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Pain of an angel

von

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Under the sky

„Was hat er damit gemeint?“, fragte Martha den Doctor, der ihr den Rücken zugewandt hatte und sich nun wieder zu ihr umdrehte, als er den Klang ihrer fragenden Stimme vernahm„das Gesicht von Boe. ‚Du bist nicht allein?’“
 

Langsam schüttelte der Doctor den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
 

„Sie haben mich“, sagte Martha mit einfühlsamer Stimme und trat auf den Time Lord zu, der einfach nur da stand, die Hände in den Hosentaschen, und sie ansah. „Ist es das, was er gemeint hat?“ Sie lächelte ihn an, er lächelte zurück, doch es wirkte irgendwie traurig.

„Ich glaube nicht. Sorry.“
 

Ihr Lächel erlosch. Martha fühlte, wie Ärger in ihr aufstieg. „Dann was?“
 

„Das ist nicht wichtig. Zurück zur TARDIS. Zeit zu gehen.“ Er drehte sich um. Doch er war gerade mal ein paar Schritte gegangen, als er hörte, wie hinter ihm etwas über den Boden kratzte. Als er sich umdrehte, sah er Martha auf einem Stuhl sitzen, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt. Es war eindeutig, dass sie keinen weiteren Schritt mehr gehen würde, bis sie nicht das gehört hatte, was sie hören wollte. „In Ordnung. Sie bleiben?“ Er klang ein wenig gereizt, doch nicht so gereizt, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte.
 

„Um richtig mit Ihnen zu reden, ja! Er sagte ‚der Letzte Deiner Art.’ Was bedeutet das?“
 

„Es ist wirklich nicht wichtig“, wehrte der Doctor ab, doch er konnte förmlich spürten, wie der Ärger in seinem jungen Companion wuchs.
 

„Sie reden nicht. Sie sagen nie etwas! Warum nicht?“
 

Der Doctor antwortete nicht, sondern sah sie nur an, blickte in ihre vor Zorn funkelnden Augen. Er wollte nicht darüber sprechen. Er wollte nicht darüber reden, was geschehen war. Doch als er Martha so sah, voller Trotz und Entschlossenheit, regte sich etwas in ihm. Es war seine Schuld gewesen, dass sie in diesen Schlamassel mit hineingezogen worden war. Er hätte sie verlieren können, wie schon so viele zuvor.
 

Plötzlich erfüllte Gesang den Himmel von Neu New York. Beide sahen auf.
 

„Es ist die Stadt“, sagte Martha und lehnte sich vor. Der Ärger verschwand aus ihrer Stimme und ein flüchtiges Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, doch es erlosch rasch wieder. „Sie singen.“
 

Der Doctor sagte nichts, sondern blickte hinauf zum Himmel, der, ganz weit oben, noch so langer Zeit endlich wieder sichtbar war. Dann sah er zu Martha und begegnete ihrem traurigen Blick. Er musste es ihr sagen. Es war nur fair, noch allem, was sie durchgemacht hatte. Einen Augenblick zögerte er, doch dann rang er sich endlich zu einer Antwort durch. „Ich habe Sie angelogen“, begann er und er sah, wie Martha für einen flüchtigen Moment die Augen zusammenkniff, „weil ich es wollte. Ich konnte so tun, nur für einen kurzen Augenblick, konnte ich mir vorstellen, dass sie immer noch am leben wären, unter diesem brennenden, orangefarbenem Himmel. Ich bin nicht einfach nur ein Time Lord. Ich bin der Letzte der Time Lords.“ Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf, ohne seinen Blick von Martha abzuwenden. „Das Gesicht von Boe liegt falsch; es gibt sonst niemanden mehr.“
 

„Was ist passiert?“, fragte die junge Frau bestürzt.
 

Bilder tauchten in seinem Geiste auf, Bilder voller Schmerz und Leid. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich Martha gegenüber. „Es gab einen Krieg. Einen Time War. Der Letzte Große Time War. Meine Leute bekämpften eine Rasse namens Daleks, um der Schöpfung willen. Und sie verloren. Wir verloren. Jeder verlor. Sie sind jetzt alle fort. Meine Familie. Meine Freunde. Sogar dieser Himmel.“ Neu New York verschwand vor seinem Blick und wich einer Welt, nach der er sich so sehr sehnte, auch wenn er sie, vor langer Zeit, nicht hatte zu schätzen wissen. In Erinnerungen schwelgend lächelte er. „Oh, Sie hätten ihn sehen sollen, diesen alten Planeten…“ Sein Lächeln verschwand, wich einem Gesicht voller Schmerz und Traurigkeit. Er konnte es sehen, den Himmel, die Bäume, das Gras … Beinahe konnte er sogar den Wind spüren, der zärtlich durch seine Haare wehte. „Die zweite Sonne würde sich im Süden erheben und die Berge würden scheinen … Die Blätter an den Bäumen waren silbern, wenn sie das Licht einfingen, sah es jeden Morgen so aus als stünde der Wald in Feuer. Wenn der Herbst kam, eine glänzende Glut …“ Er hörte sich nicht mehr. Längst hatte er vergessen wo er war, oder mit wem er redete. Er sah sich selber, als Teenager, fast noch ein Kind, auf einem Felsen stehen. Wind wehte durch sein dunkles Haar, zerrte an seiner Kleidung. Die Zwillingssonnen brannten vom orangefarbenen Himmel hinab. Sie blendeten ihn und er musste die Augen zusammenkneifen, um die Glaskuppel erkennen zu können, die funkelnd in die Höhe ragte. Das Kapitol …
 

Der Doctor saß da, unter der Abendsonne von Neu New York und er erinnerte sich.

Medusa

Es war außergewöhnlich heiß, selbst für gallifreynische Verhältnisse. Die Zwillingssonnen standen hoch am orangefarbenen Himmel und brannten erbarmungslos auf die Welt hinab, deren Luft zu brennen schien. Das grelle Licht blendete ihn und er musste die Augen zusammenkneifen, um etwas erkennen zu können. Vor ihm erstreckte sich eine weite, rote Wüste, an deren Ende, unübersehbar, das Kapitol in die Höhe ragte, geschützt von einer Kuppel aus Glas, die in der Sonne funkelte. Die Heimat der Time Lords, der wohl ältesten und mächtigsten Rasse des ganzen Universums.
 

Der Junge, der allein auf dem Felsen stand und genau wusste, dass er hier nicht sein sollte, grinste ein wenig, als er die Umrisse der Stadt betrachtete. Jedes mal, wenn er den ach so heiligen Hallen der Time Lord Academy entfliehen konnte, mit all ihren Regeln und Verpflichtungen und Aufgaben und Erwartungen, fühlte er sich frei, besonders dann, wenn er den freien, orangefarbenen Himmel über sich betrachten konnte. Er wusste, dass er großen Ärger kriegen würde, wenn man ihn hier fand. Es war ihm verboten worden und es war generell auch nicht gerne gesehen, wenn man die Stadt verließ. Doch der Junge war noch nie jemand gewesen, der sich gerne an Regeln hielt und wahrscheinlich war das genau der Grund, warum er so wenig Freunde hatte. Er war nicht wirklich ein Außenseiter, doch er war auch nicht das, was man beliebt nennen konnte. Eigentlich versuchte man ihn immer so gut es ging zu ignorieren und es kümmerte ihn nicht besonders.
 

Er war schon immer allein gewesen, sowohl in seiner Familie, als auch in der Academy. Mit seiner Familie hatte er kaum Kontakt. Sie mochten ihn nicht besonders. Für sie zeichnete sich jetzt schon heraus, dass er das berühmte schwarze Schaf in der Familie war. Er war stur, eingebildet, rebellisch und unverschämt. Er legte weder viel Wert auf die alten, ehrenwerten Traditionen seines Hauses, noch schien er es für angemessen zu halten, zumindest in der Schule den Stolz der Familie hochzuhalten. Er hätte eigentlich der Beste in seinem Jahrgang sein müssen –und bei Rassilion, der Junge war nicht dumm!-, doch stattdessen zählte er zu den schlechtesten Schülern an der Academy. Welch eine Schande. Sie konnten einfach nicht verstehen, dass der Junge, den alle unter seinem Spitznamen Theta Sigma kannten, keinen Wert auf Noten legte. Noten waren nicht dass, was jemanden ausmachte, Noten waren nur eine Bewertung in den Augen anderer, die der Meinung waren, die Leistungen anderer bewerten zu können. Aber in Wirklichkeit sagten sie nichts aus. Gar nichts.
 

Theta mochte die Schule nicht besonders. Es war nicht das Lernen, das ihn störte, sondern die Regeln, die man ihn auferlegen wollte. Sie schienen ihn zu erdrücken. Tu dies nicht, tu das nicht, das muss so sein, das so, das war verboten, das war erlaubt, das musste genau zu der Zeit erledigt werden, das genau zu einer anderen Zeit und wehe man tat das Eine anstatt das Andere oder das Andere anstatt das Eine. Wo blieb da die Individualität? Die Freiheit? Er durfte nicht einmal seine eigenen Entscheidungen treffen, zumindest kam ihn das immer häufiger so vor. Doch es ging nicht anders. Wenn man sich eines Tages Time Lord nennen wollte, so musste man Regeln und Grenzen kennen und akzeptieren. Es gab jedoch eine Gruppe von angehenden Time Lords, die sich Deca nannte, und die im geheimen gegen die Regeln, die ihnen auferlegt wurden, rebellierten. Er gehörte zu dieser Gruppe und es war das erste Mal, dass er so etwas wie Freunde gefunden hatte. Mit zwei von ihnen verstand er sich besonders gut. Da wäre zum einen Drax, ein lustiger Bursche, der nie etwas wirklich ernst zu nehmen schien und der, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Technikfreak war. Und zum anderen wäre da noch Koschei, mit dem er wohl die seltsamste Art von Freundschaft pflegte, die man sich vorstellen konnte. Entweder waren die beiden die ganze Zeit am streiten, am wetteifern oder sie verstanden sich so blendend, dass allein das schon irgendwie wieder beängstigend war. Theta konnte nicht wissen, dass die Hälfte seiner Freunde, mit denen er so gerne seine Zeit verbrachte, einmal seine größten Feinde werden sollen, allen voran der junge Koschei, der sich bereits jetzt in seiner vierten Inkarnation befand.
 

Theta war neunzig und weder ein Kind, noch ein Erwachsener, aber er war allein. Bis auf seine Freunde in der Deca-Gruppe und einem einsamen Eremiten hatte er niemanden. Er kam weder mit den meisten seiner Mitschülern gut aus, noch mit seiner eigenen Familie. Sie hielten ihn für seltsam, hoffnungslos und gefährlich, nur weil seine Vorstellungen und Träume nicht den ihren glichen, noch denen der meisten anderen Time Lords. Wie gesagt, er war ein Rebell und er Träumte beinahe jede Nacht davon, der Pilot seiner eigenen Zeitkapsel zu werden, mit der er Raum und Zeit erkunden konnte. Genau das war es, was er machen wollte, genau das war der einzige Grund, warum er sich durch die langweilige Schule quälte. Er wusste, dass als Belohnung das Universum auf ihn wartete. Nur leider würde es dann sogar noch schlimmere Regeln geben. Zum Beispiel durfte man nur zugucken, aber sich auf gar keinen Fall einmischen. Theta konnte den Sinn hinter dieser Regel verstehen, aber was sollte das? Geschichte musste man erleben und nicht beobachten! Abgesehen davon gab es ohnehin nur sehr wenige Time Lords, die freiwillig diesen Planeten hier verließen. Diejenigen, die es taten, wurden meist sehr kritisch beäugt und als seltsam abgestempelt. Genau wie der junge Theta.
 

Ein plötzliches Geräusch erfüllte die Luft, ein Geräusch, dass dem Jungen die Haare zu Berge stehen ließ. Es war nicht so, dass er dieses Geräusch noch nie zuvor in seinem Leben gehört hatte, doch dass war noch nie hier draußen gewesen und wenn es hier draußen so ein Geräusch gab, dann war das nicht gut. Überhaupt nicht gut. Diese Art von überhaupt nicht gut, die ihn irgendwie ständig in Schwierigkeiten brachte.
 

Hastig sah er sich um, doch auf diesem verdammten Felsen gab es nichts, wo er sich hätte verstecken können. Es wäre sowieso zu spät gewesen. Mit einer Mischung aus Entsetzten und Aufregung beobachtete er, wie aus dem nichts eine weiße, runde Kugel materialisierte. Einen winzigen Augenblick herrschte entsetzliche Stille, Sekunden, in denen Thetas Verstand raste. Er brauchte eine Ausrede, sogar eine verdammt gute, denn irgendwie hatte er das ungute Gefühl zu wissen, wer da gerade aufgetaucht war. Er konnte es in seinem Kopf spüren, eine verärgerte Präsens, die aus der Masse hervorstieß und die er nur zu gut kannte. Theta war noch kein Time Lord, nur ein Junge von Gallifrey, dennoch konnte er die anderen Time Lords spüren. Irgendwo im hinteren Teil seines Kopfes waren sie präsent, wie eine sich ständig windende, beruhigende Masse, aus der, sobald er sich einem bekannten Geiste näherte, Erkennen wuchs. Und der Junge musste nicht warten, bis sich die Türen der Zeitkapsel geöffnet hatten, um zu wissen, wer da drinnen auf ihn wartete. Er schluckte schwer, nicht gerade begierig darauf einzutreten. Unter anderen Umständen, bei einer anderen Person, wäre er nicht zu halten gewesen, doch bei diesem war es anders.
 

„Komm rein“, erklang eine eisige Stimme. „Sofort.“
 

Theta zögerte einen Moment und warf noch einmal einen letzten Blick über die Schulter, bevor er die Schultern rafte und mit beinahe provozierender Gelassenheit die Zeitkapsel betrat. Der Raum war groß, schien kein Ende zu nehmen, doch er hatte keinen Blick für das grelle Weiß, dass ihm für einen kurzen Moment in den Augen schmerzte. Er hatte nur Augen für den Mann, der an einer Konsole stand und an ein paar Knöpfen drehte, ohne auf ihn zu achten. Ein leises Summen erfüllte die Luft, begleitet von einem kaum wahrnehmbaren Pochen. Theta spürte, wie Wärme seine Brust erfüllte. Diese Zeitkapsel mochte ihn und es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie ihn sogar lieber gemocht hätte als den Time Lord, der sie steuerte. Er jedenfalls mochte ihn nicht so besonders, was wohl, schmerzhafter weise, auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

„Ich muss sagen“, begann Theta langsam, „ich bin überrascht, dass du mich hier rein lässt.“
 

„Ich habe keine andere Wahl“, kam die kühle Antwort. „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, mit dir ein Gespräch zu führen, werde ich dieses Opfer wohl bringen müssen.“ Der Time Lord drehte sich nicht zu ihm um, sondern betätigte einige Knöpfe und das Summen schwoll an. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es dunkler, nur damit das weiße Licht noch greller Strahlen konnte.
 

Theta nutzte die Zeit um sich umzusehen. Es war schrecklich steril hier. Bis auf die Konsole gab es nichts, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war offensichtlich, dass diese Zeitkapsel nur selten benutzt wurde. Eine unverständliche Frechheit, wie Theta fand. Wozu ein Schiff, das durch Raum und Zeit fliegen konnte, wenn der Pilot es schon hasste, es überhaupt anzusehen? Wie konnte man sich nur die Gelegenheit entgehen lassen, das Universum zu erkunden? Nicht theoretisch, nicht mit Büchern und Aufzeichnungen, sondern mit eigenen Augen? Aber so waren sie, die selbst ernannten Wächter der Zeit. Nur gucken, nichts anfassen und wenn möglich erst gar nicht Gallifrey zu verlassen, es sei denn, es war unbedingt notwendig. Einen typischen Vertreter eben genau dieser Denkartig betätigte einen weiteren Schalter und die Kapsel hielt an. Der Time Lord richtete sich auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, ohne sich umzudrehen. Unangenehmes Schweigen erfüllte die Luft.
 

„Wo sind wir?“, fragte Theta schließlich nach schier endlos langer Zeit. Beim Klang seiner eigenen Stimme, die hart von den sterilen Wänden widerhallte, sträubten sich ihm die Nackenhaare. Ja, das war definitiv einer jeder Situationen, die ganz und gar nicht gut waren.
 

„Öffne die Türen“, kam die merkwürdig gepresste Antwort.
 

Mit gerunzelter Stirn sah Theta den ihm abgewandten Rücken an. Öffne die Tür? Das war nicht gerade das, was er erwartet hatte. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass der Time Lord seine übliche Du-bist-eine-Schande-für-die-Familie-Rede hielt. Aber öffne die Tür? Das waren ja ganz neue Töne, Töne, die Theta misstrauisch machten. Der Mann wollte ihn doch nicht etwa alleine auf einem fremden Planeten absetzen oder ihn in eine verbrennende Sonne schmeißen?
 

„Öffne die Tür“, forderte ihn der Time Lord ein weiteres Mal auf, diesmal verärgert. „Was ist, Theta? Du bist doch sonst so neugierig.“
 

Thetas Augen begannen zu funkeln, dann drehte er sich um und marschierte grade Wegs auf die Tür zu. Er stieß sie auf und plötzlich hatte er das Gefühl, als hätte die Zeit vergessen sich zu drehen. Ihm stockte der Atem, seine Augen weiteten sich. Das, was sich ihm offenbarte, war atemberaubend. Kosmische Wolken türmten sich vor ihm auf, strahlten in türkisen, orangenen, rosaroten Farben, schienen ineinander zu wirbeln, doch gleichzeitig sah es so aus, als wären sie in ihren Bewegungen erstarrt. Ein aufgeregtes Kribbeln erfüllte den Jungen, ließ ihn vor Ehrfurcht jegliche Vorsicht vergessen. Es war wunderschön und beängstigend zugleich, es lebte und war doch tot, es war friedlich und gefährlich zugleich … Es war wundervoll. Diese kosmischen Wolken, diese wunderbaren kosmischen Wolken … Die Farben, diese strahlenden Farben und dazwischen, nur sichtbar für jene, die wahrhaftig sehen konnten, ein Riss, so mächtig und gebieterisch …
 

„Weißt du, was das ist?“, erklang eine unfreundliche Stimme, doch sie schien aus weiter, weiter Ferne zu kommen. Theta antwortete nicht. Selbst wenn er es gewollt hätte, hätte er es nicht gekonnt. Er war unfähig, seinen Blick von dieser ehrfurchtsvollen Schönheit abzuwenden, von diesem eindrucksvollem Gebilde in den Sternen. Er hatte vergessen zu atmen. Atmen war nicht wichtig, gar nichts war wichtig. Es war nur wichtig dieses Wunder in sich aufzusaugen. Er hatte Gallifrey noch nie verlassen, nur in seiner Vorstellungskraft … Aber die Realität übertraf jede Vorstellungskraft … Es war …
 

Und plötzlich geschah es, ohne Vorwarnung, im Bruchteil einer Sekunde.
 

Schiffe, runde Sternenschiffe … Hunderte, Tausende, Millionen … Getrieben von Hass, von Wut …

Planeten, geraubt aus Raum und Zeit … so voller Angst … so voller Verzweiflung … Gefangen an einem Ort, zu dem sie nicht gehörten …

Überall Feuer … Gewallt, Hass, Verzweiflung, Angst … Hoffnung …

Ein Name liegt in der Luft … Nein, nicht einer … Zwei Namen … Einer voller Macht, einer voller Schuld … Der eine selbst gewählt, der andere auferlegt …

Was war das für ein Name? … Er schien wichtig zu sein, so wichtig, so bedeutend … Wichtig für ihn, wichtig für das Leben, wichtig für das Universum selbst … Was war das für ein Name? … Feuer, Eis und Wut … Ein Sturm im Herzen der Sonne … Brennend im Herzen der Zeit … Ein Name, der so wichtig ist, dass er geschützt werden muss … geschützt von ihr selbst … Wer war das? Wer war dieser Mann, der so besonders war? …
 

Theta rührte sich nicht … konnte es nicht. Die Schönheit brannte in ihm, brannte in seinen Herzen, brannte in seinem Geist und er sah, er sah diese tausende, millionen Schiffe, sah diese Schönheit und zugleich den Sturm … Etwas regte sich in ihm, nur kurz, kaum wahrnehmbar … Etwas verschwand und begann zu brennen …

Und plötzlich war es vorbei, im Bruchteil einer Sekunde. Die Bilder verschwanden und mit ihnen die Fesseln, die ihn hatten erstarren lassen. Er blinzelte. Was war das eben gewesen? Er versuchte sich zu erinnern, doch das einzige, was sich in ihm regte, war ein leichtes, angenehmes Brennen in seiner Brust. Verwirrt drehte er sich um.
 

Der Time Lord hatte sich ihm zugewandt und beobachtete ihn aufmerksam, ohne jeden Ausdruck im Gesicht. „Weißt du, wo wir sind?“
 

Theta antwortete nicht, nicht gleich. Seine Gedanken waren wie gelähmt. Aber warum? Was hatte er gesehen? „Medusa Kaskade …“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
 

Der Time Lord hob eine Augenbraue. „Oh, wunderbar! Scheinbar lernst du ja doch etwas in der Schule. Und weißt du auch, was die Medusa Kaskade ist?“
 

Theta nickte, zu sehr in Gedanken vertieft, um wirklich mitzubekommen, was der Time Lord von ihm wollte. „Ein Spalt in Raum und Zeit.“
 

Die zweite Augenbraue wanderte in die Höhe. „Kannst du dir vorstellen, warum ich dich hier her gebracht habe?“ Er wartete auf eine Antwort, doch als keine kam, fuhr er fort. „Weil ich wollte, dass du das hier siehst. Vielleicht regt dich ja das endlich dazu an, mehr Leistung in der Schule zu bringen.“
 

Und da war es. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ihm das dieses Mal hätte erspart bleiben können. Aber nein, natürlich nicht. Es musste ja dazu kommen.

„Du bist Mitglied eines der ältesten und angesehensten Häuser auf Gallifrey, einem Haus, dem selbst der große Rassilion zugeneigt war. Du bist dazu verpflichtet, den Namen dieses Hauses aufrecht zu erhalten und mit Ehre zu füllen!“
 

„Ja, ja, ich weiß“, seufzte Theta resigniert. Er konnte es nicht mehr hören.
 

„Scheinbar nicht. Andernfalls währst du der beste in deinem Jahrgang, aber so, wie es aussieht, wirst du die Academy nicht schaffen. Aber bei den Umgang, den du pflegst, ist es auch kein Wunder.“
 

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
 

„Das weißt du ganz genau“, fauchte der Time Lord, der sichtbar darum kämpfte, seine Fassung zu bewahren. „Deine Leistungen sind grottig, deine Manieren unangemessen, du bist aufsässig, stur und respektlos. Du tust nur das, wovon du glaubst, dass es das Richtige ist, selbst wenn du dafür die Regeln und Gesetzte mehr als nur ausdehnen musst! Du treibst dich mit diesem Koschei rum, der bereits jetzt mehrmals wegen seinem wilden Lebensstil regenerieren musste- immerhin sind seine Leistungen weit besser als die deinen- und, was das Schlimmste von allen ist: Du verlässt ohne Erlaubnis die Zitadelle, um dich in der Wüste herumzutreiben! Mit wem triffst du dich? Den Ausgestoßenen?“ Die Augen des Time Lords sprühten vor offenem Entsetzen und Verachtung. Allein der Gedanke war schon schlimm genug. Ein Junge aus seinem ehrenwerten Hause, ein rebellischer Herumtreiber, der sich mit den Verstoßenen zusammentat! Das war unverzeihlich. Time Lords sollten keinen Kontakt zu jenen pflegen, die ihrem eigenen Volk den Rücken gekehrt hatten.
 

„Er ist kein Ausgestoßener“, antwortete Theta trotzig, darum bemüht, möglichst ruhig zu klingen. „Er ist ein Time Lord, der sich dazu entschlossen hat, sich in den Bergen zurück zu ziehen.“ Und er war mehr als nur sein Freund. Im Laufe der Zeit war der Eremit zu seinem Lehrer geworden, zu seinem Guru. Er lehrte ihm Dinge, die in der Schule nicht gelehrt wurde, Dinge, die er in seinem Alter noch gar nicht wissen durfte. Theta mochte den Eremiten. Er hatte schon so viele Welten besucht, so viele Dinge gesehen, so viel erlebt. Der Junge genoss jedes Wort, das den Mund seines Freundes verließ und sog seine Weisheit begierig in sich auf. Er war ein viel besserer Lehrer als die meisten Dozenten an der Academy, viel freundlicher, viel geduldiger. Außerdem hatte Theta irgendwie das Gefühl, dass der Eremit einige Sachen über ihn wusste, über die er nicht redete, aber da war er sich nicht wirklich sicher. Es war die Art, wie er ihn manchmal ansah, wenn er glaubte, dass der Junge es nicht bemerken würde; es war das geheimnisvolle Lächeln, dass jedes Mal seinen Mund umspielte, wenn sich Theta über irgendetwas entrüstete.
 

„Er hat dem Hohen Rat den Rücken gekehrt!“
 

Oh, jetzt wurde es ernst. Sobald der Hohe Rat ins Spiel kam, wurde es immer ernst. „Er folgt nur seinen Überzeugungen. Was ist falsch daran? Ich würde genau das selbe tun. Wer sich nicht selber treu bleibt, der verrät sich selber.“
 

„Oh, das passt zu dir. Du hast ja gesehen, wohin ihn das geführt hat! Er wird für den Rest seines Lebens alleine in einer Höhle hausen! Willst du das etwa auch? Willst du ihm etwa nachfolgen? Willst du etwa dein ganzes Leben alleine in Einsamkeit verbringen, verschmäht von deinem eigenen Volk?!“ Er war unnatürlich ruhig, beängstigend ruhig. Seine Stimme hatte einen seltsamen Ton, einen Ton, den Theta noch nie zuvor gehört hatte. Er war irgendwie ruhig, gefasst, so als würde er es nicht anderes erwarten, so, als hätte er sich tief in seinem Inneren längst damit abgefunden. Aber gleichzeitig war er auch drohend, fordernd und irgendwie … eisig. Theta sträubten sich die Nackenhaare, doch er antwortete nicht. „Sag mir, Theta Sigma“, fuhr der Time Lord fort, „was du von deiner Zukunft erwartest.“
 

Irgendetwas verkrampfte sich in seinem Inneren. Es war eine einfache Frage, die auch ohne weiteres beantworten konnte, doch irgendetwas hing in der Luft. Etwas, das sich schwer auf seine Schultern legte. Er musste seine Worte mit bedacht wählen. Seine Antwort könnte weitreichende Folgen haben. Aber er konnte auch nicht lügen. Der Time Lord würde sofort wissen wenn er log, denn er kannte die Antwort bereits. „Meine Zukunft liegt in den Sternen. Wenn ich einmal Time Lord bin, werde ich meine eigene Zeitkapsel haben und ich werde andere Welten bereisen. Und ich werde das tun, was ich für richtig halte. Selbst wenn es mich umbringen sollte!“ So wie es der Eremit vor mir getan hat, fügte Theta in Gedanken hinzu.
 

Die Schultern des Time Lords hoben sich verkrampft, doch im immer noch ausdruckslosem Gesicht war keinerlei Regung zu erkennen. „Pass auf, welchen Weg du beschreitest, Theta Sigma. Du stehst an einem Scheideweg. Der eine Weg wird dich zu den Time Lords führen, der andere in die Schande. Den Weg, den du dir vorstellst, wird dich auf den falschen Weg bringen. Wenn du ihn wählst, Theta, wirst du nicht mehr Mitglied unseres Hauses sein. Hast du das verstanden?!“
 

Das saß, aber nicht so, wie es der Junge erwartet hätte. Sein Magen verkrampfte sich, ihm wurde kalt und übel, doch irgendetwas, ganz tief in ihm drinnen, regte sich. Der Time Lord hatte ihn gerade angedroht ihn zu verstoßen. Es gab nur wenige Sachen, die schlimmer waren. Ins Exil geschickt zu werden zum Beispiel. Theta sah in das immer noch regungslose Gesicht des Mannes. Ihre Blicke trafen sich, der eine kalt, der andere mit verstecktem Trotz. Der Time Lord lag falsch. Es war keine Entscheidung zwischen Time Lords und Einsamkeit. Es war eine Entscheidung zwischen dem, wonach er sich so sehr sehnte, besonders nach dem, was er soeben gesehen hatte, und einem Leben voller Zwänge, voller Regeln und Verpflichtungen. Es gab nur eines, was gesagt werden konnte. Nur eines, was in diesem Augenblick angebracht war und er scheute sich nicht, sie auszusprechen. „Ja, Vater.“ Irgendwann würde er seine Wahl treffen, doch noch nicht jetzt, nicht heute.

Der letzte Schritt

Sein Vater hatte recht gehabt. Der kleine Besuch bei der Medusa Kaskade hatte ihn beeinflusst, wenn auch nicht so, wie der Time Lord es beabsichtigt hatte. Immerhin hatte Theta Sigma die Academy abgeschlossen. Zwar hatte es eine ganze Weile gedauert, viele Nerven gekostet und seine Noten waren nie wirklich auf den grünen Zweig gekommen, aber er war ein Time Lord geworden, ein Time Lord, den alle als einen brillanten und exentrischen Wissenschaftler namens ‚der Doctor’ kannten.
 

Er war jung, zumindest für gallifeyische Verhältnisse, auch wenn sein äußeres nicht darauf schließen ließ. Er sah aus wie ein alter Mann, mit grauen, zurückgekämmten Haaren und vielen Falten in im Gesicht. In vielerlei Hinsicht versuchte er auch wie ein alter Mann zu sein, alt, mürrisch und wichtig. Er war mittlerweile sogar Großvater, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er jung war. Um die vierhundertfünfzig Jahre in seiner ersten Inkarnation war wirklich nicht alt.
 

Der Doctor hatte mit seiner Familie nicht wirklich Glück gehabt. Sie hatten sich nie mit seiner Denkweise und seinen Ansichten anfreunden können, außer an einem einzigen Tag, wo sie ernsthaft das Gefühl gehabt hatten, dass in seinem Kopf doch irgendetwas wie Vernunft zu existieren schien. Seine Hochzeit. Seine Hochzeit mit der Tochter eines anderen, hoch anerkannten Hauses. Sie war wunderschön gewesen. Ihre langen, rotblonden Haare hatten im schein der Zwillingssonnen wie Feuer gewirkt und ihre Augen waren so blau wie ein irdischer See unterm Sternenhimmel. Er hatte sich mit einem einzigen Blick in sie verliebt und ihr hatten seine ungewöhnlichen Ansichten gefallen, doch die Hochzeit war im wahrsten Sinne des Wortes eine Katastrophe gewesen.
 

Es hatte damit angefangen, dass der Doctor vergessen hatte, dass er überhaupt heiratete. Wieso hatte man ihn nicht daran erinnert? Irgendwann gegen Mittag war sein Bruder zu ihm gekommen und hatte ihn gefragt, ob er schon fertig wäre. Der Doctor hatte ihn verständnislos angesehen. „Für was?“
 

„Für die Hochzeit.“
 

„Hochzeit? Welche Hochzeit?“ Der Doctor hatte seinen Bruder angesehen, erst verständnislos, dann beleidigt. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du heute heiratest!“
 

Damals hatte er sich nicht erklären können, wie es ihm gelungen war, seine eigene Hochzeit komplett aus dem Gedächtnis zu verbannen, doch heute glaubte er die Antwort dafür gefunden zu haben. Unterbewusst hatte er wahrscheinlich damals schon gewusst, dass diese Ehe niemals funktionieren konnte. Aber beim Vergessen war es nicht geblieben. Wäre ja auch zu schön gewesen. Nachdem ihm also nur wenige Stunden vor seiner Hochzeit mitgeteilt worden war, dass er heiratete, kam es auch gleich schon zum nächsten Problem: Sein Hochzeitsgewand. Auf Gallifrey war es Tradition, in den Gewänden der Time Lords zu heiraten, doch der Doctor, wie konnte es auch anders sein, fand diese Roben mehr als nur albern. Jedes mal, wenn er seine scharlachrote und orangene Robe anzog und dazu diesen furchtbar lächerlichen Hut aufsetzte, fühlte er sich wie ein Clown. Aus diesem Grund hatte er sie auch versehentlich verlegt und genauso versehentlich hatte er keine Ahnung gehabt, wo sie war. Er und sein Bruder hatten eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis sie sie endlich gefunden hatten. Aber natürlich war das Vergessen und das Verlegen immer noch nicht alles. Das nächste Problem war plötzlich der zukünftige Schwiegervater gewesen, der unglücklicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt vorbeikam, um zu sehen, warum sein Schwiegersohn immer noch nicht aufgetaucht war, genau just in dem Moment, als der Doctor ein paar unhöfliche Worte über verstaubte Traditionen fallen ließ. Zu einer noch viel unglücklicheren Weise war der zukünftige Schwiegervater der amtierende Kastellan und es hatte unglaubliche Überzeugungskraft gekostet, ihn davon abzuhalten, die Hochzeit nicht sofort abzusagen. Wunderbar. Er hatte somit seine Hochzeit vergessen, seine Festgewänder verlegt, es sich mit seinem Schwiegervater verscherzt und es war natürlich unnötig zu erwähnen, dass er auch noch zu spät gekommen war. Irgendwie hatte der Doctor kein Händchen für Hochzeiten.
 

Die Hochzeit lag jetzt so lange zurück und die ersten Jahre waren wirklich schön gewesen. Er erinnerte sich gerne an die Zeit zurück, als er zum ersten Mal seine Kinder in den Armen gehalten hatte. Sie hatten gelächelt, ein Lächeln, schöner als die Sonnen, schöner als der Abendhimmel über Gallifrey und es hatte ihn mit Stolz erfüllt. Doch wie so vieles in seinem Leben, war ihm auch dieses Glück nicht lange verwehrt gewesen. Seine Kinder schlugen fast allesamt nach seiner Familie und nicht nach ihm. Auch seine Frau hatte sich ihm irgendwann abgewandt und er hatte es ihr nicht einmal verübeln können. Sie hatte den Blicken nicht mehr standhalten können, die man ihr als Gattin eines Sonderlings zugeworfen hatte.
 

Irgendwie, dachte der Doctor, als er gemächlichen Schrittes durch die weiten Gänge des Kapitols wanderte, schien er kein Familienmensch zu sein. Die Familie war scheinbar auch zu dem Schluss gekommen und hatte ihn verstoßen. Aber er hatte sich längst damit abgefunden. Er war, wer er war und das war gut so. Er würde mit niemanden tauschen wollen, egal ob es seinem Volk passte oder nicht.

Der Gang, den der Doctor entlang schritt, war leer und er wusste, dass er nur sehr wenige Leute hier antreffen würde. Dieser Bereich des Kapitols, in dem er sich gerade befand, war abgesperrt. Man durfte ihn nur mit Befugnis betreten, eine Befugnis, die man mindestens vom Kastellan erhalten haben musste. Das, was hier verborgen wurde, war noch zu empfindlich, um an einen sehr belebten Ort gebracht zu werden. Aber der Zeitpunkt war nahe. Vielleich war die Gute bereits morgen so weit, zum leben zu erwachen, vielleicht auch schon heute, vielleicht auch erst in Wochen. Niemand konnte es wissen und genau deswegen war er hier. Man hatte ihn geschickt, damit er die Gute inspizierte, immerhin hatte er an ihrer Erschaffung mitgewirkt. Etwas, was ihn mit Stolz und Traurigkeit zugleich erfüllte.
 

Es wurde kühler. Sie war noch zu empfindlich für eine wärmere Temperatur, doch man begann bereits, sie schrittweise an die Wärme zu gewöhnen. Der Doctor konnte es spüren, die leichten Schwankungen. Das war ein gutes Zeichen. Das bedeutete, dass ihre Funktionen die letzte Stufe erreicht hatten. Bei dem Schluss huschte ein leichtes Lächeln über das alte Gesicht. Als er um eine Ecke bog, blieb er stehen. Da stand sie. Der Prototyp. Die neuste, verbesserte Vision der Typ 40 TARDIS. Die neuste Errungenschaft in Sachen Reisen durch Raum und Zeit. Und das beste war, dass er seinen Teil dazu beigetragen hatte.
 

Im Moment war es jedoch offensichtlich, dass die TARDIS noch nicht einsatzbereit war. Überall lagen Schläuche herum, Kabel und Drähte versperrten ihm den Weg, Leitungen schimmerten im Dämmerlicht. Die Tür zur TARDIS, die in der Form einer gallifreyischen Säule vor ihm stand, stand offen. Stimmen drangen daraus hervor. Waren die Techniker am Werk?
 

„Wie laufen die Arbeiten am Notfallprogramm?“, erklang eine raue Stimme aus dem Inneren des Prototyps.
 

„Ich bin fast fertig. Ich muss nur noch die letzten Modifikationen durchnehmen“, antwortete eine erschöpfte Stimme.
 

„Wie sieht es bei dir aus?“, fragte die erste Stimme.
 

„Chameleon Circuit gefixt. Monitore gefixt. Datenbank gefixt. Aber was hat sich der Doctor bei diesem … diesem Ding hier gedacht? Was ist das eigentlich?“, fragte eine dritte Stimme.
 

Eine kurze Pause trat ein, dann war wieder die zweite Stimme zu hören. „Wahrscheinlich irgendetwas völlig unwichtiges, oder irgendetwas, was seinem verwirrten Geist entsprungen ist … Freundlich ausgedrückt … Ach kommt schon … Ihr wisst genau, was ich meine. Er ist nicht gerade koscher.“
 

„Koscher?“, erklang die dritte Stimme. „Du bist wirklich gut gelaunt heute. Gestern hast du noch ganz anders geklungen. Wie war das? Er ist verrückt, unverantwortlich, kauzig, eingebildet, unhöflich, schräg, gefährlich, steht für alles, was gegen die Prinzipien der Time Lords steht …“
 

„Ja, wir wissen, was du meinst“, unterbrach die erste Stimme. Sie klang amüsiert. „Wir kennen ihn. Und wir wissen alle, dass man sich nicht zu sehr mit ihm einlassen sollte. Nicht, dass er am Ende noch einen schlechten Einfluss ausübt. Lass das Ding in Ruhe. Es ist seinem Geist entsprungen, also wird er auch wissen, wie damit zu handhaben ist.“
 

„Das würde ich meinen“, erklang plötzlich die Stimme des Doctors, der an der Tür der TARDIS stand. Die drei Techniker wirbelten erschrocken herum, einer von ihnen senkte beschämt den Blick, die anderen beiden taten so, als wäre nichts gewesen.
 

„Doctor“, sagte der Mann mit der ersten Stimme. „Schon hier?“
 

„Da ich hier vor euch stehe, wird es wohl so sein.“ Er trat an ihnen vorbei und betrachtete die Steuerkonsole. Sie schien im Dämmerlicht, dass das Innere erhellte, leicht zu glänzen. Aber wen wunderte es? Die Konsole war noch nie benutzt worden. Sie war neu und ungebraucht. Sein zweiter Blick fiel auf das, was von einem der Männer als sein komisches Ding beschrieben worden war, was sich jedoch als ein irdischer Dateneinschieber entpupte, der eigentlich dafür gedacht war, Daten zu ermitteln, die zu primitiv waren, um mit der fortschrittlichen Time Lord Technik entziffert zu werden. Das war doch bereits auf den ersten Blick erkennbar! Mit der Konsole selber hatte er, leider, nichts zu tun gehabt. Man war der Meinung gewesen, dass dem schlechtesten Piloten auf ganz Gallifrey so etwas nicht anvertraut werden konnte. Obwohl er es niemals zugeben würde, so hatte er es bis heute nicht geschafft, einen, wie die Menschen es nannten, Führerschein für die TARDIS zu erhalten. Seine Flugkünste waren wirklich grottig. Anstatt auf Clom im Jahre 86 zu landen, hatte er es irgendwie auf einen gerade ausbrechenden Vulkan auf dem Planeten Rigel geschafft. Bei einer anderen Landung war es zu einem Paradoxon gekommen, warum auch immer. Ein anderes Mal musste sein Prüfer sogar regenerieren, weil er die Kontrolle über die Zeitkapsel verloren hatte. Jedenfalls war das der Grund, warum der Doctor bis heute noch keine eigene TARDIS besaß, der Grund, warum er immer noch hier festsaß.
 

Sein Aufgabengebiet waren die Sensoren und Sicherheitseinrichtungen gewesen, die, wie konnte es auch anders sein, selbstverständlich hervorragend funktionierten. „Die TARDIS ist kurz vor ihrer Vollendung?“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er konnte spüren, wie die Lebensgeister des Schiffes immer weiter zunahmen. Freute sie sich, ihn zu sehen? Der Doctor zeigte es nicht, doch innerlich genoss er jeden Augenblick, den er in ihr verbringen konnte. Die Luft, so steril sie auch noch sein mochte, roch nach neuen Erfahrungen, nach neuen Welten, nach Entdeckungen.
 

„Es fehlen nur noch die Feineinstellungen“, sagte der Mann mit der zweiten Stimme. „Sie wird in wenigen Stunden einsatzbereit sein.“
 

„Das ist schön zu hören.“ Der Doctor hatte ihnen den Rücken zugekehrt.
 

Andernfalls hätten sie das leichte, verwegene Lächeln bemerkt, das sich über seine Lippen legte. „Ich wurde hier her geschickt, damit ich mir ein genaues Bild über die Sachlage verschaffen kann. Ich schlage vor, dass es angebracht wäre, dass wir mit den internen Kommunikationssystemen und Sensoren beginnen. Ich schlage vor, dass ihr drei unterschiedliche Räume begeben. Ich werde die notwendigen Analysen vornehmen.“
 

Die drei Techniker wechselten hinter seinem Rücken einen kurzen, vielsagenden Blick, dann verschwanden sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren hinter einer weißen Türe, die sich beinahe geräuschlos hinter ihnen wieder schloss. Das Lächeln auf dem Gesicht des Doctors wuchs. Mit funkelnden Augen trat er näher an die Konsole heran und begann einige Tasten zu drücken. Er würde die inneren Funktionen dieses wundervollen Schiffes prüfen, daran bestand keinen Zweifel, doch zuvor hatte er noch etwas wichtigeres zu erledigen. „Ruhig, mein Mädchen“, sagte er leise. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch ein leichtes Vibrieren signalisierte ihm, dass sie ihn hören konnte. Gekonnt drückte er einige weitere Knöpfe, dann legte er seine Hand auf einen Schalter. Er zögerte. Wenn er jetzt tat, wozu er in Wirklichkeit gekommen war, so wusste er, würde er es keinen Weg mehr zurück geben. Er hatte lange gezögert, diesen letzten Schritt zu unternehmen, vielleicht sogar zu lange, doch er konnte seine Natur nicht mehr verbergen. Er musste es tun. „Ich muss.“ Und mit diesen Worten legte er den Schalter um. Es gab ein leises, kaum wahrnehmbares Zischen, als sich unter der Konsole eine Klappe öffnete. Ächzend kniete sich der Doctor nieder, legte sich auf den Rücken und schob sich unter die Konsole. Er mochte zwar nicht alt sein, doch die Knochen dieses Körpers wurden langsam morsch. Aber im Moment hatte er keine Zeit, sich damit zu befassen. Er musste sich beeilen. Grünes, sanft pulsierendes Licht brach aus der Klappe hervor, erhellte sein Gesicht. Mit fest zusammengepressten Lippen steckte er seine Hand in den Schacht. Seine Finger ertasteten etwas, einen Kristall. Genau das, was er gesucht hatte. Ein leises Geräusch, so als würde etwas abgebrochen werden, war zu hören, doch dieser Klang wurde von den tiefen Atemzügen des Time Lords überdeckt, der seine Hand zurück zog, wieder unter der Konsole hervor kam und dafür sorgte, dass sich die Klappe wieder schloss. Er hatte es getan. Er konnte die pulsierende Wärme in seiner Hand spüren, die fest einen kleinen Kristall umschloss. Es war nicht irgendein Kristall. Es war ein besonderer Kristall. Eine TARDIS Koralle, frisch aus dem Zuchtkasten entnommen. TARDISE baute man nicht, man züchtete sie. Sie war ein denkender und fühlender Organismus, der mit seinem Besitzer eine psychische Verbindung einging und als der Doctor den von ihm gestohlenen Kristall in seiner Innentasche verstaute, spürte bereits ein angenehmes Ziehen in seinem Nacken. Er hatte etwas schlimmes getan, doch die TARDIS schien damit einverstanden zu sein.

Das Gesicht des Doctors war ausdruckslos, als er sich wieder der Konsole zuwandte. Wie lange würden die Time Lords brauchen um herauszufinden, was er getan hatte?
 

Wie die meisten Time Lords, so hatte auch der Doctor seine Räume innerhalb der Zitadelle. Ohne groß auf seine Umgebung zu achten, schritt er durch zahlreiche Gänge, nickte einigen vorbeikommenden Time Lords nur knapp zu oder ignorierte sie ganz, bis er vor einer Türe stehen blieb. Er öffnete sie und betrat seine Räume.
 

Es war ruhig. Offenbar schien niemand da zu sein. Das war gut, das war sehr gut. Im Moment konnte er niemanden gebrauchen. Vorsichtig zog er den Kristall aus seiner Innentasche. Die grünlich pulsierende TARDIS Koralle lag warm in seiner Hand, bis sie in einen speziell umgebauten Kasten gelegt wurde, den der Doctor hinter einem Bücherregal hervorholte, in dem echte Bücher standen. Es gab keinen besseren Versteck für seinen Schatz, als hinter einem Bücherregal. Kein Time Lord würde dort suchen, einfach weil es ihnen zu suspekt war. Das Versteck würde zum Glück nicht lange von Nöten sein müssen. Nur so lange, wie die neue TARDIS brauchen würde zu wachsen und da der Mutterkristall selbst noch in der Entwicklungsphase befunden hatte, würde der Abkömmling rasch wachsen, besonders in Anbetracht der von ihm vorgenommenen Modifikationen. Ein paar Tage, höchsten, jedenfalls nicht länger als eine Woche. Hoffentlich brauchten die Time Lords noch eine Weile, bis sie herausfanden, was er getan hatte. Diebstahl war ein schweres Verbrechen auf Gallifrey, besonders wenn er von einem Time Lord begangen wurde.
 

Kaum hatte der Doctor den Kasten wieder hinter dem Regal versteckt, hörte er auch schon, wie sich die Türe hinter ihm öffnete. „Großvater? Du bist schon wieder zurück?“
 

Er drehte sich um und lächelte. Da stand sie, das einzige Familienmitglied, das ihm noch geblieben war, die einzige aus seiner Familie, die ihm wirklich etwas bedeutete. Sie stand da, mit kurzen, dunklen Haaren und funkelnden Augen. „Hallo, Susan, mein Kind“ Lächelnd kam sie auf ihn zu und er schloss sie in seine Arme. Er hatte ihr nicht erzählt, was er vor hatte und in diesem Moment hatte er auch nicht vor, es nachzuholen. Sie war der Grund, warum er noch hier war, warum er es noch nicht über sich gebracht hatte, den letzten Schritt zu tun. Seine geliebte kleine Susan …
 

„Ist alles in Ordnung, Großvater?“, fragte sie besorgt, als sie ihn ansah.
 

„Es ist alles in Ordnung, mein Kind. Mach dir keine Sorgen.“ Es war alles in bester Ordnung.
 

Ein plötzliches Klopfen ließ ihn aufschrecken. Verwirrt sah er sich um. Das Licht im Zimmer war gedämpft, auf dem Boden lag ein Buch, ‚die Zeitmaschine’, in dem er gelesen hatte, bevor er eingenickt war. Aber was war denn los? Verwirrt sah er sich um. Es war in den frühen Morgenstunden. Es gebot allein die Höflichkeit, zu dieser Stunde nicht zu stören, es sei denn-
 

„Sofort aufmachen!“, erdröhnte eine tiefe Bassstimme. Das Klopfen wurde lauter, eindringlicher.
 

Sie waren da. Einen Moment war der Doctor wie gelähmt. Er hatte gewusst, dass sie eines Tages kommen würden, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geschehen würde.
 

„Aufmachen, sofort! Wir wissen, dass du da drinnen bist, Doctor!“
 

„Was ist denn los, Großvater?“, erklang plötzlich eine müde Stimme an seiner Seite. Er sah auf. Susan war neben ihn getreten. Verwirrt wanderte ihr Blick von der Tür zu ihrem Großvater und wieder zurück. „Was hast du getan?“
 

„Im nahmen des Hohen Rates“, erklang die Stimme von neuem, „aufmachen!“
 

„Oh, Großvater!“ Susan sah ihn an, nicht vorwurfsvoll, nicht verständnisvoll, sondern einfach nur besorgt. „Was hast du getan?“
 

Der Doctor stand auf. Mit zielsicheren Schritten durchquerte er den Raum, bis er vor einer großen Topfpflanze zum Stehen kam. Susan konnte nicht sehen, was er als nächstes tat, doch als die Pflanze sich plötzlich öffnete, war ihr schlagartig alles klar. Fassungslos starrte sie ihn an. Warum war sie so überrascht? Tief in sich drinnen hatte sie längst gewusst, dass es irgendwann einmal so kommen würde.
 

„Du hast eine TARDIS gestohlen.“ Ihre Stimme verlor sich fast im immer stürmischer werdenden Klopfen.
 

„Das war unsere letzte Warnung!“ Es erklang keine Antwort. „Brecht die Türe auf!“
 

Der Doctor sah Susan an. Er wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte, doch im Augenblick kümmerte es ihn nicht. Für ihn gab es nur noch sein geliebtes Enkelkind, seine geliebte Susan, die er bereits als Baby in seinen Armen gewogen hatte und die er, nachdem ihre Eltern auf tragische Weise verschieden waren, aufgezogen hatte. Die einzige Familie, die ihm noch geblieben war, der einzige Grund, der ihn noch nach an Gallifrey band. „Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst.“ Sie antwortete nicht, sah ihn einfach nur an, verängstigt, überrumpelt, hin und hergerissen zwischen Heimat und Familie. „Ich könnte es verstehen.“ Sie war noch jung, viel jünger als er. Er wusste, was er von ihr verlangte. Er stellte sie vor eine Wahl, eine Wahl zwischen ihm und dem Unbekannten und dem, was sie kannte, was sie gewohnt war. Er wünschte, dass er sie hätte besser vorbereiten können, doch andererseits hatte er damit gerechnet, noch mindestens einen Tag länger Zeit zu haben.
 

Von der Tür drangen seltsame Geräusche an sein Ohr. Nervosität wuchs in ihm, doch er zeigte es nicht. Wie ein Fels stand er da, das Gesicht völlig ausdruckslos, doch seine Augen voller Wärme für das Mädchen, dass er mehr liebte als sich selbst. Er hatte die Sicherheitsvorkehrungen an seiner Türe modifiziert, doch er wusste, dass die Wachen nicht lange brauchen würden, um durchzubrechen. Die Situation war angespannt, gefährlich, doch er war überraschend ruhig. Er stand da und sah Susan an; auf das kleinste Zeichen von Zustimmung oder Ablehnung wartend.
 

Susans Blick huschte immer wieder zur Türe, dann zu ihrem Großvater und dem, wovor er stand. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Die Situation hatte sie vollkommen überrascht. Wie konnte ihr Großvater nur so ruhig bleiben? Wenn man ihn verhaftete, dann … Sie wagte es nicht, den Gedanken zu ende zu führen. Eine Verhaftung würde er nicht überstehen. Er war so alt, bereits ein wenig gebrechlich. Er brauchte sie. Er brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte. Er würde alleine in der TARDIS nicht zurecht kommen, nicht ohne sie. Sie liebte ihn viel zu sehr, um ihn einfach so ziehen zu lassen oder zusehen zu können, wie man ihn inhaftierte. Sie konnte ihn nicht alleine ziehen lassen.
 

In dem Augenblick, als die Wachen die Tür aufbrachen und mit erhobenen Waffen in den Raum sprangen, erfüllte ein lautes, kratzendes, schleifendes Geräusch die Luft. Im immer noch vorherrschendem Dämmerlicht sahen sie eine große Topfpflanze, die vor ihrer Nase dematerialisierte. Einer von ihnen, der Commander der Gruppe, machte fluchend einen Satz darauf zu, doch es war bereits zu spät. Die TARDIS war verschwunden, der Doctor war weg.
 

Im inneren der TARDIS betätigte der Doctor die Steuerkonsole. Susan half ihm dabei. Seine geliebte Susan, die alles für ihn aufgegeben hatte, nur um bei ihm zu bleiben. Er konnte ihr nicht sagen, wie stolz er auf sie war. Sein ganzes Leben lang hatte er davon geträumt, mit seiner eigenen TARDIS das Weltraum zu erforschen. Nun war es endlich so weit und er war nicht alleine. Sie war bei ihm, sie würde an seiner Seite sein, egal was auf sie warten würde. Der Doctor sah auf, sie lächelte ihn an. Es war ein wunderschönes Lächeln, so voller Wärme, so voller Liebe. Es würde ihn sein ganzes Leben lang begleiten, ein Leben fern ab seiner verstaubten Welt, seiner beinahe schon gleichgültigen Rasse. Es war nicht mehr das Leben eines gewöhnlichen Time Lords, von nun an war es das Leben eines Abtrünnigen.

Ein Sturm zieht auf

Der Doctor und Gallifrey führten wohl die seltsamste Beziehung, die man sich nur vorstellen konnte. Er hatte sich in seiner ersten Inkarnation für ein Leben als Abtrünniger entschieden, in seiner zweiten Inkarnation hatte man ihn nach Gallifrey zurückbeordert, nur um ihn kurzerhand auf der Erde ins Exil zu verbannen. Man hatte ihn gehasst, verabscheut, zum Präsidenten von Gallifrey gewählt, er war wieder zu seinem Leben als Abtrünniger zurückgekehrt, man hatte ihn gebraucht und wieder zurückgeholt, man hatte ihn wieder zum Präsidenten erklärt, er war kurzerhand davor geflohen, hatte wieder als Abtrünniger gelebt und wäre beinahe von seinen eigenen Leuten exekutiert worden. Offiziell war er ein Ausgestoßener, ein Abtrünniger, ein Krimineller, inoffiziell war er ein Held. Man hasste ihn dafür, dass er immer wieder gegen die obersten Regeln der Time Lords verstieß, dem Gesetzt des nicht einmischens, doch gleichzeitig mussten sie auch anerkennen, wie oft er nicht nur das Universum, sondern auch Gallifrey an sich gerettet hatte. Wie gesagt, der Doctor und seine Heimat führten eine sehr ungewöhnliche Beziehung.
 

Doch in letzter Zeit schien sich das Verhältnis auf beiden Seiten zu bessern. Zumindest ein wenig. Seitdem sein alter Companion und treue Freundin Romana Präsident von Gallifrey geworden war, konnte der Doctor endlich wieder auf seinen Planeten zurück kehren, ohne befürchten zu müssen, dass man ihn inhaftierte, verbannte, exekutierte oder, was vielleicht noch schlimmer war, wieder zum Präsidenten erklärte. Die anderen Time Lords hatten langsam angefangen sich anzugewöhnen, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Es brachte ja sowieso nichts. Egal wie oft der Doctor auch regenerierte, in seinen beiden Herzen blieb er immer ein überzeugter Rebell mit unerschütterlicher Überzeugung, dass die Time Lords sich etwas zu wenig einmischten. Es gab jedoch einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Der achte Doctor schien etwas kooperativer zu sein als seine vorherigen Leben, was seine Einstellung zu Gallifrey betraf. Es war sogar das Wunder geschehen, dass der berühmt berüchtigte Doctor kurze Zeit Vorlesungen an der Time Lord Academy gehalten hatte. Gut, er war mehr oder weniger dazu gezwungen worden, doch alle seine Lesungen waren überfüllt gewesen. Zu dem Zeitpunkt hatte er auf Gallifrey festgesessen, da seine TARDIS überholt werden musste, und um der drohenden Langeweile zu entgehen, hatte er sich dazu bereit erklärt, den angehenden Time Lords etwas über Quantenphysik, Quantenmathematik und, zu seiner persönlichen Freude, irdische Geschichte beizubringen. Zu seinem Verdruss hatten diese Vorlesungen jedoch immer unter den wachsamen Augen des Gesetzes statgefunden, nur für den Fall, das mit ihm, wie es auf der Erde so schön hieß, die Pferde durchgingen. Man konnte nicht riskieren, dass ein abtrünniger Time Lord der Zukunft von Gallifrey Flausen in den Kopf setzte.
 

Nun jedoch lag der Doctor, wie schon sooft in seinem Leben, unter der TARDIS Konsole und versuchte einige durchgebrannte Schaltkreise zu ersetzen. Von draußen peitschte ein kräftiger Sturm gegen die Türen der blauen Notrufbox, das schaurige Heulen übertönte das leise Summen der Maschinen. Es war sein Pech, dass er mitten in einem jener furchtbaren Herbststürme materialisiert war, die scheinbar Ewigkeiten andauerten. Er saß jetzt schon seit drei Stunden hier fest. Da kam er nach Monaten endlich wieder auf die Erde und was war? Er saß fest. Er konnte nicht einmal an einen anderen Ort zu einer anderen Zeit reisen, da er sich vorgenommen hatte, einen alten Freund zu besuchen. Und es war wichtig, dass er ihn heute besuchte, denn heute würde sein alter Freund Brigadier Alastair Gordon Lethbridge-Stewart eine Auszeichnung für Verdienste für das Königreich erhalten.
 

„Der gute, alte Alastair.“ Lächelnd betätigte der Doctor seinen Überschallschrauber. „Es ist eine ganze Weile her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Wann war das gewesen, aus seiner Sicht?“ Er überlegte angestrengt. „Ah ja, Cricket und Sellerie. Damals war er Lehrer. Das dürfte von seiner Zeitlinie jetzt drei Jahre her sein. Es wird schön sein, ihn wieder zu sehen …“ Er stutzte, dann runzelte er die Stirn. „Doctor, du solltest wirklich aufhören mit dir selbst zu reden. Selbstgespräche sind ein Anzeichen für Verrücktheit.“ Nach einem weiteren Dreh mit seinem Überschallschrauber kam er wieder unter der Konsole hervor. „Deine Schaltkreise sind jetzt wieder in Ordnung, mein altes Mädchen. Und ausnahmsweise genau zum richtigen Augenblick. Der Sturm lässt nach.“ Freudig glitt sein Blick zur Türe, von der ein immer schwächer werdendes Fauchen an seine Ohren drang. In diesem Augenblick, als er seine TARDIS verließ und auf ein aufgeweichtes Feld trat, konnte er nicht wissen, dass sich eine andere Art von Sturm zusammenzubrauen begann, ein Sturm der schlimmer war als alles, was es je gegeben hatte und je geben wird.

Sauggeräusche erfüllten die Luft, als der Doctor über das Feld stapfte. Der Himmel war mit dunklen, stürmischen Wolken behangen, die sich unheilvoll vor ihm auftürmten. Der noch immer schneidende Wind zerrte an ihm. Es war kalt, viel kälter, als es hätte sein dürfen. Die Luft roch nach Winter. „Habe ich mich etwa in der Zeit vertan?“ Der Doctor runzelte die Stirn. Es sollte ende Oktober sein, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre es ende November. Oh dear, das war nicht gut. Dabei hatte er Alastair doch als erster gratulieren wollen. Aber vielleicht hatte er ja Glück und es war einfach nur kälter als gewöhnlich. Und wenn nicht … Nun ja, besser spät als gar nicht.
 

In der Ferne begannen Glocken zu Leuten. Ihr dumpfer Schlag hallte über das weite Land hinweg, getrieben vom eisigen Sturm. Der Doctor hatte sich einen wirklich ungemütlichen Tag für seinen Besuch ausgesucht. Er freute sich schon auf den Tee, den er nachher mit Alastair und seiner Frau trinken würde. Es gab doch nicht über einen schönen heißen Tee und einen schönen Plausch mit alten Bekannten, um diesem furchtbaren Wetter zu entgehen.
 

Das richtige Haus war schnell gefunden und er klingelte. Doch niemand rührte sich. Er klingelte noch einmal, doch alles, was ihm antwortete, war Stille. Scheinbar war niemand zu Hause. Einen Moment überlegte er, ob er die Tür mit seinem Überschallschrauber öffnen sollte, wie es einige seiner vorherigen selbst sicher getan hätten, doch er zögerte. Noch immer erfüllte ein lauter Glockenklang die Luft, ein Glockenklang, den er schon einmal gehört hatte. Das musste schon sehr lange her sein.
 

„AUA!“ Ein fürchterlicher Schrei erfüllte plötzlich die Luft und jemand fing bitterlich zu weinen an.
 

Der Doctor drehte sich um. Ein kleines Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre

alt, war mit ihrem Fahrrad umgekippt, umgeworfen von einer plötzlichen Sturmböe. Dicke Tränen rollten ihr übers Gesicht, als sie wimmernd auf der Straße kauerte. Besorgt eilte der Doctor aus sie zu. „Hast du dir weh getan?“
 

Sie schüttelte schniefend den Kopf, doch dann nickte sie, ohne ein Wort zu sagen.

Der Doctor musterte sie aufmerksam. Sie mochte noch ein kleines Kind sein, doch es war bereits jetzt zu sehen, dass sie einmal Männerherzen brechen würde. Ihre blonden Haare wurden vom Wind zerzaust, Tränen schimmerten in ihren kristallblauen Augen, konnten aber nicht den Blick auf einen lebenslustigen, abenteuerlustigen Geist verbergen. Sie hatte sich das Knie aufgeschürft, doch es war nur ein Kratzer, der bald verheilen würde. „Tut es sehr weh?“
 

Wieder ein Nicken.
 

Er lächelte sie freundlich an, dann, ganz plötzlich, begann er in seiner Jackentasche herumzukramen. „Wo habe ich es denn? … Nein, nicht hier … Hier auch nicht … Nein … Das Stethoskop? Oh dear, dass hatte ich dem guten Sir Arthur schon längst wieder zurück geben sollen … Nein, dass ist es auch nicht … Nein, doch! Moment, das habe ich schon überall gesucht … Ah! Da ist es ja!“ Strahlend zog er ein Pflaster aus seiner Tasche und klebte ihr es kurzerhand auf den Kratzer. „So, jetzt tut es doch bestimmt nicht mehr weh, oder?“
 

„Oh doch. Ganz dolle“, schniefte die Kleine mit tellergroßen Augen.
 

Gespielt enttäuscht sah der Doctor sie an. „Wirklich? Und ich dachte immer, ich wäre gut darin in Wunden zu heilen. Da werde ich es wohl anders angehen müssen. Keine Sorge. Das bekommen wir schon wieder hin. Du wirst gleich garantiert kein Aua mehr haben. Das verspreche ich dir.“ Er hielt ihr seine offene Hand vor die Nase, schloss sie zur Faust und als er sie wieder öffnete, lag etwas zum Naschen in ihr. „Willst du ein Jelly Baby? Das beste Heilmittel auf dem ganzen Planeten!“
 

Das Mädchen gluckste vergnügt. Gerade als sie ihre Hand nach dem Jelly Baby ausstrecken wollte, wurde sie plötzlich von diesem lustigen Mann weggerissen.
 

„Lassen Sie meine Tochter in Ruhe!“, fauchte eine mollige Frau ihn an. Ihre Augen sprühten vor Zorn. Noch bevor er irgendetwas erwidern konnte, schnappte sie sich das leicht verbeulte Fahrrad und eilte von dannen. Das kleine Mädchen winkte ihm zum Abschied zu und er winkte schmunzelnd zurück. Er konnte nur noch ein belehrendes „Rose, du sollst ni-“ hören, bevor der Rest ihrer Worte vom Wind verweht wurden … und übertönt von dem noch immer anhaltenden Glockenklang. Der Doctor erstarrte. Mit plötzlicher Klarheit wusste er wieder, woher er diese Glocken kannte. Die Kloster Glocken! Das war schlecht, das war mehr als nur schlecht, das war … Warum schlugen sie eigentlich? Mit gerunzelter Stirn sah der Doctor sich aufmerksam in der Straße um. Doch hier war nichts, nichts, was auf irgendetwas ungewöhnliches hindeutete. Alles schien völlig normal zu sein. Aber das konnte nicht sein. Wenn die Klosterglocken läuteten, dann bedeutete es sehr große Gefahr, wirklich, wirklich, große Gefahr. „Oh nein, nein, nein, nein, nein!“ Ohne weiteres Zögern rannte er zur TARDIS zurück, riss ihre Türen auf und stürmte zur Konsole. Dumpfe Glockenschläge erfüllten das Schiff. Ja, es kam eindeutig aus dem Klosterraum. Aber wovor wollten sie warnen? Fieberhaft suchend, betrachtete er seine Instrumente, doch es wurde nichts angezeigt. Alles war in völliger Ordnung. Nur am Rande bemerkte er, dass er sich nicht nur um einen Monat, sondern gleich um mehrere Jahre vertan hatte. Er war im Jahre 1991 gelandet, der 30. Oktober, um genau zu sein. Vielleicht hätte er ja doch einen Blick auf die Anzeigen werfen sollen, anstatt sich gleich unter die Konsole zu legen. Aber das war jetzt nebensächlich.
 

„Was ist es?“, murmelte er mit rasenden Gedanken. „Wovor willst du mich warnen? Hoffentlich nicht schon wieder vor einer bevorstehenden Regeneration?“ Das war schon einmal schlimm gewesen. Damals, als er noch einen furchtbaren Lockenkopf gehabt hatte und ständig mit einem elend langen Schal unterwegs gewesen war. Damals war er von einem Gerüst gestürzt. Es war kein angenehmes Sterben, aber es war der richtige Moment gewesen. Dennoch wollte er so eine Erfahrung nicht noch einmal machen. „Komm schon, altes Mädchen. Was ist es?“ Doch er erhielt keine Antwort. Nichts schien ungewöhnlich zu sein. Vielleicht war der Klosterraum kaputt? Ein Fehler in der Konfiguration? Er hatte doch gewusst, dass es keine gute Idee gewesen war, die Techniker auf Gallifrey an seine TARDIS zu lassen! Sie hatten seinem geliebten Mädchen irgendetwas angetan! So sehr er sich auch wünschte, so wusste er tief in seinem inneren, dass es nicht stimmte. Er hätte einen Fehler sofort erkannt, doch es war keiner ausfindig zu machen. Am besten war es wohl, wenn er nach Gallifrey zurückkehrte. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Oh dear, er wurde wirklich langsam alt. Wenn er nicht aufpasste, fühlte er sich am ende dort noch häuslich. Plötzlich fiel ihm etwas anderes auf, etwas, was ihn schon vorher hätte auffallen müssen. Bisher hatte er die Klosterglocke noch nie außerhalb der TARDIS gehört. Was immer es auch war, vor dem sie ihn warnen wollte, es musste wirklich übel sein.
 

Mit vor Besorgnis gerunzelter Stirn aktivierte er seine TARDIS und verschwand mit ihr in der Vortex. Wenn er gehofft hatte, die Glocke so zum verstummen zu bringen, so hatte er sich deutlich geirrt. Noch immer erfüllte ihr dumpfer, warnender Schlag das Innere des Schiffes. Der Doctor seufzte, dann machte er sich auf den Weg zum Klosterraum. Sein Verstand raste. Bevorstehende Regeneration? Sehr schwerwiegendes Paradoxon, Weltuntergang, Untergang des Universums, Manipulation eines historischen Ereignisses mit ungeahnten Nachwirkungen, Funktionsstörungen, schlechte Laune der TARDIS, Manipulationen bei der Reparatur, Wartungsfehler, Aufmerksamkeitssyndrom, Zusammenbruch der Realität, störender Eingriff in die Realität, Zusammenprall verschiedener Zeitzonen? Was immer es auch war, keine der ihm einfallenden Möglichkeiten war wirklich erfreulich. Grübelnd fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Denk nach Doctor, denk nach. Vor was will man dich warnen?“
 

Ein furchtbarer Knall ließ die TARDIS plötzlich erbeben, ein ohrenbetäubendes Heulen erfüllte die Luft. Es war, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Er stürzte, rollte über den Boden und blieb einen Moment benommen liegen, bevor plötzlich ein markerschütterndes Kreischen die Luft erfüllte. Die TARDIS zitterte, unfähig aufzuhören. Ein weiterer Knall, eine weitere Explosion. Mühsam stemmte sich der Doctor wieder auf die Beine. Alles drehte sich um ihn. So schnell er konnte stolperte er in den Kontrollraum zurück. Das blanke Entsetzen packte ihn. Fassungslos stand er da, unfähig sich zu bewegen und eine Sekunde lang, eine scheinbar endlose Sekunde lang, starrte er die brennende Konsole an. Das war nicht möglich. Das konnte nicht sein. Nicht innerhalb der Vortex. Eine weitere Erschütterung brachte ihn ins Taumeln und mit einen Schlag zurück in die Wirklichkeit. „Nein, nein, nein, nein, nein!“ Mit einem Satz stand er an der Steuerkonsole, die Funken und Flammen ignorierend, die ihm entgegen schlugen. Seine Hände flogen förmlich über die Instrumente hinweg, doch das, was er von seiner Anzeige ablas, war vollkommen unmöglich.

Eine weitere Explosion erschütterte die TARDIS. Funken sprühten. Beißender Qualm erfüllte die Luft. Der Doctor hustete, seine Lungen brannten, doch im nächsten Moment hämmerte er mit der Faust auf den Knopf für den Kommunikationsaufbau.

„Hört sofort auf!“ Er schrie, um dem furchtbaren Lärm gewachsen zu sein, der in seinen Ohren dröhnte. „Warum habt ihr das Feue-“ Ein lauter Knall, etwas zerbrach und der Doctor spürte, wie ihn irgendetwas zu Boden riss. Er schrie, eher aus Überraschung als aus Schmerz und im nächsten Moment stand er wieder auf den Beinen. Flammen schlugen ihm entgegen, die Instrumente fauchten fürchterlich. Der Doctor hastete zu seinem Feuerlöscher, riss ihn von der Verankerung und sprang dem Feuer entgegen. Alles war wie in einem Traum, ein Albtraum. Es konnte einfach nicht sein. Er stand inmitten in einem Inferno. Die TARDIS brannte, eine furchtbare Hitze schlug ihm ins Gesicht und draußen, innerhalb der Vortex, war ein Schiff, dass das Feuer auf ihn eröffnet hatte und auf einmal wusste er den Grund für das verhängnisvolle Leuten der Klosterglocke. Nur wie war das Möglich? Nur den Time Lords war es möglich, so etwas zu bewerkstelligen und er weigerte sich vorzustellen, dass ein Time Lord ihn auf solch niederträchtige Weise angreifen würde.
 

Kaum hatte er das Feuer unter Kontrolle bekommen, versuchte er auch schon wieder eine Verbindung aufzubauen. „Warum schießt ihr auf mich?“, brüllte er gegen das ohrenbetäubende Kreischen der gepeinigten TARDIS an. „Hier spricht der Doctor! Was wollt ihr von mir?“ Er rechnete nicht wirklich damit eine Antwort zu erhalten, aber er musste herausfinden, wer ihn angriff. Und das möglichst bevor ihm seine geliebte TARDIS um die Ohren flog. Seine Augen begannen plötzlich zu funkeln. Mit einem grimmigen Lächeln betätigte er die TARDIS Konsole. Er konnte spüren, wie sie ächzend dematerialisierte und fast in der selben Sekunde auf dem feindlichen Schiff wieder materialisierte. Liebevoll tätschelte der Doctor sein geliebtes Schiff, dann stapfte er wütend auf die Türe zu. Er riss sie auf und erstarrte. Das Blut gefror in seinen Adern, die verhängnisvollen Schläge der Klosterglocke in jeder Faser seines Körpers spürend. Er war wie gelähmt, unfähig, seinen Blick von dem abzuwenden, was sich ihm offenbarte. Panik regte sich in ihm, ein stummer Schrei erfüllte seine Seele, ungläubige Kälte ließ seine Herzen zu schlagen vergessen. Vor ihm, eingehüllt in unheilvolles Dämmerlicht, standen unverkennbar zwei …
 

„… Daleks …“ Die Worte waren kaum mehr als ein fassungsloses Flüstern, doch sie hallten hart von den sterilen Wänden wieder.
 

„DER DOCTOR IST EINGETROFFEN!“, erklang plötzlich die metallische Stimme des ersten Daleks.
 

Die Lichter des zweiten Daleks flammten auf, als sein Auge auf den Time Lord fiel, der sie fassungslos anstarrte. „ELEMINIEREN!!!“ Der Doctor, der größte Feind der Daleks. Der Feind, der schon immer da gewesen war, seit dem Anbeginn der Daleks, war eingetroffen. Sie schossen, entschlossen, ihn endgültig zu vernichten. Doch bevor die tödlichen Schüsse den Doctor erreichen konnte, schlugen ihm die Türen krachend vor der Nase zu und das laute Geräusch einer dematerialisierenden TARDIS erfüllte die Luft.
 

Als sich die Türen wieder öffneten, wurde er bereits erwartet.
 

„So schnell sieht man sich wieder, Doctor.“
 

Der Doctor blinzelte einen Moment verwirrt, dann verzog das Gesicht, als er begriff, wo er sich befand. Er war auf jeden Fall nicht mehr an Bord des Dalekschiffes, sondern auf Gallifrey, wie die rotweißen Uniformen der Männer, die ihn bereits erwartet hatten, bewiesen. Vor ihm stand Commander Maxil, Mitglied der Wachen des Kapitols. Die beiden verstanden sich nicht besonders gut, was besonders daran liegen mochte, dass Maxil ihn einmal niedergeschossen hatte. Außerdem hatte der Commander unangenehme Ähnlichkeiten mit seiner sechsten Inkarnation. Die gleichen blond gelockten Haare, die gleichen Augen … nur in Sachen Kleidungsfrage unterschieden sie sich gewaltig. Aber Maxil war nicht alleine. Neben ihm stand ein weiterer Wächter, zusammen mit drei Technikern, und dahinter, unübersehbar, stand Lady Präsident Romana.
 

„Romana!“
 

„Wir haben ein Notsignal deiner TARDIS aufgefangen und dich mit dem eingebauten Rückrufsystem hier her geholt.“ Sie hob eine Augenbraue als sie den Qualm bemerkte, der hinter ihm aus der TARDIS quoll, während die Techniker hinein eilten „Wie es scheint keine Sekunde zu spät.“ Sie klang ernst, alarmierend ernst, doch der Doctor nahm es gar nicht war.
 

Fassungslos starrte er sie an. „Eingebautes Rückrufsystem? Seit wann habe ich ein Rückrufsystem?!“
 

Maxil grinste hämisch. „Seit deinem letzten Besuch hier.“
 

„Wir hielten es für angebracht“, erklärte Romana. „Und wie es scheint, hat es sich ausgezahlt.“
 

Der Doctor konnte es nicht fassen. Romana hatte ohne sein Wissen veranlasst, dass ein Rückrufprogramm in seine TARDIS eingebaut worden war? Seine Romana? Seine Romana, die mit ihm gereist war, vor so langer Zeit, und die ihm ein so guter Freund geworden war, obwohl es ihm damals überhaupt nicht gepasst hatte, dass man sie ihm als Babysitter aufgebrummt hatte? Sie hätte ihm ruhig vertrauen können! Vor allem jetzt, wo sich sein Verhältnis zu Gallifrey langsam gebessert hatte! Hatte sie etwa von ihm erwartet, dass er wieder verschwinden und sich vor seinen eigenen Leuten verstecken würde? Hatte sie etwa Angst, ihn nicht einfangen zu können, wenn er mal wieder etwas angestellt hatte? Er war zutiefst verletzt, auch wenn es ihm wohlmöglich das Leben gerettet hatte. „Das hättest du mir sagen müssen“, knurrte er beleidigt.
 

„Dafür ist jetzt keine Zeit, Doctor.“
 

„Einfach etwas in meine TARDIS einbauen! Was hast du dir dabei gedacht?“
 

„Doctor, ich muss mit dir reden.“
 

„Ohne mich zu fragen?!“
 

„Es ist wirklich wichtig!“
 

„Du hättest es mir sagen müssen! Denkst du etwa, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst? Von dir hätte ich mehr erwartet, Romana!“
 

„DOCTOR!“
 

Er verstummte und sah in ihr ernstes Gesicht. Sie hatte recht. Im Moment gab es wirklich wichtigere Dinge als diesen kleinen Vertrauensbruch. „Du hast recht. Entschuldige.“
 

„Komm mit.“ Sie wandte sich um und schritt davon, nicht ohne den Umherstehenden mit einem Blick zu signalisieren, dass sie mit ihm alleine sein wollte.
 

Einen Moment blieb der Doctor stehen und musterte sie. Sie musste jetzt in ihrer dritten oder vierten Inkarnation sein, doch hinter ihrem neuen Gesicht, den blond gewellten Haaren und dunklen Augen konnte er in ihr immer noch die Frau erkennen, die er damals kennen gelernt hatte, mit der Ausnahme, dass man ihr anmerkte, dass sie der Präsident von Gallifrey war. Er folgte ihr. Eine ganze Weile sagte keiner von ihnen etwas. Erst als sich der Gang leerte und sie alleine waren, warf ihm Romana einen aufmerksamen Seitenblick zu.
 

„Was ist passiert?“, fragte sie ihn. Ihre Stimme klang unnatürlich angespannt.

„Ich wurde angegriffen.“ Der Blick des Doctors verfinsterte sich. „Innerhalb der Vortex.“ Wenn er erwartet hatte, dass Romana angesichts dieser Nachricht entsetzt oder überrascht sein würde, so wurde er enttäuscht. Und genau das beunruhigte ihn zutiefst. Er sah sie an, ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos, doch er kannte sie gut genug um zu erkennen, dass sie sich innerlich verkrampfte. „Du wirkst nicht überrascht.“
 

„Nein, bin ich nicht.“ Eine Weile schwieg sie, dann erreichten sie eine Tür, vor der zwei Wachen standen und sofort Haltung annahmen, als sie Romana erkannten. Kaum hatten die beiden den Raum betreten, der sich als ihr Arbeitsquartier entpupte, verschränkte sie die Arme hinter dem Rücken und sah dem Doctor sehr ernst in die Augen. „Du bist der Dritte, der innerhalb der Vortex angegriffen wurde.“
 

„Der Dritte? Was soll das heißen, der dritte?“ Er wusste, was das bedeutete, doch er wollte es sich nicht eingestehen. Er hatte immer noch die größten Schwierigkeiten zu begreifen, dass es die Daleks waren, die das getan hatten. Wie war das nur möglich? Sie besaßen gar nicht die Mittel dazu! Nicht, nachdem er ihre Entwicklung um 1.000 Jahre zurückgeworfen hatte.
 

„Das heißt, dass du der dritte bist, der in der Vortex angegriffen wurde.“
 

„Ich weiß, was das heißt.“
 

Sie hob eine Augenbraue. Für einen kurzen Augenblick schien ihre Lippen amüsiert zu zucken, doch es konnte auch nur eine Einbildung sein. Ihr Blick hatte sich nicht verändert. „Du bist der erste, der es nach Gallifrey zurückgeschafft hat.“
 

Irgendetwas verkrampfte sich in ihm. „Der einzige? Du hattest zwei weitere TARDISE da draußen, die abgeschossen wurden?“
 

„Vor ihrer Zerstörung waren sie noch in der Lage ein Warnsignal zu senden. Doctor, da du den Angriff überstanden hast, was ist geschehen?“
 

Der Doctor antwortete nicht gleich. Ein Schatten legte sich über sein Gesicht, der Schatten einer furchtbaren Vorahnung und des Unglaubens. „Ich wurde angegriffen und habe beschlossen, meinen Angreifern einen kleinen Höflichkeitsbesuch abzustatten. In dem Moment, als ich sie erkannte, habt ihr mich zurückgeholt.“
 

„Wer waren sie?“ Als er sie ansah, spürte sie, wie ein eisiger Schauer über ihren Rücken jagte.
 

„Daleks.“
 

„Das ist unmöglich.“
 

Er lächelte grimmig. „Glaub mir, Romana. Die Wesen, die mich beschossen haben, waren Daleks. Aber wie kommen sie zu dieser Technik? Sie scheinen irgendwie fähig zu sein, in die Vortex einzutreten, aber sie können es nicht kontrollieren, andernfalls wären sie schon längst hier auf Gallifrey gelandet.“ Nachdenklich raufte er sich die Haare, dann begann er im Zimmer auf und ab zu laufen. Sein Verstand raste. „Mal von vorne. Ich hörte die Klosterglocke außerhalb der TARDIS, kehrte zur TARDIS zurück, dematerialisierte und wurde just in dem Moment attackiert, als ich mir den Klosterraum näher ansehen wollte. Ich habe vergeblich versucht Kontakt herzustellen, bin auf das feindliche Schiff materialisiert und wurde von zwei Dalaks angegriffen, genau in dem Moment, als ihr mich zurückgerufen habt. Die TARDIS muss das Notsignal von sich aus abgeschickt haben … Aber wie? Was bezwecken sie damit?“ Mit gerunzelter Stirn blieb er stehen, dann schüttelte er den Kopf und begann weiter herumzutigern. Romana wartete geduldig, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Daleks in der Vortex, die, wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet, TARDISE angreifen. Das ist verrückt, selbst für einen Dalek. Sie haben gar nicht die Technologie dazu! Wie können sie -?“ Ein schrecklicher Gedanke kam ihm in den Sinn. Daleks in der Vortex. Das könnte schreckliche Ausmaße annehmen und verliehen ihnen eine Macht, die beängstigender war als alles, was der Doctor bisher erlebt hatte. Das war unmöglich. Wenn sie lernten, wie die Time Lords durch Raum und Zeit zu reisen, war die Sicherheit des Universums in Gefahr! Sie könnten die Geschichte verändern, sie könnten ganze Universen versklaven, sie könnten- „Nein. Nein, dass darf nicht sein.“ Er wurde bleich. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht, seine Herzen krampften sich schmerzhaft zusammen. Daleks in der Vortex, Daleks, die TARDISE angriffen, Daleks, die es vielleicht geschafft hatten oder kurz davor standen, durch die Zeit zu reisen … Sie hatten ihn angegriffen, sie hatten zwei weitere Zeitkapseln angegriffen und zerstört … Seine Gedanken wanderten in eine Richtung, die ihn in Panik versetzte. Wie versteinert stand er da, den Blick ins leere gerichtet. Seine Gedanken überschlugen sich, suchten verzweifelt eine andere Lösung, eine andere Antwort, doch er gelangte immer wieder zum selben Schluss.
 

Wenn man Kinder von Gallifrey fragte, was das schlimmste wäre, was dem Universum passieren könnte, würden alle die gleiche Antwort geben: Time War. Jeder wusste davon, jeder wusste von Kindesbeinen an, das es nichts schlimmeres gab. Früher, in den dunklen Zeiten Gallifreys, hatte es schon einmal Time Wars gegeben, doch die Zeiten lagen schon lange zurück, sehr lange, doch noch immer reichte der bloße Gedanke daran aus, selbst die ältesten Time Lords in Panik zu versetzten. Und hier stand er, der Doctor, vollkommen fassungslos und zog diese schlimmste aller Befürchtungen in Betracht. Er wollte es nicht, doch der Gedanke drängte sich ihm mit gnadenloser Härte auf, ohne sich von ihm vertreiben zu lassen. Und er wusste auch warum, er wusste nur zu gut, warum ausgerechnet diese Vorstellung seinen Verstand erfüllte. Doch er sprach es nicht aus. Die Worte waren zu furchtbar, zu erschreckend, um ausgesprochen zu werden. Doch ein Bild formte sich vor seinem Blick, ein Bild von sich selbst, wie er in einem Nebel auf dem Planeten Skaro stand. Seine Stimme schien aus seltsam weiter Ferne zu kommen, als er reden begann: „Du bist lange mit mir gereist, Romana, aber ich habe dir nie davon erzählt. Vielleicht weißt du es, wenn nicht damals, dann vielleicht jetzt, nun, da du Lady Präsident bist … Die Time Lords haben mich einmal nach Skaro geschickt, dass war nicht lange bevor wir uns beide kennen gelernt haben. Sie hatten etwas gesehen, etwas so schreckliches, dass sie dazu zwang, drastische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sie sahen die Daleks, wie sie alles Leben im Universum vernichteten und zu den dominanten Kreaturen des Universums wurden. Sie sahen Kampfschiffe, Hunderte, Tausende, Millionen Kampfschiffe, die das ganze Universum endgültig vernichteten … Sie schickten mich nach Skaro mit einem Auftrag. Wenn möglich, sollte ich die Erschaffung der Daleks verhindern; sie ausrotten, bevor sie überhaupt zu existieren begannen. Ansonsten sollte ich einen Weg finden, ihre Entwicklung so zu verändern, dass sie weniger aggressiv werden würden. Außerdem sollte ich ihre Schwachstellen herausfinden.“ Er schwieg. Romana sagte nicht, sondern gab ihm die Gelegenheit, sich zu sammeln. Er wandte sich zu ihr um. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, doch in seinen Augen lag ein beunruhigender Schatten. „Doch leider lief nicht alles so, wie ich es geplant hatte. Ich war nur in der Lage, ihre Geschichte um etwa 1.000 Jahre zurückzusetzen. Später fand ich heraus, dass die Daleks herausgefunden hatten, dass die Time Lords mich geschickt hatten, um ihre Existenz auszulöschen oder zu verändern. Daraufhin planten sie mit Duplikaten von mir und meinen damaligen Begleitern den Hohen Rat von Gallifrey zu ermorden. Davros war der Drahtzieher.“ Er sah Romana an und in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie zum gleichen Schluss gekommen war wie er. Die Daleks wollten Rache. „Sie haben damals Zeitkorridore zum Reisen verwendet.“ Zeitkorridore …. Erschaffen durch Wurmlöcher in der Time Vortex. Eine sehr niedrige Form der Zeit-Technologie. Könnten sie …? Der Doctor schüttelte den Kopf. Nein. Das hätten die Time Lords längst bemerkt. „Wie lange geht das schon so?“
 

Romana, die sich an ihren Schreibtisch gesetzt hatte, schüttelte den Kopf. „Noch nicht lange, aber gleichzeitig auch schon viel zu lange. Wir müssen die Daleks stoppen und herausfinden, was sie wirklich vorhaben. Ich will, dass du auf ihr Schiff zurück kehrst.“
 

„Ich?“
 

„Du hast die meisten Erfahrungen mit Daleks.“
 

„Sobald ich einen Fuß aus der TARDIS setzte, werden sie mich töten.“
 

„Das hat dich noch nie gestört.“
 

Er lächelte. „Das stimmt.“
 

„Ich will, dass du in Erfahrung bringst, woher die Daleks die Technologie haben, in die Vortex einzudringen und unsere Zeitkapseln zu zerstören und ich will, dass du dieses Dalekschiff zerstörst. Wir dürfen nicht zulassen, dass es dort weiter Schaden anrichtet und, was noch schlimmer ist, irgendwann nach Gallifrey gelangt.“
 

Romana hatte recht. Die Daleks durften niemals Gallifrey erreichen. Er war der mächtigste Planet im ganzen Universum, die Heimat der Time Lords. Es hatte noch nie eine nicht von hier stammende Rasse gegeben, die diesen Planeten betreten hatte, wenn man einmal von seinen Companions absah … und den Sontarans. Es gab nur einen Weg, wie man Gallifrey erreichen konnte: durch die Vortex. Die temporalen Sperren waren zu stark um auf eine andere Weise hier her zu gelangen. Die Time Lords würden jeden Versuch sofort bemerken und im Keim ersticken. Das war ihre Art. Sie vernichteten die Gefahr, bevor sie existieren konnte, zum Wohle des gesamten Universums. Doch in diesem Fall konnten sie es nicht, denn sie waren gescheitert … er war gescheitert.
 

Der Doctor sah Romana ernst an, dann nickte er langsam. „Natürlich, Madam Präsident.“ Er konnte sehen, wie sie sich ein wenig entspannte, doch zugleich wirkte sie mit einem mal sehr müde. Es war nicht leicht, der Präsident von Gallifrey zu sein.
 

„Sehr gut. Sobald die Techniker deine TARDIS wieder repariert haben, wirst du dich auf den Weg machen.“ Sie zögerte einen Moment, so als schien sie nicht zu wissen, wie sie das, was sie als nächstes zu sagen hatte, formulieren sollte. Doch dann raffte sie sich auf. „Maxil wird dich begleiten.“
 

Ungläubig sah der Doctor Romana an. „Das ist doch ein Scherz.“
 

„Nein, Doctor. Ich werde dich nicht alleine zu den Daleks schicken. Ich weiß, dass du mit ihnen fertig werden kannst, aber ich kann die Möglichkeit, dass dir etwas zustoßen könnte, nicht außer acht lassen. Maxil wird dich beschützen und dir helfen so gut er kann.“
 

Ungläubig hob der Doctor eine Augenbraue. „Du bist dir darüber im klaren, dass wir zwei … nicht gerade Freunde sind?“
 

Sie nickte. „Dessen bin ich mir bewusst, aber eine Situation wie diese erlaubt es nicht, auf persönliche Abneigungen Rücksicht zu nehmen.“
 

Das leuchtete ein, auch wenn es ihm überhaupt nicht gefiel. „Aber muss es denn unbedingt Maxil sein? Was ist mit Andred? Oder mit Damon? Gut, er ist Techniker, aber Techniker kann man immer gebrauchen. Oder-!“ Seine Augen begannen zu strahlen, als ihm ein brillanter Gedanke durch den Sinn kam. Er stützte sich auf den Tisch in der Zimmermitte und lächelte Romana warm an. „Oder mit mir?“
 

Verdutzt sah sie ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. Sie versuchte es zu verbergen, doch der Doctor war sich sicher, dass sie für einen kurzen Moment gelächelt hatte. „Ich bin die Lady Präsident von Gallifrey. Ich kann hier nicht weg, selbst wenn ich wollte.“
 

„Ach komm schon Romana. Du, ich, die TARDIS, die Daleks … Wie in alten Zeiten.“
 

Wenn Romana etwas an dieser Version des Doctors nicht leiden konnte, dann war es sein mehr als nur charmantes Lächeln und der lebensfrohe Glanz in seinen Augen, der immer auf sie abzufärben schien, wenn sie ihn an sah. So wie jetzt. Die Welt konnte untergehen, doch die Sorge, die ihn eben noch belastet hatte, war einem energischem Tatendrang gewichen. Er war halt der Doctor, immer bereit, sich in die nächst besten Schwierigkeiten zu stürzen. Aber dieses mal konnte sie nicht mit ihm gehen. „Ich kann nicht.“
 

„Ach, komm schon Romana! Ich sehe doch, dass dir das gefallen würde. Es ist nicht gut, den ganzen Tag auf dem Stuhl des Präsidenten zu sitzen. Glaube mir, ich weiß wovon ich rede. Das war einmal mein Stuhl gewesen.“
 

Diesmal lächelte sie wirklich. „Ja, ich weiß. Die Time Lords werden nie vergessen, wie du dafür gesorgt hast, dass die Sontarans Gallifrey betreten konnten.“
 

Unschuldig lächelnd zuckte er mit den Schultern. „Das war notwenig um Gallifrey zu retten.“
 

„Es war eine sehr unorthodoxe Methode.“
 

Der Doctor grinste. „Aber sie hat funktioniert.“
 

„Ja, das hat sie. Wie so oft, wenn du dich einmischt. Und beim zweiten mal bist du davongelaufen.“
 

„Die beste Entscheidung meines Lebens.“ Einen Moment lächelte er still vor sich hin, dann umrundete er den Tisch und kniete sich vor Romana nieder. „Romana. Habe ich dich jemals um etwas gebeten, was irgendwie gefährlich war?“ Vielsagend hob sie eine Augenbraue. „Habe ich dich je um etwas gebeten, was dir zutiefst wiederstrebte?“ Die zweite Augenbraue erhob sich in die Höhe und er ergab sich. „Okay, okay. Vielleicht habe ich das, aber es hat dir Spaß gemacht.“ Sie grinste und seine Augen funkelten voller Freude. „Komm schon, Romana. Ein letztes mal. Nur wir beide gegen die Daleks.“
 

Romana beugte sich vor. Ihr Gesicht näherte sich seinem. Er konnte ihren heißen, prickelnden Atem spüren, konnte einen leichten Hauch von Rose riechen, der von ihr ausging. „Ich kann nicht.“ Doch sie wirkte wenig überzeugend.
 


 

„Ich fass es nicht, dass du mich dazu überredet hast.“
 

Der Doctor grinste zufrieden, als er an die dürftig reparierte Konsole seiner TARDIS trat. Das Wissen, dass vor den blauen Türen der als Notrufbox getarnten Zeitmaschine ein aufgebrachter Maxil und ein fassungsloser Kanzler stand, erhellten seine Laune zusätzlich. Doch am meisten freute er sich über die Gegenwart von Romana, die ihr bestes gab, ihre Freude wieder hier zu sein, zu verbergen. Sie konnte ihm nichts vor machen. Er kannte sie dafür viel zu gut. Wenn sie wirklich nicht hätte mitkommen wollen, hätte sie es nur zu befehlen brauchen, doch das hatte sie nicht getan und er war dankbar dafür. Wenn er den Daleks begegnen musste, dann hatte er lieber jemanden an seiner Seite, dem er vertrauen konnte und es gab niemanden, abgesehen vielleicht von Susan, die ihn vor so langer Zeit verlassen hatte, dem er so sehr vertraute wie Romana. Sie war etwas besonderes, ein Diamant in einem Haufen lauter trüber Perlen. Sie war nicht wie die anderen verstaubten Time Lords, aber sie war auch nicht wie die rebellischen Abtrünnigen wie er einer war. Sie war etwas genau dazwischen, eine perfekte Balance zwischen den beiden Seiten. Sie tat Gallifrey gut und wenn jemand den Planeten retten sollte, dann war sie es und nicht er. Er war alt, sie jung und sie hatte das richtige Feuer in ihren Herzen. Wenn jemand den drohenden Sturm verhindern konnte, dann sie.
 

„Manchmal wüsste ich gerne, was in deinem Kopf vor sich geht“, sagte Romana, als sie an seine Seite trat. „Und fang jetzt nicht an zu grinsen.“
 

„Ich hatte nicht vor zu grinsen.“
 

„Lügner.“ Sie schmunzelte, so wie er.
 

„Es ist schön, dich wieder hier zu haben“, sagte der Doctor und bevor sie etwas erwidern konnte, ließ er die TARDIS in die Vortex eintreten. „Jetzt heißt es warten.“
 

„Wann kamen sie das letzte mal?“
 

„Nach nur wenigen Minuten.“ Daraufhin trat eine erwartungsvolle Stille ein. Niemand sagte etwas. Schweigend genossen beide die stille Anwesenheit des jeweils anderen. Dann, ganz plötzlich, erfüllte eine heftige Explosion die TARDIS. Sofort war der Doctor bei der Arbeit. Seine Hände flogen nur so über die Kontrollen, von einer grimmigen Entschlossenheit gefasst, sein geliebtes Mädchen vor so viel Schaden wie nur möglich zu bewahren. Sie hatte heute schon zu viel durchmachen müssen. „Halte noch ein wenig aus, bald hast du es überstanden.“ Mit diesen Worten und begleitet von den warnenden Glockenklängen der Klosterglocke, materialisierte die TARDIS in einer stillen Ecke des Dalekschiffes. Niemand war anwesend, als sich knirschend die Türen der Notrufbox öffneten und zwei Gestallten geschwind daraus hervorschlüpften. Sie mussten sich beeilen und dieses mal, so nahm sich der Doctor fest vor, würde er nicht scheitern. Er und Romana würden die Daleks aufhalten, sie mussten sie aufhalten.
 

Bereits zwei Gänge weiter durchschnitt eine ihnen wohlbekannte, blecherne Stimme die Luft. „DIE TARDIS IST VERSCHWUNDEN. WIR MÜSSEN DEN DOCTOR FINDEN.“
 

Der Doctor und Romana warfen sich einen kurzen Blick zu. Es war keine Überraschung, dass die Daleks annahmen, dass er hier war, aber es war auch nicht gerade hilfreich für ihr Vorhaben.
 

„ES GIBT KEIN ZEICHEN, DAS DER DOCTOR HIER IST“, erklang die Stimme eines weiteren Daleks.
 

„DER DOCTOR IST HIER“, antwortete der erste. „DER DOCTOR REIST IN EINER BLAUEN TADIS. DAS EBEN WAR EINE BLAUE TARDIS. ER WAR SCHON EINMAL HIER.“
 

Fest an die Wand gepresst, sahen die beiden Time Lords, wie die beiden Daleks den Gang entlang rollten. Ihre metallene Hülle schimmerte golden im spärlichen Licht der Deckenlampen, die lange Schatten an die Wände warfen. Zum Glück für die beiden Eindringlinge, die in einem solchen Schatten Schutz gefunden hatten.
 

„UND ER IST ENTKOMMEN“, bemerkte der zweite Dalek.
 

Der erste Dalek drehte ihm sein Auge zu. „DAS WIRD NICHT WIEDER VORKOMMEN. DER DOCTOR IST EIN FEIND DER DALEKS. DER DOCTOR MUSS ELIMINIERT WERDEN. WIR MÜSSEN DEN DOCTOR FINDEN.“
 

Der zweite Dalek blieb stehen, nicht unweit der beiden Time Lords entfernt, die sich merklich verkrampften. Sie durften auf keinen Fall entdeckt werden, doch sie konnten auch nicht verschwinden, denn sonst hätte man sie sofort bemerkt. Sie saßen in der Falle. Ihre Herzen klopften beinahe verräterisch laut in ihren Brüsten.
 

„DER DOCTOR IST NICHT UNSER PRIMÄRES ZIEL.“
 

Einen Moment glaubte der Doctor, sich verhört zu haben. Nicht das primäre Ziel? Er war das primäre Ziel seit dem die Daleks erschaffen worden waren! Der Staatsfeind Nr. 1, wie die Amerikaner sagen würden. Er war da gewesen, seit dem Anbeginn der Zeit, wie ein dunkler Schatten, jeder Zeit bereit, über sie herein zu brechen. Sie fürchteten ihn, unter ihrem Wahnsinn hatten sie Angst. Jede Rasse im gesamten Universum war von einer Urangst befallen. Manche fürchteten sich vor Feuer, manche vor der Dunkelheit, manche vor dem eigenen selbst. Seit dem Anbeginn ihrer Zeit fürchteten die DAleks ihn, den Doctor! Und er war einfach ersetzt worden?! So absurd es auch war, der Doctor fühlte sich zutiefst gekränkt.
 

„DER DOCTOR IST EIN TIME LORD“, fuhr der zweite Dalek fort. „DIE TIME LORDS HABEN VERSUCHT, UNSERE EXISTENZ ZU ZERSTÖREN. DIE TIME LORDS SIND EIN FEIND DER DALEKS. SIE MÜSSEN ELIMINIERT WERDEN.“
 

Der Doctor spürte, wie etwas in ihm schlagartig gefror. Er hatte es vermutet, so grausam die Vorstellung auch sein mochte, so hatte er die Möglichkeit nicht aus seinen Überlegungen verbannen können. Sie hatte sich ihm förmlich aufgedrungen. Er war alt, viel älter als es sich ein Mensch niemals hätte erträumen können, er hatte mehr gesehen als die meisten Lebewesen je zuvor und auf all seinen Reisen hatte er festgestellt, dass er eine Fähigkeit hatte, die ihn bis heute immer mit einem gewissen Stolz erfüllt hatte. Er mochte zwar hin und wieder einige Fehler in seinem Leben begangen haben, doch mit dem, was er sagte oder dachte, hatte er immer recht gehabt. Immer. Doch in diesem Moment, als die Worte des Daleks bedeutungsschwer in der Luft hingen, wünschte er sich zum ersten mal wirklich in seinem Leben, dass er falsch lag. Sein Blick glitt langsam zu Romana und in ihren Augen sah er etwas, von dem er wusste, dass er der einzige war, dem sie so etwas jemals freiwillig zeigen würde. Sie hatte Angst. Sie war der Präsident von Gallifrey und sie hatte soeben erfahren, dass die Leute, die sie schützen sollte, eliminiert werden sollten. Allein der Gedanke war absurd und doch, so bitter er auch war, schien er Realität zu werden. Sie mussten die Daleks aufhalten. Selbst wenn es sie ihre Leben kosten sollte. Der Doctor und Romana sahen sich an und dann, in einem stillen Einverständnis, nickten sie.
 

„DER DOCTOR IST EIN TIME LORD UND DER DOCTOR IST HIER“, entgegnete der erste Dalek. Klang er ein wenig ungeduldig? „DER DOCTOR WIRD ELIMINIERT WERDEN, DOCH FÜR DEN RUHM DER DALEKS SOLL DER UNTERGANG VON GALLIFREY MIT DER ELIMINIERUNG UNSERES GRÖßTEN FEINDES BEGINNEN. FINDE DEN DOCTOR! DANACH ELIMINIEREN WIR DIE TIME LORDS.“ Er setzte sich wieder in Bewegung und sein Gefährte folgte ihm. „WIR WERDEN BALD DAS UNIVERSUM REGIEREN!“
 

Sie waren Größenwahnsinnig geworden. Vollkommen verrückt. Gallifrey vernichten? Die Time Lords eliminieren? Das Universum regieren? Daleks als die dominierende Spezies … Die Time Lords hatten es kommen sehen … und sie hatten ihn geschickt, um es zu verhindern. Er hatte versagt. Er hatte ihre Entwicklung um tausend Jahre zurückgeworfen, doch es hatte nichts genützt. Jetzt waren die Daleks in der Vortex, bereit, das zu tun, was er hätte verhindern sollen. Und was hatte er noch zu Harry und Sarah Jane gesagt? Das aus dem Überleben etwas Gutes entstehen würde? Wie dumm er doch damals gewesen war!
 

Der Doctor spürte, wie ihm jemand vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte, doch er reagierte nicht.
 

„Wir müssen sie aufhalten“, hörte er Romanas Stimme hinter sich, doch sie schien aus weiter Ferne zu kommen. „Komm, Doctor. Beeilen wir uns.“
 

Sie hatten fast die Kommandobrücke erreicht, als der Doctor, einer plötzlichen Eingebung folgend, Romana packte und in einen dunklen Gang hinein stieß. Keinen Moment zu früh, denn just in diesem Augenblick, als er ihr folgen wollte, kamen plötzlich zwei Daleks um die Ecke. Überrascht blieben sie stehen, falls sie überhaupt so etwas wie überrascht sein konnten. Eine fürchterliche Stille lag in der Luft, niemand rührte sich. Die Daleks starrten ihn an, er starrte trotzig zurück. Er musste sie ablenken. Er musste Romana Zeit verschaffen, damit sie tun konnte, wozu sie her gekommen waren.
 

„DER DOCTOR!“, rief der Dalek, der ihm am nächsten war.
 

„Habt ihr jemand anderen erwartet?“, fragte der Doctor unbekümmert und trat auf die beiden zu, die ein wenig vor ihm zurück wichen. „Nettes Schiff. Ich muss sagen, dass ich ein wenig überrascht bin, euch hier zu sehen.“
 

„DU WIRST DORT STEHEN BLEIBEN“, donnerte der zweite Dalek. „WIR WERDEN DICH ELIMINIEREN!“
 

Schmunzelnd schüttelte der Doctor den Kopf. „Den Satz habe ich schon so oft gehört, das es mir schwer fällt, ihm zu glauben. Tut mir leid.“ Er konnte spüren, wie die Luft zu brennen schien. Seine Nackenhaare sträubten sich. Er konnte sehen, wie sich die Waffen der Daleks sich auf ihn richteten, bereit, ihn endgültig niederzustrecken. Doch er rührte sich nicht. Er stand da wie ein Felsen und sah sie an. Er würde keinen Millimeter von der Stelle weichen, nicht, solange sich noch Romana in seiner Nähe befand. „Wie habt ihr es geschafft, in die Vortex zu gelangen?“
 

„DAS IST NICHT WICHTIG“, antwortete der erste Dalek.
 

„DU WIRST ELIMINIERT WERDEN“, drohte der zweite.
 

„Ja, das habe ich schon gehört. Aber bevor ich eliminiert werde, habe ich doch wohl das Recht zu erfahren, wie ihr so weit gekommen seid, findet ihr nicht auch? Immerhin verbindet uns eine sehr lange Geschichte.“ Der Doctor liebte Klischees. Er wusste, dass in jedem Erdenfilm der Bösewicht nun anfangen würde mit seinen dunklen Plänen zu prahlen, was dem Helden die Gelegenheit geben würde, die Welt zu retten, doch leider schienen die Daleks solche Filme nie geguckt zu haben. Die Lampen auf ihrem Kopf blinkten, als sie wieder zum Sprechen ansetzten.
 

„DU WIRST MIT UNS KOMMEN!“
 

„BEIM GERINGSTEN FLUCHTVERSUCH WIRST DU ELIMINIERT WERDEN.“
 

Langsam konnte es der Doctor wirklich nicht mehr hören. Sie nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn ab. Er konnte nur hoffen, dass Romana das Richtige tun würde.
 

„DER DOCTOR IST ALSO WIRKLICH GEKOMMEN“, ertönte die Stimme des Supreme Daleks, kaum das er die Kommandobrücke erreicht hatte. „WIR WUSSTEN, DASS DU KOMMEN WÜRDEST.“
 

Der Doctor antwortete nicht gleich, sondern sah sich aufmerksam um. Außer dem schwarzen Supreme Dalek und seinen zwei Bewachern war die Brücke leer. Auf einem Bildschirm war die Vortex zu erkennen, durch die das Schiff reiste, ohne eine Möglichkeit, sie zu verlassen. Zumindest hoffte der Doctor das. Es war eine Sache, die Fähigkeit zu besitzen in die Vortex einzudringen, aber eine völlig andere, aus ihr kontrolliert auch wieder herauszukommen. Wenn die Daleks tatsächlich die Möglichkeit besaßen durch die Zeit zu reisen, dann würde die Zukunft wahrlich finster aussehen. Kein Wunder, dass der warnende Klang der Klosterglocke noch immer nicht verstummt war. „Ja, ich bin hier. So wie ich immer hier bin, um euch aufzuhalten.“
 

„SEIT DEM ANBEGINN DER ZEIT BIST DU UNSER FEIND, DOCH HEUTE WIRST DU UNS GEHORCHEN.“
 

Verwirrt runzelte der Doctor die Stirn. „Warum sollte ich?“
 

„WEIL WIR ES VON DIR VERLANGEN.“
 

Das war nicht gerade ein überzeugendes Argument, eigentlich war es nicht einmal ein Argument, doch in diesem Augenblick war er für alles dankbar, was ihm half, dieses Gespräch möglichst lange in Gang zu halten und, wenn möglich, nebenbei auch noch herauszufinden, wie sie hier her gekommen waren. Irgendwo in sich drinnen ahnte er bereits, was sie von ihm wollten. Doch er würde es niemals tun. „Und was, wenn ich fragen darf, wäre das?“
 

„DU WIRST UNS NACH GALLIFREY BRINGEN.“
 

„Nach Gallifrey?“, fragte der Doctor gespielt ungläubig. „Warum sollte ich euch nach Gallifrey bringen? Dort gibt es nicht. Es ist ein furchtbar langweiliger Planet. Und staubig. Und damit meine ich nicht nur die Wüste. Ich kann mir schöne Orte vorstellen, die man besuchen könnte.“ Die Erde zum Beispiel, doch das musste er den Daleks nicht unbedingt sagen. „Wie wäre es mit Raxacoricofallapatorius?“ Er konnte spüren, wie sich die Waffe des sich hinter ihm befindenden Daleks in den Rücken bohrte. „War nur ein Vorschlag.“
 

Der Supreme Dalek rollte auf ihn zu. „DU WIRST UNS NACH GALLIFREY BRINGEN“, wiederholte er drohend.
 

„Und was dann?“, fragte der Doctor. „Wenn ich euch nach Gallifrey bringe, was wollt ihr dann tun? Die Time Lords würden euch sofort vernichten.“
 

„DU WIRST UNS NACH GALLIFREY BRINGEN. DU WIRST UNS ZEIGEN, WIE WIR DAHIN KOMMEN. DU WIRST GEHORCHEN.“
 

Es wurde kalt auf dem Schiff. Die Temperatur schien schlagartig abzunehmen. Ihm fröstelte es, doch er wusste, dass diese Kälte aus seinem inneren zu dringen schien. Sie wollten nach Gallifrey, trotz des Wissens, dass man sie sofort zerstören würde. Aber vielleicht wollten sie genau das. Vielleicht wollten sie den Time Lords Angst machen, ihnen zeigen, dass sie sich nicht mehr hinter ihrem selbst erschaffenen Schild verstecken konnten. Das hier, so wurde im klar, war ein Selbstmordkommando, aber ein kontrolliertes, ein überwachtes. Man wollte, dass er sie nach Gallifrey brachte. So würden sie erfahren, wie man kontrolliert aus der Vortex wieder austreten konnte. Sie würden erfahren, wo Gallifrey lag. So würden sie in das Geheimnis des Zeitreisens eingeweiht werden. Auf seinem Heimatplaneten würden sie dann dieses Schiff vernichten und mit ihm würden alle Time Lords, die sich in ihrer Nähe befanden, brennen, ohne zu wissen, was über sie gekommen war. Und sie würden sich fürchten. Solch ein plötzlicher Angriff auf Gallifrey würde sie in Panik versetzen. Es würde den Doctor nicht einmal wundern, wenn irgendwo auf Skaro Davros saß, in seinem rollenden Stuhl, und dem Spektakel lachend zusehen würde. Was kümmerten ihn schon ein paar Daleks, wenn man solches Wissen serviert bekommen würde? Und selbst wenn sie Gallifrey nicht erreichen sollten, so konnten sie immer noch ahnungslose TARDISE vernichten, oder, sobald sie nicht mehr ganz so ahnungslos waren, auf Gallifrey festhalten.

Der Gedanke allein war schon abscheulich genug und der Doctor spürte den bitteren Geschmack von Galle in seinem Mund. Das hier musste ein Traum sein, ein furchtbarer Albtraum. „Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht.“
 

„ERKLÄRE DICH!“, donnerte der Supreme Dalek ungeduldig.
 

Ohne auf seine Feinde zu achten, begann der Doctor mit hinterm Rücken verschränkten Armen auf und ab zu gehen. Jegliche Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet und so bemerkte niemand die Gestalt, die sich zur Hauptkonsole schlich. „Das hier ist keine TARDIS. Ich kann nichts steuern, was ich nicht kenne. Woher soll ich wissen, wie ihr reist? Ich könnte überall landen. Ich könnte das Schiff vernichten. Ich könnte in einem ausbrechenden Vulkan landen. Versehentlich bei einem Live Konzert von Elvis reinplatzen. Mit dem nächstbesten Asteroiden kollidieren.“
 

Die Daleks schwiegen einen Moment, schienen über ihn nachzudenken. Sie wussten, dass man ihm nicht trauen konnte, aber sie brauchten ihn. Sie befanden sich in einer Zweckmühle, aber nur, das wusste er, weil sie noch nicht Romana entdeckt hatten, die an den Konsolen herumhantierte. Sie wäre das perfekte Druckmittel. „Es sei denn natürlich“, fuhr der Doctor fort, „ihr sagt mir, was ich wissen muss. Dann, und vielleicht auch nur dann, werde ich entscheiden, was ich tun werde.“
 

„DU WIRST GEHORCHEN“, sagte der zweite Dalek. „DU WIRST TUN, WAS MAN VON DIR VERLANGT.“
 

„Ich kann nicht!“ War denn das so schwer zu verstehen? Er wandte sich wieder zum Supreme Dalek um, wobei er sah, wie Romana sich vorsichtig wieder von der Konsole zurück zog. „Es liegt bei dir.“
 

„WARUM SOLLTEN WIR DIR TRAUEN?“
 

„Weil, wenn ich euch nach Gallifrey bringe, ihr sofort vernichtet werdet und ich nicht sagen kann, dass es mir etwas ausmachen würde.“ Auf eine sehr abstrakte Weise, die ihn selbst überraschte, schien der Dalek damit zufrieden zu sein. War wohl nicht der intelligenteste seiner Spezies. Kein Wunder, dass man auf ihn verzichten konnte.
 

„WIR HABEN EINE TARDIS.“
 

„Ihr habt WAS?!“, entfuhr es dem Doctor ungläubig. „Lügner! Ihr habt keine TARDIS.“ Seine Worte hatten seinen Mund kaum verlassen, da wusste er, dass das nicht stimmte. Es gab eine Möglichkeit, eine Möglichkeit, die er längst vergessen hatte. „Die TARDIS des Masters.“ Das erklärte so einiges.
 

„DAS IST KORREKT.“
 

Jetzt wusste er, was er wissen musste und es betrübte ihn. Für einen kurzen Moment spürte er die Last seines Alters auf seinen Schultern ruhen, jedes einzelne Jahrhundert. Wie viele waren es jetzt? Er hatte längst den Überblick verloren, aber so, wie er sich in diesem Augenblick fühlte, mussten es tausende sein. Er fühlte sich entsetzlich müde, doch im nächsten Moment brannte ein entschlossenes Feuer in seiner Brust. „Ihr wollt einen Krieg heraufbeschwören.“ Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie Romana ihm das Zeichen gab, dass er sich gefälligst beeilen sollte.
 

„DIE TIME LORDS WERDEN ELIMINIERT WERDEN UND DU WIRST UNS DABEI HELFEN“, befahl der Supreme Dalek.
 

„DU WIRST UNS IN DEN KAMPF FÜHREN“, sagte der erste Dalek.
 

Der Zweite stimmte ihm zu. „DU WIRST GEHORCHEN, GEHORCHEN, GEHORCHEN!“
 

„Nein.“ Drei glotzende Augen schienen den Doctor zu durchbohren.
 

„ERKLÄRE DICH!“
 

„Ich werde euch nicht führen. Ihr werdet Gallifrey niemals erreichen, nicht, solange ich noch am leben bin. Ihr habt es bis in die Vortex geschafft, aber ich werde nicht zulassen, dass ihr auch nur noch einen Schritt weiter kommt.“ Drohend trat er auf den Supreme Dalek zu, der kaum merklich vor ihm zurück wich. „Ich werde euch aufhalten. Jeden einzelnen von euch. Ich werde nicht zulassen, dass ihr das Universum in einen sinnlosen Krieg stürzt.“
 

„Doctor!“, schrie Romana drängend. Die Daleks wirbelten herum und verschafften dem Doctor so die Zeit, die er benötigte, um die Beine in die Hand zu nehmen. Ohne weiter darüber nachzudenken, stürmte er los.
 

„DER DOCTOR VERSUCHT ZU ENTKOMMEN!“, dröhnte es hinter ihm und plötzlich erfüllte zischendes Speerfeuer die Luft. „ELIMINIEREN!!!“
 

Der Doctor packte Romana und zerrte sie hinter sich her. „Was hast du gemacht?“, fragte er sie keuchend.
 

„Selbstzerstörung“, antwortete sie knapp, viel zu sehr darauf bedacht, nicht erschossen zu werden.
 

„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“ Ein Blick in ihre Augen reichte aus um ihn wissen zu lassen, dass er so viel geredet hatte, dass es jetzt sehr eng werden würde, was ihn dazu beflügelte noch schneller zu rennen. Plötzlich zerriss eine ohrenbetäubende Explosion die Luft hinter ihnen. Der Boden des Schiffes erbebte, Hitze jagte durch die Korridore. Ein weiterer Knall, begleitet von einem schrecklichen Zischen und einem markerschütternden Quietschen, so als wäre irgendein Metall aus der Wand gerissen worden. Genau als der Doctor und Romana die TARDIS erreichten, die Türe hinter sich zu knallten und ein vertrautes VWORP, VWORP die Luft erfüllte, wurde das Dalekschiff von einem furchtbaren Flammeninferno in zwei gerissen.
 

Es herrschte eine furchtbar bedrückende Stille in den hohen Hallen des Konzils. Alle saßen sie an einem großen, runden Tisch, doch fast alle Plätze waren frei. Zwei Kardinäle flankierten Lady Präsident Romanadvoratrelundar, der gegenüber der Castellan und der Lord Kanzler saßen, die sich sehr ernste Blicke zuwarfen. Der Doctor saß, mit vor der Brust verschränkten Armen und gerunzelter Stirn genau zwischen ihnen, wohl wissend, dass er hier eigentlich nichts zu suchen hatte, aber dennoch hier sein musste. Das hier war eine kurzfristig einberufene, geheime Notfallsitzung. Der Doctor hatte ihnen vor noch nicht all zu langer Zeit berichtet, was geschehen war. Natürlich hatten sie ihm nicht geglaubt, vielleicht hätte er es nicht einmal selber geglaubt, wenn er nicht dabei gewesen wäre. Sie hatten lange diskutiert und herumüberlegt, doch dann hatte sich betrübten Schweigen über sie gelegt, als sie langsam begonnen hatten die Wahrheit zu begreifen, doch bisher hatte sie niemand ausgesprochen. Alle wussten, dass diese Worte, sollten sie jemals einen Mund verlassen, wie ein drohendes Unheil über ihren Köpfen hängen würde, doch sie wussten auch, dass es jemand sagen musste. Alle sahen sie sich in die Augen, nur um dann den Blicken des anderen auszuweichen. Schließlich räusperte sich der Castellan.
 

„Wie viele Schiffe verfügen über die Fähigkeit die Vortex zu erreichen?“
 

„Das Schiff, welches wir zerstört haben“, begann Romana, „war ein Prototyp, doch es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass es noch viel mehr von ihnen gibt.“ Einen Moment suchte sie den Blick des Doctors, so als erhoffte sie Kraft aus seinen blauen Augen zu schöpfen und als sie redete, redete sie nur zu ihm, obwohl beide wussten, dass ihre folgenden Worte an sie alle gerichtet waren. „Die Daleks hatten vor, uns mit einem Kamikazeangriff zu überraschen. Das ist nicht die übliche Vorgehensweise eines Daleks, was darauf schließen lässt, dass sie begonnen haben, andere Rassen in Ihresgleichen zu verwandeln, um sich neue Strategien anzueignen. Das macht sie unvorhersehbar, weil wir so nicht wissen können, was sie als nächstes planen. Wir wissen jedoch so viel: Zwei unserer TARDISE wurden in der Vortex angegriffen und wahrscheinlich zerstört. Obwohl der Doctor und ich in der Lage waren, das besagte Schiff zu zerstören, müssen wir damit rechnen, dass sich noch mehr Schiffe von ihnen in der Vortex befinden. Wenn dem so ist, können wir fürs erste nicht mehr unsere TARDISE verwenden. Die Möglichkeit, dass sie ebenfalls zerstört werden oder schlimmer noch, ihre Piloten gefangen genommen werden, ist zu groß. Wir können uns nicht erlauben, dass noch mehr Geheimnisse an die Daleks fallen. Uns bleibt nur die Möglichkeit, uns von der Außenwelt abzuschotten, zumindest so lange, bis wir uns ein genaueres Bild von unserer Lage verschaffen können. Die Daleks werden versuchen, nach Gallifrey zu gelangen. Wenn ihnen das nicht gelingen sollte, und es wird ihnen nicht gelingen, werden sie sich verschiedene, strategische Punkte in Raum und Zeit angreifen, in denen eine Veränderung katastrophale Auswirkungen auf uns haben wird.“ Es war erschreckend ruhig im Raum. Niemand wagte es zu atmen, niemand wagte es auch nur einen Moment den Blick von Romana abzuwenden, deren Gesicht völlig ausdruckslos war, was ihr beinahe so etwas wie Ehrfurcht einbrachte, angesichts dessen, was sie gerade zu verkünden hatte. „Nicht nur die Daleks werden unsere Feinde sein, nein, sie werden versuchen, die Zeit an sich zu unserem Feind zu machen, denn das ist die einzige Möglichkeit für sie, wie sie ihr Ziel, uns zu vernichten und die dominante Spezies im Universum zu werden, in die Tat umsetzen zu können. Das lässt sich nun nicht mehr verhindern.“ Einen Moment schwieg Romana, den Blick immer noch nach Stärke suchend auf den Doctor gerichtet, den er ihr wortlos erwiderte. Er wusste, wie schwer ihr die nächsten Worte fallen würde, doch er wusste auch, dass er sie ihr nicht abnehmen konnte. Sie musste es aussprechen, hier und jetzt. Sie musste es sagen. Langsam erhob sich Romana von ihrem Stuhl und betrachtete jeden einzelnen im Raum mit einem gewichtigen Blick. Einige Momente verstrichen, in denen sie sich zur Ordnung rief, doch dann, mit gefasster Stimme, sagte sie: „Wir befinden uns im Krieg.“
 

Kurze Zeit später verließen sie den Raum, jeder mit einer wichtigen Aufgabe vertraut, jeder mit dem Wissen, dass es einen Krieg vorzubereiten gab. Nur zwei blieben zurück.
 

Romana, nun alleine mit dem Time Lord, der ihr am meisten etwas bedeutete, sank mit bleichem Gesicht auf ihren Stuhl zurück. Sie hatte Angst, Angst, die sie sich als Präsident von Gallifrey nicht leisten durfte, doch jetzt, nur mit dem Doctor an ihrer Seite, war sie einfach nur eine Time Lady, eine Time Lady, die wusste, dass sie gerade eine der wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte von Gallifrey gefällt hatte. Sie musste es tun, dass wusste sie, doch ein fürchterliches Gefühl hatte von ihren Herzen Besitz ergriffen.
 

Der Doctor saß noch immer auf seinem Platz, doch nun, wo er seine alte Freundin so niedergeschlagen auf ihrem Stuhl sitzen sah, erhob er sich langsam, trat auf sie zu und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Sie werden nicht gewinnen, Romana“, sagte er ihr mit einfühlsamer Stimme.
 

Blinzelnd sah sie zu ihm auf. In seinem Blick lag feste Entschlossenheit. Sie wusste, dass sie sich immer auf ihn verlassen konnte. Er würde alles dafür tun, um die Daleks aufzuhalten. Wenn es jemanden gab, der diesen Krieg daran hindern konnte auszuarten, dann war es dieser Mann, den sie mehr achtete als irgendjemand sonst. „Du scheinst dir sicher zu sein.“
 

Der Doctor lächelte. Es war sein typisches ’eher sterbe ich als zuzulassen, dass irgendjemand meinen Freunden etwas antut’ Lächeln, dass ihr schon so oft Mut gemacht hatte, welches jedoch seine Feinde oft mit ’er hält sich für besser als wir’ übersetzten. Doch Romana wusste es besser und sie erwiderte sein Lächeln, obwohl ihr nicht wirklich danach zumute war. „Ich bin mir sicher, Fred“, sagte er, woraufhin sie kurz lachen musste. „Ich werde nicht zulassen, dass sie diesen Krieg gewinnen werden. Ich werde sie aufhalten, egal was ich dafür tun muss. Das verspreche ich dir. Du hast mein Wort darauf. Ich werde dich beschützen, dich und jeden hier auf Gallifrey.“
 

„Ich wusste nicht, dass wir dir so wichtig sind.“
 

Die Augen des Doctors funkelten. „Nun, sagen wir, dass mir dieser alte Planet mit seinen verstaubten Bewohnern doch ein wenig am Herzen liegt, besonders da du hier endlich für die längst nötigen Veränderungen sorgst … Du bist eine fabelhafte Präsidentin, Romana.“
 

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Eine fabelhafte Präsidentin hatte es nicht so weit kommen lassen.“
 

Einen Moment sah der Doctor sie an, dann packte er sie sanft an den Schultern und zwang sie aufzustehen, so das sie sich fest in die Augen sehen konnten. „Du bist die richtige Frau für diese Angelegenheit. Glaube mir. Ich weiß, wovon ich rede.“
 

„Aber-“
 

„Kein Aber. Du weißt doch, dass man dummen alten Männern nicht widersprechen soll“, meinte er schmunzelnd und zwinkerte ihr zu, „denn sie haben immer recht. Wir werden das hier durchstehen. Gemeinsam. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Und mit diesen Worten schloss er sie fest in seine Arme. „Das verspreche ich dir.“
 

„Oh, Doctor. Irgendwann wirst du einmal deine Versprechen nicht mehr halten Können. Ich hoffe nur, dass es nicht dieses mal ist.“

Alte Bekannte

Man konnte Gallifrey nicht mehr durch die Vortex erreichen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Time Lords war ihre Heimatwelt vollkommen vom Rest des Universums abgeschottet. Es war ein schwarzer Tag gewesen, als Lady Präsident Romana keine andere Wahl mehr gehabt hatte, als sämtliche Zugangsberechtigungen zu sperren. Die Daleks hatten eine ganze Kampfflotte in die Vortex geschickt. Millionen von Schiffen, ausgesandt mit einem einzigen Ziel, so viel zu vernichten wie nur möglich war, rasten ungehindert durch Raum und Zeit, nur darauf wartend, dass die Time Lords einen schweren Fehler begannen, den sie für ihre Zwecke ausnutzen konnten. Noch nie in ihrer Geschichte war Gallifrey so sehr in Gefahr gewesen. Keiner, nicht einmal die Ältesten unter ihnen konnten sich daran erinnern, wann das letzte mal eine ganze Armada von Kampf-TARDISEN in den Kampf geschickt worden. Die Zeitkapseln, einzig für die Schlacht erschaffen, reisten durch schwarze Löcher oder Wurmlöcher zu ihrem Bestimmungsort. Nur wenn es keine andere Alternative gab, war es ihnen gestattet, die Vortex zu benutzen.
 

Der Doctor hasste es durch Wurmlöcher zu reisen, doch ihm blieb keine andere Wahl. Das letzte Mal, als er durch die Vortex gereist war, hätte es ihn fast das Leben gekostet, und dieses mal endgültig. Nur mit Glück war er den Hunderten von Dalekschiffen entkommen, die ihm durchs halbe Universum gefolgt waren, bevor er sie auf einem Vulkanplaneten hatte abschütteln können. Nicht gerade wenige Daleks hatten dabei ihr Leben verloren.
 

Der Doctor hasste den Krieg. Die Gewallt widerte ihn an, doch er wusste, dass es keine andere Wahl gab. Die Daleks mussten aufgehalten werden. Zu viele Unschuldige hatten bereits ihr Leben gelassen, zu viele Seelen waren bereits zerstört worden, ohne das sie gewusst hatten weshalb. Sie verfolgten ihn Nachts, die Gesichter jener, die er nicht hatte retten können. Hatte er schon zuvor nicht viel geschlafen, so ruhte er sich kaum noch aus. Er war ständig in Bewegung, ständig am kämpfen oder darüber nachgrübelnd, wie er den Wahnsinn beenden konnte. Romana hatte ihm fast vollständig freie Hand gegeben, eine Entscheidung, durch die sie im Hohen Rat in arge Kritik geraten war. Doch beide wussten, dass er ihre größte Hoffnung auf einen Sieg war. Nicht umsonst hatte die Zeit ihn zu ihrem Champion auserkoren.
 

Doch im Augenblick hatte er ganz andere Sorgen.
 

„Komm schon, altes Mädchen!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er hastig um die Kontrollkonsole herum sprang. Ein merkwürdiges, ratterndes Geräusch erfüllte die Luft, begleitet von den dunklen Glockenschlägen, die unheilvoll den Raum erfüllten, ohne bisher verstummt zu sein. Die TARDIS fauchte müde, schien nur noch ihm zu liebe am laufen zu sein. Sie musste dringend repariert werden. Die letzten Tage hatten sie arg mitgenommen und er spürte ihren Schmerz. Er fühlte sich ein wenig schuldig, weil er es zugelassen hatte, dass man ihr so zusetzte. Doch in einer Situation wie dieser mussten sie beide ihre Grenzen überschreiten. „Das ist jetzt nicht die Zeit um sich eine Auszeit zu nehmen!“ Das rattern wurde lauter, quälender. „Ich weiß, altes Mädchen. Ich bin auch müde, aber wir müssen noch ein wenig durchhalten. Ich verspreche dir: Sobald wir hier fertig sind, werden wir nach Gallifrey zurück kehren und dann werde ich dich gründlich überholen, aber reiß dich jetzt zusammen! Ich brauche deine Unterstützung und ich weiß, dass ich auf dich zählen kann. Du bist das beste Schiff von allen, also mach mich stolz!“ Das jämmerliche Knattern und Fauchen erfüllte die Luft, doch dann, mit einem Ruck, wurde es schwächer. Der Doctor konnte spüren, wie sein geliebtes Mädchen gegen den Schaden ankämpfte, der ihr im Laufe der Schlachten zugestoßen war, und es erfüllte ihn mit großen Stolz, dass sie ihm so sehr vertraute, selbst bei so einem törichten Plan wie der, der in seinem Kopf entstanden war. Stolz fuhr er zärtlich über die pulsierende Säule. Ein leichtes Vibrieren antwortete ihm und er schmunzelte, doch ein plötzliches Beben riss die beiden aus ihrer vertrauten Zweisamkeit. „Sieht so aus als wäre die Zeit abgelaufen. Wollen wir doch mal sehen.“ Mit einem raschen Knopfdruck erschien über ihm ein weites Hologramm. Sterne funkelten im tiefen Schwarz des Universums, in weiter Ferne strahlten Galaxien in ihrer weiten Pracht. Direkt vor ihm lugte eine blaue Sonne hinter einem dunklen Planeten vor, der selbst vom Orbit aus zu brennen schien. Es war ein faszinierender Anblick, der nur gestört wurde von dem unheilvollen Dalekflottenträger, der direkt neben dem Mond erschienen war.
 

„Sie haben uns noch nicht bemerkt“, stellte der Doctor zufrieden fest, als sein Blick langsam über das Monstrum glitt. „Zum Glück können wir uns im magnetischen Feld des Asteroidenschwarms verbergen. Sie werden uns erst bemerken, wenn es zu spät ist.“ Seine Finger flogen förmlich über die Instrumente, als er die letzten Einstellungen für die wohl verrückteste Idee fixierte, die er bisher gehabt hatte. Noch nie hatte jemand derartiges gewagt wie das, was er gerade bereit war zu vollbringen. Noch nie war jemand so verrückt gewesen. „Okay. Tun wir es!“ Und mit diesen Worten legte er den Schalter um.
 

Die TARDIS jaulte laut auf, als sie um den feindlichen Flottenträger herum materialisierte. Der Doctor sah nicht auf, als das Monstrum direkt vor seiner Nase Gestallt annahm. Hastig betätigte er die Kontrollen, wobei er leise vor sich hinmurmelnd versuchte, der TARDIS Kraft zuzureden. Er konnte förmlich spüren, wie sein geliebtes altes Mädchen die Dimension spannte, um dem Ungetüm den Platz zu verschaffen, denn er für sein verrücktes Unterfangen benötigte. Das hier war garantiert einer jener Situationen, vor dem sich der Hohe Rat gefürchtet hatte, als Romana ihm fast völlige Handlungsfreiheit zugesprochen hatte. Wenn es schief gehen würde, würden sie nie davon erfahren, und wenn es gelang würden sie ihn zwar beschimpfen, doch vielleicht würde dieser Wahnsinn dann bald sein Ende nehmen. Das Jaulen verstummte plötzlich, nur noch ein leises Pulsieren erfüllte die Luft, begleitet vom dumpfen Glockenschlag. Der Doctor blickte auf und holte tief Luft, als er den Flottenträger betrachtete, der drohend vor ihm in die Höhe ragte. Seine Nackenhaare sträubten sich. Es war das erste Mal, dass er so einem Monstrum unmittelbar gegenüberstand. Über eine Millionen Daleks befanden sich in dessen Inneren, über fünfhunderttausend Kampfschiffe warteten nur darauf, auf die unschuldige Welt losgelassen zu werden, die nicht wissen konnte, in welcher Gefahr sie sich gerade befand. Über drei Milliarden Lebewesen wussten nicht, dass sie sterben konnten, wenn er jetzt versagte. Des Doctors Miene verfinsterte sich, als er energisch diesen Gedanken beiseite schob. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stand er da, unwillig seinen Blick vom Ungetüm abzuwenden. Er wusste, dass im inneren des Flottenträgers Verwirrung herrschte, wahrscheinlich wurden bereits die ersten Anweisungen gegeben, die Situation zu erklären. Im Moment musste sich der Doctor jedoch in Geduld üben. Er konnte nichts unternehmen solange er nicht wusste, ob seine Einstellungen funktionierten. Normalerweise hätte ein kurzer Blick auf seine Instrumente genügt, doch seine Tardis war mittlerweile so sehr angeschlagen, dass er sich nicht mehr gänzlich auf die Anzeigen verlassen konnte. Deswegen musste er warten. Als jedoch gut eine halbe Minute später das Flottenträgerschiff ihre Schotten öffnete, jedoch es kein Dalek schaffte herauszukommen, wusste der Doctor, das zumindest der erste Teil seines halsbrecherischen Plans geglückt war. Mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht wandte er sich um, betätigte einige weitere Knöpfe und griff nach einer Kiste, die er unter der Konsole platziert hatte.
 

„DER DOCTOR!!“, erfüllte der Klang eines Daleks die Luft, doch seine Stimme schien aus sehr weiter Ferne zu kommen.
 

Es war irgendwie abstrakt. Da stand er, den Rücken dem wohl gefährlichsten aller Kriegsschiffe zugewandt, mit über einer Millionen Daleks im Nacken, die ihn eliminieren wollten, und er wusste genau, dass sie in diesem Augenblick nicht einmal einer Fliege etwas zu leide tun konnten. „Ja, ich bin hier. Freut mich, dass ihr zum Tee kommen konntet.“
 

„WIR WERDEN DICH ELIMINIEREN!!!“
 

„Ach wirklich?“, fragte der Doctor und wandte sich zum Schiff um. Er konnte die Daleks nicht sehen, die sich hinter den dicken, metallenen Wänden verbargen, doch er wusste, dass einige an den Schotten standen, nicht fähig sich zu rühren. „Es würde mich sehr interessieren, wie ihr das anfangen wollt.“
 

Einen kurzen Moment herrschte nachdenkliches Schweigen. „WIR KÖNNEN UNS NICHT BEWEGEN. WAS BEDEUTET DAS? ERKLÄRE DICH!“
 

„Oh“, machte der Time Lord nur. „Ich habe die Zeit um euch herum eingefroren. Ihr hängt hier fest, es sei denn ich entscheide mich euch wieder frei zu lassen.“
 

„WIR SIND DEINE GEFANGENEN?“
 

Selbst in seinen Ohren klang das seltsam. Er hatte über eine Millionen Daleks gefangen genommen, in seiner Tardis, alleine, ohne jemanden an seiner Seite, der ihm bei diesem Vorhaben assistieren konnte. „Das ist so ein hartes Wort. Sieht es lieber als unerwünschte Gäste. Doch wenn ihr es genau wissen wollt: Ja, seid ihr. Und jetzt bitte Ruhe, ich muss mich konzentrieren.“ Und mit diesen Worten drückte er einen weiteren Knopf und die Schotten des Dalekschiffes schlossen sich. Wie es scheint war die zweite Stufe seines Vorhabens ebenfalls erfolgreich eingetroffen. Fase eins: TARDIS um den Feind materialisieren und die Zeit um das Schiff herum einfrieren, so dass sie weder angreifen, noch fliehen und schon gar nicht in der Tardis herumspazieren können. Fase zwei: Die TARDIS mit dem Schiff verbinden um so die Kontrolle darüber zu erlangen. Beides war geglückt. Jetzt war es Zeit für den dritten Teil.
 

Mit einem raschen Klick öffnete sich die Box und er holte eine kleine, krallenartige Kugel hervor, im nächsten Moment hielt er auch schon seinen Überschallschrauber in der Hand. Mit zusammengekniffenen Augen begann er an der geheimnisvollen Kugel herumzubasteln.
 

Plötzlich erfüllte ein lautes Piepen die Luft und riss den Doctor aus seiner Konzentration. Verwirrt sah er sich um, doch dann schüttelte er energisch den Kopf und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Das Piepen wurde lauter, eindringlicher. Irgendjemand versuchte ihn zu erreichen, doch wer immer es auch war, er musste sich gedulden. Doch offensichtlich hatte dieser Unbekannte nicht vor sich zu gedulden. Aus dem Piepen wurde ein fürchterliches Knacken, bis es sich zu einem Rauschen wandelte. Jemand hatte sich soeben in sein Kommunikationssystem eingeklinkt.
 

„Doctor!“, erklang plötzlich eine verärgerte Stimme.
 

Der Doctor seufzte, innerlich darüber fluchend, dass er im momentanen Zustand der Tardis die Vortex nicht nutzen konnte, anderenfalls würde er jetzt schleunigst verschwinden. Einen Besuch von einem Time Lord konnte er jetzt nicht gebrauchen und es war eindeutig einer in der neu erschienenen Tardis, der da mit ihm reden wollte. Er konnte die neue Präsenz in seinem Geiste spüren. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch er konnte sie nicht einordnen. Er war schon immer schlecht darin gewesen sein Gespürtes mit Namen zu verbinden, eine Eigenschaft, die ihn bisher in jeder Inkarnation begleitet hatte. Die Stimme hatte er jedenfalls noch nie gehört, aber er kannte die Präsenz. Dieser Jemand musste regeneriert sein, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, etwas, was in diesem Krieg bereits besonders häufig vorgekommen war.
 

„Antworte mir!“, erklang die Stimme abermals, dieses mal noch verärgerter, drängender.
 

Augen rollend sah der Doctor von seiner Kugel auf, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das Hologramm über seinem Haupt, das er immer noch nicht hatte erlöschen lassen. Eine graue Kampf-TARDIS war neben ihm erschienen. „Sorry, altes Mädchen, aber wie es scheint, wirst du auf Gallifrey noch ein wenig warten müssen.“ Er konnte ihre Enttäuschung förmlich spüren. Ungeduldig drückte er einen Knopf und das nicht minder ungeduldige Gesicht eines anderen Time Lords erschien direkt vor ihm. „Was willst du?“
 

„Du kommst wohl immer direkt zur Sache, Doctor“, meinte der fremde Time Lord nur kopfschüttelnd.
 

„Zeit ist kurz“, antwortete der Doctor und musterte seinen Gegenüber aufmerksam. Er war sich sicher, dass er den Mann kannte, wenn auch mit einem anderen Gesicht. „Wer bist du?“
 

Der Time Lord schien verletzt, aber nicht überrascht. Ein wenig verärgert strich er sich eine Strähne seines rabenschwarzen Haares aus der Stirn. „Du warst noch nie gut dir Präsenzen zu merken.“
 

Der Doctor lächelte. „Das stimmt. Ich habe nicht einmal meinen alten Guru auf den ersten Blick erkannt. Also kein Grund beleidigt zu sein. Es ist auch nicht wichtig wer du bist. Es ist wohl wichtiger warum du hier bist, wenn du schon in mein Kommunikationssystem eindringst. Also, was willst du?“
 

„Lady Präsident Romana hat mich geschickt. Ich-“ Der Time Lord stutzte plötzlich. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen. „Was ist das?“
 

Unschuldig hob der Doctor fragend eine Augenbraue. „Was ist was?“
 

„Das hinter deinem Rücken. Ist das etwa … Oh, bei Rassilon! Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Du hast ein Dalekschiff in deiner TARDIS!“
 

„Ja, ich weiß, das es ein Dalekschiff ist. Danke auch.“
 

„Ich weiß ja, dass dein Geist zu sehr … ungewöhnlichen Gedankengängen fähig ist, aber bist du dir bewusst, was du dir da an Bord geholt hast?“
 

Genervt rollte der Doctor mit den Augen. „Natürlich weiß ich, was ich mir an Bord geholt habe! Und keine Sorge. Ich habe die Zeit um sie herum eingefroren und die Kontrolle über ihre Instrumente erlang. Sie werden keine Schwierigkeiten machen, solange ich sie in Stase halten kann. Um so länger du mich aufhältst, desto weniger Zeit steht mir zur Verfügung. Also beeilst du dich besser mit dem, weswegen dich Romana hier her geschickt hat, was immer es auch ist.“
 

Ungläubig schüttelte der Time Lord den Kopf.. „Die TARDIS um einen Dalekflottenträger herum materialisieren, die Zeit um sie herum gefrieren lassen und sich dann auch noch die Kontrolle über das besagte Schiff aneignen… Das ist-“
 

„- brillant, ich weiß.“
 

„Das ist wahnsinnig! Die Zeit in solch einen gedehnten Rahmen einzufrieren ist wah-“
 

„Ach!“, machte der Doctor plötzlich und lehnte sich weiter nach vorne, um den Time Lord besser in Augenschein zu nehmen. „Jetzt weiß ich, wer du bist!“
 

„Du willst nur ausweichen.“
 

„Braxiatel! Oder besser Irving Braxiatel! Ehemaliger Kanzler von Gallifrey! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Irving. Ich wusste gar nicht, dass du noch am leben bist.“
 

„Das heißt Braxiatel und nicht Irving.“
 

„Das tut mir leid für dich, Irving.“
 

„Doctor!“, rief Braxiatel zornig. „Ich verlange zu wissen, was du mit diesem Dalekschiff vor hast! Wie bist du an die Zugangscodes gekommen?“
 

„Eine lange Geschichte, Irving, und keine Zeit sie zu erzählen“, grinste der Doctor, der genau wusste, dass dieses Grinsen den Zorn seines Gegenübers noch weiter anschwellen ließ. „Die Zeit ist kurz und ich muss mich beeilen. Also entweder hilfst du mir, auch auf die Gefahr hin, dass wir beide sterben werden, oder du lässt mich in Ruhe meine Arbeit tun und wartest mit deiner Angelegenheit, bis ich hier fertig bin oder die Daleks mich eliminieren, woraufhin sich deine Aufgabe selbstverständlich erledigt hat.“ Braxiatels fürchterliches Zähneknirschen und sein eisiges Schweigen waren Antwort genug. Zufrieden lächelnd wandte sich der Doctor wieder seine Kugel zu. „Meine TARDIS ist in einem bedauerlichen Zustand. Ihre Energie wird nicht reichen, um das Gefrieren der Zeit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Dimension so weit zu dehnen, dass das Schiff hier drinnen Platz hat. Unter normalen Umständen wäre das kein Problem, aber in dieser Lage wäre Unterstützung höchst willkommen.“
 

Langsam schüttelte Braxiatel den Kopf, so als würde er nicht glauben können, was er da gerade tat. „Ich werde dir zusätzliche Energie schicken, die die Starre weiter aufrechterhält. Dafür will ich aber wissen, was du vor hast. Das sieht mir etwas umständlich aus um nur auf die Datenbank zuzugreifen und geheime Daten herunterzuladen … Du wirst doch geheime Daten herunterladen, oder?“
 

„Natürlich nicht!“, wehrte der Doctor heftig ab. „Die Daten wären in dem Moment, in dem wir sie erhalten, nichts mehr wert. Ich habe einen besseren Plan.“
 

„Das behauptest du immer“, brummte der Time Lord, während er seiner Crew ein Zeichen gab, die nötige Energie überzuleiten.
 

„Ich habe auch immer recht“, antwortete der Doctor stolz. „Ich bin ein Genie, falls du es vergessen hast.“
 

„Ein Genie, das die Academy erst beim zweiten Anlauf mit dem schlecht möglichsten Ergebnis abgeschlossen hat.“
 

„Aber ich habe bestanden!“ Die beiden sahen sich an, dann schüttelten sie gleichzeitig den Kopf und wandten sich vom Bildschirm ab, doch dann drehte sich Braxiatel noch einmal schnell um, bevor der Doctor die Verbindung beenden konnte.
 

„Doctor! Eins noch. Lady Präsident Romana hat mich hier her geschickt, um dir deinen neuen Companion vorzustellen.“
 

„Ich will keinen neuen Companion und das weiß sie auch.“
 

„Ich werde sie dir nachher schicken.“
 

„Oh nein, das wirst du nicht. Ich-“ Doch Braxiatel hatte bereits die Leitung gekappt. Einen Moment stand der Doctor wie vom Donner gerührt da und starrte fassungslos die Tardis-Kontrollen an. Braxiatel würde es nicht wagen! Er hatte Romana doch ein für alle mal klar gemacht, dass er lieber alleine arbeitete, als sich die ganze Zeit mit einem Time Lord oder einem Gallifreyer auseinander zu setzen! Sie hatte ihm sogar zugestimmt, nachdem sie sich über eine Stunde lang gestritten hatten! Verärgert schüttelte er den Kopf. Er durfte sich wegen solch einer Kleinigkeit von seinem Plan nicht abbringen lassen. Er hatte sowieso schon zu viel Zeit verloren. Sollte Braxiatel ruhig den neuen Companion schicken, er selber würde ihn höchst persönlich bei nächst bester Gelegenheit auf Gallifrey absetzten.
 

Fest entschlossen machte sich der Doctor wieder daran, die krallenartige Kugel weiter zu bearbeiten. Er musste sich äußerst konzentrieren. Der kleinste Fehler könnte katastrophale Auswirkungen haben, wenn nicht jetzt, dann dann, wenn es am meisten darauf ankam. Sein kleiner Plan konnte den Time Lords einen nicht unwichtigen Vorteil verschaffen. Aber nur, wenn er auch gelang.
 

So sehr in seine Konzentration versunken, merkte der Doctor nicht, wie eine bekannte Präsenz an seinem Geiste zu kratzen begann. Er hörte nicht einmal das leise VWORP VWORP, als Braxiatels Kampf-TARDIS im Klosterraum zu materialisieren begann, nur um den neuen Companion abzusetzen, um sofort wieder zu dematerialisieren, bevor es zu irgendwelchen Schwierigkeiten kommen konnte.
 

Der Doctor lächelte zufrieden, als ein leises Klack die Luft erfüllte. „So. Fehlt nur noch die letzte Grundeinstellung, dann können wir mit dem nächsten Teil des Plans beginnen.“ Im nächsten Moment schloss er die Kugel auch schon an seiner TARDIS an, betrachtete Aufmerksam die Einstellungsdaten und fügte schnell noch einige Kleinigkeiten ein, als er plötzlich in seiner Bewegung innehielt. Das allgegenwärtige Gefühl der Verbundenheit in seinem Geiste regte sich, mehr noch als zuvor, während er mit Braxiatel gesprochen hatte. Es befand sich ein Time Lord in seiner TARDIS. Braxiatel hatte seine Drohung also tatsächlich in die Tat umgesetzt. Aber etwas machte ihn stutzig. Abermal schien er die Präsenz zu kennen, doch dieses Mal war es anders. Der Schlag seiner Herzen beschleunigte sich, der Boden unter seinen Füßen schien zu schwanken, aber wie schon zuvor konnte er die Präsenz keinem Gesicht zuordnen.
 

„Was ist das für ein Plan?“, erklang plötzlich eine wohlklingende Frauenstimme, die es dem Doctor eiskalt dem Rücken herunter laufen ließ.
 

Wie erstarrt stand er da, nicht fähig zu antworten, nicht fähig sich umzudrehen, aus Furcht davor, er könnte sie sich nur einbilden. Es war nicht möglich. Sie konnte nicht hier sein. Es musste eine Einbildung sein, hervorgerufen von seinem Schlafmangel, den er bis hier hin erfolgreich hatte verdrängen können.
 

„Was für ein Plan?“, fragte die Stimme noch einmal, diesmal näher.
 

Er konnte sie spüren, ganz deutlich. Sie war da in seinem Kopf, ihre Präsenz so strahlend, dass er all das Leid um sich herum vergessen konnte. Und dann fühlte er sie. Vorsichtig griff sie nach seinem Arm und langsam wandte er sich um. Da stand sie. Unverändert. Sie sah immer noch genauso aus, wie sie ausgesehen hatte, als er ihr das letzte Mal begegnet war, damals, in der Death Zone von Gallifrey. Ihr rabenschwarzes Haar schimmerte im sanften Licht der TARDIS, ihre Augen strahlten, als sie seinen ungläubigen Blick erwiderte, mit einem freudigen Lächeln auf ihren Lippen. „… Susan …“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch der Klang ihres Namens weckte ein Strahlen in seiner Brust, das er im langen Krieg längst verloren geglaubt hatte.
 

„Hallo, Großvater … Du hast dich verändert, Großvater. Welcher bist du jetzt?“ Sanft strich sie ihm eine Strähne seines braunen Haares aus dem Gesicht und musterte ihn neugierig, während er noch immer unfähig war, seinen Blick von ihr abzuwenden.
 

„Acht“, hörte er sich sagen, doch seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Er konnte sie riechen. Ein leichter Duft von Rosen stieg von ihr auf. Sie hatte schon immer nach Rosen gerochen, so lange er sich erinnern konnte. Der Doctor begann zu lächeln, erst verunsichert, immer noch nicht wissend, ob er seinen Augen trauen konnte, doch dann, plötzlich, voller strahlender Freude. Lachend schlang er seine Arme um sein geliebtes Enkelkind und drückte sie fest an sich. „SUSAN! Du bist es! Du bist es wirklich! Aber was machst du hier? Wie bist du … ? Oh Susan, mein Kind! Es ist fantastisch dich zu sehen!“
 

„Großvater, du erdrückst mich!“
 

Sofort ließ er sie los. „Sorry.“ Lächelnd sah er sie an, sog ihren Anblick gierig in sich auf. „Susan, Susan, Susan. Sieh dich an! Du hast dich gar nicht verändert! Du bist so schön wie eh und je.“
 

„Oh, Großvater.“
 

„Das meine ich ernst! Aber jetzt sag einmal. Was machst du hier? Warum bist du nicht auf der Erde bei deiner Familie?“
 

„Notfallprozedur 1 Alpha Omega. Lady Präsident Romanadvoratrelundar hat sämtliche Time Lords aus Raum und Zeit nach Gallifrey beordert, um für unsere Heimat zu kämpfen … So etwas hat es in der Geschichte von Gallifrey noch nie gegeben. Ist die Situation wirklich so schlimm?“
 

„Ich befürchte ja, mein Kind.“ Einen Moment ließ der Doctor traurig seine Schultern hängen, doch dann raffte er sich wieder auf, die Augen strahlend vor Entschlossenheit. „Aber du kennst mich. Ich habe immer die eine oder andere Idee in der Hinterhand. Und da du schon einmal hier bist, kannst du mir auch gleich helfen.“ Sofort wandte er sich wieder zur TARDIS-Konsole um.
 

„Wie kann ich dir helfen?“, fragte seine Enkeltochter und trat an seine Seite.

Wie kann ich dir helfen. Jeder andere Time Lord hätte sofort verlangt, dass er erklärte was er vorhatte, doch nicht seine Susan. Sie vertraute ihm so sehr, dass sie alles tun würde, was er von ihr verlangte. Lächelnd warf er ihr einen kurzen Blick zu, dann steckte er seinen Überschallschrauber noch einmal in die Kugel, die noch immer mit der TARDIS verbunden war. „Du kannst die Instrumente bedienen. Ich habe versucht den temporalen Mantel möglichst dicht am Gehäuse zu halten, doch es gibt hin und wieder fluktorale Schwankungen, denen entgegengewirkt werden muss. Außerdem musst du darauf achten, dass die Daten, die du da auf dem Bildschirm siehst, unter 0,03 Mikroquenz zum Dalekschiff übermittelt werden. Das ist wichtig, hörst du? Wenn das Signal 0,03 Mikroquenz überschreitet, musst du es sofort abbrechen. Hast du verstanden? Sofort! Du musst dann sofort die TARDIS dematerialisieren, ohne das Schiff hier mitzunehmen, denn ansonsten haben wir ein riesen Problem.“ Eindringlich sah er sie an, doch Susan schien verwirrt. Jetzt musste auch sie die Frage stellen, die sie eigentlich nicht hatte stellen wollen.
 

„Dem Dalekschiff Daten übermitteln? Was hast du vor, Großvater?“
 

Er grinste, jenes breite Grinsen, das er immer auflegte, wenn er wusste, dass er gerade genial war. „Die Kontrolle über das gesamte Dalek Emire erlangen.“
 

„Das GESAMTE Dalek EMPIRE?!“
 

Sein Grinsen wuchs und erreichte seine blauen Augen, die wie Feuer zu brennen schienen. „Das gesamte Dalek Empire“, bestätigte er nickend, unfähig, seinen Blick von Susan abzuwenden. Die einzige Familie, die ihm jemals wirklich etwas bedeutet hatte, die er mehr vermisst hatte als er ihr jemals würde sagen können. Sie war wieder hier, an seiner Seite, bereit jegliche Gefahren zu trotzen, wie sie es schon früher so fabelhaft getan hatte, und er wusste, dass er Romana dafür den Kopf abreißen würde.
 


 

Mit einem kräftigem Schwung schlugen die Türen der Kampf-TARDIS auf und ein wütend dreinblickender Braxiatel stürmte aus ihr hervor, wobei er genervt versuchte eine Strähne seines schwarzen Haares aus dem Gesicht zu streichen, die ihm immer wieder den Blick versperrte. Seine Crew folgte ihm nicht. Zum Glück. Wenn er diesem Wahnsinnigen den Kopf abriss, wollte er keine Zeugen dafür haben.

Die TARDIS des Doctors war leicht zu erkennen. Einmal abgesehen, dass sich im Augenblick so gut wie keine TARDISE auf Gallifrey befanden, war sie die Einzige, die aussah wie ein von der Erde stammendes, blaues Spielzeug. Wie hieß es noch? Notrufzelle? Kaum hatte er sie erreicht, nicht weit von seiner eigenen, hämmerte er auch schon wie wild dagegen. „DOCTOR!“ Nichts rührte sich, doch er wusste genau, dass der abtrünnige Time Lord und Ex-Präsident von Gallifrey noch immer dort drinnen war. Er hämmerte noch einmal und dieses mal wurde ihm geöffnet.
 

„Es gibt keinen Grund so einen Aufstand zu machen, Irving.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sich der Doctor gegen den Türrahmen seines geliebten Mädchens und sah Braxiatel ruhig in die Augen, der eisig zurück starrte.
 

„Ich will sofort wissen, was du getan hast! Und du brauchst gar nicht erst lügen. Ich habe dich beobachtet. Was hast du ihnen übermittelt?“
 

Im Gesicht des Doctors war keinerlei Regung zu erkennen. „Du hast mich beobachtet? Oh, Irving. Es gab doch tatsächlich mal eine Zeit, in der ich dachte, dass ich dir zumindest ein wenig vertrauen könnte. Du solltest mir nur ein wenig Energie schicken.“
 

„Was hast du getan, Doctor? Du wolltest mir sagen, was du vor hast. Jetzt heraus damit! Wenn du mich dazu gebracht hast, irgendetwas zu tun, was unser Volk verrate-“
 

„So etwas würde ich niemals tun“, schnitt ihm der Doctor scharf das Wort ab. „Ich mag ein Verbrecher, ein Abtrünniger und vielleicht auch ein Wahnsinniger sein, aber ich bin kein Verräter.“
 

Braxiatel lächelte bitter, doch seine Augen waren weiterhin mit Kälte gefüllt. „Wir beide wissen, dass das ganz im Auge des Betrachters liegt … Was hast du angestellt, Doctor? Was hast du getan? Was wolltest du von dem Dalekschiff und was wichtiger ist: Warum hast du es einfach so zurückgelassen?“
 

„Irving, Irving, Irving, Irving, Irving“, meinte der Doctor mit schüttelndem Kopf. „Ich sagte dir bereits, dass ich genau weiß, was ich tue. Besonders dann, wenn es nicht im geringsten danach aussieht.“
 

„Ich werde die Madam Präsident darüber informieren müssen.“
 

„Wunderbar! Ich habe sowieso vor, mit ihr zu reden. Susan?“, rief er laut und drehte sich um. Sofort erschien die junge Frau direkt hinter seinem Rücken.
 

„Großvater?“
 

Lächelnd wandte sich der Doctor zu ihr um und legte sanft seine Hände auf ihre Schultern. „Susan, mein Kind. Könntest du bitte ein paar Techniker holen, damit sie die TARDIS reparieren? Sei so gut. Und behalte sie bitte im Auge. Es gibt hier so einige Gestallten, die sich gerne an ihr vergreifen und ohne mein Wissen die eine oder andere technische Errungenschaft einbauen.“
 

Susan musste grinsen. „Natürlich, Großvater.“ Sie war noch nicht einmal richtig verschwunden, als der Doctor sich wieder an Braxiatel wandte und ihn mit einem finsteren Blick bedachte.
 

„Du hättest sie nicht zu mir bringen dürfen.“
 

„Es ist Krieg, Doctor. Jedes Kind von Gallifrey hat für seine Heimat zu kämpfen, für seine Heimat und für die Schöpfung des Universums. Man kann keine Ausnahme machen, nicht einmal für dich.“ Fest blickte der ehemalige Kanzler in die wütenden Augen des Doctors, die ihn zu durchbohren schienen. Seine Nackenhaare kräuselten sich, doch er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. Eine unangenehme Stille erfüllte die die Luft. „Was hast du getan.“
 

Für einen kurzen Moment hielt die Spannung an, doch dann schüttelte der Doctor den Kopf. „Langsam wird es langweilig, Irving.“
 

„Es heißt Braxiatel.“
 

„Wie auch immer.“ Mit diesen Worten eilte der Doctor an Braxiatel vorbei, ohne ihm noch einmal nachzusehen, doch er konnte dessen bohrenden Blick zwischen seinen Schulterblättern spüren. Er hatte noch nicht einmal den Gang erreicht, der ihn zu Romanas Arbeitszimmer führen würde, als ihm der andere Time Lord auch schon wieder folgte. Beide in ein eisiges Schweigen gehüllt, eilten sie den Gang entlang. Bald begannen sie zu rennen, wie Kinder versuchend ja als erstes den gewünschten Ort zu erreichen. Jener besagter Ort war schnell gefunden, doch zwei Wachen richteten sofort ihre Staser auf sie, als sie Kopf an Kopf um die Ecke schlidderten.
 

„Ich muss sofort mit Lady Präsident Romana sprechen!“, sprachen die beiden gleichzeitig und warfen sich leicht verärgerte Blicke zu.
 

Die linke Wache schüttelte den Kopf. „Lady Präsident Romanadvoratrelundar befindet sich in einer wichtigen Besprechung. Für Unbefugte ist das Betreten verboten.“
 

„Unbefugte?!“, echote es aus zwei gereizten Kehlen.
 

Mit funkelnden Augen verschränkte Brxiatel die Hände hinterm Rücken und straffte die Schultern. „Ich bin Irving Braxiatel, ein ehemaliger Kanzler von Gallifrey und gegenwärtig Anführer der dritten Kampfstaffel.“ Für einen Moment huschte sein mehr als selbstgefälliger Blick zum Doctor hinüber, der ein wenig beleidigt das Kinn vorstreckte. Dann bäumte er sich vor der linken Wache auf.
 

„Ich bin der Doctor. Der Schrecken, der die Daleks heimsucht. Der aufziehende Sturm, das Böse, Bringer der Dunkelheit, Zerstörer von Welten, Champion der Zeit, ehemaliger Lord Präsident von Gallifrey und amtierender Kriegsberater von Präsident Romana.“ Sein Blick traf den Braxiatels und er musste grinsen, während sich die zwei Wachen ratlos ansahen.
 

„Lady Präsident Ro-“
 

„Ja, ja, ja. Ich weiß. Sie ist beschäftigt. Irgendeine wichtige Angelegenheit, die garantiert warten kann, bis ich mit ihr geredet habe.“ Und mit diesen Worten schob sich der Doctor einfach an ihnen vorbei und stieß mit einem kräftigen Ruck die Türen auf. „Roma-“ Er verstummte abrupt, als er sich im Raum umblickte. Romana stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Fenster ihres Arbeitszimmers und funkelte den Doctor verärgert an, doch dieser hatte keinen Blick für sie. Ihm war, als hätte man ihm mit etwas furchtbar hartem in den Magen geschlagen. Wie zur Salzsäule erstarrt stand er da, unfähig sich zu rühren, unfähig das Entsetzen zu verbergen, das ihn mit jeder Faser seines Körpers erfüllte. Im ersten Moment spürte er nichts bis auf absolute Fassungslosigkeit, doch einer Explosion gleich wandelte sie sich in Abscheu, Zorn und offenkundiger Abneigung. An einem Tisch, scharf beobachtet vom amtierenden Kastellan und einer Wache, saßen gleich mehrere seiner alten Freunde an einem langen Tisch, die ihn mit der selben Abneigung betrachteten wie er sie. Langsam wanderte sein Blick die Reihe entlang. Der War Chief, oder besser gesagt ein Time Lord namens Magnus, saß mit auf den Händen ruhendem Haupt am Tisch und warf dem Doctor einen äußerst kalten Blick zu, der allein schon ausgereicht hätte, mindestens fünf Menschen zu töten. Neben ihm saß die Rani, die sich tief in ihrem Stuhl zurück lehnte und den Neuankömmling provozierend herablassend ansah, das spöttische Lächeln auf ihrem Gesicht nicht verbergend. Direkt ihr gegenüber saß niemand anderer als der Mönch, dem Champion des Todes, der beim Anblick des Doctors von seinem Stuhl aufsprang und ihn mit brennendem Hass in den Augen anstarrte. Alle drei waren einst seine Freunde gewesen und alle drei waren im Laufe der Zeit zu seinen Feinden geworden, die mehr als einmal versucht hatten ihn umzubringen.
 

„Eine nette Versammlung hast du hier, Romana“, spottete der Doctor eisig, ohne seinen Blick von den alten Bekannten abzuwenden. „Fehlt nur noch der Master, dann können wir alle gemütlich eine Tasse Tee trinken.“
 

„Um den hast du dich ja gekümmert“, schnaubte Magnus abfällig und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
 

Mit angewidertem Gesicht ließ sich der Mönch wieder in seinen Stuhl zurück sinken. „So arrogant wie immer, Doctor.“
 

„Natürlich“, lächelte die Rani zuckersüß. „Er ist ja immerhin Time Champion. Du musst aufpassen, Mönch. Deine Konkurrenz ist eingetroffen. Und schau mal einer an, wen er mitgebracht hat. Junior!“
 

Der Doctor wandte sich halb zu Braxiatel um, der mit eiserner Miene neben ihm stand, die Arme hinterm Rücken verschränkt hatte und eine unglaubliche Kälte ausstrahlte. Selbst ein Blinder hätte bemerkt, wie sehr ihn diese kleine Gesellschaft anwiderte. Der arme Kerl musste sich den Raum gleich mit vier Abtrünnigen teilen, die allesamt auch noch zu den größten Verbrechern in der Geschichte von Gallifrey gehörten.
 

„Madam Präsident“, presste Braxiatel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „dürfte ich fragen, was diese Verbrecher hier zu suchen haben?“
 

„Du hast dich nicht verändert, Braxiatel. Der selbe Feigling wie immer“,

stichelte der Mönch, dann wanderte sein Blick zum Doctor. „Wer hätte gedacht, dass ihr mal wieder miteinander reden würdet.“
 

„Lasst ihn in Ruhe“, meinte der Doctor nur, dann sah er wieder zu Romana. Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, stutzte er plötzlich. Er blinzelte erst einmal, dann ein weiteres mal. Erst jetzt bemerkte er den Mann mit der Halbglatze, der breit grinsend neben Romana stand. Sprachlos starrte der Doctor ihn an, doch dann strahlte er übers ganze Gesicht. „DRAX! Du alter Teufel! Hat man dich etwa auch erwischt?“ Lachend vielen sich die beiden Männer in die Arme.
 

„Scheint so, Thete“, grinste Drax breit. „Ich war gerade auf Midnight um ein wenig zu relaxen, als ich durch den Notruf hier her beordert wurde. Ehrlich Thete, ich dachte um mich wäre es geschehen. Aber zum Glück ist Romana die Chefin hier.“
 

„Das kann ich mir vorstellen“, schmunzelte der Doctor, die spitzen Bemerkungen seiner Rivalen überhöhend. Drax … Der Einzige seiner alten Freunde, der ihm wirklich ein Freund geblieben war. Sie mussten sich seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen haben! „Es tut gut, dich zu sehen. Aber was machen sie hier?“, fragte er jetzt an die Lady Präsident gewandt, doch es war die Rani, die an ihrer statt antwortete.
 

„Gallifrey ist auch unsere Heimat, Doctor. Wo ist denn der Spaß, wenn niemand mehr da sein sollte, den man reizen kann?“
 

„Und das kommt ausgerechnet von dir“, schnaubte der Doctor. „Ihr seid nicht freiwillig hier. Alle Time Lords wurden aus Raum und Zeit hier her geholt, damit sie für Gallifrey und das Universum kämpfen. Und ausgerechnet die Abtrünnigen sind hier versammelt. Alles Leute, die man nicht vermissen würde. Was hast du für einen Auftrag für sie, Romana? Und, viel wichtiger, warum bin ich nicht dabei?“
 

„Weil Mr. Ex-Präsident zu wichtig ist“, höhnten Magnus und die Rani gleichzeitig, woraufhin sie sich böse Blicke zuwarfen.
 

„Wir können auf dich nicht verzichten, Doctor“, meldete sich endlich Romana zu Wort. „Die Mission, auf die ich die Drei unter Drax Augen schicke, ist zu wichtig und zu gefährlich, um dein Leben zu riskieren.“
 

„Mein Leben?!“ Der Doctor traute seinen Ohren nicht. Hatte er gerade richtig gehört? Romana hielt ihn für zu wichtig, um seine Sicherheit gefährden zu können? Und sie sendete Magnus, den Mönch und die Rani auf eine Mission, bei der Drax ein Auge auf drei der gefährlichsten Verbrecher von Gallifrey werfen sollte? Er vertraute Drax. Der alte Teufel würde bestimmt einen Weg finden, die drei bei der Stange zu halten, doch er wusste auch, dass man den Dreien nicht trauen konnte. Es würde ihn nicht überraschen, wenn zumindest einer versuchen würde überzulaufen. „Romana, ich-“
 

„Nein, Doctor. Darüber werde ich nicht mit dir diskutieren. Für dich habe ich andere Aufgaben vorgesehen. Ihr vier“, sagte sie nun zu der kleinen Gruppe von Abtrünnigen, „kennt eure Instruktionen. Nun geht.“
 

„Nichts lieber als das“, schallte es aus drei Kehlen.
 

„Mir ist die Luft zu stickig hier“, knurrte der Mönch und warf dem Doctor einen zornesfunkelnden Blick zu, dann war er der Erste, der nach draußen trat, gefolgt von der Rani und Magnus. Nur Drax blieb noch. Die beiden Männer umarmten sich brüderlich.
 

„Pass auf dich auf, Drax.“
 

„Mach ich doch immer, Thete!“
 

„Ich meine es ernst. Traue den Dreien nicht über den Weg.“
 

„Ah, keine Angst, Thete. Ich habe noch das eine oder andere Ass im Ärmel, um dem Trio ordentlich einzuheizen. Grüß Susan von mir.“ Breit grinsend klopfte Drax seinem Freund noch einmal auf die Schulter, dann eilte er seinen Schützlingen hinterher. Der Doctor erfuhr nie, was das für eine Mission gewesen war. In dem Moment interessierte es ihn auch schon gar nicht mehr. Mit vorwurfsvoll funkelnden Augen wandte er sich wieder Romana zu und bäumte sich zornig vor ihr auf.
 

„Warum hast du Susan hier her geholt?“
 

„Wir sind im Krieg, Doctor, und wir beide wissen, wie wir momentan stehen. Wir brauchen jeden, der Kämpfen kann. Die gesamte Schöpfung steht auf dem Spiel. Alles, wofür wir Time Lords stehen, für was wir leben, seit dem der große Rassilon das Auge der Harmonie erschaffen hat, droht vernichtet werden. Wir müssen kämpfen, Doctor. Wir alle! Ich kann nicht Rücksicht auf die Gefühle anderer legen, selbst wenn es die von Freunden sind. Ich bin die Lady Präsident von Gallifrey und wir befinden uns im Krieg, im größten Krieg den es je gegeben hat. Wenn wir versagen, wird das Universum untergehen. Wir müssen die Daleks aufhalten und dafür müssen wir alle als ein Volk zusammenstehen, egal aus welcher Zeit wir kommen oder welche Ansichten wir vertreten.. Wir müssen alle kämpfen, Seite an Seite. Auch deine Susan. Ich weiß, wie sehr du sie liebst Doctor, und nachdem ich sie kennen gelernt habe, verstehe ich es auch, doch ich kann für dich keine Ausnahme machen.“
 

„Du bringst sie willentlich in Gefahr!“
 

„Auch wenn sie nicht kämpft, ist sie in Gefahr! Doctor. Wenn wir diesen Krieg verlieren, wird es für niemanden mehr eine Zukunft geben. Die ganze Existenz ist in Gefahr.“ Gebieterisch blickte sie in die wilden Augen des Doctors, der sie mit seinen Blick regelrecht zu durchbohren schien. „Wir alle haben zu kämpfen, Doctor. Jedes Kind von Gallifrey und so leid es mir tut, auch Susan hat ihren Teil für das Universum beizutragen.“
 

Der Doctor wusste, das Romana recht hatte und er hasste sie dafür. Er hatte Angst, schreckliche Angst um die Person, die ihm am wichtigsten im Leben war. Er hatte immer nur das Beste für sie gewollt, doch das hier hatte nicht zu seinen Plänen gehört. Seine geliebte Susan musste an seiner Seite in den größten aller Kriege ziehen, in einen Krieg, den er zu verschulden hatte. Als Antwort knurrte er nur mit den Zähnen. „Hoffen wir, das ihr nichts zustößt.“ Er würde es sich nie verzeihen können.
 

„Aber jetzt zu einem anderen Thema“, fuhr Romena fort, schritt am Doctor vorbei uns setzte sich auf einen Stuhl. „Warum seid ihr beiden unangemeldet hier rein geplatzt? Vom Doctor erwarte ich so ein Verhalten beinahe, aber von dir, Braxiatel? Nicht, dass du auch noch sein Verhalten annimmst. Ein Doctor reicht völlig.“
 

Braxiatel sah sie regelrecht schockiert an, der Doctor lächelte nur. „Weißt du, Romana, ich habe Jahrzehnte mit dem Versuch verbracht, auf ihn abzufärben. Du glaubst gar nicht, wie wundervoll es wäre, wenn mir das endlich gelingen würde. Irving ist viel zu verklemmt.“
 

„Das heißt BRAXIATEL!“, fauchte Braxiatel wütend.
 

„Siehst du?“
 

„Madam Präsident, ich halte es für angebracht, ihnen mitzuteilen, das er hier“,

Braxiatel nickte mit säuerlicher Miene zum Time Lord neben ihm, „einem Dalekflottenträger geheime Daten überspielt und besagtes Dalekschiff anschließend hat LAUFEN lassen.“
 

„Du hast mich wirklich überwacht?!“, rief der Doctor empört, doch dann grinste er ihn mit funkelnden Augen an. „Du bist ja ganz schön durchtrieben, Irving. Wer hätte das gedacht. Ich scheine ja doch abzufärben!“
 

„Was meint er mit ‚geheimen Daten’, Doctor?“, entfuhr es Romana alarmiert.
 

„Oh, nichts. Der Gute übertreibt nur.“
 

„Tu ich nicht! Du hast deine TARDIS um einen Dalekflottenträger materialisiert und ihnen irgendetwas übermittelt. Was war es?“
 

„Ich habe ihnen nichts Übermittelt“, verteidigte sich der Doctor händeringend, doch als sich zwei nicht wirklich überzeugte Augenpaare auf ihn richteten, ließ er die Arme wieder sinken. „Gut, ich habe ihnen etwas übermittelt. Aber es ist nicht so, wie ihr denkt!“
 

Wäre die Situation nicht so ernst, hätte Romana gegrinst, als der Doctor so vor ihr stand und wirkte, als hätte man ihn mit der Hand in der Keksdose erwischt, doch so runzelte sie nur die Stirn. „Was hast du schon wieder angestellt?“
 

„Wieso denken immer alle, dass ich irgendetwas angestellt habe?“
 

„Weil du immer etwas anstellst“, erklang es gleichzeitig aus beiden Kehlen, woraufhin der Doctor das Gesicht verzog.
 

„Was hast du gemacht, Doctor?“, fragte ihn die Lady Präsident mit aufmerksamen Augen.
 

„Gar nichts.“
 

„Doctor?“
 

„Wirklich, Romana! Ich schwöre es. Ich habe nichts schlimmes angestellt.“
 

„Als Lady Präsident von Gallifrey verlange ich zu wissen, was du schon wieder ausgeheckt hast.“
 

„Es ist nicht der Rede wert.“
 

„Doctor!“
 

„Wirklich. Es ist nichts. Nur ein kleiner Geniestreich meinerseits.“
 

„Doctor“, knurrte nun Braxiatel. „Was hast du getan?“
 

„Das würdest du wohl gerne wissen“, grinste der Doctor mit geheimnisvoll funkelnden Augen.
 

„Ja!“
 

„Und genau DAS fragen sich auch die Daleks in diesem Augenblick.“ Der Doctor genoss sichtlich den kostbaren Moment des Augenblicks. Betont langsam schritt er im Zimmer umher, bis er schließlich vor einem Fenster stehen blieb, die Hände in die Jacketttaschen steckte und seinen Blick über Gallifrey schweifen ließ. Die zweite Sonne verschwand gerade hinterm blutrotem Horizont und in der Ferne schien der Wald in Feuer zu stehen. „Denk nach, Irving. Stell dir vor, ich würde meine TARDIS um deine TARDIS materialisieren, die Zeit um dich herum gefrieren lasse, irgendetwas an deiner TARDIS anbringe und von dem du nicht weißt, was es ist, und dich dann einfach laufen lasse?“
 

Nachdenklich runzelte Braxiatel die Stirn. „Ich würde natürlich sofort veranlassen, dass man herausfindest, was du angerichtet hast, weil ich dir keine Sekunde trauen würde.“
 

„Exakt. Und wenn es dir kurz vor einem von dir geplanten Angriff passieren würde?“
 

„Das ist eine gute Frage“, musste Braxiatel eingestehen. „Da ich dich kenne, würde ich sofort wissen, dass du irgendetwas freches ausgeheckt hast.“
 

„Andere würden es genial nennen.“
 

„Ich bin nicht ‚Andere“, meinte der Time Lord nur ungerührt. „Es würde auf die Art des Angriffes ankommen, den ich auszuführen habe. Je nach Gewichtung würde ich das Risiko eingehen oder lieber auf Nummer sicher gehen wollen und meine TARDIS gründlich durchsuchen lassen.“
 

„So oder so, du währst verwirrt und misstrauisch.“
 

„Ja.“
 

„Exakt! Und genau das dürften auch die Daleks sein.“
 

„Ich denke, ich weiß was du dir vorgenommen hast“, sagte Romana mit einem bedächtigen Nicken, „aber ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass da mehr dahinter steckt, als ein reines Verwirrmanöver um Zeit zu schinden. Lass mich raten. Du hast beide von Braxiatel erwähnte Möglichkeiten in Betracht gezogen und für alle Eventualitäten vorgesagt. Habe ich recht?“ Ihre Augen funkelten, als sie seinem schelmischen Blick begegnete. „Was ist es?“
 

„Oh, nur eine kleine, von mir verbesserte, radioaktive Barscherionkugel hier und einen Schläfer da“, antwortete der Doctor unschuldig. „Ich gehe davon aus, dass sie die Barscherionkugel entdecken werden, die ich per Chamäleonmechanismus an ihrem Schiffsrumpf anbebracht habe. Sie werden sie entweder für eine Bombe oder für einen Spion halten. Auf jeden Fall werden sie es eliminieren und genau das ist der Knackpunkt. Sollte die getarnte Barscherionkugel eliminiert werden, senden die gespeicherten Daten ein Signal aus, dass den Schläfer aktiviert und mich gleichzeitig über die momentane Sachlage informiert. Durch die mikrotempotalen Anomalien, als Folge der an der Kugel haftenden Rückstände der gefrorenen Zeit, die ein sehr langes Haltbarkeitsdatum haben, wird es mir Möglich sein, dem Aufenthaltsort des Dalekflottenträgers zu verfolgen, ohne das sie davon auch nur den Hauch einer Ahnung haben, denn sie sind nicht in der Lage, diese Art von Technologie zu verstehen oder gar zu erfassen. Wenn sie den Schläfer wieder aller erwarten zuerst entdecken sollten, ist es bereits zu spät. Dann würde ihnen nur noch übrig bleiben sich selber zu zerstören, was für uns einige Millionen Daleks weniger bedeuten würde. Denn meine kleine Überraschung würde ihnen sicher nicht gefallen und nein, zu dieser Überraschung kann ich nichts sagen. Zumindest noch nicht. Der Schläfer war übrigens deine ‚geheimen Daten’, Irving“, fügte er an den völlig ausdruckslos dastehenden Time Lord gewandt hinzu. „Du siehst, Romana: Entweder haben wir eine Millionen Daleks weniger, wir können ihnen einen Schritt vor raus sein, weil wir ihre Schritte verfolgen können und oder sie laufen mit meinem Schläfer herum, der sich bei Datenkontakt weiterverbreitet. Wie dem auch sei: Durch ihre Verwirrung haben wir Zeit für weitere Planungen erhalten.“
 

Fassungslos raufte sich Braxiatel die Haare. „Wenn das klappt, dann ist das der offizielle Beweis dafür, dass das Universum unfair ist. Bei dir klappt alles, was du dir vornimmst, während bei mir alles in der reinsten Katastrophe endet!“
 

„Oh, das ist beim Doctor auch nicht viel anders“, schmunzelte Romana.
 

Der Doctor indes legte Braxiatel sanft eine Hand auf die Schulter. „Weißt du. Irgendwie mochte ich deine erste Inkarnation am liebsten. Du bist zwar nie wirklich auf den grünen Zweig gekommen, aber dort warst du mir immer hin am ähnlichsten.“
 

„Sei einfach still, Doctor … Sei einfach still.“
 

Einen Tag später hatten die Daleks Barscherionkugel entdeckt, zwei weitere Tage später konnten die Time Lords das nächste Angriffziel der Daleks ausfindig machen: Arcadia.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kupoviech
2009-10-28T15:17:09+00:00 28.10.2009 16:17
Ich erspar dir das, mehr, schreib bitte schnell weiter, etc.

Ich sage nur:

Einfach genial!

(und du weißt ja, wenn ich sowas sagen, was das heißt ;)
Von: abgemeldet
2009-07-13T22:48:38+00:00 14.07.2009 00:48
Wann wirst du weiterschreiben? Ich habe deine FF gerade erst gefunden!

Von:  Die_BMF
2009-05-21T22:11:43+00:00 22.05.2009 00:11
Der Doctor und Seine kleinen Geniestreiche! LOL!
Ich bin so was Beeindruck über dieses Kapitel!
Es ist einfach so was von Super toll geschrieben, das es nicht zu Glauben ist!
Einfach der Hammer!

Ich Hoffe mal es bald wieder ein Neues Kapitel von Dir zu diesen FF gibt!?

Ganz Liebe Grüß

Sailormoon-fan

Von:  Die_BMF
2009-05-19T22:40:03+00:00 20.05.2009 00:40
MMMMMM!
Ich kann Mir Gut vorstehllen das der Time Wars würglich so Standt gefunden hat!
Op Romana mit den Letzten Satz inde Sie gesagst: "„Oh, Doctor. Irgendwann wirst du einmal deine Versprechen nicht mehr halten Können. Ich hoffe nur, dass es nicht dieses mal ist.“" hat Recht hat, würd sich ja noch in diesen FF von Dir noch Raus stellen!?

Dieses Kapitel ist wieder so was Super toll gewürden, das es einfach der Hammer! LOL!
Ich bin schon sehr gespannd wie es weiter gehen würd in diesen FF von Dir!?

So, Ich muss jetzt ins Bettchen schlafen gehn! LOL!
Werde das Andere Kapitel Morgen weiter Lesen!

G. L. G.

Sailormoon-fan


Von:  Die_BMF
2009-05-19T19:59:38+00:00 19.05.2009 21:59
HuHu! Bin Ich würdlich die Erste die zu diesen Kapitel ein Kommi schreibert?
Na dann! LOL!
WOW! Ich bin Beeindruckt!
Ist der Name des Doctors würglich Theta Sigma???
Jetzt weiß Ich wie der Doctor zu den Namen Doctor kamm und das Seine Enkeltrochter Ihn auf Seinen Ersten Reisen bekleidte hatte!
Ich kenn Ja nur die Serie mit den 9ten und 10ten Doctor(also die Ersten Beiden Staffel der Neuen Serie)

Sailormoon-fan

P.s. Dieses Kapitel hat Mir so was von Super Gut gefallen!


Von:  Die_BMF
2009-05-18T22:32:02+00:00 19.05.2009 00:32
Ich finde das dieses Kapitel von Dir auch wieder so was von Super Toll geworden ist!
Ich werde den Rest Morgen Weiter Lesen!

Sailormoon-fan
Von:  Die_BMF
2009-05-18T22:29:57+00:00 19.05.2009 00:29
ICH LIEBE DIE SERIE DOCTOR WHO! :-)

Egal op mit den 9ten Doctor und Rose ober auch mit 10ten Doctor und Rose!
Bei der Letzten Folge der Zweiten Staffel musste Ich sorga Weinen!
Ich wann es sehr schade das sie Rose aus der Serie genomen haben!
Andererseits konnte Rose ja nicht ewig mit ihm reisen und es war auch ein würdiger Schluss für die beiden!
Aber dann - Journey´s End? Was war das?! 0o Wenn ich eins nicht akzeptiere, dann das...
Ich hab die Folge schon gesehen, nur das sie auf Englsich war!
Aber num schuss damit.

Zurück zu Deinen FF:
Ich finde das dass Ertse Kapitel von Dir so was von Super Toll geworden ist!


Sailormoon-fan

Von: abgemeldet
2008-12-19T18:50:47+00:00 19.12.2008 19:50
juhu es wird spannend
Von: abgemeldet
2008-12-03T18:48:48+00:00 03.12.2008 19:48
MEHR WANN GEHTS WEITER????????
Von: abgemeldet
2008-12-02T21:15:44+00:00 02.12.2008 22:15
echt coole story, sobald ich zeit habe werde ich weiterlesen!


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