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C'est la vie

Augenblicke, die das Leben schrieb
von

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Appetit - Ron & Hermine

Er blickte erstaunt auf, als seine Frau den Raum betrat. Ihre Bluse gab den Blick auf das Wesentliche frei.

„Willst du was?“, fragte sie.

„Immer.“ Er musterte sie von oben bis unten.

„Etwas Süßes?“

„Oh ja!“ Er stand auf und kam auf sie zu.

„Oder etwas richtig würziges... scharfes?“

„Viel besser.“ Er legte die Arme um ihre Hüfte und zog sie an sich.

„Jetzt gleich?“

„Ja, bitte, ja.“ Er warf ihr verheißungsvolle Blicke zu und wollte den Kopf senken um sie zu küssen, als sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen legte und ihn vorwurfsvoll ansah.

„Essen Ron, nicht mich.“

Heilung - Pansy & Draco

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Allein in der Welt - Scorpius & Albus

Unsere Verwandten sind Familie, in die wir geboren werden.

Unsere Freunde sind die Familie, die wir wählen.
 

Allein.

Ein Gefühl, dass er nur allzu gut kannte.

Schon sein ganzes Leben lang.
 

Er sah aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft, die an ihm vorbei zog. Die Sonne verschwand langsam hinter dem entfernten Hotizont und tauchte die Felder in ein dumpfes rotes Licht. Schon in wenigen Minuten würden der Zug sein Ziel erreichen und er würde zum ersten Mal in seinem Leben einen der wohl wundervollsten Orte der Zaubererwelt betreten – Hogwarts.

Mit einem flauen Gefühl im Magen hatte er sich am Morgen von seinen Eltern verabschiedet. Noch nie hatte er für mehr als ein paar Tage sein Elternhaus verlassen und der Gedanken, erst wieder Weihnachten dorthin zurückzukehren verursachte ihm Übelkeit. Es war nicht so, dass er seine Eltern dermaßen vermissen würde, die beiden verbrachten immer viel Zeit außerhalb. Vor allem sein Vater war oft für Tage oder gar Wochen fort. Doch wenn er schon alleine war, dann lieber an einem Ort, den er kannte und der ihm wenigstens ein bisschen Sicherheit vermittelte. Sein Zimmer war stets sein Rückzugsort gewesen, an dem er sich vor der Welt verstecken konnte, doch nun würde er ein Zimmer mit vier anderen Jungen teilen müssen, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

Er kannte keines der anderen Kinder in seinem Jahrgang. Seine Eltern hatten nie viel Wert darauf gelegt, dass er Kontakt zu Gleichaltrigen hatte und jemanden mit nach Hause zu bringen, hatten sie ihm nie erlaubt. Im Grunde hatte er noch nie in seinem Leben einen Freund gehabt.
 

Ruckelnd kam der Zug zum Stehen, die Lok pfiff schrill und sofort strömten die Schüler hinauf auf den Bahnsteig. Als einer der letzten verließ er das große Abteil und folgte dem Strom bis hinaus in die kühle Abendluft. Dort wurden die Erstklässler bereits erwartet und von einem bärtigen Riesen, der vermutlich der Wildhüter Hagrid war, von dem sein Vater erzählt hatte, hinunter zum See geführt.

Er teilte das Boot mit drei Mädchen, die schwatzend und kichernd hinauf zu den Lichtern des Schlosses sahen. Ihn musterten sie nur kurz, um sich dann zu entschließen, ihn während der Überfahrt zu ignorieren.

Unsicher sah er zu den Mauern hinauf, die sich hoch über dem See auftürmten. Dieses Schloss würde in den nächsten sieben Jahren sein Zuhause sein. Dort würde er lernen, Zaubertränke brauen, Quidditch spielen und die Kunst des Zauberns erlernen. Drohend schienen ihm die Türme fast bis in den Himmel zu wachsen und das spärliche Mondlicht zu verschlucken. Er musste unweigerlich an den Kerker denken, in dem er die nächsten Jahre wohl verbringen würde. Schließlich kam kein anderes Haus als Slytherin in Frage. Sein Vater war dort gewesen, seine Mutter, seine Großeltern und so ziemlich jedes Mitglied der Familie. Die wenigen Verwandten, die der Hut nicht in das Haus der Schlange geschickt hatte, waren von jeher in seiner Familie verpönt und galten als Verstoßene, die es nicht wert waren, den Familiennamen zu tragen.

Was wenn der Hut ihn nicht als gut genug erachtete? Wenn er nun nach Ravenclaw kam oder gar nach Hufflepuff? Er mochte gar nicht daran denken. Sein Vater würde toben und ihm vermutlich nicht erlauben, in den Ferien im Winter nach Hause zu kommen. Ein wahrer Erbe der Familie gehörte nunmal nach Slytherin.

Und das war er doch. Der Erbe der Familie. Das und nichts anderes.

Er hatte schon immer gewusst, dass er kein Kind der Liebe war. Man hatte von seinem Vater erwartet, dass er einen männlichen Nachkommen zeugte, um die Familie zu erhalten. Diese Pflicht hatte sein Vater erfüllt und sein Leben dann wieder seiner Geliebten und ihren Kindern, seinen Halbgeschwistern, gewidmet. Nie hatte er echte Zuneigung von seinem Vater verspürt, nie das Gefühl gehabt, dass er erwünscht war.

Seine Mutter hatte ihn groß gezogen und ihm stets alles gegeben, wonach sein Herz verlangt hatte. Doch Mutterliebe empfand sie nicht, wohl eher ein Pflichtgefühl, ihren Spross auf die Welt vorzubereiten. Weder sie noch sein Vater hatten je ein Kind gewollt. Sie liebten, ja mochten sich nicht einmal. Ihre Ehe war von seinen Großeltern beschlossen worden und sie hatten sich zum Wohle der beiden Familien dem Willen der Älteren gebeugt.

In seinem Elternhaus gab es keine Liebe, hatte es nie gegeben und würde es wohl auch nie geben.
 

Ein dunkelhaarige Hexe erwartete sie bereits an dem kleinen Hafen und führte die Gruppe stumm die schmalen Stufen hinauf in das Schloss. Über eine breite Treppe gelangten sie in die Vorhalle mit zwei hohe Flügeltüren, die – so vermutete er – in die große Halle führten. Schwungvoll drehte sich die Hexe um und musterte die Erstklässler. Ihre Augen waren skeptisch verkniffen, dann lächelte sie.

„Ich bin Professor Chang, Lehrerin für Verwandlung. Gleich werde ich euch in die große Halle führen, wo die anderen schon gespannt auf euch warten. Ihr kommt mit mir bis nach vorne, wo ich euch den sprechenden Hut auf den Kopf setzte.“

Er sah wie ein paar Kinder Professor Chang ansahen, als wäre sie von einem anderen Stern. Vermutlich waren sie Muggelstämmige und verstanden kein Wort von dem, was ihnen erzählt wurde. Er merkte sich ihre Gesichter, mit ihnen würde er sowieso keine Freundschaft schließen. Sein Vater würde dergleichen nicht dulden.

„Der sprechende Hut wird auf euch Häuser verteilen, zu denen ihr euch sofort setzt. Fragen?“

Ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen hob schüchtern die Hand. „Häuser?“, fragte sie, „Wie soll ich mich denn zu einem Haus setzten?“

Die anderen lachten, doch Professor Chang brachte sie mit einem einzigen Blick zur Ruhe. „Eure Häuser sind gleichzeitig eure Familien. Ihr schlaft zusammen, esst zusammen und lernt zusammen. Es gibt Hufflepuff, wo man Fleiß und Güte schätzt. Ravenclaw, wo man besonderen Wert auf ein helles Köpfchen legen. Slytherin, wo man listig ist und seinen Verstand zu nutzen weiß. Und... Gryffindor, das Haus von Harry Potter.“

Einige Kinder begannen aufgeregt zu plaudern. „Da will ich hin!“, rief ein zu klein geratener braunhaariger Junge.

„Der Hut schaut in euer Herz und entscheidet, wo ihr am besten hinpasst. So und nun wartet einen Augenblick!“ Die dunkelhaarige Professorin machte auf dem Absatz kehrt und verschwand leise in der großen Halle.

Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen und musterte die anderen Kinder. Er sah glänzende Augen in erwartungsvollen Gesichtern. Auch wenn viele ängstlich umherschauten, so waren sie doch allesamt gespannt auf das, was kommen würde. Sie freuten sich auf den Abschnitt ihres Lebens, der nun auf sie zukam. Er hingegen verspürte nur Angst. Angst davor, zu versagen und seine Familie zu enttäuschen.

Keiner der anderen nahm Notiz von ihm und ihm war das alles ganz recht. Wenn man nicht auffiel, dann konnte man auch nichts falsch machen. Und wenn doch, dann bemerkte es meistens niemand. Zumindest meistens. Sein Vater hingegen bemerkte jeden seiner Fehler, jeden kleinsten Fehltritt und jedes Versagen. Und Verständnis war ein Fremdwort für seinen Vater, dass hatte er ihn mehr als einmal spüren lassen.
 

Professor Chang kam mit einem breiten Lächeln auf den schmalen Lippen zu ihnen zurück. „Alles ist bereit für euch!“, verkündete sie ernsthaft und wandte sich dann der breiten Flügeltür zu, „Willkommen in Hogwarts!“

Sie stieß die Türen auf und durchquerte die große Halle gefolgt von einer Schar überwältigter Kinder. Sie wussten gar nicht, wohin sie als erstes schauen sollten, was als erstes betrachten. Sie sahen auf zu der verzauberten Decke und den schwebenden Kerzen, zu der goldenen Plakette mit dem Namen der Gefallenen der Schlacht um Hogwarts und zu dem langen Tisch am anderen Ende der Halle, wo die Lehrer sie ebenso gespannt musterten.

Nur er bemerkte nichts von alledem. Sein Blick war auf den alten Hut geheftet, der auf einem dreibeinigen Schemel lag und seine Angst wuchs mit jedem Schritt, den er näher kam. Er wollte sich nicht vorstellen, welche Strafe ihn erwarten würde, wenn er nicht nach Slytherin käme.
 

Die Anforderungen, die seine Eltern und auch seine Großeltern an ihn stellten waren ihm klar, seit er denken konnte, auch wenn sie nicht ein einziges Mal offen ausgesprochen wurden. Ein Malfoy kannte seine Pflichten. Er hatte sie zu kennen.

Und wie sollte er sie auch vergessen?

Während die Gruppe zum Stehen kam, sah er hinab auf seine linke Handfläche. Wie ein Brandmal prangte dort das Wappen seiner Familie.

Vor ein paar Jahren hatte er seinen Vater begleitet, als die Pferde der Familie ihre Brandzeichen bekamen. Er hatte gefragt warum man den Tieren Schmerzen zufügte und sein Vater hatte ihm gesagt, dass alle Welt wissen sollte, dass diese Tiere ihnen gehörten. Schließlich waren sie eine reinblütige Familie und sollten stolz darauf sein, was sie erreichten.

Naiv, wie er damals gewesen war, hatte er gefragt, warum eine reinblütige Familie denn besser war, als andere. Harry Potter sei schließlich auch nur ein Halbblut.

Wutentbrannt hatte sein Vater das heiße Eisen aus dem Feuer genommen und in seine Hand gedrückt.

Er erinnerte sich noch immer an den Geruch verbrannten Fleisches, wie er geschrien und um Gnade gefleht hatte, die ihm nicht gewährt wurde. Seine Haut war aufgeplatzt, rund um das heiße Eisen schwarz verkohlt, als sein Vater endlich von ihm abließ.

Wie an einen weit entfernten Traum erinnerte er sich daran, dass er sich übergeben hatte und tränenüberströmt zu seiner Mutter gelaufen war. Doch anstatt ihn zu trösten hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, weil er geweint hatte.

In den Monaten, die folgten war seine Haut langsam von alleine verheilt und nun trug er den unwiderruflichen Beweis, dass er ein Malfoy war.

„Damit du nie vergisst, wo du herkommst!“, hatte sein Vater gezischt.

Die Worte hallten noch immer in seinem Kopf wieder. Nein, er würde nie mehr vergessen können, wer er war und wo er hingehörte.
 

Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass die Auswahl bereits begonnen hatte. Erst das Jubeln der Ravenclaws holte ihn zurück in die Gegenwart, als der erste Erstklässler ihnen zugewiesen wurde.

Je mehr Kinder aufgeteilt wurden, desto schwächer wurden seine Knie. Als Professor Chang schließlich seinen Namen aufrief, ging er wie in Trance die Stufen zu dem Schemel hinauf. Verzweifelt versuchte er das Zittern seiner Hände zu unterdrücken, als ihm der sprechende Hut auf den Kopf gesetzt wurde. Eine Sekunde war es still, dann hörte er eine Stimme tief in seinem Inneren.

„Ein Malfoy... ich habe mich schon gefragt, wann der nächste von euch hier auftaucht. Dann wollen wir mal sehen... oh, das könnte schwierig werden. Ein kluger Bursche bist du ja... und fleißig bist du auch... ich sehe eine gehörige Portion Ehrgeiz und den unglaublichen Drang, dich zu beweisen... aber so gar kein Selbstbewusstsein... lass mich überlegen... “

Er bemühte sich fest an Slytherin zu denken. „Bitte...“, flehte er im Stillen.

„Ich weiß, wo du gut aufgehoben bist. Slytherin!“

Das letzte Wort hatte der Hut laut in die Halle gerufen und sofort setzte der Jubel des Tisches ganz zu seiner rechten ein. Er spürte, wie Professor Chang ihm den Hut abnahm und setzte sich langsam in Bewegung hinüber zum Tisch der Slytherins.

„War doch klar, dass der da landet!“, hörte er eine dunkelhaarige Ravenclaw sagen, während er seinen Platz einnahm.

Ein blonder Junge neben ihm klopfte ihm auf die Schulter. „Das hat aber ganz schön gedauert, ich dachte schon, er würde dich woanders hinschicken!“

„Das wäre eine Blamage geworden. Stell dir mal einen Malfoy in Ravenclaw vor!“, tönte der Junge auf der anderen Seite des Tisches.

Er versuchte sich ein Lächeln abzuringen, doch er wusste, dass es bloß ein halbherziger Versuch war.

Erleichterung machte sich in ihm breit. Zumindest hatte er die erste Hürde gemeistert. Er war immerhin im richtigen Haus gelandet, aber wie würde es jetzt weitergehen? Seine Eltern verlangten Ergebnisse, die er vielleicht nicht bringen konnte. Und wie würde er mit seinen Mitschülern klarkommen. Er sah es in ihren Gesichtern, dass sie längst eine Meinung von ihm hatten und die schien nicht die Beste zu sein.

Unsicher wandte er den Blick von den Anderen am Tisch ab und sah hinüber zu den andern Erstklässlern, die auf die Häuser verteilt wurden. Ihm entging nicht, dass die Slytherins sich über die anderen Neuzugänge ganz offensichtlich mehr freuten, aber was hatte er auch anderes erwartet?

„Albus Potter!“

Sofort verstummte das Gemurmel der Schüler, als ein braunhaariger Junge die Stufen emporstieg, nur um einen Augenblick später durch ein unterdrücktes Flüstern ersetzt zu werden. Überall wurden Köpfe zusammengesteckt und die Blicke zum Gryffindor-Tisch geworfen, wo der ältere der beiden Potter-Brüder saß.

„Der zweite Sohn von Potter!“

„Ich habe gehört, er kann schon jetzt besser zaubern, als die Hälfte der Viertklässler!“

„Sein Vater ist eine Legende!“

„Der kommt nach Gryffindor.“

„Wohin auch sonst?“

Er überlegte, ob Albus wo ebensolche Gedanken plagten, wie ihn. Ob seine Eltern ihm auch eingetrichtert hatten, in welchen Haus er zu landen hatte? Es schien ihm zumindest naheliegend zu sein, dass ein Spross der Familie Potter gewisse Erwartungen zu erfüllen hatte. Er tröstete ihn ein wenig, dass es nicht nur ihm so ging, dass es andere geben könnte, die das selbe Los trugen wie er. Denen ein Name zur Pflicht wurde.

Einen Augenblick blieb der Hut still, doch dann rief er laut: „Slytherin!“

In diesem Moment hätte man wohl eine Nadel fallen hören können. Jegliche Unterhaltung erstarb und sogar Professor Chang schien sprachlos. Da sie nicht reagierte, zog sich Albus den Hut selbst vom Kopf und legte ihn zurück auf den Schemel. Selbstsicher ging er hinüber zum Tisch der Slytherins.

Zaghaft klatschte jemand in die Hände und schon bald fielen die anderen ein und begrüßten den Neuankömmling überschwänglich. Von lauten Jubelschreien begleitet verfrachteten zwei ältere Schüler ihn an einen Platz an der Mitte der Tafel und klopften ihm immer wieder anerkennend auf die Schulter.

Albus bedankte sich bei ihnen und machte einige beiläufige Bemerkungen, die sie sofort zum Lachen brachten. Dann fuhr er sich mit der Hand durch das zerzauste Haar und warf über die Schulter einen Blick zum Gryffindortisch. Er hob den Daumen in die Höhe und lächelte seinem Bruder zu.

Wie alle anderen auch, war er sprachlos gewesen. Harry Potters Sohn war nicht, wie die anderen Mitglieder seiner Familie zuvor, in Gryffindor gelandet, sondern in Slytherin. Dabei hatte sein berühmter Vater nie einen Hehl darum gemacht, dass er Gryffindor für besser hielt. Er hatte erwartet, dass Albus geschockt reagieren würde. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Albus grinsend seinen Platz am Tisch seines neuen Hauses einnnehmen würde.

Er musste zugeben, dass er ihn überaus interessant fand. Albus schien vollkommen zufrieden damit, in Slytherin gelandet zu sein und verschwendete anscheinend keinen Gedanken daran, was seine Eltern wohl davon halten würden. Mit den Anderen ging er so selbstverständlich um, jede seiner Geste zeugte von dem ungeheuren Selbstbewusstsein. Sofort nahm er das Gespräch mit den Älteren auf und lachte mit ihnen.

Albus schien als das zu sein, was er nicht war.

Als die Auswahl weiterging, senkte er den Kopf und versank in trüben Gedanken. Er hoffte inständig, dass von seinen Eltern wenigstens eine Antwort kam, wenn er ihnen schrieb, dass er es geschafft hatte. Doch er ahnte bereits, dass keine kommen würde.

Und noch etwas anderes ahnte er. Dass seine Eltern von nun an streng darauf achten würde, dass er besser war als Albus. Da er nun im selben Haus war, fiel der Vergleich natürlich umso einfacher. Neben dem Konkurrenzkampf musste er sich wohl auch über andere Dinge Sorgen machen. Was, wenn Harrys Sohn sich an ihm für die Taten seines Vaters rächen würde? Vermutlich würden ihm alle Recht geben, wenn er ihn demütigte. Auge um Auge, so hieß es doch.

Es schien ihm fast so, als würde seine Zeit in Hogwarts noch schlimmer werden, als er es erwartet hatte.

Plötzlich spürte er, dass er beobachtet wurde und hob vorsichtig den Kopf. Albus hatte seinen Platz bei den Älteren verlassen und sich ihm gegenüber niedergelassen. Sein grünen Augen verengten sich skeptisch. „Scorpius, nicht wahr?“

Er nickte langsam.

Da grinste Albus breit und streckte ihm über den Tisch eine Hand entgegen. „Hallo, ich bin Albus!“

Er ergriff die angebotene Hand und schüttelte sie. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinen Zügen, als der junge Potter ihm aufmunternd zunickte. Und dieser eine Moment veränderte alles.

In diesem Augenblick knüpften die beiden ein Band. So unterschiedlich sie sein mochten, verband sie doch etwas, dass sie sich nicht erklären konnte. Vielleicht war es das gleiche Schicksal, das sie teilten oder die Bürde, die ihre Väter ihnen auferlegt hatten. Was auch immer es war, er spürte, dass es der Beginn einer tiefen Freundschaft war.
 

Vielleicht war er auf dieser Welt nicht so alleine, wie er dachte.
 

Denn wer kann schon sagen, wann und wo man eine verwandte Seele trifft?

Benimm dich deinem Alter gemäß! - Ron & Hermine

Begeistert griff er nach all den bunten Plastiksteinen, die verstreut auf dem Teppich lagen. Baute kleine Türme und Schlösser, riss sie wieder ein und entwarf neue. Glucksend suchte er nach den ganz großen Steinen und stapelte sie alle aufeinander, bis der Turm fast so hoch war wie der Tisch.

Grinsend stieß er den Turm mit dem kleinen Finger an, der wackelte und schließlich zu Boden stürzte. Er zerbrach in seine Einzelteile, woraufhin er begeistert in die Hände klatschte und lachte.

Hermine schüttelte den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. „Ron, lass Hugo doch auch mal mit den Duplo-Steinen spielen!“

Warten - Blaise & Pansy

Die Nacht hatte sich über London gelegt. Der Nebel strich durch die Gassen und kündigte den Herbst an, der den Sommer nun endgültig vertrieb. Am Himmel hingen dichte Wolken und nahmen ihm die Sicht auf den Mond. Doch selbst in einer sternenklaren Nacht hätte er wohl keinen Blick nach oben geworfen. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen eilte er die Straße entlang, die Hände tief in den Taschen verborgen.

Wie oft war er dieser Straße schon gefolgt, wie oft war er mitten in der Nacht hierher gekommen? Er konnte es kaum zählen. Er kannte jedes Detail dieses Weges, den Baum, den er vor ein paar Monaten im Wutanfall beinahe in Brand gesteckt hatte. Ein Stück weiter war der Blumenladen, in dem er ihr jedes Mal Blumen besorgte. Heute war es viel zu spät, um ihr ein Geschenk mitzubringen. Doch sie würde es vermutlich nicht einmal bemerken.

Hinter den Fenstern der Reihenhäuser, die zu beiden Seiten die Straße säumten, war es dunkel. Nur hier und da leuchtete noch eine Lampe hinter den Vorhängen oder drang das Licht eines Fernsehers nach draußen. Auch in dem kleinen Häuschen mit den weißen Fensterläden am Ende der Straße herrschte Dunkelheit, doch er wusste, dass die Bewohnerin hellwach war... und auf ihn wartete.

Blaise Zabini stieg die wenigen Stufen zur Eingangstür hinauf und klopfte an das helle Holz. Nur Augenblicke später, als hätte sie hinter der Tür auf ihn gewartet, öffnete sie ihm und ließ sich von ihm zurück ins Haus drängen. Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und zog seinen Mantel aus, legte ihn auf die Kommode und folgte ihr in das Wohnzimmer.

Die Vorhänge waren noch nicht zugezogen worden, sie hatte am Fenster gestanden und ihn näher kommen sehen. Ihn beobachtet, wie ihn seine Schritte ihr entgegentrugen. Die Lampen hatte sie gelöscht, nur der Kamin spendete etwas Licht. Doch selbst wenn es stockdunkel gewesen wäre, hätte er seinen Weg gefunden. Kurz blieb er an der Tür stehen und beobachtete die junge Frau, die ihn mitten in der Nacht hergerufen hatte.

Sie trug einen dunklen Wollrock zu einem schlichten, schwarzen Rollkragenpullover, der sie noch blasser erschienen ließ, als sie es sonst schon war. Durch den eng anliegenden Stoff bemerkte er, dass sie seit ihrem letzten Treffen einige Kilos verloren hatte, obwohl sie auch schon vorher zu dünn gewesen war für eine Frau, die erst vor wenigen Wochen ein Kind zur Welt gebracht hatte. Sie wirkte so zerbrechlich. Jäh flammte sein Beschützerinstinkt auf, als sie sich auf dem hellblauen Sofa niederließ und in den Kamin sah, in dem kleine Flammen lechzten. Das flackernde Licht tauchte ihr Gesicht in ein warmes Licht, doch konnte es nicht die dunklen Schatten vertreiben, die unter ihren Augen lagen.

Sein erster Weg führte ihn an ihre Seite, an der die Wiege stand. Er beugte sich hinunter und betrachtete den schlafenden Säugling für eine Weile, strich ihm vorsichtig über den Schopf. Er bewegte sich unter seiner Berührung, doch wachte nicht auf. Vorsichtig zog er seine Hand zurück und ließ sie über dem Kind schweben.

„Er war hier?“, fragte Blaise ohne Aufzusehen.

„Heute Abend“, gab Pansy zurück und füllte die bereitgestellten Teetassen. Fast zögerlich stellte sie die zierliche Porzellankanne wieder ab. „Aber er wollte den Kleinen nicht sehen.“

„Ist doch nichts Neues.“ Er wandte sich ab und nahm ihr gegenüber Platz. „Ich habe dir gesagt, dass er kein Interesse an seinem Sohn hat.“

Pansy schüttelte den Kopf und gab Zucker und einen Schuss Milch in seine Tasse, bevor sie sie ihm zuschob. Er lächelte, weil sie selbst in dieser Situation noch wusste, wie er seinen Tee am liebsten mochte. Sie selbst nahm nur Zucker, hob die Tasse an und stellte sie ab, ohne zu trinken. „Nein, er...“

„Will nicht wahr haben, dass er Vater ist“, beendete Blaise ihren Satz und nahm einen Schluck Tee. Wie immer war er ausgezeichnet.

„Er hat uns das Haus besorgt und er sorgt für unseren Unterhalt. Sieh' dich um, uns geht es sehr gut.“ Pansy versuchte zu lächeln.

„Damit du niemandem etwas erzählst.“ Er seufzte und stellte seine Tasse zurück auf den Tisch. „Draco weiß ganz genau, was passiert, wenn irgendjemand erfährt, dass er einen Sohn hat. Wie viele Kinder Astoria auch bekommen wird, der Kleine wird immer der Erstgeborene sein und hat damit ein Anrecht auf Malfoy Manor und den größten Teil des Vermögens. Bastard hin oder her.“

Bei der Erwähnung des Names der zukünftigen Mrs. Malfoy zuckte Pansy zusammen und schluckte die Tränen hinunter. Wieder wandte sie ihren Blick zum Kamin.

„Entschuldige,“ meinte Blaise und beugte sich über den Tisch, um ihre Hand zu fassen. Fast hatte er vergessen, warum sie ihn mitten in der Nacht herbestellt hatte. Nach vielen Wochen war Draco wieder zu ihr gekommen, nur um ihr zu sagen, dass er Astoria Greengrass heiraten würde. Ein Mädchen, dass erst in diesem Jahr die Schule beendet hatte und die all das hatte, was eine Frau an Dracos Seite brauchte. Die keinen der Makel hatte, die der Malfoy-Spross all die Jahre an Pansy bemängelt hatte. Sie war gut genug für sein Bett gewesen, aber als Braut war sie für ihn nie in Frage gekommen. „Aber du musst es doch geahnt haben“, setzte er vorsichtig an, „Die beiden waren in den letzten Monaten... es war doch allen klar.“

Sie seufzte. „Natürlich habe ich es geahnt, doch ich... wollte es nicht wahr haben. Ich hatte gehofft... Er ist doch sein Sohn.“

„Draco hat ihn noch nie gesehen und er wird ihn nie sehen wollen, Pansy.“ Blaise lächelte traurig und erhob sich, um an der Wiege nieder zu sinken. Lange beobachtete er nur den schlafenden Jungen. „Draco ist nur dem Blute nach sein Erzeuger.“

„Aber Connor braucht einen Vater,“ erwiderte Pansy unendlich traurig.

Blaise wandte sich zu ihr um und lächelte. „Den hat er doch.“

Dankbar erwiderte sie sein Lächeln. Doch es war eine Spur zu matt und zu kurz, als dass es Blaise überzeugt hätte. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, doch die widerspenstigen Strähnen fielen sofort zurück. „Blaise“, setzte sie schließlich an, doch sie ließ seinen Namen in der Luft schweben, wie eine stille Aufforderung.

„Pansy, du weißt, dass ich ihn liebe, wie meinen eigenen Sohn, schon um deinetwillen. Wie könnte ich etwas, das ein Teil von dir ist, nicht lieben?“ Er wandte den Blick von ihr ab, als sie nicht antwortete und blickte ins Feuer. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu jenem schicksalhaften Tag. „Du weißt, ich habe dich vom ersten Tag an geliebt.“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Gelangweilt trat Blaise von einem Fuß auf den anderen, während die anderen Kinder von der streng dreinblickenden Professorin aufgerufen wurden und nach vorne traten. Er würde der letzte der Erstklässler sein, die vom Sprechenden Hut auf die Häuser verteilt wurden.

Als der Hut bei einem gewissen Neville Longbottom eine Weile schwieg, nutzte er die Gelegenheit sich die Anderen anzusehen. Auf dem Hinweg hatte er sich ein Abteil mit Millicent geteilt, deren Vater zusammen mit seiner Mutter im Ministerium arbeitete. Er war froh gewesen, ein bekanntes Gesicht zu sehen und hatte sich nicht um die anderen Kinder gekümmert, die am Bahnsteig mit ihren Eltern standen oder im Zug ihre Plätze einnahmen. Die meisten der Gesichter waren ihm fremd, wohl auch, weil viele von ihnen Muggelgeborene waren.

Ein Stück von ihm entfernt stach ein blonder Junge aus der Masse heraus. Als einer der wenigen wirkte er nicht verunsichert oder nervös, auch besah er sich nicht mit vor Staunen geöffnetem Mund die schwebenden Kerzen oder die langen Tische. Blaise musterte ihn von oben bis unten, er war ein Stück kleiner und schmächtiger als er selbst und strahlte Selbstvertrauen mit einer gehörigen Portion Arroganz aus.

Ein Reinblut also.

Vermutlich aus einer der ganz alten Familien. Die blonden Haare ließen ihn zu dem Schluss gelangen, dass er es mit einem Malfoy zu tun hatte. Er hatte nicht gewusst, dass sie einen Sohn in seinem Alter hatten, doch seit dem Fall des dunklen Lords hatte seine Mutter nicht mehr viel zu tun mit der Familie von Lucius Malfoy. Sie hatte nie zum engen Kreis der Todesser gehört, sodass es ihr nicht schwer gefallen war, sich zu rehabilitieren.

Plötzlich sah der blonde Junge auf und ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Blaise grinste und er erwiderte seine Geste, als plötzlich die Stimme des sprechenden Hutes durch die Halle drang: „Gryffindor!“

Der pummelige Neville stolperte davon und musste schließlich umkehren, da er den Hut noch immer auf dem Kopf trug. Mit hochrotem Kopf setzte er sich an die gedeckte Tafel seines Hauses, das ihn trotz allem herzlich aufnahm.

Als Professor McGonagall „Draco Malfoy!“ aufrief, bestätigte sich sein Verdacht und als der blonde Junge kurz darauf am Tisch der Slytherins Platz nahm, überraschte es ihn wenig. Was hätte man auch anderes erwarten können? Das er selbst nach Slytherin kam, war ebenfalls nur eine Formsache. Ein Umstand, um den er sich keine Sorgen machte. Kein Mitglied seiner Familie war je in einem anderen Haus gelandet, zumindest jene, die er kannte. Sein Vater war früh gestorben und dessen Verwandte legten nicht viel Wert darauf, mit seiner Witwe in Kontakt zu bleiben.

Nicht, dass es ihn kümmerte. Seine Mutter hatte von jeher dafür gesorgt, dass es ihm an nichts fehlte. Was er sich wünschte, wurde ihm erfüllt. Dafür musste er mit zahlreichen Stiefvätern auskommen, die für das nötige Kleingeld für ihren Lebensstandart sorgten. Ein Umstand, der sich bisher für ihn gelohnt hatte.

Als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Auswahlverfahren zuwandte, hatte ein braunhaariges Mädchen auf dem Hocker Platz genommen – Stupsnase, braunes Haar und große Rehaugen. Kein unbedingt hübsches Mädchen, doch irgendwas an ihr faszinierte ihn. Er ärgerte sich, ihren Namen nicht mitbekommen zu haben, doch als sie der Hut nach Slytherin schickte, war er sich sicher, ihn bald herauszufinden.

Als der berühmte Harry Potter aufgerufen wurde, hatte er keinen Blick für ihn übrig. Als ob er ihn interessieren würde, nur weil er einen Fluch überlebt hatte. Stattdessen beobachtete er das braunhaarige Mädchen, dass gegenüber von Draco Platz nahm, der sich scheinbar ebenfalls nicht für den Auserwählten interessierte.

Das der Potter-Erbe nach Gryffindor kam, war kein Wunder. Ebensowenig wie bei dem Weasley-Spross. Schließlich war er an der Reihe und nahm auf dem Hocker Platz. Seine Sicht verdunkelte sich, als McGonagall ihm den Hut aufsetzte. Augenblicklich hörte er ein Murmeln, undeutliche Wörter, die er nicht verstand.

Dann war da plötzlich eine tiefe Stimme. „Ah... Lucias Sohn... wie ähnlich du deiner Mutter doch bist. Mit Slytherin wärst du wohl zufrieden, was? Na dann – SLYTHERIN!“

Er erhob sich, reichte der Professorin mit seinem einstudierten Lächeln den Hut zurück und machte sich auf den Weg zu seinem neuen Haus. Als er in die Gesichter der Schüler blickte, spürte er sofort, dass er hier richtig war. Das hier waren Leute, die ihm ähnlich waren.

Als er näherkam, wies Draco auf den freien Platz neben sich. Gerne kam er dieser Einladung nach und setzte sich. Sofort wandte der blonde Junge sich ihm zu und hielt ihm die Hand entgegen. „Draco Malfoy“, sagte er lächelnd.

Er ergriff die angebotene Hand und erwiderte das Lächeln. „Blaise Zabini.“

Draco deutete auf zwei stämmige Jungen die auf seiner anderen Seite saßen. „Das sind Vincent Crabbe und Gregory Goyle.“

Blaise begrüßte auch die Beiden und sah dann hinüber zum dem Objekt seiner Neugier. Aus der Nähe betrachtet, war sie zwar wirklich keine Schönheit, aber ihre Augen faszinierten ihn. Sie lächelte schüchtern und als er ihr die Hand entgegenstreckte, glaubte er einen roten Schimmer auf ihren Wangen zu erkennen. „Und wie heißt du?“

„Pansy...“, antwortete sie leise, „Pansy Parkinson.“

„Freut mich, Pansy“, erwiderte er.
 

Von diesem Augenblick an, war sein Schicksal besiegelt gewesen.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Du hast dich von Anfang an nur für Draco interessiert und obwohl ich dich hätte vergessen müssen, konnte ich es nicht. All die anderen Mädchen in der Schule konnten dir nicht das Wasser reichen. Für mich gab es immer nur dich.“ Blaise sah sie wieder an und dieses Mal glaubte er dem Lächeln, dass sie ihm schenkte.

Er senkte den Kopf und erhob sich, stützte sich an dem Kaminsims ab und starrte in die Flammen, dann wandte er sich ab und schritt durch das Wohnzimmer. „Ich habe dir damals nie etwas gesagt, weil Draco doch mein bester Freund war... seine Freundin war für mich tabu.“ Er fuhr sich durch die Haare und lachte kurz auf. „Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem ich verstand, dass er dich nie geliebt hat.“

Als sie etwas sagen wollten, hob er die Hand und brachte sie zum Schweigen. „Du... du weißt, dass es wahr ist. Ob du es wahrhaben willst oder nicht. Draco hat in dir immer nur einen netten Zeitvertreib gesehen. Er mochte es, dass du alles für ihn getan hast und er hat es schamlos ausgenutzt... ich habe das viel zu lange angesehen und geschwiegen.“

Blaise seufzte tief und starrte auf das Laub, das der Wind über die Straßen jagte. „Du hast nicht zugehört, mir nicht ein Wort geglaubt. So jung ich damals war, wusste ich, dass ich nur eine Sache für dich tun könnte... für dich da sein. Und das habe ich getan.“

Pansy erhob sich und kam langsam auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wartete, bis er sie ansah. „Ja, das hast du getan. Du warst mein Beschützer und das bist du immer noch.“

Er ergriff ihre Hand und küsste ihren Handrücken. „Aber ich habe dich nicht beschützen können, nicht vor ihm.“ Zu spät merkte er, dass sein Ton zu scharf gewesen war. Vorsichtig entzog sie ihm die Hand und wandte sich wieder ab.

Es war seit jeher so gewesen. Jedes harsche Wort, das er über Draco sprach, traf ihren wunden Punkt. Schon immer war Draco für sie unantastbar gewesen, sie sprach ihm jeden Fehler ab. Sie hatte ihn auf ein Podest gestellt, das Blaise nie hatte erreichen können, das er nie zum Wanken brachte. Je schlechter Draco sie behandelte, desto mehr suchte sie seine Nähe, wollte ihm gefallen. Schon früh hatte Malfoy erkannt, dass Pansy bereit war, alles für ihn zu tun.

Bei dem Gedanken an die Dinge, die er von ihr verlangt hatte, die er ihr angetan hatte, fühlte er sich, als würde man ihm den Hals abschnüren. Wie oft hatte Draco vor ihm, Crabbe und Goyle damit geprahlt? Und als er ihn schließlich zur Rede stellte, hatte er nur hämisch gelacht und ihm gesagt, dass er Pansy nicht abweisen würde, wenn sie zu ihm kam. Damit war für Draco das Thema erledigt gewesen. Doch er hatte es nicht zulassen könne, dass sie in ihr Unglück rannte. Immer wieder kam er ihr zu Hilfe, richtete sie auf, nur damit sie sich wieder in Dracos Arme begab.

Er hielt sich selbst oft für verrückt, doch die Liebe war stets stärker als der Verstand gewesen und nie hatte er sich lange von ihr fernhalten können. Wann immer er versucht hatte, sich nicht weiter um sie zu kümmern, trieb es ihn doch immer wieder zu ihr zurück. Fahrig strich er sich durch die Haare und folgte ihr zurück zum Sofa.

„Selbst jetzt noch?“, fragte er und als sie ihm nicht antwortete, fasste er ihren Arm, um sie zu sich zu drehen. „Pansy, selbst jetzt liebst du ihn noch? Nachdem er dich und deinen Sohn hat fallen lassen?“

„Sag doch so etwas nicht“, erwiderte sie, während sie sich seinem Griff entzog. „Er hat uns nicht fallen lassen. Er wird...“

„Nichts wird er!“, fiel er ihr hitzig ins Wort, „Er wird eine Andere heiraten und wahrscheinlich nie wieder hierher kommen... aber ich werde kommen. Ich bin der, der da ist... nicht er.“

„Blaise.“ Pansy wandte den Kopf ab und seufzte. Mehrmals setzte sie, doch schließlich gab sie auf und sah ihn hilflos an.

Er spürte, wie ihm heiße Tränen in die Augen stiegen, der er nur schwer zurückhalten konnte. Die Wut über Draco und auch die Wut über Pansys Unvernunft übermannten ihn. Und ganz plötzlich wurde ihm klar, dass – egal was er tat – er niemals würde gut genug sein für sie.

Für Pansy würde es immer nur einen Mann in ihrem Leben geben und das war Draco.

Resigniert ließ er die Arme hängen. „Ich war da. Ich war doch immer da und du hast mich nie wahrgenommen...“ Er holte tief Luft und als er sprach, lagen in seinen Worten all die Emotionen, sie jahrelang verborgen gewesen waren. Die er nie zugelassen hatte, um ihr Kummer und Leid zu ersparen. Wut. Trauer. Enttäuschung. „Nachdem er dich betrunken entjungfert hat, bin ich da gewesen, damit du dich an meiner Schulter ausweinen konntest. Ich habe deine Hand gehalten, als du deinen Sohn zur Welt gebracht hast. Ich bin immer da gewesen und habe die Scherben aufgekehrt, die er hinterlassen hat. Und ich habe es gerne getan.“

Hastig wandte er sich ab und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen. Als er den Kopf wieder hob, starrten sie ihn unverwandt an. Hielt ihn gefangen mit einem Blick aus ihren brauen Rehaugen, in denen die Tränen standen.

Diesmal war seine Stimme ruhiger und wieder von der Zuneigung erfüllt, die er nie würde überwinden können. „Du weißt, dass dich keiner je so lieben wird, wie ich...“, flüsterte er.

„Ja, ich weiß.“

Sekunden lang sahen sie sich in die Augen und schließlich war es Pansy, die den Kontakt brach, doch Blaise griff nach ihren Händen und als sie ihn wieder ansah, sagte er mit leiser Stimme: „Und ich weiß, dass du mich auch liebst.“

„Blaise, ich...“, setzte sie an und verstummte.

Er schüttelte den Kopf und brachte sie zum Schweigen. „Du hast es mir bewiesen. Eine Nacht, in der du ganz mein warst, mehr hat es nicht gebraucht.“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Seit der Schlacht waren zehn Tage vergangen. Sie hatten schwarz getragen und um ihre gefallenen Kameraden getrauert. Die Häuser-Banner waren durch das Schulwappen ersetzt worden, um die neu gewonnene Einheit Hogwarts zu symbolisieren.

All die Schüler, die unter dem Verdacht standen, für die Todesser gearbeitet zu haben, waren ins Ministerium gebracht worden. Es war keine Überraschung, dass nur wenige Slytherins übrig geblieben waren. Blaise hatte sich stets aus den Konflikten raus gehalten und hatte für Pansy gebürgt, sie hatte aus Angst und falscher Treue zu Draco gehandelt. Man hatte ihnen geglaubt und erlaubt, nach der Trauerfeier nach Hause zu reisen.

Wie es weitergehen würde, stand noch in den Sternen. Klar war nur, dass sie beide im kommenden Herbst ihr Jahr wiederholen würden. Sollte Hogwarts dann noch nicht bereit sein, hatten Durmstrang und Beauxbatons angeboten, die Schülerinnen und Schüler zu übernehmen.

Es war also vielleicht ihr letzter gemeinsamer Tag in Hogwarts. Zusammen waren sie hinauf in den alten Astronomieturm geklettert, in den sie sich schon als Kinder oft geschlichen hatten. Das Dach war teilweise zerstört worden, so dass sie den Sonnenuntergang beobachten konnten.

Mit angezogenen Beinen saß sie neben ihm und blickte dem Horizont entgegen. Das braune Haar fiel locker über den Rücken. Auf ihren Armen und in ihrem Gesicht konnte er noch die Reste der Wunden sehen, rote Male, die sich von ihrer bleichen Haut abhoben. Doch schon bald würde man nicht mehr ahnen, das man ihr die Wange aufgeschnitten hatte.

„Blaise?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen.

Obwohl er ihr nicht antwortete, wusste sie, dass er ihr zuhörte. Er hörte ihr immer zu.

„Wenn ich in Frankreich bin und du in Rumänien, werden wir uns dann noch sehen?“

„Sicher!“, antwortete er lachend und lehnte sich zurück.

„Gut“, gab sie zurück, „Ich könnte es nämlich nicht ertragen, dich nicht wiederzusehen.“

Sie lächelte und plötzlich überkam es ihn, er lehnte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Ganz sachte berührte er ihre Lippen mit den seinen. „Das wollte ich schon immer tun.“

Sie lachte auf und beugte sich ihrerseits zu ihm, um ihn erneut zu küssen. Nur leicht, ganz unschuldig, bevor sie sich wieder dem Sonnenuntergang widmete. „Wir müssen neu anfangen.“

„Ich dachte, das würden wir schon.“

Langsam wandte Pansy sich ihm zu und als ihre Blicke sich trafen, fand er nur Zustimmung in ihren Augen. Wieder fanden ihre Lippen zueinander, diesmal bar jeder Zurückhaltung. Wie selbstverständlich ergriff er von ihrem Körper Besitz und sie gab ihm bereitwillig all das, wonach er viele Jahre verlangt hatte.

Sie liebten sich leidenschaftlich in den Trümmern. All der Kummer und Druck der letzten Tage fiel von ihnen ab, als sie sich ganz diesem neuen Gefühl hingaben. Danach gab es nur heftiges Atmen, als sie nebeneinander lagen und aus der Abendämmerung Nacht geworden war. Sie betrachteten in stiller Übereinkunft die Sterne und erst als der Morgen graute, verließen sie den Turm.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Es war die mit Abstand beste Nacht seines Lebens gewesen und er hatte wirklich daran geglaubt, dass es der Beginn einer gemeinsamen Zukunft war. Doch er war bitter enttäuscht worden. Wenige Tage später rief Draco nach ihr, entschuldigte sich, bat sie um Vergebung und holte sie zurück in sein Leben und sein Bett.

„In dieser Nacht hast du mir bewiesen, dass du mich liebst. Deine Worte mögen etwas anderes sagen, aber ich weiß es besser. Du liebst mich. Ich weiß, dass du mich liebst...“ Blaise legte ihr die Hand auf ihre Wange und sie ließ es ohne Widerstand geschehen.

Dann trat er einen Schritt zurück und starrte in die lechzenden Flammen. „Doch ich weiß nicht, ob du mich je so lieben wirst wie Draco.“

Obwohl er es hoffte, gab sie ihm keine Antwort, gab ihm nicht die erlösenden Worte, die ihm das kleine bisschen Hoffnung erhielten, dass er noch hatte. Doch wahrscheinlich wäre es sowieso egal, denn ob sie ihn nun je würde mit der gleichen Heftigkeit lieben können, so war er ihr doch hoffnungslos verfallen. „Ich werde warten. So wie ich es immer getan habe.“ Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, doch er blinzelte sie hinfort und zwang sich zu einem Lächeln. „Und das traurigste ist, dass ich es auch immer tun werde. Weil ich dich liebe Pansy.“

Sie seufzte, senkte den Blick und als sie ihn wieder ansah ran eine Träne ihr Gesicht herab. Nun war sie es, die nach seiner Hand griff und sie festhielt. Langsam setzte sie sich wieder und zog ihn zu sich herab, doch er setzte sich nicht neben sie, sondern sank an ihrer Seite zu Boden und kniete neben ihr. Bettete den Kopf an ihrem Bein und ließ es zu, dass Pansy ihre Hand auf sein Haar legte und durch die dunklen Locken strich.

„Meine Welt dreht sich noch immer nur um dich“, flüsterte er leise.

„Ich weiß“, antwortete sie schlicht.

Er blieb an ihrer Seite bis das Dunkle der Nacht von den ersten Sonnenstrahlen vertrieben wurde und als Connor erwachte, hob Blaise ihn aus seiner Wiege. Strich über den Kopf des Jungen und küsste seine Stirn. Der Kleine schenkte ihm ein breites Lächeln und als er aufblickte, sah er dasselbe Lächeln auf Pansys Gesicht.

Und da wusste er, dass sein Warten irgendwann eine Ende haben würde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Acrobalena-
2010-09-01T19:27:59+00:00 01.09.2010 21:27
oh das ist süß
zumnindest der Schluss. Davor tut einem Scirpius doch sehr Leid. Auch wenn ich nicht glaube das Lucius Draco erlaubt hätte so nicht geheim eine zweitFamilie zu führen....
Aber es endet ja doch gut^^
eine schöne Geschichte :)
glg Lena
Von:  Acrobalena-
2010-07-21T09:07:44+00:00 21.07.2010 11:07
:D
richtig gut :D
ron und hermine sind einfach perfekt zusammen
schade das sie sieben bücher gebraucht haben um zusammen zu kommen
glg lena
Von:  -Nami
2010-07-04T18:01:00+00:00 04.07.2010 20:01
geil XDD
hermine & ron , ach ich lieb die beiden *___*
freu mich schon auf das nächste :]

lg -Nami

Von:  Dahlie
2010-06-30T10:23:07+00:00 30.06.2010 12:23
So, natürlich muss ich meinen Senf hier auch zugeben :)
Ich mag das neue Ende, es hat etwas abgerundetes und humorvolles. Der Adultteil an sich ;) ich weiß wie schwer so etwas ist, deshalb auch Respekt, dass du dich drangewagt hast!
Besonders gefallen hat mir die Beziehung zwischen Pansy und Draco, irgendwie ist es eine Freundschaft und eine Liebe, so ein Mischmasch eben. Alleine, dass sie ihn in seiner schlimmsten Phase erlebt und das ganze auch noch mit sich machen lässt, spricht für sich.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann werden das 110 os? Jaha, den WB kenne ich auch und ich muss sagen die Idee ist bombig, weil es sich damit so verdammt viel machen lässt :) Ich freue mich deshalb auch auf seeehr sehr viel neuen Lesestoff.
<3
Von: abgemeldet
2010-06-24T08:09:29+00:00 24.06.2010 10:09
xD
Voll genial~
Ich hab ua lachen müssen zum Schluss, wirklich süß~
Pls weiterschreiben :3
Von:  Mikoshiba
2010-06-18T19:03:30+00:00 18.06.2010 21:03
Danke für dieses tolle Drabble zu den Beiden *___________________*
Ich musste schmunzeln während dem Lesen und freu mich schon auf das nächste. x3

Liebe Grüße

Mikoshiba
Von: abgemeldet
2010-05-12T15:48:04+00:00 12.05.2010 17:48
Wie reizend *___*
Ich liebe Ron & Hermine sie sind ein wunderwunderwundervolles Paar. Allerdings kriegen sie hier wenig Beachtung. Danke das du was über sie schreibst^^

Liebe Grüße

Papaya^^


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