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Cute Mermaidboy ♥

SasuNaru
von

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Appearance

„Ich frage dich: Willst du, Hinata-san, den hier anwesenden Prinzen Naruto, zukünftiger König des Mizushichi-Reiches, zu deinem Mann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“
 

„Ja, ich will.“
 

„Und so frage ich dich: Prinz Naruto, willst du die hier anwesende Hinata-san zu deiner Frau nehmen, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“
 

„Nein.“
 

Dunkle Wolken zogen auf und verdeckten die rotglühende Sonne. Regen prasselte herab, die Wellen überschlugen sich und donnerten zornig gegen die Klippen. Blitz und Donner nahmen den schwarzen Himmel ein und der Wind rauschte über das Meer.
 

Im Festsaal war es still geworden, die Antwort ernst und unmissverständlich aus dem Munde des Jungen gekommen.

Die Gäste warfen sich unsichere und bestürzte Blicke zu. Was im Namen des Wassergottes war in den Prinzen gefahren?

Eine Meerjungfrau mit langem, rotem Haar legte besänftigend ihre Hand auf die vor Wut geballte Faust ihres Gatten. Sie saßen auf mit Juwelen besetzten Thronen neben dem festlich hergerichteten Altar.

Die Braut schlug mit einem langen Seufzer ihre Hände vor den Mund. In ihren lavendelfarbenen Augen funkelten Tränen und ihre Lippen zitterten. Naruto schloss die Augen und senkte den Kopf. „Es tut mir Leid, Hinata...“

„König Minato!“, rief der Priester, der die Sprache wieder gefunden hatte, als sich der blonde Meerjungmann mit seinen goldenen Flossen hinter Naruto aufbäumte.

„Wie konntest du uns das nur antun, Sohn! Die Hochzeit ist seit deiner Geburt geplant.“

Naruto drehte sich um und hielt dem eisernen Blick seines Vaters stand.

„Aber ich liebe sie nicht.“

Die Festgäste schrien auf, als Minatos Hand durch das Wasser schoss und den Prinzen im Gesicht traf. Ein leuchtend roter Abdruck breitete sich auf dessen Wange aus.

Die rothaarige Meerjungfrau schwamm auf sie zu und nahm Naruto in ihre Arme. Zärtlich strich sie durch sein blondes Haar, wie immer, wenn sie ihm Schutz und Geborgenheit schenkte.

„Minato...er ist unser Sohn...“

„Nicht, wenn er sich gegen den Willen seines Vaters stellt, Kushina“, unterbrach der König sie mit donnernder Stimme.

Naruto löste sich von seiner Mutter.

„Eine Tradition, die ich gegen meinen Willen einfach hinnehmen soll?“

„In welchem Ton wagst du es mit mir zu sprechen!“

„Sonst hörst du mir doch nicht zu! Du hast dich doch nie für mich interessiert, du kümmerst dich nur um die alten Traditionen!“

„Es ist beschlossen worden, Hinata-san zu heiraten!“

„Aber ich liebe sie nicht!“, schrie Naruto. Seine Stimme zitterte vor Zorn. „Was versprechen wir uns aus dieser Ehe, wenn wir beide wissen, dass sie nicht bestimmt ist, glücklich zu verlaufen? Mein Herz entscheidet wen ich liebe, keine Tradition und auch sonst niemand, auch du nicht, Vater.“

Minatos Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen.

„Wie kannst du es wagen...“

Ein gleißender Blitz schoss durch den Raum.

Kushina schrie. Sie wollte zu ihrem Sohn, doch der Priester hielt sie am Arm zurück. „Es hat keinen Sinn...“, murmelte er traurig.

Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen beobachtete sie die Szenerie.

Der Blitz streifte Narutos Schulter. Eine Welle des Schmerzes schoss durch seinen Arm, während er zum Meeresboden sank. Vor seinen Augen begann es zu flackern. Der ganze Raum drehte sich, er war gefangen in einem Strudel aus Farben und Schreien.

„Du bist aus Mizushichi verbannt. Alle Versuche, zurückzukehren, werden scheitern und mit dem Tod enden, bis du mit deiner wahren Liebe zurückkehrst!“

Um Naruto wurde es schwarz.
 

~~

„Warte!“

Der Bus zeigte keine Gnade und hüllte Sasuke in eine schwarze Rauchwolke. Der Uchiha hustete und rang nach Luft.

„Na toll. Das war der Letzte für heute...“, brummte er und schwang sich seine Tasche über die Schulter. „Dann muss ich wohl oder übel laufen...“

Seine Laune erreichte den Tiefpunkt, falls das nach einem stressigen Tag in der Uni und einer Jura-Arbeit überhaupt noch möglich war.

Er drängelte sich an den Passanten vorbei, die auf der Bushaltestelle auf ein Taxi warteten oder über ihre Arbeit meckerten und erreichte nach fünf Minuten Fußweg einen kleinen Pfad am Rande der Stadt, der am Strand und dem Meer vorbeiführte. Nicht viele benutzten diesen Umweg und wählten die kürzeste Strecke durch die Stadt, doch der warme Sand und das glitzernde Wasser lockten Sasuke häufig an.

Er beobachtete die Möwen, die kreischend über dem Meer einige Runden drehten.

Komisch...das Wetter hat aber schnell umgeschlagen..., dachte er, als er die dunklen Wolken bemerkte und sich noch genau an den strahlenden Sonnenschein am Morgen erinnern konnte.

Sasuke kam an einem Stand mit Sushi vorbei. Unweigerlich blieb er stehen und musterte den Fisch, der in dem heruntergekommenen Holzgerüst in einem verdreckten Schaufenster lag.

Ein Mann mit einem zahnlosen Grinsen tauchte hinter der Theke auf und schielte Sasuke an. „Was kann ich denn für dich tun, Jungchen?“ Er starrte auf einen Punkt einen Meter neben dem Schwarzhaarigen.

„Äh...ich wollte mir nur mal ansehen, was es hier so gibt...“

Der Mann gluckste. „Dann musst du doch nur auf das Schild gucken: Kenzos Sushi- das beste Sushi weit und breit.“ Er deutete auf ein Schild rechts von sich. Neben den Rechtschreibfehlern und der abblätternden Farbe der einzelnen Letter hatte er wohl Recht: er hatte das beste Sushi weit und breit, schließlich war es der einzige Sushistand in der Gegend.

„Also, möchtest du jetzt Sushi oder nicht? Ich mache es nach einem alten Geheimrezept meiner Urgroßmutter.“

„Nein danke, ich habe keinen...“

Sasukes Magen rebellierte und fing laut an zu knurren.

Kenzo gluckste erneut. „Keinen Hunger? Das sehe ich aber anders. Hier, dein Sushi, macht nur 200 Yen.“

Widerwillig legte Sasuke das Geld auf den Tresen und verfluchte sein mageres Frühstück, das ihn in diese Lage gebracht hatte.

„Bis bald, Jungchen!“, rief Kenzo ihm nach.

Außer Sichtweite roch Sasuke an dem Fisch und rümpfte die Nase.

„Wenn der nicht so alt ist wie ich...“

Er warf die kleine Schale in den nächsten Mülleimer und wischte sich die Hände an seiner Hose ab.

Der Wind blies die Wolken in Richtung Stadt. Die ersten Regentropfen fielen auf den schmalen Pfad. Böse funkelte Sasuke den Himmel an. „Oh mann...heute ist echt nicht mein Tag...“ Mit der schützenden Tasche über dem Kopf lief er den Weg entlang, in der Hoffnung, vor Ausbruch des Sturms noch in sein Apartment zu kommen, wo noch ein Haufen Arbeit auf ihn wartete.

Der Regen wurde stärker und prasselte nun unbarmherzig auf ihn herab. Die Tropfen, die von seiner Stirn abperlten, liefen ihm ins Auge und er versuchte sie hektisch mit dem Ärmel seiner Jacke wegzuwischen. Als er wieder klare Sicht hatte, sah er ein Licht, das in stetigem Tempo auf ihn zuschwebte. Er versuchte durch den Regenschleier zu erkennen, was es war, doch kurz bevor es ihn erreichte, sprang er in den Sand und landete auf seinen Knien.

„Pass doch auf!“, rief der Fahrradfahrer und verschwand. Sasuke stand mit zitternden Beinen auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.

Durch einen merkwürdigen Zufall, der sein weiteres Leben prägen sollte, fiel sein Blick auf das tobende Meer. Er presste seine Augen zusammen und entdeckte verschwommen eine Gestalt am Strand liegen.

Vielleicht...sonnt er sich nur..., dachte der Schwarzhaarige und wollte gehen, doch sein Gewissen zwang ihn zurück. Er warf noch einen Blick auf den leblosen Körper. Kein Zweifel, dort lag jemand und dieser jemand war entweder eingeschlafen, bewusstlos oder tot. Wütend auf sich selbst und auf den Irren, der sich bei diesem Unwetter unbedingt an den Strand legen wollte, lief er mit schweren Schritten auf den Fremden zu.

Es war ein Junge mit blonden Haaren, etwa so alt wie Sasuke, vielleicht etwas jünger. Der Uchiha betrachtete ihn und zog die Augenbrauen hoch. So weit er beurteilen konnte, hatte der Fremde nichts an.

„Hallo?“, rief Sasuke und rüttelte ihn an der Schulter. Etwas Warmes und Klebriges benetzte seine Finger.

Blut.

Eine große Schnittwunde zog sich über die Schulter bis zum Hals.

„Ok, jetzt ist es an der Zeit, aufzuwachen, Jungchen...“, murmelte Sasuke und zog den Blonden aus dem Wasser, während der Regen und der Wind ihm durch die Haare jagten. Doch anstatt der Beine erkannte er etwas orangenes, schuppiges... Mit weit aufgerissenen Augen ließ Sasuke ihn in den Sand fallen und stolperte zurück.

„Was...?!“

Was er dort sah, ließ ihn fast an seinem Verstand zweifeln.

Eine Weile konnte er ihn nur anstarren, den heulenden Wind im Rücken und die Kleider bis zur Haut durchweicht.

„Wer oder was bist du?“
 

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Ich konnte einfach nicht anders als 'ne neue FF anzufangen ^///^ Ich wurde von *Wild Fish* inspiriert (vielleicht kennen das einige von euch^^) und die Idee, die Naruto-Charaktere mal in Meerjungfrauen/männer zu verwandeln, kam während dem Lesen ^-*

blubb ^____^

A sweet awakening

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages kämpften sich durch das kleine Fenster des schäbigen Gebäudes und strichen sanft über das Gesicht des blonden Jungen. Um diese Uhrzeit schliefen die meisten noch und die, die es nicht mehr konnten, saßen schlecht gelaunt mit einer Tasse Tee am Küchentisch. Doch in dem kleinen Badezimmer war es still.

Naruto kniff die Augen fest zusammen. Es war warm. War das die Sonne, die über sein Gesicht streichelte? Doch wie konnte das sein, wenn er tot war?

Er hielt die Augen noch immer geschlossen, vielleicht aus Angst, was ihn erwartete. Ob ihn überhaupt etwas erwartete?

Naruto versuchte sich zu erinnern, doch sein Kopf fühlte sich taub und schwer an und an seiner Schulter pochte ein langer Riss. Seine Finger glitten durch das warme Wasser, in dem er lag, und berührten die lange Schnittwunde, doch er fühlte nur einen durchweichten Verband, der sich langsam von seinem Arm löste. Wer hatte sich um ihn gekümmert, während er ohnmächtig war?

Er wusste es nicht. Es war, als würde ein großes Stück Erinnerung zwischen der Vergangenheit und dem hier und jetzt fehlen. Alles, was er noch spüren konnte, war der Zorn seines Vaters.

Erschrocken riss er seine blauen Augen auf.

Die Hochzeit mit Hinata.

Seine Verweigerung.

Seine schreiende Mutter.

Das wütende Gesicht seines Vaters.

Der Lichtblitz.

Schwarz.

Und nun lag er in warmem Wasser, mit einer verarzteten Wunde an seiner Schulter und keiner Spur von seinem geheimnisvollen Retter. Sollte er nach ihm rufen?

Er öffnete den Mund, doch nur ein heiseres Krächzen kam aus seiner Kehle und echote in dem gefliesten Raum wider.

In dem Moment ging die gegenüberliegende Tür langsam auf und ein schwarzhaariger Junge erschien im Türrahmen. Naruto starrte ihn gebannt an. War das sein Retter? War das der Junge, der ihn aus dem Meer gezogen und zu sich nachhause gebracht hatte?

Auch der Junge mit den schwarzen Haaren starrte ihn an. Er lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen, sein Blick war weder interessiert noch besonders freundlich. Seine schwarzen Augen bohrten sich in die blauen Seen des Prinzen.

Eine ganze Weile blickten sie sich schweigend an. Auch wenn Narutos Stimme es zugelassen hätte, hätte er vermutlich nichts gesagt, denn, so erschien es ihm, bedurfte es keiner Worte der Vorstellung. Und ehrlich gesagt sah der Junge nicht so aus, als ob er überhaupt ein Wort mit dem Meejungmann sprechen wollte. Doch zu seiner Überraschung brach er das Schweigen mit leiser, fester Stimme.

„Wer bist du?“

Naruto krächzte. Mit einer Hand fasste er sich an den Hals und sah seinen Retter besorgt an. Seine Schwanzflosse wippte nervös im trüben Wasser.

Der Junge zeigte kein Mitgefühl, aber auch keine Schadenfreude, er musterte den Blonden weiterhin mit ausdruckslosen Augen. Naruto tippte sich verzweifelt an die Kehle. Gab es überhaupt eine Möglichkeit für ihn, an der Oberfläche zu sprechen? Warum konnte er atmen, aber kein Wort sagen? Fragen über Fragen, die sein geheimnisvoller Retter wohl nicht beantworten konnte.

„Kannst du nicht sprechen?“

Ziemlich unverschämte Frage, wenn man sich den krächzenden Blonden so ansah. Naruto ruderte wütend mit den Armen.

„Warte kurz.“ Der Schwarzhaarige verließ den Raum

Ich werde schon nicht weglaufen, dachte Naruto verbittert. Während er den Kopf auf den Rand der großen Badewanne legte, hörte er nur ein Scheppern, das aus einem der anderen Zimmer zu kommen schien, dann ein Rauschen. Kurz war Stille, dann stand der Schwarzhaarige mit einem Glas Wasser in der Tür.

„Hier, trink das“, befahl er und reichte Naruto das Getränk.

Er ist kalt, dachte der Blonde, als seine Hand die weißen Finger seines Retters streifte. Er sah sich das Glas Wasser an und fragte sich, ob der Junge ein Heilmittelchen der Menschen hineingekippt hatte.

„Es ist nicht vergiftet.“

Naruto nickte und setzte das Glas an die Lippen. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Der Schwarzhaarige seufzte und verließ das Badezimmer. Die Haustür wurde geöffnet und Naruto hörte eine weibliche Stimme.

„Sasuke Uchiha, du wolltest mich doch anrufen! Was ist los, ich habe mir schon Sorgen gemacht.“

Sasuke seufzte erneut.

„Tut mir Leid, Ino, das hab‘ ich vollkommen vergessen. Ich hab‘ im Moment viel zu tun.“

„Jaja, das verstehe ich ja, aber naja, ich dachte, für mich hättest du vielleicht Zeit…“

„Hör zu, ich ruf dich an, ok?“

„Na gut…aber versprich es mir, Sasuke.“

„Ich verspreche es.“

„Gut, wir sehen uns dann morgen in der Kantine?“

„Ja. Bis morgen.“

Er schloss die Tür und lehnte sich mit geschlossenen Augen dagegen. Wieder eine kurze Konversation, die mit einem leeren Versprechen endete. Im Badezimmer indes trank Naruto das Wasser. Das kühle Nass rann durch seine Kehle und ein angenehmes Kribbeln füllte seinen Hals.

„Tat das gut“, rief er mit kräftiger Stimme und knallte das Glas auf den Beckenrand. Überrascht fuhr er sich an den Hals. Nur eine Glas Wasser? Das war alles? Und woher wusste der Schwarzhaarige das?

„Sasuke Uchiha…“, murmelte Naruto nachdenklich und erinnerte sich an die Stimme des Mädchens, das beim Abschied zufrieden, wenn nicht sogar glücklich geklungen hatte. Vielleicht war das seine Freundin. Zugegeben, dieser Sasuke sieht wirklich gut aus, dachte Naruto und stützte sich auf den Rand der Badewanne. Er muss ungefähr in meinem Alter sein, vielleicht etwas älter... Er grinste. Zum Glück bin ich nicht von einem alten Opa gerettet worden.

Der Uchiha hörte die Stimme des Blonden. Sie klang jung und sanft, passend zu seinem Aussehen. Er öffnete die Augen und ging zum Badezimmer.

„Wer hätte gedacht, dass dir ein einfaches Glas Wasser deine Stimme zurückbringen kann“, sagte er und musterte den Prinzen, der ihn freudestrahlend ansah.

„Jaa...vielen Dank..“, sagte Naruto und biss sich auf die Unterlippe. „Und danke, dass du mich gerettet hast, Sasuke...“

Sasuke zuckte zusammen. Wie der Blonde seinen Namen aussprach...Ein angenehmer Schauer lief ihm über den Rücken und seine Nackenhaare sträubten sich.

„Werd' nicht so sentimental, das hätte jeder gemacht“, versuchte er das Kribbeln zu unterdrücken.

„Wer bist du?“

„Ich bin Naruto, Prinz des Mizushishi-Reiches und...“

„Bist du eine Meerjungfrau?“

„Eher ein Meerjungmann.“

„Aber so etwas gibt es doch gar nicht.“

Naruto verschränkte beleidigt seine Arme vor der Brust.

„Wenn es so etwas nicht gibt, warum sitze ich dann gerade vor dir?“

Sasuke schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nicht...sowas ist doch unmöglich...vielleicht bilde ich mir das alles nur ein...“

„Hmpf...“ Eigentlich war Naruto an solche Reaktionen gewöhnt. Bei seinen Ausflügen durch die Meere ist er oft am Strand vorbeigeschwommen und immer, wenn ein spazierender Mensch seinen blonden Schopf gesehen hatte, hatte er nur seine Augen gerieben und den Kopf geschüttelt. Menschen versteckten sich in der Realität und verschlossen die Augen vor neuen Dingen, die über ihren Horizont hinausgingen. Und der Prinz war motiviert, Sasuke die Augen zu öffnen. Mit einer schnellen Bewegung seiner Schwanzflosse schoss er ins Wasser, sodass es aus der Wanne schwappte und den Schwarzhaarigen wie einen Regenguss erfasste.

„Bist du verrückt geworden?“, schrie Sasuke und versuchte sich vergeblich mit den Armen vor der Welle zu schützen.

„Ich wollte dir nur zeigen, dass ich real bin“, sagte Naruto und lachte über das grimmige Gesicht und die nassen Haarsträhnen, die Sasuke feucht ins Gesicht fielen.

„Du kleiner...“, brummte dieser und funkelte den Prinzen wütend an. Naruto setzte seine Unschuldsmiene auf und lächelte.

Sasuke wrang seines nasses T-Shirt aus und stapfte zornig aus dem Badezimmer.

„Wo gehst du hin?“

Doch anstatt zu antworten, kam der Uchiha mit einem Haufen Tücher wieder. „Du wirst das ja wohl kaum aufwischen können...“, knurrte er und warf ein Tuch nach dem anderen auf den Boden. Die Stofffetzen sogen sich sofort mit Wasser voll. Naruto beobachtete ihn eine Weile und eine Frage, die schon zu Anfang ihres Gesprächs in seinem Kopf umhergeschwirrt war, ließ nicht länger auf ihre Antwort warten.

„Warum hast du mich gerettet?“

Sasuke blickte auf. „Ich frage mich eher, wie ich dich die ganzen Stockwerke herauftragen konnte...“

Narutos Miene blieb ernst. „Warum? Du hättest mich auch liegen lassen können...“

„Was ich auch getan hätte, wenn...“

„Wenn was?“

Wenn ich so kalt wäre wie ich mich ausgebe, wenn ich herzlos und ohne Verstand handeln würde, wenn ich ein Unmensch wäre...

„Wenn du tot gewesen wärst, hätte ich dich vermutlich liegen lassen.“

„Du bist gemein...“

„Das sagt jemand, der gerade mein Badezimmer unter Wasser gesetzt hat...“

Er wischte den letzten Tropfen auf und warf die Tücher in einen Korb unter dem Waschebecken, wo sie mit einem lauten Platschen auf dem Boden landeten.

„Wie auch immer...ich muss los zur Uni, meine zweite Vorlesung beginnt in einer Stunde.“

Naruto starrte ihn ungläubig an. „Du willst mich jetzt alleine lassen?“

„Hm...ja...vormittags ist niemand in der Wohnung, also hört dich auch niemand, falls du um Hilfe schreien solltest...und weglaufen kannst du ja nicht, außerdem muss deine Wunde noch verheilen, bevor du wieder wegkannst. Das ist die einfachste Lösung.“

„Aber...“ Naruto biss sich auf die Unterlippe.

„Aber was?“

„Ich...will nicht, dass du gehst...“ Auf die Wangen des Blonden legte sich ein leichter Rotschimmer.

Sasuke lief wieder ein angenehmes Kribbeln über den Rücken, das er so gut wie möglich zu ignorieren versuchte.

„Hast du Angst alleine?“

Es wäre eine Lüge gewesen, wenn er es abgestritten hätte. Alleine und verwundet in einem kleinen Raum in einer anderen Welt festzusitzen und nicht zu wissen, wann und wie er wieder in sein Reich zurückkehren konnte, war schon beängstigend. Besonders nach all dem, was in den letzten Stunden passiert war.

„Wann...wann kommst du denn zurück?“

Sasuke sah auf seine Uhr. „In etwa zwei Stunden...Hör zu, wir besprechen später, wie es mit dir weitergeht. Vorerst kannst du hierbleiben.“

„Aber...du solltest lieber nicht gehen. Ich glaube, dass du nicht ankommen wirst...“ Narutos Stimme zitterte, seine Augen waren weit aufgerissen.

Sasuke zog die Augenbrauen hoch. Eine Todesprophezeiung konnte ihn nicht abhalten.

„Wir finden eine Lösung, ok?!“

Der eindringliche Blick Sasukes brachte den Blonden zum Schweigen. Er schluckte und nickte stumm.

„Ich bin dann mal...“, sagte der Schwarzhaarige, schnappte sich seine Jacke und verließ, ohne sich noch einmal umzusehen, die Wohnung.

Bis zur Koji-Universität war es ziemlich weit, so wie es für Stadtverhältnisse üblich war.

Sasuke fuhr mit dem Bus zur U-Bahnstation, die im Zentrum der Stadt lag und von dort aus zu seiner Uni. Die U-Bahn war voll und er stellte sich, von allen Seiten gedrückt und geschubst, in den schmutzigen Gang und hielt sich an der kalten Stange fest, die über seinem Kopf befestigt war. Die Bahn ratterte los. Um diese Zeit waren weder Bankangestellte, Verkäufer und Manager noch Schüler und Studenten besonders munter und das einzige, was über den Krach tönte, war die J-Rock-Musik eines jungen Mannes, der mit eingestöpselten I-Pod-Kopfhörern auf einem der schwer zu ergatternden Sitze döste. Sasuke dachte nach, was ihm an diesem Morgen besonders schwerfiel. Er beschloss, den quirligen Meerjungmann zu vergessen, zumindest so lange, bis er wieder zu Hause war. Die Uni und die anstehenden Arbeiten waren wichtig und entscheidend für seinen weiteren Berufsweg, doch er konnte es nicht verhindern, dass der Blonde ihm ständig in die Gedanken schlich und sein Vorhaben, nicht an ihn zu denken, blockierte. Dass er wirklich existierte, stand wohl nun ganz außer Frage, aber warum? Warum war Sasuke derjenige, der ihn an diesem Tag gefunden und gepflegt hatte? Konnte das Zufall sein? Oder war es Schicksal?

Der Uchiha wurde durch das jähe Abbremsen der U-Bahn aus seinen Gedanken gerissen. Schnell klammerte er sich an die Stange. Durch den plötzlichen Stillstand prallten die anderen Passagiere gegen ihn oder fielen zu Boden.

„Was soll das? Ich muss zur Arbeit!“, rief ein kleiner, rundlicher Mann und rappelte sich auf. Die anderen Fahrgäste stimmten wütend mit ein.

„Gab es einen Unfall?“, fragte eine Frau neben Sasuke ängstlich.

Wohl kaum..., dachte der Schwarzhaarige und warf einen Blick aus den verstaubten Fenstern. Sie standen in einem Tunnel irgendwo in den Untergründen Japans.

Zum Glück ist das Licht noch an, sonst würden wir im Dunkeln festsitzen...

„Liebe Fahrgäste, die U-Bahn 205 hat mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen und wird deshalb verspätet weiterfahren. Bitte bleiben Sie ruhig und verfallen Sie nicht in Panik“, sagte eine mechanische Stimme, die aus den Lautsprechern überhalb der Sitze sprach.

Die Frau neben Sasuke lachte hysterisch. „So lange wird es ja wohl nicht dauern, bald sehen wir die Sonne wieder...“

Die Stimmung blieb angespannt. Vereinzelt tuschelten Fahrgäste miteinander oder warfen sich bange Blicke zu.

Sasuke seufzte genervt. Meine Vorlesung kann ich vergessen... Und mit einem Schlag erinnerte er sich an Narutos Worte.

~Ich glaube, dass du nicht ankommen wirst.~

War das Zufall? Hatte er das aus Angst gesagt? Oder als Vorwand, damit er nicht geht? Aber es hatte sich ereignet. Es war passiert. Er würde wahrscheinlich nicht mehr zu der Sitzung kommen. Sasuke runzelte nachdenklich die Stirn. Vielleicht hatte der Blonde Kräfte, von denen er nichts ahnte. Aber vielleicht wurde er selbst verrückt oder träumte von einem blonden Meerjungmann, der munter in seiner Badewanne plantschte und die Zukunft voraussagte.

Du wirst verrückt, Sasuke...

Ein weißhaariger Mann in der U-Bahn drängelte sich unsanft an dem Schwarzhaarigen vorbei. Ihre Blicke trafen sich, schwarz auf schwarz und Sasuke bemerkte die Autorität und die Intensität, die der Fremde ausstrahlte, als ob er ihm was mitteilen wollte, aber nicht konnte. Bevor Sasuke etwas sagen konnte, war der Mann in der Menge verschwunden.

„Er ist bei dir...“, hauchte eine fremde Stimme Sasuke plötzlich zu. Der Uchiha drehte sich erschrocken um, konnte aber niemanden sehen. Mit einem kräftigen Ruck fuhr die U-Bahn plötzlich weiter und Sasuke hatte keine Chance, die Person, die zu der Stimme gehörte, ausfindig zu machen. Die anderen Fahrgäste seufzten erleichtert auf und niemand schien den Mann bemerkt zu haben.

Ganz ruhig..., dachte er und schloss die Augen. Bestimmt hat mich jemand verwechselt. Was soll das schon bedeuten? Er ist bei dir...

Er riss seine Augen auf. „Naruto!“

Der Drang, sofort aus der U-Bahn zu springen und nach Hause zu laufen, schien ihn fast zu überrollen. Er ertappte sich selbst dabei, wie er sich um den Blonden Sorgen machte.

Bist du völlig übergeschnappt?! Nur weil irgendjemand irgendetwas in einer völlig überfüllten U-Bahn gesagt hat, willst du sofort nach Hause? Der Schwarzhaarige verstand sich selbst nicht mehr und mit einem nervösen Kopfschütteln versuchte er, die geradezu lächerlichen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.

Der Verbindungsbus von der U-Bahn-Station zur Uni war natürlich schon längst abgefahren und so blieb ihm nichts anderes übrig, als die Strecke zu Fuß zu gehen. Er konnte sich wenigstens noch ein paar Aufgaben von seinem Dozenten holen, dann war der Tag nicht ganz umsonst.

Um die Mittagszeit traf Sasuke in dem großen Gebäude ein. Die Vorlesung war bereits beendet und das letzte Fünkchen Hoffnung, wenigstens etwas davon zu hören, erlosch. Schlecht gelaunt stapfte er in den Lesesaal, wo er seinen Dozenten Sarutobi fand, der gerade seine Unterlagen ordnete. Als Sasuke sich räusperte, schaute er auf.

„Oh, Sasuke, Sie waren gar nicht bei der Vorlesung dabei.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.

„Ich habe ihre provokanten, aber grandiosen Einfälle vermisst.“

„Die U-Bahn hatte einen Defekt...“, murmelte Sasuke.

„Diese Technik heutzutage, vielleicht sollten Sie sie verklagen.“ Und er lachte, als hätte er gerade einen großartigen Witz gerissen.

„Wie auch immer, mein Lieber, ich habe einige Aufgaben bereitgestellt...“, sagte der alte Mann nach einer Weile und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Hier...“ Er reichte dem jungen Uchiha einen Stapel Papier, der als Telefonbuch hätte durchgehen können.

„Danke“, sagte Sasuke. „Dann...bis zur nächsten Vorlesung.“

Sarutobi zwinkerte ihm flüchtig zu, dann widmete er sich wieder seinen Notizen.

Die nächste U-Bahn fuhr eine Stunde später und war nicht weniger voll als bei seiner Hinfahrt. Doch weder der weißhaarige Mann noch die geheimnisvolle Stimme tauchten auf.

Nach einer weiteren halben Stunde erreichte er seine Wohnung. Nervös kramte er seinen Schlüssel aus der Jackentasche, schloss auf und erwartete entweder eine Horde Journalisten, die das Geheimnis in seiner Badewanne herausgefunden hatte oder die fremde Stimme in Gestalt eines riesigen Mannes, der Naruto mit einem grauenhaften Lachen aus dem Haus tragen würde. Doch in der Wohnung war es still. Schnell zog er sich die Jacke aus, warf seine Aufgaben auf den Küchentisch, blieb dann regungslos stehen und lauschte, ob nicht vielleicht doch irgendetwas zu hören war. Nichts.

„Naruto, ich bin wieder...“

Ein markerschüttender Schrei ließ Sasuke herumwirbeln...und erstarren.
 

to be continued...
 

Buhaha, ich bin so gemein xD

Tut mir sooo leid, dass es...5?! Monate gedauert hat Q.Q

Mein Vorsatz für das nächste Jahr: fleißiger sein! ^.^"""""

Im FA-Freischalter wartet übrigens ein neues Bild zu *Cute Mermaidboy♥*, mal wieder von der lieben hazskull gezeichnet ^_____^

Edit: Out now xD

Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2009!!

Step by step

Sasuke rannte ins Badezimmer, aus dem der Schrei zu kommen schien und erblickte Naruto, der ihm entsetzt entgegen taumelte. Sein Blick fiel auf die viel zu große Hose, die der Blonde trug und seine schlanken Beine umhüllte. Keine Schuppen, keine orangefarbene Schwanzflosse, nur glatte, menschliche Füße aus Fleisch und Blut trugen den Meerjungmann über den gefliesten Boden.

“Sasuke...”, rief Naruto verzweifelt, bevor er über seine Füße stolperte und vornüber kippte. Sasuke hielt ihn an den Schultern fest und der Blonde klammerte sich zitternd an sein T-Shirt. Mit einem verlegenen Lächeln schaute er auf.

“Ich weiß nicht, wie ich so gehen soll...”

Der Schwarzhaarige nickte nur, nahm Naruto kurzerhand auf den Rücken und trug ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn auf dem Sofa absetzte.

“Was ist passiert? Wo ist deine Schwanzflosse hin?”

Der Meerjungmann schien nur darauf gewartet zu haben, seine Geschichte zu erzählen.

“Also, du warst ja so lange weg und das Wasser wurde langsam kalt, da wollte ich neues einfließen lassen, aber ich wusste nicht, wo ich welches finde, da hab’ ich gedacht, dass ich vielleicht in einem anderen Raum eine Quelle finde, also bin ich kurz aus dieser Schale geklettert und als ich auf dem Boden lag, spürte ich diesen Schmerz in meiner Schwanzflosse und als ich meine Augen wieder öffnete, hatte ich diese zwei...zwei...”

“Beine”, sagte Sasuke tonlos.

“Ja, diese zwei Beine und als ich mich nach etlichen Versuchen aufstellen konnte und fast wieder hingefallen wäre, warst du da und hast mich aufgefangen.”

“Und darum hast du geschrien?”

“Ja, ich verstehe das alles nicht, wieso sehe ich jetzt so aus wie du?”

Einerseits war Sasuke erleichtert, dass dem blonden Wirbelwind nichts passiert war, andererseits war er wütend auf ihn und sich selbst, weil er sich so aus der Fassung hatte bringen lassen und sich gegen seinen Willen Sorgen gemacht hatte.

“Sasuke? Bist du sauer auf mich?” Die sanfte Stimme von Naruto riss den Schwarzhaarigen aus den Gedanken. Auf dem kindlichen Gesicht lag ein trauriger Ausdruck und seine blauen Seen schrien förmlich nach Vergebung, obwohl Sasuke nicht wusste, warum Naruto sich schuldig fühlte.

“Wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, wie es jetzt mit dir weitergeht...”, murmelte der Schwarzhaarige und ging vor dem Sofa auf und ab. Naruto runzelte die Stirn.

“Du hast doch gesagt, ich könnte hierbleiben...”

“Ja...”

“Warum kann ich dann nicht dasselbe machen wie du?”

Der Uchiha blieb abrupt stehen und starrte den Blonden argwöhnisch an. “Dasselbe machen wie ich?”

Naruto nickte. “Ich kann lernen, wie ein Mensch zu gehen, ich kann essen, was du isst und ich kann die Sachen anziehen, die du anziehst und meine Kiemen und Ohren mit irgendetwas verdecken.”

“Und was willst du den ganzen Tag machen?”

Schüchtern lächelte ihn der Blonde an. “Ich folge dir einfach den ganzen Tag und mach das, was du auch machst.”

Fast hätte Sasuke aufgelacht, wenn er sich schon bildlich vorstellte, wie Naruto durch seine Uni taumelte und alles und jeden umriss, der ihm in den Weg kam.

“Selbst wenn du aussiehst wie ein Mensch, kannst du dich noch lange nicht wie einer benehmen. Wie stellst du dir das vor? Du läufst ohne Anmeldung in meine Uni und nimmst an Vorlesungen teil, von denen du nicht ein Wort verstehst?”

Naruto senkte gekränkt den Kopf. Er hatte nicht erwartet, dass Sasuke diese Idee mit einem strahlenden Lächeln begrüßen würde, aber warum machte er sich nicht mal die Mühe, ihn von nun an in sein Leben einzubeziehen?

“Vielleicht setzt du mich einfach wieder im Meer aus, dann hast du keine Probleme mehr...”, murmelte der Blonde und starrte auf seine Hände, die zu Fäusten geballt in seinem Schoß lagen.

Sasuke stöhnte genervt. “Nur weil ich es nicht willkommen heiße, dass du immer mit zur Uni kommst, heißt das doch nicht gleich, dass ich dich vor die Tür setze.”

“Aber was soll ich denn sonst machen?”

“Du könntest meine Wohnung putzen.”

Sasuke grinste und erwartete eine freche Erwiderung oder eine empörte Bemerkung, doch zu seiner Überraschung leuchteten die Augen des Blonden auf und seine Miene erhellte sich schlagartig.

“Oh toll, das wird bestimmt witzig”, rief Naruto, sprang auf und landete schnell wieder auf dem Sofa. “Aber erst mal muss ich laufen lernen.”

Dieser verrückte Meerjungmann verwundert mich immer wieder, dachte Sasuke und schüttelte den Kopf. Stimmungsschwankungen kannte er von den zickigen Mädchen in seiner Uni, aber jemanden wie Naruto hatte er noch nicht kennen gelernt.

“Sasuke? Kannst du mir mal helfen?”

Der Blonde streckte ihm seine Hand entgegen, die Sasuke argwöhnisch musterte. “Du musst mich schon festhalten.”

“Ich muss was?”

“Wenn ich mir nicht die Beine brechen soll, musst du mich schon festhalten.”

Das hatte ihm gerade noch gefehlt, händchenhaltend mit Naruto durch seine Wohnung zu laufen. Nein, das kam überhaupt nicht in Frage.

“Du schaffst das auch super alleine, ich hab noch was zu tun”, sagte Sasuke, nahm seine Aufgaben von Professor Sarutobi und setzte sich an den Küchentisch, den Rücken zum Bogen, der Wohnzimmer und Küche voneinander trennte und den Blick auf das Sofa, auf dem der Meerjungmann saß, freigab.

“Aber Sasuke...”

“Ich muss arbeiten, also stör’ mich nicht.”

Er starrte auf sein Blatt, ohne die Worte zu lesen, die die Aufgabe bildeten und lauschte angestrengt. Naruto hatte aufgegeben ihn zurückzurufen und blieb still.

Na gut, erste Aufgabe.
 

“Gesetzgebung im 21. Jahrhundert: Regelung der Miete”

Naoki wohnt seit 2 Wochen in einer Altbauwohnung...”
 

Sasuke stützte den Kopf auf eine Hand und versuchte, die Aufgabe zu verstehen, doch je öfter er die Frage las, desto mehr verschwamm sie vor seinen Augen. In seinem Kopf schwirrten die Bilder des Blonden, wie er im Nebenzimmer umhertaumelte und sich an sämtlichen Möbeln festklammerte.

Sasuke, konzentrier’ dich auf die Aufgaben, du bist doch nicht der Babysitter von ihm, ermahnte sich der Uchiha, doch im Grunde wusste er, dass er nichts auf Papier bringen würde, ehe er im Wohnzimmer nachschauen war, ob Naruto schon sein gesamtes Mobiliar umgerissen hatte. Seufzend stand er auf und schlenderte widerwillig zum hölzernen Bogen. Naruto saß nicht mehr auf dem Sofa, so viel stand fest.

Vielleicht ist er ja schon ins Badezimmer gelaufen und nimmt ein Bad, dachte Sasuke und drehte sich wieder um, genervt von sich selbst, als ein Schrei ihm erneut durch Mark und Bein fuhr. Im Wohnzimmer krachte etwas auf den Boden und zersplitterte, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Danach war es still.

Wenn er sich jetzt etwas getan hat, dann...

Sasuke lief ins Wohnzimmer und entdeckte die Scherben seiner großen, blauen Vase auf dem Holzboden liegen, die rot im Sonnenlicht glänzten. Naruto kauerte neben den Splittern und hielt seine rechte Hand, von der leuchtend rotes Blut auf seine Knie tropfte.

“Man kann dich echt keine Minute alleine lassen”, sagte Sasuke, kniete sich neben den Blonden und nahm vorsichtig seine verletzte Hand. Naruto zuckte bei der Berührung kurz zusammen und beobachtete den Uchiha, wie er sich die Verletzung ansah.

“Halt still.”

In dem Sonnenlicht, das durch das Fenster sickerte und sie in goldenes Licht tauchte, sah Sasuke einfach göttlich aus. Naruto stockte der Atem.

“Der Schnitt ist nicht allzu tief, das kann ich sofort bandagieren...”, sagte der Schwarzhaarige und sah Naruto in die Augen. Auf die Wangen des Blonden legte sich ein zarter Rotschimmer und ohne es zu wollen spürte Sasuke wieder dieses unbeschreiblich angenehme Kribbeln im Nacken.

“Ich...geh mal den Verband holen...”, sagte er und er merkte, wie er Narutos Hand noch immer in seiner festhielt. Schnell ließ er sie los und lief zurück in die Küche, wo er sich auf der Spüle aufstützte.

Verdammt, was ist bloß mit mir los? Was passiert hier mit mir?
 

“Autsch, das tut weh...”, jammerte Naruto und wollte seine Hand wegziehen, doch er wurde eisern von Sasuke festgehalten.

“Ich muss die Wunde desinfizieren, also halt still”, meckerte der Uchiha und sprühte das feine Desinfektionsmittel auf den kleinen Schnitt. Naruto kniff die Augen zusammen.

“Also bei uns tut das nicht so weh, wenn die Wasserfrauen Wunden heilen...”

“Achja?” Sasuke rollte ein Päckchen Mullbinden auf und wickelte sie um Narutos Hand.

“Ja, bei uns gibt es spezielle Kräuter, die zu Pasten verarbeitet und dann auf die Wunden aufgetragen werden. Und schon ist man geheilt und das beste ist, dass man nicht diese komischen weißen Algen umbinden muss.”

“Verband...”, murmelte Sasuke. Er klebte das Ende der Mullbinde oben fest. “Ich sollte Medizin studieren”, sagte er und begutachtete sein Werk.

“Was studierst du denn jetzt?”

“Jura.”

“Was ist das?”

“Gerichte, Gesetze und sowas.”

“Macht dir das Spaß?”

“Jepp.”

“Und was willst du später mal damit machen?”

“Verteidiger werden.”

“Warum?”

“Weil...” Sasuke seufzte. “Einfach so.”

“Sag schon.”

“Ich hab’s dir doch gerade gesagt.”

“Das war aber keine richtige Antwort.”

“Du wolltest doch laufen lernen.”

“Sag vorher, warum du Verteidiger werden willst.”

“Wenn du mich weiter so löcherst, bringe ich dir gar nichts mehr bei.”

Naruto verzog sein Gesicht. “Du bist gemein.”

“Das höre ich öfter.”

Neugierig legte der Blonde den Kopf schief. “Von wem?”

“Argh, hör auf mich zu fragen.”

Sasuke stand von dem Sofa auf und drehte sich um. “Sollen wir jetzt anfangen?”

Naruto nickte und sah seinen Lehrer erwartungsvoll an.

“Also...ähm...du musst zuerst aufstehen.”

“Wie kann ich aufstehen, ohne hinzufallen?

“Verlagere dein Gewicht einfach auf die beiden Fußsohlen.”

“So?”

Der Blonde stand mit zitternden Beinen auf und ruderte wild mit den Armen, um das neu gewonnene Gleichgewicht nicht zu verlieren.

“Hey, ich kann stehen, ich kann...”

Naruto knickte zur Seite, doch bevor er zum zweiten mal an diesem Tag den Boden küsste, zog Sasuke ihn an seiner unverletzten Hand wieder auf die Beine und hielt sie fest.

“Du solltest dich nicht zu früh freuen. Und jetzt setz einen Fuß vor den anderen, Schritt für Schritt.”

Der Meerjungmann nickte, versuchte sich die genaue Reihenfolge vorzustellen und setzte vorsichtig einen Fuß vor dem anderen ab. Seine nackten Fußsohlen strichen über das glatte Holz und sein Blick war starr auf seine Füße gerichtet. Seine Hand klammerte sich fest an die Sasukes.

Schweigend gingen sie eine Runde durch das gesamte Wohnzimmer, ehe Naruto sich müde, aber glücklich auf das Sofa fallen ließ.

“Jetzt kann ich fast schon so gut laufen wie du”, sagte er und grinste den Schwarzhaarigen an.

“Aber nur, weil du so einen guten Lehrer hast”, meinte Sasuke, fuhr sich zerstreut durch die Haare und ging in die Küche, wo er sich ein Glas Wasser holte.

“Willst du auch was trinken?”

“Ich bin am verdursten.”

Hoffentlich muss ich ihm nicht zeigen, wie man auf die Toilette geht, dachte Sasuke und füllte ein zweites Glas mit kühlem Wasser.

“Hier.”

“Danke.”

Naruto trank in großen Schlucken und stellte sein Gefäß auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab. “Sag mal, wer war eigentlich das Mädchen eben?”

“Nur eine Bekannte.”

“Das klang aber nicht so. Sie scheint dich sehr zu mögen.”

Sasuke zuckte mit den Schultern. “Es gibt viele Mädchen, die glauben, mich zu mögen.”

“Magst du sie auch?”

“Würdest du sie mögen, wenn sie dir Tag und Nacht Nachrichten auf den Anrufbeantworter spricht und dir immer hinterherläuft, wenn sie dich sieht?”

“Damit zeigt sie dir doch nur, wie wichtig du ihr bist.”

Er ist so naiv, dachte Sasuke und stellte sein Glas auf dem Tisch ab.

“Wie auch immer, ich muss jetzt wirklich was für die Uni tun. Du kannst so lange fernsehen.”

“Ohja, fernsehen! Was ist das?”

Der Uchiha nahm die Fernbedienung vom Schrank und schaltete das Gerät ein. Ein Mann mit langen weißen Haaren erschien auf der Bildfläche, strahlte in die Kamera und präsentierte ein kleines Buch. Naruto starrte gebannt auf den Bildschirm.

“Auf diesem Knopf kannst du umschalten”, sagte Sasuke, drückte dem noch immer auf den Bildschirm starrenden Meerjungmann die Fernbedienung in die Hand und ging zurück in die Küche, wo er sich seufzend auf einen Stuhl fallen ließ und sich zwang, die Aufgaben zu erledigen.
 

Die Stunden vergingen. Erst als es dunkel im Raum wurde und Sasuke nicht mehr erkannte, was er schrieb, legte er seine Unterlagen weg und streckte sich. Seine Knochen knackten wie die eines alten Mannes und er beschloss, mehr Sporteinheiten zwischen das Lernen einzubauen. Aus dem Wohnzimmer drangen die gedämpften Stimmen der abendlichen Nachrichtensprecher.

Er hat die ganze Welt des Fernsehens offen und schaut sich Nachrichten an, dachte Sasuke und gähnte. Naja, die Nachrichten in der Menschenwelt müssen für ihn ziemlich spannend sein. Ob es unter Wasser auch so etwas wie Medien gibt? Er stellte fest, dass er so gut wie gar nichts über Naruto wusste und obwohl er es nie zugegeben hätte, war er einigermaßen neugierig, was die vorherige Lebensweise des Blonden betraf. Vielleicht sollte ich zuerst fragen, warum er verletzt am Strand lag, überlegte er und ging langsam ins Wohnzimmer.

“Naruto?”

Der Blonde lag eingerollt auf dem Sofa und schlief seelenruhig, die Fernbedienung lag neben seinem Kopf. Sasuke lehnte sich mit verschränkten Armen an den Bogen.

Das kann noch bis morgen warten, denke ich.

Er beobachtete ihn eine Weile, wie der Brustkorb sich langsam hob und senkte, wie ihm seine blonden Haare in die Stirn fielen...

Er sieht so unschuldig aus, wenn er schläft...

Sasuke dachte kurz an den Wasservorfall.

Aber nur, wenn er schläft...

“Sasuke...”

Narutos leise Stimme riss den Uchiha aus den Gedanken. Der Blonde hatte sich auf die andere Seite gedreht und seine dünnen Beine zitterten in der zu großen Hose. Auch wenn Eigenschaften wie Fürsorglichkeit oder Besorgnis Sasuke nicht unbedingt charakterisieren würden, machte er den Fernseher aus, zog eine Decke unter dem Sofa hervor und legte sie vorsichtig über den Meerjungmann, der sich weiter an die Lehne kuschelte. Schnell zog er seine Hand zurück und unterdrückte den Drang, Naruto über den Kopf zu streicheln.

Es war ein langer Tag, ein wirklich langer Tag...
 

Am nächsten Morgen wachte Naruto durch lautes Stimmengewirr auf. Verwirrt hob er den Kopf und blinzelte den Bildschirm des Fernsehers an, auf dem sich verschwommene Gestalten anschrien und mit Tellern um sich warfen. “Sasuke, wie mach ich das wieder aus?”, krächzte er und suchte nach der Fernbedienung. Wo ist nur dieses magische Ein-Ausmachdings?, dachte er, griff unter seinen Rücken und zog das schmale Gerät hervor, das ein unangenehmes Pochen in seiner Wirbelsäule hinterließ. Verzweifelt hämmerte er die Fernbedienung gegen den Tisch. “Geh-endlich-aus-du-blöder-Kasten”, rief er bei jedem Schlag. Die Stimmen erstarben und der Bildschirm wurde schwarz. Naruto seufzte erleichtert auf. Ich muss gestern wohl vor dem Kasten eingeschlafen sein...

“Schon gut, ich hab’s geschafft”, rief er. “Sasuke?” Im Haus war es still. Selbst wenn der Schwarzhaarige noch schlief, musste er spätestens jetzt wach sein. Der Blonde runzelte die Stirn und entdeckte einen Zettel auf dem Tisch. Neugierig beugte er sich über das weiße Blatt.
 

Naruto,

ich bin in die Uni gefahren, um wenigstens eine Vorlesung in diesem Jahr zu besuchen.

Du weißt ja mittlerweile, wie der Fernseher funktioniert, also dürfte dir ja nicht langweilig werden.

Mein Schlafzimmer ist tabu, ebenso wie das Badezimmer, ich will heute nicht durch meine Wohnung schwimmen.

Bin spätestens um 17:00 Uhr wieder da. Ich bring was zu essen mit.

Sasuke
 

PS: Mach keinem die Tür auf und geh nicht ans Telefon, du könntest Aufsehen erregen.
 

Naruto zerknüllte den Zettel und warf ihn durch den Raum.

“Na toll, jetzt lässt er mich schon wieder allein.” Seufzend legte er sich auf den Bauch und strampelte mit seinen Beinen gegen die Armlehne des Sofas. Früher, im Mizushishi-Reich, war er auch manchmal alleine gewesen und hatte den Strand oder das Riff alleine erkundet, doch es war immer jemand da, wenn er sich einsam fühlte. Er dachte an seine Eltern, besonders an seine Mutter, die freundliche Wasserfrau mit den langen roten Haaren. Es versetzte ihm einen Stich, wenn er sich vorstellte, wie sie, unwissend, was mit ihm geschehen war, in ihrem Zimmer umherschwamm und vielleicht sogar weinte und niemanden in ihre Nähe ließ. Er wollte aufspringen, zu ihr gehen und ihr sagen, dass alles in Ordnung mit ihm war und sie sich keine Sorgen machen bräuchte, doch die Entfernung zwischen ihnen war zu groß, so groß, wie sie es noch nie war und in Zukunft hoffentlich auch nicht mehr sein würde. Was war mit seinem Vater? Er war ein guter König, auch wenn er oft streng mit seinem Sohn umging und kaum Zeit für ihn hatte, er wollte nur das Beste für ihn. Naruto hatte ihn enttäuscht, hatte Schande über ihn und seine Frau gebracht. Hätte er Hinata heiraten und mit ihr an seiner Seite das Königreich regieren sollen? Hätte er auf seinen eigenen Willen verzichten und ein vorbestimmtes Leben führen sollen?

Nein, dachte er. Nein, meine Entscheidung war richtig. Ich hätte so niemals glücklich werden können. Ich hätte mir niemals verzeihen können. Und ich hätte niemals Sasuke getroffen...

Das hübsche Gesicht des Uchihas schoss durch seine Gedanken und hinterließ eine brennende Hitze, die ihm das Gesicht hinablief. Und obwohl Naruto wusste, dass der Schwarzhaarige bald wieder da sein würde, vermisste er ihn und er wusste nicht, warum er dieses Gefühl in diesem Moment so stark spürte.
 

“...und damit wäre der Fall abgeschlossen. Vielen Dank für Ihrer Aufmerksamkeit.”

Im Hörsaal wurde es laut. Die Studenten packten ihre Sachen zusammen, unterhielten sich über die Vorlesung oder streckten sich, um ihren angespannten Muskeln nach dem langen Stillhalten etwas Freiheit zu gönnen.

Sasuke packte seinen Block ein, zog seine Jacke an und schwang sich seine Tasche auf den Rücken. Viel mitbekommen von der Lesung hatte er nicht, seine Gedanken waren ständig in seine Wohnung und zu dem eingesperrten Blonden abgedriftet. Er seufzte und wollte sich gerade in den Strom der plappernden und lachenden Menge einreihen, als ihn jemand am Arm zurückhielt.

“Bist du schon weg?” Sasuke drehte sich zu Neji Hyuuga um, der mit ihm Jura studierte und nicht nur durch seine herrvorragenden Arbeiten, sondern auch durch seine geheimnisvollen Augen, vor allem bei den Mädchen, glänzte. Er war wohl am ehesten das, was Sasuke als einen Freund bezeichnen würde.

“Die Vorlesung ist zuende, was sollte ich also noch hier machen?”, fragte er.

“Es ist Freitag, der beste Tag, um was trinken zu gehen”, sagte Neji und strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht.

“Ich würde wirklich gern, aber ich hab Zuhause noch was zu tun.”

Der Hyuuga zog eine Augenbraue hoch. “Am Wochenende?”

Sasuke hätte ihm genauso gut alles über Naruto erzählen können, was ihn davon überzeugt hätte, nicht verrückt geworden zu sein, was er manchmal glaubte, wenn er sich die ganze Geschichte durch den Kopf gehen ließ. Neji würde ihm sowieso keinen Grund abkaufen, der ihn für seine Absage entschuldigen würde. Einen Aufruhr um den Blonden konnte er im Moment jedoch nicht gebrauchen.

“Bald sind doch die Prüfungen...”, sagte Sasuke, als sich die beiden in die Menge der ausströmenden Studenten einreihten. Neji lachte auf. “Sag bloß nicht, du willst jetzt schon dafür lernen.”

Dumme Ausrede Sasuke, wirklich dumme Ausrede. Lass dir schnell was einfallen...

“Meine Mutter liegt im Krankenhaus. Sie hat sich das Bein gebrochen und kann erst in einer Woche wieder nach Hause, da wollte ich sie besuchen.”

Der Uchiha hasste sich dafür, Neji anzulügen. Unehrlichkeit war die schlimmste Tugend, die ein Mensch besitzen konnte.

“Oh, das wusste ich nicht. Sorry.”

Die beiden erreichten schweigend den Ausgang. Einige hundert Meter weiter war die U-Bahn-Station, die Sasuke ansteuerte, Neji wohnte nur zwei Straßen weiter in einem Apartment.

“Na dann: Wünsch ihr gute Besserung von mir.”

“Jepp, mach’s gut.”

Neji bog nach links ab, Sasuke folgte der Straße.
 

Naruto starrte ungeduldig auf die kleine Digitaluhr an dem Fernseher.

17:21 Uhr.

Wo bleibst du nur, Sasuke?

Sein Magen fing laut an zu knurren. Er rieb sich über seinen ziehenden Bauch.

Ich brauch was zu essen, sonst...

Mit zittrigen Beinen stand er vom Sofa auf und stolperte langsam in die Küche, Schritt für Schritt.

Wenn Sasuke hier was zu trinken hat, muss es auch was zu essen geben, dachte er und fing an, alle Schränke und Schubladen aufzureißen, die er erreichen konnte, doch zu seiner Enttäuschung kamen nur Teller, Besteck und andere Utensilien zum Vorschein, die weder schmackhaft geschweige denn essbar waren.

Hier muss es doch irgendetwas geben, irgendetwas...hier! Er öffnete eine metallene Tür und schaute in eine Art Regal, das von innen gekühlt wurde. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schnappte er sich das erste, was er finden konnte und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er es sich mit seinem kleinen, gelben Fang auf dem Sofa gemütlich machte.

“Na dann, guten Appetit.” Er biss in das kleine Oval und spuckte es augenblicklich wieder aus. “Igitt, was ist das nur?” Es schmeckte sauer, ekelhaft sauer und brannte unangenehm auf der Zunge. “Auf dich kann ich verzichten!”, rief der Uzumaki wütend und warf seine angebissene Frucht durch den Raum. Mit einem dumpfen Schlag prallte sie an der Tür ab und kullerte über den Boden. Narutos Magen zog sich zusammen. “Ich bin so hungrig...wann habe ich überhaupt zuletzt was gegessen? Vor ein paar Stunden hier...und davor...gestern morgen...vor der Hochzeit.” Naruto starrte mit leerem Blick auf die gelbe Frucht. War das wirklich erst einen Tag her? Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Naruto sprang auf und klammerte sich am Sofa fest. Eine Weile war es still, dann klingelte es nochmal und nochmal...

Was soll ich nur tun, dachte der Blonde verzweifelt und starrte auf die Tür. Sasuke hat gesagt, ich soll sie nicht öffnen, aber was ist, wenn er es selbst ist? Vielleicht hat er den Schlüssel vergessen und kommt jetzt nicht rein. Aber ich kann auch nicht nach ihm rufen...

Nervös kaute er auf seiner Unterlippe. Schließlich siegte seine Neugier und er schlich zum Eingang. Vielleicht war der Besucher schon wieder gegangen und er hatte nichts zu befürchten oder es war wirklich Sasuke, der genervt klingelte. Naruto holte tief Luft und riss die Tür auf. Doch er erblickte nicht den Schwarzhaarigen, sondern ein Mädchen.

“Wer bist du denn?”, fragte sie.
 

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Wer kann das wohl sein? Eine Bekannte oder vielleicht doch ein frischer Wind?

Das sehen Sie in der nächsten Folge xD

Jaa, das zweite Kappi ist nun auch fertig, diesmal sogar (für meine Verhältnisse) recht schnell^^ *Netbook knuddel*

Vielleicht habt ihrs gemerkt, Jiraiya hatte einen kleinen Gastauftritt *auf Stelle mit dem Fernseher verweis*^.^

Edit: Danke für 133 Favos ^____^ x3
 

Und zum Schluss noch ein paar Outtakes!(Diese Idee habe ich meinem Bruder zu verdanken. Also: Danke!) xD

Das Geschreibsel ändert sich hin und wieder, wenn ich es durchlese und korrigiere und manchmal kann ich es nicht lassen, irgendwelchen Blödsinn zu schreiben, den ich hier mal präsentieren möchte xP:

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“Oh toll, das wird bestimmt witzig”, rief Naruto, sprang auf und landete schnell wieder auf dem Sofa. “Aber erst mal muss ich laufen lernen.”

Dieses verrückte Fischstäbchen verwundert mich immer wieder, dachte Sasuke und schüttelte den Kopf. Stimmungsschwankungen kannte er von den zickigen Mädchen in seiner Uni, aber jemanden wie Naruto hatte er noch nicht kennen gelernt.

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Mein Bruder: Ist Hinata mit Neji verwandt?

Ich: Nein, sie ist ein Fischstäbchen.
 

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Der Uchiha hasste sich dafür, Neji anzulügen. Unehrlichkeit war die schlimmste Tugend, die ein Mensch besitzen konnte.

“Oh, das wusste ich nicht. Sorry.” Neji brach in Tränen aus. “Deine arme Mutter! Komm her, lass dich drücken!”

Vision

Wer bist du denn?
 

Naruto blickte entsetzt in die grünen Augen des Mädchens, das ihn neugierig, aber auch misstrauisch beäugte.

“Wer bist du?”, wiederholte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. “Und wo ist Sasuke?”

“Ich...äh...also...” Der Blonde war erledigt. Er hatte weder eine Ausrede, noch die geringste Ahnung, wo Sasuke sich genau befand.

“Ähm...wie soll ich sagen...?”

“Vielleicht gar nichts, das wäre für uns alle das Beste.”

Die beiden drehten sich zum Treppenhaus um, auf dessen Absatz Sasuke mit zwei großen Tüten stand und dem unerwarteten Treffen zwischen der Rosahaarigen und Naruto ein jähes Ende bereitete. Seine Miene blieb ausdruckslos, schien weder überrascht noch erschrocken, doch seine Augen wanderten kalt zwischen den beiden hin und her.

Oh nein, er ist bestimmt böse auf mich, dachte Naruto und biss sich auf die Unterlippe.

“Sasuke, wer ist dieser blonde Kerl?”, fragte Sakura schnippisch und deutete unwirsch auf den Meerjungmann.

“Geh in die Wohnung”, sagte Sasuke und beachtete das Mädchen nicht.

“Aber Sasuke...”

“Geh-in-die-Wohnung.” Seine Augen bohrten sich in die Narutos. Wenn es Momente gab, in denen der Blonde Angst vor Menschen hatte, dann waren es nicht die, bei denen sie vor Wut tobten und ihn anschrien, sondern die, bei denen sie bedrohlich ruhig sprachen und ihre Blick als tödliche Waffe einsetzten, vernichtend und niederschmetternd, so wie Sasuke jetzt.

Der Blonde schlurfte zurück in die Wohnung. Er war enttäuscht, enttäuscht von sich selbst und er wusste, dass auch Sasuke enttäuscht von ihm war und das war das Schlimmste daran.

Der Schwarzhaarige schloss die Tür und seufzte.

“Was machst du hier?”

Das Mädchen schaute von der Tür der Wohnung zu Sasuke und setzte ein kurzes, fast liebevolles Lächeln auf, das einem unendlich traurigen Blick wich.

“Du wirst mir wahrscheinlich nicht meine Fragen bezüglich dieses Jungen beantworten, nicht wahr?”

“Du kennst mich anscheinend zu gut”, sagte Sasuke knapp.

Sie betrachtete nachdenklich die Tüten in seinen Händen.

“Scheint wohl bei dir eingezogen zu sein.”

“Wäre möglich.”

Sie seufzte. “Das sieht dir gar nicht ähnlich, Sasuke. Seit wann kümmerst du dich um andere? Um andere, die du gar nicht kennst?”

“Vielleicht ist er ja ein Cousin zweiten Grades von mir.”

“Ich bitte dich, Sasuke. Dieses blonde...Kind? Du hast ihn nie erwähnt, keine Fotos von ihm und eigenartigerweise seht ihr euch überhaupt nicht ähnlich, da glaube ich wohl kaum, dass ihr verwandt seid.”

Sasuke saß in der Zwickmühle. Er wusste genau, dass er Sakura keine Märchen erzählen konnte, nicht diesem Mädchen, dafür kannten sie sich einfach zu gut. Aber irgendetwas musste er sagen, irgendetwas, was ihn aus dieser Lage befreien konnte.

“Hör zu, Sakura, ich hab im Moment wirklich keine Zeit, alles zu erklären. Außerdem...”

Er stockte. Aus der Wohnung drang ein ein lautes Scheppern, gefolgt von einem lang gezogenen Schrei. Sakura keuchte erschrocken auf. “Was war das?” Anstatt zu antworten, stürmte Sasuke in das Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf das umgestürzte Sofa und Naruto, der schwer atmend daneben kniete.

“Sasuke hat gesagt ich soll nicht öffnen...nicht öffnen...”

“Sasuke, hat er einen Anfall?”, fragte Sakura leise und starrte den Blonden entsetzt an.

Wenn ich das nur wüsste..., dachte Sasuke verbittert.

“Naruto?” Er starrte in die weit aufgerissenen Augen des Blonden, die bei dem schwachen Licht, das durch die Tür hineinfiel, matt glänzten.

“Du hast gesagt, ich soll die Tür nicht öffnen, aber ich habs getan.” Die Worte kamen gepresst über seine Lippen, als ob er mit sich kämpfen müsste, seine Gedanken auszusprechen, als ob es unverzeihlich wäre, was er getan hatte.

“Sasuke, ich glaube, er ist in einer Art Trance”, sagte Sakura plötzlich und kniete sich in einiger Entfernung auf den Boden. “Sieh doch mal, seine Augen sind ganz matt...”

Der Kerl erstaunt mich immer wieder, dachte Sasuke verbittert. Nicht gerade sanft packte er den Blonden an den Schultern und schüttelte ihn.

“Naruto, es ist egal, du hast nichts schlimmes gemacht, es ist nichts passiert.”

Naruto schloss die Augen und biss sich fest auf die Unterlippe.

“Sasuke, ich glaube, er hört dich nicht”, bemerkte Sakura mit zittriger Stimme.

Der Uchiha knurrte. Auch ohne Sakuras “grandiose” Bemerkungen war er mit der Situation überfordert.

“Es ist alles in Ordnung”, wiederholte er eindringlich. “Du hast nichts falsch gemacht.”

“Wirklich?”

“Wenn ich’s dir doch sage...”

Das lebhafte Funkeln kehrte in Narutos Augen zurück. Schwer atmend richtete er sich auf.

“Sasuke? Was ist los?”

Der Uchiha atmete erleichtert auf. “Du solltest dich erst mal hinsetzen und was essen.”
 

“Hm, ich verstehe.”

Naruto legte seine Stäbchen auf den leeren Teller. Sasuke hatte ihm die ganze Geschichte erzählt, nachdem er Sakura mit der Ausrede, der Blonde sei ein fern Verwandter aus den USA, aus der Wohnung vertrieben hatte.

Der Uchiha räumte die beiden Schälchen ab und stellte sie in die Spüle.

“Passiert das öfter?”, fragte er, ohne sich zu Naruto umzudrehen.

“Was meinst du?”

“Hast du öfter solche...Anfälle?”

Der Blonde seufzte. “Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich kann mich an gar nichts erinnern. Nur daran, dass ich nicht die Tür öffnen sollte. Aber ich dachte, du wärst schon früher zurück. Es tut mir Leid, Sasuke.”

“Jetzt ist es auch egal, passiert ist passiert.”

“Wer war das Mädchen? Eine weitere heimliche Verehrerin?”

Sasuke schnaubte. Wenn diese Geschichte nur so einfach wäre...

“Hm? Sasuke?”

“Sie ist eine alte Bekannte.”

“Und was wollte sie?”

Sasuke setzte sich neben Naruto auf das Sofa. Was hatte Sakura eigentlich gewollt? Sie wusste doch genau, dass er um diese Zeit in der Uni war. Aber anscheinend war es so wichtig, dass sie es nicht am Telefon mit ihm besprechen konnte. Sasuke überlegte, ob ihr Zusammentreffen mit Naruto ein glücklicher Zufall war. So gab es keine Aussprache von was auch immer. Jedoch kannte er Sakura lange genug um zu wissen, dass sie nicht so leicht aufgab. Spätestens am nächsten Tag würde sie ihn mit der entweder guten oder schlechten Nachricht konfrontieren.

“Vielleicht wollte sie dich nur sehen”, vermutete Naruto, als der Schwarzhaarige nicht antwortete. “Vielleicht habt ihr euch so lange nicht gesehen, dass sie Sehnsucht nach dir bekommen hat.”

“Das wird es vermutlich sein”, antwortete Sasuke, stand auf und ging in die Küche. Er wusste, dass das keinesfalls der Grund war, nicht nach ihrem letzten Treffen. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie sich überhaupt noch in seine Nähe begab. Sasuke dachte an ihren Gesichtsausdruck, als er sie vor seiner Wohnung entdeckte. Kurz hatte sich ihre Miene erhellt, ehe sie sich gleichgültig, fast abweisend von ihm zu Naruto gewandt hatte.

Der Uchiha goss sich ein Glas Wasser ein und nippte nachdenklich an dem kalten Getränk. Warum war Sakura so plötzlich aufgetaucht? Warum jetzt? Und warum hatte er ein ungutes Gefühl?

“Sasuke?” Narutos sanfte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Der Blonde stand mit wackligen Beinen am Türrahmen und sah Sasuke besorgt an. “Du bist doch nicht mehr sauer, oder?”

Er konnte nicht anders, er musste lächeln. Diese Naivität. Diese traurigen blauen Augen, die nach Vergebung riefen und ihn schuldbewusst ansahen. Dieser Naruto, der zittrig vor ihm stand. Sasuke stellte sein Glas ab, schritt durch die Küche und legte besänftigend eine Hand auf den blonden Haarschopf. Die leuchtend blonden Strähnen kitzelten die langen, blassen Finger des Uchihas.

“Keine Sorge, ich bin nicht nachtragend, Naruto.”

Noch immer lächelnd wuschelte er dem Blonden durch die Haare. Egal, was Sakura wollte, egal, welch ungutes Gefühl ihr Zusammentreffen bei ihm auslöste - er wollte Naruto nicht unnötig mit hirnrissigen Vermutungen beunruhigen. Die blauen Augen des Meerjungmannes leuchteten dankbar. Vorsichtig legte er eine Hand auf die Sasukes, die noch immer auf seinem Kopf ruhte, und drückte sie sanft.

“Ich bin froh, dass du derjenige bist, der mich gerettet hat.”

Sasuke spürte die warme Haut auf seiner Hand und ohne es zu wollen breitete sich ein angenehmes Kribbeln von seinem Handrücken bis in seine Fingerspitzen aus. Schnell zog er seine Hand zurück.

“Ich..es ist schon spät.”
 

Eigentlich sollte das keine große Sache sein. Neji hatte ihm schon öfter freundschaftlich auf die Schulter geklopft oder ihm etwas aus der Hand genommen. Aber nie hatte sein Körper darauf reagiert, nie hatte seine Haut angefangen zu kribbeln. Nur einmal, ein einziges mal in seinem Leben, hatte er etwas derartiges verspürt, aber das war Vergangenheit.

Es ist nicht dasselbe, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Ganz und gar nicht!

Sasuke drehte sich von einer Seite auf die andere. Im Zimmer war es still, nur das blasse Licht des Mondes beleuchtete den Raum.

Er warf einen Blick auf die Ziffern seiner Digitaluhr.

3:23 Uhr.

Na toll, ausgerechnet morgen beginnt meine Vorlesung schon um 9:00 Uhr, dachte er verbittert.

Normalerweise gab es nicht viele Dinge, die ihn emotional aufwühlten und noch weniger, die ihm nachts den Schlaf raubten. Genervt schloss er die Augen, doch er wusste, dass es keinen Zweck hatte.

Dann bleib ich eben die ganze Nacht wach, kein Problem, ich bin ja schon ein großer Junge.

Auch der Rest seines Apartments war dunkel und bis auf das Schnarchen Narutos einigermaßen still. Sasuke blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen, unschlüssig, was er jetzt tun sollte. Eine Weile lauschte er Narutos Atem und beobachtete, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Und zum zweiten mal an diesem Abend schaffte der Blonde es, ein Lächeln auf die Lippen des Uchihas zu zaubern und das konnten nicht viele von sich behaupten. Doch das Lächeln verschwand so schnell wie es gekommen war. Der Gedanke an Narutos Hand auf seinem Handrücken und das Kribbeln ließen ihn ungläubig den Kopf schütteln.

Das hat nichts zu bedeuten, wäre ja noch schöner, wenn dieser kleine Bengel mich um den Finger wickelt.

Sasuke war wütend, weil er sich überhaupt so viele Gedanken über diese kleine Sache machte, so beschloss er kurzerhand, sich zum zweiten Mal den Aufgaben zu widmen, die Sarutobi ihm mitgegeben hatte.
 

“Sasuke? Wo bist du denn? Hmpf.”

Naruto ließ sich auf das Sofa fallen und bemerkte erst jetzt den Zettel, der auf dem Tisch lag.
 

Naruto,

meine Vorlesung dauert heute etwas länger. Mach

niemandem die Tür auf, fass nichts an, mach nichts

kaputt. Erwarte keine allzu gute Laune, ich habe

heute keine einzige Minute geschlafen.
 

Sasuke
 

PS: Hab ich erwähnt, dass du niemandem

die Tür aufmachen sollst?
 

“Dieser blöde Sasuke”, schimpfte Naruto und knüllte das Stück Papier zusammen. “Wie oft will er mich noch alleine lassen?!” Mit einem langen Seufzer schaltete er den Fernseher ein. Sasukes Stromrechnung dürfte diesen Monat wohl ziemlich hoch ausfallen.
 

“Sakura?"

Neji legte seine Stäbchen beiseite und sah Sasuke prüfend an. Der Uchiha kannte diesen Blick. Es war eine Mischung aus dem “Lass-dich-nicht-auf-Mädchen-ein,-die-machen-immer-nur-Schwierigkeiten” und dem weitaus vorwurfsvolleren “Ich-hab-dich-ja-gewarnt-, Kumpel”-Blick.

“Ja...sie stand gestern Abend vor meiner Wohnung.”

“Was wollte sie?”

“Keine Ahnung. Es gab einen kleinen...Zwischenfall...Jedenfalls hat sie danach nichts mehr gesagt.”

“Hm.” Neji warf sein langes Haar, das er am unteren Ende zusammengebunden hatte, zurück. Die Mädchen an der Uni waren ganz verrückt danach, doch ihn interessierten diese oberflächlichen Zicken nicht.

“Was glaubst du, warum sie jetzt auftaucht? Ich meine, sie hat extra die Uni gewechselt.”

Sasuke seufzte. “Ich habe wirklich keine Ahnung.”

Neji sah seinen Freund prüfend an. “Welchen Zwischenfall meintest du vorhin?”

Der Uchiha wog seine Optionen ab:

Er könnte Neji von Naruto erzählen. Die Vorstellung, ihm von seinem geheimnisvollen Mitbewohner zu berichten und sich davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt geworden war, war sehr verlockend und schoss ihm nicht zum ersten mal durch den Kopf. Andererseits könnte gerade diese unglaubliche Geschichte dazu führen, dass Neji ihn für verrückt erklären würde. Und das war ziemlich wahrscheinlich, obwohl er sich auf den Hyuuga in so ziemlich jeder Situation verlassen konnte.

Oder er könnte sich eine Ausrede einfallen lassen. Vielleicht war es besser, so wenige Personen wie möglich in sein Geheimnis einzuweihen. So gab es keine peinlichen Fragen oder verrückte Vermutungen. Aber er hasste Lügen...

“Hör mal, ich hab noch ziemlich viel zu erledigen, wir müssen schließlich bald unsere Hausarbeiten abgeben und ich hab' noch nicht mal damit angefangen.”

Neji nickte nur. “Wie du meinst. Wir sehen uns dann später.”

In diesem Moment wurde Sasuke wieder bewusst, warum Neji sein bester Freund war. Es gab nicht viele Menschen, die wussten, wann es an der Zeit war, nicht weiter nachzufragen und die Sache ruhen zu lassen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war.
 

Sasuke setzte sich an seinen Lieblingsplatz am Fenster, etwas abseits der anderen Tische. Seit Beginn seines Studiums hatte er viele Stunden in der Universitätsbibliothek verbracht. Er wusste, es war sinnlos. Sämtliche Bücher über Mythen im Wasserreich oder die Entwicklung der Fische stapelten sich hoch zu beiden Seiten des Tisches. Sasuke seufzte. Er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte und ob seine Recherchen überhaupt etwas bringen würden. Müde nahm er das erste Buch zur Hand.

Fortschrittliche Biologie - Aquaristik

Fische benötigen Kiemen zum Atmen unter Wasser...

Sogenannte Meerjungfrauen, also Menschen mit einer Schwanzflosse als Unterleib, existieren nach Expertenmeinungen nicht...

Gibt es Menschen, die unter Wasser atmen können? Biologisch gesehen...

Die Stunden vergingen. Sasuke hatte die Bücher in zwei Stapel aufgeteilt: Links die biologischen Fachbücher, die seiner Meinung nach bei seiner Suche helfen könnten, rechts die Bücher der Unterwassermythen, die nur aus Fantasie der Autoren entstanden waren und nicht sonderlich zu einer Lösung beitrugen. Sasuke rieb sich die Stirn. Sein Kopf fühlte sich matt und schwer an, zusätzlich breitete sich ein unangenehmes Pochen von seinem Hinterkopf bis zu seiner Stirn aus.

Verdammt, ich hätte mir ein Aspirin mitnehmen sollen.

Seine Gedanken schweiften ab, viele Kilometer fort, zu seinem Apartment. Er schloss die Augen.

Was machst du gerade, Naruto?
 

Grinsend kippte Naruto alle bunten Wässerchen in die Wanne, die Sasukes Badeschrank zu bieten hatte. Er liebte den Schaum, in dem sich die Farben des Regenbogens widerspiegelten und den Duft von Lavendel, Mandelöl und Zitronengras. Während das Wasser in die geflieste Badewanne plätscherte, streifte Naruto sich die Kleidung vom Körper. Langsam fuhr er mit seinen Fingern über den langen Schnitt an seiner Schulter, der nur noch in Form einer blassen Narbe seine Haut zierte. Auch an der Oberfläche heilten seine Wunden schneller als menschliche Verletzungen. Er erinnerte sich an eine Geschichte seiner Mutter, die sie ihm oft erzählt hatte, als er noch klein war. Sie handelte von einem mutigen Wassermann, der für sein Reich gegen einen Wasserdämon kämpfte und dessen schwere Verletzungen ihn fast das Leben gekostet hatten, jedoch wie durch ein Wunder schnell verheilt waren und nur eine blasse Narbe als Erinnerung des Kampfes hinterließen. Früher hatte er sich vorgestellt, wie er als dieser Held in seine Stadt zurückkehren würde. Wie die Meerjungfrauen ihn anhimmelten, die Meerjungmänner ihm neidisch auf den Rücken klopften und seine Eltern ihn voller Stolz im Palast empfangen würden. Alle würden ihm zujubeln. Alle würden ihn respektieren. Und alle wären glücklich. Auch sein Vater. Sein Vater würde ihn nicht verstoßen und seine Mutter nicht um ihn weinen. Naruto drehte das Wasser ab und betrachtete sein Spiegelbild, das ihm traurig entgegenblickte. Erst jetzt spürte er, wie sehr er seine Mutter vermisste.

Was sie wohl gerade macht?
 

Sie wollte niemanden sehen. Mit niemandem sprechen.

“Seit gestern hat sie nichts mehr gegessen. Sie lässt mich nicht mal in ihr Zimmer.”

Minato seufzte. “Ich weiß nicht, was ich tun soll.”

Unruhig schwamm er in dem großen Thronsaal seines Palastes auf und ab. Zu dieser Tageszeit war es ungewöhnlich still.

“Möglicherweise braucht sie einfach nur mehr Zeit, Herr.”

“Wenn es so weitergeht, wird sie es nie überwinden.”

“Ihr sprecht, als ob Ihr Naruto bereits aufgegeben hättet?”

“Ich habe die Hoffnung noch nicht verloren. Aber ich bin verunsichert.”

Minato schwamm zu einem der großen Fenster und schaute hinunter auf die Stadt.

“Mein Volk hat sich auf ihn verlassen. Ich habe mich auf ihn verlassen. Aber er hat nicht nur mich, sondern auch sein zukünftiges Reich enttäuscht. Jedoch...die Zweifel meiner Entscheidung rauben mir den Schlaf. Doch ich bin der König. Ich muss zu Gunsten des Volkes entscheiden.”

Minato ist verunsichert, ich sehe es in seinen Augen.

“Und dies war die beste Lösung. Ich weiß, das du mich verurteilst. Ich sehe es in deinen Augen. Wie auch in Kushinas Augen sehe ich deine Zweifel. Aber sie wird es noch verstehen. Aber dazu musst du mir ihr reden. Auf dich wird sie hören, Kakashi.”

“Jawohl, mein König.”

Als treuer Diener, aber auch guter Freund genoss Kakashi das Vertrauen des Königspaares. Mehr als einmal stand er ihnen mit Rat und Tat zur Seite und bewies seine Loyalität. Es war schwierig, in dieser Situation nicht ein eigenes Urteil zu bilden. Seine Einschätzungen wurden vom König respektiert, doch er wusste, dass seine Worte in dieser Lage nicht von Bedeutung waren, nicht, wenn sie die Autorität des Königs in Frage stellten.

Die Zeit der Aussprache wird kommen.

Am Ende des Ganges erreichte er Kushinas Gemach. Er klopfte an die verschlossene Tür.

“Kushina, ich bin es.”
 

“Mist, jetzt ist es schon dunkel. Dabei wollte ich Naruto nicht so lange alleine lassen.”

Sasuke sah vor seinem inneren Auge sein gesamtes Mobiliar, von einer Flutwelle getragen, durch das Treppenhaus schwimmen. Er packte schnell die wichtigsten Bücher ein und streckte seine müden Knochen. Seine Kopfschmerzen waren mittlerweile in ein unangenehmes Ziehen ausgeartet. Mit einem unguten Gefühl machte er sich auf den Weg zur U-Bahnstation. Kein Zwischenfall unterbrach seinen Nachhauseweg, die U-Bahn funktionierte einwandfrei und auch keine merkwürdigen Stimmen flüsterten ihm ins Ohr. So erreichte er schon nach einer Stunde sein Apartment, das, wie er feststellte, noch trocken war.

“Naruto?”

Er zog seine Jacke aus, stellte seinen Rucksack neben dem Sofa ab und schaute sich um.

Bestimmt im Badezimmer...

Die Tür des Badezimmers stand einen Spalt breit offen. Als Sasuke in den heißen Raum eintrat, bemerkte er die ganzen leeren Schaumbadverpackungen. Der Spiegel war ganz beschlagen und die Luft schwer und erfüllt von Lavendelduft...oder war es Zitronengras?

“Was zum...”

Naruto lag mit geröteten Wangen in der Badewanne, über ihm ein ganzer Schaumberg.

“Hey, du hast mich aber ganz schön lange warten lassen”, seufzte Naruto und sah den Uchiha mit seinen blauen Augen an. “Mir war langweilig...” Eine Schweißperle bahnte sich einen Weg von seiner Schläfe bis zu seinem Kinn, wo sie mit einem leisen Tropfen ins Wasser fiel. Die blonden Strähnen klebten ihm verschwitzt an der Stirn.

Sasuke spürte, wie sich ein heißer Schleier auf seine Wangen legte. Der Anblick von Naruto, wie er mit nacktem Oberkörper vor ihm in der Wanne lag...

“Ich...” Der Uchiha wollte seinen Blick abwenden, doch es gelang ihm nicht.

Verdammt...was ist nur los mit mir...?

“Ich habe dich vermisst, Sasuke...”

Der Schwarzhaarige trat erschrocken einen Schritt zurück. Seine Wangen brannten mittlerweile. War das die Hitze im Badezimmer? Oder löste etwa Naruto...

“Wow, diese Hitze macht mich ganz dösig”, rief Naruto nun mit etwas lauterer Stimme. Er grinste breit, dann sah er Sasuke besorgt an.

“Geht es dir gut? Du bist ja ganz rot im Gesicht.”

Sasuke schüttelte seinen Kopf, als ob er sich aus einer Art Trance zu lösen versuchte und er so wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Er schluckte.

“Bist du irre? Wie kannst du nur so viel Schaumbad in die Wanne kippen? Außerdem ist es hier viel zu heißt drin!”

“Aber...tut mir Leid, du warst so lange weg...”

Plötzlich fiel Sasuke etwas ein.

“Warum hast du keine Schwanzflosse?”

“Was?”

“Also du gestern aus der Wanne gestiegen bist, hat sich deine Schwanzflosse in Beine verwandelt. Jetzt bist du wieder im Wasser.”

“Hm...stimmt...ich habe immer noch Beine...”

Naruto wollte aufstehen. Augenblicklich kehrte die Röte in Sasukes Gesicht zurück.

“Bleib gefälligst sitzen! Verdammt!”

“Sasuke, du bist wieder so rot im Gesicht...”

“Halt die Klappe!”
 

Wortlos öffnete Kushina die Tür und ließ Kakashi an sich vorbei, ehe sie das Portal behutsam schloss.

“Du weißt, dass ich zwischen euch beiden stehe”, fing Kakashi an, doch die Königin bedeutete ihm mit einem Handzeichen still zu sein.

“Ich weiß, in welcher Lage du dich befindest. Und ich weiß auch, welcher Gefahr du dich aussetzt und wie viel ich von dir verlange. Aber ich kann nicht einfach tatenlos zusehen, ohne jegliche Gewissheit. Ich habe Angst.”

Kakashis Blick war sanft. “Ich verstehe. Nun, ich konnte herausfinden, bei wem er sich gerade aufhält.”

Kushinas Augen leuchteten auf.

“Wo ist er? Wo ist mein Sohn?”

“Er lebt bei einem Menschen namens Sasuke Uchiha.”

“Sasuke Uchiha...”, wiederholte die Königin tonlos.

“Ihr kennt ihn?”

Kushinas Blick war ins Leere gerichtet.

“Ich hatte eine Vision von diesem Jungen. Sie endete...mit seinem Tod.”

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Es tut mir so unendlich leid !

TutmirLeidTutmirLeidTutmirLeidTutmirLeid !! Q_____Q

Ganze (ich trau’ mich gar nicht die Zahl aufzuschreiben) 19 Monate sind seit dem letzten Kapitel vergangen. Wie schnell die Zeit doch vergeht.

Naja, zum Kapitel: Ich bin froh, dass mein Lieblingscharakter Kakashi endlich aufgetaucht ist ;D So viel sei verraten: Er wird noch eine wichtige Rolle spielen^^

Die Badewannen-Szene: jaja, diese Zweideutigkeit xD Was hat Sasuke da bloß gedacht? ;D

Desweiteren freue ich mich über Neji, ich mag die Freundschaft zwischen den beiden x3

Uuuuund: Kakashi als Meerjungmann. Ha-ha x//D

Mit dem Erscheinen des 3. Kapitels möchte ich noch mitteilen, dass ich das Cover, das mir die liebe hazskull gezeichnet hat, neu coloriert habe:
 

http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/309953/1759131/
 

Ich glaube, das war’s erstmal. Für die nächsten Kapitel setze ich mich noch mehr mit dem Unterwasserthema auseinander (habe zum Beispiel schon erfahren, dass es Unterschiede zwischen Meerjungfrauen und Wasserfrauen gibt).

Außerdem aktualisiere ich die Steckbriefe, da fehlen noch ein paar.

So, das war’s dann wirklich.

xPineapple
 

PS: Das nächste Kapitel kommt schneller, versprochen! ;D

La fin :D

Edit: neue Steckbriefe on ! (weitere folgen im Laufe der Geschichte) ^-^
 

Outtakes
 

Das hat nichts zu bedeuten, wäre ja noch schöner, wenn dieses kleine Fischfilet mich um den Finger wickelt.
 

Es war eine Mischung aus dem “Lass-dich-nicht-auf-Mädchen-ein,-die-machen-immer-nur-Schwierigkeiten” und dem weitaus vorwurfsvolleren “Ich-hab-dich-ja-gewarnt-, Kumpel”-Blick. (Oh mein Gott, wo kommt Shikamaru denn auf einmal her?! ;D
 

Frage: Soll Shikamaru eine Rolle bekommen? Bin noch unentschlossen. ^//^
 

Verdammt, wenn du so weitermachst, verkauf’ ich dich an Käpt’n Iglo!
 

(Sorry, ich kann die Fischwitze einfach nicht sein lassen xD) ^-^

The sense of life

Seine Kopfschmerzen waren unerträglich. Die Aspirintablette hatte nicht geholfen. Sasuke rieb sich über seine müden Augen. Wie lange war er schon wach? 24 Stunden? 26 Stunden? Und doch fand er keine Ruhe, zu viele Dinge schwirrten ihm im Kopf und beanspruchten seine trägen Gehirnzellen.
 

1) Warum hatte Naruto keine Schwanzflosse bekommen, als er in die Badewanne stieg? Bedeutete es, dass er für immer ein Mensch bleiben würde?

2) Was hatte es sich mit Sakura auf sich? War ihre Begegnung ein Abschied oder bedeutete sie den Beginn einer Konfrontation?

3) Warum hatte Naruto einen solchen Einfluss auf ihn? Warum rüttelte er so stark an seiner Gefühlswelt und an seinen Gedanken, wie es sonst keiner tat?
 

Sasuke trat einige Schritte ins dunkle Wohnzimmer. Naruto schlief seelenruhig auf dem Sofa und ahnte nichts von seinen Sorgen.

Wirklich beneidenswert, wie schnell er einschlafen kann, dachte der Uchiha und zog die Decke, die der Blonde von seinen Beinen gestrampelt hatte, wieder nach oben. Naruto brummte zufrieden und drehte sich auf die andere Seite. Der Uchiha verspürte den Drang, dem Blonden über den Kopf zu streicheln, doch auf halbem Weg zog er seine Hand wieder zurück.

Verdammt, du leidest wirklich unter Schlafmangel.

Er streckte sich und seine müden Knochen knacksten. Dann ging er in sein Zimmer und legte sich ins Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen starr zur Decke gerichtet.

Er musste schon halb eingeschlafen sein, als ihn etwas an der Schulter berührte.

“Sasuke? Bist du noch wach?”

Der Angesprochene öffnete die Augen und erkannte Narutos schemenhafte Gestalt in der Dunkelheit.

“Was ist los, kannst du nicht schlafen?”

“Ich war kurz in der Küche, um etwas zu trinken. Hast du noch Kopfschmerzen?” Narutos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

“Ja, aber es geht schon. Hast du mich nur deswegen geweckt?”

“Naja, ich wollte wissen, wie es dir geht.”

“Mir geht es gut, danke. Also: Gute Nacht.”

Sasuke drehte sich auf die andere Seite und wandte dem Blonden den Rücken zu.

“Soll ich noch bei dir bleiben?”

Der Uchiha knurrte. Sein Kopf pochte schmerzhaft, er war müde und fühlte sich wie gerädert. Eigentlich wollte er allein sein und schlafen, doch er brachte nicht die Kraft auf, Naruto wegzuschicken.

“Genau, ich bleibe einfach so lange auf, bis du wieder eingeschlafen bist. Das hat meine Mutter auch immer gemacht, wenn ich krank war.”

Er setzte sich kurzerhand auf die Bettkante und starrte Sasuke in der Dunkelheit an.

Oh ja, am besten liest du mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Darf ich mir was wünschen? Am liebsten “Die kleine Meerjungfrau”, ich kann von Fischen einfach nicht genug kriegen, dachte Sasuke verärgert. Er spürte, wie die Seite, auf der Naruto saß, sich nach unten wölbte, als der Blonde sich neben ihn legte. Erschrocken fuhr er auf, ein Fehler, denn in seinem Kopf zog es sich schmerzhaft zusammen.

“Was soll das denn werden?!”

“Wenn ich schon hierbleibe, kann ich es mir doch gemütlich machen.”

“Wie bitte?!”

Naruto setzte sich auf. “Aber du bist doch krank.”

“Aber du bist nicht meine Mutter.”

“Hat...deine Mutter sich nicht um dich gekümmert?”

“Doch. Sie hat mir immer Tee gemacht.”

Naruto sprang auf. “Dann mache ich dir jetzt einen Tee”, verkündete er freudestrahlend, doch bevor er loslaufen konnte, hielt Sasuke ihn am Handgelenk zurück.

“Wie gesagt, du bist nicht meine Mutter. Außerdem will ich nicht, dass du meine Küche in die Luft sprengst.” Er zog Naruto zurück aufs Bett. “Wenn es dich glücklich macht, kannst du hierbleiben, bis ich eingeschlafen bin. Aber Hände weg vom Wasserkocher, sonst schmeiße ich dich zurück ins Meer.” Der Blonde lächelte verlegen. Eine Weile lagen die beiden schweigend auf der Matratze, Sasuke auf dem Rücken, Naruto auf der Seite. Der Uchiha hatte die Augen geschlossen, sein Atem ging gleichmäßig.

“Sasuke?”

Nur das gleichmäßige Atmen.

“Sasuke?”

Stille.

“Sasuke?”

“Hm?”

“Verstehst du dich gut mit deinen Eltern?”

“Mein Vater ist gestorben, als ich zehn war.”

“Oh, tut mir Leid, das wusste ich nicht.”

“Ja...”

“Sasuke?”

“Was?”

“Was ist mit deiner Mutter?”

“Was soll mit ihr sein?”

“Versteht ihr euch gut?”

“Ja...”

“Dann ist gut.”

Sasuke dachte eine Weile nach. “Sie hat wieder geheiratet.”

“Wann?”

“Vor zwei Monaten.”

Naruto drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um und stützte seinen Kopf auf der Hand ab. “Und das macht dir gar nicht aus?”

“Ich kann doch eh nichts daran ändern. Wenn sie glücklich ist...”

“Hm, ich könnte das nicht.”

“Was?”

“Nach dem Tod meiner großen Liebe neu heiraten. Ich käme nicht darüber hinweg.”

Sasukes Blick fiel auf das schwach beleuchtete Gesicht des Meerjungmannes. Es war vollkommen ernst. Er seufzte. “Du bist naiv. Das Leben geht weiter, ob du willst oder nicht.”

“Hast du deine große Liebe verloren?”

“Ich habe keine Zeit für so etwas.”

“Aber es hat doch bestimmt schon einmal jemanden gegeben, für den du alles getan hättest, für den du alles gegeben hättest. Mit dem du dein restliches Leben verbringen wolltest.”

“Wenn man sich so sehr auf eine Person einlässt, wird man nur enttäuscht. So etwas wie ‘die wahre Liebe’ gibt es nicht.”

“Also hast du wirklich schon mal jemanden verloren?”

Sasuke war dieses Thema mehr als unangenehm. So langsam übermannte ihn die Müdigkeit, außerdem musste er am nächsten Tag früh raus. Da hatte er wirklich keine Lust, mit Naruto über sein Liebesleben zu sprechen.

“Hör zu, es ist schon spät, ich will gar nicht wissen, in wie vielen Stunden der Wecker klingelt, also werde ich jetzt versuchen zu schlafen.”

“Heißt das, du willst mich morgen wieder allein lassen?”

“Es geht nicht anders.”

“Ich...ich könnte doch mitkommen, Sasuke. Sasuke?”

Doch Sasuke war bereits eingeschlafen.
 

Das Klingeln des Weckers kam viel zu früh. Genervt schlug der Uchiha auf den kleinen Apparat. Sein Kopf pochte noch immer und sein rechtes Bein kribbelte unangenehm. Verschlafen richtete er sich auf und bemerkte erst dann, dass Naruto halb auf seinem Bein und seiner Hüfte lag. Sasuke überlegte kurz, warum der Blonde in seinem Bett schlief und erinnerte sich daran, dass er wie eine Mutter auf ihn aufpassen wollte. Dabei war er wohl selbst eingeschlafen und hatte es nicht mehr auf das Sofa geschafft.

Idiot, dachte Sasuke, musste jedoch lächeln, als er den Meerjungmann vorsichtig von sich schob und aus dem Bett kletterte. Naruto brummte und kuschelte sich in die Decke.

Der schläft nicht nur schnell ein, der lässt sich durch nichts aufwecken, dachte der Uchiha und ging ins Badezimmer, wo er sich für die Uni fertig machte. Als er geduscht und angezogen war, warf er einen letzten Blick in sein Zimmer. Naruto hatte mittlerweile angefangen zu schnarchen und sich alle viere von sich gestreckt auf dem Bett breitzumachen.

Heute komme ich früher nach Hause...und wehe du liegst dann noch in meinem Bett, dann werde ich wirklich sauer...
 

“Sasuke, du bist schon wieder so spät.” Naruto saß schmollend auf dem Sofa und sah den Studenten vorwurfsvoll an. “Ich wollte doch mitkommen.”

“Ach, wann hast du das denn entschieden?”, fragte Sasuke, zog sich die Jacke aus und schlurfte in die Küche.

“Gestern Abend. Aber als ich heute morgen aufgewacht bin, warst du schon weg. Und nicht mal einen Zettel hast du mir geschrieben.”

“Ich dachte, heute würde ich früher nach Hause kommen, aber es kam etwas dazwischen.” Er goss sich Tee in eine Tasse und nahm einen kräftigen Schluck. “Außerdem hast du mir gar nichts gesagt.”

“Doch, gestern Abend.”

“Dann habe ich wohl schon geschlafen.”

“Aber morgen kann ich doch mit, oder?”

“Hast du sie noch alle?”

Stille.

Ob ich ihn verärgert habe?

Sasuke drehte sich Richtung Wohnzimmer. Naruto stand im Türrahmen, seinen Blick fest auf den Uchiha gerichtet. Eine Weile schwiegen sie sich an.

“Was ist?”, fragte Sasuke schließlich, als er das Gefühl hatte, die Stille durchbrechen zu müssen, doch Naruto sah ihn nur weiter anklagend an. “Wenn du denkst, dass du mich so überreden kannst, hast du dich geschnitten, F i s c h i...”

Seine blauen Augen bohrten sich in seine. Sein Gesicht zeigte keine Regung.

“Langsam fängst du an mich zu nerven...”

Blaue Augen. Keine Regung.

Sasuke knallte seine Tasse auf die Spüle. “Schon gut, du darfst morgen mitkommen, bist du jetzt glücklich?!”

Naruto strahlte. “Ja!”
 

Als der erste Wecker klingelte, stand Sasuke auf, müde und zerknirscht.

Als der zweite Wecker klingelte, sprang er unter die Dusche. Das kalte Wasser ließ ihn frösteln.

Als der dritte Wecker klingelte, schlang er einen Müsliriegel hinunter und trank einen großen Schluck Tee.

Als der vierte Wecker klingelte, warf er Naruto genervt ein Kissen auf den Kopf.

Als der fünfte Wecker klingelte, riss sein Geduldsfaden. Er schüttelte den Blonden kräftig an der Schulter, der sich schlaftrunken aufsetzte.

“Du hast nur noch zehn Minuten.”
 

In eine dicke Winterjacke von Sasuke gehüllt und mit einer warmen Wollmütze auf dem Kopf machten sich die zwei auf den Weg zur Uni. Als Sasuke sein Apartment abschloss, sprang der Meerjungmann schon die Treppen nach unten und betrat durch die Eingangstür die Kälte des Morgens. Naruto staunte nicht schlecht, als er die vielen Menschen sah, die sich grimmig auf den Weg zur Schule oder zur Arbeit machten. Er stellte Fragen über alle möglichen Gegenstände, die sie unterwegs entdeckten.

“Was ist das?”, fragte er und deutete auf die U-Bahn, die ratternd in den Bahnhof fuhr und quietschend vor ihnen zum Stehen kam.

“Damit kommen wir zur Uni”, antwortete Sasuke und schob Naruto in ein Abteil, das sich innerhalb weniger Sekunden mit Menschen füllte. Von allen Seiten wurde gedrückt und gedrängelt, was dem Blonden überhaupt nicht gefiel. Er kniff die Augen zusammen und klammerte sich an Sasukes Arm, der sich routinemäßig an einer Stange über ihren Köpfen festhielt.

In dem Gedränge fällt Naruto nicht weiter auf, dachte Sasuke erleichtert. Tatsächlich schien sich niemand für die beiden zu interessieren, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, hörte laut Musik oder unterhielt sich mit seinem Nachbarn über das Wetter und die Arbeit.

Die U-Bahn fuhr mit einem Ruck los, was niemanden außer Naruto beunruhigte. In ihrem Abteil waren fast ausschließlich Grundschulkinder, die sich teilweise verängstigt an ihre Mütter klammerten, teilweise übermütig durch die Gänge hüpften, soweit es die Menschenmenge zuließ. Naruto drückte seinen Kopf an Sasukes Schulter und hoffte, dass diese Fahrt schnell ein Ende nehmen würde. Der Schwarzhaarige seufzte und starrte aus dem Fenster, doch er sah nur die Dunkelheit des Tunnels.

“Guck mal Mami, der Mann da hat ganz spitze Ohren”

Ein kleines Mädchen, das mit seiner Mutter einen der begehrten Sitzplätze ergattert hatte, rutschte aufgeregt auf dem abgenutzten Sitzpolster herum. Die Kleine zupfte am Ärmel ihrer Mutter und zeigte mit ihrer anderen Hand auf Naruto. Die Mutter las desinteressiert in ihrem Buch weiter, doch einige Fahrgäste drehten sich zu dem Blonden um. Sasuke bemerkte entsetzt, dass die Mütze verrutscht war und den Blick auf Narutos Ohren freigab. Schnell zog er sie wieder nach unten. Naruto schaute verwirrt auf.

“Duhuu, bist du ein Kobold?”

Das Mädchen hatte sich durch die Menge gedrängt und stand nun vor den beiden jungen Männern. Sie zupfte unentwegt an Narutos Jacke.

“Ein Kobold?”, fragte er und sah das Mädchen nun ebenfalls neugierig an.

Die Kleine nickte und glubschte mit großen Augen zu ihm auf. Naruto grinste und hockte sich vor das Mädchen. “Nein, ich bin kein Kobold. Ich bin ein Meerjungmann. Normalerweise wohne ich ganz tief im Meer, aber mein Vater hat mich verbannt.”

Die Augen der Kleinen weiteten sich, ihr Mund war zu einem tonlosen O geformt. Dann fing sie an zu schreien.

“Hier ist eine echte Meerjungfrau. Mami, Mami, eine Meerjungfrau!”

Einige der Fahrgäste lachten, andere starrten Naruto eindringlich an. Eine mechanische Frauenstimme gab die nächste Haltestelle bekannt. Die U-Bahn kam ratternd zum Stehen.

“Das reicht an Aufmerksamkeit”, murmelte Sasuke, packte den Blonden am Handgelenk und zog ihn mit nach draußen. Sie folgten dem Menschenstrom aus der Station hinaus in eine belebte Straße, ehe der Schwarzhaarige in eine kleine Seitengasse bog. Er ließ Naruto los.

“Also wirklich, du vertraust dich ja echt jedem an.”

Der Uzumaki sah Sasuke verwirrt an. “Was meinst du?”

“Du hast der Kleinen erzählt, wer du bist.”

“Du hast mir doch auch erzählt, wer du bist.”

“Das ist was anderes.” Außerdem weißt du im Grunde gar nichts über mich, fügte der Schwarzhaarige in Gedanken hinzu.

“Warum?”

“Weil niemand von deiner Existenz wissen darf. Du ahnst nicht, was dann los wäre. Die Medien würden sich um die reißen.”

“Hm...dann bin ich aus meinem Königreich verbannt worden und in deiner Welt habe ich auch keinen richtigen Platz.” Narutos Stimme klang niedergeschlagen. Und traurig.

“Warum bist du verbannt worden? Wer hat das entschieden?”

“Mein Vater.”

“Toller Vater...”

“Er ist toll”, rief Naruto entrüstet. “Er hat das nur getan, weil er mich liebt.”

“Komische Art das zu zeigen...”

Naruto suchte die richtigen Worte, um seinen Vater zu verteidigen, doch er wusste nicht, wie er das erklären sollte. Vielleicht hatte Sasuke Recht...

“Vielleicht liebt er mich doch nicht so sehr, wie ich gedacht habe...”

Sasuke mochte den traurigen Gesichtsausdruck überhaupt nicht an dem Blonden. Er überlegte, was er sagen konnte, um ihn aufzumuntern. Und um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern.

“Naja, vielleicht beschützt er dich dadurch. Wer weiß, was eure heiligen Oberfische mit dir gemacht hätten. Er will nur das Beste für dich.”

Der Uchiha kam sich ziemlich dämlich vor. Seine Erklärung schien ihm zusammenhangslos und aus der Luft gegriffen, doch Naruto lächelte matt.

“Vielleicht hast du Recht...Die Hohepriester haben grausame Strafen. Hoffentlich haben sie Hinata nichts getan.” Er sprach mehr zu sich selbst als zu Sasuke. “Aber eigentlich müsste es ihr gut gehen, sie konnte schließlich nichts dafür.” Das blasse Gesicht der Hyuuga kam ihm in den Sinn. Der Gedanke, dass sie wegen ihm Tränen vergoss und sich jeden Tag fragte, womit sie das verdient hatte, versetzte ihm einen Stich. Er wollte nicht, dass Hinata leidete. Sie hatte was besseres verdient.

Sasuke beschloss, das Thema fürs erste nicht mehr anzusprechen. Naruto schien noch nicht bereit, sich ihm gegenüber zu öffnen, die Wunden waren noch zu frisch. Der Uzumaki hing seinen Gedanken nach.

Nach einiger Zeit erreichten sie die Uni. Naruto hatte den Blick noch immer gesenkt. Sasuke stieß ihm mit dem Ellbogen gegen die Schulter und deutete stumm auf das große Gebäude vor ihnen.

“Wow, sagte Naruto und beobachtete die Studenten, die hastig und mit Aktentaschen, Mappen und zahlreichen Unterlagen beladen aus und in die Universität liefen. Dieser ganz neue Eindruck schien den Meerjungmann auf andere Gedanken zu bringen. “Und hier gehst du jeden Tag hin?”

Die beiden schlossen sich einer Gruppe Mathematikstudenten an, die hitzig über eine Dreiecksgleichung diskutierten.

“Jepp”, antwortete Sasuke knapp und steuerte Richtung Hörsaal.

“Was machen wir jetzt?”

“Als erstes hören wir uns eine Vorlesung über Strafrecht an.”

“Was ist das?”

“Das zu erklären würde jetzt viel zu lange dauern. Außerdem würdest du das eh nicht verstehen.”

“Dann will ich das lernen.”

Sasuke seufzte. “Es gibt Rechtsnormen, die bestimmte Handlungen verbieten. Als Rechtsfolge sind sie mit einer Strafe verknüpft. So sollen Rechtsgüter wie Eigentum und Leben geschützt werden.”

Naruto nickte, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Er konnte nicht nachvollziehen, wie Sasuke so etwas lernen, wie sich überhaupt jemand dafür interessieren konnte. Für ihn hörte es sich einfach nur langweilig an. Sie stiegen einige Stufen hinab, bogen in eine Sitzreihe in der Mitte und klappten die Stühle aus. Der Uchiha klappte ebenfalls die Tischplatte nach unten und breitete seine Unterlagen auf dem bekritzelten Holz aus. Naruto tat es ihm nach, klappte den Tisch aus, klappte ihn wieder ein, klappte ihn wieder aus.

“Was ist denn mit dem los?”, fragte Neji Hyuuga, als er sich einen Weg durch den Saal gebahnt und sich neben Sasuke gesetzt hatte. Der Schwarzhaarige hatte unterwegs entschieden, Naruto als Austauschstudent aus den Staaten vorzustellen, der dank seiner japanischen Mutter perfekt japanisch sprach. Sasuke schüttelte nur den Kopf und schlug mit der Hand auf die Tischplatte, die Naruto zum hundertsten mal aufgeklappt hatte. “Noch einmal und du fliegst raus”, zischte er.

Er fing an sich mit Neji zu unterhalten und ihm den Blonden mehr oder weniger vorzustellen. Der Hyuuga beäugte ihn misstrauisch, nickte schließlich und beachtete Naruto nicht weiter. Vorne am Pult hatte sich ein alter Mann geräuspert und im Saal kehrte augenblicklich Stille ein. “Willkommen, meine lieben Studentinnen und Studenten”, sagte er mit seiner rauchigen Stimme. “Heute befassen wir uns mit einem recht interessanten Thema, wie ich finde. Straf-und Strafprozessrecht.”

Die Studenten um Naruto herum fingen an sich Notizen zu machen. Das Mädchen, das neben Naruto saß, schrieb eifrig alle Punkte mit. “Hast du keinen Block?”, fragte sie, als sie bemerkte, dass Naruto als einziger nichts schrieb.

“Nein”, antwortete er.

“Willst du denn gar nichts mitschreiben?”

“Ich kann gar nicht schreiben.”

Das Mädchen sah ihn argwöhnisch an. “Willst du mich auf den Arm nehmen?”

Naruto überlegte kurz. “Nein, dafür bist du viel zu schwer.”

Das Gesicht des Mädchens färbte sich dunkelrot. “Was fällt dir ein, du...”

“Wenn ich auch um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, Kin-san.” Professor Sarutobi lächelte, bedeutete ihr jedoch mit eindringlichem Blick der weiteren Vorlesung schweigend zu folgen. Kin warf Naruto einen wütenden Blick zu, ehe sie sich von ihm abwandte und starr nach vorne sah. Der Blonde versuchte sich nun ebenfalls auf den alten Mann zu konzentrieren, doch zum einen verstand er kein Wort von dem Juravortrag, zum anderen machte ihn die langsame und raue Stimme des Professors müde. Er gähnte, legte den Kopf auf die Tischplatte und schloss die Augen. Die Stimme wurde immer leiser und leiser, bis es irgendwann ganz still war...

Naruto wachte auf, als er langsam vom Tisch rutschte und seine Wange über das Holz schrubbte. Verschlafen richtete er sich auf und sah sich um. Der alte Mann war verschwunden, ebenso die ganzen Studenten. Das Schlimmste jedoch war, dass auch Sasuke nicht mehr neben ihm saß.

“Wo sind denn alle hin?”, rief er. Seine Stimme hallte in dem großen Saal wider. “Wie kann Sasuke mich hier alleine lassen?”

Ohne recht zu wissen, wohin er ging, verließ der Blonde den Hörsaal und stolperte in den menschenleeren Flur. “Oh nein, ich bin ganz allein.”

Kurzerhand setzte er sich auf den Boden und überlegte, wo er Sasuke als erstes suchen sollte, doch er hatte keine Ahnung, wo er anfangen könnte. Außerdem wusste er nicht einmal, wo er selbst sich gerade befand.

Ich weiß doch nicht mal, wie ich wieder zur U-Bahn komme, dachte er niedergeschlagen. Bevor er weiter grübeln konnte, riss ihn eine fremde Stimme aus den Gedanken.

“Hey, warum sitzt du auf dem Boden?” Er blickte auf und sah einen jungen Mann, der gelangweilt vor ihm stand. “Eigentlich ist es mir egal, aus welchem Grund du da sitzt, aber Professor Sarutobi hat mich gebeten, nach dir zu suchen. Komm, alle warten schon”

Ohne eine weitere Erklärung ging er los. Naruto rappelte sich auf und lief dem Jungen hinterher.

“Wer bist du?”

Der Student sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Ich dachte, man hätte dir die Namen mitsamt Bildern gefaxt.”

“Gefaxt?”

“Oh mann, du sollst wirklich ein Doktor der Philosophie sein? Naja, besonders helle scheinst du mir sowieso nicht...”

“Philo...was?”

Die beiden erreichten einen Hörsaal, der mindestens genauso groß wie der vorherige und bis auf den letzten Platz besetzt war.

“Wo setzen wir uns hin?”, flüsterte Naruto neugierig, als sie die Stufen bis zum Pult hinabstiegen.

“Sitzen? Du wirst die nächsten zwei Stunden nicht sitzen können.” Er schubste Naruto zum Pult, wo eine Reihe gut gekleideter Erwachsener stand, ehe er sich selbst in die erste Reihe setzte. Erst jetzt bemerkte Naruto, dass es in dem Saal ganz still war und ihn alle gebannt anstarrten.

“Sie sind spät, Professor Manabu, wir warten schon seit einer halben Stunde. Ich bin Asuma Sarutobi, Professor der Philosophie an der hiesigen Universität.” Er schüttelte Naruto die Hand. “Es ist wirklich eine Ehre, einen derart jungen Dozenten begrüßen zu dürfen.” Er wandte sich kurz an den Jungen, der Naruto aufgelesen hatte. “Danke, Shikamaru.” Der Nara nickte ihm zu, seine Miene blieb gelangweilt.

Asuma stellte sich an das Mikrophon. “Guten Tag allerseits. Wie Sie sehen können, ist Professor Hiroshi Manabu nun endlich eingetroffen. Lassen Sie mich ein paar Worte sagen. Professor Manabu ist der wahrscheinlich jüngste Professor in der Geschichte Japans. Ich selbst habe eine seiner zahlreichen Philosophiearbeiten gelesen und muss sagen, dass dieser junge Herr über ein sehr tiefgründiges Denkvermögen verfügt. Er hat nur für uns seinen Englandaufenthalt unterbrochen, um uns im Rahmen unseres kleinen Projekts einen Vortrag zu halten. Und nun genießen Sie die wunderbar philosophischen Worte, die Professor Manabu aussprechen wird zum Thema ‘Der Sinn des Lebens’ .”

Die Studenten klatschten Beifall, während Asuma dem verwirrten Naruto aufmunternd zunickte. Der Uzumaki blieb wie angewurzelt stehen und starrte irritiert auf die Zuhörer, die scheinbar etwas von ihm erwarteten. Professor Sarutobi räusperte sich und deutete ihn mit einer Handbewegung zum Mikrophon. Naruto verstand noch immer nicht.

“Wohl etwas schüchtern, unser Professor Manabu”, sagte er und zog den Blonden am Ärmel zum Pult. Einige Studenten lachten, andere runzelten die Stirn. Shikamaru schlug sich die Hand vor den Kopf. Das Mikrophon quietschte, als Naruto es richtete. Er überlegte fieberhaft, was er tun oder sagen sollte.

~Weil niemand von deiner Existenz wissen darf~

Na gut, Sasuke, dann werde ich die Rolle eben spielen.

Er räusperte sich.

“Hallo, mein Name ist Na...äh, Professor Hiroshi Manabu und ich werde euch...ähm...etwas über...”

“Sinn des Lebens”, flüsterte Asuma.

“Genau, ich werde euch etwas über den Sinn des Lebens erzählen...also...ähm...”

Naruto dachte kurz nach. Er kannte keine Philosphen, auf die er sich beziehen konnte, er wusste auch keine Fachbegriffe, die das Ganze professioneller wirken ließen. Im Grunde konnte er nur das erzählen, was er fühlte.

“Eigentlich habe ich bis vor kurzem überhaupt nicht über den Sinn des Lebens nachgedacht, ich habe einfach in den Tag hineingelebt und alles als selbstverständlich angesehen, zum Beispiel, dass ich ein Zuhause, genug zu essen und eine Familie habe. Doch bei mir ist etwas vorgefallen, etwas so unverzeihliches, dass mein Vater mich nicht mehr sehen will. Ich habe ihn und auch meine Mutter sehr enttäuscht und ein Mädchen sehr traurig gemacht. Plötzlich hatte ich keine Familie mehr, die sich in guten, aber auch in schlechten Zeiten um mich kümmert. Zum Glück hat mich jemand aufgenommen, sonst wäre ich vielleicht heute nicht mehr hier. Ich mag diesen Jemand wirklich sehr und ich bin dankbar, dass er mich bei sich wohnen lässt. Aber trotzdem spüre ich, dass mir etwas fehlt, etwas, was vorher immer da war: Die Liebe. Die Liebe meiner Eltern zum Beispiel. Wenn ich traurig war, hat mich meine Mutter immer getröstet. Wenn ich etwas nicht hinbekommen habe, hat mein Vater mich immer ermutigt. Ich glaube, dass meine Eltern mich noch lieben, aber es ist trotzdem schwer, wenn sie die Liebe nicht zeigen können. Ich meine, irgendwie verunsichert mich das doch. Zu wissen, dass etwas da ist, es aber nicht sehen zu können. Da fängt man an zu zweifeln und diese Zweifel bestehen nicht nur im Bezug auf meine Eltern. Wenn ich sehe, wie glücklich sie zusammen sind, frage ich mich manchmal, ob ich auch irgendwann das Glück haben werde, meine große Liebe zu finden. Ich sollte ein Mädchen heiraten, doch ich konnte sie nicht so ansehen, wie mein Vater meine Mutter ansieht. Irgendetwas hat gefehlt. Trotzdem werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages die Person zu finden, für die ich alles tun würde, für die ich alles aufgeben würde. Darum ist die Liebe für mich der Sinn des Lebens. Ich glaube, wenn man die große Liebe findet, jemanden, der auch für dich alles tun würde, der dich so akzeptiert wie du bist, ist man der glücklichste Mensch der Welt. Die Geborgenheit und die Gewissheit, irgendwo hinzugehören, sind die Basis einer glücklichen Beziehung. So wie bei meinen Eltern.”

Stille.

Oh nein, habe ich was falsches gesagt?

Bevor jemand etwas sagen konnte, flog oberhalb der Sitzreihen die Tür auf. Die Studenten drehten sich neugierig um.

“Sasuke”, rief Naruto erleichtert. Er vergaß die Professoren um sich herum und lief die Stufen zu dem Schwarzhaarigen hinauf. Der packte ihn am Handgelenk und zog ihn ohne ein weiteres Wort aus dem Hörsaal.

“Aber Professor Manabu, wo gehen Sie denn hin?”, rief Asuma den beiden hinterher, doch weder Sasuke noch Naruto drehten sich nach ihm um.

“Ich würde dir am liebsten eine scheuern”, sagte Sasuke, als sie im Flur stehen blieben.

“Aber warum denn?”

“Erst verschwindest du ohne etwas zu sagen und dann landest du noch in der Philosophieabteilung.”

“Aber du hast mich doch im Hörsaal vergessen.”

“Ich dachte, du wärst direkt hinter mir.”

“Ich bin eingeschlafen und hab gar nicht gemerkt, dass du aufgestanden bist.”

Eine Weile schwiegen die beiden.

“Naja, jedenfalls hast du einen bleibenden Eindruck hinterlassen.”

Naruto grinste. “Ich habe einen Vortrag über den Sinn des Lebens gehalten.”

Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. “Die Philosophen sind doch alle verrückt. Lass uns nach Hause gehen.”

Naruto sah ihn freudestrahlend an. “Ja.”
 

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Und wie die Studenten den Vortrag fanden, beleuchte ich im nächsten Kapitel ;D
 

Von 19 Monaten auf 1Monat reduziert, yay ^-^

Hm, allzu viel habe ich dieses mal eigentlich nicht zu sagen.

Bezüglich der Benachrichtigungen: Ich werde wieder eine Ens-Liste anlegen, die bei den Charakterisierungen zu sehen sein wird. Sagt mir einfach Bescheid und ich setze euch auf die Ens-Liste ;D

PS: Ich weiß nicht, wie beliebt Itachi und Deidara hier sind. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, was ich vor 2 Jahren mit den beiden vorhatte, deswegen überlege ich sie ganz rauszulassen ?.?

An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön für 99 Kommis und 149 Favos ! x3
 

Outtakes
 

“Was ist denn mit dem los?”, fragte Neji,als Naruto anfing, auf dem Tisch zu tanzen.
 

Als Autorin denkt man ja manchmal über seine Geschichte nach, also habe ich den weiteren Verlauf grob skizziert. Falls Sasuke und Naruto zusammenkommen ( ;D ), gibt es doch einige Dinge, über die ich nachgedacht habe:

Kakashi: So ihr beiden, da ihr jetzt zusammen seid, müsst ihr so langsam mal übers Heiraten nachdenken.

Sasuke: He...heiraten?!

Naruto: Oh jaaa, lass uns heiraten, Sasuke.

Sasuke: Aber...aber...

Kakashi: Ich werde sofort alles arrangieren. Sobald ihr dann das Königspaar seid, müsst ihr auch darüber nachdenken, die Dynastie fortzusetzen.

Naruto: Was meinst du damit, Kakashi?

Kakashi: Schließlich muss es auch Nachfolger geben.

Naruto: Nachfolger?

Kakashi: Ihr müsst über Kinder nachdenken!

(Sasuke ist mittlerweile ohnmächtig und bleibt es auch für die nächsten Stunden)

;D

(Ihr könnte doch Nemo adoptieren ;D) !
 

Juraprofessor: 3.Hokage Sarutobi

Philosophieprofessor: Asuma Sarutobi

Surprise

“...und dann hat er ihn bei der Hand genommen und ist mit ihm aus dem Saal gestürmt.”

“Die haben Händchen gehalten?”

“Ich habe sogar gesehen, wie sie sich geküsst haben!”

“Wirklich?!”

“Ich sag’s euch, zwischen den beiden läuft was.”

“Das hätte ich nicht von dem Uchiha erwartet, der ist doch so ein Mädchenschwarm.”

“Tja, diejenigen, von denen man das am wenigsten erwartet, sind von der anderen Seite.”

“Schade für die vielen Mädchen, die auf ihn stehen, wenn das mal keinen Terror gibt.”

“Besser für uns, vielleicht haben wir jetzt auch mal eine Chance auf eine Verabredung.”

Das Gemurmel verstummte augenblicklich, als Sasuke die Mensa betrat. Einige Sekunden stand er reglos am Eingang, bedrohte jeden im Raum mit seinem eiskalten Blick, ehe er sich ein Tablett nahm und sich in die Reihe vor der Essensausgabe stellte. Die angespannte Stille verwandelte sich in aufgeregtes Flüstern. Einige zeigten mit dem Finger auf ihn, andere reckten die Köpfe, um das Gesprächsthema des Tages besser sehen zu können. Der Uchiha spürte die ungewollte Aufmerksamkeit und versuchte sie so gut wie möglich auszublenden. Er seufzte innerlich. Eigentlich war er selbst Schuld daran, wie auf einem Präsentierteller die Blicke der anderen auf sich zu ziehen. Zu gut hatte er gewusst, was sein Auftritt in der Philosophieabteilung auslösen, welche Konsequenzen diese Aktion haben würde. Es war offensichtlich, wie schnell Gerüchte ihre Runde durch die ganze Universität machten. Und doch, obwohl er es gewusst hatte, war ihm das mehr als unangenehm. Er hasste Gerüchte, er hasste es, wie Menschen sich an Lügen festhalten, sich ein falsches Bild machen und dieses dann noch weiter verbreiten konnten.

Lass die Idioten doch reden, kann dir doch egal sein, dachte Sasuke, bezahlte sein Mittagessen, ignorierte den argwöhnischen Blick der Kassiererin und suchte sich einen Platz am Ende der Mensa. Dabei bemerkte er, wie ihn ein Student mit Brille entsetzt anstarrte. Langsam legte Sasuke sein Besteck weg, faltete seine Hände und stützte sein Kinn darauf ab. “Na Süßer, soll ich meinen Pudding oder doch lieber dich vernaschen?”, säuselte der Schwarzhaarige. Der Angesprochene riss die Augen auf, stellte hastig sein Geschirr auf sein Tablett, stieß dabei seine Wasserflasche um, wischte unbeholfen mit dem Ärmel darüber und verschwand zwischen den Stühlen.

Geht doch.

“Der wird wohl nicht in der Besenkammer auf dich warten”, sagte Neji, der seinem besten Freund gegenüber Platz nahm.

“Wirklich zu schade, der sah verdammt heiß aus”, knurrte der Uchiha und schob seinen Teller von sich weg. Auch wenn er versuchte, die Gerüchte und das Gegaffe zu ignorieren, er konnte es nicht verhindern, dass es ihm nahe ging und ihm den Appetit verdarb.

“Kein Sorge, hier gibt es genug Typen, die sehnsüchtig auf solche Gerüchte gewartet haben.”

Der Blick, den Sasuke ihm daraufhin zuwarf, hätte jeden anderen sofort in die Flucht geschlagen, doch Neji ließ sich nicht einschüchtern und musterte seinen Freund mit hochgezogenen Augenbrauen.

“Ganz ruhig, falls du es vergessen haben solltest, ich bin auf deiner Seite. Außerdem glotze ich dich nicht die ganze Zeit an oder verrenke meinen Hals, nur um dich einmal ansehen zu können.”

Er hatte Recht und der Uchiha wusste es. Ohne unangenehme Fragen zu stellen hatte Neji sich zu ihm gesetzt. Ihm war es gleichgültig, was die anderen ihm nun andichten würden. Sasuke Uchiha und Neji Hyuuga? Solange sie beide wussten, dass es nicht so war, würde Neji zu ihm halten.

“Vielleicht solltest die Vorlesung heute ausfallen lassen. Damit sich die Sache beruhigen kann. Du weißt schon.”

Nun war Sasuke derjenige, der die Augenbrauen hochzog.

“Du rätst mir dazu, einfach zu gehen? Wie ein Feigling zu bluffen? Gerade du? Oder ist es dir peinlich, mit mir gesehen zu werden? Oh nein, da ist der große Neji Hyuuga, zusammen mit Sasuke Uchiha, der kleine Philosophieprofessoren vernascht.”

“Du weißt ganz genau, dass es nicht deswegen ist. Ich will nur nicht, dass du nochmal diesen Spießrutenlauf durchleben musst. Wie damals.”

Sasuke stand auf und zog sich seine Jacke an.

“Du wirst wirklich weich, Hyuuga”, grinste er, klopfte seinem besten Freund jedoch freundschaftlich auf die Schulter. “Danke. Wirklich.”
 

“Warum bist du schon hier?” Naruto saß im Schneidersitz auf dem Sofa und sah den Schwarzhaarigen neugierig an. Dieser zuckte nur gleichgültig die Schultern.

“Es gibt viel Gerede in der Universität.”

“Über was wird denn geredet?”

Möglichkeit 1: Weißt du, Naruto, Menschen reden oft, wenn sie etwas interessant finden oder etwas ganz neu oder unglaubwürdig ist. Die Tatsache, dass ich dich gerettet habe, ist ziemlich unglaubwürdig, wenn nicht sogar unmöglich. Sasuke Uchiha interessiert sich für seine Arbeiten und für die Universität, aber nicht für andere Menschen.

Möglichkeit 2:Nunja, als ich in den Saal gestürmt bin, dich bei der Hand genommen und mitgenommen habe, ist ein falsches Bild von uns entstanden. Um es kurz zu sagen: Alle denken wir hätten eine Beziehung. Keine freundschaftliche, wenn du verstehst, was ich meine.

Die eine Möglichkeit ist zu kaltblütig, die andere zu direkt. Vielleicht sollte ich gar nichts sagen...oder...

“Sasuke? Hast du meine Frage überhaupt verstanden?”

“Nur Universitätskram, das hat mich einfach nur genervt.”

“Achso.”

Sasuke ging in die Küche und lehnte sich seufzend gegen den Kühlschrank. Er hasste Lügen, warum wurde er nur immer wieder gezwungen, sie zu verbreiten?

Er würde es eh nicht verstehen, selbst wenn, dann würde es ihn nur belasten. Nennt man soetwas ‘Beschützerinstinkt’? Oh mann, du wirst wirklich weich, Uchiha..
 

Die ungewohnt freie Zeit verbrachten die beiden hauptsächlich vor dem Fernseher. Sasuke saß an einem Ende des Sofas, den Arm auf die Lehne gestützt. Naruto hatte sich am anderen Ende eingerollt. Der Uchiha wunderte sich, dass der Blondschopf noch nicht zu schnurren angefangen hatte. Fast den ganzen Nachmittag sahen sie sich Kochshows an, die dem Blonden besonders gut gefielen. Es war zwar nichts besonderes, doch eine willkommene Abwechslung vom stressigen Uni-Alltag und vom langweiligen Alleinsein.

“Dann schneide wir die Tomaten in Achtel, ungefähr so”, erklärte die kleine pummelige Frau im Fernseher und schnitt das Gemüse mit flinken Bewegungen. Naruto drehte seinen Kopf mit glitzernden Augen zu Sasuke um.

“Denk nicht mal im Traum daran”, zischte dieser. “Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dir auch nur ein Plastikmesser in die Hand gebe.”

“Aber bei ihr sieht es so einfach aus. Bitte, lass mich nur einmal probieren.”

“Diese Frau hat ja auch die Hälfte, wenn nicht sogar zwei Drittel ihres Lebens mit Gemüseschneiden verbracht.”

“Bitte, Sasuke, ich...”

Der Uzumaki wurde durch das plötzliche Klopfen an der Tür unterbrochen. Sasuke stand auf, formte ein letztes, tonloses “Nein” und öffnete seinem unerwarteten Gast. Doch draußen auf dem Flur war niemand zu sehen, nur ein Zettel lag auf dem Fußabtreter. Sasuke erkannte die feine, saubere Schrift sofort. Er nahm das Stück Papier und entfaltete es.
 

Sasuke,

ich muss etwas sehr Wichtiges mit dir besprechen.

Ich warte morgen um 17:00 Uhr im Yokohama-Café

auf dich. Ich denke, du hast diesen Ort nicht ver-

gessen.

In Liebe, Sakura
 

In Liebe?

“Wer ist da, Sasuke?”

Naruto hatte sich auf dem Sofa zusammengekauert und lugte nun vorsichtig über die Lehne zur Tür.

“Niemand”, antwortete der Uchiha verwirrt, zog die Apartmenttür hinter sich zu und setzte sich wieder auf das blaue Polster.

“Nur ein Brief? Von wem?”

“Kann man deine Neugier auch irgendwie ausschalten?”

Naruto verzog das Gesicht. “Nun sag schon, von wem ist der Zettel?”

Diesmal würde er um eine ehrliche Antwort nicht herumkommen. Der Uchiha seufzte.

“Erinnerst du dich noch an das Mädchen, das neulich hier war?”

Naruto nickte stumm.

“Tja, von eben diesem Mädchen ist dieser Zettel hier.”

“Und was steht drin?”

“Dass du nicht alles wissen musst.”

“Ist es ein Liebesbrief?”

In Liebe, Sakura. In Liebe, Sakura. In Liebe, Sakura. In Liebe, Sakura.

“Nein.”

“Tut mir leid, ich wollte dich nicht nerven.”

Sasuke schnaubte. “Nein, du bist wirklich der Letzte, der mich hier nervt”, sagte er sarkastisch.

Obwohl ich zugeben muss, dass deine Blicke und Fragen nicht annähernd so nervtötend sind wie die der Leute in der Uni.
 

Im Kushinas Gemach wurde es still. Die Königin blickte noch immer ins Leere, ihr ganzer Körper war angespannt, ehe sie sich mit einem Seufzer aus der Starre löste und ihre Augen wieder ihre normale Farbe annahmen.

“Seid...seid Ihr euch wirklich sicher?” Kakashi kannte die Antwort, doch es schien ihm notwendig, endgültige Gewissheit zu haben.

“Du weißt, dass meine Visionen sich immer bewahrheiten, Kakashi. Ich wünschte, es wäre anders.”

“Aber was ist denn passiert? Warum kommt der Junge um?”

Die Königin schüttelte nur den Kopf. “Ich bin erschöpft und muss über die ganze Sache nachdenken.”

Kakashi wollte widersprechen, hielt jedoch inne und nickte stumm. An der Tür hielt Kushina ihn auf. “Bitte sag’ Minato nichts davon.”

Erneut nickte er, dann verließ er das Zimmer.
 

Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Warum sollte Sasuke Uchiha sterben? Warum gerade dieser Junge? Und warum gerade zu diesem Zeitpunkt?

Du weißt nicht, wann es passieren wird, dachte der Hatake und schwamm durch die dunklen Gänge des Schlosses. Im Grunde weißt du gar nichts. Kushina scheint zu verwirrt, um es genauer zu erklären. Aber eins weiß ich ganz sicher: Ich werde es nicht zulassen, dass der Junge stirbt. Nicht bevor Naruto wieder im Schloss ist.
 

Das Café war nur wenige Minuten von Sasukes Apartment entfernt. Es war eins von der Sorte, das nicht einer großen Kette angehörte, sondern den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden bevorzugte. Die Stammgäste kamen vor allen Dingen wegen des gemütlichen Ambientes und der freundlichen Bedienung, die einen schon fast gruselig höflichen Ton pflegte. Sasuke musste zugeben, dass es ganz nett eingerichtet war, doch für seinen Geschmack gab es zu viele kleine pastellfarbene, lederüberzogene Hocker und bunte Blumen, die in allen Ecken in großen Töpfen standen. Deswegen bevorzugten vor allem junge Studentinnen und Oberstufenschülerinnen das Café.

Sasuke warf einen Blick auf die große Uhr, die über dem Eingang hing.

16:56 Uhr.

Nachdem er sich in dem kleinen Raum umgesehen und festgestellt hatte, dass Sakura noch nicht da war, suchte er sich einen Platz in der Ecke aus, an dem sie sich hoffentlich ruhig und ungestört unterhalten konnten. Auch heute war das Café recht voll mit weiblicher Kundschaft, die sich kichernd über belanglose Dinge wie Mode oder Beziehungen unterhielt. Sasuke bemerkte, dass er der einzig männliche Gast war. Gerade, als er überlegte, was die Rosahaarige wohl von ihm wollte, kam eine kleine Kellnerin, nicht älter als 16, auf ihn zugeschwebt. “Kann ich dir schon etwas bringen?”, sagte sie mit ihrer Piepsstimme und zückte Block und Bleistift.

“Nein danke, ich warte noch auf jemanden.”

Die Kellnerin musterte ihn, dabei nahm ihr Gesicht einen verträumten Ausdruck an. “Deine Freundin kann sich glücklich schätzen.” Kichernd schwebte sie zum nächsten Tisch und begrüßte eine Gruppe Schülerinnen, die den Schwarzhaarigen freudestrahlend anzwinkerte.

“Du hast wirklich eine unbeschreibliche Wirkung auf das weibliche Geschlecht”, hörte er eine Stimme sagen, die er nur allzu gut kannte. Sakura streifte sich den Mantel von den schmalen Schultern und nahm ihm gegenüber Platz.

“Überpünktlich, wie immer”, stellte sie dann lächelnd fest. Sasuke zuckte mit den Schultern.

“Du hast geschrieben, dass es wichtig sei. Also...”

“Und du redest nicht um den heißen Brei herum...wie immer.” Sakuras Augen huschten über sein Gesicht, ehe sie sich umwandte und die Kellnerin zu sich herwinkte.

“Oh, deine Begleitung ist eingetroffen”, piepste das Mädchen und musterte das vermeintliche Pärchen mit großen Augen. “Was kann ich euch Turteltäubchen denn bringen?”

Sakura lächelte sie freundlich an. Offensichtlich schien sie es zu genießen, die Freundin von Sasuke zu spielen.

“Ich hätte gerne einen Cappuccino...und du, Schatz?”

Ihre grünen Augen blitzten amüsiert auf, als sie den Schwarzhaarigen herausfordernd ansah.

“Für mich einen schwarzen Kaffee.”

Die Kellnerin notierte alles eifrig auf ihrem Block, ehe sie sich umdrehte und zur Theke tänzelte.

“Süß die Kleine”, schmunzelte Sakura.

“Musste das sein?”

“Wie bitte?”

“Du weißt genau, was ich meine.”

Die Haruno seufzte. “Ach Sasuke, das war doch nur ein Scherz. Sie hält uns für ein Paar...”

“Dann musst du das doch nicht auch noch bestätigen, zumal es ja nicht stimmt.”

“Wir wissen doch, dass es nicht so ist, also reg dich nicht so auf.”

Eine Weile schwiegen die beiden. Sasuke blickte schlecht genau auf die eine, Sakura genervt auf die andere Seite.

“Hör mal”, fingen beide gleichzeitig an. Sasuke fuhr sich zerstreut durch die Haare, Sakura lächelte schüchtern. “Fang du an.”

“So, ihr Turteltäubchen, einmal einen Cappuccino...”, die Kellnerin stellte die Tasse vor der Rosahaarigen ab, “...und einen schwarzen Kaffee.” Sasuke nahm den Becher, bevor die heiße Flüssigkeit über den Rand auf den Tisch schwappen konnte. Eine Weile blieb sie noch stehen und schaute die beiden verträumt an, dann wandte sie sich abermals um und ließ sie allein. Mit einem großen Schluck überbrückte Sasuke die erneute Stille, während Sakura nur an ihrem Cappuccino nippte. Der Schaum bedeckte ihre Oberlippe. Mit ihrem schmalen Zeigefinger strich sie sich über ihren Mund.

Genau wie früher, dachte Sasuke und beobachtete sie. Doch irgendetwas war anders. Die Bewegung erschien ihm nicht mehr auf eine gewisse Art und Weise sinnlich, so wie er sie früher wahrgenommen hatte. Das Prickeln im Nacken fehlte, das angenehme Ziehen im Magen, das Lächeln, das immer über seine Lippen gehuscht war, kurz und flüchtig.

“Also...weswegen wolltest du mich sprechen?”

Sakura hielt sich an ihrer Cappuccino-Tasse fest, als ob sie daran Halt finden könnte.

“Also...ich weiß nicht, ob du dich freuen oder sauer sein wirst...”

“Sakura?”

“Ich...ich bin schwanger. Von dir.”
 

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Obwohl ich das geplant habe, bin ich jetzt selbst ziemlich schockiert xD

;D

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die Kommentare zum letzten Kapitel bedanken, ebenso für die vielen Leser, die diese FF auf der Favoliste haben. Also: Danke !

^-^

Ich schiebe die Frage, ob Itachi und Deidara in der Geschichte vorkommen werden, bis zum nächsten Kapitel auf. Dann entscheide ich mich, ob die beiden bleiben oder nicht. Falls Interesse an den beiden besteht, einfach Bescheid sagen ^^

Außerdem möchte ich noch auf die Ens-Liste hinweisen, die ich seit dem letzten Kapitel wieder aktiviert habe. Wer eine Ens bekommen möchte, kann mir einfach kurz Bescheid geben, dann kommt er/sie auf diese Liste.

Nur ein kleiner Hinweis am Rande: Da ich mein Abitur mache, die Abivorarbeiten in greifbare Nähe gerückt sind und auch bis zu den Abiturarbeiten nicht mal mehr 3 Monate bleiben, möchte ich euch um Verständnis bitten, dass es eventuell etwas länger dauert, bis die Kapitel erscheinen. Aber hoffentlich keine 19 Monate ;D

PS: Die Reaktionen auf Narutos Rede folgen dann im nächsten Kapitel T-T

Spoiler: Shikamaru wird stellvertretend bekunden, wie es angekommen ist xD

PPS: Tut mir Leid für dieses kurze Kapitel Q.Q
 

Outtakes
 

Eine Weile blieb sie noch stehen und schaute die beiden verträumt an, da platzte Sasuke der Kragen. Er schleuderte seinen Becher durch den Raum, den Stuhl direkt hinterher.
 

“Oh, deine Begleitung ist eingetroffen”, piepste das Mädchen und musterte das vermeintliche Pärchen mit großen Augen. “Was kann ich euch Turteltäubchen denn bringen?”

”Ich bin mir noch nicht sicher”, sagte Sakura. “Was soll ich essen? Eine Mango oder eine Papaya?”

“EINE PAPAYA!”

-Avatar-Szene- ;D
 

Ich: Kann ich dir jetzt vorlesen?

Bruder: Nach der Folge (Star Gate Universe)?

Ich: Aber die hat doch gerade erst angefangen!

Bruder: Dann schreib noch was!

Ich: Was denn Q-Q

Bruder: Irgendwas über Fischstäbchen.

(Ich wusste doch, irgendetwas fehlt) ;D
 

Das Café war nur wenige Minuten von Sasukes Apartment entfernt. Es war eins von der Sorte, das nicht einer großen Kette angehörte, sondern den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden bevorzugte. Die Stammgäste kamen vor allen Dingen wegen des gemütlichen Ambientes und der freundlichen Bedienung, die einen schon fast gruselig höflichen Ton pflegten.

Bruder: Ist das etwa ‘Iruka’s Café-Schuppen?’
 

“Ich hätte gerne einen CappuSHINO.”

A day off

”Ich bin schwanger. Von dir.”

Diese Worte, diese verdammten Worte geisterten schon seit Stunden durch Sasukes Kopf. Dabei sah er immer wieder das Bild von ihr vor seinem geistigen Auge, das sich in sein Hirn eingebrannt hatte. Wie sich ihre grünen Augen, nach Vergebung schreiend, in seine bohrten. Wie sich ihre Finger nach Halt suchend an den Becher geklammert hatten. Sie hatte nicht mal geweint, als er sich eiskalt von ihr abgewandt hatte.

”Im wievielten Monat?”

“Im vierten.”

“Du bist dir ganz sicher?”

“Es kann nur von dir sein.”

“Verstehe.”

Mehr hatten sie nicht gesagt. Kein Wort über die Zukunft, kein Wort über die Vergangenheit. Keine Schuldzuweisung.

Sasuke ließ nichts an sich heran, was ihn emotional verletzen könnte, zumindest versuchte er es. Nach außen hin gab er immer den Starken, dem alles gleichgültig war, der außerhalb des restlichen Weltgeschehens stand. Doch als er allein in seinem Bett lag, sich im Dunkeln von einer Seite auf die andere drehte, fühlte er sich elend. Die ganze Situation überforderte ihn maßlos. Hinzu kamen die kindischen Gerüchte in der Uni, die unzähligen ungelösten Rätsel um Naruto, die bevorstehenden Arbeiten. Selbst diese im Vergleich kleinen Probleme lagen ihm nun schwer im Magen. Sakuras unerwartete Überraschung riss ihm nun endgültig den Boden unter den Füßen weg. Und dieses Gefühl hasste er, er hasste es, nicht mehr Herr der Lage, seinen Problemen unterworfen zu sein. Er hasste es, nicht zu wissen, wie es weitergehen sollte...

“Sasuke?”

Narutos Stimme riss ihn für einen kurzen Moment aus seinen quälenden Gedanken. Der Blonde stand mit zerzaustem Haar und halb verrutschtem Oberteil neben dem Bett. Selbst im blassen Mondlicht konnte Sasuke das verlegene Lächeln und die zarte Röte erkennen, die seine Wangen zierte. Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand über seine verschwitzte Stirn.

“Habe ich dich geweckt?”, fragte Naruto leise.

“Nein, ich konnte sowieso nicht schlafen. Was ist mit dir?”

“Ich auch nicht. Warum kannst du nicht schlafen?”

“Kann man deine Neugier nicht ausschalten?”

Sasuke musste lächeln, als er das sagte. Es kam ihm vor, als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr gelächelt. Das befreiende Gefühl strömte durch seinen ganzen Körper.

Auch Naruto grinste in der Dunkelheit und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Der Schwarzhaarige erkannte, dass der Meerjungmann zitterte, obwohl ihm selbst sehr warm war. Sachte klopfte er neben sich auf die Matratze. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, von sich aus Gesellschaft einzufordern und er verstand es auch nicht, warum er den Blonden in seiner Nähe haben wollte, warum er es zuließ, dass dieser sich mitten in der Nacht zu ihm ins Bett legte. Jedoch war er zu aufgewühlt, um sich auch noch darüber den Kopf zu zerbrechen. Erschöpft ließ er sich in die Kissen zurückfallen, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das ruhige Atmen neben sich, als Naruto sich dankbar neben ihn gelegt hatte. Der Uzumaki lag nun so nah bei ihm, dass er den warmen Hauch an seiner Wange spüren konnte, der in gleichmäßigen Abständen seine Haut kitzelte. Eine ganze Weile lagen die beiden nebeneinander auf dem Bett, Sasuke auf dem Rücken, Naruto seitlich zusammengerollt. Es war keine bedrückende, sondern eine friedliche Stille. Schon die bloße Anwesenheit des Blonden schien einen Teil seiner Sorgen auszulöschen.

Ungewohnt...ungewohnt schön.

“Du zitterst ja immer noch”, bemerkte Sasuke und zog die Decke über den bebenden Körper neben sich. Naruto seufzte dankbar und rückte instinktiv ein Stück näher an ihn heran. Sasuke wusste nicht, ob er diese Art von Nähe ertragen konnte oder wollte, ob er einen Fehler begangen hatte, als er die Decke über sie beide ausgebreitet hatte, ob er Naruto aus dem Bett stoßen oder selbst aufstehen sollte. Vielleicht war es gut, jemanden bei sich zu haben, obwohl er das nicht mehr gewohnt war. Plötzlich merkte er, wie diese zwei so unterschiedlichen Gefühle in seinem Inneren kämpften. Die Einsamkeit wollte ihn allein seine Probleme bewältigen lassen. Der insgeheime Wunsch nach Gesellschaft hielt ihn davon ab, Naruto wegzuschicken.

“Bist du eigentlich sauer auf mich?”, riss der Blonde ihn erneut aus seinen Gedanken. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte er sich zu Naruto um und versuchte in der Dunkelheit seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Ernst und gleichzeitig ängstlich, wie immer, wenn er befürchtete, Sasuke könnte böse mit ihm sein.

“Nein, warum sollte ich?”, antwortete er.

“Naja, du redest seit du nach Hause gekommen bist nicht mehr mit mir. Ich weiß, dass ich nicht mit in die Uni hätte kommen sollen, aber es war doch immer so langweilig und...”

Naruto verstummte, als der Ältere ihm einen Finger auf die Lippen legte. Seine Augen weiteten sich überrascht, als er ihn lächeln sah.

“Auch wenn ich dich jetzt enttäuschen muss, Sonnenschein, die Welt dreht sich nicht immer nur um dich.”

“Aber...”

“Ich bin nicht wegen dir sauer.” Sasuke holte tief Luft. “Erinnerst du dich noch an das rosahaarige Mädchen?”

Naruto nickte stumm.

“Tja, ich hatte heute ein Date mit ihr.”

“Aber das ist doch schön...oder nicht?”

“Nicht, wenn sie dir anstatt Pralinen etwas anderes mitbringt.”

“Ich verstehe nicht...”

“Sie hat mir eine Nachricht geschenkt.”

“Aha?”

“Sie ist schwanger.”

“Von dir?”

“Von mir.”

“Verdammt.”

“Das habe ich auch gedacht.”

“Wird sie dann bei uns einziehen?” Naruto stellte sich vor, wie Sakura an seiner Stelle neben Sasuke liegen würde, das Baby schreiend in seinem Bettchen strampelte und er frierend auf dem Sofa schlafen musste.

Der Schwarzhaarige lachte bitter. “Du verstehst den Ernst der Lage nicht, oder? Ich bin 19, viel zu jung, um Vater zu werden, Sakura viel zu jung, um Mutter zu sein. Wir sind nicht verheiratet, Gott sei Dank, erwarten aber trotzdem Nachwuchs. Keiner von uns verdient genug Geld, um das Kind ernähren zu können, ich muss dich ja schon mit durchfüttern. Außerdem haben wir beide keine Zeit, um uns um Sasuke-Junior zu kümmern. Ich habe möglicherweise eine große Karriere als Jurist vor mir, die ganze harte Arbeit wäre umsonst gewesen. Und das Schlimmste: Ich liebe sie nicht.”

Sasuke hatte nicht erwartet, dass er sich derart in diese Sache hineinsteigern würde. Noch nicht einmal Neji wusste, was in ihm vorging. Auch für ihn war das alles so neu, wie sollte Naruto das verstehen?

“Ich weiß, wie es ist, mit jemandem zusammen sein zu müssen, den man nicht liebt”, murmelte der Blonde zu seiner Überraschung. Er zog seine Beine noch enger an die Brust und schlang die Arme um seine Knie. Bitter starrte er vor sich hin, in seine eigenen Gedanken versunken. Sasuke war sich nicht sicher, ob er jetzt den Tröster spielen sollte oder musste, doch wieder einmal kam ihm der Blonde mit einer Überraschung zuvor.

“Vielleicht solltest du morgen nicht in die Uni gehen. Vielleicht könnten wir ja morgen was unternehmen.”

Der Ältere zog die Augenbrauen hoch. “An was hast du denn da gedacht?”

“Ich würde gerne ans Meer.” Und er lächelte so glückselig, dass Sasuke ganz leicht ums Herz wurde und er zögerlich eine Hand auf den blonden Schopf legte.

“Vielleicht hast du Recht. Eine Pause würde mir ganz gut tun”, sagte er nach langer Zeit und strich ihm gedankenverloren eine Strähne aus der Stirn, zog die Hand jedoch schnell wieder zurück, als er merkte, was er da überhaupt tat.

Naruto blinzelte ihn unsicher an, er hätte nicht gedacht, dass sein Retter diesen Vorschlag annehmen würde. Dann grinste er wieder breit und kuschelte sich, ohne lange zu überlegen, an Sasukes Brust. Ein merkwürdiges Kribbeln breitete sich in dessen Magen aus hinterließ ein Gefühl, das er schon so lange vermisst hatte: Geborgenheit.

Verdammt, warum klopft mein Herz nur so schnell?
 

Naruto zog sich die dicke Winterjacke über, die Sasuke ihm geliehen hatte. Wie er sich dachte war sie viel zu groß, sodass die Ärmel sofort über seine Hände rutschten.

“Ich hätte nicht erwartet, dass sie derart zu groß sein würde, Kleiner”, sagte der Schwarzhaarige, nahm Narutos Handgelenk und krempelte den dunklen Stoff um. “Vielleicht müssen wir dir doch noch was kaufen.” Er seufzte. “Du machst mich noch arm.”

“Entschuldigung”, murmelte der Blonde niedergeschlagen. Das Gefühl, eine Last zu sein, beschlich ihn von Zeit zu Zeit und überwältigte ihn besonders bei Kommentaren wie diesen. Er wusste es wirklich zu schätzen, von Sasuke gehegt und gepflegt zu werden, bei ihm schlafen und essen zu dürfen, doch der Uzumaki hatte keine Ahnung, wie er ihm all das zurückgeben konnte.

“Bist du ein Mann oder eine Memme? Entschuldige dich nicht dafür.”

“Tut mir...”

Sasuke nahm sich das andere Handgelenk und schlug den Ärmel um.

“Das war nur Spaß, ok? Wenn du wirklich meine Existenz bedrohen würdest, hätte ich dich schon lange rausgeschmissen.”

Naruto brachte ein mattes Lächeln zustande. Einerseits, weil Sasuke ihm einen Teil seiner Zweifel und Ängste nahm, andererseits, weil er genau wusste, dass er ihn nie, egal aus welchem Grund, vor die Tür gesetzt hätte.

Er hat Recht, jetzt reiß dich mal zusammen, Naruto. Freu dich, dass er sich heute Zeit nimmt, um etwas mit dir zu unternehmen. Er zog den Reißverschluss mit seinen nun freigelegten Händen zu. Genau, heute werden wir den ganzen Tag zusammen verbringen, nur Sasuke und ich. Das wird lustig.

Der Uchiha trat aus seinem Zimmer, das er zuvor nach weiterer Kleidung durchsucht hatte, und zog Naruto kurzerhand eine gestrickte Wollmütze auf den Kopf. Er musterte ihn von oben bis unten. “So, jetzt bist du wettertauglich”, sagte er schließlich, bevor er seine eigene Ausrüstung noch einmal durchging. “Geld hab ich, Schlüssel auch, Essen und Trinken können wir unterwegs kaufen.”

“Dann können wir ja jetzt los.”

Sasuke wunderte sich nicht zum letzten mal, wie eine scheinbare Kleinigkeit ein unbeschreiblich glückliches und schönes Lächeln auf Narutos Gesicht zauberte und er nicht anders konnte, als das Kribbeln zu genießen, das sich in seiner Magengegend ausbreitete.
 

“Wow, das ist so wunderschön”, sagte Naruto und lief einige Schritte voraus. Sein Atem wölbte sich in kleinen Wölkchen, als er aufgeregt die vom Wind gekräuselten Wellen beobachtete.

“Du hast dein ganzes Leben im Meer verbracht...”, setzte Sasuke an.

“Aber ich war schon lange nicht mehr hier.”

Der Schwarzhaarige stellte sich neben ihn. Zu ihren Füßen rauschte das klare Wasser, das sich sanft vor und zurückschob. Eine Weile stand auch er reglos da und starrte auf die unendliche Weite, die sich vor ihnen erstreckte.

“Hast du es vermisst?”

Naruto nickte. Sein Blick war auf einen Punkt weit abseits des Meeres gerichtet und seine Augen tränten, vor Kälte und vor Sehnsucht. Der Uchiha beobachtete den Meerjungmann heimlich von der Seite. Was sollte er tun, wenn Naruto anfing zu weinen? Ihn trösten? Einen blöden Spruch reißen? Beides schien ihm sehr unangebracht, zu seiner Erleichterung wischte sich der Kleine nur kurz über die Augen und lächelte dann matt. “Können wir sein Stück gehen?”

Der weiche Sand verschluckte ihre Schritte, nur das stetige Rauschen des Meeres begleitete ihren Spaziergang. Naruto ging nah am Wasser, also ob er eine Verbindung zu seinem früheren Zuhause aufbauen wollte.

Ich frage mich, warum er hier ist..., überlegte Sasuke. Zwar hatte Naruto ihm gegenüber einiges erwähnt, doch er verstand die zusammenhangslosen Gedankenfetzen nicht, die er noch im Gedächtnis hatte. Weggelaufen ist er bestimmt nicht, sonst würde er nicht ständig so traurig werden, wenn ich das Thema erwähne. Außerdem hätte er dann nicht solche Sehnsucht. Plötzlich fiel ihm ein Wort ein, das ihn schon damals verwirrte hatte.

“Sag mal, Naruto”, fing er vorsichtig an. “Du hast einmal gesagt, dass du verbannt worden bist.” Er wartete auf irgendeine Reaktion. Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und starrte auf den Boden, doch er lenkte nicht vom Thema ab oder legte Widerspruch ein, also wagte Sasuke sich etwas weiter. “Aus welchem Grund bist du verbannt worden? Ich meine, was könntest du schon schreckliches tun, dass man dich vertreibt?” Er konnte sich gar nicht vorstellen, was der naive Meerjungmann verbrochen haben könnte, was diese harte Strafe rechtfertigen würde. Naruto blieb plötzlich stehen und starrte wieder auf das Meer. Einige Minuten vergingen, in denen keiner etwas sagte.

Ob ich zu weit gegangen bin?, dachte Sasuke und öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, doch der Jüngere fing leise an zu sprechen.

“Du weißt ja, dass mein Vater derjenige war, der mich verbannt hat.”

Sasuke nickte.

“Aber...es war nicht seine Schuld. Er musste es tun.”

“Warum?”

“Warum? Weil ich die Tradition nicht weitergeführt habe. Weil ich das Herz von Hinata und das meiner Mutter gebrochen habe. Weil ich Schande über das ganze Volk gebracht habe.”

Naruto merkte nicht, wie er sich in die Sache hineinsteigerte. Seine Stimme schwoll an, sein Blick war noch immer auf das Meer gerichtet, sein ganzer Körper fing an zu zittern. Die steigende Wut über sich selbst wandelte sich in Verzweiflung, die schmerzhaft seine Brust zusammenzog und ihm die Luft aus den Lungen presste.

“Es war meine Schuld”, wiederholte er und eine heiße Träne bahnte sich einen Weg über seine gerötete Wange.

Wieder diese Hilflosigkeit, die Sasuke so sehr hasste! Er tat das Einzige, was ihm in dieser bedrückenden Situation einfiel: Er legte eine Hand auf Narutos Kopf und zog ihn an seine Schulter, wo er, die Stirn gegen Sasukes Halsbeuge gedrückt, vor lauter Schuldgefühlen anfing zu schluchzen. Langsam zog der Ältere ihm die Mütze vom Kopf und strich ihm beruhigend über die blonden Strähnen. Er versuchte den ganzen Trost, den er nicht in Worte fassen konnte, in dieser Berührung auszudrücken. Der Wind pfiff mit eisiger Kälte und ohne es wirklich zu realisieren, drängte Sasuke sich dichter an den warmen Körper vor ihm. Eine Weile blieben die beiden einfach so stehen, die kalte Luft in den Haaren, das klare Wasser zu ihren Füßen. Je länger der Uchiha über den blonden Schopf strich, desto ruhiger wurde der Kleinere, bis sein Atem regelmäßig die blasse Haut kitzelte. Mit geschlossenen Augen lehnte er nun völlig ruhig an Sasukes Schulter.

“Ich...habe das nicht gewollt...”, flüsterte er.

“Ich weiß”, antwortete Sasuke mit so viel Selbstverständlichkeit, dass Naruto zu ihm aufblickte. Seine Augen waren gerötet, ebenso wie seine Wangen, wo die Tränenspuren noch deutlich zu erkennen waren.

“Noch vor meiner Geburt wurde mir eine Frau versprochen...”, fing er zu erklären an.

Obwohl ihn das so mitnimmt, will er mir alles erklären, schoss es Sasuke plötzlich durch den Kopf und er strich ihm weiter durch die seidigen Strähnen. Er bewunderte die Stärke, die der Blonde aus einer unbekannten Quelle schöpfte, die nie zu versiegen schien.

“An meinem 18. Geburtstag fand die Hochzeit statt”, fuhr er leise fort. “Seit meiner Geburt wurde alles geplant. Die Gäste, die Musik, einfach alles, obwohl mich nie jemand gefragt hatte, ob ich das überhaupt will. Kurz vor meinem Geburtstag habe ich das auch alles so hingenommen. Ich dachte, es wäre meine Pflicht als Prinz des Mizushishi-Reiches, diese Tradition zu erfüllen. Doch dann kamen die Zweifel. Zwar kannte ich Hinata schon mein halbes Leben und ich mochte sie auch wirklich, doch ich war mir nicht sicher, ob ich sie auch liebte. Wenn ich gesehen habe, wie mein Vater meine Mutter anschaut, habe ich gemerkt, dass ich nie so viel Vertrauen und Liebe für Hinata aufbringen kann. Doch es war zu spät, der Tag rückte immer näher. Als der Priester bei der Vermählung schließlich fragte, ob ich sie lieben und ehren will, bis dass der Tod uns scheidet, wurde mir klar, dass ich ihr und mir nichts vormachen konnte. Ich verneinte. Mein Vater wurde so wütend. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt. Erst...hat er mich geschlagen...” Seine Stimme brach. Sasuke drückte ihn fester an sich, um zu zeigen, dass er für ihn da war. Der Blonde atmete tief aus, schmiegte seine Stirn an die Schulter des Älteren und fuhr mit geschlossenen Augen fort.

“Dann...schleuderte er einen Blitz auf mich. Die Narbe auf meiner Schulter ist das Zeichen der Verbannung. Meine einzige Chance, in mein Reich zurückzukehren, ist, meine wahre Liebe zu finden.” Er seufzte. “Ich habe alle enttäuscht. Meinen Vater, meine Mutter...sie hat um mich geweint. Keine Mutter sollte um ihren Sohn weinen. Ich...”

“Ist schon gut”, sagte Sasuke, bevor Narutos Stimme wieder brechen konnte. “Es war nicht deine Schuld.”

“Aber...”

“Hör mal, du brauchst dich nicht fertig zu machen, nur weil du dich nicht an irgendeine bescheuerte Tradition gehalten hast. Dein Vater wollte dich gegen deinen Willen verheiraten. Wenn er dadurch mit deiner Mutter Glück gehabt hat, heißt das ja nicht, dass es bei dir auch dazu bestimmt ist, glücklich zu verlaufen. Du hast die Sache beendet, bevor du dein ganzes Reich, deine Eltern, Hinata und vor allem dich selbst belogen hast. Glaub mir, du hättest dich selbst zerstört, wenn du dir was vorgemacht hättest. Ich kann nicht schön reden, dass du verbannt wurdest und, wie du gesagt hast, nur eine Möglichkeit hast, zurückzukehren. Aber ich kann dir versichern, dass du so lange bei mir leben kannst, wie es nötig ist. Ich werde auf dich aufpassen, Kleiner.”

Naruto blickte wieder zu ihm auf und versuchte, die aufsteigenden Tränen weg zu blinzeln. Der Uchiha lächelte ihn liebevoll an. “Jetzt hör endlich auf zu weinen, sonst muss ich auch gleich anfangen. Glaub mir, das willst du gar nicht sehen.”
 

Die beiden redeten, alberten herum, lachten.

Dieses neue Gefühl der emotionalen Befreiung strömte durch ihre Körper.

Für Sasuke war es ein ganz neues Gefühl. Mit Neji erörterte er seine Probleme immer auf rationale Weise und versuchte sie dann, ganz kopfgesteuert, allein zu lösen. Nie hätte er auch nur daran gedacht, mit jemandem offen über seine Gefühle zu sprechen. Doch was ihn am meisten wunderte, war die Tatsache, dass es gut tat. Es war ihm für seine Verhältnisse leicht gefallen, mit Naruto über seine momentanen Sorgen zu sprechen. Seine bloße Anwesenheit half ihm, sich zu entspannen und den Kopf frei von Sorge und Zweifeln zu bekommen. Er zeigte ihm, dass es keine Schwäche war, von seinen Gefühlen geleitet zu werden und dass es oft gar nicht schwer war, die richtigen Worte zu finden.

Wie konnte es nur so einfach und doch so effektiv sein?

Für Naruto war es nicht schwer, seine Gefühle frei heraus zu lassen und vor anderen Menschen zu zeigen. Doch von Sasuke fühlte er sich zum ersten mal seit langem verstanden. Der Schwarzhaarige machte ihm nichts vor, seine Worte waren ernst und aufrichtig. Er versuchte nicht, wie es Narutos Diener früher oft taten, alles mit oberflächlichen Worten schön zu reden, sondern sagte ihm ehrlich, was er dachte.

Wäre es doch nur immer so einfach...

“Schau mal, hier habe ich dich gefunden”, sagte Sasuke plötzlich und deutete auf ein Fleckchen Sand. Das Wasser hatte die Spuren von Narutos Ankunft in der Menschenwelt längst weggespült und obwohl dieser Platz aussah wie jeder andere Meter am Strand, wusste der Uchiha genau, wo er den Meerjungmann zum ersten mal gesehen hatte.

“Wirklich?” Naruto starrte auf die Stelle, wo er einst verwundet und bewusstlos gelegen hatte. Der Wind schickte in diesem Moment eine besonders starke Böe, die durch seine blonden Strähnen jagte und ihn unwillkürlich zittern ließ. Sasuke stellte sich vor ihn und zog ihm die Mütze, die er noch immer in der Hand gehalten hatte, über den Kopf. Auf Narutos Wangen legte sich ein Rotschimmer, als er zu dem Älteren aufblickte. Ihre Blicke trafen sich und für den Bruchteil einer Sekunde hätte Sasuke schwören können, dass nicht nur ihm sein eigenes Herzklopfen laut in den Ohren dröhnte.

Ich habe noch nie bemerkt, wie blau seine Augen sind, schoss es ihm durch den Kopf.

Und er hatte noch nie bemerkt, wie schnell ein kleiner Moment alles verändern konnte.

Verdammt, was passiert hier?
 

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1) Bald sind Weihnachtsferien, ich hab ALLE Arbeiten geschrieben (Abi-Vorarbeiten und Grundkurszeugs) UND ich lebe noch.

2) Hier liegt so viel Schnee *-* Ich liebe Schnee <3

3) Itachi und Deidara fliegen aus dieser FF raus ^-^

4) Vermutlich schaffe ich kein neues Kappi vor Weihnachten, also: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

5) Kleiner Hinweis zum Schluss: Ens-Lise! Wer drauf möchte, möge kurz Bescheid geben x3

6) Ein riesiges Dankeschön an alle Kommischreiber und Leser! Ihr seid toll <3
 

Outtakes
 

Wenn du wirklich meine Existenz bedrohen würdest, hätte ich dich schon lange in einem Sushi-Restaurant abgegeben.
 

Der Wind pfiff mit eisiger Kälte und ohne es wirklich zu realisieren, drängte Sasuke sich dichter an den warmen Körper vor ihm. (LOS, LOS, YAOI-ACION!)*///*
 

Das Wasser hatte die Spuren von Narutos Ankunft in der Menschenwelt längst weggespült und obwohl dieser Platz aussah wie jeder andere Meter am Strand, wusste der Uchiha genau, wo er den Meerjungmann zum ersten mal gesehen hatte. Er wusste zwar nicht warum er es wusste, aber er wusste es einfach.
 

Ihre Blicke trafen sich und für den Bruchteil einer Sekunde hätte Sasuke schwören können, dass nicht nur sein eigenes Herzklopfen ihm laut in den Ohren dröhnte. In diesem Moment kam der alte Sushi-Verkäufer Kenzo vorbei. “Hey ihr Turteltäubchen, was haltet ihr von meinem weltbekannten Sushi, um eure junge Liebe zu feiern?” Das letzte, was Sasuke in diesem Moment wollte, war stinkender, seit Jahren abgelaufener Fisch von diesem nach außen schielenden, verrückten Opa.

Frage: Was will Sasuke?

A) Ein Candlelight Dinner mit Naruto

B) Ein Candlelight Dinner mit Naruto, anschließend einen Kaffee zu zweit

C) Ein Candlelight Dinner mit Naruto, anschließend einen Kaffee zu zweit UND ein GEMEINSAMES heißes Bad? <3

D) Eine brandneue Waschmaschine

(Für eure Fantasie haftet nicht die Autorin ;D )
 

Bruder: Wann kommt das Adult-Kappi?

Ich: Hier passiert doch noch gar nichts, da kann nicht plötzlich ein Adult-Kappi kommen, außer wenn die beiden betrunken sind...

...

...

*findet plötzlich Gefallen an der Idee*

Unexpected visitor

Ich werde es nicht zulassen, dass der Junge stirbt. Nicht, bevor Naruto wieder im Schloss ist.

Die Beine behagten Kakashi gar nicht. Sie waren so zerbrechlich und knickten bei jedem kleinsten Sturz sofort ein. Außerdem juckten sie ganz fürchterlich.

Es regnete, als er durch die Stadt ging. Die Menschen strömten ihm entgegen, entweder den Regenschirm zum Schutz weit aufgespannt oder die Aktentasche als improvisierten Schirm über dem Kopf haltend. Er war halb belustigt und halb verärgert über diese Geste, wie die Menschen sich vor dem Wasser fürchteten oder ekelten, eine andere Erklärung fand er für dieses alberne Getue nicht. Wie zum Trotz streckte er den Kopf noch höher dem Himmel entgegen und genoss das kühle Nass, das von seinen Haarspitzen perlte und ihm über Stirn und Wangen lief. Zwar war er noch nicht oft an der Oberfläche gewesen, doch sein Orientierungssinn war sehr gut ausgeprägt, so wusste er genau, wo er hinmusste. Und dank seiner guten Ausbildung und seiner Studie über die Menschen konnte er sich genauso wie einer verhalten, was in seiner Funktion als Geheimagent ziemlich nützlich war, denn das letzte, was er jetzt brauchen konnte, wäre eine Sondersendung im Fernsehen über „die schöne Unterwasserwelt und ihre Bewohner.“ Während er an den Geschäften vorbeilief, dachte er noch einmal über Kushinas Prophezeiung nach, wie so oft in den letzten Tagen. Die Königin hatte noch nie falsch mit ihren Visionen gelegen, noch nie…

Aber es muss doch einen Weg geben, es zu verhindern, dachte er. Irgendetwas…

Der Junge war ihm im Prinzip gleichgültig, weil er aber der Einzige war, der von Narutos Existenz wusste, musste er um jeden Preis am Leben bleiben. Plötzlich wurde er angerempelt. „Tu…tut mir leid“, stammelte eine kleine Frau. Sie schaute zu ihm auf, errötete, als sie Kakashis ernstes Gesicht erblickte und stolperte weiter durch die Fußgängerzone. Der Hatake blieb mitten auf der Straße stehen und sah ihr nachdenklich nach. Er dachte an Hinata und an die Stärke, mit der sie die Bürde der schweren Situation trug. Der Regen prasselte weiter auf ihn nieder, während er so dastand und die Menschen um ihn herum schnell ins Trockene flüchteten.

Er wird überleben und wenn ich ihn Tag und Nacht überwachen muss!
 

„Du solltest beim Lesen die Lampe einschalten, sonst wirst du noch blind“, sagte Neji schon fast vorwurfsvoll und schaltete die Tischlampe an. Sasuke blinzelte und versuchte sich an das grelle Licht zu gewöhnen.

„Nicht schlecht, plötzlich sehe ich die Buchstaben wieder“, antwortete er, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte sich. Seine Knochen knackten wie bei einem alten Mann.

Vielleicht sollte ich wieder Sport machen, überlegte er. Eine Runde Joggen wäre nicht schlecht…

„He Uchiha, wo ist denn dein blondes Pralinchen?“, höhnte ein Student, der gerade mit seiner Clique an den zwei Freunden vorbeiging.

„Ich will gar nicht wissen, was der schon mit dem angestellt hat“, antwortete einer seiner Kumpel. Sasuke kannte ihn vom Sehen. Zaku Abumi. Ziemlich mieser Typ.

Die ganze Gruppe lachte.

„Und du willst nicht wissen, was ich mit dir anstelle, wenn ihr nicht sofort abhaut“, knurrte Neji.

„Achja? Wollen doch mal sehen wer hier wem die Fresse poliert…“

„Gerne, gleich hier vor der Bibliothek?“

Zaku schien unbeeindruckt, doch sein Freund zog ihn am Ärmel. „Das sind die nicht wert“, murmelte er, ohne den Blick von Nejis Augen abzuwenden, der ihn mit seinem eisernen Blick förmlich durchbohrte. Es fröstelte ihn am ganzen Körper, wenn es wirklich stimmte, was man so über den Hyuuga erzählte, doch Zaku machten die ganzen Gerüchte keine Angst, im Gegenteil, er würde sich gerne selbst davon überzeugen. Mit einem ebenso kalten und abschätzenden Blick wandte er sich an Neji. Ein höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen.

„Du sollst ja auch einen ganz schönen Schlag draufhaben“, sagte er.

„Zaku, halt die Klappe“, versuchte sein Freund ihn abzuwürgen, doch Zaku dachte nicht im Traum daran. Er wollte unbedingt herausfinden, wie weit er gehen konnte, wie sehr er Neji reizen musste, bis ihm der Geduldsfaden riss.

„Ziemlich schlimme Kopfwunde, he? Hast auf ihn eingedroschen, bis ihm das Blut in Strömen aus dem Schädel geflossen ist. Die Ärzte wussten gar nicht, ob er nur bewusstlos oder schon tot war.“

Neji ballte die Fäuste zusammen, bis ihm die Knöchel weiß hervortraten. Die Gruppe wich vor ihm zurück, doch Zaku grinste ihn nur triumphierend an.

„Und, willst du mir jetzt auch eine verpassen? Bis ich am Boden liege und mich nicht mehr rühren kann?“

Die Spannung war förmlich zu spüren. Wie ein Gewitter lud sich die Luft auf und würde bald mit einem gewaltigen Blitz einschlagen. Der Grad zwischen Eskalation und Beruhigung wurde immer schmaler und alle Anwesenden wussten, dass es zur Eskalation kommen würde, wenn einer die Balance verlor.

Zu Sasukes Erleichterung entspannte Neji sich wieder. Seine Muskeln lockerten sich und beinahe schon provozierend lässig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

„Weißt du, Abumi, das würde ich nur allzu gern, aber heute bin ich einfach nicht in Form. Lass uns das einfach auf ein andermal verschieben, ja?“

Zaku funkelte ihn an. Er konnte seinen Zorn nicht länger überspielen und trat einen Schritt näher auf den Hyuuga zu. „Du mieser…“

Sein Kumpel zog ihn am Arm zurück. „Komm jetzt, Zaku, es reicht. Deine Freundin wartet bestimmt schon.“

Der Angesprochene warf noch einen letzten vernichtenden Blick auf Neji, spuckte vor ihm auf den Boden und wandte sich zum Gehen. Nach einigen Schritten drehte er sich wieder um. „Das ist noch nicht vorbei, Hyuuga.“

Neji nickte nur knapp. Fahr zur Hölle.

Endlich verließ die Gruppe die Bibliothek.

Sasuke seufzte. „Tut mir Leid, Mann. Jetzt ziehen sie dich auch schon mit rein.“

Neji schüttelte nur den Kopf. „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.“

„Und ob. Wenn du nicht mit mir befreundet wärst, hätten sie keinen Grund, dich so zu provozieren.“

„Zaku ist ein Idiot. Der braucht keinen Anlass, um andere fertig zu machen. Irgendwann hätte er mich herausgefordert, so oder so. Ist doch egal, denk nicht darüber nach.“

Doch Sasuke dachte darüber nach. Es tat ihm wirklich Leid, dass Neji sich jetzt auch so dumme Sprüche anhören musste. Diese verfluchten Gerüchte! Wie er sie hasste. Wie er jeden hasste, der an sie glaubte. Wie er sich dafür hasste, das Ganze noch einmal durchleben zu müssen…

„Trotzdem: Es tut mir leid.“

„Du wirst wirklich langsam weich, Uchiha“, grinste Neji und legte seinen Kopf auf die Tischplatte.

„Du zwingst mich ja dazu“, antwortete Sasuke und grinste ebenfalls. Mehr mussten sie nicht sagen, um zu wissen, dass sie den anderen nicht allein durch diese Gerüchtehölle gehen ließen. Und darüber war er wirklich froh.
 

„Also dann…bis morgen.“

Neji nickte ihm kurz zu. „Lass dich nicht unterkriegen, Alter.“

„Auf keinen Fall.“ Sasuke hob die Hand, ehe sein bester Freund Richtung Stadtmitte verschwand. Er selbst hatte nur noch wenige Meter bis zu seinem Apartment. Am Briefkasten fischte er einige Rechnungen heraus.

Vielleicht sollte ich die einfach in den nächsten Kasten werfen, dachte er und schloss die Tür auf. Belustigt stellte er sich das verdutzte Gesicht der alten Nachbarin vor, die aus unerfindlichen Gründen plötzlich das Doppelte bezahlen musste. Seine Schritte hallten laut in dem Treppenhaus wider und er spürte, wie seine Beine mit jeder Stufe schwerer wurden.

Höchste Zeit für sportliche Betätigung, sonst muss ich den Aufzug nehmen. Und für jemanden in meinem Alter wäre das eine Beleidigung.

Überrascht, wie sehr er vor seiner Wohnungstür wirklich außer Atem war, steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte um.

Vielleicht ein Zeichen für eine Grippe? Sollte wohl mal zum Arzt, das ist doch nicht mehr normal.

Fast hätte er laut aufgekeucht, als seine Beine plötzlich nachgaben und er sich am Türrahmen abstützen musste. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und sein Herz drohte in seiner Brust zu zerspringen. Er musste einige Male tief durchatmen, um sich zu beruhigen und seinen Puls wieder in eine regelmäßige Frequenz zu steuern. Nach einigen Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, hatte sich sein Herzschlag wieder normalisiert. Langsam richtete der Uchiha sich auf, seine Beine zitterten noch immer wie Espenlaub. Auch seine Hand zitterte, als er den Schlüssel ergriff und drehte.

Wieso gerade jetzt? Als ob ich nicht schon genug andere Probleme hätte… Sasuke war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht merkte, wie er immer und immer wieder versuchte das kleine Stück Metall in seiner Hand im Schloss vollständig herum zu drehen, doch er stieß gegen einen Widerstand.

„Was zum…?“

Naruto hatte von innen abgeschlossen! Genervt klopfte er gegen die Tür. „Naruto, mach‘ auf, verdammt!“ Aus dem Inneren des Apartments waren Schritte zu hören, nackte Füße, die langsam über das Parkett tapsten. „Jetzt mach schon auf, ich bin’s!“ Er hörte, wie Naruto den Schlüssel im Schloss drehte. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spaltbreit. Als er Sasuke sah, lächelte er erleichtert. „Warum hast du abgeschlossen?“, fragte der Schwarzhaarige und drängte sich an seinem Mitbewohner vorbei in die Wohnung.

„Ich hatte Angst.“

Sasuke zog sich die Jacke aus und warf sie über die Stuhllehne. Fragend drehte er sich zu dem Meerjungmann um.

„Vor wem?“

„Ich weiß nicht genau vor wem, aber irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl.“

Sasuke blieb ernst, doch er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. „Ich lasse dich echt zu lange allein, das bekommt dir wohl nicht.“

„Aber du musst mir glauben“, rief Naruto aufgebracht und umfasste Sasukes Arm. „Wirklich, irgendetwas ist heute komisch.“ Er klammerte sich fester an den jungen Studenten und sah ihn mit seinen großen, blauen Augen an.

„Ich…“

Sasukes Magen fing plötzlich an sich zu drehen. Er stürzte ins Badezimmer und übergab sich in die Toilettenschüssel. Naruto hatte wohl Recht: Irgendetwas stimmte nicht.

Sasuke kauerte zitternd vor der großen Porzellanschüssel und spuckte die Reste in das trübe Wasser. Allmählich ließ der Würgereiz nach und seine angespannten Muskeln lockerten sich etwas, doch das flaue Gefühl in seiner Magengegend blieb. Er drückte die Spülung, ließ sich auf die kalten Kacheln sinken und lehnte sich erschöpft gegen die Badewanne. Als Naruto keinen Laut mehr aus dem Badezimmer hörte, öffnete er die Tür und lugte besorgt in den Raum. Sasuke saß auf dem Boden, noch bleicher als sonst, einzelne Strähnen klebten ihm auf der Stirn. Seine Augen waren geschlossen. Das Herz des Blonden klopfte etwas schneller, als er sich vorsichtig neben Sasuke setzte und rein instinktiv seinen Kopf auf dessen Schulter legte. Überrascht schlug der Uchiha die Augen auf und rückte auf seine Weise instinktiv ein Stück von Naruto ab, was er jedoch sehr schnell bereute, da sein Magen wieder zu kollabieren drohte. „W…was machst du da?!“

Naruto rückte abrupt von ihm am und errötete. „T..tut mir leid, ich wusste nicht, dass dir meine Nähe unangenehm ist…“

Nun spürte auch Sasuke, wie die Hitze seine Wangen entlangkroch, bis sie unangenehm glühten.

„Ja, nein, ich meine…“ Stotterte er etwa? „Ich war nur…“

Überrascht? Überfordert? Verwirrt?

Oder total übergeschnappt?

Er fuhr sich nervös durch die Haare. Diese merkwürdigen Gefühle in seinem Bauch waren ganz eindeutig der Übelkeit zuzuschreiben. So jedenfalls dachte er in diesem Moment.

Die Wangen des Blonden färbten sich noch eine Nuance tiefer. „Also…darf ich?“

Wäre sein Magen nicht derart verstimmt, wäre er wahrscheinlich aufgestanden und mit einer laschen Ausrede in sein Zimmer gegangen, doch Sasuke brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Naruto lächelte etwas unsicher, nahm jedoch wieder neben dem Schwarzhaarigen Platz und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Die blonden Strähnen kitzelten Sasukes Haut und eine leichte Gänsehaut breitete sich von seiner Halsbeuge bis zu seinem Nacken aus. Eine Zeit lang sagte keiner der beiden etwas, obwohl es genug zu bereden gab. Sasuke wusste nicht, ob er Narutos Nähe einfach genießen und schweigen oder die Unsicherheit, die sich wie ein Ertrinkender an ihn klammerte, durch ein Gespräch überspielen sollte. Mit ihm sprechen…worüber? Dass er in der Uni gehänselt wurde? Dass Naruto in die ganze Geschichte mit reingezogen wurde? Dass ihm das alles mehr ausmachte, als er zugeben wollte?

Ich bin doch nicht mehr im Kindergarten…

„Weißt du…“, riss der Blonde ihn aus seinen Gedanken, „…wenn ich mich nicht gut gefühlt habe, hat mir meine Mutter meistens die Hand gehalten. Das hört sich vielleicht kindisch an, aber damit hat sie mir gezeigt, dass ich nicht allein bin.“

„Wenn du jetzt auch noch Händchenhalten willst, dann…“ Sasuke erschrak. Nicht darüber, dass der Meerjungmann tatsächlich kurz seine Hand streifte, sondern über das Gefühl, das diese Berührung auslöste. Wie bei einem Elektroschlag prickelte seine Haut, jedoch nur ganz kurz, bis Naruto seine Hand wieder wegzog. Was ihn noch viel mehr erschreckte, war seine Vorstellung davon, wie er diese schmalen Finger in seine Hand schloss und das Prickeln genoss. Er wollte die weiche Haut berühren, ihm über den Handrücken streicheln und die Wärme spüren. Ob Naruto auch eine Gänsehaut bekommen würde? Ob sein Herz auch so dämlich in seiner Brust pochen würde?

Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, schob Naruto vorsichtig seine Hand in Sasukes Faust. Reflexartig drückte der Uchiha zu.

„Du zerquetschst meine Finger…“, flüsterte der Blonde. Sofort lockerte Sasuke seinen Griff, ließ die Hand jedoch nicht los. Er konnte nicht glauben, was er gerade tat, warum er es tat und warum sein Puls sich ständig ins Unermässliche steigerte. War das biologisch überhaupt möglich? Fast hätte Sasuke über die merkwürdigen Sachen gegrinst, die in Höchstgeschwindigkeit durch seinen Kopf jagten. Ja, merkwürdig, eine andere Beschreibung fand er nicht.

„Siehst du…es fühlt sich doch gut an, oder?“, hauchte Naruto.

Falsche Aussage. Falsche Stimmlage.

Durch Sasukes Kopf wirbelten plötzlich ganz andere Bilder. Einzelne Momentaufnahmen, die doch eine ganze Geschichte erzählten. Unzählige Begriffe, die auf diese Bilder prallten.

Gefühle. Verlangen. Lust.

Sasuke rückte sofort von Naruto ab und stand auf. Seine Beine zitterten, ihm wurde kurz schwarz vor Augen, doch er hielt sich tapfer aufrecht.

„Tut mir Leid“, rief der Blonde schockiert und sprang ebenfalls auf. „Egal was ich gemacht habe, es tut mir leid.“

Warum sah er ihn nur mit diesen großen blauen Augen an? Warum schrien sie nach Verzeihung?

„Hör endlich auf damit“, sagte Sasuke bedrohlich ruhig.

„Aber es tut…“

„Hör auf dich ständig zu entschuldigen!“

„Aber Sasuke…“

„Hör.Einfach.Auf.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen schwoll mit jedem Wort an. Schwer atmend stand er im Badezimmer, blickte in Narutos verdammte blaue Augen, fühlte sich so verdammt schuldig und konnte verdammt noch mal nicht anders als den Blonden anzuschreien.

Naruto verstummte, seine Augen füllten sich mit Tränen.

Niemals hätte Sasuke es für möglich gehalten, so viele Empfindungen auf einen Schlag zu spüren. Er war so wütend auf sich selbst, dass er endgültig die Kontrolle über seine Gedanken verlor. Er war wütend auf Naruto, weil er sich immer entschuldigte, obwohl ihn keine Schuld traf. Er hatte Mitleid, weil er den Blonden ungerecht behandelte und es wusste und obwohl er es wusste, konnte er es nicht zugeben. Er war verzweifelt, weil er mit der Situation überfordert war und nicht wusste, was zu tun oder zu sagen war. Er drohte zu platzen.

Ohne ein weiteres Wort wandte Sasuke sich ab und verließ das Zimmer. Sein Körper streikte, doch er musste weg, unbedingt. Er hörte Narutos schwache Stimme aus dem Badezimmer. Der Drang, zu ihm zurückzugehen, kämpfte gegen den Impuls, so schnell wie möglich so weit wie möglich zu fliehen. Schließlich siegte der Impuls und er merkte kaum, wie die Apartmenttür hinter ihm zuknallte und wie er, mindestens zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunterstolperte. Nur die kühle Luft erinnerte ihn daran, wo er eigentlich war.

Jetzt reiß dich zusammen, ermahnte er sich und rang nach Atem. Seine Lunge brannte und seine Beine schmerzten, doch er konnte, wollte nicht aufhören zu rennen. Es war dunkel, als er zum ersten mal stehen blieb und nur die Straßenlaterne ihr mattes Licht auf ihn hinabwarf. Sein Kopf fühlte sich an als würde er jeden Moment zerbersten. Nicht einmal vor Prüfungen fühlte er sich so vollgestopft und schwer an. Komisch, selbst die schwersten Gesetze konnte er sich leicht verinnerlichen, doch das, was er jetzt fühlte und besonders in Narutos Gegenwart dachte, war für ihn unmöglich zu verstehen.

Was mache ich jetzt nur?
 

Sasuke realisierte erst vor der verschlossenen Tür, wohin ihn seine Beine getragen hatten. Nejis Wohnung. Einen anderen Zufluchtsort hatte er nicht. Mit zitternden Fingern drückte er auf die Klingel. Einige Sekunden war es still, ehe er aus dem Flur eine weibliche Stimme vernahm, die ihre Bereitschaft, die Tür zu öffnen, mit einem Lachen ankündigte. Die Miene des Mädchens nahm jedoch einen überraschten Ausdruck an, als sie Sasuke vor der Tür stehen sah.

„Hallo Tenten…“

„Oh, hallo Sasuke, dich habe ich ja lange nicht mehr…alles in Ordnung? Du zitterst ja…“ Neji erschien hinter ihr im Türrahmen und sah nicht minder verwundert aus als seine Mitbewohnerin.

„Was machst du denn hier?“

„Ich…“

„Wo bleiben deine Manieren, Neji?! Komm erst mal rein, es ist kalt draußen, warum hast du nur ein T-Shirt an?“

Sasuke murmelte irgendeine Erklärung, als er an den beiden vorbei ins Wohnzimmer ging. Erst jetzt bemerkte er, wie kalt es draußen wirklich gewesen war und wie sehr er gefroren hatte. Die Gänsehaut auf seinen nackten Armen machte bald einem angenehmen Prickeln Platz. Er setzte sich aufs Sofa vor den Kamin und wartete auf Tenten, die in der Küche einen heißen Kakao für ihn machen wollte, während Neji sich in den Sessel fallen ließ und ihn unentwegt anstarrte. Zum ersten mal war die Stille zwischen ihnen unangenehm, obwohl sich das keiner der beiden Freunde anmerken ließ.

„Ich hoffe, ich störe euch nicht…“, fing Sasuke nach einer Weile an.

„Hör auf mit dem Scheiß. Was ist passiert?“

Fast hätte der Uchiha ein Lächeln zustande gebracht. Typisch Neji. Er durchschaute ihn sofort und sprach es direkt an. Irgendwie erinnerte es ihn an ihre erste Begegnung im zweiten Schuljahr, als Neji ihn gefragt hatte, ob er sein Jojo geklaut hätte. Seitdem waren sie die besten Freunde.

„Also?“

„Ich war spazieren…“ Im Grunde war das keine Lüge, obwohl Sasukes Definition von „Spazieren“ wohl doch etwas eigen war.

Auch das durchschaute der Hyuuga sofort.

„Du gehst bei der Kälte im T-Shirt spazieren und beschließt, mich jetzt noch zu besuchen?“

„Ich hab frische Luft gebraucht…“ Auch das war nicht gelogen, nicht ganz.

Neji beugte sich zu ihm vor, die Ellbogen auf den Knien abgestützt, die Hände wie zum Gebet gefaltet.

„Seit wann weichst du meinen Fragen mit dämlichen Ausreden aus? Das ist sonst nicht deine Art, Sasuke.“

„Ich…“

„Hier Sasuke, dein Kakao.“ Tenten drückte ihm die heiße Tasse in die Hand und setzte sich zu Neji auf die Armlehne. Sie lächelte den Uchiha aufmunternd an. „Willst du noch eine Decke haben? Du siehst immer noch sehr blass aus.“

„Nein danke, es geht schon“, antwortete Sasuke und nahm einen Schluck des heißen Gebräus. Sofort fühlte er sich etwas besser, auch wenn sein Magen bedrohlich brodelte.

Eine Weile hörte man nur das Knistern des Feuers im Kamin. Der Uchiha warf seinem besten Freund einen kurzen Blick zu, der ihn schon fast vorwurfsvoll beobachtete. Er wusste: Das letzte Wort war noch nicht gesprochen.
 

Nicht einmal das Licht hatte er angeschaltet. Naruto saß noch immer auf dem Badezimmerboden, die Arme um seine Knie geschlungen. Seit einer Stunde war Sasuke weg, doch es fühlte sich an, als ob er schon seit einer Ewigkeit verschwunden wäre. Das schlimmste jedoch war, dass sie sich im Streit getrennt hatten.

Haben wir uns überhaupt gestritten?

Naruto konnte sich einfach nicht erklären, warum Sasuke ihn offenbar jetzt hasste. Er legte den Kopf auf die Knie. Es tat so weh, warum wollte der Uchiha nicht bei ihm sein? Zum zweiten mal in seinem Leben fühlte er sich vollkommen verlassen. Er hasste dieses Gefühl...

Plötzlich hörte er jemanden an der Apartmenttür klopfen. Voller Hoffnung sprang er auf und lief zur Tür.

„Sasu…?“ Er hielt sich die Hand vor den Mund und wartete, bis sein Herz sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

Sasuke hat doch einen Schlüssel…

Die Enttäuschung traf ihn mit voller Wucht.

Der Fremde klopfte erneut, diesmal lauter. Naruto stand hilflos im dunklen Wohnzimmer und starrte zur Tür.

Ich darf niemandem öffnen…

Wieder klopfte es, der Fremde hämmerte regelrecht gegen das Holz.

Das Herz des Blonden fing vor Aufregung an gegen seinen Brustkorb zu schlagen. Wer konnte das um diese Zeit nur sein? Er hoffte, dass der ungebetene Gast so schnell wie möglich wieder verschwand. Nach einigen endlosen Sekunden gab er auf. Naruto hörte, wie er auf dem Absatz kehrtmachte und durch den Flur rauschte. Erleichtert atmete er aus, bis er Glas splittern und ein Gewicht auf den Boden krachen hörte.

Die Balkonstür!

Er wollte schreien, laufen, den Fremden angreifen, doch als er sich langsam umdrehte und die Silhouette im Mondschein erkannte, stockte ihm der Atem.

„Ich will nur mit dir reden.“
 

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Tjahaha, wer ist wohl der Fremde? ^-^

1) Vielen Dank für 130Kommentare und 182 Favos ! <3 Ihr seid toll =)

2) Freundschaft zwischen Neji und Sasuke gefällt mir extrem gut, vielleicht schreibe ich mal was aus ihrer Vergangenheit^^ Oder aus Nejis Vergangenheit, scheint ja voll der Schläger zu sein höhöhö

3) Haach, endlich wird es romantisch in dieser FF. Wurde ja auch langsam mal Zeit!

4) Zu Punkt 3): Eigentlich tun mir Sasuke und Naruto etwas Leid, die sind ja total überfordert =P

5) Isamu ist ein Idiot >.< EDIT: "Isamu Akio" ist jetzt "Zaku Abumi"!

6) Dieses Kapitel widme ich meinem besten Freund, weil er mich motiviert und mich mit Keksen erpresst und besticht an dieser FF weiterzuschreiben ^-^
 

Outtakes
 

Die Beine behagten Kakashi gar nicht. Sie waren so zerbrechlich, außerdem behaart wie ein ganzes Wolfsrudel.
 

Sasuke zog sich aus und warf sich auf… Naruto??…ach nee, soweit sind wir ja noch nicht^^“ NOCH, haha….
 

Ich lese meinem Bruder vor: Vielleicht sollte ich wieder Sport machen, überlegte er. Eine Rugge...eine Rugge?! Gemeint war: eine RUNDE Joggen ^-^

Influenza

„Ich will nur mit dir reden.“

„Worüber?“

„Ach, vielleicht über die bevorstehenden Renovierungsarbeiten. Was meinst du, in welcher Farbe sollen wir die Küche streichen?“

Sasuke sagte nichts. Ihm war überhaupt nicht nach Sarkasmus zumute.

Der Hyuuga schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich verstehe es leider nicht.“

Eine Weile hörten sie nur das Dröhnen des Staubsaugers aus dem Nebenzimmer.

„Tenten wird erst abends so richtig munter“, antwortete Neji auf Sasukes fragenden Blick hin. Dieser nickte und nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse. „Nett von ihr, dass sie uns allein lässt.“

„Ja.“

„Ihr versteht euch gut, oder?“

„Ja.“

„Das ist schön.“

„Hast du Liebeskummer?“

Sasuke zuckte zusammen, als hätte sein bester Freund mit einem Buch nach ihm geworfen.

„Aha, da habe ich wohl ins Schwarze getroffen.“

„Nein, es…“

Sasuke schluckte. Entsprach das der Wahrheit? Liebeskummer? Wegen dem Blonden? Dem Meerjungmann? Wegen Naruto?

„Das ist doch absurd!“, rief er entschieden und stellte seine Tasse etwas zu heftig auf den Tisch. Der Kakao schwappte über den Rand und bildete eine kleine Pfütze auf der Tischplatte.

„Sowas blödes. Entschuldigung…“

Doch Neji musterte ihn nur, als wäre er eine höchst interessante Tierart.

„Ich wische das weg…“

Sasuke stand auf und sah sich suchend nach Taschentüchern oder Küchenpapier um.

Mann, sein Blick ist manchmal wirklich gruselig, als ob er mich röntgen könnte…

„Ich frage Tenten, wo wir das Saubermachzeugs haben.“

Er verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

„Also wirklich, Neji, du wohnst jetzt schon seit sechs Monaten hier…“

„Seit fünf…“

„…und du weißt nicht, wo wir Eimer und Lappen haben?“

„Das wusste ich mal, aber dann bist du eingezogen und hast alles umgeräumt.“

„Aber ich habe dir schon mindestens hundertmal gesagt, wo ich es hingetan habe: In den Schrank unter der Spüle.“

„Es war einfacher zu merken, als alles noch im Bad war.“

„Da kommen die Handtücher hin.“

Sasuke brachte ein mattes Grinsen zustande. Die beiden benehmen sich echt wie ein altes Ehepaar. Sie passen wirklich gut zusammen. Warum hat Neji sie noch nicht gefragt?

„Neji ist ja so stur! Wie hältst du es tagtäglich mit ihm in der Uni aus?“ Tenten kniete sich vor den Schrank unter der Spüle und zog einen abgenutzten Lappen heraus.

„Bin abgehärtet.“

„Oha, jetzt tu nicht so, als ob ich die Plage wäre.“

Neji boxte seinem Kumpel freundschaftlich gegen die Schulter, merkte jedoch noch in der gleichen Sekunde, dass er sich falsch ausgedrückt und ihm unbeabsichtigt Vorwürfe gemacht hatte.

„Neji!“ Tenten schaute ihn schockiert an.

„“Tut mir leid, so war das nicht…“

„Ist schon gut.“ Sasuke wusste, dass er ihn keineswegs hatte beleidigen oder verletzen wollen. Aber steckte in solch dahingesagten Äußerungen nicht immer ein Fünkchen Wahrheit?

„Ich kann das machen, Tenten.“

„Nein, nein, du bist unser Gast, setz dich einfach wieder hin und trink den Kakao schön aus, damit dir wieder warm wird.“

Das Mädchen warf Neji einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe sie sich fröhlich an die Arbeit machte und die verschüttete Flüssigkeit aufwischte.
 

„…und dann hat er mich gebeten einzuziehen.“

„Du hast dich selbst eingeladen und hier eingenistet!“

„Du hattest ja wohl nichts dagegen!“

„Was sollte ich denn machen, deine ganzen Sachen waren schon hier.“

„Du kannst mich ja immer noch rausschmeißen“, rief Tenten angriffslustig. „Ha, siehst du, das willst du dann auch nicht!“ Sie lachte triumphierend, als hätte sie einen wichtigen Wettkampf gewonnen.

Neji verdrehte nur die Augen.

„Warte nur ab, eines Tages werfe ich sie aus dem Fenster“, murmelte er an Sasuke gewandt.

„Das habe ich gehört!“ Sie warf ein Kissen nach ihm und lachte noch lauter als zuvor, als sie sein genervtes Gesicht sah. „Du siehst so süß aus, wenn du so guckst, Neji Hyuuga. Nicht wahr, Sasuke?“

„Ja, wirklich entzückend.“ Jetzt musste auch der Uchiha lachen. Tenten war wirklich unglaublich.
 

„Bis hoffentlich bald, Sasuke.“ Sie küsste ihn auf die Wange.

„Ja, bis bald. Und danke.“ Tenten lächelte und verschwand dann wieder in der Wohnung.

„Du hast wirklich Glück.“

„Ja.“ Neji streckte sich. „Auch wenn sie manchmal etwas anstrengend ist.“

„Sie tut dir gut. Vielleicht solltet ihr mal ausgehen.“

„Vielleicht.“ Er dachte eine Weile darüber nach, sagte aber nichts mehr.

„Beeil dich, sonst findet sie jemand anderen.“

„Hoffentlich nicht. Ohne sie wäre ich hoffnungslos verloren. Im Haushalt.“

„Schon klar. Also…wir sehen uns dann in der Uni.“

„Alles klar.“

Sasuke hob die Hand zum Abschied und entfernte sich einige Schritte, als Neji ihm noch etwas zurief.

„Es war wirklich nicht so gemeint. Denk nicht mehr darüber nach.“

„Ok.“

Doch die Bemerkung des Hyuugas geisterte ihm durch den Kopf und verschwand auch dann nicht, als er sich endgültig verabschiedete und sich langsam auf den Nachhauseweg machte. Plage, ja, das war wohl das richtige Wort…
 

„Ich will nur mit dir reden.“

Naruto erkannte die Stimme sofort. „Kakashi? Was machst du denn hier?“

Erleichterung und Freude durchströmten den Blonden. Endlich hatte er eine Verbindung zu seiner alten Heimat, jemanden, den er kannte und schätzte und der ihm sagen konnte, was in seiner Abwesenheit alles passiert war.

„Ich habe so viele Fragen! Was…“

„Wir sollten uns setzen“, unterbrach Kakashi ihn.

„Ja, ja! Setz dich einfach…da hin.“ Naruto deutete auf das Sofa, auf dem der Grauhaarige Platz nahm.

„Ich hole uns dann noch schnell was zu trinken!“ Naruto eilte in die Küche, nahm die Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und schenkte in zwei Becher ein. Sasuke und er hatten sich darauf geeinigt, dass der Meerjungmann keine Gläser mehr benutzte, nachdem einige bei früheren Einschenk- und Trinkversuchen zu Bruch gegangen waren. „Sasuke…“ Er schüttelte den Kopf und das Bild des Uchihas verflüchtigte sich.

Du musst dich jetzt auf Kakashi konzentrieren, dachte er. Er kann mir sagen, wie es den anderen geht.

Mit jeweils einem Becher in der Hand ging er zurück ins Wohnzimmer. „Hier, das schmeckt gut“, sagte er und stellte den Saft vor Kakashi auf dem Couchtisch ab. Der Hatake nickte, rührte den Becher jedoch nicht an.

„Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich bin wegen deiner Mutter hier.“

Narutos Herz pochte schnell in seiner Brust. „Was ist mit ihr? Ist sie krank? Ist…“

„Ihr geht es den Umständen entsprechend. Sie weint sehr viel, wenn sie alleine ist.“

Die Augen des Blonden brannten. „Ich wollte nicht…es tut mir so leid.“

„Dich trifft keine Schuld. Ich wollte nur nach dir sehen, um Kushina dann mitteilen zu können, wie es dir geht. Ihr fällt es nämlich genauso schwer nicht zu wissen was vorgeht.“

Nun lief eine Träne über Narutos Wange, die er schnell mit dem Handrücken wegwischte. „K..könntest du ihr dann sagen, dass es mir gut geht und dass sie sich keine Sorgen machen braucht?“

Kakashi nickte.

„Danke.“

Eine Weile schwiegen die beiden.

„Was…ist mit meinem Vater?“

Er ist bestimmt immer noch wütend auf mich.

„Da kann ich nur meine Meinung zu äußern.“

Naruto war sich nicht sicher, ob er die folgenden Worte hören wollte. Wie enttäuscht Minato Kakashis Meinung nach noch war. Wie unangenehm es ihm war, einen solchen Sohn zu haben…

„Ich glaube, er leidet am allermeisten.“

Wieder Stille.

Der Meerjungmann wusste nicht, ob er erleichtert, überrascht oder niedergeschlagen war. Einerseits freute er sich, dass sein Vater die Wut überwunden hatte, andererseits setzte es ihm zusätzlich zu, dass auch der König wegen ihm zu leiden hatte. Und die arme Hinata erst…

Er riss die Augen auf. Wie hatte er sie vergessen können?“

„Und Hinata? Wie geht es ihr?“

„Sie versucht alles tapfer zu ertragen. Auch wenn das Mädchen schwach und zerbrechlich wirkt, hat es einen starken Willen. Einen sehr starken sogar.“

„Ja…“

Schweigen.

Schuldgefühle, die Naruto überfluteten. Alte Narben, die aufgerissen wurden.

„Wo ist der Junge, der auf dich aufpasst?“, riss ihn Kakashi gnadenlos aus den Gedanken.

Naruto schluckte. „Im Moment nicht hier.“

„Nicht hier? Wo dann?“

„Das weiß ich auch nicht so genau…“

„Und er lässt dich einfach alleine? Vielleicht solltest du eine andere Bleibe suchen. Ich könnte was für dich ausfindig machen.“

Der Blonde sah ihn entsetzt an, als hätte er vorgeschlagen, die Wohnung zu demolieren. „Sasuke kann nichts dafür! Manchmal braucht er eben eine Pause von mir, aber das heißt noch lange nicht, dass…dass…“

„…er dich vielleicht gar nicht hierhaben will?“ Kakashi musterte ihn ernst.

War es vielleicht sogar wahr? Versuchte Sasuke Abstand zu ihm zu gewinnen, indem er ihn stundenlang allein ließ? Diese Gedanken spukten ihm schon seit einigen Tagen durch den Kopf, doch so wirklich damit auseinandergesetzt hatte er sich noch nicht, wollte er auch gar nicht. War er Sasuke wirklich langsam lästig geworden? Aber warum hatte er ihn dann noch nicht vor die Tür gesetzt? Aus Höflichkeit? Mitleid?

„In zwei Tagen habe ich eine neue Bleibe gefunden. Bis dahin musst du hierbleiben.“

Ich muss hierbleiben? Ichmuss?

Er drängte die unangenehmen Gedanken weit zurück in sein Unterbewusstsein, versuchte, den Schmerz über die Neuigkeiten aus dem Mizushichi-Reich zu vergessen, und sprang vom Sofa auf.

Dabei stieß er Kakashis Saft um, der sich auf der Tischplatte ausbreitete und eine kleine Pfütze bildete, doch das war ihm egal.

„Du redest so, als ob es eine Qual wäre, hier zu wohnen! Auch wenn Sasuke es manchmal nicht leicht mit mir hat, gebe ich meine bestes, ihm nicht zur Last zu fallen! Denn ich könnte mir keinen schöneren Ort vorstellen!“

Zum ersten mal huschte ein Ausdruck der Überraschung über Kakashis Gesicht, verflüchtigte sich jedoch schnell wieder und machte seinem gewohnten Pokerface Platz.

„Wenn das so ist…“

„Ja!“

„Nun, dann kann ich dich wohl nicht davon abhalten. Es wird langsam Zeit für mich zu gehen. Wir sehen uns bald wieder.“

Bevor Naruto etwas sagen konnte, war er aufgesprungen und mit einem Satz vom Balkon in der Dunkelheit verschwunden.
 

„Hast du dir auch wirklich nichts getan?“

„Nein...“

Sasuke kehrte die Scherben vom Boden auf.

„Vielleicht bist du in eine hineingetreten und hast es nicht gemerkt.“

„Nein…“

„Aber wie um Gottes Willen hast du die Scheibe kaputt gemacht? Und warum?“

Naruto biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hatte er erwartet, dass Sasuke sauer auf ihn sein würde, doch der Schwarzhaarige war so besorgt um ihn, dass er sich ganz schlecht fühlte. Er hatte es doch gar nicht verdient, so umsorgt zu werden...

„Mann, das sieht fast so aus, als hätte sich jemand durch die Scheibe gestürzt.“

Sasuke schüttelte den Kopf. Wie lächerlich, er wohnte doch im vierten Stock, wie sollte da jemand auf den Balkon kommen? Er trug die Glassplitter zum Mülleimer und erstarrte, als er Narutos entsetztes Gesicht sah.

„Es ist wirklich jemand ins Haus gekommen?! Ein Einbrecher? Bist du in Ordnung?“

Aus Reflex packte er den Blonden bei den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Hat er dir auch nichts getan?“

Naruto errötete und sah den jungen Studenten einfach nur an, unfähig, irgendetwas zu sagen.

„…er dich vielleicht gar nicht hierhaben will?“

Aber er war doch besorgt um ihn, oder?

Vielleicht aus Höflichkeit…oder Mitleid.

„Ich rufe jetzt die Polizei.“

„Nein!“

„Hier wurde eingebrochen. Du kannst von Glück reden, dass er dir nichts getan hat. Ob er irgendetwas mitgenommen hat?“

„Nein…“

„Was ist nur los mit dir?“

Naruto holte tief Luft.

„Ich kenne die Person, die hier eingebrochen ist. Naja, es war kein richtiger Einbruch. Er hat geklingelt, aber ich habe ihm nicht aufgemacht, da ist er durch die Balkonstür in die Wohnung gekommen.

„Wer?“

„Kakashi Hatake. Der Berater meines Vaters.“

„Was wollte er?“

„Nur sehen, wie es mir geht.“

„Hm.“

Der Uchiha dachte darüber nach, was er davon halten sollte. Wenn dieser Kakashi ohne weitere Probleme an Land kommen konnte, warum kam Narutos Vater dann nicht höchstpersönlich vorbei, um nach seinem Sohn zu sehen? Warum schickte er seinen Berater? Er spürte, wie sich die Wut in seinem Magen zusammenballte.

Vielleicht ist der Herr König sich ja zu fein, um nach seinem Sohn zu sehen. Das ist doch echt…

„Sasuke?“

„Hm?“

„Hasst du mich jetzt? Soll ich ausziehen?“

Verdammt, wie der Blonde ihn wieder ansah! So schuldbewusst, obwohl er keinerlei Schuld an irgendetwas trug.

Sasuke strich sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. „Oh Mann, wie kommst du denn wieder auf solche Ideen?“

„Naja, wir haben uns gestritten und du bist gegangen, ich wusste nicht einmal wohin oder wann du wiederkommst. Ich hatte so Angst.“

„Wovor?“

„Dass du mich hasst und ich dir nur zur Last falle.“

„Wieso solltest du denn eine Last sein?“

„Weil ich dich immer wieder verärgere und nur Schwierigkeiten mache! Sonst hättest du doch wohl keinen Grund gehabt, aus deiner eigenen Wohnung zu flüchten! Wenn hier jemand geht, dann ich!“

„Hier geht überhaupt niemand!“

Sasuke war ebenso verwundert wie Naruto über die Bestimmtheit in seiner Stimme, die keine Widerrede zuließ.

„Hör mal. Mir ging es eben einfach nicht gut, das ist alles. Wenn du wirklich stören würdest, hätte ich dich schon längst vor die Tür gesetzt.“

„Ja?“

„Ganz bestimmt. Und jetzt mach dir keine Gedanken mehr darüber.“

Narutos Miene erhellte sich, seine Wangen waren ganz rosig von der Aufregung und der Erleichterung. Ohne nachzudenken fiel er dem Schwarzhaarigen um den Hals, der erstaunt einige Schritte zurück taumelte und sein viel zu schnell klopfendes Herz zu ignorieren versuchte. Auch der Blonde schien rasch zu merken, dass das ein Fehler war. Er ließ Sasuke abrupt los und verschwand mit hochrotem Kopf in der Küche, wo er nach einer Rolle Küchenpapier suchte.

„Mist, hier muss es doch irgendwo sein…“

„Suchst du etwa das hier?“

Sasuke stand am Türrahmen angelehnt und hielt die Rolle mit seiner rechten Hand hoch.

„Ja, aber wie…“

„Ich habe schon gesehen, dass du etwas verschüttet hast, als ich zur Tür hereinkam. Oder nein, warte, ich wusste es schon, als ich noch draußen auf der Treppe stand.“

Er lächelte und warf Naruto die Rolle zu.

„Wenigstens ist kein Glas zu Bruch gegangen.“

„Ich habe ja auch Becher benutzt“, erklärte der Blonde stolz.
 

Egal was Naruto sagen oder tun würde, egal wie viel Angst er hatte, er musste auf dem Sofa schlafen! Um keinem von ihnen eine Gelegenheit zu bieten, schloss Sasuke die Tür zu seinem Zimmer ab.

Als ob er über mich herfallen würde…, dachte er bitter. Als ob ichüber ihn herfallen würde. Einen irrwitzigen Augenblick glaubte er, dass er vielleicht wirklich deshalb die Tür abschloss. Um körperlichen Kontakt irgendwie zu vermeiden. Das ist doch verrückt! Wir hatten und haben keinen körperlichen Kontakt, wieso benimmst du dich wie ein paranoider Irrer?

Aber was war mit der Umarmung eben? Oder mit dem Vorfall im Bad?, meldete sich eine unangenehme Stimme in Sasukes Kopf.

Er war nur erleichtert, dass ich ihn nicht rausschmeiße! Und eben…ging es mir so schlecht, dass er geglaubt hat, mich trösten zu müssen.

Warum dachte er überhaupt darüber nach?
 

Kakashi machte sich auf den Weg zum Strand. Er dachte an das glückliche Gesicht Kushinas, wenn er ihr berichten konnte, dass ihr Sohn wohlauf und munter war. Doch die Tatsache, dass Naruto jetzt schon so an dem Menschen hing, bereitete ihm Kopfzerbrechen.

Verdammt, so einfach wird Naruto nicht aus der Wohnung verschwinden. Ich muss mir einen neuen Plan einfallen lassen. Und zwar schnell. Die Zeit drängt.
 

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Sasuke schlug um Punkt sechs auf seinen Wecker und drehte sich stöhnend auf die andere Seite. Alles fühlte sich viel zu schwer an, sein Kopf, seine Arme, seine Beine.

Ich muss mir wohl eine Grippe eingefangen haben, dachte er und rollte nach einigen Sekunden aus dem Bett. Ihm wurde kurz schwindelig und er musste aufpassen, nicht über seine Klamotten zu stolpern, die er achtlos auf den Boden geworfen hatte. Mit einem herzhaften Gähnen öffnete er die Tür, versuchte es zumindest, denn aus irgendeinem Grund ging sie nicht auf. Mehrmals drückte er auf die Klinke, doch nach wie vor rührte sie sich keinen Zentimeter.

Achja, ich habe ja abgeschlossen…

Er drehte den Schlüssel und kam sich dabei wie ein Gefängniswärter vor, der gerade die Zelle eines Sträflings öffnete.

Naruto schlief noch immer seelenruhig auf dem Sofa.

Ich brauch erst mal ein Aspirin…

Leise schlich der Uchiha in die Küche, kramte eine kleine Tablette aus einer der Schubladen und spülte sie mit Wasser hinunter. Er setzte sich an den Küchentisch und wartete, bis die Wirkung eintrat und sein Kopf sich nicht mehr anfühlte, als würde er jeden Moment explodieren.

„Sasuke?“

Naruto stand im Türrahmen und blinzelte ihn verschlafen an.

„Du hättest jetzt noch nicht aufstehen müssen“, sagte der Schwarzhaarige. „Es ist noch früh.“

„Aber mein Kopf platzt gleich.“

Fast hätte Sasuke gelacht. Sie beide machten den Eindruck, als hätten sie am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut und müssten nun den Karter ertragen und mit Aspirin dämpfen. Er klopfte neben sich auf den Stuhl. „Setz dich erst mal und nimm eine hiervon.“

Er stand auf, kramte noch eine Tablette aus der Schublade und legte sie vor Naruto auf den Tisch. Danach stellte er ihm ein Glas Wasser hin.

„Du musst sie mit dem Wasser runterspülen.“

Naruto nahm gehorsam die Tablette in den Mund und schluckte.

„Geht es mir bald besser?“

„Das verspricht die Pharmazie.“ Sasuke zuckte zusammen, als ein besonders heftiger Strich seinen Kopf erschütterte.

„Hast du auch Kopfschmerzen?“

„Ja…wahrscheinlich eine Grippe.“

„Gehst du zur Uni?“

„Mir bleibt nichts anderes übrig. Außerdem ist es ja nicht so schlimm, dass ich im Bett bleiben müsste. Nur eine kleine Grippe, das ist alles.“
 

Er machte sich keine Gedanken, als er sich von Naruto verabschiedete und auf den Flur trat.

„Nur eine kleine Grippe…“
 

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Kinder, wie die Zeit vergeht.

Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit und für das kurze Kapitel T__T

Aber!: Mir ist schon was nettes fürs nächste eingefallen und wenn es sein muss sperr ich mich in meinem Zimmer ein und schreibe es nieder, auf dass es keine 5 Monate dauert! T_T
 

Outtakes
 

Das Mädchen warf Neji einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe sie sich fröhlich an die Arbeit machte und Sasukes Missgeschick aufwischte (hört sich irgendwie falsch an, oder? xD)
 

Ich lese meinem Bruder vor: Aus Reflex packte er den Blonden bei den Schultern und schüttelte ihn leicht.

Um zu prüfen, ob er wirklich zuhört, sage ich:

Und plötzlich war Naruto nackt!

Bruder *voll genervt vom Zocken*

Ich: Siehst du, du hörst gar nicht zu!

Bruder: UND PLÖTZLICH WAR NARUTO NACKT!

Ich: Ja xD Aber das steht nicht hier! xD

Bruder: Oh ^///^

Jaja, Sasuke hat Naruto so lange geschüttelt, bis die Klamotten abgefallen sind…

Hospital

„Du siehst scheiße aus.“

„Danke, ein ‚Geht es dir nicht gut, Sasuke? Ab ins Bett mit dir!‘ hätte auch gereicht.“

Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf auf die Tischplatte, die angenehm seine Stirn kühlte.

„Jetzt mal im Ernst. Du siehst wirklich nicht gut aus.“

„Hab mir wohl eine Grippe eingefangen.“

„Aha.“ Nejis Blick verriet, dass er den Abend verantwortlich machte, als sein bester Freund nur mit T-Shirt und Shorts „einen Spaziergang gemacht hatte“.

„Vielleicht solltest du dann wirklich nach Hause gehen.“

„So kurz vor den Prüfungen?“

Neji hob eine Augenbraue. „Also ob du Angst haben müsstest nicht mehr mitzukommen. Du kannst dir das locker erlauben.“

„Ja, vielleicht. Ich will’s aber nicht drauf ankommen lassen.“

„Verstehe.“

Außerdem muss ich nachher noch in die Stadt, ein neues Fenster für die Balkontür besorgen…, fügte er in Gedanken hinzu. Am besten kommt Naruto mit, sonst beschließen noch irgendwelche Freunde von ihm sich durch mein Fenster Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Er stellte sich vor, wie dutzende Meerjungfrauen und –männer auf seiner Couch Platz nahmen und sich über…tja, über was unterhielt man sich unter dem Meer so? Obwohl Naruto schon einige Zeit bei ihm wohnte, wusste er praktisch nichts über sein Leben als Prinz. Wie sein Zuhause aussah, was er den ganzen Tag machte, wie eine Stadt unter Wasser überhaupt funktionierte.

„Hast du mir gerade zugehört?“

Sasuke hob den Kopf und blinzelte seinen Freund träge an. „Gibst du dich mit einem ‚Vielleicht‘ zufrieden?“

„Alter...“ Neji stand auf und nahm sein Tablett. „Ab ins Bett mit dir, du brauchst mich heute nicht mehr anzusprechen.“
 

Sasuke beschloss, auf den Hyuuga zu hören. Er nahm die nächste U-Bahn Richtung Apartment. Nach einem Mittagsschläfchen würde er sich ganz bestimmt besser fühlen und genug Kraft haben, mit Naruto noch kurz in die Stadt zu fahren. Vielleicht sollten wir auch noch in der Apotheke vorbeischauen, überlegte er und drängte sich in das Abteil. Prompt wurde er an ein Seitenfenster gedrückt, als die U-Bahn sich ruckelnd durch den dunklen Tunnel schlängelte. Gab es überhaupt eine Uhrzeit, an der sie nicht brechend voll war? „Der Fahrer soll mich anrufen, wenn das mal vorkommt…“, murmelte er und betrachtete sein Spiegelbild im Glas. Er war noch blasser als sonst, seine Augen gerötet und sein Haar fiel ihm in noch wirreren Strähnen ins Gesicht. Wie ein Stück Papier, das jemand zerknittert und weggeworfen hatte. Dementsprechend fühlte er sich auch.
 

„Ich bin wieder da.“

Stille.

„Naruto?“ Irgendetwas war merkwürdig, normalerweise kam der Blonde doch wie eine Rakete auf ihn zugeschossen, hätte ihn freudestrahlend angeschaut und mit seinem dümmlichen Grinsen gefragt, warum er denn schon zu Hause sei. Doch der Meerjungmann ließ auf sich warten und kam auch dann nicht, als Sasuke ein zweites Mal nach ihm rief.

Sofort überkam ihn die Angst und klammerte sich wie ein kleines Kind an ihn. Was hatte Naruto jetzt schon wieder angestellt? Sasukes Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er langsam das Wohnzimmer betrat und beinahe erleichtert aufatmete, als er die blonden Strähnen auf der Sofalehne erkannte.

„Das ist doch idiotisch…“, murmelte er, mehr zu sich selbst gewandt, und schüttelte den Kopf. Ja, das war es, idiotisch, es war dumm, wie er sich so schnell hatte beunruhigen und aus der Fassung bringen lassen. Nur weil Naruto auf der Couch schlief und nicht wie ein Hund auf ihn zugelaufen kam, als er die Haustür geöffnet hatte. Es war wirklich idiotisch, wie sein Herz in der Brust schlug, so schnell, konnte es nicht endlich aufhören?

„Hey…“

Der Blonde regte sich nicht, blieb nur bewegungslos liegen.

„Naruto, wach auf.“

Er berührte ihn an der Schulter, konnte durch das T-Shirt die warme Haut spüren. Er zog die Hand schnell zurück und betrachtete den Meerjungmann. Auch er war blasser als sonst, einzelne Strähnen klebten ihm an der Stirn, sein Atem war unregelmäßig. Um seinen Verdacht zu überprüfen, legte Sasuke vorsichtig seine Finger auf die verschwitzte Stirn. Warm. Viel zu warm. Naruto stöhnte leise und versuchte seinen Kopf wegzudrehen.

Verdammt, ich habe ihn wirklich angesteckt.

Er überlegte, ob er ihn aufwecken oder lieber schlafen lassen sollte, entschied sich dann dafür, ihn lieber in Ruhe zu lassen. Was sollte er ihm auch schon sagen? ‚Hey Naruto, du hast jetzt auch die Grippe, toll, nicht?‘ oder sowas wie ‚Hey Kleiner, du bist jetzt auch krank, willkommen im Club.‘

Stattdessen ging er ins Badezimmer, machte einen Waschlappen nass und legte ihn Naruto auf die erhitzte Haut.

Vielleicht hättest du Medizin studieren sollen, dachte er und grinste bei der Vorstellung, sein Leben lang Waschlappen auf fiebrige Stirne zu legen.Aber zuerst übe ich, wie man richtig schläft. Fürsorglich stellte er noch ein Glas Wasser auf den Tisch, falls der Blonde zwischendurch aufwachen und Durst haben sollte, und legte sich in sein Bett, wo er, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte, sofort einschlief.
 

Endlich zeigte die Aspirintablette Wirkung und auch die wenigen Stunden Schlaf hatten ihren Teil zur Genesung beigetragen. Zwar war die Grippe noch nicht ausgestanden, jedoch hatte das dumpfe Pochen in seinem Kopf aufgehört. Sasuke blieb noch einige Minuten in seinem Bett liegen, sein Körper war zu müde, um irgendetwas zu machen. Fieber konnte er glücklicherweise ausschließen. Hoffentlich hat der Mittagsschlaf auch Naruto geholfen, dachte er und drehte sich auf die Seite. Eigentlich wollte er aufstehen und nach ihm sehen, doch seine Lider wurden wieder schwer, immer schwerer, bis er sich nicht mehr wehren konnte und wieder einschlief.

Als er das nächste Mal aufwachte, waren noch nicht einmal 15 Minuten vergangen. „Nur noch ein bisschen…“, murmelte er und drückte seinen Kopf fester ins Kissen.

„Sasuke…“

Träumte er schon oder rief Naruto wirklich nach ihm?

„Sa…“

Es konnte nicht real sein, seit wann hatte der Blonde eine so leise, raue Stimme?

„Sasuke…“

Der Angesprochene riss die Augen auf und lauschte angestrengt. Er wurde wirklich gerufen, es war wirklich Narutos Stimme, die ermattet seinen Namen flüsterte.

Mühsam rappelte er sich auf und taumelte Richtung Wohnzimmer, als es plötzlich klirrte und etwas auf dem Fußboden zerschellte. Sasuke schoss die Becher-Regel durch den Kopf, die er selbst missachtet hatte, wollte schon einen frechen Spruch über Narutos Ungeschicklichkeit loslassen, seufzte bei dem Gedanken, schon wieder Glassplitter aufsammeln und Flüssigkeit aufwischen zu müssen, hielt jedoch abrupt inne, als er vor dem Sofa zum Stehen kam und den Blonden erblickte. Die Ruhe hatte ihm anscheinend gar nicht geholfen, ganz im Gegenteil, er war schweißgebadet, seine Haare klebten ihm an der Stirn, das T-Shirt am Körper, seine Wangen waren fleckig und gerötet, seine Augen trüb und nur halb geöffnet.

„Sasuke…“, wiederholte er, hob langsam die Hand und griff orientierungslos ins Leere. Der Uchiha schluckte und kniete sich sofort neben ihn. Normalerweise brachten ihn nicht viele Sachen aus der Ruhe. Normalerweise konnte ihn nichts so schnell erschüttern. Doch wie der sonst so quirlige Naruto so schwach vor ihm lag, ließ ihn regelrecht erschauern und Ängste und Sorgen aufkommen, die er so noch nicht kannte. Und das beunruhigte ihn noch mehr.

Rasch verdrängte er die störenden Gedanken und befühlte mit einer Hand die nasse Stirn, eine ganz natürliche Berührung, wenn man herausfinden wollte, ob jemand Fieber hatte oder nicht. Er seufzte innerlich. Heiß, glühend heiß, wie er erwartet hatte.

„Deine Hand…ist kalt“, murmelte Naruto und versuchte mit einem verlegenen Grinsen seinen schlechten Zustand zu überspielen.

„Tut mir leid.“

„Du meckerst immer…wenn ich mich entschuldige.“

Jetzt lächelte auch Sasuke, auf eine unbeschreibliche Weise erleichtert. Seine Hand strich ihm wie von allein eine blonde Strähne aus der verschwitzten Stirn, ehe er sie beinahe erschrocken wieder zurückzog.

Das ist ganz normal, dachte der Schwarzhaarige. Er hat Fieber, natürlich mache ich mir das Sorgen und prüfe, wie schlimm es ist.

„Sasuke?“ Narutos Stimme riss ihn in die Gegenwart zurück.

„Hm?“

„Mir ist so warm.“ Er strampelte die Decke von den Beinen.

„Warte kurz.“

Der Student ging rasch in sein Zimmer und kramte ein frisches T-Shirt aus dem Schrank. Dabei fiel ihm ein, dass er Naruto noch immer keine eigene Kleidung gekauft hatte. Aber eigentlich machte es ihm nichts aus, seine mit ihm zu teilen, auch wenn die Hosen etwas zu lang und die Shirts etwas zu groß waren und er sie immer für ihn umschlagen musste. Auch das verwunderte ihn. Früher hatte er nie gerne geteilt, schon im Kindergarten nicht, aber bei Naruto machte es ihm nichts aus…

„Hier, zieh das an.“

Sasuke legte das Shirt auf die Armlehne und beobachtete den Blonden, der gehorsam versuchte, sein verschwitztes Oberteil über den Kopf zu ziehen, doch auch diese einfache Bewegung kostete ihn viel Kraft.

Zögernd griff Sasuke Narutos Oberarme und zog sie sanft nach oben, um ihm anschließend das alte T-Shirt aus- und das neue anzuziehen. Er versuchte dabei, nicht den nackten Oberkörper des Blonden zu begutachten, weil…ja, warum eigentlich? Warum dachte er überhaupt darüber nach, absichtlich wegzuschauen? Er war doch kein kleiner Junge mehr, der sich für alles genierte! Sogar Neji hatte er im Freibad mal ohne Oberteil gesehen, da war es doch auch kein Problem gewesen, ihm war es doch gleichgültig, wie andere Jungen gebaut waren. Warum verdammt nochmal kroch die Hitze dann seine Wangen entlang, wenn Naruto halbnackt vor ihm lag?

Als der Blonde wieder nach seiner kühlenden Hand greifen wollte, zog er sie ganz zurück und legte ihm stattdessen den Waschlappen auf die Stirn.

„Du solltest noch ein wenig schlafen“, sagte er und stand auf. Er wollte sich umdrehen, in die Küche gehen und einen Tee, vielleicht auch etwas zu essen machen, doch wieder griff Naruto ihn am Handgelenk, zu schwach zwar, um ihn wirklich festzuhalten, jedoch stark genug, um zu zeigen, dass er noch nicht gehen sollte.

„Was ist?“, fragte Sasuke schroffer als beabsichtigt. Er biss sich auf die Unterlippe, als die Augen des Blonden sich schon wieder mit Tränen füllten. „Tut mir leid…“, murmelte er und kam sich in der bizarren Situation merkwürdig hilflos vor. Unsicher kniete er sich wieder neben das Sofa und musterte Naruto, der ihn mit glasigen Augen ansah.

„Kannst du bleiben, bis ich eingeschlafen bin?“ Es war kaum mehr als ein Flüstern.

„Reicht es dir, wenn ich einfach hier sitzen bleibe?“

Er nickte schwach, doch kaum berührte sein Hinterkopf die Couchlehne, war er schon wieder eingeschlafen.

Er ist wirklich krank…, dachte Sasuke und blieb noch lange bei ihm, auch wenn er es schon gar nicht mehr mitbekam.
 

In den nächsten Tagen wurde es nicht besser. Zwar erholte sich Sasuke von seinen Kopf-und Gliederschmerzen, doch Naruto blieb schwach und schaffte es auch nach drei Tagen nicht, alleine aufzustehen. Aus diesem Grund blieb der Student zuhause, wurde gelegentlich von Neji angerufen, der mehrere Male anbot vorbeizukommen, Sasuke jedoch dankend ablehnte und versprach, bald wieder in der Uni zu erscheinen. An seine Balkontür hängte er provisorisch eine Decke, damit es nicht allzu sehr zog.

Am vierten Tag zeigte das Fieberthermometer 39,4 C°.

„Was mache ich nur mit dir…“, murmelte der Uchiha und setzte sich auf die Lehne. Dabei legte er Naruto einen neuen nassen Lappen auf die Stirn, die die Flüssigkeit geradezu aufzusaugen schien.

Er wusste, dass er ihn in ein Krankenhaus bringen musste, früher oder später würde Naruto kollabieren. Je eher er ihn zu einem Arzt brachte, desto besser.
 

Sasuke hatte keine Ahnung, wie er es schaffte, ihn ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Erst im Nachhinein fühlte er die Erschöpfung, die wie eine Lawine auf ihn einstürzte, als Naruto in ein Zimmer gebracht wurde und er am Empfang einige Formulare für ihn ausfüllen musste.

Für einen irrwitzigen Moment fragte er sich, ob Naruto überhaupt schreiben konnte.
 

„Er wurde in ein anderes Zimmer verlegt“, sagte die Krankenschwester.

„Was? Er wurde doch eben erst hierher gebracht!“

„Tut mir leid.“

Sasuke stöhnte. „In welches?“

„Einen Moment bitte, da muss ich nachsehen.“ Sie blätterte durch die Unterlagen ihres Klemmbretts, runzelte dabei nachdenklich die Stirn. Der Schwarzhaarige trat von einem Fuß auf den anderen. Konnte sie sich nicht etwas beeilen?

„Also, im Moment weiß ich das nicht genau.“

„Was?“

„Ich habe noch keinen Bescheid wegen der Zimmerverteilung bekommen.“ Sie verbeugte sich entschuldigend. „Ich werde gleich die Oberschwester fragen, sie macht die Pläne und…“

„Ich glaube, das wird nicht nötig sein“, knurrte der Schwarzhaarige plötzlich und drängte sich an der verwirrten Krankenschwester vorbei. Wenige Meter vor ihm taumelte Naruto aus einem der Zimmer. Als er Sasuke erblickte, lächelte er matt. „Da bist du ja…“

„Was zum…?!“

Entsetzt musterte er den Blonden, der nur eine Boxershorts am Leib und ein, wie es schien, Stück Stoff in der Hand trug.

„Wo sind deine Sachen?!“

„Die Krankenschwester sagte, ich solle mich ausziehen…“

„Aber doch nicht auf dem Flur!“

Sasuke zog den Meerjungmann am Handgelenk hinter sich her, auf der Suche nach einem freien Raum. Dabei trafen sie auf zwei Krankenschwestern, die sich kichernd nach ihnen umdrehten. Gütigerweise zeigte eine von ihnen dann auf eine naheliegende Tür. Sasuke überlegte nicht lange und zog Naruto in den leeren Raum.

„Warum schickt sie uns in eine Abstellkammer?“, fragte der Uzumaki und lehnte sich müde gegen einen Schrank.

„Ich will nicht wissen, was sie sich dabei gedacht hat…“, murmelte Sasuke verärgert und streifte dem Kleineren das Nachthemd über. „So, jetzt suchen wir dein Zimmer. Weißt du die Nummer noch?“

Naruto schloss die Augen, kippte leicht nach vorn und lehnte sich an die Schulter des Schwarzhaarigen.

„Ich bin so müde…“

„Ich weiß“, flüstere Sasuke leise, „aber du musst dich noch einmal kurz konzentrieren. Hast du mich verstanden?“

Der Blonde brummte, sein Kopf ruhte noch immer an seinem Körper. Eine Weile verharrten sie so, doch gerade, als der Uchiha noch einmal nachfragen wollte, murmelte Naruto die Ziffern, ganz leise, dass er sie kaum verstehen konnte.

„1…5…6…7…“

„Alles klar.“ Ohne ein weiteres Wort kniete Sasuke sich hin, ließ den Kleineren auf seinen Rücken fallen, sodass er den Kopf auf seine Schulter und die Arme mit letzter Kraft um seinen Hals schlingen konnte, und machte sich auf den Weg zum Krankenzimmer. Dabei ignorierte er gekonnt die tuschelnden Krankenschwestern.
 

Der Raum war schlicht eingerichtet. Neben dem Bett gab es ein kleines Nachttischchen und einen Stuhl für Angehörige, auf den Sasuke sich erschöpft fallen ließ. Der Meerjungmann schlief tief und fest, doch sein Kopf zuckte unkontrolliert von einer Seite auf die andere.

Das Fieber verursacht bestimmt schon Alpträume, dachte der Schwarzhaarige und schloss die Augen, um Narutos unruhigen Schlaf nicht mehr beobachten zu müssen. Wie er feststellen musste, war die Tatsache, dass es dem Blonden immer schlechter ging, sein Alptraum.

Hoffentlich wache ich bald auf…

Ein lautes Räuspern an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Eine blonde Ärztin mittleren Alters nickte ihn zu sich. Leise schloss sie die Tür.

„Ich bin Dr. Tsunade, Narutos zuständige Ärztin.“

„Sasuke Uchiha.“

„Sind Sie ein Angehöriger?“

„Mitbewohner. Ich habe ihn ins Krankenhaus gebracht.“

Tsunade nickte. „Eine vernünftige Entscheidung. Er hat sehr hohes Fieber.“ Sie blickte ihn ernst an. „Wie viele Tage ist er bereits erkrankt?“

„Etwa vier.“

Tsunade nickte erneut. „Verstehe. Eine Schwester wird ihm gleich Blut abnehmen.“

„Wofür?“

„Damit wir sicherstellen können, dass keine Infektion die Ursache seines Fiebers ist. Sonst wird es bald richtig gefährlich.“

Sasuke hatte das Gefühl, jemand würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und hämisch über ihn lachen, während er in aufkommender Angst und Verzweiflung immer tiefer fiel.

Er wollte etwas antworten, doch sein Hals fühlte sich trocken und ausgedorrt an. Stattdessen nickte er nur und hoffte, nicht so elend auszusehen wie er sich in diesem Moment fühlte. Auch Tsunade nickte und verschwand in einem der vielen Zimmer.

Gleich dem Nächsten eine schlechte Botschaft überbringen, dachte der Uchiha bitter.
 

Die Coladose in seiner Hand war voll, auch nach unzähligen Stunden, die Sasuke auf dem langen Korridor verbrachte und auf eine Nachricht wartete, mit der Zeit war es ihm egal ob gut oder schlecht, er wollte endlich wissen, was los war, um sich dementsprechend darauf einzustellen.

Es wird schon nichts Schlimmes sein, versuchte er sich zu beruhigen.

Aber was, wenn doch?, meldete sich eine zweite Stimme in seinem Kopf.

Er ist ein fideles Kerlchen, so schnell kann ihm nichts anhaben.

Bist du blind? Hast du nicht gesehen, wie schwach und abgemagert er jetzt ist?

Er ist schon einmal fast gestorben, aber er hat überlebt, wieso sollte es diesmal anders sein?

Weil du ihn dieses Mal nicht so einfach aus dem Meer ziehen und nach Hause tragen kannst. Dieses Mal kannst du nichts tun.

Wenn er wirklich stirbt…was ist dann mit seiner Familie? Was ist dann mit mir?

Tja Sasuke, dann bist du ganz allein. Allein. Allein.

„Herr Uchiha?“

Erschrocken blickte er auf, Cola schwappte aus der Dose, als er hastig aufstand, lief ihm über die Hand und tropfte auf den Boden, doch es war ihm egal, war es denn wichtig verdammt nochmal immer sauber zu wischen?

„Wir haben nun die Ergebnisse des Bluttests“, sagte Tsunade. Ihre Miene verriet nicht, ob sie gute oder schlechte Nachrichten zu verkünden hatte. Als sie eine kurze Pause machte, verspürte Sasuke den Drang, ihr seine Coladose ins Gesicht zu schleudern, wenn sie dadurch nur dieses unerträgliche Schweigen brechen würde.

„Also: Wir können ausschließen, dass eine Infektion der Auslöser für das Fieber ist. Desweiteren sieht es so aus, als ob keine Lebensgefahr bestünde.“

„Das ist doch gut…?“

„Im Moment ja, jedoch weisen seine Blutwerte Anomalien auf.“

Sasuke schwankte kurz. Sein Herz klopfte aufgeregt in seiner Brust. „Inwiefern?“

„Nun ja, wir können noch nichts bestätigen, aber so wie es aussieht, verfügt Naruto über fremdartiges Gewebe.“

„Wie bitte?“

„Wie gesagt, es sind nur Vermutungen, abwegige Vermutungen zwar, aber wir dürfen Anomalien nicht so einfach ignorieren. Deshalb würden wir ihn gerne für weitere Untersuchungen hierbehalten. Zumindest für einige Tage.“

„Aber was ist mit dem Fieber?“

„Wir geben ihm Infusionen, damit er die Nährstoffe bekommt, die ihm durch Flüssigkeits- und Nahrungsmangel fehlen. Außerdem muss er sich viel ausruhen. Ansonsten können wir nur warten. Und nun gehen Sie nach Hause, Sie sehen so aus, als würden Sie gleich umkippen.“
 

Sasuke setzte sich ans Bett und atmete tief durch, Müdigkeit und Erschöpfung drohten ihn zu überrollen. „Fremdartiges Gewebe, natürlich, er ist ja auch kein Mensch“, schnaubte er. Aber es bestand keine Lebensgefahr, das war alles, was zählte. Er dachte, Erleichterung sei eine bestandene Jura-Prüfung, doch das, was er im Moment fühlte, war nicht vergleichbar. Als ob eine große Last von ihm genommen wurde.

„Sasuke?“

Naruto versuchte sich aufzusetzen, doch der Schwarzhaarige drückte ihn sanft, aber bestimmt zurück. „Du sollst dich ausruhen.“

„Ausruhen ist aber langweilig“, murmelte Naruto, doch sein Blick wurde wieder glasig, seine Lider hoben und senkten sich langsam, er hatte Mühe, die Augen überhaupt noch offen zu halten.

„Kann ich bald wieder nach Hause?“

Sasuke wusste, dass er ihre Wohnung, nicht sein Meeresreich meinte. Ihre Wohnung…

„Ja, bald“, antwortete er und versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Das reichte dem Blonden schon. Auch er lächelte, griff nach Sasukes Hand und schloss die Augen.

„Sasuke?“

Bubumm. Bubumm.

„Kannst du bleiben, bis ich eingeschlafen bin?“

Bubumm. Bubumm.

„Ja.“
 

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Puh, ich weiß selbst nicht mehr, ob Sasuke schon Klamotten für Naruto gekauft hat, hab jetzt einfach mal behauptet, dass er nix eigenes hat…Wenn irgendjemand in einem anderen Kappi zufällig einen Hinweis dazu findet, bitte Bescheid sagen! xD ^-^

Abeeeer noch was ganz wichtiges: Vielen vielen Dank für alle Kommentare und Favos und dafür, dass ihr so treu an dieser FF bleibt! Das bedeutet mir echt viel! <3
 

Outtakes
 

Doch Nejis Blick verriet, dass er den Abend verantwortlich machte, als sein bester Freund nur mit T-Shirt „einen Spaziergang gemacht hatte“.

*kurz überleg*…NUR mit T-Shirt?! ^//^
 

Er strampelte die Decke von der Decke…hää?
 

Ewiges „Hängte“ oder „Hing.“ Heute:

An seine Balkontür hing er provisorisch…

(Sasuke hing provisorisch an der Balkontür? Das will ich sehen!)

Naruto: Was machst du da, Sasuke?

Sasuke: Ach, nur ein bisschen abhängen…

Escape

„Ich bin dann heute Abend wieder da.“

„Kannst du mir etwas mitbringen?“

„Mann Naruto, du weißt doch, dass ich keine Lebensmittel hereinschmuggeln darf.“

Der Blonde grinste.

„Ja, aber gestern hast du das doch auch gemacht.“

„Das war eine Ausnahme. Außerdem hat der Hausmeister Verdacht geschöpft, wenn ich das nochmal mache, schlägt er mich mit seinem Gehstock.“

„Dann könntest du doch das Bett neben mir bekommen. Wenigstens wäre es dann nicht mehr so langweilig hier.“

Jetzt lächelte auch Sasuke.

„Ich würde ja wirklich gerne im Krankenhaus liegen und dir Gesellschaft leisten, aber im Moment gibt es viele wichtige Dinge, die ich erledigen muss.“

„Hoffentlich kann ich bald wieder raus...“, murmelte Naruto schmollend und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie so oft in den letzten Tagen legte Sasuke ihm die Hand auf die Stirn.

„Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie dich entlassen. Du hast kein Fieber mehr.“

Zumindest war das letztere war. Dass der Meerjungmann bald offiziell nach Hause konnte, bezweifelte er stark. Naruto war gefundenes Fressen für die Ärzte, die über die Anomalien in seinem Blut gleichermaßen schockiert wie fasziniert waren und ihn wahrscheinlich am liebsten in einem Labor eingesperrt hätten. Deshalb hatte Sasuke beschlossen, ihn in spätestens zwei Tagen einfach mitzunehmen. Er wusste zwar noch nicht wie, aber er würde den Blonden auf keinen Fall länger diesem sterilen Gefängnis und seinen forschungshungrigen Wärtern überlassen.

Hoffen wir nur, dass der Hausmeister keine Jagdhunde hat.

„Also...bis heute Abend dann.“

Naruto lächelte tapfer, wie ein Kind, das seine Angst vor einer Spritze überspielen wollte.

„Versprochen?“

„Ja…versprochen.“
 

Auch wenn es ihm schwerfiel, ihn alleine im Krankenhaus zurückzulassen, war Sasuke froh, dass er wieder gesund war. Gleichzeitig spürte er, wie es auch ihm immer besser ging, obwohl seine Grippe schon lange ausgestanden war.

So fühlt es sich wohl an, wenn man Freud und Leid mit jemandem teilt, dachte er und lachte leise über sich selbst, wie absurd das doch klang.
 

„Wie schön, dass Sie uns auch wieder beehren, Herr Uchiha.“

Der alte Professor legte ihm seine knochige Hand auf die Schulter und lächelte. „Ich hoffe, es hatte keinen ernsten Hintergrund...?“

„Nur eine kleine Grippe.“

„Da bin ich ja erleichtert.“

„So?“

„Ich dachte, es hätte etwas mit einem Mädchen zu tun gehabt. Glauben Sie mir, da ist man länger krank als ein paar Tage.“

Mädchen... Sasuke schnaubte. Nein, ein Mädchen war nicht Schuld an seiner Abwesenheit.

„Wie auch immer, ich hoffe, Sie sind für die Prüfung nächste Woche vorbereitet?“

Sarutobi lächelte über diese rhetorische Frage. Auch Sasuke grinste.

„Keine Sorge. Das wird schon.“
 

Der Uchiha konnte nicht anders als den Professor zu mögen. Er mochte zwar alt sein und noch älter aussehen, doch geistig war er so fit wie ein Student, wahrscheinlich sogar fitter als die meisten hier. Der alte Mann hielt große Stücke auf ihn und unterstützte ihn sein Studium ordentlich durchzuziehen. Dafür dankte er ihm mit dem Respekt, den der Professor verdiente.

„Ich habe dir die Notizen gefaxt“, sagte Neji, ohne von seinen Unterlagen aufzuschauen. Sasuke setzte sich ihm gegenüber und nahm die Wasserflasche von Nejis Tablett.

„Danke.“

„Mh.“

Eine Weile beobachtete er die Studenten, die in der großen Mensa aßen, redeten und lachten. Niemand schien wirklich Notiz von ihm zu nehmen.

Zum Glück hat sich die Menge wieder beruhigt, dachte er. Die Story über den Philosophieprofessor und mich scheint wohl nicht so aufregend zu sein wie ich dachte. Gott sei Dank.

„He Uchiha.“

Sasuke drehte den Kopf und sah einen jungen Mann auf sie zukommen. Neji würdigte ihn keines Blickes und vertiefte sich weiter in seine Notizen.

„Du bist Shikamaru Nara, oder?“, fragte der Uchiha und musterte ihn.

„Ich fühle mich geehrt, dass du meinen Namen kennst“, antwortete der Philosophiestudent gelangweilt.

„Was willst du?“

„Wow, du bist wirklich so direkt und unhöflich wie man sich erzählt.“

„Nur die Jungs erzählen sowas, bei den Mädchen ist er immer ein Gentleman“, warf Neji tonlos ein und kritzelte etwas auf sein Blatt Papier.

„Und bei Professor Manabu, schätze ich?“

Sasuke überlegte kurz, über wen Shikamaru sprach, aber es fiel ihm beim besten Willen nicht ein.

„Der angebliche Philosophieprofessor?“

Sasuke schwieg.

„Das blonde Bonbon, wenn man den Ausdruck der Weiber benutzen soll, das für eine Vorlesung an dieser Uni seinen Englandaufenthalt unterbrochen hat?“

Achja, Naruto war ja als Professor Hiroshi Manabu bekannt.

„Was ist mit ihm?“

„Das wollte ich dich fragen. Du weißt ja wohl mehr als ich.“

Sasukes Herz fing laut an zu klopfen, doch äußerlich blieb er völlig teilnahmslos. Beinahe genervt beobachtete er Shikamaru, der mindestens genauso gelangweilt wie er dreinblickte.

„Warum sollte ich etwas über ihn wissen?“

„Naja, an deiner Stelle würde ich auch den Ahnungslosen spielen.“

„Komm zum Punkt“, zischte Neji genervt und blickte zum ersten mal von seinen Unterlagen auf.

„Schön. Also mir ist das ja eigentlich egal, aber Professor Sarutobi hat gewisse Zweifel, was die Identität dieser Person angeht.“

„Inwiefern?“

„Er hat nach der Vorlesung noch einmal Kontakt mit ihm aufgenommen und ihm zu seiner tollen Vorlesung in seiner Heimat gratuliert. Professor Manabu jedoch war sehr überrascht, da er doch seit vier Monaten nicht mehr in Japan war.“

„Was willst du damit sagen?“

„Mann, ist das nervig. Was ich damit sagen will, ist, dass dieser Blonde nicht Professor Manabu war. Habe ich mir direkt gedacht, was der für Zeug gelabert hat...“

„Und was hat Sasuke damit zu tun?!“

Neji riss langsam der Geduldsfaden.

Der Nara zuckte die Achseln. „Wie gesagt, mich interessiert das nicht die Bohne, doch Professor Sarutobi schien das ziemlich aufzuregen. Naja, wenn man bedenkt, dass du etwas mit Betrügern zu tun hast...“

„Was?!“

„Ich weiß ja nicht, was zwischen euch läuft, aber der Kerl war nicht der, für den er sich ausgegeben hat.“

„Und was zum Teufel hat das mit dir zu tun?“, knurrte Neji verärgert.

„Oh mann.“ Shikamaru schüttelte den Kopf. „Kapierst du das nicht? Wenn das rauskommt, wird sich das wie ein Lauffeuer in der Uni ausbreiten. Glaub mir, die meisten hier sind Vollidioten, die jede Geschichte weitererzählen würden, nur um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein mysteriöser Junge, der sich als berühmter Professor ausgibt, in ungeklärter Beziehung zu Uchiha steht...“

„Moment mal, was heißt hier ungeklärte Beziehung? Willst du Sasuke eine Romanze mit dem Typen unterstellen?“

„Hier geht es doch nicht darum, was ich denke, sondern was die Trottel sich hier erzählen! Wenn du glaubst, dass die Geschichte mit Professor Manabu schon Aufsehen erregt hat, dann warte, bis das neue Gerücht die Runde macht. Die Leute wollen dann wissen, wer der Kerl ist, warum er die Vorlesung inszeniert hat und wie er zu Uchiha steht.“

„Als ob die anderen so etwas interessieren würde“, warf Neji ein. „Nichts gegen dich, Sasuke, aber ich glaube kaum, dass man so viel über ihn redet...“

„Hätte nicht gedacht, dass du so naiv bist, Hyuuga“, seufzte Shikamaru. „Auch wenn ich es nicht verstehen kann, ist Uchiha so ziemlich das Gesprächsthema Nummer 1 bei den Weibern. Die Kerle sind natürlich neidisch und interessieren sich indirekt auch für ihn, aber nur, um ihn mit so einer Story in die Pfanne zu hauen.“

„Warum sagst du mir das?“ Sasukes Mund fühlte sich trocken an.

Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Ich hasse Tratschtanten. Die sind total nervig. Auch wenn ich dich nicht besonders gut leiden kann, hast du sowas nicht verdient. Sieh es als eine Art Warnung wenn du willst.“

Mit diesen Worten schlurfte Shikamaru aus der Mensa.

„Ist der Kerl zu fassen?!“ Sasuke nahm Neji den Bleistift aus der Hand, bevor dieser ihn zerbrechen konnte.

„Naja, er wollte mir doch nur helfen.“

„Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber das da war gerade eine verrückte Aktion, die...tja, ich weiß nicht mal was er damit bezwecken wollte. Kommt hierhin und tut so, als ob der alles wüsste.“

„Hm.“

Wenn jemand anfängt Fragen zu stelllen...

„Was hat der geglaubt, würde dir diese Information nützen? Dass du schnell die Uni wechselst, bevor irgendwelche Idioten noch mehr Lügen über dich verbreiten?“

„Hm.“

...dann werden bestimmt auch bald Nachforschungen angestellt...

„Der Typ ist doch echt daneben.“

„Hm.“

...und wenn jemand Narutos wahre Identität herausfindet...

„Und dann unterstellt der dir auch noch eine Affäre mit dem Kerl. Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“

...dann wird es schon bald ganz Japan wissen.

„Was?“

„Du solltest dir keine Gedanken darüber machen.“

„Ich weiß.“

Dann steckt nicht nur er in Schwierigkeiten.

„Du hast doch nichts mit dem Blonden, oder?“

„Was?! Zum Teufel, nein! Was redest du denn da?!“
 

Damit beließ Neji es. Er stellte keine weiteren Fragen über Naruto, wollte nichts über seine wahre Identität wissen und verschwendete auch sonst kein weiteres Wort über die Sache. Einmal mehr war Sasuke für die anscheinend fehlende Neugier des Hyuugas dankbar. Das ersparte viele Erklärungen, die er seinem besten Freund schuldig wäre.

Aber das, war Shikamaru ihm offenbart hatte, war nicht so dumm, wie Neji das offenkundig fand. Der Nara hatte recht. Er würde sich wohl auf mehr Gerüchte gefasst machen müssen.

Dabei dachte ich gerade, dass Gras über die ganze Sache gewachsen wäre...
 

Auf dem Weg zum Krankenhaus dachte er darüber nach, wie weit Menschen gingen, einen anderen zu demütigen, nur um selbst etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Dass sie sein Privatleben ausschlachten wollten, nur um selbst besser dastehen zu wollen. Dabei war er doch unschuldig und versuchte wie jeder andere auch ein normales, friedliches Leben zu führen. Auch wenn es weder friedlich noch normal war.

Auf dem Weg zum Krankenzimmer dachte er darüber nach, ob er sein jetziges Leben gegen ein friedliches und normales tauschen wollte...

Naruto strahlte, als er Sasuke an der Tür erblickte. „Ich habe schon auf dich gewartet.“

Ich glaube nicht, dachte er und lächelte.

„Hast du mir was zu essen mitgebracht?“

Der Uchiha blickte sich um, ob sich nicht vielleicht eine Krankenschwester oder gar der Hausmeister hinter den Vorhängen versteckt hatte, doch als er sicher war, dass außer ihnen niemand im Raum war, zog er eine Tüte aus der Innentasche seiner Jacke und reichte sie Naruto.

„Juhu“, jubelte der Blonde und wickelte sein Fast Food aus dem klebrigen Papier, um es sich gleich darauf bis zur Hälfte in den Mund zu schieben.

„Nicht so gierig, man könnte fast meinen, du müsstest hier verhungern.“

„Musch isch ja auch”, schmatzte Naruto. “Dasch Esschen hier ischt grauenhaft!“

„Hm, vielleicht hätte ich dir dann eine doppelte Portion mitbringen sollen.“

Der Blonde knüllte das Papier zusammen und warf es in die Tüte.

„Schon okay. Ich darf ja bald nach Hause und dann kochst du mir wieder was, ja?“

Bubumm.

„Aber nur, wenn du lernst, Wäsche zu waschen und das Haus zu putzen.“

„Na klar!“

Und wieder strahlte Naruto, als ob es das Schönste auf der Welt wäre, sich um den Haushalt zu kümmern.

„Dann werde ich mal nachfragen, ob du mit nach Hause kommen kannst.“
 

„Auf gar keinen Fall!“

„Aber er ist gesund!“

„Diese Karte spiele ich nicht oft aus, aber ich habe Medizin studiert. Er muss noch hierbleiben. Und nun hör auf so zu brüllen, wir sind in einem Krankenhaus.“

Sasuke schnaubte. „Fein. Wie lange noch?“

„Schwer zu sagen. Wir müssen noch einige Tests...“

„Ich pfeif’ auf Ihre Tests!“, rief der Schwarzhaarige verärgert. Langsam riss ihm der Geduldsfaden.

„Ich werde Naruto morgen, nein warten Sie, heute mitnehmen, ob es Ihnen passt oder nicht.“

Tsunade starrte ihn grimmig an. „Es tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen.“

„Aber...“

Er verstummte, als er den Blick der Ärztin sah, der ausdrücklich sagte, dass sie keine Widerrede duldete.

Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in einem der anderen Krankenzimmer.

„Ja, verschwinden Sie doch einfach, das scheinen Ärzte ja besonders gut zu können...“, murmelte er und schlug mit der Faust gegen die Wand, um wenigstens einen Teil der angestauten Wut rauszulassen.
 

„Und?“

„Sie hat gesagt, dass ich dich heute mit nach Hause nehmen kann.“

„Wirklich?!“

„Ja.“

„Juhu! Ich freue mich so! Als erstes will ich gaaaanz lange baden, dann können wir zu Abend essen, danach zusammen fernsehen und dann gehen wir schlafen. Hört sich toll an, oder, Sasuke? „

„Ja.“

„Soll ich schon mal die Sachen zusammenpacken?“

„Weißt du, das können wir später noch machen. Ich muss nochmal kurz nach Hause.“

Naruto starrte ihn entsetzt an, die Freude war aus seinem Gesicht gewichen. „Was? Warum?“

„Ich muss noch schnell etwas erledigen. Aber ich komme dich gleich abholen, ok?“

Der Uzumaki seufzte. „Na gut.“
 

Verdammt, was mache ich jetzt?

Schon seit einer halben Stunde lief Sasuke in seiner Wohnung auf und ab, unschlüssig, was genau er tun sollte. Er hatte Naruto versprochen, ihn mit nach Hause zu nehmen, doch so leicht, wie er ursprünglich geplant hatte, schien es nicht zu werden, nicht, nachdem Tsunade ihm seine Entlassung strengstens untersagt hatte. Aber er wollte Naruto nicht enttäuschen, ebenso wenig wie er sich selbst enttäuschen wollte. Insgeheim hatte auch er sich gefreut, den Blonden endlich wieder bei sich zu haben. Das Haus war viel zu still ohne ihn.

Hör sich das einer an. Du bist todunglücklich, wenn er nicht da ist und freust dich wie ein kleines Kind an Weihnachten, wenn es heißt, dass er bald wieder nach Hause kommt. Ich bin es doch gewohnt, alleine zu leben.

Vielleicht war das nicht ganz richtig.

Ich war es wohl gewohnt, alleine zu leben.

Vielleicht war es das. Er hatte sich schon so an den Blonden gewöhnt, dass er sich gar nicht mehr vorstellen konnte, wie er überhaupt jemals alleine leben konnte.

Du bist so ein Idiot.

Er seufzte. Es gab nur eine Möglichkeit. Er brauchte Hilfe.
 

„Wie bitte? Ich soll mit dir ins Krankenhaus? Geht’s dir nicht gut?“

„Doch, doch, alles in Ordnung mit mir.“ Sasuke hörte Tenten im Hintergrund „Gute Besserung!“ rufen.

„Warum willst du dann ins Krankenhaus?“

„Kann ich dir das nicht später erklären?“

Stille.

„Neji, bitte.“

Der Uchiha presste den Hörer fester ans Ohr.

„Na gut. Ich komme dich dann abholen.“
 

Fünfzehn Minuten später hielt Neji mit laufendem Motor vor dem Haus.

Sasuke öffnete die Beifahrertür, doch Tenten hatte bereits neben dem Hyuuga Platz genommen und blinzelte ihn unschuldig an.

„Neji hat gesagt, du wärst in Schwierigkeiten“, sagte sie, als Sasuke sich nach hinten setzte und seine Umhängetasche neben sich auf das Polster legte.

„In Schwierigkeiten?“

„Du bittest mich nur um einen Gefallen, wenn du in Schwierigkeiten bist“, sagte Neji schlicht und lenkte seinen Wagen auf die Straße.

Tenten drehte sich zu Sasuke um. „Nanu? Warum hast du eine Tasche dabei? Rauben wir etwa eine Bank aus?“

Der Hyuuga schnaubte. „Ja klar, die Pistolen sind im Handschuhfach.“

Neji griff nach Tentens Hand, als sie wirklich in dem Fach nachsehen wollte.

„Ich habe nur Spaß gemacht.“

„I...ich auch“, stotterte das Mädchen und lächelte unsicher. „Du...kannst meine Hand jetzt loslassen.“

„Natürlich...“ Neji starrte starr auf die Straße, Tenten begutachtete ihre Schuhe.

Sasuke räusperte sich.

„Achja, stimmt.“ Die Braunhaarige drehte sich zu ihm um, fast erstaunt ihn zu sehen. „Warum fahren wir ins Krankenhaus?“

„Wir müssen dort jemanden abholen.“

„Wen?“

„Unwichtig.“

„Warum kannst du das nicht alleine?“

„Weil er offiziell noch nicht gehen darf.“

„Das heißt wir entführen ihn?“

„Ich würde es eher ‘retten’ nennen.“

„Und wie hast du dir das gedacht?“

„Ursprünglich dachte ich, dass Neji sich als Verwandter ausgibt und einen Gang in die Cafeteria vortäuscht. Die liegt nämlich im selben Korridor wie der Ausgang.“

„Und warum soll ich das machen?“, mischte Neji sich ein.

„Die Ärztin kennt mich. Sie würde sofort Verdacht schöpfen, wenn ich mit Naruto das Zimmer verlassen würde.“

Tenten blinzelte. „Naruto? Wer ist das?“

Oh verdammt.

„Nicht so wichtig.“

„Naja, für unsere Mission finde ich das schon wichtig.“

„Und was hast du mit der Tasche vor?“, fragte Neji.

„Darin kann er seine Sachen verstauen. Es sind nicht viele, aber...“

„Zu auffällig. Wenn er mit der Tasche durch die Gegend spaziert.“

„Deshalb habe ich schon einige Klamotten darin verstaut. Wenn du mit einer vollen Tasche rein-und wieder rausgehst, dürfte es nicht allzu offensichtlich sein. Tenten und ich werden im Wagen warten und...“

„Hey, ich will aber auch eine Rolle übernehmen.“

„Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich dich zu Hause gelassen.“ Das Mädchen schlug Neji gegen die Schulter. „Sei nicht so frech, sonst kannst du den Haushalt bald alleine schmeißen.“

„Oh mann“, murmelte Neji. „Frauen...“
 

„Und Sie sind...wer?“

„Mein Name ist Neji Uzumaki und das ist...“

„Tenten, seine Verlobte.“

Die Krankenschwester tippte etwas in ihren Computer.

„Wen wollen Sie besuchen?“

„Naruto Uzumaki, meinen Cousin.“

„Wir haben ihn schon ewig nicht mehr gesehen und waren ganz schockiert, als wir hörten, dass er im Krankenhaus liegt“, sagte Tenten und schüttelte bedauernd den Kopf.

„So?“ Die Schwester tippte erneut etwas in ihren Computer. „Zimmer 1567.“
 

„Tenten, du musst dich nicht so an meinen Arm hängen...“

„Aber es soll doch realistisch aussehen. Alle sollen denken, dass wir verlobt sind. Es dient der Mission.“

„Nenn es nicht andauernd ‘Mission’.“

„Wie würdest du es denn nennen?“

„Den idiotischsten Einfall, den Sasuke je hatte.“

„Die Person muss ihm sehr wichtig sein, wenn er sich so viel Mühe gibt. Das ist doch süß.“

„Ja, wahnsinnig süß...“

„Warte, hier muss es sein.“

Tenten hakte sich fester bei ihm ein. „Bereit?“

„Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.“

Sie klopfte.

„Herein“, sagte eine Frauenstimme.

Gemeinsam betraten sie das Zimmer, in der scheinbar nur die Ärztin stand und einen Infusionsbeutel von der Stange nahm.

„Hallo, ich bin Tenten und das ist mein Verlobter Neji, wir suchen einen Patienten namens Naruto.“

Tsunade beäugte die beiden misstrauisch.

„Neji ist ein Cousin von Naruto“, sagte Tenten schnell und blickte sich im Zimmer um. „Wo ist er?“

„Er wurde für einige Tests in ein Labor gebracht.“

„In...ein Labor?“

„Es tut mir leid. Besuchen Sie ihn doch morgen wieder.“

„Nein! Ich meine...wir sind extra den langen Weg von Hokkaido hergekommen. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit...?“

„Sie sind wirklich sein Cousin?“ Tsunade wandte sich an Neji.

„Ja...wissen Sie, ich habe ihn wirklich schon lange nicht mehr gesehen und...“

„Dr. Tsunade?“ Eine Krankenschwester eilte ins Zimmer. „Sabakuno-san ist kollabiert, Sie müssen sofort kommen.“

„Verstanden.“

An der Türschwelle drehte sie sich noch einmal um. „Nun gut, er ist in Labor 2A, Sie haben maximal zehn Minuten.“
 

„Tenten, pack‘ die Sachen in die Tasche, wir treffen uns am Ausgang.“

„Ok.“

Sie nickten sich zu, dann eilte Neji den Gang entlang zum Labor.
 

Wo bleiben die nur? Sasuke hielt das Lenkrad krampfhaft fest, bereit, jede Sekunde loszufahren. Doch nur Fremde strömten in bzw. aus dem Krankenhaus.

Ob ich mal nachsehen soll?

Plötzlich klopfte es an seinem Fenster. Unmerklich zuckte er zusammen und drehte sich zu der Glasscheibe.

„Was machst du denn hier?“

Er kurbelte das Fenster hinunter.

„Was machst du denn hier?“, wiederholte er.

„Dasselbe könnte ich dich fragen.“

Sakura strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

Die Stille war angespannt und unbehaglich.

„Ich...war auf dem Weg zu...einem Arzt. Wegen dem Baby...und so...“

Der Schwarzhaarige nickte nur und fixierte einen Punkt an der Windschutzscheibe.

„Wir hatten noch keine Möglichkeit, darüber zu sprechen und...“

„Ich habe auch keine Zeit, darüber zu reden“, knurrte Sasuke und klang feindseliger als beabsichtigt. Sakura zuckte zusammen.

„Tut mir leid...es ist nur so schwer...“

„Aber für mich doch auch!“ Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Ich...habe im Moment wirklich keine Zeit. Ich rufe dich an.“
 

Neji rannte durch den leeren Gang. Wo ist das verdammte Labor?! Gerade, als er anhalten und nach Luft schnappen wollte, sah er wie zwei Ärzte aus einem Zimmer kamen. Auf ihren Kitteln war ein Schildchen mit der Aufschrift “Laboratorium” befestigt. Er wartete kurz, bis sie um die Ecke gebogen waren, dann öffnete er die Tür des Labors 2A. Ein blonder Junge lag auf einer Trage, die halb aus einem Tomographen hing.

„Sie...du?!“

Naruto blickte sich um, bemerkte jedoch, dass der Schwarzhaarige mit ihm sprach.

„Ähm...wann kann ich denn nach Hause?“

„Jetzt.“

„Aber...wer...?“

Neji zog ihn am Ärmel von der Liege und stolperte mit ihm aus dem Labor.

„Du kannst Sasuke gleich alle Fragen stellen, versuch einfach kein Aufsehen zu erregen.“

So ruhig wie möglich durchquerten sie die Krankenhauskorridore. Die Krankenschwestern schauten ihnen zwar irritiert hinterher, doch niemand hielt sie auf. Durch die gläserne Eingangstür konnte Neji sein Auto erkennen, in dem Tenten bereits auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte und ihnen hektisch zuwinkte.

„Raus hier“, murmelte Neji und ließ den Blonden los. „Zu dem schwarzen Auto.“

Ihre Schritte wurden unmerklich schneller, als sie den Bürgersteig betraten. Der Hyuuga drehte sich noch einmal um. Niemand schien ihnen zu folgen.

Als er die Beifahrertür zuzog, trat Tenten aufs Gas. Die Reifen quietschten, als sie aus der Parklücke schlitterten.

„Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen“, rief Naruto und fiel Sasuke um den Hals.

„Ich hab‘s dir doch versprochen“, murmelte der Schwarzhaarige und strich ihm beruhigend über den Kopf. Er versuchte sein viel zu schnell klopfendes Herz zu ignorieren, ebenso wie Nejis kalte Augen, die ihn durch den Rückspiegel beobachteten.

Er würde ihm einiges erklären müssen, doch jetzt, jetzt zählte nur Naruto, der sich aufgebracht und erleichtert an ihn klammerte.
 

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Awww, ein NejiTen-Moment.

Und Shika kam wieder vor, hat mich persönlich sehr gefreut ^-^

Ursprünglich sollten Hinata und Kiba in diesem Kappi die Hauptrolle spielen, und jetzt sind sie gar nicht vorgekommen, sowas aber auch…

Vielleicht im nächsten Kapitel, wer weiß das schon.

DANKE noch an alle Kommentare und Favos! ^____^
 

Outtakes
 

*gucken Naruto*

Bruder: Kohona...Konah...

Ich: Kohono...

Beide: Konohamaru!

Warmth

„Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Junge.“

Die Krankenschwester überreichte Sakura das Neugeborene, das in eine Decke eingewickelt war und keinen Ton von sich gab. Die überglückliche Mutter stand mitten im Zimmer, zu ihren Füßen lagen die bereits fertig gepackten Koffer, die für einen Krankenhausaufenthalt viel zu groß und vollgepackt waren.

„Wir können direkt einziehen“, rief Sakura. „Wenn ich bitten darf!“ Zwei Jungen erschienen und trugen das Gepäck aus dem Raum.

„Wohin einziehen?“ Sasuke beobachtete die Krankenschwestern, die eilig ins Zimmer huschten und anfingen, das gesamte Mobiliar in den Flur zu räumen.

„In unsere Wohnung natürlich, du Dummerchen“, kicherte die Rosahaarige. „Wie es sich für ein verheiratetes Paar gehört.“

„Und was ist mit Naruto?“, wollte Sasuke fragen, doch die Worte schafften es nicht über seine Lippen.

„Jetzt sieh‘ dir doch endlich unseren Sohn an“, zeterte das Mädchen und drückte ihm das Baby in die Arme. Er starrte auf das Bündel, sah in diese rabenschwarzen Augen, sah in seine Augen, dann fing das Kind fürchterlich an zu schreien.
 

Schweißgebadet wachte Sasuke auf. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass er nicht im Krankenhaus, sondern in seinem eigenen Bett lag, weder mit Sakura verheiratet war noch einen Sohn hatte.

Noch nicht…, dachte er bitter und drückte sich das Kissen aufs Gesicht. Er versuchte das schreckliche Bild aus dem Kopf zu verbannen, doch egal wie fest er die Augen zukniff, die Szene war allgegenwärtig. Diese kleinen schwarzen Augen…

Sasuke fühlte sich elend. Warum gerade jetzt? Wie hatte das passieren können? Er war doch noch nicht bereit, sich um ein Kind zu kümmern, das ihn brauchte und auf ihn angewiesen war…

Ein lauter Knall ließ ihn aus dem Bett springen und das Bild seiner zukünftigen kleinen Familie verflüchtigte sich. Er lief in die Küche und fand Naruto vor, der verzweifelt vor der dampfenden Mikrowelle stand.

„Was…?!“

„Ich wollte dir Frühstück machen, aber als ich die Eier da drin warmmachen wollte, ist alles explodiert.“

Sasuke fächerte mit der einen Hand den Rauch aus dem Gerät, mit der anderen drückte er den Blonden sanft von der Maschine weg. Die ganze Innenseite war mit Ei beklebt, die schwarze, zähflüssige Masse brodelte noch immer bedrohlich und das Glas der Tür war zersprungen.

„Die ist definitiv hin…“, murmelte er nach eingehender Überprüfung.

„Sasuke, es tut mir so leid, ich…“

Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf.

„Ich wohne jetzt schon seit einiger Zeit mit dir zusammen, mich kann nichts mehr schocken.“

Naruto sah ihn fragend an.

„Es ist ok. Abgesehen davon bist du auch ok, das ist alles, was zählt.“

Die Augen des Blonden weiteten sich. „Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“

Jetzt wirkte Sasuke überrascht. „Bei dem lauten Knall dachte ich, du hättest die Wohnung in die Luft gesprengt…mitsamt dir.“

Er fuhr Naruto durch die Haare. „Versprich mir, nie wieder zu kochen.“

„Aber ich will dir doch helfen.“

Der Student überlegte kurz, ob er das Risiko eingehen sollte, ihn mit einem Schwamm bewaffnet ins Badezimmer zu schicken. Er kam zu dem Schluss, dass er es zumindest versuchen sollte.

„Du kannst gleich das Badezimmer putzen.“

„Okay.“ Naruto lächelte und legte seine Hand auf die von Sasuke, die noch immer auf dem blonden Schopf ruhte. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr die beiden.

Sasuke zog seine Hand zurück und räusperte sich, Naruto errötete und lächelte unsicher. Der Schwarzhaarige fühlte sich wie in einem dieser schrecklichen Liebesfilme, die er früher gesehen hatte. Fehlten nur noch das Liebesgeständnis und der Happy-End-Kuss…

„Also…an die Arbeit.“ Er drückte Naruto Schwamm und Eimer in die Hand und scheuchte ihn ins Bad, wo er Wasser und Reinigungsmittel in den Behälter füllte und auf die Stellen wies, die tabu waren.

„Kein Wasser auf den Spiegel, die Fenster bleiben trocken, die Toilette mache ich später. Und wenn ich wiederkomme, möchte ich nicht das Gefühl haben, in einem Aquarium zu stehen.“

Ich muss aufpassen, dachte er, als er die Tür schloss und zurück in die Küche ging. Sonst wird es für uns beide nur noch schwieriger.
 

„Moment, ich kann mal nachfragen.“ Tentens Stimme am anderen Ende wurde leiser. „…aber warum denn nicht? Habt ihr euch gestritten?“ Sie seufzte, dann hob sie den Hörer wieder an den Mund. „Tut mir leid, er ist beschäftigt.“

„Verstehe.“

Eine Weile herrschte Stille.

„Ihr habt euch doch nicht gestritten, oder?“

„Nein“, sagte Sasuke. Nicht direkt, fügte er in Gedanken hinzu.

„Dann ist gut. Bestimmt ist er nur schlecht gelaunt. Moment, ich geh‘ mal kurz in die Küche.“

Er hörte, wie Tenten eine Tür schloss.

„So. Sag‘ mal, wie geht’s eigentlich Naruto? Ich kenne ihn zwar nicht richtig, aber ihr zwei scheint euch sehr nah zu sein. Wie lange wohnt er schon bei dir?“

Das Mädchen kicherte, als Sasuke nicht darauf antwortete. „Tut mir leid, das waren viele Fragen auf einmal.“

„Schon gut. Ich muss auflegen, Tenten, wir reden ein andermal darüber, okay?“

„Oh, ok, alles klar. Bis dann, Sasuke.“

Er drückte auf den roten Hörer. Neji war wirklich sauer.

„Verdammt“, murmelte der Uchiha und fuhr sich zerstreut durchs Haar. Zwar hatte er es nicht anders erwartet, aber dass sein bester Freund so eingeschnappt sein würde, hätte er nicht gedacht.

Ob ich vielleicht mal bei ihm vorbeischauen soll?, überlegte er und bereitete das Frühstück vor. Wahrscheinlich würde Tenten mir die Tür öffnen, während Neji sich in seinem Zimmer einsperrt. Wenn er mich nicht sehen will, dann wird er das konsequent durchziehen.

Er verquirlte drei Eier und schüttete die Masse in die Pfanne.

Hör auf darüber nachzudenken, spätestens nach der Prüfung kannst du ihm alles erklären.

Aber was sollte er überhaupt sagen?

‚Ach, dieser blonde Kerl heißt gar nicht Hiroshi Manabu, sondern Naruto, und er ist auch kein Professor oder Austauschstudent aus den Staaten, sondern ein Meerjungmann mit Flossen und allem, sogar der Prinz eines ganzen Reiches. Ich hab‘ ihn am Strand gefunden, war halb tot der Arme, deshalb wohnt er jetzt bei mir, bis sein Vater die Verbannung aufhebt. Irre, nicht?‘

Irre war wohl nur Sasuke, wenn er glaubte, dass Neji ihm diese Story wirklich abkaufen würde, egal ob sie stimmte oder nicht. Außerdem musste er ihm noch von Sakura erzählen, von dem Geheimnis, das sie in ihrem Bauch trug.

Er fragte sich, warum gerade jetzt alles schiefgehen musste, wo er Neji als Stütze in seinem wirren Uni-Alltag brauchte.
 

„Naruto, das Frühstück ist fertig.“ Er klopfte an die Badezimmertür.

„Moment noch.“

Der Blonde öffnete die Tür und sah Sasuke freudestrahlend an. „Ich hab‘ mich extra beeilt.“

Langsam betrat der Uchiha das Badezimmer. Zu seiner Verwunderung sah es recht sauber aus. Und trocken.

„Nicht schlecht…“, murmelte er und fuhr mit dem Finger über den Badewannenrand. „Wirklich nicht schlecht…ich hoffe, du nimmst ein Frühstück als Bezahlung.“

„Oh ja“, sagte Naruto, der gerade dabei war, sich das Oberteil über den Kopf zu ziehen. „Ich muss mich nur noch schnell umziehen, irgendwie ist die Hälfte der Flasche auf dem Shirt gelandet.“

Sasuke schaute ihm einen Moment dabei zu, wie er sich unbeholfen in dem Stoff verhedderte und merkte erst , dass er die Luft angehalten hatte, als er näher zu ihm trat,

„Halt mal kurz still…“, flüsterte er, hob Narutos Arme und zog das T-Shirt an den Ärmeln nach oben. Es glitt über den Bauch des Blonden, über die Brust, schließlich über den Kopf und landete auf dem Boden. Sasuke starrte auf den Kleineren hinab, der ihn mit großen Augen und geröteten Wangen unentwegt ins Gesicht sah. Ohne nachzudenken trat der Schwarzhaarige noch einen Schritt auf ihn zu. Er konnte Narutos Atem an seinem Kinn spüren, heiß und unregelmäßig. War es Zufall, dass der Kleine die Augen schloss, als Sasuke sich zu ihm hinab beugte und vorsichtig die Lippen auf die seinen legte? Ein angenehmes Kribbeln jagte durch seinen Körper, als seine Hände über Narutos Schultern streiften. Die Haut war warm und weich und fühlte sich richtig an, genau wie der Kuss, den der Meerjungmann so vorsichtig erwiderte. Sein Herz drohte in seiner Brust zu explodieren.

Als Sasuke sich von ihm löste, hatte er das Gefühl, gegen eine Mauer gelaufen zu sein. Benommen und verwirrt ließ er seine Stirn auf Narutos Kopf sinken. In diesem kurzen Moment fragte er sich nur eins: Wie hatte das passieren können?

Was ist nur in mich gefahren?

Abrupt ließ er den Blonden los, drehte sich um und fuhr mit einer Hand über seinen Mund. Er konnte noch immer seine Lippen spüren, Narutos Lippen…

Es gab nur eine Erklärung, die sein Verhalten rechtfertigen konnte: Er war total übergeschnappt. Hatte sich hinreißen lassen, nur um sich im Nachhinein selbst für verrückt zu erklären. Naruto war ein Mann, er war einer…

Bizarr, die Situation war bizarr und sollte so schnell wie möglich vergessen werden. Sasuke entschied, den Vorfall als Ausrutscher oder Fehler zu bezeichnen. Beides sollte auf jeden Fall aus seinem Gedächtnis ausgelöscht werden. Es hatte sowieso nichts zu bedeuten. Wie konnte es auch? Es war so bedeutungslos…

Er ging zur Tür, wurde jedoch von Naruto zurückgehalten. „Wo gehst du hin?“

„Muss ich dir Auskunft darüber geben?“, antwortete der Uchiha schroff. Er drehte sich widerwillig um und erstarrte. Naruto sah ihn schockiert an, seine Wangen waren noch immer gerötet.

„Wehe du fängst jetzt an zu weinen…“, murmelte Sasuke.

„Ich weine nicht“, sagte Naruto und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Der Schwarzhaarige konnte nicht anders als sich schuldig zu fühlen. Er schüttelte den Kopf und öffnete die Tür, doch er wurde am Handgelenk zurückgehalten.

„Ich will nicht, dass du dauernd wegläufst, wenn wir sowas machen!“, rief der Blonde aufgebracht.

„Sowas machen? Wir haben doch gar nichts gemacht!“

Bevor Naruto etwas erwidern konnte, klingelte im Wohnzimmer das Telefon. Beinahe erleichtert riss Sasuke sich los und nahm den Anruf entgegen.

„Ja?!“

„Sasuke, was hast du gemacht?“ Er versuchte die Stimme einem Gesicht zuzuordnen.

„Sakura ist ein Wrack!“, fuhr das Mädchen am anderen Ende der Leitung fort. „Ich als ihre beste Freundin merke natürlich sofort, wenn etwas nicht stimmt.“

„Was hat sie dir gesagt?“

„Gar nichts, das ist es ja! Deswegen kann es nur mit dir zu tun haben.“

Sasuke atmete erleichtert aus. Sakura hatte Ino nichts von der Schwangerschaft erzählt.

„Es hat immer etwas mit dir zu tun, wenn sie so drauf ist“, fuhr sie fort. „Sie isst kaum was, redet kaum, schläft kaum. Was hast du gemacht?“

„Ich glaube kaum, dass ich der richtige Ansprechpartner bin, wenn es Sakura schlecht geht.“

„Hast du mir nicht zugehört? Du bist der Grund dafür. Außerdem antwortet sie nicht auf Fragen, die irgendwie mit dir in Verbindung gebracht werden könnten.“

„Tja, da werde ich wohl auch nichts ändern können.“

„Du könntest sie mal anrufen! Sasuke? Sasuke?“

„Gut. Aber erwarte nicht, dass das irgendetwas ändert.“
 

Sasuke schloss sich in seinem Zimmer ein, um Sakura anzurufen, in erster Linie jedoch um nicht mit Naruto sprechen zu müssen. Er war genervt und angespannt, was er auf den Streit mit dem Blonden schob. In seinem Unterbewusstsein wusste er, dass seine schlechte Stimmung aus seinen verwirrenden Gedanken und Narutos Verhalten resultierte, das ihn überforderte. Dem Meerjungmann schien die Sache nicht unangenehm oder peinlich zu sein, im Gegenteil, er warf ihm vor, wie ein Feigling davonzulaufen, wenn „sie sowas machten.“ Er versuchte seinen Ärger hinunter zu schlucken und wählte Sakuras Nummer.

Gleich ins nächste Unglück stürzen…

Das Mädchen nahm sofort ab. „Hallo?“

„Ich bin’s.“

„Oh.“

Betretenes Schweigen.

„Ich denke, du rufst wegen dem Baby an?“

„Ja…“

„Also…also ich war ja beim Arzt, wie du sicherlich weißt. Und…ich hab einen Ultraschall machen lassen. Es wird ein Mädchen.“

Sasuke klammerte sich am Telefonhörer fest. Er würde eine Tochter bekommen. Ein kleines Mädchen.

„Und…freust du dich?“

Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Die Nachricht war wie eine Bombe in sein Leben eingeschlagen und hatte nichts als Verwüstung und Chaos hinterlassen, doch bei der Vorstellung, ein kleines Mädchen, sein kleines Mädchen in den Armen zu halten, wurde ihm warm ums Herz.

„Erwarte nicht zu viel von mir“, antwortete er tonlos.

„Ich…ich will einfach nur, dass wir eine kleine Familie werden“, schluchzte Sakura. „Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.“
 

Das Einzige, was bei dem Gespräch neben dem Geschlecht des Kindes herausgekommen war, war die Abmachung, dass Sasuke beim nächsten Arztbesuch dabei sein sollte. Er wollte das Ultraschallbild mit eigenen Augen sehen, Sakura war strikt dagegen. Doch als er nachfragte, warum, wusste sie keine Antwort und willigte widerstrebend ein.
 

Sasuke lag ausgestreckt in seinem Bett und dachte zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, wie es wäre, Vater zu sein. Doch seine Meinung darüber änderte sich im Sekundentakt. Er meinte, es mit viel Mühe schaffen zu können, sein Studium zu beenden, Karriere zu machen und für seine Tochter zu sorgen. Dann dachte er, er könnte überhaupt nichts mehr schaffen, selbst mit Hilfe wäre alles viel zu schwer. Für einen irrwitzigen Moment dachte er sogar, dass sein Traum falsch war. Er bekam eine Tochter, keinen Sohn.

Er seufzte, drehte sich auf den Bauch und drückte den Kopf ins Kissen. Wenn eine Sache schiefgeht, dann geht alles schief…besagte das nicht eine Theorie?

Nicht nur in der Theorie, ich bin der beste Beweis dafür.

Die Stunden vergingen, quälend langsam. Naruto hatte kein Lebenszeichen von sich gegeben.

Hätte nicht gedacht, dass er so stur ist. Eigentlich hatte ich erwartet, dass… Sasuke schluckte. Er dachte, dass der Blonde ihn unter Tränen um Verzeihung bitten würde, so wie er es immer getan hatte, auch wenn ihn gar keine Schuld traf. Bedeutete es, dass er Naruto zu sehr verletzt hatte? Vielleicht hatte der Blonde jetzt genug von ihm und war schon längst über alle Berge.

Weil er mich nicht um Verzeihung bittet, kann er mir nicht verzeihen? Und ich dachte, Mädchen wären kompliziert.

Zwischenzeitlich döste er kurz ein, versuchte das ein oder andere Kapitel seines Lehrbuches zu lesen oder starrte an die Decke. Am späten Nachmittag wagte er sich auf die Toilette. Er kam sich dämlich vor, in seinem eigenen Apartment durch die Flure zu schleichen, also entschied er, absichtlich laut aufzutreten, doch auch das schien Naruto nicht sonderlich zu interessieren. In der gesamten Wohnung blieb es still. Sasuke wollte wieder in sein Zimmer, doch das merkwürdige Verhalten des Blonden zwang ihn zurück ins Wohnzimmer. Von sich selbst genervt schaute er sich im ganzen Raum um, doch Naruto war nirgendwo aufzufinden.

Vielleicht ist er echt abgehauen…, dachte Sasuke und fühlte sich plötzlich hundeelend. Erschöpft ließ er sich auf das Sofa fallen. Ich hätte mich für mein ekelhaftes Verhalten entschuldigen sollen…, schoss es ihm durch den Kopf. Er wusste, dass Naruto früher oder später verschwunden wäre, doch so hatte es wirklich nicht enden sollen. Jetzt habe ich wirklich alle vergrault. Ich bin so ein Ar…

Plötzlich spürte er einen kalten Luftzug. Als er aufblickte, sah er wie Naruto durch die provisorische Balkontür ins Wohnzimmer tapste und ihn erschrocken anstarrte.

Sasuke stand auf. „Wo warst du?“

„Auf dem Balkon. Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen.“

„Du zitterst.“

„Oh. Ist schon ok, ich war ja nicht so lange…“

Der Schwarzhaarige warf ihm eine Decke zu.

„Als ich das letzte Mal mit T-Shirt durch die Kälte gelaufen bin, hatte wir beide die Grippe.“

„Oh.“ Naruto lächelte beschämt und zog sich die Decke über die Schultern. „Kann ich mich zu dir setzen?“

Sasuke nickte langsam. Der Blonde nahm am anderen Ende des Sofas Platz. Er legte ein Kissen zwischen sich und den Schwarzhaarigen, als ob er den Sicherheitsabstand wahren wollte. Der Ältere schnaubte verächtlich. „Ich werde schon nicht über dich herfallen.“

Naruto blinzelte ihn verwirrt an. „Ich wollte nur meinen Arm darauf abstützen…“

„Mhm.“

Die angespannte Stille war ihnen beiden fremd. Sasuke war froh, dass Naruto nicht ohne etwas zu sagen gegangen war und obwohl er vor Erleichterung am liebsten geschrien hätte, blieb er steif und verklemmt auf seiner Sofahälfte sitzen. Er wollte sich entschuldigen, brachte die Worte jedoch nicht über die Lippen, er wollte Naruto berühren, konnte sich das jedoch nicht eingestehen, wollte einfach, dass die Stille durchbrochen würde, doch der Blonde sagte nichts.

„Ich schreibe nächste Woche einen wichtigen Test…“, fing er an und kam sich dabei wie ein Idiot vor.

„Oh. Worüber?“

„Verschiedene Themen. Privatinsolvenz. Unterhaltszahlung. Und sowas.“

„Verstehe ich nicht.“

Sasuke konnte nicht anders als zu lächeln. „Das habe ich mir gedacht. Außerdem wäre ich ziemlich erstaunt, wenn du es tätest.“

Jetzt grinste auch Naruto. „Ich bin so froh, dass wir uns wieder vertragen.“

„Haben wir uns gestritten?“

„Naja, nach dem Kuss…“

„Was?!“

„Weißt du das nicht mehr?“

„Wir haben uns nicht geküsst.“

Narutos Lächeln verschwand. Er starrte Sasuke verwirrt und traurig an. „Aber hast du denn nichts gefühlt…?“

„Hör mal, das war ein Fehler, ok?! Ein Ausrutscher, eine Dummheit! Verdammt!“ Zornig sprang der Uchiha vom Sofa auf. „Es war nur ein Fehler, ok?“ Er war plötzlich so unendlich müde. „Ich gehe schlafen.“
 

„Sorry, Sasuke, er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen.“

„Dann sag‘ diesem verdammten Penner, dass es mir leid tut, okay?!“

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Tenten verwirrt.

Sasuke atmete tief durch und fuhr sich durch die Haare.

„Tut mir leid, Tenten. Mir gehen gerade viele Sachen durch den Kopf, die ich selbst nicht verstehe. Das macht mich fertig.“

„Hm, das kenne ich. Aber weißt du was? Oft verstehen wir Sachen nicht, weil wir sie nicht verstehen wollen. Und dann grübelt man und grübelt man und kommt zu falschen Entschlüssen oder verhält sich einfach falsch, weil man sich die Wahrheit oft nicht eingestehen will. Verrückt, oder? Sasuke? Bist du noch dran?“

„Sag‘ ihm, dass er mich anrufen soll. Und dass es mir leid tut.“
 

„Ok, Sasuke, versuchen wir es zur Abwechslung doch mal mit der Wahrheit.“

Er holte tief Luft.

„Bist du in Naruto verliebt?“

Sein Spiegelbild starrte ihn entsetzt an.

„Ok, ok, vielleicht war das für den Anfang die falsche Frage. Kannst du Naruto ein bisschen leiden? Ja. Ein bisschen mehr? Ja. Empfindest du etwas für ihn? Ich fühle mich auf jeden Fall für ihn verantwortlich. Und ich mache mir Sorgen, wenn er was anstellt oder mal nicht da ist. Aber das mache ich auch bei Neji oder Tenten. Klopft dein Herz auch so wild, wenn du die beiden zufällig berührst? Oder hast du den Drang, die beiden zu küssen? Nein. Aber bei Naruto schon? Irgendwie ja. Bist du also in ihn verliebt?“

Er beobachtete die schwarzen Augen, die ihn fest fixiert hatten.

„Ja oder nein? Komm schon, das ist doch eine ganz einfache Frage. Ja. Oder. Nein.“

Er kannte die Antwort. Ganz tief im Inneren kannte er sie.
 

Sasuke musste eingeschlafen sein, denn als er die Augen öffnete, war es draußen dunkel. „Bleib‘ einfach liegen…“, murmelte er und drehte sich auf die andere Seite, doch ein Geräusch vor seiner Tür ließ ihn aus seinem Bett stolpern. Er öffnete die Tür und blickte zur Türschwelle, wo Naruto auf dem Boden hockte und gerade ein Tablett abstellte. Erschrocken blickte er zu ihm auf. Es roch merkwürdig.

„Tut mir leid, hab ich dich geweckt?“

„Was machst du da?“

Der Blonde stand auf und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ich weiß, du hast gesagt ich soll nicht mehr kochen, aber du hast heute Abend nichts gegessen…“

Sasuke starrte auf das Tablett, auf dem ein einzelnes Ei munter vor sich hin kugelte.

Er hob eine Augenbraue. „Das nennst du kochen?“

„Naja…“ Naruto errötete. „Ich habe nochmal versucht, Eier warm zu machen, in dieser Schale, die du auf das Feuer stellst. Aber das Ergebnis ist nicht so…wie bei dir.“

Erst da bemerkte Sasuke, dass der Blonde etwas hinter seinem Rücken hielt. „Was hast du da?“

Langsam drehte der Meerjungmann seinen Arm nach vorne und hielt ihm ein kleines Schälchen unter die Nase. Schwarze Klumpen klebten an dem Porzellan. Sasuke meinte ganze Eierschalen darin zu erkennen. Es roch verbrannt.

„Das hast du extra für mich gemacht?“

„Wir haben uns heute so viel gestritten. Ich wollte dir damit zeigen, dass es mir leid tut.“

„Willst du heute bei mir schlafen?“

Sasuke war nicht minder überrascht als Naruto, als er diese Frage stellte.

„Du…meinst bei dir im Bett?“

„Du kannst auch gerne auf dem Boden schlafen.“

„Ok.“

„Du schläfst auf dem Boden?“

„Nein…bei dir.“
 

Sasuke wusste nicht genau, aus welcher Laune heraus er dieses Angebot gemacht hatte. Ob er sich schuldig fühlte, peinlich berührt, ob er Naruto bei sich haben wollte, er glaubte, von allem war etwas dabei. Tenten hatte gar nicht so falsch gelegen mit ihrer Geschichte über die Wahrheit. Und er hatte einen Entschluss gefasst. Er wollte versuchen sie zu verstehen.
 

Er breitete die Decke über sie beide aus und es dauerte nicht lange, bis Naruto sich zögerlich an seine Brust kuschelte. Als er sich nicht wehrte oder etwas sagte, atmete der Blonde erleichtert aus. Nach einer Weile entspannte sich auch Sasuke und fing an, die Nähe des Kleineren zu genießen. Einfach die Wärme zu genießen, die sein Körper ausstrahlte.
 

„Weiß du, was ich gefühlt habe?“, flüsterte Sasuke und strich Naruto eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Was?“

„Ich habe gefühlt, dass hier in Zukunft noch mehr Sachen explodieren werden.“

Naruto lachte leise und kuschelte sich enger an ihn. „Dann versuche ich als nächstes den Fernseher in die Luft zu jagen.“
 


 

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Achtung: Der Schlägertyp „Isamu Akio“ aus Kappi 7 heißt jetzt „Zaku Abumi“! (ein Naruto-Chara, passt eventuell besser^^)

(Keine Ahnung, ob Eier so in der Mikro explodieren können. Wenn nicht, waren es einfach Super-Eier und eine Atommikrowelle.)

Ich hoffe so sehr!, dass man Sasukes Gefühle halbwegs nachvollziehen kann (der Kerl leidet hier ganz schön unter Stimmungsschwankungen!). Ursprünglich sollte es nur diese „Kuschelszene“ am Ende geben und hauptsächlich um die Telefonate gehen, doch nachdem mich eine Leserin gefragt hat, wann denn endlich was passiert, wurde ich wachgerüttelt und dachte: Ja, sie hat recht, es muss. Endlich. Was. Passieren. Ich hoffe so ist es zufriedenstellend ;D Ich hatte jedenfalls viel Spaß beim Schreiben <3

Und natürlich noch ein großes Dankeschön an alle, die diese FF noch immer verfolgen, lesen, kommentieren, vielleicht sogar mal über sie lachen oder weinen. Ich tue es jedenfalls ;D
 

Outtakes
 

Als er aufblickte, sah er wie Naruto durch die provisorische Balkontür ins Wohnzimmer tapste und ihn erschrocken anstarrte.

Sasuke stand auf. „Wo warst du?“

"Im Disneyland. Wo denn sonst? Wusstest du nicht, dass hinter dieser BALKONTÜR Micky und Pluto warten? Wäre ja absonderlich, wenn eine BALKONTÜR auf einen BALKON führen würde. Du bist ja verrückt, Sasuke.“
 

Sasuke konnte nicht anders als zu lächeln. „Das habe ich mir gedacht. Außerdem wäre ich ziemlich erstaunt, wenn du es tätätäätaaaraaaa….“(<- darüber musste ich um 1:33 Uhr wirklich laut lachen!)
 

Rechnung: Mein Zusammenleben mit Naruto

- zahlreiche Gläser (viele Yen^^“)

- Balkontür (zu viele Yen -__-„)

- Schaumbäder (da geht auch einiges drauf…)

- Mikrowelle (argh, ich werde arm…)

-Fernseher (…)?!?!?!

Separation

„Wir können nicht länger warten, Kakashi.“

„Aber Kushina, der Plan ist doch schon beim letzten Versuch gescheitert.“

„Ich weiß, aber wir können die Prophezeiung nicht verhindern, wenn wir nicht bald etwas tun.“

„Der Prinz wird nicht erfreut sein.“

Kushina seufzte. „Ja, aber wenn wir sie nicht trennen, wird er es uns später nie verzeihen…oder sich.“
 

„Und dann schlägst du es an der Kante an…“, Sasuke schlug das Ei gegen die Pfanne, „…und benutzt die Daumen, um die zwei Hälften auseinander zu ziehen.“ Eiweiß und Eigelb glitten in die Pfanne.

„Dann musst du einfach warten, bis es fest wird.“

Naruto beobachtete fasziniert, wie der Schwarzhaarige das fertige Spiegelei servierte und vor ihm auf den Tisch stellte.

„Nach ein paar Probedurchläufen solltest du das auch schaffen“, sagte Sasuke und lächelte. „Die natürlich nur stattfinden, wenn ich neben dir stehe und mindestens einen Feuerlöscher in der Hand halte.“

„Eigentlich gefällt es mir, wenn du kochst, weißt du…“

„Ist doch logisch, dann hast du keine Arbeit.“

Naruto schüttelte den Kopf. „Nein, nicht deswegen. Es gefällt mir, weil du für mich kochst. Ich glaube, deshalb schmeckt es so gut.“ Auf seine Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer. „Aber wenn es dir die Arbeit erspart, kann ich es auch lernen.“

Sasuke schluckte die saloppe Bemerkung hinunter, die ihm schon auf der Zunge gelegen hatte, und kratzte sich schon beinahe verlegen am Kopf.

„Nein, schon in Ordnung. So viel Arbeit ist es ja nicht. Ich mache das gern.“

Das Lächeln, das der Blonde ihm daraufhin schenkte, ließ sein Herz wie verrückt in seiner Brust schlagen.
 

Er fuhr sich nervös durch die Haare, als er vor ihrer Tür stand, unschlüssig, was er als nächstes tun sollte.

Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch klopfen, dachte er und hob die Hand an das Holz, nahm sie im selben Moment jedoch wieder hinunter und versuchte die Haarsträhnen zu glätten, die er zuvor durcheinandergebracht hatte.

Aber ich kann auch ein andermal wiederkommen.

Gerade, als er wieder in die Küche schwimmen wollte, hörte er ein leises Schluchzen, das aus ihrem Zimmer zu kommen schien.

Vielleicht möchte sie jetzt allein sein.

Er entfernte sich einige Meter.

Oder sie braucht eine starke Schulter zum Ausweinen.

Wieder zurück zur Tür.

Aber wenn es ihr peinlich ist? Ich möchte sie nicht in Verlegenheit bringen.

Er fuhr sich durchs Haar.

Andererseits hat Kushina mich gebeten, nach ihr zu sehen. Den Wunsch der Königin kann ich wohl nicht ignorieren, oder?

Er holte tief Luft und klopfte. Das Schluchzen verstummte.

„H..herein“, sagte Hinata mit zittriger Stimme. Sie wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht und lächelte matt, als Kiba ins Zimmer schwamm. Langsam schloss er die Tür, viel länger, als es eigentlich nötig war, dann drehte er sich zu ihr um und sah sie verlegen an. Eine Weile schwiegen die beiden, bis sie gleichzeitig zum Sprechen ansetzten.

„Also ich…“

„Kiba, du…“

Der Braunhaarige grinste. „Fang du an.“

Hinata holte tief Luft. „Kiba, du darfst eigentlich nicht hier sein. Du hast doch in der Küche zu tun. Ich möchte nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst.“

„Das ist schon in Ordnung. Ich habe sowieso gerade Pause.“

„Ach so.“

Wieder unangenehme Stille.

„Hör mal…“

„Vielleicht solltest du…“

Kiba lächelte und gewährte Hinata höflich den Vortritt.

„Vielleicht solltest du trotzdem jetzt gehen. Ich…würde jetzt gerne alleine sein.“

„Wenn du das wirklich möchtest…“

Hinata schien plötzlich unsicher, schüttelte dann jedoch leicht den Kopf und sah Kiba an. „Ja, das möchte ich.“
 

Als es an der Tür klingelte, ignorierte Naruto es gekonnt. Er konzentrierte sich wieder auf den Fernsehbildschirm, wo ein Mann Karotten und Zucchini in schmale Streifen schnitt.

Zum Glück verschwinden die meisten nach dem ersten Klingeln schon wieder, dachte er und lehnte sich entspannt zurück. Dann ging alles ganz schnell. Er spürte einen Luftzug, dann eine Hand auf seinem Mund, die seinen Schrei erstickte.

„Ganz ruhig“, murmelte eine bekannte Stimme. Naruto seufzte und atmete ruhig aus.

„Du hättest mich doch ganz einfach rufen können, dann hätte ich dir die Tür aufgemacht“, sagte er vorwurfsvoll und rieb sich über die Lippen. „Ich dachte schon, mich will jemand entführen.“

„Was problematisch sein könnte, da fast niemand von deiner Existenz weiß.“

„Hätte ja sein können…“

Der Grauhaarige ging zum Badezimmer und öffnete die Tür, danach zu Sasukes Schlafzimmer. Naruto sah ihn fragend an. „Suchst du etwas?“

„Uchiha…Wo ist er?“

„Sasuke? Der ist doch in der Univa…Unives…in der Uni.“

„Ach so?“

Kakashi prüfte trotzdem alle Räume und kehrte ins Wohnzimmer zurück, als er sich versichert hatte, dass der Herr des Hauses wirklich nicht anwesend war.

„Wie geht es meinen Eltern?“

„Gut.“

„Sollst du was von ihnen ausrichten?“

„Nein.“

Auch wenn der Hatake nie der Redseligste war, so kurz angebunden machte er fast den Eindruck, als wäre er nervös. Naruto schüttelte den Kopf. Kakashi Hatake war niemals nervös, dafür hatte er immer alles zu gut unter Kontrolle und mindestens drei Notfallpläne parat, falls doch etwas schiefgehen sollte.

„Willst du mit Sasuke sprechen? Du kannst gerne so lange hierbleiben, bis er wieder kommt.“

„Nein. Ich würde dir gerne was zeigen.“

„Was denn?“

„Eine Überraschung.“

„Können wir das nicht machen, wenn Sasuke wieder da ist?“

„Ich bin mir sicher, dass er zu beschäftigt sein wird. Du solltest ihn nicht damit nerven und ihm seine Zeit stehlen.“

„Oh…ja, stimmt. Er braucht auch mal Zeit für sich.“

„Dann zieh schnell deine Jacke an.“
 

Noch eine Vorlesung, dachte Sasuke und suchte sich einen Platz in dem großen Hörsaal. Wie immer fand er einen in der Mitte, wo er am liebsten saß. Heute schien sogar sein Glückstag zu sein, denn er erwischte den Tisch, in dem ein kleines Tic Tac Toe- Spiel eingeritzt war, das er und Neji in ihrem ersten Semester dort als Erinnerung an eine besonders langweilige Vorlesung festgehalten hatten. Vielleicht sollten wir nächstes Mal Schiffe versenken spielen, dachte er amüsiert, bis ihm einfiel, dass Neji im Moment kein Wort mit ihm sprach. Ich kann auch alleine spielen…oder mit einem meiner Kommilitonen. Er sah neben sich, um sich seinen ahnungslosen Mitspieler genauer anzusehen. Der Typ popelte in der Nase…
 

„Du bist zu spät“, tadelte der Küchenchef, als Kiba zurück an seinen Arbeitsplatz schwamm.

„Tut mir leid.“

„Wir investieren nicht so viel Mühe und Zeit in deine Ausbildung, damit du in der Küche erscheinst, wann es dir beliebt.“

„Ich sagte doch, es tut mir leid.“

„Diesmal drücke ich noch ein Auge zu.“

Kiba knurrte und machte sich daran, die Muscheln zu öffnen und die Schale von dem Fleisch zu trennen. Nach der sechsten schlug er mit der Faust auf den Tisch und fragte sich, welcher Schmerz größer war, der äußere oder der innere.
 

„Wo gehen wir denn hin, Kakashi?“

„Ich sagte doch, das wird eine Überraschung.“

Naruto lächelte. „Ich mag Überraschungen.“

Sie erreichten den U-Bahnhof, der zum Feierabend hin hoffnungslos überfüllt war.

„Hier müssen wir einsteigen“, sagte Kakashi plötzlich und drängte Naruto in die nächste U-Bahn. Von allen Seiten strömten die Menschen in das Abteil und pressten den Blonden gegen die Fensterscheibe.

„Wo gehen wir hin?“, fragte er noch einmal, diesmal beunruhigt. „Sasuke weiß doch gar nicht, dass wir weg sind. Er soll bloß nicht ohne mich mit dem Abendessen anfangen…“

„Keine Sorge, er ist bestens informiert“, sagte Kakashi und hielt sich an der Stange über ihren Köpfen fest, als sich die U-Bahn ruckelnd in Bewegung setzte.

„Informiert? Was hast du ihm denn gesagt? Und wann?“

„Hab einen Zettel dagelassen.“

Damit schien das Gespräch für den Grauhaarigen beendet. Er starrte über Naruto hinweg aus dem Fenster und schenkte ihm keine Beachtung mehr. Dem Uzumaki wurde plötzlich ganz flau im Magen. Zwar wusste er nicht genau was vor sich ging, doch es behagte ihm nicht. Ganz und gar nicht.
 

„Naruto, ich bin wieder da.“

Keine Antwort.

Die Ängste, die Sasuke eigentlich hatte vergessen wollen, trafen ihn mit voller Wucht. Er schleuderte seine Tasche in die Ecke und lief ins Wohnzimmer, wo er zwar nicht den Blonden fand, jedoch einen Zettel, der unübersehbar auf dem Tisch lag. Sofort riss er ihn an sich und las die wenigen Zeilen, die eilig darauf gekritzelt worden waren.
 

Sasuke Uchiha,
 

ich habe Naruto in meine Obhut genommen.

Er wird ab sofort nicht mehr bei dir wohnen

und auch sonst keinen Kontakt mit dir haben.

Versuche nicht ihn zu finden, wenn dir dein

eigenes Wohl und vor allem das Wohl Narutos

wichtig ist.
 

Gezeichnet, Kakashi Hatake, Berater des Königs
 

Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, dass der Blonde nicht für immer bei ihm bleiben konnte, dennoch traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht, vollkommen unerwartet.

Sei doch froh, dachte er. Jetzt musst du ihn nicht mehr mit durchfüttern. Ein schwacher Trost im Vergleich zu dem Gefühl des Verlusts, das langsam aber sicher von seiner Brust in seinen Kopf wanderte und er realisierte, wie sehr er sich an Narutos Anwesenheit gewöhnt hatte und wie sehr er sie jetzt schon vermisste.

Der Tag zog sich quälend langsam. Im Fernsehen war alles langweilig, die Stille beim Abendessen drückend, die Zeit zwischen Lernen und Schlafengehen trostlos. Als Sasuke im Bett lag, war Naruto gerade einmal ein paar Stunden weg, doch es kam ihm, wie alles andere an diesem Tag, unendlich lange vor. Er drehte sich unruhig von einer Seite auf die andere und wunderte sich, wie viel Platz er im Bett hatte. Ob es schon immer so groß war?

Vielleicht fehlt ja auch nur etwas…oder jemand, dachte er und tastete mit der Hand nach dem kalten Laken, schlug dann mit der Faust auf die Matratze, wütend auf sich selbst, wütend auf sein Elend.
 

„Zieh Leine!“, zischte Sasuke, als irgendein fremdes Mädchen die Dreistigkeit besaß, sich ihm gegenüber an den Tisch zu setzen. Die Studentin warf ihm einen missbilligenden Blick zu, nahm ihr Tablett und stolzierte mit wehenden Haaren davon.

„Nicht gut geschlafen, Sonnenschein?“, fragte Neji und ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen.

„Du redest wieder mit mir?“

Der Hyuuga zuckte die Achseln. „Scheint so.“

Sasuke hob die Augenbrauen. „Tenten hat mit ihrem Auszug gedroht, wenn ich nicht wieder mit dir spreche.“

„Ach so…sie hat dich wohl ganz schön in der Hand, was?“

Er zuckte wieder mit den Schultern.

Ich schulde Tenten mindestens 100 Tafeln Schokolade, dachte der Uchiha und grinste. Dann holte er tief Luft.

„Hör zu, es tut mir wirklich leid, ich…“

„Ist schon ok. Wie sagen wir Juristen? Der Fall ist abgeschlossen.“

Zwar wusste er nicht, was Neji in den Vorfall im Krankenhaus hineininterpretierte, doch er war froh, wenigstens ihn wieder an seiner Seite zu wissen, obwohl er das starke Bedürfnis hatte, ihm alles zu erklären oder wenigstens zu erzählen. Vielleicht war diese Zeit noch nicht gekommen. So schnell die Freude kam, so schnell verflog sie auch wieder und machte dem tief sitzenden Gefühl des Verlustes Platz. Es war gut, dass Neji wieder mit ihm sprach, keine Frage, es war sogar fantastisch, trotzdem konnte er seine schlechte Laune kaum unterdrücken, wenn er an Naruto dachte.

„Du hast die Kleine eben ganz schön beleidigt, ist dir das bewusst?“

Sasuke knurrte und stocherte genervt in seinem Essen herum, das mittlerweile nur noch Brei war.

„Deiner Laune nach hast du heute gar nicht geschlafen. Was ist los?“

„Nichts.“

Sein bester Freund sah ihn an, mit einem Blick, der so etwas sagte wie „Mirkannst du nichts vormachen“.

Sasuke biss sich auf die Unterlippe. „Tut mir leid“, sagte er und stand auf. „Ich gehe noch in die Bibliothek.“ Vielleicht war es wirklich noch zu früh, sich jemandem anzuvertrauen.
 

Kakashi rief ein Taxi. Mit quietschenden Reifen kam eins der gelben Wagen zum Stehen.

„Wir müssen jetzt hiermit weiter.“

Naruto trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Entfernen wir uns nicht zu weit von Sasukes Wohnung?“

„Willst du die Überraschung sehen oder nicht?“

„Doch, schon, aber…“

„Keine Sorge, ich habe alles genauestens geplant.“ Er schob Naruto auf den Rücksitz, teilte dem Taxifahrer das Ziel mit und schnallte sich dann gewissenhaft an. Der Blonde tat es ihm nach, verhedderte sich jedoch im Gurt.

Er ist wirklich noch ein Kind, dachte Kakashi und half dem Prinzen, sich ebenfalls ordentlich anzuschnallen.

„Es könnte etwas länger dauern, also schlaf noch ein bisschen.“

„Aber ich bin doch gar nicht…“

Kaum berührte sein Kopf das weiche Leder, fielen ihm die Augen zu.
 

„Was ist los, Neji?“, fragte Tenten, als ihr Mitbewohner sich auf die Couch fallen ließ und seufzte.

„Es geht um Sasuke. Ich glaube, er ist wieder in Sakura verliebt.“ Es wäre zu verrückt, jemand anderes als Sasukes Schwarm hinzustellen…oder?

„Was? Wie kommst du denn darauf?“ Sie setzte sich neben ihn.

„Seine Laune heute war…unterirdisch. Gereizt, genervt, verschlossen, wie damals.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich muss ihm das unbedingt ausreden, sonst endet es wieder in einer Katastrophe.“

Tenten runzelte die Stirn und dachte nach. War es wirklich Sakura? Sie verwarf einen Gedanken, der kurz durch ihren Kopf geisterte und vielleicht zu absurd war, um ihn zu formulieren, stattdessen folgte sie Nejis These. „Die beiden waren doch mal verlobt, oder?“

„Hm.“

„Warum haben sie sich überhaupt getrennt?“

„Hab ich dir doch schon erzählt.“

„Ich glaube aber nicht, dass Sasuke fremdgegangen ist. Und ich glaube, dass du das auch nicht glaubst, Neji.“

Der Hyuuga sagte nichts. Aufgeregt rutschte Tenten auf dem Polster hin und her.

„Oh mein Gott, du weißt, was damals wirklich passiert ist, oder? Sag es mir, Neji!“

Sie schüttelte ihn am Arm. „Sag, sag, sag, sag, sag, sag, sag,…“

Der Braunhaarige nahm ihre Hände und hielt sie fest. „Ich kann es dir nicht sagen. Das wäre Sasuke gegenüber ungerecht. Du musst ihn selbst fragen, wenn du es wirklich wissen willst.“

„Aber wenn Sasuke nicht schuld an ihrer Trennung war, wie konnte er sich dann wieder in sie verlieben?“
 

„Wo sind wir?“ Naruto blinzelte, konnte in der Dunkelheit jedoch nichts erkennen, nur in der Ferne blinkten und funkelten dutzende Lichter. Er setzte sich auf und sah aus dem Fenster. Nichts als schwarze Schatten flogen an ihnen vorbei. Kakashi nickte dem Taxifahrer zu und sah auf die Uhr am Amaturenbrett. „In 20 Minuten sind wir da.“

„Wo? Wo sind wir dann?“

Panik schnürte Naruto die Luft ab, als er das laute Dröhnen einer Maschine hörte und erschrocken beobachtete, wie ein gewaltiger Vogel aus Blech neben ihnen in den schwarzen Himmel stieg. Der Impuls, wegzulaufen und sich zu verstecken, übermannte den Blonden. Er rüttelte wild an der Tür. „Ich will hier raus!“

Der Fahrer drehte sich kurz um. „Beruhigen sie diesen Jungen!“, schimpfte er und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.

Kakashi hielt ihn am Arm fest, doch Naruto riss sich los und presste sich mit aller Kraft gegen die Tür. Dann schrien alle durcheinander.

„Ich halte gleich an!“

„Beruhige dich, Naruto!“

„Lasst mich hier raus! Ich will zu Sasuke!“
 

Wieder so ein kurzes Kapitel Q.Q Und nur zwei Outtakes, shame on me >.<

Naja, mittlerweile geh ich studieren und werde zunehmend weniger Zeit haben, trotzdem werde ich diese FF fertig schreiben und wenn es das letzte ist, was ich tue!

Zum Kapitel: Endlich mal etwas KibaHina ^-^

So, mehr fällt mir zu dem Kapitel auch nicht ein.

Bei Sinn- oder Rechtschreibfehlern einfach Bescheid sagen. =D

Achja!!: Ich werde die Ens-Liste abschaffen. Danke an alle, die drauf wollten und sorry, dass ich sie nicht weiterführen will. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse :3
 

Outtakes
 

Naruto beobachtete fasziniert, wie der Schwarzhaarige das fertige Spiegelei servierte und vor ihm auf den Tisch stellte.

„DAS KANN DOCH WIRKLICH NICHT SO SCHWER SEIN!“, schrie Sasuke.
 

Als Sasuke im Bett lag, war Sasuke gerade mal ein paar Stunden weg. Jaaa...genau…

Reunion

Montag, 4 Tage vor der Prüfung

„Und mit diesem Zitat schließe ich unsere letzte Sitzung vor der Prüfung am kommenden Freitag. Falls Sie noch Fragen haben, scheuen Sie sich nicht davor, mir diese zu stellen. Danke.“

Hunderte Knöchel klopften auf die dunklen Tischplatten und noch ehe der Tribut gezollt war, reihten sich dutzende Schüler vorne am Rednerpult, um Sarutobi mit mehr oder weniger wichtigen Fragen zu löschern. Auch Sasuke und Neji erhoben sich, schlugen jedoch die entgegengesetzte Richtung ein. Der Ausgang war wie immer durch zahlreiche lachende und plappernde Studenten verstopft. Nur allmählich setzte sich das Knäuel in Bewegung. Sasuke brummte, als ein Junge sich an ihm vorbeidrängelte und ihm mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Die Wut überkam ihn plötzlich, wie so oft in den letzten Tagen. Er ballte die Fäuste zusammen und war kurz davor, dem Vordrängler eine saftige Ohrfeige mit auf den Weg zu geben, konnte sich aber in letzter Sekunde so weit beruhigen, dass ein kehliges Knurren seine Wut milderte.

„Ich hab noch ein Seminar“, sagte Neji und nickte ihm kurz zu, ehe er in dem überfüllten Korridor verschwand. Seit ihrer Versöhnung hatten sie nicht viel miteinander gesprochen, selten war die Stimmung so angespannt zwischen ihnen gewesen. Sasuke seufzte und fragte sich, wie lange dieser Zustand noch anhalten würde, als ihm jemand von hinten eine Hand auf die Schulter legte. Er wirbelte herum, bereit, dem Vordrängler seine überfällige Ohrfeige zu geben, doch es war kein Student, der ihn überrascht anblinzelte.

„Ich schätze, Sie haben nicht mich erwartet?“ Sarutobi lächelte. „Ich kann es Ihnen nicht verübeln. Ein nettes Mädchen wäre Ihnen wohl lieber gewesen als ein alter Opa, was?“ Sasuke zwang sich zu einem höflichen Lächeln, das jedoch einer Grimasse glich.

„Heute waren Sie merkwürdig still“, fuhr der alte Professor fort. „Die Klausurvorbereitungen bereiten Ihnen doch keine Schwierigkeiten?“

„Alles bestens“, log der Schwarzhaarige und schob den Gurt seiner Tasche höher auf seine Schulter.

„Dann bin ich ja beruhigt. Wissen Sie, Sie sind einer meiner besten Studenten. Sie haben eine rosige Zukunft vor sich.“ Er lächelte ihm aufmunternd zu. „Nun möchte ich Sie nicht von Ihren nachmittäglichen Aktivitäten abhalten.“ Noch einmal nickte er, dann verschwand er wieder in den Hörsaal, gefolgt von einer Gruppe mit Fragen um sich werfender Studenten.
 

Sasuke nahm die letzte Aspirintablette aus der Packung und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Er legte den Kopf auf die kühle Tischplatte und hoffte, sich nicht schon wieder eine Grippe eingefangen zu haben. Einige Minuten spürte er, wie seine Stirn gegen das Holz pochte, ehe der Schmerz langsam einem angenehmeren, dumpfen Gefühl wich. Er setzte sich auf, leerte sein Glas und knallte es auf den Tisch. Dann beschloss er, noch etwas zu lernen, bevor er sich stundenlang im Bett wälzte und in einen unruhigen Schlaf fiel. Auch wenn er sich tagsüber mehr oder weniger erfolgreich ablenken konnte, erschien ihm in seinen Träumen immer wieder der blonde Wirbelwind, der sich traurig lächelnd von ihm entfernte, egal, wie sehr Sasuke sich anstrengte, ihn zu fassen.

Wie es ihm wohl geht?, dachte er und packte seine Unterlagen auf den Tisch. Ob er mittlerweile wieder in seinem Meeresreich ist? Der Schwarzhaarige schluckte. Unter so viel Wasser würde er ihn ganz bestimmt nie wieder sehen. Auch wenn er den Gedanken immer wieder verwarf, konnte er nicht das kleine Fünkchen Hoffnung, sich ordentlich von ihm zu verabschieden und das noch kleiner Fünkchen Hoffnung, ihn bald wieder bei sich zu haben, aufgeben.

Hat er sich mit seinem Vater versöhnt? Wenn nicht, wo ist er jetzt? Es machte ihn wahnsinnig, nichts über Narutos Befinden oder wenigstens etwas über seinen Aufenthaltsort zu wissen.

„Genug“, sagte er laut und schlug sein Buch auf. Er musste diese sinnlosen, überflüssigen und auch kräftezehrenden Gedanken beiseiteschieben und sich auf den Stoff der Prüfung konzentrieren, auch wenn es ihm mehr als schwer fiel.

„Eine rosige Zukunft…“ Sasuke schnaubte, ermahnte sich dann trotzdem zur Aufmerksamkeit. „Eine rosige Zukunft kommt nicht von allein.“

Innerhalb einer Stunde prügelte er sich seine Notizen in den Kopf. Er überlegte, wie er es bis Freitag vermeiden konnte, dass sein Schädel explodierte und all das Wissen durch die Gegend schleuderte.

Am besten hole ich mir neue Aspirintabletten. Oder gleich einen Hammer, dann ist es vorbei. Er lachte freudlos, schnappte sich seine Jacke und ging zur Tür. Auf dem Flur wäre er fast mit Tenten zusammengestoßen, die eine Hand zum Klopfen erhoben hatte.

„Oh, Sasuke, wolltest du ausgehen?“

„Aspirintabletten“, murmelte er und seufzte, als das Mädchen sich an ihm vorbei in seine Wohnung schob.

„Oh, hast du Kopfschmerzen? Ich mache dir einen Tee.“

Sie wuselte in die Küche, bevor Sasuke überhaupt daran denken konnte, sie wieder rauszuschmeißen.
 

„Hier, bitte sehr.“ Tenten drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hand. „Mit Honig verfeinert.“

„Hilft das nicht eher bei Halsschmerzen?“

„Krank ist krank, und nun trink, bevor er kalt wird.“

Sasuke zuckte die Achseln und nahm einen Schluck des heißen Gebräus.

„Und?“

„Süß.“

Die Braunhaarige strahlte, als hätte er ihr damit ein Kompliment gemacht.

„Sag mal, Tenten…“

„Ja?“

„Nicht, dass ich deine Anwesenheit nicht wertschätze, aber…warum bist du hier?“

„Naja, Neji ist noch in der Uni und mir war so langweilig. Weißt du, wenn Neji nicht da ist, dann ist es so still im Haus.“

Ich bezweifle, dass es lebhafter ist, wenn er da ist, dachte der Uchiha, behielt diesen Kommentar jedoch für sich.

„So?“, sagte er stattdessen und trank noch einen Schluck des Honigtees.

„Ok, erwischt“, lachte Tenten und lehnte sich auf der Couch zurück. „Ich bin hier, weil ich mit dir sprechen will“, fügte sie ernst hinzu.

„Worüber?“

Tenten ignorierte die Frage und schaute sich fragend um.

„Sag mal, wo ist eigentlich Naruto?“

Oh Tenten… Der Schwarzhaarige versteifte sich. „Nicht da“, sagte er knapp.

„Wann kommt er wieder?“

„Gar nicht mehr.“

Dann lachte das Mädchen, als hätte er einen wahnsinnig lustigen Witz gerissen.

„Ich wusste es!“, rief sie triumphierend.

Auch wenn er Tenten sehr mochte, fing sie langsam an, ihm auf die Nerven zu gehen.

„Was hast du gewusst?“, knurrte er und versuchte die Wut zu unterdrücken, die ihn erneut zu übermannen drohte.

Entweder bemerkte die Braunhaarige seinen Ärger nicht oder ignorierte es gekonnt, denn sie fuhr unbeeindruckt fort.

„Du bist gar nicht wegen Sakura schlecht gelaunt.“

Sasuke war so überrascht, dass er seine Wut vergaß und glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

„Was? Sakura? Wie…?“

„Neji hat mir erzählt, wie niedergeschlagen du in letzter Zeit bist. Er hat gemeint, du hättest Liebeskummer.“

„Wegen Sakura?“ Sasuke lachte bitter. „Oh Mann, was reimt ihr euch denn da zusammen?“

„Ich nicht, aber Neji.“

„Idiot.“

„Hab ich auch gedacht“, antwortete sie vergnügt.

„Wenn du hier bist, um dem Ursprung meiner schlechten Laune auf den Grund zu gehen, dann muss ich dich leider enttäuschen, dass keine abgefahrene Story dahintersteht. Es liegt nur an der Prüfung am Freitag. An der Prüfung und am Lernstress.“

„Hm hm.“ Tenten nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse. „Darf ich dich was fragen?“

„Kommt drauf an.“

„Warum haben Sakura und du euch getrennt?“

Eine Weile war es still.

„Du bist ziemlich direkt, Tenten“, murmelte Sasuke und fuhr sich durch die Haare. Sie hielt seinem kalten Blick stand. Er seufzte. „Was hat Neji dir denn erzählt?“

„Er hat nur das alte Gerücht wieder ausgegraben.“

„Warum glaubst du es dann nicht?“

„Weil du so etwas nicht tun würdest. Ich kenne dich schon ziemlich lange. So bist du nicht.“

„Vielleicht solltest du Neji einfach nochmal fragen.“

Tenten legte den Kopf schief. „Was? Warum? Was hat er denn damit zu tun?“ Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Platz hin und her. „Was verschweigt ihr beiden mir denn?“

„Rede mit Neji.“

„Das ist so gemein!“ Sie erkannte schnell, dass der Uchiha ihr nichts verraten würde. Ich drohe Neji einfach mit Auszug, wenn er wieder abblockt, überlegte die Braunhaarige und lächelte zufrieden. Das hat bis jetzt noch immer geklappt. Dann wandte sie sich wieder an Sasuke.

„Ich habe eben gesehen, wie sich das dreckige Geschirr bei dir stapelt. Komm, ich helfe dir abwaschen.“
 

„Das war lustig“, sagte Tenten und strahlte Sasuke an.

„Könntest ruhig öfter zum saubermachen vorbeikommen“, antwortete der Uchiha und lächelte matt.

„Ja, sollte ich wohl.“

Eine Weile schwiegen die beiden.

„Du vermisst ihn, nicht wahr?“

Sasukes Herz klopfte etwas schneller.

„Wen?“

Die Braunhaarige lächelte. „Typisch Jungs.“ Sie küsste ihn zum Abschied auf die Wange. Auf dem Treppenabsatz drehte sie sich noch einmal um. „Mach dir keine Sorgen. Wenn zwei sich wirklich lieben, werden sie zueinander finden.“

Er hatte wirklich keine Ahnung, wie sie es machte, aber sie schaffte es immer wieder, ihn zu durchschauen.
 

5 Tage zuvor, 9 Tage vor der Prüfung

„Ich halte gleich an!“

„Ich will hier raus!“

Kakashi schnallte sich ab und stürzte sich auf Naruto, um ihm beide Arme auf den Rücken zu drehen. „Jetzt beruhige dich doch!“

Der Blonde erschlaffte und wandte sich, das Gesicht tränenüberströmt, zu Kakashi um.

„Wo fahren wir hin?“

Der Hatake schluckte. „Wir müssen weit weg…“

„Warum?“

„Zu deiner Sicherheit.“

„Ich möchte das nicht.“

„Tut mir leid, aber uns bleibt keine andere Wahl.“

„Ich will aber zu Sasuke!“

Er riss sich von dem Älteren los und schlug gegen die Scheibe. Das Glas splitterte und rieselte wie glitzernder Schnee ins Autoinnere.

„Bist du irre geworden?!“, schrie der Taxifahrer und trat auf die Bremse. Naruto wurde gegen den Sitz geschleudert, hart prallte er gegen die Rückenlehne. Benommen griff der Meerjungmann nach dem Türgriff und fiel auf die Straße. Sobald er den Asphalt berührte, trat der Fahrer wieder aufs Gas und rauschte in der Dunkelheit davon.

„Bleiben Sie sofort stehen!“, rief Kakashi und krallte sich an den Fahrersitz.

„Ihr seid doch total verrückt…ich…Polizei…“, murmelte der Mann und starrte konzentriert auf die Straße. Blitzschnell zog Kakashi ein Messer aus seiner Weste und hielt es ihm an die Kehle.

„Halten Sie sofort an und lassen mich aussteigen.“
 

Als der Grauhaarige die Stelle erreichte, an der Naruto geflüchtet war, fand er nur kleine Glassplitter.
 

„Wo willste nochma‘ hin?“ Der dicke, unrasierte und der Nase nach zu urteilen ungewaschene Mann griff in die Chipstüte und stopfte sich eine Handvoll in den Mund.

„In eine Stadt“, sagte Naruto und starrte aus der großen Frontscheibe. „Da gibt es U-Bahnen und eine Uni.“

Der Kerl gackerte. „Du bis‘ ja ulkig. Dat trifft auf zig Städte zu!“

Er drehte mit seinen fettigen Fingern das Radio auf und grölte einen Countrysong mit.

Naruto überlegte verzweifelt, wie er Sasuke Zuhause beschreiben konnte, damit der LKW-Fahrer ihn am richtigen Ort rausließ.

„Man kann das Meer sehen. Die Stadt liegt am Stand! Von da aus fährt eine U-Bahn zur Uni!“

„Oha, hört sich nach der Kouji-Uni an. Meine Nichte studiert da, kannste glauben!“

Narutos Herz klopfte aufgeregt. „Können Sie mich da absetzen?“

„Sicher, Kumpel.“ Er schaute auf die Uhr am Amaturenbrett. „Muss sowieso bald mal pennen, dann kann ich dat auch da!“
 

„Vielen Dank“, sagte Naruto und sprang aus der Fahrerkabine.

„Null Problemo“, antwortete der Mann und kratzte seinen dicken Bauch.

„Was machen Sie jetzt?“

„Ich statte meiner Schwester ‘nen Besuch ab. ‘N Bett zum Pennen hat die immer übrig.“ Er winkte kurz, schaltete die Lampen an und fuhr hupend davon. Der Blonde lächelte und sah ihm nach, bis das große Fahrzeug um eine Ecke gebogen war. Dann versuchte er sich einen Überblick über seinen Standort zu verschaffen. Dem Schild nach zu urteilen stand er genau vor der U-Bahn-Station.

Als er die Treppen hinuntergehen wollte, wurde er von zwei Bauarbeitern zurückgehalten.

„Tut mir Leid, Junge, du kannst da nicht runter.“

Ein dritter Mann spannte ein rot-weißes Band um den Eingang.

„Warum denn nicht?“

„Wir müssen hier die Wasserleitung erneuern. Wird eine Weile dauern. Nimm die U-Bahn an der zweiten Ecke.“

„Oh…na gut. Wie komme ich dahin?“
 

Mittwoch, 2 Tage vor der Prüfung

„Sasuke, du musst ganz schnell zur Uni kommen!“

„Tenten, mir ist gerade nicht nach Scherzen zumute.“

Das Mädchen schluchzte.

„Sasuke, bitte, Zakus Leute haben Neji erwischt.“
 

Der Schwarzhaarige sprang aus dem Bus und rannte zum Nebeneingang des Hauptgebäudes. Hinter einer kleinen Gruppe von Büschen entdeckte er Tenten, die neben Neji auf dem Boden kniete und seine Hand hielt. Er trat näher an die beiden heran. Sein bester Freund war übel zugerichtet: Sein rechtes Auge war blau und geschwollen, aus seiner Nase tropfte Blut, ebenso aus seiner aufgeplatzten Lippe. Wenn er Glück hatte, war nichts gebrochen, doch seine linke Hand war merkwürdig nach oben gekrümmt…

Sasuke schluckte und kniete sich zu Neji.

„Der Krankenwagen kommt gleich“, sagte Tenten mit erstickter Stimme. Ihre Lippen zitterten.

„Was ist passiert?“

„Abumi hat mich angerufen und gemeint, dass Neji vielleicht Hilfe braucht.“ Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Diese Schweine!“ Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn ich die in die Finger bekomme…“ Er stand auf.

„Nein!“, rief das Mädchen verzweifelt. „Wenn Neji…ich schaffe das nicht allein.“

Neji hustete und verkrampfte sich.

„Halte durch“, murmelte der Uchiha und kniete sich wieder zu seinem besten Freund.

„Musste ganz schön was einstecken...“, hauchte Neji mit rauer Stimme.

„Neji!“ Tenten drückte seine Hand.

„Du kannst später alles erzählen“, sagte Sasuke, doch der Hyuuga zog eine Grimasse.

„Auf…passen…du musst…aufpassen…“ Er keuchte. „Abumi hat mich…angergriffen, weil…ich dich gedeckt hab…der Blonde, hm?“

Tenten legte ihm sanft die Hand auf den Mund. „Schon gut. Ruh dich aus.“ Sie küsste ihn auf die Stirn, einzelne Tränen fielen auf seine Haut.

„Verdammt, du dummer Idiot.“
 

Selbst wenn er Zaku jetzt eine verpasst hätte, würde das nicht seinen Zorn mildern, der sich in seinem Bauch aufbäumte. Sasuke ging in seiner Wohnung auf und ab und versuchte, nicht sein gesamtes Mobiliar zu Kleinholz zu verarbeiten. Wie konnte dieses Arschloch es wagen, Neji mit seiner ganzen Gruppe zu überfallen, aufgrund eines Gerüchts, das noch nicht einmal etwas mit dem Hyuuga zu tun hatte?

„Warum hast du mich nicht verprügelt? Ich bin doch derjenige, auf den du es abgesehen hast! Aber hey, weißt du was? Er ist nicht mehr hier! Naruto ist schon lange weg!“
 

„Seine linke Hand ist gebrochen, aber sonst geht’s ihm den Umständen entsprechend gut.“

Sasuke atmete erleichtert auf. „Schön zu hören.“

„Oh, die Krankenschwester kommt, ich muss auflegen.“

„Halt mich auf dem Laufenden, ok?“

„Alles klar, Sasuke. Und…danke.“

„Wofür? Ich habe doch nichts gemacht.“

„Du warst für Neji da. Er gibt es zwar nicht zu, aber es hat ihm viel bedeutet.“ Sie legte auf.
 

In dieser Nacht träumte Sasuke von Naruto, der von Zaku zusammengeschlagen auf dem Boden lag. Daneben standen Neji und Tenten, die einstimmig im Chor sangen.

Der Blonde, hm? Der Blonde, hm?
 

Als Hinata durch die Korridore schwamm, war es schon weit nach Mitternacht. Eigentlich war es ihr verboten, so spät ihr Gemach zu verlassen, doch dort fühlte sie sich eingeengt und eingesperrt. Doch den quälenden Gedanken konnte sie nicht entkommen. Wie so oft in den letzten Wochen fragte sie sich, wie es Naruto an der Oberfläche erging und wie so oft hoffte sie, dass er gesund und glücklich war, auch wenn sie es bezweifelte. Seine Verbannung betrübte ihn mindestens genauso sehr wie sie oder seine Mutter, dessen war sie sich sicher. Je länger sie an ihn dachte, desto mehr vermisste sie ihn, obwohl sie sich immer öfter die Frage stellte, in welcher Beziehung sie nun zueinander standen.

Auch wenn er die Hochzeit verweigert hat, bin ich noch immer in ihn verliebt.

Hinata seufzte. Zum Glück konnte niemand sie so sehen…

„Hinata?“

Das Mädchen erschrak. „Kiba? Was…was machst du denn hier?“

„Dasselbe könnte ich dich fragen.“

Die Hyuuga holte tief Luft. „Ich bin eine Prinzessin und kann demnach tun und lassen was ich will.“

„Aber nicht, wenn König Minato es verboten hat.“ Kiba grinste. „So verwegen kenne ich dich ja gar nicht.“

Auf Hinatas Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer. „Ich habe meinen Spaziergang sowieso gerade beendet. Gute Nacht.“ Abrupt drehte sie sich um und wollte zurück in ihr Zimmer, als Kiba sie am Handgelenk festhielt und sie sanft zu sich drehte.

„Ich konnte nicht schlafen“, sagte er leise. „Musste über vieles nachdenken.“

Der Meerjungmann sah sie erwartend an. „Ich habe auch über dich nachgedacht“, fuhr er fort, als Hinata nicht antwortete und den Blick gesenkt hielt.

„Hinata…ich…ich…“

Das Mädchen schaute plötzlich auf und sah ihn so traurig an, dass es ihm die Brust zuschnürte.

„Sag es nicht…“, flüsterte sie.

„Aber ich kann es doch nicht ignorieren oder unterdrücken.“

„Es geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Es wäre nicht richtig…“

„Ich weiß schon lange nicht mehr, was richtig und was falsch ist.“

„Wir sollten nicht…“

„Aber Hinata, ich liebe dich.“

„Ich liebe Naruto.“

Kibas Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als hätte ihm jemand eine Faust hineingerammt.

Zornig ballte er die Fäuste zusammen. „Aber er liebt dich nicht, verstehst du das denn nicht?“ Er atmete schwer, bemerkte erst, was er gesagt hatte, als er Hinatas schockiertes Gesicht sah. „Hinata, es tut mir leid, ich…“

Sanft zog er sie in seine Arme. „Ich würde dich nie zum Weinen bringen.“

Die Prinzessin drückte sich von ihm ab, Tränen schimmerten in ihren Augen. „Das hast du gerade getan.“

Schnell flüchtete sie in ihr Gemach und ließ Kiba allein im Korridor zurück.
 

Tag der Prüfung

„Sie kennen das ja schon: Weit auseinandersetzen, keine Hilfsmittel, sonst gilt die Prüfung als nicht bestanden. 45 Minuten haben Sie Zeit, die Geheimnisse des Grundgesetzes aufzudecken. Ich wünsche Ihnen allen viel Glück.“

Im Hörsaal verstummte das Gemurmel, Kugelschreiber und Bleistiftminen kratzten auf Papier. Sasuke warf Neji einen letzten Blick zu und nickte, seine Art, ihm viel Glück zu wünschen, obwohl beide nicht an das Prinzip des Glücks glaubten, sondern auf ihr Können vertrauten. Dann konzentrierte er sich auf die Aufgaben und hoffte, 45 Minuten würden ausreichen, seinen Kopf zu entleeren.
 

Erleichterung durchströmte Sasuke, als er mit zitternden Händen und einem wunderbar freien Kopf den Hörsaal verließ und Richtung Bushaltestelle ging. Neji hatte ihn schnell eingeholt.

„Nichts besonderes“, sagte er und verstaute seinen eingegipsten linken Arm in der großen Tasche seines Kapuzenpullis.

„Hm“, stimmte der Schwarzhaarige ihm zu. „Keine große Sache.“

„Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“

Die beiden Freunde blickten nach hinten und erkannten Zaku und seine Freunde. „Das Spiel war wohl zu hart für dich, was, Hyuuga? Hat deine Mutter all die süßen Pflasterchen in dein Gesicht geklebt oder war das dein Freund hier, der steht ja auf sowas.“

Sasuke konnte nicht mehr an sich halten und stürmte los, wurde jedoch im letzten Moment von Neji am Arm zurückgehalten. „Das sind die nicht wert“, zischte er und verstärkte seinen Griff um Sasukes Handgelenk. Natürlich hatte der Hyuuga recht, doch sein Hass auf Zaku trieb ihn in blinder Wut vorwärts. Er riss sich los und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Zakus Gruppe machte sich bereit, sich zu dritt auf den Schwarzhaarigen zu stürzen, doch ihr Anführer winkte ab und wischte sich das Blut von der Lippe. „Und, hat dich das jetzt geil gemacht?“

„Hat es dich geil gemacht, deine hirnlosen Roboter auf Neji zu hetzen? Aber warum wundere ich mich überhaupt, vier gegen einen ist ja deine Liga, du bist doch viel zu feige, allein gegen jemanden zu kämpfen.“

„Was schlägst du vor, Uchiha? Du gegen mich, hier und jetzt, oder wartet der Blonde darauf, von dir vernascht zu werden? Nein warte, lass mich raten, ihrseid jetzt ein Pärchen, was?“ Einige Jungs lachten. Bevor Sasuke wieder zuschlagen konnte, stellte Neji sich zwischen ihn und Zaku.

„Zieh Leine, Abumi, oder du wirst es bereuen.“

„Oh ja…“, höhnte Zaku, „…weil du ja letztens schon so toll gezeigt hast wie gut du kämpfen kannst. Ich hab ja so Angst.“

Wieder musste Neji den Uchiha zurückhalten sich nicht auf Zaku zu stürzen.

„Tut mir leid, dieses nette Treffen zu verlassen, aber ich habe eine Freundin, die ich vernaschen muss.“

Er grinste die beiden hämisch an, spuckte vor ihnen auf den Boden und bedeutete seine Gruppe sich in Bewegung zu setzen. „Wir sehen uns ein andermal, Jungs.“

Sasuke schlug gegen die nächste Wand, so fest wie er konnte.
 

Die Wut in seinem Bauch hielt ihn vom Einschlafen ab. Unruhig warf Sasuke sich in seinem Bett hin und her, zerwühlte die Laken und Decken und warf alle fünf Minuten einen Blick auf die Uhr.

19:01. 19:06. 19:11…

Gerade, als er in den Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen gefallen war, ließ ihn das Läuten der Klingel schweißgebadet hochfahren. Er fühlte sich zu müde und ausgelaugt, um aufzustehen, geschweige denn jemandes Gesellschaft zu ertragen. Genervt ließ er sich zurückfallen, zog die Decke über den Kopf und wartete darauf, dass der Fremde verschwand, doch der dachte gar nicht daran ihn in Ruhe zu lassen. Mittlerweile klingelte der unerwünschte Besucher Sturm und klopfte hektisch gegen die Tür.

„Verdammt“, rief Sasuke, kletterte aus dem Bett und wankte ins Wohnzimmer. Wenn der Fremde keinen guten Grund hatte ihn zu stören, konnte er nicht garantieren, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Zähneknirschend öffnete er und sah Shikamaru gelangweilt am Treppengeländer stehen, dann fiel ihm jemand um den Hals, sodass er einige Schritte nach hinten taumelte. Er erkannte den Geruch sofort, sah die blonden Haarsträhnen, die sein Kinn kitzelten. Sein Herz setzte einen Moment aus.

„Ich habe dich so vermisst, Sasuke.“

Der Schwarzhaarige löste sich widerwillig von ihm und schaute abwechselnd von Naruto zu Shikamaru, mit der stillen Bitte, ihm die Situation zu erklären.

„Du schuldest mir verdammt viel, Uchiha“, zischte Shikamaru schließlich. „Ich finde den Kerl vor zwei Tagen in der Stadt, ungewaschen wie ein Penner, halb verhungert und durstig wie ein Hund in der Wüste. Leider hat mich der Typ erkannt und ist mir wie ein Schatten gefolgt. Hat die ganze Zeit nur nach dir gefragt und ob ich ihn zu dir bringen könnte. Musste ihn schließlich mit nach Hause nehmen, damit er wenigstens die anderen Passanten nicht mehr belästigt. Hat den Kühlschrank leergefressen und ist dann zwei Tage in einen komatösen Schlaf gefallen. Wenn ich nicht von Ino erfahren hätte, wo du wohnst, würde mir der Penner vermutlich jetzt noch in den Ohren damit liegen, wie sehr er zu dir will.“ Er schüttelte den Kopf. „Wusste ja gleich, dass der Typ kein Professor ist und nur Ärger macht. Ich weiß zwar nicht, was ihr miteinander zu schaffen habt, ehrlich gesagt ist es mir auch egal, aber wenn ich du wäre, Uchiha, hätte ich mir schon längst die Kugel gegeben.“

„Dann muss ich dir wohl danken, dass du es nicht getan hast“, antwortete Sasuke.

Shikamaru schüttelte wieder den Kopf. „Und ich dachte, Weiber wären anstrengend.“ Er schlurfte zum Treppenabsatz.

„Shikamaru, danke“, rief Naruto ihm hinterher. „Danke, dass du dich um mich gekümmert und mich hierhergebracht hast.“ Der Nara hob kurz die Hand, ehe er verschwand.

Naruto drehte sich um und lächelte unsicher. „Ich konnte Kakashi entkommen und…“

Sasuke hörte ihm nicht zu. Er zog den Blonden am Handgelenk in die Wohnung, knallte die Tür zu und riss ihn in seine Arme.

„Sasuke, du zerquetschst mich…“, murmelte der Blonde, klammerte sich jedoch an Sasukes Rücken und drückte seinen Kopf an dessen Halsbeuge. Er zitterte leicht, als der Uchiha seine Arme enger um ihn schloss und er sich näher an den Älteren schmiegte.

Nach einer Weile legte Naruto seine Hände auf Sasukes Brust, drückte sich leicht ab und sah den Studenten mit großen Augen an. Dann brachen die Worte aus ihm heraus. „Sasuke, Kakashi hat mich entführt, ich weiß nicht warum, aber ich konnte zum Glück entkommen, es war so kalt, ich wusste nicht, wie ich deine Wohnung finden sollte, ich hab mich noch nie so verloren gefühlt, ich hab dich so vermisst, ich…“

Er sah, wie sich Narutos Lippen bewegten, verstand jedoch nicht die Worte, die nur so aus dem Blonden heraussprudelten. Langsam beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn erst zärtlich, dann leidenschaftlich, bis das Gefühl der Sehnsucht gestillt war.
 

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Wenn jetzt wenigstens einer entzückt geseufzt hat, habe ich mein Ziel erreicht, yay! ^-^

Als kleine Entschädigung für das vorherige viel zu kurze Kapitel: Ein längeres, für meine Verhältnisse sehr schnell hochgeladenes (erinnert euch an die 19 Monate! T.T) Kappi ^-^ Ich hoffe, in dem Tempo weiterzumachen..ahaha...man darf doch noch träumen... T__T

Jedenfalls bedanke ich mich bei allen Lesern ganz herzlich!

:3
 

Outtakes
 

Er lächelte ihm aufmunternd zu. „Nun möchte ich Sie nicht von Ihren nachmittäglichen Aktivitäten abhalten. Und nun trollen Sie sich<3.“
 

„Ich habe meinen Spazierschwimm sowieso gerade beendet.“
 

Sasuke warf Neji einen letzten Blick zu und nickte, seine Art, ihm viel Glück zu wünschen, obwohl beide nicht an das Prinzip des Glücks glaubten, sondern auf ihr Können vertrauten.

„Ich brauche kein Glück“, sagte Neji. „Es ist mein Schicksal gute Noten zu schreiben.“
 

Er riss sich los und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Glücklicherweise hatte Zaku keinerlei Reflexe, sonst wäre es noch in eine böse Schlägerei ausgeartet.
 

Wenn der Fremde keinen guten Grund hatte ihn zu stören, konnte er nicht garantieren, ihm die Nase vor der Tür zuzuschlagen.

*nachdenk*

Oh…^^“
 

„Leider hat mich der Typ erkannt und ist mir wie ein Schatten gefolgt.“

AHAHAHA Shikamaru und Schatten. Ok, genug jetzt!

Lie

Der Raum war leer, nur ein Babybettchen stand einsam in der Ecke. Sasuke sah sich um und wunderte sich, wo sein Mobiliar hingekommen war. Ob Diebe in seine Wohnung eingebrochen und alles gestohlen hatten? Merkwürdig, Naruto öffnete doch niemandem die Tür… Plötzlich hörte er einen lauten Schrei, klagend, jammernd. Er trat zögernd ans kleine Bettchen, von wo die Laute zu kommen schienen, und blickte auf das Neugeborene hinunter, das sich weinend hin und her wand.

„Sei doch still“, bat Sasuke und klammerte sich verzweifelt an die Gitterstäbe. „Dich darf niemand hören. Sei doch bitte leise…“ Er versuchte das Kind aus dem Bett zu heben, doch es schrie noch lauter, als sich seine Hände dem kleinen Körper näherten.

„Gib endlich Ruhe!“, rief der Schwarzhaarige und rüttelte an den Gitterstäben, bis das Neugeborene verstummte…
 

Schweißgebadet schlug Sasuke die Augen auf. In seinem Zimmer war es dunkel und still. Er warf einen Blick auf seinen Wecker. 2:37 Uhr. Mitten in der Nacht. Mit zitternden Fingern fuhr er sich durch die Haare und versuchte die Schreie zu verdrängen, die ihm noch immer schmerzhaft in den Ohren klingelten. Er spürte, wie der Körper neben ihm anfing zu zittern und merkte, dass er die Decken und Laken in seinem unruhigen Schlaf zerwühlt hatte. Der Uchiha nahm die Decke, ließ sie kurz über den Blonden flattern und deckte ihn dann sorgfältig zu. Dann breitete er eine zweite Decke über sich aus und sank zurück ins Kissen. Naruto brummte und drehte sich zu ihm, ohne dabei aufzuwachen. Sasuke unterdrückte den Drang, ihm die blonden aus der Stirn zu streichen und wandte ihm stattdessen den Rücken zu. Schnell holte ihn die Müdigkeit ein, er schloss die Augen und wartete auf den Traum, der seine Decke anhob und sich an ihn schmiegte…

Erschrocken setzte er sich auf.

„Hab ich dich geweckt?“, murmelte Naruto und gähnte. „Tut mir leid…“

„Ich war sowieso schon wach“, antwortete der Schwarzhaarige. Er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Sasuke?“

„Hm?“

„Ich bin froh, wieder bei dir zu sein.“

Ich auch, wollte Sasuke antworten, stattdessen lehnte er sich zum Blonden hinüber und küsste ihn auf die Lippen. „Es ist schon spät“, hauchte er ihm ins Ohr. Er bekam eine Gänsehaut, als er Narutos Wangen sah, die vor Aufregung glühten. Langsam zog er ihn zu sich unter seine Decke und seufzte leise, als der Blonde sich an ihn kurschelte und seinen Kopf auf seine Brust legte.

„Sasuke?“

„Hm?“

„Dein Herz klopft ganz schön schnell.“

„Hm.“
 

Irgendetwas war anders als sonst. Normalerweise starb Sasuke am Ende ihres Traums, doch dieses Mal wachte sie nicht schweißgebadet auf und versuchte, das Bild seiner ausdruckslosen Augen, die zu ihr hinauf starrten, zu verdrängen. Ihr Unterbewusstsein zwang sie, in ihrer Vision zu bleiben und deutete sie darauf hin, dass etwas ungewöhnlich war. Sie entdeckte Naruto, ihren Sohn, den sie schon seit so vielen Wochen vermisste. Und sie erkannte den Schwarzhaarigen, der bei ihm war. Die beiden standen am Strand, Sasuke berührte den Blonden sanft an der Schulter. Naruto lächelte dankbar, offensichtlich beruhigt, ihn an seiner Seite zu haben.

Dann zogen die Bilder an ihrem inneren Auge vorbei: Sasuke und Naruto in der großen Eingangshalle, Minato, der auf seinem Thron sitzt und die beiden kritisch beäugt, sie selbst, die seinen Zorn mit einer leichten Berührung seiner Hand mildert, Kakashi, der die Szenerie still beobachtet. ..

Kushina schreckte auf und schnappte nach Luft. Sie warf hastig einen Blick auf ihren Gatten, der nichts von ihrer Unruhe mitbekommen hatte und seelenruhig schlief. Lächelnd streichelte sie ihm über die Wange. Irgendetwas war anders als sonst. Anstelle der drückenden Traurigkeit spürte sie freudiges Erwarten. Zwar konnte sie die Gründe für diese Veränderung nur vermuten, doch sie wusste, dass etwas Gutes passieren würde.
 

Vielleicht hätte ich anrufen sollen, überlegte Sasuke, wusste jedoch im gleichen Augenblick, dass es dafür zu spät war. Er starrte aus dem Fenster und sah die Landschaft vorbeiziehen, die ihm erst fremd, dann immer vertrauter erschien. Wie lange war es wohl her, seit er das letzte Mal diesen Weg entlanggefahren war?

Sasuke bog in eine gepflasterte Straße ein und erreichte nach einigen Metern einen großen Garten, in dessen Mitte ein majestätisches Anwesen thronte. Der Eingangsbereich wurde durch weiße Säulen gestützt und auch sonst hatte der Architekt nicht an Prunk, Mühen und Geld gespart. Er steuerte um den weißen Brunnen herum, auf dem Engel aus Marmor tanzten und stellte seinen Wagen vor der Kirschlorbeerhecke ab. Seine Schuhe knirschten auf dem Kies, als er den schmalen Weg Richtung Haus einschlug und er die wenigen Stufen zum Eingang hinaufsprang. Vor der Tür durchfluteten ihn die Erinnerungen, gute und schlechte, die sich alle zu einem dicken Knäuel verstrickten und er nicht mehr unterscheiden konnte, ob die erfreulichen Gedanken diejenigen übertrafen, die er am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis streichen würde. Während er vor eben dieser Tür stand und über solche Nichtigkeiten nachdachte, beschlich ihn das beklemmende Gefühl der Angst, verbunden mit weiteren Fragen, die durch seinen Kopf wirbelten. Würde er ein guter Vater sein? Könnte er es überhaupt? Was sagten Sakuras Eltern wohl dazu? Was würde seine Mutter dazu sagen, wenn er endlich den Mut hatte, es ihr zu beichten? Ob es überhaupt schon jemand anderes wusste? Theoretisch konnte Sakura es doch gar nicht mehr geheimhalten, sie müsste jetzt zwischen dem vierten und fünften Monat sein, da konnte man den Bauch doch nicht als Winterspeck abstempeln?

Ihm fiel auf, dass er sie selbst vor einiger Zeit gesehen hatte und sie ihm rein äußerlich betrachtet nicht viel anders als sonst vorgekommen war.

Vielleicht ist es ein kleines Kind…, überlegte der Schwarzhaarige, gleichzeitig rutschte ihm das Herz in die Hose. Wenn es krank war? Wenn irgendetwas nicht in Ordnung war? Könnte er dann für das Kind sorgen? Konnte er überhaupt zukünftig für seine kleine Familie sorgen? Und für Naruto?

Völlig vertieft in seine Gedanken, bemerkte er nicht, wie sich eine zweite Person dem Haus näherte.
 

Neji döste auf dem Sofa und nahm gar nicht wahr, dass Tenten mit vollen Einkaufstüten ins Zimmer kam und ihn liebevoll anlächelte.

„Ich dachte, du bist zu alt für einen Mittagsschlaf“, neckte sie ihn und räumte die Einkäufe in den Kühlschrank.

„Ich genehmige mir eine kleine Auszeit nach der Prüfung, wenn das der Königin genehm ist“, antwortete der Hyuuga und streckte sich.

Sie kicherte, wurde jedoch augenblicklich wieder ernst.

„Du, Neji, ich muss dich was fragen.“

„Hm?“

„Warum haben Sakura und Sasuke sich getrennt?“

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass…“

„Ja, ich weiß“, fiel sie ihm ins Wort. „Du schickst mich zu Sasuke, der schickt mich zu dir. Was ist damals vorgefallen?“

„Kann ich nicht sagen.“

„Kannst du nicht oder willst du nicht?“ Sie verstaute die leeren Tüten im Schrank und schloss den Kühlschrank. Dann kam sie ins Wohnzimmer und baute sich vor Neji auf.

„Ich wollte dich erst abfüllen, um deine Zunge zu lockern, doch da ist mir eingefallen, wie schlecht du Alkohol verträgst und bevor ich Schuld an deinem Herzinfarkt bin, löchere ich dich solange mit Fragen, bis du sie mir beantwortest.“ Tenten lächelte zuckersüß. „Du weißt, dass ich das gut kann.“

„Und ob ich das weiß“, murmelte der Hyuuga und seufzte resigniert. Gegen Tenten hatte er keine Chance. Eine Lüge würde sie sofort erkennen, keine Aussage würde sie nicht dulden und die Wahrheit…wie würde sie die Wahrheit aufnehmen? Er hatte keine Wahl, er musste es ihr erzählen.

Neji nahm auf dem Sofa Platz und klopfte sachte neben sich. Die Braunhaarige setzte sich sofort neben ihn, legte die Hände in den Schoß und sah ihn erwartungsvoll an.

Wo fange ich bloß an…, überlegte Neji und strich sich eine lange Haarsträhne hinters Ohr.

„Am besten ganz von vorne“, antwortete das Mädchen, als ob es seine Gedanken gelesen hätte.

„Sasuke und Sakura haben sich vor anderthalb Jahren auf einer Party kennen gelernt, ich weiß gar nicht mehr, wer der Gastgeber war. Eigentlich sind wir nur hingegangen, weil Ino uns regelrecht terrorisiert hat. Naja, jedenfalls hat sie die beiden dann miteinander bekannt gemacht. Sasuke war sofort hin und weg und auch Sakura war nicht abgeneigt, also machten die beiden schon für den nächsten Tag ein Treffen aus. So nahm das ganze seinen Lauf: Die beiden sahen sich regelmäßig und wurden ein Paar. Dann hat Sasuke ihr einen Heiratsantrag gemacht…“

„Was?“, rief Tenten, als ob sie noch nie etwas von ihrer Verlobung gehört hätte. „Die beiden waren doch noch so jung!“

„Tja, das habe ich Sasuke auch gesagt, mehr noch, ich habe ihm davon abgeraten. Er solle erst mal die High School fertig machen, am besten noch das College, bevor er heiratet. Doch er hörte mir nicht zu, sagte ständig, sie wäre die Liebe seines Lebens. Wie du weißt, war Sakura einverstanden. Mit noch nicht einmal 18 waren die beiden verlobt.“

Tenten runzelte die Stirn. „Was ist dann passiert? Warum ist es nicht zur Hochzeit gekommen?“

Der Hyuuga schluckte. Es war ihm sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen.

„Ino hat den beiden zu Ehren eine Party geschmissen. Ich war total durch den Wind, weil er das wirklich durchziehen wollte, also trank ich, ziemlich viel sogar.“

Jetzt sah das Mädchen besorgt aus. Sie legte eine Hand auf Nejis Arm. „Aber du verträgst doch keinen Alkohol…“

„Ja…deshalb hing ich irgendwann über der Toilette und kam gar nicht mehr aus dem Bad. Ich war so voll, dass ich nicht einmal bemerkt habe, wie Sakura ins Zimmer kam. Auch sie hatte viel getrunken.“

Langsam zog Tenten ihre Hand zurück, sie ahnte, welche Entwicklung die Geschichte nehmen würde und war sich plötzlich nicht mehr sicher, es wirklich hören zu wollen.

„Sie streichelte mir die ganze Zeit über den Rücken und sagte mir, dass sie schreckliche Angst vor der Hochzeit habe und nicht sicher war, jetzt schon ihre Jugend aufgeben und Verantwortung übernehmen zu können. Irgendwann küsste sie mich…“

Tenten schloss die Augen, sagte aber nichts.

„Ich…ich kann mich kaum noch daran erinnern. Nur, dass wir irgendwann in Inos Zimmer gelandet sind, in ihrem Bett…“

„Nicht…“, hauchte die Braunhaarige und stand auf. Hätte sie doch bloß nicht gefragt, hätte sie das Geheimnis einfach Geheimnis bleiben lassen sollen…

„Sakura hat es ihm am nächsten Tag gebeichtet. Aus Liebe zu ihr hat er die Trennung damit begründet, dass er fremdgegangen ist. In der Schule haben alle davon geredet, über ihn geredet, ihn aufgezogen und fertig gemacht, doch er hat alles ertragen. Verdammt, ich wünschte, wenigstens mich hätte er mal angeschrien oder, besser noch, er hätte mir eine verpasst, aber er tat nichts dergleichen. Ich konnte fühlen, wie wütend er auf mich war, wie enttäuscht, ich konnte es in seinen Blicken sehen, doch er hat kein Wort gesagt. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Rasend vor Wut habe ich ihn zur Rede gestellt, ihm eine Ohrfeige verpasst und ihn angeschrien, dass er mich hassen sollte, dass er mich fertig machen sollte für das, was ich ihm angetan hatte, anstatt mich immer so enttäuscht anzusehen. Bizarr, dass ich derjenige war, der so ausgetickt ist, oder?“

Neji lächelte traurig. „Danach haben wir fast ein Jahr nicht mehr miteinander gesprochen. Während er durch die Hölle ging, konzentrierte ich mich auf meinen Abschluss. Ich weiß bis heute nicht, wie er mir vergeben konnte und wieder mit mir befreundet sein wollte. Ich weiß nur, dass ich ihm heute ein besserer Freund sein will als damals. Deshalb setze ich alles daran, ihn vor jeglichen Angriffen zu beschützen.“

Er senkte den Kopf und schämte sich für das, was er erzählt hatte, was er damals getan hatte. Wie schwach er doch war…

Tenten stand mitten im Raum, das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Er streckte seinen gesunden Arm nach ihr aus, doch sie wich zurück.

„Tenten, ich kann es dir nicht übel nehmen, mich zu verurteilen…“

„Ich brauche frische Luft“, sagte die Braunhaarige knapp und verließ ohne Jacke die Wohnung.
 

„Sasuke?“

Der Uchiha zuckte zusammen, als er die allzu bekannte Stimme erkannte. Langsam drehte er sich um und erblickte Ino, die in einem violetten Jogginganzug und einem dazu passenden Stirnband die Treppenstufen hinaufgelaufen kam.

„Was machst du denn hier?“

Sasuke musterte sie und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Anscheinend musst du zu Sakura?“

Das Mädchen rümpfte die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich will zu Sakura. Anscheinend hast du die Pflicht, sie zu sehen. Also bitte, ich lasse dir den Vortritt.“ Sie nickte Richtung Tür und verdrehte ungeduldig die Augen.

Jetzt hatte Sasuke keine andere Wahl mehr als zu klingeln und sich für das zu wappnen, was gleich auf ihn zukommen würde. Ob Sakura schon Ultraschallbilder hatte? Ob sie an Gewicht zugelegt hatte? Ob sie derart launisch sein würde, dass sie bei seinem Anblick sofort in Tränen ausbrechen würde?

Die Tür wurde geöffnet, schwang wie in Zeitlupe, ohne dass man irgendeine Person hätte erkennen können, einen irrwitzigen Moment dachte Sasuke an eine Geistervilla, doch anstelle des toten, bleichen, mit Blut beschmierten Zimmermädchens traf das spätnachmittägliche Sonnenlicht Sakura, die nicht nur lebendig, sondern auch den Umständen einer Schwangerschaft entsprechend recht fit aussah.

Auch sie trug einen Jogginganzug, hatte ihren iPod in der einen, eine Flasche Wasser in der anderen Hand und starrte ihre beiden Besucher nun schockiert an. Sasukes Blick fiel automatisch auf ihren Bauch, der eigentlich hätte um einiges runder sein müssen, doch sie war so schlank wie zu ihren Zeiten als aktive Tennisspielerin.

„Was…was machst du denn hier?!“, fragte sie schrill und versuchte ihren nicht vorhandenen Bauch irgendwie zu verdecken.

„Hab ich ihn auch gefragt, aber der werte Herr Uchiha gibt ja keine Antworten“, plapperte Ino dazwischen und schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja nicht, was ihr noch dringendes zu erledigen habt, aber ich hoffe, dass ihr das schnell machen könnt, damit wir heute noch ins Fitnessstudio kommen.“

Sasuke, der Sakura nur fassungslos angestarrt hatte, atmete hörbar aus. Nach und nach löste er sich aus seiner Paralyse und realisierte, was in diesem Moment geschah, was dieser Moment bedeutete.

„Du bist nicht schwanger, oder?“

„Sasuke, ich…“ Sakura konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie liefen ihr über die Wangen, tropften vom Kinn auf ihr Oberteil. Ino schlug schockiert die Hände vor den Mund.

Der Schwarzhaarige warf Sakura einen eisigen Blick zu, ehe er sich abrupt umdrehte und mit hastigen Schritten auf den Parkplatz zusteuerte.

„Sasuke, warte!“

„Worauf?! Damit du mir erklären kannst, dass du es heute Morgen verloren hast? Oder gar, dass du nie eins gehabt hast?!“

„Sasuke, ich…“

„Vielleicht hättest du sogar eins adoptiert, um mich in dem Glauben zu lassen? Gott, Sakura, wie weit wärst du gegangen?!“

„Bitte, hör mir doch zu…“

Sie fasste ihn an den Oberarmen und zwang ihn somit stehen zu bleiben. Schluchzend legte sie ihre Stirn an seinen Rücken.

Sasuke atmete tief aus, sein Herz klopfte wild vor Wut und Enttäuschung.

„Warum? Warum hast du gelogen?“

„Ich wollte, dass du wieder ein Teil meines Lebens wirst. Ich…ich dachte, ich könnte dich nach allem, was vorgefallen ist, an mich binden, wenn ich etwas finde, dass uns beide miteinander verbindet. Bevor ich wusste, was ich tat, erfand ich diese Geschichte mit der Schwangerschaft. Es…ist irgendwie außer Kontrolle geraten. Es tut mir so leid. Aber…aber ich liebe dich noch immer.“

„Dann hast du eine merkwürdige Art, das zu zeigen.“

Mit diesen Worten riss sich der Schwarzhaarige von ihr los und knallte die Autotür zu, so fest es ging.
 

Naruto hörte, wie jemand den Schlüssel im Schloss herumdrehte und drehte sich mit klopfendem Herzen um. In der Haustür stand Sasuke, seine Kleidung war durch den Regen ganz durchnässt und hinterließ kleine Pfützen auf dem Fußboden, während er die Wassertropfen aus den Augen blinzelte.

„Was ist passiert?“, fragte Naruto besorgt und kam langsam auf ihn zu. Der verwirrte Ausdruck des Uchihas gefiel ihm nicht. „Komm rein, du bist ja ganz nass.“ Er nahm seine Hand und wollte ihn ins Wohnzimmer ziehen, doch Sasuke bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle.

„Sasuke, was ist mit…?“

Naruto riss erschrocken die Augen auf, als der Schwarzhaarige ihn plötzlich an den Handgelenken packte, ihn unsanft gegen die nächste Wand presste und stürmisch küsste.

„Was…ist los mit dir?“, keuchte der Kleinere und schnappte nach Luft, als Sasuke von seinem Mund abließ und sich seinem Hals widmete, den er mit vielen kleinen Küssen bedeckte. Dann riss er ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich. Unsicher erwiderte Naruto die Umarmung, er fühlte sich ganz benommen , irgendwie schwindelig, als ob seine Beine jeden Moment nachgeben würden, sein Herz hämmerte gegen seine Brust.

„Was ist passiert?“, fragte er nach einer Weile leise. Er strich Sasuke beruhigend über den Rücken, der ihn daraufhin noch fester an sich drückte.

„Sakura…ist nicht schwanger“, murmelte der Schwarzhaarige.

Obwohl Naruto nicht beurteilen konnte, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war, fühlte er sich erleichtert.

„Warum hat sie es dann gesagt?“, fragte er zögernd.

„Weil sie mich noch immer liebt.“

„Liebst du sie auch noch?“

Das Herz des Uzumakis setzte einen Schlag aus, als Sasuke nicht gleich antwortete, klopfte jedoch umso schneller, als das einzige Wort, das er mit Leib und Seele hören wollte, seine Lippen verließ.

„Nein.“

Naruto krallte sich an seinen Rücken und lächelte, ehe er an das arme Mädchen dachte, dessen Herz Sasuke damit gebrochen hatte. Er dachte an Hinata und daran, wie er ihr wehgetan hatte.

Wie soll man glücklich werden, wenn man mit seinem Glück anderen das Herz bricht?

Er seufzte tief. Sasuke ließ ihn sofort los, missdeutete Narutos Traurigkeit als Zeichen von Unbehagen und fuhr sich, etwas beschämt, durch die Haare. Der Blonde blinzelte ihn verwundert an.

„Ich sollte uns mal was zu essen machen“, murmelte Sasuke nach einem Moment peinlicher Stille und schlurfte in die Küche, wo er sich an der Spüle abstützte.

Was zum Teufel mache ich eigentlich? War er zu aufdringlich, zu fordernd, zu schnell? Gleichzeitig war er so nervös wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend…

Irgendwie hatte er vergessen, wie es sich anfühlte, verliebt zu sein.

„Sasuke?“ Naruto stand im Türrahmen und starrte auf den Rückend des Schwarzhaarigen, den er ihm noch immer zugewandt hatte.

„Weißt du, eigentlich müsste ich jetzt erleichtert sein. Ich schätze, ein Teil von mir ist es auch, aber ein Teil denkt: Was, wenn sie wirklich schwanger gewesen wäre? Hätte ich dann für das Kind sorgen können?“

„Aber du brauchst dir doch deswegen keine Gedanken mehr zu machen…“

„Ja…“, sagte Sasuke bitter. „Jetzt zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie oft meine Freunde mich noch verraten wollen…“ Die Erinnerungen an den längst vergangenen Vorfall schnürten ihm die Brust zu und die Wut, die er verdrängt zu haben geglaubt hatte, kochte in seiner Magengegend. Damals hatte er sich so hilflos gefühlt und bei allem, was ihm heilig war, geschworen, sich nie wieder emotional verunsichern zu lassen, doch Sakuras Lüge warf ihn aus ihm unerfindlichen Gründen derart aus der Bahn, dass er nicht wusste, was er denken sollte.

Plötzlich spürte er, wie Naruto sich von hinten an ihn lehnte, seine Stirn gegen seinen Rücken presste und sich an seine Pullover klammerte.

„Ehrlich gesagt habe ich mich gefreut, als du gesagt hast, dass sie nicht schwanger ist“, murmelte der Blonde. „Doch dann habe ich daran gedacht, warum sie das getan hat. Aus Liebe. Sie ist so verzweifelt in dich verliebt, dass sie dich angelogen hat. Sie wollte dich damit nicht verletzen. Also bitte sei nicht böse auf sie.“

„Du glaubst echt immer an das Gute im Menschen, was?“

„Ich glaube, jeder hat eine zweite Chance verdient. Wenn man die nicht nutzt, verliert man die, die einem lieb und wertvoll sind.“

Bei diesen Worten beschloss Sasuke, die Spannungen der letzten Tage zwischen ihm und Neji ein für alle Mal zu vergessen, doch ob er bereit war, Sakura in naher Zukunft zu verzeihen, wusste er nicht.

„Außerdem…“, fuhr Naruto leise fort, „…wärst du ein guter Vater geworden. Du kümmerst dich schon eine ganze Weile um mich.“

Der Uchiha lächelte matt. „Stimmt, darin habe ich ja jetzt viel Übung.“

Dann sprach Naruto einen Gedanken aus, der ihn seit seiner Entführung quälte. „Aber bald hast du ja wieder Ruhe vor mir, wenn ich in mein Reich zurückkehre…“

Auch Sasuke hatte in letzter Zeit viel darüber nachgedacht. Die missglückte Entführung hatte ihm nur allzu deutlich gemacht, dass er noch nicht bereit war, den Blonden gehen zu lassen, dass er ihn nicht gehen lassen wollte.

Wie kindisch, schoss es ihm durch den Kopf. Als ob ich ihn im Badezimmer einsperren könnte…

Er drehte sich um und nahm Narutos Gesicht in beide Hände. „Ich glaube kaum, dass ich nach all der Hektik in der Lage bin, Ruhe zu ertragen…“ Dann beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn zärtlich.

Plötzlich krachte es im Wohnzimmer. Die beiden stoben auseinander.

„Was war das?“, rief Naruto mit geröteten Wangen.

„Das werden wir gleich sehen…“, antwortete der Uchiha und trat ins Wohnzimmer. „Was zum…?“

Die Haustür war komplett aus den Angeln gerissen und lag schutzlos auf dem Boden.

„Kakashi!“, rief der Blonde ängstlich, als er die Silhouette des Grauhaarigen erkannte.

„Ihr müsst mitkommen. Sofort.“
 

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Welch niederträchtige Entwicklungen! Nejis Verhalten schockiert mich zutiefst.

Eigentlich stelle ich mir vor, dass Neji wie ein Loch saufen kann, um es mal salopp auszudrücken, aber in dieser FF ist es wohl nicht sein Schicksal, das zu können ;D

An einer Stelle ist Sasuke vielleicht etwas OoC (Sasuke ließ ihn sofort los, missdeutete Narutos Traurigkeit als Zeichen von Unbehagen und fuhr sich, etwas beschämt, durch die Haare.), aber ich wollte zeigen, wie unsicher Sasuke im Grunde ist, gerade weil ihre Beziehung noch am Anfang steht. Außerdem find ichs cool, wenn die „großen, starken Einzelkämpfer“ auch mal nervös werden ;D

An dieser Stelle mal wieder ein herzliches Dankeschön an alle entzückten Seufzer ;D und Kommentare! <3
 

Outtakes
 

Vielleicht hätte ich anrufen sollen, dachte Shikamaru. Ja, ich hätte Sasuke anrufen sollen, damit er nicht vergisst, Sakura anzurufen...
 

„Was ist passiert?“, fragte er nach einer Weile leise. Er struck, er strickte. Er strickte einen Pullover.

All's well...

„Ihr müsst mitkommen. Sofort.“

Sasuke starrte den unerwünschten Besucher fassungslos an, als hätte er von ihm verlangt, jetzt sofort einem Rollenangebot aus Hollywood zu folgen, jedenfalls fühlte er sich, als ob irgendwo eine versteckte Kamera installiert wäre und später aufgelöst würde, dass das alles nur ein übler Scherz war. Oder er befand sich wirklich gerade an einem Set und nahm unfreiwillig an Dreharbeiten zu einer äußerst schlechten Soap teil. Wann rief denn endlich jemand „Cut!“?

„Ich weiß ja nicht, wie ihr das im Meer handhabt“, fing Sasuke mit ruhiger Stimme an, „aber hier sind Leute, die das Balkonfenster zerschmettern, Freunde entführen und Haustüren aus der Angel reißen nicht in der Position, irgendwelche Anforderungen zu stellen.“

„Das war keine Anforderung“, entgegnete Kakashi ruhig. „Das war ein Befehl.“

Jetzt war der Schwarzhaarige sich sicher, im falschen Film zu sein.

„Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Naruto der Prinz eures Reiches und du nur sein Berater, also kann von Befehlen keine Rede sein.“

Die arrogante Art des Jungen trieb Kakashi zur Weißglut, doch er blieb ruhig und geduldig im Türrahmen stehen, als ob er einem besonders schwierigen Kunden doch noch einen Staubsauger verkaufen wollte.

„Hör zu, Sasuke, wir haben wirklich keine Zeit...“

„Genau, wir haben keine Zeit. Wenn Naruto wieder nach Hause kommen soll, muss sein Vater ihn schon persönlich holen kommen, oder ist der werte Herr König sich zu fein dafür?“

Mit einer schnellen Bewegung packte Kakashi den jungen Studenten am Kragen und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Naruto schrie auf.

„Du hast überhaupt keine Ahnung“, zischte Kakashi, packte Sasuke erneut am Kragen und presste ihn fest an den Türrahmen. Dabei zwang er den Uchiha, ihm in die Augen zu sehen. „Du lehnst dich gegen die falsche Person auf. Ich bin nicht hier, um dir oder Naruto irgendwelchen Schaden zuzufügen. Ich bin auch nicht auf eigene Faust hier. Kushina hat mich geschickt, um Naruto und dich ins Mizushichi-Reich zu bringen.“

„Also ist der König doch zu bequem, um selbst zu kommen.“

Sasuke versuchte nach Luft zu schnappen, doch der Ältere drückte ihm den Hals zu.

„Kakashi, lass ihn los“, rief Naruto und zerrte an seinem Ärmel. „Lass ihn los!“

Schlagartig wich der Hatake zurück und atmete schwer.

Sasuke fiel röchelnd in Narutos Arme.

Eine alte Nachbarin ging an der offenen Wohnungstür vorbei und schaute verwirrt ins Innere.

„Alles in Ordnung, wir proben nur für einen Einsatz“, sagte Sasuke mit rauer Stimme. Die Dame lächelte ihn freudestrahlend an und humpelte dann weiter Richtung Aufzüge.

„Sie fragt mich jeden Montag nach meinem Beruf, diese Woche bin ich Feuerwehrmann“, erklärte der Schwarzhaarige knapp auf Narutos fragenden Blick hin.

Durch diesen kleinen Zwischenfall schien sich die Lage etwas zu entspannen, jedenfalls so viel, dass keiner der Angehörigen dem anderen an die Gurgel springen wollte.

„Wir sollten das Gespräch drinnen fortsetzen”, meinte Sasuke, nahm gedankenverloren Narutos Hand und zog ihn in die Küche. Argwöhnisch betrachtete Kakashi diese Geste, folgte ihnen dann nachdenklich und setzte sich neben den Blonden an den Tisch. Sasuke stand mit verschränkten Armen vor der Spüle.

„Also...warum bist du hier?“

„Wie ich euch bereits gesagt habe: Kushina hat mich beauftragt, euch beide mit in den Palast zu bringen.“

„Also will Vater mich wieder sehen?“ Naruto rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. Die Aussicht, seine Eltern und seine Zuhause wiederzusehen, erfüllte ihn mit Freude.

„Aber warum muss Sasuke auch mitkommen? Und wie?“ Er dachte kurz nach. „Und wie soll ich...? Ich meine, ich habe doch jetzt Beine...?“

„Keine Sorge, das wird das geringste Problem sein. Komplizierter wird es an der Seemauer...“ Kakashi sprach eher zu sich selbst. „Aber es wird wohl funktionieren...wir sollten jetzt wirklich aufbrechen.“ Er stand auf.

„Aber du hast uns noch gar nichts erklärt“, brummte Sasuke. „Wir sind wieder am Anfang! Du platzt einfach so hier rein und verlangst Sachen, die überhaupt keinen Sinn machen.“

„Sie machen für dich keinen Sinn, weil du die Gründe nicht kennst.“

„Wie auch, wenn du sie uns nicht nennst!“ Langsam wurde der Schwarzhaarige richtig wütend. „Ich gehe nirgendwo hin. Und Naruto auch nicht. Nicht, ohne wenigstens den Hauch einer Erklärung zu hören.“

„Warum sind Menschen nur so verdammt stur? Wie ich bereits gesagt habe, ist jetzt keine Zeit dafür, was aber nicht heißt, dass ihr die Gründe nie erfahren werdet.“

Fast hätte Sasuke aufgelacht. Der Kerl gab nur halbe und unklare Antworten von sich und schien nicht einmal zu bemerken, wie sauer ihn das machte. Oder er tat es mit Absicht, weil er nur der kleine, unbedeutende Mensch war, der Naruto eine Zeit lang bei sich aufgenommen hatte. Er atmete tief durch.

„Ich...wir...werden auf keinen Fall...“

„Vielleicht solltest du aufhören wie eine alte Jungfrau zu jammern und an Naruto denken. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für ihn bedeutet?“

Sasuke wollte etwas erwidern, schluckte seine bissige Bemerkung jedoch hinunter, als sein Blick auf den Blonden fiel, der die letzten Minuten schweigend über sich hatte ergehen lassen. Er sah ihn mit großen, besorgten Augen an, hin-und hergerissen zwischen Gehen und Bleiben, seinem alten und seinem neuen Leben, zwischen Kakashi und Sasuke.

„Wenn dir Naruto wirklich so wichtig ist, solltest du dir mal anhören, was er darüber denkt“, fuhr Kakashi fort. „Für ihn ist es nämlich mehr als ‘mal eben seine Eltern zu besuchen.’ Er kehrt zurück - und zwar für immer.“

Sasuke sah den Blonden noch immer an, der ein mattes, trauriges Lächeln zustande brachte. Da wusste er, wie Naruto sich entscheiden würde und trotz dem Gefühl, in ein tiefes, schwarzes Loch zu fallen, konnte er es ihm nicht verübeln. Schließlich hatte er doch die ganze Zeit gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde...

„Sasuke, es tut mir leid“, sagte Naruto leise, stand auf und stellte sich vor den Studenten. „Ich muss zurück...“ Er nahm seine Hand und drückte sie entschuldigend.

„Ich weiß“, murmelte Sasuke und verschränkte ihre Finger miteinander. „Auch wenn der weiße Hai nicht sagt warum, werde ich dich begleiten und dann kann ich...mich auch richtig verabschieden.“ Den freien Arm legte er um Narutos Nacken und zog ihn sanft an sich. Auch wenn der Grauhaarige sie ständig an ihren knappen Zeitrahmen erinnerte, so viel Zeit musste dann doch sein, schließlich war es kein Abschied zu einem Wochenend-Trip.

Kakashi räusperte sich. „Wir müssen dann los, wir haben...“

„...nicht viel Zeit, ich weiß.“

Ein letztes Mal half Sasuke dem Blonden in die viel zu große Jacke, ein letztes Mal schlug er ihm die viel zu langen Ärmel um, ein letztes Mal zog er ihm die Kapuze über den Kopf.

Er selbst warf sich nur eine Weste über.

„Dann sag der Wohnung schon mal auf Wiedersehen“, sagte Sasuke und wartete mit Kakashi geduldig draußen, als müsste Naruto sich von einem kranken Verwandten verabschieden. Der Uzumaki sah sich jedes Zimmer noch einmal genau an und versuchte jedes noch so kleinste Detail in seinem Gehirn zu speichern. Die abgenutzte Couch in der Mitte des Wohnzimmers. Die Sonnenstrahlen auf dem Fußboden, als Sasuke ihm Laufen beigebracht hatte. Die türkisen Kacheln an Sasukes Badewanne. Unten rechts fehlte eine. Das ganze Wasser und die bunten Seifenblasen, als er gebadet hatte. Der Türbogen aus hellem Holz, der den Wohnbereich von der Küche trennte. Das Chaos in der Mikrowelle, als er versucht hatte zu kochen. Die sauberen Laken in Sasukes Bett. In Sasukes Schlafzimmer atmete er einmal tief ein, um den Geruch zu speichern und mit ins Mizushichi-Reich zu nehmen. Wenn schon nicht Sasuke, dann wenigstens etwas, das ihn an ihn erinnerte.
 

Gegen Mittag fing Neji auf Seite vier mit dem Erbrecht an, als es dunkel wurde, war er auf Seite sechs, konnte jedoch nicht sagen, was auf den vorherigen zwei Seiten gestanden hatte.

Irgendwie konnte er sich nicht konzentrieren, wenn niemand in der Wohnung staubsaugte, geräuschvoll die Spülmaschine ein-oder ausräumte oder sonst etwas viel lauter als normale Menschen erledigte, und wenn es nur Servietten falten für seinen Geburtstag war. Tenten hatte es immer geschafft, seine volle Aufmerksamkeit zu erlangen und jetzt, da er es gewohnt war, konnte er in völliger Stille nicht mehr arbeiten.

Vielleicht muss ich einfach nur den Fernseher einschalten, dachte Neji und drückte auf die Fernbedienung. Auf dem Bildschirm erschien ein junger Koch, der mit Zahnpastalächeln zeigte, wie man Tintenfisch am einfachsten zubereitete. Er schaltete auf eine Quizsendung, dann auf einen nachmittäglichen Anime, dann auf eine Büchersendung, wo ein grauhaariger Mann sein neuestes Werk präsentierte. Sein nerviges Geplapper erinnerte ihn an Tenten, also blieb er auf dem Sender und beugte sich wieder über sein Buch, doch je mehr er versuchte zu lesen, desto mehr fiel ihm auf, dass nerviges Geplapper nicht gleich nerviges Geplapper war und er sich nur konzentrieren konnte, wenn die Braunhaarige um ihn herumwuselte.

Ganz schön erbärmlich, so abhängig von jemandem zu sein, hm?, dachte er und lächelte matt. Wirklich erbärmlich…

Als seine Mitbewohnerin um Mitternacht noch immer nicht zuhause war, fing er an, sich Sorgen zu machen. Er rief sämtliche Freundinnen von Tenten an, doch bei keiner hatte sie sich gemeldet oder blicken lassen.

„Ist irgendetwas passiert?“, fragte Kin besorgt. „Soll ich dir suchen helfen?“

„Nein, wenn sie bis morgen nicht auftaucht, rufe ich die Polizei.“

„Ich melde mich bei dir, falls sie was von sich hören lässt“, sagte Tayuya und legte auf.

„Ok, danke…“

„Ich habe schon geschlafen! Ruf gefälligst morgen wieder an!“

Danke, Ino…“

Nachdem er alle bekannten Nummern angerufen hatte, ging er nervös in der Wohnung auf und ab und ließ das Telefon dabei nicht aus den Augen. Er hoffte, es mit bloßem Anstarren zum Klingen zu bringen, um wenigstens ein Lebenszeichen von Tenten zu erhalten. Nach einer weiteren halben Stunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war, schnappte er sich seine Jacke und stürmte nach draußen. Es nieselte leicht, begleitet von heftigen Windböen, die ihm durch seine langen Haarsträhnen bliesen. Er stapfte zurück in die Wohnung, nahm Tentens Regenjacke, schloss die Tür ab und zog sich die Kapuze über den Kopf, gewappnet für das Unwetter.

Draußen auf dem Treppenansatz stieß er in seiner Hektik mit jemandem zusammen. Die Person taumelte nach hinten und wäre fast die wenigen Stufen hinunter gefallen, doch Neji griff reflexartig nach dem Oberarm des Fremden und zog ihn zurück auf die oberste Stufe.

„Tut mir leid, Mann“, keuchte er.

„Kein Problem, Mann…“

Neji streifte sich die Kapuze vom Kopf und sah in Tentens schwach erleuchtetes Gesicht.

„Du gehst noch aus?“

„Jemand hat mich dazu gezwungen.“

„Oh, ich hoffe, du bist dieser Person nicht böse, um diese Uhrzeit und bei diesem Wetter noch einen Fuß vor die Tür setzen zu müssen.“

„Ihr kann man nicht lange böse sein. Jedoch weiß ich nicht, wie das bei ihr aussieht…“

„Hm, ich glaube, diese Person ist auch nicht besonders nachtragend.“

Neji hob eine Augenbraue. „Dann kann ich dir es also erklären?“

„Du hast mir schon alles erklärt.“

„Rechtfertigen?“

„Hast du schon.“

„Entschuldigen?“

„Musst du nicht.“

„Aha.“ Neji lächelte matt, als Erleichterung ihn durchströmte.

„Weißt du, eigentlich habe ich mich ziemlich daneben benommen. Es ist ja nicht so, als hättest du das mit böser Absicht oder so gemacht. Und das war lange vor uns…“

Der Hyuuga spürte, wie ihm trotz der Kälte warm wurde und sein Herz schnell in seiner Brust schlug.

„Vor uns?“

Tentens Wangen leuchteten feuerrot, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn kurz auf die Lippen küsste.

„Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.“

„Ich glaube, damit kann ich leben“, murmelte Neji, zog die Braunhaarige in seine Arme und küsste sie zärtlich.
 

Der ist nicht zum ersten Mal hier, schoss es Sasuke durch den Kopf, als Kakashi sie zügig durch die Stadt führte und ganz selbstverständlich drei U-Bahntickets aus der Tasche zog. Wortlos reichte er jedem eins, scheuchte sie durch die Schranke und schob sie in das überfüllte Abteil. Durch die Menschenmasse, die sich ebenfalls in die Bahn quetschte, wurde Sasuke von den anderen beiden getrennt. Als die U-Bahn anfuhr, drückte er sich an zwei Schulmädchen vorbei, die bei seinem Anblick erröteten und nervös kicherten. Er beachtete sie nicht, sondern drückte sich stur an ihnen vorbei, bis nur noch eine Mutter mit ihrem weinenden Sohn zwischen ihm und den Meermännern stand. So war er wenigstens in ihrer Nähe. Er schloss die Augen, klammerte sich an die Stange über seinem Kopf und wartete darauf, dass der nun schreiende Junge endlich Ruhe gab.

„Schau mal, Sasuke sieht so aus, als ob er schläft“, sagte Naruto und grinste Kakashi an, der ihn nur ausdruckslos anstarrte. Narutos Lächeln verblasste, nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. Eine Weile schwiegen sie und lauschten dem lauten Rattern der U-Bahn.

„Er ist dir ziemlich wichtig, nicht wahr?“ Es klang eher nach einer Feststellung.

„Ja…“, murmelte der Blonde und starrte auf seine Füße.

„Liebst du ihn?“

„Was?“ Naruto blickte auf, seine Wangen erröteten. „Ich…also…“

„Es ist wichtig für unsere Mission“, sagte Kakashi sachlich. „Ich muss es wissen.“

Der Meerjungmann spürte, wie sein Herz kräftig in seiner Brust schlug, als er wieder den Kopf senkte und seine Augen schloss.

„Ja…“, murmelte er. „Ja.“
 

„Kiba, jetzt konzentrier‘ dich mal oder soll ich dem Prinzen heute Abend deine Finger servieren?“

Kiba blinzelte und schaute verwirrt auf das Messer, das kurz über seiner linken Hand schwebte.

„Das wäre vielleicht köstlicher als das, was er sonst so kocht“, witzelte Lee und lachte. Der Braunhaarige zeigte mit dem Messer auf ihn. „Vielleicht sollte ich einfach mal neue Zutaten ausprobieren“, sagte er ruhig und drehte die scharfe Klinge lässig in der Hand.

„Das reicht jetzt!“, bellte der Küchenchef. „Kiba, ich will dich heute nicht mehr in der Küche sehen!“
 

Blöde Idioten, dachte er, als er wütend durch die Gänge schwamm, auf denen reges Treiben herrschte. Jeder Angestellte half bei den Vorbereitungen für das Eintreffen des Prinzen mit, das am Abend als großes Fest stattfinden sollte. Er konnte nicht verstehen, warum so viel Aufwand und Mühe in diese Feier investiert wurde, schließlich hatte Naruto sich gegen den Willen seines Vaters und somit gegen die Pflichten eines Prinzen gestellt. Außerdem hatte er damit Hinatas Herz gebrochen. Das würde er ihm nie verzeihen. Naja, wenn er sie geheiratet hätte, wäre mir das auch nicht recht gewesen, überlegte er. Dann hätte ich sie endgültig aufgeben müssen… Gedankenverloren ließ er alle hinter sich, bis der Betrieb nach ein paar Korridoren nachließ und er sich schließlich allein in einem dunklen Gang befand. Dabei bemerkte er kaum, wie er vor Hinatas Gemach langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Als er realisierte, wo er war, fuhr er sich nervös durch die Haare. Der Drang, sie jetzt zu sehen, war größer als die Angst, wieder von ihr abgewiesen zu werden. Entschlossen klopfte er an. Stille. Vielleicht hat sie es nicht gehört? Er klopfte erneut, diesmal etwas lauter. Noch immer regte sich auf der anderen Seite der Tür nichts. „Hinata?“ Er holte tief Luft und öffnete vorsichtig die Zimmertür. Es war dunkel. Ob sie schon schläft? Langsam näherte er sich ihrem Bett, doch es war leer. Komisch, dachte er und sah sich noch einmal prüfend im Zimmer um. Sie ist definitiv nicht hier. Aber wo ist sie dann? Vielleicht sollte er einfach zurück in die Küche schwimmen, seinen Chef anflehen, wieder arbeiten zu dürfen, dann wäre der Tag wenigstens nicht ganz verloren. Einige Minuten blieb er reglos stehen, überlegte krampfhaft, was er jetzt machen sollte, entschied dann, für ein paar Stunden den Palast zu verlassen und sich vom Markt in der Stadt auf andere Gedanken bringen zu lassen. „Ich kann mich jetzt sowieso nicht konzentrieren“, murmelte er. „Genau. Wenn ich mir jetzt nicht etwas Zeit für mich nehme, hacke ich mir womöglich noch die Hand ab. Fest entschlossen, seinem Liebeskummer für wenigstens ein paar Stunden zu entkommen, machte er sich auf dem Weg zum Marktplatz.
 

Auf dem Markt ging es hektisch und laut zu, genau das, was Kiba jetzt brauchte: Ablenkung. Er ließ sich von dem Strom der Meerjungfrauen und –männer mitziehen, der wie eine Karawane an den verschiedenen Ständen vorbeizog. Er schaute sich die verschiedenen Waren an, versuchte, sich für etwas zu begeistern, irgendetwas, doch alles schien ihm uninteressant und nicht der Mühe wert, es genauer zu betrachten oder gar zu kaufen.

„Ihr seht traurig aus, junger Herr“, rief eine alte Frau mit rauchiger Stimme und winkte ihn zu sich. Kiba zögerte, schwamm aber dann zu ihr.

„Euer Herz scheint mit Kummer einer unerwiderten Liebe gefüllt. Aber macht Euch keine Sorgen, junger Herr, ich habe genau das Richtige, um Euch aufzumuntern: Einen Liebestrank.“ Sie hielt ihm ein Fläschchen mit roter Flüssigkeit vor die Nase.

„Ein Tropfen genügt und die schöne Dame wird Euch verfallen. Nur drei Goldstücke.“

Kiba betrachtete die Flasche. „Und das funktioniert wirklich?“

„Seht mich an, ich bin seit 43 Jahren mit meinem Ehemann zusammen.“

„Weiß er, dass Ihr ihn mit Eurem faulen Zauber für Euch gewonnen habt?“

Die Frau grinste und entblößte ihre gelben Zähne. Die schrumpelige Haut um die Mundwinkel drohte wie altes Pergament zu reißen.

„Es gibt so viele Geheimnisse auf dieser Erde, junger Herr. Keinem Meermann ist es vergönnt, sie alle zu kennen. Also: Drei Goldstücke.“

Das ist doch idiotisch, schoss es Kiba durch den Kopf, trotzdem blieb er fasziniert vor dem Fläschchen stehen. Aber wenn es doch hilft? Er griff in seine Tasche und spielte mit den Goldmünzen.

„Entscheidet Euch schnell, junger Herr“, drängte die Alte. „Für drei Goldmünzen werdet Ihr es sonst nirgendwo finden.“

Nein, das ist nicht richtig, dachte der Meerjungmann, doch seine Hand schwebte langsam auf das Fläschchen zu.

„Kiba!“

Er wirbelte herum, als hätte man ihn beim Klauen erwischt.

„Hinata! W-Was machst du denn hier?“

Die Prinzessin legte einen Finger an ihre Lippen und zog die Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht.

„Tut mir leid, aber ich brauche Euren Hokuspokus nicht“, sagte er laut zu der Alten, packte Hinata am Handgelenk und zog sie hinter sich her in eine abgelegene Gasse. Keuchend blieben sie stehen.

„Was machst du hier?“, fragte der Braunhaarige erneut, als sein wild schlagendes Herz sich wieder beruhigt hatte.

„Dasselbe wie du: Den Markt genießen.“

„Aber müsstest du nicht im Thronsaal sein?“

„Müsstest du nicht in der Küche sein?“

Sie lächelten einander an. Dann sagte Hinata ernst: „Ich konnte mich nicht konzentrieren.“

„Ja, ging mir genauso“, antwortete er und kratzte sich verlegen am Kopf. Eine Weile herrschte Stille.

„Sollen wir uns den Markt gemeinsam ansehen?“, fragte Kiba dann hoffnungsvoll. Hinata drehte den Kopf zur Seite.

„Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll…“, murmelte sie.

„Naja, du schwimmst einfach neben mir her und lachst über meine Witze.“

„Hinata schluckte, ihre Augen füllten sich mit Tränen.

„Oh, nicht doch, du musst nicht über meine Witze lachen, wenn du nicht willst“, rief Kiba. „Wirklich nicht! M-Mir reich es schon, wenn du einfach nur bei mir bist. Bitte weine nicht!“

„Ich bin so verwirrt“, schluchzte die Prinzessin, Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie sah Kiba noch immer nicht direkt an. „Heute Abend werde ich nach so langer Zeit Naruto wiedersehen. Er wurde mir schon bei meiner Geburt als Ehemann versprochen, doch jetzt kehrt er mit einer anderen Person zurück.“ Kiba verkniff sich die Frage, wer die Neue in Narutos Leben war. Stattdessen schwamm er näher auf Hinata zu und legte ihr sanft eine Hand an die Wange. Für eine Sekunde glaubte er, dass sich ihr Gesicht an seine Finger schmiegen würde und seine Berührung sie beruhigte.

„I-Ich glaube, ich b-bin über ihn hinweg…“, hickste sie. „Wirklich über ihn hinweg, a-aber ich habe Angst, ihn wiederzusehen. Ziemlich schwach für eine Prinzessin, oder?“

„Nein“, murmelte Kiba. „Das ist doch ganz natürlich, dass du Angst hast.“

Zum ersten Mal sah die Prinzessin ihm in die Augen, ihr Mund war erstaunt geöffnet.

„Er hat dich an eurer Hochzeit verlassen, war monatelang an Land und kehrt ohne Vorwarnung zurück. Ich hätte auch Angst, weil ich nicht wüsste, wie ich jemandem gegenübertreten soll, der mich abgewiesen hat.“ Er grinste aufmunternd. „Das passiert zwar nicht oft, aber wenn mich jemand ablehnt, der mir unendlich wichtig ist, dann habe ich auch Angst.“

„W-Wie verhältst du dich dann?“

„Naja, ich versuche, das Beste daraus zu machen, die Angst zu vergessen und die Anwesenheit dieser Person einfach zu genießen. Und das Wichtigste: Mich für sie zu freuen, wenn ihr etwas Gutes passiert. Nun hör auf zu weinen, starke Prinzessin.“ Er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Lächeln und weitermachen ist der einzige Ratschlag, den ich dir geben kann.“

Hinata nickte und lächelte matt. Kiba grinste. „Gut. Jetzt lass uns den Markt genießen, bevor der werte Prinz zurückkehrt.“ Er nahm ihre Hand und lächelte, als sie sie errötend drückte.
 

„Wie weit ist es denn noch?“, fragte Naruto ungeduldig, als sie den Strand entlanggingen. Er war nervös, weil er nicht wusste, was ihn zu Hause erwartete.

„Gib’s auf, er sagt ja doch nichts“, brummte Sasuke und zog dem Blonden die Kapuze über den Kopf, die ihn vor dem immer stärker werdenden Regen schützte. Kakashi marschierte einige Meter vor ihnen, warf immer wieder einen Blick nach hinten, gab jedoch keinen Ton von sich. Das Meer rauschte zu ihren Füßen, während sie das unbekannte Ziel ansteuerten. Gerade, als Sasuke den Grauhaarigen eine Beleidigung an den Kopf schmettern wollte, blieb dieser so abrupt stehen, dass Naruto gegen ihn rannte.

„Sind wir da?“, fragte der Blonde etwas benommen. Kakashi starrte aufs Meer.

„Er gibt doch eh keine…“, murmelte Sasuke, wurde jedoch von dem Älteren mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht.

„Ja, wir sind da“, sagte der Grauhaarige. „Genau hier habt ihr euch zum ersten Mal getroffen.“

Die beiden jungen Männer sahen einander erstaunt an, dann auf das Fleckchen Sand, das genauso aussah wie der Rest des Strandes, jedoch eine ganz andere Bedeutung für sie hatte.

„Damals hab ich gedacht, ich wäre verrückt geworden“, sagte Sasuke und lächelte bei dem Gedanken, wie er den verwundeten Meerjungmann an Land gezogen und bis zu sich in die Wohnung getragen hatte.

Naruto grinste ihn freudestrahlend an.

„Aber…was hat das jetzt mit unserem Vorhaben zu tun?“

Kakashi holte tief Luft. „Jetzt ist die Zeit für Erklärungen gekommen. Und dafür muss ich ganz vorne anfangen. Also…“

Als ob ihn etwas Schlimmes erwartete, klammerte sich der Blonde an Sasukes Arm und starrte Kakashi gebannt an.

„Wie ihr beide bereits wisst, wurde Naruto aus dem Mizushichi-Reich verbannt, weil er sich weigerte, Prinzessin Hinata zu heiraten.“

Beide nickten.

„Minatos letzte Worte waren: „Du bist aus Mizushichi verbannt. Alle Versuche, zurückzukehren, werden scheitern und mit dem Tod enden, bis du mit deiner wahren Liebe zurückkehrst!“ Mit eben diesen Worten wurde automatisch ein Schutzwall um das Königreich gelegt. Wenn du diesen allein hättest durchbrechen wollen oder mit einer Person, die dir nichts bedeutet, wärst du…“

„…gestorben…“, murmelte Sasuke und griff nach Narutos Hand.

„So ist es. Um dieses Risiko nicht einzugehen, vertraute Kushina auf ihre Visionen. Die erste endete mit deinem Tod.“

Er nickte in die Richtung des Schwarzhaarigen.

„Sasuke wird sterben?!“, rief Naruto aufgebracht.

„Bei euch gilt nur alles oder nichts, was?“

Kakashi hob eine Hand und brachte sie somit zum Schweigen.

„Alles sprach dafür. Deshalb beauftragte sie mich, euch zu trennen, um diese Weissagung auszutricksen. Zu überlisten. Zu verändern.“

„Deshalb hast du mich also entführt und mit allen Mitteln versucht, mich von Sasuke fernzuhalten“, murmelte Naruto. All die Wochen hatte er gedacht, dass sein alter Freund ihm schaden wollte, in Wahrheit hatte er versucht, ihnen zu helfen. Er biss sich auf die Unterlippe. „Kakashi, es tut mir…“

„Schon in Ordnung. Schließlich konnte ich dich nicht davon abhalten, zu ihm zurückzukehren. Zu diesem Zeitpunkt empfing Kushina eine neue Vision, die uns schließlich heute hierhergeführt hat.“

Der Wind pfiff ihnen durch Haare und Kleidung, während sie über das, was Kakashi gesagt hatte, nachdachten.

„Jetzt seid ihr euch sicher, dass der Schutzwall Naruto nichts mehr anhaben kann?“, fragte Sasuke. Wenn ja, dann bedeutete das…

„Kushina vertraut ihren Visionen. Es kann nichts schiefgehen.“

„Das will ich auch hoffen…“, knirschte der Schwarzhaarige.

„Die Zeit wird knapp, wir sollten langsam aufbrechen.“

Die beiden wandten sich Naruto zu.

„Bist du bereit?“, flüsterte ihm Sasuke ins Ohr. „Wenn du noch nicht so weit bist, können wir auch…“

Naruto lächelte.

„Ich will endlich wieder nach Hause.“
 

To be continued…
 

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Ich glaube, ich hatte noch keine Gelegenheit, euch ein frohes neues Jahr zu wünschen! ^-^

Ohne Vorwarnung möchte ich an dieser Stelle eine Ankündigung machen: Das nächste Kapitel wird das letzte für diese FF sein! Zwar gibt es danach noch einen kleinen Epilog, aber das nächste Kapitel wird die Geschichte offiziell beenden. Tut mir leid, wenn das jetzt aus heiterem Himmel kommt. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, noch einmal kitschige Romantik und dramatische Dialoge einzubauen und die Story angemessen zu beenden. Und natürlich versuche ich noch alle Fragen zu klären ;D

Danke an alle treuen Leser und Kommischreiber, die auch dieses Kapitel gelesen und vielleicht sogar mitgefiebert haben ;D <3
 

Outtakes
 

Sasuke starrte den Grauhaarigen an, dann die Tür, die am Boden lag, dann wieder den Grauhaarigen. „Ich glaub et hackt!“
 

„Ich habe genau das Richtige, um Euch aufzumuntern: Eine Tonne Schokolade!

Eine nigelnagelneue Waschmaschine!

Einen Ferrari!

Ein neues Bügeleisen!

So fuhr die Frau fort, und wenn sie nicht gestorben ist, dann versucht sie auch heute noch, Kiba aufzumuntern. :3

...that ends well!

„Ich hatte eine Vision von diesem Jungen. Sie endete...mit seinem Tod.“

Kushina schreckte aus ihrem Traum auf. Sie war nicht erschrocken darüber, was sie gesehen hatte, sondern dass es sich verändert hatte. Der Tod dieses Jungen…schien plötzlich abgewendet. Sie verstand nicht, aus welchem Grund, schließlich hatte sich noch nie eine Vision verändert, doch plötzlich kam ihr ein Gedanke, der alles erklären könnte.

„Wenn eine besondere Beziehung zwischen den beiden besteht…wenn sie sich lieben…ist das möglich?“ Die Königin wusste, dass die Liebe eine starke Macht war, vielleicht sogar die stärkste überhaupt. „Wenn er die Reise bis ins Schloss überlebt, hat sich der Ausgang meiner Vision tatsächlich geändert…“
 


 

„Ich will endlich wieder nach Hause.“
 

Sasuke legte dem Blonden eine Hand auf die Schulter. Gemeinsam starrten sie auf das weite Meer, das in sanften Wellen an den Strand kräuselte und mit seinem beruhigenden Rauschen alle anderen Geräusche um sie herum schluckte. Die Wogen glitten geschmeidig über den Sand und erreichten langsam Narutos Füße, als ob das Wasser versuchen würde, ihn in seine Tiefen zu ziehen. Angezogen von dieser magischen Anziehungskraft, ging der Prinz einige Schritte auf das Meer zu, bis ihm das Wasser zu den Knöcheln reichte. Seine Füße kribbelten angenehm. Wie sehr er das Wasser vermisst hatte! Zwar hatte er sich an das Laufen an Land gewöhnt und sich bei Sasuke sehr wohl gefühlt, doch nun , da er kurz vor seiner Heimreise stand, war das Gefühl, etwas Vertrautes um sich zu haben, einfach überwältigend. Lächelnd drehte er sich zu den anderen beiden um. Der Uchiha hatte beide Hände in den Hosentaschen vergraben und sah irgendwie mitgenommen aus, trotzdem lächelte er matt zurück. Kakashi nickte zufrieden und bedeutete ihm dann mit einer Kopfbewegung, weiter zu gehen. Naruto drehte sich wieder nach vorne, holte tief Luft und watete durch das Meer. Das Kribbeln breitete sich von seinen Füßen über seine Knie bis zu seinen Oberschenkeln aus, als er schließlich bis zur Hüfte im Wasser stand und die Wellen sanft gegen seinen Bauch plätscherten. Plötzlich krümmte er sich zusammen und keuchte. Angst packte ihn, als das Kribbeln sich erst in ein unangenehmes Ziehen, dann in ein schmerzhaftes Brennen verwandelte, als ob seine Beine in Flammen stünden. Er wollte zurück an den Strand laufen, doch die Schmerzen zwangen ihn in die Knie, bis sein Kopf langsam unter Wasser sank. Ich habe doch keine Kiemen, dachte er panisch. Er fasste sich an den Hals, bekam keine Luft mehr. Bevor er sich mit den Armen zurück an die Oberfläche kämpfen konnte, schloss das Wasser sich zu einer durchsichtigen Decke über ihm zusammen. Die Haut an seinen Beinen war plötzlich viel zu eng, sie drohte zu platzen und von seinen Knochen zu reißen. Er öffnete den Mund, um vor Schmerz zu schreien, schluckte jedoch nur Wasser. Rette mich, Sasuke…, dachte er, bevor alles schwarz wurde.
 

Sasuke stand beunruhigt am Strand. Naruto war immer weiter ins Meer gelaufen, bis er schließlich gar nicht mehr zu sehen war. Wo blieb er nur? Müsste er nicht langsam wieder auftauchen?

„Da stimmt was nicht“, murmelte der Schwarzhaarige, zog Weste und Schuhe aus und stampfte ins Wasser. Es war eiskalt und brannte auf seiner nackten Haut, doch das war ihm egal, er musste zu Naruto. Er spürte, wie die Panik ihm die Brust zuschnürte und er nach Luft schnappen musste, um sein wild klopfendes Herz zu beruhigen.

„Was machst du da?“, rief Kakashi und zog ihn an der Schulter zurück.

„Ihn retten, was denn sonst“, zischte Sasuke außer sich und riss sich los.

„Du willst einen Meermann vor dem Ertrinken retten?“, fragte Kakashi und packte den Studenten am Arm. „Selbst wenn er in Gefahr wäre, könntest du nichts tun.“

„Aber er hat doch keine Kiemen mehr! Die haben sich während der ersten Woche verschlossen!“

Der Grauhaarige zog ihn sanft Richtung Strand und reichte ihm die Weste. „Du darfst erst gleich schwimmen gehen“, sagte er, als ob er mit einem kleinen Kind sprechen würde. Seinen Einwand ignorierte er gekonnt, als ob es ihn nicht interessieren würde, wie menschlich Naruto während seiner Zeit an Land geworden war, dass nicht mehr der Meermann existierte, der er vor seiner Verbannung gewesen war. Trotzig nahm Sasuke die Weste und starrte verwirrt auf das Meer.

„Du kannst einen Meermann nicht vor dem Ertrinken retten“, wiederholte Kakashi. „Das Wasser ist sein natürlicher Lebensraum. Es kannihn nicht umbringen.“

Wie dumm. Wie dumm von ihm, so in Panik zu geraten. Er fuhr sich durch die Haare. Als er bemerkte, dass der Hatake ihn eindringlich anstarrte, zischte er gereizt: „Glaub ja nicht, dass ich so schwach bin und bei jeder Kleinigkeit anfange wie ein Mädchen zu weinen.“

Zum ersten Mal sah er, wie Kakashi lächelte. „Jemanden zu lieben und sich Sorgen um diese Person zu machen ist keine Schwäche.“

Sasuke schluckte, wandte das Gesicht ab und hoffte, dass Kakashi die verräterische Röte auf seinen Wangen nicht sehen konnte.
 

Als Naruto die Augen aufschlug, schimmerte über ihm der graue Himmel. Er streckte die Hand aus, doch die Wasseroberfläche war zu weit von ihm entfernt. Leicht legte er den Kopf zur Seite, erkannte Sand und Algen.

Ich muss auf dem Meeresgrund liegen…, dachte er träge und schloss die Augen, die er jedoch sogleich wieder aufriss. Er tastete hektisch seinen Hals ab und fand die schlitzartigen Kiemen an ihrem gewohnten Platz kurz unterhalb der Ohren. Dann paddelte er mit den Füßen und schwamm so einige Meter nach oben. Er blickte an sich hinab und stellte beinahe erschrocken fest, dass er anstatt seiner zwei Beine wieder eine kräftige, orange-glitzernde Fischflosse besaß. Freudestrahlend schwamm er eine Runde um den nächstbesten Felsen, glücklich, dass er nicht verlernt hatte, wie man die Flosse benutzte.

„Endlich!“, rief er und wirbelte durch das Wasser. „Endlich hat mich das Meer wieder.“ Und ich das Meer, fügte er in Gedanken hinzu. Er fühlte, wie die Last von seinen Schultern fiel, die viel schwerer gewesen war, als er gedacht hatte. Dann dachte er an Sasuke, der hundert Meter über ihm am Strand stand, traurig aufs Meer blickte und sich vielleicht Sorgen um ihn machte, obwohl er das natürlich nie zugeben würde. Das Gefühl, endlich wieder richtig frei zu sein und die Erleichterung wichen einem so großen Kummer, dass er glaubte, diese Bürde nicht tragen zu können. Ihm wurde plötzlich schmerzlich bewusst, sein Leben an Land für sein eigentliches aufgeben zu müssen.

Eigentlich sollte es doch anders herum sein, oder?, fragte er sich, ließ seine Fischflosse durch das Wasser sausen und schoss in Richtung Oberfläche.
 

Kakashi zählte stumm die Sekunden und blickte auf das Wasser, das in einer hohen Fontäne ans Land spritzte, als Naruto sich durch die Wellen kämpfte.

„Du hast länger gebraucht, als ich gedacht hatte“, sagte Kakashi und begutachtete zufrieden die Fischflosse. „Scheint alles in Ordnung zu sein.“

Auch Sasuke trat einen Schritt näher auf den Blonden zu, blieb jedoch abrupt stehen. So hatte er ihn kennengelernt: Mit spitzen Ohren, Kiemen seitlich am Hals und der schuppigen, orangenen Flosse. Damals war er, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, wahnsinnig fasziniert von der Erscheinung des Prinzen gewesen. Ein Meermann an Land. Im Nachhinein würde er es wohl als „mystisch“, „magisch“ oder „aufregend“ bezeichnen. Doch jetzt gefiel ihm der Gedanke nicht, dass Naruto ein Meermann war. Er hasste es regelrecht. Was konnte so magisch an einer Person sein, die nach so vielen Wochen an Land einfach wieder im Meer verschwand und dort ihr Leben weiterlebte, als hätte die Zeit an der Oberfläche gar nicht existiert? Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. Während Kakashi noch weiter auf Naruto einredete, beobachtete er den Prinzen, der zu verstehen versuchte, was sein Ratgeber ihm da gerade erklärte. Seine blonden Haare waren trocken, obwohl es leicht regnete und er bis vor ein paar Sekunden noch im Wasser gewesen war. Helle, blonde Strähnen fielen ihm in die Stirn. Fast golden. Wie seine Flosse, die leicht schimmerte. Orange, mit einem goldenen Schimmer. Sie leuchtete und glitzerte, obwohl die Sonne sich hinter dichten grauen Wolken versteckt hatte. Sasukes Blick wanderte weiter nach oben. Naruto trug noch immer seine Jacke, die seinen schmalen Oberkörper verhüllte. Nur die Hände waren frei und trieben gedankenverloren auf der Wasseroberfläche. Dann sein Gesicht. Sein Gesichtsausdruck. Er sah zufrieden aus, lächelte Kakashi unsicher an, doch seine Augen verrieten, dass er nicht glücklich war. Das erkannte Sasuke sofort. Diese wunderschönen, blauen Augen sollten vor Freude stahlen und nicht in Traurigkeit versinken... Naruto schien zu bemerken, dass er ihn anstarrte, denn er schaute plötzlich zu ihm hinüber und sah ihn fast schon erwartungsvoll an.

„Mit Beinen hast du mir besser gefallen“, wollte Sasuke sagen. Stattdessen murmelte er leise vor sich hin, bis Kakashi sich räusperte.

„Jetzt bist du an der Reihe“, sagte er und nickte Richtung Meer. Der Schwarzhaarige sah ihn verständnislos an. „Du musst schon ins Wasser, sonst kannst du dich nicht verwandeln“, erklärte der Meermann ungeduldig, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre und Sasuke das eigentlich hätte wissen müssen.

„Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen“, zischte er, blieb jedoch eisern stehen. Kakashi seufzte und trat einige Schritt auf ihn zu, um ihn notfalls mit Gewalt ins Wasser zu ziehen, doch Naruto kam ihm zuvor. Er schwamm so nah an Land, wie es ihm möglich war und streckte lächelnd die Arme nach dem Uchiha aus.

„Ich will nicht ohne dich gehen“, sagte er leise und sah ihm dabei fest in die Augen. Sasuke atmete tief durch, dann ging er langsam auf den Blonden zu. Wie unter Hypnose setzte er einen Fuß vor den anderen, bis die Wellen seine Knöchel umspielten. Er zögerte einen kurzen Moment. Naruto beugte sich leicht nach vorne, ergriff seine Hände, drückte sie, bis Sasuke sie fest umschloss und zog ihn dann sanft ins Meer. Der Uchiha schloss die Augen und ließ sich durch das eisige Wasser führen. Als er bis zum Kinn im Meer stand, langsam aber sicher den Boden nicht mehr mit den Füßen berühren konnte und so sehr zitterte, dass seine Zähne klapperten, öffnete er die Augen und sah dem Meerjungmann direkt ins Gesicht.

„Ich will nicht, dass du mich verlässt“, murmelte er und legte seine Stirn an Narutos Schulter. Der Blonde versuchte den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Er schloss die Arme um Sasuke und strich ihm mit einer Hand beruhigend über den Rücken. Mit der anderen fuhr er durch die schwarzen Strähnen am Nacken, die sich in dem kalten Wasser noch weicher anfühlten. Dann drückte er den Uchiha an den Schultern leicht von sich, lächelte verlegen und drückte seine Lippen auf Sasukes. Überrascht setzte dieser einen Schritt nach hinten, erwiderte den Kuss dann jedoch leidenschaftlich. Als sie sich voneinander lösten, schlang Naruto seine Arme um Sasukes Hals und drängte sich an ihn.

„Ich werde dich vermissen…verdammt“, murmelte der Uchiha, woraufhin sich der Blonde noch fester an ihn schmiegte. Eine ganze Weile verharrten sie in der Umarmung, bis Kakashi plötzlich neben ihnen stand und sich dezent räusperte.

„Wir sollten uns dann langsam auf den Weg machen“, sagte er.

„J-Ja“, antwortete Naruto, löste sich von Sasuke und errötete, als er dessen Gesicht sah. „W-Wie machen wir das jetzt?“

„Na, ganz einfach“, brummte Kakashi, streckte blitzschnell seinen Arm aus – und drückte Sasuke unter Wasser.
 

Minato sah gedankenverloren den Arbeitern zu, die den großen Saal schmückten. Akkurat hängten sie goldene Girlanden auf, polierten den Thron, bis er glänzte, verstreuten Wasserlilienblüten auf die langen Tische, die den großen Raum säumten und für die Gäste gedacht waren. Die Wiederkehr des Prinzen betraf auch das Volk, also sollten so viele Bewohner des Mizushichi-Reiches wie möglich Platz im Saal finden.

Minato zuckte zusammen, als ihm jemand die Hand auf die Schulter legte, entspannte sich jedoch wieder, als er in Kushinas lächelndes Gesicht blickte. Er legte seine Hand auf ihre und streichelte sanft ihren Handrücken.

„Die Arbeiten gehen gut voran“, stellte sie fest. „In einer Stunde sollte alles fertig sein.“

„Ja“, antwortete Minato geistesabwesend.

Einer der Arbeiter bemerkte das Königspaar, eilte schnell zu ihnen und fragte aufgeregt: „Seid Ihr mit den Vorbereitungen unzufrieden, Königin? Wir können die Girlanden gegen prachtvolle Rosenkränze austauschen und…“

„Alles in bester Ordnung“, versicherte die Rothaarige lächelnd. „Es sieht toll aus! Ich wollte meinen Gatten nur für einige Minuten entführen, damit er vor den Festlichkeiten noch etwas zur Ruhe kommt.

„Sehr wohl, Eure Majestät.“ Ihr Untergebener verbeugte sich und wuselte zurück zu den Tischen, wo er eine Gruppe Dienstmädchen in die Küche scheuchte.

„Lass uns rausgehen“, sagte Kushina leise, zog ihren Ehemann sanft an der Hand durch den Korridor und schließlich in den Garten, der sich hinter dem königlichen Palast erstreckte.

„Die Wasserfeder sollte bald blühen“, meinte die Rothaarige, während sie Minato durch das Gewächs führte.

„Narutos Lieblingsblumen“, sagte der König tonlos. „Bis heute Abend werden sie sich wohl nicht öffnen…“ Er fühlte sich plötzlich elend, als ob er schuld daran wäre, seinem Sohn keine Blütenpracht präsentieren zu können. „Vielleicht ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen. Vielleicht sollten wir…“

„Nein“, unterbrach Kushina ihn bestimmt. „Ich hatte eine Vision. Nach langem Warten ist der richtige Zeitpunkt nun endlich da.“

„Aber ich fühle mich nicht stark genug, ihm gegenüber zu treten. Ich bin noch nicht bereit. Kushina, ich…ich habe Angst.“

Die Königin lächelte sanft und streichelte ihm über die Wange. „Deine Angst ist seine Angst. Und doch kommt er zurück. Weißt du, was ihn antreibt?“

Er schüttelte leicht den Kopf.

„Die Freude, seine Heimat, seine Familie, seinen Vater wiederzusehen.“

„Wie kann er sich freuen, mich wiederzusehen, nach allem, was ich ihm angetan habe? Was ist, wenn er mir nicht verzeihen kann?“ Seine Stimme wurde mit jedem Satz lauter. „Sag mir, was ich tun soll, wenn seine Augen mich mit Schuld durchbohren, wenn er mich anklagt, verurteilt, ablehnt? Ich könnte es ihm nicht verübeln, ich habe das alles verdient, aber ich fürchte mich so sehr vor dem Schmerz, ihn als Sohn zu verlieren, dass ich es nicht ertragen kann.“

Kushina nahm ihn in die Arme und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. „Genau deshalb wird er dir verzeihen. Weil du es von Herzen bereust und du ihn von Herzen liebst.“

Minato lächelte und zog leicht an einer ihrer langen roten Strähnen. „War das etwa auch Teil deiner Vision?“

Auch Kushina lächelte. „Um das zu wissen, brauche ich keine Vision.“
 

Sasuke strampelte und schlug um sich, doch der Grauhaarige ließ nicht von ihm ab und drückte ihn unbarmherzig immer tiefer unter Wasser. Er versuchte zu schreien, doch seine Stimme blubberte nur in Luftblasen aus seiner Kehle. Wenn der weiße Hai ihn nicht bald Luft holen ließ… Vor seinen Augen wurde es schwarz.

„Mein Gott, Kakashi, lass ihn los!“, schrie Naruto verzweifelt und zerrte an seinem Arm. „Er wird ertrinken!“

„Nein“, sagte Kakashi ruhig und sah den Blonden ernst an. „Wenn du es verhinderst, wird ihm nichts passieren.“

„Was muss ich tun?!“ Seine Stimme überschlug sich, beinahe hysterisch packte er den Hatake am Oberarm. „Was muss ich tun?“

„Das, was Sasuke jetzt am dringendsten braucht, ist Luft.“

„Dann lass ihn doch…“

Naruto hielt einen kurzen Moment inne, dann tauchte er unter Wasser. Er erschrak, als er sah, wie der Schwarzhaarige kraftlos im Wasser hing, das Gesicht bleich und leblos, gleichzeitig wusste er, dass er keine Zeit verlieren durfte. Er nahm Sasukes Gesicht in beide Hände, drückte seinen Mund auf dessen bläuliche Lippen und presste die Luft aus seinen Lungen in den ohnmächtigen Studenten.

Bitte, mach die Augen auf.

Naruto schickte einen weiteren Luftstrom in den Brustkorb des Uchihas.

„Sasuke, mach die Augen auf!“ Verzweifelt schüttelte er ihn an den Schultern. „Bitte! Bitte…“
 

Sasuke spürte, wie ihn jemand unsanft rüttelte, doch bevor er etwas sagen konnte, ließ ihn ein brennender Schmerz kurz unterhalb der Ohren zusammenzucken. Dieser Schmerz, als ob sein Hals aufgeschlitzt würde…

„…uke…“

Er presste die Hände auf Hals und Ohren.

„Sasuke!“

Er riss die Augen auf und sah in Narutos erschrockenes Gesicht, ehe sich der Blonde ihm wieder um den Hals warf.

„Ich hatte solche Angst“, schluchzte er an seiner Schulter. „Wenn du ertrunken wärst…“ Naruto schauderte und zitterte am ganzen Körper. Sasuke zog ihn noch näher an sich und legte seine Stirn auf den blonden Schopf. „Es muss schon mehr kommen als das bisschen Wasser, um…“

Sasuke zuckte zusammen, vor Überraschung und vor Schmerz. Er konnte ohne Probleme unter Wasser sprechen, seine Stimme klang wie an der Oberfläche, auch Naruto konnte er mühelos verstehen, fast so, als ob sie an Land wären… Er krümmte sich, als eine neue Welle des Schmerzes seinen Hals traf.

„Sasuke, was hast du? Sag doch was!“

„Ihm wachsen Kiemen“, antwortete Kakashi sachlich, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

„Kiemen? Für immer?“

„Nein, nur vorübergehend. Er wird sich auch nicht vollständig in einen Meerjungmann verwandeln.“

Kakashi nahm Sasukes Handgelenk und überprüfte seine Finger. „Es wird wohl bei diesen kleinen Schwimmhäuten hier bleiben. Obwohl ich zugeben muss, dass das mehr ist, als ich erwartet hatte.“

„Tja, Sasuke Uchiha, voller Überraschungen“, brummte der Schwarzhaarige sarkastisch und strich über die pochenden Schlitze an seinem Hals.

„Gut. Da wir jetzt alles geklärt haben…“, Sasuke knirschte mit den Zähnen, doch der Grauhaarige ignorierte ihn, „…sollten wir uns jetzt auf dem Weg zum Palast machen.“

Mit diesen Worten ließ er seine silbergraue Schwanzflosse durchs Wasser schnellen und sauste mit bemerkenswerter Geschwindigkeit davon. Naruto streckte schüchtern die Hand aus und lächelte, als Sasuke sie ergriff und mit seiner Hilfe dem Meeresgrund entgegen strampelte. Auch wenn der Student ziemlich sportlich war, spürte er nach einigen Metern, wie seine Beine durch die Anstrengung taub wurden und es ihm immer schwerer fiel, sie überhaupt noch zu bewegen.

„Kurze…Pause…“, keuchte er.

Naruto blieb sofort stehen und drehte sich, ohne Sasukes Hand loszulassen, zu ihm um.

„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

„Ja, ich…brauche nur ein paar Minuten.“

Er atmete tief durch und fand die Vorstellung bizarr, dass nun Wasser statt Luft durch seine Lungen strömte. Erst jetzt bemerkte er, welch prachtvolles Panorama sich vor ihnen erstreckte: Der Sand am Boden glitzerte und war mit Muscheln und bunten Steinen übersät. Die Vielzahl an Pflanzen war beeindruckend. Bisher hatte Sasuke gedacht, dass es unter Wasser nur Algen gäbe, doch die verschiedenen Blätter und Blüten, die sanft hin- und her wogten, bewiesen ihm das Gegenteil. Schwärme von Fischen in allen möglichen Farben zogen über ihnen vorbei. Sasuke schaute nach oben und sah die Sonne auf der Wasseroberfläche funkeln.

„Es sieht toll aus, nicht wahr?“, fragte Naruto und folgte Sasukes Blick.

„Ja. Ich wusste gar nicht, wie schön es unter Wasser ist.“

„Du musst unbedingt mal den Sonnenaufgang sehen! Dann ist das ganze Meer rot und…“

„…orange und alles funkelt, als ob jeder Baum, jeder Stein in goldenes Licht getaucht würde“, vollendete der Schwarzhaarige den Satz. „Wie an Land.“

Plötzlich wurde ihm bewusst, wie viel er noch mit Naruto hätte erleben können. Simple Dinge wie Frühstück im Bett. Oder mal ins Kino gehen. In ein Museum. Oder in den Zoo. Vielleicht ein Picknick im Park. Oder eben nur zuschauen, wie die Sonne am Horizont aufgeht. Womit hatte er ihre gemeinsame Zeit nur vergeudet? Vorlesungen. Seminare. Uni. Sogar das U-Bahn-Fahren kam ihm jetzt wie eine sinnlose Zeitverschwendung vor. Dann überkam ihn das Gefühl, so widersprüchlich es auch war, Naruto so schnell wie möglich im Palast abzusetzen, um sich dann so schnell wie möglich in seinem Bett zu verkriechen, denn er fürchtete, dass jede weitere Minute, die sie zusammen verbrachten, ihren Abschied nur verzögerte und ihn damit unendlich schwer machen würde.

Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, kam Kakashi genervt angeschwommen.

„Was soll diese Zeitverzögerung?“

Sasuke warf Naruto einen kurzen Blick zu, zog seine Hand langsam zurück und schwamm an dem Grauhaarigen vorbei. Er verkniff sich den bissigen Kommentar, der ihm schon auf der Zunge gelegen hatte und strampelte einige Meter voraus.

„Sasuke?“, fragte Naruto schwach, doch der Uchiha drehte sich nicht um.
 

Die Stille war bedrückend. Naruto sah zu Sasuke, der ihn seit einer gefühlten Ewigkeit keines Blickes mehr würdigte. Er biss sich auf die Unterlippe. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Irgendetwas, das ihn verärgert haben könnte? Er setzte einige Male zu einer Entschuldigung an, brach seine Versuche jedoch ab, bevor auch nur ein Wort seine Lippen verlassen konnte. Stattdessen wandte er sich an Kakashi.

„Warum habe ich eigentlich wieder eine Schwanzflosse?“

„Weil du ein Meerjungmann bist.“

„Nein, ich meinte…als ich bei Sasuke baden war, ist nichts passiert.“

Der Grauhaarige dachte kurz nach. Auch Sasuke wirkte jetzt neugierig.

„Weil das Wasser in seiner Badewanne Süßwasser war“, erklärte Kakashi langsam. „Meerwasser hingegen ist Salzwasser.

So ist das also, dachte Sasuke, während seine Beine von Neuem schmerzten. Naruto dachte einige Augenblicke darüber nach, dann nickte er. Danach verfielen sie wieder in Schweigen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb Naruto plötzlich stehen und starrte geradeaus. Sasuke, der für einen kurzen Moment zu sehr mit seinen schmerzenden Beinen beschäftigt war, schwamm gegen ihn und erblickte über die Schulter des Meerjungmanns eine große Festung aus Stein, ähnlich einer Burg. Das war also Narutos Zuhause, dort hatte er gelebt und von dort wurde er verbannt.

„Wir haben es geschafft, jetzt bist du wieder dort, wo du hingehörst, Nar…“ Er stockte, als er das schockierte, beinahe schon entsetzte Gesicht des Prinzen sah.

„Ich glaube, ich…“ Naruto wurde kreidebleich.

„Alles in Ordnung mit dir?“ Sasukes Herz hämmerte beunruhigt in seiner Brust. Naruto fing an zu zittern.

„Hey, sieh mich an.“ Der Schwarzhaarige packte ihn bei den Schultern und zwang ihn so, in sein Gesicht zu sehen. „Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Ich bin bei dir, okay? Alles wird gut…“

Naruto schluckte, dann nickte er langsam, doch er hörte nicht auf zu zittern.

„Wir sollten weiter“, drängte Kakashi. „Wir werden erwartet. Und das höchst ungeduldig.“

Er schwamm voraus.

Herzloser Idiot, dachte Sasuke verärgert, doch im selben Moment wusste er, dass Kakashi recht hatte und dass er, Sasuke, nur das Unvermeidbare hinauszögern wollte. Auch wenn es ihm widerstrebte, nahm er Narutos Hand und zog ihn hinter sich her. Einer musste hier einen kühlen Kopf bewahren, schließlich konnten sie nicht einfach wieder umdrehen und verschwinden. Selbst wenn sie das täten und sich irgendwo verstecken würden, würde Kakashi sie vermutlich überall aufspüren.

Was für verrückte Gedanken…
 

„Dieser verdammte Kakashi! Er müsste schon längst hier sein! Warum habe ich gerade ihn für diese Aufgabe ausgesucht?!“

„Weil er dein bester und zuverlässigster Diener ist“, versuchte Kushina ihren Gatten zu beruhigen. „Ich erwarte ihn in frühestens in einer Stunde zurück, und selbst dann wäre er schnell.“

Minato wusste, dass Kushina Recht hatte. Gequält stöhnte er auf und begann, im Raum hin-und herzuschwimmen. Je näher das Zusammentreffen rückte, desto nervöser wurde er, schließlich war er so aufgeregt, dass er nicht mehr still sitzen konnte. Kushina holte ihn ein und legte ihm beide Hände auf die Schultern.

„Ganz schön erbärmlich, wie schwach der König des Mizushichi-Reichs eigentlich ist…“ Er lächelte schwach.

„Menschlichkeit ist keine Schwäche“, erwiderte Kushina und umarmte ihren Liebsten.
 

Die Wachen nickten Kakashi zu und verbeugten sich ehrfürchtig vor Naruto, als sie den Eingang passierten. Einige jüngere Wachposten starrten ihn mit unverhohlener Neugier an, ehe sie von den Dienstältesten mit strengen Blicken stumm zur Ehrerbietung aufgefordert wurden. Der Prinz grinste ihnen verlegen zu und betrachtete die Eingangshalle, die sich vor ihnen erstreckte. Nichts hatte sich in seiner Abwesenheit verändert: An den Steinwänden hingen zahlreiche Bilder der Königsfamilie, angefangen mit Narutos Urur-Großvater bis hin zu seinen Eltern und schließlich das Bild von ihm selbst. Sie haben es nicht abgehängt, dachte er und fühlte sich etwas erleichtert. Hieß es, dass sie ihn noch als Teil des Königreichs akzeptierten? Als Prinz, als Sohn? Zu beiden Seiten führten zahlreiche Türen in die anderen Räume des Gebäudes ab, doch auffällig war das Tor gegenüber des Eingangs, das zum Thronsaal führte. Dort standen zu beiden Seiten jeweils eine Figur von Minato und Kushina, in weißen Marmor gehauen. Über dem Tor hing ein bestickter Teppich, auf dem Kushina und ihr neugeborener Sohn zu sehen waren. Naruto lächelte und dachte an seine liebevolle, verständnisvolle Mutter. Hatte sie ihn weiterhin vor seinem Vater verteidigt? Oder hatte auch sie mit der Zeit Zorn entwickelt?

Sasuke blickte sich um und konnte nicht umhin, erstaunt und beeindruckt von diesen Räumlichkeiten zu sein. Es sah fast so aus, wie er sich Schlösser als Kind vorgestellt hatte, groß und imposant. Doch durch die ganzen Familienstücke war es irgendwie…persönlicher, als die kalten, steinernen Gänge in seiner Fantasie. Sein Blick fiel auf Kakashi, der sich leise mit einem Diener unterhielt, dann kam er auf sie zu.

„Ich werde zuerst alleine mit Seiner Majestät sprechen. Ich komme euch dann abholen.“ Naruto schluckte und nickte. Der Grauhaarige verschwand im Thronsaal, der Diener in einen der anderen Räume. Nun waren sie allein.

Sasuke ließ sich erschöpft auf den Boden sinken. Die Reise hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er zugeben wollte, doch jetzt ließ sich die Müdigkeit nicht mehr abstreiten. Er schloss kurz die Augen und fragte sich, ob das alles real war, was er hier gerade erlebte. Als er die Augen wieder öffnete, wusste er, dass diese Welt die Realität war und dass Naruto, der mit sorgenvollem Gesicht im Kreis schwamm, ein Teil davon war. Ein Teil dieser Welt, nicht seiner.

„Willst du wirklich hierbleiben, wenn dein Vater dir verzeiht?“, fragte er plötzlich, ohne richtig nachzudenken.

Naruto blieb schlagartig stehen und blickte ihn verwirrt an, mit seinen wunderschönen, blauen Augen, die viel zu traurig zu ihm hinabblickten.

Sasuke streckte instinktiv die Hände aus, die der Blonde sofort ergriff und sich zu ihm an die Wand ziehen ließ.

„Ich meine, du kannst auch bei mir bleiben, wenn du willst…“ Er strich dem Prinzen liebevoll durch die Haare. Sasuke war erstaunt und verwirrt zugleich, was er da von Naruto verlangte. Normalerweise forderte er von niemandem irgendetwas, das ließ sein Stolz nicht zu. Doch er hatte das Gefühl, noch nie etwas so sehr gewollt zu haben wie das Zusammenleben mit Naruto und dieses neue Gefühl machte ihm Angst. So kannte er sich nicht, so wollte er nie sein, abhängig von anderen, emotional verbunden mit einem anderen Menschen, doch er konnte sich nicht länger dagegen wehren. Gleichzeitig wusste er, dass es für sie beide keine Zukunft gab, jedenfalls nicht zusammen. Es war eine bereits verlorene Schlacht.

Bevor Naruto etwas sagen konnte, öffnete sich das Tor zum Thronsaal und Kakashi nickte ihnen ernst zu. Voller Widerwillen stand Sasuke auf und zog Naruto, ohne dessen Antwort zu kennen, hinter sich her in die Höhle des Löwen.
 

Es war totenstill, als sich Vater, Mutter und Sohn nach so langer Zeit wieder gegenüberstanden. Kakashi hatte sich mit einer Verbeugung etwas abseits in den Schatten gestellt und Sasuke wartete nervös am anderen Ende des Raumes, um das Familientreffen nicht zu stören.

Kushina lächelte ihrem lange verlorenen Sohn liebevoll zu. Da stand er vor ihnen, grinste glücklich, nahm jedoch einen ernsten Gesichtsausdruck an, als er zu Minato hinüberschaute, tief durchatmete und einen Schritt auf sie zuschwamm.

„Vater….“

Minato hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Naruto biss sich auf die Unterlippe.

Eine ganze Weile passierte nichts, die drei blickten sich nur verunsichert, ernst oder schüchtern an, dann schoss Kushina plötzlich nach vorne und schloss ihren Sohn in die Arme. Naruto spürte sofort die alte Wärme und Geborgenheit, die seine Mutter ihm immer geschenkt hatte, wenn er traurig oder verzweifelt war. Er erwiderte die Umarmung, glücklich, wenigstens von ihr akzeptiert und weiterhin geliebt zu werden. Doch er wusste, dass ihm das Schwerste noch bevorstand. Er löste sich von ihr und trat, den Blick fest auf seinen Vater gerichtet, einen weiteren Schritt auf ihn zu. Diesmal würde er sich nicht abwürgen lassen.

„Ich bin zurückgekommen, wie du es von mir verlangt hast. Auch wenn ich froh bin, wieder hier zu sein bei meiner Familie…“, er warf einen Blick auf Kushina, „…werde ich Hinata nicht heiraten.“

Fast erwartete er, dass sich das Ereignis von damals wiederholen würde. Die dunklen Wolken vor dem Palast, der Blitz, der über den Himmel jagte, Minatos Hand, die auf sein Gesicht zuschoss, das Urteil, das ihn verstoßen würde…

Doch nichts dergleichen geschah. Minato sah ihn forschend, fast neugierig an, als ob er seinen Sohn zum ersten Mal sehen würde.

„Das habe ich auch nicht erwartet“, sagte er dann langsam. Mit einem Mal wirkte er hilflos und er sah zu Kushina, die ihm aufmunternd zunickte.

„Deine Mutter und ich….hatten viele und lange Gespräche. Über die Traditionen unseres Reiches… über dich…“ Er machte eine kurze Pause. „Du weißt, dass es dir vorherbestimmt war, Hinata zu heiraten…“

„Aber ich liebe sie ni—“

„Ich weiß, ich weiß. Aber die Tradition schreibt vor, dass der Prinz des Mizushichi-Reiches die von den Eltern auserwählte Tochter eines Aristokraten heiratet. So wird es schon seit Jahrhunderten gemacht. Mein Urgroßvater hat so entschieden, mein Großvater und mein Vater. Sie haben die Tradition an mich weitergegeben. Und ich wollte sie an dich weitergeben, doch wie es aussieht, macht mir mein dickköpfiger Sohn einen Strich durch die Rechnung.“
 

Sasuke beobachtete die Szene genau und versuchte angestrengt, etwas von der Unterhaltung zu verstehen, doch die drei standen zu weit weg, als dass er etwas hören konnte. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Gestik und Mimik der Königsfamilie. Minato sprach und sah ernst aus, im Gegensatz zu seiner Frau, die seit Narutos Eintreffen liebevoll lächelte. Was ihn am meisten verunsicherte, war der Gesichtsausdruck des Blonden. Zu Beginn hatte er noch entschlossen ausgesehen, doch je länger Minato sprach, desto ängstlicher und schuldbewusster blickte der Prinz drein. Wie gern wäre er zu ihm geschwommen, hätte ihn an der Hand gepackt und wäre mit ihm aus dem Palast geflohen!

„Ein großer Umbruch steht bevor.“

Sasuke drehte sich verwirrt um und erblickte Kakashi, der plötzlich neben ihm stand.

„Was zum…?“

Zu seiner Überraschung grinste der Hatake.
 

Naruto fühlte sich unbehaglich. Er warf einen schnellen Blick nach hinten auf Sasuke, der ihn intensiv anstarrte. Wie gerne wäre er jetzt zu ihm geschwommen…

„Ich habe mich lange dagegen gewehrt“, fuhr Minato fort. „Ich wollte nicht der Erste sein, der die Tradition bricht. Aber dann hat Kushina mich daran erinnert, dass wir beide uns schon ineinander verliebt haben, bevor mein Vater sie mir versprochen hatte.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und zum ersten Mal seit ihrem Gespräch wurden seine Gesichtszüge weicher. „Mir war nicht klar, welches Glück ich hatte“, sagte er nun liebevoll. „Und dann kam mir ein Gedanke: Wenn mir eine andere Frau versprochen worden wäre, was hätte ich getan? Sie geheiratet und Kushina vergessen? Mich mein Leben lang unglücklich nach ihr gesehnt, in dem Wissen, dass wir hätten glücklich werden können, wenn ich mich gegen meinen Vater, gegen die Tradition gestellt hätte? Das sind natürlich alles nur Spekulationen, doch sie haben mir eins klargemacht: Wenn du Hinata wirklich nicht liebst, hätte diese Verbindung euer beider Unglück bedeutet. Und das kann ich, nicht als König des Mizushichi-Reichs, sondern als dein Vater, nicht akzeptieren.“

Wieder Stille. Anscheinend hatte Minato seine Rede beendet.

Naruto blinzelte verwirrt.

„Heißt das, dass ich Hinata nicht heiraten muss?“

Und zum ersten Mal seit langem lachte Minato aus voller Brust. Naruto durchströmte ein warmes Gefühl und so langsam kroch Zuversicht in ihm empor.

„Nein, du musst sie nicht heiraten. Ich, Minato Uzumaki, 254. König des Mizushichi-Reichs, breche die Tradition und erlaube dir, meinem Sohn Naruto Uzumaki, zu heiraten, wen du liebst. Du darfst entscheiden, wer dich glücklich macht, so wie deine Mutter mich glücklich macht.“

Und da fiel die Last, die ihn zu erdrücken gedroht hatte, von ihm ab. Seine Gedanken wirbelten unkontrolliert durch seinen Kopf, er konnte nicht begreifen, was gerade geschah.

„Aber…Hinata…?“

„Wir haben mit ihr gesprochen“, sagte Kushina, sichtlich erheitert über Narutos Verwirrtheit, doch als sie weitersprach, wirkte sie etwas bedrückt. „Sie war traurig, keine Frage. Sie hat sich schlimme Vorwürfe gemacht. Doch sie ist einverstanden und akzeptiert deine Entscheidung. Sie ist ein wirklich starkes Mädchen.“

Minato erhob wieder die Stimme. „Es wird heute Abend ein großes Fest geben. Das Volk wird froh sein über die Rückkehr des Prinzen.“

Naruto strahlte, doch mit einem Schlag entwich die Freude aus seinem Körper, als er sich zu Sasuke umdrehte, der noch immer auf der anderen Seite des Thronsaals auf ihn wartete und eine bleierne Traurigkeit, die ihm beinahe die Luft zum Atmen nahm, breitete sich über ihn aus.

Der König folgte Narutos Blick und verharrte eine Weile auf dem Uchiha.

„Tritt näher.“
 

Kakashi schubste Sasuke nach vorne und nickte in Richtung der Königsfamilie, als Sasuke ihn erbost ansah. Der Schwarzhaarige drehte sich um und sah Vater, Mutter und Sohn, die ihn scheinbar erwarteten. Er konnte nur erahnen, was der König von ihm wollte. Müde schwamm er zu ihnen hin und blieb neben Naruto stehen, der genauso verwirrt aussah, wie er sich fühlte.

„Du bist Sasuke Uchiha?“

Es klang mehr nach einer Aussage.

„Ja.“

Seine Augen sind wie die von Naruto… Er warf einen flüchtigen Blick auf Kushina. Und sein gütiges Lächeln gleicht dem seiner Mutter…

„Im Namen von uns beiden danke ich dir, dass du Naruto bei dir aufgenommen und ihn verpflegt hast. Dafür sollst du belohnt werden.“ Minato klatschte in die Hände, woraufhin ein Diener eilig auf sie zugeschwommen kam und dem König eine Muschel überreichte. Dieser gab sie an Sasuke weiter.

„Das ist eine Akoya-Perlmuschel mit einer äußerst seltenen und wertvollen Perle. Nimm sie als Zeichen unserer Dankbarkeit.“

Sasuke betrachtete die Muschel in seinen Händen und wusste nicht so recht, was er antworten sollte, als nickte er dem König höflich zu.

„Nun denn, Kakashi wird dich wieder bis zum Strand geleiten. Lebe wohl, Sasuke Uchiha.“

Als wäre das sein Stichwort gewesen, stand Kakashi wieder neben Sasuke und machte Anstalten, den Studenten an die Oberfläche zu begleiten, doch der blieb stehen und wandte sich stattdessen an Naruto.

„Das ist dann wohl der Abschied“, murmelte er steif. Ihm ging es elend, er wollte Naruto nicht so abweisend behandeln, doch er konnte seine Trauer nicht zurückhalten. Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und machte den Eindruck, als ob er gleich anfangen würde zu weinen, doch dann schüttelte er kaum merklich den Kopf, atmete tief durch und wandte sich an seinen Vater. Auch wenn die Gefühle und Gedanken noch immer unkontrolliert in seinem Kopf umherwirbelten, hatte sich ein Entschluss glasklar herauskristallisiert.

„Ich bin wirklich glücklich, dass ich wieder Zuhause bin“, fing er an. „Ich bin glücklich, euch wiederzusehen. Und ich bin glücklich, dass ihr mir verzeiht. Wirklich. Das Mizushichi-Reich wird auch immer mein Zuhause bleiben, aber ich habe etwas an der Oberfläche gefunden, das mir auch das Gefühl gibt, Zuhause zu sein. Genau wie du muss ich mir die Frage stellen, ob ich mich nicht ein Leben lang unglücklich nach etwas sehne, wenn ich hierbleibe. Es..es tut mir leid, euch wieder Kummer zu bereiten, aber ich will wieder an die Oberfläche. “ Er zeigte auf Sasuke. „Ich habe mich endlich entschieden, wer mich glücklich macht.“

Sasuke starrte ihn sprachlos an. Dass Naruto so klar und deutlich sagte, was er wollte, machte ihn einerseits glücklich, andererseits fürchtete er, dass der Prinz damit einen Schritt zu weit gegangen war und die gerade gewonnene Familienidylle wieder zerstören würde. Auch Minato schien es die Sprache verschlagen zu haben. Mit unergründlicher Miene blickte er von einem zum anderen, doch Naruto zeigte sich nach wie vor entschlossen.

„Möchtest du auch, dass Naruto weiterhin bei dir bleibt?“, fragte Kushina an Sasuke gewandt.

Sasukes Herz klopfte bis zum Hals, als er leise „Ja“ sagte.

Kushina hakte sich bei ihrem Gatten ein, legte ihren Kopf auf seine Schulter und lächelte. „Ich denke, dagegen können wir nichts sagen.“
 

2 Monate später

Wenn er jetzt daran zurückdachte, hatte Sasuke keine Ahnung, was danach passiert war, dafür war alles viel zu schnell gegangen und die Gedanke wollten selbst dann, als er wieder an Land war, nicht aufhören, in seinem Kopf Karussell zu fahren. Er hatte nicht begreifen können, was geschehen war, wie es so hatte ausgehen können und der Schock darüber hatte fast seine Freude vertrieben. Kakashi war wieder im Meer verschwunden und sie standen alleine am Strand, mit Beinen und ohne Kiemen. Auch Naruto war wie erstarrt, schrie jedoch nach einigen Minuten vor heller Begeisterung auf und fiel Sasuke glücklich um den Hals. „Ich darf an Land bleiben! Ich darf bei dir bleiben!“

„Ja…ja…“

Mehr hatte Sasuke nicht hervorgebracht, ehe er den Blonden geküsste hatte und nicht mehr aufhörte, bis es dunkel wurde und sie erschöpft, aber glücklich zur Wohnung gelaufen waren.
 

Er gähnte und streckte sich. Er war zu wach zum Schlafen, aber zu müde zum Aufstehen, also drehte er sich zur Seite und kuschelte sich an Narutos Rücken, der noch sabbernd und schnarchend schlief. Sasuke drückte ihm einen Kuss an den Hinterkopf und flüsterte ihm ins Ohr: „Wie wär’s mit Ramen und einem ganz besonderen Nachtisch?“

Plötzlich drehte Naruto sich zu ihm um und grinste ihn an. „Gerne!“
 


 

Die böse Tat ist nun vollbracht, Sir! Ach Kinder, nach drölfmillionen Jahren hat diese FF endlich ihr Ende gefunden! Ich bin mir zwar nicht sicher, ob dieses Ende optimal ist, weil mir hundert Möglichkeiten durch den Kopf geschossen sind, aber ich musste beim Schreiben ein bisschen Schmunzeln, das ist doch schon mal ein gutes Zeichen. Und tut mir leid, dass das mit der Vision aus Kapitel 3 so verwurschtelt ist, ich hatte dieses Kapitel hier schon fertig geschrieben, als mir das mit der Vision wieder eingefallen ist, da wollte ich nicht alles wieder komplett umschreiben…und ich hoffe, dass sonst keine größeren Sinn-Fehler drin sind, wenn euch was auffällt, sagt mir einfach Bescheid, dann kann ich eventuell noch was überarbeiten.

Natürlich möchte ich allen Lesern und Kommischreibern von Herzen danken, denn ohne euch hätte ich die FF vielleicht nie beendet und sie würde in 80 Jahren noch mit dem „nicht abgeschlossen“-Status auf Animexx rumdümpeln. Also: Habt vielen Dank, ihr macht mich glücklich!

So, dies ist zwar wie erwähnt das letzte Kapitel, aber es wird noch einen sehr kleinen Epilog geben, der in den nächsten Tagen folgt. Bis dahin: Macht’s gut, ihr Lieben.

Gezeichnet: Die Schreiberin der Fischstäbchen-Geschichte.
 

OUTTAKES

Als sie sich voneinander lösten, schlang Naruto seine Arme um Narutos Hals…und dann lebten Naruto und Naruto glücklich bis an ihr Lebensende.
 

„Nein, ich meinte…als ich bei Sasuke baden war, ist nichts passiert.“

Der Grauhaarige dachte kurz nach. „Magic!“
 

„Ihm wachsen Kiemen“, antwortete Sascha kakashisch.
 

Minato wusste, dass Kushina und umarmte ihren Liebsten. Genau, weil Sätze ja auch keinen Sinn machen müssen und so.
 

„Menschlichkeit ist keine Schwäche“, erwiderte Kakashi, der plötzlich im Raum war und umarmte seinen Liebsten.
 

„Nun denn, Kakashi wird dich wieder bis zum Strand geleiten. Lebe wohl, Sasuke Uchiha.“ Und plötzlich verschwand Sasuke und wurde nie wieder gesehen. Ende.

Never cold again

Ein Jahr später.
 

„Ich frage dich: Willst du, Hinata-san, den hier anwesenden Kiba Inuzuka zu deinem Mann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“

„Ja, ich will.“

„Und so frage ich dich: Kiba, willst du die hier anwesende Hinata-san zu deiner Frau nehmen, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“

„Ja, ich will.“

„Mit der Kraft des mir verliehenen Amtes erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen.“

Kiba grinste und sah in das lächelnde Gesicht seiner Frau, ehe er sie zu sich heranzog und ihr sanft einen Kuss auf ihre Lippen drückte. Die Zuschauer applaudierten und drängten sich nach vorne zum Altar, um dem frischgebackenen Ehepaar zu gratulieren. Unter den Gästen war ein junger Meermann mit blondem, zerzaustem Haar, der die beiden herzlich umarmte. Kiba nickte ihm zu, ehe er immer mehr Hände schüttelte, die ihm alles Gute wünschten.

„Das war eine sehr schöne Hochzeit“, sagte Naruto zu Hinata und lächelte. „Ich hoffe, er macht dich glücklich.“

Hinata atmete tief durch, sah zu Kiba und errötete. „Ja, das tut er. Er macht mich glücklicher als alles andere.“

„Freut mich zu hören, Hinata. Wirklich. Tut mir leid, aber ich muss schon wieder los, ich werde erwartet.“

Die Hyuuga legte ihm eine Hand auf den Arm.

„Was ist mit ihm?“

Narutos Grinsen wurde breiter. „Wie du schon sagtest: Er macht mich glücklicher als alles andere.“
 

Sasuke starrte fröstelnd auf das Meer. Wenn er sich nicht beeilte, würden sie zu spät zu diesem blöden Pärchen-Abend kommen, den Tenten vorgeschlagen hatte. Neji teilte seine Ansicht, dass sowas total albern und überflüssig war, aber seiner Freundin konnte er einfach nichts ausschlagen. Der Student lächelte. Ein Pärchenabend mit einem blonden Meerjungmann…sowas Verrücktes…

Vor ihm begann sich das Wasser zu kräuseln und zu blubbern, bis Naruto aus dem Wasser stieg und auf ihn zugelaufen kam. Und in dem Moment, in dem der Blonde ihm um den Hals fiel und er ihn an sich drückte, wurde ihm so warm ums Herz, dass er das Gefühl hatte, ihm würde nie wieder kalt werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (184)
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Von:  Animefanboy
2022-07-26T14:14:32+00:00 26.07.2022 16:14
Ich liebe diese Geschichte auch wenn ich vielleicht ein bisschen spät bin. Ich finde das es süß gemacht und geschrieben worden ist. Die Idee ist auch einzigartig und unser kleines lieblings Fischstäbchen mit seinem neuem Freund ist echt nett.
Ich mag diese FF sehr...also jetzt halt schon. Es tut mir auch leid das ich es erst 10 Jahre später entdeckt habe. Es ist auch Schade für mich. Aber danke für diese nette Geschichte. Ich les dann mal weiter...Bye <3
Von:  Wisteria
2014-12-06T20:47:07+00:00 06.12.2014 21:47
Das für eine wunderschöne Geschichte!!!
Sie hat mir sehr gut gefallen, toll geschrieben, trotz ein paar Herzkasper. :)
Gott sei dank ein Eierkuchen-Ende!
^^ LG
Antwort von:  Yuks
06.12.2014 23:36
Aaaw, dankesehr, freut mich sehr zu hören! :3
Von:  Aerin
2014-11-30T01:01:51+00:00 30.11.2014 02:01
jetzt hat endlich jeden seinen partner.
auch die hochzeit war schön und das naruto dabei war finde ich super.
aber die beiden naru und sasuke passen wirklich sehr gut zusammen.
schade das es schon zu ende ist fand es sehr gut.
Antwort von:  Yuks
30.11.2014 03:08
Ja, Happy End durch und durch! ^-^
Dankeschön :3
Von: abgemeldet
2014-11-27T07:32:12+00:00 27.11.2014 08:32
Ich freue mich total das deine FF ein Ende gefunden ht. Damit hätte ich nämlich nicht mehr gerechnet. Das kam total unerwartet. Aber ich bin auch glücklich das Naruto und Sasuke zusammen bleiben können. 😄😄😄
Antwort von:  Yuks
27.11.2014 22:46
Damit hab ich eigentlich auch nicht mehr gerechnet xD Aber ich wollte nicht, dass sie für immer unfertig bleibt, also hab ich mich aufgerafft und sie beendet ;3 Danke für dein Kommi ^-^
Von:  Kanra-sama
2014-11-26T16:19:18+00:00 26.11.2014 17:19
Waaah, das Kapitel war voll süß!
Ich hab erst letztens wieder an diese FF gedacht und es freut mich, dass sie ein solch schönes Ende gefunden hat!
Meiner Meinung nach hätte es ruhig etwas länger sein können, aber es ist gut wie es ist^^

Danke für alles! Es war wirklich immer wieder ein schönes Erlebnis diese FF zu lesen!

Grüßchen!
Antwort von:  Yuks
26.11.2014 17:28
Aaw, dankeschön, das freut mich sehr zu hören! ://3
Von:  KamuiMegumi
2014-11-25T20:42:01+00:00 25.11.2014 21:42
Hurra! Die Geschichte hat ein Ende bekommen! Und sogar ein Happyend. Auch wenn das recht knapp in einem Absatz erledigt wurde, aber egal. Happy bleibt happy! ;-)
Arigatou!
Antwort von:  Yuks
26.11.2014 17:27
Das HAPPY-End war sogar von Anfang an geplant ;3
Ja, das stimmt, hätte etwas länger sein können, das hat mir auch Sorgen bereitet bzw. unzufrieden gestimmt, aber nun gut, jetzt ist es so passiert ;D
Dir ein nettes Arigatou für deinen Kommentar! :)
Von:  KamuiMegumi
2014-09-08T10:40:32+00:00 08.09.2014 12:40
Bitte bitte bitte bitte bitte bitte. .. schreib das Abschlusskapitel...biiiiiiiiiitte
Von:  Didi
2014-03-04T03:22:17+00:00 04.03.2014 04:22
Sasu und ein Fischschwanz ...hmm.. hehehhehehe hört sich cool an und wenn so was padsieren würde wär ich vor allem auf seine reaktion gespannt hehehe ^^ :D
Mach bitte bitte bitte bitte bitte gaaaaaanz schnell weiter !!!! ♥

LG Didi
Von:  Rusalka
2012-02-05T22:22:59+00:00 05.02.2012 23:22
Bekommt Sasuke denn auch einen Fischschwanz?
Am besten würde es mir natürlich gefallen wenn er einen bekommen würde und bei Naru im Meer bleiben würde. ^^
Und natürlich sollten Hina/Kiba zusammen kommen.

Es ist zwar schade wenn die FF beendet ist, aber es kann ja nicht ewig weiter gehen. Überleg dir ein schönes Ende, du packst dass ^^

LG Athene_Chan
Von: abgemeldet
2012-02-04T19:51:40+00:00 04.02.2012 20:51
yeah ein neus kapi ^^
irgendwie gefäält mir die tatsache nicht das Naruto wieder zurück kehrt und was wird dann aus Sasuke...
tja sehe bzw. lese ich erst im nächsten kapi
warum muss es unbedingt das letzte sein naja alles hat ja mal ein ende
lass bitte wenigstens ein happy end sein
lg StrangeHero


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