Zum Inhalt der Seite

Auf den Hund gekommen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einführung

1. Kapitel

Einführung
 

„Jetzt rauch dir doch nicht wieder eine an!“ mürrisch verzog ich das Gesicht und spähte zu meiner Freundin Jasmin, die wie immer sich darüber aufregte, dass ich leidenschaftliche Raucherin war. „Ich bin jung und dumm, ich darf das.“ antwortete ich trocken und zündete meine Zigarette an. „Das ist schon deine…“ sie tat als würde sie nachzählen „Fünfte!“ mit einem Schulterzucken signalisierte ich, wie herzlich egal mir das war und zog den Rauch mit Genuss in die Lunge. Provozierend blies ich diesen in ihre Richtung. „Hab dich auch lieb.“ grinste ich sie an und wir gingen weiter Richtung Heimweg. Unsere Wege trennten sich bald, doch noch hatten wir den gleichen Weg. Wie immer wollte ich den kurzen Fußmarsch abkürzen, indem ich mich zur Straßenbahnhaltestelle stellte. Meine zweite Freundin die mich links flankierte rauchte munter neben mir weiter, ihr Name war Raffaela. Ich weiß noch, wie sie mich einmal darauf aufmerksam gemacht hatte, sollten wir sie jemals wirklich so nennen, würde sie uns töten nachdem sie uns Höllenqualen zugefügt hätte, deswegen begnügten wir uns einfach mit „Raffl!“ murrte ich und hätte es fast geschafft dem Fußmarsch zu entgehen, doch ich habe die Rechnung ohne ihr gemacht, denn diese trieb mich munter weiter. Wir wussten beide, sollte die Straßenbahn jetzt kommen, mussten wir ausdämpfen, ich gebe zu, mich reizte diese Vorstellung nicht gerade, also schleppte ich mich weiter. „Was hast du eigentlich für eine Gruppe gehabt beim Geschichtetest?“ fragte mich das kleine Rauchende etwas neben mir und ich erwiderte nur „BBBBBBBBBB.“ Sie grinste und ich ebenso. Unser Geschichtelehrer war ein äußerst symphatischer Mann, der hundertmal die Testgruppe auf den Zettel schrieb, genauso wie den Satz „Bitte keine Diskussionen darüber, dass die andere Gruppe leichter sei.“
 

Mein Handy klingelte plötzlich und ich erkannte mit Befriedigung, dass ich es schaffte rechtzeitig abzuheben. Der Name des Anrufers war Lucifer, er hieß natürlich nicht wirklich so, aber solltet ihr die Katze bei Aschenputtel von Disney kennen, würdet ihr wissen wieso er den Namen verdient hatte. Er grinste genauso diabolisch und durchtrieben. „Süße!“ rief ich in den Hörer und erntete sofort ein „Hallo Schnucki!“ ich sollte hinzufügen, er war schwul, man konnte sagen, mein schwuler, bester Freund. „Wieso habt ihr nicht auf mich gewartet! Ihr verdammten Asozialen, ihr!“ ich grinste und signalisierte meinen beiden Freundinnen wen ich da an der Strippe hatte. Sie grinsten ebenso spitzbübisch. „Hättest dich nicht so lang frisch gemacht, wärst jetzt hier.“ ein gemurmel kam mir entgegen, welches ich eindeutig als „Miststück“ identifizierte, doch das war mir egal, er durfte das. „Mag dich auch.“ war die einfache Antwort. Ich fragte noch kurz ob wir auf ihn warten sollten, er willigte ein und da kam er auch schon angerannt. „Lucifer!“ rief ich und er sprang mir in die Arme. Ich glaube ich sollte nicht erwähnen, wer hier eindeutig der Mann in der Beziehung war. Ganz zu schweigen davon, dass ich eindeutig mehr Testosteron im Blut hatte. Um mich herum Geschnatter, das hieß wohl sie unterhielten sich prächtig. Raffl stimmte ein dreckiges Lied an und ich sang eifrig mit, genauso wie Lucifer. „Oh Liesschen, Liesschen, Liesschen, komm ein bisschen…“ ich sollte den Text hier vielleicht nicht weiter führen. Lautstark und falsch, bis auf eine, nämlich Raffl, sangen wir das Lied. Wir ignorierten gekonnt das Aufstöhnen von Jasy und machten einfach weiter. Nach fünfminütigen Marsch kamen wir am Scheideweg an. Meine drei Freunde gingen immer zur U-Bahn, ich dagegen fuhr mit der Straßenbahn bis fast vor meiner Haustür. „Wartet ihr noch auf meine Bim?“ (Abkürzung für die österreichische Straßenbahn) Willig sagten sie ja, ich war zufrieden und rauchte mir noch eine an. Das könnte, wenn ich Glück hatte, ja noch etwas dauern bis diese kam. „Kaaaathi!“ hörte ich genervt von Jasy, ignorierte dies aber wieder. Raffl und ich blödelten weiter und Lucifer machte eifrig mit. Selbst Jasy ließ sich dazu hinreißen und machte nun auch Unsinn, sprich wir sangen an einem gut gefüllten Ort die Leute an. War total witzig und wir ernteten ein paar verblüffte Blicke. Wir waren wirklich nicht schüchtern, könnte man sagen. Ich nahm gerade den letzten Zug meiner Zigarette, als ich auch schon meine Bim sah mit der Aufschrift 2. Das war dann wohl meine. Ohne vieler Worte gab ich meinen Freunden jeweils ein Bussi rechts, ein Bussi links und verabschiedete mich. Heute hatten wir beschlossen uns auf Französisch zu verabschieden. Dumme Idee bei mir, da ich prinzipiell Franzosen hasste, also hob ich nur grüßend den Arm und verkrümelte mich.
 

Mein MP3 Player auf lauteste Lautstärke hörte ich mir gerade Savin Me von Nickelback an und ich lauschte entspannt den sanften und doch irgendwie harten Klängen des Künstlers. Leise summte ich mit, ich wollte nicht schon wieder Aufmerksamkeit erregen. Meine Station kam und ich rappelte mich auf um auszusteigen. Kurz kam ich bei meiner Tante vorbei die in einer Bäckerei arbeitete. Wir plauschten kurz und ich bekam ein paar Mehlspeisen geschenkt. Zwei wunderbare Krapfen und zwei süße Schnitten. Hatte ich schon erwähnt, dass ich meine Tante liebe?
 

Nach nur drei Minuten Marsch kam ich bei meiner Wohnung an. Ich weiß, ich bin erst 18 Jahre jung, meiner Großmutter gehörte die Wohnung, doch die lebte bei meinen Eltern am Land, also hab ich sie doch gerne genommen. Alleine leben ist schön, man hat seine Ruhe. Kämpfend machte ich die Tür zu meiner Wohnung auf, hatte ich ja jetzt die Mehlspeisen auf den Armen und noch die Werbung die praktischerweise so hing, dass ich nicht aufschließen konnte. Denken diese Leute, die das austragen eigentlich mit? Ich schüttelte nur den Kopf und bekam endlich meine Wohnungstür auf. Ein warmer Flur empfing mich und ich sagte wie es mein Ritual war „Trautes Heim!“ zuerst entschloss ich mich alles loszuwerden, pfefferte die bescheuerte Werbung auf meine Kommode im Flur, ging weiter in die Küche und stellte das süße Zeugs ab, jetzt kam ich dran. Aus meinen genialen Schuhen geschlüpft und meinem Mantel, inspizierte ich kurz die Wohnung. Hier und da hob ich ein Wäschestück auf und bemerkte im Spiegel als ich im Bad angelangt war, ich hatte immer noch meine schwarze, warme Haube auf. Ich grinste und nahm sie ab. So… erstmal eine Rauchen, gedacht und getan lag ich auf meiner Couch, Fernseher an mit einer Zigarette in der Hand. Erschöpft vom heutigen Tag ließ ich mich vom Fernseher berieseln. Ich beschloss den Laptop zu nutzen und verlor mich in der Welt von Animexx und las eine Fanfiktion nach der anderen. Ich bemerkte nicht wie die Stunden dahinflogen und sah erstaunt auf die Uhr. Schon 18 Uhr? Es war schon stockdunkel, wir hatten ja schließlich erst Januar, nicht zu erwähnen, dass es scheißkalt war, oder?
 

Wieder spähte ich auf die Uhr, die Zeit verging einfach zu schnell! Ich musste morgen schon wieder um 6 Uhr früh aufstehen, okay, wen will ich hier anlügen, ich bleib sowieso bis 15 Minuten vor 7 liegen. Aber es war trotzdem hart, klar? Wer geht schon gern zur Schule. Ich beschloss, wen wundert es, eine vor dem Fenster zu rauchen und ein bisschen auf die Straße zu spähen. Einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, Leute beobachten und analysieren. Plötzlich fiel mir wieder was ein, ich Idiot! Morgen war doch Samstag. Okay, 6 Uhr früh konnte ich damit aus meinem Vokabular für die nächsten Tage streichen.
 


 

Okay, ich war jetzt bei meiner zweiten Zigarette und stand immer noch am Fenster, es war zwar kalt, aber irgendwie auch erfrischend. Hätte ich gewusst, was mich noch alles erwartet als ich aus dem Fenster sah, hätte ich es mir vielleicht zwei Mal überlegt – und wieder gemacht.

Erstes Treffen

2. Kapitel

Erstes Treffen
 

Kurz spähte ich zu meinem Päckchen Zigaretten und erkannte mit Unmut, es war nur noch eine drin. Mist. Aber ein Raucher hat immer irgendwo welche versteckt, so auch ich.
 

Immer noch aus dem Fenster starrend bemerkte ich eine kleine Gruppe jugendlicher, ich sage dazu gerne Kindergarten Gang, denn die waren vielleicht 12, 13 Jahre alt und grölten herum, als wären sie die Könige der Welt. Ich verzog das Gesicht. Nervige, schreiende Kinder – sind nicht mein Ding, ehrlich. Es gibt ja ein paar Süße, aber die hier gehören eindeutig nicht dazu. Interessiert, okay das war gelogen, gelangweilt sah ich ihnen zu wie sie die kleine Gasse weiter zogen und lehnte mich etwas weiter aus dem Fenster. Wenn man im zweiten Stock wohnt, sieht man nur schwer die Personen unter einen. Nicht das ich neugierig wäre, aber ich hoffte, dass wenigstens einer auf die Schnauze flog, angesichts des eisigen Bodens. Was auch prompt als ich daran dachte passierte. Gott ich liebte Schnee!
 

Mit einem Schmunzeln sah ich weiter zu, wie der eine Gefallene fluchend wieder auf die Beine gezogen wurde. Plötzlich zog ich die Augenbrauen zusammen, was war das denn bitte für ein weißes Dings? Irgendetwas kleines Weißes wurde gerade mit dem Schuh weiter getreten, mir ging ein Licht auf, deshalb schrieen die kleinen Irren so rum. Das machten die schon die ganze Zeit! Ich zog noch mal an meiner Zigarette und sah weiter zu. Langsam aber sicher wurde mir flau im Magen. Bitte sag, dass nicht ein Tier ist was die da herumtraten wie einen Fußball. Ich erkannte, dass es lebte, denn ich hörte ein Quietschen. Ich sah mich um und erkannte, dass ich nicht die einzige war, die aus dem Fenster sah, auch zwei andere aus dem Hause gegenüber, sahen auf die Bande herab. Ehrlich, ich konnte mir nicht vorstellen, dass die nicht bemerkt haben, dass das Ding was die kickten nicht lebte. Toll, zwei ältere Herren, denen das ganze wohl ziemlich egal war. Mein Blick wanderte wieder hinunter auf die Gasse und ich erkannte, wie zwei Frauen auf der anderen Straßenseite interessiert dem Schauspiel folgten.
 

Man konnte sagen, ich saß in einer Zwickmühle, ich konnte das nicht zulassen, aber gegen fünf, ich hatte nachgezählt, Jugendliche konnte ich doch nichts ausrichten. Dann besann ich mich eines Besseren. Bin ich denn total bescheuert? Ein Tier wird vor meinen Augen gequält und ich lasse das zu? Hallo? Schließlich predige ich immer oft genug, dass ich Tierquälerei absolut nicht duldete. Schluss, es wird jetzt etwas getan! Ich schnippte meine Zigarette aus dem Fenster, nahm mir die letzte raus und klemmte sie mir hinter das linke Ohr. Es leben kurze Haare, bei langen geht das nicht so gut – sieht auch nicht so gut aus. Schnell schnappte ich mir den Schlüssel und hastete die Stufen hinunter. Aus der Haustür raus wandte ich mich nach rechts und erblickte die Kindergarten Gang. Ich beeilte mich und schloss zu ihnen auf, ohne lange zu zögern überholte ich sie und stellte mich ihnen in den Weg. Kurz erkannte ich, dass die zwei alten Knacker aus den Fenstern sich zurückgezogen hatten und die zwei Weiber sich aus dem Staub machten. Klasse, es lebe die Courage. „Hey.“ sagte ich mit kräftiger Stimme und sie stoppten. Ich besah mir jeden einzelnen und strafte sie mit einem eisigen Blick. Dann sah ich runter und erkannte ein Fellknäuel, welches sich zusammengerollt hatte und leise wimmerte.
 

„Was willst du, he?“ fuhr mich der Kicker an und ich stemmte eine Hand in die Hüfte, verlagerte mein Gewicht auf das linke Bein und versuchte so lässig wie möglich zu wirken. „Schluss mit der Scheiße.“ sagte ich klipp und klar und sie sahen mich kurz baff an. „Na du bist ja witzig, stehst hier allein und machst einen auf hart, ja?“ murrte mich Kicker an und die anderen lachten. Ich beschloss sie Holzkopf eins bis vier zu nennen. „Sieht ganz so aus.“ sagte ich ruhig, innerlich dachte ich gerade, in was für einen Mist hab ich mich da gerade hineingeritten? „Glaubst wir haben Angst vor dir nur weil du einen auf cool machst? Los zisch ab du ******.“ ich grinste angesichts des Schimpfwortes welches ich hier nicht aufscheinen lasse.
 

Kurz war Kicker verwirrt weil ich ihn anlächelte, dann wieder wütend weil ich ihm anscheinend die Tour vermasselt habe. „So Süßer, wir haben jetzt zwei Optionen.“ ich nahm in mit meinem Blick gefangen und er sah kurz weg. Gut, dachte ich, ein Kampf gewonnen, bleibt noch einer. „Option A, ihr zieht jetzt möglichst schnell Leine, und ich zeige euch nicht bei der Polizei an, die hier nur zwei Straßen weiter ist.“ Holzkopf drei mit seinem Iro schluckte merklich. „Option B, ich gebe euch eine dermaßen schöne Tracht Prügel, dass euch nicht mehr klar ist ob ihr Männlein oder Weiblein seit.“ sie fingen an zu lachen, verständlich, schließlich wussten sie nicht, dass ich erfolgreich Kampfsport betrieben habe. Nämlich Judo und Ninjutsu. „Ja klar du Tussi als ob du irgendwas kannst außer Schminken und gut Aussehen.“ ich fuhr mir durch die Haare. „Danke schön!“ erwiderte ich mit einem diabolischen Lächeln und Kicker trat auf mich zu. Der Kleine ging mir grad mal bis zur Brust und er holte doch tatsächlich aus. Angesichts des plumpen Versuchs fing ich an zu lachen, fing seinen Arm, drehte ihn diesen auf den Rücken. Mit einer Drehung achtete ich darauf die anderen weiter im Blick zu haben, dann hebelte ich ihn aus und er ging zu Boden, ich hielt seinen Arm von seinem Körper weg, verdrehte ihm die Hand und begann ihm den Daumen langsam zu verbiegen. Er begann zu kreischen, ja okay, er war erst zwölf oder so, aber verdammt er hat ein Viech getreten. Und das machte mich wirklich giftig. „Wer möchte als nächstes?“ fragte ich zuckersüß doch ich sah nur mit einer unglaublichen Befriedigung, wie die anderen vier, Holzkopf eins bis vier um genau zu sein, das Weite suchten. Kreischend wie die Mädchen wohl bemerkt.

„So, ich lasse dich jetzt los, und du machst das du weg kommst, ist das klar?“ er wimmerte nur und ich wertete dies mal als ja. „Wenn ich dich noch mal bei so einem Scheiß sehe, fliegen die Fetzen. Capisci?“ „Ja.“ kleinlaut und leise kam das Wort zwischen seinen Lippen hervor. Kurz verbog ich ihm noch mal die Hand um ihm zu zeigen, das ich kein Problem hätte, sie ihm zu brechen und lies ihn los. Er rannte so schnell wie er wohl noch nie in seinem Leben gerannt war. Ich blieb noch kurz kniend am Boden und sah ihm nach, dann seufzte ich sehr, sehr tief.
 

„Große Klappe und nichts dahinter – Gott sei dank.“ murmelte ich mehr als ich sagte und dachte, dass ich gerade echt Schwein gehabt habe. Das hätte auch anders ausgehen können, klar es waren nur Zwölfjährige, aber es waren fünf. Wie auch immer, ich sah auf den Boden und erblickte ein weißes Fellknäuel. Ich stand auf und ging ein paar Schritte, als ich das weiße Ding erreichte, ging ich in die Hocke. „Was haben wir denn da?“ grummelte ich und berührte das zitternde Bündel mit der rechten Hand. Sofort zuckte dieses zusammen und krümmte sich. Behutsam hob ich es hoch und wandte mich wieder um zu meiner Haustür.
 

In meiner Wohnung wieder angekommen, schlüpfte ich mal wieder aus meinen Fila Schuhen und schüttelte mich leicht. Memo an mich selbst, niemals aus dem Haus in Januar mit einem kurzen Shirt, aber Gott sei dank war es hier mollig warm. Immer noch das zitternde Ding in meinen Händen haltend ging ich ins Bad und holte mir ein Handtuch, ich musste ja nicht alles mit dem kleinen nassen Ding einsauen, dann ging ich zurück zum Wohnzimmer und lies mich auf der bequemen Couch nieder die eine L Form hatte, breitete das Handtuch aus und setzte das weiße Etwas darauf. „Ein Hund.“ stellte ich soeben fest. „Ein männlicher Hund.“ zweite Feststellung. Toll, ich hab mir einen Hund aufgehalst. Ich glaube, jetzt hatte ich mir eine Zigarette verdient. Ich zündete mir eine an und bemerkte mit leichtem Ärgernis, meine Finger zitterten. War doch etwas zu viel Adrenalin auf einmal.
 

Ich drehte den kleinen Hund, der nicht größer als ein Dackel erschien, um damit ich ihn mir genauer ansehen konnte. Ich erkannte, welch riesige Tatzen er hatte. Ich konnte die Rasse Dackel damit schon mal ausschließen. „So mein Kleiner, was tut weh?“ fragte ich leise und begann damit ihn abzutasten. Glücklicherweise hatte ich schon einen Hund der bei meinen Eltern ist. Eigentlich zwei, doch der Ältere wurde letzte Woche eingeschläfert. Kurz verzog sich bei der Erinnerung schmerzlich das Gesicht, doch ich hielt mich nicht lange damit auf, Vergangenes war Vergangenes. Ich stellte wehmütig fest, dass ihm die linke vordere Pfote fehlte. Ich hatte mir einen dreibeinigen Hund aufgehalst. Hoffentlich waren diese Jungs nicht dafür verantwortlich, sonst würde ich die noch wirklich anzeigen. Ich erkannte jedoch, dass dies schon länger zurückliegen musste, der Stumpf war schon gut verheilt. „So…“ sagte ich zu mir selbst. „Die haben dich zwar ordentlich durchgerüttelt, aber außer ein paar Prellungen ist es nichts Schlimmeres.“ ich streichelte ihm kurz über den Kopf und er zuckte wieder. Okay, ich sollte es anders anstellen und versuchte meine etwas nettere Seite zum Vorschein zu bringen. Bei einem Tier fiel mir das leichter als bei einem Menschen, also sprach ich mit sanfter Stimme „Süßer, nicht schrecken, bin doch nur ich.“ ich drehte ihn zu mir damit er mich ansehen konnte „Schau, ich tu dir nichts, versprochen.“ weiter blödsinniges Zeug auf ihn einredend begann er langsam sich zu beruhigen. Ich suchte seinen Blick doch er konnte mir nicht in die Augen sehen. Das fand ich nicht weiter schlimm, da ja bekanntlich war, dass wenn einem ein Hund in die Augen starrte er auch aggressiv sein könnte. Wobei der Hund der mir geblieben ist mir auch oft in die Augen sieht und mich danach meist quer übers Gesicht abschleckt.
 

Seine ablehnende Haltung störte mich nicht weiter. Nach dem wie diese Typen mit ihm umgegangen waren, wunderte es mich nicht. Ich stand auf um ihm eine Leberpastete aus der Küche zu holen. Vielleicht mochte er es ja, irgendetwas musste er schließlich fressen, ich sah ihm an, dass er sehr abgemagert war. Ich merkte wie er mir mit Blicken folgte, sie fraßen sich regelrecht in meinem Rücken, aber das war ein Hund verdammt, von so etwas ließ ich mich bestimmt nicht einschüchtern. Noch dazu ein kleiner, nicht ausgewachsener Hund!

Summend öffnete ich die Kühlschranktür, bemerkte die gähnende Leere, aber das war mir egal. Würde ich eben am nächsten Tag einkaufen gehen, da hatte ich sowieso frei und es wäre Samstag. Zwei kleine Tütchen Leberpastete herausnehmend und einen Schokopudding, kam ich zurück auf die Bank. Der Blick des Hundes richtete sich nun doch auf mich und ich starrte zurück. „Ist was, Kleiner?“ fragte ich sehr ruhig und er sah mich nur weiter stumm an. Es wurde mir zu dumm und ich begann mich auf die Pastete zu konzentrieren, den komplizierten Verschluss öffnete ich kurzerhand mit den Zähnen. Klar es war nicht gut für diese, aber das ist mir sowieso herzlich egal. Als es offen war, drückte ich etwas auf den Zeigefinger und hielt es ihm hin. Er schnüffelte nur kurz daran, dann sah er mich wieder an und drehte sich weg. Eine kleine Ader machte sich auf meiner Stirn bemerkbar. „Hund, du wirst das jetzt fressen, klar?“ doch dieser dachte nicht einmal daran mir einen Gefallen zu tun und das Zeug zu fressen. Ich steckte mir den Finger mit der nicht angerührten Pastete einfach kurzerhand in den Mund. Der Hund starrte mich nun wieder an und ich leckte mir den Finger sauber. „Schmeckt gut wie du siehst.“ ich ging von der Bank runter und kam auf Augenhöhe. „Du bist saudürr, friss das und ich lass dich in Ruhe, wie findest du das?“ ich wusste, das Viech würde mich eh nicht verstehen, aber er überraschte mich. Er machte einen tapsenden Schritt auf mich zu und sah mich auffordernd an. Ich gab wieder etwas davon auf den Finger und hielt ihm diesen noch ein Mal hin. Er begann es abzulecken. Es kam mir zwar komisch vor, aber es schien so als würde sich der Hund zurück halten und extra langsam schlecken. Obwohl es offensichtlich war, dass er wahnsinnigen Hunger hatte.
 

Kurz dachte ich an meinen Hund zurück, alles was bei drei nicht auf den Bäumen war, wurde gefressen. Mich wunderte das Verhalten etwas, aber dachte mir nichts dabei. Der Hund war eben Menschenscheu, ist ja sein gutes Recht. Ich spähte auf die Digitalanzeige vom Videorekorder unter meinem Fernseher. Es war jetzt 20:15 Uhr. Ich angelte nach der Fernbedienung die auf dem kleinen Couchtisch stand. Mühsam drehte ich das Fernsehding auf, drehte auf irgendeinen Kanal und erwischte Dr. House. Oh wie ich diesen alten Zyniker liebte! Ich legte mich hin und sah fern, der Hund neben mir starrte gebannt auf den Fernseher. Ich begann ihm das Konzept von der Serie zu erklären und er sah kurz zu mir, bemerkte meinen Blick und sah wieder weg. Okay, der Hund war ein bisschen eigenartig, aber ich lies mich davon nicht abschrecken. Ich fuhr fort mit meinen Ausführungen und redete einfach leise weiter. Ist doch egal ob ich mit einem Tier redete, das hatte mich wirklich noch nie gestört. Ich stütze mich auf meinem rechten Handballen ab und sah zu ihm hinüber. Ich wusste nicht, ob ich ihn streicheln könnte, deswegen ließ ich es lieber bleiben.
 

Ich schlemmte nun meinen Schokopudding und hielt ihm einen Löffel hin. Kurz schnüffelte er daran, ich dachte wirklich er würde ihn ablecken, doch dann schnaubte er kurz und sah wieder auf den Bildschirm. Ich kicherte leise und schob mir den Löffel in den Mund. „Mir schmeckt es. Nur als kleine Info.“ er schnaubte noch einmal und er ließ sich langsam nieder, mich immer noch misstrauisch betrachtend. „Ich tu dir wirklich nichts, versprochen!“ das interessierte ihn wohl nicht, denn er sah mich immer noch so an. Genervt steckte ich mir noch einen Löffel in den Mund und begann den Schokopudding auszukratzen. Mist, er war leer, schade drum. Dr. House ging in die letzten fünf Minuten und ich richtete mich auf. Sofort auch der Hund neben mir, als würde er schon das Schlimmste erwarten. Ich entschloss das ganze langsamer zu machen und stand im Zeitlupenthempo auf. „Ich gehe jetzt baden und du auch. So lass ich dich nicht zu mir ins Schlafzimmer.“ Ich hob ihn auf – zumindest wollte ich das, als ich auch schon ein Knurren hörte. Wieder ging ich vor ihm in die Hocke, dieser kleine Dreikäsehoch bildete sich ja wirklich was ein. Ich erwarte von einem Tier ja nun wirklich keine Dankbarkeit, aber Bosheit und Knurren, hatte ich nun wirklich nicht verdient. Mit einer schnellen Bewegung hielt ich ihm das Maul zu. „Nein.“ sagte ich streng und ruhig. Er versuchte sich zu befreien und kratzte mich mit seinen kleinen spitzen Krallen. „Nein.“ wiederholte ich ruhig und wartete gelassen ab. Das war nicht wirklich schlimm für mich, mein Arm und meine Hand waren zwar schon übel zerkratzt aber ich war es gewohnt. Wenn ich mit meinem Hund bei meinen Eltern spielte, war ich übler zugerichtet. „Hörst du auf, lasse ich los.“ ich sprach ganz ruhig und sanft und er sah mir nun in die Augen. Irgendwie konnte ich dort eine Intelligenz sehen, die dort eindeutig nicht hingehörte und nun war es an mir misstrauisch zu schauen, doch gleichzeitig versuchte ich auch sanft zu wirken. Ich wollte wirklich nicht, dass er nun auch noch Angst vor mir hatte, aber knurren konnte ich ihm nicht durchgehen lassen. Ich merkte wie die Gegenwehr langsam aufhörte und er sah mich nun abwartend an. Ich ließ ihn langsam los und er wartete ab. Wieder versuchte ich ihn hochzuheben, und diesmal wehrte er sich nicht. Ich hielt ihn stützend und ging mit ihm ins Badezimmer. Ich hatte dort einen kleinen Hocker und setzte ihn darauf, dann ließ ich Wasser in die Wanne. Ich wählte ein sehr mildes Bad, das ich hatte da ich prüfend die Nase einzog und er über den Rand der Wanne spähte.
 

Die Wanne war nun zu zwei Drittel gefüllt und ich sah nun, dass es genug war. Ich begann mich zu entkleiden und ich bemerkte wie mich der Hund interessiert musterte, als ich mich kurz umdrehte um noch ein paar Handtücher bereit zu legen. Ich sah den Blick des Hundes im Spiegel und war kurz verwirrt. Was starrte er denn so? Dann fiel es mir ein, ich hatte ein sehr großes Tattoo auf meinem Rücken. Ein gewaltiger Drache der sich über den halben Rücken erstreckt, schwarz mit roten Kirschblüten. Ich schmunzelte und stieg nun in die Wanne, als ich saß griff ich rüber zu dem Hund und hob ihn hoch. Obwohl es ein mildes Bad war, war es ein wunderbares Schaumbad. Als ich den Hund ins Wasser gleiten ließ, merkte ich, dass es ihm gefiel. Er pustete mit seiner Schnauze den Schaum durch die Gegend, als er meinen Blick bemerkte, glaubte ich, dass er sich plötzlich am Riemen riss. Ich lächelte, „Mach nur, wenn es dir gefällt?“ er sah mich misstrauisch an, schnaubte dann aber wieder vorsichtig die Schaumberge weg. Ich kniete mich nun hin und begann ihn abzuschrubben. Ich merkte wie er kurz zu protestieren versuchte und ich sah ihn abwartend an. Ich lächelte ihn an und fragte „Willst du wieder Ärger machen?“ ich merkte wie er sich wieder beruhigte. Ich griff um ihn herum um das Wasser auszulassen und drehte den Duschkopf auf. Ich spülte ihm das ganze Bad aus dem Fell und massierte ihn ein bisschen. Jetzt war er zahm wie ein Lämmchen und ich schmunzelte leise. Ich spülte mich auch noch mal ab und stieg aus der Wanne. Eingemummt in meinem Bademantel griff ich nach dem nun klatschnassen Hund und rubbelte ihn vorsichtig trocken. Dann holte ich den Föhn, bevor ich ihn jedoch einschalten konnte, bemerkte ich den fragenden Blick des Hundes. Ich kratzte mich am Kopf, ein fragender Blick? Von einem Hund?
 

Endlich getrocknet und frisch gebadet, ging ich ins Schlafzimmer. Ich kippte das Fenster und schlug die Decke zurück, eine weitere Decke breitete ich auf den Boden aus. Ich pfiff und hoffte der Hund würde verstehen, doch ich lag falsch. Seufzend ging ich zurück ins Bad und setzte ihn anschließend auf die Decke. Mir fiel plötzlich ein, der Hund brauchte ja auch Wasser. Ich ging noch einmal in die Küche und holte eine Schüssel Wasser, stellte sie etwas weiter weg von dem Hund, ich sollte vielleicht erwähnen, dass er mich kaum aus den Augen ließ. Schnell schlüpfte ich in meine Boxershorts und zog mir ein ärmelloses Shirt über, dann legte ich mich ins Bett. Erschöpft ließ ich einen lauten Seufzer zu und bemerkte plötzlich ein leichtes Gewicht auf dem Bettrand. Der Hund sah mich aus herausfordernden Augen an und stützte seinen Kopf auf meinem Bett ab. „Was denn?“ etwas verwirrt fragte ich ihn das, schließlich hatte ich keine Ahnung was er jetzt schon wieder wollte. Er bellte einmal laut und sah mich immer noch so an. „Willst du etwa ins Bett?“ ein Knurren, welches jedoch eindeutig nicht aggressiv klang, war die Antwort. Baff sah ich ihn an, dann griff ich mir an den Kopf, kurz wuschelte ich durch meine Haare und fand, dass der Hund mich noch in den Wahnsinn treiben würde.
 

Ich schaltete das Licht ab. Der Hund hatte schlussendlich doch gewonnen, ich hatte für ihn seine Decke auf der anderen Seite des Bettes ausgebreitet und ihn darauf gesetzt. Es lebe das Doppelbett, dachte ich im Stillen und rollte mich ein. Ich lag zwar etwas verkrüppelt da, aber es war bequem, darauf kam es ja an. Kurz spähte ich noch zur Digitalanzeige meines Weckers und bemerkte erstaunt, dass es schon nach Mitternacht war. Kurz sah ich noch zu meinem neuen Mitbewohner und versuchte eine Augenbraue hochzuziehen, ich konnte das halt nicht, aber wenigstens andeuten. Möglichst weit weg lag der Dreibeinige und sah noch einmal misstrauisch zu mir hinüber. „Du bist undankbar.“ sagte ich nur noch und drehte ihm anschließend den Rücken zu. Mit einem gemurmelten Fluch, weil ich so verdammt müde war, schlief ich ein.
 

Ich weiß nicht wie spät es war, doch ich wusste, dass es wohl noch mitten in der Nacht war. Keine Ahnung warum, doch ich spürte wie jemand auf der anderen Seite des Bettes lag und es irgendwie nicht der Hund sein konnte. Ich öffnete jedoch nicht die Augen sondern tastete einmal kurz hinüber. Ich spürte glatte, weiche Haut und wie dieser jemand auf meine Berührung reagierte, denn die Gestalt rutschte etwas näher und berührte nun auch mich, ich bildete mir sogar ein, wie die Luft prüfend eingezogen wurde und der Atem von diesem Jemand über meinen Kopf strich. Ich träume wohl noch, dachte ich bei mir und mummte mich wieder etwas mehr in den Polster (Kissen) ein. Immer noch spürte ich eine Berührung, doch ich entglitt wieder der realen Welt und schlief weiter.
 

Als ich langsam aus dem Schlaf aufwachte, bemerkte ich ein Gewicht auf mir. Was ist denn jetzt kaputt? dachte ich mir und öffnete die Augen. Auf mir lag der Hund, besser gesagt, sein Kopf, auf meiner Brust und schlief immer noch. Ich hörte wie er leise schnarchte und grinste. Einen auf hart machend und dann kuscheln kommen, der war gut. Ich hob den rechten Arm und streichelte ihn sanft im Nacken. Aus dem Schnarchen wurde ein leises Grummeln, er öffnete langsam die Augen und war plötzlich hellwach. Das Grinsen auf meinen Lippen blieb „Ganz ruhig, ich sag auch keinem, dass du gekuschelt hast.“ flüsterte ich. Das gefiel ihm wohl nicht, denn er versuchte von mir wegzukommen. Erfolgreich brachte er etwas Distanz zwischen uns. Meine freundliche Miene verschwand und ich seufzte vernehmlich, „Du kannst mir wirklich nicht sagen, dass du nicht gern gekrault wirst, Hund.“ murrte ich und drehte mich auf die Seite, stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und sah ihn skeptisch an, derselbe Blick kam zurück. „Du bist wirklich merkwürdig, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar sagen, dass du mich verstehst.“ Mit der linken Hand kratzte ich mich am Kopf, dann drehte ich mich auf den Bauch. „Aber wenn du lieber für dich allein bleiben, willst und nicht kuscheln, dann bleib eben dort.“ sagte ich und vergrub anschließend meinen Kopf im Polster. Schnaufend lag ich dort und spürte wie sich das Tier bewegte, langsam schien er näher zu kommen. Ich hörte nun, wie er an mir schnüffelte, erkannte, dass ich wohl wirklich keine Gefahr war und lag sich, immer noch in einigem Abstand neben mich hin. Ich spähte zu ihm hinüber und seufzte wieder. „Komm endlich her du sturer Bock.“ murrte ich und zog ihn mit der linken Hand zu mir. Er sträubte sich immer noch, ließ es sich aber nun gefallen. Er lag nun dicht bei mir und sein Kopf ruhte auf meinem Rücken. ich unterließ es ihn weiter zu streicheln und genoss einfach nur den Morgen und die wärme die der kleine Körper neben mir ausstrahlte.
 

Ich hörte wie der Kleine wieder eingeschlafen war, er schnarchte wieder leise. Kurz überlegte ich, was ich nun als nächstes machen sollte. Dass ich den Hund behalten würde, lag außer Frage, nur wie regelte ich den Papierkram? Ich konnte doch nicht einfach sagen, so jetzt hab ich einen Hund und gut ist, dachte ich und verfiel ins Grübeln. Nach gut 30 Minuten kam ich endlich zu einem Ergebnis und merkte auch wie der Hund sich wieder zu rühren begann. Er setzte sich auf und starrte mich an. „Wir sollten rausgehen, du musst doch sicher mal, oder?“ ich erntete einen giftigen Blick. „Treffer versenkt!“ grinste ich ihn an und rappelte mich mühsam auf. Er knurrte mürrisch und stieß mit der Schnauze auf meinen Haarschopf. Ich hatte weder Leine noch Halsband, aber er wirkte nicht so, als ob er sofort wegrennen würde, also konnte ich es getrost so probieren. Ich kroch aus dem Bett und zog mich schnell an, dann sah ich ins Schlafzimmer, er saß immer noch auf dem Bett und ich pfiff auffordernd, dann klopfte ich auf meinen Oberschenkel. „Hier!“ rief ich und er sah mich trotzig an. Ich seufzte, das Biest hatte mich gut verstanden, nur keine Lust zu gehorchen. „Komm her oder ich hol dich.“ drohte ich ihm und er stand tatsächlich auf. Betont langsam kam er auf zum Rand des Bettes und sprang elegant, obwohl er nur drei Beine hatte, vom Bett. Etwas verwundert sah ich ihn an, dann ging ich zur Garderobe. Schnell zog ich meinen Mantel an und schlüpfte in die Schuhe. Ich wühlte kurz in der linken Manteltasche und wurde fündig. Letztes Wochenende verbrachte ich bei meinen Eltern und ich hatte noch drei Hundekekse eingesteckt. „Na dann lass und raus gehen.“ sagte ich zu dem Hund und öffnete die Wohnungstür.
 

Das konnte doch nicht wahr sein! Seit einer halben Stunde ging ich mit ihm schon durch einen kleinen Park in Wien und dieses Untier hatte noch kein einziges „Geschäft“ gemacht! Will der mich verscheißern? dachte ich erbost und ging hinter ihm her. Meine Vermutung hatte sich als richtig erwiesen, außerhalb der Wohnung wich er nicht weit von meiner Seite. Ich hatte zwar noch immer keinen Namen und rief ihn mit Hund, aber ich würde mir schon was überlegen, fragte sich nur wann. Ich pfiff und ich sah wie er die Ohren hob und sich zu mir umdrehte. Fragend sah er mich an und ich ging in die Hocke. Langsam kam er zu mir und legte fragend den Kopf schief. „Würdest du mir wohl den Gefallen tun und endlich pinkeln oder sonst was?“ fragte ich ihn zuckersüß lächelnd. Ich erntete nur einen wütenden Blick. Wie konnte mich ein Hund wütend ansehen? „Wir gehen schon verdammt lange! Mach hinne!“ er knurrte mich an. „Das Thema hatten wir schon!“ motzte ich und richtete mich wieder auf. „Los!“ versuchte ich ihn zu motivieren und er drehte sich um. Er machte Anstalten in den Büschen zu verschwinden. Ich ließ es zu und er verschwand unter lautem Rascheln. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete. Und wartete, wartete, wartete immer noch. Zehn Minuten später, besser gesagt zwei Zigaretten später, kam er endlich wieder raus. Mit einem unglaublich giftigen Blick sah er mich an und ich erwiderte diesen grinsend. „Na, war da so schlimm?“ ich kramte in meiner Tasche und holte einen halben Hundekeks hervor. Wieder ging ich in die Hocke, „Nimm.“ er schnüffelte daran und schnaubte. „Das ist eine Belohnung!“ rief ich entrüstet, er drehte sich demonstrativ um. Das sollte wohl so viel heißen wie: „Bist du bescheuert, dass du mir wegen so etwas einen Keks geben willst!“ ich hörte es förmlich. „Ist ja gut, alles klar. Los ich muss noch einkaufen, beweg dich.“ Ich zündete mir noch eine Zigarette an und ging zum Supermarkt bei meiner Wohnung um die Ecke. Als wir in meine Gasse einbogen, kam uns eine Mutter mit ihrem Kind entgegen. Der Hund begann zu knurren. Er mochte wohl keine Kinder, dieses hier wohl ganz besonders, denn es schrie laut und weinte. Ich hob ihn hoch und er verstummte. Fragend sah er mich an „Wir fressen keine Kinder, wir hassen sie nur.“ sagte ich als wir die beiden passierten. Wir ernteten einen geschockten Blick der Mutter und ich grinste. In meinen Armen begann der Hund sich zu winden, ich ließ ihn wieder runter. Er schnaubte kurz, folgte mir dann jedoch wieder gehorsam.
 

Das Einkaufen war zwar eine Odyssee, doch es war geschafft. Wie erklärt man einen Hund bitte schön, dass er draußen zu bleiben hat? Leine hatte ich ja auch keine und so war das ganze etwas eskaliert. Schlussendlich durfte er zwar doch in den Supermarkt, unter den misstrauischen Blick der Geschäftsleitung, und hatten nicht mal etwas kaputt gemacht.
 

Endlich wieder daheim sagte ich wie immer „Trautes Heim.“ und begann meinen Mantel abzulegen, die Einkäufe verstaute ich anschließend in der Küche. Ich holte die frisch gekaufte Extrawurst heraus und nahm mir ein Blatt, dann hielt ich eines meinem neuen kleinen Freund hin. „Da.“ er schnupperte kurz und verschlang es anschließend. Ich fütterte ihn weiter damit und zündete mir anschließend eine Zigarette an. Schnaubend folgte er mir, ich glaube irgendwie, dass er rauchen nicht besonders leiden konnte. War mir jedoch herzlich egal. Fröhlich zog ich weiter an dieser und schaltete meinen Laptop an, dann klingelte mein Handy. Es war Lucifer. „Hey Süße!“ begrüßte ich ihn und er erwiderte wie immer „Hallo Schnucki!“ „Was willst du?“ kam ich gleich zur Sache und er begann mit mir über einen neuen Freund zu plaudern, den er heute kennen gelernt hatte. „Du lässt echt nichts anbrennen, kann das sein?“ sagte ich amüsiert und erntete ein gemurmeltes „Miststück.“ „Ja hab dich auch lieb, jetzt nerv mich nicht weiter, ich bin beschäftigt.“ ein undefinierbarer Laut kam über das Handy an mein Ohr. „Hey! Muss ich etwa eifersüchtig werden? Hast du dir endlich wieder einen Mann geangelt?“ „Bye!“ ich legte auf, sah wieder auf den Laptop und bemerkte mit wohlwollen, dass er fertig geladen hatte. Ich sah zu dem Hund der sich nun ebenfalls auf die Couch gesetzt hatte und winkte auffordernd. Er kam sogar gehorsam zu mir und setzte sich neben mich. Interessiert sah er auf den Laptop. „Irgendwie, weißt du an wen du mich ein bisschen erinnerst? An Sesshomaru.“ der Hund zuckte zusammen und sah mich erschreckt an. „Was denn? So übel ist der nicht, gut sieht er auch aus. Also sieh es als Kompliment.“ rechtfertigte ich meinen Vergleich und erntete nun einen völlig verblüfften Blick, dann legte er fragend den Kopf schief. Ich fühlte mich so als müsse ich mich erklären. „Na weißt du, ich fand ihn schon vom ersten Augenblick an toll. Kühl, erfahren und gerecht, auch wenn es manchmal nicht den Anschein hat. Ich denke er könnte seinen Halbbruder mit Leichtigkeit töten, aber tut es nicht. Wenn ich bedenke, dass ich meinen Bruder wirklich killen würde, wenn ich die Gelegenheit hatte. Tja, ich bewundere ihn für seine Selbstbeherrschung. Irgendwie glaube ich, er wird einfach nur missverstanden.“ Kommt es mir nur so vor, oder war der Hund merkwürdig intelligent, wieso sieht der mich plötzlich so an? Ach egal. „Du heißt jetzt einfach so, ich steh sowieso auf den Typen, also ist das passend. Also Sesshomaru, lass uns doch ein paar Serien von dir schauen.“ murmelte ich und surfte auf Youtube, eine Zigarette im Mundwinkel. Langsam aber sicher, kam es mir so vor, dass der Hund mich leiden konnte, denn er legte sich zu mir und setzte seinen Kopf auf meinen Schoß ab. Kurz hatte er dem noch interessiert zugesehen, dann schloss er die Augen und begann vor sich hin zu dösen. Ich liebte den Anime Inu Yasha, aber speziell eben Sesshomaru. Der Halbdämon Inu Yasha war meiner Meinung nach einfach nur beschränkt, genauso wie das Mädchen Kagome. Es war lästig ihnen dabei zuzusehen, wie ein ständiges hin und her zwischen den beiden herrschte. Nach gut zwei Stunden und unzähligen Zigaretten später, schaltete ich diesen wieder aus und stand auf – ich versuchte es zumindest, denn Sesshomaru, wie ich meinen Hund nun nannte, dachte gar nicht daran aufzustehen. Vorsichtig schob ich ihn runter, stellte Laptop ab und stand auf. Streckend ging ich durch die Wohnung und kratzte mich etwas planlos am Kopf. Ich sah auf die Uhr, es war grade mal halb 3 Uhr nachmittags, perfekt also für ein Mittagsschläfchen. Kurz sah ich zu Sesshomaru, der auf der Couch ausgebreitet lag, alle drei von sich gestreckt und ich beschloss mich dazuzulegen. Etwas mürrisch machte er mir Platz und legte sich auf meinen Bauch. Den Kopf auf meiner Brust liegend sah er mich kurz forschend an, dann schloss er wieder die Augen. Er machte ein eigenartiges Geräusch, welches wie ein Seufzen klang. Irritiert sah ich ihn an, dann legte ich eine Hand auf seinen Kopf. Ich kraulte ihn ein wenig und er ließ es sich gefallen, er hatte langsam eingesehen welche Vorzüge dies alles hatte. Ich schloss die Augen und schlief langsam ein.
 

Ich träumte wohl wieder, dachte ich. Denn ich spürte wieder einen Körper da wo keiner sein sollte und ein ungewohntes Gewicht auf mir. Ich fühlte einen Kopf auf meiner Brust ruhen, sowie langes seidiges Haar, welches meine Arme streifte. Meine Hand ruhte immer noch auf dem Kopf. Wie schon in der Nacht zuvor öffnete ich nicht meine Augen, wieso auch, ich wusste ja, dass ich träumte…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Katthani22
2014-12-21T21:45:28+00:00 21.12.2014 22:45
Mach bitte schnell weiter
Von:  Thuja
2009-04-26T21:26:42+00:00 26.04.2009 23:26
Cooooooles Kapitel
Der kleine Hund ist jaaa so süüüüß (und ich wette der Hund würde es hassen, wenn er das hören würde)
Und ich mag die Protagonistin
Sie kommt natürlich und „echt“ rüber
Total symphatisch
Und wie sie über kleine Kinder denkt. Ich sag nur willkommen im Club „fg“

Ob das kleine Fellknäuel wirklich Sesshomaru ist
Immerhin in der Nacht lag ja definitiv kein Hund neben ihr
Aber warum benimmt er sich dann wohl so
Und würden Kinder Sesshomaru treten, sie würden den nächsten morgen nicht mehr erleben
Ich bin gespannt auf die Auflösung des Rätsels


Sehr niedlich war, wie der Kleine langsam vertrauen gefasst hat
Auch wenn sie sich wohl das eine oder andere mal über ihn gewundert hat.
Und ich schätze sie wird noch so einige weitere Überraschungen erleben

Und mit diesem Hauch von Sarkasmus und dem Schreibstil macht das Lesen auch noch Freude
Und die Idee ist auch mal ganz neu
Deswegen bin ich sehr gespannt wie es weiter geht

Nur eine kleine Sache
Achte auf Kommas. Die fehlten größtenteils und du springst manchmal stark zwischen den Zeiten

gglg


Von:  Somi
2009-04-23T19:20:45+00:00 23.04.2009 21:20
ERSTE *freu*
ein mega geiles kapi
ich hoffe du schreibst weiter
bin auch schon gespannt was noch so passieren wird xD
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von:  Somi
2009-04-23T17:27:59+00:00 23.04.2009 19:27
klasse ff
ich hoffe du schreibst schnell weiter
freu mich schon tierisch darauf weiter zu lesen *mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von:  Thuja
2009-01-18T11:58:12+00:00 18.01.2009 12:58
ich find es große klasse
man findet sich an einigen stellen selbst wieder
vor allen bei dem in die eigene Wohnung kommen ^^
auch wenn es bei minus 16 grad und kaputte Heizung nicht so angenehm ist ^^
okay kann jetzt nicht mehr schreiben
es gibt Mittag
auf bald

glg



Zurück