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Sam

Mein Schicksal ist der Tod
von

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Streit

„Hey Sam…na wie geht’s dir?“, begrüßte mich Holly am Morgen, als ich sie aus dem Wagen meiner Mutter ausstieg. „Ganz gut, nur fuhr vor uns mal wieder so ein Sonntagsfahrer…man war der langsam! Immer wenn man es eilig hat, tuckern die vor einem her!“, stöhnte ich und ging zu ihr. „Sei doch froh, du wirst wenigstens jeden Morgen gefahren!“, entgegnete sie und wir gingen los, „Ich muss jeden Morgen mit dem Bus fahren…und der Busfahrer hat schon wieder so nen Mist gelabert! Kennst den ja…und dann seine Selbstgespräche!“, stöhnte Holly genervt und kramte ihr Handy raus. „Hast du ne SMS bekommen?“, erkundigte ich mich. „Nein, aber ich wollt mal gucken, wie viel Uhr wir haben!“, antwortete sie grinsend und steckte es wieder weg. „Warum fragst du mich dann nicht einfach, ich hab ne Armbanduhr an!“, erklärte ich und kickte einen Stein durch die Fußgängerzone. „Na ja, sonst haste sie ja nicht an!“, entgegnete sie und drehte sich um. „Was hast du denn jetzt schon wieder geguckt?“, fragte ich ein wenig angenervt. „Ach ich wollt nur gucken, ob Lars auch durch die Stadt geht…“, antwortete sie und ging weiter. „ Der fährt doch immer mim Zug zum Südbahnhof!!! Merk dir das doch mal!“, stöhnte ich und ging schneller. „Was bistn du wieder so gereizt heut morgen?“, erkundigte sie sich. „Ich bin nur davon angenervt, das du dich jeden Morgen umdrehst um zu gucken, ob Lars auch durch die Stadt geht, obwohl du genau weißt, dass er immer mit dem Zug fährt!“, antwortete ich genervt. „Entschuldigung…das sagt die Richtige!“, entgegnete Holly. „Was soll das denn bitte heißen? Ich dreh mich nicht jeden Tag um, um zu gucken ob was weiß ich wer auch durch die Stadt geht!“, zickte ich sauer. Warum konnte sie nicht einfach mal die Klappe halten? In letzter Zeit nervte sie mich total! „Wer kriegt denn immer en Kollaps, wenn Ben an einem vorbeigeht, ich ja wohl nit!“, warf sie mir vor. „Ja und? Ich mag ihn halt…außerdem gaff ich ihm nicht hinter her…ach egal! Lass mich in Ruhe!“, zickte ich sie stinksauer an und ging so schnell weiter, dass sie nicht mehr hinterher kam. Ja und? Ich liebte Ben, aber was konnte ich denn dafür. Außerdem glaubte ich, dass sie auch auf ihn stand. Sie gab es zwar nicht zu, aber ich sah es an ihren Augen, wenn er vorbei ging oder wie sie sich verhielt, wenn er da war! Wie konnte sie nur in Ben verliebt sein? Sie wusste genau, wie viel er mir bedeutete! So eine blöde Kuh! „Hey Sam, guten Morgen!“, riss mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaute auf und entdeckte Kim, die einige Meter vor mir stand und auf mich wartete. „Hey. Morgen Kim!“, begrüßte ich sie. „Na, mal wieder angenervt?“, erkundigte sie sich, als ich zu ihr kam. „Ja, warum kann Holly nicht einfach zu geben, dass sie in Ben verliebt ist?! Hallo?! Das merkt doch sogar ein Blinder mit nem Krückstock!“, jammerte ich rum und wir beide gingen weiter. „Klar merkt man es. Sie schwärmt ja regelrecht die ganze Zeit von ihm…macht dir das denn nichts aus?“, fragte Kim und sah mich verwundert an. „Natürlich macht mir das was aus!!! Hallo?! Weißt du wie es ist, wenn deine Freundin die ganze Zeit von dem Typen redet, in den du verknallt bist?!“, entgegnete ich und kickte einen Stein über den Weg. „Dann sags ihr doch!“, schlug Kim vor und strich sich eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht. „Dann zickt sie mich nur wieder an und sagt, dass sie natürlich nicht in ihn verknallt ist!“, wehrte ich ab und stöhnte leise. „Na dann mach doch das gleiche mit ihr. Schwärm ihr die ganze Zeit von Lars vor! Wie wärs? Hm…dann wüsste sie, wie du dich fühlst!“, erklärte Kim und wir bogen in die Hauptstraße ein. „Ja vielleicht…-pass auf ein Auto“, warnte ich sie und hielt sie fest, bevor sie über die Straße ging. Das Auto raste nur einige Zentimeter vor uns vorbei und ein kalter Wind fegte ihm hinter her. „Was war denn das für ein irrer Raser?“, fragte Kim sauer und richtete sich ihre Haare. „Unser Lehrer…“, antwortete ich und überquerte die Straße. „Was? Welcher denn?“, erkundigte sie sich und folgte mir. „Das war Herr Kießling…der hat es heut wohl wieder sehr eilig…“, antwortete ich und beobachtete ihn, als wir am Parkplatz vorbei gingen. „Wenn ich den sehe, dann sag ich dem mal die Meinung!“, verkündete Kim selbstsicher. „Na dann mach ma! Da is er!“, sagte ich und deutete auf Herrn Kießling, der gerade vom Parkplatz kam. „Em…das mach ich, wenn ich ihn das nächste Mal sehe!“, schob Kim es auf und lächelte unsicher. Ja, erst große Töne spucken und dann plötzlich klein, wie eine Maus sein. Typisch Kim!!!

„Was steht denn auf dem Vertretungsplan?“, wollte Kim wissen, als wir im Vourye ankamen. „Nix für uns…“, antwortete ich, als ich nachgeschaut hatte. „ Wir könnten auch mal wieder frei haben oder? Unsre Lehrer müssten mal wieder krank werden“, stöhnte Kim und schleifte sich die Treppe hoch. „Dann bekommen wir doch eh nur wieder Vertretung!“, zerstörte ich ihre Träume. „Ja, da hast du wohl Recht!“, stöhnte sie, als wir die Treppe oben waren, „Warum müssen wir eigentlich unsern Klassenraum im ersten Stock haben?“ „Sag mal, was motzt du heute eigentlich an allem rum?“, wollte ich von ihr wissen, als wir den Flur zum Klassenraum entlang gingen. Einige Schüler saßen auf dem Boden und unterhielten sich. „Das kotzt mich einfach alles an! Ich hab nicht gut geschlafen und bin hundemüde, außerdem hab ich Mathe nicht gemacht!“, erklärte sie. „Das kannste doch in Erdkunde abschreiben, bleib doch mal locker und komm wieder runter!“, beruhigte ich sie, „Morgen!“ Ich lies mich auf meinen Platz sinken. „Hey, sag mal, hast du Englisch?“, fragte mich Stefan. „Ja, hier“, antwortete ich und drückte ihm meine Englischmappe in die Hand, „Machs wie Stefan schreib ab!“ „Ja ja…mach ich schon noch…ich bin so verdammt müde“, gähnte Kim und lehnte sich gegen ihre Stuhllehne. „Daran kann ich nix ändern, hättest du halt früher ins Bett gehen müssen, na ja…ich muss noch ins Sekretariat, was abgeben!“, entgegnete ich und stieg auf. „Dann geh, ich warte hier“, sagte sie müde und schloss die Augen. „Die schläft heut noch ein“, sagte ich leise zu mir selbst und ging zum Sekretariat.

„Ja, herein“, wurde ich hereingebeten, nachdem ich geklopft hatte. „Guten Morgen, ich sollte das hier bei Ihnen abgeben“, sagte ich und hielt Frau Gustavs, der Sekretärin einen Zettel hin. „Ja gut, danke“, entgegnete sie und nahm den Zettel. „Okay…dann noch nen schönen Tag“, verabschiedete ich mich von ihr und ging. „Morgen Sam“, begrüßte mich Danny, die vor dem Lehrerzimmer stand. „Moin, was machst du denn hier?“, erkundigte ich mich überrascht. „Ach, ich muss doch noch meine Geschi-Mappe abgeben…“, antwortete sie. „ Ach stimmt ja…soll ich mit dir warten?“, fragte ich sie. „Ja, kannste machen!“, antwortete sie und ich lehnte mich gegen einen Tisch. „Ist der denn überhaupt schon da?“, erkundigte ich mich bei ihr, als ich die Tür zum Lehrerzimmer anschaute. „Keine Ahnung. Ich hab zwar nachgefragt, aber Herr Kaiser meinte er würde ihn rausholen…“, antwortete Danny, „aber das hat der vor 5 Minuten gesagt, seit dem hab ich den nit mehr gesehen.“ „Oh…na ja, dann frag halt nen andern Lehrer…“, schlug ich ihr vor und stellte mich auf, „ich geh mal wieder zurück in die Klasse.“ „Ja geh du mal“, meinte sie und ich ging zurück in die Klasse. Als ich mich auf meinen Platz setzte, sah ich zu Holly rüber, die gerade an ihrem MP3-Player rumfummelte. Wie mich das in letzter Zeit nervte. Ihre ganze Art! Immer musste sie im Mittelpunkt stehen und so laut reden, dass es jeder mitbekam! Sie war ja ganz nett und behielt alles für sich und versuchte mir auch immer zu helfen, aber es regte mich echt langsam auf! Aber vorallem nervte mich, dass sie ständig von Ben redete. Sie sagte mir doch, dass sie in Lars verknallt war! Also warum labberte sie dann ständig von Ben? Von meinem Ben! Außerdem starrte sie ihm immer hinter her, als ob er das siebte Weltwunder wäre! Wie konnte sie nur? Sie wusste doch genau, wie viel er mir bedeutete!

„Sam? Hallo ich red mit dir!“, wurde ich von Ben aus meinen Gedanken gerissen. „Eh ja…was ist denn?“, fragte ich ihn und errötete ein wenig. „Ich wollte fragen, ob du Deutsch gemacht hast…“, antwortete er und schaute mir mit seinen dunkelblauen Augen in meine Augen. „Em…ja hab ich, willste abschreiben?“, erkundigte ich mich bei ihm und kramte mein Heft raus. „Ja, dass wär superlieb von dir“, entgegnete er lächelnd. „Mach ich doch gern, aber schreib ein wenig um, damit die das nit merkt“, bat ich ihn und gab ihm das Heft. „Danke“, bedankte er sich und setzte sich auf seinen Platz, wo er anfing abzuschreiben. „Hey Sam…was isn mit Holly los? Die guckt dich die ganze Zeit an, als will sie dich umbringen!“, fragte mich Natalie verwirrt. „Ach, wir haben uns nur gezofft!“, erklärte ich und holte meine Englischsachen raus. „Warum denn?“, wollte sie wissen und setzte sich auf ihren Tisch. „Ist doch egal!“, wehrte ich ab und schaute sie angenervt an. „Sorry…ich frag ja schon nicht mehr!“, entschuldigte sie sich und drehte sich zu Katrin um. Na toll, jetzt hatte ich sie angezickt. Warum überhaupt? Nur weil ich auf Holly sauer war, musste ich doch die anderen nicht anmotzen! Aber ich war so stinksauer. Man, sie war doch meine Freundin und dann…Dabei war ich mir ja noch nicht einmal sicher ob es wirklich so war!

Ich schaute zu Ben. Er saß auf seinem Platz und schrieb eifrig die Hausaufgabe ab. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm ein wenig ins Gesicht. Es sah so süß aus, wie er so konzentriert auf mein Heft sah und abschrieb. Plötzlich kam Holly zu ihm. Was wollte sie von ihm? Was ging denn da ab? Hallo?! Sie redete kurz mit ihm und er sah verwundert zu mir rüber und dann wieder zu ihr. Was hatte sie ihm denn bitte gesagt? Wenn die ihm irgendwas darüber erzählt hatte, dass ich ihn sehr mochte, dann hätte ich ihr den Hals umgedreht. „Sam…wir haben heut die letzte frei, ich hab grad auf dem Vertretungsplan geguckt!“, riss mich Danny aus meinen Gedanken. „Ach…danke“, entgegnete ich und beobachtete Holly und Ben. Worüber redeten die Beiden nur? Was ging da nur ab? „Sag mal, was ist denn los?“, wollte Kim von mir wissen. „Holly redet mit Ben!“, antwortete ich sauer, ohne den Blick von den Beiden abzuwenden. „Oh…worüber reden die denn bitte?“, fragte Kim und schaute auch zu den Beiden rüber. „Keine Ahnung!“, entgegnete ich gereizt und war kurz davor los zu schreien, als Ben aufstand. Warum stand der denn jetzt auf? Kam der etwa zu mir? Wenn Holly dem irgendwas erzählt hätte, hätte ich sie umbracht! „Danke für Deutsch“, bedankte sich Ben und gab mir mein Heft zurück. „Gern geschehen“, antwortete ich und nahm mein Heft, „Ist noch was?“ Ben schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. „Nein…was soll auch sein?“, entgegnete er und starrte mich weiter an. „Was ist denn? Warum schaust du mich so an? Hab ich was im Gesicht?“, wollte ich ein wenig angenervt wissen. „Nein…nur em…“, stammelte er und wippte ein wenig hin und her, während er sich eine Strähne seiner wunderschönen Haare aus dem Gesicht strich. „Herr Stein kommt!“, rief Mark und Ben lief auf seinen Platz. Was wollte er nur von mir? Das interessierte mich jetzt aber echt brennend!

„Guten Morgen“, sagte er und holte seine Materialien heraus. „Guten Morgen Herr Stein“, begrüßte die Klasse ihn im Chor und wir setzten uns hin.

„Also als erstes Mal bekommt ihr einen neuen Stundenplan, da wie ihr ja wisst, Frau Mohr wieder einmal Schwanger ist. Ihr habt zwei neue Lehrer bekommen, aber ich denke mal, das macht euch nichts aus!“, erklärte Herr Stein. Welche neuen Lehrer wir wohl bekommen hatten? Frau Mohr hatten wir ja in Deutsch, aber da brauchten wir doch keine zwei neuen Lehrer. Gut, es konnte natürlich auch sein, dass ein anderer Lehrer ne andere Klasse bekommen hatte…das war natürlich auch möglich. Nur, warum? „SamTy?“, wurde ich von Kim aus meinen Gedanken gerissen, „Willst du den Stundenplan nicht mitschreiben?“ „Eh…doch“, entgegnete ich und schrieb mit. Der neue Stundenplan war eigentlich ganz okay. Wir hatten anstatt Frau Mohr Herrn Richter bekommen und anstatt Herrn Kaiser Herrn Kießling. Herrn Richter hatten wir seit einem halben Jahr. Er war erst seit kurzem auf der Schule und Herr Kießling war im Grunde eigentlich ganz nett. Nur war er manchmal ziemlich zickig. Er war die Zicke unter unseren Lehrern, aber irgendwie war er doch irgendwie so ein Kumpel-Typ. Herr Kießling war noch einer unserer jüngeren Lehrer, erst 30. Herr Richter allerdings war noch jünger, wie alt genau wusste ich nicht. Ungefähr 27 oder so. Na ja, ehrlich gesagt, war es mir auch egal. Nachdem wir den neuen Stundenplan aufgeschrieben hatten, klärten wir noch einige Details für unsere Abschlussfahrt. Wir würden nachts um zwei Uhr von der Schule aus abfahren, damit wir nachmittags auf Borkum, wo wir hinfuhren waren. Da bräuchten wir ja gar nicht schlafen zu gehen, dachte ich. Ich freute mich schon riesig darauf, endlich mal eine Woche aus dem grauen Alltag raus! Ich hoffte nur, dass gutes Wetter war, wenn wir dort hinfuhren, ansonsten könnten wir nur drin hocken und das wäre ja nun wirklich sehr langweilig.

Es klingelte zur Pause. „Hey Sam, kannst du mir 0,50€ leihen?“, fragte mich Kim. „Klar!“, antwortete ich und kramte das Geld aus meiner Tasche. „Danke“, entgegnete sie nur kurz, schnappte sich das Geld und lief in die Pause. Ich räumte meine Sachen ein und schob meinen Stuhl an den Tisch. „Hey Samantha, ist alles in Ordnung mit dir? Du warst heute so ruhig?“, fragte mich Herr Stein. „Alles in Ordnung…ich bin nur ein wenig müde…war ein langes Wochenende!“, log ich und lächelte leicht. „Na dann is ja gut. Du weißt ja, wenn es irgendwelche Probleme gibt, kannst du immer mit uns reden!“, entgegnete er und verlies den Klassenraum. Wen meinte er denn jetzt mit wir? Interessierte mich das denn überhaupt wirklich? Im Moment hatte ich wirklich andere Probleme! Zum Beispiel was Holly da mit Ben am Laufen hatte! Ich hatte ja schon länger gemerkt, dass Holly sich an ihn ran machte und sie flirteten auch ziemlich oft. Warum hatte ich denn nie was zu ihr gesagt? Klar, ich wollte keinen Stress mit ihr haben…aber wenn sie sich jetzt an ihn ran machte und sie zusammen kommen würden?

„Was machst du denn noch hier? Es ist Pause!“, riss mich Herrn Richters Stimme aus meinen Gedanken. Er hatte wohl Aufsicht. „Em…ich…sorry, ich wollte grad runter gehen!“, verteidigte ich mich. „Die Pause hat vor fünf Minuten angefangen! Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?“, erkundigte er sich leicht genervt und zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab meine Sachen eingeräumt, kurz mit Herrn Stein geredet und wollte jetzt grad runter in die Pause gehen!“, antwortete ich kleinlaut. „Herr Stein ist vor zwei Minuten ins Lehrerzimmer gekommen…dumme Ausrede! Hättest dir wenigstens eine Bessere einfallen lassen können! Geh dir ne Hausordnung zum Abschreiben im Sekretariat abholen und bis Morgen will ich die haben! So und jetzt runter in die Pause!“, befahl er sauer. Meine Güte welche Laus war dem denn über die Leber gelaufen? Ich war doch auf dem Weg runter und jetzt musste ich diese blöde Hausordnung abschreiben! Man was nervte mich das jetzt. Ich machte mich auf den Weg zum Sekretariat und holte mir eine Hausordnung.

„Hey sorry wegen eben, wollte dich nicht so anzicken. Hab heut einfach nur nen schlechten Tag!“, entschuldigte sich Herr Richter, als er neben mir die Treppe runter ging. „Schon gut. Jeder hat ma nen schlechten Tag…is doch normal!“, entgegnete ich. „Aber die Hausordnung musst du trotzdem abschreiben!“, meinte er breit grinsend. „Na toll“, stöhnte ich deprimiert. „So viel is das auch nicht, ich musste die früher ständig abschreiben!“, erklärte er und lächelte aufbauend. „Ja, kann ich mit PC schreiben?“, fragte ich lächelnd. „Was glaubst du? Natürlich nicht! Und leserlich und mit 3cm Rand.“, antwortete er. Na wenn’s sonst nix is! „Ja, ich schreib immer leserlich!“, entgegnete ich und las mir den Vertretungsplan durch. „Den kannst du gleich lesen, jetzt geh doch endlich mal auf den Schulhof!“, drängte er mich. Der konnte sich ja unglaublich gut durchsetzen. Irgendwie verhielt er sich ja wie ein Kleinkind. Fehlte nur noch, dass er nach seiner Mami rief. „Is ja gut, ich geh ja schon!“, beruhigte ich ihn und ging auf den Pausenhof. Meine Güte, was war denn mit dem los?

„Hey wo warst du denn so lange?“, fragte mich Kim. „Ach ich musste mir noch ne Hausordnung holen, weil Herr Richter will, dass ich sie abschreibe!“, stöhnte ich und lies mich auf eine Bank sinken. „Ach der Richter, der ist doch sowieso total doof!“, zickte Kim. Ach ich hatte ja vergessen, dass Kim ihn hasste. Er hat ihr mal nen Tadel gegeben, weil sie auf dem Schulgelände geraucht hatte. Gut, daran war sie ja auch selber schuld! „Ja, du hast ja recht, der Richter is so ein arrogantes, selbstverliebtes Arsch!“, lästerte ich über ihn ab, „der nutzt seinen Stand als Lehrer doch voll aus, um uns nieder zu machen!“ Das was ich sagte, stimmte zwar eigentlich gar nicht, aber ich wollte einfach irgendwas Schlechtes über ihn sagen. Kim zog komische Grimmasen, die ich allerdings nicht verstand. Dann deutete sie mit dem Finger hinter mich und ich drehte mich langsam um. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, denn Herr Richter stand mit verschränkten Armen und knallrotem Gesicht hinter mir. Er war stinksauer. Verständlich nachdem was ich gesagt hatte! Warum musste ich auch immer so ein Pech haben? „Junge Dame, ich glaube wir müssen mal ein Wörtchen miteinander wechseln!“, sagte er stinksauer. „Okay…“, stimmte ich kleinlaut ein.

Er ging zur Treppe, die hoch ins Schulgebäude führte und ich folgte ihm. An der Treppe drehte er sich um und sah mich wütend an. Ich sah leicht eingeschüchtert zu Boden. „Ich bin also ein selbstverliebtes, arrogantes Arsch und nutze meinen Beruf nur aus?“, fragte er sauer nach und zog eine Augenbraue hoch. Er lehnte sich gegen das Geländer und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. „Em…nein, also…das war nicht so gemeint“, stammelte ich, „Ich denke, also…nein das stimmt nicht, ich wollt nur irgendwas sagen!“ „Klar und ich bin der Kaiser von China!“, entgegnete er sauer. „Oh echt? Hallo Ihre Majestät!“, meinte ich darauf und verkneifte mir ein Grinsen. „Hör auf mit dem Mist! Ich finde das nicht lustig!“, zickte er sauer und warf die Hände gegen das Geländer. „Tut mir Leid, ich habs nit so gemeint!“, entschuldigte ich mich kleinlaut. „Ja, nachher tuts einem immer Leid!“, entgegnete er und legte seine Hände in seine Hosentaschen. „Ja mehr als entschuldigen kann ich mich nicht! Ich werd vor Ihnen bestimmt nicht auf den Knien rumrutschen!“, sagte ich und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Hab ich ja auch gar nicht verlangt oder?! Aber da du ja, so wie es scheint, nicht viel Respekt, vor mir und meinem Beruf hast, kannst du einen Aufsatz über den Beruf des Lehrers schreiben. Eine Seite, DIN A-4, drei cm Rand und leserlich und nicht zu groß. Ach ja und mit Hand!“, erklärte er sauer und ging die Treppe hoch. Was warn das gewesen? Ich wollte keinen Aufsatz schreiben, aber ändern konnte ich es eh nicht. Außerdem wollte ich ihn mir nicht zum Feind machen. Irgendwie musste ich es wieder gut machen. Also brauchte ich einen ziemlich guten Aufsatz.

„EySam, wir haben ne Freistunde…Herr Kießling is weg…“, erklärte mir Kai, als ich auf meinem Platz in der Klasse saß. Einige waren schon in die Stadt gegangen, aber ich wollte jetzt meine „Zusatzaufgabe“ hinter mich bringen. Als erstes schrieb ich die Hausordnung ab und dann fing ich mit dem Aufsatz an:
 


 

Lehrer
 

Der Beruf eines Lehrers ist, aus meiner Sicht, ein ganz besonderer Beruf. Die Polizei bekämpft das Verbrechen, aber der Lehrer bekämpft die Unwissenheit und Unwissenheit führt zu Hass und Armut. Für mich ist der Beruf eines Lehrers etwas besonderes, weil er einem Menschen hilft den richtigen Weg zu finden. Ein richtiger Lehrer ist, für mich nicht jemand, der vor einer Klasse steht und aus Büchern etwas vorliest. Ein Lehrer ist für mich jemand, der Bezug zu seinen Schülern aufnimmt, jemand der sich auf jeden Einzelnen einlässt, seine Schwächen und Stärken erkennt und ihm hilft im Leben weiterzukommen. Lehrer sind etwas sehr wichtiges, da sie uns den Weg für unser weiteres Leben erleichtern wollen. Sie helfen uns mit Problemen und zeigen uns den richtigen Weg.

Ich weiß, dass ich nicht für diesen Beruf geeignet wäre, weil mir einige wichtige Fähigkeiten dafür fehlen: die Fähigkeit vor einer Klasse zu stehen und den Mut zu haben, ihr mein Wissen zu übermitteln. Die Fähigkeit Bezug zu jedem einzelnen Schüler aufzunehmen und ihm zu helfen. Die Fähigkeit meine Bedürfnisse hinter die der Andern zu stellen. Ein Lehrer opfert sich für andere auf um ihnen den rechten Weg zu weisen und wenn er nur einem Menschen in ein besseres Leben verhilft, so hilft er der ganzen Welt, da er einen Menschen auf den rechten Weg geführt hat. Wenn er es schafft nur einem einzigen Menschen auf diesen rechten Weg zu helfen, so hat er den Sinn seines Berufes erfüllt, so hat sich alles gelohnt, für das er so hart gearbeitet hat. Man muss mit ganzem Herzen dabei sein und diesen Beruf wirklich lieben, um ein guter Lehrer zu sein und durchzuhalten.

Aus diesem Grund bewundere ich die Lehrer. Sie werden von vielen gehasst, aber sie lieben ihren Beruf und helfen so der Menschheit zu existieren. Sie sind so etwas wie die Polizei gegen die Unwissenheit, ein Wegweiser in der Finsternis, ein Seil, an das man sich in der Not klammern kann. Lehrer sind etwas Unersetzbares auf diesem Planeten und ihr Beruf wird oft nicht hoch genug geschätzt.
 

Hmm…ob das wohl so gut war? Ich hoffte es zu mindest mal.

„Seid mal leise!“, schrie eine Stimme und ich drehte mich zur Tür. Herr Richter stand stinksauer in der Tür. Gut, die andern waren echt nicht leise gewesen… „Und was machst du da?“ „Ich? Ich mach grad meine Zusatzaufgabe…bzw. hab sie fertig!“, antwortete ich. „Na dann gib mal her!“, forderte er mich auf, riss mir den Aufsatz aus der Hand und verlies das Klassenzimmer. Was war denn das jetzt gewesen? Ich starrte verwirrt die Klassentür an, durch die Herr Richter gerade verschwunden war. Irgendwie verwirrte er mich heute. Der Tag war irgendwie voll komisch. Erst das mit Holly und Ben und jetzt das mit Herrn Richter. Was war nur los?

„Hey Sam, kann ich dich mal was fragen?“, erkundigte sich Kai und setzte sich neben mich. „Klar, was denn?“, antwortete ich und sah ihn fragend an. „Es ist wegen Holly. Du bist doch ihre Freundin…sag mal…will sie was von Ben?“, wollte er wissen und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Geschockt erwiderte ich seinen Blick. „Was? Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich geschockt. „Na ja, sie und Ben…sie flirten doch immer miteinander und am Wochenende waren sie auch zusammen unterwegs!“, antwortete Kai und lehnte sich gegen die Stuhllehne „Hat sie dir das etwa nicht erzählt? Komisch…hm…immerhin haben sie sich ja für heute Abend noch mal verabredet.“ „Was?“, brach es aus mir heraus und ich sah ihn entgeistert an. „Na ja, als sie eben vor dem Unterricht miteinander gesprochen haben, haben sie sich für heute Abend verabredet. Ich glaube sie wollen sich im Club treffen. Is doch schon komisch, ich mein es is immerhin Montag…vielleicht gehen sie auch zu Ben…der hat ja auch nen kleinen Partyraum, den er immer Club nennt!“, erklärte er und sah zu Boden. „Wow Moment! Holly geht mit Ben nach Hause?“, fragte ich sauer nach. „Ja, ich glaub schon, aber was hast du denn?“, wollte er wissen und sah mich verwundert an. „Holly geht mit Ben nach Hause?“, fragte ich noch mal sauer nach. „Ja…was is denn?“, erkundigte er sich wieder. „Nix! Und nein sie hat es mir nicht gesagt!“, zickte ich sauer. „Hey, was hat du denn? Warum bist du auf einmal so sauer?“, wollte Kai wissen und schaute mich verwundert an. „Ich bin nicht sauer! Warum auch? Kann mir doch egal sein, was Ben und Holly treiben!!!!“, zickte ich wütend, stand auf und verlies die Klasse. Ich ging den Flur entlang. War Holly wirklich mit Ben am Wochenende zusammen gewesen? Würden sie sich wirklich heut Abend wieder treffen? Liebte sie ihn etwa? Oder machte sie das nur um mich zu ärgern? Und empfand Ben auch was für sie? Liebte er sie? Sie liebte doch Kai…das sagte sie zu mindest, aber ob es auch stimmte? Man kann ja viel sagen und vielleicht war es ja auch nur als Ablenkung, damit ich nicht merkte, dass sie Ben liebte! Was war denn heute nur los? Irgendwie ging heut so ziemlich alles schief.

„Hey Sam“, rief mir eine Stimme entgegen und ich drehte mich um. „Hey Caro!“, entgegnete ich den Ruf. Wo kam sie denn her? „Hey, was machst du hier? Ich dacht du bist in München?“, fragte ich sie überrascht, als sie mir um den Hals fiel. „Ich wollt mal meine alte Klasse wieder besuchen kommen. Na wie geht’s dir denn so?“, erkundigte sie sich. „Ach ganz gut und dir? Erzähl mal, wie es in München so ist?“, entgegnete ich und lächelte glücklich. „Ach…ganz okay, aber ich vermisse euch schrecklich…hm…aber ich fahr ja gleich schon wieder heim! Schade! Wir waren nur heut früh hier, um noch ein paar Dinge zu klären, hab extra frei bekommen…aber wir müssen halt gleich schon wieder fahren!“, erklärte sie und schaute mich traurig an. „Ach Schade…wie doof…wann musst du denn genau wieder weg?“ fragte ich. „Gleich…ich wollt gerade gehen. Erst wollt ich noch mal zu euch kommen, aber dann war so viel Stress…na ja, aber jetzt muss ich halt wieder!“, antwortete sie und strich sich eine Strähn ihres langen schwarzen Haares aus dem Gesicht. „Ach so…schade, na ja, dann wünsch ich dir mal viel Spaß in München und melde dich mal wieder!“, verabschiedete ich sie. „Ja, mach ich. Sag den Andern nen schönen Gruß von mir…und vergesst mich nicht!“, sagte sie, umarmte mich kurz und verlies das Gebäude. Ich schaute auf die Treppe, die sie hinuntergegangen war. Caro war vor gut zwei Monaten mit ihren Eltern nach Berlin gezogen. Wir hatten nichts mehr von ihr gehört. Am Anfang haben wir oft telefoniert, aber nach der ersten Telefonrechnung, wurden die Anrufe weniger und irgendwie riefen wir so gut wie gar nicht mehr an. Ja, so verlor man sich langsam aber sicher aus den Augen

Was ist nur los?

„Sam, der Richter will mit dir reden!“, sagte mir Kai, als ich gerade in die Klasse kam. „Wann?“, wollte ich wissen. „Em...jetzt!“, antwortete er. „Aber ich hab doch jetzt Unterricht!!! Was will er denn überhaupt von mir?“, fragte ich Kai, doch dieser wusste keine Antwort, also ging ich zum Lehrerzimmer, um auf Herrn Richter zu warten. „Was machst du denn hier? Wir haben doch Biologie unten im Bioraum!“, fragte mich Herr Herbeck, als er aus dem Lehrerzimmer kam. „Em…Herr Richter wollte mit mir reden.“, antwortete ich ihm. „Ach ja, stimmt ja. Hat er mir erzählt! Okay, komm runter wenn ihr euer Gespräch beendet habt!“, sagte er und machte sich auf den Weg in den Biologieraum.

„Ah Samantha, da bist du ja schon!“, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen und drehte mich um. Es war Herr Richter, der breit grinsend und mit meinem Aufsatz in der Hand zu mir kam. Was hatte er denn jetzt? „Komm mit. Wir unterhalten uns im Elternsprechzimmer, dass muss nicht jeder mitkriegen!“, forderte er mich auf und wir setzten uns ins Elternsprechzimmer. Er setzte sich mir gegenüber an den Tisch und legte meinen Aufsatz vor sich hin. „Der Aufsatz, den du geschrieben hast…“, fing er an, verstummte aber und schaute mich auffordernd an. „Was ist damit?“, fragte ich und sah ihn fragend an. „Hm…ich weiß nicht ganz wie ich es formulieren soll und das kommt nun wirklich nicht oft vor, aber…hm…sag mal…meinst du das ernst was da drin steht oder hast du das nur gemacht, damit ich nicht sauer auf dich bin?“, erkundigte er sich und stütze seine Ellenbogen auf die Tischplatte. „Em…natürlich mein ich das ernst, sonst hätte ich es ja wohl kaum geschrieben. Und hätte ich gewollt, Sie zu beeindrucken, dann hätte ich da irgendwas hingeschrieben, von wegen der Lehrerberuf wäre so etwas Tolles und das Beste auf der Welt…“, antwortete ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Na ja…wie auch immer, der Aufsatz ist echt gut!!!! Ich bin beeindruckt, ich hätte nie gedacht das eine Schülerin so eine Ansicht über diesen Beruf hätte!“, strahlte er. „Warum auch nicht? Ich finde den Beruf nicht schlimm…is doch ein schöner Beruf!“, entgegnete ich und legte meine Hände auf den Tisch. „Ist aber schön das du so eine Einstellung zu diesem Beruf hast, dass macht mich total glücklich! Ich mein die meisten Schüler, hassen uns Lehrer ja irgendwie…“, erklärte er und kratze sich am Kopf. „Aus dem Alter bin ich raus. Früher hasste ich meine Lehrer ja auch. Gut, es war nicht wirklich hassen, aber ich konnte sie nicht ausstehen, aber das ist doch völlig normal!“, fügte ich ein. „Ja, kann schon sein, aber ich bin trotzdem froh, dass es wenigstens einer so sieht!“, fuhr er fort „Na ja, hm…ich wollt dich was fragen. Nämlich ob ich den Text ins Jahrbuch machen kann!“ „Was?“, fragte ich geschockt „Ins Jahrbuch?“ „Ja…aber wir müssen ja deinen Namen nicht drunter schreiben…war ja auch nur ne Frage“, erklärte er. „Em…ja okay, aber ohne Namen!“, forderte ich. „Ja okay…hm…dann frag ich Herrn Decker ob er den Text rein machen kann!“, verkündete er und stand auf.

„Na da bist du ja endlich wieder! Ich habe schon geglaubt du kommst gar nicht mehr!“, begrüßte mich Herr Herbeck, als ich den Biosaal betrat. „Ja, tut mir Leid. Hat ein wenig länger gedauert!“, entschuldigte ich mich und setzte mich auf meinen Platz in der letzten Reihe. „Hey…worüber habt ihr geredet? Hast du Anschiss wegen deinem Kommentar auf dem Schulhof gekriegt?“, fragte Kim leise, als ich meine Biosachen auspackte. „Nein, war was anderes…is doch auch egal!“, wehrte ich ab. „Kim, Samantha, ihr könnt später eure Privatgespräche führen!“, wurden wir von Herrn Herbecks Stimme unterbrochen. „Aber ich denke mal du hast gut gelernt Samantha. Ich habe extra auf dich gewartet, du kannst uns sicher die Funktionen der einzigen Herzteile erklären!“ „Em…okay…ich kanns versuchen!“, meinte ich. Mist! Ich hatte natürlich nicht gelernt. Aber einige Dinge wusste ich noch aus der vergangenen Stunde, aber ob die ausreichen würden, war eine andere Sache.

„Wir haben die letzte Stunde frei“, sagte Marie, als wir gerade wieder in den Klassenraum gehen wollten. „Wie, wir haben die Letzte frei?“, fragte ich überrascht nach. „Ja, wir haben die Letzte frei, guck doch aufm Vertretungsplan!“, antwortete sie und lief Katrin nach, die gerade die Treppe zum Schulhof runter ging. „Toll…aber ich kann nicht Heim. Meine Mutter kommt erst später und ich hab keinen Schlüssel dabei.“, stöhnte ich. „Hm…das ist Mist, aber wenn ich mich beeile krieg ich noch meinen Bus…ey tut mir Leid, aber ich mach mich dann ma auf den Weg!“, verabschiedete sich Kim und lief los. „Toll…und was soll ich jetzt machen? Hier rumgammeln oder was?“, fragte ich leise mich selbst. „Na, fährst du nicht Heim?“, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen und spürt wie jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah Ben, der mich anlächelte. Was wollte der denn jetzt? Warum war er denn nicht bei seiner heiß geliebten Holly? „Wie es aussieht nicht!“, antwortete ich kalt und ging die Treppe in den 1. Stock hoch. „Hey warte mal…ich bleib auch hier.“, sagte er und kam mir nach. „Toll, soll ich jetzt nen Freudentanz aufführen oder was?“, erkundigte ich mich und setzte mich an einen Tisch vor dem Lehrerzimmer. „Was hast du denn?“, fragte er überrascht und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. „Du bist irgendwie voll komisch drauf! Hab ich was falsch gemacht?“ „Nein, aber ich will einfach nur in Ruhe Hausaufgaben machen!“, wehrte ich ab und nahm meine Sachen raus. „Die können wir doch zusammen machen oder hast du was dagegen?“, schlug Ben vor und nahm ebenso seine Sachen raus. „Nein, warum sollte ich auch was dagegen haben?“, erwiderte ich und schlug mein Biobuch auf. „Komm, jetzt sag doch was los ist! Ist es wegen Holly?“, forderte er mich auf. „Was sollte wegen Holly sein?“, fragte ich leicht gereizt. „Is es weil ich mit ihr am Weekend unterwegs war? Man komm jetzt sag schon was los ist!“, bohrte er weiter. „Man warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Sag doch einfach das du was von Holly willst! Ich mein, immerhin bin ich ihre Freundin und hab ein Recht darauf so was zu erfahren und zwar nicht als Letzter!“, zickte ich sauer. „Aber zwischen ihr und mir läuft nix! Sie ist nett, aber ich liebe sie doch nicht! Außerdem bin ich Kais bester Freund und ich weiß wie viel sie ihm bedeutet!“, stellte er richtig. „Wow stopp! Soll das heißen, Kai liebt Holly?“, fragte ich mit offenem Mund nach. „Ja, also hat er mir zu mindest gesagt!“, antwortete Ben lächelnd und lehnte sich gegen die Stuhllehne. „Ach deshalb hat er mir eben so komische Fragen gestellt...“, wurde mir klar. „Er wollte wissen, warum du und Holly am Weekend unterwegs ward und ob ich wisse, dass ihr beide für heut Abend verabredet seid!“ „Wir sind aber gar nicht verabredet. Erst wollten wir uns treffen, aber dann dachte ich, wenn Holly sich in mich verlieben würde, gäbe das scheiß Ärger mit Kai, also hab ich abgesagt! Holly is ja nett, aber nun wirklich nicht mein Typ!“, erklärte Ben und wippte mit dem Stuhl hin und her. „Holly mag ihn auch sehr, obwohl ich langsam glaube, dass sie eher auf dich steht. Ich weiß ich sollte dir das nicht sagen, aber bevor es nachher noch ein Unglück gibt!“, verriet ich und band mir die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Hm…wenn Kai doch nur nicht so schüchtern wäre“, stöhnte Ben „Aber egal was auch immer Holly für mich empfindet, mehr als Freundschaft wird nie zwischen uns sein…sie ist einfach nicht mein Typ!“ „Du wiederholst dich! Aber wer ist denn dein Typ?“, entgegnete ich lächelnd. „Also…hm…auf jeden Fall nicht Holly! Eher so Mädchen, wie …hm…du!“, antwortete er und lächelte unsicher. Ich schaute ihn verwirrt und überrascht zu gleich an. Was hieß denn das jetzt? „Was hast du denn? Bist du jetzt stumm geworden?“, fragte er lächelnd un stützte seine Ellenbogen auf die Tischplatte. „Ne…ich doch nicht…“, entgegnete ich unsicher und lächelte zarckhaft. „Na dann is ja gut, also machen wir jetzt Bio?“, erkundigte er sich. „Ja…wir können auch zu erst Deutsch machen, is mir egal!“, antwortete ich. „Ne wir machen das so. Du machst Deutsch und ich Bio, danach schreiben wir ab!“, schlug er vor und öffnete sein Biobuch. „Von mir aus“, stimmte ich ein und nahm meine Deutschsachen raus. Ich machte Deutsch und nachdem ich fertig war, setzte er sich neben mich um abzuschreiben. „Hey, hier hast du Bio“, sagte Ben und gab mir die Hausaufgaben, während er sich neben mich setzte. „Sag mal…“, fing er an und sah mich an. „Ja?“, fragte ich und hob meinen Blick. „Em…auf was für ne Art Junge stehst du denn?“, fragte er und sah mich auffordernd an. „Em…ich“, antwortete ich ein wenig überrumpelt „also, das is unterschiedlich. Also eigentlich eher auf dunkelhaarige und blau- oder grünäugige, aber das kommt einfach auf den Typen an. Aber er sollte auf jeden Fall nett und lustig sein…hm…“ „Wie wer denn zum Beispiel?“, wollte er wissen. „Em…also…“, stammelte ich schüchtern. „Komm sag schon…ich sags auch keinem!“, forderte er mich auf. „Also…so Typen wie halt…em…also…wie du halt!“, antwortete ich und wurde ein wenig rot. Er lächelte mich an, legte seinen Arm um meinen Hals, drückte mich zu sich und gab mir einen Kuss auf die Backe. „Ich hab dich sehr gern weißt du das?“, flüsterte er mir ins Ohr und lehnte sich wieder gegen seine Stuhllehne. „Em…na ja, jetzt weiß ich’s!“, antwortete ich und lächelte ihn an.

„Hey, na was macht ihr beiden denn hier?“, fragte Herr Stein, als er aus dem Lehrerzimmer kam. „Habt ihr nicht frei?“ „Ja schon, aber wir konnten uns nicht von der Schule trennen“, antwortete Ben lächelnd. „Na ja, dann will ich euch beide nicht weiter stören“, entgegnete Herr Stein grinsend. „Wobei denn stören?“, wollte ich überrascht wissen und sah ihn fragend an. „Na bei euren Hausaufgaben!“, antwortete Herr Stein, zwinkerte uns zu und ging ins Sekretariat. Dachte der zwischen mir und Ben lief etwas? „Hey…du ich mach mich langsam mal auf den Weg“, riss mich Bens Stimme aus meinen Gedanken. „Ja okay. Bis Morgen“, verabschiedete ich ihn. „Ja bye“, entgegnete er, stand auf, zog seinen Ranzen auf und ging die Treppe hinunter. Ich schaute noch einige Zeit auf die Treppe, über die Ben gegangen war. Er hatte mir einen Kuss auf die Backe gegeben und gesagt dass er mich mochte. Ein glückliches Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, ohne dass ich etwas dagegen hätte machen können. Ob er mich wohl liebte? Zwischen mögen und lieben liegt immerhin ein großer Unterschied. Aber immerhin, er sagte, er hätte mich sehr gern.

„Hey Sammy“, riss mich Herrn Fraszczaks Stimme aus meinen Gedanken. Er war der einzige Lehrer der mich Sammy nannte. Sonst nannten mich alle Samantha, obwohl ich das eigentlich gar nicht mochte. Ich hasste meinen Namen, aber ich konnte ihn ja nicht ändern… „Hallo Herr Fraszczak“, entgegnete ich lächelnd. Ich hatte kein Problem damit, dass er mich Sammy nannte, vorallem da er und meine Mutter ein sehr gutes Verhältnis zu einander hatten und meine Mutter ihn sehr mochte. „Na, was machste hier? Kein Unterricht oder biste rausgeflogen?“, erkundigte er sich lächelnd und lehnte sich gegen den Tisch. „Ne, wir hatten früher Schluss, aber ich konnte mich nicht von der Schule trennen!“, antwortete ich grinsend und lehnte mich gegen die Stuhllehne. „Achso…na dann wünsch ich dir viel Spaß…ich hab heut noch Besprechung, komm erst voll spät heim…wie gern würd ich mit dir tauschen…“, stöhnte er und machte ein mitleidiges Gesicht. „Ach so schlimm kann das ja gar nicht sein! Ich muss heut Nachmittag noch mal kommen. Noch irgendwas besprechen…weiß schon gar nit mehr was!“, grinste ich und band mir die Haare neu zusammen. „Na ja…vielleicht sehen wir uns ja noch mal…ach übrigens…sag deiner Mutter nen schönen Gruß von mir…“, meinte er und stand auf, „Na ja, ich muss dann wieder in den Unterricht, bevor die die Klasse in Schutt und Asche legen!“ Ja, er und meine Mutter…Sie trafen sich öfter und sie verstanden sich wirklich sehr gut. Mich störte es eigentlich weniger, auch wenn er mein Lehrer war, ich hatte ihn ja in keinem Fach. Aber wenn meine Mutter und er zusammen kämen, wäre das schon irgendwie komisch. Gut, Papa war seit 5 Jahren tot, aber plötzlich einen neuen Vater zu haben, wäre irgendwie komisch. Obwohl ich ja wusste, dass er Papa nicht ersetzen wollte…hm…

„Samantha…hey Samantha?“, riss mich die Stimme meiner Mutter beim Mittagessen aus meinen Gedanken. „Ja? Was ist?“, erkundigte ich mich und stocherte in meinem Essen rum. „Was hast du denn? Hast du keinen Hunger?“, fragte sie und sah mich fragend an. „Tut mir Leid…aber ich hab keinen Hunger…“, entschuldigte ich mich. „Na dann tu das essen in den Biomüll und den Teller in die Spülmaschine, nützt ja nix wenn dus dir rein zwingst“, meinte sie und trank einen Schluck aus ihrem Glas. „Ja mach ich“, sagte ich und stand auf. Nachdem ich den Teller in die Spülmaschine getan hatte richtete ich Mama die Grüße von Herrn Fraszczak:„Ach Mama, ich soll dich von Herrn Fraszczak lieb grüßen.“ „Wirklich?“, fragte sie mit strahlenden Augen nach, „Wie geht es ihm denn?“ „Keine Ahnung, ich hab ihn nicht gefragt. Ruf ihn doch einfach an und frag. Obwohl…nein…er hat heute eine Besprechung…versuchs heut Abend mal bei ihm“, schlug ich ihr vor, zwinkerte ihr zu und ging in mein Zimmer. Müde lies ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und schaltete meinen PC ein. „Na komm, jetzt mach schon du Schrottkiste!“, fluchte ich, als ich darauf wartete, dass der PC endlich hochgefahren war, „Na geht doch“. Ich ging in einen Chat, in dem ich öfter war und mit meinen Freund chattete. Mein Nickname war „FallenAngel“.
 

FallenAngel: hey leute!

KnuddelBär: saaaaaaaammmmmmmmyyyyyyyyy

Lovely: saaaaaaaaaaaammmmmmmmmmmyyyyyyy

FallenAngel: kiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimmmmmmmmm, kaaaaaaaiiiiiiiiiii

Lovely: na wat machste so?

KnuddelBär: hey, ich glaub Holly steht auf den Richter!

FallenAngel: waaaaas?

Lovely: what’s up?

KnuddelBär: ihr hättet mal sehen müssen, wie die den heute nach der letzten angestarrt hat…meine güte o.O

FallenAngel: kim, meinst du nicht, das ist ein wenig weit hergeholt, nur weil sie ihn angestarrt hat?

KnuddelBär: *zensiert*

Lovely: ????

KnuddelBär: das was ich sagen wollte, sag ich lieber nicht, ist nicht jugenfrei…hätt aber gut gepasst ;) na ja egal…hm..aber ihr blick sam

FallenAngel: na und? deswegen is sie noch lang nicht in ihn verliebt!

Lovely: aber das würde so einiges erklären!

KnuddelBär: da hat er aber recht!

FallenAngel: häh? wovon redet ihr? was würde das erklären?

KnuddelBär: zum beispiel warum sie immer dann aus der klasse geht, wenn er neben dran unterricht hat oder weshalb sie immer ganz schnell raus will, dann aber ne halbe stunde im vourje rumgammelt, bis sie endlich geht.

Lovely: ja, da hast du recht! und das erklärt auch, warum sie immer so komisch is wenn er in der nähe is…sie guckt ihn immer an voll komisch!

FallenAngel: hm…na ja, wenn ihr meint. ich achte mal drauf, so kann ich das jetzt nicht beurteilen.
 

-sweetheart betritt den Raum-
 

FallenAngel: daaaannnnyyyy

KnuddelBär: dAnNy *laolawelle start*

Lovely: hi…

FallenAngel: geile begrüßung kai -.-

Lovely: was denn? o.O

sweetheart: saaammm, kiiiiim, kai…hi lol *gg*

KnuddelBär: hmm…wen haben wir denn morgen alles?

Lovely: richter, stein, kießling, richter, mallmann und richter

sweetheart: wieso 3 stunden richter?

FallenAngel: ja warum DEN 3 stunden =*(

Lovely: na 1 stunde deutsch normal ;) dann erdkunde…hm…und dann vertretung…

KnuddelBär: hätt der depp uns nit freigeben könne???

sweetheart: ja genau!!! so ein vollidiot!

FallenAngel: jetzt hört doch ma auf! er muss ja auch ne stunde länger bleiben…

Lovely: O.O was bisn du auf einmal so mitfühlend mit DEM?

FallenAngel: na wenn holly in ihn verknallt ist, dann muss er einem ja leid tun!!!

KnuddelBär: da hast du recht *lach*

sweetheart: wusstet ihr, das die ein bild von dem in ihrem hausaufgabenheft hat???

Lovely: was?

KnuddelBär: nit ernsthaft oder?

sweetheart: doch! ich habs gesehen…so eins von unsrer schulhompage…hm…noch ein wenig bearbeitet…aber na ja o.O schon irgendwie komisch oder?

Lovely: das mädchen an sich ist komisch!

FallenAngel: hm…-.- irgendwie tut mir der richter leid *ganz doll mitleid mit dem armen mann hab*

KnuddelBär: ja…da hast du schon recht sam…aber irgendwie hat er’s ja auch verdient!

sweetheart: ?

FallenAngel: ja er ist manchmal scheiße drauf, aber so was? findste das nit ein wenig hart kim?

Lovely: ich find schon sie hat recht sam

KnuddelBär: danke kai…hm…na ja, er hat sich nicht gerade freunde gemacht…

sweetheart: aber trotzdem…

FallenAngel: irgendwie fühl ich mich scheiße!

sweetheart: häh? wieso?

KnuddelBär: *sam ma in den arm nem*

FallenAngel: na weil wir hier so hinter hollys rücken über sie ablästern…ich komm mir irgendwie voll mies vor! *sich bei kim bedank*

Lovely: o.O nit ernsthaft oder? man sam! sie ist doch auch nicht besser!!! glaubst du sie lästert nie ab?

FallenAngel: das kann ich mir bei ihr nicht vorstellen kai…

KnuddelBär: na bei wem auch? sie hat ja keine freunde *lach*

sweetheart: da hast du recht!

FallenAngel: trotzdem komm ich mir mies vor…wir sinken noch auf ihr nevau herab ^^

Lovely: ich hoffe nicht!!!

sweetheart: so tief kann man doch gar nicht sinken!

FallenAngel: ja da hast du wohl recht ;)
 

-BlackDragon betritt den Raum-
 

BlackDragon: hi na wie geht’s?

FallenAngel: hi…gut und selbst?

sweetheart: hi unbekannter

Lovely: danny, sei doch nicht so unhöflich!

KnuddelBär: genau! hi

sweetheart: du hast ihn ja noch nit ma gegrüßt kai!

BlackDragon: ey keinen streit hier…danke mir geht’s gut

FallenAngel: freut mich =)

BlackDragon: mich auch!

KnuddelBär: hm…wo waren wir stehen geblieben?

sweetheart: das wir nicht tiefer als holly sinken können!

Lovely: stimmt!

BlackDragon: wer ist holly?

FallenAngel: ne lange geschichte…

Lovely: nich erwähnenswert!

BlackDragon: also ich hab zeit…=)

sweetheart: kai…hast du mir nicht gesagt, du würdest holly sehr mögen??? o.O

Lovely: ich? ich doch nicht!

FallenAngel: das hat mir ben aber auch erzählt!

KnuddelBär: ja das hab ich aber auch mitbekommen!

Lovely: das stimmt aber gar nicht!

BlackDragon: wer ist denn jetzt diese holly?

sweetheart: stimmt ja wohle!

FallenAngel: ach ein mädchen aus unsrer klasse, die wahrscheinlich in nen teacher verknallt ist!

Lovely: nein! ich mochte sie mal, aber sie is mir irgendwie zu…

KnuddelBär: kindisch, doof, eingebildet, hässlich…such dir was aus

BlackDragon: hört sich irgendwie abgedreht an…wie in so ner seifenoper

Lovely: hmm...ich würd sagen, alles!

sweetheart: kai hör auf! du kannst es nicht leugnen!

Lovely: aber ich mag sie nicht! guck sie dir doch ma an!

FallenAngel: na ja…so ist das halt…aber sie is schon irgendwie komisch. so als wär sie in der dritten klasse hängen geblieben, so sieht sie auch aus o.O

KnuddelBär: wenn du meinst!

Lovely: ja das mein ich!

sweetheart: hm…is mir ja auch egal!

KnuddelBär: na ja…ich muss gehen leutz…sry…bis morgen!!! heggggsmdl

BlackDragon: ja bye

FallenAngel: bis morgen kim!!! *knuff*

Lovely: bye stinktier *gg* hdl

sweetheart: ciaoi süße
 

-KnuddelBär hat uns verlassen-
 

BlackDragon: na ja, kann ja schon sein, aber findest du es nicht ein wenig gemein hinter ihrem rücken über sie herzuziehen?

FallenAngel: ja schon, aber sie tut es ja auch! ich will damit jetzt nicht sagen, dass es gut is, aber wir könnens ihr ja nicht ins gesicht sagen und irgendwie müssen wirs ja rauslassen!

BlackDragon: da hast du schon recht…

FallenAngel: na eben! hm…wie heißt du eigentlich?

BlackDragon: ich? ich heiße jan!

FallenAngel: schöner name =)

BlackDragon: und wie heißt du?

FallenAngel: samantha, kannst mich aber ruhig sam oder sammy nennen

BlackDragon: okay sammy =)

sweetheart: sam? hallo? wir sind auch noch da!

Lovely: ja genau!

FallenAngel: ja sorry leute, aber ihr habt euch doch auch grad so nett ohne mich unterhalten ;)

sweetheart: kaum ist mal ein netter junge da, vergisst uns sam schon wieder ^^

FallenAngel: das stimmt doch gar nicht! >.<

Lovely: ey sam, vergiss nicht, dass du in ner halben stunde wieder in die school musst…hm…

FallenAngel: oh ja…mist -.- hab keinen bock!

BlackDragon: na da musste dann durch!

sweetheart: ey du…du…du…sam-wegnehmer…

BlackDragon: o.O ?

sweetheart: woher kommst du eigentlich?

FallenAngel: kim, warum interessiert dich das denn? o.o

sweetheart: na die nächte können ziemlich einsam sein ^^

Lovely: ey mädels…dafür habt ihr doch mich!

FallenAngel: ja genau kai…dich…du unglaublich geiler kerl ^^

BlackDragon: in ner stadt

sweetheart: ja in welcher denn?

BlackDragon: hm…sag ich dir nicht!

Lovely: was soll das denn heißen sam?

FallenAngel: ach nix…na ja ich mach mich dann mal auf den weg zur schule...was wollt ich da denn noch ma gleich machen?

sweetheart: du hast auch ein hirn wie ein sieb -.-

Lovely: em…besprechung wegen der vorbereitung zum schulfest… bimmelts?

FallenAngel: ach ja…*gg*…bis denne =)

sweetheart: ja bis morgen sam…hdl *winken tuz*

Lovely: ich will morgen bei dir bio abschreiben…also bitte nicht vergessen! hdl *knuddel*

FallenAngel: ja kai…heal *knuff*

BlackDragon: em…bye

FallenAngel: ciao =)

BlackDragon: =)

FallenAngel: *winke winke* heagdl auch dich jan ;)*
 

-FallenAngel hat uns verlassen-

Ich fuhr den PC runter und zog mich um, als es an der Tür klopfte und meine Mutter rein kam. „Hey Sam…du gehst doch jetzt noch mal in die Schule oder?“, erkundigte sie sich und kam in mein Zimmer. „Ja“, antwortete ich, während ich meine Schuhe band. „Glaubst du, du siehst Herrn Fraszczak dort?“, wollte sie wissen und schloss die Tür hinter sich. „Mama, was willst du? Soll ich ihm irgendwas ausrichten oder ihm was mitbringen?“, fragte ich und nahm meine Jacke vom Haken. „Na ja…nein eigentlich nicht. Aber vielleicht könntest du ihm diesen Brief geben…“, bat sie mich indirekt und hielt mir einen Briefumschlag hin. „Ja mach ich! Aber ich muss los, sonst komm ich zu spät“, verabschiedete ich mich, schnappte mir den Brief und verlies das Haus. Es machte mir ja wirklich nichts aus, das Mama und Herr Fraszczak sich mochten, aber warum musste ich denn unbedingt ihr Postbote sein?

„Hey Samantha…na gehst du auch auf das Treffen?“, fragte eine Stimme hinter mir, als ich die Treppe in den ersten Stock hoch ging. „Em ja“, antwortete ich und drehte mich um. Es war Herr Richter. Irgendwie lief ich ihm heute öfter über den Weg als sonst. „Ich helfe ja mit und bin im Vorbereitungsteam“, erklärte ich und wir gingen die Treppe gemeinsam hoch. „Sag mal, du bist doch mit Holly befreundet oder?“, fing er an und schaute auf die Stufen, seine Hände tief in den Taschen seiner khaki-farbenen Jacke verborgen. „Ja, warum?“, entgegnete ich überrascht und schaute ihn an. Seine braunen kurzen Haare waren nach oben gegellt, wodurch seine himmelblauen Augen betont wurden, allerdings sah er dadurch auch aus, wie ein Schüler. „Na ja, mir ist aufgefallen, dass sie oft vor dem Lehrerzimmer ist und ich wollte dich fragen, ob du weißt warum das so ist. Es sind auch noch ein paar andere Dinge, aber vielleicht weißt du ja was mit ihr los ist“, erläuterte er und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. „Em…ich weiß nicht genau worauf Sie hinauswollen“, sagte ich und blieb am Ende der Treppe stehen. „Hm…lass mich es so sagen: Einer meiner Kollegen hat mir erzählt, dass Holly verdächtig oft dort auftaucht wo er gerade ist. Da es natürlich auch eine ganz harmlose Erklärung dafür geben kann und er sie nicht direkt darauf ansprechen will, hat er mich gebeten dich zu fragen“, erklärte er und lehnte sich gegen das Treppengeländer. „Und warum fragt mich Ihr Kollege dann nicht selbst danach?“, erkundigte ich mich, da ich den Verdacht hatte es ginge um ihn. Ob Holly wohl wirklich in ihn verliebt war? Wenn es sogar ihm auffiel…da musste ja irgendwas sein! „Weil er…em…keine Ahnung…weil er halt wollte das ich dich frage!“, antwortete er und fuchtelte mit den Armen rum. „Na ja, wie auch immer. Ich weiß nichts. Holly und ich reden nicht mehr viel miteinander…in letzter Zeit is bei uns der Wurm drin. Daher würde ich Ihrem Kollegen bzw. Ihnen raten, einfach Holly darauf anzusprechen oder mit Herrn Stein darüber zu reden“, schlug ich vor und drehte mich um, „Ich geh dann mal ins Elternsprechzimmer“. „Wie kommst du darauf, dass es um mich geht?“, hielt er mich auf und ich blieb stehen. „Na, alle sagen immer „mein Freund, eine Freundin“ oder so was, dabei meinen sie eigentlich sich selbst. Also daher…“, erklärte ich und ging ins Elternsprechzimmer, wo ich mich auf einen Stuhl setzte. Herr Stein und einige andere Lehrer waren da. Sie sahen um den runden Tisch herum und unterhielten sich. Herr Richter setzte sich mir gegenüber und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Ob er wohl glaubte, dass Holly in ihn verliebt war? Selbst wenn, ich hätte ihm keine Antwort darauf geben können und ehrlich gesagt, war es mir auch ziemlich egal. Holly war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen und Verantwortung für das zu übernehmen, was sie tat.

Herr Kießling kam herein und hinter ihm Frau Englert, unsere Direktorin. Sie trug wieder einmal hohe Schuhe, um ein wenig größer zu wirken. „Guten Tag…schön das ihr alle gekommen seid“, begrüßte sie uns und setzte sich an den Tisch, „Wir besprechen ja heute den Ablauf und die Aufgabenverteilung für das Schulfest.“ Sie nahm eine Mappe aus ihrer großen Tasche und legte sie auf den Tisch. „Also, als erstes brauchen wir mal zwei Freiwillige, die sich um das Buffet und die Getränke kümmern…“, fing sie an und öffnete die Mappe, „dann brauchen noch einige, die sich um den Ab- und Aufbau kümmern, die Koordination und für die Hintergrundarbeiten, wie die Getränkekästen von A nach B bringen usw.“ „Die Getränke und das Buffet nehmen ich und Frau Gustavs. Wir sind ja auch schon bei der Vorbereitung dafür“, sagte Herr Fraszczak und stütze seine Ellenbogen auf den Tisch. „Gut…“, entgegnete Frau Englert und notiere etwas in ihrer Mappe, „Dann noch zwei für den Ab- und Aufbau…“ „Das übernehmen ich und Herr Herbeck!“, antwortete Herr Stein und legte seine Hände in die Taschen seines Pullovers. „Okay…gut dann noch jemand für die Koordination und zwei für die Hintergrundarbeiten“, meinte Frau Englert und schaute fragend in die Runde. „Dann übernehme die Koordination der Schüler“, entschied Herr Krämer. „Na gut, wer is dann noch über?“, wollte Frau Englert wissen, „Also Samantha und du Jan…gut dann macht ihr beide zusammen die Hintergrundarbeiten!“ Sie schrieb wieder wild in ihrer Mappe herum und wandte sich dann an die Runde:„Vergesst nicht: Es darf nichts schief gehen und jeder von euch, trägt die Verantwortung für das was er tut. Geht also was in seinem Bereich schief, gibt’s Ärger!“ Beruhigende Aussichten! Aber warum musste ich denn unbedingt mit dem Richter was machen? Das war ja echt die Höchststrafe!

„Hey Sammy…na wie geht’s deiner Mutter so?“, fragte mich Herr Fraszczak, als ich mich gerade auf den Heimweg machen wollte. „Der geht’s gut. Ich soll Ihnen diesen Brief hier von ihr geben“, antwortete ich und hielt ihm den Brief hin. „Oh danke…“, bedankte er sich und nahm den Brief mit strahlenden Augen an. „Na ja, ich muss dann mal. Schönen Tag noch“, verabschiedete ich mich und lief die Treppe runter.

„Hast du Herrn Fraszczak den Brief gegeben?“, fragte mich meine Mutter als ich die Haustür rein kam. „Ja hab ich und er hat sich gefreut. Genaueres weiß ich nicht. Bei Nachfragen rufen Sie bitte den gewünschten Gesprächspartner an. Danke“, antwortete ich leicht angenervt und setzte mich wieder an meinen Computer.
 

-FallenAngel ist zurück-
 

KnuddelBär: hey sam…wieder da?

FallenAngel: ne weißte, ich bin nur ne vatermorgana! -.-

Lovely: bist du angenervt oder so?

FallenAngel: nein wie kommst du denn darauf?

Lovely: was isn passiert?

FallenAngel: ich muss was mit dem richter zam machen =*O

KnuddelBär: oh…mein herzliches beileid!

Lovely: *tröst* das wird schon!

FallenAngel: hoffentlich…wo ist eigentlich jan hin?

KnuddelBär: der is kurz nach dir raus und meinte er kommt nachher noch mal on…

Lovely: also gleich! warum interessiert dich das überhaupt?

FallenAngel: ach nur so…
 

-BlackDragon ist zurück-
 

KnuddelBär: gibs zu, du magst ihn!

BlackDragon: wer mag wen?

FallenAngel: egal…

Lovely: also was müsst ihr denn überhaupt zam machen?

FallenAngel: em…so „hintergrundaufgaben“… =*O ich will nit!

BlackDragon: o.O worum geht’s?

KnuddelBär: sam muss mit nem teacher was fürs schulfest machen

BlackDragon: was is daran so schlimm?

Lovely: eigentlich nix, wenn’s nit dieser lehrer wäre!

FallenAngel: ja genau…der is so...*zensiert*

BlackDragon: is er denn so schlimm?

FallenAngel: schlimm ist gar kein ausdruck…er ist einfach…argh…=*O ich mag ihn nicht

BlackDragon: und warum?

FallenAngel: weil er mich angeschnauzt hat und mich immer voll komisch behandelt, meine „freundin“ in ihn verknallt ist und ich immer alles abkriege =*O

BlackDragon: ich rall zwar gar nix, klingt aber logisch!

Lovely: ja so is unsre sam eben ^^

FallenAngel: was solln das heißen?

KnuddelBär: nix =)

FallenAngel: ihr seid soooooo gemein =*(

BlackDragon: ich hab doch gar nix gemacht!

FallenAngel: dich mein ich ja auch nicht!

KnuddelBär: schleimer!

Lovely: ar***kriecher^^

BlackDragon: ey!

FallenAngel: lasst ihn in ruhe! >.< man was is denn heut nur los?

KnuddelBär: ja nimm ihn in schutz ^^ lol…egal ich geh dann mal!
 

-KnuddelBär hat uns verlassen-
 

FallenAngel: du mich auch -.-

Lovely: irgendwie bin ich müde…ich glaub ich geh pennen…

FallenAngel: kai!

Lovely: wat denn?

FallenAngel: warum haut ihr jetzt alle ab?

Lovely: ich bin müde

FallenAngel: na und? wir haben erst 17 uhr!

Lovely: na und? ich geh pennen!

FallenAngel: idiot!

BlackDragon: hey beruhigt euch mal wieder!

Lovely: bye

BlackDragon: bye bye

FallenAngel: =(
 

-Lovely hat uns verlassen-
 

BlackDragon: gehst du jetzt auch?

FallenAngel: ne warum?

BlackDragon: na weil deine friends gegangen sind…

FallenAngel: na und?

BlackDragon: ich dacht ja nur…

FallenAngel: denk nicht so viel ;)

BlackDragon: ma gucken…kannst du mir jetzt noch mal erklären was genau an deinem teacher so schlimm is?

FallenAngel: okay: 1. er ist ein mann (schon schlimm genug)

2. hat er mir ne sonderaufgabe aufgebrummt, dabei hab ich nix gemacht!

3. is der einfach nur gemein und ich mag ihn nicht…

BlackDragon: also dafür das er ein mann is, kann er ja nix. und du musst ja was gemacht haben, sonst hätt er dir keine sonderaufgabe aufgebrummt. wenn er gemein zu dir ist, dann musst du ja vorher irgendwas gemacht haben und das du ihn nicht magst…hm…kennst du ihn denn überhaupt?

FallenAngel: ey! du sollst mich unterstützen und ihm nicht helfen!

BlackDragon: sorry, aber ich denk nur logisch…

FallenAngel: ja du hast ja recht.

BlackDragon: was hast du denn gemacht, dass er immer so gemein zu dir ist?

FallenAngel: ich habe ihn ein *denk* …arrogantes, selbstverliebtes arsch genannt und gesagt er würde seinen stand nur ausnutzen

BlackDragon: o.o ich kann ihn verstehen, da wär ich aber auch gemein zu dir!

FallenAngel: ja, aber ich hatte es doch gar nicht so gemeint…ich war sauer und außerdem hab ich mich ja entschuldigt!

BlackDragon: na ja, so leicht geht das bei männern aber nicht. du hast seinen stolz gekränkt…

FallenAngel: man ey, ihr und euer stolz -.- was soll ich machen? vor ihm auf den knien rumrutschen?

BlackDragon: o.O übertreibst du nicht etwas? ich meine…hm…keine ahnung…red mit ihm und sorg dafür das er merkt, dass es dir wirklich leid tut und das du es wirklich nicht so gemeint hast!

FallenAngel: ich will aber nicht mit ihm reden!

BlackDragon: das is allerdings ein problem.

FallenAngel: -.-

BlackDragon: keep smiling=), keep shining=D, i’ll be on your side forever more, that what friends are for =)

FallenAngel: =)

BlackDragon: gut so!

FallenAngel: danke…

BlackDragon: gern geschehen.

FallenAngel: erzähl mal was von dir!

BlackDragon: was denn?

FallenAngel: keine ahnung…wo du herkommst, wie alt du bist, was du für musik hörst…irgendwas halt!

BlackDragon: ich komm aus koblenz und ich hör gern 80er, 70er und rock…

FallenAngel: hm…erzähl noch was…hast du geschwister oder so?

BlackDragon: ja nen kleinen bruder -.- also eigentlich noch nicht…aber bald

FallenAngel: deine mutter ist schwanger? lol…na dann viel spaß, dass werden schlaflose nächte!

BlackDragon: ja -.- na ja, was soll man machen? hast du geschwister?

FallenAngel: ja…ich hab nen großen bruder, der is aber auf der uni…meine eltern wollten zwar noch kinder, aber dann ist dieser unfall passiert…

BlackDragon: was für ein unfall?

BlackDragon: du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst…

FallenAngel: nein schon gut…mein vater ist vor 5 jahren bei einem autounfall ums leben gekommen…

BlackDragon: oh das tut mir leid…sorry das ich gefragt hab…

FallenAngel: ist doch nicht schlimm…ich hab gelernt es zu akzeptieren…hatte ja auch keine andere wahl…

FallenAngel: du hast bestimmt von dem unfall gehört…damals war mein vater auf der straße unterwegs als ein lkw ins schleudern kam…er rammte ein auto vor papa und papa wollte helfen. als er ausstieg krachte ein anderes auto in papa…

BlackDragon: ja ich erinner mich…schrecklich, dabei wollte er nur helfen…ach du tust mir leid! *tröst*

FallenAngel: ach ist schon okay…mama und ich haben uns daran gewöhnt und mama hat ja auch schon mehr oder weniger einen neuen mann…bzw. sind sie immer noch bei dem „wir sind nur gute Freunde“-trip, aber das wird sich wahrscheinlich bald legen

BlackDragon: =) echt? na dann wünsch ich deiner mutter mal viel glück

FallenAngel: ja ich auch. Herr Fraszczak ist einer meiner lehrer und ich hoffe echt, dass es ma bald weiter geht zwischen den beiden, damit ich nicht ständig postbote spielen muss ;)

BlackDragon: dein lehrer? o.O und das macht dir nichts aus?

FallenAngel: nein…seit mama sich mit ihm trifft ist sie endlich wieder richtig glücklich…ich freu mich für sie…außerdem hab ich ihn ja in keinem fach und so ist das kein problem…

BlackDragon: und wenn die beiden zusammenkommen würden…hättest du kein problem damit plötzlich einen deiner lehrer …em…na ja…als stiefvater zu haben?

FallenAngel: nein…er ist nett und außerdem geht es hier nicht um mich, sondern um mama!

BlackDragon: =) na ja…du sorry, aber ich muss off…

FallenAngel: kein problem…ich muss ja auch noch hausaufgaben machen…

BlackDragon: na dann viel spaß…ich muss auch noch arbeiten -.-

FallenAngel: du arbeitest abends?

BlackDragon: ne, aber ich hab mir was mitgenommen… irgendwann muss es ja gemacht werden ;)

FallenAngel: achso…viel spaß

BlackDragon: welche fächer habt ihr morgen?

FallenAngel: hm…*denk* deutsch, mathe, englisch, erdkunde, bio und sport

BlackDragon: ich würd ma erdkunde lernen ;) gute nacht

FallenAngel: warum?
 

-BlackDragon hat uns verlassen-
 

Warum sollte ich denn Erdkunde lernen? Wir hatten ein neues Thema angefangen…ob Herr Richter wohl eine HÜ schreiben würde? Wenn ja, woher wusste Jan das? Warum fragte ich mich überhaupt so was?

„Sam?“, rief meine Mutter durch die Wohnung. „Ja?“, entgegnete ich und ging in die Küche. „Ich treff mich mit Herrn Fraszczak nachher…das macht dir doch nix aus, oder?“, erklärte sie und hetzte in ihr Schlafzimmer. Ich folgte ihr und antwortete:„Nein, natürlich nicht. Was macht ihr denn?“ „Du bist ja ziemlich neugierig! Wir gehen ins Kino…“, meinte sie und wühlte in ihrem Kleiderschrank rum. „Ins Kino?“, fragte ich mit einem alles sagenden Unterton nach. „Ja ins Kino“, wiederholte sie und nahm ein Kleid aus dem Schrank, „Glaubst du ich kann in dem dahin gehen?“ „Em…nein. In so einem Kleid geht man auf einen festlichen Anlass. Wenn du ihm nicht direkt sagen willst, dass du ihn heiraten willst, dann würd ich was anderes anziehen. Ihr geht ins Kino, also zieh doch ganz normale aber edle Klamotten an…vielleicht ein wenig sexy…ich geh heute früh schlafen…“, schlug ich vor und zwinkerte ihr zu. Als ich mich umdrehen und gerade wieder gehen wollte, hielt sie mich auf und fragte:„Sam, macht es dir wirklich nichts aus? Ich mein er ist dein Lehrer und na ja…wegen Papa.“ „Nein wirklich nicht.“, versicherte ich ihr, „Soll ich dir beim Aussuchen der Klamotten helfen? Wir wollen doch, dass du gut aussiehst!“ „Danke, du bist die beste Tochter, die sich ein Mutter wünschen kann!“, bedankte sie sich und wir suchten zusammen ein Outfit für sie aus.

Mama und Stefan

„Samantha glaubst du ich kann wirklich so gehen?“, fragte sie wieder und begutachtete sich skeptisch im Spiegel. „Mama, du siehst super aus…mach dir keine Sorgen!“, beruhigte ich sie, „du setzt dich jetzt hin und wartest in aller Ruhe auf Herrn Fraszczak.“ „Okay…nein, ich geh noch mal ins Bad…noch einmal nachschminken und…“, sagte sie und lief ins Bad, ihre letzten Worte verhalten im Zuknallen der Tür. „Das kann ja was werden…“, stöhnte ich, als es an der Tür klingelte. Ich öffnete sie und Herr Fraszczak stand mit einem Blumenstrauß davor. Okay, ganz ruhig bleiben…nett lächeln und ihn rein beten!, dachte ich. „Guten Abend, Mama kommt gleich. Wollen Sie nicht rein kommen?“, bat ich ihn herein und schloss die Tür hinter ihm. „Schöne Wohnung habt ihr…“, sagte er und schaute sich um. „Ja…kann sein…“, entgegnete ich. „Sam? Wer ist da?“, rief Mama aus dem Bad. „Herr Fraszczak…“, antwortete ich und ging in Richtung meines Zimmers, „ich mach jetzt Hausaufgaben und geh schlafen…nacht!“

Ich lies mich auf mein Bett fallen und lauschte was Mama und Herr Fraszczak im Flur sprachen. „Guten Abend Stefan.“, begrüßte Mama Herrn Fraszczak. „Guten Abend Joana, du siehst gut aus…“, entgegnete Herr Fraszczak, „Lass uns gehen“ „Ja“, antwortete meine Mutter und kurz darauf fiel die Wohnungstür zu. „Hoffentlich kommen sie diesmal über die Freundschaftstour drüber“, sagte ich zu mir selbst und schaltete meine Stereoanlage an.

Gegen 24:00 Uhr hörte ich wie leise die Wohnungstür aufging. Mama war also wieder da, ob Herr Fraszczak auch dabei war. „Pssst Stefan, Sam schläft bestimmt schon…ich will sie nicht wecken…“, hörte ich Mama leise sagen und die Wohnungstür wurde geschlossen. „Ich will sie auch nicht wecken…“, entgegnete Herr Fraszczak und die Beiden gingen den Flur entlang. Dann öffnete sich die Tür zu Mamas Schlafzimmer und die Beiden verschwanden darin. Ich denk jetzt nicht weiter darüber nach, was die Beiden da mache, sagte ich zu mir selbst und drehte mich um, konnte allerdings nicht einschlafen. „Okay…ganz ruhig! Ich werde mir jetzt was zu trinken holen gehen…nein, dann stör ich ja Mama…hm…okay, tief einatmen, Augen schließen und schlafen“, sagte ich zu mir selbst und drückte mich in meine Matratze.

„Guten Morgen Sam“, begrüßte mich meine Mutter, als ich am Morgen in die Küche kam, „hast du gut geschlafen?“ „Ja…so einigermaßen…“, entgegnete ich und lies mich auf einen Stuhl sinken, „frühstückt Herr Fraszczak mit oder ist er schon gegangen?“ „Em…er is im Bad…aber woher weißt du das er hier ist?“, entgegnete sie und stellte die Kaffeekanne auf den Tisch. „Ich hab euch gehört“, antwortete ich und schmierte mir ein Brot. „Was?“, fragte sie und sah mich geschockt an. „Nein…nicht das…ich mein als ihr rein kamt!“, verbesserte ich und biss in mein Brot. „Achso…“, meinte sie lächelnd. „Mama…seid ihr jetzt zusammen…oder…“, fragte ich sie und streckte mich. „Em…ja…“, antwortete sie und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse, „Ist das okay für dich?“ „Guten Morgen“, erklang eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um. Es war Herr Fraszczak der gerade aus dem Bad gekommen war und nur in Jeans vor mir stand. Ich drehte mich wie erstarrt wieder zum Küchentisch und entgegnete leise:„Morgen“ „Em…Stefan…vielleicht solltest du dir was überziehen“, schlug meine Mutter vor, während ich versuchte den Anblick meines halbnackten Lehrers zu vergessen. „Ja…okay…“, stimmte er ein und ging ins Schlafzimmer. „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich meine Mutter. „Abgesehen davon, dass ich grad meinen Lehrer halbnackt gesehen habe und er in unserem Bad war…ja“, antwortete ich und nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Sam…wenn du etwas dagegen hast…das ich und Stefan…dann sag das bitte“, bat mich meine Mutter und sah mich eindringlich an. „Mama es ist wirklich in Ordnung, sonst hätte ich schon vorher etwas gesagt. Ich muss mich nur erst daran gewöhnen, dass hier plötzlich ein Mann rum läuft…“, versicherte ich und lächelte leicht. „So da bin ich wieder…“, sagte Herr Fraszczak und kam in die Küche. „Ja…ich mach mich dann mal fertig…“, entgegnete ich und stand auf. „Sam…“, meinte meine Mutter und sah mich durchdringend an. „Es ist okay, wirklich…ich muss mich nur fertig machen…oder soll ich vielleicht im Schlafanzug in die Schule gehen?“, versicherte ich ihr noch einmal und ging ins Bad. Ich setzte mich einen Moment auf die Toilette, um noch einmal alles revue passieren zu lassen. Mir war klar, dass es früher oder später soweit kommen würde, aber jetzt schon? Das ging mir ein wenig zu schnell, aber hauptsache war, dass es Mama gut ging.

„Sam…soll ich dich mit zur Schule nehmen?“, fragte Herr Fraszczak, als ich aus dem Badezimmer kam. „Ja, das wäre nett“, antwortete ich und kam wieder in die Küche, um zu ende zu frühstücken. Ich setzte mich hin und schmierte mein Brot. Herr Fraszczak und Mama saßen mir gegenüber und schauten mich an. „Is was?“, fragte ich und sah sie verwundert an. „Nein, gar nichts…“, antwortete Mama lächelnd und trank ihren Kaffee leer. „Na okay…ich geh mal meine Sachen packen…“, verkündete ich unsicher und ging auf mein Zimmer. Irgendwie war es heute Morgen anders als sonst. Okay, abgesehen davon, dass Herr Fraszczak da war. Ich packte meine Schulsachen ein, nahm mein Handy und meine Jacke. „Bist du fertig?“, fragte Herr Fraszczak und nahm seine Jacke von der Garderobe, „ich muss noch mal daheim vorbei, meine Sachen holen…ist doch kein Problem für dich oder?“ „Nein, ich hab Zeit…“, antwortete ich und nahm meinen Wohnungsschlüssel. „Aufwidersehen Joana“, verabschiedete sich Herr Fraszczak von Mama und gab ihr einen Kuss. „Tschüss Stefan…“, sagte sie und lächelte ihn an. „Ciao Mama“, meinte ich und folgte Herrn Fraszczak. „Bye Sam“, sagte Mama, doch ich hörte es nicht mehr, da ich schon die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte.

„Sam…“, durchdrang Herr Fraszczak die Stille, als wir auf dem Weg von seiner Wohnung zur Schule waren. „Ja?“, fragte ich. „Hör zu, deine Mutter bedeutet mir sehr viel…“, fing er an. „Ich weiß“, unterbrach ich ihn. „Ja und ich…wenn du ein Problem damit hast, dass ich und dein Mutter…“, fuhr er fort. Nicht das schon wieder! „Ich hab kein Problem damit und wenn Sie oder meine Mutter mich das noch hundertmal fragen. Ich habe kein Problem damit!“, entgegnete ich leicht angenervt. „Okay…ich wollte nur nicht, dass du dich ausgeschlossen oder so fühlst…“, erklärte Herr Fraszczak, „weißt du…deine Mutter ist ein sehr toller Mensch und vielleicht wird auch mehr aus uns, aber eins sollst du wissen, falls mehr aus uns werden sollte…ich weiß ich kann nie wie dein Vater sein…aber ich will wenigstens versuchen dir zu helfen…“ „Herr Fraszczak niemand kann wie Papa sein und auch wenn Sie seinen Platz einnehmen, werden Sie ihn niemals ausfüllen können! Ich weiß Sie wollen diesen Platz nicht einnehmen und das ist auch okay…es ist völlig okay, dass Sie und meine Mutter zusammen sind. Sie machen Mama glücklich, so glücklich wie sie schon lange nicht mehr war und ich mag Sie. Aber wenn Sie versuchen sollten Papas Platz einzunehmen, dann werden Sie einige Probleme mit mir bekommen. Von mir aus seien Sie der Mann an Mamas Seite, aber nehmen Sie nicht Papas Platz ein!“, sagte ich und schaute aus dem Fenster. „Ich will seinen Platz ja auch gar nicht einnehmen. Glaub mir, ich versteh dich sehr gut…aber wenn aus mir und deiner Mutter mehr werden sollte…dann bin ich ja…“, fing er an verstummte aber. „So was wie mein Vater…“, beendete ich seinen Satz, „Sie können es ruhig sagen. Wenn Sie Mama heiraten sollten, ist das schön und gut…ich werde Sie als Mamas Mann akzeptieren, aber als meinen Vater niemals. Ich hatte nur einen Vater und ich werde nur einen Vater haben!“ „Sam, ich will den Platz deines Vaters wirklich nicht einnehmen, aber wenn ich und deine Mutter wirklich heiraten sollten, dann habe auch ich die Verantwortung für dich.“, sagte er und bog auf den Parkplatz vor der Schule ein. „Ich werde Ihre Entscheidungen akzeptieren…aber wir sollten erstmal abwarten, ob überhaupt was daraus wird…wer weiß schon wie lange es halten wird…“, meinte ich und schnallte mich ab. „Ich liebe sie Sam…“, sagte er und sah mich durchdringend an. Ich sah ihn kurz an und stieg aus dem Auto aus. Als ich aus dem Auto ausgestiegen war, atmete ich tief durch und machte mich auf den Weg zur Schule. Gegen Herrn Fraszczak hatte ich ja nix, aber Papas Platz durfte er nicht einnehmen! Niemals!

„Hey Sam…“, durchdrang Kims Stimme meine Gedanken. „Tach“, sagte ich und drückte mich gegen meine Stuhllehne. „Hast du Erdkunde gelernt?“, fragte sie mich, „ich glaub der Richter hat eben ne HÜ kopiert.“ „Wie der Richter hat ne HÜ kopiert? Biste dir sicher?“, entgegnete ich verwundert und dachte daran was mir Jan im Chat gesagt hatte. „Also es sah zu mindest nach einer HÜ aus…Genaueres kann ich dir nicht sagen…hm…also hast du gelernt?“, erklärte Kim. „Em…ein wenig. Also ich habs mir noch mal durchgelesen, aber wirklich gelernt habe ich nicht.“, antwortete ich und nahm meine Erdkundesachen raus, „Aber ich bezweifle das er was schreibt. Vielleicht war es ja ne HÜ für ne andere Klasse…“ „Ja hoffen wir mal, denn ich weiß gar nichts“, meinte Kim und band sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. „Morgen Sam, morgen Kim“, begrüßte uns Kai als er in die Klasse kam. „Moin Kai“, entgegnete ich und lächelte ihn an. „Na, wie wars gestern noch mit Jan?“, fragte er mit einem eindeutigen Unterton. „Wir haben uns unterhalten…mehr kann man im Chat ja auch nicht machen. Er is nett…“, antwortete ich. „Und? Magst du ihn?“, erkundigte sich Kim und grinste mich alles sagend an. „Ich kenn ihn doch noch gar nicht richtig! Außerdem hab ich ihn noch nie gesehen, wer weiß wie der wirklich ist?“, stöhnte ich und schüttelte den Kopf. „Und wie war das Treffen der Mutter mit ihrem Lover?“, wollte Kai wissen. „Er is nicht ihr Lover…er is jetzt ihr Freund“, antwortete ich und lehnte mich an die Stuhllehne an. „Wie?“, erkundigte sich Kim. „Jetzt ernsthaft?“, fragte Kai nach. „Ja, er hat bei uns übernachtet und heut morgen stand er halb nackt in der Küche. Auf den Anblick hätte ich echt verzichten können!“, erklärte ich, „Er hat mich auch mit zur Schule genommen.“ „Oh…zieht er jetzt zu euch?“, erkundigte sich Kai. „Woher soll ich das denn wissen? Bin ich Gott? Bin ich allwissend?“, antwortete ich gereizt. „Tut mir Leid das ich gefragt hab“, entschuldigte sich Kai kleinlaut. „Nein tut mir Leid, ich hätt dich nicht so anzicken sollen“, sagte ich leise, „aber das ist irgendwie komisch. Ich meine, ich steh morgens auf und mein Lehrer steht halbnackt in der Küche…“ „Ach Sam…“, grinste Kim, „dann wirst du ihn wohl jetzt öfter sehen.“

Herr Richter kam in die Klasse. Er sah irgendwie müde aus. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und er sah aus, als würde er gleich einschlafen.

„Also, Tische auseinander, Atlas zwischen euch, alles vom Tisch außer nem Mäppchen und Klappe zu!“, befahl Herr Richter und legte einen Stapel Blätter auf den Tisch. Er schrieb also wirklich eine HÜ. Woher wusste Jan nur davon? War es nur Zufall gewesen? Natürlich! Woher sollte er es auch wissen? „Sam? Stell deinen Tisch rüber“, wurde ich von Herrn Richter aus meinen Gedanken gerissen, „Oder willst du direkt ne sechs haben?“ „Nein, ich mach schon“, beruhigte ich ihn und schob meinen Tisch an die Wand und setzte mich daran. Warum war er denn so gereizt? Und warum wusste Jan, dass Herr Richter heute eine HÜ schrieb? Ich würde ihn heute Mittag im Chat fragen, auf seine Antwort war ich wirklich gespannt! Herr Richter legte die HÜ auf meinen Tisch und sagte:„So ihr könnt jetzt anfangen. Ihr habt 15 Minuten Zeit und keine Sekunde länger!“ Alle fingen sofort eifrig an zu schreiben. Ich drehte erst mal das Blatt um und las mir alle Aufgaben durch. Es war eigentlich eine einfache HÜ. Er fragte noch nicht einmal die Fachbegriffe nach, aber hätte ich es mir am Abend nicht durchgelesen gehabt, hätte ich Probleme beim Beantworten der Fragen gehabt. Als ich fertig war schaute ich mich um. Kim sah mich gequält und fragend an. Also schob ich so unauffällig wie nur irgendwie möglich, meine HÜ an die Tischkante, damit Kim abschreiben konnte. Sie warf einen flüchtigen Blick darüber und schrieb etwas auf ihre HÜ. Dann kam Herr Richter und schob meine HÜ weiter in die Mitte meines Tisches. „Wir wollen ja nicht, das ich jemandem zu Unrecht das Blatt abnehme, weil ich den Verdacht habe er schreibt ab. Wenn du fertig bist, dreh dein Blatt bitte um!“, sagte er und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. „Ich…les mir noch mal alles durch, falls ich Fehler gemacht hab…“, entgegnete ich und richtete den Blick auf mein Blatt. Hatte er gemerkt, dass Kim abgeschrieben hatte?

„Okay…alle Stifte hinlegen und Blätter umdrehen! Die Blätter bitte nach vorne durchgeben!“, beendete Herr Richter die HÜ und sah streng in die Klasse, um zu überprüfen ob noch jemand schrieb. „So ein Mist, ich wusste so gut wie gar nix…danke dass ich ma gucken durfte“, stöhnte Kim, als ich meinen Tisch wieder hinstellte. „Gern geschehen, ich hoffe nur er hat nichts gemerkt!“, entgegnete ich und setzte mich wieder hinter meinen Tisch. „Also, wer von euch hat die Hausaufgaben für heute vergessen?“, fragte Herr Richter deutlich genervt. Was war nur mit ihm los? Und warum um alles in der Welt interessierte es mich, was mit meinem Lehrer war? „Hat einer die Deutschhausaufgaben nicht?“ „Also bis jetzt noch nich, aber bis zur fünften Stunde hab ich sie“, scherzte Mirko. „Ja und gleich hast du nen Klassenbucheintrag!“, zickte Herr Richter sauer, „Wir machen jetzt Deutsch…also Sachen raus!“ Leicht eingeschüchtert holten wir unsere Deutschsachen raus. „Weiß jemand was wir in der letzten Stunde gemacht haben?“, wollte Herr Richter wissen und nahm seine Mappe aus seiner Tasche. Niemand zeigte auf und er schrie sauer:„Warum mach ich hier eigentlich Unterricht, wenn ihr eh nicht zuhört und euch nichts merkt? Ihr müsst auch was machen! Ich schenk euch eure Noten nicht und ich hab auch keine Lust jeden Tag immer wieder alles zu wiederholen nur weil ihr zu faul seid, es euch daheim durchzulesen!“ Ich rückte ein Stück von ihm weg. Was war denn bitte mit dem los? Alle schauten ihn geschockt an und dann zeigte Katrin auf. „Ja Katrin?“, nahm Herr Richter Katrin immer noch ziemlich gereizt ran. „Wir haben über die deutsche Nationalhymne geredet“, sagte sie. „Geht doch! Warum muss man hier immer erst rumschreien, damit ihr was macht? Liegt es an mir? Habt ihr irgendein Problem mit mir oder seid ihr einfach nur zu faul? Mach ich zu schlechten Unterricht?“, fuhr er uns wieder an, „Jetzt hört mir mal zu! Wenn ihr so eine Arbeitseinstellung habt, braucht ihr euch nicht über schlechte Noten zu wundern. Und dann rennt bitte nicht zu euren Eltern und erzählt denen, dass es am Lehrer liegt! Nur weil ihr zu faul zum Lernen seid und schlechte Noten schreibt, müsst ihr mich nicht dafür verantwortlich machen! Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich das euch hier erzähle, dann fragt euren Klassenkameraden! Ich trag euch nicht zum Abschluss und nur weil ihr Schiss vor euren Eltern habt, müsst ihr mich nicht für eure schlechten Noten verantwortlich machen!“ Wir schauten ihn alle überrascht an und dann uns. Wer hatte denn bitte seinen Eltern so was erzählt? „Wenn ihr irgendein Problem mit meinem Unterricht habt, dann sagt es mir! Denn wenn ich abends angerufen werde von einer Mutter und die dringlichst mit mir morgens reden möchte und ich dann morgens so was zu hören kriege, dann hab ich echt so nen Hals!“, sagte er sauer, „Und wenn ich dann auch noch erzählt kriege, dass ich ja ein totaler Loser als Lehrer bin, dann könnte ich echt ausrasten. Ich habe ein Studium hinter mir und ich habe gelernt zu unterrichten und wenn dann irgendeine Mutter, die keine Ahnung davon hat daher kommt und…ach is ja auch egal! Vergesst es einfach!“ Er packte sauer seine Mappe wieder in die Tasche und wühlte in ihr rum. Dann klingelte es. Alle standen ein wenig verwirrt auf, um in die Turnhalle zu gehen. Ich saß einige Zeit da und beobachtete ihn. Er war kein schlechter Lehrer! Ganz und gar nicht! Er war einer der besten an unserer Schule, umso weniger verstand ich, dass jemand so etwas zu ihm sagte. Es klingelte erneut. So langsam müsste ich mal in die Turnhalle, aber ich konnte nicht mit ansehen, dass er so traurig war. Ich ging zu ihm und sagte leise:„Herr Richter?“ „Was? Hast du keinen Unterricht?“, fragte er abwehrend. „Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, aber ich finde Sie sind ein guter Lehrer“, entgegnete ich und ging zur Tür. „Sam…danke“, bedankte er sich bei mir und ich ging zur Turnhalle.

Es war Pause und ich saß auf dem Schulhof neben Kim in der Sonne. „Man war Sport wieder anstrengend! Muss die uns denn immer so rumhetzen?“, stöhnte Kim legte sich mit dem Rücken auf ihren Ranzen. „Sie ist Sportlehrerin, dass ist ihr Job“, entgegnete ich und sah zur Pausenhalle, aus der langsam alle Schüler auf den Schulhof kamen, „Welche Mutter glaubst du hat mit Herrn Richter geredet?“ „Keine Ahnung. Interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht. Er ist ein scheiß Lehrer“, sagte Kim und hielt sich die Hand vor die Augen, um etwas sehen zu können, „Ich mein, sie hat ja nur die Wahrheit gesagt. Deshalb muss er nicht so ausrasten“ „Kim! Er ist ein guter Lehrer. Du magst ihn doch nur nicht, weil er dir mal nen Tadel gegeben hat, aber daran warst du auch selber Schuld!“, entgegnete ich leicht zickig, „Außerdem, selbst wenn er so ein schlechter Lehrer sei, was er ja nicht ist, dann sagt man ihm das trotzdem nicht ins Gesicht. Das ist total unfair und unhöflich“ „Was hast du denn? Warum nimmst du ihn denn jetzt in Schutz?“, wollte Kim wissen und setzte sich auf, „Sam, er ist total zickig und unerfahren. Er hat keinerlei Ahnung wie man mit uns umgehen soll. Außerdem hätt er mir keinen Tadel geben brauchen!“ „Ich nehm ihn nicht in Schutz! Ich sage nur, dass es nicht fair war, ihm so was ins Gesicht zu sagen“, stellte ich richtig, „Außerdem nur weil er noch jung ist und noch nicht so viel Erfahrung hat, heißt das nicht, dass er ein schlechter Lehrer ist. Dein Problem ist doch nur, dass du nen Tadel gekriegt hast und ihm die Schuld daran gibst. Aber du weißt genau, dass du selbst dran schuld bist. Hätte er dir keinen gegeben und es wär raus gekommen, hätte er verdammten Ärger gekriegt!“ „Du nimmst ihn wohl in Schutz!“, zickte Kim, „Er ist einfach nur ein Feigling und ein doofer noch dazu. Ich kann nicht verstehen das du ihn in Schutz nimmst!“ „Worüber streiten wir uns hier eigentlich? Das ist doch Schwachsinn!“, entgegnete ich. „Keine Ahnung...“, meinte Kim leicht lächelnd. „Weißt du Kim, wessen Mutter es auch immer war…das war einfach nicht fair. Er ist auch nur ein Mensch…er hat auch Gefühle…“, sagte ich leise und schaute Kim an. „Kann sein…aber das einzige Gefühl das ich bis jetzt bei ihm vernommen habe, war Wut oder Hass…hm…ob der wohl auch andere Gefühle hat?“, überlegte Kim und kicherte leise, „Kannst du ihn dir verliebt vorstellen? Lächelnd oder gar lachend? Wär irgendwie komisch ihn so zu sehen…so ungewohnt…“ „Natürlich hat er noch andere Gefühle und er ist bestimmt verliebt…oder war es zu mindest mal. Ist ja nicht schlimm, dass er das nicht so zeigt…er will halt Job und Privatleben voneinander trennen…“, meinte ich, „Aber das hat ihn belastet, also das mit der Mutter…er war total fertig…“ „Sag mal, kann es sein das du ihn irgendwie magst?“, fragte Kim und sah mich breit grinsend an. „Em…er ist mein Lehrer und nicht mehr…“, antwortete ich leicht verwirrt. Wie kam sie denn auf den Mist. „Ja, wenn du meinst…was ist jetzt eigentlich mit dir und Ben? Du redest ja gar nicht mehr von ihm…biste geheilt?“, wechselte Kim das Thema. „Em…Ben…na ja, ich weiß nicht. Ich zweifele ein wenig daran. Ich hab ihn gern, aber…keine Ahnung. Irgendwie hab ich das Gefühl ihn nicht wirklich zu lieben.“, gestand ich und sah zu Boden, „Ich muss mir erst über meine Gefühle klar werden, vorher kann ich dazu nichts sagen.“ „Hm…ich dachte ihr seid euch gestern ein wenig näher gekommen…oder hat er dir etwa keinen Kuss gegeben?“, fragte Kim. „Woher weißt du das?“, entgegnete ich überrascht, „Aber es war ja kein richtiger Kuss…nur auf die Wange“ „Von Ben…er hat es heut morgen rum erzählt. Allerdings hat er gesagt, ihr hättet rumgeleckt“, antwortete Kim und sah mich durchdringend an. „Bitte was? Spinnt der? Wir haben nicht rumgeleckt! Wieso erzählt der so nen Mist?“, entgegnete ich geschockt und sauer zu gleich. Warum machte er das? Das hätte ich nie von ihm gedacht! „Keine Ahnung, aber er hat sich ziemlich damit angegeben. Ich war schon ein wenig sauer, weil du mir nichts erzählt hattest“, antwortete Kim. „Weil es da nichts zu erzählen gibt!“, fiel ich sauer ins Wort, „Dem mach ich die Hölle heiß, so nen Mist über mich zu erzählen!“ Stink sauer stieg ich auf und ging zu Ben. „Oh hi Sam, was ist?“, fragte er mit einer Unschuldsmiene nach. „Was soll der Mist?“, wollte ich von ihm wissen und sah ihn vorwurfsvoll an. „Was meinst du?“, entgegnete er gespielt überrascht. „Das weißt du genau! Wieso erzählst du den andern, dass wir rumgeleckt hätten?!“, fuhr ich ihn wütend an. „Weil es stimmt…“, antwortete er und schaute kurz die Jungs, die um ihn standen an, „oder hast du es schon wieder vergessen? Dir muss das doch nicht peinlich sein!“ „Spinnst du?! Das stimmt nicht und das weißt du genauso gut wie ich! Warum erzählst du so nen Mist?“, zickte ich sauer, „Willste deinen Kumpels irgendwas beweisen oder was?! Du bist doch echt krank!“ Ich drehte mich um und wollte gehen, als er mich festhielt. „Ich bin nicht krank und ich weiß nicht, warum du nicht zugeben willst, dass du mich geküsst hast!“, sagte er und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. „Weil ich es nicht getan hab und jetzt lass mich gefälligst los!“, befahl ich ihm sauer und versuchte mich loszureißen. Er griff fester zu, zog mich zu sich, legte seine Arme um meinen Rücken und küsste mich. Die Jungs um ihn herum grinsten sich einen ab und lachten sich schlapp. In mir stieg eine ungeheuere Wut auf, ich schuppste ihn weg und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Spinnst du jetzt total? Hast du sie noch alle? Ich glaub du bist nicht mehr ganz dicht!“, schrie ich ihn an. „Jetzt stell dich nicht so an, ich weiß doch, dass du es auch wolltest!“, entgegnete er grinsend und packte mich wieder am Arm. „Lass mich los!“, zickte ich ihn an und versuchte wieder mich loszureißen, als Kim mir zu Hilfe kam. „Ey, lass sie in Ruhe!“, fuhr sie ihn an und schuppste ihn weg. Einer seiner Freunde hielt sie jedoch fest und sie versuchte sich erfolglos zu befreien. „Lasst mich in Ruhe!“, schrie sie wütend. Dann kam Herr Fraszczak. Ich war noch nie so erleichtert ihn zu sehen! „Was ist denn hier bitte los?“, fragte er, „lass sie los!“ Der Junge lies Kim los und sie kam zu mir. „Sam hat mich geschlagen und Kim hat mich geschuppst, wir haben uns nur verteidigt.“, log Ben mit einer Unschuldsmiene. „Das stimmt nicht! Er hat Sam geküsst und sie festgehalten, obwohl sie es nicht wollte! Als ich helfen wollte, hat mich dieser Idiot da festgehalten!“, fauchte Kim wütend. „Er hat dich geküsst?!“, fragte Herr Fraszczak überrascht nach. Ich nickte nur, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Das war mir alles so peinlich! Warum denn gerade er? Mama würde das bestimmt sofort erfahren und sich dann nur wieder Sorgen machen! Aber was mir viel mehr zusetzte war, dass es Ben war, der es tat. Warum denn Ben? Hatte ich ihn denn so falsch eingeschätzt? War das wirklich der Junge, in den ich mich verliebt hatte? „Ben du kommst mit mir zur Direktorin!“, befahl Herr Fraszczak mit kaltem Blick. „Warum? Ich hab nix gemacht!“, wehrte Ben sich. „Du hast sie geschuppst und zu Sachen gezwungen die sie nicht wollte! Das ist sexuelle Belästigung!“, entgegnete Herr Fraszczak ein wenig angenervt. „Das sagen Sie doch jetzt nur, weil sie auf Sams Mutter stehen!“, warf Ben Herrn Fraszczak vor und wie man an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte, bereute er es auch schon eine Sekunde danach. Woher wusste er davon? Und warum sagte er so nen Mist? „Ben, du kommst jetzt sofort mit!“, schrie Herr Fraszczak und schleifte ihn ins Schulgebäude. Ich sah nur geschockt hinterher. Was war denn bitte los? Woher wusste Ben, was zwischen Herrn Fraszczak und meiner Mutter war?

„Sam?“, riss mich Herrn Richters Stimme aus meinen Gedanken, als ich im Klassenraum saß. „Ja?“, fragte ich und sah ihn an. „Herr Fraszczak möchte mit dir sprechen. Du sollst vors Elternsprechzimmer gehen!“, antwortete er und sah mich mit einem auffordernden Blick an. Also stieg ich auf und ging vors Elternsprechzimmer, wo Herr Fraszczak schon auf mich wartete. „Sammy, da bist du ja“, begrüßte er mich und wir gingen ins Elternsprechzimmer. „Was it denn?“, fragte ich, als wir uns hinsetzten. „Das weißt du genau…erzähl mir bitte was da heute in der Pause mit Ben war“, bat er mich und sah mich mit einem mitleidigen Blick an, „ich will dir nur helfen“.

André

„Das hat Kim Ihnen doch schon erzählt…“, entgegnete ich ausweichend. „Ich will es aber nochmal von dir hören. Warum willst du es mir denn nicht sagen?“, meinte er und lehnte sich gegen seine Stuhllehne. „Weil ich nicht will, dass Mama es erfährt. Sie macht sich dann nur unnötig Sorgen und das will ich einfach nicht…“, antwortete ich und schaute auf den Boden. „Sam ich sag ihr nichts. Versprochen.“, versprach er und sah mich lächelnd an. „Okay“, gab ich nach, „Also, gestern nach der Schule hat Ben mir einen Kuss auf die Backe gegeben und heute morgen hat er in der Klasse rum erzählt wir hätten rumgeleckt. Das stimmt natürlich nicht und ich war stinksauer. Als ich ihn zur Rede stellen wollte, hat er mich halt geküsst. Kim wollte mir helfen und dann hat der Typ sie festgehalten.“ „Oh…das is ja ma was…“, kommentierte er und kratzte sich am Kopf, „Na ja, dass wird schon wieder.“ „Ja…bestimmt“, stöhnte ich. „Aber sag mal…woher weiß Ben das von mir und deiner Mutter?“, fragte er mich und sah mich mit einem leicht vorwurfsvollen Blick an, „Du hast das ja wohl nicht rum erzählt?“ „Ich weiß nicht woher er’s weiß! Ich habs nur Kim und Kai erzählt. Sie sind meine besten Freunde und ich weiß dass sie nichts weitersagen. Außerdem musste ich das einfach irgendwem erzählen, sonst wär ich wahnsinnig geworden!“, gestand ich und legte meine Hände in meinen Schoß. „Okay…em…das ist okay. Aber irgendwoher muss er’s ja wissen. Bist du dir sicher, dass die Beiden es niemandem gesagt haben?“, fragte er nach. „Ja natürlich! Das sind meine Freunde.“, zickte ich leicht sauer und enttäuscht. Wie konnte er nur glauben, dass die Beiden es jemandem gesagt hätten? „Hey tut mir Leid…aber irgendwoher muss er’s ja wissen…“, verteidigte er sich. „Ja keine Ahnung. Von meinen Freunden und mir aber nicht! Sie haben es ja bestimmt auch irgendwem erzählt…vielleicht hat diese Person es ihm ja erzählt!“, warf ich ein und sah ihn durchdringend an. „Nein, dass glaub ich nicht. Ich habs nur Jan erzählt. Also Herrn Richter. Ich bezweifle mal, dass er Ben was gesagt hat.“, erklärte Herr Fraszczak. „Wer weiß…Seit wann sind Sie eigentlich mit Herrn Richter befreundet?“, entgegnete ich leicht verwundert, obwohl es mir eigentlich egal war. „Em…seit er hier auf der Schule ist…aber egal. Sam em…wir werden uns ja jetzt wahrscheinlich öfter sehen…wie wärs wenn du mich einfach duzt?“, bot er mir an. „Em…also…ich weiß ja nicht…“, stammelte ich überfordert. „Du musst nicht, wenn du nicht willst, aber es wäre vielleicht bisschen vorteilhafter, oder? Du musst mich ja nicht in der Schule duzen, solltest du vielleicht auch besser nicht. Aber wenn wir uns privat sehen…“, erklärte er lächelnd. „Em…Okay…“stimmte ich ein. „Gut…ich muss wieder ins Lehrerzimmer…du solltest vielleicht auch wieder in den Unterricht gehen…“, schlug Herr Fraszczak vor und ich ging wieder in die Klasse.

„Hey Sam, da biste ja wieder…was war denn?“, flüsterte Kim mir zu, als ich mich wieder auf meinen Platz gesetzt hatte. „Kim, Samantha, ihr könnt in der Pause reden, passt jetzt gefälligst auf!“, ermahnte uns Herr Richter. Ich hatte doch gar nix gemacht! Warum wurde ich denn jetzt angemotzt? Kim tippte mich an und schob mir einen Zettel rüber.
 

Sam, jetzt erzähl mir ma was los war! Worüber wollte Herr Fraszczak mit dir reden? Wars wegen der Sache von heut morgen aufm Schulhof? Oder wegen ihm und deiner Mutter?
 

Er wollte mit mir über Ben reden. Voll der Mist. Hoffentlich sagt der Mama nix.
 

Macht der bestimmt nit, wenn der mit deiner Mutter zam ist, machen die bestimmt andere Sachen als reden! ^^
 

Kim! Was denkst du denn bitte von meiner Mutter? >.< Aber irgendwie hast du ja recht…o.O schrecklicher Gedanke!!!!
 

So ist das halt! Verliebte Leute eben…Was hat der denn zu der Sache mit Ben gesagt?
 

Nicht viel…er sagt: Das is ja ma en Ding…

ja und das wars -.- typisch Mann! Hm…er hat mir sogar angeboten ihn zu duzen…
 

Ja, der is ja ma sehr konsequent und so entschlossen^^

Ja wurde ja auch Zeit! Ich mein, so lange wie deine Mutter und der sich schon treffen… dann nennst du ihn vielleicht bald Papa *freck lach*
 

Haha… ich werd ihn nicht Papa nennen!!!
 

War doch auch nur ein Witz!!!

Kommt dein Bruder eigentlich mal wieder?
 

Mein Bruder? Warum?
 

Ach nur so…also kommt er mal wieder?
 

Die haben noch keine Ferien, aber ich glaube… in ner Woche kommt er. Ich bin mir aber nicht ganz sicher…
 

Ich komm dich dann mal besuchen^^
 

Sag ma willst du was von meinem Bruder?
 

Nein! Ich doch nicht ;) Na ja, er sieht gut aus und ist nett und so…
 

Und er hat ne Freundin…
 

=*( seit wann?
 

Öhm…drei Monaten
 

Warum hast du mir das nicht erzählt?
 

Woher sollt ich denn wissen, dass dich das interessiert?
 

„Samantha, Kim, ihr habt doch sicher nichts dagegen, mir eure kleine Unterrichtsnotiz zu geben oder?“, fragte Herr Richter und sah uns durchdringend an. „Em…“, brachte ich nur heraus. „Em…eigentlich schon.“, antwortete Kim. „Gib her!“, forderte Herr Richter sie auf und sie gab ihm widerwillig unseren Brief, „ihr kommt nach der Stunde mal zu mir!“ „Das hört sich an wie ne Drohung“, flüsterte Kim mir grinsend zu. Ich sah sie nur verwirrt an und schaute dann wieder in mein Buch.

„Also…ihr habt ja sehr spannende Themen, die ihr unbedingt im Unterricht besprechen müsst…“, fing Herr Richter nach der Stunde an. „Em…na ja, so spannend sind sie auch nicht“, entgegnete Kim selbstbewusst, während ich neben ihr am liebsten im Boden versunken wäre. „Was interessiert dich eigentlich das Privatleben von Herrn Fraszczak Kim? Bei Samantha kann ich’s ja ein wenig verstehen…aber bei dir?!“, wollte er von Kim wissen und sah sie prüfend an. Wo hatte mich Kim da nur wieder reingeritten? Wenn er das nun Herrn Fraszczak erzählen würde…das wäre eine Katastrophe! Wie er wohl reagieren würde? Er war doch sowieso schon so…sauer. Aber ich hatte Ben wirklich nichts gesagt und ich bezweifle das Kim oder Kai ihm etwas sagten. Kai war zwar mit ihm befreundet, aber ich konnte ihm vertrauen und Kim konnte ihn nicht ausstehen. „Samantha? Hallo?“, wurde ich von Herrn Richter aus meinen Gedanken gerissen. „Ja, was ist denn?“, entgegnete ich leicht verwirrt. „Du kannst auch gehen, oder willst du unbedingt bei mir bleiben?“, fragte er lächelnd. „Em…nein…also, ich geh mal…“, antwortete ich und nahm meinen Ranzen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Kim schon gegangen war. „Samantha warte mal“, hielt mich Herr Richter auf, als ich gehen wollte. „Was ist denn?“, fragte ich und drehte mich wieder zu ihm um. „Kann es sein, dass du irgendwelche Probleme hast? Du warst heute so ruhig…“, wollte er wissen und sah mich vertrauensvoll an, „Wenn du Probleme hast, kannst du ruhig mit mir reden.“ „Nein, es ist alles in Ordnung. Wirklich. Ich hab halt heut keine Lust gehabt mitzuarbeiten, ist das denn so schlimm?“, entgegnete ich. „Nein, ich dachte ja nur. Aber wenn nichts is, ist ja gut.“, meinte er lächelnd. „Ja, ich gehe dann mal“, verkündete ich und verlies die Klasse.

Ich öffnete die Wohnungstür und ging in die Küche, um mir was zu essen zu machen, als ich auf dem Esszimmertisch eine Nachricht von Mama sah:

Hey Sam,

Im Kühlschrank ist noch Suppe von gestern, die kannst du dir warm machen. Ich komme heute später heim, muss noch das Lager aufräumen. Könntest du vielleicht noch einkaufen gehen? Das wäre lieb. Ich hab dir hier die Dinge aufgeschrieben die wir brauchen. Und denk dran, dass wir am Wochenende zu Oma fahren. Nicht das du dich wieder mit deinen Freunden verabredest.

Mama
 

2 Packungen Milch

Wurst, Käse

Marmelade

Äpfel, Bananen, Trauben

Apfelsaft, Orangensaft

Joghurt, Quark, Butter

Brot

Schokolade (oder was auch immer du noch willst)

P.S.: Das Geld liegt im Schrank.
 

Na toll. Ich wollte nicht einkaufen gehen. Aber ich hatte ja keine großartige Wahl.

Im Kühlschrank stand die Suppe, aber ich hatte keinen Hunger, also ging ich wiedermal in den Chatroom.
 

-FallenAngel betritt den Raum-
 

BlackDragon: hey sammy

FallenAngel: hey jan

BlackDragon: na was machste schon so früh hier?

FallenAngel: ach mir is langweilig ;) und du?

BlackDragon: ich hab keinen bock zu arbeiten ^^

FallenAngel: aber früher oder später musste es ja machen…

BlackDragon: ja stimmt schon…hm…was machste heut noch so?

FallenAngel: ich muss noch einkaufen gehen -.-

BlackDragon: muss ich auch noch -.-

FallenAngel: vllt begegnen wir uns ja ^^

BlackDragon: vllt, wo wohnst du denn?

FallenAngel: Koblenz…südliche Vorstadt

BlackDragon: lol, da wohn ich auch…

FallenAngel: oh…ja vllt begegnen wir uns ja

BlackDragon: ja vllt mal gucken
 

-Lovely betritt den Raum-
 

FallenAngel: kaaaiiii hi

BlackDragon: hi kai

Lovely: tach ihr beiden turteltauben^^

FallenAngel: ? hast du was getrunken?

Lovely: nicht mehr als sonst auch ;)

BlackDragon: na ja…ich gehe dann ma einkaufen ;)

Lovely: grüß die wurst von mir =D

FallenAngel: hm…ich glaub ich geh auch…dann hab ich’s hinter mir

Lovely: wow stop! wollt ihr jetzt beide einkaufen gehen?

BlackDragon: ja

Lovely: is das jetzt so en neuer insider für „wir verabreden uns“? o.O

FallenAngel: nein du idiot... =) hdl biba, vllt bis zur wursttheke ;)

BlackDragon: bye kai, ja bis zur wursttheke
 

-FallenAngel hat uns verlassen-
 

Ich schaltete den PC aus, nahm die Einkaufsliste und das Geld und machte mich auf den Weg zum Supermarkt. Ich bezweifelte stark, dass ich Jan hier sehen würde und abgesehen davon, wusste ich sowieso nicht wie er aussah und er nicht wie ich aussah. War ja auch eigentlich egal.

Hm…Erdbeer- oder Kirschjoghurt? Oder vielleicht Beide? „Oh hi Sam“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken, als ich gerade überlegte welchen Joghurt ich kaufen sollte. Ich drehte mich um und sah Herrn Richter hinter mir stehen. „Em hi Herr Richter“, begrüßte ich ihn leicht verwirrt. „Na, auch am Einkaufen?“, fragte er mich lächelnd und nahm zwei Joghurts aus dem Gefrierfach. Einen Kirsch- und einen Erdbeerjoghurt. „Ja so wies aussieht“, antwortete ich und nahm zwei Kirschjoghurts. „Ich wusst gar nit, dass du hier in der Gegend wohnst…“, sagte er und verstaute die Joghurts in seinem Einkaufswagen. „Sie wissen vieles nicht von mir“, entgegnete ich und inspizierte was Herr Richter bis jetzt im Einkaufswagen hatte. Die beiden Joghurts, Saft und Chips. „Ja das stimmt wohl. Is wahrscheinlich auch besser so.“, meinte er lächelnd, „Sag mal, is der Inhalt meines Einkaufswagens so spannend?“ „Em…nein“, schreckte ich auf und wurde ein wenig rot. Wie peinlich! Was dachte er denn jetzt von mir? „Ich em…also…eh“, stammelte ich vor mich, „…ich geh mal und hol Quark…“ „Em…Der Quark steht vor dir“, erklärte er mir und grinste. „Em…oh ja“, sagte ich leise und wurde noch roter. Was redete ich da nur? Ich machte mich ja vor ihm voll zum Affen! „Alles in Ordnung?“, fragte er und nahm zwei Packungen Butter und legte sie in seinen Einkaufswagen. „Ja, alles bestens…“, antwortete ich, „Ich geh dann ma…muss noch viele verschiedene Sachen holen, die nicht hier sind…“ Mit diesen Worte wechselten ich, mit Herrn Richters verwirrten Blicken im Rücken in einen Nebengang. Ich nahm die Einkaufsliste raus und starrte sie an. Was war nur eben mit mir los? Was hatte ich da nur gemacht? Was dachte er nur von mir?

Ich stand an der Kasse und überprüfte noch einmal ob ich alles hatte. Hoffentlich dauert das nicht so lang hier, ich will wieder nach Hause, dachte ich und wartete darauf, dass es endlich weiterging. „Tach Sam, da sehen wir uns wieder“, sagte eine Stimme hinter mir und als ich mich rumdrehte, entdeckte ich Herrn Richter, der mit seinem Einkaufswagen hinter mir stand. Ich wurde ein wenig rot, weil ich mich noch immer für das schämte, was ich kurz davor geredet hatte. „Em…ja so sieht man sich wieder“, brachte ich raus und drehte mich wieder um. „Sag ma hast du irgendwas?“, fragte er mich. „Nein, wie kommen Sie darauf?“, entgegnete ich ein wenig verkrampft. „Na erstens drehst du dich nicht um, obwohl ich mit dir rede, was nebenbei noch sehr unhöflich ist und zweitens bist du so…verkrampft“, erklärte er. Ich drehte mich um und sagte:„Sorry, aber ich bin grad in Gedanken und muss noch was machen, ich bin ziemlich unter Zeitdruck“ Es stimmte zwar nicht, aber ich musste ja irgendwas sagen. „Ja gut, dann ist es ja verständlich. Trotzdem hättest du dich umdrehen können“, ermahnte er mich. „Entschuldigung es kommt nicht wieder vor. Ich werde mich daheim in die Ecke setzen und über mein schlechtes Verhalten nachdenken. Zufrieden?“, sagte ich ein wenig angenervt. Warum mussten Lehrer immer so …nervig sein? Man konnte es wirklich übertreiben. Nur weil ich mich nicht umgedreht hatte! Meine Güte. „So war das nicht gemeint…“, meinte er verteidigend und endlich bewegte sich die Schlange. Ich legte meine Sachen auf das Fließband und ging zur Kasse. „Also dann bis morgen Herr Richter“, verabschiedete ich mich von ihm, als ich meine Sachen wieder in den Einkaufswagen geräumt hatte. „Ja bis morgen“, entgegnete er lächelnd. Ich räumte die Sachen in eine Tasche und machte mich auf den Heimweg. Warum musste mir das immer passieren? Warum hatte ich immer dieses Glück meinen Lehrern oder sonst wem, dem ich nicht begegnen wollte zu begegnen? Warum immer ich?

Als ich daheim war, räumte ich die Sachen ein und setzte mich wieder an den PC.
 

-FallenAngel betritt den Raum-
 

Schokokuchen: SAMMMMMMYYYY!!!!!

FallenAngel: ANDRÈ!!!!!! HALLO!!!!!! =)

Lovely: hi sam, falls du mich bemerkt hast…

FallenAngel: hey kai…sorry…andrè wie geht’s dir?

Schokokuchen: gut und dir schwesterchen?

FallenAngel: ganz gut, war grad einkaufen…jetzt stellt euch mal vor wer mir da begegnet ist!

Lovely: jan!

FallenAngel: ja aber en anderer…

Schokokuchen: wer ist jan?
 

-BlackDragon betritt den Raum-
 

Lovely: hi jan >das ist jan andrè<

FallenAngel: hi jan, han uns doch nicht gesehen…

BlackDragon: hi kai, hi sam…ja leider nicht

Schokokuchen: hi…jan…

BlackDragon: hi…

Lovely: wem bisn du nu begegnet sam?

FallenAngel: herrn richter!

Schokokuchen: dem? ^^

BlackDragon: was isn so schlimm an dem schoko?

FallenAngel: jan, schoko heißt andrè joão

BlackDragon: o.O was für ein name

Schokokuchen: was dran auszusetzen? den namen hat mir mein vater gegeben

BlackDragon: toll, meinen namen haben mir auch meine Eltern gegeben o.O is doch nix besonderes

Schokokuchen: doch! wer meinen namen beleidigt, beleidigt auch meinen vater!

FallenAngel: hört auf! beide!

BlackDragon: ja…is ja gut, aber der name is echt…außergewöhnlich…

Schokokuchen: der is portugiesisch, meine mutter is portugiesin…problem damit?

BlackDragon: nein…aber ich find den namen einfach…außergewöhnlich…is doch kein grund hier so ne szene zu machen!

Lovely: ich verkrümmel mich lieber mal! bye

FallenAngel: kai du kannst mich doch jetzt nit allein lassen!
 

-Lovely hat uns verlassen-
 

Schokokuchen: beleidige meinen namen nicht!!!

BlackDragon: mach ich doch gar nicht! ich sag nur er is außergewöhnlich!

Schokokuchen: is er nicht! also hör auf!

BlackDragon: ich lass mir von dir nicht den mund verbieten!

FallenAngel: hört doch auf =*(

Schokokuchen: wenn du meine familie beleidigst schon! und erst recht wenn’s gegen papa ist!

BlackDragon: meine güte, komm ma wieder runter, dass macht deinem papa bestimmt nix aus…mehr als umbringen kanns ihn nicht…

Schokokuchen: mein vater ist tot!

FallenAngel: HÖRT AUF!!! JETZT HÖRT ENDLICH AUF DAMIT!

BlackDragon: tut mir leid…das wusst ich nicht

Schokokuchen: hey sam…alles in ordnung?

FallenAngel: alles in ordnung? was is das denn für ne frage? warum musst du dich immer mit allen anlegen und aus allem ne riesen geschichte machen? lass doch einfach mal gut sein!

Schokokuchen: tut mir leid, aber wenn jemand papa beleidigt…

FallenAngel: er hat ihn nicht beleidigt! du lässt es ja immer wieder drauf rauslaufen! du legst es immer drauf an!

BlackDragon: hey hört auf euch zu streiten…kommt ma wieder runter

Schokokuchen: sorry sam…tut mir leid, schwesterchen

BlackDragon: schwesterchen?

FallenAngel: schon gut andrè

Schokokuchen: sam is meine sis wusstest du das nit?

BlackDragon: du hast nen bruder sam?

FallenAngel: ja er is auf der uni in portugal. er lebt bei unsren großeltern…solang er auf der uni ist

BlackDragon: aso…wusst ich gar…wusst auch nit, dass du portugiesische wurzeln hast…

Schokokuchen: läuft zwischen euch was?

BlackDragon: nein…wir sind bis jetzt nur freunde ;)

FallenAngel: du weißt vieles über mich nicht jan…

Schokokuchen: BIS jetzt ^^

BlackDragon: kannst du mir ja noch alles erzählen…wir haben ja zeit ;)

FallenAngel: ja, andrè sag ma…wann kommst du denn mal wieder hier her?

Schokokuchen: nächste woche…=) freu mich schon voll wieder heim zu kommen…vovò vermisst dich aber

FallenAngel: ja ich vermisse vovò auch

BlackDragon: vovò?

Schokokuchen: sag ma, glaubst du ich kann ana mitbringen? ich will sie nicht hier lassen…ich vermiss sie ja jetzt schon. außerdem will ich, dass sie mal meine fam kennen lernt

FallenAngel: keine ahnung…ich denk ma nicht. ich frag mama mal, die kann dich ja dann anrufen

Schokokuchen: sinto tua falta

BlackDragon: was?

FallenAngel: sinto tambèm de ti.

Schokokuchen: eu telefono-te! >nix jan<

FallenAngel: er hat gesagt er vermisst mich und ich meinte ich vermiss ihn auch. er will mich anrufen ;)

FallenAngel: eu gesto de ti (ich hab dich lieb)

BlackDragon: ah danke ;)

Schokokuchen: o.O eu gosto tambèm de ti, aber nao posso deixar de ti!

FallenAngel: (ich hab dich auch lieb, aber ich muss gehen) warum denn schon?

Schokokuchen: sorry, aber meu amor ana wartet

FallenAngel: okay, sag vovô und vovò nen schönen gruß

Schokokuchen: ja, vejo-te

FallenAngel: bye
 

-Schokokuchen hat uns verlassen-
 

BlackDragon: interessante sprache…

FallenAngel: na ja…

BlackDragon: danke dass dus mir übersetzt hast =)

FallenAngel: de nada (bitteschön)

BlackDragon: =) du kannst gut portugiesisch, dafür das du hier lebst…

FallenAngel: na ja, so gut kann ich’s auch nicht…

BlackDragon: dafür hat es sich aber gut „angehört“ ^^

FallenAngel: wär ich in portugal würden die leute merken, dass ich nicht oft spreche

BlackDragon: na das ist doch klar

FallenAngel: mama mag nicht, wenn ich portugiesisch spreche. sie sagt wir wären in deutschland, also soll ich deutsch sprechen!

BlackDragon: sie hat schon ihre gründe dafür ;)

FallenAngel: ja kann schon sein. aber pai hatte nie was dagegen, er meinte ich darf meine „wurzeln“ nicht vergessen

BlackDragon: pai? heißt das papa?

FallenAngel: ja =)

BlackDragon: übrigens das von eben…wegen dem namen, das tut mir leid. ich wollt euch nicht daran erinnern.

FallenAngel: is nicht schlimm, andrè hat übertrieben. weißt du, er hat pais tod nie richtig verkraftet

BlackDragon: hast du denn?

FallenAngel: nein, aber ich hab ihn akzeptiert, andrè nicht

BlackDragon: das wird schon ;) don’t worry, be happy

FallenAngel: na ja ich muss mãe kommt…

BlackDragon: das heißt mama oder?

FallenAngel: bingo ;) bye bye *kiss* hdl

BlackDragon: *winke winke* *kiss back* ida
 

-FallenAngel hat uns verlassen-
 

Ich ging in den Flur, wo Mama gerade ihre Jacke aufhing. „Mamã, Andrè hat angerufen. Er kommt nächste Woche und wollte fragen, ob Ana mitkommen könnte.“, erzählte ich ihr. „Sam, du sollst nicht portugiesisch sprechen“, ermahnte mich meine Mutter, „Aber Ana kann natürlich mitkommen. Damit hab ich kein Problem. Ich möchte ja auch mal die Freundin meines Sohnes kennen lernen.“ „Ich hab nicht portugiesisch gesprochen, dass war nur grad die Aussprache, sorry“, entschuldigte ich mich, „ich ruf ihn direkt mal an und sag ihm bescheid!“ „Ja, aber nicht so lang telefonieren, die Rechnung wird sonst zu hoch!“, sagte meine Mutter und ging in die Küche. Ich nahm das Telefon, legte mich aufs Bett und rief bei meinen Großeltern in Portugal an.

„Està là?“, erklang die Stimme meiner Großmutter im Telefon. Ich musste kurz nachdenken, um ja nichts Falsches zu sagen. „Olà, è Samantha“, antwortete ich ihr. Hoffentlich hieß das wirklich „Hallo, ich bins Samantha“. Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihnen gesprochen. Daher war ich ziemlich nervös. Mein Portugiesisch war wirklich eingerostet. „Sofia! Como estàs?“, fragte Großmutter erfreut. Sie nannte mich immer bei meinem Zweitnamen. Samantha gefiel ihr nicht so sehr. Er sei nicht „portugiesisch genug“, sagte sie immer. „Estou bem, obrigado. Como estàs?“, erkundigte ich mich bei ihr. Ich konnte nicht wirklich gut Portugiesisch, nur die Grundsätze. Großmutter hatte mich gefragt wie es mir ging und ich hatte geantwortet mir ging es gut und fragte wie es ihr ging. Aber die richtige Ausdrucksweise war es nicht gewesen. „Estou bem. Sinto tua falta.“, sagte sie leicht traurig. Ich vermisste sie auch, aber ich wusste nicht was es auf Portugiesisch hieß und bevor ich was falsches sagte, sagte ich lieber gar nichts. „Em…vovò…em…Andrè…ist er da?“, fragte ich. „Eu não te percebo Sofia“, entgegnete Großmutter. Ja, mir war klar gewesen, dass sie mich nicht verstand. Aber was hieß das nochmal auf Portugiesisch? Ich dachte kurz nach. „Em…Andrè està?“, sagte ich schließlich. „Ele està“, antwortete sie mir. Gut, Andrè war also da. Aber was hieß nun „kann ich mit ihm sprechen?“ auf Portugiesisch. „Em…posso falar com a Andrè?“, wollte ich von ihr wissen. „Sim, vigia. Eu buscando o“, sagte sie und es wurde ruhig im Hörer. Gut, sie ging also Andrè holen. Was war ich erleichtert das hinter mir zu haben. Ich hatte echt gedacht, ich würd das nicht schaffen. „Olà?“, erklang Andrès Stimme im Hörer. „Andrè? È Samantha“, sagte ich erleichtert. „Oh Sam. Was ist?“, fragte er, „Du hattest einige Probleme mit Vovò was?“ „Ja, ein wenig. Mein Portugiesisch ist halt nicht das Beste. Ich bleib lieber bei Deutsch“, entgegnete ich, „Mãe hat nichts dagegen, wenn Ana mitkommt.“ „Super, dass ist ja geil! Das muss ich ihr sofort sagen. Ich freu mich schon.“, lachte Andrè in den Hörer, „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Vovô hat mich um Hilfe gebeten.“ „Wie geht’s ihm?“, erkundigte ich mich. „Du ich muss, warte ich geb dir nochmal Vovò“, verabschiedete er sich. Nein, das fehlte mir noch. Ich wollte mich nicht schon wieder vor ihr mit meinem schlechten Portugiesisch blamieren! „Olà Sofia“, ertönte ihre Stimme im Hörer. „Olà vovò Mecià. Como està vovô Tiago?“, fragte ich sie. Das war irgendwie voll falsch. Aber ich wollte nun mal wissen, wie es Großvater ging, auch wenn es die falsche Grammatik war. Großmutter sah immer lächelnd darüber hinweg, aber mir war es immer schrecklich peinlich. „Vovô geht es gut“, antwortete sie und man hörte, dass sie lächelte. „Du kannst Deutsch?“, fragte ich überrascht nach. „Perdão, eu não te percebo.“, entgegnete sie. Okay, sie konnte doch kein Deutsch, sonst hätte sie mich ja verstanden. Vielleicht hatte Ihr Andrè diesen Satz beigebracht. „Okay…em…nao posso deixar de ir…em…meu amigos…em…warten“, stammelte ich vor mich hin. Hieß das nun „Ich muss gehen, meine Freunde warten auf mich“? Ich hoffte schon. „Reencontro Sofia. Eu gosto de ti.”, verabschiedete sich Großmutter. Ich hoffte auch das wir uns wiedersehen, aber ich wusste wiedermal nicht was es auf Portugiesisch hieß, also sagte ich nichts. Aber ich wusste wenigstens, was ,,ich hab dich auch lieb” auf Portugiesisch hieß. ,,Eu gosto tambèm de ti”, sagte ich und legte auf.

„Na Sam, was hat Großmutter gesagt?“, fragte mich meine Mutter, als ich in die Küche kam. „Em…soweit ich es verstanden habe, geht es ihnen gut und sie vermissen mich…em…ja“, antwortete ich ihr und setzte mich auf einen Stuhl, „Kommt Herr Fraszczak heute?“ „Nein, heute nicht. Er hat noch vieles für die Schule zu machen. Aber morgen vielleicht“, erklärte mir Mama und stellte einen Topf auf den Herd. „Achso…na ja, ich geh nochmal an den PC“, entgegnete ich und stand auf. „Du bist in letzter Zeit oft am PC, geh doch lieber mal raus“, ermahnte mich meine Mutter. „Ach Mama, lass mich doch. Was soll ich denn draußen machen? Kim und Kai sind daheim und hier kenn ich doch keinen“, sagte ich, „Ich geh jetzt an den PC…okay?“ „Ja, dann geh halt. Aber nicht so lange“, gab sie nach. „Jaja“, stimmte ich abwehrend ein und setzte mich an meinen PC. Was war denn so schlimm daran, dass ich mit meinen Freunden chattete?
 

-FallenAngel betritt den Raum-
 

BlackDragon: SAM!!! hi =)

FallenAngel: JAN!!! hi =)

BlackDragon: hm…mir is langweilig =*(

FallenAngel: oh *tröst*

BlackDragon: was machst du am weekend?

FallenAngel: öhm…o.o gute Frage.

BlackDragon: noch nix vor?

FallenAngel: nö, du?

BlackDragon: ne…ich wollte eigentlich mit ein paar kumpels dvds gucken, aber der eine muss zu seiner mutter, der geht’s nit gut und der andere macht was mit seiner freundin. und der letzte, der muss sich um seine tochter kümmern

BlackDragon: =*( tolle freunde oder?

FallenAngel: die mutter, freundin und tochter sind ja wichtig!

BlackDragon: typisch! kaum winken die frauen, hauen die männer ab -.-

FallenAngel: wenn’s deiner mutter schlecht ging, würdest du ja wohl auch zu ihr gehen oder?

BlackDragon: ja…=/ man, jetzt kann ich denen nit mehr böse sein o.O danke

FallenAngel: =) wie geht’s eigentlich deiner mutter?

BlackDragon: ganz gut…

FallenAngel: und deinem kleinen bruder^^?

BlackDragon: gut, alles dreht sich ja nur um ihn -.- sogar dich interessiert was mit ihm is o.o

FallenAngel: eifersüchtig?

BlackDragon: auf den? NEIN!

FallenAngel: gibs zu! du bist eifersüchtig…=D

BlackDragon: bin ich nit!

FallenAngel: och wie süß!!! jetzt gebs doch zu!

BlackDragon: findest du das süß, wenn ich eifersüchtig bin?

FallenAngel: ja ^^ ich finde eifersüchtige männer immer süß, außer sie werden sauer und machen mist ;)

BlackDragon: okay…ich bin eifersüchtig^^

FallenAngel: ^^

BlackDragon: hm…der kleine soll in einer woche kommen…

FallenAngel: schon?

BlackDragon: ja…ich bin ein wenig nervös…

FallenAngel: why?

BlackDragon: was wenn es ihm nicht gut geht? oder wenn ich was falsch mache? wenn ich ihn fallen lasse?

FallenAngel: ganz ruhig. mach dir keinen stress, dem kleinen geht’s bestimmt gut und du wirst auch nichts falsch machen oder ihn fallen lassen ;)

FallenAngel: du wirst ein toller großer bruder

BlackDragon: glaubst du?

FallenAngel: ja =)

BlackDragon: dann vertrau ich dir mal =)

FallenAngel: will ich auch hoffen! habt ihr schon nen namen für ihn?

BlackDragon: papa will ihn lukas amadeus nennen *kotz* und mama will ihn felix nennen…=) ich hoffe mama überzeugt papa!

FallenAngel: hoff ich auch o.O das arme kind…gott, lukas amadeus, wer kommt auf so nen namen?

BlackDragon: mein vater =*(

FallenAngel: *tröst* deinen namen, hat deine mutter ausgesucht oder?

BlackDragon: ja, der is so normal gäh?^^

FallenAngel: ja irgendwie scho…

BlackDragon: wer hat denn deinen namen ausgesucht

FallenAngel: mama und papa zusammen…na ja, aber großmutter wollte das ich noch nen „portugiesischeren“ namen kriege, also hab ich noch nen zweitnamen -.-

BlackDragon: echt? ich auch^^ wie isn deiner?

FallenAngel: sofia…und deiner?

BlackDragon: sebastian

FallenAngel: jan sebastian ^^ wie süß

BlackDragon: du findest irgendwie alles süß oder?

FallenAngel: nein…nicht alles, aber vieles ;)
 

„Samantha mach den PC aus, es gibt Abendessen!“, rief meine Mutter durch die Wohnung. „Ja, ich komme“, versicherte ich ihr.
 

FallenAngel: du? ich muss gehen, gibt abendessen

BlackDragon: okay =(

FallenAngel: keep smiling =) bis morgen

BlackDragon: ja bis morgen =) hdl

FallenAngel: ida
 

-FallenAngel hat uns verlassen-
 

„Sam, holst du bitte noch Orangensaft aus dem Kühlschrank?“, bat mich meine Mutter, als ich in die Küche kam und sie sich an den Tisch setzte. „Warum ist denn für drei Leute gedeckt? Ich dachte Herr Fraszczak kommt heute nicht“, erkundigte ich mich, als ich mich an den Tisch setzte. „Er hat eben angerufen…er kommt doch“, erklärte mir Mama, „Das macht dir doch nichts aus, oder?“ „Nein, aber es ist ein wenig verwirrend. Erst kommt er, dann nicht, dann doch wieder…“, antwortete ich ihr und lehnte mich zurück, „Wann kommt er denn? Ich hab Hunger“ „Gleich, keine Panik. Aber auch wenn er länger brauch, warten wir trotzdem auf ihn!“, bestimmte meine Mutter streng. „Ja…is ja gut. Hab ich gesagt ich will schon anfangen? Nein. Aber er könnte sich trotzdem mal beeilen“, entgegnete ich und noch bevor ich den Satz beendete, klingelte es an der Tür. „Da is er ja schon“, sagte meine Mutter und ging zur Tür. „Joana, guten Abend. Tut mir Leid das ich mich verspätet habe“, begrüßte Herr Fraszczak meine Mutter und küsste sie. Ich senkte meinen Blick auf den Tisch, um sie nicht zu beobachten. So etwas machte man schließlich nicht! „Hallo Stefan“, sagte meine Mutter und umarmte ihm. „Abend Sammy“, meinte Herr Fraszczak, als er in die Küche kam und sich hinsetzte. „Abend“, entgegnete ich und sah Mama an, „Kann ich jetzt anfangen?“ „Ja, kannst du, bevor du mir hier noch verhungerst“, erlaubte mir meine Mutter. „Danke“, bedankte ich mich und schmierte mir ein Brot. „Wie war es denn heute so in der Schule Stefan?“, erkundigte sich meine Mutter bei unserem Gast. „Ach ganz gut…es sind einige Dinge passiert die immer passieren und einige die so gut wie nie passieren“, antwortete Herr Fraszczak und sah mich kurz an. Damit meinte er dann wohl die Sache mit Ben. „Ja, so ist das halt“, warf ich ein. „Was denn so?“, wollte meine Mutter von ihm wissen und sah ihn interessiert an. Ich sah ihn mit einem finsteren Blick an. Wenn er ihr etwas sagen würde, würde ich ihm die Butter ins Gesicht werfen, dass nahm ich mir vor. „Tut mir Leid Joana, aber das darf ich dir nicht sagen. Du weißt doch, ich unterliege der Schweigepflicht“, enttäuschte er meine Mutter und lächelte sie aufbauend an. „Ist ja nicht schlimm. Das versteh ich ja“, beruhigte sie ihn und biss in ihr Brot. „Sammy, kannst du mir mal bitte den Orangensaft geben?“, bat mich Herr Fraszczak. „Ja, hier bitte“, meinte ich und reichte ihm den Orangensaft. Doch bevor er ihn nahm, rutschte er mir aus der Hand und lief über Herrn Fraszczaks T-Shirt und Hose. „Oh, sorry, dass wollte ich nicht. Er ist mir aus der Hand gerutscht“, entschuldigte ich mich erschrocken. „Nicht schlimm“, meinte Herr Fraszczak und legte ein Handtuch auf den Orangensaft auf dem Tisch. „Warte Stefan, ich hol dir ein Tuch“, sagte meine Mutter und holte ein Tuch und trocknete ihn ab. Erst am T-Shirt und dann an der Hose. Ich starrte krampfartig den Tisch an, dass wollte ich nun wirklich nicht sehen! „Sam, geh mal bitte ins Schlafzimmer und hol eine Hose und ein T-Shirt von Papa“, bat mich Mama und ich stand auf und ging ins Schlafzimmer. Ich nahm die Hose und das T-Shirt und schaute sie an. Das waren Papas Sachen, die ich in der Hand hielt und nun…nun sollte sie Herrn Fraszczak tragen? Papas Sachen? Die Sachen die Papa immer trug? Nein, dass wollte ich nicht! Nein! Das waren Papas Sachen und nicht die von Herrn Fraszczak. Ich legte die Sachen zurück in den Schrank und nahm eine Hose und ein T-Shirt von Andrè.

„Hier“, sagte ich und hielt Herrn Fraszczak die Sachen von Andrè hin. „Aber die sind doch von Andrè! Du solltest Sachen von Papa holen, die sind zu klein“, meinte meine Mutter leicht sauer. „Die passen schon“, wehrte ich ab. Herr Fraszczak sah mich an und versicherte dann meiner Mutter:„Das ist schon okay. Das geht schon. Ist doch nicht schlimm. Mich sieht ja keiner außer euch“ „Nix da! Du holst jetzt Sachen von Papa und legst die zurück!“, forderte mich meine Mutter auf und hielt mir Andrès Sachen hin. „Nein! Das sind Papas Sachen und nicht seine! Die hat Papa immer getragen und nicht er! Die gehören Papa! Papa! Und nicht ihm!“, schrie ich sauer und mit Tränen in den Augen. „Sam, Papa trägt sie doch sowieso nicht mehr. Er ist tot. Stefan kann sie doch ruhig tragen. Papa hätte bestimmt nichts dagegen“, entgegnete meine Mutter, „Also jetzt hol die Sachen schon!“ „Nein! Das sind Papas Sachen und er kriegt sie nicht! Es reicht doch schon, dass er jetzt an Papas Stelle neben dir im Bett liegt, dass er dich statt Papa küsst. Das du ihn statt Papa liebst. Seine Sachen bekommt er nicht auch noch! Nein! Das lass ich nicht zu! Das sind Papas Sachen. Wenn du ihm Papas Sachen gibst, kannst du ihm genauso gut sagen, dass er Papas Platz einnehmen soll und das soll er nicht! Das darf er nicht!“, schrie ich und lief mit Tränen in den Augen in mein Zimmer. Ich knallte die Tür hinter mir zu und warf mich aufs Bett. Warum verstand mich Mama denn nicht? Er durfte Papas Platz nicht einnehmen. Das durfte niemand. Niemand! Das war doch Papas Platz. Wenn Mama ihn schon vergessen hatte, dann durfte wenigstens ich ihn nicht vergessen. Nicht auch noch ich. Das war ich ihm doch schuldig. Er war doch mein Papa. Mein Vater.

Nach einiger Zeit klopfte es an der Tür. Ich hatte mich langsam wieder beruhigt, dennoch war ich sauer auf Mama und aus irgendeinem Grund auch auf Herrn Fraszczak. „Nein“, wehrte ich ab. Die Tür ging dennoch auf und Mama und Herr Fraszczak kamen rein. „Ich hab nein gesagt!“, zickte ich sauer und drehte mich um. „Sam…hey…es tut mir Leid“, entschuldigte sich Herr Fraszczak, „Du weißt doch, dass ich nicht den Platz deines Vaters einnehmen will. Hey…komm…sei uns nicht länger böse. Schau, ich hab Andrès Sachen an“ „Haut ab! Lasst mich in Ruhe!“, wehrte ich wiederum ab.

Er? Er ist meine Hilfe?

„Serenity, es tut mir Leid. Wir wissen doch, wie viel dir Papa bedeutet. Ich hätte dich nicht darum beten sollen, Stefan Papas Sachen zu geben“, entschuldigte sich auch Mama. „Du verstehst das nicht!“, zickte ich sie sauer an, „Du hast ihn doch schon vergessen! Jetzt hast du ja ihn, was willst du da mit Papa?! Er ist ja nit mehr da! Du hast ihn doch schon lange vergessen. Du gehst nie zu Papas Grab! Das mache immer ich! Wenn du ihn schon vergessen hast, dann darf ich es wenigstens nicht auch noch tun! Das bin ich ihm schuldig. Er war doch mein Vater! Er ist mein Vater und er wird es immer sein und kein anderer!“ „Ty, ich habe Papa nicht vergessen“, versuchte Mama mich zu überzeugen, „ich…es tut einfach zu weh, dort hinzugehen“ „Glaubst du mir tut es nicht weh? Er ist mein Vater verdammte Scheiße! Natürlich tut mir das auch weh, aber ich bin immerhin für ihn da. Ich lass ihn nicht allein…ich lass ihn nicht im Stich. Ich bin nicht so feige wie du…ich stelle mich dem“, schrie ich, stand auf, zog meine Jacke und meine Schuhe an und lief aus der Wohnung.

Ich lief die Straße entlang. Irgendwo hin, hauptsache weg von Mama und dem Mann, der Papas Platz langsam einnahm. Als ich mich an eine Hauswand anlehnte, hörte ich die Glocken der St. Josef Kirche läuten. Ich drückte mich von der Wand weg und ging in Richtung Kirche. Immer wenn es mir schlecht ging, ging ich dorthin. Nur wenn ich sie ansah, ging es mir schon besser. Papa war früher oft mit mir dort gewesen. Drinnen war ich erst zweimal gewesen. Wir hatten immer nur davor gestanden und sie angesehen. Stundenlang. Ich stand vor der Kirche, auf der anderen Straßenseite und sah sie an. Warum verstand Mama mich denn nicht? Warum nicht? „Ach Papa, hilf mir doch bitte“, flüsterte ich leise, während mir Tränen übers Gesicht liefen, „Wie soll ich denn verhindern, dass er deinen Platz einnimmt?“ Ein kalter Wind wehte durch die Straße. Ich drückte meine Jacke an mich und ging langsam in die Knie. „Was soll ich nur machen? Papa hilf mir doch bitte“, schniefte ich, als ich auf den Boden sank, das Gesicht in meinen Händen verborgen. „Serenity? Hey Serenity, was machst du denn hier?“, fragte eine mir bekannte Stimme, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Wer ist das? Ich schaute langsam hoch. Von der verwaschenen Jeans, über die khaki-farbene Jacke sah ich in das Gesicht von Herrn Richter. Herr Richter? Was macht der denn hier? „Serenity? Hallo? Was machst du hier? Ist alles in Ordnung?“, fragte er wiederum. „Ich…em…ich…“, stammelte ich vor mich hin, um mir eine Ausrede einfallen zu lassen, „Ich…wollte…Ich wollte mir mal die Kirche anschauen. Früher war ich oft hier gewesen“ „Und warum sitzt du dann auf dem kalten Boden? Komm steh auf, bevor du dich erkältest“, forderte er mich auf und hielt mir seine Hand hin. „Em…ich war müde und da hier keine Bank is…hab ich mich halt auf den Boden gesetzt“, erklärte ich während er mir hoch half. Ich hatte Papa zwar um eine Hilfe gebeten, aber warum denn gerade Herr Richter? Warum er? „Das glaub ich dir aber nicht“, entgegnete dieser und sah mich vertrauensvoll an, „Was ist denn passiert? Hat es was mit Herrn Fraszczak zu tun?“ „Ich möchte nicht darüber reden“, wehrte ich ab und drehte mich weg. „Hey, du kannst mir vertrauen Serenity. Ich möchte dir doch nur helfen. Es muss doch einen Grund haben, warum du hier in der Kälte vor der Kirche stehst und weinst“, meinte er und drehte meinen Kopf zu sich, „Also, was ist passiert?“ „Ich weine nicht! Und warum sollte ich es Ihnen erzählen?“, entgegnete ich zickig und drehte meinen Kopf weg. „Okay, du musst nicht mit mir reden, aber dich bedrückt etwas und ich würde dir gerne helfen. Außerdem hast du geweint, ich habs doch gesehen. Also lüg mich nicht an!“, erklärte er, „Ich will dir doch wirklich nur helfen. Immerhin passiert es nicht jeden Tag, dass eine meiner Schülerinnen vor meinem Haus sitzt und weint“ „Sie wohnen hier?“, fragte ich überrascht. „Ja, hier direkt gegenüber. Also, komm erzähl was los ist. Ich sags ja auch keinem“, bat er mich wiederum und lächelte mich vertrauensvoll an. „Ich hab mich mit Mama gestritten“, gab ich nach und schaute auf den Boden. „Ach, dass wird bestimmt wieder. Du redest einfach nachher nochmal mit ihr“, baute mich Herr Richter auf. „Ich will aber nicht mit ihr reden und ich will auch nit zu ihr“, zickte ich leicht sauer. „Em…Serenity, weiß deine Mutter das du hier bist?“, erkundigte sich Herr Richter und lehnte sich gegen die Hauswand. „…Nein“, antwortete ich zögernd. „Also, bist du abgehauen?“, fragte er ein wenig überrascht nach. „Ja bin ich. Wollen Sie sonst noch irgendwas wissen?“, antwortete ich sauer und sah ihn sauer an. Warum fragte er mich denn aus? Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich wollte einfach nur allein sein! „Hey tut mir Leid, ich hab ja nur mal gefragt. Du solltest nach Hause gehen. Deine Mutter macht sich sicher Sorgen“, schlug er vor. „Ich hab gesagt ich will nicht! Hören Sie mir nicht zu? Außerdem geht Sie das gar nichts an. Halten Sie sich doch einfach daraus!“, zickte ich ihn sauer an. Er sollte sich gefälligst daraus halten! Das war ganz allein meine Sache! Er sah mich geschockt an, drückte sich dann aber von der Wand ab und lächelte mich an. „Hey Serenity, ich will dir nur helfen. Du bist sauer auf deine Mutter und Herrn Fraszczak, richtig? Ich kann dir doch helfen. Immerhin bin ich ja mit ihm befreundet. Wenn du nicht nach Hause willst, dann solltest du zu einem deiner Freunde gehen“, meinte er und steckte seine Hände in seine Jackentasche. „Da werden Mama und Stefan ja sofort suchen…ich bin doch nicht doof“, entgegnete ich und schaute ihn kurz aus den Augenwinkel an. Als ich „Stefan“ sagte, schaute er kurz komisch. „Und was willst du dann machen? Wo willst du hin? Es wird heute Nacht kalt und du willst ja nicht zu deiner Mutter. Hm…oder hast du etwa vor hier auf der Straße zu schlafen?“, wollte er nachdenken wissen. „Warum nicht? Andere schlafen auch auf der Straße. Aber hier werd ich nicht schlafen. Mama weiß, dass ich oft hier bin und hier wird sie mich wahrscheinlich auch suchen kommen…hm…ich sollte hier weg, bevor sie kommt“, überlegte ich. „Serenity, glaubst du nicht das ist ein wenig unfair deiner Mutter gegenüber?“, fragte Herr Richter und schaute mich durchdringend an. „Herr Richter, das Leben ist nicht fair“, antwortete ich traurig, mit den Gedanken bei Papa. „Ich weiß, aber du musst es für sie ja nicht noch unfairer machen, oder? Außerdem willst du denn, dass sie sich Sorgen um dich macht? Das muss doch nicht sein. Und wenn du hier schläfst, dann wirst du bestimmt krank“, versuchte er mich zu überreden. „Nein! Sie kann sich ruhig mal Sorgen machen. Kann ja nix schaden. Außerdem was soll mir schon passieren? Ich kann mich verteidigen und so ne Grippe wird mich schon nicht umbringen“, wehrte ich bitter ab. „Hm…okay, du hast gewonnen, ich geb auf. Gegen dich kann man nicht gewinnen…schade eigentlich. Aber du kannst trotzdem nit hier draußen bleiben, ob du nun willst oder nicht“, gestand er sich ein und schaute mich besorgt an. „Warum interessiert Sie eigentlich, was mit mir ist? Können Sie nicht einfach Heim gehen und so tun, als hätten Sie mich nicht gesehen?“, wollte ich von ihm wissen. „Hm…könnte ich, mach ich aber nicht. Warum willst du denn keine Hilfe? Was ist so schlimm daran, dass ich dir helfen will?“, fragte er, „Du wolltest doch Hilfe oder? Jetzt bin ich da“ „Hey! Haben Sie mir etwa zugehört? Das geht Sie gar nichts an! Wie taktlos sind Sie eigentlich?“, schrie ich enttäuscht von ihm. „Tut mir ja Leid, aber weghören konnte ich nicht. Und bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass dein Vater dir mich als Hilfe geschickt hat?“, beruhigte er mich lächelnd. „Hören Sie auf! Als wenn Sie wüssten, was mein Vater tun würde! Sie wären der Letzte, den er mir schicken würde“, entgegnete ich sauer. Was fiel dem ein, so was zu sagen? „Wer weiß? Auf jeden Fall bin ich jetzt da und ich lass dich nicht hier draußen in der Kälte stehen“, sagte er, „Hm…willst du mit kommen?“ „Wohin?“, wollte ich verwirrt wissen. „In meine Wohnung…oh wie sich das anhört“, meinte er und lachte kurz auf, „Also ich meine, da ist es warm und da wird dich deine Mutter bestimmt nicht suchen“ „Em…ich weiß…nicht“, stammelte ich schüchtern. „Ich tu dir schon nichts. Was glaubst du denn was ich mit dir mache?“, versicherte er mir lächelnd. „Em…ich weiß nicht“, sagte ich wieder. „Komm schon. Ich will dir wirklich nur helfen. Du kannst ja jederzeit gehen…vorausgesetzt es ist nicht gerade mitten in der Nacht und im strömenden Regen“, erklärte er. „Okay…“, stimmte ich schließlich ein. Er lächelte mich an und ich folgte ihm über die Straße zu einem Haus. „Warum haben Sie gesagt Sie tun mir nix? Glauben Sie etwa, ich glaube, dass Sie mir was tun?“, fragte ich ihn, als er die Tür aufschloss. Er drehte sich um und meinte:„Ich weiß nicht was du denkst und bevor du was falsches denkst, sag ich lieber was!“ „Sollte ich denn so was denken?“, entgegnete ich lächelnd. „Hm…weiß nicht…“, sagte er ebenfalls lächelnd, „Aber ich denke mal eher nicht. Sonst krieg ich noch schrecklichen Ärger…außerdem hab ich keinen Grund dazu“ „Beruhigend“, meinte ich nicht wirklich überzeugt. „Das war ein Witz. Ich tu dir nichts…aber ich bin ein wenig verletzt, dass du so was von mir denkst! Was glaubst du denn was ich in meiner Freizeit mache?“, stöhnte er und öffnete die Haustür. „Ich hab nie gesagt, dass ich so was von Ihnen denke! Das haben Sie gesagt“, stellte ich richtig und folgte ihm eine Treppe hoch. „Also vertraust du mir?“, wollte er wissen, als er vor einer Wohnungstür stoppte. „Sollte ich?“, entgegnete ich lächelnd. „Also vertraust du mir nicht?“, fragte er, als er den Wohnungsschlüssel ins Schloss steckte. „Das hab ich nicht gesagt“, meinte ich. „Du verwirrst mich…ich versteh dich irgendwie nicht“, stöhnte er und öffnete die Tür. „Nicht schlimm…niemand versteht“, erklärte ich und folgte ihm in die Wohnung, „Ich selbst versteh mich ja manchmal nicht“ „Kein Wunder bei dem was du da redest“, sagte er und hing seine Jacke an der Garderobe im Flur auf, „Kannst deine Jacke ruhig hier aufhängen“ „Danke, aber ich rede nicht immer so! Nur wenn ich Leute verwirren oder ärgern will“, entgegnete ich und hing meine Jacke auf. „Also willst du mich ärgern?“, fragte er, während ich ihm ins Wohnzimmer folgte. „Em…eigentlich nicht…“, antwortete ich, als ich mich umsah. „Aber verwirren?“, hakte er nach. „Ja…vielleicht ein bisschen“, sagte ich lächelnd. „Und welchen Sinn soll das haben?“, wollte er wissen und setzte sich auf die blaue Couch. „Keine Ahnung…ich machs einfach“, entgegnete ich. „Setz dich ruhig“, meinte er, „Du willst mich verwirren, weil du mir nicht vertraust…oder?“ „Häh? Ne…irgendwie nit…“, antwortete ich, während ich mich auf den Sessel gegenüber der Couch setzte. „Hm…na gut…wechseln wir mal das Thema“, sagte er und sah mir in die Augen, „Also, was genau ist denn bei dir daheim passiert?“ „Ich will nicht darüber reden, das hab ich Ihnen eben schon gesagt“, wehrte ich ab und sah beiseite. „Hm…gut, ich kann dich zu nichts zwingen, aber wenn du reden willst…“, fing er an, wurde aber vom Aufklingen meines Handys unterbrochen. „Oh…ich habe eine SMS bekommen“, verkündete ich überrascht und nahm mein Handy raus.
 

Sie haben eine Kurzmitteilung von Kai

Hey Ty, wo bist du? Deine Mutter hat grad hier angerufen und nach dir gefragt. Sie war total durch den Wind. Was ist passiert? Warum hast du dich nicht gemeldet? Kai
 

„Von Kai…“, sagte ich, nachdem ich die SMS durchgelesen hatte. „Dann antworte ihm…nicht das er sich Sorgen macht“, schlug Herr Richter lächelnd vor, „Hast du Durst? Willst du was trinken? Wasser, Saft, Tee, Bier?“ „Ja mach ich“, stimmte ich ein, „Hm…ja…em Wasser, bitte“ Herr Richter nickte und ging in Richtung Küche, während ich Kai antwortete.
 

Hey Kai, mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut. Bin bei…hört sich jetzt komisch an…bin aber beim Richter. Hat ne schöne Wohnung der Mann ^^ Ach Mama und ich haben uns gestritten…das wird bestimmt wieder, aber sag ihr nicht wo ich bin. Die kann sich ruhig mal Sorgen machen. Ty
 

Gerade als ich die SMS abgeschickt hatte, kam eine Neue. Diesmal von Kim.
 

Sie haben eine Kurzmitteilung von Kim

Ty, wo um Gottes Willen bist du??? Deine Mutter ist voll durch den Wind. Die wollte mir nicht glauben, dass du nicht bei mir bist! Und Herr Fr. war auch total fertig. -.- Man, ich hasse es mit Lehrern zu telen. Sam ich bin sauer auf dich! Also wo bist du? Kim
 

Hey Kim, mir geht’s gut. Sry das du mit Stefan telen musstest. Ich bin bei Hrn. Richter. Hört sich komisch an, ist aber so. Red mit Kai, dem hab ich auch ne SMS geschickt. Will nit alles doppelt schicken, is mir zu teuer! Ty
 

„Und? Alles in Ordnung?“, fragte Herr Richter, als er wieder ins Wohnzimmer kam und ein Glas mit Wasser vor mich auf den Tisch stellte. „Danke“, bedankte ich mich, „Ja alles in Ordnung“ „Was willst du jetzt machen? Irgendwann musst du ja wieder Heim“, fragte Herr Richter und setzte sich wieder auf die Couch. „Irgendwann…“, antwortete ich und nahm einen Schluck aus dem Wasserglas. „Al…“, fing Herr Richter an, wurde aber von dem Klingeln seines Telefons unterbrochen, „Wer isn das jetzt?“, stöhnte er und stieg auf, „Oh Stefan..“ „Was?“, fragte ich geschockt. Herr Richter nahm den Hörer ab und schaltete auf Lautsprecher, sodass ich mithören konnte.

Hr. Richter: Richter

Hr. Fraszczak: Jan, ich bins Stefan.

Hr. Richter: Hey Stefan, was ist?

Hr. Fraszczak: Ich hab Scheiße gebaut.

Hr. Richter: Ist ja nix neues oder?

Hr. Fraszczak: Jan, ich meins Ernst.

Hr. Richter: Was ist denn passiert?

Hr. Fraszczak: Serenity ist abgehauen.

Hr. Richter: Ach…

Hr. Fraszczak: Sie war stinksauer.

Hr. Richter: Sie ist ein Teenager, das ist normal. Die kommt schon wieder.

Hr. Fraszczak: Nein. Jan, Joana wollte, dass ich Klamotten von Serenitys Vater anziehe, weil meine dreckig waren.

Hr. Richter: Ja und? Was ist so schlimm daran?

Hr. Fraszczak: Serenity wollte das nicht und hat mir Sachen von ihrem Bruder gegeben. Hab ich ja auch verstanden, aber Joana wollte das ich die Sachen von ihrem Mann anziehe.

Hr. Richter: Dann ist es doch ihre Schuld und nicht deine.

Hr. Fraszczak: Nein. Serenity hat das Gefühl ich würde die Rolle ihres Vaters einnehmen wollen, aber das will ich ja gar nicht. Ich weiß doch, dass ich das niemals kann und er war ihr Vater und ist es auch für immer.

Hr. Richter: Dann red mit ihr, wenn sie wieder auftaucht.

Hr. Fraszczak: Sie will mir bestimmt nicht zuhören. Was soll ich denn machen?

Hr. Richter: Warum fragst du mich das? Frag lieber Marie, die ist doch Psychologin.

Hr. Fraszczak: Ich frage dich, weil du am besten nachvollziehen kannst, was in Serenity vorgeht.

Hr. Richter: Danke, musstest du mich daran erinnern?

Hr. Fraszczak: Tut mir Leid, aber ich brauch deine Hilfe Jan!!! Es ist wichtig. Ich mach mir Sorgen um sie. Was wenn ihr was passiert?

Hr. Richter: Ihr geht es bestimmt gut, mach dir keine Sorgen. Sie ist bestimmt zu jemandem gegangen, dem sie vertraut.

Hr. Fraszczak: Zu wem denn? Bei ihren Freunden ist sie ja nicht.

Hr. Richter: Manchmal sind es nicht nur die Freunde denen man vertraut, sondern auch Menschen mit denen man täglich zu tun hat.

Hr. Fraszczak: Achso…okay…ich geh dann mal wieder zu Joana…danke für deine Hilfe.

Hr. Richter: Immer wieder gern.

Hr. Fraszczak: Und Jan, tut mir wirklich Leid, dass ich dich dran erinnert hab.

Hr. Richter: Schon okay, langsam hab ich mich dran gewöhnt. Ist ja auch schon lange her. Ich kann mich schon fast nicht mehr an die Zeit davor erinnern.

Hr. Fraszczak: Das wird schon. Na ja, ich geh dann mal. Ciao.

Hr. Richter: Ja bye.
 

Herr Richter legte auf und setzte sich wieder auf die Couch. „Warum hast du mir das nicht erzählt? Was wäre denn so schlimm daran gewesen?“, fragte Herr Richter, „Das kann doch nun wirklich jeder nachvollziehen.“ „Ich wollte einfach nicht“, antwortete ich traurig. „Hey Serenity, hör zu. Stefan will den Platz von deinem Vater nicht einnehmen, dass hast du ja gehört. Vielleicht kommt es dir so vor, aber er will es nicht. Ich weiß es ist nicht leicht, wenn plötzlich wieder ein anderer Mann mit deiner Mutter zusammen ist“, erklärte er. „Sie wissen gar nix! Woher wollen Sie denn wissen, wie es sich anfühlt? Woher?“, schrie ich, während mir Tränen übers Gesicht liefen, „Sie haben keine Ahnung wie das ist!“ „Oh doch Serenity, dass hab ich. Du bist nicht die Einzige, die ihren Vater verloren hat“, meinte er und senkte den Blick. „Was?“, fragte ich traurig überrascht. „Mein Vater ist gestorben, als ich in etwa so alt war wie du. Damals fiel ich in ein tiefes Loch. Meine Mutter war damals noch sehr jung und für sie war es nicht leicht mich allein großzuziehen. Und sie hatte natürlich auch einige neue Freunde. Solche Vollidioten!“, antwortete Herr Richter und biss sich auf die Unterlippe. „Herr Richter, Sie müssen mir das nicht erzählen, wenn Sie nicht wollen“, unterbrach ich ihn traurig. Er hatte auch seinen Vater verloren? Das wusste ich gar nicht. Gut, es ging mich ja auch nichts an. „Nein…wenn du nichts dagegen hast, würde ich es dir gern erzählen…“, entgegnete er und sah mich fragend an. „Okay…“, sagte ich und schaute ihn traurig an. „Also…meine Mutter hatte nach Papas Tod viele Freunde. Am Anfang ging es noch. Da war Gustav, Peter, Viktor, Mario. Aber dann kamen diese…andern Typen wie Rene und Pietro. Rene, war einigermaßen in Ordnung. Er konnte mich nicht ausstehen, aber er machte Mama glücklich, also sagte ich ihr nicht, dass ich ihn nicht mochte. Aber nach zwei Monaten war es zwischen den Beiden aus. Na ja…er war Dealer…und landete im Knast“, erzählte Herr Richter, „Aber Pietro war der schlimmste von Mamas Freunden. Mama liebte ihn wirklich und ich hatte sie schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Aber er veränderte sie…und nicht gerade ins Positive. Pietro mochte mich nicht…gut eigentlich hasste er mich. Er schlug mich auch öfter…und irgendwann tat es auch Mama…damals wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Auch wenn sie mich immer mehr vernachlässigte und schlecht behandelte, war sie immer noch meine Mutter und ich wollte das es ihr gut geht, also hab ich es über mich ergehen lassen“, sein Blick wurde trauriger und er atmete tief durch, „Vorallem auch, weil ich Papa versprochen hatte, auf Mama aufzupassen. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr, da bin ich dann einfach abgehauen. Ich wollte nur weg. Damals hab ich dann ein paar Nebenjobs angenommen, um mein Studium zu finanzieren. Gewohnt hab ich bei nem Kumpel. Seine Mutter hat mich wie ihren eigenen Sohn behandelt und sie wurde so was wie meine zweite Mutter. Natürlich hab ich oft an Mama gedacht und wie es ihr wohl ginge, aber ich hatte nie den Mut sie anzurufen oder gar vorbei zu gehen. Seit über zehn Jahren, hatte ich jetzt keinen Kontakt mehr mit ihr. Serenity, ich will nicht, dass du den gleichen Fehler machst wie ich. Wenn ich die Chance hätte, das gleiche nochmal zu erleben, würde ich es anders machen. Ich frage mich jeden Tag, wie es ihr geht, ob sie wohl noch mit diesem Pietro zusammen ist, oder schon nen andern Freund hat. Aber ich hab keine Ahnung wo sie wohnt und selbst wenn, dann hätte ich wohl kaum den Mut sie anzurufen oder sie zu besuchen“ „Oh…“, war alles was ich raus bekam, nachdem Herr Richter geendet hatte. Er saß auf der Couch, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen verborgen. Der Arme! Was sollte ich nur machen? Ich wollte ihm helfen! „Herr Richter…“, sagte ich leise, als ich aufstieg und mich neben ihn setzte, „Alles in Ordnung?“ Er schüttelte den Kopf. Nein. Was sollte ich denn jetzt machen? Zögernd legte ich die Arme um ihn. „Hey…alles wird wieder gut“, versuchte ich ihn zu tröstend, obwohl ich nicht wirklich an meine Worte glaubte. Er lehnte sich leicht gegen mich. „Das glaubst du doch selbst nicht“, entgegnete er. In seiner Stimme war deutlich zu hören, dass er weinte. Okay, das wurde mir jetzt leicht zu viel. Was sollte ich denn machen? Ich saß grad neben meinem Lehrer auf der Couch, in seiner Wohnung, während er heulte. Wie war ich da nur rein geraten? „Da haben Sie Recht. Es wird nicht wieder gut. Der Schmerz wird auch nicht nachlassen…und Sie werden sich wahrscheinlich Ihr ganzes Leben lang Vorwürfe machen“, sagte ich. „Sag ma, willst du mich fertig machen?“, fragte er und sah auf. Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Nein, aber das ist doch die Wahrheit. Wenn ich Sie jetzt anlüge, hilft das Ihnen dann? Wenn Sie sich Hoffnungen machen, die nicht wahr werden, hilft das Ihnen dann? Ich könnte Sie jetzt anlügen, aber ich tu es nicht. Denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass der Schmerz niemals nachlassen wird“, antwortete ich traurig und zwang mir ein aufbauendes Lächeln auf. „Stimmt schon…“, meinte er traurig und wusch sich die Tränen weg, „Tut mir Leid…ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen“ „Nein…schon okay…“, entgegnete ich. „Weißt du, du bist die Erste, der ich davon erzähle…“, gestand er und atmete tief ein, „Na ja, vielleicht verstehst du mich ja“ „Ja, ich versteh Sie…“, meinte ich, „Und Sie haben Recht…ich sollte zurück zu Mama gehen…“ Eigentlich wollte ich nicht zurück, aber ich hatte das Gefühl er wollte allein sein und außerdem wollte ich ihm helfen und dazu musste ich nach Hause. „Wirklich? Hab ich dich doch überzeugt!“, strahlte er glücklich, „Dann bring ich dich aber Heim, nicht das du es dir nochmal anders überlegst.“ „Okay“, stimmte ich ein. „Ty!“, rief meine Mutter aus, als ich die Wohnung betrat, Herr Richter hinter mir. „Tach“, entgegnete ich nur und legte den Schlüssel auf den Tisch im Flur. „Ty…Jan?“, meinte Stefan, als er in den Flur kam. „Hey Stefan, ich hab sie sicher abgeliefert. Wie gesagt, sie war sicher aufgehoben“, sagte Herr Richter lächelnd. „Ich weiß…“, entgegnete Stefan. „Ich geh in mein Zimmer, muss noch Hausaufgaben machen und lernen…also ciao“, verkündete ich und ging in mein Zimmer. Ich schaltete den PC an und setzte mich davor. „Okay, es kann ja nicht so schwer sein, Herrn Richters Mutter zu finden…“, sagte ich leise zu mir selbst, als es an der Tür klopfte. „Kann ich reinkommen?“, fragte Stefans Stimme. „Was ist?“, entgegnete ich angenervt. „Ich wollte mich entschuldigen. Sam, ich will wirklich nicht den Platz deines Vaters einnehmen“, erklärte Stefan. „Schon gut…“, sagte ich, „Em…weißt du, wie Herrn Richters Mutter mit Vornamen heißt?“ „Ja, sie heißt Elena, warum?“, fragte Stefan überrascht. „Ach nur so…kannst du mich jetzt bitte wieder allein lassen?“, versuchte ich ihn loszuwerden und er schloss die Tür hinter sich. Ich suchte im Internet nach ihrer Adresse und fand sie auch.

Auf Ihre Anfrage wurde ein Treffer gefunden:

Elena Richter

Bischofstr. 15

56322 Spay

Tel.: 1225
 

Na geht doch! „Sie wohnt ja hier in der Nähe!“, sagte ich glücklich, „Jetzt muss ich es nur noch hinbekommen, dass sie und ihr Sohn sich treffen…aber vorher geh ich erst nochmal in den Chat!“
 

-FallenAngel hat den Raum betreten-
 

Lovely: Sam!!! Spinnst du???? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!!! =*(

sweetheart: genau! hast du einen an der waffel?

FallenAngel: hi leute, schön euch zu sehen o.O

Lovely: nix schön! wir sind vor sorge fast gestorben!

FallenAngel: übertreibst du da nicht ein wenig? ihr wusstet doch wo ich bin!

sweetheart: na eben drum!

FallenAngel: häh? der richter ist harmlos…außerdem was glaubt ihr denn, was der mit mir macht?

Lovely: das was jeder mann mit so nem süßen mädchen wie dir machen würde ô.ô

FallenAngel: kai!

sweetheart: kai!

Lovely: was denn?
 

-BlackDragon betritt den Raum-
 

FallenAngel: JAN! hi ^^

BlackDragon: hey Ty…und kai und kim

Lovely: bloß nicht solche begeisterung jan!

sweetheart: hai di ho ^^

BlackDragon: was denn? – wie geht’s dir ty?

FallenAngel: gut und dir?

sweetheart: jaaaaan? magst du ty? ^^

Lovely: -.-

BlackDragon: klar, wäre ich sonst mit ihr befreundet?

FallenAngel: was soll die frage kim?

Sweetheart: nein, das mein ich nicht. ich meinte magst du sie im sinne von…ô.o öh…du weißt schon

Lovely: was wohl ty…manchmal bist du bisschen hohl

FallenAngel: ey! das war gemein kai!!!! >.< *sauer bin*

BlackDragon: ach ja…mir auch ty ;) – im sinne von…notgeil oder…? o.O

Lovely: nicht sauer sein…sorry…=(

Sweetheart: nein, doch nicht im sinne von notgeil!!! oder doch? ^^ hm…im sinne von…na ja…sehr mögen

BlackDragon: ? O.o *kurzschluss*

FallenAngel: *voll auf schlauch steh*

Lovely: lieben!!! im sinne von lieben!!! seid ihr schwer von begriff -.-

Sweetheart: danke kai!!! du warst meine rettung *fast nervenzusammenbruch hatte*

BlackDragon: was soll die frage?

FallenAngel: öh…ich bin verwirrt o.o

BlackDragon: willkommen im club!

Lovely: also…ja oder nein jan?

FallenAngel: ich geh jetzt besser…das wird mir zu…doof^^ außerdem muss ich noch ein bisschen schicksalsengel spielen;)

Sweetheart: warte wenigstens auf seine antwort!
 

-FallenAngel hat uns verlassen-
 

Was war das denn gewesen? Wie kam Kim auf so einen Mist? Jan und mich lieben…dass ich nicht lachte! Er kannte mich doch gar nicht richtig, wie sollte er mich da lieben? Mögen ja, aber lieben? Lieben bedeutete mehr, als das Wort sagte…Eine Liebe übers Internet? Ohne das man sich vorher sah? Konnte man sich wirklich in jemanden verlieben, den man noch nie vorher gesehen hatte?

Okay, ich versuchte mich abzulenken. Einfach nicht mehr dran denken, dachte ich und wandte mich wieder Herrn Richters Problem zu…nun musste ich Frau Richter anrufen. Ich nahm das Telefon und wählte die Nummer. Es läutete einige Zeit, bis sich eine leise Frauenstimme meldete:„Richter“ „Spreche ich da mit Elena Richter?“, fragte ich die Frauenstimme im Hörer und setzte mich auf mein Bett. „Ja“, antwortete die Stimme und nach einer kurzen Pause fragte sie:„Wer ist denn da bitte?“ „Also…em…mein Name ist Serenity de la Tortue“, antwortete ich ein wenig nervös. „Wie? Wie heißen Sie?“, erkundigte sich Frau Richter erneut. „Serenity…Serenity de la Tortue“, wiederholte ich mit einem leichten Zittern in der Stimme. Es war doch völlig egal wer ich war! Es ging doch um was ganz anderes! „Was möchten Sie denn von mir?“, erklang Frau Richters Stimme wieder. „Sie können mich ruhig duzen. Ich bin erst fünfzehn. Aber weshalb ich Sie anrufe…also…“, stammelte ich ein wenig vor mich hin, da ich nicht wusste, wie ich es ihr sagen sollte, „Es geht um Ihren Sohn…Jan Richter…“ „Jan? Du kennst meinen Sohn?“, wollte sie mit heller Stimme wissen, „Wie geht es ihm? Ihm ist doch hoffentlich nichts Schlimmes zugestoßen? Hatte er einen Unfall?“ „Nein, nein, keine Sorgen. Ihrem Sohn geht es…na ja…es ging ihm schon einmal besser, aber es geht ihm gut.“, fing ich an, „Also…er hat mir erzählt was vor zehn Jahren zwischen Ihnen beiden vorgefallen war und er…hm…na ja, er leidet sehr unter…na ja, dass Sie sich halt nicht mehr sehen“ Es war einige Zeit Ruhe…kein Laut…keine Reaktion, bis ich entschloss fortzufahren:„Na ja, was ich eigentlich sagen will ist, dass Ihr Sohn Sie gerne wieder sehen möchte, aber weder Ihre Adresse noch Telefonnummer hat und er, selbst wenn er sie hätte, sich nicht trauen würde sich mit Ihnen zu treffen. Herr Richter weiß nicht dass ich Sie anrufe und er weiß auch nicht, dass ich Ihre Telefonnummer herausgefunden habe“ „Er hat Angst mich zu treffen?“, fragte Ihre Stimme, die nun etwas leiser und bitterer klang. „Ja, er hat Angst davor. Ich meine, er hat Sie jetzt seit über zehn Jahren nicht gesehen oder gesprochen…wer weiß wie Sie inzwischen zu ihm stehen. Er hat einfach Angst abgewiesen zu werden“, erklärte ich, als sie mir ins Wort fiel:„Ich ihn abweisen? Er ist doch mein Sohn…nie im Leben würde ich ihn abweisen. Ich liebe ihn doch!“ „Das weiß ich…Sie sind seine Mutter…aber er weiß es nicht und vielleicht sollten Sie sich mal in seine Lage versetzen…es war nicht leicht für ihn damals…“, fuhr ich fort, „Also…da er sich nicht traut den ersten Schritt zu machen…wie wärs wenn Sie in täten? Kommen Sie einfach Morgen in meine Schule. Vor dem Unterricht…so…gegen 7.15Uhr, in den Klassenraum der 10a“ „Ich weiß nicht…was hat das denn mit meinem Sohn zu tun?“, erkundigte sie sich unsicher. „Ihr Sohn ist Lehrer an meiner Schule…“, antwortete ich. „Du bist seine Schülerin? Aber wie…wieso tust du das Alles?“, fragte sie mich mit tiefer Verwunderung in der Stimme. „Weil er mir geholfen…und weil er genauso gelitten hat wie ich. Er hat auch seinen Vater verloren und…es muss nicht sein…dass er seine Mutter auch noch verliert…wenn er sie doch wieder finden kann“, erklärte ich ihr mit leichter Trauer in der Stimme, „Also kommen Sie morgen? Bitte, es wäre sehr wichtig…wir können auch noch einmal reden…wenn Sie Fragen haben, deshalb sollen Sie ja vor dem Unterricht kommen. Außerdem haben wir Ihren Sohn in der zweiten Stunde…also…“ Ich atmete tief durch und beendete dann:„…wir können ja mal sehen, wie wir es dann machen. Aber es wäre für Ihren Sohn sehr wichtig, wenn Sie kämen“ „Ich…ich…ich weiß nicht…“, überlegte sie. „Lieben Sie Ihren Sohn?“, entgegnete ich, „Denn wenn Sie ihn wirklich lieben, dann kommen Sie morgen. Er hat schon seinen Vater verloren, nehmen Sie ihm nicht noch die Mutter weg. Er braucht Sie. Klar, er ist erwachsen, aber er ist immer noch Ihr Sohn…und er wird es immer bleiben und er wird auch immer seine Mutter brauchen. Er musste schon früh ohne Sie auskommen…ohne seine Mutter und davor musste er so viel Leid ertragen…glauben Sie nicht Sie haben was gut zu machen? Sie denken vielleicht, er hat sich daran gewöhnt ohne Sie zu leben, und vielleicht stimmt es auch, aber es tut immer wieder weh…auch heute noch, da bin ich mir sicher. Denn ich hab ihn weinen sehen…“ Wieder war eine erdrücken Stille zwischen Herrn Richters Mutter und mir, doch dann sagte sie überraschend:„Okay…ich komme…“ „Danke“, rief ich erleichtert durch den Hörer, „Dann bis Morgen in der Schule“

Grauzone

Ich saß in der Klasse und schaute auf die Klassentür. Würde sie kommen oder nicht? „Ty?“, fragte Kai. „Ja, hier hast du Deutsch“, meinte ich und hielt ihm mein Deutschheft hin. „Em…danke“, bedankte er sich leicht verwirrt und schrieb ab. Ich stöhnte leise, da ich nun nach 30 Minuten die Hoffnung verlor, dass sie noch kam. Jetzt waren es nur noch 15 Minuten bis zum Schulbeginn. „Sie hat nen Rückzieher gemacht“, murmelte ich leise, als ich jemanden fragen hörte:„Ist hier eine Serenity de la Tortue?“ Ich drehte mich in Richtung der Stimme und sah eine etwa 45 Jahre alte Frau, mit schwarzen langen Haaren und himmelblauen Augen. War das Herrn Richters Mutter? Sie hatten die gleichen Augen. „Em…ja, ich bin Serenity…sind Sie Frau Richter?“, entgegnete ich, als ich zu ihr ging. „Ja…“, antwortete sie und schaute sich in der Klasse um. „Er ist nicht da…wie gesagt, wir haben ihn erst in der zweiten Stunde in Erdkunde“, fing ich an, „Wollen Sie noch irgendwas wissen? Also über Ihren Sohn…gut, ich kann Ihnen nicht viel sagen…hm…wie sollen wir es denn am besten machen?“ „Ich weiß nicht…em…“, fing sie an, wurde aber von einer Männerstimme unterbrochen:„Hey Serenity, hast du dich wieder mit deiner Mutter versöhnt?“ Ich schaute an Frau Richter vorbei, um Herrn Richter lächelnd hinter ihr stehen zu sehen. Was machte der denn hier? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Frau Richter drehte sich um und begrüßte ihn:„Guten Morgen“ „Guten Morgen“, entgegnete Herr Richter lächelnd und wandte sich mir zu:„Bist du stumm geworden oder bist du sauer auf mich und ignorierst mich jetzt?“ Sie hatten sich anscheinend nicht erkannt. Erleichtert atmete ich aus und sagte dann:„Ja wir haben uns wieder versöhnt, aber was machen Sie hier? Hat Herr Peters nicht Frühaufsicht?“ „Der ist krank. Würdest du den Vertretungsplan lesen, würdest du das wissen“, antwortete er lächelnd, „Hm…kannst du gleich vielleicht den Overhead-Projektor für Erdkunde hinstellen, dann muss ich das gleich nicht mehr machen und wir können direkt anfangen?“ „Em…okay…“, meinte ich kleinlaut und senkte den Blick. „Erdkunde?“, fragte Frau Richter. Hatte Sie ihn jetzt erkannt? Hätte ich ihr doch bloß eben nichts von zweiter Stunde und Erdkunde erzählt! „Ja, ich bin Erdkundelehrer…“, antwortete Herr Richter, „Serenity alles in Ordnung?“ „Ja, mir gings nie besser!“, entgegnete ich leicht überhoben und wedelte mit den Händen rum. „Bist du dir sicher?“, fragte er nach. „Serenity ist nie ganz in Ordnung Herr Richter“, antwortete Paul für mich. „Ey!“, zickte ich ihn sauer an. Mein Zorn verflog aber im selben Moment wieder, da er Herrn Richters Namen nannte und dessen Mutter in diesem Moment der Atem stockte. Sie hatte ihn erkannt! Frau Richter sah ihren Sohn nur mit großen Augen an, ein paar Tränen in den Augen und eine Hand vor dem Mund. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, erkundigte sich Herr Richter bei ihr. „Ja, mir geht’s gut…mir ging es schon lange nicht mehr so gut, Jan“, antwortete seine Mutter und ich biss mir auf die Unterlippe. Nein, nein! Das lief irgendwie schief! Ich wollte ihr doch noch sagen, dass sie meinen Namen nicht erwähnen sollte und dass sie sagen sollte, dass sie von alleine zu ihm kam! Das konnte ich ja nun vergessen! „Em…kennen wir uns?“, fragte Herr Richter seine Mutter, der nun einige Tränen übers Gesicht liefen. Sie machte ein betrübtes Gesicht. Seine Frage hatte sie verletzt. Kein Wunder, wenn der eigene Sohn einen fragt, ob man sich kennt. Ich drehte mich um und sah, dass das „Spektakel“ bei meinen Klassenkameraden auf großes Interesse stieß, also schloss ich die Klassentür hinter Herrn Richter, seiner Mutter und mir. „Du erkennst mich nicht…wie auch…ist ja schon lange her“, schniefte sie und wusch sich die Tränen weg, „Jan…ich…“ „Woher kennen Sie meinen Namen?“, wollte Herr Richter wissen und schaute sie durchdringend an. „Em…Herr Richter…müssen Sie nicht ins Lehrerzimmer und Ihren Unterricht vorbereiten…Sie haben ja nur noch zehn Minuten“, versuchte ich die Situation zu lösen. „Guter Versuch, aber ich hab schon alles vorbereitet. Also, wer sind Sie?“, fragte er erneut seine Mutter, der nun wieder Tränen übers Gesicht liefen. Warum fragte der Idiot das auch immer wieder? Merkte er nicht, dass er sie verletzte? „Serenity…tut mir Leid…aber ich denke, es war keine gute Idee hier her zu kommen“, sagte sie und schaute mich traurig an, „es ist besser wenn ich gehe“ „Nein…bitte warten Sie. Sie können doch jetzt nicht…ich meine…jetzt sind Sie doch soweit…nun…“, stammelte ich verzweifelt, „Frau Richter bitte…Sie könne jetzt nicht einfach weglaufen!“ Mist! Was hatte ich da gesagt? Ich hielt mir die Hände vor den Mund und wünschte mir tot umzufallen. Warum hatte ich ihren Namen genannt? Warum hatte ich nicht meine Klappe gehalten? „Richter?“, wiederholte Herr Richter fragend und sah sie vorahnend an. „Ja…mein Name ist…E…Elena Richter“, antwortete Frau Richter, „Jan…ich bins…deine Mutter“ Herr Richter sah aus, als hätte ihn der Blitz getroffen. Seine Augen wurden groß…aber ob er sich freute oder traurig war oder sauer…man konnte es nicht erkennen. „Mama?“, fragte er verwirrt. „Ja…ich bins“, sagte seine Mutter. Für einige Sekunden breitete sich eine bedrückende Stille aus. „Serenity, was soll das? Warum hast du das gemacht? Das ist meine Privatsache…das geht dich gar nichts…“, durchbrach Herr Richter wütend die einen zu erdrücken drohende Stille, während ihm Tränen über die Wangen liefen, verstummte aber, als seine Mutter ihn in den Arm nahm. „Ist ja gut Jan, gib ihr nicht die Schuld…sie wollte doch nur helfen“, beruhigte ihn seine Mutter. „Mama“, schniefte er und drückte sie an sich. Ich drehte mich unauffällig um und verschwand wieder in der Klasse. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich tief durch. „Ey Ty! Das wollte ich sehen!“, schrie Peter. „Was interessiert dich das Privatleben von Herrn Richter, stehst du auf den oder was?“, entgegnete ich und Kim und Kai lachten. „Jetzt wissen wir wenigstens, was du mit „Schicksalsengel spielen“ meintest!“, sagte Kim lächelnd.

Nach einiger Zeit klingelte es und die Tür ging auf. Herr Stein betrat die Klasse und schaute mich mit seinen dunkelbraunen Augen durchdringend an, sodass mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. „Serenity!“, sagte er, als er auf mich zu kam und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Ja?“, fragte ich verunsichert. „Herr Richter möchte mit dir reden. Er wartet im Elternsprechzimmer auf dich. Ich weiß nicht was du getan hast, aber egal was es war…es war was, dass ihn sehr glücklich gemacht hat…also keine Angst“, erklärte Herr Stein lächelnd. Also machte ich mich auf den Weg zum Elternsprechzimmer mit gemischten Gefühlen. Es ging bestimmt um die Sache mit seiner Mutter. Die Frage war nur, war er darüber froh oder sauer. Herr Stein meinte er war glücklich, aber das musste ja nichts heißen. Er konnte ja trotzdem sauer auf mich sein. Ich nahm den Türknauf der Tür in die Hand und öffnete langsam die Tür. „Wird ja auch Zeit“, wurde ich kalt und mit starrem Blick von Herrn Richter, der auf dem Tisch saß ein wenig sauer begrüßt. „Em… Entschuldigung, aber Herr Stein hat es mir erst jetzt gesagt. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, entschuldigte ich mich und schloss die Tür hinter mir. „Jetzt schieb das nicht auf Herrn Stein! Setz dich hin“, befahl er, als er vom Tisch aufstand und sich auf einen Stuhl setzte. Ich tat dasselbe, während mein Herz immer schneller schlug. Er war anscheinend wirklich sauer auf mich! Was sollte ich denn jetzt tun? Eine wirkliche Ausrede hatte ich nicht und auch nicht das Recht mich in seine privaten Sachen einzumischen. „Also Serenity, was sollte das mit meiner Mutter?“, fragte er mich, in seiner Stimme war deutlich eine gewisse Aggression zu hören. „Ich…ich wollte Ihnen nur helfen…na ja, Sie waren so traurig gewesen und ich dachte…na ja, vielleicht…würde es Ihnen helfen…es tut mir Leid“, erklärte ich schüchtern. „Helfen? Du mir? Das geht dich doch gar nichts an!“, entgegnete er sauer und ich senkte meinen Blick. „Tut mir Leid“, entschuldigte ich mich wiederum. „Danke“, sagte er leise und mit einem Lächeln auf seinen Lippen. „Was?“, fragte ich verwundert und hob meinen Blick. „Danke…“, wiederholte er lächelnd. Und aus irgendeinem Grund, erinnerte mich sein Lächeln, an die erste Unterrichtsstunde mit ihm:

…„Bin mal gespannt auf unsern neuen Lehrer“, sagte Kim, als wir auf unseren neuen Erdkundelehrer, Herrn Richter warteten. „Ja ich auch. Er soll noch sehr jung sein. Bin ma ziemlich gespannt“, meinte Kai lächelnd, „Ob der wohl gut aussieht?“ „Hast du das Ufer gewechselt Kai?!“, wollte ich grinsend wissen. „Nein, so war das nicht gemeint! Ich meinte, wenn er so jung ist…und er…ach vergiss es!“, wehrte er ab und wurde leicht rot, woraufhin Kim und ich zu lachen anfingen. „Oh er kommt“, verkündete Kai und ein großer, dunkelhaariger Mann mit wunderschönen blauen Augen betrat den Raum. „Hat der geile Augen“, flüsterte mir Kim zu. „Aber hallo“, entgegnete ich nur. „Guten Morgen“, begrüßte er uns, als er sich hinter das Lehrerpuld setzte. „Guten Morgen“, entgegnete die Klasse im Chor. „Also, da ich euch ja noch nicht kenne, mache ich von jedem von euch Bilder und dann sagt ihr mir euren Namen, verstanden?“, erklärte er und holte eine Sofortbildkamera aus seiner Tasche. „Wir sind Neuntklässler, fast Zehntklässler, natürlich verstehen wir das!“, antwortete Paul leicht beleidigt. „Na dann bin ich ja beruhigt. Also, ihr kommt der Reihe nach vor die Tür, dann mach ich Bilder. Die Andern können in der Zeit auf den Seiten zehn bis zwölf die Aufgaben machen“, sagte er und ging mit Stefan vor die Tür, um ein Foto zu machen. „Boah Ty!!! Hast du dem seine Augen gesehen?“, fragte mich Kim, nachdem die Klassentür zu war. „Ja! Der hat vielleicht geile Augen. Wow…“, antwortete ich. „Und sein Hintern erst“, warf Katrin ein. „Sein Hintern? Worauf achtest du denn bitte?“, entgegnete ich verwirrt. „Ja meine Güte, so was springt einem halt ins Auge“, meinte sie und zwinkerte mir zu. „Na ja, würde der Hintern zu nem Andern gehören, wärs besser…“, sagte Kim und klappte ihr Erdkundebuch auf. „Ja, da hast du Recht! Lehrer sollten nicht solche Hintern haben“, stöhnte Katrin. „Das ist mir doch egal, was für ein Hintern mein Lehrer hat! Ich bitte dich Katrin, reis dich zusammen!“, sagte ich ermahnend und nahm mein Heft aus der Tasche.

Nacheinander ging jeder raus. „Ty, du bist dran“, meinte Kim, als sie sich wieder neben mich setzte, „Und er hat wirklich nen geilen Hintern“ Ich verdrehte die Augen und ging vor die Tür. „Na dann stell dich mal da hin“, sagte er und deutete auf die Wand. „Em…okay…“, stimmte ich zu und stellte mich vor die Wand. „Und jetzt, lächeln!“, meinte er und hielt sich die Kamera vors Auge. „Wenn ich lächle seh ich scheiße aus, also lächle ich nicht“, wehrte ich ab. Er nahm die Kamera runter und schaute mich mit seinen geilen, blauen Augen an. Man hatte Der geile Augen, aber er war mein Lehrer! Und nur wegen Augen, war der Mann an sich ja nicht geil. Aber ich kam mir so kindisch vor, dass ich seine Augen so geil fand. Ich fand ihn ja nicht geil. Was war also so schlimm, seine Augen geil zu finden? „Jeder Mensch sieht gut aus, wenn er lächelt. Auch du! Komm lächle!“, forderte er mich auf und hielt sich die Kamera vors Auge, „Spaghetti!“ Ich musste Grinsen, weil es sich so lustig anhörte. In dem Moment blitzte die Kamera auf und ich sah kurz nichts. „Na geht doch! Ich weiß gar nicht was du hast“, sagte er und nahm das Bild aus der Kamera, „Sag mir mal bitte deinen Vor- und Nachnamen“ „Serenity de la Tortue“, antwortete ich und er blickte verwirrt auf. „Wie?“, fragte er nach. „Serenity de la Tortue“, wiederholte ich und sah schüchtern zu Boden. „Em…kannst du mir den vielleicht aufschreiben?“, bat er mich und hielt mir seinen Stift hin. „Ja natürlich“, meinte ich und schrieb meinen Namen auf, „Mein Name ist halt außergewöhnlich…wollen Sie auch meinen Zweitnamen?“ „Em…nein, ich denke dein erster Name reicht…“, entgegnete er lächelnd, „Aber ich finde deinen Namen echt schön.“ „Na ja…gibt schönere“, sagte ich. „Hm…dein Name ist außergewöhnlich…ich mag außergewöhnliche Namen. Ist ja doof wenn man jemanden ruft und es drehen sich zwanzig Leute um…“, entgegnete er und seine Augen strahlten richtig. „Ja, kann schon sein“, sagte ich nur. „Schickst du dann den nächsten rein?“, bat er mich und ich nickte nur…

„Serenity? Hallo?! Noch da?“, riss mich Herrn Richters Stimme aus meinen Gedanken. „Em…ja, was war denn?“, stammelte ich verwirrt. „Wo warst du denn gerade mit deinen Gedanken? Du hast so zufrieden gelächelt“, erkundigte er sich. „Ich? Gelächelt? Em…also“, stammelte ich wieder und wurde leicht rot. Hatte ich gelächelt? Warum? Warum sollte ich bei dieser Erinnerung denn Lächeln? „Ja, du hast gelächelt…dabei hast du mir mal gesagt, du lächelst nicht. Erinnerst du dich noch? Als ich die Fotos von euch gemacht hab“, sagte er lächelnd. „Em…ja…natürlich erinnere ich mich“, antwortete ich und lehnte mich gegen die Stuhllehne. Für einen kurzen Moment war Stille im Raum. „Na ja…wie auch immer. Auch wenn du dich da eigentlich hättest raushalten müssen, bin ich dir dankbar. Aber nun solltest du zurück in den Unterricht gehen“, durchbrach Herr Richter die Stille. „Ja, okay…“, stimmte ich ein und ging zurück in die Klasse, wo Kim mir wieder einmal Briefchen schrieb:
 

Hey Ty, was hat er gesagt? Hat er dich angeschrieen? Hat er geheult? Hat er sich gefreut? War er sauer? Hat er dich abgeknutscht? ^^
 

Das sind aber viele Fragen auf einmal…ach er hat sich bedankt, wegen seiner Mutter. Am Anfang hat er mich angeschrieen, aber wohl nur, um mich zu erschrecken ;). Nein er hat nicht geheult. Er hat sich gefreut, aber war bisschen sauer…oder hat nur so getan. – Kim, hast du eigentlich nen knall? Was denkst du denn von dem?!
 

Willst du das wirklich wissen, was ich von dem denke? Hm…aber er war nicht sauer auf dich? Also ich wär wütend gewesen…na ja…
 

Nein, ich glaub, dass will ich nicht wirklich wissen. Ich weiß nicht, ob er sauer war. Aber zum Glück bist du nicht er^^ Kim als Herr Richter *freck lach*
 

Konnt ich mir ja denken. Hey, ich würd doch nie…bäh…dem seine Sachen würd ich ja nie im Leben anziehen!
 

Was hast du gegen seine Sachen?
 

Hast du dir die mal angesehen?! So läuft doch keiner rum!
 

Kim, er ist ein mann. Er kann nicht im Minirock rum rennen wie du!
 

Hab ich das gesagt? Nein! Na ja, wie auch immer. Was hat er denn noch so gesagt?
 

Hm…er hat noch…eigentlich gar nix mehr sonst. Aber irgendwie musste ich an den ersten Unterricht mit ihm denken. Weißt du noch? Fotos?
 

Eh…nö^^
 

Vielleicht hilft dir das ja weiter auf die Sprünge: geile Augen?!...

geiler Arsch^^ nach deiner Meinung ;)
 

Oh…o.o Ich war an diesem Tag nicht zurechnungsfähig!!!! Das zählt nicht, was ich damals gesagt hab!
 

Und ob das zählt!!! =) Oder hat sich deine Meinung inzwischen etwa geändert?
 

Man kann nicht leugnen, dass er geile Augen hat…
 

Ich red nicht von den Augen ;)
 

<.< kein Kommentar. o.O hm…hab ich eigentlich nicht mehr drauf geachtet…musst du Katrin fragen ^^ die ist immer auf dem neuesten Stand…
 

DU achtest mal nicht auf Hintern??? o.O okay, dass macht mir Angst…
 

Er ist ein Lehrer! Abgesehen davon, sollte er andere Hosen tragen, dann würd ich auch wieder hingucken ;)
 

Oh hilfe! Themenwechsel aber schnell! Das wird mir zu tiefgründig ;) Darüber will ich jetzt nit diskutieren.
 

Was denn? Du hast doch angefangen…
 

„Kim, Serenity, was schreibt ihr da?“, fragte Herr Stein und mir lief es eiskalt den Rücken runter. „Gar nix…wir…em…nix“, stammelte ich, während Kim langsam den Brief verschwinden lies. „Gib her Kim!“, forderte Herr Stein Kim auf und riss ihr den Zettel aus der Hand. „Vorlesen! Vorlesen!“, rief die Klasse und ich versank mit knallrotem Kopf langsam hinter meinem Tisch. Nein, nicht vorlesen! Das konnte er doch nicht tun! „Ja…einen Moment…“, sagte Herr Stein, räusperte sich und fing an vorzulesen:„Weißt du noch? Fotos? Eh…nö. Vielleicht hilft dir das ja weiter auf die Sprünge: geile Augen?!...geiler Ar…“ Herr Stein schaute uns schockiert an. „Was schreibt ihr denn da bitte?“, fragte er sauer. „Em…ich…eh…“, stammelte ich und wurde noch roter als vorher. „Ich denke, wir drei sollten uns mal dringend mit einem bestimmten Lehrer unterhalten“, sagte Herr Stein durchdringend. Er legte den Zettel auf den Tisch und führte den Unterricht fort. Und schon wieder! Schon wieder hatte mich Kim in eine miese Lage gebracht! Wie schaffte sie das nur immer wieder? Jetzt war ich so was wie von dran. Herr Richter…oh…seine Reaktion wollte ich mir gar nicht erst vorstellen!

Es klingelte und Herr Stein schleifte mich und Kim ins Elternsprechzimmer. Er unterhielt sich kurz mit Herrn Richter und die Beiden kamen dann zu uns. Ich fühlte mich schrecklich unwohl in meiner Haut und wollte nichts als weg. Im Gegensatz zu Kim, die wie immer selbstbewusster denn je auftrat. „Setzt euch“, sagte Herr Richter und zeigte auf zwei Stühle. Wir setzten uns und Herr Richter und Herr Stein setzten sich uns gegenüber. Ich mied den Blickkontakt mit Herrn Richter und beschränkte mich auf den Tisch als Blickfeld. „Em…okay…euer Brief war sehr…interessant“, fing Herr Richter leicht überfordert an, „Serenity…ich hab das Gefühl du hast reges Interesse an mir…oder wie auch immer…“ „Was? Nein! Em…also ich meine…das mit em…Ihrer Mutter war was anderes! Und das…na ja, Kim hat gefragt und ich hab nur das wiederholt, was sie gesagt hatte“, stellte ich richtig und wurde knallrot. Ich schaute ihm kurz in die Augen, senkte den Blick aber sofort wieder. Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich sehen, wie er anfing zu lächeln. „Das war mir schon klar…keine Panik, ich will dir hier nichts unterstellen. Ich bin dir ja dankbar…auch wenn es dich eigentlich nichts anging“, beruhigte er mich und wandte sich Kim zu, „Okay…zu deiner Meinung…em…ja…was soll ich dazu sagen?“ „Ich war damals nicht zurechnungsfähig!!!! Vergessen Sie einfach alles was ich sagte!“, wehrte Kim ab. „Kim…du warst sehr wohl zurechnungsfähig. Du hast an dem Tag ja noch mit mir diskutiert…“, sagte Herr Stein und sah sie prüfend an. Er mochte ihre direkte und manchmal überhebliche Art nicht. Das merkte man. „Na ja…wie auch immer…Kim ich wäre dir sehr verbunden, wenn dein Blick bei mir über der Gürtellinie bleibt, okay?“, fragte er sie mit durchdringendem Blick und ich musste leicht grinsen. „Ja natürlich…was sollte ich auch darunter sehen…“, antwortete sie und fügte noch leise, wohl in der Hoffnung dass es niemand hört hinzu:„Da gibt’s ja nichts zu sehen“ „Was hast du gesagt?“, fragte Herr Stein leicht gereizt. Oh, das war schlecht! Ganz schlecht! Ich wurde immer kleiner in meinem Stuhl und wünschte mir Kim würde einfach nur den Mund halten. „Ich hab gesagt…dass es da eh nix zu sehen gibt…“, antwortete sie selbstsicher und mit einem provokanten Lächeln. Wie ich diese Seite an ihr hasste. „Kim, es reicht!“, sagte ich und schaute sie auffordernd an. „Was denn? Stimmt doch! Der hat ja nix in der Hose!“, entgegnete sie grinsend. Ich wurde knallrot und biss mir auf die Unterlippe. Das hatte sie jetzt nicht gesagt! Das war nicht passiert! Herr Steins Kopf war knallrot vor Zorn und Herr Richter saß einfach nur total perplex auf seinem Stuhl. „Kimberly Berg, du kommst sofort mit mir zur Direktorin!“, schrie Herr Stein und ich zuckte an ihrer Stelle zusammen. Sie stand elegant von ihrem Stuhl auf und folgte Herrn Stein selbstsicher grinsend. Ich saß auf meinem Stuhl und starrte die Tür an. Was war hier gerade passiert? Hatte sie gerade wirklich gesagt, Herr Richter hätte nichts in der Hose? Wie war ich da nur rein geraten? Warum war Kim wieder so? Ich hasste diese Seite an ihr so sehr. Sie war dann immer so verletzend und rücksichtslos. Ich atmete tief durch und bemerkte erst jetzt wieder, dass Herr Richter auch noch im Raum war. Ich schaute ihn an und wurde rot. Mir war es so peinlich! Warum schämte ich mich eigentlich für Kims Kommentar? „Em…ich glaub ich geh mal wieder in den Unterricht, wenn Sie nichts dagegen haben“, durchbrach ich die schneidende Stille, die seit dem Verschwinden von Kim und Herrn Stein im Raum herrschte. „Ja…okay…ich komm auch…gleich“, meinte Herr Richter stockend und immer noch schockiert von dem was Kim eben sagte. „Hey…nehmen Sie es nicht so ernst. Kim ist manchmal ziemlich… aufbrausend…unberechenbar, aber sie meint es nicht so…da bin ich mir sicher“, sagte ich zu ihm. „Ja, kann schon sein…aber sie sollte vorsichtiger sein mit dem was sie sagt. Herr Stein hat sie sowieso schon auf dem Kicker…nicht das er sie von der Abschlussfahrt ausschließt oder gar von der Schule wirft“, sorgte er sich und stand auf. Das er sich jetzt noch Sorgen um Kim machte…nachdem was sie zu ihm sagte…bewundernswert. Ich wäre stinksauer gewesen. „Was ist? Was guckst du so?“, fragte Herr Richter mich verwirrt. „Ich em…na ja, ich an Ihrer Stelle wäre sauer auf sie…und würde mir jetzt keine Sorgen um sie machen“, antwortete ich. „Na ja, sie hat ja recht“, lachte Herr Richter. Recht, womit? „Womit hat sie recht?“, erkundigte ich mich leicht verwirrt. „Na, dass ich nix in der Hose hab“, erklärte er und grinste. Na schön das er noch Scherze machen konnte! Wenigstens einer der Spaß an der Sache hatte. „Ich find das nicht witzig! Man macht nicht Scherze auf Kosten von Anderen! Das ist nicht fair. Das werd ich ihr auch noch sagen! So was ist verletzend!“, entgegnete ich ihm mit hartem Blick. „Ja, da hast du schon recht, aber man muss lernen das zu ignorieren und es mit Humor zu nehmen…abgesehen davon, bin ich heute viel zu glücklich, um mir das von Kim kaputt machen zu lassen“, zwinkerte er mir zu und öffnete die Tür:„Ladys first“ „Danke“, bedankte ich mich und ging aus dem Elternsprechzimmer, „Trotzdem hätte sie das nicht tun dürfen. Es war falsch und sie weiß das genauso gut wie ich. Sie ist manchmal einfach so…rücksichtslos“ „Sie ist ein Mädchen…das ist normal“, erklärte er mir. „Was soll das denn heißen? Alle Mädchen sind rücksichtslos? Hey, Sie reden hier mit einem!!!“, zickte ich zurück. „Nein, so war das nicht gemeint!“, verbesserte er und hielt die Hände schlichtend vor seinen Oberkörper, „Vielleicht hat sie einfach ihre Tage oder so…du kennst dich damit ja besser aus…“ Ich spürte, wie ich rot wurde und versuchte es zu verbergen, indem ich mich ein wenig zur Seite drehte. „Em…da könnten Sie schon recht haben…aber…na ja, sie hat ihre Tage nicht, da können Sie sich sicher sein“, entgegnete ich. „Woher willst du das wissen?“, fragte er mich. „Weil sie meine Freundin ist und sie mir so was erzählt…hey man, so was kann man sich doch ausrechnen! Wir unternehmen ja auch ma Sachen zusammen…da merkt man so was!“, antwortete ich ihm, „Zum Beispiel wenn sie ständig auf Klo rennt oder Binden bzw. Tampons dabei hat“ Er wurde schlagartig rot. Anscheinend war ihm das Thema peinlich. Ich fand es witzig ihn rot werden zu sehen. Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. „Em…ja, okay. Ich glaub dir. Wir sollten jetzt in den Unterricht“, zog er sich aus der Affäre und ich ging nur lächelnd in die Klasse.

Es klingelte zur Pause, Kim war nicht in den Unterricht gekommen. Sie hatte bestimmt eine Menge am Hals, kein Wunder nach dem Kommentar. „Serenity…em…meine Mutter würde gerne mit dir reden“, sagte Herr Richter lächelnd, als ich gerade neben ihm durch die Tür gehen wollte. „Oh…okay, wo ist sie denn?“, fragte ich ihn. „Eh…ich denk mal, in der Eingangshalle“, antwortete er. Ich ging also runter in die Eingangshalle, wo ich sie vorfand. „Hey Serenity“, begrüßte sie mich lächelnd, ihre blauen Augen strahlten. „Hallo Frau Richter, na alles in Ordnung?“, erkundigte ich mich. „Ja, danke für deine Hilfe. Du hast mir, nein uns wirklich sehr geholfen. Ohne dich hätten wir uns wohl nicht mehr gesehen…vielleicht nie mehr“, bedankte sie sich. „Schon gut, hab ich doch gern gemacht. Aber Sie sollten die Zeit vielleicht mehr mit Ihrem Sohn verbringen…Sie beide haben ja sicher viel nachzuholen“, schlug ich ihr vor. „Ja, da hast du recht. Ich werde ihn gleich mal suchen gehen“, meinte sie lächelnd, „Danke“



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