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von

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Prolog

Prolog
 

Ein Kunai zischte nur wenige Millimeter neben ihrer Wange vorbei und bohrte sich tief in einen Baum vor ihr. Erschrocken sprang die Kunoichi einige Meter zur Seite und presste sich keuchend in den Schatten. Sie wischte sich mit zitternden Händen den Schweiß von der Stirn und schloss sekundenlang die Augen.
 

Ihre Gegner ließen einfach nicht locker. Noch immer spürte sie zwanzig bis dreißig starke Chakren hinter sich, obwohl sie schon fast zwanzig von ihnen vernichtet hatte.

Seit mehr als zwei Stunden jagten sie die junge Shinobi durch den Wald und schienen auch nicht aufgeben zu wollen. Und dabei kam ihr Angriff für sie vollkommen überraschend und ohne ersichtlichen Grund.
 

~Flashback~
 

Die Mission bestand aus drei Teilen.
 

Finde das Dorf Iwashu,

stehle die Schriftrolle des versteckten Wolfes und

eliminiere den ersten Berater des Dorfältesten.
 

Genau diese Worte stand in der Missionsübersicht, die sie von der Hokage erhalten hatte.
 

Die Kunoichi war schon an jenem Tag misstrauisch gewesen.
 

Solche nebulösen und wenig aussagekräftigen Aufträge waren eigentlich nicht Tsunades Gewohnheit. Dennoch hatte die Shinobi, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, den Auftrag angenommen und war noch am selben Tag aufgebrochen.

Ihr geleisteter Eid band sie untrennbar an das Dorf, an den amtierenden Hokage und an jeden Befehl den sie erhielt. Fragen standen ihr nicht zu, ebenso wenig wie Gewissenbisse oder Mitgefühl.

Zahlreiche Missionen hatte sie dafür gebraucht, um die Regel Nr. 25 endlich zu verstehen. Jene Regel, die ihr nie nützlich erschien, machte plötzlich einen Sinn. Sie begriff die Notwendigkeit, als Ninja eine andere Persönlichkeit zu verkörpern. Den Schutz, die unerlässliche Maskerade ihrer selbst, um ihre Familie, Freunde und sich selbst vor feindlichen Angreifern zu bewahren.

Als Zivilistin verhielt sie sich so wie alle sie kannten und schätzten, doch sobald sie ihre Ninja-Ausrüstung anlegte, ließ sie ihre Identität zurück und wurde zu einer entschlossenen, starken Kunoichi.

So war es auch kein Wunder, dass diese Mission nicht ihren Argwohn erweckte, denn es lebten zu diesem Zeitpunkt keine Gefühle in der Shinobi, außer das unzerstörbare Band der Treue zu ihrer Hokage und dem ganzen Dorf.
 

Den ganzen restlichen Tag und auch die Nacht über war sie gelaufen um ihren Zielort zeitnah zu erreichen. Sie gönnte sich nur wenige Stunden Schlaf, aß nebenbei und konzentrierte sich ganz auf ihre Mission.

So wie es sein sollte.

So wie es von ihr verlangt wurde.
 

Nach dreitägiger Reise kam sie am Dorf namens Iwashu an. Sie rastete etwa zwei Stunden vom Dorf entfernt am Rande einer Lichtung, immer darauf bedacht sich nähernde Chakren zu orten. Beruhigenderweise gab es zu diesem Zeitpunkt keinerlei Anzeichen von Komplikationen.

Ohne eine Spur zu hinterlassen, drang sie am selben Abend in das schlecht bewachte Dorf ein, stahl die Schriftrolle und vergiftete den Berater des Ältesten, der binnen einer Minute unter ihren wachsamen Blicken sein Leben aushauchte.

Sie verließ das Dorf ebenso unbemerkt und lautlos wie sie gekommen war, und lief noch einige Meilen, bevor sie es wagte einen Platz zu suchen um bis zum nächsten Morgen zu schlafen und sich dann auf den Rückweg nach Konohagakure zu machen.
 

Doch dazu sollte es niemals kommen.
 

Kaum das sie auf einer kleinen Lichtung gelandet war, und gerade beginnen wollte ihr Zelt aufzubauen, flog das erste Shuriken knapp an ihr vorbei.

Die junge Shinobi war alles andere als erbaut, als sie nun auch die vielen Chakren um sich ausmachte, die vorher fast perfekt unterdrückt waren und ihr so eine trügerische Sicherheit vorgaukelten.

Keiner ihrer Angreifer sagte ein Wort, als sich die ersten zehn Ninjas auf sie stürzten. Nur ihrer flinken Bewegungen und ihrem Talent im Ausweichen und dem schnellen parieren gegnerischer Angriffe war es zu verdanken, dass sie nicht sofort ihr Leben verlor.

Als die erste Welle Angreifer unter ihren Hieben unterging, sammelte sich unbemerkt in ihrem Rücken eine weitere Formation Shinobis. Sofort nachdem ihre Kameraden gefallen waren, begannen sie mit ihrer Attacke.

Die Shinobi, die vollkommen unvorbereitet gewesen war, hatte ihren Angriffen nichts entgegen zu setzen. Kunais bohrten sich in ihren Körper, als ein Wirbelsturm die Waffen auf sie abfeuerte, Shuriken flogen durch die Luft, streiften ihr Gesicht, die Beine, Arme und den Oberkörper. Ein unförmiger Feuerball verbrannte ihren gesamten linken Arm, so dass er unbrauchbar im Kampf wurde.

Die ganze Zeit über schrie die Kunoichi. Vergessen war die Regel Nr. 25.

Der Schmerz der Verletzungen brachte sie schier um den Verstand. Die Brutalität, die schweigende Erbarmungslosigkeit mit der sie die junge Frau hier quälten, brachte selbst die gestandene Shinobi an den Rande des Erträglichen.

Urplötzlich brachen die Angreifer ihre Attacke ab und zogen sich zurück. Wie auf ein lautloses Zeichen hin, das die Kunoichi nicht wahrnahm und in ihrem benebelten Zustand auch gar nicht wahrnehmen konnte.

Erst als kein neuer Schmerz mehr dazukam, realisierte die junge Frau, dass niemand in ihrer Nähe war um sie weiter zu peinigen.

Langsam öffnete sie ihre zusammengekniffenen Lider.

Die Lichtung lag wie verlassen da.

Keine Spur hatten die Angreifer hinterlassen. Außer der Blutlache zwischen ihren Füßen war kein Zeichen ihrer Anwesenheit zurück geblieben. Kein verlorener Kunai, kein Shuriken der in den Rinden der Bäume steckte. Selbst der Feuerball hatte augenscheinlich keine Spuren an den Bäumen hinterlassen.

Der Shinobi dämmerte, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Die einzige Möglichkeit eine solche Illusion zu schaffen, wäre ein Jutsu. Mühsam richtete sie sich auf und hob ihre Hände um das Zeichen zu formen, welches ihren Chakrafluss kurzzeitig unterbrechen würde. Als ihre rechte Hand die verbrannte linke berührte, hätte sie am liebsten erneut geschrien. Der Geruch ihres eigenen verkohlten Fleischen stieg ihr in die Nase und brachte sie zum Würgen. Während sich ihre Hände mühselig verschränkten, lösten sich Hautfetzen von ihrer linken Hand, Blut tropfte aus dem verbrannten Fleisch zu Boden und vereinigte sich mit der schon vorhandenen Pfütze.

“Kai.” flüsterte sie angestrengt und die Welt um sie herum zerbrach in tausend Scherben.
 

Sie wünschte sich sofort sie hätte es nicht getan.
 

Die Realität war schlimmer, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen hätte ausmalen können.
 

Die gesamte kleine Lichtung war umzingelt. Vierzig dunkel gewandete Gestalten, alle mit Masken vor den Gesichtern, die nur ihre erbarmungslosen Augen freiließen, isolierten sie in der Mitte. Es gab kein Entkommen für sie.

Selbst wenn sie in Höchstform gewesen wäre, was zur Zeit überhaupt nicht der Fall war, hätte sie keine Chancen gegen diese Übermacht gehabt.
 

Das einzige, was das Mädchen in ihr bedauerte, war, dass sie nun niemals wieder ihre ehemaligen Teamkameraden sehen würde.
 

Die Shinobi in ihr tobte und wütete, das sie so untergehen sollte.
 

Beide Seiten trieben der jungen Frau die Tränen in die Augen, die sie jedoch wieder zurückdrängte. Das letzte was sie jetzt gebrauchen könnte, wäre ein Heulkrampf im Angesicht des Todes. Das war einer Kunoichi Konohagakures nicht würdig.

Ihr Ende würde ehrenvoll sein.
 

Doch vor allem wollte sie möglichst viele von ihren Feinden mit in den Tod reißen.
 

Sie starrte mit schmerzumwölkten Blick dem erstbesten Ninja in die Augen und zischte ihm drohend zu “Ich weiß zwar nicht was ihr von mir wollt. Doch seid gewiss, das ich vor meinem Tod noch viele von euch mitnehmen werde. Ich gebe mich nicht so leicht geschlagen.” Sie hielt kurz inne und rang angestrengt nach Luft. Mit dem letzten Rest von Luft presste sie noch einen Satz heraus. “Das ist ein Versprechen einer Kunoichi Konohagakures!”

Blitzschnell formte sie etliche Fingerzeichen, wobei ihr ein schriller Schmerzensschrei entfuhr, als ihre verbrannte Hand nur schwer dem Willen ihres Gehirns Folge leisten konnte. Im stillen dankte sie einem ganz bestimmten Menschen, dass er ihr ein letztes, unwissentliches Abschiedsgeschenk gemacht hatte, das ihr jetzt hoffentlich etwas Luft verschaffen würde.

Das Stechen in ihrer Brust ignorierend, holte sie tief Luft und stieß einen Feuerball aus, der sich augenblicklich zu einem Ring um sie herum formte und sich seinen Weg durch die Reihen der Shinobis um sie herum brannte.
 

Schreie. Köstliche Todesschreie brandeten auf.
 

Jetzt lag nicht nur der Geruch ihres verbrannten Fleisches in der Luft, sondern auch das ihrer Gegner.
 

Ohne einen Blick zurück zu werfen, rannte die Kunoichi durch die Feuerwand, verbrannte sich noch mehr Haut, Haare und Kleidung, bis sie endlich durchbrach und taumelnd durch zurückweichenden Gegner lief. Diese waren so geschockt von ihrer Attacke, das sie ihre Flucht nicht bemerkten und sich stattdessen in Sicherheit brachten, um von der Feuerwalze nicht niedergerissen zu werden.

Die Shinobi kümmerte das Chaos hinter ihr nicht im Geringsten. Blind vor Schmerz rannte sie in den Wald um sich in Sicherheit zu bringen.

Sie gönnte sich in seinem trügerischen Schutz gerade mal eine Minute um die schlimmsten Wunden notdürftig zu versorgen, welche eine tiefe Stichverletzung in ihrer Brust, in der Nähe des Herzens, und der verbrannte Arm waren, bevor sie sich weiter durch das dichte Unterholz schlug. Pfeifend sog sie die Luft zwischen den Zähnen sein, die sie in kräftezehrender Selbstbeherrschung zusammenbiss um nicht die ganze Zeit über zu Schreien und zu Wimmern.
 

Ihre Ausbildung war hart gewesen, die Kämpfe schweißtreibend und nicht minder gefährlich, die Missionen immer eine Herausforderung. Als Kunoichi war sie Schmerzen gewohnt, hatte viele Entbehrungen erlebt und sich in Disziplin geübt.

Berufliche sowie private Niederlagen und Enttäuschungen säumten ihren Weg.

Immer wieder stand sie auf und ließ sich nicht beirren. Es hatte sehr lange gedauert bis sie in der Lage war, zu verstehen, dass sie sich ändern musste.

Ein Ereignis, welches ihr die Augen öffnete und sie gebrochen und gleichzeitig so viel stärker zurückließ.

Seit diesem Zeitpunkt gab es kein Zurück mehr.

Sie hatte sich angestrengt, hatte Blut und Wasser geschwitzt um weiter zu kommen. Um stärker als ihre Freunde zu werden und es letztendlich geschafft, den Rang einer Jonin zu erreichen.

Nur ein Jahr zuvor ging dann ihr größter Traum in Erfüllung.

Ein Traum, von dem sie niemals erwartet hätte ihn zu erreichen.

Die Ernennung zur Anbu.

Damit war es offiziell, sie war nun eine Elite Kunoichi Konohagakures und nicht mehr das schwache Mädchen von früher, welche alle nur behindert hatte.

Verblüffenderweise war ihr selbst diese Verwandlung unheimlich, doch im Innersten platzte sie schier vor Stolz, als sie das Tattoo am rechten Oberarm bekam, das sie für immer als Anbu zeichnen würde.
 

Die gleiche Shinobi von damals, die nun blind vor Schmerzen, entkräftet von ihren Wunden und gepeinigt von Angst durch den dunklen Wald irrte.
 

Hinter sich die wütenden Schreie ihrer Gegner, die kaum Zeit benötigt hatten um ihre Flucht zu bemerken und die sofortige Verfolgung aufzunehmen.
 

~Flashback Ende~
 


 

Zitternd sank sie zu Boden, zu erschöpft um noch einen weitern Schritt zu tun. Ihr Mut sank ins Bodenlose, wurde von Zweifeln und Angst gefressen und stieß die junge Shinobi an den Rand der Verzweiflung.

Es müsste schon ein Wunder geschehen um sie noch zu retten.

Doch es war nicht wie früher. Es konnte niemals wieder so werden wie früher, als ihre Freunde und Teamkameraden kamen um sie zu retten. Keiner war auch nur in ihrer Nähe.
 

Sie war ganz allein.
 

Diese Erkenntnis ließ das Herz der jungen Frau brechen, während das Herz der Shinobi zu Eis gefror.

Beides, Scherben und Splitter aus Eis, drangen tief in ihre Seele und zerstörten den letzten Rest des unschuldigen Mädchens, welches sie einmal gewesen war.

Zurück blieb die Entschlossenheit, nicht kampflos zugrunde zu gehen.

Schwerfällig zog sie sich an der rauen Rinde des Baumes hoch, als sie die Schritte der Verfolger wahrnahm und trat ihnen hoch erhobenen Hauptes auf der Lichtung entgegen.

Ihre Verfolger verharrten in stiller Übereinkunft und sahen sie stumm an, als warteten sie ab, was sie vorhatte.
 

Die Shinobi zückte ein Kunai und hielt es mit ausgestreckten Arm auf die fünfundzwanzig Ninjas vor sich. Dann winkte sie mit der Waffe.

“Kommt nur her ihr Bastarde.” rief sie laut und mit möglichst fester Stimme.

Sie stellte sich in Kampfposition.

Ihre Augen versuchten die einzelnen Personen zu fixieren, doch ihr Blick verschwamm zusehends. Ihr blieben fünf, höchstens sieben Minuten bevor sie ohnmächtig werden würde.
 

Diese Zeit würde sie noch bis zuletzt auskosten.
 

Sie musste ihre Einladung nicht wiederholen.

Sofort stürmten zwei Ninjas auf sie zu und bewarfen sie mit Shuriken.

Die Kunoichi wich aus und wartete solange, bis sie in Reichweite für ihre Taijutsus waren. Als sie nah genug waren, ließ sie sich mit einer schnellen Bewegung in die Hocke fallen, drehte sich und entging so den zwei Tritten die auf ihr Gesicht zielten, während sie ihrerseits versuchte die Beine der Männer wegzuschlagen. Sie durchschauten ihre Taktik jedoch und brachten sich durch einen beherzten Salto nach hinten in Sicherheit.

Anstatt sie zu verfolgen, wie sie es sonst getan hätte, erhob sich die Kunoichi schweratmend und wartete auf weitere Angriffe.

Die Ninjas vor ihr schoben sich zu einer Wand zusammen. Die erste Reihe begann Fingerzeichen zu formen, während der Rest nur um eine Sekunde verzögert damit anfing exakt das Gegenteil an Zeichen zu bilden.

Der Shinobi stockte der Atem, als sie nach mehreren Momenten durchschaute was sie vorhatten. Doch um auszuweichen war es bereits zu spät.

Sie ließ sich ohne Vorwarnung fallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen, als der Angriff um sie herum schon explodierte.

Ein starker Wirbelsturm kam auf, der an ihren restlichen Kleidungsstücken zerrte, doch am gefährlichsten war der Inhalt des Sturmes. So wie eine andere Kunoichi aus Konoha solche Angriffe mit Hilfe von Schriftrollen vollführte, barg auch dieser Sturm zahlreiche Waffen in sich. Kunais, Shuriken und Nadeln umwirbelten sie und drangen tief in ihr ungeschütztes Fleisch ein.

Zwei Herzschläge lang hielt sie die Schmerzen aus, biss sich die Lippen blutig, bis ein Kunai ihr den ganzen verbrannten linken Arm aufschlitze und das Blut nur so herausspritzte.

Ihr folgender Schrei klang so unmenschlich, das sich in der Nähe befindliche Tiere jäh zur Flucht wandten und sich ohne Rücksicht auf Verluste durch das Unterholz drängten.
 

Die junge Frau schrie gellend, während die Waffen aus dem Sturm ihr sprichwörtlich die Haut von den Knochen schabten.

Sie verfluchte lauthals ihre Angreifer, kreischte ihre Wut und Qual heraus und wünschte sich gleichzeitig nichts sehnlicher als das es endlich vorbei sein würde.
 


 

Es endete so abrupt wie es begonnen hatte.

Die Stille, die der Sturm hinterließ, klingelte in ihren Ohren.

Nur ihr Keuchen und Wimmern schien die Lichtung zu erfüllen, unterbrochen von erstickten Schmerzensschreien.

Die Kunoichi fiel zur Seite, so dass ihre trüben Augen den dichten Blätterwald über ihr sahen und schließlich die vermummten Gesichter ihrer Verfolger.

Taub durch das Tosen der Sturmes, vernahm sie die Stimmen nicht, die sie verspotteteten. Selbst wenn, wäre es ihr egal gewesen.

Es gab keine Stelle an ihrem Körper die nicht schmerzte. Blut quoll aus den zahlreichen Stich- und Schnittverletzungen. Ihr verbrannter linker Arm war schon taub, das bloße Fleisch glänzte an manchen Stellen feucht und rot vor Blut, während woanders nur noch schwarzes Fleisch und Überreste von Haut zu sehen waren. Ihr Kopf brummte und pochte bei jedem angestrengten Herzschlag in ihren Ohren und beförderte noch mehr ihres kostbaren Blutes aus ihrem Körper. Sie spürte das die Erde unter ihr klumpig und nass war von ihrem eigenen Lebenssaft.

Der metallische, süße Geruch brannte scharf in ihrer Nase.

Fast so sehr wie der Geruch ihres verbrannten Fleisches.

Als sie Luft holen wollte, kam es ihr so vor, als würde ein tonnenschweres Gewicht auf ihre Brust drücken und sie immer tiefer in den Boden drücken. Ein gurgelnder Ton entwich ihrer Kehle, als sie es dennoch schaffte, nur um sofort beim Ausatmen einen Schwall Blut auszuspucken.

Ein Stich musste ihre Lunge verletzt haben, zusätzlich zu den Stich in ihrer Brust, der nur knapp das Herz verfehlt hatte. Zwei Kunai steckten noch verkeilt zwischen ihren Rippen, ein Shuriken hatte sich tief in ihren linken Unterschenkel gegraben.

Kleine Eindrücke, aber dennoch immer wieder ein Beleg dafür, dass sie sterben würde.
 

Das sie schon dabei war zu sterben.

Schon seit Jahren langsam aber sicher starb.

Ohne ihn...
 

Sie registrierte einen Tritt in ihre Seite, dann ein dumpfes Lachen.

Ihre Hörvermögen kehrte zurück, wenigstens ein wenig.
 

Vielleicht würde sie nochmal die Vögel zwitschern hören, bevor es endete.
 

Jemand packte grob ihre Haare und drehte ihren Kopf zur Seite.

Selbst diese kleine Bewegung reichte aus, um ihr die Schwärze in die Augen zu treiben und sie zum Stöhnen zu bringen.

Ein frisches Rinnsaal Blut lief ihren Mundwinkel entlang und in ihr Ohr.

Widersinnigerweise kitzelte es.

Hätte sie noch genügend Kraft gehabt um Luft zu holen, wäre sie sicherlich in Lachen ausgebrochen.
 

Vor sich sah sie einen Mann hocken. Ein sardonisches Lächeln umspielte seine Lippen.

“Das Versprechen einer Konoha Nin hat nicht viel Wert, oder?”

Seine Männer um sie herum lachten.

Die braunen Augen wurden hart, ohne Mitleid starrte er sie an. Seine Hand hob sich, deutete kurz auf sie und zeigte dann nach oben.

Zwei Hände packten ihre Schultern und zogen sie hoch. Als der eine ihr verbranntes Gewebe streifte, entfuhr der Shinobi ein Schrei, den sie durch einen schnellen Biss auf ihre Lippen abkürzte. Nur ein kehliges Stöhnen erlaubte sie sich noch, bevor sie aufrecht saß, gestützt von den Armen der Ninjas neben ihr.

Sie wollte den Mund öffnen und eine Frage formulieren, doch statt Wörter kam wieder nur Blut heraus. Jemand lachte hinter ihr und beschwor eine ohnmächtige Wut in der Shinobi.

Der Mann mit den braunen Augen trat erneut vor sie und hockte sich wieder hin um ihr in die Augen zu blicken.

Die Kunoichi ließ den Kopf hängen. Sie hatte nicht die Kraft ihn anzuheben, geschweige denn aufrecht zu halten.

Eine Hand schob sich unter ihr Kinn und hob es an, als hätte der Mann ihre Gedanken gelesen. Sein Blick brannte sich unbarmherzig in ihren und verspottete sie.

“Du bist tot, Kunoichi aus Konohagakure. Dein Tod sei unsere Rache.”

Damit ließ er ihren Kopf fallen und erhob sich.

Die Shinobi hörte das Schleifen eines Schwertes, welches gerade aus der Scheide gezogen wurde, und ergab sich nun in ihr Schicksal.

Anstatt ihr jedoch gnädigerweise mit einem schnellen Schlag den Kopf abzutrennen, hörte sie, wie er sie mehrmals umkreiste und in ihrem Rücken stehen blieb. Die Sekunden zogen sich in die Länge, wurden zu Minuten, zu Stunden. Sein Zögern war quälender als die Gewissheit ihres nahenden Todes.
 

Sie wünschte sich nur noch eines, das es schnell vorbei sein würde.
 

Wenigstens war sie im Kampf gestorben.
 

Ehrenvoll, wie es einer Elite Kunoichi gebührte.
 

Der zischende Luftzug verriet ihr, dass er das Schwert erhoben hatte und es nun mit einer geschmeidigen Bewegung auf sie niedergleiten ließ.

Anstatt für wenige Sekunden den Schmerz in ihrem Nacken zu spüren und dann in die wartende Dunkelheit zu gehen, brannte ihr Rücken wie flüssiges Feuer.

Die Erkenntnis ließ sie die Augen weit aufreißen, obwohl sie schon nichts mehr als blasse Schemen erkennen konnte.

Der Ninja hatte ihr den Rücken aufgeschnitten. Von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte. Ein einziger, perfekter Hieb und schon pulsierte das Blut auch noch aus dieser neuen Wunde.

Ihr Körper war taub, unfähig noch weitere Schmerzen zu spüren. Einzig die Nässe an ihrer Kehrseite war der Beleg für die Attacke.

Selbst zu einem Schrei war sie nicht mehr fähig. Sobald sie den Mund öffnete, floss neues Blut zwischen ihren Lippen hervor und benetzte ihre blutbesudelte Gestalt noch ein wenig mehr.
 

In einem kurzen, lichten Moment fragte sie sich, was er damit bezweckte. Wollte er sie weiter zermürben? Es war doch nicht notwendig, denn die Kunoichi war bereits jeglichen Lebenswillens beraubt.
 

Dann hieb er wieder nach ihr und alles war vergessen.

Diesmal von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte.

Und wieder merkte sie nichts.
 

Das Lachen der übrigen Shinobis hallte in ihrem leeren Schädel wieder und verlor sich in der Fassungslosigkeit ihres Körpers.

Er packte ihre Haare und zog ihren Kopf nach hinten.

Das Blätterdach brach kurz auf und ein Lichtstrahl erhellte ihre blutverschmierten Züge.

Der Mann über ihr sagte etwas, dass sie nicht verstand.
 

Er stieß sie wieder brutal nach vorne. Es war als wäre die gelassene Taubheit plötzlich von ihr abgefallen. Als würde ihr Körper wollen, das sie diese letzten Schmerzen ertrug und sie gebührend in Empfang nahm.
 

Die Shinobi blickte langsam an sich herunter und sah das gesamte Schwert ihres Gegners aus ihrem Bauch ragen.

Jetzt tat sie endlich das, was er eben von ihr gefordert hatte, ohne das sie es verstanden hatte.
 

Sie schrie durchdringend auf, sodass die letzten Vögel kreischend aus dem Blätterdach stoben und sich in den Himmel flüchteten.
 

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Der Todesschrei war schon immer sein bevorzugter gewesen.
 

Die Kunoichi kippte leblos zur Seite, als er das Schwert aus ihr zog und blieb reglos liegen.

Die Blutlache um sie herum vergrößerte sich rasend schnell, so dass er schon bald gezwungen war einen Schritt zurück zu treten damit seine Sandalen nicht gänzlich beschmutzt wurden.
 

Nur einen Wimpernschlag später war die ganze Truppe verschwunden.
 

Ihr Auftrag war erledigt.
 

Der Meister würde zufrieden sein.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Als die Shinobis endlich verschwunden waren, trat wieder eine beruhigende Stille auf der Lichtung ein. Nicht deutete auf die eben geschehene Auseinandersetzung hin. Nur die Leiche und das viele Blut zeugten von dem Grauen, das hier stattgefunden hatte.
 

Noch immer war es totenstill im Wald. Nur der raschelnde Wind, der sachte die Blätter bewegte, untermalte die Szenerie der Lichtung. Nichts konnte die umfassende Ruhe jetzt noch durchbrechen, jetzt, da der Kampf vorbei und erneut Leben ausgelöscht wurden. Was war endgültiger als der Tod selbst? Was schweigsamer als das unabdingliche Ende des Seins? Nur etwas, das vielleicht noch gar nicht vorbei war...
 

Urplötzlich durchbrach ein gurgelnder Atemzug die Stille.
 

Die Shinobi rollte sich schwerfällig auf den Rücken und spürte das viele Blut, das pulsierend aus ihr herausfloss und mit jedem Schwall ein wenig mehr Leben mit sich nahm.

Raschelnd öffnete sich erneut das Blätterdach über ihr und ließ helles Licht bis auf den blutdurchtränkten Boden scheinen. Der einsame Lichtstrahl traf ihre Stirn und wanderte dann zu ihrer Wange hinab bis er sich endgültig auf ihrer Brust verlor.

Ihre Augen blickten annähernd blind nach oben, da eine Wolke Schwärze immer mehr ihres normalen Sichtfeldes einschränkte.

Ihre Brust hob und senkte sich wie unter brennenden Qualen.

Immer und immer wieder.

Jeder Atemzug trieb spitze Stacheln in ihre Lunge, das Herz, den Kopf.
 

Das war also der Tod.
 

Ihr Tod.
 

Besiegt von einer Übermacht vermummter Shinobis.
 

Gedemütigt bis auf die Knochen und ohne jegliche Hoffnung auf Rettung.
 

So wie es enden sollte.
 

Die Shinobi zwang ein letztes Lächeln auf ihre Züge.

Das war das Mindeste was sie ihren Kameraden zurücklassen konnte, wenn sie ihre Leiche irgendwann fanden.
 

Ein letztes Lächeln der stets fröhlichen Kunoichi.
 

Ein Abschiedsgeschenk.
 

Lächelnd schloss sie ihre Augen und tat ihren letzten angestrengten Atemzug.
 


 

Der Tod bedeutet gar nichts...

Er ist das Ende eines alten Weges,

doch der Anfang eines neuen Lebens.
 

Vergiss niemals,

dein Leben war der Tod,

doch der Tod

wird nicht dein Leben sein.
 

Denn das Ende ist oftmals nur der Anfang von etwas Neuem.
 

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Ich weiß, für einen Prolog etwas lang...

Wettlauf gegen die Zeit

Kapitel 1

Wettlauf gegen die Zeit
 


 

Flammen tanzten züngelnd über ihren Körper, leckten an ihren Gliedern und fraßen begierig ihre Haare.

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Hautfetzen lösten sich und entblößten feuchtes, wundes und gerötetes Gewebe.

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Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft und erzeugte ein unangenehmes Ziehen im Magen.

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Aufrecht stand sie dort und blinzelte gegen die roten und orangenen Flämmchen ihrer brennenden Wimpern an, um zu sehen, was sich vor ihr befand.

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Kein Schmerz berührte sie, obwohl ihr Körper langsam verkohlte.

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Die Finger ihrer beider Hände waren schon schwarz und bröselten von dem blutenden Stumpf.

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Etwas stand vor ihrem Körper, hinter einer dicken Nebelwand und schien auf sie zu warten.

Die graue, wabernde Masse versprach Kühlung, obwohl sie sich gleichzeitig davor scheute, sich in dem feuchten Dunst zu verlieren.

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Nichts kam gegen die Flammen an, die sich nun fauchend durch ihre Knochen gruben, welche knackend zersprangen und ihre scharfen Splitter tief in ihr Innerstes trieben.

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Langsam setzte sie sich in Bewegung, dass Feuer brüllte und kreischte in den höchsten Tönen, sog den Sauerstoff mitten in seinen gierigen Schlund.

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Undurchdringlich tat sich die Nebelwolke vor ihr auf und verschleierte ihr Geheimnis.

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Nichts durchdrang das wabernde Geflecht schimmerndes Rauches, gespeist von ihrer eigenen Angst. Die Angst vor der Wahrheit ihres Seins.

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Doch sie wusste... sie musste sich selbst ergründen, um zu verstehen, was sie ist, war und sein wird.

..........................
 

Nichts kam gegen den allumfassenden Schmerz an, der in ihrem Körper tobte und ihre Zellen schier zerriss. Wütend bahnte er sich seinen Weg durch ihre Glieder, hinein in jeden Millimeter Haut, Fleisch, Knochen, Sehnen und Nerven. Nichts verschonte er, zeigte keine Gnade oder Wohlwollen.
 

Unnachgiebig und stur, wie ein störrischer Esel bei der Arbeit, weigerte sich die Qual beharrlich zu weichen, während mehrere starke Fesseln darum kämpften, den sich windenden Körper unter Kontrolle zu bringen.
 

Animalische Laute durchdrangen die Stille des Hauses und brachten Außenstehende dazu, sich in ihren Heimen zu barrikadieren und schützende Zeichen vor die Brust zu ziehen.

Murmelnd verließen Gebete zitternde Lippen, wurden Hände ineinander verschränkt und ängstliche Kinder beruhigt.
 


 

Doch keiner kam gegen das an, was in dem Haupthaus wütete und kreischte.
 

Dabei war es nur ein menschliches Wesen, ein junges Mädchen, um ganz genau zu sein.
 


 

Drei Heiler mühten sich angestrengt damit ab, den bebenden und sich schüttelnden Körper zurück in die Laken zu drücken. Seit geraumer Zeit schien jedoch genau dieses Vorhaben unmöglich. Dieser zarte, von Blessuren und Wunden übersähte Leib ließ sich nicht bändigen.
 

Selbst die erfahrensten Mediziner waren erstaunt über diese Energie. Ein normaler Mensch in ihrem Zustand, wäre nicht in der Lage gewesen, auch nur einen Finger zu rühren. Jedoch wusste keiner, woher diese Kraft kam.
 

Vielleicht war es auch nur das Gift, welches durch ihr Blut pulsierte, das ihr letztes Aufbäumen erklärte.
 

Dieses Rätsel beschäftigte alle drei Heiler, doch augenblicklich mühten sie sich noch immer ab das Mädchen zu bändigen.
 

“Wo bleibt dein Eleve mit unserer Verstärkung, Mana?”, keuchte ein schlaksiger Mann, dessen braune Haare ihm normalerweise bis über die Schultern reichten, er sie zur Behandlung allerdings in einem Zopf im Nacken zusammengefasst hatte.
 

“Yuo müsste gleich hier sein”, erwiderte eine graugesträhnte Frau, deren nussbraunen Augen trotz der Anstrengung vergnügt blitzten. Es war eine Freude für sie, ihr ganzes Können aufbieten zu müssen, um einer Patientin ihr junges Leben zu retten. Auch wenn diese Patienten sich wie eine wilde Furie gegen die Griffe der Heiler wehrte und selbst bei den jüngeren Mitgliedern des Mediziner-Stabes den Schweiß auf die Stirn trieb.
 

“Hoffentlich beeilt er sich”, stöhnte eine weitere junge Frau, deren Augen die gleiche intensive Farbe hatten, wie die der alten Frau namens Mana und deren Gesichtszüge sich dermaßen glichen, das eine Verwandtschaft geradezu zwingend war.
 

Im selben Moment sprang die hölzerne Tür auf und offenbarte fünf Gestalten. Vier davon eilten an das Bett und begannen sofort das Mädchen mit ihren breiten Händen nieder zu drücken. Als die Heiler sahen, dass die herbeigerufenen Männer keinerlei Probleme hatten, dass um sich schlagende Mädchen zu kontrollieren, zogen sie sich zurück und wischten sich prustend den Schweiß aus dem Gesicht.
 

Vorsichtig näherte sich die fünfte Gestalt der älteren Frau und verbeugte sich tief.
 

“Ehrwürdige Mana-sama. Verzeiht meine Verspätung, doch ich musste die Männer erst suchen...”
 

“Sorge dich nicht, Yuo. Es zählt nur, dass du es noch rechtzeitig geschafft hast”, antwortete die ruhige Alte und beobachtete, wie die Glieder des Mädchens langsam erschlafften, bis sie in einen totenähnlichen Schlaf hinüberglitt. Nur das flache Heben und Senken ihrer Brust zeugte davon, dass sie atmete.
 

Ein leises Räuspern lenkte die Aufmerksamkeit der beiden ungleichen Gestalten auf den braunhaarigen Mann, der sich vorhin nach dem Verbleib des Eleven erkundigt hatte.
 

“Ja, Kazu?” Mana hob fragend eine Augenbraue und bedeutete ihm mit einem Nicken, dass er sprechen durfte. Denn die alte Frau war nicht nur die beste, erfahrenste und begabteste Heilerin des kleinen Dorfes, sie war auch gleichzeitig eine der drei Ältesten, die jegliche Entscheidungen trafen. Daher gebührte ihr der volle Respekt eines jeden Dorfbewohners, vor allem, da sie schon oftmals eine eigentlich dem Tod geweihte Person ins Leben zurückgeholt hatte. Nicht viele hatten die geistige Kraft und das immense Wissen der Ältesten, weshalb vor allem die jüngeren Heiler ihren Rat und ihre Hilfe mehr als wertschätzten.
 

Der junge Mann verneigte sich kurz, warf einen schnellen Blick auf das wie leblos wirkende Mädchen und runzelte dann die Stirn.
 

“Was sollen wir wegen ihr unternehmen, Mana-sama?”, erkundigte er sich und kratzte sich an der Wange.
 

“Was haben eure Untersuchungen bisher ergeben?”, versetzte die braunäugige Frau und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber des Bettes. Sie ächzte leise und schon sich eine Strähne ihres Haares nach hinten, die sich aus ihrem ehemals strengen Zopf gelöst hatte.
 

Kazu schritt zügig zu dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett und griff sich den Stapel Papiere, die ordentlich zu einem Haufen zusammen geschoben waren.
 

Er räusperte sich erneut, vertiefte sich kurz in die Notizen und fasste den Bericht kurz zusammen.
 

“Das Mädchen hat zahlreiche Schnittwunden, deren Tiefe und Schwere variieren und die sich über den ganzen Körper ziehen, als hätte sie jemand mit mehreren Waffen gleichzeitig angegriffen.

Außerdem ist der gesamte linke Arm schwer verbrannt und wird wohl dauerhaft Probleme bereiten, da nach bisherigem Stand auch Nervenbahnen verletzt wurden. Außerdem hat ihr jemand den Arm zusätzlich noch aufgeschlitzt, was einen immensen Blutverlust zur Folge hatte und zusätzlich zu den schweren Verbrennungen, wohl dauerhafte Narben hinterlassen wird.

Leichte Verbrennungen sind ebenfalls im Gesicht, an den Armen und Beinen und am Oberkörper vorhanden. Eine Stichwunde in der linken Brust, eine im Bauch, bei der unter anderem einige lebenswichtige Organe verletzt wurden, die wir aber zum Glück rechtzeitig stabilisieren konnten.

Drei Rippen sind gebrochen, aus einer haben wir eben noch zwei verkeilte Shuriken rausgezogen, die sich tief in den Knochen eingegraben hatten. Fleischwunden an den Beinen, vor allem eine sehr tiefe in ihrem linken Unterschenkel. Eine Platzwunde direkt an der Stirn.

Zwei tiefe Hiebe mit einem sehr scharfen Gegenstand von der rechten Schulter zur linken Hüfte und von der linken Schulter zur rechten Hüfte.

Alle Blutungen konnten gestillt werden, wobei auch diese Verletzungen alle Narben hinterlassen werden.

Eine der Waffen oder Gegenstände musste vergiftet gewesen sein, wir haben Rückstände eines langsam wirkenden Giftes in ihrem Blut gefunden. Die Toxikologen sind noch dabei es zu analysieren. Wir haben ihr jedoch ein Breitband-Antidot verabreicht und beobachten jede halbe Stunde ihre Blutwerte.”
 

Er holte tief Luft und fuhr dann fort. “Vor etwa einer Stunde haben wir ihr zwei Liter Blut verabreicht und durch zusätzliche Gabe von Eisen versucht die Anämie zu verringern. Dennoch wird es wohl noch einige Zeit dauern bis sich ihr Mineralstoffhaushalt soweit erholt hat, dass sie keinerlei Zugaben mehr benötigt.”
 

Die Älteste winkte ihn heran und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, ihr den vorläufigen Bericht zu geben.
 

Konzentriert flogen ihre Augen über die bisherigen Ergebnisse, bis sie laut aufseufzte.
 

Sie rieb sich die Stirn und fluchte leise.
 

“Wer tut einem so jungen Mädchen solch schreckliche Verletzungen an?” Sie stellte die Frage in den Raum, bezog sie auf keine bestimmte Person, doch alle Anwesenden senkten den Kopf und schwiegen.
 

Diese Brutalität und die Erbarmungslosigkeit erschreckten selbst gestandene Männer, so dass es kein Wunder war, dass sie sich ebenfalls solche Fragen stellten.
 

Da jedoch nur das Mädchen die Antwort darauf geben konnte, war es reine Zeitverschwendung, sich jetzt über solche Fragen Gedanken zu machen.
 

Wenn sie es nicht schafften, das Mädchen soweit zu stabilisieren, dass sie die Nacht überlebte, war es sowieso gleichgültig.
 

Mana übergab die Papiere wieder ihrem jungen Assistenten Kazu und erhob sich aus dem Stuhl.
 

Zielsicher steuerte sie das Bett des Mädchens an und sah auf das blasse, von Schnitten gezeichnete Gesicht.
 

Die Heilerin atmete tief durch und ließ ihre Hand über den Körper wandern, wobei sie an einigen Stellen grünes Heilchakra aktivierte, manchmal die Brauen hochzog, während dann wieder ein besorgter Ausdruck über ihr Gesicht huschte.
 

Alle Anwesenden hielten die Luft an. Keiner der drei Heiler, der Eleve oder auch die Männer, die noch immer den Körper des Mädchens auf der Decke fixierten, sagten ein Wort.
 

Langsam näherte sich Kazu der braunäugigen Heilerin, die gebannt den Bewegungen der alten Frau folgte.
 

Er stupste sie an und lächelte beschwichtigend, als sie ihn böse anfunkelte und den Zeigefinger auf die Lippen drückte.
 

Ihre Augen jedoch sprachen eine ganz andere Sprache. Warm und liebevoll sahen sie in die dunkelblauen Seelenspiegel ihres Gegenübers.
 

“Ai”, hauchte er ihr ins Ohr und drückte seine Lippen kurz an ihren Hals.
 

Blitzschnell zog er sich zurück, bevor sie ihm eine Ohrfeige verpassen konnte und brachte sich einige Meter in Sicherheit.
 

Sein Grinsen verriet ganz genau, dass er sie durchschaut hatte. Ai, die Tochter der ehrwürdigen Mana-sama, hatte empört ihre Faust erhoben und drohte ihm im Augenblick damit, während ihre ehemals warmen braunen Augen Funken sprühten.
 

Yuo, der junge Eleve der Ältesten, schüttelte nur den Kopf.
 

Es war schon im ganzen Dorf bekannt, dass Kazu in die Tochter seiner Sensei verliebt war und das er sich einen Spaß daraus machte, sie bei sich jeder bietenden Gelegenheit zu triezen und zu necken.

Allerdings wusste keiner wie es um Ai`s Gefühle bestellt war, da sie manchmal zärtlich auf seine Annäherungsversuche reagierte und ihm im nächsten Moment schon fast den Schädel einschlug.
 

Ihr allseits bekanntes Geplänkel hatte jetzt allerdings nur einen Grund. Kazu hatte genau gesehen, wie sorgenvoll Ai`s Blick war, wie umwölkt ihre vormals strahlenden Augen. Er ertrug es nicht sie so zu sehen und versuchte sie durch etwas Normalität abzulenken.
 

Sein Plan ging anscheinend auf, denn als Ai jetzt wieder zu ihrer Mutter und dem Mädchen schaute, glomm in ihren Augen Hoffnung auf.
 

Inzwischen hatte die Heilerin ihre Untersuchung beendet und trat einen Schritt zurück. Die Augen hielt sie weiterhin geschlossen, atmete einmal tief durch und hob dann ihre Lider.
 

“Es steht wirklich schlimm um sie”, sagte die alte Frau leise. Ihre Stimme war voller Sorge.
 

“Ai, Kazu, Yuo, kommt her”, befahl sie plötzlich und winkte die zwei Heiler und ihren Eleven zu sich.
 

Die drei Genannten beeilten sich ihrem Anweisung zu folgen und stellten sich neben ihr auf.
 


 

“Mutter?” Ai berührte nach einigen Momenten ihre Schulter.
 

“Sei still, Ai”, bat die Heilerin und schloss kurz die Augen, “Ich muss nachdenken.”
 

Einige Herzschläge lang tat sich nichts. Bis Mana plötzlich seufzte.
 

“Dann geht es wohl nicht anders...”, sagte sie mehr zu sich selber, als zu den anderen.
 

“Yuo, hol mehrere Schüsseln mit warmen Wasser. Beeil dich!”
 

“Mutter?”
 

Ai schob sich in ihr Blickfeld. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Unterlippe zitterte leicht.
 

“Steht es so schlimm um sie?”, fragte die junge Frau angsterfüllt, denn sie wusste sofort was Mana vorhatte durchzuführen.
 

Ihre Mutter nickte nur und sah dann wieder auf das Mädchen herab.
 

“Das Gift ist sehr selten. Zwar hilft das Antidot, das ihr verabreicht habt, für kurze Zeit das Toxin zu bekämpfen, doch schon bald wird es seine Wirkung verlieren und das Gift sich weiter in ihrem Körper ausbreiten, bis es auch die Zellen infiltriert und sie zerstört. Ähnlich wie ein Virus. Nur das dieses Gift viel tödlicher ist, als jedes Virus oder Gift, welches ich bisher gesehen habe”, erklärte die Heilerin.
 

Atemlose Stille folgte ihren Worten, selbst die vier Männer lauschten gebannt den Ausführungen der Ältesten, auch wenn sie keine medizinische Ausbildung hatten und nicht viel von dem verstanden, was gesagt wurde. Den Ernst in den Stimmen der drei Heiler jedoch und ebenso die besorgten Mienen, konnten sie hingegen deuten.
 

“Deswegen brauche ich auch eine Probe davon”, fuhr sie fort und blickte Ai tief in die Augen, “Denn nur dann kann ich vielleicht ein Gegengift herstellen, was ihr auch wirklich hilft.”
 

Die drei Heiler blickten wie auf einen lautlosen Befehl hin geschlossen zu dem misshandelten Mädchen hinab.
 


 

Kazu ergriff als Erster wieder das Wort.
 

“Was passiert, wenn Ihr es nicht rechtzeitig schafft, ehrwürdige Mana-sama?”
 

Die Älteste klang sehr ernst, als sie zögerlich begann, dem Bild der Grausamkeit noch eine weitere schreckliche Facette hinzuzufügen.
 

“Das Gift wird zuerst die Nervenübertragung vereiteln, indem sie die Weiterleitung von Impulsen zwischen den Synapsen verhindert, so dass als erstes Lähmungen am ganzen Körper auftreten.

Daraus folgen Atemnot, Schlaffheit und Schluckprobleme, die in Erbrechen münden können. Die Gefahr das sie erstickt, ist in diesem Stadium sehr hoch.

Falls sie es dennoch überlebt, wird das Gift beginnen, sich in den Organen abzulagern und sie in ihrer Funktion stören, jedoch noch nicht beginnen sie zu zerstören.

Man kann fast sagen, dass es ein intelligentes Toxin ist, welches abwartet, bis jede Zelle infiziert ist, bevor es gleichzeitig beginnt, ihren Körper von Innen heraus zu zerstören.

Schwere, innere Blutungen werden die Folge sein, es wird aus allen Körperöffnungen strömen, bis sie entweder am Blut erstickt, an der schieren Menge verblutet oder das Gift es schafft, als erstes das Herz zum Stillstand zu bringen und ihr somit einen schnellen Tod beschert.”
 


 

Auf ihre Worte folgte geschocktes Schweigen.
 

Selbst die beiden erfahrenen Heiler waren sprachlos. Von solch einem heimtückischen Gift hatten sie noch nie gehört.
 

Die meisten Gifte waren relativ leicht zu neutralisieren, sofern man das richtige Gegengift zur Hand hatte. Die Hauptzahl der Fälle hier in dem Dorf beschränkten sich auf Verletzungen an rostigen Eisen- oder Metallwerkzeugen, bei denen manchmal eine Sepsis ausbrach, die zügig behandelt werden musste, damit der Patient eine Überlebenschance hatte. Bisher jedoch war es den Medizinern jedoch immer gelungen, Vergiftungen rechtzeitig zu heilen, bevor sie zum Tod führen konnten.
 

Wer also entwickelte nur etwas dermaßen gefährliches und vergiftete damit ein junges Mädchen?

Welches Scheusal tat sowas und zu welchen Zweck?
 


 

“Wie lange haben wir noch Zeit?”
 

Ai`s Stimme zitterte, als sie die Worte aussprach. Es war deutlich, das sie sich vor der Antwort fürchtete.
 

Mana senkte den Blick.
 

“Das Gift wirkt, wie gesagt, sehr langsam. Ich schätze wir haben noch etwa zehn Stunden.”
 

Kazu atmete erleichtert auf und auch Ai griff sich sichtlich beruhigt an die Brust.
 

Nur die Älteste wirkte nicht im Geringsten zufrieden.
 

“Was habt Ihr, Mana-sama?”, fragte Kazu und lächelte, “Ihr habt doch selbst gesagt, dass wir noch zehn Stunden haben, um ein wirksames Gegengift zu entwickeln.”
 

“Ihr versteht es nicht”, flüsterte die alte Frau. Ihre Stimme versagte immer wieder, als sie die nächsten Worte sprach, die allen Anwesenden zu Stein erstarren ließen.
 

“Zehn Stunden ist korrekt, allerdings wird schon in etwas weniger als einer Stunde das eigentliche Toxin wieder beginnen zu wirken. Ihr Todeskampf wird dann, vorteilhaft geschätzt, die nächsten neun Stunden andauern, bis ihre Ahnen ihr hoffentlich gnädig sind und einen relativ schmerzlosen Tod schenken, nachdem sie die ganze Zeit über bei vollen Bewusstsein mitkriegen musste, wie sie von Innen heraus langsam von dem Gift zerfetzt wird.”
 

Ai sackte fassungslos zusammen. Kazu schaffte es gerade noch sie aufzufangen, bevor sie auf den Boden aufprallte und haltlos anfing zu zittern. Sie klammerte sich fest an ihn und schüttelte immer wieder den Kopf, als könne sie nicht fassen was ihre Mutter ihnen gerade offenbart hatte. Doch auch der ansonsten immer gefasste Heiler war offenkundig entsetzt und unfähig sich wieder zu erheben.
 

Mana sah die beiden am Boden hockenden Heiler traurig an. Ihre sonst so lebensfrohen braunen Augen wirkten erloschen.
 

“Seid euch bewusst, dass wir diese Patientin wahrscheinlich nicht retten können.”

Missionsbericht

Kapitel 2

Missionsbericht
 

“Was soll das heißen, du hast sie verloren?!”, brüllte eine aufgebrachte Stimme, während die dazugehörige Faust krachend auf dem Schreibtisch niedersauste und dafür sorgte, dass die darauf gestapelten Papiere gefährlich ins Rutschen gerieten.
 

“Wie kann man ein dreiundachtzig Zentimeter großes- das nicht fähig ist zu Laufen, geschweige denn zu Sprechen- zwölf Kilo schweres, zweijähriges Kind verlieren? Sag mir das Naruto Uzumaki, oder du kannst deine Ramen bald nur noch püriert schlürfen!”
 

~*~*~*~
 

Auf dem Platz vor dem Hokageturm herrschte geschäftiges Treiben.

Überall sah man Shinobis vorbeieilen, die entweder den Turm anstrebten,

ihn gerade verließen oder einfach nur den Platz passierten.

Ganz unterschiedliche Mienenspiele sah man in den vielfältigen Gesichtern.

Einige wirkten ausgezehrt und erschöpft von den erledigten Missionen, andere schienen überglücklich, dass sie wieder in ihrem Heimatdorf waren und wieder andere Gesichter wirkten wie versteinert, die Züge hart, auf der Stirn tiefe Sorgenfalten eingemeißelt.

Einfache Zivilisten, die keinerlei Ninja-Ausbildung erhalten hatten, strebten emsig durch Konohas Straßen und Gassen, erledigten Einkäufe, gingen zur Arbeit oder versuchten ihre kreischenden Kinder zu bändigen.

Kurzum, es war ein ganz normaler Tag in Konoha.
 

Zumindest solange, bis man die donnernde Stimme Tsunades auf dem Platz hören konnte.
 

Sofort verharrten die Shinobis auf der Stelle und richteten ihre verblüfft geweiteten Augen auf den Turm.

Selbst die Passanten schauten erstaunt zu dem Machtzentrum Konohagakures und verharrten in ihrer Tätigkeit.

Tsunades Wutausbrüche waren legendär und sogar noch bekannter als die regelmäßigen Flugübungen die Sakura mit Naruto veranstaltete.

Man munkelte, dass die Hokage ihre Brutalität Eins zu Eins an ihre Schülerin weitergegeben hatte, weswegen es auch keiner mehr auf eine Auseinandersetzung mit der Haruno anlegte.
 

Außer natürlich Naruto Uzumaki.

Nur Naruto wagte es noch, sich mit seiner ehemaligen Teamkameradin und deren Sensei anzulegen.

Ob er nun in dieser Hinsicht besonders mutig oder einfach nur töricht war, darüber stritten sich die Dorfbewohner noch heftig. Bisher überwog allerdings eindeutig die Ansicht, dass Naruto wohl eher ohne vorher darüber nachzudenken die Hokage und ihre Schülerin reizte.

Trotz der vielen Kopfnüsse von Sakura und den Wutausbrüchen Tsunades, lernte Naruto nicht dazu und stolperte von einem Fettnäpfchen ins andere.
 

So wie es auch jetzt wohl der Fall war, denn man hörte deutlich den Namen Narutos aus Tsunades Gebrüll heraus.

Die Shinobis tauschten vereinzelt schnelle Blicke, schüttelten verständnislos den Kopf und beschlossen dann einstimmig das Weite zu suchen.

Keiner von ihnen wollte jetzt auch nur in der Nähe des Hokageturms sein.

Annähernd jeder Shinobi hatte Tsunade schon einmal wütend erlebt und wusste deshalb, dass ein Überleben in diesem Zustand beinahe unmöglich war.

Selbst Jiraiya, der alte Teamkollege Tsunades, brachte sich lieber in Sicherheit, wenn die Hokage explodierte. Er wusste aus erster Hand was es bedeutete, von Tsunade verprügelt zu werden, da sie ihn mehr als einmal dabei erwischt hatte, wie er junge Mädchen beim Baden in der heißen Quelle bespannt hatte. Selbst sein hohes Kreischen von wegen `Nachforschungen`, hielten die junge Tsunade nicht davon ab ihr Teammitglied windelweich zu schlagen.
 

Deswegen und auch wegen aktuelleren Gerüchten, waren die Ninjas Konohagakures lieber vorsichtig, wenn es auch nur das leiseste Flüstern darüber gab, das die Hokage schlecht gelaunt sei. Und das sie es jetzt war, belegte ihr wütendes Brüllen, welches noch immer aus dem Turm erklang.
 

Nur Sekunden nachdem der Tumult aus dem Turm auch außerhalb hörbar wurde, war der Platz vor dem Hokageturm wie leergefegt.
 

~*~*~*~
 


 

Im Büro der Hokage kochten die Emotionen eben Genannter derweil bedrohlich über.
 

Tsunade lauschte bis eben noch schweigend dem Missionsbericht Narutos, was sich aber augenblicklich ins Gegenteil verkehrte, als sie erfuhr, dass der Uzumaki ein Kleinkind aus den Augen verloren hatte, welches er eigentlich schützen sollte.
 

Zwar war dieser Ausbruch der Hokage offensichtlich schon kurz vorher der Fall gewesen, nur hatte Naruto die Zeichen nicht gesehen, die er sowieso gerne ignorierte.

Das Pochen der Ader auf Tsunades Stirn, die geballten Fäuste, das zischende Luftholen, waren dabei nur die schlichtesten Anzeichen.

Das die Hokage ihren heißgeliebten Sake zur Seite gestellt hatte, wäre jedem Shinobi sofort unangenehm aufgefallen, ebenso das sie ihn im weiteren Verlauf des Gespräches nicht angerührt hatte, hätte den Ninja dazu veranlasst, ein wenig mehr Sicherheitsabstand zwischen sich und die Hokage zu bringen.
 

Nicht aber Naruto.
 

Der blonde Chaosninja plapperte begeistert über die Mission und trat sogar näher an den Schreibtisch heran, was eigentlich schon alle Alarmglocken zum Schellen bringen würde.
 

Er ignorierte ebenso geflissentlich wie seine nicht vorhandenen Alarmglocken die merkwürdigen Gebärden seiner Teammitglieder auf Zeit, die da Hinata Hyuuga und Kiba Inuzuka wären, da beide noch immer Chunin waren, ihr ehemaliges Teammitglied Shino hingegen schon Jonin und bei einer ANBU-Einheit. Weswegen die beiden ehemaligen Mitglieder von Team Acht immer dann eingesetzt wurden, wenn irgendein Chunin eines anderen Teams ausfiel oder Urlaub hatte.
 

Naruto zuckte dennoch erschrocken zusammen, als die Hokage plötzlich anfing zu brüllen und schaute sie verwirrt an, als könnte er nicht verstehen was daran so schwerwiegend sein sollte.
 

“Aber Yuki-chan wurde doch wiedergefunden, Tsunade-obaachan”, sagte Naruto und kratzte sich am Kopf, “Das ist doch nicht schlimm, echt jetzt!”

Hinter ihm schlug sich Kiba an die Stirn, schloss die Augen und stöhnte laut, während Hinata nervös die Fingerspitzen gegeneinander stieß und nicht wusste, ob sie Naruto warnen, oder lieber vor dem kommenden Wutausbruch flüchten sollte.
 

Alle weiteren Überlegungen wurden allerdings im Keim erstickt, da Tsunade nun wirklich explodierte.
 

“NARUTO UZUMAKI! Wie zum Teufel kann man es schaffen, ein zweijähriges Kleinkind zu verlieren, das noch nicht einmal weglaufen kann! Du solltest nur eine Stunde, EINE STUNDE! auf Yuki aufpassen, mehr nicht und selbst das hast du nicht geschafft! Hinata war es schließlich, die Yuki zufällig in ihrem Kinderzimmer fand, obwohl du draußen mit ihr spielen solltest!”
 

Tsunade holte einmal tief Luft und schnitt Naruto das Wort ab, der gerade den Mund öffnen wollte, um zu protestieren.
 

“Lass mich gefälligst ausreden, Uzumaki!”, fauchte die Hokage und schüttelte drohend ihre Faust. Ihr Körper zitterte vor Wut auf diesen unverschämten Bengel, der anscheinend nicht einmal auf ein Kleinkind achten konnte ohne das es abhanden kam.

Da Naruto sich nur zu gut an Sakuras Schläge erinnerte und diese ihre immense Kraft von Tsunade gelernt hatte, hielt er es für klüger, kurz zu schweigen. Seine manchmal etwas trägen Instinkte warnten ihn nun davor in diesem Moment irgendetwas zu sagen. Wie immer zu spät, aber diese brutale Ehrlichkeit war es auch, die Narutos Wesen ausmachte und die seine Freunde und Kollegen trotz allem schätzten. Nur der missbilligende Zug um seine Lippen machte deutlich, dass er diese erzwungene Schweigepflicht keineswegs schätzte.
 

“Jetzt sag mir gefälligst, wie du es geschafft hast Yuki aus den Augen zu verlieren- und bete, dass ich deine Erklärung für plausibel befinde, sonst kannst du die nächsten Monate damit verbringen Katzen aus Bäumen zu retten und Unkraut zu jäten!”, drohte Tsunade mit noch immer erhobener Faust. Ihre braunen Augen glitzerten drohend und machten jeden Anwesenden deutlich, dass sie es bitterernst meinte.
 

Naruto zupfte an seiner blonden Mähne und grinste breit.
 

“Ich hab Yuki-chan ein paar Blumen gepflückt, weil sie die unbedingt haben wollte und hab mich nur kurz umgedreht und gebückt, ehrlich Tsunade. Und als ich ihr die Blumen bringen wollte, war sie weg...”, er überlegte kurz und kratzte sich am Kinn, “Ich frag mich auch wie sie das gemacht hat, Tsunade-obaachan. Echt jetzt!”
 

Tsunades Brauen zuckten gefährlich in die Höhe, als sie den verhassten Suffix hörte, doch gleichzeitig wusste sie genau, dass sie Naruto in diesem Leben nicht mehr dazu bringen konnte sie ehrenvoller anzureden. Seitdem dieser Bengel wusste, das sie fast genauso alt war wie sein Sensei Jiraiya- ihr nervender, herzensguter, ehemaliger Teamkamerad- nannte er sie so. Auch eine kräftige Tracht Prügel würde daran wohl nichts ändern, doch zu diesem Zeitpunkt war die Vorstellung dennoch verlockend. Tsunade beschloss, diesen Gedanken später vielleicht noch zu verfolgen und schaute nun zu Narutos beiden Teamkameraden auf dieser Mission.

Hinata Hyuuga und Kiba Inuzuka.
 

“Könnt ihr mir etwas dazu berichten? Hinata? Kiba?”, fragte Tsunade ruhig und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
 

Die beiden Chunin sahen sich kurz an und schließlich war es Kiba, der als Erstes sprach.
 

“Naja, es war in etwa so, wie Naruto es geschildert hat, Tsunade-sama...”
 

Die Hokage atmete erleichtert auf, als sie seine ehrenvolle Anrede vernahm und dankte im Stillen jeder erdenklichen Person auf Erden, dass Narutos Unverfrorenheit noch nicht auf die anderen Shinobis übergegriffen hatte. Wenigstens einige wussten noch was Anstand war.
 

“... nur für den Vorfall mit Yuki konnte er wirklich nichts.”
 

Überraschung, das der Hundeliebhaber Naruto in Schutz nahm, ließ die Hokage kurz innehalten. Ihre braunen Augen spiegelten ihre Verwirring wieder, denn der Inuzuka war nicht gerade dafür bekannt, ein enges Verhältnis zu Naruto zu haben.
 

Ihr durchdringender Blick forderte Kiba geradezu überdeutlich auf, endlich eine Erklärung für seine Worte folgen zu lassen.
 

Bevor es dazu jedoch kommen konnte, durchbrach Narutos zustimmendes “Echt jetzt!” die Stille. Der Chaosninja nickte heftig und strahlte Hinata erleichtert an, die sofort feuerrot anlief, als Naruto sie dann auch noch begeistert auf die Nasenspitze küsste und lauthals anfing zu lachen. “Ich hab`s doch gesagt, Tsunade-obaachan!”, jubelte er.
 

Nur eine Sekunde später hefteten ihn mehrere Kunais, die längs seiner Arme in der schwarz-orangenen Jacke steckten, an die Wand von Tsunades Büro.
 

Der blonde Ninja blickte erschrocken zur Hokage, die mit erhobener Hand erneut aufrecht stand und mit ihren Augen imaginäre Blitze auf ihn abfeuerte.
 

Naruto hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sich Tsunade bewegt hatte, geschweige denn, wo sie die Kunais plötzlich aufgetrieben und auf ihn geworfen hatte.

In diesem Moment, als er wie ein Käfer aufgespießt an der Wand hing, wurde Naruto erneut klar, dass Tsunade die stärkste Shinobi des Dorfes war und nicht umsonst die fünfte Hokage. Durch ihr jugendliches Aussehen vergaß er es immer wieder, doch Tsunade war im gleichen Alter wie Ero-Sennin und hatte dennoch Reflexe wie eine Zwanzigjährige. Selbst im betrunkenen Zustand würde er niemals soweit gehen und behaupten, dass die Hokage kampfunfähig sei. Der Alkohol ließ sie lediglich ihre Selbstbeherrschung lockern, was zur Folge hatte, dass sie weitaus kraftvoller zuschlug als sonst. Was im schlimmsten Fall tödlich enden konnte.

Es war Naruto also nicht zu verübeln, dass er leicht besorgt war, als er die wutschnaubende Tsunade betrachtete, die ihn immer noch verärgert anstarrte.
 

Irgendwann wollte er auch so stark sein wie sie und würde dann als nächster Hokage das Dorf genauso gut leiten wie Tsunade und alle anderen Hokage vor ihr. Nur den Alkoholkonsum würde er wohl nicht übernehmen, überlegte er, während er versuchte seine Arme von der Wand zu lösen.
 

Tsunade hatte ganz genau gezielt, schließlich wollte sie Naruto nur warnen, nicht skalpieren, so dass der Shinobi nun an seiner Jacke an die Wand gepinnt war. Seine aufgerissenen blauen Augen sahen sie erschrocken an und die Hokage erkannte, dass er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte.
 

Hinata hatte die Hand vor ihren Mund geschlagen und starrte entsetzt auf Naruto, während Kiba ungerührt den Uzumaki betrachtete und die Schultern zuckte, als wolle er sagen `Selber Schuld, wenn man die Hokage so reizt. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.`
 

Er drehte sich auch zügig wieder um und ignorierte Naruto, der von Hinata derweil aus seiner misslichen Lage befreit wurde, da der seine Arme überhaupt nicht mehr bewegen konnte.
 

“So, Kiba...”, nahm Tsunade ihren verloren gegangenen Faden wieder auf, als sei nichts geschehen, “Berichte mir wieso Naruto nichts für das Verschwinden Yukis konnte?”
 

Der Hundenarr zuckte mit den Schultern. “Wie gesagt, es war eigentlich alles so wie Naruto schon berichtet hat. Nur das uns Kanamaru-sama nicht gesagt hatte, dass seine Tochter schon in ihrem Alter Jutsus beherrscht.

Während Hinata und ich das Anwesen nach versteckten Fallen durchsuchten, musste Naruto auf die Kleine aufpassen. Tja, dabei hat sie wohl das Jutsu des Tausches angewendet und sich so in ihr Kinderzimmer getauscht. Erst nach diesem Vorfall erzählte uns der Hausherr, dass Yuki wohl instinktiv ihr Chakra nutze und dadurch schon für viel Verwirrung bei seinen Bediensteten und ihm selber gesorgt hatte. Er hatte wohl gehofft, dass sie sich benimmt, während wir da waren und uns deshalb nichts von dem Talent seiner Tochter erzählt.”
 

“Ja, Tsunade-sama”, schaltete sich Hinata ein, die inzwischen Naruto von allen Kunais befreit hatte und diese laut scheppernd auf den Schreibtisch fallen ließ, “Wir sollen Euch außerdem die Bitte überbringen, seiner Tochter so bald wie möglich einen Platz an der Akademie zu geben, da er nicht will, dass ihr offensichtliches Talent vergeudet oder missbraucht wird.”
 

Hinata huschte, als sie geendet hatte, wieder auf ihren Platz zwischen Kiba und Naruto, als ihr plötzlich noch etwas einfiel.
 

“Oh, Verzeihung Tsunade-sama. Da war noch etwas das ich Euch ausrichten sollte”, platzte sie hervor und senkte verlegen den Blick.
 

“Ja?”, die Hokage zog eine Braue hoch und betrachtete die Hyuuga abwartend.
 

“Ich soll Euch noch sagen, dass es Kanamaru-sama Leid tut, dass er Euch nichts von Yukis Fähigkeiten erzählt hat. Doch er fürchtet sich sehr davor, das Abtrünnige Ninjas davon Wind bekommen und seine Tochter entführen um ihn zu erpressen oder sie zu ihren dunklen Zwecken zu missbrauchen”, versuchte Hinata das Gespräch mit Yukis Vater in die richtige Reihenfolge zu bringen.
 

Tsunade faltete ihre Hände ineinander und stellte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab. Ihre Stirn legte sich in Falten, als sie angestrengt nachdachte.

Die drei Ninjas warteten schweigend.

Nur Naruto murmelte leise vor sich hin, dass seine Jacke jetzt vollkommen durchlöchert sei und er sich eine neue kaufen muss.
 

Schließlich sah die Hokage auf und bedachte den immer noch vor sich hin plappernden Naruto mit einem scharfen Blick.
 

“Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen. Ich will eueren schriftlichen Bericht am Ende der Woche haben, von euch allen...
 

Das letzte Wort zielten besonders auf den blonden Uzumaki ab, der seine Berichte immer mindestens einen Tag zu spät reinreichte.
 

Hinata, Kiba und Naruto nickten einstimmig. Doch die Hokage ahnte schon, dass Narutos Bericht wohl wieder erst nächste Woche auf ihrem Schreibtisch liegen würde.
 

“Gut, da das nun geklärt ist, könnt ihr gehen”, meinte Tsunade dann knapp und winkte in Richtung Tür.
 

Die Hyuuga und der Inuzuka drehten sich auch sofort um, doch Naruto blieb auf seinem Platz stehen.
 

“Tsunade?”, fragte er vorsichtig. Einen Ton, den man normalerweise nicht mit Naruto verband.
 

“Ja, Naruto?”, Tsunades Brauen bewegten sich wieder gefährlich in die Höhe. Außerdem begann die Ader an ihrer Stirn wieder zu pochen, da sie genau wusste, dass dieser umsichtige Tonfall keineswegs etwas Gutes bedeuten konnte.
 

Der blonde Shinobi überlegte kurz und strich sich gedankenverloren durch seine abstehenden Haare.
 

“Ist Sakura-chan eigentlich wieder da?”
 

Tsunade seufzte laut auf und strich sich eine blonde Strähne nach hinten.

Ach, darauf will er hinaus...
 

“Nein”, sagte sie schließlich und funkelte Naruto verärgert an, “Sie hat noch zwei Tage Urlaub, wie du eigentlich noch wissen müsstest, da du mich ja damals bekniet hast ihr zwei Wochen zu geben, weil sie so blass und erschöpft aussah. Und jetzt raus hier, alle Drei!”
 

Kiba ergriff ohne Naruto vorzuwarnen, seinen zerfetzten Ärmel und zog ihn hinter sich aus dem Büro.
 

Hinata folgte den Beiden und zog behutsam die Tür hinter sich zu.
 

“Baka”, war das einzige was Kiba sagte, als der blonde Junge lautstark gegen diese Behandlung aufbegehrte. Er begrüßte freudig Akamaru, der wegen seiner extremen Größe nicht mehr mit ins Büro der Hokage konnte und strich liebevoll über das Fell des Hundes, der ihm sofort das Gesicht abschleckte.

“Hey, nicht so stürmisch Akamaru!”, lachte er und ließ wie nebenbei Narutos Arm los. Der plumpste unsanft auf den Boden, was Kiba nicht zu stören schien, Naruto aber wieder einen Protest entlockte.
 

Kiba verabschiedete sich unterdessen kurz von Hinata und ließ den zeternden Naruto einfach dort wo er ihn hat fallen lassen. Akamaru leckte der Hyuuga einmal kurz über die Hand, bevor er seinem Freund schwanzwedelnd folgte und die beiden um die Ecke verschwanden.
 


 

Hinata errötete, als Naruto und sie alleine waren, der Uzumaki sie allerdings nicht wirklich wahrzunehmen schien. Er schimpfte immer noch über Kibas Verhalten, während er sich aufrappelte. Solange bis ihm irgendwann die Puste ausging und er verstummte. Ein Grummeln kam aus seiner Brust.
 

“Na-Naruto?”, Hinata stotterte noch immer in seiner Gegenwart und wurde zutiefst verlegen. Auch nach Jahren schaffte sie es nicht einen anständigen Satz in seiner Gegenwart zu formulieren. Er muss mich ja für verrückt halten, stöhnte Hinata im Gedanken und klatschte sich selber an die Stirn, wenn ich immer in seiner Nähe rot und ständig ohnmächtig werde.
 

“Oh, Hinata!”, Naruto klang überrascht. Seine blauen Augen strahlten die Hyuuga an, als ihm wieder einfiel, dass sie auch noch da war. Sie war immer so still und zurückhaltend, dass man sie kaum wahrnahm.

Naruto runzelte die Stirn. Dabei ist sie so eine liebevolle Person, die sich um jeden und alles sorgt. Selbst wenn sie ihre Bedürfnisse dafür in den Hintergrund stellen musste.
 

“Ich dachte du wärst schon weg gewesen”, lachte er plötzlich und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Dabei fiel sein Blick wieder auf die regelmäßig angeordneten Löcher in seiner Jacke und ein kurzer Schatten huschte über sein strahlendes Gesicht, bis er sich wieder auf die Hyuuga konzentrierte und sie angrinste.
 

“N-N-Nein”, stotterte Hinata und knetete nervös ihre Hände.
 

Der Uzumaki runzelte die Stirn und grinste die blauhaarige Hyuuga weiterhin an, der unter seinem Blick mal wieder ganz schwindelig wurde.
 

“Hast du Lust mit mir Ramen zu essen? Da Sakura-chan ja noch immer Urlaub hat und keiner sonst außer ihr und dir noch mit mir Ramen isst und ich keine Lust habe alleine zu gehen, würdest du heute mitkommen?”, fragte er plötzlich und fand die gegenüberliegende Wand ganz plötzlich sehr interessant.
 

Hinata schaute ihn verwirrt an. Hatte... hatte Naruto... hatte Naruto gerade tatsächlich gefragt ob sie mit ihm Ramen essen würde?
 

“Ich soll... Ich soll mit-mit... dir Ramen essen gehen?”, versicherte sich die Hyuuga erstaunt.
 

“Jap!”
 

“Ist in Ordnung”, flüsterte Hinata peinlich berührt und wandte sich unsicher ab. Sie würde mit Naruto, mit Naruto! Alleine! Essen! Gehen!
 

Ihr Körper kribbelte überall, vor allem, da Naruto begeistert einen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich zog. Er setzte sich mit Hinata im Arm in Bewegung und fing an wie ein Wasserfall zu reden.

Er bemerkte nicht, dass Hinatas Knie weich wurden und sie sich deshalb ein wenig mehr an ihn lehnte und ihr Gesicht dabei mehr denn je wie eine überreife Tomate aussah. Das blauhaarige Mädchen schwieg die ganze Zeit über und lauschte wie gebannt seinem Monolog, was weder ihn noch sie zu stören schien.
 

Die beiden verließen auch relativ zügig den Turm, was vor allem an Narutos laut knurrendem Magen lag- und steuerten zielsicher das Ichiraku`s an, die mehr als erfreut wirkten ihren besten Stammgast wieder in Konoha begrüßen zu können.

Die erste Runde ging aufs Haus, was Naruto mit überwältigendem Jubel zur Kenntnis nahm und Hinata zum zweiten Mal an diesem Tag spontan einen Kuss auf die Nasenspitze aufdrücken ließ, der die Hyuuga fast ohnmächtig werden ließ.
 

~*~*~*~
 

Nachdem die drei Shinobis ihr Büro verlassen hatten, brütete Tsunade über einer geheimen Schriftrolle, zu der nur die amtierenden Hokage Zugriff hatten.
 

Sie war sichtlich besorgt, als sie darüber nachdachte, dass eine ihrer Anbus noch immer nicht zurück war. Verspätungen waren zwar keine Seltenheit bei diesen gefährlichen Aufträgen, obgleich die junge Frau sich noch nie soviel Zeit gelassen hatte. Sie nahm ihre Missionen ungewöhnlich ernst und scheute sich nicht, auch die Schwierigsten unter ihnen zu übernehmen, sollten sie ihr doch dabei helfen ihren größten Traum zu verwirklichen.
 

Tsunade seufzte laut auf und stützte ihre Stirn mit der Handfläche ab.
 

Noch war es kein Anlass zur Sorge, ermahnte sie sich selber, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich dennoch bohrende Zweifel in ihrem Kopf festkrallten.
 

Stöhnend presste sie ihre Fingerkuppen auf ihre geschlossenen Augen und versuchte ganz ohne Emotionen die Situation zu beurteilen.
 

Sie hat noch einen Tag um wieder zurückzukehren. Wahrscheinlich hat sie irgendetwas aufgehalten, eine unvorhergesehene Beeinträchtigung, die sie etwas aufhielt.
 

Kein Grund zur Sorge, Tsunade.
 

Sie ist eine talentierte Shinobi, noch dazu Medic-Nin. Es gab kaum jemanden der sie besiegen konnte, warum sollte sie gerade bei dieser Mission auf einen unüberwindbaren Gegner stoßen?
 

Die Hokage schüttelte diesen Gedanken ab und konzentrierte sich auf die Schriftrolle vor ihr.
 


 

Wäre etwas passiert, hätte sie es gespürt.
 

Da war sich Tsunade sicher.
 

Nur die Zweifel, die lauernd in ihrem Kopf abwarteten, konnte sie nicht ausmerzen, doch sie würde auch nicht zulassen, dass sie ihr Denken und Handeln beherrschen würden.

Schließlich war sie die Hokage und durfte sich keinerlei Nachlässigkeit erlauben.
 

Etwas beruhigter widmete sie sich wieder ihrer Lektüre und verbannte jeden Gedanken an andere Dinge in die hinterste Ecke ihres Kopfes, wo auch die Zweifel saßen, die sie mit gierigen Augen musterten und darauf warteten, dass sie schwach wurde und sie so erneut verunsichern konnten.

Suche oder sterbe

Kapitel 3

Suche oder sterbe
 

Tiefe Dunkelheit umspannte das Bergmassiv, mitten im Herzen des Landes, dessen Namen nicht von Bedeutung war.

Fahles Mondlicht tauchte die grauen Steinspitzen in ein diffuses Zwielicht, welches den Boden nicht einmal annähern erreichte und die steinernen Füße in tiefer Dunkelheit zurückließ.

Ein sanfter Wind ließ die Bäume am Fuße des Berges knarzen und ächzen, zerzauste die Blätter und ließ raschelnd Zweige übereinander schaben.
 

Es schien beinahe so, als würde sich kein lebendes Wesen in die Nacht trauen, die jedes Licht, jeden Lebensfunken abzustoßen drohte.

Doch vereinzelt hörte man das Knacken des Unterholzes, glühende Augen spähten aus den Bäumen heraus und verschwanden, so schnell wie sie zum Vorschein kamen, auch wieder im Schutz des Waldes.

In früheren Zeiten hätten die Menschen bei einem solchen Anblick sicherlich von Dämonen und Geistern geflüstert, doch in der jetzigen Zeit trieben keine mystischen Wesen hier ihr Unwesen, sondern nachtaktive Tiere, die in der dunkelsten Stunde des Tages zum Leben erwachten.
 


 

Stolz.
 

Die Wipfel des Berges erhoben sich mächtig und unnachgiebig in den schwarzen Himmel, sodass der Vergleich mit dem schier unendlichen Stolz der Menschen sich geradezu anbot.
 


 

Stolz.
 

Genauso wie die uralten Bäume dieses historischen Waldes ihre Äste in die endlosen Weiten des Himmels streckten, als wollen sie nach den Sternen greifen und sich stets unbeirrbar zeigten, egal ob Feuer, Regen oder Schnee um sie herum tobten. Ehrfurchtsterweckend und nicht minder hochachtungsvoll in ihrem Wachstum.
 


 

Stolz...
 

Er war ebenso unabdinglich mit seinem Leben gekoppelt wie das Atmen.

Er bestimmte sein Handeln, sein Denken und seine Taten. Bei fast allem, was bisher geschehen war, trug sein Stolz eine Mitschuld.

Reue suchte man bei ihm jedoch vergebens. Nichts von dem, was er jahrelang getan hatte, ließ auch nur eine Spur von Bedauern in ihm aufsteigen.

Denn seine ganze Vergangenheit bestand nur aus einem kleinen Abschnitt, den er in seinem erkalteten Herzen bewahrte. Den Rest der Dinge, die er erlebt oder mit angesehen hatte, waren nicht mehr als ein flüchtiger Hauch in seinem Gedächtnis.

Zwar penibel genau archiviert, doch nicht von größerer Bedeutung.

Ebenso wie einige Gesichter aus der Vergangenheit, die er längst hinter sich gelassen hatte und die er niemals wieder sehen wollte- und konnte.
 

Das klägliche Überbleibsel dieser Vergangenheit, bis auf das Fragment, welches klar und deutlich in seiner Erinnerung brannte, verschwand hinter dicken Mauern aus Selbstschutz und berechnender Ignoranz, die es ihm ermöglichten, der Mann zu sein, den er seit Jahren darstellte.
 

Einsam, alleine und kalt, wie der frisch gefallene Schnee auf den Kuppen der Berge vor ihm.
 

Ein Rächer in der tiefsten Nacht, ein Dämon aus den Herzen und Seelen der finstersten Kreaturen, ein mächtiger Shinobi, auf der Suche nach Rache und Vergeltung für die Taten eines anderen.
 

Sein Name ist seit einiger Zeit schon ein Fluch auf den Lippen ängstlicher Menschen, gehasst und gefürchtet zugleich, verabscheut, ob den grausamen Taten die er begangen hatte, und von seinen Untergebenen und heimlichen Bewunderern dennoch mit Ehrfurcht ausgesprochen.
 


 

~*~*~*~
 


 

Im Moment strich er alleine in dem Waldgebiet vor den Bergen umher, auf der Suche nach einer Spur, dessen Vorkommen in dieser Gegend höchst abwegig war. Allerdings war seine Begleiterin der festen Überzeugung gewesen, seine Präsenz zu spüren.
 

Nur fragte er sich vollkommen emotionslos, was ihn hierher verschlagen haben mochte.
 

Diese Gegend im Umkreis von mehreren Meilen war unbewohnt, verlassen von jedweden menschlichen Leben.
 

Es gab keine nennenswerten Siedlungen in der Nähe, nur ein kleines Dorf, dessen Gründerväter einst ausgestoßene Nuke-Nins waren und auch noch heute jedem Nuke-Nin Proviant, Waffen und Unterschlupf boten, wenn sie es denn benötigten. Dafür ließen die Abtrünnigen das Dorf und seine Bewohner in Ruhe und beschützten sie, solange sie im Dorf verweilten, vor wilden Tieren und anderen Shinobis, die das Dorf regelmäßig terrorisierten. Sozusagen als Ausgleich für die Dinge, die sie von den Bewohnern einforderten.

Seit jeher bestand diese unausgesprochene und schriftlich nicht festgehaltene Vereinbarung, ein Verstoß dagegen würde allerdings das ohnehin schon hauchdünne Vertrauen schnell zerstören und dafür sorgen, dass die Bewohner jeden Nuke-Nin, der die Schwelle zum Dorf übertrat, augenblicklich gefangen nehmen würden.

Doch selbst die heutigen, zumeist friedlichen Bewohner des Dorfes, trauten sich nicht bis ins Herz des Waldes vor.

Dort, wo er gerade alle seine Sinne bis aufs Äußerste strapazierte um jeden Hauch seiner Anwesenheit zu spüren.
 

Bisher waren alle seine Bemühungen jedoch vergeblich gewesen.

Seinen Begleitern schien es nicht anders zu gehen, denn sie hätten ihm längst ein Zeichen gegeben, wenn sie etwas gefunden hätten.
 

Frustriert schlug er die geballte Faust gegen einen Baum in der Nähe.
 

Ein lautes Krachen begleitete das fast schon explosionsartige Bersten der Rinde und des Stammes darunter, als ein Zittern durch den mächtigen Baum ging, bevor er langsam nach vorne umkippte und dabei die Bäume in der Nähe streifte.
 

Der Aufprall auf dem Boden ließ die Erde unter seinen Füßen beben, während durch den Fall des Baumes mitgerissene Blätter und Äste umstehender Bäume ebenfalls zu Boden segelten.
 

Dabei war diese Schneise nicht das größte Problem, viel problematischer war der nicht zu überhörende Krach, den man noch mehrere Meilen weiter hören konnte.
 

Ein Knarzen in seinem Ohr lenkte ihn kurz von der Bescherung vor ihm ab.
 

“... Alles in Ordnung? Der Lärm...”
 

Er fuhr dem Sprecher scharf über den Mund und zischte: “Schweig! Sucht weiter und kümmert euch um eure Angelegenheiten!”
 

Die darauf folgende Stille klang laut in seinen Ohren.
 

Tief durchatmend schaute er auf das Chaos, das er angerichtet hatte, schnaubte einmal verächtlich und ging dann weiter.

Selbst die leichte Berührung seiner Faust hatte den breiten Baum zerstört, dabei hatte er nicht einmal seine Muskeln angespannt oder bewusst gewollt, dass der Riese entwurzelt wurde.
 

Er musste seine Aggressionen besser unter Kontrolle bringen.
 

Seine eigene Kraft nicht geregelt einsetzen zu können, war ein erheblicher Nachteil, den er sich nicht erlauben konnte.

Nicht bei dem Ziel, welches er sich gesteckt hatte.
 

Verdammt, seit einiger Zeit konnte er sich kaum konzentrieren und schlug in seiner Raserei alles zu Kleinholz, was sich in seiner Nähe befand.
 


 

Vor einiger Zeit hatte er auch fast seine einzige weibliche Teamkollegin umgebracht, als sie wieder einmal unerlaubterweise- und von ihm auch nicht gewünscht- in sein Zimmer eingedrungen war und halbnackt auf ihn gewartet hatte.
 

Erst als die beiden anderen aus seiner ungleichen Truppe das Flackern ihres Chakras gespürt hatten und sie aus seinem Würgegriff beinahe herausprügeln mussten, hatte seine unglaubliche Wut etwas nachgelassen, sodass er begreifen konnte was er gerade tat.
 

Zwar verband ihn nichts mit der Kunoichi, doch er brauchte sie noch für seine Rache.

Also ließ er sie los und befahl den drei ziemlich barsch sein Zimmer zu verlassen und ihn den Rest der Nacht in Ruhe zu lassen.
 


 

Zugegebenermaßen war seine mangelnde Kontrolle über sich selbst schon ein länger andauerndes Problem. Nichts, das ihn plötzlich befallen hatte und ihn seitdem beschäftigte. Diese Komplikation belastete ihn schon seit einiger Zeit.
 

Lautlos vor sich hin fluchend schlug er einen Zweig zur Seite, der ihm den Weg versperrte.

Klatschend fuhr er zurück und ließ einige Blätter zu Boden gleiten.
 

Am Tag nach seinem Angriff auf die Kunoichi waren alle Mitglieder des Teams ziemlich wortkarg, als sie wieder loszogen.

Die rot-blau-grünen Würgemale an ihrem Hals sprangen ihm fast ins Gesicht.

Dennoch spürte er keinerlei Bedauern über seine Tat. Einzig die fehlende Kontrolle über sein Tun machte ihm zu schaffen. Er hatte nicht von alleine aufhören können, war auf andere angewiesen gewesen, um wieder die Kontrolle über sich zu bekommen- und das versetzte ihn erneut in Raserei.

Nur schwer konnte er sich an diesem Morgen beherrschen und war froh, als nach einigen Stunden die Dunkelheit hereinbrach und die Nacht ihre beruhigende Decke über sie breitete. Und über seine dunklen Gedanken.
 


 

Bei diesem, erheblich schweigsameren Marsch durch die Wälder, grübelte er zum ersten Mal genauer über diese Ausfälle nach.
 

Leider kam ihm keine zündende Idee, was diese Wutanfälle ausgelöst haben könnte.
 

Sein ehemaliger Sensei kam dafür nicht in Frage, ihn hatte er schon vor Jahren getötet- doch was machte ihn dann so rasend?
 

Früher hatte er auch niemals vollends die Kontrolle verloren. Seine Fähigkeiten machten sich manchmal selbstständig, doch immer war sein Verstand dabei und beäugte jede kleinste Regung seines Körpers genau.
 

Nur seit einigen Wochen war kein Bewusstsein mehr dabei, wenn der rote Schleier des Zorn sein Denken benebelte.
 

Jeder seiner Wutanfälle hinterließ einen schalen Nachgeschmack in seinem Körper, als hätte er etwas Verdorbenes gegessen oder eine durchzechte Nacht hinter sich.
 

Zudem fehlten immer teilweise Geschehnisse, an die er sich partout nicht erinnern konnte.
 

Das sorgte stets für ein drückendes Gefühl in seinem Magen, denn er hasste es, nicht zu wissen, was mit ihm geschah.
 

Noch immer ohne einen Laut von sich zu geben, schlug er sich durch dichte Unterholz und versuchte eine Spur seines Chakras zu erhaschen. Das einzigste, was er jedoch spürte, waren die Chakren seiner Teamkollegen und einiger größerer Tiere im Umkreis.
 

Nichts von Bedeutung, wenn man es genauer betrachtete.
 

Seine Hand streifte den Griff seines Katanas an seiner Seite und hielt verwundert inne.
 

Langsam tasteten seine Finger den mit dunklem Stoff umwickelten Griff entlang, als ihn plötzlich ein Gedanke durchfuhr, so klar und deutlich, dass er abrupt stehen blieb.
 

“Verflucht!”, stieß er hervor, wirbelte herum und rannte den Weg zurück den er gerade gekommen war.
 

Über einen kleinen Knopf im Ohr hörte er einen seiner Teammitglieder leise schimpfen, während die anderen beiden stumm waren und nur ihr regelmäßiger Atem verriet, dass sie noch immer auf der Suche waren.
 

Sein unterdrückter Fluch ließ jegliches Geräusch auf der Leitung ersterben.
 

“Kommt zurück. Sofort!”, bellte er in das kleine Mikro an seinem Hemdskragen und rannte nur noch als schwarzer Schemen durch den Wald. Er wich immer wieder Bäumen aus und sprang leichtfüßig über Hindernisse hinweg, die ihm den Weg versperrten. Dabei verursachte er keinen Laut, er schien den Boden gar nicht zu berühren, während er durch den Wald jagte.
 

Ein Kribbeln in seinem Nacken trieb ihn zu mehr Eile an. Es war das ungute Gefühl, in eine Falle gerannt zu sein, ohne auch nur ein Anzeichen gesehen oder gespürt zu haben.
 

Die raue Stimme aus dem Knopf in seinem Ohr riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.
 

“Was ist passiert?”
 

Geschickt wich er einem niedrighängenden Ast aus, schraubte sich mit einer eleganten Rolle in Höhe und landete leichtfüßig in knapp zehn Metern Höhe.

Er konzentrierte eine größere Menge an Chakra in seinen Füßen, spannte seine Muskeln an und drückte sich von dem Ast ab, auf dem er hockte.

Der Schwung beförderte ihn fast fünf Bäume weiter, von dem aus er dann weiter durch die Kronen sprang. Dieser Weg war einfach schneller, als wenn er auf dem Boden ständig Ästen, Wurzeln, Laub und Unebenheiten ausweichen musste.
 

Er biss sich auf die Lippen und versuchte das Gefühl in Worte zu fassen, welches ihn fest in seinen Klauen hielt und ihn dazu zwang umzukehren. Plötzlich die Gewissheit zu haben, dass diese Entscheidung richtig war. Eine Falle... vielleicht. Ihm war alles zuzutrauen. Hinterhalt, Verrat und heimtückischer Mord war seinem Ziel ebenso kein Fremdwort wie ihm selbst inzwischen auch.
 

“Kommt einfach zurück zu unserem Lagerplatz. Auf der Stelle, habt ihr verstanden?”, spuckte er aus und schaltete dann das kleine Gerät, dessen Kabel um seinen Hals lief, einfach aus.
 

Sie sollten einfach nur seinen Anweisungen folgen, verdammt!
 

Er fluchte erneut und beschleunigte seine Schritte.

Dann spürte er etwas, was sein Herz hätte stillstehen lassen, wenn es noch intakt gewesen wäre.
 

Drei Chakren, die kurz nacheinander verloschen.
 

Einfach verschwanden, spurlos, ohne den Hauch einer Anwesenheit zurückzulassen.
 

Als hätten sie niemals existiert...
 


 


 

Sterben ist angenehm... leicht.

Wie Schweben, ohne Körper.

Schmerzen ohne Empfindungen.
 

Ist das Herz verstummt, das Blut erkaltet, die Augen erloschen,

so finden wir uns am Ende eines langen Weges wieder,

oder dem Anfang der Reise ins Nichts der Unendlichkeit.
 

So sei es, als hätte es uns nie gegeben.

Spurlos, atemlos, gedankenlos.

Vielleicht... aber auch einfach seelenlos.
 

Dem Tode verschrieben, dem Leben verweigert.
 

Nichts ist, wie es erdacht und niemand handelt nach seinem Willen.
 

Alles endet in Schwärze, der tiefen Dunkelheit.
 

Dann...
 

Licht.
 

Schatten.
 

Und die Erkenntnis, dass es vielleicht hätte besser werden können.
 

Wenn das Licht obsiegt hätte.
 

In dir...
 


 

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Ehrlich? Mir gefällt das Kapitel nicht so sehr... Aber es ist bisher die beste Version die ich zustande bekommen habe... xD

Die Frist verstreicht

Kapitel 4

Die Frist verstreicht
 

“Shizune, komm bitte in mein Büro.”
 

“Tsunade?”
 

“Gibt es schon...?”
 

“Nein.”
 

“Verdammt!”

...

“Nun gut, was soll ich deiner Meinung nach tun? Abwarten oder einen Suchtrupp losschicken?”
 

“... Ich weiß es nicht Tsunade. Sie ist normalerweise immer pünktlich... ich verstehe nicht...”
 

“Gerade das macht mir Sorgen, Shizune. Sie ist stets pünktlich wieder da. Die Frist läuft in zwei Stunden ab...”
 

“Wir warten.”

...

“Es gibt tausende Gründe für diese Verzögerung. Wir können nicht jetzt schon eine Panik auslösen und Anbus auf die Suche schicken, die wir hier dringender benötigen. Das Dorf muss geschützt werden...”
 

“Aber-“
 

“Ich weiß.”
 

“Sie ist wie eine Tochter für mich, Shizune. Eine Tochter, die ich nie hatte.”
 

“Ich weiß, Tsunade. Ich mache mir auch Sorgen. Betrachte die Situation logisch, unvoreingenommen... würde ihr etwas passiert sein, wären zwei Stunden-“
 

“Zwei Stunden wären ein enormer Zeitvorteil, wie du sicherlich weißt. Nicht nur für Medic-Nins, auch für Shinobis ihrer Klasse.”
 

“Verzeih mir Tsunade, aber ich bin ebenso ratlos wie du.”
 

...
 

...
 

“Nun gut, wir werden noch warten. Vielleicht trifft sie innerhalb der zwei Stunden im Dorf ein und die ganze Situation klärt sich von selbst auf."
 

“...”
 

“Tsunade, hat sie dich je enttäuscht? Vertraue in ihre Fertigkeiten, du selbst hast dafür gesorgt, dass sie mehr als vorbereitet gewesen war.”
 

“Zwei Stunden, keine Sekunde mehr.”
 

“Keine Sekunde mehr.”
 


 

Die Hokage wandte sich ab, als Shizune den Raum verließ und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
 

Sie schloss die Augen... müde, alt, gebrechlich.
 

Um Jahre gealtert.
 

“Bitte, bitte lass sie unversehrt heimkehren... Niemand würde es verstehen, wenn gerade sie noch mehr gebeutelt wird. Ihr Leben war hart genug, ebenso wie meines. Nimm mir jetzt nicht die Tochter, die ich nie hatte... Das würde ich nicht überleben... Bitte... Sakura, komm zurück!”
 


 

Langsam brach die Dämmerung herein, die Uhr schlug die volle Stunde, die Frist war verstrichen.
 


 


 

Tränenspuren zogen über Tsunades Gesicht, als sie die Augen schloss.
 

Vorbei, es ist vorbei.
 

Zu spät.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Lika-
2010-03-19T19:14:36+00:00 19.03.2010 20:14
ich hab das nich geanz verstanden o.o
also war sakura das mädchen am anfang, das so schlimm zugerichtet wurde?

aber trotzdem klasse story! die idee ist einfach genial! richtig spannend!
schreib bitte schnell weiter
Von: abgemeldet
2009-12-28T16:44:47+00:00 28.12.2009 17:44
wow ich bin richtig begeistert von deiner FF
und ich hoffe das du so schnell wie möglich weiter schreibst
bin ja so gespannt ....

LG
Von: abgemeldet
2009-10-09T18:36:25+00:00 09.10.2009 20:36
Oi, oi, oi, das ist ja genial! So genau, wie du die Gefühle, Gedanken, Handlungen und die Umgebung beschreibst, macht es einen riesigen Spaß, sich das hier durchzulesen! Überhaupt grübele ich von Anbeginn an wie alles zusammenhängt und spinne innerlich den Faden weiter.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel. Hoffentlich gewinnst du bei dem Wettbewerb!
LG,
Zwillingsdrache
Von:  Suzumi-chan
2009-09-13T18:35:04+00:00 13.09.2009 20:35
Also ich bin auch genauso beeindruckt wie charmingfussel ^o^
Die FF ist sehr interessant und spannend zu gleich!
Naja dass der Prolog lang ist finde ich es gar nicht so schlimm, eher im Gegenteil xDD
Ich freu mich, dass du noch eine FF veröffentlichst!!
Freu mich auf das nächste Kapitel!

glg Liying
Von:  charmingfussel
2009-08-31T19:51:13+00:00 31.08.2009 21:51
Habe deine Story gerade gelesen und bin wirklich entzückt und sehr beeindruckt von deinem Talent! Es freut mich, dass du an unserem Wettbewerb teilnimmst und da dies hier (Soweit ich es verstanden habe) der Prolog ist, werde ich auf eine Fortsetzung hoffen! Ich wäre dir dankbar, wenn du mich darüber in Kenntnis setzen würdest. Viel Glück beim WB! Mit den freundlichsten Grüßen
charmingfussel


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