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Pulse

»What happens in Vegas, should stay in Vegas«
von

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to give in

TO GIVE IN
 

Mein Herz hämmerte mir bis zum Hals, als ich mich an den Schultern des Kerl festkrallte, während er seine Lippen so ungestüm, fordernd und nahezu besitzergreifend auf meine drückte, dass mir fast die Knie wegsackten. Ich konnte ihn mit jeder Faser meines Körpers spüren, wie er sich bestimmt und lasziv gegen mich bewegte, drängend, aber nicht drängelnd. Seine Hände strichen forschend über meine Schultern, meinen Rücken und legten sich fest auf meinen Hintern, sodass ich vor Erregung fast verging. Ich konnte die Wärme seiner Haut durch den Stoff seines dünnen Shirts spüren.
 

Blind ließ ich mich von ihm durch das Zimmer schieben, in dem kein Licht brannte, das aber dennoch durch die leuchtenden Reklametafeln, glühenden Banner und blinkenden Casinonamen erhellt wurde. Wie ausgehungert hingen wir einander an den Lippen und küssten uns, als hätten wir im Leben nie etwas anderes getan. Seine Zunge war räuberisch, wild und so gottverdammt verführerisch, dass es mir so gut wie alle Sinne zu rauben drohte. Ich fühlte, wie seine Hände sich von meinem Hintern lösten und wieder nach oben wanderten. Zielsicher lösten seine Finger die Knöpfe meines Hemds und zogen es mir aus. Meine Haut schien an jeder Stelle, die er mit bloßen Händen berührte, zu brennen.
 

Irgendetwas Weiches stieß plötzlich gegen meine Waden. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, fiel ich rücklings — und landete auf der weichen Matratze seines Betts. Sein Mund hatte sich von meinem gelöst und ich gierte danach, ihn wieder zu küssen, doch das schien er anders zu sehen. Die dunkle Silhouette seines eindrucksvollen Körpers beugte sich über mich, im nächsten Augenblick konnte ich seine Zungenspitze an meinem Schlüsselbein fühlen, wie sie es wendig nachzeichnete. Sein Knie schob sich kompromisslos zwischen meine Beine. Eine seiner Hände legte sich um mein Gesicht, der Daumen links auf meiner Wange und die restlichen Finger rechts. Die andere, freie glitt mit einer hauchzarten Berührung über meinen Oberkörper und Bauch bis zu meinem Hüftknochen — ehe sie sich unter meine Hose und Unterhose schob.
 

Ich konnte ein ersticktes, heiseres Stöhnen nicht unterdrücken, als er anfing, seine Hand in einer pumpenden Bewegung auf und ab zu bewegen. Er gab etwas wie ein zufriedenes, leises Lachen von sich, ehe seine Zunge provokativ über die Linie meines Unterkiefers leckte. Ich hob die Arme und suchte mit den Händen nach seinem Gesicht. Als ich es fand, umfasste ich es, schob meine Finger vor und wühlte mich in seinen Schopf. Forsch zog ich ihn zu mir hinunter, um ihm meine Lippen auf den Mund zu drücken. Vorwitzig leckte er mir über die Lippen, teilte sie, küsste mich, raubte mir den Verstand.
 

Und während ich seine Haare losließ und nach dem Saum seines Shirts griff, um es ihm auszuziehen, hoffte ein kleiner Teil in mir, dass diese Nacht sehr, sehr lange dauern würde.
 

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tbc.

to freak out

Für meine herzallerliebste Katja <3

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TO FREAK OUT
 

Geistesabwesend saß ich in der Cafeteria und stocherte in dem abartigen Fraß herum, den es hier gab. Das sah aus, als hätte man Fleisch, Kartoffeln und Spinat püriert und zu einer Pampe gemischt, die jetzt in dem Teller waberte und nach etwas völlig Undefinierbarem roch. Ein winziger Teil meines Hirns fragte sich träge, warum ich mir diese Grütze überhaupt geholt hatte. Ich rammte meinen Löffel in den schlabberigen Brei und hob ihn an. Als ich ihn wieder umdrehte fiel die kleine Portion mit einem widerwärtigen Platschen zurück in den Teller. Angewidert zog ich die Nase kraus.
 

»Willst du das noch essen?«, fragte Brad mich und sah mich mit einem hungrigen Ausdruck in den Augen an. Er saß mir gegenüber, sein Teller war bereits leer, aber er wirkte nicht, als wäre er satt — und offenbar schmeckte dieses gülleähnliche Zeug ihm. Ich ließ meinen Löffel gegen den Tellerrand fallen und schob ihm das Geschirr herüber. Brad graptsche gierig nach dem Teller und begann ihn mit großen Löffelportionen zu leeren.
 

»Hey«, tönte es fröhlich neben mir und Alicia schob ihren Hintern auf den freien Stuhl, der neben meinem stand. Sie lächelte mich munter an, beugte sich vor und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Mund. »Was gibt’s heute denn zu essen?«
 

Skeptisch beäugte sie den Teller, den ich soeben Brad gegeben hatte.
 

»Kotze mit McDonalds-Aroma«, erklärte ich schulterzuckend. Alicia grinste, halb amüsiert, halb angeekelt.
 

Als es plötzlich still an unserem Tisch wurde, wandte ich den Kopf. Sean Dorian ging gerade vorbei. Er war der Captain des Footballteams, das seit etwa einer Woche aber nur noch, weil der Coach ein sehr toleranter Mensch war. Sean Dorian ist schwul. Er hatte sich nicht freiwillig geoutet, aber er war mit irgendeinem anderen Kerl erwischt worden und das hatte seine Runde gemacht. Jetzt wurde er von allen gemieden, und ich wusste, dass seine Teamkollegen ihn am liebsten nicht mehr als Captain gehabt hätten. Dabei war Dorian bis zu diesem Vorfall ein Star gewesen. Beliebt, gutaussehend, engagiert. Eigentlich alles, was dem Klischee eines Football-Captains nicht entsprach. Aber nun war er mehr ein Schatten und unfreiwillig dazu verurteilt, sich den Spott der anderen anhören zu müssen. Ich fand es mutig, dass er sich nicht einfach unterbuttern ließ und nicht das tat, was alle sich herzlich herbeisehnten. Im Stillen zog ich meinen Hut vor ihm.
 

Chris stieß Joel an. »Hey, wie täuschen Schwuchteln einen Orgasmus vor?«, fragte er halblaut, aber mit triefender Gehässigkeit in der Stimme. Ich war mir sicher, dass Dorian es hörte und hätte beinahe meine Augen geschlossen, weil die Fremdscham jetzt schon in mir hochschoss.
 

»Sie spucken sich auf den Rücken!«, löste Chris das Rätsel. Unser gesamter Tisch brach in tosendes Gelächter aus. Die Leute an den Tischen unmittelbar um uns herum, die das Witzchen mit angehört hatten, lachten ebenfalls lautstark. Ich fuhr mir mit einer Hand über die Augen. Mich brachten diese abfälligen, geringschätzigen Witze nicht mehr zum Lachen. Ich war es leid, mir so gut wie jeden Tag diese demütigenden Schwulen-Witze anzuhören. Früher hatte ich darüber gelacht, so getan, als fände ich es zum Brüllen komisch. Mittlerweile reagierte ich nicht mehr. Anfangs hatten meine ›Freunde‹ das noch komisch gefunden, aber ihre Skepsis hatte sich gelegt, nachdem ich beständig gesagt hatte, dass die Witze inzwischen so breit getreten und alt waren, dass sie einfach keinen Lachnerv trafen. Sie hatten sich damit abgefunden. Zum Glück.
 

Was niemand wusste: Ich bin auch schwul. Vermutlich so schwul, wie man nur sein kann. Es hatte ewig gedauert, bis ich mich endlich mit dem Gedanken angefunden und es mir eingestanden hatte. Ich wollte nicht schwul sein, damals, als es angefangen hatte. Das war uncool. Wer wollte denn gern eine Schwuchtel sein? Ein Po-Pieker? Ein Schwanzlutscher? Meine Kumpels und ich hatten uns ständig darüber lustig gemacht, über diese erbärmlichen Kerle, die Muschis und Titten nicht zu würdigen wussten.
 

Als ich irgendwann bemerkt hatte, dass eine flache Brust und Eier mich mehr anmachten als C-Cups und Vaginen, hätte ich mich im ersten Moment am liebsten übergeben. Es war wie ein Weltuntergang für mich gewesen. Ich konnte doch unmöglich zu diesen ekligen, schwanzlutschenden Fiedeln gehören, über die ich so gern herzog! Muschis und Möpse, das war es, was zählte. Aber die interessierten mich nicht. Ich hatte mir haufenweise Pornos und Magazine besorgt, aber je länger ich die entblößten Frauenoberkörper oder die Mitte der gespreizten Beine anstarrte, desto mehr stießen sie mich ab.
 

Das war vor drei Jahren gewesen. Nachdem ich meinen ersten Sex mit einem anderen Kerl gehabt hatte, war ich in einer Art Rausch gewesen. Irgendwann hatte ich aufgegeben, dagegen anzukämpfen. Warum sollte ich auf etwas verzichten, das ich so unglaublich scharf fand? Es war, als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt. Es war gar nicht so schrecklich, schwul zu sein. Ich war immerhin kein anderer Mensch, nicht weniger wert, nicht abartig. Was war so schlimm daran, auf andere Männer zu stehen? Ich war so blöd gewesen.
 

Allerdings behielt ich dieses pikante Detail für mich. Meine Kumpels würden mir das Leben zur Hölle machen. Ich wusste es. Ich musste mir nur ansehen, wie sie Dorian ständig runterputzten. Und ich hatte einfach keine Lust darauf, mich Tag täglich damit herumzuschlagen. Manche würden es wohl feige nennen, ich nannte es Selbstschutz. Im Sommer würde ich meinen Abschluss machen, dann würde das College anfangen — und dann konnte ich mich outen. Wenn ich irgendwo war, wo mich niemand kannte und niemand mir voreingenommen gegenüber treten würde. Bis dahin würde ich mein Hetero-Image hüten und Alicia, meine Freundin, würde mir dabei helfen.
 

Es tat mir leid, dass ich Alicia ausnutzte. Ich mochte sie wirklich. Sie war ein nettes Mädchen, hatte was in der Birne, was man von mindestens achtzig Prozent ihrer Geschlechtsgenossinnen in unserem Jahrgang nicht behaupten konnte. Alicia war zwar ein Modepüppchen und zugegebenermaßen ziemlich verwöhnt, aber ihr Denken war nicht komplett umnachtet von Schminke und Klamotten. Sie interessierte sich für Mode, war immer perfekt angezogen und geschminkt und hergerichtet, aber sie rannte nicht jedem Trend nach. Ich hatte viel Zeit mit ihr verbracht, deswegen wusste ich das und auch, dass sie später mal Stylistin werden wollte.
 

Wie gesagt, ich mochte Alicia. Wirklich. Aber es war trotzdem jedes Mal eine Qual und kostete mich Überwindung, mit ihr zu schlafen. Nicht etwa, weil sie ausgesprochen hässlich war, sondern einfach … weil sie eben nicht das hatte, was mich scharf machte. Sie war beliebt, hübsch und schlau, sie hätte jeden Kerl der Schule haben können — aber sie war mit mir zusammen, dem nicht geouteten Homo, der sie hinter ihrem Rücken mit anderen Typen betrog. Mir war durchaus klar, dass ich dafür irgendwann wehleidig in der Hölle schmoren würde, aber … es sollte sich zumindest gelohnt haben.
 

»Wie war Vegas?«, holte Alicia mich aus meinen Gedanken zurück. Ich fokussierte mich auf sie. Erwartungsvoll schaute sie mich an, während sie mir sanft mit den Händen auf die Oberschenkel trommelte. Ich war am Wochenende mit meinen Eltern in Las Vegas gewesen, als Kurztrip sozusagen, aber sie hatten mir strikt verboten, mich in irgendein Casino zu verabschieden. Dabei war ich ziemlich überzeugt gewesen, dass ich beim Pokern ein paar Tausend hätte anhäufen können. Aber einmal abgesehen von dem Verbot meiner Alten hätte man mich vermutlich sowieso an keinen Tisch gelassen. Ich war einfach ›zu jung‹.
 

»Gut«, antwortete ich leicht grinsend. Meine Gedanken schweiften kurz zu Samstagnacht ab, die ich mit einem attraktiven, dunkelhaarigen Kerl verbracht hatte, der mir im Hotel vor dem Casinobereich über den Weg gelaufen war. Ich versuchte mich zu erinnern, wie sein Name gewesen war, aber wenn er ihn mir genannt hatte, dann konnte ich mich nicht mehr entsinnen.
 

»Hast du ordentlich abgeräumt?«, wollte Alicia mit schelmischem Grinsen wissen. Ich strich ihr eine Wimper von ihrem unteren Augenlid. Eigentlich sollte ich mich aus dem Fenster stürzen für das, was ich ihr antat. Wäre sie eine hohlbirnige Schickse gewesen, wäre es mir egal gewesen, ob ich sie anlog und betrog, aber Alicia … Alicia war nicht nur meine Freundin, sie war auch eine Freundin — eine sehr gute.
 

»Leider nicht«, sagte ich seufzend. »Sie wollten mich nicht lassen.«
 

»Armes Baby«, meinte Alicia mit aufmunterndem Lächeln, während sie mein Gesicht in ihre Hände nahm und mir sachte einen Kuss gab. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich wegen meiner sexuellen Gesinnung — abgesehen von meinem anfänglichen Hass — einmal so schlecht fühlen würde. Wäre ich hetero, dann wäre Alicia das perfekte Mädchen für mich gewesen.
 

Ich legte meine Hände auf ihre Handgelenke. »Irgendwann werde ich so reich sein, dass ich dir alles kaufen kann, was du dir wünschst«, versprach ich ihr milde. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, fügte ich gedanklich hinzu. Sie kicherte kleinmädchenhaft. Eigentlich bekam sie schon jetzt alles, was sie sich wünschte. Alicia war Papas Prinzessin, er trug sie auf Händen und legte ihr die Welt zu Füßen. Er war so steinreich, dass man sich neben Familie Kelso wie eine kleine Kakerlake vorkam.
 

»Das ist süß von dir, Colin«, meinte Alicia kichernd. Sie ließ mein Gesicht los und nahm stattdessen meine Hände, ehe sich ein entschuldigender Ausdruck auf ihre Züge legte. »Du, ich fürchte, unser Treffen heute Abend muss ausfallen. Kelly hat für heute Abend noch Training angesetzt und da muss ich anwesend sein.«
 

Alicia war eine Cheerleaderin und Kelly war sozusagen ihre Chefin. Aber auch ohne Kellys Machtworte ging Alicia gern zum Cheerleading. Ich verübelte es ihr nicht.
 

»Schon okay«, winkte ich ab. Sie lächelte mich erleichtert an, dann hob sie den Blick und schaute quer durch die Cafeteria zu dem ganz äußersten Tisch, der direkt neben den beiden großen Abfalleimern stand, an dem Dorian ganz allein saß. Ich folgte ihrem Blick kurz. Als Alicia sich mir wieder zuwandte, beugte sie sich weit zu mir vor.
 

»Ich finde es irgendwie wirklich schrecklich, wie sie Sean behandeln«, sagte sie so leise, dass nur ich es hören konnte. Ernst lag in ihren Augen. »Die anderen Typen aus dem Footballteam versuchen ihn mit allen Mitteln wegzuekeln. Dabei waren sie mal seine Freunde und Sean ist einer der besten Spieler. Sogar einige Lehrer stellen die Entscheidung des Coachs in Frage. Sie sind der Meinung, es wäre ein Fehler, Sean sowohl im Team als auch als Captain zu behalten. Ist das nicht unfair?«
 

Ich starrte sie verblüfft an. Bisher hatte Alicia nie durchblicken lassen, dass es sie offenbar nicht störte, dass Dorian schwul war. Dass sie ihn sogar so … in Schutz nahm, wunderte mich mächtig. Aber es erleichterte mich auch. Die ganze Zeit war ich davon ausgegangen, dass sie auf der Seite aller anderen stehen und Dorian verurteilen würde. Es machte mich auf gewisse Weise sogar stolz, dass meine Freundin keine schwulenfeindliche Konservative war, aber auch sie traute sich offenkundig nicht, sich gegen die Front der hämischen Schüler zu stellen. Sonst hätte sie ihre Gedanken mir nicht leise zugeflüstert, sondern sie laut ausgesprochen. Aber gut, ich hielt auch meine Klappe.
 

»Vielleicht«, sagte ich nur. »Vielleicht ist es aber wirklich ein Fehler, ihn im Team zu behalten.«
 

Zumindest war Alicia mutig genug, um zumindest mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich konnte nicht einmal dafür die Courage aufbringen. Sie lehnte sich wieder zurück und musterte mich kurz. Für einen Moment fragte ich mich, ob sie einen Verdacht hatte.
 

Doch dann sagte sie: »Zumindest lachst du nicht über diese geschmacklosen Witze.«
 

Als ich nach der Schule nach Hause kam, waren meine Eltern beide zu Hause und hatten offenbar Besuch.
 

»Ich bin wieder da!«, rief ich durch die Wohnung. Ich ließ meine Tasche im Flur stehen, bevor ich in die Küche ging, um nach etwas zu essen zu suchen. Die Pampe zum Mittag hatte mir den Appetit verborgen und ich hatte nichts zu mir genommen, jetzt wollte ich mich nur vollstopfen.
 

Während ich durch den Kühlschrank wühlte, lauschte ich der fremden, männlichen Stimme, die aus dem Wohnzimmer kam. Es war keiner von Moms oder Dads Freunden, sondern jemand, den ich nicht kannte. Ich bastelte mir ein Sandwich zusammen und hörte nebenbei dem Gespräch zu, das meine Eltern mit der anderen Person führten.
 

»Ein Sportstipendium?«, hörte ich meinen Dad aufgeregt fragen. Unweigerlich musste ich die Augen verdrehen. Er war ein hoffnungsloser Footballfan, hatte zu seiner Schulzeit selbst gespielt und selbst auf dem College noch, daher war er ziemlich enttäuscht, dass ich absolut nichts mit Sport anfangen konnte. Schon gar nicht mit Football. Ich war zu schlaksig, zu schmal und die Ausprägung meines Bizepses war sehr scheu. Einer dieser Schränke musste mich nur anpusten und ich segelte wie eine Feder durch die Luft.
 

»Ja«, bestätigte die fremde Stimme. »Aber dann hab ich mir das Sprunggelenk verletzt und seitdem … na ja, ich konnte es dann doch nicht annehmen. Deswegen studiere ich jetzt Jura hier in Stanford. Das ist auch in Ordnung.«
 

Mein Dad ließ ein leises, anerkennendes Pfeifen hören. Wieder verdrehte ich die Augen, als ich die zweite Sandwichbrotscheibe auf meine Kreation pappte. Von Jura war ich mindestens so weit entfernt wie von Football. Ich war mir noch nicht einmal zu hundert Prozent sicher, was ich machen würde.
 

Ich nahm den Teller, auf dem mein Sandwich lag, holte meine Tasche und schwang sie mir über die Schulter, bevor ich durch den kleinen Torbogen ins Wohnzimmer spazierte.
 

»Hast du gehört, Colin?«, fragte mein Vater gerade. »Jura!«
 

Er kam mir gerade ins Sichtfeld, als ich meinte: »Vergiss es, Dad, ich werde sowieso Pokémon-Trainer.«
 

Als ich erkannte, wer da in unserem Wohnzimmer mit meinen Eltern saß, ließ ich fast den Teller fallen. Mit einem Mal spürte ich, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich und zeitgleich mein Puls in die Höhe schnellte.
 

Es war nur die eine Nacht gewesen, aber ich erkannte ihn. Die dunklen Haare, die breiten Schultern, der schelmische Zug um den Mund, die eindrucksvolle Statur. Es war der Typ aus Vegas, mit dem ich Samstagnacht verbracht hatte. Das konnte unmöglich wahr sein! Wie war das möglich? Vegas war doch ein ganzes Stück von Palo Alto entfernt, wie konnte er dann hier sein? Was zum Teufel machte er in diesem Wohnzimmer? Das musste ein Traum sein. Wahrscheinlich war ich im Unterricht eingeschlafen und träumte mir diesen Blödsinn zusammen.
 

Sein Gesicht fror für einen Moment, als er mich ansah. Offenbar erkannte er mich ebenfalls. Für drei ewig lange Herzschläge starrten wir einander fassungslos an, bis er sich wieder fing und mir ein freundliches Lächeln schenkte. Dieses stumme Erkennen war so schnell verflogen, dass meine Eltern nichts Verdächtiges merkten.
 

»Das ist unser Sohn Colin«, stellte meine Mutter mich ihm vor. »Colin, das ist Ned Fox, er ist nebenan eingezogen.«
 

Kein Traum.
 

Der Teller schwankte gefährlich in meiner Hand. Ned. Richtig. Jetzt fiel es mir wieder ein. Meine Katze Bonne lag auf seinem Schoß, etwas, was sie sonst nur bei mir tat. Sonst blieb sie bei niemandem liegen.
 

Mir wurde im Sekundentakt abwechselnd siedend heiß und eisig kalt.
 

»Hi«, sagte ich mechanisch. »Willkommen in der Nachbarschaft.«
 

Bevor Ned antworten konnte, sagte mein Dad: »Ned studiert Jura. Du solltest dich vielleicht von ihm beraten lassen, bevor du dir irgendwas—«
 

»Wohl kaum«, schnappte ich sauer. Was fiel diesem Ned eigentlich ein, nebenan einzuziehen? Konnte er sich nicht eine andere Bleibe suchen? Das hier war mein Haus! Ich konnte ihn hier nicht gebrauchen! »Ich hab noch zu tun.«
 

Ich steuerte mein Zimmer an, stieß die Tür mit dem Fuß auf und stellte den Teller auf meinem überladenen Tisch ab, ehe ich sie wieder schloss. Ich hatte nicht übel Lust, den Kerl jetzt zusammenzustauchen, aber das ging vor meinen Eltern schlecht. Erstens, weil sie nicht wussten, dass ich schwul war, und zweitens, weil sie vermutlich einen Aufstand machen würden, wenn sie erfuhren, was zwischen Ned und mir geschehen war. Und den Aufstand würden sie nicht machen, weil ich schwul war — bei mir lag Homosexualität nahezu in den Genen —, sondern weil ich minderjährig war und Ned nicht. Da hatten sie ihre Prinzipien. Dass ich bereits Sex hatte, damit hatten sie sich abgefunden (die Kleinigkeit, dass ich auch Sex mit Kerlen hatte, wusste sie allerdings — logischerweise — nicht), doch was für sie gar nicht in die Tüte kam, war jemand, der nicht in meinem Jahrgang war. Und dass Ned definitiv nicht in meinem Jahrgang war, sondern einige darüber, war nicht zu übersehen.
 

Das mit den Genen war eine fast witzige Geschichte. Meine Oma mütterlicherseits (möge sie in Frieden ruhen) war eine Lesbe gewesen und der Bruder meines Dads war schwul. Homosexualität war in meiner Familie also kein Thema. Meine Eltern hatten sich damit abgefunden und inzwischen keine Probleme mehr damit. Mein Dad hatte sogar einen erstaunlich guten Draht zu meinem Onkel, wohingegen seine Eltern den Kontakt zu ihm völlig abgebrochen hatten.
 

Ich atmete ein paar Mal tief durch. Der Appetit war mir schon wieder vergangen. Lustlos starrte ich mein Sandwich an, während ich fieberhaft überlegte, was ich jetzt tun sollte. Ich würde jetzt Tür and Tür mit einem Kerl leben, mit dem ich in Las Vegas geschlafen hatte. Mit einem Kerl, von dem ich gedacht hatte, ich würde ihn nie wiedersehen. Mit einem Kerl, der mich jederzeit mit Leichtigkeit auffliegen lassen konnte. Der mir Streit mit meinen Eltern einbringen konnte. Verdammt.
 

Später am Abend, als es draußen ganz langsam zu dämmern begann, rauschte ich aus meinem Zimmer, durch das Wohnzimmer, durch die Küche in den Hausflur. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe an der gegenüberliegenden Tür zu klingeln, sondern griff erst einmal probehalber nach dem Türknauf. Die Tür glitt lautlos auf. Ich schlüpfte in den kleinen Flur, der in die mit Kisten zugestellte Küche führte.
 

Ein Rumpeln verriet mir Aktivität im Wohnzimmer. Hastig schlängelte ich mich an den Kartons vorbei und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Ned saß mit dem Rücken zu mir auf einem kleinen Hocker und kramte in einer Kiste herum. Sein schwarzbraunes Haar bedeckte in sanften Wellen seinen Nacken. Ich holte tief Luft, während mein Hirn wieder die Empfindungen von Samstagnacht auspackte. Die Küsse, die Berührungen, die Hemmungslosigkeit und die Ekstase, die mir durch den Körper gerauscht war. Es wallte wieder auf.
 

»Kannst du mir mal verraten, was du hier machst?«, keifte ich sauer, nachdem ich die Erinnerungen zurückgekämpft hatte. Ich konnte sehen, wie ein Ruck durch Neds Körper ging, als er sich erschreckte. Blitzschnell drehte er sich zu mir um, einen irritierten Ausdruck in den Augen. Als er mich erkannte, beruhigte er sich ein wenig.
 

»Kündigt man sich hier nicht mit einem Klingeln oder Klopfen an?«, fragte er mich unbeeindruckt. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, während ich versuchte, ihn sauer in Grund und Boden zu starren. Als ich ihm keine Antwort gab, seufzte er kurz.
 

»Ich ziehe hier ein«, erklärte er mir nüchtern.
 

»Zieh woanders ein!«, zischte ich aufgebracht. »Hier wohne ich!«
 

Er erhob sich und überragte mich fast um einen ganzen Kopf. Doch er blieb stehen, bewegte sich kein Stück, sondern starrte mich nur mit einem belustigten Ausdruck in den Augen an. Es machte mich fuchsteufelswild, dass er mich scheinbar nicht ernst nahm. Was dachte er sich? Nur weil er älter war als ich, hieß das noch lange nicht, dass ich weniger ernstzunehmend war als er.
 

»Das konnte ich auch nicht wissen«, erwiderte er gelassen. »Glaubst du, ich hätte gewusst, dass ich dich hier treffe?«
 

Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als mir keine passende Antwort einfiel. Ned wandte seine Aufmerksamkeit von mir ab, ging hinüber zu einem anderen Karton und holte eine kleine Lampe behutsam daraus hervor. Er marschierte zielstrebig durch den Raum und stellte sie auf eine kleine, quadratische Kommode, die mehr an einen Nachtschrank erinnerte.
 

»Du kannst nicht hier bleiben«, sagte ich schließlich. »Das geht nicht. Du musst wieder ausziehen.«
 

Ned warf mir wieder einen belustigten Blick zu. »So? Ich hab den Vertrag schon unterschrieben. Außerdem, warum sollte ich ausziehen? Weil jemand, den ich nicht kenne, es mir sagt? Ich bitte dich. Du bist sicherlich alt genug, um zu begreifen, dass das nicht geht. Was ist überhaupt dein Problem?«
 

Es dauerte wieder ein paar Augenblicke, bis ich meine Sprache wiederfand. »Du bist mein Problem! Was wohl sonst?«
 

Ein süffisantes Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Er kam zu mir, näher und näher und ich wich unwillkürlich vor ihm zurück. Solange, bis ich irgendwas im Rücken hatte. Ned blieb direkt vor mir stehen, stützte seine Hände rechts und links von mir ab, sodass er mir damit jede Fluchtmöglichkeit nahm.
 

»Deine Eltern wissen wohl nichts davon, was?«, fragte er mich. Die dunklen Haare fielen in sein Gesicht. Er sah so verteufelt gut aus, dass ich mich am liebsten wieder auf ihn gestürzt und geküsst hätte. Die Erinnerung an seine Küsse und Berührungen brannte sich auf meinen Mund und meine Haut. Ned war so nah, dass ich die Wärme seines Körpers spüren konnte. Ich konnte kaum noch klar denken. Meine Reaktion war ihm wohl Antwort genug.
 

»Fürchtest du, ich könnte dich auffliegen lassen?«, wollte er wissen und senkte seinen Kopf auf meine Augenhöhe. Sein kühler Atem streifte mein Gesicht. Er kam noch näher, sein Gesicht schob sich aus meinem Blickfeld. Ich war wie erstarrt. »Oder denkst du an Samstagnacht zurück? An uns? An das, was wir getan haben? An mich?«
 

Seine Lippen streiften beim Sprechen meine Ohrmuschel. Ein heißer Schauer rieselte meinen Rücken hinab.
 

»Woher … weißt du …?«
 

»Dass du ganz offensichtlich schwul bist und deine Eltern noch offensichtlicher keine Ahnung haben?«, beendete er meine Fragen, die Lippen immer noch an meinem Ohr. Ich nickte schwach. Ned lachte leise. Beinahe wäre ich umgefallen, aber ich zwang mich, aufrecht stehen zu bleiben.
 

»Ich hab die Phase auch durch. Du würdest wohl nicht so aufgebracht reagieren, wenn deine Eltern es wüssten«, antwortete er wissend. »Ich kenne das Spiel. Erfahrung.«
 

Ich musste ein paar Mal tief durchatmen, um mein wummerndes Herz zu beruhigen. Das war zu viel für mich. Eigentlich machte ich mir keine weiteren Gedanken über einen Kerl, mit dem ich eine Nacht verbracht hatte, aber wie hätte ich ahnen sollen, dass ich Ned wieder begegnete? Die Gefühle unserer gemeinsamen Nacht rauschten wie eine Welle über mich hinweg.
 

»Es war schön«, murmelte Ned seltsam heiser. »Mit dir. Und es ist schön, dich wiederzusehen.«
 

Mein Herz flirrte. Ja, es war schön mit ihm gewesen und irgendwie freute ich mich auch, dass ich ihn wiedersah. Aber es war nicht gut. Ned brachte mit seiner Anwesenheit alles durcheinander. Ich konnte das nicht. Bisher hatte ich keinen einzigen Kerl, mit dem ich im Bett gewesen war, öfter als einmal getroffen. Mit Ned hatte ich in Vegas auch nur geschlafen, weil ich überzeugt gewesen war, dass unsere Leben sich nie wieder kreuzen würden.
 

Die Versuchung, die Erlebnisse von Samstagnacht zu wiederholen, war unbeschreiblich groß, doch ich schaffte es irgendwie, mich aus der Sackgasse von Neds Armen zu winden.
 

»Es war ganz okay«, sagte ich schulterzuckend. Dann drehte ich mich um und verließ Neds neue Wohnung. Ned war auch nur ein Bettkontakt gewesen. Ich hatte noch nie mehr als nur Lust verspürt für jemanden, mit dem ich geschlafen hatte.
 

Was in Vegas geschah, sollte in Vegas bleiben. Das war besser für alle Beteiligten. Vor allem für mich.
 

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tbc.

to draw together

TO DRAW TOGETHER
 

»Colin«, hörte ich Alicia leise, aber beinahe tröstend sagen, als sie mir von hinten ihre Hand auf den Rücken legte und sachte darüber strich. »Das ist doch nicht so schlimm. Vielleicht war es wirklich keine gute Idee, es zu tun, wenn mein Dad unten im Wohnzimmer ist. Ab—«
 

»Alicia, hör auf so nett und verständnisvoll zu sein!«, fauchte ich aufgebracht und stand auf, um ihrer Hand, die beruhigend über meinen Rücken strich, zu entgehen. Es war nicht zu ertragen, dass sie dieses Fiasko offenbar begründen und als … als nicht so schlimm abtun wollte. ›Nicht so schlimm‹ war nur ein unzutreffendes Synonym für ›Katastrophe mit Alarmstufe Rot‹ oder ›Apokalypse des Liebeslebens‹ oder ›Jetzt ist es aus und vorbei, ich gehe mich vor einen Zug werfen‹. Eigentlich hab es ein Dutzend mehr Übersetzungen für ›nicht so schlimm‹, aber vermutlich hätte ich den Rest meines nun wertlosen Lebens damit verbracht, sie alle aufzuzählen.
 

»Was soll ich denn sonst sein?«, erwiderte sie mit trotzigem Unterton in der Stimme und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, vor ihrer nackten Brust, um es präzise auszudrücken. Ich klaubte meine Unterhose vom Boden auf und zog sie an.
 

»Keine Ahnung!«, zischte ich und stolperte durch Alicias Zimmer, während ich mir einen meiner Socken über den Fuß zog. »Sei sauer, lach mich aus, schrei mich an oder schlag mich meinetwegen auch, aber sei nicht so rücksichtsvoll!«
 

Ich schlüpfte in meine Hose und schloss den Reißverschluss. Alicia atmete tief durch, dann krabbelte sie vom Bett und starrte mich an.
 

»Was ist nur los mit dir, Colin?«, fragte sie und raufte sich die Haare. Sie kam auf mich zu und schubste mich nach hinten. »Bin ich dir auf einmal nicht mehr geil genug? Muss ich jetzt zuerst einen Lap-Dance machen oder eine Strip-Stange in meinem Zimmer aufstellen, damit es dich anmacht? Oder soll ich mich anziehen wie eine billige Hure mit diesen billigen Nutten-Highheels, damit du in Stimmung kommst? Oder stehst du etwa darauf, wenn du mir Befehle geben kannst? Sind dir meine Brüste zu klein? Bin ich zu fett? Was ist es, hm? Sag es mir, du Arschloch! Ich will es wissen! Sag mir, warum du auf einmal keinen mehr hochkriegst!«
 

Na bitte. Ich kaufte ihr das beinahe ab. Aber Alicia war schon immer eine brillante Schauspielerin gewesen. Eigentlich hätte sie locker ins Filmgeschäft einsteigen können. Einen Moment lang starrte ich sie sprachlos an. Dann zog ich mir das Shirt über den Kopf, steckte die Arme durch die Ärmel und ging zu Alicia rüber. Behutsam umfasste ich ihre Hände.
 

»Es liegt nicht an dir, Alicia«, sagte ich leise, bevor ich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr strich. »Es tut mir wirklich, wirklich leid.«
 

Sie schmollte und ich konnte ihr ansehen, dass sie es nicht spielte. »Findest du mich nicht schön?«
 

Ich seufzte, dann nahm ich sie vorsichtig in die Arme. Wie sollte ich ihr das erklären? Klar, es war für mich nie ein Vergnügen gewesen, mit ihr zu schlafen, aber ich hatte bisher trotzdem nie ein Problem mit meiner Potenz gehabt. Ich meine, ich war siebzehn! Mit siebzehn hat man doch noch keine Potenzprobleme!
 

»Doch«, versicherte ich ihr und das war nicht mal gelogen. Alicia war ein schönes Mädchen mit einem tollen Körper und einer wunderbaren Ausstrahlung, aber … sie konnte auch nichts dafür, dass ich eine flache Brust und Schwänze nun mal erotische und sexuell anziehender fand als sie. Außerdem befand ich mich gerade im Haus ihres Vaters, da wäre es taktisch unklug gewesen, ihr das so zu sagen.
 

»Gibt es etwa eine andere?«, fragte sie mich dann und stützte sich mit den Händen von meiner Brust ab, um mich anzusehen. Sie sah so verschreckt aus, dass ich mich am liebsten aus ihrem Fenster gestürzt hätte. Ja, eigentlich stand ich mit einem Bein bereits in der Hölle.
 

»Nein!«, sagte ich, dafür betend, dass sie mir glaubte. »Es gibt nur dich, ehrlich. Du bist perfekt so wie du bist. Mit dir hat es nichts zu tun.«
 

»Es liegt an meinen Brüsten, oder? Sie sind zu klein«, sagte sie geknickt und ließ mich los, bevor sie sich an die Brust packte und mich mit großen Augen ansah. Oh mein Gott, was hatte ich nur angerichtet? Das würde mich jetzt wohl lange verfolgen. Verdammt.
 

»Alicia«, meinte ich eindringlich, während ich ihr Gesicht behutsam zwischen meine Hände nahm. »Deine Brüste sind großartig. Sie sind auch nicht zu klein. Ich sage das nicht nur so. Ich hab momentan nur … eine kleine … na ja … Krise. Und die hat nichts mit dir zu tun. Ich schwöre es dir.«
 

»Was für eine Krise?«, wollte Alicia unsicher wissen.
 

»Ich weiß auch noch nicht so genau. Vielleicht hab ich zu viel Stress. Du weißt schon … meine Eltern. Sie wollen, dass ich mindestens Arzt oder Anwalt oder Gott werde und dementsprechend hoch sind ihre Erwartungen. Es ist einfach ein bisschen viel im Moment«, erzählte ich notgedrungen und lächelte schwach.
 

»Es gibt wirklich keine andere?«, fragte Alicia scheu nach.
 

»Es gibt wirklich keine andere«, versprach ich ihr. Sie seufzte tief auf und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Schweigend wickelte sie die Decke um sich. Vorsichtig setzte ich mich neben sie. Alicia lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
 

»Ich vertraue dir, Colin«, meinte sie leise. »Aber sollte ich je erfahren, dass …«
 

»… dass es jemand anderen gibt, kannst du deinen Dad schicken, damit er mich zu einem Baseball formatiert und mich zum Mond befördert«, schlug ich ihr wehleidig vor. Ich spürte, wie Alicia zustimmend nickte. Jetzt musste ich also dafür sorgen, dass sie niemals erfuhr, dass ich außer mit ihr auch mit wahllos anderen Kerlen vögelte, sonst würde man meine Leiche wohl niemals finden oder es würde aussehen, als hätte ich a) mich selbst umgebracht oder b) einen tragischen Unfall gehabt. Mit Alicias Dad wollte ich mich wirklich nicht anlegen, aber mir war durchaus bewusst, dass ich schon die ganze Zeit mit dem Feuer spielte.
 

Das Problem an der Situation war, dass ich eigentlich dunkel wusste, woran es lag, dass ich keinen mehr hochbekam. Das Problem wohnte seit neuestem in der Wohnung nebenan, war groß, dunkelhaarig und so verteufelt heiß, dass mein Hirn sich lieber darauf konzentrierte, ihn sich bei jeder erdenklichen Beschäftigung vorzustellen, als daran zu denken, dass Sex mit Alicia notwenig war, um den Schein zu wahren. Eigentlich hatte es mir immer geholfen, mir heiße Kerle vorzustellen, wenn ich mit ihr zugange war, aber diesmal war nun mal mein gottverdammt verführerischer Nachbar in meine Gedanken gerutscht und hatte das genaue Gegenteil von einer Erektion bewirkt. Na ja, eigentlich nicht er. Ich hatte ihn mir vorgestellt, zugegeben, aber mit geschlossenen Augen und bis dahin war alles wunderbar gewesen. Doch als ich sie wieder geöffnet hatte, hatte ich Alicia gesehen und da war alles Blut aus meinen Lenden gewichen und wollte auch nicht dahin zurückkehren.
 

Ich musste Ned also irgendwie aus meinem Kopf kriegen, wenn ich keinen Verdacht erwecken wollte. Wahrscheinlich hätte ich auch gar nicht weiter über ihn nachgedacht, wenn dieser Penner nicht nebenan eingezogen wäre. Aber so sah ich ihn quasi jeden Tag und das machte es nicht leichter. Und dass meine Eltern ihn offensichtlich anbeteten, war auch nicht zu meinem Vorteil. So war Ned öfter bei uns, als mir lieb war.
 

Ich nahm mir vor, die Sache in den Frühlingsferien zu regeln, wenn meine Eltern in den Urlaub fuhren, wenn Alicia nach Dubai flog und ich alleine mit Ned war. So schwer konnte das auch gar nicht sein. Ich war einmal mit ihm im Bett gewesen. Und wenn schon. Das machte ihn nicht zu einem besonderen Menschen.
 

Θ
 

Alicia war ein Tag vor ihrer Abreise noch bei mir, damit wir uns verabschieden konnten. Allerdings hielten wir das im jugendfreien Bereich, da ich nicht noch eine Blamage riskieren wollte. Offenbar war Alicia im Stillen meiner Meinung, denn keiner von uns brachte es irgendwie zur Sprache oder zum Ausdruck. Eigentlich hätten wir aber freie Bahn gehabt, da meine Eltern bereits am Tag zuvor in die Karibik verschwunden waren, um ihren Urlaub zu genießen. Unter normalen Umständen hätten Alicia und ich diesen Umstand wohl ausgenutzt.
 

Wir standen im Flur vor der Wohnungstür.
 

»Ich werde dich vermissen«, sagte Alicia, als ich die Tür öffnete. Sie legte die Arme um meinen Nacken und gab mir einen Kuss auf den Mund.
 

Ein metallisches Klirren ließ uns beide herumfahren. Ned stand an seiner Wohnungstür, den Schlüssel in der Hand und sah zwischen Alicia und mir hin und her. Als sein Blick schließlich an mir hängen blieb, hatte er seinen seltsam wissenden und fast spöttischen Ausdruck in den Augen, beinahe so, als würde er sich im Stillen über mich lustig machen. Ich hätte ihn am liebsten angekeift, dass er mich nicht so bescheuert anglotzen sollte, doch da trat ein durch und durch falsch charmantes Lächeln in sein Gesicht.
 

»Hi«, sagte er zuckersüß und wandte die Augen Alicia zu. Ich warf ihr einen flüchtigen Blick zu und konnte erkennen, dass sie bereits butterweich war. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Meine Freundin schmachtete vor meinen Augen meinen Nachbarn an! Dieser Bastard. Er musste ausziehen. Und wenn ich eigenhändig seine Möbel aus dem Fenster warf!
 

»Hey«, säuselte Alicia hingerissen, aber ein so strahlendes Lächeln auf den Lippen, dass es jeden nicht schwulen Kerl aus den Latschen gekippt hätte. Ich schwieg beharrlich. Dieser Sack würde mir meine Freundin nicht ausspannen. Er war schwul! Er sollte gar nicht erst anfangen, so zu tun, als wäre er hetero.
 

»Ich bin Ned«, stellte er sich vor, kam herüber und hielt Alicia die Hand hin. Als sie ihm ihre eigene reichte, umfasste er ihre Finger und hob ihre Hand an seinen Mund, um einen Kuss auf deren Rücken zu hauchen. Ich wäre diesem heuchlerischen Romeo beinahe an die Gurgel gesprungen. Alicia kicherte hysterisch, als Ned ihre Hand wieder losließ.
 

»Alicia«, brachte sie mühsam heraus. Sie drehte sich zu mir um, aber ich konnte erkennen, dass eine Art missmutiger Schleier über ihren Augen lag. »Ich wusste gar nicht—«
 

»Ned ist erst vor kurzem hier eingezogen«, unterbrach ich ihr verträumtes Geplapper. Bevor sie oder Ned noch irgendetwas sagen konnten, nahm ich Alicias Gesicht zwischen meine Hände und küsste sie. So richtig. Mit Zunge. Und Action. Als sie sich in mein Shirt krallte, wusste ich, dass sie wieder völlig vergessen hatte, dass es Ned überhaupt gab. Ich fühlte, wie Alicia ihre Arme um meinen Nacken schlang, als würden ihre Beine gleich nachgeben.
 

Alicias Blick war verträumt, als wir uns voneinander lösten. Sie lächelte versonnen, dann kicherte sie wie ein kleines Kind und hielt sich die Finger dabei an die Lippen.
 

»Ich denke, ich sollte los«, hauchte sie kichernd. Sie winkte Ned kurz, bevor sie sich abwandte und die Stufen zur Haustür hinunter lief. Ich sah Alicia nach, bis ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Erst da wagte ich, den Blick zu heben und Ned anzusehen.
 

Spott trat in seine Augen, als er mich mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht anschaute. »Das ist so erbärmlich
 

Ein Satz von diesem Stinktier und ich schäumte vor Wut. Was dachte er denn eigentlich, wer er war? Konnte er sich nicht jemand anderen suchen, den er beleidigen konnte? Was wusste dieser Mister Handkuss denn bitte? Er hatte gar kein Recht mich erbärmlich zu nennen. Außerdem — wer hatte denn gerade seine Ich-tu-hetero-und-spann-dir-deine-Freundin-aus-Masche abgezogen?
 

»Du bist erbärmlich«, fauchte ich zurück. »Versuch gar nicht erst, dich an sie ranzumachen! Du bist zu alt für sie!«
 

Ned lachte schallend auf. Das war ungerecht. Warum zogen meine Beleidigungen nie bei ihm?
 

»Was soll ich denn von ihr? Sie ist ein Mädchen und ich stehe nicht auf Mädchen. Ganz abgesehen davon bist du derjenige, der ihr etwas vormacht, und dir selbst auch noch dazu«, antwortete er amüsiert und wischte sich etwas aus dem Augenwinkel. Als hätte er vor Lachen geweint. Dieser vollbescheuerte Affe. Ned kam zu mir herüber und blieb so nah vor mir stehen, dass wir einander beinahe berührten. Seine Augen glühten, als er zu mir herabsah. »Aber für dich bin ich nicht zu alt, hm?«
 

Ich konnte spüren, wie das Blut mir ins Gesicht schoss, als hätte man einen Schalter umgelegt. Dieser Kerl bildete sich zu viel auf sich selbst ein. Auch einer dieser Menschen mit uferlosem Ego.
 

»So toll bist du nicht«, sagte ich, aber es klang verdammt schwächlich. Einmal ganz abgesehen, dass ich hier halbe Geständnisse ablieferte … diese Konversation verlief definitiv nicht zu meinen Gunsten. »Du siehst viel eher so aus, als könnte ich was zu trinken vertragen.«
 

Warum erschoss ich mich eigentlich nicht sofort auf der Stelle? Das wäre nicht einmal halb so blamabel gewesen, wie das, was ich gerade von mir gab.
 

Ned sah aus, als müsste er sich stark zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen. Aber ich konnte das tief sitzende Amüsement in seinen Augen sehen.
 

»Erstens: Du bist zu jung für Alkohol und zweitens … in Vegas warst du sehr, sehr nüchtern, als ich dich verführt hab und mir ziemlich zugetan«, erwiderte er schlicht und zuckte die Schultern. Ich hasste es, mit was für einer gleichgültigen, spöttischen Gelassenheit er das sagte. Wie er immer tat. Als würde ihn das alles einen Scheißdreck jucken. Oh Gott, wie gerne wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen.
 

Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen. Er hatte mich verführt? Bitte? Er war mir hoffnungslos verfallen!
 

Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte Ned sich zu mir gebeugt und mir einen Kuss auf den Mund gehaucht. Seine Lippen berührten meine nicht lang, aber dieser Augenblick, der nicht länger als einen Herzschlag dauerte, kam mir ewig vor. Ich starrte völlig überrumpelt in seine Augen, in denen nunmehr weder Spott noch Belustigung lagen, sondern etwas Sanftes, Fragendes.
 

Als Ned sich von mir löste, wartete er keine Reaktion ab. Stattdessen drehte er sich sofort um und verschwand hinter seiner Wohnungstür. Wie erstarrt stand ich auf der Schwelle zu meinem Zuhause und war unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich konnte seine Lippen wie eingebrannt auf meinen spüren. Es kribbelte, als würden hunderte weiche Borsten darüber streichen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort gestanden hatte, bis ich die Wohnung wieder betreten und die Tür hinter mir geschlossen hatte.
 

Ich versuchte nicht an Ned zu denken. Er löste viel zu großes Chaos in meinem Kopf aus. Ich war froh, wenn ich noch atmen konnte, wenn er gerade wieder mein Hirn beherrschte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, meine sturmfreie Zeit zu nutzen, um mein mittlerweile zu ungeahnten Größen anschwellendes Problem mit Ned zu lösen, aber ich hatte nicht mal ansatzweise eine Lösung. Seit er mich wieder geküsst hatte — und das war auch noch ein ziemlich unspektakulärer Kuss gewesen — war er noch viel fester in meiner Birne verankert als noch zuvor.
 

Die nächsten zwei Tage hatte ich mich nicht mal mehr in den Hausflur gewagt, weil ich mich davor fürchtete, Ned über den Weg zu laufen. Ich hatte absolut keinen Plan, was ich tun sollte, wenn ich ihm begegnete. Außerdem wusste ich auch nicht, was ich davon halten sollte, dass er nach dem Kuss sang- und klanglos in seiner Wohnung verschwunden war. Er hatte sich seitdem auch nicht gemeldet.
 

Aber so konnte das nicht weitergehen. Ich musste das irgendwie klären, sonst würde mein kleines Schauspiel über kurz oder lang auffliegen. So weit durfte es nicht kommen. Also würde ich etwas tun, um Ned ein für alle Mal aus meinem Kopf zu kriegen. Da kam mir ein Gedanke, wie es vielleicht anstellen konnte.
 

Wenn man einem Kind das gab, was es unbedingt haben wollte, verlor es ziemlich bald das Interesse daran. Warum sollte es mit Ned anders sein? Ich wäre in diesem Fall das Kind (oder besser gesagt, mein Hirn) und wenn ich also noch einmal mit Ned schlief, dann würde sich mein Problem vermutlich ganz von allein auflösen. Ich schnippte begeistert mit den Fingern, als mir diese Idee kam. So abwegig war sie nicht mal.
 

Ich verließ mein Zimmer, öffnete die Wohnungstür und war mit zwei Schritten vor Neds Apartment. Aber dann verließ mich der Mut. Was sollte ich ihm denn auch sagen? ›Hey, Ned, lass uns Sex haben. Damit ich nicht mehr immerzu an dich denken muss!‹ Ich schüttelte den Kopf. Das war Unsinn. Außerdem — wer sagte, dass mein Plan tatsächlich funktionierte? Was, wenn Ned danach jeden Herzschlag meines Lebens beherrschte? Dann wäre das eine ganz schöne Schnapsidee gewesen mit dem Gib-dem-Kind-was-es-will-Plan.
 

Ich schnaufte frustriert. Da stand ich also vor Neds Wohnungstür und tat nichts. Zum Glück konnte mich niemand sehen. Unentschlossen kaute ich auf meiner Unterlippe herum, danach knetete ich sie mit den Fingern durch, während ich fieberhaft darüber nachdachte, wie ich die Situation jetzt handhaben sollte. Bisher war alles so einfach gewesen, aber bisher war ich auch noch nie einem meiner One-Night-Stands wieder über den Weg gelaufen. Und Ned war auch nicht jemand, den man einfach ignorieren konnte.
 

Entnervt wandte ich mich schließlich wieder von der Tür ab und ging nach Hause. Es hatte ja doch keinen Sinn. Die einzige Lösung, die ich jetzt noch sah, bestand darin, hart zu bleiben und den Schein zu wahren. Bis zum Schulabschluss war nicht mehr lange hin. So lange würde ich dieses Theater also gar nicht mehr spielen müssen. Was danach geschah, spielte keine Rolle, solange ich nur raus war aus der Schule.
 

Ich warf mich in meinem Zimmer aufs Bett. Bonne stieg auf meinen Rücken und begann ihre Pfoten abwechselnd in mein Shirt zu krallen. Ihr Schnurren war laut und wohlig und die Schrammen, die ihre Krallen auf meiner Haut hinterließen, brannten. Es wurde besser, als sie sich zwischen meine Schulterblätter legte. Sie schnurrte ununterbrochen.
 

Als Katze hatte man es leicht. Man musste sich den Kopf über komplizierte Sexualausrichtungen machen. Ich seufzte tief und fragte mich, was Ned wohl die letzten beiden Tage gemacht hatte. Wahrscheinlich war er in der Uni gewesen für sein Jura-Studium. Dieser Irre. Woran er wohl dachte? Ob ich auch so oft in seinen Gedanken vertreten war wie er in meinen? Vielleicht war ich nicht viel mehr als ein Kind für ihn, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Ich wollte gar nicht so genau darüber nachdenken.
 

Ich setzte mich auf und Bonne sprang von meinem Rücken. Sie miaute protestierend. Müde rieb ich mir die Augen, bevor ich einen Blick auf die Uhr warf. Erst da wurde mir bewusst, dass ich fast zwei Stunden lang geschlafen hatte. Kein Wunder. Diese Problemlösungssuche war ziemlich ermüdend.
 

Ich umfing Bonnes Bauch mit einer Hand und hob sie hoch. Behutsam schmiegte ich sie an meine Brust, bevor ich nachdenklich anfing sie zu streicheln. Sie begann erneut zu schnurren. Ächzend stand ich auf. Es würde ganz gut tun, wenn ich mal wieder rausging und mich auf die Wiese hinter dem Haus setzte. Dann würde Bonne auch wieder etwas Freilauf haben können. Ich ließ sie nicht gern allein raus. Sie fand den Weg nach Hause zwar, aber die Wohnungs- oder Haustür konnte sie nicht öffnen.
 

Ich hatte fast vergessen, dass ich eine Begegnung mit Ned vermeiden wollte, aber da saß er nun auf der Wiese, mit dem Rücken zu mir. Mein Herz schlug mir plötzlich bis zum Hals. Ich setzte Bonne, die ich den Weg nach unten getragen hatte, ins Gras. Sie lief zu Ned hinüber und schmiegte sich an seine Seite. Er schaute auf, als er es bemerkte. Sachte streichelte er Bonne der Länge nach übers Fell, bevor er einen Blick über die Schulter warf.
 

Ich schluckte, bevor ich zu ihm ging. Ned hatte ein Buch in der Hand und eine Sonnenbrille im Haar. Machte er jetzt hier einen auf intellektuell um jemanden zu beeindrucken oder was? Pf.
 

»Ich hatte dir gar nicht zugetraut, dass du lesen kannst, Foxie«, sagte ich schnippisch. Ein böses Lächeln legte sich auf Neds Züge, als er zu mir hoch schaute. Bonne schnurrte wieder.
 

»Ich hatte dir nicht zugetraut, dass du ein Objekt als Buch ausmachen kannst, Fabius«, erwiderte er selbstgefällig. Ich starrte ihn zweifelnd an.
 

»Fabius?«, wiederholte ich. Neds Grinsen wurde ein bisschen breiter, ein bisschen böser, ein bisschen schwachmatischer.
 

»Fabius, der Fisch aus Arielle. Ein Fisch hat keine Ahnung von Menschen«, entgegnete Ned hämisch. Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich hätte ihn gern erwürgt, aber wir befanden uns leider in der Öffentlichkeit. Ich konnte nicht fassen, dass er mich a) mit einem Kindertrickfilm und b) einem Fisch verglich. Jemand müsste ihm ein paar Stromschocks verpassen, vielleicht würde er dann wieder normal werden.
 

»Dir ist klar, dass du dich als Fan outest?«, wollte ich spitz wissen. Ned zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Warum störte ihn das wieder nicht? Ich hasste es. Da war sie wieder, seine arrogante Gleichgültigkeit.
 

»Ich hab diese Filme früher gern gesehen. Und gegen ein gutes Gedächtnis ist nichts einzuwenden«, erwiderte er gelassen. Ich würde ihm sein dämliches Buch über den Schädel ziehen, wenn er nicht sofort damit aufhörte, so bescheuert zu sein. Was um alles in der Welt hatte mich nur dazu getrieben, mit ihm zu schlafen? Und warum dachte ich jetzt so oft an ihn? Er war der mieseste Penner unter der Sonne!
 

Trotzdem setzte ich mich neben ihn ins Gras. »Was liest du denn?«
 

»Es geht um einen Jungen, der glaubt, sich in einen anderen Jungen, den er kennengelernt hat, verliebt zu haben. Aber am Ende kommt heraus, dass dieser vermeintliche Junge eigentlich ein Mädchen ist. Aber der Junge hat es nie gemerkt«, fasste Ned zusammen, bevor er ein Lesezeichen zwischen die Seiten schob und das Buch zuklappte. Offenbar hatte er es schon einmal gelesen, sonst würde er nicht wissen, wie es ausging.
 

»Aber der Name—«
 

»Das Mädchen heißt Finn. Und nur der Junge hat mit ihr zu tun. Sie lebt allein«, unterbrach Ned mich nur. Er legte das Buch neben sich und stützte sich mit den Händen hinter seinem Rücken ab. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen, als er mich anschaute. Die Sonne schien uns beiden ins Gesicht.
 

»Ich kann es dir mal ausleihen, wenn du willst«, schlug er dann vor. Ich betrachtete das Lichtspiel in seinen Augen. Eigenartig, wie schnell der Ton einer Konversation sich ändern konnte. Ich antwortete ihm nicht. Was spielte das Buch denn jetzt für eine Rolle? Ich hatte wieder vergessen, wie blöd ich Ned eigentlich fand mit seiner überheblichen Art.
 

»Warum mache ich mir etwas vor?«, fragte ich ihn und griff damit den Faden von vor ein paar Tagen wieder auf. Er schaute mich nachdenklich an. Ich konnte ihm ansehen, dass er wusste, was ich meinte. Einige Moment des Schweigens vergingen, in denen Bonne die Zeit nutzte, auf Neds Schoß zu krabbeln und sich dort einzurollen.
 

»Die Frage kannst du dir doch selbst beantworten«, erwiderte Ned schließlich langsam. »Du bist ganz offensichtlich schwul und trotzdem mit einem Mädchen zusammen. Es bedarf wirklich kein Genie, um zu erkennen, dass du jedem etwas vormachen willst.«
 

»Woher willst du denn so genau wissen, dass ich schwul bin? Ich könnte ebenso gut bi sein«, meinte ich vorwurfsvoll. Ned lachte leise, aber es klang weder spöttisch noch anmaßend.
 

»So bemüht wie du neulich warst, mir zu zeigen, dass Alicia deine Freundin ist, hat es mir ziemlich deutlich vor Augen geführt. Wärst du bi hättest du es nicht so … erzwungen und außerdem würdest du dann wohl kaum hinter ihrem Rücken mit einem Kerl schlafen. Ich denke nicht, dass du das tun würdest, wenn du nicht schwul wärst. Aber so kriegst du von Alicia nicht das, was du eigentlich haben willst, also … betrügst du sie«, erklärte er mir gelassen. Ned hatte ein paar blasse Sommersprossen auf der Nase. Das fiel mir zum ersten Mal auf.
 

»Hurra, Master-Mind«, sagte ich sarkastisch, auch wenn Ned Recht hatte mit dem, was er sagte. Er grinste amüsiert. »Ich bin schwul. Ich stehe dazu.«
 

»Das tust du nicht«, widersprach Ned mir ernst, bevor er mich eindringlich musterte. »Würdest du dazu stehen, dann würdest du es nicht verheimlichen und du würdest keine Freundin haben. Aber du scheinst eine Menge dafür zu tun, dass niemand etwas von deiner Homosexualität erfährt. Du bist unsicher. Du hast dich immer noch nicht völlig damit abgefunden, dass du eben auf andere Männer stehst und nicht auf Frauen. Deswegen bist du mit Alicia zusammen. Weil du hoffst, dir so einen Teil deiner Heterosexualität bewahren zu können.«
 

Ich öffnete den Mund, doch Ned ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen. »Ich kenne das, Colin. Ich war mal genauso wie du. Als ich mit der Zeit bemerkte, dass ich Männer statt Frauen sexuell anziehend fand, wollte ich es nicht wahrhaben. Aber je mehr Erfahrungen ich sammelte, desto weniger schlimm fand ich es. Trotzdem hab ich es lange Zeit für mich behalten. Niemand sollte es erfahren. Schon gar nicht mein Vater. Er war bei der Army, er war ein Soldat … und es ist kein Geheimnis, was man bei der Army von Schwulen hält. Ich wollte meinen Dad nicht enttäuschen, also suchte ich mir eine Freundin. Ich dachte, es würde gehen. Vielleicht war ich nicht komplett schwul. Es hat nicht geklappt. Du kannst dich nicht dazu zwingen, auf Frauen zu stehen, wenn du eigentlich auf Männer fliegst. Was ich sagen will, ist, du könntest doch auch ohne Freundin so tun, als wärst du hetero. Aber das tust du nicht. Ich hab es auch nicht getan.«
 

Ich schwieg, während ich darüber nachdachte, was Ned erzählt hatte. Es stimmte. Eigentlich brauchte ich Alicia nicht dafür, aber mit ihr war es authentischer. Außerdem … ich lachte nicht über all die schwulenfeindlichen Witze und ohne Freundin hätte niemand mir abgekauft, dass ich sie einfach zu oft gehört hätte, um sie noch witzig zu finden.
 

»Du musst die Erfahrung selbst machen«, meinte Ned ruhig, während er gedankenversunken über Bonnes Fell streichelte. »Ich hab sie gemacht und festgestellt, dass dieses Versteckspiel mehr kaputt macht, als es richtet.«
 

Wir blieben beide eine Weile lang still.
 

»Was haben deine Eltern dazu gesagt, als sie es erfahren haben?«, fragte ich ihn irgendwann. Ned lächelte milde, aber ein wenig ironisch.
 

»Mein Dad hat es nach ein paar Startschwierigkeiten akzeptiert und toleriert, meine Mutter nicht. Was mich ziemlich erstaunt hat. Ich bin vorher eher davon ausgegangen, dass Dad mich rausschmeißen, enteignen, enterben und aus dem Familienstammbaum streichen würde, und dass meine Mutter Verständnis hätte. Na ja, deswegen besuche ich Dad immer nur dann zu Hause, wenn Mom gerade irgendwo unterwegs ist. Sonst würde sie mich entweder zum Exorzisten schleifen, mich erschießen oder vor Scham tot umfallen. Ihr ging es damals mit meinem Auszug gar nicht schnell genug«, berichtete er. Ned strich sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. Sein Lächeln war unentwegt ironisch.
 

»Übrigens siehst du wirklich hinreißend aus, wenn du so an deiner Unterlippe herumspielst«, fügte er dann verträumt hinzu und grinste verwegen. Ich starrte ihn an. Vor ihm hatte ich kein einziges Mal an meiner Unterlippe herumgespielt. Wie konnte er wissen, dass ich das machte? Irritiert sah ich ihn an. Ein diabolisches Lächeln zierte wieder seine Lippen.
 

»Ich hab dich vorhin durch den Türspion beobachtet«, informierte Ned mich mit unschuldig anmutendem Unterton in der Stimme. Ich erstarrte und spürte, wie mir wieder Hitze ins Gesicht stieg. Dieser verfluchte Bastard! Ich hatte keine Zeit mehr, ihn ordentlich zu erwürgen, denn er hatte bereits Bonne von seinem Schoß geschoben, seine Sachen aufgeklaubt und war schon auf dem Weg in Richtung Haus. Sein Lachen schallte über die Wiese.
 

Jetzt fiel mir wieder ein, dass ich Ned ja eigentlich schrecklich fand und überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte, was ich in Vegas in ihm gesehen hatte.

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Ich saß in der Küche und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum, während ich mühsam versuchte einen Plan zu formen, wie ich mein Problem mit Ned los würde. Doch das klang einfacher, als es war, und es machte mich rasend. Warum konnte dieser aufgeblasene Idiot nicht einfach von der Bildoberfläche verschwinden? Es musste doch etwas geben, was ich tun konnte, um aus dieser misslichen Lage wieder herauszukommen. Der Kern der Sache war Ned. Solange ich Tür an Tür mit ihm wohnte, würde ich ihn niemals aus meinem Kopf bekommen, geschweige denn aus meinem Leben. Ich wusste, ich würde ihn nicht zum Ausziehen bewegen können. Aber was könnte denn dann helfen? In meinem Kopf geisterte auch jetzt noch die Idee, einfach noch einmal mit diesem Volltrottel in die Kiste zu hüpfen und zu hoffen, dass sich der aufgewühlte Ozean in meinem Inneren wieder beruhigen würde. Allerdings würde ich wohl die Arschkarte ziehen, wenn Ned sich mehr darauf einbilden würde, oder aber — und das war der Super-GAU — dass sich das Thema danach für mich nicht erledigt hatte. Entnervt stöhnend fuhr ich mir mit beiden Händen über das Gesicht. Spekulieren brachte mich aber mindestens ebenso wenig weiter.
 

Dann fiel mir etwas ein. Ich saß kerzengerade auf dem Hocker, während mein Hirn angestrengt arbeitete. In Vegas hatte ich Ned vor dem Casinobereich des Hotels getroffen. Er hatte einen edlen, schwarzen Anzug getragen, weswegen er mir unter anderem aufgefallen war. Ich hatte ihn angesprochen. Eigentlich mehr aus Langeweile, als davon ausgehend, dass etwas mit ihm laufen könnte. Ned hatte sich auf das Gespräch mit mir eingelassen und wir waren zusammen an die Bar gegangen und während er zufrieden einen Martini getrunken hatte, war ich mit einer Pepsi abgespeist worden. Jedenfalls hatte er sehr zufrieden ausgesehen und schien Kohle zu haben, denn die alkoholischen Getränke in diesem Hotel waren einfach nur abartig teuer. Als ich ihn danach gefragt hatte, hatte Ned nur erwidert, dass er ein paar ziemlich erfolgreiche Hände bei den Pokerspielen gehabt habe.
 

Ich musste grinsen, dann schnappte ich mir das Kartendeck aus meinem Zimmer und öffnete die Wohnungstür. Wenn ich das schon nicht einfach per Kopfentscheidung treffen konnte, dann würden wir das beim Pokern entscheiden.
 

Ohne anzuklopfen oder zu klingeln stürmte ich Neds Wohnung und registrierte nur am Rande, dass seine Tür nicht abgeschlossen war. Ich konnte den Fernseher im Wohnzimmer hören, und als die Wohnungstür hinter mir zufiel, rumste es auf einmal gewaltig. Beinahe erschrocken hastete ich ins Wohnzimmer. Dort bot sich mir ein überaus amüsantes Bild, ich musste lauthals loslachen: Ned lag auf dem Boden, über ihm ragten Stuhlbeine gen Decke und er lag seitlings auf der Rückenlehne des Stuhls.
 

Er rappelte sich schnell wieder auf, fuhr sich durch die dunklen Haare und stellte wortlos den Stuhl ordentlich hin. Ein abweisender Zug lag auf seinem Gesicht. Ich schreckte zurück, als er plötzlich ganz dicht vor mir stand und auf mich hinunter sah. Etwas Bedrohliches hatte er in diesem Moment schon, mir blieb das Lachen im Hals stecken, während er mich so eisig ansah, dass ich beinahe wieder Kehrt machte und mich in meinem Zimmer verkroch. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass es vielleicht viel zu leichtfertig und unüberlegt war, was ich hier tat. Aber dafür war es bereits zu spät. Und kneifen wollte ich auch nicht.
 

»Hat man dir nicht beigebracht, zu klingeln oder zu klopfen, bevor man einfach in die Wohnung eines anderen stürmt?«, zischte er sauer und schien seine Bruchlandung aufgrund meines Eindringens hier alles andere als witzig zu finden. »Das ist Hausfriedensbruch!«
 

Seine Klugscheißerei ließ meine Ehrfurcht vor ihm genauso schnell verfliegen, wie sie gekommen war, und Ärger nahm stattdessen den Platz ein. »Hat man dir nicht beigebracht, seine Wohnung abzuschließen, damit niemand einfach hereinplatzt? Wer, dachtest du denn, würde freiwillig hier rein kommen in deine …« — ich sah mich um und wollte etwas möglichst niederschmetternd Gemeines über seine Bude sagen, doch die Worte blieben irgendwo zwischen Kehlkopf und Zunge stecken, weil seine Wohnung einfach stilvoll und gemütlich eingerichtet war — »… deine … äh … deine … Bruchbude … kommen würde?«
 

Das klang sogar für meine eigenen Ohren mitleiderregend kläglich. Ned sah mich einen Augenblick lang zweifelnd an, dann breitete sich ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen aus. Ich hätte ihm direkt eine reinschlagen können.
 

»Ja, natürlich«, meinte er und trat dann, auf einmal sehr gelassen, von mir zurück. »Wer außer dir würde hier her kommen? Du bist der einzige, der in diesem Haus genug Interesse an mir hat, dass du nicht mehr an dich halten kannst und hereingeschneit kommst und …«
 

Seine Stimme und seine Worte verebbten und ließen keine Zweifel daran offen, dass da eigentlich noch ein Teil folgen sollte, doch den überließ er offensichtlich meinem Hirn, das fleißig an möglichen Fortsetzungen arbeitete. Ich musste einmal tief Luft holen, schob sämtliches ablenkendes Material aus meinem Kopf und sah Ned fest ins Gesicht.
 

»Du bildest dir zu viel auf dich ein«, sagte ich so schnippisch, wie ich nur konnte. »Und du bildest dir zu viel auf das ein, was zwischen uns ist.«
 

Ned stand auf einmal wieder so nah vor mir, dass ich fast umfiel. Ein spöttisches Lächeln umspielte seinen Mund, Hohn lag in seinen Augen und überhaupt, seine gesamte Haltung schien mich auslachen zu wollen.
 

»Was ist denn da zwischen dir und mir, auf das ich mir zu viel einbilden könnte?«, wollte er wissen und seine Stimme war so dunkel und rau, dass mir ein heißkalter Schauer nach dem anderen den Rücken hinunterjagte. Ich musste schlucken. »Das setzt natürlich voraus, dass du denkst, dass es etwas zwischen dir und mir gibt.«
 

Dann schob ich ihn zur Seite, sammelte mich mental und sagte: »Das denke ich selbstverständlich nicht.«
 

Ich ging an ihm vorbei, dann legte ich die Karten auf den kleinen Couchtisch im Wohnzimmer, ehe ich mich wieder zu ihm umdrehte. »Ich will mit dir Poker spielen.«
 

Neds Augenbrauen wanderten in die Höhe, als er von den Karten zu mir sah. Zur Abwechslung lag mal kein Spott in seinem Gesichtsausdruck, stattdessen musterte er mich aufmerksam und sehr wachsam. Offenbar vermutete er etwas hinter dieser Aktion. Damit hatte er nicht einmal ganz Unrecht. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
 

»Und warum sollte ich mit dir Poker spielen wollen?«, wollte er dann skeptisch wissen. Ich starrte ihn einige Augenblicke an, in denen ich versuchte, mir eine sinnvolle Antwort zu recht zu legen.
 

»Weil …«, fieberhaft dachte ich nach, während sich wieder dieses süffisante Grinsen auf Neds Gesicht schlich. Er liebte es, dass er mir überlegen war. Er kostete es voll aus. Ich hasste ihn dafür. »Weil ich mit dir schlafen werde, wenn ich als Erster … elf Mal verliere.«
 

Neds höhnisches Grinsen schlug dermaßen schnell in schieres Erstaunen und Ungläubigkeit um, dass ich mich fragte, ob es überhaupt möglich war, dass man so schnell einen Emotionswechsel im Gesicht sichtbar machen konnte. Aber offenbar schien mein Argument bei ihm gewirkt zu haben, denn ich konnte ihm ansehen, wie verlockend dieser Gedanke für ihn war. Er schürzte die Lippen, biss sich auf die Unterlippe und leckte sich danach darüber. Seine Haltung war nicht mehr abwehrend. Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen, als mir klar wurde, dass ich gerade ihm überlegen war, weil ich ihm etwas angeboten hatte, was er ganz offensichtlich haben wollte.
 

»Und wenn ich verliere?«, fragte er dann nach, bevor er langsam auf mich zukam. Doch er ging an mir vorbei, nahm den Stuhl und brachte ihn in die Küche. Ich sah ihm dabei zu.
 

»Dann …«
 

»Dann mache ich mich auf die Suche nach einer anderen Wohnung, die möglichst am anderen Ende der Stadt liegt, damit die Chancen verschwindend gering sind, dass wir einander begegnen. Das ist nur fair, wenn man bedenkt, was du als Wetteinsatz gibst …«, schlug er vor, während er auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen blieb und mir entgegensah. Ich starrte ihn an. Das hatte ich eigentlich nicht sagen wollen, weil ich niemals davon ausgegangen war, dass er das auch nur in Betracht ziehen würde. Aber dass er es selbst vorschlug, erleichterte natürlich alles. Ich grinste. Wenn ich gewann, würde ich ihn los sein, und dann würde sich auch das Chaos wieder legen. Es wunderte mich beinahe, dass er diesen Vorschlag gemacht hatte und offenbar gewillt war, ihn in die Tat umzusetzen, wenn er verlor. Ned musste sich ziemlich sicher sein, dass er gewann. Aber er würde sich schon noch umsehen, wo ihm der Sinn stand, wenn ich erst mit ihm fertig war.
 

»Okay«, sagte ich zu. »Wer zuerst elf Mal verliert, verliert alles und muss seinen Einsatz einlösen.«
 

Ich streckte Ned meine Hand aus und als er sie ergriff, kräuselten seine Lippen sich wieder zu diesem spöttischen Lächeln. Was war denn jetzt schon wieder? Wenn sein Pokerface beim Spielen genauso war, dann war er ziemlich behindert, und ich fragte mich, wie er in Vegas hatte gewinnen können.
 

»Was?«, giftete ich ungehalten, weil mich seine Gehässigkeit einfach nur wahnsinnig machte.
 

»Dir ist schon klar, dass du dich gerade irgendwie … prostituierst«, sagte er dann. Das war beinahe wie ein Schlag ins Gesicht. Ich sah ihn fassungslos an, während der Spott in Neds Gesicht sich in hämische Gelassenheit umwandelte. Es dauerte ein kleines bisschen, bis mir eine schlagfertige Antwort einfiel, und die verlor genau wegen dieser Zeitspanne ihr volles Maß an Schlagfertigkeit.
 

»Und du machst dich damit irgendwie zum Freier«, fauchte ich sauer. Ned warf mir einen Blick zu, als er sich in den Schneidersitz vor den Couchtisch sinken ließ. Er wirkte immer noch sehr gelassen.
 

»Damit magst du nicht ganz Unrecht haben«, meinte er unaufgeregt und fügte mit einem kleinen Grinsen hinzu: »Irgendwie.«
 

Ich stapfte zu ihm herüber und setzte mich Ned gegenüber hin. Er griff nach den Karten und mischte sie gedankenverloren. Ich betrachtete ihn dabei, wie geschickt seine Hände mit den Karten umgingen, und als ich wieder in sein Gesicht schaute, umspielte ein Grinsen seine Mundwinkel. Irgendwann würde ich ihn wegen seines Grinsens erwürgen.
 

»Was ist denn jetzt schon wieder? Hast du noch mehr dumme Sprüche auf Lager?«, blaffte ich ihn ungehalten an. Ned hielt inne, während er mich eindringlich musterte, weiterhin mit sichtlichem Amüsement.
 

»Du weißt aber, dass du nicht erst elf Mal beim Poker gegen mich verlieren musst, damit ich dich ficke, nicht wahr?«, fragte er ungeniert. Ich konnte spüren, wie Hitze ungewollt in mir aufstieg, als wäre irgendetwas in mir explodiert. Es war seine unverblümte Art, die mich so aus der Fassung brachte. Allein wie er ›ficken‹ sagte, wie es aus seinem Mund klang, wie er es klingen ließ, wie nebenbei er es aussprach und mich dabei ansah, ließ die blühendsten Fantasien in meinem Kopf wuchern. Und es hinterließ bei mir keinen Zweifel daran, dass er es tatsächlich mit mir tun wollte.
 

Er nahm mein peinlich berührtes Schweigen offenbar als Antwort. »Stellst du es dir gerade vor?«, fragte er und seine Stimme klang wieder dunkler als gewöhnlich, verruchter, rau und so verdammt sexy und vielversprechend, dass ich mich konzentrieren musste, um gedanklich nicht abzuschweifen. »Ficke ich dich gerade in deinen Gedanken?«
 

Ich atmete zittrig ein. Ich konnte nicht fassen, wie sehr es mich anmachte, wenn er so mit mir sprach. Das sollte nicht sein. Ich hatte es ihm nicht einmal zugetraut, dass er so reden konnte, oder, besser gesagt, so mit mir reden würde. Irgendwie gelang es mir, mich einigermaßen zu beruhigen, doch ansehen konnte ich ihn nicht. Trotzdem sah ich sein tief amüsiertes, selbstzufriedenes Grinsen vor mir, während er mich jetzt gerade ansah.
 

»Wenn das deine Ablenkungstaktik ist, dann ist sie ziemlich …«, ich hob den Kopf und sah ihn an. »Schwach.«
 

Doch meine kleine Bemerkung tat Ned keinen Abbruch. Er nickte nur. »Natürlich
 

Dann schaute er mich wieder an und ich konnte an seinem Gesicht erkennen, dass ihm gerade noch irgendetwas durch den Kopf ging, was mir vermutlich absolut nicht gefallen würde. Sein Grinsen wurde ein bisschen breiter, als er sich erhob und einen kleinen Block und einen Kugelschreiber holte. Beides legte er neben sich auf dem Tisch ab.
 

»Was soll das werden, wenn es fertig ist?«, wollte ich misstrauisch von ihm wissen.
 

»Nun«, begann Ned gedehnt und verschränkte seine Hände auf dem Tisch. Verdeckt hinter seinen Händen lagen die Karten, die er noch nicht verteilt hatte. »Ich gehe davon aus, dass du des Trotzes wegen absolut nichts zum … Akt beitragen wollen wirst. Aber da ich keinen Sex mit dir will, der an Nekrophilie grenzt, will ich mich ein wenig … absichern.«
 

War der eigentlich noch ganz bei Trost?
 

»Keine Angst«, meinte er dann schnell und wirkte für einen kurzen Augenblick ernst. »Ich möchte nur, dass du dir überlegst, was du beitragen möchtest …«
 

»Hast du eins an der Waffel?!«, setzte ich an, doch Ned beugte sich schnell und presste mir seine Hand auf den Mund. Er sah mich eindringlich an. Ich hätte zurückweichen können, doch ich tat es nicht. Neds Blick war bittend und es lag kein abwertender Ausdruck darin.
 

»Ich meine etwas wie … einen Kuss«, sagte er ruhig. »Oder eine Berührung. Etwas, das von dir ausgeht.«
 

Er zog seine Hand zurück. Ich starrte ihn an. Es war ziemlich eigenartig und wahrscheinlich war es das Dümmste, das ich je in meinem Leben getan habe. Da saß ich in Neds Wohnzimmer und hatte mich ihm angeboten … und das nur, weil …
 

»Und was machst du im Gegenzug?«, wollte ich wissen. »Und wie kann ich wissen, dass du auch das aufschreibst, was ich sage, und nicht irgendeinen Bockmist, den du dir ausgedacht hast?«
 

»Wie wär’s, wenn wir uns ausziehen?«, schlug Ned wieder spöttisch grinsend vor. »Außerdem … was habe ich davon, etwas aufzuschreiben, was du nicht gesagt hast? Ich werde und will nichts von dir erzwingen.«
 

»Wir ziehen uns aus?«, wiederholte ich. »Meinst du nicht, dass du mir gegenüber zu viele Forderungen stellst im Vergleich zu dir?«
 

Ned verdrehte die Augen, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen. »Na schön, dann verzichten wir auf die … Absicherung«, sagte er dann süffisant. Ich funkelte ihn an. Warum wollte er jetzt auf einmal darauf verzichten? Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Seine Ideen und Gedanken wechselten so schnell, dass es mir zusätzlich erschwerte, irgendeine Ordnung oder einen Sinn darin zu finden. Und ich war mir sicher, dass er damit irgendetwas verfolgte. Sonst würde er es nicht machen.
 

»Strip Poker, also«, sagte ich dann und Ned nickte munter. Ich dachte kurz darüber nach. Das war allemal besser, als ihm irgendwelche anderen Versprechen geben zu müssen. Obwohl das vielleicht sinnvoller für mich gewesen wäre, da ich felsenfest davon überzeugt war, dass ich gewinnen würde. Ned wusste nicht, wie ich spielte und dass ich gut pokern konnte.
 

»Okay«, meinte Ned schließlich. »Beide Socken zählen als ein gemeinsames Kleidungsstück.«
 

»Wer ist gestorben und hat dich zum König erklärt?«, erwiderte ich daraufhin nur trocken. Warum durfte er alles bestimmen?
 

»Wir sind hier in meiner Wohnung«, erinnerte er mich gelassen. »Da werde ich doch wohl die Regeln aufstellen dürfen.«
 

Ich grummelte ungehalten. Er würde noch sehen, wohin ihn das führen würde, dieser Bastard.
 

Ned teilte schließlich die Karten aus. Ich betrachtete mein Blatt. Noch konnte ich nicht sagen, wie es stand. Auch Ned schaute sich seine Karten an, ehe er den Blick hob, um mich anzusehen. Er grinste süffisant.
 

»Na, willst du schon aussteigen?«, fragte er spöttisch. Ich schnaubte zur Antwort nur. Dann nahm einer Karte vom Stapel und legte sie daneben ab, ehe er drei offene Karten in die Mitte des Tisches legte. Ned bedachte jede von ihnen mit einem aufmerksamen Blick, ehe er in seine Hand sah. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. Mein Blatt war gut.
 

Wir spielten die erste Runde, bis alle fünf Karten offen auf dem Tisch lagen. Dann deckte ich meine Hand auf. Ned sah von meinem Blatt zu mir, dann zog er sich wortlos das Hemd aus. Ich sah ihm gespannt dabei zu, musste aber feststellen, dass er unter dem Hemd noch ein weißes, ärmelloses Shirt trug. Die Bilder von der Nacht in Vegas rauschten an meinem inneren Auge vorbei und unwillkürlich dachte ich an seinen kleinen Dirty Talk von vorhin zurück. Ein Kribbeln machte sich in mir breit, wieder konnte ich Hitze in mir aufwallen spüren. Um mich abzulenken sammelte ich die Karten ein und begann zu mischen.
 

Wir spielten Runde um Runde. Beim zweiten Durchgang wurde mir auf einmal bewusst, dass es wahrscheinlich gar keine elf Runden geben könnte, mindestens, weil wir gar nicht genug Klamotten anhatten. Es sei denn, wir spielten, wenn es soweit kam, nackt weiter, bis einer von uns seine elf voll hatte.
 

Als ich Ned darauf ansprach, ordnete er die beiden Karten in seiner Hand und grinste dreckig. »Was denn? Würde es dich etwa aus dem Konzept bringen, wenn wir nackt spielen würden? Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon alle deine Vorzüge gesehen … oder du meine.«
 

Die Hitze in mir war unerträglich. Er machte mich fuchsteufelswild. Doch damit war das Thema erledigt und ich sagte nichts mehr dazu.
 

Ned verlor in den ersten Runden. Er trug nur noch seine Hose. Es schien ihn nicht zu stören, dass er beinahe halbnackt war. Wahrscheinlich war er so ein Typ, der direkt stehen blieb, wenn er sich in irgendeiner Scheibe gespiegelt sah, um seine eigene Geilheit zu bewundern. Ich kam nicht umhin, ihn anzusehen. Richtig anzusehen. Zu mustern. Dazu hatte ich in Vegas keine Zeit gehabt und keine Möglichkeit. Doch jetzt, da saß er halbnackt gegenüber von mir, war versunken in seine Karten, und sah dennoch aus wie eine erhabene, griechische Gottheit.
 

Ned war muskulös, was wahrscheinlich vom Sport kam. Das Sportstipendium hatte er sicherlich nicht umsonst angeboten bekommen. Seine Haut war hell, nur ganz leicht gebräunt, und wölbte sich über seinem Bizeps, seiner Brust und seinem Bauch. Er hatte ein mehr präsentes als nur angedeutetes Sixpack. Wieder spukten die Bilder aus Vegas durch meinen Schädel. Ich erinnerte mich daran, wie er mich festgehalten hatte, wie stark er war und wie bestimmend, aber behutsam er gewesen war. Mir war klar, dass er stärker war als ich. Ich war nur eine kleine Bohnenstange. Es bedurfte nicht viel. Einmal pusten und ich zerfiel wie eine Pusteblume. Das Kribbeln in mir wuchs, als ich mir vorstellte, wie sich Neds starke Arme um mich schlossen. Der Gedanke war vielversprechend und trug nicht gerade zu meiner Konzentration bei.
 

Hastig wandte ich mich wieder dem Spiel zu und wollte mich gerade wieder darüber freuen, dass ich ein gutes Blatt hatte, da legte Ned seine Karten offen. Er hatte einen Drilling, ich nur zwei Paare. Das Grinsen auf seinem Gesicht war zufrieden. Er sah mich abwartend an, doch den Gefallen einer Genugtuung wollte ich ihm noch nicht geben. Ich würde es so lange hinauszögern, wie ich nur konnte. Also zog ich meine Socken aus. Ned grinste lediglich amüsiert.
 

Die nächste und übernächste Runde verlor ich ebenfalls. Angesäuert saß ich nur noch in Unterhose vor ihm, doch Ned beachtete mich überhaupt nicht. Während ich ihn permanent anstarrte wie ein Geier, sah er mich kaum an, und wenn er es doch tat, dann sah er nur in mein Gesicht. Ich fühlte mich klein und notgeil, weil ich den Blick kaum von seinem Körper wenden konnte, dabei war er kurz zuvor noch so … aufgegeilt gewesen.
 

Mühsam wendete ich mich wieder meinem Blatt zu. Ich konnte mich kaum konzentrieren und zwang mich, Ned nicht anzusehen. Stattdessen blickte ich zwischen meiner Hand und den Karten auf dem Tisch hin und her. Noch lagen dort nur drei, die für mich allesamt nicht sehr vielversprechend waren. Ich konnte also nur darauf hoffen, dass die nächsten zwei Karten, die aufgedeckt werden würden, mir bessere Aussichten einbrachten.
 

Gedankenverloren hob ich meinen Blick und sah in Neds abschätzende Augen. Jetzt sah er mich an. Jetzt beachtete er mich. Sein Blick schweifte über meinen Oberkörper, langsam, ganz langsam, über meinen Bauchnabel zu meinem Schritt. Ich saß zwar im Schneidersitz, aber ich trug eine weite Boxershorts, die nichts zeigte. Ned schien sich nicht daran zu stören. Seine Augen betrachteten meine Körpermitte länger als nötig. Dann sah er mir ungeniert ins Gesicht. Ich konnte nicht fassen, dass er wirklich so … freizügig war. So hatte er bei unserem letzten Aufeinandertreffen nie gewirkt. Aber jetzt, da zeigte er mir eine Seite von sich, von der ich nicht erwartet hätte, dass er sie besaß.
 

»Was glotzt du so?«, fragte ich ihn unwirsch, doch es klang nicht einmal halb so intensiv, wie es sollte. Das Kribbeln und die Hitze, die Ned in mir auslöste, schluckten meine Widerspenstigkeit. Meine Gedanken kreisten schon lange nicht mehr um das Spiel.
 

»Ich glotze nicht«, korrigierte er mich belustigt. »Ich betrachte. Und stelle mir vor, wie du wieder unter mir liegst, nackt und mit diesem verführerischen Ausdruck im Gesicht, der sagt, dass du zu so gut wie allem bereit bist … Ich stelle mir vor, wie wir ficken.«
 

Ich hörte und fühlte mein Herz viel zu deutlich, spürte, wie mein Blut zwischen meine Beine schoss, und als ich in Neds Gesicht blickte, konnte ich erkennen, dass er genau wusste, was seine Worte bewirkten. Seine Stimme klang erneut dunkel, erneut rau, so unerhört verführerisch und sie kreierte problemlos das Bild in meinem Kopf, von dem Ned sprach. Ein Schauer erfasste mich.
 

Ich wusste, dass ich den Plan, weswegen ich hierher gekommen und dieses Ding begonnen hatte, bereits verworfen hatte. Es hatte keinen Zweck. Alles an und in mir brannte. Neds Worte machten mich so unfassbar an, dass jeder logische Gedanke aus meinem Kopf gefegt wurde. Sie ließen keinen Platz für lange und durchdachte Überlegungen, stattdessen füllten sie mein Hirn mit Bildern, mit Empfindungen und Vorstellungen, mit Erwartungen und Erinnerungen. In meinen Lenden pochte es bereits spürbar.
 

»Colin …«, holte mich Neds Stimme aus meiner Gedankenwelt. Seine Stimme lockte mich. Die Art und Weise, wie er meinen Namen sagte, brachte mich fast um den Verstand. Süße, süße Verlockung und Verführung. Ned wusste, dass ich ihm verfallen war, er kannte die Worte, mit denen er mich um den Finger wickeln konnte. Ich konnte nichts dagegen tun.
 

Im nächsten Moment hockte ich halb auf dem Couchtisch und langte zu ihm hinüber. Zielsicher trafen unsere Münder aufeinander, stürmisch, verlangend, verzehrend. Neds Zunge strich kurz über meine Lippen, dann teilte er sie. Seine Hände hatten den Weg in meine Haare gefunden, sich darin festgekrallt und hielten mich fest. Er zog mich dichter zu sich herum, ich rutschte vom Tisch und saß beinahe auf seinem Schoß.
 

Ned zog mich zur Seite, sodass ich auf den Rücken glitt. Er beugte sich über mich, seine Haare streiften mein Gesicht, dann küsste er mich erneut. Ungestüm, leidenschaftlich, begehrend. Mit den Händen fuhr ich rastlos über seine Schultern, seinen Rücken, fühlte die erhitzte Haut unter meinen Fingern. Er zog mich wieder in eine sitzende Position und wie von allein, ohne die Münder voneinander zu lösen, erhoben wir uns. Ned schob mich rückwärts durch das Wohnzimmer, genauso wie er es auch in seinem Hotelzimmer getan hatte. Sein Körper drückte gegen meinen, ich spürte seine Hitze, spürte die Erregung in seiner Hose. Keuchend löste ich mich kurz von seinen Lippen.
 

Sein Bett war groß, aber darüber machte ich mir in meinem nebeligen Zustand keine weiteren Gedanken. Ned schubste mich aufs Bett, sodass ich rücklings auf der Matratze lag, doch ich setzte mich schnell wieder auf. Er stand direkt vor mir, und er hatte noch viel zu viel an. Meine Finger fanden ihren Weg zu seinem Hosenbund, während ich mich vorbeugte und mich über seinen Bauch küsste. Neds Hand strich durch meine Haare, ich hörte ihn leise keuchen und das trieb einen weiteren Schwall Blut zwischen meine Beine.
 

Ich öffnete die Gürtelschnalle. Warum musste er auch einen Gürtel tragen? Dann öffnete ich Neds Hose, fuhr mit den Fingerspitzen am Bund entlang, bevor ich sie von seiner Hüfte schob. Seine Hand streichelte durch meinen Nacken, während ich in seinen Schritt griff. Ned stöhnte auf. Er war hart. Ich sah zu ihm auf und erkannte, dass er den Kopf in den Nacken geworfen hatte. Seine Hand war wieder in meinen Haaren. Ich ließ von seiner Erregung ab und zog ihm die Unterhose ebenfalls herunter.
 

Ned zog meinen Kopf an meinen Haaren in den Nacken. Er tat es bedächtig, ich gab dem Zug nach, es zog unangenehm, aber es tat nicht weh. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, dann beugte er sich über mich und küsste mich. Ich landete wieder auf dem Rücken, während Neds Hände sich unter meine Boxershorts schoben. Ein frustriertes Stöhnen verließ meinen Mund, als er nichts weiter tat, als das letzte Stück Stoff, das zwischen uns stand, zu beseitigen. Ned saß zwischen meinen gespreizten Beinen, mir war so heiß und ich war viel zu erregt, um noch daran denken zu können, dass meine Taktik von heute Nachmittag nach hinten losgegangen war.
 

»Was willst du, Colin?«, fragte Ned mich. Seine Stimme war ein heiseres Flüstern an meinem Ohr, dann strich er mit den Lippen über meinen Kiefer, über meinen Hals und über meine Schulter. Sonst berührte er mich nicht. In meinem verklärten Kopf wurde mir bewusst, was er von mir hören wollte.
 

»Fick mich.«
 

Sein dunkles Lachen ertönte an meiner Schulter. Und dann tat er es.



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Klein_Ryu
2011-09-05T16:32:56+00:00 05.09.2011 18:32
tolle story *-*
ayee ned is so cool :>
freu mich schon sehr wenns weiter geht =D
Von:  Yeliz
2011-07-20T14:04:29+00:00 20.07.2011 16:04
Hey (:
Ich werde mal jetzt ein Feedback zu dem Prolog und den drei Kapiteln in diesem Kommentar geben, aber ich bin etwas vergesslich. Also tschuldige schonmal im vorraus, wenn ich was nicht so sehr beachtet habe ^>^" !

Also zum Prolog - Ich fande ihn irgendwie total ansprechend und ich war eigentlich sofort interessiert an deiner Geschichte.. Die Charaktere haben mir auch zugesagt und ich wollte unbedingt wissen, was sich noch so entwickelt. Also ich fande ihn toll und nicht zu viel sagend, sodass Spannung und Interesse gleich in mir geweckt worden *>* !
(;
Okey also.. deine Art zu schreiben gefaellt mir verdammt gut und ich finde das du dieses problematische Thema sehr gut rueber gebracht hast mit diesem Beispiel.. Ich finde es wirklich traurig, dass jemand nur runtegemacht wird, weil er am gleichen Geschlecht interessiert ist und irgendwo auch voellig kindisch ! Wenn man da nicht's mehr lustiges dran findet, dann kann ich das nur nachvollziehen und nur klar das es einem irgendwann auf den Nerv geht, so zu tun als faende man's lustig. Damn. Du hast, damit das Problem gut getroffen.
Aber mal noch zum Thema Alicia und Colin.. das ist irgendwo feige und irgendwie auch nur Selbstschutz, wenn einem noch vor Augen gefuehrt wird, wie schrecklich es ist, wenn man geoutet wird.. Oh man, aber das er sie ausnutzen muss, um eine Tarnung zu haben, finde ich das Letzte.. 'seufz'
Und irgendwie nehme ich an, dass sie nicht bloed ist und es irgendwie auch merkt.. sich vielleicht, aber selbst beluegt und versucht diese "Liebe" und Beziehung aufrecht zu erhalten..

Wohaa.. und in diesem Moment konnte ich kaum mein Lachen unterdruecken..Es war so herrlich ^>^ .. Thaha. Ich glaueb da zeigt sich mein Schadenfreude wieder, aber das mit dem Pokemon-Trainer fand ich irgendwie 'ne suesze Idee.. Jaa ich habe eig. schon gehofft, dass der liebe Ned im Wohnzimmer sitzt und mit seinen Eltern plauscht und irgendwie hat's mich trotzdem fast aus den nicht vorhandenden Latschen gekippt, als ich erfahren durfte, dass ER Colin's neuer Nachbar war. ^>^

Also irgendwie, ist es ja mal suesz das er sich drueber so aufregt. 'thihi Aber das ist total irrsinnig zu verlangen das Ned wieder auszieht.. ohmm..jaaor. Mehr hab ich nicht viel dazu zu sagen. Nur das mir Ned's Auftreten in diesem Moment gefallen hat ^>^ .. Ach ja irgendwie schoen, wenn Colin sihc aufregt.. Ist das wieder Schadenfreude, aber irgendwie hat er es ja verdient, nicht wahr ? x'D
Das Ende von dem Kapitel hat mich geruehrt, weil Ned so suesz, war und gleichzeitig haette ich Colin eine Klatsche gegeben..So ein Idiot. 'Augen verdreh' Ernsthaft, das war irgendwie typisch denkt nur an das negative und an seinen Vorteil durch Ned's Verschwinden.

Ja ich weisz was jetzt von mir esagt wird ist irgendwie unfair, aber ich finde er hat's verdient ! Ich mag Colin ja eigentlich, aber ach mich stoert es das er, einen Teil von sich verleugnet und irgendiwe auch feige ist. Njaa.. mir tut Alicia doch leid, sie ist ja eig. an dieser ganzen Sache nicht Schuld.. 'seufz' 'eine troestende Umarmung geb'
Ouu..wie ich lachen musste als die Szene im Treppenhaus an der Reihe war, wo Ned Alicia total butterweich gekocht hat.. Aww..Toller Einfall ! (:
Hmm..irgendwie war ich danch total gebannt von den Zeilen, keine Ahnung ich weisz gar nicht wirklich was ich dazu sagen , auszer dass mich diese Art von Ned's Aufterten fasziniert hat und auch seine Offenheit und irgendwie tut mir ja auch Colin Leid mit seiner Verzweiflung..
Ich mag die Katze ^>^ musste ich mal anmerken.
Diese Gespraech auf der Wiese fand ich schoen zu lesen. meeensch, das Buch scheint interessant zu sein ! *>* Wuerde ich auch gerne mal lesen (: .. Und mensch die beiden zicken sich gerne an, aber das liegt glaube mehr an Colin, aber irgendwie ist das suesz wie Ned ihn aus der Fassung bringt.. ernsthaft die beiden sind irgendwie herrlich zusammen x'D

Ich muss erwaehnen das ich die Namen der Kapitel mag .. (;

Sop.. Und zum letzten Kapitel..muss ich anmerken, dass Ned ein Genie ist und Colin viel zu leichtsinnig, aber genau das bringt wohl das schoene Ende dieses Kapitels! ^>^ Ich meine es war so klar, im nachhinein was Ned, mit dem Stripp Poker bezwecken wollte und genauso mit diesen ganzen Verfuehrungstackticken und ich bin einfach fasziniert, wie er es so schnell geschafft hat.
Noch was zu dem Kpaitel..ich fand's goettlich zu lesen, denn du hast es einfach so.. ach keine Ahnung gut ruebergebracht.. Die Stimmung und auch diese Situaion und die Lage von Colin.. Ich konnte diese spannung und die Gefuehle einfach nur spueren beim Lesen *____* !

Sop ich konnte mich nicht zurueckhalten und hab einfach mal alles aufgeschireben, was mir so auf der Zunge brannte ^>^ 'tschuldige..
Also ich muss dich wirklich loben fuer diese Geschichte.. Mir macht's einfach verdammt Spasz sie zu lesen und danke'schoen !
Liebe Gruesze von einer Traeumerin (:
Von:  2you
2011-07-07T06:24:34+00:00 07.07.2011 08:24
JUHU ich freu mich riesig das es weitergeht - ich habe es so sehr herbeigesehnt!!! Ich freu mich riesig!

oh die 2 verstehen sich blendend ;-)

ich freu mich auf die Fortsetzung :-)
Von:  Bloody_princess
2011-07-05T16:02:55+00:00 05.07.2011 18:02
Gott sei dank gehts wieder weiter!
Ich Liebe diese Geschichte einfach! :D

Um so trauriger bin ich natürlich das es nur
noch ein Kapitel + Epilog geben soll....

Hätte gerne noch viel mehr von den beiden
gelesen! Vielleicht gibt es ja auch noch eine Fortsetzung?!

Wäre echt super! :D
Die würd ich dann auf jedenfall auch Lesen!

Na ja,
freue mich schon wieder auf's nächste Kapitel!
Kann's kaum noch erwarten! :D

Also bis zum nächsten Mal! ;D

Liebe Grüße
deine Bloody princess! <3
Von:  chaos-kao
2011-07-05T12:26:59+00:00 05.07.2011 14:26
Ich musste die gesamte Geschichte erstmal lesen um wieder zu wissen, ob welche es sich hier überhaupt handelt xD Aber es hat sich gelohnt ;) Ich bin wirklich gespannt wie es mit den beiden weiter geht ... und Ned ist echt ... hot! Den Dirty Talk beherrscht er wirklich gut xD Mal schaun, wie es mit den beiden nach dem Fick jetzt weitergehen wird ...
Ich freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel, das hoffentlich bald kommt ;)

Lg
Kao
Von:  Inan
2011-07-05T11:22:06+00:00 05.07.2011 13:22
Tja, das war wohl nichts. xD
Zumal sie ja jetzt beide auf ihre Kosten gekommen sind, ist ja nicht so, als hätten sie darauf nicht hingearbeitet xD
Tolles Kapitel =)
Von:  Heartsbane
2011-07-05T10:02:17+00:00 05.07.2011 12:02
Oi~ x|3
Ich war gleichsam überrascht & begeistert, als ich deine ENS bekommen habe, weil ich schon dachte, dass es gar nicht mehr weitergehen würde >///<
Aber ich bin so froh, dass es das tut, weil die beiden einfach genial sind! (& sehr, sehr heiß zusammen, o m g)

Ich hatte ja am Anfang schon überlegt, ob ich zuerst die anderen Kapitel noch einmal lese, weil die Zeitspanne doch recht groß war & ich Angst hatte, alles schon vergessen zu haben xD Allerdings kam mir das Meiste gleich wieder & so konnte ich mich gleich auf das Kapitel stürzen ;3

Es war einfach göttlich :D Allein die Idee mit dem Pokern & den Wetteinsätzen, ich bin ja absoluter Fan von sowas. & ich kann es nur wiederholen: Ich l i e b e Ned, er ist einfach gorgeous! x|3 Seine ganze spöttische Art hat mich ja total gebannt, weil es einfach so witzig ist, wie er Colin immer niedermacht :D Aber dann dieses Vulgäre~ Ehm... rawr?! :3
Was ich unterhaltsam fand, war die Tatsache, dass er vom Stuhl gefallen ist xD Das hätte ich zumindest gar nicht von ihm erwartet, aber umso witziger war es. Aber wie er dann gleich so böse wird... uh oô Heiß, aber gefährlich & gruslig xD' Yay, aber ich kann ihn verstehen ^^'
Ich glaube ja übrigens, dass Ned einfach ein scheiß Blatt hatte am Ende & wahrscheinlich eh verloren hätte & so... Haha :D Deswegen der Umschwung der Taktik, dass er auch ja kriegt, was er will :P Nee, aber sein 'Dirty Talk', wie du es ja so schön genannt hat, war das Amüsanteste am Kapitel. Ich musste die ganze Zeit grinsen, weil solche Charaktere vergöttere ich ja :D
& Colin, awww~ >///< Ich hab mich immer so fremsgeschämt, weil er nie was erwidern konnte & das wenn dann so unendlich peinlich für ihn geendet hat :'D Schrecklich~ Der arme Junge. Ned is schon fies (woohoo! <3)
Was noch? Ja, das Ende natürlich ;3 Es war heiß, einfach nur heiß...! Wie sie sich aufeinanderstürzen & o m g... Was soll ich dazu noch sagen?! :D Mir gefiel auch noch dieses ganze 'Fick mich'-Dingens, wie Ned seinen Kopf wieder durchgesetzt hat & so xP

Jaaaa, es hat mir einfach abgöttisch gut gefallen, ich hoffe, das merkt man .__. & ich finde es schade, dass 'nur noch' ein Kapitel & ein Epilog geplant sind, die beiden sind einfach so wunderbar, ich würde am liebsten jeden Tag was Neues von ihnen lesen <3 Schreib schnell weiter (ignorier das, ich will dich nicht drängen!) & ich bin schon gespannt x3

Liebste Grüße,
Core.
Von:  Disqua
2010-10-02T20:44:36+00:00 02.10.2010 22:44
Ich warne dich, wenn du diese FF nicht beendest muss ich handgreiflich werden "hust"

Nein ernsthaft.
Erst einmal Gratulation zum 3.ten Platz, er ist wirklich verdient.

Ich find die Charas hammergut ausgearbeitet, man kann nachvollziehen was in den Jungs und auch in dem Mädel vorgeht, was selten ist bei FF's mit eigenen Charas, daher gefällt mir das wirklich sehr gut.
Ich bin auch ernsthaft sehr gespannt darauf wie es mit den Beiden weitergeht, ich vermute ja, das Alicia bereits ein wenig etwas ahnt, kann mich aber auch irren und ich bin mir sicher das Colin früher oder später wieder schwach wird. Wäre ja auch zu Schade wenn nicht.

Daher, ich freue mich wenn es weiter gehen sollte "-"
Von:  Pataya
2010-09-09T10:48:03+00:00 09.09.2010 12:48
schön^^....mach bitte weiter^^

Pat
Von:  morbund
2010-09-06T20:21:55+00:00 06.09.2010 22:21
hey
ich find die geschichte wieder echt toll :)
spannend geschrieben ,bin gespannt wie es weiter geht...
ich finds lustig ich hab das gleiche buch gelesen wie ned ;D
mach weiter so :D ich mag deine geschichten
lg m


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