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Avatar- aus Eis und Asche

Zukaang
von

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Meeting in the moonlight

Kapitel 1: Meeting in the moonlight
 

Die Häuser des kleinen Dorfes sind alle samt verdunkelt. Das einzige Geräusch, welches die Nacht durchdringt, ist das Rauschen des Herbstwindes. Keine Menschenseele auf den verwinkelten Straßen. Nur eine in dunkle Kleider gehüllte Gestalt wandelt durch die finsteren Gassen. Ohne einen Ton von sich zu geben, geht der verhüllte Fremde weiter. Sein Ziel ist der Marktplatz dieses Ortes. Genau genommen das Gasthaus dort, wohl das einzige in diesem Dörfchen. Woher ich das alles so genau weiß? Ganz einfach, ich bin diese Person. Der Avatar. Der strahlende Held, der die Welt vom Terror der Feuernation befreit hat. Der, zu dessen Ehren in jeder großen Stadt eine riesige Statuette aufgestellt wurde. Das Vorbild für alle Menschen! Nun, normaler weise bin ich das. Heute, hier und jetzt bin ich einfach nur ein einfacher Reisender. Unerkannt. Irgendein unbedeutender Fremder, ein Wanderer. Schlicht gekleidet, unauffällig, ruhig. Nichts besonderes also. Die Bewohner dieses Ortes ahnen nicht mal, dass ich hier bin. Geschweige den wer ich bin. Sie wissen nichts.
 

Um ehrlich zu sein, ist mir das mehr als Recht. Umjubelt zu werden ist schön, keine Frage. Bewundert zu werden, alles schön und gut. Aber auf Dauer strengt es ganz schön an, der Held der Nation zu sein. Immerhin verlangt man ständig von mir, überall für Frieden und Harmonie zu sorgen. Keiner braucht sich mehr um seine Sicherheit und sein Wohl zu sorgen, Aang kümmert sich schon um alles! So hat es Katara oft gesagt, wenn sie ihre Reden hielt. Die Menschen lieben sie. Sowas wie der gute Engel des Erdkönigs. Aber wem kann man es verübeln? Sie ist hübsch, freundlich, höflich, alles eben, was in der Bevölkerung Vertrauen weckt. Mich fragt da niemand, wenn sie all ihre Versprechungen macht. Wieso auch? Ich bin der Avatar! Es ist schließlich meine Pflicht, alle zu beschützen! Ich bin schließlich der Held, so einer braucht kein Privatleben. So einer muss immer nur für alle anderen da sein.

Nun, das ist einer der Gründe, warum ich jetzt hier bin und nicht mehr am Hof des Erdkönigs. Im Moment bin ich einfach nur ein reisender Mönch, der sich selbst finden will. Wie genau ich das anstellen werde, weiß ich zwar noch nicht, aber mir wird schon etwas einfallen! Irgendwie muss ich einfach das finden, was in meinem Leben fehlt. Die Ausgeglichenheit, die ein guter Avatar braucht. Denn so wie bisher, kann es nicht weiter gehen. Oder um wieder in Katara´s Worten zu sprechen: ich muss endlich Erwachsen werden. Immerhin bin ich schon 117 Jahre alt, da wäre das wohl langsam angebracht. Im übrigen können nicht viele von sich behaupten, gerade das zweite Jahrhundert ihres Lebens zu meistern. Da sollte man bestimmt wirklich so langsam damit anfangen, sich weniger kindisch zu benehmen. Das werfen mir in letzter viel zu viele Leute vor. Allen voran meine Freunde.
 

Vor mir tauchen goldene Lichter auf. Bis jetzt die Einzigen, die ich in der ganzen Stadt gesehen habe. Alles andere dunkel. Das ist dann also der Marktplatz, nehme ich an. Auch hier kein Mensch zu sehen. So spät in der Nacht haben die meisten auch was anderes zu tun, als durch die Straßen zu irren. Alles wie ausgestorben! Was für ein trostloses Dorf. Solche Orte sind aber keine Seltenheit, hier in den Grenzgebieten der Feuernation. Seit Ende des Krieges geht es hier nur noch steil bergab. Die anderen Nationen, vor allem das Erdkönigreich, sind sehr nachtragend. Das bekommt jeder Feuerbändiger deutlich zu spüren. Aber auch die einfache Bevölkerung, die mit dem Krieg gar nichts zu tun hatte, leidet unter den Folgen. Aber was soll ich dagegen machen? Nicht mal als Avatar kann ich überall gleichzeitig sein! Und dazu zwingen, mit den Städten der Feuernation zu Handeln oder den Menschen dort zu helfen, kann ich auch keinen. Da zeigt sich mal wieder, dass auch die Macht des Avatar´s Grenzen kennt. Das merke ich in letzter Zeit leider viel zu oft. Auch an den vielen Konflikten in meinem Freundeskreis, die ich irgendwie einfach nicht lösen kann. So wie die Sache mit Katara.

Meine Schritte führen mich direkt vor das dunkle Holztor des Gasthofes. Durch die dunklen Fenster ist ein schwacher Lichtschimmer zu erkenne, der nach draußen dringt. Also ist noch Jemand wach, gut. Dann habe ich sogar noch Chancen auf ein Zimmer und was zu essen. Nicht das schlechteste, was mir heute passiert. Als ich die Tür aufschiebe und eintrete, schlägt mir ein Schwall angenehm warmer Luft entgegen. Die Luft riecht nach Rauch und Alkohol, typisch für ein Gasthaus eben. Der Holzboden knarrt leise unter meinen Füßen. Ja, Füße. Ich nehme das mit dem Mönch sehr ernst. Und Wandermönche tragen nun mal keine Schuhe. Dafür tragen sie Kapuzen und so eine kommt mir sehr gelegen. Immerhin will ich nicht von jedem erkannt werden. Man braucht sich nur mal vorstellen, was hier los wäre, wenn es heißen würde `Der Avatar ist in der Stadt!`. Gar nicht gut. Ich hätte keine ruhige Minute mehr. Und nicht nur weil mir die Bewunderer nicht mehr von der Seite weichen würden, nein. Es gibt auch genügend nachtragende Feuerbändiger. Vor allem ehemalige Soldaten und Generäle geben mir die alleinige Schuld am scheitern der Pläne von Feuerlord Ozai. Das er der eigentliche Schuldige an allem war, interessiert da niemanden. Und ich kann gar nichts daran ändern, was die Leute so denken. Mit einem leisen Seufzen gehe ich auf die junge Bedienung zu. Ein hübsches Mädchen, braunes Haar, braune Augen. Sie erinnert ein bisschen an Katara. Sie schaut auf, als ich zu ihr an den Tresen trete. Bis eben hat sie noch Bierkrüge poliert. Kurz mustert sie mich, lächelt dann freundlich.
 

“Wie kann ich helfen?”
 

Deshalb bin ich auf meiner Reise in die Feuernation gekommen. Hier wundert man sich nicht über einen einfachen Reisenden mit verhülltem Gesicht. Es gibt so viele, die nicht erkannt werden wollen. Hier interessiert das niemanden, solange man seine Zeche brav bezahlt. Ich lasse mir von ihr ein Zimmer geben, bedanke mich und bezahle. Wenige Minuten später stehe ich vor einer Tür im Dachgeschoss des Gasthofes. Hier oben ist mein Zimmer. Ich schließe die Tür auf, trete ein und schaue mich um. Klein, relativ dunkel, aber es reicht mir vollkommen. Ich will ja nicht hier einziehen, nur eine Nacht darin verbringen. Müde lasse ich meine Tasche auf den Boden sinken, mehr habe ich nicht dabei. Mein Blick fällt auf das Bett, ich gehe darauf zu, setze mich. Die Matratze ist hart, alles andere als Bequem. Genau richtig also! Die prunkvollen, teuren Möbel im Palast des Erdkönigs lassen einen auf Dauer weich werden. Dieses Zimmer spiegelt das echte Leben besser wieder.

Mein Blick schweift durch den Raum, die Wände sind fast leer, nur zwei Bilder hängen dort. Eines von einer schönen Frau in einer Robe der Feuernation, dass andere hat man aus dem Rahmen entfernt. Solche leeren Bilderrahmen sieht man öfters, seit Kriegsende. Die Bilder vom Feuerlord wurden daraus entfernt. Dafür haben die Soldaten des Erdreichs gesorgt. Sie waren auch für die Niederbrennung des Palastes und der Hauptstadt der Feuernation verantwortlich. Finstere Zeiten. Nicht viel besser, als während des Krieges. Nur die Seiten haben sich geändert.

Es gibt trotzdem die selben Probleme, zum Teil noch schlimmere. Und das alles soll ich jetzt wieder richten! Wie stellen sich Sokka und Katara das bloß vor? Einfach mal mit dem Finger geschnippt und alles ist wunderbar? Sicher nicht.

Ich Atme tief ein, stehe vom Bett auf und ziehe mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Avatar sein ist schon ein harter Job. Strengt auf Dauer echt an. Aber ich kann es mir eben nicht aussuchen. Toph meinte, wenn ich endlich erwachsen werden würde, dann würde ich auch alles in Ordnung bringen können. So ein Ratschlag ist ja schön und gut. Aber mir müsste noch jemand verraten, wie ich das anstellen soll! Und auch noch möglichst schnell. Wie wird man bitte so schnell wie es nur geht Erwachsen? Und überhaupt, vielleicht will ich das gar nicht. Wollte ich nie wirklich.

Aber auf Dauer ist es auch ganz schön frustrierend, sich ständig vorwerfen zu lassen, man sei Kindisch. Besonders von den besten Freunden. Auch einer der Gründe, warum mir diese Reise so recht kam. So weit weg von allen, kann keiner von ihnen mir mehr Vorwürfe machen oder mich herumkommandieren! Ich meine, was denken die sich alle? Gerade Toph! Als wäre sie so erwachsen!

Jetzt rege ich mich schon wieder so auf. Schon zum zweiten mal in so kurzer Zeit und wieder aus dem selben Grund. Ich sollte das wirklich lassen, es bringt eh nichts. Aber hier rumzusitzen und wütend zu sein hilft auch nicht gerade. Ich will einfach nicht mehr darüber nachdenken, was alle Welt von mir hält. Etwas Ablenkung würde jetzt echt gut tun. Aber was soll ein einsamer Wanderer mitten in der Nacht in einem Fremden Dorf machen? Rausgehen wäre eine Möglichkeit. Ich überlege mir was besseres, wenn ich mich etwas beruhigt hab. Die kühle Nachtluft wird gut tun.
 

Hinter mir schließe ich mein Zimmer ab, gehe die Treppen wieder nach unten. Ein kurzer Aufenthalt, aber schlafen kann ich auch später noch. Unten ist niemand mehr, die Bedienung ist wohl auch zu Bett gegangen. Draußen empfängt mich kalter Wind, der an meiner Robe zerrt. Etwas genervt halte ich meine Kapuze fest und sehe mich um. Dunkelheit, sonst nichts. Die Häuser sehen alle gleich aus. Zumindest für mich. Schön, dann gehe ich eben nach dem Zufallsprinzip einfach in irgendeine Richtung. Vielleicht finde ich irgendwas hier draußen, dass mich etwas auf andere Gedanken bringt. Ich hoffe es. Eine Vorstellung davon, was das sein könnte habe ich allerdings nicht. Wenn ich es sehe, werde ich es schon wissen. Es ist ohnehin so, dass ich schon seit längerem das Gefühl habe, etwas bedeutendes wird passieren. Bloß was weiß ich noch nicht. Aber eventuell ist es ja heute so weit? Dann werde ich es wissen. Ich schaue zum Himmel, nichts außergewöhnliches. Bis jetzt ist mir noch nichts besonderes aufgefallen. Ob mich mein Gefühl diesmal täuscht? Auch ein Avatar kann sich mal irren, nicht?

In meine Gedankenwelt versunken betrachte ich noch immer den Nachthimmel. Es ist Vollmond, kaum Wolken, wirklich eine schöne Nacht. Und was mache ich in einer so schönen Herbstnacht? Nicht schlafen wie jeder andere, nein. Ich irre alleine durch irgendwelche Gassen. Und außerdem hab ich das ungute Gefühl, mich verlaufen zu haben. Dabei ist der Ort gar nicht so groß! Alles was ich im Moment weiß, ist das ich weit weg vom Marktplatz bin. Hier sind nirgendwo Lichter und nur dort standen Laternen. Ratlos blicke ich mich um, bleibe an einer Wegkreuzung stehen. Wo lang jetzt? Ich lasse die Schultern sinken und stöhne genervt auf. Verdammt, ich bin der Avatar! Ich sollte nicht solche Probleme haben, um die ich mich kümmern muss! Meine Aufgabe ist es der Welt Frieden zu bringen und was mache ich? Ich verlaufe mich in einem Dorf! Einem kleinen Dorf.

Mit einem Schnauben drehe ich mich um, dann gehe ich eben den Weg zurück! Das heißt, wenn ich ihn finde. Wo lang bin ich jetzt gegangen? Das kann doch nicht so schwer sein! Leise fluchend und mit zu Fäusten geballten Händen gehe ich die größte Straße entlang. Heute ist wirklich nicht mein Tag. Ich bin noch keine 24 Stunden allein Unterwegs und schon jetzt scheitere ich an den einfachsten Aufgaben! Wahrscheinlich hatten Toph und Katara recht. Ich bin wirklich zu kindisch. Aber zurück gehe ich trotzdem nicht. Oh nein! Diese Genugtuung gebe ich denen nicht. Schließlich hat Sokka schon darauf gewettet, dass ich versagen würde und zurück komme nach nicht mal 3 Tagen!

Stur auf den Boden starrend gehe ich weiter. Ich finde schon zurück zum Gasthaus, so schwierig kann das nicht sein. Wirklich abgeregt habe ich mich zwar nicht, aber was soll´s. Ich habe wirklich keine Lust mehr auf diese Stadt und das alles.
 

Es ist echt zum verzweifeln. Mit gesenktem Kopf lehne ich an einer Hauswand. Noch immer in einer mir unbekannten Straße in diesem Dorf, dessen Namen ich nicht kenne. Warum bin ich überhaupt rausgegangen? Wie kam ich auf diese bescheuerte Idee? Ein Seufzen verlässt meine Lippen. Wohl zum hundertsten mal an diesem Abend. Wie können so viele Häuser sich so ähnlich sehen? Selber Baustil, selbe Dächer, sogar selbe Farben! Nicht gerade Fremdenfreundlich. Mit den Nerven am Ende lege ich den Kopf auf meine Knie. Plötzlich wird die Stille um mich herum durchbrochen. Aus einiger Entfernung sind mehrere Stimmen zu hören. Genau genommen zwei. Ich horche auf, bleibe aber auf dem Boden sitzen und lasse den Kopf gesenkt. Nach wenigen Augenblicken sind auch die Schritte der beiden Personen zu hören. Sie kommen näher, reden aber so leise, dass ich sie nicht verstehen kann. Ich konzentriere mich, kann aber trotzdem nichts klares heraushören. Noch nicht. Doch keinen Augenblick später biegen zwei Gestalten um eine Häuserecke. Zwei Männer, erkennt man deutlich am Klang der Stimmen. Sie scheinen mich nicht zu bemerken, es ist wohl zu dunkel. Ich höre den beiden schweigend zu, auf mich aufmerksam mache ich sicher nicht. Erst recht nicht bei diesem Gesprächsthema.
 

“Nur Ärger mit diesen Soldaten... soll der Erdkönig seine Truppen lieber irgendwo hin schicken, wo es Sinn macht!”
 

“Reg dich nicht auf, dass ändert nichts...”
 

“Leider! Also wie gehen wir vor? Wo treffen wir uns mit den anderen?”
 

“Am Marktplatz. Dann warten wir, bis sie ankommen.”
 

“Ha! Dieser Plan schafft uns hoffentlich endgültig die Soldaten vom Hals! Wenn wir die Informationen bekommen, die wir brauchen, dann...”
 

“Wir werden sehen...”
 

Ohne meine Anwesenheit zu bemerken gehen die beiden an mir vorbei. Ich bewege mich keinen Zentimeter, folge ihren Schritten gedanklich. Sollte ich ihnen nachgehen? Dann finde ich wenigstens zurück zum Marktplatz. Mit irgendwelchen Plänen will ich zwar nichts zu tun haben, aber im Moment bin ich sowieso nicht im ́Dienst` als Avatar. Ich will nur zurück zu meinem Bett, dass ist alles. Also stehe ich leise auf, folge den zwei Gestalten im Dunkeln. Derweil kommt mir ein etwas merkwürdiger Gedanke. Eine der beiden Stimmen kommt mir verdammt bekannt vor! Irgendwo habe ich die schon mal gehört, da bin ich mir sicher. Aber wo bloß? Ich komme einfach nicht drauf.

Nur wenige Straßen weiter bleiben die zwei verhüllten Gestalten stehen, warten auf diese Mittelsmänner von denen sie gesprochen haben. Der Marktplatz, na endlich! Jetzt muss ich nur noch unauffällig zu meinem Gasthaus kommen. Das ist allerdings gar nicht so leicht, da sich das Gebäude auf der anderen Seite des Platzes befindet. Mit den Leuten vor mir will ich keinen Ärger. Da ist das letzte was ich gebrauchen kann. Wenn die mich jetzt bemerken, dann habe ich echt Probleme. Schließlich habe ich gerade Teile ihres Plans belauscht! Darüber freuen sie sich sicherlich nicht. Ein Spion ist das letzte, was ich jetzt noch sein will. Ich will nur schnell wieder in den Gasthof, dass ist alles.

Gerade drehe ich mich um, will außen um den Platz gehen, da steht ein Mann in Uniform vor mir. Oh, das ist gar nicht gut! So schnell das ich gar keine Chance habe zu reagieren, werden meine Hände hinter meinem Rücken von Erde umschlossen. Klasse, jetzt werde ich auch noch verhaftet! Womit hab ich das alles eigentlich verdient?! Was habe ich denen den allen getan? Wehren kann ich mich auch nicht, dann wäre ja sofort klar wer ich bin. Und wie soll der Avatar bitte erklären, warum er mitten in der Nacht in der Feuernation herumspaziert und ein paar Rebellen hinter her schleicht? Mir fällt nichts plausibles ein, also lasse ich den Soldaten einfach machen. Abwarten wird schon helfen. Den zwei Unbekannten ergeht es auch nicht besser als mir, auch sie werden festgenommen. Allerdings nicht ohne den Erdbändigern vorher einen ordentlichen Kampf zu liefern. Trotzdem unterliegen sie nach einer Weile, es sind zu viele Soldaten. Von dem Mann der mich gefesselt hat, werde ich nach vorne geschubst, auf den offenen Marktplatz. Wie unfreundlich die sind. Kaum zu glauben, wie man hier mit den Gefangenen umgeht! Die letzen Züge des Kampfes bekomme ich noch mit, die zwei Rebellen sind Feuerbändiger. Allerdings haben auch sie gegen die Überzahl an Soldaten keine Chance. Zwei gegen Zwanzig, wie Fair. Es dauert nicht lange, da sind die beiden in genau der selben Lage wie ich. Einer der beiden beschimpft die Erdbändiger wild und versucht krampfhaft sich zu wehren. Der zweite, dessen Stimme ich immer noch zu kennen glaube, schweigt einfach nur. Einer der Soldaten tritt schließlich vor, beginnt dröhnend zu sprechen.
 

“Soso, da haben wir also die Ratten gefangen, die uns so viel Ärger machen!”
 

Wunderbar. Die glauben wirklich, ich bin einer von diesen Rebellen. So viele negative Dinge können einem doch nicht auf einmal passieren! Kaum zu glauben. Ich höre noch wie der Hauptmann irgendwas vo `abführen`und ́der General wird sich freuen` sagt, dann werde ich weggebracht. Ohne meine Sachen. Trotzdem folge ich brav. Noch mehr Ärger kann ich wirklich nicht brauchen. Die anderen beiden sind weniger davon angetan, verhaftet zu werden. Kann ich irgendwie auch verstehen. Die ganze Situation zeigt mir wieder mal überdeutlich, wie es zur Zeit aussieht.
 

Es hat etwas gedauert bis ich darauf gekommen bin, aber je älter man wird, desto mehr bekommt man mit. Die Mittel und Wege der anderen Nationen sind auch nicht die besten. Als zwölfjähriger hab ich mich einfach dazu entschlossen, ihnen zu helfen. Großartig darüber nachgedacht habe ich nie, welcher Nation ich nun helfe. Doch seit dem ich älter bin habe ich mir ab und zu überlegt, was wohl passiert wäre, wenn mich damals nicht Katara und Sokka sondern jemand anderes gefunden hätte. Dann wäre alles anders gelaufen, vielleicht sogar der ganze Krieg! Tse. Über was ich alles nachdenke. Aber was soll ich sonst machen? Ich habe im Moment nicht viel Bewegungsfreiheit. Aber wenn ich meinen Kopf nicht bald mal etwas klarer kriege, dann werde ich noch depressiv! Obwohl, im Gefängnis habe ich sicher viel Zeit, um meine chaotische Gedankenwelt etwas zu sortieren. Nach diesem ewigen Fußmarsch ist es nämlich das, was mich erwartet. Ohne großartig auf meine Umgebung zu achten, gehe ich einfach weiter. Meine Probleme beschäftigen mich viel zu sehr, als das ich noch Augen für den Weg hätte, den ich gehe. Die Situation kann ich im Augenblick onehin nicht ändern.
 

“Vorwärts! Wir haben nicht ewig Zeit, Rebellenpack!”
 

Ich weiß ja nicht wie es bei den Soldaten aussieht, aber ich habe Zeit. Viel Zeit. Immerhin habe ich schon über 100 Jahre hinter mir, da hat man eine etwas andere Beziehung zur Zeit. Ich bin schließlich der Avatar. Auch wenn das hier immer noch keiner Weiß. Es soll auch keiner Wissen. So werde ich wenigstens einmal behandelt wie alle normalen Menschen auch. Nun, in dem Fall hier heißt das schlecht behandelt zu werden, aber man kann ja nicht alles haben. Im Moment bin ich eh nicht in der Situation mich zu beschweren. Ohne Vorwarnung bleibt der Mann vor mir plötzlich stehen, sofort halte auch ich an. Beinahe wäre ich in ihn rein gelaufen. Ich schaue kurz auf, darauf bedacht die Kapuze da zu lassen, wo sie ist. Wie es aussieht haben wir ein Lager der Erdsoldaten erreicht. Ging aber schnell. Na, kein Wunder, so nah wie das Dorf an der Grenze liegt. Zusammen mit den beiden Rebellen werde ich in ein Zelt geführt. Dort weißt mich der Mann der mich geführt hat an, mich zu setzen. Der Forderung komme ich gerne nach. Mir tun meine Füße nämlich höllisch weh! Auf dem Boden kniend beobachte ich die anderen Personen im Raum. Zum Glück kam noch keiner auf die Idee, mir die Kapuze abzunehmen. Das wäre sehr schlecht für meine Wenigkeit. Schließlich hat nicht jeder einen blauen Pfeil auf der Stirn! Damit wäre ich sofort enttarnt. Man sieht ihn zwar nicht mehr so sehr wie früher, da ich mich vor zwei oder drei Jahren dazu entschieden habe, mein Haar wachsen zu lassen, aber auf der Stirn erkennt man ihn noch deutlich.

Der junge Rebell, der bis eben nur rumgeschrieen hat, scheint den Wachen auf die Nerven zu gehen. Einer der Männer reißt ihm jetzt den Mantel herunter, so das sein Gesicht zum Vorschein kommt. Er scheint hier schon ein Begriff zu sein, sie haben ihn wohl gesucht. Er sieht aus wie ein typischer Feuerbändiger, schwarzes Haar, dunkle Augen, dreckiger Bart und ein loses Mundwerk. Das ist wohl die typischste Eigenschaft, finde ich zumindest. Die Erfahrung hab ich schon vor längerer Zeit oft genug gemacht.

Gerade entbrennt eine wüste Diskussion zwischen dem Rebellen und dem Hauptmann der Soldaten. Die verwendet Schimpfwörter, deren Bedeutung ich nicht mal kenne! Nicht gerade meine Welt. Also bin ich einfach still und tue so als wäre ich gar nicht da. Solange die Wachen mit dem dort beschäftigt sind, lassen sie mich in Ruhe. Was mir sehr gelegen kommt. Der zweite Fremde wird ebenfalls befragt, weniger laut, er antwortet aber nicht. Der Hauptmann wird derweil immer lauter. Das sind wirklich merkwürdige Verhörmaßnahmen. Einfach schreien, bis es dem Gefangenen zu dumm wird oder er heißer ist? Nun ja. Kaum merklich schüttle ich den Kopf. Was soll man zu so was auch sagen? Einfach abwarten und hoffen, dass sich nicht doch noch herausstellt wer ich bin. Langsam wird es unangenehm warm hier drinnen. Auf die Idee mich zu befragen kommt keiner. Sie halten mich wohl nur für einen Handlanger oder was derartiges. Schließlich habe ich mich nicht gewehrt oder etwas ähnliches getan. Auch der zweite Soldat hat scheinbar keine Lust mehr. Dem anderen Rebellen wird nun ebenfalls die Kapuze vom Kopf gezogen. Gefesselt sind wir immer noch alle drei, folglich kann auch er nichts dagegen tun.

Vorsichtig hebe ich den Kopf etwas an, damit ich den anderen Rebellen in Augenschein nehmen kann. Fassungslos sitze ich da und starre auf den Mann mir gegenüber. Nicht wirklich fähig irgendwas zu tun oder zu sagen. Das kann doch nicht sein! Ich meine, einfach unmöglich! Oder? Es ist schon so lange her und jetzt auf einmal, ohne Vorwarnung, wie aus dem Nichts ist er hier?! Einfach so! Mein Hals fühlt sich an wie Zugeschnürt. Ich kann das einfach nicht glauben! Im selben Raum wie ich, mir gegenüber, nicht mal zehn Meter von mir entfernt. Und ich habe zwei Jahre lang nach ihm gesucht! Eine Ewigkeit habe ich versucht ihn zu finden und jetzt ist er hier, einfach so. Im nächsten Moment werde ich grob nach oben gezogen, eine Wache schiebt mich vor sich her. Wohin es jetzt geht weiß ich nicht, ist mir auch egal. In meinem Kopf überschlägt sich gerade alles!

Auch er wird jetzt weggebracht, nur ein paar Schritte entfernt von mir.

Irgendwie bewegen sich meine Beine wie von selbst. Das nächste, was ich mitbekomme ist eine Kerkertüre vor mir. Ein Gefängnis. Sie haben uns in irgendein Gebäude gebracht. Ein Stoß in den Rücken, und ich stolpere in die Zelle. Zusammen mit ihm werde ich jetzt eingesperrt. Reglos stehe ich hinter der Tür, habe mich einfach in den Raum schubsen lassen. Die Fesseln werden gelöst, als die Tür zufällt. Die Wachen gehen, hinter ihnen hört man ein dumpfes Knallen. Sie haben den Kerker verlassen, niemand sonst ist hier. Jetzt stehe ich in diesem halbdunklen Raum, feucht und komplett aus groben Steinen gemauert. Ein winziges Fenster in der hinteren Wand ist die einzige Lichtquelle. Vergittert. Genau davor steht er. Mit verschränkten Armen, den Blick auf́s Fenster gerichtet. Ich schlucke schwer, meine Lippen bewegen sich wie von selbst. Von draußen fällt kaltes Mondlicht auf die nassen Steine.
 

“So sieht man sich wieder... Zuko...”
 

~~~tbc~~~

What will you do now?

Avatar- aus Eis und Asche

Kapitel 2: What will you do now?
 

Es geht endlich weiter! Sorry für die lange Pause, aber ich hatte viel zu tun. Das zweite Kapitel war eigentlich länger, ich hab mich dann aber doch für einen schönen cliffhanger entschieden und packe den Rest ins nächste :3. Vielen Dank für alle Kommís & Favós bisher! Ich freue mich immer riesig über feedback!
 

Das fahle Mondlicht hüllt den Teil des Raumes in dem ich stehe in Schatten. Wie in Trance schaue ich zum Fenster. Er steht immer noch mit dem Rücken zu mir. Schweigt. Ich schaue ihn einfach nur an. Es dauert eine ganze Weile, bis mir richtig klar wird, was gerade passiert ist.

Ich bin verhaftet worden, sitze in einer Gefängniszelle des Erdkönigreichs. Alleine mit Zuko. Der, von dem ich glaubte, er sei tot. Der, nach dem ich eine halbe Ewigkeit gesucht habe, nachdem der Palast zerstört wurde. Ich habe zwei Jahre lang alles möglich versucht um ihn zu finden. Ohne jeglichen Erfolg. Und jetzt, nach so langer Zeit sehe ich ihn wieder. Lebendig. Ich sollte mich freuen. Ich sollte ihn fragen, wo er die ganze Zeit gesteckt hat. Was passiert ist. Mir fallen tausend Dinge ein, die ich sagen sollte, sagen will. So vieles was ich wissen will, aber aus irgend einem Grund gehorcht mir mein Körper nicht. Zu viele Fragen schwirren mir mit einem mal im Kopf herum, da bleibt keine Zeit für irgendeine Reaktion.

Was macht er hier? Weshalb sehe ich ihn gerade jetzt wieder? Wieso konnte ich ihn nicht finden, als ich es wollte? Warum habe ich überhaupt aufgehört, nach ihm zu suchen? Ich verstehe das alles nicht. Wie so vieles. Und das, obwohl ich allwissend und weise sein sollte. Doch das Schicksal macht mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung.
 

Plötzlich reist mich eine Bewegung aus meinen Gedanken. Richtig, Zuko. Langsam dreht er sich zu mir um, schaut mich an. Ich stehe noch immer regungslos da, den Blick auf den Boden gerichtet. Immer noch in meiner Robe, mit Kapuze. Ob er mich überhaupt erkennt? Ich hoffe nicht. Nicht jetzt und nicht in so einer Situation. Wahrscheinlich will er mich eh nie wieder sehen. Nicht, nach dem was damals passiert ist. Nicht nach dem ich ihn so verraten habe.

Ich hätte einfach still sein sollen! Wieso musste ich ihn auch ansprechen? Welcher Teil meines Gehirns hielt das für eine gute Idee?! In letzter Zeit rede ich oft ohne nachzudenken. Das sollte ich mir dingend abgewöhnen. Ich hätte warten sollen, bis die Soldaten zurückkommen. Mich in irgendeiner dunklen Ecke verkriechen. Irgendwas machen, außer ihn anzusprechen. Aber nein! Ich hab einfach alles falsch gemacht. Schon wieder. Ich bin wirklich ein Idiot.
 

Zuko sagt nichts, mustert mich nur. Ich schlucke schwer. Ob er weiß, dass ich es bin? Mit Sicherheit, schließlich hat er meine Stimme gehört. Verdammt. Wieso muss das sein?! Wieso jetzt? Wieso läuft alles so schrecklich schief? Er hasst mich. Nach dem, was ich getan habe, muss er mich hassen. Nach allem, was damals im Palas geschehen ist. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen. Ich wollte ihn finden, wirklich! Ich habe alles versucht, aber nichts kam dabei raus. Irgendwann habe ich dann aufgegeben. Das schien die einzige Möglichkeit zu sein. Alle haben gesagt es macht keinen Sinn mehr. Das ich einfach nicht darüber nachdenken soll. Das ich das richtige getan habe. Aber da bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Im Gegenteil. Trotzdem habe ich auf meine Freunde gehört und einfach aufgehört, über die Vergangenheit nachzudenken. Über ihn nachzudenken. Und jetzt stehe ich ihm nach fünf Jahren wieder gegenüber. In einem Kerker.
 

Wenn er mich hier unten umbringen würde, wäre ich ihm wahrscheinlich nicht mal böse. Irgendwie könnte ich es verstehen. Schließlich war ich derjenige, der dafür gesorgt hat, dass alles so gekommen ist. Das alles so schief gelaufen ist...
 

Minutenlang herrscht Stille. Reglos stehe ich vor ihm, meine Hände zittern leicht. Die Ungewissheit raubt mir einfach den letzten Nerv! Wieso passiert nichts?! Wieso tut er nichts? Ich bin hier, direkt vor ihm! Ein Angriff, und er würde seine Rache bekommen. Immerhin hat er fünf Jahre darauf gewartet, mich wider zu sehen. Mich umzubringen! Das glaube ich zumindest. Nach meinem Verrat muss es einfach so sein. Damals hatte ich einfach keine andere Möglichkeit. Es war ein Fehler, einer, den ich bis heute bereue. Aber ich kann nichts ungeschehen machen, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, nicht mal als Avatar! Und jetzt wo ich ihn wider sehe, steht er einfach da und tut NICHTS!

Ich verstehe das nicht. Wie kann er so ruhig bleiben?! Ich habe mir ewig Gedanken darüber gemacht, wie ich ihm gegenübertreten soll. Wenn ich ihn je finden sollte. Bestimmt hundert mal bin ich in Gedanken alles durchgegangen, was nur im entferntesten hätte passieren können. Aber an so ein Wiedersehen wie das hier, habe ich nicht mal im Traum gedacht. Erst recht nicht nach so langer Zeit.
 

Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Der Blick immer noch auf den Boden gerichtet, die Augen fest geschlossen. Was soll ich jetzt tun? Abwarten, bis er sich entscheidet, mich doch noch zu töten? Diese Stille ist unerträglich! Stille und Ungewissheit. Zwei Dinge, die ich hasse. Und wieder mal bin ich nicht in der Lage, irgendwas dagegen zu unternehmen. Ich bin wirklich ein toller Avatar!

Eine Stimme holt mich im nächsten Moment aus meiner konfusen Gedankenwelt zurück in die Realität. In der ich immer noch reglos herumstehe. Wie es aussieht, hat sich Zuko in der Zwischenzeit dazu entschieden, mich nicht anzugreifen. Wieso nicht ist mir noch unklar. Aber ich werde auf jeden Fall versuchen, es herauszufinden.
 

“Was soll die Verkleidung, Aang?”
 

Kein `Oh edler Avataŕ, kein `werter Avatar Aang`. Einfach nur Aang. Ohne irgendeinen bescheuerten Titel. Es ist schon lange her, das mich jemand einfach bei meinem Namen genannt hat. Sogar Katara hat sich vor einiger Zeit abgewöhnt, mich so zu nennen. Auf Wunsch des Erdkönigs hin. Irgendwie tut es echt gut, mal nicht wie eine lebende Gottheit behandelt zu werden.

Als dann endlich zu mir durchdringt, dass Zuko mir eben eine Frage gestellt hat, schaue ich auf. Unter der dunklen Kapuze ist trotzdem nicht viel von mir zu sehen. Einen Augenblick lang mustere ich den Schwarzhaarigen. Er sieht aus wie früher. Ein stück größer vielleicht, aber ansonsten unverkennbar Zuko. Mit einer Hand ziehe ich mir die Kapuze vom Kopf, den Blick wieder abgewendet. Ich kann ihm irgendwie nicht in die Augen schauen. Er kommt mit gleichmäßigen Schritten auf mich zu, bleibt kurz vor mir stehen.
 

“Wie kommt es, dass der Avatar in einem Kerker des Erdkönigreichs steckt?”
 

Eine gute Frage. Die selbe habe ich mir auch schon gestellt. Ich schaue zu ihm hoch. Er ist ein ganzes Stück größer als ich. Die Arme vor der Brust verschränkt schaut er mich an. Keine Spur von Verachtung, Hass oder was ähnlichem. Einfach nur seine normale, überhebliche Art. Weiß er am Ende gar nicht, wer damals für den entscheidenden Schlag gegen die Feuernation verantwortlich war? Wer dafür gesorgt hat, das Palast und Hauptstadt zerstört werden? Wer dafür gesorgt hat, was mit ihm passiert ist? Das würde bedeuten, er hat überhaupt keinen Grund mir irgendetwas nachzutragen. Mich zu hassen, oder sich an mir rächen zu wollen. Das würde bedeuten, es ist alles so wie früher? Genau dieser Gedanke brennt sich irgendwie in meinen Verstand ein. Kann überhaupt irgendwas wieder so sein wie früher?
 

“Ich könnte dich das selbe fragen. Sonst war ich es doch immer, der in Schwierigkeiten steckt.”
 

Er winkt ab, geht an mir vorbei auf die Gitterstäbe der Tür zu. Mit einer Hand fährt er darüber, schaut sich auf dem Gang um. Ich drehe mich um, lasse ihn keine Sekunde aus den Augen. Wie verdammt lange her das alles ist. Ich hab mir so viele Gedanken gemacht, und jetzt tut er so, als wäre nie irgendwas passiert! Aber irgendwie bin ich ziemlich erleichtert darüber.
 

“Nur ein kleiner Rückschlag, keine Schwierigkeiten. Du hast meine Frage nicht beantwortet.”
 

“...die glauben sie haben nur einen Handlanger von Rebellen gefasst, nicht den Avatar.”
 

“Verstehe.”
 

Er scheint nicht wirklich auf mich zu achten. Irgendetwas am Boden dieses dunklen Ganges ist wohl interessanter. Gerade als ich mich frage was, bewegt sich der Boden. Nein, nicht der Boden, nur ein metallener Deckel. Schnell ziehe ich meine Kapuze wieder über den Kopf, als ein Mann in schwarz aus dem Loch klettert. Die Kanalisation? Ein interessanter Fluchtweg. Kurz nickt die dunkle Gestalt Zuko zu, macht sich dann mit einem Dietrich am Schloss zu schaffen. Keine Sekunde später schwingt die Zellentür lautlos auf. Wie es aussieht, wird mein Aufenthalt im Kerker doch nicht so lang dauern wie ich dachte. Unser Retter verschwindet wieder lautlos in dem Loch, Zuko tritt nach draußen. Kurz vor dem neuen Fluchtweg hält er inne.
 

“Was ist? Hast du vor da stehen zu bleiben und zu warten, bis die Wachen wieder kommen?”
 

Nein, eher nicht. Ich denke ich kann ganz gut darauf verzichten, enttarnt zu werden. Einen Moment überlege ich noch ob es klug ist, mit einem vermeintlichen Rebellen durch einen Abwasserkanal aus einem Kerker zu fliehen. Aber bevor meine Vernunft mich ermahnen kann das richtige zu tun, hier zu bleiben und alles aufzuklären, entscheidet mein Körper sich anders. Ohne weiter nachzudenken, folge ich Zuko unter die Erde.

Ein paar dunkle, feuchte Kanäle später, ringe ich mich endlich dazu durch, etwas zu sagen. Der Feuerbändiger geht schweigend vor mir her. “Wohin gehen wir?” Nicht gerade das, was mich im Augenblick am meisten beschäftigt. Aber wissen würde ich es schon gerne. “Zurück in die Stadt, in der wir verhaftet wurden.” Nun, immerhin bekomme ich auf die Weise meine Sachen zurück. Ohne weitere Worte setzen wir unseren Weg fort. Genau genommen folge ich Zuko einfach, den ich habe absolut keine Ahnung wo ich gerade bin. Er scheinbar schon.
 

Wenig später hält er vor einer rostigen Leiter inne. Nach ihm klettere ich nach oben. Am anderen Ende empfängt mich nicht die erwartete frische Luft, sondern der Geruch von Rauch und Alkohol. Auf den ersten Blick sind wir wohl im Hinterzimmer irgendeines Gasthofes gelandet. Immerhin besser als die Kanäle unter den Städten. Als Zuko einen dunklen Vorhang zurück schiebt, fällt Licht in den Raum. Es dauert etwas, bis sich meine Augen daran gewöhnen.

Eine überfüllte Schenke und drei Treppen später stehen wir vor einem Zimmer des Gasthauses. Zuko zieht einen schmalen Schlüssel aus einer Tasche, öffnet die Tür und bedeutet mir ihm zu folgen. Wieso auch nicht? Ich weiß eh nicht, wo ich hier gerade bin.
 

Hinter mir schließt er die Tür. Ich trete in den dunklen Raum, wieder ist Mondlicht die einzige Lichtquelle. Kurz sehe ich mich um. Viel erkenne ich nicht, ein großes Bett in einer Ecke, einen Schreibtisch voller Bücher und Pergamentrollen und zwei Schwerter an einer Wand. Sofort muss ich an den blauen Geist denken. Daran, wie Zuko mich damals gerettet hat. In meine Erinnerungen vertieft bekomme ich nicht wirklich mit, wie Zuko eine Lampe entzündet und die Vorhänge zuzieht. Das nächste, was ich wirklich wahrnehme ist seine Stimme. “Was soll die Verkleidung? Hast du deinen Avatar - Job an den Nagel gehängt?” Was ähnliches hat er mich vorhin im Kerker schon mal gefragt. Kurz mustere ich ihn aus den Augenwinkeln. “Nein, nicht direkt... ich brauchte nur mal ein... Pause.” Während ich spreche nehme ich die Kapuze wieder ab. Er weis sowieso wer ich bin, also kann ich das Ding auch abnehmen. “Verstehe.” Er legt die dunkle Robe ab, der er bis eben getragen hat. “Und der Erdkönig weis davon?”

Ich schüttle leicht den Kopf. Außer meinen Freunden weiß niemand Bescheid. Das heißt, wenn sie es denn für sich behalten haben. Toph und Sokka sicherlich, aber Katara wird dem König wohl alles erzählen. Sie macht sich viel zu große Sorgen, das ich alleine nicht zurecht komme. Sie, als meine selbst ernannte Mutter muss ja auf mich aufpassen! Pah. Ich bin kein dummes Kind. Und ich komme alleine sehr gut zurecht! Naja, davon abgesehen das ich verhaftet wurde. “Deshalb schleichst du also mitten in der Nacht verkleidet durch die Gassen einer Stadt am Rand der Feuernation? Damit niemand bemerkt das er den Avatar vor sich hat?”

Klingt etwas blöd, aber ja. Ich muss mich verkleiden. Andernfalls bringt man mich sofort zurück! Und dann würden mir meine Freunde den Rest meines Lebens unter die Nase reiben, dass ich nicht mal einen Tag alleine klar gekommen bin. “Ja... so in der Art. Ich musste einfach mal für eine Weile weg vom Hof des Königs.”
 

Zuko setzt sich auf den Rand des Bettes und schüttelt leicht den Kopf. “Du hast dich wirklich kaum verändert. Genau so kindisch wie früher.” Jetzt fängt er auch noch so an? Wunderbar. Hält mich denn wirklich jeder den ich kenne für einen kindischen Idioten!? “Ich bin nicht kindisch! Ich brauche keine Babysitter, die jeden meiner Schritte überwachen! Ich weiß sehr genau was ich tue. Ich habe bloß die Schnauze voll davon, behandelt zu werden wie ein lebender Gott!” Wütend werfe ich die Arme in die Luft und schreie Zuko an. Der zieht eine Braue in die Höhe und mustert mich gelassen.
 

Als ich mich wieder etwas beruhigt habe, fällt mir auf das ich jetzt genau vor ihm stehe. Schwer atmend mit zu Fäusten geballten Händen. Ich muss gerade wirken als wäre ich irgendwie geisteskrank. Schnell räuspere ich mich und trete einen Schritt zurück. “I-ich...also-“ Zu meiner Überraschung nickt Zuko leicht, seine Züge ziert der Anflug eines Grinsens. “Es ist nicht immer nur ein ein lustiges Abenteuer der Avatar zu sein, was?” Mit verschränkten Armen wende ich mich ab. Ich kann nicht glauben wie ich gerade ausgerastet bin! Ich bin der

Avatar! Ich sollte mich besser im Griff haben. Und im übrigen war so eine Reaktion mehr als kindisch. “Das habe ich nie behauptet...”
 

Warum zum Teufel werde ich jetzt rot?! Vielleicht weil er recht hat. Das hab ich schon vor einiger Zeit eingesehen. Früher dachte ich wirklich manchmal, mein Leben bestünde nur aus Spaß und Abenteuern. Damals war ich wirklich weit davon entfernt, erwachsen zu sein. Aber ich hab mich geändert! Warum bloß fällt das keinem auf?! Ich starre in die entgegen gesetzte Richtung. Irgendwie kann ich ihm noch immer nicht in die Augen schauen. “Und was wirst du jetzt machen?” Eine gute Frage. Aber leider habe ich keine Antwort. Ich weiß es wirklich nicht. Ich stehe mitten in einem fremden Zimmer, mir gegenüber sitzt der Feuerbändiger, mit dessen Tod ich mich schon lange abgefunden hatte. Lebendig. Nach dem ich Ewigkeiten gesucht habe. Den ich schrecklich vermisst habe. Und ich weiß wirklich nicht was ich tuen soll. Ich mustere den Saum der dunkelroten Robe die ich trage.
 

Weshalb bin ich überhaupt weg? Was habe ich mir dabei bloß gedacht. Als ob ich mich selbst finden würde, wenn ich ohne irgend einen Plan durch fremde Städte ziehe. Verkleidet als Wandermönch. Wonach genau suche ich eigentlich? Was ist es, dass mir so sehr fehlt? Das mich daran hindert, endlich erwachsen zu werden? Plötzlich ist mir nur noch nach heulen zu mute. “Ich... ich habe keine Ahnung.” Die Ratlosigkeit und Verzweiflung schwingt leise in meiner Stimme mit.
 

Wieso muss Zuko gerade dann auftauchen, wenn ich versuche alles wieder in geregelte Bahnen zu bringen? Wenn ich gerade dabei bin, alles in meinem Kopf zu ordnen. Wenn ich alles versuche, um zu vergessen, was passiert ist. Wenn ich endlich soweit bin, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen und ein richtiger Avatar zu werden?! Wenn ich sowieso schon am fallen bin? “Ich weiß es nicht, verdammt!”

Sage ich dieses mal viel lauter als eben, ich drehe mich ganz um, gehe zur Tür. Wieso bin ich nie in der Lage etwas richtig zu machen?! Wieso fällt es mir so verdammt schwer ihn anzuschauen?! Weshalb hören diese verfluchten Tränen nicht auf über meine Wange zu laufen? Warum bin ich gerade vor ihm so schwach?
 

Irgendwie verschwimmt alles um mich herum. Meine Gedanken versuchen völlig konfus sich an irgendwas zu klammern. Irgendwas aufzugreifen. Irgendwas, dass mir hilft klarer zu sehen. Sie finden nichts. Mir wird schwindelig. Vielleicht liegt das am Schlafmangel. Vielleicht ist auch einfach alles zu viel. Ich weiß es nicht. Ich greife nach der Türklinke, ich will nur noch weg von hier. Raus aus diesem Zimmer, weg von Zuko. Ich brauche frische Luft und Zeit zum nachdenken. Was ist nur los mit mir? Wieso fühlen sich meine Beine auf einmal so schwach an? Bevor ich die Tür erreiche, geben sie nach. “Ah?!” Es geht alles viel zu schnell, ich komme gar nicht dazu, mich irgendwo festzuhalten. Mit fest geschlossenen Augen warte ich auf den harten Aufprall auf dem Holzboden. Auf den Schmerz. Doch er kommt nicht. Statt dessen spüre ich wie mich jemand fest hält. Jemand? Bevor ich mir weiter Gedanken machen kann, wird alles schwarz. Ich fühle mich nur noch verdammt müde und alles was ich noch will, ist schlafen... Schlafen und alles vergessen, was seit gestern passiert ist.
 

~~~tbc~~~



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  Zebran20121
2014-12-26T04:19:09+00:00 26.12.2014 05:19
Hallo
mir gefällt deine ff ich hoffe du schreibst bald weiter ff von Zuko und Aang gibt es leider nicht oft
LG Zebran
Von: abgemeldet
2010-12-08T05:59:59+00:00 08.12.2010 06:59
Wuhu tolles kapi
Freu mich schon auf das nächste :DD
Dein Schreibstil is echt toll *-*

Lg LittleMichiru
Von:  Sky2
2010-11-23T19:25:36+00:00 23.11.2010 20:25
hallo du,
ich hab deine ff vor einiger zeit entdeckt, bin aber noch nicht dazu gekommen dir einen kommi da zu lassen!
^^
mir gefällt deine ff und dein schreibstil echt gut!
ich hoffe du machst weiter so!
bin gespannt auf das nächste kapi!
man liest sich
lg sky
Von:  MikaChan88
2010-11-22T22:55:41+00:00 22.11.2010 23:55
total super kapi
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan
Von:  Nnoitra
2010-11-15T21:23:17+00:00 15.11.2010 22:23
yeah endlich gehts weiter ^^
super kapi xD
freu mich schon soooo sehr aufs nächste ^^
Mach weiter so ^^
GLG
Von: abgemeldet
2010-11-15T21:20:13+00:00 15.11.2010 22:20
Wow, endlich geht es weiter
dein schreibstil ist wirklich einfach zu lesen
nicht nervig (mit irgendwelchen kommentare, fehler oder smylies) oder kompliziert (mit zu lange texte)
er ist einfach und beruhigend
ich mag ihn ^^

das kapitel ist auch super gemacht, obwohl nicht sehr viel passiert ist
aber hey, das ist erst der anfang ^^
freu mich schon auf das nächste kapitel
die beiden sind so süß, wenn sie in einem raum sind
lg
Von:  Nnoitra
2010-07-16T21:34:54+00:00 16.07.2010 23:34
xDDDDDDDDD
ich liebe deine fanfic ^^
bitte mach schnell weiter ^^
Lg
Von: abgemeldet
2010-06-29T13:01:07+00:00 29.06.2010 15:01
hi^^
der anfang deiner geschichte hat mir echt gut gefallen. Würd mich freuen wenn du weitermachst.
lg
n-chan
Von: abgemeldet
2010-05-02T20:00:46+00:00 02.05.2010 22:00
oh zuko
*heul*
er hat dich 2 jahre gesucht
*heul*


und findet dich im kerker wieder
toller treffpunkt -.-

bitte mach schnell weiter ^^
die FF ist echt super ^^
Von:  MikaChan88
2010-03-31T19:20:05+00:00 31.03.2010 21:20
total super
hoffe du machst bald weiter ^-^

cu,
MikaChan


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