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Destiny

Mit den Augen eines Kindes [SasuxSaku]
von

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Prolog

Sakura fuhr sich gestresst durchs Haar und eilte seufzend den schmalen Gang entlang.

Der Tag heute war wirklich der Horror! Wieso musste gerade jetzt eine Grippe-Epidemie ausbrechen und die Hälfte der hier angestellten Krankenschwestern ans Bett fesseln?

Sie hatte eh schon mehr Überstunden, als ihr lieb war, aber jetzt bezweifelte sie, das sie das Krankenhaus überhaupt noch verlassen würde.

Einer der Chefärzte kam ihr entgegen und lächelte ihr freundlich zu.

Sakura erwiderte das Lächeln und verdrehte genervt die Augen, als er an ihr vorbeischritt.

Diese lüsternen Blicke - inzwischen war sie sie satt.

Manchmal hatte sie das Gefühl, man hätte sie nicht ihrer Qualitäten wegen eingestellt, sondern einfach nur, weil sie attraktiv war.

Was nützte da einem dann Abitur?

Grummelnd bog sie um die Ecke und wollte gerade eine der weiß getünchten Türen aufdrücken, als ihr Handy klingelte.

„Haruno?“, keifte sie und biss sich auf die Lippen, als sie die Stimme ihrer besten Freundin vernahm.

„Ach, du bist es, Ino!“ Sie zwirbelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger.

„Nein, es ist nichts. Der Tag ist bloß ein wenig stressig... Ja, in einer halben Stunde habe ich Schluss. Im Park? Ja, okay, ich komme.“

Seufzend legte Sakura auf und klopfte dann an die Tür.

Ein leises, klägliches ‚Herein‘ erklang und sie stieß mit einem Lächeln die Tür auf.
 

„Na, Kentaro-chan? Wie geht es dir heute?“, fragte die hübsche Rosahaarige und besah sich mit einem skeptischen Blick die Krankenakte des 7-jährigen.

Dann sah sie zum Bett zu ihrer Linken und musste unwillkürlich schmunzeln, als sie sah, wie der kleine Junge tief und fest schlief und seinen Plüschbären dabei fest umklammert hielt, als wäre er seine einzige Hoffnung. Vielleicht war dem auch so, schließlich konnte der Kleine sich glücklich schätzen, wenn seine Eltern ihn vielleicht einmal im Monat besuchten.

Was waren das bloß für Eltern, die ihr an Leukämie erkranktes Kind so im Stich ließen?

Manchmal verstand Sakura die Welt nicht mehr.
 

Seufzend setzte sich an Kentaros Seite und strich ihm eine seiner sandfarbenen Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht. Irgendwie erinnerte der Kleine die Rosahaarige an Kei, Inos gleichaltrigen Sohn. Unglaublich, dass Shikamaru nun schon seit drei Jahren tot ist.

Und das nur, weil die Menschen solche schrecklichen Unwesen sind.

Da fiel ihr der Termin ein, den sie in einer halben Stunde hatte. Sie hatte sich schon lange nicht mehr mit Ino verabredet, und das, obwohl ihr Blumengeschäft und ihre Wohnung nur eine halbe Stunde von der ihren entfernt lag. Aber die Arbeit machte es ihr einfach nicht möglich. Sie hatte eh schon den Großteil ihrer Freizeit einzubüßen.

Aber ihre Arbeit machte ihr Spaß und wenn sie den Menschen helfen, ihnen Trost und Wärme schenken konnte, dann war sie glücklich.

Sie merkte, wie die Lider des Jungen unruhig flackerten und sie strich ihm besänftigend über den Kopf.

„Schlaf schön, Kentaro-chan!“, murmelte sie, als sie einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr warf, und drückte dem kleinen Jungen einen sanften Kuss auf die Stirn.

Gleich würde eine Schwester sie ablösen. Sie musste also keine Angst um ihren kleinen Liebling haben.

Als sie leise das Krankenzimmer verließ und auf den schmalen Korridor trat, überschlich sie sofort dieses eigenartige Gefühl.

Bis dato hätte sie niemals geahnt, dass dieser Tag einer der schlimmsten ihres Lebens werden würde. Das Gefühl ließ einfach nicht nach. Nicht, als sie nach draußen trat und die nach Regen riechende Luft einatmete, nicht, als sie mit hastigen Schritte zum Parkplatz hinter dem Krankenhaus lief und auch nicht, als sie aus den Augenwinkeln den dunkelblauen Polo auf sich zuflitzen sah.

The Accident

● The Accident ●
 

Messerscharf glitt das Auto an ihr vorbei und der Fahrtwind peitschte ihr ins Gesicht.

Mit quietschenden Reifen hielt das Auto dicht vor ihr und bevor Sakura irgendwie reagieren konnte, wurde das Fenster hinuntergekurbelt und ein mürrisch dreinschauendes Gesicht lehnte sich heraus.

„Sag mal, bist du völlig bescheuert? Was rennst du dumme Schnepfe mir beinahe vor's Auto? Anscheinend ist dir dein Leben nicht gut genug?!“
 

Verblüfft musterte die Rosahaarige den Mann vor ihr. Seine schwarzen Haare standen zu allen Seiten ab und seine dunklen Augen bohrten sich tief in die ihren.

Erst ganz langsam realisierte sie, was passiert ist. Ihre rechte Augenbraue begann bedrohlich zu zucken, als die Worte dieses Rüpels langsam in ihr Gehirn sickerten, und musste sich zusammenreißen, um nicht gleich auszubrechen wie ein Vulkan.

„Was hast du gesagt?“, fragte sie bedrohlich leise und beugte sich vorsichtig zu dem Schwarzhaarigen hinunter.

„Du bescheuertes Arschloch fährst mich beinahe um und willst mir dann noch unterstellen, ich hätte an diesem Malheur Schuld?“ Sie zischte die Worte aus, als wären sie Gift.
 

Sichtlich überrascht entglitten dem Schwarzhaarigen kurz die Gesichtzüge, dann fing er sich wieder und setzte eine kühle abweisende Miene auf.

„Tze“, erwiderte er nur und wusste auf Sakuras taffe Worte anscheinend nichts zu erwidern. Wahrscheinlich war ihm erst selten eine Frau begegnet, die nicht gleich schwach wurde und den Asphalt küsste, wenn sie ihn sah.

Wieso sahen solche Typen eigentlich immer so verdammt gut aus?
 

„Verschwinde!“, zischte er und ließ den Motor wieder an. Sakura tat, was er wollte und trat grummelnd einen Schritt zurück. „Hoffentlich verreckst du!“, bellte sie ihn an, verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Dunkelhaarige murmelte bloß etwas unmissverständliches, kurbelte das Fenster wieder hoch und gab Vollgas. Das Auto schlingerte über den nassen Asphalt und bog scharf auf die Hauptstraße ab.

„Verdammter Idiot!“, murmelte Sakura bloß bissig, sah auf ihre Uhr, und fluchte, als sie bemerkte, wie lange dieser Kerl sie aufgehalten hatte.
 

Als sie ihr Auto ansteuerte, fing es wieder an zu regnen.

Dicke Tropfen prasselten vom Himmel und durchnässten sie von Kopf bis Fuß.

Das beruhigte ihre momentane Gemütslage kein bisschen.

An ihrem Wagen angekommen, zog sie sich schnell den weißen Schwesternkittel aus und warf ihn auf die Rückbank. Dann setzte sie sich hinters Steuer und schnallte sich an.

Sie fuhr sich einmal seufzend durch die Haare, dann steckte sie den Schlüssel ins Zündloch und ließ den Motor an.
 

Sie hasste es, bei regennasser Straße Auto zu fahren. Auf der Unterlippe kauend hielt sie vor einer Ampel und beugte sich mit zusammengekniffenen Augen nach vorne, um durch die Windschutzscheibe zu sehen. Der Park war nicht mehr weit entfernt und sie freute sich darauf, endlich mal wieder was zu unternehmen. Es war ein Wunder, dass Ino einen Babysitter für Kei gefunden hatte, und das sollten sie auch ausnutzen.

Die Ampel sprang auf grün, die Rosahaarige gab Gas und preschte los. Noch immer regnete es in Strömen und erschwerten der jungen Frau so die Sicht auf die Straße.

Mit einem knirschenden Geräusch taten die Scheibenwischer ihre Arbeit und leise Musik drang aus dem Radio. Vor ihr tat sich der Park auf und Sakura beschleunigte ihr Tempo – bis sie es sah. Das fremde Auto, das direkt auf sie zufuhr. Nie würde sie das grelle Licht der Scheinwerfer vergessen, das bedrohlich auf sie zukam.
 

Sakura zog scharf die Luft ein, als sie das Lenkrad rumriss und von der Straße abkam. Das dunkle Auto vor ihr schlitterte an ihr vorbei und Sakura saß geschockt da und starrte wie erstarrt auf die Straße. Ihr Auto war hin, war sie doch mit voller Wucht gegen eine Laterne gefahren. Aber das war jetzt unwichtig. Viel wichtiger war der Menschenauflauf, der sich vor ihrer Windschutzscheibe auftat.

Fragend hob Sakura die Augenbrauen, öffnete die Tür und trat auf die Straße.

Ihre Beine wackelten und der Schock saß tief. Sie kam nur langsam voran und als sie den Zebrastreifen vor ihr auf der Straße sah, hielt sie schmerzvoll die Luft an und hatte eine schreckliche Vermutung. Langsam bahnte sie sich einen Weg durch die Menschenmenge und sackte zitternd zusammen, als sie die junge Frau sah, die reglos am Boden lag. Ihr hellblondes Haar verdeckte den größen Teil ihres Gesichtes und färbte sich widerlich rot in der Blutlache, die sich unter dem Kopf der Frau ausbreitete.
 

„Nein“, wimmerte Sakura und hielt sich haltsuchend an einem Mann neben sich fest.

Sie brauchte gar nicht hinzusehen, um zu erkennen, wer die Person vor ihr war.

„Ino“, flüsterte sie leise und ihre Augen weiteten sich um Millimeter.

„Verdammt, Ino! Nein... Nein!“ Sakura lief brüllend auf ihre beste Freundin zu, kniete sich nieder, griff nach ihren Schultern und schüttelte sie. Doch die Blondhaarige rührte sich nicht.

Sakura konnte es nicht fassen, wollte am liebsten schreien, so laut, dass es jeder hören konnte. Und sie wollte weinen. Aber es ging einfach nicht. Sie fühlte sich so schrecklich allein, obgleich in diesem Moment ein Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet waren.

Ein Mann löste sich aus der Menge, zog sie von Ino weg und schrie Sakura an.

„Bist du verrückt geworden?! Du darfst sie nicht anfassen! Weißt du, was passieren könnte?“

Die Stimme des Mannes ging immer weiter unter und Sakura hörte alles bloß noch gedämpft, als wäre ihr Kopf in Watte gebettet. Vor ihren Augen zog ein undurchdringlicher Nebel auf.

Natürlich wusste sie das... Aber was sollte sie denn tun?
 

Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Menge.

„Ruft einen Krankenwagen!“

„Der ist schon unterwegs! Er müsste gleich da sein!“

„Was ist passiert?“

„Wurde wer verletzt?“

„Habt ihr diesen Geisterfahrer gesehen?“

„Ja, es war ein dunkelblauer Polo. Und der Insasse war dieser berühmte Tennisspieler“

„Welcher Tennisspieler?“

„Der gestern in der Werbung war!“

„Sasuke Uchiha?“

„Ja, genau!“

„...“
 

Sakura blinzelte einmal und versuchte die soeben aufgenommenen Satzfetzen sinnvoll zu sortieren.

Dunkelblauer Polo? Das erinnerte sie an was...

Genau. Da war doch gerade auch eben dieser dunkelblaue Polo gewesen.

Der, der sie fast umgefahren hatte.

Mit diesem verdammten Idioten am Steuer.

Eine plötzliche Wut überkam sie und sie ballte die Hände zu Fäusten.

Sie hörte die Sirenen des Krankenwagens, dicht gefolgt von einem Polizeiwagen.

Mit quietschenden Reifen hielten die Wagen und mehrere Männer sprangen hinaus.

Die Rosahaarige beobachtete stumm, wie vier Männer Ino untersuchten und sie schließlich behutsam auf eine Trage legten und in den Krankenwagen verfrachteten.

Sie wandte den Blick ab und starrte auf das Polizeiauto, als plötzlich die Türen aufgingen und ein dunkelhaariger Mann hinaustrat.

Für einen kurzen Moment erinnerte er sie an Shikamaru und sie schüttelte den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen.
 

Der Mann kam auf sie zu und hielt dicht vor ihr.

Er machte eine kurze Kopfbewegung in die Richtung, in der Sakuras Auto gegen die Straßenlampe gefahren war und hob fragend eine Augenbraue.

„Ist das Ihres?“

Sakura nickte knapp und fuhr sich abwesend durch die langen Haare.

„Kannten Sie das Opfer?“

Sie nickte. Der Polizist machte es ihr gleich und schrieb auf einem Notizblock herum.

„Und was ist mit dem Insassen des dunkelblauen Polos? Kannten Sie ihn?“

Sakura seufzte. „Nein. Aber angeblich soll es ein berühmter Tennisspieler sein. Sasuke Uscha oder so...“

Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Lippen des Polizisten, dann wurde er wieder ernst.

„Meinen Sie vielleicht Uchiha? Sasuke Uchiha?“

„Und wenn schon... Wenn ich diesen Bastard erwische, dann...“ Sie hielt inne.

„Was ist mit Ino?“

Der Polizist räusperte sich. „Sie wird jetzt erstmal ins Krankenhaus gefahren. In welcher Verbindung standen Sie zu dem Opfer?“

„Wir waren beste Freundinnen“
 

Eine Zeit lang herrschte Stille. Nur der Regen unterbrach die Einsamkeit in Sakuras Leben.

Der Polizist schaute abwesend in die Ferne, so als wüsste er etwas, was Sakura nicht wusste. Aber sie ahnte es bereits.

„Kann ich mit ihr fahren?“ Sie schlang die Arme um ihren Körper und wartete auf eine Reraktion.

„Selbstverständlich!“, antwortete der junge Mann und fuhr sich müde durch sein dunkelbraunes Haar.

„Aber vorher brauche ich noch ihre Anschrift und die des Opfers“ Er hielt ihr seinen Block hin und Sakura schrieb in ihrer ordentlichen Handschrift Inos und ihre Adresse drauf. Dann gab sie den Block dem jungen Mann zurück.

„Danke“, hauchte dieser nur und wieder trat eine bedückende Stille ein, die nur vom Regen untermalt wurde.
 

„Wenn ich Ihnen sonst noch helfen kann, melden Sie sich“ Er reichte ihr eine Visitenkarte, die Sakura mit einem kurzen Nicken entgegennahm.

„Der Krankenwagen fährt jetzt los, sie sollten sich beeilen!“, meinte der Polizist und deute mit den Daumen Richtung Krankenwagen.

Er lächelte schwach, drehte sich um und ging, bis er in dem Regen nicht mehr zu sehen war.

Frustriert seufzend blickte Sakura auf das kleine Kärtchen und las den Namen darauf.

Kiba Inuzaka. Ein merkwürdiger Name.

Sie steckte die Karte in ihre Hosentasche und ging dann auf den Krankenwagen zu.

Einer der Männer nickte ihr freundlich zu, als Sakura in den Wagen einstieg, sich an Inos Trage setzte und ihre Hand nahm.

Die Türen gingen zu, der Krankenwagen setzte sich in Bewegung und zum ersten Mal an diesem Nachmittag füllten sich Sakuras Augen mit Tränen.

Lost Inside

● Lost Inside ●
 

Sakura saß auf einer der schmalen Bänke vor dem Operationssaal und starrte immer wieder nervös zu der großen Doppeltür. Schon seit zwei Stunden wurde Ino operiert und ihr Zustand war äußerst unstabil. Sie wusste nicht, wie lange sie geweint hatte, aber es dauerte Ewigkeiten, bis ihre Tränen versiegt waren.

Eine Krankensschwester huschte an ihr vorbei und am liebsten hätte sie sie angehalten und gefragt, wie denn Inos Zustand wäre. Aber sie wusste genau, dass man ihr keine Auskunft geben durfte.

Gedankenversunken strich die Rosahaarige über die Holzmaserungen in der Bank, als plötzlich die Lampe über der Tür des Operationssaals grün aufleuchtete.

Ein Arzt trat heraus uns als er Sakura erblickte, ging er zögernd auf sie zu.
 

„Sind Sie Haruno Sakura?“, fragte er mit dunkler Stimme und sah sie ernst an.

Sakura nickte und wandte das Gesicht ab, um ihren Schmerz zu verbergen.

„Ihre Freundin ist soeben bei der Operation verstorben“

Die Worte trafen sie mit so einer harten Wucht, dass sie sich mit den Händen an der Bank festkrallen musste. Dabei hatte sie diese Nachricht schon den ganzen Tag erwartet. Sie arbeitete schon lange genug im Krankenhaus, um zu wissen, dass jemand mit solch schweren Verletzungen wie es bei Ino der Fall war, so gut wie keine Chance mehr hatte.

„Alles in Ordnung?“, fragte der junge Arzt vor ihr und Sakura drehte sich zu ihm um.

Doktor Kankuro Sabakuno stand auf einem kleinen Namensschild, das an den Kittel des jungen Mannes angenäht war.
 

Sakura lächelte schwach. „Natürlich, es ist alles in vester Ordnung. Es stirbt jeden Tag einer meiner besten Freunde, ich bin es gewohnt. Da stecke ich Inos Tod doch locker weg. Aber danke der Nachfrage!“

Kankuro biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich gestresst durch die dunklen Haare.

Manchmal, da hasste er seinen Job wirklich!

Er strich über die Falten in seinem Ärmel, kniff die Lippen zusammen und musterte die Rosahaarige von oben bis unten.

„Vielleicht sollten Sie jetzt besser nach Hause gehen.“ Er sah betrübt zur Seite.

„Mein herzlichstes Beileid!“

„Tze“, stieß Sakura bloß aus und wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln.

„Davon kommt Ino auch nicht wieder zurück“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief zum Aufzug.

Kankuro sah ihr verdutzt hinterher, dann seufzte er tief. Er wusste genau, wie sich fühlen musste.
 

Die Sonne stand hoch am Himmel, als Sakura das Krankenhaus verließ und sie verfluchte diesen elendigen Feuerball. Warum war die Sonne nie da, wenn man sie brauchte, aber immer dann, wenn sie unnütz war?

Sie trat gegen einen Laternenpfahl und ignorierte den Schmerz, der in ihren Fuß kroch und ihn lähmte. Immer und immer wieder trat sie dagegen, schrie und fluchte.

„Verdammte Scheiße!“ Ihr Fuß wurde allmählich taub. „Ich hasse meine Leben! Ich hasse, hasse, hasse es!“

Sie ignorierte die besorgten und fragenden Blicke der umstehenden Passanten und auch die beiden Hände, die sich kräftig auf ihre Schultern legten, und sie wegzogen. Erst als sie merkte, wie sie in die Luft trat, wandte sie sich um und blickte einem jungen Mann mit strubbeligen rotbraunem Haar ins Gesicht.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er und sah sie eindringlich an.
 

Langsam hatte Sakura diese Frage satt. Man sah doch, dass rein gar nichts in Ordnung war!

Ihre beste Freundin war gestorben und das alles ihretwegen!

Nein... Es war nicht ihre Schuld.

Sie ballte die Hände zur Fäusten und schaute bitter gen Boden.

Dieses gottverdammte Arschloch von Tennisspieler war schuld!

Dieser Sasuke Uchiha! Oh, wie sie die Namen verachtete. Er war wie Gift.

Zum Teufel mit ihm!
 

„Äh, junge Frau?“, drang die Stimme des jungen Mannes an ihr Ohr. Sie hob fragend den Kopf und starrte in verblüffte Augen.

„Lassen sie mich einfach in Ruhe!“, fauchte sie und drehte sich um.

Stur lief sie in Richtung Hauptstraße.

Plötzlich war ihr eine Idee gekommen. Sie würde sich an diesem Sasuke Uchiha rächen!

Eilig lief sie den schmalen Fußgängerweg entlang, bis sie plötzlich an der Stelle stand, wo der Unfall passiert war. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und für einen Moment überlegte sie, ob sie sich nicht einfach mitten auf die Straße stellen und so ihrem Leben ein Ende bereiten sollte.

Aber damit hätte sie Ino auch keinen Gefallen getan.
 

Sie musste sich irgendwie ablenken, sonst würde sie gleich in irgendeiner Ecke kauern und sich die Augen aus dem Kopf heulen.

Wie mechanisch lief sie nach Norden, bis sie irgendwann bemerkte, wohin ihre Beine sie verschlugen.

Als sich die Anwaltkanzlei ihres ehemaligen Klassenkamerades Neji Hyuugas vor ihr auftat, musste sie hart schlucken. Ihr Herz verkrampfte sich und sie wusste, warum sie hier war.

Sie würde diesen Sasuke Uchiha zur Rechenschaft ziehen!

Außerdem wollte sie eh mit Neji über die Vormundschaft des kleinen Keis reden.

Sie würde es nicht ertragen, wenn er in ein Waisenhaus müsste.

Als sie das kleine Gebäude betrat, kam ihr sofort der Geruch von Croissants und Kaffee entgegen. Neji liebte es mit seinen Mitarbeitern morgens ausgiebig zu frühstücken.

Eine junge Frau mit kurzen blondem Haar sah sie lächelnd an, doch Sakura ging einfach an ihr vorbei.

Momentan war ihr nicht nach lächeln zumute.
 

Sie bestieg den Aufzug und drückte einen der Knöpfe. Holpernd setzte sie sich in Bewegung.

Sie war ganz alleine und am liebsten hätte sie diesen Moment genutzt, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Doch dazu blieb ihr nicht genug Zeit, öffnete der Fahrstuhl doch im nächsten Moment schon die Türen.

Zum ersten Mal in ihrem Leben verfluchte die Rosahaarige die Tatsache, dass Nejis Büro im ersten Stock lag. Während sie den schmalen, mit Teppich ausgelegten Gang entlangschlurfte, überlegte sie, was sie am besten sagen sollte.

Sie hielt vor einer massiven Eichenholztür, an der ein goldenes Schild hing, in denen in schwarzen, fein säuberlichen Lettern der Name Neji Hyuuga stand.

Sie wollte gerade klopfen, als plötzlich vor ihr die Tür aufging und ein Mann mit kurzen braunen Haaren sie überrascht musterte.

Unglaublich - er hatte sich seine langen Haare abgeschnitten!

„Sakura?“, fragte er erstaunt und fasste sich ans Ohr – das tat er immer, wenn er überrascht war. „Bestimmt nicht der Weihnachtsmann“, erwiderte die Rosahaarige nur bissig, ehe sie die Augen verdrehte und eintrat. Neji kratzte sich verdutzt am Kopf, dann folgte er ihr.

„Was verschlägt dich denn zu mir?“, wollte der Hyuuga wissen und ging zur kleinen Küchenzeile in der hintersten Ecke des Büros. „Magst du einen Kaffee?“

Sakura nickte knapp.

Sie ließ sich auf einem der schwarzen Ledersofas nieder und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Der Ginkgo-Baum vor dem Fenster schüttelte im milden Sommerwind seine Blätter und vertieft in diesen Anblick, bemerkte sie nicht, wie Neji ihr eine Tasse vor die Nase stellte.

„So wie du aussiehst, nehm ich mal an, du möchtest ihn komplett schwarz?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber.

Während er an seiner Tasse nippte, musterte er sie schweigend.

„Also, was ist los?“
 

Wortlos starrte Sakura in ihre Kaffeetasse. Was sollte sie bloß sagen?

Der Kloß in ihrem Hals war riesig.

Schweigend hob sie ihren Kopf und ihre smaragdgrünen Augen durchbohrten ihren alten Mitschüler. Neji wusste sofort, das etwas mit Sakura nicht stimmte. Er kannte sie schon lange genug um ihre Gestik und Mimik deuten zu können.

Sakura biss sich auf die Unterlippe und bemerkte, wie ihr wieder einmal die Tränen in die Augen schossen.

Neji erhob sich, setzte sich neben sie und legte der Rosahaarigen einen Arm um die Schulter, ehe er sie tröstend an seine Brust drückte.

„Pssst. Ist ja gut!“, beruhigte er sie und strich ihr tröstend über den Rücken.

Es kam Sakura wie eine Ewigkeit vor, wie sie an seiner Brust ihren ganzen Kummer der letzten Tage rausließ.

Irgendwann schluchzte sie ein letztes Mal laut, ließ sich von Neji ein Taschentuch reichen und schnäuzte hinein.

Sie brauchte einige Minuten um ihre Atmung wieder zu normalisieren und Neji setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah sie fragend an.

„Also, was ist passiert?“
 

„Du kennst doch noch Ino, oder?“

Der Braunhaarige nickte und warf einen Blick aus dem Fenster. "Natürlich"

„Sie ist... tot“, hauchte Sakura mit zittriger Stimme, die ihr letztendlich versagte.

Wieder bahnten sich Tränen an, die ihre Wangen unaufhörlich hinabliefen und im dunklen Teppichboden verschwanden.

Neji beugte sich vor, ergriff ihre Hand und wollte ihr Halt geben.

Er konnte nicht fassen, was Sakura ihm gerade erzählt hatte und ehe er es realisieren konnte, sprach sie auch schon unter lauten Schluchzern weiter.

„Gestern nachmittag... Unfall... Mir kam ein Auto entgegen... Dann lag Ino auf der Straße und...“

Neji verstand. Während er bedrückt die Maserung seines Schreibtisches musterte, überlegte er, was er sagen konnte.

„Sakura“, setzte er an. „Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Du hast seit dem Tod deiner Eltern nicht ein einziges Mal Schwäche gezeigt. Ino würde auch nicht wollen, dass du jetzt ihretwegen so weinst. Du kanntest sie“

Sakura nickte. Neji hatte Recht. Wenn Ino wüsste, dass sie ihretwegen solch bittere Tränen vergoss, wäre sie ausgerastet.

„Der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin“, murmelte sie und nestelte an ihrer Handtasche herum. „Ist der, dass ich jemanden verklagen will.“ Sie kramte eine Sportzeitschrift, die sie auf dem Hinweg noch rasch gekauft hatte, aus ihrer Handtasche und überreichte sie Neji, der sie skeptisch entgegennahm. Auf dem Titelblatt prankte ein junger gut aussehender Mann mit rabenschwarzem Haar und einem arroganten Grinsen.

Er hielt hinter seinem Kopf einen Tennisschläger.
 

„Sasuke Uchiha?“, fragte Neji verdutzt und musterte die Schönheit vor sich ungläubig.

„Den willst du verklagen?“

Sakura nickte nüchtern und nahm Neji die Zeitung aus der Hand.

„Er hat mich von der Straße abgebracht! Kann ich ihn nun verklagen oder nicht?“

„Das ist ein wenig kompliziert, aber ja, es ist möglich“, erwiderte der Hyuuga sachlich, zog die oberste Schublade seines Schreibtisches auf und kramte nach einem Formular.

„Füll' das hier bis übermorgen aus, okay?“ Die Haruno nickte, dann erhob sie sich.

„Neji?“, fragte sie, während sie nach ihrer Jacke griff und die Tür ansteuerte.

Der Hyuuga, der sich inzwischen seinen Akten zugewandt hatte, sah auf.

„Hmm?“

„Was passiert jetzt mit Kei?“

Der Dunkelhaarige strich sich seufzend die Haare zurück.

„Wenn er keine Paten hat, muss er ins Waisenhaus“

„Aber er hat eine Patin. Mich!“

„Sakura, man kann ein Kind nur adoptieren, wenn man verheiratet ist und meines Wissens nach bist du das nicht!“

„Nein... Noch nicht. Aber ich schaffe das schon. Das ist das Einzige, was ich noch für Ino tun kann. Ich werde um die Vormundschaft für Kei kämpfen!“

Der Hyuuga lächelte. Diese Sakura kannte er und er liebte ihre entschlossende Art.

Er ging auf sie zu und umarmte sie kurz.

„Ich werde dir helfen, wo ich kann.“ Er lächelte ihr zu.

„Dann komm übermorgen zu mir, okay? Du weißt doch noch, wo ich wohne, oder? Ich koche uns etwas leckeres und wir könnes alles formale bereden. Und jetzt pass' auf dich auf!“

Sakura nickte und lächelte dankbar, ehe sie das Büro des Hyuugas verließ, sich verabschiedete und in den Fahrstuhl stieg.
 

Die warme Sommerluft schlug ihr entgegen und trocknete die letzten Tränenspuren in ihrem Gesicht. Es dämmerte und Sakura beschloss, ein Taxi zu nehmen.

Der Weg zu ihrer Wohnung war eigenartig lang und als sie die Tür zu ihrer Wohnung öffnete, kam ihr gähnende Leere entgegen.

Sie seufzte frustriert, als sie den Schlüssel auf der kleinen Kommode im Flur ablegte, sich die Schuhe auszog und ohne Umschweife in ihr Schlafzimmer kroch.

Ohne sich umzuziehen, warf sie sich in ihr Bett, was sehr untypisch für sie war, und legte eine Hand auf ihre Stirn, während sie die Deke musterte.

„Ino“, murmelte sie leise, spürte eine Träne ihre Wange hinunterkullern, ehe sie in einen traumlosen Schlaf fiel.

Sie war wirklich innerlich verloren. Verloren und zerbrochen.

Flashback

● Flashback ●
 

Die Sonnenstrahlen glitzerten auf der krausen Oberfläche des Sees und im dichten Schatten der Rotbuchen ließ es sich wunderbar aushalten.

Mit einem glücklichen Lächeln lehnte sich Ino an ihren Freund und starrte in die unendliche Weite.

„Weißt du“, setzte sie an und spürte, wie Shikamarus Finger über ihre Seiten fuhren.

„Ich liebe den Sommer“

Sie stieß ein glucksendes Geräusch aus, als seine Fingerkuppen sie leicht kitzelten.

„Ich weiß“, entgegnete der Nara nur und hatte, wie so oft, zufrieden die Augen geschlossen.

„Und ich liebe dich“, hauchte die Blondhaarige weiter und ließ sich einen sanften Kuss auf die Haare drücken.

„Ich liebe dich auch“, entgegnete Shikamaru, fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar und warf dann einen Blick nach links, wo Sakura nachdenklich an einen der dicken Stämme gelehnt war und sich grübelnd auf die Unterlippe biss.
 

„Sie scheint mit ihrer Kündigung doch nicht so klarzukommen, wie ich es anfangs vermutet hatte“ Der Braunhaarige warf der Haruno einen beunruhigten Blick zu, ehe er sich wieder seiner Freundin widmete.

„Natürlich nicht. So etwas macht auch eine Sakura Haruno fertig“, erwiderte Ino seufzend und griff nach einem kleinen Stein vor sich auf dem Boden.

„Und ich bemitleide sie wirklich. Ihr Leben ist wirklich nicht das, was man als sonnig bezeichnen kann. Ich meine-“ Nachdenklich musterte sie den Stein. „Erst sterben ihre Eltern bei einem Brand, dann kommt sie zu ihrer herrischen Tante, die sie eigentlich nie haben wollte und jetzt hat sie auch noch ihren Job verloren und sitzt praktisch mit Sack und Pack auf der Straße“

Shikamaru kniff die Lippen zusammen und nickte.

„Und Amor scheint sich auch nicht gut mit ihr gestellt zu haben“

„Das kommt noch dazu“, erwiderte die Yamanaka und warf den Stein in den See.

Ein leises Plätschern durchbrach die darauffolgende Stille.
 

„Hey“ Das Gesicht der Rosahaarigen tauchte vor den beiden auf.

„Ich geh' dann mal. Es ist schon spät und ich-“

„Sakura!“, unterbrach ihre Freundin sie pikiert.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du eine Weile bei uns bleiben kannst“

Die Haruno sah verlegen zur Seite.

„Aber Kei-chan...“

„Kei-chan wird sich riesig freuen, wenn ihn seine Patentante besucht!“

Ino hatte ihrer Freundin jeglichen Wind aus den Segeln genommen und sie beobachte zufrieden grinsend, wie sich die Rosahaarige nachdenklich auf die Unterlippe biss und sich eine ihrer langen Haarsträhnen immer wieder um den Finger zwirbelte.

„Ich möchte dir und Shikamaru keinesfalls zur Last fallen“, erwiderte sie schulterzuckend.

„Unsinn!“, warf Shikamaru ein und machte eine abwertende Handbewegung.

„Ein wenig Gesellshaft schadet uns doch nicht. Und du als unsere beste Freundin gehörst praktisch zur Familie. Wenn du nicht mitkommst, werde ich dich wohl dazu zwingen müssen!“

Er setzte einen theatralisch ernsten Gesichtsausdruck auf und musste breit grinsen, als ihm sein Gegenüber einen reichlich dümmlichen Blick zuwarf.

„Na gut“, erwiderte Sakura kapitulierend und begann schon damit, das Besteck zurück in den Picknickkorb zu packen.

„Aber bloß eine Nacht!“

Shikamaru und seine Freundin grinsten sich gegenseitig an, ehe sie sich ebenfalls erhoben und Sakura halfen.
 

Es war schon spät am Abend, als sie aus Shikamarus Wagen stiegen und den großen grauen Betonklotz vor ihnen ansteuerten.

Zwar verdiente Shikamaru recht viel in seinem Beruf, aber er und Ino bestanden darauf, das Geld lieber zu sparen, anstatt sich ein protziges Anwesen oder dergleichen zu kaufen.

Auch ihr Auto war ein sehr altes Modell und da Shikamaru meistens mit dem Dienstwagen durch die Straßen fuhr, wurde es eh nicht allzu zu oft gebraucht.

Warum also Geld für ein neues verschwenden?

Der Asphalt knirschte unter ihren Schuhen als sie die Auffahrt entlanggingen und in der Ferne hörte man das Jaulen einer Katze.

Ino fuhr sich müde durchs Gesicht, ehe sie die Haustür aufschloss und eintrat.

Im Flur war es dunkel.

Lediglich aus dem Wohnzimmer drang ein wenig Licht.

Während die Yamanaka den Schlüssel in die Schale auf der Kommode neben ihr legte, ging sie den schmalen Flur entlang und betrat das Wohnzimmer.

„Frau Terasami?“, fragte die Blondhaarige müde und gähnte mit vorgehaltener Hand.

Vor ihr im Sessel regte sich etwas und eine ältere Frau mit braunem krausem Haar sah ihr entgegen.

„Oh, Frau Yamanaka. Sie sind schon zurück?“

Die Frau erhob sich, verbeugte sich kurz und lächelte sie an.

„Kei-chan schläft bereits. Er war...“

Während seine Freundin damit beschäftigt war, sich mit dem Kindermädchen zu unterhalten, zog sich Shikamaru lächelnd die Jacke aus und hing sie an den dafür vorgesehenen Ständer.

Er bedeutete Sakura, es ihm gleich zu tun und lotste die Rosahaarige dann in die Küche, um ihr einen Tee zu machen.

„Frau Terasami wird gleich weg sein“, erwiderte der Braunhaarige und setzte den Wasserkocher in Betrieb. „Dann werde ich dir das Gästezimmer zeigen“

Die Haruno, welche inzwischen am Tisch Platz genommen hatte, lächelte schwach und nickte.
 

„Sie kümmert sich wirklich gut um Kei-chan“, warf sie ein und blickte zu Shikamaru, der sich indess an die Küchenzeile gelehnt hatte.

„Ja, das tut sie“ Er seufzte. „Aber ich wünschte, ich hätte mehr Zeit für meinen Sohn!“

Man hörte den reuevollen Unterton in der Stimme des Naras und für einen Moment fragte sich Sakura, ob da nicht noch eine andere Gefühlsregung in seiner Haltung war.

„Shikamaru“, setzte Sakura an und hörte Inos gedämpfte Stimme hinter sich. „Du bist ein toller Vater!“

„Der Tee ist fertig!“ Shikamaru stellte ihr eine Tasse vor die Nase und setzte sich ihr gegenüber.

„Haben tolle Väter nicht immer Zeit für ihre Kinder?“

„Ja, aber...“

„Und sind tolle Väter nicht immer eine Art Vorbild?“

„Das bist...“

„Was ist, wen ich mal bei einem Einsatz sterbe?“

„...“

Eine lange Stille trat ein.

„Sowas darfst du nicht sagen“, erwiderte Sakura mit schwacher Stimme und vernahm hinter sich das Schließen der Tür.

Inos Kopf tauchte im Türrahmen auf und Shikamaru erhob sich seufzend, stellte seine Tasse in die Spüle und wandte sich dann an die Rosahaarige.

„Ich bring dich ins Gästezimmer“
 

Die Nacht verbrachte Sakura unruhig.

Sie fand einfach keinen Schlaf und hatte ein ungutes Gefühl.

Müde warf sie einen Blick auf den Digitalwecker zu ihrer Rechten.

Fünf Uhr nachts.

Unruhig warf sie sich auf die Seite.

Was war bloß los mit ihr?

Sie fuhr sich durch das Gesicht und bemerkte eine Flüssigkeit, die an ihren Fingerspitzen hängen blieb. Warum weinte sie?

Die Antwort auf ihre Frage stand ihr klar auf der Stirn geschrieben.

Sie fühlte sich unglaublich nutzlos.

Wieder versuchte sie, die Augen zu schließen und einzuschlafen.

Sie wollte nicht darüber nachdenken, ob sie nutzlos war oder nicht. Sie wollte einfach bloß schlafen und alles vergessen.

Draußen vor ihrer Zimmertür waren Schritte zu vernehmen. Dann wurde eine Schublade geöffnet und wieder geschlossen.

Shikamaru war also auf dem Weg zur Arbeit.

Sie beneidete den Nara. Er gab sich so viel Mühe, arbeitete hart für seine Familie und war der beste Vater und Ehemann, den sie kannte. Ganz gleich, ob er anderer Meinung war.

Die Wohnungstür wurde geschlossen und Sakura schloss wieder die Augen.

In wenigen Stunden würde sie wieder mit Kei-chan spielen können.

Und mit diesem Gedanken schlief sie schließlich ein.
 

Der nächste Morgen begann mit einem dichten Nebel, der sich über die Stadt gelegt hatte. Trübes Licht fiel durch das Fenster auf die schlafende Rosahaarige und mit einem unverständlichem Murmeln öffnete sie die Augen. Sie blinzelte ein paar Mal und das Erste, was sie erblickte, war der Spruch, der mit Farbe an die Decke aufgetragen war. Warum hatte sie ihn nicht schon gestern bemerkt? Mit zusammengekniffenen Augen las sie Buchstabe für Buchstabe.

»Wenn ich meine Augen schließe, seh ich dein Gesicht. Meine Ohren hören deine Stimme, wenn ich in mein Herz seh', find ich dich«

Ein eigenartiger Spruch, wie Sakura fand und doch gefiel er ihr irgendwie.

Sie wandte sich zur Seite. Sieben Uhr morgens. Ino würde erst in drei Stunden ihren Laden eröffnen, also schlief sie vermutlich noch.

Deshalb wollte Sakura sie und Kei mit einem Frühstück überraschen. Zum Dank für ihre Gastfreundschaft.

Gähnend stieg sie aus dem Bett, schlurfte ins Bad und verkroch sich unter die Dusche.

Eine halbe Stunde später stand sie, eine Zahnbürste im Mund und sich die Haare zu einem Pferdeschwanz bindend, vor ihrem Fenster und starrte hinaus.

Der Nebel behagte ihr nicht. Als würde er etwas Unheilvolles verkünden wollen.
 

Sie entschloss sich, Omreis zu machen. Das war das Einzige, was sie halbwegs konnte.

Ihre Freundin Hinata behauptete immer, sie würde so schrecklich kochen, dass selbst Choji nichts von ihrem Essen anrühren würde. Und Choji aß normalerweise alles.

Während sie in den Küchenschränken nach den richtigen Utensilien suchte, klingelte das Telefon.

Die Rosahaarige wusste nicht, ob sie drangehen sollte. Aber andererseits wollte sie Ino nicht wecken.

Also nahm sie ab.

„Bei Nara“

„Sind sie Ino Yamanaka?“, fragte eine dunkle raue Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ähm... Also, nein“

„Könnte ich Frau Yamanaka sprechen?“

Unsicher starrte sie auf die Tür zum Flur, an dessen Ende Ino und Shikamarus gemeinsames Schlafzimmer lag.

„Nun, sie ist gerade nicht da“, log Sakura und biss sich auf die Unterlippe.

„Soll ich ihr etwas ausrichten?“

„Nun...“ Ihr Gesprächspartner zögerte.

„Eigentlich geht es bloß Frau Yamanaka etwas an... Aber das Anliegen ist so wichtig, dass sie schnellstmöglich davon erfahren sollte.“

Ein Räuspern, dann Stille.

„Nun, könnten Sie Frau Yamanaka bitte ausrichten, dass.... Nun ja, dass ihr Mann heute Morgen ums Leben gekommen ist? Ihm wurde bei einer Schießerei ins Herz geschossen“
 

Scheppernd fiel der Telefonhörer zu Boden.

Sakura konnte nicht fassen, was sie soeben gehört hatte

Sie musste immer noch träumen! Ja, das war es... Ein Traum!



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2010-03-13T16:50:41+00:00 13.03.2010 17:50
omg
die armee sakuu
die tut mir richtig leid

mach weiter soo
knuddlzz
cherry-neko
Von:  sunny12
2010-01-27T15:50:29+00:00 27.01.2010 16:50
hey!
ein tolles kapitel. du hast das echt gut geschrieben.
ich bin schon auf das nächste kapitel gespannt
lg sunny12
Von: abgemeldet
2010-01-25T18:49:32+00:00 25.01.2010 19:49
Super kapitel
wie sich das leben auf einen schlag
ändern kann. grausam manchmal.
mach weiter soooo
lg, yesilli
Von:  Harfe
2010-01-24T19:36:42+00:00 24.01.2010 20:36
Tippfehler in der vorletzten Zeile -> "fassen"
Oh, und in der Charabeschreibung stand irgendwo "Friseurin", das heißt aber eigentlich "Friseuse" (weißt schon, französisch und so ;)
Ist mir nur so aufgefallen. ;)
Tolles Kapi jedenfalls. Also Traurig toll halt. ^^
Der Anfang war so niedlich, mit Shikamaru und Ino, und jetzt sind sie beide tot. :( Aber krass, das es zuerst so idyllisch ist und am nächsten morgen ruft jemand an und sagt mal eben, dass er tot ist. >.< Also man konnte so was in der Art ja schon erwarten, von diesem Flashback, aber das ist trotzdem krass. Und Sakura musste das dann auch noch Ino sagen... T___T
Freu mich schon auf´s nächste Kapi
lg Fe
Von:  Sakura-Jeanne
2010-01-24T13:51:33+00:00 24.01.2010 14:51
hammer kapitel

freue mci hwenn es weiter geht
Von: abgemeldet
2009-06-03T16:03:05+00:00 03.06.2009 18:03
super kappi
du hast die gefühle super beschrieben und die situation
entsprechend gut dargestellt.
mach weiter soooo
lg, yesilli
Von:  Harfe
2009-04-01T21:09:53+00:00 01.04.2009 23:09
Klasse Kapi!
Sehr gefühlvoll Sakus Schmerzen beschrieben, toll gemacht. ^^
Man fühlt richtig mit ihr, die Arme. *pat*
Geisterfahrer sind echt das letzte, also, wenn der keinen rechtfertigenden Grund hat, dann bin ich ernsthaft böse. *grr*
Freu mich schon aufs nächste kapi
lg Fe
Von:  XxGirlyxX
2009-04-01T18:19:53+00:00 01.04.2009 20:19
Das Kap war einfach nur der Hammer!!
Hast du echt suoer geschrieben. Mir gefällt dein Schreibstil!!
super^^
hmm..ich will nicht in Sasuke´s haut stecken^^
Sakura tut mir ja sooo leid!!
die arme und der arme kleine!!
Ich freue mich schon sehr auf das nächste pitel^.^
gglg
Von:  Sakura-Jeanne
2009-03-31T10:16:06+00:00 31.03.2009 12:16
ichh offe das sakura es schaft den jungen zu sich zu hollen und ino diesen gewahlenzu tun
Von:  kagome0093
2009-03-30T22:05:40+00:00 31.03.2009 00:05
ohh nein....
trauriges kapitel...:(
freu ich schon aufs nächtse..und ich bin gespannt iwe sie sasuke fertig macht da freu ich mich am meisten draus...
und ich hoffe das sie das recht für kei bekommt...wenn nicht muss ich weinen:( *schnief* *nachtaschentuchsuchundnaseschneuz*
naja ich mach mal kein drama ich werde dich weiter hin begleiten bei deiner ff..

man ließt sich kagome


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