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Mittsu no sei-takaramono - Die drei heiligen Schätze

Der rote Sonnenstern
von

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Wie alles begann

„Das kannst du nicht wirklich getan haben… Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“

Die Stimme der schwarzhaarigen Frau war zittrig und ihre goldenen Augen mit den katzenhaften Pupillen starrten ungläubig zu dem jungen Mann vor ihr, der sie aus nicht minder goldfarbenen Augen herablassend anblickte.

Selene fiel auf die Knie. Das konnte er nicht wirklich getan haben! Das durfte nicht wahr sein, dass ihr Liebster nicht nur sie, sondern das gesamte Volk der Antiken Drachen verraten hatte, in dem er seine Seele den Dämonen verschrieben hatte.

Alles nur wegen dem Schatz! Der Kette, die Selene um ihrem Hals trug. Alles nur um diesen Schatz in die Finger zu bekommen!

Die Drachengöttin sank auf die Knie. Ihre knielangen Haare verteilten sich dabei fächerförmig über dem Boden und Tränen standen in ihren Augen.

„Ich hätte nie gedacht, dass du soweit gehst, Kyoumaru… nie. Was hat dich nur so verändert? Dass du dich mit den Dämonen verbündest… unseren schlimmsten Feinden! Warum…?“

Einige Tränen fielen auf den Boden. Der junge Mann, namens Kyoumaru trat auf Selene zu.

Selene sah zu ihm auf. Sie sah in seine Augen, hatte das Gefühl, seine mintgrünen beinahe Hüftlangen Haare, würden im Wind wehen, obwohl hier im Palast, in diesem großen Saal, mit seinen weißen Wänden, dem weißen Boden und den schwarzen Statuen in Drachenform, totale Windstille herrschte.

„Es tut Mir Leid, liebste Selene.“, flüsterte Kyoumaru beinahe emotionslos.

„Ich habe dich geliebt…“, flüsterte Selene und ihre Augen schimmerten feucht.

„Oh, glaub mir. Ich dich auch… Aber ich brauche diesen Schatz. Ich brauche diese Kraft. Warum gibst du ihn mir nicht einfach?“, antwortete Kyoumaru und machte noch einen Schritt näher, in die Richtung seiner einst so Geliebten Selene.

„Warum? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, wieso du das tust!“, rief sie verzweifelt. „Ich trage den Schatz, um unsere Welt und alles Leben zu schützen. Die Menschen, die Tiere und du-“

„Pah! Die Menschen? Das ist Dumm Selene! Ich sehe nicht ein, warum wir diese niederen Kreaturen beschützen sollten! Menschen sind nichts weiter als Schmarotzer, die noch dazu schon immer unsere Art gejagt haben, nur weil sie Angst vor uns Drachen haben. Warum sollten wir sie also weiterhin beschützen? Sieh dir diese verdorbene Welt an! Wenn du mir den Schatz gibst, werde ich dafür Sorgen, dass sie von allem schlechten befreit wird. Keine Menschen mehr, keine Monster, keine Dämonen. Wir zwei zusammen könnten bis in alle Ewigkeit in Frieden leben!“, fiel ihr Kyoumaru ins Wort.

„Aber das ist falsch! Wir Drachen sind die mächtigsten Wesen auf der Erde. Wir sind den Göttern unterstellt! Unsere Aufgabe ist es, diese Welt zu schützen! Warum willst du nicht verstehen…“

Selene sah Kyoumaru verzweifelt an, doch seine Miene blieb unverändert.

„Wenn du nicht begreifen willst…“, flüsterte er, „, dann habe ich keine Andere Wahl…“

Seine Augen leuchteten kurz und mächtige schwarze Schwingen, wie die eines riesigen Vogels, wuchsen aus seinem Rücken empor, seine Arme wurden etwas länger und bedeckten sich mit schwarzen Schuppen, seine Hände wurden zu klauenbewehrten Pranken, jede Kralle davon so scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Er konnte sich nicht mehr ganz verwandeln, da er seine Seele den Dämonen verschrieben hatte, doch das war nicht mehr von Bedeutung. In dieser neuen Form war stärker denn je und Selene konnte das spüren. Selbst wenn die Göttin sich in einen Drachen verwandeln würde, sie hatte keine Chance.

Sie wollte nicht gegen den Mann, den sie liebte kämpfen. Sie würde sich nicht wehren, wenn er sie jetzt tötete. Sie ließ es auf sich zukommen. Seinen Angriff, als sie fühlte, wie seine Klauen sich in ihren Körper bohrten.

Er stand vor ihr und sah sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. „Warum hast du dich nicht verwandelt? Warum hast du dich nicht gewehrt?“

Selene blickte in seine goldenen Augen und lächelte leicht, während Blut aus ihrem Mundwinkel ihr Kinn hinunter rann.

„Weil ich dich liebe.“, flüsterte sie. „Ich werde es immer tun…“ Sie küsste ihn kurz. „, aber ich werde nicht zulassen, dass du den Schatz so einfach bekommst.“

Kyoumarus Augen weiteten sich für einen Schreckensmoment, als Selene mit letzter Kraft einen Zauberspruch in einer Alten Sprache flüsterte und die Kette mit dem Roten Stein in Form eines Sterns, um ihren Hals, zu glühen begann und dann verschwand.

Kyoumaru stand da und konnte sich nicht rühren, als er begriff, dass der Schatz verschwunden war und seine große Liebe nun leblos in seinen Armen lag.

Was hatte er nur getan?…

Er musste den Schatz finden, er musste diese Welt bereinigen, er musste Selene wiederbeleben… irgendwie…

Die nächsten Tausend Jahre würde er nachdem Schatz suchen, nicht ahnend, dass in genau Tausend Jahren etwas großes passieren würde…
 

Irgendwo, weit weg und genau 1000 Jahre später fuhr die 15-jährige Ashika Mitsuno in jenem Moment erschrocken aus dem Schlaf hoch…

Ryousuke Harukaze

Irgendwo, weit weg und genau 1000 Jahre später fuhr die 15-jährige Ashika Mitsuno in jenem Moment erschrocken aus dem Schlaf hoch…
 

Sie atmete schneller als geplant und einige Strähnen ihrer knielangen, schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht.

Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen? Warum träumte sie nur von so was? Von zwei fremden Menschen in seltsamer Mittelalterlicher Kleidung… oder halt, waren das überhaupt Menschen? Nein, dieser junge Mann mit den langen ganz hellen, grünen Haaren, hatte sich doch verwandelt… Ihm waren Flügel gewachsen und lange Krallen… Was hatte das alles nur zu bedeuten…? Und was hatte es mit diesem Schatz auf sich, weswegen er diese Frau, die er scheinbar geliebt hatte, umgebracht hatte?

„Ähm… Ashika-chan, alles okay bei dir?“

Ashika zuckte zusammen und wandte sich ihrer beste Freundin, Kizuna Aihara, zu, die sie mit einem ziemlich besorgten Blick aus ihren hellblauen Augen bedachte.

„Ähm, ja“, lachte Ashika peinlich berührt, als sie merkte, dass nicht nur Kizuna sie verwirrt und gleichzeitig besorgt anschaute, sondern schlichtweg die gesamte Klasse.

Sie blickte zur anderen Seite neben sich und bemerkte die rubinroten Augen ihres besten Freundes, Hatsuharu Imamoto, der von allen nur „Haru“ genannt wurde, die nicht minder verwirrt aussahen.

„Du bist eingeschlafen.“, sagte er langsam. „,Kizuna und ich wollten dich wecken, aber du bist einfach nicht aufgewacht. Du hast nur im Schlaf geweint und … wer ist eigentlich Kyoumaru?“

Ashika schluckte: „Ich… Ich weiß nicht.“ Sie hatte doch tatsächlich im Schlaf gesprochen! Wie peinlich! Und das auch noch bei diesem merkwürdigen Traum!
 

„Ist dir nicht gut, Mitsuno-san? Möchtest du vielleicht lieber vor die Tür gehen und dort weiterschlafen? Ich hatte gehofft, du würdest dich jetzt, wo bald die Aufnahmeprüfungen für die Oberschule bevorstehen, besser auf den Unterricht konzentrieren, anstatt von Drachen und Dämonen zu träumen..“, sagte die Lehrerin halb schmunzelnd, halb streng.
 

Drachen und Dämonen? Ashika war noch verwirrter. Hatte sie wirklich die ganze Zeit im Schlaf geredet?

„D-Drachen…?“ Sie blickte zu Kizuna, die mit einem Finger als eine Strähne, ihrer kinnlangen rosanen Haare, um diesen herumzwirbelte.

„Ja. Du hast auch irgendwas von Drachen geredet im Schlaf und von Monstern, Dämonen und etwas von wegen, die Welt beschützen und dass du diesen Kyoumaru so liebst.“

Einige in der Klasse fingen nun laut zu lachen an.

Ashika lief knallrot an. „Ich… ach keine Ahnung. Ehehe“
 

Sie wollte nichts mehr sagen und blickte wieder zur Tafel. Doch eigentlich sah sie die Tafel gar nicht. Ihre Gedanken waren zu voll mit dem, was sie eben geträumt hatte. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum sie so etwas geträumt hatte. Sie war vorher noch nie in der Schule eingeschlafen und vor allem nicht so urplötzlich und noch nie hatte sie so intensiv geträumt. Ihr war fast, als hätte sie diese gesamte Situation vor einer Ewigkeit schon einmal erlebt. Außerdem… warum sah die junge Frau in ihrem Traum ihr so verdammt ähnlich?

Sie seufzte und blickte zum Fenster, worin sich die Strahlen der Sonne brachen und sich im gesamten Raum verteilten. Sie konnte die feinen Staubpartikel in der Luft durch das einfließende Licht sehen. Ihr war klar, dass sie zuhören sollte, wenn sie die Prüfung für die Oberschule machen und bestehen wollte. Immerhin wollte sie später, so wie viele andere japanische Schüler, nach der Schule studieren und ganz groß rauskommen. Als richtige Business-Frau!

Verwirrt und gelangweilt zupfte sie am Matrosenkragen ihrer rot-schwarzen Schuluniform und wartete auf das Ende des Unterrichts, um mit Kizuna und Haru genauer über den Traum zu sprechen.
 

Nach schier endlos langen Minuten ertönte endlich, das von allen lang ersehnte Läuten der Schulglocke.

Ashika stand auf und packte ihre Tasche. Gerade wollte sie zusammen mit den Anderen rausgehen, als die Lehrerin sie alle aufhielt.

„Einen Moment. Setzt euch bitte noch einmal hin. Ich will euch noch etwas mitteilen.“, sagte sie.

Genervt ließ sich Ashika noch einmal auf ihren Platz fallen und sah, wie ihre Mitschüler es ihr gleich taten.

„Heute morgen wurde mir mitgeteilt, dass wir Morgen früh einen neuen Schüler bekommen, der erst vor kurzem mit seinen Eltern wieder nach Japan, hierher nach Tokyo gezogen ist.“, erklärte die Lehrerin schnell.

Ashika wirkte nun noch etwas verwirrter, als zuvor.

Ein neuer Schüler, so kurz vor den Abschlussprüfungen? Was dachte sich der nur dabei, erst jetzt sich hier an dieser Schule anzumelden. Da hätte er doch noch warten können oder eben schon früher nach Tokyo ziehen sollen, dachte sie.
 

Etwas später, nach Unterrichtsschluss, bogen sie in die Straße ein, wo Ashika wohnte. Ihre Eltern wohnten in einem richtig traditionellen japanischen Haus, mit einem kleinen, hübschen Garten, einer Veranda und sogar einem Teich, mit einer kleinen Steinbrücke, sowie einem kleinen Holzschrein.

Vor dem großen Eingangstor blieben Ashika, Haru und Kizuna stehen.

Ashika kannte die zwei schon seit dem Kindergarten und beide wohnten gerade Mal ein paar Häuser weiter von Ashika entfernt.

Ashika blickte zu dem Haus gegenüber, was vor kurzem eigentlich noch relativ schäbig ausgesehen hatte. Es war ein großes Einfamilienhaus, im europäischen Stil und ihr fiel auf, dass es frisch gestrichen worden war und allgemein einige Erneuerungen bekommen hatte.

Vor dem Haus standen einige große Umzugswagen und Männer brachten Möbel in das Haus.

„Was ist da drüben los?“, fragte Ashika etwas verwirrt.

„Ich glaube, in das Haus sind vor kurzem neue Leute gezogen. Nur, es muss viel renoviert werden, weil es so lange leer stand.“, antwortete Kizuna.

„Was für Leute? Warum ist mir das gar nicht aufgefallen.?“

„Vielleicht, weil sie zurzeit noch nicht in dem Haus wohnen, sondern es nur renovieren und einrichten lassen. Ich schätze, die Familie, die dort reinzieht, wird wohl gerade noch in einem Hotel wohnen.“, erklärte Haru lächelnd.

Kizuna lachte: „Am Ende ist es die Familie von dem Neuen, den wir Morgen bekommen!“

„Hoffentlich nicht.“, antwortete Ashika trocken.

„Ach komm. Du kennst ihn nicht einmal und beschwerst dich schon.“, kam es von Kizuna und Haru grinste: „Typisch Ashika-chan.“

„Hoffentlich sieht der Neue richtig, richtig gut aus.“, seufzte Kizuna und fing damit an, zu rätseln, ob der Neue wohl einem ihrer vielen Lieblingsschauspieler- oder Sänger ähnlich sah. Sie zählte dabei immer wieder die Namen auf. Die meisten davon waren J-Rock oder Visual Key Sänger mit sehr femininem Gesicht und blasser Haut.

Nun musste Ashika lachen. Das war wiederum typisch Kizuna.

Haru rollte nur mit den Augen und schaffte es schließlich, Kizuna aus ihrem Traumland zu holen, indem er ihr in die Seite piekste.

Kizuna gefiel das gar nicht und schnell waren Beide in einen Streit verwickelt.

Ashika belächelte die Szenerie nur. Sie war das schon von ihren zwei besten Freunden gewohnt.

Sie schüttelte den Kopf und dachte an ihr erstes gemeinsames Jahr an der Mittelschule. Sie musste leicht schmunzeln. Es war schon seltsam, dass Kizuna und Hatsuharu wirklich mal für fast ein ganzes Jahr zusammen gewesen waren. Auch wenn es nur eine "Kinderbeziehung" gewesen war. Nun waren sie es leider nicht mehr und den Grund dafür, hatte Kizuna Ashika nicht verheimlicht: Haru war eigentlich schon die ganze Zeit in Ashika verliebt und obwohl er wusste, dass es eigentlich aussichtslos für ihn war, konnte er den kleinen Funken Hoffnung, den er in sich trug, nie ganz aufgeben.
 

Nachdem Ashika eine Weile der Streiterei, ihrer beiden Freunde zugeschaut hatte, ging sie dazwischen, indem sie sich von Kizuna und Haru verabschiedete.
 

Regen peitschte am nächsten Tag gegen die Fensterscheiben der Klasse 1, des 2. Jahrgangs, in der Shibuya-High.

Fuuma Genjou, von allen nur „Genjou“, genannt, blickte genervt nach draußen.

Eigentlich hatte er vorgehabt, Geschichte zu schwänzen, aber bei diesem Mistwetter, hatte er es dann sein lassen und musste sich nun das eintönige Gerede seiner steinalten Geschichtslehrerin antun, von der er sich sicher war, dass sie eigentlich schon längst in ein Museum gehört hätte.

Gelangweilt fuhr er sich durch sein grasgrünes, kurzes, windschnittiges Haar. Dann trommelte er mit den Fingerspitzen auf seinem Tisch herum.

Wann war endlich Pause? Er hatte keine Lust mehr. Sein Kopf brummte immer noch von seinem Saufgelage, dass er am Abend zuvor mit ein paar Kumpels wieder gehalten hatte. In der Fensterscheibe spiegelte sich sein Gesicht und er konnte nun den blauen Fleck erkennen, den er sich bei der gestrigen Prügelei, etwas unterhalb der linken Schläfe zugezogen hatte.

Aber was machte das schon großartig aus?

Dieser kleine Jammerlappen hatte bekommen, was er verdient hatte.

Hätte er sein Maul nicht soweit aufgerissen und ihm schön seine Kohle gegeben, dann hätte dieser kleine Waschlappen sich den Krankenhausaufenthalt erspart.
 

Endlich klingelte es zur Pause. Genjou stand auf, warf sich seine Schultasche über und steckte die Hände in die Taschen, seiner schwarzen Hose. Das schwarze Jackett seiner Uniform stand offen und das weiße Hemd drunter, hatte er bis zum Brustansatz aufgeknöpft. Eine Krawatte, die normalerweise dazu gehörte, trug er nicht. Genervt trabte er in Richtung Klassenausgang und rempelte einige seiner Mitschüler an. Einer Schülerin, die sich gerade bückte, um den Boden mit einem Taschentuch sauber zu wischen, weil ihr Getränk ausgelaufen warf, fasste er im Vorbeigehen kurz an den Hintern und murmelte „Ich steh auf ‚Hello Kitty‘.“

Das Mädchen lief knallrot an, drehte sich rasend schnell um und rief Genjou lauthals „Lustmolch!“ hinterher.

Doch Genjou grinste nur dreckig und verließ den Raum.

Als er den Pausenhof betrat, blickte er kurz zur Mittelschule rüber, die gegenüber der Oberschule stand, auf die er ging. Er lächelte kurz verschlagen.

Hoffentlich würde er Ashika Mitsuno heute mal erwischen.

Es hatte aufgehört zu regnen. Immerhin etwas.

Genjou begab sich zu seinem Lieblingsort, dem Schuldach, der Shibuya-High.

Oben angekommen lehnte er sich an das Geländer und fischte eine Zigarettenpackung aus seiner Hosentasche.

Er zündete sich eine Zigarette an und zog einmal tief an dem Glimmstängel.

Das tiefe inhalieren des Rauches beruhigte seine Nerven ungemein und er atmete erleichtert aus.

Eine Stunde mehr, mit diesem Fossil von Lehrerin und er hätte mal wieder die Nerven verloren. Dabei hatte er schon einige Verwarnungen und konnte sich kaum noch eine leisten, falls er nicht von der Schule fliegen wollte.

Und das würde er, spätestens jetzt, wenn ihn ein Lehrer beim Rauchen erwischen würde, denn erstens war er noch minderjährig und zweitens war es auf dem Schulgelände sowieso verboten.

Ein Glück also, dass sich nie eine Lehrkraft hier oben hin verirrte.

Andererseits, ob man ihn nun von der Schule schmiss oder nicht, war Genjou eh egal.

Eigentlich würde er sogar lieber arbeiten, als hier herumzuhängen.
 

Aber… er hatte es ihr versprochen. Versprochen, dass wenigsten er etwas aus seinem Leben machen würde. Nein, er wollte nicht so enden wie sein alter Herr, der seine Mutter und ihn hatte sitzen lassen, als Genjou zehn Jahre alt gewesen war. Er wollte wenigstens diese verdammte Oberschule hinter sich bringen. Das war er seiner armen, kranken Mutter, die daheim im Bett lag und die kaum laufen konnte, schuldig.
 

„Genjou-senpai? Hast du schon wieder den Unterricht geschwänzt?“

Genjou löste sich von der Sicht auf den Pausenhof, den man vom Schuldach aus hatte und wandte sich zu der Stimme um, die ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte.

„Miyako-chan!“, grinste er und zog extra stark an seiner Zigarette. Dabei achtete er nicht darauf, ob er den Rauch dem Mädchen vor sich, direkt ins Gesicht pustete.

Miyako Tachibana drehte sich instinktiv in die andere Richtung.

Sie hatte hüftlange, rote Haare, die sie in zwei langen Rattenschwänzen trug. Ihre schwarze Schuluniform saß so korrekt an ihr, wie es sich gehörte.

Sie seufzte schwer. „Du solltest endlich mit dem Rauchen aufhören. Du bist noch minderjährig und wenn dich ein Lehrer erwischt, fliegst du wirklich von der Schule!“

In ihrem Gesicht stand Besorgtheit geschrieben.

Miyako war ein Jahr jünger als Genjou und kannte ihn schon sehr lange. Die zwei wohnten nicht weit voneinander entfernt und waren früher gut befreundet gewesen. Hatten immer miteinander gespielt. Miyakos Eltern hatte ihr Umgang mit Fuuma Genjou gestört. Sie waren wohlhabende, wichtige Leute, arbeiteten beide als Politiker. Als Genjous Vater ihn und seine Mutter hatte sitzen lassen, brach der Kontakt nach einer Weile ab und Genjou änderte sich komplett. Wollte nichts mehr von ihr wissen. Erst jetzt, in der Oberschule, waren sie sich wieder begegnet.

Und Miyako mochte es nicht, dass er sich nun schlimmer verhielt, als je zuvor. Er war schon früher ein Raufbold gewesen, aber wenigstens nett. Dass er nun so drauf war, hatte sie an ihrem ersten Tag an der Oberschule, als sie ihm auf dem Flur begegnet war, total schockiert.
 

Genjou blickte Miyako nur weiterhin grinsend an, dann antwortete er, ohne auch nur auf ihre zweite Frage einzugehen, direkt auf die Erste: „Nein, hab nicht geschwänzt. Hatte es zwar vorgehabt, aber dieses Mistwetter hat mir die Laune total verdorben….“, dann grinste er noch etwas mehr, „aber in der nächsten Doppelstunde, haben wir Sport. Da werde ich mich garantiert nicht blicken lassen.“

Miyako ließ den Kopf hängen. „Dass kannst du nicht machen…“, murmelte sie, „deine Noten sind schon im Keller! Warum reißt du dich nicht endlich zusammen, wenn du deiner Mutter helfen willst? So machst du ihr doch nur noch mehr Kummer!“

Genjou tat einige Schritte auf Miyako zu und packte sie am Kragen. Die Zigarette warf er dabei achtlos zur Seite.

„Halt deine kleine, neunmalkluge Klappe!“, zischte er wütend, „ich kann machen, was ich will! Da lass ich mir doch nicht von einer kleinen, miesen Streberin, die noch dazu eine Klasse unter mir ist, vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe!“

Miyako wirkte total verängstigt und schluckte schwer. „G-Genjou-senpai…“

Er ließ sie ziemlich unsanft los und drehte sich um, um seine Zigarette aufzuheben.

Dann drehte er sich noch einmal um.

„Ich hasse besserwisserische Weiber! Zeig demnächst mal mehr Respekt gegenüber einem Senpai, dumme Gans!“
 

Genjou verließ gereizt das Schuldach und Miyako sank auf die Knie. Tränen standen in ihren Augen.

„Fuuma-kun…“, murmelte sie und einige Tränen tropften ihre Wangen hinab.

Warum tat er das nur? Warum machte er sich sein ganzes Leben mit Alkohol, Zigaretten und Prügeleien kaputt? Warum war er nur so ein… ein…

Sie konnte es nicht in Worte fassen, was er nun geworden war.

Sie zog ihre Beine ganz nah an ihren Körper und vergrub ihr Gesicht in ihrem Schoß.

Leise und still weinte sie vor sich hin.

Eigentlich hätte sie gleich Mathematik gehabt, ihr Lieblingsfach, doch nun war ihr auch nach Schwänzen zumute.

Hätte sie als Kind doch nur schon geahnt, was mal aus Fuuma Genjou werden würde, hätte sie sich nie, niemals in ihn verliebt…
 

Die Pause war zu Ende und Ashika Mitsuno hockte sich auf ihren Platz, als sie die Tür zum Klassenzimmer rein kam. Etwas später folgten auch Kizuna und Haru.

Nach und nach füllte sich die Klasse mit neugierigen Schülern. Grund der Neugierde war, dass nun, nachdem er noch lange beim Direktor gewesen war, endlich der neue Schüler die Klasse betreten würde.

Ihre Klassenlehrerin kam als Erste rein und legte einen Stapel Bücher auf dem Pult vor sich ab. Nach der typischen Begrüßung, setzten sich alle wieder.

„Nun, wie ihr sicher wisst, wird nun gleich euer neuer Mitschüler die Klasse betreten und ich hoffe sehr, dass ihr ihn freundlich empfangen werdet.“, sagte sie und rückte sich ihre Brille zurecht.

Kaum hatte sie das getan, klopfte es an der Tür.

„Du kannst reinkommen, Harukaze-kun.“

Im nächsten Augenblick betrat ein Junge von etwa knapp sechzehn Jahren die Klasse. Er grinste kurz und zwinkerte auf dem Weg zur Tafel einigen Mädchen zu, was dazu führte, dass die Mädchen zu kichern und zu seufzen anfingen.

Vor der Tafel machte er halt.

Guten Tag, die Damen!“, sagte er in einer Sprache, die Ashika nicht verstand, aber als „Deutsch“ einordnete.

Er lachte, aber Ashika beachtete ihn nicht sonderlich.

„Entschuldigt mich.“, sagte er schließlich auf japanisch, „ich habe mit meinen Eltern die letzten zehn Jahre in Deutschland gelebt, deswegen verzeiht mir, wenn ich manchmal einfach deutsch rede. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich wieder in Japan bin. Aber ich freue mich, euch alle kennen zu lernen.

Er kratze sich verlegen am Kopf und lachte.

Kizuna piekste Ashika mit ihrem Bleistift an. "Sieht der nicht wahnsinnig gut aus?“, flüsterte sie und errötete.

Ashika sah in jenem Moment auf, als dem Neuen einfiel, dass er vergessen hatte, seinen Namen zu nennen: „Ach ja. Ich heiße übrigens Harukaze Ryousuke

Die Auserwählten

Ashika sah in jenem Moment auf, als dem Neuen einfiel, dass er vergessen hatte, seinen Namen zu nennen: „Ach ja. Ich heiße übrigens Harukaze Ryousuke!“
 

Ashikas Augen weiteten sich vor Schreck, als sie ihn erblickte, diesen Ryousuke, mit seinen rötlich braunen Augen und den etwas über nackenlangen, ganz hellen, grünen Haaren und dem längeren Pony, das von einem schwarzen Stirnband an Ort und Stelle gehalten wurde, damit es ihm nicht zu sehr die Sicht versperrte. Fast 1,90 Meter groß und damit ziemlich riesig für sein Alter.

Er bemerkte ihren Blick und grinste ihr entgegen.

Ashika schluckte. Das konnte nicht sein… Diese Ähnlichkeit!

„Das ist doch…“, murmelte sie und merkte nicht, wie Kizuna und Haru sie schief von der Seite her anstarrten.

Nein, sie musste sich irren. Das konnte ja nur ein Zufall sein, dass dieser Ryousuke Harukaze diesem Mann in ihrem Traum so ähnlich sah.

So ein Quatsch! Das war ein Zufall! Schließlich war es nur ein dummer, dummer Traum gewesen und nichts weiter und so ähnlich sah dieser Ryousuke dem Drachenmann oder was immer er gewesen war, nun auch nicht. Bis vielleicht auf die Haarfarbe und diesem selbstgefälligen Grinsen.

Das Gestern war nur ein Traum gewesen. Nur ein alberner Alptraum… mehr nicht.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Kizuna ihre beste Freundin besorgt und riss Ashika somit kurzzeitig aus ihren Gedanken.

„J-Ja…“, stammelte Ashika verwirrt und errötete, weil ihr klar wurde, dass ihr immer noch Panik ins Gesicht geschrieben stand.

„Sag bloß, du kennst den Kerl.“, ertönte nun Harus fragende Stimme von der anderen Seite.

„N-Nein.. Woher denn?“, erwiderte Ashika und starrte wieder nach vorne, wo Ryosuke gerade dazu aufgefordert wurde, sich einen freien Platz zu suchen.

Er steuerte direkt auf den Platz hinter Ashika zu und machte es sich dort gemütlich.

Ashika lief ein unerklärlicher Schauer über den Rücken.

Was hatte das nur alles zu bedeuten?
 

                                               ~~
 

„Miko-sama!“, eine schwarzhaarige Frau in einem langen Kimono rannte die Treppen zu einem großen Tempel hinauf. Als sie ihn betrat, machte sie in der Mitte des Raumes halt und kniete sich nieder. Vor ihr saß ein Mädchen mit etwa taillenlangen blauen Haaren, in einem weiß-roten Priesterinnengewand, wie ihn die japanischen „Mikos“ trugen. Es war nicht mal 1,50 Meter groß und höchstens nicht älter als vierzehn. Das Mädchen saß vor einer Art Altar und schien zu beten.

„Ihr hattet gerufen, Miko-sama?“, fragte die Frau.

Langsam äufnete das Mädchen die Augen und schaute die Frau vor sich an. „Ja…. Ich habe es gespürt. Es dauert nicht mehr lang, dann werden sie hier auftauchen.“

„Die Auserwählte und ihre Begleiter?“, fragte die schwarzhaarige Frau.

Das Mädchen nickte.

Die Frau seufzte: „Es wurde auch Zeit. Dieser Dämon wird immer mächtiger. Lange können wir diese Stadt nicht mehr schützen und wer weiß, wie lange der Schutzzauber noch auf dem Schatz und seinem Versteck hält…“

Die junge Miko sah die Frau aus ihren grünen Augen mit einem starren Blick an: „Ich frage mich, ob er schon spürt, dass sie im Anmarsch sind und ob er sie wieder erkennen wird.“
 

                                               ~~
 

„Was war denn nun los mit dir?“, fragte Haru nun schon zum dritten Mal.

Ashika seufzte und wandte sich wieder um. Das gab es doch nicht! Dieser ominöse Neue ging immer noch einige Schritte hinter ihr. Verfolgte er sie etwa?

Sie wandte sich an ihren besten Freund. „Es ist nichts, ja?! Gar nichts!“.

„Ist ja schon gut.“, antwortete Haru etwas eingeschüchtert und hob abwehrend die Hände. „Sei doch nicht so gereizt.“

Ashika fuhr sich energisch durch ihre schwarzen Haare, wie sie es immer tat, wenn sie genervt oder gereizt war. „Ich bin nicht gereizt!“

„Das sieht man.“, entgegnete Haru sarkastisch und entlockte somit Kizuna, die neben ihm lief, ein leichtes Schmunzeln.

Die Drei waren auf dem Weg nach Hause und schon seit Schulschluss lief Ryousuke hinter ihnen her. Ashika wusste nicht wieso und genau das machte sie so nervös und gereizt.

Plötzlich drehte sie sich abrupt um, sodass Ryousuke beinahe in sie hinein lief.

„He- Hey. Was ist denn los, Süße?“, fragte er erschrocken, grinste aber schnell wieder.

„Wenn du mich wegen den Hausaugaben fragen willst, dann tu es, aber lauf mir nicht hinterher! Und nenn' mich nicht "Süße", kapiert!?“

Ryousuke konterte grinsend: „Sorry, wenn ich dich damit nerve, dass ich hinter dir laufe, aber ich wohne hier in der Nähe.“

Ashika sah ihn zornfunkelnd an: „Ach ja? Tolle Anmache. Nur, das so was kein Stück bei mir zieht!“

„Das ist keine Anmache! Falls du es wissen willst, Ashika-chan, - so heißt du doch, richtig? - Ich wohne genau da vorne!“ Er zeigte auf ein großes Haus im westlichen Stil, wo gerade von zwei Männern ein Sofa noch herein gebracht wurde. „Wir sind heute erst richtig dort eingezogen."

Ashika erblasste. Das war doch das Haus, was renoviert worden war und genau gegenüber von ihrem Elternhaus stand.
 

„Glückwunsch. Du hast einen neuen Nachbarn!“, lachte Kizuna und blickte schwärmerisch zu Ryousuke.

Ashika grummelte etwas unverständliches. Ihr war schon im Unterricht aufgefallen, dass ihre beste Freundin gefallen an dem Neuen gefunden hatte.

„Wir sind Nachbarn? Ehrlich?“, fragte Ryousuke erstaunt.

„Ja, Ashika-chan wohnt genau gegenüber von euch.“, erklärte Kizuna.

Haru hielt sich bei dem Gespräch lieber raus.

„Ist ja cool! Auf eine gute Nachbarschaft!“, lachte Ryousuke und schüttelte Ashika die Hand, bis diese sich los riss und ihrem neuen Mitschüler absichtlich auf den Fuß trat.

„Fass mich nicht an!“, fauchte sie und schritt erhobenen Hauptes ganz schnell in Richtung ihres Hauses.

„Ich wette, die ist noch Jungfrau.“, murmelte Ryousuke verdutzt lachend und fing sich einen bösen Blick von Haru ein.

„Ich war echt ewig nicht mehr in Japan. Hab ganz vergessen, wie verklemmt die Leute hier sind. In Deutschland sind die Mädels ganz anders, als hier.“, fügte Ryousuke noch hinzu, ohne auf Harus Blick zu achten oder auf Kizunas Schwärmerei für ihn.
 

Ashika lief durch das große Eingangstor, den schmalen Steinweg durch den Garten zu dem großen traditionellen japanischen Haus in der Mitte, indem ihre Familie lebte. Sie rannte die Treppen hoch und riss die hölzerne Schiebetür auf, zog dabei noch ihre Straßenschuhe aus und schlüpfte, kaum dass sie drinnen war, in ihre Hausschuhe.

Dann ging sie in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich zu, warf ihre Schultasche beiseite und ließ sich auf ihr weiches Futon fallen.

Sie starrte an die weiße Zimmerdecke.

Warum passierte so etwas gerade ihr? Gestern hatte sie noch gehofft, dass Kizuna unrecht hatte und nun bestätigte sich der eigentliche Witz ihrer besten Freundin auch noch. Und warum hatte sie nur eine solche Angst vor diesem Ryousuke? Er hatte ihr doch gar nichts getan.

Sie schaute zu dem kleinen Digitalwecker auf dem Boden neben sich, der sie jeden morgen weckte.

17:00 Uhr. Ihre Eltern arbeiteten noch.

Sie starrte wieder hinauf zur Decke und langsam fielen ihr die Augen zu.
 

Verschwommene Bilder rasten an ihrem inneren Auge vorbei. Erinnerungen, die nicht die ihren waren. Ein junger Mann mit fast hüftlangen, ganz hellen grünen Haaren, der vor einer jungen Frau mit knielangen schwarzen Haaren niederkniet und sie anlächelt. Dieselben Personen wieder, an einem Brunnen sitzend und sich vorsichtig küssend. Wieder die Zwei, Hand in Hand, wie sie durch den Garten eines riesigen Palastes oder Tempels gehen. Immer um sich schauend, als dürfte sie niemand sehen. Derselbe Mann und dieselbe Frau, in einer Art Schlafgemach auf einem Bett. Beide sind nackt und küssen sich…
 

Ashika riss die Augen auf und saß mit einem Mal kerzengerade auf ihrem Futon.

Sie war knallrot im Gesicht und ihr Kopf dröhnte, als hätte sie zuviel Sake getrunken.

„Ashika-chan? Bist du wach?“

Benommen drehte Ashika ihren Kopf in Richtung Tür, die einen Spalt geöffnet war und wo ihre Mutter den Kopf hindurch gestreckt hatte.

„Ashika nickte nur und griff sich an den Kopf. Sie blickte auf ihre Uhr. 19:00 Uhr.

Ihre Mutter sah sie besorgt an. „Liebes, hast du Kopfschmerzen?“, fragte sie.

„Kann sein.“ , murmelte Ashika

„Ich bring dir gleich eine Tablette dagegen.“, sagte ihre Mutter freundlich, „aber werde mir bitte nicht krank.“

Ashika schüttelte den Kopf und legte sich wieder hin.

Was sollte das alles nur…?
 

Viele Kilometer weit weg in New York, lief ein etwa fünfzehnjähriger Teenager gerade auf dem Weg nach Hause die Straße entlang, bis ein merkwürdiges Licht auf der anderen Straßenseite seine Aufmerksamkeit erregte.

Der junge Amerikaner lief über den Zebrastreifen direkt auf das Licht zu. Er wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, das es wollte, dass er zu ihm kam.
 

Miyako Tachibana schloss die Tür von ihrem Zuhause auf. Sie zog ihre Schuhe aus und stellte ihren Bogen, den sie sich extra für den Bogenschießklub damals gekauft hatte, als sie diesem beigetreten war, an die Wand. Ihre Eltern waren mal wieder auf Geschäftsreise und so war sie alleine. Miyako ging in die Küche und wärmte sich eine Instand - Nudelsuppe auf.

Nachdem sie gegessen hatte, spülte sie ab. Dabei blickte sie aus dem Fenster über der Spüle und erblickte ein merkwürdiges Licht draußen, dass scheinbar hin und her schwebte, als wollte es ihr sagen, dass sie raus gehen und zu ihm kommen sollte…
 

Fuma Genjo saß auf seinem Bettrand und zündete sich eine Zigarette an, ein Teil seiner Bettdecke lag auf seinem Schoß und bedeckte nur den nötigsten Teil seines sonst vollkommen entblößten Körpers.

Hinter ihm lag ein Mädchen, dass sich nun auch aufsetzte und mit ihrem Teil der Decke ihren ebenfalls nackten Körper bedeckte.

Genjo blickte sie kurz resigniert an und zog an seinem Glimmstängel.

Die Kleine hinter ihm, war noch in der Mittelstufe und würde erst nächstes Jahr auf die Oberschule kommen. Er hatte sie heute aufgegabelt, als er wieder die Schule geschwänzt hatte. Die Worte Miyakos waren ihm einfach nicht aus dem Kopf gegangen und so musste er Frust loswerden und den Ärger vergessen. Da war ihm die Kleine nur recht gekommen. Sie hatte wohl auch geschwänzt und gehörte wohl zu der Sorte junger Mädchen, die sich im Zug immer von diesen so genannten „Grabschern“ befummeln ließen. Vielleicht war sie auch eine Prostituierte. Viele junge Mädchen verkauften heutzutage ihren Körper.

Er zog weiter an seiner Zigarette und achtete nicht auf seine Bettgefährtin.

Er würde ihr gewiss kein Geld geben, wenn sie welches haben wollte. Vielleicht wollte sie auch keines, sondern war einfach nur scharf auf ihn gewesen, sowie viele Frauen.

Er hatte mittlerweile genügend Frauen im Bett gehabt. Jüngere, Ältere. Er konnte Jede haben, doch das war ihm egal. Die, die er eigentlich ins Bett kriegen wollte, bekam er nicht. Eine Mittelschülerin, im 3. Jahr: Ashika Mitsuno.

Das ärgerte ihn.
 

Und ausgerechnet jetzt musste er wieder am die Worte von Miyako denken.

Er hasste ihre neunmalkluge Art.

Wütend zog er noch fester an seiner Zigarette, so dass plötzlich nur noch ein kleiner Stummel übrig war. Achtlos warf er das Ding in den Müll und griff zu der Sakeflasche, die neben seinem schäbigen Bett stand.

Er nahm einen tiefen Schluck des japanischen Reisweins und versuchte damit diese lästigen Gedanken runterzuspülen.

Plötzlich erregte eine Art Lichtkugel, draußen, vor seinem Fenster, seine Aufmerksamkeit.
 

Er rieb sich die Augen und schaute noch einmal hin, doch sie war noch immer da.

Verwirrt stellte er die Flasche ab und stand auf.

„Was ist los?“, hörte er das Mädchen sagen. Die Kleine kam auf ihn zu gekrabbelt und umschlang seine Hüften. „Hast du keine Lust mehr, auf eine zweite Runde?“

Genjo riss sich grob von ihr los und starrte sie genervt an.

„Verschwinde Kleine, ich brauch keine Kletten!“, fauchte er und jagte sie mit ihren Sachen nach draußen.

Dann zog er sich an und sah noch mal aus dem Fenster.

Das Licht war immer noch da. Hatte er zu viel getrunken?

„Was willst du von mir, du komisches Teil?“, murmelte er, hob seine Packung Zigaretten auf und zündete sich wieder eine an. Langsam ging er zur Tür raus.

Seine arme, kranke Mutter schlief gerade und bekam das Treiben ihres Sohnes gar nicht mit.
 

Haru saß beim Abendessen mit seinen Eltern.

Hastig schlang er seine Nudeln runter. Seine Eltern lachten, denn ihr Sohn aß immer so schnell und vor allem aß er auch immer sehr viel.

Das war nun schon seine dritte Portion.

„Wie ist eigentlich der Neue so?“, fragte Harus Mutter, eine, noch relativ junge Frau, mit freundlichem Gesicht.

„Weif nifft.“, antwortete Haru mit vollem Mund und schluckte den Rest seiner Portion hinunter, „Ich mag ihn nicht sonderlich. Er grinst die ganze Zeit so doof und er nervt Ashika-chan.“

Harus Mutter lachte. Sie wusste, dass ihr Sohn hoffnungslos in seine beste Freundin verliebt war. „Na, schlimmer als dieser Genjou Fuuma kann er nicht sein oder? Vielleicht ist er ja ganz nett.“

Harus Miene verfinsterte sich. „Bitte erwähn den Namen „Genjou“ nie wieder in meiner Gegenwart. Schlimm genug dass ich diesen Dreckskerl fast jeden Tag auf dem Dach der Highschool gegenüber, stehen sehe, wenn ich nach draußen geh.“
 

Haru, Kizuna und Ashika hatten Genjou kennen gelernt, als sie zusammen auf die Mittelschule gekommen waren. Damals war Genjou selber noch Mittelschüler gewesen und war in die 3. Klasse gegangen, in die nun die drei Freunde gingen.

Schon damals hatte Genjou immer versucht, sich an Ashika heranzuschmeißen. Kizuna war damals in Genjou verliebt gewesen, aber er hatte sich nie für sie interessiert, sondern schon immer nur für Ashika. Einmal hatte er Kizuna sogar vor der gesamten Schule bloßgestellt. Haru konnte Genjou nicht verzeihen, dass er so gemein zu Kizuna gewesen war und Ashika immer hinterher stellte.

Plötzlich fiel sein Blick nach draußen, zum Fenster, wo er ein seltsames Licht wahrnahm.

Was war das?

Haru legte seine Essstäbchen beiseite und stand wie von der Tarantel gestochen auf.

„Was ist los?“, fragte Harus Vater, aber Haru schüttelte den Kopf.

„Mir ist eingefallen, dass ich mein Mathebuch bei Kizuna vergessen habe!“, sagte er hastig und lief in Richtung Flur, zog seine Jacke und seine Straßenschuhe, die vor der Tür draußen standen, an. Dann lief er zu dem Licht. Er wusste nicht, was er da tat, aber etwas in ihm sagte ihm, dass es nach ihm rief.
 

Kizuna saß in ihrem Zimmer und machte ihre Japanisch-Hausaufgaben. Zumindest versuchte sie es, doch stattdessen schrieb sie immer und immer wieder Ryousukes Namen in ihren Block und umkringelte diesen dann mit Herzen.

Sie seufzte verliebt.

„Er sieht so gut aus…“, murmelte sie vor sich hin, „aber scheinbar will er eher was von Ashika. So wie alle anderen Jungs auch...“

Sie blickte traurig in ihren Spiegel, der an ihrem Schrank neben dem Schreibtisch hing.

„Ich beneide sie… Sie hat schöne, glatte, glänzende, schwarze Haare und tolle Augen. Und ihre Brüste sind auch größer, als meine..“, sie seufzte wieder, „die Welt ist ungerecht!“

Dann lächelte sie: „Aber Ashika-chan ist eine Furie. Sie vertreibt die Männer ja meistens ganz schnell wieder. Da kann ich froh sein, dass ich nicht so schlimm bin.“

Kizuna betrachte weiterhin ihr Spiegelbild. Ihre Kinnlangen, an den Spitzen stark gewellten, rosanen Haare, ihre hellblauen Augen, ihre kleine Stupsnase und ihr süßes Lächeln.

„Ich bin auch hübsch!“, sagte sie entschlossen zu sich selbst, bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Spiegel spiegelte auch das Fenster gegenüber wider und wo Kizuna im Hintergrund ihres Spiegelbilds nur einen Baum gesehen hatte, sah sie nun noch ein seltsames Licht. Zuerst dachte sie nur, der Spiegel würde die letzten Sonnenstrahlen der Abenddämmerung reflektieren, aber als sie sich zum Fenster umdrehte, war da wirklich ein Licht…
 

Ryousuke Harukaze war gerade dabei, den erst heute rein gebrachten und frisch aufgefüllten Kühlschrank zu plündern. Seine Eltern würden erst später nach Hause kommen und so beschloss er, sich nach diesem anstrengenden Tag mal etwas zu gönnen. Er holte Chips aus einem Schrank und zwei Flaschen Cola, sowie mehrere Tafeln Schokolade und noch weitere Süßigkeiten.

Er lächelte. Diese Ashika war schon ein seltsames Mädchen. Er hatte sie heute zum ersten Mal gesehen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, sie schon ewig zu kennen.

Warum auch immer.

Gerade, als er es sich in seinem Zimmer gemütlich machen wollte, sah er etwas draußen am Küchenfenster hin und her schweben. Ein seltsames Licht!

Prompt ließ er alle Sachen fallen, ging in den Flur zur Garderobe und zog seine schwarze lange Jacke an, schlüpfte draußen in seine klobigen schwarzen Stiefel und lief zu dem Licht, dass ihn wie magisch anzog…
 

„AHHHHHHHH!“ Mit einem Mal war Ashika hellwach. Schweiß tropfte ihre Stirn hinab und sie keuchte.

„Schon wieder dieser Traum - eh?“

Ihr Blick fiel neben ihr Futon, wo eine große, leuchtende Kugel rauf und runter schwirrte, wie ein Geisterlicht.

Ashikas Augen weiteten sich. „W-Was?“. Sie krabbelte einige Meter Rückwärts, bis sie an der Wand angekommen war.

„Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“, rief sie verängstigt.

Die Lichtkugel flog zu ihr hin, das Flackern spiegelte sich in Ashikas weit aufgerissenen Augen.

Es war, als würde eine Stimme zu ihr sprechen.

Komm zu mir… Folge mir…

Die Lichtkugel schwebte zur Tür und klopfte dagegen.

Verwirrt stand Ashika auf.

Ich tue dir nichts… Folge mir!

„Was willst du von mir?“

Keine Antwort. Bildete sie sich die Stimme nur ein?

Sie folgte dem Licht die Tür hinaus. Ihre Eltern bemerkten nichts, da sie im Wohnzimmer saßen und Fernsehen guckten.

Sie verließ das Haus, ohne sich eine Jacke über ihre Schuluniform, die sie immer noch trug, anzuziehen, schlüpfte in ihre Straßenschuhe.

Das Licht flog durch ihren Garten und steuerte den kleinen Schrein hinter ihrem Haus an. Davor blieb es stehen und schwebte auf und ab.

Sie kommen!
 

Mit einem Mal trat Jemand aus dem Schatten eines großen Baumes, der neben dem Schrein stand.

Ashika erschreckte sich so sehr, dass sie die Augen zusammenkniff und kurz aufschrie.

„A-Ashika-chan?“

Ashika machte die Augen auf. „Du?!“

Vor ihr stand Ryousuke Harukaze, in einem schwarzen Oberteil und einer langen schwarzen Lederjacke, die er offen darüber trug. Er hatte eine fast schwarze Hose an, die unterhalb der Knie in klobige schwarze Springerstiefel gestopft war. Sein schwarzes Stirnband schien er gar nicht wirklich abziehen zu wollen.

„Was machst du in unserem Garten?!“, fauchte Ashika empört.

„Ich.. Ich weiß nicht…“ Er blickte auf, dann sah er das Licht bei dem Schrein. „Das Ding da hat mich hier her geführt!

Ashika sah ihn böse an: „Tja, mich auch und ich frage mich gerade was es will!“

Ryousuke zuckte mit den Schultern. „Frag mich was leichteres.“

Ashika musterte ihn noch einmal gründlich. Im Schein des eben erst aufgegangenen Vollmondes wirkte seine Haut blass und seine Augen schimmerten noch rötlicher als am Tag. Ashika stellte fest, dass er in jenem Moment wirklich gut aussah. Erschrocken über diesen Gedanken wandte sie ihren Blick ab und sah lieber zu der Lichtkugel, die immer noch vor dem Schrein schwebte, als wartete sie.

„Und hör auf mich als 'Ashika-chan' zu nennen, du kennst mich doch überhaupt nicht und ich dich auch nicht! Und überhaupt...was soll  dieses alberne Stirnband und diese protzigen Klamotten?“, fragte sie ruppig, „Warst du mal in einer Gang oder so?“

Ryousuke lachte: „In Deutschland hab ich viele verrückte Kids gekannt. Die waren echt schräg, aber das hat damit nichts zu tun. Ich lauf eben gerne so rum, klar?

Das letzte Wort musste wieder Deutsch gewesen sein, denn zumindest verstand Ashika es nicht.
 

„Ashika-chan? Harukaze-kun? Was ist denn hier los?“

Ashika fuhr herum. Vor ihr standen Haru und Kizuna.

„Habt ihr ein Date oder so?“, fragte Kizuna aufgeregt.

Ashika wurde rot. „Nein! Da war dieses komische Licht in meinem Zimmer. Ich bin ihm gefolgt und es hat mich hier vor unseren Schrein geführt und auf einmal ist der Typ da aufgetaucht!“, erklärte sie hastig und wütend zugleich.

„Seltsam…“, murmelte Haru. „Kizuna-chan und ich wurden auch von diesem Licht hierher geführt.“

Kizuna nickte heftig: „Das ist so unheimlich. Was will es von uns?“

Ashika seufzte: „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“

„Na, wenn das nicht Ashika-chan und ihre kleinen Freunde sind.“, ertönte plötzlich eine arrogante, raue Stimme hinter ihnen.

Alle drehten sich um.

„Genjou!“, knurrte Haru und ballte die Fäuste.

Kizuna wurde leicht rot um die Wangen und versteckte sich hinter Haru.

„Wer ist das?“, fragte Ryousuke verwirrt.

„Ein Arschloch.", antwortete Ashika trocken und atmete scharf ein.

Genjou kam auf Ashika zu. „Es ist lange her, meine Süße. Warum versteckst du dich immer vor mir?“

Ashika schluckte und ging für jeden Schritt, den er auf sie zutat einen Schritt nach hinten.

„Dein Exfreund?“, fragte Ryousuke erneut.

„Garantiert nicht!“, zischte Ashika.

Genjou schaffte es, Ashika am Arm zu packen und hielt ihr Kinn mit der anderen Hand nach oben, damit sie ihn ansehen musste.

„Willst du immer noch nicht mit mir ausgehen?“, fragte er leise.

„Nie im Leben!“, rief Ashika und trat Genjou auf den Fuß, sodass er sie los ließ.

„Widerspenstiges Miststück!“, fluchte er und Haru wollte sich auf ihn stürzen, doch Kizuna hielt ihn fest. „Lass es, Haru! Er ist zu stark für dich. Es reicht, dass du dich schon einmal von ihm hast Krankenhausreif prügeln lassen!“
 

„Das ist mir egal! Lass mich los, Kizuna! Niemand belästigt Ashika-chan. Der Dreckskerl soll seine Pfoten von ihr lassen!“ Er wehrte sich vehement gegen Kizunas Griff.

Ryousuke stand daneben und blickte verwirrt hin und her, dann sah er zu Genjou. „Ich weiß zwar nicht, wer du bist und was du mit dem Mädchen zu tun hast, aber lass sie in Ruhe, klar? Sie will nicht und da wo, ich gewohnt habe, bevor ich wieder hier nach Japan gezogen bin, nennt man das, was du machst, Belästigung!“

Genjou lachte nur. „Was willst du von mir, Kleiner?“

„Ich bin größer als du!“ entgegnete Ryousuke beleidigt.

„Die paar Zentimeter.“, spottete Genjou. „Hör Mal Kleiner. Mein Name ist Genjou Fuuma. Hier in der Gegend haben die Leute 'nen ziemlichen Respekt vor mir. Mir egal wer du bist und woher du kommst. Ich lass mir von kleinen Scheißern nichts sagen!“

Er grinste dreckig und spuckte Ryousuke vor die Füße.

Das war zuviel des Guten.

„Du willst Ärger? Den kannst du haben!“, rief Ryousuke und stürzte sich auf Genjou, der geschickt auswich und Ryousuke in den Schwitzkasten nahm.

„So, Kleiner und nun?“
 

„GENJOU-SENPAI! HÖR AUF!“

Genjou blickte in die Richtung, aus der dieser Schrei gekommen war.

Miyako kam angerannt. „Genjou-senpai. Bitte, lass ihn gehen!“

Genjou sah Miyako wortlos an und ließ Ryousuke so plötzlich los, dass dieser auf die Knie fiel und erstmal nach Luft schnappte, da Genjou ihm auf die Kehle gedrückt hatte, als er ihn festgehalten hatte.

„Glück gehabt, Kleiner. Bei so vielen Zuschauern wird’s mir zu lästig. Da macht es ja keinen Spaß mehr, dich zu verprügeln.“ Nun sah er zu Miyako, holte seine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche raus und zündete sich provozierend eine an. „Was willst du hier, Nervensäge? Zieh Leine!“

Miyako trat auf ihn zu. „Mich hat ein mysteriöses Licht hierher geführt. Dich scheinbar auch.“ Dann blickte sie zu Ashika und den anderen. „Es tut mir aufrichtig Leid, wenn ich hier einfach auf deinem Privatgrundstück auftauche.“, entschuldigte sich Miyako und verbeugte sich vor Ashika.

„Und du bist?“, fragte Ashika genervt.

„Tachibana Miyako. Ich bin eine Klasse unter Genjou-senpai.“

„Dann bist du auch von der Shibuya-High?“, fragte Haru, während Kizuna zu Ryousuke gelaufen war, der noch immer benommen auf dem Boden saß.

Miyako nickte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Kizuna den Minthaarigen.

„Ja, Danke, der Nachfrage. Der Typ da hat echt eine Wahnsinns Kraft. Und dabei habe ich Jahrelang Karate und Judo gemacht, aber gegen ihn seh‘ ich alt aus.“, antwortete Ryousuke.

Kizunas Augen leuchteten. „Du warst trotzdem cool!“

Ryousuke grinste und entlockte damit der Rosahaarigen noch ein größeres Strahlen.

Dann stand er auf.

Ashika blickte alle an. „Und was wird das nun? Eine Pyjamaparty oder was?“

Keiner wusste eine Antwort darauf.

Genjou zog an seiner Kippe und nickte mit dem Kopf in die Richtung der Lichtkugel, die immer noch vor dem Schrein auf und ab schwebte. „Vielleicht will es, dass wir zu ihm kommen.“

Ashika nickte. „Mir gefällt diese Idee zwar nicht und ich verstehe auch nicht, warum das Ding gerade dich hierher gebracht hat, aber vielleicht sollten wir wirklich auf es zu gehen.“
 

Es herrschte eine kurze Stille.

„Was immer passiert, wir bleiben zusammen!“, sagte Kizuna und stellte sich auf die rechte Seite von Ashika.

„Genauso sieht es aus.“, kam es von Haru und er stellte sich auf die linke Seite neben Ashika.

„Ich bin echt gespannt, was es will.“, grinste Ryousuke. „Könnte lustig werden.“

Auch er ging zu den Dreien und stellte sich neben Kizuna.

„Hmpf. Was für eine Kinderkacke.“, sagte Genjou und stellte sich neben Haru.

„Hoffentlich wird es nicht allzu gefährlich.“, murmelte Miyako und stellte sich neben Genjou.

Zusammen gingen sie auf das Licht zu, welches plötzlich immer heller und immer größer wurde.

Ein Meer aus Farben und gleißend hellem Licht umhüllte die sechs Schüler und führte sie in eine, ihnen unbekannte, Zukunft…
 

                                                  ~~
 

Er sah in den rabenschwarzen Himmel. Das hohe Gras um ihn herum wehte stärker als normal. Der Wind spielte mit seinen langen, ganz hellen grünen Haaren und seine goldenen Augen leuchteten in der Dunkelheit. Etwas seltsames lag in der Luft, das konnte er spüren. „Etwas kommt hierher… Selene… bist du dafür verantwortlich?“

                                                 ~~
 

To be continue…

Ankunft

Der Strudel aus Farben und gleißendem Licht löste sich langsam auf. Das Verschwommene wurde wieder klarer und mit einem Mal löste sich der Strudel komplett auf und die sechs Jugendlichen landeten unsanft auf hartem Boden.

Ashika öffnete langsam die Augen und sah sich um. Wo waren sie hier nur? Um sie herum nichts, als Gras und Bäume, vor ihnen einen großer Wald. Der Himmel leuchtete in einem eisigen blau und über ihnen zogen bunte Vögel ihre Runden.

“Wow, was für ein sexy Hintern. Hübsche Unterhose übrigens!”, ertönte es plötzlich unter ihr.

Ashika wandte sich abrupt um und bemerkte, dass sie auf dem Oberkörper von Ryousuke lag und das auch noch so ungünstig, dass sie ihm dabei schön ihren Hintern ins Gesicht streckte, sodass er ihr unter ihren Rock gucken konnte.

Laut kreischend sprang Ashika auf und verpasste ihrem neuen Mitschüler erst einmal einen gewaltigen rechten Haken.

“PERVERSER SPANNER!”, brüllte sie.

Gerade wollte sie dazu ansetzen, Ryousuke zwischen die Beine zu treten, als Kizunas Stimme sie davon abhielt: “Wo sind wir hier?”

Ryousuke seufzte erleichtert und stand schnell auf, bevor Ashika ihn doch noch dahin trat, wo es richtig weh tat.

Ashika drehte sich zu Kizuna um, die auch aufgestanden war und sich nun den Staub vom Rock ihrer Uniform klopfte.

“Ich habe keine Ahnung.”, antwortete Ashika gereizt.

“Sieht irgendwie ein wenig nach Mittelalter aus.”, kam es von Miyako, die ebenfalls schon aufgestanden war und neben Genjou stand. Dem scheinbar Einzigen, der sich bei dem Sturz weder blaue Flecken, noch Kratzer eingefangen hatte und nun mit verschränkten Armen dastand. Als Miyako gesprochen hatte, hatte er sie nur genervt angeschaut und nun lösten sich seine Arme wieder aus der verschränkten Position und eine Hand wanderte in seine Hosentasche, um eine Zigarette aus der Packung dort drin zu fischen und sie mit dem Feuerzeug in der anderen Hosentasche anzuzünden.

“Tz. Mittelalter. Und was sollen wir nun hier?”, murmelte er verärgert, weil sein Feuerzeug nicht ganz so wollte wie er.

Nach einer Weile funktionierte es dann aber doch.

Ashika zuckte mit den Schultern.
 

“Soll das heißen, wir sind in einer anderen Zeit oder so gelandet?”, fragte Ryousuke neugierig.

“Woher soll ich das wissen, Spanner?!”, zischte Ashika sauer.

“Das ist ja wie in einem Manga!”, lachte Ryousuke und an den Hinterköpfen der anderen bildeten sich große Tropfen.

“Wo ist eigentlich Haru-kun?”, fragte Kizuna plötzlich.

Alle sahen sich an und blickten dann verwirrt um sich, als jäh ein Hilfeschrei von weiter oben ertönte.

“Hilfeeeeee. Hey Leute, hier oben!”

Alle blickten nach oben, wo Haru sich an den Ast eines großen Baumes geklammert hatte und scheinbar nicht mehr runter kam. Offensichtlich hatte es gerade ihn, bei ihrer unsanften Landung in diese seltsame Welt genau auf diesen Ast verschlagen.

“Ich komm hier nicht runter!”, jammerte Haru wieder.

“Na toll und nun?”, fragte Ashika und schaute die Anderen an.

“Irgendjemand müsste ihm vielleicht sagen, dass er springen soll und einer von uns fängt ihn dann auf.”, antwortete Kizuna.

“Und wer?”, kam es von Ryousuke.

Ashika, Kizuna und Miyako sahen sich an und schüttelte den Kopf.

“Keines, von uns Mädchen, hat genügend Kraft ihn aufzufangen.”, sagte Miyako schließlich.

Nun blickten sie zu Genjou, der jedoch sofort mit einem “Vergesst es!”, antwortete.

Die Blicke der Mädchen wanderten zu Ryousuke.

“Wa- I-Ich? Nein, nein, nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!”, stammelte er.

“Du bist groß und hast bestimmt jede Menge Kraft in den Armen, also stell dich nicht so an!”, fauchte Ashika und schubste Ryousuke in Richtung des Baumes, sodass er nun direkt unter dem Ast stand, wo Haru sich noch festhielt.

“Was tue ich hier eigentlich?”, murmelte Ryousuke leise, schielte in Richtung der Anderen und blickte dann nach oben, wo Haru viele, viele Meter über ihm verzweifelt den Ast umarmte, um nicht runter zu fallen.

“Du, Imamoto-kun!”, rief Ryousuke von unten, “Spring einfach. Ich fang dich auf!”

“D-Du? N-Nein!”, rief Haru von oben. “Ich will nicht! Ich hab Angst! Mamiii!”, jammerte er weiter.

“Spring, du Idiot. Es passiert dir nichts!”, rief Ryousuke nun lauter.

“Ich will niiiiiiiiicht!”, brüllte Haru wie ein kleines Kind.

Nun wurde es Ashika zuviel: “Entweder, du springst oder ich werde kein einziges Wort mehr mit dir reden. Nie wieder! Und ich gebe dir auch nie wieder was von meinen selbst gemachten Bentôs ab!”
 

Na schön, dachte sich Haru. Er wusste, Ashika meinte das ernst und vor ihren Augen wollte er sich nicht wie ein Feigling benehmen. Mit zittrigen Beinen stand er auf und hielt sich am Baumstamm fest, dann schloss er die Augen und sprang.

Als er sie wieder öffnete, sah er direkt in Ryousukes Gesicht.

Dieser hatte ihn wirklich aufgefangen und nun lag Haru in seinen Armen, wie eine Braut, deren Bräutigam sie gerade die Schwelle hinab trug.

Beide sahen sich nur für einen Moment in die Augen…

Hinter ihnen ertönte von den drei Mädchen ein verzücktes “Oh!” und just in dem Moment  wurde den zwei Jungs klar, wie diese Szene aussehen musste.

“Ihgitt, sieht das schwul aus!”, kam es von Genjou, der immer noch am Wegrand stand und es nun doch geschafft hatte, sich seine Zigarette anzuzünden. “Ich kann Homos nicht ausstehen.”

Sofort ließ Ryousuke Haru fallen, der unsanft auf dem Hintern landete und ganz schnell aufstand. “Du hast mir an den Hintern gegrapscht!”, empörte er sich mit knallrotem Gesicht und lief zu Ashika.

“Und du hast mich umarmt!”, brüllte Ryousuke zurück.

“Das ist ja abartig! Wehe, ihr schwult mich an!”, sagte Genjou und rückte noch ein Stück weiter weg.

Haru sah Ashika mit Tränen in den Augen an. “Ashika-chan, Harukaze-kun hat mich unsittlich angefasst”

Mit jedem Satz wurden seine Augen wässriger.

Ashika blickte ihn an und in ihren Augen lag ein seltsames Funkeln. “Das war…”

Harus Blick wurde noch Mitleidserregender .

“…Kawaii!”

Haru kippte um.

“Ich steh auf Shônen-Ai!”, rief Ashika mit immer noch glänzenden Augen.

Nun raffte es auch Ryousuke dahin und Genjou verschluckte sich an seinem Zigarettenrauch, während Kizuna sich zu Ashika gesellte und lauthals “Ich auch!”, rief.
 

“Ja… ich mag es auch.”, murmelte Miyako verlegen kichernd, sodass nun Genjou auf seine Zigarette biss und sie dadurch durchbrach und runter fiel.

Ashika und Kizuna blickten Miyako ungläubig an. “Du auch?!”

Miyako nickte beschämt.

“Das hätte ich nicht erwartet!, antwortete Ashika leicht grinsend.

Genjou spuckte den übrig gebliebenen Zigarettenstummel aus und zündete sich eine Neue an.

Haru und Ryousuke standen wieder auf zwei Beinen und würdigten sich keines Blickes.

“Nun. Wir sollten vielleicht mal losgehen und sehen, ob wir so was, wie eine Stadt finden.”, sagte Ashika schließlich, nachdem sie sich wieder innerlich gefasst hatte.

Die Anderen stimmten ihr zu.
 

Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, als plötzlich ein Pfeil in den Boden neben Ashikas Füßen einschlug.

Ashika sprang erschrocken zur Seite und ließ ihren Blick umherschweifen, als sie einen Mann auf einem, der untersten Äste eines Baumes bemerkte, der einen Köcher voller Pfeile auf dem Rücken trug, einen Bogen gespannt hatte und ein Schwert am Gürtel stecken hatte.

Er grinste dreckig mit seinem stoppeligen Bart und entblößte einige gelbe Zähne dabei.

Ashika schluckte und bemerkte noch weitere Männer, die sich im Geäst und in den Büschen versteckt hatten. Mindestens zwanzig Mann.

“Sieht aus, als hätten wir Besuch bekommen.”, sagte Genjou ziemlich gefasst, dafür, dass sie in so einer Notsituation steckten: Unbewaffnet und auch noch in der Unterzahl.

“Ich hab Angst. Das sind bestimmt Banditen…”, murmelte Kizuna.

“Würde ich auch sagen.”, flüsterte Miyako.

“Ich komm mir langsam echt vor, wie in einem schlechten Fantasyfilm.”, sagte Ryousuke.

“Vielleicht sind sie ja auch ganz nett.”, kam es von Haru und er fing sich eine Kopfnuss von Ashika ein.

“Halt die Klappe, du Idiot!”, fluchte sie leise und schaute wachsam um sich, während die Banditen sie langsam umzingelten.
 

“Was haben wir denn da?”, lachte der bärtige Bandit, offensichtlich ihr Anführer.

“Das sind ja noch Kinder!”, grinste ein anderer.

“Ich weiß nicht. Die zwei Burschen da, wirken nicht mehr wie Kinder”, meinte einer und deutete dabei auf Genjou und Ryousuke.

“Egal. Jung sind sie trotzdem noch.”, grunzte der Anführer und richtete seinen Blick nun wieder auf die Jugendlichen vor ihm. “Interessante Klamotten, die ihr da tragt. Ihr seid wohl nicht von hier.”

“Kann euch doch egal sein!”, rief Ashika.

“Was höre ich da? Hört auch das kleine freche Weibstück an! So was ist mir doch lieb!”, rief der Anführer und brach in schallendes Gelächter aus.

“Nun, wie wär’s Kinder, ihr gebt mir euer Hab und Gut; sowie die hübschen Mädchen, na?”

“Vergiss es, Fettsack. Die Mädchen gehören schon alle mir.”, grinste Genjou und holte zu einem deftigen Schlag in die Magengegend des Anführers aus, der damit nicht gerechnet hatte und stöhnend auf die Knie ging.

“Du dreckiger Bastard!”, schrie er und sein Gesicht lief zornesrot an. “Na warte, du, das wirst du bereuen!” Er stemmte sich wieder auf und zückte sein Schwert. “Niemand behandelt mich, Bairou, den Anführer der "Schwarzen Schlange" so, ohne ungestraft davon zukommen.”

Bairou stürzte mit einem Kampfesschrei auf Genjou los und schlug mit seinem Schwert nach ihm. Genjou konnte sich ganz knapp wegducken und die anderen stoben auseinander.

“Genjou, du Idiot! Falls ich nachher noch lebe, bringe ich dich dafür um!”, schrie Ashika wütend.
 

Kizuna versteckte sich zitternd hinter Haru.

“Ich hab mich schon lange nicht mehr richtig geprügelt!”, grinste Genjou lässig und schaffte es ein paar Mal noch den Schwerthieben Bairous auszuweichen, bevor er doch einen kleinen Schnitt an der Wange abbekam, aus dem nun lautlos Blut tropfte.

“Genjou-senpai! Du bist verletzt!”, schrie Miyako.

“Halts Maul! Das ist nur ein Kratzer!”, rief Genjou zurück und musste sich ducken, damit Bairou ihn nicht mit dem nächsten Schwerthieb köpfen konnte.

“Dieses Arschloch!”, fluchte Haru leise und die Anderen stimmten ihm innerlich zu.

“Vielleicht sollte ich Genjou-senpai helfen?”, schlug Ryousuke vor.

Ashika rammte ihm ihren Ellenbogen in die Seite: “Wag es dich und du bist tot! Er ist selber daran schuld, wenn er sich in Gefahr bringt!”, zischte sie:

“Aber… Wir sollten ihm wirklich helfen… Sei nicht so herzlos, Ashika…”, murmelte Kizuna ängstlich vor sich hin.

“Ich bin nicht herzlos. I-”

Ashika kam nicht dazu ihren Satz zu beenden, als eine schattenhafte Gestalt auf sie zu kam, gerade als ein Schwerthieb Bairous beinahe Genjou erwischt hatte.

Die Gestalt rannte auf die Männer zu. Sie war nicht mal knapp 1,50 Meter groß, doch sie sprang hoch und schlug mit einer Art riesigem Priesterstab wild um sich.

Dabei setzte sie viele Banditen außer Kraft. Sie war schnell. Verdammt schnell. So schnell, dass Ashika ihren Bewegungen kaum folgen konnte.

Mit einem Mal war nur noch der Anführer Bairou übrig und die kleine Person, bei der Ashika nun erkannte, dass sie einen schwarzen Umhang trug, stand direkt vor ihm.

Er schlug mit dem Schert nach ihr, doch sie sprang hoch, landete auf der Klinge des Schwertes und holte mit ihrem Stab aus, mit dem sie Bairou mitten auf den Kopf schlug, der sofort ohnmächtig wurde. Geschickt sprang diese Person zur Seite.

Sie ging auf Genjou zu, der sie erstaunt anstarrte. Unter ihrer Kutte verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln und sie flüsterte etwas, dass nach: “Ausgerechnet so ein Idiot“, klang, dann haute sie auch ihm ihren Stab um die Ohren, sodass auch Genjou zu Boden ging.
 

Ashika pfiff anerkennend. “Darf ich fragen, wer Sie sind?”

Die Gestalt hob die Kutte und ließ sie nach hinten fallen.

Ashika und den anderen klappte der Mund auf. Vor ihnen stand ein kleines Mädchen, nicht älter als höchstens vierzehn, mit langen blauen Haaren und verblüffend  grünen Augen.

Das Mädchen lächelte. “Natürlich, Auserwählte. Mein Name ist Minamoto Serin! Ich bin eine Priesterin, der man das Kämpfen gelehrt hat”
 

To be continue…

Eine kämpfende Priesterin und die Geschichte von Draconia

Das Mädchen lächelte. “Natürlich, Auserwählte. Mein Name ist Minamoto Serin! Ich bin eine Priesterin, der man das Kämpfen gelehrt hat”
 

Ashika starrte das Mädchen mit offenem Mund an. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Sprache wieder fand.

“Mo-Mo-Moment mal!”, stammelte sie, “Du bist eine Priesterin? Und was soll das heißen, Auserwählte? Und überhaupt: WO SIND WIR HIER!?”

Serin lächelte: “Das sind sehr viele Fragen, aber ich werde versuchen, es zu erklären. Wie ich erwähnte, ist mein Name Serin Minamoto. Ich wurde seit meinem fünften Lebensjahr sowohl zu einer Priesterin, als auch zu einer Kriegerin ausgebildet. Meine Ausbildung habe ich erst vor einem Jahr beendet. Ich bin die Jüngste Priesterin in unserem Tempel. Außerdem kann ich mit Stolz sagen, dass ich der weißen Magie weitestgehend mächtig bin.” Sie holte kurz Luft und schaute Ashika direkt in die Augen, die immer noch nicht glauben konnte, was sie da hörte.

“Nun zu Eurer zweiten Frage.”, sagte Serin schließlich, "Ihr seid die Auserwählten. Man hat euch hier her gerufen und dazu auserwählt unsere Welt vor dem Untergang zu bewahren. Euch hier und jetzt alles zu erklären, wäre zu riskant und würde zu lange dauern, aber so wie ich euch in meine Stadt gebracht habe, werde ich versuchen, näher auf eure Fragen einzugehen.”

Serin machte wieder eine Pause um Ashika und den Anderen die Chance zu geben, diese seltsame Antwort zu verarbeiten.

“Und was Eure dritte Frage betrifft, die Ihr mir so schön ins Gesicht gebrüllt habt: Ihr und Eure Begleiter seid hier in einer Welt gelandet, die Eurer ähnelt. Nur dass unsere Welt hier nicht, wie ich mal mitbekommen habe, Euren Fortschritt und Eure Technik besitzt, sondern wir noch immer hier so leben, wie Ihr vor vielen hundert Jahren.”
 

“Also… eine Art mittelalterliche Parallelwelt…”, sagte Ashika langsam und schluckte.

“Hat die Welt hier auch einen Namen?”, fragte Haru begeistert.

Serin nickte. “Ja. Wir nennen sie Draconia.”

“Okay, Kleines. Alles schön und Gut. Aber woher weißt du, was in unserer Welt abgeht oder so genau, wer wir sind? Vielleicht habt ihr euch die falschen Leute rausgepickt.”, antworte Genjou, der mittlerweile wieder auf den Beinen war, ohne groß auf Serins Antwort einzugehen und zog kräftig an seiner Zigarette, die er sich in jenem Moment angezündet hatte.

Serin funkelte ihn an. “Ich an Eurer Stelle wäre nicht so frech. Eure große Klappe könnte Euch hier in Draconia noch in ernste Schwierigkeiten bringen. Und damit Ihr es wisst: Ich heiße Serin und nicht “Kleines!” Sie holte tief Luft: “Und es stimmt. Ich kenne euch nicht und eure Namen kenne ich auch noch nicht, aber ich bin mir sicher dass dieses Mädchen die Auserwählte ist und ihr ihre auserwählten Begleiter! Und den Rest erkläre ich euch auf dem Weg in meine Stadt!”

Serin hatte sich so aufgeregt, dass sie knallrot angelaufen war und nun lief sie mit einem Tempo, los das man ihr bei ihrer geringen Größe gar nicht wirklich zutraute.

“Warum heißt die Welt hier Draconia?”, fragte Ryousuke, der neben Ashika herlief und wie alle anderen versuchte, mit Serin Schritt zu halten.

Serin wandte ihren Kopf kurz um und starrte ihn an.

Für einen Moment zog sich etwas in ihrem Inneren unangenehm zusammen. Ein fröstelnd kaltes, sehr ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Welche Rolle mochte dieser junge Mann noch in dem Abenteuer, dass nun gerade erst begonnen hatte, spielen?
 

Serin räusperte sich kurz: “Vor vielen, vielen Millionen von Jahren war unsere Welt nur ein schwarzer toter Stern der im unendlichen All umher flog, bis eines Tages aus den Tiefen dieses Sternes ein riesiges drachenartiges Wesen empor stieg und mit seinem feurigen Atem den Stern, dem es entschlüpft ward, eine Form gab und mit seiner gewaltigen Macht Wasser und Land schuf. Es schuf Seen und Flüsse, Erde und Sand. Doch das Wesen war einsam auf dieser Welt, die es sich selber geformt hatte. Vor lauter Einsamkeit zerriss es sich in zwei Hälften. Die eine Hälfte wurde weiblich, die andere männlich. Die beiden Hälften liebten sich so sehr, dass sie wieder eins wurden und aus ihnen das erste Wesen auf dieser Welt entstand. Das Wesen, was wir Menschen bis heute als Gottheit verehren: Ein Drache. Dieser Drache, der dabei entstand trug ein Ei in sich und vermehrte sich. So kam es, dass Drachen lange vor den Menschen diese Welt regierten. Als reine Wesen, mit göttlicher Macht.”

Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: “Deswegen heißt unsere Welt Draconia.”
 

“Cool! Hier gibt es Drachen?”, rief Haru aufgeregt und wollte weiter drauf los plappern, aber Ashika unterbrach ihn.

“Wenn es zuerst nur Drachen hier gab, wie kamen dann die Menschen hier her oder die anderen Tiere, falls es welche gibt?

“Dies ist eine berechtigte Frage.”, antwortete Serin. “Ich bin noch jung und weiß nicht auf jede Frage eine Antwort, aber soviel ich weiß, gibt es dazu unterschiedliche Theorien. Manche sagen, die Drachen erschufen uns Menschen und die anderen Tiere als ihre Diener, andere sagen, dass die Menschen ursprünglich von einer anderen Welt stammen, nämlich von eurer. Woher sie nun aber wirklich kamen, weiß keiner. Vielleicht haben uns auch die Dämonen einst hier her gebracht, als ihre Sklaven. Wer weiß das schon.

“Dämonen?”, fragte Kizuna neugierig und ängstlich zu gleich. “Gibt es die hier auch? Wo kommen die her?”

Serin nickte: “Es gibt Dämonen. Sie kamen vor vielen tausenden Jahren aus einer anderen Welt oder Dimension. Sie kamen hier her und ihr einziges Ziel war es, alles ins Chaos zu stürzen, was das große Drachenwesen damals erschaffen hatte. Doch die Drachen konnten dies verhindern, in dem sie drei Schätze erschufen. Eine Kette, einen Ring und Ohrringe. Diese drei Schätze vereint, schafften es, die Kräfte der Dämonen soweit zu bannen, dass sie diese Welt zumindest nicht mehr vernichten konnten.

Doch fallen diese drei Schätze in die falschen Hände, können sie nicht nur die Welt retten, sondern sie auch zerstören. Aus diesem Grund waren die Dämonen dann hinter den drei Schätzen her. So kam es zum Krieg zwischen ihnen und den Drachen, wobei zwei der drei Schätze verloren gingen und bis heute nicht auffindbar sind. Ein Schatz jedoch konnte glücklicherweise von den Drachen geschützt werden. Dieser Schatz war die Kette “Der rote Sonnenstern”, ein großer Stern aus reinem Rubin, der Leben und Tod gleichermaßen bedeuten kann, falls er falsch genutzt wird.

Diese Kette gab man der Drachenkönigin, die sie an ihre Tochter Selene weitervererbte, die wir Menschen als Drachengöttin bezeichneten."
 

“Was genau hat es mit der Kette auf sich? Hat diese Drachengöttin sie noch?”, fragte nun auch Miyako.

Serin schüttelte den Kopf: “Das kann ich Euch jetzt noch nicht erzählen. Dazu müsst Ihr leider warten, bis wir in der Stadt in unserem Tempel sind. Da erzähle ich euch den Rest.”

Alle schwiegen und versuchten, sich das eben gehörte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

“Ach ja. Ich weiß eure Namen noch nicht. Auserwählte, wie heißt Ihr?”, fragte Serin plötzlich.

Ashika schreckte aus ihren Gedanken hoch, denn der Name Selene hatte ein merkwürdiges Gefühl in ihr ausgelöst.

“Mitsuno. Mitsuno Ashika.”, antwortete Ashika verwirrt.

“Gut, Ashika-dono. Willkommen in Draconia.”, lächelte Serin. “Und ihr anderen könntet euch mir auch mal genauer vorstellen.”

Haru lief an die Seite von Serin und grinste breit. “Imamoto Hatsuharu, aber meine Freunde nennen mich Haru”

“Freut mich, Euch kennen zu lernen, Haru-dono.”, antwortete Serin und errötete leicht, als sie in Harus strahlendes Gesicht sah.

Nun kam auch Kizuna zu ihr. “Aihara Kizuna. Ich bin Harus und Ashikas Klassenkameradin.”
 

“Gut zu wissen, Kizuna-dono.”, sagte Serin zufrieden.

“Tachibana Miyako”, stellte sich Miyako vor. “Ich bin eine Stufe über Ashika-san und den Anderen.” Serin nickte

“Und er?”, fragte Serin, zeigte auf Genjou und verzog das Gesicht, als sie sah, dass Genjou immer noch rauchte und die Hände in den Hosentaschen hatte.

Miyako lächelte gezwungen: “Das ist Genjou Fuuma. Er ist mein Senpai und eine Klasse über mir. Er ist… ein wenig schwierig…”

“Schwierig ist harmlos ausgedrückt, Miyako-senpai.”, fiel Ashika der Rothaarigen ins Wort, “Genjou ist ein Arschloch. Ein elendiger Mistkerl und Schulschwänzer. Er ist gemein und hinterhältig, säuft wie ein Loch, raucht wie ein Schlot und prügelt alles und jeden windelweich der sich ihm in den Weg stellt. Außerdem ist er ein Weiberheld und wechselt Frauen wahrscheinlich schneller als seine Unterwäsche.”

Miyako hielt sich die Hand vor den Mund und musste kurz schlucken. “Hm… ja. S-so kann man es natürlich a-auch ausdrücken…”, flüsterte sie, blickte kurz zu Genjou der nun noch schlecht gelaunter dreinblickte und errötete von den Anderen unbemerkt.

Serin jedoch lachte trocken: “Das habe ich mir schon gedacht. Er sieht auch schon aus, wie ein Schwerverbrecher. Und mit so was werde ich hier gestraft…”

“Was für harte Worte Ashika-chan.”, sagte Genjou schief grinsend und wandte sich an Serin: “Und Kleines, wenn dir meine Visage nicht passt, kannst du mich auch bestimmt wieder in meine Welt zurückschicken!”

“Ich wünschte, ich könnte es. Aber leider bin ich nicht diejenige, die euch hergeholt hat, also steht dies nicht in meiner Macht, Genjou-dono!”, antwortete Serin gereizt.

Dann wandte sie sich an Ryousuke: “Und Ihr seid?”

“Harukaze Ryousuke. Ich bin erst vor kurzem wieder nach Tokyo gezogen und gehe in Ashikas Klasse.”

Serin sah in Ryousukes rötlich-braune Augen. Sah seine hellen grünen Haare, die in Stufen hinten immer länger wurden. Das makellose, hübsche Gesicht. So hübsch, dass es schon fast unheimlich war… unheimlich.. Ja, das war auch seine Ausstrahlung. Die anderen bemerkten sie nicht, aber sie als Miko spürte die unheilvolle Aura die Ryousuke umgab, als würde sie irgendwas Böses anziehen wollen.

“Freut mich, Euch kennen zu lernen, Ryousuke-dono.”, sagte sie schließlich nur und hielt dann inne.

“Wir sind da.”

Sie deutete mit ihrem Stab nach vorn und die Jugendlichen liefen nun auch nach vorn. Sie standen am Rand eines Hügels und vor , beziehungsweise unter ihnen lag eine große Stadt in deren Mitte ein riesiger Tempel stand.

Serin drehte sich lächelnd zu den anderen um: “Willkommen in Dorago, der Hauptstadt von Draconia!”



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Flordelis
2010-05-03T18:58:20+00:00 03.05.2010 20:58
Mhm, woran macht Miyako denn mitten in der Wildnis fest, dass es nach Mittelalter aussieht? :3

Ich mag Haru. ♥
Ich steh zwar nicht auf Shonen ai, aber trotzdem - oder gerade deswegen - fand ich die Szene mit ihm und Ryosuke so toll, besonders das, was die Mädchen daraus gemacht haben. XD
Das war wirklich lustig. *g*

Und wieder bin ich auf die Fortsetzung gespannt. ^^
Von:  Flordelis
2010-05-02T19:26:53+00:00 02.05.2010 21:26
Aus irgendeinem Grund muss ich hierbei an "Izumo" denken - wahrscheinlich aber hauptsächlich wegen dem Licht und der Miko, also... kannst du diesen Satz ignorieren. ^^"
Ist auch nichts Schlimmes, ich mag "Izumo", von daher ist es nicht als Kritik zu verstehen.

Die einzelnen Abschnitte waren zumeist recht kurz, weswegen mir die Handlung ein wenig sprunghaft vorkam, aber nun gut, ich war früher auch so und es gibt Leute, die es mögen.

Everybodys-Darling Ashika erhält recht viel Aufmerksamkeit von der Männerwelt, pass auf, dass sie nicht in den Mary-Sue-Bereich rutscht.
Allerdings denke ich mal, dass es noch eine bessere Erklärung dafür geben wird als "Sie ist halt die Hauptfigur und muss daher umschwärmt werden" (ein Konzept, dem ich ehrlich gesagt nicht viel abgewinnen kann, auch nicht, wenn die Hauptfigur männlich ist). Oder?
... Oder? D:

Nun ja, Ende der Kritik.
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist ausbaufähig, aber auch jetzt schon sehr angenehm zu lesen und glücklicherweise nicht pseudo-philosophisch. =)

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. ^^
Von: abgemeldet
2010-05-02T10:47:57+00:00 02.05.2010 12:47
Du schreibst einfach wunderbar *__* Ich mag deine Geschichte *_* Sie hat einfach alles drin..action..ist lustig..hat was geheimnisvolles.. ich mag einfach sie *__* Schreib bitte weiter so *__*
Besonders die Charaktere finde ich toll.^^ Und ihre Beschreibungen, besonders deine schreibsstil mag ich *__* Dabei sehen deine charaktere noch so gut aus ;D
Von:  Flordelis
2009-07-19T11:45:11+00:00 19.07.2009 13:45
Mhm, ein bisschen viele Charas, die da in einem Kapitel vorgestellt wurden, aber was solls. X"D
Ich nehme diese FF mal in meine Favoriten und bin gespannt, wie es weitergeht, denn die Story und dein Schreibstil sprechen mich echt an. ^_~
Von:  Kaligo
2009-04-18T16:47:53+00:00 18.04.2009 18:47
ich kann nur sagen: Schreib's weiter, damit ich endlich weiter lesen kann XD
und ich will mal sehen wie die Charas aussehen^^ *sich dann alles noch besser vorstellen kann*
Von: abgemeldet
2009-03-18T21:46:02+00:00 18.03.2009 22:46
das is so klasse~
selene, die heldin *____* schafft es dennoch den schatz zu verstecken~
*deine story liebe*
*fan von dir bin*
ich freu mich wenns weiter geht xD
*das irgendwie immer schreib ^^°*
und des kommt in meine favo listö~ hühü..

Sheena-chan ^w^


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