Bill einfach nur da stand und an einem Schokoriegel knabberte. Nur Ron schien absolut keine Ahnung zu haben.
 

Harry grinste nur: „So was in der Art“, gab er dann schulterzuckend zurück. „Und? Wo habt ihr die Geschenke versteckt?!“
 

Draco sah auf und grinste: “Bei Merlin, der ist ja wirklich so schlimm!“
 

„Jap, und glaub mir, keiner wird zum Essen kommen, bevor er nichts alle seine Päckchen aufgemacht hat“, meinte Ron trocken.
 

In dem Moment füllte sich der Tisch. „Nicht dieses Jahr“, kam die ruhige Stimme vom anderen Ende der Halle. „Erst wird gegessen, sonst gibt es gar nichts“, erklärte Severus und er ließ sich auch nicht von dem – wirklich verführerischen – Schmollmund verführen. Stattdessen traten Luc und er zum Tisch, setzten sich rechts und links von Harry und wollten die Teller füllen, als auf einmal die Hallentüren aufflogen. „Was...?!“
 

„Percy?“, fragte Bill ruhig, sah dann auf seine Schwester. „Ginny? Was soll diese lächerliche Aufmachung?“
 

Tatsächlich trug seine kleine Schwester ein weißes, aufwendiges Rüschenkleid mit goldenen Stickereien, das sichtlich viel Geld gekostet haben musste. Ihre Haare waren professionell in eine aufwendige Frisur gesteckt worden und sie war stark geschminkt. Oh, und da war noch der Fakt, dass hinter den beiden eine kleine Armee zu stehen schien. Mehrere Auroren, keiner sonderlich hoch im Rang und ein Beamter der Vertragsabteilung im Ministerium – und ein Hohepriester.
 

„Was geht hier vor?“, fragte Severus dann tödlich ruhig. Harry spürte, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte und er war erleichtert. Denn er wusste, das hier hatte irgendwas mit ihm zu tun. Auch Lucius war aufgestanden, sein Blick schlagartig eisig kalt, seine gesamte Haltung warnend und ablehnend. „Miss Weasley“, zischte er eisig. „Was soll diese lächerliche Brautaufmachung?“
 

„Ich fordere meinen Bräutigam ein, wie es mein gutes Recht ist!“, rief Ginny selbstsicher, überzeugt und stolz. „Harry James Potter wurde mir vertraglich versprochen!“ Hämisch winkte sie mit dem unterschriebenen und besiegelten Vertrag. „Der ist gültig! Und der besagt, dass Potter mich hier und jetzt zu seiner Frau nehmen muss!“
 

Harry wurde schlagartig bleich und zuckte zusammen. Er spürte, wie er auf die beiden gezogen wurde und Severus schob ihn ruhig hinter sich.
 

„Sag mal, haben sie dir ins Hirn geschissen?“, fragte Ron ungläubig. Doch sofort wurde er von einem Zauber von den Füßen gerissen. Es war Bill der ihn auffing, den Zauberstab gegen den eigenen Bruder erhoben. „Mach das noch mal, Percy“, meinte er ruhig. „Und ich denke, du weißt, wer dann schneller und besser sein wird.“
 

„Pah!“, brüllte Ginny, wenig damenhaft, während die Auroren ausschwärmten. „Er muss mich heiraten! So steht es da! Bringt ihn her! Ich will die Zeremonie hier und jetzt! Ihr seht ihn ja, der Schisser wird alles tun, um sich da raus zu winden, aber sein Vormund hat es so bestimmt!“
 

Mehrere Auroren traten zu Severus, ihre Stäbe erhoben und dann griff der Erste nach Harry. Der Grünäugige zuckte zusammen, er verstand das nicht! Was geschah da? Warum tat Ginny ihm das an? Was sollte das alles? Welcher Vertrag? Hilflos sah er zu Lucius. Was würde geschehen? Würden sie ihn zwingen, ihn weg bringen von Luc und Sev? Doch noch bevor die Hand oder die beiden Zauber ihn treffen konnten, lagen alle drei Auroren flach auf dem Boden. Der seltsam verrenkte Arm von einem war in Severus’ Hand, ein Anderer hatte Bekanntschaft mit Charlie gemacht und der Hals des Dritten befand sich von Lucius Hand umklammert. Luc und Sev hielten Harry zwischen sich.
 

„Macht!“, keifte Ginny wütend. „Holt ihn! Er gehört mir! Mir, mir, mir, mir! Ganz allein! Sein Geld und er! Jetzt, jetzt, jetzt, jetzt!“
 

Bill starrte auf seine Schwester, doch noch bevor er etwas tun konnte, waren die Zwillinge da und ohrfeigten sie – was aber nicht wirklich half und das Geschrei nur verschlimmerte.
 

„Ruhe!!“
 

Endlich, endlich wurde es still – totenstill. Sogar die aufgebrachten Schulgeister, die vom Geschrei angelockt heftig zu diskutieren begonnen hatten, schwiegen. Vermutlich, weil durch den Befehl sogar die Wände des Schlosses wackelten. Selbst die Kleine Irre war still. Ihr Mund stand offen, wie bei einem Fisch. Den Mann, den er bis dahin festgehalten hatte, schleuderte er nur süffisant grinsend von sich, bevor er seinen eigenen Zauberstab hob: „Accio Vertrag!“
 

Ginny schrie aus Leibeskräften, als würde man sie abstechen, während das Pergament ihrem Griff entschlüpfte und in die Hand des Tränkemeisters segelte, der die Worte las. Er glaubte es nicht, das hier war nichts, als ein besserer Sklavenvertrag, der Harry tatsächlich um ein Haar an dieses... Ding gefesselt hätte! Und sie wäre nicht mal bestraft worden, wäre Harry durch ihre Hand gestorben! Im Gegenteil, in diesem Fall wurde sie auch noch als Erbin eingesetzt! Als Erbin des Potter und des Blackvermögens! Unterschrieben von Dumbledore, der damals Harrys Vormund gewesen war.
 

„Sev?“
 

Sanft blickte der Tränkemeister auf Harry und strich ihm über die Haare. „Keine Angst“, sprach er so ruhig wie nur möglich. „Dieser Vertag ist das Pergament nicht wert auf dem er steht“, gab er ihm zu wissen. „Dank deiner spitzen Ohren“, füge er noch hinzu. „Keine Angst.“ Er spürte, wie aufgewühlt Harry war und er wusste, für den Grünäugigen war der Tag, der so vielversprechend angefangen hatte, gelaufen. Dann gab er den Vertrag an Lucius weiter, der nur die Schultern zuckte und ihn in Flammen aufgehen ließ.
 

„Das...das...das hilft euch auch nichts, ihr Todesser!“, brüllte Percy, der sich stark fühlte, mit den Auroren im Rücken. „Ich werde noch mehr Auroren holen und die werden euch zwingen, ihn rauszurücken! Jetzt sofort und auf der Stelle! Dieser Vertrag ist absolut lückenlos!“
 

Charlie hatte inzwischen wirklich alle Hände voll zu tun, die aufgebrachten Teenager von Dummheiten abzuhalten. Seine Brüder wollten Percy an die Kehle und das Einzige, was ihn dazu brachte, das nicht zuzulassen, war der unwillkommene Ärger.
 

„Dann holen Sie Ihre zusätzlichen Auroren“, säuselte Lucius und deutete auf einen Spiegel. „Der ist mit dem Ministerium verbunden. Los!“
 

Und Percy war dumm genug, genau das zu tun. Er schrie nach der Kavallerie. Es dauerte nicht lange, bis Shacklebolts Einheit, zwei weitere Einheiten und drei hohe Angestellte eintraten, zusammen mit mehreren Reportern. Alle bis auf letztere, die eine riesige Story witterten, wenig begeistert, zu Weihnachten von ihren Familien weggerissen zu werden.
 

„Sev... Luc, was... was…?” Harry zitterte inzwischen am ganzen Körper. Er hatte panische Angst und seine Hände klammerten sich am Rollkragenpullover des Vampirs fest. Nein! Er wollte nicht weg! Er konnte doch nicht gehen! Das konnten die nicht mit ihm machen! Irgendwo hörte er Fawkes trillern, doch erkrallte sich nur weiter an dem Anderen fest.
 

„Was geht hier vor?!“
 

Lucius stellte sich vor seine Gefährten, nachdem er auch den letzten Auror aus ihrer Nähe gekickt hatte. „Das kann Ihnen sicher Percy Weasley erklären“, gab er kühl zurück, bevor er seine Hand auf Harrys Kopf legte, sie zum Nacken wandern ließ und begann, ihn zu massieren.
 

„Nun, Mister Weasley? Was ist der Grund, dass ich zu Weihnachten von meiner Familie weggeholt worden bin?!“
 

„Weil... weil die beiden da uns unser Recht verweigern!“, ereiferte sich der Rotschopf sofort und holte eine Kopie des Vertrages hervor: „Meine Schwester hat das gute Recht, sich hier und jetzt mit ihrem Gatten zu vermählen, auch gegen dessen Willen! Der Vertrag ist unterschrieben und gültig! Hier steht es schwarz auf weiß! Potter muss meine Schwester heiraten! Ich bestehe darauf!“
 

„Und ich auch!“, krisch Ginny sofort. „Ich will, will, will! Jetzt!“
 

Kingsley hob eine Augenbraue und tat etwas, das Percy einfach nicht fassen konnte – er zerriss diesen Vertrag.
 

„Aber... aber Sir!!“
 

„Und dafür werde ich von meinen Kindern weggeholt?!“, röhrte der Anführer der Auroren. „Für diesen Müll?!“
 

„Das hat ein Ende, wenn Sie anordnen, dass Potter endlich seinen Verpflichtungen nachkommt!“
 

„Das tut er doch schon!“
 

„Wie bitte!? Der Schisser versteckt sich hinter zwei gottverfluchten, beschissenen, wertlosen Todessern! Die nebenbei in Azkaban verrotten sollten, wo alle Verbrecher....!“
 

„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“, schrie Ginny entsetzt, als ihr Bruder auf einmal von dieser hässlichen Kreatur gepackt und quer durch den Raum geschleudert wurde. „Tun Sie was! Sie müssen was tun! Sie müssen das Ding töten! Er.. er bringt ihn um!“
 

„Und er hat jedes Recht dazu“, gab Kingsley eisig zurück.
 

Severus beobachtete seinen Geliebten ruhig. Er ließ ihn eine Weile mit dem Arsch Fußball spielen, bevor er seine Umarmung etwas lockerte. „Harry“, sprach er sanft. „Harry, ruf ihn, bevor er was tut, was er im Nachhinein bereut.“
 

„Luc?“, fragte Harry zitternd.
 

Sofort wandte sich die Gestalt mit der bläulichweiß schimmernden Haut und den pechschwarzen Flügeln um, kam auf ihn zu und riss ihn regelrecht aus den Armen des Vampirs. Dasselbe Gefühl, wie beim ersten Mal, die ledrige Haut, die Flügel, die sich wie ein Cocon um ihn schlossen und ihn von der Außenwelt abschirmten. Doch dieses Mal hatte er keine Angst, er schlang seine Arme um dessen Hals und klammerte sich ohne zu zögern an dem Blonden fest.
 

„Ich will ihn! Er gehört mir! Und sein Geld! Er ... er ist mein Sklave!“
 

„Du... du kleine, arrogante Pute!“
 

„Draco! Ron! Lasst das! Sie hat ihre Strafe verdient, aber ihr haltet euch da raus!”
 

Kingsley wandte sich nur sehr langsam zu dem Mädchen um, das da stand, mit hochrotem Gesicht, das sich schrecklich mit den Haaren biss und dem inzwischen doch recht mitgenommenen, extrem teuren Kleid. „Wenn ich dein Vater wäre, würde ich dich dafür umbringen“, gab er kühl zurück, dann blickte er auf die Auroren, die mit Percy Weasley gekommen waren und dem Hohepriester. „Macht, dass ihr hier weg kommt!“
 

„Aber... aber Sir, der Vertrag, er ist gültig!“
 

„Ach?“, fragte Kingsley kühl und deutete auf den aufgebrachten Veela. „Warum klammert sich dieses magische Wesen wohl an den Jungen“, fragte er kühl. „Weil er ihn umbringt? Sicher nicht! Harry Potter ist offensichtlich Elf. Er ist ein magisches Wesen und jetzt benutzt eure Hirnzellen, ihr Idioten! Wenn ihr schon dumm genug seid, loszurennen, statt einige Dinge zu überprüfen! Dieser Fetzen Papier hat absolut keine Gültigkeit, seit Albus Dumbledore verurteilt wurde, da er nachträglich als ungültiger Vormund genannt wurde! Er hatte nie das Recht, diesen Vertrag zu erstellen!“
 

„Nicht zu vergessen, dass Harry gebunden ist“, gab Severus nun, zumindest äußerlich ruhig, zurück.
 

„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeein! Dieb! Dieb! Dreckiger..:!“
 

Und da hing Ginny auf einmal an der Steinwand, eine Hand eng um ihren Hals geschlossen und aus Snapes Mund waren zu ihrem Entsetzen lange, scharfe Fänge gekommen. „Ja, Miss Weasley?“, frage er leise. Und doch hörte man in der Halle jedes einzelne Wort. „Möchten Sie diesen Satz beenden oder soll ich Sie einfach an Ort und Stelle leer saugen? Niemand würde es wagen, auch nur mit dem Finger auf mich zu zeigen!“ Mit den Worten ließ er das Mädchen fallen, nicht aber, ohne ihr vorher mehrere Ohrfeigen zu versetzen.
 

„Die Bindung.. ist vollzogen?“, fragte in dem Moment der Hohepriester, der das nicht wirklich fassen konnte.
 

Harry spürte, wie Lucs Haut sich veränderte und dann verschwanden auch die Flügel, doch noch immer hielten ihn die starken Arme. Er sah nicht auf, das konnte er nicht. Er wollte nicht, dass irgendwer ihn sah.
 

Severus trat zu den beiden, legte dem Blonden kurz den Arm auf die Schulter. Sie sahen sich an, dann nickte der Veela. Sanft hob Severus Harrys rechte Hand hoch und zog dessen Ärmel etwas zurück, weit genug, um die Zeichnung an dessen Handgelenk frei zu legen. Dann zog er seinen eigenen zurück und Lucius hob auch seine rechte Hand. Mehrere Kameras klickten und der Hohepriester nickte.
 

„Was soll mit den beiden gemacht werden?“, fragte Kingsley ruhig, seine Leute hatten Percy und Ginny inzwischen eingesammelt und begonnen, die beiden wüst zu beschimpfen. Es gab einen guten Grund, warum magische Gefährten auch vom sonst so strengen, magischen Gesetz geschützt wurden. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wenn Harry den tobenden Veela nicht hätte beruhigen können.
 

Severus sah Kingsley eine Weile an: „Bringt sie nach Azkaban“, gab er zurück. „Das Blut der beiden stinkt derart, dass kein Vampir, der etwas auf sich hält, auch nur einmal daran denken wird , davon zu trinken. Ich will eine volle Verhandlung“, fügte er an. „Versuch, magische Kreaturen von ihrem Gefährten zu trennen, aufgrund von Profitgier, mit Anpeilung der Höchststrafe. Wenn das Gericht entschieden hat, werden Lucius und ich eine geeignete Strafe bestimmen, wie es unser Recht ist.“
 

Kingsley nickte. „Ich bin überrascht, ich an Ihrer Stelle wäre nicht so beherrscht – ich hätte hier und jetzt...“
 

„Ich habe an Harry zu denken“, gab der Tränkemeister ruhig zurück. „Es geht ihm, dank dieser Show, wieder miserabel und das, wo er sich so auf diesen Tag gefreut hat. Tun Sie, was nötig ist, um aufzuräumen. Wir bringen Harry ins Bett und er braucht einen Beruhigungstrank.“
 

Der Auror nickte, dann wandte er sich um: „Ihr habt’s gehört!“, rief er nur und die anderen verschwanden. Allerdings notierte er sich noch die Namen der Auroren und Beamten, die sich von Percy Weasley etwas hatten sagen lassen. Auch die hatten mit Folgen zu rechnen – mit schweren.
 

„Sir?“
 

Severus wandte sich noch einmal um. „Bill?“, fragte er ruhig.
 

„Es... tut uns leid, wir...“
 

„Sie hatten nichts mit diesem... Zwischenfall zu tun“, gab der Vampir ruhig zurück. „Ich gebe Ihnen keine Schuld. Genießen Sie Ihre Ferien. Wir werden versuchen, heute Abend nachzuholen, was wir eben machen wollten. Oben in unserer Wohnung.“ Er sah hinter Lucius her, der Harry wegtrug von den sensationsgeilen Reportern, die mal wieder eine tolle Story auf Harrys Kosten bekommen hatten. „Wenn Harry sich beruhigt hat, werde ich Fawkes schicken, um Bescheid zu geben.“
 

Der Rotschopf und die anderen nickten langsam. Ron und Draco waren immer noch fassungslos, nicht nur über das, was geschehen war, sondern auch darüber, dass die Drei die Bindung vollendet hatten, unter ihren Nasen und ohne, dass sie es gemerkt hätten.

Severus hingegen wandte sich um und folgte seinen Gefährten. Doch bevor er ins Schlafzimmer trat, holte er zwei Tränke. Dann ging er zu den beiden. „Harry?“, fragte er sanft.
 

Der Grünäugige sah auf mit tränennassem Gesicht: „Warum?“, flüsterte er nur. „Warum hat sie das getan? Warum wollte Dumbledore das tun?“ Er zitterte immer noch, ihm war eisig kalt und er schaffte es nicht, seine Finger zu lockern, mit denen er sich in Lucius’ Robe gekrallt hatte.
 

Der Vampir seufzte leise und strich über Harrys Haare. „Menschen tun viel aus Raffgier und Hass“, gab er leise zurück und entkorkte die erste Flasche. „Hier, trink das bitte.“
 

Harry fragte nicht, tat es einfach, als die Phiole seine Lippen berührte. Er spürte, wie seine Anspannung etwas nachließ und wusste, dass es ein Beruhigungstrank gewesen sein musste. Dann ließ er sich wieder gegen Lucius’ Brust sacken. Er verstand es trotzdem nicht. Noch immer sah er das kreischende Mädchen vor sich und Percy mit seinem hämischen Grinsen und dem Vertrag in den Händen. Sobald er das sah, verkrampften sich seine Finger von Neuem.
 

Lucius strich nur weiterhin über Harrys Rücken. Er wusste, sie konnten nicht viel tun, außer da zu sein. Gerade jetzt, gerade heute! Diese Arschlöcher! Ausgerechnet am Tag nach ihrer Bindung! Wo die Magie noch dabei war, sich zu setzen und auf die neue Situation einzustellen und wo die Gefühlsbande sich erst neu einspielten. Und dann das!
 

Severus schälte Harry vorsichtig aus fast allen seinen Klamotten und half Luc dann, ihn in eine dicke Decke zu wickeln, da der Elf ganz offensichtlich schrecklich fror. Auch, wenn viel dieser Kälte vom Schock und dem durch diesen Auftritt entstandenen Stress kam, denn kalt war es im gesamten Schloss nicht. Erst dann holte er die zweite Phiole, die Harry, wie schon die erste, einfach ohne eine Frage trank.
 

Es dauerte nicht lange, bis der Jüngere daraufhin einschlief. Lucius sah den Anderen an: „Ich würde sie am liebsten tot sehen“, zischte er aufgebracht. „Sieh ihn dir an! Wir waren so weit! Er war wieder normal und er war wie andere Kinder in seinem Alter! Alles war in Ordnung und jetzt das!“
 

Severus nickte frustriert. „Ich auch“, gab er ruhig zurück. „Aber ich weiß, dass es Dinge gibt, die diese beiden mehr verletzen würden.“
 

„Was?“
 

Severus lächelte kalt. „Diese kleine Kröte will heiraten? Nun – ich denke, wir sollten ihr diesen Wunsch erfüllen.“
 

„Bitte?!“
 

„Mit Goyle.“
 

„Mit... oh das ist gut!“
 

Severus lächelte kalt. „Und nicht nur das. Ich werde auf eine Bindung bestehen, die es ihr unmöglich machen wird, fremd zu gehen und der sie zu regelmäßigem Sex zwingt. Nicht zu vergessen, dass ihr jedes Kind abgenommen und in eine verantwortungsvolle Familie gegeben wird. Einer ihrer Brüder, wenn die sich dazu bereit erklären, heißt das. Außerdem wird sie natürlich auf Magie zum großen Teil verzichten müssen.“
 

Lucius grinste eisig. „Das ist gut“, stimmte er zu. „Aber was ist mit Percy?“
 

Der Vampir grinste noch einmal hämisch: „Ganz einfach“, gab er zurück. „Er liebt nichts mehr als Macht und Geld – ich bin dafür seine Magie zu binden, seinen Zauberstab zu brechen und ihn zu zwingen, in einer Muggeltankstelle als Klomann zu arbeiten. Mit allen Erinnerungen und ohne Möglichkeit je zurückzukehren.“
 

Lucius nickte. „Das ist gut – und Harry wird sich nicht für noch mehr Tote verantwortlich fühlen.“
 

„Das war der Sinn des Ganzen.“ Severus strich sanft über den Rücken des Jungen. „Ich will ihn nicht noch mehr belasten“, gab er leise zurück. „Gerade das hätte er nicht wirklich gebraucht.“ Er strich leicht über die Zeichnung des Jüngeren auf der rechten Hand. „Du weißt, was passieren kann?“
 

„Ich fürchte, das wird es. Wir haben so lange gebraucht sein Vertrauen zu bekommen. Und dann die Drohung, uns von ihm zu trennen. Sev, es wird passieren.“
 

„Großartig“, seufzte der Tränkemeister. „Armer Harry. Er wird nicht wissen, was ihn getroffen hat.“
 

Der Veela nickte. „Wir werden unsere Pläne wohl etwas ändern müssen.“
 

„Abwarten“, gab er leise zurück. „Ich denke, wir sollten warten. Vielleicht fängt er sich nach ein paar Tagen. Er ist stark. Er wird es schaffen, zumindest lang genug, um über die Unterrichtsstunden zu kommen, wenn Ron und Draco da sind. Wenn es zu schlimm wird, können die beiden ihn dann zu dir bringen. Oder zu mir, je nachdem, was näher ist.“
 

Lucius nickte. „Warten wir ab. Wie lange wird er schlafen?“
 

„Vielleicht vier Stunden“, gab er zurück. „Eventuell etwas länger. Und wenn er wach ist, werden wir versuchen, Weihnachten noch so schön wie möglich zu machen. Hast du seine Geschenke?“
 

Der Veela lächelte. „Natürlich“, beruhigte er den Vampir. „Geschrumpft in meiner Umhangtasche. Wir feiern hier, dann kann nicht noch mal jemand rein platzen – und wir sollten in den nächsten Tagen keine Zeitung kommen lassen.“

Geschenke

„Noch immer keine Neuigkeiten?“, herrschte Voldemort aufgebracht.
 

Seine Mitstreiter zuckten regelrecht zusammen, doch sie konnten nicht viel mehr tun, als die Köpfe zu schütteln.
 

„Da kapern diese Verräter den wichtigsten Stützpunkt in England, machen sich zu den Vorsitzenden von Hogwarts und keiner von euch hat versucht rauszufinden, wie das vonstatten gegangen ist? Mit was für unfähigen Irren bin ich eigentlich umgeben?! Crucio, crucio, crucio!“
 

Mehrere Todesser wanden sich vor Schmerzen stöhnend auf dem Boden, nicht in der Lage, sich auch nur irgendwie zu rühren, bis ihr Meister sie endlich von dem Spruch erlöste. Wofür er sich heute sehr viel Zeit ließ und mehr als einer der Getroffenen hatte die Beherrschung über seine Blase verloren.
 

„Hier befinden sich acht Leute, die im Ministerium arbeiten, drei davon in höheren Positionen“, zischte er aufgebracht. „Nicht nur, dass Malfoy offensichtlich vor euren Nasen ein und aus gegangen sein muss und ihr es nicht mitbekommen oder verhindert habt. Nicht einer von euch ist auch nur auf die Idee gekommen, Schritte einzuleiten, um eine Vertrauensperson nach Hogwarts zu schleusen! Ihr unfähigen Idioten! Crucio!“
 

Die Zauberer stöhnten wieder unter Schmerzen, doch diesmal hielt der Spruch nicht so quälend lange an.
 

„Herr...“
 

Voldemort wandte sich um und blickte den Mann mit eisig funkelnden Augen an. „Was?“, fragte er kühl.
 

„Ich... bin nur eine kleine Nummer im Ministerium aber ich werde leicht übersehen. Vielleicht könnte ich Malfoy einen Portschlüssel unterjubeln und ihn entführen. Dann habt Ihr die Ehre, ihn umzubringen“, schlug der Mann vor. „Niemand achtet darauf, wenn ein Sekretär Papiere auf Tische legt.“
 

Voldemort beugte sich vor und betrachtete den Mann eine Weile, bevor er seine schlangenhafte Fratze zu einem Lächeln verzog: „Also gut“, säuselte er. „Das ist der erste vernünftige Vorschlag, den ich höre, ich will auch, dass du dir drei, vier Leute schnappst, die herausfinden, wie es sein kann, dass weder Snape noch Malfoy am Leben sind, obwohl sie meinen konstanten Ruf ignorieren! Sie müssten zumindest wahnsinnig sein!“
 

Der Dunkle Lord sah aus, wie ein beleidigtes Kind, dass sauer war, weil ein anderes das Spielzeug bekommen hatte, das er selbst unbedingt hatte haben wollen. Er tobte innerlich, konnte sich nicht denken, was falsch gelaufen war. Er hatte beide schon gesehen, wie sie sich auf dem Boden gewälzt hatten vor Schmerzen. Sie waren immer mit die Ersten gewesen, die vor ihm gestanden hatten, mit sichtlicher Mühe, sich ihre schmerzenden Arme nicht zu auffällig zu umklammern.
 

Er hatte doch nichts falsch gemacht! Wie konnte es sein! Wie konnte es nur sein, dass diese beiden ihn überhaupt hatten verraten können? Nicht nur, dass er gleich von zwei großen Vermögen abgeschlossen worden war und kaum noch Geld zur Verfügung hatte. Nein, er hatte auch noch seine verdammte, rechte Hand verloren! Und seinen Tränkemeister! Bei Merlin! Jetzt tat ihm auch noch der Kopf weh und er hatte keine Tränke mehr...

Er hasste seine unfähigen Mitarbeiter! „Verschwindet!“, dröhnte Voldemort missgelaunt.
 

„Geht mir aus den Augen, alle! Ich will niemanden von euch unfähigen Idioten mehr sehen! Raus! Raus, alle Raus!“
 

Seine Anhänger rannten regelrecht. Einige halfen den Weicheiern, die immer noch auf dem Boden lagen.
 

Da hatte er sich am Morgen noch so gefreut, dass einmal alles für ihn sprach, bedachte man, dass das Geschenk an die Dementoren an diesem Tag unter anderem Albus Dumbledore gewesen war und dann verdarb ihm die Unfähigkeit seiner Leute mal wieder die Laune!
 


 

„Und? Ist er schon wieder wach?“, fragte Severus, der gerade mit einem Tablett wieder ins Schlafzimmer kam. Harry schlief inzwischen fast sechs Stunden. Am Anfang sehr unruhig, doch es war besser geworden, eben weil Lucius sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Er hatte Harry so gelegt, dass dessen Kopf auf seinem Schoß lag und streichelte ihn fast unablässig, während er nebenbei las. Severus war erst mal wieder ins Büro verschwunden, um sich selbst von Dummheiten abzuhalten.
 

„Noch nicht“, gab er daher zurück. „Aber er wird wieder unruhiger. Ich denke, er wird bald wieder aufwachen.“
 

Der Tränkemeister nickte und sprach einen Stasiszauber über das Essen. Dinge, von denen er wusste, dass Harry sie gern mochte. Was er sich zu Weihnachten eigentlich auch gewünscht hatte. Einige Scheiben gefüllte Gans, Kartoffeln und Knödel zur Auswahl, Gemüse und zum Nachtisch Kuchen. Er streifte sich die Schuhe und den Umhang ab und setzte sich zu seinen Gefährten.
 

Harry wurde tatsächlich langsam wach. Im ersten Moment fragte er sich, warum er noch im Bett lag, doch dann kam es ihm wieder. Die große Halle, Ron und Draco, dann Ginny und Percy mit einem Pergament in der Hand, umgeben von Auroren, die bereit waren, den beiden zu helfen, ihn zu einem rechtlosen Sklaven zu machen....Panisch tastete er seine Umgebung ab, doch es waren die vertrauten Laken mit dem beruhigenden Geruch nach Luc und Sev.

„Es ist gut, Elf“, sprach Lucius ruhig und nutzte seinen Charme, um Harry zu beruhigen. Nun, wo er an den Anderen gebunden war, nahm sein Charme viel größeren Einfluss und der Jüngere beruhigte sich schneller, als er es vermutlich sonst getan hätte.
 

Das brachte Harry dazu, tief durchzuatmen und sich aufzurichten. Er fühlte sich mit einem Schlag sicherer, war sich aber auch bewusst, dass das wohl mit etwas zu tun hatte, was einer der beiden gerade mit ihm getan hatte. „Ihr... ihr seid hier“, stellte er leise fest.
 

Severus lächelte und schloss Harry in die Arme. „Wo sollten wir denn sonst sein?“, fragte er ruhig und massierte Harrys Nacken etwas. „Alles in Ordnung?“
 

Der Jüngere nickte unsicher, kuschelte sich aber an den Anderen. Loslassen konnte er einfach nicht: „Was... was ist mit... mit den beiden?“, fragte er ängstlich: „Und... und mit dem Vertrag? Sie.. .sie haben doch gesagt, dass er gültig ist...!“
 

Lucius setzte sich etwas mehr auf und streckte sich: „Dieser Vertrag wäre gültig, wärest du ein Mensch und Dumbledore nicht in Azkaban gelandet“, gab er zurück und strich durch Harrys Haare. „Aber du bist kein Mensch und mehr noch – du hast deine Gefährten gefunden.“ Er nahm Harrys Hand und hielt sie so, dass der Jüngere seine eigene Zeichnung sehen konnte. „Das hier stellt dich vor dem Gesetz unter einen ganz besonderen Schutz“, er zeichnete die pechschwarzen Linien nach, die sich über das rechte Handgelenk zogen.
 

„Niemand kann und darf dich mehr von uns trennen, jetzt schon gar nicht mehr“, erklärte er sanft.
 

Zum ersten Mal sah Harry nun auf sein rechtes Handgelenk, auf die schwarzen, ineinander verwobenen Linien, die in der Mitte einen Kreis formten, mit der Spirale darin, nur hatten die Farben sich verändert. Es war eine dazu gekommen. Schimmerndes Smaragdgrün. Er sah wieder zu den beiden. „Wirklich?“, fragte er mit leiser Stimme.
 

Severus drückte den Jüngeren wieder an sich. „Wirklich“, bestätigte er sanft. „Du hast Shacklebolt doch gehört. Der Vertrag war ungültig.“
 

Erleichtert schloss Harry die Augen, doch noch immer konnte er den Anderen nicht loslassen. Er konnte einfach gerade nicht. Doch der schien sich noch nicht mal zu wundern.
 

„Du solltest was essen“, meinte Lucius dann ruhig. „Nachdem du schon dein Frühstück wieder hast ausfallen lassen“, erklärte er gutmütig. „Und du bist so schon dürr genug.“
 

Harry nickte und setzte sich etwas auf, aber er war nicht bereit, seinen Platz zu räumen. Höchstens um auf den Schoß des Blonden zu wechseln. Und Sev schien zu verstehen. Er ließ ihn gewähren und stellte ein Tablett auf einem Tisch vor ihn, darauf ein köstlich dampfendes Mittagessen verteilt auf drei Teller. Lucius nahm sich seinen und begann zu essen. Harry hingegen stocherte nur auf dem Teller herum. Er aß einige Bissen, aber er war immer noch viel zu sehr durch den Wind. Auch den Nachtisch aß er nur etwa zur Hälfte auf, aber keiner der beiden sagte etwas. Stattdessen gab Sev ihm noch einen Trank.
 

„Heut Abend versuchen wir das mit dem Geschenke verteilen noch mal“, erwähnte Lucius dann. Er war inzwischen aufgestandne, um sich mal richtig zu strecken und um sich einige neue Bücher auf dem Nachtkästchen zurechtzulegen.
 

„Ich...“, Harry schluckte.
 

„Was ist?“, fragte der Blonde überrascht.
 

„Können.. können wir nicht... heute... allein hier bleiben?“, bat er mit treuen, großen Augen. „Ich... kann ihnen ihre Geschenke mit Fawkes schicken und in zwei, drei Tagen...“
 

Severus hob eine Augenbraue, doch damit hatte er im Grunde gerechnet. Harry hatte Angst, dass sobald er nicht mit ihnen allein war, jemand kommen und ihn wegholen würde. Er brauchte einfach eine Weile Ruhe mit ihnen, damit ihre Bindung sich wieder beruhigen konnte. „Sicher“, gab er sanft zurück. „Aber dann solltest du deinem Federmonster, das so penetrant darauf bestanden hat, sich die letzten Stunden in unserem Schlafzimmer einzunisten, den Auftrag erteilen.“
 

Harry lächelte und streckte seinen Arm aus, was Fawkes als die Aufforderung verstand, die es sein sollte. Er flog zum Bett und setzte sich auf die Decke, trillerte dann ein fröhliches Lied.

„Hast du Pergament und Feder hier irgendwo?“, frage er dann Severus. Der streckte seinen Arm aus und kurz danach flog beides in seine Hand und er gab es weiter, ließ dann die Teller vom Bettisch verschwinden. „Bitte. Wo hast du deine Geschenke versteckt? Dann steck ich sie in einen Beutel und du kannst sie ihnen schicken.“
 

Harry lächelte und griff nach seinem Umhang in der Nähe des Bettes, kramte raus, was er brauchte und ließ es in einen Beutel fallen, den er zusammen mit dem Brief Fawkes gab, der kurz trillerte und verschwand.
 

Dann lehnte er sich wieder an den Vampir. „Wo ist Luc hin?“, fragte er dann verwundert, als der immer noch nicht wieder aufgetaucht war.
 

„Draco sein Weihnachtsgeschenk geben.“
 

„Ah“, gab der Grünäugige zurück. Dann sah er ernst auf: „Stelle... stelle ich mich dumm an?“, fragte er dann.
 

„Nein“, beschwichtigte Severus und küsste Harry sanft. „Das ist normal. Die Bindung wurde erschüttert und sie will sich so wieder festigen, also, indem du eine Weile mit uns allein bist.“
 

„Ah...“
 

„Wie.. bist du gestern Abend auf diese Idee gekommen?“, fragte der Vampir dann. „Wir dachten beide, du wärest noch nicht soweit.“
 

„Ich... hab euch gehört...“
 

„Gehört? Was gehört?“
 

Harry sah den Anderen an, dann lächelte er ein wenig verschämt. „Ihr habt wohl gedacht, dass ich noch schlafe und da hast du Luc, glaub ich, gefragt, ob er sich noch lang zurückhalten kann oder nicht und da.. hab ich etwas nachgeforscht. Ich.. wollte nicht, dass ihr Probleme bekommt und ... ich...“, er wurde feuerrot. „Ich liebe euch doch, da...da dachte ich...!“
 

Überrascht hob Severus eine Augenbraue, drückte den Jüngeren an sich und küsste ihn ausgiebig: „Ja, mit dir haben wir uns eine Hand voll angelacht“, stellte er amüsiert fest.
 

„Und wenn Luc wieder da ist, gibt es Geschenke?!“
 

„Ich hab mich schon gefragt, wie lang du es aushältst, bevor du fragst“, stellte der Tränkemeister amüsiert fest. „Aber ja, so können wir es machen.“
 

Harry lächelte einfach nur glücklich und kuschelte sich an den Älteren, der damit fortfuhr, seine Haare zu streicheln bis Lucius wieder kam.
 

„Nett, dass ihr auf mich gewartet habt“, meinte der Blonde amüsiert.
 

„Was daran liegen könnte, dass Sev gesagt hat, dass du die Geschenke hast!“, piepte Harry empört.
 

„Oh, stimmt, da war was“, grinste der Veela und griff in die Tasche seines Umhangs, bevor er ihn abstreifte. „Ich hätte euch zugetraut, ohne mich anzufangen. Ich war vorsichtig, mehr nicht.“
 

„Gib sie ihm schon, bevor er dir die Hand abfrisst, um dran zu kommen“, meinte Severus nur belustigt, während er beobachtete, wie Lucius die Päckchen wieder vergrößerte und beide Harry übergab.
 

„Bitte“, meinte der Veela und übergab dem aufgeregten Jugendlichen seine Geschenke von ihnen beiden. „Die Sachen deiner Freunde wird Fawkes dir sicher auch noch bringen.“
 

Harry nickte und zerfetzte wie ein aufgeregtes kleines Kind das Geschenkpapier des ersten Päckchens, in dem eine Schachtel war, die er aufhob. Eine Art Schmuckkästchen. Überrascht sah Harry auf, doch Lucius machte nur eine Bewegung, die Harry sagte, dass er weiter machen sollte. Also öffnete er sie: „Wow!“ Darin lag eine silberne Kette, an der ein Drache hing. Derselbe, den er aus dem Siegel der Malfoys kannte.
 

Lucius lächelte nur und nahm den einzelnen, smaragdfarbenen Ohrring. Einen kurzen Zauber später trug Harry ihn und die Kette. „Die Kette habe ich extra anfertigen lassen. Sie funktioniert wie mein Familiensiegel, das heißt, du kannst damit auch in die Malfoyhöhlen von Gringotts gehen.“ Er lächelte. „Und der Ohrring ermöglicht es uns, dich im Notfall zu erreichen. Er ist so etwas wie ein Portschlüssel.“
 

Harry lächelte. Er lief zu Lucius und umarmte ihn, küsste ihn dann: „Danke“, freute er sich. „Das... das ist toll!“
 

Severus lächelte und hob das zweite Päckchen hoch. Wieder flog das Geschenkpapier in alle Richtungen, sehr zur Belustigung der beiden Anderen. Im Grunde befürchtete Harry so etwas, wie Bücher, doch nichts dergleichen. Nachdem er sich durch mehrere Lagen Papier gewühlt hatte, sah er abrupt auf. „Das... ! Das...!“
 

Severus grinste etwas. „Nun, da ich wusste, dass Luc Draco dasselbe schenkt, dachte ich mir, es würde dem kleinen, eitlen Pfau gut tun, wenn noch jemand mit dem neuen Meteor da ist, der ihm seine Grenzen zeigt. Aber damit eins klar ist“, fügte er sofort an: „Kein Quiddich ohne das einer von uns dabei ist und am besten nur in den Ferien. Es ist nicht so, als gäbe es nicht genug Weasleys, um da eine Mannschaft mit aufzufüllen.“
 

Harry strich fasziniert über das schokoladenbraune, lackierte Holz, dass sich unter seinen Fingern glatt und warm anfühlte. Ein Besen, er hatte wieder einen Besen und dazu noch das neueste und teuerste Modell auf dem Markt! „Danke!“
 

Severus lächelte nur und küsste Harry. „Bitte, aber sei vorsichtig, ja? Deine Knochen...“
 

Der Grünäugige lachte leise. „Ich verspreche es“, gab er zurück. „Ich werde ganz vorsichtig sein und jetzt – müsst ihr eure Sachen aufmachen!“
 

„Unsere...? Aber ich dachte, wir hätten unser Geschenk schon gestern ausgepackt“, grinste Lucius.
 

Harry wurde rot, doch er schüttelte den Kopf: „Nur die Hälfte davon“, gab er zurück und gab Severus das schwere Geschenk. Der sah ihn überrascht an. „Steine? Um die Erstklässler zu bewerfen?“
 

„Steine ja“, grinste der Elf. „Nachschmeißen wär aber eine teure... Verschwendung! Nun mach doch auf!“
 

Um Harry ein wenig auf die Folter zu spannen, ließ der Tränkemeister sich damit Zeit – bis er die Jade sah. Dann flog auch bei ihm das Papier, wenn auch nicht in so vielen Fetzen, wie bei dem Jüngeren. „Das... Luc, sieh mal!“
 

Der Veela beugte sich vor und hob die Figur der Königin hoch. Es war eine fein geschnitzte orientalische Figur, die so gut gefertigt war, dass die Gesichtszüge sogar lebendig wirkten. „Das ist eine Meisterarbeit...“
 

Severus schloss Harry einfach nur in die Arme. „Danke...“
 

Der Grünäugige lächelte und küsste den Anderen, gab dann Lucius sein längliches Packet. Der setzte sich wieder auf das Bett und packte es vorsichtig auf. Dann hob er den Stock heraus. „Wunderschön“, lächelte er.
 

„Du musst an der Schlange ziehen! Mach schon!“, rief Harry aufgeregt und drückte die Daumen.
 

Beide Erwachsenen hoben eine Augenbraue, doch Lucius kam der Bitte nach. Er zog an dem Schlangenkopf und zu seiner Überraschung sah er, dass darunter ein Zauberstab befestigt war, der sofort Funken sprühte, als er ihn in der Hand hielt. Der Stab fühlte sich besser an, als der, den er im Moment führte.
 

„Harry?“, fragte Severus überrascht.
 

„Na ja“, erklärte er. „Ich war ja an deinem... Kurzaufenthalt in Azkaban schuld und daran, dass man deinen Zauberstab zerlegt hat und ich weiß, dass du den Neuen nicht wirklich magst. Da hab ich dir einen anfertigen lassen.“
 

„Aus was?! Ich meine, nicht mal mein erster Stab hat so gut in der Hand gelegen. Ich habe Angst Lumos zu sprechen und dann blind zu sein vor Helligkeit.“
 

Harry lachte leise. „Das kann passieren, du musst eben üben“, gab er amüsiert zurück. Dann erklärte er aber: „Das ist Birkenholz, erklärte er. „Ich hab es aber schwarz überlackieren lassen, damit du nicht mit was Hellem rumlaufen musst.“ Er kannte die Vorliebe des Anderen für dunkle Farben. „Im Kern ist... ein Vampirzahn, etwas von deinem Haar und... mein Blut.“
 

Sofort begann Severus, seine Zähne abzutasten, was Harry wirklich zum Lachen brachte. Auch Lucius tastete seinen Kopf ab. „Ihr seid zu herrlich, Luc. Dein Haar kam aus deiner Büste und Sev – du bist nicht der einzige Vampir da draußen.“
 

Nun mussten doch beide lachen.
 

Lucius legte seinen neuen Gehstock vorsichtig beiseite, zusammen mit dem ziemlich schweren Schachspiel, bevor er Harry an sich zog und heiß küsste. Seine Hand ging unter Harrys Oberteil. „Ich glaub, ich will mein Geschenk von gestern noch mal auspacken.
 

„Oh ja...“
 


 

Kaum waren sein Vater und Fawkes wieder weg, wobei Fawkes ohnehin erst gekommen war als sein Dad bereits wieder eiligst die Biege gemacht hatte – wohl aus Angst, dass die beiden ohne ihn mit dem ‚Auspacken’ anfangen könnten, stürzten sie sich auf den Brief. „Und? Und, was sagt er?!“
 

„Dasselbe, wie dein Vater“, gab Bill zurück, der Fawkes vor den Händen der Anderen ‚gerettet’ hatte. Mit der Folge, dass das reizende Tierchen ihm die Finger verbrannt hatte. „Harry sagt, er fühlt sich nicht gut. Aber er kommt spätestens zu Sylvester wieder aus der Wohnung gekrochen.“
 

„Kriechen trifft es dann“, grinste Fred.
 

„Wenn passiert, was wir denken..“
 

„Wird er danach sicher nicht mehr...“
 

„Aufrecht gehen können, egal...“
 

„... wie viele Tränke man ihm eintrichtert.“
 

„Nein!“, stöhnte Draco. „Böse Bilder, böse Bilder, böse Bilder! Pfui! Aufhören! Reicht es nicht, dass ich mal ins Wohnzimmer gegangen bin und meinen Vater und Onkel Sev sehen musste?!“
 

Die beiden Mädchen, Luna und Susan, bekamen leuchtende Augen: „Du hast sie erwischt? Ist das geil! Und? Wie sahen die beiden dabei aus?“, fragte Susan aufgeregt.
 

„Oh und stellt euch nur mal vor, wie das noch aussähe, wenn man Harry ins Bild einfügen würde! Die beiden, die so groß sind und unser Harry dazwischen! Ach, ich wär gern Mäuschen, um...“
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“, rief Draco ungläubig und raufte sich die Haare. „Seid ihr beide durchgedreht?“, quiekte er ungläubig. „Wie könnt ihr euch das vorstellen? Freiwillig?! Was ist da falsch?!“
 

Ron zuckte nur mit den Schultern. Gut, auch ihn machte der Gedanke krank, aber er war inzwischen so viel gewohnt...
 

Die Zwillinge hingegen tauschten Blicke und grinsen. „Ich denke, Dracilein, wir statten dich mit einer Kamera aus, damit...“
 

„Nein!“, brüllte der Blonde sofort. „Kommt gar nicht in Frage! Das ist mein Vater, mein Onkel und mein Freund! Das will ich nicht sehen! Und wenn ich ab heute an jeder Tür drei Mal klopfe!“
 

Enttäuscht sahen die Mädchen sich an. „Gemein...“

Sylvester

Es waren zwei Tage vergangen, in denen Harry tatsächlich kaum aus dem Bett gekommen war, oder aus der Poolwanne. Diese beiden Tage waren fast wie ein Traum gewesen. Der Grünäugige hatte kaum eine Stunde allein verbringen müssen und war umsorgt worden. Herrlich. Außerdem hatten Sev und er Luc geholfen, seinen neuen Zauberstab in den Griff zu bekommen.
 

Doch das alles überspielte eines nicht. Die Sorge der Anderen. Harry war nicht dumm. Er wusste, auch wenn Dumbles kein Thema mehr sein mochte, Voldi war es auf jeden Fall. Sicher wusste der inzwischen, dass seine ehemalige rechte Hand und sein Tränkemeister ihn nach Strich und Faden hintergingen, was auch Draco zu einem Opfer machen würde. So ungern Harry es zugeben wollte, diese Prophezeiung gab es. Er hatte sie gehört und er wusste, es war sein elendiger Job mit Snakeface abzurechnen..
 

Er sah zu Sev, der direkt vor seinem Gesicht lag. Harry war recht früh aufgeschreckt, als Lucius aufgestanden war. Doch er hatte so getan, als schliefe er weiter, um etwas nachzudenken. Er spürte, wie der Tränkemeister ihn näher an sich zog und lächelte etwas. Er musste mit den beiden reden. Auch, wenn sie ihn beschützen wollten, es musste einfach sein. Erst dann würde er in Ruhe leben können.
 

Harry wollte die Schule beenden und dann herumreisen, die Welt sehen. Aber vor allem wollte er seinen Schulabschluss noch erleben – in einem Stück. Er wollte einen Job, irgend etwas, das ihn nicht zwingen würde, wieder zu kämpfen. Auror oder so was stand vollkommen außer Frage.
 

Er tendierte zu ganz anderen Dingen. Er wollte magischen Kindern helfen, denen es so ergangen war, wie ihm selbst. Oder er wollte mit Tieren arbeiten. Etwas, wobei er keine Leute umbringen musste. Er wusste, das wäre auch den beiden Anderen lieber. Auch, wenn sie ihn nie aufhalten würden, sollte er Auror werden wollen. Luc und Sev waren so anders. Sie wollten sein Leben nicht bestimmen, sie wollten, das er tat, was er wollte. Sie fragten ihn nach seiner Meinung.
 

Harry kuschelte sich gegen Sevs Brust, die Augen immer noch geschlossen. Er wollte so gern eine Zukunft ohne Angst haben. Aber dafür musste er erst noch seinen Gegner ausschalten. Mit Voldemort im Rücken würde er nie seinen Frieden finden.
 

„Über was grübelst du denn so früh am Morgen?“, fragte Severus ruhig. Er war schon eine Weile wach und er wusste, dass er da nicht der Einzige war. Im Gegenteil, Harry war vielleicht sogar schon eher wach gewesen. Vermutlich, als seine zweite Wärmflasche verschwunden war.
 

Überrascht öffnete Harry die Augen: „Wie hast du...?“
 

„Du magst ja deine Atmung regulieren“, gab der Vampir amüsiert zurück. „Bei deinem Herz klappt das nicht.“ Er küsste Harry sanft. „Also – was ist los? Hast du schlecht geträumt?“

Harry schüttelte den Kopf: „Nein, seit ich mit euch in einem Bett schlafe, gar nicht mehr“, gab er zurück und kuschelte sich wieder in die Arme des Vampirs.
 

„Was ist dann los? Ich habe dein Gesicht beobachtet.“
 

„Ich... hab an den Krieg gedacht“, gab er leise zurück. „Ich... diesen einen Kampf muss ich noch führen...“
 

Kurz verdunkelten Severus’ ohnehin schwarze Augen sich noch mehr, doch er wusste, Harry hatte Recht. Dieser eine Kampf stand ihnen noch bevor, ob sie wollten oder nicht. Ohne das würde es für sie kein friedliches Leben geben. Er strich dem Jüngeren sanft durch die Haare. „Keine Sorge, wir werden bei dir sein.“
 

Harry lächelte etwas: „Ich weiß“, gab er ernst zurück. „Aber... wie sollen wir das machen?“, fragte er schließlich. „Wie sollen wir ihn besiegen? Er....“
 

Der Tränkemeister brachte Harry mit einem Kuss zum Verstummen. „Nun, ich denke, das schaffen wir“, gab er nur zurück. „Ich kenne diesen Wahnsinnigen. Er hat im Gegensatz zum Alten noch nicht mal Geduld und das wird ihm über kurz oder lang das Genick brechen. Mach dir nicht so viele Sorgen und schon gar nicht heute.“ Er lächelte. „Es sind Ferien und die solltest du genießen. Luc und ich zerbrechen uns schon die Köpfe.
 

„Aber... ich muss doch trainieren und mich vorbereiten. Ich... ich will nicht noch mehr Menschen verlieren!“
 

„Das wirst du nicht“, versuchte er den Jüngeren zu beruhigen. „Wir werden aufpassen und wir werden dich trainieren. Wir haben doch auch schon begonnen. Kampf ohne Waffe und Zauberstab. Das hat uns beiden schon oft das Leben gerettet und es schult deine Reflexe. Und dann beginnen wir mit den Zaubern. Mach dir keinen Kopf. Wir lassen dich sicher nicht ins offene Messer rennen.“
 

Der Grünäugige lächelte etwas: „Ich weiß“, gab er leise zurück. „Was... was wird nach dem Krieg sein?“, fragte er dann leise. „Was wollt ihr beide machen? Willst du weiter hier Direktor sein?“
 

Severus zuckte mit den Schultern: „Das war nicht mein Traumberuf, nein“, gab er ruhig zurück. „Entschieden zu viel Papierkram. Ich habe nicht vor hier länger zu bleiben, als bis zu deinen Schulabschluss. Danach wollte ich meinen eigenen Tränkeladen aufbauen und weiter forschen“, erklärte er sanft. „Und ich weiß, dass Luc gern wieder mehr in der Politik mitspielen möchte. Nicht zu vergessen, dass er ja noch all seine Besitztümer zu verwalten hat. Aber was möchtest du machen? Du hast früher immer groß getönt, dass du Auror werden würdest.“
 

Harry schauderte und kroch noch näher an den Älteren. „Sicher nicht“, gab er leise zurück. „Ich.. hab lang genug gekämpft, ich will das nicht mein Leben lang machen...“
 

Severus lächelte erleichtert, denn weder Luc noch er hätten es gern gesehen, hätte Harry sich zu dieser Karriere entschlossen. „Was dann?“, fragte er, froh Harry erst mal von dem düsteren Thema Krieg abgelenkt zu haben. Er wusste, darüber würden sie noch sprechen müssen, aber erst mal wollte er die ruhigen Tage bis Neujahr genießen.
 

Kurz schloss Harry die Augen. „Ich weiß nicht“, gab er zurück. „Ich möchte die Welt sehen, nicht nur England. Da draußen gibt es mehr. Muggelruinen, sicher auch magische Sehenswürdigkeiten.“
 

Der Andere lachte leise. „Ich denke, damit können wir dienen“, gab er zurück. „Wir reisen selbst gern herum. In den Ferien sind wir oft unterwegs und sei es nur für einige Tage... . Und beruflich? Was willst du da machen?“
 

„Ich... ich weiß nicht. Vielleicht Hunde züchten oder so was. Hunde, die Blinden helfen, Zauberern und Muggeln.“
 

Severus lächelte und küsste den Anderen. „Ja, das ist eine sehr gute Idee“, stimmte er erleichtert zu. Sie beinhaltete nicht, dass Harry sich in Gefahren warf und sie konnten sich ein Haus kaufen. Irgendwo, in das er seinen Laden integrieren konnte und die Hundezucht gleich mit dazu. Er war sich sicher, dass das ein Arrangement sein würde, mit dem auch Luc würde leben können.
 

Nun – oder sie blieben im Manor und der Laden würde da in der Nähe aufgemacht, sein Ruf war gut genug, dass die Leute ihm die Türen einrennen würden und von St. Mungos hatte er mehr als ein Angebot, deren Tränke zu machen. Eine meist stupide Arbeit, die erstaunlich gut bezahlt wurde und die einem gute Jobs ermöglichen konnte. Auf jeden Fall besser, als sich von unfähigen Kindern in die Luft jagen zu lassen.
 


 

Erneut lief Draco zur Bowle, er konnte es nicht fassen, es war Sylvester und er hatte nur mit Susan etwas geknutscht. Aber was musste passieren? Das Eckchen, dass sie sich ausgesucht hatten, war schon besetzt gewesen – mit seinem Vater, Onkel Sev und Harry. Und.. nun, es hatte auf ihn so gewirkt, als hatten sie die Drei daran gehindert, weiter zu gehen, als nur zu fummeln. Zumindest, wenn er Harrys feuerroten Kopf, den verärgerten Blick des Tränkemeisters und den genervten seines Dads richtig eingeschätzt hatte.
 

Aber nicht nur das, nein, Susan hatte auch noch begonnen zu girren, wie süß doch der Anblick gewesen sei! Gut, dass sie keine Kamera hatte! Hätte sie eine gehabt und abgedrückt, hätte Dad sie vermutlich auseinandergenommen. Er sah sich um, wo Susan gerade mit Luna diskutierte und wenn er den genervten Blick der Jungs richtig deutete, war die Triade ihr Gesprächsthema.
 

Furchtbar! Was zum Henker fanden hetereosexuelle Mädchen nur an schwulen Pärchen so toll? Egal, wann er zu den Mädchen trat, redeten sie über die Drei. Wie süß sie doch wären, wie toll Harry sich machen würde und wie krankhaft beschützend die anderen beiden geworden waren. Und das waren sie allerdings. Einmal hatte Draco selbst einen Zauberstab an der Schläfe gehabt, weil er sich von hinten angeschlichen hatte. Ein Fehler, den er nicht so schnell zu wiederholen gedachte.
 

Aber er freute sich für seinen Vater und Onkel Sev. Er hatte die beiden noch nie so glücklich gesehen, so unendlich zufrieden. Da konnte er sogar die krankhaft zuckrigen Blicke übersehen, die sie dem Grünäugigen zuwarfen. Aber sicher wollte er nicht alle pornografischen Einzelheiten dieser Beziehung! Verdammt, seine eigene Freundin wollte einmal Harry mit einem Beobachtungszauber versehen, nur um... tiefere Einblicke zu bekommen! Nur gut, dass das sein Dad nicht mitbekommen hatte...
 

Er grinste allerdings, als die Drei den Raum wieder betraten, sein Vater wie immer perfekt, selbst die Haare waren wieder glatt, obwohl Harry sich eben an diesen festgekrallt zu haben schien, auch Onkel Sev ließ sich nicht wirklich was anmerken. Ganz anders als Harry, der hatte ein immer noch hochrotes Gesicht und sein Hemd wirkte... schlimmer durcheinander, als seine Haare, bevor sie lang geworden waren. Oh, außerdem hatte der Grünäugige einen hochroten Kopf, was einen seltsamen Gegensatz zu seinen Augen bildete.
 

„Die starren alle“, beschwerte Harry sich leise und wäre am liebsten hinter seinen Geliebten verschwunden.
 

Lucius hob eine Augenbraue: „Und?“, fragte er amüsiert. „Die sind nur neidisch, weil sie nicht zusehen dürfen.“
 

„Merke an, du machst es nicht besser“, gab Severus trocken zurück, während er beobachtete, wie Harry noch eine Schattierung dunkler wurde.
 

Lucius lachte nur. „Warte ab, das kommt noch. Irgendwann wirst du nicht mal mehr rot.“
 

„Das wage ich zu bezweifeln“, gab Harry trocken zurück. Doch er kuschelte sich weiter zwischen die beiden. Er hatte überrascht festgestellt, dass er schnell nervös wurde, wenn er von ihnen getrennt war und nicht zumindest einen von ihnen sehen konnte. Severus hatte ihm erklärt, dass es mit dem Schock zu tun hatte, den er durch Ginnys Auftritt bekommen hatte. Darum wurde er regelrecht trainiert, so dass er nach den Ferien wieder zum Unterricht konnte, ohne Panikattacken zu bekommen. Es würde trotzdem die Hölle werden.
 

Vor allem, nachdem er mitbekommen hatte, dass Ginnys Aktion groß in der Zeitung platt getreten worden war – mal wieder, so wie seine ‚widernatürliche, eines Helden unwürdige’ Beziehung mit nicht nur einem, sondern gleich zwei älteren Männern. Oh, und dazu noch mit magischem Abschaum, wie er es auch selbst offensichtlich sei. Ja, er liebte sein Leben. Bis auf wenige Punkte war es absolut beschissen. Vielleicht... sollte er die anderen mal fragen, ob sie was gegen ein paar Jahre im Ausland hatten, wenn dieser Fluch hier endlich vorbei sein würde.
 

Tolle Gedanken für ein Sylvesterfest.
 

Harry zwang sich wieder, zu lächeln und sah zu den beiden Älteren auf: „Sollten wir nicht langsam raus?“, fragte er. „In fünf Minuten ist es Mitternacht.“
 

„Du hast Recht“, stellte Severus nach einem kurzen Zauber fest: „Also gehen wir.“
 

Harry nickte und trat mit den Dreien und all den Anderen nach draußen auf den riesigen Balkon. Lächelnd sah er in den klaren Himmel, an dem die Sterne leuchteten. Es war kalt, der Atem bildete weiße Wölkchen, doch das machte nichts. Harry kuschelte sich gegen Lucius, der hinter ihm stand.
 

Severus beobachtete den Jüngeren. Er hatte die Emotionen gespürt, die er gehabt hatte, bevor sie nach draußen gegangen waren. Harry war, gerade ihm gegenüber, ein miserabler Okklumentiker. Lucius schirmte sich meistens mehr ab, vor allem, wenn sie Harry länger, als eine halbe Stunde allein ließen. Im Gegensatz zu Luc hatte er einfach mehr Beherrschung. Der Veela würde sofort zurück zu Harry rennen.
 

Es tat auch Sev weh, mitzubekommen, wie Harry erst immer nervöser wurde und dann am Rande einer Panik stand. Doch er wusste, dass es nötig sein würde, auch hinsichtlich der Schlacht und natürlich der Schule. Und wenn er seine Bindung offen ließ, wusste er wie lange sie warten mussten, bis einer der beiden zu dem Jüngeren zurück musste. Die ersten Schultage würden hart werden, doch dann würde es sicher gehen. Vor allem, da Fawkes es doch schaffte, den Zeitpunkt noch eine Weile herauszuzögern.
 

„Gleich ist es Mitternacht!“, rief in dem Moment Ron aufgeregt.
 

Harry lächelte und trat näher an die Balustrade, um das Feuerwerk zu sehen, dass Luc und Sev versprochen hatten. Auch er war aufgeregt.
 

„Drei!“
 

„Zwei!“
 

„Eins!“
 

Rums!
 

Harry lachte und wandte sich um, warf sich Severus in die Arme. „Schönes neues Jahr“, hauchte er und küsste erst den Vampir, dann Luc. Als die beiden sich küssten, kuschelte er sich nur an die Anderen. Sein einziger Wunsch war, ein normales Leben führen zu können. Nach dem Krieg erst mal hier weg zu kommen....
 


 

Voldemort hatte sich hämisch über die Tatsache amüsiert, dass Potter fast zwangsverheiratet und zum Sklaven gemacht worden wäre. Doch der hatte sich da raus geredet, aus einem bombensicheren Vertrag! Und wie? Mit zwei weiteren Abartigen! Dazu noch mit zwei widerlichen Verrätern! Und so was hatte er mal vertraut! Das war für ihn das Schlimmste.

Aber wenigstens wusste er, warum diese beiden Verräter immer noch lebten. Sein Zeichen, sein dunkles Mal, war für Menschen gemacht, nicht für magische Wesen. Für die beiden war sein Zeichen kaum mehr als ein billiges Muggeltattoo gewesen! Doch das hatte ihm ein neues Ziel gegeben: Draco Malfoy – und natürlich weiterhin Potter. So konnte er sich auch an allen, absolut allen, rächen.
 

Er lächelte hämisch.
 

Und dazu würde er sicher keinen Slytherin verwenden. Oh nein, das wäre viel zu leicht. Vielleicht einen seiner Ravenclaws oder seinen einen Huffelpuff? Nein, besser, einen Gryffindor. So, wie damals Pettigrew. Ein Witz in sich, eine zusätzliche Ohrfeige für Potter.

Er würde diesen Krieg gewinnen – mit allen Mitteln!

Pläne

Die dritte Stunde... nervös knabberte Harry an seinen Fingernägeln und nur Fawkes Picken hielt ihn davon ab, sich blutig zu beißen.
 

„Harry?“, Ron beobachtete seinen Freund schon seit einer halben Stunde besorgt. Er wackelte nervös mit beiden Knien, fraß seine Fingernägel ab und wurde immer bleicher. „Komm schon, das geht doch so nicht weiter! Geh zu ihm!“
 

Harry sah zu Ron und schüttelte stur den Kopf: „In einer halben Stunde haben wir eh Luc!“
 

Es war Draco, der einfach, zu McGonagalls Frust, aufstand, Harry auf die Füße zerrte und ihn vor die Tür setzte: „Dad hat eine Freistunde, das weißt du ganz genau! Und jetzt geh, bevor du eine Panikattacke bekommst!“
 

Harry wollte widersprechen, doch da saß er schon vor der Tür. Und wo er schon mal da war... er musste zugeben, dass es langsam wirklich heftig wurde. Drei Schulstunden. Die meisten Lehrer wussten Bescheid, weswegen McGonagall vermutlich auch nichts gesagt hatte. Sofort schlug er den Weg in das Klassenzimmer für dunkle Magie an. In die Kerker, ganz in der Nähe des Zaubertränkezimmers.
 

Als er es fast erreicht hatte, hörte er aber etwas. Was ging denn hier ab? Das war nicht ein einzelner Professor, der schnell herumlief, das waren mehrere, eine kleine Gruppe. Er wusste nicht, warum, doch statt dem Drang nachzugeben, zu Lucs Büro zu flüchten, wartete er in seiner Nische hinter einer Ritterrüstung ab.
 

Es dauerte nicht lange, bis die Gruppe in Sicht kam. Harry hatte Recht gehabt. Kein Professor. Im Gegenteil, vier Schüler und einen kannte er. Er war in Gryffindor ein Jahr über ihm, der Andere war in Ravenclaw und zwei Slytherins. Was ging hier vor? Das verhieß selten etwas Gutes...
 

Fawkes wollte etwas sagen, Doch Harry hielt ihm den Schnabel zu und schüttelte den Kopf. „Schhh“, flüsterte er. „Ich weiß, was ich tue...“ Dann streichelte er den aufgebrachten, wenig begeisterten Vogel, beobachtete die Gruppe, die stehen blieb bis ein weiterer Slytherin auftauchte. Obwohl alles in ihm danach schrie, weiter zu laufen und sich zu Luc zu flüchten, zwang er sich, hier zu bleiben.
 

„Und?“
 

Der, der gerade erst dazu gekommen war, nickte. „Nachricht vom Dunklen Lord.“
 

Oh Scheiße! So nannten den Irren nur seine Anhänger! Das war so was von gar nicht gut!
 

„Was berichtet er?“
 

Der Slytherin wandte sich an den Gryffindor ein Jahr über Harry. „Er will, dass du Potter einen Portschlüssel unterjubelst und du“, er deutete auf den Ravenclaw, „machst dasselbe mit Malfoy. In drei Tagen sollen sie da sein, spätestens. Ich empfehle euch es morgen irgendwann zu machen, dann ist Freitag, mit etwas Glück fällt ihr Verschwinden vor Montag noch nicht mal auf.“
 

„Unwahrscheinlich, ich meine, Potter ist die Hure vom Direktor!“
 

Erneut war es nur Harrys schneller Reaktion zu verdanken, dass Fawkes nicht anfing, empört und aufgebracht zu trillern, und das, wo er am liebsten selbst aufgesprungen wäre, um dem Arsch die Augen auszukratzen. Aber die anderen waren in der Überzahl und er kaum in der Lage, sich im Moment auch nur gegen einen Angreifer zu wehren.
 

Der Slytherin schien zu überlegen. „Kann einer von euch conscripto und kommt an irgendwas, was Potty geschrieben hat?“
 

Der Gryffindor grinste Höhnisch: „An was Schriftliches komm ich allemal, aber der Zauber sagt mir gar nichts.“
 

„Dann bring mir was, was Potty geschrieben hat, dann werde ich...“, er lachte kalt, „einen Abschiedsbrief schreiben. Magische Wesen verkraften so was nicht“, er lachte wieder unterkühlt. „Die werden durchdrehen und sich gegenseitig zerfleischen, weil sie sich die Schuld an dem geben werden, was Potty zu tun gedenkt – und nicht mal seine Leiche wird auftauchen...“
 

Die Gruppe redete weiter, wie toll doch die Welt werden würde, wenn Voldemort sie zu ihren engsten Vertrauten machen würde, wenn er denn die Regierung von England übernommen habe. Nun da Dumbo aus dem Weg war und der Junge der lebte in ihren Augen kein Hindernis mehr darstellte. Was war eine magische Kreatur auch groß wert?
 

Kaum waren die Schüler weg, versuchte Harry aufzustehen. Doch er schaffte es nicht. Er zitterte und vor seinen Augen spielten sich schreckliche Bilder ab. Sev, wie er durchdrehte und getötet wurde. Luc, wie er... seinen Verstand verlor. Statt aufzustehen, rollte er sich in sich selbst zusammen und wiegte sich apathisch hin und her, zwei seiner Finger bluteten inzwischen so heftig hatte er in den letzten paar Minuten darauf herum gebissen.
 

Fawkes kreischte auf und verschwand in einer schwarzen Flamme. Harry merkte nicht, wie seine Klassenkameraden nah an ihm vorbei gingen, in Richtung Klassenraum. Er war vollkommen in seiner Panik gefangen. Und das belauschte Gespräch hatte es nicht wirklich besser gemacht.
 

„Natürlich...“, wollte Severus gerade ansetzen. Er hatte ein Mitglied des Schulausschusses hier, als eine Feuersäule auftauchte und Fawkes sich herausbildete, aufgeregt, fast schon panisch trillernd. Kurz überlegte der Tränkemeister, ob es klug wäre, seine Barrieren zu senken, denn das der Phönix so durchdrehte konnte nichts Gutes bedeuten.
 

Dann sah er zu dem Politiker. Schlechte Idee. Sollte er die Schilde, die er sonst nie hoch hatte, senken, könnte er durchdrehen, was sich kaum gut machen würden. „Entschuldigen Sie mich bitte kurz“, bat er ruhig, stand auf, ging in die Privaträume, zum Kamin und warf eine Hand Flohpulver hinein, den aufgeregten Phönix noch immer im Schlepptau.
 

Es dauerte nicht zu lange, bis Lucius’ Kopf in den Flammen auftauchte. „Was gibt es?“
 

„Ist Harry bei dir?“
 

„Nein, Draco hat gesagt, er hätte ihn schon vor etwas mehr als einer halben Stunde aus dem Klassenzimmer geworfen, weil er kurz davor war, sich selbst blutig zu beißen. Aber da er nicht bei mir ist, dachte ich, er ist zu dir... er ist nicht bei dir?!“
 

Oh toll! Was hatte Harry nun schon wieder geschafft?!
 

„Luc, senk unter gar keinen Umständen deine Schilde, ich schicke dir Fawkes, ich denke, er kann dich zu ihm führen! Und ich komme, sobald ich kann!“
 

Kaum hatte Severus das gesagt, tauchte die Feuersäule auch schon vor dem Dunkelveela auf. „Mister Malfoy, Mister Weasley, übernehmen Sie die Klasse. Sorgen Sie für Ruhe, ich bin gleich wieder da!“
 

Und damit folgte er dem aufgebrachten Feuervogel.
 

„Was sagt mir nur, dass Harry nicht bei Sev ist?“, fragte Draco leise an Ron gewandt. Beide waren vor gegangen und überwachten da, dass alle ihre Arbeit machten, die sie tun sollten.
 

„Vielleicht die Tatsache, dass ausgerechnet dein Vater gerade panisch hinter Fawkes herstürmt?“, schlug Ron trocken vor, doch er sagte weiter nichts. Reine Verschwendung von Atem. Er machte sich Sorgen um Harry, doch er wusste inzwischen, dass es keinen Sinn hatte, sich verrückt zu machen. Obwohl es wirklich interessant wäre, herauszufinden, was er dieses Mal getan hatte.
 

Lucius folgte Fawkes, der auf einmal begann, wie wild um eine Rüstung zu flattern. Er trat näher und sah zu seinem entsetzen, seinen Gefährten apathischen dasitzen, die Arme eng um die Beine geschlungen, sich hin und her wiegend. Wie hatte das geschehen können. Er wusste, Draco hatte Harry früh genug losgeschickt und offensichtlich hatte er nicht vorgehabt, zu Sev zu gehen, da der ihnen ja gesagt hatte, dass heute ein wichtiger ‚Gast’ kommen würde!
 

Sanft holte er Harry hervor, drückte den kalten Körper an sich und sah sich um. Dann lief er schnell zurück zum Klassenzimmer, doch statt hinein zu gehen, öffnete er die Wand an sich, er wollte Harry nicht unter aller Augen in sein Büro tragen. Also nutzte er einen einfachen Trick, um so in Selbiges zu kommen, was das Schloss zum Glück zuließ.
 

In seinem Büro legte er Harry vorsichtig auf das Sofa, wo der Jüngere sich sofort wieder zusammenrollte. „Harry“, sprach er leise, küsste den Anderen sanft und nahm dessen Hände in seine eigenen. Es schien endlos zu dauern, bis das Zittern etwas aufhörte und die grünen Augen sich wieder öffneten. „Hörst du mich?“, fragte er ruhig.
 

Harry blinzelte, ihm wurde endlich wieder warm. „Luc!“
 

„Ich bin da“, bestätigte der Veela. „Was ist passiert? Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen? Warum hast du es denn so weit kommen lassen? Das war unnötig!“
 

„Ich... Dray!“
 

„Was ist mit ihm?“, fragte Lucius, nun wirklich aus dem Konzept gebracht. Vor allem, da Harry verzweifelt versuchte, sich aufzurichten, doch er drückte den Jüngeren zurück. „Ruhig. Er ist nebenan beim Unterricht, warum? Was ist denn los?!“
 

Als Harry das hörte, sackte er erleichtert in sich zusammen und zwang sich selbst, tief durchzuatmen, bevor er auf Lucius’ Schoß kletterte und sich an ihn klammerte. „Sie... sie wollen ihn entführen... sie wollen...!“
 

„Was? Harry, ruhig, erzähl bitte von Anfang an.“
 

Fawkes Trillern und die leichten Berührungen brachten Harry dazu, tatsächlich ruhiger zu werden und er erzählte, was er gehört hatte. Von dem Brief sagte er nichts, auch nicht davon, dass er ebenfalls entführt werden sollte. Nur die Sache mit Draco eben.
 

Lucius hielt Harry fest an sich gedrückt. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Harry hatte bewusst eine Panik in Kauf genommen, um zu schützen, was ihm wichtig war. Er hatte schon lange mit so etwas gerechnet. Doch dass dieser Irre nun auch noch Schüler mit in diese Sache zwang, war ihm wirklich zu viel.
 

„Würdest du die Schüler wiedererkennen?“
 

Harry nickte. „Und Fawkes sicher auch“, gab er leise zurück. „Ich... bin so müde...“
 

Lucius sah auf die Uhr. Die Doppelstunde war gut bis zur Hälfte um und er wollte Harry nicht wirklich allein lassen, aber er musste sich um die Schüler kümmern. Er wusste nun schließlich, wo der Jüngere sich befand. „Dann schlaf“, schlug er leise vor. „Ich bin direkt nebenan. Schick einfach Fawkes, oder ruf, wenn du was brauchst. Sev kommt sicher auch gleich.“
 

Harry nickte und kuschelte sich zusammen. Es dauerte nicht lange, bis er schließlich einschlief, sichtlich am Ende mit seinen Kräften.
 

Erst einige Minuten später erhob Lucius sich und übernahm den Unterricht wieder, gab den Schülern Hausaufgaben und entließ sie fünf Minuten vor dem Klingelzeichen. „Draco, Ronald, bleibt bitte zurück“, meldete er dann noch ruhig. Beide nickten und packten ihre Sachen merklich langsamer, bevor der Blonde schließlich genervt fragte: „Was hat er diesmal...?“
 

„Vermutlich dir deinen Hintern gerettet“, unterband Lucius den Rest des Satzes sofort.
 

„Was?!“
 

Auch Ron sah verwirrt aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Harry noch in den Unterricht kommen würde, aber damit sicher nicht.
 

„Draco, du solltest morgen mit einem Portschlüssel zum dunklen Lord gebracht werden, Harry hat im Gang eine Ansammlung Schüler gesehen, die ihn misstrauisch genug gemacht hat, zu bleiben, statt zu mir zu gehen. Er hat sie belauscht.“
 

„Warum mich und nicht ihn? Warum sollte der dunkle Lord mich wollen, wenn er ihn haben könnte?“
 

Lucius runzelte die Stirn, bevor ihm etwas aufging. „Vermutlich auch ihn“, gab er dann leise zurück. „Auch wenn er darüber nichts gesagt hat.“
 

„Und was jetzt?“, fragte Ron ruhig. „Draco und ich müssen...“
 

„Ron, bring bitte den Lehrern eine Entschuldigung“, er beugte sich über den Schreibtisch und schrieb einige Zeilen. „Eine Entschuldigung für Harry und Draco. Ich will kein Risiko eingehen und bitte, nimm selbst von niemandem etwas, dem du nicht hundertprozentig vertraust.“
 

Der Rotschopf nickte ernst und nahm den Zettel entgegen. „Wie geht’s Harry?“
 

„Er ist müde“, gab der Blonde ruhig zurück und wartete dann bis Ron gegangen war.
 

„Dad?! Was soll ich bitte tun? Was soll das?!“
 

„Denkst du im Ernst, ich lasse dich jetzt raus?“, fragte Lucius ruhig und trat zu seinem Sohn, packte ihn an den Schultern und zwang ihn, ihn anzusehen. „Ich liebe dich, Draco. Du bist mein Sohn und Erbe und ich werde dein Leben nicht wegen deines Stolzes aufs Spiel setzen! Ich habe keine Lust, dass du entführt wirst!“
 

Der Jüngere schwieg betreten. Es war wirklich selten, dass der Andere so ... aufgeregt war. „Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte er dann. „Rumsitzen und Däumchen drehen?“
 

„Du wirst in unsere Wohnung gehen“, meldete sich die Stimme von der Tür ruhig. „Ich bilde mir ein, genug Bücher zu besitzen, die dich beschäftigen dürften. Und dann würde ich gern wissen, was hier los ist. Luc?“
 

Der Langhaarige nickte: „Geh durch den Kamin“, befahl er seinem Sohn, der tatsächlich brav verschwand. Erst dann sah er zu Severus. „Das hat gedauert.“
 

„Weißt du, wie nervig diese Idioten vom Ausschuss sind? Ich musste ihnen das Chaos darlegen, was ich hier zu bewältigen habe, um mehr Mittel zu bekommen. Damit ich den Schaden beheben kann, den dieser Idiot vor mir heraufbeschworen hat! Was ist mit Harry? Und warum ist Draco in Gefahr?“
 

Lucius erklärte es dem aufgebrachten Vampir, brachte ihn dann in sein Büro, wo Harry lag, blass und unruhig schlafend. Selbst jetzt knabberte an seinen Fingernägeln, diese unselige Angewohnheit, die er nach Ginnys Auftritt angenommen hatte. Vorsichtig zog er Harrys Hand aus dem Mund und stellte entsetzt fest, dass er sich an mehreren Fingern blutig gebissen hatte. „Hast du noch Unterricht?“
 

„Ja, zwei Klassen.“
 

„Ich nehme ihn mit hoch und lege ihn ins Bett. Ich kann auch oben arbeiten. Und erst mal seine Finger wieder in Ordnung bringen.“ Er hob Harry hoch und wartete, bis Lucius nickte, bevor auch er im Kamin verschwand, wo er zu seiner Überraschung, sogar von Draco erwartet wurde.
 

„Kann ich helfen?“
 

Severus sah zu Draco, bevor er Harry auf das Sofa legte. „Mein Tränkeschrank, die Tür auf der Harry steht“, gab er Anweisungen. „Ein einfacher Heiltrank und ein weiches Tuch.“ Er wartete, bis Draco weg war, bevor er schnell ins Büro ging, um sich einen Stapel Akten zu beschaffen, den er sich in Reichweite stellte, dann hob er Harrys Kopf und setzte sich so, dass der auf seinem Schoß liegen konnte.
 

„Onkel Sev, die Sachen. Was hat er?“
 

„Nichts Schlimmes, nur angefressene Finger.“
 

„Dabei hat Ron ihm noch gesagt, er soll’s lassen“, stellte Draco trocken fest.
 

Severus zuckte mit den Schultern. „Er stand unter wahnsinnigem Stress“, gab der Tränkemeister zu bedenken. „Du kannst in das Gästezimmer und lesen oder so“, schlug er vor. „Oder deine Hausaufgaben machen.“
 

Draco verdrehte die Augen, nickte und verschwand.
 

Erst dann holte Severus den Lappen und träufelte etwas von dem Trank darauf, nahm seine linke Hand und begann, die blutig gekauten Nägel zu verarzten. Sie heilten schnell beim Zusehen, es war ja auch nichts Weltbewegendes, bestenfalls einfach nur unangenehm. Kurz verzog Harry sein Gesicht, dann kuschelte er sich einfach zurecht und schlief weiter, nun aber entschieden ruhiger, als auf Luc’s Sofa.
 

Auch ihm war klar, dass die Drohung sicher nicht nur gegen Draco gerichtet worden war, sondern sicher auch gegen Harry. Aber das hatte er wohl nicht für wichtig gehalten, der Junge dachte immer noch entschieden zu wenig an sich selbst. Doch diese Nachricht bedeutete auch eines: Die Gefahr wurde uneinschätzbar. Sie mussten handeln.
 

Der Krieg musste enden, jetzt, hier und vor allem schnell. Wenn Voldemort nun schon Minderjährige rekrutierte, wurde es zu heftig. Er würde diese Kinder als lebenden Schutzwall missbrauchen. Statt seine Akte zu nehmen, blickte er zu Harry, der eng an ihn gekuschelt schlief. Sie mussten es beenden. Harry hatte gelernt, Zauber zu reflektieren. Viel mehr würde er nicht brauchen.
 

Aber damit würde es vermutlich nicht getan sein, denn auch wenn Voldemort besiegt sein würde, seine Leute würden auf Rache aus sein und Harry war so schon vollkommen am Ende. Er würde nicht noch mehr Aufmerksamkeit der Medien verkraften. Er hatte eine regelrechte Kameraallergie entwickelt.
 

Hier zu bleiben war ohnehin für niemanden eine Option. Draco wollte Tränkemeister werden und studieren, von den Noten her würde er es auch auf die Universität von Salem schaffen. Die Schule konnten die beiden auch anders beenden. Sie konnten allein lernen und die Prüfungen im Ministerium ablegen. Das machten viele reinblütige Zauberer so. Sie ließen die Kinder zu Haus unterrichten und dann die Prüfungen ablegen. Auch Luc hatte es erst so machen wollen. Doch dann hatte er sich doch für eine Schule entschieden, um Draco die Möglichkeit zu geben, Freunde zu finden.
 

Ob Harry die magische Schule überhaupt beenden wollte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Der Junge lernte gut, doch er quälte sich oft durch den Unterricht. Er mochte einige Fächer, andere aber machten ihm große Schwierigkeiten. Harry war intelligent, aber er konnte sich kaum konzentrieren. Vielleicht war er einfach ausgebrannt. Das wäre eine gute Erklärung. Und kein Wunder, bedachte man, wie Harry von allen Seiten unter Druck gesetzt worden war. Ein Jahr Pause war sicher gut für ihn, dann konnte er entscheiden, ob er das Jahr nachholen wollte oder nicht. Aufgrund seines Berufswunsches war es nicht nötig.
 

Sanft strich er durch die schwarzen Haare. Ganz ehrlich – auch er war froh, wenn er hier alles schmeißen konnte, das hatte er auch dem Schulratsmitglied verkündet, als der gefragt hatte, ob er wirklich einen Assistenten bräuchte. Der Mann hatte ihn angesehen, wie ein Thestral, wenn er im Regen stand.
 

Und Lucius’ politische Karriere... nun, auch der Mann wirkte eigentlich ziemlich müde. Auch ihm würde ein Jahr nicht schlecht tun. Es würde für sie alle gut sein, eben weil sich dann ihr Bund beruhigen und sich festigen konnte. Und hatte Harry nicht gesagt, dass er die Welt sehen wollte? Es gab so viel, von dem er nichts wusste. Die magischen Stätten der Kelten und Germanen, die wahren Schätze der Pyramiden, die Drachenkolonien.
 

Was ihn selbst anging, sein eigener Laden konnte auch noch gut und gern ein weiteres Jahr warten. Sein Name war gut genug, um das zu verkraften und wichtige Tränke konnte er immer noch brauen. Den Wolfsbann für den Werwolf oder sonst was. Apropos... der war auch noch nicht wieder aufgetaucht. Doch er war sich ziemlich sicher, wo sie ihn finden würden, so er noch am Leben war.
 

Es war warm, als Harry aufwachte. Er fühlte sich ruhig und er war umgeben von dem Geruch nach Kräutern. Zufrieden kuschelte er sich tiefer in die Wärme und wollte weiter schlafen, doch eine Hand strich über seine Wange.
 

„Komm, Harry. Mach die Augen auf, es ist schon fast zwei Uhr nachmittags. Du musst langsam mal was essen“, sprach Severus ruhig.
 

Der Grünäugige hob den Blick und lächelte schüchtern. „Ich... hab keinen großen Hunger...“
 

Severus seufzte leise und strich durch die langen Haare. „Das kommt von der Panik“, gab er leise zurück. „Aber du musst was essen. Das weißt du.“
 

Der Jüngere seufzte und richtete sich unwillig auf. Er sah Severus an: „Hat... hat Luc Dray Bescheid gesagt?“
 

„Draco ist im Gästezimmer. Mach dir um ihn keine Sorgen. Und Ron hat einen Überwachungszauber und einen Notportschlüssel bei sich.“
 

„Dann ist gut...“
 

„Hat man auch mit deiner Entführung gedroht?“
 

Überrascht blinzelte Harry. „Wie...?“
 

Der Tränkemeister seufzte nur: „Das nennt sich logische Schlussfolgerung“, gab er nur zurück. Er brachte Harry dazu sich aufzusetzen und deutete auf das Tablett. Darauf war ein Teller mit Lasagne und eine Schale mit Eis und Schokosoße sowie ein Glas mit Blutorangensaft. Harry wusste, dass er nicht drum rum kommen würde. Also machte er sich daran, etwas in dem Essen rumzustochern. Auch seinen Nachtisch aß er nicht auf, bevor er sich wieder bequem neben dem Anderen zurechtkuschelte.
 

Ja, Severus war sich jetzt ziemlich sicher. Er ließ das Tablett nebenbei verschwinden, aber er hatte seine Bestätigung gefunden. Harry war ausgebrannt und es war mehr als an der Zeit, das hier zu beenden. „Harry...“
 

Der Angesprochene sah überrascht auf. „Was ist?“
 

„Wärest du bereit, das hier zu beenden?“
 

Sofort klammerte der Jüngere sich an ihn. „Was... was meinst du?“
 

„Nicht die Beziehung, du Dummkopf“, gab der Tränkemeister sanft zurück und küsste ihn. „Den Krieg.“
 

„Den...? Aber wie denn?!“ Der Griff allerdings lockerte sich merklich.
 

„Indem wir diesen Idioten die Portschlüssel abnehmen, uns zu ihm bringen und ihn herausfordern.“
 

„Aber... aber das ist doch gefährlich für euch!“
 

„Glaub mir“, gab der andere nur trocken zurück. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt und Luc auch. Du gehst hier langsam aber sicher unter dem Druck ein und ich will nicht, dass das passiert.“
 

„Was muss ich tun?“, fragte Harry nur leise. Er wusste nicht, was Severus mit seinem letzten Satz meinte, aber er war der Angelegenheit schon lange müde. Er wollte nur noch in Ruhe gelassen werden.
 

Severus strich dem Anderen weiter über die Haare. „Der Zauber, den wir mit dir geübt haben...“
 

„Ja?“
 

„Du bist stark genug, um seinen Avada Kedavra zu reflektieren.“
 

„Aber...!“
 

„Ehrlich“, lächelte der Tränkemeister. „Du bist weitaus stärker, als du es dir selbst zutraust. Du kannst ihn reflektieren. Du musst ihn nicht selbst sprechen. Und wenn es vorbei ist, kannst du hier weg.“
 

„Weg?“
 

„Auch wir haben keine Lust von Presseidioten umzingelt zu werden und hier wird nach Voldemorts Verschwinden die Hölle los sein. Nicht zu vergessen, dass es genug Irre geben wird, die versuchen werden, sich zu rächen. Also wäre es nur vernünftig, für eine Weile zu verschwinden.“
 

„Aber... die Schule?!“
 

„Du musst nicht in die Schule gehen, um sie zu beenden“, erklärte Severus ruhig. Hogwarts hat etwa siebzig Schüler, die nur zu Prüfungen ins Ministerium gehen und Unterlagen zugeschickt bekommen.“
 

Harry nahm diese Information einfach hin.
 

„Kannst du mir sagen, wer die Schüler waren?“
 

„Marc Tammony aus dem Jahrgang über mir in Gryffindor. Theodore Nott aus Slytherin, ein Huffelpuff und ein Ravenclaw, aber Marc hat angeblich die beiden Portschlüssel.“
 

Severus nickte. „Ich werde mich um die Sache kümmern, sobald Luc hier ist. Dann sorge ich dafür, dass deine Freunde eingesammelt und mit Draco in eines von Lucs Anwesen nach Griechenland gebracht werden, wo wir uns nach der Geschichte treffen werden. Da sind sie sicher.“
 

Harry kuschelte sich an den Anderen: „Wenn es nur endlich vorbei ist...“ Griechenland hörte sich toll an. Er hatte Bilder von den Tempelruinen gesehen und er wusste, da war es meistens wesentlich wärmer als hier. Auch, wenn er nicht wirklich glaubte, dass das alles so einfach werden würde. Aber wenn die Anderen daran glaubten...
 


 

Draco stellte seinen Koffer ab, so wie auch Ron, Neville, Susan und Luna. Sie standen in einer hohen, eleganten Halle, deren Decke auf goldgerandete, mit Stuck verzierten Säulen ruhte. Der Boden bestand aus einem Mosaik, die Wände waren mit mythischen Szenen geschmückt und deutlich spürte man die schützende Aura des Anwesens. Er sah zu seinem Vater, der ruhig da stand, einen zweiten Portschlüssel aus der Tasche ziehend. Von Onkel Sev und einem Harry, der mit den Nerven ziemlich am Ende war und so tat, als wäre alles in Ordnung, hatte er sich schon verabschiedet.
 

Er hatte Angst um seinen Vater und seine Freunde, denn auch die beiden ältesten Weasleys würden mitkämpfen. Es war schon ein unglaubliches Kräftemessen gewesen, die Zwillinge mit hierher zu bekommen. Er wollte seine Familie nicht verlieren, nicht seinen Vater und genauso wenig seinen Patenonkel oder seinen neuen, guten Freund, der sich so schon mit allem so schwer tat. Sein Dad hatte Recht. Harry war sehr unsicher und überspannt. Und gerade das Wissen um den bevorstehenden Kampf hatten ihn zu einem nervösen Wrack gemacht. Die letzten beiden Tage hatten sie alle die Zeit damit verbracht, ihn abzuhalten, sich die Fingernägel selbst abzufressen.
 

Er wartete, bis die Hauselfen die anderen weggebracht hatten, bevor er seinen Vater ansah: “Bitte, passt auf und kommt zurück“, flüsterte er. Draco fühlte sich so schon schuldig, weil er nicht seinen Teil dazu beitrug, aber da Harry selbst ihm den Kopf gewaschen und ihn regelrecht weggejagt hatte, zusammen mit Ron, hatte er klein beigegeben. Und ganz ehrlich – jetzt war er trotzdem froh in Sicherheit zu sein und Susan in selbiger zu wissen. Bis hierher würde der Krieg nicht vordringen. Selbst, wenn etwas schief gehen sollte, was er wirklich nicht hoffte.
 

Lucius lächelte nur und zog seinen Sohn in seine Arme, drückte ihn an sich. „Keine Sorge“, versuchte er ihn zu beruhigen. „Wir haben nicht vor, uns umbringen zu lassen. Und mit etwas Glück frühstücken wir morgen zusammen im Garten.“
 

Draco zwang sich ebenfalls zu lächeln, obwohl er sehr wohl wusste, wie groß die Gefahr für seinen Vater war. Er erwiderte die Umarmung. „Ich will euch wieder sehen“, bekräftigte er noch mal: „Wenn nicht, ist Griechenland bald um eine Ruine reicher.“ Er wusste, wie sehr sein Vater gerade dieses Anwesen liebte.
 

Lucius hob eine Augenbraue: „Wenn ein Stein nicht da liegt, wo er hingehört, wenn ich wieder da bin, lege ich dich übers Knie. Alter hin oder her!“
 

Draco lächelte. „Dann wirst du schon herkommen und es überprüfen müssen.“
 

„Das fürchte ich auch“, gab er trocken zurück, dann küsste er Draco noch mal auf die Stirn und im nächsten Moment war er weg.
 

Draco blickte auf die Stelle, wo eben noch sein Vater gestanden hatte. Sein Magen zog sich zusammen und wieder kam das Schuldgefühl in ihm noch. Er musste sich zusammenreißen, um sich abwenden zu können, überrascht, ausgerechnet Neville an der Treppe zu sehen. „Gibt es Probleme?“, fragte er ruhig.
 

Neville lächelte etwas. „Mach dir keine Sorgen. Harry und die anderen kommen zurück. Harry wird aussehen, als hätte er eine Beziehung mit einem Fleischwolf gehabt, aber sie werden alle hierher kommen. So war es immer. Und er ist viel stärker geworden, seit er... mit deinem Vater und Professor Snape zusammen ist. Er... er hat einen neuen Sinn in seinem Kampf gefunden. Und dann wird er wie ein Löwe kämpfen.“
 

Draco musste nun doch richtig lächeln. „Das denke ich auch und Dad und Sev sind ja auch... Kämpfer, die nie gezeigt haben, was sie wirklich können. Voldi hält sie immer noch für schwach.“
 

„Siehst du. Du musst nur an sie glauben.“

Der letzte Kampf

Nervös spielte Harry mit dem Saum der Robe, die er trug und die kampfgeeignet war. Lucius hatte sie ihm gegeben. Ohne es selbst zu merken, wollte er wieder anfangen, an seinen Fingern zu knabbern. Doch eine Hand drückte seine wieder nach unten.
 

„Nicht“, sprach Severus ruhig. Er hatte sich selbst gerade umgezogen und trug eine eng anliegende Hose aus Drachenleder sowie einen Pullover aus Einhornhaarfaser, dass viele Flüche einfach abwehrte. Er lächelte Harry beruhigend zu und drückte seine kalten Hände. „Wir schaffen das“, meinte er überzeugt. „Also mach dich nicht wahnsinnig.“ Er küsste Harry sanft und spürte, wie der Jüngere sich langsam gegen ihn entspannte.
 

Nur kurze Zeit später ploppte auch Lucius wieder in den Raum, landete elegant und trat zu den beiden. „Draco und die anderen sind in Sicherheit“, erklärte er und küsste Severus kurz, während er Harry über die Wange strich. „Bill und Charlie erwarten uns vor dem Tor“, fügte er an. „Sie nehmen den einen Schlüssel, wir den Anderen. Sev, hast du alles geklärt?“
 

„Meine Kündigung und alle Akten liegen bereit. Sie werden sofort von Fawkes übermittelt werden, wenn er spürt, dass sich etwas ändert. Er wird uns nicht begleiten und erst nachkommen, wenn die Dokumente überliefert sind. Alles andere ist erledigt, meine Sachen geklärt, das Buch beim Verlag.“
 

Lucius nickte. „Ich habe auch alles geklärt, also machen wir uns auf den Weg“, schlug er vor. „Umso schneller haben wir es hinter uns. Harry, hast du alles erledigt?“
 

Der Jüngere lächelte schwach und erhob sich. Nickte dann. „Ja“, gab er zurück. Wie die anderen hatte er alles geklärt, was es zu erledigen gab und da er schon lange wusste, dass sein Leben manchmal auf Messers Schneide stand, hatte er bereits seit einer Weile ein Testament, das alles regeln würde. Er hatte Angst davor, dass es zum Einsatz kommen könnte, nun, wo er endlich selbst das erste Mal eine Zukunft für sich sah. Doch sein größter Wunsch war ihm bereits erfüllt worden. Er wurde geliebt und er hatte eine eigene Familie, bei der er willkommen war.
 

Lucius lächelte ermutigend und nahm Harrys Hand in seine. Dann liefen sie los. Die Gänge waren recht leer, es war ja auch Nacht. Freitag Nacht. Draußen vor den Toren standen zwei weitere Gestalten. „Hi.“
 

Severus nickte knapp und holte die beiden Schlüssel heraus, einen gab er den Brüdern. „Wie abgesprochen“, erinnerte er ruhig. „Erst verschwinden wir. Ihr kommt in frühestens vier Minuten nach.“
 

Bill nickte knapp. „Wir haben verstanden.“ Er zwinkerte Harry zu und schob ihm etwas in die Hand: „Wie versprochen, Kleiner.“
 

„Harry?“, fragte Severus.
 

„Vertraut mir...“
 

„Du weißt, dass wir das tun.“
 

Harry nickte und stellte sich zu Severus und Lucius. Er spürte einen Arm, der sich um ihn legte, dann wurde ein Buch vor ihn gehalten. Er legte seinen Finger darauf, so, wie auch Sev und Luc, dann sprach Lucius das Aktivierungswort und sofort wurde Harry schlecht. Er würde Portschlüssel nie mögen, so viel stand für ihn fest.
 

„Willkommen, Potter!“, höhnte in dem Moment schon die zischelnde Stimme. Doch dann stockte sie.
 

„Verräter!“
 

Severus klopfte sich den imaginären Staub von der Robe, während er Harry mit einem Arm um die Taille hielt, der Jüngere vertrug immer noch keine Portschlüsselreise. „Einen schönen Abend ebenfalls“, gab er trocken zurück, während Lucius, fast schon nachlässig seinen Zauberstab schwang, den Raum damit versiegelte und einen starken Schild um sie herum beschwor.
 

Harry nickte Severus kurz zu, seinen Zauberstab umklammert und gleichzeitig aber hatte er inzwischen eine Hand in dem dunkelblauen Samtbeutel. Er spürte den Griff in seiner Hand, das kühle Metall. Es war eigentlich so einfach gewesen, als er mal in Ruhe darüber nachgedacht hatte.
 

Es hieß, Voldemort konnte nicht durch Zauber sterben, was auch eine Reflektion des Avada Kedavras sinnlos machte, oder den Einsatz von Giften und Tränken, da auch sie mit Magie durchsetzt waren.
 

Lucius lächelte nur süffisant. „Und?“, fragte er. „Ich hatte die Wahl zwischen einem hässlichen Größenwahnsinnigen und ihm“, er deutete auf Harry, während er mit der Anderen die Flüche abwehrte. „Die Entscheidung war... irgendwie lächerlich leicht.“
 

Die Schlacht wallte auf, als die Todesser auf der anderen Seite es schafften die Barrieren zu brechen. Doch in genau dem Moment tauchten auch die Rotschöpfe auf. Sie gewannen! Harry konnte es nicht fassen! Sie schienen....!
 

„Keinen einzigen Schritt weiter!“
 

Entsetzt starrte Harry zu Voldemort, der mit einer Hand eine geschundene Figur hoch zerrte. „Remmy! Nein!“
 

Der Werwolf stöhnte leise und öffnete die Augen. „Harry...“
 

„Lass ihn los, du... Schwein!“
 

„Nenn mich nie wieder so! Crucio!“
 

Vor Entsetzen kam er nicht mal dazu sich zu verteidigen. Er spürte den gleißenden Schmerz. Doch es spielte keine Rolle. Er hatte schon Schlimmres gehabt. Ohne nachzudenken, ließ er den samtenen Beutel fallen und heraus kam eine glänzende, neue, halbautomatische Pistole.

Keine Magie, etwas durch und durch Muggel.
 

Der Schmerz verzerrte seine Sicht, doch das war Harry egal. Er drückte ab: Zweimal, dreimal. Dann zuckte er herum, schoss weiter. Er hatte es gespürt, einige der Zauberer, die versuchten seine verblüfften Gefährten zu töten. Einer fiel einfach um, der Andere schrie wie am Spieß.
 

Und dann war der Zauber verflogen. Die Todesser schrieen vor Schmerz und Wut. Bill und Charlie sprachen Zauber. Er hörte auch Sevs Stimme immer wieder. Er drückte einfach weiter ab, immer wieder, bis keine Kugel mehr kam. Er warf die nutzlos gewordene Waffe weg, packte seinen Zauberstab wieder und verteidigte sich verbissen, auch, wenn er kaum noch etwas erkannte. Es spielte keine Rolle.
 

Er arbeitete sich vor und stand vor seinem Ersatzpaten, verteidigte ihn und wunderte sich, warum immer noch Todesser hier herein liefen. Doch es schienen weniger zu werden. Er benutzte nicht einen dunklen Fluch. Nur Bindezauber und Schlafzauber, sowie Schutzschilde, um den Werwolf zu schützen, der immer noch zusammengesunken da saß und nur noch schwer zu atmen schien. Er roch nach Schweiß, Exkrementen und Blut. Nein! Die hatten ihm Siri genommen Nicht auch noch Remus!
 

Ja, und dann hörte es auf. Niemand strömte mehr nach. Es waren noch ein paar Zauberer dabei sich zu duellieren, doch sie kamen nicht mehr bis zu ihm durch. Harrys Blick irrte zu der zusammengesackten Gestalt auf dem Thron. Es war vorbei. Ein Muggelgegenstand hatte den dunkeln Lord beseitigt, dieses Mal für immer. Er konnte es in seinem Kopf spüren, als dieser dunkle Schatten in seinem Bewusstsein endlich verschwand und seine Augen noch eine Spur heller wurden. Er wehrte sich nicht mehr gegen die Schwärze und den Schmerz. Er sackte nur lautlos in sich zusammen.
 


 

Remus stöhnte leise. Er bekam von der Schlacht nicht wirklich viel mit. Er wusste nicht wirklich, wie lange er schon in den Kerkern gewesen war. Man hatte ihn gefangen genommen und zu seinem Entsetzen hatten Mitglieder des Ordens ihn Voldemort in die Hände gespielt. Dann waren immer wieder Todesser da gewesen, um ihn zu quälen. Doch niemand hatte ihm wirklich etwas getan, außer Greyback. Er hatte einmal am Tag etwas Wasser und Brot bekommen, das glaubte er zumindest.
 

Und dann auf einmal war er in der Halle gewesen, zu Voldemorts Füßen und Harry, es war Harrys Stimme gewesen, die ‚Nein’ geschrieen hatte. Die versucht hatte, den Mann daran zu hindern, ihn umzubringen und dann hatte ihn etwas herum gerissen. Mehrere lauter Knaller waren ertönt und auf einmal hatte der Griff um seine wirren, dreckigen Haare sich gelöst. In dem Thron hatte der dunkle Lord gelegen, kaum noch menschlich, mit vor Entsetzen weit aufgerissenem Mund.
 

Dann hatte eine Figur sich vor ihn gestellt, mit langen, schwarzen Haaren. Er hatte sie nicht zuordnen können, doch sie hatte nach Harry gerochen, aber auch nach Snape und nach noch jemandem, was er nicht bestimmen konnte. Aber sie konnte nicht böse sein. Sie verteidigte ihn, erst mit Schüssen, dann spürte er eine vertraute Magie, die ihn blinzeln ließ. Konnte das sein? Das... war unglaublich! Wie lange war er gefangen gewesen, wenn das tatsächlich Harry sein sollte? Nein, er musste sich irren!
 

Dann, auf einmal, schien es vorbei zu sein, so schnell, wie es begonnen hatte. Er spürte ein Gewicht, als die Person gegen ihn sackte und automatisch bewegte er seinen schmerzenden Arm, um ihn aufzufangen. Kurz blickte er in smaragdgrüne Augen, die sich ein wenig aufhellten. Dann verdrehte der Junge die Augen in den Kopf und sackte in sich zusammen.
 

Oh, Merlin! Das war Harry! Harry! In seinen Armen! Was war nur mit ihm geschehen? Was hatte er verpasst? Ohne auf seine Schmerzen zu achten, zog er den Jüngeren schützend an sich und versuchte, mehr zu erkennen, doch er war zu erschöpft. Kurz sah er etwas Rotes und musste an Weasleys denken.
 

Dann, auf einmal, fiel Silber in sein Blickfeld. Er spürte, wie jemand versuchte, ihm Harry abzunehmen. Doch automatisch umklammerte er dessen Körper heftiger, so lange, bis er ein warnendes Grollen hörte, eine weitere Person erschien, er konnte nichts tun. Harry wurde aus seinen Armen gehoben. „Lass das, Wolf!“
 

Snape! Das war... Snape! „Was... tut ihr .. mit ihm...?“, fragte er ängstlich.
 

„Ihn versorgen“, zischte der sichtlich aufgebrachte Mann, der nun auch ihn packte und hochzerrte. Severus steckte der Schreck immer noch in allen Gliedern. Sie hatten hilflos mit ansehen müssen, wie Harry von dem Unverzeihlichen getroffen worden war und dann hatte er auf einmal eine Muggelwaffe in der Hand gehabt...
 

„Nicht... umbringen...“
 

„Ich werde kaum meinen Gefährten umbringen, Flohschleuder“, blaffte der Tränkemeister unwillig, der zusah, wie Lucius in einer Flammensäule verschwand. Fawkes war in den letzten Minuten des Kampfes, nach Voldemorts Vernichtung, aufgetaucht. Er hatte einen Feuerwall erschaffen, der die Todesser daran gehindert hatte, weiterhin auf sie zuzustürmen. Dann waren Auroren aufgetaucht und viele hatten zu flüchten versucht und zumindest von einem wusste er, dass er Erfolg gehabt hatte – Greyback. Aber das war wirklich nicht mehr ihr Problem. Sie hatten beileibe genug geleistet, dachte er, während er sich den unmenschlichen Toten auf dem thronartigen Stuhl verächtlich ansah. Mit einer Hand hielt er den vollkommen geschwächten, stinkenden Werwolf, mit der anderen vollführte er eine komplizierte Abfolge von Bewegungen, bis der Körper zu Asche wurde. Nur kein Risiko mehr eingehen.
 

„Professor?“
 

Severus wandte sich um: „Bill, hier ist der Portschlüssel nach Griechenland. Nimm das Stinktier mit und lass es versorgen. Charlie und ich kümmern uns um die Presse.“
 

Remus spürte entsetzt, wie der Griff, der ihn aufrecht hielt, sich löste, doch sofort wurde er gepackt, dann war da das Gefühl eines Portschlüssels. Er japste bei der Landung entsetzt auf. Doch als er sich umsah, waren da keine finsteren, glitschigen und zugigen Kerkerzellen mit fauligem Heu, sondern ein Mosaikboden.
 

„Bill!“
 

„Ron, nicht jetzt! Bring mich zu einem Gästezimmer! Ist ein Heiler irgendwo?!“
 

Remus runzelte die Stirn. Ron? Bill? Weasleys? Was ging hier vor? Warum arbeitete sein Kopf nur so langsam? Er wurde weiter durch schier endlose, schneeweiße Gänge geführt. Immer mal wieder kamen sie an einer Säule, einem Teppich oder einem Mosaik vorbei, bevor eine Tür sich öffnete und er in ein Zimmer geschoben wurde, von da weiter in ein Bad. Es roch so herrlich frisch, nicht mehr faulig. Das Einzige, was stank, war wohl er selbst.
 

„Remus?“
 

Er wandte sich der Stimme zu. „Was?“, krächzte er so gut es ging. Sein Hals war rau von dem vielen Schreien und dem wenigen Trinken.
 

„Trink das hier bitte. Das ist ein Aufputschtrank, danach gebe ich dir ein Glas Wasser. Dann kannst du dich baden und danach wird ein Heiler kommen.“
 

„Harry...!“
 

Bill lächelte etwas. „Er wird schon versorgt“, gab er nur zurück. Da war er sich sicher. Lucius hatte ihn schon hier her gebracht. „Er wird sich freuen, dich zu sehen. Er hat dich schrecklich vermisst und sich Sorgen gemacht.“
 

Remus nickte und würgte den Trank herunter. Nur einer konnte ihn gemacht haben, stellte er fest. Doch dann merkte er, wie die Kraft in seinen Körper zurückkam. Seine Sicht klärte sich auf und auch sein Hals fühlte sich, nach dem Glas Wasser, das folgte, nicht mehr ganz so katastrophal an.
 

Er sah sich um. Er war in einem Bad, dass mit weißen und blauen Fliesen gekachelt war und er sah Mosaike, die eingearbeitet waren – und eine dampfende, gefüllte, riesige Wanne, die eine schier unglaubliche Anziehungskraft auf ihn auswirkte.
 

Bill lächelte: „Zieh dich aus, dusch dir den gröbsten Schmutz ab und steig in die Wanne, der Badezusatz besteht aus Heilessenzen. Dann helfe ich dir beim Rasieren und der Heiler wird sicher auch bald hier sein.“
 

Nur zu gern ging Remus dem Vorschlag nach. Ohne darauf zu achten, dass Bill noch im Zimmer war, stieg er aus seinen Klamotten, deren Ursprungsfarbe sich beim besten Willen nicht mehr bestimmen ließ und verschwand in der Dusche, wo er sich fast die Haut vom Körper schrubbte, erleichtert, den widerlichen Geruch zum Großteil loszuwerden, bevor er in die Wanne stieg. Er sah erst wieder auf, als die Tür ging.
 

Bill.
 

Er musste raus gegangen sein, kam aber dann mit einem Stoß Kleidung wieder und legte sie am Waschbecken ab. „Hier“, lächelte er, als er den fertigen Mann sah. „Unterwäsche und ein Morgenmantel. Drüben im Schlafzimmer liegen noch frische Roben für morgen. Der Heiler ist in zehn Minuten da. Soll ich dich in der Zeit schnell rasieren?“
 

„Das ist nett“, lächelte Remus leicht. „Aber ich denke, das schaffe ich auch allein..“
 

„Eher nicht“, lächelte Bill. „Du stehst nur aufrecht, wegen eines Aufputschtrankes. Es macht mir nichts aus und ich will Harry nicht erklären müssen, warum du mehr Narben hast, als nötig“, fügte er an und setzte sich an den Wannenrand, eine Schale Rasierschaum vor sich und ein Barbiermesser im Anschlag.
 

Remus ergab sich und ließ den Anderen machen. Ganz ehrlich war er durchaus dankbar darüber, als das unaussprechliche Gewächs in seinem Gesicht endlich entfernt wurde. Dann stellte er seine Frage: „Wie hat Harry sich nur so verändert – und warum riecht er so stark nach Malfoy und Snape? Wie lange war ich denn weg, dass sich die Ereignisse so überschlagen konnten?“
 

Bill lächelte nachsichtig und begann, dem Werwolf einen Lagebericht zu geben...
 


 


 

Es war so schön warm... und sicher. Zufrieden kuschelte Harry sich in die vertraute Zuflucht zwischen den beiden größeren Körpern. Er lächelte in seinem Döszustand. So schön, keine Sorgen, kein Krieg, kein... KRIEG! Voldemort! Remmy! Luc und Sev! „Luc! Sev!“
 

Wie ein Sprungteufel zuckte Harry in die Höhe. Nicht mal der Arm über seiner Brust oder der Schmerz der schnellen Bewegung konnte ihn davon abbringen. Panisch sah er sich um, bis ein Lumos das Zimmer erhellte – das er beim besten Willen nicht erkannte.
 

Es war in hellen Tönen gehalten, beige, weiß und ein sanftes, angenehmes Grün. Der Boden war mit einem Teppich ausgelegt und auch das Bett war definitiv keines, in dem er schon gelegen wäre. „Was...?“
 

Lucius rieb sich die Augen und richtete sich ebenfalls auf. Dann sah er auf Harry und lächelte, zog ihn an sich und küsste ihn. „Hier“, meldete er sich dann, blickte kurz auf die Uhr auf dem Tisch neben ihm. „Warum bitte bist du um... vier Uhr morgens wach?“
 

„Gute Frage“, gesellte sich eine weitere Stimme hinzu und er wurde zurück aufs Bett gedrückt.
 

„Sev?“
 

Der Tränkemeister küsste den Jüngeren sanft, befreite ihn dann von dem Hemd. Nun erst fiel Harry ein Verband auf. „Was ist das? Und... was ist mit Remmy?“
 

„Beruhige dich erst mal“, lächelte Lucius sanft aber bestimmt. Er wartete, bis Severus nickte und ihm so sagte, dass die Wunde nicht aufgeplatzt war. „Du bist lediglich um eine magische Narbe reicher, obwohl die auf deiner Stirn endlich weg ist“, erklärte er, bevor er Harry nochmals küsste. Er war unendlich froh, dass Harry wieder wach und offensichtlich ansprechbar war, nach den letzten beiden Tagen, an denen sowohl er als auch Sev selten weit aus dem Zimmer gegangen waren.
 

Der Grünäugige hatte ihnen allen einen Schreck eingejagt. Sie hatten gedacht, er wäre nur erschöpft gewesen, bis Sev die winzige Verletzung gesehen hatte. Ein besonders gemeiner Fluch, den sie nur mit Hilfe von Bill hatten brechen können und der eine Narbe wie die auf Harrys Stirn hinterlassen würde. Aber zumindest diese ungeliebte Verzierung war er inzwischen los.
 

Überrascht sah Harry die beiden an: “Remmy?“
 

„Der Werwolf wurde geschrubbt und versorgt. Im Gegensatz zu dir war er schon gestern wieder auf den Beinen.“
 

Nun erst verließ die Anspannung Harrys Körper. Er kuschelte sich an Lucius. „Das ist gut“, gab er leise zurück. Nun endlich wusste er, warum Remmy sich so lang nicht mehr gemeldet hatte. Er war gefangen gewesen. Eben um ihn in einem Kampf als Schild zu brauchen, wohl wissend, dass Harry nie auf den Wolf schießen würde. „Ist... ist es endlich vorbei?“, fragte er dann leise. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, doch er musste es hören, um abschließen zu können.“
 

„Ist es“, bestätigte Severus und rückte näher zu den beiden. Er strich über Harrys Bauch, da, wo der Verband nicht lag. „Du hast es geschafft – Voldemort, hingerichtet von einer Waffe, wie es Muggel nicht mehr geht. Er würde sich jede Schuppe einzeln ziehen, hätte er das gewusst – aber wie bist du auf die Idee mit dem Ding gekommen und warum hast du uns nicht was gesagt?!“
 

Harry lächelte schief. „Ich wusste nicht, ob es klappen würde“, gab er zu. „Es heißt, dass keine magische Waffe ihn besiegen könnte. Und eine Pistole ist ausschließlich Muggelarbeit. Und ihr kanntet euch mit Muggelsachen nicht gut genug aus, um es zu verstehen. Darum hab ich Bill gebeten. Sein Dad ist ein Muggelfanatiker und er hat die Waffe auf dem Schwarzmarkt beschafft.“
 

„Gut mitgedacht“, lobte Severus schließlich leise. Er wusste, Harry hatte Recht. Sie hätten sich beide wohl ziemlich angestellt, daran hatte er keine Zweifel. „Aber sag uns trotzdem nächstes Mal Bescheid.“
 

„Wo... sind wir hier eigentlich?“, fragte Harry, auf einmal aus dem Konzept gebracht, als er die Bettpfosten genauer betrachtete.
 

Um Lucius’ Mund spielte sich ein Lächeln: „Auf meinem Anwesen in Griechenland“, gab er zurück.
 

„Nicht mehr in England? Aber was ist mit der Schule?!“
 

Beide sahen sich an und grinsten etwas. „Dieses Schuljahr kannst du in einem Fernstudium abschließen, so wie Draco, Ron, Luna und Susan es tun werden“, gab er dann zurück. „Das ist kein Problem und glaub mir, in England wolltest du zur Zeit sicher nicht sein. Die Leute da drüben drehen vollkommen durch, verehren dich mehr als je zuvor und würden gerade Horrorsummen für ein Bild von dir bezahlen. Reporter würden dich auf Schritt und Tritt verfolgen... und du hast eine eigene Süßigkeitenkollektion bekommen.“
 

Harry stöhnte frustriert auf: „Ich habe Leute umgebracht! Und die verehren mich!?“
 

Sanft küsste Lucius den Jüngeren: „Du hast einen Irren vernichtet“, korrigierte er Harry. „Mit Menschen hatten diese Leute kaum noch was gemein. Du hast deinen Werwolf gerettet. Aber ja, sie verehren dich. Sie wollten Charlie und Sev gar nicht gehen lassen, nachdem die das Ganze bekannt gegeben und erzählt haben. Aber keine Angst, niemand weiß, dass ich dieses Anwesen besitze. Und in Griechenland kümmert man sich wenig um die Geschicke Englands. Du könntest sogar unbelästigt in die magische Stadt gehen.“
 

Da lächelte Harry. „Das.. hört sich gut an“, gab er leise zurück.
 

„Ja“, stimmte Severus zu. „Du kannst endlich was mit deinem Leben machen. Niemand wird mehr darüber bestimmen.“
 

Der Grünäugige nickte. „Niemand“, wiederholte er leise. Dann sah er die beiden an: „Nur ihr...“
 

Beide mussten lachen, dann deckte Lucius sie alle drei wieder zu; „Und jetzt schlaf noch etwas, es ist fünf Uhr morgens...“
 


 

Harry erholte sich zusehends von seiner Verletzung und sprang bald wieder mit seinen Freunden herum – wenn er nicht gerade mit... anderen Dingen beschäftigt war. Er beendete sein sechstes Schuljahr mit durchschnittlichen Noten und machte dann ein Jahr Pause, das er damit verbrachte, sich von seinen Gefährten die Welt zeigen zu lassen. Auch eine Elfenkolonie, wo man ihm beibrachte, seine elfischen Fähigkeiten wie Naturverständnis und Heilung in den Griff zu bekommen, wobei Fawkes ihm half.
 

Nach diesem Jahr beendete Harry die Schule, mit besseren Noten als Draco, zu dessen ausgesprochenem Frust. Sie lebten aber weiterhin nicht in England, sondern hatten sich entschieden, sich in Salem niederzulassen. Severus hatte ein einmaliges Angebot bekommen, um seine Forschungen weiter voran zu treiben, ohne nebenher Tränke brauen zu müssen, um sie zu finanzieren.
 

Lucius war schnell ein höheres Tier in der örtlichen Politik, das war nun einmal sein Beschäftigungsfeld. Er liebte es, im Hintergrund die Fäden in der Hand zu halten und Menschen nach seiner Nase tanzen zu lassen. Ein Malfoy würde immer ein Malfoy bleiben, auch, wenn er durchaus bereit war, sich in einigen Dingen zurück zu nehmen, vor allem, wenn es um ihren jüngeren Gefährten ging.
 

Harry hingegen schlug einen vollkommen neuen Weg ein. In Salem erfuhr er von einer Phönixzucht. Der letzte Ort, wo man versuchte ihre Population zu steigern, da sie vom Aussterben bedroht waren. Vor allem dank der Muggel, die sie durch Unachtsamkeit töteten, ohne es zu merken. Seine elfische Gabe mit der Natur zurecht zu kommen, war dabei natürlich ein gewaltiger Vorteil. Auch Fawkes fand dort eine Nestpartnerin, die kurzerhand auch bei Harry, Sev und Luc einzog.
 

Draco heiratete Susan nach dem Studium. Er zog mit seiner Frau nach Spanien, wo er an der magischen Schule Zaubertränke unterrichtete und schnell verstand, warum Sev immer so frustriert gewesen war. Er kündigte aber schon bald und begann, für seinen Patenonkel zu arbeiten. Er zog zurück zu seiner Familie nach Salem.
 

Neville kehrte schnell nach England zu seiner Großmutter zurück. Er beendete mit Luna sein letztes Jahr in Hogwarts, wo man oft versuchte, ihn über Harry auszufragen. Aber genauso hätten sie versuchen können, ohne Zauber den Mount Everest zu versetzen. Nach der Schule ging er bei Professor Sprout in die Lehre und unterrichtete an Hogwarts Pflanzenkunde.

Remus wurde auch schnell wieder kräftiger und fand schnell eine sichere Arbeit in Frankreich. Er arbeitete in einer großen, magischen Bücherei und verliebte sich dort in eine Kollegin, die er einige Zeit später heiratete.



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Skaletsakura-chan
2017-10-21T00:55:33+00:00 21.10.2017 02:55
Ich mag Luna gerne (habe meine Katze nach ihr benannt).
💓💓💓Harry&Sev&Luc 💓💓💓
Von:  DarkAngel7
2017-05-27T07:17:12+00:00 27.05.2017 09:17
Fesselnde Geschichte, super geschrieben.
Von:  Andreana
2017-01-29T02:20:49+00:00 29.01.2017 03:20
Ich bin begeistert. Eine wirklich originelle Idee und sehr durch dacht. Hab sie innerhalb von einem Tag durch gelesen weil sie so fesselt war.
Von:  Omama63
2011-12-29T20:52:57+00:00 29.12.2011 21:52
Eine super FF und ein schönes Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.
Von:  DBZ-Fan1986
2011-07-17T21:32:22+00:00 17.07.2011 23:32
Wo ist bitte am Ende der Verbleib von Ron beschrieben? Menno, der fehlt total.
Ansonsten eine nette Geschichte. Obwohl mir wieder das Ende von Dumbledore zu schnell kam, da hat dann das Ende von Voldemort auch nicht mehr viel retten können. Aber na ja, trotzdem gut geschrieben. Obwohl Harry, wie immer, viel zu naiv war und nur an Andere denken konnte, nie an sich selbst.
Und das am Ende nicht wenigstens noch kurz ein Treffen mit Remus und Harry kam, fand ich auch doof. Da hätte man diesen Teil der Story auch ganz lassen können.
Von: abgemeldet
2010-05-03T08:48:59+00:00 03.05.2010 10:48
Deine FF ist echt klasse =)
aber das hab ich ja schon geschrieben xD
kannst du mir vielleicht Kapitel 12 schicken?
lg, alice
Von: abgemeldet
2010-04-28T18:09:16+00:00 28.04.2010 20:09
ich finde deine FF wirklich sehr toll, aber du hättest das Ende vielleicht ein wenig ausführlicher beschreiben können. Das ging ein bisschen schnell mit diesem ´erst sind alle panisch und dann herrscht von einem Tag auf den anderen Frieden...´
aber ich denke, die Story ist großartig^^
ich mag das pairing =)
Von: abgemeldet
2009-05-20T13:04:19+00:00 20.05.2009 15:04
Hallo *wink*

Also, diesmal war ich doch sehr überrascht muss ich gestehen, denn wenn ich ehrlich sein soll, dann hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, du könntest Ron auf den Tod nicht ausstehen und nun lese ich, dass er mal zu den Guten gehört? Das fand ich wirklich sehr schön! Aber Dumbledore ist bei dir wohl nicht gerade sehr beliebt, oder? Irgendwie würde mich interessieren, ob du Hermine, Ron und Dumbledore wirklich nicht leiden kannst *drop* Also, eine kleine Abneigung gegen Dumbi hab ich seit Band 7 ja auch, der hat ja falsch gemacht, was alles falsch machen geht *seufz*
Na ja, zum Pairing kann ich nicht viel sagen, nur das ich Dreier nicht so mag... aber das ist ja egal, ich war einfach zu neugierig auf die Geschichte.
Wiedermal kann ich nur sagen, dass ich es schön fand sie zu lesen und ich mich nun an die nächste wage *gg*

Bis dann also,
-Fantasy-
Von:  leewes
2008-12-24T11:37:11+00:00 24.12.2008 12:37
eine schöne ff auch wenn es ein ungewöhliches paaring ist..*G* aber die storry ist gut-...*G*
lg
lee
Von:  Kari09
2008-08-10T16:03:17+00:00 10.08.2008 18:03
haaach... schönes ende^^
geniale idee von harry... voldi durch ne pistole gestorben... XD ironie des schicksals... will alle muggel töten un stirbt durch eine ihrer erfindungen XD

ein glück gehts harry un remmy gut!
un was sie später machen.. find ich gut^^
sev in salem als tränkemeister... harry mit sener zucht un luc natüürlich in der politik XD
jaja^^un dray versteht auch endlich mal seinen onkel xD
un was macht ron?
*das irgendwie net mitbekommen hat*
naja.. ich find das ende klasse^^

ich freu mich schon auf deinen nächste ff... ens bitte!!!
hdl Kari



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