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Tränen der Vernunft ItaxSaku
von

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Warum?

„Verschwinde. Hau ab, wir wollen dich hier nicht mehr haben.“ Mit heiserer Stimme und starr ausgestrecktem Zeigefinger auf die geschlossene Tür gerichtet, blickte sie die Rosahaarige bestimmt an. Diese formte nur -wie schon so oft in den letzten Minuten- das stumme Wort ´weshalb´ mit ihren Lippen.

Wie Pudding stand sie auf ihren Beinen, die jeden Moment nachzugeben drohten. Beide Hände hatte sie nah an ihre Brust gezogen, dessen Zittern nicht zu übersehen war und durch ihre schockgeweiteten Augen starrte sie die Hokage ungläubig an. Langsam sammelten sich Tränen darin, die sich eine nach der anderen einen Weg über ihre Wange zum Boden suchten. Momentan befand sie sich in einer anderen Welt, die Worte der Blonden verblassten schon nach Sekunden. „Ich habe gesagt, raus.“, versuchte es Tsunade mit einem weiteren Versuch, doch das Mädchen ihr gegenüber blieb ungerührt.

Sie nahm nichts mehr wahr, ihre Gedanken kreisten nur noch um das eben gesagte. ´Warum´, war die einzige Frage, die ihr zu dem Geschehenen einfiel, denn einen Grund für Tsunades Handeln gab es nicht.

„Verschwinde endlich, sonst ändere ich meine Meinung noch einmal und lasse dich im Kerker verrotten.“ Laut schrie die Blonde diese Worte von sich und machte dabei einen Schritt vor, die Hände zu Fäusten geballt und starr an ihrem Ziel vorbei blickend. Zu mehr war die Frau nicht fähig. Wollen tat sie es ganz und gar nicht, doch was sollte sie machen? Auch die Hokage musste sich fügen. Sie hatte sich gewehrt gegen die Entscheidung, sogar sehr. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, als sie an die heftige Diskussion mit den Dorfbewohnern dachte.

Schluchzend wandte Sakura sich ab und ging langsam zur Tür, doch hielt sie auf halbem Wege inne und drehte sich noch einmal um. Im Gesicht der Hokage stand Trauer geschrieben, doch auch tiefer Zorn und Ungläubnis. Warum? Sie verstand es einfach nicht. Hatte Tsunade ihre schöne Zeit miteinander vergessen, Lehrer und Schüler? Mutter und Tochter? Immer hatte sie geglaubt, in der Hokage eine gute Freundin gefunden zu haben, mit der man sein Leid teilen konnte. Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe, formte Fäuste aus ihrem tief sitzenden Hass. Alles quoll aus ihr hervor, die schönsten Momente ihrer Vergangenheit spiegelten sich vor ihren Tränenbenetzten Augen wieder.

Plötzlich fing sie an zu rennen und schlug die Tür hinter sich zu, ein vielfaches Echo hallte dabei durch die Gänge des Turms, begleitet von schnellen Schritten, die sich immer weiter fort bewegten, doch in Tsunades Ohren immer lauter dröhnten. „Nein.“, hauchte sie leise in die kalte Frühlingsluft und drückte dabei fest die Hände auf die Ohrmuscheln. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken und gab sich ihren aufkommenden Tränen geschlagen. „Es tut mir Leid Sakura, bitte verzeih mir. Das war nicht meine Idee.“ Verzweifelt stieß sie einen lauten Schrei von sich, der sofort Shizune und einige andere Ninjas in ihr Büro lockte.
 

Schluchzend lief sie die Straßen Konohas entlang, wobei sie finstere Blicke von allen Seiten her begleiteten. Die Blicke waren mit Hass gesegnet, Verständnislosigkeit, hin und wieder erblickte sie auch sich leicht schüttelnde Köpfe. Tiefe Abstoßung empfanden die anderen, als sie die Rosahaarige mit leichtem Zickzackschritt an sich vorbei laufen sahen. Sie stachen Sakura ins Herz, weshalb stellte sich ganz Konoha gegen sie?

Was hatte sie denn getan?

Verzweifelt suchte sie eine Antwort auf diese Frage, doch erhalten tat sie keine.

Sie wollte nicht darüber nachdenken, an ihre Situation erinnert werden, doch musste sie einfach, konnte nicht anders. Auf welcher Philosophie basierte diese Entscheidung?

Einfach nur noch aus diesem Albtraum erwachen, mehr wollte sie im Moment nicht.
 

Mit einem ´Klick´ schloss sich die weisse Haustüre hinter der Rosahaarigen, wollte das Haus nun auch schon seine Pforten vor ihr verschließen? Ihren Rucksack auf den Rücken schnallend, sah sie sich noch einmal in dem Kirschblüten bedeckten Garten vor sich um und erkannte die Hoffnungslosigkeit, die sie die ganze Zeit über hatte zu verdrängen versucht.

Wieder kamen all ihre Gefühle hoch und sie schluckte einmal schwer, als neue Tränen auf ihrem hübschen Gesicht erschienen. Die vergangenen Bilder breiteten sich wieder in ihrem Kopf aus. Eine mehr als wütende Tsunade, die mit steifem Zeigefinger auf die Tür verwies und eine zusammengekauerte Sakura, die die Welt nicht mehr zu verstehen schien.

Es war ein Wunder, das sie noch etwas ihrer salzigen Flüssigkeit zur Verfügung hatte, sich ihre Tränen noch nicht leer geweint hatte, so lange hatte sie auf ihrem Zimmer gesessen und den Tränen freien Lauf gelassen.

Warum? War es gut so, wie es gekommen ist? Immer noch begleiteten sie diese Fragen, die nicht weniger, nein, sogar immer mehr wurden.
 

Langsam lenkte sie ihre Schritte über das Pflaster, das am Ende in die Straße mündete. Dort angekommen, blickte sie gen Himmel.
 

Die Sonne schien, welch Ironie.
 

Mit der einen Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und bemerkte erst jetzt, das Naruto sich in etwa zehn Metern Entfernung an einen der Kirschbäume gelehnt hatte. Trauer erfüllte seine Augen, die Gleiche, die sie zuvor schon in Tsunades Gesicht bemerkt hatte, doch warum? Verzweifelt schrie sie diese Frage in sich hinein, wollte endlich eine Antwort.

Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, es schien geheuchelt, sprang nicht auf ihre Augen über. Stumpf und ohne Hoffnung blickte sie die lange Straße entlang. Warum fragte sie überhaupt noch? Die Antwort würde ihr auf ewig schuldig bleiben. Tsunade hatte ihre Entscheidung getroffen, da gab es nichts mehr dran zu rütteln.
 

Langsam wandte sie sich zur Straße und setzte einen Fuß vor den anderen. Als sie Naruto passierte, sah sie ihn kurz aus den Augenwinkeln heraus an. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass er einfach nur dastand und nichts tat. Wo war der Chaosninja hin, den sie vor fünf Jahren kennen gelernt hatte? Der immer lustige, Ramen liebende Junge von damals? Neue Tränen traten in ihre Augen, als sie seinen Blick auf ihrem Rücken spürte. Ohne Verabschiedung ging sie von ihm, ohne einen Grund und ohne ein Wiedersehen unter freundschaftlicher Absicht.

Der tiefe Schlitz durch das blaue Konoha-Stirnband, was fest um ihre Stirn gebunden war, bewies ihre Gedanken. Wenn sie sich das nächste Mal gegenüber stehen würden, waren sie Feinde.
 

Von diesem Tag an war sie eine Nuke-Nin…
 


 

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So, das war der Prolog, hoffe, es hat euch gefallen^^

Freue mich schon auf eure Meinungen.
 

lg

Corellchen

Gedanken

Ja ich weiß, das letzte Mal ist schon etwas her…

Hoffe ihr könnt mir verzeihen *auf Knie fall und wimmer*, aber momentan geht wirklich gar nichts mehr. Nicht in Form einer Schreibblockade, sondern in einer anderen.

Bitte vergebt mir, ja? T-T
 

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Leise Schluchzer durchbrachen die Stille. Der Schleier der Dunkelheit hatte sich bereits über das Land gelegt, doch noch immer sprang eine Kunoichi von Baum zu Baum. Schon länger als sechs Stunden war sie unterwegs und noch immer nicht weit genug von ihrer ehemaligen Heimat entfernt. Eine Heimat, die sehr viele Erinnerungen mit sich trug. Fast alles in ihrem Leben verband sie mit diesem einen Dorf, was sie nun wohl nie wieder sehen würde. Traurigkeit breitete sich in ihr aus. „Konoha.“, winselte sie schon fast erbärmlich, als könne sie das Dorf, versteckt hinter den Blättern, vor sich erkennen. „Nein.“, stutzte sie sich in Gedanken selbst zurecht und schloss für einen Moment die Augen. Das war vorbei. Ihre Freunde existierten nicht mehr! Die ganzen fröhlichen Gesichter, die sie noch sehr gut in Erinnerung hatte, die Ninja Akademie, der Spielplatz, ja sogar ihr Haus versuchte sie aus ihren Gedanken zu sperren.

Mehrmals schüttelte sie den Kopf, als doch eines dieser Bilder versuchte, sich vor ihren Augen auszubreiten und beschleunigte noch ihren Schritt.

Die Angst, auf einen ihrer alten Freunde zu stoßen und mit ihm kämpfen zu müssen, war einfach zu groß. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es nicht die Angst vor einem Kampf war, die sie wie einen Flüchtling antrieb, sondern ihr Herz. Immer wieder überprüfte sie die nähere Umgebung auf fremde Chakren und atmete jedes Mal erleichtert auf, wenn sie keines fand.

Ihr Herz klopfte wie wild, wurde immer schneller durch die Angst, die ihr ihre Fantasie einhauchte und körperliche Erschöpfung. Immer wieder fasste sie sich mit verkrampften Fingern an die Brust und versuchte durch stoßweise herausgepresste Wörter den Schmerz zu dämpfen, doch erzielte sie mit dieser dargebotenen Schwäche das Gegenteil.

Sterben würde sie, wenn sie nun auf einen feindlichen Ninja stoßen würde. Das letzte Mal das Licht erblicken, welches sie durch ihre Augen wahrnahm, die intensiven Berührungen der Umgebung, der Natur. „Und was wäre daran so schlimm?“, meldete sich ihre innere Stimme und zog die Schultern nach oben. „Du hast doch eh niemanden mehr. Deine einzigen Freunde leben in Konoha und da kannst du nie wieder hin.“ Stark schüttelte sie den Kopf, wollte die kleine Sakura nur noch vertreiben, sie aussperren aus sich selbst und nie wieder diese widerliche Stimme hören, doch sie hatte Recht! Ja, sie hatte Recht! Ihre sogenannten Freunde kümmerten sich nicht mehr um sie. Sie war ihnen egal geworden. Weshalb sonst hatte sich keiner verabschiedet, hatte keiner versucht sie aufzuhalten. Alleine war sie gegangen und alleine würde sie auch immer bleiben. Nicht einmal Narutos Erscheinen war von Bedeutung gewesen. Sakuras Magen krampfte sich zusammen, als sie an den blonden Chaosninja dachte. „Nicht einmal er.“, wimmerte sie unhörbar in die kalte Nachtluft hinein und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Gedärme schienen einen erbitterten Kampf gegen ihr Herz zu führen, so fühlte es sich zumindest momentan in der Rosahaarigen an. Ihr war es unmöglich, die Wahrheit zu glauben. Waren ihre Freunde dazu gezwungen worden? Wurden sie in Ketten gehalten, damit sie nicht versuchten, Sakura aufzuhalten?

Was machte sie sich eigentlich Gedanken darum, ihre ehemaligen Freunde hatten es aus freien Stücken getan!
 

Sie zitterte am ganzen Leib, wischte sich notdürftig die Tränen aus dem Gesicht. Doch nur für wenige Sekunden wurde ihre Sicht klarer, bevor erneut Flüssigkeit aus ihren Augen trat. Den Mund hielt sie leicht geöffnet, da ihre Nase unermüdlich lief.

„Sie hat Recht und ich habe es mir gerade eingestanden.“

Immer wieder senkten sich ihre Lider, ihr Körper war total ausgelaugt, wollte sich einfach nur noch ausruhen. Mit jedem Sprung, der sie einen Ast weiter voran brachte, wurden ihre Beine schwerer. Sie fühlten sich an wie schweres Gestein, was bewegungsunfähig am Wegrand liegt. Bei jedem Auftritt spürte sie die Sehnen, die verdächtig in ihren Waden zogen.

Doch die deutlichen Symptome, sich eine kurze Pause zu gönnen, ignorierte sie gekonnt, achtete nur noch auf die Angst, ihren schlimmsten Feind. Nicht einmal der kühle Zug der Luft, die mit Hochgeschwindigkeit an ihr vorbei sauste, verpasste ihr einen Funken neuer Lebenskraft.

Schon lange hatte sie es aufgegeben, nach dem ´Warum´ zu fragen. Ihr war deutlich bewusst geworden, dass ihr niemand darauf eine Antwort geben konnte oder wollte. Sie war alleine, alleine in der Dunkelheit, der eisigen Kälte des Frühlings. Niemand würde sich Sorgen machen um ihre plötzliche Flucht, ihren Rausschmiss aus ihrer Heimat, das hatte ihr der Blick Narutos deutlich gezeigt, dem sie vor ihrer Abreise –wie sie ihren ewigen Abschied getauft hatte, um es besser verdauen zu können- noch einmal begegnet war. Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, als noch einmal das Bild vor ihren Augen erschien. Naruto, der lässig an einen der Kirschbäume vor ihrem Haus angelehnt war und sie einfach gehen ließ. Die Trauer in seinen himmelblauen Augen, die vergleichbar wäre mit dem Tod eines guten Freundes, des besten Freundes… Warum?

Wieder wischte sie sich notdürftig mit der Hand über das Gesicht, nur, um neuen Tränen einen Platz zum Hervortreten zu geben.

Schon wieder dieses Wort.

Der Tod.
 

Schwere Gedanken kreisten in ihrem Kopf umher, wollten der schönen Vorstellung einer trauten Welt keinen Platz machen. Sie, zusammen mit Sasuke und Naruto auf einer Blumen überladenen Wiese, die in allen erdenklichen Farben der Sonne entgegen lachte. Händchenhaltend mit ihrem ewigen Schwarm über das noch feuchte Gras schlendern und alles um sich herum vergessen. Den Schmetterlingen und Bienen bei ihrem Flug zusehen, dem Vogelgezwitscher lauschen, der aus dem nahe gelegenen Wald getragen wird und sich den leicht im Wind tanzenden Blumen widmen.

Doch nein, ihre Gedanken kehrten in Tsunades Büro zurück, das sie eigentlich hätte schon längst auswendig kennen müssen, so oft war sie in den letzten Stunden dort gewesen.

Ihr Leben war total aus dem Ruder geraten und das nicht erst seit dem vergangenen Tag. Damals, als Sasuke fort gegangen war, hatte ihr Unglück bereits begonnen. Ihre Seele heimgesucht und nie wieder verlassen. Mit einem einfachen ´Danke´ hatte er sie einfach in der Nacht stehen lassen und zu allem Überfluss auch noch niedergeschlagen. Schwache Leistung ihrer, sich so schnell ergeben zu müssen. Enttäuschung machte sich in ihr breit, als sie wieder an diesen Tag zurück denken musste. Schon wieder dachte sie daran, wie schwach sie doch damals gewesen und wie sie es auch heute noch war. Sie war Jo-nin, ein Rang, mit der man hätte eigentlich gut leben können, hätte sie es nicht nur mit einem Überschuss Glück geschafft, welches normalerweise auf 10´000 Personen aufgeteilt wurde, die Prüfung zu bestehen.

Leicht ballte sie ihre Hände zu Fäusten, denn mehr brachte ihr ausgelaugter Körper nicht mehr zustande und verzerrte das Gesicht. Weshalb schienen die Kunais in ihrer Beintasche plötzlich so attraktiv, so Besitzergreifend? Eine unbändige Macht, dem hier und jetzt ein Ende berieten zu können? Ohne zu zögern griff sie hinein und wollte gerade eine der stumpfen Klingen hinaus nehmen, als ein stechender Schmerz ihren Arm durchzog und sie wie vom Blitz getroffen wieder in die Realität zurück holte. „Was mache ich da eigentlich?“, war ihre nächste verwirrte Frage, wollte sie sich da gerade eben wirklich umbringen? War ihre Würde und ihr Stolz wirklich so klein, dass sie sich so gehen ließ?
 

„Na wenigstens bin ich nun Tsunades Büro los.“, nuschelte sie sarkastisch vor sich hin und verfluchte sich im nächsten Moment selbst, da ihre Gedanken nun zum 1000sten Mal an die Szene von vor ein paar Stunden zurückgekehrt waren.

Ätzend, war das einzige Wort, was sie dazu fand, das wurde ja schon fast langweilig. Verächtlich schnaubte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten. Nein, das würde sie ganz sicher nicht auf sich sitzen lassen!

Wieder verfiel sie in den Trott, ihre Schmerzen zu vergessen und einfach nur weiter zu reisen, bis ihr Körper endgültig am Ende war. Doch irgendwann hob sie unbewusst ihre linke Hand vor das Gesicht und betrachtete den Ring, der fest am Ringfinger saß.

Ihre Eltern…
 

Ein plötzlicher Schrei hallte durch die Nacht, dann ein dumpfer Aufschlag, bevor wieder eiserne Stille herrschte.

Mit dem Rücken lag sie nun unbequem auf dem Boden und blickte in die Kronen der Bäume, die nur als schwarze Silhouetten der Nacht zu erkennen waren. Leise raschelten die Blätter im Wind, doch die umgehenden Geräusche der Tiere und alles andere, nahm sie nicht wirklich wahr. „Aua.“, hauchte sie schmerzerfüllt, bevor die Dunkelheit sich in ihren Körper schlich. Nun hatten also ihre Tollpatschigkeit und Müdigkeit sie doch eingeholt.
 

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„Wir machen eine Pause.“, war die monotone Bemerkung eines schwarzhaarigen jungen Mannes, der sich mit rot leuchtenden Augen in der Gegend umsah und seinem Partner mit einer kurzen Handbewegung anwies, Feuerholz zu besorgen.

Geschickt setzte er auf dem, nur durch eine kleine Sichel des Mondes erhellten Boden, einen Fuß vor den anderen und ließ sich an einem Baum nieder, um kurz darauf seine Augen zu schließen.
 

Vier Tage waren sie durchgelaufen, nur um einen Auftrag zu erledigen, der bereits von ihren Feinden zur vollsten Zufriedenheit erfüllt worden war.

„Geht nach Konoha und tötet diesen Mann.“, hatte der Leader mit ernstem Tonfall gedrängt und dabei ein Foto von einem mittelalten Herrn mit kurzen braunen Haaren und schickem Anzug hochgehalten. Pain hatte sie förmlich aus dem Hauptquartier geschmissen, weil der Fremde irgendetwas über die Akatsuki herausgefunden hatte. „Anscheinend hat er nicht nur fleißig Infos über unsere Organisation gesammelt.“, dachte Kisame grimmig, während er einige kleine und große Zweige und Äste vom Boden aufraffte und sich langsam wieder auf den Rückweg zu seinem Partner machte.

Seine Laune war im Keller, zuerst hatten sie sich so beeilt und jetzt? Jetzt hatte er nicht einmal töten dürfen! Das war wirklich zum Mäuse melken.
 

Eine Viertelstunde hatte er gebraucht, nur um das Holz zu sammeln. Einfach sein Schwert zu ziehen und einen Baum zu fällen wäre zu einfach gewesen, immerhin wollten sie sich Zeit lassen. „Wenn schon, dann richtig.“, meinte Kisame in tiefe Gedanken versunken und spannte seinen Oberkörper an.
 

„Wenn wir wieder zurück sind und der Leader nochmal mit sowas kommt, bring ich ihn eigenhändig um.“, nörgelte er, als er wieder auf der Lichtung angekommen war und schmiss seine gesammelten Äste förmlich vor seinen Begleiter. „Ich bin trainieren.“, spukte er genervt aus, bevor er sich stur umdrehte und geradeaus zwischen zwei schattenumhüllte Bäume hindurch marschierte, die ihn in ihr Gruselkabinett einluden. Er wollte seinen angesammelten Frust, nicht getötet zu haben, einfach raus lassen. Wenigstens eine kleine Genugtuung wollte er sich gönnen.
 

Währenddessen blickten zwei Sharingan-Augen stur auf einen Holzhaufen, der keine zwei Meter von ihnen entfernt auf dem Boden lag. Hatte Kisame das wirklich gerade gemacht? Ihn einfach mit ein paar Scheiten Feuerholz hier sitzen lassen?

Immer noch hatte er seinen Blick auf das Holz gerichtet, als ob er es nur durch seine unnatürliche Augenfarbe anzünden könnte…
 

Zehn Minuten später hatte sich seine Pose immer noch nicht verändert, genauso das Holz, welches noch immer ungerührt vor ihm lag. Den einzigen Unterschied machten die dumpfen Geräusche und das gelegentliche Auf zittern des Bodens.
 

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Vorsichtig tastete sie mit ihrer rechten Hand über den Boden, der Untergrund war hart aber dennoch körnig und staubig. Verwirrung machte sich in ihrem Kopf breit, seit wann war ihr Bett bitte aus festgedrückter Erde und vor allem, seit wann war es so kalt? Wie auf ein Stichwort durchzog ihren Körper eine eisige Kälte und sie wollte beide Arme zum Wärmen um ihren Körper schlagen, doch hinderte sie ein pochender Schmerz in ihrem linken Oberarm daran. Stark verzog sie ihr Gesicht zu einer schmerzerfüllten Fratze und streckte ihren Oberkörper in die Höhe, in der Hoffnung, so dem Ziehen in ihrem Arm zu entkommen. Leise stöhnte sie auf und drückte mit der rechten Hand auf den Ursprung des Schmerzes.

Schmerz mit Schmerz zu bekämpfen, war ihre geistreiche Idee, doch auch das schien nicht zu funktionieren, denn noch immer erfüllte ein unerträgliches Pochen ihren linken Arm. Es breitete sich langsam in ihrem ganzen Körper aus und erfüllte ihren Kopf mit undefinierbaren Schmerzen. Das Ganze fühlte sich an, als würde ihr Gehirn jede Sekunde an Größe zunehmen und gleich ihren Kopf zerbersten lassen. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, ihr wurde heiß, dann wurde ihr plötzlich wieder eiskalt und sie fing an, am ganzen Leib zu zittern.

Immer weiter drückte sie den rechten Arm an die schmerzende Stelle, ignorierend, das ihr Kopf dadurch nur noch mehr zu brummen begann und ihr Atem immer schneller ging.

Eine schmerzverzerrte Fratze hatte ihr sonst so fröhliches Gesicht abgelöst, eine verkrampfte Haltung ihren restlichen Körper umfangen, ein stiller Schrei hallte in der Nacht wieder. Weit aufgerissene Augen, die einem psychopatischen Menschen hätten gehören können und ein heiseres Stöhnen, das die Stille wie einen Spiegel durchbrach und die heftigen Bewegungen, den Schmerz zu stillen. Das raschelnde Gras, das unter ihrem bebenden Körper ums Überleben kämpfte und versagte.

Panisch blickte sie um sich und entdeckte einen schwarzen Schatten, der in die Höhe ragte. „Ein Baum.“, schoss es unbewusst durch ihren Kopf, obwohl sie das Gebilde durch ihren verschwommenen Blick nicht erkennen konnte. Stoßweise ging ihr Atem und sie kroch auf den rechten Arm gestützt dorthin und zog sich unter größten Schmerzen an der Rinde herauf, sodass sie sich mit dem Rücken dort anlehnen konnte. Bemerken tat sie dabei nicht, wie sie sich durch die Grobheit des Baummantels ihre Finger blutig kratzte. Den Kopf nach hinten gelehnt und den Mund etwas geöffnet, keuchte sie in die kalte Nacht hinein und drückte mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand auf die Schmerzquelle. Warum wollte sie es nicht loslassen? War sie denn wirklich verdammt? Hassten sie alle? Sogar das Leben?

Unmäßig viele Tränen rannen aus ihren Augen, ihre Nase lief. Sie schloss die Augen, wollte so dem Leben entkommen, doch aus welchem Grund auch immer gelang ihr es nicht. Ihr vernebelter Blick wurde zu dunklem Schwarz, was sich aus unerfindlichen Gründen in langsam tanzende, bunte Kreise verwandelte, die sich aufteilten und zu lustigen Spiralen wurden, sich mit der Zeit aber in Tsuandes Büro verwandelten. Die letzten fröhlichen Punkte schlossen sich zusammen und zogen sich weiter in die Höhe, bis aus ihnen eine Gestalt wurde, die Sakura undeutlich aus ihren rehbraunen Augen heraus anguckte. Ein Blick, der keine Wiederworte zuließ. Ein Blick, der Enttäuschung beinhaltete. Ein ernster Blick. „Was habe ich nur gemacht, verrate es mir bitte, Hokage.“, wimmerte sie vor sich hin und versuchte die Augen zu öffnen, doch der starre Blick ihrer ehemaligen Lehrmeisterin ließ es nicht zu. „Willst du, dass ich sterbe?“, fragte sie noch einmal, doch war ihre Antwort Stille. Unerträgliche Stille.

Plötzlich wandelte sich das Bild vor ihrem geistigen Auge wieder in die vielen bunten Formen, die lustig hin und her tanzten, wurden jedoch schnell zu grauen Gegenständen, die sich als Kunais enttarnten. Im Hintergrund jedoch blieben immer noch die goldenen Umrisse der fünften Hokage. „Also ja.“, hauchte sie enttäuscht in die Nacht und ließ ihren rechten Arm fein ihren Körper herunter gleiten, bis er an die Tasche stieß, die an ihrem Bein befestigt war und zog eine der schon seit gedachten Ewigkeiten nicht mehr geschärften Waffen daraus. Den Griff fest in ihrer Hand haltend, strich sie mit der Spitze über ihren Schenkel und zuckte kurz zusammen, als sie einen leicht brennenden Schmerz und eine heiße Flüssigkeit spürte, die ihr Bein erfüllte. Ihr Gehirn war vernebelt, alle Gedanken waren wie weggefegt. Jemand musste ihr Gehirn mit Wasser durchgespült haben, denn es war nichts mehr übrig, was sie von ihrem jetzigen Vorhaben abhalten konnte. Als wäre sie ein Roboter ohne Gefühle.

Ohne auf den Schmerz zu achten, den ihr linker Arm als Alarm an ihr Gehirn versandte, als sie ihn wie automatisch vor ihren Körper hob, brachte sie das Kunai mit zittrigem Griff an ihrer Pulsschlagader an und wollte gerade einen senkrechten Schnitt setzten, als eine eisige Stimme sie aus ihrem Traum weckte, der ihr fast das Leben gekostet hätte.
 

„Wenn du dich schon vor mir umbringen willst, versetz dir wenigstens ein Stich ins Herz oder ramm dir das Kunai in den Rachen.“
 

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Das wars mal wieder…

Etwas kurz, aber immerhin irgendwas auf die Reihe bekommen.
 

Lg

Myobie

Zweifel

„Wenn du dich schon vor mir umbringen willst, versetz dir wenigstens einen Stich ins Herz oder ramm dir das Kunai in den Rachen.“
 

Ein plötzlicher Stich durchzog ihren Körper, als sie diese eisige Stimme hörte. Gänsehaut zog sich in feinen Strichen über ihren Körper und ihr Gehirn hatte nur ein Bild, das sie dieser Stimme zuordnen konnte.

Itachi Uchiha.

Woher? Keine Ahnung.

Mehr brachte ihr Kopf nicht zustande, zu tief war es mit den Selbsterlösungsgedanken seines Trägers beschäftigt. Nicht einmal den Kopf nach oben schnellen und dem Feind ins Angesicht blicken konnte sie. So erschöpft, so müde, so hingerissen von dem ihr entgegen lächelnden Kunai war sie bereits.

Wortlos drehte sie das grau glänzende Metall in ihrer rechten Hand, die durch Erschöpfung zu zittern begann. Fast wäre es ihr in den Schoss gefallen, doch im letzten Moment packte sie fest zu und schnitt sich dank der scharfen Klinge in das zarte Fleisch.

Die Waffe hatte sich im Fall wohl gedreht.

Zittrig nahm sie nun ihre andere verletzte Hand hinzu, dessen Schmerz sie einfach zu übergehen verstand, und drehte das kleine, wertlose Stück ´letzen Endes´ in ihrer Hand, sodass die Spitze nun auf ihr Herz zielte. Nur eine klitzekleine Handbewegung und es wäre zu Ende, endgültig, doch irgendetwas hielt sie davon ab, diese letzte Bewegung zu vollziehen.
 

Stumpfe Augen, die ihren Glanz längst verloren zu haben schienen, blickten kurz auf und direkt in die unnatürlichen Augen ihres Gegenüber. Ja, ihr Gehirn hatte ein richtiges Bild geformt. Dort saß er, in einer fast geraden Linie ihr gegenüber, vielleicht drei oder vier Meter entfernt und beobachtete sie, wie sie sich umbrachte. Ihr Leben aushauchte, nichts der Nachwelt überlassen wollte.

Immer noch direkt in Itachis Augen blickend, blind, ihrem eigenen letzten Stoß beizuwohnen, führte sie das eiserne Metall näher an ihr Herz, doch erschwerte das ständige Zittern ihrer Hand ihre Aktion.

Würde sie nicht beim ersten Mal ihr Ziel treffen, würde sie qualvoll zu Tode gehen und wie es mit ihrem Glück zurzeit auszusehen vermochte, war das gar kein gutes Zeichen. Wahrscheinlich hatte sich das Glücksklee, der Marienkäfer, der Schornsteinfeger, das kleine Glücksschweinchen oder was auch immer ihr Glück bereitet hatte, nach der Jo-nin Prüfung für immer aus dem Staub gemacht. Noch mal wollte es sich diese Strapazen wahrscheinlich nicht mehr antun. Viel zu viel Arbeit, Sakura vom Unglück fern zu halten.

Wie man genau an dieser Situation erkennen konnte…

Was hatte Ino sie doch damals so gehasst, weil sie die Prüfung bestanden hatte und die blonde Konoha-Frau nicht. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Ino mit ihrem Übertemperament förmlich Flammen um sich gebildet hatte und gar nichts mehr mit ihr reden wollte, als alles entschieden war.

Leicht lächelnd schloss Sakura ihre Augen und lehnte sich hinterrücks an den Baum, der sie mit weiterer Kälte beschenkte. Reichte denn kein Itachi Uchiha dazu?

Sie musste an die vielen schönen Tag im Ichirakus denken, die sie zusammen mit dem Dauerhunger in Person verbracht hatte. Wie sich eines Tages Hinata, Kiba und Shino zu ihnen gesellt hatten. Viele Bilder waren in ihrem Kopf hängen geblieben, die sie gerade aus ihrem Gedächtnis kramte und wie eine Diashow vor ihrem inneren Auge abspielte. Auf einem war Naruto gerade eine viel zu große Portion Ramen am herunterschlucken -wenn man es überhaupt schlucken nennen konnte-, während sie und Kiba ihm lustige Perücken aufgesetzt hatten. Auf einem anderen…

„Wird das heute noch was oder sitze ich vergeblich hier?“, holte sie eine dunkle, raue Stimme aus ihren Gedanken zurück und wieder wurde sie sich bewusst, wo sie eigentlich war…

„Was wäre… wenn ich es nicht tun würde?“ Ihr stumpfer Blick fraß sich in die emotionslosen Seelenspiegel Itachis. Selbst bei dieser überraschenden Frage zeigte er keinen Funken an Emotion. Es stimmte also, was man sich über ihn erzählte…
 

Ein kleines Lächeln stahl sich auf das Gesicht der Konouchi, als sie wortlos die Waffe aus ihrer Hand fallen ließ und wie in Zeitlupe versuchte, durch qualvolle Schmerzen in fast all ihrer Gliedmaßen aufzustehen. Nach Ewigkeiten, wie es ihr schien, hatte sie es geschafft und stützte sich an den Baum. “Was wäre, wenn ich es nicht tue? Beendest du es dann, mein wertloses Leben?“ Ihr Gesicht verzehrte sich zu einer schrecklichen Grimasse. „Oder werde ich es eines Tages bereuen, es nicht getan zu haben? Mein Leben ist zu Ende, ich bin verbannt, gejagt von meinen eigenen Freunden. Mir bleibt nichts mehr vom Leben, eigentlich. Aber was ist, wenn ich mich nun umbringe und sie mich doch eines Tages zurück haben möchten? Wenn mein Schicksal darin besteht, neue Freunde zu finden, weit weg von Konoha? Dann darf ich mein Leben nicht einfach so beenden, nein. Oder ist gerade das der Sinn meines Lebens? Alles zu verlieren? Sag du es mir, bitte.“ Das letzte Wort flüsterte sie nur in die Nacht hinein, als wolle sie nicht, dass der Uchiha es vernahm. Und doch hallte dieses eine Wort laut in ihren Ohren wieder. Itachi so etwas entgegen zu werfen war der totale Humbug, das wusste sie selbst. Wie verzweifelt sie sein musste, ihn um so etwas zu bitten, die Frage auf ihr Schicksal zu beantworten. Den großen Bruder Sasukes, der abgehauen war, weil er sein Schicksal nicht kannte. Itachi Uchiha, einen Klanmörder, wie konnte sie sich an seine Antwort fesseln -die sie eh nie bekommen würde- obwohl sie ihn nicht kannte, ihn verabscheute, ihn am liebsten umbringen würde. Ein starkes Kribbeln durchzog ihren Bauch und dann ihren Brustkorb, das jeden Schmerz wett machte. War es Hass auf ihre letzte Hoffnung? Sie wusste es nicht, wollte sie es überhaupt wissen?

Itachi jedoch blickte sie einfach nur an, wie sie da verkrümmt an dem Baumstamm Halt suchte. Halt, um nicht umzukippen, doch gleichzeitig den Halt, den sie in ihm zu suchen vermochte.

Als wäre er gerade nicht Zeuge dieser Szene, stand er einfach auf und wandte sich zum Gehen.

„Nein“, schrie eine viel zu schrille Stimme seinen lautlosen Schritten hinterher, als er wirklich zu Gehen begonnen hatte. Verzweifelt blickte die Rosahaarige auf seinen Rücken, irgendwie war er doch kleiner als sie gedacht hatte…

„Wenn du der Versuchung noch nicht nachgegeben hast, wenn ich wieder komme, beantworte ich dir deine Frage vielleicht.“ Und mit diesen Worten war er auch schon verschwunden, jedoch nicht, bevor er einen kleinen Ring in seiner Hosentasche verstaut hatte. Unheimlich, wie sie das manchmal konnten, die, die alles in ihrem Leben erreicht hatten…
 

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„Tsunade, gib mir einen Auftrag, sonst renne ich ihr doch noch hinterher.“ Naruto war mit Höchstgeschwindigkeit in das Zimmer der Hokage gesprintet und hatte es anscheinend nicht nötig, vorher anzuklopfen, wie man es eigentlich tat. „Ich weiß sie ist ne Verräterin, obwohl ich ihr das niemals zugetraut hätte, doch ich vermiss sie jetzt schon. Oba-chan, bitttttttteeeeee.“, quengelte er sofort weiter, bevor die Hokage überhaupt ihre Feder von dem weißen Blatt Papier lösen konnte, das vor ihr lag. Überrascht hob sie ihren Kopf und sah den orangefarben gekleideten Chaosninja an. Sie war es zwar gewöhnt, von ihm Oba-chan genannt zu werden -obwohl er das eigentlich gar nicht durfte und sie sich jedes Mal beherrschen musste, ihn nicht sofort wieder hochkant aus dem Zimmer zu werfen- war es dieses Mal jedoch anders. Sie war es auch gewöhnt, das er einfach so die Tür aufriss, ohne auf die Förmlichkeiten zu achten und ebenso einfach einen Auftrag zugesteckt bekommen wollte, doch irgendwie fehlte ihr heute trotzdem etwas von seiner wibbeligen Art. Irgendetwas war heute anders, das spürte sie sofort, doch konnte sie sich den Grund für sein Verhalten bereits denken.

„Es war auch für mich nicht leicht, Sakura davon zu jagen Naruto, doch es musste sein. Sie ist eine Verräterin! Trotzdem gehe ich meinem Alltag nach, ich habe zu tun und momentan keine Aufträge zu vergeben. Wir leben in ruhigen Zeiten Naruto.“ Doch das stimmte nicht ganz, das wusste sie selbst. Seit zwei Tagen warf sie sich praktisch in die Arbeit, wie Dagobert Duck in seinen Geldspeicher, während der ganze Schrank mit gefüllten Sakeflaschen vollgestopft war. Shizune hatte am Morgen schon gar keinen Nachschub mehr gebracht, da kein Platz für weitere Flaschen vorhanden war. „Sie war dir eine sehr gute Freundin Naruto und mir eine gute Schülerin, doch du musst sie nun vergessen.“, fügte sie nach kurzem Schweigen besänftigend hinzu. „Du weißt, was sie getan hat!“, sagte sie nun nicht mehr ganz so sanft und brach ihre Feder fast zwischen den geballten Händen in zwei.

„Ich will trotzdem Auftrag.“, warf der Blonde sofort mürrig ein und verschränkte seine Arme vor der Brust. Wie er so da stand, mit gezogener Schnute und trotzdem erhobenen Kopfes, hätte man sich sofort auf den Boden werfen können und sich kugeln vor lachen, doch das tat niemand. „Es gibt aber keinen Auftrag für dich und jetzt raus, sonst machst du Bekanntschaft mit dem Fenster.“, donnerte die Hokage sofort los und zeigte mit warnendem Finger auf die Tür.

„Ich weiß, wie du dich fühlst, doch du brauchst Ruhe.“, fügte sie in Gedanken hinzu, als der Blonde schweißgebadet beide Füße in die Hände nahm und schneller verschwunden war, als er in dem Büro erschienen war.
 

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Schwach hob und senkte sich ihr Brustkorb. Das leise Atmen ging im Chor der Vögel unter, die hoch oben in den Baumkronen und auf den darunterliegenden Ästen jeden Morgen ihr fröhliches Lied anstimmten. Sie konnte es bereits auswendig…

In den ersten Tagen hatte sie leise mitgesummt, wollte die Vögel doch nicht bei ihrer Übung stören. Doch mittlerweile war sie zu schwach dazu. Wer besser werden wollte, der musste eben üben, das kannte sie nur zu gut. Das hätte sie jetzt auch am liebsten getan, einfach ihre Flügel auseinandergefaltet und zu dem bunten Haufen hinauf geflogen, um mit ihnen ein Lied zu trällern. Doch brachte sie das nicht fertig, all ihre Kraft hatte sie verlassen. Jeder noch so schwache Atemzug, der sie am Leben hielt, bereitete ihr unendliche Schmerzen und sog sie immer weiter aus. Nicht mehr lange und ihre Lebensenergie war ausgesaugt, vollkommen verschwunden. Hätte sie das vorher gewusst, sie hätte das graue Stück Metall in ihr Herz gerammt… Hätte sie gewusst, wie es enden würde, hätte sie es schon vor zwölf endlosen Tagen getan, als sie genau an dieser Stelle an den dicken Baum gelehnt dagesessen hatte und ihm gegenüber gestanden hatte. Das war nun ganze zwölf Tage her, doch sie wollte eine Antwort. Hatte er nicht gesagt, er gäbe ihr eine, wenn sie noch lebe, wenn er wiederkomme? Wo war er, der große Itachi Uchiha? Zorn stieg in ihr auf, flachte aber sofort wieder ab. Sie hatte keine Kraft mehr, überhaupt noch etwas zu empfinden.

Seit acht Tagen hatte sie schon nichts mehr gegessen, sie spürte ihre Haut, die ohne den Fleischübergang gegen ihre Rippen schlug. Sie musste einfach aussehen wie eine Leiche. Sie war bereits fast eine. Verwechseln würde das wohl jeder.

Sie freute sich jetzt schon auf die Nacht, in der es endlich wieder regnen würde, jetzt schon hatte sie wieder unendlichen Durst. Ihre Lippen waren rau und schon teilweise aufgeplatzt, ihre Finger knochig und zu nichts mehr zu gebrauchen und ihr wertvollster Besitz, der Ring, war zu allem Überfluss auch noch nicht mehr da. Sie hatte ihn verloren, ihr letztes Stück ´Eltern´.

Was hatte sie sich eigentlich eingeredet, als sie meine, sie wolle warten? Das war doch der größte Schwachsinn, den sie beschließen konnte! Wäre sie in der Lage, sich selbst zu ohrfeigen, sie hätte es getan. Dabei wollte sie sich doch gar nicht selbst bemitleiden…

Erwachen

Leise Schritte durchbrachen die schöne Idylle der kleinen Lichtung. Die fröhlich zwitschernden Vögel wurden plötzlich still und verschwanden von den Baumkronen, als sich ein Mann tief niederbeugte und mit einer alten silbergrauen Schale Wasser aus dem kleinen Bach schöpfte, der sich fröhlich und klar durch das Gras schlängelte, mitten durch das Sonnenstrahlen beglückte Stück Wald, welches einen ziemlich hohen Kontrast zum äußeren Teil des Kreises bildete.

Grazil, als gehöre er zu diesem wunderbaren Stückchen Erde, stand der durch einen Reishut und einen schwarzen Mantel verhüllte Mann auf und blickte mit rot leuchtenden Augen in den schwarzen Wald hinein.

Er hatte sich Zeit gelassen. Schon längst hatte man ihn wieder im Quartier erwartet, das er vor etwa drei Tagen verlassen hatte. Niemand hatte gewusst, warum er einfach verschwunden war, doch nicht einmal Pain, sein Anführer, hatte ihn zurück gehalten, obwohl dieser als einziges genau wusste, das er nicht wieder zurück kehren würde, zumindest nicht in näherer Zukunft.

Ohne sich noch einmal an diesem wundervollen Platz umzusehen, sprang er leichtfüssig auf den naheliegensten Baum und hüpfte von dort weiter in die Dunkelheit. Nur wenige Minuten später ließ er sich von seinen Füßen zum Boden tragen und blieb hinter einem besonders dicken Baum stehen. Sie bemerkte ihn nicht einmal, so kraftlos war sie. Selbst vor drei Tagen, als er zum ersten Mal hinter diesem Baum gestanden hatte um sie zu beobachten, hatte sie seine Anwesenheit nicht bemerkt. Jeder andere Ninja wäre schon längst auf ihn zugesprungen und hätte versucht, ihn zu töten, doch dieses Mädchen gab ein Bild des Jammers ab. Nicht einmal sein Chakra hatte er sorgfältig unterdrückt, als wolle er, dass sie ihn spürte. Sie würde bald sterben, das wusste er, obwohl sie so energisch dagegen ankämpfte, verließ die Kraft sie doch immer mehr. Mit jedem Atemzug schien sie kleiner zu werden, zusammenzuschrumpfen, jeder Atemzug wurde flacher.

Konnte er es sich erlauben, sie heute schon wieder nicht mit sich zu nehmen? Würde er sie damit nicht doch umbringen?

Obwohl man es nicht von ihm gewohnt war, schien er einen inneren Konflikt zu führen, ob er sie nun von ihren Leiden befreien solle oder nicht.

Geräuschlos schritt er hinter dem breiten Stamm hervor, er wollte sie schließlich nicht erschrecken und trat etwas näher an sie heran. Ihre Augen waren geschlossen. Von hier ergab sie noch ein weitaus größeres Bild des Trauers ab. Nur schwach hob und senkte sich ihr Brustkorb, es war schon fast nicht mehr wahrzunehmen. Ihre Rippen zeichneten sich deutlich unter dem farbigen T-Shirt ab, sie war in den letzten Tagen sehr abgemagert. Das Gesicht war eingefallen, die Lippen trocken und gerissen, die Finger nichts mehr als verkrüppelt aussehendes Gemüse.

Kurz schloss er die roten Augen und öffnete sie in einem anderen Farbton, als er die letzten Meter zwischen sich und dem rosahaarigen Mädchen überwand und ihr das Wasser in den offen stehenden Mund flößte. Dann hob er sie auf seine Arme. Er hatte es wohl doch übertrieben, ein Suizid gefährdetes Mädchen zwölf Tage lang ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. Sie wog nicht mehr als eine Feder, Ballast war etwas anderes für den jungen Mann, dessen Name Itachi Uchiha war.

Die Bewegung langgezogen, verschwand er wieder in den Kronen der Bäume und blieb für normale Blicke verborgen.
 

***
 

Langsam rutschte ihre Hand von der sanften Bettdecke. Ihre Kraft war alles andere als vollkommen vorhanden. Sich selbst als Schwächling betitelnd, lauschte sie in ihre nähere Umgebung und konnte nichts hören, außer einem leisen Schaben, das jedoch sehr weit entfernt zu sein schien. War sie jetzt im Himmel? Er jedenfalls hatte sein Versprechen nicht gehalten, er war nicht wieder erschienen. Traurigen Gemütes drehte sie sich mühevoll in dem weichen Bett auf den Bauch und öffnete blinzelnd die Augen. Irgendwie war der Himmel langweilig. Mürrig ließ sie den schweren Kopf zwischen die verkreuzten Arme fallen und ließ dabei ein lautes Seufzen hören. Schon seit mehreren Tagen war sie hier und wusste weder in wessen Bett sie lag, noch wer sie her gebracht hatte.

Wenn das wirklich der Himmel war, wollte sie sofort in die Hölle versetzt werden. Die Langeweile war ja kaum auszuhalten!!

Wenn sie sich stark genug fühlte, überwand sie ihre immer noch schmerzenden Gliedmaßen und setzte sich auf den bereit gestellten Stuhl vor dem wunderbar erleuchteten Fenster. Es war Tag. Immer wenn sie dort gesessen hatte, spielte eine leichte Briese mit ihrem zerzausten und fettigen Haar. Das war das einzig gute an diesem Zimmer. Die weiß tapezierten Wände, die gekachelte Decke und vor allem das dazu absolut nicht passen wollende dunkelbraune Laminat gaben keine Abwechslung. Konnte nicht irgendwer eine Wand erfinden, die die Farbe nach Belieben änderte? Oder sich der Stimmung der Person anpasste, die in dem Zimmer hockte? Wie ein Stimmungsring, der ebenso die Emotionen des Trägers widerspiegeln sollte. Obwohl, dann wären die Wände immer schwarz, dachte sie betrübt in sich hinein und vermisste schon wieder den schönen Ring, der bis vor kurzem an ihrem Ringfinger gesteckt hatte. Wie um Himmels Willen hatte sie dieses kostbare Stück nur verlieren können? Sie hätte sich schon wieder selbst schlagen können, als plötzlich die Zimmertür aufgeschoben wurde und eine dunkel gekleidete Gestalt ihr kleines Reich betrat. „Wenn du Gott bist, habe ich eine Bitte an dich. Ich will gerne in die Hölle versetzt werden, hier ist es mir zu langweilig.“, sprach sie dumpf gegen das Kissen gerichtet, sie hatte gar keine Lust, dem Erschaffer von Allem ins Gesicht zu blicken.

Die Tür wurde wieder geschlossen und leise Schritte begaben sich zu dem halb geöffneten Fenster. „Seit wann bist du wach?“, fragte eine tiefe männliche Stimme, die ihr sofort Gänsehaut auf die Arme trieb. Sie hatte diese Stimme schon einmal vernommen, doch wo? Wenn das wirklich Gott war, hatte er jedenfalls eine verdammt schöne Stimme. Aber was sollte man vom Erschaffer anderes erwarten? Er war bestimmt perfekt. „Seit ein paar Minuten.“, beantwortete sie seine Frage wahrheitsgemäß und wurde nun langsam doch neugierig, wer sie da besuchen kam und vor allem, welcher Körper zu dieser wunderbaren Stimme gehörte. „Aber irgendwie finde ich keinen Schlaf mehr. Wenn man vier Tage lang hier drin hockt und nichts machen kann, wird man einfach nicht mehr müde.“, sagte sie weiterhin und drehte langsam ihren Kopf in Richtung Fenster. Doch entgegen ihrer Hoffnung konnte sie nur eine dunkle Silhouette im Fensterrahmen erkennen, die nicht einmal in ihre Richtung zu blicken schien. Schade, dachte ihre innere Stimme und drehte die Augen nach links und zog eine Schnute in die entgegengesetzte Richtung. Irgendwie hatte sich nun doch das Bedürfnis in ihren Bauch genistet, ihrem ´Erschaffer´ einmal in die Augen zu schauen. „Warte hier.“, hallte es erneut in männlicher Präsenz im Zimmer umher.

Als er dann zur Tür trat, fiel Sakura erst einmal der Unterkiefer auf die Bettdecke. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Der Typ sah aus wie Itachi Uchiha, der sie einfach hat liegen lassen, obwohl er versprochen hatte, zurück zu kehren. Mistkerl, dachte sie mit finsterem Blick und fügte ein schlecht gelauntes ´und hat mich einfach sterben lassen´ hinzu. Ihre Laune war gerade zum Tiefpunkt gesunken. Weiter runter ging es nun wirklich nicht mehr. Warum passierte nur immer ihr das? Zuerst wurde sie ohne ersichtlichen Grund aus ihrer Heimat gejagt, dann hielt ein dummer Nuke-Nin sie vom Selbstmord ab, sie verlor ihren Ring und schließlich starb sie doch!! Das Wort sauer hätte ihre Stimmung nicht ansatzweise beschrieben, wie sie fand, trotzdem wäre sie nun am liebsten aufgestanden und hätte den Raum in tausend Stücke zerrissen. Sie war doch jedem egal, kein Mensch hatte sich Sorgen um sie gemacht, niemand machte es sich in diesen Minuten. „Na wenigstens belästige ich diese verdammten Idioten in Konoha nun nicht mehr, ich bin ja tot.“, kam es in zischenden und stoßweise gebrachten Wörtern aus ihrem Mund. Die Zähne fingen bereits an zu schmerzen und knirschen, so fest drückte sie die beiden Zahnreihen aufeinander.

Moment, irgendwas stimmte da nicht, da konnte einfach was nicht stimmen.

„Du bist nicht tot.“, sprach eine ruhige Stimme und erst jetzt bemerkte sie, dass er wieder das altmodische Zimmer betreten hatte. „Höö?“ Verwirrt blickte sie hoch und direkt in das Gesicht ihres Retters. Dass ihr dabei schwindelig wurde, versuchte sie so gut es möglich war zu vertuschen und es schien zu wirken, seine Mimik veränderte sich nicht. „Ich bin nicht tot? Dann bist du auch nicht Gott, sondern wirklich Itachi Uchiha?“, fragte sie misstrauig nach, als ihr der Fehler in dem Gedankengang auffiel, der schon einige Minuten zurück lag. Wenn sie nicht tot war, konnte das vor ihr auch nicht Gott sein, also musste es der Uchiha sein, weil er genauso aussah wie der Mann, der ihr beim Selbstmord hatte zugucken wollen, schloss sie einfach mal schnell, ohne überhaupt ihr Gehirn einzuschalten. Hoffnungsvoll blickte sie ihn aus ihren großen grünen Augen heraus an, als wolle sie eine Bestätigung, doch stattdessen stellte er nur eine kleine Schüssel mit Flüssigkeit neben sie auf den kleinen Nachttisch. Naruto wäre vor Lachen an die Decke gegangen, dachte sie finster und zog für einen Moment eine Schnute.

Schwarze Augen suchten noch einmal das Gesicht der Konouchi, um sich eine Bestätigung zu suchen, das sie anscheinend einen Gehirnschaden erlitten hatte und verschwand wieder aus der Tür. So langsam fing er an es zu bereuen, sie mitgenommen zu haben. Sie schien zu viel Temperament zu besitzen...

Doch warum hatte er es überhaupt getan?

Die Antwort auf diese Frage wusste er ganz genau…

Mit ausdrucksloser Mine spazierte er gemütlich durch den Flur und verschwand schließlich in einer der wenigen Türen, die daran grenzten.
 

Verwirrt blickte sie auf die kleine weiße Schüssel, die direkt neben ihr stand und dessen dampfender Inhalt sie förmlich anlächelte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie schon wieder gewaltigen Hunger hatte. Jeden Tag, wenn sie aufgewacht war, hatte eine kleine Schale mit trockenem Brot neben ihr gelegen, dazu immer ein sauberes Glas und ein großer Krug mit Wasser. War das wirklich Itachi gewesen, der jeden Tag nach ihr gesehen hatte?

Das konnte sie irgendwie kaum glauben, immerhin hatte dieser Mann seine eigene Familie auf dem Gewissen, er war es, der Sasuke ins Unglück gestürzt hatte. Der Grund, warum er sein Leben in das Zeichen der Rache gestellt hatte, der Grund, warum er sie vor wenigen Jahren verlassen hatte. Erst jetzt kamen ihr diese Gedanken zu dem Mann, der sie anscheinend gerettet hatte. Ihr Bauch fühlte sich an, als hätte man sie als Tor in einem Fußballspiel missbraucht und ziemlich viele Tore geschossen. Daran hatte sie gar nicht gedacht, als sie ihm gegenüber gestanden hatte und ihr Leben beenden wollte. Sie hatte dem Mann gegenübergestanden, den Sasuke suchte, dem Mann, den ihr verdammter ewiger Schwarm so sehr verabscheute. Und nun sollte sie sich von ihm durchfüttern lassen? Wut brannte in ihr auf und ohne nachzudenken ergriff sie die heiße Schüssel und schmiss sie gegen die naheliegenste Wand. Das sollte wohl ein dummer Scherz des Schicksals sein! Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle übergeben, um das Brot aus sich rauszubrechen, das von seiner Hand geschnitten worden war. Sie wäre am liebsten mit Kunais und Shuriken auf diesen Mann losgestürmt, auch wenn sie wusste, dass sie keinen Hauch einer Chance gegen ihn hatte.

Warum war ihr das nur jetzt erst aufgefallen? Ein Tränenschleier legte sich über ihre Augen, ihre Handinnenfläche wurde von langen Fingernägeln zerstochen, dessen Schmerz sie in ihrer Wut gar nicht bemerkte.

Warum nur musste dieses verdammte, beschissene, total verdreckte Schicksal immer nur ihr so etwas antun? Was hatte sie getan, um nur so bestraft zu werden?

Wenigstens fing sie an zu verstehen, warum sich ihr Glücksbringer aus dem Staub gemacht hatte. Wenn es immer solche Situationen abzuwehren hatte, wäre sie in dessen Situation wahrscheinlich ebenso geflohen.

Langsam blickte sie an die Wand. Ein langer nasser Streifen durchzog die Tapete, als hätte sie angefangen zu heulen. Die Schüssel war auf dem Kopf gelandet, während die langen Nudeln und Hühnchenstücke den ganzen Raum verdreckten. Schon jetzt bereute sie es, ihr Essen verschmäht zu haben. Wie um sie zu ärgern, brummelte ihr Bauch leise auf und sie versteckte sich unter der Bettdecke. Sie wollte sich verstecken, sich nie wieder irgendwem zeigen. Warum musste sie auch ständig so übertreiben? Das war doch nicht normal!!

Plötzlich begann ihr Körper zu zittern, sie wusste nicht warum. Was würde Itachi wohl dazu sagen? Eine total versaute Tapete, zwar eine hässliche, um die es nicht schade war, einen Ersatz anzubringen, aber trotzdem hatte sie die Tapete versaut. Das Essen verschmäht und zusätzlich noch damit rumgespielt. Als wäre sie ein kleines Kind…

Nur wenige Sekunden später deutete ein leises Quietschen darauf hin, dass die Tür geöffnet wurde und Sakura hob die Bettdecke so an, das sie durch einen kleinen Spalt die Tür erkennen konnte. Was würde er dazu sagen?

Doch entgegen ihrer Vorstellung, sie zu töten, als er das Chaos bemerkte, drehte er sich einfach um und verschwand wieder. Nur um wenig später mit einer neuen Schüssel Suppe wieder aufzutauchen.

„Iss.“, fügte er dieses Mal eine leicht verständliche Erklärung hinzu, nachdem das einfache hinstellen ohne Worte wohl missverständlich gewesen war.
 

Mit hochrotem Kopf kam sie wieder aus ihrer Decke gekrochen, nachdem Itachi die Tür hinter sich geschlossen hatte. Peinlicher ging es nun wirklich nicht mehr Sakura, schimpfte sie sich selbst aus und nahm dieses Mal die Schüssel behutsam in beide Hände. Sie wollte doch nicht, dass ihr der kleine Topf nun auch noch aus Versehen herunterfiel. Doch bei ihrem momentanen Glück konnte man sich da nie so ganz sicher sein.
 

***
 

„Sag mal Itachi, ich weiß, dass du nicht sonderlich gesprächig bist aber du hast mir eine Antwort versprochen. Erinnerst du dich noch? Es ist gar nicht so lange her. Du wolltest mir mein Schicksal zeigen.“, sprach sie mit immer leiser werdender Stimme ihre Gedanken aus und blickte dabei flehend in das Gesicht ihres Gegenübers. Das jedoch verzog keine Mine. Hatte sie diese Frage doch nicht stellen sollen? Aber es interessierte sie doch so, schon seit mehr als einem ganzen Monat. Normalerweise war sie nicht der Mensch, der sich davor scheute, ihren Gedanken Worte zu verleihen, doch in diesem Fall war es anders. Immerhin saß sie hier nicht irgendwem gegenüber, sondern Itachi Uchiha, dem großen Bruder ihres ach so geliebten Sasuke, mit der sarkastischen Betonung auf den drei Worten ´ach so geliebten´. Wie hatte sie sich damals eigentlich in dieses arrogante Arschloch verlieben können? Wie nur? Doch warum suchte sie so verzweifelt nach der Antwort auf diese Frage? Weil sie ihn immer noch mochte? Jetzt noch, nach so vielen Jahren? Nach dem, was passiert war?

Sie hätte ihren Gedankengang Jahre fortsetzten können, doch zerbrach ihre Gedankenwelt wie ein durch einen Schneeball getroffenes Fenster in tausend Scherben, als eine tiefe männliche Stimme zu sprechen begann. „Habe ich dir das wirklich versprochen?“ Nachdenklich nahm sie den Schleier von ihren Augen, den sie nicht einmal bemerkt hatte, als ihre Gedanken abgeschweift waren und blickte dem Uchiha wieder in die nachtschwarzen, kalten Augen. „Ja.“, mehr brachte sie nicht heraus. Es fröstelte ihr, obwohl der Sommer langsam Einzug in das weite Land hielt. Lange würde sie es nicht mehr aushalten, in seine Augen zu blicken, ohne dabei zu einer Eissäule zu frieren. Sie wurde einfach wahnsinnig. „Denk zurück.“, sagte er ohne erkennbare Emotion in der wunderschönen Stimme und sie tat es. Sie tat eigentlich alles, was er ihr sagte. Hätte er ihr befohlen, von der nächsten Brücke 100 Meter in die Tiefe zu springen, sie hätte es getan…
 

Warum?
 

Weil sie loyal war.
 

„Nein“, schrie eine viel zu schrille Stimme seinen lautlosen Schritten hinterher, als er wirklich zu Gehen begonnen hatte. Verzweifelt blickte die Rosahaarige auf seinen Rücken, irgendwie war er doch kleiner als sie gedacht hatte…

„Wenn du der Versuchung noch nicht nachgegeben hast, wenn ich wieder komme, beantworte ich dir deine Frage vielleicht.“
 

„Vielleicht.“ Irgendwie schien das Dauerreden des schwarzhaarigen jungen Mannes auf sie abgefärbt zu haben.

„Hn.“, war seine einzige Antwort, doch sie wusste, dass er genau auf dieses Wort hinaus gewollt hatte.

Sie hätte jetzt lachen sollen, ganz laut und hysterisch, war sie doch auf so einen miesen Trick hereingefallen. Das konnte doch nicht wahr sein. Doch sie tat es nicht, sie hatte einfach keine Lust dazu. Er färbte wirklich auf sie ab, dabei lebten die beiden Nuke-Nin doch erst einen Monat zusammen in diesem kleinen Häuschen. Eine kleine Wohngemeinschaft, wenn man es so nennen wollte, doch das wollte Sakura nicht. Auf der einen Seite mochte sie ihren neuen Partner, doch vermisste sie Naruto. Sie brauchte nach dieser langen Zeit endlich mal wieder jemanden, bei dem sie sich ausheulen konnte, ohne dabei als Schwächling bezeichnet zu werden. In diesen letzten fünf Wochen war einfach zu viel geschehen.
 

Als sie nach fünf Tagen genügend Kraft in ihrem Körper verspürte, setzte sie sich auf dem weichen Bett aufrecht hin und drückte sich mit beiden Armen in die Höhe. Sie wollte endlich einmal mehr sehen von dieser kleinen Hütte als dieses Zimmer. Am liebsten hätte sie noch mehr heiße Suppe an den Wänden verteilt, so bekamen die langweiligen weißfarbigen Wände wenigstens ein Muster -auch wenn es nicht mit irgendetwas anderem um die Schönheit konkurrieren konnte- doch Itachi hatte ihr seit diesem kleinen Vorfall keine mehr serviert. Er war zu seiner Standart-Nahrung zurück gekehrt. Trockenes Brot mit Wasser.

Langsamen Schrittes, da sie Angst hatte doch jeden Moment wieder umzukippen, da sie momentan wie auf Wackelpudding ging. Ihre Kräfte hatten wohl keine Lust, zu ihr zurück zu kehren. Als erstes hatte sich ihr Glück verabschiedet und nun ihre Kraft, was kam wohl als nächstes? Ihr Gehirn? Noch bevor sie in Selbstmitleid ertrinken konnte, hatte sie die Tür erreicht und die kleine silberfarbige Klinke hinuntergedrückt. Was würde sie wohl erwarten?

Ein merkwürdiges Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit, die Neugierde überwog das Selbstmitleid in Tonnen.

Auch im Flur war das Licht gefangen. Am rechten Ende befand sich ein Fenster, das die komplette Etage mit Sonnenstrahlen beglückte. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Treppe, die ein Stockwerk nach unten führte. Also war sie im ersten Stock, schlussfolgerte sie Sherlock Homes like und tappte mit kleinen Schritten zum Geländer. Auf dieser Etage befanden sich nur noch ganze drei andere Türen, doch diese interessierten sie wenig. Ihr Blickfang lag auf der Treppe, die durch ein sehr schön geschnitztes Geländer abgerundet wurde. „Das muss ein Vermögen gekostet haben.“, dachte sie für sich, als sie die einzelnen Balken mit dem Zeigefinger entlang fuhr und weitere kleine Details entdeckte. Schlangen zogen sich in die Höhe, man hätte sie als lebendig bezeichnen können, würden sie nicht in braunen starren Stangen am Geländer hängen. Sie war fasziniert von den schönen Schnitzereien und ging ohne es zu bemerken abwärts, um jede Schlange genauer zu betrachten.

Plötzlich schreckte sie hoch und blickte aufmerksam um sich. Als sie beim ersten Blick an zwei roten Augen vorbei huschte, fanden sie schnell wieder ihren Blick. Itachi stand an die Wand gelehnt da und beobachtete sie. Schnell stand sie komplett aufrecht da und konnte nicht verhindern, dass ihr Gesicht anlief wie eine Tomate. „Wie peinlich.“, schlossen ihre Gedanken und die innere Stimme, die gerade mit schief sitzender Brille und Pinsel eine der Schlangen am nachzeichnen war, nickte vorwurfsvoll. Das hätte sie schließlich merken müssen, immerhin war sie eine Kunoichi.

Erst jetzt bemerkte Sakura, das sie die komplette Treppe abwärts gegangen war und blickte sich um. Auch hier waren nicht minder mehr Türen in den Wänden zu erkennen.

„Du solltest liegen bleiben.“, sprach er nur und schloss für einen kurzen Moment die Augen.


 

„Wer hätte denn ahnen können, was zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit geschehen würde.“, flüsterte sie sich selbst zu, ohne auf Itachi zu achten, der auf der anderen Seite des kleinen Wohnzimmertisches auf der Couch saß und an ihr vorbei ins Freie blickte. Das gerade er die Natur so mochte, war unvorstellbar, doch das hatte zu den ersten Dingen gehört, die sie von ihm gelernt hatte.
 

“Du bist noch zu schwach.“

Stechend wirkte sein Blick. Den Augen Sasukes so ähnlich und doch wieder vollkommen anders.

„Ich kann selbst für mich entscheiden.“, setzte sie seinen Worten mit fester Stimme nach und versuchte sich so stark wie möglich zu geben, obwohl sie wusste, das er Recht besaß. Ihm konnten die schwach zitternden Beine und Arme einfach nicht entgangen sein.

„Morgen beginnt das Training.“

Verwundert blickte sie dem verschwindenden Mann nach und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe. Den Abgang fand er wohl ganz toll.

„In der Küche steht Essen.“, vernahm sie noch, kurz bevor das Klicken einer Tür ertönte. Er war gegangen. „Ja geil.“, dachte sie halb genervt für sich und blickte die sechs Türen an, die an beiden Wänden des Flures pappten. „Und was davon ist die Küche?“, fragte sie sarkastisch und seufzte laut auf.

Itachi Uchiha, gefürchteter Nuke-Nin, der Mörder einer ganzen Familie und zusätzlich der große Bruder Sasukes. Sie wollte hier weg, schnellstmöglich!!

Besuch

Das Training bei Itachi war hart, das hatte sie bereits am ersten Tag erfahren dürfen. Obwohl sie noch nicht bei voller Kraft war, schonte er sie nicht.
 

Wie aus dem Nichts erschien er dauernd hinter ihr und setzte gezielte Schläge. Als ob das Ganze für ihn nur eine Aufwärmübung wäre, so wenig sah man es ihm an, dass sie nun schon geschlagene vier Stunden auf dieser Lichtung standen und kämpften, beziehungsweise er kämpfte, während sie nur halb tot auf dem Boden lag und versuchte, schmerzerfüllt die Hände zur Verteidigung zu erheben. „Ab morgen gehe ich joggen, meine Ausdauer ist ja grausam.“, stellte sie ernüchternd fest, obwohl sie bis zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, doch nicht mehr ganz so schwach zu sein wie damals, bevor er gegangen war. Ihr Blick wurde plötzlich traurig, die Gedanken schweiften ab. Auch der Kämpfer, der immer noch ständig auf sie einschlug, rückte in weite Ferne. Die Schmerzen, die sie hatte und die ihr noch beigefügt wurden, vergas sie. Obwohl sie die Gefühle für ihn in ein 30 Meter tiefes Loch mit aalglatten Wänden geschmissen und die Öffnung mit Granit verschlossen hatte, musste sie schon wieder an ihn denken. Sie hatte doch nichts übersehen?

Erst als sie sich gar nicht mehr rührte, hörte er auf, auf sie einzuschlagen und kniete sich stattdessen neben das rosahaarige Mädchen. Ausdrucklos sah er auf das Bündel unter sich. Das Gras um sie herum hatte seine grüne Farbe eingebüßt, überall war es mit unterschiedlich großen roten Flecken besprenkelt, als wäre einem Maler der Farbtopf umgefallen. Auch ihre blasse Haut war bedeckt von dem roten Lebenssaft, sie hatte viel Blut verloren.
 

Am nächsten Tag hatte sie es nicht geschafft, aus der Hütte zu kommen, um ihren Plan zu verwirklichen, ihre Kondition durch joggen aufzubessern, dafür hatte sie die komplette nächste Woche mit Fieberträumen im Bett liegen dürfen. Es war wirklich kein Wunder, das Itachi mit so frühen Jahren bereits der Anbu gedient hatte. Erbarmungslos und ohne Emotion. Ein Killer eben, der seine eigene Familie umgebracht hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wenn sie daran dachte, kroch wieder diese ekelhafte Gänsehaut ihren Körper hinauf und sie wollte nur noch eins, schleunigst von hier fort, doch wohin? Konoha wollte sie nicht mehr haben, nicht einmal ihr bester Freund würde ihr Unterschlupf gewähren.
 

Langsam hob sie den Blick und blickte behutsam in Itachis Gesicht, doch ebenso schnell ließ sie den Blick wieder sinken, als er seine Pupillen auf sie richtete. Beschämt kniff sie die sowieso angespannten Beine zusammen und wünschte sich nichts sehnlicher, als von hier fort zu kommen. Vielleicht würde es ihr jetzt gelingen? Bis zu diesem Tage hatte sie sich zu schwach gefühlt, doch heute war sie voller Tatendrang. Obwohl sie dann immer noch nicht wüsste, wohin. Seit dem ersten, etwas missglückten Training, hatte er sie nicht wieder mit auf die Lichtung genommen, erwartete er etwa, das sie sich selbst meldete, sobald sie sich gesund genug fühlte? Doch bevor sie diesen Gedanken weiterdenken konnte, erklang ein schrilles Geräusch. „Was ist das?“, fragte Sakura misstrauisch und blickte den Mann ihr Gegenüber Stirnrunzelnd an.

„Die Klingel.“

Die Klingel? Ja klar, warum war sie da nicht selbst drauf gekommen? Überzeugt davon, das das nur ein Scherz war, lehnte sie sich wieder entspannt zurück, doch als das Geräusch ein zweites Mal ertönte, sah sie sich verwirrt um und stand schließlich auf, um die Tür als Übeltäter auszuschließen. Leise tappste sie durch den Flur und drückte die Türklinke nach unten, als sie an ihrem vorläufigen Ziel angekommen war und schluckte, als sie dort tatsächlich jemanden vor der Tür stehend antraf. Sie ließ ihren Blick von oben bis unten über die Person schweifen und dann noch einmal von unten nach oben, bis sie sich ganz sicher war, das dieser Besuch nicht für sie bestimmt war.

„Itachi?“, rief sie deshalb mit leicht verwirrter Stimme und schürzte die Lippen, als – wie erwartet – keine Antwort aus dem Wohnzimmer kam und sich zwischen ihr und dem Besucher keine Konversation bilden wollte. Stocksteif stand sie einfach nur da und starrte ohne Scham den laufenden Haifisch an, der da vor ihrer Tür stand.

„Was willst du, Kisame?“, sagte eine unbeeindruckte Stimme hinter ihr und sie drehte sich so erschrocken um, dass sie sich schon dafür schämte, so schreckhaft zu sein. Doch Itachi blickte sie nur kurz aus stechendroten Augen heraus an und wandte sich dann wieder an den blauhäutigen Besucher. Dieser verschränkte nur die Arme vor der Brust und wartete, als Itachi ihn aber nicht hineinbitten wollte und das Mädchen das wohl auch nicht in näherer Zukunft vorhatte, schob er sich einfach an den beiden vorbei und fragte nach dem Weg ins Wohnzimmer. „Pain schickt mich, du bist ihm zu lange fort. Auch wenn er sagt, das er weiß, das er in naher Zukunft nicht mit dir rechnen kann. Ist viel passiert.“ Achselzuckend ließ er sich auf die Couch fallen und blickte sich in dem karg eingerichteten Zimmer um. Sein Schwert schnallte er dabei vom Rücken und legte es sich auf den Schoss, für den Fall, das ihn jemand angreifen sollte. Nachdem Itachi sich Kisame gegenüber gesetzt hatte und Sakura sich zögernd neben ihn, sprach Kisame weiter, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. „Kakuzo ist tot, er wurde von so ner Sunatussi erledigt. Keine Ahnung wie die heißt. Zetzu hat´s in dem Kampf auch erwischt. Nur Hidan hat überlebt, hat er bestimmt seinem Gott Jashin zu verdanken.“ Emotionslos wie immer, quittierte der schwarzhaarige Uchiha das Gehörte mit einem einfachen Nicken.

Schweigen.

„Jetzt bist du dran. Warum bist du abgehauen? Doch nicht etwa wegen des Mädchens da, oder?“ So ganz sicher schien er sich seinen Worten nicht zu sein, der Uchiha machte immer, was er wollte.

Stille.

„Ok? Dann eben nicht. Aber die Frage wirst du mir jetzt beantworten. Kommst du zurück oder nicht?“

„Warum?“

Kisame legte sein kostbares Schwert neben sich, bevor er anscheinend genervt die blauen Hände zu Fäusten ballte und auf den kleinen Tisch schlug, dass dieser fast von der Last zusammenbrach. „Ja oder nein? Falls nein, soll ich dich tragen, hat Pain gemeint.“

Itachis immer noch rote Pupillen wanderten nach rechts, Kisame folgte der Bewegung und schlussfolgerte, das er das rosahaarige Mädchen meinte, das dort neben ihm saß. „Was weiß ich, warum ist sie überhaupt hier? Du willst mir doch nicht erzählen, das du sowas zu deiner Freundin gemacht hast, oder doch?“ Die letzten Worte aus seinem Mund klangen zweifelnd. Sakura wurde knatsch rot im Gesicht und versuchte schnell, die rosa Haare nach vorne zu werfen, sodass es nicht auffiel.

„Sie ist eine Nuke-Nin, sie kommt mit.“

Tränen

„Bitte, bitte Tsunade.“ Jedes einzelne Wort presste er zwischen seinen Lippen hervor, den Körper so angespannt, dass er zitterte. Die Hände zu Fäusten geballt, das nichts mehr von seiner natürlichen Hautfarbe übrig blieb. Weiß vor Anstrengung.

Obwohl er die Antwort kannte, die er bekommen sollte, fragte er, immer und immer wieder. Er wollte sie zurück haben, wieder mit ihr Lachen, mit ihr zusammen die belebten Straßen Konohas entlang spazieren und trainieren.

„Nein.“, so konsequent, wie sie es hatte aussprechen wollen, hatte es lange nicht geklungen. Sie vermisste ihre Schülerin ebenso wie der Neunschwänzige, doch die Bewohner Konohas hatten entschieden. Sakura hatte etwas falsch gemacht, ja ok, doch sie dafür verbannen? Das hatte nicht sein müssen, so schwerwiegend lag ihr Verbrechen doch gar nicht, oder etwa doch? Unsicher blickte sie zu Naruto, der sie schon wieder mit diesem stechenden Blick musterte. Seit fünf Wochen ging es nun schon so. Täglich, ach was, stündlich stand er in ihrem Büro und wollte sie dazu überreden, Sakura wieder aufzunehmen. „Ich habe das nicht entschieden, das ist dir klar, oder sollte es mittlerweile eigentlich sein. Sie ist eine Nuke-Nin und wird auch eine bleiben. Mir ist egal, was du dazu sagst, es ist so.“ Müde klang ihre Stimme. Diesen Satz hatte sie in den letzten Tagen bestimmt schon hundertmal heruntergeleiert. „Und nun zu dem, weshalb ich dich habe rufen lassen.“ Wieder ernst nahm sie den Stapel Zettel von ihrem Tisch und drehte ihn in Narutos Richtung. Deine neue Mission. Kakashi weiß bereits Bescheid, er ist schon aufgebrochen.“ Es wurde langsam Zeit, dass er wieder seinem Beruf nachging. Fünf Wochen in Konoha für Naruto war viel zu viel.
 

**
 

Unsicher drückte sie die Klinke herunter und trat in das Zimmer ein, das am Ende des kargen Ganges lag. Itachi war nicht da, doch das störte sie nicht. Der Uchiha konnte von ihr aus gerne tot im nächsten Graben liegen. Warum Sasuke es auch bis jetzt noch nicht geschafft hatte, seine Rache auszuüben und diesen dummen Mörder hinzurichten.

Dieser verdammte Schwächling!

Die Arme wütend vor der Brust verschränkt, ließ sie sich auf die graue Coach fallen und war überrascht darüber, wie weich das Sitzpolster war. Der kleine Tisch, der vor ihr in gläserner Farbe schimmerte, war eingestaubt. Fünf Wochen ohne Aufmerksamkeit hatten ihren Tribut gezeigt. „So lebt Itachi Uchiha also hier bei der Akatsuki. Wenn er das alles selbst dekoriert hat, besitzt er einen guten Geschmack. Nur die Farbe fehlt hier etwas. Die Wände sind so kahl.“ Leise sprach sie mit sich selbst, um die Stille, die Langeweile und vor allem die Angst zu vertreiben. „Dort ein schönes helles grün, da vielleicht ein paar Blumenranken und in der Ecke, naja, was passt zu grün? Ja, vielleicht etwas weiß, aber nicht zu viel.“ Während sie die Farben aufzählte, die sie gerne an die Wand pinseln würde, zeigte sie mit ihrem Zeigefinger an die einzelnen Wände des Zimmers. Seufzend lehnte sie sich zurück und hoffte, dass er bald kommen würde. So ganz alleine in einer unbekannten Wohnung, beziehungsweise einem unbekannten Hauptquartier, fühlte sie sich nicht sonderlich wohl. Immer wieder ließ sie ihren Blick durch das große, durch ein Fenster mit Licht geflutete Zimmer schweifen und erschrak bei jedem noch so kleinen Geräusch. Wenn sie jemand hier finden würde, der nicht Itachi oder Kisame hieß, er würde sie umbringen und wehren konnte sie sich ganz sicher nicht. Bei diesem Gedanken musste sie laut schlucken. „Beeil dich doch bitte.“, dachte sie fiebernd und trommelte abwechselnd mit ihren Füßen auf den Boden. Der schnelle Rhythmus konnte fast der ihres Herzens sein. Das war das erste und wahrscheinlich letzte Mal, dass sie sich den Uchiha herbeiwünschte, das dachte sie zu diesem Zeitpunkt jedenfalls.
 

Gefühlte Jahre später öffnete sich die Zimmertür und ein Schwarzhaariger junger Mann trat herein. Sofort blickte sie erschrocken auf und atmete erleichtert aus, als sie Itachi erkannte. Schon komisch, wie sehr sie sich an die Anwesenheit dieses Mörders gewöhnt hatte, ohne Angst zu haben, er könnte sie irgendwann kaltblütig töten, so wie er es vor vielen Jahren mit seiner eigenen Familie getan hatte. Warum er das getan hatte? Keine Ahnung. Bisher war sie zu feige gewesen, ihn nach dem Grund zu fragen, wenn es denn einen geben sollte…

Ohne Worte durchquerte er den Raum und setzte sich auf einen Stuhl, der unbeeindruckt neben dem Fenster stand. „Schlaf eine Runde, wir brechen morgen ziemlich früh auf.“ „Aufbrechen?“, verdutzt blickte Sakura auf und suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen eines Witzes. Als sie nicht fündig wurde, und das wiederum war nicht verwunderlich, immerhin hatte das gerade ein Uchiha gesagt, strich sie sich eine rosafarbene Strähne aus dem Gesicht und setzte zu weiteren Worten an: „Wir sind doch gerade erst angekommen.“

„Wir gehen auf die Suche.“ Tonlos wie immer.

„Wonach?“, fragte sie überrascht.

„Hn.“

„Super Antwort“, dachte das Mädchen und stand auf, ging zu dem großen Himmelbett und nahm sich eins der zwei Kissen und eine der Decken, bevor sie zum Sofa zurücktrottete und es sich darauf gemütlich machte. Natürlich tat sie dies nur aus Express. Er sollte lernen, dass sie mit einem ´hn´ sehr wenig anfangen konnte. Sie spielte beleidigte Leberwurst, doch wie sollte es anders sein: Der Itachi Uchiha schien sich dafür nicht einmal die Bohne zu interessieren.

Es hatte nicht so aussehen sollen, dass sie Wert auf seine Worte legte, doch irgendwie kam sie nach längerem Grübeln darauf, dass das Ganze wohl doch so ausgesehen haben musste. Wie bereits erwähnt: Wenn er ihr befehlen würde, von einer Brücke zu springen, sie würde es tun, ob bewusst nach seinem Willen handelnd oder unbewusst spielte dabei keine Rolle, sie würde springen.
 

Gähnend deckte sie sich zu und wünschte Itachi eine gute Nacht. Nun bemerkte sie erst, dass sie hundemüde war. Wann hatte sie nochmal das letzte Mal ungestört schlafen können? Also letzte Nacht ganz sicher nicht, Kisame schnarchte wie ein Scheunendrescher. Sie merkte sofort die Ruhe, die sich in ihrem Körper einfand, als sie die Augen schloss und sofort weg döste. Die plötzlichen Schritte bemerkte sie kaum, bis sie Blicke in ihrem Rücken merkte und sich müde die Decke von den Schultern schlug und sich halb umdrehte, um dem Störenfried wenig begeistert ins Gesicht zu blicken. Als er sich dann zu ihr herunterbeugte, hätte sie ihm fast eine gescheuert.

Wo war sie mit ihren Gedanken?

„Was?“, wollte sie protestieren, als seine Hände unter die Decke krochen und sich unter Sakuras Leib schoben. Sachte hob er das Mädchen an und drückte sie etwas an seinen durchtrainierten Körper.

Wie hatte sie bisher eigentlich nur so geruchsblind sein können? Diese Frage stellte sie sich tatsächlich, als sie auf seinen Armen tief einatmete und ihr der männlich süße Geruch des Uchihas in der Nase kitzelte. Seufzend lehnte sie ihren Kopf an seine starke Schulter und kuschelte sich weiter in die Decke ein. „Sasuke, ich will nicht, das du gehst.“, nuschelte die Rosahaarige schlaftrunken in die Decke hinein, doch Itachi verstand jedes einzelne Wort und beobachtete die Szenerie aufmerksam. Wäre er nicht Itachi gewesen, man hätte meinen können, sein Mundwinkel hätte kurz gezuckt, doch das war bekanntlich unmöglich.
 

Klick.
 

Die Blockade war gebrochen. Sie war wach. „Ah!“, aufschreiend befreite sie sich zappelnd aus seinen Armen und schnellte knallrot zurück zur Couch. Ihr Herz klopfte wie wild.

Was war das denn gerade gewesen?

Schwer atmend legte sie ein Knie auf die Couch und stützte ihre Hände gegen die Wand. Die Decke bedeckte den Boden um sie herum.

Das war ihr doch nicht gerade ernsthaft passiert! „Oh Gott, wie peinlich.“, schimpfte sie sich selbst aus und wäre momentan überall lieber auf der Welt, als in diesem Zimmer, zusammen mit Itachi.

„Du scheinst meinem kleinen Bruder sehr nahe zu stehen.“, meinte dieser, als er die Decke vom Boden aufhob und behutsam über die Schultern Sakuras legte. Mit sanftem Druck brachte er sie dazu, das Knie von der Couch zu lösen und die Arme von der Wand zu entfernen. Wie ein überfürsorglicher Vater schubste er sie sachte zum Bett und drückte sie hinunter, als sie das Ziel erreicht hatten. Sakura, immer noch schwer atmend, war so perplex, das sie das alles gar nicht mitbekam und es einfach geschehen ließ. Er würde sie schon nicht vergewaltigen, hoffentlich.

„Nein, nein. Dein Bruder und ich standen uns nie sonderlich nahe, leider.“ Die letzten Worte wurden immer leiser, bis sie kaum noch zu hören waren. Ungewollt streifte ihr Blick die blasse linke Hand, der Ring. Schon wollte sie wieder aufspringen und den schönen, silbrigen Ring suchen, den sie normalerweise immer am linken Ringfinger trug, doch dann fiel ihr wieder ein, das sie ihn verloren hatte. Vor nicht allzu langer Zeit, als Konoha ihr den Rücken zugewandt hatte. Das letzte Überbleibsel ihrer Eltern…
 

Tränen.
 

Hatte sie sich nicht geschworen, vor ihm keine Schwäche zu offenbaren? Und nun tat sie es doch, sie weinte und ihn interessierte das nicht einmal. Er war teilnahmslos, stand einfach nur da.

Warum störte sie das nur so? Sie konnte es nicht sagen. Vielleicht, weil sie Trost brauchte? Weil sie endlich mal wieder jemanden brauchte, der sie in den Arm nahm? Sie konnte es wirklich nicht sagen.
 

Schritte.
 

Er entfernte sich. Das Quietschen der Tür. Er war fort.
 

Als sie am nächsten Morgen mit schmerzenden Augen und feuchten Wangen aufwachte, blickte sie sich erst einmal um. Bis sie begriff, wo sie war, vergingen einige Minuten. Akatsuki-Hauptquartier. Von Itachi war keine Spur, er war gestern einfach so gegangen. Ihre Augen spiegelten Trauer wieder, doch als sie den blauen Delfin entdeckte, der halb unter ihr begraben lag, richtete sie sich auf. „Wo kommt denn das Kuscheltier her?“ Verwirrt blickte sie sich um, doch dann lächelte sie und streichelte liebenswert den kuschligen Fisch und setzte sich auf. Neben ihr auf dem Nachttisch standen Brot und Wasser. Ein kleiner Zettel klemmte unter dem Glas, so klein, das sie ihn fast übersehen hätte.
 

Sobald du fertig mit frühstücken bist, komme raus.

Itachi.
 

Nicht viel, aber immerhin etwas. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die feuchte Wange und blickte sich dann erneut im Zimmer um. Die zweite Tür war ihr gestern gar nicht aufgefallen. Ohne darüber nachzudenken, stand sie auf und überwand den Abstand zwischen dem Bett und der Tür. Dahinter verbarg sich das Badezimmer, genau das, was sie nun am dringendsten benötigte.

Sie drehte den Wasserhahn auf und benutzte ihre Hände als Auffangschale, um sich das Wasser besser ins Gesicht spritzen zu können. Eine Gänsehaut stahl sich ihren Rücken hinauf, so kalt und wohlig fühlte sich die blaue Flüssigkeit auf ihrer Haut an. Noch einige Minuten lang stützte sie sich auf dem Rand des Waschbeckens ab und blickte in den Spiegel. Ihre grünen Augen blickten angestrengt in das Spiegelbild. Hatten ihre wunderschönen grünen Augen nicht einmal mehr geglänzt?

Die Gedanken kreisten um den gestrigen Abend.

Die Selbstmordgedanken kamen wieder, als sie sich an die Tränen erinnerte, die ihre Wangen herunter gekullert waren. Wieder einmal wurde ihr bewusst, das sie gar nichts mehr hatte, alles verloren, alles aus ihrem Herzen gerissen. Ja, Itachi war da, doch mit mehr als purer Anwesenheit konnte er nicht glänzen. Nicht einmal ein ganz normales Gespräch konnte man mit ihm führen!
 

Als plötzlich ein schwarzes Augenpaar neben dem ihren im Spiegel auftauchte, drehte sie sich erschrocken um. „Wonach suchen wir, Itachi?“ Wie war das denn nun aus ihrem Mund gekommen? Erstaunt über sich selbst verzog sie kurz das Gesicht, bevor sie ihm konzentriert in die pechschwarzen Augen blickte. Wie auch immer sie zu diesem Zeitpunkt auf diese Frage gekommen war, sie wollte eine Antwort.

„Komm.“

„Nein Itachi, ich bleibe, bis du mir eine Antwort gegeben hast.“ Wie überzeugt das doch geklungen hatte.

Musste er sie so anblicken? Als steche ein Pflock durch ihr Herz, so unheimlich waren seine Augen. „Wir suchen eine Antwort.“

Innerlich rollte sie mit den Augen. „Etwas genauer?“, fragte sie schlecht gelaunt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir suchen eine Antwort auf eine Frage.“

„Toll, das war ja sowas von viel genauer.“

Seufzend legte sie ihre linke Hand an die Stirn und schritt zur Tür. „Komm, wir brechen auf, mir ist es zu blöd, weiter zu fragen.“ Ohne ein weiteres Wort schritt sie auf den Gang, schloss die zweite Tür hinter sich und ging ein paar Schritte, bevor ihr bewusst wurde, das sie keine Ahnung hatte, wo der Ausgang war. „Ja super.“, dachte sie, blieb stehen und wartete ungeduldig auf den Schwarzhaarigen.
 

Noch immer war sie beleidigt, das sie keine richtige Antwort bekommen hatte. Den ganzen Tag hatte sie kein einziges Wort mit ihm gewechselt, doch zu ihrem Leidwesen schien ihn das nicht zu interessieren. Es schien ihn eher zu freuen, wenn sie ihre Klappe hielt. Dabei war ´freuen´ ein sehr gewagter Ausdruck in Verbindung mit einem Uchiha.
 

**
 

„Da bist du ja endlich, Naruto.“ Ungeduldig wartete Kakashi an dem angegebenen Treffpunkt und schlug eine Seite in seinem ´Flirtparadies´ um. „Was ist unsere Mission?“ Aufgeregt sprang er vor seinen ehemaligen Lehrmeister und blickte diesen erwartungsvoll an. Dieser schloss sein sichtbares Auge und steckte das kleine Büchlein laut atmend in seine Gesäßtasche. Mitleidig blickte er den Blonden an und nahm einen kleinen, zusammengefalteten Zettel aus seiner Innentasche. „An deiner Stelle würde ich mich nicht so über diese Mission freuen.“ Mit diesen Worten reichte er ihm den Zettel und wartete auf seine Reaktion.

Suche

„Was? Wir sollen Sasuke ausspionieren? Wie kommst du darauf, das ich diesen Auftrag nicht toll finde?“ Verwundert und voller Tatendrang blickte er Kakashi mit einem überdimensionalen Lächeln im Gesicht an und begann damit, auf einer Stelle herumzuspringen. Der Grauhaarige seufzte und fasste sich mit der Hand an den Kopf. „Du hast es bereits erwähnt Naruto, wir sollen ihn a u s s p i o n i e r e n und nicht dazu überreden, wieder nach Hause zurück zu kehren. Tsunade würde ihn sowieso nicht wieder in Konoha aufnehmen, wer einmal verbannt wurde, bekommt keine weitere Chance.“ Ohne ein weiteres Wort zu dem Kyuubi, drehte er sich um und sprang auf den nächsten Ast. Das Naruto bei seinen letzten Worten grimmig das Gesicht verzogen und die Schriftrolle zerquetscht hatte, in der mit Schönschrift der Auftrag flüsterte, auf den er schon so ewig gewartet hatte, bemerkte er nicht mehr. Naja, etwas anders hatte Naruto sich die Sache schon vorgestellt, doch was nicht ist, konnte schließlich noch werden.

Nachdenklich steckte er das kaputte Schriftstück in seine Tasche und folgte seinem ehemaligen Sensei. Zum ersten Mal wurde ihm schmerzlichst bewusst, das er der einzige Ge-Nin aus dem alten Team 7 war, der Konoha nicht den Rücken gekehrt hatte. Hatte er Sasukes Gründe noch einigermaßen nachvollziehen können, auch wenn er damit absolut nicht einverstanden war, sah das mit Sakuras Beweggründen schon ganz anders aus.

Weshalb hatte sie das getan? Er konnte es einfach nicht verstehen. Er wusste selbst, das er nicht der logischste Mensch der Welt war, wenn man ihn als Neunschwänziges Ungeheuer denn noch zur Gattung Mensch dazuzählen konnte, doch das wollte ihm einfach nicht in den Kopf gehen. So lange er auch darüber nachdachte, und er hatte in den letzten Wochen sehr viel über diese Sache nachgedacht, er konnte es einfach nicht verstehen.
 

Warum ging es eigentlich immer nur um Itachi Uchiha? Jetzt hatte dieser Typ ihm schon zwei seiner besten Freunde genommen.
 

**
 

Dort saß er, an einen Baumstamm gelehnt und warf ein Stück Holz in die lodernden Flammen. Sie fragte sich schon die ganze Zeit, warum er sich ein Feuer gemacht hatte, bei diesem schönen Frühlingsabend konnte ihm wohl kaum kalt sein. Wollte er wilde Tiere abschrecken? Dabei war ein Uchiha doch stark genug, oder? So langsam war sie sich bei dieser Sache nicht mehr ganz so sicher. Sie taten zwar alle einen auf stark, aber so groß ihr Ego auch sein mochte, ihre Kräfte konnten das bei weitem nicht erreichen.

Sakura bewegte ihren Kopf langsam nach links, Itachi kniete immer noch regungslos neben ihr. Er hatte sich an sie gedrückt, da der Busch, hinter dem sie sich versteckten, nicht die nötige Länge und Höhe aufwies, sich auszubreiten und bequem zu machen, doch das war eine der wenigen Möglichkeiten, unentdeckt zu bleiben. Vorausgesetzt natürlich, keiner von ihnen beiden machte sich bemerkbar und sie würde es nur zu gern tun. Ihre Füße begannen zu kribbeln, als würden Ameisen auf ihr herumspazieren, doch sie wusste, dass es nur die unbequeme Lage war, in der sie ihre Füße hatte anwinkeln müssen.
 

Sein Körper versprühte eine unnatürliche Wärme, doch sie fand es angenehm, obwohl ihr nicht kalt war. Bloß fühlte sie sich wieder an diesen klitzekleinen Vorfall erinnert, als er sie ins Bett getragen hatte. Ohne es zu wollen, stieg die Hitze in ihr Gesicht und färbte es rot. Warum nur immer sie? Da fiel ihr zum ersten Mal auf, das er sie in der kleinen Hütte nie so nah an sich herangelassen hatte, immer war mindestens ein Meter Abstand zwischen ihm und ihr gewesen.

Sakura blickte aus ihren Gedanken auf und schaute sich um, hatte er sie etwa bemerkt? Ohne es zu wollen, spannte sich ihr Körper an und Itachi drückte sie näher an sich, das Kribbeln wurde stärker. Als sie zu ihm aufblickte, schüttelte er langsam den Kopf. Er hatte sie also nicht entdeckt, doch irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Etwas befand sich ihnen gegenüber. Nun bemerkte sie es auch, der Busch bewegte sich.

Der Busch bewegte sich?

Als keine zehn Sekunden später ein kleiner brauner Hase hervor hoppelte, wollte sie schon erleichtert aufatmen, Sasuke schien das allerdings anders zu sehen. Auch sein Bruder blickte immer noch angespannt auf den grünen Fleck. Es wäre natürlich ganz schlecht, wenn noch weitere Ninjas auf den Uchiha angesetzt wären. Haha, hier saßen sogar zwei von der Sorte. Hinter einem der beiden waren sie bestimmt her. Noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte Sasuke ein Kunai gezückt und warf es gezielt auf den Busch, aus dem vor wenigen Augenblicken der Hase hervor gekommen war. „Ey sag mal, hast du sie noch alle?“ Ohne darüber nachzudenken, was er tat, hüpfte Naruto aus seinem Versteck und ballte die Hände zu Fäusten.

„Er hat sich wirklich kein Stück verändert.“, dachte Kakashi innerlich seufzend und legte eine Hand über sein linkes Auge. Das konnte doch nicht wahr sein.

„Was soll das, Sasuke. Ich greife dich auch nicht einfach so ohne Grund an!“ Wütend blickte er seinen ehemaligen besten Freund in das wie immer ausdruckslose Gesicht und wäre auf ihn losgegangen, wenn er es gekonnt hätte. Doch wie aus dem Nichts hatte Kakashi sich hinter ihn geschlichen und am Oberkörper gepackt, während er ihm etwas ins Ohr flüsterte: „Musste das sein, Naruto? Du hast unseren Standpunkt verraten, du hast es sogar geschafft, uns geradewegs auf den Präsentierteller zu setzten. Was ist, wenn die Gestalten hinter dem anderen Busch uns ebenso feindlich gesinnt sind wie der da drüben.“ Die letzten Worte unterstrich er mit einem Nicken in Richtung Sasuke. Der Blonde war einfach zu aufbrausend, vor allem nach der Geschichte mit Sakura hatte er ein weiteres großes Stück seiner nicht vorhandenen Beherrschung verloren. Er hatte es bis jetzt noch nicht geschafft, das ganze Geschehen zu verdauen. Doch auch er, ihr alter Lehrmeister, konnte nicht glauben, dass sie darauf eingegangen war, auf dieses dumme kleine Versprechen.

Sasuke hingegen schien etwas verwirrt, mit alten Bekannten hatte er nicht gerechnet, doch so schnell diese Gefühlsregung auf seinem Gesicht erkennbar gewesen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden.
 

Fest drückte er sie auf den Boden und hielt ihr die Hand vor den Mund, sie würde nun nicht aus ihrem Versteck springen, sie brauchten nicht auch Teilnehmer dieses Schauspiels zu werden. Er schüttelte einfach den Kopf, doch das war es nicht, was sie davon abhielt, sich wieder still neben ihn zu hocken und abzuwarten, nein, es waren die Augen, diese stechend roten Augen, die sie in ihren Bann zogen. Erst als er wieder auf die Protagonisten blickte, die sich wie in einem Theaterstück bereit machten, schaute auch sie sich um. Ihr Herz, es raste. Nur von diesem Blick? Das konnte doch nicht sein! Verzweifelt versuchte sie, ihr Herz gedanklich zur Ruhe zu bringen und schaffte es dennoch nicht. Auch die Konzentration, die sie aufzubauen versuchte, blieb aus. Nur dieser Blick?
 

„Was wollt ihr hier?“

Eisig klang seine Stimme, das konnte selbst Naruto nicht leugnen. Eine Hand an die Hüfte gestemmt, mit der anderen elegant ein zweites Kunai haltend, kam Sasuke einen kleinen Schritt auf die beiden zu und fragte noch einmal seine Frage, als er bemerkte, dass keiner der beiden ihm antworten würde.

„Warum bist du nicht bei Orochimaru?“ Eine Gegenfrage also.

„Tz.“

Das konnte noch ein ziemlich langes Gespräch werden, dachte Kakashi jetzt schon genervt. „Warum musste er einfach so unsere Tarnung auffliegen lassen?“, dachte er und ließ dabei unbemerkt seinen Blick über seinen Partner gleiten, der am ganzen Körper zitterte vor Wut. Hatte er etwa gedacht, Sasuke würde ihm freudig in die Arme fallen? So dumm konnte selbst Naruto nicht sein, oder?

„Ich muss mich beeilen, sonst endet das im Chaos.“ Bei diesem Gedanken wanderte sein Blick zu dem einzigen anderen Busch, der die Lichtung säumte. Er musste feststellen, dass Sasuke sich einen ziemlich schlechten Rastplatz ausgesucht hatte. Jeder, der hier vorbeikam, würde ihn bemerken. „Sie scheinen uns nicht feindlich gesinnt, oder sie warten den Kampf ab.“ Er versuchte seine Umgebung so genau wie möglich zu analysieren, doch gab es ihm zu viele ungenaue Faktoren, sodass er beschloss, dass Flucht die beste Möglichkeit der Verteidigung war. Doch was würde geschehen, wenn die unbekannten Ninja ihnen folgen würden? Oder Sasuke?

„Flucht ist aussichtlos, Kakashi.“ Belustigt blickte der Uchiha ihn an und schenkte dem Grünstück hinter sich zum ersten Mal etwas Beachtung. Konnte er neuerdings Gedanken lesen?

„Sind das eure Freunde?“, fragte er nach wenigen Augenblicken amüsiert und ließ Kakashi mit seiner in Gedanken gestellten Frage alleine zurück.
 


 

Er hatte sie also doch bemerkt, schlussfolgerte Sakura und hätte ihm am liebsten eine passende Antwort geliefert, doch vielleicht vergaß er sie ja, wenn Naruto nur wütend genug war. Wunschdenken war doch wirklich etwas feines, nur nicht gerade für einen Kampf unter Shinobi gedacht. Itachi drückte sie fester an sich, was hatte das zu bedeuten? Er schien aufgewühlt, dabei zeigte er sonst nie, was er fühlte. Sein Gesicht war so steif, das man denken könnte, es wäre mit Botox bespritzt worden.
 

„Kommt raus.“ Dieser eisige Klang galt ihnen.
 

Ein unangenehmer Schauer durchfuhr sie, die Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Als wäre sie in Eiswasser gesprungen, schlich sich die Kälte in ihre Glieder.

Was würden sie tun? Mit unsicherem Blick drehte sie ihren Kopf und sah ihren Partner an, der sie immer noch an sich drückte. Durch ein kurzes Nicken gab er der Kunoichi in seinen Armen zu verstehen, dass sie sich zeigen sollten.
 

Ehrlich gesagt, hätte sie mit jeglicher Reaktion der drei anderen gerechnet, mit jeglicher, doch mit dem, was ihre Augen aufzunehmen versuchten, konnte sie im ersten Augenblick nichts anfangen.

Für einen kurzen Moment wollte sie Naruto in die Arme fallen und sich einfach nur bei ihm ausheulen, doch dann bemerkte sie wieder diese Wärme hinter sich, den Schatten, den sie auf seiner anscheinend unendlichen Reise begleitete. Als hätte es in ihrem Gehirn klick gemacht, wurde ihr schlagartig wieder bewusst, warum ihr bester Freund sie so hassverzerrt anblickte. Sie hatte ihn verraten, angeblich. Doch hatte nicht er sie verraten?

Wie hatte sie dieses kleine Detail vergessen können? Nur, weil sie nun, Augenkontakt haltend, gegenüber standen?
 

„Itachi!“, schrie Sasuke plötzlich, ohne sich um die anderen Anwesenden zu kümmern und griff seinen Bruder mit einem entstellt hässlichen Gesichtsausdruck an. Das Sakura ihm unfreiwillig den Weg versperrte, war ihm egal. Diese schloss nur die Augen und spannte den gesamten Körper an, sie wartete auf die harte Wucht des Schlages, den sie gleich mitten in die Magengrube bekommen würde, doch stattdessen wurde sie einfach gepackt und nach oben gezogen. Verwundert öffnete sie ihre Augen und blickte sich um, Itachi hatte sie auf den nächstliegenden Baum transportiert. Mit einem Blick aus seinem Mangekyou Sharingan gab er ihr zu verstehen, dass sie dort bleiben solle und war sofort wieder verschwunden. Im Grunde genommen hatte sie nichts dagegen, nur Zuschauer dieses immer interessanter werdenden Theaterstücks zu sein, doch andererseits machte sie sich Sorgen. Um wen? Na eigentlich um alle. Doch wie viel Prozent ihrer Sorge für jeden drin waren, wusste sie nicht zu sagen. Nur in ihrem Bauch kribbelte es wie verrückt, als sie aufmerksam verfolgte, wie Sasuke gerade mit seinem Chidori versuchte, seinem eigenen Bruder etwas anzutun. Ihre jadegrünen Seelenspiegel weiteten sich entsetzt, ihr Atem stockte, als sie mit ansehen musste, wie die Blitzumschlungene Hand durch den schwarz gekleideten Körper drang. Hämisch grinsend wollte der jüngere der beiden Kämpfenden schon seinen viel zu leicht eingetroffenen Sieg feiern, doch plötzlich verpuffte die Figur um seinen Arm herum und ein leicht irritierter Blick beherrschte Sasukes Gesicht. Schnell ließ er beide Hände sinken und blickte sich konzentriert um, irgendwo musste sein dummer großer Bruder doch stecken. Die roten Pupillen wanderten im Auge so schnell umher, als wollten sie einen heißen Tango tanzen, doch von Itachi entdeckte er keine Spur. Das Kakashi mit dem sich wehrenden Naruto im Gestrüpp verschwunden war, schien ihn nicht zu interessieren.
 

Sakura hatte das Ganze gar nicht erst mitbekommen, ihr Herz klopfte noch immer bis zum Hals. Unbewusst hatte sie ihre Finger in die knorrige Rinde gekrallt, als Sasuke sein Chidori in Itachi versenkt hatte. Warum machte sie sich solche Sorgen um ihn? Vor allem, warum machte sie sich so viel mehr Sorgen um ihn als um seinen Bruder, den sie so lange geliebt hatte. Er war nicht derjenige, der seine ganze Familie ausgelöscht hatte, doch irgendwie wollte sie, das der Ältere gewinnt.

Sie war gerade dabei, sich einzureden, das sie das alles nur wollte, weil sie sonst wieder alleine wäre und Itachi ihr immer noch eine Antwort schuldete, die sie nach seinem Tod wohl kaum mehr erhalten würde, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Seine Schwäche, Sasukes Schwäche. Aufgeregt sprang sie von dem starken Ast, der sie gehalten hatte und zog im freien Fall eines ihrer Kunais aus der Beintasche. Auch wenn sie inzwischen neue Kampfkleidung besaß, ihrem alten Stil war sie treu geblieben. Damit fand sie sich einfach am besten zurecht, auch wenn für sie ein neuer Lebensabschnitt begonnen hatte.

In die Knie gehend, um die Landung etwas abzufedern, drehte sie das scharfe Stück Metall in ihrer rechten Hand ein wenig und beobachtete die Situation genau.

Wie konnte sie ihn am besten treffen?

Während sie sich darüber Gedanken machte, hob Itachi gerade seine Hand an den Mund und wirbelte eine ziemlich große Flamme auf seinen Bruder. Dieser kreuzte beide Hände vor der Brust, wobei er sein rechtes Auge unbewusst ein wenig zukniff.

„Zweite Rippe von unten.“, sprach die rosahaarige Kunoichi mit sich selbst, wiederholte diese Worte flüsternd immer und immer wieder und rannte mit schnellen Schritten auf Sasuke zu. Dieser riss sofort seinen Kopf in ihre Richtung, als er ihren lauten Schrei vernahm und sprang federnd in die Luft. Auch Itachi wandte sein Gesicht kurz in ihre Richtung, bevor er ein paar Fingerzeichen formte. Wieder erschien eine riesige Feuerwolke vor Itachis Mund. Der Boden begann zu brennen. Was hatte diese dumme kleine Sakura nur vor? Er hatte ihr doch gesagt, sie solle im Dickicht auf ihn warten.

Mit voller Wucht sprang sie in das Feuer herein, das ihr Partner gerade entzündet hatte und beugte sich kurz, um Kraft für den Stoß zu nehmen, der sie in die Luft befördern sollte, wobei ihr Mundwinkel kurz vor Schmerz zuckte. Ja Sakura, Feuer ist heiß. Und an heißen Sachen kann man sich verbrennen. Ihre innere Stimme nickte heftig. Wie konnte sie in solch einer Situation noch an ihr zweites Ich denken?

Schreiend sprang sie auf den jüngeren Uchiha zu und versuchte, ihm das gezückte Kunai in die Seite zu rammen, doch er hatte ihre Bewegungen vorausgesehen und wehrte sie mit einem harten Schlag gegen die Brust ab. Keuchend ging sie zu Boden, das Krachen in ihrem Arm hatte sich nicht gut angehört. Die Luft blieb ihr für einen kurzen Moment weg und sie spürte den Schmerz, der langsam in ihrem Arm zu pulsieren begann. Sasuke hatte bereits zu einem zweiten Schlag ausgeholt, um ihr auch noch beide Beine zu brechen, doch als ein kalter metallener Gegenstand mit voller Wucht in seine Seite gerammt wurde, war er es, der überrascht zu Boden ging. Itachi, den hatte er ja ganz vergessen.

Zitternd vor Schmerz blickte der Jüngere hasserfüllt in das Gesicht seines Bruders, der langsam zu Sakura schritt und ihm keine Beachtung mehr schenkte.

Sie war zwar nicht die stärkste Kunoichi, doch sie wusste, wie man kämpfte. Wie hatte er übersehen können, das sein Bruder von vorneherein verletzt in den Kampf gestartet war? Er hätte sich selbst beißen können, normalerweise entging ihm so etwas nicht.
 

„Du hast immer noch nicht gelernt, mich richtig zu hassen, Sasuke.“ Emotionslos blickte er seinen Bruder an.
 

**
 

Die Nacht war hereingebrochen, sie waren eine ganze Tagesreise von dem verletzten Sasuke entfernt. Itachi hatte ihn einfach dort liegen lassen, sterben würde er nicht. Es hatte ihn sogar gewundert, dass er sie nicht noch einmal attackiert hatte, die Schmerzen durch die gebrochenen Rippen konnten nicht so groß gewesen sein. Doch nun hatte er die Antwort auf seine Frage gefunden. Sasuke würde ihn umbringen, er hatte sich immer noch nicht mit der Vergangenheit beschäftigt und herausgefunden, warum er, Itachi, seine ganze Familie gerichtet hatte. Doch störte ihn das mittlerweile wirklich so sehr? Hatte er nicht einst durch die Hand seines Bruders sterben wollen?
 

Doch anstatt sich weiter Gedanken über seinen kleinen, niederträchtigen Bruder zu machen, nahm er den Ring in die Hand, den er seiner Begleitung abgenommen hatte. Bisher hatte er ihr nicht erzählt, was es damit auf sich hatte, doch er spürte, das heute ein guter Tag dafür war. Er drehte das runde Stück Metall zwischen seinen Fingern und beobachtete die Farbwechsel auf dem kleinen Rutil, der in der Mitte eingelassen war. Ein viel zu teurer Ring, wie er fand, doch als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er gerade einmal zehn Jahre alt gewesen. Mit emotionslosem Blick schaute er zu der dösenden Kunoichi, die in eine dünne Decke gewickelt neben dem Lagerfeuer lag und zitterte. Sie war immer noch nicht fit, der Schlag, den sein kleiner Bruder, der Mensch, den sie gerne zurück in Konoha gesehen hätte, ihr erteilt hatte, war zu viel für sie gewesen. Ihren Arm hatte sie unter Mühe und Not heilen können, doch seitdem waren sie langsamer unterwegs gewesen, als er gehofft hatte.

„Sakura?“ Müde blinzelte das Mädchen einmal und richtete sich dann auf, immer noch eingekuschelt in die Decke. „Ich glaube, der gehört dir.“ Mit diesen Worten verschwand der kleine Ring in seiner geballten Faust, bevor er die Hand der Rosahaarigen hinhielt. Diese blinzelte nur noch einmal und hielt ihre offene Hand über das Feuer, genau unter seine. Sie hatte keine Ahnung, was er ihr geben wollte, doch schlaftrunken wie sie war, wollte sie auch nicht darüber nachdenken. Das er sie gerade angesprochen hatte, konnte sie ebenso wenig realisieren wie den Rest.

Als der kleine Gegenstand in ihre Hand fiel und sie ihn erkannte, war sie plötzlich wieder hellwach. „Woher hast du den?“, wollte sie sofort wissen und blickte ihm ernst in die Augen, bevor sie den kleinen Ring nahm und wieder an den linken Ringfinger steckte, dorthin, wo er hingehörte. „Gefunden.“, war seine Antwort.

„Wann?“

„Als ich dich vor dem Tod bewahrt habe.“

Nachdenklich blickte sie zu ihrer Hand, nun war ihr Erscheinungsbild wieder vollständig. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, sie hatte schon so lange nicht mehr gelächelt. Doch obwohl die grünen Augen stumpf blieben, schien es nicht gekünzelt. „Warum gibst du ihn mir zurück?“ Ihre Stimme war brüchig, das musste er feststellen.

Stille.

Er schien es sich zu überlegen, ob er antworten sollte, doch am Schluss tat er es. Viele Minuten vergingen, bevor er diese Entscheidung getroffen hatte, und als er dann endlich seine schöne, samtene Männerstimme erhob, hörte sie zum ersten Mal etwas anderes in ihr, als Gleichgültigkeit. Es hörte sich an, ja, wonach hörte es sich an? Sie konnte es zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich zuordnen, diesen Unterton, den seine Stimme plötzlich annahm, doch das war ihr egal, sie war glücklich.

„Mir ist kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen.“

Erklärungen

„Mir ist kein anderes Geburtstagsgeschenk eingefallen.“
 

Obwohl ihr Herz bis zum Hals schlug und Glückshormone ihren kompletten Körper durchströmten, verwirrte sie dieser Satz.

Geburtstagsgeschenk? Für sie? Von ihm?

Ungläubig blickte sie den Ring an, den sie so lange schon vermisst hatte und sah dann in sein regungsloses Gesicht. Es sah aus wie immer, doch irgendetwas war anders, hatte sich verändert. Doch was es war, konnte sie nicht sagen. Er war kaum zum Frisör gegangen, ohne dass sie es mitbekommen hatte und eine Brille trug er normalerweise auch nicht. Kurz legte sie ihren Kopf schief und blickte ihn weiter an, ausdruckslos, doch auffallen wollte ihr immer noch nichts.
 

„Danke.“, meinte sie nach einiger Zeit des Schweigens etwas verlegen und ihre leuchtenden Seelenspiegel wanderten zu dem fröhlich tanzenden Lagerfeuer.

Mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht zog sie die Beine an ihren Körper und schlang ihre Arme darum. Die Gedanken kreisten um Konoha, ihre alte Heimat und ihre ehemaligen Freunde. Eine einzelne Träne rann ihre Wange herunter, doch wurde diese von sanften Händen weggewischt.

Erschrocken blickte sie auf und sah direkt in ein blutrotes Augenpaar, das nur so weit von ihr entfernt war, das sie sich schon anstrengen musste, es nicht verschwommen wahrzunehmen. „Wann ist er mir so nah gekommen?“, fragte sie sich mit schnellem Herzschlag in Gedanken und verkrampfte ihren Körper. Die Hände, die gerade noch ihre angezogenen Knie umschlungen hatten, wanderten auf den Boden, um ihren Körper etwas abzustützen.
 

Er hatte keine Probleme mit Nähe, nein, das hatte er wirklich nicht. Das war schon wieder eins der besten Beispiele. Doch diese Nähe bestand nur körperlich. Wenn er wüsste, wie sehr sie das in Bedrängnis brachte, würde er dann damit aufhören? Immer dieses widerliche Kribbeln in ihrem Bauch, wenn er sich wie gestern hinter dem kleinen Busch an sie drückte, wenn er sie auch nur ansah. Was war das nur?

„Itachi.“, hauchte sie seinen Namen und sah ihn weiter verwundert an. Doch Hoffnung hatte sich in ihren Blick gemischt, worauf, konnte sie sich selbst nicht erklären. Würden sie sich gerade im Kampf gegenüberstehen, wäre das der schlimmste Fehler, den sie begehen konnte, wahrscheinlich der letzte, den sie in ihrem Leben getan hatte.
 

Ohne ein Wort der Erklärung ließ er sich sanft neben sie auf die kalte Erde nieder und sah in den schwarzen Wald, der nur als Schemen am Rande des bunt flackernden Feuers wahrzunehmen war. Einige Minuten saßen die beiden nur da, während niemand seine Stimme erheben wollte. Irgendwie ein schöner Moment, dachte Sakura in Gedanken und sah aus ihren Augenwinkeln zu dem Schwarzhaarigen, der so nah neben ihr saß, das sie sich bei jedem anderen in der Privatsphäre gestört gefühlt hätte, doch bei ihm war das anders. Warum nur? Was hatte das zu bedeuten?
 

„Willst du wissen, weshalb ich dich gerettet habe?“
 

Seine Stimme klang so teilnahmslos, das sie ihre eigene Frage, die sie sich noch immer nicht beantworten konnte, längst vergessen hatte. Ihre Gedanken spiegelten sich zwar noch immer vor ihrem inneren Auge ab, schienen sich in einer Endlosschleife zu wiederholen, doch das ´warum´ war längst als belanglos eingestuft worden.

Leicht nickte sie, dachte sie doch an diese eine Unterhaltung zurück, als sie ihn das letzte Mal gefragt und keine Antwort erhalten hatte.
 

Als er auch dieses Mal mehrere Herzschläge lang nichts von sich gab, wollte sie sich schon enttäuscht zurück auf die harte Erde legen und wieder ihren Gedanken nachhängen.

Gerade wurde der Griff um ihre Knie lockerer, als seine melodische Stimme begann, eine kurze Gesichte zu erzählen: „Viele Jahre sind seither vergangen. Ich war gerade neun geworden, als meine Mutter mich in dieses Juweliergeschäft mitnahm.“ Eine kurze Pause entstand. „Sie zeigte mir verschiedene Ringe, doch mein Augenmerk lag alleine auf einem einzigen. Mikoto hielt mir einen anderen hin, doch ich wollte nur diesen einen und habe mich schließlich durchgesetzt. Meine Mutter hat ihn mir gekauft.“ Seine Hand mit den immer noch schwarz lackierten Nägeln griff in eine Innentasche des schwarzen Mantels, der sich auch in dieser warmen Frühlingsnacht um seinen Körper schmiegte und nahm ein kleines Päckchen heraus, das er geduldig auspackte. Er bemerkte, dass sie wie gebannt auf das Tütchen in seiner Hand starrte, sie konnte es nicht abwarten. Was würde er daraus hervorziehen?

Doch was hatte das ganze damit zu tun, das er sie gerettet hatte?

Als er kurze Zeit später einen Ring aus dem Päckchen wickelte, der sie sehr an ihren eigenen erinnerte, weiteten sich ihre Augen. Er zeigte ihr das kleine glitzernde Ding, hielt es vor sie. Ohne zu zögern nahm sie den kleinen Gegenstand aus seiner offenen Hand und legte ihn wenige Sekunden später wieder zurück. Das Kribbeln, das während der flüchtigen Berührung entstand, ignorierte sie gekonnt. „Sieht genauso aus wie meiner.“, stellte sie trocken fest.

„Ja.“ Er streifte den glänzenden Ring über den linken Ringfinger und betrachtete ihn teilnahmslos. Sollte er es ihr wirklich sagen, die Wahrheit, warum sie bei ihm war? Warum sie aus Konoha vertrieben wurde?

Es wurde still.

Sakura wollte wissen, was es mit dem ganzen auf sich hatte, doch traute sie sich nicht, diese Frage laut zu stellen, nicht ihm. Tsunade hätte sie es gefragt, gewiss, auch Naruto oder den anderen Leuten aus Konoha, die sie mochte, doch ihm, nein, das konnte sie nicht. Sie hatte gefragt, ja, als sie verjagt wurde wie ein räudiger Köter, den man nicht mehr haben wollte, doch eine Antwort war man ihr schuldig geblieben.
 

Diese bemerkenswerte Ähnlichkeit, konnte dass Zufall sein?

Anspannung herrschte zwischen ihnen, sie stand förmlich in der Luft.
 

„Wir sind verlobt, Sakura, deswegen habe ich dich vor dem Tod bewahrt. Ich war der Meinung, in Konoha wärst du sicher, doch da habe ich mich wohl geirrt.“
 

Ein Moment herrschte Stille, doch zerbrach diese geräuschvoll, wie ein kaputter Spiegel, als die Rosahaarige begriff, was Itachi da gerade von sich gegeben hatte.
 

„Verlobt?“, mit zittriger Stimme und einem Ausdruck auf dem Gesicht, der von großer Verwirrung sprach, blickte sie ihn einfach an. Unverhohlen, überfordert mit dieser Aussage, wartete sie darauf, dass er noch etwas Erklärendes hinzufügte, doch tat er dies nicht, seine schöne dunkle Stimme erhob sich kein weiteres Mal.

Als sie nach endlos erscheinender Zeit merkte, dass ein dumpfer Schmerz sich durch ihre Lippen zog, holte dieser sie in die Realität zurück. In ihrem Gehirn hatte es noch immer nicht klick gemacht, sie verstand es einfach nicht. Hatte er das wirklich gesagt? Verlobt? Sie. Ein harter Kloss, der sich in ihrem Hals verfangen hatte, wurde heruntergeschluckt und die aufeinander gepressten Lippen voneinander gelöst.

Sie und Itachi Uchiha.

Sie und Itachi Uchiha.

Sakura Haruno und Itachi Uchiha.

Verlobt.

Verheiratet?

Erst als ein schruppendes Geräusch neben ihr an ihre zarten Ohren drang, blickte sich Sakura um und wäre im ersten Moment vor Schreck beinahe nach hinten umgekippt. Er war ihr schon wieder so nah. Seine nun schwarzen Augen, die irgendwie nicht mehr so stumpf aussahen wie sonst, doch sie konnte sich auch irren, blickten sie an. Einfach so. Sein Kopf legte sich schief, als er ihr erbleichtes Gesicht erkennen konnte.

Ihre Hände hatte sie wieder zur Stütze auf den Boden geführt, doch lagen ihre verkrampfen Finger über dem harten Erdreich, die langen Fingernägel kratzten so schnell über den Boden, dass es schmerzte.
 

Itachis undurchdringbarer Blick, sein ausdrucksloses Gesicht, sein viel zu warmer Körper, er kam ihr näher, so nah, das sie das schwarz seiner Augen nur noch verschwommen wahr nahm. Die ganze Situation kam ihr so surreal vor. Gerade eben hatte er gesagt, dass sie verlobt waren und nun war er ihr schon wieder so nah. Was sollte das Ganze? Heulen hätte sie können vor Wut. Was war nur los? Warum geschah so etwas absolut unrealistisches immer nur ihr? Wahrscheinlich schlief sie seelenruhig in ihrem weichen Bett in Konoha und träumte einen abstrakten Traum. Oder sie war tot und hatte in ihrem jungen Leben so viele Sünden begangen, das sie in der Hölle gelandet war. Sie wollte einfach nur noch alles hinschmeißen!
 

Ihr wurde schummrig, der Atem schneller, obwohl sie keine körperliche Anstrengung hinter sich hatte, steif wie eine der schönen bunten Figuren, die fast jeden Garten Konohas schmückten, fühlten sich ihre Gliedmaßen an, nur die Finger, die sich immer noch fest in die Erde krallten, waren frei von dieser Starre.

Nun wusste sie, was es war, was ihren Körper so zum rasen brachte, wenn er ihr auch nur einen Funken Aufmerksamkeit schenkte. Es war dieses Gefühl, dieses eine Gefühl, das ihr klar machte, dass sie ihn mochte.

Redete sie sich das gerade ein, weil er sie gerettet hatte? Weil er ihr soeben erzählt hatte, das sie verlobt waren? Wissen tat sie es nicht, doch erahnen tat sie es. Es war nicht so.

Alles in ihr schrie plötzlich danach, dass er sich ihr weiter näherte, sie umarmte, sie küsste.
 

Sanft legten sich seine Lippen auf die ihren, ihr Herz zersprang. Er tat es wirklich, es war kein Traum. Nein, sie saß tatsächlich hier an diesem Lagerfeuer, das gerade dabei war, sie auszulachen und ließ sich von Itachi Uchiha küssen. Wie ein Kleinkind wollte sie im Dreieck hüpfen, doch löste er diese kaum da gewesene Berührung schnell wieder.

Als sie immer noch unbeweglich in seine Seelenspiegel blickte, bemerkte sie das kurze Zittern, das seine Augen durchfuhr. Über eine Bedeutung konnte sie nicht nachdenken, dafür waren ihre Gedanken zu sehr damit beschäftigt, diese Sinneswandlung zu verarbeiten, die sie gerade durchmachte.
 

Ruhig schritt er um das tanzende Feuer herum und setzte sich auf den Boden.

„Warum?“, brachte sie mit zittriger Stimme hervor und schlang ihre Arme etwas ungelenkig wieder um die angewinkelten Beine. Ihr war heiß, der ganze Körper glühte vor Hitze, als wäre sie in einen Vulkan gesprungen, um ein paar Runden darin zu schwimmen.
 

„Weil unsere Eltern es so wollten.“
 

Das war die falsche Antwort. Er wusste es, doch auf die Frage, warum er sie geküsst hatte, wollte er keine geben. Es hätte es ihr nicht erklären können, er wollte sie durch diese Aktion doch nur an sich fesseln, damit sie nicht starb. Damit sie nicht fort lief, in die Arme seines nichtsnutzigen kleinen Bruders, der ihn noch immer zu töten versuchte.

Ihr verwirrter Gesichtsausdruck sprach Bände, doch hatte er für diesen Tag schon genug geredet. Erklärungen konnte sie sich selbst zusammenreimen, doch bezweifelte er, dass sie im Augenblick so zurechnungsfähig war.
 

Was war er damals so glücklich gewesen, endlich verlobt zu werden, und nun? Im Grunde war sie ihm egal, doch zurücklassen konnte er sie auch nicht. Dafür war es mittlerweile zu spät. Er hätte sie töten sollen und zur Akatsuki zurückkehren, nachdem Pain sie schon nicht aufnehmen wollte, doch er hatte es nicht getan. Nein, er hätte sich ihr schon im Wald entledigen sollen, als sie vor ihm saß und sich selbst richten wollte. Doch er hatte es nicht getan.

Mit leisen Schritten stand er auf und verschwand zwischen den angrenzenden Stämmen, ohne das Mädchen zu beachten, das ihre Lippen mittlerweile als Kaugummi missbrauchte.
 

Es war alles so falsch gelaufen in letzter Zeit, das musste er sich selbst eingestehen.
 

**
 

Mürrisch, beide Arme starr vor der Brust verschränkt und total ungeduldig, stand er zusammen mit Kakashi im Hokageturm und wartete darauf, das Tsunade aus ihrem Sakeschlaf erwachte. „Warum musste ich mitkommen, normalerweise überbringst du die Berichte immer alleine.“, fragte Naruto angenervt, während sein Mundwinkel unweigerlich zu zucken begann. „Du sollst es lernen.“, erwiderte der Gefragte gelangweilt und blätterte eine Seite in dem Buch um, das er in den Händen hielt.

„Der hat mich gar nicht gehört.“ Auf seinen Zähnen herum beißend, schritt er auf den großen Schreibtisch zu, der noch immer mit leeren und halbvollen weißen Fläschchen bedeckt war und schlug mit der blanken Faust auf die Platte. „Oma Tsunade, aufwachen.“

Wie konnte man so viele Flaschen saufen, wenn man alleine war?

„Was isn?“, fragte die Blonde plötzlich, während sie sich die Hände auf die Ohren presste und Naruto von oben bis unten musterte. Warum hatte Shizune ihn nicht rausgeschmissen? Sie wusste doch, das sie hier am ´arbeiten´ war. Ihr Kopf landete mit einem geräuschvollen Klopfen wieder auf dem Schreibtisch, während sich Naruto wutentbrannt umdrehte und aus dem Raum sprang. „Dann eben später.“, meinte Kakashi achselzuckend auf die Reaktion seines Schülers und verschwand ebenfalls. Er hatte sich verändert. Schon wieder. Das war alles zu viel für ihn. Nachdem er erfahren hatte, das Sakura mit Itachi Uchiha verlobt war, hatte er angefangen zu lachen, er hatte sich auf dem Boden gewälzt und gekräuselt. Für ihn war das nichts als eine Lüge. Doch als er die beiden zusammen gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, dass es kein Hirngespinst sein konnte. Auch ihn hatte das nicht ganz kalt gelassen, doch seine äußere Fassade war nicht gebröckelt.

Noch immer mit dem Buch vor seiner Nase schritt er in die frische Luft und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. In ein paar Stunden würde er sich den Blondschopf noch einmal schnappen und mit ihm vor die Hokage treten.
 

Vieles beschäftigte ihn, Gedanken beeinträchtigten seinen Lesefluss, mehrfach musste er die Sätze in seinem Buch ein zweites Mal lesen und nach einiger Zeit gab er es seufzend auf und steckte das kleine Ding in die Tasche zurück.
 

Wie würde der Kampf wohl ausgehen?

Lange konnte es sich nicht mehr hinziehen, bis sich Sakura, Naruto und Sasuke gegenüberstanden. Jeder von ihnen hatte ein anderes Ziel, andere Hoffnungen, eine andere Zukunft vor sich. Ihm graute vor diesem Tag, denn dann würde er zwei seiner drei ehemaligen Schützlinge verlieren. Es musste einfach zu diesem Kampf kommen.
 

Nur warum Sasuke nach diesem Kunaiangriff Itachis nicht wieder aufgestanden war, wusste er nicht. Diese Verletzung war doch nicht schwerwiegend gewesen. Auch ihm war aufgefallen, dass der kleine Uchiha von Anfang an etwas beeinträchtigt war, doch so schlimm war es nicht, oder?

Sie hatten nichts herausgefunden, wirklich gar nichts. Wie sollten sie Tsunade das nur erklären. Seufzend legte er die Hand über sein nicht sichtbares Auge und spürte sogleich die Kühle, die ihm gut tat. Es hatte angefangen zu schmerzen, ein gutes Zeichen war das gewiss nicht.
 


 

Mit der Faust schlug er gegen den Baum und verzerrte das Gesicht zu einer Schreckensmaske. „Warum nur habe ich es nicht geschafft?“ Wütend legte er seine Stirn an die schroffe Rinde und hämmerte ein weiteres Mal mit der Faust gegen den Stamm. Das Blut auf den Boden tröpfelte, störte ihn nicht.

Naruto hatte sich auf den Trainingsplatz zurückgezogen, der ihm so viele schöne Erinnerungen entlockte. An das Team 7, damals, als sie noch alle hier zusammen trainiert hatten.

Er wusste selbst, dass er seine Freunde töten musste, immerhin waren sie Ausgestoßene, doch wollte er es nicht. Er war immer noch der Meinung, das er beide zurück nach Konoha bekam, aber andererseits würde ihm das nicht viel bringen. Kakashi hatte ihm oft genug erklärt, das weder Sasuke, noch Sakura, jemals wieder ein glückliches Leben hier führen konnten.
 

Sie bekommen keine zweite Chance, Naruto, merk dir das.
 

Immer wieder hatte sein Lehrmeister das gesagt, sein Blick so ernst, so zwingend.
 

„Verdammt. Verdammt. Verdammt.“ Bei jedem Wort bekam der Baum, der am allerwenigsten mit der Situation zu tun hatte, einen weiteren harten Schlag ab.

Er musste sie töten, entweder sie oder er würden sterben. Und irgendwie ließ ihn das ungute Gefühl nicht los, das dieser Kampf schon bei ihrer nächsten Begegnung stattfinden würde.
 

Schwer schluckte er und ließ seine schweren Gedanken vom Wind davon wehen.

Trauer

So liebe Leute, da bin ich wieder, mit etwas Verspätung.

Eigentlich war das Kapitel pünktlich fertig, nur dann hab ich es geschafft, meinen USB-Stick zu schrotten und da war das Kapitel leider Gottes drauf -.- *grummel*.

Danach hatte ich einfach keine Lust mehr, das alles nochmal neu zu schreiben, allein schon aus Protest gegen diesen scheiß USB-Stick. Hab mich dann jetzt doch mal hingesetzt, weil einige gefragt haben, wann es endlich weiter geht. Danke Leute, sonst wäre es bis jetzt noch nicht da XD

Ansonsten kann ich nur sagen, das Originalkapitel hat mir besser gefallen, viel besser, das hier ist irgendwie so gezwungen geworden, hoffe allerdings, das man es ihm nicht anmerkt. Viel Spaß beim lesen!!
 

lg

myo
 

***
 

Stumm saß sie da, einfach so und starrte auf die Stelle, an der gerade noch ihr Verlobter gestanden hatte. Das Wehen des Umhangs bei jedem Schritt, den er sich von ihr entfernte, war fest in ihrem Kopf verankert.

Hatte er sie etwa im Stich gelassen? Sollte sie nun auf sich alleine gestellt weiterreisen?
 

Ein leiser Schluchzer verließ ihren Mund und die Hände ballten sich zu Fäusten. Das Gesicht zu einer stillen Fratze verzogen, versuchte sie, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, vergeblich. Ein kleiner Tropfen dran aus ihrem rechten Auge und suchte sich ihren Weg über die rote Wange.

Verstanden hatte sie es bisher noch nicht, doch langsam schwand ihre Hoffnung, dass das alles nur ein böser Traum war, den sie nicht verlassen konnte. Wollte sie mittlerweile überhaupt noch, dass sie einfach aufwachte und den Tag in Konoha so begann, wie sie es getan hatte, bevor Tsunade sie erbarmungslos hinausgeworfen hatte? Langsam schüttelte sie den Kopf, wischte sich einige Tränen von den Wangen und musste sich eingestehen, dass es längst nicht mehr ihr Wille war. Anfangs schon, doch das hatte sich mit der Zeit, die sie mit Itachi zusammen war, geändert.
 

Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit, nicht weit, nur bis zu dem Zeitpunkt, als Itachi so nah bei ihr gewesen war und seine warmen, weichen Lippen für einen kurzen Augenblick auf die ihren gelegt hatte. Fast zersprang ihr Herz an dieser unsinnigen Erinnerung.

Ohne es zu merken, strich sie sich langsam mit der Zunge über die Unterlippe und fasste einen Entschluss. Ihre Arme stützten sich ab und ihre Beine bewegten sich. Im ersten Moment schien sie selbst etwas überrascht über ihre plötzliche Reaktion, stellte sich dann jedoch aufrecht hin und lief schnellen Schrittes auf die schwarze Silhouette zu, die den Wald darstellte. Ihre Tasche war längst vergessen, das Feuer nicht gelöscht. Es war ihr egal, sie musste zu ihm, ihm etwas sagen.

Mit einem Sprung landete sie auf einem dicken Ast, der auf die Lichtung hineinragte und blickte sich kurz um, bevor sie ein leises „Da.“ von sich gab und ihren Weg nach rechts weiterführte.
 

**
 

Er selbst konnte es nicht verstehen, was hatte dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht zu bedeuten? Vielleicht hätte er ihr die Wahrheit doch nicht erzählen sollen?

Seine Füße trugen ihn einfach weiter, ohne Ziel, nur ein erdiger Weg vor Augen. Die locker an der Seite hängenden Arme verschränkten sich vor der Brust, als er sich selbst bewusst wurde, das seine Gedanken um dieses kleine Mädchen schwirrten, was ihm bisher nur Ärger bereitet hatte. Er brauchte eine Abwechslung, also fixierten seine blutroten Augen einen kleinen grauen Punkt inmitten des ganzen brauns, das sich mit abgehackten Bewegungen bemerkbar machte.
 

Langsam kniete er sich nieder und blickte auf das kleine Geschöpf, das aufgeregt zwitschernd auf dem Boden lag und versuchte, mit beiden Flügeln zu schlagen und sich in die Lüfte zu erheben. Die Füßchen tapsten wild in der Gegend herum, es kam nicht von der Stelle.

Mit einer anmutigen Bewegung streckte er seinen Arm aus, umschloss das viel zu kleine Genick des Vogels und brach es mit zwei Fingern. Das laute Zwitschern vor ihm erstarb sofort, doch Ruhe kehrte nicht ein. Die Geräusche der Natur hörten nicht auf, nur weil er es so wollte. Der Wind rauschte durch die Zweige, ein weit entfernter Bach ließ leises Platschen vernehmen, Vögel flogen am schwarzen Himmel entlang und Vogelbabys schrien fast vor Hunger.
 

„Ich hätte ihm helfen können.“
 

Die Stimme klang verletzt, sehr verletzt sogar. Obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, fühlte er den Schmerz, der ihren Körper durchziehen musste.

Sie war ein Ninja, ein gottverdammter Ninja und dann regte man sich so über den Tod eines kleinen Vogels auf? Schon wieder hatte sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle, er sollte ihr wirklich noch so einiges beibringen.

Plötzlich konnte er es selbst nicht mehr verstehen, warum er seine Gedanken so vollkommen auf dieses Mädchen fixierte, doch dann schloss er für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief ein.
 

„Er war verletzt.“
 

Seine Stimme klang teilnahmslos, als er sich mit einer sanften Bewegung zu ihr drehte und in ihr Tränenüberströmtes Gesicht blickte. Wundern tat ihn dies nicht. Zusammen mit der Blässe, die ihre ganze Gestalt umgab, wirkte sie fast wie ein Gespenst.
 

„Ich hätte ihn heilen können.“
 

Ein leiser Schluchzer schlich sich in ihre Worte, als sie einen bestimmenden Schritt nach vorne trat und ihm auffordernd in die Augen sah. Die geballten Fäuste zitterten.

Diese unbändige Wut hatte er nie zuvor bei ihr erblickt.
 

„Vögel nehmen ihre Kinder nicht wieder auf, wenn sie nach Menschen stinken.“
 

Diesen Satz ließ er im Raum stehen, als er noch einmal auf das kleine Wesen blickte, das nun so friedlich zu schlafen schien.

Er sah noch gerade, dass sie ihre Hände erhoben hatte und sich die feuchten Tropfen aus dem Gesicht rieb.

Ein verzerrtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, die Mundwinkel wirkten angespannt und die Augen blieben stumpf, ohne Gefühl.
 

Noch einmal trat sie einen Schritt vor, dann noch einen und einen dritten. Erst dann blieb sie stehen, zwei Meter von ihm entfernt, fast schon zu nah und blickte mit ausdruckslosen Seelenspiegeln in seine. Seine gut gemeinte Geste bemerkt sie dabei nicht.
 

„Warum?“
 

Immer noch hatte sie diese Frage im Kopf, noch immer keine Antwort.

Blut tropfte von ihren Handballen auf die Erde, die Risse, die von ihren Fingernägeln in die Ballen gekrampft wurden, schmerzten, doch ihr Körper wollte sich selbst nicht von dieser Qual befreien. „Eine Bestrafung.“, dachte sie in ihrem viel zu überfüllten Kopf und biss sich zusätzlich auf Lippe. „Wofür?“ Ihr Herz klopfte wie wild, nicht von dem gehetzten Lauf, den sie hinter sich hatte, nein, sie konnte nicht mehr, sie musste ihm in die Augen blicken.
 

„Warum?“
 

Ihre Stimme versagte, die letzten Buchstaben kamen nur kratzig aus ihrem Mund. Sie unterdrückte den Drang, nun husten zu müssen und schluckte hart.

Weitere Tränen tanzten aus ihren Augen und das Kitzeln, das ihre Wangen heimsuchte, wenn die Flüssigkeit langsam hinunterfloss, brachte sie fast zum lachen. Ihre Handlungen hätten so gegensätzlich aussehen können, sie wusste einfach nicht mehr, was sie machen konnte, dass sie nur ein lautes Wimmern von sich gab und ihre Füße einknickten. Langsam ging sie zu Boden und wischte sich wieder mit dem Handrücken die Tränen von den kribbelnden Wangen.
 

Schon wieder diese Frage, diese eine Frage, auf die er selbst keine Antwort hatte. Zumindest war er sich sicher, dass sie den Vogel, der tot zu seinen Füßen lag, schon längst vergessen hatte.
 

„Warum antwortest du mir nicht?“, schrie sie mit quietschender Stimme in die frühlingsschwüle Nacht und stemmte sich mit zitternden Armen in die Höhe. Ein wackliger Schritt trug sie in seine Richtung, bevor sie ihre immer noch zittrigen Hände ausstreckte und diese in seinen Umhang krallte. Sie drückte ihren ganzen Körper gegen den seinen, wollte unbedingt seine Nähe spüren, obwohl er keinen Muskel krümmte und nichts an seiner Haltung verriet, das er dies gerne mochte.
 

„Bitte.“, nuschelte sie nach ihr endlos vorkommenden, schweigsamen Minuten in seinen dicken Mantel und blickte mit rot geschwollenen Augen nach oben. Er blickte immer noch mit seinem undurchdringbaren, Onyxfarbenen Blick in ihre verheulten Seelenspiegel, interessierte sich nicht dafür, dass sein Mantel von ihren Tränen benetzt ward.
 

Langsam wurde sie sauer. Zwar wusste sie, dass er nicht viel sprach, aber gerade in diesem Moment? Konnte er diesen dämlichen Uchihastolz nicht einfach einmal vergessen? Bisher hatte sie gedacht, er sei anders, anders als sein kleiner Bruder, doch das schien ja nicht zu stimmen.
 

„Du bist genau so ein Arschloch wie dein Bruder.“
 

Mit diesen, aus Wut gesprochenen Worten, drehte sie sich um und verschwand schnellstmöglich hinterm nächsten Baum.

Ihr Herz klopfte, ihr Verstand sagte ihr nur eins.
 

„Es ist vorbei.“, schrie sie noch in seine Richtung, bevor sie aus seiner Hörweite verschwunden war und sich auf den Weg zu ihrem Lager machte.
 


 

Gerade, als sie auf dem dumpfen Boden der Lichtung aufgekommen war und sich aufrichtete, gefror ihr Blut. Da saß er, er, den sie eigentlich vergessen hatte, am abgebrannten Feuer, spielte mit einem ihrer Kunais und blickte sie einfach nur an.
 

„Hallo Sakura.“

Tsukuyomi

„Was willst du hier?“, zischte sie ihm entgegen und wischte sich schnellstmöglich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Durch die Zeit, die sie in den Bäumen verbracht hatte, waren die meisten getrocknet und mit ihrer zarten Haut verschmolzen.

So unauffällig wie möglich bewegte sie den kompletten Arm von einer Wange zur anderen, doch sie war sich sicher, dass er ihre Schwäche gesehen hatte. Ihm entging normalerweise nichts.

Ein wenig Blut blieb auf ihrem Antlitz hängen, als sie die Bewegung beendete und ihn einfach nur ansah.

Ihr Herz klopfte schneller als zuvor, doch das ignorierte sie gekonnt. Schnell huschte ihr Blick auf seine Seite, Blut hatte sein Shirt an der Stelle vollkommen durchtränkt, an der Itachi ihn verwundet hatte.

„Immer noch nicht ganz fit?“, fragte sie ihn etwas amüsiert, wissend, das ihr Schicksal besiegelt war, doch nach der Erniedrigung, die sie gerade vor seinem Bruder vollbracht hatte, aus eigener Kraft kommend, wollte sie sowieso nicht weiter leben, wollte endlich sterben. Hätte es im Wald tun sollen, als sie kurz davor gewesen war, es zu tun, den kalten Stahl ihres Kunais auf der aschfahlen Haut zu spüren.

Nun war es zu spät.
 


 

Ein dumpfer Schmerz durchzog ihre linke Hand, ein leichtes Vibrieren kitzelte ihre Beine. Mit einem gequälten Seufzen versuchte sie, die trägen Augen zu öffnen, schloss sie jedoch schnell wieder und wollte aus Reflex die Hände vor ihr Gesicht schlagen, was allerdings nur mit einer Hand gelang.

Ein leiser Schmerzenslaut entfloh ihren untypisch rauen Lippen und das nicht abklingende Stechen zauberte aus ihrem glatten Gesicht eine missgestaltete Fratze.

Mit der Frage auf den Lippen, weshalb es so unendlich weh tat, öffnete sie ein weiteres Mal die Augen. Tränen drangen aus den Winkeln, als das starke, weiße Licht ihre Iris traf, doch unterdrückte sie den Drang, die Lider wieder aufeinander zu pressen, so lange, bis sie sich einigermaßen an die Flutung gewöhnt hatten.
 

Realisierend, das sie fast liegend auf eiskaltem Stahl gestützt war, die Gänsehaut, die ihre Beine übersäte, übersehend, wandte sich ihr Kopf nach oben. Etwas Rotes bahnte sich in ihr Blickfeld, umgeben von blassem grau. Erst, als sie die Augen etwas zusammenkniff, setzte sich das verschwommene Bild nach und nach zusammen und sie bereute es auf der Stelle, dort hin gesehen zu haben. „Wo bin ich?“, fragte ihre müde Stimme, ohne wirklich auf eine Antwort gefasst zu sein.
 

Sich in dem riesigen Raum umblickend, erkannte sie, dass auch die Wände aus diesem miserablen Stahl bestanden. Einmal im Kreis bewegte sie sich, die Beine so stützend, das die Schmerzen in ihrem linken Arm nicht Übermacht gewannen. „Grau, grau, grau, grau, schwarz, grau, grau. Nein warte, schwarz?“ Ihre Gedanken überschlugen sich und ihre Seelenspiegel wanderten zu dem schwarzen Fleck inmitten des ewigen, schmutzigen Silbers zurück. Dabei ihre linke Hand unbeabsichtigt etwas drehend, bereute sie sofort ihre Neugierde und verzog das Gesicht.
 

Auf den Knien einen Schritt nach vorne gehend, dieses Mal darauf achtend, das die linke Hand, die in die Höhe gestreckt und von einer eisernen Schelle gehalten wurde, Blutüberströmt, sich nicht bewegte, fokussierte sie den langen schwarzen Punkt in der Ferne.
 

In ihren Augen schwammen immer noch wässrige Tränen, die auf Freilassung warteten.
 

„Was?“ Ihre Stimme zitterte. „Itachi?“ Ihr ganzer Körper bebte, als sie seinen Namen, undeutlich, aus ihrem Mund entließ.

„Was ist mit Sasuke?“ Sie klang gehetzt, die Worte überschlugen sich fast, als sie daran zurückdachte, dass er auf sie gewartet hatte, am Feuer, das sie vergessen hatte zu löschen, unvorsichtig gewesen war.
 

„Nicht echt.“, ertönte seine ruhige Stimme, leise, ein Wispern nur, das hätte nicht zu ihr durchdringen dürfen, aufgrund ihrer Entfernung zueinander, tat es jedoch schon.
 

Unverständnis machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Nicht echt?“, fragte sie sich in Gedanken. „Was meint er damit?“
 

„Tsukuyomi.“
 

Ein Wort, ein einzelnes Wort, doch sie verstand. Plötzlich wurde ihr alles klar. Sie war gefangen, gefangen in einem Gefängnis, das sie selbst nicht zu verlassen wusste. Es war nicht Sasuke, der am Lagerfeuer auf sie gewartet hatte, es war sein Bruder gewesen, der sie hatte eine Illusion sehen lassen. Übung hatte sie, ebenso das Talent, ein Gen-Jutzu aufzulösen, doch ihr Gehirn sagte ihr im Moment etwas ganz anderes. Ihre innere Stimme saß einfach nur da und schüttelte vielsagend mit dem Kopf.
 

Nun ermunterte sie sich selbst schon dazu, auf seine Worte zu warten, wie lächerlich! Gefühle konnten schrecklich sein, das musste Sakura sich schon wieder selbst eingestehen. Unbewusst rümpfte sie die Nase über sich selbst, bevor ihr nun scharfer Blick wieder Itachi bannte.
 

„Ich wollte deine Reaktion auf meinen Bruder testen.“ Eiskalt klang seine Stimme.
 

Mit den Armen vor der Brust verschränkt, stützte er sich emotionslos wie immer an die Wand, blickte einfach nur in ihre Augen. Er bemerkte nur nebenbei, dass diese einmal mehr gefunkelt hatten. Jetzt wirkten sie stumpf, fast so wie seine. Mit einer unhörbaren Geste verdrängte er den Gedanken und schritt auf sie zu, nicht, ohne die Wand, die in seinem Rücken stand und die anderen drei Wände, die den Raum schlossen, mit sich zu nehmen, sie enger zu ziehen. Nur die Decke, die viel zu hoch zu hängen schien, blieb an ihrem angestammten Platz.
 

Sakuras Herz raste. Er hatte es ihr gesagt, er hatte ihr gesagt, das sie in einer Illusion gefangen war, doch war alles so… so echt. Der Schmerz an ihrem Handgelenk, das Kribbeln, das die Strecke zwischen Herz und Fessel überbrückte, die Beine, fast brennend vor Kälte.

Langsam schloss sie die Augen, drückte die Lider fest aufeinander, sodass sich Falten bildeten, doch mit jeder vergehenden Sekunde spannte sie ihren Körper noch weiter an, bis es schmerzte. Ein leises Schluchzen ertönte, bevor sie ihre Seelenspiegel wieder öffnete und entschlossen in seine Richtung blickte. Die Anspannung war fort.
 

„Sei stark.“, sprach sie sich selbst mit wispernden, doch leicht zitternden Worten zu und starrte förmlich auf sein Gesicht. Bei jeder Wiederholung, die sie sich selbst zuflüsterte, wurde ihre Stimme fester, ihr Blick ernster.

Hatte sie sich nicht einst geschworen, in seiner Nähe niemals Schwäche zu zeigen? Und was war aus diesem Vorsatz geworden? Erinnerungen kamen in ihr hoch, an die Nacht im Akatsuki Hauptquartier, als sie weinend im Bett gelegen hatte oder an gerade eben, als sie heulend vor ihm auf dem Waldboden gekniet hatte.

Schnell zerplatzten die beiden Seifenblasen, in denen sie die Umrisse dieser Situationen sah und eine andere, viel bedeutendere kam hervor. Der Kampf mit Sasuke.

Sie hatte nicht viel getan, doch dieser Gedanke war mit Mut verbunden, Mut, den sie hatte, der tief in ihrem Inneren darauf wartete, herausgelassen zu werden. Wärme zog in ihre Herzgegend ein, als sie immer noch auf die sich nähernde Gestalt Itachis blickte und seinem eiskalten Blick standhielt.

Hätte sie Angst vor kleinen Räumen, wäre sie verloren gewesen, doch so machte es ihr nichts aus, als er plötzlich genau vor ihr stand, in die Knie ging, sich vor sie hockte.

Der vorher so große Raum zeigte nur noch einen Bruchteil seines vorherigen Raums, doch ihre Sinne nahmen das nur am Rande wahr. Fokussieren tat sie immer noch den Schwarzhaarigen, der sich nun mit ihr auf gleicher Höhe befand.
 

„Schrei das nächste Mal nicht so, du lockst nur Gegner an.“ Seine Stimme klang ernst, als er mit seinen Augen ihr Gesicht erforschte. Noch immer war es von Blut beschmiert, das von ihrer Hand stammte.
 

„Dann gib du mir nächstes Mal eine Antwort, wenn ich dich was frage.“, zischte sie ihm zwischen zusammengepressten Zähnen zu. Ihre Augen funkelten, wanderten über sein fast trauriges Gesicht.

„Mach mich los, meine Hand tut weh.“

„Nein.“

„Warum?“

„Das scheint deine Lieblingsfrage geworden zu sein.“ Ausdruckslos legte er seinen Kopf schief, wobei ihm eine seiner losen schwarzen Strähnen ins Gesicht fiel. Wie gerne hätte sie ihm diese hinters Ohr gestrichen, ihn angelächelt und dann geküsst, doch solch romantische Fantasien existierten nur im Märchen.

„Ja und?“, stellte sie jedoch mit einem bissigen und beleidigten Unterton fest. Es stimmte, was er von sich gab, doch wollte sie das nicht zugeben, nicht vor Itachi.

„Mh.“

„Arsch.“ Bei diesem Wort versuchte sie ihm in die Nase zu beißen, was natürlich nicht funktionierte und entfernte sich so gut es eben möglich war aus seiner Nähe. Den erneuten Schmerz ihres Armes ignorierte sie. Ein Ninja musste jede Gelegenheit nutzen, seinen Gegner zu verletzen, selbst wenn es so unbedeutend war wie diese Aktion.

Für ihn war das Gespräch beendet.
 

„Ich bin stark.“, sprach die Rosahaarige in ihren Gedanken, bewegte dazu wortlos den Mund und ergatterte einen Blick auf die tolle graue Wand, die noch vor einigen Minuten viel weiter entfernt gewesen war. Wie sie darauf kam? Keine Ahnung.
 

„Du bist stark?“ Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf seine Züge, während er sich wieder genau vor ihre Nase setzte.

„Lass mich in Ruhe.“ Eine verräterische Röte umspielte ihr Gesicht, als sie den Kopf senkte.

„Warum hältst du mich hier gefangen?“, versuchte sie dann mit gespielt trauriger Stimme das Thema zu wechseln, welches er zur großen Überraschung ihrer annahm.
 

**
 

Naruto tapste hinter seinem Lehrmeister her, genervt, hundemüde. Kakashi lenkte seine Schritte mit einem ernsten Gesichtsausdruck in Richtung Hokageturm und der blonde Chaosninja fragte sich, was nun auf ihn zukommen würde. Es war tiefste Nacht, erhellt von einer immer kleiner werdenden Sichel am Himmel.
 

Stundenlang hatte er in seinem Bett gelegen und sich von einer Seite auf die andere gerollt, seine Gedanken abschweifend, immer ganz weit fort.

Bei ihr und bei ihm. Seinen beiden Kameraden, die nicht mehr an seiner Seite kämpften.

Erst vor einer Stunde, als die Zeiger etwa drei Uhr versprachen, war sein Blick das letzte Mal zur Uhr gewandert. Irgendwann zwischen dann und vor fünf Minuten musste er eingeschlafen sein.

Tiefe Augenringe umrundeten sein braun gebranntes Gesicht, die gesunde Haut wirkte gespenstisch.
 

Untypisch, mehr wollte ihm nicht zu dieser Situation einfallen.
 

Auch Kakashi war schlecht gelaunt, nicht zurechnungsfähig. Shizune hatte vor seiner Haustür Sturm geklingelt, nachdem er sein Telefon geflissentlich überhört hatte.

Mit einer Hand kratzte er sich eine juckende Stelle am Hinterkopf, bevor er seine Gedanken zu dem hellwachen Gesicht der Schwarzhaarigen wandte, die neben ihm marschierte. Sie schritt mit einem ernsten Gesichtsausdruck und schnell gesetzten Schritten auf den Turm zu, den ihre Augen förmlich eingefangen hatten.
 

„Schlafen etwa alle, die hier arbeiten, tagsüber?“, fragte sich der Grauhaarige, als die drei an ihrem Ziel angekommen waren und nur noch die endlos erscheinenden Korridore zu dem Zimmer abmarschieren mussten, zu dem sie beordert waren. Alle Gestalten, die ihren Weg kreuzten, begrüßten sie freundlich, jedes Gesicht von einem Lächeln gesäumt, hellwach.
 

**
 

„Wo sind die verdammt?“

Suchend blickte er sich um, darauf bedacht, feindlichen Ninja kein offenes Ziel zu sein, nicht noch einmal. Das sowohl Naruto, Kakashi, als auch Sakura und Itachi ihn beobachten konnten, ohne das er seine Aufmerksamkeit im ersten Moment auf sie gelenkt hatte, war tödlich. Er hatte es überlebt, ja, doch hätte sein Bruder gewollt, er hätte ihn umbringen können. Er hätte ihm seine schöne Rache versauen können.

Hatte Itachi ihm je etwas Gutes gewollt? In seinen Erinnerungen fand er ziemlich viele dieser Situationen, doch wurde es von dem Massaker überschattet, das er zu späterer Stunde veranstaltet hatte. Die Augen Itachis, als er plötzlich in der Tür gestanden und ihn mit seinen unschuldigen Kinderaugen entgegengeblickt hatte, gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Es war grausam.

Diese Momente waren es auch, in denen er seine Haken, die in dem Wort Rache verankert waren, noch fester zuschnappen ließ.
 

Seine Hand presste sich auf seine Seite, die immer noch schmerzte. Sie hatten es bemerkt. Nein, s i e hatte es bemerkt. Er hätte nicht erwartet, dass das kleine Mädchen so etwas drauf haben könnte.

Sakura war schwach, zu schwach, doch ihr Blick war dafür umso schärfer.

Was tat sie eigentlich bei seinem verhassten Bruder?
 

Lange würde es nicht mehr halten, das wusste er.
 

**
 

„Ach, jetzt is se nüchtern.“, nörgelte Naruto in seinen Gedanken herum und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Tsunade, die gerade einige Unterlagen sortierte, blickte ein paar Mal auf, bevor sie einen Stapel Papier kurz auf den Tisch klopfte und ihn dann zur Seite legte.

Seufzend verschränkte sie ihre Finger ineinander und legte den Kopf darauf. Ihre braunen, ernsten Augen fixierten die beiden Ninja, die sie vor zwanzig Minuten aus dem Bett hatte schmeißen lassen. Lange genug hatte sie es hinausgezögert, das wusste sie. Ein Blick auf den blonden Chaosninja werfend, bestätigte ihre Vermutung. Noch etwas länger und er würde ihr Büro auseinandernehmen. Er stand zwar noch nicht lange da, doch sein Schlaf war ihm heilig.

Die Nachricht war schon vor Stunden eingetroffen, doch bisher hatte ihr Innerstes einen Konflikt geführt, ob sie es ihnen wirklich sagen sollte. Wollte sie riskieren, beide schon wieder auf Sasuke anzusetzen?
 

„Wir haben Neuigkeiten.“ Mehr brauchte sie nicht zu sagen, um Naruto´s gerade noch abweichende Aufmerksamkeit zu fesseln. Sein Gehör hing plötzlich förmlich an ihren Lippen, weg die Gedanken, welches der wenigen Möbelstücke er zuerst zu Kleinholz verarbeiten wollte.

Kakashis Mine hingegen hatte sich nicht geändert, äußerlich.

„Orochimaru wurde in einem seiner Verstecke tot aufgefunden.“ Laut schluckend, beobachtete sie die Mimik des Blonden, ein ablaufender Kinofilm.

Die Augen wurden groß, der Mund öffnete sich, die Pupillen schienen fast aus den Augenhöhlen zu fallen, das Kinn lag sprichwörtlich auf dem Boden, die Finger verkrampften sich abstrakt, umfassten Luft, der Körper beugte sich etwas nach vorne, ein fragender Schrei durchdrang das Zimmer. Wie in Zeitlupe spielte sich die Reaktion ab, Kakashi blieb ruhig. Auch ihm merkte man die Überraschung an, doch nur seine verzogene Maske sprach von dem ungläubigen Lächeln, das seine Lippen formten.

„Orochimaru ist tot?“, stotterte Naruto vor sich her, während sein Blick die Hokage nicht mehr loslassen wollte. Ein Nicken ihrerseits löste seine Starre und er rannte auf den überdimensionalen Schreibtisch zu, der vollbeladen mit Blättern und anderen Utensilien ein lautes Knarzen von sich gab, als sich zusätzlich ein paar Hände darauf platzierten. „Was ist mit Sasuke?“ Seine Stimme überschlug sich fast, als er diese kleine, dennoch für ihn ein Leben bedeutende Frage stellte.

„Nicht gefunden worden.“ Ihre Stimme klang fest. Mit ernstem Ausdruck blickte sie ihn aus ihren rehbraunen Augen an und forderte ihn ohne Worte auf, sofort auf seinen Platz zurückzukehren.

Dass er dies verstand und diesen stummen Befehl befolgte, war neu. Tsunade nickte kurz zur Bestätigung und musste zugeben, dass der Junge sich verändert hatte.

Zumindest für diesen einen Moment.
 

„Wir gehen davon aus, dass er es war, der Orochimaru und einige seiner Gefolgsleute ermordet hat. Kabuto war übrigens auch unter ihnen.“, sprach sie wie nebensächlich und rückte die Blätter wieder gerade, die durch Narutos Aktion etwas an ihrer Form verloren hatten.
 

„Und dafür weckst du uns um diese Uhrzeit?“, wollte der Grauhaarige mit verdutzter Stimme wissen und zog die Hände aus der angenehm warmen Hosentasche.
 

Die Blonde lächelte, grinste fast, bevor sie einen dick befüllten Umschlag auf die Tischplatte zauberte.
 

**
 

Ein sanftes Lächeln umschlich seine Mundwinkel, klein, kaum wahrnehmbar, doch ihrem Blick entging es nicht. „Schwäche ist etwas.“, fing er mit leiser Stimme an zu erklären: „Das du niemals öffentlich zeigen solltest.“

„Warum?“ Mehr aus Reflex stellte sie diese Frage, denn die Antwort kannte sie bereits. Er war schließlich nicht der Erste, der ihr dies sagte, versuchte beizubringen, einzuhämmern, doch was sollte sie tun?
 

„Ich bin verzweifelt Itachi. Was soll ich denn machen?“ Sie spürte die kitzelnde Feuchtigkeit in ihren Augen, Tränen versuchten schon wieder aus ihrem stählernen Gefängnis zu entkommen, zu flüchten. Doch dieses Mal kniff sie ihre Augen zusammen, stellte ein Schutzschild auf.

Nur mit Mühe schaffte sie es, die Tränen zurückzuhalten, doch es gelang.

„Zu… Zuerst rettest du mich, sagst mir nicht warum, dann entscheidest du dich doch um und dann küsst du mich einfach so. Was soll ich da denken? Was soll ich hoffen?“

Tausend Schmetterlinge schlüpften wie auf ein Stichwort in ihrem Magen, als sie wieder an den flüchtigen Lippenkontakt dachte, den sie nicht einmal erwidert hatte. Sie war unruhig, wollte wieder ihre rauen Lippen als Kaugummi missbrauchen, doch zwang sie sich selbst zur Ruhe.

Die stärkste Kunoichi war sie nicht, das war auch ihr bewusst, doch als schwach wollte sie nie wieder bezeichnet werden. Vor allem nicht von ihm!! Oder seinem Bruder.
 

„Gefühle sind etwas für Anfänger.“
 

Erschrocken blickte sie in sein Gesicht, in die schwarzen Onixe, die anders als sonst, zu funkeln schienen.
 

Ihr ganzer Körper kribbelte vor Aufregung, als er ihr schon wieder so nahe kam, dieses Mal schwor sie sich, würde sie seine sanfte Berührung erwidern, schloss schon halb die Augen, erwartend, doch als plötzlich einer seiner Finger über ihre linke Wange strich, blickte sie auf. Sanft wich er ihr die Blutschmieren vom Gesicht, bevor er sich erhob und sie aus dieser beängstigenden Illusion entließ.

Ihr wurde schlecht, hatte er sie nicht einfach küssen können?
 

Ohne ein weiteres Wort löschte er das Feuer mit etwas Asche, sammelte einige verstreute Gegenstände ein und schulterte sich seine dunkelblaue Tasche. Fragend blickte er in ihre Augen, sah ihren unbändigen Durst, ungestillten Durst nach seiner Nähe.

„Keine Gefühle.“, forderte er sie in Gedanken auf, obwohl er wusste, dass sie das nicht hören konnte. Ihm schien es wieder, als wäre es längst zu spät dafür. Doch was sollte man an einem Mörder, einem Ausgestoßenen wie ihm, toll finden?
 

Sie nickte bloß, bevor sie sich erhob, ihren Rucksack nahm und drei Sekunden nach ihm die Lichtung verließ.

Es beschäftigte sie, dieses Ereignis, selbst als sie längst wieder die kleine Hütte erreicht hatten, in der die Treppe mit Schnitzereien verziert und die Wand in ihrem Zimmer immer noch diese hässlichen Flecken aufwies. Peinlich berührt erinnerte sie sich wieder an die Suppenschüssel, die dieses Muster an die Tapete gebannt hatte. Selbst, als sie sich längst von ihren schmutzigen Klamotten befreit und heißes Wasser, gemischt mit einigen frischen Blüten, in die Wanne gelassen hatte.

Das Wasserfallähnliche Geräusch, das an ihre Ohren drang, sobald sie den Hahn wieder aufdrehte, ließ sie nur weiter in ihre gedankliche Welt abdriften. Seufzend ließ sie sich noch ein Stück weiter in die dampfende Flüssigkeit hinab gleiten, sodass ihre Nase nur knapp hinausragte und schloss genießend die Augen. Seit er sie gerettet hatte, seitdem sie diese kleine Hütte kannte, war die Badewanne unbenutzt geblieben. Zeit war etwas, von dem sie genug besaß, doch irgendetwas hatte sie bisher immer davon abgehalten, sich zu entspannen.

Der Duft der Blüten stieg in ihre Nase, als sie sich wieder etwas aufrichtete und den Wasserhahn zudrehte.
 

„Stille Wasser sind tief.“, murmelte sie plötzlich vor sich hin, als das Gesicht des älteren der Uchiha Brüder vor ihrem geistigen Auge erschien, doch waren ihre Gedanken so weit weg, das sie nicht einmal bemerkte, dass das Gesicht vor ihr keine Einbildung war.

Berührung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Berührung [zensiert]

Ohne Bewegung saß er auf dem Sofa und schien zu warten. Auf was, das wusste er selber nicht ganz so genau. Stille umgab seine Gestalt, die ganze Wohnzimmereinrichtung ahnte, dass seine Stimmung an diesem Tag nicht gerade die Beste war.

Ein gelegentliches Schaben und leise fluchende Worte waren die einzigen Geräusche, die aus dem Nebenraum hin und wieder an seine Ohren drangen. Nervend, doch erträglich, nicht abstellbar.
 

Sakura stand mit schlechter Laune, die in großen geschwungenen Lettern auf ihre Stirn tätowiert zu sein schien, in der Küche und versuchte, die klein geschnittenen Stücke des gefangenen und bereits zerlegten Hasen zu braten, was allerdings nur sehr wiederwillig gelang. Das Fleisch brannte immer wieder in der Pfanne an, sodass sie mit einem Wender versuchen musste, es vom Boden abzukratzen. Während dieser Arbeit stieß sie Flüche aus, die der Uchiha wohl im Wohnzimmer noch hören konnte. Multitasking war wohl eine ihrer Stärken, doch wenn eine der gleichzeitig stattfindenden Beschäftigungen Kochen hieß, begann sie zu verzweifeln. Nicht einmal, wenn sie sich voll auf dieses Vorhaben konzentrierte, wollte ihr auch nur irgendetwas gelingen. Früchte bekam sie zubereitet, einfach in eine Schüssel würfeln und servieren, fertig. Doch momentan wandelten ihre Gedanken nicht um das Essen.
 

Seit des letzten Tages ging er auf Abstand, dauernd fragte er sich selbst, was ihn zu dieser Aktion geritten hatte. Er wollte sie von sich fern halten, nicht das Gegenteil davon erzielen! Oder etwa nicht?

Als er seine Gedanken wieder zu dem Anblick, den Berührungen und den laut geschrienen Worten abschweifen ließ, spürte er eine Regung zwischen den Beinen. Schlecht war es auf keinen Fall gewesen.
 

Das konnte doch nicht wahr sein. Seit wann ließ er sich von einfachem Sex so aus der Bahn werfen?
 

Sie konnte nicht kochen, das war Itachi sehr wohl bewusst. Normalerweise gesellte er sich zu ihr in die Küche, gab ihr einsilbige Anweisungen, wenn er einmal mehr die leisen Flüche hörte, die während der Zubereitung ihren Mund verließen. Wo er gelernt hatte, mit Kochlöffel und Fett umzugehen, wusste sie nicht, hatte nie gefragt, doch im Moment würde sie ihm diese Frage ganz sicher nicht stellen. Er ging auf Abstand, das wusste sie. Seit dem gestrigen Tag sprach er nicht ein Wort mehr mit ihr.

Er hatte ihr den Hasen, blutüberströmt, mit tot blickenden Augen, auf den Tressen gepfeffert und war dann ins Wohnzimmer verschwunden, wo er anfing, die Wand mit tödlichen Blicken zu bedenken. Zwar war sie seitdem nicht nach ihm schauen gegangen, doch glaubte sie, die Wand noch immer vor Angst ächzen und knacken zu hören. Das ging nun schon seit ganzen drei Stunden so.

Was er hatte, war ihr schleierhaft.

Hätte sie sich doch bloß nicht darauf eingelassen.
 

Seufzend setzte sie wieder den Pfannenwender neben das Fleisch und schabte es vom heißen Stahl, als ihr plötzlich einfiel, dass sie gar kein Fett benutzt hatte.
 

**
 

Sasuke stolperte mehr über die niedergefallenen Bäume, die ausgewachsenen Wurzeln, das hohe Gras, als das er über sie hinwegsprang. Seine sonst so grazile Art ließ nun zu wünschen übrig. Eiskalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, den er sich von Minute zu Minute wegwischte, aber nicht weniger zu werden schien. Keuchend blickte er auf und erkannte in weiter Ferne die Felsen, die weit über seinem Ziel prangten. Die steinernen Abbilder der Hokage, die mit viel Arbeit aus den Steinen geschlagen worden waren, schienen ihm direkt ins Gesicht zu blicken, ihn davon abhalten zu wollen, sein Ziel zu erreichen. Tsunades Kopf war der letzte, der in die Steinwand gemeißelt wurde, unterschied sich kaum von den vier vorangegangenen, doch er hatte ihn bisher nicht gesehen, beobachtete ihn genau.
 

Es brachte ihn um, fraß sich immer weiter in sein Fleisch, bis es die lebenswichtigen Organe gefunden und ausgelöscht hatte. Die Wunde brannte, die Orochimaru ihm kurz vor seinem Tod zugefügt hatte. Er hatte gelacht, sich heiser gelacht, abstrakt, nicht wie ein Mensch und erst jetzt verstand er die Bedeutung dieser Fratze. Die Schlange hatte damit gerechnet, dass Sasuke sich irgendwann gegen ihn wenden würde, wie es schon so viele vor ihm getan hatten, hatte sein eigenes Schutzschild erfunden. Diese eine Berührung von dem aschfahlen, häutigen Wesen hatte gereicht, ihm diesen langwierigen, schmerzerfüllten und bedrohlichen Tod aufzudrängen.

Wie in Zeitlupe spielte sich diese Szene vor seinem geistigen Auge immer und immer wieder ab, wie er sich auf einem Knie abstützend, in einer Hand das blitzartige Chidori, zum letzten Schlag bereit machte und einen Augenblick nicht aufpasste. Die sprichwörtliche Schlange hatte schon lange die grüne Farbe und die Form eines der gefährlichen Häuter angenommen, kam blitzschnell auf ihn zugeschlängelt und biss ihn in die offen dargebotene Seite. Im nächsten Moment die Blitze in seinem langgezogenen Körper vergrabend, tat er sich schon siegessicher, doch jetzt merkte er, dass ein gewonnener Kampf ganz anders aussah. Vor allem lebendiger.
 

Die Hitze in seinem Körper wurde immer schlimmer, vergleichbar mit heißer Asche, die sich durch die Haut fraß, nur um ein vielfaches schlimmer. Trotzdem zitterte er vor Kälte.
 

Tsunade war die einzige, die ihm helfen konnte, zumindest die einzige Person, von der er wusste, dass sie sich auf das Heilen verstand. Wenn selbst Orochimaru die Hilfe seiner ehemaligen Teamkameradin brauchte, konnte sie nicht schlecht sein. Nur wie er an den Anbu vorbei kommen sollte, die das Tor Konohas bewachten, wusste er noch nicht. In normaler Verfassung hätte er sich einfach vorbeigeschlichen oder ein kleines Blutbad angerichtet, je nachdem, welche Laune er gerade besaß, doch so geschwächt wie jetzt, war das fast unmöglich. Doch er wäre kein Uchiha, wenn nicht selbst tausendfach unmöglich möglich gemacht werden könnte.

Er verzog sein Gesicht zu einem krampfhaften Lächeln und legte die übrig gebliebene, ihm wie hundert Kilometer vorkommende Strecke zurück und staunte nicht schlecht, als er plötzlich vor einem schlecht gelaunten Kakashi, der beide Arme vor der Brust verschränkt hatte, und einer anderen, müde aussehenden Gestalt stand, die ihm mehr als bekannt war.

Sein altes Team schien gerade eine neue Mission zugeteilt bekommen zu haben.
 

„Sasuke.“ Nur aus weiter Ferne hörte er, wie jemand seinen Namen rief, der viel zu fröhlichen Stimmlage nach, schloss er auf Naruto, der sich blitzartig auf ihn zubewegte. Mit schnellen Bewegungen hatte er ihn an seine Seite gezogen, stützte ihn mit beiden Armen.

„Gefunden.“, schrie der Blonde und eilte mit aufbrausender Geschwindigkeit in Richtung Dorf zurück, das keine hundertfünfzig Meter entfernt lag. Dass der Uchiha ihm nicht nachkam, bemerkte er nicht einmal. Erst, als ein lautes Husten ertönte und Sasukes, auf seiner Schulter platzierter Arm, herab rutschte, bemerkte er, das etwas nicht stimmte. Als er sich auch noch auf den Boden setzte und das Husten immer kratziger wurde, blieb Naruto endlich stehen und sah auf das schwarze Knäul, das sich zitternd auf der harten Erde krümmte.

„Dem geht’s nich gut.“, stellte er dann trocken fest, während Kakashi ihn für dieses dumme Kommentar am liebsten geköpft hätte.
 

„Es war also keine einfache Verletzung, die er mit sich rumgetragen hat.“, dachte er und kniete sich neben den Schwarzhaarigen, der sich langsam zu beruhigen schien. Mit einem Ruck hob er ihn auf beide Arme und machte sich schnellstmöglich auf den Weg ins Krankenhaus.

Sie wollten ihre Mission doch nicht versauen.
 

**
 


 

Man hörte nur das Wasser gegen die Ränder der weißen Wanne klatschen, die kleinen Wellen schwabten teilweise über und benetzten den Boden, doch sie blieb still, starrte einfach nur in seine nachtschwarzen Augen. Ihre Arme waren blitzschnell vor ihre nackten Brüste gewandert, die Beine so weit wie möglich angezogen, sodass er ihre Scham nicht sehen konnte, nur war es dafür bereits zu spät.

Es schienen Stunden zu vergehen, in denen sich keiner von beiden rührte, doch in Wirklichkeit saß sie nur ein paar Sekunden so zusammengekrümmt da und blickte in seine viel zu tief reichenden Augen. Als könnte sie plötzlich verstehen.

Er hatte sich über den Badewannenrand gebeugt und blickte in die funkelnden Augen, die ihm nicht verrieten, was sie über sein unerwartetes auftauchen dachte. Auch ihm schien die Zeit viel zu langsam zu vergehen, bevor sie ihre zarte Stimme erhob.

„Was machst du hier? Ich bade gerade.“ Ein Wispern nur erfüllte den Raum, doch klang ihre Stimme so fest, wie er es bei ihr zuvor noch nicht häufig gehört hatte.
 

Ihre Augen verfolgten seine nächsten Schritte, wie er sich sachte nach vorne neigte, der schwarze Pferdeschwanz über seine Schulter fiel und er seine muskulösen Arme um ihren zarten Körper schlang. Mit einem Ruck zog er sie zu sich nach oben, drückte ihren dampfenden Körper an den seinen und machte ihr mit einer gezielt gesetzten Handbewegung klar, dass sie ihre Beine um sein Becken schlingen sollte.

Ihr Gesicht war rot vor Hitze, das Wasser, in dem sie bis eben gelegen hatte, viel zu heiß.

Ohne Wiederworte schlang sie ihre nackten, nassen Oberschenkel um seine Hüfte und vergrub ihre Finger in seinem Nacken. Auch wenn sie nicht den Verdacht hegte, dass er sie hinab fallen lassen könnte, so verzehrte es sie nach seiner Nähe. Jede Sekunde in seinem Beisein wollte sie genutzt haben.
 

Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie bemerkte, dass sein Oberkörper frei war und er sie gerade an sich drückte. Deutlich spürte sie die auf und ab Bewegung seines Brustkorbs, der ihre Brüste leicht mitschwingen ließ. Die Nässe an ihren Gliedern tropfte unaufhörlich nach unten, schlug in kleinen Tropfen auf dem Boden auf, als er sich ohne Warnung in Bewegung setzte und sie aus dem Badezimmer brachte.

Ihre innere Stimme schrie nur noch, dass sie sich wehren sollte, sich aus seinen starken Armen losreißen und verschwinden solle, doch verscheuchte sie diesen Gedanken schnell wieder. Itachi musste mitbekommen, wie ihr Herz zu rasen begonnen hatte, als er sie einfach so aus der bequemen Badewanne gezogen hatte. Schämen tat sie sich schon fast für das schnelle Pochen, hörte sie doch seines in normalem Takt wippen.
 

Als sie ihre Gedanken das nächste Mal zusammenraffen konnte, bemerkte sie, dass er anscheinend an seinem Ziel angekommen war. Er bewegte sich nicht mehr. Sakuras Gesicht war an seine Schulter gelehnt, die langen, vor Nässe schweren Haare hingen ihren Rücken hinab. Langsam öffnete sie die grünen Seelenspiegel und bemerkte, dass er mit ihr auf dem Schoss auf einer unbekannten Decke saß, anscheinend waren sie in seinem Zimmer. Noch nie hatte sie es zuvor betreten.

Seine Hände übten Druck auf ihren Rücken aus und sie rutschte automatisch ein kleines Stück näher an seine muskulöse Brust heran. Noch etwas tiefer und er würde ihren Arsch befummeln, doch irgendwie schien ihr das im Moment nichts auszumachen. Eine Weile saßen sie so da, ohne Regung, ohne Bewegung. Sie nackt, so nah an ihn gepresst, das er auf keinen Fall etwas sehen konnte. Obwohl sie sich schon öfter einem Mann unbekleidet gezeigt hatte, war es bei Itachi etwas anderes, sie hegte Gefühle für ihn, vertraute ihm nicht nur.
 

Ein sachtes Ziehen an ihrem Hinterkopf machte ihr deutlich, dass er eine ihrer blassrosa Haarsträhnen in die Hand genommen hatte und daran ziehen musste, widerwillig löste sie sich von seiner Schulter und blickte in seine immer noch schwarzen Augen. Etwas Hartes drückte an ihren Oberschenkel, als er sich ein kleines Stück auf sie zubewegte und sachte seine Lippen auf die ihren legte.

Sofort schaltete Sakuras Gehirn und sie begann, ihren Mund etwas zu öffnen und drückte sich noch fester gegen ihn. Sie wollte sich nicht noch einmal Vorwürfe machen müssen, weil sie seine zärtlichen Berührungen, die viel zu selten geschahen, nicht erwidert hatte.

Mit einem Finger wanderte er langsam ihre Wirbelsäule hinauf und vergrub die Hand in ihrem nassen Haar, machte die sanfte Berührung zu einer verlangenden, drückte ihre Lippen noch fester gegen die seinen.
 

Dass sie nackt war, war plötzlich wie aus ihren Gedanken geblasen, dass sie auf seinem Schoss saß und sich langsam mit seinen Hüften mit bewegte, störte sie nicht. Ein Verlangen war plötzlich in ihrer Brust gewachsen, das noch nicht oft gestillt wurde, erst wenige Male hervorgekommen war.

Ihre Hand wanderte von seinem Genick über sein Schulterblatt, weiter über seine wohlgeformten Bauchmuskeln, die sie zwar nicht sehen, doch dafür umso deutlicher spüren konnte, hinab über seinen Bauchnabel bis zu seiner Hose. Mit ungeübten Fingern öffnete sie einen Knopf nach dem anderen, zählte unbewusst mit, wollte sich ablenken, ablenken von ihm. Sobald sie sich mit ihrer Hand versichert hatte, dass alle Knöpfe offen waren, fuhr sie mit sachtem Druck über die Mitte seiner Oberschenkel, bemerkte kaum die sich für eine Sekunde in ihr Fleisch krallenden Finger.
 

Er zog sie mit sich nach hinten auf das weiche Bett, ließ sich langsam nach hinten fallen, den Kuss nicht unterbrechend. Als sie auf seiner Brust lag, erhob sie sich etwas, um ihm die Luft nicht zu nehmen und strich langsam, etwas zögernd über seine Unterlippe. Als er den Mund öffnete, wollte ihre Zunge gerade das unbekannte Gebiet erforschen, als er ihr zuvorkam und sie sachte zu einem Zungenspiel herausforderte.
 

Wenige Augenblicke später landete seine Hose auf dem Boden, achtlos aus dem Bett geworfen.

Ihre mittlerweile trockenen Hände strichen sanft über die Innenseite seiner Oberschenkel, während sie seinen Bauch mit Küssen übersäte.

Ihre Bewegungen kamen ihm etwas unbeholfen vor, denn er bemerkte das leichte Zittern, das ihre Berührungen mit sich brachten. Sie schien nicht richtig zu wissen, was sie tun sollte oder hatte Angst vor ihm. Doch als sie den Kopf etwas anhob und in seinen Augen eine stumme Frage erkannte, schloss sie für einen Moment die funkelnden grünen Augen, strich mit der Hand über sein steifes Glied, das immer noch von dem Stoff seiner mittlerweile viel zu engen Boxershorts verhüllt wurde und zog langsam an dem schwarzen Material. Er erhob sich etwas, während sie ihm auch das letzte Stück Stoff vom Körper zerrte.
 

Sie konnte doch schlecht nein zu einem Massenmörder sagen, der sie gerade dazu aufforderte, ein kleines Schäferstündchen mit ihm zu halten.
 

Als sie sich plötzlich auf dem Rücken liegend und beide Arme über dem Kopf gefesselt wiederfand, drückte sie die Knöchel fest aneinander, da die Fessel etwas fest saß.

„Das tut weh.“, sprach sie, doch die Worte schien er nicht zu hören, wollte sie nicht beachten.
 

Ein langes, von ihr durch lautes Seufzen und Stöhnen umhülltes Liebesspiel begann, als er sich zwischen ihre Beine setzte und sich über ihr abstützte. Seine Stimme war leiser, kaum hörbar, doch auch ihm gefiel dieses Spiel. Dass sie ihre Handgelenke mehrfach aus den Stricken winden wollte, brachte ihr nur Schmerzen ein, doch die schien sie nicht einmal zu bemerken.
 

Als ein letztes Stöhnen durch seinen Körper ging, zog er sich schnell aus ihr zurück und ergoss die Samen über ihren nackten Bauch, ein Kind brauchte er nun wirklich nicht. Mit einem weichen Tuch wischte er seine Spermien von ihrer Haut und seinem sich erschlaffenden Glied und zog sich die achtlos beiseite geschmissenen Klamotten wieder an. Er setzte sich kurz neben sie, als er bemerkte, dass sie wirklich sehr erschöpft war und ihr Atem so schnell ging, als hätte sie einen Marathon hinter sich gebracht. Kurz legte er seine Hand auf ihren Oberkörper, neigte sich zu ihr herab, gab ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen und band die Fesseln los. An den Seilen klebte frisches Blut, als er den Knoten löste und er stellte sich die aufgescheuerten Handgelenke vor, die seinen Gedanken in etwa entsprachen. Er befreite die Decke unter ihrem Leib und legte sie sanft auf ihre Gestalt, bevor er ohne ein Wort aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich zuzog.
 

**
 

Nachdem sie das Fett aus dem Hängeschrank genommen und ein kleines Stück davon zu den Hasenstücken in die Pfanne gegeben hatte, brannten sie nicht mehr am Boden an, doch die schwarzen Stellen konnte sie nicht wegzaubern. Als sie sich dann schon freute, dass das dieses Mal ihr einziger Fehler gewesen war, wurde sie vom Reis enttäuscht, den sie gerade abschütten wollte. Ihr Mund zuckte an einer Seite verdächtig nach oben, bevor sie ein lautes „Scheiße.“ von sich gab und mit dem Schaber die schwarzen Reiskörner vom Boden des eigentlich viel zu kleinen Topfes befreite. „Zu wenig Wasser.“ Schmollend schloss sie den Mülleimer und verteilte die nicht angebrannten Körner auf zwei Tellern, bevor sie die Hasenstücke dazulegte. Natürlich achtete sie darauf, die am meisten verbrannten Stücke auf ihren Teller zu legen und die schönere Seite nach oben zu drehen. Kurz kochte sie den Bratensaft mit etwas Wasser auf, warf einige Kräuter dazu und verteilte auch die flüssige Soße auf dem Reis, bevor sie sich die Gabel und Messer nahm, die Teller auflas und mit allem ins nebenanliegende Wohnzimmer balancierte.

Sakura wusste nicht, was sie sagen sollte, als sie seinen Rücken sah und stellte einfach alles auf dem Tisch ab, bevor sie wieder in der Küche verschwand und mit zwei Gläsern zurückkam. Etwas lauter als nötig stellte sie auch diese auf dem braunen Möbelstück ab, setzte sich mit einem Ruck auf ihren Stuhl und fing an, lautstark zu essen. Das war ihre stille Aufforderung, dass das Essen fertig war und er bewegte sich tatsächlich.

Kurz verzog sie das Gesicht, als sie den Hasen kostete und schluckte das Stück fast ungekaut hinunter. Itachi konnte einfach um Welten besser kochen.
 

Als er ihre lautstarken Versuche, ihn auf das fertige Essen aufmerksam zu machen, hörte, stand er auf und ging auf den acht Personen Tisch zu. Er setzte sich ihr gegenüber und musste wieder an den gestrigen Tag denken. Nachdem sie in seinem Bett vor Erschöpfung eingeschlafen war, hörte er die nächsten zwei Stunden nichts mehr von ihr. Er hatte das Badewasser aus der Wanne gelassen und sie schließlich in ihr eigenes Bett getragen, als er sich schlafen legen wollte. Dabei war sie nur kurz aufgewacht und ihr Gesichtsausdruck hatte ihm verraten, dass sie wusste, dass sich nun nichts zwischen ihnen ändern würde. Das war schon einmal positiv, denn als es ihn gestern nach einem weiblichen Körper verlangt hatte, hatte er dieses kleine Detail nicht bedacht. Nein, es hatte ihn nicht nach einem weiblichen Körper gelüstet, es war der ihre, den er gewollt und bekommen hatte. Und obwohl seine Lust gestillt war, würde er es wieder tun, mit ihr, dabei hatte er sich bisher dazu entschlossen, nicht zweimal die gleiche Frau in sein Bett zu lassen.

„Der Hase schmeckt verbrannt.“, versuchte er doch ein Gespräch zu beginnen, obwohl er das zu vermeiden suchte. Ihre Körperhaltung zeigte ihm, dass der Sex doch nicht so einfach an ihr abgeprallt war, wie sie es gestern zu scheinen ließ. Der Schwarzhaarige hätte als Reaktion fast alles von ihr erwartet, nur das sie die Hände zu Fäusten ballte, in der einen Hand das Messer, in der anderen die Gabel haltend und sie mit voller Gewalt auf den Tisch schlug, ihn mit einem bösen Blick bedachte und ihm entgegen schleuderte, das er es nächstes Mal gefälligst selbst kochen sollte, wenn ihm ihr Essen nicht schmeckte, das nicht, doch genau das tat sie.

Ihre Augen funkelten vor Zorn, ihre Stimme war sehr beleidigt, doch dann löste sie die Fäuste und aß weiter, ohne sich ihre eben ausgeführte Reaktion anmerken zu lassen.

Während er den Hasen verschmähte, aß sie jedes Stück, das auf ihrem Teller lag, demonstrativ auf. Es schmeckte nicht, es war ekelhaft, doch diesen Sieg wollte sie ihm nicht gönnen.
 

„An wen hast du deine Jungfräulichkeit verloren?“, fragte er sie nach weiteren Minuten des Schweigens, irgendwie wollte er keinen Streit zwischen sich stehen lassen, warum, das wusste er selbst nicht so genau. Als er sie gestern kurz vor seinem Eindringen gefragt hatte, hatte sie nur ein leises Kopfschütteln als Antwort bekommen, so erschöpft war sie gewesen.
 

Sie schwieg.
 

Er löste ein Bein und stupste ihres leicht an. Sakura war sauer, das wusste er, doch diese Frage beschäftigte ihn bereits seit gestern Abend. Er hatte es sich nicht vorstellen können, dass sie bereits ihr erstes Mal hinter sich hatte, so schwach, wie sie ihm manchmal erschien. Ihre Handgelenke hatte sie geheilt.

Sie hob ihren Kopf etwas an, blickte in schwarze, nichtssagende Augen und legte langsam das Besteck beiseite.

„An Kakashi.“ Mehr sagte sie nicht, vier Silben, nicht mehr.

„Kakashi?“ Er klang erstaunt, etwas, das sie noch nie in seiner Stimmlage gehört hatte, etwas, das sie niemals geglaubt hatte, jemals aus seinen Worten herauslesen zu können. Dass er es überhaupt schaffte, Emotionen in seine Stimme zu legen, hatte sie bisher ebenso wenig gewusst, geschweige denn geahnt.

„Wir haben uns gegenseitig getröstet, mehrfach.“ Das letzte Wort sprach sie mit solcher Intensität aus, das für sie diese Unterhaltung abgeschlossen war, doch er sah das keines Falls so. Er konnte es nicht verstehen, dachte sofort an den Altersunterschied zwischen dem Kopierninja und dem kleinen rosahaarigen Mädchen, das ihm gegenüber saß. „Wie alt ist er?“

„Das kann dir egal sein. Wenigstens habe ich es erst mit einem Mann getrieben, du hast bestimmt schon dutzende Frauen neben dir liegen gehabt.“ Sie klang wütend, wie immer, wenn ihr irgendjemand sagte, dass ihr Tun keine gute Idee war. Bisher hatte sie es nur Ino erzählt, die kleine, heimliche Affäre mit ihrem Sensei, doch diese hatte nur geschockt dreingeblickt und den Schluck Sekt wieder ausgespuckt, den sie kurz vorher genommen hatte. Es war einfach nicht gut, betrunken zu sein.

„Zwei.“

„Was?“ Verdutzt blickte sie auf.

„Du hast mit zwei Männern geschlafen.“ Es war nur ein unbedeutendes Detail, doch er legte Wert darauf.

Die Gedanken gingen wieder auf Wanderschaft, bis sie beim gestrigen Tag eine Pause einlegten. Warum hatte sie sich nochmal darauf eingelassen? Irgendwie konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, wie sie von der Badewanne in sein Bett gekommen war, doch es musste passiert sein.

„Ist mir doch egal.“ Mit diesen Worten stand sie auf, nahm ihren Teller, ebenso den des Uchihas und spazierte mit übertriebenem Hüftschwung auf die Tür zu, gegen dessen Holz sie knallte und mit Kopfschmerzen zu Boden ging. Die Teller schepperten laut, als sie in viele Stücke zerbrachen und die Essensreste sich auf den Fließen verteilten.

„Aua.“, murmelte sie vor sich hin und rieb sich mit der Hand über die Stirn. Ihre Augen waren geschlossen, erst als sie lautes Gelächter hinter sich vernahm, kamen ihre grünen Seelenspiegel zum Vorschein und blickten sich um. Itachi konnte sich kaum mehr halten vor Lachen, während sie sich fragte, welcher Idiot die Tür geschlossen hatte, bis ihr Gedächtnis ihr mitteilte, das sie es selbst gewesen war.

Erst dann bemerkte sie, dass sie sein Lachen noch niemals zuvor vernommen hatte, bisher war er immer nur ernst gewesen und in ihrem Herzen breitete sich eine angenehme Wärme aus. Er lachte, er lachte vor ihr, vergas sein eigenes Wesen einmal und das brachte sie ebenso zum lächeln. Das er über ihre Tollpatschigkeit lachte, war ihr dabei im Moment egal.

Schreie

Zu fünft waren sie in dem kleinen Operationszimmer verschwunden, Tsunade selbst übernahm die Führung, während sie die vier anderen anwesenden Personen dazu aufforderte, den Uchiha so gut es ging festzuhalten. Sie hatte ihm mehrere schmerzlindernde Spritzen verabreicht, doch wollte keine von ihnen ihre Wirkung entfalten. Auch die Narkose war spurlos im Körper des Jungen verschwunden. Nur die spitzen Schreie, die so untypisch für ihn waren, schallten durch den Raum, durch das ganze Gebäude. Das wiederum hatte sie vor ein großes Problem gestellt, denn eine kleine, zerbrochene Kugel aus dem Körper einer sich vor Schmerzen windenden Person zu ziehen, war kein Kinderspiel. Gerade beorderte sie Kakashi, Sasukes Oberkörper mit aller Kraft auf die Liege zu drücken, damit sie mit einem Skalpell das kleine Loch etwas vergrößern konnte, in dem die Kugel verschwunden war und dessen Inhalt sein Leben bedrohte.

Auch sie konnte anfangs nicht sagen, was Orochimaru in sein Fleisch gedrückt hatte, welches Gift sich durch seine Adern pumpte, doch nach stundenlangem Bücherwälzen in der Bibliothek hatte sie seine Symptome etwas analysieren können. Die Schlange hatte eine altbekannte Technik benutzt, den Uchiha zu vergiften, doch hatte er seine eigene Nuance hinzugefügt. Er hatte das Gift intensiviert und die Kugel noch zerbrechlicher gemacht, wollte die Risiken bei dieser Taktik auf ein Minimum reduzieren. Ein Feigling war er, nur schwache Ninja griffen zum Seed. Warum man es so benannt hatte, wusste niemand mehr, zu alt war dieses Phänomen, vielleicht hatte die Person ja so geheißen, die zum ersten Mal auf diese Weise einen Kampf geführt und gewonnen hatte. Auch die vielen Geschichtsbücher, die sich in der Bibliothek stapelten und nach Aufmerksamkeit ächzten, gaben keine weiteren Informationen preis.
 

Tsunade war dieser Technik schon einmal begegnet, es hatte kein gutes Ende genommen. Damals war sie zu jung und unerfahren gewesen, ihr Patient zu lange infiziert.

Durch Nachschlagen wusste sie, dass die Kügelchen meistens durch ein einfaches Spuckrohr in das Fleisch der Opfer befördert wurden, oder man drückte es bei einfachem Körperkontakt in die Haut. Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, die Kugel an einem Kunai oder Shuriken zu befestigen und diese dem Feind entgegen zuschleudern, doch das Spuckrohr war die effektivste Methode, es verursachte die kleinste Eintrittswunde und beförderte es am tiefsten ins Fleisch hinein. Die Kugel bestand meistens aus Glas, gefüllt mit Giften, die sich ins Blut mischen und den Körper lahm legen sollten, umbringen wollten. Nur wusste man nie, ob die Kugel in ihrem Ziel tatsächlich platzte und die tödliche Flüssigkeit sich verbreitete. Es war ein Risiko, das man einging, war doch nie klar, ob der Gegner geschwächt war oder nicht, wenn man einen nächsten Angriff startete.

Warum ihr das Ganze nicht von Anfang an bekannt vorgekommen war, war ihr schleierhaft. Normalerweise vergas sie solch grausame Arten, einen Menschen zu töten, nicht so schnell. Vielleicht war sie einfach noch zu benebelt von der Nachricht, das Orochimaru tot war und Sasuke nun vor ihr lag, sich windend wie eine tödlich verletzte Schlange, wie sein alter Herr.

Außerdem war das ´Seed´ alles andere als weit verbreitet. In dieser Zeit war der Gebrauch der kleinen Kugeln fast ausgestorben.
 

Orochimaru hatte das Gift anscheinend noch schmerzbereitender gestaltet, es immunisiert gegen die hemmenden Injektionen, die sie bereits alle an ihm ausprobiert hatte, auch die Glassplitter drückten sich aus unerfindlichen Gründen immer weiter in sein Fleisch. Sie wollten nichts anderes, als die Organe zu beschädigen, was ihnen zum Teil bereits gelungen war.
 

Mit welchen Mitteln hatte er nur die Leute bedroht, die das alles für ihn entwickelt hatten?
 

Mit einer langen Pinzette in der Hand, nickte sie den Ninja zu, die teilweise ihre Körper verdreht hatten, um alles an dem Patienten still zu halten, wie bei einem kniffligen Twisterspiel, bei dem keiner zuerst den Boden berühren wollte. „So Sasukes, dann wollen wir mal die Splitter aus deinem Leib ziehen.“, sprach sie leise zu sich selbst und führte die langen, dünnen Finger der Pinzette in die Wunde. Blut tropfte auf die Liege, floss ihre mit Handschuhen bedeckten Hände entlang, als sie mit den Fingern vorsichtig das Fleisch beiseite drückte, um tiefer hineinzudrängen. Die Glassplitter waren klein, viel kleiner als sie es kannte, viel kleiner als befürchtet, doch mit angestrengter Mine und viel Zeit schaffte sie es, auch den letzten kleinen Störenfried zu entfernen. Zwar hatte er sich manchmal selbst unnötige Schmerzen zugefügt, weil er nicht still gehalten hatte, sich gegen die Schmerzen aufbäumte, die Ninja nicht stark genug waren, doch das störte Tsunade nicht weiter. Er würde so oder so wieder verschwinden müssen, wenn er ihnen erzählt hatte, wie er es geschafft hatte, ein solches Massaker in Otogakure zu veranstalten, weshalb er das getan hatte, doch sollte er sich darüber nicht beschweren. Andere starben, wenn sie ausgedient hatten. Die Blonde hatte es ihm erklärt, doch auch wenn er unter starken Schmerzen litt, hatte er zugestimmt, wollte nicht sterben, musst noch etwas erledigen. Da er auch sonst keinen Grund hatte, wieder in Konoha aufgenommen werden zu wollen, war es ihm egal, Hauptsache er wurde geheilt.
 

Mit grün aufleuchtenden Händen schloss sie seine Wunde von innen heraus, brachte auch die beschädigten Organe wieder in Ordnung und verschwand dann für eine halbe Stunde aus dem Raum. Sasuke lag immer noch, das Gesicht vor Schmerzen verzerrend, auf der glatten Liege und versuchte, so wenig Laute von sich zu geben wie möglich, doch seine Schwäche trat in diesem Moment so stark hervor, wie nie zuvor. Das Pokerface war zu einer aschfahlen Fratze verzogen, Schweiß hatte sich auf seinem kompletten Körper gebildet, die Schmerzen waren unerträglich.

Kakashi blickte seinen ehemaligen Schüler mit gemischten Gefühlen entgegen, als Tsunade wieder zu ihnen getreten kam und eine Spritze in der Hand hielt. Er wusste immer noch nicht, ob es gut war, ihn am sterben zu hindern, ihm das Leben zu retten. Auch in diesem Zustand hätte er reden können, vielleicht hätte er es nicht getan, sehr wahrscheinlich sogar, doch ihm waren die Details über Orochimarus Tod gar nicht so wichtig. Ihm reichte die Leiche.
 

Ihr zusammengebrautes Gegengift war farblos, selten. Als sie vor drei Stunden Sasukes Blut analysiert hatte, war der Block, den sie zur Gedankenstütze mitgebracht hatte, wie das Gegengift auszusehen hatte, immer weiter mit Wörtern und kleinen Skizzen zugeschrieben worden. Shizune hatte sich das Blatt Papier sofort nach Beendigung der Proben und einem leichten Nicken von Seiten Tsunades gekrallt und war mit Windeseile verschwunden, um die ganzen Pflanzen und Kräuter zu sammeln.

Ihr Gesicht war ernst, so bekam man die fünfte Hokage nicht oft zu Gesicht.

Mit Druck auf seine Schulter injizierte sie das Gegenmittel und hoffte, dass seine Schmerzen und vor allem seine Schreie aufhören würden. Es war Nachmittag, die Höchstbetriebszeit.
 

Das ganze Krankenhaus schien sich nicht gut zu fühlen, allen Anwesenden schien es etwas unbehaglich zu Mute zu sein. Niemand lachte, sprach, alle blickten sich nur beängstigt um. Wer nicht an diesem Ort sein musste, verzog sich, machte einen weiten Bogen um dieses Gebäude. An welchen schwerwiegenden Verletzungen musste der Patient leiden, der sich seine Stimme heiser schrie? Es interessierte alle, doch gleichzeitig wollte es niemand so genau wissen.
 

Noch eine ganze Stunde, nachdem Tsunade dem Schwarzhaarigen das Gegengift verabreicht hatte, spannten sich seine Muskeln merklich an, bäumte sich sein Körper dagegen, wollte aufstehen und sich nur noch aus dem Fenster werfen, doch wurde er weiterhin von acht starken Händen daran gehindert.
 

Die Hokage sah sich das Spiel zehn Minuten an, bevor sie schweigend aus dem Raum trat und sich auf den Weg in eines der anderen Zimmer machte. Sie konnte nur hoffen, dass sie alles genau analysiert und keine Fehler gemacht hatte. Schon lange war sie nur noch selten Gast im Krankenhaus, doch wenn, inspizierte sie gerne auch die anderen Patienten, um zu sehen, ob die Medic-Nin ihre Arbeit gut verrichteten.

Erst, als sie die angsterfüllten Augen einer alten Frau sah, dessen Krankenzimmer sie soeben betreten hatte, wurde ihr bewusst, dass sie vielleicht doch zuerst das Gegengift hätte brauen sollen, um dem ewigen Lärm ein Ende zu setzten. Doch die Chance hatte sie vertan.

Sie hatte ihn leiden lassen wollen, sie hatte es extra falsch herum gemacht, doch nun wurde ihr bewusst, dass alle anderen ebenso damit zu kämpfen hatten. Nicht nur Sasuke litt. Sie wussten nicht, was los war, keiner, doch diese Schreie konnten nichts Gutes verheißen und verursachten Panik. Sie sollte endlich damit aufhören, nur an sich selbst zu denken, auch den anderen ein offenes Ohr anbieten. Nur weil sie es ertrug, musste sie nicht gleich auf andere schließen.
 

Auch wenn sie es nicht gerne zugab, sie konnte die Entscheidung immer noch nicht richtig nachvollziehen, warum Sakura hatte gehen müssen. Desto länger sie über den Tag nachdachte, desto eher wurde ihr klar, das ihre Schülerin gar nicht wusste, was dieser Ring an ihrem linken Ringfinger zu bedeuten hatte.

Wusste sie es nun?
 

Zweifel krochen ihren Hals hinauf, als sie wieder daran dachte, mit welcher eisigen Stimme sie die Kleine verscheucht hatte. „Sie wusste es. Sonst wäre sie nun nicht bei ihm.“ Leise murmelte sie diesen Satz vor sich hin, wollte daran glauben, dass die Dorfbewohner das Richtige getan hatten, doch die Zweifel blieben. Sie fraßen sich in ihre Haut, immer weiter, wurden mehr, hatten ihr Nest gefunden, in das sie ihre Verwandten lockten, die gerne kamen und sich satt fraßen.
 

Langsam erschlaffte sein Körper, die Schmerzen schienen zu verschwinden, doch sein Atem ging noch immer schnell. Es hatte eine unbändige Kraft kosten müssen, sich immer wieder gegen die vier ANBU zu stemmen, die jeweils einen seiner Arme oder Beine nach unten drückten. Mit einem leisen Seufzer registrierte Kakashi, das der Junge eingeschlafen war, wahrscheinlich vor Erschöpfung. Naruto hatten sie hochkant aus dem Gebäude geschmissen, als er es nicht geschafft hatte, seinen Kammeraden ordnungsgemäß zu bändigen und allen anderen nur im Weg stand, sie mit seinem ewigen rumgefuchtel nur nervte, doch das hätte ihnen von Anfang an klar sein müssen, so war er eben. Natürlich konnte er sich das Gezeter vorstellen, dass der Chaosninja vor der Tür veranstaltete, doch hatten alle den Auftrag bekommen, ihn nicht wieder hineintreten zu lassen. Er sollte gefälligst abwarten.

Warum er aber so an Sasuke hing, konnte der Grauhaarige nicht verstehen, er war schließlich gegangen, ohne Erklärung, in seinen Augen Grundlos. Doch auch sein Herz zog sich etwas zusammen, wenn er auf das immer noch weiße Gesicht seines Schützlings hinabblickte, schweißgebadet, doch so offenkundig wollte er seine Freude, den Kleinen hier liegen zu sehen, nicht preisgeben.

Es wäre besser gewesen, ihn sterben zu lassen, denn er wusste, dass sich Sasuke, Naruto und Sakura irgendwann im Kampf gegenüberstehen würden, alle hatten sie sich für verschiedene Seiten entschieden, hatten andere Wege gewählt, hatten sich getrennt, nichts mehr gemeinsam.

Wenn Sasuke diesen Kampf gewinnen würde, wäre Kakashis Kopf ein Leben lang von Gewissensbissen geplagt, das wusste er schon jetzt, in diesem Moment. Er würde sich vorwerfen, nichts dagegen unternommen zu haben, Tsunade immer wieder damit konfrontieren, das sie Sasuke das Leben als großes Geschenk mit Schleife vor die Nase gesetzt hatte. Ihre Schülerin und den Neunschwänzigen einfach so ausgeliefert hatte.
 

**
 

„Lasst mich gefälligst rein.“, schrie Naruto und klopfte mit bereits schmerzenden Knöcheln immer weiter gegen die gläserne Tür. Jedes Mal stach seine Haut in einem krassen Weißton hervor. Die Scheiben vibrierten unter seinen Schlägen. Die Menschen, die sich im Gebäude auf den vielen blassblauen Stühlen niedergelassen hatten, die in Reihen an der einen Seite des riesigen Raumes am Boden verankert waren, blickten nur fassungslos auf den blonden Ninja, der vor wenigen Minuten von zwei ANBU hinausgetragen worden war. Er hatte versucht sich zu wehren, demjenigen, der seine Arme um seinen Oberkörper geschlungen und den doch viel leichter aussehenden Blonden Jungen aus dem Gebäude getragen hatte, mit herumwirbelnden Armen und Beinen zu verletzen, vergebens. Nicht umsonst war das Krankenhaus von einer Schar Eliteninja umgeben.

Immer noch vernahm man die laute Stimme, das Trommeln, die ausgespuckte Wut, doch niemand traute sich, seinen gewärmten Platz zu verlassen und die abgeschlossene Glasfront zu öffnen. Es war ihnen durch den stummen, unsichtbaren Blick der ANBU verboten worden.

Für einen Moment waren die Menschen abgelenkt, doch als wieder ein schmerzhafter Laut aus den oberen Stockwerken hinuntergeschlichen kam, überkam sie wieder die Gänsehaut.
 

Shizune, eine Akte fest an ihre Brust drückend, blickte sich um, bemitleidete die anwesenden Personen, war sie doch die einzige, neben Naruto, die wusste, wem diese wehklagende Stimme gehörte und was es war, das sie so schreien ließ.

Er hätte in der Ohnmacht bleiben sollen, die ihn begleitet hatte, als sein ehemaliges Team ihn in das Krankenhaus gebracht hatte.

Gerüchte würden sich ausbreiten, das wusste sie, blickte in die Gesichter der anderen, erriet ihre Gedanken und machte sich dann mit schnellen Schritten auf den Weg, irgendwohin in diesem Krankenhaus, wo niemand sie sehen konnte, sie selbst den Blonden nicht länger ertragen musste. Die Gänsehaut auf ihrer Haut jagte ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunter, niemals hatte sie sich träumen lassen, von einem Verletzten so aus der Fassung gebracht zu werden. War es doch nur die Stimme, die sie vernahm. Tsunade war diejenige, die ihn operieren musste, das alles aus noch viel unangenehmerer Nähe betrachten durfte.
 

„Lasst mich rein, ich will zu ihm.“ Immer leiser wurden die bittenden, fast flehenden, viel zu laut geschrienen Worte des Chaosjungen. Nur das Trommeln an die gläserne Front vernahm sie nach wie vor deutlich, als sie sich, die Akte falsch herum neben sich legend, auf eine Treppenstufe niederließ und den Kopf zwischen den Händen vergrub.

Sie zitterte, war nicht weit gekommen, vernahm seine tiefen Töne noch immer.

So sehr war sie noch nie von der Rolle gewesen.

Als ein plötzliches Krachen und das Aufkommen von vielen kleinen Gegenständen auf dem Boden des Eingangsbereiches ertönte, schreckte sie hoch, beiseitegeschoben die vielen Gedanken, die ihren Kopf geflutet hatten. „Das Glas.“ Mehr zu sich selbst als in das leere Treppenhaus hinein flüsternd, sprang sie ohne Umwege auf und lief in die Halle zurück, in der sie gerade noch Zeuge davon wurde, wie einer der immer noch anwesenden ANBU einen blonden Schopf packte und ihn mit aller Gewalt auf den mit einladend hellen Fließen bedeckten Boden schmetterte und sich auf den Rücken des orangen Anzugs fallen ließ.

Naruto verzog das Gesicht, als er vereinzelte Glassplitter unter sich spürte, die sich in seine Haut bohrten, schrie nur noch einmal auf und nahm erst dann die Stärke seines Gegners an. Mit einer Faust schlug er auf den Boden, während die Fließe unter seiner kräftigen Bewegung nachgab, zersprang. „Scheiße, scheiße, scheiße.“ Er war den Tränen nahe, als er den Widerstand aufgab, den er bis jetzt geleistet hatte und das Gewicht der schwarzen Gestalt annahm, das noch immer seine Wirbelsäule zu biegen schien.
 

Die Schreie seines Freundes waren schrecklich, er wollte ihm beistehen, ihm helfen, doch das ließ hier niemand zu. Doch als plötzlich die gequälte Stimme leiser wurde und nach und nach komplett verblasste, fasste er wieder Mut. Hatte Tsunade-obaneechan es etwa geschafft, seinen immer noch besten Freund von den Schmerzen zu befreien, die ihn in die Knie zwangen? Keinen Gedanken verschwendete er daran, dass es auch einen anderen Grund geben konnte, weshalb der Schwarzhaarige keinen Laut mehr von sich gab.

Narutos Herz raste, auch der ANBU bemerkte das. Er gehörte zu den wenigen, die den Uchiha leibhaftig gesehen hatten, doch auch ihm war dessen Leiden nicht bewusst.
 


 

**
 

Das war dann mal ein ganzes Kapitel, gewidmet nur Sasuke und Naruto, aber im nächsten werden die anderen beiden wieder etwas mehr Beachtung bekommen ;)

Allerdings wird es erst Anfang bis Mitte August weiter gehen, da ich in den nächsten drei Wochen ziemlich viele Termine habe, die ich wahrnehmen muss und absolut mit den scheiß Gefühlen von Itachi nicht klar komme. Denn das hier *nach oben schiel* sollte erst das nächste Chap werden, hab mich dann aber um entschieden. ^-^
 

Hoffe, es hat gefallen und freu mich auf eure Meinungen.
 

Lg

Myo

Regen

Er wusste selbst nicht genau, weshalb er sich gerade über dieses Mädchen amüsierte, doch er tat es. Etwas erschrocken über sein eigenes Lachen, das er schon so lange nicht mehr vernommen hatte, so ewig schon niemand mehr aus seinem Mund gelockt hatte, doch es erwärmte seinen Körper. Ein warmes Kribbeln umspann sein Herz, ein Gefühl, das schon so lange auf die Rückkehr wartete, doch der Wunsch bisher nie erfüllt wurde.

Doch es erstarb, pferchte sich wieder in die hinterste Ecke des kleinen Gefängnisses, in das er fast alle seine Emotionen gesperrt hatte. Schon, als seine Stimme wieder leiser wurde, verkroch sich dieses Kribbeln wieder, kühlte ab, bis es ganz verschwunden war. Sein Gesicht war wieder eine ausdruckslose Maske.

Die Kälte kehrte in seine Glieder zurück, die ihn schon so lange begleitete, doch etwas hatte sich verändert. Er wusste es, spürte es, ein kleiner Punkt in der Magengegend warf noch immer Wellen der Hitze um sich, das war schon lange nicht mehr vorgekommen.

Sein Blick galt noch immer dem Mädchen, das gerade die restlichen Reiskörner von der Kleidung klopfte. Mit einem skeptischen Blick sah sie noch einmal zu ihm, bevor sie einen Schritt Richtung Tür machte und fast ein zweites Mal gegen das dumme Ding gelaufen wäre. Mit einem Ruck senkte sie den Kopf, versuchte, die aufkeimende Röte in ihrem Gesicht mit den langen Haaren zu verdecken. Sie schämte sich.
 

Er fand es höchst amüsant, was die Kleine gerade tat. Selbst seinem Gesicht entlockte dies wieder ein unscheinbares und doch nicht zu übersehendes Lächeln. Seine Mundwinkel zogen sich etwas in die Höhe, kaum merkbar, doch schon wieder breitete sich ein angenehmes Gefühl in seinem Körper aus.
 

**
 

Erwartungsvoll blickte die Hokage zu dem Schwarzhaarigen, der immer noch schwieg. Wenn der Typ nicht bald ein Wort von sich geben würde, konnte sie für nichts mehr garantieren.
 

„Wie hast du dieses Massaker angerichtet? Welches Jutsu hast du dafür entwickelt?“
 

Zum wiederholten Mal verließ die Frage ihren Mund. Anfangs noch freundlich, hatte ihre Stimme mittlerweile einen bissigen Unterton angenommen, doch das störte Sasuke nicht. Er zumindest saß nur in seinem Krankenbett und blickte unbeeindruckt aus dem Fenster. Obwohl es bereits Mitte Mai war, regnete es. Der Himmel war dunkel, dichte Wolken hatten vor wenigen Stunden den Horizont erobert und seitdem fühlten sie sich sehr wohl dort. Wann sie wieder verschwinden würden, konnte man nur erahnen.

Selten spazierte jemand mit offenem Regenschirm über die fast schwarzen Straßen, die der Regen dunkel gefärbt hatte. Man ging nur hinaus, wenn es unbedingt nötig war, flüchtete schnellstmöglich in die angenehme Wärme eines beheizten Wohnzimmers.
 

Hinter verschlossener Hand wurde getuschelt, das die fünfte Hokage Sasuke Uchiha wieder in Konoha aufgenommen hatte. Einige behaupteten, gesehen zu haben, wie Kakashi und Naruto mit einem sehr bekannten schwarzen Knäul durch das halbe Dorf gestürmt waren, gehetzt. Auch sollte der unerträgliche Schrei, der Stundenlang das Krankenhaus unbetretbar gemacht hatte, von Sasuke gekommen sein. Er sei lebensgefährlich verletzt, munkelte man auf offener Straße. Er kämpfte. Gewann den Krieg gegen den Tod.
 

Das war ein weiterer Grund, weshalb Tsunade heute mit wenig guter Laune in das kahle Krankenzimmer getreten war. Gerüchte verbreiteten sich ihrer Meinung nach wie der Wind, wenn nicht noch schneller. An diesem Beispiel konnte man auch wieder zu deutlich erkennen, dass nicht irgendetwas auf den Straßen verbreitet wurde, nein, es waren Halbwahrheiten, mehr, als ihr lieb war. Hätte sie ihn doch einfach sterben lassen. Nun war es zu spät, rückgängig zu machen war ihre unüberlegte Aktion nicht mehr.

Vielleicht hatte sie ihm auch einfach helfen wollen, wegen Naruto? Seine Hoffnungen an den Schwarzhaarigen nicht sterben lassen, die er noch immer im dunkelsten, nassesten Keller hegte? Sakuras Bitte, ihr Wunsch, gemeinsam mit den beiden in eine bessere Zukunft schreiten zu können?

Ruckartig schüttelte sie den Kopf, als könnte sie die Gedanken so aus ihrem Kopf vertreiben, sinnlos. Sie sollte wirklich damit aufhören, sich weiter mit den dreien zu beschäftigen, immerhin waren sie auch nur ein einfaches Team, das zusammen die Ninjaschule hinter sich gelassen hatte und letztendlich voneinander getrennt wurde. Traurig war diese Geschichte schon, nicht alltäglich, doch so etwas geschah öfter… selten, so gut wie nie.
 

Sie hatte das ehemalige Team 7 zur Sau gemacht, bevor sie sich überhaupt um die Verletzungen des Schwarzhaarigen gekümmert hatte, warum sie nicht daran gedacht hatten, ihm wenigstens eine Decke überzuwerfen. Sie konnte wirklich nicht nachvollziehen, warum die beiden sich in der Öffentlichkeit mit ihm gezeigt hatten, doch ihre Worte waren nicht bis zu den Beschuldigten vorgedrungen. Kakashis ´Icha-Icha´ war ihm wichtiger, selbst sein ehemaliger Schüler schien gegen diesen Roman zu verblassen. Naruto war auf und ab gehüpft, sein Gesichtsausdruck gestresst. So verzerrt hatte sie es noch nie gesehen und das wollte wirklich etwas heißen. Vielleicht hatte sie es wirklich wegen dem Chaoten getan? Was sollte sie auch an der Methode interessieren, wie Sasuke die Schlange ermordet hatte? Hauptsache, er war tot!

Mit einem innerlichen Knurren bedeutete sie diesem Gedanken, in die dunkle Höhle zurück zu kriechen, aus der er sich langsam gen Licht vorgetastet hatte.
 


 

Das Ganze war nun vier Tage her, doch die Gerüchte wurden nicht weniger, sie vermehrten sich blitzartig. Wie Bakterien trugen sie sich durch das ganze Dorf, doch sie würde sich wundern, wenn die Grenzen ihres Reiches alles aufhalten würde.
 

Schon, als Tsunade sich dazu entschieden hatte, Sasuke in eines der Zimmer zu verlegen, in das sich niemand so schnell verirrte, hatten sich auch die Stimmen im Krankenhaus zu Wort gemeldet. Drei ANBU bewachten die kahlen vier Wände Tag und Nacht, ließen nur Tsunade, Shizune und Kakashi hinein. Niemand sonst hatte die Genehmigung, was viele skeptische Gesichter brachte.

Naruto hatten sie fürsorglich mit Yamato auf eine etwas langwierige Mission geschickt, die sie sich schnell aus den Fingern gesogen hatte. Allem Übel vorzubeugen, war ihre Devise gewesen und der blonde Ninja war ihr da der größte Dorn, der ihre rehbraunen Augen verunstaltete.
 

„Willst du mir nicht antworten?“
 

Sie war gereizt, das hörte man ihrer Stimme deutlich an.
 

„Ich möchte hier bleiben, bis ich wieder vollkommen gesund bin.“ Mit diesen Worten blickte er zu Tsunade, die sich den Stuhl herangezogen hatte und einen Kugelschreiber in der Hand hielt. „So lange werde ich es für mich behalten.“
 

„Gut, wie du willst. Dann warte ich eben noch drei Tage.“
 

Mit diesen Worten stand sie auf und spazierte aus dem Raum, nicht, ohne die Tür lautstark zuschnappen zu lassen.
 

„So, so, drei Tage also nur noch.“
 

Seine Mine blieb unverändert, der Konflikt, der in seinem inneren tobte, nicht nach außen lassend.
 

**
 

Gelangweilt klopfte Sakura abwechselnd mit dem Zeigefinger und dem Daumen auf den Eichentisch. Schon den halben Tag wanderte sie von einer Sitzgelegenheit zur anderen, fühlte sich eingesperrt in dem kleinen Haus, obwohl sie es jederzeit verlassen konnte. Eines der zwei großen Fenster, die dumpfes Tageslicht in das Wohnzimmer hineinließen, stand halb offen, obwohl es regnete. Sie dachte, sie würde sonst in diesem Raum ersticken. Das Wasser, das sich bereits am Boden gesammelt hatte, störte sie nicht. Nur das leise, stetige Plätschern, welches sie einerseits beruhigte, andererseits fast zur Weißglut trieb, drang an ihr Ohr. Es beschäftigte sie. Doch immer, wenn sie die einzelnen Tropfen zu zählen begann, die vom Himmel fielen, hätte sie sich die Haare raufen können.

Sie brauchte eine Ablenkung, eine richtige, dringend.

Seufzend stand sie auf und wollte zur Couch zurückschreiten, um ihr Glas Wasser zu nehmen, das noch immer dort stand, als sie eine einsame Gestalt draußen im Regen sitzen sah. Ihr Blick war durch die Fenster gewandert, in der Hoffnung, irgendwann etwas anderes sehen zu können als nur diesen fast pechschwarzen Himmel und die Tropfen, die zur Genüge vom Himmel fielen.

Es machte sie traurig. Wenigstens musste sie deswegen keine Blumen gießen, die sowieso bereits zur Hälfte vertrocknet waren.
 

Die letzten Tage waren sehr schweigsam ins Land gezogen, auch wenn sowohl Itachi als auch Sakura öfter versucht hatten, ein Gespräch zu beginnen. Es war ein riesengroßer Fehler, da waren sich die beiden wohl einig, ohne darüber gesprochen zu haben. Doch an ihm schien diese Aktion ebenso wenig spurlos vorübergegangen zu sein, wie an ihr. Das hätte so nicht enden sollen. Die löchernden Blicke, die ihren Rücken mehrmals trafen und ihn fast zum zerbrechen brachten, waren ihr Beweis genug dafür.

Vor sechs Tagen hatte er das noch nicht getan. Vor fünf eben so wenig, doch dann hatte es begonnen.

Vor sechs Tagen hatte er sie wenigstens noch körperlich in seine Nähe gelassen, vor fünf nicht einmal das, doch danach hatte er sich immer verzogen, wenn sie ihm zu nah gekommen war.
 

Warum nur hatte sie Konoha verlassen müssen? Noch immer hatte sie es nicht verstanden. Itachi hatte ihr den Grund genannt, doch das konnte doch nicht alles sein. Nur, weil sie mit einem Nuke-nin verlobt war, hatte Tsunade sie verjagt? Sie glaubte einfach nicht, dass das alles gewesen sein sollte. Da war noch etwas, das ihr einfach nicht einfallen wollte.
 

Ihre Schritte lenkten sie in die Küche, in der Itachi die letzten Tage viel Zeit verbracht hatte und sie öffnete die gläserne Tür, die auf die hölzerne Terrasse führte, auf der sie das schwarze Knäul gerade im Regen sitzen gesehen hatte.

Er hatte doch tatsächlich gekocht, war wohl ein großes Kompliment an ihre Kochkünste…

Den grünen Schirm aufspannend, der immer griffbereit neben der Tür lagerte, trat sie barfuß ins Nasse und schritt geräuschlos zu Itachi, der im Schneidersitz auf den Latten saß und in die Ferne blickte.
 

Er hörte, wie der Regenschirm aufgespannt wurde und blickte aus den Augenwinkeln zu Sakura, die sich das olivfarbene Vieleck über den Kopf hielt, um nicht nass zu werden und beobachtete interessiert, wie sie auf ihn zukam und sich nach kurzem zögern neben ihn in die Kälte setzte. Er blieb dort, vergrößerte den Abstand nicht.
 

„Du erkältest dich noch.“, war ihr einziger Kommentar, als sie das schützende Stück Stoff über seinen Kopf hielt und keine weiteren Tropfen seine blasse Haut berühren konnten. Doch es brachte nichts, denn seine Haare klebten bereits an seinem bleichen Gesicht, die Klamotten suchte man vergeblich nach einem trockenen Fleck ab. Sie hingen schwer auf den Schultern und sogen sich immer mehr mit Wasser voll, bis sie zu zerreißen drohten.
 

Er schwieg.

Sie seufzte und bemerkte erst jetzt, dass der Schirm ihm nichts mehr zu bringen vermochte und schloss ihn kurz darauf wieder, um ihn neben sich zu legen.

Die Hände im Schoss faltend, schloss sie die Augen und schien in Gedanken, doch wollte sie ihn einfach nicht dazu zwingen, etwas zu sagen. Deshalb schwieg sie mit ihm, bis er dazu bereit war, mit ihr über ein paar Themen zu sprechen. Nicht noch einmal sollte sich die Klammer um sie beide enger ziehen, die verhinderte, dass sie sich endlich von den ungesagten Worten befreite.

Ihr Innerstes war aufgewühlt, lange nicht so ruhig, wie ihr Körper sich verhielt. Nach drei Minuten fing sie ungewollt an, abwechselnd ihre Finger so fest zu drücken, dass es fast schmerzte. Vergeblich hatte sie sich auf den Regen konzentrieren wollen, der mit stetigem Prasseln auf ihre Haut niederschlug und in tausend Scherben zu zerspringen drohte. Sie konnte es einfach nicht. Die Ruhe, die er ausstrahlte, würde sie auf Dauer in die Klapsmühle bringen, so gehalten und beherrscht wie er konnte man doch gar nicht sein.
 

Warum nur hatte dieses Mädchen nur solch eine Unruhe in sich? Er dachte, er hätte ihr in der Tsukuyomi gezeigt, dass man mit Geduld viel weiter im Leben kam. Doch sie hatte es anscheinend anders interpretiert, denn ihr Gesichtsausdruck hatte sich geändert, seit der Illusion benahm sie sich nicht mehr wie das kleine schwache Mädchen, das vorher nur zu oft aus der Fassade herausgetreten war, die sie versucht hatte, um ihr wahres Wesen zu schüren. Abgesehen von ihrer Tollpatschigkeit, die seither drastisch zugenommen hatte.

Sollte er sie darauf hinweisen, dass innere und vor allem erkennbare Unruhe ein Fehler war, der einen Shinobi schnell das Leben kosten konnte? Seine Gedanken kreisten nicht lange um diese Frage, bevor er einen Seitenblick riskierte und es lieber sein ließ, zu Herzen nehmen würde sie es sich nicht. Etwas an ihrer Person zu ändern sah sie nicht ein, überstieg ihren Verstand. Dafür war sie zu einfach gebaut, auch wenn sie ein ziemlich großes Mysterium sein konnte, wenn auch nicht gerade im Moment. Er wusste genau, was sie wollte, weshalb sie hier neben ihm saß und ein wenig Abstand zu ihm hielt. Ihr war keineswegs entgangen, dass er sich von ihr fern hielt. Dumm war sie nicht.
 

„Ich liebe dich nicht.“
 

Die zerbrechende Stille, die er sich vorgestellt hatte förmlich zu hören, trat nicht ein. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie etwas tat, bis sie etwas sagte, mit dem er nicht im Geringsten gerechnet hätte. Warum dachten Mädchen immer so anders?
 

„Ich dich auch nicht.
 

„Das denke ich jedenfalls.“, fügte sie noch in Gedanken hinzu, verschlossen vor seinen Ohren.
 

Nicht einmal Trauer klang aus ihren vier Worten heraus.
 

„Ich wollte einfach nur mit dir reden. Es ist viel passiert und ich meine nun nicht nur unser kleines Abenteuer.“

Mit einem abschätzenden Seitenblick bedachte sie seine Silhouette, die keinen Schluss darauf gab, was er erwartet hatte.

Kampf

Die Sonne schien. Der Regen war bereits vor Tagen verstummt und trotzdem fühlte sie sich nicht dazu bereit, die Sonnenstrahlen ihre blasse Haut berühren zu lassen.
 

Schwer atmend stützte sie sich auf ihre blutverschmierten Knie und hätte beinahe den glitschigen Halt verloren. Das konnte doch nicht wahr sein, warum war sie so schwach?
 

Sie war es gewesen, die hatte reden wollen, nicht er. Trotzdem war er es, der sie nach einiger Zeit mit fragendem Blick gemustert hatte, er, der schon den Mund geöffnet hatte, bevor sie ihre Hände auf die Ohren gepresst, laut aufgeschrien und ohne ein Wort, ohne Erklärung, davon gerannt war. Dieser Tag kam ihr, Sakura Haruno, so weit entfernt vor, doch gleichzeitig so nah. Aufgehalten hatte er sie nicht, weswegen auch? Sie schienen sich doch einig gewesen zu sein.
 

Und dann das.
 

Blitzschnell zog sie eines ihrer wenigen verbliebenen Kunai aus der Beintasche und versuchte, es in zartes Fleisch zu rammen, doch es misslang. Keuchend ging sie zu Boden. Ein lauter Ton kündete vom Aufprall ihres Körpers, der ihr nach diesen drei Stunden, oder waren es erst zwanzig Minuten, so unglaublich träge vorkam. Er gehorchte ihr nicht mehr. Sie war schwach, gleich würde er es sagen, sie wusste es.

Doch es war nicht seine Stimme, die die Stille aus rauschenden Blättern und ihrem keimendem Atem durchbrach, es war eine andere, zärtlichere Stimme. War er etwa gekommen?
 

Nein.
 

Sie sah nur das Licht, das ihre Augen blendete, die ihm niemals aufgefallen waren. Instinktiv schloss sie ihre grünen Seelen, wissend, was kommen würde. Und dann hörte sie einen weiteren Aufschlag, einen lang gezogenen Schrei, von Schmerzen untermauert, von der Sorte, die ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte. Und dann Stille, Schritte, leise, aber bestimmt.

Atmen, sie musste atmen, doch was würde das nun bringen, es war vorbei.
 

„Fünf Stunden.“
 

Sie war überrascht, schlug die Augen weit auf und stützte sich mit neu gewonnener Kraft auf die Hände, um sich in eine sitzende Position zu bringen, konnte nicht fassen, das es eine andere Stimme war als die, die sie erwartet hatte. Schwindel überkam sie, als sie im Schneidersitz angekommen, den Blick nach oben gerichtet und in seine Iriden sah. Das Kunai in der Hand, krampfhaft umschlossen, stand er direkt vor ihr.

Sie zitterte, ihre Stimme brach Wellen.
 

„Du? Ich hatte nicht erwartet, das du es bist, der mich richtet.“
 

„Bin ich so schwach, Sakura?“ Eine ernst gemeinte Frage und doch so sanft. Man merkte ihm seine Erschöpfung nicht einmal an, der Brustkorb hob und senkte sich in normalem Takt.
 

Langsam schüttelte sie den Kopf, mit dieser Antwort hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, es hätte von ihr kommen sollen, nicht von ihm. Denn er war stark, wobei sie es nicht einmal schaffte, ihre eigenen Gefühle zurück zu halten. Die Schmetterlinge flatterten wie verrückt, sie wussten, dass es enden sollte.
 

„Ich verzeihe dir, Sakura.“
 

Dann hörte sie, wie er sich zu ihr auf den harten, erdigen Boden setzte und die knochenweiße Faust, die gerade noch mit aller Kraft das Kunai in sich gequetscht hatte, locker ließ und das Blut wieder fröhlich in seine Finger fahren konnte. Er war nicht schwer verletzt, aber aus irgendeinem Grund war sie das auch nicht. Obwohl sie am Ende ihrer Kräfte war, hatte dieser Kampf, auf den sie sich eingelassen hatte, den sie heraufbeschworen hatte, hauptsächlich zwischen Sasuke und Naruto stattgefunden. Warum hatte sie sich ihm noch gleich angeschlossen? Ach ja, er hatte ihr das Leben gerettet, doch nun schien sie wieder Schuld auf sich geladen zu haben, zum zweiten Mal, und wieder einmal die Gleiche.
 

„Ich wollte ihn nicht töten.“ Seine Stimme klang so seiden, dabei hatte sie früher immer genervt, wenn er im Nudelsuppenrestaurant gestrandet war und sich mit quietschender Stimme eine Portion nach der anderen bestellt hatte. Fröhlich mampfend, eine Suppe nach der anderen, mit ihren ganzen Freunden zusammen. Ein Lächeln legte sich auf ihre blutbeschmierten Lippen, als Bilder in ihr hoch kamen, die sie die letzten Monate hatte versucht zu unterdrücken. Ohne es wirklich mitzubekommen, kippte sie nach hinten und wurde von einem aufkommenden Schrei aus der fast gänzlich angekommenen Ohnmacht befreit.
 

„Du wirst mir hier nicht wegsterben, wo ich dich doch gerade erst gerettet habe.“ Laut und quietschend, da war sie wieder, die Stimme, die sie schon so lange kannte, die Stimme, die sie niemals vergessen wollte und die blauen Augen, die ihr entgegen strahlten. Doch dann tauchten wieder diese enttäuschten Blicke in ihrem Kopf auf, aus den Augen, die sie gerade hoffnungsvoll anstarrten.
 

„Tut mir Leid Naruto, ich wusste nichts von dieser dummen Verlobung.“
 

Ihre Stimme war gebrochen, das hörte selbst er, doch es war ihr egal. Er hatte ihr verziehen. Ihr Herz leuchtete, leuchtete zum ersten Mal richtig, seit langer Zeit, obwohl er nicht da war, um sie aufzufangen.
 

Sie waren sich über den Weg gelaufen, mehr zufällig denn gewollt, doch trotzdem hatten sie keine großen Worte gesprochen, bevor sie sich gegenseitig attackiert hatten. Die Blicke dreier Menschen, die alles sagten, ohne, dass auch nur ein Wort zu sprechen nötig gewesen wäre. Sie waren aufeinander losgegangen, doch es waren die Jungs, die wirklich im Kampf miteinander gerungen hatten, nicht sie, die, die anscheinend beide zu beschützen versucht hatten.
 

Nun war es vorbei, zu Ende, doch zwei hatten überlebt. Einer mehr als vorgesehen.
 

Hätte Sasuke gewonnen, wäre nun auch sie tot. Dieses Bewusstsein schlich sich schneller in ihr Gehirn, als ihr lieb war.
 

„Ich bringe dich nach Hause zurück, Sakura.“ Seine Stimme war zärtlich, ein Lächeln umspiele seine Lippen, als er sich bereits gebückt und die schwer atmende Kunoichi auf seine Arme laden wollte, doch diese protestierte.

„Ich habe kein zu Hause mehr. Sie haben mich verbannt, hast du das etwa schon vergessen, Naruto? Du hättest überleben sollen, als einziger!“ Ihre Stimme wurde laut, ungeahnte Reserven hatten sich durch ihren Körper gespült und zeigten nun Wirkung.
 

„Bring mich um.“

Die Worte wären nicht nötig gewesen, ihre Augen strahlten vor Entschlossenheit, doch auch er brachte eine Willensstärke zum Ausdruck, die sie fast eingeschüchtert davonlaufen lies.
 

„Nein.“
 

***
 

„Shizune, bring mir Sake.“

„Hai, Tsunade-sama.“ Mit schnellen Schritten verschwand die Angesprochene aus dem Büro, schnell der Anweisung ihrer ältesten Freundin folgend, während diese mit der flachen Hand und einer Kraft auf den Tisch schlug, die nur sie zur Verfügung hatte, das ein langer Riss sich durch das schwere Holz zog. „Verdammt, verdammt, verdammt. Dieser Mistkerl, weshalb war ich darauf nicht vorbereitet? Wie hat er das nur geschafft?“

Die Wut, die sich im Büro der Hokage breit gemacht hatte, war durch das ganze Dorf hindurch zu spüren. Jeder wusste, dass er den Befehlen der Frau, die von einem jungen Mann namens Sasuke Uchiha hintergangen worden war, Folge zu leisten hatte.

Ein Teil des Krankenhauses lag in Schutt und Asche, noch heute, eine ganze Woche nach der Flucht des Uchicha-Erben, waren die Menschen mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Über jedem Gegenstand klebte ein Staubfilm, der den Alten und Kranken in die die Lunge zog, doch Menschenleben waren nicht zu bedauern gewesen, Sasukes Zimmer lag zu weit außerhalb des restlichen Gebäudes, doch es würde noch einige Zeit dauern, bis alles wieder seinen gewohnten Gang nahm.

„Er hat mir nicht verraten, wie er es geschafft hat, dieses Ekelpaket von Orochimaru zu töten, verdammt!“

Die Stimmung war mies, Tsunade war noch nie in ihrem Leben so sauer auf sich selbst gewesen wie in diesen Tagen. Die einzige gute Nachricht, die sie bisher erreicht hatte war durch Naruto erschienen. Seine Gestalt vor ihren Augen war ihr ein Lächeln Wert. Auch das quengeln, Sakura sollte doch bitte wieder in ihre Mitte aufgenommen werden, war für sie eine liebgewonnene Abwechslung.

Mittlerweile hatte er aufgegeben, bewusst, dass er seine Freundin nicht wieder zurück holen konnte.
 

„Wenigstens hat er die ganze Sache nicht überlebt.“ Schnaubend umklammerte sie die Sakeflasche, die vor ihr auf dem demolierten Möbel stand und wollte sich ausschenken, als ihr wieder auffiel, dass sie diese Flasche bereits geleert hatte.

„Shizune, wo bleibt mein Sake?“ Laute Worte, die sich bissig durch den gesamten Kageturm schlängelten, doch auch das ließ ihre Assistentin nicht schneller heraneilen, die erst fünf Minuten später mit einer bereits verstaubten Flasche und verlorenem Atem im Zimmer wieder auftauchte.

Das Geheimnis um Orochimarus Tod hatte Sasuke mit ins Grab genommen, doch das war es nicht, was Tsunade dermaßen aufregte. Er hatte sie hintergangen, nach allem, was sie für ihn getan hatte, hatte sie mit leeren Händen stehen lassen, einfach so. Er hätte ihren Tod in Kauf genommen, doch mit all diesen Überlegungen konnte sie leben, nur nicht mit einer. Weshalb um Himmels Willen hatte sie es nicht vorausgesehen, dass er sie täuschen wollte, es geschafft hatte.

Wütend erhob sie sich von ihrem Stuhl, stampfte zum einzigen Schrank, der als Aktenablage in ihr Büro geschafft wurde und riss fast den Türknauf ab, als sie ihn mit voller Wucht öffnete und die obersten neun Blätter von einem der vielen Stapel nahm und sich wieder zu ihrem Stuhl begab, der unter ihrer schlechten Behandlung zu ächzen begann.

Ein Schnauben. „Und was konnte Sakura dafür? Nichts. Das hätte alles nicht so enden sollen.“ Mit einem Ruck zeriss sie die Schriftstücke, legte sie wieder aufeinander und zerteilte sie wieder und wieder in kleiner werdende Schnipsel. „Tut mir Leid Sakura, das ich dich nicht wieder aufnehmen kann, aber du weißt, dass mir das nicht möglich ist. Das Gerede ist schon groß genug. Das wir Sasuke hier behandelt haben, werden die Dorfbewohner mir nie verzeihen. Ich habe ihr Vertrauen verloren. Tut mir leid Sakura, ich kann nicht.“ Ihre Stimme klang zärtlich, viel zu verzweifelt, als sie die letzten Worte aussprach, den Kopf, begraben durch ihre Hände, auf die Tischplatte wandern ließ und schluchzte. Tränen schlichen sich aus ihren Augenwinkeln, sie weinte, während Shizune einfach nur daneben stand und nichts tun konnte.

„Du weißt nicht einmal, das deine Eltern Verräter waren, nicht wahr, Sakura?“
 

***
 

„Was willst du hier?“

Er hatte sie bemerkt, schon vor einer Stunde, doch er hatte nichts gesagt, in der Hoffnung, sie würde sich bemerkbar machen.
 

Vergebens.
 

Mit einem letzten Rascheln nahm er zwei Teller aus dem Schrank und befüllte sie mit Wildreis und wildwachsenden Früchten.
 

„Komm, du musst hungrig sein. Du warst eine ganze Woche weg.“

Seine Stimme klang schon fast zärtlich, als er beide Teller behutsam zur Hand nahm und mit ihnen ins Esszimmer wanderte.

Nichts regte sich, als er sich setzte, noch einmal nach draußen auf die Terrasse blickte und mit dem Essen begann.
 

Weitere zehn Minuten vergingen, bevor sie schluchzend zusammensank, ihre Beine so nah wie möglich an ihren Körper heranzog und sich so klein wie möglich machte.

Weshalb konnte sie seine Nähe nicht ertragen? War es der peinliche Abgang, der sie beim letzten Mal getrennt hatte?

Warum war sie eigentlich wieder hier? Einige Tage war sie in der Wildnis unterwegs gewesen, bevor ihre Beine sie wieder an diesen Ort geführt hatten, in der Hoffnung, er wäre noch hier. Sie hatte ihn nur einmal noch sehen wollen, bevor sie ihr Leben endgültig beendete, doch so weit würde sie nicht gehen, das konnte sie nicht mehr. Ihr Leben hatte wieder einen Sinn gefunden, auch wenn es nur der war, ihn aus der Ferne zu beobachten. Doch mittlerweile war sie nicht mehr so weit von ihm entfernt wie sie dachte, nicht einmal drei Schritte trennten sie.
 

„Nicht weinen, Sakura. Komm rein.“

Teilnahmslos kniete er sich zu ihr, packte sie bei den Armgelenken und zog sie mit einem Ruck in die Höhe. Stumm folgte sie ihm ins Wohnzimmer und ließ sich den Teller mit dem mittlerweile kalten Reis in die Hände drücken.
 

Einige Minuten herrschte wieder Stille, bevor sie sich dazu entschloss, einen Bissen zu nehmen. Übelkeit kroch in ihr hoch, die letzte Woche hatte sie kaum Nahrung zu sich genommen, weshalb sie den Teller schnell wieder wegstellte.
 

„Nichts gegen deine Kochkünste.“, eingeschüchtert wagte sie einen Blick in sein stummes Gesicht, auf dem sich ein leichtes Lächeln bemerkbar machte.

Er hatte es also nicht verlernt und das ließ ihr Herz wieder aufleuchten.

„Wir wollten reden. Über das, was passiert ist und wie es weiter gehen soll.“ Im Flüsterton faltete sie ihre Hände im Schoss und gab eine erbärmliche Figur ab, wie sie zusammengesunken und leicht zitternd vor neben ihm auf dem Sofa saß.
 

„Ich liebe dich nicht, Sakura.“
 

Er nahm ihr den Beginn des Gesprächs ab, wobei sie nach diesem Satz alle Hoffnung verlor, sie wich aus ihr, die Schmetterlinge starben alle plötzlich.

Er wartete, bis sie sich wieder schluchzend die Tränen aus den Augen gewischt hatte und in seine schwarze Iriden sah. War es das gewesen? Dabei war sie sich nun sicher, dass sie diesem Menschen sagen konnte, dass sie ihn liebte. Obwohl sie sich kaum kannten, obwohl sie noch nicht viel zusammen erlebt hatten, obwohl er ein gesuchter Mörder war, obwohl sein Charakter so eintönig zu sein schien.
 

„Doch ich möchte, dass du bei mir bleibst.“
 

Er hasste es, über Gefühle zu sprechen, die er leider mittlerweile in ihrer Gegenwart verspürte, doch er erwartete, das sie sie darauf eingehen würde.

Das überraschte Aufblitzen in ihren Augen ignorierte er. Sie wusste, dass dieser Satz einem Liebesgeständnis gleich kam, aus seinem Mund. Mehr wollte und konnte sie im Moment nicht von ihm verlangen. Sie war glücklich.

Ein Mensch, der jahrelang alleine war und niemals mit dem Wort Liebe etwas anzufangen gelernt hatte, konnte sein Herz nicht plötzlich öffnen, als wäre nie etwas gewesen.

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, bevor sie sich nach vorne neigte und ihn küsste.
 

„Ich bleibe bei dir Itachi, so lange, wie ich es ertragen kann“
 

END
 

Nach vier ganzen Jahren, endlich ein Ende!!

Ich habe mich dazu selbst zwingen müssen, weil ich mit dem Thema Naruto in der letzten Zeit nicht mehr viel anfangen konnte, aber ich wollte unbedingt einen Abschluss finden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (176)
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Von: abgemeldet
2013-11-15T18:48:44+00:00 15.11.2013 19:48
Tolle fanfiction!
Von:  Itachi89
2012-10-10T21:25:40+00:00 10.10.2012 23:25
Echt tolle FF.
Dein Schreibstil ist klasse.
Ich hab die ganze Geschichte am Stück gelesen und bin schlicht weg begeistert.
Mir gefällt die Darstellung der Charaktere, sie sind dem Original treu, nicht OOC.
Ich liebe das Pair und bin froh das es am Schluss ein Happy-end
geworden ist.
Lg Ita

Von:  fahnm
2012-10-04T19:32:50+00:00 04.10.2012 21:32
Super Kapi^^
Ein Klasse Kapi^^
Von:  blackangel_tsukuyomi
2012-10-04T19:09:29+00:00 04.10.2012 21:09
Hi.
Ich weiß gar nicht ob ich je mal deine FF kommentiert habe.
Falls ich das bisher noch nicht getan habe,dann entschuldige ich mich hiermit bei dir.>///<
Da bisher niemand einen Kommi gemacht hat und du ein Feedback verdienst,werde ich diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen.
Es ist schon eine ganze Weile her seit dem letzten Kapi.
Da ist leider schon einiges aus meinem Gedächtnis verschwunden.
Deswegen kann ich mich nur noch grob an deine Story erinnern.
Aber ich hätte die FF ja ncht favorisiert,wenn sie nicht toll gewesen wäre.^^
Ich finde das letzte Kapi doch recht überraschend.
Damit meine ich,dass Sasuke stirbt.
Aber das Sakura nicht mehr zurückkehren kann,finde ich logisch und das Ende ist gut gewählt,finde ich zumindest. Es passt zu Itachi.
Und Sakuras Aussage am Ende passt auch.
Dein Schreibstil lässt sich gut lesen, schade das es so lange gedauert hat bis du zum Abschluss gekomme bist. Du warst ja immer recht fleißig und regelmäßig am Schreiben. Das schätze ich sehr. Und das du es trotz allem zum Ende gebracht hast finde ich auch toll.
Dann kannst du die FF mit gutem Gewissen zur Seite legen und dich an etwas neues machen.
Vielleicht so als Tipp, es wäre klasse gewesen,wenn du eine kurze Zusammenfassung der letzten Kapitel gemacht hättest,dann hätte man sich leichter in die FF einlesen können.
Ich denke,es ist alles gesagt.
Es hat sehr viel Spass gemacht deine Story zu verfolgen und ich bin mir sicher,dass du noch weitere tolle FFs schreiben wirst.
In welchem Fandom bist du denn momentan unterwegs?
Ich hoffe,dass mein längeres Kapi meine bisherige Unaktivtät veschmerzt und du mir verzeihst.>///<

Also dann,bis vielleicht zur nächsten FF.^^

LG
Von:  Kleines-Engelschen
2012-10-04T19:00:27+00:00 04.10.2012 21:00
ein tolles kapitel und ein genialer abschluss.
klasse geschichte, weiter so!

greetz
Von:  Em
2012-01-01T16:46:03+00:00 01.01.2012 17:46
Schön!
Schreib bitte schnell weiter ich würde mich freuen!!
Mit Lieben und freundlichen Grüßen
Em
Von:  Schneekaetzlein
2011-11-15T11:24:06+00:00 15.11.2011 12:24
Tolle Geschichte. *-*
Bin schon ganz gespannt, wie es mit allen 4 weiter geht!

Schreib schnell weiter, ja? *-*


*Liebe Grüße und Knuddel da lasse*
Von:  bella-swan1
2011-09-15T07:56:23+00:00 15.09.2011 09:56
Hi super Kapi.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
lg.^^
Danke für die ENS.^^
Von:  Ling-Xiao
2011-08-16T21:00:11+00:00 16.08.2011 23:00
"Ich liebe dich nich." <---- Oh Oh als ich hoffe das wird sich noch gewaltig ändern O.o.

Ein sehr ruhiges Kapitel diesmal.

Wird das nächste Kapi wieder etwas aktionsreicher?

Ich bin drauf gespannt.

glg Ling-Xiao
Von:  KatzeDerAkas
2011-08-12T19:11:26+00:00 12.08.2011 21:11
wieder ein tolles kappi

freu mich wenns weiter geht

glg KatzeDerAkas


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