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Thanks for the Memories!

Wenn das was wirklich zählt, die Erinnerungen sind!
von

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Reminiscences!

Es heißt... das größte Geschenk einer Vorstellung von Gott, seien die schönen Erinnerungen die man im Alltag erlebt. Sie sind unverkäuflich und trösten einen wenn man sich mal schlecht fühlt. Erinnerungen an schöne Dinge... oder an einer geliebten Person. Diese Weisheit bekam der junge schwarzhaarige ständig zu hören. Und von wem?

Von einem Mädchen, das er am Anfang kaum kannte...
 

Wir leben im Jahr 2030, Monat Februar, New York.

Wie jeden Tag herrschte Stau auf den Straßen und Kinder versuchten rechtzeitig zur Schule zu gehen, während die anderen auf die U-Bahn warteten um zur Arbeit zur gelangen, die anscheinend wie in letzter Zeit immer wieder Verspätung hatte. Einer der Wartenden, war ein junger Mann namens Ray le Blanc. Ein siebzehnjähriger Junge mit einem so kalten Herz, dass er jeden Tag an einem armen Mann vorbeiging, und ihm kein Geld gab, egal wie sehr er ihn auch anbettelt. Ray war ein ziemlich ruhiger Junge. Oft launisch und spricht nur wenn er es auch für nötig hielt. Mit anderen Worten...er ist Wortkarg. Jedoch störte ihn das wenig.

Wie jeden Tag stand er um 7 Uhr auf um den 8:10 Uhr Zug zu nehmen. Jedoch, hatte er wie so oft kein Glück und musste nun auf den verspäteten Zug warten. <Dieser verfluchte Zug... wenn ich wegen ihm zu spät komme, wird der Mann der dieses verdammte Ding steuert, seinen Job loswerden!>, fluchte er in Gedanken und knirschte äußerlich wütend mit seinen Zähnen. Wieso musste es auch mal wieder ihn treffen? Von so vielem Menschen die hier in New York leben, wieso ausgerechnet ihn? Ein langer Seufzer entfuhr seiner Kehle, bevor er auch schon den erlösenden Ton eines kommenden Zuges wahrnahm. „Na endlich...“, brummte der schwarzhaarige, bevor er einen Schritt auf die U-Bahn machte um einzusteigen. Und wie jeden Tag war der Zug voller Menschen, das man kaum atmen konnte. War diese Anzahl an Leuten die in diesem Zug saßen bzw. standen überhaupt möglich? Wie immer lehnte er sich an die Glasscheibe, das neben der Tür stand an und wartete darauf, dass sich die Tür schloss um endlich loszufahren. Jedoch, wie vorhin erwähnt, hatte er kein Glück und so öffnete sich ein letztes Mal die Tür. Eine junge Dame betrat keuchend den Zug und rangte nach Luft, ehe sie versuchte sich durch die Leute zu drängen um sich schlussendlich ebenfalls an der Glasscheibe anzulehnen. Er kannte dieses Mädchen. Zwar nicht persönlich, aber er wusste das sie dieselbe Schule besuchte, wie der schwarzhaarige. Sein Mundwinkel zuckte Millimeter nach oben. Man konnte es nicht wirklich erkennen, aber er war innerlich froh darüber. Oh ja und wie froh er war. Nicht nur er kam zu spät, sondern auch dieses kleine Biest, dem er das Ganze zu verdanken hatte. Kurze Verbesserung: Er war ein kaltherziger, wortkarger, schadenfroher Junge!

Sein Blick fiel auf dieses junge Geschöpf, das verkrampft versuchte, etwas in ihrer Tasche zu finden. Ihre kurzen braunen Haare, schmiegten sich an ihrem weißen wolligen Schal der um ihren Hals gebunden war. Seiner Meinung nach, war sie nicht besonders schön, aber auch nicht hässlich. Zumindest dachte er das. Augen rollend blickte er wieder starr geradeaus und versank in seine Gedanken, wie jeden Tag. Doch, was erwartet man vom Leben wenn man nicht einmal für einen Tag Glück hatte? „Yaaay! Endlich hab ich dich gefunden!“, kam es plötzlich von der Seite. Der schwarzhaarige schaute geschockt zu dem Mädchen, während er von seinen Gedanken gerissen wurde. <Dieses verlogene kleine...>, doch weiter kam er nicht, da er schon das Kreuzworträtsel sah, dass sie die ganze Zeit gesucht hatte. Er hob eine Augenbraue. <So ein Krach, für den scheiß?>

Jedoch bekam sie nichts von seinen Gedanken mit und summte ehe sie sich dem Kreuzworträtsel widmete. Es vergingen einige Minuten und noch immer kein Fortschritt. Hochkonzentriert starrte sie nur auf eine Stelle und versuchte die Antwort zu finden. Innerlich schüttelte der schwarzhaarige seinen Kopf. <Erst freuen... und dann kann sie nicht einmal eines lösen... was ist sie eigentlich? Dumm?>, fragte er sich in Gedanken und beugte sich unauffällig über sie um einen besseren Blick zu erhaschen, ehe seine Mimik bei den folgenden Worten sich schlagartig änderte. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er wütend war. <Englisches Wort für Neun? Willst du mich verarschen?!>, am liebsten würde er sich eine Ohrfeige verpassen, jedoch bewahrte er Ruhe. Hat sie die Frage übersehen, oder tat sie nur so als wär sie blöd? „Ehm...wie hieß das noch gleich... Neun...“, kam es angestrengt über ihre Lippen und der Schwarzhaarige sah nur noch schwarz. Also war es doch die Frage! <Willst du mich VERGACKEIERN?!>, kam es von dem rotäugigen der sich in diesem Moment ziemlich verarscht fühlte. Und wieder tauchte die Frage auf: Von so vielen Menschen die hier in Amerika leben, wieso ausgerechnet ihn?

Ein weiterer Seufzer entfuhr seiner Kehle, ehe er einen desinteressierten Blick machte, kurz räusperte und leise sagte: „Nine...“, fragend drehte sich die Braunhaarige zu ihm um und sah ihn mit ihren türkisen Augen an. Es dauerte einige Sekunden ehe sich ihr Gesicht erhellte „Ahh... ja stimmt! Arigatouuu...“, sagte sie leicht verlegen und fasste sich an ihrem Hinterkopf ehe sie den Mund aufklappte. „Ahh Gomen! Ich wusste nicht das du es bist, Ray-san!“, sagte sie entschuldigend und kratzte nun ihren Hinterkopf. Es gab nur eine Antwort für die Frage die ihr euch „vermutlich“ (selbst wenn nicht) stellt. Woher kannte sie seinen Namen? Ray war ein beliebter Schüler, ja sogar die Nummer Eins und ein Weiberheld. Jedoch hielt er nichts von Mädchen und so wurde er durch seine Mysteriöse Art noch mehr bewundert. Er sah ihr kurz in die Augen, ehe er sich wieder nach vorne drehte. „Hn...“, kam es wie von einem wortkargen Typen erwartet. Er wollte ihr vermitteln, dass sie ihn nicht ansprechen sollte, da er sowieso nicht antworten würde. Oder er versuchte einfach sie zu vergraulen, damit er wieder seine Ruhe haben konnte. Doch dieses Mädchen, war anders als die anderen. Sie klammerte sich nicht so wie die anderen an ihn und bombardierte ihn nicht mit Pralinen und Liebesbriefen. Immer noch sah sie ihn mit ihrem freundlich warmen Lächeln an, während sie nun schwieg und nach draußen blickte. Was war bloß mit diesem Mädchen los? Er konnte sich einfach keinen Reim daraus machen...
 

Er blickte auf seine Armbanduhr. Sie würden jeden Moment aussteigen, bei dem Gedanken musste er seufzen. Wieder die eisige Kälte unter seine Haut spüren, während der kalte Wind sein Gesicht entgegen peitscht. Er hasste Kälte, aber was erwartet man vom Februar? Sein Blick huschte kurz zu dem Mädchen, dass immer noch freundlich nach draußen blickte und leise vor sich hin summte. Wieso musste er immer wieder zu ihr blicken? Von seinem eigenen Gedanken ertappt, drehte er sich schnell um. Was ging ihm auch dieses Mädchen an. „Tz...“, kam es über seine Lippen und bemerkte nicht wie die Braunhaarige neben ihm sich zu ihm umdrehte. „Ehm.. Hast du was gesagt?“, fragte sie verwundernd, während Ray sich seufzend zu ihr drehte und seine roten Augen sich durch ihre bohrten. Einen kurzen Moment verweilten sie so, und das Mädchen schien sich in seinen Augen verloren zu haben. <Ha! Ich wusste es! Sie ist genauso wie die anderen...>, dachte er siegesreich und wendete sich mit einem weiteren „Tz.“ wieder von ihr ab. „Ja. Ich sagte... du nervst! Hör auf mit dem Scheiß!“, kam es barsch von Ray. Zunächst dachte er, sie würde so wie die anderen reagieren und anfangen zu heulen, aber wieder lag er falsch. Sie sah ihn weiterhin an, einfach nur an. Kurz passte er nicht auf und sah sie fragend an, indem er eine Augenbraue hob. „Was ist?“, fragte er dann wieder in seinem üblichen gehässigen Ton und erst jetzt zeigte sie eine Reaktion. Jedoch hatte er mit dieser Art Reaktion am wenigsten gerechnet. Sie fing an zu kichern. Ohne es selbst zu merken, machte er einen dümmlichen Gesichtsausdruck und schon fing das Mädchen an zu lachen. „Du...Du hast da was auf deiner Nasenspitze...“, sagte sie zwischen dem Gelächter.

Der Schwarzhaarige tastete sich langsam an seinem Gesicht, bevor er eine warme Hand auf seinem Gesicht spürte. Sein Blick fiel auf die Braunhaarige, die lächelnd ihre Hand ausstreckte um den „Schmutz“ auf seinem Gesicht zu entfernen. Schweigend sah Ray sie einfach an, während die Wärme die er kurz verspürte wieder verschwand und sie etwas Zahnpaste auf ihren Fingern hatte. „Schon viel besser...“, meinte sie grinsend und wischte sich das weiße Zeug weg. Der schwarzhaarige schüttelte kurz seinen Kopf, ehe er wieder zu sich kam. „Das kann jeden passieren!“, sagte er rechtfertigend und verschränkte seine Arme. Dieses Biest ist gefährlich, er hat schon zu oft seine Deckung verloren. Und jetzt hätte er fast die Station verpasst. Rechtzeitig drückte er auf den Knopf, sodass sich die Tür öffnete und frischer Wind rein wehte. Er steckte seine Hände gelassen in seiner Manteltasche und begab sich Richtung Schule die einige Minuten zu Fuß entfernt war. Er spürte, wie dieses Mädchen dicht hinter ihm stand. Stirnrunzelnd dachte er nach. <Was will die schon wieder? Verfolgt sie mich etwa?>

Er drehte seinen Kopf leicht zur Seite, sodass seine stechend roten Augen sie gut erblicken konnten. „Hey du! Wieso verfolgst du mich?“, kam es skeptisch.

„Naja... ich würd ja gern einen anderen Weg nehmen, aber der hier ist der Einzige die zur Schule führt... Also hast du mich wohl oder übel an der Backe!“, sagte sie Zungenrausstreckend. Er setzte wieder seinen desinteressierten Blick und ging schweigend seinen Weg, während er das Mädchen neben ihn ignorierte.
 

Einige Minuten sind verstrichen und die große Schule erstreckte sich den beiden. Das Grundstuck war sehr groß, daher war der Schulhof recht weit, der Boden war gut gepflegt, der Weg zum Eingang wurde mit einzelnen Bäumen geschmückt, jedoch sahen die Bäume noch recht kahl aus. Einzelne Schüler standen noch draußen, während die Mehrzahl sich drinnen aufhielt. Er sah nochmal auf die Uhr und war leicht verwundert. Sie sind doch noch rechtzeitig gekommen. Ein erleichterter Seufzer entwich seiner Kehle, während er die Eingangstür öffnete und die Schule betrat, dicht hinter ihm das Mädchen.

Seine Klasse befand sich im 3. Stock, also begaben sie sich zur Treppe die hinauf führte.

Während sie die langen Treppen hinaufgingen, musste er ab und zu, zu dem Mädchen blicken. Weshalb...das wusste er nicht. Oben angekommen wollte er sich schon in seine Klasse begeben, als er bemerkte, dass sie in die Nebenklasse ging. Zufall? Wer weiß...

„Ahh.. Ray-san... danke nochmal für vorhin...“, sagte die Braunhaarige freundlich und begab sich in ihre Klasse. Er sah ihr kurz nach, ehe er mit einem „Hn...“, sich ebenfalls in seine Klasse begab.
 

Die Stunden vergingen wie im Flug. Allerdings schenkte der Schwarzhaarige dem Lehrer keine Aufmerksamkeit, da seine Gedanken immer wieder zum dem Mädchen schweiften. Sowas ist ihm noch nie passiert. Jedoch durfte er sich nicht unterkriegen. <Richtig! Sie ist ein ganz gewöhnliches Mädchen... zwar Dumm... aber normal!>, dachte er stirnrunzelnd und bemerkte nicht wie der Lehrer seinen Namen die ganze Zeit rief. „-ay... Ray... RAY!“, erst jetzt nahm er wieder seine Umgebung wahr und drehte sich leicht perplex zu dem Lehrer der einen strengen Blick aufhatte. „Was ist los mit dir? Du bist schon seit in der Früh abwesend! Es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber... ab zum Direktor mit dir!“, sagte der weißhaarige ohne Erbarmen und zeigte auf die Tür. Mit einem Seufzen stand er auf und begab sich nach draußen. <Dieses kleine Biest! Wegen ihr, muss ich jetzt auch noch zum Direktor! Das zahl ich dir heim!>, meinte er grimmig und ging unten zur Direktion.

Unten angekommen, klopfte er einige Male an der Tür, bevor er nach einem „Herein!“, das Zimmer betrat. „Ah.. Wenn haben wir denn da. Du bist Ray, nicht wahr?“, meinte der Direktor freundlich lächelnd und bat ihm mit einer kurzen Handbewegung Platz zu nehmen. Ohne eine Antwort setzte er sich hin und nickte kurz, bevor der Mann vor ihn weiter sprach. „Na dann erzähl mal... was hast du angestellt?“

„Nichts...“, antwortete er knapp und wendete sich von dem braunhaarigen ab. Der Direktor sah ihn stirnrunzelnd nach, ehe er seufzte und seine Hände zusammenfaltete und sich mit seinen Ellbogen am Schreibtisch abstützte. „Was meinst du mit nichts?“

Der Schwarzhaarige dachte kurz nach und meinte etwas nachdenklich: „Ich war etwas abwesend...“

„So so... abwesend... und kannst du mir sagen, weshalb du so abwesend warst?“, kam die nächste Frage. „Das geht Sie nichts an!“, kam es barsch von Ray und verschränkte seine Arme. Der Braunhaarige musste seufzen, lächelte aber dann wieder. „Wie du willst. Aber ich muss dir trotzdem eine „Strafe“ geben... die Schüler würden es nämlich nicht wünschen, das der große Ray eine Ausnahme ist... ich hoffe du verstehst...“, meinte Direktor und legte einen etwas ernsten Gesichtsausdruck ehe Ray sein Blick wieder von ihm abwendete. „Hn.“

„Ich nehm das mal als ein Ja... Also dann. Nach der Schule wirst du noch hier bleiben und den Flur im 3. Stock putzen. Dazu gehört, den Boden aufwischen, Fenster putzen und den Schmutz entfernen. Ich wünsch euch beiden viel Spaß!“, sagte er dann wieder freundlich ehe der schwarzhaarige eine Augenbraue zog. „Euch beiden?“ Der Direktor antwortete nicht, sondern zeigte mit einer kurzen Handbewegung, dass er sich umdrehen sollte. Ohne zu zögern, drehte sich Ray um und konnte es kaum fassen. „DU?!“, sagte er etwas aufgebracht, während das Mädchen verlegen ihren Hinterkopf kratzte. „Ehehe... Wie klein die Welt doch ist...“. Es war kein anderer als das Mädchen, worüber er die ganze Zeit nachdachte. „Soll das ein Witz sein?“, fragte er skeptisch und wandte sich zu dem braunhaarigen. Er jedoch schüttelte lächelnd seinen Kopf. „Nein. Wie gesagt... ich wünsch euch beiden noch viel Spaß beim Putzen. Ich habe da noch etwas zu erledigen... wenn ihr mich jetzt kurz entschuldigen würdet...“, stand auf und verabschiedete sich von den beiden.
 

Nach der Schule packte Ray seine Sachen, während die Klasse sich langsam leerte und er nur noch als einziger übrig blieb. Sein Blick schweifte zur Tür. Das war alles nicht geplant. Er wollte nach Hause, sich ausruhen... und nicht hier noch weitere Stunden mit putzen verbringen... und dann noch mit einem Mädchen, dem er das Ganze zu verdanken hatte.

Er schlenderte zur Tür und seufzte als er die Tür öffnete und im nächsten Moment, das vorhin erwähnte Mädchen am Fensterbrett lehnend sah. Ihr Blick war starr auf das Fenster gerichtet.

Einen Moment verweilte er dort, ehe er sich wieder fassen konnte und kurz räusperte um Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie drehte sich etwas perplex zu ihm um und sah ihn verwundernd an, ehe sich ihr Gesicht erhellte und sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht zeichnete. „Ah.. Ray-san! Sorry...ich war etwas in Gedanken...“, sagte sie entschuldigend und sprang hinunter. Er musste ein wenig schmollen. „Das hat man dir angesehen...hast du lange gewartet?“, fragte er ohne nachzudenken. „Nein... Ich bin ebenfalls erst jetzt gekommen... Na dann.. wollen wir mal. Ich will nämlich nicht, den ganzen Tag hier verbringen!“, meinte sie voller Elan und schnappte sich einen Waschmopp und ein Besen. Den Besen schmiss sie Ray entgegen, während er es elegant auffing. „Du kehrst den Boden während ich danach den Flur aufwisch. So haben wir schon 2 Dinge erledigt.“, sagte sie weiterhin energisch und zeigte auf dem Flur. Der schwarzhaarige sah den Besen und den Flur abwechselnd an. Im nächsten Moment spürte er einen Druck am Rücken und drehte sich um, während er die Braunhaarige erkannte die ihn nach vorne schob. „Na los... Ran an die Arbeit! Oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, meinte sie stirnrunzelnd ehe Ray seufzte und sich nun am Ende des Flurs begab.

Und so gingen beide an die Arbeit. Während Ray den Flur mit wenig Begeisterung kehrte, musste er einige Male zu dem Mädchen blicken. Sie währenddessen putzte die Fenster, sodass Ray es nicht mehr machen musste.

Es sind schon 2 Stunden vergangen und die meiste Arbeit war schon erledigt, es fehlte nur noch der letzte Schlief.

Während sie putzten schwiegen beide.

"Sag mal... Was hast du eigentlich angestellt?", brach der Schwarzhaarige zuerst die Stille. Darauf musste das Mädchen lachen. "Lange Geschichte. Jemand aus der Nebenklasse hat das Essen meiner Freundin genommen und das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Also hab ich mich auf ihn gestürzt!", meinte sie grinsend und machte sich weiterhin an die Arbeit. Ray allerdings sah ihr verdutzt nach. Sie? Und kämpfen? Das konnte sich der Rotäugige kaum vorstellen, jedoch beließ er es dabei.
 

Eine halbe Stunde verging und sie begutachteten stolz ihr Werk. "Das soll uns einer mal nachmachen!", meinte sie hochzufrieden und seufzte erleichternd. Ray war innerlich auch froh, doch zeigte es nicht. Der Flur glänzte förmlich. In diesem Moment erschien auch der Direktor und klappte sein Mund auf. "Na das nenn ich mal Spitzenleistung! Der Flur sieht ja aus wie neu! Ich glaube... ich werd euch öfter zu mir schicken lassen!", meinte er dann lachend, während die anderen dumm aus der Wäsche guckten und wie aus einem Mund protestierten: "Das können sie sich abschminken!" Darauf wurde das Lachen des Direktors lauter. "Das war nur ein Scherz!"
 

Stillschweigend stiegen sie aus der U-Bahn aus und gingen die Straße entlang. Ray wusste gar nicht, dass sie fast den gleichen Heimweg hatten. Eins stand fest. Er war noch nie so verblüfft gewesen, wie heute. Noch nie! Und das soll schon was heißen.

"Weißt du... egal wie sehr die großen Gebäuden die Sonne reflektieren und wie hoch die Sonne scheint... ich seh sie nie...", meinte die Braunhaarige neben ihm nachdenklich, während sein Blick zur Seite schweifte.“Liegt wahrscheinlich daran... das hier so viele Wolkenkratzer sind!", sagte sie dann wieder mit ihrem üblichen lächeln. "Du willst die Sonne sehen?", fragte der Schwarzhaarige nach einer gewissen Stille und hielt im nächsten Moment ein Taxi an. "Was.. Was hast du vor?"

Er wusste nicht wieso er das tat, aber etwas in ihm verlangte es! Er schubste sie rein und machte die Tür zu ehe er sich zum Fahrer umdrehte. "Fahren Sie uns nach draußen. Außerhalb der Stadt ist eine Landschaft...", sagte er schnell und widmete sich wieder dem Mädchen, die immer noch einen skeptischen Gesichtsausdruck hatte. "Das muss aber nicht sein...", jedoch schenkte der Schwarzhaarige dem Mädchen einen tödlichen Blick ehe diese vor lauter Angst sich stotternd bedankte.
 

Sie fuhren 15 Minuten lang, bevor der Taxi anhielt und der Fahrer sich nach hinten umdrehte. "Das macht dann...", er hörte auf zu reden da es ihn sowieso nichts brachte. Die beiden waren anscheinend so müde das sie während der Fahrt eingeschlafen sind. Ray hatte sein Kopf am Fenster gelehnt, während die Braunhaarige sich an seine Schulter bequem gemacht hatte. Der Fahrer zog eine Augenbraue. "HEY! Wacht gefälligst auf und gibt mir die Kohle!", kam es auffordernd. Ray war der erste der sich rührte und sich ein wenig ausstreckte ehe er sich kurz umsah und die Hand vors Gesicht stellte, da die Sonne ihn blendete. "Hey Alta! Wollen Sie hier übernachten oder was?", kam es ungeduldig, bevor er den eiskalten Blick des Schwarzhaarigen geschenkt bekam.

"S-Schon gut... Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt!"

Zufrieden drehte er sich zur Seite und musterte das Mädchen an. Sie fühlte sich warm an. Zuerst wollte er sie nicht wecken, allerdings würden sie hier noch tatsächlich übernachten, also rüttelte er ein wenig an ihrer Schulter. Sie gähnte herzhaft und wollte gerade sich zur anderen Seite umdrehen, als sie einige Male blinzelte und sich kurz umsah. Sie sah kurz nach draußen ehe ein freudiges Lächeln sich auf ihrem Gesicht zeichnete. "Das ist... Das ist die Sonne oder? Ich bilde mir das nicht ein? Wow...", meinte sie immer noch freudig und stieg sofort aus um sich einen besseren Blick des Sonnenuntergangs zu verschaffen.

Irgendwas im Inneren von Ray, sagte ihm... dass es eine richtige Entscheidung war. "Hey du! Bleib ein paar Minuten hier. Du kriegst auch Trinkgeld!", kam es barsch von dem Schwarzhaarigen und bekam ein eifriges Nicken, bevor er auch ausstieg und sich zu ihr gesellte. "Danke Ray-san! Danke. Danke. Dankeee!", meinte sie überglücklich und begutachtete den Sonnenuntergang. "Ich heiße nicht Ray-san... sondern Ray!", kam es etwas zögernd und blickte sie dabei nicht an. Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. "Verstanden... Ray!", wiederholte sie seinen Namen und ging zu einer Bank die weiter Abseits war, dicht gefolgt von dem Schwarzhaarigen. Als beide es sich gemütlich gemacht haben, schwiegen sie einige Minuten. Die Sonne war kurz davor zu verschwinden und die Dunkelheit machte sich breit. "Das wird...eine weitere schöne Erinnerung sein.", sagte sie lächelnd, während Ray einen nachdenklichen Gesichtsausdruck machte. "Schöne Erinnerung... so etwas gibt es nicht!"

Das Mädchen sah ihn kurz verwundert an ehe sie sich wieder nach vorne drehte. Sie musste Ray nicht kennen um zu wissen was er damit meinte. "Weißt du... Erinnerungen sind unverkäuflich. Es gibt schöne oder aber auch schlechte Erinnerungen. Das kommt natürlich darauf an, ob du schlechte Erinnerungen zulässt. Erinnerungen können entweder Dinge sein, die du gemacht hast oder was du in diesem Augenblick gefühlt hast, sie können aber auch Erinnerungen an geliebte Personen sein...Man kann jeden Tag eine schöne Erinnerung haben. Also... wenn du bis jetzt deine Augen davor verschlossen hast. Dann beginn von neu! Mach einen Neustart und lass Erinnerungen zu! Du kannst von heute an beginnen... mit dieser wunderschönen Erinnerung!", sagte sie grinsend, während Ray sie einfach nur ansah. Er hörte sowas zum ersten Mal und war fasziniert. Sie sagte das so einfach. Es klang so plausibel... und unkompliziert... dass er es für unmöglich hielt. Aber vielleicht, sprach sie ja aus Erfahrung? Normalerweise würde er jemanden der sowas sagt auslachen, aber er konnte es nicht. Er wollte nicht! Was wenn sie Recht hatte? Und zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, zuckte sein Mundwinkel nach oben und ein Lächeln bildete sich auf sein Gesicht, das selbst das Mädchen ihn ungläubig ansah. "Gut. Ab heute beginne ich von neu!", erwiderte der Schwarzhaarige und das Mädchen musste Grinsen. "Na dann. Hallo! Man nennt mich Natsuki... und wie heißt du?", fragte sie als ob sie sich zum ersten Mal sahen und streckte ihm die Hand aus. Der Rotäugige sah sie kurz fragend an ehe er mitspielte und sich ebenfalls vorstellte. "Freut mich! Man nennt mich Ray!"
 

Und so vergingen Tage. Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen wurden Monate. Die Beiden wurden zu besten Freunden und eine tiefe Freundschaft verband sie. Sie trafen sich jeden Tag, verbrachten meistens die Pausen zusammen und hielten zueinander. Was damals für den eiskalten Ray unmöglich war, war nun dank Natsuki möglich. Der sonst so wortkarge Mensch, hat in den wenigen Wochen mehr als sein bisheriges Leben gesprochen.
 

Es war endlich Sommer. Die Sommerferien haben schon seit einer Woche begonnen, jedoch konnte Ray sie nicht genießen. Er und Natsuki haben sich vorgenommen, i-wo rauszufahren, jedoch meldete sie sich schon seit einigen Tagen sehr selten. Und wenn er sie mal in der anderen Leitung erwischte, sprachen sie nur ein paar Minuten. Er wollte der Sache auf den Grund gehen und so ging er zu ihrem kleinen Apartment, ein paar Kilometer entfernt, jedoch war sie nie Zuhause wenn er sie besuchen wollte. Er wollte schon eine Suchanzeige machen, aber das hielt er für zu aufwendig. Sie mögen zwar beste Freunde sein, aber sie wussten kaum was von einander und jetzt ist ihm klar geworden, dass er wichtige Dinge ausgelassen hat. Seufzend spazierte er die Straßen entlang. Schon wieder ein Tag, an dem er sie nicht ausfindig machen konnte. Sein Blick fiel auf sein Handy. Er hat sie mindestens 20 Mal angerufen...ohne Erfolg. Jedoch wollte er noch nicht aufgeben und so versuchte er es noch ein letztes Mal.

Er wählte die Kurzwahl 1 und wartete auf die erlösende Stimme, die jedoch ausblieb. Enttäuscht wollte er wieder auflegen, als jemand abgehoben hat. „Hallo?“, fragte eine weibliche Stimme und Ray konnte es kaum fassen. „J-Ja. Hey, ich bins!“, sagte er schnell und drückte das Handy fest an sein Ohrmuschel. Sie klang etwas aus der Puste. „Ah hey! Sorry, ich war spazieren... bin gerade angekommen und da hab ich das Telefon klingen gehört. Was gibt’s?“, fragte sie etwas zittrig. Ray konnte sich keinen Reim daraus machen und so drehte er sich um. Sie sagte sie sei zuhause. Also würde er sie besuchen gehen. „Nichts! Ich wollt nur wissen wo du steckst. Du hast dich lange nicht gemeldet. Ich komme dich besuchen, okay?“, fragte er vorsichtig und beschleunigte seine Schritte. „Eh.. Ja ist gut. Bis nachher!“, sagte sie schnell und legte auf. Wieso war sie wohl in Eile?

Es vergingen einige Minuten, bevor der Schwarzhaarige die letzte Stufe erreicht hatte und an der Tür klopfte. Er musste schmollen. Seit sie sich kannten, hat er sie nicht Mal einmal besucht, weder er noch sie. Geduldig wartete er, dass sich die Tür öffnete, was sie nach einigen Sekunden auch tat. Natsuki stand mit einer kurzen Hose und einem Top vor ihm und trocknete sich mit einem Handtuch die nassen Haare. „Ah Hey! Komm rein...“, meinte sie lächelnd und ging beiseite. Ohne zu zögern betrat er ihr Apartment und war sofort... enttäuscht! Das nannte sie eine Wohnung? „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“, fragte er mit Skepsis in seiner Stimme. Sie runzelte ihre Stirn. „Was meinst du?“

„Das ist keine Wohnung... das ist ein Kaff!“, sagte er angeekelt und sah sich um. Aber bevor er überhaupt etwas begutachten konnte wurde er mit einem Kick an die Wand geschleudert. Er kratzte sich sein Kopf, die unheimlich schmerzte. Er wollte gerade protestieren, als Natsuki ihm zuvor kam. „Nenn es nochmal Kaff und du landest in einem!“, sagte sie angsteinflößend.

„Schon gut...Ich wollte fragen, ob alles okay ist... Du warst abwesend!“, meinte er Themawechselnd und sah sich nun in Ruhe um. Sie schien zu überlegen, aber antwortete schnell. „Ja ja.. Alles ist bestens... Ich war nur in letzter Zeit oft in Gedanken!“.

„Worüber hast du denn nachgedacht?“, fragte er weiterhin.

„Nichts Wichtiges...“, antwortete sie etwas leiser als gedacht und drehte sich zum Kalender um. Ray tat das gleiche und erkannte dass der morgige Tag markiert wurde. <Ach ja. Stimmt... sie hat ja morgen Geburtstag!> Er hatte es vollkommen vergessen. „Du wirst 17...nicht wahr? Bilde dir nicht ein, dass ich dir was kaufe!“, sagte er Arme verschränkend und ernst zugleich, während die Braunhaarige grinste. „Ja, Sir! Ehm.. Ich geh Morgen meine Eltern besuchen!“. „Ist gut... ich wollte eh nicht vorbeikommen...“, sagte er schulterzuckend, während Natsuki einen leicht enttäuschten lächeln aufsetzte, doch nichts sagte.

Er blieb noch eine halbe Stunde, verabschiedete sich aber dann und ging wieder seinen Weg.
 

Am nächsten Tag stand er recht früh auf und machte sich schnell fertig. Sein Apartment war mindestens 6-Fach größer als die Wohnung von Natsuki. Das Wohnzimmer hatte auf einer Seite nur eine Glaswand, die eine wunderschöne Aussicht auf die Straßen zeigte. Ja... welch Ironie. Wunderschöne Straßen wohin man sieht!

Fertig angezogen holte er das kleine Kästchen das auf den Tisch stand und verließ die Wohnung um Natsuki zu überraschen. Er wollte es nicht wahrhaben, aber er war tatsächlich gestern noch einkaufen gegangen. Er bekam ein schlechtes Gewissen und erst als er ein Geschenk gefunden hatte war er zufrieden. Seufzend holte er sein Telefon und tippte ihre Nummer. Doch wie so oft, ging sie nicht ran. Wieso machte er sich auch Sorgen... es besteht doch keinerlei Anlass. Wahrscheinlich hatte sie schon was vor. Oder wollte mit ihren Eltern feiern. Jedoch wollte er sich vergewissern und so landete er kurzerhand vor ihrer Wohnung. Er klopfte einige Male und wartete ein paar Minuten, jedoch wie erwartet öffnete sich die Tür nicht. Er wollte es nicht zugeben, aber er war ein wenig enttäuscht. Unten angekommen, fragte er kurz in der Rezeption nach. „Natsuki? Meinen Sie Natsuki Lockster? Man teilte mir mit, dass sie zum Friedhof gegangen ist...“. Ray klappte der Mund auf. Was hat sie den dort verloren? Bevor er weiter denken konnte. Traf ihn die Wahrheit wie ein Schlag ins Gesicht.
 

Man hörte quietschende Reifen, und im nächsten Moment die Bremse, bevor der Taxi zum Stillstand kam. Schnell gab Ray dem Fahrer das Geld und rannte zum Friedhof, auf der Suche nach Natsuki. Er war so dumm. Wieso hat er das nicht eher gewusst? Es war doch so klar...

Er atmete erleichtert auf, als er einen braunen Schopf vor zwei Grabsteinen kniend sah. Sein Blick wurde ernster ehe er keuchend sich zu ihr gesellte. „Wieso...wieso hast du es mir nicht gesagt?“, fragte er außer Puste. Sie rührte sich ein wenig, bevor sie ihren Kopf leicht zu ihm drehte und ihre feuchten Augen ihn ansahen. Sie hatte geweint! Ihre Augen waren so voller Trauer. „Wieso...wieso musste es auch dazu kommen?“, fragte sie schluchzend und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Ohne darüber groß nachzudenken, lief er zu ihr und kniete sich neben ihr hin um sie in den Arm zu nehmen. Das war das erste Mal, dass er das freiwillig tat. „Schhh... Es ist alles okay... Dafür konntest du doch nichts!“, sagte er beruhigend und strich ihr über ihren Kopf. Sie schüttelte jedoch energisch ihren Kopf. „Nein! Das ist alles meine Schuld.“, sagte sie unter Tränen und krallte sich an sein Hemd. „Wie ist es dazu gekommen?“, fragte er vorsichtig. Einen Moment herrschte Stille bevor sie sich die Tränen wegwischte und etwas Abstand zwischen ihnen brachte. „Es war mein 13. Geburtstag.... Wir hatten viel spaß, an diesem Tag. Am Abend... wollte ich unbedingt zu meinem Lieblingsrestaurant gehen... verdammt... hätt ich mein Maul gehalten, wär das alles nicht passiert... Wir saßen im Auto. Es war so friedlich. Doch plötzlich fuhr ein Gegenfahrer vor uns mit rasender Geschwindigkeit auf uns zu. Mein Vater versuchte zu bremsen, doch es war zu spät... Wir knallten mit dem anderen Auto zusammen. Und dann...wurde ich bewusstlos.“, sagte sie mit erstickender Stimme und wischte sich die restlichen Tränen weg. „Du konntest nichts für diesen Unfall!“, versuchte Ray erneut aber wurde von ihr unterbrochen. „Nein! Es war kein Unfall! Das wollte die Polizei aber nicht verstehen...“ Skepsis lag ihn seinen Augen. „Wie.. meinst du das?“.

„Es war kein Unfall... sondern Mord!“, sagte sie todernst und Ray überkam eine Gänsehaut. Das kann unmöglich ihr ernst sein, oder? „Woher willst du wissen... dass es Mord war?“.

Sie lachte trocken ehe sie mit trockener Stimme meinte: „Woher ich das weiß? Dieselbe Frage hat mir die Polizei auch gestellt. Aber ich konnte es ihnen nicht sagen... sie würden, noch mehr Menschen verletzen.“

„Was meinst du damit?“

„Einige Tage vor meinem Geburtstag bekam mein Vater einen Anruf. Er wusste etwas, was er nicht wissen sollte. Er bekam Drohungen, jedoch ignorierte er sie. Irgendwann kam es dazu, dass er es der Polizei erzählen wollte. Doch bevor er zum sprechen ansetzen konnte, wurde aus einer sicherer Entfernung geschossen und traf den Polizisten neben meinen Vater. So hat man es mir erzählt... Die Leute die dafür verantwortlich sind, wollten nicht noch mehr Risiko eingehen und so mussten sie meine Eltern wegschaffen. Daher dieser Unfall...und...ich bin kurz davor zu erfahren was mein Vater herausgefunden hatte“, brachte sie angestrengt über ihre Lippen. Ray konnte es kaum fassen. Das jemand zu so etwas fähig war. Er kannte sowas nur aus dem Fernsehen. Das es wirklich solch kranke Menschen gab ist erstaunlich. Es widerte ihn an. Die Geschichte war unglaublich... und so unrealistisch. Jedoch konnte er nicht anders als ihr zu glauben. Sie log nämlich nie! Er musste seufzen. Ehe er sie noch enger an sich drückte. „Mach dir nun keine Sorgen. Was passiert ist... ist passiert! Es war nicht deine Schuld...weißt du was... Wir werden die Leute aufsuchen! Wir werden sie büßen lassen, für das was sie getan haben! Das ist ein Versprechen!“, sagte er ernst und streckte seinen kleinen Finger. Sie sah ihn einen Moment lang stirnrunzelnd an, ehe sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht bildete. „Danke...“, und kreuzte ihren Fingern mit dem seinen.

Dann stand er auf. „Na komm... Du hast Geburtstag! Das sollte man feiern... deine Eltern hätten sich das auch gewünscht!“, sagte er schief lächelnd und half ihr auf. „Du hast Recht... lass uns was Essen gehen...“

Es vergingen einige Stunden. Nach dem Essen sind sie zu der Landschaft gegangen, an dem sein Neustart anfing. Beide saßen auf der Bank und starrten auf den Sonnenuntergang. „Egal wie oft wir hier kommen... die Aussicht bleibt trotzdem atemberaubend.“, sagte sie grinsend. Ray erwiderte das Ganze mit einem seiner bekannten „Hn.“, ehe er seufzte und sich selbst einen Ruck gab und etwas in seiner Jackentasche herumkramte. Sie drehte sich fragend um und wollte ihn schon ansprechen, als er ihr zuvor kam. „Weißt du noch, als wir hier zum ersten Mal gegangen sind? Nachdem die Sonne fast untergegangen ist, hast du die Kamera des Taxifahrers genommen und ein Foto von uns beiden geschossen.“, meinte er lächelnd und holte ein kleines Kästchen aus seiner Tasche und gab es ihr vorsichtig in die Hand. Unfassbar sah sie das kleine Ding an und schaute immer wieder zu Ray. „Du... du hast doch gesagt...“, begann sie doch stoppte, als sie sein warmes Lächeln sah. „Du Schuft!“, meinte sie lachend und öffnete das Kästchen. Eine goldene Kette kam zum Vorschein. Sie war wunderschön. glänzte vor Eleganz und das eingravierte Muster, zeigte wie viel Arbeit es gekostet hatte, dieses kleine Ding fertig zu stellen. Die Kette hatte einen kleinen runden Anhänger. Man konnte es an der Seite öffnen und ein kleines Bild von den Beiden war zu sehen. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund um nicht wieder loszuheulen. Sie war gerührt. Sie hätte sowas nicht von ihm gedacht. Ohne darüber nachzudenken, sprang sie auf ihn zu und umarmte ihn so fest, dass seine Lunge zusammengepresst wurde. Jedoch, war er froh, dass es ihr gefallen hat. „Daaaaaanke Ray! Es ist wunderschön!“

Sie verbrachten die letzten 2 Stunden damit, in den Himmel zu blicken und sich die Sterne anzuschauen. In diesem Moment fühlten sich beide glücklich. Jedoch...konnte keiner wissen, dass das Schicksal ihnen bald einen Strich durch die Rechnung machen würde.
 

Es ist eine weitere Woche vergangen, seit Natuskis Geburtstag und die Situation hat sich kaum verändert. Er hat sich eher verschlechtert und Ray war kurz davor durchzudrehen. Immer wenn sie an ihr Handy ranging, sagte sie nur dass sie es fast herausgefunden hatte und sich wieder der Suche widmete. Er wollte ihr helfen, selbst als es noch etwas merkwürdig für ihn war. Jedoch ließ sie ihn nicht an ihr ran und so kam es das er eines Tages einen unerwarteten Anruf gekriegt hatte. „H-Hey Ray.. Du kannst nicht glauben, was passiert ist! Ich hab es endlich herausgefunden... Ich weiß endlich was mein Vater wusste! Er ha-“, ertönte Natsukis Stimme, doch verstummte als sie plötzlich aufgelegt hatte. Gerade eben kam der Schwarzhaarige wieder zurück vom Spaziergang und entdeckte, dass ein Anruf auf sein Telefon hinterlassen wurde. Ohne zu zögern, machte er einen großen Schritt auf das Gerät zu und drückte auf den rotblinkenden Knopf. Er erkannte ihre Stimme und war im ersten Moment erleichtert. Im Hintergrund konnte man den Verkehr hören, also hieß es dass sie draußen war. Jedoch, entgleisten ihm alle Gesichtszüge als er ein rasendes Auto hörte und sie im nächsten Moment aufgelegt hatte. „Bitte nicht...“, flüsterte er leise und versuchte sie sofort anzurufen. Er hoffte inständig dass sie an ihr Handy ranging, jedoch ertönte nur die Sprachbox. „Verdammt Natsu! Geh ran!!“, schrie er fast in sein Telefon hinein und versuchte es drei weitere Male, jedoch vergeblich. Er war frustriert. Innerlich malte er sich die schlimmsten Dinge aus, die passiert sein konnten. Was wenn ihr was passiert ist? Er wollte es sich gar nicht erst vorstellen. Als das Telefon im nächsten Moment klingelte, wurde die Situation nicht besser. Nein... für Ray schien die Welt stehen zu bleiben.

„Natsu! Wo bis-?“

„Hallo? Sprech ich mit Ray?“, fragte eine raue Stimme auf der anderen Leitung.

Der Schwarzhaarige musste hart schlucken und schloss kurz seine Augen, ehe er antwortete.

„Ja. Wo ist Natsuki?? Wer sind Sie und was ist verdammt nochmal passiert??“

Er konnte ein langes seufzen hören. „Sie meinen die Besitzerin dieses Handys, nicht wahr? Es...tut mir leid Ihnen mitzuteilen, aber...“

Etwas in Ray brach. Er konnte nicht sagen was, jedoch... war es etwas was er durch Natsuki erst erlangt hat. Seine Hand fuhr an seiner Brust, die in diesem Moment unheimlich schmerzte. Leere machte sich in ihm breit. Leere und Trauer. Ohne es zurückzuhalten, rollte eine Träne seine Wange entlang und landete still auf dem Boden.

<Das kann nicht wahr sein...>, dachte er immer wieder verzweifelnd als er die nächsten Worte hörte.

„...sie hatte einen schweren Unfall!“

Hello Stranger!

Für Ray schien die Welt stehen zu bleiben. Er nahm alles um sich herum nicht mehr wahr, und so ließ er geschockt den Hörer fallen, während er immer noch mit weit gerissenen Augen und offenen Mund ins Leere starrte. Die Worte des Mannes auf der anderen Leitung, wiederholten sich immer wieder in seinen Kopf. Egal wie sehr er sich wünschte es nicht zu tun, er konnte nichts dagegen machen. Sie hatte einen schweren Unfall! Sein Herz fing an zu rasen. ...einen schweren Unfall! Sein Gesicht wurde Kreide Bleich. ...schweren Unfall! „D-Das kann nicht wahr sein... Natsu...“, begann er verzweifelt sich einzureden bevor er entsetzt aufschrie. „NEEEEEIN!“ Tränen folgten seinen Schrei. Er hätte niemals geglaubt, er würde je wieder weinen. Niemals! Wieso musste ihm das Schicksal so einen Streich spielen? Wieso ausgerechnet ihm? Tränen der Verzweiflung und des Entsetzens verließen seine Augen, wanderten seinen Gesicht herab und landeten auf den kalten Parkettboden. Immer noch geschockt, wusste er nicht mehr was er machen soll. Er wusste gar nichts mehr. Sein Verstand machte einen Kurzschluss und ließ ihm in Stich. Jedoch fasste er sich schnell wieder zusammen, griff nach dem Hörer und tippte eine Nummer.
 

Es ist eine halbe Stunde vergangen, als der junge Schwarzhaarige schwer atmend vor der Tür des OP-Saals stand und wie verrückt darauf hämmerte. Eine Krankenschwester weiter abseits hatte ihn sofort bemerkt und rannte schnell zu ihm rüber um ihn zurückzuziehen. „Hey Junge! Bitte belästigen Sie nicht die Ärzte da drinnen. Wie Sie oben sehen, sind sie mitten in einer OP!“, begann die Blondine streng. „Suchen Sie jemanden bestimmten? Ist diese Person vielleicht da drinnen?“ Ray hörte nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken waren immer noch zu durcheinander. „Natsu...Ich..Ich suche nach Natsuki Lockster!“, sagte er immer noch leicht außer Puste und sah die besorgte Krankenschwester verzweifelt an. Er hoffte inständig, dass es ihr gut ginge! Er betete förmlich. Im nächsten Moment erschien um die Ecke ein Mann, Ende dreißig, schwarzes Haar, wobei seitlich ein paar graue Haare zu sehen waren. Ein Dreitagebart umschmeichelte sein Gesicht und verdeckten die paar Falten. In seinem Mund befand sich eine Zigarette, während er seine Hände in seinem langen braunen Mantel steckte. Auf den ersten Blick, könnte man meinen er wäre ein Draufgänger. Lässig ging er die paar Schritte auf Ray zu und musterte ihn kurz, ehe er seufzte. „Du bist Ray, nicht wahr?“ Der schwarzhaarige sah mit leichter Skepsis den Mann vor ihm an, ehe er leicht perplex nickte und einen ernsten Gesichtsausdruck legte. „Mr. Conelly? Wo ist sie?“ Er hoffte inständig, dass er nicht auf den OP-Saal zeigte. Der Mantelträger schaute kurz über Rays Schulter und schüttelte leicht seinen Kopf, ehe er sich umdrehte. „Komm mit!“ Ohne etwas zu erwidern, folgte er schweigend dem alten Mann vor ihm. Am Telefonat hat er ihm mitgeteilt, dass er ein Polizist bzw. Detektiv sei.
 

Zwei Etagen abwärts, blieben sie vor einem Fenster in dem sich auf der anderen Seite ein Raum befand stehen. In Rays Augen lag pure Besorgnis. Seine Hand legte sich auf die kalte Scheibe, als wolle er durch sie hindurch. Ein weißer Raum erstreckte sich vor ihm. In der Mitte ein Bett, indem sich eine junge Frau befand. Überall hatte sie einen Verband und an einem ihrer Beine ein Gips. Sie sah ihn diesem Moment so zerbrechlich aus, das es Ray fast in den Wahnsinn trieb. „Wie...Wie geht es ihr?“, fragte er besorgt, während sein Blick weiterhin auf die Braunhaarige haftete. Er hörte wie der Mann neben ihm seufzte und sich kurz am Kopf rieb. „Wie gesagt... sie hatte einen schweren Unfall...“, begann er nüchtern und lehnte sich an die Wand, während der Rauch der Zigarette beim Reden nur so hinausströmte. „Aber sie wird durchkommen...“, sagte er ohne jegliches Interesse und warf die schon aufgebrauchte Zigarette auf dem Boden, ehe er mit seinem Fuß ihm den Rest gab. „Außer einem gebrochen Bein und ein paar Prellungen, ist sie ziemlich heil da raus gekommen. Nicht jeder hat so viel Glück!“, sagte er ungehindert weiter. Der Schwarzhaarige drehte sich fassungslos um. Sie hatte gerade einen Unfall und er nannte das Glück? War das sein Ernst? Doch bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der Detektiv fort. „Ihre äußerlichen Wunden werden heilen, und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass keine Narben erhalten bleiben...“. Ray zog eine Augenbraue. Was meinte er mit »äußerlichen Wunden«?? „Aber?“, fragte der Schüler stirnrunzelnd, worauf der Mantelträger wieder seufzte. „Aber sie liegt momentan im Koma... Zwar besteht ebenfalls die große Wahrscheinlichkeit das sie bald aufwachen wird, aber was danach passiert wissen wir nicht...“. Rays Mund blieb offen, ehe er das was Mr. Conelly gesagt hatte verdaute. „Wie...wie meinen Sie das?“

„Nun ja... Es stellte sich bei der Analyse fest, dass sie ebenso eine leichte Gehirnerschütterung erlitten hat...“, das war viel zu viel für den Schwarzhaarigen. Sein Kopf fing an zu schmerzen, seine Hand legte sich um seine Stirn und drückte diese ganz fest, um die Schmerzen zu unterdrücken. Er war fix und fertig. „Verdammt! Natsu...“, flüsterte er in einem verzweifelten Ton und drehte sich zum Fenster um. Er durfte jetzt nicht durchdrehen. Immerhin wird Natsuki durchkommen. Das allein zählte! Der Mann neben ihn, musterte Ray durchdringend an, ehe er sich von der Wand abstütze und ihm den Rücken kehrte. „So. Meine Arbeit ruft. Wenn es etwas gibt, dann ruf mich an. Und bevor ich es vergesse...“, sagte er ernst und drehte seinen Kopf leicht zu Ray, bevor sich ihre Blicke trafen. „...Mach dich besser auf alles bereit!“, und schon verschwand er in der nächsten Ecke.
 

Ray blieb ganz allein am Gang zurück. Jedoch war es genau das was er im Moment brauchte. Nämlich Ruhe! Er musste den ganzen Tag und all ihre Ereignisse verdauen. Sein Blick fiel wieder auf Natsuki die seelenruhig schlief und den ganzen Tumult kaum mitbekam. Er spielte mit dem Gedanken, dort reinzugehen und einfach sitzen zu bleiben, bis sie aufwacht. Ohne groß darüber nachzudenken, setzte er seine Gedanken in die Tat um und öffnete leise die Tür. Leise schritt er auf sie zu, versuchte dabei nicht laut zu sein und schaffte es sich an einem Stuhl das neben dem Bett lag sich hinzusetzen, ehe er kurz durchatmete und zu ihr rüber blickte. Ihre braunen Haare die seit ihrer Begegnung etwas gewachsen sind, hoben und senkten sich bei jedem ihrer Atemzüge auf ihrem Brustkorb. In diesem Moment schien sie so sorglos. Alle ihre Zweifel die sie in den letzten Monaten hegte... soll all das umsonst gewesen sein? War das fair? Seine Hände formten sich zu Fäusten. Er würde denjenigen dafür bestrafen, für das was er Natsu angetan hat. Dabei formten sich seine Augen zu schlitzen. Er würde sogar bis ans Ende der Welt gehen um nach ihm oder ihnen zu suchen. Das war er Natsuki schuldig!
 

Seit dem Vorfall sind schon einige Tage vergangen. Ray verbrachte die meiste Zeit damit Natsuki im Krankenhaus zu besuchen. Jedoch ist sie immer noch nicht aus ihrem Koma aufgewacht. Seine restliche Zeit verbrachte er damit, nach den Gründen für diesen Unfall zu suchen. Dabei kam er oft mit Mr. Conelly im Gespräch. Nun gingen die beiden nebeneinander her Richtung Krankenhaus. „Okay.. Nochmal. Was war nach dem Unfall?“, fragte Ray mit einer hochgezogenen Augenbraue, während der Mann neben ihn seufzte. „Zum hundertsten Mal. Er begann Fahrerflucht. Bei den Aufzeichnungen, konnten wir leider sein Kennzeichen nicht erkennen, da er geschickt gehandelt hatte. Wir haben die ganze Stadt abgesucht!“, meinte er leicht genervt. Der schwarzhaarige wollte sich immer wieder sicher gehen, er hoffte inständig, dass er etwas ausgelassen hat. Aber egal was, er konnte es einfach nicht herausfinden. Kurz darauf blieben sie vor dem Eingang stehen. „Und wa-?“, wollte Ray weiter wissen, jedoch wurde er von Mr. Conelly unterbrochen. „Ich muss dann. Wenn es etwas Neues gibt, egal wie dringend... bitte... bitte ruf mich NICHT an!“, meinte er zähneknirschend und döste mit seinem Wagen davon. Zwar kannte Ray diesen Detektiven längst nicht so gut, jedoch wusste er eines. Mr. Conelly war keine große Hilfe! „Alter Sack...“, murmelte der schwarzhaarige leise, ehe er sich umdrehte und zu Natsukis Zimmer ging.
 

In ihrem Zimmer angekommen, überkam ihn sofort der Geruch der frischen Blumen, die er jeden Tag mitbrachte um die Alten auszutauschen. Er öffnete leicht das Fenster, sodass frischer Wind hereinwehte und setzte sich dicht neben ihrem Bett. Sein Blick schweifte zu ihrem Gesicht, die friedlich schlief. In diesem Moment, musste er traurig lächeln, ehe er mit beiden Händen nach ihrem griff und sie sanft umklammerte. „Natsu... bitte...wach endlich auf!“, flüsterte er leicht verzweifelt. Er wusste nicht wie lange er da saß. Es schien als vergingen zahllose Stunden. Hin und wieder nickte er ein und schlief eine halbe Stunde. Jedoch wich er nie von ihrer Seite. Die Krankenschwestern betraten ab und zu den Raum um nach den rechten zu sehen und warfen Ray immer wieder mitleidende Blicke, die er jedoch gekonnt ignorierte. Irgendwann am Abend, wollte Ray gerade aufstehen um etwas aus dem Automaten zu kaufen, da er halb am verhungern war, als er dann im nächsten Moment das leichte Zucken ihrer Hand bemerkte und er sie fassungslos anstarrte. Es verging nicht einmal eine Sekunde, da machte er einen großen Schritt auf sie zu hielt ihre Hand und musterte sie genau an. Innerlich hoffte er, dass sie endlich aufwachte. Anscheinend hat man ihn erhört, denn die braunhaarige öffnete einen kleinen Spalt ihre Augen. Rays Gesicht erhellte sich sofort. „Natsu... endlich bist du wach!“

Sie blinzelte einige Male, ehe ihr Blick durch den Raum schweifte und sie schmerzverzerrt das Gesicht verzog. „Wo...“, begann sie leise und krächzend, während Ray sie erwartungsvoll anstarrte. Er bemerkte wie sie schwer schluckte und dann fortfuhr. „...bin ich?“

„Du bist im Krankenhaus. Du wurdest vor einer Woche angefahren.“, antwortete der schwarzhaarige leise und mit einem müden Lächeln. Obwohl er innerlich sehr froh darüber war, das sie endlich wieder zu ihm gefunden hat. Ihr lebloser Blick schweifte an sich herunter und haftete an ihrem Bein. „Du...hast dir das Bein dabei gebrochen...“, erklärte er.

Sie brauchte noch einen Moment ehe sie realisierte wo sie sich befand. Dann jedoch musterte sie den jungen Mann misstrauisch an, nachdem sein Herz bei ihrem nächsten Satz für einen Moment aufhörte zu schlagen. „Danke. Aber... wer bist du?“

Sein Lächeln gefror augenblicklich, seine Hände ließen ihre los und sanken leblos zurück. Ein Blitz durchfuhr seinen Körper entlang, während sich gleichzeitig ein endloser Schmerz ausbreitete. Leere erfüllte sein Herz. Er wusste nicht was er denken, was er tun, oder was er sagen sollte. Er wusste gar nichts mehr, außer eines... dass er ein Teil seines gewonnen Herzes wieder verloren hat. In diesem Moment dachte er an die Worte des Detektiven nach. Mach dich besser auf alles bereit! Am Anfang wusste er nichts, damit anzufangen, jedoch hat er sich an den nachfolgenden Tagen darauf eingestellt. Aber egal wie gut er darauf vorbereitet war, dieser Moment raubte ihm einfach seinen Atem. Seine Hand, die sich wieder in seiner Jacke verkrochen hatte, glitt langsam über einen wertvollen Gegenstand. Er fühlte jede einzelne Gravur, jeden Umriss, jede Erinnerung. Sein Blick fiel auf die Kette in seiner Hand und Tränen sammelten sich in seinen Augen, die er aber zurückdrängte. Nur langsam, drückte er auf den seitlichen Knopf, bevor sich die Kette öffnete und sich ein altes Foto zu erkennen gab. Sein Blick füllte sich mit Trauer, desto länger er das grinsende Mädchen neben den leicht verlegenden Blick des Jungen betrachtete. Unwillkürlich musste er seine Zähne zusammenbeißen, bevor er aufgeschluchzt hätte. Sein Blick schweifte wieder zu Natsuki die ihn immer noch musterte und er spürte, wie sein Herz immer mehr anfing zu schmerzen. Zum ersten Mal seit Jahren, hatte er eine wichtige Person in seinem Leben gefunden, und im nächsten Moment hat man sie ihm weggenommen. War das Fair? Er war dieser Person in dieser Sekunde so nah... und trotzdem waren ihre Herzen so weit entfernt.
 


 

In ihrem Blick spiegelten sich ihre Worte wieder.

Also... wenn du bis jetzt deine Augen davor verschlossen hast. Dann beginn von neu! Mach einen Neustart und lass Erinnerungen zu! Du kannst von heute an beginnen... mit dieser wunderschönen Erinnerung! Er konnte förmlich das Grinsen der Braunhaarigen sehen, jedoch als er einige Male blinzelte sah er vor sich nur noch ein misstrauisches, junges Mädchen, die immer noch auf eine Antwort wartete. Es wäre vielleicht für sie... wenn nicht auf für ihn besser, wenn er die Vergangenheit ruhen ließ. Er hat jemanden wichtigen verloren, er durfte nicht zulassen, dass das wieder passiert. „Ray...Ich heiße Ray...“, sagte er trocken und versuchte das Stechen in seinem Herzen zu ignorieren. Das Mädchen schaute ihn unsicher an. „Oh. Muss...Muss ich dich kennen?“, fragte sie zögernd. Diese Frage sorgte für einen weiteren Stich in seinem Herz. „Nein... Wir..kennen uns nur von der Schule.“, flüsterte er so leise, das er es nicht wahrhaben wollte. Ihr Blick wurde trauriger...fast schon verzweifelt. „Ich...Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern!“

Ein weiterer Stich folgte, jedoch erwiderte er nichts. Zu groß war der Kloß in seinem Hals.

Bei dem Versuch aufzustehen, verzog sie ihr Gesicht und schrie leise auf. Im nächsten Moment, tauchte eine Krankenschwester auf und versuchte sie zu beruhigen. Ray allerdings nahm das gar nicht mehr mit, sondern verließ leicht benommen den Raum. Als er am Flur angekommen ist, lehnte er sich für einen Moment an einer Wand. Seine Hand fuhr über sein Gesicht und blieb dort haften. Leise schluchzte er, während er über das nachdachte was er gesagt hatte. „Natsu...“, flüsterte er mit einer endlosen Trauer in der Stimme. Er rutschte auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seine verschränkte Arme. Er hat sich noch nie seit seiner Kindheit so schlecht gefühlt. Er dachte er hätte dieses Gefühl wieder vergessen. Doch jetzt... wo sich ein Loch in seinem Inneren bildete, da wusste er, das er dieses Gefühl nie vergessen, sondern nur verdrängt hatte. Er wusste nicht, wie er Natsuki unter die Augen treten konnte, ohne sich dabei so elend wie in diesem Augenblick zu fühlen. Für ihn gab es nur noch einen Gedanken. <Du siehst mich an...aber dein Herz hat mich vergessen...>

Man musste sich nicht umschauen, um zu merken, dass der Flur bzw. der ganze Gang leer war. Stille breitete sich aus. Zu dieser Uhrzeit schliefen alle Patienten, jedoch weilte noch immer eine traurige Seele am Gang die bitterlich weinte.
 

Am darauffolgenden Tag begannen die Analysen und Untersuchungen. Mr. Conelly hatte sich nach einer Weile zu Ray gesellt und zündete eine neue Zigarette. „Die Untersuchungen wurden abgeschlossen.“ Der Schwarzhaarige der immer noch leicht mitgenommen ist und träge in seinen Pappbecher, gefühlt mit Kaffee, starrte, hob leicht den Kopf und sah aus dem Fenster. „Und?“, fragte er müde, da er die Nacht kein Auge zugedrückt hatte.

Er hörte wie der Raucher, seufzte und sich am Kopf kratzte. „Es stellte sich heraus, dass durch die Gehirnerschütterung, sie...eine Amnesie erlitten hat.“, sagte er vorsichtig aber mit gelassener Stimme und sah Ray bedacht an. Der Schwarzhaarige biss sich unweigerlich auf seine Unterlippe, während seine Hand hinauf zu seinem Hemd fuhr und sich an der Stelle wo sich sein Herz befand krallte. Er hatte es schon erwartet, jedoch wollte er es nicht hören. Was würde er noch alles ertragen müssen? Er wollte Natsuki wieder sehen, mit ihr reden, mit ihr Lachen, aber er wusste, dass diese Zeiten nun der Vergangenheit angehörten. Wenn er sie jetzt in die Augen blicken würde, würden es nicht mehr ihre Augen die vor Freude immer gefunkelt haben sein, sondern nur noch leblose verzweifelte Augen, die nach Antworten suchten. Augen die Sehnsucht nach der Vergangenheit haben werden. Bevor er antworten konnte, spürte er wie jemand an seine Schulter klopfte. Leicht perplex sah er Mr. Conelly an. „Ich weiß das nimmt dich sehr mit, aber mit dieser Einstellung wirst du auch nicht weiter kommen! Du bist der einzige, den sie noch hat. Es ist deine Aufgabe, auf sie aufzupassen.“

Ray sah ihn einen Moment lang nur an. Es fiel ihm schwer das zu glauben, aber Mr. Conelly hatte zum ersten Mal recht, was ihn betrifft. Er konnte Natsuki nicht einfach so im Stich lassen. Etwas gefasster nickte er in seine Richtung und trank in einem Zug seinen Kaffee.
 

Zusammen machten sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer. „Was hast du gesagt, als sie sich nicht an dich erinnerte?“

Sein Körper verspannte sich bei dieser Frage, doch antwortete er trocken: „Das wir uns nur von der Schule kennen...“

Mr. Conelly schien zu überlegen. „Vielleicht ist das auch besser. Sie sollte sich nicht überfördern. Wenn sie jemanden um sich herum hat, denn sie ehemalig kannte, würde sie sich schlecht fühlen.“

Ray hörte ihn stillschweigend zu, antwortete aber nicht, sondern stellte ihm eine Frage. „Wie sieht’s aus? Wird sie wieder ihre Erinnerungen zurück erlangen, oder nicht?“

„Das kann man schwer sagen. Man bedenkt, dass sie wirklich einen schweren Unfall hatte. Aber die Chancen stehen gut. Sie wird sich wahrscheinlich Stück für Stück an etwas erinnern, aber wer weiß ob sie ihre ganze Erinnerung zurückkriegt. Allerdings...kann es sein, dass ihr Gedächtnis sich nie wieder regeneriert.“

Der Schwarzhaarige musste seufzen. Er hat mit so einer Antwort schon gerechnet, aber er würde schon dafür sorgen, dass sie ihre Erinnerung zurück kriegt. Das war er ihr schuldig!

Als sie kurz vor der Tür standen, riss jemand von innen plötzlich die Tür auf und schaute sich wie wild um. Dabei blieb sein Blick auf Mr. Conelly haften, ehe er auf ihn zu rannte. „Sie ist weg!“, sagte der Arzt und machte ein langes Gesicht. Der Detektiv sah ihn nur stirnrunzelnd an. „Wer ist weg?“

„Die Patienten! Miss Lockster! Sie ist nicht mehr in ihrem Bett.“

Die beiden tauschten sich untereinander Blicke ehe sie im nächsten Augenblick den Arzt am Gang stehen ließen und Richtung Ausgang rannten. „Verdammt! Soweit kann sie ja wohl nicht gekommen sein!“

Ray antwortete nicht, sondern dachte angestrengt nach. „Du vergisst, dass wir in eine neue Ära leben, indem man überall hinfahren kann...“

„Das ist nicht der Richtige Zeitpunkt um zu scherzen, Bürschchen!“, meinte der alte Mann barsch und fragte ein paar Leute ob sie die Braunhaarige gesehen haben.

<Wo würde ich gehen, wenn ich mich verstecken möchte?>, dachte sich Ray stirnrunzelnd, als ihm plötzlich ein Lichtlein aufging. Schnell hielt er ein Taxi an. „Hey! Hau nicht ab!“, hörte er von hinten die nervige Stimme des Detektiven. Er verdrehte kurz die Augen ehe er zurückschrie und dann ins Auto einstieg. „Ich hol sie zurück!“

Und schon raste der Wagen davon, während der Mantelträger ihn noch eine Weile hinter her sah. „Was für ein Knirps!“
 

Außer Puste rannte Ray den kleinen Hügel hinauf zu der Bank an dem er schon des Öfteren war. Wie zu erwarten, saß eine junge Frau an einer Bank, die ihre Beine eng an ihrem Körper schmiegte und ihr Gesicht darin vergrub. Er ließ einen Seufzer der Erleichterung hören, ehe er sich ihr näherte. Außer der zwitscherten Vögeln, erklang ein Schluchzen aus ihre Richtung. Ohne es selbst zu merken, beschleunigte er seine Schritte und stand nun keuchend hinter ihr. Er wollte etwas sagen, doch in diesem Augenblick fiel ihm nichts Passendes ein, also stand er stillschweigend da und wartete. Erst nach einigen Sekunden, erhob sich ein brauner Schopf, während sie ihren Kopf in seine Richtung drehte. Ihre Augen waren rot und feucht von den ganzen Tränen. Tiefe Trauer lag in ihre wunderschönen türkisen Pupillen, doch er wagte nicht, sich zu bewegen. „Was...Was willst du hier?“, fragte sie immer noch schluchzend und versuchte ihre Tränen wegzuwischen. Ray hielt leicht seinen Mund zu, da er Angst hatte er würde grinsen. Von so vielen Fragen, war ausgerechnet, diese die erste?

„Wieso, bist du ausgerechnet an so einem Ort gekommen?“, stellte er eine Gegenfrage und ging um die Bank herum um sich neben ihr hinzusetzen. Hat sie sich etwa an etwas erinnert, oder war es nur Zufall?

Nun blickte Natsuki etwas perplex zu ihm, ehe sich ihr Blick senkte. „Ich...Ich weiß nicht. Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Als ob ich hier schon mal gewesen bin...“, sagte sie dann etwas ruhig und sah etwas nachdenklich aus. Stumm nickte er, ehe er aus seiner Tasche ein Taschentuch holte und es der Braunhaarigen gab die sich leise bedankte. „Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin?“, fragte sie nach einer Weile. Der Schwarzhaarige musste schwer schlucken. Er hatte nicht damit gerechnet. Seine Hand fuhr nachdenklich an seinem Hinterkopf. „Ich weiß nicht... Das war geraten. Du hast schon mal erwähnt, dass du den Ort hier toll fandest...“.

Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihrem sonst so fröhlichen Gesicht. „Ach so.“

„Was mich aber interessiert... wie bist du trotz des gebrochenen Beins hierhergekommen?“

Ein trockenes Lachen entwich ihrer Kehle. „Ich hab den Taxi-Fahrer bezahlt...“

„Woher-“

„In meinen Klamotten war ein Portemonnaie mit ein paar Geldscheinen.“, unterbrach ihn sofort Natsuki und sah weiterhin auf ihre Hände, die an ihrem Schoß lagen. Der Schwarzhaarige fuhr sich übers Gesicht. Natsuki war wirklich schlau.

Plötzlich hörte er wieder ein Schluchzen. „Weißt du wie es ist, wenn man aufwacht und sich an gar nichts erinnert?“, kam es hysterisch.

Ray antwortete nicht, sondern seufzte nur.

„Nicht einmal seinen eigenen Namen? Gar nichts? Außer das du einen Unfall hattest und man sich in einem Krankenhaus aufhaltet?“ Es war keine Frage ehe eine bittere Feststellung.

„Niemand... hat auf mich gewartet. Niemand hat mich besucht...“, begann sie nach einem erneuten Schluchzen. Der junge Mann neben ihr blickte traurig lächelnd zu ihr. <Ich war da... aber du hast mich nicht erkannt...>

„Niemand.. der meine Hand hält und mir versichert es sei alles in Ordnung!“

<Ich hielt sie die ganze Zeit über... aber du hast sie nicht gespürt>

„Nie-“, sie wollte gerade fortfahren, als sie eine Hand spürte der ihr beruhigend über ihren Kopf streichelte. „Ist schon gut... Ich kann dir zwar nicht sagen wie es ist einfach so seine Erinnerungen zu verlieren, aber ich kenne dieses Gefühl!“, meinte Ray sanft und versuchte den Schmerz in seinem Brustkorb zu verdrängen. Mit offenem Mund blickte sie zu den Schwarzhaarigen hoch. Ihre Augen leicht geweitet, ehe sie sich an seinem Hemd krallte und weiter weinte.
 

Nach etwa zehn Minuten beruhigte sie sich allmählich. „Geht es?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige und bekam ein leichtes nicken. „Ich versprech dir... Ich werde dir deine Erinnerungen zurückholen!“, flüsterte er leise in ihr Haar. „Wieso?“, begann sie leicht verwundert, während sich ihre Augen trafen. „Wieso willst du mir helfen? Wir kennen uns doch nicht!“ Wie so oft bildete sich ein trauriges Lächeln auf seinem Gesicht. „Du erinnerst mich an eine alte Freundin.“ Er bemerkte schnell das sie sich nicht damit zufrieden gab und so fügte er noch schnell hinzu: „Ich habe es ihr versprochen! Und damit sie wieder glücklich ist... muss ich mein Versprechen einhalten!“ Sie machte ein leicht erstauntes Gesicht. „Und... Wo befindet sich deine Freundin jetzt?“

Er blickte in den Himmel. „Sie ist... weit weg...“, murmelte er leise.

„Oh. Das... tut mir leid!“

„Das muss es nicht... sie wird bald zurückkommen.“

Nun lächelte das Mädchen ein wenig.

„Na gut. Wenn du deine Erinnerungen zurück haben willst... dann müssen wir jetzt aber wieder zurück zum Krankenhaus!“, meinte Ray leicht mahnend, während er beobachtete wie Natsuki ihr Gesicht verzog. „Nein! Ich hasse Krankenhäuser!“

Ein weiterer Seufzer entwich seiner Kehle. „Aber wir müssen zurück. Die müssen dich mal durchchecken. Wie wär´s damit... wir gehen noch mal zum Krankenhaus und ich sorg dafür, dass du diesen Kaff so schnell es geht wieder verlassen kannst?“

Anscheinend war sein Vorschlag gar nicht mal so übel, da sich Natsukis Gesicht plötzlich erhellte, im nächsten Moment aber wieder verdüsterte. Er wusste genau was momentan in ihr Vorging. „Du denkst immer noch daran, nicht wahr? Hm. Beginn von neu!“, sagte er plötzlich energisch. Er spürte wie Natsukis verwunderten Augen ihn anstarrten. „Naja.. Nur weil du dich nicht an vorher erinnern kannst, heißt es nicht, dass du ohne jegliche Erinnerungen bleibst. Deshalb beginn von neu... mach einen Neustart und beginn mit dieser wunderschönen Erinnerung!“, zitierte er seine Freundin nach und lächelte die Braunhaarige vor ihn an. Einen Moment lang schien sie zu überlegen, doch wenige Sekunden später erwiderte sie sein Lächeln ebenfalls und nickte. „Du hast Recht!“

„Hallo! Man nennt mich Ray und wie heißt du?“, er spielte weiter Natsukis Rolle während das Mädchen ihn kurz musterte. „Freut mich! Man nennt mich...“

„Natsuki...“, flüsterte Ray leise, als hätte sie ihre Zeile beim Dreh vergessen.

„Eh... Na-Natsuki.“, wiederholte sie leicht verunsichert aber lächelte anschließend wieder.

Der Schwarzhaarige nickte bestätigend und wandte sich zum gehen. „Na dann... Gehen wir mal zurück!“

„Das würde ich gern machen... aber wie du weißt, benutz ich momentan nur ein Bein!“, meinte sie leicht kichernd, während Ray leicht verlegen sein Hinterkopf kratzte.

„Ah ja.. Das hab ich gewusst...“

„Natürlich...“, meinte sie sarkastisch und verdrehte die Augen.

Im nächsten Moment nahm er sie Huckepack und so machten sie sich lachend auf dem Weg zurück zum Krankenhaus wo dort Mr. Conelly sie schon erwartete. „Na sie mal einer an. Du hast sie also tatsächlich gefunden“, bemerkte er nebenbei.

„Ein Kinderspiel.“, meinte er locker und rümpfte seine Nase.

Der Detektiv weilte noch ein wenig, ehe er Kopfschüttelnd ihnen folgte. „Das wird ja noch was werden...“

Inception!

Seit Natsukis Flucht ist eine weitere Woche vergangen. Die Untersuchungen fanden jeden Tag statt und schon bald konnte sie, dank Rays Überredungskunst früher vom Krankenhaus entlassen werden. Natsuki baute schnell eine Bindung zwischen Ray, jedoch hielt sie sich in Grenzen. Allerdings war sie nicht mehr so schüchtern ihm gegenüber, was ihn sehr erleichterte, aber nicht zugab. Auf den Straßen herrschte Stau. Und nicht nur auf den Straßen, sondern auch am Zebrastreifen und an den Fußgängerzonenbereichen. Ein silberfarbiges Auto, stand vor einer roten Ampel an einer Kreuzung.
 

„Wie oft soll ich mich noch entschuldigen?“, fragte eine Mädchenstimme leicht genervt, während sie sich mit ihrem Ellbogen an der geöffneten Fensterseite abstützte.

„Wie oft soll ich dir sagen, dass du dich nicht bei mir entschuldigen solltest, sondern beim Arzt?“, brummte eine männliche Stimme ebenfalls genervt.

„Bei dem hab ich mich doch auch entschuldigt!“, verteidigte sich das Mädchen und schmollte.

„Er sah aber nicht so aus, als ob er deine Entschuldigung annimmt...“

„Was kann ich dafür tun?“

„Idiot! Wieso musstest du auch seinen Finger abbeißen?“

„Das war ne Panikattacke, wie oft noch!“

„Eine Panikattacke? Das sah aber nicht so aus... Es sah viel mehr aus, als hättest du die verdammte Tollwut!“, kam es knurrend und das Mädchen schnaubte.

„Was soll ich denn tun?? Ich hab eben Angst vor Spritzen... Ich hab ihn auch gewarnt. Er hat nicht zugehört...das kommt eben dabei raus!“

„Natsuki! Du hättest fast sein Finger abgerissen!“

„Was machst du auch son Theater draus? Sein Finger wird wieder heilen...“

Nun musste der Schwarzhaarige seufzen. „Mag sein, aber jetzt müssen wir ein neues Krankenhaus für dich suchen...“

„Tja. Ich kann auch nichts für den Hausverbot!“, sagte sie gespielt unschuldig und streckte ihm die Zunge entgegen, während Ray seine Zähne entblößte und seine Eckzähne die eines Wolfes ähnelten. Die Braunhaarige musterte sein unheimliches Grinsen und zuckte leicht zusammen, ehe sie nervös lachte. „Ach komm. Schau bitte wieder auf die Straße...“

Jedoch machte er keine Anstalten sich wieder der Straße zu widmen und so wurde Natsuki etwas unruhiger. „Bitte?“, versuchte sie es nochmal, aber mit einem Hauch von flehen. Mit einem nervösen Lächeln auf dem Gesicht streckte sie ihre Hand nach ihm und drückte mit leichter Gewalt seine Wange Richtung Windschutzscheibe. Ein erleichterter Seufzer entwich ihrer Kehle, ehe sie weiter zu seinem Apartment fuhren, der einige Minuten entfernt war.
 

Mit dem Lift angekommen gingen sie einige Schritte, bis sie vor einer Ebenholz Tür stehen blieben. Die braunhaarige sah sich erstaunt um und folgte dem schwarzhaarigen hinein in seinem Apartment.

Ein großer und breiter Flur breitete sich vor ihnen aus, während unter ihnen der Boden mit einem eleganten Parkettboden geschmückt war. Auf der rechten Seite befand sich eine Tür, genau wie auf der anderen Seite. „Fühl dich wie Zuhause!“, kam es knapp von dem schwarzhaarigen, während er Richtung Wohnzimmer ging das gleich am Ende des Flures zusehen war. Natsuki ließ es sich nicht zweimal sagen, zog ihre Schuhe aus und ging mit ihren Krücken voller Neugierde auf Erkundungstour. Sie steuerte auf die rechte Tür und machte diese vorsichtig auf. Ihr Blick schweifte durch den ganzen Raum. „Wooooow~“, sagte sie erstaunt als sie sein Arbeitszimmer betreten hat. Es standen viele Regale, gefüllt mit Büchern, Dekorationen und Bildern. An einer Ecke befanden sich ein großer Schreibtisch und ein Drehstuhl. Auf dem Schreibtisch waren ein Computer zu sehen und andere Unterlagen. Das Zimmer war sehr geräumig und richtig gemütlich. Sie öffnete die Tür auf der anderen Seite und war wieder mal erstaunt. Das Badezimmer war sehr groß und modern gestaltet worden. Sie wollte noch mehr sehen. Und so humpelte sie Richtung Wohnzimmer. Ein grelles Licht kam ihr entgegen. Schützend legte sie ihre Hand vor ihr Gesicht und versuchte etwas zu erkennen. Nach einem kurzen Augenblick gewöhnte sie sich an das Licht und ihr Mund klappte auf. Der Raum strahlte förmlich. Sie wusste nicht wo sie zuerst schauen sollte. Es war sehr groß. Die ganze vordere Wand wurde durch eine Glaswand ersetzt. Ein moderner Sofa befand sich in der Mitte gefolgt von einem riesen großen Flachfernseher und dazwischen einem Glastisch. An der rechten Wand führte eine Wandtreppe nach oben zum zweiten Stock. Beide Stöcke waren offen, daher auch die lange Hängelampe die mit Diamanten und anderen glänzenden Materialen geschmückt war. Sie war sprachlos. Sie hatte noch nie so eine schöne Wohnung gesehen. Dazu kam noch das ihr ein genussvoller Duft in ihre Nase stieg die von der linken Seite kam. „Ray?“

„Ich bin hier!“, rief jemand aus dieser Richtung und so beschleunigte sie ihre Schritte und gelangte schlussendlich in der Küche wo sich Ray befand. „Ray... Ich hätte niemals gedacht, dass du über so eine schöne Wohnung verfügst!“, kam es anerkennend von der Braunhaarigen. Der Schwarzhaarige runzelte seine Stirn und widmete sich wieder der Küche, während er sich leise bedankte. Im nächsten Moment spürte er hinter seiner Schulter Natsuki. „Mhm. Das sieht ja richtig lecker aus! Du erstaunst mich immer wieder aufs Neue!“

„Ich hoffe du hast Hunger, nicht das ich es im Endeffekt wegwerfen muss.“

„Ich habe rieeeee~sen Hunger!“, kam es fröhlich von dem Mädchen. Ray drehte sein Gesicht ein wenig zur Seite, sodass sie sein schmunzeln nicht erkennen kann.
 

Nach dem Essen räumte der Schwarzhaarige den Tisch auf, während Natsuki es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Einen Moment später gesellte sich auch Ray zu ihr. Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Der schwarzhaarige war normalerweise an Stille gewohnt, doch dieses Mal war es irgendwie anders. Es war ein wenig unangenehm und fremd. Er wusste selbst nicht wieso. Nachdenklich warf er den Kopf nach hinten und schloss einen Moment die Augen, bevor Natsuki zuerst die Stille brach. „Ehm. Ist es wirklich okay wenn ich hier bei dir wohne?“, hörte er sie verlegen fragen. Er legte seinen Arm auf seiner Stirn. Er hat völlig vergessen, warum sie eigentlich da war. Seine Gedanken schweiften an all die Ereignisse die heute Morgen passiert sind.
 

[Flashback]

Nachdem sie in ihre Wohnung angekommen sind, konnten sie ihre Augen nicht trauen. Überall waren Sachen auf dem Boden, Möbel zerkratzt, zerfetzt oder sonstiges. Es ähnelte einem Krimi-Film.

„Okay... wer ist derselben Meinung, dass Natsuki woanders wohnen soll?“

Erklang eine verstellte Stimme hinter ihnen, während Ray und der Detektiv sich synchron umdrehten und ungläubig zu der Braunhaarigen blickten. Sie allerdings weitete nur ihre Augen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ja, was denn? Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ich in so einem Kaff leben soll!“

Der Schwarzhaarige schnaubte als er an ihre Reaktion damals zurückdachte. „Dir ist es wichtig, in einer noblen Umgebung zu wohnen. Aber die Tatsache das irgendjemand - der es vielleicht auf dich abgesehen hat, deine Wohnung zu einem Saustall umgestellt hat, lässt dich kalt, oder was?“ Nun musste auch die Braunhaarige schnauben. „Ich habe nie gesagt, dass es mich kalt lässt!“ „Versuchst du dich etwa zu rechtfertigen?“ „Ich habe Anspruch darauf, also lass mich in Ruhe! Ich will nicht hier wohnen, was ist daran schwer zu verstehen?“ Und so ging der Streit weiter, während weiter Abseits Mr. Conelly einen Rundgang durch die Wohnung unternahm und dann seufzend sich zu den beiden gesellte. „Es reicht, ihr Streithähne!“, funkte er dazwischen und brachte die beiden zum Schweigen, jedoch warfen sie sich böse Blicke. „Es steht außer Frage. Natsuki wird woanders wohnen, es ist nämlich zu gefährlich sie hier weiterhin wohnen zu lassen. Es kann gut sein, dass der Täter wieder zuschlägt! Außerdem müssen ich und meine Leute, die Wohnung untersuchen.“, sagte Conelly etwas nuschelnd, da die Zigarette in seinem Mund ein wenig im Weg war. Natsuki streckte frech ihre Zunge Ray entgegen, während er ihr einen tödlichen Blick zuwarf. „Die Frage ist aber...Wohin mit dir?!“, sagte er nun etwas neugieriger und blickte zu der Braunhaarigen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das hier ihre einzige Bleibe ist. Vor einigen Tagen hat man ihr mitgeteilt, dass ihre Eltern einen Unfall hatten. Sie wusste nicht recht was sie davon halten sollte. Zum einen konnte sie sich nicht an sie erinnern und zweitens wusste sie nicht, ob ihr voriges ich, nicht schon längst die Tatsache akzeptiert hat, das sie keine Eltern mehr hat.

Plötzlich blickten beide zu Ray, der die zwei mit einem nichtsahnenden Blick ansah. „Was ist?“ Doch als er die Frage aussprach, da wurde es ihm bewusst. „Nein! Auf keinen Fall! Es gibt sicherlich irgendwelche billigen Hotels!“ Der Detektiv warf ihm einen vorwurfsvollen Blick. „Hör mal. Bis jetzt hatte sie noch nicht so viel Kontakt mit anderen. Momentan bist du die einzige Person, die sie kennt. Außerdem sollte man sie nicht alleine lassen, solange wir nichts Genaueres wissen!“ Natsuki die sich hinter ihm gestellt hatte, nickte immer wieder bestätigend und sah gespannt zu Ray. Der schwarzhaarige musste seufzen. Er wollte doch nicht, dass sie sich unwohl in seine Nähe fühlt. Aber er wollte sie doch beschützen. Er musste wohl oder übel, seine Deckung fallen lassen. „Na gut...“ Er spürte förmlich wie sie strahlte. Ohne es selbst zu merken, wurde er dabei ein wenig rot, sodass er sich umdrehen musste. „Daaaankee~! Ich versuche dir keine Umstände zu machen, versprochen!“, kam es strahlend von der Braunhaarigen und hüpfte im Raum herum.

[Flashback Ende]
 

„Du wärst gar nicht hier“, fing er seufzend an, „wenn es anders wäre.“

Danach drehte er sich zu ihr um und versank für eine Weile in ihre wunderschönen türkisfarbenen Augen. Sie machte nicht einmal irgendwelche Anstalten sich umzudrehen oder wegzuschauen. Sie starrten sich beide einfach nur an und versanken dabei in ihre eigenen Gedanken. Jedoch als Ray bemerkte wie eindringlich er sie ansah, da wurde es ihm ein wenig heiß, sodass er den Augenkontakt zuerst abbrach und zum Tisch starrte. „Du…solltest dich lieber hinlegen. Dein Bein geht es zwar schon viel besser, als vor einigen Tagen, aber es muss sich noch vollständig heilen.“, fing er leise an. Er hörte wie sie sich kurz räusperte. „Du hast wahrscheinlich Recht. Kannst du mir noch schnell das Zimmer zeigen?“

Mit einem kurzen Nicken, stand er auf um sie aufzuhelfen und gemeinsam im oberen Stock zu gehen. Oben angekommen erstreckte sich wieder ein langer Flur. Auf der rechten Seite befanden sich zwei Türen. Mit einer Handbewegung gab er zu erkennen, dass er ihr folgen sollte.
 

Nachdem er die 2. Tür geöffnet hatte, machte er Platz sodass sie hineintreten konnte und sich ein besseres Bild von dem Gästezimmer zu machen. „Ich habe diesen Raum, für Ausnahmen eingerichtet. Anscheinend war es kein Fehler…“, murmelte der Schwarzhaarige vor sich her, während Natsuki voller Begeisterung sich umsah. „Wow. Dieses Zimmer ist echt cool, Ray!“

„Schön dass es dir gefällt. In der Zeit indem du hier bist, wird das hier nämlich dein Zimmer sein. Meins ist gleich nebenan.“, begann er und zeigte mit dem Finger auf die rechte Wand, danach wandte er sich wieder zum Gehen. „Ruh dich aus. Wenn du was brauchst…ich bin unten.“, schloss er seufzend fort. „D-“ Bevor die Braunhaarige etwas erwidern konnte, schloss er bereits die Tür. „Danke…“, flüsterte sie leise und sah noch eine Weile auf der Stelle wo Ray noch vor kurzem stand. Sie wusste nicht wieso, aber sie wirkte ein wenig enttäuscht. Vielleicht bildete sie sich das ja nur ein, oder aber, dass es daran lag, das Ray nicht mehr da war. Seufzend sah sie sich noch einmal genauer um. Dieses Zimmer strahlte eine gewisse Wärme. <Als wäre man willkommen.>, dachte sie lächelnd und humpelte zum Bett. Sie war wirklich müde. Ohne es selbst zu merken, schlossen sich ihre Augen. Und ohne sich zu wehren, hüllte der Schlaf sie ein und floh mit ihr in einem wirren Traum.
 

~*~
 

Unten angekommen, schmiss sich der Schwarzhaarige auf das Sofa und blickte nachdenklich zur Decke. Er wusste, dass er kein Grund hatte, aber sein Herz füllte sich so schwer an. Ob der Grund daran lag, dass ihm nun ein langer Weg bevorsteht, seine Freundin zu helfen, oder ob es allgemein nur wegen seiner braunhaarigen Freundin lag, dass wusste er nicht. Er wusste nur, dass er jedes Mal wenn er in ihr Gesicht blickt, sein Herz immer wieder schneller schlug als gewöhnlich. „Das ist so anstrengend…“, brummte der Schwarzhaarige und legte seinen Arm auf seine Stirn, da das Licht von draußen ihn ein wenig störte. Seine Augenlider wurden immer schwerer. Egal wie sehr er sich dagegen wehrte, so blieb ihm nichts anderes, als die Augen zu schließen. <Nur für… ein paar Minuten…>, dachte er zuletzt, bevor er in die Bewusstlosigkeit versank.
 

~*~
 

Ohne es zu merken, vergingen etliche Stunden und ehe man sich versieht, war es auch schon dunkel auf den Straßen. Im Bett wälzte sich eine Person von einer Ecke zur anderen und murmelte die ganze Zeit etwas vor sich hin.

[Traum]

Eine große Wiese breitete sich vor ihr aus. Überall Blumen, Familien die sich lachend in die Arme fielen und in der Mitte… ein braunhaariges Mädchen, die kaum mehr als zehn Jahre alt war. „Mama??“, ertönte eine echoartige Stimme. Sie klang verzweifelt, während sie gleichzeitig ihren Kopf heftig nach rechts und links drehte um nach einer Person Ausschau zu halten. „Mama! Wo bist du?“, fragte sie in der Menge, doch keiner drehte sich um. Plötzlich stand eine wunderschöne Frau an einem Baum. Auf den Boden ein gutaussehender Mann der lächelnd zu dem Mädchen blickte. „Natsuki…“, nahm sie die wunderschöne Stimme ihrer Mutter war, die sie hierherwinkte. „Na komm her!“, forderte ihr Vater lachend und breitete seine Arme aus. Das braunhaarige Mädchen strahlte plötzlich wieder und rannte mit einem breiten Grinsen auf die zwei zu. Doch je näher sie eigentlich kommen sollte, so schien es für sie, als ob sie sich von ihr entfernten. Das Grinsen verblasste und Panik machte sich in ihr breit, während sie schneller rannte. „Mama! Papa!“, rief sie und streckte ihre Arme ihren Eltern entgegen, die sich immer weiter entfernten. Die Menschenmenge, die vor kurzem noch gelacht haben, verblassten und verschwanden endgültig. Der Himmel verdunkelte sich und das Gras unter ihren Füßen, verschwand. Sie ließ einen erschrockenen Schrei los, ehe sie in das große Nichts fiel. Ihre Arme immer noch gestreckt fiel sie immer weiter in die Dunkelheit, die endlos schien. „Papaaa~!“, schrie sie verzweifelt, während einige Tränen ihr Gesicht verließen. „M-“

[Traum Ende]

„-AMAAAAA!“, schrie sie auf und riss ihre Augen auf. Ihre Hand zur Decke gestreckt, während sie leise auf keuchte. Sie riss ihre Augen auf und zog ihre Hand wieder zu sich. „Was…Was war das gerade?“, fragte sie sich selber schweratmend und sah sich um. Ach ja. Sie wohnte ja jetzt in Rays Wohnung. Die braunhaarige richtete sich auf und sah mit müden Augen aus dem Fenster. <Es ist schon dunkel geworden…>, stellte sie nebenbei fest und bemerkte erst jetzt dass es an der Tür klingelte, was anscheinend der Grund ihres Aufwachens gewesen war. Leise stieg sie aus ihrem Bett und humpelte zur Tür. Natsuki hörte, wie Ray etwas vor sich hin brummte und dann zur Tür ging, die er dann sofort aufmachte. Sie machte langsam und ohne ein Geräusch die Tür auf und streckte ihren Kopf leicht hinaus, ehe sie leise ein paar Schritte tapste und dann stehen blieb. Sie konnte zwar nicht hören was sie an der Tür reden, dennoch wartete sie bis der Schwarzhaarige wieder zurück kam.
 

~*~
 

Der Schwarzhaarige wurde unangenehm aus seinem Schlaf geweckt. Leise fluchte er vor sich hin, ehe er sich kurz ausstreckte und nach draußen sah. „Scheiße. Ich bin eingepennt…“, murmelte er etwas grimmig und stand gähnend auf, ehe er zur Tür Schreitete. „Jaja.. komm ja schon.“

An der Tür angekommen öffnete er diese und stellte leicht verwundert fest, dass der Unruhestifter niemand anderer war, als Mr. Conelly.

„Womit hab ich diese Ehre verdient?“, fragte er etwas argwöhnisch und beobachtete wie der alte Mann vor ihm, stirnrunzelte. „Sorry, dass ich dich zu so einer Zeit noch besuche… Ich wollt nur fragen, wie es bis jetzt läuft!“

Nun war es der Schwarzhaarige der ihn stirnrunzelnd musterte. „Du bist nur wegen dieser Frage hier her gekommen??“, fragte er misstrauisch.

Conelly kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Eh… Nein nicht direkt. Ich wollte dir eigentlich etwas geben.“, sagte er locker und suchte in seiner Manteltasche nach einem Gegenstand.

Als er fündig wurde, drückte er das viereckige Ding an Ray. „Das hab ich beim aufräumen gefunden. Es hat zwar nichts mit all dem zu tun, aber ich dachte, dass du es vielleicht kriegen solltest.“ Der Schwarzhaarige hob eine Augenbraue und begutachtete das Bilderalbum genauer an. Es war klein, quadratisch und er konnte Natsukis Schrift darauf erkennen. «Die wichtigste Person in meinem Leben!» Er spürte wie ein Blitz seinen Körper entlang fuhr. Sein Herz wurde unweigerlich schwerer und sein Blick wieder trüber. „Du musst es nicht lesen… aber falls sie…du weißt schon. Dann, solltest du wenigstens das wissen!“, erklärte der Detektiv etwas bedacht und versuchte die richten Worte zu finden, ehe er zum Schluss seufzte. Immer noch auf das Ding in seinen Händen starrend, sagte er weit entfernt: „Ich werde nicht zulassen, dass das passiert!“

„Ich weiß, aber we-“, fing der Detektiv wieder an, doch verstummte als er in seine Augen blickte. „Tut mir leid… Vielleicht sollte ich besser wieder gehen. Wenn wir was Neues haben, werde ich mich wieder bei dir melden!“, sagte Mr. Conelly schnell und wandte sich zum Gehen um. „Danke…“, murmelte Ray vor sich hin und schloss die Tür hinter sich ehe er wieder zum Wohnzimmer ging.
 

Ohne seinen Blick auf das Album abzuwenden, setzte er sich auf das Sofa und musterte es genauer. Er wollte es nicht zugeben, aber er fürchtete sich davor, was auf ihn zukommen könnte. Auf das, was in gleich erwarten würde. Es fühlte sich so an, als ob er gleich etwas öffnen würde, was seine Zukunft verändern könnte. Er wusste nicht ob es falsch oder richtig war, aber er wusste, dass das Natsuki geschrieben hat.

Seine Hand glitt über ihre Schrift, bevor er kurz einatmete und die erste Seite aufschlug.

Ein Bild fiel ihm sofort ins Auge. Fassungslos starrte er das Bild an. Eine strahlende Braunhaarige war zusehen, die einen gewissen Schwarzhaarigen neben ihr, auslachte, da er Ketchup auf dem Mund hatte. Neben dem Bild, stand ein kleiner Text:

Die wichtigste Person in meinem Leben!

»„Bleib so wie du bist und sag was du fühlst“, würde ich ihm gerne sagen. Aber er muss nichts sagen, damit ich weiß wie er fühlt! Er soll nur wissen, dass er die Einzige Person ist, die mich zum Lachen bringt!«

Unweigerlich ertönte in seinem Kopf das Lachen der Braunhaarigen, als er sich an dieser Zeit erinnerte. Ein kleines trauriges Lächeln bildete sich auf Gesicht ab. Während er weiter herumblätterte. Jede einzige Seite sah er genau an, während ihm wieder Tränen in den Augen standen, die er jedoch zurückhielt.

»Auch wenn du so kalt tust, hast du dennoch ein sehr sehr großes Herz! Danke, Ray«
 

»Jede schöne Erinnerung teilte ich mit dir«
 

Jedes Mal wenn er weiter umblätterte, drohten seine Tränen seine Augen zu verlassen, jedoch hielt er sie zähneknirschend zurück. Ihm wurde es in diesem Moment so klar. Sie hat immer an ihn gedacht. Immer an ihn geglaubt. Sie war immer für ihn da! Als er zur letzten Seite blätterte, wurde seine Annahme nur noch bestätigt und seine Tränen verließen sein Gesicht und landeten auf das Foto. Es war das gleiche Foto, das auch in seiner Kette war. Kein Zweifel! Da war die Bank, der Sonnenuntergang und Natsuki die glücklich in die Kamera lächelte, während Ray verlegen wegschaute. Sie hatte also auch das Foto gehabt!

»Als du mir die Kette geschenkt hast, da wurde es mir bewusst. Mein Mund sagt: Ich hasse dich! Doch mein Herz sagt, dass ich dich liebe!«

„Natsu…“, hauchte er in einem verbitterten Ton, während das Album achtlos auf dem Boden fiel und er seine Hände in sein Gesicht vergrub.
 

~*~
 

Sie spürte ein Stechen in ihrem Herzen, als sie von oben Ray musterte. Sie hatte Mitleid mit ihm. Die Braunhaarige hatte Angst ebenfalls loszuheulen und legte deshalb ihre Hände auf ihrem Mund. Sie konnte förmlich spüren, wie viel Schmerz er in sich trägt. Sie konnte zwar die Bilder nicht erkennen, aber es schien als seien sie ihm von Bedeutung. Unweigerlich wurde ihr Blick trübe, ehe sie sich von ihm abwendete. <Diese Natsu… muss wahrscheinlich seine alte Freundin sein!>, ging es ihr durch den Kopf, ehe sie zurück in ihr Zimmer verschwand. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sank sie auf den Boden und starrte teilnahmslos aus dem Fenster. „Er hat schon mal erwähnt, dass ich ihr ähnlich sehe…“, murmelte sie leise. <Dann muss es sicher schwer für ihn sein, mir in die Augen zu blicken, ohne das er sich an sie erinnert!>, vollendete sie ihren Satz in Gedanken und seufzte. Es vergingen einige Minuten, wenn nicht Stunden, an dem sie stillschweigend auf den kalten Parkettboden saß und ins Leere schaute. Nebenbei hörte sie wie vor einiger Zeit Ray ins Nebenzimmer ging. In der Zeit an dem sie einfach nur hinaus starrte, kam sie zu dem Entschluss die Suche alleine fortzuführen. <Ich möchte niemanden traurig machen… Vielleicht ist es das Beste, wenn ich mich alleine auf der Suche mache!>, dachte sie immer wieder, als sie an Ray dachte. Und nun hatte sie den Entschluss gefasst ihre Gedanken in die Tat umzusetzen. Entschlossen stand sie auf, nahm ihre Krücken in die Hand und humpelte so leise es geht zur Haustür. Auf dem Weg bemerkte sie das Album das auf dem Boden lag. Sie spielte mit dem Gedanken, es aufzuheben und hineinzuschauen, doch als sie die Schrift gelesen hat, brachte sie es nicht übers Herz. „Die wichtigste Person in meinem Leben!“, las sie leise vor. Einen Moment lang hob sie ihren Kopf in Richtung Rays Zimmer. <Es war an Ray…>, stellte sie ohne es selbst zu wissen, bitter fest ehe sie mit gesenktem Kopf zur Tür schlenderte. Schnell zog sie ihren Mantel an und öffnete die Tür, dabei ließ sie eine kurze Notiz liegen und schloss endgültig die Tür.

Schnell humpelte sie zum Lift und drückte auf dem Erdgeschoss. Sie wollte keine Zeit verschwenden, aber sie wusste auch nicht wohin. Sie wollte eigentlich wieder zu diesem Ort gehen, wo sie zum ersten Mal Ray wahrnahm, jedoch hatte sie Angst, dass er sie dort wieder finden würde. Mit einem Seufzen verließ sie das große Gebäude und ging einige Straßen zu Fuß. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Ray, jedoch wusste sie nicht wieso.
 

Nach einigen Stunden kam sie an einer Park an. In der Mitte eine Brücke und ein breiter Fluss der die ganze Straße entlang lief. Überall herum waren Bäume und Büsche. Etwas müde ging sie die letzten Schritte auf die Brücke zu ehe sie sich dann an der Mauer abstütze und zu dem Fluss hineinschaute. In weniger als 2 Stunden würde es wieder hell werden, und trotzdem spiegelte das Wasser den Mond wieder. „Na super… und wohin jetzt?“, fragte sie den Mond und schnaubte wegen ihrer Untauglichkeit. In ihr stieg plötzlich Wut. Wust auf sich selber, dass sie in so einer Situation gelandet ist. Wenn sie nicht diesen Unfall hatte, hätte sie immer noch ihre Erinnerungen und muss sich nun nicht damit herumschlagen, sie wieder zu erlangen. Dann müsste Ray sich nicht die Mühe geben und könnte zu seiner alten Freundin. Unweigerlich schlug sie mit ihrer Faust auf die Mauer ein und knirschte mit ihren Zähnen.

Aber sich darüber aufzuregen, würde die ganze Sache auch nicht besser machen, sie musste sich erst mal ein Platz finden, wo sie sich ausruhen konnte und dann später wieder überlegen, wo sie zuerst suchen soll. Ihr erster Gedanke war unter die Brücke. Zwar ekelte sie sich davor, jedoch blieb ihr nichts anderes übrig und so setzte sie ihre Gedanken in die Tat um.
 

~*~
 

Währenddessen sind einige Stunden vergangen, die Sonne strahlte in ihrer vollen Pracht über New York, während der Verkehr unten, für Aufruhr sorgte. Warme Sonnenstrahlen erfüllten den Raum, indem der Schwarzhaarige sich zur Ruhe gesetzt hatte. Als das Licht in seine Augen fiel, musste er einige Male blinzeln, ehe er sie ganz öffnete und müde zur Decke starrte. Er konnte zwar die ganze Nacht schlecht schlafen, jedoch genügte es um sich auszuruhen. Leicht streckte er sich, ehe er sich aufrichtete und seine Schläfen massierte. Die ganze Nacht dachte er an Natsuki und an ihre Worte. Er hat es wirklich nicht bemerkt, musste er sich nun schlecht fühlen? Als er sich das fragte, schwirrte plötzlich eine andere Frage in seinem Kopf. Was empfang dann der Schwarzhaarige für sie? Und genau diese Frage ließ ihn nicht in Ruhe. Er wusste schon immer, dass er sie mochte. Aber waren es dieselben Gefühle die auch sie für ihn gehegt hatte? Er wusste einfach keine Antwort darauf. Seufzend stand er auf um nach Natsuki zu sehen, da sie seit gestern abwesend war. Vor ihrer Zimmertür blieb er einen Moment lang stehen. Soll er sich nun in ihrer Gegenwart sich anders verhalten als sonst? Stirnrunzelnd schüttelte er seinen Kopf ehe er anklopfte. Doch er bekam keine Antwort. „Wahrscheinlich schläft sie noch…“, murmelte er vor sich her, ehe er nochmal anklopfte. „Natsuki? Bist du schon wach?“, fragte er zur Sicherheit nochmal nach, doch erhielt wieder keine Antwort. Etwas misstrauisch schmollte er und griff nach der Klinke. „Natsuki.. Ich komm jetzt rein!“, und schon öffnete er langsam die Türe. Wo er eigentlich die Braunhaarige erwartete, fand er nur ein leeres Bett vor. Er hob eine Augenbraue und trat nun vollends im Zimmer ein. „Natsuki?“ Doch die Antwort blieb aus. Vielleicht ist sie ja unten in der Küche und macht Frühstück oder ist im Bad. Ging es ihm durch den Kopf und sah kurz im Badezimmer nach, vergebens. Danach schritt er nach unten und ging langsam zur Küche, doch dort war sie auch nicht. Jetzt machte sich der Schwarzhaarige doch etwas Sorgen. Etwas schneller ging er in die restlichen Zimmer, doch konnte sie nirgends finden. Schweratmend stütze er sich mit seinen Händen auf seine Knie. Sein Blick fiel auf das Album das auf dem Boden lag. Plötzlich riss er die Augen auf. „Sie hat doch nicht…“, sagte er fassungslos und schloss in seine Gedanken den Satz <das Album gesehen?>. „Verdammt!“, schimpfte er in der Luft und rannte zur Tür. Jedoch hat er keine Zeit sich deswegen aufzuregen, er musste sie unbedingt wieder finden!

Als er sich seinen Mantel überzog, bemerkte er einen kleinen Zettel an der Tür kleben. Schnell griff er auf die Notiz zu und las sie schnell durch.

„Es ist vielleicht besser,

wenn ich alleine suche!

Natsuki.“

Was schreibt sie da für ein Mist, kam es ihn durch den Sinn. Vielleicht ist sie ja deswegen weggelaufen. Das ist alles seine Schuld!

Ohne sich weitere Gedanken zu machen, schloss er die Tür hinter sich und machte sich auf die Suche.
 

~*~
 

Warme Sonnenstrahlen fielen auf das klare kalte Wasser das durch die Brücke floss. Natsuki die sofort eingeschlafen ist, als sie sich auf die Wiese hingesetzt hatte, vernahm einige Kinderstimmen, die es nicht für notwendig hielten, leise zu sein. Langsam öffnete sie ihre Augen einen Spalt und erkannte, das schimmernde Wasser vor sich, ehe sie einige Male blinzelte und sich kurz umsah. Für einen Moment geriet sie in Panik, weil sie nicht wusste, wo sie sich gerade befand, doch ihr fiel plötzlich wieder die Brücke ein und ein erleichtertes Ausatmen war von ihr zu hören. „Ach ja… Ich bin ja weggelaufen“, murmelte sie noch etwas schlaftrunken ehe sie sich mit ihrer Hand durch ihre Haare fuhr und sich in der Richtung drehte, wo sie zuvor die Stimmen wahrgenommen hatte. Als sie jedoch keinen erkennen konnte, stand sie auf, wischte sich den Schmutz von ihren Hosen weg und ging den Park entlang um ein wenig Sonne zu tanken. Gähnend schlenderte sie ziellos durch die Gegend, während sie die Straße wieder erkannte die sich vor ihr ausbreitete und der laute Verkehr in ihre Ohren drang. Etwas genervt, fuhr sie ihren Weg ungehindert fort und suchte sich irgendwo ein Plätzchen zum hinsetzen, was sich als schwer herausstellte, da die meisten Cafés voll sind oder noch geschlossen. Nach halbstündiger Sucherei, fand sie das wonach sie suchte und gesellte sich zu einem freien Tisch, auf der Terrasse. Als sofort eine Kellnerin auf sie zukam, fand sie es als unnötig Blickkontakt zu halten und so verschränkte sie ihre Arme auf dem Tisch und stützte ihren Kopf darin ehe sie immer noch ein wenig schläfrig antwortete: „Holen Sie mir irgendetwas, was stark genug ist, mich aus dieser Müdigkeit rauszuholen…“. Anstatt eine Bestätigung der Kellnerin zu erhalten, ertönte plötzlich ein Lauthalses Lachen neben ihr, was dazu führte, das sie ihren Kopf irritiert zur Seite drehte um nach dem Störenfried zu sehen. Allerdings konnte sie sein Gesicht nicht wirklich erkennen. Wie den auch, wenn er einen extrem langen Mantel anhatte, eine Sonnenbrille trug, die so groß war, dass sie die Hälfte seines Gesichts verdeckte und eine Kapuze über den Kopf gezogen, das sie nicht einmal erkennen konnte, was für eine Frisur er hatte. „Das wäre dann wohl ein Coffea Canephora!“, erwiderte er den neugierigen Blicken der zwei Damen vor ihm und grinste vielsagend. „Mit wem hab ich das Vergnügen? Sherlock Holmes?“, fragte sie in einem abfälligen Ton, da sie keinerlei Ahnung hatte, mit wem sie es zu tun hatte. „Ehm Miss? Wäre Ihnen dieser Café recht?“, unterbrach die Kellnerin sie freundlich, ehe sie ein Nicken seitens Natsuki bekam und wieder im Laden verschwand. Sie wollte sich gerade umdrehen, um zu dem Fremden zu blicken, als sie im nächsten Augenblick merkte, dass er gar nicht mehr da war. Stirnrunzelnd zuckte sie mit ihren Achseln und drehte sich um, als plötzlich vor ihr zwei große schwarze Gläser sie anstarrten. „Darf ich?“, fragte der Mysteriöse Junge, ehe er wieder anfing zu grinsen. Etwas erschrocken zuckte Natsuki zurück. „Was zur… Wer bist du?!“, fragte sie etwas verärgert, doch anstatt eine Antwort zu kriegen, setzte er sich einfach gegenüber von ihr und musterte sie mit dem selben Grinsen an. Ohne ihren Blick von ihm zu abwenden, richtete sie sich wieder gerade hin und starrte ihn ernst an, darauf wartend, dass er endlich mal antwortete. „Was denn, was denn, was denn… Ich trag doch nur ne Sonnenbrille und schon erkennst du mich nicht mehr?“, kam es übertrieben von dem Unbekannten, doch Natsuki erwiderte nichts. Sie wollte einfach nur eine Antwort auf eine Frage. Das sah auch der Junge, weshalb er kurz seufzte. „Ai Ai Ai. Ich bins doch…“, sagte er nach einer Weile, hob seine Hand und nahm seine Sonnenbrille langsam ab, sodass sie endlich sein Gesicht erkennen konnte. Perplex öffnete sie ihren Mund und starrte ihn mit geweiteten Augen an, ehe sie ihm geschockt fragte: „W-“.



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