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Blättertanz

Naruto Oneshot-Sammlung
von

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Immer hinter dir

»Er liebt mich, er liebt mich nicht…«, murmelte sie leise und immer wieder, während sie langsam und andächtig Blatt für Blatt von einem unschuldigen Gänseblümchen abzupfte, das direkt neben ihr aus dem Gras gelugt hatte. Der Wind blies sachte über den Hügel, auf dem sie saß und ihre blassen Augen ruhten nachdenklich auf der kleinen Blume. Die unvollkommene Stille, die sie umgab, hatte etwas Beruhigendes an sich und Hinata Hyuuga lauschte dem Tänzeln der Blätter um sie her.
 

»Er liebt mich nicht…«

Eine angenehme Brise strich ihr die langen Haare aus dem Gesicht, während ein kaum merkliches Lächeln über ihre Lippen huschte.

»Er liebt mich.«

So oft schon hatte sie es getan und so oft schon hatte das Ende dieser kleinen Prozedur sie zum Lächeln gebracht, denn allein der träumerische Gedanke daran, dass Naruto sie eines Tages ebenso lieben könnte, wie sie ihn liebte, zauberte ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Wenn auch ein recht wehmütiges.
 

Das Gänseblümchen fiel lautlos ins Gras und verschwand zwischen den endlos vielen, grünen Grashalmen, während Hinata den Blick hob und hinauf zum Himmel schaute. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und sie zog die Knie enger an den Körper, um die Arme darum zu schlingen. Eigentlich wusste sie, dass Naruto Sakura mochte. Sie hatte so oft gesehen, wie er sie ansah. Und sie hatte sich schon so oft gewünscht, dass er sie auch so ansehen würde. Immer schon hatte sie Naruto angeschaut. Seinen Rücken. Sie war hinter ihm gegangen, schweigend, ungesehen, unbemerkt. Hatte einem Traum nachgejagt, so zu sein, wie er es war. Hatte von ihm gelernt und ihn stumm aus ihren blassen Augen beobachtet.
 

Sie hatte beobachtet, wie Sakura neben ihn getreten war. Während Hinata hinter ihm ging, war Naruto vor ihr hergegangen, lachend und scherzend mit Sakura an seiner Seite. Sie selbst war immer nur sein Schatten gewesen. Niemals seine Begleiterin. Egal wie sehr sie es sich gewünscht hatte und wie sehr sie damals schon gehofft hatte, dass sie vielleicht mit ihm in ein Team kommen würde. Vielleicht war es Schicksal, dass sie hinter ihm gehen musste. Als sein Schatten. Die Augen aufmerksam auf ihn geheftet und ihn beobachtend, ohne jemals Teil seines Lebens zu sein.
 

Hinata zog die Knie noch etwas näher an ihren Körper und legte ihr Kinn darauf ab, während sie den Hügel hinunter schaute und ein paar Vögel beobachtete, die aus den Baumwipfeln hervor flatterten. Selbst wenn man seinen Gefühlen davon fliegen könnte, dachte sie still bei sich und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, dann würde sie es nicht tun. Diese Liebe begleitete sie schon so lange und sie hatte ihr Selbstbewusstsein ermöglicht, Kampfgeist, den Drang weiter zu gehen und sich zu verbessern.

Schließlich erhob sie sich und streckte sich kurz, warf einen letzten Blick in den wolkenlosen Himmel und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf, wo sie noch Training mit Neji erwartete.
 

Das Training war wie immer hart, aber sie mochte es. Sie hatte das Gefühl, voranzukommen. Und bei jedem Schlag, der Nejis Körper traf, fühlte sie sich stärker. Sie hatte so lange darauf verzichtet, zu kämpfen. Immer hatte sie Angst gehabt. Aber jetzt war es an der Zeit, voran zu gehen. Und selbst Neji hatte zugegeben, dass sie viel besser geworden war. Natürlich war sie noch nicht so gut wie er. Aber das würde kommen. Und sie hatte sich fest vorgenommen, ihn zu übertreffen.

»Gutes Training«, lobte Neji sie verschwitzt und in seiner üblich schlichten Art, solche Dinge zu sagen. Sie lächelte dankbar und strich sich die verklebten Strähnen aus der Stirn. Jetzt brauchte sie als Erstes ein Bad.
 

Leise summend tauchte sie ihren Fuß in das warme Badewasser, ehe sie ganz hinein stieg und schließlich bis zu den Schultern unter dem weißen Schaum verschwand. Vielleicht sollte sie Naruto ihre Gefühle gestehen. Aber sie hatte Angst, dass sie danach ganz und gar hinter ihm zurück bleiben musste. Wenn sie schon nicht neben ihm gehen konnte, dann wollte sie wenigstens Narutos Schatten bleiben und seine Fußspuren verfolgen.

Das heiße Wasser tat gut nach dem anstrengenden Training und sie schloss erschöpft die Augen, in Gedanken wieder in ihrer Traumwelt, in der Naruto neben ihr ging und ihre Hand hielt.
 

*
 

»Hinata!«

Wie immer, wenn sie seine Stimme hörte, bekam sie beinahe einen Herzinfarkt. Ihre Hände wurden feucht und sie schluckte schwer, während sie sich langsam umdrehte und Naruto entgegenblickte, der auf sie zu gerannt kam.

»Naruto- kun…«, sagte sie so leise, dass sie es selbst kaum hörte und sie fragte sich, wie sie ihm jemals ihre Gefühle gestehen wollte, wenn sie es nicht einmal schaffte, seinen Namen laut und deutlich auszusprechen. Wenn sie nur nicht immer so schüchtern wäre…

»Was machst du gerade?«, erkundigte sich Naruto bei ihr. Ihr Sprachzentrum schien blockiert, während Naruto mit im Nacken verschränkten Armen neben ihr herlief, wie er es so oft tat.

»I…ich treffe mich mit Shino und Kiba zum Essen«, gab sie beinahe noch leiser von sich. Sie wunderte sich, dass Naruto sie verstanden hatte. Er grinste sie an und ihr Herz flatterte wie ein übermütiger Schmetterling.
 

»Wir könnten später ein bisschen trainieren, zur Zeit stehen keine Missionen an und ich langweile mich«, erklärte Naruto mit leicht wehleidiger Stimme, die Hinata zum Lächeln brachte. Trotzdem flirrte ihr Herz weiterhin und vielleicht sogar noch ein wenig mehr. Mit Naruto allein trainieren…

»G…gerne…«, flüsterte sie und spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Naruto grinste noch breiter und lief weiter neben ihr her, bis sie schließlich ihr Ziel erreichte. Kiba und Shino warteten bereits auf sie und Kiba grinste beinahe so breit wie Naruto, als er sie kommen sah.
 

»Ich hol dich nachher hier ab«, sagte Naruto gut gelaunt, winkte Shino, Kiba und ihr zu und verschwand pfeifend um eine Ecke.

»Habt ihr etwa ein Date?«, stichelte Kiba sofort, als Narutos Schritte verklungen waren und sie den Laden betraten. Hinata wusste, dass ihr Gesicht einer reifen Tomate gleichen musste, so heiß war ihr.

»Wir gehen nur ein bisschen trainieren«, sagte sie kleinlaut. Aber unweigerlich spürte sie, wie Aufregung sie überkam. Vielleicht konnte sie es ihm sagen, wenn sie allein waren. Nach dem Training, wenn sie beide so richtig ausgepowert waren und erschöpft im Gras lagen. Allein die Vorstellung, neben Naruto im Gras zu liegen und den Himmel zu betrachten, machte sie noch nervöser.
 

»Wird ja auch langsam mal Zeit. Du schmachtest ihm doch schon ewig nach«, sagte Kiba immer noch grinsend und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Shino sagte nichts. Wie immer eigentlich. Hinata starrte auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß begraben hatte. Wie sollte sie jetzt noch etwas zu essen hinunter bekommen, wenn sie ununterbrochen daran denken musste, dass Kiba ihr Treffen mit Naruto als ‚Date’ bezeichnet hatte. Wie definierte man ein Date? Konnte so etwas schon als Date durchgehen? Aber hätte Naruto sie dann überhaupt gefragt? War Naruto nicht in Sakura verliebt? Wahrscheinlich war das alles rein freundschaftlich gemeint. Oder aber wirklich nur, um sich die Langeweile zu vertreiben und sie war einfach die Erste gewesen, die ihm über den Weg gelaufen war.

Als ihr Essen vor ihr auf dem Tisch stand, starrte sie es ganze zwei Minuten lang nur an, bis Kibas Stimme sie aus ihren Gedanken riss.

»Weißt du, ich glaube echt, dass er dich mag«, verkündete er kauend und Hinata starrte ihn an, halb entsetzt, halb hoffnungsvoll. Selbst wenn Naruto sie mögen würde… vermutlich würde sie an einem Herzinfarkt sterben, bevor er jemals ihre Hand nehmen konnte. Was für ein schrecklicher Gedanke…
 

»Wie…wie kommst du darauf?«, fragte sie und griff mit zittrigen Fingern nach Messer und Gabel. Kiba zuckte die Schultern.

»Instinkt«, mampfte er nur und schob sich den nächsten Bissen in den Mund, noch bevor er den ersten aufgekaut hatte. Zwischendurch hielt er Akamaru ein Stück Fleisch hin, der begeistert bellte. Mittlerweile passte er nicht mehr unter den Tisch und saß direkt neben Kibas Stuhl auf dem Boden.

»Sag doch auch mal was, Shino«, meinte Kiba, als er endlich seinen Bissen aufgekaut hatte. Er hielt Akamaru ein weiteres Stück Fleisch hin und sah dann zu Shino hinüber, der schweigend neben ihm saß und sein Fleisch in Stücke schnitt.

»Dein Instinkt lügt nie«, sagte Shino schlicht. Hinatas Herz fiel unter den Tisch. Beinahe hoffte sie, dass Akamaru es dort finden und essen würde, dann wäre sie vielleicht nicht mehr so aufgeregt.
 

Hinata fragte sich, ob die beiden eine Verschwörung gegen sie ausgeheckt hatten, aber zumindest Shino wäre so etwas wirklich nicht zuzutrauen und so wurde ihr nur noch heißer und sie schluckte schwer. Plötzlich hatte sie keinen Hunger mehr und schob den Teller von sich. Akamaru warf begehrliche Blicke darauf und sie pickte ein Stück Fleisch von ihrem Teller und hielt es ihm hin. Als er mit der Zunge freundlich ihre Hand ableckte, kicherte sie leise. Sie sollte es einfach auf sich zukommen lassen. Und wenn es wirklich nur Training war, dann konnte sie sich immer noch darüber freuen, dass sie Zeit mit Naruto verbracht hatte.
 

*
 

»Ich hab’s mir anders überlegt«, verkündete Naruto, als sie in Richtung Wald gingen, »lass uns spazieren gehen!«

Hinatas Herz pochte heftig gegen ihre Brust. Der Wind strich ihr durch die Haare und sie nickte leicht, während sie neben Naruto herging. Als sie sich umdrehte, sah sie Kiba und Shino vor dem Laden stehen, in dem sie gegessen hatten. Beide hatten die Daumen gereckt. Hinata schluckte und wandte sich wieder um. Ihre Gedanken rasten. War ein Spaziergang ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie wusste es nicht. Sie kannte sich nicht mit solchen Dingen aus. Plötzlich verspürte sie den heftigen Drang Kurenai um Rat zu bitten, damit sie ihr die Welt und die Männer und Naruto erklärte und damit sie sich nicht mehr so ahnungslos wäre. Aber dazu war es jetzt zu spät. Vielleicht würde sie das bei Gelegenheit nachholen. Natürlich nur, wenn sie diesen Tag überlebte.
 

Es war mittlerweile Nachmittag geworden und überall in den Bäumen saßen zwitschernde Vögel. Die Sonne fiel durch das grüne Blätterdach und bedeckte den Boden mit Lichtflecken.

»Wie war das Essen?«, fragte Naruto und warf ihr einen aufmerksamen Blick von der Seite zu, während sie nebeneinander her gingen. Hinata fragte sich, wohin sie gingen. Und worüber sie um alles in der Welt eigentlich gingen.

»Gut… Aber ich hatte keinen Hunger«, sagte sie wahrheitsgemäß. Ihre Stimme klang für ihren Geschmack viel zu zittrig.

»Du musst viel essen, das macht kräftiger«, versicherte ihr Naruto. Sie musste kichern. Natürlich wusste sie, dass Naruto immer viel aß. Beinahe unmenschlich viel.

»Ich versuch’s«, versprach sie leise.
 

Es war ein gutes Gefühl, neben Naruto herzugehen. Sie hatte das Gefühl, einmal nicht nur sein Schatten zu sein und allein diese Illusion machte sie glücklich. Leise lächelnd stieg sie über Äste und folgte Naruto zu einem Platz, den sie erst kennen würde, wenn sie dort ankamen, da sie immer noch nicht wusste, wo Naruto mit ihr hin ging.

Das Thema Training trug sie ein ganzes Stück durch den Wald, bis Naruto schließlich auf die hügelige Lichtung trat, auf der Hinata am Vortag noch gesessen und ein Gänseblümchen missbraucht hatte. Naruto setzte sich ins Gras und sah grinsend zu ihr auf. Wie oft sie dieses Grinsen schon im Traum gesehen hatte, wusste sie nicht.

Sie ließ sich mit klopfendem Herzen und Kribbeln im Bauch neben ihm nieder und folgte seinem Blick gen Himmel. Heute schwebten weiße Wolken über den azurblauen Himmel. Direkt neben ihr entdeckte sie zwei kleine Gänseblümchen. Sie unterdrückt den Drang, eines davon herauszureißen und es zu fragen: »Soll ich Naruto meine Gefühle gestehen?«
 

Eine Weile lang schwiegen sie. Aber es war kein unangenehmes Schweigen, wie Hinata es manchmal mit Neji erlebt hatte. Es war ein schönes Schweigen. Naruto betrachtete den Himmel und Hinata ließ den Blick über den Wald unter ihnen schweifen. Erneut beobachtete sie ein paar Vögel, die in den blauen Himmel davon flogen.

Sollte sie es tun? Sollte sie nicht…? Sie wusste es nicht. Die Antwort in den Wolken zu suchen, half auch nicht.

»N…Naruto- kun…?«, sagte sie schließlich sehr leise und mit so zittriger Stimme, dass es klang, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

Da Naruto nichts sagte, wandte sie ihm das Gesicht zu. Sie wusste, dass sie knallrot war. Er betrachtete sie mit funkelnden Augen. Dann hielt er ihr ein Gänseblümchen hin.
 

Sie starrte es an. Dann starrte sie ihn an und hatte das Gefühl, sie müsste jeden Moment in Ohnmacht fallen. Mit zitternden Fingern nahm sie das Gänseblümchen und berührte dabei kaum merklich seine Finger. Naruto lächelte und sie schaffte es, das Lächeln zu erwidern. Dann betrachtete sie das Gänseblümchen.

»Geh nicht mehr nur hinter mir«, schien es zu sagen.

Gefunden, verloren

Seine Finger tasteten unter dem Stoff seines Oberteils nach der Stelle, an der das Herz schlug. Und tatsächlich. Unter seinen Fingern pochte es leicht, ein gleichmäßig schlagendes, menschliches Herz. Langsam zog Sai seine Finger zurück und starrte durch die Dunkelheit seines Zimmers hinüber zum Fenster, durch das er einen dunkelblauen, sternübersäten Nachthimmel erkennen konnte. Es war ungewohnt, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Herzschlag oder nicht. Gefühle. Empfindungen. Erinnerungen. All das war nichts, worüber er nachdenken sollte, sein Leben lang war er darin unterrichtet worden, nichts zu fühlen. Aber all das hatte sich geändert. Er hatte sich sogar daran erinnert, wem er das Bild hatte zeigen wollen. Das Bild in der Mitte seines Buches.
 

Und sie war die Erste gewesen, die sein Buch überhaupt je zu Gesicht bekommen hatte. Verschwommen tauchte Sakuras Bild vor seinem inneren Auge auf. Damals hatte er sie als hässlich bezeichnet. Mittlerweile dachte er jedes Mal, wenn er sie ansah, dass er ihr Lächeln mochte. Im Gegensatz zu ihm lächelte sie wirklich oft. Aber er hatte das Gefühl, sie könnte noch viel öfter lächeln, wenn sie nicht immer an Sasuke denken würde. Sai hatte immer noch nicht verstanden, wieso sie den Verräter zurückholen wollten. Freundschaft, Liebe… All das hatte ihm nie etwas bedeutet. Doch er hatte sich darauf beschränkt, verständnislos den Kopf zu schütteln, wenn Sakura und Naruto darüber redeten, wie sie Sasuke zurückbringen wollten. Er war nur ein Ersatz. Ein Lückenfüller. Natürlich störte ihn das nicht. Trotzdem hatte er das Gefühl, er wollte, dass Sasuke einfach verschwand, starb, oder zur Hölle fuhr.
 

Denn das erste Mal in seinem Leben hatte Sai Freunde. Und er war sich nicht sicher, wie Sasuke all das hatte aufgeben können, für einen Racheplan. Wo Rache doch letztendlich immer zur eigenen Vernichtung führte. Er selbst hatte nie Rachegelüste empfunden, so wie er auch sonst niemals etwas empfunden hatte. Er fragte sich, ob sie noch Freunde sein würden, wenn Sasuke zurückkehrte.

Sein Blick flackerte hinüber zur Wand, wo seine Bilder hingen. An der Stelle, wo das Bild von ihnen Dreien und Yamato hing, blieben seine Augen hängen, auch wenn er es im Dunkeln nicht sehen konnte.

Er hatte gelernt, ehrlich zu lächeln. Und er wollte, dass auch Sakura öfter lächelte. Ehrlich lächelte.
 

Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam zum Training. Naruto kassierte einen heftigen Kinnhaken von Sakura, als er einen Witz über die Hokage machte. Sai betrachtete gleichgültig den Bluterguss, der sich an Narutos Unterkiefer bildete. Yamato tadelte sie, erklärte Sakura aber im gleichen Atemzug, dass sie immer treffsicherer wurde. Sie lächelte zufrieden. Sai betrachtete ihren Mund. Er fragte sich, wieso er Lippen, die sich nach oben bogen, eigentlich schön fand. Er hatte schon so viele Menschen lächeln gesehen, echt oder unecht. Also wieso freute es ihn, dass Sakura lächelte? Jetzt wäre es gut, wenn er diesen Ratgeber bei sich hätte, der soziale Kontaktaufnahme erläuterte und auch sonst recht nützliche Informationen über menschliche Interaktionen enthielt… Dann hätte er vielleicht nachlesen können, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte.
 

Alles in allem verlief das Training erfolgreich, auch wenn er meistens nicht mit sich selbst zufrieden war. Ein Lob von Yamato über ihre immer besser werdende Zusammenarbeit als ein Team zauberte ihm ein kaum merkliches Lächeln auf die Lippen.

»Sai! Kommst du noch mit Ramen essen?«, rief Sakura ihm zu. Er nickte und folgte den beiden in Richtung Dorf. Er hatte zwar nie verstanden, was Naruto an diesen Nudeln so toll fand, aber er konnte nicht bestreiten, dass er die Gesellschaft seiner beiden… Freunde – es war sehr ungewohnt, dieses Wort überhaupt zu denken – mochte. Außerdem musste er üben. Zumindest, wenn er eines Tages ganz normal mit anderen Menschen umgehen wollte.
 

Er beteiligte sich kaum an der Unterhaltung seiner beiden Teamkollegen. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Ohnehin hörte er lieber zu und lernte aus Beobachtungen. Das war einfacher und er lief nicht ständig Gefahr, irgendetwas Falsches zu sagen.

Er war so in Gedanken versunken, dass er kaum bemerkte, wie Naruto sich erhob, um Iruka zu begrüßen. Sakura wandte sich lächelnd ihm zu. Er war bemüht, ihren Mund nicht allzu offensichtlich zu betrachten.

»Hast du zufällig Lust auf ein wenig Einzeltraining? Ich möchte eine Technik üben, die Tsunade- sama mir gezeigt hat«, sagte sie leise.

»Wieso fragst du nicht Yamato oder Naruto?«, fragte er. Seine Stimme klang immer noch so ausdruckslos wie immer und er war sich nicht sicher, ob er diesen Umstand ändern wollte. Es wäre ihm unangenehm, wenn jeder in ihm lesen konnte, wie in einem Buch.

»Naruto ist beim Training immer so sehr mit sich selbst beschäftigt… und ich will mich nicht vor Yamato blamieren, wenn ich die Technik nicht gleich hinbekomme«, gab sie zu und fuhr sich durch die glatten Haare.
 

Sai brachte ein halbes Lächeln zustande.

»Ok«, sagte er nur. Naruto war so in das Gespräch mit Iruka vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie Sai und Sakura den Laden verließen. Sai fragte nicht, ob Naruto nun gezwungen war, die Rechnung zu übernehmen, denn genauso hatte sie es sich wohl vorgestellt.

»Fühlst du dich mittlerweile wohler in unserem Team?«, erkundigte sich Sakura freundlich und aus heiterem Himmel, während sie die Straße entlanggingen. Sai dachte eine kleine Weile lang nach. Tat er das? Konnte man bei ihm überhaupt von wohl fühlen sprechen? Er war sich, was Emotionen anging, immer noch sehr unsicher.

»Ja, ich denke schon«, meinte er schließlich zögerlich. Sakura lächelte. Sai sah nicht hin.

»Das freut mich«, antwortete sie munter.

Als sie schließlich den Platz erreichten, an dem Sakura offenbar trainieren wollte, dachte er einen Moment lang nach, dann wagte er es schließlich doch.
 

»Sag mal…«, begann er zögerlich und Sakura wandte sich fragend zu ihm um, ihre Haare wehten leicht im Wind und ihr Gesichtsausdruck wirkte freundlich interessiert. Sai schwieg einen Moment, nicht sicher, ob er die gerade geschaffenen, feinen Bande wieder kappen würde, wenn er solche persönlichen Fragen stellte, aber wie sollte er lernen, wenn nicht so?

»Du liebst doch… Sasuke, nicht wahr…?«, fragte er schließlich. Dieses Wort klang aus seinem Mund ungewohnt und unnatürlich. Sakuras Lächeln flackerte und erstarb. Das hatte er natürlich nicht gewollt. Sie schien nachzudenken, dann nickte sie langsam.

»Ja… das tue ich«, sagte sie bedächtig, als würde irgendetwas passieren, wenn sie es laut aussprach. Sai schwieg erneut und starrte auf den Boden zwischen ihnen.

»Wie…wie ist das so…verliebt zu sein?«

Sie sah ihn erstaunt an, dann lächelte sie wieder auf merkwürdig verständnisvolle Art und Weise und ließ sich im Gras nieder. Mit der flachen Hand klopfte sie neben sich auf den Boden und Sai zögerte einen Moment, dann setzte er sich neben sie auf die Wiese, nicht ganz sicher, was als nächstes kommen würde.
 

»Die Frage ist ganz schön schwierig«, sagte sie nachdenklich und wiegte ihren Kopf langsam hin und her. Sai betrachtete die feinen Härchen auf ihren Armen, ihre langen Wimpern und dann wieder ihren Mund, etwa zu hundertsten Mal in den letzten Tagen. Er spürte sein erst jüngst entdecktes Herz überdeutlich in seiner Brust schlagen. Sakuras grüne Augen musterten das Gras unter ihren Füßen, strich mit einer Hand darüber und wandte den Blick dann zum Himmel, der von weißen Wolken übersät war.

»Dir gefallen merkwürdige Kleinigkeiten an einem Menschen, die Anderen nicht einmal auffallen. Egal was der Andere tut, du kannst es kaum negativ finden und du kannst ihm nicht böse sein. Du würdest alles für ein Lächeln von ihm tun und du bist glücklich, wenn er dann wirklich lächelt«, erklärte Sakura langsam und bedächtig, als wählte sie ihre Worte mit Bedacht.

»Dein Herz schlägt schneller, wenn du den Menschen ansiehst, du bist gern in seiner Nähe. Manchmal kribbelt es in dir, wenn der Andere dich berührt und du vermisst ihn, wenn er nicht da ist…«
 

Sai hätte nicht gedacht, dass Liebe etwas so Komplexes war, auch wenn ihm klar war, dass Gefühle kompliziert waren.

»Und der Mensch, den du liebst ist wahrscheinlich auch der einzige Mensch, den du wirklich hassen kannst…«, murmelte sie sehr leise und Sai wandte ihr das Gesicht zu. Sie sah ihn schweigend an.

»Weil er derjenige ist, der dir am meisten wehtun kann.«

Sai dachte darüber nach, ohne den Blick von Sakuras Gesicht zu wenden. Sie sah traurig aus. Als wären Gedanken an einem fernen Ort. Und Sai ahnte dunkel, an wen sie dachte, denn es war dieses leichte, wehmütige Lächeln, das sie immer aufsetzte, wenn sie an Sasuke dachte.

»Wieso fragst du eigentlich?«, wollte sie dann wissen und erhob sich. Sai blieb noch einen Moment lang sitzen, das Herz in seiner Brust immer noch deutlicher als je zuvor spürend.

»Nur aus Interesse. Ich studiere doch… diese ganzen merkwürdigen Emotionen«, sagte er leise. Sie lächelte leicht und klopfte sich dann das Gras von ihrer Hose.
 

»Dann hoffe ich, dass ich dir helfen konnte«, sagte sie und hielt Sai die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Als er ihre Finger berührte, machte sein Herz einen Satz und seine Hand kribbelte leicht.

»Wollen wir dann?», fragte sie. Er nickte kaum merklich und klopfte sich ebenfalls das Gras von der Kleidung.

Sakura entfernte sich ein wenig von ihm und zog sich ihren Handschuh über. Sai konnte sich nur schlecht konzentrieren, aber er gab sein Bestes.

Gerade hatte er entdeckt, dass er ein Herz hatte. Und jetzt war ihm klar, dass er, kaum dass er es gefunden, es schon wieder verloren hatte. An Sakura.

Anemonen

Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Die grünen Augen blickten nachdenklich und die kinnlangen Haare waren seidig wie immer. Aber da war dieser Zug um ihren Mund, der früher einmal nicht da gewesen war, irgendwann einmal war da ein Lächeln gewesen, ein echtes. Sakura hob die rechte Hand und strich sich damit über die hohe Stirn. Sie erinnerte sich an damals, an all die Hänseleien deswegen. Ja, sie erinnerte sich. An alles. An ein blondes Mädchen mit strahlend blauen Augen, dass ihr die Hand gereicht und sie aufgemuntert hatte, dass ihr nach und nach Selbstbewusstsein beigebracht hatte. Ino. Ihre beste Freundin.
 

Sakura wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und streckte sich, ehe sie in ihre Schuhe schlüpfte und das Haus verließ. Draußen war es recht kühl, nur wenige waren so früh auf den Beinen. Während sie durch die allmählich erwachenden Gassen ging, schweiften ihre Gedanken zurück zu dem Tag, als sie erfahren hatte, dass Ino – genau wie sie – in Sasuke verliebt war. Es war ein schreckliches Gefühl gewesen, damals. Es hatte sie beinahe entzwei gerissen. Und das nicht nur aus Angst, gegen Ino zu verlieren. Sie hatte ihre einzige gute Freundin aufgegeben, für ihn.
 

Sie betrachtete ihre Füße beim Gehen, die in diesem Moment so sicher wirkten, doch selbstsicher fühlte sie sich ganz und gar nicht. Schließlich bog sie nach links und sah schon aus einiger Entfernung den Blumenladen. Die vielen bunten Blumen standen in unterschiedlichen Kübeln im blassen Sonnenlicht des Morgens, auf manchen glitzerte noch Wasser. Sakura atmete tief ein und aus, als sie sich dem Blumenladen näherte und gerade überlegte sie, ob sie nicht doch lieber umkehren sollte, da kam ein blondes Mädchen aus dem Laden und stellte einen weiteren Kübel vor die Tür.
 

Sakura betrachtete Ino, wie sie die Blumen zurechtzupfte und sich dann wieder aufrichtete, ehe ihr Blick auf sie fiel. Einen Moment lang sahen sie sich an, dann brachte Ino ein Lächeln zustande und Sakura wagte sich die letzten Schritte hinüber zu ihr, bis sie direkt vor ihr stand und das Funkeln in den blauen Augen sehen konnte.

»Guten Morgen«, sagte Ino und jetzt grinste sie. Sakura bemühte sich das Grinsen zu erwidern.

»Guten Morgen. Kann ich rein kommen?«
 

Ino schnaubte leise und zuckte die Schultern, immer noch schmunzelnd.

»Das ist ein Laden. Normalerweise ist er dafür gedacht, dass Leute reingehen«, gab sie zurück und ging Sakura voran durch die gläserne Tür. Sakura folgte ihr und versuchte in Gedanken die Worte wieder zu finden, die sie sich heute Morgen noch genau zurecht gelegt hatte. Aber nun schienen sie alle in Nichts verschwunden zu sein.

»Ich nehme nicht an, dass du Blumen kaufen willst?«, erkundigte sich Ino beiläufig und Sakura schüttelte den Kopf, streifte mit den Fingern ein paar Tulpen und ließ sich auf dem Hocker hinter der Theke nieder.
 

»Ich möchte mit dir reden«, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen.

Inos Brauen hoben sich kaum merklich, aber sie setzte sich auf die Theke und ließ ihre langen Beine baumeln, als wäre sie vollkommen unbekümmert. Sakura holte tief Luft und verschränkte die Hände im Schoß.

»Ich… sitze vor einem Haufen Scherben«, sagte sie schließlich und senkte den Blick, weil sie nicht sicher war, ob sie Inos Reaktion ertragen konnte.
 

»Mein Team ist kaputt, schon seit Jahren und ich habe ewig gebraucht, um das endlich zu begreifen. Ich wollte ihn einfach nicht gehen lassen, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er wirklich das ist, was sie sagen…«

Ino antwortete nicht und legte nur den Kopf ein wenig schief. Ihre blauen Augen schienen in Sakura hineinzublicken und ihr fiel auf, dass sie viel niedriger saß als ihre ehemalige Freundin.
 

»Ich habe Naruto verletzt… ich hab mich so an sein Versprechen geklammert und immer nur an Sasuke gedacht. Ich hab nie bemerkt, dass es ihn kaputt macht. Und er war immer da, er stand immer hinter mir, verstehst du? Er hat mir geholfen, mich so oft gerettet. Ich hab das einfach so hingenommen. Und ich hab seine Gefühle ignoriert. Oder sie ausgenutzt? Ich weiß es nicht genau… aber mir ist klar geworden, dass ich schon lange nicht mehr das will, was ich früher immer wollte… alles ist… anders…«
 

Ino schwieg immer noch. Sakura spürte, wie ihre Augenwinkel brannten. Ihre Kehle war trocken und sie musste alles an Willenskraft aufbringen, um jetzt nicht auf der Stelle loszuweinen.

»Er wollte Naruto umbringen und mich auch und Kakashi- sensei… wir haben ihm gar nichts mehr bedeutet. Ich dachte, wenn ich die Last auf mich nehme, kann Naruto wieder frei sein und ich kann es wieder gut machen, alles, was ich falsch gemacht habe… aber ich konnte es nicht. Ich war so nah hinter ihm und ich konnte nicht…«
 

Ja, sie hatte Sasuke töten wollen. Und sie war gescheitert. Naruto hatte sie wieder einmal gerettet und dann hatte er es getan, er hatte diese Bürde getragen, die sie hatte tragen wollen. Er hatte das schon immer getan.

»Jetzt, wo er tot ist…«

Ihre Stimme brach, als sie diese Worte aussprach, denn das Gerüst, um das sie ihr Leben herum aufgebaut hatte, war damit zusammen gebrochen. Es hatte immer nur Sasuke gegeben. Sie hatte in Sasukes Nähe sein wollen, ihn beeindrucken und ihm zusehen wollen. Sie war so blind gewesen, auf ihn fixiert, dass sie alles um sich herum nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn richtig gewürdigt hatte.
 

»Es fühlt sich unwirklich an«, sagte sie mit erstickter Stimme, »es ist, als wäre das Fundament weg. Aber gleichzeitig fällt mir auf, dass es mehrere Jahre ein Trugbild war, es war kein Fundament, es waren Ketten, von denen ich nicht loskam. Der Junge, in den ich damals verliebt war, den gab es schon seit Ewigkeiten nicht mehr und ich habe mir eine zeitlang wirklich eingeredet, dass Sasuke immer noch irgendwo dort drin ist. Aber ich habe seine Augen gesehen… da war nichts mehr. Nur noch Hass. Auf alles und jeden und auch auf mich und Naruto…«
 

Inos Beine hatten aufgehört zu baumeln. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich ein wenig verfinstert, bisher hatte Sakura mit niemandem darüber geredet, was passiert war, nachdem ihr Team wieder aufeinander getroffen war. Sie hatte es in sich eingeschlossen und stumm mit sich herum getragen.

»Es war ein Fehler«, sagte sie dann und zwang sich dazu, aufzusehen. Sie blickte mit wässrigen Augen hoch zu Ino, die ihr stumm entgegen sah.

»Es war ein Fehler, Naruto immer zu ignorieren, es war ein Fehler, Sasuke jahrelang nachzutrauern, es war alles einfach falsch. Alles, was auf diesem Fundament stand, war falsch. Und… dass ich dir damals die Freundschaft gekündigt habe, wegen ihm… das war auch falsch. Freundschaft sollte nicht an so etwas zerbrechen, ich… es tut mir wirklich Leid, dass ich mich damals für ihn und gegen dich entschieden habe.«
 

Nun liefen ihr doch die Tränen über die Wangen und sie schniefte leise, während sie sich hastig mit den Händen über das Gesicht fuhr, um die Tränen zu stoppen. Ino seufzte leise und kramte nach einem Taschentuch, das sie ihr hinhielt. Sakura nahm es und schnäuzte sich leise, während immer neue Tränen ihre Augen verließen.

»Du bist so eine Heulsuse«, sagte Ino und Sakura blickte erneut auf.
 

»Manchmal macht man Fehler. Es ist nur wichtig, dass man sie erkennt, früher oder später«, fuhr sie noch leiser fort und Sakura fiel zum ersten Mal auf, wie erwachsen Ino geworden war. Sie hatte Sakura darum beneidet, dass sie so eine gute Heilerin war, aber Sakura hatte es nie geschafft, den Riss zwischen sich, Naruto und Sasuke zu heilen. Oder Narutos innere Wunden, die er seit Jahren mit sich herum trug. Jetzt, als Ino das sagte, fiel ihr auf, dass Ino – wie schon damals, als sie Kinder gewesen waren – viel stärker als sie war. Stark auf eine Weise, auf die es ankam. Wirklich ankam.
 

Ino ging hinüber zu einem Kübel und zupfte eine einzelne Blume heraus.

»Es kommt zwar ziemlich spät, aber immerhin kommt es. Es hätte schon viel früher von mir kommen können, ich war nie so verliebt in Sasuke, wie du es warst«, murmelte Ino leise und betrachtete die fliederfarbene Blüte nachdenklich.

»Aber ich war auch bloß ein stolzer Vollidiot«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln und streckte die freie Hand aus. Sakura sah auf zu ihr und sie hatte das kleine blonde Mädchen vor Augen, das ihr damals die Hand gereicht hatte.
 

Immer noch tränenüberströmt ergriff sie Inos Hand, zögerte nur einen winzigen Moment und umarmte Ino dann so heftig, dass sie mit den Oberschenkeln gegen den Tresen stieß.

»Lass uns wieder Freunde sein, so wie früher«, nuschelte sie kaum hörbar an Inos Schulter. Ino lachte leise.

»Waren wir denn irgendwann mal keine Freundinnen mehr?«, scherzte sie, aber Sakura hörte, dass ihre Stimme leicht zitterte. Ino erwiderte die Umarmung zögerlich und so standen sie einige Zeit lang schweigend da.
 

»Ich hab das Gefühl, dass jetzt wieder etwas wirklich Wichtiges… richtig ist«, krächzte Sakura schließlich und löste sich von Ino, um noch einmal das Taschentuch zu benutzen. Ino grinste.

»Na, das ist doch wunderbar«, sagte sie und schlug Sakura auf die Schulter. Dann hielt sie ihr die Blume hin.

»Das ist eine Anemone«, erklärte sie und Sakura nahm sie behutsam zwischen die Finger, »Anemonen stehen für Aufrichtigkeit und Hoffnung.«
 

Sakura lächelte und schaffte es endlich, mit dem Weinen aufzuhören.

»Danke«, flüsterte sie leise. Ino grinste noch breiter, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und schob Sakura in Richtung Ausgang.

»Jetzt geh, stell die Blume ins Wasser und dann klär das mit Naruto«, sagte sie, ließ Sakura keine Chance zur Widerrede und winkte ihr enthusiastisch nach.
 

»Und später will ich einen ausführlichen Bericht!«, rief sie ihr nach, als Sakura mit der Anemone zwischen den Fingern die Gasse entlang zurück ging, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie winkte, ohne sich umzudrehen, denn sie wusste, dass Ino sie nur weggeschickt hatte, damit sie in Ruhe weinen konnte. Sakura streckte das Gesicht der noch kraftlosen Sonne entgegen und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus, um die Anemone ins Wasser zu stellen. Sonst würde Ino sie sicherlich umbringen. Und dann konnte sie das mit Naruto klären… Sakura musste bei dem Gedanken an Narutos hochrotes, verlegenes Gesicht leise lachen und sie spürte, wie sich ein Stück des Scherbenhaufens wieder zusammensetzte, den Sasuke ihr hinterlassen hatte.
 

Jetzt, da Ino wieder ihre Freundin war, konnte sie sicherlich auch den Rest zusammensetzen.

Nie gesehen

Er war ein wenig nervös. Vielleicht hätte er Blumen besorgen sollen, aber dummerweise hatte er keine Ahnung von Blumen. Abgesehen davon war es momentan ohnehin schwer, von irgendwoher Blumen zu bekommen. Konoha sah aus wie die Definition des Wortes Chaos und Naruto schaute wehmütig aus dem Fenster. Wohin er auch blickte lagen Trümmer. Das Krankenhaus war notdürftig geflickt worden, vier Meter weiter von seinem Sitzplatz war ein riesiges Loch in die Wand gesprengt. Es war viel mehr los als normalerweise. Und er saß hier und hielt eine riesige Tafel Schokolade in der Hand und wartete darauf, dass die Krankenschwester endlich aus dem Zimmer vor ihm trat und ihn einließ. Er starrte die Tafel an, als könnte sie ihm verraten, was genau er eigentlich sagen sollte. Aber natürlich schwieg das elende Ding und half ihm kein bisschen weiter.
 

»…weil ich dich liebe…«
 

Unweigerlich spürte er, wie Hitze in ihm aufstieg. Hinatas Lächeln und ihre so ungewohnt feste Stimme jagten ihm immer noch einen Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte. Er hatte es all die Jahre nicht gesehen, weil er immer so auf Sakura fixiert gewesen war. Er war Sakura nachgelaufen, obwohl sie immer nur Sasuke gewollt hatte. Und dabei hatte er Hinata nicht bemerkt, die immer irgendwie da gewesen war und ihn unterstützt hatte. Auf ihre leise, unauffällige Weise. Wenn er darüber nachdachte, wie oft sie in seiner Gegenwart in Ohnmacht gefallen war… Er war wirklich immer noch der dumme Junge von vor drei Jahren. Und er hatte gedacht, dass er erwachsener geworden wäre. Blödsinn.
 

»Naruto? Du kannst reinkommen. Sie ist wach.«
 

Die leise Stimme der Krankenschwester riss ihn aus seinen Gedanken und sein Kopf ruckte nach oben. Seine Hände wurden feucht, als sie die Schokolade umklammerten. Er stand hastig auf und trat auf die Tür zu. Hinata lag in einem Bett direkt am Fenster. Auf dem Nachttisch standen bereits Blumen. Naruto war sich sicher, dass er darunter einen Hundekuchen liegen sah. Hinatas Team war wohl schon zu Besuch gewesen.

Naruto trat ein und schloss die Tür hinter sich. Was sollte er sagen? Ihm fiel einfach nichts ein. Hinata wandte ihm das Gesicht zu, als er sich dem Bett näherte und sich hibbelig auf den Hocker daneben sinken ließ.

»Naruto…«
 

Ihre Stimme war wieder leise und brüchig.

»Ähm… ich hab Schokolade!«, haspelte er und streckte hastig beide Hände mit der riesigen Tafel aus.

»Ich hätte sie beinahe selbst gegessen, weil ich so lange warten musste, aber ich konnte mich gerade noch zusammen reißen.«

Er lachte verlegen und legte die Schokolade auf ihre Bettdecke. Hinatas Gesicht färbte sich rot. Wie so oft. Wieso war es ihm früher nie aufgefallen? Sie zog eine bandagierte Hand unter der Decke hervor und berührte die Tafel sachte mit den Fingerspitzen. Sie sah schrecklich zerbrechlich aus. Aber als sie sich vor ihn gestellt hatte, um ihn mit ihrem Leben zu beschützen, da war ihm zum wiederholten Male aufgefallen, dass Hinata nicht nur zerbrechlich und schüchtern war.
 

Naruto schluckte schwer.

»Tut mir Leid, dass du warten musstest«, murmelte Hinata und ihr Blick ruhte immer noch auf der Schokolade, als könnte sie es nicht fassen, dass er ihr Süßigkeiten mitgebracht hatte.

»Oh, macht doch nichts. Ist ja nicht deine Schuld. Wie… wie geht’s dir?«, fragte er. Sein Grinsen fühlte sich an wie eingemeißelt. Er fühlte sich schuldig, weil sie hier lag. Hinata lächelte ihr winzig kleines Lächeln, das man manchmal kaum sehen konnte. Aber vielleicht hatte er bisher einfach nur nicht richtig hingeschaut.

»Gut«, sagte sie. Ihre langes, dunkles Haar lag auf dem weißen Kissen ausgebreitet wie ein Schleier. Sie hatte viele Schrammen im Gesicht und eine Kompresse über der rechten Augenbraue. Trotzdem fand Naruto, dass sie sehr hübsch war. Und das fiel ihm zum ersten Mal auf.

»Ehrlich? Ich meine… du siehst ziemlich schlimm aus… also… nicht schlimm im Sinne von, dass du nicht gut aussiehst, weil… äh…«

Er brach ab, als sie leise kicherte. Ihre Wangen waren immer noch flammend rot, aber sie lächelte.
 

»Ich weiß schon, wie du es meinst«, murmelte sie verlegen. Naruto schluckte schwer und verknotete seine Finger im Schoß.

»Wie geht es den anderen? Sieht’s draußen sehr schlimm aus?«, fragte sie unsicher und Naruto riss den Blick von all dem Verbandszeug an ihrem Arm los.

»Ach, es geht schon wieder bergauf«, sagte er und verschränkte die Hände im Nacken, weil er nicht wusste, wohin damit.

»Und wie… geht es dir?«

Naruto blinzelte. Hinata musterte ihn und ihr Blick war immer noch verlegen, aber er war auch ernst und besorgt. Er rang sich ein weiteres Grinsen ab.

»Wunderbar. Mir fehlt nichts, wie du siehst. Sakura hat das alles wieder geflickt«, entgegnete er so lässig wie möglich.
 

»Aber ich meine ja auch… eher… innerlich«, sagte sie schüchtern. Naruto ließ seine Arme sinken und sein Grinsen fiel von ihm ab. Hinata musterte ihn, als wäre sie nicht sicher, ob sie das hätte fragen sollen.

»Es geht schon«, sagte er und zuckte mit den Schultern. Es musste ja gehen. Irgendwie. Auch wenn Jiraiya nicht mehr war… und auch, wenn das halbe Dorf in Schutt und Asche lag und auch wenn er Sasuke immer noch nicht gefunden hatte. Hinatas blasse Augen musterten ihn und es sah aus, als wüsste sie eigentlich sehr genau, dass nichts in Ordnung war. Und schon gar nicht, weil Hinata hier wegen ihm lag.
 

»…weil ich dich liebe…«
 

»Möchtest du ein Stück Schokolade?«

Er sah sie verwirrt an. Manchmal fragte er sich, ob diese Augen wirklich nur den Chakrafluss im Körper eines anderen sehen konnten. Gerade hatte er das Gefühl, dass sie ihm direkt in die Seele schauten.

»Ja, gerne. Ich bin am Verhungern«, sagte er und rieb sich den Bauch. Hinata wickelte lächelnd die Schokolade aus und brach ihm ein ziemlich großes Stück ab. Als sie es ihm reichte, berührten sich ihre Fingerspitzen und er sah, wie sie schon wieder knallrot anlief. Schweigend kauten sie auf der Schokolade herum. Naruto musterte das blasse Gesicht mit den dunklen Haaren. Hinata war wirklich sehr hübsch. Wieso war ihm das nie aufgefallen? Selbst mit all den Schrammen und der Kompresse sah sie noch sehr hübsch aus.
 

Er sollte mit ihr darüber reden. Über das, was sie gesagt hatte. Aber wie sollte er anfangen? Nachdenken war eindeutig nicht sein Ding, er war ein Mann der Tat!

»Wegen neulich«, begann er Hals über Kopf, bevor ihm vom ganzen Denken noch schlecht wurde, »was du gesagt hast… ähm…«

Hinata schaute von ihrem Stück Schokolade auf, an dem sie knabberte. Einen Moment lang schien sie verwirrt, dann nahm ihr Gesicht eine noch tiefere Rotfärbung an. Es sah richtiggehend ungesund aus und Naruto hatte das Gefühl, er sollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden, bevor Hinata noch ein Herzversagen erlitt.

»Ich… tut mir Leid, dass ich das immer übersehen hab«, er lachte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf, »aber vielleicht könnten wir ja mal… ausgehen? Also… du und ich? Irgendwie… Hinata?«

Ihre Augen hatten sich geweitet und das Stück Schokolade glitt aus ihren Fingern.

»Hi… Hinata? Alles ok? Oi, Hinata! Schwester? Hallo!? Hinata ist ohnmächtig geworden!«

Naruto nahm diese Reaktion als Zustimmung. Wenn man genau hinsah, dann lächelte Hinata sogar ein wenig, während sie bewusstlos und immer noch mit rotem Schimmer auf den Wangen auf ihrem Kissen lag.

Alpha

Er war der Teamführer, so viel stand fest. Der Rudelführer, sozusagen. Hinata konnte keine Entscheidungen treffen und Shino war zu schweigsam, als dass er ihnen seine Entscheidungen mitteilen würde. Natürlich waren sie zusammen unschlagbar, wenn es darum ging, Shinobi zu finden und zu verfolgen. Und Kiba wäre auch bei ihrer letzten Mission nicht so kläglich gescheitert, wenn sein wichtigstes Instrument zum Aufspüren von Feinden irgendwie und auf unerklärliche Art und Weise abgelenkt gewesen wäre.
 

Es hatte schleichend begonnen, mit einer falschen Richtungsangabe um lediglich 10° zu weit nördlich. Er hatte es auf den Fakt geschoben, dass das Zielobjekt in dieser Richtung offenbar vorher seine Blase entleert hatte, und von diesem Gestank konnte eine Nase schon mal getäuscht werden. Er hatte genau gesehen, wie Hinata und Shino einen Blick getauscht hatten, aber Hinata war zu schüchtern, um etwas zu sagen und Shino... nun. Shino begnügte sich meistens mit knappen Gesten oder leisen Geräuschen, deren Bedeutungsnuancen man vermutlich nur begreifen konnte, wenn man seit Jahren mit Shino befreundet war, oder Gedanken lesen konnte. Allerdings war es nicht dabei geblieben.
 

Zwei Stunden später hatte er sich von einem zurückgelassenen Kleidungsstück täuschen lassen, obwohl Shino durch ein Brummen und eine richtungsweise Handbewegung in die korrekte Richtung gewiesen und Hinata ein »Kiba-kun, ich glaube, wir müssen hier lang...« gestammelt hatte. Aber er war der Rudelführer! Und er entschied, wo es hinging. Also waren sie dem Geruch des Kleidungsstücks gefolgt und hatten dafür einiges an zusätzlicher Distanz zum Ziel hinnehmen müssen. Doch die Krönung des Desasters war das Jutsu des Gegners gewesen, das sie alle in rabenschwarze Dunkelheit gehüllt hatte. Normalerweise hätte Kiba darüber gelacht – und zwar laut und lange. Aber seine Nase wollte einfach nicht das tun, was Kiba von ihr verlangte. Akamaru war verwirrt, weil Kiba sich so merkwürdig benahm und letztendlich hatten Shino und Hinata ihm mit einer Kombination aus Zurufen, – Kiba hatte beide Teamkollegen lange nicht mehr so viel in Shinos und so laut in Hinatas Fall reden hören – Byakugan und Käfern das Leben gerettet, bevor er beinahe von hinten von einem Hagel aus Kunai durchbohrt worden wäre.
 

Sie erfüllten ihre Mission, aber Kiba hatte hinterher trotzdem das Gefühl, die größte Niederlage seines Lebens erlitten zu haben. So erniedrigt hatte er sich noch nicht einmal damals gefühlt, als er gegen Naruto in den Vorentscheidungen zur Chuunin-Prüfung verloren hatte. Hinata hatte versucht ihn zu trösten und Akamaru hatte ihm aufmunternd die feuchte Nase gegen die Wange gedrückt, doch Kiba hatte seine schlechte Laune behalten und war wütend auf sich und die Welt nach Hause gestapft.
 

Seit zwei Wochen schlug er sich nun mit dieser Schmach herum und seine Laune hatte sich seitdem nicht gebessert. Kurenai hatte sie eingeladen, um mit Asuma Junior zu spielen und Kuchen zu essen, doch Kiba war nicht bei der Sache. Er versuchte sich auf den Geruch des Babys zu konzentrieren, während es Akamaru begeistert an den Ohren zog, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Es war, als hätte jemand einen unsichtbaren Beutel mit ablenkenden Geruchsstoffen direkt vor seiner Nase platziert. Kurz bevor sie gehen wollten, nahm Kurenai Kiba zur Seite.
 

»Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte sie leise und ihre freundlichen Augen ruhten besorgt auf ihm. Kiba verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte.

»Sicher«, gab er zurück und wich ihrem Blick aus. Kurenai war immer schon zu gut darin gewesen, ihr Team zu durchschauen. Das hatte sie zu einer exzellenten Trainerin gemacht.

»Du siehst sehr angespannt aus«, fuhr Kurenai fort. Unter der sanften Hand auf seiner Schulter bröckelte sein Widerstand. Er grummelte leise.

»Irgendwas ist mit meinem Geruchssinn nicht ok«, erklärte er unzufrieden mit sich und vor allem mit seiner Nase. Dumpf stellte er fest, dass sein seit neustem widerspenstiges Riechorgan ihm verkündete, dass Shino draußen vor der Tür stand, obwohl er seinen Geruchssinn nicht um diese Information gebeten hatte.
 

»Wann hat das angefangen?«, fragte Kurenai mit gerunzelter Stirn. Das Baby auf ihrem Arm zupfte an den Locken seiner Mutter. Kiba befand, dass es Kurenais Augen hatte.

»Auf unserer letzten Mission. Das sollte eigentlich ein Kinderspiel werden. Aber ich hab das Team zweimal in die falsche Richtung geführt und...«

Kiba brach ab und rang mit sich. Jetzt, da er es laut aussprach, wurde ihm klar, was Kurenai ihm gleich sagen würde. Und ein unparteiischer Teil in Kibas Kopf wusste, dass sie absolut Recht haben würde. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich leicht.
 

»Ich weiß, dass du und wahrscheinlich auch Shino und Hinata dich als Teamführer ansehen. Aber Führung heißt nicht, seinen Willen mit aller Macht durchzusetzen. Schon gar nicht, wenn man merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und man somit seine Kameraden in Gefahr bringt.«

Kiba fühlte sich, als wäre er wieder zwölf und müsste sich erneut von Kurenai tadeln lassen. Shinos Präsenz auf der anderen Seite der Tür fühlte sich beinahe übermächtig an. Kiba fand das seltsam, wo doch seine Nase in letzter Zeit dauernd die verschiedensten Gerüche mischte und ihn in die Irre führte. Er knirschte beschämt mit den Zähnen. Ja, er hatte Hinata und Shino in Gefahr gebracht und sie waren ihm gefolgt, obwohl sie beide gewusst hatten, dass er sie in die falsche Richtung leitete. Und dann...
 

»Sie haben mir das Leben gerettet«, murmelte Kiba. Akamaru hatte sich halb neben ihn und halb auf seine Füße gelegt und gab ein leises Wimmern von sich. Wie immer spürte er jede von Kibas Stimmungen.

»Natürlich haben sie das«, sagte Kurenai mit einem liebevollen Lächeln, das sich auch auf ihrem Gesicht zeigte, wenn sie ihren Sohn betrachtete. Sie wuschelte Kiba durch die Haare.

»Vielleicht solltest du deine Mutter deswegen um Rat bitten. Oder deine Schwester. Die werden sicher besser über solche Dinge Bescheid wissen als ich«, schlug Kurenai vor und Kiba nickte ergeben.
 

»Und lass die anderen beiden die Richtung angeben, solltet ihr beizeiten noch mal auf eine Mission gehen. Du willst doch mit deinem Teamwork nicht wieder bei null anfangen, oder?«

Sie zwinkerte ihm zu, drücke Asuma Junior einen Kuss auf die Wange und verschwand in Richtung Küche, wohl, um ihren Sohn zu füttern. Kiba öffnete die Tür und Shinos Gesicht blickte ihm entgegen. Hinata stand hinter ihm und Kiba verfluchte seine Nase, weil sie ihm Hinatas Anwesenheit vollkommen verschwiegen hatte. Sie lächelte ihm zu.
 

»Alles ok, Kiba-kun?«, fragte sie leise. Kiba wollte schon den Mund öffnen und lautstark verkünden, dass natürlich alles in Ordnung war. Aber er wusste, dass seine Teamkollegen sich im Klaren darüber waren, dass Kiba nicht in seiner üblichen guten Verfassung war. Seine Schultern sackten ein wenig in sich zusammen und er brummte wortlos. Auch wenn man Shinos Augen wie immer nicht hinter seiner Brille sehen konnte, so spürte Kiba trotzdem seinen Blick auf sich ruhen und Shinos Geruch hing ihm nach wie vor überdeutlich in der Nase.
 

»Es wird schon wieder alles gut werden«, murmelte Hinata und lächelte. Kiba musterte ihr langes Haar und ihre blassen Augen. Sie war so weit gekommen, seit er sie damals kennen gelernt hatte. Er fühlte sich momentan so, als würde er sich eher zurück- als weiter entwickeln.

»Ja... es wird schon.«

Shino sprach so selten, dass Kiba manchmal sogar vergaß, wie seine Stimme klang. Da er sich größtenteils nach seiner Nase richtete, rückten seine anderen Sinne oftmals in den Hintergrund. Verwirrenderweise verkündeten ihm seine Ohren, dass Shinos Stimme besonders angenehm klang. Er sollte wirklich dringend mit seiner Mutter sprechen. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
 

Sie gingen schweigend nebeneinander her, während Akamaru voran lief und an jedem zweiten Grasbüschel schnupperte. Kiba schwankte zwischen dem Bedürfnis mit Akamaru allein zu sein und dem Wunsch den Rest des Tages bei Shino und Hinata zu bleiben. Aber sein Stolz verbot ihm etwas in diese Richtung zu sagen, also schwieg er, als Shino und Hinata sich an einer Kreuzung von ihm verabschiedeten. Er sah ihnen nach und fragte sich, ob diese beiden, wenn sie einmal allein waren, sich überhaupt miteinander unterhielten. Allerdings wirkte es ganz so, als fühlten sie sich wohl miteinander. Kiba wandte sich ab und folgte Akamarus Aufforderung zu einem Wettrennen. Kiba gewann, was ihn ein wenig aufmunterte. Doch er konnte sich nicht sicher sein, ob Akamaru nicht absichtlich verloren hatte, weil er Kibas schlechte Stimmung gespürt hatte und ihn aufheitern wollte.
 

Die Hunde der Familie begrüßten sie zuerst und Kiba fühlte ein nervöses Flattern im Magen angesichts der Tatsache, dass er gleich mit seiner Mutter über ein persönliches Problem reden sollte. Er liebte seine Mutter, aber für gewöhnlich sprachen sie nicht über solche Dinge. Eigentlich, dachte Kiba im Stummen, redete er mit niemandem über solche Sachen, denn seine Teamkollegen sollten ihn schließlich als respektablen Teamführer betrachten. Außerdem war es zweifelhaft, ob Hinata oder Shino ihm überhaupt antworten würden. Kiba beschloss, dass er das Gespräch mit seiner Mutter nicht allzu lang aufschieben sollte, denn sonst konnte er sich womöglich nicht mehr dazu durchringen. Er fand sie hinter dem Haus und ließ sich neben ihr auf der schmalen Veranda nieder. Die Hunde waren ihm gefolgt und tollten nun auf dem Rasen herum. Kibas Nase verschwieg ihm, ob seine Schwester Hana sich irgendwo im Haus aufhielt. Ihre drei Hunde jedenfalls waren hier.
 

»Du riechst nervös. Was ist los?«

Kiba seufzte. Seine Mutter hatte noch nie lange um den heißen Brei herum geredet.

»Meine Nase funktioniert nicht mehr richtig«, entgegnete er. Je schneller er erfuhr, was das Problem war, desto schneller musste er nicht mehr mit seiner Mutter über diese Dinge reden. Zu seiner Überraschung und Empörung fing seine Mutter an zu lachen. Kiba starrte sie an und sein Blick wurde amüsiert erwidert.

»Ich hab mich schon gefragt, wann es losgeht«, sagte seine Mutter und streckte sich. Kiba versuchte ihren Geruch von den anderen um ihn herum zu isolieren, doch es klappte nicht.

»Was geht los?«
 

Seine Mutter beobachtete die Hunde auf dem Rasen und Kiba vermutete eine Sekunde lang ungehalten, dass sie einfach nicht antworten wollte. Doch schließlich richtete seine Mutter erneut ihre durchdringenden Augen auf ihn. Kiba fragte sich kurz, ob seine Augen auch so stechend drein blicken konnten, aber er bezweifelte es.

»Als ich deinen Vater kennen gelernt habe, war ich siebzehn«, sagte seine Mutter und Kiba schaute sie verwirrt an. Sie sprach so gut wie nie über seinen Vater und er hatte auch keine Ahnung, was sein Vater mit all dem zu tun hatte. Er behauptete gern, dass sein Vater wegen der Art seiner Mutter geflohen war, aber Kiba fand, dass er sie ohnehin nicht verdient hatte, wenn er ein Feigling war.
 

»Ich konnte ihn nicht ausstehen. Er war zu nett, zu weich, zu hilfsbereit. Und er hat meine Nase verwirrt. Wahrscheinlich war es bei mir nicht ganz so schlimm wie bei dir. Deine Nase ist besonders, selbst in unserem Klan...«

Es wirkte beinahe so, als schwelgte seine Mutter in seligen Erinnerungen, was Kiba dazu brachte, sich ausgesprochen unwohl zu fühlen. Die Vorstellung von seinen Eltern als verliebte Turteltauben gefiel ihm überhaupt nicht. Er war so damit beschäftigt, nicht allzu sehr darüber nachzudenken, dass er vollkommen vergaß sich darüber zu empören, was seine Mutter mit ihrer Geschichte implizierte.
 

»Tatsache ist, dass unser Klan dazu neigt, in einem gewissen Alter damit anzufangen, sich nach Partnern umzusehen. Es ist eine frustrierende Angelegenheit, weil unsere Nase sich oft für jemanden entscheidet, den man selbst nie als Partner in Betracht gezogen hat... Aber gut, ich denke, dass es bei anderen Leuten mit dem Herzen nicht anders funktioniert, nur dass es bei uns eben mit der Nase anfängt. Es geht irgendwann wieder vorbei, wenn man älter ist. Oder, wenn man seiner Nase nachgibt. Ich hab nachgegeben, deine Schwester zum Beispiel nicht. Es ist alles ok mit dir, mein Sohn«, sagte sie.
 

Kiba starrte sie an. Wieso hatte er noch nie davon gehört? Wieso wusste er nichts davon, dass Hana offensichtlich einen potentiellen Partner abgelehnt hatte, obwohl sie sich sonst alles erzählten? Dann wurde ihm mit einer unheimlichen Plötzlichkeit klar, dass sein Geruchssinn ganz offenbar Shino für eine gute Idee hielt. Das würde er ganz sicher auch niemals jemandem erzählen, soviel stand fest. Er würde es aussitzen und hoffen, dass es bald vorbei ging. Sein Weg des Ninjas stand und fiel mit der Funktion seiner Nase. Er würde sie dazu zwingen, wieder normal zu funktionieren. Jawohl.
 

*
 

Seine Nase ließ sich nicht dazu zwingen, dass Shino keine gute Idee war.

»Kiba-kun, es tut mir wirklich sehr leid«, sagte Hinata zum ungefähr hundertsten Mal, nachdem sie Kibas Oberarm mit einem Kunai durchbohrt hatte. Kibas Augen waren verbunden gewesen und er hatte seine beiden Teamkollegen gebeten, ihm alles zu geben, was sie zu bieten hatten.

»Es ist ok«, schnaubte Kiba ungehalten und sah dabei zu, wie Hinata die Wunde notdürftig verband, bevor sie ihn zu einem Medic-Nin bringen würden. Er war sicher gewesen, dass er, wenn er sich nur genug konzentrierte, seine Geruchsinnsprobleme in den Griff bekommen konnte. Tatsächlich war er sehr gut gewesen, Shino mit verbundenen Augen zu erschnüffeln. Von ihm hatte er nicht einen einzigen Schlag, einen einzigen Käfer, oder gar ein Kunai abbekommen. Shino wirkte tatsächlich etwas miesepetrig, sofern man das bei seinem halbverdeckten, ausdruckslosen Gesicht sagen konnte.
 

Seine Nase war hypersensibel, wenn es um Shino ging, aber Hinata hatte er nicht bemerkt. Sie hatte ihn öfter getroffen. Seine Chakra-Ausgänge im linken Arm waren blockiert, sein rechter Arm war von dem Kunai durchbohrt.

»Ich bin sicher, Sakura-san kriegt das schnell wieder hin«, meinte Hinata und wischte sich die blutigen Finger ab. Kiba gab ein undefinierbares Knurren von sich und wünschte, Shino würde aufhören, ihn so anzustarren. Er konnte seinen Blick auf der Haut spüren und sein Körper fühlte sich kribbelig an – zumindest dort, wo er nicht schmerzte.

»Tut mir wirklich le–«
 

»Hinata!«, fuhr Kiba sie an und Hinata zuckte zusammen.

»Du warst gut, ok? Es ist Training. Besser jetzt, als auf einer Mission.«

Er rappelte sich mühsam auf und hinkte seinen Freunden voran vom Übungsplatz. Für ein paar Momente war er überzeugt gewesen, dass alles wieder ok war, bis ihm klar wurde, dass seine Nase nur so gut für ihn gearbeitet hatte, weil Shino sein Gegner war. Er fragte sich, ob sein Geruchssinn besser funktionieren würde, wenn Shino sich mehrere Kilometer entfernt von ihm aufhielt.
 

Wie ihm das alles auf den Zeiger ging. Er hatte Hinata nicht so anschnauzen wollen, aber er war einfach so wütend auf diese bescheuerten Umstände, in die ihn seine Nase gezwungen hatte. Außerdem war er immer noch wütend auf seine Schwester und seine Mutter, weil sie ihm nie im Vorfeld von so einer Phase berichtet hatten. Und jetzt musste er sich damit herum schlagen und machte sich alle Nase lang – haha – zum Idioten vor seinen Teamkollegen. Wenn sich diese Sache herum sprach, würde nie wieder irgendjemand ihn ernst nehmen und sein Team würde keine Aufträge mehr erhalten, weil der hormongesteuerte Geruchsexperte des Teams leider Gottes seinen jugendlichen Trieben nachgehen und seinen Job als Ninja aufgeben musste, da sein Riechorgan vollkommen durchgedreht war.
 

»Du solltest sie nicht so anfahren.«
 

Kiba hatte Shino gerochen, bevor er ihn gesehen oder gehört hatte, aber er stapfte einfach weiter, seine Hände in den Hosentaschen und Akamaru an seiner Seite, der ebenso wie Kiba niedergeschlagen dreinblickte und kaum am Wegesrand herum schnüffelte. Kiba tat es auch Leid, dass es seinem Hund schlecht ging, aber er konnte vor Akamaru ohnehin nicht so tun, als wäre alles bestens, deswegen versuchte er es erst gar nicht.
 

»Ja, ich weiß«, knurrte Kiba ungehalten und kickte einen Stein vor sich auf dem Weg, sodass er mehrere Meter weit flog. Shino ging neben ihm her und Kiba fragte sich, was er wollte. Der Geruch in seiner Nase war so überwältigend, dass er dringend das Bedürfnis hatte, stehen zu bleiben und ganz dicht an Shino heran zu treten, um seine Nase an dessen Halsbeuge zu vergraben. Verteufelter Mist noch mal, dachte er sich und legte einen Schritt zu, das kann doch nicht wahr sein.

»Vielleicht sollte ich mal ein paar Tage Urlaub nehmen«, kam es plötzlich von Shino und Kiba blieb abrupt stehen, um sich zu seinem Teamkollegen umzudrehen. Shinos Gesicht war unlesbar. Wie immer. Aber auch er hatte die Hände in den Hosentaschen und sah alles in allem irgendwie ein wenig… unsicher aus? Shino war nie unsicher. Aber Kibas Nase sagte ihm, dass Shino offenbar schwitzte. Konnte Shino etwas von Kibas Zustand mitbekommen haben? Hatte irgendjemand gepetzt? Er würde Kurenai eigenhändig erwürgen, wenn…
 

»Es sind meine Käfer«, erklärte Shino und Kiba entspannte sich sofort. Es ging also nicht um ihn und seine defekte, auf Shino sensibilisierte Nase. Gott sei–

»Sie befinden sich momentan in ihrer Paarungsphase.«

Erstens hatte Kiba Shino womöglich noch nie so viele vollständige Sätze hintereinander sagen hören. Zweitens verstand er nicht, was Shino ihm sagte. Wieso hatte er vorher noch nie etwas von Paarungsriten der Käfer gehört?

»Es passiert nur zwei oder drei Mal im Leben eines Wirts, aber es scheint so weit zu sein… und…«

Shino brach ab und zuckte mit den Schultern, als wäre damit alles klar. Aber Kiba war nichts klar. Nunja, das war nicht richtig. Etwas dämmerte ihm. Wenn sein Nasendefekt und Shinos Situation zusammen fielen, dann hatte dieses Paarungsverhalten der Käfer ja womöglich etwas mit Kibas Nase zu tun.
 

»Und wie äußert sich… dieses Paarungsverhalten so?«, fragte er möglichste lässig und beiläufig und ignorierte Akamaru, der nervös angesichts der angespannten Stimmung seinen eigenen Schwanz jagte. Shino zog seine Schultern noch etwas weiter nach oben, sodass sein Kragen hoch bis zu seiner Brille reichte und man eigentlich nur noch seinen struppigen Haarschopf sehen konnte. Wenn sie das nicht bald geklärt hatten und Kiba sich aus Shinos Reichweite entfernen konnte, dann würde er sich doch noch auf seinen Teamkollegen stürzen. Der Geruch, der von Shino ausging, vernebelte ihm das Gehirn und sein ganzer Körper kribbelte. Die Schmerzen aus dem Training waren beinahe vergessen.
 

Kiba wusste, dass Shino ihn anstarrte. Er konnte zwar die Augen seines Gegenübers nicht sehen, aber er spürte den durchdringenden Blick überdeutlich. Mit einer peinlichen, urplötzlichen Intensität wollte Kiba Shinos Augen sehen. Es hatte ihn nie interessiert, wie Shino unter seiner Maskerade aussah, aber jetzt, mit all diesen neuen Gefühlen, kamen ihm solche unberechenbaren Gedanken immer häufiger.

»Die weiblichen Käfer schütten Pheromone aus und–«
 

»PHEROMONE?«
 

Kiba hatte nicht schreien wollen. Er hatte Shino auch nicht an den Schultern packen und schütteln wollen. Aber genau das tat sein Körper.
 

»KEIN WUNDER, DASS MEINE NASE DURCHDREHT! HÄTTEST DU MIR DAS NICHT VORHER SAGEN KÖNNEN, DU SCHWACHKOPF?«
 

Shino stand einfach nur still da und ließ sich schütteln. Er schien nicht überrascht von Kibas Ausbruch und Kiba verfluchte sich noch während seinem Geschrei dafür, dass er Shino gerade auf einem Silbertablett sein Geheimnis serviert hatte.

»Du riechst die Pheromone meiner Käfer?«, gab Shino zurück und Kiba ließ ihn abrupt los. Shino klang tatsächlich überrascht und… verlegen? Ja, Kiba roch Verlegenheit. Er hatte den Drang, sich die Nase zuzuhalten, damit er endlich wieder klar denken konnte, aber diese Blöße würde er sich nicht geben. Stattdessen trat er einen Schritt zurück, holte tief Luft und sagte so ruhig wie es ihm möglich war:
 

»Du musst keinen Urlaub machen. Ich werd einfach für ein paar Tage mit Akamaru verschwinden.«
 

Er wartete nicht auf Shinos Antwort, sondern drehte sich um, schwang sich auf Akamarus Rücken und trieb seinen Gefährten zur Eile an. Seine Mutter würde sich garantiert nicht wundern, dass er verschwunden war und Shino konnte Hinata und Kurenai Bescheid sagen. Mit jedem Meter, den er sich entfernte, entspannte sich seine Nase, da Shinos Geruch weniger wurde. Allerdings hing er auch immer noch an seinen Fingern, da Kiba Shino vorhin angefasst hatte. Er und Akamaru hielten am nächstbesten Fluss, damit Kiba sich waschen konnte. Es würden ein paar ruhige Tage werden. Endlich.
 

*
 

Nach drei Stunden hatte Shino ihn eingeholt. Kiba hockte auf einer Lichtung an einen Baum gelehnt und hatte entspannt die Augen geschlossen, als er Shinos Geruch aufnahm. Seine Augen klappten auf und Akamaru bellte.
 

»Was zum Henker…?«
 

Shino würde etwas erleben, wenn er hier ankam, soviel stand fest! Kiba war ihm extra aus dem Weg gegangen, hatte sich zum Idioten vor ihm gemacht und wollte nichts anderes, als endlich seine Ruhe vor dieser ganzen Geruchskrise haben, und jetzt folgte ihm Shino auch noch. Allerdings kam Kiba nicht dazu, auch nur einen Finger zu rühren, denn das, was ihm entgegenkam, war nicht Shino, sondern ein Schwarm Käfer.
 

Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter und er fuhr herum. Shino stand hinter ihm und Kiba wollte ihm gern eine verpassen, aber als er sah, dass Shino seine Brille abgenommen und seine Jacke ausgezogen hatte, erstarrte er mitten in der Bewegung und blickte hoch in die dunklen Augen, die er noch nie zuvor gesehen hatte.

»Jetzt weiß ich, wie ich dich beim Training kriegen kann«, sagte Shino leise und Kiba beobachtete fasziniert den Mund seines Teamkollegen, der sonst meistens von seinem Kragen verdeckt war.

»Ich schick einfach alle weiblichen Käfer los und behalte nur die männlich unter der Haut.«
 

Kiba wollte antworten, aber er konnte nicht sprechen. Er war zu überrascht, zu überwältigt, und peinlicherweise hämmerte sein Herz so laut, dass es sich anfühlte, als würde es auf seinen Kehlkopf drücken und ihm so die Sprache verschlagen.

»Dieses Verhalten meiner Käfer macht mich seit ein paar Tagen ziemlich unruhig«, erklärte Shino und seine tiefe Stimme wurde immer leiser. Kiba schluckte und spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. Shino war eindeutig zu nah und er war ganz ganz eindeutig viel zu passiv in dieser bescheuerten Situation. Die Worte seiner Mutter schossen ihm durch den Kopf, dass, wenn er nachgeben würde, alles besser werden würde. Sein Geruchssinn hatte Shino ausgesucht. Was für eine absurde Wahl. Aber wahrscheinlich waren es… hoffentlich… waren es nur die Käfer…
 

»Nicht nur dich«, krächzte Kiba. Reiß dich zusammen, dachte er empört über sein Verhalten. Du bist der Rudelführer!

Aber als Shino sich zu ihm herunter beugte und die dunklen Augen sich schlossen, fühlte Kiba sich kein bisschen wie der Rudelführer. Er hätte gern panisch gefiept und sich in einer Ecke zusammen gerollt, aber Shinos Lippen legten seine Körperfunktionen für einen Augenblick komplett lahm. Kibas Augen weiteten sich. Die Lippen des anderen waren überraschend weich und der Geruch, der von Shino ausging, machte Kiba wahnsinnig. Er knurrte gegen Shinos Lippen, packte ihn an den Schultern und erwiderte den Kuss voller Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen. Dämlicher Käferfreund. Als würde Kiba sich ihm jemals unterwerfen.
 

Ein Gerangel entstand, in dem jeder der beiden versuchte, die Oberhand zu gewinnen, doch als sie schließlich stolperten und Kiba auf dem Rücken und somit unter Shino landete, gab er auf. Er hätte nie gedacht, dass er das freiwillig tun würde, aber das Gefühl von Shinos Lippen auf seinem Mund war einfach zu gut, als dass er es noch weiter hätte bekämpfen wollen.
 

»ICH bin der Rudelführer«, brummte er gegen Shinos Lippen. Amüsiert funkelnde Augen blickten ihm entgegen.
 

»Natürlich bist du das.«



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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Von:  herzausglas
2014-03-27T11:49:54+00:00 27.03.2014 12:49
Syrachan am 15.12.2013 21:17

Awwww wie süß!! Toll!
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:49:37+00:00 27.03.2014 12:49
MoonlightWhisper am 10.12.2013 15:13

Ich mag die Geschichte auch.
Eine wirklich süße Idee, die zu beiden Charaktären passt.
Ich würde mich, genau wie Lady-Bloody-Rose, über eine Fortsetzung freuen.
lg
Cliona
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:49:17+00:00 27.03.2014 12:49
Aibera am 09.12.2013 12:23

=D Genial... Die Idee gefällt mir sehr und auch die Umsetzung finde ich sehr gelungen!
lg
Aibera
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:49:00+00:00 27.03.2014 12:49
Lady-Bloody-Rose am 09.12.2013 07:52

Uiuiuiuiui, eine interessante Pärchenbildung! Die Idee ist erste Klasse und ich würde mich freuen, evtl. eine Fortsetzung lesen zu dürfen! Bis auf ein paar minimale Fehlerchen; Rechtschreibfehler, ist nichts daran aus zu setzen! Ein wenig hätte man den Text noch ausschmücken können, aber ansonsten gibt es von mir einen Daumen hoch!!!! L.G. Cat
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:48:20+00:00 27.03.2014 12:48
Shakti-san am 20.12.2013 01:12

oh ist das Zucker. ich bin mal gespannt, ob sie in der Serie mal darauf nochmal eingehen bzw eingegangen sind (häng etwas hinter her).
aber es wäre süß, wenn sie so ähnlich wie du etwas bringen könnten. die beiden passen einfach zusammen. Naru x Saku hat mir noch nie gefallen.
Grüße shakti
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:47:49+00:00 27.03.2014 12:47
Inu_Julia am 22.09.2011 16:24

:D
Ich bin gerade genau bei dieser Stelle in der Serie angekommen XD (jaaah ich bin nie auf dem aktuellen Stand aber wen interessierts? :D) Und ich bin beinahe gestorben :DDDDDD Hinata war einfach der hammer <3
Und ich wünsche mir soooo sehr, dass diese Geschichte, die du einfach nur wunderbar geschrieben hast auch wahr wird XD auch wenn ich es nicht glaube, weil NAruto ein ziemlicher Idiot ist.. aber naja :D
Du hast die zwei ziemlich gut getroffen und das Ende war der Knaller :DD
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:47:29+00:00 27.03.2014 12:47
abgemeldet am 03.01.2011 14:58

Ist schon länger her, dass ich den Manga und damit auch diese Stelle gelesen hatte (und ich hab mich geärgert, dass Naruto nie drauf eingegangen ist-.- Ich weiß ja nicht, wies jetzt ist, weil ich absolut nicht auf dem aktuellsten Stand bin... xD)

Aber diese Geschichte ist total süß irgendwie *.* Die Liebe zu gestehen hat sich für sie also doch gelohnt :D
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:47:08+00:00 27.03.2014 12:47
Peacer am 17.10.2010 23:20

Wow, ich habe beinahe einen Zuckerschock bekommen, als ich die Story gelesen habe! *_*
Die beiden sind einfach nur süß. Und du hast sie so schön beschrieben, Narutos Unbeholfenheit und Hinatas Schüchternheit, und wie ihm jetzt erst auffällt, wie hübsch sie ist, und wie er sie ausfragt, und wie sie ohnmächtig wird. Es ist alles schön, und dabei bin ich nicht einmal Fan von dem Pairing. xD
Du hast mich bekehrt. ;)
Lg,
Peacer
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:46:48+00:00 27.03.2014 12:46
Dreaming_Lissy am 25.09.2010 19:48

oh wie süß^^
niedlich geschrieben und auch recht logisch
Echt gut, weiter soxD
Von:  herzausglas
2014-03-27T11:46:26+00:00 27.03.2014 12:46
abgemeldet am 13.09.2010 19:45

Echt super schöne Story fand es echt klasse und vor allem das ende war das beste :D mehr davon pls !!


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