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Really a game?

It's just a game - Fortsetzung
von

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Der Morgen danach

…REALLY A GAME?
 

1. Der Morgen danach
 

Bis vor wenigen Sekunden hatte der junge Mann noch seine schönsten Träume durchlebt, doch dann waren es nicht etwa die Sonnenstrahlen oder gar die Vögel, die ihn erwachen ließen – nein, es war das Schrillen seines Handys!!! Wie konnte man auch nur so dämlich sein und es nicht die Nacht über ausschalten oder wenigstens auf lautlos stellen.
 

Grummelnd schlug Nik seine warme Decke zurück und wankte aus dem Bett. Seine Nacht war nicht unbedingt lang gewesen, kein Wunder also, dass er nun völlig k.o. war.
 

Noch immer verlangte sein Handy nach Aufmerksamkeit, als sein Besitzer es genervt aus einem Wäscheberg auf dem Boden zog. Doch bevor Nik den Anruf entgegen nahm, gähnte er erst einmal herzhaft und rieb sich die Augen. Schließlich wollte er erkennen, wer ihn in aller Herrgottsfrühe aus den Federn holte.
 

Die darauf folgende Antwort hatte er nicht erwartet, denn es war Arus Name, der immer wieder auf dem Display aufblinkte. Es war umso überraschender, da Nik ganz genau wusste, dass Aru ein Langschläfer war und um diese Zeit ganz sicher keine Freunde weckte – normaler Weise zumindest. Rasch drückte er also den grünen Knopf und legte sich das Handy ans Ohr.
 

„Man, was dauerte das so lange?“, wurde er direkt von der ungeduldigen Stimme Arus begrüßt. Nik zog die Stirn kraus. „Hallo? Ich habe eben noch geschlafen, bis ein gewisser jemand meinen Schönheitsschlaf stören musste“, knurrte er zurück. Auch wenn Aru sein bester Freund war, alles erlauben durfte er sich auch nicht. „Und was ist überhaupt los? Du bist doch sonst nicht zu dieser Zeit auf den Beinen… zumindest nicht am Wochenende.“
 

Als hätte die Person am anderen Ende der Leitung auf diese Frage gewartet, sprudelte es nur so aus dieser heraus. „Ich bin doch gestern mit Blacky weg – hierher zu mir. Und dann hat er… Gott, Nik, er hat mich in den Himmel gevögelt, verdammt! Und dann sind wir eingeschlafen. Und heute Morgen war er dann schon wach. Und er hat mich gesehen und er weiß meinen Namen… und dann ist er einfach verschwunden“, klang die Stimme zum Schluss hin immer dünner, bis sie ganz erstarb.
 

Nik brauchte einen Moment, bis er verstand, was Aru ihm da mitteilen wollte. Mit einem Seufzen und ohne Nerven ließ er sich auf die Bettkante nieder und fuhr sich mit den Fingern durch die braunen Haare.
 

„Okaaay…“ Er zog das Wort absichtlich lang, als wollte er sich dadurch selbst beruhigen. „Kurz gefasst hast du also innerhalb einer einzigen – und wohl bemerkt in dieser Hinsicht deiner ersten – Nacht alle Regeln unseres Spiels gebrochen, die es zu brechen gab? Hab ich das jetzt richtig verstanden?“, hakte er mit betont ruhiger Stimme nach. „Und wieso überhaupt Blacky?“
 

„Ich… hab ihn doch nur so genannt, weil – ach das ist doch jetzt auch egal!“ Langsam wurde Arus Stimme hysterisch. „Ich hab die Regeln gebrochen, ja… aber doch auch nur weil… weil wir so heiß aufeinander waren und irgendwie…“ Ein leises Schluchzen folgte, welches Niks Alarmglocken schrillen ließ. „Ich wusste doch nicht, dass er direkt abhaut und mich hier allein lässt…“ Es war nicht mehr als ein Hauchen. „Man, Nik, ich fühl mich so… mies.“
 

Nik wurde erst jetzt bewusst, wie Aru sich wohl fühlen musste und es tat ihm in der Seele weh, seinen besten Freund so niedergeschlagen zu hören. Es kam nicht gerade oft vor, dass sein Kleiner sich unterkriegen ließ. „Engelchen… bleib in deiner Wohnung, stell nichts Unüberlegtes an, ich bin gleich bei dir.“ Und schon hatte er aufgelegt.
 

Nik war eben die Sorte von Mensch, die seine Freunde nicht im Stich ließ, egal was für Mist diese verbockt hatten. Also verschwand er direkt ins Bad, um sich kurz das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen, war Minuten später auch angezogen und verließ mit einem Brötchen im Mund seine Wohnung.
 

~*~*~*~*~*~
 

Ein frisch gebrühter Kaffee stand auf dem Tisch, an dem er gerade saß. Sein Blick schweifte immer wieder zum Fenster, hinab auf die regnerische Straße, die sich heute nicht so recht füllen wollte. Es war Sonntag und ausgerechnet heute wurde er ins Büro bestellt. Irgendwelche wichtigen Unterlagen waren angeblich unauffindbar und sein Chef wollte natürlich, dass ausgerechnet er diese auftreiben sollte. Und wo er doch schon hier war, konnte er doch auch gleich den restlichen Papierkram erledigen.
 

Ein leises Seufzen entwich der Kehle des Schwarzhaarigen. Es hatte sich letztendlich herausgestellt, dass die Unterlagen schon längst abgeschickt worden waren und auf die Aufgaben, die ihm ebenfalls gestellt worden waren, konnte er sich allerdings nicht konzentrieren, er würde sie in der Woche nachholen müssen, was er sowie so gemacht hätte, wäre er nicht schon am Wochenende ins Büro bestellt worden.
 

Der Grund für seine fehlende Konzentration war ein ganz bestimmter Mann, der ihm am vorigen Abend ziemlich eingeheizt und mit dem er animalischen Sex gehabt hatte. Aru, so hieß das Objekt seiner Begierde. Ein blonder, etwas schüchterner Mann, der bis gestern noch nicht genau gewusste hatte, auf welcher Seite des Ufers er ging und der bis gestern auch noch Jungfrau gewesen war.
 

Gott, hatte er es genossen, in diesen unglaublichen Körper zu stoßen und sie beide stetig ihrer Höhepunkte entgegenzutreiben. Das Stöhnen aus Arus Kehle, hatte ihm immer wieder heiß-kalte Schauer über den Rücken jagen lassen, es war der reinste Engelsgesang in seinen Ohren gewesen. Es war so geil gewesen, dass er alles um sich herum ausgeblendet hatte und ihn sogar die Regeln brechen ließ…
 

Der junge Mann schaute wieder die Straße hinab, zu einem der Geschäfte, welches dem Gebäude, in dem er für diesen Vormittag festsaß, gegenüberlag. Ein einfaches Fotogeschäft. Es war geschlossen wie fast alle Geschäfte an diesem Sonntag. Irgendwie deprimierend, dass er nun arbeiten musste.
 

Er schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf, als seine Gedanken schon wieder zu Aru abschweiften. Kaum zu glauben, aber der Blonde hatte es ihm wirklich angetan. Normaler Weise war er eher einer derjenigen, die sich höchstens einen Partner für eine einzige Nacht suchten, ihren Spaß hatten und dann auf Suche nach einem neuen Opfer gingen.
 

Er brauchte seine Freiheit, seinen Spaß und den Nervenkitzel, umso ungewöhnlicher war es nun, dass seine Gedanken immer wieder ein konzentriertes Ziel vor Augen hatten. Aber wenn er ehrlich war, hatte er es irgendwie schon geahnt gehabt. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er Aru…
 

„Sagen Sie mal, wieso sitzen Sie nicht an der Arbeit, sondern starren stattdessen geistesabwesend aus dem Fenster?“, holte ihn plötzlich die ungemütliche und allen Anscheins nach wütende Stimme seines Chefs aus den Gedanken.
 

Er war ein bulliger Mann mit Halbglatze und einem viel zu eng anliegenden Anzug, der die bauchlichen Rundungen – die wahrlich nicht wenig waren – eindeutig falsch betonte. Und dieser stand nun nervös mit dem Fuß auf den Boden klopfend im Rahmen der Bürotür und verlangte eine Antwort.
 

„Wissen Sie Mr. Jackfield, ich war in Überlegungen gefangen, die die Zahlen des diesjährigen Finanzstatus betreffen, schließlich…“, gab er direkt die schlagfertige Antwort, die gleichzeitig eine einwandfreie Lüge war. „Ja ja, schon gut“, brummte Jackfield, unterbrach ihn dadurch und verschwand im Gang.
 

Der Schwarzhaarige schüttelte belustigt den Kopf. Es war allgemein bekannt, dass ihr Abteilungschef nicht unbedingt derjenige war, der die Zahlen zu seinen Freunden zählte. Eigentlich hasste er sie. Fragwürdig war dabei nur, wie er dann zu seinem Job gekommen war. Waren Zahlen denn nicht normaler Weise Hauptbestandteil einer Bankfiliale?
 

Der nun etwas abgekühlte Kaffee wurde mit wenigen Schlucken geleert. Ausreichend Koffein getankt, stürzte er sich dann doch in die Aufgaben. Während er also den gestrigen Abend ausblendete und einen neuen Kurs erarbeitete, machte der regnerische Morgen dem regnerischen Mittag Platz.
 

~*~*~*~*~*~
 

Geduld war momentan wirklich nicht seine Stärke. Doch leider musste Aru genau diese aufbringen, da Nik ihm aufgetragen hatte, in seiner Wohnung auf ihn zu warten und leider brauchte sein bester Freund mehr als nur zwei Minuten, um bei ihm zu sein. Also hieß es warten, doch leider führte eben dies ein winziges Problem mit sich:
 

Warten = nichts anderes tun = Langeweile = Zeit zum Nachdenken = intensive Erinnerungen an gestern = vollkommener Schrott, der ihn schon wieder fast zu Weißglut trieb, verflucht!
 

Denn egal wie sehr er sich auch bemühte, er konnte die atemberaubende Nacht einfach nicht vergessen. Er konnte nicht vergessen, wie Blacky ihn sanft, aber unglaublich intensiv verführt und ihn schließlich mit harten Stößen genommen hatte. Aru bekam eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte.
 

Er konnte nicht vergessen, wie wohl und sicher er sich in der Gegenwart des Schwarzhaarigen gefühlt hatte, wie er ihm einfach so vertrauen konnte, obwohl sie sich bis auf die ein, zwei Stunden nicht kannten. Und er konnte nicht vergessen, wie schlecht er sich gefühlt hatte, als Blacky im Türrahmen stand und ihn dann einfach so verließ.
 

Du weißt doch, Aru… It’s just a game!

Ja, das waren seine letzten Worte gewesen und ja, Aru wusste verdammt noch mal, dass er Recht gehabt hatte. Und dennoch… irgendwie war da die Hoffnung gewesen, dass Blacky bleiben würde, dass sie weiter solche Momente gemeinsam genießen und sich vielleicht näher kennen lernen konnten.
 

Er war naiv gewesen, darin bestand kein Zweifel. Er hatte viel zu leicht sein Vertrauen verschenkt und hatte letztendlich die Konsequenzen dafür ziehen müssen. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, er war selbst Schuld und konnte Blacky eigentlich nichts vorwerfen…
 

Aru stand am Fenster seiner Wohnung und raufte sich die Haare, während er sehnsüchtig das Auto von Nik erwartete, welches wirklich jeden Moment vor dem Gebäude parken müsste. Konnte sein bester Freund sich nicht einmal etwas mehr beeilen, schließlich war seine momentane Situation wirklich dringend und ebenso benötigte er den Rat seines älteren Freundes. Nik sollte ruhig einige Ampeln und Blitzer übersehen, hier ging es schließlich um ihn – Aru.
 

Eine halbe Ewigkeit später hielt dann endlich der dunkelrote Mercedes auf der verregneten Straße, ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren, die ihm wild vom Kopf standen, gleichzeitig dennoch eine gestylte Frisur ergaben – unverkennbar Nik, sprang heraus knallte die Tür seines Autos und war am Eingang verschwunden, den Aru wegen der Abdeckung des Eingangs aus dem zweiten Stock nicht erkennen konnte.
 

Als hätten sich die beiden abgesprochen, erklangen Klingel und Summer gleichzeitig, denn so schnell konnte Aru es selbst nicht registrieren, stand er schon an der Tür und betätigte eben letzteren. Die Wohnungstür wurde geöffnet und Aru stand, schon wieder voller Ungeduld, im Rahmen und wartete darauf, dass Nik es endlich schaffen würde, sein Gesäß nach oben zu bewegen.
 

Er hörte die lauter werdenden Schritte auf den Treppenstufen, als das besorgte Gesicht Niks endlich vor ihm auftauchte. Aru war froh, dass er nicht sofort mit bösen Blicken erschlagen wurde, schließlich hatte er dem Braunhaarigen versprochen, am gestrigen Abend keine Dummheiten zu machen und da gehörte eben auch das Einhalten der Spielregeln dazu, die Aru bekanntlich ja gebrochen hatte.
 

„Wieso trägst du nur Boxershorts?“, kam die verwirrte Frage von Nik, als dieser sich die Schuhe auszog und eintrat. Seine Frage war berechtigt, denn Aru lief eigentlich nie nur in Boxershorts rum, es sei denn er wollte gerade ins Bett oder war diesem entstiegen. Und so war er immer mindestens mit einer Jogginghose bekleidet, vor allem wenn er Besuch erwartete. Doch die Tatsache, dass er eben doch nur Shorts trug, war ihm bis jetzt auch nicht aufgefallen, also zuckte er nur mit den Schultern.
 

„Nik, es tut mir wirklich Leid. Ich wollte dich nicht enttäuschen und…“, versuchte Aru zu erklären, da er sich angesichts seines Freundes noch schuldiger fühlte. „Sorry“, nuschelte er frustriert und ließ sich aufs breite Sofa sinken, welches keine drei Meter von ihnen entfernt stand.
 

Nik fühlte sich momentan auch alles andere als gut. Er hatte schon vermutet, dass Aru nicht der besten Laune war, aber ihn nun wirklich so niedergeschlagen zu sehen, setzte ihm dann doch zu. „Ach Engelchen“, seufzte er und setzte sich neben seinen besten Freund. Fürsorglich nahm er diesen in den Arm und zog ihn an seine Brust. Aru schluchzte auf und klammerte sich geradezu an den rettenden Anker, den Nik ihm bot.
 

„Ist es denn wirklich so schlimm? Dir war doch klar, auf was du dich da einlässt.“ Nik verstand den Jüngeren nicht so richtig. Schließlich wollten alle, die auf Partys solcher Art waren, nur ihren Spaß und suchten nicht ihren Partner fürs Leben, umso erstaunlicher, dass Aru nun einem Fremden hinterher weinte, der nach einer Nacht verschwunden war.
 

Der Blonde knurrte gefährlich auf, löste sich direkt von Nik und ging auf Abstand. „Ja, ich wusste, dass auf solchen Partys keiner seine Liebe sucht“, redete er sich in Rage und schmiss die Hände in die Luft. „Aber du kannst doch gar nicht nachvollziehen, wie es mir ging… Es war mein erstes Mal. Und alles war so perfekt… bis er eben gegangen ist.“ Aru verzog sein Gesicht und sah seinem Gegenüber endlich in die Augen. Der Schmerz der in dem Blick des Blonden stand, ließ Nik zusammenzucken.
 

„Ich hab mich so unglaublich wohl bei ihm gefühlt, so wie ich mich sonst nur bei dir fühle. Und ich wusste einfach, dass er der Richtige war, endlich bis zum Ende zu gehen. Er war so sanft und lieb zu mir und ich wollte nicht, dass er geht…“, flüsterte Aru und unterdrückte die Tränen. Er wusste selber, wie albern das alles klang und dass er sich aufführte wie eine junges Schulmädchen, aber es half nichts. Er fühlte sich eben so und er musste es Nik erzählen.
 

Dieser hingegen schwieg und ließ seinen Freund reden. Er merkte, dass es Aru sichtlich besser ging, sich die letzte Nacht und den heutigen frühen Morgen von der Seele zu reden. Und je mehr Aru versuchte, ihm seine Ansicht näher zu bringen, umso besser verstand er ihn wirklich und fühlte mit ihm.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass er sich dann plötzlich zu so einem Arsch entwickeln könnte und mich einfach hier sitzen lässt. Er hat mir noch schön unter die Nase gerieben, dass für ihn eh alles nur ein Spiel war und dass er nun alles über mich weiß, was er wegen der Regeln eigentlich nicht wissen sollte und schon war er weg“, fuhr er schließlich fort und schaute auf den Laminatdoden, der wie immer sauber war – Aru hasste Dreck. Genauso wie er es hasste einfach stehen gelassen zu werden. „Nik, ich schäme mich so dafür. Ich hätte auf dich hören und ihm nicht einfach so vertrauen sollen.“
 

Der Ältere seufzte noch einmal, zog Aru erneut in seine Arme und dieses Mal ließ dieser es zu. Nik drückte ihn fest an sich und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Ich war wirklich ziemlich sauer, als ich gehört habe, dass du alle Regeln gebrochen hast, aber… es ist in Ordnung und außerdem war ich zum Glück ja der Einzige, der gesehen hat, wie ihr gegangen seid. Und wahrscheinlich war es auch meine Schuld, dass es soweit gekommen ist“, musste sich Nik langsam eingestehen. „Ich kenn dich schließlich und hätte wissen müssen, dass solche Partys nichts für dich sind. Ich hätte dich erst gar nicht mit hinnehmen dürfen.“
 

Aru schaute perplex auf und schüttelte dann rasch den Kopf. Er wollte nicht, dass sein bester Freund sich jetzt die Schuld für alles gab, er war es selbst gewesen und niemand sonst. „Du wolltest mir doch nur helfen und außerdem wusste ich doch, dass ich nicht da war, um mir einen Partner zu suchen… es ist nur irgendwie alles aus dem Ruder gelaufen“, seufzte er resigniert.
 

Die beiden Männer schwiegen eine ganze Weile und machten nichts, als sich weiter in den Armen zu halten. So saßen sie oft zusammen, wenn sie einfach nur die Nähe des anderen benötigten. Dann jedoch konnte Nik sich die Frage nicht länger verkneifen und auch ein kleines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Wie war der Sex denn?“, fragte er neugierig. Aru hatte zwar ein wenig angedeutet, aber wie es letztendlich für ihn gewesen war, das wusste Nik nicht.
 

Aru musste nun auch lächeln. Es war wieder typisch für Nik, dass er die bedrückte Stimmung durch so etwas Banales brechen konnte. „Wie gesagt, er war richtiggehend sanft und vorsichtig. Es hat nur zu Anfang ziemlich weh getan, dann war es der Himmel auf Erden“, schwärmte Aru und man konnte ihm ansehen, wie sehr er es genossen hatte. „Und ich weiß jetzt was die Prostata ist. Es war so ein geiles Gefühl, als er sich in mir bewegt und sie berührt hat. Ich hätte schreien können“, lachte Aru dann, da er sich nicht einmal ganz sicher war, ob er es getan hatte oder nicht. Es machte ihm nichts aus, mit Nik über so etwas zu reden. Sie waren beste Freunde und hatten zusammen auch in Richtung Sex schon einiges erlebt, auch wenn sie nie bis zum Äußersten gegangen waren.
 

Nik stimmte in das Lachen mit ein und schüttelte amüsiert den Kopf. „Es freut mich, dass du Spaß daran hattest. Ich hab’s dir ja von vorn herein gesagt. Und? Bi oder homo?“ Diese Frage brannte ihm immer noch auf der Zunge, denn schließlich war sie es gewesen, weswegen sie das Experiment mit der Party gestartet hatten, auch wenn dieses nicht ganz so reibungslos abgelaufen war, wie sie es sich erhofft hatten.
 

„Ganz klar homo! So was Geiles kann ich mit keiner Frau erleben“, meinte Aru bestimmt und grinste wieder. Nik war mehr als zufrieden.

„Solange nicht alle Männer solche Arschlöcher sind“, seufzte der Blonde nüchtern und erinnerte Nik an sein eigentliches Kommen, denn obwohl Arus Nacht perfekt gewesen war, der Morgen danach war das direkte Gegenteil davon gewesen.
 

„Schau mich an… bin ich ein Arsch?“, fragte Nik mit hochgezogenen Augenbrauen und brachte etwas Abstand zwischen ihnen, indem er Aru an den Schultern packte und dessen Oberkörper von sich schob.
 

„Nein, du nicht.“

„Siehst du! Also war er eine Ausnahme, auch wenn ich mir nicht so recht vorstellen kann, dass er wirklich so ein Arsch ist. Ich hatte ihn schließlich auch schon einige Male.“

„Wen hat er zurückgelassen, dich oder mich?“, knurrte Aru.
 

Nik schwieg kurz, dann fuhr er fort: „Es scheint dich wirklich ziemlich mitzunehmen.“ Kurz zögerte der Braunhaarige, dann: „Hast du dich in ihn verguckt?“

Aru sagte erstaunlich lange nichts zu dieser einfachen Frage, etwas zu lange für Niks Geschmack. „Ich kenne ja nicht einmal sein Gesicht“, war schließlich die geseufzte Antwort und sein bester Freund konnte sich den Rest denken.
 

„Er wird dir also nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Also… wirst du ihn so einfach davon kommen lassen?“ Nik grinste etwas, denn er spielte soeben darauf an, dass Aru nicht einer derjenigen war, der so schnell aufgab und er sollte Recht behalten.
 

„Nein, ich glaube nicht“, lächelte Aru geschlagen und schaute Nik dabei ehrlich in die Augen.
 

1. Der Morgen danach – Ende

Die Kunst des Aktes

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Phantom der Nacht

3. Das Phantom der Nacht
 


 

Arus erster Gedanke, als er am nächsten Morgen von seinem Wecker aus dem Bett geworfen wurde, galt ausnahmsweise einmal nicht Blacky. Er hatte den Schwarzhaarigen sogar vorerst vergessen und machte sich nun, wenn auch recht verschlafen, an sein alltägliches Morgenritual. Sich die Augen reibend schlurfte er ins Bad, ließ das Decken- und Kissenchaos somit hinter sich und ging auf die Toilette, wusch sich Hände und Gesicht und kämmte sich die zerzausten blonden Haare, die ihm wild vom Kopf standen.
 

Wie gesteuert zog er sich seine Shorts auf, die kurz darauf im Wäschekorb verschwanden. Nackt wie er war ging er zurück ins Schlafzimmer – Chaos ignorierend – und zog sich Alltagskleider an, hieß: verwaschene Jeans, weißes Hemd und ein mit dunkelroten Rauten verzierter Pullunder. Als er in den großen Spiegel des Kleiderschrankes blickte, musste er abermals feststellen, wie sehr er diesen Stil doch liebte. Und ohne eingebildet zu sein, fand er zudem, dass dieser ihm durchaus stand. Die Armbanduhr wurde umgelegt, ehe Aru die Küche aufsuchte.
 

Auch wenn die gestrige Lasagne im Kühlschrank stand, roch es immer noch nach ihr. Aru verzog das Gesicht und öffnete schnell das Fenster. Es mochte zwar Lasagne, aber nicht am frühen Morgen. Er bekam generell morgens nichts, was mit Fleisch zu tun hatte, herunter. Zu gut erinnerte er sich noch, als er vor zwei Wochen bei Nik geschlafen hatte und dieser putzmunter in aller Herrgottsfrühe einen Hamburger vom vorigen Tag verdrückte. Aru war so übel davon geworden, dass er an dem Morgen nicht mehr auf Essen ansprechbar gewesen war. Es war vielleicht eine etwas komische Angewohnheit, aber jeder hatte eben so seine Macken.
 

Mit einem heißen Cappuccino in der Hand ging er durch die Wohnung, schnappte sich den Wohnungsschlüssel und verschwand ins Erdgeschoss, um dem Briefkasten seine Post und die Zeitung zu entnehmen. Auf dem Weg nach oben begegnete er der älteren Dame, die direkt unter ihm wohnte und wahrscheinlich ebenso vor hatte, sich ihre Post zu holen.
 

„Guten Morgen, Frau Lambing. Zu so früher Stunde sind Sie schon wach?!“ – es war immerhin erst acht Uhr und sie hätte ausschlafen können.

„Ach guten Morgen, mein Lieber“, lächelte sie ihm entgegen, „ich konnte nicht mehr schlafen und Sie müssen gleich zur Arbeit?“

Aru nickte. „Ja, eine neue Arbeitswoche beginnt“, seufzte er.

„Nun seien Sie nicht so wehleidig. Ich in Ihrem Alter…“, schweifte die Dame aus, wie es alle alten Menschen taten, die die Jugend tadeln wollten, doch unterbrach sie sich und zog leicht die Augenbrauen hoch. Das sonst schon faltige Gesicht wies nun tiefe Furchen auf, was Aru irgendwie amüsant fand.

„Sagen Sie mal, junger Herr. Was sind das für Flecken an Ihrem Hals?“ Die Furchen auf der Stirn verschwanden und neue an ihren Mundwinkeln tauchten auf, als Frau Lambing schmunzelte. Arus plötzlich rote Wangen, schienen ihre Vermutung zu bestätigen, denn sie tadelte erneut: „Die Jugend von heute… Aber tragen Sie lieber einen Schal, bevor Sie zur Arbeit fahren.“
 

Sie kicherte und auch wenn sie Aru in eine peinliche Situation gebracht hatte, er mochte sie. „Vielen Dank für den Tipp“, hüstelte Aru dezent und hätte fast etwas von seinem Cappuccino verschüttet. „Einen schönen Tag noch“, verabschiedete sich der Jüngere, um möglichst schnell wieder in seine Wohnung zu verschwinden, nicht dass sie noch darauf kam, weitere Frage zu stellen. Sie erwiderte und machte sich nun ihrerseits nach unten, um die Post zu holen.
 

Nachdem er seine Wohnung wieder betreten hatte, stellte er die Tasse auf den Küchentisch und lehnte sich erst einmal an die Arbeitsplatte. Das war nun schon der zweite Hinweis bezüglich seiner Knutschflecke, also sollte er sich heute wirklich irgendetwas um den Hals binden. Viel schlimmer war jedoch, dass er nun doch wieder an den Unbekannten erinnert wurde. Aru seufzte genervt und beschloss schließlich, seine Gedanken für Blacky vorerst hinter verschlossener Tür zu behalten. Er sollte realistisch sein und wenn er dies war, musste er sich eingestehen, dass er momentan eh nichts machen konnte.
 

Also beschäftigte er sich wieder ganz und gar mit seinem Morgenritual. Da er noch immer keine Brötchen da hatte, musste wieder das Toast herhalten, welches letztendlich wieder mit Erdbeermarmelade bestrichen wurde. Nachdem er das erste verdrückt hatte, öffnete er die Post. Zwei Briefe waren es dieses Mal. Einer von der Versicherung, die wieder Geld von ihm sehen wollte und einer von seinen Freunden, die ihm nochmals eine Einladung zu ihrer Hochzeit geschickt hatten. Aru sah sich erstaunt die Karte in seinen Händen an, schaute auf zur Pinnwand, an der genau die gleiche hing. Das bald verheiratete Paar schien wohl nicht mehr mit seinen ganzen Planungen klarzukommen. Sie taten Aru irgendwie Leid, aber andererseits wollten sie es genau so und da beide manchmal etwas unorganisiert waren, waren sie selber Schuld.
 

Aru stand auf und heftete die Einladung direkt neben die andere. Knapp eine Woche, genau gesagt diesen Sonntag, würde es endlich so weit sein. Der Blonde lächelte und machte sich an sein zweites Toast. Er hatte dem Paar versprechen müssen, die Fotos und Filme von der Trauung zu machen, die beiden hatten sogar darauf bestanden, auch wenn es wohl professionellere Leute dafür gab. Doch da er sie nicht enttäuschen wollte, war er auf ihre Bitte eingegangen.
 

Nachdem Aru sein Frühstück beendet hatte, putzte er sich die Zähne, rasierte sich die nicht sichtbaren Bartstoppeln und brachte seine widerspenstigen Haare mit etwas Gel in Form. Dann startete die Suche nach einem passenden Schal – zum Glück hatte er wie immer genügend Zeit eingeplant. Als er nach zehn Minuten dann endlich ein schwarzes Tuch gefunden hatte und dieses nun um seinen Hals lag, musste er feststellen wie spießig er aussah. Gar nicht gut. Also Pullunder aus, Hemd aus, schwarzes Hemd an. Schon besser.
 

Aru lugte hinab auf seine Armbanduhr, er hatte noch etwas Zeit und beschloss, sich noch an den Computer im Wohnzimmer zu setzen und die Mails zu checken. Aru wurde enttäuscht, denn die einzigen Mails, die er bekommen hatte, waren Werbungen für Potenzmittel oder Partnervermittlungen. Aru war an beidem nicht unbedingt interessiert. Er war weder impotent, noch wollte er dringend einen Partner, Blacky geisterte ja immer noch in seinem Kopf herum und trieb dort sein Unwesen.
 

~*~*~*~*~*~
 

Pünktlich um halb zehn schloss Aru den Laden auf, ließ das „geschlossen“-Schild jedoch, wo es war, denn offiziell öffnete er erst um zehn. Nachdem er den Wirrwarr auf dem Schreibtisch etwas geordnet hatte, machte er sich an die Geschäftpost, die er vorhin mit hereingebracht hatte. Sie war schnell durchgelesen, also widmete sich Aru der nächsten Aufgabe. Wieder schaltete der Blonde einen Computer an. Er hatte noch einige Bilder zu bearbeiten, bevor die ersten Kunden eintrudeln würden.
 

Der Tag verlief ziemlich schleppend. Es war Montag und die Kundschaft hatte wohl noch die Strapazen des Wochenendes hinter sich zu bringen. Viel zu tun gab es jedenfalls nicht, somit vertiefte sich Aru die meiste Zeit in seiner Fachzeitschrift, nur dass er dieses Mal die Aktkunst Aktkunst bleiben ließ und seiner Fantasie keine freie Hand ließ.
 

Da das Wetter die Sonne wiedergefunden hatte und es nicht mehr so kühl wie gestern war, verbrachte Aru seine Mittagspause draußen und schlenderte etwas durch die Innenstadt. In einem Schnellrestaurant, einem Asiaten, welchen er mit Nik oft besuchte, aß er zu Mittag und beobachtete die vorbeigehenden Menschen durch die riesigen Fenster an der Vorderfront. Sie liefen gehetzt an ihm vorbei, beachteten ihn gar nicht, sondern waren in Gedanken. Umso besser für Aru, dass es nicht auffiel, wie sehr er einige von ihnen anstarrte. So zum Beispiel starrte er einen jungen Mann an, der gelassen die Straße entlangging. Er hatte schwarze Haare, ein recht hübsches Gesicht für einen Mann und war schlank gebaut.
 

Aru vergaß für einen kurzen Moment zu atmen, als dieser Mann auch noch die Straße überquerte, direkt auf das Schnellrestaurant zusteuerte, in dem Aru wohl bemerkt saß und es sogar betrat. Vielleicht war es Einbildung, doch immerhin konnte es möglich sein, dass gerade wirklich Blacky an seinem Tisch vorbeiging und ihn mit einem kurzen Blick bedachte. Die Anspannung fiel jedoch alsbald von ihm ab. Denn in dem Blick hatte er die Desinteresse des Mannes erkannt, außerdem blieb das wohlige Kribbeln in seinem Inneren aus, welches es jedes Mal verspürt hatte, wenn Blacky ihm in die Augen gesehen hatte. Fehlanzeige also.
 

Mit seinen Stäbchen rührte er immer wieder durch die gebratenen Nudeln und warf ihnen böse Blicke zu, so als wenn sie Schuld an der Tatsache waren, dass wirklich jeder junge Schwarzhaarige, der gut gebaut war, Blacky hätte sein können. Vielleicht war er ihm sogar längst über den Weg gelaufen und Aru hatte ihn nicht bemerkt, Blacky sich nicht zu erkennen gegeben. Und vielleicht war Blacky auch gar nicht so hübsch, wie er sich ihn vorstellte. Vielleicht war er vollkommen hässlich, hatte lauter Pickel im Gesicht, Augenbrauen die in der Mitte zusammengewachsen waren und eine Schweinsnase.
 

Aru verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, damit die Vorstellung daraus verschwand. Aber woher sollte er schon wissen, wie Blacky aussah, schließlich war dessen Gesicht mit der schwarzen Maske bedeckt oder aber es war zu dunkel gewesen, um überhaupt etwas zu erkennen. Dafür aber hatte Aru sein Gesicht ertastet, ganz zärtlich und Blacky hatte gelacht. Aru dachte wehleidig an dieses Lachen zurück, es war so ehrlich und schön gewesen. So ehrlich, dass Aru nie im Leben damit gerechnet hätte, dass der Unbekannte ihn am nächsten Morgen eiskalt abblitzen ließ.
 

Langsam aß Aru seine Nudeln auf, nun die Erinnerung reicher, dass Blacky ja gar nicht hässlich sein konnte. Pickel, Buschaugenbrauen oder eine Schweinsnase hatte er nicht gefühlt. Blacky hatte stattdessen wunderschöne, weiche Lippen gehabt, die so berauschend küssen konnten, strahlende Augen, auch wenn Aru noch immer nicht sagen konnte, welche Augenfarbe der Schwarzhaarige besaß und eine ebene Haut, mit Ausnahme der feinen Stoppeln am Kinn. Sie hatten Aru jedoch in keinster Weise gestört, zwischenzeitig hatten sie sogar angenehm gekitzelt.
 

Nachdem Aru aufgegessen und bezahlt hatte, war seine Mittagspause auch schon wieder fast um, also machte er sich auf den Weg zurück zum Laden. Und so sehr er sich auch bemühte, er hielt immer wieder Ausschau nach jungen, schwarzhaarigen Männern, die ihn vielleicht mit versteckter oder gar offensichtlicher Neugierde anschauten. Sobald dies aber der Fall war, waren die Männer wirklich total hässlich (Pickel, Schweinsnase, etc.), zu klein oder zu groß oder hatten einfach nicht die auf Aru entsprechende Wirkung. Dennoch wurde er bei jedem Mann nervöser. Vielleicht war Blacky doch unter ihnen. Am schrecklichsten war letztendlich sich einzugestehen, dass er wirklich nach dem Unbekannten suchte. Was er gemacht hätte, wenn Blacky plötzlich wirklich vor ihm stehen würde, wusste er nicht. Er hätte wahrscheinlich einfach spontan und instinktiv gehandelt.
 

~*~*~*~*~*~
 

Die folgende Woche verlief dann jedoch stressiger, als Aru angenommen hatte. Die Aufträge rieselten nur so zur Tür herein, er hatte viel zu tun und versank vollkommen in seiner Arbeit. Ganz praktisch, wenn Aru im Gegenzug zur vielen Arbeiten, kaum Zeit geschenkt bekam, um weiter unsinnige Gedanken an den Unbekannten zu verschwenden. Er war nicht mehr so angespannt, wie er es die ersten zwei Tage nach der Party gewesen war. Nur abends wenn er endlich vollkommen ruhig im Bett lag und eigentlich schlafen wollte, kamen oft die Bilder jener Nacht hoch, an die er eigentlich nicht denken wollte. Am Dienstagabend war es dann sogar soweit gekommen, dass er sich wieder selbstbefriedigt hatte, während er den maskierten Blacky vor sich sah. Und auch seine Träume blieben von dem Unbekannten nicht verschont. Doch sobald er wieder auf der Arbeit war, vergaß er die Träume und blühte geradezu auf und freute sich auf das Wochenende und mit ihm auf die Hochzeit, die immer näher rückten.
 

Je länger die Woche und die Ablenkung wurden, umso mehr begann Aru mit dem Thema Blacky abzuschließen. Es war eine einmalige Sache gewesen. Blacky würde ihn kein zweites Mal aufsuchen und erneut auf eine der Partys zu gehen, kam für Aru nicht in Frage. Also musste er es hinnehmen, wie es war und sich vielleicht einfach einen anderen netten Kerl suchen, doch vorerst würde er es so belassen, wie es war. Und wahrscheinlich hätte er das auch, wenn er nicht am Freitag, als er von der Arbeit wiedergekommen war, die Karte in seinem Briefkarten entdeckte, die alle Vorsätze wieder über den Haufen warf.
 

~*~*~*~*~*~
 

Nicht nur Aru brachte die Woche erfolgreich hinter sich, auch dessen Verführer ging es mehr oder weniger nicht anders. Mr. Jackfield sah anscheinend gar nicht ein, wieso er seinen Lieblingsmitarbeiter (ob er dies wirklich war, bezweifelte der Schwarzhaarige irgendwie) vor Arbeit schonen sollte. Doch obwohl er letztendlich nur so in Zahlen und Zinsen steckte, erwischte er sich immer wieder dabei, wie seine Gedanken zu dem blonden, jungen Mann schweiften, der das letzte Wochenende die Ehre gehabt hatte, von ihm entjungfert zu werden.
 

Schlimmer wurde es, als er Aru am Mittwoch in der Stadt getroffen hatte. Es war reiner Zufall gewesen, beide waren anscheinend bei ihrer Mittagspause. Sie gingen auf zwei verschiedenen Straßenseiten und in entgegensetzte Richtungen. Der Schwarzhaarige hatte sich kurz über die Lippen geleckt, als er den schlanken Körper und das feine Gesicht sah, welche nicht einmal zehn Meter von ihm entfernt waren. Und kurz glaubte er sogar, Aru hätte ihn gesehen und auch erkannt, denn dessen Augen huschten nur so an den Menschen vorbei, so als wäre es auf der Suche nach etwas oder jemanden. Kurz streifte ihn der suchende Blick, doch er drehte sich anscheinend rechtzeitig ab, um das Gesicht zu verbergen. Der Schwarzhaarige wollte nicht erkannt werden, zumindest nicht hier und jetzt.
 

Als der Blonde aus seinem Sichtfeld verschwunden war, entspannte er sich wieder etwas und ging zurück zur Bank, die – wie sollte es auch anders sein – weitere Aufgaben für ihn bereit hielt. Auf dem Weg machte sich der Beschluss in ihm breit, dass Aru nicht nach irgendwem gesucht hatte, er hatte nach ihm, dem Unbekannten gesucht. Aru hatte ihn also doch nicht so schnell vergessen, er hatte es auch nicht anders erwartet, bei der Reaktion, die Aru an den Morgen gelegt hatte, als er maskiert einfach verschwunden war. Noch immer konnte er über das aufgebrachte Gesicht Arus schmunzeln. Umso mehr freute es ihn nun, dass er gesucht wurde.
 

Die nächsten Tage hielt er sich aus der Innenstadt fern, zumindest zu der Zeit, in der Aru allen Anscheins nach seine Mittagspause hielt. Er wollte sich noch nicht zu erkennen geben, doch er hatte beschlossen, Aru nicht mehr lange warten zu lassen, denn dass Aru an mehr interessiert war, hatte der Ältere schon am Sonntag gemerkt.
 

Am Freitag dann machte er eher Feierabend als sonst und da er wusste, dass Aru mindestens noch eine Stunde in seinem Laden fest hängen würde, war sein Plan nicht gefährdet. Aru war ihm schon früher aufgefallen, er hatte ihn dann und wann beobachtet, wenn sich die Gelegenheit ergab und er nichts Besseres zu tun gehabt hatte. Und irgendwann wusste er, wann Aru seine Arbeit antrat, wann er seine Mittagspause hielt und wann er wieder nach Hause fuhr. Und seit Neustem wusste er sogar, wo sich dieses Zuhause befand.
 

Dies machte er sich also zu Nutze und brachte Aru eine Karte vorbei, die er ihm in den Briefkasten steckte. Nun lag es an Aru. Würde der Blonde auf seinen Vorschlag eingehen…?
 

~*~*~*~*~*~
 

Völlig entgeistert starrte Aru auf die Karte in seinen Händen, las immer und immer wieder die wenigen Worte, die mit einer spitzen Handschrift geschrieben worden waren. Sein Verstand wollte einfach nicht verstehen, was dort stand. Doch sein Herz hatte längst begriffen und schlug wild und vor allem aufgeregt in seiner Brust.
 

Nach dem zehnten Durchlesen brachte es Aru endlich hinter sich, auch in seine Wohnung zu gehen. Er war schlicht weg überfordert, eigentlich war er doch gerade dabei gewesen, Blacky abzuschreiben und sich nicht länger mit ihm zu befassen und nun kam einfach eine mehr als eindeutige Karte von ihm hereingeschneit. Aru sah die einzige Möglichkeit der Hilfe, das Telefon zu holen und Nik anzurufen. Vielleicht konnte er ihm ja helfen.
 

„Nik…? Ich… ich hab vorhin eine Postkarte in meinem Briefkasten gefunden.“

Kurze Stille. Dann: „Ja und?“

„Sie ist von Blacky.“

Wieder Stille. „Oh“, kam dann der geistreiche Kommentar. „Und? Was schreibt er?“

Aru zögerte, dann las er monoton die Worte der vor ihm liegenden Karte vor.
 

Lust auf ein weiteres Spiel?

Dann treffe mich heute Abend um 21:00 Uhr!

Dein Verführer
 

Nik konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. „Tja, ich würde sagen, das ist mehr als eindeutig… bis auf die Tatsache, wo du ihn treffen sollst.“

Aru wusste nicht, ob er Niks Begeisterung teilen sollte, aber immerhin wusste er eine Antwort auf das Problem. „Ich glaube ich weiß es. Es ist ja eine Postkarte. Sie zeigt den Stadtpark, genauer gesagt die große Trauerweide.“

„Es wird immer mysteriöser“, witzelte Nik, da der Unbekannte nun wohl auch seinen Spaß beim Rätselgeben hatte. Als Aru schnaufte, verstummte sein bester Freund wieder und wurde fürsorglicher. „Wirst du hingehen?“, fragte er sanft.

„Ich weiß es nicht.“ Aru klang verbittert, denn es wusste es wirklich nicht. „Deswegen rufe ich ja eigentlich an. Weißt du, ich hatte es die Woche mehr oder weniger geschafft, ihn einfach zu vergessen und nun das… Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Nik und Aru seufzten synchron in ihr jeweils eigenes Telefon.
 

„Aru, das Einzige, was ich dir sagen kann, ist: Hör auf dein Herz. Wenn du ihn unbedingt wiedersehen musst, dann triff dich mit ihm. Aber behalte im Hinterkopf, dass er dich jederzeit wieder verletzen und verschwinden kann.“ Nik gefiel es zwar nicht, dass sein Freund sich so zu einem Fremden hingezogen fühlte, aber wenn es das war, was er wollte, dann würde er es akzeptieren und seinen Freund unterstützen. Dafür waren Freunde schließlich da. „Denk noch mal darüber nach. Eineinhalb Stunden hast du ja noch.“ Wieder der amüsierte Ton, denn lange Zeit blieb Aru wirklich nicht. Vielleicht hatte Blacky auf eine Kurzschlussreaktion Arus spekulieret. Kurz darauf legten sie auf, Nik wollte ihm Zeit zum Nachdenken geben.
 

Was Nik nicht wusste, er hatte sogar Recht mit der Vermutung gehabt. Der Schwarzhaarige konnte nicht wirklich sicher sein, dass Aru noch an ihn dachte, sich nach ihm sehnte und sogar nach ihm suchte. Hätte er ihm noch ein, zwei Tage oder gar eine Woche Zeit gegeben, sich zu überlegen, ob er auf ein Treffen eingehen sollte, hätte er vielleicht verspielt. Nachher hätte Aru sich nicht getraut, da er die Zeit hatte Vor- und Nachteile abzuwiegen. Der Ältere selbst hätte nicht gewusst, ob er einem Treffen allein mit einem Unbekannten zugestimmt hätte.
 

Aru wusste es leider auch nicht. Niks Ratschläge hatten ihm kaum weitergeholfen, er hätte sich eine klare Antwort gewünscht, wusste aber gleichzeitig, dass Nik ihm seine Entscheidung nicht abnehmen konnte. Einfach war sie auf jeden Fall nicht. Einerseits hatte Aru sich damit abgefunden, Blacky abzuschreiben und es bei einem One-Night-Stand zu belassen. Vor Allem wollte er nicht wieder verletzt werden. Sein Hirn sagte ihm, dass es falsch wäre, sich nun wieder auf den Unbekannten einzulassen, doch sein Herz schrie geradezu gegen den Verstand. Er sehnte sich so nach den zärtlichen Berührungen des fremden Mannes. Er war verletzt worden, ja, aber sein Körper hatte sich so wohl und gut gefühlt, wie noch nie. Und dieses Gefühl wollte er wieder spüren.
 

Herz und Verstand protestierten noch immer miteinander, als Aru das Chaos in seinem Inneren nicht mehr aushielt und unter die Dusche flüchtete. Das heiße Wasser half ihm, sich wenigstens ein bisschen zu entspannen und für einen kurzen Moment die Gedanken auf Autopilot zu schalten. Nach dem Duschen zog er sich etwas Frisches an – seine verwaschene Lieblingsjeans, ein schlichtes schwarzes T-Shirt und darüber einen schwarzen Pullover. Dann setzte er sich im Wohnzimmer auf das breite Sofa und starrte an die gegenüberliegende Wand mit der großen Uhr. Es war still in der Wohnung, nur das Ticken der stetig voranschreitenden Zeit war zu hören. Aru verfolgte still den Sekundenzeiger und mit ihm den Zeiger der Minuten.
 

20:24 Uhr…
 

20:32 Uhr…
 

20:39 Uhr…
 

20:46 Uhr…
 

20:57 Uhr…
 

Aru sprang plötzlich auf. Er hielt es nicht mehr aus, schnappte sich gerade noch seinen Schlüssel, welcher ebenso schnell in seine Hosentasche verschwand und stürmte nach unten. Nicht einmal sein Handy hatte er mitgenommen, als er auch schon auf der Straße stand und Richtung Park rannte. Er wusste, er tat das Falsche und er wusste, er tat genau das Richtige. Doch um herauszufinden, ob es falsch oder richtig war, musste er einfach nur rennen. Hinein ins Glück oder auch hinein ins Verderben…
 

Er kam natürlich zu spät, es waren vielleicht acht Minuten. Der Park war riesig, doch es gab nur eine Trauerweide in ihm, also war der Treffpunkt eindeutig. Es war dunkel, nur hier und da beschien eine Laterne den Kiesweg mit ihrem diffusen Licht. Das Geräusch, das seine Schuhe auf dem Kies machten, kam ihm seltsam bekannt, nur kam er im ersten Moment nicht darauf, woran es ihn erinnerte.
 

Als Aru den dunklen, riesigen Baum mit seinen langen Armen erreichte, konnte er keine andere Person entdecken. Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, doch das Einzige, was er entdecken konnte, war die Bank, die direkt unter der Weide stand, weitere Bänke am Weg, ebenso wie Mülleimer. Bäume, Beete, Wege. Alles was in einen Park gehörte, nur keinen Blacky. Der Blonde ließ seufzend die Schultern hängen, konnte nicht verbergen, wie enttäuscht er darüber war, dass er wohl doch zu spät war, insofern der Unbekannte wirklich hier gewesen war und sich nicht nur einen Spaß mit ihm erlaubt hatte. Aru war sauer auf sich selbst. Jetzt wo er sich entschlossen hatte, wenigstens einen weiteren Schritt zu riskieren, hatte er verspielt. Er hob die Hände und fuhr sich durch die mittlerweile trockenen Haare, als sich genau in dem Moment plötzlich zwei andere Hände an seine Hüften legten und ihn näher zogen. Aru hisste erschrocken auf, stand kurz vor einem Herzinfarkt.
 

„Du hast mich warten lassen“, vernahm er die zärtliche, tiefe und vor allem bekannte Stimme direkt an seinem Ohr. Aru beruhigte sich wieder und bekam eine leichte Gänsehaut. Er antwortete nicht, sah aus Trotz auch nicht ein, sich zu entschuldigen. Blacky hatte es auch nicht getan, als er verschwunden war. Plötzlich kam wieder die Wut in ihm hoch. Als der Unbekannte jedoch seine Arme richtiggehend um seinen Körper schlang, war alle Wut verraucht und Aru lehnte sich vertrauensvoll an die starke Brust hinter sich. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss jeden Augenblick dieser innigen Umarmung.
 

Blacky löste diese Arus Meinung nach viel zu schnell, doch wollte dieser Aru endlich zu sich umdrehen, um ihm in die Augen zu sehen. Arus Herzrasen nahm zu, als ihm bewusst wurde, was Blacky vorhatte. Obwohl es dunkel war, konnte Aru noch einiges erkennen und so würde er auch endlich das Gesicht des Unbekannten sehen.
 

Sobald er sich umgedreht hatte, sah Blacky sich einem enttäuschten Gesicht gegenüber. Aru hingegen starrte geradezu fassungslos sein Gegenüber an. Blacky trug seine Maske. Schwarz mit weißen Perlen und einer weißen Feder an der Seite. „Du spielst mit unfairen Spielregeln“, gab Aru missmutig von sich, tat jedoch weder etwas, um sich von der Umarmung zu befreien, noch um dem Unbekannten die Maske zu entreißen.
 

„Ich weiß“, lächelte der Schwarzhaarige sanft, sodass Aru schon wieder ganz schwach von diesem Anblick wurde. „An meine Regeln wirst du dich gewöhnen müssen.“ Dann senkte er sich zu dem Blonden herab. Seine Lippen suchten die Arus, fanden sie und zogen sie in einen zärtlich Kuss, der schon bald umschwang und von so viel mehr versprach…
 


 

3. Das Phantom der Nacht - Ende

Das Spiel mit dem Feuer

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hochzeitsglocken

5. Hochzeitsglocken
 


 

Aru wusste nicht, wie lange er noch in dem Park unter der Trauerweide gesessen und geweint hatte und er konnte später auch nicht mehr sagen, wie er es nach Hause geschafft hatte, aber als er am nächsten Morgen aufwachte und an die helle Zimmerdecke starrte, holte ihn die letzte Nacht mit einem Schlag wieder ein. Bilder flammten vor Arus Augen auf, obwohl er diese weit geöffnet hatte. Bilder, über die er nicht mehr nachdenken wollte.
 

Er sah sich und den Fremden immer wieder auf der Bank, wie sie sich gegenseitig Lust bescherten und er sah, spürte sogar fast erneut die Zärtlichkeiten, die Blacky ihm entgegengebracht hatte. Und leider tauchten immer wieder die hässlichen Worte auf, mit denen der Schwarzhaarige ihm klar gemacht hatte, dass ihr Beisammensein für ihn nichts weiter als ein Spiel war. Und sofort war da wieder der fast zerreißende Schmerz in Arus Brust, der ihn auch gestern daran gehindert hatte, direkt zu verschwinden und einfach alles hinter sich zu lassen.
 

Der Blonde kniff die Augen zusammen und schlug sich die flachen Hände ins Gesicht. Er wollte sich nicht schon wieder erlauben, den Tränen freien Lauf zu lassen, doch musste er bald feststellen, dass sich keine Tränen ankündigten. Kein Ziehen in den Augen, kein feuchtes Salzwasser zwischen den Lidern und kein Kribbeln in der Nase. Es war fast so, als hätte er sich ausgeweint. Nichts war mehr in ihm, was er hätte hinausheulen können. Aru war erleichtert darüber, dass er wenigstens das hinter sich gebrachte hatte, doch Blacky hatte seine Spuren auf ihm hinterlassen, nicht nur auf seinem Körper, sondern auch auf seiner Seele.
 

Aru bestritt nicht, dass es ihm gestern gefallen hatte, er hatte es ja geradezu genossen, den Fremden zu reiten und ihn zum Stöhnen zu bringen. Vielleicht hatte er auch einfach nur gehofft, Blacky würde nicht wieder gehen oder ihn – Aru – gehen lassen, wenn ihre Nacht unvergesslich werden würde, doch da hatte Aru wohl falsch gehofft, denn nun war er wieder allein, lag in seinem Bett und musste sich erneut mit diesem Arsch auseinandersetzen.
 

Die neu gewonnene Erkenntnis tat so weh. Der Blonde hatte natürlich irgendwo geahnt, dass Blacky anders war, als er es sich erhofft hatte, Aru kannte ihn schließlich kaum bis gar nicht, aber er wollte es nicht einsehen, er wollte Blacky an seiner Seite wissen. Dass dies wohl nie der Fall sein würde, war fast unerträglich. Aru schalt sich selbst für seine Dummheit und Naivität und vor allem schalt er sich dafür, dass sein Herz sich wohl schon längst entschlossen hatte, für wen es schlagen wollte – nämlich für den unbekannten Mann, der Aru verführt hatte und der es immer wieder schaffte, diesen dazu zu bringen nach seinem Wort zu tanzen.
 

Die Wut überfiel plötzlich den jungen Mann. Wut auf sich selbst, auf Blacky und sogar auf Nick, auch wenn Aru wusste, dass sein bester Freund wohl am wenigsten für all das konnte. Aru schrie auf, schmiss die Bettdecke wutentbrannt auf den Boden und flüchtete geradezu ins Bad. Als er sich unter die kalte Dusche stellte, verbot er sich dieses Mal den Hahn für das warme Wasser auch nur anzuschauen. Er wollte sich selbst bestrafen.
 

Nach fünf Minuten hielt Aru es nicht länger aus. Er war zwar nun sauber und frisch geduscht – frisch auf jeden Fall – allerdings schlotterten seine Glieder nur so vor Kälter, selbst die Lippen bebten und nahmen schon einen leichten Blau-Ton an. Schnell schnappte er sich eins der großen Handtücher, um sich darin einzuwickeln und schnellstmöglich wieder trocken und vor allem warm zu werden.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen erwiderte Blacky den Kuss und öffnete den Mund, um ihm mit der Zunge entgegen zu kommen.
 

Aru biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen, bis er sein eigenes Blut schmeckte, ging dann zurück ins Schlafzimmer, um sich seinen Jogginganzug anzuziehen. Heute war Sonntag, er hatte nichts vor und erwartete auch keinen Besuch, wieso also sich herausputzen?
 

Blackys Zunge reizte sein Ohrläppchen, seine Finger glitten unter Arus Pullover und Hemd, streichelten die verschwitzte Haut darunter.
 

Aru schlug die Schranktür zu, es knallte ziemlich laut und für einen kurzen Moment befürchtete er, dass der Spiegel im Schrank zerbrechen würde und im gleichen Moment tat es ihm auch schon wieder Leid. Den Spiegel traf schließlich auch keine Schuld – zum Glück geschah nichts dergleichen. Nachdem Aru sich vergewissert hatte, dass der Spiegel wirklich nichts davongetragen hatte, ging er in die Küche, um zu frühstücken. Seine letzte Nahrungsaufnahme war schon länger her.
 

Blacky stieß von unten fest…
 

Aru erstarrte plötzlich. Seine Augen hafteten an der Pinnwand. Die Einladungen zur Hochzeit sprangen ihm geradezu entgegen. „Ach du heilige Scheiße“, hauchte Aru erschrocken und völlig perplex. Dann brach die Panik in ihm los, das Chaos in der Wohnung nahm seinen Lauf. Blacky und ihr gestriges Stelldichein waren vergessen und vorerst verbannt. Nun zählte nur noch die fast vergessene Hochzeit und die Hoffnung nicht die gesamte Trauung zu verpassen.
 

Wie hatte es nur passieren können, dass er so etwas Wichtiges einfach vergaß? Vor allem da diese wichtige Sache sehr gute Freunde betraf und er sogar ZWEI Einladungen von ihnen zu Hause hängen hatte. Aru wusste sofort die Antwort, vermied es jedoch tunlichst sie gedanklich zu erwähnen.
 

Aru stürzte zurück ins Schlafzimmer, riss seinen Anzug von der Stange und hätte beinahe vergessen seinen Jogginganzug auszuziehen, bevor er in den Anzug schlüpfte. „Oh mein Gott, das schaffe ich nie“, keuchte er, als er auf seine Armbanduhr schaute, denn er war eindeutig spät dran. Es war 10:05 Uhr. Den Beginn der standesamtlichen Trauung hatte er also schon mal verpasst. Hätten seine Freunde nicht auch kirchlich heiraten können? Dann hätte er wenigstens das noch mitbekommen.
 

Kaum im Anzug verpackt, rannte Aru weiter, stolperte dabei über die Türkante des Badezimmers und hätte sich fast der Länge nach auf den Fliesen hingelegt und sich womöglich noch irgendetwas gebrochen. Doch dieses eine Mal sollte das Glück an seiner Seite sein, nachdem ihn die Zeit vollends verlassen hatte. Mit raschen und geübten Handgriffen schmierte Aru sich etwas Gel in die blonden Haarspitzen, um sich wenigstens etwas ansehnlicher wirken zu lassen, denn wenn er ehrlich zu sich selbst war: er sah ziemlich beschissen aus…
 

~*~*~*~*~*~
 

„Ob er wohl verschlafen hat?“, flüsterte die leise Stimme einer Frau, auf deren Fragen der junge Mann neben ihr mit den Schultern zuckte. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was er wieder treibt“, antwortete ein verzweifelter Nik, welcher selbst immer wieder zur Saaltür sah und nach seinem besten Freund Ausschau hielt.
 

Es war mittlerweile 10:36 Uhr und von Aru war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Jamie und Andres hatten es längst mitbekommen, schließlich wartete der gesamte Saal nur noch auf den Blonden. Jamie schien langsam hysterisch zu werden. Die arme Frau, dachte sich Nik, der seiner Cousine entschuldigende und mitfühlende Blicke zuwarf, was diese in keinster Weise beruhigte. Nik hatte den beiden Verlobten, denen nur noch ein paar Worte und Unterschriften fehlten, bereits vor 20 Minuten gesagt, sie sollten einfach anfangen, doch Jamie hatte sich trotz Zuredens ihren zukünftigen Mannes nicht dazu bringen lassen, ohne Aru mit der Trauung zu beginnen.
 

Aru war für die Fotos zuständig und Jamie wollte auf jeden Fall alles auf Papier festgehalten haben, schließlich wollte sie ihren Kindern später auch Fotos von der Trauung zeigen können. Zwar hätte sich ihre Oma auch angeboten, allerdings wusste Jamie, wie die Fotos bei ihr aussahen und da allgemein bekannt gemacht wurde, dass Aru fotografieren würde, hatte niemand sonst einen Fotoapparat bei sich.
 

„Wo bleibt Aru“, klang Jamies Stimme von vorne, in der deutlich die Nerven fehlten. „Auf Homos ist einfach kein Verlass“, schluchzte sich dann, was Nik dazu anregte, aufzustehen und seine Cousine in den Arm zu nehmen. Er wusste, dass sie ihre Bemerkung bezüglich Homosexuellen nicht ernst gemeint hatte. Jamie akzeptierte Nik und seine Freunde voll und ganz, sie war schließlich mit diesem Thema groß geworden und in ihrem Cousin hatte sie einen wunderbaren Partner gefunden, wenn es darum ging, über gutaussehende Männer zu diskutieren. Dieses Glück durfte mit Sicherheit nicht jede Frau ihr Eigen nennen.
 

„Hey Süße… er hat sicher nur verschlafen. Das passiert jedem einmal“, flüsterte Nik der Braut ins Ohr, während er sie in den Armen hielt, wobei er selbstverständlich aufpasste nichts von dem überdimensionalen Kleid zu zerknittern oder gar zu zerstören. Auch wenn sie nicht kirchlich heirateten, war dieses Kleid durchaus einer kirchlichen Hochzeit würdig gewesen.
 

„Ja, aber doch nicht an meiner Hochzeit“, schluchzte die junge Frau, die heute wirklich wunderschön aussah. Nik ahnte, dass Aru gestern Abend doch noch auf die Einladung des Unbekannten eingegangen war, denn nichts anderes bedeutete nun seine Abwesenheit. Nie würde Aru einen von seinen Freunden im Stich lassen, vor allem nicht, wenn ein Freund oder in diesem Fall eine Freundin heiratete. Aber da Nik Jamie nicht zusätzlich beunruhigen wollte, indem er ihr von Arus Problemen erzählte, schwieg er diesbezüglich und versuchte sie weiter zu beruhigen, wofür ihm der Bräutigam ganz offensichtlich dankbar war, denn auch er schien mit den Nerven am Ende zu sein und musste sich erst einmal setzen.
 

„Er wird gleich schon noch kommen.“ Wie Recht Nik damit hatte, sollte er genau zwei Sekunden später erfahren, denn plötzlich sprangen die Flügeltüren zum Saal auf und ein völlig durchgevögelt aussehender Aru erschien im Rahmen. Die Haare standen trotz Gels mittlerweile wieder in alle Himmelsrichtungen ab, sein Gesicht war knallrot, wahrscheinlich war er gelaufen. Dass der Blonde verschlafen hatte war offensichtlich.
 

Alle im Saal hielten die Luft an und starrten ihn empört, entgeistert oder zornig an. Letzteres traf vor allem auf die Eltern des Brautpaars zu. Und plötzlich riss auch Nik die Augen auf und suchte Aru geradezu ab. Mit seinen Lippen formte er nur ein einziges Wort.
 

Kamera?
 

Und er schien nicht der Einzige im Saal zu sein, der die gleiche Vermutung hatte. Dann lachte Aru plötzlich auf und zog seine heißgeliebte Kamera hinter dem Rücken hervor. „Ihr dachtet doch nicht etwa, dass ich die Kamera an der Hochzeit meiner Freundin vergesse?“ Und sofort war die angespannte Stimmung gelöst. Viele stimmten mit in Arus Lachen ein – es war schon irgendwie komisch, wie Aru sich empörte, da ihm alle zuschrieben die Kamera vergessen zu haben, obwohl er zu spät gekommen war… nun ja, eigentlich warteten die meisten wohl auch eher auf die Kamera, als auf Aru – und andere schüttelten nur den Kopf. Andres war einfach nur erleichtert und Jamie? Die fing wieder an zu weinen.
 

Aru grinste schief und beeilte sich in die erste Reihe zu komme. „Na fangt schon an, wegen mir müsst ihr nicht warten“, witzelte er und ließ sich schließlich auf seinen Platz neben Nik sinken. Jamie war anzusehen, dass sie dem Blonden am liebsten ihren Brautstrauß um die Ohren gehauen hätte. Andres hielt sie allerdings davon ab und endlich konnte die Trauung beginnen. Nik aber schaute seinen besten Freund von der Seite her skeptisch an. Er traute dem ganzen fröhlichen Getue nicht. Seine Augen verengten sich, dann vielen ihm neue rote Flecken an Arus Hals auf. Eigentlich waren sich gänzlich vom Kragen des Anzuges verdeckt worden, doch als Aru sich hinabbeugte, um die Kamera aus der Tasche zu holen, wurden sie sichtbar. Doch das war nicht alles. Nik bemerkte ebenso die roten Augen, darunter Ringe, die eindeutig von Müdigkeit und Schlaflosigkeit erzählten.
 

„Aruuu~“, knurrte Nik leise und bedrohlich. Angesprochener zuckte zusammen und ließ sich Zeit, dem Braunhaarigen in die Augen zu gucken. Er hatte damit gerechnet, dass Nik sich nicht so schnell täuschen ließ, allerdings hatte er gehofft, dass er vielleicht doch noch eine Chance hatte, glimpflich aus der Sache herauszukommen. „Nicht jetzt, Nik, okay?“, seufzte er und rieb sich das Gesicht. „Lass uns einfach die Hochzeit genießen.“ Was für Aru hieß: lass uns besser die Ablenkung nutzen, um nicht an einen gewissen Jemand denken zu müssen.
 

Nik war unzufrieden, doch kam er nicht mehr dazu, etwas einzuwenden, da der Standesbeamte nun endlich begann:
 

„Noch einmal einen schönen guten Morgen an alle Gäste, Trauzeugen und natürlich auch an das Paar, welches hier nun vor mir steht. Bevor ich nun beginne, möchte ich Gabriel Marcell zitieren, der einmal sagte:
 

Die Liebe ist wie das Leben selbst,

kein ruhiger und bequemer Zustand,

sondern ein großes,

ein wunderbares Abenteuer.

Lieben heißt zum anderen sagen:

Du wirst nicht untergehen.“
 

Sobald das Zitat beendet war, waren die ersten Schluchzer aus den Reihen zu hören, Jamie und Andres hingegen strahlten sich nur so an. Für Aru war es wie ein Faustschlag ins Gesicht. Ein Abenteuer… ein Spiel… Er schluckte und riss sich zusammen. Er war schon zu spät gekommen, dann durfte er seine Freunde nun nicht noch mehr enttäuschen. Also hob er die Kamera und fotografierte, gab sich die größte Mühe, um die wunderschönsten Augenblicke dieser Trauung festzuhalten. Jamie und Andres wie sie sich verliebt in die Augen schauten, Händchen hielten, ihre Unterschriften setzen, sich küssten, lachten, weinten…
 

~*~*~*~*~*~
 

Es waren wirklich schöne Momente, die alle mit diesem hübschen Paar teilen und die ersten Schritte ihrer Ehe miterleben durften. Aru lächelte und freute sich ehrlichem Herzens für Andres und Jamie, die ihre Augen gar nicht mehr von einander lassen konnten und anscheinend nur darauf warteten, endlich in den Flieger steigen und ihre Flitterwochen genießen zu können. Die vielen Gäste machten ihnen da jedoch einen Strich durch die Rechnung. Jeder wollte dem Ehepaar gratulieren, es umarmen, beschenkten und Glück wünschen. Alles was man eben nach so einer gelungenen – der kleine Zwischenfall war längst vergessen – Trauung tat. Und außerdem war da noch die Feier, die Nik mit ein paar anderen Freunden in einem Biergarten auf die Beine gestellt hatte.
 

„Ich wünsche euch wirklich alles Gute“, lächelte Aru, als er zuerst Jamie auf die Wange küsste, Andres dann freundschaftlich die Hand schüttelte. „Und es tut mir wirklich Leid, dass ihr auf mich warten musstet…“

Niks Cousine seufzte theatralisch und spielte mit ihrem bösen Blick böse Hexe. „Und wehe dir, die Fotos werden nichts!“ Sie hob erbost den Finger, wusste aber, dass Arus Bilder wie immer perfekt sein würden. „Aber was war denn…?“, setzte die Blonde schließlich die Frage an, da es sie brennend interessierte, wieso Aru sie und ihre Hochzeit fast versetzt hatte. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf und nahm kurz ihre Hand. „Ein andermal… Und nun lass dich feiern!“ Er zwinkerte ihr zu und küsste ihren Handrücken, dann ließ er Jamie zurück zu ihrem Ehemann.
 

Aru nahm wieder Abstand und machte noch ein paar Bilder, ehe er erschöpft die Kamera senkte. Es war schwer seine Maske aufrecht zu erhalten und den tapferen Mann zu mimen, während es ihm innerlich richtig mies ging und die Wut immer größer wurde. Er konnte Nik irgendwo am anderen Ende des Saals ausmachen. Seit etwa einer halben Stunde versuchte er schon seinem besten Freund und dessen Fragen aus dem Weg zu gehen, doch dass er das den ganzen Tag schaffen würde, bezweifelte er. Nik war nicht dumm und hatte längst bemerkt, dass Aru ihn mied und das stachelte ihn umso mehr an, sich den Blonden zu krallen und auszufragen.
 

Als irgendeine Großtante von Jamie und Nik sich durch die Reihen zu den Kuchen schlängelte und versuchte, zwei Stücke möglichst unauffällig zu verschlingen, hob Aru wieder seine Kamera und schoss grinsend ein weiteres Foto. Wie er solchen Aufnahmen liebte…
 

Und dann traute Aru seinen Augen kaum. Er sah Andres Trauzeuge, der sich mit einem Lächeln umwandte und auf Aru zuging. Der Blonde sah ihn jetzt zum ersten Mal von vorne und sein Atem blieb für einen kurzen Augenblick stehen. Schwarze Haare, grüne Augen, und ein wunderschönes Lächeln, groß, schlank… Wie von selbst drückte der Blonde den Auslöser seiner Kamera und als er von dem kleinen Bildschirm seiner Kamera aufblickte, war der junge Mann schon an ihm vorbeigegangen und fast in der Menge verschwunden.
 

Was sollte das denn bitte? Aru schnaufte und die Wut stieg im zu Kopf. Wie konnte dieses Arsch einfach so an ihm vorbei gehen, ohne ihn anzusehen oder anzusprechen. Dachte er wirklich, Aru wäre so blöd und hätte ihn nicht erkannt? Denn Aru war sich ganz sicher, dass der Mann, der ihn ganz geflissentlich ignoriert hatte, Blacky war.
 

„Hey!“, rief er erbost und hielt den Kerl am Arm zurück. „Für wen hältst du dich eigentlich?“, presste er zwischen den Lippen, da nicht unbedingt alle mitbekommen sollten, was zwischen den beiden lief. Aru stand die Zornesröte im Gesicht geschrieben und er sah auch gar nicht ein, sie zu unterdrücken.
 

Der Angesprochene hob erstaunt die Augenbrauen, machte sich dann aus dem Griff los. „Für wen ich mich halte?“, hakte er nach und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Was soll das hier überhaupt?“
 

Oh… mein… Gott! Aru hätte heulen können. Es war nicht Blacky, es war nicht seine Stimme und in den Augen fehlte das Grau. Es war Andres Trauzeuge, ein Unwissender, der nichts dafür könnte, schwarze Haare zu haben und Blacky zu ähneln… wie zig andere Männer auf dieser Welt. Aber Aru war sich so sicher gewesen!
 

„Ent-… Entschuldigung. Hab Sie… verwechselt“, stammelte er und wandte sich rasch ab, um das verstörte Gesicht zu verbergen. Dann flüchtete er auf die Herrentoilette.
 

~*~*~*~*~*~
 

Nik hatte das Schauspiel mit ansehen müssen und er musste nur Eins und Eins zusammenzählen, um zu wissen, was Aru da wieder geritten hatte. Der gestrige Abend war für seinen Freund wohl alles andere als gut verlaufen und nun schien er noch verstörter, als nach seiner ersten Nacht mit dem Unbekannten. Schnell entschuldigte er sich bei seiner Mutter, die natürlich ebenfalls anwesend war und eilte Aru hinterher.
 

Als Nik den Herrenbereich betrat, sah er Aru an einem der Waschbecken stehen, die Hände seitlich aufgestützt, der Kopf war gesenkt und die Augen geschlossen.

„Engelchen… was ist denn los?“, fragte er leise, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie allein waren. Dann trat er direkt hinter Aru und umarmte ihn. Der Blonde versteifte sich nur noch mehr und versuchte sich loszumachen, doch sobald er merkte, dass Nik nicht nachgeben würde, ließ er locker, bis er sich ganz an Nik anlehnte und sein Atem sich auch wieder beruhigte.
 

„Was hat er dieses Mal angestellt?“, flüsterte Nik, der sein Kinn auf Arus Schulter gelegt hatte.

„Nichts.“ Aru sah weg, wollte sich eigentlich nicht schon wieder mit dem Thema Blacky befassen, doch war dieses wohl genauso unausweichlich, wie es für Aru wichtig war. Er spürte, dass Nik noch immer auf eine Antwort wartete, er wollte sich dieses Mal wohl nicht einfach so abspeisen lassen, was Aru ihm nicht übel nehmen konnte, sie waren schließlich Freunde.
 

„Wir haben wieder… na ja du weißt schon…“

„Im Park?!“, rief Nik entgeistert aus und musste ein Lachen unterdrücken, da es in diesem Moment nicht wirklich angebracht war.

„Ja, im Park. Auf der Bank unter der Trauerweide, wenn du es genau wissen willst“, erwiderte Aru trotzig, kuschelte sich jedoch entgegen seiner Patzigkeit noch weiter in Niks Umarmung. „Und dann hat er mir gesagt, dass alles nur ein Spiel für ihn ist und dass er mir nicht das geben kann, was ich will und schon war er weg.“
 

Kurzzeitig war es still. Dann hatte Nik die Worte verarbeitet. „Das heißt… er weiß, was du empfindest? Zumindest teilweise?“ Der Brünette wusste nicht, ob er das für gut oder für schlecht befinden sollte.

„Ja, sieht wohl so aus. Und er meinte wir können uns wiedertreffen, insofern ich seine Regeln befolge und für seine Spiele bereit bin. Hallo? Was denkt der sich, wer ich bin?“
 

Nik zuckte mit den Schultern. Aber er bekam das Gefühl immer noch nicht los, dass irgendetwas an der Sache nicht stimmte. Wieso sollte sich der Unbekannte darauf einlassen, Aru außerhalb des Clubs zu treffen, wenn es ihm doch eigentlich egal war, wie Aru fühlte, wenn für ihn doch alles nur ein Spiel war?
 

„Glaubst du wirklich, dass er so ein Arschloch ist, wie er sich dir gegenüber verhält.“

Aru schwieg, schluckte einen Kloß im Hals hinab. „Nein“, kam es gekrächzt und unglaublich traurig. „Ich will es nicht glauben, aber da ist ein Unterschied. Zwischen glauben und glauben wollen, mein ich…“

„Wie war der Sex?“

„Der… WAS?!“, schrie Aru auf und riss sich von Nik los. „Kannst du nur an das eine denken?“ Der Blonde schnaufte. Sein Freund hatte manchmal wirklich null Einfühlungsvermögen.
 

Nik hob beschwichtigend die Hände. „Hey, calm down…“ Er ging zur Sicherheit einen Schritt zurück. Er war wohl doch etwas zu sehr in die Offensive gegangen, dabei wollte er doch eigentlich auf etwas anderes hinaus. „So meinte ich das nicht. Ich meine… wie war der Sex mit ihm? Ist er da auch so grob und beherrschend?“
 

Man konnte Aru ansehen, wie es langsam bei ihm dämmerte und sein Gesicht sich entspannte, bis es letztendlich einen sehnsüchtigen Ausdruck annahm. „Nein… er ist zärtlich und einfühlsam, leidenschaftlich, vorsichtig…“
 

Nik grinste triumphierend. Da hatte ihn sein Instinkt mal wieder nicht im Stich gelassen. „Also ganz anders, als wenn er mit dir spricht?“ Aru nickte.

„Weißt du, manchmal geht man beim Sex einfach seinen sehnsüchtigsten Gefühlen nach. Würde er dich beim Sex belügen, hättest du es mit Sicherheit bemerkt“, fuhr Nik fort, „Vielleicht ist er gar nicht so gemein und kalt, wie er sich gibt.“
 

„Du meinst…?“ Aru war sprachlos und starrte sein Gegenüber nur an. Aus dieser Perspektive hatte er das Ganze noch gar nicht betrachtet.

Nik zog die Augenbrauen hoch und zuckte leicht mit den Schultern. „Wer weiß, möglich wäre es doch, oder nicht? Hast du mal darüber nachgedacht, noch mal mit auf eine von unseren Partys zu kommen?“ Der Blonde schüttelte den Kopf und schaute auf den Fliesenboden. Eigentlich wollte er sich da kein zweites Mal Blicken lassen.
 

Nik bemerkte die Zweifel seines Freundes und trat wieder näher, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. „Vielleicht ist er auch da und dann könnten wir ja mal austesten, ob wir ihn nicht ein wenig eifersüchtig kriegen“, grinste Nik und Aru gefiel dieses Grinsen. Er liebte seinen besten Freund einfach. „Und sollte er nicht da sein, lenkst du dich anderweitig ab.“ Dafür allerdings kassierte der Braunhaarige einen Hieb in die Rippen. „Du bist unverbesserlich“, lachte Aru. Nik schaffte es wirklich immer wieder, ihm die miese Stimmung auszutreiben.
 

„Musst du natürlich nicht“, verbesserte der beste Freund. „Du kannst auch wieder gehen.“

„Ich liebe dich“, lächelte Aru und küsste den Größeren auf die Lippen, welcher sofort zu strahlen begann und den Kuss erwiderte. „Ich dich auch, Engelchen.“
 

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Sobald nun wirklich ausnahmslos alle auf der Hochzeitsparty zufrieden und glücklich waren, wurde gefeiert und getrunken bis in den frühen Abend hinein. Noch einige Stunden länger und selbst die härtesten unter den Trinkern, wären umgekippt. Außerdem rief am nächsten Tag für alle die Arbeit wieder, mit Ausnahme natürlich für Jamie und Andres, deren Flieger sie morgen Vormittag in die Karibik fliegen würde – Gemeinheit. Dennoch hatten alle viel Spaß und waren rundum zufrieden mit der gelungenen Feier, die Hochzeit natürlich nicht zu vergessen.
 

„Na, da ist ja mein Lieblingsfotograf“, flötete eine mehr als angeheiterte Braut, die Aru direkt in die Arme fiel. „Ich will noch ein Foto mit dir und… Nik! Hey komm mal her!“ schrie sie über die Tische hinweg. Nik hasste es, Fotos von sich machen zu lassen, obwohl er wirklich nicht schlecht aussah und eigentlich auch nichts an sich auszusetzen hatte, allerdings hatte er der Cousine mindestens ein Foto versprochen. Also wurde der lieben Oma die teure Kamera in die Hand gedrückt, damit diese das angetrunkene Dreiergespann knipsen konnte.
 

„Und wann bekomm ich die Bilder?“, nuschelte Jamie und schmiegte sich an ihren Cousin, der sich mehr stützte, als umarmte.

„Gleich morgen werde ich sie entwickeln. Sie kommen vor allen anderen Arbeiten, okay?“, grinste Aru und verstaute rasch seine Kamera in der Tasche, bevor er sie noch im betrunkenen Zustand demolierte.

„Das wollte ich hören~“ Und schon war Jamie wieder verschwunden, wankend, aber überglücklich…
 


 

5. Hochzeitsglocken – Ende

Eifersuchtsszenen

6. Eifersuchtsszenen
 


 

Die folgende Woche verlief schneller, als Aru gedacht hätte. Und ihn wunderte auch, dass er sich wieder voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren konnte, doch das war gut so. Das kommende Wochenende schürte die Vorfreude in ihm und er war sich sicher, dass Nik und er es schaffen würden, Blacky eins auszuwischen. Blieb einzig und allein zu hoffen, dass der Schwarzhaarige auch kommen würde.
 

Am Donnerstag traf Aru sich mit Jamie, die mit einem überschwänglichen Dankesgebet ihre Fotos entgegen nahm. Sie war direkt nach Arus Feierabend vorbeigekommen und hatte sogar einen Kaffee abgelehnt, bevor sie nicht das in den Händen hielt, weswegen ihre Hochzeit sich um fast eine Stunde nach hinten verschoben hatte.
 

„Aru, du bist ein Schatz“, frohlockte die frisch Verheiratete und drückte dem Blonden einen Kuss auf die Wange. Aru winkte ab und machte sich dann doch daran, Kaffee zukochen – der Cappuccino war leider ausgegangen. „Schau sie dir lieber erst an, bevor du mir dankst“, grinste er mit einem bösen Funkeln in den Augen.
 

Während der Wohnungseigentümer also in der Küche herumwuselte, hatte der Gast sich im Wohnzimmer niedergelassen und sah die vielen Fotos durch. Aru vernahm von Zeit zu Zeit glückliche Seufzer oder ein leises Kichern und als er mit zwei dampfenden Tassen hinzukam, wischte Jamie sich gerade die Lachtränen aus den Augen. „Sie wird dich umbringen, wenn sie dieses Foto sieht“, lachte Jamie noch immer und hielt das entsprechende Foto hoch, damit Aru wusste, von welchem sie sprach. Es war natürlich das Bild der lieben Tante, wie sie heimlich den Kuchen verdrückt hatte.
 

Aru stieg in das fröhliche Lachen mit ein und stellte die Tassen rasch auf den Tisch, bevor er noch etwas verschüttete. „Na dann hoff ich ja mal, dass du ihr nicht erzählst, wo ich wohne.“
 

„Oh wow…“ Jamie war bereits einige Fotos weiter. „Kannst du mir das ein paar Formate größer machen?“, fragte sich mit leiser Stimme und hielt fast erfürchtig ein Schwarz-Weiß-Foto in den Händen. Aru lächelte. Es zeigte Jamie und Andres wie sie sich in den Armen hielten und verliebt in die Augen sahen. Er hatte es absichtlich nicht farbig gelassen, da er fand, dass es so besser aussah.
 

„Gefällt es dir?“

„Ja… und wie!“ Noch immer die leise Stimme. „Und du sagst immer, dass du nicht begabt bist“, tadelte sie und sah Aru mit bitterbösem Blick an. „Du bist der Beste“, grinste sie und küsste Aru noch einmal auf die Wange. Sie war einfach überglücklich.
 

Einige Fotos und Minuten später: „Und das brauch ich als Postkarte“, lachte die junge Frau, „Mein lieber Cousin wird mir zu Füßen liegen.“

Aru schaute auf das letzte Bild, welches am Sonntagabend gemacht wurde. Es war das Bild, vor welchem Nik sich noch hatte drücken wollen, es aber nicht geschafft hatte.

„Ja, und dann wird er dir die Schienbeine zerbeißen… Aber klar mach ich. Dann schickst du sie ihm aber auch bitte mit der Post.“

„Liebend gerne…“
 

Die Tassen wurden schnell geleert, während Jamie und Aru die Hochzeit noch einmal Revue passieren ließen, Jamie begeistert von ihrer Flitterwoche (die aus beruflichen Gründen nur vier Tage angedauert hatte) schwärmte und es noch immer nicht richtig glauben konnte, dass sie nun verheiratet war.
 

„Ich freu mich echt für dich“, lächelte Aru.

Jamie erwiderte das Lächeln, schwieg aber. Sie musterte den Blonden aufmerksam. „Du bist momentan nicht so glücklich, hm?“, fragte sie dann vorsichtig.

Aru war erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel und darüber, dass sie wohl bemerkt hatte, dass etwas nicht stimme und dementsprechend sah auch sein Gesichtsausdruck aus.
 

Jamie seufzte. „Und ich bin nur am schwärmen, tut mir Leid.“ Sie drehte ihre Tasse zwischen den Händen.

„Was?“ Aru war perplex. „Hey, nein… das muss es nicht“, versuchte er sie sofort zu überzeugen, schließlich wollte er nicht, dass sie sich nun schlecht fühlte. „Nein, es ist wirklich okay.“
 

Niks Cousine sah ihn skeptisch an. „Aber du bist unglücklich“, beharrte sie.

„Jetzt gerade nicht unbedingt. Du sitzt neben mir, wir haben Spaß…“

Jamie war nicht dumm und ließ sich so schnell nicht abweisen. „Ich meine in Sachen Liebe.“
 

Aru seufzte auf und starrte nun ebenfalls in seine leere Tasse, ehe er langsam den Kopf schüttelte.

„Also ist ein anderer Kerl Schuld daran, dass ich fast eine Stunde auf die warten musste… an meiner Hochzeit!?“, plusterte Jamie sich auf und versuchte die Stimmung etwas aufzulockern.

Aru musste schmunzeln, da ihm mal wieder auffiel, wie ähnlich Nik und Jamie sich waren.
 

„Ja, irgendwie schon… aber genau deswegen will ich nicht darüber reden und dich damit unnötig belasten, eure Hochzeit hab ich ja schon ruiniert… zumindest den Anfang davon.“

„Aru…“ Sie seufzte und nahm seine Hand in ihre. „Freunden hilft man bekanntlich und wenn du wen zum Reden brauchst und du damit leben kannst, dass es kein Schwuler ist, dann… komm an Mamas Brust und rede“, rief sie zum Schluss theatralisch aus und zog Aru in ihre Arme.Ja, genau wie Nik…
 

Aru machte sich von der Umarmung los, setzte sich etwas bequemer hin und gerade als er anfangen wollte zu erzählen, stockte er und sah Jamie scharf an. „Woher weißt du eigentlich, dass ich schwul bin?“

Angesprochene grinste scheinheilig. „Nik?“, kam dann die leise Frage.

„Arghh…“, stöhnte Aru, „ich hätte es wissen müssen. Dieses Miststück von bestem Freund kann wirklich nichts für sich behalten.“
 

„Na komm, ich toleriere es doch“, versuchte Jamie ihn zu beruhigen, doch stattdessen kassierte sie einen weiteren genervten Blick.

„Du bist ja auch mit einem schwulen Cousin groß geworden.“

„Und du mit einem schwulen Freund“, kam es sofort retour. „Ich bin auch immer noch der Meinung, ihr wärt das Traumpaar schlecht hin gewesen.“
 

Aru hob die Augenbrauen. „Also hast du mich immer für schwul gehalten, oder was?“ Irgendwie hatte ihn diese Ansicht gekränkt, dabei wusste er, dass es nicht schlimm war, schwul zu sein – natürlich gab es immer noch die intoleranten Ausnahmen, die das anders sahen – aber hatte er sich vielleicht zu tuntig benommen, oder so etwas?
 

„Hm, glaub schon. Lag vielleicht daran, dass du immer so viel mit Nik rumhängst, da war nichts anderes zu erwarten und außerdem…“, an dieser Stelle färbten sich ihre Wangen in ein dunkleres rot, „außerdem hab ich euch einmal gesehen, als ihr bei Niks Mom im Garten hinter den Büschen geknutscht habt.“
 

Aru fing an zu lachen. „Das ist doch sicher schon drei Jahre her, wenn nicht sogar länger. Oh man… ja, das waren Zeiten.“ Er erinnerte sich zurück. Am Anfang war es total spannend und aufregend gewesen, so etwas mal mit einem Mann auszuprobieren, mittlerweile war es für Aru ganz normal, Nik zu küssen oder in seinen Armen zu liegen. Nik hingegen war irgendwie schon immer schwul gewesen. Nicht weibisch oder gar tuntig, er es einfach und zeigte sein Interesse an anderen Männer meisten auch sehr offensichtlich, was so manches Mal doch zu peinlichen Situationen führte, zumindest für Aru.
 

„Aber nun zurück zum eigentlichen Thema“, holte ihn Jamie aus der Vergangenheit zurück. Aru sah sie leidend an, da er gehofft hatte, sie hätte es vielleicht doch vergessen.

„Was ist passiert?“, fragte sie vorsichtig nach.

„Das hat Nik dir also nicht erzählt?“, stichelte Aru.

„Nein hat er nicht, so schlimm ist er nun auch nicht und jetzt hör auf, ablenken zu wollen.“
 

Aru gab es seufzend auf und begann dann zu erzählen.

Er erzählte ihr, dass Nik ihn mit auf eine dieser Partys – die Jamie wohlbekannt waren – mitgenommen hatte, dass er dort einen supergeilen Kerl hatte kennen lernen und sein erstes Mal mit ihm hatte erleben dürfen, dass er alleine aufgewacht war, dass er die Regeln gebrochen hatte, dass sie sich am Abend vor der Hochzeit noch einmal getroffen hatten und dass der Unbekannte unbekannt bleiben und nach seinen Spielregeln spielen wollte… und das er selbst mehr wollte, als nur ein Spiel.
 

Aru ging nicht allzu sehr ins Detail. Jamie war nicht Nik und ihr konnte er das alles einfach nicht erzählen, es war schon schlimm genug, wie viel er ihr gerade jetzt erzählt hatte und irgendwie war er etwas nervös, während er auf ihre Reaktion wartete.
 

Wahrscheinlich würde sie ihm abraten, noch weiter an dem Unbekannten zu hängen und ihm nachzutrauern, wenn eh keine Möglichkeit auf mehr bestand, aber entgegen Arus Vermutungen, lächelte sie traurig und lehnte sich an ihn heran. „Die Liebe kann manchmal ganz schön weh tun, hm?“ Sie rieb ihm sanft den Arm.
 

Aru war überrascht darüber, dass Jamie ihn nicht auf irgendeine Weise verspöttelte, sie führte schließlich ein glückliches Leben in einer heilen Welt ohne Probleme und als er ihr sagte, dass sie Glück gehabt hatte, Andres gefunden zu haben, schüttelte sie den Kopf.
 

„Weißt du, Andres und ich haben es als Heteropärchen auch nicht gerade einfach. Es gibt immer wieder Situationen, in denen man aneinander gerät und einfach mal Dampf ablassen muss. Jede Beziehung hat ihre eigenen ganz persönlichen Probleme.“
 

„Das Problem ist aber, dass es nicht mal eine Beziehung ist. Ich meine, ich kenne nicht einmal seinen Name, ich weiß so gut wie gar nichts über ihn… ach, das ist alles so seltsam“, gab Aru gefrustet von sich.
 

„Aber du fühlst dich trotzdem zu ihm hingezogen?“, hakte Jamie nach, deren Taktgefühl mal wieder einsame Spitze war. So etwas konnten Frauen wahrscheinlich am besten, sie wussten immer, was sie sagen sollten, wenn ein Freund oder eine Freundin in Problemen steckte.
 

Aru nickte leicht. „Ja, irgendwie schon, aber das ist alles so surreal…“ Er stockte, da Jamie ihm mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte.
 

„Es sind deine Gefühle und die lügen nicht, also ist es doch einen Versuch wert, dafür zu kämpfen.“ Sie schaute Aru aus ehrlichen Augen an, was diesen wieder zum lächeln brachte.
 

„So in der Art hat Nik das auch gesagt.“

„Tja, die Familie eben“, gab Jamie stolz von sich und grinste Aru an. „Und was habt ihr jetzt vor?“
 

Aru erzählte ihr nach einigem Zögern ihren Plan, der ja noch nicht ganz ausgereift war.

Jamie war – wieder gegen Arus Erwartungen – vollkommen begeistert und gab eifrig Tipps. Als er sie nach einer halben Stunde an der Tür verabschiedete, wünschte sie ihm noch einmal viel Glück und erinnerte den Blonden daran, dass sie auf dem Laufenden gehalten werden wollte.
 

„Ach und noch was… Dir sei verziehen, dass du zu spät zu meiner Hochzeit gekommen bist… bei den Umständen“, seufzte Jamie, da sie vollkommen verstand, weswegen es Aru momentan nicht so gut ging. „Bis dann!“
 

„Danke, Jamie…“
 

Dann war sie verschwunden.
 

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Am Freitagmittag in seiner Mittagspause traf sich Aru mit Nik in ihrem Lieblingsrestaurant, dem Asiaten. Denn wie bereits erwähnt, war ihr Plan für Samstag noch nicht wirklich ausgereift und ob sie es wirklich durchziehen würden, stand wohl auch noch in den Sternen, Aru zumindest war am zweifeln. Dass Nik daran seinen Spaß hätte, war dem Blonden andererseits klar.
 

Nik und Aru saßen sich gegenüber und aßen ihr Standartgericht – gebratene Nudeln mit Ente.
 

„Also, ich habe mir da schon so einige Gedanken gemacht“, fing Nik schließlich mit dem Thema an, weswegen sie sich getroffen hatten. Aru sah ihn erwartungsvoll an und wartete darauf, dass er ihm nun auch erzählte, zu welchem Schluss er gekommen war.
 

„Ich bin zu dem Schluss gekommen (Gedankenaustausch?, dachte sich Aru), dass es auf jeden Fall ein Fehler wäre, wenn wir zusammen zur Villa kommen würden, das wäre mehr als auffällig. Und wenn wir nicht wollen, dass er merkt, was wir vorhaben, sollten wir es vermeiden, uns auffällig zu benehmen“, stellte Nik fest, Aru konnte dem nur mit einem Nicken zustimmen.
 

„Meinst du denn wirklich, dass er darauf eingehen würde? Ich meine, wir sind erwachsen und keine eifersüchtigen Teenies…“, zweifelte der Blonde.
 

„Haben wir nicht ausgemacht, dass es einen Versuch wenigstens wert ist? Und wenn wir es wirklich schaffen sollten, deinen Blacky aus der Reserve zu locken, dann hast du deinen Beweis, dass er doch mehr von dir will, wenn nicht…“, Nik stockte. „Na ja… dann…“
 

„Ist schon okay, dann weiß ich wenigstens wirklich voran ich bin. Und dann werde ich ihn mir wohl auch aus dem Kopf schlagen.“
 

„Aber du ziehst das jetzt mit mir durch?“, grinste Nik, dem das Ganze wirklich großen Spaß bereitete.

„Klar, wie du sagst – einen Versuch ist es wert“, zuckte Aru mit den Schultern.

„Na, dann mach dich auf eine heiße Nacht bereit, Baby“, schnurrte der Braunhaarige.

Aru lachte und verschluckte sich fast an einem Stück Ente. Nik sprang hilfsbereit auf und klopfte seinem Freund auf den Rücken. „Na, na, so schlimm bin ich jetzt auch nicht.“

„Nein, bist du wirklich nicht. Nochmals danke.“ Aru lehnte sich an Nik, der mittlerweile seinen Arm um des Blonden Schultern gelegt hatte.
 

„Das klappt schon, Engelchen. Sobald ihn einer von uns ausfindig gemacht hat, geht er zur Bar. Der andere kommt hinzu und schon kann die Show beginnen, alles klar?“

„Ja, Sir“, bestätigte Aru. „Aber vielleicht sollten wir uns noch anders erkenntlich geben? Irgendeine besondere Shirtfarbe?“ Dann fiel dem Blonden noch etwas anderes ein. „Gelte ich immer noch als Frischling?“
 

Nik überlegte kurz. „Ich glaube, die ersten drei Partys schon. Aber an sich ist es doch ganz praktisch, dann erkennt der Kerl dich auch. Und ich trage einfach mein Weinrotes Hemd unter dem Umhang.“
 

Nik streckte seinem Freund die Hand hin, in die dieser grinsend einschlug. Also war es nun beschlossene Sache.
 

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Manchmal liebte er einfach die Trennwände zwischen den einzelnen Tischen, die oberhalb der Banklehnen befestigt waren. Er liebte den Restaurantinhaber für diese Idee. Dafür sollte es nachher Trinkgeld geben.
 

Mit einem süffisanten Grinsen lehnte sich der Schwarzhaarige zurück und genoss den letzten Schluck seines Wassers. Er hatte jedes noch so kleine Wort aufgeschnappt, was an dem Tisch hinter ihm gefallen war.
 

Zuerst hatte er nicht glauben wollte, dass er selbst wirklich das Gesprächsthema war, aber gen Ende hin wurde es immer deutlicher und vor allem amüsanter. Und bei seinem neuen Synonym hätte er am liebsten aufgelacht.
 

So, so, Aru… Da willst du mich also mit deinem Freund aus der Reserve locken? Das könnte durchaus interessant werden…
 

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Es war die letzten Wochen wirklich merklich kälter geworden. Sobald der Atem an die frische Luft gelangte, verwandelte er sich in feine Rauchschwaden, die sich dann langsam auflösten. Eigentlich waren diese fröstelnden Temperaturen kein Wunder, immerhin war es schon Mitte November.
 

Aru zog die Schultern höher und den dünnen Umhang fester um den zitternden Körper, während seine Füße ihn schnellen Schrittes über den Kiesweg hin zum Eingangsportal brachten.
 

Er war über eine halbe Stunde später, als er Nik angegeben hatte. Langsam wurde das Zuspätkommen eine neue Charaktereigenschaft von ihm, was Aru gar nicht gefiel. Er hatte eine halbe Stunde zu Hause vor dem Spiegel gestanden und sich gefragt, ob es wirklich der richtige Weg war, noch einmal auf eine dieser Partys zu gehen, doch letztendlich hatte er sich dafür entschieden und seine letzte Chance am Schopf ergriffen.
 

Dass der Blonde nun jedoch immer nervöser wurde, ließ sich nicht verleugnen. Ihm kam es so vor als wäre es gestern gewesen, als er die Villa zum ersten Mal betreten und die Gänge hin zu diesem ganz bestimmten Saal durchschritten hatte. Es kann nur besser werden, redete sich Aru ein, so viel zu verlieren hab ich nicht mehr.
 

Wieder blieb er vor der Tür stehen, an der in geschwungener Schrift die Worte
 

Come in… it’s just a game…
 

prangten. Aru holte tief Luft, rückte die weiße Maske auf seinem Gesicht zurecht und gab sich den letzten Ruck. Die Musik stieg sofort um ein Vielfaches an, als er die Tür aufzog. Die erotische Stimmung zog ihn wieder in ihren Bann. Alles war wieder nur halb erleuchtet, flackerte rot auf. Die Klänge der Anlage wummerten durch den ganzen Raum, in dem Männer sich halbnackt oder nackt nur mit Masken bekleidet räkelten.
 

Aru stand für eine kurze Zeit wie angewurzelt. Es war fast wie ein Dejavue, nur mit der Tatsache, dass er dass hier wirklich schon einmal erlebt hatte… und wie er das hatte…
 

Eine leichte Gänsehaut kroch ihm über den Rücken, was dieses Mal nicht an der Kälte lag, sondern an einem schwarzhaarigen jungen Mann, der keine fünf Meter von ihm entfernt allein auf eine der großen Couches saß und direkt zum Eingang sah, direkt ihn ansah. Und dieses Mal verwettete Aru seinen Hintern darauf, dass dieser Mann wirklich und zu Hundert Prozent Blacky war, dieses Mal blieben einfach keine Zweifel.
 

Aru riss sich von dem Anblick los und steuerte zielsicher die Bar an, nachdem er die große Tür hinter sich geschlossen hatte. Er war froh, dass er seinen Gang beherrschte und nicht wie auf wackeligen Stelzen durch den Raum ging, denn so sicher fühlte er sich gerade nicht. Es war eine 50:50-Chance gewesen, dass Blacky hier wirklich auftauchte, doch jetzt war Aru erleichtert, wenn auch noch nervöser, als zuvor, da er es nun wirklich irgendwie vollbringen musste, Blacky anbeißen zu lassen.
 

Doch dazu benötigte er erst einmal Nik, welcher sich glücklicher Weise auch an der Bar befand. Aru beugte sich zu dem Barkeeper vor, der nichts weiter als ein knappes Lederhöschen trug, dafür einen unglaublich muskulösen Oberkörper offenbarte. „Einen Scotch bitte.“

„Kommt sofort, Süßer“, grinste der Barkeeper und machte sich daran, ihm ein Glas zu füllen.
 

„Gleich etwas Hochprozentiges? Aufgeregt?“, säuselte der junge Mann zu seiner Linken, der mit dem Zeigefinger sanft über Arus Brust fuhr.
 

„Ja, und wie ich das bin“, raunte Aru und erwiderte Niks Lächeln. Er konnte einfach nicht anders. Es war zu komisch und lustig gleichermaßen, was er hier tatsächlich mit Nik abzog. Und keiner der hier Anwesenden wusste, dass es nur gespielt war, hörte man ihnen nicht unbedingt zu. Aber außer dem Barkeeper, der sich nicht weiter an ihnen zu stören schien, war keiner in unmittelbarer Nähe.
 

„Hast du ihn auch schon gesehen? – Ah, danke“, wandte er sich dann an den Maskierten mit dem knappen Höschen, der ihm das Glas mit dem Scotch hinhielt, dessen Inhalt Aru sofort dankend die Kehle hinabstürzte. Er war normalerweise nicht der Fan von Hochprozentigem, da er bei so etwas nicht lange nüchtern blieb, aber dies war eine Ausnahme und Ausnahmen sollten genutzt werden.
 

„Natürlich habe ich.“ Nik kam näher, beugte sich nach vorne, um Aru ins Ohr zu flüstern. „Er sitzt seit einer halben Stunde auf dem Sofa und weist jeden Mann ab, der sich zu ihm setzen will… und jetzt gerade sieht er her“, klang Niks Stimme voll Freude.
 

„Was echt?“ Hatten sie es also schon geschafft, Blackys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aru traute sich jedoch nicht, sich zu dem Unbekannten umzudrehen. Um an ihr Ziel zu kommen, mussten sie unauffällig bleiben. „Dann fangen wir an?“, fragte Aru, der wieder etwas Abstand zwischen sie gebracht hatte.
 

„Machen wir das denn nicht schon gerade?“, raunte der Braunhaarige und ließ seine Hand über Arus Seiten gleiten. Es war irgendwie verquer, dass Nik mit so einer Stimme zu ihm sprach und sich ganz offensichtlich an ihn ranmachte. Auf der anderen Seite, machte es einfach Spaß. Er alberte mit Nik herum, so wie sie es früher auch getan hatten, nur dieses Mal blieben sie dabei wesentlich ernster.
 

„Na dann…“, hauchte Aru und lehnte sich leicht an seinen Freund heran, der seine Hände auf den Po des Blonden gelegt hatte und ihn zu sich zog. In beiden Augenpaaren blitzte die Freude auf, dann schob Aru seine Hände in Niks Nacken und brachte ihr Lippen einander näher. Der Braunhaarige kam dem Druck nur zu gerne nach, fing Arus Lippen daraufhin zu einem zärtlichen Kuss ein.
 

Zeitgleich schlossen die beiden ihre Augen und drückten sich ihrem Gegenpart näher. Es war so vertraut und selbstverständlich, dass es für keinen von ihnen logisch erschien, Hemmungen zu zeigen. Sie gaben sich ihren Zärtlichkeiten hin.
 

Nik war der Erste von ihnen, der seine Lippen öffnete und Arus Lippen neckend dazu aufforderte, sich zu öffnen. Er spürte das leichte Grinsen des Blonden, ehe dieser der Forderung nachkam. Ihre Zungen trafen aufeinander, umspielten sich wild und fordernd.
 

Die kleinen Blitze und die Hitzewellen, die Aru bei Blacky verspürt hatte, blieben jedoch aus. Nur eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus, Geborgenheit, Vertrauen, aber keine Leidenschaft. Natürlich fing es an, Aru immer mehr zu erregen, vor allem, als Nik ihm auch noch die Lenden und somit seine eigene Erregung entgegendrückte. Aber er war auch nur ein Mann und gegen anturnende Berührungen konnte auch er nichts machen.
 

Das Keuchen wurde von ihren Mündern erstickt. Aru krallte seine Finger fester in die braunen Haare, um Nik noch tiefer küssen zu können. Seine Hüften passten ihre Bewegungen die des anderen an. Nur zu deutlich konnten sie die Erregung in den Hosen des anderen spüren.
 

Nik war doch ein wenig erstaunt, wie sehr sein Freund plötzlich in die Offensive ging. Aru war immer vorsichtig gewesen, war immer etwas schüchterner gewesen, wenn es darum ging, Nik auch anzufassen, doch das hier war… sagenhaft. Kaum zu glauben, dass der Unbekannte Aru einfach stehen gelassen und ihn verletzt hatte.
 

Sollte der Kerl doch mal sehen, was er verpasste und was passierte, wenn man sich mit dem Falschen anlegte. Nik löste sich aus ihrem Kuss und knabberte Arus Hals entlang. Als er die Augen für einen kurzen Moment öffnete und zur Seite schaute, sah er den Fremden noch immer auf dem Sofa sitzen, den Blick fest auf Aru und Nik gerichtet. Die Gesichtszüge, die unter der Maske herauslukten, ließen nichts von dessen Gefühlregungen erahnen, was Nik jedoch nicht sonderlich störte. Der Schwarzhaarige beobachtete sie schon die ganze Zeit und das genügte.
 

Nik schenkte ihm ein freches Grinsen und konnte dabei auch einen leicht arroganten Blick nicht unterdrücken, dann wandte er sich wieder ganz seinem blonden Freund zu, der anscheinend mitbekommen hatte, dass Nik kurzzeitig nicht ganz bei der Sache war.
 

„Dein Blacky kann die Augen nicht von dir lassen“, hauchte Nik ihm erklärend ins Ohr, „dann wollen wir doch einen Gang höher schalten, meinst du nicht?“ Nik war wirklich in seinem Element und Aru hatte nicht einmal die geringste Chance zu antworten, denn die erste Silbe seiner Antwort ging in ein Stöhnen über, als Nik seine Hand in Arus Schritt geschoben hatte und dessen Erektion durch den Stoff hindurch massierte.
 

Aru zitterte leicht. Er konnte nicht verleugnen, wie gut Nik darin war, andere zu verwöhnen und die Tatsache, dass Blacky sie die gesamte Zeit zu beobachten schien, gab dem Ganzen den letzten Kick. Er wollte dem Schwarzhaarigen richtig eins auswischen und ihm zeigen, was er verpasste.
 

Er drückte sich Niks Hand entgegen, zog dessen Kopf wieder zu sich, verschlang seine Lippen geradezu. Der Braunhaarige hatte sich derweil daran gemacht, Arus Jeans zu öffnen und sie ein Stück weit hinabzuziehen. Seine Finger schlichen sich zwischen dem Bund der Shorts hindurch und glitten direkt die letzten paar Zentimeter tiefer. Sobald er die harte Länge seines Freundes in seiner Hand spürte, umschloss er sie fest und ließ die Faust auf und ab gleiten.
 

Aru verdrehte die Augen und stöhnte so laut in den Kuss hinein, dass dieser nicht einmal die gesamten Laute verschlucken konnte. Er hielt sich an Niks Schultern fest, versuchte so gut es ging, den Bewegungen nachzukommen, während die Erregung in seinem Körper immer stärker wurde.
 

Gerade huschte Niks Daumen über die feuchte Eichel, als sich eine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen legte. Dieser zuckte kurz zusammen, ließ von Arus Lippen – jedoch nicht von dessen Erektion – ab, um die störende Person anzuschauen. „Ja?“, knurrte er und hätte fast lachen müssen, als sich der Störenfried als kein anderer als Blacky höchstpersönlich entpuppte.
 

Aru öffnete die Augen, als er Niks Stimme hörte und war doch etwas überraschte, als er Blacky plötzlich neben Nik stehen sah. Und er konnte nicht anders, er wurde doch etwas nervös und schluckte, während er darauf wartete, was der Fremde wohl machen würde. Nik wusste genau, was er selbst machen würde. Und er tat es auch gleich: sein Griff wurde wieder fester, als er weiter Arus Glied rieb, was den Blonden zum Stöhnen brachte.
 

„Entschuldigt die Störung“, meinte der Schwarzhaarige scheinheilig und sah Nik fest in die Augen, welcher dem Blick standhielt. Aru wurde von beiden ignoriert, nur die Hand in seiner Hose brachte ihm durchgängig Aufmerksamkeit entgegen.
 

„Darf ich wohl übernehmen?“ Der Fremde lächelte und deutete mit einem kurzen Nicken Richtung Arus Schritt. Aru selbst blinzelte Blacky perplex an. Er hätte vieles erwartet, nur nicht das. Blacky hätte ihn anfahren können, sie ganz ignorieren und ihnen beiden keine Beachtung schenken können, aber dass er Nik nun ablösen wollte, das war in Arus Vermutungen nicht vorgekommen.
 

„Ungern“, antwortete Nik langgezogen. Für ihn und für Blacky allen Anscheins nach auch stand es wohl außer Frage, dass sich nach Arus Meinung erkundigt wurde.
 

„Aber nun gut, ich will mal nicht so sein.“ Nik zog seine Hand aus Arus Shorts, sah dabei noch immer den Fremden an. Aru war sich nicht sicher, ob er jetzt von Nik allein gelassen werden wollte. Mit ihm an seiner Seite hatte er sich doch so sicher gefühlt, nun war er auf sich allein gestellt, denn Nik küsste ihn noch einmal fest auf Lippen und ließ sie dann allein.
 

Erst als Nik außer Sichtweite war, wandte sich Blacky endlich zu Aru. Er sah ihm nun fest in die Augen und in Aru machte sich plötzlich das beklemmende Gefühl breit, dass etwas Spottendes in dem Blick lag, der ihm entgegen traf.
 

Aru fühlte sich unwohl unter diesem Blick und da half auch keine Erregung in der Hose, die leicht schmerzend noch immer auf ihre Erlösung wartete. Und als Blacky noch immer nichts zu ihm sagte – Aru selbst fielen in dieser Situation auch keine Worte ein – sah er es für das Beste an, erst einmal die Hose zu schließen, da er sich sicher war, dass nun irgendein sehr seltsames Gespräch folgen würde.
 

Blacky jedoch kam ihm zuvor und hielt seine Hände zurück. „Nana… ich wollte doch da weiter machen, wo dein Freund aufgehört hat“, tadelte der Fremde Aru mit einem Kopfschütteln. Er kam dem Blonden näher und grinste leicht, als er die skeptisch zusammengekniffenen blauen Augen bemerkte.
 

„Er ist doch dein Freund, oder? Sein Name ist Nik?“
 

Aru entglitten plötzlich alle Gesichtszüge und es lag mit Sicherheit nicht daran, dass Blacky seine Hand nun langsam seinen Bauch hinab schob und seinem Zentrum immer näher kam. „W… was?“ Aru war vollkommen perplex und konnte nicht glauben, was Blacky da gerade von sich gab. Woher konnte er wissen, dass Nik wirklich Nik hieß und dass er Arus Freund war?
 

„Wieso…? Woher…?“ Aru brachte es nicht zustande, vernünftige Fragen zu formulieren. Blacky hingegen schien es immer amüsanter zu finden, sein Grinsen wurde immer größer, während seine Finger sanft Arus Bauchnabel umkreisten.
 

„Und du bist heute eigentlich auch nur hier, um mich eifersüchtig zu machen…“ Dieses Mal war es nicht einmal mehr eine Frage, es war eine Feststellung, die Aru schwindeln ließ. Das konnte doch einfach nicht wahr sein.
 

Der Schwarzhaarige sah ihn aus seinen grau-grünen Augen mitleidig an. „Noch mehr Fragen, die jetzt in deinem Kopf herumschwirren, hm?“ Ein leichtes Lächeln, dann küsste er Aru auf die vor Sprachlosigkeit leicht geöffneten Lippen. „Dann will ich dir doch mal helfen, deinen Kopf für einen kurzen Moment leer zu machen…“, versprach er flüsternd und ging langsam in die Knie.
 

Aru, noch immer zu keinem Wort fähig, starrte den Unbekannten an und verfolgte hilflos mit, wie dieser ihm die Shorts tiefer hinab zog und sich mit seinen Lippen der freigelegten Erektion näherte.
 

Blacky schickte ihm noch einen letzten lasziven Blick nach oben, dann schloss er seine Augen, öffnete den Mund, um Arus Glied Stück für Stück zu verschlingen...
 


 

6. Eifersuchtsszenen – Ende
 

- To be continued -

Wahrheiten

7. Wahrheiten
 


 

Verwirrung und Unglaube schwirrten im Kopf des blonden Mannes umher, der sich in Richtung einer Couch hatte bugsieren lassen und nun an deren Lehne Halt suchte. Vor ihm kniete sein persönlicher Gott mit den schwarzen Haaren. Eine schwarze Maske zierte dessen Gesicht, welches so nah an Arus Schritt war, dass dieser jeden noch so kleinen Atemzug an seinem entblößten Glied spüren konnte.
 

Blacky hatte den Kopf so weit gesenkt, dass ihm die Ponyfransen ins Gesicht fielen und jegliche Gesichtsmimiken verbargen. Sein Mund war geöffnet, während seine Zunge über den harten Stahl vor sich tänzelte und dem Blonden gequältes Stöhnen entlockte. Aru hatte seiner Meinung nach wirklich einiges gewagt und es hatte ihn wirklich erstaunt, dass Aru so weit bereit war zu gehen. Dennoch konnte er nicht zulassen, dass sein kleiner Liebling ungeschoren davon kam, wenn er es doch gewagt hatte, ihm auf diese Weise eins auswischen zu wollen. Da hatte er falsch gewettet.
 

Die Zunge umkreiste die bereits gerötete Eichel, aus der immer wieder vereinzelte Lusttropfen kamen, welche sofort gierig abgeleckt wurden. Aru wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen. Er war vollkommen überfordert, nicht einmal klare Gedanken brachte er zustande. Zum Einen war da diese unglaubliche Zunge, die ihn unaufhörlich reizte und ihm nicht mehr schenken wollte und zum Anderen, war da die Pein, aufgeflogen zu sein und die vollkommene Ungewissheit, was Blacky nun wirklich vorhatte und vor allem, was er dachte.
 

Wieso musste der Kerl auch nur so verdammt stur und verschlossen sein?! Und wieso musste er so gut aussehen und ein so verdammtes Talent dafür besitzen, allein durch kleine Zungeschläge Aru in pure Ekstase zu versetzen?! Denn plötzlich peitschten wieder die Blitze und die fast unbändige Leidenschaft in seinem Körper, die bei Nik gefehlt hatten. Aru fühlte sich wie unter Strom, der nicht entladen werden konnte. Die Spannung war kaum auszuhalten.
 

Die Zunge vollführte einfach weiter ihre quälende Aufgabe, während Aru seine Finger immer fester in den Stoff grub. Die Zungenspitze stippte in das kleine Loch der Eichel und brachte Aru erneut zum Stöhnen. Der Blonde hatte nicht vergessen, wo er war, er spürte die Präsenz der anderen Männer nur zu deutlich, doch störte es ihn momentan herzlich wenig. Die meisten waren beschäftigt und da er mit dem Unterkörper hinter dem Sofa stand, konnte ihn eh nur der Barkeeper sehen, der jedoch selbst gerade mit einer Zunge beschäftigt war, die sich über seinen Körper schlängelte.
 

Die Spannung in des Blonden Körper erhöhte sich noch mehr und verzweifelt krallte er nun seine Hände in den schwarzen Schopf. „Nicht… so…“, keuchte Aru mit zitternder Stimme. Er wollte, dass Blacky endlich mehr tat, als ihn nur mit der Zunge zu reizen, doch sein Flehen wurde nicht erhört. Weder von Gott, noch von Blacky. Zweiter ließ kurz von ihm ab, nur um mit amüsierter Stimme zu antworten: „Doch… genau so.“ Das Grinsen konnte Aru nicht sehen, da er die Augen fest zugekniffen hatte, spüren konnte er es hingegen umso mehr.
 

Der Schwarzhaarige öffnete seinen Mund etwas weiter und knabberte mit den Zähnen an der prallen Spitze herum, verpasste ihr hier und da einen weiteren kleinen Zungenschlag, beobachtete dabei jede Gefühlsregung Arus, die sich hinter der Maske hervorhob. Er sah den leicht offen stehenden Mund, die geschlossenen Augen und die leicht gerunzelte Stirn, an der man Arus Verzweifelung nur zu deutlich ablesen konnte. Blacky lächelte und befand Aru in diesem Moment für wunderschön, auch wenn er sich die weiße Maske gerade in die Hölle wünschte.
 

Trotz allem half Aru seine Schönheit in Blackys Augen nichts, denn er wurde nur immer weiter mit zuckersüßen und erregenden, kleinen Berührungen gefoltert. Es war kaum auszuhalten. „B-bitte… bitte…“, flehte Aru brüchig und fast war er sich seines Sieges sicher, als sich ein Lippenpaar fest um seine Eichel legte und der sagenhafte Mund zu saugen begann. Doch sobald der Blonde den Sog spürte, war er schon verschwunden. Frustriert stöhnte er auf.
 

„Was muss… ich tun, damit du…“, kurz unterbrach Aru sich selbst, da es doch etwas seltsam war, es beim Namen zu nennen, „…mir einen richtigen… Blow-Job verpasst?“ Er konnte und wollte einfach nicht mehr warten und irgendwie musste er den Fremden doch dazu animieren können, seinen Schwanz endlich richtig in den Mund zu nehmen, anstatt zu spielen.
 

Den Schwarzhaarigen schien diese Frage wohl doch endlich zu reizen, um zu überlegen, ob er sich nicht doch Aru erbarmen wollte. Kaum einen Augenblick später stand er vor Aru und sah mit seinen grau-grünen Augen auf ihn hinab. Aru schluckte unter dessen Blick, den er einfach nicht zu deuten wusste.
 

„Als erstes wäre eine Entschuldigung wohl angebracht“, war schließlich die Antwort, der Aru direkt nachkommen wollte.
 

„Es tut…“ Er schloss seinen Mund wieder. Moment mal, wieso sollte er sich entschuldigen? Was hatte er getan, außer mit Nik rumzuknutschen, um Blacky eifersüchtig zu machen? Der Schwarzhaarige spann wohl. Aru fügte sich vielleicht manchmal… na gut, öfter als ihm lieb war, Blackys Forderungen, aber langsam es war genug damit. Er war auch ein Mann und hatte seinen Stolz, auch wenn dieser nicht immer an die Oberfläche trat. „Nein“, widersprach Aru trotzig.
 

Seinem Gegenüber stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, da konnte auch keine Maske mehr etwas verbergen. Damit hatte der Fremde wohl nun nicht gerechnet. Dass Aru ihm so einfach widersprach und ihn auflaufen ließ. „Nein?“ Wenige Worte, für einen sonst so gesprächigen Unbekannten, dachte sich Aru, der nun doch langsam seinen Triumph roch. Es war komisch, wie schnell sich seine Stimmung manchmal ändern konnte. Gerade noch fühlte er sich wie im Himmel und jetzt war die Wut in seinem Inneren so groß, dass all die Erregung wie weggeblasen war, aber Blacky war dieses Mal eindeutig zu weit gegangen.
 

„Nein“, wiederholte Aru und erwiderte Blackys Blick mit festen Augen. „Ich sehe nicht ein, mich zu entschuldigen, wenn du Dinge abziehst, die wesentlich mehr weh tun.“ Die letzten Worte hatte er eigentlich gar nicht sagen wollen, doch waren sie ihm einfach so herausgerutscht. Der ganze Frust wollte einfach hinaus, er wollte Blacky alles an den Kopf werfen, damit er endlich begriff, wie scheiße dieses verdammte Spiel für Aru war.
 

„Ich habe keine Lust mehr nach deinen Regeln zu spielen und-“ plötzlich verschloss eine warme Hand seinen Mund und hinderte ihn daran weitere Worte auszuspucken. Aru starrte Blacky erstaunt an, der noch immer beide Hände bei sich hatte und ebenso perplex aus der Wäsche guckte, als Nik sich plötzlich zwischen sie schob, seine Hand jedoch noch immer im Gesicht seines Freundes liegen ließ. „Engelcheeen“, knurrte der Braunhaarige und sah den Blondschopf tadelnd an. „Du solltest wirklich leiser sprechen, euch hört der gesamte Saal zu und bald wissen auch alle, dass ihr die Regeln gebrochen habt“, setzte Nik drohend hinterher.

Aru sah sich ertappt um und bemerkte nun wirklich die vielen Männeraugen, die auf sie gerichtet waren. Es waren nicht alle und sie wurden mit Sicherheit nicht ansatzweise von zwei Personen genau verstanden, aber auf die Gefahr, dass Aru Blacky noch regelrecht zusammenschrie, lief es gerade hinaus. Weswegen Nik auch vorsichtshalber eingegriffen hatte. Er war in der Nähe der beiden Turteltäubchen geblieben, nur zur Sicherheit und hatte auch noch damit Recht behalten sollen.
 

Doch in Aru löste die Wut bereits wieder den Schrecken ab. Er war sauer auf Blacky, auf diese dämlichen Partys und auf Nik, der ihn daran gehindert hatte, Blacky endlich die Meinung zu geigen. Nun war er raus, das gewisse Feeling fehlte plötzlich, das er gebraucht hätte, um sich vor dem Schwarzhaarigen zu bewähren. Dieser hatte sich ebenso wie Aru im Raum umgesehen und ebenso erleichtert festgestellt, dass sie keiner hätte verstehen können.
 

„Also entweder macht ihr jetzt da weiter, wo ihr aufgehört habt“, Nik stoppte sich kurz und sah bedeutungsschwer an Aru hinab, dessen Glied noch immer leicht erigiert war, „… oder ihr geht nach draußen und klärt eure Differenzen dort weiter.“ Der Braunhaarige sah zwischen den beiden Männern hin und her und nahm endlich auch wieder seine Hand von Arus Mund. Sobald er aber bemerkte, dass Aru wohl wieder etwas lauter werden wollte, mahnte er ihn mit bösen Blicken und kam sich wie im Kindergarten vor. Und da der Beruf der Erzieherin nun wirklich nicht seinen Lebenstraum beinhaltete, ließ er die beiden wieder allein, nicht aber ohne auch Balcky einen todbringenden Blick zu schicken. Der Schwarzhaarige sollte mit seinem blonden Engel bloß sorgfältig umgehen, sonst… aber er hielt sich raus. Es war nicht seine Angelegenheit. Sollte Aru jedoch um seine Hilfe bitte, würde er sie ihm nie und nimmer verweigern.
 

„Ich gehe“, antwortete Aru kalt auf Niks Bedingung hin, auch wenn sein Freund schon wieder verschwunden war. Dieses Mal ließ der Blonde sich nicht davon abhalten, seine Hose zu schließen. „Such dir jemand anderen, der deine Spielregeln befolgt und deine Spielchen mitspielt. Ich mache das nicht länger mit!“ Aru war beherrscht, seine Stimme zu unterdrücken, trotzdem waren seine Wut und auch der Schmerz herauszuhören. Blacky tat es zumindest, er hörte den Schmerz und sah Aru schweigend an. Doch wenn der Blonde gehofft hatte, er würde noch irgendeine Antwort von seinem Gegenüber erhalten, dann wurde er enttäuscht.
 

Aru rückte sich die Kleidung zurecht und sah dem Schwarzhaarigen noch einmal in die grau-grünen Augen. Dann ging er an ihm vorbei, direkt Richtung Tür. Kurz streiften sich ihre Schultern. Es erfüllte Aru mit Genugtuung, dass er es endlich geschafft hatte, Blacky ohne weiteres stehen zu lassen und ihn so entgeistert zu haben, dass er nicht einmal mehr etwas gesagt hatte. Aru fühlte sich endlich wieder stark und er hatte auch seinen Stolz wiedergefunden, von dem er längst geglaubt hatte, er hätte ihn wirklich gänzlich verloren.
 

Tief durchatmend stand Aru schließlich in der eisigen Kälte, während das Portal in seinem Rücken langsam ins Schloss zurückglitt. Der junge Mann tat zwei Schritte auf dem Kiesweg und blieb erneut stehen. Auch wenn er seine Stärke wiedergefunden hatte, war er in diesem Moment nicht glücklich. Das hier war nicht das, was er wollte. Das wurde ihm jetzt klar. Aru legte den Kopf in den Nacken und starrte in den dunklen Himmel, der von Wolken nur so behangen war und keinen einzelnen Stern durchscheinen ließ.
 

Das, was der Blonde wirklich haben wollte, wurde ihm ganz offensichtlich verwährt. Er wollte in Blackys Armen liegen und einfach nur seine Zärtlichkeiten genießen können. Er wollte ihn näher kennen lernen und alles über ihn wissen… und er wollte endlich sein Gesicht sehen und seinen Namen kennen dürfen. Aru seufzte. Wieso musste die Welt nur so ungerecht sein?
 

Er musste endlich einsehen, dass er Blacky abschreiben sollte, sonst würde er gar nicht mehr glücklich werden können und ihm auf ewig hinterherlaufen. So schlau war Aru dann doch, dass er wusste, dass es keinen Zweck hatte, einem Gespinst hinterher zu jagen und dass er wusste, dass er sich so nur weiter selbst das Leben schwer machen würde.
 

Aru war in seinen Gedanken gefangen, während er den Kiesweg hinabging und bemerkte nicht einmal, wie es zu schneien anfing und unzählige Flocken auf ihn hinabfielen. Es fiel ihm erst auf, als er etwas Feuchtes auf seiner Nase spürte – eine Schneeflocke, die auf seiner warmen Haut geschmolzen war. Erstaunt sah er nach oben und sah endlich das weiße Meer aus abertausenden Schneekristallen. Schön, dachte Aru lächelnd.
 

Gerade als er weitergehen wollte, hielt ihn eine Hand am Arm und eine leise Stimme, die seinen Namen flüsterte, zurück. „Aru?“ Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen, er hatte mit niemandem in diesem Moment gerechnet, vor allem aber nicht mit ihm. Langsam drehte er sich herum und als er in die schwarze Maske blickte, die Blackys Gesicht verborgen hielt, gefror seine Miene. Vergessen war die schöne Pracht des Schnees, zurück war die harte Realität.
 

„Was willst du?“, fragte er barsch und riss sich von Blacky los, der ihn noch immer am Arm hielt. Konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Reichte es denn nicht schon, dass er ihm so genug wehtat?
 

„Es tut mir Leid“, kam es plötzlich leise von dem Schwarzhaarigen. Aru glaubte seinen Ohren kaum, konnte die Worte ihrem Sinn einfach nicht zuordnen. Zu surreal war diese Situation. „Was?“ Ein Blacky, der sich entschuldigte. Ein schöner Gedanke, aber nicht mehr als ein Traum.
 

„Ich sagte, es tut mir Leid.“ Doch kein Traum? Es dauerte eine Weile, bis die Worte Arus Bewusstsein erreichten, doch dort schlugen sie dann ein wie ein greller Blitz. Der Blonde wich zurück, brachte weiteren Abstand zwischen sie, der durch die weißen Flocken nur weiter untermalt wurde. „Was tut dir Leid? Dass ich mich entschuldigen sollte, weil ich endlich herausfinden wollte, was du in mir siehst? Weil ich wissen wollte, ob du wirklich nur mit mir spielst? Oder gerade dafür, dass du nur mit mir spielst und es immer höher treibst, obwohl du weißt, dass es mir wehtut?“
 

Der Blonde redete sich immer mehr in Rage, seine Hände zitterten vor Wut und er presste sie zu Fäusten zusammen, damit es Blacky nicht auffiel. Er wollte verdammt noch mal stark sein und nicht wie ein kleines Kätzchen herumjammern und doch konnte er nichts dagegen tun, als seine Augen feucht wurden und die Tränen in ihnen schimmerten.
 

„Wegen beidem…“, antwortete sein Gegenüber dann ruhig und trat näher auf Aru zu. Er streckte einen Arm aus, doch Arus scharfe Stimme hielt ihn davon ab, ihn zu berühren. „Fass mich nicht an“, zischte Aru, den die sanfte, ruhige Stimme immer mehr zum Kochen brachte.
 

„Du hast doch keine Ahnung“, schrie Aru geradezu. Alle Gefühle, die er bis jetzt so verzweifelt versucht hatte, zu unterdrücken, suchten nun ihren Weg nach draußen. Es gab keine Chance mehr, sie daran zu hindern und Aru hatte keine Chance mehr, sie zu kontrollieren. Er hob seine Hand und holte aus. Und dann war es schon vorbei, bevor der Blonde registrieren konnte, was er gerade getan hatte. Blackys Kopf war zur Seite geflogen, als Aru ihn mit flacher Hand und ganzer Kraft ins Gesicht geschlagen hatte.
 

In dem Moment hatte er einfach nicht anders gekonnt und es war so unglaublich befriedigend gewesen. Sobald jedoch das Adrenalin verschwunden war, kam auch der Schmerz zum Vorschein. Aru sah sich seine rechte Hand an, deren Innfläche nun eine offene Wunde zierte. Aru verzog das Gesicht, als das Blut aus ihr hinaussickerte und einen brennenden Schmerz hinterließ. Er hatte nicht über die Folgen nachgedacht und somit hatte er auch Blackys Maske außer Acht gelassen, an der er sich nun die Haut aufgerissen hatte.
 

Welche Ironie des Schicksals es dann auch noch war, als die Maske nur ein wenig verrückte, sonst aber weiterhin ihre Aufgabe erfüllte und Blackys Gesicht verdeckte, welches nun doch an einer Seite rot geworden war. Der Schwarzhaarige selbst hatte nur kurz die Augen zusammengekniffen, sonst aber keinen Ton gesagt. Nun rieb er sich jedoch leicht die brennende Wange. Dann streckte er noch einmal den Arm aus und umfasste Arus Handgelenk, um sich die Wunde genauer anzusehen.
 

„Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen“, erwiderte Aru daraufhin nur schwach. Er wollte das Ganze hier einfach nicht mehr länger ertragen müssen. Der Unbekannte sah Aru lange ins Gesicht, lächelte dann langsam. „Hat es wenigsten gut getan?“
 

Der Blonde seufzte leise. „Ja, hat es“, gestand er und wischte sich mit der unversehrten Hand den geschmolzenen Schnee aus dem Gesicht. Er war erschöpft, wollte am liebsten nach Hause und sich in sein geliebtes Bett verkriechen.
 

„Können wir ein Stück zusammen gehen?“ Aru horchte auf, als Blacky ihn so etwas völlig Banales fragte. Er wusste nicht, was der für ihn immer noch Unbekannte wollte, doch er vertraute der sanften, dunklen Stimme instinktiv und zuckte nur mit den Schultern.
 

Schweigend gingen Aru und Blacky nebeneinander her und ließen die Party hinter sich, während es nicht aufhören wollte zu schneien. Aru fing wieder an zu frösteln, da es immer kälter wurde und der dünne Umhang nicht wirklich Wärme spendete. Bald merkte Aru, dass der Schwarzhaarige den Stadtpark ansteuerte und innerlich zog sich in ihm alles zusammen. Zu seiner Erleichterung machten sie jedoch einen großen Bogen um die Trauerweide und gingen stattdessen auf den weißen Pavillon zu, der von der einen Seite windgeschützt war und sie so vielleicht doch etwas vor der Kälte rettete.
 

Aru wurde wieder unsicherer, als er sich zu Blacky auf die Bank setzte und die Stille noch immer zwischen ihnen hing. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was das hier sollte. Er kannte Blacky nur leidenschaftlich und ungestüm, nicht aber still und fast schon nachdenklich. Und wieso in drei Teufels Namen machte Aru sich Gedanken darüber, wenn er doch immer noch wütend war und eigentlich vor dem Schwarzhaarigen fliehen wollte?
 

Und die Wut wurde wieder geschürt, denn Blacky rutschte mit einem Mal wieder näher und küsste Aru auf die kalten Lippen. Der Blonde wich sofort ein Stück zurück. „Ich will das nicht mehr… zumindest nicht, wenn du weiterhin deine idiotischen Spiele spielen willst“, fügte er zum Schluss leise hinzu, weil er sich nichts sehnlichster wünschte, als dass Blacky ihn sich in seine Arme ziehen und leidenschaftlich und voller Inbrunst küssen würde.
 

Der Schwarzhaarige tat jedoch nichts mehr dergleichen, sondern hielt den Abstand bei. Er seufzte leicht und schaute vom Pavillon aus in den Park. „Ich glaube, anders wird es nicht funktionieren, ohne die Spiele und ihre Regeln. Für mich jedenfalls nicht“, gestand er entwaffnend. Aru war verwirrt. Wie jetzt? Für ihn hörte es sich so an, als würde Blacky es zutiefst bedauern. „Ich verstehe nicht…“
 

Blacky sah ihn an und wieder musste Aru leicht schaudern, als die sich Blicke geradezu in ihn bohrten. „Vielleicht sollte ich es dir erklären.“ Blackys Stimme klang selbst geschafft und müde.

„Das wäre immerhin ein Anfang“, erwiderte Aru kälter als gewollt, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte. Nik dürfte sicher froh sein, momentan nicht anwesend zu sein, da Arus Verhalten ihn unweigerlich wieder an seinen Nichtlebenstraum einer Erzieherin erinnern würde.
 

Der Schwarzhaarige sah seinem Gegenüber weiterhin in die Augen, während er anscheinend überlegte, wie er anfangen sollte. Aru schaffte es vielleicht, leichtfertig über seine Gefühle zu reden, doch für ihn selbst war es alles andere als einfach. Aru wartete gespannt und ließ dem Unbekannten einfach die Zeit, die er brauchte, denn immerhin sollte es anscheinend endlich so weit sein, dass er erfuhr, wer Blacky wirklich war. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er war so aufgeregt, dass er sogar die Kälte vergaß. Als Blacky dann endlich anfing zu erzählen, hatte dieser den Blick wieder abgewandt und sich auf seine Knie gestützt.
 

„Ich bin eine Person von dem Typ Mann, der seine Freiheit braucht. Ja, ich glaube, so kann man es nennen.“ Er fuhr sich kurz durch die feuchten Haare. „Ich kann nicht damit umgehen, wenn jemand versucht, mir mein Leben einzugrenzen und zu bestimmen. Ich muss mich frei bewegen und das tun können, was ich will. Ich genieße es, es niemandem Recht machen zu müssen und lebe meine Sexualität gerne aus. Ich bin an Wochenenden viel unterwegs, habe meinen Spaß mit anderen Männern, etliche One-Night-Stands und wenn es mir zu viel wird, dann suche ich mir wen anderes.“
 

Aru war mucksmäuschenstill gewesen und hatte jedes noch so kleine Wort in sich aufgesogen, welches Blacky von sich offenbart hatte. Doch als das Thema auf dessen andere Liebschaften fiel, zog sich alles in Aru zusammen. Er war ihm irgendwie klar gewesen, dass Blacky schon viele Partner gehabt hatte, aber die Bestätigung so unverblümt vorgesetzt zu bekommen, war schon etwas anderes. Trotzdem blieb der Blonde still und ließ den Mann neben sich weiter erzählen.
 

„Ich bin also alles andere als ein Beziehungsmensch. Aber… naja…“ Er rieb sich mit einer Hand die Wange, die dank Arus Schlag noch immer etwas rot war. „Am Anfang wollte ich dich auch nur ins Bett kriegen, es macht Spaß Neulinge einweisen zu dürfen, aber dann geriet einfach alles aus den Fugen. Ich bin darauf eingegangen, die Regeln des Clubs zu brechen und bin mit zu deiner Wohnung. Am nächsten Morgen war ich dann ziemlich mies“, kurz sah er zu Aru, wandte den Blick jedoch wieder ab, „aber es war einfach alles so verwirrend. Vor allem da ich dich vorher schon kannte.
 

„Wir… kennen uns?“, fragte Aru entgeistert und starrte Blacky ungläubig an. Dieser schüttelte den Kopf: „Nein, so meinte ich das nicht. Ich habe dich in der Stadt schon öfters gesehen, weiß dass du als Fotograf arbeitest, dass dein bester Freund Nik ist, der dich mit in den Club gebracht hat. Es war immer sehr faszinierend dir zuzuschauen.“ Der Schwarzhaarige grinste leicht, während Aru es nicht vermeiden konnte, wieder rot im Gesicht zu werden. Wieso hatte er bloß nie etwas gemerkt?
 

„Wie auch immer… Du hast ja meine Karte erhalten. Es ist normaler Weise nicht meine Art, mich zweimal mit einem Mann einzulassen, dann warst du nach unserem zweiten Fick“, Aru verzog das Gesicht bei diesem Wort, „völlig aufgelöst und es tat mir wirklich Leid. Dann habe ich dich und deinen Freund euren Plan besprechen hören – ihr solltet beim nächsten Mal wirklich einen weniger öffentlichen Ort auswählen – und ich konnte wieder nicht anders. Und dieses Mal hast du mir ja ordentlich Contra gegeben. Und ich habe dir wirklich wehgetan, ich weiß“, gestand er, als Aru schon ansetzen und etwas einwerfen wollte.
 

„Aru, du möchtest unbedingt eine Beziehung, richtig?“ Angesprochener nickte zaghaft. „Aber das kann ich dir nicht bieten. Du hast etwas Anziehendes für mich und ich kann auch nicht leugnen, dass ich dich nicht mag, aber ich würde eine Beziehung nicht aushalten. Vor allem aber würde ich dich wohl noch mehr verletzten, wenn ich nebenbei meinen Spaß mit anderen Männern hätte.“ An dieser Stelle beendete der Schwarzhaarige seinen Vortrag und sah Aru ehrlich an. Der Blonde, wusste dass es die Wahrheit war und sie schmerzte mehr als alles andere, was er sich ausspekuliert hatte. Blacky mochte ihn, aber er wollte sich auf nichts einlassen, um ihn – Aru – nicht zu verletzten. Dieses Geständnis wäre so romantisch gewesen, wäre alles andere nicht umso grässlicher.
 

„Und nun habe ich dich wieder verletzt“, flüsterte der Schwarzhaarige leise und strich Aru durch die Haare. Er konnte Arus Schmerz in dessen Augen ablesen, genauso wie er all seine anderen Gefühlregungen auch von seinen Augen ablesen konnte. Der Blonde schmiegte sich an die Berührung und schloss die Augen.
 

„Also habe ich keine Chance?“, fragte er schließlich und sah seinem Gegenüber in das maskierte Gesicht.
 

„Willst du weiter Spiele spielen und mich an langer Leine halten oder von mir verletzt werden?“ Es war keine Frage, die eine Antwort erwartete. Beide wussten, was Aru wollte und beide wussten nun auch, dass der Schwarzhaarige es ihm nicht geben konnte.
 

„Dann war’s das wohl“, schluckte Aru und rieb sich die kalten Hände. Blacky nickte langsam: „Aber du sollst wissen, dass es mir wirklich sehr Leid tut, dass ich es dir nicht eher gesagt habe, aber… ich dachte ich würde es schaffen, mich doch noch am Riemen reißen zu können, auch wenn nachher doch alles aus dem Ruder gelaufen ist.“
 

Aru lächelte nun. Er war dankbar dafür, dass Blacky sich ihm endlich offenbart hatte, auch wenn er es noch nicht zu verarbeiten wusste. „Und sollst wissen, dass, wenn du es dir vielleicht doch noch anders überlegst, ich noch ein wenig warten werde.“
 

Der Schwarzhaarige nickte dankbar, räumte aber von vornherein ein: „Mach dir aber bitte keine all zu großen Hoffnungen, ja?“ Dann stand er auf und sah auffordernd zum zitternden Aru. „Ich bring dich nach Hause, sonst erfrierst du noch.“
 

Gemeinsam und wieder schweigend verließen die beiden also den Park. Jeder der beiden Männer hing seinen eigenen Gedanken nach, so gut es bei der Kälte und dem Gedankenchaos ging.
 

Sobald Aru vor dem Mehrfamilienhaus stand, war er unglaublich froh, gleich ins Warme zu kommen, gleichzeitig mischte sich jedoch ein Gefühl der Verzweiflung hinzu, da es nun hieß, Abschied zu nehmen. Aru nahm seine Maske ab, da er nicht unbedingt in dem Aufzug jemandem im Treppenhaus begegnen wollte. Er stand direkt vor dem von ihm getauften Blacky und eigentlich wollte er ihm noch so vieles sagen oder fragen, aber das hier sollte nicht der Anfang sein, sondern es war das Ende, von etwas, das kaum begonnen hatte.
 

„Darf ich denn nun endlich dein Gesicht sehen?“, fragte Aru dann frei heraus, denn das war ein kleines Detail, dessen Antwort er unbedingt wissen wollte.
 

Blacky hob nur die Hand und fuhr mit seinen kalten Fingern Arus Lippen nach. „Willst du es dir schwerer machen, als es ohnehin schon ist?“, stellte er die leise Gegenfrage. Er wusste, dass Aru es so schon nicht auf die leichte Schultern nehmen würde, aber wenn er nun auch noch sein Gesicht kannte, würde er wahrscheinlich nur nach ihm Ausschau halten. Und es war auch des Schwarzhaarigen Absicht gewesen, Aru nicht zu erzählen wo er arbeitete und wo er ihn schon überall gesehen hatte.
 

Aru schluckte hart, biss die Zähne fest aufeinander. Er hatte ja Recht, aber… „Dein Name? Nur den Namen, damit ich dich nicht weiter Blacky nennen muss.“ Beide mussten leise lachen und es tat gut, die harte Situation ein wenig aufzulockern. Aru hatte sich denken können, dass der Schwarzhaarige von seinem Kosenamen wusste, schließlich hatte er sie beim Chinesen belauscht.
 

„Ryan… ich heiße Ryan“, lächelte der Maskierte dann und sah Aru neugierig an. Für den war es mehr als nur komisch, nun Blackys wahren Namen zu kennen, doch als er ganz leise seinen Namen wiederholte, „Ryan…“, wurden seine Wangen feuerrot und ein warmes Kribbeln machte sich in ihm breit. Der Name passte perfekt zu seinem schwarzhaarigen Gott.
 

„Also dann“, seufzte Bl-… Ryan, der den Abschied wohl doch endlich hinter sich bringen wollte. „Danke für die schönen Erlebnisse.“
 

Aru konnte nichts darauf erwidern, das Einzige was er tun konnte, war seine Arme um Ryans Nacken zu schlingen und ihn ein letztes Mal fest auf die Lippen zu küssen. Dieser schlang seine Arme um den schmalen Körper und presste ihn an sich, erwiderte den Kuss in gleicher Intensität. Ihre Lippen öffneten sich zeitgleich, ihre Zungen suchten und fanden sich und tanzten daraufhin ihren letzten leidenschaftlichen Tanz.
 

Aru hätte nicht sagen können, wie lange sie so umschlungen vor der Haustür standen, doch als sie sich voneinander lösten, vermisste er die Berührungen schon direkt wieder. „Leb wohl“, flüsterte Ryan an seine Lippen und verschwand dann im Meer aus Schnee, aus dem er gekommen war.
 

Zeitgleich drehte der Blonde sich um und floh in seine Wohnung. Sein Denken setzte aus und er schaltete auf Autopilot. Die Tür wurde sorgfältig verschlossen, die nassen Klamotten ausgezogen und aufgehängt, das heiße Wasser der Dusche voll aufgedreht und sich unter den Wasserstrahl gestellt. Aru rieb sich Arme und Beine immer wieder mit Seife ein, die Haare wurden immer wieder neu gewaschen, bis er nicht mehr konnte und auf dem Duschboden zusammensackte. Ohne viel Kraft in den Gliedern, zog Aru seine Beine an den wieder wärmeren Körper, die Knie umschlang er mit den Armen. Und dann kamen die Gedanken erbarmungslos zurück…
 


 

7. Wahrheiten – Ende
 

To be continued

Vorteil und Nachteil des Krankseins

8. Vorteil und Nachteil des Krankseins
 


 

Völlig aufgeweicht und vor Allem überhitzt war Aru schließlich aus der Dusche geklettert. Er fühlte sich mies, sein Kopf tat weh und sobald er sich abgetrocknet und angezogen hatte, war ihm auch schon wieder kalt. Kraftlos schleppte er sich in die Küche und suchte sich Verbandszeugs aus einer Schublade. Die Wunde an seiner Hand hatte wieder angefangen zu brennen, nachdem sie in Kontrakt mit dem Stoff des Handtuchs und der Kleidung gekommen war. Also desinfizierte er sie und umwickelte seine Hand mehr oder weniger sorgfältig mit dem Verband. Als auch das gemeistert war, kroch Aru in sein Bett, um endlich zur Ruhe zu kommen.
 

Es dauerte gar nicht allzu lange und da war Aru auch schon eingeschlafen und das obwohl er eigentlich nicht damit gerechnet hatte, diese Nacht ein Auge zuzutun. Was er aber nicht wusste, war, dass er fast zwei Stunden in der Dusche gehockt hatte und es mittlerweile schon drei Uhr in der Früh war, bis er es geschafft hatte, einzuschlafen.
 

~*~
 

Der Sonntag kam viel schneller, als er erwünscht war. Aru hatte bereits Kopfschmerzen, als er die Augen aufschlug und sein Magen fühlte sich auch irgendwie flau an. Der Blonde drückte seinen Schopf in die Kissen und zog ein wehleidiges Gesicht. Er war krank.
 

Als er versuchte, den schalen Geschmack in seinem Mund herunterzuschlucken, bereute er es sogleich, da jede noch so kleine Bewegung in seinem Hals ein unangenehmes Kratzen hinterließ. Super, Halsschmerzen hatte er also auch noch.
 

Keine Minute nach dieser Feststellung klingelte das Handy auf dem Nachtschrank. Blind tastete Aru danach und hielt es sich nach dem Betätigen der grünen Taste an sein Ohr.
 

„Hm?!“

„Aru?“ Nik schien wirklich einen sechsten Sinn für passende Situationen zu haben. „Alles okay mit dir?“

„Kl…ar doch“, krächzte der Gefragte, wobei das letzte seiner Worte eher in einem Husten überging.

„Ja, klar…“, erwiderte Nik sarkastisch. „Mit der Stimme solltest du bei einem Casting gute Chancen haben… für den Raben aus Dornröschen!“ War es nötig zu erwähnen, dass Nik in seiner Kindheit viel aus Märchenbüchern vorgelesen wurde?
 

„Ha… ha“, versuchte Aru sich an einem Lachen. Er scheiterte kläglich.

„Ich komm vorbei und umsorg dich ein bisschen“, beschloss Nik und hatte bereits wieder aufgelegt. Aru war sich nicht sicher, ob er jetzt wirklich jemanden sehen wollte, doch zu einer Entscheidung hatte man ihm keine Zeit gelassen.
 

~*~
 

Wie sich herausstellte, war Aru wirklich krank. „Du hast Fieber“, stellte Nik fest, der soeben das Thermometer an sich genommen hatte. Für Aru hieß das nur ein Kränkelchen mehr. Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und ihm war kalt, was auch nicht besser werden sollte, als Nik ihm eine heiße Tasse Tee und eine Wärmflasche brachte.
 

Der Braunhaarige setzte sich zu Aru ans Bett und strich ihm liebevoll die Haare aus der Stirn. „Was machst du nur immer?“ Aru erwiderte nichts, sondern drehte etwas den Kopf von Nik weg, um aus dem Fenster zu sehen. Draußen schneite es noch immer.
 

„Hat er dich noch eingeholt?“ Aru wusste sofort worauf Nik anspielte, doch wieso musste Nik nur immer alles wissen? Und als wenn Nik diesen gedachten Einwurf auch noch vernommen hätte, antwortete er: „Ich hab ihn gesehen, wie er nach draußen gegangen ist. Er sah nicht unbedingt glücklich aus.“
 

Aru schluckte und sah seinen Freund nun doch an, sagte jedoch nichts und seufzte nur wehleidig. Nik zog die Augenbrauen kraus und sah Aru verständnislos an. Er verstand das Seufzen nicht und irgendwie war das hier das erste Mal, dass Nik nicht schlau wurde aus der Reaktion seines Engelchens, wenn er ihm doch sonst immer die Gedanken im Gesicht ablesen konnte. Also steckte doch mehr hinter all dem, als Nik geglaubt hätte.
 

„Rück mal ein Stück!“ Nik drückte den kränkelnden Blonden etwas zur Seite, hob die Bettdecke und schob sich darunter direkt neben Aru. „Nicht“, erwiderte dieser leise, „bin doch krank.“ Nik ignorierte den Einwand und zog Aru provokant in seine Arme. „Ist mir egal.“ Aru ergab sich und drückte sich näher, vielleicht würde ihm ja jetzt wärmer werden. Er legte seinen Kopf auf Niks Brust ab und schloss die Augen.
 

Eine ganze Weile lagen sie so schweigend nebeneinander. Aru hing seinen Gedanken nach und Nik wollte ihn dabei nicht stören oder ihn womöglich noch dazu drängen, etwas zu sagen, wenn er nicht wollte. Somit schwieg er, streichelte sanft den Arm des Blonden und sah aus dem Fenster.
 

„Er will mir nicht wehtun“, krächzte Aru dann unvermittelt.

„Blacky?“, fragte Nik direkt und war sofort wieder im Gespräch.

„Ryan“, antwortete Aru leise.

Nik war perplex. „Du kennst seinen Namen?“

„Er hat ihn mir gestern Abend vor der Haustür gesagt.“

„Und…?“

„Nein, sein Gesicht hab ich nicht gesehen“, beantwortete Aru die unvollständige Frage. Er hatte geahnt, was Nik wissen wollte.

„Hm“, kam es nur. „Und wie meinst du das mit dem nicht wehtun?“
 

Aru seufzte und sah seinen besten Freund wieder eine ganze Weile an. „Er… hat mir gestern erklärt, dass er nicht der Typ Mann für eine feste Beziehung ist…“ Während Aru Nik also von dem gestrigen Abend erzählte und wohl kein einziges Detail ausließ, kamen die Tränen zurück, die ihn aber nicht von seinen Worten abhielten. Es tat gut, sich Nik anvertrauen zu können und ihm all das erzählen zu dürfen, was ihm auf der Seele lastete
 

~*~
 

Der restliche Tag wurde von den beiden im Bett verbracht. Nik umsorgte Aru wie eine Glucke, damit dieser möglichst schnell wieder auf die Beine kam. Am Mittag bestellten sie Pizza, von der der Blonde nicht wirklich viel herunter bekam, aber momentan war ihre Zweisamkeit auch viel wichtiger. Denn auch wenn sie viel miteinander unternahmen und jede Menge Spaß zusammen hatten, genossen die beiden es jedes Mal, wenn sie einfach nur ruhig beisammen saßen und redeten. Eben so wie es an diesem Tag wieder der Fall war. Es wurde geredet und geredet, bis beiden die Worte ausgingen und sie erschöpft nebeneinander gekuschelt einschliefen und somit der nächsten Woche entgegenrückten.
 

Als Aru am nächsten Morgen aufwachte, war er allein im Bett, die Seite neben ihm war leer und irgendwie entfachte diese Situation schmerzliche Erinnerungen in ihm. Der Blonde schlug die Decke zurück und schwang sich aus dem warmen Bett – was er sogleich bereuen sollte. Kaum stand er auf den Beinen, knickten diese auch schon wieder ein und ließen Aru zurück ins Bett fallen. Aru schwindelte es und die Erschöpfung des Fiebers saß ihm noch immer in den Gliedern. Er seufzte. Dabei war es doch Montag und die Arbeit wartete auf ihn. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm jedoch, dass er eh schon um die vier Stunden zu spät war.
 

Geschlagen von Erkältung und Erschöpfung kroch Aru zurück unter die Decke, als er plötzlich dem Zettel auf seinem Nachttisch gewahr wurde, der dort gestern mit großer Sicherheit noch nicht seinen Platz inne hatte. Aru streckte sich und fischte nach dem kleinen Blatt. Es war Niks unverkennbare Schrift, die Folgendes verlauten ließ:
 

Guten Morgen, Engelchen!

Ich hoffe, dir geht es schon ein klein wenig besser. Aber da du mit Sicherheit noch immer kränkelnd im Bett liegst, habe ich dich freundlicher Weise mal schlafen lassen.

Bin auf der Arbeit und habe auf dem Weg dahin ’nen Zettel an deinen Laden gehängt.

Lieb’ dich!

Nik
 

~*~*~*~*~*~
 

Es war bereits Mittwoch und Aru war noch immer nicht auf der Arbeit erschienen. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. An der Tür zum Fotogeschäft hing nur ein Zettel, der die Erklärung „Wegen Erkrankung vorübergehend geschlossen“ kund gab.
 

Ryan saß wie so oft in den letzten Tagen nachdenklich in seinem Büro und starrte, ohne wirklich etwas zu sehen, auf die verschneite Straße hinab. Wieder ließ er sich von der Arbeit ablenken und hing seinen Gedanken nach, was normaler Weise alles andere als seine Art war. Der Schwarzhaarige machte sich jedoch nichts vor; es war wegen Aru. Er vermisste den Blonden. Jetzt mehr, da er wusste, dass es aus war zwischen ihnen. Dabei hatte es nicht einmal richtig begonnen…
 

Und es war seltsam, so zu fühlen, wenn er doch genau wusste, dass er selbst Schuld an diesem Zustand war. Ryan hatte es so gewollt und nun war er schon kurz davor, es wieder zu bereuen. Aber es war besser so. Er würde Aru nur weiter weh tun und dabei… mochte er ihn doch. Wieso musste nur Alles immer so kompliziert sein? Das war die Frage, die Ryan sich seit Freitag immer wieder stellte, doch keine Antwort für sie fand.
 

Die festen Schritte, die den Flur entlang klangen und auf sein Büro zusteuerten, ließen ihn aus seinen Gedanken fahren. Rasch wandte er den Blick zurück auf den Bildschirm und tippte einige Zahlen in den Computer. Gerade rechtzeitig, denn Jackfield trat ein, um seinem Lieblingsmitarbeiter mit einer neuen Aufgabe zu betrauen.
 

~*~
 

Auf seinem Weg nach Hause, war Ryan wie jedes Mal an dem Fotogeschäft vorbeigegangen, doch an der Tür hing weiterhin der kleine Zettel. Ryan spannte den Regenschirm auf, als es wieder anfing, in großen Flocken zu schneien. Musste das denn schon wieder sein? Ryan regte dieses Wetter langsam auf. Nicht, dass es nur kalt, nass und glatt war, der Schnee erinnerte ihn auch jedes Mal wieder an Arus und seine letzte Begegnung.
 

Mit schlechter Laune überquerte der Schwarzhaarige die Straße, sobald das grüne Männchen ihm die Erlaubnis dazu gab. Es war nicht weit bis zu seiner Wohnung, weswegen er auch nicht mit dem Auto fuhr. Als er sie erreicht hatte und endlich den warmen Flur betrat, war er froh, der Kälte endlich den Rücken gekehrt zu haben. Schnell nach Hause zu kommen war eine Sache, die Glätte hingegen sicher zu überwinden eine ganz andere.
 

Der Regenschirm wurde aufgespannt stehen gelassen, damit er trocknen konnte, ebenso wie Schuhe und Jacke. Ryan ging hinüber in die Küche, um sich erst einmal einen heißen Tee zu kochen. Während dieser aufbrühte, sprang Ryan noch einmal kurz unter die heiße Dusche, damit seine Glieder wieder warm wurden, den Rest erledigten schließlich Tee und Decke auf dem Sofa. Der Fernseher sorgte seinerseits für Ablenkung.
 

~*~
 

Freitag:

Das Fotogeschäft war noch immer geschlossen und langsam gesellte sich nebst Sorge die Frustration hinzu. Es war vielleicht ein abwegiger Gedanke, aber andererseits konnte es durchaus der Wahrheit entsprechen, wenn er vermutete, dass Aru eventuell wegen ihm – Ryan – krank war, seelisch krank war. Dass es ihm alles andere als gut ging und dass er erst einmal seine Ruhe brauchte. Der Schwarzhaarige empfand Schuld und der Drang danach, sich zu entschuldigen und vor allem danach, Aru wiederzusehen, wurde immer größer.
 

~*~
 

Samstag:

Heute war es wieder so weit – die nächste Party fand statt. Ryan stand vor dem Spiegel und betrachtete einen Mann im schwarzen Umhang und mit schwarzer Maske im Gesicht. Die weiße Feder war der Kontrast zu dem sonst sehr dunklen Outfit seines Spiegelbildes. Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf, aber immerhin war es besser, als wenn er Zuhause bleiben würde…
 

„Hn~“ Er legte den Kopf in den Nacken, während seine Hände den Kopf steuerten, welcher sich in seiner Lendengegend zu schaffen machte. Die Zunge des blonden Mannes war talentierter, als er angenommen hatte. Dennoch war es nicht leicht sich zu konzentrieren und sich gehen zu lassen. Und dabei war es doch gerade das hier, was Ryan brauchte, um runter zu kommen. Das hier war seine Welt, hier gehörte er hin und trotzdem… irgendwas war hier verdammt falsch.
 

~*~
 

Samstag:

Heute blieb der Schwarzhaarige in seiner Wohnung. Diese Nacht wollte er nicht in der Villa bei zig anderen Männern verbringen. Außerdem hatte Ryan heute eine ganz besondere Person zu sich eingeladen. Die Wohnung war geputzt und er hatte sich sogar die Mühe gemacht, die Küche in ein Schlachtfeld zu verwandeln, um ein gelungenes Essen herzurichten. Blieb nur noch zu hoffen, dass es schmeckte.
 

Als es klingelte, beeilte er sich zur Tür zu kommen. Er lächelte und bat die strahlende Person hinein. Dankend nahm er die Kekse entgegen, die dann wohl zur Nachspeise verdrückt würden.
 

„Geht es dir gut?“

„Ja, wieso sollte es das nicht?“, fragte Ryan überrascht zurück und hob den Blick von seinem Teller

„Du wirkst zwischen unseren Gesprächen so abwesend und… traurig?“

Rasch schüttelte er den Kopf und grinste breit. „Nein, alles bestens!“

Misstrauische Blicke beäugten ihn, doch die erwarteten tadelnden Worte blieben aus.
 

Sobald die Tür zurück in ihr Schloss fiel, stöhnte Ryan frustriert auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Nun schien sogar seine Mutter zu wissen, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war.
 

~*~
 

Samstag:

Er war krank. Gehirnkrank. In seinem Kopf schienen wirklich jegliche Gedankenräder verrostet zu sein und bei jeder noch so kleinen Bewegung quietschten sie wahrlich fürchterlich, weswegen das Denken letztendlich komplett ausgeschaltet wurde.
 

Es war so weit gekommen, dass er sich Freitag krank gemeldet hatte. So ging es nicht weiter. Ryan konnte wegen so einer kleinlichen Sache nicht einfach seinen Job riskieren. Ihm blieb langsam nichts anderes mehr übrig. Er sah Aru seit dessen kranken Woche jeden Tag von Montag bis Donnerstag und er hielt es einfach nicht mehr aus. Er wollte sich selbst nicht mehr so quälen und Aru nicht weh tun. Somit hatte er einen endgültigen Entschluss gefasst und es war das einzig logische, was er noch tun konnte. Alles war soweit vorbereitet, ein, zwei Anrufe fehlten noch und dann war es so weit: Er würde umziehen.
 


 

8. Vorteil und Nachteil des Krankseins - Ende
 

- To be continued -

Nackt

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Spielende

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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Zeckchen
2011-03-10T11:45:37+00:00 10.03.2011 12:45
eine wirklich sehr schöne gechichte. sehr ergreifent ud gut geschrieben^.^
Von:  Luca191
2011-02-28T06:11:50+00:00 28.02.2011 07:11
Sehr schön. Dein FF gefällt mir richtig gut. Da ich leider kein großartiker Kommi schreiber bin, gilt dieser hier für Teil 1+2 deiner Reihe. Ich hoffe du verzeihst mir das, wenn nicht kann ich den ja rüber kopieren.;) Beide haben mir sehr gefallen und sind deshalb einen Favo wert. Du hattest hier eine spitzen Idee und diese auch echt gut umgesetzt. Musste Beide in einem Ritt lesen, weil ich doch wissen wollte wie es aus geht. Hoffe es kommt bald wieder eine längere Story von dir, hast ein viel versprechenden Schreibstil.:)
LG Luca
Von:  Bloody-259
2010-08-27T00:14:02+00:00 27.08.2010 02:14
LOL only xD aber da hassu recht *gg* nein also ich bin echt begeistert und traurig zugleich. begeistert weil es echt toll war really a game? zulesen und mit zufühlen und traurig weil es scho zu ende ist ;( aber hey ich fand es klasse und ich würde mich freuen noch mehr von dir zu lesen ;) ich kanns mir immer und immer wieder durch lesen ich bekomm einfach nicht genug von den beiden *.* ich liebe den ff einfach genial ;)

lg Bloody
Von:  Onlyknow3
2010-08-22T16:53:02+00:00 22.08.2010 18:53
Schade das er nur glaubt sich verliebt zu haben,das heist im klar Text
das Aru noch nicht ganz am Ziel seiner Sehnsüchte angekommen ist.Was bedeudet,das es noch einen dritten Teil von Really a game geben muß ich möchte schliesslich wissenob unser Mr.Blake(Ryan)wirklich treu geblieben ist und ob die zwei zusammen Leben wie es sich für ein Paar gehört.

LG
Onlyknow3
Von:  Bloody-259
2010-08-14T01:13:43+00:00 14.08.2010 03:13
von dem kapi war ich auch voll begeistert *gg* toll ;)
Von:  Bloody-259
2010-08-14T01:12:53+00:00 14.08.2010 03:12
OH GOTT!! du bringst mich um boar ich habe sogar geheult vor freunde ;O
ich kanns immer wieder lesen es ist einfach unglaublich ich bin so begeistert des kapi ist soo toll, erotisch und so sau verdammt geil ach göttlich nein echt ich bin echt begeistert


ich konnte nicht aufhören zu lesen ey so hamma geil ^^ ich hoffe wenn des hier vorbei ist ( was schade auf einer seite ist) machst du noch mehr so geile sachen also ich bin ein richtiger fan davon ;O

danke des es dich gibt ;)

lg Bloody
Von:  Jamy
2010-08-13T09:50:52+00:00 13.08.2010 11:50
Oh ja ^^ sehr schön, wirklich.
Passt irgendwie auch das er irgendwie doch nicht von ihm los kommt, das Kapitel gefällt mir kommt super rüber die ganze Situation, kann man sich gut reinfinden und liest sich wie immer sehr gut ;)

MfG
Von:  Onlyknow3
2010-08-10T19:18:57+00:00 10.08.2010 21:18
Ha ich habs gewußt das Rayn nicht von Aru loskommt nun hat er ganz verloren.Bin auf das nächste Kapitel gespannt und wie die FF endet.

LG
Onlyknow3
Von:  Jamy
2010-08-05T11:06:26+00:00 05.08.2010 13:06
Uff ... umziehen das is hart ... wer hätte damit gerechnet x.x

Na ich bin gespannt wie es weiter geht ... hät fast nicht mitbekommen das nen neues Chap online is x.x deswegen erst jetzt der Kommi.

Weiter so,bin so neugierig *g*

LG
Von:  Onlyknow3
2010-08-02T20:25:46+00:00 02.08.2010 22:25
Anstatt sich seinen Gefühlen zu stellen,kneift er Feige den Schwanz ein
und haut ab der Egoist,das ist mehr als unterste Schublade das ist fieß.
Würde mich nicht wundern wenn Rayn in Zukunft keinen anderen Kerl mehr im Bett flach legen wird das ist die gerechte Strafe für seinen verrat an Aru.

LG
Onlyknow3


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