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Mehr als nur ein Leben in Gefahr

Zwischen FBI und den Männern in Schwarz
von

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The Beginning

Normalerweise wäre heute ein Tag wie jeder andere. Wie gesagt… normalerweise. Ich saß auf dem Sofa in meiner kleinen 3-Zimmer Wohnung und sah fern. Dann klingelte mein Haustelefon und ein neuer Klient kündigte sich für den Nachmittag an. Über Einzelheiten seines Anliegens gab er mir keine Auskunft, denn es wäre zu riskant diese am Telefon zu besprechen. Als ob mein Telefon verwanzt sein könnte! Eine derart lächerliche Unterstellung hätte ich niemals in Erwägung gezogen. Nun denn. Ich machte mich frisch und wartete in meinem Esszimmer auf das gewöhnliche Klingeln der Hausschelle. Es war kurz nach halb 5, als es soweit war. Penibel, dass ich die Einzelheiten noch so genau wusste. Ich öffnete, führte ihn ins Zimmer mit den Stühlen und Tisch. Mein Esszimmer war ganz nach dem mitteleuropäischen Stil eingerichtet. Alles lief ab wie immer. Ich nahm seine Daten auf und wartete auf eine Schilderung seines Anliegens. Bis etwas Unerwartetes geschah. Auf einmal redete er von etwas völlig Anderem, dass sich für mich nur wie wirres Zeug anhörte.

Wer ist wer? Die Wahrheit

„Frau Shiro, Sie müssen auf sich aufpassen! Sie werden Sie bald haben. Der Grund weshalb ich eigentlich hergekommen bin, ist nicht weil ich Sie warnen möchte bzw. muss. Sondern weil ich einen Spezialauftrag an Sie habe, indem es eher um Sie geht als um mich. Finden Sie diese Leute bevor sie Sie gefunden haben. Versuchen Sie so viel wie möglich an Kenntnis über sie zu gewinnen bevor Sie handeln. Sie dürfen Sie nicht bekommen! Dafür wären Sie zu Schade!“

Jetzt brachte der Kerl mich beinah um den Verstand. Eine kurze Beschreibung von ihm.. er war geschätzte Anfang 30 vielleicht auch jünger, hatte dünnes, schwarzes langes Haar das sich hinter seinem Kopf herunter schlängelte und trug lockere sportliche Kleidung in eher dunkleren Tönen.

„Herr Shuichi. Würden Sie mit bitte erläutern, wen Sie mit »Sie« meinen? Ich hätte gerne eine genaue Definition“, ich trommelte mit meinen künstlichen Fingernägeln auf der Glastischplatte herum.

Er nahm meine Hand, höchstwahrscheinlich damit ich aufhörte, weil es ihn zu stören schien. Seine Hand fühlte sich eiskalt an… nein sie war eiskalt!

„Ihre Farbe ist schwarz und ihre Codenamen sind Alkoholsorten. Sie versuchen Macht zu bekommen und ein Mittel der Unsterblichkeit zu entwickeln. Weitere Details besprechen Sie doch bitte mit dem kleinen Jungen, der bei den Moris eingezogen ist.“

Damit ging er und sagte kein Sterbenswörtchen, obwohl ich noch Luft holte um tausend Fragen zu stellen. Doch die Tür fiel schon ins Schloss. Ich zückte mein Mobiltelefon und rief einen alten Schulfreund an.

„Hey Shinichi, ich bin's Telia. Wo kann ich dich treffen? Ich muss dringend mit dir sprechen!“

Erst war Stille am anderen Ende der Leitung und ich wollte schon nachfragen, ob er überhaupt dran sei, als er seufzte: „Ist grade ganz schlecht. Außerdem bin ich im Urlaub bei meiner Mutter in L.A.“

Ich wusste, dass er mir nur eine Ausrede auftischen wollte. Das funktionierte vielleicht bei seiner kleinen Freundin, aber ich ließ mich nicht auf etwas derart Unscheinbares ein: „Ist mir egal. Wenn du in 2 Stunden nicht vor deiner Haustür stehst, werde ich dich höchstpersönlich in L.A. abholen und wenn es das Letzte ist was ich tue. Ich würde dich nicht so bitten, wenn es nicht höchster Dringlichkeit entspräche! Also mach das du deinen Hintern nach Tokio Beika bewegst!“

Damit legte ich auf und schleuderte mein Handy aufs Sofa. Die Zeit bis zum Treffen vergeudete ich mit sinnlosem Rumhängen und meinen Gedanken sortieren. Danach fuhr ich mit meinem Audi R 8 zu seinem Haus. Ich war die Erste und er schien noch nicht in Reichweite zu sein. Ein kleiner Junge, wahrscheinlich Grundschüler und geschätzte 7 trat aus dem Nachbarhaus und ging schnurstracks auf mich zu.

„Hey, du bist Telia Shiro??“, fragte er höflich. Ich nickte und schaute ihn abwartend an.

„Shinichi hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass du dich mit ihm treffen wolltest. Leider hat er rechtzeitig keinen Flug bekommen und nun mich beauftragt dir zu helfen“, erklärt er.

Ich befürchtete hier meine Zeit zu vergeuden, was ich offen zugab: „Ich glaube nicht, dass du mir in dieser Angelegenheit in irgendeiner Art und Weise helfen könntest, Kleiner.“

Warum redete ich mit diesem Kind? Er würde mir doch sowieso nicht helfen können. Da fielen mir wieder die Worte von Herrn Shuichi ein. Ich sollte mit dem Kleinen, der bei den Môris lebt darüber reden. Aber ich hatte keine Ahnung um wen es sich hierbei handelte.

„Vielleicht kann dir Onkel Kogoro helfen. Aber erst mal solltest du mit mir drüber sprechen, immerhin bin ich sein Helfer und entscheide, ob der Auftrag ihm überhaupt gerecht ist“, prahlte der Grundschüler.

Erstaunt riss ich die Augen auf. So ein Zufall aber auch!

„Du wohnst bei Kogoro Môri? Dem schlafenden Detektiv?“ Er nickte. Ich hatte keine Ahnung was das alles zu bedeuten hatte, aber dies war im Moment Nebensache. „Wenn Shinichi dich geschickt hat, hat er bestimmt nichts dagegen wenn wir uns reinsetzen um weiter zu reden“, murmelte ich und ging ihm voraus in das Haus, in die Bibliothek und setze mich auf einen Stuhl. „Möchtest du etwas trinken?“, bot er an.

„Nein, danke. Also kleiner Detektiv, verrätst du mir deinen Namen? Meinen kennst du ja schon.“ Er schien zu Überlegen und antwortete schließlich: „Conan Edogawa.“

„Also Conan, mal sehen ob du mir folgen kannst. Ein Mann betrat vorhin meine Detektei. Sein Name war Akai Shuichi.“ Er blickte höchst interessiert drein. Der Name schien ihm kein Rätsel zu sein, das deutete darauf hin, dass er diesen Mann kennen musste. Doch dann nickte er nur. Ich fuhr fort: „Erst schien er ein gewöhnlicher Klient zu sein, bis er anfing mich vor etwas zu warnen. Dass mich jemand suchte, dass ich sie vorher finden müsste bevor sie mich fanden und ich dürfte ja nicht in ihre Hände fallen. Als ich ihn um eine genauere Erläuterung bat, wer diese Leute seien, antwortete er: »Ihre Farbe ist schwarz, ihre Namen Alkoholsorten und sie streben nach Macht und einen Mittel der ewigen Jugend.«“

Conan sprang auf und schrie: „Oh mein Gott, Telia! Du musst hier weg, wenn sie dich suchen! Sie dürfen mich und Haibara nicht finden!“ „Würdest du mir mal in Ruhe erklären was hier los ist?!“, verdattert konnte ich nur seinen nervösen Schritten auf und ab folgen. Er sah ganz und gar nicht mehr aus wie ein Kind. Er erinnerte mich eher an Shinichi. „Ich kenne sie. Nein, sie haben das hier“, er deutete an sich herunter, „aus mir gemacht! Sie sind skrupellos und eiskalt. Einfach nur Killer!“

Er sprach in Rätseln und als ich ihn auffordern wollte Klartext zu sprechen, fuhr er auch schon fort: „Telia, du wirst jetzt die unglaublichste Geschichte der Welt hören…. Ich bin Shinichi Kudo!“

Frage und Antwort

Meine Kinnlade klappte herunter, dann fing ich an zu Lachen: „Kleiner, du hast eine wirklich fabelhafte Fantasie. Ganz zu sprechen von deinem Humor. Ich kann ja verstehen, dass du gerne so wie er sein möchtest, aber…“

„Halt die Klappe und lass mich ausreden!“

Wenn er einen Hauch von Kindlichkeit ausgestrahlt hatte, war dieser jetzt vollkommen erloschen. Es war gruselig.

„Diese Männer in Schwarz von denen dir Akai Shiuichi, der übrigens für das FBI arbeitet, erzählt hat, haben mich geschrumpft. Als ich vor 2 Jahren mit Ran im Tropical Land war und zwei von ihnen hinterher gelaufen bin, hat mich einer nieder geschlagen und der Andere verabreichte mir ein Gift, das mich hätte töten sollen. Stattdessen wurde ich nur geschrumpft. Diese Männer sind brutal, Telia!“

Ich schluckte. Also wenn das alles der Fantasie dieses Jungen entspräche, musste er sich unbedingt mal durchchecken lassen. Um so mehr ich nachdachte, desto mehr verweigerte ich diese Geschichte zu glauben.

Der Kleine bemerkte meine Unentschlossenheit und forderte mich auf: „Komm mit! Ich zeige dir ein ehemaliges Mitglied, dem dasselbe wie mir widerfahren ist. Es gibt nur Wenige, die eingeweiht sind. Du wirst schon merken, dass wir keine normalen Kinder sein können. Ich weiß, dass du genug Grips hast, Telia.“

Jetzt war ich gespannt, wie seine Beweise aussahen. Die Frage war nur, wenn das alles wahr war und es so kriminelle Burschen gab, warum wusste die Polizei nichts davon?

Nun folgte ich ihm nach draußen und ins Nachbarhaus. Ein älterer Mann, geschätzte Mitte 50 öffnete die Tür. Er hatte eine Halbglatze, verbliebene Haare waren grau, einen Schnauzbart und trug eine Halbmondbrille. Hinter ihm stand eine weitere Grundschülerin in einem weißen Laborkittel, der überhaupt nicht zu ihrem kindlichen Aussehen passen wollte. Genauso wenig wie ihre harten Gesichtszüge und ihre Augen, die erfüllt von Pein waren aber auch einen Schimmer von Weisheit ausstrahlten. Sie besaß rotbraunes schulter-langes Haar und war arg zierlich. Ich schloss darauf, dass sie die Person sein musste, die Conan gemeint hatte.

„Kommt rein und setzt euch“, bot der alte Herr an und wir gingen an eine Art Bartheke und setzten uns.

„Mein Name ist Professor Agasa und die Kleine mit dem misstrauischen Blick ist Ai Haibara“, stellte er sich und seine Mitbewohnerin vor.

„Und ich schließe darauf, dass sie der einzig Eingeweihte sind“, fügte ich hinzu.

Vielsagende Blicke wurden gewechselt.

„Die Organisation ist hinter ihr her, aus welchen Gründen auch immer. Akai war vorhin bei ihr und berichtete ihr davon. Sie wollte eigentlich Shinichi sprechen“, erklärte Conan und lachte kurz ironisch bei dem letzten Gedanken auf. „Und sie glaubt dir die Geschichte?“, fragte Ai.

„Nein“, antwortete ich für mich selbst.

Alle starrten mich an, sodass ich mich gezwungen sah etwas hinzuzufügen: „Welcher normale Mensch mit gesundem Verstand glaubt einem Kind die Geschichte über eine dunkle Organisation, die mit Hilfe von Giften Erwachsene schrumpfen oder verjüngen kann?“

Nun sprach Ai: „Wohl wahr. Aber lass mich dir meine Geschichte erzählen. Ich habe dieses Gift entwickelt, als Laborantin in dieser Organisation. Man kannte mich unter dem Codenamen Sherry. Mein richtiger Name lautet Shiho Miyano. Sie töteten meine Schwester, weshalb ich mich weigerte weiter zu arbeiten. Das Gift war zu diesem Zeitpunkt schon fertig gestellt, jedoch noch im Versuchsstadium. Testergebnisse an Ratten ergaben, dass vier von fünf starben und nur eine sich zurück entwickelt hatte. Nun denn. Auf Grund meiner Arbeitsverweigerung sperrten sie mich in eine Zelle, da ich sowieso bald sterben würde und auch keinen Sinn mehr für das Weiterleben sah, nahm ich mein eigenes Gift ein. Doch wie auch er starb ich nicht, sondern wurde nur verjüngt. Also floh ich, da mir die Fesseln nun zu groß waren, durch den Wäscheabgang nach draußen. Da bei Kudo der Tod als Einziger nicht nachgewiesen werden konnte, schleppte ich mich mit letzter Kraft zu seinem Haus, wo ich dann zusammen brach. Der Professor fand mich und nahm mich auf. So und wenn du mir nicht glaubst, kann ich dir gerne mein Labor im Keller zeigen. Das dürfte für eine gewöhnliche 8-jährige weitaus zu hoch sein, selbst wenn sie hochbegabt wäre.“

Ich überlegte sorgfältig, was ich darauf entgegnen sollte. Unsicher ob ich dieses Angebot annehmen sollte. Doch diese Geschichten zu glauben, war nicht mehr so schwer. Denn das sie sich das ausgedacht haben könnten, war sehr unwahrscheinlich. Zumindest war die Geschichte der Kleinen mit dem rotbraunen Haar zu hoch für die Fantasie eines kleinen Mädchens.

„Nein, das wird nicht nötig sein. Ich glaube dir“, sagte ich und ließ mich tiefer sinken, um es mir bequemer zu machen.

„Warum hast du mich nicht früher eingeweiht, Shinichi? Und warum sagst du Ran nichts davon? Wo sie dich doch so schrecklich vermisst“, fragte ich darauf.

Da waren so viele, tausende Fragen in meinem Kopf.

„Aus dem einfachen Grund, falls die Männer in Schwarz herausfinden sollten, was mir und Haibara zugestoßen ist, damit sie keiner Gefahr ausgesetzt wird. Sie werden alle töten, die mit uns in Verbindung gebracht werden können“, antwortete er mit zusammen gebissenen Zähnen.

„Und die Polizei habt ihr aus demselben Grund nicht alarmiert? Oder weil sie euch auslachen würden?“, hakte ich nach.

„Wohl eher das Erste“, erwiderte Haibara.

„Und warum kannst du kein Gegenmittel herstellen, wenn du doch schon dieses Gift entwickelt hast?“, bohrte ich weiter.

„Ich habe schon viele Prototypen hergestellt. Jedoch alle mit einem begrenzten Ergebnis. Es ist nicht einfach, vor allem weil ich keine Daten mehr zu APTX 48 69 habe. Mein Labor von damals wurde in die Luft gesprengt. Sie arbeiten eben gründlich. Selbst wenn, würde ich es wahrscheinlich auch nicht direkt schaffen“, grübelte sie.

„Hm“, summte ich angeregt.

Einen Reim aus ihren Worten zog ich, indem ich mir klarmachte APTX 48 69 musste wohl der Name dieses Giftes sein. Nun wollte ich keine weiteren Fragen stellen, obwohl mir noch so einiges im Kopf herumschwirrte.

Die wichtigste aller Fragen stellte nun der Professor: „Sollten wir nicht Kontakt zum FBI aufnehmen, um mehr Informationen darüber herauszufinden was sie genau von dir wollen?“

Shinichi zückte sein Handy, tippte auf der Tastatur herum und ging langsam von uns weg, als er es an sein Ohr presste. Wir schwiegen uns an, bis er wieder kam und gerade sein Mobiltelefon wieder zugeklappt und weggesteckt hatte.

„Jodie und Akai sind unterwegs.“

Wir nickten nur.

Das FBI stellt sich vor

Ai ging in den Keller also zu ihrem Labor. Professor Agasa fragte mich nach etwas zu Trinken. Ich wollte unbedingt einen Kaffee, den brauchte ich jetzt! Ich war eben eine Art Koffeinjunkie. Sodann verließ auch er die Runde um diesen zu kochen und ich blieb allein mit Shinichi zurück.

„Es fällt mir schwer dich durch diesen Körper zu erkennen. Wie schwer muss es dir gefallen sein dich so zu akzeptieren?“

Eigentlich sollte es eine rhetorische Frage sein, doch er gab eine Antwort: „Ich kann es auch nach 2 Jahren nicht akzeptieren. Ist es vielleicht so besser?“ Er nahm die Brille ab.

Oh mein Gott. Das erinnerte mich so sehr an unsere Kindheit und auch daran, wie lange wir uns schon kannten. Er rieb sich die Augen, stand daraufhin auf und setzte sich vor den Fernseher. Ich kam ihm hinterher und wir schauten Nachrichten oder Reportagen bis es irgendwann – geraume Zeit später – soweit war und klingelte. Conan alias Shinichi ging aufmachen. Ich fühlte mich durch die vor mir stehende Menge Kaffee beruhigt. Die beiden Neuankömmlinge setzten sich und alle waren anwesend außer Ai. Sie schien wohl sehr beschäftigt zu sein. „Also, dann legen Sie mal los! Ich würde gern so Einiges über mein sogenanntes Schicksal erfahren“, machte ich den Anfang.

Die Beiden warfen sich einen kurzen Blick zu und die blondhaarige Frau namens Jodie Saintemillion fing an. Mir fiel direkt ihr strenger amerikanischer Akzent auf: „Wir hatten einen...“, sie klopfte 2 Mal auf den Tisch, „eingeschleust und dadurch die neusten Pläne erfahren. Worauf auch auf dich zu schließen war. Vielleicht auch wenn es sich egoistisch anhört, könntest du auch ein“, wieder dieses Klopfen, „für uns werden. Wenn du das willst.“

Ich schloss daraus, weil es eindeutig war, dass dieses Geräucsh »NOC« bedeuten sollte. Aus dem englischen »knock« abgeleitet. Ausgeschrieben Non Official Cover. Das bedeutet ich sollte ihren Geheimagenten spielen?

„Wenn sie gut über mich informiert sind, wissen sie was meine Ziele sind“, stelle ich in den Raum.

„Wir, sowie die Organisation sind bestens informiert, Frau Shiro“, entgegnete Akai.

Also können sie mich dort einschleusen und genau wissen, dass es möglich wäre, dass ich die Seiten wechsele? Immer in dem Wissen was aus mir werden würde, wollte ich die Organisation finden und mich ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit anschließen. Die Spuren der Vergangenheit, meiner Eltern, führten zu ihnen. Doch so viel wie heute hatte ich nie herausfinden können.

„Wahrscheinlich fragst du dich gerade, warum wir eine Wildfremde wie dich mit so etwas Wichtigem belästigen. Naja, wir haben deinen Lebensstil studiert und glauben eben, dass du dafür sehr gut geeignet bist. Uns ist sehr wohl bewusst, was deine Ziele und Interessen sind und das ist noch mehr ein Grund weshalb wir dich wählten. Niemand wäre für diesen Job besser geeignet als du, wäre so überzeugend. Gerade weil du es auch so haben möchtest. Nicht wahr oder liegen wir in der Annahme falsch?“, stellte Jodie auf. Shuichi Akai grinste amüsiert.

„Das musst du uns jetzt aber erklären, Telia“, forderte der kleinwüchsige Detektiv auf.

„Ich war schon auf der Spur der Organisation, das haben Sie vielleicht herausbekommen. Die Spur meiner Eltern führte mich zu ihnen. Ja, ich suche immer noch nach Hinweisen über das Leben meiner Eltern, bzw. wer sie waren“, erkläre ich ohne den Blick von den beiden FBI-Agenten abzuwenden.

„Oh mein Gott, Telia! Bist du lebensmüde?!“, schrie Shinichi und sprang so hastig auf, dass wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, mir sofort schwindlig geworden wäre. Wahrscheinlich hatte er recht. Sich in die Fänge einer solche Bande zu geben war lebensmüde. Doch ich wusste, was meine Ziele waren. Bis jetzt war ich immer geradeaus gegangen und ich würde jetzt nicht meine Gewohnheiten umkrempeln. Die beste Frage war jetzt, ob ich einfach warten sollte bis diese Leute mich holten. Und wieder kam mir Jodie zuvor. Wahrscheinlich konnte diese Frau Gedanken lesen oder Ähnliches.

„Wir wissen, wo ihr Hauptquartier ist. Ich bin mir nicht sicher, ob wir warten sollten bis sie dich holen kommen. Vielleicht schöpfen sie so rum auch weniger Verdacht. Doch es muss den Anschein haben, als hättest du nach ihnen gesucht und sie gefunden. Also schlage ich vor, du begibst dich direkt morgen früh in die Höhle des Löwen.“

Ich nickte zustimmend. Also wäre das geklärt. „Mach dir keine Sorgen, Shinichi. Wir sind immer noch, und bleiben es hoffentlich auch weiterhin, Freunde. Ich behalte euer Geheimnis für mich“, muntere ich ihn auf. Zumindest versuchte ich das. Es scheiterte, denn das Aufgebrachte an ihm schien eher gestiegen zu sein. „Diese Vorstellung gefällt mir gar nicht!“, gab er zornig zu.

„So, ich verlasse euch jetzt. Ich muss mich psychisch auf den morgigen Tag vorbereiten. War schön die Bekanntschaft mit dem FBI gemacht zu haben. Wir bleiben in Verbindung.“

Mit diesen Worten verließ ich sie und fuhr nach Hause. Ich ging direkt schlafen, denn der morgige Tag würde sicherlich nicht einer von den entspannten werden.

Der Big Boss

Ich wachte recht spät auf, denn die Sonne erfüllte mein Zimmer schon mit gleißend hellem Licht, sodass ich die Augen erst mal wieder zusammen kniff. Als sich diese ein wenig an die Helligkeit gewöhnt hatten, ging ich duschen, darauf frühstücken. Was sollte ich anziehen? Was war am passendsten für diese Angelegenheit? Während ich mir diese Fragen stellte, verschlang ich geradezu mein Toast. Ich saß wie jeden Morgen im Morgenmantel am Frühstückstisch. Als ich mich zu meinem Kleiderschrank begab – zuvor hatte ich den Tisch geräumt – entschloss ich normale Alltagsklamotten alias graue Jeans und dunkles T-Shirt anzuziehen. Ich zog eine Fleece-Jacke über und ging sodann an mein Auto.

Daraufhin rief ich Jodie an, um genau zu erfahren, wo ich hinmusste und um ihr dann auch mitzuteilen, dass ich jetzt aufbrach. Nach des ausführlichen Wegbeschreibung, Beendigung des Telefonates und dem Löschen der Anrufliste fuhr ich los. Die Angst setzte nunmehr doch ein. Mir egal, ich fuhr eher schneller als langsamer. Dann war ich eher aufgekratzt als alles andere. Die Strecke durch den Straßenverkehr hatte ich geschafft und fuhr jetzt einen ziemlich steilen Berg hinauf. Am Gipfel angekommen stellte ich mich irgendwo hin. Also auf dem Schotterparkplatz, denn in die angrenzende Tiefgarage kam man nur mit einer Art Ausweis oder Visitenkarte. Sodann stand ich vor dem riesigen Eisentor, welches das innere Gebäude abschirmte, genauso wie die Mauer ringsum. Zutritt ohne Visitenkarte ebenfalls nicht möglich. Ich nahm es gewitzt und klingelte. Komische Vorstellung.

„Name?“, dröhnte eine verzerrte Stimme aus der Lautsprecheranlage.

„Vine. Ich habe meine Visitenkarte vergessen“, log ich ohne zu Zögern, denn das hätte mich direkt verdächtig vorkommen lassen und versuchte es grausig klingen zu lassen, denn soweit ich wusste hatten alle Mitglieder so eine gefürchtete Aura. Natürlich nur gegenüber normalen Menschen. Denn als normale Menschen wagte ich diese Organisationsmitglieder nicht zu bezeichnen.

„Schon wieder, du hohle Nuss! Das nächste Mal lass ich dich draußen schlafen!“, fluchte die raue Stimme und das Tor öffnete sich scheppernd. Ich trat hindurch auf einen riesigen Hof. Doch als mir wieder klar wurde, dass ich beobachtet wurde, rannte ich einfach in irgendeine Richtung und hoffte, dass es die Richtige war. Tausend Flure und Türen strömten mir entgegen und an mir vorbei. Im Endeffekt war ich orientierungslos. Ich hätte wahrscheinlich noch länger gebraucht.

Auf einmal schrie jemand hinter mir: „Hey du! Bist du taub?! Heut ist Auszeit! Oder hast du vielleicht auf eine Freifahrt zu Anukata?!“

Ich drehte mich langsam um, wollte ja keine falschen Eindrücke hinterlassen. „Ach, du bist wahrscheinlich neu, was!?“, der Mann der sprach hatte langes, viel zu langes für einen Mann, weißes Haar und trug einen Hut, Mantel und Cordhose in schwarz und darunter einen grauen Rollkragenpullover.

„Ich heiße Vine und du bist?“, fauchte ich.

„Nicht so frech gegenüber einem Vorgesetzten! Keinen Respekt mehr diese Neuankömmlinge!“, er zog grob an meinem Haar und ich konnte ein gequältes Aufstöhnen nicht unterdrücken.

Er ließ wieder los und grinste: „Komm, Puppe. Es scheint als bräuchtest du jemanden, der dich einweist.“

„Aber nicht so wie du denkst! Außerdem muss ich zum Boss. Er hat mich gerufen!“, ich machte eine arrogante Geste. Naja zumindest konnte ich perfekt Schau spielen.

„Ach ja und in welcher Angelegenheit?“, knurrte er.

„Privat“, sagte ich knapp und ging meinen Weg weiter.

„Moment!“, jemand hielt mich an der Schulter fest. Ich vermutete, dass es derselbe war. Doch meine Neugier strafte mich als noch ein anderer Mann da stand.

Kleiner, kräftiger, dunkles Haar, schwarzer Anzug und Sonnenbrille ebenfalls mit Hut. „Boss, das ist sie.“ Er kramte einen Zettel aus der Innentasche seines Anzuges und hielt es ihm aufgefaltet hin: „Ein bisschen verkleidet, aber sie ist es.“

Da hatte ich schon versucht mit Perücke, anderem Makeup und Klamottenstil meine Identität zu verbergen und werde trotzdem sofort durchschaut.

„Dürfte ich euch zwei Armleuchter mal unterbrechen und fragen wovon ihr redet? Ich verstehe nämlich rein gar nichts! Hat der Boss euch etwa mit einem super Spezialauftrag versehen?“, spielte ich einfach unwissend meine Rolle bis zum Schluss weiter. Es konnte nie falsch sein, so lange wie möglich die Deckung aufrecht zu erhalten.

„Weshalb bist du hier?“, fragte Gin mit einem sehr bösen Unterton in der Stimme. „Bring mich zum Boss. Mehr sage ich hierzu nicht“, zumindest verlor ich nie meinen Stolz. Irgendwann würden mich solche Taten noch das Leben kosten, aber nicht heute. Er führte mich nun durch das Quartier in einen durchaus nobleren Teil. Logisch, dass die hochrangigen Leute dementsprechend untergebracht waren.

„Sein persönliches Büro. Ich darf doch sehr bitten hinter mir zu bleiben“, kommandierte der Langhaarige. Zwei Dickköpfe trafen aufeinander. Ich wäre froh wenn ich ihn bald los sein könnte. Wir betraten den Raum des Bosses, der hinter einem großen Mahagoni-Schreibtisch saß und auf seinen Flachbildschirm vom Computer starrte. Es dauerte einen Augenblick bis er uns anschaute. Wir verbeugten uns.

„Gin, was gibt’s?“, fragte der große grauhaarige Mann mir Brille und in einem schwarzen Anzug mit roter Krawatte.

„Ich habe sie. Sie wollte direkt zu dir. Bitte entschuldige, aber den Rest sollte sie dir selbst erzählen.“ Auffordernd schaute der Chef mich an.

„Nun, ich habe nur einige Fragen. Zum Beispiel würde ich gerne Einiges über meine Eltern erfahren. Ich weiß genau, dass Sie über vieles Bescheid wissen!“, forderte ich auf. Er schaute erst verwundert, dann ernst eher grimmig. Gin trat einen Schritt zurück, um seine Distanz vor dieser Angelegenheit zu verdeutlichen. Mir war nicht bewusst, was ich mit diesem Thema erreichen würde.

„Du bist also die kleine Vine.“ Dieser Satz brachte mich total aus dem Konzept. Vine? Dieser Name den ich vorhin einfach völlig aus dem Nichts gegriffen hatte, sollte wohl wirklich mein Codename sein?

„Ich kann Ihnen nicht ganz folgen“, gab ich zu. Er räusperte sich:

„Gin, würdest du bitte gehen. Vielen Dank.“ Mein Hintermann verbeugte sich und ging dann aus dem Raum.

Der Boss schenkte sich ein Glas Cognac ein und bot mir auch welchen an, ich lehnte dankend ab. „Zuerst einmal mein Name ist Cognac. Aber du wirst eher unter dem Namen Anukata von mir hören, denn diesen Namen gaben alle anderen mir“, er prostete mir mit seinem Drink zu.

Gin...

„Cheers“, lächelte ich kurz und schaute ihn dann auffordernd an.

„Ich komme sogleich auf den Punkt. Zu den Lebzeiten deiner Eltern arbeiteten sie hier in dieser Organisation. Ich war generell gut auf sie zu sprechen, man könnte fast sagen, dass wir befreundet waren. Sie waren fleißig und alles lief gut, dass sie anpackten und ohne sie hätten wir wahrscheinlich nicht so große Schritte gemacht:“ Er machte eine kurze Künstlerpause. Das gab mir Gelegenheit seine Worte auf mich wirken zu lassen und dass mir auffiel, das er doch ganz schön um den heißen Brei redete.

Nachdem ich diese Erkenntnis bekommen hatte, sprach er weiter: „Ich bin mir nicht mehr sicher, ob du der Auslöser warst. Auf jeden Fall weigerten sich deine Eltern weiter für mich zu arbeiten, als deine Mutter schwanger war. Ich tolerierte die Situation für deine Mutter, jedoch wollte ich das dein Vater weitermachte und später wenn die Erziehung bei dir abgeschlossen wäre, du volljährig wärst, ihr alle für mich arbeiten müsstet. Darauf flohen sie und wir waren gezwungen – zum Schutz unserer Organisation – sie umzubringen. Da du zu diesem Zeitpunkt schon geboren warst und wir nichts mit dir anfangen konnten, musste ich entscheiden dich wegzugeben, obwohl auch mein erster Gedanke war dich ebenfalls zu töten. Aber ich war gnädig, schließlich warst du ja noch ein Baby und an was sollte sich später einmal jemand aus Babyzeiten erinnern. Ich hätte nie gedacht, dass du eines Tages noch mal als junge Frau vor mir stehen würdest.“

Eine innere Wut erfüllte mich und ich ballte meine Hände augenblicklich zu Fäusten, was er natürlich sofort bemerkte. Ich wollte nicht losschreien, deshalb blieb ich weiterhin angespannt und still.

„Ich hätte erwartet, dass du sofort auf mich losgehen würdest. Du hast dich gut im Griff, Respekt. Aber dir brennt doch noch was auf der Seele, oder?“

„Cognac, Anukata oder wie auch immer ich dich nun nennen soll. Ich möchte ebenfalls für dich arbeiten!“

Seine Augen weiteten sich, dann kniff er sie misstrauisch zusammen: „Was soll das heißen? Bist du sicher, denn du weißt schon, wie es bei uns von Dannen geht. Ich habe dir die Geschichte erzählt.“

Ich hatte mich wieder vollkommen im Griff und hielt ihm die Hand hin: „Ich war mir noch nie so sicher in einer Entscheidung wie in dieser. Immerhin habe ich mein Leben lang nach euch gesucht und dies möchte ich nicht umsonst getan haben. Außerdem wenn ich jetzt einfach so wieder gehen wollen würde, würdest du mich umgänglich auf der Stelle töten lassen. Eine Person wie ich wäre dort draußen viel zu gefährlich für euch.“

Mein Gegenüber schien dennoch sehr vorsichtig mit seiner Wahl zu sein. Zwei Perspektiven: Entweder man brachte mich um oder man nahm mich auf. Letzteres wäre mir natürlich am Liebsten, obwohl mich die Vorstellung reizte, dass sie mich wenigstens nicht lebend zurücklassen würden ansonsten wäre ich mit der Qual alleine gewesen. Der Boss hatte auch die Stille genutzt um nachzudenken und noch ein Glas Cognac hinunter zu schütten. Sodann antwortete er: „Also gut, du sollst diese eine Chance bekommen. Gin wird dich gerne in alles einführen oder möchtest du lieber von einer Frau betreut werden?“

„Eine Frau wäre mit lieber“, gab ich zu. Er drückte auf einen Knopf auf seinem Pult und sagte derweil: „Vermouth.“ Dann ließ er den Knopf wieder los. Einige Augenblicke später betrat eine junge Frau mit dunkelblondem Haar den Raum. „Du hast gerufen?“, fragte sie.

„Ja, ich möchte dass du dieses neue Mitglied in alles einführst. Sie besetzt das Zimmer neben Gin also einen Flur von dir entfernt. Danach wird sie der Lakai von Gin werden, deshalb diese Aufteilung. Du wirst wissen was ich mit danach meine?“, ausführte Cognac.

„Ja wohl, Boss! Sie übernimmt den Fall mit Shin…“ „Sehr wohl. Obwohl übernehmen zu viel des Guten ist. Sie wird in derselben Sektion arbeiten wie ihr. Immerhin arbeitet ihr am selben Auftrag, nicht wahr?“, erwiderte er.

„Alles klar!“, stimmte sie zu.

„Nun denn ihr habt nun Einiges zu tun. Geht und lasst mich allein. Ich möchte sodann nicht mehr gestört werden.“ Bei seinem letzten Satz drückte er wieder den Knopf. Wir verbeugten uns und gingen.

„Dein Name?“, fragte sie, als wir nebeneinander hergingen zu meinem Zimmer: „Vine“, antwortete ich.

„Ich meinte deinen richtigen Namen!“

Ich zögerte.

„Es ist okay. Am Anfang ist es noch in Ordnung. Immerhin sind dies deine ersten Minuten hier.“

„Telia Shiro.“

Sie guckte mich kurz an, blickte dann aber schnell wieder weg.

„Und wie alt bist du?“, horchte sie nach.

„23“, antwortete ich.

„Ah, dann warst du bestimmt auf der Teitan Oberschule oder? Zufälligerweise bei unserem Ziel in der Klasse?“, ging sie weiter nach und blieb vor einer Tür von vielen stehen.

„Welches Ziel?“ Perplex schaute ich sie an, wahrscheinlich war es das, was der Boss vorhin angedeutet hatte. Shin… hm, doch nicht etwa Shinichi Kudô! Wenn dem so wäre bekam ich ein großes Problem. Ich ließ mir nichts anmerken, als sie demnach antwortete: „Alles zu seiner Zeit. Ich wusste nur, ob du dir vielleicht einen Reim aus unseren Worten vorhin machen konntest.“

Wenn das mein Beruf werden sollte, würde es mir wahrscheinlich in Zukunft sehr wohl schwer fallen Privates mithin zu trennen.

„Ich hoffe nur nicht, dass du Skrupel haben wirst ihn zu töten“, lächelte sie hämisch. Shinichi töten!? Was für eine morbide Vorstellung gegenüber meinem besten Freund. Ich liebte ihn wie meinen immer gewollten und nie gehabten Bruder. Ich fasste meine Selbstbeherrschung sofort wieder, als mir klar wurde, dass sie ihn sowieso nie finden würden, denn der Shinichi den sie meinten, existierte momentan nicht. Also nicht wirklich. In dem Körper in der Größe und in dem Alter zumindest.

„Sie reden von Shinichi Kudô, nicht wahr?“, räumte ich zuerst ein.

„Ja, schön dass du es so schnell registriert hast. Und wie sieht’s aus mit den Skrupeln?“

„Nach allem was ich über dich gehört habe, müssten wir doch eher befürchten, dass du Skrupel haben wirst“, feixte ich. Perplex schaute sie mich an und kniff die Augen misstrauisch und höchst böse zusammen: „Pass auf was du sagst, Kleine. Denn es könnte schnell zu deinem Verhängnis werden. Ich bin quasi die linke Hand des Bosses. Es wäre äußerst ungünstig, wenn du meinst, du musst dich mir zum Feind machen.“

Ich hatte keine Angst vor ihr. „Nun denn morgen werden ein paar von uns das Haus dieses Shinichi Kudo besichtigen, schon zum zweiten Mal. Hoffentlich finden wir dieses Mal auch was Interessantes heraus. Du wirst wahrscheinlich nicht mitkommen dürfen. So, das ist dein Zimmer. An die Einrichtung, sowie die vielen Korridore wirst du dich wahrscheinlich schnell gewöhnen. Alles was du für deinen Job brauchst, findest du hier in deinem Zimmer. Eine Pistole bekommst du wahrscheinlich später von Gin. Ich weiß, dass ist das erste nach dem Neuankömmlinge fragen“, sie ließ sich ein breites Grinsen über das Gesicht huschen. Danach verließ sie mich.

„Und was ist wenn ich noch Fragen habe?“, grummelte ich leise und fühlte mich wie alleine im Regen stehen gelassen.

„Dann stehe ich dir jederzeit zur Verfügung“, tauchte der Langhaarige namens Gin im Türrahmen auf. Ich war dabei das Zimmer zu erkunden.

Erschrocken drehte ich mich um: „Das nächste Mal bitte mit anklopfen!“

Dann fragte ich: „Wie trete ich beispielsweise mit dem Boss in Verbindung?“

„Seine Handynummer dürfen nur wenige Leute wissen. Der Rest muss immer in sein Büro und wenn er da nicht ist, ist das Pech“, erklärte er und trat - ohne meine Erlaubnis zu erbeten - ein. Wozu brauchte ich schon die Nummer vom Boss? Immerhin hatte ich meinen persönlichen Boss direkt ein Zimmer weiter und der hatte bestimmt die Handynummer von Anukata.

„Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?“, hakte er kühl nach.

„Wie wäre es mit einer Bitte?“, entgegnete ich und er zog erwartungsvoll eine Augenbrauche hoch. „Wie ich das alles verstanden habe, bist du mein quasi persönlicher Boss. Es wäre vielleicht besser, wenn ich die erste Zeit nicht von deiner Seite weichen müsste. Denn wie schnell hätte ich mich hier verlaufen.“

Er fing hämisch an zu Grinsen und ließ die Augenbraue sinken. Dann wurde er wieder kühl und sagte: „Fürs Erste werde ich sowieso nicht von deiner Seite weichen oder umgekehrt, da du noch in der Probezeit bist. Also brauchst du dir gar keine Sorgen fürs Erste über die Eigenständigkeit zu machen, die ist tabu.“ Ich nickte und schaute ihn dauerhaft an und unterbrach den Blickkontakt nur um zu blinzeln. Er sollte sehen, dass ich nichts zu verbergen hatte.

„Und was wird meine erste Probeaufgabe sein?“, fragte ich sodann, immer noch meinen Blick auf ihn gerichtet. Er kam näher auf mich zu und legte eine Hand auf meinen rechten Oberarm. Ich schaute von seinen Augen zu dieser Hand und wieder in sein Gesicht. Auch wenn er bestimmt 10 Jahre älter als ich war, hatte er etwas Geheimnisvolles und strahlte eine gewisse Schönheit aus. Ich war geblendet. „Darüber mach dir erst mal keine Gedanken. Du sollst dich erst mal hier eingewöhnen und wir holen erst mal deine Klamotten oder Sonstiges was du brauchst aus deinem Apartment.“

Seine Stimme klang ruhig, freundlich gar einfühlsam. Die Kühle wich in eine leichte Wärme ab. In diesem Moment fühlte ich mich so stark zu ihm hingezogen, dass ich die Situation in der ich mich befand vergaß. Dies schien er zu merken und ließ seine Hände sinken, um mich anschließend mit einer Hand auf meinem Rücken aus dem Gebäudekomplex zu führen. Erst als wir draußen waren, nahm er die Hand von meinem Schulterblatt.

„Fahren wir mit meinem Wagen oder willst du fahren?“, fragte ich vorsichtig. Er bedeutete mir mit einer Geste, dass ich fahren sollte. Also gingen wir zu meinem Auto und fuhren zu meinem Apartment.

In der Cocktailbar

„Also soll ich meine Wohnung ausräumen und ausziehen und dort einziehen? Von was lebt ihr eigentlich, verdient man dabei Geld oder habt ihr alle Nebenjobs?“, erkundigte ich mich und fuhr auf die Parkplätze des Wohnblocks in dem ich lebte. Ich zündete mir eine Zigarette an und er meinte: „Mit dem Gedanken spielte ich auch, jedoch aus Rücksicht auf dich unterdrückte ich es, konnte ja nicht wissen das du auch rauchst.“ Damit zündete er sich auch eine an.

Wir gingen hoch in mein Apartment und ich schnappte mir einen riesigen Koffer und packte fast alle Klamotten ein, ein paar Bilder, Gegenstände an die Erinnerungen gebunden waren und vieles mehr, bis ich den Koffer kaum noch zu bekam. Ich hatte noch einige Stofftaschen oder Ähnliches hinzugenommen um mehr verstauen zu können.

„So, ich wäre dann soweit“, meinte ich zu meinem eigenen Boss. Er schaute hypnotisiert aus dem Fenster. Ich stellte mich neben ihn und fragte: „Was ist los? Da scheint dich ja irgendwas arg in seinen Bann zu ziehen.“ Er schaute immer noch schnurstracks hinaus, als er antwortete: „Es scheint, als hätte noch jemand Interesse an deinen Fähigkeiten.“ Ich sah nur einen dunklen Chevrolet Pick-up auf dem Parkplatz stehen und erkannte den Mann der neben dem Wagen stand und gemütlich eine Zigarette rauchte.

„Das FBI?!“, fragte ich ungläubig. Ja ich war eine sehr gute Schauspielerin. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich erschrocken an und packte mich direkt wütend an den Armen: „Du kennst sie? Woher?! Was hast du mit ihnen zu tun?!“ Dieses Mal legte ich ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Sie sind mir auf der Suche nach euch über den Weg gelaufen. Aber die Arbeit von ihnen ist nicht gerade gut, wenn sie besser wären… wie auch immer. Mach dir keine Gedanken, ich habe nichts mit ihnen zu tun“, lächelte ich und hätte ihn am liebsten ein Küsschen auf die Wange gedrückt, doch ich kämpfte dagegen an.

„Das will ich auch hoffen, dass das so bleibt. Du weißt was Verrätern gilt? Die Todesstrafe und ich möchte nicht, dass du dein Leben sinnlos wegschmeißt. Immerhin stehst du schon jetzt unter meinem Schutz und deswegen gilt dir ein gutes Leben in der Organisation“, warnte er mich, drehte mich zu sich und wir schauten uns tief in die Augen. Ich fürchtete mein Willen würde bald brechen, doch da setzte er dem ein Ende. Er drehte sich hastig um und meinte nur, dass wir nun wieder fahren sollten. Ich widersetzte mich dem nicht, packte meinen Koffer und ging mit ihm runter, wo ich meine Reisetasche auf die Rückbank schmiss.

„Hast du was dagegen, wenn ich fahre?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Mir fiel auf, dass der Chevrolet weg war. Ich stieg dann auf der Beifahrerseite ein und zündete mir eine Zigarette an.

„Wie sieht’s eigentlich aus, bekomme ich noch eine Visitenkarte für den Zugang zum Tor und eine Waffe?“, wollte ich wissen.

„Wieso? Fühlst du dich toll, wenn du eine Waffe hast?“, schäkerte er und schaute mich kurz hämisch zugleich ironisch an.

„Nein, sicher“, erwiderte ich ebenso grinsend.

„Über Sicherheit brauchst du dir in meiner Nähe sowieso keine Gedanken zu machen. Bei mir bist du am sichersten auf der Welt“, flirtete er.

„Ein Grund mehr, nie wieder von deiner Seite zu weichen.“ Er schnalzte grinsend mit seiner Zunge und nickte überzeugend.

„Und was fangen wir noch mit dem heutigen Abend an, Boss?“, erkundigte ich mich. Er überlegte kurz und summte dabei das Lied »Nanatsu no ko«. Dies ist ein altes japanisches Kinderlied und ich fragte mich, warum er gerade dieses Lied summte. Ziemlich grotesk zu einem bösen, gemeingefährlichen Mann. „Ich weiß nicht, was wünschst du denn zu machen. Also ich bin eher der Kneipengänger.“

Aber um ehrlich zu sein, fand ich ziemlich alles grotesk an diesem Mann. Immerhin sollte er böse sein, angsteinflößend und als mein Vorgesetzter voreingenommen und befehlerisch. Er war grad das Gegenteil von allem. Das er böse Absichten hatte, konnte man ihm von der Nasenspitze ablesen, aber alles andere schien er gut zu verstecken. Mir gegenüber war er charmant, nett und total… verliebt?

Bevor ich weiterdenken konnte, antwortete ich ihm schnell: „Kneipe? Ist mir zu unhygienisch. Wie wäre es mit einer Cocktailbar oder irgendetwas Charmanterem?“ Meine Antwort wollte ich auch nicht länger hinauszögern, weil ich wusste, dass er auf eine gewartet hatte und umso länger ich sie hinausgezögert hätte desto ungeduldiger wäre er geworden. Vielleicht hätte er dann auch mal versucht in meinen Gedanken herumzustöbern und aus meiner Gestik und Mimik zu lesen. Es schien mir arg abstrakt vorzukommen, dass ein solcher Mann ein warmes Gefühl empfinden konnte. Wie alt war er nochmal? War ich nicht zu unreif für ihn?

„Hm. Na gut, da kenne ich eine Gute, die dir auch gleich ein Augenmerk sein sollte. Es ist nämlich ein gewohnter Treffpunkt. Also sofern jemand am Telefon zu dir etwas in der Art erwähnt, wirst du wissen wohin du gehen musst.“ Ich nickte zustimmend und wir fuhren erst in das Hauptquartier zurück.

„Muss ich jetzt eigentlich nur schwarz tragen oder kann ich gewissermaßen noch selbst entscheiden welche Farben und Outfits?“, fragte ich.

„Vermouth trägt ab und an bei öffentlichen Auftritten, die nichts mit uns zu tun haben auch farbige Klamotten also sobald du quasi privat etwas unternimmst, kannst du anziehen was du willst.“ Als wir ankamen und reingingen, sagte ich vor meinem Zimmer: „Ich richte mich dann mal ein und mache mich frisch. Also jetzt schwarz anziehen?“

Er seufzte genervt: „Ja.“

Hey, für mich war dieses elende hin und her ganz schön anstrengend! Das nächste Mal fragte ich dann eben Vermouth über Styling und so aus. Er nickte und wir trennten uns. Ich stellte meine Reisetasche auf das Bett und begann sie auszupacken.

Ich stellte den Fernseher ein, wo gerade Nachrichten über das Beika City Hotel liefen. Dort brannte es gerade im Altbau aus einem unbekannten Grund. Anscheinend wurde dort auch der Präsident eines Geschäfts oder wichtigen Unternehmen ermordet. Darauf ging ich duschen, schminken, anziehen und schick zu machen. Ich hatte mir ein schlichtes schwarzes Kleid angezogen und ging mit einer kleinen Designertasche von Louis Vuitton zum Zimmer nebenan. Bis das Herein ertönte, wartete ich vor der Tür, als ich geklopft hatte. Darauf trat ich ein und erblickte ihn auf dem Bett sitzend, eine Waffe begutachtend und funktionstüchtig zu machen.

„Setz dich. Ich bin gleich soweit“, bot er an und deutete auf den Platz neben sich auf dem Bett. Ich folgte der Aufforderung sofort und fragte ihn, was er da genau machte. „Ich bereite deine »Dienstwaffe« vor. Ach ja und deine angeforderte Visitenkarte habe ich hier auch“, meinte er und hielt mir die Visitenkarte hin, betrachtete doch weiter die Pistole, die er vorerst behielt. So saßen wir noch länger stillschweigen da. Als er mit die Waffe überreichte, schaute er mich das erste Mal an.

„Nett“, meinte er zu meinem Aussehen. Ich steckte die Waffe in meine Handtasche und bedankte mich für das Kompliment.

„Dann lass uns gehen, nachdem du bewaffnet bist, falls ich dich einen Augenblick lang nicht beschützen kann. Ach so! Kannst du überhaupt mit Waffen umgehen? Nicht dass du dich aus versehen noch selbst erschießt.“

„Hallo? Ich weiß, wo der Abzug ist, wie man zielt und wie man sie sichert, entsichert und natürlich wie man den Abzug betätigt. Reicht das? Das Einzige was ich vielleicht gebrauchen könnte wäre Übung“, empört starrte ich ihn an.

„Dann ist ja gut. Denn falls ich dich für einen Moment alleine lassen sollte, du dich selbst wehren kannst“, blinzelte er mich an. Ich nickte gehorchend und zustimmend. „Aber ich warne dich! Sie ist nicht für Unfug zu gebrauchen! Also verwende sie sorgfältig, ja? Denn bei manchen Organisationsmitgliedern könnte es sein, dass sie dich im Affekt erschießen, wenn sie sich bedroht oder gekränkt fühlen. Skrupellos zu sein, ist bei uns Gang und Gebe, merk die das!“, warnte er.

„Ja, hatte ich nicht vor.“ Dann brachen wir auf. Hatte er vor mich zu testen? Weg zu gehen und zu schauen wie ich mich ohne seinen Schutz vor den anderen Mitgliedern gab oder mich mit ihnen verstand? Na, das würde ich gleich sehen. „Steht Vodka auch unter deinem Schutz?“, fragte ich.

„Nicht direkt. Weil du mein Helferlein und neu bist. Vodka ist genauso lange wie ich dabei, es bedeutet nichts nur weil er unter mir steht. Aber du bist natürlich ganz unten“, wir setzen uns in sein Auto. Einen alten Porsche 356 A. Er grinste mich hämisch an.

„Willst du mich provozieren?“, klagte ich belustigt.

„Natürlich… nicht“, schallte er lachend. Nun denn fuhren wie los und ich zündete mir für die Fahrt noch eine Zigarette an, er tat es mir gleich. Als wir vor der Bar waren, nahm er meinen Arm und hakte ihn bei sich ein. Vor der Tür stoppte ich kurz: „Warte kurz, Gin. Mit welchem Namen muss ich mich jetzt vorstellen? War es Vine?“ „Ja, wenn das der Name war, den Anukata für dich verwendete. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass dich so alle nannten“, meinte er und zog mich weiter. Schöne Cocktailbar, gut dekoriert, hier konnte man sich wohl fühlen, wenn nicht überall diese dunkel gekleideten Leute sitzen würden.

„Folge mir einfach.“

Ich tat wie mir geheißen und trat hinter ihm her zu einem Tisch, wo schon Leute saßen. Eine war die junge Frau Vermouth, ein anderer Vodka und letztere zwei kannte ich nicht. „Ich nehme an, dass du Vermouth und Vodka schon kennst. Die andere Frau ist Chianti und der Mann an ihrer Seite Korn. Unsere besten Scharfschützen. Und sie hier ist Vine unser neues Mitglied“, stellte er uns einander vor. Ich nickte ihren prüfenden Blicken standhaft entgegen. Wir setzten uns auf die noch zwei freien Sessel am Tisch. „Also hast du sie doch gefunden, Gin“, grinste Chianti, sie hatte einen blonden Bopphaarschnitt und unter ihrem Auge hatte sie ein bläuliches eher violettes Muster tätowiert, dass tränenförmig aussah, als wäre ihre Schminke verlaufen nachdem sie geweint hat. Sie hatte eine Lederjacke an und darunter ein enges, knappes bauchfreies Shirt.

„Also müssen wir uns zumindest um diese Sache keine Sorgen mehr machen“, atmete Korn erleichtert auf. Er war groß, stämmig, hatte ein kantiges Gesicht, trug eine Sonnenbrille und eine schwarze Baseballmütze.

„Nein, ich musste mich auch nicht anstrengen, sie kam freiwillig her. Ich fand sie in unseren Korridoren rumstreunend“, antwortete Gin ernst.

„Was?! Aber wie kam sie dann hier rein.“

„Sie musste die Klingel benutzt haben und die Sekretärin des Bosses muss ihr geöffnet haben“, antwortete Vermouth auf Korns Frage.

„Unmöglich!“, stieß dieser wieder hervor. Alle starrten mich mit schrägen Blicken an, außer Gin, der mich in Schutz nahm: „Tatsache ist, dass sie es geschafft hat hier irgendwie reinzukommen. Das bedeutet, dass wir unsere Sicherheitsvorkehrungen noch mehr verschärfen müssen, wenn ihr versteht was ich meine.“

„Sicher. Aber lasst uns auf das ursprüngliche Thema zurückkommen über das wir vor ihrem Eintreffen sprachen“, bemerkte Vermouth mit einem Kopfnicken in meine und Gins Richtung.

„Sicher, dass wir sie mit einbeziehen sollten?“

„Genau, sie wurde noch nicht genau durchgecheckt. Was ist wenn sie ein…“, bestätigte Vodka Chiantis Aussage und klopfte auf den Tisch.

„Ach ja. Ich habe vorhin das FBI vor ihrer Wohnung gesehen. Es scheint als hätten sie auch ein gewisses Interesse an ihr“, erzählte Gin.

„Noch mehr ein Grund ihr nicht zu trauen!“, knurrte Korn verschwörerisch.

„Wenn ihr mit so wenig Vertrauen entgegen bringt, warum sollte ich dann hier sein. Der Boss vertraut mir auch sonst hätte er mich nicht eingestellt, also könntet ihr euch mal zusammenreißen und mir wenigstens einen Funken von Vertrauen entgegen bringen. Ich habe euch noch nicht enttäuscht und deshalb gibt es keinen Grund misstrauisch zu sein“, argumentierte ich aufgebracht.

„Oh doch, Vine. Ich weiß genau wer du bist! Du bist die Tochter von Jules und Champagne. Also hättest du ein Motiv um uns Schaden zufügen zu wollen“, knurrte Korn.

„Hey nur mit der Ruhe. Wenn dem so wäre, braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, sie steht unter meinem Schutz ebenso wie unter meiner Beobachtung und Kontrolle. Ist das ein Wort?“, deutete Gin. Ich starrte ihn ungläubig an. Es schien wirklich so, als wollte er mich um jeden Preis beschützen, aber was für Vorteile ergaben sich denn für ihn dafür.

„Ich glaube du hast eher eine neue Bettschnecke gefunden. Jetzt, wo es Sherry nicht mehr gibt. Du warst schon lange ohne sitzen geblieben oder?“

Mein Nebenmann hatte sich immer noch gut unter Kontrolle auch wenn er drohte an die Decke zu gehen: „Werd ja nicht frech, Chianti, ich warne dich! Noch ein falsches Wort und ich sorge höchstpersönlich dafür, dass ich dich öffentlich foltern und hinrichten darf!“

Arrogant schnappte die Scharfschützin nach Luft. Er war eine Bestie wenn er erst mal in Fahrt kam und ich merkte direkt, dass er sich hier ganz anders benahm, als wenn wir alleine und ungestört waren. Er schien fast schizophren zu sein. Schon wieder eine groteske und belustigende Art der Betrachtung. Er setzte sich wieder hin und schien sich ganz langsam zu beruhigen, sein Atem ging immer noch schnell und er beobachtete sie prüfend mit einem hasserfüllten Blick.

„Los wehr dich, Vine. Nenn uns den Grund warum du bei uns bist. Die Wahrheit, sonst bist du vielleicht die nächste die gefoltert wird“, machte Chianti bei mir weiter. Alle starrten mich an und ich achtete nicht, welche Warnungen Gin mir mit seinem Blick zeigen wollte.

Ich redete einfach drauf los: „Ihr wollt es wissen. Na gut, ob es euch gefällt oder nicht ich fange an. Meine Eltern waren hier auch beschäftigt und ihr habt sie umgebracht als sie fliehen wollten, weil sie sich weigerten weiter zu arbeiten. Ist mir alles egal, was ihr damals getan habt und so weiter. Ich bin nur hier, weil ich wenigstens ein wenig über meine Eltern erfahren wollte, auch wenn es nur ihre Lebensweise betrifft. Ich bin auch hier, weil ich dieses Leben bevorzuge und ich euch nicht umsonst studiert haben will. Ich suchte euch um darauf bei euch einzusteigen. Wenn das ein Grund sein sollte mich umzubringen, dann tut euch keinen Zwang an. Ich weiß wie es in dieser Szene abgeht und welche Regeln ihr habt. Ich bin nicht hier um Rache auszuüben oder euch zu hintergehen als NOC oder sonst was…“

Weiter ließen sie mich nicht reden und Gin hielt mir den Mund zu. Auf einmal richteten sich bestimmt 10 bis 20 Waffen auf mich. Alle der Organisationsmitglieder die nicht an meinem Tisch saßen. „Fehlalarm, sie ist eine Blutige“, sagte Vermouth um die Angelegenheit aufzuklären. Die Lage entspannte sich und alle Waffen wurden zurückgezogen bzw. eingesteckt. mit dem Blutige meinte sie bestimmt etwas in der Art wie Anfängerin. Ekelhaft so bezeichnet zu werden.

„Sag niemals so laut dieses Wort, wenn du die Bedeutung kennst. Dur dürften die Konsequenzen nun klar sein, was alle anderen denken, wenn du es laut aussprichst. Dann klopf lieber ein bis zwei Mal auf den Tisch“, klärte sie auch direkt auf.

„Normalerweise sind wir nicht so zögerlich in solchen Angelegenheiten, du könntest theoretisch jetzt schon tot sein“, belustigt blinzelte Chianti mich an. Ich fing an diese Frau als Geisteskranke einzustufen. Sie hatte umgangssprachlich ausgedrückt einen an der Waffel. Ich bestellte mir einen Drink, auf den Gin mich höflicherweise einlud.

„Und wie genau stellst du dir das vor, mehr über deine Eltern zu erfahren?“, fragte Vodka mich interessiert.

„Ich hatte schon ein interessantes Gespräch mit dem Boss, das mich schon sehr weit gebracht hat. Vielleicht entwickelt sich noch was“, antwortete ich. Darauf entgegnete Gin schlicht: „Ich denke nicht, dass es noch viele Leute geben wird, die sich daran erinnern oder gar zu dieser Zeit schon dabei waren. Wir bekommen täglich so viele Neuzuwächse und täglich muss irgendjemand gehen. Der Zeitpunkt müsste schon fast 19 Jahre zurückliegen.“

Seine Worte zügelten nicht meine Motivation. Ich würde noch genug herausfinden, das wusste ich. Immerhin würde ich sowieso bis mein Leben enden würde, hier in der Organisation verbringen. Ich hatte also noch genug Zeit. Mein Drink kam und ich nippte ein paar Mal daran und zündete mir eine Zigarette an.

„Na gut, lange Rede, kurzer Sinn. Sollte sie eine Verräterin oder ein »klopf, klopf« sein, werden wir sie sowieso umbringen, also ist es quasi egal wie viel sie weiß. Gin beobachtet sie eh Tag und Nacht, bis wir sicher sind, dass sie es ehrlich mit uns meint. Falls sich während dieser Zeit schon herausstellt, dass sie es nicht ehrlich meint, kann Gin sie ja direkt töten. Also morgen werden wir das Haus von Shinichi Kudo nochmals durchsuchen, hat irgendjemand schon irgendwelche Neuigkeiten die uns weiterhelfen könnten? Ich habe nämlich eigentlich keine Lust dort nochmal alles auf den Kopf zu stellen“, beteuerte Vermouth. Wenn die wüssten, was ich alles wusste, dann könnten sie alle direkt umbringen und dieses Thema wäre schneller erledigt als es begonnen hatte. Aber ich ließ sie weiter im Dunkeln tappen, das wäre bestimmt um einiges lustiger, als ihnen schnellstmöglich auf die Sprünge zu helfen. Ich konnte meinen besten Freund ja auch nicht direkt am Anfang umbringen, dass wäre ein Ding der Unmöglichkeit.

„Was ist genau mit Shinichi passiert, wenn ich fragen darf. Ich weiß nur, dass er auf einmal verschwand und nicht mehr erschien. Das die Organisation was damit zu tun hat, hatte ich mir schon gedacht, aber inwiefern?“, auskundschafte ich, obwohl ich doch alles wusste. Tja, ich blieb auch in misslichen Lagen eine gute Schauspielerin. „Das bereden wir am Besten an einem anderen Ort und zu einem anderen Zeitpunkt, Vine“, stoppte Gin mich und klopfte mir leicht auf die Schulter. Ich nickte unbekümmert. Vielleicht erzählten sie mir noch mehr als die anderen oder wussten sie eher weniger als Shinichi und Haibara.

„Erzählt mir über diese Sherry“, bat ich.

Gin zischte und Vermouth‘s Blick veränderte sich schlagartig zu einem hasserfüllten und wütenden. „Oh, oh, oh. Die wunde Stelle“, schäkerte Chianti.

„Sie ist unbedeutend, dieses Weib. Oh ich hätte so viel schlimmere Wörter für sie im Hinterkopf“, knurrte mein Nebenmann immer noch aggressiv.

„Was hat sie getan? Ich dachte sie hätte euch verlassen und so viel ich weiß arbeitet ihr sehr gründlich, warum nehmt ihr dann an, dass sie noch lebt“, hakte ich nach. „Wir nehmen es nicht an, wir wissen es. Ich und Gin haben sie gesehen, diese Schlampe. Im Beika City Hotel diese Nacht auf dem Dach. Auch wenn sie angeschlagen war und eine Brille trug war sie unverwechselbar“, antwortete Vodka für seinen Boss. Ich hatte verstanden. Das war es also, sie war die Verräterin und Gin hatte mit ihr eine Affäre gehabt und alle vermuten jetzt, dass Gin mich ab sofort für eine neue Affäre benutzen würde um Sherry zu vergessen. Das heißt zumindest in der Liebesbeziehung mit ihr abzuschließen.

„Ich helfe dir sie zu finden. Habt ihr euch vielleicht mal überlegt, dass sie und dieser Shinichi unter einer Decke stecken könnten. Denn die Beiden sind die Einzigen die euch jemals durch die Lappen gegangen sind, oder?“, ich führte sie zwar gefährlich nahe an die Wahrheit heran, aber ich musste zuversichtlich bleiben und vor allem überzeugend, denn alle schienen mir zu misstrauen, außer Gin und Cognac.

„Zu diesem Gesichtspunkt sind wir zwar auch schon gekommen, aber ich stufe dies als eher unwahrscheinlich ein“, antwortete Vermouth.

„Und warum das eigentlich, mir scheint als würdest du Shinichi decken, denn immer wenn er im Gespräch ist oder dieser Detektiv Mori verhältst du dich merkwürdig“, schwärzt Chianti Vermouth an. Korn versucht sie zu beschwichtigen, aber Chianti scheint ihre Ekstase erreicht zu haben. Ich schlürfte wiederum an meinem Drink, der sich dem Ende zuneigte.

„Und was ist wenn der Schnüffler eine Spur ist und ihr ihn letztens umsonst fallen gelassen habt?“

„Sag mal Vine, wie kommt es das du so viel über unsere Vergangenheit weißt?“, lenkte Korn auf meine angedeutete Auffälligkeit.

„Ihr arbeitet eben auffällig. Ihr stecht einem richtig ins Auge. Wenn man einmal etwas von euch gehört hat, lässt man nicht mehr so leicht ab mehr von euch zu erfahren. Die Decknamen, die Farbe, das Ziel.. obwohl das Ziel war schwer herauszufinden. Ich habe euch beobachtet, euch regelrecht verfolgt, ohne dass ihr etwas gemerkt habt, weil ich eure Taktik studiert hatte. Gin hatte es mir am meisten angetan, weil er derjenige war, der mir am meisten ins Auge stach von seinem Benehmen her. Das schrie ja förmlich schon nach Verbrechen. Ich hörte, das war auch der Grund weshalb der Schülerdetektiv euch damals folgte, nicht wahr? Weil ihr ihm gleich merkwürdig vorkamt. Mal ehrlich, ihr seid nicht zu übersehen auch wenn ihr so sauber arbeitet.“

Das war ein ziemlich langer Vortrag von mir und ich glaubte ich hatte meine Worte nicht mehr so im Griff gehabt. Alle am Tisch starrten mich mit runter geklappter Kinnlade an.

„Also mich hat lange nichts mehr so aus der Fassung gebracht“, meinte Chianti.

„Ja, mich auch nicht“, stimmte Korn zu.

„Also Vine. Wenn du soviel Mängel an uns entdeckt hast, dann bist du doch sicherlich in der Lage uns bei der Beseitigung dieser zu helfen oder? Damit uns nicht mehr so schnell jemand entdeckt“, meinte Vermouth.

Triumphierend schaute ich in die Runde. Sie hatten also meinen Köder geschluckt und hofften nun, von mir so Einiges zu erfahren und an Verbesserungsvorschlägen. Das gab mir Gelegenheit die Organisation ein wenig so zu verformen wie ich es wollte, natürlich musste mir der Big Boss sein Einverständnis geben. Es gefiel mir mit diesem Namen an ihn zu denken, das verlieh der ganzen Sache etwas Humor.

„Ich werde mich darüber ausführlich mit Anukata auseinander setzen. Aber vorerst werde ich mich erst mal ein wenig versuchen einzuleben. Denn ich habe ja keine Ahnung wie euer Alltag aussieht. Vorerst schlage ich vor die Detektei in Beika zu beschatten, so erfahren wir vielleicht mehr. Man sollte sich immer gründlich informieren, bevor man irgendwelche voreiligen Schlüsse zieht. Zum Beispiel der Peilsender war die Idee von Mori oder des FBIs“, sagte ich selbstsicher.

Erstaunte Blicke huschten hin und her und fixierten mich darauf eindringlicher. Ich war mutiger als ich je dachte und wahrscheinlich gefiel ihnen das. Voller Stolz malte ich mir schon meine Spitznamen aus, wie zum Beispiel »Die Bestie« oder »Drache«, aber da versprach mir meine Fantasie wie immer zu viel.

„Vine, lass uns zurückfahren. Ich glaube du hast für heute genug gesagt.“

„Aber ich wollte euch doch nur…“

„Widersprich mir nicht!! Du kommst jetzt sofort mit!!“, befahl Gin in einem aggressiven Ton. Mir fiel wieder ein, welche Rolle ich hier eigentlich vertrat. Den Neuankömmling. Ich hatte rein gar nichts zu sagen. Also warum konnte ich meine vorlaute Klappe nicht einmal halten. Nicht einmal im Angesicht der Gefahr? Ich folgte ihm ohne Widerstand hinaus, in sein Auto und zurück.

Näher.. immer näher

„Ich werde heute Nacht bei dir bleiben, nachdem was du heute alles gesagt hast, müsstest du wirklich Angst haben, dass ein Anschlag auf dich verübt wird.“

„Gin, es tut mir Leid. Aber ich wollte doch nur helfen und alles sagen was ich weiß.“ „Manchmal behält man am Besten gewisse Dinge für sich, Vine.“

„Du auch?“

„Ich auch.“

Ich beobachtete ihn schweigend, während er sich eine Zigarette anzündete. Ja, das machte er oft. Er war ein kleiner Kettenraucher. Ich nicht, aber ich verspürte auch die Lust es ihm gleichzutun, als ich das Nikotin roch. Das letzte was ich nun wollte, war schlafen zu gehen. Ich war viel zu aufgedreht.

„Gin?“

„Was denn?“

„Ist es genehmigt, dass ich gleich noch mit auf dein Zimmer komme? Ich möchte nicht schlafen.“

Mir war bewusst, dass ich mich wahrscheinlich wie ein kleines Kind anhören würde, aber ob er jetzt über mich lachen oder weinen würde, war mir egal. Ich wusste, dass ich in gewissen Augenblicken ein Plagegeist sein konnte.

„Genehmigt? Denkst du etwa der Boss würde uns verbieten…“, weiter sprach er nicht. Ich konnte die aufkommende Hitze in meinen Wangen spüren, ich lief rot an. Das war gar nicht gut, wenn er das sah. Er sollte nicht wissen, dass mich der Gedanke beschämte. Ich durfte niemals in dieser Organisation Schwäche zeigen. Aber anscheinend zeigte er in diesem Moment auch Schwäche. Er schaute mich nicht mehr an.

„Gin?“

„Ich weiß wie ich genannt werde. Du brauchst es nicht andauernd zu wiederholen!“ Oh, jetzt war er beleidigt. Ich sagte nichts mehr und rauchte gemütlich meine Zigarette. Bis wir in seinem Zimmer waren sprach niemand von uns ein Wort. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, fragte ich ihn die ultimative Frage: „G… stimmt es was Chianti gesagt hat? Dass ich nur ein Spielzeug als Austausch für Sherry bin?“

Verblüfft schaute er mich an und fing an künstlich zu lachen: „Wie kommst du darauf? Haben wir etwas miteinander? Ich wüsste nicht.“

„Aber es war dein Gedanke, von Anfang an. Mach mir nichts vor, ich bin mir sogar ziemlich sicher und ich bin ein Kombinationsfreak.“

Böse schaute er mich an, wahrscheinlich weil ihm die Atmosphäre hier nicht gefiel. Es schwangen zu viele Gefühle im Raum umher. Er hasste Gefühle, weil sie Leute an der Arbeit hindern könnte und er war nicht der Typ dafür Berufliches und Privates zu trennen. Vor allem weil alles so nah beieinander lag. Er fürchtete Gefühle zu entwickeln und deshalb wollte er mir ja nicht zu nahe kommen. Das mit Sherry war wahrscheinlich nur eine Art Nachtbeziehung und mit mir erhoffte er sich höchstwahrscheinlich auch nicht mehr. Meine Gedanken spielten mir einen Streich und vor meinen Augen blitzte das Bild von uns beiden auf, wie wir uns küssten. Mein Magen machte ein Salto. Nein, das musste ich verhindern. Ich wusste, wie Conan.. nein.. Shinichi und Sherry reagieren würden, wenn ich jetzt etwas mit Gin anfangen würde. Aber ich wollte ihn doch so sehr. Ich schlug meinen gesunden Menschenverstand in den Wind und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er stand am Fenster und schaute in die Nacht hinaus. „Vine…“ Er weigerte sich weiter zu sprechen, war er etwa kurz davor ein Geständnis zu machen.

„Ja?“

Erst blieb er still und dann sagte er kühl: „Geh schlafen.“ Baff und geschockt bohrte mein Blick sich in seinen Rücken und dann musste ich anfangen zu lachen. Ebenso verdutzt drehte er sich um und sein Blick wandelte sich zu einem bösen Todesblick: „Was ist so lustig?!“

„Ach komm schon, Gin. Du bist kein Mann der großen Worte und Gefühle kannst du erst recht nicht ab. Dann zeig mir doch einfach, was du nicht ausdrücken kannst.“ Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Sein Mund öffnete sich um etwas zu sagen, doch er schloss ihn sofort wieder. Abschließend schüttelte er den Kopf: „Du wirst mich nicht aus meinem Konzept bringen, Telia.“

„Ist das etwa erlaubt. Meinen realen Namen zu nennen und ich kenne deinen noch nicht mal.“

„Darf ich dich an deine Position erinnern. Du stehst ganz weit unter mir! Außerdem wie kannst du es wagen mich der Art verführen zu wollen.“ Jetzt war ich ganz schön aus meinem Konzept geraten. Was wollte er mir hier anhängen? Ich… ihn… verführen?

„Wovon träumst du eigentlich nachts? Als ob ich dich verführen wollte. Ich sagte nur was ich dachte. Schließ nicht immer von dir auf andere.“

„Was bildest du dir eigentlich ein? Du kennst mich doch gar nicht!“, knurrte er. „Anscheinend kenne ich dich besser als du dich selbst.“

Er schnaubte verächtlich: „Was sagtest du, ich hätte Angst vor meinen Gefühlen? Nein, ich wäre jederzeit bereit sie offen vor dir darzulegen, wenn ich welche für dich empfinden würde. Ich zeige sie niemand anderem, weil Schwäche zeigen, niemals gut in dieser Organisation sein kann. Außerdem möchte ich deine Puppenwelt nicht zerbrechen und ich möchte auch nicht, dass es so schnell geht.“ Ich glaubte ihm kein Wort. Er war bestimmt ein guter Lügner. Ich musste, wenn ich hier eine Auszeit hatte und bei den andern sein konnte unbedingt mehr über ihn herausfinden.

„Na gut, wenn du mich so schnell loswerden willst, warum bringst du mich nicht einfach um?“ „Wie kommst du denn jetzt darauf? Ich habe niemals davon geredet dich loswerden zu wollen.“

„Gin…“

„Fang nicht mit dieser Leier schon wieder an!“, stoppte er mich. Ich nahm meine Pistole aus meiner Handtasche und hielt sie ihm hin: „Los! Tu es!“

„Bist du Suizid gefährdet?“, fragte er ungläubig.

„Ich dachte Schwäche zeigen wäre so schlimm für dich. Warum hast du dann Skrupel davor eine Waffe gegen mich zu halten. Du würdest mich niemals umbringen. Na gut, wenn du es nicht tust, dann tu ich es“, ich drehte die Waffe in meiner Hand, sodass ich sie nun gezielt an meine Schläfe halten konnte.

Er lachte nun doch: „Erstens ist sie nicht entsichert und nicht geladen. Zweitens frage ich mich, was du damit jetzt bezwecken willst. Willst du das ich dich küsse oder was?“ Ich entsicherte die Waffe und lud sie nach. Darauf hielt ich sie wieder hoch.

Er kam langsam auf mich zu und nahm mir die Waffe ab: „Wenn du so einen scheiß mit ihr anstellst, bekommst du erst mal keine mehr.“

„Ich bluffe. Aber du hältst es noch nicht mal für richtig mir wegen einem dummen Kuss das Leben zu retten?!“ Ich hatte alles in meinem Leben nur getan um in seiner Nähe zu sein, um das Leben als Mitglied der Organisation zu haben. Nebensächlich natürlich auch wegen meiner Eltern. Der höchste Faktor war er und nur er auch wenn ich das niemals jemandem erzählt hatte und erzählen würde. Wie ein kleiner Groupie hätte ich damals als pubertierende Jugendliche mein Zimmer mit Bildern von seinem Gesicht tapeziert. Immer diese blöden Schnulze-Geschichten.

„Wärst du jemals in Gefahr gewesen, was denkst du hätte ich getan?“

„Mich verrecken lassen“, antwortete ich all meiner Sinne beraubt und setzte mich aufs Bett von wo aus ich ihn böse anschaute.

„Kann es sein, dass du all das nur machst, weil du so vernarrt in mich bist?“, schlussfolgerte er. Ich drehte mich weg und machte auf beschäftigt. Meine Masche wirkte und er setzte sich neben mich, worauf er einen Arm um meine Schulter legte. „Kollegen, mehr sind wir nicht, in Ordnung?“, schlug er vor. Ich schüttelte den Kopf. Damit war ich definitiv nicht einverstanden. Warum war er eigentlich so einfühlsam? „Ich habe noch nie jemanden um etwas angefleht, noch nie. Alles was ich wollte, musste ich mir immer selbst irgendwie besorgen. Aber ich bitte dich nur inständig, dieses eine Mal um diese eine Sache, Gin. Bitte, küss mich. Bitte“, ich hoffte diese Masche würde genauso gut funktionieren, wie ich es mir erhoffte.

Er grinste: „Diese Bitte erinnern mich eher an die letzten Worte all jener die ich tötete. Sie flehten mich immer an, sie am Leben zu lassen. Genauso hört es sich bei dir an. Denkst du ich hatte jemals jemanden am Leben gelassen nur wegen solcher Bitten?“

Langsam wurde ich wütend: „Hier geht es nicht um Leben und Tod. Hier geht es nur um einen wertlosen Kuss. Wie viele Weiber hast du in deinem Leben schon geküsst, hm?“

Er grübelte: „Genug. Aber für keine empfand ich was. Ich hätte das Küssen genauso gut weglassen können und sie einfach nur mit auf mein Zimmer nehmen können.“ „Gin!!!“, rief ich ihn zur Ernsthaftigkeit.

„Ja, ist ja gut. Wollen wir uns jetzt nur wegen eines Kusses streiten?“, schüttelte er belustigt den Kopf.

„Wenn du willst, dass ich aufgebe, den Gefallen kann ich dir tun. Zumindest werde ich dich verbal nicht mehr belästigen. Aber ich bleibe die ganze Nacht hier in deinem Zimmer, schlafe hier in deinem Bett. Wenn du den Gedanken lieber hast, als mich einfach nur zu küssen. So soll es geschehen“, erpresste ich ihn.

Nun grinste er wieder hämisch: „Vine, was erwartest du von mir? Ich bin ein Mann. Was würde mich denn nicht ansprechen, wenn eine so gutaussehende Frau, wie du es bist, eine Nacht mit mir in meinem Bett verbringen würde?“

Ich gestand mir ein, dass er wahrscheinlich ausdrücklich mehr darunter verstand als ich meinte. Wenn ich genau gewusst hätte, wie er reagieren würde, hätte ich ihn ja einfach an mich gerissen und ihn geküsst. Aber diese Ungewissheit… Ich klärte ihn auf: „Ich glaube du verstehst das alles falsch…“

„Nein, es müsste eher umgekehrt sein. Ich fühle mich wirklich zu dir hingezogen. Ich würde dich ja liebend gern küssen, aber ich kann mir einfach nicht sicher sein, was für Auswirkungen das alles haben kann.“

„Ach so ist das! Du hast Angst, dass du deswegen Skrupel haben könntest jemand anderen zu töten“, deckte ich die Karten auf.

„Nicht nur das. Ich habe Angst, ich könnte Skrupel haben dich zu töten“, fügte er hinzu. Geschockt schaute ich ihn an und ließ mich zurück fallen. In einer misslichen Lage in der ich als Geisel sein könnte und er den anderen erschießen will und ich nur im Weg bin. Oder wenn ich zur Verräterin werde und er trotzdem Skrupel hat mich zu erschießen.

„Aus Fehlern lernt man und wenn du keine Fehler machst, kannst du auch nicht aus ihnen lernen. Ich habe dich studiert und du wirst sicherlich keine Skrupel haben jemals jemand anderen zu töten. Du hast doch auch keine Skrupel Sherry zu töten.“ Man konnte es ihm an der Nasenspitze ablesen, dass ich mit dieser Aussage recht hatte. Dennoch ging er auf Nummer sicher. Jetzt war es mir egal, was er anschließend mit mir anstellen würde, ich wollte es versuchen. Ich setzte mich wieder auf und schaute ihn an.

„Nein, wag es dich nicht…“, fing er an. Doch ich unterbrach ihn mit dem lang ersehnten und diskutierten Kuss. Jetzt war ich glücklich und ich öffnete kurz meine Augen um zu sehen, wie er empfand. Er hatte seine Augen geöffnet und hatte wohl denselben Gedanken gehabt, wie ich. Als ich ihn beenden wollte, wollte er mehr. Er wollte nicht mehr aufhören mich zu küssen.

„Gin, hör auf. Es reicht. Du hattest dich doch geweigert.“

„Weil ich wusste, dass ich dann nicht mehr aufhören wollen würde. Vine. Du hast alles kaputt gemacht.“

„Ich habe gar nichts Schlimmes getan!“, wehrte ich mich. Oder sollte es ein Verbrechen sein jemand anderen zu liebkosen?

„Du musst jetzt zu mir gehören. Ich werde jetzt nicht mehr aufhören, bis du mir gehörst.“

„Gin!“, meine Augen waren so sehr geweitet, dass schon Tränen sie füllten.

„Ich hatte dich gewarnt!“

Das war zu viel für mich und ich wusste nicht mehr wie ich ihn zu verstehen hatte. Ich konnte doch nicht entscheiden, ob ich ab jetzt für immer bei ihm sein würde. Ach sterben würd ich ja sowieso, wenn ich hier austreten wollte oder etwas in der Art. Wenn er mich töten wollte, wenn ich ihn in weiter Ferne verlassen wollte, dann sollte es so sein.

„Ja, Gin. Lass mich ganz und gar dein sein.“

„Wenn du mir das so direkt bestätigst, dann musst du heute Nacht auch hier bleiben.“

„Vergiss es, ich lasse mir Zeit“, tat ich seine Anspielung ab.

„Ich möchte, dass du einfach nur hier bleibst. Nicht mehr und nicht weniger“, meinte er. Es war mir egal was er sagte und was er eigentlich meinte. Also entschloss ich mich die Nacht in diesem Zimmer mit ihm in einem Bett zu verbringen. Es war doch immerhin ein Unterschied, ob ich einfach nur neben ihm lag oder ob ich mit ihm schlief. So legten wir uns hin und er machte das Licht aus.

„Gin?“, ich kuschelte mich enger an ihn, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte.

„Willst du jetzt kuscheln, weil du Angst im Dunkeln hast?“, witzelte er.

„Nein.“

„Dann ist ja gut. Das wäre ziemlich grotesk. Jemand der gnadenlos Leute umbringt oder Existenzen vernichtet, hätte Angst im Dunkeln“, wieder gluckste er lachend auf. „Ich möchte mit dir kuscheln, weil ich ganz nah bei dir sein will“, führte ich meinen Satz zu Ende. Sein gleichmäßiger Atem stockte. Ich konnte auch jetzt ohne Licht seinen durchbohrenden Blick auf mir spüren.

Die Wahrheit tut weh

Eng an ihn gekuschelt schlief ich ein. Am nächsten Morgen wachte ich alleine im Bett auf.

„Gin?“, rief ich ihn fragend mit kratziger Stimme. Ich hasste es morgens noch keine Stimme zu besitzen. Ich setzte mich auf und sah mich im Raum um. Er war genauso leer wie das Bett in dem ich lag. Nachdem ich überzeugt war allein zu sein, stand ich auf um in mein eigenes Zimmer zu wechseln. Dort ging ich als Erstes duschen und mich frisch machen. Daraufhin setzte ich mich an den Schreitisch und versank in meinen Gedanken. Über Gin. Über den Fall mit Shinichi. Mein Handy, das auf dem Tisch lag, fing an zu vibrieren. Das laute Geräusch der Vibration auf dem Holz riss mich aus den Gedanken.

Ich nahm es und das Gespräch an: „Hallo?“

„Brandy hier. Ich bin die Sekretärin des Bosses. Du sollst bitte sofort kommen!“

„In sein persönliches Büro?“

„Ja, wohin denn sonst!?“, dann legte sie auf. Da ich sowieso nicht wusste, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte, beschloss ich direkt zu ihm zu gehen. Auf dem Weg dorthin ließ ich meinen Gedanken wieder freien Lauf. Gin… Was dachte er wohl gerade und wie sollte ich Kontakt zum FBI aufnehmen und wann? Wie lange musste ich warten um nicht mehr in Verdacht zu geraten ein Maulwurf zu sein. Wann könnte ich Shinichi wieder treffen und würde er sauer auf mich sein, dass ich mit Gin ein Techtelmechtel hatte? Was wollte überhaupt der Boss jetzt von mir? Während ich mir diese Fragen stellte, fiel mir so langsam auf, dass ich mich verlaufen hatte. Hilfe! Wo war ich hier?! Panisch schaute ich mich um. Deswegen wollte ich das Gin bei mir blieb. Ich zückte mein Handy und rief ihn an. Er nahm das Gespräch mit einem nicht sehr begeistert klingenden Hallo an.

„Ja, hey. Wo bist du?“

„Unterwegs.“

„Ja, also… ich hab mich verlaufen. Ich stehe irgendwo mitten im Gebäude und weiß nicht, wo ich jetzt lang muss.“

„Wo wolltest du denn hin?“, fragte er.

„Zum Boss.“ Er wartete kurz, wahrscheinlich weil er schockiert war: „Warum?“

„Er hat mich angerufen. Also eher seine Sekretärin aber naja.“

„So? Gut, kannst du mir ungefähr sagen wo du stehst?“

„Vor dem Sitzungssaal“, antwortete ich.

„Lauf in Richtung links von dir, wenn du vor dem Saal stehst. Dann gehst du die nächste Treppe hoch. Dann rechts und anschließend wirst du auf der rechten Seite irgendwann die Tür sehen“, navigierte er mich. Ich lief schon während er erklärte. „Alles klar, danke. Falls noch was ist…“, ich stockte. Kurz vor der Tür sah ich eine Person. Ich beendete das Gespräch ohne ein weiteres Wort und steckte das Handy ein.

„Was machst du hier?“ Es war niemand anderes als er.

„Schließlich wurde ich auch gerufen. Deswegen war ich auch so verwundert, dass du ebenfalls bestellt wurdest.“

„Kennst du den Grund?“

„Nein. Aber ich kann’s mir denken. Lassen wir uns überraschen“, zuckte Gin mit den Achseln. Wir gingen rein. Die Sekretärin namens Brandy führte uns durch, meldete uns an. Im Büro von ihm angekommen, ließ sie uns allein und schloss die Tür hinter uns. Cognac stand mit dem Rücken zu uns und schaute aus dem zwei Meter hohen Fenster.

„Setzt euch“, bot er eher in Befehlston an ohne sich umzudrehen. Das taten wir und sobald wir saßen, drehte er sich um. Er ging im Raum auf und ab und schien seine Gedanken zu sortieren. Als er dies vollendet hatte, stellte er sich vor mich.

„Vine. Bist du der Meinung, dass du auf dem hohen Niveau zusammen mit Gin und Vermouth den Fall Kudo bearbeiten kannst? Hältst du dich für würdig?“

Perplex schaute ich zu Gin, dann wieder zu Cognac, der zuwachsend nervös und aggressiv wurde. Er zog seine Waffe und brüllte: „Beantworte die Frage! Auf der Stelle!“

Gegen 20 Waffen, die auf mich gerichtet waren, wäre ich machtlos. Bei einer sah es schon ganz anders aus. Ohne daran zu denken, wer vor mir stand, trat ich ihm blitzschnell die Waffe aus der Hand. Diese flog quer durch den Raum. Für dieses Manöver musste ich noch nicht mal aufstehen.

„Ich mag es nicht, wenn man eine Waffe direkt auf mein Gesicht richtet.“

Gin hatte seine Hand in seinem Mantel. Er war auch kurz davor gewesen seine Waffe zu zücken.

„Bist du denn der Meinung, dass ich würdig bin?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage und eröffnete noch ein weiteres Thema: „Oder eher ob Gin dem Druck und die Verantwortung für eine Blutige übernehmen kann.“ Zwar fand ich dieses Wort verabscheuungswürdig, aber da es Vermouth verwendet hatte, dachte ich mir es würde eine Allgemeinbezeichnung sein und nahm es aus ihrem Wortschatz in meinen auf.

„Gin?“, fragte der Boss denjenigen an.

„Wie wir gerade gesehen haben, ist sie keine desgleichen“, entgegnete dieser.

„Es ist wichtig, dass diese Mission so bald wie möglich ausgeführt wird. Die Existenz und Geheimhaltung von uns steht auf dem Spiel. Aber wie kann ich deine Loyalität testen?“, argumentierte der Boss.

„Sag mir wen ich ausschalten soll oder einfach was ich tun soll. Ich werde dich nicht enttäuschen. Oder darf ich dir beweisen, dass ich auch kein Problem habe gegen Kudo vorzugehen. Ich bin hier, weil ich die Auffassung vertrete, dass ich hierher gehöre. Hier ist mein Zuhause und die Organisation meine Familie“, erörterte ich. „Kudo. Finden und ausschalten. Das wird deine Aufgabe. Ich bin der Meinung, dass er sich bestimmt mit Sherry irgendwo versteckt. Gin, du tötest Sherry. Vine, du Kudo. Ab sofort werdet ihr euch Tag und Nacht nur mit diesem Fall beschäftigen. Ausschließlich. Kein anderes Thema und haltet mich auf dem neusten Stand. Geht jetzt. Ach so. Unser einziges Indiz ist der Schnüffler Kogoro Mori. Observiert ihn und das Haus von Kudo. Guten Tag.“

Damit sollten wir gehen, was wir auch taten. Ich entschuldigte mich abschließend für den Tritt gegen seine Hand. Bis wir im Flur waren, blieben wir still. Kaum war die Tür zu knurrte Gin lautstark: „Was ist denn in dich gefahren?! Bist du bescheuert?! Was fällt dir ein den Boss so anzugreifen?! Ich war drauf und dran dich abzuknallen!“

„Ich habe ihn nicht attackiert! Ich habe mich lediglich verteidigt!“

„Willst du dich gegen den Boss auflehnen und umgebracht werden. Dann mach nur weiter so, ich hatte eigentlich nicht vorgehabt dich zu töten. Du Suizid-Gefährdete“, fluchte er.

„Mach dir keinen Kopf.“ Ich schlenderte vor.

„Vine? Du läufst in die falsche Richtung!“

Dabei war ich mir sicher gewesen, dass ich aus der Richtung gekommen war. Also drehte ich mich um und ging zurück auf ihn zu: „Könntest du mich bitte führen?“

Er hielt mir seinen Arm hin und ich hakte mich bei ihm ein.

„Fahren wir direkt?“, fragte er.

„Du bist der Boss!“, lachte ich. Also gingen wir zu seinem Auto und fuhren zur Detektei Mori in Beika.

„Wenn nicht, könnte ich ihn auch probeweise mit einem Fall engagieren“, schlug ich vor.

„Ja, das könntest du.“

Er verzog sein Gesicht, sodass seine Unstimmigkeit mit diesem Vorschlag kaum zu übersehen war. Vor der Detektei parkte er an der Seite. „Ich habe gehört, dass ihr ihn schon mal im Visier hattet wegen eines Abhörgerätes, das euch angeblich vom FBI angehängt wurde.“

„Was heißt hier angeblich? Was weißt du darüber? War es nicht das FBI?“, erfragte er.

„Nein, ich glaube kaum. Das war bestimmt die Arbeit eines Detektivs. Aber nicht von Mori. Ich glaube euch ist gar nicht bewusst, wie oft ihr schon Kudo indirekt begegnet seid.“

„Du weißt anscheinend wirklich viel mehr als wir. Sag was du weißt, Vine!“, forderte er strikt.

„Ich war bzw. bin selbst Detektivin, vergiss das nicht. Es ist Gewohnheit eins und eins zusammen zu zählen“, antwortete ich.

„Dann beantworte mir die Frage, was für eine Theorie du dir auf das spurlose Verschwinden von Kudo zusammenreimst.“

Ich grinste: „Ich bin mir sicher, dass sein Haus leer steht, weil seine Eltern berühmt und viel unterwegs sind. Weil er weg ist, kann das nur bedeuten, dass er sich äußerlich verändert hat und bei jemand anderem untergetaucht ist. Ich vermute bei den Moris.“

Er nickte begeistert: „Interessant.“

„Es bleibt jetzt nur noch herauszufinden, inwiefern er sich äußerlich verändert hat“, sagte ich. Wiederum hob und senkte er seinen Kopf. Ich sagte wirklich so viel ich wusste und tarnte es als Schlussfolgerungen. Das ich alles auch wirklich so erfahren hatte, ließ ich mir nicht anmerken.

Seine nächsten Worte kamen mit knirschenden Zähnen über seine Lippen: „Und was vermutest du über Sherry?“

„Dasselbe wie über Kudo. Äußerliche Veränderung. Ach ja. Kudo verschwand aufgrund des Giftes. Vielleicht hat die ganze Sache auch vielmehr etwas mit APTX 48 69 zu tun“, antwortete ich.

„Du meinst, dass das Gift Menschen äußerlich verändert?“

„Ja. Zu welchem Zweck habt ihr es eigentlich erfunden?“

„Um Leute umzubringen.“

„Und was ist das Ziel der Organisation?“ Ich kam dem eigentlichen Grund, weshalb Kudo und Sherry unauffindbar waren gefährlich nah. Es war mir egal, welche Existenzen ich vernichten würde, solange ich mich nur absicherte um für immer hier bleiben zu können.

„Das wird mir jetzt zu viel. Was soll das mit APTX 48 69 zu tun haben?“

„Ewige Jugend. Was denkst du warum Vermouth so jung scheint, äußerlich? Frag doch mal die Laborabteilung“, klatschte ich mir von seinem Unverständnis geschlagen gegen die Stirn. Ein wirklich dummer Kerl war er ja nicht, aber auch nicht gerade der Hellste.

„Es reicht. Deine Schlussfolgerungen anfangs waren echt gut, aber das hier ist unmöglich. Du spinnst dir da was zusammen. Deine Fantasie scheint mit dir durchzugehen. Aber bitte lass die Finger von Dingen, von denen du nichts verstehen kannst!“ Vielleicht war es auch besser so, wenn sie lange nichts von alldem glaubten. Auch wenn es immer direkt vor ihrer Nase war. Die Wahrheit. Sollte es wahrscheinlich nicht so sein, dass sie es kapierten.

„Zum Beispiel der kleine Junge, der bei den Moris wohnt. Der tauchte genau an dem Tag auf, wo Shinichi verschwand. Und seitdem er dort wohnt gibt es den »schlafenden Kogoro«!“

„Du bist krank. Such dir einen Psychiater!“

„Such du die Laborabteilung auf! Die werden dir bestätigen können, dass manche von den Tests an Ratten so ausgefallen sind, dass sich 1 von 6 Ratten zurückentwickelt hat. Das wurde nur vertuscht. Ihr würdet es sofort perfektionieren wollen, wenn ihr das erfahren hättet. Ihr lasst ja nicht zu, dass jemand überleben könnte.“

„Es reicht!!! Endgültig. Halt die Klappe, Vine!! Das ist ein Befehl!!“, brüllte er. Ich zuckte zusammen, aber konnte mich nur über seine Sturheit ärgern. Motzend verschränkte ich die Arme vor der Brust und ließ mich im Sitz zurücksinken.

Die Observation

Still schweigend observierten wir die Detektei weiterhin und ich nutzte die Zeit, um meine Übellaunigkeit auszublenden. Dann dachte ich über die wichtigeren Dinge nach, zum Beispiel wie ich de Situation am Besten schnell erledigen konnte. Aber da mir mein treuloser Partner nicht glaubte, was offensichtlich die Wahrheit war, konnte ich noch lange auf eine Beendigung dieser Mission hoffen. Was sollte ich nun machen? Ich brauchte dringend Beweise! Sonst würde ich nie weiter kommen. Er riss mich aus meinen Gedanken: „Da kommt jemand."

Herr Mori, also der Detektiv, kam die Treppen hinunter und ging Richtung Beika Park.

„Sollen wir ihn verfolgen?", fragte ich aufgeregt.

„Nach deiner Theorie sollte er uns eigentlich am wenigsten interessieren", entgegnete er.

„Ja, aber nach meiner Theorie sollten wir dort auch erst mal die Bude auf den Kopf stellen", protestierte ich. Mein Verlangen nach Beweisen wurde immer größer.

„Dann sollten wir sicher gehen, dass keiner Zuhause ist. Also am besten, wenn die Kinder in der Schule sind."

„Ja. Ich fände es besser, wenn nur einer geht. Ich will sowieso nur nach Beweisen für meine Theorie suchen. Der beste Beweis wäre eine DNA-Analyse von den beiden Kindern, die ich als höchst verdächtig einstufe", meinte ich.

„Dazu bräuchten wir aber auch noch eine von Kudo. Von Sherry haben wir bestimmt noch irgendwo irgendwas."

„Wenn Sherrys Ergebnis positiv ist, wissen wir auch direkt, dass der andere unser Mann ist", fügte ich hinzu.

„Besorg die Probe der Kleinen, wenn du dir die Einverständnis des Bosses geholt hast", pflichtete er bei.

Ich hatte den Sieg für meinen Teil errungen.

„Du kennst sie, die Handynummer des Bosses. Ruf ihn an oder sims ihm." Er nickte, tat was ich vorschlug. Darauf folgte ein Anruf an ihn, dessen Verlauf ich nicht weiter registrierte. Seine Worte und die des Bosses waren mir egal, der Tag sollte nur vorüber gehen, weil ich es schnellst möglich hinter mich bringen wollte. Die Ermordung meiner ehemaligen Freunde und Verbündeten.

„Hast du eigentlich auch einen Erzfeind?", fragte ich ihn, nachdem das Telefonat beendet war.

„Erstens soll ich dir von Boss sagen, dass du ihn das nächste Mal direkt einweisen sollst wenn du irgendetwas weißt oder ahnst. Zweitens haben wir sein Einverständnis. Und drittens, ja habe ich, aber das geht dich nichts an!" Das wäre genug Information auf einmal und ich stellte direkt die nächste Frage: „Fahren wir direkt zu ihr? Dem Haus, in dem die Kleine wohnt? Du wirst verwundert sein, wo." „Na dann. Navigier mich!"

„Das brauche ich nicht. Es ist das Haus direkt neben Shinichi Kudos."

Perplex starrte er mich an.

Es dauerte eine Weile bis er sich wieder zur Besinnung rief: „Jetzt verstehe ich auch den Grund für deine schnellen Schlussfolgerungen." Ich nickte nur mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen.

„Oder warten wir, bis sie schlafen?"

„Observation ist alles", lachte Gin.

„Dann stell dich aber wohin, wo sie dein auffälliges Auto nicht direkt sieht", forderte ich zaghaft auf.

„Hinstellen? Das ist genau das richtige Wort. Wir machen einen kleinen Spaziergang dorthin", beschwichtigte er mit einem ironischen Lächeln. Wir stiegen aus und schlenderten gemütlich vor Ort. Auf diesen Ausflug war ich ja mal höchst gespannt und hakte mich während meiner sorgenfreien Gedanken an seinem Arm ein.

„Du würdest niemals zu mir halten, wenn ich des Verrats bezichtigt werden würde, oder?", fragte ich vorsichtig.

„Nein. Du hast es ja gemerkt, als wir beim Boss waren. Ich hätte dich auch direkt erschießen können."

Das munterte mich echt sehr auf. „Wir stellen uns aber nicht direkt vor das Haus oder?"

Er lachte: „Bist du bescheuert? Damit uns jemand direkt sieht und uns für verdächtig hält? Dann können wir uns ja direkt ein Schild umhängen, worauf steht, dass wir jemanden observieren. Nein. Das Haus von Kudo ist leer, sagtest du? Lass uns doch dort hinein gehen und von dort aus durch ein Fenster schauen, wie wär's?" Ich nickte zustimmend und wir taten wir vorgeschlagen.

„Ich war hier ja schon ewig nicht mehr", seufzte ich.

„Also stimmt es, dass du mit ihm befreundet warst?"

„Ja, wir haben mehr oder weniger so manche Fälle zusammen gelöst", antwortete ich wehleidig.

„Ich hoffe, dass du wie Vermouth vermutet hat, trotzdem keine Skrupel haben wirst ihn zu töten. Sowas verzeiht der Boss nicht", posaunte er.

Ich seufzte und antwortete nur mit einem wissenden Nicken. Wir setzten uns in das Zimmer seiner Eltern. Da ich mich bestens in dem Haus auskannte, konnte ich ihn problemlos durch die einzelnen Räume führen und wusste, von welchem Raum man den besten Ausblick auf das Nachbarhaus hat. Wir setzten uns auf den Boden und schauten durch das vom Boden bis zur Decke ragenden Fenster.

„Gin, darf ich dich etwas fragen?"

„Immer diese Fragerei! Ja, was ist denn?", er war leicht gereizt.

„Können wir es nicht einfach probieren?? So zusammen und so.. hm... du weißt schon was ich meine."

„Du träumst. Ich sagte dir bereits, dass wir nie etwas miteinander haben werden, dass möchte ich nicht. Ich habe Sherry nicht vergessen."

Dass es allein daran hing, glaubte ich ihm nicht. Aber ich beließ es dabei und hakte nicht weiter nach.

Im Haus bewegte sich nicht viel, man sah nur den Professor hin und her rennen. So viel ich von der Raumaufteilung in dem Haus wusste, pendelte er immer zwischen PC und Küche. Das kleine Mädchen kam nur ab und an in die Küche und ging mit einer Kanne wieder durch die Tür, die in den Keller führte. Ich wollte Gin weiter auslöchern mit den vielen Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten. Jedoch wollte ich ihn nicht noch mehr reizen, da er ohnehin schon auf dem Nullpunkt seiner Nerven angelangt zu sein schien. So gern hätte ich ihm ein Ultimatum gestellt. Doch mir war wohl bewusst, dass ich nichts zu melden hatte, als "Blutige". Es musste doch irgendwie machbar sein selbst ein wenig Unabhängigkeit auch in dieser Anfangsphase zu erlangen. Ich musste wahrscheinlich wie Vermouth ein Liebling vom Boss werden um dies zu erreichen. So schwer konnte das ja nicht sein.

„Schau mal, Vine! Sie verlassen das Haus in einem gelben Käfer. Wo sie wohl hinfahren?" Er formulierte es als rhetorische Frage, also ging ich nicht weiter darauf ein.

„Lass uns einsteigen und DNA-fähiges Material holen", schlug ich eher im Befehlston vor. Er nickte und schenkte mir einen schiefen Blick. Wahrscheinlich hatte es noch nie jemand gewagt in seiner "Anfangsphase" so mit ihm zu reden. Wir standen auf und gingen hinüber, wo ich vorsichtig mit einer Haarklammer das Schloss aufmachte. Japanische Schlösser waren nicht gerade die sichersten. Ich kannte das Geheimnis des Labors, deswegen wollte ich verhindern, dass er in den Keller ging.

„Das Beste wäre ein Haar. Eine Zahnbürste zu klauen, wäre zu auffällig und Fingerabdrücke zu entnehmen würde Spuren hinterlassen. Du weißt was ich meine." „Schätzungsweise dürfte dieser Raum das Badezimmer sein", öffnete während meines Satzes eine Tür. Bingo! Ich lag richtig. Ich entfernte einige Haare der Bürste, die auf einer Vorrichte für Accessoires lag und steckte diese in eine Plastiktüte, die ich aus meiner Handtasche gezogen hatte.

„Du schleppst Tüten mit dir rum?!", verwundert starrte er mich an.

„Eine kleine Angewohnheit zur perfekten Aufbewahrung von Beweismitteln während meiner Detektivlaufbahn", erklärte ich lächelnd. Er bedeutete mit einem Kopfnicken Richtung Tür, dass wir verschwinden sollten. Wir liefen zu seinem Auto und fuhren zum Labor der Organisation, das sich auf einem verlassenen Fabrikgelände am anderen Ende der Stadt befand. Dort lieferten wir das Beweismaterial, bei einer Frau namens Campari ab. Sie wollte uns so schnell wie möglich Bescheid sagen, wenn die Ergebnisse vorlagen. Daraufhin fuhren wir zum Organisationshauptquartier und verkrochen uns in Gins Zimmer.

„Da bin ich ja mal gespannt, ob sich nun deine Schlussfolgerungen bestätigen", gab er offen zu.

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich dich enttäuschen könnte", lächelte ich und legte mich aufs Bett.

„Bist du müde?"

„Nein aber könntest du trotzdem das Licht ein wenig runter dimmen? Die Helligkeit brennt allmählich in meinen Augen."

„Der Tag ist schnell vergangen, nicht wahr?", meinte er hämisch grinsend.

„Was amüsiert dich daran so sehr?"

„Der Gedanke, dass die Zeit, wenn wir zusammen sind, zu schnell vergeht", gestand er.

„Wieso? Hast du das Gefühl mich genauso schnell verlieren zu können, wie du mich gewonnen hast?"

„Nicht das Gefühl, Vine. Sondern die Angst. Es gab schon so viele Verräter in unseren Reihen, so viele Undercover Agenten. Mein ehemaliger Partner war einer. Die Frage nach meinem Erzfeind kann ich dir beantworten. Er ist es. Ich habe Angst, dass du genau dasselbe bist, Vine."

Große und kleine Sünden

So viel Eingeständnis hatte ich nicht erwartet, deshalb setzte ich mich auf: „Also empfindest du doch mehr als nur Partnerschaft für mich." Dies war lediglich eine Feststellung, doch er bestätigte diese nochmals mit einem Nicken. Jetzt fühlte ich mich nunmehr doch niedergeschlagen, müde und kraftlos. Ich sank wieder zurück in die Kissen, worauf er sich zu mir legte und mir sanft über meine angewinkelten Beine streichelte. Es war wie in einem Traum.

Am nächsten Morgen wachte ich in seinen Armen liegend auf. Wann war ich eingeschlafen? Ab wann hatte ich wirklich geträumt. Und warum lag ich in seinen Armen, so gefährlich nah an ihn gekuschelt?! Ein merkwürdiger Moment. Sein leises und regelmäßiges Ein- und Ausatmen verriet mir, dass er noch döste. Ich konnte mir nicht in Erinnerung rufen, wann ich eingeschlafen war und was gestern Abend vor meinem Einschlafen als Letztes passiert war. Ich gähnte lautlos und drehte mich langsam auf meinen Rücken um.

Das genügte schon, dass er erwachte: „Du bist schon wach?"

„Ja."

Wir schauten uns an. Er lächelte ein wenig hämisch, als er mich mit Worten piesackte: „Wenn ich gewusst hätte, dass du bei kleinsten Streicheleinheiten sofort einschläfst, hätte ich es unterlassen."

Ich entschuldigte mich für mein gestriges schnelles Abtreten, worauf er nur den Kopf schüttelte. Langsam schmiegte ich mich an ihn: „Wann werden wohl die Laborergebnisse da sein?"

„Spätestens morgen nehme ich an." Ich gähnte wiederum.

„Noch müde?"

„Ein wenig. Aber eher hungrig", gestand ich leise.

„Dann lass uns was Essen gehen", flüsterte er in mein Ohr. Augenblicklich sträubten sich meine Nackenhaare und ich hatte das Verlangen ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Er sah mich prüfend an, bis er seine Hand hob und mit seinem Zeigefinger auf seine rechte Wange tippte. Ich grinste augenblicklich, schlug das Angebot nicht aus, gab ihm den erwünschten Kuss. Jedoch nicht auf die Wange, da er sich im selben Moment umdrehte, sodass sich unsere Lippen berührten.

„Oh!", verwundert zog ich meinen Kopf zurück.

„Keine Angst. Ich wollte es so. Du nicht auch?"

„Also eigentlich wollte ich dich nur auf die..." Er unterbrach mich, indem er seinen Zeigefinger auf meine Lippen legte und "Sch" machte Anschließend wollte er mich nochmals küssen, doch ich wich dem aus: „Gin. Ich wollte keine Affäre oder ein Techtelmechtel mit dir, das weißt du. Ich bin niemand den man mal einfach so für eins-zwei Nächte buchen kann und danach wieder in eine Schublade für das nächste Mal weglegt. Verstehst du, worauf ich hinaus will?"

Verblüfft schaute er mich an, meine Gestik und Mimik wohl studierend. Er setzte an etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor. Meine Wangen wurden rot und mein Körper wollte nicht von ihm abrücken, doch ich zwang ihn: „Ich muss jetzt gehen. Tut mir Leid, wenn ich dich gestört hab, Boss." Ich packte meine Siebensachen und verließ ihn, in das Zimmer nebenan.

Drüben angekommen, ließ ich mich auf mein eigenes Bett fallen und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Was hatte ich getan? Wie konnte ich ihm nur so ein Geständnis gegenüber bringen. Das hatte alles ruiniert. Warum hatte ich mich nicht auf dieses Techtelmechtel eingelassen und einfach abgewartet bis mehr draus geworden wäre? Mein Stolz verbat es mir. Dieser blöde Stolz machte immer alles zunichte! Ich konnte ihm so nicht mehr gegenüber treten, nun musste ich mich mit etwas anderem ablenken. Ich zog mir ein frisches Outfit an, wusch mein Gesicht und ging einfach drauflos. Zumindest hatte ich mir den Weg aus dem Gebäude merken können und wie ich zu meinem Zimmer kam. Ich setzte mich in mein Auto und fuhr durch die Gegend. Irgendwohin und Nirgendwohin. Ich konnte mich nicht ablenken, meine Gedanken waren nur bei ihm und bei niemand anderem. Ich kam zu dem einzig wahren Eingeständnis.

Ich liebte ihn.

Unausweichlich und bedingungslos. Ja, das war bedingungslose Liebe. Mir war egal, dass er ein Massenmörder war, dass er manchmal gefühlskalt schien und böse. Ich wusste wie er wirklich war: Harte Schale, weicher Kern. Ich öffnete ihm andere Welten und er mir. Wir ergänzten uns perfekt. Aber würde er dies jemals einsehen. Dessen war ich mir nicht sicher.

Um ein anderes Thema aufzugreifen, spezialisierte ich mich einfach auf den Gedanken um Kudo, dem FBI und den Undercover-Einsätzen. Dieser Akai Shuichi hatte also auch schon Undercover bei ihnen mitgemacht. Sogar als der Partner von Gin. Sehr mysteriös. Gin.. nachdem ich so geflohen war, was sollte er von mir denken.

In meiner Manteltasche vibrierte es. Ich zog mein Mobiltelefon hervor und nahm das Gespräch auf Freisprechfunktion an: „Ja?“

„Guten Morgen, Vine. Hier spricht Vermouth. Würdest du mir bitte verraten wo du steckst?! Schon komisch, wenn ein neues Mitglied Hals über Kopf aus dem Hauptquartier stürmt ohne etwas zu sagen, wohin des Weges!“

„Frag doch einfach Gin das nächste Mal. Immerhin ist er mein Partner“, bedeute ich grinsend, weil es mich amüsierte was sie für einen Aufstand machte.

„Wie du dir vorstellen kannst, hatte ich das als Erstes getan. Jedoch konnte er mir nur sagen, dass du vorher bei ihm warst um etwas zu besprechen und dann ohne Ankündigung raus ranntest ohne ein weiteres Wort“, erzählte sie.

„Ich hatte private Gründe und musste alleine sein um nachdenken zu können. Also ging ich, stieg in mein Auto und fuhr sinnlos umher, was ich auch jetzt noch tue. Wenn ihr damit ein Problem habt, kann ich auch gerne kehrt machen und wieder zurück fahren.“ Ich wechselte driftend auf die Gegenfahrbahn um wieder in die andere Richtung fahren zu können. Vermouth bekam das Hupen der genervten Autofahrer und das Quietschen meiner Reifen mit und posaunte: „Gin ist schon los gefahren um dich zu suchen. Da du die Straßenseite wohl merklich schon gewechselt hast schlage ich vor, dass du zurückkommst und ich kontaktiere derweil Gin. Wir treffen uns vor dem Haupteingang. Beeil dich!“

„Alles klar“, augenblicklich beschleunigte ich die Drehzahl und schaltete in den 4. und danach in den 5. Gang. Sie legte auf und ich nahm das Handy von der Freisprechvorrichtung hinunter, zündete mir eine Zigarette an. Ob ich wohl großen Ärger bekommen würde? Es war schon fast wie eine Versammlung als ich durch das Eisentor trat. Vermouth, Gin, Chianti, Korn, Vodka und ein Fremder namens Campari waren da. Vodka bedrohte mich mit einer Pistole und die beiden Scharfschützen mit ihren Waffen.

Abwehrend hob ich die Hände: „Hey, hey. Ich habe kein Verbrechen begangen, also was soll dieser Tumult?“ Nun zückte auch Gin seine Waffe: „Es war dein größter Fehler zu denken, dass du uns reinlegen könntest Vine! Dein nächster war es dich darauf so extrem an mich ranzumachen und zu guter Letzt war es falsch von dir uns direkt mit der Nase auf die Leute zu stupsen, die eingeweiht waren. Du verdammtes Miststück! Am liebsten würde ich dich sofort abknallen, aber ich habe da noch eine letzte Frage.“

Er entsicherte seine Waffe, lud sie und schloss aggressiv seinen Zeigefinger um den Abzug: „Warum hast du uns deine Freunde ausgeliefert?“ Ich war perplex. Das war das Letzte mit dem ich jemals gerechnet hätte. Ich war so schnell entlarvt worden, wie es eigentlich nur dem dümmsten Mensch der Welt hätte passieren dürfen.

„Nein. Ich tat es nicht wegen der Tarnung, sondern weil ich sie ausschalten wollte. Alle die wussten, was für einen Trick ich benutzte um euch endlich zu finden und auch alle die wussten, dass ihr existiert. Die Überlebenden. Verdammt! Ihr kennt doch meine Vorgeschichte und wisst, dass ich nur hier bin wegen meiner Eltern um die Tradition unserer Familie fortzusetzen. Ich traf das FBI zufällig und sie wollten, dass ich für sie als NOC arbeite. Der einzige Grund weshalb ich ihnen zustimmte war, weil ich niemals sonst an euch rangekommen wäre, euch gefunden hätte. Ich hatte niemals vor mit dem FBI zu kooperieren. Es war von Anfang an mein Ziel nur bei euch mitzumachen, egal um welchen Preis!“

Gin nahm seine Waffe runter und starrte mich entsetzt, missmutig und enttäuscht an. Vodka und die Scharfschützen taten es ihm gleich.

„Danke für das Geständnis. Du hast es uns leichter gemacht, als wir dachten. Ich hatte mich so darauf gefreut dich zu quälen, aber wer hätte das gedacht“, schallte Chianti.

„Was?!“, schrie ich aus voller Kehle hervor. Das war alles nur inszeniert gewesen, um mich aus der Reserve zu locken? Erschrocken starrte ich Gin an, der mich nur kopfschüttelnd mit seinem kalten Blick durchbohrte: „Dachtest du, ich hätte dir auch nur für eine Sekunde die Geschichte mit den Schlussfolgerungen geglaubt?! Ich wusste direkt was für ein Spiel hinter der Fassade los ist. Ich verfüge über mehr als nur sehr gute Menschenkenntnis, Vine!“

Ängstlich aber auch ärgerlich schaute ich immer noch vom Einen zum Anderen: „Aber ich habe euch zu keinem Zeitpunkt verraten, das müsst ihr mit glauben!“ Meine Stimme versagte allmählich schon vor Frustration und Panik.

„Das wissen wir. Immerhin warst du rund um die Uhr verwanzt und du warst von Anfang an ein Augenmerk, weshalb dir spezielle Überwachungen zuteil wurden“, erläuterte Vermouth. „Was jetzt?! Killen wir sie jetzt oder nicht?!“; ungeduldig schaute Chianti zu Gin.

„Nein, noch nicht. Vermouth begleite sie nach oben. Vodka, wir fahren zu Sherry und…“

„Halt! Ich glaube du solltest Vine mit zu Sherry, Kudo und den anderen mitnehmen. Das sollte ihr eine Lektion erteilen mit unseren mangelnden Informationen zu spielen.“ Cognac trat aus dem Schatten hervor. „Aber Boss…“ „Sei still, Gin! Das war ein Befehl. Außerdem wären doch die Blicke derer, die Vine kannten und hier einschleusten zu schön. Sie sollten nicht unwissend sterben. Chianti, Korn: Ihr gebt ihnen Rückendeckung, falls etwas schief läuft und ihr sie allesamt abmurksen könnt.“ „Zu Befehl, Boss!“, nickte Gin, nahm mich am Arm mit zu seinem Auto.

Der Tod eines FBI Agenten

Als wir im Auto saßen, hielt auch er inne und wand sich mir zu: „Entschuldige, aber das musste sein. So ist eben unsere Verhörtechnik. Ich weiß wie das ist, da vorne zu stehen, aber wir mussten dich eben mal ordentlich in die Mangel nehmen.“

Ich schaute ihn an und auf einmal war alles Schlimme an der Situation verblasst. Sein aufgetauter Blick ließ mich wie Butter dahin schmelzen. Er nahm mich in den Arm und flüsterte: „Ach und zu dem Thema von vorhin hast du mich ja auch noch nichts sagen lassen. Was wäre denn, wenn ich auch kein Techtelmechtel oder Ähnliches mit dir wollte. Ich will, dass du meine feste Freundin bist, dass wir eine richtige Beziehung führen und keine halben Sachen!“

War das der Schock oder die Freude die mir Schwindel und Übelkeit bereiteten. Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte noch meinen Kopf gegen die Sitzlehne prallen bevor ich das Bewusstsein verlor.

„Vine, komm schon wach auf!“

„Da hast du dir mal wieder eine schöne Bescherung ausgesucht, Gin!“

„Halt die Klappe, Chianti! Oder willst du neuerdings mal eine Kugel zwischen deine Augen bekommen!“

„Hört auf zu zanken. Ich glaube sie kommt zu sich“, vernahm ich als Letztes Vermouths Stimme. Ich blinzelte langsam mit den Augen bevor ich sie ganz öffnete. Ich lag in dem Bett in meinem Zimmer im Hauptquartier und an meiner rechten Hand hatte ich eine Infusion angeschlossen. Ich nahm die Maske für die künstliche Beatmung ab: „Was ist passiert?“

Chianti lachte: „Du Weichei bist umgekippt nach unserem Verhör und wegen dir mussten wir das Massaker mit Kudo und Sherry vertagen!“

„Nein! Warum habt ihr das nicht einfach ohne mich gemacht?“, schimpfte ich.

„Weil wir damit die Anweisungen des Bosses missachtet hätten“, antwortete Vermouth.

„Oh!“, diese strenge Handhabung, wie welche Mission ausgeführt werden soll, hatte ich vollkommen vergessen.

„Wir warten ab, bis du wieder fit bist und dann geht’s los“, meinte Gin.

„Oder drückst du dich dann irgendwie wieder“, beschuldigte Chianti mich. So langsam aber sicher bekam ich wirklich das Gefühl, dass diese Frau mich nicht leiden konnte.

„Darüber mach dir mal keine Gedanken“, giftete ich sie an.

„Immer mit der Ruhe. Kurier dich aus, dann sehen wir weiter. Komm, Chianti! Schlaf fördert die Heilung. Wir gehen!“, befahl Vermouth. Die Scharfschützin funkelte mich noch böse an und ging dann. Gin und Vodka blieben alleine da.

„Wie fühlst du dich?“, fragte mein Partner. Ich setzte mich einigermaßen auf und polsterte meinen Rücken mit den Kissen aus: „Ja, es geht. Kannst du mir was zu trinken holen?“ Er schaute Vodka auffordernd an, der darauf hinaus ging, mit einem Glas und einer Flasche Wasser zurück kam. Ich nahm sie entgegen und schenkte mir ein. Nach dem Trinken stellte ich Beides auf den Nachttisch.

„Bist du sicher, dass du keine Skrupel haben wirst sie zu töten?“

Lächelnd antwortete ich: „Nein. Ich habe es doch erklärt, Gin. Ich werde alle aus dem Weg räumen, die meine Arbeit hier in Frage stellen oder gar verhindern könnten.“ Er legte seinen Kopf schief und prüfte mich mit zusammen gekniffenen Augen.

„Oh! Die Wunde unter deinem linken Auge war vorhin aber noch nicht!“, fiel mir auf.

Er fasste mit seiner Fingerkuppe darauf: „Scheiß FBI!“

„Willst du darüber reden?“

„Nein, ich habe es demnächst erledigt. Kir trifft sich heute Abend mit diesem Bastard und hat den Auftrag ihn abzumurksen. Hm.. ich verdächtige sie für das FBI zu arbeiten. ich bin arg auf die Reaktion von ihr gespannt.“

„Aber das war ein Streifschuss oder?“, ich streckte meinen Arm aus und strich mit meiner Hand über sie. Er schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Darauf nahm er meine Hand und legte sie zurück in meinen Schoß: „Ja, in der Annahme liegst du richtig. Möchtest du heute Abend mitkommen?“ Ich frage dann den Arzt, wie es um deinen Gesundheitszustand steht.“ Er ließ seine Hand auf meiner ruhen und streichelte sie.

„Ja, das wäre in Ordnung.“

„Vodka! Holst du bitte den Arzt!“, befahl Gin.

„Zu Befehl, Boss!“, ging er davon. Der Langhaarige setzte sich auf die Bettkante und beugte sich zu mir runter, sodass er mir ins Ohr flüstern konnte: „Und danach können wir einen gemütlichen Abend in unserem Zimmer verbringen.“

Als er zurück rückte, lächelte er mich glücklich an. Ich schenkte ihm auch ein Lächeln. Hatte er gerade „unser“ Zimmer gesagt? Teilten wir uns das Zimmer jetzt schon fest?! Sodann kam Vodka mit dem Doktor herbei.

„So, Vine. Wie fühlst du dich?“ Er schaute von mir auf das Klemmbrett in seiner Hand.

„Besser.“

„Ich denke, wir können die Schläuche entfernen. Ich rate dir nur viel zu trinken und heut Abend erst mal nicht tanzen zu gehen. Gin, setz sie nicht so viel Stress und Druck aus. Die Mission könnt ihr dann frühestens in zwei Tagen erledigen.“ Er machte mich von den Schläuchen los und ich stand langsam auf, zumindest setzte ich mich auf die Bettkante, wo bisher Gin gesessen hatte. Dieser prüfte mich mit einem bedächtigen Blick. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, worauf er mir hoch half und ich mich auf ihn stützen konnte. Wir gingen in sein Zimmer, wo ich mich aufs Bett setzte. Er reichte mir meine Browning 9 mm Halbautomatik mit dem Gurt, während er sagte: „Nur zur Sicherheit, falls ich dich mal wieder für eine Sekunde nicht beschützen kann.“

Ich nickte verständlich. Darauf machten wir uns auf den Weg zu seinem Porsche. Unterwegs rief er Vodka an, sagte ihm, dass er auch zum Auto kommen sollte. Angekommen setzte ich mich auf die Rückbank, damit Vodka vorne hin konnte. Ich steckte mir eine Zigarette an und fragte, wo genau wir hinfuhren. Gin erläuterte, dass ich schon sehen würde, wohin die Reise geht. Er fuhr los und ich machte es mir hinten gemütlich. Wir blieben an einem Abhang stehen, worauf Gin begann einen tragbaren Fernseher aufzubauen und sich einen Stöpsel ins Ohr steckte. Auf dem Fernsehgerät konnte man sehen, was die Frau auf dem Berg gegenüber sah.

„Kir, hörst du mich?“

„Ja, Boss.“

Ihre Worte konnte ich laut und deutlich hören.

„Ist er schon da?“

„Nein, noch nicht, Boss.“

So warteten wir eine Weile bis Kir sich erneut meldete: „Er kommt.“

Ein schwarzer Chevrolet Pick-up hielt gegenüber von ihr. Akai Shuichi stieg aus dem Wagen und stellte sich vor ihn, sodass er sich an ihn lehnen konnte. Ich lehnte mich nach vorne um besser sehen zu können.

„Ich bin vorhin schon mal vorbei gefahren, um die Lage zu checken.“

„Und was hat deine Überprüfung ergeben? Sind wir auch wirklich allein?“, fragte sie ihn.

Er blickte sich nochmals um: „Ja.“

Sie zog ihre Pistole: „Da du ein Feind, Verräter unserer Reihen bist. Muss ich dich leider vernichten.“

Akai drehte sich von ihr weg, sodass er wahrscheinlich uns oder zumindest Gins Auto sehen konnte.

„Gin… Das es so weit kommt.“

Sie schoss ihm in den Brustkorb, worauf er auf keuchte und sich die Wunde haltend in die Knie ging. Meine Nebenmänner fingen an zu Grinsen.

„Bring es zu Ende, Kir!“, befahl Gin.

„Ich habe seine Lunge durchschossen. Er hat sowieso nicht länger als 30 Minuten zu leben!“, weigerte sie sich.

„Durch den Kopf! Los jetzt!“

Akai schaute sie mit einem zugekniffenen Auge an.

Sie ging auf ihn zu, setzte die Waffe an: „Ich bin selbst verwundert, dass es so einfach ist.“ Dann betätigte sie den Abzug. Akai’s Körper wurde vom Druck leicht nach hinten geworfen, bis er endgültig am Boden lag. Kurz darauf hörte man Polizeisirenen näher kommen.

„Es scheint ein Unfall in der Nähe passiert zu sein“, grummelte Vodka.

„Räum auf und verschwinde!“, befahl Gin ihr. Sie legte die Leiche ins Auto und einen Sprengkörper hinzu. Gin kapselte die Verbindung und räumte die technischen Geräte zusammen. Danach fuhren wir auf ein verlassenes Fabrikgelände, wo wir warteten. Wahrscheinlich auf Kir. Ein Sportwagen, in dem Chianti und Korn saßen, fuhr an und parkte neben uns. Anschließend kam auch Kir angefahren und übergab Gin direkt die Verkabelung.

„Gut gemacht. Geh jetzt, Anukata wird dich weiterhin kontaktieren“, forderte Gin und Kir fuhr direkt wieder.

„Was gibt’s Gin?“, fragte Chianti.

„Tötet sie! Ich überlasse alles euch, da man sich schon immer auf eure Arbeit verlassen konnte“, grinste er unverhohlen bei seinen Worten. Chianti’s Freude war unbegrenzt: „Alles klar, Boss!“

„Kommst du mit?“, fragte Korn.

„Nein, das schafft ihr auch alleine. Aber wir halten Kontakt“, Gin tippte auf die technischen Geräte. Wir fuhren ohne weitere Ankündigung.

„Sekt?“, fragte Vodka.

„Ganz recht. Das muss gefeiert werden!“, lachte der andere Mann im Auto. Im Hauptquartier angekommen, gingen wir in einen Aufenthaltsraum.

„Und ward ihr erfolgreich?“, fragte jemand.

„Und wie!“

„Hey! Seht euch die Nachrichten an!“, rief ein anderer, der in einer gemütlichen Sofaecke saß. Wir gingen zu ihm. Eine Reporterin berichtete über eine Explosion eines Autos und die darin befindliche, nicht identifizierbare Leiche. Dass Polizisten auf dem Weg zu einem Autounfall gerade daran vorbeifuhren und das Auto vor ihren Augen explodierte.

Gin schlang seine Arme von hinten um meinen Oberkörper und flüsterte: „Wir sind gut, nicht wahr?“

Ich drehte meinen Kopf leicht: „Hm… Wenn du mitwirkst, kann die Mission nur gut laufen.“

„Schleimer“, er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Vodka stieß wieder zu uns: „Ich habe bestellt. Die geile Schnecke an der Theke bring sie gleich.“

Ich schnalzte mit der Zunge: „Schlimm, eine ungehobelte und vulgäre Sprache habt ihr zwei.“

„Eifersüchtig? Keine Angst, du bist meine einzige, persönliche geile Schnecke“, lächelte Gin.

„Das möchte ich aber auch hoffen. Die Schlampe soll mir mal über den Weg laufen!“, klopfte während des Satzes auf die Stelle, wo meine Pistole ruhte. Er grinste hämisch und drehte sich Richtung Bartresen: „Los Vodka, schnapp sie dir!“

„Ach Quatsch!“

„Und was würdest du tun, wenn das ein Befehl war?“

„Das ist nicht lustig, großer Bruder!“

Ich lächelte bei den Worten: „Oh wie süß! Darf ich dich auch „großer Bruder“ nennen?“

„Alles nur das nicht!“, keuchte er geschockt.

„Na gut, wenn du sagst alles, wie wäre es mit „Hase“ oder „Honigkuchenpferd“?“, scherzte ich. Gin drehte mich um und schenkte mir einen Todesblick.

„Na dann eben nicht. Aber „Schatz“?“, schmollte ich bettelnd. Seine Gesichtszüge änderten sich zu einem warmen Lächeln doch er schüttelte immer noch den Kopf. Er zog mich wieder an sich und legte einen Arm um meine Hüfte.

„Da kommt sie doch. Los Vodka! Fass!“, lachte Gin ihn schubsend.

„Ihr benehmt euch wie zwei kleine Kinder!“, schimpfte ich.

„Nicht ich! Er!“, verteidigte der Kleine sich.

Ich schaute meinen Hintermann an: „Wenn es nur er ist, muss ich mich verbessern. Eher wie ein pubertierender Jugendlicher.“ Ich lachte. Er stupste mich feindlich an. Die Kellnerin kam und servierte auf einem Tisch neben uns den Sekt, worauf wir uns an ihn setzten. Vodka schaute sie begierig an.

„Ist was?“, fragte sie, als sie es wohl auch bemerkt hatte.

„Du kannst später mal auf mein Zimmer kommen, Kleine“, flirtete dieser.

„Ähm, aber…“

„Das war ein Befehl!“, fauchte Gin.

„Zu Befehl!“, gehorsam verbeugte sie sich und ging.

„Hey!“, beschwerte ich mich bei meinem Nebenmann.

„Entschuldige, aber irgendwie muss man dem armen Kleinen auch mal zu was verhelfen!“, verteidigte er sich. Ich tauschte einen bösen Blick mit dem schwarzen, weißhaarigen Engel neben mir.

„Das hätte er bestimmt auch alleine hingekriegt ohne sie zu verschrecken!“

„Nein.“

„Gin!“, ich haute ihn leicht auf den Oberschenkel. Er nahm meine Hand: „Weißt du eigentlich was für Konsequenzen es haben kann einen Vorgesetzten zu schlagen?!“ „Soll ich nochmal?“

„Vine!“, knurrte er.

„Willst du mich schon wieder vor irgendwas oder irgendwem beschützen?“

„Ja, vor meiner unbändigen Wut und vor 200 Waffen, die sich möglicherweise auf dich richten könnten.“

„So viele sind hier noch nicht einmal anwesend!“

„Vine!“

„Ja, entschuldige. Ich mach es nie wieder!“, motzte ich eingeschnappt.

Nun mischte sich auch Vodka ein: „Immerhin wissen noch nicht alle, was ihr für ein Verhältnis zueinander habt. Außerdem sind unsere Drecksarbeiter sehr loyal.“

„Das heißt alle beschützen den Vorgesetzten?“, fragte ich, eher rhetorisch als ernst gemeint. Gin nickte, drehte mein Gesicht zu sich, indem er es zwischen beide Hände nahm: „Und wenn uns jemand sehen sollte, würden sie nur denken, dass du mein neues Spielzeug wärst.“

„Deine neue Sherry!“, verbesserte ich ihn.

Er ließ seine Hände sinken: „Hör auf dich mit ihr zu vergleichen! Sonst kotz ich gleich, wenn ich selbst noch an sie denken muss, wenn ich dich anschaue.“

„Oh, armer Schatz“, nun legte ich meine Hände an seine Wangen und küsste ihn. Auch er legte einen Arm um meinen Nacken. Wir verweilten längere Zeit so, bis Vodka sich räusperte. Also beließen wir es erstmals bei dieser Weile.

„Es würde mir und wahrscheinlich vielen Anderen hier sehr obliegen, wenn ihr das auf euer alleiniges Zusammensein beschränkt“, meinte er sodann.

„Lasst uns anstoßen“, nahm Gin die Flasche und ließ den Deckel fliegen.

„Macht nur, ich gehe dann mal auf mein Spielzeug in meinem Zimmer warten.“ „Sollte was nicht klappen, sag ich befahl es.“ Also blieben er und ich alleine zurück. Er schenkte uns Sekt ein und wir stießen an.

„Auf uns“, schaute er mir tief in die Augen und streichelte mit seiner über meine Nase.

„Auf den Tod von Akai Shuichi!“, berichtigte ich. Wir tranken gemütlich mehrere Schlucke, bis die nächste Person an unserem Tisch anrückte. Vermouth setzte sich zu uns und bediente sich auch eines Gläschen Sekts.

„Eine Fliege tot, fehlen nur noch alle anderen“, lächelte sie genüsslich.

„Wir haben schon den nächsten großen Schritt gewagt und darauf folgt ein weiterer Großer. Endlich habe ich sie gefunden und kann sie ausschalten. Darauf freue ich mich um ein 5-faches mehr, als auf den Tod von Akai Shuichi.“

„Also habt ihr morgen wieder einen Grund eine neue Flasche Sekt aufzumachen, Gin“, lachte sie.

„So ist es. Jedoch werden wir die Operation erst übermorgen durchführen, um Vine‘s Gesundheit Willen.“ Vermouth nickte verständlich und schaute mich an: „Und du, schwaches Mädchen. Kannst wohl wieder rumlaufen und andern Menschen beim Töten zuschauen. War es gut? War ja dein erstes Mal, dass du einen anderen Menschen sterben hast sehen, oder?“

Ich nickte: „Ja, aber ich freute mich darüber. Wer den Tod verdient hat, hat ihn eben verdient.“ Nach dem Ende meines Satzes zuckte ich zusammen, da mein Handy in meiner Tasche begann zu vibrieren. Ich nahm es heraus und sah, dass keine Nummer angezeigt wurde.

„Ja?“

„Hallo, spreche ich mich Frau Telia Shiro?“ Ich hob meine Hand um Gin ein beruhigendes und abwehrendes Zeichen zu geben, worauf ich aufstand und auf den Flur ging.

„Ja, ganz recht. Was kann ich für sie tun?“

„Ich habe einen Auftrag für sie. Sie sind doch Detektivin.“

„Ja. Worum geht es?“, antwortete ich gelassen.

„Ich verdächtige meinen Mann fremdzugehen, sie müssen herausfinden, ob dem wirklich so ist.“

„Das tut mir Leid für sie, aber ich habe momentan keine Zeit für einen neuen Fall, da ich selbst Privat sehr beschäftigt bin. Aber ich kann sie gerne an jemanden weiter vermitteln. Sein Name ist Kogoro Mori, er wohnt ebenfalls in Beika, seine Detektei ist kaum zu verfehlen. Ich wünsche Ihnen viel Glück und weiterhin alles Gute. Hoffentlich stellt sich das nur als Vermutung heraus. Tschüss.“ Ich legte auf und ging wieder zurück.

„Wer war das?“, fragte Gin.

„Nur eine neue Klientin. Ich habe aber abgelehnt.“ Prüfend schauten mich beide an. „Viele von uns führen ein Doppelleben und haben sich zwei verschiedene Persönlichkeiten und Lebensstile aufgebaut. Das kannst du gerne auch tun. Wenn du willst, führe dein Leben als Detektivin weiter, solange es uns nicht in die Quere kommt und du mit dem Druck zu Recht kommst“, schlug Vermouth vor.

Doppelleben

„Ein Doppelleben also? Ja, das könnte vielleicht auch interessant sein.“

„Vine. Übernimm dich nicht!“, warnte Gin mich und fuhr sofort fort: „Am Anfang ist es am Besten es erst mal nur bei der Organisation zu belassen. Der kleinste Fehler kann zum Tode führen. Du brauchst dich nur mit einem Wort zu versprechen.“

„Du machst dir zu viele Gedanken. Ich schaffe das.“

„Nein!“, weigerte er sich konsequent mir das zu gewähren.

„Ich bin eine starke Frau!“

„Ja, das hat man nach dem Verhör gemerkt!“ „Jetzt lass mich meine Entscheidungen selbst treffen!“

„Nicht solange ich der Boss bin und ich verbiete es dir!“

Perplex schaute ich ihn an und am liebsten hätte ich ihm für diese Worte eine Ohrfeige verpasst, aber wie er vorhin schon bemerkt hatte, könnte das vermutlich schlimmere Konsequenzen haben, als ich ahnte. „Na gut, wenn du es so willst“, darauf ging ich, um ihm zu beweisen, wie stark ich sein konnte und packte meine Sachen zusammen, zumindest bis auf einen Gewissen teil und fuhr fort. Gewisser weise fuhr ich nur zu meiner Wohnung in Beika zurück und richtete mich dort wieder halbwegs mit meinen Klamotten ein. Ich ließ einen Teil der Klamotten im Hauptquartier, denn ich würde wahrscheinlich bald wieder zurückkehren, wenn auch nur für eine Nacht. Ich beschloss von nun an wieder in meiner Wohnung zu hausen und nur noch ab und an bei Gin und dessen Heim zu verweilen. Ich wollte wieder eigenständiger werden und nicht nur auf das Geschwafel eines Mannes hören müssen. Deshalb hätte ich mich auch nie in einer größeren Firma oder einem Büro zu Recht gefunden. Ich hatte die Bevormundschaften irgendwelcher Leute noch nie leiden können.

Außerdem würde ich Gin erst wieder vollständig Gehör schenken, wenn er sich bei mir für diese Worte entschuldigte. Was fiel ihm ein mich derart zu unterbieten. Von Seiten der Organisation war er mein Boss, ja. Aber er hatte ein wenig übertrieben, mit seiner „ich-pass-auf-dich-auf“ Masche.

Das machte mich wütend.

Mein Mobiltelefon vibrierte erneut, ich zog es hervor und hätte es beinahe wieder fallen lassen, vor Jähzorn. ich nahm das Gespräch genervt an: „Ja?“ „Telia, was ist los. Ich dachte eigentlich du würdest dich melden! Warum hast du dich nicht gemeldet?! Shu ist tot! Wegen euch und Mizunashi Rena! Könntest du mir wenigstens mal davon erzählen, was das alles soll?“

Das FBI hatte mir gerade noch gefehlt. Wenn jetzt Gin hereinkam war ich zum Sterben verdammt.

„Rufen Sie mich nie wieder an. Übrigens übermorgen kommen wir uns den kleinen Conan und Ai Haibara holen und vielleicht noch Mori, Agasa und alle anderen. Die Organisation weiß Bescheid. Treffen sie die Vorbereitungen die sie können, wir werden einen Ausweg finden. Wir finden immer einen Weg zu unseren Opfern und übermorgen werden sie mindestens 2 Leichen auf dem Tisch liegen haben. Viel Vergnügen beim Kopfzerbrechen!“ Ich beendete das Gespräch und setzte mich an meinen Esstisch.

Mein Magen knurrte. Ich hatte den Hunger verdrängt, den ich hatte. Das alles nur weil die Organisation mir so viel Sorgen bereitete. Nein, keine Sorgen. Stress. Ich nahm mein Handy in die Hand und rief Gin an. Der ging nur ran mit den Worten: „Mach die Tür auf. Ich weiß genau, dass du da drin bist.“ Ich legte auf und öffnete die Haustür.

Er drückte mir eine Waffe an die Kehle: „Wenn du noch einmal wegrennst, dann schwör ich dir, dass es das letzte Mal sein wird!“ Ich ging langsam rückwärts und er schlug die Tür hinter sich zu.

„Gin… Ganz ruhig. Ich habe nichts getan was ich bereuen sollte und du wirst auch nichts tun, was du bereuen könntest. Oder?“

„Genau dasselbe „oder“ könnte ich dir auch stellen!“, knurrte er.

An seinen Gesichtszügen und seiner Stimme erkannte ich, dass er ernsthaft gereizt war. „Mit wem hast du gerade telefoniert, Vine!“

„Ich kann nichts dafür! Sie hat mich angerufen! Ich habe nichts Falsches gesagt!“ „Außer vielleicht, dass wir Kudo und Sherry umbringen wollen, dass sie sich vorbereiten können?! Wage es nicht mich für dumm verkaufen zu können, Telia.“

Da war es. Mein ausgesprochener richtiger Name, aus seinem Munde. Dieser tiefe Schmerz, wie sich der Lauf seiner Pistole an meine Kehle senkte. Ich sank zu Boden. Er hielt mich am Arm fest: „Bleib verdammt noch mal stehen!“

„Gin! Bist du schizophren oder was!?", fauchte ich, während ich mich aufrappelte. Auch noch frech werden oder was!?" „Du nervst, verschwinde!", ich hielt die Haustür auf.

„Soll mir recht sein. Melde dich!", er kehrte zur Tür zurück und steckte seine Waffe ein. Auf der Türschwelle hielt er inne und murmelte: "Pass auf dich auf, Süße." Damit ging er und ich schloss die Tür, rutschte mit meinem Rücken entlang an ihr runter bis ich auf dem Boden saß. Ich stützte meine Ellbogen auf meinen Knien ab, sodass ich meine Hände in meinem Haar vergraben konnte. Was hatte er denn für Probleme? Anstatt ein Doppelleben zu führen, war er Zwie gespalten. Ich hatte Kopfschmerzen und ein leises Summen in den Ohren. Erstmals brauchte ich jetzt eine gute Mütze Schlaf, so stand ich auf und ließ mich auf meine Couch fallen, wo ich für mehrere Stunden verharrte. Es war schon mitten in der Nacht, als ich meine Augen wieder öffnete.

Schwankend ging ich in die Küche und brühte mir einen Kaffee. Das war natürlich typisch für mich. Mitten in der Nacht aufzustehen und Kaffee zu kochen.

Mit dem Getränk setzte ich mich an meinen Esstisch. Der Schlaf hatte seinen Sinn und Zweck erfüllt, ich konnte endlich wieder klar denken!! Meine Hände beschäftigten sich spielerisch mit meinem Mobiltelefon. Wenn Jodie mich nicht anrufen durfte, rief ich sie eben an. Selbst wenn hier irgendwo eine Wanze versteckt sein sollte, es interessierte mich nicht. Eigentlich wollte ich nur irgendjemanden haben mit dem ich über alles reden konnte. Ich war genauso wie Kudo immer die typische Einzelgängerin gewesen, aber jeder brauchte doch manchmal jemanden mit dem er reden konnte. Ich machte mir das Radio an, um zur Musik ein bisschen runter zu kommen.

Leider half mir dies nicht wirklich viel.

Ich war immer noch müde. Selbst wenn ich schon Literweise schwarzen Kaffee verschlungen hatte.

So rief ich Jodie an. Sie meldete sich mit einem müden "Ja?"

„Hey, ich bin‘s. Ich bin nun allein und kann offen reden. Ich glaube auch nicht, dass ich verwanzt bin und wenn, es ist nichts Schlimmes über was ich mit dir rede."

„Was ist los? Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?", fragte sie mich besorgt.

Ich lächelte leicht, auch wenn sie es nicht sehen konnte: "Mir geht es gut. Es ist eigentlich nichts Schlimmes passiert. Ich brauche nur mal jemanden zum Reden."

„Ja, das ist in Ordnung. Du hast erzählt sie wollen morgen Kudo und Ai umbringen. Wie kommst du darauf und wir kommen sie darauf, dass ihre wahren Identitäten eigentlich 10 Jahre älter als sie selbst sind?"

„Ich musste mich beweisen, es tut mir Leid, Jodie."

„Telia! Ich hätte dich da nie rein schicken sollen. Du verdammte Verräterin!"

„Hören sie zu. Ich bin keine Verräterin, ich hätte ihnen von Anfang an sagen können, dass wenn sie mich da rein schicken, ich höchst wahrscheinlich für ein Leben bei ihnen entscheide und nicht als Noc! Mein Zuhause ist nun bei Ihnen", antworte ich lauthals.

„Weißt du eigentlich was du gerade da sagst? Weißt du was es bedeutet sein ganzes Leben bei diesen Schweinen zu verbringen. Telia! Sie haben Shu umgebracht und Rena ist auch bald dran!"

„Ich passe auf mich auf und außerdem solange ich nicht für euch arbeite, können sie mir gar nichts!"

„Was soll das heißen, solange du nicht für uns arbeitest!?"

„Ich drücke mich mal anders aus, ich habe nie für euch gearbeitet. Ich habe euch nur benutzt um hier rein zu kommen. Tja wer hat nun den längeren Hebel. Ihr könnt uns nicht vernichten. Wir sind zu stark und einflussreich."

Ich legte auf. Das war genug um ihnen noch mehr Angst zu machen und meine Loyalität zu beweisen, falls sie mich belauschten. Nun beschloss ich zurück in die Organisation zu fahren und nochmal mit Gin zu sprechen.

Immerhin reichte es so langsam wie wir miteinander umgingen.

So fuhr ich zum Hauptquartier und ging in sein Zimmer, zumindest stürmte ich einfach so hinein. Ich dachte gar nicht daran zu klopfen, immerhin waren wir ja zusammen wenn auch nicht offiziell.

„Gin, ich muss mit dir reden!"

Perplex und mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an, als würde ich von einem anderen Planeten stammen.

Es dauerte einige Augenblicke bis er sich wieder gefasst hatte: „Was ist los, dass du einfach so Mitten in der Nacht in mein Zimmer stürmst, ohne eine Voranmeldung oder geschweige denn anzuklopfen. Hätte ich jetzt meine Pistole griffbereit gehabt, hätte das böse ausgehen können."

Ich nickte schmunzelnd und setzte mich neben ihn aufs Bett: „Ich weiß. Ich wollte mit dir nur nochmal auf das Ereignis von vorhin zurückkommen. Wie ich mich verhalte momentan mag wahrscheinlich nicht ganz richtig sein, ich möchte nur, dass du weißt, dass ich für die Organisation alles tun würde und mit dem Nebenjob bzw. Doppelleben möchte ich mir nur eine sichere Basis schaffen und nicht nur einseitig leben. Komm... führ das Doppelleben mit mir und sei fest mit mir zusammen."

Das war eine erstklassige Aufforderung und er wusste nicht, wie es ihm deutlich anzusehen war, was er dazu sagen sollte bzw. wie er reagieren sollte. Nun war er noch mehr durcheinander wie vorhin als ich in den Raum gestürmt war. Deshalb tat er mir auch Leid, aber die einzige Lösung schien mir ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen und ihm nur noch die Wahl zu lassen, mehr nicht. Keine neue Perspektive nur die Wahl zwischen zweien, die ich ihm aufgestellt hatte.

Das schien ihn klar und deutlich zu stören.

„Was stellst du dir darunter vor? Ein Doppelleben mit mir an deiner Seite! Was genau willst du tun, wenn wir einerseits unser eigenes Zuhause aufgebaut haben, aber im Hintergrund immer noch andauernd Leute umbringen?!"

„Das ist es nicht. Mir geht es nicht so sehr darum in zwei verschiedenen Welten zu leben. Ich möchte einfach nur Zweisamkeit mit dir genießen und Berufliches und Privates trennen. Meine Frage war nur, ob du mich wählst oder nicht. Willst du mich oder nicht?"

„Wenn es dich glücklich macht, wenn ich zusammen mit dir dieses Doppelleben haben soll, dann bin ich dabei. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich Berufliches und Privates trennen kann. Jedoch solltest du eins wissen, gerne gehe ich mit dir bis ans Ende der Welt. Solange du nur glücklich bist, tue ich fast alles. Ich möchte nur bei der Organisation bleiben und das musst du verstehen, weil es das ist was mich glücklich macht. Genauso toleriere ich das, was dich glücklich macht. Sollte dies ein gemeinsames Haus am Meer sein, dann teile ich es mit dir."

Ich sprang ihm um den Hals. Das waren die Worte die ich mir gewünscht hatte. Wenn er diese nun umsetzte, dann war ich wahrscheinlich die glücklichste Frau der Welt.

"Süße. Ich muss mich jetzt noch auf die morgige Mission vorbereiten, wenn es für dich in Ordnung ist, würdest du dann gehen?", er hauchte mir einen Kuss auf den Hals.

"Ich würde dir gerne dabei zuschauen. Ich lege mich nur ins Bett und verhalte mich ganz ruhig und warte nur darauf, dass du dich irgendwann zu mir legst."

So legte ich mich wirklich in sein Bett und murmelte mich in der Decke ein. Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn: „Na als ob ich mich da noch konzentrieren könnte."

„Dann tu es nicht."

„Wenn du nur wüsstest, was du von mir verlangst."

„Ich liebe dich."

Er stockte und wirkte wie zu Eis erstarrt.

Als ich bemerkte, was ich da gesagt hatte und wie er darauf reagierte, begann ich sofort mich zu rehabilitieren: „Entschuldige. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich habe nicht nachgedacht. Ich glaube ich gehe doch lieber."

Sofort legte er sich zu mir und schlang seine Arme um mich, drückte mich liebevoll und streichelte dann mit seiner Handfläche über meine Wange: „Nein, bleib. Ich liebe dich auch. Es ist nur so schwer für mich so etwas offen zuzugestehen. Weil ich sonst... du weißt es."

„Ja."

Vorbereitung zum Showdown

Er fing nicht an zu Arbeiten, blieb nur noch bei mir liegen und wollte mich nicht mehr loslassen, was mich auch nicht störte. Ich wollte gar nicht von ihm losgelassen werden und ihm ununterbrochen in die Augen schauen. Auch wenn er mir schon so oft weh getan hatte und wenn er manchmal nicht wusste was er mit mir oder anderen tat, wollte ich ihn auch nie wieder gehen lassen. Er sollte nun ganz alleine mein Mann sein und nie wieder weg gehen und ich würde ihn auch nie weg schicken, denn das war mein Glück, so glaubte ich es zumindest und wenn ich noch so viele andere Leben zerstören musste.

Das brachte meine Gedanken wieder auf den morgigen Tag, an dem ich so viele Menschen töten musste. Mit Sherry hatte ich kein Problem, sie kannte ich ja kaum und da ich wusste, dass sie schon was mit Gin hatte, würde es mir erst recht ein Vergnügen sein sie langsam und qualvoll hinzurichten. Jedoch war es bei Kudo so schwer die Überwindung zu finden. Jetzt redete ich mir noch ein, dass ich keine Skrupel hätte, aber was ist wenn er dann vor mir steht und mich nur mit seinen unschuldigen Augen anschaut. Um Sherry würde sich Gin wahrscheinlich selbst kümmern, denn in ihm waren so viele Gefühle für sie und gegen sie.

"Gin?"

"Hm?"

"Was ist wenn Sherry morgen vor dir steht und sie dich wieder will bzw. sie wieder in die Organisation kommen will. Was geschieht dann?"

"Nichts. Über was machst du dir Sorgen? Das ich wieder etwas mit ihr anfangen könnte? Das sie wieder in die Organisation kommen darf? Ach komm schon, das ist doch absurd, Kleine. Erstens ist sie eine Verräterin und denkst du ich werde mich dazu bringen lassen mit beschuldigt zu werden? Sie wird mich nicht rumkriegen, weil du die einzige Frau in meinem Leben bist. Aufgenommen werden würde sie sowieso nicht. Wer einmal der Organisation den Rücken zugekehrt hat, auf den steht die Todesstrafe. Hab keine Angst, ich kümmere mich um sie."

"Und was ist, wenn ich Skrupel hab jemand anderen umzubringen? Ich mein, wenn ich direkt vor demjenigen steh ist es nochmal etwas anderes, als wenn ich von weitem auf einen Knopf drücke. Was würde dann mit mir passieren?"

"Also entweder sie würden denken, dass man einen Schwächling nicht gebrauchen kann und dich hinrichten oder du würdest versetzt werden."

"Würdest du dich für mich einsetzen?"

"Dieses Mal lasse ich es nicht mehr zu einen Menschen zu verlieren, den ich liebe. Ich würde dich in Schutz nehmen und wenn das nichts bringen würde, können sie mich gerne mit dir töten."

"Du würdest mit mir in den Tod gehen?", verwundert, aber auch gerührt stiegen mir Tränen in die Augen.

"Was bringt es mir nun, wenn ich ohne dich weiter lebe? Dann würde alles nur noch aus töten und Hass bestehen. Ich habe auf dich gewartet und jetzt wo ich dich habe, werde ich alles mit dir tun. Ob ich jetzt mit dir lebe oder mit dir sterbe. Ich weiche nicht mehr von deiner Seite. Telia, ich liebe dich."

"Aber... Gin... warum willst du dein Leben wegen so jemanden wie mir aufgeben."

"Sch.. lass uns nicht weiter darüber sprechen. Lass uns ausruhen und morgen schauen wir dann weiter."

"Vielleicht konzentriere ich mich nur noch aufs Töten und denke gar nicht darüber nach, wer da eigentlich vor mir steht. Einfach nur zielen und den Abzug betätigen."

"Du sollst aber nicht zu einer Killermaschine wie ich werden, ja?", schäkert er.

"Ich pass auf mich auf, keine Angst. Und ein wenig Aggressivität im Blut kann auch nicht Schaden, dann ist die Chance, dass ich irgendwann mal einen Herzinfarkt bekomme sehr niedrig", scherze ich lachend und gebe ihm einen Kuss auf den Mund.

"Lass uns schlafen", erwidert er diesen und wir kuscheln uns in den Schlaf.
 

Es war der nächste Morgen und ich hörte durch das einen Spalt breit geöffnete Fenster die Vögel zwitschern. Achtlos streckte ich mich, dann zuckte ich durch das Grummeln meines Nebenmannes zusammen. Ich drehte mich vorsichtig zu ihm um. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und zog gerade die Decke ein Stück weiter über seine undbedeckten Schultern. Ich schlang meine Arme um ihm, richtete mich ein Stück auf um ihm einen Kuss auf seine Wange zu geben. Wieder grummelte er. Ich kicherte: "Na Schatzi, hast du gut geschlafen?"

"Hm.. lass mich noch ein bisschen weiter schlafen.. Ich bin müde."

"Soll ich dir Frühstück ans Bett bringen, mein mörderischer Gebieter."

Er lachte bösartig auf: "Ja so ein Spitzname gefällt mir." Er drehte sich um und küsste mich auch zaghaft auf den Mund. Seine Augen waren nur einen kleinen Spalt geöffnet und er hatte dunkle Schatten unter den Augen. So sah er noch gruseliger und angsteinflößender aus wie sonst. Also wenn ihn so seine Opfer sehen könnten, hätten sie wahrscheinlich um den Tod gebettelt. Komische und amüsante Vorstellung.

"Brauchst du ein wenig Make-Up, Schatzi. Du siehst aus als hättest du 3 Tage am Stück durchgemacht", schäkerte ich.

"Halt die Klappe! Ich geb dir gleich Make-Up! Na gut, wenn du es so willst. Lass uns eben aufstehen, aber wehe du nervst mich dann immer noch mit deinen Sprüchen."

"Oh ist meine Bösartigkeit etwa schlecht gelaunt. Nun denn, da muss ich wohl alleine ein Bad nehmen, ohne meine schlechtere Hälfte", witzelte ich weiter.

Er lachte wieder auf und schlang dann seine Arme um meine Taille, als würde er mich nicht gehen lassen wollen. Wahrscheinlich war dies auch so, aber er sagte kein Wort. Ihm hatte es im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen. Also so viel ich wusste hatte er gestern Abend nichts getrunken, also konnte er kaum einen Kater haben. Deshalb durfte ich ihn wohl oder übel weiter ärgern. Ich streifte seine Arme von mir ab und wiederholte: "Also ich gehe jetzt baden, wenn du willst, kannst du gerne mitkommen, die Wanne ist groß genug für dich Riesen und mich", lachte ich und stand auf.

"Ach willst du wirklich, dass ich dich schon zu so früher Zeit nackt sehe?"

"Wieso findest du diese Kurven nicht anbetungswürdig und würdest sie gerne mal unverhüllt sehen."

"Also ich möchte mir für sowas gerne mehr Zeit lassen."

"Seit wann so vernünftig, Boss?"

Ich glaube, ich fand diese Bossmasche nur halb so amüsant wie er, denn er konnte nicht aufhören zu Grinsen, immer wenn ich so mit ihm sprach. Naja im Grunde genommen war er ja auch mein Boss und es sprach nichts dagegen, dass ich so mit ihm sprach, nachdem ich ihn immerhin schon unzählige Male zur Strecke gemacht hatte und mehr als aufsässig war. Also man konnte mich kaum als einen Untertanen seiner selbst nennen.

"Nein, nein. Vernünftig nenne ich dies nicht. Aber ich möchte trotzdem warten, bevor wir noch mehr als Massenabschlachtung und Liebkosungen miteinander teilen. Verstehst du das, Zuckermaus?"

"Nein. Dann warten wir eben den heutigen Tag noch ab, der wird mich sowieso die meiste Energie kosten."

Er richtete sich auf dem Bett auf und ich blieb auf meiner Stelle daneben stehen. "Hör zu, Telia. Wenn du noch nicht reif für diese Mission bist, dann lass es mich alleine machen oder ich nehme mir Vermouth, Vodka oder irgendjemand anderen dazu. Du musst das nicht tun, wenn du es nicht kannst."

"Es bleibt keine Zeit für Gefühlsduseleien, Gin. Ich muss dafür bereit sein. Ich bin hier, weil ich hier sein möchte und wenn ich keine Leute umbringen kann, dann gehöre ich nicht hier her. Das hätte ich mir dann auch vorher überlegen sollen. Ich schaffe das, auch wenn es ein extremer Start ist, direkt seinen besten Freund umzubringen. Ich nehme an, du hattest bei deinem Anfang nicht so viele Probleme, Mister Killermaschine?"

"Oh doch und zwar mehr als du. Ich werde dir die Geschichte ein andres Mal erzählen. Sie gehört jetzt nicht hier her. Geh du ruhig schön baden, ich mache mich solange hier schon ein bisschen bereit."

So schlenderte ich ins Bad und anstatt zu baden, wie ich es eigentlich vorhatte, entschied ich mich nur für eine ordentliche Dusche. Denn das war wahrscheinlich weniger Zeitaufwendig.

Als ich aus dem Badezimmer hinaus kam, stand Gin schon bereit für als Nächstes hinein zu gehen: "Deine Waffe und Visitenkarte liegen auf dem Tisch. Ich nehme an, du möchtest noch in dein Zimmer gehen, dich fertig machen?" "Gold richtig. Ich komme dann wieder, sobald ich fertig bin." Er nickte und verschwand im Bad, während ich mich in meinem Zimmer umzog. Ich schlüpfte in eine dunkle Jeans und ein schwarzes tailliertes T-Shirt. Darüber meinen Waffengurt und abschließend eine schwarze ärmellose Weste mit Pelz an der Kapuze. Ich schmückte mich noch mit Accessoires und trug ein wenig Make-up und Wimperntusche auf. Dann ging ich zurück zu Gin.

Dieser stand mitten im Raum und zog gerade ein T-Shirt an. Sein Körper war mit seinen Mitte 30 wirklich anbetungswürdig. "Entschuldige, ich habe nicht angeklopft", beschämt hob ich meine Hand vor meine Augen, linste jedoch durch zwei Finger hindurch. "Als ob du nicht wüsstest wie ein Mann nackt aussieht und mein Gott vorhin wolltest du das doch noch unbedingt. Es war ja nur mein fabelhafter Rücken oder?", lachte er verrucht. Nur der Rücken, der war ja lustig drauf. Ich ging zum Tisch und nahm mir die Sachen, die er für mich bereit gelegt hatte. Die Waffe steckte ich in den Gurt und die Visitenkarte in meinen Geldbeutel.

"Ich werde den Aktenkoffer mitnehmen. Darin befinden sich Schalldämpfer und Ersatzmunition", deutete er auf den Schreibtisch und zog sich derweil die lange blonde Mähne aus dem Shirt. Ich nickte und hatte das Gefühl angespannt zu sein. Das merkte er mir natürlich - mit seinen überdimensionalen Menschenkenntnissen - sofort an und kam einige Schritte auf mich zu, legte mir behutsam die Hand auf meine Schulter, während er sprach: "Bist du dir wirklich sicher, dass du das schaffst?" Wiederrum nickte ich und legte meinen Kopf an seine Brust: "Ich wäre es nicht wert hier zu sein wenn nicht, oder?" Er klopfte nun sanft auf meinen Rücken: "Du schaffst das. ich bin bei dir und geb dir Rückendeckung, wenn es brennzlich wird." Ich lachte nervös: "Ja, aber schieß mir dann nicht in den Rücken."Er stimmte in mein Lachen mit ein.

Wir setzten uns noch mal aufs Bett und er gestand: "Kaum zu glauben. Bis vor Kurzem dachte ich wirklich du arbeitest für das FBI." Perplex schaute ich ihn an: "Was? Wieso das denn?" Er seufzte und begann zögernd: "Naja, du kamst so unerwartet hier rein gestürmt. Jeder dachte das." Für einen Moment war ich kurz davor die Wahrheit zu gestehen, doch dann überwand ich dies und die Vernunft kehrte wieder in mir ein: "Die Feds haben es ja schon einmal hier rein geschafft. Warum sollten sie es dann nicht noch mal versuchen." Ich bemerkte sofort, dass er diesem Satz volle Aufmerksamkeit schenkte und wie er darüber nachdachte. Bestimmt wusste er, dass die Polizei hier zwar im Ungewissen stand, es aber noch mehrere Organisationen hab, die versuchten hier rein zu kommen um Ermittlungen anzustellen. Die CIA hatte es auch hinbekommen. Hier gab es viel zu viele Luftlöcher, aber - warum auch immer - keiner kümmerte sich darum. "Lass uns aufbrechen, bevor der Tag vorbei ist!", forderte er mich zum Gehen auf und er erhob sich vom Bett.

Ein mulmiges Gefühl entbrannte meines Magens: "Sollten wir nicht noch ein paar Leute mitnehmen, um sicher zu gehen? Ich meine, was ist wenn das FBI aufkreuzt und zu zweit wären wir denen hilflos ausgeliefert." Er schien ernsthaft über diese Befürchtung nachzudenken: "Am Besten ich trommele eine ganze Horde zusammen. Das wird glaube ich die größte Aktion, die es in der Geschichte der Organisation gab. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir mit mehr als nur dem FBI Probleme bekommen werden." Wohl war, er ahnte ja nicht, dass sie gewarnt waren und das war meine Schuld. Ich kann auch nie meine Klappe halten. Gin zückte sein Handy und tätigte einige Anrufe. Darunter befahl er einigen auch noch andere Personen anzuheuern. Er nannte irgendwelche Namen, die wahrscheinlich den Treffpunkt darstellen sollten. Was mich am meisten beunruhigte war, dass er unter anderem auch Mizunashi Rena hinzuzog. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass sie für die CIA arbeitet. Oder doch?

Unwissend wo wir uns nun mit den Leuten trafen, folgte ich Gin zu seinem Porsche und wir fuhren schon mal Richtung Beika.

"Du weißt, dass es nicht einfach nur darum geht die Beiden umzubringen und dann ist der Käse gegessen oder?", erfragte er vorsichtig. "Ihr wollt nun wirklich alle umbringen die sie kennen? Aber Gin, die meisten haben doch keine Ahnung von euch und eurer Existenz. Das sind Unschuldige!", fluchte ich lauthals und schaute ihn flehend an. Es tat mir weh zu wissen, dass die Menschen, die keine Ahnung von irgendetwas hatten, unwissend weshalb, sterben mussten. "Und was ist deiner Meinung nach, wenn sie nach dem Tod der Beiden Nachforschungen anstellen?" "Dann müsst ihr euch eben mehr Mühe in eurer Geheimhaltung geben", fauchte ich aggressiv. "Jetzt hör mir mal genau zu, Fräulein! Auch wenn wir zusammen sind, darfst du nicht so mit mir reden! Reiß dich gefälligst zusammen und geh professionell mit der Angelegenheit um. Ich sagte doch, dass Gefühlsduseleien niemandem hier weiter helfen! Hast du verstanden?! Außerdem sind wir nicht die Superhelden die irgendwelche Leute verschonen! Wir sind die Bösen! Wir sind die Terrororganisation! Kapiert?!"

"Ja, Boss." Widerrede war zwecklos, so wie der gerade ausrastete. Jedoch musste ich eindeutig zugestehen, den Befehlston hatte er wirklich drauf. ich wechselte nun das Thema: "Wo genau fahren wir hin?" "Das wirst du noch früh genug sehen."

Und wie ich es sah, unser Treffpunkt war unübersehbar. So viel zum Thema Geheimhaltung. Na, die meisten der Leute würden uns sowieso nur für irgendwelche Gothics halten, die sich gegenseitig Namen von Alkoholsorten gaben.

Der Parkplatz des Beikaparks war noch nie so voll gewesen. Einige mussten sogar schon auf dem Ersatzparkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihr Auto abstellen. Entweder wollten alle unbedingt mit ihrem eigenen Wagen kommen oder die halbe Organisation versammelte sich hier.

Gin chauffierte den Wagen auf den Ersatzparkplatz und wir stiegen aus.

„Folg mir einfach“, befahl er und wir gingen zusammen über die Straße, durchquerten den halben Park, bis wir auf einer großen Wiese angekommen waren. So groß wie sie eigentlich war, schien sie momentan gar nicht mehr zu sein, denn überall standen kleine Grüppchen von Leuten, die als sie uns kommen sahen ihre Aufmerksamkeit voll auf uns richteten. Zusammen ergaben diese kleinen Grüppchen eine große Gruppe. Nein, eine Art Heer.

Egal wohin wir uns nun begaben, wir konnten einfach nur auffallen, also hatte es Vorteile und Nachteile und diese glichen sich bekanntlich aus.

Brücken legen ist einfacher als in Stein zu meißeln

Nun, als er anfing zu sprechen, beruhigte sich die Menge schlagartig und alle sammelten sich nach und nach in einem Kreis um ihn, horchten angestrengt zu.

„So meine lieben Kameraden nun ist es soweit, der große Tag steht an. Der Tag an dem wir Sherry endlich gefunden haben und sie töten können. Der Grund weshalb ihr alle alarmiert wurdet, ist nicht der, dass ihr alle an diesem Erfolg teil haben sollt, sondern eher, dass uns nicht nur Sherry begegnen wird. Sie steht unter dem Schutz des FBI und wahrscheinlich auch der CIA, deshalb brauchen wir eure Hilfe. Es geht hier nicht um das einfache Töten. Es wird eine Schlacht. Damit wir uns nicht so auffällig verhalten, können wir nun nicht einfach dort rein stürmen. Sondern ich habe mir ausgedacht, dass wir sie vielleicht irgendwohin locken. Immerhin sind sie genauso viel an uns interessiert wie wir am Tod von Sherry und dieses Schmarotzerschülerdetektiven Kudo. Unsere Aufgabe lautet Sherry und Kudo so schnell wie möglich auszuschalten und alle die diesem Plan in die Quere kommen. Habt ihr das verstanden?"

Die Menge ließ ein tosendes Grölen hören und Gin fuhr fort: „So, Vine wird sich nun mit der Gegenpartei in Verbindung setzen. Habt ihr die Geisel?"

Entsetzt fuhr ich ihn an: "Eine Geisel?!"

„Ja, irgendeinen Anreiz müssen wir in der Hinterhand haben um sie irgendwo hinzulocken", grinste er.

„Wer ist es?!", brüllte ich gereizt. Ich dachte, ich könnte meinen Ohren nicht mehr trauen. Von einer Geisel war niemals die Rede gewesen. Jetzt war ich nunmehr zu sehr gespannt, wer es war.

„Kir, Mizunashi Rena oder unter Hidemi Hondo bekannt", lachte er.

Also hatten sie doch herausgefunden, dass sie für die CIA arbeitete und für sie so sehr von Bedeutung war.

Also zückte ich mein Handy und rief Jodie an.

Sie meldete sich verängstigt: „Ja? Telia, warum meldest du dich?"

„Wir haben eine Geisel. Wenn ihr sie unbeschadet wieder haben wollt, dann kommt zum Fabrikgelände in Shibuya-Süd. Wir erwarten nur dich, Sherry, Kudo, den Professor und meinetwegen noch 2 bzw. 3 Mitarbeiter von euch. Keine Spielchen, sonst ist sie direkt tot. Damit wäre euer Draht direkt kaputt. Treffpunkt wie angeordnet in einer halben Stunde."

Damit legte ich direkt auf.

„Also los geht‘s Leute, ab nach Shibuya die Scharfschützen auf die Dächer maximal 700 Yards entfernt. Die anderen verstecken sich in irgendwelchen Ecken und tauchen erst mit meiner Erlaubnis auf. Ich möchte folgende Leute mit mir kommen sehen. Vine, Vermouth, Vodka und Campari, zusätzlich nehmen wir auch Mizunashi Rena, die Geisel in meinem Wagen mit. Los geht's, viel Glück." Also traten aus der Menge diese 3 Personen auf uns zu.

„Warum darf die dumme Tusse mit, die ist doch noch gar nicht solange dabei", flüsterte der Unbekannte Vermouth zu. Trotz flüstern, war es noch sehr gut hörbar für mich. „Wahrscheinlich eine Aufnahmeprobe. Wenn sie abgeknallt wird, wäre es sowieso nicht so schade um sie. Ich glaube, sie kennt die Leute auch persönlich und hat uns soweit verholfen", antwortete diese.

„Wissen die das eigentlich schon, dass die geschrumpft sind? Nicht das sich gleich alle wundern, wenn sie vor zwei Kindern stehen", fragte ich Gin.

„Jaja, keine Angst die Wissen Bescheid. Wäre auch zu doof wenn nicht", lachte dieser schallend und die Menge strömte auseinander, auch wir gingen zum Wagen.

Ich zündete mir im Wagen eine Zigarette an. Provokant wie ich war, hatte ich mich einfach ohne auf meine Stellung zu achten vorne hingesetzt. Immerhin hatte ich hier Sonderrechte. Dieser Gedanke brachte mich zu einem hämischen Grinsen.

„Was ist?", fragte Gin mich amüsiert und zugleich verwundert, fügte dann noch hinzu: „Ich dachte, du hättest ein komisches Gefühl im Magen und wärst nervös?"

Er startete den Wagen und bedachte mich noch eines kurzen Blickes bevor er los fuhr.

„Ja, habe ich auch. Ich dachte gerade nur über etwas nach.“

Warum glaubte ich, dass er mir das nicht abnahm oder nahm er es mir ab. War eigentlich auch die Wahrheit. Wäre zu komisch, wenn er mir jede Lüge abkaufte, aber dafür nicht die Wahrheit, schäkerte ich mit mir selbst.

Ich war ja mal sehr gespannt, wie ich gleich mit meiner Waffe umging und wie ich es fertig brachte meinen besten Freund umzubringen. Den Menschen, den ich bisher am meisten anvertraut hatte, für den ich bereit gewesen wäre mein Leben zu opfern. Und nun sollte ich ihn eiskalt umbringen.

Ich haderte mit mir selbst. Das würde die schwierigste Mission aller Zeiten werden.

Wie würde ich das hinkriegen und sollte hier schon meine Geschichte aufhören. Nein, ich werde weiter machen und es wird noch weiter gehen, es gibt mehr im Leben als nur töten und getötet werden. Gin hatte mir vorhin auch versprochen, dass er mir Rückendeckung geben würde und wenn ich Shinichi nicht töten konnte, würde er ihn töten. Der Mann war ja ein eiskalter Profikiller, der musste sich mit so etwas auskennen und ich vertraute ihm, ob das nun ein Fehler war oder nicht ist momentan sowieso egal.

Ich musste ihm vertrauen, so wie dem ganzen Rest der Organisation. Dass diese mir auch halfen, wenn ich in Gefahr war.

Eigentlich war das was wir hier waren, so etwas wie eine Familie oder sah ich das falsch?

Ich und Gin waren zumindest schon mal eine und wir hatten vielleicht noch eine großartige Zukunft vor uns.

Moment mal… ich stand hier kurz vor einer Schlacht und dachte an eine Familie mit Gin? War ich jetzt psychisch völlig tot?!

„Te.. Vine, wir sind da! Würdest du bitte aussteigen, wir haben es eilig“, stockte Gin und riss mich damit gewaltsam aus meinen Gedanken. Anscheinend hatte er es auch nicht so drauf von der persönlichen zur beruflichen Person zu springen.

Ich stieg aus und schaute mich um. Das war also der Ort den ich ausgemacht hatte. Eigentlich hatte ich keine Ahnung davon gehabt, was ich gesagt hatte. Immerhin Hauptsache war, dass ich irgendetwas gesagt hatte, vor dem Druck der Menge der Organisation.

Da standen sie auch schon, wie die Hühner auf der Stange, bereit von uns niedergemetzelt zu werden.

Mir wurde übel, wenn ich an das viele Blut dachte, das gleich verströmen würde. Ich wollte gar nicht daran denken, aber es ließ sich nicht umgehen. Nun wo ich vor ihnen stand. Langsam gingen wir zu ihnen. Gin und Campari trugen die gefesselte Mizunashi Rena mit sich und schmissen sie vor unseren Austauschpartnern auf den Boden.

„Was genau ist der Grund, weshalb ihr uns hierher bestellt habt?“, fragte Jodie zornig.

Gin trat einen kleinen Schritt vor und bewies damit, dass er dazu bestimmt war uns anzuführen: „Wir lassen euch gerne in Frieden. Gebt uns die zwei Kinder und wir gehen wieder ohne ein Sterbenswörtchen über all das hier zu verlieren.“

Jodie trat ebenfalls einen Schritt vor: „Warum sollte ich dir glauben, du Bastard! Immerhin hast du Shu umgebracht! Du verdammter…“

„Jodie beruhig dich“, ein großer, schlanker Mann mit grauem Haar, einem grauen Schnurbart zog sie zurück. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und ich war mir sicher, dass er der Boss des FBIs war. Sein Name lautete James Black.

Er wandte sich Gin zu, welcher entgegnete: „Unser Verhalten ist nicht ehrenwert. Aber ich denke wir könnten einmal über unsere Verbrechermasche hinwegsehen und euch ziehen lassen, ohne euch auch nur ein Haar zu krümmen. Das ist nicht unsere Art, aber wie gesagt Ausnahmen bestätigen die Regel nicht wahr?“

James schaute mich an und begriff, dass ich die Verräterin gewesen war, in diesem Fall wurde jedoch das FBI verraten und nicht die Organisation. Er schaute mir lange in die Augen und versuchte wahrscheinlich zu lesen, was in mir vorging. Ich blieb standhaft, setzte den mörderischen Blick, der typisch für Organisationsmitglieder war, auf und sagte: „Wo sind sie?“

Geschockt das ich etwas gesagt hatte, strafte mich Gin mit einem gebieterischen Blick. Ich erwiderte diesen und zuckte achtlos mit den Schultern.

„Jodie! Holst du sie bitte!“, bat James seine Mitarbeiterin.

Diese ging und kam mit den beiden Kindern zurück, einem weiteren Mitarbeiter des FBI und dem Professor.

Ich wusste, dass momentan noch Waffenstillstand herrschte, aber ein Schuss konnte diesen schon beenden. Es war grotesk, wie wir voreinander standen und Sherry und Shinichi mich kopfschüttelnd, enttäuscht anschauten. Wenn ich jetzt zusammen brechen würde, dann wäre ich die Erste sein, die Niedergeschossen werden würde, deshalb blieb ich stark und schaute weiter verbittert, hasserfüllt und bösartig.

„Sie besitzt diese Aura. Sie sind überall, ich kann es fühlen“, konnte ich Ai mit zitternder Stimme wispern hören. Shinichi legte seinen Arm um sie und ließ den Blick von mir abschweifen, schaute nun Gin an. Vor ihm hatten die Beiden am meisten Angst, das befürchtete ich. Schon grotesk, denn genau diesen Mann liebte ich über alles. Das kleine Mädchen beobachtete derweil Vermouth. Es passte perfekt, denn das waren die Personen vor denen die Beiden am meisten Angst hatten.

„Übergebt sie uns, dann verschwinden wir wieder“, hielt Gin auffordernd die Hand hin.

„Was wollt ihr mit den Kindern, außer sie töten?“, fauchte Jodie ihn an.

Er erwiderte mindestens doppelt so bissig wie sie: „Wir werden sie in Stücke reißen und ihre Einzelteile euch Stück für Stück zusenden! Aber vorher müssen wir noch einige Tests mit ihnen durchführen. Immerhin sind sie aufgrund des Giftes geschrumpft, während andere gestorben sind.“

„Ihr werdet es ohne mich nicht schaffen hinter dieses Geheimnis zu kommen. Leider weigere ich mich demonstrativ für euch zu arbeiten, lieber sterbe ich!“, schrie die kleine Ai mit erstickter Stimme.

Alles um mich rum lachte, ich tat es nicht, weil ich sie alle lieber genau im Auge behalten wollte.

„Wenn wir ohne dich aufgeschmissen wären, warum haben wir dann noch so lange ohne dich Bestand gehalten, kleine Sherry. Sie dich an, du bist eine Erwachsene in dem Körper eines Kleinkindes und dein Verhalten entwickelt sich auch immer weiter zurück. Was würdest du uns schon nutzen“, schallte Vermouth bösartig.

Gin, der es endlich hinter sich bringen wollte, forderte die drei FBI Agenten nochmals zur Übergabe auf und drohte dieses Mal auch Gewalt an. Er war wirklich ungeduldig und mehr als gereizt. Ich dagegen, die eigentlich die Einzige sein sollte, die gereizt sein sollte, blieb ruhig und hoffte es konnte noch ewig so weiter gehen. Dieses Hin und Her schob die Schlacht immer weiter hinaus.

Sie übergaben uns die Kinder. Irgendeinen Trumpf mussten sie in der Hand haben, sonst hätten sie dies wohl nie getan.

„Vine! Schaff sie in den Wagen und zwar schnell!“, befahl Gin und zückte seine Waffe.

Ich packte die zwei Kinder an der Hand und ging mit ihnen Richtung Auto. Da dieses aber außer Sichtweite war, reichte es nur in die Richtung zu gehen und ich verschwand mit den Beiden hinter ein paar Hecken, wo ich garantiert keine Organisationsmitglieder vermutete.

„So, hier seit ihr erstmals sicher. Ich würde euch gerne etwas anderes sagen, ich würde euch auch lieber verschonen, aber ich muss das tun. Ich habe mich entschieden bei ihnen zu bleiben und ich will auch nur euer Bestes. Besser ich töte euch jetzt, als das die euch später auseinander reißen. Macht mir keine Vorwürfe, ich will es euch nur erleichtern“, da ich die Mittel und Tricks von Shinichi mittlerweile gut studiert hatte, zog ich ihm seine Schuhe, seine Armbanduhr und dann seinen Gürtel aus. Eine andere Erfindung hatte er meines Wissens nicht. Ich zog meine Pistole hervor und linste, die Beiden fest am Arm gepackt, nochmal über die Hecke um zu schauen, wie weit die Anderen waren. Das hätte ich mir auch sparen können, denn die ersten Schüsse hallten schon von den Wänden wider. So ging ich wieder in die Hocke und zog meine Waffe aus meinem Gürtel.

„Es tut mir Leid…“, murmelte ich und ich fürchtete zu weinen.

„Telia! Warte! Es gibt noch einen anderen Weg, denkst du ich hätte mit dem FBI keinen Plan entwickelt, falls das passiert. Hör mir nur kurz zu“, bat Shinichi.

„Nein, ich bin nicht so weit gekommen, um mich jetzt wieder fallen zu lassen. Die Organisation ist mein Leben und ich werde garantiert nicht jetzt, so kurz vor meinem Ziel, alles hinschmeißen. Ich liebe Gin. Er und die Organisation sind mein Leben. Es ist so gekommen, wie es sollte und wie ich es wollte.“

Damit ließ ich es geschehen sein und drückte ab.

„Telia!! Nein!! Was hast du getan?!“, schrie Ai und der regungslose Shinichi fiel zu Boden, Blut strömte aus seinem Hals.

„Du musst leider noch am Leben bleiben. Shinichi zu töten war schon sehr schwer, dich wäre leichter gewesen, aber vielleicht brauchen wir dich noch“, sagte ich monoton. Mein Kopf war leer von jeglichen Gedanken, mir war kalt und ich fühlte ansonsten nichts. Kein Hass, keine Reue, keine Trauer. Mein Kopf war leer.

Ich knebelte Sherry, damit sie nichts mehr sagen konnte, band ihr die Füße zusammen und die Arme hinter dem Rücken. Damit sie ihre Arme nicht einfach wieder nach vorne bekam, verband ich zudem noch Augen und die Arme zusätzlich mit Panzertape fest an den Körper.

Sodann schmiss ich sie in den Kofferraum des Porsches und rannte zurück zu den anderen, die in einer Massenschießerei gegeneinander antraten. Es waren nicht nur Leute von der Organisation dazugekommen, sondern auch FBI und wie erwartet die CIA. Es war schwierig für mich zu unterscheiden, wen ich nun abschießen sollte und wen nicht, deshalb schoss ich aus gewisser Entfernung jeden ab, der einen von uns - den ich kannte - attackieren wollte. Ab und an schaute ich auch um mich herum, dass sich an mich niemand heran schlich. Bis ich keine Lust mehr hatte, mich im Gebüsch zu verstecken und nicht nur passiv, sondern auch hundertprozentig aktiv mitkämpfen wollte. Ich schoss Rücken an Rücken mit Gin um die Wette.

„Ich vertraue dir meinen Rücken an, Süße. Pass gut auf ihn auf“, witzelte dieser. „Dasselbe kann ich nur von dir hoffen, Großer“, schäkerte ich und schoss auf jeden der gegen mich die Waffe erhob.

„Hast du sie beide weggebracht?“

„Naja beide nicht, aber Sherry. Shinichi musste ich umlegen, tut mir Leid.“

„Das hast du geschafft?“

„Ja, bist du jetzt stolz auf mich?“

„Wie geht es dir jetzt?“

„Ich werde genauso eine Killermaschine wie du.“

Wir schossen immer noch um die Wette, bis mir einfiel: „Hey, hat eigentlich irgendjemand sich um Jodie und James Black gekümmert oder sind die abgehauen?!“

„Ich hab sie irgendwann aus dem Visier verloren“, gestand Gin.

Überall her hörte ich nur Widersprüche, die versuchten das Donnern der Pistolenschüsse mit ihren Stimmen zu übertrumpfen.

„Boss, vertraust du mir?“, fragte ich meinen Hintermann, der noch fleißig am Schießen war, dass ich nur noch ab und an tat.

„Du wirst jetzt nicht alleine losziehen. Das ist mir zu gefährlich. Nimm Vermouth oder irgendjemanden mit. Auf keinen Fall alleine!“

„Gefühle bringen uns hier nicht weiter, das hast du selbst zu mir gesagt. Aber wenn es dir so wichtig ist, funke Chianti an, sie soll mir von einem Dach aus Rückendeckung geben“, bat ich und verschwand darauf vor ihm und aus der Menge. Ich hoffte, dass mir irgendjemand Rückendeckung gab.

Nun ging ich zu Shinichi, hob ihn hoch und rannte mit ihm unter der Weste versteckt durch die Gegend.

Irgendwo in einer Lagerhalle konnte ich dann Jodie und James auffinden, wie sie verzweifelt auf Englisch stritten.

„Denkt ihr es ist eine geeignete Situation um zu streiten?“, fragte ich angespannt.

Sofort richtete sich eine Waffe auf mich. Es war die von Jodie, sie schrie: „Du blöde Kuh hast uns hintergangen. Wie kannst du es wagen noch hier aufzutauchen?“

Ich legte Shinichis blutüberströmten Körper vor ihnen auf den Boden und ging langsam wieder zurück.

„Was hast du getan?“, raunte James.

„Keine Angst, es ist nicht sein Blut. Er ist nur bewusstlos. Ich vermute, dass war der Schock. Ai wird denken, dass er tot ist. Leider kann ich euch nur ihn zurückbringen. Sie brauche ich als Beweis für meine Loyalität der Organisation gegenüber. Ich werde nicht mehr als Undercover-Agent für euch arbeiten. Ich habe meinen Platz gefunden. Ich schenke euch sein Leben, als Zeichen meiner Dankbarkeit, dass ihr mir den Weg zur Organisation geebnet habt. Geht jetzt, ein verschontes Leben dürfte euch genügen. Entweder wir lassen den Kampf ebenfalls ruhen oder es werden noch mehr Leute umkommen. Eure Kameraden. Meine Kameraden. Seid ihr mit dem Angebot einverstanden? Ihr stellt eure Ermittlungen gegen uns ein, lasst uns in Frieden und wir schenken euch dieses Leben und lassen den Kampf ruhen.“

„Das Vergleichsangebot kann ich nicht eingehen. Ihr tut viel zu viele Untaten, bestimmt auch weiterhin. Jedes Leben was durch euch zerstört wurde, wäre es nicht wert, wenn wir uns nun einfach geschlagen geben würden“, beteuerte Jodie und dachte dabei wahrscheinlich an Akai Shuichi.

„Ihr würdet besser daran tun, ihr Angebot anzunehmen und lieber Silver Bullet die Angelegenheit regeln lassen. Unsere Organisation arbeitet momentan an einem Gegengift für APTX 48 69. Wenn es fertig ist, lasse ich es euch für den Jungen zukommen. Vine, sieh zu, dass du wieder zurück gehst, wenn du dich einfach so aus dem Staub machst, erregst du nur sehr viel Aufmerksamkeit und man wird dich nochmal leichter enttarnen.“

„Vermouth!“, fauchte ich und hob meine Waffe. Sie tat es mir gleich und drohte: „Lass es lieber bleiben, dich mit Leuten anzulegen, denen du nicht gewachsen bist. Geh lieber zu Gin zurück, der beschützt dich!“

„Du…!“, ich sprach es nicht aus.

Jetzt hatte ich Angst, dass sie mich verraten konnte. Wenn sie das Gespräch voll und ganz mit angehört hatte, war ich geliefert. Da konnte sie mich auch gerne erschießen.

„Ich werde dich nicht verraten, solange du mich nicht verrätst“, schlug sie vor.

„Wie sollte ich dich verraten, ich weiß ja gar nichts von dir“, zog ich meine Waffe wieder zurück.

Sie trat aus dem Schatten und hatte ihre Pistole ebenfalls wieder herunter genommen. Sie trat mir arrogant gegenüber und sagte nur noch zum FBI: „Verschwindet mit dem Jungen, bevor ich es mir anders überlege. Das nächste Mal lassen wir euch vielleicht nicht mehr ziehen.“

Als sie gegangen waren, schaute ich Vermouth tief in die Augen und fragte sie grimmig: „Was soll das?!“

„Genau dasselbe sollte ich dich lieber fragen, immerhin hast du gerade dein Leben aufs Spiel gesetzt. Was wäre wenn jemand anders außer mir von der Organisation gekommen wär. Du kannst als Neue nicht einfach so leichtsinnig herumlaufen und den Kontakt zu deinen alten Freunden weiter hegen. Eins muss ich dir lassen, dass mit dem Mord hast du erstklassig vorgetäuscht. Nur blöd, dass du dein eigenes Blut opfern musstest. Respekt auch, dass du Sherry geknebelt in Gins Auto hinterlegt hast. Ich hoffe nur niemand befreit sie derweil.“

Ich hielt mir meinen Arm und drückte die Wunde zu: „Ich werde schon nicht verbluten und meinen Freund zu retten, das war die Aktion wert. Wenn mich jemand anders entdeckt, das wäre nicht schlimm gewesen. Sie werden mich nun sowieso umbringen.“

„Warum denkst du das?“, schaute Vermouth mich ernst an.

„Weil sie das alles mitgehört haben“, lächelte ich verbittert.

„Was und du wusstest das?!“

„Ich hätte dich nicht vorwarnen können, wie konnte ich auch ahnen, dass du auf der Seite des Jungen stehst. Ich wusste gar nicht, dass der Draht zwischen dir und der Mutter des Jungen noch so eng besteht.“

„Du verdammte Idiotin! Warum treibst du dich auch selbst in den Abgrund?!“, beschimpfte sie mich.

„Weil Gin es sowieso schon ahnte, dass ich für das FBI gearbeitet habe und auch wenn ich denen jetzt geholfen habe. Möchte ich selbst lieber sterben, als sie umzubringen.“

„Du miese Ratte. Ich werde dich umbringen!“

„Das ist nicht nötig.“

Ich drehte mich langsam zu Jodie und James um, die immer noch langsam am raus gehen waren, weil sie so lange gezögert hatten und unser Gespräch noch mitbekommen wollten.

Ich nahm Vermouth ihre Waffe ab und zielte mit geballter Ladung und zwei Waffen auf die beiden Agenten, dessen Körper durch die starke Munition wankten und als ich aufhörte zu schießen in sich zusammensackten.

„Was ist mit dem Jungen, er lebt immer noch!“, meinte Vermouth.

„Der wird es sich nicht mehr wagen uns in die Quere zu kommen. Vor dem brauchen wir keine Angst mehr zu haben. Hier deine Waffe. Gehst du Sherry umbringen?“

„Aber gerne“, grinste sie amüsiert und gleichzeitig geschockt über meine Brutalität.

Sie ging vor mir weg und ich blieb noch kurz so hier stehen. Bestimmt würden hier gleich einige Leute auf der Matte stehen, um mich umzubringen.

„Vine, wo bist du?! Vine!!“, ich hörte Gins aggressive Stimme und wartete auf seine Ankunft ohne zu antworten.

Er stürmte in die Halle hinein: „Vine!! Oh mein Gott, habe ich dich endlich gefunden. ich dachte schon, du wärst tot.“

„Warum sollte ich tot sein? Lass uns gehen, ich glaube wir sind hier fertig.“

„Sind das…?“

„Ja, das sind sie.“

„Warum liegen sie mit dem Rücken nach oben, haben sie sich nicht gewehrt?“, stellte er in Frage und schaute mich von Kopf bis Fuß musternd an.

„Nein, sie waren gerade am Gehen, bis ich sie von hinten durchlöcherte. Habt ihr derweil draußen alles geregelt?“, antwortete ich und ging schon einmal ein paar Schritte vor in Richtung Ausgang.

„Noch lange nicht, ich habe mir nur Sorgen gemacht.“

„Gin! Was sagtest du mir über Gefühle?!“, erinnerte ich ihn eingeschnappt. Da wagte er es sich mir solche Moralpredigen vorzutragen und hielt sich noch nicht einmal selbst daran. So ein Schuft.

Er wechselte schnell das Thema: „Sherry liegt in meinem Kofferraum, habe ich gesehen. Das war sehr gute Arbeit von dir! Ich bin stolz auf dich. Wo ist Kudo?“

Ich nickte in die Richtung der toten FBI Agenten und diese Mitteilung verstand er sofort, jedoch musste er nachhaken: „Wie kam die Leiche von da drüben hier her? Hast du sie ihnen quasi vorgeworfen?“

„Das gehörte alles zu meiner Technik dazu. Ich weiß schon was ich tue, auch wenn ihr mir nicht vertraut“, schmunzelte ich gewitzt.

„Warum ist Vermouth gerade so stürmisch aus deiner Richtung an mir vorbei gerannt?“, fragte er.

„Du fragst mich Sachen! Weiß ich doch nicht, was die Frau für Probleme hat. Sie ist mir sowieso nicht ganz geheuer“, deutete ich energisch und wollte nun wirklich wieder nach draußen an die frische Luft und weiter den Anderen helfen.

Natürlich wusste ich genau, was mit Vermouth war. Immerhin hatte ich sie gerade bis auf die Knochen blamiert und auf den Arm genommen noch dazu. Wie könnte ich mir sicher sein, dass sie mich nicht hinters Licht führen wollte, mit den Worten, dass sie mich nicht verraten würde. Also musste ich auf Nummer sicher gehen und daran setzen, dass es sich wirklich echt anfühlte. Auch wenn ich nicht so aussah, ich war eine Überlebenskünstlerin.

Allein gelassen und verzweifelt

Auch wenn ich mich auf eine Niederlage psychisch eingestellt hatte und auch auf den Tod der darauf folgen würde, hasste ich den plötzlichen Sieg unserer Seite. Überall lagen Tote, über die wir steigen mussten, auch wenn es viele unserer Partei waren, interessierte es mich nicht. Hauptsache Gin und ich waren unversehrt.

„Vine, du blutest ja!“, fluchte mein Nebenmann und griff sofort nach meinem Arm.

„Das ist nichts Schlimmes. Es tut auch gar nicht weh. Nur ein kleiner Streifschuss, reg dich nicht auf“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, aber das brachte ihn nur noch weiter in Rage.

„Wer war das!? Diesen Penner leg ich um und zwar auf der Stelle. Sag mir wer es war!“

„Ich weiß es nicht, immerhin gab es viele Schusswechsel und ich habe es wirklich erst jetzt bemerkt“, log ich, hörte mich zum ersten Mal meiner Meinung nach ehrlich und ernst an, während ich dies tat. Er schien es mir dieses Mal jedoch nicht abzunehmen egal wie ehrlich es geklungen hatte.

„Daran sind nur FBI, CIA und Sherry Schuld. Diese Frau wird leiden! Und wie sie leiden wird!“, hocherzürnt stapfte er von mir hinweg und war schneller außer Sichtweite als ich vermutet hatte. In der Stimmung ihm hinterherzurennen war ich nun wahrlich auch nicht, deshalb stapfte ich einfach in die Richtung hinterher, in die er gegangen war und dann zu seinem Wagen.

Ich hatte zu viel Blut verloren und das machte sich so langsam bemerkbar, da ich immer schwächer wurde. Ich hätte mir ruhig auch ein bisschen weiter außen in den Arm schießen können, anstatt mitten rein. In der Hoffnung, dass Gin bald wieder kehrt machen und nach mir sehen würde, setzte ich mich an eine Wand von einem Gebäude. Eine kleine Pause würde mir bestimmt schon reichen um weiter Laufen zu können und wenn nicht, blieb mir noch die Hoffnung auf Rettung durch meinen Freund.

In Gedanken flehte ich, dass er sich doch bitte beeilen sollte. Langsam bohrte sich ein stechender Schmerz meinen Arm hoch. Ich riss ein Stück meines Oberteils ab und band mir damit den Arm ab, um einen Ohnmachtsanfall vorzubeugen und den Blutfluss zu drosseln.

Da ich nicht daran glaubte, dass er von sich aus so bald zurück kommen würde, begann ich nervös zu schreien: „Gin!?“

Keine Antwort und ich wartete einige Minuten ab, auch wenn es für mich wie Stunden schienen, wusste ich, dass es nur Minuten gewesen sein konnten.

Nun schrie ich nochmals: „Gin!! Gin!!“

Ich war schon kurz vorm kollabieren, als er endlich vor mir auftauchte: „Vine... Bleib wach. Du musst jetzt unbedingt stark bleiben und darfst nicht vor mir wegsterben.“

Er trug mich zu seinem Wagen und fuhr zum Hauptquartier mit mir.

Mein Bewusstsein hatte ich noch, doch die Fähigkeit mich zu bewegen und zu sprechen, war schon erloschen. Es brauchte bestimmt nicht mehr viel mehr Blut, bis ich weg wäre.

„Vine, bleib stark. Bleib wach, ja? Weißt du noch, was du mir erzählt hast? Von deinem Traum mit uns beiden, einer Familie, einem Traumhaus am Meer. Wenn du jetzt einschläfst, können wir uns diese Zukunft gar nicht mehr aufbauen. Bleib wach, für mich, für unsere gemeinsamen Träume. Telia…“ Gequält spürte ich seinen Blick immer von mir zur Umgebung wechseln.

Ich hätte gerne irgendetwas getan um ihn zu trösten, aber die Lähmung hörte nicht auf. Mittlerweile spürte ich auch die Geräusche um mich rum immer leiser werden.

Wenn ich mir das alles leichter machen wollte, könnte ich jetzt einfach die Augen schließen und es über mich ergehen lassen. Aber konnte ich das Gin antun? Konnte ich das der gemeinsamen Zukunft antun, die wir zusammen haben könnten?

Nein, ich musste mich zusammen reißen, dann würde ich es schaffen.

Das Letzte was ich mit bekam, war als mich Gin auf die Rückbank seines Porsches legte und mein Kopf auf Vermouths Schoß lag.

Ich schlief ein.
 

Langsam schlug ich meine Augen auf. Das Piepen eines EKG Gerätes weckte mich. So hörte sich also mein Herzschlag an. Ich konnte mich immer noch nicht vollständig bewegen. Behutsam drehte ich meinen Kopf, um mich im Raum umschauen zu können. Er war leer, ich war allein. Wo war Gin? Warum ließ er mich allein? Hatte ich seine letzten Worte zu mir nur geträumt?

So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf und dazu der Schmerz in meinem Arm, ob er schon wusste, dass ich mir das selbst angetan hatte.

Kurze Zeit darauf betrat jemand den Raum. Ich hatte keine Lust den Kopf zu drehen, aber dann änderte ich meine Meinung und tat es doch. Es war nicht Gin, sondern Chianti und Korn, die sich auf zwei Stühle setzten.

„Sieht so aus, als wärst du endlich aufgewacht, Kleine“, meinte die Frau und legte den Kopf schief.

„Schade, dass Gin nicht auf dich aufpassen kann. Dafür müssen wir hier jetzt wache schieben und ihm Bescheid sagen, falls du aufwachst, anstatt die richtig großen Dinger zu schieben. Wegen dir gehen uns erstklassige Jobs durch die Lappen“, beschuldigte Korn mich daran Schuld zu sein. Leider konnte ich noch nicht sprechen, sonst hätte ich meine Meinung dazu gesagt.

„Was ist los, kannst du noch nicht sprechen oder bist du zu feige?“, schnauzte Chianti.

Warum hatte ich gerade das Gefühl, dass es den Beiden gar nicht passte, was zwischen mir und Gin lief und erst recht nicht, dass sie hier auf mich aufpassen mussten.

„Man kann sich auch hochschlafen. So geht’s natürlich auch. Wie auch in anderen Firmen, als auch hier. Denk ja nicht, dass wir dir den weiteren Weg hier leicht machen werden, nur weil du mit dem Boss schläfst!“, drohte der Mann angewidert und stellte sich nun vor mich. Ich glaubte, dass die Beiden genau wussten, dass ich sie hören konnte.

Ich versuchte all meine Kraft aufzubringen um zu sprechen, auch wenn ich sowieso besser die Klappe gehalten hätte.

„Was wollt ihr von mir?“, krächzte ich.

„Was wir wollen?! Das wagst du dich echt noch zu fragen, du… du… Flittchen!!“, fauchte Chianti böswillig und stellte sich neben ihren Kameraden.

„Mach mit Gin Schluss und zwar schnell. Er ist ja jetzt schon ein Weichei im Gegensatz zu früher und das können wir nicht gebrauchen. Wir brauchen ihn, so wie er war beziehungsweise eigentlich ist. Wenn du es nicht bald machst, bringen wir dich höchstpersönlich um! Hast du gehört! Wir lassen nicht zu, dass du eine Sonderbehandlung bekommst!“, knurrte sie.

„Damit kommt ihr niemals durch“, erzwang ich jeden Ton meiner Stimme und ich dachte schon meine Stimmbänder würden reißen, so sehr brannte es in meiner Brust.

„Das glaubst du. Und wenn wir nur hier ein paar Schläuche rausziehen, ein paar Geräte abstellen. Dann wäre es schon um dich geschehen. Du bist mehr auf die gesamte Organisation angewiesen als auf Gin allein. Merk dir das!“, drohte diesmal er.

Ich hatte keine Angst vor dem Tod, wenn das Leben ohne Gin bedeuten musste, machte mir der Tod nichts aus. Konnten sie doch tun und machen und sagen, was sie wollten und das sagte ich ihnen auch kurz und knapp. Vielleicht umso länger ich das Gespräch erhalten konnte umso größer war die Chance das Gin bald auftauchen würde.

„Du denkst, wir würden dich einfach einschlafen lassen? Nein, du würdest qualvoll sterben. Aber mach dir keine Gedanken um die Art und das Eintreten deines Todes. Wir gehen dann mal Gin über dein Erwachen berichten. Bei Missachtung des Befehls wäre eine harte Bestrafung für uns dran. Denk dran: Mach Schluss!“, sagte Korn und sie verließen das Krankenzimmer.

Ich hätte jetzt laut aufgeschrien, die Wand zusammengetreten, geweint, alles kurz und klein geschlagen, wenn ich gekonnt hätte. Leider ging es mir zu schlecht dafür. Stilldaliegend wartete ich auf das Erscheinen meines Traumprinzen. Bis er endlich auftauchte, durch den Türrahmen schlüpfte, diese hinter sich verschloss und seine Arme freudig um mich schloss, darauf bedacht mir nicht weh zu tun.

„Du bist wach…“ Mehr brachte er wahrscheinlich selbst nicht raus. Ich nickte leicht und streichelte mit meiner Hand über seine.

Ich konnte mich nicht richtig freuen, dafür hatten mich Korn und Chianti zu sehr geschockt. Der Gedanke einer Trennung tat mir immer noch so sehr weh, dass ich gar nicht daran denken wollte. Jedoch musste ich, aber jetzt konnte ich das noch nicht tun, ich würde weinen. Wahrscheinlich hätte ich mich nie selbst unter Kontrolle. Vielleicht war es deshalb gerade nun gut, dass ich gar keine Kraft zum Weinen hatte.

Nein… ich würde ihm nie absichtlich wehtun. Aber ich würde ihm von dem Gespräch erzählen. Augenblicklich, bevor es zu spät war.

„Gin…“, begann ich und meine Stimme hörte sich grässlich an, dass ich eigentlich besser daran tat, gar nicht daran zu denken sie zu benutzen.

Sodann fuhr ich fort, als er sich wieder aufgerichtet hatte und mir aufmerksam zuhören wollte: „Ich brauche dich, mehr als alles andere. Aber es gibt etwas das uns im Weg steht. Die Organisation will nicht das wir zusammen bin, weil ich deinem alten Ich schade. Ich würde dich nur verweichlichen, sie wollen mich umbringen, wenn ich mich nicht von dir trenne.“

„Willst du damit sagen, ich soll der Organisation den Rücken zukehren!!! Telia, du bist meine Traumfrau, aber wenn du das von mir verlangst… Dann kann ich uns keine Zukunft geben.“

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder stürmisch, war wahrscheinlich völlig zerstört.

„Nein… Gin… geh nicht! So meinte ich das doch gar nicht“, ursprünglich dachte ich, dass ich keine Kraft zum Weinen gehabt hätte, aber anscheinend klappte es doch ganz gut.

„Gut gemacht“, schaute Chianti nochmal kurz in den Raum und machte sich dann sofort wieder ab.

„Ihr verdammten, penetranten, idiotischen, beschissenen, liebehassenden, alles vermiesenden Schweinehunde!“, fluchte ich glucksend.

Wäre ich doch bloß besser gestorben. Ich wollte jetzt sofort aufstehen und zu Gin. Ich versuchte aufzustehen, erlitt aber sofort wieder einen Schwächeanfall.

Mein nächstes Erwachen erfolgte in meinem persönlichen Zimmer der Organisation. Hier waren keine nervigen, piepsenden Geräte und eine friedlichere Atmosphäre. Mein Wohlbefinden war sehr gut, bis die Realität mich wieder einholte.

Gin…

Ich musste zu ihm. Mit diesem Gedanken richtete ich mich auf. Wenn die Ärzte mich hier hin legten, musste es mir eigentlich soweit schon wieder gut gehen. Durch mein Oberteil konnte ich nur noch die Abzeichnung eines Verbandes an meinem linken Oberarm sehen. Da meine Klamotten in Ordnung waren um so unter Leute zu gehen, stürmte ich aus dem Zimmer in das nebenan.Eine ganz andere Person befand sich darin. Ich entschuldigte mich sofort und ging völlig verwirrt an meinen Ausgangspunkt, das Bett in dem ich gelegen hatte.

Auf einmal fiel mir ein Zettel auf dem Nachttisch auf. Es war eine Nachricht von Gin, der schrieb, das dadurch, dass sich unsere Beziehung dem Ende zugeneigt hätte, er keinen Grund mehr sah mit mir zusammen zu arbeiten. Deshalb hatte er mich in eine andere Sektion versetzen lassen, in der wir uns nicht über den Weg laufen mussten und auch nicht zusammen arbeiten. Insbesondere erwähnte er noch die Verlegung auf ein anderes Zimmer, dass mir keine Schwierigkeiten bereiten sollte, da es optisch gleich aussah, nur eine andere Nummer hatte.

Lauter als ich es jemals in meinem Leben getan hatte, schrie ich meinen ganzen Frust auf einmal raus und zwar nicht in mein Kopfkissen, sondern so, dass man es wahrscheinlich noch in 10 Kilometer Entfernung hören konnte. Falls Gin es hörte, dachte er sich bestimmt, dass ich endlich erwacht und es gelesen hätte.

Am Liebsten hätte ich nur noch pausenlos geschrien, aber ich wollte meine frisch zurück gekehrte Stimme nicht überstrapazieren.

Hastig ging ich in das Bad, wusch mich und zog mich um. Dann ging ich aus dem Zimmer, aus dem Hauptquartier in mein Auto und fuhr mal wieder sinnlos hin und her. Das war meine normale Umgangsweise mit Stress. Als ich nicht mehr wusste, wo ich rumkurven sollte und da ich ja niemanden zum reden hatte, ging ich auf einen Spielplatz in Toshima, setzte mich auf eine Bank und rauchte geistlich abwesend eine Zigarette. Momentan hätte ich gerne gewusst, was sie mit Ai angestellt hatten, wie es Shinichi ging und allen anderen von denen ich nichts mehr seit meinem Koma gehört hatte.

„Hey, Lady. Rauchen schadet Ihrer Gesundheit und vor allem der Kinder um Sie rum, die den Rauch einatmen müssen“, sprach mich ein kleiner Grundschüler mit Sommersprossen an.

„Mitsuhiko, mit wem sprichst du da? Man spricht nicht einfach irgendwelche Fremden an!“, ein kleines Mädchen in einem rosa Kleid und Haarband rief nach ihm.

„Kommt, Leute. Lasst uns nochmal zum Fernsehturm gehen. Hab gehört heut Nacht soll er eine schöne Aussicht über Beika bieten“, gesellte sich noch ein dritter, dicker Grundschüler dazu.

„Mir ist es sehr wohl bewusst, dass es schädlich ist. Jedoch finde ich, dass ich alt genug wäre selbst zu entscheiden, ob ich rauche oder nicht. Trotzdem Danke für den Hinweis, Kleiner“, wuschelte ich ihm durch die Haare.

„Sie sehen unglücklich aus, Tante. Ist irgendetwas passiert?“, fragte das kleine Mädchen.

„Mitsuhiko, Genta, Ayumi! Wolltet ihr jetzt nicht noch…“

Ich erschrak als ich die Stimme erkannte und derjenige stockte auch sofort, als er erkannte mit wem seine Freunde sprachen.

„Leute, geht sofort weg von ihr! Verschwindet sofort! Geht!“, kreischte er lauthals.

„Was ist denn los, Conan?“, fragte der kräftige Junge, der so viel ich nun schlussfolgerte Genta hieß.

Ich lächelte leicht. Verübeln konnte ich es ihm ja nicht, dass er mich nun so hasste. Nur leider wusste er nicht, dass ich ihm das Leben geschenkt hatte und versucht habe alles zu retten, was ich konnte.

„Sie ist doch ganz lieb. Wir stehen schon länger hier“, beteuerte das einzige Mädchen in der Gruppe. Laut meiner Schlussfolgerung musste sie wohl Ayumi heißen.

„Es ist schon in Ordnung, ich werde euch nichts tun. Zwar bin ich ein böser Mensch, aber wehrlose Kinder zu töten.“

„Und was war mit Haibara? Und jetzt sag nicht, dass es nicht deine Schuld sei!“, fluchte Shinichi mit Tränen in den Augen.

„Sie ist kein Kind“, schmunzelte ich und mir drohte selbst schon die Nässe in die Augen zu steigen. „Dafür kann ich nichts. Ich musste es tun, versteh das doch! Aber ich bin nicht dafür verantwortlich gewesen, was mit ihr danach geschah. Falls du es vergessen hast, ich lag lange genug im Krankenhaus, weil ich fast verblutet wäre und das nur, weil ich dir das Leben gerettet habe! Du undankbarer Schmarotzer!“, fügte ich trotzig hinzu.

Wir hatten die Kinder um uns rum, total vergessen. Was sich nun bemerkbar machte.

„Wissen Sie wo Haibara ist, Tante? Sag uns wo sie ist“, bettelte der Junge mit Sommersprossen.

„Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen zu einem öffentlichen Platz zu gehen. Ich gehe wieder.“ Damit machte ich kehrt und wollte gehen, als ich etwas Hartes an meinem Hinterkopf aufschlagen spürte. Ich drehte mich ruckartig um und wollte meine Pistole ziehen, als mir auffiel, dass ich sie gar nicht dabei hatte, was auch gut war und so fing ich nur an ihn anzubrüllen: „Hab gefälligst mal ein bisschen mehr Respekt und Ehrfurcht, immerhin bin ich älter als du, Kleiner! Ob du nun geschrumpft bist oder nicht!“

„Du bist schon genauso wie sie. Du wolltest sie auch schon ziehen und hast es nur nicht, weil du sie nicht dabei hast. Wo ist die Telia, die ich mal kannte. Wo ist meine beste Freundin von früher?“, schniefte Shinichi kleinlaut.

Es zerriss mir das Herz und ich tat nun wirklich gut daran zu gehen. Wieder stellte ich Gefühle und Geist ab und bekam nur ganz weit weg von jedem Sinn mit, wie er meinen Namen hinter mir her schrie.

Die nächste Frage war, was ich tun sollte. Ich brauchte Gin mehr als alles andere in meinem Leben und ich wollte ihn nicht voll und ganz verlieren. Doch wie sollte ich es hinbekommen ihn zurück zu gewinnen. Ein paar Motorräder fuhren an mir vorbei. Auf einmal hörte ich jemanden meinen Namen sagen und ich blickte auf. Vermouth stand vor mir, auf ihrem Motorrad sitzend starrte sie mich mit Gesichtsausdruck voller Kummer und Sorgen an.

„Ich habe jetzt keine Zeit und Lust auf dich, also fahr bitte weiter und lass mich in Frieden!“, brummte ich genervt und ging eiskalt an ihr vorbei.

„Vine, hör mir zu. Steig auf und ich fahr mit dir wohin, wo wir in Ruhe reden können“, bot sie an.

So dachte ich mir, ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren, warum sollte ich dann nicht einfach mit ihr gehen. Sie schmiss mir einen Helm zu und ich stieg hinten auf. So fuhr sie mit mir in den Wald, auf eine riesige Wiese, wo wir wieder abstiegen und uns zusammen ins Gras setzten.

„Weißt du, ich habe dir verziehen, dass du mich damals reingelegt hast“, sagte sie monoton, als sie ihr Haar am sortieren war.

Ich legte den Helm neben mich und antwortete ebenso lustlos: „Ach du weißt es?“

„Ja, aber ich kann dich verstehen. Du tatest es nur aus Angst ich könnte dich irgendwo verpetzen. Ich habe dich nicht angelogen. In gewisser Weise bin ich schon auf der Seite von Silver Bullet und ich bin sicher, er wird derjenige sein, der die Organisation vernichtet. Die silberne Kugel. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dich mitnehmen an einen Ort wollte, an dem wir unbeaufsichtigt sprechen können.“

Das verwunderte mich echt, worüber wollte sie an so einem Ort ausgerechnet mit mir sprechen. Wir kannten uns kaum, zumindest konnte ich sie kaum leiden und sie wollte mit mir über irgendetwas geheimes Reden. Für mich roch das nach einer ganz miesen Falle.

Warum hegten alle Organisationsmitglieder einen Hass gegen mich? Wenn das so weiter ging, hatte ich bald wirklich genug Gründe zusammen um Selbstmord zu begehen.

Ohne das ich ein Wort sagte, fuhr sie fort: „Ich wollte mit dir über Gin reden. Ich weiß, dass dieses Ende der Beziehung nicht gewollt war und vor allem nicht von dir. Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber ich sehe noch eine Verschwörung gegen dich aufkommen. Du kannst mit mir über alles reden, Vine. Wenn etwas ist, soll ich deine erste Ansprechpartnerin sein. Gin war nur dein Boss. Ich bin die Person zu der du dich immer in Schwierigkeiten zurück bekennen kannst. Also sag schon, was genau passiert ist!“

Ich wusste nicht, ob ich darüber reden durfte, konnte, sollte und überhaupt. Deshalb beschloss ich erstmals keine Namen zu nennen: „Es kamen kurz nachdem ich im Krankenhaus aufgewacht bin zwei Leute in mein Zimmer, die sagten, ich solle mit Gin Schluss machen, es sei nicht gut für ihn, wenn wir zusammen seien. Ich sei nicht gut für ihn, weil ich ihn angeblich nur weich machen würde. Also wollte ich es ihm erzählen, was mir gedroht worden war, nahm wahrscheinlich den falschen Anfang, weshalb er einschnappte, die Beziehung aufgab und ging. Darauf wollte ich ihm hinterher und kippte wieder um. Anschließend war ich dann allein in einem völlig anderem Zimmer mit diesem Zettel neben mir.“

„Den Rest kenne ich“, meinte Vermouth.

„Hat er mit dir drüber gesprochen?“, fragte ich vorsichtig.

„Als ob der jemals mit irgendjemandem außer dir ausführlich über Gefühle und Privatleben gesprochen hätte. Jeder von uns dachte immer, dass er gar kein Privatleben geschweige denn Gefühle besitzt. Das Gegenteil hast du ja mittlerweile belegt.“

„Und wie wolltest du mir nun helfen?“, erkundigte ich mich hoffnungslos.

„Ich weiß, wo er sich gerade befindet. Was euch fehlt, ist einfach ein langes ausführliches Gespräch und indem ihr euch auseinander geht, wird das bestimmt nichts. Wenn Korn und Chianti dich weiter so belästigen, dann komm einfach zu mir und ich spiel die Petze bei Anukata, ja?“, bot sie mir an.

Woher wusste sie direkt um wen es sich handelte? Ich hatte doch gar keine Namen genannt. Wahrscheinlich war doch weitaus mehr passiert, als ich am Anfang vermutet hatte. Jedoch hatte ich keine Lust nach zu haken, warum genau sie nun das wusste, also beließ ich es einfach dabei und beschäftigte mich mit anderen Gedanken.

Wie sicher konnte ich mir sein, dass ich ihr vertrauen konnte? Mir schien das alles nicht so geheuer zu sein, immerhin war sie der Liebling vom Big Boss, wie Gin es zumindest empfand und was hatte sie schon davon, wenn sie sich so für mich einsetzte. Diese Erkenntnisse legte ich ihr auch offen vor und darauf konnte sie nur antworten: „Weißt du, für jeden ist es nicht einfach irgendwo neu dazu zu kommen, deshalb wollte ich dir helfen, weil ich glaube das wir zwei sehr viel gemeinsam haben und ich will doch auch, dass Gin sein Glück findet. Immerhin kenne ich ihn schon so lange, schon so ewig lange sind wir Arbeitskollegen und er war immer nur derjenige, der nur für seine Arbeit gelebt hat und nie eine Art Gefühlsregung gezeigt hat.“

„Ich glaube, dass ich dir folgen kann. Wie kamst du eigentlich auf Chianti und Korn? Ich habe ihre Namen doch gar nicht erwähnt“, sagte ich es doch nunmehr misstrauisch.

„Es gibt viele Dinge, die ich weiß und viele andere nicht wissen. Ich kriege doch alles mit, wer von wem was will, wer wen nicht leiden kann und wer was plant. Also willst du nun wissen wo er ist oder nicht?“

„Ja, bitte verrat es mir“, flehte ich sie traurig an. Das brachte mir schon wieder diese abscheuliche Gelegenheit ein, mein gefürchtetes Image aufs Spiel zu setzen, wenn ich denn überhaupt schon eins besaß. Eigentlich versuchte ich ja nur es stets wieder aufzubauen, was nicht so zu klappen schien.

Schmerz ist der Stachel der Niederlage

„Er ist bei einer Mission, also mach dir keine Gedanken, dass er für dich viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Untergekommen ist er im Hotel Inn in Shibuya in Zimmernummer 523. Es ist nicht weit von hier, ich könnte dich anschließend dort hin fahren, wenn das für dich in Ordnung wäre.“

„Weißt du um was es bei dieser Mission geht?“, hakte ich nach.

„Es geht darum einen Koffer eines Geschäftsmannes auszutauschen. Dort sind viele wichtige Informationen drin, die wir gebrauchen könnten und dann für teures Geld weiterverkaufen könnten“, antwortete sie.

„Ich besorge erst den Koffer, dann geh ich zu ihm“, beschloss ich felsenfest und grinste sie voller Eifer an.

Sie zuckte zusammen als sie meinen Gesichtsausdruck sah, blickte für einen Moment zwischen überrascht und geschockt mit leicht geöffneten Lippen drein, bis sie sich wieder gefangen hatte und meinte: „Findest du das nicht ein wenig übereifrig. Du weißt doch gar nicht wie weit sie mit ihren Ermittlungen vor Ort sind.“

„Deshalb will ich ihm ja auch direkt den Koffer bringen, damit durch diese Mission kein Druck zwischen unserem Gespräch besteht und wir genug Zeit zum Reden haben“, lächelte ich zuversichtlich und zwinkerte mit einem Auge.

Verständnisvoll nickte sie und schlug vor, dass ich gleich aufbrechen sollte, bevor ich die Chance eventuell vertan hätte.

Sie fuhr mich noch vor das Gebäude und ich musste von nun an ohne Begleitung hinein gehen.

An der Rezeption fragte ich kurz nach wo genau ich für dieses Zimmer hin musste. Nach einer ausführlichen Beschreibung des Personals, konnte mein Plan schon mal nicht daran scheitern, dass ich das Zimmer nicht fand. Falls ich es doch nicht finden sollte, musste ich einfach Ausschau nach in schwarz gekleideten Personen halten, die würden mich sofort zu ihm führen. Nachdem ich mit dem Aufzug im 5. Stock angekommen war, suchte ich nun die passende Nummer, bis ich fündig wurde. An der Tür hing ein Schild „Bitte nicht stören“, aber da ich zur Organisation gehörte und so Schlimmes da drin nicht von Statten gehen konnte, platzte ich mit einem kurzen Anklopfen rein. Anscheinend war dies eine riesige Suit, denn als ich eintrat, stand ich in einem kleinen Foyer geradeaus weiter war ein Balkon.

„Ich hatte doch ein Türschild hingehängt, wo Bitte nicht stören draufsteht. Was ist denn da so schwer dran, dass zu kapieren!“, tobte ein aufgebrachter Gin mir entgegen. Er hatte nur ein Handtuch um seinen unteren Teil des Körpers gewickelt. Wäre er nass gewesen, hätte ich gedacht er wäre duschen gewesen, aber da er es nicht war, wusste ich was er hier trieb.

„Telia…“, stockte er, als er erkannte wer vor ihm stand. In diesem Fall musste man es als erkennen registrieren, denn er dachte bestimmt erst, wie in seinem Gesichtsausdruck unschwer zu erkennen war, irgendein Wochenendflittchen würde vor ihm stehen. Nachdem ich tausend Mal an ihm rauf und runter geschaut hatte, lief ich rot an und stotterte: „Ich… st-störe... dann wohl... nur... Ich... ge-gehe dann mal… wieder.“ Und gerade wollte ich mich umdrehen, hatte meinen Augen eigentlich nicht schon kaum glauben wollen, da hörte ich diese zuckersüße Stimmchen: „Wo bleibst du denn, mein kleiner Cowboy? Ich warte.“

Als wären diese Fakten nicht schon genug wagte er es sich noch zu sagen: „Es ist nicht so wie du denkst. Ich kann dir das erklären.“

Nun atmete ich tief ein und sagte zur Ruhe gezwungen: „Du bist mir keine Rede schuldig. Wir sind ja nicht zusammen.“

Darauf wollte ich wirklich gehen, doch seine Hand hielt mich an der Schulter fest: „Warte… Telia. Lass mich dir das bitte erklären. Komm rein und setz dich. Lass uns reden.“

„Denkst du ich will reden, wenn deine Bettschnecke ein Zimmer weiter auf dich wartet und sehnsüchtig nach dir ruft. Also mit sowas treibst du’s dann, aber ich bin dir dann nicht gut genug oder was?“, fauchte ich angewidert.

„Das stimmt doch gar nicht! Du bist gut genug, du bist sogar viel zu gut dafür, dass ich so mit dir umgehen würde.“

„Dachtest du so bevor du mit mir Schluss gemacht hast oder erst danach?“, fragte ich böswillig.

„Ich dachte es schon immer. Der einzige Grund weshalb ich nicht mit dir zusammen sein will, ist, weil du mich dazu zwingen wolltest aus der Organisation auszutreten“, argumentierte er.

„Ja, so denkst du. Weil du mir nicht richtig zugehört hast, Depp! Das hatte ich niemals vor und ich werde es auch niemals vorhaben. Warum sollte ich in der Organisation sein, wenn ich wollte, dass du austrittst? Ich wollte dir lediglich erzählen, dass Chianti und…“

„Jetzt gibst du auch noch andern die Schuld dafür um mich raus zu zwingen!“, focht er an.

„Nein! Lass mich ausreden!“

„Nur wenn du keine anderen Namen ins Spiel bringst!“

„Mich wollte jemand dazu zwingen mit dir Schluss zu machen, weil sie dachten du könntest Gefühle bekommen, die dich an deinem Job hindern könnten!“, prustete ich schnell und laut drauf los, damit er mich nicht mehr unterbrechen konnte. Außer Atem schaute ich ihn böse an und wollte wider ansetzen zu gehen, doch ein wiederholtes Mal hielt er mich zurück: „Von wem hast du das?“

„Diejenigen sind selbst zu mir gekommen und wollten mich umbringen, falls ich es nicht getan hätte. Und dabei hab ich es unabsichtlich getan.“

Durch dieses ganze Durcheinander bekam ich Kopfschmerzen und befürchtete einen Schwindelanfall zu bekommen. Ich war zu schnell wieder auf den Beinen und das bekam ich jetzt zu spüren.

Eine schlanke dunkelhaarige Frau in sehr knapper Kleidung zischte an uns vorbei und nörgelte: „Da du nicht in die Gänge kommst, geh ich jetzt. Such dir eine Andere!“

Sie knallte die Tür hinter sich zu und hinterließ Stille.

„Möchtest du dich hinsetzen? Du siehst so blass aus“, sorgte er sich ernsthaft und schaute mich durchdringend an.

Ich seufzte lautstark: „Es geht schon, danke. Aber ich setze mich trotzdem gerne hin, wenn du dir bitte noch etwas anziehen könntest.“

Ich ging gerade aus, was mir sehr schwer fiel, weil alles sich zu drehen begann. Ich setzte mich auf die Couch und fragte ihn nach einem Glas Wasser, dass er mir umgehend brachte. Als ich am Trinken war, meldete er sich für 2 Minuten ab, da er sich etwas anziehen gehen wollte. Nach einigen kräftigen Schlucken hatte ich das Glas geleert und er kehrte auch wieder zurück.

„Kann ich dir noch etwas bringen?“, bot er an, doch ich lehnte dankend ab. Mir ging es schon wieder viel besser, nach dieser Erfrischung.

„Entschuldige, ich habe dir deinen One-Night-Stand vermasselt“, bereute ich und schaute ihn vorsichtig an.

„Es ist in Ordnung. Ich bin lieber für dich da, als alles andere der Welt.“

„Gin? Was wird jetzt aus uns, jetzt wo du es weißt?“, umso bedenklicher ging ich mit dieser Frage um und ließ ihn für keine Sekunde aus den Augen. Zumindest solange wie er woanders hinsah. Als er mich ansah, schaute ich schnell zur Seite.

„Schau mich an, bitte“, bat er nachsichtig und streckte seinen Arm aus, um mit seiner Hand mein Kinn anzuheben. Ich konnte nicht anders, als ihn schmerzerfüllt anzusehen. Das lag an keinem körperlichen Schmerz der Welt, sondern es tat mir im Herzen weh. Es brannte aus Angst dieses Gefühl von Geborgen- und Vollkommenheit nun fühlen zu können und es später wieder entrissen zu bekommen.

„Ich bleibe bei dir und das was passiert ist tut mir Leid. Es war ein riesiges Missverständnis und das Arschloch bin ich. Ich werde alles dafür tun um es wieder gut zu machen. Ich verspreche dir, ich werde dich nie wieder unglücklich machen. Nie wieder!“, auch er hatte tiefen Schmerz in seinen Gesichtszügen eingebrannt.

„Bitte, küss mich, Gin. Nur noch einmal. Bitte“, flehte ich.

Er rückte näher zu mir ran und mein Magen schien sich auf eine angenehme Art und Weise zu überschlagen. Mit seiner rechten Hand streichelte er meine Wange und mit dem linken Arm umschlang er mich. Wir schauten uns tief in die Augen und erst als sich seine Lippen ganz zart auf meine legten, schloss ich sie.

Eine Leidenschaft durchströmte mich. Ich fühlte mich so gut und vergaß, wie es mir vorher ging. Vergaß den Schmerz, das Leid, die Sehnsucht und machte Platz für diese geballte Leidenschaft und Liebe die in ihr steckte. Ich schlang meine Arme um ihn, ließ ihn mich küssen und ich versuchte so nah wie möglich an ihm zu sein. Ich rückte immer näher und näher an ihn ran, bis ich fest an ihn gepresst auf ihm saß.

„Stopp!“, brach er es ab und hielt mich sanft von ihm ab.

Oh, ich wünschte ich hätte so viel Selbstbeherrschung wie er.

„Vertrau mir, bitte. Ich will es, Gin. Ich will es. Du bist der einzige Mann mit dem ich das hier teilen will. Also bitte, lass es mich mit dir teilen“, flehte ich ihn schon wieder an mich von diesem Verlangen zu erlösen und wir küssten uns weiter. Er ließ mich wieder näher kommen und ich strich über seinen ganzen Körper, welcher heiß wie Feuer war, das konnte ich durch seine Klamotten spüren. „Ich liebe dich. Wenn ich das mit dir tue, werde ich für immer dir gehören“, hauchte ich in sein Ohr.

Nach diesen Worten begann er zu zittern: „Ah! So viel Selbstbeherrschung kannst du mir nicht abverlangen! Jeder Mann hätte mindestens schon 10 Mal zugegriffen. Bist du dir ganz sicher?“

„Frag nicht mehr nach, tu es einfach!“

Ich spürte sofort, dass er nun nichts mehr unternehmen wollte und er sich einfach gehen ließ. Er war sofort lockerer und küsste mir zärtlich meinen Hals ab. Langsam und genussvoll zog er mir mein Oberteil aus und nach und nach alle Klamotten abwechselnd bei sich und bei mir auf dem Boden landeten. Wir waren zärtlich in jeder Berührung und liebkosten uns noch lange Zeit. Bis er es für angemessen befand. Noch nie hatte ich so eine liebevolle Zärtlichkeit von einem anderen Menschen erfahren.

Mein Herz raste und in meinem Magen kribbelte es – es fühlte sich an als würde er Saltos schlagen - voller Wohlgefallen. Er hörte nicht auf mich zu streicheln und zu küssen, es tat mir so gut. Jede Berührung seines Körpers mit meinem ließ mein Herz verrückt spielen. Warum konnte es nicht nur solche glücklichen Momente geben?

Meine Hände streichelten seinen Rücken und drückten seinen Oberkörper vorsichtig enger an meinen. Wir waren vereint und niemand würde uns jemals wieder trennen können. Abschließend legte er eine Decke über uns und wir schliefen eng aneinander gekuschelt auf der Couch ein.

Ein wilder Ritt

Ich wurde vom Vibrieren eines Mobiltelefons, das auf dem Holztisch direkt neben meinem Ohr lag, unsanft geweckt. Unglücklicherweise lag ich alleine auf der Couch, aber vor mit lag eindeutig Gins Handy und vibrierte vor sich hin.

„Oh, oh!“, rief ich aus, als ich auf den Display schaute. Die Vibration hörte auf, die harte Realität jedoch nicht. Chianti hatte gerade versucht anzurufen und wenn die Beiden gerade auf dem Weg hier her waren, konnte ich einpacken. Ich wickelte die Decke um meinen Körper, packte meine Klamotten und wollte ins Bad. Das Plätschern verriet mir, dass jemand duschen sein musste. „Komm ruhig rein, die Dusche ist groß genug für uns beide“, hörte ich Gins Stimme mich zu sich rufen, als ich gerade dabei war die Türklinke hinunter zu drücken. Das leise Ächzen, das dabei entstand, hatte mich wahrscheinlich verraten. Kein Traum! Wir waren nun wirklich für immer aneinander gebunden. Meine ganze Seele jubilierte, schallte und frohlockte fröhlich und während dessen legte ich die Decke ab und hüpfte zu ihm hinein.

Er gab mir einen Kuss auf die Wange: „Guten Morgen, Perle. Na, gut geschlafen?“ „Wie ein Murmeltier! Du?“

„Wenn du neben mir liegst, immer gut.“

„Du… Es hat gerade jemand für dich angerufen, deshalb bin ich so schnell wach. Chianti…“

„Und was spricht sie oder bist du nicht ran… oh… oh!! Also war das gestern kein Scherz oder eine Lüge?”

“Warum sollte ich dich anlügen? Außerdem besitze ich nicht die Befugnis an dein Handy zu gehen, es sei denn ich bin deine Sekretärin“, antwortete ich trotzig.

„Ja, Sekretärinnen haben sowieso den Ruf mit Sex und so… Da dürften die Beiden auch nichts mehr zu sagen haben“, schäkerte er. Dafür kassierte er direkt eine kleine lockere Ohrfeige.

„War doch nur Spaß, Puppe“, piesackte er mich, wurde dann aber sofort wieder ernst und sprach mir dunkler Stimme: „Was haben sie dir noch mal angedroht?“

„Bevor ich das nochmal wiederhole, musst du mir versprechen nichts Unüberlegtes zu tun, ja?“

„Ich hol mir vorher nur die Einverständnis vom Boss, dann reden wir weiter. Also würdest du die Worte der Beiden bitte wiederholen?“, hakte er nach.

Ich seufzte. Er war einfach unverbesserlich. Dann erzählte ich ihm nochmals alles was damals passiert war, als ich im Krankenhausbett aufgewacht war.

„In Ordnung, das reicht! Die bring ich sowas von zur Strecke!“, knurrte er wutentbrannt.

Vorsichtig massierte ich seinen durchtrainierten Oberkörper: „Ruhig Blut. Das kannst du später auch noch machen. Solange ich bei dir bin, bin ich in Sicherheit, das heißt im Klartext, dass du nicht mehr von meiner Seite weichen darfst. Außerdem lass uns erst mal diese schöne heiße Dusche zusammen in trauter Zweisamkeit genießen, ja?“

Mir war wohl bewusst, wie sehr er versuchte sich wieder zu entspannen, aber wenn er einmal aus irgendeinem Grund zur Weißglut gebracht wurde, würde er sich nicht mehr so schnell beruhigen. Diese Erfahrung hatte ich damals auf dem Schlachtfeld Wohl oder Übel machen müssen, als er mich rächen wollte, dabei mich völlig außer Acht gelassen hatte. Das verzieh er sich nicht mehr so schnell und deshalb wollte er auch bestimmt jetzt Ruhe bewahren.

Um ihn weiterhin abzulenken, nahm ich das Shampoo und massierte es in seine Haare ein. Dabei war es mir ein großes Hindernis einen Kopf kleiner als er zu sein. Solange es nur ein Kopf war, sollte es noch in Ordnung sein.

Nachdem es wieder ausgespült war, nahm ich das Duschmittel und seifte seinen Körper damit ein. Bis jetzt war er völlig in Gedanken gewesen, doch als ich mich gefährlich nahe an seine Intimsphäre herantastete, hielt er meine Hand fest. Verwundert schaute ich ihn an und er erwiderte diesen Blick standhaft: „Jetzt nicht. Ich bin nicht in der Verfassung und das gestern sollte erstmals genügen oder?“

Damit hauchte er mir einen Kuss auf die Wange, wusch seinen Körper ab und verließ dann die Duschkabine.

Was war denn jetzt schon wieder mit ihm los, dass er so abweisend war? Er war ja schlimmer als eine schwangere Frau und eigentlich sollte ich doch eher in meinen jungen Jahren pubertierend sein und nicht er.

Als ich mich selbst dabei ertappte, ihn in Gedanken schon so viel älter als mich einzuschätzen und nicht mehr als den attraktiven jung gebliebenen, hätte ich mich gerne selbst geohrfeigt. Ich tat dies aber nur gedanklich.

Nun shampoonierte ich mich selbst ein, wusch meinen Körper gründlich von oben bis unten und schnappte mir ein Handtuch von außen, während ich den Duschhahn zudrehte und darauf hinaus stolperte.

Gin war sogar schon aus dem Bad draußen gewesen, als ich mich abtrocknete und mir meine Klamotten anzog.

Es war eine Schande, dass ich keine frischen Klamotten dabei hatte. Dadurch fühlte ich mich dreckig, also hätte ich mir die Dusche eigentlich auch sparen können.

Langsam schlenderte ich nun auch aus dem Badezimmer hinaus, in das Wohnzimmer und stellte mir den Fernseher an.

„Zuckerpuppe? Ich bin dann mal unten die Mission zu Ende bringen. Lass bitte niemanden rein, bis ich wieder da bin, verstanden?“, rief Gin vom Eingangsbereich.

Er hatte gut reden, er war ein trainierter Profi-Massenmörder und ich nur eine arme kleine Anfängerin, die nun mit einer lächerlichen Waffe auf sich allein gestellt war.

Immerhin erwartete ich hier bald zwei blutrünstige Scharfschützen vor mir stehen zu haben.

„Alles klar. Ich bestell mir dann was zu Essen hoch“, antwortete ich lautstark.

„Warte lieber, bis ich wieder da bin, bevor noch ungebetene Gäste mit dem Essen hochkommen. Ich hab mein Handy dabei, ruf mich an, wenn es Probleme gibt. Tschüss. “

Damit hörte ich die Tür hinter ihm zu schlagen und war allein. Um mir die Zeit zu vertreiben, schaute ich fern und spielte an meinem Waffengurt herum.

Gerne hätte ich mir die Zeit mit Schießübungen vertrieben, aber in einem Hotelzimmer erwies sich dies als sehr unangemessen. Es sei denn, sie hatten hier schalldichte Wände. Stattdessen schaute ich mir nur eine langweilige Krimiserie an, in der es sowieso immer nur um dasselbe ging. Jemand wird getötet, der Mord wird von einem Supergenie aufgeklärt und fertig.

Der beste Krimi den es gab, war momentan sowieso mein eigenes Leben. Eine Art spannender Action Roman, bei dem es nie langweilig werden würde.

Das Leben war sowieso die größte Achterbahn der Welt in der man mehr Schrauben und Loopings vorfand, als nirgendwo anders.

Während ich so da saß und weniger auf den laufenden Krimi achtete, als auf meine immer lauter werdenden Gedanken, überlegte ich mir schon mal einen Fluchtplan oder eher gesagt einen Ausweg falls die Situation eintreffen sollte, die ich so sehr befürchtete. Wenn Chianti und Korn hier auftauchten.

Ich nahm mir die Decke, weil ich begann zu frieren. Es war dieser Gedanke der mich frösteln ließ und die panische Angst vor dem Geschehen. Konnte es denn wirklich passieren ohne Vorwarnung.

Leise summte ich ein Lied um mich zu beruhigen, doch ich konnte es nicht. Da viel mir etwas ein.

Vermouth…

Sie hatte gesagt, dass sie mir immer zuhören würde, egal was passiert sei. Bestimmt würde sie auch auf der Stelle hierher kommen. Würde ich damit nicht Gins Gebot missachten, dass ich niemanden herein lassen sollte? Das war mir egal, solange ich jemanden bei mir hatte, der mich beschützen konnte. Gegen eine Person konnte ich vielleicht noch ankommen, aber gegen zwei Profikiller auf einmal. Das wäre zu viel für mich. Ich zückte also mein Handy und suchte ihre Nummer in meinem Verzeichnis.

Bevor ich sie anrief, hielt ich inne.

War es wirklich das Richtige? Wie würde Gin reagieren, wenn sie auf einmal neben mir saß? Ich wusste ja noch nicht mal, ob ich dieser Frau nun wirklich Vertrauen konnte. Aber immerhin hatte sie mich wieder zurück zu ihm geführt, also konnte ich ihr schon einen Teil meines Vertrauens entgegenbringen.

Ich drückte auf den grünen Hörer und das gewohnte Piepen ertönte so lange bis sie sich mit einem schlichten Hallo meldete.

„Ich bin’s. Kannst du vorbeikommen? Wer weiß noch alles, dass Gin hier untergebracht ist? Bitte beeil dich!“

„Was ist los? Wo bist du? Rede bitte verständlich mit mir“, seufzte sie und ihre Stimme hörte sich gestresst an.

„In dem Zimmer. Sie werden bestimmt bald hier sein. Du musst mir helfen, alleine schaffe ich das nicht!“, flehte ich. Das tat ich in letzter Zeit irgendwie zu oft und zu den falschen Leuten. Entweder nörgelte, motzte ich, hatte Angst oder bat flehend um einen Gefallen.

„Mit sie meinst du Leute von uns?“, stellte sie nun eine Frage nach der anderen.

„Ja.“

„Wen genau?“

„Chianti und Korn. Die Geschichte kennst du.“

„Wann werden sie bei dir sein?“

„Ich weiß es nicht, sie haben versucht Gin anzurufen, aber der hat noch die Mission zu erledigen und ist nun weiter weg. Es wäre ungünstig ihn anzurufen. Du musst mir helfen, wen könnte ich sonst darum bitten. Alleine werde ich nicht mit den Beiden fertig und wenn ich sie töte, tötet mich wahrscheinlich Anukata. Kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen, wenn sie kommen. Mich vielleicht ein wenig in Schutz nehmen. Vermouth, ich brauche dich!“

Jetzt hatte ich sie schon genug zugesülzt und ich hoffte, dass sie endlich meine Situation verstand, immerhin war ich schon beinahe am Nervenzusammenbruch und glaubte es würden gleich sehr viele Tränen meinerseits fließen.

„Ich bin sofort bei dir, Vine!“, mit diesen Worten legte sie auf.

Ich glaubte, diese Frau würde noch zu meinem Schutzengel werden und dafür war ich dankbar, denn einen solchen konnte ich in der schweren Einarbeitungszeit gut gebrauchen. Sie deckte mir den Rücken und der Big Boss deckte den ihren. Sie war der Liebling vom Boss und konnte mir wahrscheinlich noch viele Vorteile erbringen, denn auch wenn ich gut mit dem Gebieter stand, lag es nicht in meiner Macht ihn um einen Gefallen zu bitten oder Schutz bei ihm zu ersuchen.

Die Versuche mich selbst zu Beschwichtigen gingen schon wieder aufs Leere hinaus und ich schlang nun meine Arme um meine Beine, die ich fest an meinem Körper angewinkelt hatte.

Es klingelte.

Hastig stürmte ich zur Tür und schaute erst durchs Schlüsselloch, denn ich wollte keine unerbetenen Gäste hineinlassen.

Tatsächlich meine Erlösung stand vor der Tür! Hastig öffnete ich diese und winkte sie rein, während ich sie wieder schleunigst hinter ihr schloss.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie vorsichtig.

Zwar nickte ich, aber bestimmt wusste sie genau, dass nichts in Ordnung war.

Meine Nerven lagen blank und das Adrenalin das durch meine Adern schoss, war wahrscheinlich höher als bei jedem, der zum ersten Mal einen Bungee-Sprung gewagt hätte. Höflich führte ich sie hinein und bat sie sich auf die Couch zu setzen, während ich mir wieder die Decke schnappte.

„Nun bin ich ja da. Jetzt musst du dir höchstens nur noch Gedanken um Gin machen, wenn der hier rein kommt und jemand neben dir sitzen sieht. Ich hoffe, er zieht nicht wieder reflexartig seine Waffe. Das Thema hatten wir schon mal.“

„Wenn du nicht hier wärst, würde ich wahrscheinlich immer noch mit einer Waffe in der Hand hier sitzen und jeden abschießen, der hier rein kommen würde, sobald ich ihn nicht kenne“, fügte ich meinen Teil hinzu.

„Ja, da hast du wohl recht. Aber ich kann dich verstehen. No Problem.“

Und jetzt fing sie auch noch mit ihrem Englisch-Deutsch Gemisch.

Ein kleiner Anschlag

„Erzähl mal, wie es gestern mit Gin gelaufen ist. Das brennt mir die ganze Zeit schon auf der Haut“, verlangte sie hastig und legte ihre Waffe auf den Wohnzimmertisch vor uns. Ich legte meine daneben und erzählte von dem Erlebnis der Frau in seinem Bett, die Erklärungen und alles, bis auf unsere körperliche Intimität.

Sie freute sich sichtlich für mich und wahrscheinlich genauso über meinen Freund, wie sie mir am vorigen Tag schon gebeichtet hatte.

Im Augenwinkel vernahm ich nur einen Schatten, doch reflexartig griff ich zu meiner Waffe und legte meinen Zeigefinger um den Abzug.

„Vine, beruhige dich. Es ist nur Vodka“, beschwichtigte Vermouth mich oder versuchte es zumindest.

Dieser Versuch zeigte keine Wirkung und auch mein Gegenüber hatte blitzschnell seine Pistole gezogen.

„Genug! Hört sofort auf damit oder ich schieße euch beide wohin!“, schrie Vermouth gebieterisch.

Bei mir zeigte dieser Ton sehr viel Wirkung und auch der pummlige Mann auf der anderen Seite des Raumes ließ sein Geschoss sinken und steckte es darauf wieder ein.

Enttäuscht wahrscheinlich von meiner Reaktion schüttelte die Frau neben mir den Kopf und schnalzte mit ihrer Zunge.

„Da kann man noch nicht mal in Ruhe in das Appartement seines eigenen Bruders stapfen ohne das eine Waffe sich auf einen gerichtet wird. Du bist die Neue?“, wagte der Mann sich langsam zu uns heran und blieb vor seitlich vor uns stehen.

„Inwiefern Neue?“, entgegnete ich mit einer Gegenfrage.

„In zweierlei Hinsicht. Einmal die Neue in der Organisation und die Neue an der Seite von Gin“, sagte er monoton.

„Ja, in beiderlei Hinsicht völlig richtig.“

„Das hättest du mir auch ohne eine Gegenfrage bestätigen können, die war unnötig. Bevor die Frage kommt… Soweit sind wir mit der Mission fertig, er ist noch unten um Spuren zu vernichten“, grummelte der kleine kräftige Mann.

Wenn ich ihn von oben bis unten musterte, mit seinem Hut und seiner Sonnenbrille. Er hatte außer dem Kleidungsstil nichts mit seinem Bruder gemeinsam. Vodka hatte dunkles, kurzes Haar, war klein, rundlicher und strahlte so keine Gefahr aus. Sein großer Bruder hingegen mit seinem langen blonden Haar, groß, schlank und man musste irgendwie jedes Mal wenn man ihn anschaute Angst haben.

Soviel zum Brüdervergleich.

„Habt ihr noch vor, lange auf ihn zu warten?“, hakte Vodka nach, verschwand Richtung Küche und kehrte kurze Zeit darauf mit einem Glas Whiskey zurück. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Mitglieder immer das alkoholische Getränk tranken, nachdem sie benannt waren. Um direkt zu zeigen, wer sie waren beziehungsweise wie sie hießen. Da hatte ich mich wohl geirrt.

„Ich eigentlich nicht. Wenn du versprichst auf deine zukünftige Schwägerin gut aufzupassen, kann ich auch wieder gehen“, meinte Vermouth und das kostete sie direkt einen Todesblick meinerseits.

„Aufpassen, so wie Babysitten? Warum sollte das nötig sein?“, bohrte er nach.

In Gedanken bat ich sie schreiend nichts zu sagen.

„Kannst du nicht nachdenken? Das ist eine Order von ganz oben. Sie ist neu und direkt mit Gin zusammen gekommen. Also hat sie sich direkt viele Feinde gemacht. Klar soweit?“

Das war eine erstklassige Umschreibung und ich konnte nicht anders als stolz auf sie zu sein. Wenn sie so weiter machte, würde ich bald wie eine Klette an ihr hängen. Eigentlich hörten sich die Worte, die sie sagte zu echt an. Selbst ich kaufte ihr das ab, obwohl es auch keine direkte Lüge war, eher eine Art Ausrede von der direkten Wahrheit. Also eine indirekte Wahrheit. Theoretisch könnte es wahr sein, dass der Big Boss das angeordnet hatte.

Wie ich es genoss, mit diesem Namen an ihn zu denken. Denn normalerweise war ja Gin mein Boss und zwar einer von vielen kleinen Bossen. Dann gab es nur einen der über alles und jeden das sagen hatte und das war der Big Boss. Der Anführer dieser Organisation.

„Ich bin wieder da!“, hörte ich meinen Herzallerliebsten vom Eingangsbereich aus rufen.

Fürs Erste blieb ich still, denn ich erwartete das Donnerwetter wenn er hier rein kam und sehen würde, wer alles gekommen war.

„Was geht denn hier für eine Party. Hatte ich dich nicht um etwas gebeten, Vine?!“, knurrte er, als er rein kam und sah wer alles da war.

Vermutlich war es nicht so sehr Vodka’s Anwesenheit die ihn störte, sondern die von Vermouth.

„Also dein Bruder kam erst kürzlich hier rein geschneit und Vermouth habe ich hierher bestellt, weil ich es nicht alleine ausgehalten habe. Verzeih. Versteh mich, meine Angst war einfach viel zu groß“, meinte ich mit einem spielerischen Hundeblick.

„Du bist kein kleines Kind, das einen Babysitter brauch, sondern eine erwachsene Frau. Die paar Stunden hättest du dich auch zusammenreißen können“, schimpfte er mit mir und blieb provokant mitten im Raum stehen. Wahrscheinlich wollte er damit andeuten, dass es Zeit für meinen Schutzengel war zu gehen und diese verstand sofort.

„Bye, bye“, verabschiedete sie sich mit einem gekünstelten Abmarsch und mein Freund strafte, indem er ihr einen abfälligen Blick hinterher warf. Sie hauchte ihm einen Kuss zu und die Situation lockerte sich erst wieder, als die Tür hinter der Frau ins Schloss fiel.

„Also Liebes, was sollte diese Aktion und könntest du bitte aufhören an ihn als meinen Bruder zu denken, das nervt mich nur unnötig. Wir sind eine Familie als Organisation, aber mehr nicht und das wird bei uns beiden auch nicht anders sein, ja?“

„Nicht anders!? Also das kannst du mal vergessen, ich will zur Verlobung einen Diamantring und wenn wir heiraten… muss ich mir noch überlegen“, scherzte ich deutlich erleichtert zwei Männer um mich zu haben, die mich beschützen konnten, falls es geschehen würde.

„Wovon träumst du nachts? Wir werden nicht heiraten!“, der Gedanke schockierte ihn deutlich.

„Schade“, schmollte ich mit einem zuckersüßen Blick und formte mit meinen Lippen einen Kussmund. Diesem Angebot konnte er nicht entgehen und kam auf mich zu, beugte sich hinunter und gab mir einen Kuss, leider nur auf die Wange. Worüber ich mich sofort beschwerte: „Hey!“

„Mehr gibt es nicht. Ich bringe doch nicht ein paar Menschen an und gebe dir dann einen Kuss auf den Mund“, wehrte er sich und nahm dann wieder Abstand von mir.

„Ist irgendetwas passiert?“, jetzt brachte er mich dazu, dass ich mir ernsthaft Sorgen machte, um etwas von dem ich noch nicht einmal wusste, was es war.

Genau wie sein Bruder vor ihm, ging auch er jetzt in die Küche und holte sich ein Glas Whiskey mit extra viel Eiswürfeln und im Gehen murmelte er: „Nichts worüber du dir Gedanken machen müsstest.“

Jetzt war ich wirklich auf alles gefasst, was hätte da unten vorgehen können. Wie schlimm konnte es sein, dass er sogar nicht mehr darüber mit mir reden wollte. Ich fühlte mich wie in einer schlechten Verfilmung von einem Liebesdrama, aber das ließ ich mir natürlich nicht anmerken. Wenn er nun darauf bestand etwas vor mir geheim zu halten, auch wenn es nur zu meinem Besten sein mochte, dann durfte er es mir auch nicht verbieten, dasselbe mit ihm zu tun.

Also lenkte ich ab: „Wo kann man hier eine rauchen? Meine Lunge meldet sich gerade.“

Gin deutete auf den Balkon in südliche Richtung und fragte, ob er mich begleiten soll. Dankend lehnte ich ab, denn so viel konnte ich auch alleine machen. Er begann wirklich mich wie ein kleines Kind zu behandeln, das war ja schlimm!

„Warte, Vine! Komm sofort wieder rein“, schrie er als ich gerade über die Türschwelle trat.

Ich hörte es nur an mir vorbeizischen und dann der grelle Tinitus in meinem Ohr, während ich zu Boden geworfen wurde. Nur sehr langsam kehrte mein Gehör wieder zurück und ich hörte ihn nur neben mir fluchen: „Diese Bastarde!“ Wie er zum Eingangsbereich rannte, sich auch ein Scharfschützengewehr schnappte und zielte. „Siehst du jemanden?“, fragte ich und schleifte mich langsam hinter eine Wand.

„Nein“, er nahm das Gewehr wieder herunter, holte den Aschenbecher und meinte, dass ich auch hier drin Rauchen könnte.

Das Gespräch mit dem Big Boss

„Ist alles in Ordnung bei dir, Vine?“, fragte Gin mich besorgt und schlich den Boden entlang zu mit. Langsam richtete ich mich auf: „Ja, ich glaube schon und bei dir?“

Er nickte nur bevor er sich aufrichtete, hielt mir eine Hand hin um mir zu sagen, dass ich noch nicht aufstehen sollte. Erstmals schloss er die Tür und zog die Vorhänge zu, dann kam er auf mich zu.

„Verletzt bist du nicht?“, versicherte er sich nochmals.

Vodka kam nun auch und entdeckte das Einschussloch in der gegenüberliegenden Wand: „Dass sie sich das wagen… wer war das?!“

Gin schaute ihn ernst an und erzählte ihm von dem Vorfall im Krankenzimmer und das er nur vermutete, dass sie das gerade eben waren. „Man kann so etwas nicht berechnen. Vine bedeutet nicht so viel, aber du hast eine hohe Position. Sie würden es sich nie wagen eine Waffe auf dich zu richten.“

„Auf mich vielleicht indirekt. Für mich ist es so als hätten sie auf mich geschossen. Sie ist ein Teil von mir. Wir fahren am Besten sofort zum Boss“, meinte Gin und nahm meine Hand.

Also ich war mir nicht sicher, ob ich in diesem Zustand unter Menschen gehen wollte. Meine Angst stand mit bestimmt ins Gesicht geschrieben, wie sollte ich so diese gefürchtete Aura hervorbringen. Doch ich zwang mich dazu, ob es nun ernst rüber kam oder nicht.

„Vodka, du hältst noch hier die Stellung, falls noch etwas zur Mission passiert. Ich habe mich um eine wichtigere zu kümmern“, befahl er und setzte zum Gehen an.

„Soll ich euch nicht lieber begleiten?“, hakte er nach.

„Nein, damit werde ich noch selbst fertig. Wäre auch zu dumm wenn nicht“, lachte Gin und wir verließen das Appartement und gingen in die Tiefgarage des Hotels in der sein alter Porsche stand.

So fuhren wir zum Hauptquartier und stolzierten gradewegs zum Büro des Bosses. „Und wirst du ihn jetzt um Erlaubnis bitten, dass du sie töten darfst?“, fragte ich während wir durch das Gebäude stürmten.

„Ja, unter anderem“, entgegnete er knapp. Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst, doch konnte mir nicht erklären warum. Beim Büro angekommen klopfte Gin an und ging direkt darauf rein, dicht gefolgt von mir. Cognac kehrte uns den Rücken zu und schaute stehend aus der riesigen Glaswand. Man hatte eine wundervolle Aussicht auf halb Tokio. Langsam drehte er sich um und wir verbeugten uns, während er uns willkommen hieß: „Hallo, ihr zwei. Was kann ich für euch tun, wenn ihr hier so unerwartet auftaucht?“

Ich ließ meinen Vorgesetzten sprechen, was auch angebracht war.

„Entschuldige die Störung. Du weißt, ich würde nicht hier rein platzen, wenn es nicht wichtig wäre. Es geht um Chianti und Korn. Sie verstoßen gegen Regeln.“

Höchst interessiert zog er eine Augenbraue in die Höhe: „Chianti und Korn? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Was haben sie denn verbrochen?“

Auch wenn ich den Kodex halten wollte, ergriff ich Partei: „Sie haben mich attackiert. Hatten sie Befehl dafür?“

Ich durchlöcherte ihn mit einem kalten Blick um zu sehen, ob er als nächstes die Wahrheit sagte, doch er stellte eine Gegenfrage: „Und wie ich an deinem Blick erkennen kann, Gin, willst du den Befehl sie auszuschalten?“

Dieser verengte nur kalt seine Augen. Cognac seufzte angestrengt und ließ diese Antwort auf sich wirken, während er sich auf seinen Bürostuhl setzte. Für ewige Minuten ließ er uns nur auf die Rückenlehne starren, da er sich umgedreht hatte.

„Was war der Anlass dafür? Warum denkt ihr, dass sie es waren? Sie sind Scharfschützen und haben bestimmt aus einiger Entfernung Schüsse abgefeuert.“

„Weil sie Vine mit dem Tod bedroht hatten, falls sie sich nicht von mir trennt. Was sollen das bitte schön für neue Sitten sein? Vine hat bisher alles richtig gemacht, dafür halte ich meinen Kopf hin! Frag Vermouth wenn du mir nicht glaubst, Boss!“, hob Gin seine Stimme lauterwerdend.

„Ich kann dich verstehen, Gin. Jedoch musst du lernen dich besser unter Kontrolle zu haben. Sie betrachten Vine als Bedrohung für einen unserer besten Männer. Ich verübele ihnen diese Reaktion nicht, vor allem da Vine Verräterblut in sich hat!“

„Ich bin mir über alle Regeln im Klaren, Cognac! Auch wenn meine Eltern es nicht waren. Ich war, bin und bleibe loyal!“, warf ich mit böse funkelten Augen ein.

Bei so einer Aussage hätte ich ihm vor Wut am Liebsten den Hals umdrehen können, dennoch riss ich mich zusammen. Nicht nur ich schien so zu empfinden auch Gin schien klare Schwierigkeiten damit zu haben sich unter Kontrolle zu halten, als er entgegnete: „Persönliche Gefühle spielen keine Rolle! Auch wenn ich, der sonst immer so hart im nehmen ist, mich mal verliebt haben sollte, hat dies keine Auswirkungen auf meinen Standpunkt. Vielleicht wirke ich nicht mehr ganz so eiskalt, aber ich bringe jederzeit gerne ohne mit der Wimper zu zucken jemanden um. Ich bin dir immer treu ergeben, Boss!“

Ich erahnte schon welcher Satz hierauf folgen würde und dieser blieb nicht in der Luft hängen: „Und was wäre, wenn ich dir den Befehl gebe sie umzubringen?“

Ohne eine Sekunde verstreichen zu lassen antwortete mein Nebenmann: „Dann werde ich es unweigerlich tun:“

Ich hegte keine Zweifel gegen diese Aussage und der Big Boss anscheinend auch nicht, seiner Körpersprache zu urteilen.

Für einige Zeit lag ein Schweigen in der Luft. Doch ich wollte dieses mit einer einfachen Frage wieder beenden: „Und was passiert jetzt?“

Leider wusste niemand so wirklich eine Antwort darauf, selbst Cognac nicht.

Doch die Lösung lag auf der Hand, dass selbst ich schnell auf den Trichter kam.

Dieses Anschweigen war schlimmer als jeder Satz der hätte folgen können.

„Du wirst in eine andere Sektion eingeteilt. Ich stelle dich nun unter das Kommando von Vermouth. Ich verbiete eure Beziehung nicht, nur eure weitere Zusammenarbeit. Mit eurem Privatleben möchte ich, sofern es nicht auch die Organisation betrifft, nichts zu tun haben. Bist du damit einverstanden, Gin?“

Es war äußerst seltsam, dass er seine Untertanen um Erlaubnis für etwas bat oder sie nach ihrer Meinung fragte. Aber dies war immerhin eine spezielle Situation und er war Gin wirklich dankbar für seine Treue, das bemerkte man direkt.

„Das heißt, dass ich mit Sherry nichts mehr zu tun haben werde?“, hakte ich nach.

„Doch, das musst du noch zu Ende bringen: Doch danach ordnest du dich Vermouth unter. Wie ich hörte, scheint ihr euch schon gut zu verstehen. ich hoffe, dass es so bleibt.“

„Was passiert nun mit der Kleinen?“, bohrte Gin für mich weiter.

„Sie wird erstmals vom mir in die Mangel genommen. Doch da ich weiß, wie sehr es dir am herzen liegt, darfst du sie letzten Endes auf deine Weise töten.“

Diese Aussage erfreute ihn ungemein. Damit verabschiedeten wir uns und ich rannte vor ihm her, eher weg, zu meinem Zimmer.

Doch bevor ich in dieses hinein schlupfen konnte, hatte er mich mit Leichtigkeit eingeholt und stoppte mich: „Warte! Ich weiß, dass es nun eine unstreitig große herbe Veränderung für uns sein wird. Aber wir bleiben zusammen. Es steht uns nichts mehr im Weg.“

Ich konnte es kaum glauben, dass er so leichtfertig mit der Situation umging und deshalb hätte ich ihn am Liebsten angeschrien, doch ich riss mich zusammen: „Gin! Mich will jemand gezielt umbringen! Es ist keine Lösung uns beruflich zu trennen! Der Boss kann auf mich verzichten, aber auf dich nicht. Ihm ist es egal, ob ich gleich verstümmelt auf dem Flur gefunden werde. Er wird nichts gegen Chianti und Korn unternehmen!“

„Willst du etwa damit sagen, dass wir uns ganz voneinander trennen sollten? Außerdem hätten wir uns die Mühe gemacht dich zu suchen, wenn wir dich so schnell wieder los werden wollten? Ich arbeite schon so lange für sie, dass ich mittlerweile alle Hintergründe sehr gut einschätzen kann! Und wenn ich manche Dinge noch nicht in Erfahrung gebracht haben sollte, weiß ich deshalb noch lange nicht so auszurasten. Und du solltest so langsam auch mal abgehärtet werden um hier nicht unterzugehen. geh jetzt schlafen, gute Nacht!“, damit ließ er mich alleine auf dem Flur stehen.

Ich tat es ihm gleich und ging auf mein Zimmer. Natürlich hatte ich keinerlei Lust schlafen zu gehen, also legte ich mich einfach nur in mein Bett und dachte nach.

Die Beziheung zwischen mir und Gin war ein ewiges hin und her und wenn es so weiter gehen würde, hätte ich bald auch keine Lust mehr mir Mühe für unsere Zweisamkeit zu geben. Desweiteren dachte ich über den Boss nach. Wie wütend er mich machte! Am Liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihm eine Kugel in den Kopf gejagt, so aggressiv war ich. Jedoch konnte ich das nicht tun. Erstens da ich sowieso niemals alleine den Weg finden würde und zweitens weil dann die ganze Organisation Schweizerkäse aus mir machen würde. Das trieb mich zu einem weiteren Gedankengang hin. Was würde passieren, wenn der Kopf der Bande sterben oder einfach verschwinden würde? Würden sie jemanden dafür zur Verantwortung ziehen? Versank dann hier alles im Chaos? Würden sich alle gegenseitig niedermetzeln oder würde einfach nur ein Nachfolger antreten? Wer würde wohl der Nachfolger sein?

Auf jede Frage folgte eine weitere, sodass ich aufhörte mir sie zu stellen. Ich schmiss ein paar Mal mein Zigarettenpäckchen hoch und fing es wieder auf. Darauf öffnete ich das Fenster neben dem Schreibtisch, nahm mir einen Stuhl und rauchte eine Zigarette.

Aus dieser Zwickmühle kam keiner mehr raus. Zwar wollte ich das sowieso nicht, aber ich dachte nur so mal darüber nach. Durch Hilfe hat es Shinichi geschafft, doch ohne diese wäre auch er verloren gewesen. So viel ich nun wusste, konnte auch Vermouth bereit sein, der Organisation den Rücken zuzukehren. Auch wenn sie selbst nicht direkt beteiligt an ihrem Untergang ist, hat sie in gewisser weise dazu beigetragen, wenn es nunmehr dazu kommen wird. Sie glaubt an die Kraft der silbernen Kugel, welche der Organisation den vernichtenden Schlag zufügen soll. Diese Theorie konnte selbst ich nicht bezweifeln. Es gab zwar nichts was dafür sprach, aber auch nichts dagegen.

Shinichi war mutig und schlau genug um dies zu bewältigen auch wenn es schwer sein würde. Um mich zu beschäftigen sollte ich vielleicht sie anrufen. Einige Minuten beschäftigte ich mich mit diesem Gedanken, doch letztendlich entschied ich mich dagegen. Mein Handy vibrierte auf dem Holzschreibtisch. Es war Gin, der versuchte mich mobil zu erreichen. Nach einem tiefen Seufzer nahm ich das Gespräch an: „Ja bitte?“

„Hab ich dich geweckt?“

„Nein, ich bin noch wach. Was ist denn los?“

„Ich wollte dich nur darüber informieren, dass morgen Mittag die Hinrichtung von Sherry stattfinden wird, an der auch du teilnehmen sollst. Ich hole dich dann morgen sowieso ab und morgen Abend findet dann eine Feier dazu statt.“

„In Ordnung: Wer hat jetzt die Ehre?“, hakte ich vorsichtig nach.

„Ich darf ihr den Gnadenschuss geben und Vermouth ein wenig Hand anlegen. Das wirst du dann morgen sehen. Möchtest du mit jetzt nicht noch eventuell Gesellschaft leisten?“

Und auf einmal kam er wieder angekrochen. Innerlich seufzte ich entnervt, aber ließ mir so nichts anmerken: „Bist du drüben? Dann komm ich gleich, Moment.“

„In Ordnung, bis gleich.“ Er legte auf.

Warum rief er an, wenn er im Raum direkt nebenan war? Wahrscheinlich wollte er erst mal meine Stimmung abtasten. Also schloss ich das Fenster wieder, nahm mein Mobiltelefon und Zigaretten und bewegte mich langsam ins Nachbarzimmer. Er öffnete nach wenigen Augenblicken die Tür und wir machten es uns bei Kerzenschein in seinem Bett gemütlich. Er trug nur eine schwarze Cordhose und ich streichelte ihm über seine nackte Brust. ich hingegen trug brav noch alles an mir und dachte auch an nichts Böses. Wahrscheinlich er auch nicht oder zumindest riss er sich wieder zusammen, während er mein Haar zärtlich mit seiner Hand durchstreifte. Vorsichtig mit sanfter Stimme hauchte er: „Eigentlich möchte ich nicht, dass du das Morgen miterlebst. Doch der Boss will es so.“

„Ich habe keine Probleme damit dich töten zu sehen. Es ist unser Job. Da ist es auch egal, welche Person genau es ist und auf welche Weise. Auch wenn noch so viel Blut fließt, wenn sie schreit und bettelt, während einer grausamen Folter. Wie du sagtest, dass ich abgehärtet werden muss.“

Damit hatte ich alles zu diesem Thema gesagt und deswegen ließ er es ruhen. Aus fiesem Grund blieb nun Zeit um etwas weitaus wichtigeres anzusprechen: „Wie verhindern wir nun einen weiteren Amokanschlag auf mich?“

Auch wenn er genervt von diesem Thema schien, war es wohl eher die Wut darüber, die er abschütteln wollte: „Da wir nicht mehr zusammen arbeiten, kann ich dich nicht beschützen: Auch Vodka, den ich darauf ansetzen wollte, wird wahrscheinlich nichts tun können. Deshalb habe ich mich mit Vermouth unterhalten und sei meinte, dass sie und Bourbon sich darum kümmern, dass du sicher bist.“

„Kennst du diesen Bourbon gut? Ist er in Ordnung?“, hakte ich behutsam nach, denn ich wollte mich bei niemandem sicher fühlen, den selbst Gin nicht kannte oder gar nicht leiden konnte. Seiner Gestik zufolge war es nicht schlimm, dass ich das fragte. „Gut, kennen tue ich ihn überhaupt nicht. Doch so viel ich gehört habe, ist er sehr zuverlässig und intelligent. Man kann ihm vertrauen und da Vermouth ihn besser als ich kennt und mir ihn vorgeschlagen hat, muss er schließlich etwas wert sein.“ Mein Fazit hieraus war, dass ich diesem Fremden schlichtweg vertrauen musste, da sie ihm vertrauten.

„Darf ich doch noch mal etwas zum Thema Hinrichtung sagen? Ist es eigentlich nicht eine Ehre sie zu töten oder zumindest dabei zu sein nach allem was wegen ihr passiert ist?“, tippte ich vorsichtig an.

„Ach, ich weiß schon warum. Es ist noch eine kleine Probe für dich um zu sehen, wie du mit den Sitten hier klar kommst“, entgegnete Gin gelassen.

"Spann mich nicht so auf die Folter"

„Verräter haben es verdient, dieser Meinung bin auch ich. Nur weil ich das Blut meiner Verrätereltern in mir trage, heißt das nicht, dass ich genauso bin. immerhin war ich schon so ehrgeizig freiwillig zu euch zu kommen.“

„Und dir direkt tausende zum Feind zu machen in dem du dir das schärfste Kaliber klar machst. Das nenne ich wirklich fleißig“, schäkerte Gin.

„Inwiefern? Der böseste Bube bist du hier ja nicht nehme ich an.“

„Aber der härteste und heißeste“, konnte ich sein teuflisches Grinsen spüren, obwohl es dunkel war.

„Dann muss ich mir nun ernsthaft Gedanken über meinen ruf machen, denn wenn ich schon an deiner Seite arbeite, muss ich wohl auch gefürchtet werden“, stellte ich auf.

„Das musst du wohl und ich habe auch schon eine Idee wie du das schaffen kannst. Wenn du richtig mit der Situation von Chianti und Korn umgehst, kann es klappen“, erwiderte er.

„Das heiß hoffentlich nicht, dass ich sie umbringen soll.“

„Das solltest du nur versuchen, wenn du Suizid gefährdet bist. Nein. ich rede hier von Respekt verdienen. Wie würdest du das schaffen, streng deinen kleinen Kopf mal an, Vine.“

„Jemanden umbringen, bei dem sie es nicht geschafft haben. man brächte so einen Wow-Effekt, aber wen könnte das betreffen?“, fragte ich.

„Oh, da wüsste ich momentan zwei Leute. Sherry und Akai Shuichi.“

„Sherry ist schon in unserem Besitz und die knöpfst du dir morgen vor. Akai Shuichi?! Hat Kir ihn nicht schon längst umgebracht?“, wunderte ich mich entsetzt. Konnte sie etwas auch eine Verräterin sein?

„Wie es scheint wohl nicht. Er wurde gesichtet, zumindest jemand der ihm verflucht ähnlich sieht. Entweder hat Kir versucht uns für dumm zu verkaufen oder er hat einen Doppelgänger. Eine heikle Situation“, grummelte er angespannt.

„Also finde ich heraus, was es mit ihm auf sich hat und bringe ihn daraufhin um=“, hakte ich aufgeregt nach.

„So in etwa.“

Das war ja eine richtige Undercover Aktion! Darauf freute ich mich ungemein und war gespannt was wohl dabei rauskommen würde.

„Muss ich den Boss darüber informieren? Ich meine, sonst gäbe es keinen Wow-Effekt.“

„Ich denke nicht. Es ist vom allgemeinen Nutzen für die Organisation, also wird schon nichts dabei sein und so wie du nun eingeteilt wurdest, hat Vermouth dich unter Verschluss.“

Das bedeutete, er musste nicht seinen Kopf hinhalten wenn ich Mist baue. Kein Wunder, dass er so leichtfertig damit umging und Vermouth war auch nicht gerade seine beste Freundin, deshalb würde es ihm auch nichts ausmachen. Der Big Boss würde sie auch nicht so hart rannehmen, immerhin war sie der Liebling von ihm.

Nach diesem Gespräch schliefen wir aneinander geschmiegt ein.

Am nächsten Morgen erwachte ich wieder alleine in seinem Bett. Gin war wirklich ein Frühaufsteher! Ich stand ebenso auf und machte mich voll ausgerüstet auf den Weg irgendwo und nirgendwo hin. denn nach fünf Korridoren fürchtete ich mich schon wieder verlaufen zu haben. Eigentlich hatte ich nur vorgehabt Vermouth oder irgendein bekanntes Gesicht vorzufinden, damit ich auch wusste wohin alle verschwunden waren. Also rief ich Gin auf seinem Mobiltelefon an und fragte, wo sie sich aufhielten.

„Wir sind heut morgen früh los um den Platz für die Hinrichtung außerhalb von Tokio vorzubereiten. Willst du nachkommen? Vermouth müsste sich auch bald auf den Weg machen, sie kann dich vielleicht mitnehmen.“

Darauf versuchte ich es bei ihr und sie versprach mir mich auf ihrem Motorrad mitzunehmen.

Wir trafen uns in der Tiefgarage, wo sie mir einen Helm zuwarf. Nun fuhren wir zum Treffpunkt, was sich als eine Holzhütte mitten in einem Wald herausstellte.

„Seid ihr sicher, dass euch niemand gefolgt ist?“, fragte Vodka nun schon zum fünfzigsten Mal.

„Ich hatte die ganze zeit einen Blick auf den umliegenden Verkehr und Vermouth auf den hinter uns. Dort war nichts Auffälliges“, seufzte ich um ihn endlich ruhig zu stellen.

„Aber nun mal eine Gegenfrage. Seid ihr sicher, dass uns hier keiner ins Auge bekommt? Abgelegen ist es schon, aber hier sind bestimmt eventuell Förster, Jäger, Pfadfinder oder sonst irgendwelche Wanderer.“

„Bis so jemand hier auftaucht, haben wir alle Beweise vernichtet und sind über alle Berge“, lachte Gin wahrlich amüsiert über meine Sorgen.

Vermouth konnte ihn nur schulterzuckend zustimmen: „Wo er Recht hat. Du machst dir viel zu viele Gedanken. Wir haben das alles schon sehr gut organisiert, Vine. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung.“

Auch wenn sie mich nur ermutigen wollten, blieben letzte Zweifel übrig. Denn so professionell schien dieser Plan nicht zu sein.

„Wer bringt sie her?“

„Das wirst du schon sehen. Sie sind nun losgefahren und werden in wenigen Augenblicken eintreffen“, voller Vorfreude glänzten seine Augen.

„Aber ich verstehe den Aufwand nicht ganz. Weshalb machen wir uns die Mühe hierhin zu gehen mit allen Vorbereitungen anstatt sie einfach in unseren eigenen Vierwänden auseinander zu nehmen“, grübelte Vermouth.

Hierauf hab keiner Antwort und ich dachte mir schon,d ass es wahrscheinlich keiner so genau wusste. Als es endlich so weit war und sie mit der betäubten jungen Frau… Stopp! Waum war sie auf einmal wieder groß und sie selbst?! Fragend schaute ich Vermouth an, die mir zuflüsterte, dass es wohl unsere Laboranten geschafft hatten ein Gegenmittel herzustellen.

„Wir wollen uns ja schließlich nicht mit einem Kind beschäftigen“, fügte Gin grinsend hinzu, der das Gespräch wohl mitbekommen haben musste.

Wir traten zusammen in das Haus, wo wir Sherry in die Mitte unseres Kreises legten. Unsanft weckte Vodka sie mit Tritten auf, als er ein zustimmendes Nicken vom Big Boss erhalten hatte: „Wach auf!“

Sie raufte sich zusammen und kniete, sich zusätzlich mit den Händen abstützend und blickte auf. Der Boss gab nunmehr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass wir freies Spiel hatten und nicht mehr auf Genehmigungen waren mussten.

„Schau erst auf, wenn du dazu aufgefordert wirst“, versetzte Vodka ihr noch einen tritt.

„Hey, was…“

„Hatten wir die eine Frage gestellt?!“, schubste Gin sie und zog sie darauf am Kragen des Pullovers hoch: „Jetzt sag mir, wie viele Leute wissen noch über uns Bescheid?!“

„Niemand! Außer die, wo ihr schon getötet hattet“, stotterte sie zitternd vor seiner Aura. Wäre ich in diesem Augenblick in ihrer rolle gewesen, wäre es mir nicht anders ergangen.

„Lügner! Wenn du nicht mit er Sprache rausrückst, bringen wir alle um mit denen du je einen Blick getauscht hast!“, drohte Vodka böse.

Sherry sah mich an.

Ihr angsterfüllter, flehender Blick konnte meine harte Miene nicht durchbrechen und gab ihr weiterhin nur dieselbe böse Aura zu spüren, wie alle andern sie ausstrahlten. Sie wurde zwischen Gin und Vodka hin und her gestoßen. Bis Vermouth und ich an der reihe waren.

Sie hielt sie fest, während ich die Befragung weiter führte: „Was ist mit dem alten Knacker bei dem du gelebt hast? Was hattest du ihm erzählt woher du kamst? Sollen wir ihn vielleicht erst töten, damit du deine Klappe aufmachst?!“

„Nein! Es weiß keiner was! Ich schwöre es!“

„Wir können dir niemals mehr vertrauen, Verrätern!“, fauchte Vermouth und zog sie grob am Haar. Gequält stöhnte Sherry auf.

„Ich rate dir lieber den Mund aufzumachen, dann stirbst du vielleicht nicht so qualvoll und ich werde Gin bitten, dir nur eine Kugel in den Kopf zu setzen. Du wirst sie nicht einmal spüren: Wenn du natürlich so weiter machst, werden wir dich Stück für Stück auseinanderreißen und ausbluten lassen. Ein langwieriger Prozess, wenn du verstehst. Du weißt, wie wir arbeiten und mit Verrätern oder unseren Feinden umgehen.“

„Ich schwöre bei Gott, niemand sonst weiß von euch!“, weinte sie flehend.

Ich schaute rüber zu Gin, wie er wohl über diese Situation dachte. Er hatte keinen Blick für mich übrig und fixierte die Frau mit einem ab wertigen, angeekelten Blick. nun nahm ich sie mit einem groben Handgriff an mich und Vermouth stellte Fragen. Mir fielen Chianti und Korn auf, die mich stets beobachteten und eine Waffe auf sie gerichtet hatten. Ich könnte wetten, dass sie jeder Zeit auch gerne auf mich schießen würden um dann zu sagen sie verfehlt zu haben. Während meiner Gedankenzüge war ich kurz nicht bei der Sache gewesen und hatte meinen Griff gelockert, den ich nun sofort wieder festigte. Gerade weil ich nun nicht mehr direkt mit dem Gespräch konfrontiert war, machte ich mir auch keine Mühe zuzuhören. Ich bekam nur mit, wenn sie geschlafen oder getreten wurde. Gin trat nun an meine Stelle und führte wieder alleine mit ihr den Dialog basierend auf ihrer Flucht.

„Das Gift hast du damals in dieser Zelle geschluckt und weil du geschrumpft bist, waren die Fesseln zu groß für dich. Du bist durch den Wäscheschacht entkommen, zum Haus von diesem Kudo gekraxelt und dort hat dich der alte Mann gefunden.“

„Wow, du bist ja ein richtiger Sherlock Holmes, Gin. Hast du dir das alles selbst zusammen gereimt oder hat dir jemand dabei geholfen.“

Unweigerlich packte Gin noch fester zu, sodass sie einen entsetzten Schrei vons ich gab.

„Ich warne dich Sherry! Deine dummen Kommentare werden dir gleich vergehen“, unsanft schmiss er sie wieder zu Boden. Nun lag sie wieder alleine in der Mitte unseres Kreises.

„Ihr werden nichts von mir zu hören bekommen! Ihr wisst ja selbst noch nicht mal, ob es die Wahrheit ist oder nicht. Wir haben niemals jemanden eingeweiht. Wir hatten immer nur uns beide zum reden. Niemanden sonst!“

Gefällig befahl Gin Chianti und Korn Kinder her zu bringen.

Von welchen Kindern sprach er? Sherry musste es wohl wissen und schwörte zu sprechen, wenn wir sie nicht mit hinein zogen. Doch anders als ich war er nicht der Typ für leere Drohungen. Chianti und Korn verließen uns. Während ich noch im unwissenden blieb, was diese Kinder anging, wehrte Sherry sich weiter: „Sie wissen nichts. Das sind doch nur ahnungs- und hilflose Kinder! Bitte, tu das nicht!“

„Warum sollten wir sie alle erst dann umbringen, wenn du schon tot bist? Viel besser wäre es doch, wenn du siehst, wie wir sie alle abschlachten. Außerdem ist das vielleicht eine der vielen Möglichkeiten dich zum sprechen zu bringen. Du wusstest von Anfang an, was auf dich zukommt, wenn wir dich finden. Hast du wirklich gedacht, wir wären so dumm und würden es niemals herausfinden, was geschehen ist?“

„Hättet ihr auch nicht, wenn nicht ein kleines Vögelein euch die Wahrheit zugezwitschert hätte. Gerade du, Gin, der misstrauischste von allen hast von Anfang an nicht am neuen Mitglied gezweifelt?!“

„Sie ist clean!“

Sie sprachen ganz eindeutig von mir. Wenn sie noch mehr ausplaudern würde, wäre ich bald auch in der Schusslinie und das konnte ich nicht zulassen. Ich musste sie aufhalten! Unweigerlich zückte ich meine Pistole: „Schweig du einfältiges Weib! Anders als du würde ich die Organisation nie verraten! Du hast keine Ahnung was dir alles entgangen ist! Sherry… törichtes Mädchen…“ Gereizt schoss ich auf ihren Fuß, denn diese leeren Drohungen sollten nun auch bei mir ein Ende haben. Leicht tatschte Gin mich am Hinterkopf an: „Das nächste Mal mit Schalldämpfer, Idiot!“

Ausgetobt ließ ich meine Pistole wieder sinken und anderen Vorrang im aggressiven Verhör.

Ein kurzer Blick zum Big Boss zeigte mit, dass er stolz auf mich zu sein schien. Langsam wurde es langweilig auch wenn es belustigend war, Gin beim „Spielen“ mit seinen Opfern zuzusehen.

„Du konntest es nur nicht ertragen, dass ich die Organisation auf meine Weise verlassen habe und mich mir selbst hingegeben habe, anstatt bei dir zu bleiben, Gin! Und genau deswegen hast du nun auch sie. Einen Ersatz! Einen Ersatz für etwas, was du von mir nicht bekommen konntest.“

Gin schrie sie an: „Schweig!“

„Bringen wir es zu Ende. Sie wird sowieso nichts mehr sagen, also warum das alles noch weiter ausdehnen“, seufzte ich meine Gedanken laut aus.

Ihr Peiniger verlor nun auch die Geduld und schoss ihr mit einer schallgedämpften Waffe in die Schulter.

„Ich habe schon alles gesagt was ich weiß!!“, schrie Sherry aus voller Kehle und wand sich vor Schmerzen.

„Das nehme ich dir nicht ab! Sprich weiter“, brüllte er zurück.

Sie schüttelte nur den Kopf und zuckte vor Pein. Blut breitete sich unter ihr zu einer Lache aus. Gin schoss nun in die andere Schulter. Dann gab er es auf und setzte einen gezielten Kopfschuss an, während er sagte: „Du hättest hier ein schönes Leben haben können, aber du hast dich falsch entschieden. Mach’s gut, Verräterin.“

Dann betätigte er den Abzug.

Blut spritzte und ihr lebloser Körper fiel zu Boden.

„Vodka, ruf Chianti und Korn an, sie sollen die Kinder irgendwo aussetzen. Vine, Vermouth. Helft mir die Scheiße hier anzuzünden“, befahl Gin, während er seine Waffe wieder einsteckte.

Wir steckten das Haus mit Benzin in Brand und entfernten uns an einen Ort von dem aus wir immer noch einen guten Blick auf es hatten um auf Nummer sicher zu gehen. Bis die Feuerwehr auftauchte warteten wir, dann machten wir uns auf einem anderen Weg zurück ins Hauptquartier.

Ich fuhr im Porsche von Gin zusammen mit Vodka. Chianti und Korn saßen in einem Sportauto hinter uns der Boss fuhr mit anderen, die ich nicht kannte in einem Audi Q5 vor uns. Vermouth schlängelte sich alleine mit ihrem Motorrad zwischen uns her.

Süßes gibt es genug auf der Welt

„Ich möchte, dass du dir den morgigen Tag mal Zeit für dich nimmst und versuchst auszuspannen, Vine. Mach irgendeinen Frauenkram oder so. Du wirst deine ganze Kraft für dein nächstes Vorhaben brauchen.“

„Aber…“

„Kein aber! Das war ein befehl! Wenn wir dich brauchen, wirst du es schon erfahren!“, unterbrach Gin mich strikt.

Widerstrebend nickte ich und zündete mir eine Zigarette an: „Bist du nun froh, dass du sie endlich umbringen konntest?“

Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht: „Ja und Nein. Am liebsten würde ich es wieder und wieder tun, aber sie hat leider nur ein Leben.“

„Vielleicht hast du Glück und sie wird wiedergeboren“, scherzte Vodka, der als Beifahrer vorne saß. Ich durfte leider nur hinten sitzen.

„Dann bin ich morgen im Einkaufszentrum, falls mich jemand sucht. Du könntest mich ruhig wie ein Gentleman begleiten und mir die Tüten tragen“, lachte ich amüsiert von diesem widersprüchlichen Gedanken. Ein eiskalter Massenmörder trägt brav seiner Freundin beim Shoppen die Tüten.

„Das kannst du mal schön abhaken. Als ob ich mich so provokant in der Öffentlichkeit blicken lasse.“

„Ach ich verstehe warum die meisten von euch so blass sind. Entweder sitzt ihr im Auto, kommt nachts erst raus oder lauft verlassene dunkle Korridore entlang. Ihr könntet alle mal Urlaub in der Karibik oder so gebrauchen. Solarium wäre natürlich schon mal ein guter Anfang“, lachte ich unweigerlich weiter.

„Über so einen Mist machst du dir Gedanken!? Du hast wirklich Zeit zu viel“, brummte Vodka.

„Das kann sich ganz schnell ändern“, scherzte Gin.

Als wir im Hauptquartier angekommen waren, versammelten wir uns in dem Bistro, wo wir auf den Triumph anstießen.

„Ich bin stolz auf euch“, meinte der Big Boss hämisch grinsend.

„Das haben wir alles Vine zu verdanken. Ohne ihre Tipps wären wir heut immer noch am suchen“, bemerkte Gin.

„Ist ja komisch wie viel sie wusste“, deutete Chianti abfällig an.

„Man muss nur eins und eins zusammen zählen können. Da ich schon vorher so viel über APTX 48 69 wusste, konnte ich mir den Rest denken“, verteidigte ich mich und sah sie arrogant an.

„Nichts destotrotz. nun bleibt euch nicht mehr viel außer das Mysterium um Akai Shuichi zu lösen“, redete Cognac unerschüttert weiter.

Keiner würde erwarten, dass ich es alleine versuchen wollte, außer natürlich diejenigen die eingeweiht waren. Da ich morgen frei bekommen hatte, konnte ich die Zeit nutzen um mir Gedanken für meine ersten Schritte zu machen. Ein freier Tag bedeutete nicht direkt, dass man nichts mit der Organisation zu tun hatte: man hatte keinen Urlaubsanspruch wie gewöhnlich. Umso mehr war ich für diese nette Geste dankbar. Ich hoffte ich würde morgen von niemandem beobachtet, vor allem das mich Chianti und Korn in Ruhe lassen würden. insgesamt hatte ich keine Lust auf Stress, denn ich hatte doch lediglich vor ihr Vertrauen zu gewinnen.

Nachdem wir alle mehrere Gläser geleert hatten, bat mich Gin mit auf sein Zimmer.

Wir sprachen über den morgigen Tag.

„Ich hoffe, du kannst auf dich aufpassen. Du hast eine Waffe und einen Schalldämpfer, dennoch nutze sie sorgsam und schalte bevor du was tust dein Gehirn ein. Auch wenn es ein freier tag sein soll, bist du trotzdem ein Mitglied dieser Organisation und du weißt was es bedeutet. Hast du das soweit verstanden?“

„Ja, Boss! Magst du nun bitte zu mir ins Bett kommen?“

„Nein, ich will erst noch duschen.“

„Wollen wir zusammen..:“

„Denk nicht mal dran, das jetzt laut auszusprechen, Vine!“, unterbrach er mich.

„War das ein Ja?“, hakte ich neckend nach.

„Eindeutig ein Nein!“

Schmollend zog ich meine Lippe zusammen und schaute ihn bettelnd an.

Er erwiderte dies mit einem harten strafenden genervten Blick und blieb bei seinem Nein.

Soweit machte ich es mir am Fenster gemütlich und rauchte eine Zigarette.

Als er wieder hinaus kam, hatte ich es mir schon wieder auf dem Bett gemütlich gemacht. Er legte sich neben mich und ich begann vom heutigen Tag zu erzählen: „Wenigstens haben wir jetzt ein Problem weniger. Was hat Sherry eigentlich mit der Andeutung gemeint?“

„Du meinst, wo sie sagte, dass du nur ein Ersatz wärst? Glaub mir, ich habe noch nie zuvor so empfunden wie nun für dich. Sherry war nur ein kleines Spielzeug. Eine Puppe.“

„Ach ja. Weiß du, ich habe Angst davor, dass es nichts mehr für uns zu tun gibt, wenn wir alle gefährlichen Feinde umgebracht haben. Was ist wenn es dann schon mit meiner kurzen Karriere vorbei ist?“, befürchtete ich.

Er schnaubte lachend auf: „Es scheint mir, als wüsstest du doch nicht so viel über uns, wie du uns immer weiß machen willst. Denkst du unser einziges Ziel wäre die Geheimhaltung?! Wir streben nach Macht und einem Mittel der ewigen Jugend. Erst wenn wir das geschafft haben, darfst du dir nochmals gedanken machen. Und das kann noch eine Weile dauern.“

„Dann bedeutet das, dass APTX 48 69 ein Teil des Plans ist. Natürlich ist es ein Gift, aber es scheint auch eine verjüngende Wirkung auf manche Leute zu haben.“

„Ja, das scheint wohl so zu sein. Nichtsdestotrotz sollten wir unsere Gedanken nicht mit sowas verschwenden und uns erst mal auf die nächsten paar Tage beschränken mit unseren Vorausplanungen. Du meldest dich regelmäßig?“

„Ja. Ich verlasse dich dann auch um duschen zu gehen und schlafe heute Nacht mal wieder in meinem eigenen Bett. gute Nacht“, ich drückte ihn kurz, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in meinem Zimmer. Jedoch beschloss ich am nächsten Morgen duschen zu gehen und schlief sofort ein.

Am darauf folgenden Tag sprang ich direkt unter die Dusche. Darauf zog ich mir eine dunkelblaue Jeans, einen schwarzen Pulli und eine dunkelgraue Jacke darüber an. Meinen Waffengurt trug ich unter der Jacke und die Visitenkarte hatte ich in meinem Geldbeutel verstaut. Nun war ich bereit los zu gehen.

Gemütlich schlenderte ich zu meinem Audi in der Tiefgarage und fuhr auf direktem Weg ins Einkaufszentrum.

In einem Parkhaus in der Nähe stellte ich mein Auto ab und machte die Geschäfte unsicher. Es entnervte mich peinlichst auf die Farben der Klamotten achten zu müssen und so konnte ich nur grau, schwarz und andere Dunkeltöne kaufen.

Wenigstens gab es auch hübsche Sachen und ich hatte etwas Schickes zum Anziehen gefunden. Vollgepackt mit Tüten lief ich nur noch umher und sah mich um.

Schließlich setzte ich mich an das Fenster eines Cafés und genoss einen Latte Macchiato. Mir stach direkt ein kleines Detail draußen ins Auge.

Es war die Scharfschützin, die aus dem gegenüberliegenden Gebäude auf den Eingang des Gebäudes zielte und als ich hinunter sah, stand obendrein noch ein alter Porsche da.

Was war denn nun schon wieder los, wurde ich etwa observiert oder hatten die wieder andere Paranoia?

Gemütlich trank ich mein Getränk aus und rief ihn daraufhin mit meinem Handy an.

„Was ist da los oder gibt es hier was um sonst, dass ihr euch hier so versammeln müsst wie Jugendliche auf einem Rockkonzert?“, scherzte ich ernst.

„Er ist drin. Glaubst du, du kriegst es irgendwie hin ins zweite Stockwerk zu kommen? Dort wurde er gesichtet.“

„Und das soll mein freier Tag gewesen sein? Ich schaue was ich machen kann. Warum sollte ich nicht ohne Probleme hoch kommen?“, wunderte ich mich und beendete das Gespräch, bezahlte und machte mich auf den Weg.

Das erwies sich als eine Herausforderung, denn die Treppen waren vom Sicherheitsdienst und Polizisten des Sondereinsatzkommandos belagert. Laut Informationen einiger Passanten hielt auch der Aufzug nicht mehr im zweiten. Also musste ich irgendwie anders hochkommen oder mmich durchmogeln.

Da ich keine Lust auf eine Kletterpartie von außen hatte, musste ich mir etwas überlegen.

Ich setzte die Einkaufstüten ab und verwahrte sie in einem Spind, die es hier gab um nicht so viel mit sich rumschleppen zu müssen. Bewusst ging ich and en beamten vorbei, die Treppen hinaus. Sie wollten mich stoppen, doch ich beruhigte sie: „Man schickt mich von der Einheit QD 105 um dieses Bombenproblem zu lösen. Keine Panik ich bin eine Meisterin auf diesem gebiet. Kollegen wartet bitte hier.“

So schlängelte ich mich geschockt hoch und betrachtete die Tüten, die an den Treppen und Aufzugstüren standen.

Da hatte sich jemand einen schönen Spaß erlaubt. ziemlich sicher war ich, dass es sich hierbei um drittklassige Imitate handelte. Ein Blick hinein bestätigte diesen Gedanken.

Grinsend stolzierte ich den Gang entlang bis zu dem Ort, wo sich eine Menschenmenge angesammelt hatte. Da meine Größe nicht ausreichte um sehen zu können, was diese Leute so faszinierte musste ich wohl oder übel irgendwie nach vorne schlagen.

Vorsichtig drängelte ich mich nach vorne durch, bis ich etwas erkennen konnte. Kogoro Mori, seine Tochter Ran und der kleine Conan alias Shinichi waren dort. Sie hatten rote Hemden auf dem Boden ausgelegt. Es war wahrscheinlich einer der üblichen Fälle. Als Conan mich entdeckte, wurde er kalkweiß im Gesicht.

Mit einer Geste zeigte ich ihm, dass ich alleine war und er keine Angst zu brauchen hatte. Nun hatte ich die Gelegenheit um mich in der Masse umzusehen. Leider hatte ich nicht mehr genau das Bild von Akai Shuichi vor Augen, was mir die Sache nicht einfacher machte. Also musste ich erst die Lage erkunden um darauf eine Schlussfolgerung treffen zu können. Ein Mann mit Kappe, Brandnarbe stach mir ins Auge. Er musste es sein. Ich fotografierte ihn unauffällig, sendete das Bild an Gin mit der Frage ob er es wäre. Kurze Zeit darauf kam die Antwort Ja mit drei Ausrufezeichen.

Nun musste ich mir nur eine Strategie überlegen und ihm nicht erlauben in der Menge unterzutauchen. Das heißt ich entfernte mich etwas und behielt ihn in einem größeren Abstand im Auge. Da er mich kannte musste ich umso vorsichtiger sein.

Als das Rätsel des Bombenlegers gelöst war, wollten alle inklusive der eventuelle Doppelgänger raus stürmen.

Ich hatte Mühe ihn nicht zu verlieren. Auf einmal kam eine Lautsprecheransage für Gutscheine als Entschädigung für die wo bedroht wurden. Also drängelten alle wieder rein.

Mit Müh und Not hatte ich ihn immer noch im Blickwinkel. Er wollte sich in die andere Richtung aus dem Staub machen. Hartnäckig folgte ich ihm auf der anderen Seite hinaus. Soweit klappte es ganz gut auch die letzten Meter. Er war auf dem Weg in die Stadtmitte.

An einer öffentlichen Toilette holte ich ihn ein.

„Akai Shuichi! Du entkommst uns nicht so schnell“, fauchte ich ihn an und zerrte ihn hinter mir her.

bei seiner Statur hätte er sich sicherlich mit Leichtigkeit gegen mich wehren können, dennoch tat er es nicht. zudem sprach er auch kein Wort.

Da sowieso nie jemand auf diese Toiletten ging, hatte ich erst mal meine Ruhe mit, fing aber lieber auf Nummer sicher und schloss die Tür ab.

„Was soll das? Bist du irre geworden?! Jeder der Organisation ist schon auf dich aufmerksam geworden! Warum bist du nicht einfach untergetaucht um deinen erneuten Tod zu verhindern?! Hast du deine Stimme und Gedächtnis verloren!? Sag was Akai Shuichi!“, forderte ich ihn zornig auf.

Er blieb stumm und schaute mich einfach nur an.

Wenn er damit Scherze machte, dann war es nur halb so amüsant wie er dachte. Wahrschienlich dachte er noch nicht mal daran ein Wort zu sagen, was mich nun zu drastischeren Maßnahmen greifen ließ. Langsam zog ich meine Waffe: „Da ich nun schon die Gelegenheit habe, sollte ich die Gunst der Stunde nutzen. Ich tu dir nur einen Gefallen. Du hättest sehen sollen, was sie mit Sherry gemacht haben. Auch wenn Gin dich hasst und ich dich auch hassen sollte, keiner hätte das verdient noch nicht mal ihr Verräter!“

Ich setzte die Pistole an seiner Brust an.

„Dann erschieß mich.“

Er hatte etwas gesagt! Er konnte also doch sprechen und hatte alles nur getan um uns zu verwirren.

„Na los, warum zögerst du, Telia?! Hast du etwa doch Skrupel davor jemanden umzubringen, der direkt vor dir steht? Nach dem was wir dir angeboten haben, wie wir dir geholfen haben, hast du sicherlich nicht den Mumm es durchzuziehen.“

„Doch! Du wirst schon sehen. Es ist Schluss mit leeren Drohungen“, knurrte ich.

„Dann beweis es mir“, schäkerte er.

Mein Finger zitterte am Abzug: „Mit deinem physiotherapeutischen Gequatsche hältst du mich nicht von meinem ruf ab. Hasta la vista!“, hob ich die schallgedämpfte Waffe höher und schoss ihm durch die Stirn in seinen Kopf. Das konnte er unmöglich überleben. Um sicher zu gehen, schoss ich zwei weitere Male in seinen Schädel, auf den reglosen Körper am Boden. Als nächstes verständigte ich Gin, da ich weder eine Bombe noch Benzin dabei hatte, wusste ich nicht, wie ich den Dreck beseitigen sollte.

„Ich schick dir jemanden vorbei, dann könnt ihr Sprengstoff platzieren.“

Ich fragte mich, wer dieser jemand wohl sein würde.

Bevor irgendjemand Unerwünschtes kam, setzte ich die Leiche in eine der Kabinen und wartete auf diese Person, die mir geschickt werden würde.

Wenige Minuten später kam fast der ganze Klan.

Gin, Vodka, Chianti, Korn, Vermouth und ein Fremder, der wohl Bourbon sein musste. Vodka schmiss mir eine große Sporttasche zu, die vor meinen Füßen auf dem Boden landete. Mein erster Gedanke war, dass es der Sprengstoff sein würde, aber dann wurde mir klar, dass er wohl kaum so leichtfertig damit umgehen würde.

Also öffnete ich die Tasche und erkannte Kir darin liegen.

„Was zum…“, begann ich.

„Sie wollte uns wohl verarschen. Dafür musste sie büßen und zusammen mit Akai Shuichi in den Tod gehen“, entgegnete Chianti böse.

Es war ja ein Wunder, dass sie sich dazu entschlossen hatte mit mir zu sprechen.

Ich zerrte die Tasche hinein und Vermouth halt mir dabei den Sprengstoff zu platzieren, damit ich auch mal wusste, wie man das anstellte.

Wir stellten den Zeitmechanismus auf eine Minute was uns mehr als genügend Zeit verschaffte mit zwei Autos zu verschwinden.

Mein Triumph

Als wir zurück im Hauptquartier waren, gab Korn zu: „Das hätte ich von dir nie erwartet, Vine. meinen Respekt hast du.“

„Na gut, ich gebe es zu. Du bist nicht übel, Kleine. Meine Rückendeckung spreche ich dir auch zu“, seufzte Chianti und war froh diesen Satz schnell hinter sich gebracht zu haben.

„Und du schießt nicht versehentlich vorbei?“, zog Gin misstrauisch eine Augenbraue hoch, während er sie auffallend sorgsam musterte.

„Dann müsste ich mich selbst als schlechte Scharfschützin abstempeln lassen müssen. Dieses Risiko werde ich garantiert nicht eingehen, glaub mir. Das lass mal lieber sein“, grinste sie kopfschüttelnd.

„Dann werde ich mal den ersten Toast ausbringen. Auf Vine, die heute eine grandiose Meisterleistung erbracht hat und sich als würdig erwiesen hat ein Mitglied unserer Organisation zu sein!“, prostete Vermouth mir Augenzwinkernd zu.

Wieder tranken wir alkoholische Getränke um meinen Sieg zu feiern. Heute war ich der Star und hatte mir den Respekt verdient. Mein Ziel war erreicht. Wenn es weiterhin so glatt für mich lief, würde ich keine Probleme mehr bekommen. Wir saßen den Abend in einer gemütlichen runde an einem Tisch.

Irgendwann in früher Späte tauchte auch Cognac mit seinen Bodyguards auf: „Meinen herzlichen Glückwunsch, Vine. Ich bin stolz auf dich und als Zeichen für meine Dankbarkeit ist es mir ein Leichtes dich zu befördern. Schätz dich glücklich dich nicht mehr eine blutige Anfängerin schimpfen zu müssen.“

Auf diese Aussage wusste ich nicht zu reagieren, weder mit einer Antwort oder mit einer Geste. Anscheinend schien er auf irgendetwas zu warten, auch wenn er nicht zu erkennen gab, was genau es war. Ich riss all meinen Mut zusammen, bedankte mich und entgegnete: „Aber was bedeutet das nun genau? Was hat das für Auswirkungen auf mein Alldaylife?“

Da der Boss nur ein hämisches Grinsen hervorbrachte und meine Geduld nachließ, beantwortete Gin sie: „Es wird nur eine Veränderung in der Anerkennung gegenüber anderen Mitgliedern geben. Du bekommst auch kein Sternchen oder so angehängt. Du stehst nun sozusagen auf einer Stufe mit unserem Vodka. Leider wirst du dich noch weiter hoch arbeiten müssen. Du willst doch dahin wo ich bin, nicht wahr?“

Interessiert zog der Boss eine Augenbraue hoch. Eingeschüchtert von allen Blicken wollte ich nichts sagen, doch wahrscheinlich hatte ich keine andere Wahl, als mich wieder mal mit Worten in die Höhle des Löwen zu reiten. Stotternd begann ich: „Äh… also das ist so… äh… Natürlich strebe ich das an. Wer fände es nicht besser zu kommandieren als kommandiert zu werden?“

Vermouth räusperte sich unauffällig und fiel mir ins Wort: „Vine ist blutjung, Sie hat noch keine Ahnung vom Leben geschweige denn von dem bei uns. Ich finde, dass ist keine gute Idee sie zu befördern, Cognac. Sie hat nicht mehr den Schutz eines Neulings.“

„Sie bedeutet dir also so viel, Vermouth. Dann pass auf sie auf. Sie ist deine Untergeordnete. jetzt lasst und nun feiern und nicht mehr über diesen Unsinn sprechen. ich werde die Beförderung auf keinen Fall zurück nehmen. Also warum noch weiter darüber diskutieren. bedient euch am Büffet und an der Bar, lasst uns aufgrund Vines außerordentlichen Errungenschaften feiern!“

Wir saßen zu sechst auf einer Eckbank. Chianti, Korn, Gin, Vodka, Vermouth und ich. Eigentlich hatte ich keine Ahnung worüber sie sich unterhielten, da es mich offen gestanden auch herzlich wenig interessierte. Ich machte mir über die herzhafte Diskussion zwischen Vermouth und dem Big Boss Gedanken. Sie wirkte sehr niedergeschlagen, als er ihr so eine deftige Abfuhr verpasst hatte.

Am Rande bekam ich mit, dass sie sich über die Entfernungen beim Weitschießen unterhielten. Sie waren der festen Überzeugung, dass man auf keinen Fall in einer weiter entfernten Position von 700 Yards zielsicher einen Schuss abfeuern konnte. Dahingegen war Chianti wohl anderer Meinung und sie wollten dies morgen auf dem Testgelände austesten. Damit hätte ich wohl kein Problem. Als Gin seinen Arm um mich legte, befürchtete ich schon, der nächste Streit könnte ausbrechen. Doch es blieb still. Wahrscheinlich hatten sie das Kriegsbeil begraben und wir konnten noch mal einen Neustart wagen.

„Kommst du dann morgen mit ein paar Schießübungen machen?“, fragte Gin mich provokativ auf meine schlechten Schießkünste anspielend.

„Darauf kannst du wetten. Vielleicht bin ich nicht besser als du, aber schlechter auf keinen Fall!“, entgegnete ich dreist.

„Ein großes Mundwerk hatten sie vorher alle, aber danach hat er alle fertig gemacht. Also lass dich nicht auf zu große Spielchen ein, Täubchen. Wir werden noch sehen, wer letztendlich besser ist von euch beiden“, scherzte Vodka

Auch wenn er es wirklich so klingen lassen wollte, hörte es sich eher wie eine feindselige Drohung an, wie einen kleinen Scherz am Rande. Auch wenn meine Schießkünste nicht gerade die besten waren, würden sie schon Augen machen, wenn ich ihn fertig machen würde. Naja fertig machen war vielleicht etwas übertrieben, aber wir würden ja sehen. Bisher hatte ich nur auf nähere Objekte geschossen und so ein weit entferntes Ziel zu treffen, würde nicht einfach werden.

„Ich werden schon treffen, also keine Panik. Ihr müsst nicht das gesamte Gelände evakuieren lassen“, spaßte ich ebenso zurück, nur glaubhafter.

„So lange du wirklich niemanden von uns triffst und nicht vergisst, dass eine Waffe einen Rückstoß hat“, bemerkte Chianti grinsend.

Ich tat diese Bemerkung mit einer abschweifenden Handbewegung ab, beantwortete sie deshalb nicht. Was sollte das denn auch für eine Unterstellung sein?! Als ob ich so etwas Wichtiges vergessen könnte!

„Ach so schlimm steht es wiederum auch nicht um ihre Künste. Jedoch vorsichtshalber gehen wir in Deckung“, schallte Gin vor Lachen.

„Sehr lustig. Macht nur weiter so. Ihr werdet alle noch schockiert sein, wenn ich besser schieße als Vodka oder Vermouth“, zuckte ich eingeschnappt mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir werden sehen“, lächelte sie und auch Vodka schien dieser Aussage zuzustimmen. Mich frustrierte es, dass mir so wenig Zuversicht zugesprochen wurde, aber was sollte ich schon dagegen unternehmen. Morgen würden sie ihre Meinung eventuell ändern. Insgeheim wollte ich auch nichts tun, denn ich war froh, dass ich mich nun so gut mit ihnen verstand. Dadurch dass ich mir den Respekt verdient hatte, sollte es auch keine große Überraschung sein. Jedoch hatte ich Zweifel gehegt, da sie alle Massenmörder waren und sozusagen keine normalen Menschen. Normalerweise müsste ich mich aus demselben Grund nicht mehr als einen normalen Menschen ansehen. Hier konnte man die Reaktionen nicht so gut einschätzen wie überall anders sonst.

„So Leute. Ich verabschiede mich dann mal. ich hab noch was zu tun“, richtete sich Vermouth zum gehen gewandt auf.

„Du kannst jetzt noch nicht gehen, ich wollte doch auch noch mit dir über so einiges quatschen“, schmollte ich und ließ sie darauf aber sofort gehen.

Wir saßen noch lange in unserem kleinen Grüppchen am Tisch und unterhielten uns über belanglose Dinge. Das meiste waren eigentlich eher Ratschläge an mich, wie ich mit Vorgesetzten umzugehen hatte, wie ich am besten Missionen erledigte und so weiter. Mir blieb auch nichts anderes übrig als diese Unterbreitungen anzunehmen, denn wie würden wohl wieder Chianti und Korn reagieren, wenn ich sie mit missachten abstieß.

„Solange du dich einfach nur mit voller Konzentration an die Aufgaben ranmachst, kann dir auch nichts Schlimmes wiederfahren. Der Boss hatte ja schon erwähnt, dass du schon mal Rückendeckung von Vermouth hast und wir stehen dir auch noch zur Seite“, lächelte Gin verständnisvoll. Er musste wohl bemerkt haben, dass die ganzen Befürwortungen mich meiner Sinne beraubten.

„Sagt wer? Die einen mehr die anderen weniger, würde ich mal so ausdrücken“, spaßte Chianti und stupste mich im Spaße feindselig an der Schulter an.

„Damit kann ich leben, solange man auch nur einen Funken von Vertrauen errungen hat, wird es wohl auch nicht so schwer sein hier klar zu kommen. Ich habe es immerhin geschafft in meinen ersten paar Monaten befördert zu werden, nicht wahr? Wer von euch hat das je geschafft?“

„Ach ich wüsste da einige Beispiele. Schau dir nur mal unseren Gin an. Der hat es innerhalb von wenigen Wochen geschafft zum Boss, was ich mit äußerster Betonung ausspreche, befördert zu werden und das will schon was heißen“, brachte Vodka ehrwürdig hervor.

„Tja, also habe ich dir immer noch was um Längen voraus, Vine.“

„Das kann sich morgen ganz schnell ändern, mein Freund“, piesackte ich ihn und erhob mich daraufhin ebenfalls.

„Es war ein schöner Abend und ich muss euch nun leider auch verlassen, die Müdigkeit fängt schon an meinen Verstand schrumpfen zu lassen.“

„Ja, man merkt’s!“, grinste Korn spielerisch und blieb nunmehr alleine mit Chianti sitzen, da mit mir auch Gin und Vodka den Abgang machten.

„Kommst du noch mit ein wenig an die frische Luft?“, fragte Gin.

„Du meinst wohl eher die Lunge teeren? Ja, klar. Warum nicht.“

„Ich werde dann auf mein Zimmer gehen, Boss. Bis morgen“, trennte sich Vodka von uns und ging wahrscheinlich ebenfalls in seine Unterbringung, wie er es angedeutet hatte.

An einem der vielen Seitenausgänge stellten wir uns hin und genossen eine Zigarette.

Aus dieser wurden leider wiederum auch schon wieder mehrere, da wir uns nun in einem Gespräch unter vier Augen vertieft hatten. Es handelte nicht nur wir sonst abends um den Tag, sondern auch um die Tiefergehenden Gespräche zwischen den einzelnen Personen. Was mich nämlich am meisten an der ganzen Sache beschäftigte, war die Beziehung zwischen Vermouth und dem Big Boss. War da wohl mehr, als das sie nur der Liebling von ihm war. Und genau diesen Gedanken hatte ich soeben Gin erläutert.

„Also ich glaube dieser Gedanke geht ein bisschen zu weit. Vor allem ist das die Privatsphäre von ihm und die geht uns nichts an, Vine. Es mag vielleicht sein, dass es so ist, aber ich persönlich, wo Cognac auch schon eine lange Zeitspanne kenne, wage dies ernsthaft zu bezweifeln. Er ist nun wirklich nicht der Typ für solche Dinge. Auch wenn er es wäre, wäre Vermouth nicht sein Typ. Sie ist eine äußerst gute Mitarbeiterin und er schätzt ihre Arbeit zutiefst, nicht umsonst ist sie deswegen der Liebling. Aber niemals würde es soweit gehen… Vine du verwunderst mich zutiefst mit deinen Gedankengängen.“

Nach diesem ausschweifenden Gefühlsausstoß blendete ich den Gedanken aus.

„Was wäre denn, wenn nun noch jemand anders in dieser Organisation an einer solchen Beziehung, wie wir sie haben interessiert wäre… Würde es da nicht eventuell zu Schwierigkeiten kommen?“, erfragte ich vorsichtig.

„Das könnte durchaus sein und deswegen war es dem Boss wohl auch nicht so lieb, dass gerade ich den Anfang mit so etwas machen musste. Denn es gibt immer wieder Leute die meinen sie müssten sowas nachmachen und da ich der wahrscheinlich Härteste von allen bin… du verstehst schon was ich meine. Ich mache mir später nochmal Gedanken über diesen Boss-Kram. Jetzt stresse mich bitte nicht mit deinen Fantasien. Ich habe andere Dinge im Kopf.“

„Was denn für Dinge zum Beispiel?“

Er antwortete nicht und ließ nur ein leises Grummeln von sich hören.

„Also ich wüsste da etwas ganz Bestimmtes…“, säuselte ich und griff ihm unter dem Mantel an seinen Oberkörper.

Uninteressiert seufzte er: „Auf so etwas wollte ich eigentlich nicht andeuten.“

„Du sollst dich nicht mehr zurückhalten, Gin! Ich dachte nach einem Mal bräuchte ich dich nicht mehr zu überreden“, meckerte ich und wich wieder von ihm zurück.

„Das ist es nicht, Vine! Ich habe nur einfach keine Lust darauf, ja? Ich denke den ganzen Tag nur daran wie ich Leute umbringe und andere schlimmen Dinge plane. Da habe ich nun einmal nicht die Muße mich am Abend mit einer Frau ins Bett zu legen und sie in irgendeiner Art und Weise zu beglücken, verstanden?!“

„Also wenn es für dich mehr als das auch nicht bedeutet, dann können wir es ja genauso gut sein lassen, gnädiger Herr! Sonst noch etwas, was du loswerden willst oder war es das?! Dann brauche ich ja auch eigentlich nicht mehr ein Bett mit dir zu teilen.“

„Das ist der einzige Grund weshalb du bei mir schläfst?!“, wunderte er sich entnervt.

Wütend schüttelte ich den Kopf: „Nein, aber mit einer der Gründe weshalb ich es tue und der nächste nennt sich übrigens Liebe. Aber wenn das nichts mehr für dich bedeutet oder du vergessen haben solltest, aus welchem Grund wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben…“

„Das habe ich garantiert nicht!“, unterbrach er mich gereizt und zog seine Schultern aggressiv und zur Verteidigung hoch. Er sprach direkt weiter: „Ich weiß noch was dieses kurze Wort bedeutet und genauso gut das ich das für dich empfinde. Aber du kannst nie verstehen was ich dabei fühle am Tag Leute umzubringen und dann mit dir Liebe zu machen.“

„Liebe zu machen… Du solltest dich ehrlich mal selbst hören. Genau das war es, was Cognac gemeint hatte, was er nicht duldet in der Organisation. Das alles würde viel zu sehr aus dem Ruder laufen, wenn du Privates nicht von dem was wir im Namen für die Organisation tun unterscheiden können. Wir müssen es auseinanderhalten und ich habe heute auch jemanden umgebracht, nicht nur du und trotzdem vergeht mir nicht die Lust hierauf. Reiß dich am Riemen!“

„Na gut. Lass uns aufs Zimmer gehen.“

Blutjung und doch so erfahren

„Lass uns nun aufs Zimmer gehen, bitte“, bat ich.

„Ja, klar.“

Wir schlenderten dort hin und legten uns stillschweigen nebeneinander auf das Bett. Da wir schon so viel diskutiert hatten, war es wahrscheinlich logisch, dass wir uns nichts mehr zu sagen hatten. Wir schliefen seelenruhig ein.‘

Am darauf folgenden Tag fuhren wir gemeinsam zum Übungsgelände, wo wir die Hälfte des Tages verbrachten. Da ich gut in Form war, hatte ich es doch mit Leichtigkeit geschafft mit Gin mit zu halten. Danach als sie sich noch hinsetzten und Kaffee tranken, löste ich mich von ihnen um ein bisschen Zeit alleine bei einem Spaziergang im Park abzuschalten. Dort setzte ich mich auf eine Bank an einem Teich und rauchte eine Zigarette. einige Zeit verstrich, in der ich Kinder beim Spielen und Herumrennen quer über das Gelände beobachtete.

„Hey du! Warum sitzt du hier so rum?!“, kam eine kleinere Gruppe von drei Jungen und zwei Mädchen auf mich zu. „Wartest du auf jemanden?“

„Nein und jetzt geht weg. Nervt jemanden andern!“, verscheuchte ich sie. Das letzte was ich nun wollte, war ein Haufen kleiner nerviger Kinder. Beleidigt stapften sie wieder fort.

Ich wollte mich mit niemandem unterhalten. Ich brauchte endlich mal wieder Freiraum ohne mich kommandierende Leute oder Aufträge der Organisation. Dann kam auch schon das nächste Problem auf mich zu. Eine kleine dunkelhaarige, schmale Jugendliche kam auf mich zu gehechtet: „Hey! Du bist doch eine von Denen. Bring mich zum Boss, ich will bei euch mitmachen!“

Es schockierte mich nicht, dass eine Außenseiterin Bescheid wusste und auch nicht, dass sie mich so offen darauf ansprach. Wahrscheinlich trat sie genauso ahnungslos ins Fettnäpfchen rein wie ich es getan hatte. Nein, das stimmte nicht ganz. Ich war gut informiert gewesen, sie schien es jedoch überhaupt nicht zu sein, wenn sie schon so offen auf mich zu rannte anstatt unserem Kernpunkt höchstpersönlich einen Besuch abzustatten.

„Weißt du überhaupt von was du da sprichst, Kleine? Schickt dich jemand?“

Sie schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin alleine von mir aus hier.“

„Woher weißt du davon und was sind deine Hintergründe?“

Da ich direkt das FBI für diese Situation im verdacht hatte, ging ich äußerst misstrauisch an die Sache heran. Woher kam dieses Mächen, was für Ziele verfolgte sie.

„Ich weiß nicht, wie genau ich darauf kam, aber ich habe schon mehrere eurer Sorte beobachtet. Ihr fall auf durch die Kleidung und wie ihr euch ansprecht. ein name fällt besonders oft. Gin. Ich weiß über die Pläne Bescheid, deshalb möchte ich mich euch anschließen.“

„Sag, wie alt bist du? Lebst du schon lange in Japan? Du bist Deutsche, deinem Akzent zu urteilen. Möchtest du lieber Deutsch sprechen, wenn das für dich einfacher ist?“

„Nein. Ich habe kein Problem mit der japanischen Sprache. Ich bin sechszehn Jahre alt und lebe seit meinem fünften Lebensjahr hier in Tokio.“

Also war sie noch blutjung und konnte ihrem Alter zufolge noch keine große Lebenserfahrung besitzen. Die Organisation hatte schon mit meinem Alter ihre Probleme gehabt. Deshalb glaubte ich kaum, dass jemand wie sie offenherzig aufgenommen werden würde.

Das sie eine Bedrohung darstellte, würden sie das Mädchen umbringen. Mir blieb keine andere Wahl, wenn ich meinen Standpunkt nicht verlieren wollte, musste ich sie dem Big Boss ausliefern.

„Lass mich ein Telefonat führen. ich bin gleich wieder da“, entfernte ich mich von ihr. Sie setzte sich für die Dauer auf die Bank.

„Ja, hallo Gin. Hier ist Vine. Ich habe hier ein kleines Problem im Beika Volkspark. Eine Kleine will der Organisation beitreten. Es sieht so aus als wüsste sie zu viel über uns. Was soll ich mit ihr anstellen?“

„Knall sie ab!“, erwiderte er kalt. Als ich nicht antwortete sprach er weiter: „Bring sie her. ich nehm sie unter die Lupe.“

Ich legte auf und nahm sie in meinem Audi mit zum Trainingsplatz. Sie saßen noch immer an der Stelle, wo ich sie auch zurückgelassen hatte. Das Mädchen fiel direkt auf, da sie die Einzige war, die bunt angezogen war. Die Augen der Mitglieder richteten sich direkt auf uns.

„Warum lässt du sie hier her bringen?! Eine Fremde hat hier nichts zu suchen!“, nörgelte Chianti böse und stand mit den Handflächen auf dem Tisch abgestützt in Angriffsposition.

„Wenn Cognac sie quasi ausmustert wird sie sowieso niemanden mehr hiervon erzählen können also reg dich ab, Chianti“, beschwichtigte Gin sie.

„Trotzdem ist das keine gute Idee. Sie könnte genau so gut vom FBI oder der CIA geschickt worden sein. Hast du sie überprüft, Vine?“, hakte Vermouth nach.

„Ja, das habe ich. Keine Wanzen, Pfeilsender oder Sonstiges“, nickte ich.

„Bringen wir sie direkt hin. ich habe schon mit ihm telefoniert. Er möchte sie selbst unter Augenschein nehmen“, meinte Gin und wollte gehen.

Verächtlich schnaubte Korn auf: „Vine war ja noch gerade so in Ordnung. Aber wenn wir schon anfangen pubertäre Kinder einzuschleusen, dann sag ich nun schon voraus, dass wir in zehn Jahren nur noch aus einer Meute von Grundschülern bestehen werden!“

Ohne ein Gegenkommentar abzugeben fuhren wir zum Organisationshauptquartier. Wir machten uns nicht die Mühe ihr die Augen zu verbinden, sie würde sowieso nicht mehr die Möglichkeit haben irgendetwas auszuplaudern, wie Gin schon ausgeführt hatte. Im Büro von Cognac angekommen, verbeugten wir uns und zeigten ihm die Person vor.

„Danke, lasst uns beide allein“, schickte er uns direkt wieder hinaus.

Wiederum verbeugten wir uns und gingen. Wir blieben wenige Meter von der Tür entfernt stehen.

„Warum dürfen wir jetzt nicht dort bleiben?“, fragte ich beleidigt.

„Du weißt doch noch wie es damals bei dir war, oder? Damals durfte ich auch nicht da bleiben“, entgegnete er.

„Das ist auch etwas anderes“, erwiderte ich böse.

„Nein überhaupt nicht“, schüttelte er strikt den Kopf.

„Waren ihre Eltern hier schon aktiv? Habt ihr etwa auch nach ihr gesucht? Wurde bei mir darüber nachgedacht mich umzubringen?“, wunderte ich mich höchst überrascht und angespannt.

„Also ich hatte damals schon meine Schwierigkeiten dich nicht zu erschießen. Amer Eltern hat sie glaub ich keine hier in der Organisation gehabt und gesucht wüsste ich auch nicht, dass das jemanden betreffen würde. Alle die auf unserer Liste standen wurden gesucht, gefunden und ausgeschaltet. Versteh mich bitte nicht falsch, mittlerweile denke ich wieder anders, aber damals warst du nicht anders als jeder andere, der hier rein kam. Seit den Zwischenfällen mit den NOCs sind wir sowieso noch vorsichtiger.“

„Ist in Ordnung. Ich hoffe sie wird mit untergeordnet. Ich mag auch mal jemanden rumkommandieren“, lachte ich und spielte mit den Bändeln meiner Jacke.

„Dann drücke ich dir doch mal die Daumen. Aber mach dir lieber nicht so viele Hoffnungen, da du selbst noch ziemlich Frisch bist. Wenn du brav bist, lege ich vielleicht ein paar gute Worte für dich ein.“

„Das wäre echt lieb. Du weiß doch, dass ich immer brav bin“, warf ich mich ihm an den hals, machte mich sozusagen an ihn ran.

Er strich mir durchs Haar und grummelte leise: „Also es ist nicht einfach deinem Charme zu wiederstehen. ich denke, ich frage ihn.“

„Du bist ganz schön sexy, wenn du auf dieser Macho Tour bist“, lächelte ich und küsste ihn auf den Mund.

„Das Kompliment kann ich zurückgeben, nur mit dem Anmerk wenn du teuflisch bist“, grinste er und gab mir einen entsprechenden Kuss zurück.

Ich setzte mein gespieltes hämisches Grinsen auf und wir vertrödelten uns die Zeit mit flirten.

Als die Tür geöffnet wurde, durften wir wieder eintreten und setzten uns auf die freien Stühle.

„Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dieses Mädchen auf Probe arbeiten zu lassen. jedoch gibt es einige Probleme wegen der Unterordnung.“

„Wenn ich hierzu etwas anmerken dürfte, Boss. Vine wäre geeignet für diesen Job. Sie hat bereits ihre Loyalität bewiesen und sie wäre durchaus in der Lage sie zu betreuen“, bemerkte Gin.

Er haderte an diesem Gedanken und entgegnete: „Also ich dachte eher an Bourbon oder Irish. Denn mir wäre es zu unsicher. blutige Anfängerin mit blutjunger Neustarterin. Nein, das wäre keine gute Idee.“

„Es ist ziemlich übertrieben sie als Anfängerin zu bezeichnen, das weißt du selbst, Boss. Sie hat bewiesen, dass sie Ahnung hat und alles gut umsetzen kann. Niemand wäre besser!“

„Dann müsste ich dich nochmal als Überbevollmächtigen einteilen und das ist mir zu kompliziert, Gin.“

„Was ist denn, wenn ich es einfach darf und er immer noch als Bezugsperson agiert. Das würde vollkommen ausreichen“, bemerkte ich beiläufig und vergaß schon wieder meinen niedrigen Standpunkt und das ich eigentlich nicht hätte mitsprechen dürfen. Das war mir in diesem Moment eigentlich egal, denn ich hatte ebenso ein Mitspracherecht wie die Kleine um die es ging. Obwohl nein… auf jeden Fall mehr Mitspracherecht, sie hatte ja gar keins.

„Gut, Vine. Wenn dir so viel daran liegt, dann beweis mir, dass du das schaffst. nehmt sie mit. Sie wäre dann bei dir untergebracht“, schickte er uns dann weg. Als wir draußen waren, regte ich mich direkt wieder auf: „Gar kein Privatleben hat man hier! Gin? Vertrauen tut er mir immer noch nicht?! Und jetzt?!“

„Reg dich ab! Was der Boss sagt ist nun mal Gesetz und wenn du Probleme damit hast, dass er nun schon zu deinen Gunsten entschieden hat, dann hast du hier keinen guten Platz gefunden, Vine. Jetzt ist er dir schon entgegen gekommen und du kannst nochmal dich beweisen und nochmal befördert werden. Also sehe es positiv!“, meckerte Gin gereizt.

„Gut, ich tu mein Bestes, Boss. Gehen wir wieder schießen?“, erkundigte ich mich.

„Willst du nochmal von mir fertig gemacht werden, Püppchen? Wenn das so ist, lass uns fahren!“

Auf dem Schießplatz angekommen trennten wir uns und Gin ging zu den Scharfschützen und ich zusammen mit meiner Angetrauten zu den normalen Weitschießen Zielscheiben.

„Kannst du schießen? Willst du es auch mal probieren?“, erkundigte ich mich bei ihr und zielte schon mal auf eine der weit eingestellten Scheiben, die ich trotz halber Konzentration in der Mitte traf.

Nach mehreren Übungen hielt ich ihr den Revolver hin.

Sie schmunzelte, nahm ihn entgegen und murmelte: „Ich bin leider lange nicht so gut iwr du.“

„Versuch es einfach“, lächelte ich bei dem Versuch nett zu sein.

Während sie zum Zielen ansetzte und schoss, sprach sei: „Du bist nicht so wie die Anderen. ich meine diese eiskalte Aura und den harten Gesichtszug, den leeren Blick. Du bist auch ziemlich neu.“

Schlagartig veränderte ich meine Ausstrahlung, verhärtete meinen Blick und schaute ihren geraden Treffern gefasst zu. Wenn sie vorgab ein normales Mädchen zu sein, dann log sie schlichtweg. Um mir nichts anmerken zu lassen, entgegnete ich schnell auf ihre Aussage: „Das hat damit nichts zu tun. Ich weiß bei wem ich mich wie zu verhalten habe. Bei manchen Leuten ist es eher unangemessen so rüber zu kommen, wie du es gerade beschrieben hast. Aber mal etwas anderes. Wo hast du so schießen gelernt?“

„Habe ich nicht. ich wusste nur wie man zielt und mehr nicht. Wieso fragst du?“, machte sie auf unschuldig.

Irgendetwas verbarg sie und solange ich nicht wusste was es war, musste ich auf der Gut sein.

„Nur so. Über was hast du mit dem Boss gesprochen? Hat er dich bereits schon größtenteils aufgeklärt?“

„Inwiefern?“

„Dann muss ich das wohl übernehmen. Dir dürfte klar sein, dass wir einen Kodex besitzen. Verweigere niemals einen befehl, geh mit allen die höher gestellt sind höchst respektvoll um. Führe Missionen perfekt aus und hinterlasse niemals Spuren. Du darfst mit niemandem über uns sprechen und uns auch nie verlassen oder hintergehen. Darauf steht die Todesstrafe! Unsere Geheimhaltung ist das A und O! Klar soweit?“, führte ich aus.

„Und…“

„Wenn du mehr über Regel wissen willst, erkundigst du dich besser bei Gin. Der gibt dir sicherlich eine intensive Nachhilfestunde auf andere Weise“, unterbrach ich sie.

Insgeheim dachte ich mir noch die Worte grob und brutal dazu, aber das musste sie ja nicht wissen.

„Und bekomme ich demnächst auch eine Pistole und einen Ausweis`“

Ein kaltes Grinsen glitt über meine Lippen: „Also ich kann ja verstehen, wenn du schnellst möglichst jemanden umbringen willst. Jedoch bist du zu kurz hier und noch in der Probephase um solche Ansprüche stellen zu können. Das kann noch dauern.“

Diese Antwort gefiel ihr ganz und gar nicht und sie seufzte entnervt.

„Außerdem bist du erst 16, also mach dir da mal keine Gedanken. Anukata würde das nicht so toll finden, wenn jemand in dem Alter mit Pistolen hantiert.“

„Wer ist dieser Anukata?“, fragte sie verwundert.

Ebenso überrascht, dass sie es nicht wusste, entgegnete ich: „Er hat sich dir noch nicht einmal vorgestellt?“

„Er hat sich gar nicht vorgestellt. Niemand sagte zu mir, dass er Anukata heißt.“

„Er ist der, wie ich ihn nenne, Big Boss unserer Organisation“, beantwortete ich schlich.

„Wie alt bist du eigentlich wenn ich fragen darf? Auch nicht viel älter, weil du dir so viel vorweg nimmst“, bemerkte sie ein wenig schnippisch. Wenn ich mich so benommen hätte, als Neuling, wären bestimmt andere Seiten aufgezogen worden.

„Hör zu, Mädchen. So kannst du gerne mit jemandem reden, der dir vertraut ist, aber nicht mit einem Vorgesetzten. Wenn du so eine Bemerkung zu Gin gemacht hättest, weiß Gott was er mit dir angestellt hätte! So, und nun zu deiner Frage. ich bin 23 und ich nehme mir vor dir so viel vorweg, wie ich es möchte. Du hast nichts zu sagen! Hast du das verstanden?!“, keifte ich sie böse an.

„Ja, klar.“

„Wie ist es eigentlich dein Codename?“

„Codename?“

„Der Name, den dir Anukata gab, als du bei ihm warst um dich uns anzuschließen.“

„Oh… ähm… keine Ahnung, darauf habe ich eigentlich gar nicht geachtet.“

Geplättet von ihrer Dummheit beziehungsweise Inkompetenz schlug ich leicht mit meiner Flachen Hand gegen die Stirn. Daraufhin beendete ich die Schießübungseinheit und wollte zu den Anderen gehen. Sie befanden sich in einem Saal, der eine virtuelle Umgebung via Hologrammen projizierte.

Chianti und Korn waren fleißig am üben.

„Na ihr. Habt ihr Treffer gelandet?“, meinte Gin beiläufig.

„Du hättest dabei sein sollen. Ich habe genau vier Mal ins Schwarze getroffen“, triumphierte ich grinsend.

„Du lügst! Niemals!“, entgegnete Vodka neckend.

„Doch, doch. hätte ich die Zielscheiben zum Beweis mitbringen sollen?“

Dann wendete ich mich nur an Gin und flüsterte ihm zu: „Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?“

Einverstanden nickte er und ich bat Vodka mit einer Geste auf das Mädchen aufzupassen. Währenddessen gingen Gin und ich hinaus um eine Ecke, rauchten eine Zigarette und ich begann zu erzählen: „Sie hat dafür, dass sie auf ahnungslos macht, ganz beeindruckende Fähigkeiten im Schießen. Du hättest sie mal erleben sollen. Außerdem verwundert es mich doch sehr, dass Anukata ihr noch nicht mal einen Namen gegeben haben soll, bei ihrem persönlichen Gespräch. Oder ihr fällt er nicht mehr ein.“

„Uns fließen die Namen nicht wirklich aus der Hand, Vine. Dein Name war dir schon vorher zugeordnet. Alles andere regelt sich sonst immer mit der Zeit, so ist es auch wenn jemand aus dem Nichts auftaucht und uns beitreten will. Nun ist es eben so, dass sie nochmal ihre Probephase bestehen muss, bevor sie dann mit Namen, Waffe, Ausweis und so weiter eingebürgert werden kann. Bis dahin ist noch jede Menge Bedenkzeit für unseren Big Boss sich den Namen auszudenken, der mal ihr gehören soll.“

„Irgendwann gehen einem doch mal die Alkoholsorten aus, oder“, scherzte ich beiläufig und presste mich eng an ihn.

Er legte auch seine Arme um mich und seufzte: „Auch du würdest dich gerne öffentlich so mit mir präsentieren und nicht immer um eine Ecke schlüpfen müssen oder?“

„Du bist der Boss, Gin. Deshalb verstehe ich es nicht, warum du dir von anderen die Vorschrift machen lassen musst, wann du mit wem rummachen darfst“, grummelte ich.

„Das ist so auch nicht ganz korrekt. Es kommt eben nicht so gut, das ist alles“, erwiderte er mit einem bösen Funkeln in den Augen.

Er wollte genau so wenig wie ich daran festhalten, dass er sich an etwas anderes halten musste, wie seine eigenen Regeln.

Doch ihm blieb keine andere Wahl als bei diesem Spiel mit zu spielen und nun konnte er auch er begreifen, wie ich mich fühlte, wenn ich so unterdrückt wurde.

Rache ist sexy

„Aber weißt du auf was ich nun Lust hätte?“

„Nein, auf was denn, Vine?“

„Auf einen schönen romantischen Abend bei dir im Bett. Nur wir beide… Was hältst du davon?“

„Dieses Mal ohne böse Vorgeschichte?“, grinste er amüsiert.

Ich nickte entschlossen und hätte eigentlich vorgehabt ihn zu verführen, aber anscheinend brauchte ich das gar nicht, wenn er von sich aus auch wollte.

„Lass uns einfach mal schnell verschwinden“, zwinkerte ich arglistig.

„Das wäre aber eine Befehlsverweigerung. Du musst dich doch um deine kleine Sklavin kümmern.“

„Ach, Vodka wird schon irgendwas mit ihr anstellen und sie beschäftigen“, grinste ich amüsiert und dachte hierbei an etwas ganz Bestimmtes.

Enttäuscht von meinem letzten Gedankengang schüttelte Gin unweigerlich den Kopf. Wahrscheinlich wusste er ziemlich genau, woran ich bei dieser Aussage gedacht hatte. Für ihn blieb nichts unverschlossen.

Darauf entgegnete er nunmehr: „Ich möchte ja auch nichts Falsches sagen, Vine. Aber wahrscheinlich hat das Berufliche erst mal Vorrang, denn ich glaube kaum, dass du demnächst irgendwann hingerichtet werden wolltest.“

„Hingerichtet? Weil ich mit dir schlafen will?! Soll das ein Scherz sein?“

„Leider nein. Kümmer dich erst mal um deine kleine Praktikantin, dann werde ich dich so beglücken, wie du es dir vorstellst.“

„Das spornt mich direkt mehr an“, lachte ich und wir gingen wieder in die Probehalle hinein.

Es kam mir so vor, als hätten wir das Gesprächsthema, weshalb ich ihn eigentlich hinaus gelockt hatte, völlig verdrängt. Wahrscheinlich war es auch doch nicht so wichtig gewesen und ich spann mir nur irgendetwas zusammen. Warum sollte auch ein so junges Mädchen einen Groll gegen uns hegen? Weshalb sah ich nur immer alles so negativ und war so misstrauisch? Insgeheim hoffte ich nur, dass meine Befürchtungen sich nicht bewahrheiteten, denn ich konnte es dieses Mal nicht ertragen, wenn ein so junges Ding hingerichtet werden würde. Das wäre zu viel für mich.

„Und habt ihr getroffen?“, fragte Gin Chianti und Korn, die aufgehört hatten sich an dem Gerät zu messen.

„Ja, es hat alles geklappt bis zu einer Entfernung von 700 Yards“, erwiderte Chianti stolz.

„Das dürfte auch ausreichen. Gut gemacht. Wir ziehen dann ab.“

„Zu Befehl, Boss.“

Nun gingen wir zu den Autos. Chianti und Korn fuhren mit ihrem eigenen Sportauto. Gin und Vodka mit dem Porsche 365 A und ich nahm meinen Schützling und Vermouth mit.

„Und wie ist es so verlaufen in letzter Zeit?“, erkundigte sich Vermouth bei mir.

„Ich kann mich nicht beklagen. Ich hoffe nur, dass Anukata weiß was er tut“, antwortete ich während ich den Wagen aus dem Parkplatz, hinter den anderen Beiden heraus manövrierte.

„Er weiß immer was er tut und wir können auch nichts anderes machen, als auf seinen Instinkt zu vertrauen. Hast du etwa große Bedenken?“

„Nein, das ist es nicht.“

Eigentlich hätte ich in diesem Augenblick zugeben müssen, dass ich selbst gar nicht wusste, was mich so stocken ließ. Es war ein komisches Gefühl in meiner Magengegend. Wir hatten schon sehr viel hinter uns gebracht und vor allem ich hatte die Hauptpersonen in dem Gefecht zwischen dem FBI, der CIA und uns umgebracht. Wenn ich es nicht getan hätte, wäre es wohl Gin gewesen, der es fertig gebracht hätte. Er ist ein cleveres Kerlchen, auch wenn es schon vor ihm Leute gab, die es geahnt oder sogar gewusst hatten, was mit Shinichi und Sherry passiert war. Vielleicht machte ich mir nur zu viele Sorgen um die Zukunft, denn solange es solche Schwierigkeiten gab, konnten ich und Gin unser gemeinsames Glück nicht finden. Falls irgendetwas dazwischen kam erst Recht nicht. War ich deshalb so vorsichtig?

„An was denkst du?“, fragte Vermouth mich.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich einen starren ernsten Blick hatte und mir die ganze Zeit auf der Unterlippe gekaut hatte, welche schon anfing zu bluten.

„Mir bereiten einige Sachen echt ernste Sorgen, Vermouth. Ich bin mir nicht sicher, was passieren wird oder kann. Ich hoffe nur, dass wir es so schnell wie möglich erfahren werden, bevor es zu spät ist“, murmelte ich.

„Um was geht es genau?“

„Das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Ich hoffe, jemand anders kann es“, seufzte ich und stellte das Auto neben das der Anderen in die Tiefgarage.

Wegen des dichten Verkehrs hatte ich leider keinen Anschluss an sie halten können, was bedeutete, dass sie schon im Hauptquartier sein mussten. Wir gingen gemütlich zu den Aufenthaltsräumen, wo sie es sich an einem Tisch gemütlich gemacht hatten.

Genau genommen war dies ja schon der tägliche Tagesablauf. Immer saßen wir irgendwo rum und unterhielten uns ausschließlich über die nächsten Pläne, Missionen, was die Zukunft wohl so bringen würde.

In dieser Versammlung ließ ich meine Befürchtungen nicht nochmal auftauchen. Vermouth und Gin waren für Erste die Einzigen die es wissen durften, alles andere wäre Verschwendung von Worten. Das die Neue das mit angehört hatte, sollte auch kein Problem sein. Ich hatte mich ja nicht spezifisch ausgedrückt. Wie sollte ich auch, wenn noch nicht mal ich selbst wusste, was mein Problem war.

„Was werden wir als nächstes tun?“, erkundigte ich mich vorsichtig, damit ich keine bösen Blicke kassierte.

„Das hängt ganz davon ab, was nun Priorität hat. Ich weiß es ehrlich gesagt auch selbst nicht.“

„Du willst dich nochmal mit Anukata unterhalten oder, Gin?“, hakte Vermouth gelassen nach.

„Wieso ich? Bist du nicht der Liebling und solltest das übernehmen? Vielleicht bekommst du dann einen schönen Job ab, der sich mal wieder lohnt“, grinste dieser gehässig.

„Ich wüsste etwas“, murmelte ich unsicher, ob ich hierzu etwas sagen darf.

„Und was wäre das genau, Vine?“, hakte Korn ungeduldig nach.

„Ja, sprich schon, Kleines. Noch Fressen wir dich nicht mit unseren Blicken auf“, grinste Chianti bösartig.

„Vielleicht sollten wir doch lieber alle anderen in der Umgebung von Kudo und Sherry umbringen. Es könnte ja doch sein, dass irgendjemand eingeweiht wurde. Auch wenn es nur eine Person war, müssten wir was gegen diese unternehmen.“

„Und woher willst du wissen, mit wem sie alles schon Kontakt hatten? ich meine Kogoro Mori ist nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt und hatte mit Sicherheit viele Fälle bei denen der kleine Hosenscheißer dabei war“, bemerkte Vodka abfällig.

„Hm… anfangen können wir mit dem Mann, bei dem Sherry gehaust hat. Weiter machen dann beim Detektiv und seiner Tochter. Alles andere sehen wir dann weiter. Vielleicht laufen sie uns direkt in die Arme“, grinste ich willig.

„Du meinst wir sollen sie zusätzlich noch observieren?“, hakte Vermouth nach.

„Ja, wieder unauffällig. Was war denn eigentlich mit diesen Kindern, die ihr bei der Massakrierung von Sherry anschleppen wolltet? Die könnten auch was wissen, oder?“, befürchtete ich an Gin gerichtet.

„Nein, ich glaube nicht, dass sie Kindern so etwas antun würden“, grummelte Gin und dachte wieder in einem anderen Gesichtsausdruck an Sherry, der mir gar nicht gefallen wollte. Es war wieder dieser arglistige Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Aber würden sie überhaupt irgendjemand fahrlässig damit reinziehen wollen?“, stellte Vermouth in Frage.

„Sie wussten sowieso, dass wir alle töten würden, die in ihrem Umfeld gelebt haben. Warum sollten sie dann so unnötig schützen wollen?“, zuckte Gin mit den Schultern und erhob sich.

Mir war aus der Situation ersichtlich, dass er sich mit dem Boss auseinander setzen wollte. Genauso wie er, hegte ich diesen Gedanken aus einem anderen Grund jedoch. Da ich ihn vorschicken wollte, stand ich ebenfalls auf und wisperte ihm ins Ohr: „Kannst du mir einen Gefallen tun und ihm auch von meiner Sorge erzählen?“

„Hältst du das wirklich für nötig. Ich glaube du bildest dir da nur irgendetwas ein und außerdem wird sie sowieso sterben, wenn sie nicht gehorcht. Mach dir deshalb keine Gedanken. Ich regel das für dich auch ohne mit Anukata darüber gesprochen zu haben“, flüsterte er zurück.

Einverstanden nickte ich und zog mich mit meiner Angetrauten in unserem Zimmer zurück. Ohne dass sie es merkte, befestigte ich eine Wanze in einer Schublade in der kleinen Kommode, die nicht benutzt wurde und sowieso klemmte.

„Ich hoffe, du bist vorgewarnt. Sehr gut, dass du wenigstens einen Rat befolgt hast und dich in diese Unterhaltung nicht eingebunden hat. Jedoch muss ich dich um noch etwas bitten. Möchtest du mir bitte deinen richtigen Namen sagen?“

„Wenn das in Ordnung ist. Mein Name ist Tora.“

„Gut, dann werde ich nochmal nachhaken, wie dein Codename lautet bzw. lauten wird. Währenddessen kannst du dich hier einrichten. Ich hole dich dann später wieder ab. Nochmal einen gut gemeinten Rat. Keine Spielchen!“

Damit ließ ich sie alleine. Nun konnte ich zwar nicht alles sehen, was sie tat. Aber immerhin alles hören. Mit einem Stöpsel im Ohr machte ich mich auf den Weg zu Vermouths Zimmer. Gin hatte recht gehabt, nach gewisser Zeit fand ich die Wege auch ohne Hilfe. Dort angekommen klopfte ich an, trat, nach einer Bestätigung der Stimme im Inneren, ein und begrüßte sie beiläufig.

„Hey, Vine. Was ist los? Kann ich was für dich tun oder warum tauchst du hier so unverhohlen auf?“, wunderte sie sich amüsiert.

„Es geht um die Neue…“

„Hast du sie etwa alleine gelassen!?“, schüttelte sie enttäuscht den Kopf.

„Nein, ich habe sie immer noch im Ohr“, deutete ich auf den Knopf in meinem Ohr.

„Verwanzt?! Bist du böse. Worum geht es?“, gefiel ihr dieser Einsatz.

„Sie hat keinen Codenamen. Wie kann man ihr einen geben oder kann ich herausfinden, welchen Anukata für sie vorgesehen hat?“, fragte ich an.

Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da hörte ich ein komisches Geräusch in meinem Ohr, das mich dazu brach sie mit einer Handbewegung um Schweigen zu bitten und drückte den Stöpsel fest an mein Ohr, um besser hören zu können.

Ich vernahm die Geräusche eines Handys auf dessen Tastatur rumgedrückt wurde.

Leider konnte ich nur die Stimme meiner Angetrauten hören, aber das reichte mir auch schon.

„Ich habe sie gefunden… Ja, sie ist unversehrt… Sie steht voll auf ihrer Seite, bekehren lässt sie sich nicht mehr. Zudem scheint es als hätte sie eine engere Beziehung zu Gin… Ich bin alleine, keine Angst… Und ob ich schon viel erfahren habe!! Sie wissen anscheinend gar nicht, dass Silver Bullet noch lebt. Das dürfte sich zu unserem Vorteil erweisen. Es heißt, sie wollten sich nun darauf vorbereiten alle zu beseitigen, die von ihrer Existenz mitbekommen haben könnten… Ich melde mich später nochmal… es ist zu gefährlich… Gin scheint ein Auge auf mich geworfen zu haben, er ahnt wahrscheinlich dass ich ein NOC bin… die CIA hat mich ja auch ausgebildet… bis dann.“

Anscheinend hatte sie das Gespräch nun beendet und ich vernahm nur noch wie sie durch die Badezimmertür ging und dann das Duschwasser aufgedreht wurde.

„Sie hat mit ihrem Boss telefoniert. Ich hatte recht. Sie ist ein NOC der CIA“, grummelte ich und sah Vermouth verbittert an.

„Was willst du jetzt tun?“

„Genau dasselbe wollte ich dich gerade fragen, was soll ich tun? Geh ich erst zum Boss und berichte ihm das oder stelle ich sie erst meiner Fragen?“

„Versuch du das erst mal abzuklären, vielleicht war dieser Anruf nur ein Fake oder ein Missverständnis.“

„Seit wann sind wir da so zimperlich, Vermouth. Wenn auch nur ein minimaler Verdacht besteht, müssen wir sie töten egal wie alt sie ist“, seufzte ich, verließ ihr Zimmer wiederum und lief zurück zu meinem.

Schnellen Schrittes ging ich den besagten Weg, dort hin wo sich meine Praktikantin befand. Mir widerstrebte der Gedanke, dass sie ein Spitzel sein könnte und mir kam schon das Bild vor Augen, wie sie hingerichtet werden würde. Wahrscheinlich müsste ich das tun.

Im Zimmer angekommen, saß sie auf dem Bett und las eine Jugendzeitschrift. Als sie mich bemerkt hatte, begrüßte sie mich normal, tat so als sei nichts gewesen. Zornig funkelte ich sei an, drohte durch diese Reaktion aggressiv zu schreien. Stattdessen knurrte ich in Zimmerlautstärke: „Für wie dumm hältst du mich eigentlich, Möchtegernmitglied. Dein Telefonat ist mir nicht entgangen. Beantworte mir nur die Frage, wieso bist du so unvorsichtig? hat man dich nicht darüber in Kenntnis gesetzt, welche besondere Überwachung unseren Neuen zuteil wird?“

Ihre unschuldige Miene veränderte sich schlagartig zu einem hasserfüllten bösen Blick und sie erwiderte ebenso verächtlich: „Logisch, war mir das bewusst! Umso mehr bin ich davon begeistert, dass sich niemand an mich erinnert. Vor acht Jahren habt ihr Dreckskerle meine Eltern umgebracht und Gin wird dafür büßen! Ohne mit der Wimper zu zucken, schoss er sie vor meinen Augen nieder. nun muss er leiden!“

„Und wie willst du das anstellen, Kleine? Du musst zugeben, dass du nicht die geringste Chance gegen uns hast“, schäkerte ich belustigt von ihrer Naivität.

Im zarten Alter von 16 Jahren konnte sie einfach nichts gegen Leute wie uns unternehmen: dafür hatte sie zu wenig Verstand und Lebenserfahrung.

„Ich erwarte eine Gegenüberstellung! Wir zwei werden alleine gegeneinander antreten.“

Nun brachte sie mich wirklich dazu laut auszulachen: „Was erwartest du?! Du hast sowieso keine Chance. Selbst wenn du ihn treffen solltest, wir dich sofort jemand anders niederschießen!“

„Das ist mir egal, dann kann ich wenigstens in Frieden sterben!“, schrie sie wutentbrannt.

Sterben!? In dem Alter dachte sie daran in Friede zu sterben?! Meine Eltern wurden zwar auch von ihnen umgebracht und trotzdem war das lange kein Grund für mich gewesen, den Tod herbei zu sehnen! Eher wollte ich mit machen, als alles andere. Vielleicht besaß sie nicht genügend Einsicht hierfür.

„Lass mich dir einen Deal vorschlagen…“

„Lass stecken! Ich werde nicht so intrigant wie du sein und mich diesen Mördern anschließen! Du bist echt dumm!“

„Sei nicht so frech! Ich könnte dich auch jetzt auf der Stelle erschießen! Warum sollte ich auch Gin den Vortritt lassen, wenn ich selbst den Spaß haben könnte?!“, fauchte ich angewidert von ihrem mangelnden Respekt.

Da sie nichts mehr entgegnete, packte ich sie grob am Oberarm und schleifte sie zum Büro des Big Bosses.

„Er ist grad in einer Besprechung. ich glaube, sie wollen nicht gestört werden“, hielt Brandy, die Sekretärin mich auf.

„Das ist schon in Ordnung, denke ich. Gin ist da dring oder`? Sagen sie ihm Bescheid“, entgegnete ich und wartete ab, bis sie ihn angefunkt hatte.

„In Ordnung, geht rein“, erwiderte sie dann und ich schleifte das verräterische Miststück hinter mir her.

„Ich hoffe, du hast einen guten Grund uns hier zu stören, Vine“, grummelte der Boss.

„Tut mir Leid, Anukata. Es ist wirklich dringend. Es geht um dieses Stück Dreck hier. Sie hat Kontakt mit der CIA, die sie hier eingeschleust hat. Ich habe gerade so einiges erfahren.“

Gin schaute sie von oben bis unten an. Irgendetwas schien in seiner Erinnerung zu schlummern über sie, aber er war sich nicht ganz sicher, deshalb ließ er mich und Cognac selbst ausdiskutieren, was hier eigentlich los war.

„Lass sie los, Vine! Wie ist denn dein Name, Kleines?“

„Tora Shenda.“

„Shenda hm… der Name sagt mir irgendetwas“, grübelte dieser.

Auf Gins Gedankenstütze brauchte er natürlich nicht zu hoffen, denn er konnte sich wie schon erwähnt, nicht an die Namen seiner Opfer erinnern und wie es scheint auch nicht an die Gesichter. Genau genommen konnte man ihm das auch nicht übel nehmen, denn dann müsste er ja ein Gedächtnis so groß wie ein Zimmer haben. So viele Namen, wie es die Leute hatten, die er tötete, konnte sich auch kein Mensch merken.

„Ihr seid doch alle gleich. Bringt eiskalt irgendjemand um und erinnert euch dann noch nicht mal dran. Ich fordere einen sofortigen Zweikampf mit Gin! Dieses Arschloch hat den Tod verdient. Wir zwei gegeneinander. Wer zuerst fällt hat verloren!“, wütete das Mädchen.

Mein vielsagender Blick zeigte dem Boss, dass ich das für keine gute Idee empfand, aber er übersah diesen einfach und ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem, sowie auf dem von Gin aus.

„Na gut, Kleines. Du sollst deine Chance haben. Dir ist bewusst, dass das deinen Tod bedeutet“, meinte Cognac skrupellos.

Da ich wusste in was für eine Organisation ich mich hier eingeordnet hatte, sollte mir diese Reaktion von den Beiden eigentlich vertraut vorkommen, jedoch konnte ich es trotzdem nicht ganz glauben. Sie war doch noch nicht mal aus der Mittelschule draußen! Sie hatte bestimmt noch nie eine richtige Beziehung gehabt.

„Warum kriegt er eigentlich immer die spaßigen Dinge ab… Nie bekomme ich diese Sachen ab, wo es ums Hinrichten geht“, beschwerte ich mich um die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken und die Beiden von ihren böswitzigen Plänen abzuhalten.

„Deine Zeit wird kommen. Gin! Bist du direkt bereit dafür… Dann gehen wir nun in den Hof und lassen es dazu kommen. Möchtest du das noch jemand dazukommt?“

„Eigentlich reiche ich alleine schon und wenn Vine dabei ist… aber unsere Sektion wäre trotzdem nicht schlecht.“

So geschah es. Cognac ließ alle zusammen rufen und wir machten uns auf den Weg in den versiegelten Innenhof des Gebäudekomplexes.

Wir stellten uns an den Rand des Geschehens. Hielten alle eine Waffe in unseren Händen, falls etwas schief gehen würde.

Normalerweise hatte ich vollstes Vertrauen in Gins Fähigkeiten und so auch, dass er sie schneller zur Strecke bringen würde, als dass sie nur die Waffe hochhalten könnte.

Eigentlich hoffte ich nur darauf, dass er seine…

„Zieh deine kugelsichere Weste aus, sonst ist es unfair!“, forderte sie.

Dieser Satz hatte meine letzten Hoffnungen volllängst zerstört.

Gin grinste selbstsicher und grummelte amüsiert: „Ich werde sie sowieso nicht brauchen. Ich könnte genauso gut auch nackt gegen dich antreten, aber ich will ja dass unsere Zuschauer nicht ihren Blick abwenden. Das würde das ganze Spektakel uninteressant machen. Es wird nicht lange dauern, Vine. Dann können wir da weiter machen wo wir aufgehört haben.“

Er zwinkerte mir zu und zog während er sprach das benannte Kleidungsstück aus. Das gab allen die Gelegenheit für wenige kurze Momente einen Blick auf seinen durchtrainierten nackten Oberkörper zu starren. Was nicht gleich bedeutete, dass alle ihn so begierig angafften wie ich.

Chianti begann bis drei zu zählen, dann ging alles ganz schnell. Der erste Schuss hallte von den Wänden wider und er hatte sie am linken Oberarm getroffen. Natürlich musste es der Linke sein, denn er wollte unbedingt Katz und Maus spielen, sodass sie noch in der Lage war zu schießen, da sie mit rechts schoss. Ziemlich sicher betrachtete er das als Spiel und wenn es für mich so aussah, als würden sie keine Zeit haben zu zielen, dann hatte ich mich in seinen Fähigkeiten getäuscht.

Nun war es Vermouth die den Countdown abgab.

Er landete noch einen Volltreffer, dieses Mal am rechten Oberschenkel.

„Willst du nicht lieber aufgeben, Liebes? Du hast doch sowieso keine Chance“, schäkerte er und wieder zählte Vermouth runter.

Mangelnde Aufmerksamkeit war der größte Fehler an ihm, wenn er sich in seine Spielchen hinein steigerte. Ruckartig bewegte sie sich in meine Richtung und drückte ab. Das brachte ihn nicht aus der Fassung und beendete es mit einem gezielten Schuss in ihren Oberkörper, wahrscheinlich mit dem Ziel das Herz oder die Lunge zu treffen. Es ging alles viel zu schnell, dass ich nicht richtig aufgepasst hatte. Vodka hatte sich vor mich geworfen und den Schuss abgefangen. er hatte ihn auf Höhe des Schlüsselbeines erwischt.

„Vodka?!“, schrien alle im Chor hervor.

„Bringt ihn auf die Krankenstation und entsorgt die Leiche“, befahl Cognac und zog davon.

Geschockt kniete Gin neben ihm nieder.

„Aniki…. großer Bruder…“, gluckste Vodka so leise, dass man ihn kaum verstand und darauf wurde er bewusstlos.

„Diese Ratte! Diese behinderten CIA Schweinehunde werden dafür büßen!“, knurrte Gin und trug ihn zusammen mit Korn fort.

„Lass uns die Jungs alleine lassen. Warten wir im Aufenthaltsraum auf sie“, meinte Vermouth und wir zogen zusammen mit Chianti ab und zum vorgeschlagenen Ort.

Zukunft in weiter Ferne

Es tat mir in der Seele weh, doch ich wusste, dass ich an seiner Reaktion nichts hatte ändern können. Er hatte aus Instinkt gehandelt und mir mein Leben gerettet. ich stand tief in seiner Schuld.

„Vielleicht sollte ich lieber mal nach ihm schauen gehen“, meinte ich tief betroffen.

Chianti winkte ab und entgegnete, dass es genügen würde, wenn zwei Leute da wären. Jedoch schien Vermouth anderer Meinung zu sein, da sie ihr einen kalten Blick zuwarf und mir einen aufmunternden.

Leider war ich mir nicht sicher an welcher der Gebote ich mich nun halten sollte, deshalb blieb ich erst mal eine Weile ruhig sitzen.

Dann kam Korn ohne Gin zu uns und erzählte von Vodkas Zustand: „Gebrochen ist schon mal nichts, innere Blutungen hat er auch keine und er wird in ein bis zwei Wochen wieder ganz der Alte sein.“

Erleichtert atmete ich auf und fragte: „Ist er wach?“

„Die Ärzte haben ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. er schläft erst mal eine Weile. Du solltest aber Gin vielleicht ein bisschen zur Seite stehen, dem geht es glaube ich schlimmer als Vodka.“

„Dann werde ich das doch wohl tun. Haltet uns ein Plätzchen frei“, stürmte ich los.

Diese Aufforderung konnte ich nicht lange auf mir Sitzen lassen und so stürmte ich die Korridore entlang ins Krankenabteil.

Bei einem Arzt, der auf dem Flur lief, erkundigte ich mich in welchem Zimmer er lag und in dieses ging ich nach dem Anklopfen hinein.

„Wie geht es ihm?“, fragte ich Gin, der daneben auf dem Stuhl saß.

„Den Umständen entsprechend. ist bei dir alles in Ordnung?“

Ich nickte zuversichtlich und setzte mich neben ihn: „Korn sagt, dass es nicht so schlimm um ihn stünde. Wie geht es dir?“

„Da hat er nicht gelogen, der Bursche ist zäh, dass hat er von seinem großen Bruder. Mach dir um mich mal keine Sorgen.“

„Aber warum hat er das getan? Ich meine, wie kommt er auf den Gedanken sich willenlos vor mich zu werfen?“

Gin versuchte ein Lachen trotz dieser Schocksituation hervorzubringen und scherzte nicht sehr überzeugend: „Immerhin bist du doch seine Schwägerin.“

Ich konnte ihm nicht glauben, dass das der wahre Grund sein sollte. Wahrscheinlich las er mal wiedermeine Gedanken, sodass er weitersprach: „Es ist seine Ansicht der Dinge. Er ist der Meinung, dass die Stärkeren die Schwachen beschützen müssen. Wobei der vorgenannte Faktor auch eine Rolle spielt. Dich hat es schon mal erwischt und deshalb wollte er es dieses Mal vorbeugen, da er wusste wie sehr wir beide gelitten hatten.“

An das letzte Mal erinnerte ich mich noch sehr gut, nur das keiner wusste, dass ich mir die Wunde selbst zugefügt hatte. Damit rechnete wahrscheinlich und hoffentlich auch keiner.

„Trotzdem war es hirnrissig von ihm! Wenn ich nur daran denke, was hätte alles passieren können!“

„Was denkst du wie mir es geht? Ob wohl dein Tod oder seiner Schlimmer für mich gewesen wäre! Weiß du, was Beides für Gefühle in mir auslöst?!“, knurrte er lautstark und stützte mit beiden Händen seinen Kopf ab, während seine Ellbogen zusätzlichen Halt auf seinen Knien fanden.

„Ich kann mir vorstellen, wie weh es tut. ich habe zwar keine geschwister aber meine Eltern und meinen besten Freund verloren. Dieses Gefühl kann ich nachempfinden nur daran zu denken: bevor es zu diesem Duell kam, hatte ich auch fürchterliche Angst um dein Leben“, bestätigte ich extra leise und hoffte, er würde seine Lautstärke ebenfalls wieder drosseln.

Jedoch wurde diese Hoffnung zerstört, als er wütete: „Hältst du mich für so schlecht, dass ich gegen eine minderwertige Person verliere? Es würde meine Ehre beschmutzen, wenn sie es auch nur einmal geschafft hätte nur den Abzug zu drücken!“

„Das hat sie aber geschafft“, entgegnete ich nun wieder in Zimmerlautstärke.

Soviel musste er sich auch selbst eingestehen. Zwar hatte er nicht verloren, aber wir Betroffenen dagegen schon. Zwar war ich nicht direkt getroffen worden, Gin auch nicht, jedoch Vodka. Hätte dieser sich nicht vor mich geworfen, hätte es mich getroffen und ich wäre wahrscheinlich drauf gegangen. Der Gedanke, dass es bei mir auch knapp war, schreckte mich ab.

„Mach sowas aber nie wieder, bitte. Schieß sie lieber direkt ab, ja?“, flehte ich ihn an.

„Wenn ich der Verlockung widerstehen kann“, entgegnete dieser trotzig.

„Das nächste Mal komme ich vielleicht nicht mehr ungeschoren davon und Vodka verreckt, weil er sich wieder mal vor mich wirft! Willst du das?!“, schrie ich ihn wütend an und war zornentbrannt aufgesprungen.

Er schien meine Meinung zu akzeptieren, trotzdem hielt er an seinem Standpunkt fest. Das störte mich nicht mehr sonderlich, weshalb ich ihn nun auch zum gehen auffordern wollte. Zögerlich stimmte er zu und befahl einen Arzt ihm Bescheid zu geben, wenn Vodka wieder aufwachte.

Wir gingen in den Aufenthaltsraum zu den Anderen, die schon hektisch besprachen, wie es nun weiter gehen würde. Womit wir wieder beim Ausgangsthema angekommen waren. Das brachte uns nunmehr dazu zu erfahren, was Gin eigentlich mit Cognac besprochen hatte und so lauschten wir seinen Worten.

„Eigentlich kamen wir nicht großartig zu einem ausführlichen Gespräch, da mich Vine mit ihrem Zwischenfall unterbrochen hatte. So viel ich nun in Erfahrung bringen konnte, will Anukata nun die Organisation weiter verbreiten, da unsere Mitgliedschaft immer weiter wächst. Das wir auch in anderen Teilen Japans Quartiere errichten, dass dann immer weiter ausweiten. Vermouth hat zum Beispiel Connections in Amerika, wo wir darauf aufbauen könnten. Das bedeutet eben nur, dass einige von uns für einige Zeit Tokio bzw. auch Japan verlassen müssten. Vine, du bist deutscher Abstammung?“

„Ja, das bin ich. Ich habe auch noch Verwandte dort, das heißt ich kann auch fließend deutsch sprechen“, meinte ich selbstbewusst.

„Das heißt auch dort könnten wir einen Standpunkt errichten“, nickte Gin zufrieden.

„Das ist mir alles zu heikel. Damit wäre doch nur unsere weitere Geheimhaltung gefährdet. Warum können wir es nicht einfach bei dem hier belassen“, entgegnete Chianti schockiert.

„Weil wenn wir unsere Ziele erreichen wollen auch Schritte vorwärts machen müssen und das nicht nur hier im kleinen Japan. Schaut euch die ganze Welt an, wie viel wir da noch zu erledigen haben!“, befürwortete Korn den Plan.

„Anukata hatte auch schon einige Personen raus geschickt, die schon mal die Lage in den ausgewählten Ländern abchecken sollte. Soweit scheint schon vieles vorbereitet zu sein, deswegen steht der Ausführung dieses Schachzuges nichts mehr im Weg“, gab auch nun Vermouth ihre Meinung dazu, die wohl auch eingeweiht worden war.

Ich hingegen wollte mich nicht direkt hierzu äußern. Vielleicht war das ja die Chance für mich und Gin eine gemeinsame Zukunft zum Beispiel in Deutschland, meiner ehemaligen Heimat aufzubauen. Doch dieser Gedanke würde ganz schnell wieder in tausend Scherben zerspringen, wenn ich mir erst mal seine Meinung hierzu anhören würde.

„So, wir können auch gerne noch die nächsten Tage hierüber diskutieren. Ich für meinen Teil habe heute genug erlebt und werde mich zurück ziehen. Bis morgen, gute Nacht“, räusperte ich und erhob mich zu einem finalen Gang zu meinem Zimmer.

„Ich werde dich begleiten, denn ich empfinde genauso“, tat Gin es mir nach und darauf schienen alle dem zu folgen.

Natürlich zog ich mich nicht alleine in meinem eigenen Zimmer zurück, sondern ging noch mit auf seines. Denn ich für meinen Teil hatte noch etwas mit ihm vor. Falls er heute wieder vorhatte mich abzuwimmeln, würde ich es nicht durchgehen lassen.

Ich hatte alle Kleidung bis auf BH und Unterhose von mir gelegt und vergrub mich unter der Bettdecke, bis er sich neben mich legte. Vorsichtig tastete ich mich an ihn heran, kuschelte mich eng an ihn. Zärtlich strich ich über seine nackte Brust und seinen Bauch. Da ich unterhalb einen Widerstand fühlte, wusste ich, dass er seine Hose anbehalten hatte. Hierdurch ließ ich mich nicht beirren und hauchte ihm vorsichtig ins Ohr: „Ich will dich, willst du mich auch? Dann nimm mich!“

Leider erwiderte er weder etwas mit Worten noch mir Taten, sodass ich zu drastischeren Mitteln greifen musste. Geschickt drehte ich mich so, dass ich nun über ihm lag. Durch das gedämmte Licht der Nachttischlampen erkannte ich die markanten Umrisse seines Gesichtes und bemerkte nach genauerem Hinsehen, dass seine Augengeschlossen waren. Genüsslich küsste ich seinen muskulösen Oberkörper, der sonst nie unter seinen Klamotten zu erkennen war. Während ich die Liebkosungen vornahm, öffnete ich seinen Gürtel. Sein kalter Griff an meinem linken Oberarm ließ mich zusammen zucken.

„Gefällt es dir nicht?“, wunderte ich mich traurig über die Abfuhr.

„Doch schon, aber…“

„Dann lass mich weiter machen“, bat ich und tat dies unweigerlich, als sein Griff lockerer wurde und er nun auch bei mir damit anfing.

Seine Unterhose ließ ich ihn noch anbehalten und legte mich nun press auf ihn. Langsam find ich an mich an ihm zu reiben und da er mich zärtlich fester an sich drückte, wusste ich, dass der Punkt fast erreicht war ihn überredet zu haben.

„Das ist so ungerecht, Telia! Warum verleitest…“

Ich brachte ihn mit meinem Zeigefinger auf seinen Lippen zum Schweigen, der diese nun umfuhr: „Sch… Du willst mir das doch nicht vermiesen oder?“

Dann beugte ich mich hinab und wir küssten uns leidenschaftlich. In mir brannte ein Feuer, wie schon lange nicht mehr und ich glühte förmlich im Vergleich zu seiner kalten Brust. Er stöhnte leise in einem Wohlgefallen auf. Mir ging es genauso, doch ich verkniff mir jeglichen Geräusche um ihn nicht wieder aufmerksam werden zu lassen. Nun gefiel es ihm so sehr, dass er mir und sich selbst den Rest Klamotten auszog und ihn in mich eindringen lassen wollte. Doch lieber wollte ich noch das Vorspiel genießen.

„Hm… was ist los? hast du etwa Angst?“, neckte er mich. Als ich sein Grinsen sah, strich ich ihm durchs Haar, sein Gesicht, die Brust und verwöhnte ihn weiter mit Liebkosungen.

Als er mich wieder begann an sich zu drücken, entgegnete ich im selben scherzenden Ton: „Welchen Spaß würde ich mir entgehen lassen, wenn wir nun schon mit dem Vorspiel aufhören würden.“

„Welche Quälerei willst du mir damit antun?“, entgegnete er wohlwollend erregt.

Belustig ignorierte ich diese Bemerkung und fuhr fort mit meinen Taten.

Als ich ihn schon genug hingehalten hatte, wollte ich ihn nicht noch länger leiden lassen und ließ seinen Ansturm zu.

Aus dem heißen Gefühl wurde ein tobendes Feuer, das sich von meinem Unterleib hinauf in meinen Brustkorb arbeitete. Wir waren ganz fest aneinander gepresst und als ich mich aufrichtete, zog ich ihn mit mir hoch. Meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken und ich wollte immer noch enger an ihn, als wir ohnehin schon waren. Ich wollte mehr als nur seine Kälte spüren, sondern seinen Atem an meinem Hals, seine Brust wie sie sich hektisch auf und ab bewegte und wie er im inneren seines Brustkorbes zufrieden summte. Es war ein liebliches auf und ab wippen und ich wollte nicht mehr damit aufhören, bis wir partout keine Kondition mehr haben würden. Unsere Lippen berührten sich und wir küssten uns wilder, leidenschaftlicher als sonst.

Als wir nach drei solcher Runden völlig ausgepowert nebeneinander im Bett lagen und eine Zigarette rauchten, bemerkte er beiläufig: „Wenn wir wirklich nach Deutschland, Amerika oder sonst wohin versetzt werden. Was hältst du dann davon in einem kleinen Häuschen zu wohnen und dort vielleicht… hm… hört sich eventuell komisch an. Kinder zu bekommen?“

Geschockt richtete ich mich auf und schaute ihn ungläubig an: „Kinder?!“

„Ja, eine Familie…“

„Gin?! Ich bin ein bisschen zu jung um daran zu denken!“

„Und ich bin bald schon zu alt um mir darüber Gedanken zu machen, also entscheide dich ein bisschen schnell“, erwiderte er böse und enttäuscht von meiner abneigenden Reaktion.

„Ist es wirklich das, was du willst?“

„Naja, ich bringe dann die Kohle heim von meinen Aufträgen und du kümmerst dich solange bis das Kind in den Kindergarten kann darum. Dann kannst du ja auch wieder einsteigen“, zuckte er mit den Achseln.

„Also ich habe nun noch keine Lust auf ein quengelndes, plärrendes, nervendes Balg aufzupassen. Außerdem kann ich mir dich nicht gerade gut in der Vaterrolle vorstellen. Wir sollten lieber noch ganz lange damit warten. Wir wissen noch nicht mal, ob wir nun überhaupt versetzt werden würden“, brummte ich nicht wirklich beeindruckt von seinen Zukunftsplänen. Über solche Dinge wollte ich mir in meinem zarten Alter von 23 Jahren noch keine Gedanken machen.

„Manche Leute bekommen sogar schon mit 16 ein Kind, also wird es langsam mal Zeit für uns zwei, was meinst du?“, scherzte er nun und drückte mich wieder runter, dass ich wieder lag.

„Ich werde mir in der nächsten Zeit eventuell nochmal Gedanken hierüber machen und wenn sich meine Meinung in irgendeiner Art und Weise verändern sollte, wärst du der Erste der es erfahren würde“, lächelte ich, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Bevor ich wieder zurücksinken konnte, hielt er mich fest, sodass ich weiterhin ganz nah an ihm lag und unsere Lippen sich ohne Probleme berühren konnten. Dann hauchte er mir liebevoll ins Ohr: „Ich warte solange wie du willst, aber irgendwann wird es auch für mich eng.“

„Das hat dich bis jetzt nicht gestört und das wird es dann wohl auch weiterhin nicht, mein Freund. Du machst dir immerhin erst Gedanken seit dem du mich kennen gelernt hast. Zwei bis drei Jahre werden deinem Vaterimage auch nicht schaden, also lass mir wirklich die Zeit die ich brauche und dann reden wir irgendwann noch einmal darüber. Bis dahin bleibt alles wie gehabt“, murmelte ich gleichgültig zurück.

„Einverstanden, wie gehabt.“

Geheimhaltung

„Um noch mal auf das Thema mit dem Auswandern zurückzukommen. Ich werde hier definitiv nicht weggehen. Meine Großeltern sind damals aus Deutschland hier her gekommen und mir gefällt es hier so gut, dass ich gar keine Lust habe das wieder rückgängig zu machen. Also werden wir oder werde ich auch gerne alleine weiterhin hier bleiben, ob es dir gefällt oder nicht.“

„Tu was du nicht lassen kannst. Aber auf eines musst du dich mit Sicherheit einlassen. Zumindest auf einen Trip dort hin, denn immerhin hat Anukata von mir abverlangt, dass ich die Gegend, in die wir sollen, von mir höchstpersönlich ausgekundschaftet wird.“

„Du willst mich doch nur dazu überreden da zu bleiben. Wenn wir erst mal dort sind, wirst du so schnell nicht mehr zurück wollen. Das wäre ein Onewayticket. Ich traue dir in solchen Angelegenheiten nicht, Gin“, kniff ich meine Augen zusammen und versuchte ihn mit scharfen Blick zu durchbohren.

„Vor was hast du Angst, Vine? Davor, dass du plötzlich nicht mehr genügend Rückendeckung hast? Davor, dass es schon wieder ein Neustart werden könnte, wo du doch gerade erst einen hinter dich gebracht hast. Irgendein größeres Problem steht deinem Frauenego im Weg. Sag mir worum es geht!“, forderte er eiskalt auf.

Seine lockere Miene glich nun eher einem Tunnelblick und einem eiskalten Killer, so wie er sich eigentlich nur den anderen gegenüber benahm. Bisher hatte er es immer fertig gebracht mir gegenüber nett zu sein und schizophren wie er war von einer Sekunde zur nächsten wechseln zu können. Jedoch hatte er dies wenn wir alleine waren schon lange nicht mehr getan.

„Ich hege keinen Plan. Es ist schlichtweg mein Wunsch hierzubleiben, weil es mir hier viel zu gut gefällt. Außerdem habe ich keine Lust dir Deutschnachhilfe zu geben!“

„Das ist nicht der Grund“, grummelte er nun etwas gereizter.

„Doch das ist er und wenn du mir nicht glaubst, dann schließ mich doch an einen Lügendetektor an! Mein Gott, Gin! Misstraust du mir jetzt schon wegen so einer irrelevanten Angelegenheit?“, seufzte ich genervt.

Er ließ ein arrogantes Räuspern erklingen, drehte sich von mir weg und schaltete das Licht ab. Ohne mir eine Antwort zu geben, wollte er nun also schlafen. Das hätte ihm so passen können, aber so leicht gab ich mich nicht geschlagen und klammerte mich von hinten an ihn.

Möglichst standhaft ärgerte ich ihn so lange, bis er sich endgültig geschlagen gab und feindselig entgegnete: „Lass gut sein. Ich besitze nun nicht die Kraft und die Lust mich mit dir zu streiten. Wir werden das vertagen. Schlaf jetzt!“

„Ich möchte aber nicht so einschlafen, wenn du mit dem Rücken zu mir liegst!“, beschwerte ich mich und versuchte ihn mit Kraft umzudrehen, was erst wirklich gelang, als er seinen Beitrag dazu leistete.

Am nächsten Morgen nach dem Aufstehen, Waschvorgang und sonstigen Anziehmaßnahmen fingen er das alte Thema wieder auf, wahrscheinlich weil er nun ausgeschlafen und voller Kraft war: „Ich mache dir einen Vorschlag. Wir fliegen in 2 Wochen für ein paar Tage oder auch Wochen nach Deutschland. Wir werden auf jeden Fall wieder hier her zurück kommen. Vielleicht könnte dir so doch ein Grund einfallen, weshalb eine Versetzung gar nicht so schlecht wäre.“

Widerstrebend antwortete ich: „Einverstanden. Auf jeden Fall werden wir zurück kommen. Wenn es sein muss, fliege ich auch alleine, Gin.“

Verständnisvoll nickte er und wir ließen den Zeitraum bis zum Tag der Abreise verstreichen. Bis zu diesem nahm ich noch an einigen Scharfschützenaktionen teil und wurde nur passiv in der Organisation aktiv. Das bedeutete, selbst dazu jemanden umzubringen, kam ich nicht.

Auf dem Weg zum Flughafen, wir fuhren alleine in einen geliehenen roten Mitsubishi Lancer, sprach ich an: „Ist das nun eine Art Urlaub? Dort gibt es doch keine Feinde von uns oder? Was passiert nun genau, weißt du Bescheid?“

Seufzend fuhr er die Bundesstraße nun mit etwas erhöhter Geschwindigkeit und seine Hände schlossen sich noch etwas fester um das Lenkrad, was man dadurch erkennen konnte, dass seine Handknöchel weiß hervortraten: „Wir müssen uns leider überraschen lassen. leider muss ich dir noch etwas beichten. Wir sind nicht die Einzigen die dorthin fliegen. Es begleich noch Personen.“

„Wer?“

Er räusperte sich undweigerlich unangenehmen Gefühles: „Korn und Vermouth.“

„Und Chianti? Man trennt die Beiden?“

„Ja. Vodka, Chianti und Bourbon gehen für diese Zeit nach Russland.“

„Russland? Also wollt ihr es mehr als nur international machen?“, wunderte ich mich und sah ihn ungläubig an.

Er streifte nur kurz meinen Blick und sah dann wieder auf die Fahrbahn. Einige Zeit ließ er verstreichen, bis er antwortete: „Was heißt mehr als international? Da soll es noch mehr geben? Lassen wir es bei dem einfachen Begriff international.“

Dann wechselte er prompt das Thema: „Du bist dann meine Dolmetscherin in Deutschland?“

„Ob ich noch fließend sprechen kann…? Ich versuche mein Bestes. Mit Englisch kommen wir auch weiter und dafür haben wir Vermouth. Kann eigentlich von den anderen jemand russisch?“

„Nein, ich glaube nicht. Aber Bourbon kann ebenfalls fließend Englisch.“

„Hm… Russisch kann ich auch ein wenig…“

„Das auch noch? Was für Sprachen kannst du denn eigentlich noch?“, fuhr er erstaunt zusammen.

„Japanisch, Deutsch, Russisch und Englisch“, grübelte ich nachdenklich, ob ich eine ausgelassen hatte.

„Hattest du keine anderen Hobbies als Kind oder Jugendliche?“

„Nein. Aber das ist doch praktisch. Wenn nicht, können wir auch noch einen Abstecher nach Russland machen. Es ist ein wenig eingerostet.“

„Lass uns erst mal Deutschland abhaken. Dann schauen wir weiter, mein Kleines“, grinste Gin und setzte den Blinker für eine Abfahrt und stellte das Auto auf dem Parkplatz ab. Langsam verstand ich, warum er sich extra ein Auto geliehen hatte. Bei seinem geliebten Porsche hatte er Angst gehabt, dass eine Macke drangekommen wäre oder jemand ihn gestohlen hätte.

„Wo treffen wir die anderen?“

„Im Terminal. Jetzt stell bitte nicht mehr so viele Fragen, Vine. Du machst mich ganz verrückt!“

Mit unserem Gepäck machten wir uns auf den Weg in den Flughafen. Die Waffen hatten wir im Hauptquartier gelassen. Durch Kontakte würden wir auch in Deutschland sicherlich an Neue kommen. Daraufhin trafen wir auf die anderen zwei, welche deutlich distanziert voneinander standen. Erst jetzt viel mir auf, dass sie sich wahrscheinlich gar nicht leiden konnten. Komisch, dass mir das nicht schon viel früher aufgefallen war.

Auf direktem Weg zu Flieger fragte Korn: „Wo genau wohnen deine Verwandten in Deutschland?“

„Im Norden. Hamburg, nennt sich die Stadt. ich werde sie nicht besuchen: Wahrscheinlich kennen sie mich sowieso nicht mehr. Es ist immerhin schon bestimmt 15 Jahre her, als ich das letzte Mal dort war“, entgegnete ich und fragte: „Und wo genau zieht es uns hin?“

Vermouth lachte bösartig: „Ich hoffe du denkst nicht, dass wir in irgendein Kaff gehen! Natürlich in die Hauptstadt, Berlin!“

Deutlich enttäuscht schnaubte ich: „Normalerweise hätte ich gehofft, dass wir in eine andere größere Stadt gehen. Ausgerechnet dahin, wo alle Politiker sind und Arm und Reich so nah beieinander lebt.“

„Lassen wir uns überraschen und Negativität strahlen wir doch sowieso genug aus, oder?“, grinste Gin verächtlich und wir gaben unsere Koffer ab, gingen durch die Metalldetektoren, wo niemand von uns angepiept wurde.

Da wir nicht viel sprachen, hatte ich die Zeit mir vorzustellen, was gewesen wäre, wenn Gin durch den Detektor aufgehalten worden wäre. Gürtel ausziehen, von oben bis unten betatscht worden wäre… Ich konnte mir sein verärgertes und genervtes Gesicht dabei sehr gut vorstellen. Ich bemerkte wie meine Gedanken in eine andere Richtung abschweiften. Um diesen abzuwerfen, schüttelte ich demonstrativ den Kopf und konzentrierte mich auf den Weg, den wir zurücklegten. Zumindest versuchte ich dies. Mir fiel auf, dass ich schon lange keine Zärtlichkeit mehr mit Gin genossen hatte. Also schloss ich dich auf und ließ meine Hand in seine gleiten.

„Ist etwas?“, sah dieser mich mit Besorgnis, aber gleichzeitiger Ärgernis an. Er schaffte es jedes Mal aufs Neue zwei so verschiedene Gefühle in einen Blick oder Gesichtsausdruck zu fassen. Genauso bewusst war es mir, dass ihm diese öffentliche zur Schaustellung intimer Gefühle ihm nicht gefiel.

„Nein. Es ist nichts.“

„Vine?“ Es war Vermouth die meinen Codenamen gerufen hatte.

Das zwang mich dazu Gins Seite zu verlassen und neben ihr her zu laufen. Korn nahm meinen Platz ein und die beiden unterhielten sich leise, dass ich nichts verstehen konnte. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Gesprächspartnerin: „Was ist los?“

„Halt dich bei Gin momentan lieber zurück. Das ist nur ein gut gemeinter Rat: vertrau mir einfach.“

Warum? habe ich was nicht mitgekriegt?“, diese Aussage ließ mich ihn besorgt mustern. An seiner Art konnte man nichts Auffälliges entdecken. Er benahm sich schlichtweg wie immer.

„Das kann ich dir leider nicht sagen, Liebes. Wie schon gesagt, vertrau mir einfach. Dir wird sowieso nichts anderes übrig bleiben. Und komm bitte nicht auf die Idee ihn anzusprechen!“ Sie brachte mich völlig aus dem Konzept mit ihren mutmaßlichen Befürchtungen. Warum musste es immer nur bergauf und bergab gehen im Leben?! Langsam war ich kurz davor den Realitätssinn zu verlieren und vergas was Täuschung und was Wahrheit war.

„Wie kommst du darauf? Er benimmt sich doch wie immer, Vermouth. Spuck’s schon aus! Was weißt du, was ich nicht weiß?!“

„Ich weiß, wie sehr du nun darauf brennst es zu erfahren. Aber wir legen wert auf äußerste Geheimhaltung.“

Nun verstand ich rein gar nichts mehr. Um was genau ging es hier eigentlich? Um Gins Gefühle oder um Pläne der Organisation? Wen meinte sie mit »wir«?

„Vermouth?!“, funkelte ich sie böse an. Wenn diese Masche mit dem bösen Blick bei Gin immer so gut funktionierte, musste ich sie nun auch mal ausprobieren.

„Männer? Wir gehen noch mal schnell wohin! Wartet bitte!“, rief Vermouth den beiden Anderen zu. Diese schauten entnervt, so nach dem Motto »Typisch Frauen«.

„Beeilt euch!“, grummelte Gin und sie stellten sich neben die Tür zur Damentoilette, in der wie verschwanden. Nachdem sich die junge Frau vergewissert hatte, dass wir allein waren, begann sie zu erzählen: „Es ist eine Angelegenheit zwischen Anukata, Gin, Campari, Brandy, Bourbon und mir. Es beinhaltet ein neues Projekt und die Minderwertigen dürfen eigentlich nichts davon erfahren. du solltest lieber die Finger davon lassen, Vine. Du verstehst sowieso nichts davon! Wie ich dich kenne wirst du diesen Rat sowieso nicht befolgen. Mehr wirst du über mich nicht erfahren.“

„Und warum hat das etwas mit Gin und meiner Intimität zu tun? Hat Anukata wieder irgendwas Abfälliges gesagt?“, hakte ich begierig nach.

„Nein. man merkt nur, dass es Gin ablenkt und das darf nicht sein. Absolut nicht. Das ist ein no-Go, verstehst du?“

Geschockt wurde ich etwas lauter: „Hatte er etwa Skrupel…“

„Nein, nein. Das macht er immer noch ohne mit der Wimper zu zucken. Ihm tut es nur Leid, dass er dir deswegen so viel verschweigen muss. So intensive intime Gefühle hatte er noch nie zu jemandem. Er weiß, dass er deshalb niemals Kinder…“

„Warum weißt du davon?!“, schrie ich schon fast. Sie zischte um mir zu bedeuten, leiser zu sein: „Weil es so ist! Vine. Ihr beide seid durchschaubar. Vor allem du! Lass ihm die Zeit und irgendwann kommst du vielleicht auch dazu teilzunehmen. Wir sollten kein Wort mehr darüber verlieren. Stempel es einfach ab mit »zur Kenntnis genommen«, alles klar?“

Widerwillig nickte ich und wie verließen die Damentoilette.

Ihre letzten Worte flüsterte sie mir flüchtig zu: „Wenn er mit Intimitäten auf dich zukommt, kannst du es gerne zulassen. Aber bitte fang du nicht damit an oder bedräng ihn.“

„Endlich fertig?“, brummte Gin und wir gingen weiter zur Passkontrolle und Ticketentwertung, konnten dann endlich einsteigen. Nun kam Gin von sich aus zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter. Beinahe Freundschaftlich! „Und ist noch alles klar?“

„Ich bin etwas nervös“, gestand ich seufzend und ließ auch meinen Arm um seinen Oberkörper gleiten.

„Du hast noch mehr als 12 Stunden Flug um in Panik zu verfallen“, erwiderte Korn kühl, der sich in unser Gespräch dreist einmischte.

„Du hast immer noch uns, wenn etwas passiert“, versuchte Vermouth mich zu beruhigen. Gin schenkte ihr einen scharfen Blick. „Wenn etwas passiert? Das heißt ihr geht davon aus, dass etwas geschieht?“, schniefte ich beunruhigt. Mein Nebenmann strich über meine Schulterblätter, während er murmelte: „Uns wird nichts passieren. Wir gehen momentan von gar nichts aus, Vine.“

Wie denn auch? Wer weiß schon, was da drüben auf uns wartet“, schäkerte Korn, der ab dem darauf folgenden aufspießenden Blick von Gin sofort wieder ernst wurde.

„Immerhin haben wir jemanden, der die Landessprache beherrscht“, entgegnete Vermouth.

„Mit den Dialekten werde ich nur ein wenig Schwierigkeiten bekommen. Aber ich krieg das schon irgendwie hin“, gestand ich mit einem unguten Gefühl im Magen.

Wir stiegen nun in den Flieger ein und nahmen schon mal rein vorsorglich unsere Sitzplätze ein. In einer Reihe saßen erst Vermouth, dann ich, Gin und zum Schluss Korn. Wie es wohl auf die anderen Passagiere wirken musste, wenn vier so furchteinflößende in schwarz gekleidete Leute nebeneinander saßen.

Korns Blicke hatten etwas von einem Verrückten und zugleich einem ruhigen Menschen. Gin war natürlich der typische Massenmörder. Seine Blicke durchbohrten einen, sein Grinsen hatte etwas hämisch Masochistisches und wenn er mal ansatzweise versuchte normal dreinzuschauen, war er einfach nur krank. Vermouth und ich schienen hingegen völlig normal auf die Leute zu wirken. Sie benahm sich völlig natürlich gegenüber normalen Mitmenschen, sowie ich auch. Jedoch wusste ich auch, dass sie gegenüber ihren Opfern gerne das Katz und Maus Spiel anwendete.

„Ich hoffe von euch hat keiner Flugangst, soviel ich weiß ist noch niemand von euch geflogen“, schäkerte die Blondine neben mir.

„Wenn die Flugangst haben, dann lege ich mich den gesamten Flug über in die Ecke und winde mich zusammen vor Lachen. Solch trainierte…“, ich ließ das Wort mit Absicht aus, „…sollten vor nichts Angst haben, wenn sie noch nicht mal mit einer Wimper zucken, wenn sie den … betätigen.“

Auch wenn ich die Worte mit Absicht ausließ, konnte sich jeder normale Mensch, mit ein wenig Verstand und Kombinierungsgabe denken worum es ging. Eigentlich war es auch unnötig so ein Spektakel aus den Worten zu machen. Aber wie es immer so schön hieß. Es gilt äußerste Geheimhaltung.

Ein langer Flug

Kurze Zeit, nachdem sich das Flugzeug schon sehr gefüllt hatte, tauchte eine Stewardess auf und ließ auf allen möglichen Sprachen eine Begrüßung erklingen und erläuterte die Sicherheitsvorkehrungen.

Nun war der Start freigegeben und anschnallen war angesagt.

„Und, hast du schon ein wenig Angst, Vine?“

„Nein, ich hoffe ja sehr das du keine bekommen wirst, wenn es gleich los geht, Gin“, trotzte ich seinem Blick in derselben Art und Weise verhohlen entgegen.

„Was, wenn ich jetzt in Panik ausbreche?“, scherzte mein Nebenmann.

„Dann werde ich das eben gesagte sofort durchführen“, lachte ich leise.

Vermouth beobachtete uns nur kopfschüttelnd, zog es jedoch vor lieber kein Kommentar zu unseren Anfechtungen hinzuzugeben.

Genauso still verhielt sich auch Korn. Aber meiner Meinung waren dies genau seine Charakterzüge. Er war insgesamt eher der ruhigere Typ und sprach nur wenn es unbedingt nötig war oder wenn seine Meinung von größerer Bedeutung sein musste.

„Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich deine Schulter als Kopfkissen benutzen“, tätschelte ich Gin.

Diese Bemerkung kostete mich einen unauffälligen Blick von meiner Sitznachbarin, die mich vor wenigen Minuten noch eindringlich darauf hingewiesen hatte, sämtliche Intimitäten auch nur ansatzweise zu unterlassen.

Also als Intimität würde ich eine »freundschaftliche« Kopfkissenbenutzung gar Umfunktionierung einer männlichen Schulter nicht beschreiben.

„Tu was du nicht lassen kannst“, erwiderte dieser zwischenzeitlich.

Beiläufig zuckte ich nur mit den Schultern und murmelte: „Ich kann es lassen.“

Daraufhin sank ich im Sitz zurück und war froh, dass ich zwar drei Organisationsmitglieder bei mir hatte, aber keiner von ihnen eine Waffe oder Ähnliches bei sich hatte. Aus diesem Grund schaffte ich es auch in aller Seelenruhe einzuschlafen. Leider war ich mir nie so sicher gewesen, wer mich beschützen würde und wer nicht. Deshalb zog ich es lieber vor auf mich selbst aufzupassen. Oft genug hatte ich es nun schon erlebt, dass sogar Gin eine Waffe auf mich gerichtet hatte obwohl ich ihm sehr wohl vertraut hatte. Aufgrund dessen hatte ich nun einen Alptraum und meine allergrößte Befürchtung war, dass ich im Schlaf reden bzw. schreien würde. Das durfte natürlich auf keinen Fall passieren.

Zusammenzuckend erwachte ich gerade als die Kugel aus dem Lauf schnellte, von einer Waffe, die auf mich gerichtet gewesen war.

Im Schlaf musste ich Gins Arm gepackt haben. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Diesen ließ ich nun wieder los, was sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Entweder hatte dieser Mann akute und extreme Schlafstörungen oder er war einfach so penibel vorsichtig, dass ihm jede Kleinigkeit selbst im Schlaf zu erhöhter Aufmerksamkeit zwang.

„Was ist los?“, brummte dieser.

„Ich hatte nicht gemerkt, dass ich dich so gepackt hatte. Tut mir Leid“, flüsterte ich wehleidig.

„Du entschuldigst dich dafür, dass du mich berührt hast? Aber sonst geht es dir noch gut.“ Auch wenn das Licht nunmehr im Flugzeug gedämmt war und man nur noch leichte Umrisse um sich herum erkennen konnte, wusste ich, dass sein forschender Blick auf mir ruhte. Das spürte ich.

„Es ist nur… ach vergiss es“, damit wollte ich es belassen, doch so schnell gab er sich nicht geschlagen.

„Vine, was ist hier los? Was bringt dich nun schon wieder zu dieser Distanzierung?“, erkundigte er sich stur. Er würde nicht eher loslassen, bis er eine realitätsnahe Antwort erhalten hatte.

„Ich kann darüber nicht reden, Gin. Zumindest nicht jetzt also lass es bitte gut sein. Bitte. Schatz.“ Das letzte Wort brachte ich nur mit äußerster Erzwingung hervor.

„Schatz? Es muss ja was ganz schlimmes sein, wenn du mich schon anfängst so zu nennen“, schnaubte er ein angedeutetes Lachen.

Gerade wollte ich mich wieder im Sitz zurücksinken lassen, da spürte ich, wie er sanft seine Hand auf meine Wange legte und durch die Umrisse konnte ich erkennen, dass sein Kopf sich langsam meinem näherte. Wahrscheinlich durchbrach er diese Barriere nur weil es hier dunkel war und deshalb machte es ihm in der Öffentlichkeit dann nicht mehr so viel aus.

Ich schloss meine Augen und ließ es einfach auf mich zukommen. Dann legten sich seine warmen, sanften Lippen auf meine und ich versank in dem Rausch. Eben weil es so grotesk an ihm war, liebte ich die Sinnlichkeit umso mehr, wenn er sie zuließ. Ein Kribbeln flammte in meinem Magen auf und nun legte auch ich meine Hand auf seinen Nacken. Wie lange hatte ich auf dieses Gefühl verzichten müssen. Zärtliche Küsse und… nein! Nicht hier und nicht jetzt durfte ich daran denken. Warum musste sich nur alles um dieses eine Wort drehen. Eigentlich war ich überhaupt nicht der Typ, der an so etwas so leichtsinnig dachte oder es wollte. Aber da ich schon solange nicht mehr so intim mit ihm gewesen war, sollte dies wohl eine normale Reaktion sein. Ganz leise entrang ein befriedigendes Seufzen meiner Kehle und ich schrak zurück.

Verdattert fragte er: „Was ist?“

„Ich kann das nicht. Eigentlich bist immer du derjenige der stoppt, aber dieses Mal ist es für mich ein Ding der Unmöglichkeit“, nun ging ich ganz nah an sein Ohr und flüsterte, „weil sie dabei sind.“

„Verstehe.“

Nun machte ich einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf den Mund. Es war ein flüchtiger Kuss, nicht ganz so leidenschaftlich. Doch das zahlte er mir wieder heim, indem er anfing wiederum mehr zu wollen. Da ich nicht anders konnte, wollte ich es auch dieses Mal zulassen.

Ich strich mit meinen Lippen zärtlich über sein Ohr und flüsterte dann: „Entschuldige, aber ich muss das sagen… Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch“, hauchte er mir in mein Ohr.

Sein warmer, feuchter Atem ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Es war ein angenehmes Gefühl. Vor allem waren es eigentlich auch die Worte. Auf alles hätte ich schwören können, dass er das niemals sagen würde. N i e m a l s!

Wie gerne hätte ich ihn jetzt für mich alleine gehabt und alles Mögliche mit ihm angestellt. Wie gerne hätte ich jetzt mit ihm…

Ich schaltete mein Gehirn ab, legte meinen Kopf einfach auf seine Schulter und versuchte zu schlafen. Was anscheinend ganz gut zu klappen schien, bis er eine Hand auf meinen Schoß legte und meine sich reflexartig um diese schloss.

Das rief wieder einige obszöne Vorstellungen in meinem Kopf hervor und ich beschloss diese zwar in meiner Fantasie auszuleben, aber machte keine weiteren Anstalten körperlichen Kontakts. Da ich mich nun auch die Müdigkeit zu übermannen schien und meine Augenlider schwerer wurden, gab ich mich einfach diesem hin und wagte mich in das Reich der Träume.

Später wurde ich dann von einem sanften Streicheln an meiner Schulter geweckt, dessen Ursache natürlich Gin war, der mir mitteilte, dass wir in Kürze landen würden. Nickend nahm ich dies zur Kenntnis und hob meinen Kopf von seiner Schulter empor. Ich vermochte gar nicht zu erfahren, was für Geräusche ich im Schlaf von mir gegeben haben musste und ich schweifte über die Sitze von Vermouth und Korn, welche ebenfalls gerade erst aus ihrem Tiefschlaf erwacht zu sein schienen.

„Aufgrund unvorhergesehener Störungen im Flugsystem wird sich unser Landeanflug doch noch um einige Minuten verzögern. Wir bitten dies zu entschuldigen“, ertönte eine Lautsprecherdurchsage.

„Also habe ich doch noch Zeit ein weiteres Nickerchen zu machen“, gähnte ich und streckte mich grummelnd.

„Nein, ich bitte dich wach zu bleiben. Es ist besser so“, Gin hatte einen kalten Blick und sah sich aufmerksam um.

„Ist irgendetwas?“, erstaunt schaute auch ich mich um.

Vermouth riet mir mich nicht mehr so auffällig zu verhalten und Gin das zu überlassen: „Am Besten hinterfragst du nicht mehr so viel und machst zur Abwechslung einfach nur das, was du gesagt kriegst.“

Gekränkt stand ich auf und erwiderte mit einem arroganten Unterton in der Stimme: „Na, wenn das so ist und ihr mich für einen Moment entbehren könnt, würde ich mich frisch machen. Ich bin gleich wieder da.“ Damit stand ich auf und stolzierte zur Toilette, wo ich mein Gesicht wusch und etwas Make-up auftrug. Danach ging ich wieder gemächlichen Schrittes auf meinen Platz.

„Alles klar, Vine?“, fragte Gin mich mit einem durchdringenden Blick musternd.

Ich nickte und warf einen kurzen Blick auf Korn, der nervös mit seinen Fingerkuppen auf der Stuhllehne trommelte.

„Mir ist langweilig… ich hoffe uns fällt irgendeine spannende Aufgabe zu, wenn wir gelandet sind, ansonsten laufe ich noch Amok“, seufzte ich und ließ mich genervt zurück sinken.

„Wir finden schon irgendeine Aufgabe, du kleines Spielkind. Ich kann mir schon vorstellen wie sehr die beiden Männer hier auch schon auf die Landung und ein wenig Action warten“, zwinkerte Vermouth mir zu.

„Das möchte ich aber auch hoffen. Sag mir was, womit ich mich ablenken kann!“, knurrte ich allmählich mehr als nur gereizt. Ich hatte Hunger, Langeweile und war müde. Außerdem fühlte ich mich schutzlos ohne Waffe. Wir hatten alle keine Waffen und das erwies sich als komisch, für eine skrupellose, böse Organisation waren diese ein muss. Wenn ich bis spätestens heute Abend niemanden umbringen oder gar fertig machen konnte, würde ich ausrasten.

„Reiß dich am Riemen, Vine! Du bist kein Kind mehr. Ich verspreche dir, dass du heute Abend keine Langeweile mehr haben wirst“, Gin ließ ein hämisches Grinsen über sein Gesicht huschen und schenkte mir einen kurzen Blick mit seinen eiskalten Augen. Mit zusammen gekniffenen Augen musterte ich ihn: „Das will ich aber auch hoffen!“

„Mehr als dir lieb sein wird“, flüsterte er. Ich grinste ihn verrucht an und nahm seine Hand.

Nach dieser Aussage konnte ich es auch gar nicht mehr abwarten, dass das Flugzeug aus der Warteschleife endlich landen können wird. Bevor ich eingeschlafen war, hatte ich mir auch schon Hoffnungen gemacht, dass sobald ich aufwachen würde, der Landeanflug eingeleitet sein würde.

„Toll… solange sitzen wir noch hier, stillschweigend und in Langeweile ver…“

„Meine Damen und Herren wir leiten nun die Landeanflugvorbereitungen ein. Wir bitten Sie Ihre Sitzgurte anzulegen und diese erst wieder zu öffnen, wenn die hierfür vorgesehenen Leuchten erlöschen.“

Ich wurde von der Lautsprecheransage unterbrochen.

„Sieht ganz so aus, als würdest du bald erlöst werden“, lachte Vermouth. Wir legten alle die Gurte an.

„Könnte ich dann einen Kuss bekommen?“, flüsterte ich Gin ins Ohr.

Dieser schaute mich belustigt an: „Was spricht dagegen?“

Also gab er mir die Gelegenheit für einen langen zärtlichen Kuss.

„Wenn ich euch Turteltauben mal unterbrechen dürfte, hattest du nicht gerade noch etwas von Vorbereitung gesagt, Gin“, knurrte Korn.

Dieser räusperte sich: „Wohl wahr. Verschieben wir das auf später.“ Den letzten Satz flüsterte er mir eher zu, als dass er es laut preisgab.

Nach dem Landeanflug und dem Ausstieg holten wir unsere Koffer ab und nahmen uns ein Taxi zum nächsten Hotel. Meine Deutschkenntnisse halfen uns hierbei sehr gut weiter.

„Wer hat eigentlich die Zimmereinteilungen geregelt?“, fragte ich.

„Ich glaube Brandy, die Sekretärin von Anukata“, vermutete Gin.

„Aber weiteres können wir dir auch nicht sagen, wir müssen uns auch überraschen lassen. Ob wir Einzelzimmer, ein ganzes Appartement oder sonst irgendetwas bekommen“, erläuterte Vermouth.

In Gedanken drückte ich die Daumen, dass ich zusammen mit Gin in ein Zimmer kommen würde. Jedoch wusste ich nicht, wie es aussehen würde mit Vermouth und Korn.

„Ich regel das zusammen mit Vermouth an der Rezeption, wartet hier“, ließen wir die Männer im Foyer stehen.

„Vermouth? Welche Namen soll ich für eine Reservierung nennen?“, fiel mir ein großes Problem auf.

„Oh… ja, das ist wohl wahr… die einzigen richtigen Namen, die dem Boss bekannt sein dürften ist meiner und deiner.“

„Ja, dann werde ich wohl Sharon…“

„Chris!“, fauchte sie mich böse an.

„Entschuldige… eine kleine Verwechslung.“

Daraufhin führte ich das Gespräch zum Einchecken in das Hotel und gab als Namen, meinen realen und den von Vermouth an.

„Für Sie wurde die Honeymoon Suit im 16. Stock gebucht. Sie sind 4 Personen, ist das richtig?“, fragte der Hotelangestellte.

„Ja, das ist richtig.“

„Dann habe ich hier vier Karten für Sie und ich bräuchte dann von Ihnen beiden eine Unterschrift, falls Sie ein Karte verlieren zur Versicherung…“

„Ich verstehe. Vermouth? Kommst du dann mal bitte…“ Mir fiel es nicht schwer von einem Moment auf den Nächsten von Deutsch auf Japanisch zu wechseln.

Diese kam her und ich forderte sie auf zu unterschreiben, was sie daraufhin tat. Dann bekamen wir die Karten und uns wurde ein schöner Aufenthalt gewünscht.

Eine Zukunft in Deutschland

Wir übergaben den beiden anderen jeweils eine Karte und ließen unser Gepäck auf unser Zimmer bringen. Derweil entschieden wir uns erst mal uns in der Hotellounge hinzusetzen und uns etwas zu Essen zuzubereiten lassen.

„Als Erstes müssen wir wieder an Waffen kommen“, brummte Gin und sah sich bedächtig um.

„Uns versteht hier sowieso niemand, mach dir keine Gedanken, Großer“, lächelte ich und tätschelte ihm die Schulter.

„Möchtest du nicht lieber deine Klappe halten?! Hast du irgendeine Ahnung, wo wir hier an solche Dinge ran kommen? Nein? Dann sei gefälligst still!“, knurrte Gin böse.

„Ohne mich wärt ihr hier sowieso aufgeschmissen, also keif mich nicht so an! Außerdem habe ich eine Idee!“, fauchte ich ihn ebenso genervt an.

„Das bringt doch nichts, Leute! Wir essen erst mal etwas und dann schauen wir uns in diesem Kaff um“, meinte Vermouth.

„Gut, damit wäre ich einverstanden. Wir sprechen uns später in Ruhe!“

„Sei nicht schon wieder so eingeschnappt, Gin. Es wird schon nichts schief gehen und wir werden heute Abend noch dazu kommen unseren Spaß zu haben, das hast du selbst gesagt. Außerdem sind wir hier in Berlin und somit in einer Großstadt. Zwar ist es hier nicht ganz so extrem wie in Tokyo, doch hier sind genug kriminelle Jugendliche, die sehr leicht umzulegen sind und danach haben wir ganz viele Waffen. Ich wäre nicht damit einverstanden mit einem von diesen Kindern einen Handel einzugehen.“

„Habe ich was verpasst und du bist nun der Befehlshaber?!“, sah er mich mit zusammen gekniffenen Augen an.

„Nein… das war nur ein Vorschlag, entschuldige“, seufzte ich.

Korn verdrehte merklich die Augen: „Könntet ihr euch nun mal mit eurem Liebesgeflüster zurück halten?! Es nervt!“

„Ja, das tut mir echt Leid, Korn. Es tut mir sehr Leid, dass Chianti nun nicht dabei sein kann“, grinste Gin.

„Halt die Klappe!“, knurrte dieser höchst aggressiv.

Ich dachte mir nur, dass er wohl da einen wunden Punkt getroffen hatte. Ich war mir schon immer in einer Art und Weise sicher gewesen, dass zwischen den Beiden irgendetwas laufen würde, aber mir das hundert prozentig einzugestehen, wollte ich natürlich nicht.

Wir aßen ziemlich schnell und gehetzt. Diese ganze Situation schien keinem von uns zu gefallen.

Gins Handy klingelte. Er erhob sich und verschwand kurz darauf aus dem Restaurant. Als er wieder kam und sich wieder hinsetzte, meinte er: „Der Boss hat dafür gesorgt, dass wir Waffen bekommen. Also brauchen wir uns keine Gedanken mehr darum zu machen. Wenn du mir später den Gefallen tun und mich begleiten würdest.“

„Aber…“

„Die andern können solange hier warten, es wird nicht lange dauern. Dich brauche ich nur für irgendwelche notwendige Verständigung“, unterbrach er mich.

Abwehrend hob ich meine Hände: „Tut mir Leid, falls ich dir so nahe getreten bin. Dann macht, dass ihr schnell fertig werdet, ich möchte hier etwas zu tun haben, wenn möglich mit Waffe.“

Vermouth lachte unverhohlen auf: „Hast du dir das etwa von deinem Lover abgeguckt, Kleines? Wirst du schon genauso sadistisch?“

„Es könnte wohl sein, dass etwas abgefärbt hat. Trotzdem verstehst du mich doch bestimmt, Gin… wenn ich sage, dass ich heut Abend wirklich etwas Besseres zu tun habe“, sah ich ihn wirklich auffordernd an.

„Ich verspreche dir, dass ich dir noch einen wirklich aufregenden Abend bescheren werde“, zwinkerte er mir zu.

„Na, da bin ich aber mal gespannt. Ich habe sowieso keinen Hunger mehr, nachdem ich das schon gegessen habe. Soweit richte ich mich dann im Zimmer ein.“

„Warte ich komme mit. Wir machen uns dann direkt auf den Weg, so wartet ihr dann später auf dem Zimmer“, befiehlt Gin und wir gehen dann zusammen auf das Appartement.

Im Aufzug würdigten wir uns keines Blickes geschweige denn, dass wir ein Wort miteinander sprachen. Wir registrierten uns mit den Schlüsselkarten, die wir bekommen hatten im Zimmer.

Dann brach er die Stille: „Und traust du dir zu, ein Zimmer mit mir zu teilen, oder möchtest du lieber…“

„Was soll das denn bitte schön bedeuten. Natürlich schlafen wir zusammen in einem Zimmer!“, nahm ich auch ihm die Entscheidung vorweg.

„Einverstanden. Dann weißt du aber, dass ich heute Abend noch Dienstleistung erwarte.“

„Ja, dasselbe kann ich nur an dich zurückgeben“, grinste ich hämisch.

„Dann lass uns das schnell hinter uns bringen, ich kann es nämlich kaum noch erwarten. Wie ich dich kenne wahrscheinlich du auch nicht, ich habe es ja schon im Flugzeug mitgekriegt.“

„Ach komm schon, Gin. Spiel nicht den Unschuldigen, du hattest ganz klar dasselbe verlangen wie ich dort.“

Er hievte seinen Koffer in das Doppelbettzimmer und legte ihn hin um darauf auszupacken. Dasselbe tat ich daraufhin auch und das in möglichster Eile, da ich so schnell wie möglich wieder hier sein wollte. Voll ausgerüstet, mit Waffen und weiteren Namen auf meiner „getöteten Liste“.

Als wir beide fertig waren, standen wir uns gegenüber und starrten uns einfach nur tief in die Augen.

„Na, dann komm schon her“, machte er ein aufforderndes Kopfnicken und ich folgte direkt auf diese Aufforderung, sprang ihm quasi um den Hals. Wir verschlangen uns quasi gegenseitig.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, vergiss das nicht meine Liebe“, erinnerte er mich.

„Musste das nun sein und ich dachte schon, ich würde es schaffen dich auch so rumzukriegen.“

Er lachte deutlich amüsiert auf: „Das musst du dann aber noch gewaltig üben. So schnell hat das niemand geschafft mich jemals auch nur für eine Sekunde abzulenken. Die Arbeit steht im Vordergrund. Los, lass uns gehen.“

„Und du weißt ganz sicher, wo genau wir hin müssen?“

„Ja, es wurde ein Deal arrangiert. Den Typen legen wir danach natürlich direkt um“, zwinkerte er mir zu.

„Und wo genau treffen wir ihn?“

„Ich glaube das Wahrzeichen nennt sich in Deutschland »Brandenburger Tor«“, brummte er.

„Na dann weiß ich ja Bescheid und ich darf dich bitten, mir zu folgen. Es war sehr klug von unserem Boss hier im Herzen von Berlin ein Hotel zu buchen, dann haben wir nicht so das Problem mit dem Mieten von Autos oder Taxen oder ununterbrochene Lauferei“, erläuterte ich.

„Wir tun nichts ohne Grund, Vine. Dann wirst du ja die Einzelheiten des Handels dolmetschen“, meinte er.

„Das kann ich gerne tun, dass wird wahrscheinlich auch die gesamte Zeit meine Aufgabe sein.“

Er machte eine auffordernde Kopfbewegung und wir stapften los zu unserem Ziel.

„Weißt du wie derjenige aussieht, mit dem wir uns treffen?“, fragte ich vorsichtig. Er kramte im inneren seiner Manteltasche und hielt mit daraufhin ein Foto entgegen.

„Einen vertrauenswürdigen Eindruck macht er auf mich ja nicht gerade.“

„Das ist auch nicht nötig, Vine. Nach der Überlieferung wird er sowieso nicht mehr viel sagen können“, schallte Gin lachend. Ich setzte an etwas zu sagen, beließ es dann aber lieber bei einem Schulterzucken und ging einen Schritt schneller: Da uns hier sowieso keiner verstand, konnten wir genauso gut rumschreien was wir im Schilde führten.

„Hier müssen wir rein“, navigierte ich mit dem Stadtplan, den ich mir flüchtig noch an der Rezeption in unserem Hotel ergattert hatte, in den Händen und bog in eine Seitengasse ab.

„Warte, ich glaube hier ist es“, hielt Gin mich an der Schulter fest. Ich steckte den Stadtplan ein und so standen wir mitten in einer schmalen Gasse, links und rechts von uns ragten Wände hoher Wohnhäuser empor und Müllsäcke standen herum. Der Geruch von irgendeinem Mittagessen kroch in meine Nase.

„Kann er japanisch?“, hakte ich nochmals nach.

„Ich befürchte nein. Aber wir haben ja genug Sprachen zur Auswahl, nicht wahr? Also dürfte dies kein Problem sein.“

Ein Jugendlicher mit Sporttasche, Jogginghose, Alpha Jacke und Baseballmütze kam um die Ecke geflitzt. Vor uns blieb er abprubt stehen und fragte: „Deal?“

Ich nickte und sprach auf Deutsch: „Kannst du japanisch?“

Er schüttelte den Kopf. Sodann richtete ich mich an Gin: „Sag was und ich werde es übersetzen.“

„Wie viele Waffen hast du?“, fragte er, woraufhin ich meinen Job tat und der Mann entgegnete: „Mir wurde mitgeteilt, ich soll 4 Stück mitbringen. So viele habe ich auch.“

„Welche?“

„Eine Walther P22 7,65 mm, Browning 9 mm Halbautomatik, eine Dragunov und eine GECO Mod. 225. Das waren diese, welche mir gesagt wurden, die ich besorgen sollte“, erläuterte er.

„Zeig sie“, forderte Gin auf und streckte seine Hand auffordernd aus um diese Aussage nochmals zu unterstreichen.

Es war unnötig diesen Part zu dolmetschen. Der Junge übergab ganz automatisch die Tasche. Ohne den Dealer aus den Augen zu lassen, öffnete er die Tasche.

„Was ist mit der Munition?“, knurrte mein Partner.

„In der Seitentasche.“

„Bist du zufrieden?“, fragte ich meinen Vorgesetzten.

„Frag ihn, wo wir Nachschub an Munition bekommen können“, befahl er, was ich darauf auch tat. Der Jugendliche übergab mir einen Zettel mit einer Telefonnummer: „Ruft einfach an:“

„Und wie viel willst du dafür?“, brummte Gin.

„Nichts. Das geht aufs Haus.“ Er wirkte verängstigt und es schien ganz so, als täte er alles daran, so schnell wie möglich hier und vor allem von uns weg zu kommen.

„Lass ihn laufen, Gin. Wir brauchen ihn vielleicht noch später, wegen Nachschub.“

„Ich lasse nie jemanden am leben der plaudern könnte. Niemals“, deutlich demotiviert funkelte er mich zornig an.

„Du kannst gehen, zwinkerte ich dem Jugendlichen zu, der dieses Angebot nicht lange auf sich sitzen ließ und so schnell verschwunden wie er aufgetaucht war.

„Komm, wir gehen“, stupste ich ihn an.

Missmutig lief er neben mir her und zurück ins Hotel. Den gesamten Weg sprach er kein einziges Wort, auch auf Fragen antwortete er nicht. In unserem Appartement stellte er die Tasche auf dem Tisch im Wohnzimmer ab. Sofort kamen Vermouth und Korn aus den Zimmern: „Und wie ist es gelaufen?“

Gin breitete die Waffen auf dem Tisch aus: „Vine, du nimmst dir die Browning, mit der dürftest du dich ja mittlerweile schon eingeschossen haben. Vermouth du kriegst die GECO und Korn... dazu brauch ich ja nun wirklich nicht viel zu sagen.“

„Warum krieg ich nur dieses…“

„Beschwerden?!“, Gin schenkte ihr einen Todesblick. Zwar galt er nicht mir, dennoch lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, wenn er diese Show abzog.

Was mich aber nicht daran hinderte, nun auch meine ganz eigene Show über die Bühne zu bringen. So setzte ich gekünstelt an: „Schatz…?“

Verwundert schaute mich der Angesprochene an. Dieses Wort hatte ihn wieder für eine kurze Sekunde aus der Fassung gebracht und das war schon mehr gewesen als ich wollte. Jedoch kam ich nicht dazu weiteres zu sagen, denn er wurde direkt wieder eiskalt und ernst: „Was ist?“

„Jetzt wo wir das erledigt haben, hatten wir nicht noch etwas vor gehabt?“

Vermouth und Korn tauschten nervöse Blicke. Vielleicht wussten sie was gerade in dem Dritten vorging, jedoch war ich völlig unwissentlich in ein „Fettnäppchen“ getreten.

„Ich wüsste nicht was. Korn, Vermouth? Lasst uns was trinken gehen.“

Der Satzbau verlangte eigentlich ab, dass es eine Bitte hätte sein müssen, doch so hörte es sich ganz und gar nicht an. Es war ein Befehl gewesen.

„Warte, ich muss mich grad noch…“

„Habe ich von dir gesprochen“, unterbrach er mich mitten im Satz. Perplex hielt ich in der Bewegung inne: „Wie bitte?“

„Du kommst nicht mit.“

„Was ist denn mit dir los?“, verständnislos schaute ich ihn an und hob abwehrend meine Hände. Ich wüsste nicht, dass ich irgendetwas verbrochen hatte. Wahrscheinlich fingen die Wechseljahre bei ihm früher an, denn so benahm er sich ja immer. „Schatz…?“

„Hör auf damit mich so zu nennen!“

„Liebling…?“

„Und so auch nicht! Für dich entweder Gin oder Boss, klar?“

„Vermouth, Korn? Hättet ihr was dagegen, wenn ihr uns mal kurz alleine lasst? Würdest du bitte die Höflichkeit besitzen, mich auf unser Zimmer zu begleiten, Boss?“, das letzte Wort sprach ich extrem gekünstelt aus.

„Die Befehle geb immer noch ich“, knurrte er und folgte mir dann aber widerwillig auf unser Zimmer.

„Hättest du etwas dagegen, Platz auf dem Bett zu nehmen?“, tippte ich vorsichtig an, worauf er dann widerstrebend einging.

Ich setzte mich auf seinen Schoß, sodass ich mit meinem Gesicht zu ihm saß und strich durch sein Haar. Dann küsste ich ihn leidenschaftlich und er erwiderte diesen matt. „Was ist los?“, fragte ich ihn sorgsam.

„Nichts. Manchmal geht meine Position mit mir durch. Ich möchte eben auch mal meinen Standpunkt vertreten, das musst du verstehen, Schnucki.“

„Ach komm schon, du warst mal wieder eiskalt da draußen. Außerdem möchte ich jetzt wirklich etwas anderes mit dir machen. Du hast es mir so gesagt versprochen“, blinzelte ich ihn mit einem Hundeblick an.

„Wer kann schon diesen Augen widerstehen“, grinste er hämisch und küsste mich, während er mich sanft enger an sich drückte.

Er zog mein Oberteil aus und hob mich sanft richtig auf das Bett, sodass ich lag und er über mich gebeugt war. Er küsste mich und zog mich immer weiter aus. Ich begann langsam auch ihm seiner Klamotten zu entledigen.

„Darf ich dich was fragen, Gin?“

„Was ist denn?“, er stoppte seine Liebkosungen, als er den Ernst in meiner Stimme erkannte.

„Warum willst du mit mir zusammen sein?“

„Warum nicht?“

„Naja ich meine, wegen deiner Position, die du ja anscheinend oft genug vertreten musst und dennoch kommst du immer wieder zu mir zurück. Daraus werde ich einfach nicht schlau“, grübelte ich.

„Soll ich dir mal was ganz ehrlich sagen? Mir geht das so langsam auf die Nerven, dass wir uns immer wieder um dasselbe unnötige Thema streiten müssen. Wäre ich hier, wenn ich nicht mit dir zusammen sein wollte? Haben wir uns nicht schon oft und lange genug über dieses Thema gestritten? Kommst du langsam nicht auch mal zu der Einsicht, dass es total bescheuert ist, das immer wieder aufzugreifen? Also lass das endlich mal sein und wir machen einfach weiter wie immer. Du weißt genau weshalb ich mich manchmal dementsprechend benehmen muss und es auch tue, also hör auf mit dieser ständigen Fragerei!“

Soweit hatte ich das alles verstanden und ich blieb einfach regungslos da liegen um seine Worte über mich ergehen zu lassen. Trotzdem war es dennoch unverständlich weshalb er… ich stoppte den Gedanken bevor ich ihn mir ganz ausmalen konnte, denn auch wenn so vieles noch unklar war, durfte ich nicht noch einmal dies so anzweifeln, egal wie unwahrscheinlich es klang.

Entscheidung

„Gut, wenn das so ist. Ich bin damit einverstanden, Gin. Da ich letztendlich wirklich keine Lust mehr darauf habe mich mit dir zu streiten und auch aufhören will, dass wir beide uns wie ein altes Ehepaar aufführen. Ich habe mich dazu entschieden zusammen mit dir hier in Deutschland zu bleiben. Natürlich müsstest du mir versprechen Deutsch zu lernen und das wir ab und zu mal nach Japan reisen werden. Zuzüglich werde ich nicht von dir verlangen deine Tätigkeit in der Organisation an den Nagel zu hängen, doch wenn es irgendwann dazu kommen sollte, dass ich Familienplanung und so weiter anstrebe, möchte ich das du auch dafür da bist.“

Perplex schaute er mich an: „Wie kommst du so plötzlich zu diesem Sinneswandel?“

„Lass es mich einfach mal so ausdrücken. Irgendwann hätte ich mich sowieso deinem Willen beugen müssen und besser früher als später, denn du willst ja nicht erst mit 50 Vater werden oder? Außerdem bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es sich hier in Deutschland bestimmt auch gut leben lässt unter bestimmten Voraussetzungen“, zwinkerte ich ihm erleichtert zu.

„Freut mich, dass du dieser Auffassung bist. Meiner Meinung nach wäre es in Ordnung, wenn wir noch ein paar Jahre im Dienste der Organisation so weiter leben. Dann können wir uns ein wenig absetzen, ein Haus bauen und uns über Familienplanung Gedanken machen. Ich werde natürlich vollumfänglich weiter für die Organisation engagiert sein, du kannst dich ja während der Erziehung und so weiter zurück halten, was nicht heißt, dass du gar nichts tun sollst.“

„Das klingt nach einem Plan, mit dem ich auch Einverstanden bin, Gin. So wird es gemacht.“

Wir gewährten uns einen innigen zärtlichen Kuss um diesen Plan zu besiegeln.

Auch wenn es mich etwas Überwindung gekostet hatte, war ich nun mit dieser Zukunftsvereinbarung volllängst zufrieden. Immerhin hatte sich schon sehr früh heraus gestellt, dass er mein Traummann war, mit dem ich meine Zukunft verbringen wollte und ich verstand mich selbst nicht mehr, wieso ich etwas gegen eine Zukunft in Deutschland gehabt hatte. Nunmehr war es mir egal, ob wir in Japan oder in der Walachei ein Haus bauten und glücklich wurden. Solange er nur bei mir war, war es egal wo wir uns aufhielten. Das begriff ich nun endlich.

Ich schaute ihm tief in die Augen und erkannte, dass er genauso empfand.

Zukunft

Wir lebten noch weitere 5 Jahre im Griff der Organisation und führten Hand in Hand Aufträge aus. Ich hatte die ganze Zeit nichts mehr von Shinichi gehört und ich war auch froh darüber, denn das bedeutete ihm ging es gut.

Ich und Gin hatten uns inzwischen ein Eigenheim in einem kleinen Vorort von Hamburg erbaut. Unserer Familienplanung stand auch nichts mehr im Wege, denn ich war bereits mit einem männlichen Kind gesegnet und das zweite war schon im Anmarsch. Ab und zu besuchten mich Mitglieder der Organisation, denn Gin war die meiste Zeit unterwegs auf Missionen.

Damit hatte ich kein Problem, denn ich hatte allerhand mit der Erziehung unserer Kinder zu tun.

Wir führten ein glückliches Leben zwischen Organisation und Familienglück.
 

Und das sollte für immer so bleiben...
 

~~~ Ende ~~~



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Von:  Minato93
2015-05-19T15:47:59+00:00 19.05.2015 17:47
Super Story kann ich jedem nur ans Herz legen super geschrieben. Würde mich interessieren ob du ne vortsetzung planst.

MfG Minato93
Von:  Verona-mira
2010-11-06T14:00:30+00:00 06.11.2010 15:00
Du bist feritg!
Das FF ist echt toll und ich finde es klasse, dass du es endlich beendet hast, auch wenn die lezten Kapitel ein bischen kurz gewirkt haben...
Aber egal. Die Geschichte fand ich echt klasse!!!
Von: abgemeldet
2010-08-22T01:11:56+00:00 22.08.2010 03:11
Ui, wie süß, sie hat sich doch wohl nicht in Gin verguckt? *grins*
Tolles Chap., spannend.
Und der Boss ist ein Säufer xDD So kam es mir rüber lol
Vermouth hast du auch sehr gut getroffen :D

Von: abgemeldet
2010-08-22T01:04:09+00:00 22.08.2010 03:04
xDD s war schon etwas witzig, als sie beim Boss war xDD

Wieder gut beschrieben aus ihrer Sicht, man kann sich weiterhin gut in sie hineinversetzen.
Gin hast du sehr gut getroffen.
Nur eins frage ich mich. Warum hat das FBI die Org. noch nicht zerstört, wenn die doch wissen, wo das Hauptquartier ist Oo
Und noch etwas xD
Kein Organisationsmitglied hatte persönlichen Kontakt zu dem Boss, nur per Sms haben sie Kontakt zu ihm, ich denke, da Gin der Vizeboss ist, dass er ihn per Handy spricht, niemand von ihnen hat ihn je gesehen.^^
Von: abgemeldet
2010-08-22T00:58:46+00:00 22.08.2010 02:58
Kleine Fehler habe ich in diesem Kapitel entdeckt.
Soweit war auch dieses Kapitel recht interessant :D
Von: abgemeldet
2010-08-22T00:53:32+00:00 22.08.2010 02:53
Jetzt gehts loos, Jetzt gehts loos :D
Wieder ein tolles Chap.!
Nur kleine rechtschrebfehler drin und einmal hättest du im Konjungtiv schreiben müssen ;)

Es ist toll, dass du die Story rund um Conan und Ai noch einmal aufgegriffen hast, was sehr wenig FF-Schreiber, die über Conan schreiben, tun.
Es ist interessant und jöa :D
*weitelesen will*
Von: abgemeldet
2010-08-22T00:48:46+00:00 22.08.2010 02:48
Wäms, Boom xD Ich bin platt von dem ersten Kapitel!
Echt, zum Schluss hatte ich nur noch Gänsehaut und ich konnte richtig mit ihr mitfühlen!
Wow, die Gänsehaut reicht immer noch aus xD
Das Ende war Spitze, als Conan anfing zu sagen, dass er ihr die Geschihte erzählen wolle und er Shinichi Kudo sei oo Boah, Gänsehautfeeling xDD
Krass, echt!
Ein tolles Chap. und es war toll, das Shuichi ne Gastrolle hatte :D
ich lieb den *___*

Oke, das bei Seite, alles in allem würd ich dafür ne 1+ geben!
See you soon, ich geb dir mehr Kommis :D
Von: abgemeldet
2010-08-22T00:43:31+00:00 22.08.2010 02:43
Du hast einen tollen und spannenden Start hineglegt, weiter so. Es ist und bleibt interessant, du hast im Prolog ein gutes, offenes Ende gesetzt und die Leser wollen weiterlesen :D
Von:  Verona-mira
2010-08-14T19:47:04+00:00 14.08.2010 21:47
Tja, Sherr ist tot. Nicht das es in diesem FF wirklich schade um sie währe.^^ Mir gefällt dein Paaring viel besser. ich finde es toll, dass du weiter geschrieben hast. Ich finde das Kapitel und sämtliche davor einfach klasse.^^ Ich hoffe mal, dass sie sich auc so gut gegen Chianti und Korn behaupten wird, wie Gin denkt.
Von:  Verona-mira
2010-05-05T18:43:08+00:00 05.05.2010 20:43
Schön dass die beiden entlich zusammen sind. Ich finde der Verlauf dr Geschichte wird immer besser.^^
Schlechte Sachen fallen mir garnicht ein die man dazu sagen könnte nur gute und unter den ist auch SPITZE!^^


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