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Gefangen

von

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Prolog

Ein Jahr war seit dem Vorfall mit Kadaj und seinen Brüdern vergangen und in Midgar führte man mittlerweile ein ruhiges und angenehmes Leben. In den Straßen verschwanden die Trümmer und alte Ruinen wichen immer mehr neuen Häusern. Man half einander und zählte auf den anderen.

Für die Kinder bot sich eine neue Heimat, die sie mit Freuden in Besitz nahmen. Und Tag für Tag fielen die Sonnenstrahlen selbst bis in die unteren Bereiche hinein.

Doch es gab auch Dinge, die immer beim alten zu bleiben schienen. Alte Freundschaften, in deren gegenseitiger Beziehung sich einfach nichts Neues einstellen wollte, so offensichtlich das Schicksal auch um ihre Seiten strich.

Doch es sollte sich bald etwas ereignen, dass einmal mehr das Leben zweier Menschen erschüttern würde...
 

Vor Midgar wehte ein trockener Wind über die kargen Steinböden und das Heulen der Wölfe im Mondlicht ließ einem die Angst durch die Glieder fahren.

Einsam und wie in Stein gemeißelt zeichnete sich eine Silhouette vor dem hellen Gestirn ab. Regungslos blickte die Gestalt in den Himmel und in der Luft hing ein seltsames Gefühl von Trauer und Wehmut.

Weiter hinten, am Rande einer steilen Klippe rauschte Wasser in schier unendliche Tiefen und erfüllte die Luft mit einem feinen Sprühnebel. Ein Glitzern durchwirkte das Nass, als hätte man Silber mit in die Fluten gewoben. Einsame Blüten streckten sich dem fernen Mond entgegen und leuchteten wie Geister aus einer anderen Welt.

„Wie lange hast du noch vor einfach in den Himmel zu starren?“, fragte eine dunkle Stimme aus den Schatten und ein seltsames Glühen ging von den Augen der Person aus.

Ein tiefes Seufzen erklang als Antwort und es kehrte für einige Augenblicke wieder Stille ein.

„Die Sterne werden dir auf die Frage, die in dir brennt keine Antwort geben.“

„Ich weiß, Vincent... aber ich hoffe immer noch auf ein Zeichen von ihm. Auf etwas, dass mir zeigt, wohin ich gehen soll.“

Der Mann erhob sich aus den Schatten und strich seinen langen Umhang nach hinten. Im Licht des Mondes wurde das rot des Mantels zu einem fast blutroten Ton.

„Cloud ist seit drei Monaten fort. Weder ich, Barret, noch Cid haben ihn bisher finden können. Von Yuffie habe ich noch nichts gehört. Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, dass du dich ebenfalls auf die Suche begibst?“

Das lange braune Haar wurde von einer Windböhe nach hinten geweht und entblößte ein junges, besorgtes Gesicht, aus dem zwei liebevolle braune Augen hervorlugten: „Ich habe ihm versprochen hier zu warten... egal wie lange es dauert.“

Vincent legte der Frau eine Hand auf die Schulter und sah sie eindringlich an: „Tifa... Er wird nicht ohne Hilfe zu dir zurückkehren können. Ich bin sicher, dass er deine Hilfe braucht, wo auch immer er gerade ist.“

Gedankenverloren spielte die Braunhaarige mit dem Ring, den Cloud ihr vor seinem Abschied gegeben hatte: „Er hat mir versprochen, dass er zurückkommen würde. Er hat gesagt, ich soll hier auf ihn warten. Ich kann hier nicht einfach weggehen...“

Vincent wandte sich ab und schaute seinerseits hinauf in den Himmel. Wiederum herrschte Schweigen zwischen den beiden. Selbst das Heulen der Wölfe verstummte, sodass nur noch das ferne Rauschen die Stille trügte.

„Wirst du hier für mich warten?“

„Ja... solange es nötig sein sollte.“

Tifa lächelte und faltete die Hände hinter dem Rücken. Mit einer roten Schleife, band sie sich die Haare zusammen und drehte sich in die andere Richtung: „Wehe dir, ich komme wieder und du bist nicht mehr hier.“

„Du hast mein Wort“, nach kurzem Zögern schickte er noch etwas hinterher, „Sei vorsichtig.“

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, wir kehren beide sicher zurück“, entgegnete sie, in einem Tonfall, in dem eine unheilvolle Vorahnung mitschwang.

Im gleichen Moment schob sich eine dicke schwarze Wolke vor den Mond und ließ die Schatten Besitz von der Szenerie ergreifen.

„Ich hoffe, du hast recht“, dachte Vincent während ein kalter Wind an seiner Kleidung zerrte.

Despair

Jeder Schritt eine Qual. Ein Atem der kaum noch in der Lage war die Lunge mit Luft zu füllen. Ein Geist gefangen in einem Körper der dazu verdammt ist in der Dunkelheit dahin zu vegetieren.

Stunden waren zu Tagen geworden und der Schmerz wich dem kalten tauben Gefühl des Todes, der immer näher um das Lager der jungen Frau schlich.

Über ihr war das dichte Laubwerk eines Waldes und unter ihr das Gras des Bodens, aufgeweicht von ihrem eigenen Blut.

Die ausdruckslosen Augen schauten einen ausgetretenen Pfad hinunter in der Hoffnung, dass sich jemand hier her verirren würde. Doch die Zeit wollte sie eines Besseren belehren. Warum sollte sie ausgerechnet hier sterben? Das war nicht fair... einfach nicht fair. Sie hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen... etwas das auch keinen Fall vergessen werden durfte.

Lautlos ergoss sich ein Schwall von Worten über die blassen Lippen, eine ständige Wiederholung, die einfach kein Ende nehmen wollte.
 

Tifa hatte den Tag damit verbracht Informationen in Städten und kleineren Dörfern zu sammeln. Hatte aber in den zwei Wochen, in denen sie nun schon unterwegs war nichts gehört, nicht einmal ein Gerücht.

Cloud schien nirgendwo Halt gemacht zu haben, oder auch nur mit jemandem geredet zu haben. Langsam fragte sich die Braunhaarige, ob er sich nicht einfach in Luft aufgelöst hatte. Doch jedes Mal wenn dieser Gedanke in ihr aufkam, überzeugte ihr Herz sie davon, dass er noch da war. Sie spürte es ganz deutlich. Er musste einfach irgendwo sein… vielleicht wartete er sogar auf sie.

Ihre Ungeduld und Sorge um den Blonden verboten es ihr länger an einem Ort zu verweilen und so brach sie noch wenige Stunden vor Sonnenuntergang in den Wald auf.

Es machte ihr nichts aus die Nacht im Freien zu verbringen, ganz im Gegenteil. Sie mochte es in den Himmel zu schauen und in den Sternen nach Zeichen zu suchen. Warum sollte es nicht möglich sein, dass sie die Antwort auf ihre Frage kannten? Seufzend lief sie weiter den Pfad hinunter und Erinnerungen durchströmten ihren Körper.

Sie wusste noch genau, wie sie zu Hause alle zusammen gesessen und geredet hatten. Damals war es so einfach gewesen glücklich zu sein. Jeder der ihr etwas bedeutet hatte war da gewesen. Und jetzt?... Jetzt hatten sie sich wieder zerstreut und alles nur, weil Cloud einfach verschwunden war. Aber sie konnte nicht wütend auf den jungen Mann sein. Vielmehr fürchtete sie, dass ihm etwas Furchtbares zugestoßen war. Dass es nicht einfach sein Hang zur Einsamkeit war, der ihn dieses Mal so lange fort hielt.

Der Mond kroch über den Horizont und die Schatten wurden immer länger. Schon bald schoben sich dicke und schwere Wolken davor und es wurde noch dunkler. Tifa konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen, als es auch noch anfing zu regnen.

Ein kalter Schauer fuhr der Braunhaarigen über den Rücken. Der Wind frischte auf und ließ sie am ganzen Körper zittern. Aber da war noch etwas anderes, dass sie unruhig werden ließ. Etwas war dort vorne in der Dunkelheit. Sie konnte zwar nur einen Schemen ausmachen, aber eine schreckliche Ahnung übermannte sie.

Sie rannte zu der Gestalt herüber und kniete sich in den feuchten Matsch. Vorsichtig tasteten ihre Finger durch die Dunkelheit und stießen tatsächlich auf Etwas. Nur schwach konnte sie eine Regung feststellen.

„Tifa“, kam die Reaktion nicht mehr als ein schwacher Hauch.

Erschüttert von der Erkenntnis, dass die sterbende Gestalt am Boden ihre Freundin Yuffie, erstarrte die angesprochene Person und ihre Hände am Boden umfassten die Wutai, um sie auf den Rücken zu drehen.

Ihr Körper war nass vom Regen und ihrem eigenen Blut. Der Atem war schwach, nicht mehr als ein leises Röcheln und das Herz schlug nur noch aus trotz gegen das Unvermeidbare.

Tifa traute sich kaum zu fragen was geschehen war, aber sie musste es trotz allem einfach wissen. „Yuffie… wer… wer hat dir das angetan.“

Das Mädchen in ihren Armen zuckte zusammen, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass dort tatsächlich jemand bei ihr war. „Tifa… Du bist es… das ist gut…“

„Was ist geschehen?“, schluchzte die Braunhaarige und strich der Wutai sanft über die Stirn.

„Cloud“, hauchte Yuffie und ihre Augen zuckten verloren hin und her, als könnten sie nichts mehr sehen.

„Was ist mit ihm?“

„Er… er ist… du musst ihm helfen… Er ist nicht mehr der, den wir kannten. Hilf ihm Tifa… rette ihn…“

Die Worte waren kaum mehr als ein leises Flüstern. „Ich werde erst dich retten. Ich lasse nicht zu, dass du hier stirbst.“

Tifa begann einen Heilzauber zu weben und legte all ihre Energie hinein. Das grüne Leuchten jedoch offenbarte ihr erst, wie aussichtslos ihre Bemühungen waren. Der Leib ihrer Freundin war von einer Klinge grausam zugerichtet worden und die junge Frau konnte sich nicht gegen den Gedanken wehren, dass womöglich Cloud derjenige gewesen war, der Yuffie so zugerichtet hatte.

„Er ist verloren…“, hauchte das Mädchen und ihre Hand streckte sie blind in die Dunkelheit, auf der Suche nach etwas Vertrautem.

Schluchzend ergriff Tifa ihre Hand und drückte sie zärtlich. Die Wunden wollten sich einfach nicht schließen. Es konnte doch nicht wirklich zu spät sein… es durfte einfach nicht zu spät sein.

„Bleib bei mir. Du musst mir zeigen, wo ich ihn finden kann. Du kannst doch deine Freunde nicht einfach verlassen.“ Noch einmal verstärkte sie ihre Bemühungen. Langsam fügte sich die zerfetzte Haut wieder zusammen, aber das schien nur dafür zu sorgen, dass auch der Schmerz wieder in das Bewusstsein des Mädchens zurückkehrte.

Völlig aufgelöst drückte Tifa ihre Freundin enger an sich und versuchte die Schreie zu ignorieren. Wenn sie jetzt nachließ, dann würde sie es nicht schaffen.

„Bitte verzeih mir…“, flüsterte die Braunhaarige und Tränen rannen über ihre Wangen, während sich die Wutai in ihren Armen vor Schmerz wand, „Aber ich lasse dich nicht gehen.“
 

Die Zeit rann unmerklich dahin, bis schließlich der Morgen dämmerte. Tifa war in das Dorf zurückgekehrt, den regungslosen Körper ihrer Freundin in den Armen. Weinend saß sie vor dem Raum, in den sie Yuffie gebracht hatten.

Vor ihr auf dem Boden tanzten bunte Lichter hin und her, wann immer die Sonne durch die hohen Kirchenfenster fiel. Sie befand sich in einem langen Gang, hier und da waren Bilder an die kalten, grauen Wände gehängt. Blumen konnte sie keine sehen, was sie ein wenige befremdete, wenn sie an Aerith‘ Kirche dachte. Dort war alles erfüllt von dem Duft in voller Blüte stehender Blumen und es war auch viel heller und freundlicher als hier.

Aber vielleicht rührte die bedrückende Stimmung auch nur von dem beklemmenden Gefühl in ihrer Brust her. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Speer aus Eis mitten ins Herz gerammt. Es fiel ihr schwer richtig zu atmen und der Kloß in ihrem Hals wollte einfach nicht verschwinden.

Schritte hallten durch den Gang und Tifa hob langsam den Blick, die Augen rot und geschwollen.

Vor ihr stand der Pfarrer der Kirche, ein Mönch mit einem alten, aber liebevollen und verständnisvollen Blick. Das lange, graue Haar fiel ihm strähnig über den leicht gebeugten Rücken und seine Hand war ihr helfend entgegen gestreckt.

„Ich weiß, wie schwer es ist, aber ihr müsst darüber reden.“

Sie sah ihn abwesend an und zog sich langsam an der Wand hoch, anstatt seine Hand zu ergreifen. Sie fühlte sich schuldig und das klare Ziel, mit dem sie aus Midgar aufgebrochen war, verschwamm immer mehr in ihrem Kopf.

„Sie sind gestern mit einem Ziel in dieses Dorf gekommen. Ein weiterer Freund wartet auf ihre Hilfe. Geben sie ihre Reise nicht auf. Wir werden uns um das Mädchen kümmern.“

Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen und ihre Augen weichten dem alten Mann aus. „Ich kann sie nicht allein lassen. Ich kann sie nicht einfach hier lassen, obwohl ich weiß, wie sehr sie leidet.“

„Aber ihr könnt nichts weiter für sie tun. Ihr habt getan, was in eurer Macht steht, den Rest müsst ihr uns überlassen.“

Innerlich zerrissen sie die Worte des Priesters fast. Sie hatte bei weitem nicht genug getan. Es fühlte sich an, als hätte sie Yuffie verraten. Und dann war da noch das, was die Wutai ihr gesagt hatte, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte... Tifa biss sich auf die Lippen und ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass das Leder ihrer Handschuhe bedrohlich knackte.

Behutsam legte der alte Mann seine Hand auf ihre Schulter: „Gebt euch nicht die Schuld an etwas, dass ihr nicht verhindern konntet. Ich weiß, dass ihr verwirrt seid, aber ihr dürft nicht aufgeben.“

Bei diesen Worten drang noch eine andere Stimme in ihr Bewusstsein ein. Eine Stimme, die sie viel zu lange nicht mehr gehört hatte. „Finde mich…“

Tifa fuhr irritiert herum und starrte in den leeren Gang. Unsicher machte sie ein paar Schritte in die Richtung, aus der sie meinte, die Stimme gehört zu haben. „Cloud?“

„Was habt ihr, mein Kind?“

Verwirrt kehrte die Braunhaarige in die Realität zurück. „Nichts… ich dachte ich hätte etwas gehört, aber es war nichts.“

Doch da war etwas gewesen, ganz sicher sogar. Cloud hatte nach ihr gerufen. Das hatte sie sich nicht eingebildet. Er wartete irgendwo dort draußen auf sie und sie würde ihn finden. „Ich glaube, ihr habt recht, Vater. Versprecht mir, dass ihr euch um sie kümmern werdet.“

„Natürlich. Und ihr werdet sicher hierher zurückkehren und sie abholen.“

Tifa atmete tief ein und aus.

„Es tut mir so leid, so unendlich leid, Yuffie. Aber ich muss dich verlassen. Ich werde Cloud retten und dich rächen. Das verspreche ich dir. Auch wenn mein Herz bei dem Gedanken daran, was du ertragen musstest fast zerbricht. Ich bin sicher Vincent wird herkommen und sich um dich kümmern. Ich werde ihm eine Nachricht schicken. Ich lasse nicht zu, dass du allein bleibst“, verabschiedete sich die junge Frau von ihrer Freundin und legte den Kopf an die Holztür zu ihrem Zimmer.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2012-07-15T13:30:54+00:00 15.07.2012 15:30
Hallo,

Klingt bis jetzt sehr vielversprechend :-) ich bin gespannt wie es weiter geht.

Alles liebe <3
Jenny
Von: abgemeldet
2011-04-11T14:38:38+00:00 11.04.2011 16:38
Tut mir leid das ich erst so spät schreibe
Hatte die letzten Wochen nicht sehr viel Zeit.

Nicht schlimm ds es erst so spät kommt,
ich kann warten solange du mich nicht vergisst ^^

Also ich muss sagen mir gefällt der Ansatz der Story.
Sie wird geheimnisvoll aber man ließt auch gleich des dramatischen Hintergrund raus.

Außerdem hat mir besonders das tiefe gespräch zwischen Tifa und Vincent gefllen.
Ich fand es toll das du sogr meinen lieblingscharakter in das Gespräch
verwickelst.

Im übrigen hast du auch Tifas Charakter perfekt dargestellt. manche lassen sie einfach zu aufbrausend wirken aber du hast sie so schön führsorglich dargestellt wie sie ja auch eigentlich ist.

Ich würde mich freuen mehr zu lesen.

LG
Illunis (früher Vincent_Valentine)


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