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Darker than Black - Das Erbe des Black Reaper

von

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Wie es weitergeht....

Prolog – Wie es weitergeht..

3 Jahre nach Vernichtung des Hells Gate in Tokyo…

Suou Pavlichenko, die auch als „Red Star“ bekannt wurde, ging immer noch weiterhin zur Schule und dennoch war ihr Leben nicht mehr so, wie es einst gewesen war. Denn sie hatte immer noch das vertraute Gefühl, das sie einst erlebt hatte. In ihren Träumen hatte sie immer wieder einen jungen Mann gesehen. Er trug einen schwarzen Mantel und schwarze Handschuhe. Doch jedes Mal, wenn er ihr wieder erschien, hatte sie das untrügliche Gefühl, dass sie ihn kannte. Aber, wie konnte das sein, wenn sie sich nie gesehen hatten?

Währenddessen ging auch in den Straßen der japanischen Hauptstadt das Leben weiter. Weitab von dem Appartement, in dem Suou und ihre Eltern lebten, befand sich in einem anderen Stadtteil ein kleines Haus mit einigen Appartements, in denen ein junger Mann, zurückgezogen und einsam lebte. Jedoch fühlte er sich nie einsam. Denn seine ständigen Begleiter, waren seine Freunde Mao und eine schwarze Katze. Es war der Held des Krieges um das Hells Gate, Hei! Seit dem Zwischenfall vor drei Jahren lebte Hei ganz alleine mit einer streunenden schwarzen Katze in dem Appartement, das er einst gemietet hatte, als er seinen Aufträgen nachging. Als „Black Reaper“ war er berühmt berüchtigt und manche Menschen fanden ihn gerade deswegen sehr geheimnisvoll und zugleich auch magisch anziehend. So hatte es sich in der vergangenen Zeit oft verhalten, da viele Frauen versucht hatten, an Hei’s Seite zu gelangen. Aber seine einzige Liebe war einst nur seine Begleiterin, Yin, gewesen. Aber Yin hatte eine katastrophale Verwandlung zu Izanami vollzogen und war im Begriff, die ganze Welt zu zerstören, was Hei nicht zulassen konnte und Yin versprach, sie zu töten, wenn es soweit wäre.

Das Haus der Sterne

Kapitel 1 – Das Haus der Sterne

Es war mitten in der Nacht..

Hei hatte sich vor einiger Zeit schlafen gelegt und wälzte sich unruhig von einer zur anderen Seite. So ging es oft in diesen letzten drei Jahren, die seit dem Tod von Yin vergangen waren. Aus dem einstigen besten Kämpfer des Syndikats, war ein ruhiger und trauriger, junger Mann geworden, der meist hinauf in die Sterne blickte und sich fragte, warum alles so gekommen war. Irgendwann war er dann eingeschlafen und lag friedlich auf seinem Bett, bis er schweißgebadet aus dem gleichen Alptraum erwachte, der ihn seit drei Jahren immer wieder heimsuchte. Zitternd setzte Hei sich ans Fenster neben seinem Bett und sah in den klaren Nachthimmel hinauf, wo sein eigener Stern hell leuchtete. Traurig seufzte er, bevor er mit rauer Stimme sagte: „Warum hast du das getan, Yin? Ich werde es wohl nie wissen, aber ich bin sehr traurig darüber, wie alles kam, denn ich hatte dir geschworen, dass ich dich beschützen würde. Und dennoch bin ich nicht in der Lage dazu. Was bin ich nur für ein Idiot gewesen? Es tut in meinem Inneren weh, wenn ich daran denke. Und auch an Suou, die ich ausgebildet habe und dann verließ.“ Suou saß in dieser Nacht ebenfalls am Fenster, da ein schulfreier Tag bevorstand. Auch sie war wie immer durch einen Traum erwacht, der sie schon seit einiger Zeit immer wieder heimsuchte. Darin sah sie einen jungen Mann, der gänzlich in Schwarz gekleidet war und dennoch, wie ein Engel wirkte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie diesen Mann gesehen hatte. Und doch war er in ihren Erinnerungen wunderschön und wie ein Beschützer, der sie immer wieder durch ihr Leben begleitet hatte. Von diesem Traum getrieben und ohne ihren beschützenden Talisman, den sie einst von ihrem, inzwischen verstorbenen Bruder Shion erhalten hatte, irrte Suou durch die Stadt und versuchte, diesen jungen Mann aufzuspüren. Sie wusste, dass er ihr in der Vergangenheit in dieser Stadt gegenüber gestanden haben musste, denn in ihrem Traum, war das Zusammentreffen immer mit Bildern von Tokyo verbunden. Das war die einzige Tatsache, die sie etwas beunruhigte.

Hei saß noch immer da und blickte hinauf. Doch auf einmal fühlte er, dass ihm stumme Tränen über die Wangen rannen und er nicht wusste, warum er geweint hatte. Immer wieder verband er dieses Gefühl mit der Erinnerung an Yins Tod und die lange Reise, die er mit Suou erlebt hatte. Denn seine Erinnerungen waren immer noch vorhanden, im Gegensatz zu Suou’s Erinnerungen, die zum Großteil verschwanden, als ihr Talisman mit dem Meteoritenkern zerbrach. Traurig und ruhelos zugleich, stand Hei auf und legte seinen schwarzen Mantel an, bevor er in die Nacht hinauseilte. In dieser sternklaren Nacht führte sein Weg hinaus zum Meer und er wusste, dass er heute einen Teil seines vergangenen Lebens wieder finden würde. Denn auch zu dieser Zeit befand sich Suou ebenfalls auf dem Weg zum Meer. Es war sonst immer ihr Treffpunkt gewesen, wenn sie sich zu Einsätzen verabredet hatten. Nur in dieser Nacht war es keine Verabredung, sondern purer Zufall, dass sie sich hier fanden. Doch, was Suou nicht wusste war, dass sie sich kannten. Und so kam es zu einer weiteren schicksalhaften Begegnung der beiden.

Es war schon in den frühen Morgenstunden, als Hei und Suou an den Strand kamen und sich auf einmal unbewusst gegenüberstanden. Exakt in dem Moment, als sie nur wenige Schritte von einander entfernt standen, war es wie ein Schlag, ja wie ein Befreiungsschlag, der Suou traf. In diesem Moment schien es, als würden die Barrieren, welche die Erinnerungen an die Vergangenheit gefangen hielten, endlich verschwinden. Sie blinzelte verwirrt und sprach auf einmal mit überraschtem Ton in der Stimme: „Ist das denn wahr? Hei, bist du das wirklich? Wo warst du so lange gewesen? Und warum konnte ich mich nicht mehr an dich erinnern?“ Hei nickte traurig und trat langsam auf sie zu, bevor er erwiderte: „Ja, Suou, ich bin es wirklich. Es ist schon sehr lang her, dass ich dich das letzte Mal sah. Ich war die ganze Zeit in Tokyo gewesen und hoffte darauf, dass du dich eines Tages erinnern würdest. Das Zerbrechen des Meteoritenkern hatte bewirkt, dass all deine Erinnerungen verloren gingen. Selbst diese geliebten und auch ungeliebten Erinnerungen an mich.“ Suou begann zu weinen und stürmte auf ihn zu. Es war nicht so, dass sie warten konnte. Denn sie hatte so viel erlebt und hatte niemanden, dem sie davon berichten konnte. Sie hatte immer wieder erfahren müssen, dass sie zwar ihre Fähigkeiten verloren hatten, als das Hells Gate verschwand, aber dennoch in ihrem Inneren, dieselben Personen waren, die damals am Kampf gegen Izanami und Izanagi teilgenommen hatten.

Suou schlang die Arme um den Oberkörper ihres Freundes und begrüßte ihn mit einem leichten Kuss auf die Wange, wie sie es niemals vorher getan hatte. Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte, bevor sie erzählte: „Ich habe dich wohl nur vergessen, weil sie die Erinnerungen in diesem Anhänger einschließen wollten. Doch ich weiß nicht, was passiert ist. Ich konnte dich fühlen und dennoch war es so, als wärest du nicht hier und doch zugleich doch. Es tut mir leid, dass ich so dumm war und dich alleine ließ. Vielleicht hättest du mich damals mehr gebraucht, als ich es dachte und dennoch war ich damit beschäftigt, das zu tun, was du von mir verlangtest. Hei, ich habe dich so sehr vermisst und ich will, dass du nicht mehr alleine bist. Sofern du es noch immer willst, werde ich wieder an deiner Seite sein und dich durch dein Leben begleiten. Aber wie gesagt, nur wenn du es willst.“

Hei wirkte überrascht von den Worten, die seine junge Freundin gewählt hatte. Doch dann lächelte er und wandte sich ihr zu. Langsam legte er die Arme um ihren Körper und zog sie enger zu sich, wobei er dabei sehr sanft und mit Bedacht vorging. Dann aber antwortete er: „Ich würde mich freuen, wenn du bei mir bleiben würdest. Doch ich weiß nicht, wie der Professor und deine Mutter darüber denken werden. Denn immerhin habe ich dich in der Vergangenheit in Gefahr gebracht. Es ist, als würde ich das nie wieder gutmachen können. Als sei ich ein Monster, das kein Herz mehr besitzt.“

Suou nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und sah ihm in die Augen, bevor sie über seine Wange streichelte und ihm eröffnete: „Sie wissen nichts mehr über das Ereignis vor drei Jahren, Hei. Nur wir beide wissen von diesen Geschehnissen und es ist gut so, denn ich weiß, dass du oft sehr einsam warst. Du hattest nie jemanden, mit dem du über deinen Schmerz und dein Leid reden konntest. Es ist, als hätte ich einen großen Bruder gewonnen damals. Ich bitte dich auch um Verzeihung für Dinge, die ich damals gesagt habe. Denn ich weiß, dass ich auch nicht immer einfach war und dir oft Verletzungen zufügte.“ Hei schüttelte sanft den Kopf und entgegnete: „Es ist gut, dass nur wir davon wissen. Denn eines Tages wäre es zu einer Gefahr für uns geworden. Aber damit du bei mir sein kannst, musst du mit deinen Eltern reden, dass wir beisammen wohnen können. Ich werde mitkommen, damit sie mich kennen lernen können. Es ist wohl besser so, denn ich will dir keine weiteren Unannehmlichkeiten mehr bereiten.“

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Professor Pavlichenko und seiner Frau Asako. Sie hatten Suou schon erwartet und waren überrascht, als sie mit Hei zurückkehrte. Suou’s Mutter saß gerade im Garten und übte für neue Fotografien und schrak leicht zusammen, als das Gartentor aufging. Dort stand ihre Tochter mit einem großgewachsenen, jungen Mann, der vollkommen in schwarz gekleidet war. Frau Pavlichenko eilte herbei und rief: „Suou, ist alles ok? Hat er dir was getan? Was wollen sie hier??“ Suou beruhigte ihre Mutter und machte eine beschwichtigende Geste, bevor sie erklärte: „Mama, darf ich vorstellen, das ist mein Freund Hei. Wir haben uns damals nahe der Schule kennengelernt und es hat sich sofort eine Sympathie und ein seltsames Gefühl zwischen uns beiden entwickelt. Wir müssen mit euch reden, denn wir beide haben einen Entschluss gefasst.“ Ihre Mutter bat die beiden in ihr Haus und bot ihnen einen Platz an. Hei war überrascht, wie warmherzig und liebevoll Suou’s Mutter war. Denn eine solche Art von Liebe hatte er niemals gefühlt, da er sich nicht einmal mehr an seine eigene Kindheit erinnern konnte. Es war als seien seine Erinnerungen auch teilweise verschwunden.

Asako Pavlichenko brachte Tee an den Tisch und setzte sich zu den beiden, bevor sie begann zu sprechen: „Also ist es wahr, was meine Tochter mir über ihren Traum erzählt hat. Sie hat dich also wirklich sehr gerne, Hei. Aus diesem Grund möchte ich auch, dass Suou bei dir glücklich sein kann und, dass du sie beschützt, so gut du das kannst. Nur möchte ich wissen, was euer gemeinsamer Entschluss ist.“ Suou nahm die Hand ihrer Mutter und berichtete: „Es ist folgende Entscheidung. Ich möchte bei Hei wohnen und ihn durch sein Leben begleiten können. Denn irgendwann wäre er sicherlich auch einmal an seiner Einsamkeit zerbrochen. Denn vor 4 Jahren hat Hei seine beste Freundin Yin verloren. Sie war mehr als eine Freundin für ihn und das hat alles noch viel schlimmer gemacht. Darum möchte ich euch um eure Zustimmung für unseren Plan bitten.“ Mikhail Pavlichenko, Suou’s Vater, erklärte: „Unter einer Bedingung, lass ich dich gehen, meine Kleine. Ich werde dem Plan nur zustimmen, wenn Hei bereit ist, alles zu riskieren falls notwendig, um dich zu schützen und immer treu sein wird. Ich weiß nicht, wie sehr ich dich vermissen würde, aber du bist nun erwachsen fast und ich weiß, dass du deine eigenen Wege gehen willst.“
 

Hei nickte sanft und entgegnete: „Ich würde Suou sogar mit meinem eigenen Leben schützen, wenn ich es müsste. Aber ich will sie niemals alleine lassen und ihr immer treu sein. Ich will ihr ein guter Partner sein und sie für immer begleiten.“ Herr und Frau Pavlichenko waren einverstanden mit dem Versprechen, dass er gemacht hatte.

Und somit ließen sie ihre Tochter gehen, obwohl es ihnen auch etwas wehtat. Suou wollte schon ihre Sachen packen, als Hei den Kopf schüttelte und sagte: „In dem kleinen Appartement, wo ich zur Zeit lebe, ist nicht genug Platz für uns beide, Suou. Lass mir ein paar Tage Zeit, damit ich eine geeignete Wohnung finden kann. Und dann möchte ich dich mit einer Überraschung willkommen heißen.“ Suou nickte kurz und stimmte seinem Vorschlag zu. Sie wollte aber in dieser Nacht bei ihm sein und einfach nicht von seiner Seite weichen. Also schlug sie ihm vor, bei ihr zu bleiben. Aber Hei schüttelte den Kopf und bat sie, auf ihn zu warten, bis er sich meldete. Er wollte nicht in diesem Haus bleiben. Denn vielleicht hätte er Suou in Gefahr gebracht eines Tages. Manche Menschen waren noch immer hinter ihm her und das könnte vielleicht irgendwann gefährlich werden. So manche Menschen hassten ihn auch wegen seiner kämpferischen Fähigkeiten, mit denen er inzwischen anderen Menschen sehr viel geholfen hatte.

So vergingen die Tage…

Hei hatte endlich gefunden, wonach er gesucht hatte. Eine hübsche Wohnung, die für ihn und Suou reichen sollte. Doch auf einmal beschlich ihn eine Mischung aus Traurigkeit und Angst. Er wusste, dass er die Erinnerung an seine geliebte Freundin Yin beinahe vergessen hatte. Aber vielleicht war es ja besser so, wenn er sie eines Tages vergessen würde. Denn mit dem Ende der Ära der Contractors und unglücklicherweise auch Yins Tod, war auch der Tod von BK-201, dem gefürchteten „Black Reaper“ gekommen. Nur eine Person war geblieben. Und das war Hei, der sich manchmal auch als Li Shengshun ausgab. Sorgfältig bereitete Hei alles vor und rief dann bei Suou an und bat sie ihre Sachen zu packen und zu ihm zu kommen, nachdem er ihr die Adresse nannte. Suou tat, worum er sie bat und machte sich auf den Weg, nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte. Es war so, als würde sie einen Weg in eine neue Richtung gehen und endlich wissen, wer sie war. Doch das wusste sie bereits und sie war auf dem Weg zu ihrem geliebten Partner. Doch in der Zwischenzeit saß Hei am Fenster und murmelte: „Yin, ich weiß, dass ich der größte Idiot auf dieser Welt war. Aber ich weiß auch, dass ich eines Tages diesen Fehler wieder gut machen kann. Ich habe dich doch immer beschützt und weiß nicht, wie sehr ich verloren war, nach deinem Tod in meinen Armen. Aber ich weiß auch, dass ich dich immer lieben werde, wie eine kleine Schwester, die ich einst verloren habe. Und auch an dich werde ich immer denken, Pai, meine geliebte Schwester. Und immer daran denken, dass du mir einst deine Kraft gabst, damit ich weiterleben konnte. Es war die Kraft, die ich brauchte, um diesen Weg zu gehen. Danke, Pai.“

Auf einmal klingelte es an der Tür. Suou stand draußen, als Hei die Tür öffnete. Doch was er nicht wusste war, dass er geweint hatte, als er an Yin und Pai denken musste. Schnell wollte er sich die Tränen von der Wange wischen und wegsehen, doch Suou berührte seine Wange und wischte ihm die Tränen fort. Dann gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und umarmte ihn, bevor sie sagte: „Du darfst nicht mehr weinen, denn das lasse ich nicht zu. In der Vergangenheit warst du es, der mir die Kraft und den Mut gab, weiterzugehen. Du hast mich unterrichtet und mir zur Seite gestanden. Ich weiß nicht, was ohne dich aus mir geworden wäre. Hei, du bist immer so traurig, wenn du mich ansiehst. Ist es wirklich richtig, was wir da tun? Nicht, dass ich es nicht will, aber ich habe Angst, dass du dabei ein schlechtes Gewissen hast und leidest.“
 

Hei sah Suou ungläubig an und bemerkte: „Ich hatte nur einige schlechte Erinnerungen daran hierher zu kommen, doch es ist der perfekte Ort für uns beide. Sieh dich doch in Ruhe um, bevor wir uns später drüben im Nachbarraum zum Abendessen treffen. Ich lass dir freie Hand, was du dir ansehen willst. So gehört es sich für einen guten Partner.“

Suou sah sich erstaunt um und auf einmal suchte sie ihn auf mit den Worten: „Hei, warum hast du mir nicht gesagt, dass wir in einer ehemaligen Sternwarte leben? Hast du dir denn eigentlich den Platz mit Absicht ausgesucht? Ich weiß ja, dass du gerne in den Sternenhimmel hinaufsiehst. Aber ich finde es hat auch traurige Erinnerungen an die Vergangenheit. Denn du hast mir einmal erzählt, dass du dir gerne mit Yin die Sterne angesehen hast.“ Hei lachte und sagte nur: „Ja, das habe ich. Es war eine Überraschung. Man nennt es auch das „Haus der Sterne“. Fühl dich wie zuhause.“

Das traurige Herz

Kapitel 2 – Das traurige Herz
 

Suou sah hinauf und entdeckte die riesige Glaskuppel, die unter einem Metallmantel verschwand. Doch dann seufzte sie wehmütig und sah zu Hei hinüber. Er stand an einer alten Schalttafel, die sich in der Wand befand. Er drückte zwei Knöpfe, unter denen ein einzelnes Kanji, also ein japanisches Schriftzeichen stand und lächelte zufrieden. Mit einem Knarren öffnete sich der stählerne Mantel der Glaskuppel und dann ging er zum alten Teleskop hinüber, um es in Betrieb zu nehmen. Hei fühlte sich hier sehr wohl. Es war wie früher, als er sich die Sterne mit seiner jüngeren Schwester Pai ansah. Als das alte Teleskop funktionierte, winkte er Suou zu sich herüber und bedeutete ihr sanft: „Sieh hindurch und sag mir, was du sehen kannst. Achte mal dabei darauf, ob dir vielleicht ein Stern auffällt, der anders ist. Ich habe überlegt, dass ich die Glaskuppel offen lasse, sodass du jede Nacht in den wahren Sternenhimmel hinaufblicken kannst. Und so manches Mal wird auch vielleicht eine Sternschnuppe vorbeikommen.“ Suou tat, worum Hei sie gebeten hatte. Sie blickte durch das Teleskop und erkannte einen Stern, der sehr viel heller und kräftiger als die anderen Sterne leuchtete.

Sie war erstaunt darüber, was sie gesehen hatte. Immer und immer wieder blinzelte sie überrascht, da sie das alles nicht glauben konnte. Aber es war die Wahrheit. Dieser Stern glühte förmlich vor ihren Augen. Überrascht und etwas ängstlich wandte sie sich vom Teleskop ab und erzählte Hei von ihrer Entdeckung. Er lachte, als er antwortete: „Das ist mein Stern, BK-201. Er existiert noch, obwohl ich meine Fähigkeiten schon lange verloren habe. Nur wenn ich glücklich bin und es mir gut geht, leuchtet er so hell. Bin ich traurig, flimmert er nur leicht am Abendhimmel vor sich hin und ist kaum sichtbar. Also, Suou, es hängt an dir wie sehr er leuchtet. Denn du trägst von nun an Sorge für mein Wohlergehen. Und ich für deines.“ Hei hatte immer gedacht, dass er seine Fähigkeiten verloren hatte, doch ein Teil seiner damaligen Fähigkeiten bestand immer noch. Denn solange sein Stern oben am Himmel erstrahlte, waren auch seine Fähigkeiten nicht vollständig erloschen. Er hatte sie nur nie wieder eingesetzt.

Und so vergingen die nächsten Tage wie im Flug. An einem Abend hatte Suou sich neben Hei gekuschelt, weil er etwas fror und sie hatte den Kopf auf seiner Brust liegen, als etwas geschah, was irgendwann vorhersehbar gewesen wäre. Die beiden waren sich so nahe gekommen, dass ihre Liebe sie wie ein Feuer ergriff und beide nicht von einander lassen konnten. Es war der Beginn ihrer ersten körperlichen Vereinigung, obwohl sie schon ihre Fähigkeiten zuvor geteilt hatten. Aber dieses Mal war es aus purer Liebe geschehen. Und so dauerte das Spiel zwischen ihren Körpern lange an, bevor sie beide sich erschöpft zur Seite rollten und nebeneinander unter ihrer warmen Decke lagen.
 

Suou blickte Hei noch etwas an, während er eingeschlafen war und dachte sich im Stillen: „Wenn er schläft ist er so süß. Ich kann verstehen, dass er traurig ist, wenn keiner bei ihm ist. Immerhin ist er wirklich ein herzensguter junger Mann. Mal abgesehen davon hat er nur Aufträge ausgeführt, als ich ihn das letzte Mal kämpfen sah. Er sieht aus wie ein Engel und ist immer da, wenn ich einsam bin. Ach, Hei, ich will nicht mehr dass du leidest.“

Plötzlich wälzte er sich im Schlaf von einer auf die andere Seite und stöhnte gequält auf. Immer wieder streckte er die Hand aus, um nach etwas zu greifen, aber griff ins Leere. Suou zog ihn zu sich und nahm ihn vorsichtig in die Arme, bevor sie den Kopf an seine Schulter legte und leise sprach: „Nein, Hei, beruhig dich doch. Ich bin hier und du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ruhig, ganz ruhig. Du musst nicht mehr kämpfen und fliehen. Du hast nun eine Heimat, wo du sicher bist. Ich beschütze dich. Ruh dich aus.“ Auf einmal schreckte Hei atemlos in die Höhe und sah Suou an, die neben ihm kauerte und fast weinte. Er wusste, dass sie mit ihm gelitten hatte. Betrübt blickte er zur Seite und wollte sie leicht von sich schieben, um zu fliehen. Doch dann sah er sie weinen. Traurig sagte er: „Was habe ich nur getan? Ich wollte dich nur vor mir selbst beschützen. Denn wenn ich solche Träume habe, leide ich immer sehr. Ich will nicht, dass du eines Tages einmal mit mir leiden musst. Suou, ich brauche dich. Ich bin einsam und verloren. Mein Körper findet keine Ruhe mehr, wenn ich einsam bin. Es ist wie ein Fluch. Einst war ich einer der besten Kämpfer in ganz Tokyo und inzwischen leide ich sehr.“

Suou drückte ihn an sich und entgegnete: „Es ist kein Fluch. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und vielleicht auch noch an Yin quälen dich. Du musst mich nicht vor dir beschützen. Denn ich kenne deine Gefühle und weiß, dass du mich nicht verletzt. Hei, du musst Ruhe finden, denn sonst wirst du eines Tages sehr krank werden und nicht mehr für mich da sein können. Ich bleibe immer bei dir und du wirst niemals mehr einsam sein. Halt mich einfach fest. Wenn ich in deinen Armen liege, kann ich fühlen, was du wahrnimmst. So kann ich dir auch helfen. Bitte, lass mich nicht alleine. Ich will dir immer zur Seite stehen.“ Was niemand ahnte war, dass diese Nacht ihre Folgen haben würde. Denn auf einmal stellte Suou Veränderungen an sich fest und entschied einen Arzt zu kontaktieren. Sie war erstaunt, als der Arzt ihr etwas verkündete. Sie würde bald Mutter werden und, dass es Zwillinge seien. Als sie heimkehrte und Hei davon erzählte, fiel er fast aus allen Wolken vor Schreck. Doch dann auf einmal traf ihn etwas wie ein Stromschlag, so wie damals, wenn sich seine Fähigkeit gegen ihn selbst richtete.

Nun wusste Hei, was das war. Seine Fähigkeiten waren in den Kindern und somit auch wieder zurückgekehrt. Also war es wahr, was man ihm damals erzählt hatte. Er hatte seine Kraft nie ganz verloren, nur wollte er nicht mehr kämpfen und einsam sein. Benommen sank er in die Knie und legte den Kopf auf Suou’s Beine. Sie strich durch sein kurzes schwarzes Haar und streichelte seine Wange. Als sie ihm einen Kuss gab, rannen Tränen über seine Wangen und Hei begann zu schluchzen. Suou meinte: „Nein, nicht doch. Weine nicht, Hei. Es ist alles gut und du wirst wirklich ein guter Vater sein. Gib die Hoffnung nicht auf. Du weißt, dass wir nie mehr in diesen schrecklichen Krieg zurückkehren müssen und leiden. Komm, leg dich etwas schlafen. Du bist völlig erschöpft. Du schläfst so gut wie nicht und manchmal isst du auch nichts mehr. Nicht wie früher, als du noch einen verdammt guten Appetit hattest.“

Betrübt widersprach Hei: „Nein, ich will nicht schlafen und weinen, bis ich nicht mehr kann. Nur so verschwindet dieser endlose Schmerz wieder. Ich weiß, dass ich nicht mehr der bin, der ich einst war. Und vielleicht wirst du mich im Stich lassen. Aber ich weiß, dass ich vieles getan habe, was ich nicht tun sollte. Und ich werde wohl nie ein guter Vater sein können. Selbst wenn es ein Sohn wäre.“
 

Suou holte mit der flachen Hand aus und klatschte ihm eine auf die Wange, bevor sie ernst sprach: „Hei, das ist nicht wahr. Du bist immer gerecht und gutherzig gewesen. Auch, wenn du einmal Fehler gemacht hast, so hast du doch immer einen Ausweg gefunden und ich will nicht, dass du jetzt leiden musst. Ich will dich nicht mehr leiden sehen. Man hat dich meist als Helden des Krieges um das Hells Gate gesehen und ich weiß, dass du das nicht wolltest. Aber ich weiß auch, dass ich ohne dich verdammt einsam bin. Also komm zur Ruhe und iss endlich wieder, bevor du noch krank wirst. Ich liebe dich doch, Hei.“

Die Trauer, die sich in seinen Augen widerspiegelte, wich plötzlich einer Mischung aus Freude und Sorge. Immer und immer wieder blinzelte er überrascht. Denn Suou’s Worte hatten ihm die Augen geöffnet und ihn daran erinnert, was er damals alles durchgestanden hatte. Doch sie wusste auch, dass sie zu hart mit Hei umgegangen war. Er litt immer noch unter den Geschehnissen, in denen er Yin verloren hatte. Er hatte nie sein Versprechen halten können und so wurde aus seiner geliebten Yin, das „Monster“ Izanami. Doch selbst als Izanami hatte Yin ihre Erinnerungen behalten und hoffte auf die Hilfe ihres Freundes, um alles zu beenden. Denn sie würde eines Tages auch ihn mit in diese Sache hineinziehen. Das alles war Suou bewusst und sie erinnerte sich immer wieder an die harten Kämpfe zurück die sie, Seite an Seite mit Hei ausgefochten hatte.

9 Monate später…

Die Zwillinge wurden geboren und es war eine Sturmnacht, in der ein heftiges Gewitter tobte. Hei war in solchen Nächten nie bei seiner Liebsten geblieben, da er fürchtete, sie zu verletzen. In solchen Gewitternächten erwachten seine Fähigkeiten wieder und das wollte er nicht in der Anwesenheit von Suou und den neugeborenen Kindern wagen. Aber auf einmal bat Suou die Hebamme darum, Hei ins Haus zu rufen und er kam, wie sie es wünschte herein. Verblüfft sah er auf die beiden Kinder, die in Suou’s Armen lagen. Es waren ein Junge und ein Mädchen. Suou lächelte und sagte mit heiserer Stimme: „Komm her zu mir, mein Schatz. Du sollst der Erste sein, der den Kleinen im Arm hat, denn du bist sein Vater. Du wirst immer für ihn da sein können und ich weiß, dass wir irgendwann unsere Vergangenheit in ihnen erkennen werden. Hei, nimm deinen Sohn in den Arm und bleib bei mir. Ich will nicht alleine sein.“ Behutsam strich er ihr über die Wange und erwiderte: „Ich werde für euch da sein. Der Kleine ist so süß. Ach, ich bin glücklich, dass ich euch habe. Ihr habt mir wieder einen Lebenssinn gegeben und mich auch aus meiner Trauer befreit. Ich weiß nicht, wie ich dir danken kann, Suou.“ Suou gab ihm einen Kuss und entgegnete: „Ich weiß etwas. Achte immer gut auf dich, Hei. Eines Tages werden wir deine Fähigkeiten wieder brauchen, um vor Feinden und Sorgen sicher zu sein. Aber ich weiß, dass du eines Tages auch nicht mehr kämpfen wirst und darum bitte ich dich, unseren Sohn auszubilden. Damit er sicherlich auch seinen Weg gehen kann. Aber eines ist sicher. Der „Black Reaper“ wird nicht wieder zurückkehren.“ Hei wusste, dass sie Recht behalten würde. Sein zweites Ich würde niemals mehr zurückkehren. Denn er würde dafür sorgen und seine Familie beschützen. Doch, wenn es irgendwann notwendig wäre, würde er sich überwinden und in diese Identität schlüpfen, um seine Familie vor Schaden zu bewahren. Irgendwie widerstrebte es ihm sehr, das zu tun.

Und so zogen die Jahre ins Land.

Die Zwillinge hatten inzwischen ihre Namen erhalten. Hei’s Sohn wurde auf den Namen Paco und seine Tochter auf den Namen Kalea getauft. Paco ähnelte seinem Vater sehr und glich ihm fast aufs Haar. Nur konnte Hei sich nicht mehr an seine eigene Kindheit erinnern. Es war als wären seine Erinnerungen unwiederbringlich zerstört worden und somit kannte er nicht einmal mehr seine eigene Identität. Er erinnerte sich nur daran, dass er oft die Identität des jungen chinesischen Studenten Li angenommen hatte. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass auch dies nicht sein wahres Ich war. Immer wieder beschlich ihn das unheimliche und untrügliche Gefühl, dass er seine Vergangenheit verloren hatte. Die beiden Kinder verbrachten ihre Zeit alleine im Garten, während sie unter der Beobachtung ihrer Eltern standen, als Hei auf einmal zu seiner Liebsten sagte: „Du, sag mal, Suou. Was würdest du denken, wenn ich gar nicht ich wäre, sondern ein anderer, dessen Name unbekannt ist? Ich habe Angst, dass du mich hassen würdest und ich daraufhin wieder für immer einsam wäre.“

Suou sah ihn verwirrt an und meinte: „Wie meinst du das denn jetzt, Hei? Es ist doch ganz egal, welchen Namen du hast. Ich würde keinen anderen Namen als deinen Jetzigen kennen und gebrauchen. Denn für mich wirst du immer Hei sein. Ich weiß nicht, was das alles ändern würde, aber ich weiß, dass es nichts an meiner Liebe zu dir ändert. Ich mag deinen Namen und selbst wenn deine wahre Identität verloren ist, will ich immer nur diese eine Person in dir sehen. Wen ich nie in dir sehen werde, wird dieses kaltherzige Monster sein, das du einst einmal warst. Ich will immer an dich glauben und dir beistehen, denn ich tu das aus Liebe zu dir. Denk bitte nicht mehr darüber nach. Denn du bist mein Schatz und das wirst du für immer sein.“ Hei schmiegte sich sanft an sie und schloss die Augen. Doch dann rannen ihm Tränen über die Wangen. Er wusste, dass seine Frau Recht hatte. Suou hatte schon damals, als sie sich noch nicht sonderlich mochten, immer sein wahres Ich erkannt. Auch wenn sie ihn einst einmal, als gewalttätigen und nutzlosen Säufer bezeichnet hatte. Denn einst hatte sie miterlebt, wie Hei versuchte seine Probleme und Erinnerungen im Alkohol zu ertränken. Nur sie hatte es geschafft ihn wieder davon loszubekommen. Und so erinnerte sie sich wieder daran, wie alles war.

Suou begann zu erzählen: „Einst habe ich dich so schlimm beschimpft, dass es mir irgendwann doch sehr wehtat. Ich hab dich damals immer traurig angesehen, wenn du losgegangen bist, um dir Alkohol zu kaufen, damit du deinen Kummer ertränken konntest. Doch auf einmal, als ich von dir forderte, damit aufzuhören und du dich so sehr verändert hast, habe ich die wahre Person in deinem Inneren erkannt.“ Hei widersprach ihr auf einmal: „Das konnte niemals jemand tun, denn ich war ein Meister darin, mich zu verstellen. Keiner konnte in mein Innerstes sehen. Ich glaube nicht einmal du. Doch dann auf einmal stellte ich betrübt fest, dass du es getan hattest. Du hast in mich gesehen und erkannt, dass ich kein herzloses Monster und kein gewalttätiger, nutzloser Säufer bin. Du hast mir damals eigentlich erst wieder den Sinn des Lebens und meiner Kämpfe gezeigt und du hast mich begleitet, bis ich die Kraft und den Mut hatte, Izanami zu töten. Nur leider erwachte zu der Zeit auch Izanagi im Herzen deines Bruders, Shion. Es tut mir leid, dass ich zu spät war, aber ich kann heute die Vergangenheit nicht mehr ändern. Du weißt selbst, dass du das auch nicht mehr kannst. Und ich weiß, dass die Vergangenheit zu ändern, auch große Auswirkungen auf unsere Gegenwart und Zukunft hätte. Suou, egal wie wir uns damals entschieden haben, es zählt nur was noch kommt. Die Kinder und du sind mir das Wichtigste auf dieser Welt geworden und ich weiß, dass du eines Tages verstehen kannst, dass ich nicht mehr ohne euch sein will.“

Suou umarmte Hei und drückte ihn sanft an sich. Dann entgegnete sie: „Vielleicht ist es ja auch besser so, wenn wir die Vergangenheit und die Zukunft nicht beeinflussen können. Ich weiß, dass es uns eines Tages großen Ärger und unsägliches Leid eingebracht hätte, wenn wir das könnten. Ich weiß nicht, was es bringen würde. Du musst dich nicht entschuldigen, Hei. Ich fand es besser so, wie es damals geschah. Shion war zwar mein Bruder und doch fühlten wir uns nie einander verbunden. Ich will heute nur noch eines erleben. Eine friedvolle Zukunft mit meiner Familie, damit ich nie wieder leiden muss. Und ich weiß, dass du mir eines Tages für all dies dankbar sein wirst. Denn du warst nie alleine.“
 

Hei strich ihr mit dem Handrücken über die Wange und sah sie mit traurigen Augen an. In seinen blauen Augen lag auch ein schwacher Schimmer von Kummer und Angst. Suou konnte erkennen, was er gerade fühlte und verstand, dass sie nun bei ihm bleiben musste. Immer und immer wieder zog sie in der Vergangenheit eine Flucht in Betracht. Doch inzwischen wusste sie, dass sie nur vor ihrem Freund und Beschützer geflohen wäre.

Suou hatte verstanden, dass Hei sie beschützt hatte, weil es zuerst seine Aufgabe war. Aber nach geraumer Zeit hatte er eine Sympathie für sie entwickelt und tat dies aus freien Stücken. Behutsam streichelte auch sie mit dem Handrücken über seine Wange und sah ihn an. Hei drückte vorsichtig seine Wange an ihren Handrücken und sprach: „Das tut so gut, Suou. Es ist als hätte ich das so lange vermisst. Ein Gefühl voller Wärme und Liebe, welches mir gegeben wurde, wenn ich heimkehrte. Doch es war nie da. Ich war es gewohnt, immer alleine zu sein. Und ich habe nun erkannt, dass ich ein Narr war.“ Suou küsste ihn liebevoll und erwiderte: „Hei, du hast das wirklich sehr lange und schmerzlich vermisst. Dieses Gefühl gab dir keiner, wenn du zurückgekommen bist. Denn du hattest auch kein Zuhause, in dem du willkommen geheißen wurdest. Es war niemand da, der dich freudig begrüßte, wenn du zurückgekehrt bist. Ich werde dich immer wieder mit einem freudigen Lächeln und einer liebevollen Umarmung willkommen heißen, wenn du nach Hause kommst.“

So vergingen weitere 2 Jahre…

Inzwischen waren die Zwillinge schon älter und konnten sprechen und gingen bereits in den Kindergarten. Doch an einem Tag hatte Suou eine sehr seltsame Vorahnung. Sie hatte in der vorhergehenden Nacht geträumt, dass sie ihre Kinder holen wollte und sie nicht fand. Es musste also in diesem Traum ein Unglück stattgefunden haben. Betrübt erzählte sie Hei davon, bevor er entsetzt bemerkte: „Jemand will unseren geliebten Zwillingen was antun?! Das ist doch nicht wahr. Bitte sag mir, dass es nur ein Traum war, Suou. Lass das alles nicht wahr werden. Denn wenn es wahr wird, werde ich bald nicht mehr am Leben sein. Die Zwillinge sind mir sehr wichtig und ich kann nicht ohne sie und dich leben. Ich will euch in Sicherheit wissen und endlich ein Zuhause haben.“ Suou schüttelte traurig den Kopf bevor sie ihm alles erzählte. Sie wusste genau, was sie geträumt hatte und, dass auch ihr Liebster in diesem Kampf sehr litt. Für Suou war von nun an wichtig, dass sie wirklich verhindern konnte, was geschehen würde. Denn in der Vergangenheit waren viele Dinge geschehen und sie wusste, dass sie es hätte verhindern können. Sie erinnerte sich auch daran, dass sie genauso Hei’s Verletzungen hätte verhindern können, wenn sie nur etwas mutiger und beherzter gewesen wäre.

Nachdem Suou ihm von diesem Traum erzählte, rannte Hei weinend in die Finsternis der Nacht hinaus und lief so weit er konnte, bis er atemlos war und sich traurig umsah. Er wusste, dass er in den Wald hinter der alten Sternwarte gelaufen war. Und doch hasste er sich in seinem tiefsten Inneren für das, was er getan hatte. Ein loderndes Feuer, begleitet von einem brennenden und ekelhaften Schmerz, wütete in seinem Herzen und immer wieder sah Hei zum Himmel auf, um zu sehen, wo sein eigener Stern war. Leise sagte er: „Ich bin so ein Idiot. Sie brauchen mich. Und selbst, wenn es bedeuten würde, dass der Black Reaper wieder erwacht, werde ich für sie kämpfen und alles geben, was ich habe. Ich würde sogar mein eigenes Leben für meine Familie opfern. So wie ich es einst Suou’s Mutter Asako versprach. Ach, Suou, kannst du mich nach all diesen Taten denn noch lieben?“ Dann holte er gegen sich selbst aus und schlug sich gegen die Brust. Dann zog er sein Messer und betrachtete es kurz, bevor er sich einen langen Striemen auf der Wange zufügte und sogar sein Shirt zerfetzte und sich einige lange, sogar teils blutige Striemen auf der Brust beibrachte. Irgendetwas hielt ihn aber davon ab, weiter zu gehen und sich sogar ernsthafter zu verletzen. Es war schlimm für ihn, wenn er von seiner Familie getrennt war. Aber Hei wusste, dass er diese momentane Trennung selbst verschuldet hatte und nun einen Ausweg aus dieser Misere finden musste. Denn Suou war vielleicht schon sauer auf ihn und wollte ihn vielleicht auch nicht sehen. Immer wieder fügte Hei sich weitere Verletzungen zu und er glaubte, dass er dieses Leid endlich beenden musste. Doch er konnte das nicht tun. Tief in seinem Inneren gab es noch einen winzigen Funken Hoffnung, der ihn von einer sehr großen Dummheit abhielt. Immer wieder schaute er zum Himmel auf und betrachtete seinen Stern traurig.

Dann sprach er ähnlich eines Gebetes zu seinem geliebten Stern: „Ach, BK-201, warum kannst du mir nicht helfen? Du leuchtest nur, wenn es mir gut geht. Aber du änderst dich nicht, wenn ich traurig bin. Ich kann ja verstehen, dass Sterne nicht mit einem reden, aber warum kannst du mir nicht einfach ein Zeichen geben, wohin ich gehen soll. Es ist so schwer geworden, einen klaren Blick und das Ziel vor Augen zu behalten.“ Hei’s Stern funkelte auf einmal und es schien, als würde eine der Sternenspitzen in Richtung der alten Sternwarte zeigen. BK-201 wies ihm einen Weg, den er gehen sollte. In einem stillen Moment dachte Hei, dass er nun völlig verrückt sei, weil er mit seinem Stern redete. Doch er wusste, dass dieses Zwiegespräch ihm auch die Möglichkeit zur Heimkehr gab, weil er nun verstand, was er tun sollte.



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