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Verstricktes Schicksal

Noctis X Stella - FF
von

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Schicksalsbesieglung

Verstricktes Schicksal

Final Fantasy Versus XIII – FanFiktion
 

Pairing: Noctis x Stella

Genre: Romance / Drama
 

Anmerkungen: Diese FF kann noch sehr kitschig werden und stellt eine kleine Übung der Er/Sie-Perspektive für mich dar.

Außerdem können sich im Laufe der FF noch andere Pairings einschleichen, allerdings nur für die Nebencharaktere.

Zudem kann es passieren, dass Noctis ooc gerät (so viel man eben bereits von seiner Persönlichkeit schon weiß).

(Und ich kann nicht glauben, dass ich nun tatsächlich so einen Kitsch schreibe. Na ja, auch egal xD.)
 

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Schicksalsbesieglung
 

Der nahezu endlos lange Gang, an dessen Seiten sich jeweils hohe, dunkle Gemälde aneinanderreihten und von dessen verzierten Decke goldene Kronleuchter hinab hingen, schien der Welt noch eine düstere Bedeutung zu geben, als sie ohnehin schon besaß.

Mit jedem Schritt, den Stella tat, fühlte sie die Erdrückung von ihrer Umgebung und wünschte sich, wieder Nachhause zurückkehren zu können.

Doch sie wusste, dass dies nicht der Fall sein würde – nie wieder.

War sie denn nicht mehr als eine Gefangene, auf ewig festgehalten in ihren Pflichten und in ihrem Schicksal?

Wenn es nach ihren eigenen Plänen, Wünschen und ihrem Herzen ging, dann würde dies alles niemals geschehen.

Jedoch wurde ihr keine andere Wahl gelassen.

Sie wusste, dass sie diesen Schritt tun musste – nicht für sie, sondern für ihr Land.

Seit dem sie vorgestern ihre Heimat verlassen hatte, spürte sie, wie die Freiheit mit jeder Sekunde mehr und mehr entrann.

Es war heute das erste Mal, dass sie hier war und zugleich wusste sie, es würde ihre neue Heimat sein.

Schweigsam, ohne auch nur ein Wort zu wechseln, lief Stella nun schon seit geraumer Zeit einem etwas älteren Herren mit einem schwarzen Anzug hinterher, der sich als ein Diener des Hauses vorgestellt hatte.

Doch genauso gehorsam wie seine Sitte war, war auch seine Miene emotionslos und zu höflich, als dass man erpicht darauf sein konnte, eine Konversation zu beginnen.

Stella hatte viele Fragen – Fragen, die sie betraf – doch sie wollte die große Stille vor dem ewigen Nichts nicht verdrängen.

Würde sie etwa später nicht genug Zeit haben, um Fragen zu stellen, wenn sie endgültig gefangen war?

Sie schüttelte unwillkürlich ihren Kopf und blieb einen Moment stehen, um sich zu fassen.

„Milady, ist Euch nicht wohl?“, fragte der Diener sie höflich, als er bemerkte, dass sie stehen geblieben war.

„Nein… Ich dachte, ich hätte etwas gehört“, log Stella leise murmelnd und ging mit kleinen Schritten weiter voran.
 

Der Diener klopfte an eine gewaltige schwarze Tür, die vom Boden aus gute vier Meter emporragte, und Stella, die sich darüber bewusst war, dass ihre Zukunft hinter dieser Tür verborgen lag, blieb ehrfürchtig und ängstlich davor stehen.

„Junger Herr, ihre Verlobte ist eingetroffen“, rief der Diener geschäftlich durch die Tür und öffnete diesen einen Spalt, aber nur um sich zu verbeugen.

„Mein Herr erwartet Euch“, sagte er an Stella gewandt und verbeugte sich nochmals.

Das war die Einladung zur Gefangenschaft, aber sie würde sie ergreifen.

Zögerlich trat sie näher heran und betrat den Raum.

Er war größer als jeder Raum ihres Zuhauses und prächtiger geschmückt als der Gang außerhalb. Die Gemälde an den Wänden waren in goldverzierten Rahmen eingelassen, die selbst als Kunstwerk hätten gelten können und das imposante Fenster zur rechten Seite wirkte viel mehr als bloße Dekoration.

Hinter einem eindrucksvollen Schreibtisch direkt gegenüber der Tür saß ein junger Mann mit schwarzen Haaren, der offenbar zuvor damit beschäftigt war, irgendwelche Unterlagen durchzugehen.

Nachdem Stella eingetreten war, hob dieser den Kopf und bemühte sich mit einem herzhaften Lächeln, jedoch war es ihm anzusehen, dass es nur gespielt war.

Sie fragte sich, ob er im Grunde genauso fühlte wie sie oder ob er sie – ohne sie auch nur annähernd zu kennen – bereits verachtete.

„Willkommen in meinem bescheidenen Zuhause, Lady Fleuret“, begrüßte der Mann sie und stand abrupt von seinem Stuhl auf um sich zu verbeugen.

Sie fragte sich einen Moment lang, was an dieser Behausung denn bescheiden sein sollte, denn von Bescheidenheit konnte hier überhaupt nicht mehr die Rede sein.

„Ich danke Euch, Prinz Noctis, für Eure großzügige Aufnahme“, sprach Stella mit einem möglichst neutralen Ton, um ihre Angst und ihre Verbitterung zu überspielen.

Sie wusste wie sie diese Rolle zu spielen hatte – selbst wenn dies nicht viel mehr als Selbstverleumdung war.

„Ich hoffe Ihr habt bereits an diesem Land Gefallen gefunden, wobei mir natürlich bewusst ist, dass es wohl nichts Schöneres auf der Welt gibt, als Euer Heimatland Tenebrae. Ich selbst war bedauerlicherweise noch nie dort zugegen, aber ich habe sehr positive Eindrücke davon gehört und bin mir sicher, dass es dort wunderschön ist“, fuhr Noctis fort und winkte sie näher heran, so dass sie sich auf einem der dick gepolsterten und eleganten Stühlen vor seinem Schreibtisch setzen konnte.

„Ich denke, dass dieses Land genauso seine Reize besitzt wie alle anderen Länder auch“, erwiderte Stella trocken, nachdem sie sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte.

„Da habt Ihr natürlich vollkommen Recht“, pflichtete Noctis bei, während er geschäftig in seinen Unterlagen wühlte. „Ich hoffe sehr, dass dies alles nun endgültig den Frieden beschert.“

Er zog eine Schrift hervor und reichte sie ihr.

„Der versprochene Friedensvertrag. Meine Unterschrift ist bereits vermerkt, aber es fehlt noch eine von einem Repräsentanten von Tenebrae. Wenn Ihr also die Güte besitzt, Lady Fleuret, dann bitte ich Euch, das Dokument zu unterschreiben und alle Pflichten auf Euch zu nehmen, das es auf Euch bürdet.“
 

Stella sah eine Weile das Dokument an, überflog es noch einmal schnell mit ihren Augen, um sich sicher zu sein, dass dies tatsächlich die Realität war.

Genau jenes Schriftstück war der einzige Grund gewesen, warum sie diese Last überhaupt auf sich nahm - Frieden für ihr Land im Austausch für ihre Freiheit.

Sie gab ihrer Familie keine Schuld daran, dass es so kommen musste.

Jeder Mensch spielt eine gewisse Rolle in ihrem Leben und nun war es an der Zeit, dass sie ihre einnahm.

Sie griff den vorbereiteten Stift neben ihr und setzte schwungvoll ihren vollen Namen auf das Dokument.
 

Ich, Stella Nox Fleuret, Repräsentantin von Tenebrae, stimme diesem Dokument in allen Belangen zu und bestätige hiermit, dass ich alle aufkommenden Pflichten, die dieses Dokument mir aufbürdet, zu tragen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.
 

Mit dieser Absegnung war es endgültig beschlossen und es gab kein Zurück mehr.
 

Vorsichtig nahm Noctis das Dokument wieder entgegen und schloss es wohlbehütet weg.

„Dann sei es besiegelt“, bestätigte er und seine Miene verfinsterte sich leicht.

Stella schluckte und auch sie war sich dessen vollkommen bewusst.

„Ich werde einen Diener rufen, der Euch in Euer Gemach geleitet. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, Lady Fleuret.“
 

~*~
 

Das Gästezimmer von Stella hätte man durchaus prächtig nennen können mitsamt seiner seltenen und wertvollen Kunstgegenständen – doch das einzige, das sie darin sah, war eine tiefe Leere.

Nichts von alldem hatte eine Bedeutung.

Ihr Inneres war fast genauso tot wie die Gegenstände in ihrem Zimmer und sie hatte keine Hoffnung, dass sich das eines Tages ändern würde.

Wurden nicht alle Gefangene irgendwann emotionslos, wenn sie ihren Kampfgeist verloren hatten?

Sie besaß keinen mehr.

Niemals hatte sie einen besessen, denn sie wusste genau, dass es keinen Ausweg gab.
 

Wie viel sie in jener Nacht noch weinte und wie schmerzvoll ihre Tränen waren, konnte sie selbst nicht sagen.

Denn der Schmerz, die Angst und der Hass auf sie selbst war so tief, dass jene sie schon bald in einen tiefen, dunklen Schlaf wogen, aus dem sie sich wünschte, nie wieder zu erwachen.

Neubeginn

Anmerkung:

- Teils etwas in die Comedy gerutscht… Tut mir leid, war so eine Laune.
 

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Neubeginn
 

Der grelle Schein der Morgensonne drang durch die hellen Vorhänge in Stellas Gemach und weckte sie aus einem traumlosen Schlaf.

Die erwünschte Erlösung, die sie erhofft hatte zu finden, nach dem sie Aufgabe vollendet hatte, blieb aus.

Stattdessen war ihr Geist von Argwohn und Besorgnis erfüllt und schien mit jeder einzelnen Sekunde weiter ins unermessliche zu steigen.

Stella rieb ihren schmerzenden Kopf und richtete sich in dem großen und weichen Gästebett auf.

Es war unverkennbar, wo sie sich befand und dennoch fühlte sich alles so unreal an – beinahe wie in einem Albtraum.

Einem Albtraum, aus dem sie nie wieder erwachen würde.

Mit einem Finger fuhr sie zaghaft die Spuren der bereits getrockneten Tränen auf der Wange nach und konnte es nicht unterdrücken, dass sich in ihren Augen erneut Tränen ansammelten.

Sie warf einen verschwommenen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett und stellte fest, dass es schon beinahe Mittag war.

Obwohl sie so viel Zeit vertrödelt hatte, war bisher niemand gekommen, um sie zu wecken – vielleicht würde sowieso niemand kommen, um nach ihr zu sehen.

Schließlich war Stella nicht viel mehr als eine Fremde in diesem Haus – ganz gleich, ob sie in naher Zukunft selbst Mitglied der Familie sein würde.

Sie wurde das Gefühl nicht los, dass alle Menschen in ihrem Umfeld auf ihrem Gesicht ein leichtes Lächeln trugen, aber tief im Inneren war das nicht mehr als eine gezwungene Lüge.

Exakt dieses dumpfe Gefühl wurde bei ihrem Treffen mit ihrem Verlobten nur noch unnötig verstärkt.

Sie fragte sich, ob es jemals möglich wäre, in diesem Haus aufgenommen zu werden.

Das Gesicht ihrer Eltern trat immer deutlicher vor ihr geistiges Auge und sie biss sich fest auf die Lippen, um ihre Gefühle und die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.

Wie konnte sie selbst erwarten, an einen fremden Ort aufgenommen zu werden, wenn sie selbst tief im Inneren eine unüberwindbare Blockade dagegen errichtete?

Dass sie in gewisser Weise töricht war, hatte sie schon immer gewusst.

Stella ballte krampfhaft ihre Hände zu Fäusten, während sie weiter gegen den Sturm in ihr ankämpfte.

Konnte sie in einer Lüge leben?

Eigentlich war bereits alles entschieden worden – und sie selbst hatte kein Anspruch darauf, irgendetwas zu ändern.

War es nicht umso klüger, selbst eine Maske dauerhaft aufzusetzen, selbst wenn sie dadurch emotionslos wurde?

Ja, sicherlich war es klüger, ihr altes Ich abzulegen.

Von heute an war sie nicht mehr Stella Nox Fleuret – sondern nur noch Stella, ohne Familie und Hoffnung.
 

~*~
 

Noctis starrte seufzend die Decke seines Büros an und ignorierte seine Freunde, die sich besorgt um ihn versammelt hatten.

Ihm ging viel durch den Kopf – auch Dinge, die längst der Vergangenheit angehörten.

Es war vergebens, ihn anzusprechen – er würde in diesem Stadium auf niemanden reagieren.

Seine drei Freunde warfen sich fragende Blicke zu, als er endlich wieder begann, sich zu rühren.

Noctis wusste, dass sie ihn seit geraumer Zeit beobachteten, aber erst jetzt fühlte er sich dazu fähig, seinen Entschluss kund zu tun.

„Wir dachten schon, du seist tot“, gab einer der drei mit blonden Haaren zu bedenken und runzelte die Stirn.

„Nein“, erwiderte Noctis leise. „Ich habe nur nachgedacht.“

„Sonst denkst du auch nach, ohne uns zu ignorieren.“

„Ich kann mich auch nicht entsinnen, euch hierher bestellt zu haben.“

Er war leicht verärgert darüber, obwohl er natürlich wusste, dass sie lediglich besorgt um ihn waren.

Genau genommen hatte er ihnen in der letzten Zeit genug Gründe dafür gegeben.

„Seit wann brauchen Freunde denn 'ne Erlaubnis, um einen Freund zu besuchen?“, erwiderte der Blondschopf grummelnd und kam zu Noctis Schreibtisch herüber.

Er packte ihn am Kragen und schüttelte ihn kräftig, ohne dass dieser groß reagierte.

„Ich kann mich mehr davonlaufen – also denk was du willst“, gab Noctis grummelnd zurück, während er versuchte, die Hände von seinem Freund zu lösen.

„Was soll’n das heißen, du kannst nicht mehr davonlaufen? Das war doch bisher das einzige, worin du gut warst, Noct!“

„Du solltest ihn lieber in Ruhe lassen“, warf ein Anderer mit bräunlichen Haaren und einer dezenten Brille leise lachend ein, „Noct ist selten so entschlossen.“

„Genau genommen lässt er sonst immer uns für ihn entscheiden“, fügte der etwas Kräftigere mit einem leichten Bart und braunen Haaren breit grinsend hinzu.

„Genau! Wir reden hier von Noct! Er kann nicht mal auf 'ne Katze aufpassen und jetzt schleppt er so’n Mädel an, das sich auch noch als seine Verlobte entpuppt! Er stand doch sonst auch nie auf 'nen Mädel – welchen Lebensabschnitt meines besten Freundes habe ich denn bitte schön verpasst? Genau genommen ist er bisher vor ihnen geflüchtet und jetzt macht er einen auf Rambo!“

„Bitte was?“, fragte Noctis verärgert und stieß den Blondschopf von ihm weg.

Empört erhob er sich aus seinem Stuhl und lief um den enormen Schreibtisch herum, um seine Freunde wütend anzufunkeln.

„Versuch’s erst gar nicht, Noct. Wir haben keine Angst vor dir.“

Alle drei fielen in schallendes Lachen und er selbst ballte sie Fäuste vor Wut.

Es mag zwar sein, dass er früher so gewesen war, aber die Zeiten und er selbst haben sich verändert.

Die Vier kannten sich schon so viele Jahre, dass sie scheinbar vergessen hatten, dass er längst kein kleines Kind mehr war.

Zumindest gab es nichts mehr, dass ihn in seinem Inneren von allen anderen Erwachsenen unterschied.

„Ich weiß, dass ihr mich immer danach beurteilen werdet, was ihr bisher von mir erlebt habt“, begann er leise und warf einen ernsten Blick auf seine Freunde, „doch ihr könnt mich von nun an als neu geboren betrachten. Es gibt keinen Grund, keine Möglichkeit mehr, mein altes Ich wiederaufleben zu lassen. Der Kalte Krieg hat alles genommen, das davon noch übrig war – und ich bin sicher, dass ich nicht der einzige bin, der Teile seiner Selbst dadurch verloren hat. Das solltet ihr, als meine besten Freunde, am meisten verstehen können.“

Als sie schwiegen und ihn nur mit verwirrten Blicken ansahen, wusste er, dass er den ersten Schritt bereits getan hatte.

„Ich frage mich, ob dies der Beginn des Anfangs oder der des Endes ist“, murmelte Noctis leise und richtete seinen Blick wieder an die hohe gewölbte Decke seines Büros.

„Ich verstehe“, murmelt der Blondschopf leise. „Ich wusste nicht, wie sehr du dich verändert hast, Noct.“

Noctis senkte seinen Kopf wieder und lächelte seinen Freund an. „Halte den alten Noctis in deinem Herzen und lass genug Platz für mein neues Ich. Ich verlasse mich auf euch Drei.“

Er nickte ihnen zu und sie erwiderten die Geste mit einem breiten Grinsen.

Sie öffneten leise die große Bürotür und traten nacheinander hinaus, doch der braunhaarige mit der Brille wandte sich noch einmal Noctis zu.

„Sie kam heute noch nicht aus ihrem Gemach“, sagte er schlicht und nickte ihm dann erneut zu, und folgte den anderen.

Nachdem seine Freunde ihn alleine zurückgelassen hatten, fühlte sich Noctis erleichtert, obwohl ihn langsam die Besorgnis beschlich.

Er überlegte einen Moment, bis er schließlich selbst den Raum verließ.
 

~*~
 

Die Traurigkeit und Einsamkeit hatte Stella beinahe völlig unterdrückt.

Es hatte sie den ganzen Mittag gekostet und dennoch überkam sie kein Hunger.

Selbst die Angst, die dieser fremde Raum ausgelöst hatte, war verschwunden.

Allerdings hat es sie einige Überwindung gekostet, ihre Kleidung abzulegen, die sie zuvor in ihrem alten Zuhause getragen hatte. Obwohl sie selbst Kleidung mitgebracht hatte, fühlte der Stoff sich rau an – ganz anders, als sie es bisher gewohnt war.

Es konnte Einbildung sein, aber sicher war sie sich nicht.

Sie legte eine Handfläche auf die kühle Fensterscheibe und sah hinab auf die Gegend unter ihr.

Es war völlig anders als ihre Heimat.

Als es schließlich völlig unerwartet an ihrer Zimmertür klopfte, schreckte sie auf und wäre am liebsten hinaus aus dem Fenster geflüchtet.

„Herein“, erwiderte sie hastig und versuchte ihr durch den Schreck schneller schlagendes Herz zu beruhigen.

Noctis betrat vorsichtig den Raum und er sah aus, als ob er ebenfalls wie sie eine harte Nacht hinter sich gebracht hatte – zumindest war dies auf seine noch zerzaustere Frisur zu schließen.

„Lady Fleuret, ist Euch nicht wohl? Ihr scheint heute noch nicht euer Gemach verlassen zu haben. Habt Ihr keinen Hunger?“

Stella war leicht überrascht, dass ihm das aufgefallen war und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe keinen Hunger, Prinz Noctis.“

Er runzelte die Stirn und ging einige Schritte auf sie zu.

„Ihr seht müde aus“, bemerkte er.

„Genau genommen, Prinz Noctis, habe ich fast bis zum Mittag geschlafen. Es ist unmöglich, dass ich zu wenig Schlaf bekommen habe.“

Er sah aus, als wollte er etwas darauf erwidern, aber er biss sich nur einen Moment auf die Lippe.

„Sagt mir, was habt Ihr in dieser Nacht noch getan?“, fragte er schließlich zögerlich nach einer Weile.

Sie war ein wenig irritiert über seine Frage und fragte sich, was es ihn überhaupt anginge, was sie in dieser Nacht denn getan habe, als ihr einfiel, was wirklich der Fall gewesen war.

Natürlich – hatte sie ihre geschwollenen Augen nicht im Spiegel bemerkt?

Es war unmöglich zu leugnen – doch sie selbst wollte es vergessen.

„Es war nichts. Ich hatte eine erholsame Nacht“, sagte sie leise ebenfalls nach einigem zögern und senkte ihren Blick.

„Es ist in Ordnung, zu weinen.“

Stella sah wieder auf und ihr Blick traf seinen – und was sie darin sah, war keine Maske, sondern echte Entschlossenheit.

„Es ist in Ordnung, zu weinen“, wiederholte er. „Der Schmerz kann nur vergessen werden, indem man ihm keinen Grund mehr gibt, sich zu entfalten.“

Er senkte auch einen Moment den Blick, bevor er sie wieder ansah.

„Weint soviel wie Ihr möchtet. Ihr macht eine schwere Zeit durch – doch bitte ich Euch, dass Ihr etwas zu Euch nehmt. Niemand wäre glücklich darüber, wenn Ihr hungern würdet. Bitte entschuldigt mich nun, Lady Fleuret.“

Er verbeugte sich knapp und ging dann mit hastigen Schritten auf die Tür zu und öffnete diese.
 

Die Tränen, die Stella vergebens versuchte hatte zu unterdrücken, traten hervor und ließen sich nicht mehr länger bändigen.
 

~*~
 

Noctis lehnte sich an einer Wand im nahe gelegenen Korridor und starrte auf die andere Seite vor ihm.

Er konnte das Gefühl nicht beschreiben – konnte den Schmerz nicht definieren.

Aber er wusste, dass es noch eine Person mehr gab, die Narben vom Kalten Krieg davon getragen hatte.

Erste Schritte

Anmerkungen: Ich hasse es, Kapiteltitel zu vergeben =_= *headdesk*

Meine Satzstellung ist heute auch mal wieder sehr verwirrend X_X' *headdesk2*
 

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Erste Schritte
 

Die Minuten vergingen.

Die Uhr schritt erbarmungslos langsam voran und jede einzelne Sekunde schien Stunden anzudauern.

Noctis starrte seufzend auf seiner Armbanduhr und lief den Korridor auf und ab.

Seine Freunde waren auswärts, um einige Angelegenheiten nachzugehen, die er nicht gewagt hatte anzunehmen.

Im Grunde war es eine Lüge gewesen – er war feige genug, die Wahrheit zu verschweigen.

Eigentlich verblieb er nur Zuhause, weil die Besorgnis ihn von Innen zerriss.

Er wollte sich nicht noch mehr Bemerkungen von seinen Freunden einfangen als er es ohnehin schon tat und verzichtete dankbar auf ihre Hilfe in dieser Angelegenheit.

In gewisser Weise kam er sich wie ein erbärmliches Stück Etwas vor, dass er es tatsächlich nötigt hatte, den Gang vor Stellas Gemach auf und abzuschreiten, nur um seine Besorgnis zu mildern.

Sie hatte ihr Zimmer immer noch nicht verlassen und das, obwohl er ihr geraten hatte, etwas zu essen.

Mittlerweile kam ihm der Verdacht auf, dass sie gar nicht die geringste Absicht hegte, einen Fuß aus der Tür zu setzen – und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihm der Geduldsfaden riss und er sie am liebsten zur Tür hinaus schleifen würde.

Er strich sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar und sah seufzend zur Tür ihres Gemachs herüber.

Nichts von alldem sah ihm ähnlich.

Überhaupt nichts.

Es war vermutlich die schlechteste Idee, sie in ihrer derzeitigen Verfassung zu irgendetwas zu zwingen, auch wenn es nur zu ihrem Wohlergehen beitragen würde.

Vor allem nicht, da er sowieso wusste, dass sie ihn nicht leiden konnte.

Wie lange braucht ein menschliches Herz um seine Bruchstücke wieder zusammenzusetzen, nachdem es an einem unüberwindbaren Fels zersplittert war?

Er wollte ihr helfen – weil er dieses Gefühl kannte.

Aber schlussendlich blieb ihm keine andere Wahl, als das Schicksal seinen Lauf zu lassen, an dem er zuerst selbst Hand angelegt hatte.

War schuldig…?

Noctis ließ sich in einiger Entfernung zu ihrer Zimmertür mit dem Rücken an der Wand gelehnt in einer Ecke nieder und starrte vor sich hin.

Er hatte es sich gewünscht, sich verändert zu haben, aber er erkannte, dass dies überhaupt nicht der Fall war.

Sein schwaches Ich existierte immer noch in ihm.
 

~*~
 

Stellas Fingerspitzen strichen sanft über das Holz ihrer Zimmertür.

Sie konnte sich nicht überwinden die Tür zu öffnen, um nur einen Blick hinaus zu wagen.

Eigentlich grenzte es an Lächerlichkeit, dass ihr Körper eine solch banale Tätigkeit nicht ausführen wollte, ohne sich mit allen Mitteln dagegen zu sträuben.

Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, nicht mehr länger zu jammern und sich selbst zu bemitleiden.

Hatte sie nicht ihr Schicksal schon längst akzeptiert?

Was war sie nur für eine Blamage.

Mit geschlossenen Augen suchten ihre Hände die Türklinke und drückte sie vorsichtig nach unten.

Sie nahm einen tiefen Atemzug, öffnete ihre Augen und setzte einen Schritt vor die Tür, nur um von dem Anblick vor ihr überwältigt zu werden.

Direkt vor ihr gabelten sich mehrere Gänge und die hohen Decken und Skulpturen, die die Wände zierten, verschlimmerten den Eindruck nur noch mehr.

Alles war kalt…und abweisend.

Das schlimmste daran war, dass sie sich hier überhaupt nicht auskannte.

Welches Recht besaß sie denn schon, diesen Ort jemals als Heimat zu bezeichnen, wenn sie selbst vollkommen hilflos war?

Es gab keine Geborgenheit – nichts von alldem, das eine Heimat ausmachte.

Zögerlich schloss sie die Tür hinter sich und lehnte sich einen Moment dagegen, bevor sie den Gang vor ihr entlang ging.

Es war absolut vorsehbar, dass sie sich verirren würde, aber es gab keinen Platz an diesem Ort, wo sie auch nur im Geringsten etwas anderes fühlen würde, als sie es ohnehin schon tat.

Stella schlang ihre Arme um ihren Körper, um das dumpfe Gefühl ihres hungernden Magens zu unterdrückten und lief mit gesenktem Kopf die Korridore entlang, die unaufhörlich vor ihr auftraten.
 

„Kann ich dir behilflich sein, Stella?“, fragte eine sanfte Stimme wie aus dem Nichts neben ihr, während sie versuchte, sich in dem Wirrwarr aus Gängen zu recht zu finden.

Sie hob den Kopf und sah in Noctis Gesicht, der sie freundlich anlächelte.

Es war wohl nicht viel mehr als Höflichkeit – wie es zu erwarten war.

Offenbar hatte sie sich zuvor in ihm getäuscht – es war alles nur eine Fassade.

„Ich versuche nur, den Weg zum Speisesaal zu finden, Prinz Noctis“, antwortete sie ruhig und sah um sich.

„Noct“, korrigierte er sofort und folgte ihrem Blick. „Aber offenbar hast du völlig die Orientierung verloren. Nun, ich muss zugegeben, dass die Gänge hier recht eintönig gestaltet sind und für jemand, der nicht schon länger hier lebt, ist es sicherlich schwer, sie voneinander zu unterscheiden. Bitte erlaube mir, dich zu deinem gewünschten Zielort zu bringen.“

Wie sie diese heuchlerische Höflichkeit hasste.

„Vielen Dank für das Angebot, Prinz Noctis. Aber ich bin mir sicher, ich werde den Weg alleine finden.“

„Noct“, berichtigte er leicht genervt. „Ich möchte mit dir nicht wie üblich formal reden. Bitte lass mich dir helfen.“

Empört sah Stella in sein ernstes Gesicht und war dazu geneigt, ihm wie ein kleines Kind die Zunge herauszustrecken.

Sie funkelte ihn einen Moment lang wütend an, doch seine Miene änderte sich nicht.

Verdammter Dickkopf.

„Wie Ihr es wünscht, Prinz Noctis“, gab sie sich geschlagen und sie glaubte ein leises Grummeln von ihm zu hören, das sehr nach ‚Noct‘ klang.

Er ging einige Schritte voran und sie folgte ihm mehr oder weniger freiwillig.

So sehr sie auch versuchte sich diesen Irrgarten aus Gängen zu merken, so gelang ihr es nicht einmal annähernd, sich auch nur die Hälfte von ihrem Wege zu merken.

Zugegebenermaßen war sie ohne ihn hilflos, aber das würde sie niemals vor ihm zugeben.

Noctis schwieg größtenteils während er voranging; lediglich ab und zu kommentierte er eine Tür und dessen dahinterliegenden Ort.

Ihm war es sicherlich bewusst, dass sie sich niemals in dieser kurzen Zeit alle Räumlichkeiten des Hauses merken konnte und Stella tat es fast schon leid, dass er sich die Mühe dazu machte, wenn sie sich davon sowieso nichts merken konnte.

„Wir sind fast da“, kündigte er an und bog nach rechts ab, vorbei an einer gigantischen pechschwarzen Tür, die sogar die imposante Größe von Noctis Bürotür in den Schatten stellte.

Stella blieb vor ihr stehen und betrachtete die angebrachten Schlösser, die förmlich aussagten, dass sich dahinter etwas sehr wichtiges verbarg.

„Was liegt hinter dieser Tür?“, fragte sie interessiert und wandte sich Noctis zu, der abrupt stehen blieb.

„Nichts von Belang“, erwiderte er rasch und seine Stimme bekam einen eigenartigen Klang, den sie zuvor noch nicht von ihm gehört hatte. „Es ist nichts, dass dich jemals interessieren wird.“

Irritiert wich sie einen Schritt von der Tür ab und sah ihn verständnislos an.

Doch anstatt eine Antwort zu geben, lief Noctis in einem hastigen Tempo bereits weiter den Gang entlang und Stella lies mit Mühen von der Tür ab, um ihn einzuholen.

„Tut mir leid, ich wollte nicht neugierig oder unhöflich erscheinen“, murmelte sie leise, als sich beide auf einer Linie befanden.

„Du warst weder neugierig noch unhöflich“, antwortete er wieder in seinem normalen Tonfall.

Beruhigt atmete sie aus und er sah sie aus den Augenwinkeln aus überrascht an.

„Ich dachte schon, ich habe Euch verärgert“, gestand sie und war überrascht über sich selbst, dass es ihr so wichtig erschien, dass er nicht schlecht über sie dachte.

„Keineswegs.“

Sie sah ihn an und als sie bemerkte, dass seine Wangen leicht rötlich gefärbt waren, musste sie unbewusst leise lachen.

Er beschleunigte wieder seine Schritte etwas, um ihr nicht mehr länger einen Blick auf sein Gesicht zu gewähren.

„Wenigstens scheint es dir besser zu gehen, Stella“, murmelte er leise. „Ich habe mir bereits Sorgen um dich gemacht.“

Er drehte sich nicht zu ihr um und obwohl seine Stimme zaghaft war und er gute zwei Meter vor ihr lief, hatte sie jedes Wort verstanden.

Stella wusste nicht mehr länger, was seine Fassade und was die Wahrheit war.

Jedoch glaubte sie zu wissen, dass das, was er genau in diesem Moment offenbarte, sein wahres Ich war.

„Danke“, murmelte sie leise und sah auf seinen Rücken. „Noct.“
 

~*~
 

„Gibt es irgendetwas Neues, das erwähnenswert wäre?“

Der junge Mann, der vor ihm stand strich nervös seine Krawatte glatt, wie er es schon seit wenigen Minuten zu tun pflegte.

„Nein, Herr, keine besonderen Vorkommnisse“, antworte er mit bebender Stimme und zuckte leicht zusammen, als sein Herr vor ihm eine Teetasse auf den Tisch abstellte.

„Exzellent. Du weißt, dass du dir keine Fehltritte erlauben darfst.“

„Natürlich nicht, Herr.“

Er sah den jungen Mann prüfend in das Gesicht, während er mit der linken Hand die Schublade seines Schreibtisches öffnete und einen Brief hervorzog.

„Ich halte nicht viel von diesen neumodischen, elektronischen Dingen. Sei wachsam und sorge dafür, dass dieser Brief ohne Umwege und Komplikationen seinen Empfänger erreicht.“

Er spielte einen Moment mit dem dünnen Umschlag in seiner linken Hand und schob ihn schließlich auf die Kante des Tisches vor ihm.

„Natürlich, Herr“, antwortete der junge Mann gewissenhaft, während er mit gesenktem Blick und zittrigen Fingern den Umschlag vor ihm ergriff.

„Du trägst eine schwere Last auf deinen Schultern“, erwiderte der Mann hinter dem Schreibtisch und erhob sich mit seiner imposanten Gestalt aus seinem Stuhl. „Aber sei gewiss, dass deine Bemühung für unser Land durchaus kostbar und unersetzlich sind.“

Vertrauen

Anmerkungen
 

Dieses Kapitel widme ich Gemini, die mich bereits vor guten 2 Monaten angestupst hat und wissen wollte, wann es weitergeht u_u.
 

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Vertrauen
 

Der Speisesaal war ein großer ovaler Raum mit dem wohl prächtigsten Kronleuchter an der Decke, den Stella jemals zuvor gesehen hatte - allerdings war der Raum fast genauso kahl wie die Gänge außerhalb, die sie noch eine Zeitlang zuvor als trostlos empfunden hatte.

Es beschlich sie das Gefühl, dass ihr Gästezimmer und das Büro von Noctis wohl eine der wenigen Ausnahmen in ihrem neuen Zuhause waren.

Ihr altes Zuhause Tenebrae bevorzugte kleinere Räume mit passendem Mobiliar für die richtige Atmosphäre vor den großen luxuriös ausgestatteten Räumen vor, die trotz alldem kalt wirkten.

„Setz dich doch, bitte“, forderte Noctis sie sanft auf und schob den Stuhl vor ihr zurecht.

Stella schwieg und folgte seiner Bitte, während sie blinzelnd die herabhängenden Kristalle des Kronleuchters über ihr betrachtete.

„Du wirst dich schon noch an alles gewöhnen“, versicherte er ihr, als er ihren Blick gefolgt war.

„Ich hoffe es.“

Viel mehr als hoffen blieb ihr nicht übrig.

Sie senkte ihren Blick und sah nicht einmal auf, als Noctis den Stuhl neben ihr zur Seite schob und sich darauf niederließ.

„Würdest du bitte einmal lächeln?“

Seine Frage kam so abrupt, dass sie irritiert den Kopf in seine Richtung anhob.

„Wieso?“ Verwirrt betrachtete sie sein nachdenkliches Gesicht bis er schließlich schweigend unter ihrer Musterung den Kopf abwandte.

„Ich wäre ansonsten nicht viel mehr als ein erbärmlicher Lügner. Ich habe es schließlich deiner Mutter versprochen.“

Verschiedene Emotionen und Erinnerungen quollen in ihr auf – welche, die sie an ihre alte Heimat erinnerten.

Mutter. Es war wohl einer der schlimmsten Abschiede in ihrem Leben gewesen, als sie auf die Wangen ihrer Mutter ein Lebewohl gehaucht hatte.

„Du hast mit ihr gesprochen?“, fragte Stella verunsichert und mit zittriger Stimme.

„Ich habe gerade einmal vor wenigen Stunden einen Anruf erhalten. Ich habe ihr versprochen, dass du glücklich bist – und als sie das hörte, klang sie erleichtert.“

Stella schwieg und sah ihn weiterhin an, als er den Kopf wieder hob und sie ansah.

„Du hättest gerne mit ihr gesprochen, nicht wahr?“, murmelte er leise.

Sie nickte leicht.

Zu wissen, dass sie ihre Mutter auf bestimmte Zeit nicht mehr sehen zu können, schmerzte sie.

Vorsichtig, ohne eine hastige Bewegung auszuführen, ließ Noctis eine Hand vorsichtig auf ihrer Schulter nieder.

„Danke, dass du dich um mich kümmerst, Noct“, murmelte sie zur Antwort, als sie seine Berührung spürte.

Er war verständnisvoll genug, um sich in ihre Situation hineinzuversetzen zu können und sie war ihm dankbar dafür.

Stella bemühte sich, ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln zu formen und es gelang ihr erstaunlicher Weise sogar.

Das Gefühl der Einsamkeit war nicht mehr so erdrückend wie es ihr am Morgen noch erschienen war – denn sie wusste, dass es hier jemanden gab, der für sie da war.

Noctis erwiderte ihr Lächeln, als er ihres erblickte und nahm seine Hand von ihrer Schulter.

„Vielen Dank, dann muss ich von nun an nicht mehr ein so schwerwiegendes schlechtes Gewissen mit mir herumtragen.“

Seine Stimmung schwankte abrupt und er runzelte einen Moment die Stirn.

„Was möchtest du nun essen? Wir können dir alles besorgen- zögere bitte nicht, Ansprüche zu stellen.“ Er klang beharrlich und es war sowieso nicht ihre Art, seine Höflichkeit weiterhin mit ihrem Verhalten zu verraten und genauso wenig wollte sie noch länger ihren knurrenden Magen im Zaum halten.

„Mir reicht es, wenn ich etwas Speck und ein Brötchen mit Marmelade bekommen könnte. Ich habe keinen sonderlichen Hunger.“

Sie hatte Angst, zu viel zu verlangen – ohne das genaue Wissen darüber, wo sie sich befand und was hier dem Alltag entsprach, wollte sie niemanden größere Umstände bereiten.

Ihre Antwort schien Noctis nicht sonderlich zufrieden zu stellen, denn er begann wieder seine Stirn in Falten zu legen.

„Mehr nicht?“, wollte er wissen und zweifelte ganz offenbar daran, dass sie bei Sinnen war. „Du hast sicherlich schon lange nichts mehr gegessen. Ich werde dir etwas Anständiges zubereiten lassen.“

Bevor Stella überhaupt den Mund öffnen konnte, um ihm ihre Ansichten diesbezüglich näher zu erläutern, hatte er sich bereits von ihr abgewandt, eine kleinere Tür in ihrer Nähe geöffnet und den Saal verlassen.

Seufzend schüttelte sie leicht den Kopf und ließ ihn auf der Tischoberfläche sinken.

Selbst wenn es hier jeder nur gut mit ihr meinte – es würde seine Zeit benötigen, bis sie sich nicht mehr wie eine große Last empfinden würde.

Sie schloss die Augen, lauschte der Stille und wartete, nicht wissend, worauf eigentlich.

Als kurze Zeit später sich die Tür zu ihrer Seite wieder öffnete und Schritte näher kamen, öffnete sie ihre Augen immer noch nicht.

Etwas Leichtes legte sich um ihre Schulter und sie konnte einen angenehmen Duft vernehmen, der davon ausging.

Sie öffnete langsam ihre Augen und erkannte, dass es Noctis Jackett war.

„Ich dachte du schläfst“, gab er zu bemerken und betrachtete sie leicht besorgt.

„Nein“, murmelte sie und richtete sich wieder auf dem Stuhl auf. „Aber vielen Dank.“

„Ich habe dir nun etwas Vernünftiges bestellt – allerdings befürchte ich, dass wir noch ein wenig Zeit totschlagen müssen, bis du deinen Magen besänftigen kannst.“

Er ließ sich wieder auf den Stuhl neben ihr sinken und schwieg.

Stille machte sich breit und Stella zupfte fast schon nervös an seinem Jackett herum, das immer noch um sie lag.

Doch trotz der Stille hatte ihre Nervosität einen anderen Ursprung als das Befinden in einer unangenehmen Situation – in Wahrheit fühlte sie sich sogar relativ wohl.

Zu verdanken war es nicht nur seiner Anwesenheit, sondern auch der Duft, der von seinem Jackett ausging.

Man konnte es drehen und wenden wie man wollte, es war unaufhaltsam, dass sie ihn bereits mochte.

Sie fragte sich, ob im Laufe ihres Lebens mehr hinter ihrer Beziehung stecken könnte, als bloß reinen Respekt – zumindest wünschte sie sich, dass dies eines Tages der Fall sein würde.
 

Die Stille wurde abrupt unterbrochen, indem sich Noctis Hosentasche laut bemerkbar machte.

Er griff in seine Tasche und zog ein kleines Handy hervor.

Sein Gesicht verfinsterte sich kaum merkbar, während er einer Stimme lauschte und er biss sich leicht auf die Lippen.

Stella betrachtete ihn ein wenig misstrauisch, als er sich erneut von ihr abwandte und den Raum verließ, um sein Telefonat zu führen.

Eigentlich ging es sie nichts an – oder es sollte sie zumindest nichts angehen, was er mit irgendjemanden zu besprechen hatte, jedoch wollte sie es wissen.

Staatsgeschäfte, Freunde, Familie oder andere Personen?

Sie wusste eigentlich noch zu wenig von ihm, als dass sie ihn hätte mögen dürfen.

Aber der Drang danach, es zu wissen, war mehr als groß.

Hatte sie als seine Verlobte nicht das Recht alles zu wissen, was ihn betraf…?

Stella hatte seine leichte Ablehnung gegenüber ihr bemerkt, als der Anruf einging – und es kränkte sie.

Was konnte sie allerdings anderes erwarten? Sie war genauso fremd für ihn, als er für sie.

Es war wohl das Menschlichste von Allen, Fremden nicht zu trauen.

Sie biss sich nun selbst auf die Lippe und wartete ungeduldig auf seine Rückkehr.

Als schließlich nach einiger Zeit endlich wieder die Tür aufschwang und er mit einem kaum glücklicheren Gesicht als zuvor wieder in den Saal hereinkam, stand sie sofort von ihrem Stuhl auf.

„Es tut mir leid, Stella“, sagte er mit einem beschwichtigenden Tonfall, „aber ich muss mich nun für diesen Tag von dir verabschieden. Dein Essen wird sicherlich bald soweit sein und wenn du fertig bist, wird dich jemand zurück in dein Gemach führen. Bitte verzeih mir.“

Kaum hatte er seinen letzten Satz beendet, lief er bereits zur großen Tür hin.

Stella wusste nicht wirklich was sie tun sollte – das einzige was ihr einfiel war, ihm nachzurufen.

„Noct!“

Er hatte bereits die große Tür die den Saal von dem langen Gang trennte wieder geöffnet und wandte sich noch einmal ihr zu.

„Dein Jackett!“, fügte Stella rasch hinzu, ohne eingestehen zu wollen, dass sie sich wünschte, dass er da blieb.

„Bitte behalte es, bis wir uns wieder sehen“, antwortete er schlicht und bemühte sich trotz seines derzeit sehr angespannten Gesichts um ein leichtes Lächeln. „Einen angenehmen Tag.“

Mit diesen Worten schloss er leise die Tür hinter sich und ließ Stella alleine im Saal zurück.
 

Obwohl er sie stets freundlich behandelte, fühlte sie sich von ihm abgelehnt.

Er war nah und doch fern – sie wusste nicht wirklich was er dachte und noch weniger was er fühlte.

Sie umklammerte sein Jackett, während sie immer noch die Tür anstarrte, aus der er verschwunden war.

War am Ende das, das sie als sein wahres Ich geglaubt hatte, nicht mehr als Fassade?

Sie kannte ihn erst seit zwei Tage, aber sie vertraute ihm – und das nicht nur, weil er ihr Verlobter war.

Doch dieses Vertrauen war einseitig.

Unvorhersehbares

Unvorhersehbares
 

Eine bedrückende Stimmung erfüllte den geräumigen Wagen, während dieser die Landstraße hinab fuhr.

Der Tacho zeigte eine beängstigende Geschwindigkeit an, ohne dass der Fahrer einen Bedarf daran sah, diese zu drosseln.

In der Tat war es sogar eher angebracht, den Wagen an seine Grenzen zu treiben – selbst wenn dieser danach in seine Einzelteile zerspringen würde.

Der Fahrer rückte seine Brille zurecht und neigte den Kopf einen Moment zur Seite, als er bemerkte, dass sein Freund nicht aufhörte, wie ein Pessimist aus dem Seitenfester zu starren.

„Noct“, begann er zum bestimmt zehnten Mal während der Fahrt, ohne dass er wirklich darauf hoffte, eine Antwort zu erhalten.

Leicht seufzend widmete er wieder der Straße seine volle Konzentration, die bei der enormen Geschwindigkeit des Wagens schneller in eine Kurve bog, als man blinzeln konnte.

Es war immer noch ein gutes Stück bis sie ihr Ziel erreichen würden und jede vergangene Sekunde könnte bereits ein Desaster auslösen.

Er wusste das – genauso wie es Noctis wusste, der fast schon emotionslos auf seiner Unterlippe biss.

Die anderen seines engsten Kreises waren bereits Vorort und würden sich solange um die Angelegenheiten kümmern, bis Noct endlich ankommen würde – wenn es bis dahin nicht so spät war.

Der Fahrer trommelte leicht mit seinen Fingerspitzen auf das Lenkrad und stieß scharf die Luft aus.

Niemand mochte es, wenn so etwas passierte.

Komplikationen konnten jederzeit bei Allem auftreten.
 

Stella lief in ihrem Gemach auf und ab und fragte sich, was es nun mit dem Telefonat ihres Verlobten auf sich hatte, das ihn dazu verließ, so fluchtartig den Raum zu verlassen.

In ihrem Armen hielt sie sein Jackett fest umschlossen und drückte es leicht an sich.

Es kam ihr so vor, als sein zurückgelassenes Jackett die einzige Verbindung, die sie momentan mit ihm innehielt.

Für sie war er unverständlich; zwar kannte sie ihn noch nicht lange genug, um überhaupt all seine Beweggründe verstehen zu können, doch in der kurzen Zeit hatte sie bereits viel über ihn erkannt.

Er trug eine geschickt aufgesetzte Maske.

Doch wer nun der wahre Noctis und wer nur ein Trugbild war, wusste sie nicht.

Er konnte recht zurückhaltend sein, als wäre ihm es unangenehm bei ihr zu sein oder vielleicht genierte er sich auch wenig – aber andererseits war eine respektable, höfliche Person, die sicherlich unter jedes Musterbuch gepasst hätte.

Dazu kamen aber auch seine Seiten, die ablehnend waren, die Stella nicht mochte.

Es war zum Einen seine abweisende Haltung, die sich wie ein Keil zwischen den beiden trieb und seine Stellung zu ihr, ihr besser nicht zu vertrauen.

Bereits bei ihrem Rundgang durch ihr neues Zuhause hatte sie bemerkt, dass man ihr längst nicht alles gezeigt hatte – und genauso sehr hatte ihr Verlobter sie geschickt um einige Bereiche geführt, als sei es ein Verbrechen alle Örtlichkeiten sehen zu dürfen.

Sie vertraute ihm – aber er tat es nicht.

Und durch seine Maske vermochte sie es nicht zu sagen, was er wirklich dachte.

Stella wusste nicht, ob sie mit so einer Person leben wollen würde, wenn sie nicht wusste, was er fühlt oder denkt.

Leise seufzend zog sie das Jackett noch etwas enger an sich und ließ sich auf die Bettkante ihres Bettes nieder.

Noctis Geruch intensivierte sie noch einmal und Stella seufzte leise auf.

Es wäre gelogen gewesen, wenn sie gesagt hätte, dass sie den Geruch nicht ansprechend fand – in Wahrheit war der Geruch ihr sogar sehr angenehm.

Sein Geruch konnte sie nicht wirklich in Worte fassen – in gewisser Weise war der Geruch recht süß, doch ein etwas dunklerer Ton gab ihm auch herausstechende Dominanz.

Stella legte sein Jackett vorsichtig zur Seite und stand von dem Bett auf, um ein Fenster zu öffnen.

Sie hatte bemerkt, dass sie errötet war, als sie über den Geruch ihres Verlobten sinnierte und sie wollte das Gefühl zunächst im Keim ersticken.

Es bestand keinen Bedarf darin, sich bereits in ihn zu verlieben, wenn das Gefühl sowieso nur auf Einseitigkeit beruhte…
 

Noctis war höchst unzufrieden mit dem Mann, der vor ihm stand.

Er hatte sowieso noch nie Leute gemocht, die Botschaften überbrachten – und besonders nicht, wenn es sich um schlechte Nachrichten handelte.

Zwar waren Informationen und Nachrichten mehr oder weniger aus zweiter Hand niemals vollkommen vertrauenswürdig, aber alleine der Umstand, der ihn heute in diese Einöde gesandt hatte, war beunruhigend genug.

„Haben Sie noch andere Informationen bezüglich dieser Sache für mich?“, fragte er den Mann leicht angespannt, der schon im Begriff war, sich umzudrehen.

Irgendetwas an dieser Sache gefiel ihm überhaupt nicht.

„Nein, Herr.“

Die Antwort des Mannes kam so abrupt, dass sich Noctis Zweifel weiter steigerten.

„Ist das deine letzte Antwort?“, hakte er nach und zog eine Augenbraue nach oben.

„Ja, Herr. Ich habe Euch nichts weiteres mehr zu sagen.“

Er stieß einen fast schon erleichterten, leisen Seufzer aus und wandte sich nun schlussendlich ganz von Noctis ab, um wieder in seinen Wagen zu steigen.

Noctis biss sich auf die Unterlippe und wandte sich an seine Freunde, die in einiger Entfernung das Geschehen beobachtet hatten.

Der Blondschopf war sichtlich leicht verwirrt über die Situation und warf den anderen einen fragenden Blick zu.

„Was bedeutet das nun?“

Auffordernd sah er Noctis an, der zu ihnen herüberging.

„Dass wir einen Maulwurf unter uns haben.“

„Tja, das war’s wohl mit dem Frieden“, gab der braunhaarige Fahrer zu bemerken und rückte seine Brille zurecht. Er wandte sich nun auch von der zurückgebliebenen Gruppe ab und ging auf den Wagen zu, um ihn startklar zu machen.

„Weiß deine Verlobte irgendetwas davon, Noct?“, verlangte der andere Braunhaarige zu wissen und strich sich nachdenklich mit den Fingerspitzen über seinen leichten Bart.

„Was sollte sie schon wissen?“, gab Noctis nur barsch zurück und wollte seinem Freund zum Wagen folgen.

„Du vertraust ihr nicht.“

„Würdet ihr einer Person trauen, die ihr kaum kennt, wenn es um eine solch ernste Situation geht?“, fragte Noctis weiter und ging schlecht gelaunt zum Wagen.

Natürlich würde er Stella gerne vertrauen.

Aber es war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Und was er für sie empfand, war unabhängig davon, ob er ihr nun vertraute oder nicht…
 

---
 

Stella wurde mit zunehmender Stunde immer ungeduldiger.

Es war bereits später Abend und sie wünschte sich sehnlichst, dass Noctis wieder zurückkommen würde.

Sie hatte vergeblich versucht, das Gefühl der Sehnsucht zu unterdrücken, aber es war ihr nicht gelungen.

In bereits so kurzer Zeit konnte sie spüren, dass er ihr bereits ihr Herz gestohlen hatte, obwohl sie sich so sehr dagegen gesträubt hatte.

Ungeduldig heftete sie ihren Blick auf die Tür, in der Hoffnung, jemand möge möglichst bald anklopfen.

Und sie wurde nicht enttäuscht.

Ein kurzes Klopfen an ihrer Tür riss sie aus ihrem Wunsch und fast schon zweifelnd überlegte sie, ob sie es sich nur eingebildet hatte.

„Stella? Bist du noch wach?“

Ihr Herz machte einen Satz, als sie seine sanfte Stimme hörte.

„Ich bin noch wach. Herein!“

Noctis betrat vorsichtig ihr Gemach und sah sie kurz an.

Er kratzte sich leicht unbeholfen am Kopf und seufzte leise.

„Tut mir leid, dass ich dich versetzt habe“, sagte er leise und seufzte wieder. „Aber es war notwendig.“

Stella erhob sich von der Bettkante und ging auf ihn zu.

In gewisser Weise war sie einfach nur glücklich, dass er sich überhaupt die Mühe machte, sich bei ihr zu Entschuldigen.

Zeigte das nicht, dass er sie vielleicht doch irgendwie mochte…? Oder war es bloß reines Verantwortungsgefühl…?

„Es ist in Ordnung“, winkte sie ab und reichte ihm sein Jackett.

Sogleich nahm er es entgegen und lächelte leicht.

„Danke.“

Stella musterte ihn leicht und bemerkte, dass er trotz seinem Lächeln recht angespannt war, was vermutlich damit zusammenhing, weswegen er den ganzen Tag weg war.

Sie wünschte sich, dass er ihr erzählen würde, was los war – doch sie wusste, dass er nicht die Absicht hatte.

„Du schuldest mir etwas“, sagte sie schließlich und sah mit einem auffordernden Blick zu ihm.

Noctis sah zunächst etwas verwirrt und perplex aus, aber nickte nur zustimmend.

„Was möchtest du?“, fragte er schließlich.

Stellas Mundwinkel oben sich leicht und formten sich zu einem Lächeln.

„Hast du morgen Zeit?“

„Den Umständen entsprechend zumindest den Morgen und den Mittag.“

„Dann möchte ich, dass du als Entschädigung dafür, dass du mich heute so abrupt alleine gelassen hast, dass du morgen früh mit mir in die Stadt gehst und zumindest bis zum Mittag bei mir bleibst!“

Noctis gefiel offenbar die Idee, denn sein Lächeln wurde breiter.

„Natürlich, Milady.“

Noctis nahm vorsichtig ihre Hand in seine und beugte sich zu ihr herab, um ihren Handflächen zu küssen.

Stella musste ihren Blick von ihm abwenden und das nicht nur, weil sie spürte, wie ihre Wangen erröteten, sondern auch, weil sie auf einmal Noctis Geruch intensiver wahrnehmen konnte, als jemals zuvor.

„Bis morgen früh, Stella“, hauchte Noctis noch leise auf ihren Handrücken und zog sich dann von ihr zurück.

Stella musste die geschlossene Tür noch eine Weile betrachten und legte eine Handfläche auf ihr tobendes Herz.

Verleugnen konnte sie ihre Gefühle zu ihm nicht – und sie hoffte inständig, dass Noctis auch eines Tages so fühlen würde.
 

---
 

Noctis lag auf seinem Bett und starrte die hohe Decke an.

Es beunruhigte ihn, was vorgefallen war.

Nicht nur die schlechte Kunde, sondern auch diese Gefühle, die Stella in ihm auslöste.

Niemand hätte eines davon vorhersehen können.

Leicht zögernd legte er eine Hand auf sein schlagendes Herz und schloss die Augen.

War er ihr etwa bereits zu diesem Zeitpunkt völlig verfallen…?

Zwiespalt

Anmerkung: Die Kleidung, die Stella und Noctis hier und in den folgenden Kapitel tragen, sind exakt dieselben, wie man sie ebenfalls in den Trailern zu sehen bekommt.

Stellas Kleidung entspricht den der allerersten Trailer und Noctis des neusten TGS 2010 (Tokyo Game Show) Trailer.
 

_____________
 

Zwiespalt
 

Stella lächelte leicht, während sie mit bedachtsamen Bewegungen ihr langes Haar kämmte.

Bereits seitdem sie ihre Augen an diesem Morgen geöffnet hatte, erwartete sie ungeduldig das Klopfen an ihrer Zimmertür.

Natürlich war ihr Verlobter Noctis wohl der Grund dafür gewesen, dass sie sich sofort aus dem Bett erhoben hatte und gleichzeitig war es ihre Vorfreude darauf gewesen, sein Land etwas näher kennenzulernen.

Es war ihre politische Pflicht, sich mit den Ortschaften bekannt zu machen und gleichzeitig fühlte sie sich immer mehr von ihrem Herzen dazu verpflichtet, alles genau in Augenschein zu nehmen, das mit ihrem Verlobten in Verbindung stand.

Sie legte seufzend den Kamm zur Seite und strich sich mit ihren zarten Fingern eine Haarsträhne zur Seite.

Wenn es so weiterging wie bisher, würde sich alles verändern und ihre Neutralität sich vollkommen ins Nichts auflösen.

Ihr war vollkommen bewusst, dass sie ihre Familie und ihr Land nicht enttäuschen durfte und deswegen niemals ihr eigentliches Vorhaben aus den Augen verlieren sollte – schließlich wurde sie nur zum Zwecke der Friedensbewahrung hier her entsandt.

Eigentlich sollte sie ein wachsames Auge auf Noctis haben, aber sie ertappte sich immer wieder selbst dabei, dass sie seine Handlungen nur aus anderen Gründen hinterfragte.

Selbst wenn ihre Gefühle unbestreitbar stärker wurden, ohne dass sie auch nur das Geringste dagegen unternehmen konnte, so musste sie trotzdem ihr eigentliches Bestreben aufrecht erhalten.
 

Es klopft leicht an ihrer Tür und Stella schreckte leicht zusammen, ehe sich ihre Brust innerlich zuschnürte.

„Milady, sind Sie wach…? Stella?“

Seine sanfte Stimme drang durch die schwere Tür hindurch und sie erhob sich sofort, um ihre Tür zu öffnen.

Während ihre Hand den Türgriff herunter drückte, bemühte sich Stella darum, einen höflichen und dennoch neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen, was bei Anbetracht der Tatsache schwierig war, dass sie sich schon seit mehreren Stunden darauf freute, ihn wiederzusehen.

Das erste, das sie bemerkte war, dass Noctis ausnahmsweise zivile Kleidung trug und nicht wie sonst in einem Anzug vor ihr erschien.

Sie versuchte, einen unbemerkten Blick über seine Kleidung schweifen zu lassen und war erstaunt darüber, wie gut er darin aussah, obwohl sie ihm niemals geglaubt hätte, eine derartige Kleidung überhaupt nur in seinem Schrank hängen zu haben.

Er lächelte leicht bei ihrem Anblick.

„Bist du fertig?“

Seine Stimme klang leicht amüsiert und Stella wurde schlagartig bewusst, dass er offenbar ihren Versuch bemerkt hatte, seine Kleidung näher zu inspizieren.

Stella errötete leicht und richtete ihren Blick wieder auf sein Gesicht.

„Ich bin fertig. Wir können los, wenn du möchtest“, sagte sie in einem möglichst neutralen Tonfall, während sie versuchte, ihr Schamgefühl zu kaschieren.

Wie bisher war Noctis höflich, doch ebenfalls auf seine Weise leicht zurückhaltend, sodass Stella nicht sagen konnte, was er wirklich dachte.

Unter seinen Augen bemerkte sie leichte Augenringe und fragte sich, ob dies mit seiner Arbeit und dem Stress zu tun hatte, von dem sie mitbekommen hatte.

Noctis lächelte immer noch leicht, während er ihr seinen Arm anbot, doch anstatt ihn zu nehmen, hob Stella einen Arm und strich vorsichtig mit ihren Fingerspitzen seine Augenringe nach.

„Hast du nicht gut geschlafen…?“, murmelte sie leise und betrachtete ihn nun doch leicht besorgt.

Sie spürte, wie er unter der Berührung ihrer Finger zusammenzuckte und sein Gesicht von ihr leicht abwandte.

„Es ist nichts“, meinte er leicht zögerlich, während er versuchte, sein Lächeln aufrechtzuerhalten und ihre Hand vorsichtig und sanft festzuhalten.

Stella wollte darauf etwas erwidern, aber besann sich dann darauf, lieber zu schweigen.

Es war nicht schwer zu erkennen, dass er offenbar wieder etwas vor ihr verschwieg – doch es war wohl das Beste, wenn sie wartete, bis er selbst auf sie zuging.

Natürlich stand es nicht in ihrem Interesse, ihn zu bedrängen.

„Ah… Nun… Wollen wir los?“ Ihre Stimme klang leicht beschwichtigend und sie sah auffordernd zu ihm auf, dass er ihr wieder seinen Arm anbot.

Er folgte ihrem Wink und führte sie aus ihrem Zimmer heraus, sichtlich erleichtert, dass sie das Thema gewechselt hatte.

„Ich dachte“, begann er leise und ein wenig unheilvoll, „dass wir vielleicht in die Stadt laufen könnten und ich zeige dir einige gute Cafés.“

Stella lächelte leicht und sah zu ihm auf, während sie im lauschte und sich unauffällig an seinen Arm schmiegte.

Er persönlich roch deutlich besser als das Jackett, das sie zuvor eine Zeitlang bei sich getragen hatte.

Sie fragte sich, ob er es bemerken würde, wenn sie einen tieferen Atemzug machen würde...

Ihr Blick streifte hoch zu ihm und blieb an seinem Shirt hängen, das wie sie nun genau sehen konnte, ein ziemlich ungewöhnliches Motiv hatte.

„Lassen sie dich überhaupt in dem Aufzug hinein?“, fragte sie ihn gespielt skeptisch und pochte mit einem Finger auf seinem dunklen Shirt.

„Hey“, grummelte er leise und richtete seinen Blick zur Seite, doch Stella hatte bereits die leichte Rötung auf seinen Wangen erkannt.

Sie mochte seine Art sehr – er war höflich und zuvorkommend, obwohl er offenbar Ahnung in geschäftlichen Dingen hatte. Und obwohl er manchmal seine Zurückhaltung ganz offenkundig darlegte, so war er auf seiner Weise wieder dominant und voraussehend.

Oder kam es ihr etwa nur so vor, weil sie einfach alles an ihm genoss…?

Sie hatte Gefallen daran gefunden, ihn aufzuziehen – vielleicht auch einfach aus dem schlichten Grund, dass sie es süß fand, wenn er rot anlief.

„Du siehst aus wie einer von der Sorte, die gerne Unruhe stiften.“ Es war unüberhörbar, dass in ihrer Stimme ein amüsiertes Lächeln mitspielte und Noctis begann wieder leise zu grummeln.

„Lady Fleuret, ich sehe bereits, dass Sie offenbar Gefallen daran haben, andere öffentlich zu demütigen – jedoch würde ich es vorziehen, wenn mich meine Verlobte nicht vor Allen öffentlich blamiert.“

Seine Stimme war gespielt streng, doch bei seinem Anblick musste Stella leicht lachen.

Offensichtlich versuchte er nur seine Schüchternheit zu überspielen und benutzte die Etikette nur als Vorwand.

„Du brauchst nicht immer förmlich zu werden.“

„Ich weiß.“

Beide schwiegen während sie liefen, aber innerlich lächelte Stella und schmiegte sich etwas mehr in seinen Arm.

Dass dieser Ort ihr immer mehr wie ein Stückchen Heimat vorkam war sicherlich sein Verdienst.
 

---
 

Noctis fragte sich, ob sein Gesicht immer noch rot angelaufen war, während er mit ihr die Straße hinabging.

Sie schwiegen schon eine Weile, aber er fühlte sich immer noch so seltsam in seinem Inneren.

Stella hätte ihn durchschaut – zumindest was sein Unbehagen gegenüber ihr anbelangte.

Seine Freunde hatten mit allem Recht; er war einfach immer noch zu zurückhaltend.

Es beschäftigte ihn nicht nur die Frage, warum das Herz in seiner Brust so schnell schlug, dass es sich anfühlte, es wollte es herausspringen, sondern ebenfalls, wie lange er noch seine Augen offen halten könnte.

Er wollte Stella keinen Unbehagen bereiten, indem er ihr sagte, dass er die Nacht über kein einziges Auge zugetan hatte.

Seitdem er mit dem Boten gesprochen hatte, erschien es ihm, als würde seine Zeit immer mehr von ihm wegrennen und verstecken mit ihm spielen.

Eigentlich hätte er den Morgen und den frühen Mittag zeitlich nicht entbehren können, deswegen musste er die ganze Nacht durcharbeiten.

Doch selbst die zwei Kannen extra starkem Kaffee, die er mit Sicherheit in der Zeitspanne von einigen Stunden getrunken hatte, konnten ihn nicht sonderlich wachhalten.

Sein Körper schmerzte, seine Augen taten weh und er musste sich bemühen, nicht zu gähnen.

Trotz all dem fühlte er sich in der Nähe von Stella wohl – und das war ihm mehr wert als ein steifer Nacken oder einige Stunden Schlaf.

Bereits seit geraumer Zeit spürte Noctis, wie sie seinen Arm immer stärker in Besitz nahm, aber es war ihm gleichgültig.

Viel mehr konzentrierte er sich darauf, sie nicht anzusehen oder nicht seinem Drang nach Schlaf nachzugehen.

Außerdem konnte es nicht schaden, beide Augen offen zu halten, da er die Vermutung hegte, dass seine Freunde hinter jeder Ecke lauern könnten.

Noctis kannte ihre Neugier nur zu genau – und vor allem jetzt, da seine Verlobte eine Rolle darin spielte, waren sie noch brennender interessiert als vorher.

Er seufzte innerlich und strich sich mit seiner freien Hand durch die Haare.

Warum wurden die Dinge so schnell so kompliziert…?

Vorsichtig wandte er seinen Kopf zu Stella, die sofort aufsah, als sie bemerkte, dass er sie ansah.

Er versuchte ihren Blick standzuhalten, auch wenn das Pochen in seiner Brust immer schneller und lauter wurde.

Noctis wusste genau, dass er sie mehr hinterfragen sollte – nicht nur, weil sie eigentlich aus einem feindlichen Land kam. Sie würde ihre Familie genauso wenig verraten, wir er seine verraten würde.

Und trotz aller Bemühen war ein Vertrag nicht absolut.

Wenn noch mehr Zeit verstrich, dann würde er sicherlich bald nicht mehr wissen, wem oder was er glauben sollte.
 

Es war wohl die Wahrheit, dass sie nicht nur zum politischen Zwecke seine Verlobte war – sondern ebenfalls, weil sein Herz sie immer mehr dazu verpflichtete, sein zu werden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  sniper2931
2010-10-15T22:31:05+00:00 16.10.2010 00:31
Hoi ^^
Ich hab deine FF durch einen Zufall gefunden und bereue es nicht.
Dein Schreibstil ist sehr gut - ich mag ihn. ^^
Du schaffst es super die Gefühle der Charaktere, die Situationen in denen sie sich befinden und auch die Umgebung rüberzubringen.
Hab die Kapitel regelrecht verschlungen und hab mich grade gewundert, dass ich alle bisher veröffentlichten schon durchgelesen habe. XD

Ich werde mit Spannung auf die nächsten Kapitel warten und freu mich, wenn es weiter geht!! <3
Von:  fahnm
2010-10-14T22:37:47+00:00 15.10.2010 00:37
Klasse kapi!^^
Von:  fahnm
2010-09-19T22:52:33+00:00 20.09.2010 00:52
Klasse kapi!^^
Von:  Gemini
2010-03-28T20:21:25+00:00 28.03.2010 22:21
*____* endlich =D ich kann es immer noch nicht glauben das es endlich da ist !
x3 ich hab ja auch lange genug gestalkt xP !

Ich liebe deinen Schreibstil einfach, man kann sich super in die Charakter hineinversetzten von Anfang an.
Die Geschichte ist sowieso der Hammer *___*
Und das sage ich ALS Noctis x Stella hasser, aber dieses FF hat einfach etwas besonderes x3
Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel ! *_*
Von:  Perlenstaub
2009-12-22T21:52:01+00:00 22.12.2009 22:52
ich hab deine ff heute entdeckt und alles in einem stück durchgelesen - ich bin begeistert :) du bist richtig auf die wenigen charaktereigenschaften, die im moment bekannt sind, eingegangen.
ich bin gespannt, wie sich die geschichte entwickelt.
schreib schnell weiter!<3
Von:  Dorimukyatcha
2009-10-08T16:45:12+00:00 08.10.2009 18:45
O.M.G.
Diese FF ist der Hammer!
Dein Schreibstil ist total klasse und du beschreibst auch die Situation der beiden total toll~
Bitte, bitte schreib weiter
*auf Knien anfleh*
*FF auf Favo pack*
Ich bin gespannt aufs nächste Kapi~
Da
Aku~
Von:  Gemini
2009-09-27T13:19:43+00:00 27.09.2009 15:19
ich liebe dich !
Ich liebe dich und deinen Schreib stil *__* der ist einfach super!
Er lässt sich super lesen und diese umschreibungen ...* schwärm*
Einfach nur super!

XD sosehr ich auch dieses Pairing nicht mag x3 umso mehr gefällt mir den FF doch.
Bitte, du musst unbedingt weiter machen! *___* ich würde dafür töten!
Von:  Gemini
2009-09-14T19:37:41+00:00 14.09.2009 21:37
ICH WILL MEHR ! * fangirl-flagge hiesst *
Das ist einfach genial . XD und ich bin ein Noctis x Stella HASSER XD also soll das schon etwas bedeuten.

*_* kannst du mich vielleicht per ENS benachrichtigen wenn es weiter geht ?
Von: abgemeldet
2009-08-03T22:02:36+00:00 04.08.2009 00:02
Gott ich liebe noct!!! xD der is heiß!!!
schreib schnell weiter....will MEEHRRR!!!!! XD
=)


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