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Hades II

The Rise
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, es ist kaum zu glauben, aber hier ist es: Das siebte Kapitel, das tatsächlich fast ein Jahr hat auf sich warten lassen. Ich muss mich an dieser Stelle wirklich bei allen Lesern entschuldigen! Mir bedeutet diese Fanfiction soviel und doch habe ich mich solange gescheut sie weiterzuschreiben bzw. sie zu bearbeiten. Irgendwann muss ich ja Hades wirklich mal beenden und ich denke die Zeit ist endlich gekommen.
Ich kann sagen, dass wir ungefähr bei der Hälfte von Hades II angekommen sind und damit wünsche ich euch allen viel Spaß! Komplett anzeigen

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Dear Future...

Raben.

Sie bilden einen schönen Kontrast zu dieser Welt.

Sind nicht zu „hart“ und nicht zu „wütend“.

Ja, sie sind regelrecht neutral.

So, als würden sie einfach ihre Arbeit vollführen.

Einfach so dieses Leid verbreiten.

Können sie doch nicht wirklich etwas dafür.
 

Die scheinbare Gelassenheit, mit der du dich von deinem Herzen trennst.

Sie ist bemerkenswert.

Du machst kein schmerzliches Gesicht.

Es bereitet dir keine Qualen.

Dir ist äußerlich alles gleich.

Es wirkt, als ließest du alles mit dir machen.

Wie eine Marionette.

Irgendwie wohnt mir der Wunsch inne, du würdest deine Hände nach dem Raben ausstrecken.

Selbst wenn es noch so hoffnungslos erscheint.
 

Ein leises Zischen verließ seine Lippen, ehe er sich fest auf die Unterlippe biss und unterdrückt keuchte. Finger wanderten über seinen Leib, während Lippen und Zähne seinen Hals neckten.

Die Luft im Raum war dünn geworden, sie umschmeichelte die Empfindungen des Jungen und machten ihn für einen kurzen Moment schier angreifbar. Und jene Unachtsamkeit war es, die ihm kurz darauf zum Verhängnis wurde, als sein Körper ausgefüllt wurde und ihn kurz schmerzerfüllt aufkeuchen ließ.

„Se...Sebastian“, wimmerte er und biss sich erneut so fest auf die Unterlippe, dass er glaubte seine Haut müsste brechen. Eine raue Stimme wisperte ihm verspielt in seine Ohren und ließ ihn noch etwas dunkler im Gesicht werden.

„Hör auf, mir so etwas zu erzählen“, forderte er, doch lange nicht nachdrücklich genug. Ihm gefielen die Bilder, die sich durch jedes Wort in seinem Inneren bildeten und sogleich wurde ihm ganz anders.

Lange Fingernägel kratzten über seinen Brustkorb, ehe feste Bewegungen ihm kurzweilig den Verstand raubten.
 

„Ich wünsche Euch einen guten Morgen, junger Herr.“

Genervt von dieser – für seine Verhältnisse – viel zu fröhlichen Stimme am frühen Morgen drehte sich der junge Earl auf die Seite und ignorierte den Mann, der ihm gerade beinahe zärtlich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.

Das hielt vielleicht wenige Minuten, dann fühlte sich der junge Mann regelrecht genötigt aufzustehen.

Doch – wie schon so oft – bereute er es, sich zu schnell erhoben zu haben, was ihm einen unschönen Schmerz einbrachte, der von seinem Butler belächelt wurde.

Dieser beugte sich etwas zu ihm herab und säuselte: „Mir scheint, als hättet Ihr Euch noch immer nicht daran gewöhnt.“

Ciel zischte leise und sah beschämt zur Seite.
 

Tatsächlich sollte sich nach einem halben Jahr – in dem er wahrlich beinahe täglich das Bett mit seinem Butler teilte – etwas Gewohnheit eingespielt haben. Doch davon konnte bei diesem Dämon keine Rede sein, er hatte solch eine enorme Phantasie, was ihre nächtlichen Begegnungen betraf, dass selbst Ciel überrascht war.

Dennoch schmeichelte es ihm innerlich sogar, dass Sebastian eben diese nur an ihm auslebte. Selbst wenn der Earl dies niemals aussprechen würde.

Doch trotz allen Genusses existierte eine Art tiefer Abgrund zwischen ihnen, gerade so, als wären diese anregenden Begegnungen alles, worauf sich der junge Earl berufen konnte. Sebastian gab ihm keineswegs das Gefühl nicht begehrt zu sein, ganz im Gegenteil. Doch ihre gemeinsamen Nächte waren alles, was sie wirklich so tief verband.

Seit ihrer ersten intimen Begegnung wirkten die Momente – in denen der Butler einfach so Hand an den Jungen legte - mehr und mehr unwirklich. Vielleicht machte er sich „Sorgen“ um das Ansehen des jungen Mannes, der immerhin einen Ruf zu verlieren hatte, sollte herauskommen, dass er mit seinem eigenen „Butler“ schlief. Wenngleich es umgekehrt eher zutraf.

Doch das konnte es nicht sein. Darum ging es ihm auch eigentlich nicht direkt. Sie konnten überall miteinander schlafen, es würde nicht einmal jemand mitbekommen, wenn es Sebastian richtig anstellte.

Nur konnte Ciel nicht einordnen, wo sein Problem lag.
 

Schweigend folgte er Sebastians wahrlich würdevollen Bewegungen, während dieser den Tee auf dem Nachtschränkchen abstellte. Es nagte an ihm, dass sein Inneres gänzlich verrückt spielte. Er wurde beinahe wahnsinnig, wenn er Sebastian nur ansah. Doch der Earl wusste nicht, woran es lag. Er konnte es nicht einordnen.

Er würde es auch nicht ansprechen, einen dieser wirren Gedanken, über die Sebastian wahrscheinlich bereits Bescheid wusste. Der Junge konnte nicht einmal seine tiefsten Empfindungen vor dem Dämon verbergen, während jener so völlig undurchsichtig wirkte.

Im Laufe dieses halben Jahres konnte man nicht davon sprechen, dass etwas ausreichend Interessantes geschehen war. Keine für London untypischen Morde, keine verschwundenen Personen – zumindest keine um die sich der Earl kümmern musste – und auch sonst gestaltete sich der Alltag des Grafen mehr langweilig als ereignisreich.

Kurz sah er zu Sebastian. Nun, ereignisreich waren seine Tage schon, allerdings nicht im üblichen Sinne.
 

„Junger Herr? Ihr wirkt so in Gedanken versunken. Ist etwas nicht in Ordnung?“, erklang die gespielt besorgte Stimme seines Butlers, der ihm ebenso in die verschiedenfarbenen Augen blickte und den Earl zum Grummeln brachte.

Was wollte sein Gegenüber mit diesem falschen Charme eigentlich bezwecken?

„Hör auf, dir um solche Nichtigkeiten Gedanken zu machen und unterbreite mir schon meine Aufgaben für heute“, befahl der junge Mann seufzend und lehnte sich in seine Kissen zurück. Warum war er eigentlich so giftig? Schließlich war er einmal mehr in den Genuss gekommen, diesen Dämon ganz nah bei sich spüren zu können.

Er zuckte leicht zusammen, als er spürte, wie sich Sebastian an der Kante seines Bettes niederließ und ihn schweigend ansah. Ciel spürte, wie ein Zittern durch seine Venen ging und sein Blut begann zu brodeln, als sich die Augen seines Butlers dunkelviolett verfärbten.

Da war er wieder, dieser Blick, der den Jungen ängstigte und gleichermaßen völlig süchtig machte. Das Funkeln in den Augen jener Person, dem er irgendwann seine Seele schenken würde. Seine Gedanken stockten. Wie kam er nur auf das Wort „schenken“?

„Nichtigkeiten.“

Das einzige Wort, welches Sebastians sündige Lippen verließ, ehe Ciel klar wurde, dass das die Antwort auf seine Forderung war.

„Inwiefern?“, erwiderte er möglichst kühl und versuchte das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.

Mit einem undurchsichtigen Lächeln beugte sich der Dämon über sein „Opfer“ und hauchte Ciel beinahe zärtlich gegen die hellen Lippen, ohne sie jedoch gefangen zu nehmen.

„Eure Aufgabe besteht heute einzig und allein daraus, Euch fallen zu lassen“, zischte Sebastians dunkle, wohlklingende Stimme leise und ließ den jungen Earl erneut erzittern.

Behandschuhte Finger strichen über sein Nachthemd, wanderten tiefer und tiefer, ehe sie ihr Ziel erreichten und sich unter das lästige Kleidungsstück stahlen.

Ciel verkniff sich ein Keuchen und biss sich leicht auf die Unterlippe.

„Oder zur Abwechslung mir einen kleinen, bescheidenen Dienst zu erweisen“, schnurrte der Dämon weiter und sogleich blickte Ciel ihn misstrauisch an.

Einen Dienst? Er? Seinem Butler?

Gewiss nicht.

Doch das verführerische Funkeln in den Augen seines Gegenübers ließ den Jungen neugierig werden. Wovon sprach er?

„Wie ich sehe, habe ich Euer Interesse geweckt“, säuselte Sebastian Ciel gegen die zitternden Lippen, ehe seine Zunge leicht darüber streifte.

Während die eine Hand spielerisch über die Erektion des Jungen strich, legte sich die Andere unter sein Kinn.

„Eure Lippen sind allem voran am genüsslichsten anzusehen. Und nicht nur das, sie lassen in mir genügend reizende Gedanken zu.“

Ciel hob langsam eine Augenbraue und reckte den Kopf, während sich seine Beine weiter spreizten.

So früh am Morgen, ein wahres Festmahl für den verwöhnten Jungen, der sich immer und überall solche Dinge gefallen lassen würde. Sah er von seinem Ruf mal ab.

„Reizende Gedanken, also?“, wisperte Ciel leise und sah wie gebannt in das lodernde Violett der schmalen Augen Sebastians.

Dieser grinste kurz lüstern und legte den Kopf ein wenig schräg. Dann wurden seine Berührungen fester, fordernder, sodass Ciel glaubte, es nicht mehr aushalten zu können.

„In der Tat. Möchtet Ihr mir nicht zeigen, zu was Eure sündigen Lippen alles fähig sind?“

Der Earl erschauderte, als ihm klar wurde, worüber Sebastian die ganze Zeit sprach. Sein Blick wanderte kurz am Körper des schlanken Mannes hinab und er konnte sich ein Schlucken nicht mehr verwehren.

„Das ist mehr als anmaßend, Sebastian“, zischte er leise, dennoch konnte er sich den leichten Unterton in seiner Stimme nicht verwehren.

Es war das erste Mal, dass der Dämon ihn zu so etwas aufforderte. Rein in Anbetracht ihres Vertrages durfte der Schwarzhaarige gar nichts fordern, doch als der Dämon - welcher in der makellosen Hülle eines Butlers schlummerte – war die Sachlage völlig anders.

Und dieses Machtspielchen genoss er ebenso, wie Ciel es tat. Selbst wenn es diesen oftmals in Schrecken versetzte, wenngleich er es ihm doch nicht offenbarte. Ebenso wie jetzt.

„Ich halte es für amüsant, my Lord“, hauchte Sebastian belustigt und ließ nun von dem Jungen ab, um sich wieder gerade hinzusetzen.

Ciel war jedoch nicht fähig sich so bald wieder zu beruhigen. Viel zu deutlich waren die Worte von eben gewesen. Und viel zu sehr gierte sein Körper nach weiteren Berührungen, die er nur bekam, wenn er sich herabließ seinem eigentlichen Butler diesen Dienst zu erweisen.

Wie hinterhältig.

„Du elender Teufel“, fauchte Ciel leise und brachte Sebastian dazu erheitert zu grinsen.

„Vielen Dank, ich giere danach Euch dabei zu betrachten, wie Ihr Euch vor mir niederlasst“, wisperte er und stand auf, um erneut zum Fenster zu gehen, als Ciel ihn am Arm packte.

Äußerlich überrascht drehte Sebastian sich um, während der junge Earl den Kopf verlegen zur Seite gewandt hatte.

Niemals würde er zugeben, dass er verloren hatte. Verloren gegen den Charme seines Dämons, der mit ihm tun und lassen konnte, was er wollte. Warum Ciel sich nicht darüber hinweg stellte, wusste er.

Es ging einfach nicht. Seine Neugier war im letzten halben Jahr sein allergrößter Feind geworden. Nun, da sie sich täglich begehrten, war seine Kraft, gegen die Einfälle des anderen aufzubegehren, regelrecht dahin.

„Bleib gefälligst sitzen, wenn du mich schon zu so etwas Abstoßendem zwingst“, murrte Ciel leise und stand auf, nachdem sich Sebastian wieder auf dem Bett niedergelassen hatte.

Der gesamte Satz war eine dreiste Lüge seinerseits. Es war weder abstoßend, noch wurde er zu irgendetwas gezwungen. Es war sein eigener Trotz, der ihn jedes Mal aufs Neue in solche prekären Situationen lockte.

Langsam ließ er sich zwischen den Beinen des Mannes nieder und sah zu ihm nach oben. Oh, dieser Blick beherrschte ihn, ganz gleich wie sehr sich sein Stolz dagegen auch wehren mochte.

Sebastians Überredungskunst war erschreckend. Manchmal glaubte Ciel sogar, er wurde von dem Dämon direkt beeinflusst. Oder war es nur eine Ausrede dafür, dass seine Finger wie von selbst die Hose Sebastians öffneten und hinein glitten, um die Erektion des Anderen beinahe schüchtern mit den Fingern zu verwöhnen?

Leises Zischen erklang und ließ den Earl grinsen. Wenn er es genau betrachtete, wusste er um seine Entscheidung. Die leisen Laute der Wonne, welche über Sebastians Lippen kamen, waren einfach zu erregend, als dass er sich sträuben könnte.

Dieser Mann war die pure Sünde und Ciel machte keine Anstalten, darauf jemals zu verzichten.

Die Hand, welche nachdrücklich durch seine zerzausten Haare fuhr, ließ ihn leise knurren. Sebastians Ungeduld war interessant, ja geradezu berauschender als dieser Moment selbst.

So langsam es ihm möglich war, näherten sich seine Lippen dem Glied des anderen, küssten es kurz, ehe er sich wieder zurückzog.

Und der Earl war geradezu verzückt, als er kurz aufsah und die geschlossenen Augen des Dämons erkannte. Wie ein Gemälde. Doch selbst dieses würde soviel Wonne nicht einfangen können.

Ein verwegenes Lächeln erschien auf Ciel Lippen. Es gefiel ihm also.

Erneut legten sich seine Lippen auf den Schaft, ehe seine Zunge die sensible Haut genüsslich mit Speichel bedeckte und Ciels Ohren belustigt die genießerischen Laute des Butlers vernahmen.

„Wenn dich jemand außer mir so sehen könnte“, wisperte Sebastians Stimme leise, vielsagend. Ein Schauer rieselte über Ciels Rücken, als er darüber nachdachte. Wenn jemand diesen Raum betreten würde – selbst wenn es nicht möglich war, da Sebastian immer sogleich die Tür verschloss – und ihn so sah, wie er zwischen den Beinen seines Butlers hockte und diesen auf sehr obszöne Weise bediente.

„Sieh einer an, deine Augen werden ganz verklärt. Mir scheint, dir gefällt diese Vorstellung.“

Ciel schnaufte leise und ließ von Sebastian ab, um ihn anzusehen.

„Würdest du zulassen, dass ein Anderer mich so zu sehen bekommt?“, fragte er herausfordernd und zuckte etwas, als er das kurze Auflodern von hellen Purpur in den Augen des Anderen ausmachen konnte.

„Du solltest mich in dieser Situation nicht reizen“, wisperte der Dämon drohend, doch Ciel lachte nur leise, ehe seine Finger sich fest um die pulsierende Erektion des Mannes legten.

„Und du mich nicht unterschätzen“, erwiderte er und sah Sebastian mit verführerischem Blick an.

Dieses Spielchen gefiel. Nicht nur Ciel, auch seinem sonst so unterwürfigen Butler. Allein das leise Zischen, welches er von sich gab, als Ciels Lippen sich beinahe vorsichtig um die Spitze legten, um an ihr zu saugen, reichte aus, um das Blut des Jungen zum Kochen zu bringen.

Seine ungestüme Art machte es Ciel möglich, den Dämon immer weiter zu reizen. Ihn zum Stöhnen und Keuchen zu bringen und sich für den Moment auf eine sehr verworrene Art mächtig zu fühlen.

Dass nur er es war, der diesen Mann so aus sich heraus lockte, ganz ohne dessen Zutun.

Ciels Finger wanderten über die Innenseite der hellen Schenkel, ehe ihm klar wurde, dass Sebastians Selbstbeherrschung ihr Ende zu finden schien.

Er wollte sich zurückziehen, doch die Finger, welche sich in seinen Haaren vergruben, machten es ihm unmöglich sich vom Glied des Anderen zu lösen.

Ein leises Keuchen versicherte ihm, dass er das nun wohl ertragen musste, selbst wenn ein Teil in ihm genau das wollte.

Ohne großartig über sein Tun nachzudenken, schluckte er das, was ihm gegeben wurde und löste sich anschließend keuchend vom Glied des Anderen, um sich mit dem Handrücken über die Lippen zu streichen.

„Wer hat dir eigentlich erlaubt, mich dazu zu zwingen?“, wollte er gespielt erbost wissen, doch Sebastian hatte ihn längst durchschaut. Er zog Ciel nach oben direkt auf seinen Schoß und leckte genüsslich über die Lippen des Jungen.

„Du hast es doch genossen“, säuselte er und griff dann nach Ciels Kinn. „Und versuch nicht mir weiszumachen, du wärst nicht selbst angetan von alledem. Ich sehe dir jeden deiner Gedanken an.“

Ciel kam nicht dazu etwas zu erwidern, denn ehe er genügend Luft holen konnte, lagen schon die sündigen Lippen des Dämons auf den seinen.
 

Es war nicht das erste Mal, dass Sebastian es geschafft hatte, den Earl so aus sich heraus zu locken. Ihn so zu umschmeicheln, dass ihm alles andere egal wurde. Natürlich wollte er es selbst ebenso wie Sebastian. Er gierte geradezu nach all diesen Dingen und vor dem hübschen Butler konnte er ohnehin nichts mehr geheim halten.

Dennoch, ein bitterer Beigeschmack blieb.

Don't Wake Me

Müde lag Ciel mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch, während er versuchte, irgendwie wieder Herr seiner eigenen Fantasie zu werden.

Am Morgen so geweckt zu werden war gewiss bittersüß, doch es zehrte stark an seinen Nerven. Ihm schwanden noch immer die Sinne von dieser kleinen anregenden Erfahrung mit seinem höllischguten Butler. Und „gut“ war der Inbegriff von Sebastians Künsten.

Er hatte Sebastian befohlen, ihn die nächsten zwei Stunden nicht mehr zu stören, ganz gleich worum es sich auch handeln mochte. Er hatte behauptet, dass dennoch Arbeit auf ihn wartete, doch selbstverständlich war das eine dreiste Lüge. In Wirklichkeit brauchte Ciel eine Auszeit vor der Verführungskunst seines hauseigenen Dämons, der er einfach ständig ausgeliefert war.

Selbst wenn es sich nur um eine gedankliche Vernebelung handelte, so wirkte es sich auf seinen gesamten Leib aus.

Peinlich berührt vergrub der Junge sein Gesicht in einer seiner Handflächen. Seit einer Weile stellte er sich vermehrt die Frage, wohin das alles führen sollte. Längst war kein Gedanke mehr daran zu verschwenden, ob Sebastian Interesse an dem Earl hegte, eher galt die Sorge einer anderen, viel prekäreren Sache.

Warum interessierte sich der Dämon so für Ciel? Dass ihre nächtlichen und manchmal zeitunabhängigen Begegnungen dem Zweck des Genusses dienten, war kein Geheimnis und wahrscheinlich war Ciel daran auch selbst mehr als genug beteiligt. Dennoch verbreitete sich eine unangenehme Annahme im Kopf des jungen Adligen, die ihn Stück für Stück mürbe machte.

War er ein Spielzeug? Ein „Opfer“, mit dem sich dieser Dämon seine Zeit vertreiben konnte, wenn ihm gerade danach war? Es war nicht so, dass Ciel wirklich etwas anderes von Sebastian erwarten würde. Doch ihn schauderte der Gedanke, wie er womöglich angesehen wurde.

Er wusste nicht, wie Dämonen wahrlich lebten und was sie für Angewohnheiten hatten. Waren sie wie Tiere? Spielten sie mit ihrem Fressen, bis sie es langsam und qualvoll hinrichteten?

Ciels Kopf ruckte etwas nach oben.

Wie konnte er eigentlich so masochistisch sein und darüber nachdenken? Er war weder das Fressen, noch der Zeitvertreib.

Langsam ließ der Junge seinen Kopf zurück auf seine Arme sinken und zischte leise.

Doch, genau das war er. Sebastian hatte ihm selbst gesagt, er war anders als die meisten anderen Dämonen. Ihm machte es Spaß, eine Weile mit seinem Opfer zu verbringen und sich dessen Seele erst dann einzuverleiben.

Seufzend schloss der Earl die Augen und umging jeden weiteren Gedanken in diese Richtung, sie machten ihn nur ängstlich und genau das wollte der junge Phantomhive auf keinen Fall zulassen.

Denn wie man es auch verdrehte, über eines waren sich beide im Klaren: Der Dämon gehörte Ciel. Er war sein, ganz gleich wie er sich dagegen auch wehren mochte. Und wenn der Junge eines war, dann besitzergreifend.
 

Stunden, nachdem sich Sebastian wie erwartet nicht sehen lassen hatte, war der Earl längst im Land seiner eigenen merkwürdigen Träume verschwunden. Er war einfach genau so eingeschlafen, wie er bereits vorher eine halbe Ewigkeit gelegen hatte.

Und er bemerkte somit auch nicht, wie sein Butler den Raum langsam betrat und ihn belustigt anblickte.

„Herrje“, lachte er leise und ging auf den Schreibtisch seines Masters zu, um den Jungen zu mustern. Leises Ein- und Ausatmen erfüllte den Raum, während Ciels schmaler Körper selbst immer kurz zuckte.

„Junger Herr?“, hauchte Sebastian leise und lehnte sich etwas zu Ciel nach vorn, der jedoch nicht einmal Anstalten machte aufzuwachen. Der Dämon war wahrlich amüsiert. Er lehnte sich weiter zu seinem Herrn vor und hauchte diesem genüsslich in sein rechtes Ohr.

Verspielt säuselte er leise Worte, verband sie geschickt mit seiner eigenen - für den Jungen fremdartigen – Sprache und schaffte es so, dass Ciel gesamter Körper von starkem Zittern heimgesucht wurde. Es trug Früchte, als Ciel zusammenzuckte und geschockt die Augen aufriss, um sich unbewusst weit von seinem Butler zu entfernen.

Dieser lächelte gespielt höflich und genoss den geschockten Blick, der ihm geschenkt wurde. Ciels Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, als wäre er soeben einige Kilometer weit gerannt, während seine Wangen tiefrot angelaufen waren.

„Du!“, zischte der Junge erbost und schlang die Arme um seinen Körper, als wäre ihm kalt. Sebastian hingegen wusste es besser.

„Verzeiht, aber Ihr habt wahrlich ausgesprochen tief geschlafen, junger Herr“, erklärte der Butler belustigt und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich über den jungen Adligen lustig machte.

Dieser sah seinen Gegenüber warnend an und versuchte mit aller Kraft wieder Herr seiner Sinne zu werden. Es gelang ihm nur ansatzweise.

„Was hast du mit mir gemacht?“, fauchte er ungehalten und brachte Sebastian zum Lachen.

„Ich würde niemals etwas tun, das euch schaden könnte“, war alles, was er dazu von sich gab und wusste, dass er die Wut seines Herrn nur weiter steigerte.

Dieser knurrte.

„Das war nicht meine Frage!“

Doch anstatt weiter darauf einzugehen, stand der Junge auf und drehte Sebastian den Rücken zu.

„Was willst du?“, fragte er stattdessen kühl und wusste dabei ganz genau, dass auf den Lippen des Dämons ein verschwörerisches Lächeln erschien. Doch darauf würde er gewiss nicht eingehen.
 

„Für Euch ist ein Brief eingetroffen“, sprach der Butler wieder völlig neutral, was Ciel veranlasste sich umzudrehen und auf die Hand seines Gegenübers zu blicken, die ihm den erwähnten Brief hinhielt.

Schweigend nahm der Earl das unbekannte Schreiben entgegen, um es zu öffnen. Er zog ein fein säuberlich gefaltetes Blatt Papier heraus, schenkte ihm kurz einen misstrauischen Blick, ehe er es entfaltete, um schweigend die sauber geschriebenen Worte zu lesen.

Kein Auftrag der Königin, keine wichtige Aufgabe.

Dennoch tauschte Ciel mit Sebastian einen kurzen Blick aus.

„Eine Einladung“, sprach er und reichte sie seinem Butler, der ebenfalls einen schnellen Blick über die Zeilen wandern ließ und sich räusperte.

„Es scheint ganz so“, sprach er und sah den Adligen durchdringend an, der seinen Blick erwiderte.

Langsam wanderte Ciels Blick über den Absender.

„Die Oswald Family tritt mit einer persönlichen Einladung an den Spielzeughersteller Funtom?“, murmelte er und hob langsam eine seiner schmalen Augenbrauen.

Lange hatte er keine direkte Einladung von dieser Familie erhalten. Ja, eigentlich bisher nur ein einziges Mal und dieser Moment war bereits eine halbe Ewigkeit her. Dieser Brief klang wie eine Art Hilferuf, wenngleich er doch so wirkte, als wäre es eine ganz normale formelle Einladung.

Erneut sah er Sebastian in die Augen.

„Pack meine Koffer, Sebastian. In zwei Tagen werde ich nach London fahren und die Einladung der Oswalds annehmen“, bestimmte er seufzend.

Wahrlich, seine Reisestimmung war nicht einmal im Ansatz vorhanden, doch er konnte schlecht ablehnen. Solche Dinge waren nicht gut für das Geschäft.

Sebastian verneigte sich vor ihm.

„Yes, my Lord.“
 

„Du kommst spät.“

Mit diesen Worten und einem mehr als eindeutigen Blick wurde Sebastian gegen Abend in Ciels Schlafzimmer begrüßt, was den Butler zum Seufzen brachte.

In Wirklichkeit fand er es allenfalls interessant, wie sich sein Master aufführte. Er schien wahrlich verstimmt und Sebastian wusste wahrscheinlich jeden einzelnen Grund für die Wut des Jungen.

„Verzeiht, ich habe das bescheidene Chaos in der Küche beseitigt“, sprach er reuevoll und grummelte innerlich. Von einem „Chaos“ konnte man durchaus sprechen. Bard gehörte nicht zu den Menschen, die mit Logik und ein wenig gesundem Verstand gesegnet waren. Während Sebastian das Feuer gelöscht und die letzten überlebenden Lebensmittel in Sicherheit gebracht hatte, waren auch die letzten Möbel diesem Wahnsinnigen zum Opfer gefallen.

Nicht dass Sebastian sich beschweren würde, allerdings kannte er wichtige und vor allem interessantere Dinge sich die Zeit zu „vertreiben“.

Und eines dieser so genannten „Dinge“ saß ungeduldig vor ihm und verschränkte nun die Arme vor der Brust.

Der Dämon schmunzelte, selbst mit seinen beinahe neunzehn Jahren war Ciel noch immer ein halbes Kind. Und Sebastian müsste lügen, würde er diesen Umstand nicht irgendwie anziehend finden.

„Hör auf dich einzuschleimen“, zischte der Junge ungehalten und brachte Sebastian lediglich belustigt zum Grinsen.

„Aber aber, solche Worte aus Eurem Munde“, belehrte der Butler und wedelte mit seinem Zeigefinger tadelnd vor den Augen des Earls. Der biss sich kurz auf die Unterlippe und murrte dann wieder leise.

„Ich kann noch ganz andere Worte in den Mund nehmen“, lächelte er gekünstelt und zuckte leicht zusammen, als er Sebastians wahrlich verwegenes Grinsen sah.

„Wahrlich, nicht nur Worte, wie es mir am heutigen Morgen erschien.“

Sogleich wurden Ciels Wangen von einer gesunden Röte heimgesucht, die ihn im Augenblick noch unwiderstehlicher für den Dämon aussehen ließ.

„Halt den Mund!“

Damit lehnte sich Ciel etwas auf seinem Bett zurück, um seinen Fuß zu heben, damit Sebastian ihm die Schuhe auszog. Dieser verbeugte sich leicht und begann wie jeden Abend mit seiner Arbeit, jedoch in Gedanken längst bei einer ganz anderen Angewohnheit.

Seit Monaten taten sie nichts anderes, beinahe jeden Abend fiel der Dämon wie ein ausgehungertes Tier über den verführerischen Jungen her, der sich noch nie ernsthaft gegen diese Behandlung gewehrt hatte.

Ciel schien heute jedoch eher gestresst als erfreut über ihre Zweisamkeit und Sebastian wusste sehr gut woran das lag. Langsam öffnete er die Schleife am Hals des jungen Adligen, der – wie bereits von Sebastian erwartet – nach seinem Arm griff.

Trotzige Augen und ein erwartungsvoller Blick trafen ihn und brachten ihn innerlich zum Lächeln. Unter allen Menschen, die dem Dämon jemals begegnet waren, war Ciel Phantomhive wahrscheinlich noch immer einer der eindrucksvollsten.

„Du hast mir meine Frage nicht beantwortet“, sprach er leise und griff nach Sebastians Krawatte, um den Butler zu sich zu ziehen.

Dieser ließ sich die Behandlung nur zu gern gefallen, war er den Lippen seines Schützlings nun noch näher als vorher. Doch er wusste, dass er ohne eine zufriedenstellende Antwort von dem Earl kaum etwas erwarten konnte.

Verspielt hauchte Sebastian gegen die hellen Lippen Ciels, der ein leises Knurren von sich gab und den schwarzhaarigen Mann für einen Moment ganz verrückt machte.

Manchmal fühlte er sich wirklich von seinen eigenen, manchmal sehr animalischen Trieben übergangen. Doch er würde sich zusammenreißen.

„Meine Worte, die euch noch jetzt in den Ohren verharren?“, fragte er unsinnigerweise und brachte Ciel zum leisen Auflachen.

„Sei nicht so arrogant“, schmunzelte er, doch Sebastian zuckte nur mit den Schultern. Selbstverständlich waren seine Worte arrogant, er hatte auch allen Grund es zu sein.

Ciel wusste es nicht, aber in diesem halben Jahr hatte sein Butler Dinge mit ihm getan, die mehr darauf hindeuteten, wem der Junge gehörte als umgekehrt. Doch dieser wollte davon nichts wissen.

„Ich habe dich nur geweckt und dir einen kleinen „Zauber“ zugeflüstert“, erklärte der Dämon arglistig.

Ciel sah ihn misstrauisch an.

„Zauber?“, wollte er nüchtern wissen.

Sebastian lachte leise und leckte leicht über Ciels Lippen.

„Ja, einen Zauber. Er bewirkt nicht viel und gleichermaßen erklärt er, wem du gehörst“, wisperte die raue, kalte Stimme des Butlers, die Ciel oftmals zum Schaudern brachte.

Dieser verzog jedoch nur sein Gesicht und ließ die Krawatte Sebastians los, welchen er mit erstaunlicher Kraft zu sich aufs Bett zog und sich mit ihm so herumrollte, dass er auf dem schlanken Mann saß.

Innerlich war Sebastian ein wenig überrascht. Soviel Geschick und Kraft hätte er seinem Herrn niemals auf einmal zugetraut. Nicht dass er an dem Jungen zweifelte, aber er war immer noch ein Mensch.

„Ich gehöre dir also?“, fragte der Junge und starrte vielsagend in die roten Augen des Dämons. Eine Hand wanderte tief unter sein eigenes Hemd, schob es etwas nach oben, ehe er es sich einfach über den Kopf zog.

Einzig seine Hose kleidete den Earl jetzt noch, während er mit überraschendem Geschick die Krawatte des Butlers löste.

„Lass dir eines gesagt sein, Dämon!“, zischte die leise, beinahe schneidende Stimme des jungen Adligen, während er Weste und Hemd des Anderen soweit aufknöpfte, dass seine Finger fest über die Brustwarzen streichen konnten.

„Ich gehöre dir nicht! Meine Seele mag irgendwann dein sein, aber mein Körper gehört mir allein. Nur weil ich dir erlaube mich kurzzeitig zu verführen, heißt das nicht, dass ich mich dir völlig hingebe.“

Ciels Stimme war drohend, während seine Finger fest an den kleinen Erhebungen zogen.

Sebastian für seinen Teil beobachtete die Emotionsspiele im Gesicht seines Masters, zuckte leicht bei den Berührungen an seinem Leib und war gebannt von soviel Missgunst. Dennoch war er eher belustigt als erstaunt. Ciel versuchte noch immer klarzustellen, dass er voll und ganz Herr über sich selbst war. Doch schon seit langem war dem nicht mehr so.

Bereits als der Junge sich das erste Mal dem Dämon hingegeben hatte, war ein weiterer Teil dessen Seele in seine Hände gefallen.

Und er genoss dieses Machtspielchen in vollen Zügen.

Ciel lehnte sich erneut hinab und wisperte gegen die Lippen des Dämons: „Du wirst mich die nächsten Tage nicht anrühren, bis ich dir wieder erlaube es zu tun.“

Innerlich knurrte der Dämon in Sebastian ungehalten. Ihm einfach zu verbieten, seinen Besitz anzurühren. Doch der Butler selbst gab keinen Laut von sich, seufzte nur leise genüsslich, als sich Ciels Lippen auf die seinen legten.

Dieser Bengel, er würde ihn irgendwann noch völlig verrückt machen! Und doch fand er den Gedanken interessant. Er selbst konnte sich – wenn auch schwer – gewiss einige Zeit zurückhalten. Doch wie sah es mit Ciel selbst aus?

Dieser löste sich nun langsam von Sebastian und sah ihn kühl an.

„Das ist ein Befehl“, fauchte er, worauf der Butler sich ein wenig aufsetzte und den Kopf neigte.

„Ich habe verstanden“, meinte er leise und sah dem Earl dann direkt in die Augen. „Du wirst es zutiefst bereuen.“

Verwirrt fand sich der junge Adlige auf seinem Bett wieder, während Sebastian gemächlich aufstand und seine Kleidung richtete.

„Drohst du mir?“, zischte Ciels ungehaltene Stimme, worauf Sebastian nur leise lachte und sich umdrehte.

„Keineswegs“, meinte er mit einem mehr als scheinheiligen Lächeln. Langsam kam er auf den Earl zu und ging vor ihm in die Knie.

„Schließt Euer Verbot meine natürlichen Pflichten als Euer Butler ein?“, fragte er, wenngleich der doch längst wusste, welche Antwort darauf folgen würde.

„Tzz“, machte der Junge und überschlug die Beine. „Selbstverständlich nicht.“

Damit war das Thema vorerst unrelevant geworden.

Doch Sebastian wusste bereits jetzt, dass dieser Befehl seinem Master schon sehr bald unheimlich an seinen sonst so starken Nerven zehren würde.

War

Ich möchte mich, bevor das Kapitel beginnt, zu allererste entschuldigen! Ich hatte längst vor diese Fanfiction weiterzuschreiben, doch da ich in den letzten zwei Jahren eine Ausbildung absolviert habe, die mich wirklich sehr gefordert hat, war es mir beinahe unmöglich neue Kapitel abzutippen oder sie gar hochzuladen. Der aktuelle Stand von Hades – The Rise ist nun allerdings erfreulicher: Ich habe bereits acht Kapitel geschrieben und ich werde diese nun Stück für Stück nochmals kontrollieren und hochladen.

Ich möchte noch einmal betonen, dass ich niemals vorhatte Hades abzubrechen, gerade weil ich so viele treue Leser habe und mir wünsche sie auch weiterhin mit dieser Fanfiction erfreuen zu können.

 

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Langsam legte sich die Hand des jungen Adligen auf das Glas des fein säuberlich geputzten Fensters. Sein Blick wirkte wohl auf Außenstehende verloren, ja beinahe unwirklich verklärt. Doch der junge Mann dachte lediglich nach.

Grübelte über Dinge, die ihm regelrechte Kopfschmerzen einbrachten.

Ein Seufzen verließ seine Lippen, als ihm klar wurde, dass es ein wenig wehmütig klang. Vielleicht war es auch genau das.

 

Er befand sich in seiner Residenz in London, genoss die Ruhe des Hauses und war doch völlig aufgewühlt.

Sebastian.

Dieser Name, er schwirrte ihm wie gespannte Geigenseiten durch den Kopf, bereit dazu sich in seinen Verstand zu schneiden.

Bereits seit vier langen Tagen hatte er mit Sebastian kaum ein Wort gewechselt. Hatte sich wenn nur auf die nötigsten Phrasen geschränkt und auch seine Nächte wirkten mittlerweile etwas kühl und leer.

Nach der Einladung, welche ihm die Oswalds zugesandt hatten, war der Earl nach London gefahren, mit der Absicht die Familie am morgigen Tag zu besuchen. Wenngleich er noch immer nicht genau wusste, was von ihm erwartet wurde.

In dem Schreiben war nur von einer relativ unformellen Einladung die Rede. Gleichermaßen schien es ein Problem mit den Spielsachen seiner Firma zu geben und Ciel war sich nicht ganz sicher, wie er darüber denken sollte. Es war keine Beschwerde, aber worum es genau ging, darüber hüllte man sich in Schweigen.

 

Seufzend ließ Ciel seinen Kopf gegen das Glas sinken und schloss beinahe erschöpft die Augen.

Sein „Streit“ mit Sebastian saß tief in seinen Gedanken fest und ganz gleich was er versuchte, sein Geist wurde nicht mehr klar. Womöglich würde er irgendwann einfach verrückt werden.

Seit diesem Tag wurde er nicht mehr berührt, nicht einmal eine Andeutung. Langsam zweifelte Ciel daran, ob er diesen Befehl zur Strafe gegen den Dämon ausgesprochen hatte. Womöglich hatte Sebastian genau das gewollt oder der Earl hatte sich selbst eine Falle gestellt.

Wie dem auch sei, er wollte und würde nicht einfach so nachgeben. Er wollte wissen, ob sein Butler insgeheim ebenso verzückt von seinem Master war, wie dieser von ihm.

Doch seine Rechnung ging nicht auf. Sebastian hielt sich peinlich genau an seinen Befehl, ganz so als wolle er den jungen Mann reizen.

Was war der Grund für das Spiel, welches der Dämon mit dem jungen Adligen spielte? Machte er sich seit ihrem ersten Mal gemeinsam über ihn lustig? Oder war es die Gier die den Dämon in Sebastian wach rief und ihm erlaubte sich über Ciels Leib hermachen zu dürften.

Der junge Earl erschauderte.

Er hatte das Gefühl Sebastian hätte seinen Verstand vergiftet und ihn als Menschen ganz süchtig nach der so feinsäuberlich hergerichteten Sünde der Wollust gemacht. Es wäre ihm durchaus zuzutrauen.

Doch Ciel wusste, dass seine Befehle unumstößlich von Sebastian zu befolgen waren. Er musste schon die Forderung zurück nehmen, damit er seinen eigentlichen Willen bekam. Doch er würde es nicht tun, noch nicht.

 

Ein Klopfen an der Tür signalisierte Ciel, dass er nun Abstand von seinen Gedanken nehmen musste. Und seine Annahme bestätigte sich, als Sebastian den Raum betrat und sich verbeugte.

„Junger Herr, die Koffer sind ordnungsgemäß gepackt und die Kutsche steht zur Abfahrt bereit“, erklärte er reumütig und irgendetwas in Ciel machte sich über diese Geste beinahe lustig.

Seit wann fühlte er sich eigentlich so elend, wenn er seinen Butler anblickte? Jenen der ihm vorher jeden Wunsch gewährt und ihn in jeglicher Perfektion erfüllt hatte. Den, dessen sprichwörtliche Verführung ihn oft genug in die Knie gezwungen hatte und ihn zu einem selbstvergessenen Sklaven seiner eigenen triebhaften Lust gemacht hatte.

Ciel ignorierte den feinen Schauer der sich durch seinen Körper zog, um zu nicken und Sebastian nach unten zur Empfangshalle zu folgen.

Er würde sich ganz auf die Einladung konzentrieren und vielleicht dort etwas Ablenkung finden.

 

Ciels Seufzen erfüllte den winzigen Raum den die Droschke bot, während der Earl selbst wie hypnotisiert auf die einfarbigen Landschaften starrte.

Das Anwesen der Oswalds war etwas abseits von London und doch gehörte diese Familie zu einer der wenigen, die in London keine Residenz besaßen. Es erübrigte sich auch, wenn sie nur wenige Minuten entfernt vom Stadtzentrum wohnten.

Nun gut, Minuten waren untertrieben. Sebastian fuhr gewiss schon seit einer halben Stunde, doch Ciel beschwerte sich nicht. Der Tag widersprach ihm bereits gänzlich und fraß an ihm wie die Maden am Speck.

Vielleicht dachte er auch einfach zuviel nach, über Dinge die ihn eigentlich nicht beschäftigen sollten. Dinge, die ihn gewiss irgendwann wahnsinnig machen würden.

Warum konnte er all diese Gedanken nicht bekämpfen? Warum kam er sich wie ein einfältiger Narr vor, wenn er sich immer und immer wieder diese eine törichte Frage stellte.

Er schloss kurz die Augen und besah sich dann die grünen Gewänder die geschwind an ihm vorbei huschten.

Was empfand sein Herz für diesen elenden Dämon, der ihm bereits seines Verstandes beraubt zu haben schien?

 

 

Schweigend half Sebastian seinem Herrn aus der Droschke und nahm sich anschließend die Koffer, um seinem Herrn zum Anwesend der Familie Oswald zu folgen.

Es sah von außen noch immer ein wenig beängstigend aus, zumindest erinnerte sich Ciel daran, als Kind bereits einmal hier gewesen zu sein und sich da verschreckt hinter seinem Vater versteckt zu haben.

Die Wände waren so dunkel, so grau und unfreundlich, dass es viele Menschen gab, die an dieser Stelle gern wieder kehrt gemacht hätten. Doch Ciel wusste das er nichts zu befürchten hatte. Innen war es freundlicher, schon immer gewesen.

Sebastian schlug für ihn den Türklopfer und wenige Minuten später wurde ihnen die Tür von einem schwarzhaarigen Hausmädchen geöffnet die sich höfflich vor den Gästen verbeugte.

„Sie werden bereits erwartet, Earl Phantomhive“, sprach sie mit leiser, beinahe etwas reuevoller Stimme und bat den jungen Adligen herein.

Ciel ließ sich von Sebastian seinen Mantel abnehmen und wurde dann von dem Hausmädchen angewiesen ihr zu folgen.

„Hier entlang bitte“, sprach sie und ging mit langsamen Schritten in Richtung Saal. Ciel kannte dieses Haus, wenngleich er es nur einmal betreten hatte, so war die Statik und Architektur dieses Gebäudes einzigartig.

Bereits die Empfangshalle war mit Stützbalken übersäht, Ciel zweifelte jedoch daran, dass sie alle eine tragende Rolle besaßen. Während sie durch einen Gang mit etlichen Familienfotos geführt wurden, sah sich der Earl kurz um.

Mehrere Generationen der Familie trafen sich in dieser Galerie und erweckten den Anschein, die Lebenden nicht in Frieden lassen zu wollen. Oder war es umgekehrt?

Ciel hielt nichts von solchen Ahnengalerien, die erweckten in ihm nur grausige Erinnerungen.

„Wir sind da“, sprach das Hausmädchen erneut leise und öffnete eine Flügeltür, um den Grafen und seinen Butler in einen hell beleuchteten Raum eintreten zu lassen.

Kurz blinzelte Ciel, bis er sich an das ungewohnte Licht gewöhnt hatte und sah sich um. Der kleinere Saal.

Ein Kamin, dunkle Sitzmöbel und ein Flügel. So hatte Ciel den Raum noch in seiner Erinnerung und es hatte sich wahrhaftig nicht das Geringste verändert.

„Earl! Sie sind unserer Einladung wahrhaftig nachgekommen“, umhüllte eine dunkle männliche Stimme den Raum und brachte den Angesprochenen dazu sich umzuwenden.

Ein hochgewachsener, adrettgekleideter Mann stand vor ihm und lächelte ihm freundlich entgegen.

„Earl Oswald“, lächelte er zurück, worauf der Mann nur lachend abwinkte.

„Aber aber, Ihr wisst doch um Euer Privileg mich Nicholas zu nennen, Earl“, scherzte er und legte dann eine Hand auf Ciels Schulter. „Ihr seid wahrlich gewachsen, als ich Euch zum letzten Mal sah, ward ihr noch ein Kind am Rockzipfel Eurer wunderschönen Mutter.“

Erneut lächelte Ciel, doch er zwang sich sichtlich dazu. Schon lange mochte er keine Berührungen von anderen Menschen mehr. Selbst wenn ihm Nicholas Oswald noch so bekannt war.

„Nicholas, nun erschrecke den Jungen doch nicht so“, erklang eine feine, helle Stimme, ziemlich genau aus Richtung des Kamins auszumachen.

Die etwas in die Jahre gekommene, jedoch nichtsdestotrotz noch außerordentlich hübsche Frau Oswald saß auf einem der dunklen Sessel und beobachtete das ganze Treiben mit einem milden Lächeln. Neben ihr goss das Hausmädchen ihr bereits ihren Tee nach und behielt die Kanne in der Hand, als sie sich schweigend neben Sebastian stelle.

„Aber Mary, es ist wahrlich lange her. Aber bitte verzeiht mir meine forsche Art, Earl“, lächelte Nicholas freundlich und wies Ciel an ihnen beim vier Uhr Tee Gesellschaft zuleisten.

Der junge Adlige nickte langsam und ließ sich auf dem zweiten Sofa nieder, während sein Gastgeber neben seiner Frau Platz nahm.

Dieser lächelte Ciel entgegen und erhob dann ihre Stimme: „Es ist wirklich schon lange her, dass ich dich zu Gesicht bekam, Ciel. Du bist groß geworden.“

Ciel wusste, warum sie sämtlichen Adelstitel wegließ. Sie war seit ihrer Kindheit mit Rachel – Ciels Mutter – befreundet gewesen und der junge Earl erinnerte sich noch gut daran, wie geschockt sie gewesen war, als sie erfuhr, dass Rachel und ihr Mann verstorben waren. Dennoch hatte Ciel diesen Ort niemals aufgesucht. Vor etwa fünf Jahren hatte er Nicholas bezüglich eines geschäftlichen Termins in sein eigenes Anwesend eingeladen, da sie ja dennoch beinahe schon immer berufsmäßig zusammengearbeitet hatten. 

„Welches Alter gilt es für dich nun zu erreichen?“, fragte sie und lächelte kurz, worauf Ciel schmunzelte. Sie war eine angenehme Person, so hatte er sie auch noch in seiner Erinnerung behalten.

„Ich werde in wenigen Monaten neunzehn Jahre“, antwortete er ihr freundlich, worauf sie leicht staunte.

„Bereits neunzehn Jahre? Herrje, wo ist all die Zeit geblieben?“, lachte sie, worauf Nicholas schmunzeln musste.

„Wahrlich“, meinte er, „Wenn man bedenkt das unsere Kinder – sieht man von unserer Ann ab – noch lange nicht in dem Alter sind, ist es erstaunlich.“

Ciel seufzte innerlich. Warum waren alle eigentlich immer so überrascht? Er war vor neun Jahren das letzte Mal an diesem Ort gewesen. Dass er in all den Jahren erwachsen geworden war, hätten sie doch erwarten müssen. Doch er war nicht in der Stimmung den Erinnerungsaustausch forsch zu unterbrechen. Schließlich wollte er nicht unhöfflich wirken.

„In welchem Alter sind ihre anderen Kinder, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“, lächelte Ciel und für einen Moment hatte er das Gefühl so etwas wie ein glucksen zu vernehmen und tatsächlich, als er sich kurz zu Sebastian umwandte, konnte er das deutliche spitzbübische Lächeln auf den Lippen des Butlers erkennen.

Leise zischend wandte er sich wieder um und ignorierte die kleinen Sticheleien des Dämons einfach.

„Aber natürlich“, lächelte Nicholas und nickte. „Nun, Ann sollte dir noch bekannt sein, sie ist nun etwa in deinem Alter.“

Der junge Adlige nickte. Doch, er erinnerte sich noch dunkel an sie.

„Dann wären da noch Kelly und Henry. Sie sind sechzehn und zehn Jahre“, erklärte Mary weiter und sah dann ihren Mann an.

„Nun und sogleich sind wir bei unserem eigentlichen Thema“, lächelte sie und wirkte mit einem Mal ein wenig nervös.

Ciel wurde sogleich hellhörig.

„Welches da wäre?“, fragte er leise und nahm dankend den Tee an, der ihm von dem jungen Hausmädchen gebracht wurde. Warum Sebastian sich kaum bewegte war ihm durchaus klar. Er wartete immer auf eine offizielle Erlaubnis von seinem Herrn.

„Nun, es geht um unseren jüngsten Sohn Henry“, meinte Mary und seufzte etwas niedergeschlagen. „Er ist seit fast einem Jahr äußerst unglücklich und spricht mit niemandem mehr, außer mit Kelly.“

Kurzes Schweigen trat ein, bis Ciel die Tasse auf seinem Unterteller abstellte.

„Nicht einmal mit Ihnen beiden?“, fragte er und erhielt nur bedrücktes Kopfschütteln.

„Nein“, setzte Nicholas nun an. „Ihr müsst wissen, Henry ist sehr krank. Er leidet unter einem unheilbaren Herzfehler und die Ärzte haben uns früh gesagt, dass nicht viel Hoffnung für ihn besteht. Und unser Sohn leidet sehr darunter, er zieht sich immer mehr zurück, wir vermuten, dass er einfach Angst hat.“

Ciel nickte verstehend und überlegte dann kurz.

„Und Sie hielten es für möglich, dass ich als Spielzeughersteller helfen kann?“, fragte er und erhielt bestätigendes Nicken.

„Weißt du, Ciel“, begann Mary und lehnte sich niedergeschlagen zurück. „Da Henry nicht mehr mit uns spricht, wissen wir nicht wie wir ihm helfen sollen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, da er sein Spielzeug eigentlich über alles liebte – es allerdings kaum noch anrührt – ob deine Firma vielleicht etwas herstellt, dass ihm seine Lebensfreunde zumindest ein wenig zurück bringt.“

Langsam überschlug Ciel die Beine und überlegte.

Eigentlich gab es genügend andere Dinge im Moment zu tun, doch er wollte die beiden aus irgendeinem Grund nicht zurückweisen. Vielleicht verstand er auf sehr markante Art und Weise, wie sie sich fühlten?

Nein, das war es nicht.

„Und ich könnte versuchen mit ihm irgendwie in ein Gespräch oder ähnliches zu gelangen, um heraus zu finden, was ihn glücklich machen könnte?“, fasste er nochmals zusammen und stieß auf einstimmiges Nicken.

Na wunderbar.

Aber eigentlich, war das genau die Aufgabe die er brauchte, um sich endlich abzulenken.

„Also gut“, meinte er und trank einen Schluck von seinem Tee.

„Oh tatsächlich?“, fragte Nicholas ganz aufgeregt und brachte Ciel schmunzelnd zum Nicken.

„Das ist wundervoll!“, rief Mary ebenso erfreut und irgendwie wurde Ciel das Gefühl nicht los, dass ihm beide gern um den Hals gefallen wären, dabei wusste er doch noch nicht einmal ob er helfen konnte.

Schließlich musste er Henry dazu erst einmal treffen und vielleicht irgendwie verstehen lernen.

Das nächste leise Glucksen, ließ Ciels Kopf abrupt herumfahren und Sebastian mit kühlen Blicken durchbohren.

Aber vorher, würde er sich mit seinem Butler noch mal ganz ausführlich unterhalten!

Duett

Schweigend nahm Ciel einen Schluck von seinem Tee und hörte seinen Gastgebern aufmerksam zu, die ihm erklärten, dass für ihn bereits ein Zimmer hergerichtet war.

Sie waren zu dem Schluss gekommen, dass der junge Earl genügend Zeit bräuchte um Henry besser kennen zu lernen. Somit musste er wohl oder übel eine Weile hier bleiben. Nicht lange, vielleicht eine Woche.

„Selbstverständlich wurde auch eines der Dienstbotenzimmer für Euren Butler hergerichtete“, sprach Nicholas freundlich und ließ Ciel langsam nicken, ehe er zusammen mit Mary aufstand.

„Nun gut, Maria wird dich zu deinem Zimmer geleiten und lass dir Zeit dich umzusehen und dich ein wenig an unser Haus zu gewöhnen, wir werden dir bezüglich das Abendessens bescheid geben“, sprach sie und deutete auf das Hausmädchen, dass sich verneigte und Ciel sowie Sebastian anwies ihr zu folgen.

 

„Möchtet Ihr, dass ich Eurem Butler sogleich seine Unterkunft zeige?“, fragte Maria nachdem sie am Gästezimmer angekommen waren. Die Tür wurde aufgeschlossen und das junge Hausmädchen verneigte sich leicht vor dem jungen Adligen.

Dieser sah Sebastian kurz schweigend an, ehe er den Kopf schüttelte.

„Das wird im Augenblick noch nicht nötig sein“, erklärte er, worauf sie nickte und sich dann verabschiedete, ehe sie in Richtung Hauptsaal zurückging.

Ciel für seinen Teil betrat den großen Raum mit dem fein verzierten Möbelstücken, den langen roten Vorhängen und dem hellen Teppich. Schon als Kind hatte er dieses Zimmer kurzzeitig bewohnt und es hatte sich – sah man von ein paar Kleinigkeiten ab - kaum etwas verändert.

Seufzend ließ sich Ciel auf dem großen Bett nieder und blickte nach oben, die Decke war ebenso verziert wie die Möbel. Als Kind hatte er hier gern vor sich hin geträumt und den Zauber dieser Räumlichkeiten bewundert.

Doch im Augenblick, konnte er es nicht wirklich genießen.

Denn während er Sebastian dabei zusah, wie er Ciels Kleidung fein säuberlich in den Schrank sortierte, wurde er von einem Gefühl eingeholt, dass er nicht ganz einordnen konnte.

„Was war vorhin so amüsant?“, fragte Ciel leise und überlege ob er nicht doch lieber still sein sollte. Irgendwie wollte er gar nicht mit Sebastian reden, waren sie doch noch immer irgendwie „zerstritten“.

Wenngleich es eigentlich Ciel war, der auf Streit aus gewesen war. Warum fühlte er sich nun so elend?

Sebastian hielt kurz in seinem Tun kurz inne und sah Ciel in die Augen, ehe er mit seiner Arbeit fort fuhr.

„Es war nichts amüsant, junger Herr“, erklärte er leise und schloss den Koffer, um ihn neben den Schrank zu stellen.

„Dennoch hat es genauso geklungen“, zischte Ciel leise und hätte sich gern selbst den Mund verboten. Er strafte sich mit diesem ganzen Trotzverhalten eigentlich nur selbst.

Warum war er so wütend? Eigentlich war doch gar nichts geschehen. Oder doch? War es die Wut darüber, dass sich Sebastian wieder über ihn lustig machte?

Langsam verneigte sich sein Butler und kam dann auf das Bett zu, auf welchen sich Ciel niedergelassen hatte.

„Verzieht, sollte es auf Euch so gewirkt haben“, sprach er reuevoll und nun fühlte sich Ciel noch elender.

Und nun wusste er auch warum. Seit Tagen konnte er Sebastian provozieren wie es ihm beliebt, alle Arbeit trug keine Früchte und Ciel war auf merkwürdige Weise frustriert über diesen Zustand.

Er fühlte sich so weit entfernt von Sebastian und selbst, wenn er das hatte eigentlich erreichen wollen, fühlte er sich mit dem Ergebnis selbst gepeinigt.

Hatte der Dämon das gemeint, als er sagte, Ciel würde seinen Befehl bereuen?

„Komm her“, befahl der junge Adlige kühl, worauf Sebastian der Aufforderung folge leistete und noch näher trat, bis Ciel selbst aufstand.

Ciels Finger begannen leicht die Krawatte des Butlers zu richtigen, obwohl er eigentlich keinen Grund dazu hatte. Schließlich war Sebastian wirklich in jeder Hinsicht perfekt.

Der junge Adlige wusste gut, warum er so wütend war und was ihn zu diesem Befehl getrieben hatte, denn er jetzt bereute. Seit einem halben Jahr konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als von diesem Dämon begehrt zu werden. Doch genau da lag der Haken, wurde der junge Mann wirklich begehrt oder einfach nur verführt?

Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Sebastian Gefühle empfinden konnte, so wie Menschen es taten. Der Dämon ging eher Gleichgültig mit vielen Dingen um, ein Aspekt der es Ciel nicht einfacher machte, seine Wut zu zügeln.

Langsam hob er den Blick und starrte in die roten Augen seines Butlers, der ihn schweigend anblickte und scheinbar längst wusste was sein Herr dachte und sagen wollte.

Doch er würde nicht das tun, was der Andere von ihm erwartete. Stattdessen lehnte er sich nach oben und legte seine Lippen beinahe scheu auf die des Dämons und hatte ihn für den Augenblick scheinbar wahrlich überrascht.

Genüsslich ließ er sich gegen die kühlen Lippen sinken und vergaß für den Augenblick einfach, dass er wütend sein sollte.

Ein Zittern ging durch seinen Leib, als er Sebastians Arm spürte, der sich besitzergreifend um seine Hüfte legte. Ciel verachtete sich selbst oft für seine Sturheit. Er würde sich gern dem Dämon ergeben, aber sein Stolz und dieser unbändige Zorn in seinem Inneren ließ das nicht zu. Er hätte seinen Butler nur danach fragen sollen, fragen ob er nur ein Spielzeug war. Doch hätte er eine zureichende Antwort von einem Dämon erhalten, der sich Zeit seiner Existenz nur lustig über die Menschen machte?

Verwirrt blinzelte der junge Mann und zuckte etwas, als er die Hand spürte, welche sich einen Weg in seine Hose bahnte. Schnell löste er sich von Sebastian und sah ihn verlegen an.

„Hast du meinen Befehl vergessen?“, knurrte er ungehalten, doch kaum hatten jene Worte seinen Mund verlassen, schien es, als würden violette Augen ihn verschlingen.

Sebastians Lippen kamen den seinen erneut nahe, ehe sie sanft gegen die empfindliche Haut hauchten: „Ich kann diesem Befehl nicht länger folge leisten.“

Ciel gab einen kurzen überraschten Schrei von sich, als er auf das Bett geworfen und keine paar Sekunden später beinahe grob in die weichen Laken gedrückt wurde.

Der junge Earl spürte wie sein Herz schneller schlug, als er sich für einen Moment regelrecht in den Augen seines Butlers verlor. Er wirkte wie ein ausgehungertes Tier, nur dass sich in Sebastians Augen ein regelrechter Kampf zwischen Gier und Verlangen abspielte.

War das Schwäche?

„Was fällt dir eigentlich ein?“, zischte Ciel, um sich wenigstens einen Teil seiner Machtposition zu wahren. Doch er hatte längst verloren. Sebastians Augen brannten so verführerisch und die blassen Lippen zitterten ein wenig von ihrem überraschenden Kuss.

Der Dämon wirkte als hätte er Entzugserscheinung, die Ciel für gewöhnlich nur von den Leuten aus Laus Opiumtempel kannte. Doch auf Sebastian hatte Ciel nicht den Effekt von suchtvollem Opium, nein es schien sogar noch berauschender zu sein.

„Diese Frage könnte ich dir ebenso stellen“, zischte der Dämon kühl, während seine Finger süchtig über Ciels Hals fuhren und er sich zu dessen Ohr hinablehnte.

„Was fällt dir ein mir mein Eigentum zu verwehren?“

Und sogleich hatte der Dämon es erneut grandios geschafft Ciel wütend und gleichzeitig schrecklich nervös zu machen. Knurrend stemmte er die Hände gegen Sebastians Oberkörper, wenngleich er doch wusste, dass er so niemals etwas erreichen konnte.

„Ich bin nicht dein Eigentum!“, warf Ciel dem Anderen wütend vor.

Er tat es schon wieder! Stellte sich einfach über seinen Master, erklärte ihn zu seinem Besitz, wie einen Gegenstand! Und genau darüber war Ciel so erzürnt.

Kaum hatte Ciel diese Worte von sich geben, legte sich eine Hand unter sein Kinn, zog den Kopf des Jungen somit etwas nach oben.

„Doch, genau das bist du“, zischte er, „Und ich lasse nicht zu, dass es mir weiter verwehrt wird.“

Der junge Earl starrte Sebastian trotzig in die Augen und machte somit unwiderruflich klar, dass der Dämon gewiss nicht im Recht lag. Dennoch machte es Ciel nervös, denn eigentlich wusste er, dass ein wenig Wahrheit in dieser zutiefst maßlosen Behauptung steckte.

„Lass mich los! Ich meine es ernst! Und hier wird es schon gar nicht zu so etwas kommen!“, raunte Ciel nachdrücklich und stemmte sich erneut gegen Sebastians Oberkörper. Doch alles was er erreichte war, dass seine Arme erneut gepackt wurden und zurück auf die weichen Laken des Bettes gedrückt wurden.

Sebastian lachte leise und lehnte sich weiter zu Ciel hinab.

„Verzeih, aber wie ich es bereits sagte: Diesen Befehl werde ich nicht ausführen können“, säuselte er.

Doch Ciel war nicht länger bereit sich das anzuhören. Sebastian musste seine Befehle ausführen! Er hatte sich nicht dagegen zu wehren!

„Spar dir das! Befolge gefälligst meine Befehle!“, knurrte er, doch sein Gegenüber lachte nur.

„Nun, ich möchte meinen, du hast das Öl ins Feuer gegossen. Also musst du auch mit den Konsequenzen rechnen“, lächelte der Dämon kühl und offenbarte weiße, spitze Zähne, die dem Jungen augenblicklich einen Schauer über den Rücken wandern ließen.

„Möchtest du mir gerade damit sagen, es ist meine Schuld?“, stieß Ciel wütend aus, worauf Sebastian ihn gespielt entrüstet ansah.

„Durchaus, my Lord.“

Das spitzbübische Grinsen, welches über Sebastians Lippen glitt, war der Auslöser für Ciels nächstes handeln.

Er befreite einen seiner Arme aus dem stahlharten Griff des Dämons und schlug jenem mit der flachen Hand ins Gesicht. Fest biss sich der junge Adlige auf die Unterlippe, um nicht laut zu schreien.

„Wage es nie wieder so mit mir zu sprechen! Ich bin kein Spielzeug und ich unterhalte meinen „Butler“ gewiss nicht so wie er es gern hätte!“, knurrte er ungehalten, konnte sich das leichte Anheben seiner Stimme jedoch nicht verwehren.

Ciel spürte regelrecht, wie Zorn und Wut seine Sinne vergifteten und ihn vor jeder weiteren Empfindung fernhielten.

Dennoch, es war eine lähmende Art der Furcht, die den jungen Earl einfing, als Sebastian ihm einen Blick schenkte, der gewiss nicht von dieser Welt stammen konnte.

Die Augen brannten hell, nahmen Ciel gefangen ohne ihm auch nur die Hoffnung auf Freiheit zu gewähren. Und der junge Adlige fühlte sich mit einem Mal so schutzlos, dass er hätte schreien können.

Sebastian ließ seinen Arm los und kaum bemerkte Ciel das er sich wieder bewegen konnte, setzte er sich auf und kroch er auf dem Bett nach hinten, bis er mit dem Rücken an Kopfende stieß.

Der Dämon nutze die Gelegenheit und kesselte den Jungen ein, ohne ein charmantes Lächeln, nur mit diesem Angst erfüllendem Leuchten in den purpurnen Augen.

Ein leises Grollen verließ die Lippen Sebastians, als er sich nach vorn lehnte und begann an Ciels Hals zu schnuppern wie ein Hund.

Nein, Hunde waren anders. Es fühlte sich neugierig an, wie der Atem des Dämons gegen seine Haut schlug und ihm eine feine Gänsehaut bescherte. Die Geste, die Sebastian hier tat, erinnerte an eine neugierige Katze. Niemals waren sie aufdringlich, eher zeugte ihre feine Nase von Feinfühligkeit und Vorsicht, was sie zu äußerst wählerischen Geschöpfen machte.

Ciel kniff ein Auge zusammen, als Sebastian scheu über seine Haut leckte. Vom Hals an, bis zum Kinn.

Was war plötzlich in ihn gefahren? Warum benahm sich der eigentliche Butler gerade so merkwürdig?

Lange, behandschuhte Finger glitten unter Ciels Hemd und strichen dort kurz genüsslich über die zarte Haut. Sogleich zitterte der Junge und kniff nun beide Augen zusammen.

Er wusste nicht, ob er es wagen konnte seine Stimme zu heben. Etwas stimmte nicht. Die ganze Art mit der der Dämon ihn gerade berührte passte gar nicht zu ihm.

Dennoch konnte er sich die nächsten Worte nicht verwehren.

„Se...Sebastian...hör auf, wenn jemand uns sieht“, wimmerte er und hätte sich gern die Hände vor den Mund geschlagen. Was war mit seiner Stimme los? Sebastian hatte ihn doch nur ganz leicht berührt.

Jener sah auf, blickte Ciel lange in die halbgeöffneten Augen und leckte nochmals genüsslich über den Hals des Earls.

„Ich weiß, dass es dir gefällt zu wissen, dass dich jemand so sehen könnte“, säuselte die feine Stimme des Schwarzhaarigen gurrend an seinem Ohr, bevor spitze Zähne in das weiche Fleisch bissen.

Schnell schüttelte Ciel den Kopf und vergrub sein verlegenes Gesicht in seinen Händen. Mittlerweile spürte er die Finger des Dämons an seinen Oberschenkeln und er fragte sich, wo sein Widerstand geblieben war.

„Sieh mich an“, wurde er aufgefordert und Sebastian löste seine Finger wieder von den Augen des Jungen, ehe er dessen Arme mit seinen Händen gegen das Kopfende stütze.

Dann legten sich seine Lippen auf die Ciels und brachten den Jungen wohlig zum Seufzen.

Was war mit ihm los? Er hatte das Gefühl in der schönsten Wonne unterzugehen und jede Faser seines Körpers – sowie seines Herzens – genossen es, gierten geradezu danach.

Ihm schlug das Herz bis zum Hals, als er die Finger spürte, welche zärtlich über seine Seite glitten. Wohlige Schauer durchzogen seinen Leib und ließen ihn beinahe zergehen.

„Nein...“, murmelte Ciel, als sich Sebastians wundervolle Lippen von ihm lösten. Er war so süchtig nach diesem Mann, es war ihm ein Rätsel wie er es so lange ohne seine Küsse und Berührungen aushalten konnte.

„Ich kann uns für eine Weile von allen Blicken schützen. Möchtest du das?“, fragte der Dämon leise und leckte über Ciels Lippen, der sich kurz etwas nach vorn lehnte und dann verlegen den Kopf wand.

„Ist dir das möglich?“, wisperte der Junge leise und bemerkte zu spät, dass er seinem Butler soeben die Erlaubnis für das gegeben hatte, was er sich selbst verboten hatte.

Wo war seine Selbstbeherrschung geblieben?

Ein seichtes Lächeln antwortete ihm, bevor sich der Raum in feine Dunkelheit hüllte, wenngleich man noch immer einen Teil des Schlafraumes erblicken konnte.

„Wir werden weder gesehen noch gehört, junger Herr. Lass mich meine Pflicht erfüllen“, raunte Sebastians umschmeichelnde Stimme genüsslich und seine Finger öffneten Weste und Hemd des Adligen, der leise zischte.

„Deine Pflicht?“, wollte Ciel etwas verwirrt wissen und zuckte zusammen, als seine Kleidung irgendwo in der Dunkelheit verschwand. Seine Augen schimmerten fiebrig, während er beobachtete wie Sebastian sich die Handschuhe mit den Zähnen auszog. Dieser Anblick war schon ein ums andere Mal, beinahe zuviel für den jungen Mann gewesen.

„Selbstverständlich, ich war nachlässig mit dir, Ciel.“

Ciel glaubte an den feinen Worten vergehen zu müssen, als Sebastian ihn seiner Hose entledigte. Dann griff er nach beiden Handgelenken des Earls und hielt sie ihn so über den Kopf.

„Was hast du vor?“

Ciels Stimme war nur noch ein raunen, so verklärt waren seine Gedanken bereits, als er sich in die Kissen sinken ließ und verwirrt feststellte, dass er seine Arme nicht mehr auseinander bewegen konnte.

Wie hatte Sebastian das geschafft?

Als Ciel an seinen Armen nach oben sah erschauderte er wohlig. Feines, schwarzes Band war um seine Handgelenke geschlungen, hielt sie an Ort und Stelle und war irgendwo am Bett befestigt. Er wusste nicht wo, war ihm doch nicht einmal klar, wie Sebastian des gerade vollbracht hatte.

„Ich verführe dich, so lange bis du nicht mehr an mir zweifelst“, schnurrte die Stimme des Dämons über ihm und ein Schauer rieselte über seinen nunmehr nackten Körper.

Zarte Finger streichelten über seinen Oberkörper, ehe Lippen sich sanft, ja geradezu verzückt auf seine helle Haut legten und sie mit Küssen benetzten. Sogleich spürte Ciel wie ihm ganz anders wurde, jede Berührung saß so perfekt. Sie waren wie für ihn gemacht. So angenehm, so sagenhaft umschmeichelnd.

Ciel spürte wie sein Gesicht heißer wurde, als die Finger über die sensiblen Innenseiten seiner Oberschenkel strichen, sich jedoch nicht weiter wagten.

Die Augen des Jungen flackerten, wollten sich jedoch keinesfalls schließen, selbst wenn er die ganze Zeit nur nach oben an die Decke aus feinen schwarzen Schleiern blickte.

Sein Körper gehorchte ihm nicht, als er sich den Berührungen entgegenlehnte und stumm um mehr bettelte. Der Dämon hatte Ciel endgültig gefangen genommen, verführte ihn und gleichermaßen, wurde sein Herz von soviel Vorsicht in sensible Wärme getaucht.

Noch nie hatte er so etwas Schönes fühlen dürfen und er wusste nicht einmal wie er es einordnen sollte.

Lippen legten sich auf seine Oberschenkel, wanderten dazwischen und wieder hinauf, bis Ciel nicht mehr anders konnte als leise zu Seufzen. Er war gefangen, verloren und doch füllte er sich nicht so.

Gern hätte er seine Finger durch die pechschwarzen Haare des Dämons streichen lassen, doch es war ihm nicht möglich. Obwohl es interessant war, zu wissen, dass er seinem Butler ganz ausgeliefert war.

Dennoch wusste er, dass ihm nichts geschehen konnte. Sein Vertrauen gehörte dem Dämon, ganz gleich wie ironisch das klang.

Gerade als Sebastian ihm zärtlich in seine Brustwarze biss, erklang aus Ciels Mund ein leises schluchzen. Ein Laut, der ihm selbst im Augenblick nicht ganz geläufig war.

Wenig verwundert hielt der Dämon inne und lehnte sich über Ciels blasses Gesicht. Und es war das Funkeln in den teuflischroten Augen, das den jungen Mann verwirrte.

Langsam strichen die Finger Sebastians über Ciels Gesicht, hinauf zu seinen Augen und mit einem gewiss völlig irritiertem Blick erkannte er, wie der Dämon feine, glasklare Tropfen zu seinen Lippen führte.

„Du weinst vor Wonne, mein schöner Junge“, lächelte Sebastian zärtlich und nun war es endgültig um Ciel geschehen.

Er wandte den Kopf verlegen zur Seite, wusste er doch längst, dass dem Mann vor ihm seine roten Wangen nicht entgangen waren.

Er weinte tatsächlich, aber warum? Nie zeigte er soviel Schwäche und vor allem nicht vor seinem Butler. Nicht vor dem Mann, der sich so oft einen Spaß aus jeglicher Situation machte.

Doch das hier, war kein Spaß – keine Schalkhaftigkeit sprach aus diesen Worten, aus jeder noch so zarten Berührung.

„Was erzählst du mir da? Solche Worte habe ich noch nie von dir zu hören bekommen“, wimmerte Ciel und hätte sich gern selbst auf die Unterlippe gebissen. Er klang so Schwach und gleichermaßen hätte er im Augenblick nicht zufriedener über seine Stärke sein können.

„Ich belohne dich nur für dein Vertrauen und deine – von mir lange vermisste – Genüsslichkeit“, summte Sebastian leise und lächelte, als seine Finger sich vorsichtig um Ciels Glied legten.

„Lass mich dir etwas schenken, Ciel“, schnurrte der Dämon leise und langsam sah der Angesprochene seinen Gegenüber wieder an. Leises Keuchen verließ die empfindlichen Lippen des jungen Adligen, als die Berührungen nachdrücklicher wurden, aber dennoch wunderbar zärtlich blieben.

Er bemerkte, wie sein Butler seinen Blick genüsslich über Ciels gesamten Leib wandern ließ, ehe er selbst an ihm hinabwanderte und seine Lippen wie selbstverständlich um die Erektion des Jungen legte.

Dieser seufzte leise, legte seinen Kopf in den Nacken und ergab sich nun vollends den umschmeichelnden Berührungen seines Dämons. Wo war all die Kälte hin, die Sebastian immer umgab? Was waren das für Zärtlichkeiten, die Ciel in diesem Ausmaß noch nie gespürt hatte?

Sebastian wusste schon immer wie er seinem Herrn diesen Dienst erweisen musste, war darin perfekt wie in allem anderen und dennoch, fühlte Ciel dieses Mal etwas anderes. Etwas, was er nicht einordnen konnte.

Längst hatte Ciel vergessen, dass dies hier nicht sein Bett war und er sich so nicht benehmen sollte. Doch was kümmerte es ihn.

Mit Sebastian war jede Sünde ein wahres Festmahl und er wollte darauf gewiss nicht verzichten.

Es dauerte nicht lang - womöglich hatte Ciel bereits zu lange gehungert – und er fühlte wie Sebastian genüsslich schluckte, was ihm gegeben wurde.

Träge ließ er sich von seinem Butler küssen. Und es störte ihn wahrlich nicht, sich zum Teil selbst zu schmecken.

Langsam löste der Schwarzhaarige das Band, welches bis eben noch um Ciels Handgelenke gebunden war und begrüßte die Umarmung seines Masters sichtlich.

Dieser seufzte und vergrub sein Gesicht in Sebastians Halsbeuge.

„Was tust du nur mit mir?“, fragte Ciel leise, verkniff es sich zu sagen, dass er eigentlich wütend auf den Dämon sein sollte. Es hätte diese wunderbar einzigartige Stimmung völlig ruiniert.

Ein leises Lachen erklang.

Sehnsucht spiegelte sich in den sonst so verschwörerischen Augen des Dämons wieder. Woher sie auch immer kommen mochte.

„Diese Frage, könnte ich dir doch ebenso stellen, mein hübscher Junge.“

Sing Child

Noch immer schimmerte die Wangen des jungen Adligen in feinstem Rot, als Sebastian bereits wieder dabei war ihn neu anzukleiden. Er fühlte sich so merkwürdig, dennoch wundervoll befreit und irgendwie...glücklich?

Er wusste nicht, ob das die passende Beschreibung war.

Sein Blick fiel hinab zu Sebastian, der ihm gerade die Schuhe mit feinster Leichtigkeit zuband.

Gewiss war der Dämon ebenso erregt gewesen wie Ciel selbst, doch er hatte keine Anstallten gemacht, etwas dagegen zu tun. Warum nicht? Hatte er doch die Möglichkeit gehabt sich über Ciel herzumachen. Warum hatte er es nicht getan und nur seinem Herrn diesen unaussprechlich erotischen Dienst erwiesen?

Hatte er Ciel tatsächlich für sein Vertrauen belohnt? Eigentlich war es kaum vorstellbar.

Sein Herz schlug kurz etwas schneller, als sein Butler sich erhob und Ciel schweigend in die Augen sah.

Seit Anbeginn ihres Vertrages hatte sich der junge Adlige die Frage gestellt, ob er sich die unbändige Tiefe in den Augen des Dämons nur einbildete. Jedes Mal wenn er sie genauer betrachtete und nicht von derlei süffisanten oder erotischen Blicken abgelenkt war, hatte er das Gefühl eine Geschichte erzählt zu bekommen. Erinnerungen so alt wie die Menschheit selbst.

Nach all seiner Wut, nach dem ganzen letzten halben Jahr war Ciels Neugier völlig neu entfacht. Nicht aus Zorn oder Missgunst, eher aus eigenem verborgenen Interesse. Dieses lodernde Fegefeuer, dass ihm ein ums andere Mal gänzlich umschattet hatte, schien sich ihm so lange schon erklären zu wollen.

Langsam stand Ciel auf, ohne seinen Blick von diesem Meer aus feinem, umschmeichelndem Rot abwenden zu können. Er bemerkte kaum, dass seine Finger sich wie von selbst nach dem blassen, weißen Gesicht des schwarzhaarigen, schönen Mannes ausstreckten und es mit aller Feinfühligkeit berührten.

Ciel kannte die Erzählung, dass die Augen der Spiegel zur Seele waren. Sie waren tiefe, weite Täler, voller Klarheit und ohne die geringsten Lügen. Man konnte mit den Augen nicht lügen. Niemand konnte dies. Und doch...

„Warum kann ich mich in deinen Augen nicht spiegeln, Sebastian?“, fragte er leise und im Nachhinein kamen ihm seine Worte selbst merkwürdig vor.

Ein verwirrend, zartes Lächeln glitt über die hellen Lippen des Dämons, ehe er Ciel ein belustigt anblickte.

Dann streichelte eine Hand über den Hals des Jungen und verbreitete einen sanften Schauer auf der dünnen Haut.

„Was glaubst du?“, entgegnete Sebastian leise und ließ Ciel leise schmunzeln. Selbstverständlich, eine Gegenfrage.

Der junge Adlige legte seinen Kopf etwas schräg und genoss das sanfte Streicheln der kühlen Finger. Sebastian war feinfühliger als sonst, sanfter. Ja, beinahe vorsichtiger.

„Ich glaube, dass man in deinen Augen alles sieht, nur nicht den Moment den sie eigentlich zeigen sollten“, raunte Ciel leise.

Er war wahrlich neugierig. Schon so lange wollte er mehr über diesen Dämon wissen, wollte ihn auf verwunderliche Art und Weise verstehen. Eigentlich hatte er es schon immer wissen wollen. Doch sein Stolz stand den Fragen wie so oft im Weg.

Sebastian lehnte sich hinab, hob mit seinen Fingersitzen den Kopf des Jungen etwas an.

„Sieh genau hin, was erkennst du?“, wisperte die leise, raue Stimme gegen seine Lippen, während Ciel merkwürdig, selbstverständlich der Forderung seines Butlers nachkam.

Während Ciel spürte wie seine Augenklappe abgenommen wurde, verlor er sich in den Tiefen jener lodernden Landschaften, welche ihm nun so deutlich offenbart wurden.

Und genau in diesem Augenblick, war der junge Mann gänzlich verloren. Geist und Seele loderten auf, verschwammen, während Ciel das Gefühl hatte steinerne, kalte Stufen hinab zu steigen.

Immer tiefer, gefangen in unmenschlichen Gedankengängen, dunklen Erinnerungen und verworrenen Sinneseindrücken. Vergangene Zeiten, Menschen die wirr umherliefen, eine Hand die sich nach ihm ausstreckte. Ein Kind, viele Kinder. Loderndes Feuer. Das Fegefeuer, vermischt mit schwarzen, dunklen Wänden des Wahnsinns. In Mitten ein wenig Frieden, etwas Wahrheit und sanfte Wärme.

Schnell blinzelte Ciel und schüttelte seinen Kopf, ehe er seinen Gegenüber kurz ratlos anblickte.

„Was...?“, setzte er an, doch das feine Lächeln des Dämons hielt ihn zurück.

„Du weißt nicht, was du gesehen hast, richtig?“, fragte Sebastian leise und setzte sich auf das Gästebett des Grafen, ehe er genau diesen auf seinem Schoß zog. Ciel blinzelte und sah erneut kurz in die Augen des Dämons. Doch es war einfach zu verworren. Er wusste nicht, auf welches der vielen Bilder er sich konzentrieren sollte.

„Nein“, raunte Ciel leise und seufzte angestrengt.

Sebastian lachte leise.

„Es ist auch wahrlich kaum möglich. Suche nicht nach einem Bild, dass du fassen kannst, es wird dir als Mensch nicht gelingen“, säuselte die feine Stimme ihm entgegen und brachte ihn kurzzeitig dazu, dass Gesicht etwas zu verziehen.

„Wahrscheinlich“, meinte er und lehnte sein Gesicht in Sebastian Halsbeuge. „Aber was sehe ich da? Weder mein Spiegelbild, noch etwas vergleichbar Friedliches.“

Erneut erklang ein leises, leicht heiteres Lachen.

„Du suchst wahrhaftig nach Frieden in den Augen eines Teufels?“

Ciel schmunzelte etwas, als ihm seine Wortwahl gänzlich klar wurde. Selbstverständlich würde ein Sünder – und was konnten Dämonen anderes sein – niemals so etwas wie Frieden oder Ruhe erlangen können. Doch der Gedanke wäre seltsam beruhigend gewesen.

„Du siehst Teile meiner Existenz. Ich lebe lange, Ciel. So lange, dass ich meine Erinnerungen auf andere Weise mit mir herumtrage, als ihr Menschen es tut“, lächelte der Dämon und brachte Ciel erneut leise zum raunen. Er erkannte deutlich den Schauer auf Sebastians Haut, dennoch hielt er es für schlichte Einbildung.

„Siehst du sie immer vor dir?“, fragte der Junge und lachte dann kurz über sich selbst. Er wusste nicht ganz ob diese Frage taktlos oder einfach nur reiner Unsinn war.

Sebastian hingegen schmunzelte nur und strich sanft über Ciels Nackenhaare.

„Nein. Sie verfolgen mich, aber ich sehe sie nicht ständig. Dennoch ist es wahrhaft amüsant zu sehen, wie Menschen auf einen einfachen Blick meinerseits reagieren können.“

Ciel hob den Kopf.

„Ist dem so?“, fragte er belustigt. „War es vorhersehbar, dass ich dir irgendwann diese Frage stellen würde?“

Sebastian gab ein leises, erheitertes Raunen von sich und legte seine Fingerspitzen beinahe zärtlich unter das Kinn seines Herrn.

„Wahrlich, du hast mich nicht überrascht. Dennoch bin ich erstaunt, dass du mich niemals früher danach gefragt hast“, säuselte der Dämon spielerisch und lächelte den jungen Adligen mit ergreifender Sanftheit an.

Oh, wahrlich, etwas so beruhigendes und gleichermaßen so beängstigendes bekam Ciel selten zu spüren.

Er war Sebastians Charme erneut erlegen und müsste unversöhnliche Lügen sprechen, würde sich das allzu bald ändern. Seine Finger spielten mit den schwarzen Haarsträhnen des Dämons und er sah ihm kurz schweigend in die fein lodernden roten Augen.

„Vielleicht sah ich bisher keinen Grund dazu“, mutmaßte der Junge über sich selbst und lächelte, als er Sebastian verspielten Blick bemerkte.

 

Ciel konnte nicht genau bestimmen, wie lange sie sich in dieser Position gehalten hatten, doch er schreckte merklich auf, als es an der Tür klopfte.

„Ich bin hier um Euch zu sagen, dass das Abendessen angerichtet ist, Earl Phantomhive“, erklang die weiche, leise Stimme Marias hinter der Tür, worauf sich Sebastian langsam zu dieser bewegte und sie öffnete.

„Mein Herr wird in wenigen Minuten soweit sein“, lächelte er die junge Frau an, welche sichtbar etwas rot wurde und langsam nickte. Sebastian ignorierte das Unübersehbare und schloss die Tür, um sich Ciel zuzuwenden.

„Nun denn, verschieben wir alles weitere, auf einen geeigneteren Zeitpunkt“, lächelte er und legte Ciel seine Augenklappe wieder um, der leise seufzte.

Wenn er ehrlich war, war diese Situation soeben viel zu entspannend gewesen, um sie so schroff zu beenden. Doch was sollte er dagegen großartig tun?

 

 

„Earl, verratet uns doch etwas über Eure Arbeit.“

Nicholas Stimme ließ Ciel blinzeln, ehe er sich etwas zurück lehnte und seinen Gastgeber anlächelte.

Scheinbar hatte er beschlossen für etwas Unterhaltung zu sorgen, da noch nicht die ganze Familie am Tisch versammelt war. Während Ann ihm gegenüber saß und verträumt in irgendeine Richtung starrte, wartete Mary ungeduldig auf Kelly und Henry, die es bisher noch nicht zu Tisch geschafft hatten.

Ciel blieb geduldig und versuchte die kurzen Blicke die Ann ihm schenkte so gut wie möglich zu ignorieren. Sie war eine typisch schöne englische Frau, die scheinbar darauf sinnte sich in anderen Gefilden umzusehen als bei dem ihr Zugetragenen.

Mit anderen Worten, die junge Adlige war verlobt und doch, schienen andere junge Männer für sie von angegebenem Interesse zu sein. Das sie Ciel so musterte, machte diese Tatsache nun eher negativ. Zumal er auch bemerkt hatte, wie sie seinen Butler angesehen hatte, als er sich schweigend neben Maria gestellt hatte.

Beides sagte dem jungen Earl in keiner Weise zu.

Langsam wandte er seine Aufmerksamkeit der Frage von Nicholas zu und räusperte sich kurz, ehe er antwortete: „Nun, ich beschränkte meine Arbeit sehr auf die Herstellung von Spielsachen und Süßwaren. Beides zusammen verkauft sich außerordentlich, zudem werden die Bonbons oftmals zusammen mit den Stofftieren unter die Leute gebracht.“

Ciel lächelte etwas aufgesetzt und versuchte die schmachtenden Blicke, welche ihm erneut von Ann geschenkt wurden, zu ignorieren. Er kam sich vor wie auf einem Präsentierteller und das schlimme an dieser Tatsache war, dass dieses Hausmädchen – Maria – Sebastian ebenso schöne Augen machte.

In diesem Haushalt gab es eindeutig einen zu großen Frauenanteil, der ihm und Sebastian mit unter gefährlich werden konnte. Wenn auch nur auf ganz unkonventionelle Art und Weise.

„Du scheinst das Erbe deiner Familie wahrlich gut voran zu führen, Ciel“, sprach Mary und lächelte wohlwollend, was den jungen Adligen etwas beruhigte. Vielleicht sollte er Mary auf die merkwürdigen „Anwandlungen“ ihrer Tochter aufmerksam machen. Er war sich nicht sicher, ob sie verstanden hatte, dass Ciel ebenfalls verlobt war. Sah man nun davon ab, dass er gewiss nicht vor hatte Elizabeth jemals zur Frau zu nehmen.

„Verzeiht unsere Verspätung“, erklang wenige Augenblicke später die leise Stimme eines jungen Mädchens, welches zusammen mit einem kleinen Jungen den Raum betreten hatte.

Ihre Haare schimmerten blond, ebenso wie die Anns, während der Junge eher die dunkle Mähne seines Vaters geerbt hatte. Ciel erkennte gleich das es sich bei den beiden um Kelly und Henry handeln musste.

Und der Earl war sich sicher, würde er bereits Essen, wäre ihm die Gabel ohne Schwierigkeiten der Hand entglitten. Er schenkte Kelly kaum Beachtung, als er sich in den gemütsarmen Augen des Jungen beinahe verlor.

Seine Finger begann etwas zu zittern, wenngleich er hoffte, niemand würde es ernstlich bemerken.

Dieser Blick, diese Augen – Ciel glaubte in sein Spiegelbild von vor neun Jahren zu blicken und sich vor sich selbst zu erschrecken. Kälte bereite sich in seinem Leib aus, als kurze Bilder durch seine Gedanken flackerten und ihn dazu zwangen sich zu erinnern.

Doch er bekämpfte es mit aller verbleibenden Kraft, ehe er sich zwang den Blick von diesem Kind abzuwenden und leise auszuatmen.

Gleichermaßen spürte er Sebastians Blick auf sich und mahnte sich selbst zur Ruhe. Er könnte sich ebenso irren, niemals würde jemand mit solchen Augen als normaler Zehnjähriger gelten. Ebenso wenig wie Ciel es zu jener Zeit getan hatte.

„Was ist geschehen, Kelly? Warum seid ihr so spät?“, wollte Mary abwartend wissen, worauf Kelly leise lachte und sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

„Wir haben etwas die Zeit vergessen, verzeih Mutter“, sprach sie und ging dann zusammen mit Henry zum Tisch um sich auf den vorgesehenen Stühlen niederzulassen.

„Herrje, was soll ich nur mit euch machen? Lasst das bitte nicht zu einer Gewohnheit werden, schließlich haben wir einen Gast“, erklärte Nicholas kopfschütteln und sogleich wanderte Kellys Blick zu Ciel.

„Ein Gast“, sprach sie leise und irgendwas in Ciel schlug regelrechten Alarm, als er in ihre Augen sah. Dunkles rehbraun umschmeichelte seinen Verstand und ließ ihn innerlich etwas misstrauisch die Luft einziehen, während er Sebastians leises Ausatmen zu vernehmen schien.

Keiner von ihnen schien diese Situation weder einordnen, noch bewerten zu können.

„Verzeiht mir Earl, dass ich mich Euch noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Kelly Oswald, sehr erfreut“, sprach sie dann und lächelte Ciel aufmunternd entgegen, der es gezwungen erwiderte.

„Die Freude ist ganz meinerseits.“

Sie lächelte und bevor jemand dazu kam Henry zum reden zu bringen, setzte Ann an etwas zu sagen: „Earl, Ihr seit gewiss hungrig.“

Der Angesprochene sah sie an und blinzelte kurz, als Nicholas seufzend das Mahl eröffnete.

 

 

Langsam ließ er sich in dem weichen Sessel nieder und nahm dankend den Tee an, den ihm Sebastian reichte. Er hatte darauf bestanden, dass sein eigener Butler im Hause aushelfen durfte und ihm seinen Tee bereitete.

Maria war deutlich nervös geworden, als der Schwarzhaarige ihr zur Küche gefolgt war und Ciel wusste noch immer nicht, ob er es als lächerlich oder anstrengend empfinden sollte.

Wenngleich er für seinen Teil genug von Ann beansprucht wurde, die neben ihm im Sessel saß und ihn bereits seit einer gewissen halben Stunde ausfragte und das über Dinge, die sie eigentlich wenig angingen.

„Sage mir, Ann“, wandte er sich nach einer Weile an sie und hielt noch immer Ausschau nach Nicholas und Mary die sich kurzzeitig entschuldigt hatten, um Henry und Kelly in ihre Schlafräume zu geleiten.

„Ist Henry schon immer so in sich gekehrt gewesen?“, fragte er leise, worauf sie innehielt und dann seufzte.

„Nein, früher war er sehr lebhaft. Ich glaube er ist erst seit einem Jahr so zurückgezogen. Allerdings wurde ihm von seinem Arzt auch mitgeteilt, dass seine Krankheit unaufhaltbar ist. Danach hat er kaum noch gesprochen und sich immer weiter von Vater, Mutter und mir zurückgezogen“, erklärte sie und richtete ihr Kleid etwas.

„Und mit Kelly spricht er?“

Ann überlegte kurz und nickte dann.

„Ja, sie ist es auch die, die mit ihm die meiste Zeit verbringt. Manchmal glaube ich, die beiden wollen mich gar nicht dabei haben, wenn sie Beispielsweise hinaus in den Garten gehen“, seufzte Ann niedergeschlagen, während Ciel sich langsam zurück lehnte.

Wenn er es möglich machte, mit Kelly zu sprechen, so kam er womöglich näher an Henry heran. Wenngleich der Junge wenig so gewirkt hatte, als wäre ihm der Earl überhaupt aufgefallen.

„Und war das schon immer so, dass Kelly und Henry sich so nahe stehen?“, fragte er und besah sich das Flackern des Feuers im Kamin.

Ann schüttelte merklich den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Eigentlich kann ich mich gar nicht daran erinnern, dass Henry früher viel mit Kelly gespielt hat“, meinte sie und zuckte etwas abwesend mit den Schultern.

Dann lehnte sie sich etwas zu Ciel nach vorn.

„Nun lasst uns dieses Thema beenden, ich würde gern einmal ein Blick in das Gästezimmer werfen, welches Ihr bewohnt. Wisst Ihr, es findet so selten Verwendung“, säuselte sie, doch Ciel beschloss ihr einfach nicht zuzuhören. Stattdessen stand er auf und sah Ann entschuldigend an.

„Verzeih, doch ich werde mich nun schlafen legen“, sprach er und verabschiedete sich von ihr, ehe er – mit Sebastian an seiner Seite – den Raum verließ und sie deutlich verwirrt in ihrem Sessel zurück ließ.

 

 

„Hör auf zu lachen!“, fauchte Ciel ungehalten, nachdem sie das Gästezimmer betreten und der Butler sogleich die Tür verschlossen hatte.

„Verzeiht, junger Herr, aber ich kann kaum an mir halten“, stichelte der Dämon genüsslich und machte den jungen Adligen beinahe rasend.

Die gesamte Situation war selbstverständlich wieder ein gefundenes Fressen für Sebastian, der sein spitzbübisches Grinsen wahrlich nicht mehr loszuwerden schien.

„Für gewöhnlich solltest du dich nicht lustig machen, wenn du keine bessere Voraussetzung darzulegen hast“, zischte der junge Mann und erschauderte, als er den Blick des anderen bemerkte. Die Augen des Dämons hatten sich deutlich verfärbt, während er Ciel gegen eine Wand drängte. Während ein Arm über dem Kopf des Earls an der Wand abgestützt blieb, strich die andere Hand spielerisch über das Gesicht des Jungen.

„Was möchtet Ihr mir damit sagen, junger Herr?“, fragte Sebastians leise, unsagbar verführerische Stimme und brachte Ciel dazu sein Gesicht abzuwenden. Doch sogleich wurde er am Kinn gepackt und gezwungen sich in den glühenden Augen des Dämons zu verlieren.

„Nun sage mir nicht, die Blicke dieser Frau wären dir entgangen“, knurrte Ciel leise und brachte Sebastian deutlich zum grinsen, so sehr, dass seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen.

„Sieh her, mein Master ist eifersüchtig auf eine einfache Frau“, gurrte die Stimme seines Gegenübers belustigt und brachte Ciel zum knurren.

„Sei still“, wisperte er, als Sebastians Lippen die seinen kurz streiften.

„Und doch ist es wahr“, lächelte er und sah Ciel tief in das verbliebene blaue Auge. „Du hast die richtige Entscheidung gefällt, sie abzulenken. Denn ich würde niemals zulassen, das jemand anderes dir nahe kommt.“

Ciel erschauderte merklich bei den Worten des Dämons und erzitterte als Sebastian ihn sanft über die hellen Lippen leckte.

„Ist dem so?“, fragte er leise und spürte wie der Körper seines Butlers sich fest gegen den seinen schmiegte.

„Wahrlich, ich teile nicht gern.“
 

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WICHTIG!
 

Hallo, ich möchte zu Ende dieses Kapitels noch etwas loswerden. Bisher schickte ich immer eine ENS an die Leser, die mir einen Kommentar zum letzten Kapitel geschrieben haben. Diese beinhaltet lediglich, dass ein neues Kapitel auf Freischaltung wartet. Da ist etwas in meiner Zeit eingeschränkt bin, möchte ich für jene die sich im Allgemeinen für meine Arbeit interessieren, die Möglichkeit einräumen über Twitter Informationen zu erhalten. Ihr könnt mir also einfach auf Twitter folgen und dort werdet ihr über jede Aktualisierung informiert und nicht nur das, ihr dürft mir auch Fragen stellen, wenn ihr möchtet. Wer weiterhin eine ENS von mir erhalten möchte, der schriebt es mir einfach in seinen Kommentar oder per ENS. <3

 

https://twitter.com/aliceproject/ (https://twitter.com/aliceproject/)  
 

Und damit: Vielen Dank für eure Treue! :3

Teach me...

Es vergingen Tage in denen Ciel nicht einmal ansatzweiße dazu gekommen war, sich mit Henry zu unterhalten. Während er so oft wie möglich versuchte zumindest mit Kelly ein Gespräch zu beginnen, war Ann zu oft dabei gewesen genau das zu verhindern.

Der junge Earl schob es auf simple, nichtsdestotrotz dumm Eifersucht, die er absolut nicht gebrauchen konnte.

Umso schwerer fiel es ihm, diesen Fakt auszulassen, als er Nicholas und Mary das Problem schilderte. Er würde so lange keine Hilfe für die beiden sein können, wie er nicht zumindest einen Schritt auf Henry zutun könnte.

 

 

Seufzend ließ Ciel seinen Körper auf die weiche Matratze fallen und atmete schwerfällig auf, während er spürte wie sich Sebastians nackter Leib neben dem seinen niederließ.

Und wäre der Earl fähig gewesen, er hätte gewiss einen interessierten Blick auf den verführerisch, schönen Körper seines Butlers geworfen. Dieser für seinen Teil spielte genüsslich mit Ciels Haarsträhnen, zwirbelte sie mit zwei Fingern und kraulte den jungen Adligen im Nacken, ehe dieser seinen Kopf nun doch zu dem Dämon drehte.

„Du kannst es nicht lassen“, meinte er spitz und brachte Sebastian zum grinsen.

„Nein. Und ich sehe darin auch keinen Grund.“

Seufzend schlug Ciel die Augen nieder und schnurrte ganz leise, als sich Krallen merkwürdig sanft in seinem Nacken vergruben. Sebastian wusste, wie man lustvollen Schmerz einsetzte, ohne seinem „Opfer“ – es war widerlich daran zu denken – ernstlichen Schaden zuzufügen.

„Verrate du mir lieber, wie ich an dieses Kind heran kommen soll, wenn diese Kelly ihn wie eine Glucke zu bemuttern weiß?“, zischte Ciel etwas angesäuert von seinem kurzen Gedanken, was Sebastian leise zum lachen brachte.

„Nun, man sollte meinen, jene würde ihn von seiner übrigen Familie abschotten“, säuselte die Stimme des Dämons gespielt nachdenklich und veranlasste Ciel erneut dazu, leise zu seufzen.

„Möglich wäre viel. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, welchen Grund sie haben sollte, so etwas zu tun.“

Ciels Überlegungen schienen Sebastian auf irgendeine Weise zu amüsieren. Machte er sich nur lustig, oder wusste er erneut mehr als der junge Adlige selbst? Schließlich war sein Butler nicht umsonst in jeder Hinsicht perfekt.

Ein Schauer lief seinen Rücken hinab als ihm seine eigenen Gedanken vollends klar wurden. Selbstverständlich war Sebastian durchweg perfekt und das hatte er vor wenigen Minuten erneut ausnahmslos bewiesen.

Ein leises Lachen verließ die Lippen des Earls, ehe er den Kopf hob und Sebastian ansah.

„Was denkst du, lohnt es sich diese Aufgabe als Spiel zu betrachten?“, fragte er und kannte innerlich eigentlich die Antwort. Warum sollte es sich lohnen ein Spiel zu beginnen, es ging schließlich nur um einen kleinen Jungen – der Ciel viel zu sehr an sich selbst erinnerte – und das Interesse an diesem „Fall“ war eigentlich nicht einmal ansatzweise in ihm erwacht.

Doch er blinzelte kurz verwirrt, als er Sebastians verschlagenes Grinsen erkannte.

„Oh, ich denke es lohnt sich durchaus. Ihr werdet sehen, my Lord“, zischte er genüsslich und wirkte mit einem Mal beinahe animalisch.

Welche Gedanken ereilten diesen Mann gerade, dass er so voller inniger Vorfreude und Begeisterung schwang?

„Wie du meinst“, lachte der Earl leise und rollte sich auf dem Bett so herum, dass er mit dem Rücken an Sebastians Brust lag.

Begierige Finger strichen ihn sogleich über den Brustkorb, während rauer Atem ihm in den Nacken schlug.

„Wenngleich ich finde, dass dieser Henry mehr von...“, begann Ciel, unterbrach sich aber selbst. Wie sollte er das erklären, was zu beleuchten unmöglich war?

„...Euch hat?“

Sebastians Worte ließen Ciel erschaudern, ehe er spürte wie sich die Hand des Dämons auf sein rechtes Augen legte und lange Fingernägel sanft über seine Haut strichen.

„Wohlwahr, er erinnert mich an diesen Jungen, denn ich vor nunmehr neun Jahren aus diesem herrlich duftendem Meer aus Blut und Feuer gelockt habe, um mit ihm - durch seinen unbändigen Hass – diesen Vertrag zu schließen, der ihn immer an mich binden wird“, knurrte die Stimme des Dämons leise und sogleich erzitterte Ciels Körper in jedem erdenklichen Ausmaß.

Während Wut mit Angst zu kämpfen begann, vermischte sich das Verwirrspiel noch mit merkwürdig deutlich wachsender Lust. Irritiert ließ sich Ciel auf den Rücken drehen und in die Augen Sebastians sehen, der sich wage über ihn lehnte.

„Und ich hungere nach seiner Seele wie seinem Körper, denn er mir so begierig darbietet, wenngleich in mir der Wunsch wohnt, er würde sich mir noch inniger hingeben“, wisperte die Stimme weiter, umschmeichelte Ciels Ohren und machte ihn für einen Augenblick zum Sklaven seiner eigenen Lust, die er trotz allem versuchte von sich zu weißen.

„Erzähl mir nichts von solchen Dingen“, befahl Ciel schneidend und doch, schien er dem Dämon im Augenblick kaum ebenwürdig zu sein. Und genau das, mochte Ciel nicht gefallen.

„Ich weiß, dass dich genau diese Worte anmachen“, knurrte Sebastian ihm beinahe süchtig entgegen, als hätte er den Jungen nicht vor wenigen Minuten bereits einmal von der süßen Versuchung der Wollust kosten lassen.

Der Dämon schien regelrecht vernarrt in Ciels Sturheit und den Kampf den der Junge gegen sich selbst austrug.

„Bitte?“, zischte der Adlige leise und spürte, wie seine Wangen etwas an Farbe zunahmen. Noch nie hatte Sebastian ihm so deutlich seine Annahmen und Versuchungen geschildert. „Nimm mir Gegenüber nicht solche Worte in den Mund.“

Er befahl es regelrecht, doch im Augenblick schien alle Vertragshandlung außer Kraft gesetzt. Was auch immer sich gerade für eine ziehende Dunkelheit über ihrer beider Körper ausbreitet, er wusste nicht ob er sie fürchten oder willkommen heißen sollte.

„Oh, glaube mir, ich bin fähig noch ganz andere Worte zu verlieren. Möchtest du sie hören?“, hauchte der Dämon belustigt und strich Ciel über den Oberkörper, hinauf zu den Brustwarzen des Jungen, der sogleich sichtlich zusammenzuckte.

Es gab sie noch immer, diese Momente in denen Ciel regelrecht Furcht vor seinem eigenen, so treuen Butler hatte. Doch war diese Art der Ängstlichkeit anders als die eines Menschen der sich einer Grausamkeit gegenüber sah.

Ciel spürte wie sein Inneres zu Kribbeln begann, als Sebastian sein Kinn mit einer geschmeidigen Bewegung anhob und ihm mit sanfter Genüsslichkeit gegen die blassen Lippen hauchte.

„Möglich“, zischte Ciel leise und erhob sich etwas, um sich mit Sebastian herumzuwerfen und auf dessen Hüfte zum sitzen zu kommen. Ihm war klar, dass sein Gegenüber genau das von ihm erwartet hatte, sonst wäre es ihm nicht möglich gewesen diese Position einzunehmen.

Schwer atmete Ciel, als ihm klar wurde, wie sehr ihn Sebastian erneut verführt hatte und ihn immer weiter an die Grenzen seines Verstandes führte. Manchmal war er es Leid sich in diesen Momenten so schwach zu fühlen, so als hätte man ihm sämtliche Macht aus den Händen genommen.

„Doch im Augenblick hast du mich zu etwas anderem bewogen“, säuselte er leise und hob nun seinerseits Sebastians Kinn an, um dem Dämon tief in die roten Augen zu sehen.

Dieser grinste dunkel und leckte sich wohlwollend über die vollen Lippen.

„Tatsächlich?“

Ciel schmunzelte und strich dem Dämon durch die dunklen Haare, ehe er sich zu ihm hinablehnte.

„Doch vorher, möchte ich etwas wissen“, bestimmte er und sein Blick wurde plötzlich ernst.

Ciel erkannte an Sebastians merkwürdig irritiertem Blinzeln, dass er ihn erstmals wahrlich überrascht hatte. Doch zu lange trug der junge Adlige diese Gedanken mit sich herum, dass sie jedes Stück seines Verstandes zu vergiften drohten.

„Wie lang soll dieses Spiel noch anhalten?“

 

Schweigend starrten sie sich in die Augen, ohne zu blinzeln oder den Blick auch nur für Sekunden abzuwenden.

Seit Jahren stand dieser Dämon nun an seiner Seite, in dieser Zeit hatte er ihm kaum etwas über sich offenbart, hatte ihm lediglich in aller Wahrheit deutlich gemacht, dass er mächtig genug war seinen Herrn zu beschützten. Gleichermaßen wusste er – im Zuge seiner Natur – wie er Menschen verführen konnte und sie sich auf verworrene Weise untertan zu machen. Doch Ciel fühlte sich in den Armen dieses Mannes merkwürdig geborgen und gleichzeitig ebenso verdammt. Er wusste nicht woran er war, hatte keine Hoffnung, dass Sebastian ihm Gegenüberstand wie ein Freund oder gar ein...Geliebter.

Nein, so war es gewiss nicht.

Nichtsdestotrotz war es Sebastian gewesen, der ihn vor neun Jahren aus diesem Gefängnis schrecklicher Qualen und Leiden gerettet hatte. Hatte schon zu jener Zeit seine Macht unter Beweis gestellt und sich dennoch gnädig einem einfachen Kind untergeordnet.

Ciel verstand ihn nicht, er hatte es noch nie getan.

Doch seit sie sich so nahe standen, seit sie einander begehrten wurde es nur noch schwieriger die Gründe für Sebastians Verhalten aufzudecken. Wenngleich es doch womöglich keine gab.

Vielleicht hatten Sebastians Worte vor wenigen Tagen ihn so gefangen genommen, womöglich empfand er es deswegen als kränkend von dem Dämon so behandelt zu werden.

Ganz gleich wie zärtlich er war, warum auch immer er ihn so liebkoste – Ciel war noch immer sein bezeichnetes Eigentum. Mit dieser Gewissheit schmeckten die sanften Küsse schal und jede Verführung verlor an ihrem Zauber.

Dennoch erlaubte es sein Stolz kaum, ihm die Frage zu beantworten, die ihn so verrückt machte.

Langsam öffneten sich die Lippen seines Butlers und ein leises Seufzen erklang, ganz so, als wäre der Dämon es leid, Ciels Fragen zu beantworten.

„Wovon sprichst du?“, fragte er leise, doch der junge Earl gab keine Regung von sich. Natürlich nicht, er wollte sich nicht mehr hinters Licht führen lassen. Nie mehr so dumm und einfältig sein, sich von einem Wesen dieser Art verwirren zu lassen.

„Du weißt worüber ich spreche“, erwiderte der junge Mann leise und lehnte sich etwas zurück. Alles was diesen Moment bis vor wenigen Minuten beherrscht hatte, war vergangen und eigentlich trauerte Ciel ihm ein wenig hinterher.

Doch er musste eine Antwort auf seine so lang gehütete Frage erhalten, alles andere würde ihn gänzlich verrückt werden lassen.

Erneutes Seufzen, dann hob sich Sebastians Hand und strich dem jungen Adligen beinahe zärtlich über die Wange.

Es war trügerisch, falsch. Und Ciel spürte eine widerliche Verletzlichkeit in seinem Inneren, als die kühlen Finger seine Haut zierlich liebkosten.

„Nein. Verrate mir, was dich beschäftigt.“

Ciel sah dem Dämon in die roten Augen und schüttelte die Hand des Mannes ab, um ihm misstrauisch in das schöne Gesicht zu sehen.

Ja, er war schön, zumindest für die Menschen. Wahrscheinlich wirkte er für andere Dämonen eher lächerlich. Es gab sie schließlich, die Eine, die Sebastian als anderes Wesen erkannt hatte.

Leicht biss er sich auf die Unterlippe und verlor seinen Blick hinter den Strähnen seines dunklen Haares.

„Du weißt es. Schließlich warst du der, der dieses elende Spiel begonnen hat“, wisperte Ciel betreten und spürte wie seine Finger begannen zu zittern. Langsam sah er wieder auf und starrte Sebastian wütend in die Augen.

„Ich bin nur ein Mensch! Noch dazu ein Mann“, knurrte er und schlug sich die Hand vor den Brustkorb. „Warum tust du all diese Dinge mit mir?“

Seine Stimme zitterte bitterlich, als er den gemächlichen Blick des Dämons einfing. Nun, konnte er die Antwort darauf nur noch fürchten.

Warum sah er ihn so an? Was bewog ihn über diese Frage so nüchtern zu lächeln?

„War es das, was dich so lange beschäftigt hat? Das ich es mit dir als Mensch treibe?“, erklang die Stimme des Dämons erneut und Ciel spürte wie er selbst die Augen aufriss und Sebastian ungläubig anstarrte.

Was sollten diese Worte? Hatte Sebastian nicht bemerkt, dass es dem Jungen verdammt noch mal wichtig war? Es war schließlich schwer genug sich zu solch einer Frage überhaupt hinzureißen. Zumindest für jemanden mit so morbidem Stolz wie Ciel ihn besaß.

Doch was hatte er von einem Dämon erwartet, der sich Zeit seiner Existenz als Butler nur über seinen Herrn lustig gemacht hatte.

Langsam streckten sich die langen Finger Sebastians nach ihm aus, kraulten die dünne Haut des Jungen, während ein hinterhältiges Lächeln seine Züge umspielte.

„Ob du nun ein Mensch bist, ist mir gänzlich gleich und wie dir mit Sicherheit kaum entgangen sein sollte, ist es auch nicht von Wichtigkeit ob du ein Mann bist. Wir Dämonen machen uns nichts aus der Art und gar dem Geschlecht eines Wesens. Und ich tue diese Dinge, weil sie mir gefallen. Weil es mir gefällt, dich unter meinem Leib winden zu sehen und zu spüren, wie du dich mehr und mehr verlierst“, gurrte die Stimme des Dämons kühl, während seine Augen violett zu funkeln begannen.

Und Ciel hatte das Gefühl, man hätte ihm soeben äußerst unelegant in sein Gesicht geschlagen. Etwas in seinem Inneren begann schmerzhaft zu brodeln, während er Sebastian völlig verloren anstarrte.

Also doch. Er war nichts als ein Spielball für diesen elenden Teufel! Nichts als ein Püppchen, dass man vernaschen konnte, wann es einem beliebte und dem man – wenn es sich mal dagegen wehrte – schnell den Hof mit gespielter Fürsorge und Zärtlichkeit machen konnte.

„Was siehst du mich so an? Was hast du den erwartet zu hören? Dass ich all diese Dinge tue, weil du mir mehr bedeutest als deine Seele wert ist? Das du mir irgendwann mal wichtig geworden bist? Vielleicht ist es dir entgangen, was ich dir einst sagte: „Wir Dämonen binden uns nur für eine entsprechende Gegenleitung an einen Menschen.“ Und diesem Gesetz bleibe ich treu. Die Gegenleistung die du mir gibst, ist deine Seele und etwas Vergnügen“, lachte Sebastian kühl und nun spürte Ciel wie etwas in ihm zerbrach.

Er hatte immer so getan, als würde er sich gegen Sebastians Berührungen und Annährungen wehren. Als kämen sie ihm so manches Mal ungelegen. Doch niemals war das seine tatsächliche Meinung gewesen.

Der Dämon durfte ihn nicht anlügen, demnach waren diese Worte...wahr.

Ciels Blick veränderte sich. Er wurde wütend, statt bedrückt und holte mit seiner Hand soweit aus, das Sebastians Kopf nach dem Aufschlag regelrecht zur Seite kippte.

Er war zu stolz! Einfach zu stolz um sich von so etwas Abstoßendem kränken zu lassen!

Nochmals holte er aus und schlug seinem sonst so fürsorglichen Butler fest gegen die andere Wange. Fühlte sich für einen kurzen Augenblick seltsam befreit, wenngleich es doch so trügerisch war.

Sein Herz schien zu schreien, doch Ciel mochte sich nun keinen Deut darum kümmern, warum es sich so anfühlte. Er wollte es nicht wissen. Schließlich war er nicht verletzt, schließlich hatten ihn Sebastians Worte verdammt noch mal nicht getroffen!

„Du widerst mich an!“, zischte er ungehalten und stieg von dem Körper des anderen Mannes herunter um seine lange Schlafkleidung zu greifen und sie sich überzuziehen.

Er konnte das allein, schließlich war er nicht gänzlich unselbstständig.

Nachdem griff er nach dem Morgenmantel, der fein gefaltet über dem Stuhl des Schreibtischs lag und zog ihn sich über, zusammen mit den Schuhen die am Bett standen.

Sebastian beobachtete ihn schweigend und hielt sich eine seiner Wangen, wenngleich ihn dieser Schlag niemals verletzt haben konnte. Er war schließlich ein Dämon, dieser ach so perfekte Bastard!

Schnell drehte sich Ciel zu seinem Butler um und durchbohrte ihn mit geradezu mit seinen kühlen Blicken.

„Folge mir nicht! Solltest du es wagen, glaube mir – ich steche mir lieber mein Auge aus, als dir zu verraten wo ich mich befinde!“, fauchte er und ging zur Tür, um diese öffnen und fest ins Schloss knallen zu lassen.

Damit ließ er Sebastian allein, ohne ihm auch nur einen weiteren Blick zu würdigen.

 

Mit schnellen Schritten stapfte Ciel durch die verwinkelten Gänge des Oswald Anwesens und war sich bereits nach wenigen Minuten sicher, völlig die Orientierung verloren zu haben.

Doch seine Wut ließ ihn nicht rasten, nicht stehen bleiben oder die Zeit zur Ruhe. Er wollte sich nicht beruhigen, wollte mit sich und seinem Zorn allein gelassen werden.

Wie konnte dieser elende Teufel es wagen ihn so zu beleidigen? Ciel hatte ihn weder herausgefordert, noch einen Grund gegeben, sich so behandeln zu lassen! Er war der Herr und Meister! Er! Ciel Phantomhive! Ganz gleich ob er seine Seele dieser widerlichen Bestie verkauft hatte! Wenige Minuten vor diesen verhängnisvollen Sätzen hatte Ciel eine Art Dankbarkeit Sebastian gegenüber empfunden. Ja, regelrechte Zuneigung.

Wie konnte jemand diese Gefühle nur in wenigen Sekunden oder Minuten so zunichte machen? Ohne einen ersichtlichen Grund! Wo er sich doch all die Jahre so pedantisch daran gehalten hatte seinen Master nicht zu hintergehen oder gar zu beleidigen.

Vielleicht bedeutete es Dämonen nichts, doch für einen Menschen war es viel Wert sein gesamtes Vertrauen jemandem offen zu legen. Doch was verstanden sie schon davon? Was verstanden die Dämonen?

 

Wütend blieb Ciel stehen und schlug mit seiner Faust gegen eine der unendlich fließenden Wände, die kein Ende zu nehmen schienen. Er wusste nicht einmal wo er sich befand, doch alles gestaltete sich besser, als mit diesem Mann weiterhin dieses Zimmer zu „bewohnen“.

Sein Leib zitterte, während Zorn und Trauer in ihm einen unwirschen Kampf austrugen. Er war nicht schwach! Und er würde wegen solch einer Lappalie auch mit Sicherheit keine Tränen vergießen.

Doch...

 

„Hey, hast du dich verlaufen?“

Die leise Stimme holte Ciel aus seinen Gedanken und als er den Kopf hob, sah er sich der jungen Kelly Oswald gegenüber, die ihn verwirrt mit ihren dunklen braunen Augen musterte.

Lie

In ein weißes Nachthemd gehüllt und mit einem kleinen Kerzenhalter in den Händen sah sie ihn an, nun schweigend, als wären sie sich noch nie begegnet.

Ganz gleich wie wütend Ciel bis eben noch gewesen war, sie war es, die er gesucht hatte.

Nun hatte er eine Möglichkeit mit ihr zu sprechen.

Kelly legte den Kopf etwas schräg und schien auf eine Antwort zu warten, die der junge Earl ihr nicht geben konnte. Nun, er hatte sich verlaufen, doch welche Gründe sollte er nennen?

Er war vor seinem Butler davongelaufen?

Gewiss nicht!

„Verzeih, ich wollte eigentlich nur etwas frische Luft an einem der Balkone schnappen, doch ich muss falsch abgebogen sein“, erklärte er ihr lächelnd, worauf sie kurz schmunzelte und sich dann kurz am Kopf kratzte.

„Oh, dann haben wir uns wohl beide verlaufen“, lachte sie verlegen und sah sich im dunklen Gang um.

Kurz blinzelte Ciel, als sie schon weiter sprach.

„Weißt du, ich verlaufe mich noch heute oft bei Nacht, wenn ich Henry geholfen habe einzuschlafen. Er hat große Probleme mit dem schlafen, musst du wissen, deswegen singe ich immer für ihn“, erklärte sie und seufzte.

Ciel nickte langsam und sah sie kurz durchdringend an, ehe er lächelte.

„Nun, demnach wissen wir beide nicht genau, wie wir zurück zu unserem Zimmer kommen“, meinte er, worauf sie lachte.

„Ja, aber ich glaube, wenn wir geradeaus gehen, kommen wir wenigstens zu einem Balkon. Möchtest du mir nicht etwas Gesellschaft leisten? Diese Nacht ist wirklich angenehm“, sprach sie und wies Ciel an ihr zu folgen.

Was sollte er großartig tun? Nun hatte er die Möglichkeit mit Kelly in Ruhe zu sprechen und vielleicht bekam er die eine oder andere Information für Henrys Verhalten.

 

„Verzeih das ich dich duze, ich weiß nicht ob es mir zusteht“, lächelte Kelly nach einer Weile, in der sie beinahe stumm nebeneinander hergelaufen waren. Sie befanden sich bereits an der Fensterfront des Hauses und waren gewiss nicht mehr weit von den Doppeltüren des großen Balkons entfernt.

„Es ist in Ordnung“, war alles was er dazu sagte, während er beobachtete wie Kelly die Glastüren öffnete und zusammen mit dem Earl ins Freie trat.

Der Himmel war weit über ihnen geöffnet und Sterne halfen dem Mond den kargen Platz zu erleuchten, auf dem die beiden jungen Adligen standen.

Was auch immer Ciel bewogen hatte mit ihr an diesen Ort zu kommen, es war die Neugier und gleichermaßen die Furcht zurück zu Sebastian zu gehen.

Verwirrt beobachtete er Kelly, wie sie sich mit merkwürdiger Leichtigkeit auf die Abgrenzung des Balkons setzte und Ciel lächelnd ansah.

„Ich bin so gern hier. Gerade um zu dieser späten Stunde, ist es wahnsinnig beruhigend einfach nur hier zu sitzen und sich die Sterne zu betrachten“, erklärte sie und überschlug die Beine während sie sicher auf der Brüstung saß und in den Himmel blickte. Den Kerzenhalter hatte sie zuvor auf dem Boden abgestellt.

Der junge Adlige nickte langsam und seufzte.

Warum erfüllt ihn eine so greifbare Sehnsucht in dem Moment in dem er den Mond betrachtete? War es, weil Sebastian und er sich in mondvollen Nächten viel deutlicher und länger begehrten als in allen anderen?

Begehren...

Womöglich tat der Dämon dies nicht. Er war wohl seit Anbeginn der Zeit nur an der Seele des Jungen interessiert gewesen. Es war keine Gutartigkeit die ihn bewogen hatte, Ciel diese Nächte so hingebungsvoll zu schenken.

Er sah erneut in Kelly Richtung und seufzte, als er ihren verwirrten Blick bemerkte.

„Ist etwas nicht in Ordnung? Du wirkst etwas gedankenverloren“, wollte sie leise wissen.

Langsam kam Ciel auf sie zu und lehnte sich mit dem Rücken an die Brüstung um die Sterne ebenfalls zu betrachten.

„Ich würde gern wissen, was mit deinem Bruder nicht stimmt“, meinte er und sah sie an, worauf ihr ein kurzer bestürzter Blick abzulesen war. Dann senkte sie den Kopf.

„Das ist nicht einfach zu erklären, er ist etwas – ich nenne es gern gedankenlos und traurig. Meine Eltern haben dir bestimmt von seiner Krankheit erzählt, nehme ich an“, mutmaßte sie, worauf Ciel langsam nickte.

„Ich habe es geahnt.“

Damit erhob sie sich und stand nun auf der Brüstung um die Arme auszubreiten und sich den Wind durch die Haare fahren zu lassen. Kurz erschrak Ciel vor dieser Sicherheit, mit der sie über den schmalen Bogen balancierte, war sich andererseits sicher, dass die junge Oswald Ballettunterricht gehabt haben musste.

Dennoch war diese Sicherheit, mit der sie in beinahe fünf Meter Höhe umher stolzierte merkwürdig. Tat sie das öfter, wenn sie hier allein war. Schließlich sah sie niemand so spät in der Nacht. Es war gewiss nach eins und das gesamte Haus schlief bereits. Gefährlich war es doch allemal.

Ein merkwürdiger Gedanke ereilte ihn, der abzuschütteln unmöglich war.

„Ich habe eine Frage“, setzte Ciel an und sogleich stoppte Kelly in ihrer Bewegung. „Warum kennst du dich in deinem eigenen Haus nicht aus?“

Langsam drehte sie sich auf einem Fuß um die eigene Achse und lief wieder zurück, da sie sich etwas von Ciel entfernt hatte.

„Weißt du wer ich bin?“, fragte sie plötzlich leise, während lange Haarsträhnen begann ihre Augen zu verdecken und ein sichelförmiges Grinsen sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.

Verwirrt blinzelte der junge Earl, als sie sich hinabhockte und ihm somit in die Augen sehen konnte. Das sanfte rehbraun ihrer Augen begann zu brennen und züngelnde Flammen wanderten durch ihre Pupille, bereit sie gänzlich rot zu färben.

Ciel sah sein eigenes, misstrauisches Gesicht in ihren Augen, war aber nicht bereit einen Schritt zurück zu machen. Er ahnte längst, was sich ihm dort zu offenbaren versuchte. Doch Angst empfand er nicht.

„Jemand mit viel Phantasie“, zischte er leise, als er erkannte, wie sie anfing schrill zu lachen. Ihr Kichern durchdrang die Stille der Nacht, schien das innere des Hauses allerdings nicht zu erreichen, als die Balkontür klappend in die Angeln fiel und kühler Wind ihre blonden Haare aufwehte.

„Womöglich, Mensch“, lachte sie und erhob sich wieder, um mit einem kurzen Schnippen ihrer Finger die weiße Kleidung vergehen zu lassen. Schwarze Federn umschmeichelten ihren Leib, als jener in lange schwarze Gewänder getaucht wurde und ihre Haare sich lang und schwer auf ihrem Körper niederließen.

Ihr Gesicht nahm schärfere Züge an und die blonden Haare wichen einem tiefen Schwarzton, während sich zartes Leder über ihrem Körper verteilte und lediglich an Armen und Hals stoppte.

Lange schwarze Fingernägel berührten den Wind, während lange Stiefel ihr eine merkwürdig, anmutige Erscheinung verliehen.

Sie überschlug die Beine, nachdem sie sich wieder auf der Brüstung niederließ und ihn belustigt ansah, als sich ihr Kinn auf ihrer Hand abstützte.

„Erkennst du mich nun, Ciel Phantomhive?“, wollte sie wissen und brachte ihn dazu etwas genervt zu seufzen.

„Akasha, nehme ich an“, grummelte er, worauf sie lachte und kurz nickte, bevor sie sich streckte.

„Herrje, wer hätte dich und diesen Versager hier erwartet? Ich ging davon aus, man würde mich endlich in Frieden lassen“, jammerte sie gespielt und gähnte sichtlich gelangweilt, während Ciel sich mit den Fingern die Schläfe massierte.

„Und was verschlägt dich an Orte wie diesen hier?“, stellte er genervt eine Gegenfrage, worauf sie kurz sichtbar überlegte.

„Es wäre langweilig, würde ich dir das verraten“, sprach sie und zuckte belustigt zurück, als Ciel ihr einen deutlich drohenden Blick schenkte.

„Ich habe langsam keine Lust mehr, auf die dreisten Spielchen von euch elenden Dämonen!“, knurrte er und nun schien er Akashas Interesse gewonnen zu haben. Sie hob interessiert eine ihrer schmalen Augenbrauen und lächelte.

„Na siehe da, du scheinst dir mit deinem „Butler“ im Augenblick nicht ganz einig zu sein“, lachte sie und brachte den jungen Adligen wütend zum schnaufen. „Demnach habe ich recht“, meinte sie und wedelte mit ihrer Hand, worauf Ciel verwirrt zu ihr auf die Brüstung gezogen wurde, um in leichtem Abstand zu ihr sitzen zu bleiben.

„Was erlaubst du dir?“, zischte er, worauf sie lachte.

„Erdreiste dich nicht so, Mensch. Schließlich haben wir keinen Vertrag“, kicherte sie und gähnte erneut sichtlich gelangweilt, ehe sie ihn ansah.

„Nun denn, dein Interesse galt doch Henry, habe ich recht?“

Ein Blinzeln, denn grummelte Ciel erneut.

Er würde diese Frau niemals nachvollziehen können und wenn er ehrlich war, lag das auch außerhalb seines Interesses.

„Was hast du mit ihm zutun?“, wollte er mit scheinbarem Dessintresse in der Stimme wissen, worauf sie nur schmunzelte.

„Eigentlich nichts“, meinte sie und zuckte mit den Schultern, ehe sie ihren Blick erneut den Sternen zuwandte. Es war merkwürdig, einen Dämon dabei zu beobachten, wie er beinahe wehmütig gen Himmel blickte. „Er ist mir sozusagen zugelaufen.“

Ihr Lachen war kühl, als sie ein Seufzen verlor und ihren Blick dann wieder auf Ciel fallen ließ.

„Mach dich nicht lächerlich“, zischte der, doch Akasha zuckte lediglich mit den Schultern. Sie wirkte gelangweilt und dennoch schien sie innerlich etwas aufzuwühlen. Wenngleich sie ihm genau das auch offenkundig zeigen wollte. Es kam dem jungen Mann zuminderst genauso vor.

War das wahrhaftig die Akasha, die ihm mit dem Tod gedroht und sich so selbstgefällig in seinem Haus niedergelassen hatte um Tee zu trinken, als wäre es nichts? Sie schien zwar noch dieselbe Person zu sein, gleichzeitig wirkte sie wenig so, als wolle sie Ciel wahrhaftig etwas anhaben.

„Ich meine es ernst“, sprach sie und sah dem jungen Adligen tief in sein verbliebenes blaues Auge.

„Dann hast du etwas mit seiner Krankheit zu tun?“, mutmaßte der leise weiter, doch Akasha schüttelte belustigt den Kopf.

„Nein, aber seine Krankheit ist dafür verantwortlich, dass ich ihm begegnet bin“, meinte sie und strich sich durch die blonden Haare. „Ich habe ihn zufällig gefunden, während ich gelangweilt durch diese Stadt streifte und überlegte, ob ich deinen Abschaum von Dämon noch einmal wieder finde. Daraufhin ließ dieser Junge mir geschwächt und ausgebrannt in die Arme. Er muss davon gelaufen sein, denn er schrie mich an, ich sollte ihn nicht zurück zu seiner Familie bringen.“

Ihre Erklärung klang für einen Moment etwas abenteuerlich. War sie eine so schlechte Verliererin, dass sie wahrhaftig zurück an den Ort ihrer Schande kehrte? Womöglich.

„Mir war, als sagtest du einmal, es würde dich nicht Reizen einen Pakt mit einem Menschen einzugehen“, seufzte Ciel und verschränkte die Arme vor seiner Brust, doch sie winkte nur ab.

„Und dessen bleibe ich treu“, sprach sie und lachte. „Ich habe mit ihm keinen Vertrag geschlossen. Dennoch helfe ich ihm.“

Ein Blinzeln antwortete ihr und brachte sie spitzbübisch zum Grinsen.

„Das überrascht dich scheinbar.“

Langsam senkte Ciel den Blick, um ihn dann ebenso gen Himmel wandern zu lassen. Die Sterne schienen sich ihnen zugewandt zu haben. Zumindest leuchteten sie so als wären sie wage interessiert an ihrem Gespräch.

„Nun, ich war der Meinung, ihr tut nichts ohne einen Austausch“, wisperte er und musste schmerzlich an Sebastian denken. Der Dämon hatte ihm gegenüber diese Dinge oft genug erklärt, wenngleich noch nie so deutlich wie in der heutigen Nacht.

Akasha sah ihn an, das spürte er und ihr Blick schien Erstaunen zu zeigen. Ganz so, als hätte sie mit dieser Antwort nicht gerechnet.

„Glaubst du das?“, fragte sie leise, worauf Ciel verwirrt seinen Kopf zu ihr drehte und beobachtete wie sie ihn interessiert musterte. „Er hat mich gebeten, ihm zu helfen, nachdem ich seine Wunden versorgt hatte. Dachte scheinbar ich wäre eine Hexe und könne ihm seinen Wunsch erfüllen. Menschenkinder sind wahrlich fantasievoll“, sie lachte kurz, „Doch seine Bitte verwirrte mich. Er wollte, dass ich ihm dabei helfe, seine Familie dazu zu bringen ihn zu verachtet oder wenigstens zu vergessen. Es war ihm wichtig, dass sie nicht leiden, wenn er früh sterben müsse.“

Erneut kicherte sie, doch nun klang es merkwürdig ehrfürchtig. Es war, als wäre sie noch immer überrascht von Henrys Bitte und wahrscheinlich war es auch verständlich.

Selbst für Ciel klangen diese Worte unglaubwürdig, doch welchen Grund sollte es sonst haben, dass er nur mit Kelly – nein – mit Akasha sprach? Es schien, als wolle er seiner Familie das Leid seines bevorstehenden Todes ersparen. Doch Ciel zweifelte daran.

Doch wenn es tatsächlich so war, konnte er nicht viel für diese Familie tun. Wenn Henry sich bereits seinem jungen Alter so entschieden hatte, war wohl jede Hoffnung dahin.

„Also nahm ich die Rolle seiner Schwester ein, um ihn zu umsorgen, wenn er sich schon von allen anderen Menschen zurückziehen wollte. Dennoch hätte er längst sterben sollen. In dieser einen Nacht traf ich, nachdem ich ihn versorgt hatte, einen Shinigami der mir die Todesliste vorlegte. Ich solle mich nicht einmischen, doch ich weigerte mich ihn gehen zu lassen und gab ihm einen Teil meiner Kraft. Er lebt und gleichzeitig lässt er sich seinen innigsten Wunsch erfüllen.“

Sie sah Ciel lange in die Augen, nachdem sie ihre Erklärung beendet hatte und schmunzelte, als er sich auf die Unterlippe biss.

„Du verstehst nicht, was ich davon habe, richtig?“, fragte sie leise, worauf er verwirrt den Blick hob und seufzend den Kopf schüttelte.

Nein, er verstand es nicht. Schließlich hatte Sebastian ihm immer gesagt, dass Dämonen nur für ihre eigenen Ziele lebten und auch über Akasha wusste er, dass sie sich keinen Deut aus Menschen machte. Warum dann aus diesem einen? Warum aus diesem Jungen? Er war doch ebenso wenig etwas besonders, wie all die anderen Menschen.

Langsam sprang sie von der Brüstung, lehnte sich vor und strich mit ihren kühlen Fingern über Ciels Wange.

„Nun denn, möchtest du, dass ich dir ein paar Geheimnise über uns so elende Dämonen anvertraue?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  Conny-chan
2015-01-16T21:12:59+00:00 16.01.2015 22:12
manooo..... nach deinem Satz:

„Nun denn, möchtest du, dass ich dir ein paar Geheimnise über uns so elende Dämonen anvertraue?“

Dachte ich: oh ja bitte und wollte schon auf weiter drücken, - doch leider geht es nicht weiter.
Das wird es wohl auch nicht mehr,da du sie wohl bgebrochen hast. Schade. Wirklich schade.

Die FF gefällt mir bisher sehr, sehr gut!

Ich bi grad sehr wehmütig, da der erste Teil schon so Klasse war!!!!! <3
Von:  -Rocksy-
2013-10-02T18:27:08+00:00 02.10.2013 20:27
Ich liebe es! Ich liebe es! (>////<)
gott ich habe die hades ff's grade zu verschlungen und ich bin sowas von in deine geschichte verliebt *__*
grßes kompilment von meiner seite <3

ich kann es jetzt schon kaum erwarten wie es weiter geht >_<
Von:  TsukiNotNormal
2013-09-24T13:13:59+00:00 24.09.2013 15:13
Mehr ~
Der zweite Teil verspricht genauso gut zu werden wi der erste!
Von:  Paperdemon
2013-09-20T19:54:26+00:00 20.09.2013 21:54
Tolle Geschichte bin echt gespannt wie es weitergeht!!
Von:  Almathia
2013-08-07T07:47:17+00:00 07.08.2013 09:47
Oh yeah endlich geht es weiter! Ich mag diese akasha total gerne und die bringt frischen Wind in die story :D
Von:  Minerva_Noctua
2013-08-06T20:09:27+00:00 06.08.2013 22:09
Hallo!

Ich habe nun diese Geschichte und Hades I gelesen und muss sagen, ich bin begeistert!!!
Dein Schreibstil ist sehr schön und du triffst die Charaktere sehr gut.
Ich kann mir die Handlung bildlich vorstellen und fiebere mit.
Es ist schön, dass Ciel erwachsen ist. Ihn als Kind oder in einem Kinderkörper darzustellen und in sexuelle Interaktionen zu bringen, finde ich widerlich.
Sebastian ist so, wie ich es mir von einem Teufel vorstelle. Nicht uneingeschränkt gut und simpel.
Ich hoffe dennoch, dass er Ciel auf eine Art begehrt, die diesem gerecht wird. Seine Worte waren niederschmetternd. Ob es nur die Wahrheit war oder unvollständige Wahrheit wird sich noch zeigen. Es kommt mir nur nicht ehrlich vor, was Sebastian gesagt hat. Tja, zumindest wünsche ich es mir so^^.
Ich wusste sofort, dass da was mit Akasha im Busch ist! Ich bin gespannt, warum sie für Henry da ist und vor allem, was sie Ciel erzählen wird!
Diese FF hat mich richtig süchtig gemacht und ich freue mich auf das nächste Kapitel! Hoffentlich wirst du genug Zeit haben, um es zu schreiben/abzutippen:)

Bye

Minerva
Von:  Hikaru-Chan
2013-07-29T13:41:41+00:00 29.07.2013 15:41
Endlich ein neues Kapitel ! Hab mich echt gefreut,dass es weitergeht, dachte schon du machst nicht mehr weiter mit der Story ^^
Es wird immer spannender, ich hatte nicht erwartet dass du Akasha nochmal ins Spiel bringst, eine tolle Idee! Ich bin immer noch hin und weg von dieser Story und bin gespannt wie du sie noch gestaltest :))

Ganz liebe Grüße,
Bis zum (hoffentlich baldigem) nächsten mal ! ;)
Antwort von:  Franlilith
29.07.2013 15:54
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Ich freu mich so, dass ich nicht in Vergessenheit geraten bin, obwohl ich alle so lange habe warten lassen. ;^;
Ich werde versuchen jede oder spätestens alle zwei Wochen ein neues Kapitel online zu stellen, muss erstmal wieder in die Materie finden. Aber ich denke es bleibt spannend :3

Liebe Grüße,
Franella
Von:  mizzakasatsu
2013-04-04T20:58:38+00:00 04.04.2013 22:58
Wow mal wieder ein gut gelunges Kapitel
*WILL MEHR...*
wann kommt denn das nächste Kapitel?!
Von: abgemeldet
2013-01-27T08:50:32+00:00 27.01.2013 09:50
Wie kannst du es wagen an so einer Stelle aufzuhören! -im Erdboden versink- Ich hätte, dass mit Sebby echt nicht erwaretet...Als ich das gelesen habe, musste ich es mir gleich nochmal durchlesen. Ich hab nicht geglaubt, dass er das einfach so zu Ciel gesagt hat! (der arme Ciel)
Also ich will ja nicht fies sein oder so aber... WEHE ES KOMMT BALD KEIN NEUES KAPITEL!! Ich brenne vor Neugier!!
Von:  Almathia
2012-09-15T17:47:46+00:00 15.09.2012 19:47
boa krass sowas hätte ich jetzt von sebby auch nicht erwartet Ö.ö das hat mich ein bisschen geschockt xD aber sowas überraschendes liebe ich ja, das bringt würzung in die sache rein :D bin mal dick gespannt wies weiter geht!!!


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