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Das Spiel ohne Ball

von

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Orangensaft

(Nur zwei Dinge zu Beginn. Erstens, einige Hetalia-Fans werden nicht müde, zu betonen, Toris sei zu klein dargestellt (Litauer seien im Schnitt größer). Zweitens, Nationalsport Litauens ist Basketball. Frage mich, ob es da einen Zusammenhang gibt.)
 

-
 

Es war heiß. Die Sonne brannte auf das hübsche Holzhaus, das einige Fahrminuten abseits von der großen Stadt stand. Eine asphaltierte Straße führte in respektvollem Abstand daran vorbei. Ein Gartenzaun trennte ein Stück schon leicht vertrocknete Wiese von der Außenwelt. Es war ein kleiner Zaun, doch Toris fühlte sich von ihm mehr geschützt als von allen Mauern dieser Welt.

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ den letzten Rest des Wassers aus der Gießkanne tropfen. Die Blumen in dem kleinen Beet hielten sich wacker in der Trockenheit, wenn auch nur, weil er sie täglich goss. Dennoch machte es ihm nichts aus, in der Hitze zu arbeiten. Hitze war viel besser als Kälte, und auch wenn sie ihn auf die Dauer ermüdete, war er dankbar, hier sein zu dürfen. Sehr dankbar.

Sein Blick wanderte über die Umgebung. Ein gutes Stück weiter links von ihm sah er ein zweites Haus, doch rechts von ihm lag nichts als offenes Land unter einem strahlend blauen Himmel. Einige Büsche standen hinter dem Gartenzaun und streckten ihre Zweige über die Holzlatten. Keine Menschenseele war zu sehen, doch von hinter dem Haus erklangen Geräusche, die ihm verrieten, dass Alfred sehr wohl zu Hause war.

Mit einem Lächeln drehte er sich um und stieg die hölzernen Stufen zur Veranda hinauf. Nachdem er die Gießkanne beiseite gestellt hatte, betrat er das Haus und ging in die Küche. Dort nahm er eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und füllte zwei große Gläser damit, die er auf ein kleines Tablett stellte. Vorsichtig, um nichts zu verschütten, machte er sich auf den Weg zur Hintertür.

Warme Luft schlug Toris entgegen, als er die Tür öffnete. Vor ihm führten drei Stufen auf einen kleinen Hinterhof. Bevor er noch einen klaren Gedanken fassen konnte, erklang ein lautes „Vorsicht!“, das ihn zusammen zucken und beinahe das Tablett fallen lassen ließ. Etwas Großes rauschte an ihm vorbei, schlug neben ihm auf dem Boden auf und federte wieder nach oben.

„Hepp!“, sagte Alfred, fing das Ding auf und grinste Toris an. Er atmete schwer und war verschwitzt, doch wie üblich strahlte er über das ganze Gesicht. „Hey, Toris! Beinahe wärst du getroffen worden!“

„D-das habe ich gemerkt“, erwiderte Toris, leicht zitternd nach dem Schreck.

„Was gibt es?“

„Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht etwas trinken wollten. Bei dieser Hitze...“

„Oh, wie zuvorkommend! Ist es Cola?“

Toris zuckte heftig zusammen. „Nein, Orangensaft...“

„Auch nicht schlimm“, sagte Alfred großzügig, griff nach einem der Gläser und nahm einen tiefen Schluck.

Nervös beobachtete Toris ihn. Er war froh, dass Alfred nicht wütend war, weil er keine Cola gebracht hatte. Diese Sorge mochte lächerlich wirken (Alfred hätte sie zumindest so bezeichnet), doch Toris war andere Arbeitsbedingungen gewohnt. Und wie er das war.

„Ah“, machte Alfred, holte tief Luft und ließ das halb leere Glas sinken. „Danke, Toris. Mir wurde langsam echt heiß.“

„Wieso treiben Sie auch bei dieser Hitze noch Sport?“, fragte Toris vorsichtig und betrachtete den großen Ball, der ihn gerade beinahe erschlagen hätte und den Alfred mittlerweile unter seinen freien Arm geklemmt hatte.

„Hmm? Ach, mir wurde gesagt, ich soll abnehmen. Und da ich ein Held bin, kann es sicher nicht schaden, wenn ich mich sportlich betätige!“

„Aber doch nicht bei dieser Hitze... Sie könnten einen Sonnenstich bekommen...“

„Ach was!“, winkte Alfred ab. „Im Schatten doch nicht!“

Er stellte das Glas wieder auf dem Tablett ab und ließ den Ball einmal auf den Boden springen. „Willst du mitmachen, Toris?“, fragte er dann plötzlich.

„Was meinen Sie?“, fragte Toris verwirrt.

„Magst du Basketball?“

„Was bitte?“

„Basketball“, wiederholte Alfred und deutete auf den Korb, der einige Meter weiter an der Hauswand angebracht war. Toris blinzelte ihn an. Er hatte sich bereits gefragt, wozu dieser Korb gut war. Jetzt war es ihm peinlich, nie gefragt zu haben.

„Kennst du das nicht?“, fragte Alfred, der es gewohnt war, dass Toris sich mit einigen Dingen nicht auskannte, die für ihn selbstverständlich waren. „Warte, ich zeige es dir. Du machst es so...“

Er musterte den Korb prüfend, lief in ein paar großen Schritten darauf zu, sprang ab und warf den Ball durch die Luft. Der Ball flog, stieß gegen den Ring aus Metall, wurde davon gebremst und fiel durch das Netz wieder nach unten.

„Siehst du?“, fragte Alfred zufrieden, fing den Ball wieder auf und sah sich gespannt zu Toris um. „Ganz einfach!“

Toris zwang sich zu einem Lächeln. Es sah wirklich einfach aus, wenn Alfred es vormachte – andererseits sah alles, was Alfred tat, einfach aus.

„Ich habe so etwas noch nie gemacht...“

„Dann kannst du es lernen!“, unterbrach Alfred ihn. „Ich bringe es dir bei, jetzt und hier, denn ich bin ein Held!“

„Aber ich...“

„Du würdest einen guten Basketballspieler abgeben“, sagte Alfred, trat näher und musterte Toris prüfend. „Bei deiner Größe!“

„Ich weiß nicht...“, murmelte Toris.

„Weißt du, wie du da stehst?“ Alfred schüttelte den Kopf. „Du umklammerst dieses Tablett, als wärst du zu nichts anderem gut, als dazu, Tee zu servieren. Aber das stimmt nicht, Toris! Du kannst viel mehr als das! Und wenn du nicht immer die Schultern so hängen lassen würdest...“

Toris errötete leicht und richtete sich auf.

„Siehst du!“, rief Alfred und boxte ihm spielerisch gegen den Arm. „Hey, du bist viel größer, als ich gedacht hatte, Toris! Wenn du nicht Basketball spielst, wenn du es nicht wenigstens versuchst, fall ich aber vom Glauben ab.“

„Also gut“, sagte Toris und stellte das Tablett auf der obersten Treppenstufe ab. Sein Herz schlug schnell und er spürte, dass er rot geworden war. Es kam sehr selten vor, dass jemand versuchte, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Um genau zu sein, kam es niemals vor.

„Ich wusste, du würdest zur Vernunft kommen!“ Alfred grinste sein triumphierendes Grinsen. „Also gut. Ich mache es dir noch einmal vor, und dann versuchst du es, okay? Schau gut hin!“

„Gut“, sagte Toris nervös und zupfte an einer Haarsträhne, die ihm in die Augen hing. Er hatte sich einen kurzen Zopf gemacht, da das bei der Hitze praktischer war. Zum Basketball spielen war es sicher auch nicht schlecht, dachte er.

„Jetzt du“, sagte Alfred, nachdem er den Ball ein weiteres Mal im Korb versenkt hatte, und hielt ihn Toris hin. Toris nahm ihn an. Der Basketball war wesentlich schwerer und größer als die meisten anderen Bälle, die er bisher in den Händen gehalten hatte. Die Oberfläche war rau und hart unter seinen Fingern.

„Willst du das ausziehen?“, fragte Alfred stirnrunzelnd und deutete auf Toris' Hemd.

„Nein. Wieso sollte ich?“

„Bei der Hitze schwitzt du dich ja kaputt mit den langen Ärmeln!“

Toris musterte Alfreds Oberteil, das überhaupt keine Ärmel hatte, und schluckte leicht. Das war sicher viel luftiger, dachte er. Aber dennoch...

„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich halte das aus.“

„Du kannst es ausziehen“, sagte Alfred und zuckte die Achseln.

„Lieber nicht...“

„Ach, Toris. Wir sind doch unter uns!“

Alfred lachte, doch Toris war nicht zum Lachen. Er konnte sich nicht erinnern, wie lange schon niemand mehr seinen nackten Rücken gesehen hatte. Es wäre ihm lieber, wenn es nie jemand tun würde. Es gab zu viel, woran er nicht gern erinnert wurde und womit er am liebsten auch niemand anderen belasten würde.

„Es ist schon in Ordnung so“, sagte Toris und versuchte, überzeugend zu klingen. Alfred legte den Kopf schief und zuckte die Achseln. „Wenn du meinst. Also, Toris, dann leg mal los!“
 

„A-also... drei Schritte, ja? Zuerst links, oder... welchen Fuß zuerst?“

Alfred war sehr ausdauernd, das musste man ihm lassen. Er feuerte Toris an, auch als beide schon völlig erschöpft waren. Geduldig sah er sich jeden Wurf an, der daneben ging, und das waren zu Anfang alle. Als Toris es nach etwa einer Stunde schaffte, einen fast tadellosen Wurf im Netz zu versenken, jubelte Alfred so laut, dass Toris sich ängstlich fragte, ob die Nachbarn sich wegen Ruhestörung beschweren würden. Allerdings, dachte er, waren es Alfreds Nachbarn. Sie mussten viel gewohnt sein.

„Das war großartig!“, verkündete Alfred, als die Sonne schon tief stand, und klopfte Toris auf den Rücken.

Toris lachte unsicher. „Naja.“

„Dafür, dass du das zum ersten Mal gemacht hast, war es grandios!“, erklärte Alfred. „Und das sage ich nicht einfach so, Toris. Du hast das Zeug dazu!“

„Es hat Spaß gemacht“, gab Toris zu und strich sich die Haare aus der Stirn. „Aber ich denke, jetzt muss ich erst einmal duschen...“

„Tu das!“, erwiderte Alfred, ging zur Treppe und nahm sein erst halb leeres Glas wieder auf. „Oh nein... warm“, sagte er und verzog das Gesicht.

„Ich werde neuen Saft holen. Oder soll ich Cola...“

„Du hast gesagt, du gehst duschen“, sagte Alfred entschieden und hob das Tablett auf. „Wenn du fertig bist, komm nach unten, dann hab ich uns was zu Trinken gemacht.“

„Aber...“, begann Toris, doch Alfreds Blick ließ ihn seine Meinung ändern. Er lachte nervös und zupfte an seinem verschwitzten Hemd. „Also gut. Vielen Dank, dass Sie...“

„Und außerdem“, unterbrach Alfred ihn und grinste breit. „Hör auf, mich zu siezen, Toris. Ich fühle mich so alt, wenn du das tust. Und so... so, als würde ich dich ausnutzen, verstehst du?“

„Oh“, sagte Toris und errötete. „I-ich wollte nicht...“

„Sag einfach du zu mir“, sagte Alfred, zwinkerte ihm zu und verschwand im Inneren seines Hauses. Toris stand noch im Hof, den großen Ball mit beiden Händen vor seiner Brust festhaltend. Erst nach einigen Sekunden gab er sich einen Ruck und folgte Alfred.

Das Geschenk

Anmerkung der Autorin: Ich hassliebe dieses Kapitel. Lesen auf eigene Gefahr.
 

„Ich habe etwas für dich!“, verkündete Alfred und grinste breit.

„Ach ja?“, fragte Toris überrascht. „Was ist es?“

Anstatt einer Antwort ließ Alfred ein weiches, in Papier eingeschlagenes Paket vor ihm auf den Küchentisch fallen. „Pack es aus, pack es aus!“, verlangte er, ließ sich auf dem Stuhl Toris gegenüber nieder und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte.

Toris musterte das Paket verwirrt. Er hatte keine Ahnung, was Alfred ihm würde schenken wollen. Außerdem hatte er noch nie ein unerwartetes Geschenk bekommen. Gut, von Feliks hatte er viele sehr unerwartete „Geschenke“ bekommen... aber noch nie von jemandem, der in der Lage schien, ein passendes Geschenk auszuwählen. Aufgeregt riss er das Papier auf.

Was zum Vorschein kam, konnte er auf den ersten Blick nicht erkennen. Es sah aus wie ein zusammengefaltetes Stück Stoff, ein Stoff von der Art, wie manche von Alfreds Kleidern waren. Weich, glatt und mit einem seltsamen Geruch. Er zog das Ding auseinander und hielt es hoch.

„Und?“, fragte Alfred gespannt.

Einen Moment lang war Toris sprachlos. „Da steht mein Name drauf“, stellte er dann fest.

„Toll, oder? Ich hoffe, ich habe ihn richtig geschrieben...“ Alfred lachte sorglos. „Nachdem du neulich beim Basketball so geschwitzt hast, dachte ich, ich schenke dir etwas Passenderes, was du beim nächsten Mal anziehen kannst.“

„Das ist für mich?“, flüsterte Toris und wagte es kaum, das Trikot anzufassen. Es sah so ähnlich aus wie das, das Alfred getragen hatte. Ein relativ schlichtes Oberteil mit weit ausgeschnittenen Löchern für die Arme und einem Namen auf dem Rücken. Seinem Namen.

„Klar! Für wen soll es denn sonst sein, wenn Lorinaitis hinten draufsteht? Denk doch mal nach, Toris!“

„Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll“, gestand Toris, schüttelte den Kopf und drückte das Trikot an sich. Es schien zu passen, stellte er fest. Es kam ihm wie ein Wunder vor.

„Komm!“, sagte Alfred, stand auf und klatschte in die Hände. „Zieh dich um, und dann spielen wir eine Runde!“

„Aber... meinst du...“

„Hey, ich habe es dir geschenkt, damit du es trägst! Also sei kein Frosch und komm mit!“

Toris holte tief Luft und stand auf. Ein Lächeln zog über sein Gesicht, und er stellte fest, dass er es nicht mehr loswurde. „Also gut. Ich bin sofort wieder da.“
 

„Du musst das Handgelenk abknicken, Toris, denk daran!“

Toris keuchte und fuhr sich durch die Haare. Entschlossen visierte er den Korb an, der einige Meter von ihm entfernt an der Wand hing. Er packte den Ball mit beiden Händen, holte tief Luft und lief los. Es war, als sei er nicht länger ein Teil seines Körpers. Er fühlte sich eher wie ein Reiter auf einem Pferd, das durchgegangen war – mit dem Unterschied, dass seine Bewegungen nicht panisch waren und er sich wegen seiner Kontrolllosigkeit keine Sorgen machte. Die Steine des Hofs rauschten verwischt unter seinen Füßen vorbei. Er hob den Blick, sah den hellen Himmel und sein Ziel, den Korb an der Wand. Ohne darüber nachzudenken, führte er die Bewegungen aus, die Alfred ihm beigebracht hatte. Hinter seinem Wurf lag mehr Kraft, als er sich je zugetraut hätte.

Der Ball flog geradewegs durch das Netz hindurch. Toris bog ab, um nicht gegen die Wand zu laufen, und wurde langsamer. Sein Herz schlug schnell, als er sich umdrehte und den Ball wieder aufhob. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so froh gewesen zu sein.

Fast ohne es zu wollen grinste er Alfred an, als er auf ihn zu ging und ihm den Ball in die Hände drückte. „Wie war das?“, fragte er glücklich, noch immer leicht außer Atem.

Alfred erwiderte sein Grinsen. „Nicht schlecht, Toris. Aber du hast schon wieder nicht auf dein Handgelenk geachtet.“

Ratlos hob Toris die Hand und knickte sie einige Male nach vorn und wieder zurück. „Nein, wahrscheinlich nicht. Aber ich verstehe sowieso nicht ganz, wozu das gut sein soll... ich treffe den Korb doch auch so, oder?“

„Schon“, gab Alfred zu. „Aber so funktioniert die Technik nun einmal. So wurde das schon immer gemacht.“

„Also gut, wenn du es sagst... du bist der Experte von uns beiden.“

„Eben“, sagte Alfred und hob den Ball. „Und ich sage, du musst es... so machen.“

Er machte es vor. Der Ball flog ein kleines Stück und prallte auf dem Boden auf.

„Natürlich mit etwas mehr Schwung.“

„Ich glaube, ich habe verstanden“, sagte Toris langsam und hob den Ball auf. „Ungefähr so?“

Prüfend sah Alfred ihm bei seinem Versuch zu und schüttelte den Kopf. Dann leuchteten seine Augen auf, als habe er einen Einfall gehabt. „Warte mal... ich zeige es dir.“

Er trat hinter Toris und griff nach dessen Hand. Toris blinzelte überrascht, beschloss aber, dass Alfred wissen musste, was er tat. Er wusste immer, was er tat.

„Also... wenn du den Ball hast... Mensch, wieso bist du nur so groß?“

„Ich bin doch kaum größer als du“, erwiderte Toris lachend. Er spürte Alfreds Atem in seinem Nacken, als auch dieser lachte.

„Ein Punkt für dich. Weiter im Plan des Helden... wo hast du deine andere Hand? Also, du nimmst beide Hände ungefähr... so.“

„Okay.“

„Und jetzt... wo ist der Ball?“

„Liegt immer noch da hinten, wo ich ihn hingeworfen habe.“

„Na so etwas.“ Erneut lachte Alfred laut auf. Das Lachen brachte seinen Bauch zum Beben, Toris spürte es in seinem Rücken. Er wusste nicht, ob er Alfred schon einmal so nahe gewesen war. Wahrscheinlich nicht.

„Gut, dann eben ohne Ball.“

„Wieso ohne Ball?“, fragte Toris und versuchte, den Kopf zu drehen. „Geht das denn auch ohne...“

Er brach ab und erstarrte, als er etwas in seinem Nacken spürte, das dort nicht sein sollte. Etwas trockenes, sehr weiches auf seiner verschwitzten Haut. Es fühlte sich nicht unangenehm an, ganz im Gegenteil, aber es sollte nicht sein. Eine leise, aber penetrante Stimme in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass es einfach nicht sein sollte.

Alfred löste seine Lippen behutsam von Toris' Hals und lachte in sich hinein. „Natürlich geht das auch ohne Ball.“

Freiheit

Die Morgensonne schien durch das Fenster von Alfreds Schlafzimmer und zeichnete ein blendend helles Rechteck auf den Holzboden. Eines der zahlreichen Kissen war vom Bett gerutscht, ebenso wie ein großer Teil der Decke. In dem Durcheinander, in dem das Bett sich befand, lief man Gefahr, zu ertrinken.

„Du bist so still, Toris.“

Langsam hob Toris den Kopf und sah Alfred an, der ihn angrinste. Sein Grinsen war immer noch genau das alte. Als sei überhaupt nichts passiert.

„Ach, es ist alles in Ordnung“, sagte Toris, spielte mit einer Ecke des Bettlakens und lächelte.

„Dann ist ja gut.“ Alfred ließ den Kopf zurück in sein Kissen sinken und gähnte herzhaft. „Langsam bekomme ich Hunger.“

„Soll ich Frühstück machen?“

„Och, wenn du so fragst... nein. Du kannst auch gern noch ein Weilchen hier bleiben.“

„Schon gut“, sagte Toris ergeben und setzte sich auf. „Ich mache Frühstück.“

„Warte mal kurz.“

„Was ist?“, fragte Toris überrascht und sah sich zu Alfred um, der seinen Blick blinzelnd erwiderte.

„Alle sagen, ich bin ziemlich taktlos... obwohl das gar nicht sein kann, denn ich bin ja ein Held. Aber wie auch immer...“ Er kaute auf seiner Lippe herum. „Toris... kann es sein, dass du nicht von allen so gut behandelt worden bist wie von mir?“

„Wie meinst du das?“, fragte Toris tonlos und fühlte sich, als habe man einen Eimer eiskaltes Wasser über seinem Kopf geleert.

Alfred grinste schief. Noch gestern hatte Toris dieses Grinsen geliebt, fiel ihm ein. Aus irgendeinem Grund kam er sich deswegen dumm vor.

„Ich rede von deinem Rücken, Toris. Sieht ganz schön übel aus.“

Toris wusste, dass es zu spät war. Kaum etwas war so endgültig und so unmöglich wieder rückgängig zu machen wie die Enthüllung eines Geheimnisses. Dennoch packte er sein Trikot, das zerknüllt halb unter dem Bett lag, und zog es so hastig über seinen Kopf, dass er glaubte, es würde jeden Moment zerreißen. Dann stand er vom Bett auf und floh aus dem Raum.

Noch auf dem Flur hörte er Alfreds Stimme hinter sich. „Ich will ja nichts sagen, Toris, aber man sieht es immer noch... an den Schultern, wegen der fehlenden Ärmel... ich weiß es schon, seitdem du es anhast. Ich dachte, ich sage dir besser Bescheid.“
 

Wieso machte er es sich nur so schwer?

Toris betrachtete sein Gesicht im Spiegel und versuchte, in seinen müden Augen eine Antwort zu finden. Was war eigentlich mit ihm los? Alfred meinte es gut mit ihm, doch Toris konnte seine Paranoia nicht abschütteln. Er hatte sich geschworen, nie wieder zuzulassen, dass irgendjemand Macht über ihn hatte. In welcher Form auch immer.

Ohne Alfred hätte Toris nichts, keine Arbeit, kein Geld, kein Dach über dem Kopf. Das war die ganze Zeit über so gewesen, doch erst jetzt wurde es ihm klar. Er war abhängig von Alfred, er war auf ihn angewiesen. Es würde schwierig werden, sich von ihm zu lösen. Noch vor ein paar Tagen wäre ihm der Gedanke lächerlich vorgekommen, dass er je den Wunsch haben sollte, Alfred zu verlassen, aber jetzt... Alfred wusste über Toris' Narben Bescheid, er kannte seine Geheimnisse. Zuvor hatte der Aufenthalt in seinem Haus sich nicht wie eine Gefangenschaft angefühlt, aber jetzt erkannte Toris, dass er hier nicht weniger gefangen war als damals in Ivans Haus. Wo lag der Unterschied, wenn er doch immer ein Gefangener war?

Der Unterschied war der, versuchte Toris sich selbst zu überzeugen, dass Alfred anders war. Er würde Toris niemals verletzen oder zulassen, dass jemand anderes es tat, das hatte er oft genug betont. Er war großzügig und herzlich und ein Held. Aber dennoch hatte er Macht über Toris. Das Problem mit Macht war, dass sie den Charakter verdarb. Jeder, der Macht hatte, würde sie früher oder später missbrauchen. Nichts anderes zeigte die Geschichte.

Toris ertrug es nicht, zu wissen, dass irgendjemand Macht über ihn hatte. Das war alles, dachte er und nickte seinem Spiegelbild zaghaft zu. Es hatte nichts mit Alfred zu tun, nicht persönlich. Er wollte frei sein, ohne sich von irgendjemandem Vorschriften machen zu lassen. Und er konnte nicht frei sein, solange er abhängig von jemandem war. Nicht einmal, wenn dieser Jemand so freundlich zu ihm war wie Alfred.

Tatsächlich gab es einen Punkt, in dem Alfred viel schlimmer war als Ivan, dachte Toris. Ivan hatte er gefürchtet, gehasst, hatte versucht, ihm auszuweichen. Mit Alfred würde das nicht funktionieren. Er spürte, dass Alfred ihn mochte – es war mehr als sein Mitleid und der Drang, jemandem etwas Gutes zu tun. Auf die eine oder andere Art liebte Alfred Toris, und das war es, was Toris lähmte. Es nahm ihm die Freiheit, Alfred zu verletzen, ohne sich etwas dabei zu denken. Er könnte nicht einfach gehen, selbst wenn er die Gelegenheit dazu hätte. Er konnte Alfred nicht verlassen. Toris war zu selten geliebt worden, als dass er Liebe einfach hätte unerwidert lassen können.

Und du liebst ihn, nicht wahr, Toris? Du tust es. Du wolltest das, was gestern Nacht passiert ist, du wolltest es wirklich. Wenn du nämlich auch nur den geringsten Widerwillen gezeigt hättest, hätte Alfred dich sofort in Ruhe gelassen. Er ist nicht "so einer", Toris. Er hätte niemals irgendetwas gegen deinen Willen getan, so einer ist er nicht. Du hast es auch gewollt.
 

„Du trägst es immer noch.“

Toris zuckte zusammen und drehte sich um. Alfred stand in der Tür zu seinem Zimmer und grinste ihn an.

„Kannst du nicht anklopfen?“, fragte Toris und versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen.

„Ich habe angeklopft, aber du hast nichts gehört.“

Sicher log er, dachte Toris. Sicher log er ihn an.

„Es freut mich, dass du es noch trägst“, kam Alfred wieder aufs Thema zurück.

Toris sah an sich hinunter. Er hatte ins Bett gehen wollen und dabei bemerkt, dass sein einer Schlafanzug in der Wäsche war und der andere ihm dank des üppigen Essens bei Alfred zu eng wurde. Das einzige bequeme, was er sonst noch zum anziehen gehabt hatte, war sein Trikot gewesen.

„Wenn ich es nicht trage, trägt es niemand“, antwortete er, ohne Alfred anzusehen. „Immerhin steht mein Name drauf.“

Alfred lachte auf. „Da hast du Recht... es wäre Verschwendung, wenn niemand es tragen würde.“

Stumm betrachtete Toris seine Finger. Er wollte, dass Alfred ging.

Stattdessen machte dieser einen Schritt ins Zimmer hinein. „Toris?“

„Ja?“, fragte Toris und sah widerwillig auf. Alfred lächelte ihn an.

„Es freut mich, dass du es trägst. Obwohl man so deine Narben sieht.“

„Jetzt, wo du sie gesehen hast, kann es ja nicht mehr schlimmer kommen“, sagte Toris, und wieder zwang er sich verzweifelt dazu, es wie einen Scherz klingen zu lassen. Dabei meinte er es ernst.

„Toris.“

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Toris musste den Drang unterdrücken, auszuweichen. „Ja?“, fragte er etwas zu schnell.

Alfred sah ihn an. In seinen blauen Augen lag nichts Böses, nichts, was darauf hingewiesen hätte, dass er Toris verletzen wollte. Vielleicht wollte er es auch nicht, dachte Toris. Doch, sicher wollte er es. Alfred. Ach was, als ob Alfred ihm etwas tun würde, immerhin war er der Held. Doch, aber natürlich beabsichtigte er alles, was passierte. Als ob Alfred nicht genau wüsste, was er tat.

„Du solltest nicht... du hast dir nichts vorzuwerfen, verstehst du? Du hast diese Narben nicht durch deine Schuld. Du brauchst dich nicht für sie zu schämen.“

„Wer sagt denn, ich würde mich schämen?“, fragte Toris und versuchte, sorglos zu klingen. „Ich habe sie nur versteckt, weil ich dich nicht mit meinen Problemen belasten wollte.“

„Aber du kannst mir alles über deine Probleme erzählen, Toris! Wie soll ich dir denn sonst helfen, sie zu lösen?“

„Ich weiß nicht, ob mir irgendjemand helfen kann.“

„Aber ich will es versuchen!“, erklärte Alfred und klang, als sage er die Wahrheit oder glaube, die Wahrheit zu sagen. „Wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst, oder wenn du irgendetwas loswerden willst... ich bin der Held. Ich bin immer für dich da, okay?“

Toris sah ihn an und spürte, wie seine Lippen zu zittern begannen.

„Oh nein“, sagte Alfred bestürzt und schüttelte den Kopf. „Nicht weinen, Toris. Ich bin doch da. Ich bin der Held, und ich bin für dich da. Nicht weinen...“

Er konnte nichts dagegen tun, dass die Tränen über seine Wangen liefen. Schluchzend vergrub er das Gesicht in den Händen. Alfred sollte gehen, einfach gehen und ihn in Ruhe lassen. Er würde allein mit dem Monster fertig werden, das seine Vergangenheit war. Bisher hatte es immer geklappt, also würde er auch diesmal stark genug sein. Solange niemand seine Narben sah, solange ihn niemand daran erinnerte, solange niemand ihm mehr nahe genug kam, um ihm seine Freiheit zu nehmen...

„Ist schon gut, Toris“, sagte Alfred leise, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Es ist alles gut. Ich bin da. Ich werde alles tun, damit du wieder glücklich bist.“
 

(...ich habe eine Offscreen-Shonen-Ai-Bettszene (zwischen einem ganzen Kerl und einem halben)? Ich bin so schockiert von mir, das glaubt ihr gar nicht. Aaaah!

Also, ich denke bei Basketball-Trikots immer an diese ärmellosen Dinger, die nur noch so einen Streifen Stoff auf dem Rücken haben. Aber wie gesagt habe ich keine Ahnung von Sport. Vorsicht, das nächste Kapitel wird das letzte. Und es kommt plötzlich.)

Die Lösung

„Es tut mir so Leid, Toris“, sagte Alfred leise, und es war das erste Mal, dass Toris ihn schuldbewusst erlebte. Mit einer unguten Vorahnung sah er vom Abwasch auf.

„Was ist denn los?“

Alfred hob den Blick vom Küchenfußboden und sah ihn an. „Hör mir zu, Toris“, sagte er, kam auf ihn zu und griff nach seinen Schultern. „Ich kann es mir nicht mehr leisten, dich zu bezahlen. Es ist... es tut mir Leid. Meine Finanzen lassen es nicht länger zu, dass...“

Fassungslos starrte Toris ihn an. Er war hin und her gerissen zwischen Angst und unsinniger, ungläubiger Freude.

„Aber... was soll denn dann aus mir werden?“

„Ich weiß es nicht. Du musst es selbst entscheiden, Toris. Aber...“ Widerwillig hielt Alfred ihm einen Briefumschlag hin. Der Stempel darauf zeigte einen doppelköpfigen Adler. „Das hier war heute morgen in der Post. Der Brief war an mich adressiert, aber...“

„Was steht darin?“, fragte Toris und wusste, dass es nichts Gutes sein konnte.

„Nun... Ivan macht dir ein höfliches Angebot, wieder zurück zu kommen. Du kannst bei ihm wohnen und für ihn arbeiten. Er würde für dich sorgen.“

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde“, flüsterte Toris und fühlte sich, als würde sich der Raum um ihn herum drehen. Er schwankte leicht. Alfred griff fester nach seinen Schultern und schob ihn hinüber zu einem Stuhl am Küchentisch.

„Es tut mir Leid“, sagte er noch einmal und setzte sich ihm gegenüber. „Toris... ich rate dir nicht, zu Ivan zu gehen, aber ich rate dir auch nicht, ihn zu ignorieren. Es klingt zwar alles andere als heldenhaft, das zu sagen, aber... ich habe keine Ahnung, was du tun solltest, Toris. Du musst es selbst entscheiden. Wahrscheinlich bist du es, der am Besten weiß, was gut für dich ist.“

Toris betrachtete seine Hände, die auf der Tischplatte lagen. Sie zitterten leicht. Behutsam schob Alfred ihm den Brief zu.

„Nimm ihn mit“, murmelte er. „Bevor dir gar nichts mehr einfällt. Und ich gebe dir meine Telefonnummer, falls du reden willst. Ich bin immer für dich da, Toris, daran wird sich nichts ändern. Aber... du kannst nicht mehr hier wohnen. Es geht nicht mehr.“

„Ich habe verstanden“, sagte Toris mit belegter Stimme und stand auf. Ein leichtes Lächeln zog über sein Gesicht. Hätte er nicht gelächelt, wäre er vielleicht in Tränen ausgebrochen. „Ich werde dann mal nach oben gehen und packen.“

Alfred erwiderte sein Lächeln traurig. „Du bist tough, Toris“, sagte er leise. „Du schaffst das.“

Toris riss seinen Blick von ihm los und drehte sich schnell um, nur für den Fall, dass ihm doch die Tränen kamen. Es war seltsam, wie einige Probleme sich einfach in Luft auflösten. Er hatte geglaubt, sich niemals von Alfred trennen zu können, da er es nicht übers Herz bringen würde, und nun setzte Alfred ihn vor die Tür. Einfach so. So einfach.

Er wusste nicht, ob er darüber lachen oder weinen sollte. Wäre er sich sicher gewesen, dass Alfred nichts hörte, hätte er beides getan.
 

„Pass auf dich auf“, sagte Alfred und umarmte ihn zum Abschied. Seine Arme waren kräftig und er klopfte einige Male auf Toris' Rücken, bevor er ihn wieder los ließ.

Toris lächelte ihn an. „Ich komme schon zurecht.“

„Ruf an, wenn du in Übersee angekommen bist.“

„Du bist es doch hier, der in Übersee ist.“

Sie lachten, weil sie nicht wussten, was sie sagen sollten. Ein kühler Wind strich über den Bahnsteig und über sie hinweg. Der Sommer war erstaunlich schnell vergangen, dachte Toris. Er zog seinen Mantel fester um sich und schauderte leicht.

„Also dann...“, sagte Alfred.

Das Schweigen zwischen ihnen war dicht und drückend. Toris ließ seinen Blick an den Bahngleisen entlang wandern und hielt nach dem Zug Ausschau. Ein kleiner Schatten zeigte sich weit hinten, doch er war sich nicht sicher, ob es der Zug war.

„Es war eine großartige Zeit mit dir, Toris“, sagte Alfred und schlug ihm auf die Schulter. „Ich lasse es dich wissen, wenn ich wieder einen Hausangestellten brauchen kann, okay?“

Eigentlich habe ich nicht vor, für den Rest meines Lebens für irgendjemanden den Hausangestellten zu spielen, dachte Toris, doch er sprach es nicht aus. Stattdessen lächelte er Alfred an und griff fester nach dem Koffer in seiner Hand.

„Das würde mich sehr freuen.“

„Da kommt dein Zug“, sagte Alfred und legte die Hand über die Augen, obwohl keine Sonne schien, die ihn hätte blenden können. Toris folgte seinem Blick und hörte das Rattern des Zuges auf den Schienen. Halb wünschte er sich, der Zug würde sie beide nie erreichen. Er hätte ewig hier stehen können, neben Alfred auf dem Bahnsteig. Unauffällig betrachtete er ihn von der Seite her und versuchte, sich jedes Detail einzuprägen. Die aschblonden Haare, die der Wind durcheinander gebracht hatte, die randlose Brille, die schon leicht abgenutzte Lederjacke mit dem breiten Kragen, die verwaschene Jeans. Seine Augen, blau wie ein weiter Frühlingshimmel, die wachsam auf den sich nähernden Zug gerichtet waren. Toris sah Alfred an und fragte sich, was er bei diesem Anblick fühlte. Nicht viel, stellte er fest. In den letzten Wochen hatte er sich Mühe gegeben, nicht allzu viel über seine Beziehung zu ihm nachzudenken. Das hatte die Sache einfacher gemacht. Oder besser: Es hatte den komplizierten Teil aufgeschoben.

Seine Knie zitterten, als er eine Minute später in den Zug kletterte. Er stellte seinen Koffer auf einer Bank ab, öffnete ein Fenster und lehnte sich hinaus.

„Mach's gut, Toris!“, rief Alfred von unten und winkte. Toris lächelte und winkte zurück.

„Du hast doch meine Nummer?“

„Natürlich.“

„Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Ruf mich jederzeit an, wenn du etwas zu sagen hast, Toris, wirklich jederzeit! Du weißt ja, ich bin ein Held. Ich werde schon damit fertig!“

Toris nickte und wusste nicht, was er sagen sollte. Aus irgendeinem Grund war ihm, als habe er alle Sprachen, die er je gekannt hatte, plötzlich vergessen.

Von irgendwo her erklang ein Pfiff. Die Lok weiter vorn gab ein lautes Schnaufen von sich und mit einem Ruck setzte der Zug sich in Bewegung.

„Viel Glück!“, schrie Alfred über das Rattern auf den Schienen hinweg und winkte. „Alles Gute, Toris! Du schaffst das!“

Toris lehnte sich weiter aus dem Fenster. Er hätte gern etwas gesagt wie Dir auch viel Glück, doch er brachte kein Wort heraus. Etwas Großes schien sich in seiner Kehle festgesetzt zu haben und seine Nase juckte. Bevor er begriff, was das zu bedeuten hatte, stiegen ihm die Tränen in die Augen.

Er hatte nicht weinen wollen, aber plötzlich war der Schmerz da. Es lag nicht daran, dass er sich vor der Zukunft fürchtete, und es waren auch keine Freudentränen, weil er endlich wieder frei war. Das erst recht nicht. Er spürte nur, dass er Alfred viel zu sehr ins Herz geschlossen hatte, noch mehr sogar, als er immer befürchtet hatte. Reichte es nicht, dass Alfred in jeder materiellen Hinsicht Macht über ihn gehabt hatte? Musste die Sache noch dadurch auf die Spitze getrieben werden, dass Toris ihn liebte?

Der Zug wurde schneller. Toris glaubte, Alfreds Stimme noch immer zu hören, doch sehen konnte er ihn nicht mehr durch die Tränen hindurch, die über sein Gesicht liefen. Zitternd zog er sich ins Innere des Waggons zurück und schloss mühsam das Fenster. Neben seinem Koffer ließ er sich auf die Bank sinken, lehnte den Kopf gegen die harte Zugwand und schluchzte in sich hinein. Es war ihm egal, wer zusah. Schlimmer konnte es jetzt nicht mehr kommen.

Das dachte er.
 

(Ja. Ja, ich weiß, das Ende kam plötzlich. Aber ich habe gesagt, ich halte mich an historische Eckdaten, und da musste es früher oder später genau so enden. Ja.

Schlimmer kann es nicht mehr kommen? Warte ab bis 1940, Toris, bis du Ivans höfliches Angebot annimmst.

Sono finita.)



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  blooodymoon
2011-05-16T13:14:47+00:00 16.05.2011 15:14
Was? o.o
Ich hab zu dem Kapitel noch keine Rewie geschrieben?
Fuck!
Ich wusste, dass ich was vergessen hatte.

Eins vorweg: FORTSETZUNG!!!
Das Kapitel war klasse geschrieben.
Und auch schon verständlich und realistisch.

Und ich mag ja Geschichten, die historisch sehr angelehnt sind oder direkt historisch.
Aber das mit dem Angebot habe ich nicht ganz verstanden, sollte mir da doch nochmal Geschichte dazu durchlesen (wurde Lithauen nicht von Russland erobern?)

Also ich glaub, mehr kann ich auch nicht schreiben. War klasse.

lg tzuki
Von:  blooodymoon
2011-05-01T20:38:07+00:00 01.05.2011 22:38
E-vieh,
ich finde die Geschichte richtig klasse!!!
SHONEN-AI!!! Yeah!!
Ich hab durch diese Geschichte ein neues Pairing in meine Favoliste aufgenommen.
Ist wie immer sehr gut geschrieben und ich liebe diese Offscreen-Shonen-Ai-Bettszene.
Das ganze Thema ist iso super.
Nur noch ein Kapitel? Total schade!!!
Du solltest öfter Shonen-Ai schreiben.

lg tzuki
Von:  Alhaitham
2010-10-04T20:08:11+00:00 04.10.2010 22:08
Aww... nice. :o
Das ich DAS nochmal hier erleben darf; 'ne Alfred/Toris.
Schade das es zu dem Couple so wenig gibt, dabei ist's doch eigentlich... so toll... ;A;

Naja. Anfang war bisher good & Kritik habe ich... keine. Muss ja auch nicht zwingend sein, ne? ;)
Uhm ja...
-FF in die Favos pack-
Mach weiter sou & sou, ja? <3
Greetz, Alhaitham


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