Zum Inhalt der Seite

The Crisis Begins

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ankunft in Midgar

Autor: Morwen

E-mail: MorwenEledhwen@gmx.de

Titel: The Crisis Begins

Teil: 1/?

Genre: Action, Drama, Pre-FFVII-Timeline und vor allem - GEN! (Oh Gott, es tut SO GUT, zur Abwechslung mal das zu machen, wenn man für gewöhnlich nur Shônen-Ai schreibt...! xD Auch wenn ich mittlerweile finde, dass es weitaus schwieriger ist, Gen zu schreiben, als Shônen-Ai. 8D)

Musik: ayaka: "Why" & Takeharu Ishimoto: "The Price of Freedom" in Dauerschleife

Kommentar:

Die meisten der nachfolgenden Kapitel sind zwischen 0 und 4 Uhr nachts unter Einfluss von großen Mengen an Koffein entstanden.

Ihr seid gewarnt! <+>___<+>
 

... ach ja, und die Tatsache, dass es Gen ist, wird mich nicht davon abhalten, in dieser Fanfic mit Andeutungen um mich zu schmeißen. Denn davon werde ich mit Sicherheit exzessiven Gebrauch machen. :D
 

Und jetzt viel Spaß beim Lesen. ^^
 


 

Ankunft in Midgar
 

„Ihr wollt ihn wirklich gehen lassen?“, fragte die junge Frau bestürzt und faltete die Hände in ihrem Schoss.
 

Die ältere Frau, die ihr gegenüber saß, lächelte bitter.

„Welche Mutter will ihr Kind schon freiwillig ziehen lassen?“, entgegnete sie, dann wandte sie den Kopf und sah über die Veranda hinaus in den Garten vor der kleinen Hütte. Die Augen der jüngeren folgten ihrem Blick.
 

Ein Stück entfernt stand ein Holzklotz und vor ihm ein Junge, der mit konzentriertem Gesichtsausdruck eine Axt schwang und verbissen Holzscheit um Holzscheit spaltete. Ab und zu legte er eine Pause ein, um das gespaltene Holz ordentlich neben dem Klotz zu stapeln, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
 

„Er ist erst zwölf“, sagte die junge Frau schließlich.
 

„Er wird in wenigen Tagen dreizehn“, entgegnete die andere nur. „In der Ausschreibung stand, dass dies das Mindestalter für die Aufnahmeprüfung wäre.“
 

Plötzlich lachte sie leise. „Wenn es nach meinem Sohn gegangen wäre, wäre er schon mit zehn nach Midgar gegangen. Ein Wunder, dass wir ihn überhaupt solange hier behalten konnten... Er ist genauso ein Hitzkopf wie sein Vater es früher war.“
 

„Dann geht er also wirklich.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
 

„Ja, das wird er“, erwiderte die Mutter des Jungen wehmütig. „Die meisten Vorbereitungen sind bereits getroffen. In zwei Wochen wird Zack nach Midgar gehen.“
 

*~*~*
 

Das erste, was Zack Fair bemerkte, als er die Tore Midgars durchschritt, waren die grauen Wolken, die den Himmel verdunkelten. Sie waren voller Ruß und Staub und wirkten schwer, nicht wie die weißen Schäfchenwolken, die über den blauen Himmel seines Heimatdorfes gezogen waren. Für einen Moment überkam Zack ein Gefühl der Beengtheit und er senkte schnell wieder den Blick.
 

Als nächstes fielen ihm die vielen Menschen auf, die geschäftig an ihm vorbeihasteten, um den verschiedensten Beschäftigungen nachzugehen. Noch nie hatte Zack so viele Menschen an einem Ort gesehen, selbst einer der Nachbarorte, der fast dreimal so groß gewesen war, wie sein eigenes Dorf, erschien ihm im Vergleich dazu winzig.

Obwohl es Zack nicht an Selbstbewusstsein mangelte, fühlte er sich bei all der Hektik um ihn herum plötzlich für einen Augenblick verloren.
 

Sorgsam schulterte er wieder den Rucksack, den er kurz abgesetzt hatte um einen Moment lang zu verschnaufen, und setzte dann seinen Weg ins Innere der Stadt fort.
 

Das ShinRa-Hauptgebäude war nicht zu übersehen. Seine riesige Masse verdeckte sogar den grauen Himmel, und je mehr Zack sich ihm näherte, umso mehr verstärkte sich der Eindruck, das Gebäude würde direkt in den Himmel wachsen.
 

Als er schließlich am Haupteingang angelangt war, legte Zack den Kopf in den Nacken und sah an der gewaltigen Fassade empor. Doch anders als die meisten anderen Menschen schüchterte ihn der Anblick nicht ein, sondern steigerte ganz im Gegenteil nur noch seine Vorfreude darauf, bald selbst in diesem Koloss zu wohnen.
 

Gutgelaunt trat Zack durch den Haupteingang in eine Art riesigen Vorhof und machte sich auf die Suche nach einem Pförtnerhäuschen oder etwas ähnlichem, wo er nach dem weiteren Weg fragen konnte.
 

Auf einmal kam ein Trupp ShinRa-Infanteristen aus einem Seitengang und der Junge wich an die Wand zurück, um nicht niedergetrampelt zu werden. Während die Soldaten Reihe um Reihe in Richtung des Eingangportals an ihm vorbeizogen, überlegte Zack, welcher der zahlreichen Gänge wohl der richtige war. Da jedoch gerade auch an allen Ecken und Enden des Eingangsbereiches gebaut wurde, fiel ihm die Entscheidung nicht gerade leicht.
 

Schließlich waren die Infanteristen fast vorbeigezogen, als einer der Männer in der letzten Reihe Zack den behelmten Kopf zuwandte und Anstalten machte, sich aus dem Trupp zu lösen. Der Junge hielt es für eine gute Idee, sich besser aus dem Staub zu machen, und lief schnell auf einen etwas schmaleren Gang zu, immer tiefer hinein in das Gebäude.
 

Dass dies die falsche Entscheidung gewesen war, erkannte Zack etwa eine halbe Stunde später, als er zwar weiter auf das Firmengelände vorgedrungen war, sich jedoch rettungslos verlaufen hatte.
 

Frustriert lief er Gang um Gang ab, während sein Rucksack immer schwerer zu werden schien, und gelangte schließlich in einen kleinen, von hohen, grünen Hecken durchzogenen Innenhof.
 

Der Stille und Abgeschiedenheit nach zu urteilen, war er hier jedoch erneut am völlig falschen Ort gelandet. Doch gerade als er ihn wieder verlassen wollte, hörte er plötzlich Stimmen, die von einer der Hecken am anderen Ende des Hofes zu ihm herüberschallten.
 

„... neuen Rekruten kümmern?“, hörte er eine männliche Stimme sagen, deren Sprecher sich über irgendetwas zu amüsieren schien. „Augerechnet du? Ich dachte, du wolltest dich auf die Abrichtung der Wachhunde von ShinRa spezialisieren.“
 

„Wachhunde, Rekruten... wo ist da der Unterschied?“, ertönte eine zweite Männerstimme, die jedoch wesentlich tiefer als die erste war.
 

„Spart euch eure Sticheleien“, brummte ein dritter Sprecher. „Irgendwer muss es ja schließlich tun... und da sich zwei gewisse Herren, deren Namen ich hier nicht nennen möchte, lieber mit Freude von einer Schlacht in die nächste stürzen, muss ja einer dableiben, der sich um den Nachwuchs kümmert.“
 

„Wie edel von dir“, meinte die erste Stimme spöttisch. „Ob sich die armen Kleinen dann wohl auch ständig Moralpredigten anhören dürfen?“
 

Die Antwort bestand aus einem unverständlichen Grummeln, dem jedoch gemeinsames Gelächter der drei Männer folgte.
 

Zack wagte kaum zu atmen. Er hatte sich während des kurzen Wortwechsels nicht von der Stelle gerührt, zu neugierig hatten ihn diese Worte gemacht. Konnte es vielleicht sein, dass er zufällig auf seine zukünftigen Ausbilder gestoßen war? Möglicherweise sogar auf hochrangige Mitglieder von SOLDAT...?
 

Während er noch rätselte, mit welchen der Helden der Kampfeinheit er es hier zu tun haben könnte, wurde es hinter der Hecke plötzlich still.
 

„Sieh an, sieh an, wir haben Besuch“, ertönte auf einmal eine Stimme so dicht hinter ihm, dass Zack vor Schreck zusammenfuhr und dabei schmerzhaft mit dem Ellenbogen an die Mauer stieß, an der er eben noch gelehnt hatte.
 

„Das ist ja nur ein Kind“, meinte ein zweiter Sprecher, und seine Stimme klang ein wenig enttäuscht. „Entweder werden die Tarnungen unserer Gegner immer raffinierter... oder hier hat sich jemand verlaufen. – Hey, Kleiner, hast du etwa gelauscht? Antworte!“
 

Zack drehte sich um und stand auf einmal zwei jungen Männern gegenüber. Einer von ihnen war in Scharlachrot, der andere in Silber und Schwarz gekleidet. Die Aura, die sie umgab, war so mächtig, dass es Zack, der für gewöhnlich alles andere als auf den Mund gefallen war, die Sprache verschlug. Doch am meisten faszinierten ihn ihre Augen – sie waren beide von einer sehr intensiven Farbe und schienen von innen heraus zu leuchten.
 

Ein Seufzen ertönte. „Jetzt macht dem Jungen doch keine Angst. Oder glaubt ihr etwa ernsthaft, dass er ein Spion ist?“
 

Ein dritter Mann näherte sich, der nicht viel älter als die beiden anderen sein konnte, und ging vor Zack in die Hocke.
 

Da Zack für sein Alter zwar kräftig, doch nicht sehr groß war, sahen sie einander auf gleicher Höhe ins Gesicht. Wieder wurde er von einem Paar unnatürlich strahlender Augen gemustert, doch anders als bei den anderen beiden Männern, die ihn mit einer gewissen Distanziertheit ansahen, lag im Blick dieses Mannes ehrliche Sorge.
 

„Wie ist dein Name, Junge?“, fragte er. „Hast du dich verlaufen? Vielleicht suchen deine Eltern ja schon nach dir.“
 

„Ich heiße Zack Fair“, entgegnete Zack, der endlich seine Sprache wieder gefunden hatte, mit leiser, aber fester Stimme. „Und ich bin allein hier. Ich bin einer von den neuen Rekruten.“
 

Einen Moment lang war es still, dann ertönte hinter ihnen Gelächter.

Du? Einer der neuen Rekruten? Das soll wohl ein Witz sein!“, meinte der Mann in Scharlachrot und begann erneut zu lachen.
 

„Man kann ja vieles über ShinRa sagen, aber nicht, dass sie Kinder als Soldaten in den Krieg schicken“, sagte sein Kamerad neben ihm und schüttelte den Kopf. „Geh nach Hause, Kleiner, das hier ist noch nichts für dich.“
 

Zack spürte, wie seine Wangen heiß wurden, während er den Spott über sich ergehen ließ.
 

„Ich bin kein Kind“, erwiderte er wütend, auch wenn ihn seine innere Stimme mahnte, in der Gegenwart dieser Männer besser die Klappe zu halten. „Ich bin dreizehn und damit alt genug, um an der Aufnahmeprüfung für SOLDAT teilzunehmen! Ich will ein Kämpfer werden, genau wie ihr!“
 

Der Mann, der vor ihm kniete und die ganze Zeit über kein Wort gesagt hatte, sah ihn nachdenklich an.
 

„Dreizehn ist in der Tat das Mindestalter für neue Rekruten“, sagte er dann und erhob sich wieder. „ShinRa hat es vor ein paar Monaten auf dieses Alter herabgesetzt, um es damit auch sehr jungen Talenten zu ermöglichen, SOLDAT beizutreten.“
 

Er wandte sich ab. „Wenn du die Aufnahmeprüfung schaffst, werden wir uns also vielleicht wiedersehen, Junge.“
 

„Ich heiße Zack“, murmelte Zack, und der Mann drehte sich stirnrunzelnd wieder zu ihm herum.
 

„Du bist ganz schön vorlaut, Kleiner“, sagte er und Zack biss sich auf die Zunge, nahm seine Bemerkung jedoch nicht zurück, sondern erwiderte nur trotzig den Blick des anderen.
 

Plötzlich lächelte der Mann.

„In Ordnung... Zack“, sagte er. „Ich bin Angeal, SOLDAT-Kämpfer erster Klasse. Bestehst du die Prüfung, werde ich dein Ausbilder sein. Und glaub mir, es wird sicher kein Zuckerschlecken.“
 

Zack nickte stumm, während ihm das Herz vor Aufregung bis zum Hals klopfte. Er war noch nicht einmal einen Tag in Midgar, und schon begegnete er einem Kämpfer des höchsten Ranges!
 

„Ich wünsche dir viel Glück“, meinte Angeal und ging zu seinen beiden Freunden hinüber. „Den Rückweg findest du übrigens, wenn du den Gang zurückgehst, aus dem du gekommen bist, und dich bei der ersten Abzweigung rechts hältst. – Bis bald, Zack.“
 

Und dann waren alle drei plötzlich verschwunden und Zack stand allein auf dem Hof.
 

Ein wenig verwirrt über diesen Trick, doch entschlossen, den SOLDAT-Kämpfer nicht zu enttäuschen, machte er sich wieder auf den Rückweg.
 

*~*~*
 

„Dreizehn Jahre“, sagte Sephiroth. „Ist ShinRa denn schon so verzweifelt?“
 

„Ich finde, es ist das perfekte Alter“, meinte Genesis.
 

„Warum?“, fragte Sephiroth.
 

„Weil sie in diesem Alter noch an ihren kindlichen Träumen festhalten, ohne vom Fluch der ewigen Selbstzweifel betroffen zu sein, der sie spätestens mit sechzehn Jahren ereilen wird“, erklärte sein Kamerad mit verträumt klingender Stimme.
 

„Findest du?“ Sephiroth dachte einen Moment lang über diese Worte nach, dann schüttelte er den Kopf. „Ich weiß nicht. Irgendwie klingt das so... bitter.“
 

„Und doch ist es die Wahrheit, mein Freund“, entgegnete Genesis und sah zu Angeal hinüber. „Habe ich nicht Recht?“
 

Doch Angeal hüllte sich in Schweigen.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 


 

Über Kommentare/Anmerkungen jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. ^^

Träume...

Kommentar:

Da im Prolog noch nicht wirklich viel passiert ist, mache ich am besten gleich mal weiter... :)

(Und yay! @ Genesis und Angeal ^^ Es macht Spaß, dieses Duo zu schreiben...)
 


 

Träume...
 

Liebe Mutter, lieber Vater,
 

ich bin gut in Midgar angekommen und auch mit der Anmeldung für die Aufnahmeprüfung hat alles geklappt. Jetzt wohne ich im ShinRa-Hauptgebäude in einem Zimmer zusammen mit drei anderen Jungen. Wir sind insgesamt etwa 250 Anwärter, doch unser zukünftiger Ausbilder meint, dass höchstens ein Zehntel von uns bestehen wird. Wer durchfällt, soll zu den regulären Truppen geschickt werden.

Die Prüfung ist in drei Monaten, und bis dahin bekommen wir Unterricht im Umgang mit Waffen und Materia. Während der Prüfung soll dann unsere körperliche und geistige Belastbarkeit getestet werden. Auf den praktischen Teil freue ich mich schon ganz besonders, endlich kann ich allen zeigen, wofür ich in den letzten Jahren so hart trainiert habe!

Die meisten Jungen hier sind zwar viel älter als ich, doch ich schwöre, dass ich mein Bestes geben werde. Ich werde euch sicher nicht enttäuschen!
 

In Liebe,
 

Zack
 

P.S.: Grüßt meine Freunde von mir!
 


 

*~*~*
 

„Hast du Angst?“
 

„Was?“
 

Zack, der auf einem der Stühle in seinem Quartier saß und gerade dabei war seine Stiefel zuzuschnüren, hob den Blick. Er hatte extra drei Paar Socken angezogen, damit seine Füße nicht ständig in den Stiefeln hin- und herrutschten und er keine Blasen bekam. Es war schwierig gewesen, passende Kleidung in seiner Größe zu finden, da er einer der kleinsten Anwärter für die Prüfung war. Zwar passten ihm Hose und Oberteil, doch Schuhe und Helm waren ihm jeweils eine Nummer zu groß, und vor allem letzterer hatte die Angewohnheit, ihm ständig vom Kopf zu rutschen.
 

Der blonde Junge ihm gegenüber kaute nervös auf der Unterlippe.

„Na, ob du Angst hast“, wollte er erneut wissen. „Vor der letzten Prüfung. Es heißt, dass es schon Anwärter gab, die sie nicht überlebt haben sollen...“
 

Zack zuckte mit den Schultern. „Kann sein, dass es so ist. Ich fürchte mich jedenfalls nicht davor.“ Er grinste.
 

Der andere Junge, der sich Zack am ersten Tag als Rayt vorgestellt hatte, seufzte nur.
 

Er war genauso alt wie Zack, doch obwohl er ein bisschen größer war, war Rayt sehr viel zierlicher gebaut. Das hatte sich in den bisherigen Übungskämpfen jedoch nicht unbedingt als Nachteil erwiesen, denn der blonde Junge war wendig und außerordentlich geschickt im Kampf, und obwohl er nicht die gleiche Kraft wie Zack besaß, machte er seinen Gegnern mit seinen schnellen, gezielten Attacken doch sehr zu schaffen.

Anders als Zack war Rayt ein Stadtkind, genauer gesagt ein Kind Midgars. Seine Eltern waren wohlhabende Bürger der Stadt und hatten ihm schon früh nur die beste Bildung zukommen lassen. Darum hatte Rayt, obwohl noch sehr jung, auch im theoretischen Teil der Prüfung fast ausschließlich mit dem bestmöglichen Ergebnis bestanden.
 

„Du hast wirklich ein sonniges Gemüt“, meinte Rayt nach einer Weile. „Es muss doch irgendwas geben, wovor du dich fürchtest!“
 

Zack dachte angestrengt nach und nickte dann schließlich.

„Ja, es gibt etwas, wovor ich Angst habe“, sagte er.
 

„Und das wäre?“
 

„Ich habe Angst davor, die Prüfung nicht zu bestehen.“
 

Rayt verdrehte die Augen und knuffte Zack, der bei seinem Gesichtsausdruck angefangen hatte zu lachen, gegen den Oberarm.
 

„Das habe ich nicht gemeint, das weißt du ganz genau!“
 

„Stimmt, das weiß ich“, kicherte Zack. „Aber es ist die Wahrheit. Das ist tatsächlich das einzige, wovor ich mich im Moment fürchte.“
 

„Ja, aber... was ist, wenn du stirbst?“, bohrte Rayt weiter.
 

„Dann hab’ ich halt Pech gehabt“, entgegnete Zack und plötzlich wurde er wieder schlagartig ruhig, beinahe nachdenklich. „Ich will schon Mitglied von SOLDAT werden, seit ich denken kann, da muss ich das Risiko einfach eingehen.“
 

„Ja, nur... wieso? Was reizt dich so daran?“
 

Zack grinste. „Ganz einfach – ich will ein Held werden.“
 

Rayt verzog das Gesicht. „Du bist echt ein Träumer.“
 

„Wieso?“, fragte Zack schmollend. „Glaubst du etwa nicht, dass ich das schaffen kann?“
 

Rayt wandte sich ab und stand auf. „Es klingt halt wie das Ziel eines Träumers, und außerdem ist es völlig idiotisch. Es gibt keine Helden bei SOLDAT, abgesehen von Sephiroth.“
 

„Dann trainiere ich eben so lange, bis ich besser bin als er“, entgegnete Zack stur.
 

„Das will ich sehen“ meinte Rayt naserümpfend.
 

„Ich werde es dir schon beweisen!“, erwiderte Zack, der seine Stiefel endlich fertig geschnürt hatte, und sprang auf. „Erst bestehen wir die Prüfung und dann mischen wir kräftig bei SOLDAT mit! Naaaa, wie klingt das?“

Er strahlte seinen Freund an.
 

„Genauso dämlich wie das meiste andere Zeug, das du von dir gibst“, murmelte Rayt, dann schüttelte er den Kopf. „Und ich lass mich auch noch darauf ein...“
 

Zack verschränkte die Arme vor der Brust. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte er entrüstet.
 

Jetzt war es an Rayt zu grinsen. „Dass ich mit dabei bin, Blödmann. Oder glaubst du vielleicht, ich gönne es dir, den ganzen Ruhm allein einzuheimsen?“
 

Er streckte die Hand aus und der andere Junge schlug ein.
 

„Yeah! Super!“, rief Zack und strahlte über das ganze Gesicht. „Dann nichts wie los!“
 

„Wohin?“, fragte Rayt verwirrt. „Heute gibt es keine weiteren Prüfungen.“
 

„Äh... in die Kantine“, nuschelte Zack. „Ich hab das Mittagessen verpasst und bin kurz vorm Verhungern.“
 

„... Idiot“, entgegnete Rayt kopfschüttelnd, doch er lächelte dabei.
 

Dann verließen sie das Quartier.
 

*~*~*
 

„Er schlägt sich bisher ziemlich gut. Es heißt, er wäre sogar einer der besten.“
 

Angeal, der im hinteren Teil der Kantine an einem Tisch saß, ignorierte den Sprecher neben sich. Stattdessen ruhten seine Augen auf den beiden Jungen, die nicht weit entfernt von ihnen saßen und sich angeregt unterhielten.
 

„Du beobachtest ihn schon seit dem Tag, an dem er hier angekommen ist, nicht wahr?“
 

Angeal ging nicht darauf ein.

„Was willst du, Genesis?“, fragte er stattdessen.
 

Der andere Mann lächelte nur, dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn.
 

„Ich bin gerade von einer Mission zurückgekommen und dachte, ich sage mal kurz hallo, bevor ich zur nächsten aufbreche“, erwiderte Genesis. „Doch wie es aussieht, schaut mein Freund lieber kleinen Jungen beim Essen zu. – Du hast wirklich einen Narren an ihm gefressen, hm?“
 

„Er beeindruckt mich, das ist wahr“, sagte Angeal. „Als ich ihn das erste Mal sah, hätte ich nicht gedacht, dass tatsächlich etwas hinter seiner großen Klappe steckt. Doch er ist sehr zielstrebig und talentiert... sie beide sind es.“
 

Genesis stützte gelangweilt das Kinn in die Hand und klaute ein Salatblatt vom Teller seines Freundes.

„Und das fasziniert dich offenbar so sehr, dass du nicht aufhören kannst, sie anzustarren“, stellte er fest und schob sich das Blatt in den Mund. „Oder steckt mehr dahinter?“
 

„Sie erinnern mich irgendwie an uns“, entgegnete Angeal leise und zum ersten Mal seit dem Beginn des Gespräches wandte er den Kopf, um Genesis anzusehen. „Den Kopf voller Träume von Ruhm und Heldentum... Weißt du noch, damals in Banora?“
 

„Als wir durch die Plantagen gezogen sind und du mich mit deinem Holzschwert windelweich geprügelt hast?“ Genesis, der sich mittlerweile über die Gurken hergemacht hatte, grinste. „Wie könnte ich das je vergessen? Es hat Wochen gedauert, bis die blauen Flecken wieder verschwunden sind.“
 

Angeal erwiderte das Grinsen.

„Du hattest ebenfalls ein Schwert, vergiss das nicht“, entgegnete er. „Und du hast auch nicht davor zurückgeschreckt, es zu benutzen.“
 

„Gegen die Schläge, die ich habe einstecken müssen, hat es aber auch nicht viel genützt“, meinte Genesis kauend.
 

„Ich habe mich nur verteidigt“, sagte Angeal.
 

„Ja, aber ich war kleiner als du.“
 

„Und hast gemeiner gekämpft.“
 

„Gar nicht wahr!“ Genesis verzog das Gesicht. „Und selbst wenn – es kommt nicht drauf an, wie man den Kampf gewinnt, sondern nur, dass man ihn gewinnt.“
 

Sein Freund wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Genesis eine abwehrende Geste machte. „Und jetzt komm mir bitte nicht wieder mit einer deiner Moralpredigten. Wir haben uns schon oft genug über dieses Thema unterhalten, ich kann und will es nicht mehr hören.“
 

Angeal sah ihn einen Moment lang an, dann zuckte er nur mit den Schultern und sah wieder zu den Jungen hinüber. Beziehungsweise dorthin, wo sie gesessen hatten, denn ihr Tisch war leer und auch sonst fehlte jede Spur von ihnen.
 

„Tja, wie es aussieht, sind deine Schützlinge schlafen gegangen“, sagte Genesis und streckte die Hand nach einer Mohrrübe aus, als Angeal ihm plötzlich einen Klaps auf die Finger gab.
 

„Hol dir selber was zu essen“, meinte Angeal nur, während sein Freund ihn beleidigt ansah. „Immerhin ist dein Sold höher als meiner und wird für ein Kantinenessen ja noch gerade so ausreichen.“
 

„Was kann ich denn dafür, dass du dich fast nie für neue Einsätze meldest?“, fragte Genesis, machte jedoch keine Anstalten aufzustehen. „Die Bezahlung dafür ist nun mal am besten.“
 

„Ich sehe keinen Sinn darin, mein Leben jeden Tag aufs Neue zu riskieren, wenn ich ShinRa und SOLDAT auch hier unterstützen kann“, entgegnete Angeal und spießte demonstrativ die Mohrrübe mit seiner Gabel auf.
 

„Mag sein, dass es riskant ist“, sagte Genesis. „Aber wenn ich mich hätte langweilen wollen, wäre ich nicht zu SOLDAT gegangen. Du hingegen scheinst ganz scharf darauf zu sein, dich von jedem Schlachtfeld fernzuhalten.“
 

„Und? Ich finde, das ist eine äußerst gesunde und lebensverlängernde Einstellung.“
 

„Aber sie ist nicht typisch für dich, mein Freund.“ Genesis lehnte sich zu ihm hinüber. „Ich weiß, dass du ein Kämpfer bist, Angeal“, raunte er ihm ins Ohr. „Du bist es schon immer gewesen. Und egal, wie sehr du versuchst, dich dagegen zu sträuben... du wirst auch immer einer bleiben.“
 

Angeal schwieg, während sein Freund wieder von ihm abließ und aufstand.
 

„Wir waren schon lange nicht mehr gemeinsam im Trainingsraum“, stellte Genesis nachdenklich fest. „Wie wär’s mit einer kleinen Runde Sparring um Mitternacht? Ich erwarte dich vor dem Simulator.“
 

Und mit diesen Worten ging er, während Angeal in Ruhe die Reste seiner Mahlzeit aß.
 

Als er sich kurz vor Mitternacht auf den Weg zum Simulatorraum machte, wusste Angeal nicht, wen er in diesem Moment mehr hasste – Genesis, der ihm mit der für ihn üblichen Rücksichtslosigkeit seinen größten Schwachpunkt aufgezeigt hatte, oder sich selbst, dafür, dass er nie wirklich etwas getan hatte, um eben diesen Schwachpunkt zu bekämpfen.
 

Denn Genesis hatte Recht, auch wenn Angeal es ihm gegenüber nie zugegeben hätte – er war ein Kämpfer, und auch wenn das Raubtier in ihm meistens ruhte, war es doch immer da, lauernd und jederzeit bereit, sich in die nächste Schlacht zu stürzen.
 

Mit grimmigem Gesichtsausdruck betätigte er den Schalter, der die Tür zur SOLDAT-Etage öffnete, und trat ein.
 

*~*~*
 

„SOLDAT-Anwärter Nummer 163, Zack Fair.“
 

„Sir!“
 

Zack salutierte vor dem Prüfungsausschuss, wobei sein Helm verrutschte. Hastig rückte er ihn wieder zurecht.
 

„Sie haben sowohl die theoretischen als auch die praktischen Teile der Prüfung bislang mit Bravour gemeistert“, stellte der Sprecher des Ausschusses fest. „Für jemanden Ihres Alters ist das eine beeindruckende Leistung.“
 

„Danke, Sir!“
 

Der Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Es steht Ihnen nur noch eine letzte Prüfung bevor“, fuhr er fort. „Wie Ihnen sicher bekannt ist, wird Ihnen wie allen Anwärtern zuvor Mako injiziert werden, das im optimalen Fall Ihre Kraft und Widerstandsfähigkeit steigert. Die Prüfung wird dann dazu dienen uns zu zeigen, wie gut Sie das Mako aufgenommen haben, und ob Sie die physische und psychische Stärke besitzen, ein würdiges Mitglied von SOLDAT zu werden. Sollten Sie die Prüfung hingegen nicht bestehen, werden Sie zur regulären Infanterie versetzt.“
 

„Ich verstehe, Sir.“
 

„Diese letzte Aufgabe wird also alles von Ihnen fordern – Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit und die Fähigkeit, bezogen auf die jeweilige Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Möglicherweise wird dabei Ihre Gesundheit, wenn nicht sogar Ihr Leben in Gefahr sein. Zwar gehe ich davon aus, dass Sie als Anwärter vorhaben, diese letzte Prüfung selbstverständlich ebenfalls abzulegen, aber die Vorschriften verlangen es, dass ich Ihnen noch einmal persönlich diese Frage stelle: Wollen Sie sich dieser letzten Prüfung unterziehen?“
 

Zack schwieg einen Moment lang und dachte an sein Gespräch mit Rayt zurück. Dann holte er tief Luft und nickte.
 

„Ja, Sir!“, entgegnete er mit fester Stimme.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Über Kommentare/Anmerkungen würde ich mich wie immer sehr freuen. ^^

... und Wirklichkeit

Kommentar:

Oh Mann, dieses Kapitel hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet. X__x

Ich habe es bestimmt zwanzig Mal gelesen (und mindestens zehn Mal überarbeitet), aber jetzt habe ich die Nase voll und lasse es einfach so, bevor ich noch weiter daran herumpfuschen kann. ~_~
 

An dieser Stelle möchte ich im Übrigen auf meine neu gestartete Drabble-Reihe Oasis hinweisen, die kurze One-Shots zu Crisis Core beinhaltet. Manche davon sind Erweiterungen zu dieser Geschichte hier, also schaut doch mal vorbei. ;)
 

So, jetzt aber viel Spaß beim Lesen. :)
 


 

... und Wirklichkeit
 

Im Frachtraum des Helikopters war es eng und heiß.

Der Schweiß lief Rayt über den Rücken und ließ den Baumwollstoff seines Oberteils unangenehm an seinem Körper kleben. Mühselig hob er den behandschuhten Arm und wischte sich über die Stirn, bevor ihm der Schweiß in die Augen laufen konnte.
 

Die anderen Anwärter um ihn herum hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen; alle litten sichtbar unter der Hitze.
 

Lediglich Zack zeigte sich völlig unbeeindruckt. In seiner Heimat Gongaga war es fast das ganze Jahr über warm, hohe Temperaturen machten ihm darum kaum zu schaffen. Während Rayt bereits zum vierten Mal einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm, schenkte Zack ihm ein aufmunterndes Lächeln.
 

Rayt hätte sich gerne mit seinem Freund oder den anderen Jungen unterhalten, doch das Dröhnen der Rotorblätter über ihnen übertönte jede noch so laut geführte Unterhaltung. Darum lehnte er sich zurück, versuchte, die Hitze so gut es ging zu ignorieren, und ging in Gedanken noch mal den Ablaufplan durch.
 

Ihre letzte Prüfung bestand in einem Einsatz in einem der kleineren Krisengebiete in Wutai. Unterstützt von mehreren Mitgliedern des zweiten und dritten Ranges von SOLDAT würden sie die Verteidigung eines der Stützpunkte von ShinRa übernehmen – an sich eine einfache Aufgabe, doch ihr Einsatzleiter hatte sie bereits darauf hingewiesen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Angriff der Wutainesen kommen würde.
 

Seitdem sie am frühen Morgen aufgebrochen waren, hatte der Helikopter, in dem sie zusammengepfercht waren, keine Pause eingelegt. Er wurde von mehreren, sehr leistungsstarken Mako-Energiezellen betrieben – nur eine der vielen technischen Errungenschaften der ShinRa-Forschungsabteilung – was ihn in die Lage versetzte, beinahe einen ganzen Tag lang in der Luft bleiben zu können, ohne dass die Energiezellen wieder aufgeladen werden mussten.
 

Doch all das kümmerte Rayt im Moment herzlich wenig. Mittlerweile war es fast Mittag, und er war wie die meisten anderen Rekruten hungrig und erschöpft. Selbst Zack machte den Eindruck, als würde er es nicht mehr lange in der engen Maschine aushalten, was Rayts Wunsch, dass sie bald landeten, nur noch steigerte. Denn wenn Zack ungeduldig wurde, wurde er für gewöhnlich noch hibbeliger, als er es eh schon war, und dafür hatte Rayt im Augenblick einfach keine Nerven.
 


 

Kaum eine halbe Stunde später wurden seine Gebete endlich erhört, als der Hubschrauber zur Landung ansetzte.

Ein Seufzen ging durch den Raum, das zwar im Lärm nicht zu hören, dafür aber deutlich von den Gesichtern der Rekruten abzulesen war. Weitere fünf Minuten später setzten sie auf dem Boden auf und endlich erstarb auch das Geräusch der Rotorblätter.
 

Völlig verspannt stiegen sie aus dem Helikopter und hinaus auf den Innenhof einer uralten Befestigungsanlage, die früher einmal ein Tempel oder etwas Ähnliches gewesen sein mochte. Auf den Mauern hatten ShinRa-Soldaten Stellung bezogen, die das Gelände um die Festung herum nicht aus den Augen ließen.
 

Zack trat neben Rayt und reckte sich ausgiebig, dann gähnte er und ließ die Arme wieder sinken.

„Endlich wieder an der frischen Luft“, sagte er. „Ich hab’s echt kaum noch ausgehalten in dem Ding...“
 

„Fliegen wird also in Zukunft nicht zu deinen Lieblingsbeschäftigungen gehören, was?“, meinte Rayt und grinste.
 

„Darauf kannst du Gift nehmen“, erwiderte Zack und grinste ebenfalls. Dann zog er sein Schwert und betrachtete nachdenklich die in der Sonne blitzende Klinge. Nachdem er festgestellt hatte, dass Fernkampfwaffen ihm nicht lagen, hatte er in den letzten drei Monaten fast täglich mit dem Schwert geübt und war mittlerweile so geschickt im Umgang damit, dass er bei dieser Waffe geblieben war.
 

„Meinst du, wir müssen heute wirklich kämpfen?“, fragte er leise.
 

„Möglicherweise.“ Rayt zuckte mit den Schultern. „Ich habe gehört, unter dieser Anlage gibt es eine riesige Höhle, in der sich eine Mako-Quelle befinden soll. So etwas ist sehr selten, darum sollen wir dafür sorgen, dass Wutai sie nicht wieder zurückerobert.“
 

Zack nickte. „Ja, das habe ich auch schon vermutet. Aber was ich nicht begreife – sie nutzen die Energie doch eh nicht, wieso wollen sie diese Ruine dann wiederhaben?“
 

„Vielleicht war das hier mal ein wichtiger religiöser Treffpunkt“, überlegte Rayt.
 

„Und wenn schon“, entgegnete Zack. „Ich habe gehört, Wutai wäre sehr rückständig... würden sie die Mako-Energie hier abbauen, hätte doch ganz Wutai einen Nutzen davon!“
 

Rayt schüttelte den Kopf bei dieser Bemerkung. „Ich glaube, das ist eine Sache, die nicht ganz so einfach ist, wie du denkst, Zack... Religion hat mehr mit Prinzipien zu tun, als mit Logik.“
 

„Das verstehe ich nicht“, meinte sein Freund stirnrunzelnd und Rayt seufzte.
 

„Ja, das habe ich mir fast gedacht...“
 

„Rekruten!“, ertönte die Stimme ihres Einsatzleiters und die Anwärter versammelten sich rasch um ihn.
 

„Ihr habt jetzt zwei Stunden Pause, in denen ihr etwas essen und euch ausruhen könnt“, fuhr der Mann fort. „Danach erwarte ich euch pünktlich wieder im Hof, wo ich euch in Gruppen für Erkundungsgänge im umliegenden Gelände einteilen werde. Wir rechnen mit einem Angriff am Abend oder in der Nacht, doch es wäre schön, wenn wir vorher schon ungefähr wüssten, wann der Feind hier sein wird. Also teilt euch eure Kraft gut ein, dies könnte eine lange Nacht werden!“
 

Die SOLDAT-Anwärter nickten eifrig, dann löste sich die Gruppe auf.
 

*~*~*
 

Rayt und Zack machten es sich im Schatten unter einem Torbogen gemütlich und verputzten hungrig ihren Proviant. Danach fühlten sie sich wieder ein wenig gestärkter, also beschlossen sie, in der ihnen verbliebenen Zeit die Festung zu erkunden.
 

Sie schien tatsächlich einmal eine Tempelanlage gewesen zu sein. Der Hof, in dem der Helikopter gelandet war, war der erste von insgesamt drei Höfen, von denen jeder von einer hohen Mauer umgeben war. Auf dem innersten und kleinsten Hof stand ein Säulentempel, von dem jedoch nicht viel mehr übrig geblieben war, als ein paar umgestürzte Steinsäulen und verrottetes Holz.
 

Sie kletterten eine Weile auf den Überresten herum, bis ihnen langweilig wurde und sie sich wieder auf den Rückweg zum äußersten Hof machten.
 

Doch kaum hatten sie den innersten Hof verlassen, als eine enorme Erschütterung den Boden unter ihren Füßen zum Erbeben brachte und sie plötzlich Schreie und das Geräusch von Gewehrschüssen hörten. Einen Moment lang standen sie wie erstarrt da, dann rannten sie los.
 

„Zack! Die Materia!“, rief Rayt, der mit einer Hand sein Schwert zog und mit der anderen in seinem Rucksack herumwühlte.
 

„Alles klar!“, entgegnete Zack und griff in seine Gürteltasche, während er ebenfalls sein Schwert zog.

Er spürte die kühle, glatte und doch gleichzeitig merkwürdig pulsierende Oberfläche einer der Materia-Kugeln unter seinen Fingerspitzen und griff danach, während er Seite an Seite mit Rayt durch das letzte Tor stürmte.
 

Der Anblick, der sie erwartete, erschütterte ihn zutiefst.

Der äußere Hof hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Große Felsbrocken lagen über den ganzen Hof verteilt auf dem Boden und die Luft war voller Staub und Sand. Ein riesiges Loch klaffte in der Mauer, durch das eine Schar von Monstern, angeführt von einer Handvoll wutainesischer Krieger, in die Festung stürmte, wo sie auf die ShinRa-Truppen stieß, mit denen sie sich sogleich verbissene Gefechte lieferte.
 

Zack fragte sich für einen Augenblick, wie die Wutai-Truppen es überhaupt geschafft hatten, sich unbemerkt so nah heranschleichen und ein Loch in die Mauer sprengen zu können, doch da stürzte sich schon einer ihrer Krieger auf ihn und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine wesentlich wichtigere Sache – zu überleben.
 

Er jagte kurzerhand einen Eiszauber auf seinen Gegner, der diesen sofort außer Gefecht setzte, dann packte er sein Schwert mit beiden Händen und stürzte sich auf den nächsten Angreifer.
 

Er hatte in den letzten drei Monaten bereits zahllose Trainingskämpfe absolviert, die meisten davon im Simulatorraum. Doch das hier, das war real. Das hier war echter Schmerz und echtes Blut, und obwohl er gewusst hatte, dass er eines Tages auf einem größeren Schlachtfeld würde kämpfen müssen, hätte er doch nicht gedacht, dass es so bald sein würde.
 

Als sein Schwert mühelos, beinahe schon zu leicht, durch die Rüstung seines Gegners drang und ihm fast den Arm von der Schulter trennte, stand Zacks Entsetzen dem des Wutai-Kriegers in nichts nach. Der Mann brach schreiend zusammen, und Zack nutzte die Gelegenheit, um sich in den Schatten unter einem Torbogen zu kauern und dort so lange zu verharren, bis das Zittern, das von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, nachgelassen hatte.
 

Es war nicht das erste Mal, dass er töten musste, doch es war wie die Male zuvor grausig, und Zack wurde plötzlich so übel, dass er sich einen Moment lang wünschte, er hätte nie die letzte Prüfung angetreten. Doch der Kampf tobte nur wenige Meter von ihm entfernt weiter und scherte sich nicht um seine Gefühle, also zwang er sich, seine Furcht für einen Augenblick zu verdrängen und aufzusehen.
 

Aus seinem Schlupfwinkel heraus beobachtete er die Schlacht.

Es stand nicht gut für die ShinRa-Soldaten und die Situation schien für ihn und seine Kameraden hoffnungslos, als den Jungen auf einmal eine unbändige Kraft durchströmte, die ihm das Gefühl gab, auch allein mit den Eindringlingen fertig zu werden.
 

Doch sie machte ihm auch Angst; fast sogar noch mehr, als die Angreifer selbst.
 

Dann entdeckte er nicht weit entfernt Rayts schmächtige Gestalt inmitten eines Rudels riesiger, geifernder Hunde. Zack war innerlich noch immer wie betäubt, aber die Angst um seinen Freund war größer, also verbannte er die lähmende Furcht in einen weit entfernten Winkel seines Bewusstseins und stürzte sich erneut auf den Feind.
 

Sein Entsetzen über das, was während der Schlacht um ihn herum geschah – all die Schmerzensschreie und all die Gewalt – ging unter in dem Adrenalinrausch, der ihn plötzlich packte und seine Zweifel auslöschte.
 

Er schleuderte Zauber um Zauber nach seinen Gegnern, bis seine Konzentration nicht mehr ausreichte, um die Materia einzusetzen, und er stattdessen nur noch mit dem Schwert weiterkämpfte. Bald war seine Uniform gesprenkelt mit Blut, das nicht sein eigenes war, während in seinen Ohren die Schreie derjenigen widerhallten, gegen die er kämpfte.
 

Doch alles, was er dabei fühlte, war eine seltsame Erregung, die ihn an seiner eigenen Menschlichkeit hätte zweifeln lassen, hätte er die Zeit gehabt, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Und noch immer war dieser Rausch da, der ihn zum Berserker machte und verhinderte, dass er aufhörte, sein Schwert zu schwingen... und Zack wusste irgendwann nicht mehr, ob sein Körper überhaupt noch seinem Willen gehorchte.
 

Ausweichen, einen Schwachpunkt in der Deckung finden, zuschlagen, weiterlaufen...

Ob die Schlacht eine oder fünf Stunden andauerte, hätte Zack im Nachhinein nicht sagen können, da die Monotonie des Kampfes ihm jedes Zeitgefühl raubte. Doch schließlich war es vorbei – die wutainesischen Angreifer waren entweder geflohen oder tot – und es erschien Zack, als würde er aus einem Traum erwachen.
 

Er stellte fest, dass er mit dem Rücken an der Festungsmauer stand, während Rayt schwer atmend neben ihm an der Wand lehnte.
 

Keuchend ließ Zack sein Schwert sinken und starrte auf das Bild der Zerstörung, das sich ihm bot. Der Innenhof war übersät von reglosen Körpern, von denen mehr ShinRa-Uniformen trugen, als ihm lieb war. Schlimmer noch, er meinte sogar, das ein oder andere bekannte Gesicht unter den Gefallenen ausmachen zu können... Die wenigen Soldaten, die sich so wie er noch auf den Beinen halten konnten, gaben ihr Bestes, um ihren verletzten Kameraden zu helfen.
 

„Z-Zack...“
 

Rayts leise Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte sich schnell seinem Freund zu, der gerade auf die Knie sank.
 

Der andere Junge hatte eine Schnittwunde am Oberarm, die jedoch nicht sehr tief war. – Wesentlich besorgniserregender hingegen war die Stichwunde in seinem Unterleib...
 

Rayt presste bereits ein Stück Stoff auf die Wunde, doch sie wollte nicht aufhören zu bluten.

„Zack“, flüsterte er erneut den Namen seines Freundes. „Mir ist ganz schwindelig...“
 

„Rayt!“ Erschrocken fiel Zack vor dem anderen auf die Knie, legte die Hände an sein Gesicht und schlug ihm leicht auf die Wange.
 

„Nicht die Augen zumachen, hörst du?“, rief er. „Wir haben es geschafft, wir leben noch! Und bald wird jemand kommen, der deine Verletzung behandeln wird! Versprochen!“
 

„Zack...“ murmelte Rayt. „Erzähl nicht so einen Unsinn...“

Seine Stimme wurde immer schwächer, doch dafür begann er plötzlich zu lächeln. „Ziemlich... kurzer... erster Einsatz... nicht?“
 

„Rayt!“ Zack spürte, wie seine Augen brannten, und wollte gerade den Schweiß von seiner Stirn wischen, als ihm auffiel, dass es nicht Schweiß war, der ihn blinzeln ließ, sondern Tränen.
 

„Du kannst doch nicht einfach aufgeben!“, rief er verzweifelt, dann stand er auf und legte sich vorsichtig Rayts Arm um die Schulter. „Wir wollten uns den Ruhm teilen, erinnerst du dich...?“
 

Doch sein Freund schien ihn nicht mehr hören zu können. Seine Augenlider begannen zu flattern und sein Blick wurde leer.
 

Zack rührte sich nicht, während Rayts Griff immer schwächer wurde und der andere Junge schließlich neben ihm zu Boden sackte. Er öffnete nur den Mund... doch es wollte kein Schrei herauskommen. Stattdessen liefen Tränen über sein Gesicht und seine Sicht verschwamm immer mehr.
 

Und plötzlich wurde alles schwarz.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 


 

Ja, ich gebe zu, ich habe 'ne Schwäche für Cliffhanger. ;)

Aber keine Sorge, der nächste Teil ist schon so gut wie fertig und wird nur noch mal überarbeitet. ^^
 

Kommentare sind wie immer sehr willkommen. :)

SOLDAT

Musik: Yoko Shimomura - Drammatica -The Very Best of Yoko Shimomura- ♥

(Oh Gott, ich will auch endlich mal Kingdom Hearts spielen... wenn allein schon die Musik dazu so toll ist... T__T)
 

Kommentar:

Meine Kapiteleinteilung ist ein bisschen konfus, darum ist dieser Teil leider nur sehr kurz, tut mir Leid. x'D

Das nächste Kapitel wird aber wieder länger, versprochen. =)
 

Also, viel Spaß beim Lesen. ^^
 

P.S.: Oh, und ich liebe Angeal. ♥ (Fällt auch sicher überhaupt nicht auf. xD)
 


 

SOLDAT
 

Anfangs dachte Zack, er hätte das Bewusstsein verloren, doch dann bemerkte er, wie die Dunkelheit Löcher zu bekommen schien – wie ein Bild, dessen Farben von Wasser fortgespült wurden, und unter dem plötzlich ein völlig anderes Bild sichtbar wurde.

Nach und nach nahm seine Umgebung eine neue Form an, bis er schließlich erkannte, dass er ganz allein in einem der Übungsräume im ShinRa-Hauptgebäude stand.
 

„Simulation beendet“, schallte eine Computerstimme aus einem der Lautsprecher über ihm.
 

Dann wechselte die Stimme und ein eindeutig menschlicher Sprecher meldete sich zu Wort:

„Mister Fair – können Sie mich hören?“
 

Zack, der seine Stimme noch nicht wieder gefunden hatte, nickte nur wie betäubt.
 

„Sie haben die Übungssimulation und damit auch die letzte Prüfung erfolgreich bestanden. Willkommen bei SOLDAT.“
 

*~*~*
 

„Nur eine Simulation...“

Zack schlug im Umkleideraum mit der Faust gegen seinen Spind. „Wieso ist mir das nicht aufgefallen, verdammt noch mal?!“
 

Er erinnerte sich, dass er dem Einsatzleiter durch einen dunklen Gang im ShinRa-Gebäude zum Helikopter gefolgt war... und dort musste die Simulation dann begonnen haben. Einfach, aber raffiniert.

Und sehr wirkungsvoll.
 

Zack stolperte in den angrenzenden Waschraum und starrte in einen der Spiegel über der Reihe blitzblank geputzter Waschbecken. Das tränenfeuchte Gesicht eines Kindes erwiderte seinen Blick.
 

Nein, er war kein Kind mehr...
 

Seit seinem Eintritt bei ShinRa hatte er so viele Dinge erlebt, dass er manchmal das Gefühl hatte, es wären Jahre und nicht nur wenige Monate vergangen.

Zwar hatte sich an seinem Traum nichts geändert, doch er hatte auch erfahren müssen, dass der Besitz einer Waffe allein ihn nicht zum Helden machte – er musste auch wissen, wie man damit umging, und welche Konsequenzen es für ihn und seine Mitmenschen hatte.
 

Als er bei einer Übungsmission der Rekruten außerhalb von Midgar zum ersten Mal gezwungen gewesen war, einen Menschen zu töten, hätte er das Kämpfen beinahe ganz aufgegeben. Lediglich Rayts seelischer Beistand und die tröstenden Worte von Angeal hatten ihn davor bewahrt, SinRa den Rücken zu kehren, und nach ein paar Tagen hatte sich Zack wieder soweit gefangen, dass er weitermachen konnte.

Doch seitdem verabscheute er das Töten von Menschen zutiefst und tat es nur, wenn er es nicht vermeiden konnte.
 

„Mister Fair?“

Zack sah im Spiegel einen der ShinRa-Angestellten, die für den Betrieb des Simulatorraumes zuständig waren in den Raum treten.
 

„Ja?“, fragte er und wandte sich um.
 

„Sie sagten, Sie wollen in Kenntnis gesetzt werden, wenn Ihr Freund seine Prüfung beendet hat-“, begann der Mann, wurde jedoch von Zack unterbrochen.
 

„Rayt?“, rief der Junge. „Wie geht es ihm?“
 

„Er ist leicht verletzt und momentan ohne Bewusstsein, weshalb man ihn in den Krankenflügel-“
 

„Vielen Dank!“
 

Und mit diesen Worten stürmte Zack aus dem Raum.
 

*~*~*
 

Das erste, was er von einem der Ärzte zu hören bekam, als er kurz darauf völlig außer Atem den Krankenflügel betrat, war:

„Machen Sie sich keine Sorgen, Ihrem Freund geht es gut. Er hat nur eine Schnittwunde am Arm, ist aber ansonsten wohlauf und wach.“
 

In dem Zimmer angekommen, in das man Rayt verlegt hatte, wäre er dem anderen Jungen fast um den Hals gefallen.
 

„Rayt! Mann, und ich dachte schon, du wärst tot...!“, rief Zack erleichtert. „Ganz am Ende meiner Prüfungssimulation warst du so schwer verletzt, dass ich Angst hatte, du überlebst es nicht!“
 

Er berichtete seinem Freund kurz, was während seiner Prüfung passiert war, und Rayt, der genau das gleiche Szenario erlebt hatte, wie sich herausstellte, nickte zwischendurch immer mal wieder. Nur beim Ende wurde er stutzig.
 

„Echt? Ich bin bei dir getroffen worden?“ Rayt machte große Augen. „Das ist seltsam, denn bei mir war es genau andersrum – du warst schwer verletzt und ich dachte, du würdest mir gleich wegsterben...“
 

„Was...“ Zack machte ein verwirrtes Gesicht, dann begriff er plötzlich und schüttelte leise lachend den Kopf. „Wow.“
 

Er setzte sich zu Rayt aufs Bett. „Sie haben wirklich nicht gezögert, die persönlichen Daten unserer Freunde in die Simulation einzubauen, um uns zu verunsichern.“
 

„Ja“, sagte Rayt leise. „Das ging ganz schön an die Psyche...“
 

Sie schwiegen einen Moment lang, froh darüber, den jeweils anderen nicht verloren zu haben.
 

Dann sah Rayt seinen Freund an. „Das mag jetzt vielleicht kitschig klingen, aber... dich sterben zu sehen war furchtbar, Zack. Ich will so etwas nicht noch mal erleben.“

Er holte tief Luft. „Also... pass in Zukunft gut auf dich auf, okay?“
 

Zack sah ihn lange an, ohne ein Wort zu sagen. Doch dann lächelte er und klopfte Rayt kameradschaftlich auf die Schulter.
 

„Klar, Mann. Pass du auch auf dich auf!“
 

„Mach ich.“
 

Sie grinsten sich an.
 

Dann hörten sie ein leises Räuspern.

„Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung“, ertönte eine Stimme von der Tür her.
 

Die beiden Jungen sahen auf und begegneten dem gelassenen Blick von Angeal.
 

„Ich habe nicht daran gezweifelt, dass ihr es schaffen würdet“, fuhr er fort. „Ihr habt euch wirklich gut geschlagen.“
 

Zack sprang hastig vom Bett auf und salutierte. „Danke, Sir!“
 

Sein Freund verleierte die Augen, doch Angeal schmunzelte nur.

„Rühren, Soldat“, sagte er und Zack entspannte sich wieder.
 

„Eine Frage, Sir...“, begann Rayt schüchtern.
 

„Sicher, frag nur.“
 

„Haben eigentlich alle Rekruten diese Simulation erlebt?“
 

Der SOLDAT-Kämpfer schüttelte den Kopf.

„Nein. Alle haben sich zwar ähnlich wie ihr in kleinen Gruppen ein Szenario geteilt – jeder für sich, versteht sich – doch dieses spezielle Szenario habt nur ihr beide durchgemacht.“

Er sah aus dem Fenster. „Ich gebe zu, es war eine der schwersten Prüfungssimulationen... aber da ihr sie beide bestanden habt, ist das nun nicht weiter von Belang.“
 

„Moment, was soll das heißen?“, rief Zack. „Wieso haben wir so eine Mission bekommen? Eine, in der wir andere Menschen töten mussten und in der unsere Freunde gestorben sind?“
 

Angeals Augen verengten sich.

„Habe ich dir nicht bereits am Anfang gesagt, dass deine Ausbildung kein Zuckerschlecken sein wird?“, entgegnete er. „Oder was glaubst du, wie eure Einsätze bei SOLDAT später aussehen werden?“
 

„Ich-“
 

„Was glaubst du denn, was wir hier tun? Unseren Feinden die Köpfe tätscheln und hoffen, dass sie sich freiwillig ergeben werden?“
 

Zack senkte den Blick. „Nein, Sir, ich dachte nur-“
 

„SOLDAT ist dafür da, um in Krisengebieten für Ordnung zu sorgen“, unterbrach Angeal ihn abermals. „Und ja, dabei sterben auch Menschen – möglicherweise sogar eure besten Freunde. Wir legen es nicht auf sinnloses Töten an, doch wir können auch nicht immer verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen. Aber das Kämpfen wird nun mal euer Job sein, und das Risiko, dass ihr das Leben eurer Kameraden oder sogar euer eigenes nicht retten könnt, besteht immer. Vergesst das nie.“
 

Doch dann wurde seine Miene weicher.
 

„Dennoch hättet ihr den Test möglicherweise nicht bestanden, wenn ihr beide nicht noch eine weitere Sache richtig gemacht hättet.“
 

Die Jungen sahen ihn verwirrt an.

„Und die wäre?“, fragte Rayt.
 

„Ihr habt euch um eure verletzten Kameraden gekümmert“, antwortete Angeal. „Und das allein zählt fast ebenso viel, wie eure Leistung im Kampf.“
 

Er wandte sich ab. „Wir bei SOLDAT mögen vielleicht Kampfmaschinen sein, aber wir sind keine Monster. Wenn wir nicht zusammenhalten und uns in schweren Zeiten umeinander kümmern würden, wären wir es nicht wert, die Menschen unserer Gesellschaft zu schützen.“
 

Dann ging er.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Für Kommentare und Kritiken jeglicher Art bin ich wie immer offen. :)
 

Demnächst:

"Oasis: 04. The Importance Of Being Idle" (Drabble)

"Confinement" - Rufus Shinra vs. Rest der Welt den gesunden Menschenverstand Turks (One-Shot)

...

Und vieles mehr...! :D (Oder doch wenigstens ein bisschen... xD)

Mako

Musik: 8otto <3
 

Kommentar:

Und weiter geht's mit dem nächsten Kapitel. ^^

Aber um vielleicht erst mal die ein oder andere Frage zu beantworten: ;)
 

Wie viele Kapitel hast du geplant?

Ich habe gar nichts geplant, um ehrlich zu sein. 8D *hust*

Es gibt zwar immer mal wieder mehrere, zusammenhängende Kapitel, aber im Großen und Ganzen improvisiere ich die Story komplett. Denn wenn ich versuche, nach Plan zu schreiben, macht mir das Schreiben irgendwann einfach keinen Spaß mehr.

Vor kurzem habe ich allerdings das 9. Kapitel fertiggestellt, das zugleich den Anfang von Zacks zweitem Halbjahr bei SOLDAT markiert... es wird also noch so einiges auf ihn (und euch ^_~) zukommen. =)
 


 

Mako
 

Liebe Mutter, lieber Vater,
 

ich habe die letzte Prüfung bestanden! Zusammen mit meinem Freund Rayt und 21 anderen Jungen wurde ich heute offiziell bei SOLDAT aufgenommen. Ich habe jetzt sogar ein eigenes Zimmer bei ShinRa und bekomme jeden Monat meinen Sold. Leider ist es noch nicht sehr viel, da ich nur ein Rang-3 Soldat bin, aber sobald ich aufgestiegen bin und mehr verdiene, werde ich euch auch besuchen kommen, das verspreche ich!

Ab nächster Woche soll unsere SOLDAT-Ausbildung beginnen. Am Anfang wird es noch viel Theorie sein, aber mit der Zeit sollen wir dann immer öfter auf Einsätze geschickt werden. Ich bin schon auf die ersten „richtigen“ Missionen gespannt.

Ich wünsche euch alles Gute.
 

In Liebe,
 

Zack
 


 

*~*~*
 

„Zack!“
 

Der Junge schreckte aus dem Schlaf hoch und starrte mit klopfendem Herzen in die Dunkelheit seines fensterlosen Zimmers. Einen Moment lang verharrte er so, bis sich sein Puls wieder beruhigt hatte, dann wandte er das Gesicht in Richtung der Zimmertür.

Erneut klopfte es.
 

„Zack, ich bin’s, Rayt!“, ertönte die Stimme seines besten Freundes. „Bist du schon wach?“
 

Sich den Schlaf aus den Augen reibend warf Zack einen Blick auf die Digitaluhr neben seinem Bett – und erstarrte für einen Augenblick. Dann schob er leise fluchend die Decke beiseite und tappte barfuss zur Tür, um sie zu öffnen.
 

„Verdammt, Rayt, was ist los?“, murmelte er und gähnte dann. „Es ist erst halb fünf!“
 

Der andere Junge hatte den Blick gesenkt und sah auf seine Schuhspitzen.

„Tut mir Leid“, erwiderte er. „Ich habe diese Nacht irgendwie nicht so gut geschlafen, darum bin ich schon früher aufgestanden...“
 

„Und um mir das mitzuteilen, musstest du mich wecken?“
 

„Nicht nur deswegen“, sagte Rayt, doch bevor Zack fragen konnte, worum es ging, hatte sein Freund ihn schon am Arm gepackt und zurück in sein Zimmer geschoben.
 

Während Zack sich Hosen und ein T-Shirt überstreifte, warf er Rayt immer wieder verwirrte Blicke zu, doch der andere Junge schwieg nur und wartete, bis er sich fertig angezogen hatte.
 

„Okay, was ist los mit dir?“, fragte Zack schließlich mit leiser Stimme und setzte sich neben Rayt aufs Bett. „Du machst mir langsam Angst...“
 

Sein Freund gab noch immer keine Antwort, sondern hob nur den Blick.
 

Zack erstarrte.
 

Rayts Augen, die für gewöhnlich einen dunkelbraunen, fast schwarzen Farbton hatten, leuchteten ihm nun in einem intensiven Blau entgegen.
 

Zack öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Dann räusperte er sich und versuchte es erneut.
 

„Rayt, was-“
 

„Hast du seit der Aufnahmezeremonie gestern Abend in den Spiegel gesehen?“, unterbrach ihn der andere Junge.
 

Zack schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Aber was hat das mit-“
 

„Dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, es zu tun.“
 

Zack starrte Rayt einen Moment lang an, als hätte er es mit einem Verrückten zu tun, doch dann stand er auf und ging ins Bad, um in den Spiegel zu schauen.
 

Für einen Augenblick dachte er, ein Fremder hätte sich in sein Bad verirrt – bis er schließlich sein eigenes Gesicht wieder erkannte. Die leuchtend himmelblauen Augen, die ihm aus eben diesem Gesicht entgegensahen, erkannte er jedoch nicht wieder. Und doch waren es ohne Zweifel seine eigenen Augen, die in diesem Moment seinen entsetzten Blick erwiderten.
 

„Was...?“, flüsterte er.
 

„Mako“, erwiderte Rayt, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. „Das, was uns vor der Prüfung injiziert worden ist und sich nun langsam auch auf unser Äußeres auswirkt. Denn die strahlenden Augen sind ein Zeichen dafür, dass Mako-Energie durch unsere Körper fließt.“
 

Zack nickte langsam. „Ich habe davon gehört, ja... Aber dass es SO intensiv ist... wow...“
 

Er betrachtete sich noch eine Weile im Spiegel, dann drehte er sich zu Rayt herum und stemmte mit einem Grinsen die Hände in die Seiten.

„Meinst du, die Mädels fahren darauf ab?“
 

Rayt schüttelte seufzend den Kopf und wandte sich ab. „Du bist echt unmöglich, Zack...“
 

Verwirrt folgte Zack ihm zurück in sein Zimmer. „Was meinst du?“
 

„Ich meine... macht es dir denn keine Angst, für den Rest deines Lebens mit solchen Augen rumlaufen zu müssen?“
 

Zack kratzte sich am Kinn und zuckte dann mit den Schultern.

„Weiß nicht“, erwiderte er. „Am Anfang ist es natürlich schon seltsam, aber wenn ich mich erst mal daran gewöhnt habe...“
 

„Dass wir uns daran gewöhnen werden, daran zweifle ich auch nicht“, sagte Rayt und setzte sich wieder auf Zacks Bett. „Uns bleibt ja nichts anderes übrig. Aber was ist mit den Menschen, die wir später noch kennen lernen werden? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich so einen Anblick nicht gewöhnt wäre, würde mir jemand mit Augen, die in der Dunkelheit leuchten, irgendwie Angst machen...“
 

„Komm, jetzt sieh das doch nicht gleich so pessimistisch“, meinte Zack lächelnd und klopfte seinem Freund auf den Rücken. „Natürlich ist es seltsam, aber hey – dafür sind wir auch stark, oder? Und wer wird schon auf unsere Augen achten, wenn wir ihm gerade das Leben retten?“
 

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und blieb in der Mitte des Zimmers stehen.
 

„Ich glaube, ich kann damit leben, dass ich nicht ‚normal’ bin“, sprach er weiter. „Und wenn die Leute Angst vor uns haben, dann müssen wir uns halt erst recht ins Zeug legen und ihnen beweisen, dass wir keine Monster sind, sondern Menschen wie sie.“

Er grinste.
 

„Du...!“ Rayt warf die Hände in die Luft. „Sind da, wo du herkommst, alle Leute so blauäugige Optimisten?!“
 

Zack lachte. „Wir sehen die Dinge halt nicht so kompliziert“, entgegnete er nur.
 

Dann blieb er stehen. „Meinst du, die Trainingsräume sind um diese Uhrzeit schon offen? Ich würde gerne mal austesten, wie stark uns die Mako-Energie gemacht hat...“
 

*~*~*
 

„Verdammt!“
 

Es war nur ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, doch er wurde Zack zum Verhängnis – erst schlug ihm der Schwertrücken seines Gegners die Beine weg, und dann beförderte ihn ein gezielter Tritt quer durch den Raum.
 

Zack prallte hart gegen die Wand und rutschte zu Boden, wo er zusammengekrümmt sitzen blieb.
 

„So ein... Mist!“, keuchte er mit schmerzverzerrter Miene und wollte sich wieder aufrappeln, doch der Tritt in seinen Magen hatte gesessen und er fühlte sich so elend, dass er es doch lieber erst mal bleiben ließ.
 

„Du passt nicht richtig auf, Zack“, sagte Angeal und rammte sein eigenes Schwert vor ihm in den Boden. „Deine neu gewonnene Stärke und Schnelligkeit machen dich übermütig, aber Kraft allein ist nicht alles. Dir fehlt einfach die Kampferfahrung.“
 

Der SOLDAT-Kämpfer lehnte sich neben den Jungen an die Wand.

„Wäre das eine richtige Schlacht gewesen, hätte es dich dein Leben gekostet“, fuhr er fort. „Und ich kann nicht immer da sein, um auf dich aufzupassen.“
 

Zack senkte den Kopf. Er hasste es, es zugeben zu müssen, aber sein Lehrer hatte Recht. Doch mehr noch als Angeals Worte schmerzte ihn in diesem Moment die leise Enttäuschung, die in der Stimme des anderen mitschwang.
 

„Ich werde mich beim nächsten Mal mehr anstrengen“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dann stemmte er sich langsam an der Wand hoch, bis er wieder auf beiden Beinen stand.
 

Angeal warf ihm einen undeutbaren Blick zu und schüttelte nur den Kopf.

„Das reicht nicht, Zack“, entgegnete er. „Verstehst du das denn nicht? Du bist einfach noch nicht so weit.“
 

Er nahm sein Schwert wieder an sich.

„Vielleicht solltest du die nächsten Monate erst mal weiter mit deinen Mitschülern trainieren, bevor du mich wieder herausforderst.“
 

Die Demütigung, die in diesen Worten steckte, war so groß, dass Zack einen Moment lang keinen Ton herausbrachte. Doch dann nickte er.
 

„In Ordnung“, erwiderte er leise.

Mit schmerzverzerrter Miene – aber aufrechtem Gang – ging er zu seinem Schwert, das er beim Aufprall fallengelassen hatte, und hob es auf.
 

„Nächstes Mal werde ich besser aufpassen“, sagte er. „Das verspreche ich.“

Dann verließ er den Trainingsraum.
 

Angeal sah seinem Schüler nachdenklich nach, bevor auch er den Raum verließ.
 


 

Als er wenig später im Flur um die Ecke bog, wäre er fast mit jemandem zusammengestoßen.
 

„Genesis!“ Angeal verschränkte die Arme vor der Brust, als er erkannte, um wen es sich handelte. „Was machst du hier? Solltest du nicht auf einer Mission sein?“
 

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, alter Freund“, entgegnete Genesis nur und lächelte.
 

„Im Ernst... was tust du hier?“, wiederholte Angeal seine Frage wenig später, als sie gemeinsam in Richtung der Quartiere gingen.
 

Genesis zuckte mit den Schultern. „Ich habe einen Tag Urlaub bekommen und hielt es für eine gute Idee mal nachzuschauen, wie sich die neuen Rekruten machen... Aber wie ich gerade gesehen habe, sind sie in den besten Händen.“ Er grinste. „Du hast den Kleinen ja ganz schön vermöbelt.“
 

„Ich musste Zack einen Dämpfer verpassen und ihm zeigen, dass er noch viel an sich arbeiten muss“, entgegnete Angeal gleichmütig. „Lieber verletze ich hier einmal mehr seinen Stolz, als dass er später in einem richtigen Kampf Schaden nimmt.“
 

„Ich verstehe...“, sagte Genesis, wobei ein merkwürdiger Unterton in seiner Stimme mitschwang.

Doch dann lächelte er wieder. „Ich wundere mich fast, dass du ruhig schlafen kannst, wenn Sephiroth und ich auf dem Schlachtfeld kämpfen.“
 

„Ihr seid erwachsen“, meinte Angeal. „Und damit alt und vernünftig genug, um allein auf euch aufzupassen... theoretisch jedenfalls.“
 

Genesis schmunzelte bei dieser Bemerkung.

„Charmant wie immer, Angeal...“
 


 

„Ich gebe zu, ich war unehrlich – ich bin nicht nur wegen der Rekruten hier“, sagte Genesis, als sie wenige Minuten später im Aufenthaltsraum der ranghöheren SOLDAT-Mitglieder saßen.

„Eigentlich hatte ich gehofft, Sephiroth hier anzutreffen; ich habe gehört, er wäre gestern wieder im Hauptquartier eingetroffen. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?“
 

„Sephiroth?“ Angeal überlegte einen Moment. „Doch, ja, ich bin ihm begegnet. Wir sind uns vor etwa zwei oder drei Stunden über den Weg gelaufen... Aber da war er bereits wieder auf dem Weg nach Wutai. Du hast ihn wahrscheinlich nur knapp verpasst.“
 

„Verdammt!“, fluchte Genesis leise. „Das ist schon das dritte Mal! Dabei wollte ich heute-“
 

„Was?“, fiel Angeal ihm ins Wort, der ahnte, was sein Freund sagen wollte. „Sephiroth zum Kampf herausfordern?“
 

„Und? Was, wenn es so wäre?“, entgegnete der andere gereizt.
 

Angeal schüttelte den Kopf. „Genesis, lass es einfach bleiben. Du weißt, dass du keine Chance gegen ihn hast.“
 

„Sag das nicht!“ Die makoblauen Augen seines Freundes funkelten ihn wütend an.

„Er ist stark, ja! Aber er ist verdammt noch mal nicht der einzige hier, der was drauf hat, selbst wenn das nie jemand auszusprechen wagt – und ich bin auch kein Feigling!“
 

„Das bist du nicht“, sagte Angeal ruhig. „Aber ich habe auch keine Lust mehr mit anzusehen, wie meine beiden besten Freunde ständig gegeneinander kämpfen.“
 

„Es ist doch nur eine Übung, nichts weiter!“
 

„Es ist ein ewiger Konkurrenzkampf, Genesis, und das weißt du ebenso gut, wie ich.“

Angeals Stimme wurde leiser. „Nur mit dem Unterschied, dass du keine Konkurrenz für ihn darstellst. Sephiroth ist nun mal stärker, und das kannst du einfach nicht akzeptieren.“
 

„Verdammt, Angeal, du...!“ Genesis sprang auf und hob die Hand wie zum Schlag. Es schien ihm sichtlich schwer zu fallen sich zu beherrschen, doch das hinderte Angeal nicht daran, nur ungerührt seinen Blick zu erwidern.
 

Schließlich ließ Genesis die Hand wieder sinken.

„Trampel nicht auf meinen Träumen herum“, sagte er leise.
 

„Das würde ich nicht wagen“, erwiderte Angeal mit ernster Stimme. „Ich mache mir lediglich Sorgen um dich, Genesis... um euch beide.“
 

Sie starrten sich einen Moment lang an, dann setzte sich Genesis wieder hin.

„Was auch immer...“, meinte er gleichgültig.
 

Es vergingen ein paar Minuten, in denen sie einander anschwiegen und ihren Gedanken nachhingen.
 

Schließlich hob Genesis wieder den Kopf und sah zu seinem Freund hinüber.
 

„Und, wie geht es Sephiroth?“, fragte er leise. Die gereizte Stimmung, die noch vor wenigen Momenten geherrscht hatte, war auf einmal wie weggeblasen.
 

„Er wirkte müde“, entgegnete Angeal. „Nicht körperlich, aber... ich weiß auch nicht. Ich glaube, das viele Reisen und der ewige Krieg gegen Wutai erschöpfen ihn innerlich.“
 

„Er sollte mal Urlaub machen“, murmelte Genesis.
 

„Ja, das sollte er wahrscheinlich“, meinte Angeal und stützte das Kinn in die Hand. „Aber du weißt ja, wie sehr er es hasst, Arbeit unerledigt zu lassen. Und momentan hat er eine Menge davon um die Ohren.“
 

„Dann soll er sie halt auf seine Unteroffiziere abwälzen. Selbst unser großer Held braucht mal Ferien.“
 

Angeal musste lächeln. Genesis’ Sorge um ihren Freund beruhigte ihn, denn sie war ein Zeichen dafür, dass sein Groll gegen Sephiroth nicht größer sein konnte, als die tiefe Freundschaft, die sie schon seit Jahren verband.
 

„Na gut“, erwiderte er. „Wenn er wieder da ist, werde ich ihn darauf ansprechen.“
 

„Falls er sich weigern sollte, Urlaub zu nehmen, dann zwinge ihn einfach dazu – selbst wenn du ihn persönlich nach Costa del Sol schleifen musst“, sagte Genesis. „Und bestell ihm dabei schöne Grüße von mir.“
 

„Sephiroth wird mir den Kopf abreißen.“
 

„Oh, das Risiko gehe ich ein.“
 

Sie sahen einander an und begannen dann zu lachen.

Wenigstens an diesem Abend war die Welt wieder in Ordnung.
 

*~*~*
 

„Habe ich es dir nicht gleich gesagt?“

Seufzend drückte Rayt seinem Freund einen Eisbeutel in die Hand.
 

Zack murmelte nur etwas Unverständliches, bevor er den Beutel gegen seine Nase presste.
 

„Angeal ist einfach eine Nummer zu groß für dich, Zack. Bis du gegen ihn ankommst, musst du noch ein paar Jahre trainieren.“
 

„Ich glaube, einen Moment lang war ich ihm ebenbürtig“, erwiderte Zack.
 

Ebenbürtig? Er hat dir fast die Nase gebrochen!“, rief Rayt.
 

Doch Zack fuhr unbeirrt fort. „Wenn ich nur nicht diesen blöden Fehler gemacht hätte.“
 

„Sag mal, hörst du mir eigentlich zu...?“
 

„Ich hätte echt besser aufpassen sollen...“
 

Kopfschüttelnd setzte sich Rayt auf einen Stuhl und ignorierte das leise Gemurmel des anderen Jungen.
 

Zack hasste es zu verlieren, und das galt auch für Kämpfe, bei denen er schon vorher wusste, dass er der Unterlegene sein würde. – Was ihn jedoch nicht davon abhielt, es trotzdem immer wieder zu versuchen.

Rayt vermutete, dass es genau diese Einstellung war, die dem anderen eines Tages das Genick brechen würde.
 

Dennoch mochte er seinen Freund trotz seiner Dickköpfigkeit sehr. Zack war ein fröhlicher, offener Mensch und es gab kaum einen unter ihren Kameraden und Ausbildern, der ihn nicht leiden konnte.
 

In den letzten vier Monaten hatten sie fast jeden Tag zusammen verbracht und obwohl sie charakterlich nur wenig gemeinsam hatten, waren die beiden Jungen sehr gute Freunde geworden. Rayt hätte es nie zugegeben, aber auf gewisse Weise tat ihm die Freundschaft mit Zack auch gut. Der ewige Optimismus des anderen ließ ihn die Dinge positiver sehen und so manche zynische Bemerkung hinunterschlucken, die er möglicherweise bereut hätte.
 

Rayt legte den Kopf schief und sah zu seinem Freund hinüber, der sich noch immer den Eisbeutel an die Nase presste und ungewöhnlich still geworden war.

So still, dass sich Rayt nach einer Weile räusperte.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
 

Zack ließ langsam den Eisbeutel sinken und sah ihn nachdenklich an.
 

„Es tut nicht mehr weh“, sagte er verwundert.
 

„Äh... sollte das nicht der Sinn der Sache sein?“
 

„Ja, aber ich spüre überhaupt keinen Schmerz mehr, Rayt.“
 

Zack stand auf und neigte den Oberkörper ein paar Male nach vorne und hinten. Der verwirrte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ nicht nach.
 

„Meine Rippen auch“, stellte er fest.
 

Rayt sah ihn fragend an. „Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinaus willst...“
 

Zack wandte sich zu ihm um. „Ich begreife es auch nicht so richtig, aber... dieser Tritt von Angeal...“
 

„Was ist damit?“
 

„Ich kann nicht glauben, dass ich ihn wirklich so unbeschadet überstanden habe“, erklärte Zack. „Ich meine, er hatte Stahlkappen an den Schuhen. Er hätte mir mindestens eine Rippe brechen müssen! Stattdessen... tut es nicht mal mehr weh.“
 

„... oh.“

Rayt verstand endlich, was sein Freund ihm zu sagen versuchte.
 

„Als sie uns vor der Mako-Injektion gesagt haben, dass es uns stärker und widerstandsfähiger machen würde, haben sie also wirklich nicht gelogen“, stellte er leise fest.
 

„Kann man wohl sagen.“ Zack setzte sich wieder hin und starrte einen Moment lang auf seine Hände.

„Krass...“, murmelte er.
 

„Wie’s aussieht, sind wir wirklich keine normalen Menschen mehr“, sagte Rayt trocken.
 

Zack antwortete nicht. Doch dann hob er wieder den Kopf und auf einmal lag ein entschlossener Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Das denke ich nicht. Ich glaube, es hängt eher davon ab, wie wir uns entscheiden unsere Fähigkeiten einzusetzen“, entgegnete er. Er sah seinen Freund an und grinste plötzlich. „Ich denke, ich werde Angeal nächste Woche wieder herausfordern.“
 

Rayt verdrehte die Augen.

„Und dich wieder von ihm verprügeln lassen? Okay, du weißt jetzt, dass es nicht lange wehtun wird, aber ganz ehrlich, Zack... bist du Masochist oder einfach nur dumm?
 

„Ich werde bis dahin versuchen herauszufinden, wo meine neuen Grenzen liegen“, fuhr der andere stur fort. „Wenn ich weiß, was ich alles aushalten kann, dann habe ich auch weniger Angst davor, verletzt zu werden. Verstehst du?“
 

„Nicht wirklich...“
 

„Ich muss nicht mehr so viel Rücksicht auf mich selbst nehmen und kann mich mehr aufs Kämpfen konzentrieren. Das will ich damit sagen, Rayt.“

Zack strahlte.
 

„Ja, und?“, fragte Rayt. „Selbst wenn, Angeal wirst du mit dieser Erkenntnis allein nicht besiegen können...!“
 

Allerdings war er sich da plötzlich nicht mehr ganz sicher.
 

„Wahrscheinlich werde ich ihn wirklich nicht besiegen können“, entgegnete Zack. „Aber es würde mir auch schon reichen, ihm eine Weile standhalten zu können. Wenigstens so lange, bis...“
 

„Bis was?“
 

Zack ballte die Hände zu Fäusten. „Bis er sieht, dass ich mehr drauf habe, als er gedacht hat.“
 

Er holte tief Luft. „Und dann werde ich ihn bitten, mein Mentor zu werden.“
 

„Du willst was?
 

Rayt starrte seinen Freund mit offenem Mund an.

Mentorschaften waren bei SOLDAT eigentlich nicht üblich. Zwar konnte die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern aufgrund der wenigen Mitglieder der Spezialeinheit manchmal sehr eng sein, aber ein so intensives Lehrer-Schüler-Verhältnis wie bei einer Mentorschaft gab es dort normalerweise nicht.

Davon abgesehen...
 

„Warum ausgerechnet Angeal?“
 

Der andere Junge zuckte mit den Schultern.

„Ich denke, er hat von allen höheren SOLDAT-Mitgliedern in Midgar am meisten drauf“, entgegnete er. „Und General Sephiroth ist ja fast nie da, ihn kann ich also schlecht fragen. Außerdem...“ Er lächelte wieder. „... mag ich Angeal. Ich denke, er ist ein guter Lehrer.“
 

Rayt starrte ihn noch einen Moment lang an, dann schüttelte er schließlich resignierend den Kopf.
 

„Mach doch, was du willst, ich halte dich nicht auf“, sagte er. „Aber heul dich bloß nicht bei mir aus, wenn dein Vorschlag abgelehnt wird.“
 

Zack streckte ihm die Zunge raus und grinste dann.
 

„Das werde ich sicher nicht!“
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen. ^^

Lehrer und Schüler

Kommentar:

So, da bin ich wieder. ^^

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, ich war eine Weile nicht zu Hause. u_u

Dafür habe ich in der Zwischenzeit endlich Final Fantasy II durchgespielt und mich völlig in dieses niedliche kleine Spiel verliebt. <3

Jetzt juckt es mich in den Fingern, etwas Kurzes dazu zu schreiben... hm, mal schauen. x3
 

Egal, jetzt geht es erst mal weiter. ^_~
 


 

Lehrer und Schüler
 

„Du bist ja schon wieder da“, stellte Angeal fest, als Zack den Raum betrat.
 

Der Junge blieb wie angewurzelt stehen. Er war auf Zehenspitzen hereingeschlichen, und der SOLDAT-Kämpfer stand mit dem Rücken zu ihm! Wie zum Teufel hatte der andere ihn bemerken können?
 

„Du atmest zu laut“, entgegnete Angeal, als hätte er seine Gedanken gelesen, und Zack hielt unwillkürlich die Luft an.
 

„Davon abgesehen...“ Angeal drehte sich zu ihm herum und ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. „... blinkt die Lampe dort immer auf, wenn jemand in den Raum tritt.“

Er deutete mit dem Zeigefinger an die Decke über sich.
 

Zack machte einen Schmollmund. „Das war gemein.“
 

„Aber du bist darauf reingefallen.“ Angeal lachte leise.
 

„Trotzdem!“, entgegnete der Junge entrüstet. „Sie hätten es gar nicht von allein bemerkt!“
 

„Sei dir da nicht so sicher.“ Der andere verschränkte die Arme vor der Brust. „Denn wie ich bereits sagte – du atmest zu laut.“
 

Zack sagte daraufhin nichts, sondern erwiderte nur stur seinen Blick.
 

„Also...“, unterbracht Angeal nach einer Weile die Stille. „... wieso bist du hier, Zack? Da du dein Schwert mitgebracht hast gehe ich nicht davon aus, dass du nur zum Plaudern hergekommen bist.“
 

Er ging langsam um den Jungen herum. „Allerdings hatte ich gedacht, dass du verstanden hast, was ich dir beim letzten Mal gesagt habe... was also willst du von mir?“
 

Zack straffte sich. Jetzt war der Moment gekommen – alles oder nichts!

„Ich will, dass Sie mich unterrichten, Sir“, antwortete er.
 

Angeal runzelte die Stirn. „Aber das tue ich doch bereits. Ich unterrichte euch im Schwertkampf-“
 

„So meinte ich das auch nicht“, sagte Zack schnell. Sein Herz klopfte ihm vor Aufregung bis zum Hals. „Ich will Ihr persönlicher Schüler werden, Sir.“

Er zog langsam sein Schwert.

„Bitte lassen Sie mich Ihnen zeigen, was ich kann! Ich habe seit dem letzten Mal hart trainiert, und auch wenn ich wieder verliere, will ich Ihnen wenigstens beweisen, dass ich kein Schwächling bin, sondern das Zeug zum Helden habe...!“
 

Angeal blieb direkt vor ihm stehen und starrte ihn an.

„So... zum Helden, sagst du...“
 

Zack schluckte, doch er wich nicht vor dem Älteren zurück, sondern hielt das Schwert weiterhin von sich gestreckt.
 

Plötzlich huschten für einen kurzen Moment die verschiedensten Emotionen über Angeals Gesicht, doch bevor Zack sie identifizieren konnte, war die Miene des anderen wieder so steinern wie zuvor.
 

Dann wandte sich der ältere ab.
 

„Steck das Schwert weg, Junge. Ich werde nicht gegen dich kämpfen.“
 

„Aber-“
 

„Ich sagte, du sollst es wegstecken!“
 

Zack ließ den Kopf sinken.
 

„Ja, Sir“, erwiderte er leise und tat, wie ihm geheißen. Das war es also... er hatte seine größte und womöglich einzige Chance, den Kämpfer zu beeindrucken, gründlich vermasselt.
 

Völlig geknickt wandte Zack sich ab und ging zur Tür.

„Tut mir Leid wegen der Störung, Sir“, murmelte er.
 

Er streckte gerade die Hand nach dem Schalter aus, als er Angeal leise aufseufzen hörte.
 

„Himmel noch mal, Junge... du machst mich fertig“, sagte der andere, und Zack drehte sich verwirrt zu ihm herum.
 

„Genesis wird sich totlachen, wenn er das erfährt“, sagte Angeal leise wie zu sich selbst, und schüttelte den Kopf.
 

Dann hob er die Stimme. „Du willst also mein Protegé werden, ja? Ich gebe zu, dass du eine Menge Mumm hast, mich das überhaupt zu fragen.“

Er trat langsam näher.

„Ich habe noch nie einen persönlichen Schüler gehabt und darum keine Ahnung, ob ich überhaupt dafür geeignet bin, aber...“ Er holte tief Luft. „... ich werde mein Bestes geben, dir ein guter Mentor zu sein.“
 

Zack konnte kaum glauben, was er da hörte, und starrte Angeal einen Moment lang einfach nur sprachlos an. Doch dann begann er zu strahlen.
 

„Wirklich?! Ich... wow!“
 

Er lachte und schaffte es nur mit Mühe ruhig stehen zu bleiben und zu salutieren. „Vielen Dank, Sir! – Ehrlich, ich danke Ihnen sehr!“
 

„Und ich hoffe, ich werde das nicht bereuen“, brummte Angeal.
 

Dann wandte er sich zum Gehen. „Ich werde den Direktor von SOLDAT davon unterrichten. Dein Unterrichtsplan wird sich demnächst ändern und ich werde jemanden suchen müssen, der mich hin und wieder vertritt, damit ich mehr Zeit in deine Ausbildung investieren kann.“
 

„Ich verstehe, Sir! Danke für Ihre Mühe!“
 

Angeal seufzte.

„Und hör auf, mich mit ‚Sir’ anzureden, Junge... Angeal reicht vollkommen aus. Alles andere wäre mit der Zeit lächerlich.“
 

„Ja, Sir- Angeal! Ich werde daran denken!“, rief Zack.
 

Dann hatte der ältere SOLDAT-Kämpfer den Raum verlassen.
 

Zack stand einen Moment lang vollkommen still, bevor er einen Luftsprung machte und zu lachen begann.

„Ich hab’s geschafft, ich hab’s gescha-hafft! Yeah!“
 

So sehr Zack sich auch bemühte, er konnte das breite Grinsen auf seinem Gesicht nicht unterdrücken, als er sich auf den Weg zu Rayt machte, um ihm die Neuigkeiten zu verkünden.
 

*~*~*
 

Genesis’ Lachen hallte bis in den Flur.

Er lachte so lange, dass Angeal sich nach einer Weile nicht mehr sicher war, ob sein Freund nur die Tatsache amüsant fand, dass er einen Schüler hatte – oder ob er ihn ganz persönlich auslachte.
 

„War’s das...?“, brummte er nach einer Weile, als der andere sich wieder halbwegs beruhigt hatte.
 

Genesis sah ihn nur grinsend an. „Vorerst ja, denke ich...“
 

Dann legte er die Beine auf Angeals Schreibtisch, wobei er den finsteren Blick seines Freundes geflissentlich ignorierte. „Trotzdem... ich kann es immer noch nicht glauben! Der Welpe muss dich ja wirklich ganz schön beeindruckt haben, dass du ihn unter deine Fittiche nimmst.“
 

„Seine Bitte hat mich überrascht“, gestand Angeal. „Aber es war ihm so ernst, dass ich beschlossen habe, ihm eine Chance zu geben.“
 

Seine Miene wurde nachdenklich.

„Außerdem...“ Er hielt inne.
 

Genesis sah auf. „Was außerdem?“
 

Doch Angeal schüttelte nur den Kopf. „Unwichtig. Vergiss es.“
 

„Wie du meinst.“ Sein Freund zuckte nur mit den Schultern.
 

‚Außerdem klang er so wie du, als er anfing von Heldentum zu reden...’, dachte Angeal und fragte sich einmal mehr, ob nicht dies der Hauptgrund gewesen war, wieso er Zacks Bitte nicht hatte ablehnen können.
 

Doch nein, es steckte mehr dahinter. Er hatte auch gespürt, dass in dem Jungen nicht nur eine Menge Energie und Willenskraft, sondern auch Talent steckte. Nur wenige SOLDAT-Mitglieder schafften es je in den ersten Rang, doch bei Zack hatte Angeal das sichere Gefühl, dass der Junge es packen würde, wenn er sich nur anstrengte. Vielleicht war es also wirklich keine schlechte Idee, ihn persönlich zu trainieren.
 

„Wann soll der Unterricht beginnen?“, fragte Genesis nach einer Weile.
 

„Sobald Lazard alles abgesegnet hat“, entgegnete Angeal und lehnte sich an den Schreibtisch. „Das heißt, wenn er überhaupt damit einverstanden ist.“
 

„Oh, ich bin mir sicher, dass er begeistert sein wird... er weiß persönliches Engagement ja immer sehr zu schätzen“, meinte Genesis amüsiert.
 

„So, wie du das sagst, klingt es fast, als wäre das was Schlimmes“, sagte Angeal stirnrunzelnd.
 

„Ich hätte nur nicht die Geduld, mich um ein Kind zu kümmern, das ist alles.“

Genesis streckte sich kurz und stand dann auf.

„Nun ja, ich muss wieder los“, sagte er. „Mein Zug fährt in zwei Stunden und ich muss noch ein paar Dinge erledigen...“
 

Angeal nickte. „Wie lange wirst du wegbleiben?“
 

Genesis zuckte mit den Schultern. „Ein, zwei Wochen, vielleicht länger... ShinRa verlegt Gleise für eine neue Bahnstrecke und jemand muss die Arbeiter vor den Monstern draußen auf der Ebene beschützen. Manche von diesen Biestern sind wirklich smart.“
 

„Ich verstehe.“ Angeal stieß sich vom Schreibtisch ab und legte eine Hand auf Genesis’ Schulter. „Pass auf dich auf, okay?“
 

„Mach dir um mich keine Sorgen“, meinte der andere mit spöttischem Lächeln. „Du wirst bei deinem Schüler sicher mehr Durchhaltevermögen brauchen als ich im Kampf. – Viel Glück, mein Freund!“
 

Und mit diesen Worten ging er.
 

*~*~*
 

„Um fünf?!“, rief Zack. „Und das auch am Wochenende?
 

Er traute seinen Augen kaum, als er den neuen Stundenplan überflog, den Angeal für ihn aufgestellt hatte.
 

Ungläubig sah er seinen Mentor an. „Wieso muss ich schon so früh wach sein? Die anderen stehen auch alle erst um halb sieben auf!“
 

„Weil ich immer so früh aufstehe“, entgegnete Angeal ruhig. „Mein Arbeitstag beginnt um sechs, und um diese Uhrzeit wird in Zukunft auch deiner anfangen.“
 

„Aber-!“
 

„Keine Sorge, du wirst dich schnell daran gewöhnen. Spätestens in zwei Wochen wird es dir nichts mehr ausmachen.“
 

Zack zog einen Schmollmund. „Ja, aber wann kann ich dann noch Zeit mit meinen Freunden verbringen, wenn ich am Abend schon so früh ins Bett muss?“
 

Angeal sah seinen Schützling finster an.

„Hör mal, Junge, DU hast mich angebettelt, dein Lehrer zu werden. Wenn es dir nicht gefällt, dann können wir es auch gerne bleiben lassen.“
 

„Nein, nein, ist schon gut, tut mir Leid!“, rief Zack hastig. „Bitte versteh mich nicht falsch, so war’s nicht gemeint.“

Er senkte unglücklich den Kopf und starrte auf seine Schuhe.
 

Für einen Moment erinnerte er Angeal an einen ausgesetzten Welpen. Der SOLDAT-Kämpfer seufzte, denn der Anblick ließ selbst ihn nicht kalt. Was zum Teufel hatte dieser Bengel nur an sich, dass er aber auch immer sein Mitgefühl erweckte...?
 

„Zack...“, begann er. „Jetzt lass doch nicht gleich den Kopf hängen.“

Er räusperte sich. „Ich denke, wenn du fleißig bist und dich als guter Schüler erweist, kann ich hin und wieder mal ein bisschen vom Lehrplan abweichen.“
 

Es dauerte einen Moment lang, bis die Worte zu dem Jungen durchgesickert waren. Doch dann hob Zack plötzlich den Kopf und seine großen, blauen Augen leuchteten Angeal voller Freude entgegen.
 

„Echt? Das würdest du machen?“
 

„Glaubst du etwa, ich sag das nur so zum Spaß?“, brummte sein Mentor.
 

„Nein, ich...“ Zack lachte. „Vielen Dank, Angeal!“
 

Der andere murmelte irgendwas Unverständliches als Antwort, während er innerlich bis zehn zählte. Genesis hatte nicht ganz Unrecht gehabt, was sein Durchhaltevermögen betraf...
 

Zack hatte sich derweil wieder in den Plan vertieft. Doch irgendwas schien ihn daran zu irritieren, denn sein Gesichtsausdruck wurde immer verwirrter.

Schließlich sah er erneut auf.
 

„Abgesehen von Erdkunde und den Kursen zum Umgang mit Materia, die ich mit den anderen zusammen habe, ist der Plan ja fast leer“, sagte er. „Da steht fast überall nur I.E. ... was soll das bedeuten?“
 

„Es steht für ‚Im Einsatz’“, entgegnete Angeal, woraufhin Zack ihn groß ansah.
 

„Ich halte es für das Beste für deine Ausbildung, wenn du mich in Zukunft auf Einsätze in Midgar und die Regionen in der Umgebung begleitest“, erklärte Angeal. „Ich denke, viele Dinge wirst du erst lernen oder besser verstehen, wenn du sie in der Praxis durchführst. Du wirst also mit mir zusammen in Zukunft auch mal schwerere Missionen in Angriff nehmen, als die anderen Neulinge sie normalerweise zugeteilt bekommen. Dafür werde ich deine Handlungen überwachen und dir notfalls unter die Arme greifen, wenn du Hilfe brauchst. Hast du das begriffen?“
 

Der Junge nickte eifrig.

Dann zeigte er auf einen letzten Punkt in seinem Stundenplan. „Und wofür steht SP.?“
 

„Sparring“, sagte Angeal. „Dreimal in der Woche werde ich dich persönlich im Kämpfen unterrichten. Und glaube mir... ich werde es dir nicht so einfach machen, wie in den bisherigen Übungen.“
 

Zack schluckte.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Über Kommentare und Kritik würde ich mich wie immer freuen. :)

I.E. (1)

Music: Supernatural Soundtrack <33
 

Kommentar:

Mein Kapitelvorrat schwindet dahin... ich muss langsam mal wieder weiterschreiben. x'D
 

Haaa~aach ja, dieses Kapitel ist ja mal SOWAS von random... xD

Anfangs war es gar nicht eingeplant gewesen; ich hab's erst viel später geschrieben und dann beschlossen, es an dieser Stelle zwischenzuschieben, weil es hier ganz gut reinpasst. ^^
 

Und ja, Zack friert, auch wenn er das in Modeoheim NICHT getan hat. Ich denke einfach, dass er sich erst mit den Jahren an die Arbeit auch in kalten Umgebungen gewöhnt hat, da es in seiner Heimat ja stets deutlich wärmer ist, er Kälte also eigentlich gar nicht gewöhnt sein dürfte. >D
 

Aber weiter im Text... :)
 


 

I.E. (1)
 

Liebe Mutter, lieber Vater,
 

wie geht es euch?

Bei mir ist so weit alles okay. Meine Ausbildung ist allerdings seit kurzem ziemlich anstrengend, da ich seit zwei Wochen von Angeal einzeln unterrichtet werde. Ich bin zwar froh, ihn als Mentor zu haben, aber er ist auch sehr streng und verlangt immer eine Menge von mir.

Am Tag sind wir meistens unterwegs, um in der Umgebung von Midgar Monster zu jagen, bevor sie den Menschen hier schaden können, und jeden zweiten Abend trainiert Angeal mich im Schwertkampf. Meistens falle ich danach gleich ins Bett, so anstrengend ist sein Unterricht, aber ich denke, ich gewöhne mich bald an das alles.

Seit ich in Midgar angekommen bin, bin ich übrigens fast um einen halben Kopf gewachsen!

Ich glaube, bald sind die Hosen nicht mehr lang genug, die du mir genäht hast, Mutter.

Bis zum nächsten Mal.
 

In Liebe,
 

Zack
 

*~*~*
 

Zack schlich auf Zehenspitzen durch die nächtliche Stille des ShinRa-Hauptgebäudes.
 

Sein Schwert fest gepackt huschte er durch einen Gang, bog in einen zweiten ab, und legte schließlich die letzten paar Meter bis zu den Fahrstühlen im Laufschritt zurück.

Dort angekommen betätigte er den Schalter und die Fahrstuhltür glitt lautlos vor ihm auf. Nachdem sie sich wieder hinter ihm geschlossen hatte und der Fahrstuhl sich in Richtung Foyer in Bewegung setzte, atmete der Junge auf. Um unangenehme Fragen zu vermeiden, musste er vorsichtig sein, doch gleichzeitig kam er sich auch vor wie ein Einbrecher im eigenen Haus.
 

An seinem Ohr ertönte plötzlich ein leises Knacken.

„Zack? Wo bist du?“ Die schlechte Verbindung im Fahrstuhl störte den Empfang, darum konnte er die leise Stimme, die durch den Hörer drang, kaum verstehen. Schnell rückte er sein Headset zurecht.
 

„Im Fahrstuhl“, entgegnete er. „Ich bin gleich bei dir, Angeal.“
 

„Sehr gut“, sagte sein Lehrer. „Ich werde am Eingang auf dich warten.“

Und damit war das Gespräch beendet und die Leitung nach einem weiteren Knacken wieder tot.
 

Wenige Sekunden später hielt auch der Fahrstuhl an und Zack atmete tief durch, bevor er in die große Eingangshalle hinaustrat. Nahezu lautlos ging er die Stufen zum Haupteingang hinunter, neben dem ihm ein Paar schwach in der Dunkelheit leuchtender blauer Augen anzeigte, dass sein Mentor bereits da war und ihn erwartete.
 

„Nicht schlecht“, meinte Angeal und lächelte. „Das war Rekordzeit, Zack.“
 

„Ich war auch gerade erst eingeschlafen“, murmelte der Junge und unterdrückte nur mit Mühe ein Gähnen.
 

„Tut mir Leid“, entgegnete sein Lehrer und wandte sich dann dem Ausgang zu. „Dafür kannst du morgen länger schlafen, versprochen. Aber das Wesen, das wir heute jagen wollen, ist leider nachtaktiv und tagsüber unmöglich aufzutreiben.“
 

„Mmh-hm“, machte der Junge und folgte ihm nach draußen.
 

Die kalte Nachtluft machte ihn sofort wieder munter.

Der Winter war nicht mehr fern und tagsüber war es in den letzten Wochen bereits so kühl gewesen, dass die Rekruten auf ihre Winteruniformen umgestiegen waren. Zack war so kaltes Wetter nicht gewohnt, darum klapperten seine Zähne in dem eisigen Wind, der durch die Häuserschluchten Midgars strich, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Angeals Seite einbrachte.
 

„Wenn du dich nicht unter Kontrolle kriegst und dir das auf der Jagd auch passiert, wird das Ding uns entdecken, bevor wir es entdecken“, sagte er.
 

„Ich weiß“, entgegnete der Junge bibbernd. „Tut mir Leid, Angeal, es ist einfach saukalt... Aber ich werde versuchen leise zu sein.“
 

Der andere schüttelte nur den Kopf, dann bogen sie in eine schmale Gasse ein.
 

„Hier müsste es sein“, sagte Angeal leise und ging vor einem Gullydeckel in die Hocke.

Er packte die Eisenstäbe des Deckels mit der Hand und hob ihn mühelos hoch. Dahinter war nichts als gähnende Schwärze.
 

„Nun denn...“ Angeal nahm die Taschenlampe, die an seinem Gürtel befestigt war, und knipste sie an, bevor er sie Zack in die Hand drückte. „Auf geht’s.“
 

Dann kletterte er die Eisenleiter hinunter und war bald in der Dunkelheit verschwunden. Zack zögerte nicht lange und ließ sich hinter ihm in das Loch gleiten.
 

In der Kanalisation angekommen schlug ihnen ein fauliger Geruch entgegen.
 

„Das ist ja widerlich...!“ Der Junge verzog das Gesicht, als er die Dinge sah, die in dem Kanal direkt neben ihnen trieben.
 

„Midgar ist eine große Stadt mit vielen Menschen, was hast du erwartet?“, entgegnete Angeal nur und bedeutete Zack, ihm zu folgen.
 

Eine Weile lang gingen sie schweigend nebeneinander her durch die Tunnel. Der Lichtkegel der Taschenlampe glitt vor ihnen über den Boden und die feuchten Wände, doch abgesehen von ein paar Ratten und anderem Ungeziefer gab es nichts Interessantes zu entdecken.
 

Nach einer Weile gab Zack sich keine Mühe mehr, sein Gähnen zu unterdrücken.
 

„Was genau jagen wir eigentlich?“, fragte er leise.
 

„Glaub mir, das willst du nicht so genau wissen...“, entgegnete Angeal ebenso leise.
 

„Hey, ich habe mittlerweile schon einiges gesehen!“, sagte Zack. „Außerdem muss ich doch wissen, wonach ich Ausschau halten soll, also sag’s mir!“
 

„Nun gut...“
 

Sie erreichten einen runden Raum, in dem mehrere Kanäle zusammentrafen, und Angeal nahm Zack die Taschenlampe ab, um das Becken in der Mitte näher zu untersuchen. Doch sein Inhalt war unauffällig.
 

„Diejenigen, die es bisher gesehen und die Begegnung überlebt haben sagten, es sei eine riesige, bleiche Schlange ohne Augen“, erzählte sein Mentor. „Sie hätte keine Giftzähne, würde jedoch ihre Opfer an einem Stück verspeisen, nachdem sie sie erwürgt hat.“
 

„Na Mahlzeit“, murmelte der Junge.
 

Und für so was war er aufgestanden!
 

Nicht, dass es ihm keinen Spaß machte, mit Angeal auf Monsterjagd zu gehen, aber in dieser Nacht war er einfach nicht in der Laune dazu, nachdem er mit Rayt den ganzen Abend für eine Prüfung gelernt hatte. Das Bedürfnis, unter die Daunendecke seines Bettes zu kriechen, war im Moment wesentlich größer, als in der Kanalisation irgendwelche schleimigen Dinge zu jagen.
 

Doch hatte er es nicht selbst so gewollt...?
 

Zack warf einen Blick zu Angeal hinüber, der neben ihm lief.

Der Gesichtsausdruck des älteren SOLDAT-Kämpfers war wie immer voller Ernst, doch Zack kannte den anderen mittlerweile zu gut, als dass er sich davon abschrecken ließ. Hinter der unnahbaren Fassade Angeals verbarg sich ein freundlicher, oft sehr nachdenklicher Mann, dem Ehre und Gerechtigkeit mehr am Herzen lagen, als Ruhm oder Reichtum. Er strahlte stets eine innere Ruhe und Überlegenheit aus, wie Zack sie bisher selten zuvor bei einem Menschen gesehen hatte, und der Junge bewunderte ihn sehr dafür. Die Ausgeglichenheit seines Wesens spornte ihn dazu an, Angeal nachzueifern, und auch wenn Zack tief im Innersten wusste, dass er nie so wie sein Meister sein würde, wollte er es doch zumindest versuchen.
 

„Hm?“ Die tiefe Stimme des anderen riss ihn aus den Gedanken. „Ist irgendwas, Zack?“
 

Zack überspielte die Tatsache, dass er auf frischer Tat beim Starren ertappt worden war, mit einem Grinsen.
 

„Ich hab nur überlegt, wie schwer wohl das Meisterschwert ist“, entgegnete er mit einem Blick auf das gigantische Schwert seines Lehrers.
 

Angeal lachte leise. „Bis du mit so einer Waffe kämpfen kannst, wirst du noch ein paar Jahre üben müssen, glaube mir.“
 

Er nahm das Schwert von seinem Rücken und betrachtete es mit einem Gesichtsausdruck, bei dem Zack nicht genau sagen konnte, ob er wehmütig oder liebevoll war... oder auch beides.
 

„Angeal“, sagte er nachdenklich, „ich glaube, du hast mir noch nie erzählt, woher du es eigentlich ha-“
 

Vorsicht!
 

Plötzlich stieß ihn der andere so schnell vor die Brust, dass Zack stolperte und zu Boden fiel, bevor er sich mit den Händen abfangen konnte. Doch das rettete ihm womöglich das Leben, denn nicht mal den Bruchteil einer Sekunde später fühlte er etwas so dicht über seinem Hinterkopf vorbeisausen, dass sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Dann war es verschwunden und Angeal packte ihn am Oberarm und zog ihn wieder auf die Beine.
 

„Da war sie!“, rief er. „Das war die Schlange! – Los, Zack, hinterher!“
 

„Ja, Sir!“
 

Eilig zog Zack sein Schwert und machte sich zusammen mit seinem Mentor an die Verfolgung des Ungeheuers. Der Lichtschein der Taschenlampe hüfte vor ihnen wie ein Gummiball auf und ab.
 

„Verdammt! Sie ist wahrscheinlich wieder in den Kanal abgetaucht!“, sagte Angeal, als sie um eine Ecke bogen, den dahinterliegenden Gang jedoch leer vorfanden. „Das macht es schwierig, sie wieder zu finden – und ihr es umso leichter, uns zu entkommen.“
 

„Ja“, sagte Zack, der plötzlich hinter sich ein leises Plätschern vernommen hatte, und blieb stehen.
 

„Entweder das... oder um uns unbemerkt angreifen zu können!“
 

Er wirbelte herum und schwang in der gleichen Bewegung sein Schwert.
 

Der gigantische Kopf der Schlange – sie war tatsächlich augenlos, wie Zack in dem Moment erkannte – zuckte zurück, doch nicht schnell genug: Das Schwert drang so mühelos durch den Körper des Untiers, wie durch ein Stück Käse. Dumpf schlugen sowohl sein Kopf als auch der lange, weiße Körper auf dem Boden auf. Die Schlange wand sich noch ein paar Male im Todeskampf hin und her, dann lag sie still.
 

Keuchend ließ Zack sein Schwert sinken.
 

Erst jetzt sah er, wie riesig das Ungetüm tatsächlich war. Lediglich ein Teil von ihm befand sich im Trockenen, während der Rest sich noch im Kanalwasser befand, aber bereits dieser Teil mochte gut und gern ein halbes Dutzend Meter lang sein. Weißer Schleim bedeckte den Körper des Ungeheuers wie eine zweite Haut, und der Anblick ließ den Jungen leise würgen.
 

„Ist ja ekelhaft“, meinte er und wandte sich ab, wobei er dem Blick seines Mentors begegnete, der ihm ein zufriedenes Lächeln schenkte.
 

„Gut gemacht, Zack!“, lobte Angeal ihn. „Du hast wirklich sehr schnell reagiert!“
 

„Nicht wahr?“ Zacks Grinsen reichte fast von einem Ohr zum anderen. Doch dann betrachtete er sein Schwert und sein Blick verdüsterte sich. „Dafür ist meine Waffe jetzt völlig zugeschleimt.“
 

Er fuchtelte ein paar Male mit dem Schwert hin und her, wodurch sich ein paar der weißen Brocken mit einem schmatzenden Geräusch lösten und auf den Boden klatschten.
 

„Igitt!“ Der Junge verzog das Gesicht. „Ist das widerlich!“
 

Angeal räusperte sich. „Nun, die Instandhaltung und Reinigung seiner Ausrüstung ist eine der wichtigsten Pflichten eines jeden SOLDAT-Kämpfers...“
 

Zack warf ihm einen entsetzten Blick zu. „Moment, was willst du mir damit sagen? Ich soll den Mist selber...? – Ärks!“
 

Der andere begann zu lachen.
 

Angeal!
 

Auf dem Rückweg fluchte Zack unentwegt vor sich hin und verstummte erst wieder, als sein Mentor ein leises Seufzen von sich gab und feststellte: „Du bist eben doch noch ein Kind.“
 

*~*~*
 

Rayt gähnte hinter vorgehaltener Hand.

Die monotone Stimme des Lehrers für Materiakunde war aber auch zu einschläfernd. Es war die letzte Unterrichtsstunde, die der Junge an diesem Tag hatte, und sie war ein einziger Kampf gegen die Langeweile. Wie man Materia anwandte, hatte niemand in seiner Klassenstufe so schnell begriffen wie er, darum verbrachte er die Stunden abwechselnd damit, zu schlafen, Hausaufgaben für die anderen Fächer zu machen oder mit Zack zu quatschen.
 

Leider gehörten diese Stunden auch zu den wenigen, die er noch mit seinem Freund zusammen hatte, ansonsten sahen sie sich nur in den Pausen und am Abend, wenn der Unterricht vorbei war oder sie von Einsätzen zurückgekehrt waren.
 

Da Zack allerdings immer sehr früh aufstehen musste, war er um diese Tageszeit kaum noch zu etwas zu gebrauchen und nutzte die Stunde meistens zum Schlafen.

Rayt störte das ein wenig, denn er hatte ja so schon kaum was von seinem Freund, und dann wurde er auch noch auf diese Weise von ihm ignoriert...
 

„Hey Zack“, flüsterte er und stieß dem Jungen neben sich leicht den Ellenbogen in die Seite.
 

„Hrm...?“ Verschlafen öffnete der andere die Augen. „Was’n los, Rayt? Ist schon Schluss...?“
 

„Nein, du Dummkopf“, sagte der Blonde leise. „Ich wollte dich nur fragen, ob du heute Abend noch was vorhast. Es ist doch Freitag, da dachte ich, wir könnten ja mal wieder was gemeinsam machen...“
 

„... bin aber müde... will weiterschlafen...“, nuschelte Zack.
 

„Jetzt jammere nicht rum!“, entgegnete Rayt. „Nur weil du so egoistisch sein musstest mit deinem Einzelunterricht und sich dein Tagesablauf deswegen verschoben hat, bedeutet das nicht, dass ich mich damit abfinde und in Zukunft ganz auf deine Gesellschaft verzichte!“
 

Zack wollte erneut protestieren, doch dann kicherte er nur leise.
 

„Das klingt fast, als wärst du eifersüchtig auf Angeal...“
 

„Unsinn“, knurrte Rayt. „Es ist einfach nur verdammt langweilig ohne dich geworden, Mann.“
 

„... ich verstehe.“ Plötzlich wurde Zack wieder ernst und ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
 

„Na gut, lass uns heute was unternehmen“, sagte er schließlich leise und lächelte. „Treffen wir uns zum Abendessen in der Kantine? Sagen wir gegen... halb sieben? Dann können wir ja immer noch entscheiden, was wir danach tun.“
 

Rayt erwiderte das Lächeln. „Abgemacht!“
 

*~*~*
 

Auf dem Weg zur Kantine klingelte Zacks Handy.
 

Der Junge stieß ein frustriertes Seufzen aus und klappte das Telefon dann auf.
 

„Ja?“
 

„Es gibt einen Notfall, Zack“, hörte er Angeals Stimme.
 

„Was ist passiert?“
 

„In einem Bergwerk in der Nähe sind ein paar unserer Soldaten verschüttet worden. Die Stollen waren noch ganz neu, aber wie es aussieht, gab es da unten bis dato unentdeckte Höhlen mit ein paar Monstern, die was gegen Besuch hatten. Bei dem Kampf gegen sie stürzte der Stollen ein, aber unsere Leute konnten sich zum Glück in die Höhlen dahinter retten... oder zum Pech, je nachdem.“
 

„Und wir sollen sie jetzt da rausholen, bevor die Monster sonst was mit ihnen anstellen“, vermutete Zack.
 

„Du hast es erfasst.“
 

Zack dachte an Rayt und zögerte. „Angeal, ich...“
 

„Ich erwarte dich in fünf Minuten am Hubschrauberlandeplatz.“
 

Und damit war das Gespräch beendet.
 

Zack starrte einen Moment lang den Hörer an, bevor er sich fluchend auf den Weg zur Landeplattform machte. Im Fahrstuhl schrieb er seinem besten Freund eine Nachricht:
 

Rayt, tut mir Leid wegen unserem Treffen, aber es wird wohl doch nichts. Wir haben gerade einen Notfall und Angeal braucht meine Hilfe. :-(
 

Keine halbe Minute später kam auch schon die Antwort.
 

Ich bin gleich da.
 

Zack hatte die Nachricht kaum gelesen und war aus dem Fahrstuhl getreten, da hörte er neben sich schon Schritte und plötzlich war Rayt an seiner Seite.
 

„Was...?“
 

„Ich lass mir doch nicht mein Date versauen“, entgegnete sein Freund mit einem Zwinkern, während sie durch das Gebäude eilten.
 

Zack musste bei diesen Worten lachen. „Gott, du bist echt unmöglich!“

Er schüttelte grinsend den Kopf, doch dann wurde er schnell wieder ernst.
 

„Hör zu... ich weiß, dass du es gut meinst, aber das hier-“
 

„Ist kein Kinderspielplatz, ich weiß“, unterbrach ihn der andere Junge. „Sag mal, hältst du mich für blöd oder was? Ich weiß genau, welches Risiko ich eingehe, wenn ich euch begleite. Außerdem...“ Er schlug mit der flachen Hand auf die Umhängetasche an seiner Seite. „... habe ich schnell noch ein paar Materia eingesteckt, nur für den Fall. Und du weißt, dass ich damit umgehen kann!“
 

„Ja schon, aber...“
 

„Kein aber, Zack. Ich komme mit!“
 

Zack gab auf. Wenn Rayt sich erstmal was in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht weniger stur, als er selbst.
 

Kurz darauf stürmten sie hinaus auf den Landeplatz.
 

Angeal erwartete sie bereits vor einem der Helikopter. Als er Rayt erblickte, runzelte er die Stirn.
 

„Was willst du hier?“, fragte er. „Das ist keine Aufgabe für einfache Rekruten!“
 

„Er ist ein guter Kämpfer, Angeal“, erwiderte Zack. „Bitte lass ihn mitkommen, ich bin mir sicher, dass er uns eine große Hilfe sein wird!“
 

„Sir!“ Rayt salutierte. „Ich werde mein Bestes geben, Sir!“
 

Angeal sah ihn einen Moment lang an und schien sichtlich mit sich selbst zu kämpfen, doch dann wandte er nur das Gesicht ab und stieg in den Helikopter. „Wir haben jetzt keine Zeit zum Diskutieren. Komm mit, wenn dir so viel daran liegt, oder bleib hier. Wir werden jetzt jedenfalls losfliegen.“
 

„Danke, Sir!“ Zack und Rayt grinsten sich an, dann folgten sie Angeal in den Hubschrauber.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

(Drama auch. ^_~)
 

Über Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen. ^_^

I.E. (2)

Music: MUCC <333
 

Kommentar:

Wenn's mal wieder länger dauert... 8D *röchel*

Tut mir wirklich Leid für die arge Verspätung. u_u

Ich bin umgezogen, hatte deswegen einen Haufen organisatorisches Zeugs um die Ohren und zwischendurch auch immer mal wieder kein Internet, darum bin ich schlichtweg nicht zum Posten (und leider noch viel weniger zum Schreiben) gekommen.

Ein großes Danke deshalb an alle, die die Geschichte bis hierhin verfolgt haben (danke für eure Geduld, Leute ^_~).

Falls es sich beim nächsten Mal wieder so hinziehen sollte... tretet mir einfach in den Arsch. Das hilft meistens. ;)
 

Dieses Kapitel... O_o

Nun ja, ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. *hust*

Einerseits hat's Spaß gemacht, es zu schreiben (was man vor allem daran erkennt, dass es so abartig lang geworden ist xD), aber andererseits bin ich nicht so richtig zufrieden damit...

Aber bildet euch am besten selbst ein Urteil. ^^
 


 

I.E. (2)
 


 

Keine halbe Stunde später landeten sie vor dem Eingang des Stollens, wo man sie bereits erwartete.
 

Ein Bergarbeiter fuhr sie auf einem mit Mako betriebenen Karren mehrere Kilometer tief ins Bergwerk hinein, bis sie schließlich vor der Einsturzstelle hielten. Ein Dutzend Bergleute war bereits dabei, den Schutt abzutragen und Zack sah, dass sie knapp unter der Stollendecke nach und nach einen schmalen Durchgang freimachten.
 

„Zum Glück ist der Tunnel nur auf wenigen Metern eingebrochen“, erklärte der Mann, der sie hinuntergebracht hatte. „Es sollte bald möglich sein, durch das Loch zu klettern.“
 

Angeal sah ihn an. „Wie viele Leute werden vermisst?“
 

„Seit der Entdeckung der Höhlen vor zwei Tagen sind es siebzehn Arbeiter“, sagte der Mann, dann senkte er die Stimme. „Wir haben von keinem von ihnen ein Lebenszeichen gehört... darum hielten wir es für das beste, SOLDAT zu verständigen.“
 

„Und unsere Leute...?“
 

„Man schickte uns zwei Rang-2 Soldaten“, erwiderte der Arbeiter. „Sie gingen allein in die Stollen und stießen dort auf die Monster, sowie die Überreste von zwei von unseren Leuten. Und das war die letzte Nachricht, die wir von ihnen erhielten, denn kurz darauf brach der Stollen bei dem Kampf gegen die Ungeheuer ein. Das war vor etwa zwei Stunden.“
 

Angeal nickte. „Ich verstehe.“

Er warf Zack und Rayt einen kurzen Blick zu.

„Wir werden sie da rausholen“, fuhr er dann fort. „Unsere Männer und eure.“
 

Wir?“ Der Mann sah verwirrt die beiden Jungen an. „Aber Sir, das sind doch noch Kin-“
 

Zack zog in einer einzigen, fließenden Bewegung sein Schwert und schwang die Klinge mühelos ein paar Male hin und her, bevor er sie neben sich in den Boden rammte. Rayt holte unterdessen eine der leuchtenden Materia-Kugeln aus seiner Tasche und setzte sie in ein breites Armband ein, das er am Unterarm trug.
 

Der Arbeiter verstummte und fragte nicht noch einmal nach.
 

Angeal hingegen sah Rayt überrascht an. „Du hast Materia dabei? Aber die Materia im Besitz von ShinRa werden strengstens bewacht! Woher hast du sie also?“
 

Zack sah im schwachen Licht der Lampen, wie sein Freund rot wurde.

„Genau genommen sind es Materia von ShinRa, Sir", entgegnete Rayt. "Ich habe vor dem Abendessen noch damit trainiert. Dann kam Zacks Nachricht, und ich hielt es für eine gute Idee, einfach welche mitzunehmen...“
 

Angeal stöhnte auf. „Ihr bringt mich noch in Teufels Küche...“

Er schüttelte den Kopf. „Nun gut, vielleicht werde sie uns noch nützlich sein. Es wäre am besten, wenn du-“
 

„Wir sind jetzt durch!“, rief plötzlich einer der Arbeiter, die den Schutt abtrugen, und der Mann neben ihnen sah sie an.
 

„Es ist ein bisschen eng, aber sie werden sicher hindurchpassen“, sagte er. „Ich wünsche Ihnen viel Glück! Wir werden in der Zwischenzeit versuchen, soviel Schutt wie möglich zu beseitigen und den Durchgang zu erweitern.“

Die drei SOLDAT-Mitglieder nickten.
 

„Ich werde vorgehen“, sagte Angeal an die Jungen gewandt. „Bleibt dicht hinter mir!“
 

Und mit diesen Worten kletterte er den Schutthügel hinauf und schob sich vorsichtig durch den schmalen Durchgang. Zack folgte seinem Beispiel und Rayt bildete schließlich den Abschluss.
 

Auf der anderen Seite sammelten sie sich wieder und Angeal entzündete zwei der mitgebrachten Lampen, von denen er eine an Zack weiterreichte.
 

„Seid vorsichtig“, sagte er. „Wir wissen nicht, was uns erwartet, also macht euch auf alles gefasst.“
 

*~*~*
 

In dem Gang unmittelbar hinter der Einbruchstelle fanden sie weder die Leichen ihrer Kameraden oder der Bergleute, noch die Überreste von Monstern. Blutspuren auf dem Boden wiesen jedoch darauf hin, dass sich sowohl die eine als auch die andere Seite weiter in die Tiefe zurückgezogen hatte.
 

Schweigend machten sie sich auf den Weg tiefer in den Stollen hinein.
 

Doch nach einer Biegung und nicht mal zweihundert Metern endete der Tunnel – oder mündete vielmehr in eine riesige Höhle, deren Ausmaße so gigantisch waren, dass Zack die gegenüberliegenden Höhlenwände nicht erkennen konnte.
 

Von überall aus der Dunkelheit hörte er Tropfen und das leise Plätschern von Wasser. Riesige Stalagmiten, manche breit wie ein Auto, wuchsen aus dem Boden empor und zu ihren Gegenstücken an der Höhlendecke hinauf. Überall, wo der schwache Lichtschein ihrer Lampen auf Wände, Boden und Decke traf, wurde er tausendfach gebrochen zurückgeworfen und das Funkeln und Glitzern verschlug dem Jungen den Atem.
 

Zack hatte jedoch nicht lange Zeit zum Staunen, denn Angeal war nur wenige Meter weiter vor etwas niedergekniet... oder jemandem, wie sie beim Nähertreten erkannten.
 

Es handelte sich um einen toten Bergarbeiter. Er lag so ruhig da, als würde er lediglich schlafen, und abgesehen von winzigen Bisswunden an den Armen und im Gesicht war er vollkommen unverletzt.
 

„Das sieht... nicht gut aus“, sagte Zack leise und schluckte schwer.
 

„Ich glaube, wir haben es hier mit einem äußerst bösartigen Gegner zu tun“, sagte Angeal düster. „Einem, der so gefährlich ist, dass ich es für eine schlechte Idee halte, die Höhlen weiter allein zu erkunden...“
 

„Achtung!“, ertönte plötzlich ein Ruf nicht weit von ihnen entfernt und eine Handvoll Gestalten schälte sich aus der Dunkelheit und eilte auf sie zu.

„Hey, ihr da!", rief der Mann, der die kleine Gruppe anführte. "Sie kommen zurück, also macht, dass ihr hier wegkommt!“
 

„Wer sind ‚sie’?“, fragte Zack, doch dann hörte er es selbst. Ein leises Rauschen war zu vernehmen und auf einmal war die Luft über ihnen erfüllt von flatternden, pelzigen, schwarzen Leibern.
 

„Fledermäuse!“, schrie Rayt und bedeckte sein Gesicht mit den Armen. „Sie greifen uns an!“
 

„Nicht nur das“, rief Angeal zurück. „Ich kenne diese Biester! Sie saugen einem das Blut aus und ihre Bisse sind zudem höchst toxisch! Bleibt um Gottes Willen im Lichtkegel - sie fürchten die Helligkeit!“
 

Sie rückten dichter zusammen und gingen langsam den Männern entgegen, die sie eben noch gesehen hatten. Zack hatte schon Angst, dass ihre Hilfe zu spät kam, doch dann stolperte erst einer, dann zwei, drei und schließlich noch weitere Männer in ihre Mitte. Es waren insgesamt acht, und einer davon trug eine SOLDAT-Uniform. Sie wirkten erschöpft und am Ende ihrer Kräfte, doch sie waren alle unverletzt.
 

„Was ist mit den anderen Männern?“, rief Angeal über das Rauschen der Flügel hinweg dem Rang-2 Soldat zu.
 

„Die anderen Bergleute sind den Fledermäusen zum Opfer gefallen“, entgegnete der SOLDAT-Kämpfer. „Und mein Kamerad...“
 

Er biss sich auf die Unterlippe. „Nachdem wir die Männer gefunden hatten, wollten wir den Stollen verlassen, doch dann wurden wir von einem großen Monster angegriffen. Mein Freund kämpfte gegen es, doch die einstürzende Decke begrub sie beide unter sich, zusammen mit unserer einzigen Lichtquelle. Dann tauchten die Fledermäuse auf und auf der Flucht vor ihnen haben wir uns in die Höhle zurückgezogen.“
 

„Also sind wir offenbar gerade zur richtigen Zeit gekommen“, rief Angeal. Dann sah er Rayt an. „Wir werden diese Leute jetzt erst mal hier rausschaffen. Kannst du ein bisschen mehr Licht machen?“
 

Rayt nickte nervös und reckte den Arm in die Luft. „Feuer!“
 

Eine riesige Stichflamme schoss aus seiner Handfläche zu Höhlendecke empor. Die Hitze und die plötzliche Helligkeit zeigten sofort ihre Wirkung: der Fledermausschwarm stob auseinander und vereinigte sich in einiger Entfernung wieder, um anschließend in den Tiefen der Höhle zu verschwinden.
 

Keuchend ließ Rayt den Arm sinken.
 

„Gut gemacht, Junge!“, lobte Angeal ihn, dann half er einem der Männer, der gestolpert war, auf die Beine und gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg zum Ausgang.
 

„Wir sollten den Stollen vorerst versiegeln“, sagte der ältere SOLDAT-Kämpfer leise zu Zack, der neben ihm ging. „Die Wesen, die hier unten leben, stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, zumal wir nicht wissen, was noch alles in den Höhlen lauert... nur eine Handvoll von unseren Leuten wird hier nichts ausrichten können.“
 

Der Junge nickte.

„Diese Fledermäuse“, fragte er dann, „was sind das für Viecher?“
 

„Diese Art hat man bisher nur in unterirdischen Höhlen entdeckt, denn die Tiere sind äußerst lichtempfindlich“, erzählte Angeal. „Sie sind zwar klein, gehören aber zu den gefährlichsten Geschöpfen der Welt. Ihre Fangzähne enthalten ein so starkes Gift, dass es einen Menschen innerhalb von Sekunden töten kann.“
 

Zack verzog das Gesicht. „Dann sollten wir sie besser in Ruhe lassen, oder? Wieso wird hier eigentlich überhaupt ein Stollen gebaut?“
 

„Um nach neuen Makoquellen zu suchen“, beantwortete Rayt, der an ihre Seite getreten war, die Frage mit leiser Stimme. „Habe ich nicht Recht?“
 

Angeal gab jedoch keine Antwort.
 

Nach einer Weile hatten sie wieder die Stelle erreicht, an der der Stollen eingebrochen war. Der Durchgang war tatsächlich vergrößert worden, so dass es nicht sehr lange dauerte, bis die Geretteten durch das Loch auf die andere Seite geklettert waren. Doch kaum war der letzte von ihnen in dem Durchgang verschwunden, als sie wieder das Rauschen von Fledermausflügeln hörten.
 

„Sie kommen zurück!“, rief Rayt und starrte in die Finsternis hinter ihnen. „Soll ich ihnen wieder einheizen?“
 

Er krempelte bereits den Ärmel hoch, als Angeal ihn am Unterarm packte. „Bist du verrückt, Junge?! Wenn du das tust, wird der Tunnel möglicherweise wieder einstürzen und wir stecken hier fest!“
 

Er stieß ihn zu Zack hinüber. „Los, ihr zwei! Klettert so schnell ihr könnt auf die andere Seite und sagt den Arbeitern, sie sollen den Tunnel dichtmachen! Ich gebe euch Rückendeckung und folge euch, sobald ihr drüben seid!“
 

Bevor Zack protestieren konnte, hatte sein Freund ihn schon am Arm gepackt und den halben Hügel hinaufgezogen. Widerstrebend folgte er ihm, jedoch nicht ohne zwischendurch noch einen Blick über die Schulter zu werfen.
 

Angeal hatte das Panzerschwert gezogen und versuchte, mit der breiten Klinge so viele von den Fledermäusen wie möglich niederzuschlagen. Er hatte sich dabei die Lampe an den Gürtel geklemmt, weshalb sie es nicht wagten, sich ihm bis auf weniger als einen halben Meter zu nähern. Doch allein ihre pure Menge führte dazu, dass immer wieder Teile des Schwarms näher in die Richtung seines Meisters gedrängt wurden, als Zack lieb war.
 

Und dann waren sie den Schutthaufen hinauf und auf der anderen Seite, und Angeal war aus seinem Sichtfeld verschwunden.
 

Schnell schlidderte Zack neben Rayt den Hügel hinunter und rannte den Bergleuten entgegen.

„Schließen Sie sofort den Tunnel!“, rief er und sie sahen ihn verwirrt an.
 

„Aber wir haben ihn doch gerade erst-“
 

„Machen Sie ihn dicht!“, wiederholte Zack die Anweisung. „Sonst kommen diese Biester vielleicht doch noch durch!“
 

Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung und die Männer schienen den Ernst der Situation endlich zu erkennen. Während um ihn herum alles in Bewegung geriet, starrte Zack zu dem schmalen Durchgang hinauf.
 

„Mann, Angeal“, murmelte er. „Wo bleibst du nur...?“
 

„Ich bin mir sicher, er kommt gleich“, sagte Rayt neben ihm leise. „Mach dir keine Sorgen, Zack.“
 

„Ich versuche es.“ Der Junge lächelte schief. „Selbstmörderische Aktionen passen auch nicht besonders gut zu ihm...“
 

In nur wenigen Minuten hatten sich die meisten der Bergleute zusammen mit den geretteten Männern in Sicherheit gebracht und es waren nur noch ein paar Arbeiter zurückgeblieben, die die Sprengung des Schachtes vorbereiteten. Ruhelos lief Zack vor dem Schutthaufen hin und her.
 

„Geht das vielleicht nicht ein bisschen schneller?“, fragte er nach einer Weile ungeduldig. Von Angeal fehlte immer noch jede Spur. „Mein Lehrer ist noch drüben und versucht uns die Monster solange vom Hals zu halten!“
 

„Geduld, Kleiner“, sagte einer der Männer. „So eine Sprengung erfordert Planung und viel Vorsicht. Wenn wir zuviel Sprengstoff verwenden, fliegt uns der halbe Berg um die Ohren.“
 

„Vielleicht sollte dein Lehrer auch langsam mal zu uns rüberkommen“, sagte ein anderer. „Ich bin mir sicher, dass er es gut meint, aber wenn er nicht endlich auftaucht, müssen wir vom Schlimmsten ausgehen und den Tunnel dichtmachen...“
 

Plötzlich ertönte ein Grollen aus dem schmalen Durchgang über ihnen und das flackernde Licht, das zuvor noch durch den Spalt gedrungen war, erlosch.
 

„Angeal!“ Zack zog sein Schwert und kletterte eilig den Schutthügel hinauf.
 

„Zack, bleib hier!“, rief Rayt ihm von unten zu. „Das ist Wahnsinn!“
 

Doch der Junge hatte den Durchgang bereits erreicht und stolperte blind durch die Dunkelheit auf der anderen Seite.

„Angeal!“
 

Panik erfüllte ihn und hastig rutschte er den Schutthaufen hinunter, während er unablässig nach seinem Lehrer rief.
 

Die Schwärze legte sich wie ein dunkler Mantel über ihn und machte es unmöglich, auch nur die Hand vor Augen zu sehen. Seine Hände tasteten über den Boden, in der Hoffnung, wenigstens dort eine Spur zu finden. Doch abgesehen von vielen kleinen scharfkantigen Steinchen, die seine Handschuhe aufrissen und seine Finger zerschnitten, blieb die Suche erfolglos.
 

Zack war kurz davor zu verzweifeln.

„Verdammt, Angeal, jetzt antworte doch!“
 

Der andere war doch nicht etwa...?
 

Doch plötzlich packte eine Hand die seine und die tiefe Stimme seines Mentors ertönte dicht an seinem Ohr.

„Ich bin hier, Zack.“ Blaue Augen leuchteten ihm in der Dunkelheit entgegen. „Tut mir Leid, ich habe wohl kurz das Bewusstsein verloren...“
 

„Angeal!“ Erleichterung machte sich in Zack breit. „Mann, bin ich froh...! Was ist passiert?“
 

„Die Biester sind mir dermaßen auf den Pelz gerückt, dass ich mich gezwungen sah, doch noch einen kleinen Zauber anzuwenden“, entgegnete der andere. „Leider ist dabei auch meine Lampe kaputtgegangen...“
 

Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Sachen. „Sie sind zwar vorerst geflohen, aber wer weiß, für wie lange.“
 

„Dann sollten wir von hier verschwinden!“
 

Angeal lachte leise.

„Das denke ich auch.“ Er zog Zack auf die Beine. „Also los!“
 

Sie kletterten den Schutthaufen empor, was in der Dunkelheit jedoch gar nicht so einfach war, weshalb sie nur langsam vorankamen. Vor allem Zack rutschte immer wieder ab; seine Handflächen brannten vor Schmerz, was das Klettern sehr erschwerte, so dass Angeal ihn hin und wieder in die richtige Richtung schieben musste.
 

Es erschien Zack wie eine Ewigkeit, bis sie den Durchgang erreicht hatten, und kaum waren sie dort angelangt, hörten sie auch schon das ihnen bereits bekannte – und so verhasste – Flügelrauschen.
 

„Da sind sie wieder!“, rief Angeal und stieß den Jungen durch den Spalt, bevor er ihm folgte.
 

Erleichterung zeichnete sich auf Rayts Gesicht ab, als er sie aus dem dunklen Gang stolpern sah. „Da seid ihr ja endlich!“
 

„Klar, was dachtest du denn?“, entgegnete Zack grinsend und riss den anderen Jungen fast um, als er den Schutthaufen ein wenig zu schnell herunterrutschte.
 

„Seid ihr soweit?“, fragte Angeal, der hinter ihm den Abhang hinunterschlidderte, an die Arbeiter gewandt.
 

„So gut wie, Sir“, erwiderte einer der Männer.
 

„Dann sprengt den Tunnel!“
 

„Ja, Sir!“
 

Sie brachten sich alle hinter der nächsten Tunnelbiegung in Sicherheit, während hinter ihnen die ersten Fledermäuse durch den Spalt drangen.
 

„Haltet euch die Ohren zu!“, rief einer der Arbeiter und betätigte dann den Auslöser.
 

Ein langer Augenblick verging, in dem die Welt den Atem anzuhalten schien, dann ertönte ein Knall, der so laut war, dass Zack das Gefühl hatte, sein Trommelfell müsste platzen. Der Boden unter ihnen bebte für einen Moment, die spärlich an der Decke verteilten Lampen flackerten, und Staub und Dreck rieselten von der Stollendecke auf ihre Köpfe hinunter.
 

Und dann war alles wieder ruhig.
 

Sie warteten, bis sich der Staub wieder halbwegs gelegt hatte, dann standen sie hustend auf und begutachteten den eingestürzten Tunnel. Der Stollen war nun wieder verschlossen, und die Explosion hatte die wenigen Tiere, die es durch die Lücke geschafft hatten, getötet.
 

„Gute Arbeit“, lobte Angeal die Bergleute.
 

Doch die Männer schüttelten nur die Köpfe.
 

„Wir sollten Ihnen danken, Sir“, sagte einer von ihnen. „Sie haben Ihr Leben riskiert, um unsere Kameraden zu retten, das verdient viel größeren Respekt!“
 

Angeal verschränkte nur die Arme vor der Brust. „Nun... das ist unser Job.“
 

„Rayt, ich fühle mich irgendwie seltsam“, flüsterte Zack und packte seinen Freund am Arm. Seit der Flucht aus dem Stollen war ihm schwindelig und heiß, und er fühlte sich, als würde er jeden Moment umkippen.
 

„Ich sehe nichts mehr...“
 

Er taumelte und sank auf die Knie, und dann war plötzlich alles dunkel.
 

*~*~*
 

„Zack!“ Rayt starrte seinen Freund schockiert an.
 

„Was ist los? Was ist passiert?“ Angeal war sofort bei ihnen und kniete sich neben dem bewusstlosen Jungen in den Staub.
 

„Ich weiß es nicht“, entgegnete Rayt mit Panik in der Stimme. „Er brach plötzlich einfach zusammen...!“
 

Angeal untersuchte Zack nach Verletzungen oder ähnlichem, entdeckte aber nichts... bis er seine Hände sah. Die Handschuhe waren an einigen Stellen aufgerissen und die Haut darunter stark gerötet oder voller Blut – und Angeal hatte plötzlich eine vage Vorstellung von dem, was passiert sein musste: Als Zack in der Dunkelheit nach ihm gesucht hatte, musste er auch einige der toten Fledermäuse, die sein Mentor erschlagen hatte, berührt haben, und durch seine aufgeschnittenen Handflächen war dabei offenbar etwas von ihrem Gift in seinen Körper gedrungen.
 

„Er wurde vergiftet“, sagte Angeal leise und ließ Zacks Arm vorsichtig wieder sinken.
 

„Von den Fledermäusen?“, fragte Rayt entsetzt. „Aber dann wird er sterben!“
 

„Das Mako in seinem Körper hält die Vergiftung auf, aber ich weiß nicht, für wie lange“, erklärte Angeal, dann sah er zu dem Jungen auf, der am ganzen Körper zitterte.

„Rayt! Reiß dich zusammen! Panik hilft uns jetzt nicht weiter!“
 

Der Junge zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen, dann richtete sich sein Blick endlich auf Angeal.

„Aber... was können wir tun?!“
 

„Das kommt ganz darauf an“, entgegnete der ältere. „Hast du Medica dabei?“
 

„Ich... ich glaub schon...“
 

Rayt kramte hastig in seiner Tasche und holte schließlich eine grün leuchtende Materia-Kugel hervor.
 

„Exzellent!“ Angeal nahm sie ihm ab.
 

„Ich bin zwar kein Meister im Umgang mit heilenden Materia, aber ich hoffe, dass das hier reichen wird“, murmelte er.
 

Vorsichtig legte er eine Hand auf Zacks Brust und die andere auf die Stirn des Jungen.
 

Angespannt sah Rayt dabei zu, wie Angeals Arme in einem sanften Grün zu leuchten begannen, das anschließend durch seine Hände in Zacks Körper floss. Anfangs sah es aus, als hätte er damit auch Erfolg, denn Zacks Brustkorb hob und senkte sich nun langsam und gleichmäßig, und auch der ungesunde Farbton wich aus seinem Gesicht. Doch das allein schien nicht auszureichen, denn der SOLDAT-Kämpfer biss nach einer Weile die Zähne zusammen und Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden.
 

„Ich kann es... nur weiter... verlangsamen“, keuchte er. „Aber nicht aufhalten!“
 

Er wandte sich an die Bergarbeiter, die all dem gleichermaßen besorgt wie hilflos zugesehen hatten.
 

„Bringt den Jungen sicher aus dem Stollen“, sagte er zu ihnen, dann sah er Rayt an. „Du wirst diese Männer begleiten und sofort zum Hauptquartier zurückkehren, um einen Heiler zu holen! Zack steht kurz vor dem Herzstillstand, und er wird mit Sicherheit sterben, wenn ich die Hände von ihm nehme. Also beeil dich!“
 

Rayt nickte und machte sich sofort mit den Arbeitern auf den Weg.
 

Meister und Schüler blieben allein zurück.
 

*~*~*
 

Angeal kämpfte in der nächsten Stunde nicht nur um das Leben des bewusstlosen Jungen – er kämpfte auch mit seinen eigenen Emotionen.
 

Da waren allem voran die eiskalte Angst, Zack nicht retten zu können, sowie Wut und Vorwürfe sich selbst gegenüber, weil er die Lage völlig falsch eingeschätzt und die beiden Jungen in solch eine Gefahr gebracht hatte.

Zudem hatte eine solche Hilflosigkeit von ihm Besitz ergriffen, dass er sich wünschte, seine beiden besten Freunde in diesem Moment an seiner Seite zu haben. Er wusste, dass dieser Gedanke unsinnig war, denn weder Genesis noch Sephiroth hätten ihn in diesem Augenblick helfen können, doch er hätte sich allein durch ihre Anwesenheit gleich viel sicherer gefühlt. So hoffte er, dass seine eigene Kraft ausreichte, mit der Situation fertig zu werden.
 

Doch obwohl er all seine Energie in den Heilungsprozess fließen ließ, spürte Angeal, wie Zacks Herzschlag mit der Zeit immer langsamer und schwächer wurde.
 

‚Halte durch, Junge! Bitte tu mir das nicht an...!’, dachte er, während Tränen der Anstrengung und der Verzweiflung in seinen Augenwinkeln brannten.
 

Er mochte erst seit wenigen Wochen Zacks Mentor sein, doch der aufgeweckte Junge hatte sich bereits einen Platz in seinem Herzen erkämpft – etwas, was zuvor nur wenige Menschen bei Angeal geschafft hatten. In diesem Moment bereute er es, dass er sich Zack gegenüber in all dieser Zeit oft gleichgültig verhalten hatte, ohne dem Jungen jemals zu zeigen, wie viel er wirklich von ihm hielt. Und jetzt würde er womöglich nie wieder die Gelegenheit dazu haben.
 

Trotz aller Bemühungen wusste Angeal, dass er Zack verlieren würde bevor Hilfe eintraf – und es gab keine Möglichkeit, es zu verhindern.
 

Alles, was ihm blieb, war eine flüchtige Idee, die Genesis vor einer Weile geäußert hatte und die einen letzten Hoffnungsschimmer in sich barg. Es war riskant, aber es war das einzige, was Zack in diesem Moment vielleicht noch retten konnte.
 

Angeals Kräfte ließen endgültig nach, darum beschloss er, es wenigstens einmal zu versuchen. Vorsichtig hob er den Oberkörper des Jungen an und schloss die Arme um ihn, bevor er die Stirn an die von Zack lehnte und die Augen schloss.
 

Vielleicht konnte er die Schmerzen des Jungen nicht heilen – doch er konnte sie mit ihm teilen.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...

Drei Freunde

Music: MO'SOME TONEBENDER
 

Kommentar:

Auf in die nächste Runde. =)

Und Hallelujah! - Dieses Mal wird es kitschig. xD

Außerdem gibt's wieder mal eine Portion Sephiroth. Der Mann ist ja so unglaublich schwer zu schreiben IMO... jedenfalls wenn ich versuche, ihn halbwegs in character hinzubekommen. @_@

Doch je öfter ich ihn schreibe und versuche, seine Beweggründe zu erklären, desto sympathischer wird er mir irgendwie auch. =)
 

Oh, und völlig random am Rande, aber ich find das gerade so interessant:

Wie ich vor kurzem herausgefunden habe, ist Lazard TATSÄCHLICH der ältere Halbbruder von Rufus! \o/ \o/ \o/

Mal sehen, ob und wie ich das hier unterbringe. x3
 

Anyway... viel Spaß beim Lesen. ^^
 


 

Drei Freunde
 

An diesem Ort spielten Raum und Zeit keine Bedeutung.

Es gab kein Oben und kein Unten, kein Vorher und kein Nachher... und erst recht kein Was-wäre-gewesen-wenn. Hier musste man nicht nach Antworten suchen, denn es gab keine Fragen mehr.

Er öffnete die Augen, oder was auch immer an diesem Ort das Äquivalent dazu war, denn er hatte weder Augen, noch einen Körper. Doch obwohl es hier auch keine Farben gab, wusste er ohne Zweifel, dass ihn grünes Licht umgab.

Er konnte nicht sagen, dass es angenehm war, aber genauso gut war es auch nicht unangenehm. Es war einfach... da, und er wurde von ihm ebenso sanft und sicher umhüllt, wie ein Kind von den tröstenden Armen der Mutter.

Und plötzlich wusste er, dass er hier nicht mehr weg wollte.

Doch da war auch diese Präsenz, die am Rande des Lichtes lauerte, und er spürte, dass sie nach ihm suchte. Und je mehr er versuchte, ihr zu entkommen und endgültig ein Teil des Lichtes zu werden, desto mehr schien das Licht selbst ihn abzustoßen.

Du gehörst nicht hierher...

Er spürte diese Worte mehr, als dass er sie hörte, und sie versetzten ihn in Panik. Er wollte nicht weg...!

Du gehörst zu uns...

Und dann griff plötzlich etwas nach ihm und riss ihn fort von dem beschützenden Licht.
 

*~*~*
 

Als Angeal erwachte, war die Welt um ihn herum vollkommen weiß.
 

Zumindest schien es ihm auf den ersten Blick so. Er blinzelte kurz und schloss die Augen dann wieder, bevor er sie erneut öffnete und sich auf die Dinge in seiner unmittelbaren Nähe konzentrierte. Die Zimmerdecke über ihm war weiß, ebenso wie die Laken, auf denen er lag. Durch das Fenster am Kopfende seines Bettes fiel Licht auf sein Kissen, und Angeal kniff geblendet die Augen zusammen.
 

Unbeholfen stemmte er sich mit den Unterarmen ein Stück hoch und sah dann zur Seite... und in das bleiche Gesicht seines Schülers, der in dem Krankenbett neben ihm lag.
 

Zack schien nicht bei Bewusstsein zu sein, doch das war in diesem Moment weniger wichtig – alles, was für Angeal zählte, war die Tatsache, dass er überhaupt noch am Leben war. Der SOLDAT-Kämpfer dankte allen ihm bekannten Göttern, dass sein Schützling überlebt hatte, und sank erschöpft wieder zurück auf sein Bett.
 

„Du hast ihm das Leben gerettet“, ertönte eine leise Stimme vom Fußende seines Bettes und einen Moment später erschien ein rotbrauner Schopf in seinem Blickfeld.
 

„Genesis“, hauchte Angeal. Er fühlte sich so matt, dass er kaum die Kraft zum Sprechen aufbrachte.
 

Sein Freund lächelte. „Genau der.“
 

„... Zack... Ist er...?“
 

„Es geht ihm gut“, entgegnete Genesis sanft. „Er müsste bald wieder aufwachen – dank deiner Hilfe.“
 

Er blickte zu Zack hinüber.

„Du hast dich an das erinnert, worüber wir vor einer Weile gesprochen haben, nicht wahr?“, fragte Genesis dann leise. „Du hast den Mako-Fluss in deinem Körper unterbrochen, um ihn mit dem des Jungen zu verbinden und ihn dadurch am Leben zu erhalten.“
 

Er schüttelte den Kopf. „Doch das war ziemlich riskant. Ein halbe Stunde länger, und wir hätten euch beide verloren... und du wusstest vorher auch nicht, ob es überhaupt funktionieren würde, oder?“
 

Angeal antwortete nicht.
 

„... ich verstehe.“ Genesis schwieg für einen Moment, dann blitzte plötzlich Zorn in seinen Augen auf. „Ganz ehrlich: Was fällt dir ein, dich fast umzubringen? Weißt du, was es mir für eine Scheißangst eingejagt hat, als ich hörte, dass du im Sterben liegst?“
 

Angeal wusste einen Augenblick lang nicht, was er erwidern sollte. Der Vorwurf in Genesis’ Stimme war nicht zu überhören, und er kannte ihn gut genug um zu wissen, wie sehr seine Unvorsichtigkeit seinen Freund verletzt haben musste. Die Sorge um ihn – ihn, Angeal, der sonst nie irgendwelche Dummheiten machte – musste Genesis sehr zu schaffen gemacht haben, und das ließ er ihn nun spüren.
 

„Es tut mir Leid“, sagte er schließlich leise. „Dass... ich dir solche Sorgen gemacht... und dich so aufgeregt habe.“
 

„Oh, glaub mir, ich bin immer noch sauer auf dich“, entgegnete Genesis mit bitterem Lächeln. „Aber ich wäre sicher wütender, wenn das alles nicht so typisch für dich wäre... Oh, selbstloser Angeal.“

Der Spott, der bei diesen Worten in seiner Stimme lag, war nicht zu überhören. Doch dann kehrte die Wut zurück.

„Ist dir eigentlich klar, dass wir die ganze Nacht lang nicht wussten, ob du es überhaupt überleben würdest? Dr. Hollander hat einen Riesenaufstand gemacht und gemeint, die Spezialbehandlung, die bei dir erforderlich wäre, wäre fast unmöglich durchzuführen...“

Seine Stimme wurde leiser. „Und als er schließlich sagte, dass du durchkommen würdest... in dem Augenblick ist mir wirklich ein Stein vom Herzen gefallen.“
 

„Genesis...“
 

„Ich hab die ganze Nacht über kein Auge zugetan, bis ich das gehört habe. Und auch danach fand ich keine Ruhe, als es plötzlich hieß, du seist ins Koma gefallen!“
 

„Genesis, ich...“
 

„Du hast keine Ahnung, was ich mir für Sorgen gemacht habe, verdammt!“
 

„Genesis, es tut mir Leid“, wiederholte Angeal leise, während Genesis das Gesicht in seiner freien Hand barg und sich nur langsam wieder beruhigte.
 

Schließlich hob er wieder den Kopf und schenkte Angeal ein zynisches Lächeln. „Und dabei bist du es doch immer, der uns Predigten hält und uns ermahnt, vorsichtiger zu sein...“
 

Er seufzte, doch dann wurde seine Miene weicher. „Also pass bitte in Zukunft besser auf dich auf, okay? Und auf den Bengel, damit seinetwegen so etwas nicht noch mal geschieht.“
 

„Ich verspreche es“, erwiderte Angeal, und selten zuvor war ihm etwas so ernst gewesen.
 

In diesem Moment ging die Tür auf, und das Geräusch von schweren Stiefeln erklang auf dem laminierten Fußboden des Krankenzimmers. Genesis blickte auf, um den Neuankömmling anzusehen, und seine Augen weiteten sich vor Überraschung – und in dem Moment wusste Angeal, wer es war.

„Sephiroth...“, flüsterte er.
 

„Angeal“, entgegnete der silberhaarige Mann, der sich ihnen näherte, mit leiser Stimme.
 

„Die drei Freunde sind wieder vereint... was für ein seltener Augenblick.“ Wie immer, wenn der General anwesend war, konnte Genesis sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen. „Traurig nur, dass die Umstände so außerordentlich unerfreulich sind.“
 

Sephiroth ignorierte ihn, während er an Angeals Bett herantrat und auf seinen Freund hinabsah.

„Wie ich sehe, geht es dir besser“, sagte er und in seiner Stimme schwang unüberhörbar Erleichterung mit.
 

Angeal konnte nicht leugnen, dass er sich über die Anwesenheit des anderen freute, doch sie verwirrte ihn auch.

„Was tust du hier?“, entgegnete er leise. „Solltest du nicht in Wutai sein...?“
 

„Das war ich auch... bis letzte Nacht.“ Sephiroth sah zur Seite. „Ich bekam einen Anruf aus dem Hauptquartier, dass du sehr geschwächt wärst und möglicherweise die Nacht nicht überleben würdest. Darum übergab ich die Befehlsgewalt an einen meiner Untergebenen und kehrte sofort nach Midgar zurück.“
 

„Aber wieso... du hättest nicht...“
 

„Ich bin die ganze Nacht über geflogen, in der Hoffnung, dich noch bei Bewusstsein vorzufinden“, fuhr Sephiroth mit seiner dunklen, tiefen Stimme fort. „Doch bis vor wenigen Minuten wusste ich nicht mal, ob du überhaupt noch am Leben bist...“
 

Erst jetzt fiel Angeal auf, wie blass der andere Mann war; noch blasser, als er es bei ihm gewohnt war. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und obwohl Sephiroth es sich nicht anmerken ließ, ahnte Angeal doch, wie müde er sein musste.
 

Er wollte etwas erwidern, doch der General brachte ihn mit einem Kopfschütteln zum Schweigen.
 

„Bitte mach mir keine Vorwürfe... nicht DU, Angeal“, sagte Sephiroth. „Ich...“

Er schien einen Moment lang nach den richtigen Worten zu suchen, ballte dann jedoch nur die Hand zur Faust und schwieg.
 

Doch Angeal verstand.
 

Der andere Mann war kein Mensch großer Worte, aber Angeal kannte ihn lange genug, um eine Vorstellung von dem zu haben, was in ihm vorgehen musste. Obwohl Sephiroth es nie explizit sagte und auch nicht zu den Leuten gehörte, die häufig Gebrauch von Wörtern wie „Freundschaft“ machten, wussten Angeal und Genesis doch, dass er eine Menge von ihnen hielt. Innerhalb von SOLDAT gab es wahrscheinlich niemanden, der ihm näher stand, als sie es taten, und wenn Sephiroth nicht im Dienst war, war er oft in ihrer Gesellschaft anzutreffen.
 

Angeal konnte nicht genau sagen, was es war, das drei so unterschiedliche Menschen wie sie verband, aber er wusste, dass sie einander brauchten... jeden auf seine Weise.
 

Darum fragte er auch nicht weiter nach, sondern nickte nur.
 

„Genesis“, wandte er sich nach einer Weile an seinen anderen Freund, „ich bin müde und würde mich gerne noch ein wenig ausruhen...“
 

Genesis verstand sofort. „Keine Sorge, wir gehen schon.“
 

Er stand auf und sah zu Sephiroth hinüber.
 

Der General blickte ein letztes Mal auf Angeal hinab und plötzlich erschien ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen.

„Komm bald wieder auf die Beine“, sagte er so leise, dass nur Angeal es hören konnte, und dieser nickte.
 

Dann wandten sich die beiden ab und gingen.
 

Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, schloss Angeal die Augen und gab sich der Erschöpfung hin, die wieder von ihm Besitz ergriffen hatte. Während er langsam in den Schlaf hinüberglitt, hoffte er im Stillen, dass sich seine beiden Freunde wenigstens an diesem Abend vertragen würden...
 

*~*~*
 

„Du bist also tatsächlich nur wegen Angeal zurückgekehrt“, stellte Genesis fest, als sie zu den Quartieren gingen. „Ich gebe zu, dass mich das ein wenig überrascht hat...“
 

„Es war mir wichtig, ihn zu sehen“, entgegnete Sephiroth nur und Genesis spürte, dass er nicht mehr aus ihm herausbekommen würde.
 

„Ich verstehe“, sagte er, dann schwieg er wieder. Wenn er mit Sephiroth allein war, wusste er oft nicht so recht, was er sagen sollte, was jede Unterhaltung zu einer Herausforderung machte.
 

„Wann fliegst du wieder?“, fragte er schließlich. „Oder bleibst du dieses Mal länger?“
 

„Ich werde morgen früh nach Wutai zurückkehren.“
 

„Morgen früh schon? Aber du bist doch gerade erst angekommen!“
 

„Es gibt viel zu tun“, sagte Sephiroth gleichmütig. „Und der Krieg wartet nicht auf mich.“
 

„Himmel noch mal, Sephiroth!“, erwiderte Genesis heftiger, als er es beabsichtigt hatte. „Gönnst du dir denn gar keine Ruhe? Zeig doch wenigstens mal ein bisschen Egoismus!“
 

„Es war schon Egoismus genug, überhaupt hierher zu kommen“, meinte Sephiroth nur. Seine Stimme war noch immer leise, doch sein Tonfall machte deutlich, dass er nicht weiter über dieses Thema reden wollte.
 

Genesis warf ihm noch einen letzten, aufgebrachten Blick zu, dann gab er ein frustriertes Seufzen von sich und versuchte nicht weiter, den anderen in ein Gespräch zu verwickeln.
 


 

Sie legten den Rest des Weges schweigend zurück und erst, als Genesis sich vor den Quartieren von ihm verabschieden wollte, wandte Sephiroth sich wieder an ihn:

„Würde es dir was ausmachen, wenn ich dir noch eine Weile Gesellschaft leiste...?“
 

Es klang fast nach einem Friedensangebot, hätte seine Stimme nicht so tonlos geklungen.
 

„Was?“ Genesis sah ihn überrascht an, diese Frage kam völlig unerwartet. „Warum das? Ich dachte, du willst morgen früh wieder los! Dann solltest du jetzt besser schlafen gehen...“
 

„Kannst du mir ein wenig aus LOVELESS vorlesen?“
 

Genesis verschränkte die Arme vor der Brust. Manchmal wurde er aus Sephiroth einfach nicht schlau...

„Wieso sollte ich? Beim letzten Mal hast du zu mir gesagt, du könntest es nicht mehr hören“, entgegnete er, wobei er einen gereizten Unterton nicht verbergen konnte.
 

„Ich habe es nicht so gemeint“, sagte Sephiroth nur.
 

Und das war Sephiroth – etwas, was einem „Es tut mir Leid“ noch näher kam, würde er nicht von ihm zu hören bekommen, das wusste Genesis.
 

Er seufzte. Der andere Mann sah müde aus, doch Genesis spürte auch, dass er in diesem Moment einfach Gesellschaft brauchte.
 

Ich glaube, das viele Reisen und der ewige Krieg gegen Wutai erschöpfen ihn innerlich...
 

Plötzlich musste er wieder an Angeals Worte denken – und als er Sephiroth nun ansah, verstand er auf einmal, was der andere damit gemeint hatte.
 

„Na gut“, lenkte er schließlich ein und versuchte ein Lächeln. „Ich bin gleich wieder da.“
 

Als sie wenige Minuten später im Zimmer des Generals saßen und Genesis mit leiser Stimme aus dem Buch vorzulesen begann, konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sephiroth, der ihm mit geschlossenen Augen lauschte, zum ersten Mal an diesem Abend wirklich entspannt aussah.
 

*~*~*
 

Zack erwachte zwei Tage später.
 

Von Rayt erfuhr er bald darauf, was in dem Stollen passiert war und dass es Angeal gewesen war, der ihn gerettet hatte. Die genauen Umstände seiner Rettung und aus welchem Grund sein Mentor danach behandelt werden musste, konnte ihm der andere Junge allerdings nicht erklären.
 

Doch mehr brauchte Zack auch nicht zu hören.

Sobald er wieder halbwegs auf den Beinen war, begab er sich auf direktem Weg zu Angeal.
 

„Wieso?“, fragte er, nachdem er ohne anzuklopfen in sein Büro geplatzt war.
 

Angeal, der am Schreibtisch saß und gerade ein Dokument las, sah auf. Seine Augen leuchteten auf, als er den Jungen erblickte.
 

„Zack! Schön, dass du wieder-“
 

Wieso, Angeal?“, unterbrach ihn Zack. Normalerweise war sein Respekt vor dem Älteren zu groß, als dass er es wagte, ihm ins Wort zu fallen, doch in diesem Moment war seine Wut größer, als seine Höflichkeit.
 

Angeal runzelte die Stirn. „Wieso was?“
 

„Warum hast du das getan? Du warst es doch, der mich zurückgebracht hat, oder?“, rief Zack und ballte die Hände zu Fäusten.
 

Sein Mentor sah ihn ruhig an. „Zack...“
 

„Ich erinnere mich daran, Angeal, und ich weiß, dass ich tot sein müsste!“

Die Stimme des Jungen bebte. „Ich war in diesem grünen Fluss...“
 

„... Lifestream...“
 

„... oder Lifestream, wie auch immer...er war überall um mich herum! Und normalerweise lässt er doch niemanden einfach so gehen, oder...?“
 

„Zack, hör mir zu...“
 

„Und dann warst du plötzlich da und hast mich herausgezogen“, fuhr Zack unbeirrt fort. „Das hättest du nicht tun dürfen...!“
 

„Ich konnte dich nicht sterben lassen“, entgegnete Angeal, der aufgestanden und zu dem Jungen getreten war. „Du bist noch zu jung, um ein Teil von ihm zu werden.“
 

„Das meinte ich auch gar nicht...“ Plötzlich ließ Zack den Kopf hängen und schien mit seiner Selbstbeherrschung zu kämpfen. „Nur... wie konntest du so dumm sein, dich diesem Risiko auszusetzen? Der Lifestream hätte dich auch behalten können...!“
 

Angeal erwiderte nichts, stattdessen ging er vor Zack in die Hocke und schloss den schniefenden Jungen in die Arme... hielt ihn sicher, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
 

„Ich gebe zu, es war dumm“, sagte Angeal nach einer Weile leise. „Der Lifestream hätte uns aufsaugen können, doch stattdessen hat er uns beide wieder gehen lassen.“
 

„Doch...“ Er löste sich wieder von Zack und sah ihn an. „... wir waren auch noch nicht tot. Wir sind dem Tod nur gefährlich nahe gekommen, und ich denke, das war der Grund, weshalb er uns nicht in sich aufgenommen hat.“
 

Zack wischte sich über die Augen und nickte dann.

„Ich wäre... gerne geblieben...“, murmelte er.
 

Angeal lächelte. „Das ist keine Schande“, entgegnete er. „Die meisten Menschen, die dem Lifestream bisher so nahe gekommen sind wie du, wollten ihn nicht mehr verlassen.“

Seine Stimme wurde leiser. „Doch ich konnte dich nicht gehen lassen.“
 

„Wieso?“
 

„Weil ich meine Freunde nicht im Stich lasse“, sagte Angeal. Dann stand er abrupt auf und wandte sich ab, bevor Zack die Gelegenheit hatte, ihm weitere Fragen zu stellen.
 

„Ich habe beschlossen, dir bis nächste Woche freizugeben“, fuhr Angeal fort. „Die Nachwirkungen eines so starken Giftes werden trotz des Makos in deinem Körper noch eine Weile anhalten, darum möchte ich, dass du dich in dieser Zeit gut ausruhst, hast du verstanden?“
 

„Aber ich-“
 

„Hast du verstanden, Zack?“
 

Der Junge gab noch ein letztes Schniefen von sich.
 

„Ja, Sir“, erwiderte er dann mit rauer Stimme.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...

Intuition

Music: ART-SCHOOL
 

Kommentar:

Und wieder mal ein Kapitel voller Herumgekitsche (aber verflucht! ich kann's nun mal einfach nicht lassen 8D).

Dieses Kapitel war ursprünglich ebenfalls nicht eingeplant gewesen; ich habe es erst viel später geschrieben und dann beschlossen, es an dieser Stelle mit reinzuschieben, weil ich's hier passend fand. =)
 

Nach diesem Kapitel wird es erst mal eine Pause geben. Ich habe zwar immer noch ein paar Kapitel übrig, aber ich will nicht einen sich über mehrere Kapitel spannenden Handlungsbogen unterbrechen, darum mache ich schon an dieser Stelle eine Pause.

Ich komme wegen der Uni momentan kaum zum Schreiben und meine Muse lässt sich leider auch nicht blicken, darum kann ich noch nicht sagen, wann ich weiterschreiben werde.

...

Aber ich werde. *_*
 


 

Intuition
 

Nach dem Vorfall in der Mine arbeitete Zack härter an sich selbst, als je zuvor.

In den Tagen, in denen er sich von der Vergiftung erholt hatte, war ihm klar geworden, wie schwach er eigentlich noch war – nicht nur, was seine körperliche Konstitution betraf, sondern auch die geistige. Und auch wenn er sich immer wieder einredete, dass nichts von dem, was passiert war, seine Schuld gewesen war, hatte er doch das Gefühl, dass er weder Angeal noch sich selbst in solch eine Gefahr gebracht hätte, wenn er nur besser vorbereitet gewesen wäre.
 

Verbissen kämpfte er sich darum in den folgenden Wochen durch etliche Bücher der Bibliothek und saugte so viel Wissen über die verschiedensten Arten von Monstern auf wie möglich, um bei einer eventuellen Konfrontation gewappnet zu sein. Der Lesesaal wurde für ihn in dieser Zeit fast wie ein zweites Zuhause, und es kam nicht selten vor, dass er erst weit nach Mitternacht wieder in sein Quartier zurückkehrte, nur um am nächsten Morgen todmüde aus dem Bett zu kriechen.
 

Seine Arbeitswut amüsierte Rayt anfangs sehr und führte häufig zu Bemerkungen wie: „Hey, bin ICH nicht der Streber von uns beiden...?“
 

Doch nach ein paar Wochen fing der andere Junge an, sich ernsthafte Sorgen um seinen besten Freund zu machen, denn Zack wurde immer blasser, und die Ringe unter seinen Augen immer dunkler. Sie sprachen nicht mehr so oft miteinander und bald hatte Rayt das Gefühl, dass der Lerneifer Zack von innen auffressen würde, wenn er sich nicht endlich ein bisschen Ruhe gönnte.
 

Da er seinen Freund jedoch durch nichts dazu bewegen konnte, mal eine Pause einzulegen und sich zur Abwechslung mal wieder um sich selbst zu kümmern, suchte er in seiner Verzweiflung schließlich Angeal auf, um ihm von der Sache zu erzählen.
 

Dem älteren SOLDAT-Kämpfer war der Wandel seines Schülers zwar aufgefallen, aber er hatte es für eine vorübergehende Sache gehalten und angenommen, dass alles bald wieder zum Normalzustand zurückkehren würde. Rayts Worte machten ihm jedoch klar, dass das Gegenteil der Fall war, darum versprach er dem Jungen, dass er mit Zack reden würde, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
 

*~*~*
 

Bei einer ihrer wöchentlichen Schwertkampfübungen stellte Angeal den Jungen schließlich zur Rede.
 

„Zack, was ist los?“, fragte er, nachdem er bereits zum wiederholten Mal einen Schwerthieb des Jungen geblockt hatte. „Du bist in letzter Zeit so unkonzentriert beim Kämpfen, dass es ein Leichtes ist, dich zu besiegen. Woran liegt das?“
 

Zack gab keine Antwort, doch plötzlich blitzte Wut in seinen Augen auf und er erwiderte Angeals Parade mit einem so heftigen Schlag, dass der Schwertarm seines Mentors für einen Moment kribbelte. Fluchend wich Angeal zurück und wechselte das Schwert in die andere Hand, um kurz den tauben rechten Arm zu schütteln, damit wieder Leben in ihn zurückkehrte.
 

Zack gönnte ihm jedoch keine Verschnaufpause und setzte ihm sofort nach. Geschickt duckte er sich unter einem Hieb weg und schlug seinem Lehrer anschließend kräftig mit der Handkante der freien Hand auf den linken Unterarm, während er ihm in der gleichen Bewegung das Schwert an den Hals hielt.
 

„Ein Leichtes, sagst du?“, fragte der Junge leise.
 

Angeal ließ mit schmerzerfülltem Grinsen sein Schwert fallen und hob abwehrend die Hände.

„Okay, ich habe dich unterschätzt“, entgegnete er beschwichtigend. „Das eben war wirklich gut.“
 

Zack ließ langsam das Schwert sinken und begann siegessicher zu grinsen. „Heißt das, ich habe gewonnen?“
 

„Nein, es heißt nur, dass du GUT warst“, erwiderte Angeal – und trat dem Jungen die Beine weg.
 

Während Zack sich fluchend auf den Rücken rollte und seine Hüfte rieb, auf die er gefallen war, hob Angeal nur kopfschüttelnd sein Schwert wieder auf und sah nachdenklich auf seinen Schüler hinab.
 

„Du bist im Umgang mit dem Schwert wirklich gut geworden, aber deine Beinarbeit ist immer noch miserabel“, sagte er. „Wenn du nicht mehr auf deine Füße achtest, landest du in einem Zweikampf schneller auf der Nase, als dir lieb ist.“
 

Er setzte sich im Schneidersitz neben dem Jungen auf den Boden.

„Ich hatte vor ein paar Wochen allerdings den Eindruck, dass du auf dem besten Weg wärst, auch diese Hürde zu meistern“, fuhr er leise fort. „Doch jetzt sehe ich davon nichts mehr. Woran liegt das?“
 

Zack wandte den Kopf zur Seite, weg von seinem Lehrer, und schwieg.
 

Angeal seufzte. Manchmal war es unglaublich schwer, die richtigen Worte zu finden, um den Jungen zu erreichen, und die Tatsache, dass er selbst kein sehr gesprächiger Mensch war, machte die ganze Sache nicht unbedingt leichter.

In Momenten wie diesen wurde ihm immer bewusst, dass Zack trotz seiner Kraft und seiner großen Klappe immer noch ein Kind war, das nach Verständnis und Anerkennung suchte, und dass es allein in seinen – Angeals – Händen lag, wie sich sein Selbstbewusstsein entwickeln würde.
 

Und in solch einem Moment wusste er manchmal nicht, ob er der ganzen Verantwortung wirklich gewachsen war.
 

„Zack...“, versuchte er es nach einer Weile ein zweites Mal. „Hör zu, ich will ehrlich zu dir sein. Ich weiß, dass du dich im Moment nur in Arbeit vergräbst und darum kaum zur Ruhe kommst. Und auch, wenn ich mir sicher bin, dass deine ursprünglichen Absichten gut gemeint waren – ich denke nicht, dass es dir auf Dauer gut tut.“
 

Eine halbe Minute verstrich, in der Angeal stumm nach weiteren Worten suchte, um seinen Schüler wieder aufzurütteln, als Zack plötzlich den Kopf zu ihm hindrehte und ihn aus blauen Augen ansah.
 

„Ich lerne, damit ich in Zukunft keine Fehler mehr mache, Angeal“, sagte er leise.
 

Verwundert hob sein Mentor die Brauen. „Wegen der Sache in der Mine meinst du?“, fragte er. „Weil du denkst, die Vergiftung war deine Schuld? ... Ist es das, was dich so beschäftigt?“
 

„Es geht mir nicht nur darum“, murmelte Zack. Dann rollte er sich auf die Seite und zog die Knie an den Körper. „Wenn ich keine Fehler mehr mache, bringe ich meine Freunde nicht in Gefahr... vor allem in Momenten, in denen ihr Leben von mir abhängt.“
 

Angeal nickte langsam.

„Du hast Angst, dass du die Menschen, die dir etwas bedeuten, nicht beschützen kannst“, stellte er mit ruhiger Stimme fest.
 

Der Junge antwortete nicht, doch der andere wusste auch so, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
 

„Dieses Gefühl ist völlig normal, Zack“, fuhr Angeal leise fort. „In unserem Beruf befindet man sich ständig in Situationen, bei denen man nicht weiß, ob man ihnen überhaupt gewachsen ist... und ob man die Menschen, für die man sich verantwortlich fühlt, retten kann. Doch in solchen Momenten nutzt einem alles Wissen nichts, wenn das einzige, was dann zählt, die Frage nach der richtigen Entscheidung ist.“
 

Zack sah ihn verwirrt an. „Wie meinst du das?“
 

Sein verdutzter Gesichtsausdruck brachte Angeal zum Lächeln.

„Weißt du, welche deiner Eigenschaften ich am meisten schätze?“, fragte der ältere dann, in dem Versuch, seinem Schüler wieder etwas von seinem Selbstvertrauen wiederzugeben.
 

Die Wangen des Jungen färbten sich vor Verlegenheit rot und er schüttelte den Kopf.
 

„Deine Intuition, Zack“, erklärte sein Mentor. „Deine Fähigkeit, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen. Vielleicht ist es nicht immer die klügste Entscheidung, die du dann am Ende triffst, doch du bemühst dich stets darum, einen Weg zu finden, bei dem niemand zu Schaden kommt. Auch wenn es bedeutet, dass du dich dabei selbst in Gefahr bringst.“
 

Angeal sah nachdenklich auf das Schwert in seiner Hand hinab.

„Es liegt mir fern, dich vom Lernen abzuhalten“, sagte er dann. „Doch ich denke, du kommst auch gut zurecht, wenn du nicht stets bestens über alles Bescheid weißt, Zack. Es kann immer etwas passieren, womit du nicht gerechnet hast, und dann ist allein dein Instinkt gefragt, nicht dein Wissen. Wissen kann nämlich manchmal deine Intuition blockieren... und dabei ist sie das größte Kapital eines jeden SOLDAT-Kämpfers. – Dein größtes Kapital, Zack.“
 

Angeal verstummte, während sein Schüler ihn nachdenklich aus blauen Augen musterte.
 

Einen Moment lang sprach niemand von ihnen ein Wort, doch dann erhob sich Angeal wieder und klopfte sich den Staub von der Hose.
 

„Das Training ist für heute beendet“, verkündete er.
 

„Was?“ Zack sah ihn verwundert an. „Wieso denn das? Es ist gerade mal Mittag.“
 

„Eben“, entgegnete Angeal, während der Junge geschickt auf die Beine sprang. „Du wirst jetzt essen gehen und dich anschließend ins Bett legen und ein bisschen von dem Schlaf nachholen, den du in den letzten Wochen verpasst hast. Morgen früh um sechs erwarte ich dich dann wieder hier.“
 

„Aber-“
 

„Kein ‚aber’, Junge“, unterbrach ihn sein Mentor streng. „Ich unterrichte dich erst wieder, wenn du nicht mehr aussiehst, wie der Tod auf Latschen. – Und jetzt sieh zu, dass du was zum Essen bekommst!“
 

„Ja, Sir“, rief Zack und machte sich hastig auf den Weg.
 

Kopfschüttelnd, doch mit einem Lächeln, sah Angeal ihm nach.
 


 

Nachdem Zack eine Stunde später unter die Decke seines Bettes gekrochen war, musste er noch lange an die Worte seines Lehrers denken. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, wie sehr sein Verhalten in den letzten Wochen seinem wirklichen Wesen widersprochen hatte, und er war dankbar, dass Angeal ihn mit seinen Worten wieder wachgerüttelt hatte. Das erdrückende Gewicht des Schuldgefühls, das in der letzten Zeit auf seinen Schultern gelastet hatte, war endlich von ihm genommen, und Zack fühlte sich wie befreit.

Zufrieden mit sich und der Welt rollte er sich zusammen, und endlich übermannte ihn der Schlaf, nach dem sich sein Körper schon seit Wochen sehnte.

Wie ein Stein schlief der Junge bis zum nächsten Morgen durch.
 


 

Bereits am nächsten Abend räumte er den Schreibtisch in der Bibliothek, an dem er in den letzten Wochen gesessen hatte, wieder leer, und stellte die Bücher zurück an ihren Platz.
 

Auf Rayts Frage, was ihn dazu gebracht hatte, wieder zum Alltagstrott zurückzukehren, antwortete er nur fröhlich, dass ihn die Bücher im Ernstfall auch nicht weiterbringen würden.
 

Sein Freund nickte verstehend... und vergaß nicht, sich bei der nächsten Gelegenheit bei Angeal zu bedanken.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...

Rufus

Music: FAKE?
 

Kommentar:

Endlich mal wieder ein Kapitel... auch wenn es wohl das letzte in diesem Jahr sein wird. Leider ist es nur sehr kurz, die nachfolgenden Kapitel sind aber in Arbeit. ^^

Ich denke, der Kapiteltitel spricht für sich. ;)

Nach langem Hin und Her bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich Rufus von allen FF VII Charas am meisten mag. Es macht einfach zu viel Spaß darüber nachzugrübeln, was in seinem größenwahnsinnigen, eiskalten, kleinen Hirn gerade vor sich gehen könnte (siehe dazu auch meine FF "Confinement" ^^)... und außerdem stehe ich einfach auf Arschloch-Charaktere. *gg*
 

An dieser Stelle auch noch mal ein "Danke" an meine Leser - danke für eure Ausdauer, eure Geduld und euer Feedback. :D
 


 

Rufus
 

Das Jahr neigte sich bald dem Ende zu, und das neue Jahr begrüßte Midgar mit eisiger Kälte und Schneestürmen.
 

Nachdem Zack den Fehler begangen hatte, sich in Anwesenheit von Angeal über die eisige Kälte zu beschweren, wurde er nun fast jeden Tag von seinem Mentor zum Training oder einem Einsatz nach draußen gescheucht.
 

„Damit du dich daran gewöhnst, auch bei schlechtem Wetter deinen Job zu machen“, lautete die knappe Begründung, die Zack in den darauf folgenden Wochen oft zu hören bekam.
 

Und ob es am Mako lag oder er sich wirklich daran gewöhnte – nach einiger Zeit machte Zack die Kälte tatsächlich kaum noch etwas aus.
 

Bald stellte er fest, dass der Winter auch seine angenehmen Seiten hatte: die Schneeballschlachten, die er sich an den Wochenenden regelmäßig mit seinen Kameraden lieferte, oder das Snowboardfahren, das Rayt ihm beibrachte, machten ihm viel Spaß, und da aufgrund des Wetters auch die Menge an Einsätzen zurückgegangen war, genoss er diese verhältnismäßig entspannte Zeit sehr.
 

*~*~*
 

Eines Abends saßen die beiden Jungen beim Essen in der Kantine, nachdem sie von einem Ausflug zurückgekehrt waren, und unterhielten sich über ihren Tag, als das Gemurmel der Menschen um sie herum plötzlich leiser wurde.

Verwirrt sah Zack auf und versuchte, den Grund für ihre Reaktion zu finden.
 

„Was ist los?“, fragte er schließlich leise, als seine Suche erfolglos blieb.

„Wieso-“
 

Und dann sah er ihn.
 

„Oh.“
 

Rayt sah von seinem Teller auf und zu seinem Freund hinüber, der plötzlich tiefer in seinen Stuhl gerutscht war.
 

„Zack?“, fragte er stirnrunzelnd. „Was hast du?“
 

Seine Augen folgten dem Blick des anderen Jungen, und er entdeckte nicht weit entfernt einen blonden jungen Mann, der allein an einem Tisch saß und aß. Er hatte ihn noch nie zuvor gesehen, aber allein die merkwürdige weiße Kleidung des anderen machte ihm klar, dass er kein Mitglied von SOLDAT sein konnte.
 

„Wer ist das?“, fragte er Zack verwundert.
 

„Keine Ahnung“, murmelte sein Freund, „aber ich bin vor ein paar Wochen versehentlich in ihn reingerannt. Da hatte er die gleichen Klamotten an, und wie du dir vielleicht vorstellen kannst, war er von den Flecken nicht sehr begeistert... also habe ich mich schnell aus dem Staub gemacht.“
 

Rayt begann zu grinsen, woraufhin Zack ihn böse ansah.

„Alter, das war überhaupt nicht lustig!“, sagte er. „Er hat mich angesehen, als würde er mich mit seinem Blick töten wollen!“
 

Doch dann wurde seine Miene nachdenklich. „Seine Augen sind stechend blau, deshalb dachte ich erst, er wäre auch bei SOLDAT... Aber ich habe ihn dort noch nie gesehen.“
 

Rayt zuckte mit den Schultern. „Ich auch nicht. Aber vielleicht ist er ja-“
 

Er stockte, als er zwei Gestalten erblickte, die an den Tisch des jungen Mannes herantraten und sich zu ihm setzten.
 

„Ist er was?“, fragte Zack nach einer Weile, und Rayt blinzelte kurz, bevor er wieder zu seinem Freund hinüber sah.
 

„Vergiss, was ich gesagt hatte“, entgegnete er. „Wie es aussieht, hast du die falsche Person über den Haufen gerannt.“
 

„Wieso das?“ Zack sah ihn verwirrt an. „Kennst du ihn etwa doch?“
 

„Nein.“ Rayt schüttelte den Kopf. „Aber sie sind bei ihm, also muss er wichtig sein.“

Dabei deutete er mit dem Zeigefinger auf die beiden Männer, die bei dem Fremden saßen.
 

„Hä?“
 

Zack musterte sie genauer, doch abgesehen von ihren marineblauen Anzügen und den buschigen, roten Haaren des einen Mannes – einem schlaksigen, jungen Kerl, der nur wenige Jahre älter sein konnte, als er selbst – fiel ihm nichts Besonderes an ihnen auf.
 

„Ja, und?“, fragte er schließlich und Rayt seufzte.
 

„Sag mal, bist du wirklich SO unwissend...?“
 

Doch bevor sein Freund protestieren konnte, fuhr er fort: „Das sind Turks, Zack. Sie arbeiten auch bei ShinRa, aber keiner weiß so genau, was sie eigentlich machen... Ich habe allerdings mal gehört, sie wären die Bodyguards des Präsidenten – und seine Spione. Sie sollen außerdem ziemlich stark sein.“
 

Zack hob die Augenbrauen und sah erneut zu den drei Männern hinüber. „Echt? Also wenn du mich fragst: besonders bedrohlich sehen die nicht aus.“
 

Rayt schüttelte den Kopf. „Ich habe sie selbst auch noch nicht kämpfen sehen, aber es heißt, man sollte sie nicht unterschätzen.“
 

„Hm...“ Zack schlürfte nachdenklich seine Brause, während er über das eben Gehörte nachdachte. Dann erhellte sich plötzlich sein Blick. „Wenn sie wirklich so stark sind – meinst du, ich kann sie dann mal zum Kampf herausfordern? Starke Gegner geben immer gute Trainingspartner ab.“
 

Rayt sah ihn zweifelnd an.
 

„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun“, sagte auf einmal eine tiefe Stimme neben ihnen, und im nächsten Moment setzte sich Angeal mit an ihren Tisch. „Glaub mir, mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen.“
 

„Sir!“, sagte Rayt und machte Anstalten aufzuspringen und zu salutieren.
 

„Du kannst ruhig sitzen bleiben, Junge, ich bin gerade eh nicht im Dienst“, entgegnete Angeal nur und schenkte ihm ein Lächeln.

Dann sah er Zack an.

„Du bist also Rufus begegnet?“, fragte er seinen Schützling. „Ich gebe zu, er ist nicht sehr oft hier anzutreffen...“
 

Rayts Augen weiteten sich vor Überraschung. „Meinen Sie etwa Rufus Shinra?
 

Als er diesen Namen hörte, wurde Zack auf einmal blass.

„Du willst doch nicht etwa sagen“, sagte er leise, „dass dieser Typ der Sohn des Präsidenten ist, oder?“
 

Die Antwort seines Mentors bestand aus einem knappen Nicken.
 

„Oh verflucht...!“ Zack stöhnte auf und wünschte sich, er könnte im Boden versinken.
 

Angeal lachte nur leise. „Mach dir keine Sorgen – die Turks haben mit SOLDAT nichts zu tun, und Direktor Lazard wird nicht zulassen, dass sie dir was antun.“

Dann runzelte er die Stirn. „Rufus allerdings... Nun, man sagt, er könne ziemlich gemein werden.“
 

„Danke, Angeal, das beruhigt mich wirklich sehr...“, murmelte Zack und ließ den Kopf auf den Tisch sinken.
 

„Hab keine Angst, Zack.“ Sein Mentor schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Ich verspreche, dass er dir nichts tun wird.“
 

„Mir scheint, als wären Sie sich da ziemlich sicher“, ertönte plötzlich eine kalte Stimme und sowohl Zack als auch Rayt sahen erschrocken auf.
 

Rufus Shinra, der offenbar gerade erst mit dem Essen fertig geworden war und sich auf den Weg zum Ausgang gemacht hatte, war neben ihrem Tisch stehen geblieben. Seine beiden Begleiter hatten sich rechts und links neben ihm positioniert und allein ihre Haltung machte Zack klar, dass es tatsächlich ein Fehler wäre, sie zu unterschätzen. Auch ihre Ausstrahlung behagte ihm nicht – vor allem die des rothaarigen Mannes, den eine Aura von Arroganz zu umgeben schien.
 

Als dieser seinen Blick bemerkte, schenkte er dem Jungen ein Grinsen, das so süffisant war, dass es Zack fast zur Weißglut trieb. Doch er zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben und den Rotschopf einfach zu ignorieren.
 

„Sir.“ Angeal nickte Rufus zu, was der andere Mann mit einem kühlen Lächeln quittierte.
 

„Sind das Ihre Schüler?“ fragte Rufus dann, wobei er die beiden Jungen herablassend ansah.
 

„Ja, Sir“, entgegnete Angeal mit ruhiger Stimme.
 

Rufus’ Blick blieb an Zack hängen. „Tatsächlich... Ich wusste nicht, dass so was heutzutage schon Mitglied von SOLDAT werden darf.“
 

Der Junge ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten. Er war kurz davor, sich auf den blonden Mann zu stürzen, und fragte sich, wie sein Mentor es nur schaffte, bei dieser Behandlung so höflich zu bleiben.
 

„Ich habe gehört, was vorgefallen ist“, sagte Angeal. „Und da ich mich für die Taten meines Schülers verantwortlich sehe, möchte ich mich für ihn entschuldigen, Sir. Ich bin mir sicher, es war nur ein Versehen.“
 

Zack sah ihn entgeistert an und wollte gerade etwas sagen, als Angeal ihm einen warnenden Blick zuwarf.

‚Lass mich das regeln’, teilte er ihm stumm mit.
 

Der kurze Blickwechsel schien Rufus zu amüsieren, doch er kommentierte ihn nicht weiter.

„Sie übernehmen also die Verantwortung für ihn?“, fragte er stattdessen.
 

„Ja, Sir.“ Angeal nickte.
 

„Ich verstehe. Nun, in dem Fall wird es Ihnen sicher nichts ausmachen, wenn ich nächsten Monat einen Teil von Ihrem Sold einbehalte, um den Mantel zu bezahlen, den Ihr Schüler ruiniert hat.“
 

„Natürlich nicht, Sir.“
 

Zack riss die Augen auf, doch er war viel zu entsetzt, um etwas zu sagen.
 

„Wunderbar“, meinte Rufus bloß mit einem zufriedenen Lächeln. „Sie sind Rang-1 SOLDAT, nicht wahr? ... Angeal, wenn ich mich nicht irre. Ich werde Ihren Vorgesetzten davon in Kenntnis setzen.“

Er wandte sich ab.

„Einen schönen Tag noch.“
 

Und dann ging er, dicht gefolgt von den beiden Turks.
 

Erst nachdem Rufus die Kantine verlassen hatte, fand Zack endlich seine Stimme wieder.
 

„Angeal!“, rief er aufgebracht. „Verdammt, was sollte das gerade? Wieso hast du das gemacht? Und warum lässt du dir von diesem aufgeblasenen Typen so eine Behandlung gefallen?!“
 

„Du solltest aufpassen, was du sagst, Zack, hier im ShinRa-Gebäude haben die Wände manchmal Ohren“, entgegnete Angeal nur ruhig.
 

Zack hielt tatsächlich für einen Moment inne und blickte sich nervös um, bevor er wieder seinen Mentor ansah und mit etwas leiserer Stimme fortfuhr.

„Ja, aber du-!“
 

„Nichts ‚aber’“, unterbrach ihn Angeal und stand dann auf. „Betrachte es einfach als meine heutige Lektion an dich: leg dich nicht mit deinem Boss an. – Vor allem dann, wenn er Rufus Shinra heißt.“
 

Doch da dies nichts an Zacks finsterem Gesichtsausdruck änderte, begann er schließlich zu lächeln.

„Jetzt mach dir deswegen nicht so viele Sorgen, Zack. Als Rang-1 Soldat verdiene ich weitaus mehr als du, das bisschen wird mich schon nicht in den Ruin treiben.“
 

„Trotzdem hättest du das nicht tun sollen“, murmelte der Junge.
 

Angeal seufzte, erwiderte aber nichts. Stattdessen fuhr er mit der Hand kurz über Zacks tiefschwarze Haare, bevor er sich abwandte und die Kantine ebenfalls verließ.
 

„... Mist“, sagte Zack nach einer Weile leise. „So ein Mist!
 

Rayt, der bis dahin alles schweigend beobachtet hatte, schüttelte den Kopf.

„Er hat Recht, weißt du?“, sagte er. „Du solltest dir das wirklich nicht so zu Herzen nehmen.“
 

„Ja, aber wegen meiner Dummheit muss er jetzt bezahlen!“, rief Zack. „Das ist doch einfach nicht fair!“
 

„Ganz im Gegenteil“, meinte Rayt. „Er hat Rufus eins ausgewischt.“
 

Zack sah ihn verwirrt an. „Was redest du denn da?“
 

„Indem er die Verantwortung für dich übernommen hat, hat er Rufus die Möglichkeit genommen, dich direkt zu bestrafen“, erklärte sein Freund geduldig. „Also blieb Rufus nichts anderes übrig, als ihn zu bestrafen... auch wenn er sich damit dann offenbar doch noch an dir rächen konnte, weil du jetzt wegen der ganzen Sache ein schlechtes Gewissen hast.“
 

„Ich...“

Zack ließ sich das Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen und senkte schließlich den Blick.
 

„Ich finde das halt einfach nicht in Ordnung“, sagte er leise.
 

„Du bist eben zu gutherzig, Zack“, erwiderte Rayt mit schiefem Lächeln, und es lag ausnahmsweise mal kein Spott in diesen Worten.
 

Zack erwiderte das Lächeln.

Einen Moment lang schwiegen sie.
 

„So, wie du das gerade gesagt hast, klingt es, als wäre ich ein Weichei“, meinte Zack dann.
 

„Lag ich damit etwa falsch?“
 

„... halt die Klappe, Blödmann.“
 

Rayt lachte.
 

„Ich dich auch.“
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Ich wünsche euch schöne Weihnachten. ^^

Wir sehen uns dann nächstes Jahr wieder. =)

Über Turks

Music: VAMPS, MUCC
 

Kommentar:

Halli-hallo, da bin ich wieder. =D

Falls ihr schon Angst hattet, dass ich gar nicht mehr wiederkomme: keine Sorge, mir liegt mittlerweile zu viel an dieser Geschichte (die ich ursprünglich nur als "Junk" bzw. Charakteranalyse begonnen habe), als dass ich euch so schnell damit in Ruhe lassen werde. ;)

Das letzte Semester war sehr stressig, doch nun darf ich endlich meine wohlverdienten Semesterferien genießen. Und nicht nur das, auch meine Muse hat sich nach Monaten der Abwesenheit endlich mal wieder blicken lassen. (Die Sau. xD)

Das musste ich natürlich sofort ausnutzen, weshalb ich die letzten 24 Stunden mit fast nichts anderem als Schreiben zugebracht habe. *gg*

Das Resultat sind vier neue, lange Kapitel, die den Beginn einer längeren Storyline markieren, die sich vermutlich bis zum Ende der Geschichte hinziehen wird und in der ein paar neue und viele alte, bereits bekannte Charaktere auftauchen werden. Da ich die Story nur im Groben plane und nicht im Detail, kann ich allerdings nicht abschätzen, wie viele Kapitel noch folgen werden. Lasst euch also einfach überraschen. ^^
 

Ach ja, und da Reno von nun an wahrscheinlich öfters auftauchen wird, hier noch eine Anmerkung zu seinem Alter:

Ich habe vor einer Weile das Skript von "Before Crisis" gelesen, das zur gleichen Zeit wie Crisis Core spielt und die Geschichte der Turks in dieser Zeit behandelt. (Es dient mir neben Crisis Core auch mit als Hauptgrundlage für diese Geschichte.) Nachdem ich fertig war, bin ich die ganzen Daten und Fakten noch mal durchgegangen, ganz besonders sein Auftreten in dem Spiel, und bin schließlich zu dem Schluss gekommen, dass Reno älter sein muss, als Zack. Wahrscheinlich nicht sehr VIEL älter, aber doch immerhin ein paar Jahre. =)
 

So, jetzt aber viel Spaß beim Lesen. ^_~
 


 

Über Turks
 

„Zack!“
 

„Mmh...?“
 

Verschlafen öffnete der Junge die Augen und blickte zu seinem Mentor hinüber, der ihn finster vom Fahrersitz des Geländewagens aus ansah.
 

„Bist du etwa schon wieder eingeschlafen?“, fragte Angeal.
 

„Es ist erst halb fünf“, murmelte Zack nach einem Blick auf die Uhr, dann fielen ihm die Augen erneut zu. „Was erwartest du...?“
 

„Wachsamkeit“, erwiderte Angeal knapp. „Diese Mission ist wichtig, Zack!“
 

„Ja, ja“, nuschelte der Junge und gähnte, „schon gut, ich hab’s ja kapiert...“

Er richtete sich müde im Beifahrersitz auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
 

Draußen war es noch immer dunkel.

Obwohl der Frühling nicht mehr weit entfernt war, würden bis zum Aufgang der Sonne noch Stunden vergehen. Und abgesehen von der staubigen Straße vor ihnen, die stückchenweise vom Scheinwerferlicht des Trucks erhellt wurde, war die Umgebung so dunkel wie ein Blatt Papier, über das man versehentlich ein Fass mit schwarzer Tinte gekippt hatte.
 

„Wie weit ist es noch?“, fragte Zack und gähnte erneut.
 

„Wir müssten in etwa einer Stunde da sein“, entgegnete Angeal.
 

„In einer Stunde erst?!“, rief der Junge aus. „Wieso hast du mich dann jetzt schon geweckt?“
 

„Aus drei Gründen: erstens, weil du im Dienst bist und nicht fürs Schlafen bezahlt wirst, zweitens, weil ich möchte, dass du mir eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne eingießt und drittens...“ Angeal legte eine kurze Pause ein und sah in den Rückspiegel. „... weil wir schon seit einer Weile von irgendwas verfolgt werden.“
 

Was?!
 

Auf einmal war Zack hellwach.

„Wieso hast du das nicht schon früher gesagt?!“, fragte er und renkte sich fast den Hals aus bei dem Versuch, aus der Heckscheibe zu sehen. „Weißt du, was es ist? Hast du es gesehen?“
 

„Nicht deutlich, nein“, entgegnete Angeal. „Nur hin und wieder eine Bewegung im Rückspiegel.“
 

Er schüttelte den Kopf. „Was auch immer es ist, es scheint uns nicht angreifen zu wollen. Aber abschütteln können wir es offenbar auch nicht...“
 

„Dann halt an, damit wir sehen können, was es ist!“, meinte Zack ungeduldig, während er bereits nach seinem Schwert suchte.
 

Angeal lächelte. Die Eifrigkeit seines Schülers amüsierte ihn, doch gleichzeitig macht sie ihn auch stolz auf den Jungen.
 

„Nun gut“, erwiderte er und trat dann auf die Bremse. „Ich gebe dir fünf Minuten, um es herauszufinden. Wir dürfen nicht viel Zeit verplempern, also beeil dich!“
 

Zack sprang aus dem Wagen, kaum dass das Gefährt am Straßenrand zum Stehen gekommen war. Sofort legte sich die Nacht wie ein Tuch über ihn, und wie blind stolperte er durch die Finsternis hinter dem Truck.
 

„Verdammt“, murmelte er und bereute es, keine Materia dabei zu haben, mit der er hätte Licht schaffen können. Er hätte zwar noch mal zum Wagen zurückkehren und eine Taschenlampe holen können, was er in seiner Aufregung ganz vergessen hatte, doch die Zeit drängte und außerdem wollte er Angeal nicht das Gefühl vermitteln, nicht allein mit diesem Problem fertig werden zu können.
 

Also hob er die Stimme und rief:

„Wer oder was auch immer du bist, zeig dich!“
 

Mit klopfendem Herzen hielt er die Luft an und wartete darauf, dass irgendwas passierte.
 

Einen Moment lang war es vollkommen still, doch dann hörte Zack ein leises Scharren wie von Krallen in der Dunkelheit zu seiner Linken. Er wollte sich in Verteidigungsposition bringen, doch bevor er auch nur sein Schwert heben konnte, wurde er plötzlich von irgendetwas Großem angerempelt und zu Boden geworfen.
 

Zack schrie auf – mehr vor Überraschung, als vor Schmerz – und wollte sofort wieder auf die Beine springen, als er ein zweites Mal getroffen wurde. Sein unsichtbarer Gegner rammte ihm den Kopf gegen die Brust und trat anschließend noch mal mit dem Fuß gegen sein Knie, so dass der Junge erneut hinfiel und zu allem Überfluss auch noch sein Schwert verlor.
 

„Verdammt!“, rief er aus und trat in der Dunkelheit nach seinem Angreifer, doch dieser hatte sich bereits wieder in Sicherheit gebracht. „Dämliches Mistvieh!“
 

Zack wollte sich gerade wieder aufrappeln, als ihn ein weiterer Stoß die Luft aus den Lungen trieb, so dass er japsend auf die Knie sank. Es folgten zwei sehr gezielte Tritte und der Junge lag erneut im Staub.
 

Hustend stemmte er sich hoch – und wurde plötzlich vom Licht einer Taschenlampe geblendet.
 

„Zack? Ist alles okay?“, fragte Angeal besorgt. „Ich habe dich schreien hören...“
 

„Es geht mir gut“, murmelte der Junge und klopfte sich den Staub von den Sachen. „Wenn nur dieses blöde Vieh-“
 

„Wark!“ Etwas traf ihn hart im Rücken und stieß ihn zum vierten Mal zu Boden.
 

Verflucht noch mal, jetzt reicht es aber langsam!
 

Während Zack vor Wut rot anlief, begann sein Mentor zu lachen.

„Ich glaube, dein ‚blödes Vieh’ hat nur was dagegen, mit Schimpfwörtern überhäuft zu werden“, meinte er schmunzelnd, bevor er die Hand ausstreckte und Zack auf die Beine half.
 

„Wark!“
 

Der Junge starrte sprachlos den großen, gelben Vogel an, der sich nun aus der Dunkelheit schälte.
 

„Das ist nur ein Chocobo“, sagte Angeal und schüttelte den Kopf. „Sogar ein Weibchen, wenn ich mich nicht irre. Du hast dich von einem Vogel verprügeln lassen, Zack.“
 

„Wark!“

Die blauen Augen des Tieres erwiderten kampfeslustig Zacks Blick.
 

Der Junge stöhnte gequält auf. Etwas so Demütigendes war ihm noch nie widerfahren.
 

„Bitte nimm das nicht in den Missionsbericht auf“, murmelte er. „Sonst lachen mich alle aus...“
 

Angeal grinste. „Wir werden sehen.“
 

Er nickte dem Chocobo zu, der erhobenen Hauptes wieder in die Nacht davonstolzierte.
 

„Nun, dafür wissen wir jetzt, was es war“, fuhr er dann fort. „Wie es aussieht, war er nur neugierig und hat uns darum verfolgt... Das passiert manchmal, wenn man durch das Revier eines Chocobo kommt.“
 

Er sah auf die Uhr.

„Und bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagte er dann. „Wir sollten weiterfahren.“

Zack nickte bloß und folgte seinem Mentor völlig geknickt zurück zum Wagen.
 

Das kurze Abenteuer hatte ihn wieder wach gemacht, doch durch die niederschmetternde Begegnung mit dem Vogel waren auch seine Laune und sein Selbstbewusstsein in den Keller gesunken.
 

Angeal, der zu ahnen schien, was in seinem Schüler vorging, seufzte nur.
 

„Kopf hoch, Zack“, sagte er, als er den Motor wieder startete und das Auto zurück auf die Straße lenkte. „So was kann jedem mal passieren...“
 

„Hm“, machte der Junge und starrte aus dem Fenster in die Nacht hinaus.
 

„Ich werde auch niemandem davon erzählen.“
 

Doch Zack schwieg weiterhin störrisch, so dass Angeal es schließlich aufgab.
 

„Na gut...“, meinte er. „Könntest du mir vielleicht etwas Kaffee eingießen?“
 

Der Junge nickte leicht und griff dann nach der Thermoskanne, die zwischen ihren Sitzen im hinteren Bereich des Autos stand. Während er etwas von dem heißen Getränk in einen Becher goss, schnupperte er argwöhnisch daran.
 

„Was ist das eigentlich?“
 

„Kennst du etwa keinen Kaffee?“, fragte Angeal verwundert, als er den Becher entgegennahm.
 

Zack zuckte mit den Schultern. „Doch, aber ich habe noch nie welchen getrunken.“
 

„Du solltest es auch besser nicht tun“, entgegnete sein Mentor und nahm einen Schluck von dem schwarzen Getränk. „In Verbindung mit dem Mako in deinem Körper macht er dich nämlich high.“
 

„Was, echt?!“ Überrascht sah Zack ihn an. „Aber wieso trinkst DU ihn dann?“
 

Angeal schmunzelte nur.

„Jahrelange Übung“, erklärte er. „Außerdem hat sich mein Stoffwechsel mittlerweile so an das Mako in meinem Körper angepasst, dass mich so etwas nicht mehr aus der Bahn wirft. Nur bei jüngeren SOLDAT-Mitgliedern, denen erst vor kurzem Mako injiziert worden ist, kann eine Abweichung vom Ernährungsplan fatale Auswirkungen haben.“
 

Zack wurde nachdenklich. „Jetzt, wo du es erwähnst... Rayt, ich und alle anderen, die noch neu dabei sind, dürfen in der Kantine auch immer nur ganz bestimmte Sachen essen.“
 

Angeal nickte.

„Das ist bei allen am Anfang so. Zu diesem Zeitpunkt ist der natürliche Stoffwechselkreislauf in eurem Körper noch äußerst empfindlich, weil das Mako alles durcheinander gebracht hat. Darum solltet ihr auch immer feste Essenszeiten einhalten, denn wenn das Gleichgewicht gestört wird, rächt sich euer Körper dafür und das... ist nicht so angenehm, glaube mir.“
 

„Ja“, erwiderte Zack und plötzlich erinnerte er sich wieder an eine Szene, die sich erst vor kurzem in der Nähe der Übungsräume abgespielt hatte.
 

„Letztens ist einer unserer Kameraden mit Krämpfen zusammengebrochen“, erzählte er. „Es stellte sich heraus, dass er soviel trainiert hatte, dass er sogar die Mahlzeiten außer Acht gelassen hatte...“
 

„Genau das meinte ich“, sagte Angeal nickend. „Bei solchen Dingen sollte man äußerst vorsichtig sein.“
 

Dann lächelte er. „Aber zum Glück kann dir so etwas nicht passieren.“
 

Zack sah verwirrt auf. „Wieso das?“
 

„Weil du viel zu gerne isst.“
 

„Sehr witzig“, erwiderte der Junge und machte einen Schmollmund, was Angeal zum Lachen brachte. „Du tust so, als wäre ich total verfressen!“
 

„Ein bisschen, ja.“
 

Doch dann wurde Angeal wieder ernster und warf seinem Schüler einen beschwichtigenden Blick zu. „Aber da du noch in der Wachstumsphase bist, bist du entschuldigt. Schließlich bist du ganz schön in die Höhe geschossen, seitdem du hier angefangen hast...“
 

„Oh, ja!“ Zack nickte stolz. „Ich habe sogar Rayt überholt!“
 

„Tatsächlich? Na, dann muss ich mich wohl in Zukunft nicht mehr hinknien, wenn ich dir in die Augen sehen will...“
 

Angeal!
 

Sein Mentor grinste nur.
 

*~*~*
 

Die Stimmung war nun ein wenig entspannter, als noch kurz nach dem Zwischenfall mit dem Chocobo, und die restliche Zeit verging wie im Flug.
 

Gerade kroch das erste Licht über den Horizont, als sie ihr Ziel, eine abgelegene Blockhütte in den Bergen, endlich erreichten. Angeal parkte den Truck direkt vor der Veranda, und nachdem sie ihre Sachen zusammengesammelt hatten stiegen sie aus.
 

Aufmerksam sah Zack sich um.

Hohe Bäume umgaben die kleine Lichtung, auf der sie sich befanden. Es war vollkommen still im Wald, abgesehen von dem fröhlichen Zwitschern eines einzelnen Vogels, der ähnlich wie sie ein Frühaufsteher zu sein schien. Als Zack den Kopf in den Nacken legte, sah er die dunklen Umrisse einer Bergkette, die sich schwach im Morgenlicht über den Bäumen abzeichnete.
 

„Wo genau sind wir?“, fragte er.
 

„In den Bergen südlich von Midgar“, erwiderte Angeal und lief an ihm vorbei zum Eingang der Hütte. „Unser Einsatzort ist ein paar Kilometer weiter östlich, doch dies hier wird unsere vorübergehende Unterkunft sein, bis die anderen eingetroffen sind und ihre Positionen bezogen haben.“
 

„Moment... die anderen?“ Verwirrt folgte der Junge seinem Lehrer. „Wovon redest du?“
 

„Habe ich das nicht erwähnt?“, rief Angeal über die Schulter und öffnete die Tür. „Dieses Mal arbeiten wir nicht allein.“
 

Zack starrte ihn mit offenem Mund an.

„Davon hast du tatsächlich nichts gesagt!“, rief er. „Mit wem-“
 

„Moin“, ertönte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit der Blockhütte und blaugrüne Makoaugen leuchteten ihnen entgegen. „Seid ihr auch endlich da...“
 

Angeal schaltete das Licht ein, und Zack erblickte eine schlaksige Gestalt, die auf dem Tisch in der Mitte des Raumes saß. Seine Augen weiteten sich, als er sie erkannte.
 

„Reno“, entgegnete sein Mentor ungerührt und ließ seinen Rucksack mit ihrer Ausrüstung zu Boden gleiten. „Du bist schon hier? Wo ist dein Partner?“
 

Der rothaarige Turk warf gelangweilt einen Blick auf die Uhr.

„Müsste mittlerweile am Camp sein und die Lage checken“, entgegnete er.
 

Dann erblickte er Zack und begann zu grinsen.

„Na, Kleiner?“, sagte er. „Erster Einsatz, eh?“
 

Der Junge warf ihm einen wütenden Blick zu und wollte gerade etwas erwidern, als Angeal ihm zuvorkam.
 

„Zack hat in den letzten Monaten in verschiedenen Einsätzen schon viele Erfahrungen gesammelt“, sagte sein Mentor mit ruhiger, aber nachdrücklicher Stimme. „Du solltest seine Fähigkeiten nicht unterschätzen.“
 

„Genau!“, fügte Zack feindselig hinzu. „Also hör auf, große Sprüche zu klopfen! Du bist doch nicht viel älter als ich!“
 

„Ich bin sechzehn, Kleiner“, entgegnete der Turk, den der Wutausbruch des Jungen zu amüsieren schien. „Und ich hab schon für die Firma gearbeitet, als du noch am Rockzipfel deiner Mutter gehangen hast.“
 

„Erzähl doch keinen Scheiß!“, rief Zack aufgebracht. „So lange kannst du noch gar nicht dabei sein!“
 

„Hm.“ Renos Grinsen wurde breiter. „Wollen wir wetten?“
 

„Sehr gern!“, erwiderte der Junge angriffslustig.
 

„Hey, ihr zwei, hört auf euch zu streiten!“, mischte sich Angeal ein. „Wir haben hier einen Job zu erledigen.“
 

Reno zuckte nur mit den Schultern und sprang dann vom Tisch.
 

„Wie du meinst, Boss“, sagte er und griff nach dem Schlagstock, der neben dem Eingang an der Wand lehnte. Lässig schwang er ihn sich über die Schulter.

„Ich mach mich dann mal auf den Weg.“
 

Angeal nickte.

„In Ordnung“, entgegnete er. „Wir halten uns wie besprochen an den Plan und bleiben über Handy in Kontakt. Hast du meine Nummer und die des Jungen?“
 

„Jepp“, sagte der Turk und wandte sich um. „Also dann, wir sehen uns. – Viel Erfolg!“
 

„Dir auch“, erwiderte Angeal, dann war der andere plötzlich verschwunden.
 

Zack lauschte angestrengt. Doch draußen war es still, vom gelegentlichen Zwitschern eines Vogels mal abgesehen. Er konnte nicht mal die sich entfernenden Schritte des Turk hören.
 

„Er ist leise“, stellte Zack mit fast widerwilligem Respekt fest. „Und schnell.“
 

„Er ist Turk“, meinte sein Mentor nur, als würde das Wort allein alles erklären.

Dann warf er einen Blick auf die Uhr. „Es ist schon kurz vor sechs. Wird Zeit, dass wir uns auch langsam auf den Weg machen.“
 

Zack nickte.
 

*~*~*
 

Routiniert schlüpften sie in ihre Kampfmontur und rüsteten sich mit Waffen und Materia aus, bevor sie sich zu Fuß auf den Weg Richtung Osten machten.
 

Während sie durch den Wald eilten, erwachte die Natur um sie herum langsam wieder zum Leben, und bald war der Wald erfüllt von Vogelstimmen. Vor dieser Geräuschkulisse – und immer noch mehrere Kilometer von ihrem Ziel entfernt – gaben sich die beiden SOLDAT-Kämpfer vorerst keine Mühe, lautlos zu sein, zumal der weiche Waldboden das Geräusch ihrer Schritte schluckte.
 

„Angeal... was Reno vorhin gesagt hat, war Schwachsinn, oder?“, fragte Zack, der neben seinem Lehrer herlief, nach einer Weile. „Denn wenn es wahr wäre, müsste er ja noch ein Kind gewesen sein, als er zu den Turks kam!“
 

„Das kann auch gut sein“, sagte der andere ruhig. Obwohl das Meisterschwert auf seinem Rücken unglaublich schwer sein musste, schien ihn ihre hohe Laufgeschwindigkeit kein bisschen aus der Puste zu bringen – eine Tatsache, die den Jungen jedes Mal aufs Neue beeindruckte. „Viele Turks werden von der Firma praktisch großgezogen und von klein auf für diesen Job trainiert.“
 

Zack sah ihn überrascht an. Das war das erste Mal, dass er davon hörte.
 

„Stimmt das wirklich?“, wollte er wissen.
 

„Ich weiß leider nicht viel über ihre Organisation“, gestand Angeal und wich geschickt einem tief hängenden Ast aus. „Doch es würde erklären, wieso viele von ihnen ähnlich wie Reno schon in jungem Alter so kompromisslos sind. Ihre Kindheit ist kurz und ihr Job ziemlich riskant, da härtet man schnell ab.“
 

„Das wusste ich nicht“, sagte der Junge leise. „Dass sie es so schwer haben...“
 

„Es ist nun mal ihr Beruf... für den sie übrigens auch sehr gut bezahlt werden“, entgegnete Angeal gleichmütig.
 

Doch dann schenkte er Zack ein leichtes Lächeln und wuschelte kurz mit der Hand durch die Haare des Jüngeren.
 

„Aber wenn ich einen Sohn hätte, würde ich ihn nicht zu den Turks schicken“, fuhr er fort. „Kein Kind hat so ein Schicksal verdient...“
 

„Hm“, machte Zack und nickte geistesabwesend. Die Worte seines Mentors hatten ihn sehr nachdenklich gemacht und ließen ihn den arroganten, rothaarigen Turk nun in einem etwas anderen Licht sehen. Vielleicht hatte sich Reno dieses Leben ja gar nicht selbst ausgesucht... vielleicht war er einfach nur hineingepresst worden und hatte sich anpassen müssen...
 

„Und wenn er die Turks einfach verlässt?“, fragte er dann. „Wenn der Job wirklich so furchtbar ist, wird er ihn bestimmt nicht für immer machen wollen, oder?“
 

„Nun...“ Angeal zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. „Ich habe mal gehört, dass man die Turks nur auf einem Weg verlassen kann.“
 

„Und der wäre?“
 

Angeal wandte das Gesicht ab. „In einem Leichensack.“
 

Was?!
 

„Die Turks stecken ihre Nase in jede Angelegenheit, die die Firma gefährden könnte“, erklärte Angeal. „Sie kennen die finstersten Geheimnisse von ShinRa – Dinge, von denen weder du noch ich jemals etwas gehört haben. Die Firma lässt solche Leute nicht einfach gehen.“
 

„Heißt das, sie können niemals kündigen?“
 

„Nun, ich habe zumindest noch nie von einem solchen Fall gehört...“
 

Plötzlich klingelte Angeals Handy und die Schritte des älteren SOLDAT-Kämpfers verlangsamten sich. Er blieb stehen und holte sein Telefon aus der Tasche.
 

„Was gibt es?“, fragte er in den Hörer, nachdem er es aufgeklappt hatte.
 

Zack blieb wenige Meter entfernt stehen und machte ein paar Kniebeugen, während sein Mentor telefonierte. Zu dieser Jahreszeit war es so früh am Morgen immer noch empfindlich kühl, darum wollte er weiter in Bewegung bleiben, solange er auf den anderen wartete, und Kniebeugen waren dafür wie geschaffen.
 

Rayt machte sich oft über diese Beschäftigung lustig, da sie schon fast eine Art Hobby von Zack geworden war. Aber das kümmerte den Jungen, der die Sticheleien seines besten Freundes mittlerweile gewohnt war, nicht besonders. Er wusste, dass er die eine oder andere Macke hatte, aber damit hatte er kein Problem. Als Mitglied von SOLDAT war „Normalität“ inzwischen sowieso fast ein Fremdwort für ihn.
 

„... ich verstehe. Bis dann.“
 

Angeal beendete das Telefonat und steckte sein Handy anschließend in die Tasche.
 

„Wer war das?“, fragte Zack seinen Lehrer und gesellte sich wieder zu ihm.
 

„Renos Partner, Rude“, entgegnete Angeal und sah den Jungen an. „Er sagte, im Lager der Rebellen sei es noch ruhig, aber es gäbe ein paar Patrouillen, die die Umgebung durchkämmen. Wir müssen also vorsichtig sein.“
 

Zack nickte.
 

„Also dann, auf geht’s!“
 

Und kaum einen Wimpernschlag später waren sie wieder im Dickicht des Waldes verschwunden.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...

Showtime

Music: Supercar, RADWIMPS, MGMT
 

Kommentar:

Unnnd wieder ein neues Kapitel, dieses Mal sogar mit ein bisschen Action. ^^ (Und Reno! Was aber nicht unbedingt positiv ist bei seinem Charakter... xD)

Was mir beim Schreiben dieses und des letzten Teils sehr auffiel, war, wie unglaublich, völlig und hoffnungslos vernarrt Angeal in seinen Schüler ist. Ich meine... wow. Das sprang mir ja schon beim Spielen von Crisis Core total ins Auge, aber als ich beim Schreiben darüber nachgedacht habe, wie es überhaupt erst zu so einer intensiven Beziehung, wie man sie in CC zwischen den beiden gesehen hat, gekommen sein könnte, fiel mir erst so richtig auf, wie tief diese Freundschaft eigentlich geht.

... oh Gott, ich liebe die zwei einfach nur. ;__; <3
 

Anyway, viel Spaß beim Weiterlesen und danke für eure aufbauenden Kommentare. Ich hoffe, ich kann euch weiterhin gut unterhalten. =)
 

Showtime
 

Im Rebellencamp war es noch ruhig, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

Das Lager war nicht sehr groß; es bestand etwa aus einem Dutzend grauer, flacher Gebäude, die sich um ein zentrales, mehrstöckiges Gebäude drängten. Umzäunt wurde die gesamte Anlage von einem knapp zwei Meter hohen Drahtzaun, der für Profis, wie Reno und Rude es waren, allerdings kein Hindernis darstellen würde.
 

Zack ließ das kleine Fernglas sinken und reichte es zurück an seinen Mentor, der neben ihm auf einem Ast saß. Sie waren in die Krone eines hohen Laubbaumes in der Nähe des Lagers geklettert und beobachteten es aus sicherer Entfernung.
 

Die zwei Patrouillen, die sie unterwegs getroffen hatten, hatten sie sofort ausgeschaltet und gefesselt, um sie später zum Verhör mit nach Midgar zu nehmen. Das verringerte den Zeitrahmen ihrer Mission jedoch erheblich, denn das Verschwinden der Männer würde sicher bald auffallen, weshalb sie schnell handeln mussten.
 

„Also, Zack“, sagte Angeal leise. „Deine Zusammenfassung?“
 

„Vor einer Woche hat eine Anti-ShinRa-Gruppierung eine der Spezialistinnen für Materia-Fusion, Dr. Lysander, auf dem Weg zur Arbeit entführt“, leierte der Junge die Fakten herunter. „Die Turks haben die Spur der Rebellen bis hierhin zurückverfolgen können, doch sie konnten die Wissenschaftlerin nicht befreien, da sie zu schwer bewacht ist. Also wandten sie sich an SOLDAT.“
 

Angeal nickte. „So ist es.“
 

„Und was genau ist nun unsere Aufgabe?“, fragte Zack.
 

„Wir sollen die Rebellen ablenken, bis die Turks die Frau gerettet haben, und anschließend die Entführer in Gewahrsam nehmen“, erklärte Angeal. „Das Lager kann beschädigt werden, aber Opfer auf der Seite der Rebellen sollen vermieden werden.“
 

„Also keine Toten“, sagte der Junge erleichtert.
 

„Keine Toten“, bestätigte Angeal, dann sah er wieder auf das Lager hinab. „Die Turks haben dreiundvierzig Menschen gezählt, die Patrouillen mitgerechnet. Wenn auch nur einer von ihnen entkommt, ist womöglich die ganze Mission in Gefahr, da wir nicht wissen, ob sie noch woanders Stützpunkte haben und diese alarmieren werden. Außerdem darf das Wissen über die Materia-Fusion nicht in fremde Hände gelangen... Stell dir nur vor, was passieren würde, wenn es ihnen gelänge, mächtige Zauber selbst herzustellen!“
 

„Eine Katastrophe...?“, vermutete der Junge, und Angeal nickte grimmig.
 

„Ganz recht. Darum darf dir heute auch kein Fehler unterlaufen, Zack.“
 

„Es wird schon nichts schief gehen“, entgegnete Zack und lächelte. „Du bist doch dabei.“
 

Sein Mentor schüttelte jedoch den Kopf. „Nicht bei diesem Einsatz.“
 

Was!?“ Der Junge sah ihn ungläubig an. „Wieso denn das...?“
 

„Heute bist du an der Reihe, Zack“, erklärte Angeal. „Ich werde hier solange auf dich warten und dich beobachten – und nur im äußersten Notfall eingreifen. Doch alles andere erledigst du selbst, denn du musst lernen, auch ohne mich zurechtzukommen.“
 

„Aber Angeal...“
 

„Ich weiß, dass das eine Menge Verantwortung ist, die ich dir damit aufbürde“, fuhr Angeal mit ruhiger Stimme fort. „Doch ich bin mir sicher, dass du es schaffen kannst. Also streng dich an, Zack.“
 

„Ja, Sir“, entgegnete der Junge leise.
 

Er senkte den Blick und spürte, wie sein Puls auf einmal zu rasen begann. Plötzlich war aus dem so einfach klingenden Auftrag eine Aufgabe geworden, von der sich Zack nicht sicher war, ob sie nicht seine Fähigkeiten überstieg.
 

Er allein sollte in ein ganzes Lager von Rebellen eindringen, den Turks Rückendeckung geben und dafür sorgen, dass ihm vierzig Menschen, die nebenbei noch bewaffnet waren und sich mit Sicherheit verteidigen würden, nicht durch die Lappen gingen? Ohne dass dabei irgendjemand zu Schaden kam?
 

Wie zum Teufel sollte er das anstellen?
 

„Hey, Junge!“, rief Angeal leise und winkte kurz mit der Hand vor Zacks Gesicht herum, um dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Zögernd blickte der Junge seinem Mentor in die Augen.
 

„Du kannst das schaffen, Zack“, sagte Angeal. „Du hast die Überraschung auf deiner Seite. Außerdem hast du dein Schwert, die Materia, deine Flinkheit und nicht zu vergessen – Köpfchen. Und wenn dich all das im Stich lassen sollte...“ Er legte seinem Schüler eine Hand auf die Schulter und nickte ihm zu. „... bleibt dir immer noch deine Intuition. Du darfst nur keine Angst vor dem haben, was vor dir liegt, dann kannst du auch nichts falsch machen.“
 

Der Junge sah ihn lange an, ohne ein Wort zu sagen, während er unschlüssig auf der Unterlippe kaute. Doch schließlich atmete er tief durch und erwiderte das Nicken.
 

„Ich werde meine Bestes geben“, erwiderte er mit leiser, aber entschlossener Stimme.
 

„Genau das wollte ich hören“, meinte Angeal zufrieden. Dann sah er wieder zum Lager hinunter. „Reno und Rude werden sicher schon langsam ungeduldig... du solltest sie nicht warten lassen.“
 

Zack nickte abermals.

„Alles klar. – Bis dann, Angeal!“
 

Und mit diesen Worten ließ er sich rückwärts vom Ast fallen
 

*~*~*
 

Geschmeidig wie eine Katze landete Zack fünfzehn Meter tiefer auf dem Waldboden.

Hätte ihm jemand noch vor einem halben Jahr erzählt, dass er einmal Sprünge aus solch einer Höhe ohne Schäden überstehen würde, hätte er ihn wahrscheinlich laut ausgelacht. Doch mittlerweile hatte er sich an solche Dinge ebenso gewöhnt, wie an die blau leuchtenden Augen, die ihm jeden Morgen aus dem Badezimmerspiegel entgegenblickten, oder die Kunst, an Wänden hochlaufen oder hundert Meter in weniger als zehn Sekunden zurücklegen zu können.
 

Als Mitglied von SOLDAT hatte er die Gefilde der Normalität schon lange hinter sich zurückgelassen und versuchte seitdem täglich, seine neuen Grenzen zu finden. Doch die Möglichkeiten, die ihm seine durch das Mako verliehenen Kräfte boten, schienen schier unendlich...
 

Wie ein Schatten huschte der Junge von einem Baumstamm zum anderen immer näher an das Lager heran, während er fieberhaft überlegte, wie er die Aufmerksamkeit seiner Bewohner auf sich lenken sollte, ohne dass sie auf die falsche Fährte gerieten und möglicherweise die Turks bei ihrer Arbeit überraschten.
 

„Denk nach... denk nach...!“, murmelte er, während er sich hinter einen Busch nahe des Haupteingangs des Rebellencamps duckte. Nur noch ein paar Meter Kiesweg lagen zwischen ihm und dem Eisentor.
 

Sollte er vielleicht einfach einen Frontalangriff starten?
 

Zack verwarf den Gedanken nach kurzer Überlegung wieder. Sobald die Rebellen bemerken würden, dass er allein war, würden sie das Ablenkungsmanöver sofort durchschauen und sich in den Schutz der Hütten zurückziehen.
 

Aber irgendwie musste er sie aus ihren Häusern bekommen. Nur wie...?
 

Der Vibrationsalarm seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken.
 

„Ja?“, raunte er in den Hörer, während er sich tiefer ins Gebüsch duckte und den Haupteingang nicht aus den Augen ließ.
 

„Wo bleibst du, Mann?! Wir haben nich’ ewig Zeit!“, vernahm er Renos Stimme.
 

„Ich denke mir gerade einen Plan aus“, flüsterte Zack.
 

„Tatsächlich?“ Der andere lachte leise. „Dann ist es kein Wunder, dass es so lange dauert... Überanstreng dich ja nicht, Kleiner.“
 

Zack biss die Zähne zusammen und schwor sich, dem Turk bei ihrer nächsten Begegnung eine runterzuhauen.
 

„Deine blöden Bemerkungen helfen mir auch nicht weiter“, erwiderte er gereizt.
 

„Wollte nur die Stimmung ein bisschen auflockern“, entgegnete Reno nur. „Was hast du denn alles bei dir? Hilft dir gar nichts davon weiter...?“
 

Zack dachte kurz nach, dann öffnete er die Tasche an seinem Gürtel, in dem er die Materiakugeln aufbewahrte. Er benutzte fast nie Materia und hatte sie eigentlich nur für den Notfall mitgenommen. Doch da er im Moment keine bessere Idee hatte...
 

Nachdenklich betrachtete er nun eine nach der anderen. Nein, nichts davon würde ihm jetzt so wirklich weiterhelfen...
 

Doch dann fiel sein Blick auf eine ganz besondere Materia... und plötzlich kam ihm eine Idee. Angeal würde ihm dafür wahrscheinlich den Kopf abreißen, denn er hatte seinen Schüler angewiesen, sie nur im äußersten Notfall zu verwenden, doch sie war genau das, was Zack in diesem Moment brauchte.
 

„... doch, vielleicht schon“, entgegnete der Junge und steckte die grün schimmernde Kugel in die dazugehörige Fassung an dem Lederarmband an seinem Handgelenk. Mit leisem Klacken rastete der Verschluss ein.
 

„Was hast du vor?“, fragte Reno.
 

„Das wirst du gleich sehen“, sagte Zack leise und bewegte vorsichtig die Finger, in denen plötzlich eine enorme Macht pulsierte. „Sorgt dafür, dass ihr freien Himmel über euch habt, damit euch nichts auf den Kopf fallen kann.“
 

„Wa-“
 

Doch Zack hatte das Telefon bereits wieder zugeklappt und in die Brusttasche seines Anzugs gesteckt.
 

Er hatte noch nicht oft mit einer so mächtigen Materia gearbeitet – anders als Rayt konnte er sich nicht recht dafür begeistern – darum hoffte er nun inständig, dass er die ihr innewohnenden Kräfte kontrollieren und leiten konnte.
 

Er atmete noch einmal tief durch, bevor er sich erhob und sein Versteck verließ.
 

*~*~*
 

Angeal vernahm ein leises Rumpeln, das von den nahen Bergen widerhallte.

Überrascht ließ er den Blick über die Hänge schweifen, aber so aufmerksam er sie auch musterte – er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Doch im Wald war es auf einmal still geworden; alle Vögel waren wie auf Kommando verstummt. Und nach einigen Sekunden hörte er erneut ein Grollen, und plötzlich begann die Baumkrone, in der er in den letzten zehn Minuten gesessen hatte, heftig zu schwanken.
 

Blätter trudelten an ihm vorbei in die Tiefe und Äste brachen unter lautem Krachen, bevor auch sie ein Opfer der Schwerkraft wurden. Der ganze Baum unter ihm knarrte und ächzte, dann neigte er sich langsam zur Seite, wobei er mit jeder Sekunde schneller zu fallen begann.
 

Angeal brachte sich im letzten Moment mit einem raschen Sprung zum nächstgelegenen Baum in Sicherheit, der zwar auch gefährlich schwankte, aber weitaus stabiler zu sein schien.
 

Fassungslos sah er sich im Wald um, in dem plötzlich ein Baum nach dem anderen umknickte und der nun zu einem tödlichen Ort für jedes Lebewesen geworden war.
 

Zwar wusste er die Zeichen zu deuten, doch er konnte einfach nicht glauben, was er da sah. Ausgerechnet an diesem Tag und diesem Ort...? Wie groß war da die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben?
 

Und plötzlich begriff Angeal.
 

Sein Kopf schnellte herum, in Richtung des Rebellenlagers, aus dem auf einmal Schreie zu hören waren. Er sah, wie die Menschen aus den Hütten gerannt kamen, aus Angst, sie würden über ihnen zusammenstürzen, und sich verwirrt und in Panik auf dem großen Platz in der Mitte des Camps zusammenscharten.
 

Angeal lächelte.
 

„Clever, Zack... wirklich clever“, murmelte er.
 

*~*~*
 

Zack hatte das Gefühl, sein Arm würde brennen. Jede Schockwelle, die er mit Seismos auslöste, fühlte sich an wie ein Stromschlag und bald zitterte seine Hand so sehr, dass er kaum noch die Kraft hatte, einen weiteren Energiestoß in die lockere Erde unter seinen Fingern zu jagen.
 

Doch das war auch nicht mehr nötig, denn er hatte sein Ziel erreicht – er hatte das gewünschte Chaos angerichtet. Das Beben hatte ein paar Häuser beschädigt und Stromleitungen gekappt, und es brannte an mehreren Stellen im Lager. Dicker, weißer Rauch hing in der Luft, der nicht nur übel roch, sondern auch in den Augen brannte und damit noch zusätzlich zur allgemeinen Panik beitrug.
 

Nun war es also an den Turks, ihren Teil der Aufgabe zu erfüllen.
 

Mit steifen Fingern löste Zack die Materia aus der Vertiefung und packte sie zurück in seine Gürteltasche, bevor er eine andere Materia daraus hervorholte und in sein Armband einsetzte. Sie war Teil seines Notfallplans, und er hoffte, dass er sie später nicht würde einsetzen müssen.
 

Denn man konnte die Dinge ja auch auf andere Weise erledigen.
 

Zack zog sein Schwert und musterte die schlanke Klinge einen Augenblick lang nachdenklich, bevor sich seine Hand fest um den Griff schloss und ein grimmiger Ausdruck auf sein Gesicht trat.
 

„Nun denn...“, sagte er leise und trat aus seinem Versteck hinter einer der Hütten hervor. „Showtime!“
 

*~*~*
 

Es sollte einfacher werden, als er gedacht hatte.

Der Rauch, der über dem Lager hing, sowie die unmenschliche Schnelligkeit, die das Mako ihm verlieh, sorgten dafür, dass er wie ein Schatten zwischen den Menschen umherhuschen und problemlos einen nach den anderen überwältigen konnte. Die Männer waren verwirrt von diesem unsichtbaren Feind; Gewehrschüsse ratterten, doch sie trafen nichts als Nebel. Und bevor sie überhaupt wussten, was geschehen war und gegen wen sie eigentlich kämpften, hatte Zack bereits ein gutes Drittel der Rebellen ausgeschaltet.
 

Jedes Mal, wenn der Junge einen weiteren Rebellen aus dem Verkehr gezogen hatte, wurde ihm ein kleines bisschen leichter ums Herz. Vielleicht war dieser Job doch nicht so schwierig, wie er anfangs befürchtet hatte.
 

Doch dann fand seine Glückssträhne ein abruptes Ende.
 

Er flitzte durch die schmale Lücke zwischen zwei Baracken, als er am Ende der Passage auf einmal einen Schatten erblickte. Er versuchte, sein Tempo zu verringern, doch der matschige Untergrund verhinderte dies, so dass er mit unveränderter Geschwindigkeit weiterschlitterte und mit voller Wucht gegen die Person prallte, die so plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht war.
 

Zack und der dunkle, hochgewachsene Fremde gingen zu Boden und es entstand eine kurze Rangelei, während der der Junge zu seinem Entsetzen jedoch schnell feststellen musste, dass er dieses Mal der Unterlegene war. Ehe er sich versah, lag er auf dem Rücken, während der andere Mann ihn mit seinem ganzen Körpergewicht zu Boden drückte und seine behandschuhten Hände sich immer fester um Zacks Kehle legten.
 

Der Junge zappelte und schlug um sich, doch es half alles nichts. Es dauerte nicht lange, bis ihm die Luft ausging und ihm langsam schwarz vor Augen wurde. Voller Panik versuchte er, die Materia in seinem Armband zu aktivieren, doch er schaffte es nicht, sich auf die Magie zu konzentrieren und ihren Fluss zu leiten.
 

„Hau... ab...!“, krächzte er schließlich und schlug ein letztes, verzweifeltes Mal kraftlos nach seinem Angreifer.
 

„Lass ihn los!“, rief auf einmal eine andere Stimme... eine Stimme, die ihm vage bekannt vorkam.
 

Und plötzlich lösten sich die Hände von seinem Hals und auch der Druck auf seinen Körper war auf einmal verschwunden. Der Fremde stand wortlos auf und bevor Zack wusste, wie ihm geschah, hatte er ihn an der Hand gepackt und wieder auf die Füße gezogen.
 

Während der Junge sich hustend vornüber beugte und mit zitternden Finger seinen vor Schmerz pochenden Hals rieb, klopfte ihm jemand unsanft auf den Rücken.
 

„Yo, Kleiner, tut uns Leid, wir haben dich leider nich’ gleich erkannt“, ertönte Renos Stimme fröhlich neben ihm. „Rude kann einen ganz schön in die Mangel nehmen, eh?“
 

„...“
 

„Nicht so bescheiden, Partner.“
 

Zack hustete immer noch.

„Ihr... ihr habt mich... fast umgebracht!“, stieß er atemlos hervor, während er Rude einen vernichtenden Blick zuwarf. Doch dieser schwieg nur und sah an ihm vorbei.
 

„Auch Profis machen mal Fehler“, meinte der rothaarige Turk derweil achselzuckend, dann gab er dem Jungen einen Schubs in Richtung Eingangstor.
 

„Und jetzt mach, dass du vom Acker kommst!“, fuhr er fort. „Dein Job ist so gut wie erledigt. In dem Chaos, das du angerichtet hast, war es eine Leichtigkeit herauszufinden, wo sich die Frau befindet, jetzt müssen wir sie nur noch da rausholen... aber das kriegen wir schon hin. Halt du uns solange die restlichen Typen vom Hals!“
 

Und dann waren sie beide wieder verschwunden und ihre Schatten mit dem Rauch verschmolzen. Fassungslos sah Zack ihnen nach, bevor auch er sich langsam wieder in Bewegung setzte.
 

‚Ich bringe ihn um’, dachte er zerknirscht, während er einmal mehr seinen Hals rieb, immer noch Renos überhebliches Grinsen vor Augen. ‚Ich schwöre, eines Tages bringe ich ihn um!’
 

*~*~*
 

Obwohl seine Abneigung gegen den Turk stärker war als je zuvor, hielt er sich an Renos Anweisung und machte sich daran, die letzten Rebellen auszuschalten. Allmählich lichtete sich der Rauch und das Morgenlicht flutete auf den Platz. Der Junge musste sich beeilen, bevor sich die Schwaden gänzlich aufgelöst hatten und er wieder ein leichtes Ziel für die Schützen sein würde.
 

Doch er konnte nun nur noch vereinzelt Schüsse hören; sie tönten hauptsächlich vom zentralen Gebäude zu ihm hinüber. Wie es aussah, hatten sich die letzten Verteidiger darin verschanzt und Zack vermutete, dass Reno und Rude nun auf dem Weg dorthin waren.
 

Einen Moment lang haderte er mit sich selbst.
 

Sollte er das Weite suchen, wie Reno es ihm gesagt hatte? Sollte er darauf vertrauen, dass die Turks das Problem schon allein in den Griff bekommen und sich selbst verteidigen würden...?

Oder sollte er ihnen folgen und ihnen im Kampf beistehen, wobei die Wahrscheinlichkeit bestand, dass er ihnen dabei in die Quere kam und damit die ganze Mission in Gefahr brachte...?
 

Während der Junge noch überlegte, was er tun sollte, hörte er auf einmal ein dumpfes Brummen, das schnell immer näher kam. Gerade noch rechtzeitig drückte er sich an eine Hauswand, als plötzlich ein großer, schwarzer Jeep um die Ecke des Hauptgebäudes und über den matschigen Pfad raste, auf dem er bis eben noch gestanden hatte.
 

Zack sah eine Handvoll Männer mit Uniformen und einen weißen Kittel und das blasse, verängstigte Gesicht einer Frau... und dann war das Auto auch schon an ihm vorbeigefahren und bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit auf den Haupteingang des Camps zu.
 

In dem Moment, in dem er begriff, wer dort in diesem Jeep saß, beschloss Zack, dass es an der Zeit war, die Materia, die er für einen Notfall wie diesen in sein Armband eingesetzt hatte, zu benutzen. Ruckartig streckte er die Hand nach dem Fahrzeug aus und rief: „Stopp!“
 

Doch anstatt, wie er gehofft hatte, den gesamten Wagen zu treffen, erwischte der Zauber nur einen der Soldaten, der anschließend steif wie eine Marmorskulptur von der Ladefläche kippte und im Sand liegen blieb. Mit Entsetzen erkannte Zack, dass er schlichtweg nicht mehr die Kraft besaß, die der Materia innewohnende Magie zu kanalisieren und auf den ganzen Jeep zu konzentrieren.
 

Nein!
 

Panisch griff er nach seinem Schwert und setzte dem Wagen nach. Er musste ihn unbedingt einholen, sonst war alles umsonst gewesen! Doch der Jeep war schnell und so musste der Junge spurten, um das Auto nicht aus den Augen zu verlieren.
 

Während er rannte, als würde sein Leben davon abhängen, fragte sich Zack, wie die Rebellen es überhaupt erst hatten schaffen können, ihm durch die Lappen zu gehen. Denn dass sie ungehindert mit der Frau entkommen konnten, konnte nur eines bedeuten – dass die Turks versagt hatten.
 

Erst jetzt fiel ihm auf, dass noch immer Schüsse im Hauptgebäude zu hören waren. Weder Reno noch Rude trugen Schusswaffen bei sich, was bedeutete, dass diejenigen, die dort gerade wild herumschossen, ganz sicher nicht auf ihrer Seite standen.
 

Er ist Turk.
 

Der Junge musste wieder an Angeals Worte denken. Sein Mentor hatte zuversichtlich gewirkt, ganz als ob er vollkommen darauf vertraut hatte, dass Reno und sein Partner die Aufgabe schon meistern würden. Und doch hatten sie die Flucht der Rebellen nicht verhindern können.

Das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
 

„Scheiße!“
 

Der Wagen hatte den Haupteingang hinter sich gelassen und raste den Kiesweg entlang, hinein in den Wald. Bald war er ganz aus Zacks Blickfeld verschwunden.
 

Schnaufend erreichte der Junge das Tor und hielt an.

Noch bestand die Chance, den Jeep einzuholen. Das künstliche Erdbeben hatte mit Sicherheit eine Menge Bäume im Wald umstürzen lassen, manche von ihnen blockierten jetzt bestimmt die Straße.
 

Und dennoch...
 

Im Hauptgebäude war wieder das Rattern von Gewehrschüssen zu hören.

Zack warf noch einen letzten Blick zum Wald hinüber, dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte ins Lager zurück.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

*tüdelü*

Hach ja, ich liebe Seismos. =D

Bei Crisis Core war das immer mein Lieblingszauber, weil man damit gleich alle (nicht fliegenden) Gegner auf einmal erwischt hat und ordentlich Schaden gemacht hat. <3

Ultima war zwar auch cool, aber es hat immer so verteufelt lange gedauert, diesen Zauber zu beschwören, und in der Zeit bin ich dann schon dreimal gestorben... x'D
 

Err, ja. Wie auch immer. Bis zum nächsten Mal! ^_^/

Reno

Music: RADWIMPS
 

Kommentar:

So, ich habe gerade leider nicht viel Zeit, weil ich Besuch habe, darum werde ich jetzt auch nicht viel sagen, sondern nur mal eben ein Kapitel posten und mich dann wieder aus dem Staub machen. ;)
 

Also viel Spaß beim Lesen. ^^
 

Reno
 

Während seine Füße ihn in Windeseile zum Hauptgebäude zurücktrugen, gingen Zack die merkwürdigsten Gedanken durch den Kopf.
 

‚Sie sind weg’, dachte er, ‚weg und über alle Berge. Ihr Gesicht war so blass, sie hatte solche Angst... Es werden Menschen sterben, nur weil du einen Moment lang nicht aufgepasst hast. Weil die Turks nicht aufgepasst haben. Reno ist so ein Idiot. Du wirst deinen Job verlieren, sie werden dich hochkant bei SOLDAT rausschmeißen. Und das nur, weil du nicht aufgepasst hast... Was wird Angeal dazu sagen? Rayt? Er wird vielleicht nie wieder mit dir reden. Und wie sollst du das deiner Mutter erklären? Tut mir Leid, Mama, ich habe dich enttäuscht. Ich bin kein Held geworden, aber dafür wird es wegen mir bald Krieg geben, haha. Es ist ganz allein meine Schuld, meine Schuld... meine Schuld...’
 

Der Junge biss sich so fest auf die Lippen, dass er nach einer Weile Blut schmeckte.
 

Doch der metallische Geschmack hatte auch eine gute Seite, denn der damit verbundene Schmerz brachte ihn endlich wieder zur Vernunft.

Ja, er hatte den Auftrag in den Sand gesetzt, aber das war kein Grund, jetzt in Panik zu geraten. Zuerst einmal musste er sich um das Wesentliche kümmern.
 

‚Das Wichtigste zuerst’, hatte Angeal einmal zu ihm gesagt. ‚Um die Details kannst du dich später kümmern. Wenn du im Einsatz bist, ist es wichtig, dass du die Gesamtsituation sofort erfasst und entsprechend handelst. Darauf allein musst du dich konzentrieren, für alles andere gibt es immer noch ein Später. Denn wenn du das Wesentliche aus den Augen verlierst und dich erst um andere Dinge kümmerst, wird es vielleicht kein Später mehr geben.’
 

Und das Wichtigste waren im Moment die Turks.
 

Zack hob sein Schwert angriffsbereit in die Höhe und schlitterte durch den Eingang des Hauptgebäudes hinein in einen langen Flur. Bereits im Eingangsbereich wurde er von links und rechts in die Mangel genommen, doch der Junge wehrte alle Kugeln mit der Klinge seines Schwertes ab und brachte sich mit einem hastigen Sprung in eines der Zimmer, die zu beiden Seiten des Korridors lagen, in Sicherheit.
 

Ein grünblaues Augenpaar blickte ihm erschrocken entgegen.

Doch Renos Gesicht entspannte sich sofort wieder, als er den Jungen erkannte.
 

„Reno!“, rief Zack und rannte zu dem Turk hinüber, der neben einem umgekippten Schreibtisch am Boden hockte.
 

„Was ist passie-hmpf!?“
 

Der andere presste ihm mit finsterer Miene eine Hand auf den Mund und legte sich anschließend einen Finger an die Lippen, um Zack zu bedeuten, dass er gefälligst die Klappe halten sollte.
 

„Sie wissen nicht, dass wir hier drin sind“, raunte er ihm dann ins Ohr. „Also sorg gefälligst dafür, dass es auch dabei bleibt!“
 

Der Junge nickte hastig und Reno nahm wieder die Hand von seinem Mund.
 

„Was ist passiert?“, fragte er erneut, doch dieses Mal sehr viel leiser. „Wo ist Rude?“
 

Der rothaarige Turk deutete schweigend hinter sich.
 

Zack reckte den Hals, um über ihn hinwegzusehen, und als es ihm schließlich gelang, weiteten sich seine Augen vor Schreck.
 

Renos Partner lag regungslos am Boden, einen behelfsmäßigen Verband – es sah aus wie ein Stück von einem Hemd – um den Kopf gewickelt, der über seinem rechten Ohr blutdurchtränkt war.
 

„Eine Kugel hat seine Schläfe gestreift“, sagte Reno leise, während draußen vor der Tür erneut Schüsse zu hören waren. „Seitdem ist er bewusstlos. Ich habe ihn in diesen Raum geschleppt, aber jetzt sitzen wir hier fest.“
 

„Ich verstehe“, murmelte Zack.
 

„Gar nichts verstehst du, verdammt!“, erwiderte der Turk aufgebracht und seine Augen funkelten den Jungen wütend an. „Weil ich einen Moment lang nachlässig war, wurden wir erwischt und Rude angeschossen. Diese ganze Scheiße wäre nie passiert, wenn ich nich’... wenn ich... ach, verdammt!“
 

Er wandte sich ab und ballte die Hand zu Fäusten, und in dem Moment war er nicht mehr der arrogante, vorlaute Sechzehnjährige, als den Zack ihn kennengelernt hatte, sondern nur ein verzweifelter Junge, der Angst um seinen besten Freund hatte.
 

Zögernd streckte Zack die Hand aus, traute sich jedoch nicht, sie Reno auf die Schulter zu legen.
 

„Wir schaffen das“, sagte er leise. „Wir werden hier rauskommen, das verspreche ich!“
 

Reno schenkte ihm ein zynisches Lächeln.

„Und wie willst du das anstellen, Klugscheißer?“, fragte er. „Rude ist alles andere als ein Fliegengewicht, und ohne ihn gehe ich hier nicht weg!“
 

Dann fiel sein Blick auf die Tasche mit Materia, die um Zacks Hüfte geschnallt war, und plötzlich erhellte sich sein Gesichtsausdruck.
 

„Hast du Vita dabei?“, wollte er wissen.
 

„Äh...“ Zack fummelte einen Moment lang erfolglos an dem Reißverschluss der Tasche herum, bis er ihn endlich aufbekam. Hastig wühlte er darin herum und bald hatte er die schimmernde, grüne Kugel gefunden.
 

„Hier!“
 

„Wunderbar!“ Renos düstere Miene wich einem erleichterten Lächeln.

„Kannst du Rude damit heilen? Das würde uns die Flucht wirklich sehr erleichtern!“
 

Zack sah unsicher auf den bewusstlosen Mann hinab. „Ich... ich weiß nicht“, sagte er zögernd. „Meine magischen Fähigkeiten sind für diesen Tag so gut wie aufgebraucht, glaube ich. Ich hab’s vorhin nicht mal geschafft, das Auto anzuhalten...“
 

Reno horchte auf. „Welches Auto?“
 

Zack wurde plötzlich mit Schrecken klar, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, noch eine Weile damit zu warten, diese Information preiszugeben. Doch nun war der Schaden angerichtet und er konnte genauso gut gleich weitermachen.
 

„Das Auto, mit dem ein paar der Rebellen zusammen mit der Zielperson entkommen sind“, gestand er.
 

„WAS?!“
 

„Ich glaube, sie sind hier drüben!“, hörten sie einen der Rebellen draußen rufen und hastig duckten sie sich hinter den Schreibtisch, als eine Gruppe Männer an der offenen Zimmertür vorbeilief.
 

Kaum waren sie außer Sichtweite, packte Reno den Jungen am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch.
 

„Du hast sie entkommen lassen?!“, zischte er. „Verdammt, es war deine Aufgabe, genau das zu verhindern, du Trottel! Jetzt war die ganze Arbeit umsonst und das nur deinetwegen!“
 

Zack befreite sich unsanft aus dem Griff des Turk und starrte nicht weniger wütend zurück.

„Ich hätte sie wahrscheinlich eh nicht mehr eingeholt!“, entgegnete er aufgebracht. „Außerdem ist es eure Aufgabe gewesen, sich um die Frau zu kümmern, nicht meine, also mach mich nicht für alles verantwortlich! – Oder hätte ich besser darauf verzichten sollen, zurückzukommen und euch den Arsch zu retten? Wäre dir das vielleicht lieber gewesen?!“
 

„Ja, verdammt, wäre es!“, rief Reno. „Denn dein Job war wichtiger, als wir es sind!“
 

Zack starrte ihn einen Moment lang aus großen Augen an und schüttelte dann wie in Trance den Kopf.

„Das kannst du nicht ernst meinen...“
 

„Sir, wir haben die Eindringlinge gefunden!“
 

Wieder duckten sich die beiden tiefer, doch dieses Mal hatte man sie entdeckt und sogleich ging ein Kugelhagel auf sie nieder.
 

Zum Glück hielt ihm die Schreibtischplatte stand, doch auf die restlichen Möbelstücke im Raum traf dies leider nicht zu. Feine Holzspäne flogen winzigen Projektilen gleich durch die Luft und bohrten sich in Zacks Arme und Oberkörper. Hastig riss der Junge die Unterarme vor das Gesicht, um seine Augen zu schützen, und rührte sich nicht von der Stelle, bis das Rattern der Gewehre wieder verstummt war.
 

Während seine Ohren noch von dem lauten Geräusch klingelten, löste er das Materia-Armband von seinem Handgelenk und drückte es Reno zusammen mit seiner Gürteltasche in die Hand.
 

„Kümmere du dich um Rude“, raunte er ihm zu, bevor er nach seinem Schwert griff. „Ich erledige die Typen da!“
 

Reno nickte und machte sich sofort an die Arbeit.
 

„Bitte nicht mehr schießen!“, rief Zack laut. „Wir ergeben uns!“
 

Er hörte die Männer auf der anderen Seite aufgeregt flüstern, während er selbst so nervös war, dass er seinen eigenen Herzschlag überlaut in seinen Ohren pochen hören konnte. Das alles hier war doch völliger Wahnsinn! Man würde sie einfach ohne zu fragen abknallen, daran gab es keinen Zweifel. Doch als seine Nerven so angespannt waren, dass er Angst hatte bald durchzudrehen, kam endlich eine Antwort.
 

„In Ordnung! Kommt raus und macht keine Dummheiten, dann passiert euch nichts!“
 

Langsam stand der Junge auf, wobei ihm das Herz bis zum Halse klopfte. Wenn er jetzt auch nur eine falsche Bewegung machte, würde man ihn durchlöchern wie ein Stück Käse.
 

Die drei Männer, in deren Gewehrmündungen er nun starrte, sahen ihn erstaunt an.
 

„Aber... das ist ja nur ein Kind“, meinte derjenige von ihnen, der als erstes seine Sprache wieder gefunden hatte. Die Tatsache schien ihm einen Schock zu verpassen.
 

Doch sein Kamerad neben ihm blieb misstrauisch.
 

„Das ist nicht nur irgendein Kind, Jason“, sagte er, ohne Zack dabei aus den Augen zu lassen. „Sieh dir seine Augen an! Das ist Makoblau.“
 

„Mein Gott, du hast Recht...!“, meinte der dritte Mann und ließ seine Waffe um wenige Zentimeter sinken.
 

„Dass ShinRa Menschen mit Mako verseucht, um Superkrieger zu schaffen, ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr “, fuhr der Mann fort, der als zweites gesprochen hatte. „Aber dass es nun auch Kinder sind... Das ist einfach nur widerlich!“
 

Die Bemerkung traf Zack mehr, als sie es hätte tun dürfen. Denn es steckte ein Wahrheit darin, die er in seinem Streben nach Anerkennung nie hinterfragt hatte... nie hatte hinterfragen dürfen. Doch dann dachte er wieder an die entführte, verängstigte Wissenschaftlerin, an Reno und an Rude, der am Kopf blutete, und das half ihm dabei, sich wieder zu fangen.
 

„Vielleicht ist es das“, sagte er und schenkte den Männern sein strahlendstes Lächeln, „doch ihr vergesst dabei, dass ich mir dieses Leben selbst ausgesucht habe.“
 

Die Männer wichen erschrocken zurück, als er sein Schwert hob, und rissen hastig ihre Gewehre hoch, doch der Junge war schneller. Er legte die Distanz zwischen dem Schreibtisch und den Rebellen im Bruchteil einer Sekunde zurück, und bevor die Männer auch nur blinzeln konnten, hatte er sie bereits mit der breiten Seite seiner Waffe niedergeschlagen.
 

„Puh, das war knapp“, murmelte er und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Dann drehte er sich zu dem Schreibtisch herum, den nun ein gutes Dutzend Gewehrkugeln zierten, die im Holz stecken geblieben waren.
 

„Alles klar, Reno?“, rief er leise.
 

„Jepp“, erwiderte der andere und nur wenige Sekunden später kam sein roter Schopf hinter dem Möbelstück zum Vorschein. Über seine Schulter hatte er sich einen Arm von Rude gelegt, der nun wieder bei Bewusstsein war und ein leises Stöhnen von sich gab. Offenbar hatte der Zauber geholfen, denn die Blutung war vorerst gestoppt. Doch die Wunde an der Schläfe des dunklen Turk schien immer noch nicht ganz verheilt zu sein.
 

„Ich habe mein Bestes gegeben“, sagte Reno, als er Zacks Blick bemerkte. „Aber ich befürchte, das war noch nicht genug. Doch für den Augenblick muss es erst mal reichen. – Und jetzt lass uns hier abhauen!“
 

„Nichts lieber als das!“, entgegnete der Junge, während er neben Rude trat und sich seinen anderen Arm um die Schulter legte.
 

Wenigstens für den Moment war ihr Streit beigelegt und sie konnten sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren: lebend aus dem Gebäude zu entkommen.
 

Im Flur angekommen schafften sie es allerdings nur wenige Meter weit, bevor sich eine Gruppe von Rebellen vor ihnen aufbaute und die Waffen auf sie richtete.
 

„Ich dachte, du hättest sie alle ausgeschaltet?“ Reno warf Zack einen fragenden Blick zu.
 

„Das dachte ich eigentlich auch“, erwiderte der Junge kleinlaut. So viele Menschen hatte es doch gar nicht im Lager gegeben, wo kamen die also plötzlich alle her...?
 

„Dann hast du offenbar nicht hart genug zugeschlagen“, stellte der Turk fest.

Zu der Erkenntnis kam Zack in diesem Moment auch, als er die dicken Beulen sah, die manche der Männer am Kopf hatten. Und auch sie schienen das Gleiche zu denken, denn sie erwiderten finster seinen Blick, als sie ihn wieder erkannten.
 

„Das ist der Junge“, sagte einer von ihnen, ein großer, kräftiger Kerl mit Stiernacken, und deutete dabei auf Zack. „Der Bengel, der uns niedergeschlagen hat. Unterschätzt ihn bloß nicht!“
 

„Warum erschießen wir sie nicht einfach gleich?“, meldete sich ein anderer zu Wort, dessen Beule ganz besonders groß und schmerzhaft aussah. Ein paar der anderen Männer stimmten ihm sofort zu.
 

„Wie ich sehe, hast du schon Freunde gefunden“, meinte Reno sarkastisch.
 

„Ach, halt die Klappe...“, erwiderte Zack nur, dem gerade nicht nach blöden Witzen zumute war.
 

Sie saßen in der Klemme, anders konnte man es nicht ausdrücken. Mit dem verletzten Turk zwischen ihnen war eine schnelle Flucht unmöglich, und wenn er jetzt auch nur zum falschen Zeitpunkt nieste, würde man sie wahrscheinlich schneller ins Jenseits befördern, als er bis drei zählen konnte.
 

Alles, was sie momentan am Leben hielt, war die Vernunft dieser Leute, die alles andere als gut auf sie zu sprechen waren.
 

„Bist du verrückt?!“, rief der große Mann, der offenbar ihr Anführer zu sein schien. „Ein SOLDAT-Kämpfer und zwei Turks – hast du eine Ahnung, was wir da an Lösegeld erpressen können?“
 

„Auf jeden Fall genug, um unsere kleine Organisation weiter auszubauen“, fügte ein anderer Mann hinzu, der eine Brille trug und Zack irgendwie an einen Buchhalter erinnerte.
 

„Das ist eine gute Idee“, sagte eine Stimme hinter ihnen. „Eine sehr gute sogar. Und wäre ich einer von euch, würde ich ihr ohne Zögern sofort zustimmen.“
 

Zacks Augen weiteten sich, als er die tiefe Stimme erkannte, und er begann zu strahlen.
 

„Angeal!“
 

„Geht in Deckung, sofort!“, rief sein Mentor ihnen zu und zog sein Schwert.
 

Reno und Zack folgten der Anweisung des ranghöheren SOLDAT-Kämpfers sofort und stolperten zurück in das Zimmer, in dem sie sich zuvor verschanzt hatten – gerade noch rechtzeitig, bevor in dem schmalen Flur auch schon das Chaos ausbrach.

Nachdem nur wenige Minuten später die Geräusche von Schüssen und aufeinander treffenden Schwertklingen wieder verstummt waren, rappelte Zack sich auf und spähte vorsichtig in den Flur, wo Angeal gerade dabei war, sein Ersatzschwert in aller Ruhe zu reinigen und anschließend wieder an seiner Hüfte zu verstauen.

Als er damit fertig war und den Jungen erblickte, der verstohlen in seine Richtung sah, begann er zu lächeln.
 

„Das dürften alle gewesen sein“, sagte er. „Ihr könnt wieder rauskommen!“
 

Zack nickte und half dann Reno, den verletzten Rude wieder hinaus in den Flur zu hieven.
 

Angeal kam auf sie zu und untersuchte rasch den Turk.
 

„Gut, dass es euch gelungen ist, die Blutung zu stillen“, sagte er schließlich. „Doch das allein reicht nicht, er braucht dringend ärztliche Hilfe. – Reno!“
 

Der Turk salutierte, so gut er es unter Rudes Gewicht vermochte. „Sir!“
 

„Ihr seid mit dem Helikopter gekommen, nicht wahr?“, fragte Angeal. „Wie lange brauchst du bis dorthin, wenn du dich beeilst?“
 

„Vielleicht eine Viertelstunde, Sir!“
 

Der Kämpfer nickte. „Gut, dann schlage ich vor, dass du dich sofort auf den Weg machst und ihn herfliegst. Wir werden derweil auf deinen Partner aufpassen und die Umgebung sichern.“
 

„Verstanden.“ Reno nickte und Zack half ihm dabei, den verletzten Turk vorsichtig auf einen Stuhl zu platzieren. Dann beugte sich der rothaarige Junge zu seinem Freund hinunter und sah ihn mit entschlossener Miene an.
 

„Ich bin bald wieder zurück, versprochen“, sagte er leise.
 

Ruckartig erhob sich Reno wieder und packte seinen Schlagstock fester, bevor er davonflitzte.
 

Als er außer Sichtweite war, konnte Zack seine Fassade nicht mehr länger aufrechterhalten. Er war so froh darüber, dass die Gefahr endlich vorüber war und er seinen Mentor wieder sah, dass er nicht mal mehr den kindischen Drang unterdrücken konnte, zu ihm hinüberzulaufen und ihm in die Arme zu fallen.
 

Angeal sagte nichts, doch er hielt den Jungen sicher und fest, während er ihm über die rabenschwarzen Haare strich.
 

„Ich habe versagt, Angeal“, flüsterte Zack. „Ich habe alles total vergeigt... Sie konnten entkommen!“
 

„Ich weiß“, erwiderte sein Mentor nur ruhig und sah aus dem Eingangsbereich des Gebäudes hinaus auf den Platz, der nun nahezu totenstill dalag.
 

„Ich habe gesehen, wie sie mit dem Wagen geflohen sind, doch leider viel zu spät“, fuhr er fort. „Als ich ihn erreichte, war er bereits leer und die Rebellen flogen in einem Hubschrauber über mich hinweg, den sie irgendwo in der Nähe versteckt haben mussten. Wahrscheinlich haben sie schon seit einer Weile mit einem Angriff gerechnet und sich dementsprechend vorbereitet.“
 

Zack löste sich von ihm und lehnte sich erschöpft gegen die Wand.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte er.
 

Angeal kniete neben einem der bewusstlosen Männer nieder und zog ihm seelenruhig die Schnürsenkel aus den Schuhen, um damit anschließend seine Fuß- und Handgelenke aneinander zu binden.
 

„Wir sorgen dafür, dass diese Herren sich nicht sofort aus dem Staub machen, wenn sie wieder erwacht sind“, beantwortete er die Frage und bedeutete dem Jungen mit einem Nicken, ihm dabei zu helfen.
 

Seufzend hockte sich Zack neben ihn und machte sich ebenfalls daran, die Männer zu fesseln.
 

„Das war es nicht, was ich wissen wollte“, sagte er nach einer Weile leise. „Ich wollte eigentlich wissen, was nun aus der Forscherin wird und aus den Rebellen, die sie entführt haben. Wie sollen wir sie wiederfinden?“
 

„Wir?“ Angeal hatte gerade einen sehr festen Knoten gebunden und prüfte nun, ob er dem bewusstlosen Mann nicht zu sehr ins Fleisch schnitt.

„Gar nicht.“
 

Der Junge konnte nicht fassen, was er da hörte.

„Ja, aber... aber wieso denn nicht?“, rief er. „Wir können doch nicht einfach so aufgeben!“
 

„Das werden wir auch nicht“, entgegnete sein Mentor. Dann seufzte er und stand auf.

„Doch sobald ich Lazard Bericht erstattet habe, wird dieser Job mit Sicherheit an jemand anderen weitergegeben werden, jemanden, der sehr viel gründlicher und sicher auch erbarmungsloser vorgehen wird.“
 

Er wandte den Kopf und sah seinem Schüler in die Augen. „Du musst das begreifen, Zack. Das hier übersteigt jetzt unsere Fähigkeiten. Heute Morgen war es vielleicht noch ein ganz normaler Auftrag, doch jetzt hat er sich zu einer Gefahr für alle entwickelt. Und wir zwei können da allein rein gar nichts mehr ausrichten.“
 

Angeal seufzte erneut, als er den Gesichtsausdruck des Jungen sah.

„Plag dich nicht mit Schuldgefühlen herum“, sagte er und versuchte ein Lächeln. „Ich habe dir einfach zuviel zugemutet, es ist also ganz allein meine Schuld. Du kannst nichts dafür.“
 

„Wenn ich die Verfolgung nicht aufgegeben hätte, wäre das alles nicht passiert“, erwiderte Zack heftig. „Dann wären sie nicht entkommen und dann würdest du jetzt auch nicht solchen Ärger bekommen und...!“
 

“Und dann wären die Turks jetzt tot“, unterbrach Angeal ihn. „Dass du die Entführer nicht mehr einholen konntest, mag ärgerlich sein, aber zwei Kameraden zu verlieren ist noch viel schlimmer. Ohne dich hätten sie diesen Tag vielleicht nicht überlebt, vergiss das nicht.“
 

Der Junge band dem letzten Mann die Füße zusammen und stand ebenfalls auf.

„Reno meinte, ich hätte mich nicht um sie kümmern müssen“, murmelte er. „Er sagte, dass der Auftrag wichtiger sei, als ihr Leben.“
 

„Dann ist Reno ein Idiot“, entgegnete sein Mentor scharf. „Nichts auf dieser Welt zählt mehr, als ein Menschenleben, hast du verstanden, Zack? Egal, was er dir weismachen wollte! Vielleicht liegt es daran, dass er jung und dumm ist, und diese Lektion erst noch lernen muss. Doch ich glaube, dass selbst Verdot, der immer so erpicht darauf ist, dass seine Turks keine Fehler machen, in dieser Beziehung meiner Meinung ist.“
 

Zack sagte daraufhin nichts mehr, sondern nickte nur.
 

Nach einer Weile hörten sie draußen das Geräusch von Rotorblättern und Angeal sah auf.
 

„Das muss Reno sein“, sagte er und sah seinen Schüler an. „Ich werde erstmal kurz bei den Jungs von ShinRa anrufen und ihnen sagen, dass sie ein paar bewaffnete Truppen herschicken sollen. Dann bringen wir Rude zum Helikopter und warten, bis die Armee eingetroffen ist, die sich um den Rest hier kümmern wird. – Einverstanden?“
 

Der Junge spürte, dass er ihm Mut machen wollte, doch er war zu erschöpft, um darauf einzugehen.
 

„Was auch immer du sagst“, sagte er leise.
 

Doch der andere war schon nach draußen getreten und hörte ihn nicht mehr.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Ja, sie haben es verkackt, aber hey - es scheint nicht immer nur die Sonne (und das wäre außerdem auch langweilig ^_~).

Schuld und Sühne

Music: Radiohead
 

Kommentar:

Nachdem ich letzte Woche im Urlaub war, gibt's jetzt mit ein wenig Verspätung ein neues Kapitel. =)

Meine Semesterferien sind nun leider vorbei und die Uni hat wieder angefangen. Das heißt, dass ich ab diesem Kapitel wieder unregelmäßiger posten werden, je nachdem, wann ich die Zeit zum Weiterschreiben finde. Also seid mir bitte nicht böse, wenn es mal länger dauert. ;)
 

Weil mir langweilig war, habe ich in diesem Kapitel eine weitere Handlungsebene eingefürt - von jetzt an wird Lazard auch hin und wieder auftauchen, und seine ganz eigenen Probleme mitbringen. =)

Ich hoffe, ich habe ihn nicht als zu streng dargestellt... allerdings denke ich, dass man auch ziemlich smart sein muss, wenn man Chef von SOLDAT ist. *lach*
 

Unnnnd mit diesem Kapitel ist "The Crisis Begins" offiziell die längste FF, die ich jemals auf Animexx veröffentlicht habe. - Yay! :D *Sektkorken knallen lässt*
 

Schuld und Sühne
 

„Die Lage ist im Moment sehr angespannt“, sagte Direktor Lazard und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „Seit ich vor zwei Wochen euren Einsatz genehmigt habe, gab es keine Neuigkeiten von den Rebellen. Keine Lösegeldforderung, keine Drohbriefe - nichts, gar nichts. Und auch unsere Suchtrupps konnten keine Hinweise auf ihren Verbleib finden. Es ist, als wären sie spurlos verschwunden.“
 

Angeal nickte, während er seinem Vorgesetzten, der nur wenige Jahre älter war, als er selbst, einen besorgten Blick zuwarf.
 

Obwohl die Stimme des anderen Mannes wie immer ruhig und selbstbewusst war, wirkte er so erschöpft, als hätte er schon seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Dunkle Ringe lagen unter Lazards Augen und er war selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich blass.
 

Angeal glaubte zu wissen, woran es lag, und er schämte sich ein wenig dafür.
 

Seitdem er und Zack von ihrer Mission zurückgekehrt waren, hatte Lazard so viel Arbeit um die Ohren, dass er es kaum noch schaffte, zwischendurch seinen Kaffee zu trinken.
 

Der Fehlschlag von SOLDAT hatte innerhalb von ShinRa hohe Wellen geschlagen, und seit Wochen redete man unermüdlich von Terrorismusgefahr, Verbesserung des Personalschutzes, Budgetkürzungen bei SOLDAT und einer erhöhten Investition in das automatische Verteidigungssystem des Firmengebäudes. Es war offensichtlich, dass mit einem Anschlag gerechnet wurde.
 

Lazard hatte die Namen seiner Mitarbeiter, die für das Desaster verantwortlich waren, nicht preisgegeben, um sie vor Angriffen seitens der anderen Abteilungen zu schützen. Doch er hatte dafür gesorgt, dass ihr Fehler nicht ungestraft blieb: Angeal war für die nächsten drei Monate der Sold gestrichen worden und er musste zudem unentgeltlich Missionen erledigen und zusätzliche Unterrichtsstunden geben. Wie alles andere auch erledigte Angeal die zusätzliche Arbeit jedoch mit der gleichen Ruhe, die man bei SOLDAT von ihm gewohnt war.
 

Zack hingegen war vom Lazard verschont worden.
 

„Er hätte zweifellos seine Strafe bekommen, wenn er ein überheblicher Rang-1 Soldat gewesen wäre, der sich und anderen mehr zutraut, als machbar ist, und nicht an die Konsequenzen seines Handelns denkt“, hatte der Direktor Angeal erklärt und ihm dabei einen vielsagenden Blick zugeworfen. „Doch da er das nicht ist, wird er ganz normal weiter am Unterricht teilnehmen.“
 

Der Seitenhieb hatte Angeal tief getroffen, auch wenn er wusste, dass der andere Mann Recht hatte.

Es war schließlich ganz allein seine Schuld, dass es überhaupt so weit gekommen war, und ihm war klar, dass er Lazard dankbar sein sollte, dass Zack und er noch so glimpflich davongekommen waren.
 

Wie es um die beiden Turks stand wusste Angeal nicht, doch er vermutete, dass auch Verdot hart durchgegriffen hatte und Reno und Rude seine Enttäuschung deutlich zu spüren bekommen hatten.
 

„Sollte es allerdings Neuigkeiten geben, lasse ich es dich wissen“, sagte Lazard in diesem Moment und riss Angeal damit aus seinen Gedanken. Der Direktor schenkte seinem Angestellten ein müdes Lächeln. „Vielleicht kannst du dann wieder etwas gutmachen.“
 

„Danke, Sir, das wäre wirklich sehr freundlich“, erwiderte Angeal und erhob sich von dem Bürosessel, bevor er sich kurz vor Lazard verbeugte und das Zimmer verließ.
 

Während ihrer Unterhaltung war ihm etwas eingefallen, weshalb er sich nun auf den Weg zu den Quartieren machte.
 

Er musste unbedingt mit Genesis sprechen.
 

*~*~*
 

„Es ist nicht deine Schuld, Zack, du solltest endlich aufhören, dir deswegen weiter solche Vorwürfe zu machen.“
 

Der dunkelhaarige Junge sah nicht von seinen Hausaufgaben auf, als er seinem Freund antwortete:

„Weiß du, Rayt, die Tatsache, dass du mir das mittlerweile zum hundertsten Mal sagst, macht die ganze Sache nicht unbedingt besser.“
 

Er hörte den anderen entrüstet nach Luft schnappen und wusste, dass das die falsche Antwort gewesen war. Doch er war frustriert und enttäuscht und auf kindische Weise eingeschnappt, wie schon seit Jahren nicht mehr, darum war ihm das im Moment egal. Wie ihm seit diesem schicksalhaften Vormittag irgendwie alles egal war.
 

Anstatt ihn auszuschimpfen, machte Rayt seiner Wut jedoch mit einem lauten Seufzer Luft.
 

„Tut mir Leid, Zack, ich hätte nicht schon wieder damit anfangen sollen“, sagte er dann. „Du fühlst dich beschissen wegen dieser ganzen Sache und ich sollte nicht ständig in dieser Wunde rumbohren. Bitte verzeih mir.“
 

Die ungewohnte Ehrlichkeit in der Stimme seines besten Freundes ließ Zack seine harschen Worte von eben wieder bereuen.
 

Zögernd legte er seinen Stift beiseite und sah dem anderen Jungen ins Gesicht.
 

„Mir tut es auch Leid“, sagte er. „Du hast dir nur Sorgen gemacht und ich hab gleich so überreagiert...“
 

Der blonde Junge lächelte leicht und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, kein Ding. Als ob ich dir irgendwas nachtragen würde.“
 

Einen Moment lang sahen sie sich nur schweigend an und keiner von ihnen sprach ein Wort.
 

Doch dann räusperte sich Rayt.

„Könnten wir vielleicht das Thema wechseln, bevor das hier noch peinlicher wird?“
 

Zack sah ihn verdutzt an und begann dann zu lachen. Er wusste nicht genau, was er eigentlich so komisch daran fand, aber das Lachen war so befreiend, dass er nicht mehr damit aufhören konnte.
 

Der andere Junge grinste übers ganze Gesicht, bevor er in sein Lachen mit einfiel. Für die nächsten Minuten hingen sie über ihrem Tisch und lachten, bis ihnen die Tränen kamen und die anderen Bibliotheksnutzer ihnen schon von allen Seiten aus böse Blicke zuwarfen.
 

„Ich... glaube...“, japste Zack nach einer Weile, „... ich glaube, wir sollten uns vielleicht besser einen anderen Ort suchen, sonst lynchen die uns hier noch.“
 

Rayt erwiderte heiter sein Lächeln. „Gute Idee, ich habe eh keine Lust mehr auf Hausaufgaben... Lass uns nach draußen gehen!“
 

Zack nickte, und so begannen sie, ihre Sachen einzupacken.
 

*~*~*
 

„Bei aller Freundschaft, Angeal – du bist vollkommen verrückt!“
 

„Genesis, jetzt hör doch erst mal-...“
 

Der andere Mann drehte sich zu seinem Freund herum und verschränkte die Arme vor der Brust, während er ihn aufgebracht ansah.
 

„Ich denke, ich habe genug gehört“, sagte er. „Und meine Antwort bleibt ‚Nein’! Wie bist du überhaupt zu der schwachsinnigen Annahme gekommen, dass ich deinem Vorschlag zustimmen könnte?“
 

Angeal seufzte. Er hatte vermutet, dass es nicht leicht werden würde, doch dass Genesis gleich von vornherein so ablehnend reagieren würde, hatte er nicht erwartet.
 

„Weil es vollkommen verrückt ist, wie du bereits gesagt hast“, entgegnete er. „Und wenn es jemanden gibt, der sich nicht um konventionelle Methoden schert, dann bist du das.“
 

Genesis’ makoblaue Augen verengten sich.
 

„Aber im Gegensatz zu dir kenne ich den Unterschied zwischen Verrücktheit und suizidalem Verhalten“, sagte er. „Und das, was du vorhast, fällt definitiv in die zweite Kategorie!“
 

„Genesis, bitte...“
 

Angeal wandte sich halb ab und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Ja, er wusste, dass das, was er plante, wahrscheinlich das Verrückteste war, was er sich je ausgedacht hatte, und auch, dass es Genesis seinen Job kosten konnte, wenn er ihm dabei half.
 

Doch sollte es gelingen, konnte er vielleicht ein noch viel größeres Unglück abwenden, und dieser Gedanke war es auch, an den er sich klammerte, als er wieder den Kopf hob und seinen besten Freund ansah.
 

„Bitte... kannst du es nicht wenigstens einmal versuchen?“
 

Genesis drehte sich wortlos um und machte ein paar Schritte weg von ihm, hin zu dem großen Panoramafenster, das eine ganze Wand des Aufenthaltsraumes der Rang-1 Soldaten zierte.
 

Während er auf Midgar hinabsah, fing er leise an zu sprechen.

„Du denkst vielleicht, dass ich nur Angst um meinen Job habe“, sagte er, „doch da irrst du dich. Wenn es nur das wäre, würde ich deinem Vorschlag ohne Zögern zustimmen. – Doch das allein ist es leider nicht.“
 

Er drehte den Kopf zur Seite und legte eine Wange an die kühle Fensterscheibe, während er seinen Freund ansah.
 

„Was du von mir verlangst, ist tatsächlich enorm gefährlich“, fuhr er dann fort. „Wenn mir auch nur ein einziger Fehler unterläuft, könnte mich das mein Leben kosten. Und ich hänge sehr an meinem Leben, weißt du?“
 

Er lächelte schwach und Angeal erwiderte das Lächeln zögernd, bevor er langsam näher trat.
 

„Das weiß ich, Genesis“, sagte er leise und lehnte sich neben dem anderen Mann mit dem Rücken an die Fensterscheibe. „Und es tut mir Leid, dass ich so etwas Schreckliches von dir verlange. Doch ich würde dich auch nicht darum bitten, wenn ich nicht wüsste, dass du der einzige bist, der es kann.“
 

Er sah auf seine Schuhspitzen hinab und fuhr noch leiser fort. „Sogar Sephiroth hat gesagt, dass du darin der Beste bist.“
 

„Hmm... ich erinnere mich an den Tag“, murmelte Genesis und lehnte einen Moment lang den Kopf an die starke Schulter seines Freundes, bevor er sich wieder von der Glasscheibe abstieß und im Raum umherzuwandern begann.
 

„Ich erinnere mich noch sehr gut daran“, sprach er weiter und seine Augen funkelten. „Es war der beste Tag meines Lebens!“
 

Er gestikulierte wild mit den Händen. „Der große Sephiroth hat doch tatsächlich mal zugegeben, dass es jemanden gibt, der etwas besser kann, als er selbst! Wie hätte ich diesen Tag je vergessen können?“
 

Angeal verdrehte die Augen, als Genesis für einen Moment mit dem Rücken zu ihm stand. Er mochte seine Freunde beide sehr gern, doch das war eine Sache, an die er sich nie gewöhnen würde. Konnte Genesis denn nicht einfach nur mit Sephiroth befreundet sein, ohne eine ständige Konkurrenz in ihm zu sehen?
 

„Aber genug davon!“ Als hätte Genesis seine Gedanken gelesen, wechselte er plötzlich das Thema. „Du bist schließlich nicht gekommen, um meinem Ego zu schmeicheln, sondern weil du etwas von mir willst, nicht wahr?“
 

Angeal zuckte mit den Schultern, einen leicht schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht.

„Ich befürchte, das trifft den Kern der Sache recht gut“, erwiderte er.
 

„Du bist wenigstens ehrlich, das schätze ich so an dir“, murmelte Genesis und ließ sich dann in einen der Sessel sinken, wo er einen Augenblick lang nachdenklich ins Leere starrte.
 

„Nun gut, hör zu!“ Er lehnte sich nach vorn und zog kurz die sommersprossige Nase kraus, bevor er einen Zeigefinger hob. „Ich werde dir helfen, aber NUR unter einer Bedingung!“
 

Angeal atmete auf. „Ich danke dir, Genesis.“
 

Man sah es ihm vielleicht nicht an, doch ihm fiel in diesem Moment ein Stein vom Herzen. Mit in den Taschen vergrabenen Händen ging er zum Sessel seines Freundes hinüber.
 

„Du bekommst alles, was du willst“, meinte er mit ernster Miene.
 

„Wirklich alles?“, hakte Genesis nach und sah aus blauen Augen zu ihm auf.
 

„... na ja, vielleicht gibt es ein, zwei Dinge, die ich nicht tun werde“, entgegnete Angeal und lachte kurz auf. „Aber ansonsten kannst du alles verlangen. Ehrenwort.“
 

„Genau das wollte ich hören.“ Der andere grinste spitzbübisch.
 

„Ich will nämlich deinen Schüler.“
 

*~*~*
 

„Ich frage mich, was aus Reno und Rude geworden ist“, sagte Zack, als er eine halbe Stunde, nachdem sie der Bibliothek im ShinRa-Hauptgebäude den Rücken gekehrt hatten, zusammen mit Rayt durch Midgar schlenderte.
 

Sein bester Freund, der gerade systematisch einen Bratapfel vernichtete, schielte zu ihm hinüber.

„Waren das nicht auch die gleichen Turks, die wir vor einer Weile mal zusammen mit Rufus Shinra in der Kantine gesehen haben?“
 

Zack nickte. „Genau die.“
 

„Hm“, meinte Rayt, während er erneut von seinem Bratapfel abbiss. „Ich dachte, du magst sie nicht. Aber so wie du das eben gesagt hast, klingt es ja fast, als hättet ihr euch bei eurem Einsatz angefreundet.“
 

„Angefreundet...?“ Zack runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang nach. „Nein, ich glaube, das ist nicht ganz das richtige Wort...“
 

Er bekam beim Anblick der Süßigkeit in Rayts Händen nun auch langsam Hunger und so hielten sie kurz an einem kleinen Obststand an, wo er sich ein paar Birnen kaufte.
 

„Ich habe keine Ahnung, wie Rude so drauf ist, weil er die ganze Zeit über kein einziges Wort gesagt hat“, fuhr er kauend fort, nachdem er in eine der Früchte gebissen hatte. „Ich weiß nur, dass er ziemlich fest zupacken kann...“
 

Mit Schaudern erinnerte Zack sich an die Minuten, ihn denen der Turk ihn beinahe erdrosselt hätte. Die Würgemale hatten sich noch Tage danach deutlich von seinem Hals abgehoben, so dass er in der Zeit nur Rollkragenpullover getragen hatte.
 

„Und Reno... hm.“ Der Junge dachte an die kurze, aber sehr intensive Zeit zurück, in der er es mit dem rothaarigen Turk zu tun gehabt hatte. „Ich glaube, er kann ganz in Ordnung sein, wenn er will. Nur will er meistens nicht, weshalb er sich ständig wie ein Arschloch benimmt.“
 

Er zuckte mit den Schultern.
 

Er wunderte sich selbst, dass ihm die beiden Turks nicht mehr aus dem Kopf gingen. Vielleicht lag es daran, dass sie gemeinsam eine Situation durchlebt hatten, die sie fast das Leben gekostet hatte, und das hatte sie zusammengeschweißt.
 

Rayt hüllte sich in nachdenkliches Schweigen, während er den letzten Rest seines Bratapfels aufaß und anschließend seinem Freund eine Birne klaute, als der gerade nicht hinsah.
 

„Sag mal, leben die Turks denn nicht auch im ShinRa-Hauptgebäude?“, fragte er Zack dann.
 

„Ich weiß nicht“, meinte Zack. „Ich glaube schon. Wieso?“
 

„Na ja...“ Rayt lächelte. „Warum statten wir ihnen nicht einfach einen Besuch ab und gucken, wie es ihnen geht? Dann weißt du endlich Bescheid und es gibt ein paar Sachen weniger, um die du dir Sorgen machen musst.“
 

Zack starrte seinen besten Freund an und hätte sich fast an die Stirn geklatscht.
 

„Wieso bin ich eigentlich nicht schon selbst darauf gekommen...?“, fragte er und strahlte dann. „Rayt, das ist eine wunderbare Idee! Lass uns gleich hingehen!“
 

Zweifelnd erwiderte der andere Junge seinen Blick. „Hast du nicht in zwanzig Minuten Schwertkampfunterricht bei Angeal? Ich glaube nicht, dass wir das bis dahin schaffen...“
 

„Mist, das hätte ich ja fast vergessen...“ Zack seufzte und leckte dann den süßen Birnensaft von seinen Fingern. „Okay, wie wär’s dann mit heute Abend? Sagen wir um sechs vor meinem Zimmer?“
 

Rayt grinste.
 

„Abgemacht!“
 

*~*~*
 

Zack?!
 

Angeal sah seinen Freund verständnislos an. „Was... Ich verstehe nicht ganz...“
 

„Keine Sorge, ich will ihn nicht fressen oder so, also sieh mich nicht so entsetzt an“, meinte Genesis amüsiert. „Doch ich kann nicht abstreiten, dass mich der Junge fasziniert. Obwohl ich ihn fast ausschließlich aus deinen Erzählungen kenne, scheint er mir nicht nur ein außerordentlich aufgewecktes Bürschchen zu sein, sondern auch sehr talentiert.“
 

„Das ist er auch.“ Angeal nickte. „Ich verstehe nur immer noch nicht, worauf du hinaus-“
 

„Das wollte ich dir ja gerade erklären“, unterbrach ihn Genesis ungeduldig. „Du bist jetzt schon wie lange sein Lehrer? Fünf Monate?“
 

Der andere Mann nickte erneut.
 

„Fünf Monate also.“ Genesis nickte ebenfalls. „Was nichts ist im Vergleich zu der langen Zeit, die ich dich bereits kenne. Und doch habe ich das Gefühl, dass du dich in diesen fünf Monaten stark verändert hast.“
 

Angeal war überrascht; davon hörte er zum ersten Mal. „Inwiefern verändert?“
 

Genesis inspizierte seine Fingernägel, bevor er fortfuhr. „Du bist offener geworden, mein Freund, lockerer. Nicht mehr so schweigsam und zugeknöpft, wie du als Kind immer gewesen bist... du warst ja so ein schrecklich ernstes Kind.“
 

Der rothaarige Mann lächelte. „Aber wie auch immer... Ich habe dich allein in den letzten fünf Monaten häufiger lachen sehen, als in den fünf Jahren davor, und ich habe mich gefragt, ob es an dem Einfluss des Jungen liegt.“
 

Zacks gute Laune WAR ansteckend, das musste Angeal zugeben. Der Junge hatte einfach das gewisse Etwas, ob es nun lediglich sein strahlendes Lächeln war oder auch die generelle Aura an Fröhlichkeit, die er versprühte – wenn er in seiner Nähe war, fühlte sich Angeal automatisch gut, egal, wie furchtbar sein Tag zuvor gewesen war.
 

„Das kann gut sein“, entgegnete er. „Zack hat einen... erfrischenden Effekt auf andere Menschen, könnte man sagen.“
 

Was er Genesis jedoch nicht sagte, war, dass dies nicht alles war.
 

Es war nicht nur die Fröhlichkeit des Jungen, die ihn so faszinierte und anzog, oder die mittlerweile fast väterlichen Gefühle, die er für ihn hegte... es war etwas, was noch viel, viel tiefer reichte, tiefer, als Genesis – und vielleicht sogar er selbst – es jemals verstehen würde.
 

Zack war nicht einfach nur sein Schüler - er war ein Teil seines Lebens geworden, den er sich nicht mehr wegdenken konnte und ohne den ihm etwas fehlen würde. Ebenso wie auch Genesis und Sephiroth wichtige Bestandteile seines Lebens waren.
 

Doch es war sehr schwierig, diese Art der Verbundenheit zu erklären, ohne dass der andere es falsch verstand, darum versuchte Angeal es gar nicht erst und schwieg.
 

„Worauf ich nun hinaus will“, sagte Genesis, „ist der Fakt, dass ich ebenfalls gerne Zeit mit ihm verbringen würde. Ich will wissen, ob er diesen Effekt auch auf mich hat... und natürlich will ich herausfinden, ob er wirklich so ein talentiertes Kerlchen ist.“
 

Genesis legte nachdenklich einen Finger an die Lippen.
 

„Ich habe mir darum überlegt“, fuhr er nach einer Weile fort, „ob ich ihn nicht vielleicht auch unterrichten könnte. Natürlich nicht lange, sondern vielleicht ein, zwei Stunden in der Woche, schließlich will ich dir ja nicht deinen Schüler wegnehmen.“
 

Er schenkte Angeal ein Lächeln.
 

„Also, was sagst du dazu?“
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Hach ja, ich liebe Genesis. Und je öfter ich ihn schreibe, desto mehr mag ich ihn. xD

Ich meine, er ist völlig verrückt. (Es fällt mir wirklich viel leichter, ihn zu schreiben, wenn ich diese Tatsache immer im Hinterkopf behalte, haha. xD)
 

Davon abgesehen hat dieses Kapitel erschreckend viele Shônen-Ai-Andeutungen... ich kann's halt einfach nicht lassen, tut mir Leid. x'D *hust*

(Shônen-Ai wird es aber trotzdem nicht werden, also keine Sorge. ^_~)

Ein neuer Lehrer

Music: "Piano" von The Birthday - in Dauerschleife *hust*
 

Kommentar:

OMG, ich habe es tatsächlich geschafft, nach fast einem Jahr Pause wieder ein Kapitel zu posten. OO"

Darum möchte ich mich zuallererst einmal bei meinen Lesern entschuldigen. .__.

Die lange Pause war nicht beabsichtigt gewesen - mir mangelte es in den letzten Monaten nur schlichtweg an Ideen. Ich habe zwar viel gelesen, aber selbst nur sehr wenig geschrieben, weil einfach keine Inspiration da war.

Darum hoffe ich, dass ich diese FF zu Ende schreiben kann, bevor meine aktuelle kreative Phase wieder vorbei ist und ihr vielleicht wieder so lange warten müsst. ;)
 

In den nächsten Kapiteln wird die Story wieder etwas zügiger voranschreiten und ich denke nicht, dass sie insgesamt mehr als 25 Kapitel haben wird... eher noch weniger.

Aber dafür tauchen bald wieder neue (oder vielmehr alte) Bekannte auf. ;)
 

Und jetzt - viel Spaß beim Lesen. =)
 


 

Ein neuer Lehrer
 

„Yeee~ha!“
 

Mit einem Aufschrei stürzte Zack sich auf seinen Lehrer und schwang dabei sein Schwert.

Doch Angeal, der die Art des Jungen zu kämpfen mittlerweile gut kannte, fiel nicht auf den direkten Angriff herein. Während er ihn noch mit seiner eigenen Waffe abblockte, warf er einen Blick auf Zacks Füße, die von der Seite nach seinen Knien traten, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er wich zurück und stieß dabei den Jungen von sich, bevor er seinerseits mit dem Schwert nach ihm schlug. Doch Zack hatte bereits ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und seinen Mentor gelegt und grinste ihn nur frech an.
 

Der Junge war flink, unheimlich flink sogar, und er beherrschte mittlerweile eine ganz Reihe von heimtückischen Attacken, so dass Angeal ihn bei ihren Übungskämpfen stets genau im Auge behalten musste, um nicht am Boden zu landen.
 

Doch er freute sich auch über die Fortschritte, die Zack gemacht hatte. Nicht nur, weil sich der Junge mit seiner stetig wachsenden Kampferfahrung besser auf dem Schlachtfeld behaupten können würde, sondern auch, weil er nun langsam zu einem würdigen Gegner für ihn heranwuchs.

Bei keinem einzigen der Trainingskämpfe, die Angeal mit einem anderen Mitglieder von SOLDAT ausgetragen hatte – Genesis und Sephiroth selbstverständlich nicht mitgezählt – hatte er je so viel Spaß gehabt.
 

Denn Zack hatte eine kreative und unberechenbare Art zu kämpfen. Er verwendete die bekannten Figuren und Angriffstechniken, die er im Unterricht gelernt hatte, und mischte sie mit seinem eigenen Stil, wobei etwas entstand, das mit jeder Woche zu einer größeren Herausforderung für Angeal wurde.
 

Noch schaffte er es problemlos, den Jungen beim Kämpfen in Schach zu halten und ihn in seine Schranken zu weisen, doch er spürte tief in seinem Inneren auch, dass er in wenigen Jahren vielleicht nicht mehr dazu in der Lage sein würde.
 

Und das erfüllte ihn auf eine eigenartige Weise mit Stolz.
 

„Genug“, sagte er und senkte sein Schwert. „Das reicht erst mal für heute.“
 

„Waaaas?“, rief Zack und machte ein enttäuschtes Gesicht. „Wir haben doch gerade erst mit dem Unterricht angefangen!“
 

Angeal konnte ein Lächeln nicht verbergen, als er das Meisterschwert wieder sicher auf seinem Rücken verstaute.
 

‚So ungestüm...’, dachte er.

Dann wandte er sich wieder seinem Schüler zu.
 

„Ich habe nicht gesagt, dass der Unterricht vorbei ist“, korrigierte er den Jungen. „Nur, dass dies das Ende des Schwertkampftrainings ist.“
 

Verwirrt ließ Zack seine Waffe sinken. „Und was machen wir dann, wenn wir schon nicht kämpfen?“
 

„Wer behauptet denn, dass wir nicht kämpfen werden?“, erwiderte sein Lehrer und streckte den Arm vor.
 

„Blitz!“, rief er.
 

Der Junge brachte sich hastig mit einem Sprung in Sicherheit, bevor der Zauber ihn treffen konnte. Der Blitz brauste zwar gefahrlos an ihm vorbei, doch noch immer nah genug, dass er seine Haare knistern ließ. Mit Schaudern sah Zack zu der Stelle hinüber, an der er die Wand getroffen hatte und wo jetzt ein schwarzes Brandfleck zu sehen war. Dann sprang er wieder auf die Füße und warf seinem Mentor einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

„Hättest du mich nicht wenigstens vorwarnen können?“
 

„Wieso sollte ich?“ Angeal sah ihn ungerührt an. „In einem richtigen Kampf wird dein Gegner ja auch nicht plötzlich rufen: ‚Achtung, jetzt werde ich dich mit einem Blitzzauber angreifen, bereite dich schon mal darauf vor!’.“
 

Er jagte einen weiteren Zauber auf den Jungen, der der elektrischen Entladung dieses Mal nur mit Mühe ausweichen konnte. Doch kaum wähnte er sich in Sicherheit, als Angeal wieder einen Blitz in seine Richtung schickte.
 

„Wa- Verdammt, Angeal!
 

Panisch stolperte Zack von einer Ecke des Raumes in die andere.
 

„Du bist zu langsam, Zack.“
 

„Ich weiche hier Blitzen aus!!“, rief der Junge entrüstet und brachte sich einmal mehr nur in letzter Sekunde in Sicherheit.
 

„Das ist mir aufgefallen“, entgegnete sein Mentor seelenruhig und ließ seinen Schüler noch ein bisschen weiter tanzen, bevor er schließlich wieder die Hand sinken ließ und den Kopf schüttelte.
 

„So geht das nicht, Zack, du musst endlich anfangen, dich zu verteidigen. Du bist doch mit Materia ausgerüstet, oder etwa nicht? Wieso wendest du sie nicht an?“
 

Der Junge war vornüber gebeugt stehen geblieben und stützte sich schnaufend mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
 

„Weil... ich... nicht will“, keuchte er und hob den Kopf, um seinem Lehrer einen störrischen Blick zuzuwerfen.
 

Angeal runzelte die Stirn. „Mir ist schon vor einer Weile aufgefallen, dass du nur noch selten Materia im Kampf einsetzt, und das, obwohl du ziemlich gut mit ihnen umgehen kannst... Woran liegt das?“
 

„Es ist einfach kein richtiger Kampf mit Materia“, entgegnete der Junge und richtete sich ächzend wieder auf. „Sie zu benutzen, das ist, als ob... als ob ich gegen einen Unbewaffneten kämpfen würde.“
 

Angeal hob fragend eine Augenbraue. „Wie meinst du das?“
 

„Es ist ein bisschen schwer zu erklären“, sagte Zack und sah nachdenklich auf die Klinge seines Schwertes hinab. Dann hob er es in die Höhe.
 

„Ein Schwert ist einfach... ehrlich, weißt du?“, versuchte er es noch einmal. „Im Zweikampf gibt es keine ehrlichere Waffe. Jeder hat ein Schwert und jeder weiß, welchen Schaden er damit beim anderen anrichten kann und wovor er selbst auf der Hut sein muss. Und das war’s. Aber Materia...“
 

Zack ließ seine Waffe wieder sinken und betrachtete das Materia-Armband an seinem Handgelenk.

„Menschen, die Materia einsetzen, sind irgendwie unberechenbarer. Du weißt nie, was dein Gegner dir als nächstes für einen Zauber auf den Hals hetzen wird, sondern kannst nur hoffen, dass du es irgendwie schaffst, ihn abzuwehren. Darum mag ich sie nicht besonders gern und kämpfe lieber mit dem Schwert. Mann gegen Mann“, schloss er und stemmte mit entschlossenem Nicken die Arme in die Hüften.
 

Angeal lächelte auf einmal. Er hatte so etwas Ähnliches schon zuvor vermutet, doch es tat gut, es noch mal von dem Jungen selbst zu hören.
 

Zack, dem der Wandel des Ausdrucks auf seinem Gesicht nicht verborgen geblieben war, sah ihn fragend an.

„Was ist, wieso freust du dich plötzlich so?“
 

Doch Angeal winkte nur ab. „Schon gut, das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Es gab da nur jemanden, der sein Interesse daran geäußert hat, dir zusätzliche, private Übungsstunden im Umgang mit Materia zu geben, vorausgesetzt, du bist damit einverstanden... aber das hat sich hiermit wohl erledigt.“
 

‚Tut mir Leid, Genesis’, dachte er, während er sich wieder mit seinem Schwert bewaffnete. ‚Zack wäre wohl kein geeigneter Schüler für dich.’
 

„Ach so, ich verstehe“, meinte der Junge nachdenklich. „Nein, dazu habe ich wirklich keine Lust...“
 

Doch dann erhellte sich sein Blick.

„Aber wieso fragst du nicht einfach Rayt?“, fragte er aufgeregt. „Er liebt den Umgang mit Materia, er ist darin sogar noch viel besser als ich! Ich bin mir sicher, er würde sich freuen, wenn ihm jemand mehr beibringen könnte!“
 

„Hm“, machte Angeal und dachte über diesen Vorschlag nach.

Vielleicht war das keine so schlechte Idee. Er kannte Zacks besten Freund zwar nur flüchtig, aber er wusste, dass der Junge mindestens ebenso viel Köpfchen hatte, wie sein Schüler, und diesem auch in Wissbegierde und Fleiß in nichts nachstand.
 

Rayt mochte ruhiger und weniger geschwätzig sein als Zack, aber er glich seine zurückhaltende Art durch Sarkasmus wieder aus. Und was Sarkasmus betraf, würde er in Genesis einen Gleichgesinnten finden.
 

Zwar hatte Genesis nach Zack verlangt, aber Angeal zweifelte nicht daran, dass er und Rayt sich ebenfalls wunderbar verstehen würden.
 

„Nun gut.“ Er nickte seinem Schüler zu. „Ich werde darüber nachdenken.“
 

„Super!“ Zack lachte. „Danke, Angeal!“
 

Während er ebenfalls sein Schwert hob und sich wieder in Angriffsposition brachte, warf der Junge seinem Lehrer einen fragenden Blick zu.
 

„Angeal...?“
 

„Ja?“
 

„Weißt du, wo die Turks leben...?“
 

Angeal hob verwundert eine Augenbraue. „Wieso willst du das wissen?“
 

„Weil... äh...“ Der Junge senkte den Kopf und starrte auf seine Schuhspitzen; die ganze Sache schien ihm ein bisschen unangenehm zu sein.
 

„Ich möchte Reno und Rude besuchen“, gestand er schließlich und sah wieder auf. „Ich habe sie seit... na ja, seit diesem einen Tag nicht mehr gesehen. Ich würde gerne wissen, wie es ihnen geht.“
 

„Tatsächlich...“
 

Angeal wusste, dass sein Schüler Reno kaum ausstehen konnte, und um Rude stand es mit Sicherheit auch nicht viel besser. Dennoch war Zack um das Wohlergehen der beiden Turks besorgt und wollte sich vergewissern, dass es ihnen gut ging.
 

Der Junge war wirklich unglaublich.
 

Und er erinnerte Angeal in diesem Moment sehr an das Kind, das er selbst einst gewesen war.
 

Er lächelte.

„Die genauen Zimmernummern der beiden kann ich dir leider nicht verraten, weil ich selbst nie dort gewesen bin“, sagte er, „aber ich kann dir sagen, auf welcher Etage du die Turks finden kannst.“
 

„Echt?“ Zack strahlte ihn an. „Vielen Dank, Angeal, das wäre echt super!“
 

Sein Mentor winkte ab. „Aber erst nach dem Unterricht.“
 

Der Junge nickte eifrig.
 

„Bis dahin...“ Angeal setzte einen Fuß nach vorn und schwang sein Schwert spielend vor sich durch die Luft. „... will ich sehen, welche Abblocktechniken du in den letzten Wochen gelernt hast.“
 

Zack packte sein Schwert fester und grinste frech.
 

„Komm her, dann zeige ich es dir!“
 

*~*~*
 

„Mann, Zack, jetzt rück endlich raus mit der Sprache.“
 

„Nö.“
 

Zack!
 

Die beiden Jungen standen im Fahrstuhl und Zack spürte, dass Rayt kurz davor war, ihm an die Gurgel zu gehen. Was ja eigentlich auch seine eigene Schuld war – wenn er sich nicht verplappert hätte, hätte sein Freund nicht damit angefangen, ihn mit Fragen zu durchlöchern.
 

Nicht zum ersten Mal verfluchte der Junge in diesem Moment sein loses Mundwerk.

Aber er hatte einfach nicht still sein können. Nachdem er den Übungsraum verlassen hatte und zu seiner Unterkunft gestürmt war, um sich mit Rayt zu treffen, war ihm in seiner Aufregung herausgerutscht, dass ihn in nächster Zeit möglicherweise eine angenehme Überraschung erwarten würde. Oder zumindest war sich Zack ziemlich sicher, dass sich der andere Junge darüber freuen würde wenn er erfuhr, dass er vielleicht bald ebenfalls Privatunterricht bekommen würde.
 

Denn Rayt war nicht weniger ehrgeizig als er selbst, und obwohl er sich in seiner Anwesenheit nie darüber beschwert hatte, hatte Zack doch das Gefühl, dass sein Freund insgeheim ein bisschen neidisch darauf war, dass Zack mit seinem Mentor von einer gefährlichen Mission zu nächsten aufbrach, während er selbst weiterhin täglich mit den anderen Rang-3 Soldaten im Klassenzimmer hocken musste.
 

Doch Angeal hatte ihm auch gesagt, dass bisher noch nichts entschieden war, darum hatte es der Junge bei einer Andeutung belassen, anstatt seinem besten Freund schon jetzt zu verraten, was möglicherweise bald auf ihn zukam. Er wollte Rayt keine falschen Hoffnungen machen.
 

Und so fuhr er nun mit dem Fahrstuhl in die Etage der Turks hinauf, während der blonde Junge neben ihm stand und ihn böse ansah.
 

„Es tut mir Leid“, sagte Zack zum wiederholten Male. Und es tat ihm tatsächlich Leid.

„Aber ich kann dir im Moment leider nicht mehr sagen...“
 

Rayt verschränkte missgelaunt die Arme vor der Brust und drehte sich halb zu Seite.
 

„Okay, lassen wir das Thema“, sagte er kühl. „Ich wünschte nur, du hättest nie damit angefangen, sondern einfach deine Klappe gehalten.“
 

„Ich weiß... tut mir Leid“, gab Zack kleinlaut zurück.
 

Sie sprachen kein Wort mehr miteinander, bis der Fahrstuhl schließlich mit sachtem Beben zum Stehen kam und die Türen sich leise summend öffneten.
 

In dem langen Flur, in den sie nun traten, herrschte vollkommene Stille.

Zögernd traten sie aus dem Fahrstuhl und sahen sich aufmerksam um. Die Wände waren kahl und unpersönlich, und abgesehen vom Geräusch ihrer Schritte, die im Gang widerhallten, war kein Laut zu hören.
 

Zu beiden Seiten des Flurs befanden sich Zimmer, die abgeschlossen waren, wie Zack schnell feststellte, nachdem er an ein paar der Klinken gerüttelt hatte. An keine einzige Tür war ein Name geschrieben, stattdessen hatte jedes der Zimmer eine Nummer.
 

„Seltsam“, durchbrach Rayts Stimme schließlich die beinahe unheimliche Stille im Flur. Zu Zacks Erleichterung war der beleidigte Unterton wieder aus seiner Stimme verschwunden und hatte Verwunderung Platz gemacht. „Bist du sicher, dass wir hier auf der richtigen Etage sind?“
 

„Ganz sicher.“ Zack nickte. „Es ist die Etage, die Angeal mir gesagt hat.“
 

Er sah sich um und hoffte, irgendeine Spur von Leben zu entdecken. „Ich weiß ja auch nicht, was los ist... wo sind die nur alle hin?“
 

„Vielleicht Kaffee trinken gegangen“, meinte Rayt trocken und drückte ebenfalls eine der Türklinken nach unten. Als er merkte, dass auch dieser Raum verschlossen war, ließ er jedoch schulterzuckend wieder davon ab.
 

„Hier ist niemand, Zack“, stellte er fest und wandte sich ab, um zum Fahrstuhl zurückzuschlendern. „Entweder hat sich Angeal geirrt oder die Turks sind gerade alle ausgeflogen.“
 

„... ich verstehe das nicht“, murmelte Zack unglücklich. Doch er sah ein, dass sein Freund Recht hatte, und beeilte sich ihn einzuholen.
 

„Mach dir nicht so viele Gedanken“, versuchte ihn der andere Junge aufzumuntern. „Wir gehen einfach zum Empfangsschalter in die Eingangshalle und fragen da noch mal nach, okay? Vielleicht hat sich Angeal tatsächlich mit der Etage geirrt... das kann ja jedem einmal passieren.“
 

Zack nickte und schenkte Rayt ein Lächeln.

„Okay, dann probieren wir’s eben dort noch-“
 

„Was habt ihr hier zu suchen?“
 

Die Stimme war nicht sehr laut, doch es lag eine Schärfe darin, die zu sagen schien: noch bin ich ruhig und höflich, aber wenn ihr es darauf anlegt, kann sich das schnell ändern.
 

Erschrocken wirbelten die beiden Jungen herum und erblickten einen dunkelhaarigen, jungen Mann im marineblauen Anzug, der sie aufmerksam musterte. Er musste soeben aus einem der Zimmer gekommen sein, denn sie hatten keine Schritte auf dem Gang gehört.
 

Zack wusste instinktiv, dass sie einen Turk vor sich hatten.

Es lag nicht nur an der unverkennbaren Kleidung des anderen, sondern auch an der lautlosen und eleganten Art, mit der er auf sie zuschritt, und der absolut perfekten Körperbeherrschung, die jeder seiner Bewegungen abzulesen war.
 

Die mandelförmigen Augen des Fremden verengten sich, als er näher trat.

„Ihr seid von SOLDAT, oder?“, fragte er. „Also, was wollt ihr hier?“
 

„Äh...“, war alles, was Zack im ersten Moment herausbrachte, doch dann räusperte er sich hastig und versuchte es noch mal.
 

„Mein Name ist Zack, Sir, und das hier...“, er deutete auf den anderen Jungen, „... ist Rayt. – Und wir sind tatsächlich beide von SOLDAT.“
 

Der Mann nickte und bedeutete ihm dann mit einer knappen Handbewegung, dass er fortfahren sollte.
 

„Wir, äh, suchen zwei Turks“, fuhr Zack fort, den der unergründliche Gesichtsausdruck des anderen ein wenig verunsicherte. „Ihre Namen sind Reno und Rude. Wir... waren vor ein paar Wochen zusammen auf Mission, aber ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen und... na ja... ich wüsste gerne, wie es ihnen geht.“
 

Für einen Moment trat ein eigenartiger Ausdruck auf das Gesicht des Turk – er wirkte beinahe überrascht – doch er war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
 

„Reno und Rude...?“ Nachdenklich strich er sich über das Kinn. „Sie sind momentan leider ein wenig... indisponiert. Aber ich kann ihnen gerne eine Nachricht überbringen.“
 

„... oh.“ Damit hatte Zack nicht gerechnet.

„Äh... okay. Sehr gerne!“ Er verbeugte sich überschwänglich. „Vielen Dank, Sir!“
 

Der andere nickte nur mit ausdrucksloser Miene. „Also, was soll ich ihnen ausrichten?“
 

„Bitte wünschen Sie Rude eine gute Besserung von mir“, sprudelte es aus dem Jungen hervor.

„Und sagen Sie Reno, dass mir Leid tut, was passiert ist, aber dass er trotzdem... dass er... ach Scheiße!“ Zack warf alle Bedenken über Bord und sprach aus, was er wirklich dachte. „Sagen Sie ihm, dass er Unrecht hatte mit dem, was er gesagt hat, und dass ich mich wieder so entscheiden würde, sollte ich noch mal vor der gleichen Wahl stehen.“
 

Rayt warf ihm bei dieser Bemerkung einen fragenden Blick zu, sagte jedoch nichts.
 

Der Turk hingegen nickte nur. „In Ordnung, ich werde es ihnen sagen, wenn ich sie das nächste Mal sehe.“
 

„Danke, Sir!“ Zack verbeugte sich abermals, dann packte er seinen Freund hastig am Ärmel und zog ihn mit sich zum Fahrstuhl.
 

Nachdenklich sah der Turk ihnen nach, bevor er sich abwandte und in sein Büro zurückkehrte.
 

*~*~*
 

„Und, war das so schwierig?“, fragte Reno, der am Schreibtisch lehnte, spöttisch, nachdem Tseng die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er hatte jedes Wort auf dem Gang mitgehört.
 

„Kein bisschen“, erwiderte der andere ungerührt und setzte sich wieder an seinen Arbeitsplatz, wo er begann, die Akten zu sortieren. „Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso du nicht selbst gegangen bist, um mit ihm zu reden, anstatt mich darum zu bitten, es für dich zu tun. Der Kleine hätte sich wahrscheinlich wirklich darüber gefreut, dich zu sehen... und das ist nicht bei vielen Leuten der Fall, wie du weißt.“
 

„Sehr witzig, Boss“, sagte Reno finster und Tseng konnte an seinem Tonfall erkennen, dass er sich tatsächlich über diese Bemerkung ärgerte – vor allem, weil Reno insgeheim wusste, dass der andere Recht hatte. „Ich kann den Bengel halt einfach nicht ausstehen!“
 

Tseng zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“
 

Doch dann sah er auf und seine dunklen Augen bohrten sich in die von Reno. „Aber ich glaube, es könnte auch daran liegen, dass du einfach nicht den Mumm hattest, dich bei ihm zu bedanken.“
 

Daraufhin entgegnete der rothaarige Turk nichts mehr und Tseng beugte sich wieder über die Papiere auf seinem Schreibtisch, die es noch zu bearbeiten galt – normalerweise ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Gespräch für ihn beendet war.
 

Und es schien seinen Zweck zu erfüllen, denn als er das nächste Mal wieder aufsah, war Reno verschwunden.
 

*~*~*
 

Es war spät am Abend, als es bei Genesis an der Tür klopfte.
 

„Tut mir Leid“, sagte Angeal, nachdem sein Freund ihm die Tür geöffnet und ihn in seine Räume gelassen hatte.

„Ich habe ihn gefragt, aber Zack hat abgelehnt.“
 

Müde von seinem langen Arbeitstag ließ er sich in einen der großen, weichen Sessel im Wohnzimmer seines Freundes sinken.
 

Genesis setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa und schlug die Beine übereinander.
 

„Schon gut“, erwiderte er und seufzte dann. „Ich habe irgendwie sogar schon fast damit gerechnet. Es steckt einfach zuviel von einem Schwertkämpfer in deinem Welpen.“
 

Angeal runzelte die Stirn bei dieser Bemerkung, doch bevor er den Mund öffnen konnte, kam Genesis ihm zuvor.
 

„Was ja auch nichts Schlimmes ist“, fuhr er fort. „Ich hatte nur gehofft, der Junge wäre vielleicht mehr als nur das...“
 

„Zack mag vielleicht kein großes Interesse an der Magie haben, aber er ist dennoch nicht wie die anderen“, sagte Angeal mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete. Er wusste nicht genau wieso, aber es war ihm wichtig, dass Genesis sich kein vorschnelles Urteil über den Jungen erlaubte. Vielleicht, weil er – anders als Angeal – einfach nicht genug mit Zack zu tun hatte, um zu wissen, wie viel wirklich in dem Kleinen steckte.
 

„Schon gut, schon gut.“ Genesis winkte mit einem spöttischen Lächeln ab. „Er ist etwas ganz Besonderes, ich habe schon verstanden.“
 

Den finsteren Blick, den sein Freund ihm daraufhin schenkte, ignorierte er geflissentlich und widmete sich stattdessen wieder seiner Ausgabe von LOVELESS, die er weggelegt hatte, als Angeal an seiner Tür geklopft hatte.
 

Lange hielt die Stille jedoch nicht an.
 

„Zack mag kein Interesse haben“, griff Angeal das ursprüngliche Thema nach kurzem Überlegen wieder auf, „doch er hat mir erzählt, dass sein bester Freund völlig vernarrt in Materia ist.“
 

Genesis blickte nicht von seinem Buch auf, aber Angeal konnte an seiner Mimik erkennen, dass er ihm zuhörte, darum fuhr er fort.
 

„Sein Name ist Rayt. Ich selbst kenne den Jungen leider kaum, aber ich weiß, dass er ein hervorragender Schüler ist und sowohl wissbegierig, als auch sehr ehrgeizig. Also wenn du wirklich unterrichten möchtest... wieso nimmst du ihn nicht einfach unter deine Fittiche?“
 

Der andere Mann antwortete lange Zeit nicht, doch Angeal wusste, dass er gründlich über diesen Vorschlag nachdachte.
 

Genesis war nun schon seit einigen Wochen wieder in Midgar, und die langen Zeiten, die er manchmal zwischen den einzelnen Kampfeinsätzen mit langweiligem Papierkram zu verbringen gezwungen war, hatten ihn ruhelos gemacht, wie einen wilden Tiger, den man in einen Käfig gesperrt hatte. Er liebte den Kampf einfach zu sehr, um diesen Zustand auf Dauer zu ertragen, daher vermutete Angeal, dass ihm eine Aufgabe wie diese sehr gelegen kommen musste.
 

Zu dem gleichen Schluss schien auch Genesis in diesem Moment zu kommen, denn er ließ das Buch sinken und hob den Kopf.
 

„In Ordnung, ich werde es versuchen“, meinte er und nickte. „Wenn er sich als guter Schüler erweist, werde ich die Dinge, um die du mich gebeten hast, noch mal in Erwägung ziehen.“
 

Angeal machte ein erleichtertes Gesicht. Viel mehr als das würde er im Moment nicht von dem anderen bekommen, doch es war schon mal mehr, als er sich erhofft hatte.
 

„Danke, Genesis“, sagte er. „Ich werde dem Jungen morgen Bescheid geben.“
 

Mit plötzlichem Enthusiasmus erhob er sich wieder und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Genesis ihn noch mal zurückhielt.
 

„Lass gut sein, Angeal, ich werde mich selbst darum kümmern.“ Er schenkte seinem Freund ein Lächeln. „Dann kann ich mir auch gleich ein Bild von dem Jungen machen.“
 

„In Ordnung.“

Angeal nickte dankbar, bevor er sich abwandte und sich auf den Weg in seine eigenen Räume machte, um duschen zu gehen und sich anschließend endlich seinem wohlverdienten Schlaf hinzugeben.
 

*~*~*
 

Mit gelangweiltem Gesichtsausdruck, seine Schultasche achtlos über eine Schulter geworfen, begab sich Rayt am nächsten Tag nach dem Unterricht auf den Weg zur Kantine.
 

Zack und sein Mentor waren mal wieder unterwegs auf einer Mission und schlachteten sicher gerade ein paar Monster ab, während er selbst sich im Klassenraum fast zu Tode langweilte. Allein der Gedanke daran führte dazu, dass sich Rayts ohnehin schon finstere Laune nur noch mehr verfinsterte.
 

Das Leben war doch einfach nicht fair! Wieso durfte ER keine Abenteuer erleben und zur Abwechslung mal ein bisschen Held spielen? Wieso hatten immer nur die anderen ihren Spaß?!
 

Während sich die anderen Jungen laut quatschend und lachend an ihm vorbeidrängten, hatte Rayt es nicht so eilig, die Kantine zu erreichen, und schlenderte stattdessen in gemütlichem Tempo durch die belebten Gänge der SOLDAT-Etage, tief in Tagträume von seinen eigenen, imaginären Heldentaten versunken.
 

Als er um eine Ecke bog, rempelte er darum versehentlich einen Mann an, der dort an der Wand lehnte und völlig in die Lektüre eines Buches versunken war. Der Junge brachte ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht, so dass ihm das Buch aus der Hand rutschte und mit einem dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug.
 

Rayt murmelte schnell eine Entschuldigung, und bückte sich, um es wieder aufzuheben. Dabei fiel sein Blick auf den Titel des Bandes.
 

„Ein schönes Buch“, sagte er leise, bevor er sich wieder aufrichtete und dem anderen den Band mit einem entschuldigenden Lächeln zurückgab. „Schön, aber auch traurig...“
 

Der in rotes Leder gekleidete Fremde musterte ihn überrascht aus blauen Augen.

„Du kennst es?“
 

„Das ist LOVELESS, oder?“, erwiderte Rayt und lächelte zaghaft. „Meine Mutter hat mir oft daraus vorgelesen, als ich noch klein war...“
 

„Deine Mutter hat offenbar einen erlesenen Geschmack, was Lyrik anbelangt“, meinte der andere, der nun ebenfalls lächelte, und klappte das Buch zu. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die rotbraunen Haare und stellte sich dann vor:

„Ich bin Genesis Rhapsodos, Rang-1 Mitglied von SOLDAT.“
 

Der Junge machte große Augen. Abgesehen von Angeal hatte er es noch nie mit einem Kämpfer dieses Ranges zu tun gehabt.
 

„Mein Name ist Rayt Gard, Sir!“

Hastig salutierte er.

„Ich bin, äh... Rang-3 Soldat“, gestand er, „und noch in der Ausbildung.“
 

Genesis sah ihn amüsiert an.

„Ich weiß, wer du bist“, entgegnete er. „Ich habe auf dich gewartet, Rayt.“
 

„Auf mich gewartet?“, fragte der Junge verwundert und fast wäre ihm dabei die Schultasche von der Schulter gerutscht. „Wieso, wenn ich fragen darf, Sir?“
 

Genesis lächelte.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Was, ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ich Zack diesem Verrückten anvertrauen würde. xDD

Dass Rayt stattdessen sein Schüler wird, ist ein ziemlich wichtiger wenn auch billiger *hust* Plot Device... ihr werdet bald sehen, wieso. ;)

Das Meeting

Music: Immer noch "Piano"... hey, was sagt es über meinen Geisteszustand aus, wenn ich eine Woche lang immer das gleiche Lied in Dauerschleife höre? =DD
 

Kommentar:

Unnnnd es geht weiter. - Huzzah! \o/

Ich glaube, das ist das erste Kapitel, in dem Zack nur indirekt erwähnt wird. Oo

Es ist außerdem das erste Mal, dass ich die ganzen ShinRa-Oberen geschrieben habe (und dann gleich alle auf einmal X__x).

Davon abgesehen mag ich dieses Kapitel aber sehr gern... und das sage ich nicht oft. =)

Was noch...? Ach ja! - Rufus. *_*

Ich. Liebe. Ihn.

Ich hab's sicher schon mal erwähnt, aber - oh Gott~! Er ist mein absoluter Lieblingscharakter aus FF VII. Ich möchte ihn heiraten. xD
 

Ach ja, und wer ihn noch nicht kennen sollte: Verdot ist auch einer der Charaktere aus der FF-VII-Compilation. Er taucht nur in "Before Crisis" auf und ist der Chef der Turks, bis Tseng schließlich das Amt übernimmt. =)
 

Das Meeting
 

Liebe Mutter, lieber Vater,
 

seit meinem letzten Brief ist viel Zeit vergangen und es tut mir Leid, dass ihr so lange auf Neuigkeiten warten musstet.

Momentan geht bei SOLDAT alles drunter und drüber, und ich befürchte, dass ich an dem Chaos nicht ganz unschuldig bin... Doch bisher hatte mein Fehler zum Glück noch keine bösen Folgen, und ich werde mein Bestes geben, dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt, also macht euch keine Sorgen!

Mein Unterricht ist eigentlich wie immer und die vielen Einsätze mit Angeal machen mir weiterhin großen Spaß. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie es ist, NICHT sein Schüler zu sein, ich habe mich einfach schon zu sehr daran gewöhnt. Ich glaube auch, ich würde in den normalen Unterricht gar nicht mehr richtig reinpassen...

Wo ich gerade bei Unterricht bin – Rayt bekommt nun seit ein paar Wochen auch Privatunterricht, und zwar in Materia. Momentan sind es nur zwei Stunden in der Woche, aber er schwärmt ständig davon, und da sein Ausbilder gerade für längere Zeit in Midgar stationiert ist, will er ihn fragen, ob er nicht sein Mentor werden will. Hoffentlich hat er Erfolg!

Morgen fahren wir mit der Klasse für drei Tage nach Junon, um uns die Garnison dort anzusehen. Ich war noch nie in Junon und bin schon sehr gespannt, was uns da alles erwartet. Ich schicke euch auf jeden Fall eine Ansichtskarte, versprochen!

Bis zum nächsten Mal.
 

In Liebe,

Zack
 

*~*~*
 

„Eine Krisensitzung?“, fragte Lazard überrascht und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Wozu das? Wir haben doch noch immer nichts Neues von den Rebellen gehört.“
 

„Ich vermute, genau das ist der springende Punkt, Direktor“, erwiderte Rufus trocken und sah aus dem Bürofenster auf das regennasse Midgar hinab.
 

„Leider ist mir der genaue Inhalt dieser Sitzung ebenso unbekannt, wie Ihnen, aber ich vermute, mein werter Herr Vater–“ Rufus legte so viel Verachtung in dieses eine Wort, als würde es sich um etwas Obszönes handeln „–wird sich schon etwas dabei gedacht haben. – Nun, wir werden es bald wissen.“
 

Er wandte sich wieder Lazard zu und musterte ihn aus kühlen, blauen Augen.

„Ich nehme an, Sie werden dem Meeting beiwohnen?“, fragte er.
 

Lazard seufzte. „Was bleibt mir anderes übrig? Es ist nicht so, als hätte ich nicht schon genug Arbeit um die Ohren, aber wenn Mister Shinra es verlangt...“
 

„Machen Sie es doch wie Hojo – ignorieren Sie den Befehl einfach“, erwiderte Rufus und lächelte auf furchteinflößende Art und Weise.
 

Lazard bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick.

„Wenn ich Hojo wäre, würde ich das vermutlich sogar tun“, meinte er, „aber ich fürchte, ich bin nicht exzentrisch genug, um mir solche Eskapaden erlauben zu können. Erst recht nicht nach den Ereignissen der letzten Zeit.“
 

Rufus rümpfte die Nase und sah einmal mehr aus dem Fenster. „Nun, da haben Sie vermutlich Recht.“
 

Lazard, der sich nicht sicher war, wie er diese Bemerkung verstehen sollte, verzichtete vorsichtshalber auf eine Antwort und kümmerte sich stattdessen wieder um den Berg von Akten auf seinem Schreibtisch.
 

Trotz der kühlen, arroganten Art des anderen empfand er die Gesellschaft von Rufus Shinra nicht als unangenehm. Sie waren zwar nicht direkt Freunde – der Begriff „Freund“ schien für Rufus ein Fremdwort zu sein – doch seit Lazard für die Firma arbeitete und dem damals noch halbwüchsigen Sohn des Präsidenten das erste Mal über den Weg gelaufen war, hatte sich zwischen ihnen ein Beziehung des gegenseitigen Respekts entwickelt.
 

Lazard sah in dem zynischen, jungen Mann, der sich für seine siebzehn Jahre bereits erstaunlich reif verhielt und wesentlich älter wirkte, als er in Wirklichkeit war, weniger einen Vorgesetzten, als vielmehr einen gleichrangigen Kollegen, mit dem er sich hin und wieder über die Entwicklungen innerhalb der Firma austauschen konnte. Und Rufus behandelte Lazard seinerseits mit weniger Herablassung, als die meisten anderen seiner Angestellten, und suchte oft das Gespräch mit ihm, wenn er sich gerade langweilte – was häufig der Fall war, wenn er mal in der Hauptstadt war.
 

Ein Klopfen an der Tür ließ die beiden Männer aufblicken.
 

„Lazard?“, hörten sie eine tiefe, männliche Stimme fragen, während sich die Tür öffnete. „Dürfte ich Sie wohl kurz-?“ Ein dunkelhaariger Kopf schob sich durch den Türspalt und verharrte dort, als der Fremde Rufus erblickte. „Ah, Mister Shinra! Bitte verzeihen Sie die Störung, ich wusste nicht, dass Sie gerade in der Stadt sind.“
 

„Ich freue mich ebenfalls, Sie zu sehen, Tuesti“, meinte Rufus gelangweilt, als der andere Mann in den Raum trat.
 

Lazard hingegen winkte nur ab.

„Sie stören uns keinesfalls, Reeve“, sagte er. „Was gibt es?“
 

„Ich wollte Sie zum Meeting abholen“, erklärte Tuesti. „Der Beginn der Versammlung wurde vorverlegt; es soll in etwa zehn Minuten losgehen.“
 

Lazard und Rufus wechselten einen Blick.
 

„Die Details des ganzen Vorfalls sind mir ärgerlicherweise noch immer nicht mitgeteilt worden, aber es scheint ziemlich ernst zu sein, was?“, fragte Rufus dann.
 

Tuesti machte eine Grimasse. „Ich habe vorhin sogar Hojo auf dem Gang vor dem Konferenzraum herumschleichen sehen.“
 

„Oh, in dem Fall muss es etwas Ernstes sein“, meinte Rufus sarkastisch.
 

Doch Lazard runzelte die Stirn. „Was hat die Forschungsabteilung mit der Bekämpfung von Terroristen zu tun?“
 

„Ich vermute mal, mein Alter will Hojo darum bitten, sein Lieblingsspielzeug auf die Rebellen zu hetzen“, sagte Rufus.
 

Tuesti warf ihm einen entsetzten Blick zu, doch Lazard, der bereits an die Art, mit der Rufus von seinem Vater sprach, gewöhnt war, blieb unbeeindruckt.

„Selbst wenn das der Fall ist“, entgegnete er, „glaube ich nicht, dass dies als Maßnahme ausreichen wird. Wir wissen schließlich weder, über welche Mittel sie verfügen, noch, wie viele Anhänger sie haben und wo sich diese überall befinden.“
 

Rufus zuckte mit den Schultern. „Erzählen Sie das meinem Vater, nicht mir.“
 

„Das werde ich“, meinte Lazard und seufzte dann. „Und wie ich ihn kenne, wird er mich wieder ignorieren und stattdessen diesem Idioten Heidegger die volle Befehlsgewalt überlassen.“
 

Für einen Moment herrschte Stille, während die drei Männer mit Verachtung an den inkompetenten Chef der ShinRa-Streitkräfte dachten.
 

Schließlich schüttelte Lazard den Kopf, bevor er seinen Stuhl zurückschob und aufstand.

„Nun, Spekulationen werden uns jetzt auch nicht viel bringen“, sagte er. „Gehen wir.“
 

Die anderen beiden Männer nickten nur und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Konferenzsaal.
 

*~*~*
 

„... und das sind momentan die Fakten“, beendete Lazard zwanzig Minuten später seinen Vortrag, in dem er noch einmal die Ereignisse der gescheiterten Mission zusammengefasst und auf mögliche Folgen hingewiesen hatte.
 

Im Raum herrschte angespanntes Schweigen.
 

Alle Anwesenden vermieden es, ihn anzusehen, abgesehen von Scarlett, der Vorsitzenden der Waffenentwicklungsabteilung, die ihn voller Verachtung musterte und Hojo, der mit einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen in seine Richtung blickte.
 

Lazard ignorierte sie beide und sah stattdessen in die Runde.

„Irgendwelche Vorschläge, wie wir nun weiter vorgehen sollen?“, fragte er.
 

Das Schweigen wollte nicht enden, doch nach einer Weile räusperte sich schließlich Heidegger.

„Zuerst einmal sollten wir SOLDAT und die Turks von der Mission abziehen“, meinte er. „Beide haben sich als unfähig erwiesen und noch einmal können wir uns einen Fehlschlag nicht erlauben.“
 

Verdot, der Anführer der Turks, der zu Lazards Linken saß, verdrehte nur die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Das ‚Mein Gott, was für ein Idiot!’ konnte man ihm förmlich vom Gesicht ablesen und Lazard konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Wie immer waren er und sein Kollege einer Meinung.
 

„Völliger Schwachsinn“, meldete sich Hojo mit unangenehm hoher Stimme zu Wort. „Die Alternative wäre ja sonst, die Armee auf sie zu hetzen, und die ist noch unfähiger, als SOLDAT und Turks zusammen.“
 

Heidegger warf ihm einen bösen Blick zu, den der Wissenschaftler jedoch nur gekonnt ignorierte.
 

„Es gäbe auch noch eine andere Möglichkeit“, mischte sich nun Scarlett ein. „Sobald wir den genauen Aufenthaltsort der Rebellen lokalisiert haben, wäre es uns ein Leichtes, sie auch ohne große Mitarbeit der Armee zu vernichten. Die Waffenentwicklungsabteilung arbeitet momentan an einigen sehr wirkungsvollen Massenvernichtungswaffen, die man gegen den Feind verwenden könnte.“
 

Reeve Tuesti hob zweifelnd eine Augenbraue. „Und was ist, wenn sie sich in bewohntem Gebiet verschanzt haben? Wir können ja schlecht unsere eigene Zivilbevölkerung bombardieren! – Mal ganz davon abgesehen, dass die entführte Wissenschaftlerin höchstwahrscheinlich noch am Leben ist und sich bei ihnen befindet.“
 

Doch Scarlett zuckte nur mit den Schultern. „Für den Frieden müssen Opfer gebracht werden“, meinte sie gleichgültig.
 

Tuesti schenkte Lazard ein gequältes Lächeln, und der Leiter von SOLDAT seufzte innerlich.

Die Konferenz verlief genauso, wie er es befürchtet hatte. Eigentlich hätte er sich sein Kommen auch sparen können.
 

Doch dann war es ausgerechnet der Präsident, der Tuesti den Rücken stärkte.

„Ich zweifle nicht an der Kreativität der Waffenentwicklungsabteilung“, sagte er. „Doch Reeve hat Recht – wenn bei der Bekämpfung der Terroristen unsere eigene Bevölkerung zu Schaden kommt, führt das nur zu noch mehr Unruhen, und das würde der Firma auf lange Sicht nur schaden.“
 

Er warf Hojo einen kurzen Blick zu und sah dann zu Lazard hinüber.

„Da alle bisherigen Suchaktionen erfolglos waren schlage ich vor, als nächstes unseren Helden auf die Rebellen anzusetzen“, fuhr er fort. „Wurde er bereits informiert?“
 

„Ich habe nach ihm schicken lassen“, entgegnete Lazard. „Er müsste Wutai bereits verlassen haben.“
 

„Gut.“ Der Präsident nickte zufrieden. „Sobald er die Rebellen aufgespürt hat, können wir noch immer entscheiden, wie wir mit ihnen verfahren.“
 

„Bei allem Respekt, Sir“, meldete sich nun auch Verdot zu Wort. „Doch fällt diese Art der Aufklärungsarbeit nicht eher in den Zuständigkeitsbereich der Turks?“
 

„Normalerweise würde es das, ja“, erwiderte Präsident ShinRa. „Doch im Gegensatz zu den Turks hat Sephiroth mich noch nie enttäuscht und ich wünsche bei dieser Mission keine weiteren Fehlschläge mehr.“
 

Daraufhin sagte Verdot nichts mehr.
 

„Und wie genau soll er sie finden?“, fragte Rufus plötzlich, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte. „Er ist doch kein Spürhund. Davon abgesehen könnten die Rebellen mittlerweile über das ganze Land verstreut sein und versuchen, sich in mehreren Gruppen neu zu organisieren. Wie können wir also sicher sein, dass wir sie beim nächsten Mal auch alle auf einmal erwischen...?“
 

Der Präsident schien sichtlich genervt von der altklugen Art seines Sohnes.
 

„Sephiroth hat seine eigenen Mittel und Wege, sie zu finden“, entgegnete Hojo an seiner Stelle. „Mach dir da mal keine Sorgen, mein Junge.“
 

Rufus sah ihn aus schmalen Augen an. Lazard wusste, dass der junge Mann es nicht ausstehen konnte, wenn man mit ihm sprach, wie mit einem Kind.
 

Doch der alte Shinra warf Hojo nur einen dankbaren Blick zu und fuhr dann fort: „Und sollten sie sich wirklich aufgeteilt haben, werden wir die einzelnen Gruppen zeitgleich angreifen, damit sie gar nicht erst dazu kommen, ihre Verbündeten zu warnen.“
 

„Hm“, machte Rufus nur, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und sich wieder auf seinem Stuhl zurücklehnte. Er schien noch immer verärgert und wirkte zudem höchst skeptisch, doch er sagte nichts weiter.
 

„Also bleibt SOLDAT weiterhin zuständig“, stellte Heidegger enttäuscht fest.
 

„Vorerst ja.“ Präsident Shinra nickte. „Sobald Sephiroth seine Arbeit erledigt hat, wird allerdings die Armee den Rest übernehmen.“
 

Heideggers Augen begannen zu leuchten.

„Das höre ich gerne!“, rief er aus.
 

Lazard starrte auf die Tischplatte vor sich. Das alles behagte ihm gar nicht.

Ja, SOLDAT hatte sich einen Fehler erlaubt, daran gab es nichts zu rütteln. Dennoch stand außer Frage, dass seine Abteilung und die Turks am besten dafür geeignet waren, das Problem zu beseitigen. Alle anderen Shinra-Abteilungen gingen einfach nicht... diskret genug vor. Und Diskretion war wichtig, wenn man nicht den Unmut der Bevölkerung auf sich ziehen wollte.
 

„Nun, dann scheint ja offenbar alles geklärt zu sein“, stellte Hojo pragmatisch fest und erhob sich.

„Wenn Sie mich nun wohl entschuldigen würden... Es gibt da ein paar Versuchsobjekte, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen.“
 

Und mit den Worten war er aus dem Raum geschlurft.
 

Der Präsident erklärte die Sitzung vorerst für beendet, und nach und nach erhoben sich auch die anderen Mitglieder der Führungsriege von ihren Stühlen und verließen den Konferenzsaal.
 

Nur Lazard und Verdot blieben sitzen und warteten, bis sich der Raum geleert hatte.
 

„Stimmt es, was Hojo gesagt hat?“, fragte der Chef der Turks dann. „Ist Sephiroth wirklich so gut, wie er behauptet hat?“
 

Lazard zuckte mit den Schultern. „Er verfügt wie alle SOLDAT-Mitglieder über Sinne, die normale Menschen nicht besitzen. Es kann also durchaus sein, dass Hojo die Wahrheit gesagt hat.“
 

„Hm.“ Verdot sah nicht sehr überzeugt aus. „Sollte er sich allerdings geirrt haben und auch Sephiroth versagen, wird SOLDAT vermutlich gänzlich abgesäbelt, das ist dir doch klar, oder...?“
 

„Sollte das der Fall sein, kann ich immer noch der Forschungsabteilung die Schuld dafür in die Schuhe schieben“, entgegnete Lazard grimmig. „Denn Sephiroths Versagen wäre schließlich der Beweis, dass all die Millionen, die ShinRa in die Makoexperimente und die Erschaffung unserer ‚Helden’ gesteckt hat, verschwendet waren.“
 

Der andere Mann lächelte leicht. „Dafür wiederum würde ich fast schon wieder bezahlen... allein, um dann Hojos dummes Gesicht zu sehen.“

Er wurde wieder ernst. „Aber hoffen wir dennoch, dass es nicht dazu kommt.“
 

Er stand auf und legte Lazard eine Hand auf die Schulter. „Ich wünsche dir viel Erfolg, mein Freund. Ich glaube, du wirst ihn brauchen.“
 

Dann verließ auch er den Raum und ließ den Direktor von SOLDAT mit seinen Zukunftsängsten allein zurück.
 

*~*~*
 

„Was ist los?“, fragte Angeal überrascht, als Genesis am Abend mit freudestrahlender Miene in sein Quartier platzte und sich rücklings auf sein Sofa fallen ließ. „Du siehst so glücklich aus.“
 

Der andere SOLDAT-Kämpfer sagte eine Weile lang gar nichts, bevor er sich auf den Bauch rollte, das Kinn in die Hände stützte und seinen Freund lächelnd ansah, der gerade mit einem um die Hüften gebundenen Handtuch aus der Dusche gekommen war und sich nun die nassen Haare trocken rubbelte.
 

„Der Junge, den du mir als Schüler empfohlen hast, ist ein echtes Naturtalent“, erzählte Genesis dann. „Du hättest ihn heute sehen sollen...! Ich habe ihm Wall in die Hand gedrückt und er hat eine Barriere geschaffen, die sämtliche meiner Angriffe erfolgreich absorbiert hat. Und er meinte, er hätte diese Materia noch nie in seine Leben benutzt! Ist das nicht unglaublich?“
 

Angeal runzelte die Stirn.

„Du lässt ihn schon jetzt mit so mächtigen Materia arbeiten?“, fragte er. „Hältst du das nicht für ein bisschen zeitig?“
 

„Wieso sollte ich?“, entgegnete Genesis nur grinsend. Er schien nicht vorzuhaben, sich seine gute Laune verderben zu lassen. „Ich zwinge ihn nicht dazu, ganz im Gegenteil – der Junge bettelt mich förmlich an, ihn vor eine Herausforderung nach der nächsten zu stellen.“
 

„Trotzdem“, meinte Angeal, der noch immer an den Lehrmethoden seines Freundes zweifelte. „Wenn er sich bereits so früh an solch eine Macht gewöhnt, wird er nur übermütig und arrogant. Oder noch schlimmer – überschätzt sich irgendwann selbst, so dass die Mächte, die er beschwört, auf ihn zurückfallen, weil er noch nicht erfahren genug ist, sie zu kontrollieren.“
 

Doch der andere zuckte nur mit den Schultern.

„Rayt ist nicht dumm“, erwiderte er. „Ich denke, er weiß, was er tut, und wo seine Grenzen liegen.“
 

„Aber das kannst du nicht genau wissen!“, sagte Angeal und schüttelte energisch den Kopf. „Himmel noch mal, Genesis – er ist ein Kind, kein Spielzeug! Und Kinder neigen nun mal dazu, sich selbst zu überschätzen.“
 

Genesis warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Vielen Dank für deine ungeschminkte Meinung, Angeal“, entgegnete er und machte einen Schmollmund. „Wieder einmal hast du es erfolgreich geschafft, mir mit deiner Moralpredigt die Laune zu vermiesen.“
 

Er schwang die Beine vom Sofa und stand auf, um das Zimmer wieder zu verlassen.

An der Tür holte Angeal ihn jedoch ein und packte ihn am Handgelenk.
 

„Genesis, jetzt warte doch...!“
 

Der andere Mann befreite genervt seinen Arm aus Angeals Griff, doch er kam der Aufforderung seines Freundes nach und blieb stehen.
 

„Es tut mir Leid, okay?“ Angeal seufzte. „Ich wollte nicht deine Unterrichtsmethoden kritisieren. Es ist nur... ich selbst würde nicht... ich könnte nicht... also ich meine, ich...“
 

Er brach ab und begann noch einmal von vorn.

„Tu, was du für richtig hältst“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Solange es nicht das Leben des Jungen gefährdet. Kannst du mir das versprechen?“
 

Genesis zog die Nase kraus, doch der Tonfall seines Freundes schien ihn zur Besinnung zu bringen und so nickte er schließlich.
 

„Ich werde darauf Acht geben, dass ihm nichts passiert, okay?“, erwiderte er ernsthaft. Dann hob er eine Hand und fügte hinzu: „Indianerehrenwort.“
 

Angeals eben noch erleichterte Miene wich bei dieser Bemerkung einem finsteren Blick.
 

„Sei nicht albern“, brummte er und schnippte Genesis mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.

Das Gejammer seines Freundes ignorierend schob er ihn dann auf den Flur hinaus.
 

„Tut mir Leid, aber ich muss morgen sehr früh raus“, entschuldigte er sich. „Wieso gehst du nicht in den Aufenthaltsraum der SOLDAT-Mitglieder? Dort findest du sicher noch jemanden, mit dem du dich unterhalten kannst.“
 

„Wieso sagst du mir nicht gleich direkt ins Gesicht, dass ich dir auf die Nerven gehe, anstatt mich so billig abzuspeisen?“, meinte Genesis mit gespielt beleidigter Miene. Doch dann grinste er. „Ist schon gut, geh ruhig ins Bett. Irgendjemand von uns muss ja schließlich die ganze Arbeit machen, damit der Rest auf der faulen Haut liegen kann, nicht wahr?“
 

„Genesis...!“, begann Angeal mit warnendem Tonfall und der andere suchte eilig das Weite.
 

*~*~*
 

Den Ratschlag seines Freundes wie immer ignorierend verließ Genesis die SOLDAT-Etage und schlenderte stattdessen durch das Firmengebäude, um hier ein wenig mit einem Angestellten zu plaudern, dort mit einer Sekretärin zu flirten und alles in allem die Leute von der Arbeit abzuhalten.
 

Er würde es Angeal gegenüber nie zugeben, doch er hatte keine Lust, seine Freizeit mit den anderen SOLDAT-Mitgliedern zu verschwenden, die für ihn allesamt uninteressant waren. Für ihn gab es eigentlich nur zwei Personen, die seiner Aufmerksamkeit würdig waren, und die eine war soeben schlafen gegangen, während sich die andere auf einem weit entfernten Kontinent von einer Schlacht in die nächste stürzte.
 

Genesis seufzte theatralisch auf. – Manchmal war es schon fast ein Ärgernis, so hohe Ansprüche bei der Wahl seiner Freunde zu haben.
 

Nach einer halben Stunde wurde er des ziellosen Umherwanderns müde und fuhr mit dem Fahrstuhl hinab ins Erdgeschoss des ShinRa-Hauptgebäudes, in der Absicht, sich in das Nachtleben von Midgar zu stürzen.
 

Während er den riesigen Innenhof des Firmengeländes überquerte, um zum Ausgang zu gelangen, hörte er über sich das Geräusch eines sich nähernden Hubschraubers. Er blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken, während er mit den Augen den Helikopter verfolgte, der nach wenigen Minuten nicht weit von ihm entfernt zur Landung ansetzte.
 

Genesis zögerte nicht lange und begab sich zum Hubschrauberlandeplatz. Wer auch immer da gerade gelandet war – er musste sehr wichtig sein, da ShinRa nachts für gewöhnlich seinen Flugverkehr einstellte.
 

Das grelle Licht der Scheinwerfer auf dem Landeplatz blendete ihn, so dass er erst ein gutes Dutzend Meter, bevor er den Hubschrauber erreicht hatte, erkennen konnte, wer dort gerade aus dem Cockpit kletterte. Das Gesicht des anderen war von ihm abgewandt, doch dafür waren die langen Haare unverkennbar.
 

Genesis’ Schritte beschleunigten sich und er begann zu lächeln
 

Sephiroth war wieder da.
 

*~*~*
 

Forsetzung folgt...
 

Huh. Ab nächstem Kapitel dann also mehr Trio Infernale, wie ich die drei mittlerweile nur noch nennen. ;)

Das nächste Kapitel wird zudem ziemlich lang werden, weshalb ich noch nicht sagen kann, ob ich bis zum nächsten Wochenende damit fertig werde... na ja, mal schauen. =)
 

Ein großes Dankeschön geht außerdem noch mal an alle Leser und Kommentarschreiber. Ich hätte echt nicht gedacht, dass nach so einer langen Pause noch jemand diese FF verfolgt. Darum noch mal danke~! :D
 

P.S.: Genesis ist eine gottverdammte Dramaqueen. ... Ich liebe den Kerl. <3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (59)
[1] [2] [3] [4] [5] [6]
/ 6

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-06-09T16:06:27+00:00 09.06.2014 18:06
Du schreibst diese Geschichte sehr gut. Würde mich freuen, wenn du weiter schreiben würdest:)
Von:  Ea
2012-07-02T21:08:23+00:00 02.07.2012 23:08
eine sehr spannende und wunderschöne geschichte, sehr flüssig geschrieben, strukturiert aufgebaut und gut durchdacht

und dann auch noch mit zack und dem trio infernale, hach *schmacht* selbst rufus und lazard, sogar tseng (von dem ich aber von anfang an in dem spiel einen guten eindruck hatte) sind mir hier ziemlich sympatisch :D

und gen, die dramaqueen, ich lach mich weg :) hoffentlich verträgt er sich aber doch soweit mit sephi, dass sie sich nicht gleich an die gurgel gehen und so, ich find die drei zusammen irgendwie so - ach, keine ahnung - die passen so gut zusammen (ohne shonen ai andeutung oo)

auf jeden fall hoffe ich sehr, dass diese ff hier doch noch weiter geht, weil es viel zu schade drum wäre, sie mittendrin aufhören zu lassen ;(

lg Ea
Von:  Rockryu
2012-03-19T20:50:40+00:00 19.03.2012 21:50
Darf ich dich dezent darauf hinweisen, dass "ich weiß nicht, ob ichs bis nächstes Wochenende schaffe" zwei Jahre her ist? Ich will weiterlesen, verdammt!
Von:  Rockryu
2011-10-06T19:03:51+00:00 06.10.2011 21:03
Ich LIEBE es, wie du Genesis beschreibst. Wie sagtest du noch? "total irre" und "Dramaqueen". Beides trifft den Nagel auf den Kopf. Aber auch alle anderen kriegst du gut hin.
Ich liebe deine Fanfic *add*
Von: abgemeldet
2010-03-02T16:28:22+00:00 02.03.2010 17:28
das war wieder ein super kappi.
wiederliche bande bei der besprechung. einizig und allein lazard mag ich.
ich muss angeal recht geben: genesis sollte es in der tat nicht übertreiben. und seine lehrmethoden sind sehr zweifelhaft.
und ja, du hast recht: genesis ist eine drama queen.
schön, dass sephiroth wieder auftaucht.
ich freue mich schon auf das nächste kappi mit dem trio infernale.
Von:  Enyxis
2010-03-01T19:21:17+00:00 01.03.2010 20:21
OO....Ich bin jez ziemlich irritiert gewesen, was die Personen betraf...
Lazard, Rufus, SHinRa-heinzel und Hojo kenn ich aber beim Rest bin ich i-wie grad verwirrt....
Naja...^^; kann vllt daran liegen, dass ich bei FFVII erst beim Chocobo-Fangen bin....
Aber die planen was böses...-_-...deshalb mag ich die nich...Rufus mocht ich am Anfang auch nich...der kam mir so hochnäsig vor...
XDDD Aber..."ungeschminkte Meinung" hahahahhaha....oder "Dramaqueen" hahahahaahahahah XDDDD
Voll cool! ^^ Supi Kapi auch wenn´s kompliziert war XD für mich zumindest...aber ich mag Intrigen...^^ die machen alles viel cooler...

lg Enyxis

PS: XDD Trio Infernale...Ein guter Titel! (oder Gruppennamen XDD)
Von:  sniper2931
2010-02-28T18:49:41+00:00 28.02.2010 19:49
WOW!! *3*
Ich liebe dieses Kapitel!!
Lazard und Rufus auf einmal, das is grandios und freu mich, wenn sie wieder einen Auftritt haben.
Es is auch nicht schlimm, dass Zack eigentlich gar nicht vorkommt^^.
Bin echt gespannt, was dein Trio Infernale (XD) jetzt alles ausfrisst.
Die drei darf man doch nicht alleine lassen.
Nya, wirklich ein seh~r schönes Kapitel.
Ich kann es kaum bis zum nächsten abwarten. X3 *hibbel*
Lieben Gruß!
Von: abgemeldet
2010-02-26T15:37:30+00:00 26.02.2010 16:37
hey, ich glaub es nicht. du hast weiter geschrieben. *applaus*
das kappi ist wider sehr gut geworden.
ich bin forh, dass zack nicht genesis schüler wird, sondern ryat.
er hat es auch verdient von einem rang-1-soldaten unterrichtet zu werden.
ich bin echt gespannt wie der sich so als genesis schüler macht.
die fortsetzung erwarte ich mit spannung.
aber, hoffentlich nicht erst in einem jahr.
Von:  sniper2931
2010-02-20T14:46:56+00:00 20.02.2010 15:46
Wohoo~!! X3
Freut mich, dass es wieder weiter geht.
Das Kapitel ist dir auch sehr schön gelungen. =3
Ich muss meinen Vorkommentatoren recht geben, die Rede von Zack ist wirklich beeindruckend und passt auch sehr gut zu ihm.
Ich freu mich auch, dass du Zack nicht Genesis überlassen hast XD
Kann es kaum erwarten bis das neue Kapitel raus is. *hibbel*
Bis dahin lass ich dir einen lieben Gruß da!! ^.^
Von:  Enyxis
2010-02-20T11:02:20+00:00 20.02.2010 12:02
YIPPIE!!!!! *party*
Freu mich richtig dass es weiter geht ^^
Un ich hab auch die Vermutung dass Rayt und Zack sich auf verschiedenen Seiten mal gegenüber stehen werden *flenn*....ich würd da wahrscheinlich los heulen...
Nun, ich muss auch sagen XD diese gelungene Rede von Zack....Eine tichtige Heldenrede!!! XDDD
Bis dann
Enyxis


Zurück