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OS-Sammlung

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Einbroch... und der Dreck...

Thema: Ragnarok-Online
 

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Die Sonne war schon vor einer Ewigkeit untergegangen und sie schien auch nicht so schnell wieder kommen zu wollen. Mitten in der Nacht sah Einbroch noch widerlicher aus, als schon am Tage.
 

Überall waren die giftigen Dämpfe der Fabriken zu sehen und durch die Dunkelheit war es von dichtem Nebel nicht mehr zu unterscheiden. Ob es wirklich eine gute Entscheidung war, hier so viel Industrie anzusiedeln? Wohl eher nicht. Viele der Menschen hier schienen das Klima schon nicht mehr zu ertragen und wanderten oft sehr schnell ab.
 

In der Tat lebten in Einbroch nur noch sehr wenige Menschen, die nicht in den Fabriken arbeiteten. Schließlich waren die Dämpfe für Kinder nicht ganz ungefährlich… Dennoch wollten die Obersten hier nichts an der Lage ändern.
 

Schon alleine dieser Umstand ärgerte alle hier und auch Leute, die Einbroch liebten zogen in andere Städte. So wirklich schlimm fand das Jamil nicht. Schließlich konnte er so öfters bei reichen Familien einbrechen. Seit die meisten Leute weggezogen waren, blieben oft nur die Reicheren hier.
 

Nur die Wachen machten ihm des Öfteren zu schaffen und diese verdammten Besucher. Schließlich war Einbroch für Magician und Archer Klassen immer interessant. Außerhalb der Stadt lebten Monster, die sich Geographer nannten.
 

Nur deswegen machten sich Unmengen an Magician und Archern auf den Weg hier her. Durch diese Monster konnten diese Klassen ihre Fähigkeiten verbessern oder ausbauen.
 

Jamil ärgerte sich oft am Tage über diese Leute, da sie ihm das Klauen erschwerten. Eigentlich hätte er sie auch bestehlen können, aber diese verdammten Wachen patroulierten am Tage immer verstärkt und ließen ihm so wenig Möglichkeiten etwas zu erwischen.
 

Erst heute früh hätte ihn doch tatsächlich fast der Kommandant gefangen! Sowas war ihm seit Jahren nicht mehr passiert, doch dieser alte Mann jagte ihn ja nun auch schon einige Jährchen. Irgendwie machte Jamil dieses kleine Spiel mit dem Kommandanten sogar etwas Spaß. Nur würde er das sicher nicht offen zugeben und schon gar nicht vor Kommandant Zing!
 

Kaum war Jamil um eine der vielen Ecken gebogen, rannte er fast in oben genannten Mann hinein. ‚Was zum Teufel will der denn hier?!‘ dachte Jamil bei sich. Der Ältere war um diese Zeit eigentlich immer am anderen Ende von Einbroch unterwegs und das wusste Jamil auch.
 

Schnell musste er sich eine Fluchtmöglichkeit überlegen, denn Zing hatte ihn bereits entdeckt. Das war heute wirklich nicht Jamils Tag! Er sprang so schnell er konnte eine Treppe hinauf, denn davon hatte diese verdreckte Stadt wirklich sehr viele. Schließlich lief überall das von der Fabriken verschmutze Wasser entlang.
 

„Bist du wieder einmal auf der Flucht vor mir?“ fragte Kommandant Zing lieblich. Jamils Herz raste förmlich vor Angst. Dieser verdammte Kerl war ihm doch tatsächlich so schnell gefolgt. Das konnte Jamil nicht mal nachvollziehen, da Zing ja schon ziemlich alt und unbeweglich aussah.
 

Sollte er nun darauf antworten oder lieber weiter blindlings durch die Straßen rennten. Nun gut, dann würden ihn vermutlich irgendwelche anderen Wachen fangen und das wusste Jamil auch. Vielleicht konnte er Zing davon überzeugen, dass er heute nicht geklaut hatte.
 

Wahrscheinlich aber würde ihm der Mann eh nicht glauben, da Jamils Taschen mit Diebesgut völlig überfüllt waren. Argh, es war wirklich zum Mäuse melken! Konnte er denn nicht einmal in seinem Leben Glück heben? „Was ist denn nun?“ fragte ihn die Stimme Zings. Damit hatte Jamil seine Antwort: Nein, er konnte nicht einmal in seinem Leben Glück haben!
 

„Du kannst mich mal, Zing!!!“ rief er offen heraus. Zu verlieren hatte Jamil nun wirklich nicht mehr viel. Vermutlich würde er morgen schon in einer Zelle tief unter Einbroch eingesperrt sein. Allerdings empfand er das im Moment als gar nicht so schlecht. Schließlich hätte er es dann zumindest warm und etwas zu Essen würde er auch bekommen…
 

Lange antwortete ihm der Mann mit der Uniform nicht und als Jamil dachte, dass der Andere an Altersschwäche gestorben wäre, da tauchte Zing plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm auf. „Ich kann dich mal? Das ist aber nicht sehr liebenswert von dir.“ meinte Zing zu dem kleinen Dieb vor sich.
 

Vollkommen überrascht schrie Jamil auf und rammte vor Schreck fast eine Wand. Immer noch etwas außer sich sah er zu dem Kommandanten vor sich. Jamil war etwas bleich geworden, aber das war unter diesen Umständen nun wirklich normal. „Ich bin auch nicht nett!“ konterte der Dieb und tat so, als hätte ihn Zings Aktion überhaupt nicht gestört.
 

Zing kam jedoch einfach weiter auf den Dieb zu und Jamil wich immer weiter zurück. ‚Was will der nur von mir? Kann er mich nicht gleich festnehmen?‘ fragte sich Jamil innerlich. Als Zing nach ihm greifen wollte, sprang Jamil sofort zur Seite und landete ungewollt im verdreckten Wasser Einbrochs.
 

Leider waren die kleinen ‚Flüsse‘ der Stadt immer sehr tief gehalten und Jamil fiel erst mal ein ganzes Stück, bevor ihn das Wasser stoppte. Sofort musste er etwas dieser Plörre ausspucken. Dabei stellte er fest, dass das Wasser tatsächlich so schmeckte, wie es auch aussah. Dies war eine Erkenntnis, auf die Jamil auch liebend gerne hätte verzichten können.
 

„Warum springst du denn gleich in diesen Tümpel, wenn du mich siehst?“ fragte Zing lachend. Jamil konnte nicht viel machen, als ihn böse anzustarren. Das Wasser im Fluss war zum Glück nicht sehr tief und so konnte er darin stehen. „Weil mich der Geruch des Wassers an dich erinnert. Solltest vielleicht mal baden, Kommandant!“ fauchte Jamil und rannte sofort los. Hier hatte er eventuell eine kleine Chance dem alten Mann zu entkommen.
 

Jamil hatte jedoch nicht mit Zings Tatendrang gerechnet und so war dieser schneller im Wasser, als der Dieb schauen konnte. ‚Ach du heilige Scheiße!‘ konnte Jamil gerade noch so denken, als ihm Zing hinterher hechtete. „Ist das so, ja? Ein Bad würde dir aber auch nicht schaden, Dieb. Stinkst wie eine ganze Jauchegrube!“ rief Zing Jamil noch hinterher.
 

Das ärgerte Jamil nun doch. Schließlich badete er zweimal am Tag und legte sehr viel wert auf sein Äußeres. Damit konnte man Frauen beeindrucken und somit auch besser beklauen. Er selbst hielt ja nicht sonderlich viel von Frauen, aber deren Schmuck war meistens viel Geld wert.
 

„Ach ja?! Aber zumindest sehe ich nicht wie ein Zombie aus dem Payon Cave aus!“ fauchte er Zing an. Irgendetwas hatte er ja zu ihm sagen müssen. Schließlich konnte er sowas nicht auf sich sitzen lassen. Obwohl Jamil ein Dieb war, hatte er auch seinen Stolz und den würde ihn auch dieser schleimige, widerliche, heiße Typ nicht nehmen. Moment mal, wo kam das ‚heiße‘ nun wieder her?
 

Fluchend verrannte sich Jamil völlig. Er rannte genau in eine Sackgasse und musste sehen, wie ihn Zing gleich eingeholt hatte. ‚Wo denn nun hin?‘ fragte er sich verzweifelt. Moment, war da nicht eine Leiter? Tatsächlich, neben seinem Kopf war eine alte, vermoderte Leiter.
 

Zing war schon fast bei ihm, als sich Jamil an die Leiter hängte und diese hinaufkletterte. „Ein Zombie, ja? Nun, dann bist du bestimmt ein Skeleton, so dürre wie du bist! Iss gefälligst mal mehr!“ hörte Jamil Zing zischen. Irgendwie machte es ja schon Spaß sich etwas mit ihm herum zu ärgern. Dennoch hätte es Jamil lieber, wenn dieser alte Mann ihm nicht überall hin folgen würde!
 

„Wie kommt es, dass du so schnell bist, alter Sack? Hat man dir einen Düsenantrieb eingebaut?!“ schrie Jamil dem Kommandanten hinter sich zu. Dieser Mann war doch tatsächlich schon wieder hinter ihm. Wie machte der das bloß? Jamil konnte sich nun nicht vorstellen, dass Zing ein Hochleistungssportler war.
 

„Ich bin eben nicht so langsam wie du. Du könntest sicher einer Schnecke Konkurrenz machen.“ Grinste Zing nur und erhöhte das Tempo noch. ‚Verdammt, der hat mich gleich ein!‘ fluchte Jamil innerlich und rannte um die nächste Ecke.
 

Was ein durchaus großer Fehler war, wie Jamil feststellen musste. Der rothaarige Dieb mit den blauen Augen war doch tatsächlich schon wieder in einer Sackgasse gelandet! Und dieses Mal sah es nicht so aus, dass es einen Ausweg gab.
 

So cool er nur tun konnte, versuchte er sich auch zu geben, als Zing um die Ecke bog. „Ich bin eine Schnecke, ja? Und wieso war ich dann schneller hier als du?“ fragte er seinen Gegenüber lässig. „Weil ich dich habe gewinnen lassen.“ Antwortete dieser nur und in Jamil stieg wieder die Panik auf.
 

Hatte ihn dieser Mann dort wirklich nur gewinnen lassen? Das konnte und wollte er nicht glauben. „Das ist aber lieb von dir, Zing! Aber du übersiehst etwas… Ich bin in der Falle. Da wirst du mich wohl laufen lassen müssen!“ meinte der Dieb gewieft.
 

Zing tat so, als würde er überlegen, doch dann geschah das Unglaubliche: Er ging zur Seite und machte Jamil tatsächlich Platz. „Tja, da hast du wohl recht, Dieb. Ich werde bis zehn zählen und dann renne ich die wieder nach.“ Funkelte ihn der Kommandant an.
 

Jamil konnte vor Schock gar nicht reagieren und so kam es, dass er erst bei ‚sieben‘ los rannte. Natürlich war Zing sofort wieder hinter ihm her und natürlich rammte dieser den Dieb sofort gegen die nächste Wand. „Tja, du bist wohl doch nicht schnell genug, für so einen alten Mann wie mich.“ Lachte Zing.
 

Jamil konnte ein Knurren nicht unterdrücken und erntete nur Gelächter dafür. „Kann ich wissen, dass ein Hundertjähriger noch rennen kann ohne an einem Herzinfarkt zu sterben?“ fragte er mutig. ‚Ha, damit habe ich es ihm gegeben!‘ dachte Jamil bei sich.
 

Der Ältere starrte Jamil eine ganze Weile einfach nur an und zog dann scharf Luft ein. „Hundert bin ich also, ja? Soll ich dir beweisen, dass dem nicht so ist?“ fragte Zing Jamil leise und funkelte ihn wieder so seltsam an. Irgendwie empfand Jamil das sogar als angenehm, aber er würde das niemals zugeben.
 

„Ach und wie willst du das machen? Willst du mir deine Sterbeurkunde zeigen und beweisen, dass du schon über hundert Jahre alt bist?“ feixte der Jüngere. Er konnte ja nicht ahnen, was Zing im Schilde führte.
 

„Sehr kreativ, mein junger Freund. Nein, ich habe da eine andere Idee. Und ich denke, dass die dir gefallen wird.“ Antwortete ihm Zing. Noch bevor Jamil ihm eine weitere Gemeinheit an den Kopf werfen konnte, versiegelte Zing Jamils Lippen mit seinen eigenen.
 

Durchaus geschockt riss der Jüngere die Augen auf, um sie nach wenigen Sekunden wieder zu schließen. Irgendwie gefiel das Jamil nun sogar noch besser, als diese seltsame Verfolgungsjagt durch halb Einbroch. Gut, dass er damals nicht die Stadt verlassen hatte, als diese Fabriken errichtet worden waren.
 

Leicht keuchend, aber zutiefst zufrieden lösten sie Beide nach einer Weile voneinander. Etwas rot im Gesicht, konnte sich Jamil dennoch eine weitere Gemeinheit nicht verkneifen. „Und das soll nun irgendetwas beweisen? Naja, war ja nicht sehr beeindruckend!“ lachte er.
 

Zing ließ sich schon lange nicht mehr von Jamils Worten ärgern und das wusste Jamil auch genau. „Denkst du etwa, dass das schon alles war?“ fragte der Kommandant grinsend und zog eine Augenbraue elegant nach oben. Nein, Jamil wusste, dass es nicht alles war, doch er ließ sich gerne auf das Spielchen ein.
 

„Sag bloß, dass du noch mehr kannst, alter Knacker!“ funkelte Jamil ihn an. Kaum hatte diese das gesagt, wurde er hinter Zing her geschleift. Er wusste genau, wo ihn dieser Mann hinbringen würde und es gefiel ihm schon jetzt.
 

Als sie das Haus von Kommandant Zing erreicht hatten, wusste Jamil, dass sich Einbroch nach den Jahren doch etwas geändert hatte. Zwar war es immer noch dreckig und voller giftiger Gase, aber dennoch schien es nun ein wenig lebenswerter hier zu sein…

Payon... und die Sterne...

Thema: Ragnarok-Online
 

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Viele Leute waren in dieser Stadt nicht unterwegs. Zumindest nicht um diese Uhrzeit. Die meisten Menschen zog es nur früh oder gegen Mittag her und das auch nur, weil sie hier trainieren wollten. Schließlich war Payon für das Payon Cave und die Archer Gilde bekannt.
 

Im Payon Cave, welches etwas außerhalb von der Stadt lag, gab es seit je her untote Monster, die von Heilern wie Acolyten und Priestern getötet wurden. Dort konnten sie sich weiterbilden und fast den ganzen Tag verbringen.
 

Nicht weit entfernt des Payon Caves lag auch die Archer Gilde, wo seit vielen Jahren Bogenschützen ausgebildet wurden. Allerdings zogen diese meist weit von Payon weg, da sie ihre Fähigkeiten weiter ausbessern wollten und das ging zur Zeit nun mal nur in Einbroch.
 

Umgeben wurde die kleine Stadt Payon von verschiedenen Wäldern und war so zu sagen eine Waldstadt. Allerdings hatte das auch so seinen Charme. Zumindest für einige Leute, die schon ewig in Payon lebten und auch weiterhin hier leben wollten.
 

Jetzt, mitten in der Nacht, schien der Ort ziemlich ruhig zu sein. Alle Menschen waren entweder in ihren Häusern oder auf dem Weg nach Hause. Nur ein einziger Mann stand noch draußen und beobachtete die Sterne. Das tat er in der letzten Zeit des Öfteren.
 

Warum Miran genau hier draußen Sterne beobachtete wusste er selbst nicht. Vor einigen Wochen hatte er einfach so eine Eingebung gehabt und war nach draußen gegangen. Nun tat er das schon fast jeden Tag und fragte sich immer wieder, warum er eigentlich so angetan von den Sternen war.
 

Langsam begann er in Payon herum zu laufen und immer wieder wanderte sein Blick hinauf in den Himmel. War das gerade eine Sternschnuppe? Nein, vermutlich hatte er sich das nur eingebildet. Seit er als kleines Kind mal eine gesehen hatte, war ihm dieses Glück nicht mehr zu Teil geworden.
 

Damals hatte sich Miran gewünscht ein hochangesehener Wizard zu werden, um Leuten helfen zu können. Schließlich beherrschte er von Geburt an die Gabe bestimmte magische Fähigkeiten zu nutzen und mit 14 Jahren durfte er dann tatsächlich in Geffen eine Ausbildung zum Magician machen.
 

Diese eine Vorstufe zu seinem Traumberuf, dem Wizard, meisterte er in Rekordzeit und wurde bereits mit 16 Jahren zu einem Wizard umgeschult. Seit dem lebte er in seiner Heimatstadt Payon und half seinen Geschwistern bei deren Ausbildungen.
 

Sein kleinerer Bruder hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein Krieger zu werden. Warum der Kleine das unbedingt wollte, wusste Miran nun wirklich nicht. Gut, die Swordman waren schon immer sehr angesehen, aber so wirklich gefiel das Miran nicht. Schließlich mussten diese Krieger immer zu gefährlichen Einsätzen gehen.
 

Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein kleiner Bruder dem gewachsen war. Auch seine jüngere Schwester war der Meinung, sie müsse einen gefährlichen Beruf erlernen. Schließlich hatte sie sich nicht umsonst den Job des Merchants oder auch Händlers ausgesucht. Aber auch dieser Beruf gefiel Miran wenig, da auch Merchants ständig in der Gegend herumzogen.
 

Diese Beiden machten ihn schon jeden Tag halb wahnsinnig und selbst jetzt in der Nacht musste er noch über sie nachdenken. Seine Eltern hatten nicht wirklich etwas gegen die Wünsche der Kleinen gehabt, aber diese waren ja selbst ständig unterwegs…
 

‚Warum denke ich auch über sowas nach? Ich beobachte doch die Sterne, verdammt!‘ dachte Miran bei sich und setzte sich vor der Stadt auf einen Stein. Es wurde immer kälter, aber das störte den Wizard nicht. Schließlich konnte er sich wenn nötig ein Feuer herbeirufen.
 

Sein Blick schweifte zum nahen Wald hinüber und er seufzte etwas. Wie oft war er nun in diesem Wald gewesen, um seinen Geschwistern die Monster dort zu zeigen und sie ihnen zu erklären? Er wusste es selbst schon nicht mehr, aber dennoch war die Zeit gar nicht so schlecht gewesen.
 

Vor einigen Jahren noch konnte er mit den Beiden dort hingehen und Monster beobachten. Nun aber fühlten sich die Kleinen dafür zu alt und übten lieber mit ihren Waffen zu kämpfen. Miran selbst hatte auch eine Waffe, aber warum sollte er damit üben, wenn er lieber Tiere beobachten konnte?
 

Allerdings war Miran von Geburt an anders gewesen, als seine Geschwister und Eltern und er wusste das auch. Seine Eltern hatten eigentlich gewollt, dass er Archer wurde und nicht Magician. Dennoch sträubte er sich dagegen und konnte seinen Kopf schließlich auch durchsetzen.
 

Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit von einem Monster auf sich gezogen. War das vor ihm nicht eines der Reittiere von Knights und Crusadern? Ja, das war es eindeutig! Er würde diese großen Laufvögel, auch Peco Peco genannt, überall wieder erkennen!
 

Als kleines Kind hatte ihn sein Vater mal auf einem Peco von seinem Onkel reiten lassen. Aber was wollte dieses, mit Zaumzeug und Sattel bedeckte Tier nun von ihm? Und wo zum Teufel war dessen Besitzer abgeblieben?
 

Normalerweise ritten Crusader oder Knights auf diesen Tieren und stiegen auch nicht ab… Also musste irgendetwas passiert sein und nun suchte das Peco wohl Hilfe für seinen Besitzer. Zumindest sah es für Miran ganz danach aus.
 

Langsam erhob sich der Wizard und ging auf das edle Tier vor ihm zu. Es war wirklich schön geschmückt, mit dieser Edelstahlrüstung. Allerdings brauchten das die Tiere auch, da sie mit ihren Besitzern oft in Schlachten kämpften. „Was ist denn los?“ fragte er das Peco beruhigend.
 

Das Peco sah ihn nur kurz an und begann dann lautstark zu fiepen. Ja, hier stimmte tatsächlich etwas nicht und Miran wusste das genau. Er beruhigte das Peco wieder und streichelte es sanft. „Ganz ruhig… Zeig mir, wo dein Besitzer ist!“ meinte er zu dem Tier.
 

So schnell hatte er gar nicht schauen können, wie das Peco sich umwandte. Es lief sofort los und Miran hatte einige Probleme dem großen Laufvogel zu folgen. Wie, als ob das Tier das wusste, wartete es plötzlich auf den Wizard und ließ ihn sogar aufsteigen. Zuerst zögerte Miran zwar, aber der Vogel war eindeutig schneller, als Miran und so machte er es sich auf dem Peco bequem.
 

Nach einiger Zeit hatte sich der Wizard an das Gefühl gewöhnt, auf einem Peco zu sitzen und genoss es nun auch langsam. Wo wollte der Vogel eigentlich mit ihm hin? Sie waren doch nun schon sehr tief im Payon Wald verschwunden. Konnte der Besitzer dieses Tieres wirklich so weit hinein gegangen sein?
 

Kurz nachdem er zu Ende gedacht hatte, kam ihm ein Mann entgegen gerannt. Das war nun schon ziemlich eindeutig ein Crusader. Miran erkannte das an den Sachen, die der blondhaarige Mann trug. Alle Jobklassen konnte man anhand ihrer Kleidung unterscheiden. Dadurch, dass es Ausbildungsgilden gab, bekam jede Jobklasse ihre eigene Kleidung.
 

„Weg hier!“ schrie der Mann und sprang sofort hinter Miran auf das Peco. Miran konnte sehen, dann die Sachen des Crusaders in Blut getränkt waren. Wahrscheinlich hatten ihn Monster angegriffen und er hatte sich nicht mehr rechtzeitig wehren können. So dachte der Wizard zumindest.
 

„Was ist denn passiert?“ fragte Miran, weil er es sich nicht mehr verkneifen konnte. Schließlich saß ein stark blutender Mann hinter ihm auf einem Peco und trieb dieses immer mehr an. „Ich werde verfolgt.“ Meinte der Crusader knapp.
 

Daraufhin drehte Miran seinen Kopf kurz, um hinter sich sehen zu können. Hinter dem Blondhaarigen waren keineswegs Monster her, sondern zwei weitere Crusader! Wie konnte das nur sein? Wieso jagten sie einen, der eigentlich zu ihnen gehörte? Miran konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen.
 

„Das Peco soll nach Payon rennen. Dort kann man dir helfen.“ Sagte Miran ruhig. Schließlich wollte er den Mann hinter sich etwas beruhigen. Als dieser allerdings vor Schmerz auf keuchte und fast herunter gefallen wäre, wurde es Miran doch etwas mulmig zu Mute.
 

Das einzigste, was der Wizard versuchen konnte, war ein wenig Magie zu nutzen. Das würde die Verfolger eventuell etwas aufhalten und ihnen Zeit verschaffen, um Payon heil zu erreichen. Naja, heil würden sie die Stadt wohl nicht mehr erreichen, wenn man bedachte, dass der Crusader ja schon angeschlagen war…
 

So konzentrierte sich Miran nur noch auf die zwei Männer hinter sich. Was sollte er ihnen auf den Hals jagen? Eis, Blitze oder Feuer? Irgendwie freute er sich ja schon ein bisschen darauf, aber das würde er nicht zugeben. Schließlich entschied er sich für Blitze, da diese eine durchaus interessante Wirkung haben konnten.
 

Leicht grinsend murmelt er einige Wörter vor sich hin. Der Spruch war in den Jahren etwas aufwendiger geworden, da Miran seine Fähigkeiten im Bereich der Blitzmagie immer weiter ausgebaut hatte. Nach einigen Minuten beendete er jedoch den Spruch und die Crusader hinter ihnen wurden von zwei mächtigen Blitzen getroffen.
 

Einer der beiden Verfolger war so geschockt, dass er sofort vom Peco fiel und bewusstlos wurde. Aber auch dessen Peco ging es nicht viel besser und es gesellte sich zu seinem Besitzer. Nur dessen Kollege konnte sich gerade noch so auf seinem Laufvogel festkrallen.
 

‚Mist!‘ dachte Miran bei sich und konzentrierte sich abermals. Nur wurde er kurz vor Vollendung seines Spruches daran gehindert diesen zu nutzen. Der Blondhaarige hinter ihm krallte sich an Miran fest und konnte sich kaum mehr auf dem Peco halten.
 

Statt also den Verfolger mit einem Donnerwetter zu erledigen, hielt Miran den blonden Mann hinter sich fest. „Halten Sie durch! Payon ist nicht mehr weit!“ meinte der Wizard zu dem Mann hinter sich und tatsächlich waren die Tore von Payon schon zu sehen.
 

„Ich weiß…“ meinte der Mann mit letzter Kraft und wurde bereits bewusstlos. ‚Verdammt!‘ dachte Miran bei sich und versuchte ihn auf dem Peco zu halten. Der Verfolger schien nun wieder putzmunter zu sein, da er es tatsächlich schaffte zu Miran aufzuschließen.
 

„Verschwinde!“ zischte Miran den Mann neben sich an, doch dieser zog als Antwort nur sein Schwert. ‚Shit!‘ dachte der Wizard bei sich und wich dem Angriff aus. Beinahe hätte es dabei den Blonden hinter sich fallen gelassen. Zum Glück konnte er jedoch noch schnell genug reagieren.
 

Er konzentrierte sich kurz auf etwas und schon war der Crusader, neben ihm von einem kleinen Blitz getroffen worden. Dass diesem die Aktion nicht sonderlich gefallen hatte, konnte man nur zu deutlich erkennen! Der Verfolger torkelte kurz mit seinem Peco und schwang dann laut brüllend wieder sein Schwert.
 

Noch bevor der Crusader sein Ziel treffen konnte, wurde er von etwas getroffen und vom Peco geworfen. Erstaunt riss Miran die Augen auf. War das etwa gerade seine Schwester, die den Mann mit einem Beilschlag von Peco gerissen hatte? Und stand dort tatsächlich sein Bruder und hielt dem Mann ein Schwert an die Kehle?!
 

Miran konnte seinen Augen einfach nicht trauen, aber dort waren wirklich seine Geschwister und hielten einen Crusader in Schach! Fast hätte er den Blonden vergessen, doch sein Bruder nickte in dessen Richtung und Miran verstand es sofort. Eilig machte er sich auf den Weg zu einem Arzt und ließ den Blonden dort behandeln.
 

Nach einigen Stunden durfte er zu dem Mann und erst jetzt bemerkte Miran, dass ihm der Crusader bekannt vorkam. Es war immer noch mitten in der Nacht und nur ein gedämpftes Licht fiel auf das Gesicht des Blonden und dennoch… Irgendetwas an diesem Gesicht kam Miran bekannt vor…
 

Der schwarzhaarige Wizard mit den dunklen Augen beugte sich tief zu dem schlafenden blondhaarigen Crusader hinunter, um ihn noch besser sehen zu können. Plötzlich öffnete besagter Mann einfach die Augen und fixierte Miran mit diesen blauen Augen.
 

„Erkennst du mich nicht wieder, Miran?“ fragte der Blauäugige und erdolchte Miran fast mit seinem Blick. Der Wizard schreckte völlig perplex zurück, schließlich hatte er erkannt, wer dort im Krankenbett lag. Doch das konnte einfach nicht sein!
 

„Kyron? Aber das ist nicht möglich! Du bist doch damals… du bist doch gegangen…“ meinte Miran immer noch völlig schockiert. „Ja, ich bin gegangen… Aber nur, um Crusader zu werden. Das habe ich dir doch gesagt! Ich sagte, wenn ich Crusader bin und du wieder einmal eine Sternschnuppe siehst, dann kehre ich zu dir zurück…“ erklärte Kyron ruhig.
 

Ja, daran erinnerte sich Miran nur zu gut. Damals hatten Kyron und er eine Sternschnuppe gesehen. Es war die Nacht bevor Kyron nach Alberta gegangen war, um sich dort ausbilden zu lassen. Da hatte er ihm das gesagt, doch dass er wirklich wieder kehren würde, daran hatte Miran nie geglaubt.
 

„Moment mal! Ich habe heute gar keine Sternschnuppe gesehen!“ meinte Miran zu Kyron. Doch in seinem Inneren wusste Miran, dass er sich das vorhin wohl doch nicht eingebildet hatte. Ja, er hatte eine gesehen und sie nur ignoriert…
 

„Doch, das hast du…“ hauchte ihm Kyron zu. Er selbst hatte sie ja auch gesehen und war sich sicher, dass Miran das auch hatte. Sofort fiel Miran seinem lang vermissten Freund um den Hals und schmiegte sich an ihn. „Dann musst du dich auch an dein anderes Versprechen halten und mich heiraten!“ sagte Miran frech.
 

„Das werde ich…“ antwortete Kyron nur noch darauf und drückte seinen geliebten Wizard dicht an sich. Genau in diesem Moment ereignete sich draußen ein sehr seltenes Ereignis, von dem die Beiden erst am nächsten Tag erfahren sollten. Ein wahrer Regen von Sternschnuppen erhellte den Himmel über Payon…

Lutie... und der Schnee...

Thema: Ragnarok-Online
 

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Überall in dieser ständig schneebedeckten Stadt hingen Lichter an den Tannen und es war überall und immer geschmückt. Schließlich war Lutie von je her als ewige Weihnachtsstadt bekannt. Jeden Tag konnte man hier dieses Fest feiern und den Weihnachtsmann besuchen gehen.
 

Natürlich war es nicht der echte Weihnachtsmann, schließlich gab es den nicht, aber dennoch gingen viele Leute nur wegen ihm nach Lutie. Aber auch die Toy Factory trug ihren Teil dazu bei. Die Monster, die dort eingesperrt waren, konnten einem sehr interessante Dinge geben.
 

Man musste die Monster dazu zwar besiegen, aber wer freute sich nicht, wenn man danach leckere Kekse oder Weihnachtsgeschenke bekam? Naja, es gab immer wieder Weihnachtsmuffel und Leute die Lutie nicht besonders mochten, aber dennoch kam fast jeder einmal in seinem Leben in diese Stadt.
 

So ging es auch dem Blacksmith Haku. Er war vor einigen Jahren in diese Stadt gekommen, um Waffen selbst geschmiedete Waffen zu verkaufen und hasste Weihnachten und diese Stadt dennoch über alles. Haku wusste schon selbst nicht mehr, warum er nach all den Jahren immer noch in dieser kitschigen Stadt lebte und arbeitete.
 

Er lief wie jeden Tag durch die verschneiten Straßen Luties und suchte nach einem geeigneten Platz, um seinen Stand aufzubauen. Seit nun mehr fünf Jahren ging Haku jeden Tag diesen Weg und verfluchte innerlich diese ständig geschmückte Stadt. Oh, wie er die Girlanden und die Plastikrentiere hasste! Und dennoch war der Anblick für ihn schon zur Gewohnheit geworden.
 

Er verdiente in dieser Stadt ja auch nicht schlecht. Schließlich kamen täglich Besucher hier her oder auch Leute, die in der Toy Factory trainieren wollten. Mittlerweile hatte sich Haku hier sogar einen guten Ruf gemacht und viele Berufsklassen kamen nur noch zu ihm, wenn sie neue Waffen brauchten oder wenn ihre repariert werden mussten.
 

Leicht seufzend baute er seinen Stand genau neben einem Schneemann auf, der dort schon über hunderte von Jahren stand. Wer ihn aufgebaut hatte, wusste hier schon niemand mehr und Haku war es ehrlich gesagt auch egal. Schließlich musste er sich auf Kunden konzentrieren und nicht auf Schneemänner.
 

Am voran gegangenen Tag hatte Haku einige neue Schwerter geschmiedet und veredelt, da er hier in letzter Zeit einige Swordman als Kunden gefunden hatte. Diese hatten sich für bestimmte Arten von Schwertern interessiert, doch damals konnte er diese in seinem Sortiment noch nicht vorweisen.
 

Da Haku aber ein Mann war, der immer mit der Zeit ging, musste er sich natürlich den Wünschen der Kunden anpassen. Also hatte er sich extra Zeit genommen, um solche interessanten Schwerter zu schmieden und er musste zugeben, dass das eine sehr schwierige Aufgabe gewesen war. Hoffentlich würde er genug Geld für diese Waffen einnehmen, um nicht rote Zahlen zu schreiben.
 

Man merkte Haku selbst Jahre nach dem Jobwechsel noch an, dass er einmal als Händler angefangen hatte zu arbeiten. Er war jemand, der penibel auf jeden Zeny achtete und auch immer die Preise etwas über dem Normalwert ansetzte. Dennoch schien das seine Kunden nicht wirklich zu stören.
 

Heute saß Haku sehr lange an diesem Platz, ohne dass sich auch nur ein Kunde sehen ließ. Es wurde sogar schon langsam Nacht und die Lichter in gesamt Lutie wurden eigeschalten. Eigentlich war das ja doch ganz schön anzusehen, aber für den Blacksmith schien es eben schon Gewohnheit zu sein.
 

‚Ob heute überhaupt noch ein Kunde vorbeikommt?‘ fragte sich Haku langsam und wie aufs Wort stand plötzlich ein braunhaariger Mann an seinem Stand. „Entschuldigen Sie, haben sie auch Schrotflinten? Meine ist leider zerbrochen…“ fragte ihn der Mann vor dem Stand.
 

Zuerst schreckte Haku etwas hoch, da er gerade etwas in Gedanken war, doch dann musterte er den Mann dort vor sich. Dieser hatte einen schwarzen Mantel an und trug ein Abzeichen, das es nur in Einbroch gab. Der Mann dort vor ihm war eindeutig ein Gunslinger, aber noch nie hatte Haku einen hier in Lutie gesehen. So vermutete er, dass der Braunhaarige wohl nur zu Besuch in dieser Stadt war.
 

Haku wusste nicht sonderlich viel von Gunslingern, nur dass sie Waffenspezialisten waren und nur im Fernkampf wirklich große Erfolge verzeichnet konnten. Auch wusste Haku, dass diese Leute in Einbroch ausgebildet wurden, um dort am Schloss als Wachen zu dienten.
 

„Nun, haben sie Schrotflinten?“ fragte der Braunhaarige abermals, da ihm aufgefallen war, dass Haku mit seinen Gedanken irgendwo war, aber nicht bei seiner eigentlichen Aufgabe. „Was? Ach so! Nein, ich habe leider zurzeit nur Schwerter und Dolche zu verkaufen.“ Antwortete der Blacksmith nun endlich.
 

Wieso hatte er eigentlich nie Pistolen und andere Schusswaffen in seinem Sortiment? Das würde er wohl demnächst mal ändern müssen. Schließlich gab es ja nicht nur Swordman und Thiefs in dieser Welt. Nun gut, diese Jobklassen kamen viel mehr nach Lutie, aber das war egal! Haku würde sich wohl mal mit den verschiedensten Waffen auseinandersetzen müssen.
 

„Das ist aber nicht gut… Ich brauche dringend eine neue Waffe. So komme ich doch nicht mehr zurück nach Al de Baran.“ Murmelte der Gunslinger und kratzte sich am Kopf. Haku fragte sich gerade, ob der Mann tatsächlich den ganzen Weg bis hier her gelaufen war. Schließlich gab es einen Service, mit dem man sich von Al de Baran nach Lutie transportieren lassen konnte.
 

Haku nutze diesen Service selbst ein- bis zweimal in der Woche, um in der größeren Stadt, Al de Baran, neue Teile zum Schmieden zu kaufen. Natürlich kostete es einige Zeny, aber der Blacksmith war ja nicht arm und viel war es auch nicht.
 

Der Gunslinger wendete sich bereits ab und ging ein Stück. Erst da schaffte es Haku wieder aus seinen Gedanken zurück zu kommen. „Hey, warum nutzten Sie nicht den Transportservice? Die bringen Sie sicher nach Al de Baran zurück.“ Rief Haku dem Mann hinterher.
 

Der Braunhaarige drehte sich noch einmal zu Haku um und sah ihn eine Weile einfach nur an. „Ich habe leider überhaupt kein Geld mehr…“ erklärte der Mann und ging dann einfach weiter. ‚Und wie wollte er dann eine neue Waffe bezahlen?!‘ fragte sich Haku dabei selbst.
 

Eigentlich hätte es ihm egal sein können, aber der Blauhaarige wusste genau wie stark die Monster vor den Toren Luties waren und er würde dort nicht freiwillig hinaus gehen wollen. Sollte er dem Gunslinger eventuell helfen? Aber was würde ihm das bringen? Haku war durch und durch ein Händler und dachte eigentlich immer nur über seinen Profit nach, aber irgendwie tat ihm der Mann dann doch Leid und er rannte ihm nach.
 

„Hey, wie hättest du eigentlich eine neue Waffe bezahlt, wenn du kein Geld hast?“ fragte Haku mal wieder viel zu direkt. Eigentlich hatte er ja etwas anderes sagen wollen, aber er sprach meistens eher als das er nachgedacht hatte. Vielleicht war es so auch besser, schließlich wäre er sonst nicht Haku.
 

Abrupt blieb der Gunslinger stehen und schaute überrascht zu Haku. Er hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass der junge Mann ihm folgen würde. „Nun ja… Ich habe noch einige Bögen, die ich nicht benötige. Die hätte ich gegen Schusswaffen eintauschen können.“ Meinte der Braunhaarige und ließ Haku nicht aus den Augen. Haku konnte darauf zuerst gar nichts sagen, aber so langsam fing er sich wieder.
 

„Bögen, hm? Verkauf sie doch an mich. Dann geb ich dir etwas Geld und du kannst nach Al de Baran reisen.“ Bot Haku dem Gunslinger an, doch der schien nicht wirklich begeistert von dieser Idee zu sein. „Nun ja… Ich…“ stotterte der braunhaarige Mann herum. Langsam fing Haku an diesen Kerl seltsam zu finden. Warum wollte er ihm nicht die Bögen verkaufen, wenn er sie sowieso nicht benötigte?
 

„Naja, mach doch was du willst. Ich geh jedenfalls zu meinem Stand zurück!“ murrte Haku nur und drehte sich um, um zu seinem Wagen zurück zu kehren. Er war aber noch nicht weit gegangen, als der Gunslinger plötzlich wieder vor ihm stand. „Ich hasse das warpen in andere Städte. Davon wird mir immer so schlecht…“ erklärte der Mann plötzlich und Haku musste sich ein Grinsen verkneifen.
 

„Ist das so, ja? Aber das wird sich nicht vermeiden lassen. Schließlich kenne ich niemanden hier, der Schusswaffen, welcher Art auch immer, verkauft.“ Lachte der Blacksmith leise. Irgendwie gefiel es ihm den anderen Mann zu ärgern. Schließlich hatte er nur wenige Chancen sich mit anderen Leuten zu unterhalten. Seine Kunden kauften immer nur etwas und waren dann auch schon wieder weg.
 

„Das weiß ich selbst…“ zischte der Gunslinger nun fast. Ihn schien es wirklich zu ärgern, dass Haku ihn mit so etwas aufzog. „Gibt es hier eine gute Herberge, in der ich unterkommen kann?“ wollte der Brauhaarige wissen. Er schien wirklich nicht die Absicht zu haben den Teleport-Service zu nutzen.
 

„Sicher gibt es eine, aber ohne Geld kommst du da nicht weit.“ Grinste Haku. Ihm war natürlich aufgefallen, dass er den Gunslinger geduzt hatte, aber es war ihm gerade völlig egal. Schließlich wollte er ihn damit nur noch weiter necken und wie es aussah schaffte er das tatsächlich.
 

„Ist ja schon gut! Hier, ich möchte dir diese Bögen verkaufen!“ murrte der Braunhaarige und zeigte ihm zwei hochwertige Bögen. Nur leider waren die ziemlich billig und Haku würde ihm dafür nicht viel geben können. Wohl möglich reichte das Geld dafür nicht mal für einen Platz in einer Herberge.
 

„Das soll ich dir abkaufen? Na ich weiß ja nicht… Ich kann dir dafür nur sehr wenig Geld geben…“ meinte Haku ruhig und ging mit dem Mann zu seinem eigenen Stand zurück. Mittlerweile war es nun richtig dunkel geworden und die Lichter überall erhellten die Straßen.
 

„Oh…“ war das einzige, was der Braunhaarige dazu sagen konnte. Er schien ein wenig verzweifelt zu sein, als Haku ihm das Geld für die Bögen gab. „Mehr kannst du mir nicht dafür geben? Aber damit komm ich doch nicht weit!“ murrte der Mann und verzweifelte immer mehr.
 

Haku schüttelte nur den Kopf. „Nein, leider nicht. Diese Waffen sind auf dem Markt nicht viel wert. Aber… Aber du kannst dir zumindest das Warpticket nach Al de Baran dafür leisten.“ Grinste der Jüngere. Eigentlich hatte er den Älteren damit nur aufziehen wollen, doch dieser sah ihn nun einfach nur noch böse an und wendete sich ab. ‚Naja, zumindest hat er mich nicht angemotzt…‘ dachte Haku bei sich.
 

Nach einer Weile begann Haku dann seinen Stand abzubauen und Richtung Toy Factory zu gehen. Seit nun mehr vier Jahren lebte der Blacksmith nun schon fast direkt neben dieser Monsterfabrik und jeden Tag ging er diesen Weg. Er kannte jeden Zentimeter dieser Straße, aber wirklich umgesehen hatte er sich hier noch nie und er hatte auch nicht vor das heute zu ändern.
 

Irgendwo hinter einem Schneeberg konnte man Glöckchen erklingen hören, aber Haku kannte das schon und es störte ihn nicht mehr. Andere Leute hätten sich sicher darüber gefreut, weil Glöckchen ja meistens das Gespann des Weihnachtsmannes ankündigten, aber Haku mochte es nicht sonderlich. So hatte er es im ersten Jahr hier in Lutie gelernt zu überhören.
 

Der Schnee unter seinen Füßen knisterte leise. Vermutlich war früh am Morgen wieder Neuschnee gefallen, aber das kam hier ja fast täglich vor. Haku blieb kurz stehen und atmete tief durch. Dann sah er zum Himmel hinauf und eine Schneeflocke glitt auf seine Nasenspitze. ‚Schon wieder Schnee?‘ fragte er sich genervt. Tief in seinem Inneren mochte Haku den Schnee, aber das würde er sicherlich nicht zeigen.
 

Kurz bevor Haku sein kleines Haus erreicht hatte, stolperte er fast über etwas. Er schaute nach unten und musste feststellen, dass der Gunslinger tatsächlich noch in Lutie war. Dieser hatte sich in eine Decke gehüllt und lag nun neben Hakus Haus. Seufzend verpasste Haku dem Mann einen leichten Tritt in die Rippen, um ihn aufzuwecken. Schließlich konnte der auf keinem Fall über Nacht draußen schlafen.
 

Sofort schreckte der Gunslinger auf und durchbohrte Haku förmlich mit seinem Blick. „Was sollte das denn?! Das tat weh!“ fauchte der Mann und wollte schon weiter schlafen. „Steh auf, Gunsi! Du kannst in meinem Haus übernachten. Hier draußen holst du dir nur den tot! Ach ja… Ich bin übrigens Haku.“ Grummelte der Blacksmith und packte den Braunhaarigen kurzerhand am Kragen, um ihn so ins Haus zu ziehen.
 

Der braunhaarige Gunslinger war viel zu perplex, als dass er hätte reagieren können und so wurde er einfach in Hakus Haus geschleift. Sofort stellte er sich in voller Größe vor Haku auf und sah ihn bedrohlich an. „Das ist sehr nett von dir, Haku, aber ich hätte auch laufen können!“ fauchte er ihn an, um nur seltsam angesehen zu werden.
 

„Ach ja? Das ist eine tolle Information. Dann geh und stell meinen Karren in die Ecke dort hinten! Vielleicht vergesse ich dann, dass du mich gerade angemotzt hast!“ meinte Haku grummelnd und deutete auf eine Ecke im Raum. Da wollte er schon jemanden bei sich übernachten lassen und dann sowas? Nein, das würde er sich sicherlich nicht bieten lassen!
 

„Was ist los?! Ich bin doch nicht dein Bediensteter!“ knurrte der Gunslinger Teruki und ging auf Haku zu. Dieser wich tatsächlich weiter nach hinten aus und stieß an eine Wand. Allerdings würde Haku sich sowas nicht bieten lassen und das wusste Teruki nun mittlerweile auch.
 

„Ich lass mich doch nicht von einem Möchtegern-Schützen ärgern! Wenn du so weiter macht, dann werfe ich dich wieder zur Tür hinaus und dann kannst du von mir aus erfrieren!“ knurrte Haku nun zurück. Tatsächlich machte ihm das nun Spaß, obwohl er es nicht zugeben würde. Schließlich unterhielt er sich mit jemandem, auch wenn es nur ein Streit war.
 

Erst jetzt bemerkte Haku, wo er gerade stand und hoffte, dass Teruki es nicht mitbekommen würde. Wozu hatte er noch gleich diesen verdammten Mistelzweig auf gehangen? Ach ja richtig, weil in Lutie jedes Haus einen davon haben musste! Eigentlich hatte Haku ihn nur deswegen in sein Haus angebracht und dann auch nur in die entlegenste Ecke, die es gab! Wieso musste er nun direkt unter diesem Teil stehen?
 

Doch Teruki war seinem Blick gefolgt und erblasste ein wenig, als er dem Mistelzweig sah. Allerdings schien er sich schnell wieder gefangen zu haben und grinste Haku nun sogar etwas fies an. „Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht draußen schlafen werde…“ meinte er immer noch leicht fies grinsend und beugte sich zu Haku hinunter, um ihn zu küssen.
 

Draußen war es immer noch kalt und der Schnee fiel nun schon ziemlich heftig auf die Stadt hinab. Sicherlich würde sich in der Nacht ein kleiner Sturm bilden, wie so oft in Lutie, aber das störte die Menschen in den Häusern schon gar nicht mehr. Ein kleines Tier ging durch die Straßen und Schellen waren zu hören. Mir roter Nase und einem Geweih bestückt blieb es vor Hakus Haus stehen und verweilte dort einen Moment.
 

Hinter den Tier tauchte ein Mann mit einem roten Mantel auf und stellte sich neben das Rentier. „Das hast du sehr, sehr gut gemacht, Rudi…“ meinte der Mann und Beide Gestalten verschwanden im unendlichen Schnee Luties…

Himmelsspiegel...

Thema: Eternal Sonata
 

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Schon seit einer ganzen Weile stand ein junger Mann mit dem Gesicht auf ein kleines Dorf gerichtet auf einer Klippe, die gen Meer zeigte. Nicht weit vom Meer entfernt stand auch besagtes Dorf und glänzte in der Nacht durch die unzähligen Blumen, die in der Nacht blühten und gespeichertes Sonnenlicht abgaben. Wie oft schon war der junge Mann hier gewesen und hatte das Spektakel auf’s Neue beobachtet? Er wusste es wahrscheinlich schon lange nicht mehr und würde es dennoch immer wieder und wieder machen, da das Leuchten der Himmelspiegel für ihn eine besondere Bedeutung hatten. Himmelspiegel nannte man hier die Blumen, die am Tage Licht absorbierten und in der Nacht dieses wieder bei voller Blüte abgaben. Jede Nacht um genau zwei Uhr öffneten sich die schwarz-lilanen Blüten dieser Pflanze und leuchteten im Mondschein.
 

Das Meer schien erhellt zu werden durch die Himmelsspiegel und man konnte für nur ganz kurze Zeit etwas in dem Wasser des Meeres sehen. Es schien als glänzender Nebel aufzusteigen und zu dem jungen Mann mit den Nachtgrauen Haaren zu sehen. War dort ein Wesen im Wasser, das ihm zuwinkte? Nein, es schien wie immer nur ein Trugbild zu sein und der Mann hatte es auch schon lange aufgegeben irgendwas sehen zu wollen was dann doch nicht wirklich da war. Viel zu oft hatten ihn die Lichter und das Wasser schon getäuscht, dass er nun auch an nichts mehr glauben konnte. Es war lange her, dass er diese Klippe das erste Mal hinaufgegangen war, um Blumen in voller Pracht zu sehen. Damals ging er jedoch nicht allein hier hinauf, doch dies hielt nicht lange an und nach weniger Zeit war er alleine und niemand konnte mehr etwas daran ändern.
 

Noch eine Weile stand der junge Mann an der Klippe, doch dann wandte er sich um und machte sich auf dem Weg nach Hause in das kleine Dorf am Meer. Die Wiese vor im lag im Dunkel und es schien, als ob er deren wahre Schönheit gar nicht erkennen konnte oder wollte. Niemals nach dem einen Tag in seinem Leben hatte er diese Blumenwiese wieder bei Sonnenlicht betreten. Nein, für ihn war das hier nur in der Dunkelheit der Nacht ein wundervoller Ort. Auch sonst sah man ihn wenig draußen im Dorf herumlaufen oder durch die Gegend streifen, da er an sich sehr zurückgezogen lebte. Ab und zu ein paar Einkäufe erledigen und das war es dann auch schon mit seinen Spaziergängen am Tag. In der Nacht allerdings lief er fast schon orientierungslos herum und besuchte so viele Orte, dass ihn sogar einige Reisende beneideten und dennoch führte es ihn mindestens einmal in der Woche auf diese Klippe, um das Erblühen der Himmelspiegel zu betrachten.
 

Er ging nicht weit und machte vor einem Schwert im Boden Halt, um sich niederzuknien und dieses einfach nur zu betrachten. Jedes Mal wenn er hier zu diesem Ort kam, musste er auch zu diesem Schwert gehen und ein Gebet sprechen. Er hatte es sich selbst versprochen und es half ihm auch mit sich selbst und dem Geschehenen umzugehen. Lange saß er da und sagte nichts, doch nach einer Weile seufzte der junge Mann schwer. „Was soll ich dir denn immer erzählen? Ich weiß doch gar nicht, ob du mir überhaupt zuhörst... – ob du mich überhaupt hören kannst... Sag, Frédéric, ist es schön dort wo du nun bist...? Hast du deine Heimat nun wiedergefunden? Und siehst du auch die Blumen, die du nie Totenblumen nennen wolltest? Gibt es die bei dir überhaupt...?“ fragte sich der Mann schon fast selbst und wusste, dass er auf diese Fragen keine Antwort erhalten würde. Doch so wichtig war eine Antwort darauf gar nicht, da es ihm schon gut tat einfach mit ‚ihm‘ zu reden.
 

Ein kühler Wind vom Meer aus streifte die Sachen des Mannes und er schaute kurz hinauf zum Himmel, wo sich einige Lichter der Himmelsspiegel bewegten und in Richtung des Windes flogen. Eigentlich waren das nur die Pollen dieser Pflanzen, aber man konnte auch meinen, dass die Lichter ein eigenes Leben hatten – dass sie in eine bestimmte Richtung wollten, aber vom Wind daran gehindert wurden. Hatte man ihm nicht irgendwann mal erzählt, dass diese Blumen und ihre Lichter etwas Böses bedeuteten – dass sie die Seelen der Toten mit sich fort trugen? Ja, er erinnerte sich nur zu gut an diese Geschichte, doch er glaubte bis heute nicht wirklich, dass diese Blumen und deren Lichter den Seelen irgendetwas böses wollten. Setzte man voraus, dass sie wirklich Seelen mit sich transportierten, konnte es dann nicht sein, dass diese vielleicht an einen wundervollen Ort gebracht wurden? Nun, er konnte es ihm nicht mehr sagen...
 

„Frédéric, ich glaube nur du selber weißt wie wertvoll und schön die Blüte der Himmelsspiegel ist. Hast du nicht selber immer gesagt, dass diese Welt ein Produkt deiner eigenen Phantasie ist? Nun, dann hast du auch diese Blumen geschaffen... Dann weißt du auch wohin ihr Weg sie führt und ich kann dir nun endlich glauben, dass du glücklich bist...auch wenn du nie wieder hierher zurückkehren wirst...“ mit diesen Worten wendete sich der Mann namens Allegretto wieder dem Schwert zu und betrachtete dessen Klinge. Noch immer klebte etwas Blut daran, Blut, dass kein lebendes Wesen mehr davon entfernen konnte oder wollte. Vor langer Zeit, kurz nachdem es geschehen war, hatte Allegretto versucht die Klinge zu reinigen, doch irgendetwas hatte ihm gesagt, dass das nicht möglich und nicht gewollt ist. Somit hatte er das Schwert, sein eigenes Schwert, zu diesem Ort gebracht und es neben einer bestimmten Stelle in den Boden gerammt.
 

Er betrachtete die immer noch kahle Stelle neben dem Schwert, die auch nie wieder in Grün aufgehen würde und versuchte sich an den Tag zu erinnern, als sich sein Leben für immer veränderte. „Es ist nun fünf Jahre her, als du von uns... von mir... gingst, Frédéric... Du sagtest, dass es nicht schlimm wäre, dass ich das machen müsste... aber weißt du auch wie schwer das eigentlich war? Sehr oft habe ich damals dem Leben eines Monsters ein Ende gesetzt und sogar einige böse Leute haben wir mit unserer Gruppe getötet, doch das ist etwas Anderes, als einen geliebten Menschen zu helfen seinen Frieden zu finden, Frédéric... Warum musstest du das auch unbedingt gerade von mir verlangen...? Nein, das soll keine Anklage sein... Mittlerweile weiß ich, dass für dich gar kein Anderer in Frage gekommen wäre... Trotzdem ist es immer noch etwas, das mich nachts nicht schlafen lässt...“ beendete Allegretto seine Rede, um dann über die Klinge des Schwertes zu streicheln.
 

Er musste weiter, da der Tag bald anbrechen würde und er unter keinen Umständen außerhalb des Hausen sein wollte, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Erde berührten. „Ich erinnere mich an das Gedicht von dir, Frédéric... Willst du es noch einmal hören? Nun, sicher willst du das...“ damit stand Allegretto auf und schaute von oben auf das Schwert hinab, dass plötzlich von einigen leuchtenden Pollen der Himmelsspiegel bedeckt wurde. „Ein kleiner Windstoß, die Welt im Dunkel... Eine Seele bricht auf in den leeren Himmel... Zieht vorbei, auf dem Weg, so möge das Leben erwachen... Zarte, helle Blüten, in gemeinsamen Glauben... Eine lange Reihe Blicke... Eine sanfte Melodie am Ende der Erinnerung... Würde ein Wunsch gewährt, so möge das Leben frei sein... Flüchtiger Staub... Aufsteigender Mond... Verbirgt ein Geheimnis... Eine Blume, der Spiegel des Himmels... Sonnenstrahlen brechen durch die Wipfel... eine schillernde Welt... Eine Seele läutet die Glocke des Friedens...“ sagte Allegretto das ihm altbekannte Gedicht seines Geliebten auf. Etwas kleines und unscheinbares berührte seine Wange, kaum wahrnehmbar für jemanden, doch Allegretto wandte sich sofort um und sah in das leichenblasse Gesicht Frédérics.
 

Sagen konnte er lange nichts dazu, aber er wusste auch, dass das keine Täuschung war und allein das sagte ihm, dass seine Zeit nun wohl gekommen war. „Ich danke dir, dass du immer wieder zu mir gekommen bist... Ich danke dir, dass du mir jedes Mal mein über alles geliebtes Gedicht aufgesagt hast... Und nun möchte ich dir auch meine Dankbarkeit zeigen und dich mit mir nehmen, Allegretto... Deine Zeit in diesem Leben ist um, aber glaub mir, das nächste wird besser und du wirst für immer bei mir sein... Nun komm, wir haben keine Zeit mehr zu warten...“ damit nahm Frédéric mit seiner durchsichtigen und noch kalten Hand die Allegretto’s. Dieser wusste instinktiv was zu machen war und schon wenig später flogen zwei neue Lichter im Dunkeln gen Himmel, um die Nacht zu erleuchten...

Morroc… und der Sand…

Thema: Ragnarok-Online
 

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Staub wehte durch die sandigen Straßen dieses eigentlich so vollen Ortes, doch nun schien kein Mensch mehr in den Straßen zu sein, was sicherlich einige der Einwohner Morrocs verwunderte. Ob das vielleicht mit diesem gewaltigen Loch in der Mitte des Ortes zu tun haben mochte? Vermutlich nicht… Eigentlich kamen viele Menschen nur wegen diesem Loch wirklich in die Stadt oder eben um sich hier zum Thief ausbilden zu lassen.
 

Langsam neigte sich allerdings die Nacht dem Ende zu, was dann auch bedeutete, dass schon sehr bald wieder die ersten Besucher hier eintreffen würden und auch die Händler wieder ihre Geschäfte eröffneten. Ob man am nächsten Tag wohl wieder sehr viele Diebe beim stehlen erwischen würde? Vermutlich schon, doch darüber sollte sich wohl der Priester, welcher gerade im Zentrum der Stadt stand, keine Gedanken machen. Bereits in wenigen Stunden hätte er diesen Ort wieder hinter sich gelassen, selbst wenn er im Moment immer noch ernsthaft darüber nachdachte, ob er nicht doch versuchen sollte sich einen der Diebe anzuwerben.
 

Es würde ihm sicherlich sehr viel bringe einen angehenden Thief mit sich zu nehmen und dafür das zu kassieren was die Monster nach einem Kampf verloren, doch andererseits wäre dann auch von dem Priester Einsatz verlangt. Wollte er das? Eigentlich nicht… Schon seltsam, dass ein Mensch, der den Weg zum Heiler bestritten hatte, nun nicht wirklich als eben dieser arbeiten wollte, auch wenn er nur so weiter kommen würde in seinem Beruf. Nun gut, Ian gehörte schon von Anbeginn der Zeit zu den Menschen, die sich widersprüchlich verhielten und so würde es sicherlich auch noch Jahre bleiben.
 

Immer weiter lief der Priester durch die Stadt, immer umspielt von einem leichten Hauch von Sand, da diese doch ziemlich alte Stadt mitten in einer Wüste lag, welche ihm schon beim Hinweg das Leben schwer gemacht hatte. Ja, selbst jetzt, kurz vor Aufgehen der Sonne, setzte ihm noch die Hitze zu, denn Ian gehörte definitiv nicht zu den Menschen, die sich gerne in Wüsten begaben. Nicht einmal den Sommer mochte er, was an sich hier sehr schlecht für ihn enden konnte. Ob er vielleicht doch die Sonnencreme hätte einstecken sollen? Vielleicht…
 

Warum sich also ein nicht hitzebeständiger und vor allem heilungsunwilliger Priester in dieser grausamen Stadt aufhielt? Vor wenigen Wochen bekam Ian eine Nachricht von seinem Vater, der in dieser Gegend wohnte, dass wohl einige der Diebe hier unter einer bestimmten Krankheit litten und da sich Ian immer wieder von seinem Vater breitschlagen ließ, kam er auch schon wenige Zeit nach dem Schreiben hierher. Allerdings suchte er nun schon fast drei Wochen nach einem Heilmittel, da ihm selbst diese seltsame Krankheit nicht bekannt war.
 

Im Windhauch umspielte sein Gesicht, während Ian den Abgrund hinab blickte, welcher nach Meinung einiger Experten wohl direkt in die Hölle führen sollte, doch das glaubte der Priester nicht wirklich. Sicherlich empfand er dieses gewaltige schwarze Loch selbst als nicht wirklich beruhigend, doch den Teufel dort unten zu vermuten wäre dann doch etwas zu hoch gegriffen. Ihm kam der Gedanke, dass vielleicht ein Monster dort unten auf die Menschen lauerte und dieses vielleicht auch das umliegende Gebiet verseuchte. Doch wie sollte man eine solche Theorie bestätigen, wenn man selbst nicht wirklich kämpfen konnte, sondern eigentlich immer nur Andere heilte? Gar nicht.
 

Er schreckte fürchterlich zusammen, als plötzlich ein Käuzchen von irgendwo her seinen Ruf abgab, doch innerlich rief er sich wieder zur Ordnung, denn selbst als Priester durfte man keine Angst zeigen. War das gerade ein Knacksen?! Ian wandte sich um, doch konnte nichts erkennen in der nun endlich aufgehenden Sonne. Ein Kichern ließ ihn abermals zusammenfahren, schien es doch so nahe bei ihm zu sein, dass ihm schon die Gänsehaut zu schaffen mache und ihm ein leichter Schauer über den Rücken lief. Etwas huschte hinter ihm vorbei, streifte seinen Nacken gar und hauchte ihm ein undefinierbares Wort ins Ohr, was Ian auch dazu brachte fast schreiend wegzurennen. Allerdings rief er sich wieder einmal zur Ordnung und zog seine heilige Bibel, welche ihm auch gleichzeitig als Waffe diente – es mochte seltsam aussehen, doch schmerzhaft schien es allemal zu sein eine Bibel auf den Schädel zu bekommen…
 

„Ich bin schwer bewaffnet!“ fauchte er in das Nichts hinein, doch schien das niemanden zu beeindrucken, da schon im nächsten Moment Arme um ihn geschlungen wurden und irgendwer an seinem Nacken knabberte, was Ian nun doch schon als ziemlich dreist empfand. Sofort versuchte sich der Priester von den Armen zu befreien, welche um ihn geschlungen wurden, doch bevor er sich auch nur irgendwie umdrehen konnte, war der Andere auch schon verschwunden, welchen Ian definitiv als Menschen bezeichnen konnte. „Was zum…?!“ hatte er sich das gerade einfach nur eingebildet oder nicht? Wurde er vielleicht schon selbst krank…? Vielleicht… Schließlich gehörten auch Wahnvorstellungen zu den Symptomen dieser Krankheit, zu der Ian einfach keinen Zugang bekam.
 

Immer noch völlig angespannt starrte er kurz wieder in den Abgrund und machte sich dann auf den Weg zum anderen Ende der Stadt, doch sollte er nicht einmal bis zur Hälfte kommen, denn wieder huschte etwas an ihm vorbei, wieder versuchte man ihn zu täuschen. Mittlerweile dachte Ian daran, dass es sich wohl auch um einen dieser verdammten Diebe handeln konnte, welche des Nachts und kurz vor Sonnenaufgang ihren Opfern am liebsten auflauerten. Hatte er noch alle Gegenstände bei sich? Der Priester überprüfte es schnell, doch musste feststellen, dass sich immer noch alle Objekte in seinem Besitz befanden, was ihm eigentlich gar nicht wirklich gefiel. Ein Attentäter würde es doch nicht auf ihn abgesehen haben oder…? Vor allem… Warum sollte man ihn töten wollen, wenn er doch versuchte den Dieben hier zu helfen…?
 

„Alter, ich werde dich so zu Tode heilen, dass du nur noch nach deiner Mama rufen kannst, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt!“ fauchte Ian vor sich hin, doch schien das seinen Peiniger nicht wirklich zu interessieren, da Drohungen aus dem Mund eines Priesters auch bei gar niemandem ziehen konnten. Wie auch? Die einzigen Wesen, die durch Heilung sterben konnten gehörten zu einer Monsterrasse, die es hier gar nicht gab. Ein Lachen hallte durch die Straßen und es klang nicht wirklich bedrohlich, sondern eher mehr als nur amüsiert, was Ian nun doch etwas kränkte. Dieser verdammte Kerl konnte wenigstens versuchen sich nichts anmerken zu lassen, doch das hier sprengte wirklich alles was der Priester gewohnt war. „Was gibt es da zu lachen?! Das ist nicht witzig!“ murrte der Schwarzhaarige mit den violetten Strähnen – eine durchaus seltsame Kombination für einen Mann Gottes…
 

Geschmeidig, wie sich nur ein Mörder bewegen konnte, schlich sich eine dunkle Gestalt auf den Priester zu und schlang wieder seine Arme um den Leib des Anderen, sodass sich dieser nicht mehr bewegen konnte. „Glaubst du wirklich, dass du mir drohen kannst, kleiner Priester? Dass ich nicht lache! Ich könnte dir schneller die Kehle durchschneiden als wie du auch nur versuchen würdest einen Heilzauber zu sprechen. Also nicht so respektlos…“ hauchte man Ian gegen den Nacken, was der junge Mann als nicht wirklich angenehm empfand und dennoch stellten sich automatisch seine Nackenhaare auf.
 

„Was…“ doch weiter kam der Mann Gottes gar nicht, da ihm bereits ein Finger auf den Mund gelegt wurde und er sich zwangsweise zu dem Anderen umdrehen musste. Die fast schon goldenen Augen, welche sicherlich einfach nur sehr Hellbraune waren, stachen unter der der typischen Assasinenbekleidung am meisten heraus. „Ich weiß was du suchst und ich kann es dir auch geben. Allerdings erwarte ich dann auch etwas von dir. Sag ‚ja‘ oder ‚nein‘. Ich werde dir die Bedingung sicherlich nicht schon im Vorfeld verraten. Das wäre ja… unlustig… Nicht wahr?“ grinste der Assasin fies, selbst wenn man das unter dessen Vermummung nur andeutungsweise erkennen konnte. Ian starrte den Kerl einfach eine Weile nur geschockt an, wusste nicht was er dazu sagen sollte, doch zumindest bot sich hier die Gelegenheit ein Heilmittel für die vielen erkrankten Menschen zu bekommen.
 

„Verdammter Mörder! Ich werde dich…“ ihm fiel aber so schnell nicht wirklich etwas dazu ein. „Ja oder nein?“ fragte der Mörder nur noch einmal und zog sein Tuch, welches sein Gesicht etwas vermummte, leicht nach unten, um dem Anderen über die Lippen lecken zu können. Knurrend und immer noch unwillig darauf zu antworten, wollte sich Ian aus der Umarmung befreien, doch es funktionierte nicht so wie er wollte, was ihn nur noch mehr in Bedrängnis brachte. „JA oder NEIN?“ fragte der Assasin wieder und dieses Mal doch mit etwas mehr Druck dahinter als noch vorhin. „… Ja …“ kam es von Ian zurück, welcher an sich sowieso keine andere Chance sah, als sich diesem verdammten Kerl auszuliefern, was an sich immer noch besser schien als gleich in Stücke gerissen zu werden.
 

Der Assasin legte sein Gesicht nun ganz frei und Ian kam der Kerl nun auch immer bekannter vor, was dem jungen Priester dann doch einen ziemlichen Schauer über den Rücken jagte. Er bekam eine kleine Flasche mit irgendeiner Flüssigkeit in die Hand gedrückt, während die goldenen Augen Ian’s Dunkelbraune immer noch fest fixierten. „Heirate mich.“ Meinte der Mörder fast schon nebenbei, doch jetzt erst verstand Ian was für ein Spiel hier gespielt wurde. „… Mihail… Du bist… Mihail… Mein Gott, ich habe dich seit… … Ewigkeiten nicht mehr gesehen…“ stotterte Ian einfach nur vor sich hin, während der Mörder ihn hingegen immer noch völlig ruhig an sich drückte und fixierte. „Heirate mich.“ Wiederholte er noch einmal. „Ich dachte du wärt tot… Du bist… Du bist in den Abgrund gestürzt und…“ vermutlich konnte das Gehirn des Priesters die Worte des Anderen einfach nicht verarbeiten, doch als Mihail dann einfach das Kinn des Anderen festhielt und ihn zwang in dessen Augen zu sehen, wurde Ian erst klar was der Mörder von ihm wollte. „Ich sagte: Heirate mich!“ dieses Mal klang es nicht mehr so ruhig wie zuvor, doch Ian verstand es endlich. „Ja...“ war die Antwort, die der Priester nun doch nur noch geben konnte, während endlich der Tag um sich herum anbrach.

Blutmond

Eine eisige Kälte huschte über die schneebedeckten Berge Telurs. Irgendwo weit hinter einem kleineren Hügel huschten kleine Schneeverwehungen über das weiße Nass, doch es wirkte an sich einfach nur perfekt. Vor der Wüste aus gefrorenem Wasser und weißem Nass, lag eine Hügellandschaft, die sich wie Krater auf dem Mond erhob. Einige Zacken aus purem Eis hingen an den Vorsprüngen herunter. Sie drohten zu brechen und auf den gefrorenen Boden zu fallen, wenn man sich ihnen zu unvorsichtig näherte. Die Spitzen glitzerten in der schwachen Sonne, die langsam am Firmament unterging, doch sollten sie später auch noch in einem Blutrot leuchten… Unter ihnen verlief ein zugefrorener Pfad, welcher über einen größeren Fluss führte. Vermutlich wurde der Fels vor vielen Jahrtausenden so ausgewaschen, dass er eine natürliche Brücke formte. Büsche oder gar Bäume gab es hier nicht, nur einige kleinere Grasflecken, die den harten Winter immer gerade so überlebten.
 

Der Elch, der gerade an einem dieser Grasflecken stand und versuchte ein wenig davon zu fressen, wurde lediglich von einem weiteren Wesen gestört, welches gerade den Weg passierte. Er hob den Kopf, beobachtete den braunen Wolf, der sich gerade an ihm vorbei schlich, doch schien der Elch nicht wirklich Interesse an dem anderen Tier zu zeigen. Warum auch? Ein Wolf alleine konnte einem Elch noch lange nicht angreifen und so fraß er einfach weiter das harte Gras. Der braune Wolf hingegen bemerkte das Klauentier lediglich am Rande. Er, der bereits seit Stunden unterwegs war, hatte nur noch Augen für die andere Seite der natürlichen Brücke. Dort, wo sie eine Biegung hinauf zum Pass von Telur machte, sollte jemand auf ihn warten. War er wirklich bereit dafür oder sollte er lieber umkehren? Langsam wurde dem jungen Wolf, mit Namen Kaeri, bewusst, dass er sein ganzes Leben völlig verändern musste, wenn er nun zu dem ging, der dort sicherlich bereits saß.
 

Kurz hielt Kaeri inne und genoss das Gefühl des weichen Schnees unter seinen Pfoten. Er dachte darüber nach wie lange er schon nicht mehr hier an diesem Ort war, wie lange er diesen Ort nun schon mied. Nein, der Braune wusste die genaue Zeit tatsächlich nicht mehr, aber das sollte auch egal sein. Früher gab es hier noch einige größere Gebilde aus Eis, die sich gar über Frühling, Sommer und Herbst hielten, doch jetzt… Jetzt standen sie nicht mehr hier. Den Kopf zum Himmel gewandt, musste der Wolf feststellen, dass die Sonne mittlerweile verschwunden war und der Mond nun aufging. Welch ein Spektakel! Wie vor zig Jahren schon einmal erwachte der rot blutige Mond nun im wahrsten Sinne des Wortes wieder zum Leben. Kaeri fragte sich wirklich ob er es sich nun auch ansah, ob er bereits die ersten Anzeichen der Veränderung spürte… Vermutlich würde er das.
 

Kaeri erinnerte sich daran, wie der Andere ihn bat bei ihm zu bleiben und auch daran wie Kaeri meinte, dass er es sich überlegen würde. Allerdings war der Braune nun hier und nicht dort wo er eigentlich sein sollte. War es ein Fehler? Nein, wäre es ein Fehler, dann wüsste der Braune, dass er dem Anderen schlimmere Schmerzen zufügte, als wenn er nun ein für alle Mal ging. Nun erst ging der junge Wolf weiter, überschritt die Brücke, die den tosenden Fluss unter sich verbarg und erreichte schon sehr bald die Biegung, in der ein gewaltiger, gehörnter, schwarzer Wolf saß. Die weißen Hörner bogen sich hinter den Ohren nach vorn, wie die eines Widders. „Ah, bist du auch noch gekommen, Scheißer?“ fragte ihn der gewaltige Kerl, doch Kaeri nickte lediglich und nahm neben dem Anderen Platz. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht hier sein wollte oder gar die Anwesenheit des Anderen mochte. Wie auch? Dieser Kerl zwang ihn schließlich regelrecht mit ihm zu kommen.
 

„… Kann es denn nun endlich losgehen oder werden wir nun hier sitzen bleiben und uns den Schweif abfrieren…?“ fragte Kaeri schon leicht angesäuert, doch der Größere zog lediglich die Lefzen zu einem wölfischen Grinsen hoch und drückte sich etwas dichter an den Kleineren. „Wenn dir kalt ist, dann wärme ich dich nur zu gern, Scheißer.“ Wieder dieser süffisante Unterton, den der Braune so hasste! Sofort erhob sich der Kleinere und schob sich ein Stück von dem Anderen weg. Wenn das nun die ganze Zeit so weitergehen würde, dann sollte sich Kaeri wohl doch noch überlegen, ob er nicht vielleicht unterwegs einfach ausbüchste und es dann auf eigene Faust versuchte. Sicherlich war die Umgebung hier alles Andere als sicher und ohne den Größeren würde er es auch schwer haben überhaupt durchzukommen, doch der Braune fand diese Option besser als sich vielleicht noch von dem Schwarzen besteigen zu lassen.
 

„Tz~ Ich bin nicht hergekommen, weil ich mit dir kuscheln will, sondern weil du mir ein neues Leben angeboten hast, Drachenwolf~! Also halte dich gefälligst daran.“ Knurrte der junge Wolf den Größeren an, welcher daraufhin auch schon wieder etwas ernster zu dem Anderen hinunter sah. Die beiden eisblauen Augen des schwarzen Drachenwolfes fixierten die Graubraunen des Anderen. „Ich habe es dir angeboten, das ist wahr… Allerdings wolltest du auch mit mir kommen, Kleiner. Erinnerst du dich noch daran, wie du mich fast darum angefleht hast mit mir gehen zu können? Ich habe es nicht vergessen… Und das alles nur wegen diesem dussligen Kohan, der so dumm war sich mit der Krankheit anstecken zu lassen. Pah! Sei bloß froh, dass du mit mir kommen darfst!“ knurrte der Große den Kleineren an, während er wieder auf Kaeri zuging und ihn dann einfach zu Boden drängte. „Und du musstest mir schwören, dass du dich an meine Regeln hälst… Egal was kommt!“ erinnerte der Drachenwolf den Anderen.
 

Kaeri hasste es, wie dieser eigebildete Kerl über Kohan redete, über seinen Kohan! Ja, der Rüde gehörte ihm und das nun schon fast 7 Jahre, doch irgendwann steckte sich der Wolf mit einer Krankheit an, die erst zum Blutmond richtig zum Vorschein kam. Die beiden Rüden lebten schon einige Zeit zu Zweit und wollten auch nicht zu einem Rudel gehören, doch als Kohan dann mit dieser Krankheit infiziert wurde, suchten sie sich ein Rudel mit anderen Infizierten. Ja, Kaeri wusste, dass sein Partner unbedingt wollte, dass Kaeri in der Nacht des Blutmondes bei ihm war und sich von ihm beißen ließ, doch… Er konnte es einfach nicht… Nein, statt nun zu seinem Partner zu halten schloss er sich einfach einem durchreisenden Drachenwolf an, der ihm seine Hilfe angeboten hatte. Warum? Aus Angst. Ja, er verspürte unglaubliche Angst vor dem was geschehen würde, wenn man ihn auch infizierte und er sich dann im Blutmond veränderte. Kranke Wölfe kannte er, hatte er schon oft gesehen, doch mied er sie lieber. Sie waren nicht mehr sie selbst, eher blutrünstiger, gefährlicher. Kurz in Gedanken versunken, befreite sich Kaeri dann doch noch aus dem Griff des Anderen und stand wieder auf.
 

„Nein, so schnell vergesse ich solche Dinge nicht, Drachenwolf! Von mir aus kannst du einige Regeln aufstellen, aber ich werde mich sicherlich nicht an alle halten!“ knurrte der junge Wolf den Anderen an. Ihre Schnauzen berührten sich fast in dieser Eiseskälte. Der Atem beider Wesen wurde sichtbar, vermischte sich kurz miteinander und verschwand dann wieder ins Nichts. Eine kurze Zeit herrschte Stille zwischen den Beiden, doch dann fing der Drachenwolf schallend an zu lachen. Im Hintergrund konnte man die Spitzen der Eiszapfen gefährlich knacksen hören. Vermutlich würden sie hinunter fallen, wenn noch einmal ein solch lautes Echo sie erschütterte. „Mein Name ist Alastair, Scheißerchen. Also nenn mich ab jetzt auch so.“ sofort wandte sich der Größere um und ließ seine Schweifspitze über die Nase des jungen Wolfes gleiten – absichtlich wohl bemerkt. Kaeri ließ es über sich ergehen.
 

„Und nun komm. Auch ich habe nicht ewig Zeit. Der Blutmond wird schon bald seine volle Kraft entfalten und dann möchte ich nicht mehr an diesem Ort sein.“ Wieder sprach Alastair zu Kaeri, doch der Jüngere ließ lediglich den Kopf hängen. Noch einmal warf er einen Blick auf die weiße Landschaft, die er nun schon über 4 Jahre seine Heimat nannte. Er würde sie nicht wiedersehen, nie wieder… „Mach’s gut, mein Geliebter und verzeih mir…“ es war nicht mehr als ein Hauchen im Wind und dennoch wusste Kaeri, dass Kohan es wohl auch ohne Worte verstand, wenn er morgen erwachte. Schließlich folgte er dem großen Drachenwolf in das leicht aufkommende Schneegestöber…
 

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Diesen OS widme ich SeiKaze, welche sich irgendeine FF von mir wünschte. Ich hoffe sie ist für dich einigermaßen lesbar... Wenn nicht darfst du gern so viel kritisieren wie du magst. |D
 

-> Musikalische Anregung: 'Komet' von Herbert Grönemeyer

Mein Weg...

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Zusammentreffen mit ihm, dem Mann, dem meine Seele noch über meinen Tod hinaus gehören soll. Lange hat es gebraucht, damit aus den Streitereien, dem jugendlichen Unsinn und auch der Mordlust von damals eine tiefe Verbundenheit wurde, die immer noch anhält. Ob es Liebe ist? Sicherlich. Allerdings nur von meiner Seite aus, denn er kann seine Gefühle nicht zeigen, hat es nie gelernt. Ja, es war nicht immer einfach mit ihm, sollte es auch gar nicht. Für mich war er von je her eine Herausforderung, der ich mich stellen musste und wollte. Seine kalten Augen, die mich damals so faszinierten, mich gar dazu anregten ihn überhaupt zum ersten Mal anzusprechen, sind heute noch so wie früher.
 

Zugegeben, ich neckte ihn bei unserer ersten Begegnung schon ziemlich und hatte auch große Angst, dass er mich vielleicht umbringen könnte, doch gehört das wohl zu den Dingen, die einfach geschehen mussten. Wenn ich daran denke wie ich ihn dann das zweite Mal bei meinem Vater in der Lehre traf, dann wird es mir heute noch warm ums Herz. Ich liebte seine kühle Art von je her, weswegen ich den damaligen Thief auch immer bei seinen Übungen und Trainingseinheiten beobachtete.
 

Man mag es heute vielleicht als eine Art Belästigung sehen, doch in meinen Augen war es das einzig Richtige was ich überhaupt unternehmen konnte. Seine Aufmerksamkeit zu erringen fällt mir heute noch genauso schwer wie damals, aber es wird langsam immer besser. Bei Gott, womit habe ich ihn eigentlich verdient? Ich, ein immungeschwächter Mann, der von je her immer wieder krank wurde und immer noch den Mut einer Maus besaß. Vielleicht mochte er auch gerade das an mir, ich kann es auch heute noch nicht sagen. Er bereitet mir Kopfschmerzen, da ich immer wieder über ihn nachgrübel muss. Doch, will ich es eigentlich anders? Nein.
 

Er ist mein ein und alles, das was ich zum Leben brauche und genau deswegen werde ich mich hüten mich überhaupt über etwas an ihm zu beschweren. Ja, er hat seine Macken, Dinge, die mir an ihm nicht gefallen, doch besitzen wir die nicht alle? Ich denke schon. Seine Sturheit, diese grenzenlose Gefühlskälte und seine völlige Gleichgültigkeit gehen mir oft auf die Nerven, bringen mich gar an den Rand des Wahnsinns, doch ich sage dazu nichts. Er ist gut so, wie er ist. Wie oft habe ich schon versucht mich für ihn zu ändern? Mir ist es entfallen. Ich bin gescheitert, jedes Mal ums Neue.
 

Einmal, kurz nach der Geburt unserer Zwillinge, bin ich fast zerbrochen an unseren beiden Fehlern und doch... Doch bin ich der Meinung, dass es vielleicht eine Art Prüfung war, die wir überstehen mussten, etwas, das uns etwas näher zueinander brachte. Wenn ich mir unsere Söhne heute so ansehe, muss ich sagen, dass sie uns immer ähnlicher werden. Erschreckend, eigentlich... Andererseits amüsiere ich mich auch jedes Mal köstlich über die Beiden, wenn ich die Parallelen zu ihm und mir ziehe. Ich wünsche den Beiden, dass sie niemals solche Jahre des Umwerbens durchmachen müssen wie ich einst.
 

In meinen Gedanken gefangen, bemerke ich gar nicht wie er mich anschaut. Erst jetzt, wo ich langsam wieder zu mir komme, kann ich den Blick erwidern, der mir etwas sagt, das ich noch nie von ihm gehört habe. Ob es sein Ernst ist? Ob er wirklich Angst um mein Leben hat? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist es nur wieder ein Versuch mir etwas mehr Gefühl entgegen zu bringen, selbst wenn er innerlich gar nicht wirklich weiß, was er überhaupt empfindet. Mein schönstes Lächeln schenke ich ihm, dem Mörder, der mein Herz im Sturm erobern konnte.
 

Ich merke, dass es nicht mehr lange dauern wird, das ich nicht mehr lange bei ihm sein werde und dennoch bin ich selbst jetzt noch dankbar für jeden kleinen Augenblick mit ihm. Meine Hand wandert zu seiner, drückt dessen Finger etwas auseinander, damit meine eigenen schließlich zwischen diese passen. So verbunden schaue ich wieder zu ihm auf, lächle ihn noch einmal an und versuche etwas zu sagen. Es kommt nichts heraus... Meine Stimme ist mittlerweile wohl nicht mehr gebrauchsfähig, doch interessiert das eigentlich? Eher nicht. Ich glaube, dass wir uns nach all den Jahren schon fast blind vertrauen und ohne Worte verstehen können.
 

Nein, das war nicht immer so. Einst wollte er mich vernichten, mein Judas sein, doch so weit sollte es nie kommen. Ein letztes Grinsen huscht über mein Gesicht bei dem Gedanken, dass er nun wohl niemals die Chance bekommen wird mein Leben selbst zu vernichten. Die Hand, die ich nun halte, ziehe ich dicht zu mir heran und seinen Körper damit ebenfalls. Er soll mir nahe sein, mich mit seiner Präsenz wärmen. Nun spüre ich doch noch so etwas wie Trauer, aber nicht über meinen baldigen Abschied, sondern Trauer über die Tatsache, dass ich wohl noch viele Jahre warten muss, bis ich ihn wieder in die Arme schließen kann.
 

Noch einmal setze ich meine ganze Kraft ein, versuche zu sprechen, doch dieses Mal sollen meine Worte auch endlich verständlich werden. „Onix, ich liebe dich...“ es sind die letzten Worte, die dieser schwer verletzte Körper noch von sich geben kann. Unaufhörlich fließt Blut aus der klaffenden Wunde in meiner linken Brusthälfte. Wie sie dort hingekommen ist? Ein Gunslinger, der mich wohl nicht sonderlich mochte, hatte auf mich geschossen. Es ist gewiss, dass er wohl einen schmerzhaften Tod finden wird. Mir wird kalt, ich spüre, wie sich das Leben aus meinem schmerzdurchzogenen Körper haucht.
 

Warum ich davor keine Angst habe oder versuche zu kämpfen? Weil ich weiß, dass er auch ohne mich zurechtkommen wird. Er braucht mich nicht so, wie ich ihn die ganzen Jahre über brauchte. Unsere Kinder werden es irgendwann verstehen, auch wenn es vielleicht in der ersten Zeit danach noch weh tun wird. Ich hebe meinen Kopf mit letzter Kraft so an, dass ich mit meiner Stirn seine berühren kann. Unsere Augen fixieren einander, können gar nicht mehr davon ablassen, doch schon im nächsten Augenblick verschwindet alles Menschliche aus mir und die leblose Hülle fällt auf den dreckigen Asphalt Einbech’s. ‚Wir sehen uns in der Ewigkeit wieder.‘ hauche ich ihm zu, auch wenn er mich nun nicht mehr hören kann.
 

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Dieser Oneshot ist für mein Namensgegenstück _Mondwolf_. Du weißt worum es sich hierbei handelt und ich denke, dass es auch ein guter Abschluss ist. Was meinst du?



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