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This is what we do, lads

Robin Hood
von

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Prolog

„Umzingeln!“, rief Guy zum wiederholten Male. Seine Stimme war nun leicht ungeduldig, aber es hatte auch etwas erfreutes an sich, da Guy sah wie abgeschwächt dieses Mal die Abwehr von Robins Bande und natürlich Robin selbst war. Nicht ohne vorher viele Wachen zu verlieren, wie Guy bemerken musste, doch das war ihm sichtlich egal, wenn er denn nun bald schon zum Ziel kam und Robin mit nach Nottingham nehmen konnte. Warum sollte er Wachen nachtrauern? „Umzingelt ihn, macht schon…“

Guys Plan ging auf, was ihn stolz daran denken ließ wie sehr der Sheriff darüber erfreut sein wird. Er würde seine Steuern behalten, da diese über eine andere Route nach Nottingham geschickt wurden, während er ebenso Robin bekommen würde, der hier von diesem Hinterhalt vieler Wachen nichts gewusst hatte und somit gerade an seine Grenzen kam. Guy hatte den Wachen angewiesen alle anderen der Bande immer weiter von Robin fern zu halten, sie wegzutreiben und sie so lange im Schach zu halten bis sie eine Möglichkeit fanden Robin mitzunehmen, ob nun tot oder lebendig. Guy wusste aber, dass dem Sheriff es wichtig war seine Wut an dem Mann noch auslassen zu können, so dass er den Wachen angewiesen hatte Robin wenn es möglich war noch am Leben zu behalten. Guy selbst hielt sich gepflegt aus der Sache raus, wollte er nun wirklich nur den Ruhm einheimsen und sich heute nicht etwa noch schmutzig machen. Die Wachen, die eindeutig in der Überzahl waren, trotz der vielen Verluste bisher, hatten es ja nun im Griff. Sie teilten sich auf, hielten weiter Robin von den anderen fern.

Es blieb nicht unbemerkt, machten die Wachen das ja nun nicht einfach so und Guy schrie auch ziemlich deutlich, doch egal was John und all die anderen versuchten, sie wurden eher noch mehr in die Enge getrieben als das sie noch mal an Robin heran kamen und ihm helfen konnten. Jeder von ihnen hatte so seine Gegner, wenn man einen meinte erledigt zu haben kamen weitere dazu. So dass jeder von ihnen seine Verletzungen schon davon getragen hatte. Und es zog sich immer länger hin, so dass es kein Wunder war wenn sich Much langsam einfach nur zurückziehen wollte und immer mehr sein Schwert zu schwer wurde, während Djag kein Frauenvorteil hatte und genau wie alle anderen von vielen Wachen belagert wurde und keinen Ausweg sah bisher.

Robin konnte sich nicht mehr frei kämpfen um seinen Bogen von der Schulter zu nehmen und Pfeile nach den Wachen zu schießen. Gerne hätte er Much oder Djag geholfen, wenn nicht sogar mal Will oder Allan unter die Arme gegriffen. John konnte noch gut auf sich selbst aufpassen, war bei dem immer die Todesrate der Wachen ziemlich hoch.

Mit dem Schwert war Robin natürlich gut bewandert, auch wenn er damit eher tötete als wenn er mit dem Pfeil präzise eine Wunde erzeugte, die den Menschen erstmal außer Gefecht setzt. Robin hasste es zu töten, doch wenn es um sein Leben ging oder das der anderen musste er inzwischen auch eine Ausnahme machen. Doch es wurden einfach zu viele, und wer konnte ahnen, dass Guy dann doch zu ungeduldig wurde und sich nicht auf die Wachen verlassen wollte? Mit einem lauten „Gib mir deinen Bogen“, verlangte er von einer der Wachen dessen Waffe. Schnell hatte Guy auch schon ein Pfeil an der Sehne, zielte und traf. Ein Schmerzenschrei später, sackte Robin schon zusammen. … Er wurde an der Schulter getroffen. Eigentlich nicht weiter tragisch wenn man bedachte wie oft er schon lebensgefährlich verletzt worden war, selbst im heiligen Land war er nicht davon verschont geblieben, doch innerhalb dieses Gefechts hier, wo er sich auf alle Wachen konzentriert hatte, war die Wucht des treffenden Pfeils wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Benommen wie er war konnte er nicht mal mehr den Pfeil herausziehen, der tief zwischen dem Knochen stecke geblieben war. Die Chance von Guy war erfolgreich gewesen. „Nehmt ihn und bringt ihn weg!“, wies er einige Wachen an. Den anderen nickte er zu, so dass sie John und die Anderen noch im Schach hielten, so dass sie ihnen nicht ganz so schnell folgen konnten oder gar noch ein Rettungsversuch vor Ort veranstalteten.

Robin war nun also seit ein paar Tagen in den Mauern der Burg von Nottingham. Wo er seine letzten Stunden verbringen könnte…

Kapitel 1

»Burg Nottingham – Hof«

Ohne Erbarmen schnitten die Fesseln inzwischen tief in seine Handgelenke. Den kleinen Schutz von Kleidung, zwischen Handgelenk und Seilen, hatte man ihm schon beim Festbinden versagt. Die Wachen haben noch Witze gerissen. Ganz oben auf der Liste des Todes würde er stehen, da war dieser kleine Schmerz doch nichts Bedeutendes. Zwei lange Tage und eine Nacht war das jetzt schon her, als er vom Kerker der Burg hinauf zu diesem Platz geschleppt worden war, um hier für diejenigen eine Lehre zu sein, die dem Sheriff die Steuern nicht zahlen wollten oder anderweitig dem Gesetz trotzten. Zwischen zwei großen Holzpfosten war er festgemacht worden. Die Arme auseinander, die Seile sehr kurz so dass seine Arme lang ausgestreckt waren und seine Last erst recht auf seinen Füßen ruhte. Seit einer Weile hatten seine Kräfte ihn verlassen. Er hing nur noch in den Seilen, seine Hände waren durch die strammen Fesseln taub. Nach vorne gelehnt ruhte sein Kopf schwer auf seiner Brust, während seine Beine eingeknickt waren. Die Last die seine Füße noch tragen konnten, ruhte derweil auf den Fußrücken, aber es war nicht mehr fiel, da er nur hang.

Immer wieder verwehrte sich Robin den Gesprächen zu lauschen, die es um ihn herum gab. Während sonst nur sehr selten das Tor zum innersten der Burg offen stand, hatte man es jetzt Tag und Nacht lang offen um allen Bürgern den Blick auf Robin Hood nicht zu verwehren. Der Sheriff hatte einen Ehrenplatz, hoch oben an seinem Fenster, angenommen um jeden zu beobachten der es wagte nah an Robin heran zu treten. Zu seinem Ärgernis hatten sich Robins Gesetzlose noch nicht blicken lassen. Kein vermummter Mann oder eine Frau hatten versucht ihm zu trinken oder zu essen zu geben, geschweige denn ihn los zu machen. Auf der anderen Seite lachte der Sheriff darüber. Robin war sichtlich am Ende, seine letzten Stunden hatten geschlagen. In gewisser Weise wurde er nun von allen betrogen, obwohl er für sie sein Leben schon oft in Gefahr gebracht hatte, half ihm jetzt niemand. Ein dummes Ende…

Robin hatte großen Durst. Vor seinen Augen verschwamm alles innerhalb weniger Sekunden, jedes Mal wenn er versuchte seine Augen zu öffnen um irgendetwas zu erkennen. Wenigstens das wollte er, wo er ansonsten die Stimmen um sich herum gerne verdrängte. Sie halfen ihm nicht, machten seine Situation nur noch schlimmer. Es war bald nur noch ein heftiges Wirrwarr, dass Robin dazu brachte sich immer weiter in seine eigenen Gedanken zu verlieren um alles zu vergessen. Durch den Durst, der seit Anfang seines Öffentlichen Urteils nicht mehr gestillt war, und durch die Allgemeine Hitze der hoch oben stehenden Sonne, schaffte Robin nicht mal ein 'Schert euch bitte weg', auszusprechen. Sie alle waren nicht gegen ihn, konnten aber gar nichts für ihn tun. Eine Hilfe und sie würden wohl schneller den Tod finden als Robin hier.

Robin nahm es seiner Bande nicht übel, dass sie noch nicht gekommen waren um ihn zu retten. Vorschnell handelte meistens nur jemand, dem es egal war wie es ausging. Robin war bekannt dafür in seinen Plänen genau dies mit zu verankern. Er liebte Herausforderungen und Dinge die er nicht vorhersehen konnte. Erst recht dann wenn er sie bewältigt hatte und erfreut darauf zurück greifen konnte. Hier war er aber nicht mehr bei seiner Bande sondern derjenige der gerettet werden musste. Das sie sich zeit ließen hieß nur, dass sie versuchten einen sicheren Plan auszuarbeiten. Besser so. Trotz Plan musste man aber ebenso spontan bleiben, nur jetzt hoffte er einfach auf einen guten Plan. Wo sein letzter Ausweg nicht der Tod sein würde.

Wie lange er darauf wartete war ihm egal. Hauptsache er bekam dann noch einen klaren Gedanken zusammen. Und .. woran er zweifelte... er musste zu dem überhaupt noch hier stehen.
 

»Zur gleichen Zeit im Sherwood Wald.«

Much tigerte wie so oft hin und her, fluchte seit einer geschlagenen Zeit laut oder leise vor sich hin. Was nicht gerade dazu führte, dass die anderen Mal dazu kamen etwas Vernünftiges zusammen zu bekommen. Lediglich der schon auskommentierte Plan von Much stand zwischen ihnen. „Einfach rein, Robin von den Fesseln befreien und die Wächter ausschalten. Mit Robin klappt das doch auch immer…“, hatte der verzweifelte Much ihnen vorhin und ebenso schon gestern gesagt. Allan bemerkte auch in dieser Stunde wieder, dass normalerweise auch Robin hier bei ihnen war und es um jemand anderes ginge. Nicht, dass sie ohne Robin auf einmal unfähig wären, auf keinen Fall. Es war nur sehr riskant. Der Sheriff ruhte sich nicht darauf aus, hielt jede Wache aufrecht und wartete ja nur auf ihr kommen. „Ich will nicht das Lachen vom Sheriff hören, wenn Much blind zu Robin läuft und in eine Falle tappt…“, die Frauenstimme, versetzt mit typischen Sarazenenakzent, wurde wieder mal von einem abfälligen Schnauben von Much unterbrochen. Daraufhin trat John zwischen Djag und Much und schüttelte grimmig den Kopf. „Hört auf. Wenn wir streiten nützen wir Robin nichts“, John wandte sich erst von ihnen ab, als Much sich zum Feuer setzte und den Braten etwas drehte. Seufzend ging der große Mann den nächsten Hügel hinauf und schaute die Wege entlang. Die offiziellen Wege, die von jedem benutzt werden, genau so wie die inoffiziellen Wege, die zu den Wegen der Gesetzlosen geworden waren. Überall hatten sie Fallen und Warnsysteme aufgebaut. Ein falscher Schritt von einer falschen Person und alle die eingeweiht waren wussten, dass wer ungebetenes da war. „Will kommt zurück…“, entdeckte John nach einer Weile aufgeregt. Noch fern aber sichtbar, sah man durch Büsche hindurch und an Bäumen vorbei eine Gestalt auf einem Pferd auf den Hügel zukommen wo John stand. Auch wenn dieser sich sicher war, kniete er schon und spannte einen Pfeil an seinem Bogen. Man wusste nie ob einer von ihnen nicht verfolgt wurde, oder sich wer als einer von ihnen ausgab und es eine Falle war. Allan hielt derweil Much zurück, welcher aufgestanden war um Will entgegen zu laufen. Der Mann mit dem Kopftuch war der beste Freund, ehemalige Diener, von Robin. Ihm lag das Leben von Robin sehr am Herzen, was natürlich jedem hier bewusst war. Man musste Much deshalb oft zurück halten und sein eigenes Leben beschützen, da sich der Mann schon oft in Gefahr gebracht hatte dadurch.

Hufgetrappel wurde immer lauter, Will hielt sein Pferd bis zum Schluss im leichten Trab. Kurz vor dem Ort wo John wartete, zügelte er den schwarzen Hengst erst und ließ sich auch gleich schon an ihm herunter gleiten. „Sag schon…“, grummelte John ihn an, als Will nicht so aussah als ob er den Mund aufmachen wollte ohne gefragt zu werden. „Er wird weiterhin an dem Pfosten gehalten…“, antwortete Will ihm, während der junge Mann die Zügel des Pferdes über dessen Kopf zog um es gleich in ihren Versteckten Stall in einer Höhle führen zu können. Aber im Moment blieb er noch stehen um den anderen einen Bericht zu erstatten. „Sie geben ihm kein Wasser, nichts zu essen Die Sonne ist gegen uns, sie knallt ihm direkt auf die Haut“, Will schaute rüber zu den anderen, die jetzt ebenso auf den Hügel gestiegen waren. Allan hatte die Aufgabe übernommen, Much leicht festzuhalten. Djag dagegen stand alleine und hatte ihre Arme vor dem Körper verschränkt. Sie alle waren angespannt, alles um sie herum war für einen Moment vergessen. „Was ist mit Robin?“, fragte Much, seine großen besorgten Augen suchten bei Will irgendwelche positiven Anzeichen, aber schon bei den Worten wegen dem Wasser war dafür nichts mehr übrig. Wills Miene verfinsterte sich, betrübt überlegte er wie er es harmlos ausdrücken konnte. „Das er noch lebt…“, fing er an, biss sich gleich darauf schon auf die Unterlippe. „Der Sheriff hat ihn nicht versorgen lassen, die Pfeilwunde an seiner Schulter hat nur aufgehört zu bluten, weil nicht mehr viel von Robins Blut übrig ist.“ „Er wird also nicht mehr lange durchhalten können!“, mischte sich Djag ein. Sie hatte von Anatomie, Medizin und all dem Kram die meiste Ahnung von ihnen, aber natürlich wusste wohl jeder hier das sie Robin am besten so schnell wie es geht dort raus holen mussten. „Wenn wir ihm helfen wollen, dann müssen wir es bald tun!“ „Entweder jetzt oder nie mehr…“, bestätigte Will nickend die Worte von Djag und lächelte ihr zaghaft zu. Diese Geste ging aber in ihrer allgemeinen Betrübtheit ziemlich unter, was aber auch egal war. Much seufzte traurig auf. Gleich darauf hatte er schon sein Schwert gegriffen, es aber nicht aus dem Gürtel gezogen. „Rein stürmen und ihn von den Pfosten lösen, kämpfen und abhauen. Wir bringen ihn in eine der neuen Höhlen und verwischen die Spuren…“, erwähnte Much seinen alten Plan hastig, fügte aber neue Dinge dazu. Ein letzter Versuch mit der wenigen Hoffnung. Wieder griff John ein, packte den nervösen, verzweifelten Much am Kragen und hielt ihn bei sich, während er ihm das Schwert aus der Hand riss und dieses wieder ganz in Muchs Gürtel schob. „Robin hängt seit heute Morgen nur noch in den Seilen. Er wird es schwer haben zu kämpfen, weshalb wir auf uns gestellt sind. Jeder nimmt sich so viele Wachen wie es geht vor…“, Will zuckte seufzend mit den Schultern. Muchs Plan war beschissen, aber besser als gar nichts. „Verdammt, es ist Robin…Er macht die Pläne. Ab und an läuft es aber eben doch genau so ab wie Much es erwähnt hat. Wir teilen uns auf, kommen erst in der Mitte wieder zusammen. Robin wird los gemacht, mit glattem Durchschuss der Seile. Dann können wir sehen in wie weit er für etwas in der Lage ist. Oder John trägt ihn, während wir anderen uns um den Sheriff und die Wachen kümmern.“, Will war seit der Nacht immer wieder mit anderen Umhängen bekleidet zurück in die Menge geeilt die um Robin herum im Hof der Burg stand. Wirklich angenehm war es selbst für Will nicht gewesen, als er bemerkte was und wie sie in Robins Nähe über ihn tuschelten. Robin reagierte da nicht mehr drauf, vegetierte nur noch vor sich hin, als Will vor einer guten Zeit, schon zu lange her, den Hof verlasen hatte. Sie hatten nicht mal mehr die Gewissheit, ob Robin noch lebte, wenn sie dort ankommen würden. Egal ob sie jetzt los ritten oder erst später. „ich werde mich dafür noch hassen, falls Robin stirbt. Denn IHN.. habe ich gemocht…“, knurrte John. Diesmal schüttelte Djag den Kopf. „IHN magst du… MÖGEN.. denn er ist noch nicht tot… Wir werden es nicht dazu kommen lassen!“, rief sie bestimmend und trotzdem nicht allzu laut aus, während sie in die Richtung zeigte in der sie müssten um sich Pferde zu besorgen und nach Nottingham zu reiten. „Los!“, meinte sie noch mal so laut, als keiner den Anfang machte. Es war schon fast witzig, wie schnell sie dann auf einmal waren. Wie sie den Hügel runter liefen, ihre Spuren hier verwischten und ab zu der Höhle liefen wo die Pferde untergebracht waren. Will hatte nicht mal die Chance irgendetwas ihnen abzunehmen, obwohl er derjenige war der noch am leichtesten hier etwas tun konnte, da sein Pferd schon bereit war. Nur noch mal die Feuerstelle mehr verstecken, in dem er noch mehr Staub aufwirbelte und zuschaute wie der letzte Rest vom Feuer verschwand. Der Braten war hinüber. Nicht, weil sie ihn verbrennen ließen, immerhin war das Feuer jetzt aus, sondern weil sie ihn hier einfach zurück lassen mussten ohne ihn aufgegessen zu haben. Will versuchte direkt reinzubeißen. Wenigstens ein bisschen, um seinen Hunger von der Nacht und dem halben Tag noch etwas zu stillen, da er sich aber verbrannte verfluchte er diesen Versuch und lies den Braten einfach fallen. Bevor die anderen wieder da waren, hatte sich Will schon wieder zu seinem Pferd begeben und war natürlich der erste der den Weg nach Nottingham einschlug. Dicht hinter ihm die anderen auf ihren Pferden.
 

»Etwas später in Nottingham – Innerhalb der Burg.«

Während der Sheriff weiter auf seine früheste Eroberung herunter schaute und sich in seinem Stoppelbart freute, hatten an einem anderen Ort und doch noch innerhalb der Burg einige Wachen nichts zu lachen. Lady Marian durfte durch die Zuneigung von Guy zu ihr und dem halbwegs gutem Willen des Sheriffs, innerhalb der Burg ein und ausgehen. Meistens mit Guy zusammen, oder aber sie wurde von einer Wache begleitet. Inoffiziell durch die Gänge zu gehen machte aber natürlich mehr Spaß und war in solch einem Fall doch besser. Sie hatte also ihrer Wache ein Schlafmittel ins Getränk getan und gönnte diesem nun in einem beliebigen Zimmer ein wenig Freizeit. Dasselbe hatte sie mit weiteren Wächtern getan. Wie viele es waren war ihr gar nicht mal so bekannt, Hauptsache sie kam ungestört von einem Ort zum anderen.

Noch bevor Robin zum Gesetzlosen geworden war und seine Zeit jetzt damit verbrachte von Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben, hatte sich Marian die Rolle des Nachtwächters auf den Leib geschrieben. All das was Robin nun tat, hatte sie damals schon getan. Während sie aber eher verdeckt arbeitete, wusste man bei Robins Taten immer sofort dass er es wohl gewesen sein musste. Weil er den Ruhm liebte, den ihm die Bürger entgegen brachten wenn er ihnen etwas zu Essen gab.

Nun wo Robin da war, hatte Marian den Nachtwächter nur noch selten auf die Bildfläche geführt. Jetzt zum Beispiel, wo Robin sie brauchte, war es ihr kein Beinbruch sich zu maskieren. Ein weiter Umhang mit Kapuze, unter der sie ihre Haare zurücksteckte um nicht als Frau erkannt zu werden. Eine Maske um ihr Gesicht zu verdecken. Natürlich war auch ihre Kleidung die eines Mannes und von jemanden der nicht erkannt werden wollte, aber natürlich nützlich locker sein musste. Ihr Auftrag war leicht. Der Sheriff konnte mit Robins Waffen und Utensilien wie seine weitere Kleidung und einer Tragetasche nicht wirklich etwas anfangen. Er hatte sie alle einfach im Kerker gelassen, wo Marien sie sich jetzt herholen wollte, um sie dann einem hoffentlich lebenden Robin später übergeben zu können. Das letzte Mal hatte Marian Robin vor zwei Tagen gesehen. Da war dieser aus dem Kerker geholt und an die Pfosten gebunden worden. Zwei Tage konnten aus einem sturen und starken Mann eine halbe Leiche machen. Erst recht wenn dieser schon im Kerker fast gestorben wäre, ohne Versorgung, Wasser, etwas zu Essen und mit einer tiefen Wunde in der Schulter. Marian konnte sich das nicht antun, egal wie sehr ihr Robin am herzen lag, oder genau deshalb.

Stattdessen war sie jetzt hier im dunklen Gang auf dem Weg in den Kerker um Robins Sachen zu holen. Untätig sein war nämlich gar nicht ihre Stärke. Bei jeder Ecke verharrte Marian für kurze Zeit. So weit sie wusste hatte der Sheriff keine Gefangenen mehr und dementsprechend brauchten hier keine Wachen mehr zu sein. Nur wusste man nie ob nicht doch wieder einer hier auf sein Ende warten musste, geschweige denn ob nicht etwa Wächter hier unten verweilten um sich vor ihrer Arbeit zu drücken. Bald kam sie, ohne weitere Zwischenfälle, an der Zelle an wo Robin drin gelegen hatte. Unerwartet, aber erhofft, hatte man auf dem Boden davor seine Sachen liegen lassen. Marian sammelte sie schnell auf. Ihre Aufmerksamkeit lag nur für wenige Sekunden alleine auf der Weste, dem Bogen, der Tasche, den Pfeilen und dem Schwert. Ein paar Sekunden zu viel kümmerte sich Marian darum, die Sachen gut auf dem Rücken oder in den Händen halten zu können. „Wer da?“, rief schon ein Wächter, der hinter ihr hergekommen zu sein schien. „Niemand darf ohne Erlaubnis hier sein…“, knurrte der ältere Mann weiter, ohne Marian als vermummte Gestalt aus den Augen zu lassen. Marian antwortete natürlich nicht, sah nur mit wachen Augen zu wie er auf sie zukam. Erst recht unbeteiligt tuend, stach Marian der Wache als nächstes schon in den Bauch, bevor dieser realisiert hatte wie sie ihm sein Schwert aus der Hand geschlagen hatte. Da es immer vorkam nicht nur einem Wächter so zu begegnen, schaffte Marian hastig den blutenden Wächter in eine Zelle, packte die Sachen von Robin und lief zu der Treppe nach oben. Da der Sheriff beschäftigt war und Guy sich meistens ganz woanders herumtrieb als in diesem Zweig der Burg, hatte Marian keine großen Schwierigkeiten mehr den Weg vom Kerker zurück zu ihrem Zimmer zu schaffen. Der eine Wächter schien der einzige gewesen zu sein, die sie aus leichter Schlamperei doch vergessen hatte, während die anderen wohl in dem Trakt der Dienerschaft waren und ihren Rausch des Schlafmittels ausschliefen. Im Zimmer angekommen wechselte sie ihre Kleidung von der des Nachtwächters zurück zu einer Frau. Statt Hose und Hemd, sowie Umhang und Maske, trug sie bald schon wieder ein braun rotes Kleid. Robins Sachen steckte sie in einen großen Sack, danach versteckte sie noch schnell die Kleidung des Nachtwächters. Gerne war sie hier nicht. Für solche Fälle aber war es ganz gut einen direkten Draht in der Burg zu haben. Sie musste nur sehr stark aufpassen nicht irgendwann erwischt zu werden. Dass es bisher gut gegangen war hieß noch lange nichts. Ein bestes Beispiel dafür war die akute Gefangennahme von Robin. Bevor sie sich wieder in ihre Gedanken verfing, nahm Marian den Sack in die Hand und machte sich auf den Weg zu Robins Leuten um ihnen Robins Utensilien zu überreichen.
 


 

»Eine ganze Weile später. Wo auch immer, wir wollen unsere Bande ja nicht verraten.«

John hatte nun von seinem Versteck aus eine gute Sicht auf seinen Freund Robin. Wenn er sich umsah konnte er auch die Anderen sehen, allerdings hatten sie sich darauf geeinigt so wenig Blickkontakt wie möglich zu halten und sich nur zu verständigen wenn es nötig war. So also wenn sie loslegen wollten oder sonst etwas Wichtiges von einem Mann zum anderen Mann gebracht werden musste. Wenn alles glatt lief, brauchten sie also nur noch einmal Blickkontakt bevor sie sich Robin schnappten und schnell von hier verschwanden. John verwehrte sich den Blick auf Robin, seit dem er ihn einmal begutachtet hatte. Dessen kaputtes Shirt war an der Schulter zerfranst, man sah nicht nur den großen roten Blutfleck der sich über die ganze Brust zog, sondern ebenso die Entzündung der Wunde und einige weitere zugefügte Wunden rund um die Einstichstelle des Pfeils. Man überließ Robin nicht nur dem Zufall. Er sollte anscheinend auf jeden Fall sterben, hatte es aber auf hier draußen verzögert anstatt ihm im Kerker sterben zu lassen. Die Sonne knallte direkt auf Robin. Selbst aus seinem Versteck heraus sah John den trockenen leicht geöffneten Mund des Anderen. Sein Shirt lag eng an seinem Körper, so dass man die schweren Atemszüge nur zu deutlich sehen konnte. Robin reagierte nicht mehr. Seine Augen waren geschlossen, sein Körper hing bis zum äußersten nur noch in den Seilen, die man ihm an den Handgelenken sehr straff festgemacht hatte und kein Spiel zuließen um ihn sacken zu lassen. Wenn John sich nicht täuschte war Robins linke Schulter, die mit der Verletzung, ausgekugelt. Robin hing tiefer als in dem Falle normal war in den Seilen, seine Knie berührten schon den Boden. Ein Problem mehr. Sie wären aber nicht Robins Bande, Gesetzlose die sich gegen den Sheriff stellten, wenn sie es nicht schafften ihren Anführer und Freund vor dem Tod und dem Sheriff zu bewahren.

John wollte gerade Allan ein Zeichen geben. Der braunhaarige Mann war mit seinem Bogen dafür zuständig die Seile durch zu schießen, als John aus dem Augenwinkel heraus eine ihm bekannte Gestalt entdeckte. Marian, welche sich gerade aus der Burg schlich. Sie hatte einen Sack dabei und sah nicht gerade danach aus als wolle sie einkaufen gehen. John ärgerte sich etwas, gab aber doch das Zeichen zum Warten. Schnell hatte er sich aus seinem Versteck begeben und war bald darauf hinter der Frau. „Wohin des Weges, schöne Frau? Ihr müsst nicht weit gehen um Gute Waren zu bekommen…“, sagte John beschäftigt ernst und gab sich als Händler aus. Marian schaute kurz erschrocken, wusste dann aber wer da hinter ihr stand. Sie sprach ihn nicht an, prüfte nur ob wer sie beobachtete. John zog sie schon in eine Ecke. „Lady Marian…“, murmelte John etwas aufgebracht und bestürzt. „Wo wollt ihr hin?“, fragte er. Meistens war es Robin der Marian zur Vernunft zügelte, hatte sie nun mal öfters solche Ausflüge vor. Aber diesmal stand nur John vor ihr. Marian war wie immer nicht begeistert, gleich darauf wich ihr Zorn der Erleichterung. Da sie nicht in den Wald müsste um Robins Sachen abzugeben. Sie drückte John also den Sack in die Hand. „Nicht ich will etwas kaufen, sondern verkaufen…“, sagte sie ernst, für den Fall das doch wer zuschaute oder hinhörte. In ihren Augen spiegelte sich der eigentliche Satz wieder, den sie fast tonlos flüsternd danach erwähnte. „Robins Sachen aus dem Kerker…“ Ihre Stimmung wechselte zu traurig. Den Sack drückte sie John entgegen, sich selbst dann gegen den Sack. „Er wird bald getötet, wenn die Sonne und seine Schwäche nicht den letzten Rest tun..:“, erwähnte sie leise. Fast sofort kamen ihr die Tränen. Das sie Gefühle für Robin hatte, und er für sie, wusste wohl jeder der Bande irgendwie. Sie versuchte es nur zu vertuschen gegenüber Robin, damit er ohne Probleme all das tun konnte was er tun musste. Vor John, jetzt, war es aber sehr schwer. Ihr Versuch die Tränen wegzuwischen wurde von John bemerkt und gestoppt. Schnell nahm er die Sachen an sich, fuhr tröstend mit seiner großen Hand über die Wange der Frau. „Wir holen ihn jetzt!“, sagte er, schaute dann ernst. „folgt uns nicht, das bringt uns und ihn sonst in Gefahr. „, nur John kannte dann seine weiteren Gedanken: Falls wir Spuren legen können, in dem wir heil hier raus kommen.
 

John hatte Marian wieder zurück in die Burg geschickt. Um es wie einen Einkauf wirken zu lassen, hatte sie einige Äpfel gekauft und aß auch gerade einen, während sie ohne weiteres an allen Bürgern vorbei und ohne Robin anzusehen über den Hof ging und die Treppe hoch stieg. Mit leichtem Ärger im Bauch sah er sie vor der nächsten Ecke in Gisbornes Arme hinein laufen. John war sich über Marians Geschick bewusst, sie würde sich aus dieser Situation gut herausreden können, und trotzdem sah er nicht gerade gelassen zu wie die beiden aus seinem Sichtfeld verschwanden.

Es waren nicht viele Minuten vergangen, seit dem John eigentlich das Startzeichen hatte geben wollen. Bis zu diesem Moment, wo er wieder auf seinen Posten wartete. Und doch entschieden diese Minuten über Robins Leben oder dem Tod.

„Er ist to~t“, rief in dem Moment eine markante Frauenstimme. So laut und markerschütternd, nicht überhörbar. Im darauffolgenden Moment war die halbe Bürgerschar im Hof anscheinend bereits in Tränen ausgebrochen. Johns Kopf fuhr herum, hastig suchte er nach der schreienden Frau. Sein Blick blieb aber an dem noch mehr erschlafften Körper von Robin hängen. John ließ sich keine Zeit zum Überprüfen der Atmung von Robin. Er gab Allan das Zeichen und bekam aus den Augenwinkeln heraus mit wie Will dem erstarrten und niedergeschlagenen Much eine Ohrfeige verpasste um ihn daran zu hindern ebenso in Tränen auszubrechen. Er musste helfen Robin da heraus zu bekommen. Egal ob tot oder lebendig. Jetzt erst recht und sowieso. Keiner wollte Robin dem Sheriff überlassen, der den Körper wohl nur verbrennen würde.

Als Allan mit zwei Pfeilen rechts und links die Seile nur anschießen konnte, sie allerdings nicht durch bekam, wurde der Sheriff aufmerksamer. Erst durch Wills schneller Auffassungsgabe, einem kurzen Sprint und dessen Axt, waren die Seile durchtrennt und Robin sackte zu Boden. Will machte wieder Platz, achtete darauf das die Bürger nicht ganz so den Weg versperrten, was er aber dann doch eher nur spärlich hinbekam und nur durch Johns Anwesenheit etwas besser wurde. Der Sheriff hatte derweil die freudige Nachricht vom Tode Robins vom Fenster aus gehört und war nun auf den Weg die Treppen vom Hof runter zu laufen. Kurz vor dem Ende aber blieb er doch stehen, rief lediglich nach den „Wachen!!“. „Bringt mir Hoods Körper!“, brüllte er dazu. Statt selbst in die Menge der Bürger zu treten, blieb er auf den Treppen und zog sich bis nach oben zurück. Seine Augen hatten nun auch gesehen wie Robin zu Boden fiel, ohne einen weiteren Halt von Seilen an den Pfosten. Wer genau da geholfen hatte war dem Sheriff ganz egal. Er sah da nur das Problem, dass dem Mann wieder geholfen wurde. So ein Dreck. Mehrere Arme griffen nach Robin, da die Bürger nun doch näher an ihn heran gekommen waren. Auch John und Much waren auf dem Weg, während Will sich den ersten Wachen annahm, die ihnen entgegen kamen. Niemand außer der Bande sollte an Robin heran kommen. Niemand. „Bleibt weg!“, knurrte der junge Mann, führte sein Schwert sicher gegen die Wachen. John schmiss Robins Sack zu Djag rüber, die auch kämpfen konnte während sie etwas in der Hand hielt. Robin wurde auf Johns Schulter geladen, bevor sich John mit dem Schwert in der Hand einen Weg aus dem Hof bahnte. Der Sheriff war außer sich, rief nach weiteren Wachen, immer wieder. Doch es kamen keine, da vor nicht allzu langer Zeit Marian diese außer Gefecht gesetzt hatte. Guy war beschäftigt mit der Frau, welche nichts von all dem was hier passierte mitbekam und Guy eigennützig irgendwie beschäftigen musste um gar von ihm loszukommen. Sie schaffte das.. sicherlich. Immer noch besser in der Burg zu sein als draußen auf dem Hof und darauf hoffen das man hier noch heil weg kam. Allan verteidigte sie von weitem noch mit Pfeil und Bogen und war einer der letzten die den Rückzug angingen. Immer mehr zogen sie sich zurück, ließen sich von den Wachen verfolgen, bis sie beim Tor angekommen waren das sie durch einige geübte Handgriffe herunterließen und den Wächtern somit den Weg versperrten. Sie konnten ihnen erstmal nicht folgen, aber jeder von ihnen wusste das sie trotzdem die Spuren verwischen mussten, da diese sie auch noch verraten, egal wie schnell sie waren und wie viel Vorsprung sie hatten. John verschwendete keine Zeit, schaute nicht nach wie es Robin ging. Erst als sie alle auf ihren Pferden saßen und es nur reichlich Geschick brauchte um Robins Puls zu führen während des strengen Galopps, konnte John bei dem sonst leblosen Mann ein schwachen Herzschlag spüren. Der Ruf der Frau war nicht aus Johns Gedanken gewichen. Sie hatten sicherlich nicht versucht ihnen zu helfen. Ein schrecklicher Gedanke, so mit ihren Gefühlen und Reflexen zu spielen. Zu tun als ob er tot wäre, sie hätten immerhin auch in Panik ausbrechen können. John gefiel der Gedanke zwar nicht, Robin gerade verloren zu haben. Dahingehend war es aber doch gut ihn im Moment mit schlagendem Herzen bei sich zu haben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer den sie nicht mehr verlieren würden. Robin war bei ihnen, lebte. Selbst wenn es nur durch den ruppigen Umgang war, dass sein Herz wieder schlug. Es pochte...

Kapitel 2

»Zwischen Nottingham und dem Sherwood«

Es wäre verwirrend gewesen, wenn sie nicht verfolgt werden würden. Doch auch ein toter Robin blieb für den Sheriff ein Grund sich nicht geschlagen zu geben und die Bande laufen zu lassen. Er versuchte seit Anfang an Robin und Sie aus der Welt zu schaffen, schaffte es aber trotz sehr vielen knappen Zwischenfällen nicht. Robins Gefangennahme jetzt kam allerdings sehr nahe an einem Erfolg heran, eben weil die Bande sich nicht sicher war, ob sie Robin lebend oder doch tot in der Höhle absetzen würden.

Noch waren sie nicht im Sherwood, weshalb sie alle in einem strengen Galopp gefallen waren. Da war Spuren verwischen, wie am Anfang geplant, nicht mehr möglich. Nicht lange später also, nach dem sie Nottingham verlassen hatten und schon eine ganze Strecke geritten waren, wandte sich John zu seinen Freunden um, versuchte in Gedanken einen Plan auszuarbeiten, wie sie am Besten vorgehen konnten. „Zu zweit auf einen Pferd! Das zweite Pferd im Schlepptau, wir trennen uns!“, kam ihm dann aber auch schon Djag zuvor, als sie gerade innerhalb eines Gebiets waren von dem man aus nicht hinter sich lange den Weg erkennen konnte und vorne den Weg auch nur erahnen konnte. John verstand was Djag von den anderen wollte, so dass er mit den anderen fast gleichzeitig seine beiden Pferde zügelte. John hatte Robin vor sich auf dem einen Pferd und ließ das zweite Pferd, was für Robin bestimmt gewesen war nur nebenher laufen. Djag hatte also die Idee, Doubles zu erschaffen. Spuren die alle gleich aussahen und die Verfolger in die Irre führten. Denn zwei von drei Grüppchen würden nicht John und Robin sein. John half Djag dabei, sich bei Will aufs Pferd zu setzen, ohne einmal den Boden berühren zu müssen. Er hielt das Pferd von Djag so lange still und übergab ihr die Zügel dann wieder, damit sie das Pferd neben sich herziehen konnten. Ein Blick zu Allan und Much rüber lies nichts Gutes bei ihnen erahnen, aber John wollte und durfte nicht in Depressionen verfallen. „Wenn ihr das noch hinbekommt…“, knurrte er die beiden an, die sich darum zu streiten schienen, auf welchem Pferd sie sich setzen sollten, damit ihr beider Gewicht dem ausgewählten Pferd nicht schadete. John riss sich von dem Anblick mit einem seufzen los und wandte sich dann schon wieder an Djag und Will, die nun mal schon fertig waren und los reiten sollten. „Wir sehen uns später…“, meinte er ernst, musterte sie mit einem fast verabschiedenden Blick. Wer wusste ob sie sich wieder sehen? Angespannt drückte John den leblosen Robin an sich und setzte sich gerade aufs Pferd. „Heute ist kein guter Tag zum sterben!“, warnte er alle. Jeder kannte Johns Einstellung. Meistens sagte er, dass es ein guter Tag zum sterben war, aber natürlich legte er es nicht darauf an. Sie sollten auf sich aufpassen, immer. „Und auch du stirbst uns nicht…“, grummelte er Robin leise entgegen. John wartete nicht, überlies es seiner Hoffnung an die Anderen zu glauben. John galoppierte davon, hinterließ mit seinen zwei Pferden eine kleine Staubwolke. Will und Djag taten dies in einer anderen Richtung und auch Allan und Much hatten sich endlich geeinigt. Allan saß nun hinter Much und hielt das zweite Pferd mit langem Zügel neben ihnen.

Alle drei Grüppchen mussten jetzt einen Umweg nehmen, nicht direkt und doch auf einem schnellen Weg in Richtung Sherwood reiten.
 

»Much und Allan «

„Es ist verdammt egal, auf welchem Pferd wir sitzen, Much“, regte sich Allan noch immer auf, nach dem sie schon eine Weile von den Anderen getrennt waren. Nicht mehr lange waren sie im Vorteil, die Verfolger waren ihnen sicherlich schon auf der Spur. Vielleicht nicht gerade jeweils ihnen als Gruppe, aber doch schon so dass sie es nicht leicht haben werden auf die Dauer. „Robin ist jetzt bei uns! Du hilfst uns und ihm nicht, wenn du solche Probleme bei jeder Kleinigkeit machst!“, Allan schüttelte hinter Much sitzend den Kopf, darauf anspielend das Much auch im Hof der Burg sowie im Lager immer wieder einen Aufstand angezettelt hatte. „Ich weiß…“, sagte Much niedergeschlagen. Seine Stimme war im Arsch. Da Much der Knecht von Robin war und jede Minute an seiner Seite gestanden hatte, von Kindheit an bis jetzt wo Much als freier Mann galt, gehörte Robin zu Muchs Familie. Ohne Robin hatte Much niemanden außer der Bande, welche aber Robin nicht ersetzen konnten. „Er soll nicht sterben.. er darf einfach nicht tot sein…“, jammerte er dann, handelte sich dafür wieder eine Ohrfeige ein. „Mach das was du tun musst. Bring uns in einem Bogen nach Sherwood und hoffe auf John und Robins Durchhaltevermögen.“, wies Allan den Mann vor ihm ernst an. Langsam hatte er es satt mit dem Mann, auch wenn nicht nur er in den letzten Tagen direkt mit Much zu tun gehabt hatte. Er war ein guter Freund, doch jetzt ging es mit Much so durch, dass er für sie ein Risiko darstellte. Sie hatten den Weg gewählt, der dem direkten Weg nach Sherwood sehr nahe kam. So dass ihnen wohl mehr verfolgen würden, oder am wenigsten. Je nach dem, sie waren zumindest vorbereitet und so lange sich Much im richtigen Moment einkriegte war noch alles in Ordnung.
 

»Will und Djag«

Alles was sie taten war riskant. Sich zu trennen und jeweils nur zu zweit, oder im Falle von John alleine, gegen die Wachen zu kämpfen, war ein halber Todesurteil, wenn man sich erwischen lies. Die Wachen werden sich genauso aufteilen wie die Bande, da der Sheriff es nicht riskieren wird eine Spur außer acht zu lassen. Den Wald von Sherwood kennt keiner so gut wie die Gesetzlosen, aber noch waren sie nicht in der Nähe davon. Will und Djag hatten sich eine Richtung ausgesucht, die sie per Luftlinie am Sherwood vorbei brachte. Irgendwann würden sie den Bogen nach Sherwood einschlagen können, jetzt ritten sie geradewegs davon weg. Folgten ihnen einige Wachen, würde es bedeuten diese weit weg von John und Robin zu bringen. Der Nachteil an diesem Weg war die Ungewissheit über den Verbleib der Anderen. Sie mussten es verkraften, so wie immer. Das Risiko kannten sie. Wenn sie es nicht wussten, würden die Verfolger ebenso keine Ahnung haben. „Es dauert nicht mehr lange…“, Djags Atmung ging schnell, obwohl nicht sie sondern das Pferd unter ihnen die Arbeit machte und über den Weg galoppierte. Ihre Augen waren auf die Ferne gerichtet. Nicht nur in die Richtung in die sie ritten sondern auch aus der sie kamen. „Sie sind nicht blöd“, erinnerte sich Djag säuerlich leise. „aber wir sind ihnen einige Pferdelängen voraus!“ Will verdrängte seine Kommentare, Antwortete also nicht und zuckte nur mit den Schultern, während er weiter auf den Weg achtete. „Sollen wir durch das Dorf da durch?“, fragte er dann als er weiter entfernt einige Häuser sah. „Nein, lieber nicht…“, antwortete er für sich selbst, achtete nicht darauf das Djag ihm hatte eine Antwort geben wollen und nun kurz beleidigt hinter ihm saß. „Da hinten…“, flüsterte sie. „Ich glaube ich habe was gesehen…“, sie konnte nicht mal erkennen ob es nur ein Baum gewesen war oder Reiter. Wahrscheinlich waren es gar Fußgänger die auf einem Hügel aufgetaucht und wieder abgetaucht waren. „Schneller Will..:“, meinte Djag sofort anstatt sich noch weiter darum Gedanken zu machen. Warten bis die dort hinten näher kamen und sie erwischten, falls es die Verfolger waren? Nie im Leben. „Wir müssen sicher gehen, dass sie uns nicht erkennen und früher umdrehen.“, fügte sie noch hinzu, als sie sich stärker an Will drückte und den Sack von Robin zwischen sich und Will hielt um ihn nicht zu verlieren, da Will das Pferd noch weiter antrieb.

Bei einer Weggabelung am Dorf vorbei musste Will das Pferd abrupt anhalten. Das zweite Pferd und Djag hatten damit nicht gerechnet. Durch den Schrecken der Vollbremsung lies Djag die Zügel des Pferdes los und musste zusehen wie dieses Pferd an ihnen vorbei lief und für weitere Unruhe sorgte. Nicht zu vergessen war der Grund wieso Will überhaupt stehen geblieben war, was Djag aber noch nicht wusste. „Nicht! Halt!!“, rief wer, doch da war es schon passiert. Kurze Zeit später befand sich Djag unter Will auf dem Boden. Sie hatte nicht mal schreien können, verspürte jetzt aber Schmerzen und Panik. „Runter von mir“, meinte sie erschrocken, riss die Augen auf als neben ihrem Kopf ein Huf auftauchte. Knapp daneben. Der Hengst der sie abgeschmissen hatte, stand nun unruhig über ihnen und trampelte fast auf sie. Es dauerte nur Sekunden, da hatte sich Will stöhnend von ihr runter gerollt. Djag beeilte sich aufzustehen, doch ein Schmerz im Fuß brachte sie zurück in die Realität. Sie schwankte und stolperte fast, doch als sie ihr Gleichgewicht wieder erlangt hatte achtete sie da nicht mehr drauf. Schnell hob sie ihre Arme, griff in die Zügel des unruhigen Hengstes und ließ ihn nicht mehr abhauen.

Unterdessen hatte ein Bürger das andere Pferd eingefangen, kam nun wütend au die beiden Gesetzlosen zu. „Was fällt euch ein, verschwindet hier!“, der Bürger kannte die Gesetzlosen und war ihnen dankbar für alles was sie taten. Nur heute war er durch diesen Vorfall ziemlich genervt und wütend, hatten sie ihm nun den Karren kaputt gemacht. „Tut uns Leid…“, reagierte Will auf den Mann, ohne überhaupt mitbekommen zu haben was genau alles passiert war. „Harte Arbeit dahin…“, grummelte der Bürger. Will nahm ihm schnell das zweite Pferd ab, weil er befürchtete, dass der Mann diesen wohl etwas später einfach wieder laufen gelassen hätte. Vorkommen tat so etwas nun mal ab und an. Ein Hinweis für sie, nicht zu viel Dummheiten und Fehler zu machen. „Wir werden es ersetzen!“, wandte sich Will etwas unbeholfen an ihn, nach dem er sich den Karren angeschaut hatte. Er war, trotz das Will Halt gemacht hatte, durch das zweite Pferd zerstört worden. „Lasst die Karre liegen, bringt aber eure Waren in Sicherheit! Wir müssen weiter…“, meinte Will schnell. „Wir werden verfolgt…“, wahrscheinlich schon zu viel Information, aber das musste einfach sein. Will wollte nicht mehr so viel Zeit verlieren. Er ging zu Djag, half der verletzten Frau auf das eine Pferd und setzte sich wenige Sekunden später auch schon auf das Andere. Sie lenkten ihre Pferde um den Trümmerhaufen herum. Dort aber blieb Will noch mal stehen und wandte sich runter zu dem Bürger, der wütend zu ihnen auf schaute. „Will deutete auf eine falsche Richtung. „sagt, wir sind dort entlang geritten…“, er nickte ihm zu. Dann setzten Djag und er ihren Weg fort.

Der Bürger wusste nicht, dass sie jetzt den falschen Weg entlang ritten. Djag war auch verwirrt, beruhigte sich aber soweit, dass sie Will vertraute und dem Bürger keinen Grund zum Misstrauen gab. Als sie einen guten Abstand zur Kreuzung hatten und niemand sie noch sehen konnte, trieb Will sein Pferd vom Weg runter und über eine Wiese sowie durch Bäume hindurch, um zu ihren alten und eigentlichen Weg zurück zu kommen. Sie wussten nicht ob er der Bürger rechtzeitig verschwand. Ob er gefragt wird wo sie entlang geritten waren stand auch in den Sternen.

Sollten die Wachen auf ihn treffen, wird er zwei Möglichkeiten haben. Entweder er befolgt ihren Hinweis, sagt ihnen die Richtung die Will genannt hatte und somit war alles beim alten wenn die Wachen ihm glaubten. Oder er rettet sein Leben und erzählt den Wachen wo Will und Djag wirklich entlang geritten waren. Dort wo nun mal auch die Spuren leicht sichtbar in der Erde waren. Dann würden die Wachen einen Weg einschlagen, bei dem sie Will und Djag nicht finden werden. Sie musste auf die Klugheit des Bürgers hoffen, am Besten war es wenn er gar nicht erst bei der Kreuzung blieb. Sollte er dort bleiben und er wählte falsch, brauchte der Bürger noch genug Glück, da die Wachen immerhin die Spuren auch sehen konnten und er wohl der nächste Mensch am Galgen sein würde, da er sie belügt.

In dem Falle hatten sie jetzt einen Bürger sich selbst überlassen. Will fühlte sich nicht ganz so wohl dabei, durfte aber jetzt nun wirklich nicht auf so etwas achten. Später vielleicht. Jetzt aber nicht. Robin war tot. Johns Auffassung vom schlagenden Herzen von Robin hatte der große Mann für sich behalten. All das was sie mit Robin getan hatten würden sie jetzt ohne ihn machen müssen, oder sie taten mit seiner Beerdigung und einer Verabschiedung das Letzte was sie tun konnten, hängten ihre Aufgabe als Helfer der Armen an den Nagel. „Pass auf Will…“, der Ruf von Djag holte Will aus seinen Gedanken. Gerade noch so hatte er sich ducken können, vor etwas was er nur wage hatte erkennen können. Erst als er dran vorbei war und nach hinten schaute, bemerkte er den Ast eines einzelnen Baumes. An dem Baum war das Pferd schon von alleine vorbeigeritten, aber die tiefe des dicken Astes hatte natürlich das Pferd so nicht beachtet, war es dafür ja nun wirklich nicht zuständig. „Danke, Djag…“, Will atmete noch eine kurze Weile heftig. Dieser Schock, obwohl gar nichts passiert war, saß genauso tief als wenn etwas passiert wäre. Nebenbei nahm er die Zügel wieder richtig auf, wollte sich jetzt wirklich mehr auf den Weg konzentrieren als auf eventuelle Verfolger oder Robin. Denn hier waren sie nur auf sich alleine gestellt.
 

»Gisborne und die Wachen, zwischen Nottingham und Sherwood«

Weil der Sheriff selbst zu doof war eine Leiche zu beherbergen, musste Gisborne jetzt mit den Wachen einer Spur folgen. Robins Leute waren nicht mehr in Sichtweite. Das Tor in der Burg zu reparieren hatte viel Zeit vergeudet, welche die Bande ausgenutzt hatte. Guy aber war fest entschlossen spätestens im Sherwood Wald die Bande zu finden, da sie immerhin irgendwo da zu Hause waren und Robin, ob tot oder lebendig, dort hinbringen wollten. Gisborne fragte sich nicht nur, was die Bande mit Robin tun wollten, sondern ebenso was der Sheriff mit ihm machen wollte. Doch Gisborne hatte gelernt seine Fragen ab und an auch für sich zu behalten, weshalb er sich darauf konzentrierte diesen Auftrag auch erfolgreich abzuschließen und Robin wieder nach Nottingham zu bringen. „Beeilt euch…“, rief Gisborne zum wiederholten Male den Wachen hinter ihm zu. Sie alle saßen nun auf Pferden, trotzdem waren sie für seinen Geschmack viel zu langsam, da zwischen seinem Pferd und ihnen doch einige Meter Luft waren. „Sie haben eine Leiche. Sie sind schwächer als wir!“

Robin war nicht dabei. Jah, dass war ein Ansporn. Gisborne kam alleine dadurch auf trab. Kein Robin mit Pfeilen und seinem Bogen, mehr Chancen auf überlebende Wachen und somit mehr Chancen auf Sieg. Das entschädigte auch die Tatsache wie sie alle hier aussahen. Durch den schnellen Aufbruch hatten die Wachen zum Teil gar keinen Sattel auf ihren Pferden, was eigentlich auch gar kein Beinbruch war. Sie müssten sich nur später nicht wie Idioten benehmen, wenn sie wieder nach Nottingham zurück ritten. Sie hatten ein Ziel und gute Chancen es zu schaffen. Ganz toll waren die Spuren auf dem Boden, hinterlassen von sechs Pferden, sichtbar und allem Anschein nach auch direkt nach Sherwood führend. Mies war nur, dass sie natürlich spät waren und die Bande nicht mal an einem Horizont sehen konnten. Das Land war einfach von zu vielen Hügeln und Wäldern durchzogen.

Sehr lange ging die Verfolgung wie ein Kinderspiel, dann aber hob Gisborne irritiert die Hand. Mit einem Blick nach hinten vergewisserte er sich, ob die Männer stehen blieben. Als das passiert war richtete er seinen strengen Blick auf den Boden. Spuren lesen zu können war ein Part den hier jeder können musste. Aber wenn so viel auf einmal passierte konnte man nur raten. Er verfolgte mit den Augen die einzelnen Abdrücke, sortierte sie und koordinierte. „Sie haben sich hier getrennt…“, rief er seine Vermutung aus, trieb sein Pferd an und kam den Wachen entgegen, die sich ebenfalls in Bewegung setzten. „Bildet fünf kleine Gruppen…“, wies Gisborne an, trieb zur Eile und beleidigte jeden der es wagte sich nicht zu beeilen. Dann deutete er in die groben Richtungen der sich drei teilenden Spuren. „Verfolgt alles was ihr finden könnt. Und kommt mir ja nicht ohne Robin oder einen der anderen unter die Augen!“, wies er die drei Gruppen an, die den Spuren sofort folgten. Gisborne schaute ihnen nicht lange nach, wandte sich dann an die noch verbliebenen zwei Gruppen. „Ihr reitet jeweils geradewegs nach Sherwood…“, er deutete in weitere Richtungen. Jeweils zwischen den Luftlinien der anderen Wege hindurch. Dann lachte Guy auf. „Immerhin…“, er schaute den Wachen entgegen, grinsend. „ist ihr Zuhause immer noch Sherwood. Und wer reitet nicht gerne nach Hause?!“, er trieb sein Pferd dazu an, sich einmal im Kreis zu drehen. „Dreht jeden Stein um, wenn es nötig ist. Bringt dem Sheriff den Körper von Robin, was mit den anderen wird ist mir egal. Tötet sie oder nehmt sie gefangen…“ Warum Gisborne dies nur zu den Wachen sagte, die direkt nach Sherwood reiten? Weil sie eventuell zuerst ankamen und die Bande abfangen konnten. Da mussten sie immerhin mehr wissen. „Los!“, meinte er dann, „nicht trödeln!“. Während die zwei Gruppen auch ihren Weg antraten, hatte sich Gisborne dazu entschieden einen der anderen Gruppen zu folgen. Von weitem sah er sie noch, und er trieb sein Pferd bis zum äußersten um sie früh genug noch einzuholen und wieder bei ihnen mitzureiten. Die Pferde würden am Ende des Tages wohl sehr k.o. sein, aber das interessierte hier niemanden.

»Nicht allzu lange später, an bekannter Kreuzung«

„Sir?“, eine der Wachen schaute den schwarzhaarigen Mann etwas durcheinander an. „Welchen Weg?“, ragte er weiter, nicht nur weil drei Wege zur Auswahl standen, sondern auch weil mitten auf dem Weg eine kaputte Karre stand und man ihn nicht weggeräumt hatte. Es war keine von Pferden gezogene Karre, so dass die Spuren von Hufen nur denjenigen gehören konnten, die sie verfolgten. Oder es waren noch ältere Spuren. „Sucht nach Spuren auf den Wegen..“, Gisborne fragte sich zu oft, wieso die Wachen nicht selbst darauf kamen. Ungeduldig schaute Gisborne zu wie sich die Wachen aufteilten und die Spuren untersuchten. „Hier sind welche…“, kam wenige Zeit später eine Meldung. „Keine tiefe Spur, also keine zwei Reiter auf einem Pferd, aber mindestens zwei Pferde!“, meldete die Wache. Gisborne fluchte. Entweder Robin lebte und konnte wieder reiten oder sie verfolgten eine der falschen Gruppen. Gisborne schaute sich mürrisch den Weg an. Er führte noch weiter von Sherwood weg. „Teilt euch noch mal auf…“, knurrte er. „Verfolgt die Spur, kehrt aber so bald wie es geht um, falls ihr euch sicher seit das es kein Zweck hat sie noch einzuholen!“, Gisborne selbst reite sich bei den Wachen ein, die den Weg einschlugen auf dem im ersten Moment keine frischen Spuren zu sehen waren. Dieser führte bald in den Sherwood Wald, und genau da wollte Gisborne jetzt endlich hin.
 

»Näher als manch anderer am Sherwood«

John ruhte sich nicht auf der Idee von Djag aus. Es war nicht allzu schwer das zweite Pferd so neben sich zu führen, als ob es ältere Spuren waren. Das einzige Problem was John hatte war der nicht ganz so durchdringende Zustand von Robin, den John umständlich vor sich auf dem Pferd hatte. Eben doch mehr tot als lebendig. John konnte durch den strengen Galopp und der Koordination von mehreren Dingen keinen Puls bei Robin fühlen. Falls dieser atmete war es ebenso nicht greifbar.

Kurz nach Nottingham hatte John bisher das letzte und das einzige Mal Robins Puls fühlen können, nur war jetzt schon wieder so viel Zeit vergangen. John hasste Umwege und Verfolger, wenn ein Leben auf dem Spiel stand. Ihm wäre es lieber gewesen direkt zur Höhle zu reiten, doch musste er solche öffentlichen Wege nehmen und es darauf ankommen lassen. Zum Ärgernis Seiner hatte genau in diesem Moment auch noch das Pferd Probleme. Wenn John sich nicht täuschte und dessen Anzeichen richtig deutete, hatte es wohl ein Stein im Huf oder sein Fuß umgeknickt, da es humpelte. „Ich hab da keine Zeit zu…“, grummelte er. Schon eine Weile lang vermutete er hinter sich die Wachen des Sheriffs. Einmal hatte er zumindest etwas gesehen was nach Reiter ausgesehen hatte. Gegenseitiges Sehen war nicht unmöglich gewesen. Doch mit einem humpelnden Pferd kam John nicht weit, weshalb er das Pferd nach weiteren Metern anhielt. Umständlich lies er sich samt Robin vom Pferd gleiten und hob Robin gleich darauf auch schon aufs zweite Pferd. Bevor er sich dazu setzte und somit dem zweiten Pferd eine Pause gönnen konnte, bückte er sich zu dem betroffenen Fuß. Schnell war das Bein angehoben und der Stein gesichtet. Mit einem heftigen Ruck zog John ohne große Umstände den Stein aus der Kuhle, warf ihn weg und stellte dem Pferd das Bein wieder auf den Boden. Als nächstes zog er dem Pferd die Zügel über den Kopf, um es führen zu können. Beim anderen Pferd machte er es genau umgekehrt, damit er sich hinter Robin setzen konnte um weiter zu reiten.

Robins Position war jetzt nicht mehr allzu bequem, aber da John eh nicht wusste ob er tot war oder bewusstlos, sollte man es ihm in dieser Hektik nachsehen. Kostbare Zeit war dahin, denn gerade als John sein Weg fortsetzen wollte hörte er Rufe hinter sich. Rufe, die ihm nicht gefielen. Er erkannte keinen Satz, doch war es so aggressiv, dass es nur die Wachen des Sheriffs sein konnten. John trieb sein Pferd zum äußersten. Da er aber das noch humpelnde Pferd im Schlepptau hatte und auf dieses achten wollte, kamen die Verfolger immer näher. Nach einem kurzen Blick nach hinten, einem abschätzen wie lange sie noch brauchen würden, entschied sich John dafür in die Angriffsphase überzugehen. Mitten im Lauf konnte John gerade so seinen Platz von einem Pferd auf das andere verlagern, sprang einfach rüber und hievte sein Bein über den Sattel während er das Pferd stoppte und es zum Umdrehen bewegte. Sein Schwert ziehend ritt er dann geradewegs auf die Wachen zu. Das Pferd mit Robin auf dem Rücken war unterdessen noch so perplex, dass es ohne Führung weiter lief. Es war ziemlich hektisch dabei, was ein Abwurf von Robin zur Folge hatte. Hart kam Robin auf dem Boden auf, wo er regungslos liegen blieb. Das Pferd galoppierte nur noch wenige Meter weiter, dann hörte es auch auf und schaute verwirrt und ängstlich zu dem Trubel zurück. John griff inzwischen zwei der vier Wachen gleichzeitig an. Statt wie üblich mit seinem Stab, hatte er jetzt sein Schwert dabei, konnte natürlich damit auch umgehen. Den ersten Mann trieb er damit auch vom Pferd, den zweiten schlug er mit der Faust. Für die nächsten musste John sein Pferd herumreißen, da sich die Männer nicht hinten angestellt hatten. Erst jetzt sah John das Geschehene. Robin auf dem Boden liegend, einer der noch übrigen Wachen war schon vom Pferd gestiegen und prüfte Robins Lebensfunktionen, der andere dagegen saß noch auf dem Pferd. Bis zu dem Zeitpunkt wo John bei ihm war und ihm sein Schwert direkt in die Seite rammte, so dass der Mann sich krümmte vor Schmerzen. Ein Schubs später lag er auf dem Boden und John wandte sich zu dem letzten Mann. „Gib es doch zu…“, wandte sich dieser auch schon an John, hob seine Hände vor dem Körper. Er war Waffenlos. „Er ist tot, was wollt ihr…“, John knurrte daraufhin, lies sich nicht für dumm verkaufen. „Was will der Sheriff? Ihn verbrennen? Vergraben sicherlich nicht.. und ein Skelett im Kerker wird er Robin auch nicht.“, wie kam er eigentlich dazu, hier eine Diskussion mit dem Kerl anzufangen? John bemerkte früh genug die weiteren Wachen. Sie bewegten sich wieder und wollten ihn umstellen. John ließ so etwas nicht mit sich machen, wirbelte herum und kreuzte mit einem die Schwerter, während er sich mit der freien Hand und seinem Körpergewicht auf einen weiteren Angriff des nächsten Kerl konzentrierte. Er schubste ihn weg und stieß dem ersten das Schwert hart in den Bauch. „Verzieht euch. Ein Toter braucht eine Beerdigung, keine dumme Vorführung und Störung der letzten Ruhe…“, wenn sie nicht vernünftig waren, was sie nicht waren da sie ihn gleich darauf alle angriffen, mussten sie eben mit ihrem tot rechnen. Und genau diesen leitete John ein, ohne groß Mitleid oder Trauer, nicht mal Reue zu verspüren. Bald gab es schon vier verletzte mehr auf der Welt. Der erste starb schon als John seufzend auf sie runter schaute. Es tat ihm nicht leid, sie hatten es so gewollt.

„Verdammt…“, John erinnerte sich nach Minuten wieder an Robin. „Nein!“, rief er ihm entgegen. „Bitte…“ Der Mann hatte sicher nicht gelogen. Kein Puls zu fühlen, was nicht das erste Mal war. Aber es war schrecklich daran zu denken, dass es wirklich auch so sein soll. „Ich bin kurz vorm Sherwood. Robin…Bitte…“, John kniete bei Robin, legte sanft seine große Hand an die Wange des Jüngeren. Seine zweite Hand legte er auf die Brust, nah beim Herzen. Aus dem Affekt heraus fing John an zu drücken, immer fester gegen Robins Brust. Verzweifelt und am Ende machte John etwas was half. Wenn auch etwas brutal, da John wirklich nicht mehr weiter wusste und Robin einfach nicht tot hier liegen haben wollte. Er schlug schon so fest auf die Brust des jungen Mannes, dass er befürchtete ihm eine Rippe zu brechen. Gerade als John kurz davor war in Tränen auszubrechen und aufzugeben, keuchte Robin gequält auf und hustete danach Blut. John erschrak, weil er sich dafür verantwortlich fühlte, gleichzeitig aber freute es ihn auf gewisser Weise irgendwie, immerhin reagierte Robin. „Robin…“, John hatte nun beide Hände von Robin runter genommen, stützte sie aber rechts und links neben dem Mann ab und wartete aufgeregt. Der Mann am Boden regte sich auch langsam. Schwerfällig drehte Robin seinen Kopf von der einen auf die andere Seite, hielt dann aber in der Mitte an und öffnete langsam seine Augen. Viel erkennen tat Robin nicht, zu verschwommen war die Sicht, in seinem Kopf drehte sich alles und es schmerzte so stark. Robin öffnete seinen Mund, schien irgendetwas sagen zu wollen. Es kam nur kein Ton raus und auch die Lippen bewegten sich nicht weiter, formten keine Buchstaben. Innerhalb von Sekunden war es auch schon wieder vorbei. Robins Augen, die sowieso in den wenigen Sekunden ein wenig geflackert hatten, wurden langsam stumpfer und trüber, bevor sie sich schlossen und der Kopf von Robin zur Seite fiel, als sich Robins Körper wieder entspannte.

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„Nein…“, rief John gequält aus. Nun konnte er seine Tränen wirklich nicht zurückhalten. Ohne Gewissheit ob das jetzt das Ende war oder Robin lediglich Bewusstlos geworden war, umfasste John Robin und drückte ihn erstmal an sich. Der große Mann ließ sich aber nicht allzu viel Zeit um in Tränen auszubrechen. Dieser Moment hatte ihm nur wieder gezeigt wie nah sie am Abgrund standen. Und egal was jetzt war, er würde Robin in den Sherwood Wald bringen. Also hob er ihn wieder hoch, hievte ihn aufs Pferd und sich gleich dahinter. Bald schon war er wieder auf den Weg.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Mamawolf
2010-06-01T10:52:38+00:00 01.06.2010 12:52
Auch das zweite Kapitel finde ich einfach wieder klasse ^^
Von:  Rhodenia
2010-05-27T19:19:36+00:00 27.05.2010 21:19
Meine Kleinigkeiten hatte ich dir ja schon per ICQ erzählt gehabt.
Ein paar Holpersteine, wie ich finde, beim lesen.
Die Geschichte an sich ist schön erzählt. Man kommt gut mit und findet sich leicht zurecht was die Orientierung in der Geschichte angeht.

Wobei man ein Seil nicht einfach so mit einem Schwert oder einem Pfeil durchtrennen kann. ^^" Filmfehler die es überall zu sehen gibt und man es dann auch einfach übernimmt. Naja.. Meckert ja eh keiner außer mir darüber... <.<

Was gibt's sonst noch zu sagen? Außer nicht die Lust am Schreiben verlieren nichts weiter ;)
Von:  Mamawolf
2010-05-26T20:00:53+00:00 26.05.2010 22:00
Ich bin begeister ^^
Voll spannend ich hoffe es kommt bald ein neues Kapitel, ich will unbedingt wissen wie es Robin weiter ergeht.
Von:  Jumperlady
2010-05-26T19:44:24+00:00 26.05.2010 21:44
Ich finde du hast das mit dem ersten Kapitel gut gelöst. Es ist mal etwas anderes das der Held von seinen Freunden gerettet wird. Die interne Aufteilung und vorallem die Nennung der Orte, find ich hat was gewitztes und passt zu dir und somit auch zu deiner FF. Bin beim nächsten Kapitel sicher wieder beim Lesen dabei.

Fehler bzw. Verbesserungsvorschläge hab ich dir ja schon gegeben.
Von:  Mamawolf
2010-05-21T20:16:03+00:00 21.05.2010 22:16
Hi ich find es klasse das du so eine ff machts ich liebe Robin Hood. Er ist mein Lieblingsheld aus dem Mittelalter. Hoffe bald mehr zu lesen ^^


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