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Anaeruin

von

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Zeichen

Hi!
 

hier bin ich wieder, nach langer ZEit, wie ich zugeben muss. Aber immerhin. Ich hoffe, ihr habt euren Spaß.
 

*Kekse hinstellt*
 

Mata ne,
 

ADE
 


 

_______________________________________________________________________________
 


 

Da!
 

Er tat es schon wieder!
 

Charlie runzelte die Stirn. Das erste Mal hätte es noch ein Irrtum sein können, das zweite Mal eine Täuschung, doch dieses Mal sah er es ganz deutlich. Harry schrak regelrecht vor der Berührung zurück, er wollte sichtlich nicht angefasst werden, denn jedes Mal waren die Augen mit einem Film aus Schmerz überzogen. Und es hatte nichts mit Trauer zu tun, was aber außer ihm nur noch Ron zu merken schien.
 

Er war erst vor zwei Tagen aus Rumänien zurückgekehrt, er hatte seinen Job für ein Jahr zur Ruhe gelegt, da im Moment ohnehin nur wenige Drachen da waren, er würde auch ohne Probleme im Jahr darauf zurückkehren können. Er wusste, dieser grausige Krieg ging nun in seine Endphase, er konnte seine Familie nicht allein lassen und nicht nur er war dieser Meinung gewesen, auch Bill hatte sich für ein Jahr aus Ägypten frei stellen lassen, Fleur war ebenfalls hier.
 

Nun, das war ja auch der Grund für diese Versammlung, die Hochzeit der Beiden, die diese unbedingt noch vor dem Ausbruch des Krieges halten wollten. Darum hatte man auch Harry für eine Woche erlaubt, zu ihnen zu kommen. Er hatte den Jungen bisher nur ein Mal gesehen, vor knapp zwei Jahren. Beim Quiddichcup. Bill und er hatten damals Karten und Zelte bezahlt und die Familie, sowie Hermine und Harry eingeladen. Es war eine der wenigen Möglichkeiten, wie sie ihre Familie unterstützen durften, denn Geld anzunehmen, lehnten ihre Eltern rundheraus ab, obwohl sowohl er als auch Bill verdammt gut verdienten. Aber ihre Eltern waren stur, sie sagten, sie würden das angesparte Geld irgendwann brauchen, zum Kauf eines Hauses, wenn das erste Kind kommen würde, oder sonst was.
 

Bill hatte sich bereits ein Haus geleistet, ganz in der Nähe des Fuchsbaus, doch natürlich würden Fleur und er es erst nach der Hochzeit beziehen. Er selbst war weniger traditionell, immer schon gewesen. Er liebte Bulgarien und seine Drachen, er hatte sich in der Nähe des Horstes ein Haus geleistet, denn egal, wen er mal heiraten würde, seinen Job war er nicht bereit, jemals aufzugeben. Auch hatte er sein Haus geschützt. Ein Freund hatte ihm dazu geraten. Er hatte gesagt in Zeiten eines Krieges könne man nie vorsichtig genug sein, vor Allen, wenn die Familie darin verwickelt sei. So hatte er alles Mögliche getan, um diese Sicherheit zu gewährleisten. Blutschutzzauber, die viele alte Familien benutzten, ein Zauber, der ähnlich funktionierte, wie der der Blacks, Fidelus, wobei er sein eigener Geheimnisverwahrer war. Die Geschichte der Potters hatte ihn gelehrt, alle nur möglichen Vorkehrungen zu treffen.
 

Erneut richtete Charlie seinen Blick auf den Jungen, der gerade erst mit Tonks angekommen war, die aber auch schon wieder verschwunden sein musste, als der gesagte weggesehen hatte. Erneut sah er nur, wie Harry verzweifelt versuchte, ein Zucken zu unterdrücken, als seine Mutter ihn fest umarmte, danach setzte er sich, lächelte, nickte manchmal, doch er schien nicht wirklich anwesend zu sein. Er schien mit... seinem Bewusstsein zu kämpfen, manchmal lehnte er sich auch an Ron, der Diesen dann jedes Mal vorsichtig ansah.
 

Doch sonst schien niemand etwas zu merken. Die Anderen redeten aufeinander ein, die Zwillinge machten ihre Scherze, Ginny versuchte wieder mal, sich an Harry ran zu machen und seine Mutter redete vermutlich wieder darüber, was es zu Essen geben würde.
 

Apropos Essen. Charlie sah auf den angebissenen Apfel in seiner Hand, der langsam eine eher weniger appetitliche Braunfärbung annahm, seufzte und warf ihn weg. Harry schien dünn, ziemlich dünn. So war es ihm schon beim Turnier vorgekommen, als er den Jungen das erste Mal gesehen hatte. Im Gegensatz zu Ron war der Junge auch wirklich klein, kaum größer als Ginny, vermutlich etwas kleiner, als Granger.
 

Das Mädchen hatte sich, rein äußerlich, sehr zu ihrem Vorteil verändert, sie war bereits gestern gekommen, Ron hatte ihm erzählt, dass sie zusammen waren, dann aber hatte er herumgedruckst, dass er das am liebsten schleunigst ändern würde. Es passte einfach nicht, auf keine Weise. Das Mädchen kommandierte seinen kleinen Bruder nur herum und hatte ihre Nase ständig in irgendwelchen Wälzern. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er sie besser leiden können. Und er stand voll hinter Rons Entscheidung, mit ihr Schluss zu machen, das war vermutlich für Alle das Beste, denn sie liebte, es, den Anderen als dumm hinzustellen, dabei war Ron alles Andere als eben das. Niemand kam in Schach gegen ihn an und wenn er wollte, lernte er schnell und leicht.
 

„Charlie?“
 

Überrascht wandte der Angesprochene sich um, lächelte seinen Bruder dann an. Er mochte Percy, der Junge war auf seine Weise genial, doch er hatte es oft schwer, das auch zu beweisen, einer der vielen Jungen der Weasleys, der eher zurückhaltend war. Er tat sich schwer, seine Gefühle zu zeigen, doch er hatte sie und viele verletzten sie leichtfertig. Er war der Bruder, zu dem Percy den meisten Kontakt hatte. Letztes Jahr hatte er, entgegen des Willens des Direktors, eine Stelle im Ministerium angenommen, es machte ihm Spaß, doch es hätte ihn fast seine Familie gekostet, dank der Dinge, die dieser dumme Mann gesagt und behauptet hatte.
 

Darum mochte er den Gedanken daran, dass Dumbledore nicht nur anwesend sein, sondern die Trauung vornehmen würde, gar nicht. Er wusste, seine Eltern würden diese Meinung nicht sehr gut finden, doch er empfand den Mann mindestens so als Schlächter, wie Voldemort auch. Sicher, Letzterer, war irre und bösartig, aber Merlin! Das war der Alte auch, wenn er es besser verstecken konnte.
 

„Was gibt es?“, fragte er, ohne seinen Blick von Harry abzuwenden.
 

„Du stehst schon seit einer halben Stunde hier,“ gab Percy ruhig zurück. Er machte sich doch etwas Sorgen um seinen Bruder, er hatte die gesamte Zeit aus dem Fenster gestarrt und dessen Gesicht hatte sich immer weiter verdunkelt.
 

„Schau hin, “ forderte Charlie den Anderen auf. „Sieh dir Harry genau an. Da stimmt doch was nicht! Er sieht mehr tot als lebendig aus! Dabei kommt er doch gerade von seinen Verwandten! Sollte es ihm da nicht gut gehen?!“
 

„Hast du vergessen, dass sein Patenonkel vor ein paar Wochen gefallen ist?“, erinnerte Percy, doch auch er stellte sich zum Fenster, sah nach draußen. Alle saßen da und genossen die Sonne, auch Penelope, seine Verlobte, die er im nächsten Jahr heiraten wollte, am Besten, wenn der Krieg vorbei war, er fand es riskant, was Bill da machte, aber er äußerte sich dazu sonst nicht. „Er hat Black geliebt, es ist klar, dass es ihm nicht so gut geht.“
 

„Das meine ich nicht, das könnte ich verstehen, aber sobald Jemand ihn berührt, zuckt er zurück und Percy, in seinen Augen sehe ich nicht so viel Trauer, wie ich Schmerzen sehe.“
 

Das brachte den Anderen dazu, doch noch mal hin zu sehen. „Er sieht... etwas müde aus,“ gab er zu. „Du solltest mit Ron reden, wenn Jemand was weiß, dann am ehesten er.“
 

„Das habe ich vor,“ gab Charlie zurück. „Mit ihm oder mit Harry selbst, ich habe das Gefühl, dass da wirklich was nicht stimmt und ich glaube, der senile, alte Mann hat was damit zu tun!“
 

Erneut blickte Percy zu seinem Bruder. Er mochte Dumbledore nicht mehr, nicht, seit der ernstlich versucht hatte, einen Keil zwischen ihn und seine Familie zu treiben. „Warum? Er braucht Harry, ich meine, warum sollte er ihm dann schaden?“
 

„Das ist es, was ich gern herausfinden würde, “ gab Charlie ruhig zurück. „Weißt du, ob Lupin kommen wird? Soweit ich weiß, fühlt er sich doch Harry ziemlich nah.“
 

„Er steht auf der Gästeliste, “ nickte der Jüngere. „Denkst du, er weiß etwas?“
 

„Lupin ist ein Werwolf, “ gab Charlie zurück, als wolle er Percy fragen, ob er den Verstand verloren habe. „Wenn er Harry als Teil seines Rudels sieht und annehmen muss, dass er verletzt wurde, was würde er dann wohl tun?“
 

„Ähhh...“
 

„Alles und Jeden, der etwas damit zu tun haben könnte, kurz und klein hacken, zerfetzen, ihnen die Herzen heraus reißen, Harry von hier weg bringen und England – zu Recht – seinem Schicksal überlassen.“
 

„Oh...“, Percy schüttete sich ein Glas Wasser ein: „Dann weiß er es wohl eher nicht.“
 

„Aber vielleicht vermutet er etwas, das kann durchaus sein.“
 

„Sag mal, warum beobachtest du ihn eigentlich von hier aus? Du könntest auch einfach raus gehen und ihn begrüßen,“ schlug Percy vor. „Selbst ich habe schon pflichtbewusst meine Hallos gesagt.“
 

Charlie zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht gern in der Nähe, wenn Granger wieder mal meint, unser aller Intelligenz in Frage stellen zu müssen,“ gab er prompt zurück. „Ich könnte versucht sein, ihr eine zu klatschen. Oh, nicht zu vergessen, dass unser Schwesterlein auf ein Mal meint, alle wären besser, als wir und sie habe einen höheren Status verdient, als reinblütige Schönheit. Ich ertrage nicht so viel auf ein Mal, bevor ich Dummheiten begehe, die mir auch im Nachhinein nicht wirklich leid tun.“
 

Percy seufzte leise. „Ich versteh einfach nicht, warum er sie nicht fallen lässt.“
 

„Er will, aber nicht jetzt, du weißt, dass Mutter, was das Gör angeht, auf einem Auge blind ist. Ich nehme an, entweder trennt er sich kurz vor oder kurz nach der Hochzeit.“
 

„Na dann... wenn du ihnen nicht begegnen willst, würde ich sagen, solltest du hoch gehen, ich lasse mir was einfallen, dann kannst du das Abendessen *verpassen*.“
 

„Danke, “ lächelte Charlie. „Nachher werde ich mir Ronnikins schnappen...“
 

Percy grinste einfach nur, sah seinem Bruder hinterher. „Ich bin gespannt, wann du dir eingestehst, dass du auf Goody-Goody-Potter stehst, “ murmelte er nur. Seit zwei Jahren fragte der Ältere in jedem Brief nach dem Grünäugigen und das ausgerechnet ihn, wo er doch weder in der Schule war, noch so persönlichen Kontakt zu dem Jungen hatte, der generell eher dazu neigte, Jedem aus dem Weg zu gehen. Er wollte meist nur seine Ruhe, die man Harry, als dem Jungen-der-lebt, natürlich nie gewährte.
 


 


 

„Charlie?“, fragte Ron leise, er schüttelte seinen Bruder heftig an der Schulter. „Charlie komm schon! Wach auf!“ Der Jüngere machte sich wahnsinnige Sorgen, er hatte sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, als er Harry gesehen hatte, es war unübersehbar gewesen! Doch nicht mal er hätte mit der Schwere dessen gerechnet, was er dann hatte sehen müssen, nachdem er Harry fast zwei Stunden bearbeitet hatte, um ihn dazu zu bringen, ihm die Wunden zu zeigen. Das Dumme war nur, sie waren zu schwer, als das er etwas tun konnte, er war, verdammt noch mal, kein Heiler, er war nicht mal mäßig begabt, was das anging! Harry hatte aber gebettelt, dass er auf keinen Fall seine Mutter holen sollte und sonst gab es nur noch eine Person im Hause, die einigermaßen mit Wunden umgehen konnte, weil er sie während der Ausbildung ständig gehabt hatte: Charlie.
 

„W’sch losch?“, grummelte Charlie, der irgendwann einfach nicht mehr vorgeben konnte, zu schlafen, dazu war Ron zu brutal. Dabei war es gerade so schön warm! Was dachte der Idiot sich eigentlich! Müde wandte er sich zur Seite. „’sch sich schu spät! Lasch mich schlafen!“ Verdammt, es war noch nicht mal Mitternacht, er hatte sich früh hingelegt, aber nicht damit gerechnet, dass man ihn gleich nach dem Einschlafen wieder wecken würde!
 

„Verdammt, Charlie!“, zischte Ron angepisst. „Ich wecke dich sicher nicht mal eben so zum Spaß! Beweg deinen Hintern ich brauche wirklich, wirklich deine Hilfe! Nicht ich, aber Harry!“
 

„Harry?!“, fragte Charlie alarmiert, richtete sich abrupt auf. „Was ist los?“, fragte er. Während er sich eine Schlafhose über die Boxer zog.
 

„Komm einfach!“, drängte Ron, war schon wieder auf dem Weg zurück.
 

Charlie folgte auf dem Fuß. Er hatte ja gleich gedacht, dass etwas nicht stimmte. Rasch trat er in das Zimmer, das Harry sich mit seinem Bruder teilte – und schluckte. Der Schwarzhaarige saß auf seinem Bett, die Beine an den Körper gezogen, den Kopf auf die Arme gelehnt und das Gesicht versteckt. Er sah klein und hilflos aus, aber das Schlimmste war der Anblick von Harrys Rücken. Da war nur Blut, Vieles getrocknet, aber Einiges tröpfelte noch über die Krusten. „Was in Merlins Namen...?!“
 

Ron setzte sich, strich seinem Freund leicht über die Hände. „Sein Onkel, “ gab er zurück. Er wusste, dass Harry wieder weinte, weil er nicht wollte, dass Irgendwer es sah.
 

„Ron, hol mir alle Heiltränke und Salben, die du finden kannst. Bandagen, “ ordnete Charlie ruhig an. „Und am Besten holst du auch Ma...!“
 

„Nein!“
 

Ron schüttelte den Kopf, legte Harry beruhigend die Hand auf den Kopf. „Wir holen sie nicht,“ versprach er leise, funkelte seinen Bruder böse an, erst dann verließ er sein Zimmer, wieder nur auf Zehenspitzen.
 

So ruhig wie möglich setzte Charlie sich, er sah auf den Jüngeren, der sein Gesicht wieder versteckt hatte. „Harry, was in Merlins Namen ist passiert? Warum hat dein Onkel das getan? Das ist Misshandlung! Das ist doch Wahnsinn, das...!“ Und auf ein Mal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Das... ist nicht das erste Mal, oder?“
 

Harry biss sich einfach nur auf die Lippen. Er wollte nicht antworten, er wollte es nicht, schon gar nicht Charlie, der Ältere hielt ihn nun sicher nur noch mehr für einen Schwächling. Er verlor kein Wort, während Tränen weiter seine Wange herunter liefen, er wusste, er hatte nur drei Tage, drei Tage bewachter Freiheit, bevor er weg musste, er durfte nicht mal zur Hochzeit bleiben, denn seine Anwesenheit würde alle angeblich zu sehr gefährden. Ron hatte gesagt, dass das Unfug sei, was ja auch er selbst dachte. Es war nur eine weitere Gemeinheit von Dumbledore, eine von vielen...
 

Charlie beobachtete das stumme Beben der Schultern und das gab ihm mehr Gewissheit, als er hatte haben wollen. „Ich muss das alles desinfizieren,“ erklärte er dann. „Das wird weh tun.“ Er strich leicht über eine von Harrys Händen. „Wird er dich wieder schlagen, wenn du zurück gehst?“
 

„Natürlich wird er das,“ zischte Ron in dem Moment, während er seine Beute auf dem Bett verteilte. „Er schlägt Harry schon solang er denken kann! Und ich glaube, dieses Mal ist er sogar mit einem Messer auf ihn los gegangen! Harry hat eine tiefe Wunde an der linken Schulter und kann seinen Arm kaum bewegen! Denkst du, der hört auf? Denkst du das wirklich?!“
 

„Aber... weiß Dumbledore es?“, fragte Charlie, vollkommen ruhig, während er eines der Tücher, die sein Bruder mitgebracht hatte, in eine Schüssel Wasser tauchte, die er herbeigezaubert hatte und begann, vorsichtig das getrocknete Blut zu entfernen, er zuckte selbst zusammen, während der Jüngere sich nicht rührte.
 

Ron knurrte nur ungehalten. „Natürlich! Ich weiß, dass Harry ihn die letzten drei Jahre angefleht hat, nicht zurück geschickt zu werden! Und jedes Mal hat der Alte ihn dazu gezwungen! Er will Harry nur erlauben, drei Tage zu bleiben, er darf nicht bei der Hochzeit dabei sein! Egal, was Ma und Dad gesagt haben! Und was denkst du, was es bringt, wenn wir jetzt versuchen, ihn zu heilen! Was glaubst du, wie er aussehen wird, wenn er wieder zur Schule kommt?!“
 

„Weiß er genau, was sie tun?!“, hakte Charlie nach, während er mit der unangenehmen Desinfizierung begann. Er unterbrach kurz, trat vor Harry und brachte ihn mit sanfter Gewalt dazu, den Kopf zu heben.
 

Harry sah lange in die blaugrauen Augen, er zuckte mit den Schultern. „Einiges,“ gab er leise zurück, bevor er seinen Kopf wieder versteckte. Er wollte nicht darüber reden, er hatte von Anfang an gar nicht zeigen wollen, wie es ihm ging, doch Ron hatte ihn ja dazu gezwungen und dann auch noch seinen Bruder geholt... ausgerechnet Charlie...
 

„Du kannst nicht zurück,“ gab der Ältere nur zurück, verteilte eine Creme auf den heftigen Wunden, Einige waren wirklich tief!!
 

„Er... wird mich zurück schicken, er... kann über mich bestimmen,“ gab Harry nur dumpf zurück. Er wusste, es gab keine Hoffnung, es hatte sie nie gegeben. Da Sirius, auch bevor er gestorben war, als Schwerverbrecher gegolten hatte, hatte er nie etwas bestimmen würfen, er hatte sich oft mit dem Direktor gestritten, aber es hatte nie zu einem Ergebnis geführt und nun würde es das erst recht nicht mehr.
 

„Mir wird etwas einfallen,“ gab Charlie ruhig zurück. „Ich verspreche es.“ Rasch befestigte er den Verband, schloss Harry dann in die Arme, strich durch dessen Haare. „Ich finde einen Weg! Das kann und wird so nicht weitergehen!“
 

Ron lächelte etwas, froh, dass er Charlie geholt hatte, er wusste, der Andere würde zu seinem Wort stehen, er würde eine Lösung finden. Wenn Jemand helfen konnte, dann vielleicht er. Ja, Ron wusste, was Charlie für seinen Freund empfand, seine Blicke waren mehr als eindeutig, auch, wenn der Ältere immer dachte, niemand würde es bemerken. Von wegen! Vielleicht konnte er jetzt endlich sicher stellen, dass Harrys Leiden aufhören würde. Denn Hermine schien es nicht zu interessieren, sie stand hinter jeder noch so dummen Erklärung, die der Alte gab.
 

„Wie?“, fragte Harry nur hoffnungslos. Er hatte schon lange aufgegeben, doch im Moment lehnte er sich in die Wärme hinter sich. Er war so müde, so erschöpft.
 

„Wie ich sagte, ich finde einen Weg, ich verspreche es,“ gab er nur mit fester Stimme zurück. Er merkte, wie Harry sich an ihn lehnte, strich weiter über dessen Züge, er saß einfach da, wollte den Jüngeren nicht aus seinen Armen lassen. Der Grünäugige sah so fertig aus, so geschafft, hoffnungslos. Er wollte ihm helfen, so weit es ging, ihn trösten, solange der es zuließ. Er beobachtete, wie dessen Augen schließlich zufielen, sein Kopf schwerer an Charlies’ Seite ruhte.
 

„Was willst du tun?“, fragte Ron ganz vernünftig. „Ich meine, du hast es ihm versprochen, aber in einem hat er Recht, Dumbledore hat die Vormundschaft über ihn.“
 

„Etwas wird mir einfallen,“ gab Charlie hart zurück. Vorsichtig legte er Harry auf sein Kissen, deckte ihn zu und strich ihm die Haare aus der Stirn. Sie waren gewachsen, das erkannte er sofort. Und es stand Harry.
 

„Was ist mit Lupin? Remus wird sicher was einfallen...“
 

„Er kommt aber, wenn überhaupt, erst zur Hochzeit, ich habe bis jetzt keine Zusicherung,“ gab Charlie knapp zurück. „Darum werde ich einige einfache Dinge tun, “ fügte er an. „Ich werde ihm schreiben, wenn er dann bis morgen nicht da ist, werde ich mich nicht auf ihn verlassen. Im Notfall... werde ich ihn heimlich von hier wegbringen, “ fügte er ruhig an. „Er wird in zwei Wochen sechzehn nicht wahr?“
 

„Und?“, fragte Ron. „Was hat das mit Allem zu tun? Denkst du etwa, Dumbledore wüsste nicht zu verhindern, dass er sich selbst erwachsen erklärt? Er wird es nicht zulassen!“
 

„Damit habe ich gerechnet, ich werde trotzdem einige Dinge ausforschen.“
 

„Wie willst du das so schnell schaffen?!“
 

„Du hast einen Bruder, der im Ministerium arbeitet,“ gab Charlie zurück. „Glaub mir, ich werde etwas tun.“ Er sah erneut auf den Jungen, der sich vollkommen in sich selbst zusammengerollt hatte. „Ich muss los,“ gab er dann zurück. „Sollte heut Nacht etwas sein, ich bin in meinem Zimmer.“ Damit erhob er sich und verschwand. Er musste Percy wecken, einen sicher nicht leichten Brief verschicken – und eine Lösung finden. Wozu er nicht mal eine Woche hatte. Außerdem brauchte er mehr Tränke und Heilmittel für Harrys Wunden, gerade für die, die seinen gesamten Arm zu beeinträchtigen schien.
 

Ron sah seinem Bruder hinterher, dann zu seinem besten Freund. „Ich hoffe, er weiß, was er

tut, “ murmelte er, denn er hatte Angst, dass es noch schlimmer werden würde. Denn so heftig, wie heute war es auch noch nie gewesen.

Was von wem zu halten ist

Hi!
 

Wow! WAs für ein Empfeng! Ich danke euch vielmals für die tollen Kommentare und hab extra ein etwas größeres Pitel geladen. Wünsche euch viel Spaß!
 

Mata ne,
 

ADE
 

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Remus wusste nicht, wie ihm geschah, als er die Krallen fühlte, die in seinen Oberarm schossen. Er wollte um sich schlagen, doch der Angreifer war schneller. Wütend richtete der Werwolf sich auf – und sah eine unbekannte Eule vor sich. Eine Große, braune, die sich inzwischen auf seinem Tisch niedersetzte und ihn fast schon hämisch anzugrinsen schien. Kurz rieb er sich die brennenden Augen und den schmerzenden Kopf. Wieder einmal hatte er sich in den Schlaf gesoffen, wie fast jede Nacht, seit sein letzter Freund aus seiner Schulzeit tot war. Noch jetzt hörte er ihn schreien, sah, wie Harry ihm um ein Haar hinterher gesprungen wäre, um einen sinnlosen Versuch zu unternehmen, hin zu retten. Wie der Junge sich in seinem griff gewehrt hatte, um seinen Patenonkel zu retten, ohne zu begreifen, dass es zu spät war.
 

„Okay,“ knurrte er das Tier an: „Ich bin wach und wehe, wehe es war nicht wichtig!“
 

„Huuuuuuuuut!“
 

„Schrei mich noch einmal an, du Vieh und du wirst zu meinem Abendessen!“, wütend stand er auf, ging zu dem Vogel und nahm ihm den Brief ab, starrte die Eule unheilverheißend an und beobachtete, wie sie sich erhob und durch das Fenster das Weite suchte. „Memo an mich, nie, nie wieder das Fenster nachts offen lassen, “ knurrte er, denn ein zweiter Blick sagte ihm, dass es noch keine vier Uhr morgens war.
 

Bevor er den Brief auch nur öffnete, lief er zu einem seiner Schränke, holte einen Trank heraus und kippte ihn herab, erleichtert, als die Nachwirkungen der drei Flaschen Whiskey und des Absinths langsam nachließen. Dann sah er zu seinem Fenster – und ihm wurde klar, dass diese Eule nicht nur Menschen oder Werwölfen gegenüber aggressiv war – das Glas war gebrochen. „Also werde ich nicht schon krankhaft vergesslich, “ stellte er fest, sah dann auf den Brief – und runzelte die Stirn. Charlie Weasley? Was wollte der denn von ihm?
 

Mit einem Messer trennte er den Umschlag auf, setzte sich und begann, beim Licht seiner Lampe, zu lesen. Entgegen der Meinung der meisten anderen Zauberer hatte er Elektrizität, er mochte das lieber, als den Lichtzauber oder Kerzen. Außerdem lebte er ohnehin in der Muggelwelt. Er hatte es geschafft, sich dort einen gewissen Ruf zu erarbeiten, er war, wenn auch nicht übermäßig reich, doch recht wohlhabend, durch Aktiengeschäfte. Doch er zeigte es nicht, denn er war sich sicher, dass Irgendwer ihm auch das noch wegnehmen würde.
 

Doch als er den Inhalt überflog, spürte er, wie der Wolf in ihm das Röhren begann. Er wollte hervorbrechen, obwohl es bis Vollmond noch drei Wochen waren! Er hörte, wie das tiefe Knurren seiner Kehle entwich, seine Fingernägel verlängerten sich etwas, bohrten sich in die Platte des Tisches, an dem er saß.
 

Sein Welpe! Sirius’ und sein Welpe! Jemand hatte Hand gegen ihn erhoben und Dumbledore wollte nichts dagegen unternehmen! Wie konnten sie es wagen? Was bildeten die sich ein?! Und... wie hatte er Harry vergessen können? Er war hier in seinem Leid ersoffen, ohne daran zu denken, wie es dem Jüngeren dabei gehen musste. Er hatte sich gehen lassen, während er doch Harry hätte helfen sollen! Sirius würde ihm den Schädel einschlagen, wäre er hier! Abrupt stand er auf, packte die noch halb volle Flasche und schüttete den Rest in den Ausguss, schlug gegen die Spüle und hinterließ ein Loch.
 

Ein fast Fremder musste ihm sagen, dass Harry dringend Hilfe brauchte! Er war so blind! Er war so...! Rasch lief er nach Oben, packte einige Dinge, auch das Geburtstagsgeschenk von Sirius an sein Patenkind, sowie sein Eigenes, dann ließ er den Koffer zuschnappen, apparierte dann einfach weg, zu den Weasleys, überrascht, als nur Sekunden später die Tür aufging und Percy vor ihm auftauchte, ihm das Zeichen machte, keinen Ton von sich zu geben, ihn dann ins Haus winkte.
 

„Wo ist er? Wo ist Harry?“, fragte er leise, gepresst und voller Wut in der Stimme.
 

„Er schläft,“ gab Percy ruhig zurück, stieß den Mann in sein Zimmer, wo bereits ein Zauber verhinderte, dass auch nur ein einziger Laut nach Außen drang.
 

„Lupin,“ stellte Charlie fest, er klang erleichtert, er war froh, dass der Andere sich nicht von Harry abzuwenden gedachte, sondern helfen wollte. Er saß vor mehreren alten Büchern und wusste schon seit einer Weile nicht mehr weiter. Da gab es noch eine Möglichkeit, aber wie er Harry das beibringen sollte?! Und einfach war das sicher auch nicht.
 

„Wo ist Harry? Wie geht es ihm?!“
 

„Er schläft und beschissen, auch, wenn er nichts sagt,“ gab Charlie die gewünschte Auskunft. Er musterte den Mann, der irgendwie wirkte, als habe er das, was er trug, schon viel zu lange an. „Ich habe mich um ihn gekümmert, so gut es eben ging.“
 

„Ist heute nicht ohnehin ein verdammtes Ordenstreffen?“; fragte Remus.
 

„Ja, und ich will den Alten konfrontieren,“ erklärte er. „Ausloten. Sehen, was ich wissen muss – dann entsprechende Aktionen einleiten.“
 

„Ideen?“, fragte Remus nur. „Ich... würde ihn so gern zu mir nehmen, aber....“
 

„Werwölfen ist es verboten, eine Vormundschaft zu übernehmen, ganz zu Schweigen von der Verantwortung über Harry Potter,“ gab Percy lakonisch zurück. „Das war das Erste, was wir getestet haben.“
 

„Habt ihr eine Idee?“, fragte Remus den Jüngeren der beiden Rotschöpfe.
 

„Bisher noch nicht.“
 

„In einer Stunde steht Mom auf,“ fügte Charlie an. „Dann müssen wir so oder so eine Pause machen.“
 

„Kann... ich ihn sehen?“, fragte Remus leise. „Ich muss meinen Welpen sehen...“
 

Kurz blickte Charlie auf die Uhr. Halb sechs. „Aber sei leise, Ron schläft im selben Zimmer.“ Er sah zu Percy. „Ich gehe mit und...“
 

„Verschwinde, ich suche weiter.“
 

„Bis gleich,“ versprach Charlie, stand auf und führte den Werwolf ruhig die Treppe nach unten, öffnete eine der Türen.
 

Remus musste nur kurz in der Luft riechen, bevor er sich zum richtigen Bett umwandte, sich vorsichtig auf die Matratze setzte und die Decke von Harry herunter zog. Überrascht war er allerdings, als ihm zwei grüne Augen ängstlich entgegen sahen. „Harry,“ sprach er leise, hob den Jüngeren einfach auf seinen Schoß, drückte ihn an sich. Es dauerte eine Weile, doch dann ließ der den Kopf gegen seine Schulter sacken und dünne Arme sich ängstlich um seinen Nacken legten.
 

Harry wusste nicht, wie lange er schon im Bett lag, er war aufgewacht und ihm war irgendwie eisig kalt gewesen. Also hatte er sich weiter in sich zusammen gerollt, war bewegungslos unter seiner Decke gelegen – bis die auf ein Mal hochgehoben worden war und braune Augen ihn ansahen. Er fasste es nicht! Remus! Die gesamten Ferien hatte er nichts von dem Anderen gehört, doch auf ein Mal war er da, wurde in dessen Arme gezogen! Aber dann legte er dem Werwolf die Arme um den Hals, hielt sich einfach an ihm fest, ohne Charlie zu bemerken.
 

„Warum hast du nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht?“; fragte Remus leise. „Sirius und ich, wir hätten dich einfach genommen und England verlassen!“
 

„Dumbledore,“ flüsterte Harry müde. „Er... hat dafür gesorgt, dass ich nicht aus dem Haus der Dursleys konnte und ohne seine Erlaubnis Niemand rein... und ... er... hat gesagt, dass es... zu Aller besten wäre, dass... dann niemand mehr wegen... mir sterben würde... ich wollte doch nur, dass... niemandem mehr was passiert!“
 

Es tat Charlie weh, zu sehen, wie der Alte Harry unter seiner Kontrolle gehalten hatte, mit Drohungen und mit Sicherheit hatte er auch eiskalt angeboten, Sirius wieder nach Azkaban auszuliefern. Es würde zusammenpassen. Aber das würde sein Ende haben, wenn ihm nichts Anderes einfallen sollte, gut, dann sollte es nicht sein, dann würde er auf dieses letzte Mittel zurückgreifen.
 

„Harry, du hast niemandem je etwas getan,“ erinnerte der Werwolf den Jüngeren, hielt ihn einfach nur, zumindest eine Weile. „Und ich werde Charlie helfen, wir finden eine Lösung. Solltest du nicht noch etwas schlafen?“
 

„Ich... bin nicht müde,“ flüsterte Harry nur erschöpft.
 

„Ach nein?“, fragte Charlie nur. Er setzte sich zu den Beiden, sah den Jüngeren an. „Du bis nicht müde,“ korrigierte er den Anderen. „Du bis am Ende. Versuch, doch noch etwas zu schlafen.“
 

Harry aber schüttelte den Kopf. „Ich... bin wirklich wach, ich... stehe dann auf. Wenn... ihr ohnehin alle wach seid, “ bestand er leise. Er löste sich von Remus, stand auf und suchte Kleidung aus seiner Tasche, biss die Zähne zusammen, als er sich vor beugen musste. Es war nicht mehr so schlimm, wie noch vor einigen Stunden, aber noch lange nicht angenehm und sein linker Arm machte auch nur sehr sporadisch, was er sollte.
 

Charlie beobachtete das und eigentlich wollte er den Jüngeren nur nehmen und zurück ins Bett drücken, doch er hielt sich zurück. „In.. zwei Stunden ist das Ordenstreffen,“ gab er dann zurück. „Und Dumbledore kommt sicher auch bald. Willst du dann wirklich in der Küche sein?“
 

Harry aber nickte nur. Er wollte den Mann nicht sehen, aber er wollte auch nicht wie ein Feigling da stehen. Er mochte nicht gegen den Mann gewinnen können, doch er wollte auch auf gar keinen Fall vollkommen aufgeben, sich auflehnen, soweit er es eben konnte, gegen einen Mann, der ihn mindestens so wenig mochte, wie Voldemort, ihn aber hatte glauben lassen, ihn zu lieben. Was vielleicht noch um Einiges schlimmer war.
 

Es gefiel weder Remus noch Charlie, als Harry, sicher zwischen ihnen, die Treppe herunter in die Küche ging, wo Molly die drei überrascht ansah.
 

„Remus, wann bist du denn gekommen! Ich freue mich, dich zu sehen! Und Harry! Du solltest doch noch schlafen! Es ist doch erst halb sieben!“
 

„Ich bin wach, danke, Miss Weasley,“ gab Harry nur zurück, setzte sich auf einen der Stühle, schaffte es selbst auf Diesem, sich vollkommen in sich selbst einzurollen, er lächelte, als die Frau ihm eine Tasse zu schob, die nach herrlicher Schokolade duftete. Kurz nippte er daran, aber Hunger hatte er nicht wirklich, oder Durst. Er war froh, dass die Beiden sich links und rechts von ihm setzten, er fühlte sich etwas sicherer, für eine Weile, denn dass die anderen Erfolg haben würden, war für ihn mehr als unwahrscheinlich.
 

Es dauerte auch tatsächlich nur eine halbe Stunde, in der auch Arthur herunter kam bevor der Kamin röhrte und Dumbledore auftauchte. Automatisch versteifte Harry sich noch mehr, er wollte sich nur verstecken, doch er tat es nicht, im Gegenteil, nur die weiß hervortretenden Knöchel an der Tasse verrieten seine Anspannung.
 

„Guten Morgen!“, rief Albus, er lächelte und ließ sich von Molly eine Tasse mit Kaffee geben, setzte sich dann. „Remus, ich bin.. überrascht,“ stellte er dann fest, als er den Werwolf erkannte. Verdammt. Warum war der nicht damit beschäftigt, sich zuzusaufen?! Doch er beherrschte sich. „Junger Charlie. Was machen die Drachen?“
 

„Ich will nicht, dass Harry zurück zu seinen Verwandten geht!“, unterbrach Remus das dumme Geschwätz barsch. Er hatte gesehen, dass der Alte nicht wirklich glücklich mit seiner Anwesenheit war. „Er kann zu mir kommen und Molly hätte sicher auch nichts....!“
 

„Das geht nicht!“, konterte Albus sofort, noch mit einem Lächeln und dem Zwinkern in den Augen. „Er braucht den Blutschutz, das wissen wir alle, er wird morgen dorthin zurückkehren, um genau ein Uhr, nach dem Mittagessen, wie es verabredet war.“
 

„Nein! Ich lasse nicht zu, dass er wieder zu diesem Monster kommt!“
 

„Und du, Remus, bist ein Werwolf! Vergiss das nicht!“, gab Albus hart zurück.
 

„Aber Albus!“, bat Molly. „Lass den Jungen doch wenigstens bis zur Hochzeit hier! Er ist doch sicher!“
 

„Nein, Molly, “ gab Albus genauso hart zurück.
 

„Harry? Warum willst du nicht zu deinen Verwandten?“, fragte Arthur ruhig, er musterte den Jungen, von dem er als siebtem Sohn dachte und der wieder so bleich wirkte. Und dünn. Er war schon seit Jahren der Meinung, Harry sollte bei ihnen bleiben, er hatte mit Ron gesprochen und weder er noch eines der anderen Kinder hatte etwas dagegen, wenn er hier leben würde – permanent.
 

Kurz sah Harry auf, er wollte etwas sagen, doch sein Hals war vollkommen trocken, seine Lippen wollten mal wieder nicht, wie immer, wenn Dumbledores Blick ihn durchbohrte.
 

„Ja, Harry, was hat deine Familie dir getan, dass du sie so behandelst?“
 

„Sie behandeln ihn wie Dreck!“, zischte Remus. „Er ist ihr persönlicher Hauself! Das ist nicht das Leben, was er führen sollte! Er weiß nichts über die Gesellschaft, in der er lebt, er hat keine Ahnung von dem, was er lernen sollte, für den Tag, an dem er volljährig ist und seinen Platz als Lord Potter einnehmen wird!“
 

„Sie behandeln ihn gut genug!“, gab Albus eisig zurück. „Und er weiß, was nötig ist.“ Der Bengel musste sicher nicht lernen, was für ein politisches Gewicht er hatte, oder was für ein Vermögen! Denn das würde ihm bei dessen Tod zufallen! Und er hatte nicht vor, Potter die Schlacht überleben zu lassen!
 

„Natürlich muss er das wissen,“ gab Arthur ruhig zurück. „Harry weiß wirklich zu wenig, hier kann er es lernen.“
 

„Arthur, Arthur, du hast sieben eigene Kinder und ein volles Haus, Harry wäre nur eine unnütze Bedrohung, am Ende sterben deine Kinder, wie Cedirc Diggory, einfach, weil er hier ist. Das kann ihm im Blutschutz seiner Verwandten nicht geschehen! Morgen wird er zurückkehren, bis zum ersten September! Ich werde keine Diskussion dulden und als sein Vormund habe ich jedes Recht, zu tun, was ich für richtig halte!“
 

„Wenn er geschlagen werden würde, würden Sie ihn dann auch zurückschicken?“, zischte Charlie aufgebracht.
 

„Natürlich,“ gab Albus eisig zurück. „Abgesehen davon, dass die ihn nie schlagen würden, würde ich ihn trotzdem zurückschicken! Dazu ist der Schutz zu wichtig! Punkt! Das ist mein letztes Wort und jetzt will ich nichts mehr darüber hören, sonst kannst du direkt zu deinen Verwandten zurück, Harry! Wenn es das ist, was du willst! Reicht es dir nicht, dass durch deine Dummheit Sirius gestorben ist? Sollen die Weasleys die nächsten sein? Deine Verwandten haben dich aufgenommen und so dankst du es ihnen! Verleugnest sie und...!“
 

Mehr ertrug Harry nicht, er rannte einfach nur weg, nach oben, er wollte es nicht, er wollte nicht, dass Irgendwer starb, aber er wusste nicht, ob er die Ferien bei seinem Onkel überleben würde! Er war das alles so leid! Er hätte Ron nicht nachgeben dürfen, dann hätte es Charlie nie gesehen und Remus es nie erfahren und er würde nicht noch tiefer in der Tinte sitzen!
 

„Albus Dumbledore, wie kannst du so in meinem Haus mit dem Jungen reden?“, fragte Molly sauer. „Ich bitte nur ungern aber, ich will, dass Sie sich entschuldigen! So redet man nicht und Harry ist kein Lügner!“
 

Albus lächelte kalt, „Er ist auf dem Weg, ein zweiter Voldemort zu werden, ich werde alles tun, um das zu unterbinden, seht doch, wie er euch alle in der Hand hat und ihr merkt es nicht mal, meine Entscheidung steht – und jetzt entschuldigt, die Anderen werden gleich hier kommen.“
 

Remus wollte aufspringen und dem Mann an die Kehle gehen, der Werwolf in ihm röhrte, doch Charlies eiserner Griff hielt ihn zurück – vorerst. Auch,weil er nicht fliegen durfte, nicht, bevor er einen Weg gefunden hatte, den Jungen in Sicherheit zu bringen.
 

„Oh, und Remus, nach dem Treffen erwarte ich, dass du gehst, “ erwähnte Albus kühl. „Deine Anwesenheit macht den Bengel noch aggressiver.“ Mit den Worten verschwand er.
 

„Dieser..:!“
 

Hastig zog Charlie den Älteren an sich, er sah Remus ruhig an. „Du wirst gehen, ich gebe dir ein Schreiben mit, geh zu Igor Karkaroff nach Durmstrang,“ flüsterte er schnell. „Vermutlich werden wir uns da treffen, es gibt eine Lösung, aber sie ist nicht die Beste und es liegt an Harry, das anzunehmen. Ich gehe zu ihm, er wird etwas Beruhigung brauchen, wir sehen uns morgen, ich sorge dafür, dass Ron uns erst mal deckt...“
 

Remus nickte nur, ging dann mit verschlossenem Gesicht zu dem Treffen.
 

Charlie hingegen tat es nicht, er war kein Mitglied des Ordens, er hatte nie vor gehabt, irgendwo bei zu treten, es ging gegen seinen ausgesprochenen Freiheitsdrang. Irgendwie musste Charlie bei dem Gedanken fast etwas grinsen, bedachte man, wie viel Freiheit er bereit war, für den Jungen zu opfern.
 

Leise trat er in das Zimmer, wo Ron inzwischen bei Harry saß und leise auf ihn einredete, ohne großen Erfolg. Er setzte sich zu dem Anderen, scheuchte Ron schlicht weg, strich Harry dann über die Arme, er sagte nichts, hielt den Jungen nur, bis der sich in den Schlaf geweint hatte.
 

„Charlie, was war da unten los?!“, verlangte Ron zu wissen.
 

„Dumbledore hat uns gerade gezeigt, was von ihm zu halten ist,“ gab Charlie eisig zurück. „Und ich werde ihm Harry wegnehmen! Ich lasse nicht zu, dass weiter mit dem Jungen gespielt wird!“
 

„Aber... was willst du tun? Glaubst du, wir hätten nicht geforscht?“
 

„Ron, was du nicht weißt, kann niemand erfahren,“ erinnerte Charlie sanft. „Stell einfach keine Fragen, “ fügte er an.
 

Ron nickte. Er sah, dass Charlie etwas vor hatte, dass er einen Plan hatte, der klappen konnte, er wollte nicht der Grund dafür sein, dass der in die Hose ging. Er sah zu, wie sein bester Freund sich regelrecht im Schoß seines Bruders zusammen gerollt hatte, vollkommen ruhig schlief. Wie er es vorher noch nie getan hatte.
 


 


 

Der Tag ging irgendwie an Harry vorüber, er wachte erst auf, als Charlie ihn zum Mittagessen weckte, danach saß er in einer Ecke, hörte zu, wie Hermine sie beide belehrte und am Ende über ihn her fiel, weil er den ach so weisen Direktor beleidigt und sich als undankbar erwiesen habe, aber das meiste bekam Harry nicht mit, erst, als Charlie ihn wieder hoch brachte und seine Verbände wechselte, dann wieder bei ihm blieb, bis er einschlief...
 


 


 

„Du... willst das allen Ernstes tun?“, fragte Percy ruhig. Er war überrascht, um es vorsichtig auszudrücken. Er hatte ja gewusst, dass sein Bruder Hals über Kopf in den Jungen verliebt war, aber dass er bereit war, so weit zu gehen, entsetzte ihn. Auch, wenn er einsah, dass Harry Schutz brauchte, er hatte das Gespräch mit Dumbledore mitbekommen, war immer noch tief erschüttert, obwohl auch er am eigenen Leib erfahren hatte, zu was der Alte fähig war, doch er hatte Rückhalt gehabt, eine Familie, auf die er sich verlassen konnte.
 

Ruhig legte Charlie einige weitere Hemden in den Koffer, es waren alte, die er getragen hatte als er dreizehn und vierzehn gewesen war. Sie waren etwa in der richtigen Größe und auf jeden Fall hundert Mal besser, als die Fetzen, die der Junge bei sich hatte. Nach kurzem Überlegen legte er noch einige andere Dinge dazu, steckte einen Muggelgeldbeutel mit Kreditkarte ein, Apparieren über die Entfernung war nicht möglich und ließ sich zu leicht zurückverfolgen, dasselbe galt für Portschlüssel. Blieb nur eines – Fliegen. „Wenn es ein Weg ist, Harry aus dieser Hölle zu befreien, ja,“ gab er zurück. „Dann hätte niemand mehr die Möglichkeit, ihn so zu quälen, ich hätte die Chance, es zu verhindern! Es wird Zeit, dass dieser Junge etwas Glück erlebt, Percy! Ich meine, er scheint nichts zu kennen, außer geschlagen zu werden! Und nie hat Jemand ihm geholfen! Weil niemand es konnte! Ich kann und ich werde! Wenn... er mich lässt... Wenn nicht... finde ich einen Ort, wo er sich verstecken kann, bis er volljährig ist.“
 

Percy seufzte einfach nur und nickte, er beobachtete, wie Charlie noch einige Hosen in den Koffer legte, ihn dann schloss und einschnappen ließ. Draußen war es dunkel und er wusste, es wurde auch Zeit. Sie mussten schnell handeln. „Was ist mit Lupin?“
 

„Ich werde ihm den Plan vor Ort erklären, wie Harry auch. Was ist mit dir?“
 

„Ich werde sagen, dass ich was im Ministerium zu schaffen habe, die Meisten werden ohnehin froh sein, wenn ich nicht da bin und unseren Eltern werde ich sagen, dass ich schon wieder rechtzeitig da sein werde. Sollte Bill fragen – sag ihm, ich erkläre alles ausführlich, wenn ich wieder da bin.“ Er schrumpfte den Koffer mit einem Zauber, steckte ihn in die Tasche der Muggeljacke. „Sieh nur zu, dass du aus der Schusslinie kommst.“
 

„Ich bin ein hervorragender Okklumetiker,“ grinste Percy nur. „Und jetzt beeil dich, hier, die habe ich noch besorgt.“ Er gab dem Anderen die Tickets. „Ich habe sie von meinem Zuschuss bezahlt, und wehe, du wagst es, mir das Geld zurückgeben zu wollen...“
 

Im ersten Augenblick wollte Charlie wiedersprechen, dann nickte er aber: „Ich sehe es als das vergessene Geburtstagsgeschenk, “ lächelte er, dann lief er über den Flur in Rons Zimmer, öffnete die Tür. Er setzte sich an Harrys Bett, zog die Decke herunter und strich leicht über dessen Gesicht. Es dauerte auch nicht lange, bis die verzweifelten Augen ihn wieder ansahen. „Schh,“ lächelte Charlie. „Ich gedenke, mein Versprechen einzulösen,“ erklärte er. „Komm, wir müssen zuerst mal hier weg, keine Angst, ich weiß, was ich tue...“
 

Verwirrt sah Harry den Anderen an, er hatte nicht wirklich geschlafen, dazu ging es ihm zu dreckig, sein Rücken pochte, er hatte sich selbst vermutlich wieder alles aufgekratzt, weil er sich so viel hin und her geworfen hatte. Er nickte aber, als Charlie ihm sagte, dass er weg müsse, wollte aufstehen, doch es tat weh...
 

Charlie sah sich das an, es bereitete ihm fast selbst Schmerzen. Also hob er sich den Jüngeren, der praktisch nichts wog, auf die Arme, wickelte ihn in eine Decke: „Also eines verspreche ich dir, an deinem Gewicht müssen wir ernsthaft arbeiten,“ stellte er fest, während er die Treppe herunter ging und lautlos das Haus verließ, er rief den Knight-Bus, ließ sich an den Londoner Flughafen bringen. Er trug Harry auch ins Flugzeug, wo sich herausstellte, dass es Tickets der ersten Klasse waren. Er setzte den Jüngeren, der inzwischen in seinen Armen eingedöst war, auf einen der beiden nebeneinanderliegenden Sitze. Er sah, wie die grünen Augen sich etwas öffneten, schüttelte aber dann den Kopf und nahm eine der Hände in seine, strich leicht darüber. „Schlaf,“ bat er sanft. „Es ist gut, es wird dauern, bis wir da sind, ich wecke dich dann...“
 

Harry sah Charlie fragend an, doch die Hand, die über seine Wange strich beruhigte ihn, er merkte, wie er zurück in den Schlaf sackte. Sicher, vielleicht schaffte der Andere tatsächlich, ihm zu helfen, redete er sich selbst ein. Er musste nur daran glauben... vielleicht...
 

Der Rotschopf beobachtete, wie Harry einschlief und als es erlaubt wurde, machte er sofort den Gurt los, klappte die Sitzlehne zwischen ihnen hoch und lächelte, als der Jüngere zu ihm rollte. Nur zu gern nahm er ihn in den Arm, deckte ihn zu und beobachtete, wie das Gesicht sich langsam etwas entspannte, das trotzdem so schrecklich ernst wirkte. Fertig, als habe Harry die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben. Als habe er sich bereits zu einer Waffe machen lassen, wohl wissend, dass es Alles war, was ihm erlaubt wurde, zu sein, aber das würde Charlie nicht zulassen. Er lächelte, küsste die Stirn des Schlafenden. Seltsam, er empfand das, was er zu tun gedachte, nicht mal als Belastung oder Einschränkung, obwohl sein Verstand ihm nur zu schnell zusicherte, dass es das aber sein würde. Es war ihm gleich. Wenn das hieß, dass Harry wieder wirklich zu lachen lernen würde, was, verdammt noch mal sprach dann dagegen?!
 

Stolz, wieder mal bei diesem Schluss angekommen zu sein, schnappte er sich eine der Flugzeugdecken und wickelte den Jüngeren dort ein. „Du wirst frei sein,“ versprach er, lächelte etwas, als Harry sich zurecht ruckelte, so, dass er auf der Brust des Anderen zum Liegen kam. „Und dann kann dich niemand mehr als Schachfigur benutzen... meine gesamte Familie wird das zu verhindern wissen...“
 

Der Flug verlief, bis auf ein, zwei Luftlöcher, die Charlie immer beunruhigten, problemlos, sie landeten kurz nach Sonnenaufgang. Harry hatte die gesamte Zeit erschöpft geschlafen, tat es immer noch und Charlie hob ihn einfach wieder auf seine Arme, er wollte den Jungen nicht loslassen, in seinen Armen war er sicher und es wäre nicht so, als würde der Kleine so viel wiegen. Er brachte ihn die Gangway hinab – und lächelte, als er sah, wer da schon wartete. „Hi,“ lächelte er, beugte kurz seinen Kopf.
 

Rowan Burkow, Minister der magischen Welt Bulgariens, lächelte dem jungen Mann zu, dessen Vater er hätte sein können, doch der Rotschopf hatte sich seinen Respekt verdient. Er war, wenn auch ein Playboy, hochintelligent und es machte immer wieder Spaß, mit ihm zu diskutieren. Und natürlich war er ein Meister im Umgang mit den Drachen. „Dein Brief betonte das Wort dringend, Sicherheit und Dumbledore eins auswischen, “ grinste er nur. „Du wusstest, ich kann nicht nein sagen, “ gab er nur zurück. Der junge Mann war hier ausgebildet worden, bevor sie ihn nach Rumänien weiter vermittelt hatten.
 

„Ich hatte es gehofft,“ nickte Charlie nur, während er Harry fester umfasste. „Gehen wir, ich würde ihn gern in ein Bett legen...“
 

„Darf ich wissen, wen du da hast?“, fragte der Ältere ruhig. Er versuchte, etwas zu erkennen, doch das Einzige, was er sehen konnte, war ein Schopf wild durcheinander geratener, schwarzer Haare.
 

„Den Grund meiner Bitte,“ gab Charlie ruhig zurück. „Nicht hier,“ fügte er an, ließ zu, dass der Andere nach ihm griff, ließ sich mit Diesem weg apparieren, vor den Eingang eines hübschen, nicht zu großen aber edlen Landhauses. „Deines?“
 

„Natürlich. Karkaroff wartet auch schon – mit einem hysterischen Werwolf, wie ich betonen möchte, der immer wieder irgendwas von Dumbledore erzählt, aber absolut keinen Sinn ergibt.“
 

„Gut,“ nickte Charlie, „Ich brauche zuerst einen Heiler, einen, der auch Erfahrung mit Nervenschädigungen hat,“ erklärte er, während er dem Anderen folgte, in ein Zimmer eintrat, dessen Tür geöffnet wurde. Es war eine Art Wohnzimmer, von dem mehrere weitere Türen abzweigten, eine Weitere wurde geöffnet, sie enthüllte ein Schlafzimmer mit großem, bequemem Bett und dicker Decke. Vorsichtig legte er Harry ab, doch der rutschte sofort wieder auf ihn zu.
 

„Warum das?“, fragte Rowan entsetzt. „Stimmt etwas nicht? Du siehst nicht aus, als....!“
 

„Nicht ich,“ schüttelte Charlie den Kopf, er hatte sich auf das Bett gesetzt, den Kopf des Jungen auf seinem Schoß, strich über dessen Haare. „Er. Und er hat ihn bitter nötig.“
 

„Ich... kenne ihn irgendwoher,“ stellte der Mann überrascht fest. „Er kommt mir wirklich bekannt vor.“
 

„Harry James Potter,“ gab Charlie die gewünschte Auskunft. „Der Junge, den man zwingt, gegen diesen Irren anzutreten, der in England sein Unwesen treibt, der, der das trimagische Turnier gewonnen hat.“
 

Der Minister nickte, ja, das konnte sein. „Aber... er sieht nicht so aus, als wäre er es, ich dachte, er sei größer...“
 

„Dumbledore.. hat ihn bei Leuten untergebracht, die... nein, hol Karkaroff und Remus, ich will das hier nicht öfter erklären, als notwendig und bevor ich Irgendwas sage, will ich einen Heiler, bevor sein Arm bleibende Schäden behält.“
 

Rowan nickte. „Mein persönlicher Heiler kann in zehn Minuten spätestens hier sein, einen Moment.“ Er verließ den Raum, wohl wissend, dass er alles erfahren würde, aber wenn einer seiner Gäste erst medizinische Versorgung brauchte, war er der Letzte, diese zu verweigern. Im Gegenteil, er war stolz darauf, immer alles zur Verfügung zu stellen. Auf dem Weg benachrichtigte er seine anderen Gäste, wovon einer kurz schnüffelte und dann ohne langes Fackeln und ohne Wegangaben losstürmte. Etwas sagte ihm, dass das noch ein laaaaaaaaaaager Tag werden würde.
 

Charlie saß einfach nur da, er wusste, hier waren sie fürs Erste absolut sicher und sollte es gar nicht anders gehen, konnte er zusehen, dass man Harry noch weiter weg brachte, auf einen anderen Kontinent vielleicht sogar. Australien, Afrika, Amerika, wenn es gar nicht anders gehen würde. Aber er würde eine andere Lösung bevorzugen, die allerdings anzunehmen lag bei dem Jungen, der sich gerade an seiner Jacke festklammerte.
 

„Harry!“
 

„Er ist hier,“ gab Charlie zurück, ohne aufzusehen, er sah, dass der Jüngere etwas zuckte, doch dann weiter schlief, vermutlich, weil seine Hände immer noch ruhig über dessen Haare glitten. „Er schläft, ich wollte ihn erst wecken, wenn Rowan mit dem Heiler kommt,“ fügte er an.
 

Remus betrachtete den Rotschopf, sah dann an Diesem herunter, bis er die dunklen Haare des Jüngeren entdeckte und lächelte etwas. Charlie merkte gar nicht, wie zufrieden er in dem Moment aussah, vollkommen ruhig und ausgeglichen. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Remus nur.
 

„Gut. Percy hat Tickets für einen Muggelflug gekauft, Rowan hat uns hierher appariert, “ erklärte er weiter. „Harry hat den Flug über geschlafen. Wir haben keine magische Signatur hinterlassen, einen Zauberstab hatte er ohnehin nicht dabei. Meiner ist frei von Ortungszaubern und anderen Spielereien.“
 

Remus nickte und setzte sich, sah zu Harry, der eng am Anderen leg, der diesen streichelte und sichtlich beruhigte. Und er wusste, Charlie würde dem Jüngeren helfen, immer. Der Grünäugige hätte keine bessere Person finden können. Er nahm eine der dünnen Hände in seine, saß einfach nur so da und wartete ab.
 

Lange mussten sie nicht warten, bis erst Karkaroff und dann Rowan mit einem Fremden eintrat. „Wo ist mein Patient?“, fragte der Mann in fast akzentfreiem Englisch.
 

„Hier,“ gab Charlie zurück, strich über die dünne Schulter. „Harry, wach bitte auf, wir sind da, ein Heiler ist hier, du musst versorgt werden...“
 

Harry, der ohnehin nur noch etwas gedöst hatte, blinzelte. Angekommen, wo? Er wusste, wie Charlie ihn einfach aufgehoben hatte, das Flugzeug, sein erster Flug auf etwas Anderem als seinem Besen. Langsam blinzelte er, richtete sich auf und merkte erst da, dass er im Schoß des Rotschopfes geschlafen haben musste. Vermutlich sollte es ihm peinlich sein, doch er war so müde, dass ihm das erst mal gar nicht in den Sinn kam. Müde musterte er die drei Männer. Einer kam ihm vage bekannt vor, die Anderen sagten ihm nichts, aber neben ihm war auch noch Remus, wie er an der Hand erkannte, die die Seine hielt.
 

Charlie lächelte einfach nur etwas, deutete zu dem Heiler. „Der da kann dich professionell versorgen, bevor dein linker Arm schlimmer wird,“ erklärte er, begann, Harrys Oberteil aufzuknöpfen.
 

„Ruhig,“ redete er leise ein, als er merkte, wie wenig begeistert der Jüngere war. „Er muss versorgt werden,“ erinnerte er, zog das Oberteil herunter und stellte fest, dass an einigen Stellen das Blut durch den Verband gekommen war. Dann blickte er auf den Heiler. „Ihr Patient.“
 

Kurz wechselte der Heiler einen Blick mit Rowan, dann ließ er den Verband verschwinden. Er atmete heftig ein und er war nicht der Einzige. Der Werwolf im Raum schien kurz davor zu sein, durch zu brechen, die Hand, die die des Jungen hielt, schloss sich immer mehr. Der Direktor von Durmstrang sah aus, als würde er umkippen wollen und der Minister hatte auch auffällig viel Farbe verloren. Doch dann fing der Mann sich und begann, in schneller Folge Zauber zu sprechen. Wunderrn später, erst mal helfen, war sein Entschluss. Er wusste, einige der Sprüche waren nicht wirklich schmerzfrei und doch sagte der Junge nicht ein einziges Wort, er biss nur seine Zähne zusammen. „In der Schulter wurden Nerven verletzt und zwei Sehnen, das wird weh tun,“ erklärte er, als er kurz inne hielt. „Ich kann Ihnen einen Schlaftrank geben, oder...“
 

„Nein,“ gab Harry entschieden zurück. Er wollte nicht schlafen! Schon gar nicht wegen eines Zaubers! Es sah erst Remus, dann Charlie bittend an: „Ich... schaff das auch so! Ich...!“
 

„Schon gut,“ gab Charlie nur zurück. Er schloss Harry in seine Arme, nachdem dessen Rücken neu bandagiert worden war, na ja, es waren nur noch zwei Pflaster auf besonders tiefen Wunden. Er lächelte beruhigend, nickte dem Heiler dann zu, der fragend die Augenbraue hob, dann aber die Schulter zuckte und anfing, wohl im festen Glauben, Harry würde ihn irgendwann aufhalten und doch darum betteln, dass der Mann ihn in den Schlaf versetzen würde. Aber das tat er nicht. Harry legte nur seinen Kopf an Charlies Brust, schloss die Augen und ließ, auch zur Verwunderung der Anderen, alles über sich ergehen.
 

Remus hingegen sah... gold. Er spürte, wie Moony in ihm tobte, raus kommen und die, die dafür verantwortlich waren, umbringen wollte. Wie konnte man? Wie konnte man so etwas tun? Nein! Auf gar keinen Fall! Jemand hatte seinen Welpen fast zu Tode geprügelt und Dumbledore hatte ihn zu dieser Person zurückschicken wollen! Wie ein Wahnsinniger schnaufte er, er wollte Jemanden umbringen, doch der leichte Druck der dünnen Hand hielt ihn zurück.
 

Stattdessen fixierte er den Heiler, der in einem fort Sprüche murmelte, das Schlachtfeld wieder in einen Rücken verwandelte, mit Tränken hantierte. Dann nahm Charlie den Jüngeren in den Arm und man begann eine erneute Tortur an Harrys Schulter. Er sah an der Haltung des Jüngeren, dass es weh tat, aber was ihn entsetzte, war, dass er nicht einen einzigen Laut von sich gab.
 

Charlie strich sanft über Harrys Haare, er war selbst nicht minder erschüttert, dass der Jüngere kein Wort verlor, sich nur an einer Stelle auf die Lippen biss. „Es ist gleich vorbei,“ sprach er leise, sah, wie die Wunde, die er nur oberflächlich hatte versorgen können, sich schloss, der Arm zuckte, dann krampfte und dann erst wieder herabfiel, als würde er nicht zu dem Körper des Jüngeren gehören.
 

„So, das war es,“ gab der Heiler zurück, setzte sich erschöpft, während eine Feder in der Luft so etwas wie einen Bericht zu schreiben schien.
 

„Es ist vorbei, “ stellte Charlie fest, er lächelte, drückte Harry an sich. „Du bist immer noch müde, oder? Schlaf einfach weiter, ich bleibe da...“
 

Die Erwachsenen beobachteten, wie Harry sich tatsächlich einfach wieder in sich zusammen rollte, die Augen schloss. Es dauerte nicht lange, bis er erneut einschlief, eng an den Rotschopf gedrückt.
 

Charlie wartete, bis er sicher war, dass der Andere schlief, er lächelte traurig, deckte Harry schließlich zu, legte ihn auf eines der Kissen, hörte aber nicht auf, durch seine Haare zu streichen, fixierte dann den Heiler. „Nun?“, fragte er. „Wie geht es ihm? Habe ich Irgendwas übersehen? Es hat... lang gedauert.“
 

Der Heiler sah auf, merkte die erwartungsvollen Blicke, aber erst mal war er erleichtert, als ein Hauself erschien, mit einem wirklich starken Kaffee. Rasch trank er ein paar Schlucke. „Nun, die Wunden waren dabei, sich zu entzünden;“ setzte er an. „Ihre Behandlung hat es aber herausgezögert. Die Schädigung der Nerven war nicht schön, aber auch nicht zu gravierend,“ fügte er dann an. „In einigen Tagen sollte er den Arm wieder ganz normal benutzen können. Allerdings war da noch ein gebrochenes Schlüsselbein und ich habe mir erlaubt, die Schäden am Schädelknochen zu richten und seine Augen zu optimieren, wo ich ohnehin schon dabei war, denn die Brille ist unzureichend und die Kurzsichtigkeit ausgelöst durch... wiederholtes Kopf gegen die Wand schlagen. Außerdem war da eine Blutfedernarbe, ich bin dabei, das Gift herauszuziehen, so, dass er nicht mehr an das gebunden ist, was man ihn zu schreiben gezwungen hat.“
 

Abrupt stand Remus auf, lief aus dem Zimmer.
 

„Was...?“
 

„Er muss sich beruhigen,“ gab Charlie zurück. „Er sieht in Harry einen Teil seines Rudels, seinen Welpen. Er hat die Wunden das erste Mal gesehen.“
 

„Warum hat er solche Verletzungen?“, fragte Karkaroff sehr ruhig. „Wenn er den Schutz eines Alphawerwolfes hat.“
 

„Weil er nicht bei ihm wohnen darf und Werwölfe in England generell keine Rechte haben,“ gab Charlie zurück. Er sah auf das schmale Gesicht. „Mein Bruder heiratet am Ende der Woche, Harry durfte zu uns kommen, aber nicht mal bis zur Hochzeit, eigentlich hätte er heute Mittag schon wieder gehen sollen. Zurück zu denen, die ihm das angetan haben. Meine Eltern haben angeboten, ihn bei sich aufzunehmen, aber der Alte hat den Blutschutz durch das Opfer seiner Mutter angeführt, gemeint, er würde nicht zulassen, dass Harry bei uns bleibt, er hatte den Nerv zu behaupten, Harry würde nicht misshandelt werden und er verdiene eine Tracht Prügel dafür, dass er auch nur angedeutet hat, dass seine Verwandten etwas anderes als Heilige sein könnten. Ihr alle habt seinen Rücken gesehen. Wer glaubt, dass er bis September bei diesen Leuten überlebt hätte?“, fragte er leise.
 

„Das ist unerhört! Warum... wehrt er sich nicht?!“
 

„Er darf seinen Zauberstab in den Ferien nicht benutzen, oder irgendeine andere Form von Magie, die ihn schützen könnte,“ gab Charlie eisig zurück. „Und zu allem hat Dumbledore dem Jungen erzählt, er würde den Tod bringen, einige Wochen, nachdem er seinen Patenonkel verloren hat! Der fälschlicherweise des Mordes bezichtigt wurde! Und davor hat er Harry angedroht, dass er bei einem falschen Schritt den Mann wieder in den Knast bringen würde! Ich hatte keine Wahl, ich musste ihn von dort wegbringen! Ich lasse nicht zu, dass er nur als Waffe missbraucht wird! Jeder will etwas von ihm! Unser bekloppter Minister, Dumbledore, Voldemort! Er ist ein Teenager, verdammt noch mal! Keine Maschine!“
 

Die drei Männer schwiegen lange, erschüttert von dem, was sie gehört hatten und überrascht über die Art, wie Charlie den Jungen verteidigte „Was willst du tun?“ fragte Rowan leise. „Hast du einen Plan?“
 

„Ich weiß erst seit vorgestern Abend bescheid,“ gab Charlie zurück. „Das Dumme ist, dass Dumbledore es geschafft hat, Harrys magischer Vormund zu werden, er hat mehr zu Sagen, als seine Verwandten, also würde er jedes Gesuch auf verfrühte Volljährigkeit sofort blockieren. Ich war noch bei Nachforschungen, etwas Anderes zu probieren, aber weit bin ich in den paar Stunden, die ich hatte, nicht wirklich gekommen... ich musste ihn erst mal wegbringen. Ich dachte, forschen kann ich auch hier, zusammen mit Remus...“
 

Die anderen Männer nickten. „Das Problem ist, dass wir mit Etwas kommen müssten, das auch in England rechtsgültig werden kann, denn auch ein Wechsel der Staatsbürgerschaft würde die Unterschrift des Vormundes erfordern – die dieses bekloppten Senilen, der sich als Messias der magischen Welt sieht...“
 

Charlie nickte. „Ich weiß,“ gab er leise zurück, während er merkte, wie er immer erschöpfter wurde. Sein letzter Aufputschtrank verlor konstant an Wirkung. „Es gibt da noch eine Sache, aber das wäre nur ein allerletzter Ausweg... ich will erst sicher sein, dass ich nichts Anderes finde, denn... sonst müsste ich ihn wegschicken, weit weg und er wäre egal wo nur ein Flüchtling, bis er volljährig ist und das wäre... einundzwanzig, Dumbledore würde dafür sorgen, dass er nicht mit siebzehn volljährig wird. Und sich fünf Jahre irgendwo verstecken wäre nicht gut, er wäre fast immer allein, das will ich nicht.“
 

Die Männer tauschten Blicke, Karkaroff und Rowan nickten sich zu, bevor Letzterer nickte. „Ich werde einige Leute darauf ansetzen,“ versprach er. „Schlaf selbst etwas, Charlie, du siehst aus, wie durch den Fleischwolf gedreht. Wir reden nach dem Mittagessen, ich bin mir sicher, bis dahin haben meine Leute ein paar Antworten, wobei ich fürchte, dass ich da auch nicht viel machen kann.“
 

Charlie lächelte, nickte und streifte sich erleichtert die Schuhe ab, holte den Koffer heraus, vergrößerte ihn, legte seine Jacke beiseite und setzte sich wieder zu Harry, der sofort unruhig geworden war, als er aufgestanden war und der sich jetzt langsam wieder beruhigte. Erst, als der Heiler und seine beiden Freunde den Raum verlassen hatten, legte er sich hin, er war überrascht, als Harry sich prompt an ihn kuschelte, er hatte immer gedacht, dass Harry selbst im Schlaf Berührungen meiden würde. Dann aber beschloss sein übermüdeter Verstand, sich später darum Gedanken zu machen. Stattdessen schloss er den Kleinen fest in die Arme, stellte fest, wie gut es sich anfühlte und war selbst binnen Sekunden eingeschlafen.

Anaeruin

Als Ron am nächsten Morgen erwachte, sah er als Erstes zu Harrys Bett. Er hatte Angst, dass der Jüngere nachher tatsächlich zurückkehren musste, zu seinem Wal von Onkel, zu Leuten, die ihm wieder weh tun würden, ohne, dass Jemand sie abhalten würden und keiner konnte etwas für ihn tun. Er hoffte, dass Charlie etwas eingefallen war, aber sicher konnte er es auch nicht wissen.
 

Er dachte sich nichts, als er das Bett leer vorfand, er wusste, seit Sirius gefallen war, schlief Harry kaum noch und wenn er hier im Fuchsbau war, ging er dann meistens in den Garten zum Teich, um auf die Wasseroberfläche zu starrten. Manchmal hatte er Angst bekommen, in Hogwarts, wenn Harry statt zum See zum Astronomieturm gegangen war, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, der zu fragen schien, ob alles besser werden würde, würde er sich einfach fallen lassen, springen. So zu seinen Eltern kommen. Doch er hatte nie etwas getan, vermutlich, weil er die Anderen erst mal beschützen wollte, vor Voldemort. Das sah Harry als seine einzige Aufgabe an. Dafür war er bereit, Auror zu werden, dabei wusste Ron, dass der Jüngere das eigentlich nicht wollte.
 

Rasch stand er auf, packte frische Kleidung und verschwand ins Bad, das tatsächlich mal frei war, duschte sich, zog sich an und ging in die Küche.
 

„Ron!“, lächelte Molly, wuschelte ihrem wenig begeisterten Sohn über die Haare. „Schläft Harry noch?“, fragte sie dann. Sie war so besorgt um den Jungen, den sie nicht weniger liebte, als ihre eigenen Kinder.
 

„Nope,“ gab Ron zurück, während er tiefer in seine Tasse blickte, die er auf einen Schlag leer getrunken hatte. „Ich denke, er ist draußen. Die Anderen schon wach?“
 

„Charlie hat mir einen Zettel geschrieben, dass er einen Notfall hat, um den er sich kümmern muss, irgendjemand, der sich illegal einen Drachen hält, oder so und Percy hat gemeint, da heute die anderen Gäste kommen, würde er sich zurückziehen, er erträgt viele der Leute nicht, da die ihn alle für einen Todesser halten. Armer Junge, ich würde ja nur zu gern wissen, welcher Idiot bitte auf die Idee gekommen ist, so einen Unsinn zu erzählen! Percy! Ein Todesser! Pah!“
 

Ron nickte. Er hatte keine dicke Bindung zu diesem Bruder, er war den Zwillingen näher, schon wegen seines Alters und der Tatsache, dass er immer der Erste war, der ihre Streiche zu ertragen hatte und sie austesten musste, vor allem, seit sie in den Ferien ihr eigenes Geschäft gegründet hatten. Sie würden nicht nach Hogwarts zurückkehren. Aber auch er wusste, dass Percy nie zu Voldemort überlaufen würde, das war vor allem Eines: riesengroßer Schwachsinn. Und es machte seinem Bruder das Leben wirklich, wirklich schwer. Er hatte schon vorher angekündigt, dass er sich, wenn die Anderen kamen, in seine eigene Wohnung zurückziehen würde und mit Penelope erst am Abend nach der Hochzeit zu ihnen stoßen würde. „Ich geh gleich raus und sehe nach Harry,“ meinte er leise.
 

„Ron?“
 

„Was?“, fragte er, überrascht, als er sah, wie ernst seine Mutter aussah.
 

„Schlagen sie ihn?“, fragte Molly rund heraus.
 

„Er lügt nicht,“ wich Ron aus. „Er hat noch nie gelogen, das kann er gar nicht und... seit letztem Jahr noch weniger, als zuvor.“
 

„Also haben sie es getan, knurrte die sonst so sanfte Frau. „Ich werde ihnen einen freundlichen Besuch...!“
 

„Mom! Lass es! Du machst Alles nur noch schlimmer für ihn!“, bestand Ron nur, lächelte dann traurig. „Ich weiß selbst nicht Alles, aber... ich gehe jetzt zu ihm.“
 

„Du bringst ihn direkt zu mir!“, befahl Molly, sie hatte einige Haarbüschel mit ihrem adoptierten Sohn zu rupfen, weil der nie was gesagt hatte! Und dann... hatte sie einen Muggel umzubringen...
 

Ron sah seine Mutter eine Weile an, nickte aber dann und stand auf. Er trat nach draußen, ging direkt zu dem Teich, in dem sie alle das Schwimmen gelernt hatten, doch auch da war Harry nicht. Er runzelte die Stirn, suchte den Rest des Gartens ab – und wusste nicht so genau, was er sagen sollte. Sein bester Freund war nicht da. Das war sicher und er ahnte, er würde ihn nicht finden, nicht hier, nicht im Haus. Charlie hatte ihn weggebracht, dessen war er sich sicher. Nicht Percy. Der hatte schon von Anfang an angegeben, dass er bei der eigentlichen Hochzeit nicht da sein würde. Aber dieser ominöse Zwischenfall bei weiß Merlin wem, obwohl er doch für ein Jahr in England bleiben sollte, kam ihm mehr als seltsam vor. Er lächelte etwas, setzte sich kurz zu dem Teich. „Ich hoffe, ihr seid weit weg,“ murmelte er nur, ging zurück.
 

„Ron? Wo ist Harry?“, fragte Molly, während sie ihrem Mann eine Tasse Kaffee hinhielt und auch Bill sah auf.
 

„Warum fragst du?“, fragte er. Er hatte von Percy mitbekommen, was geschehen war, aber nicht, dass seine Brüder Irgendwas planten.
 

„Ron?!“; fragte Molly, ohne auf ihren Ältesten einzugehen.
 

„Ich konnte ihn nicht finden, nicht im Garten, nicht am Teich, nicht im Schuppen,“ gab Ron zu, er sah seine Mutter mit großen Augen an: „Ich... ich glaube, er... ist weggelaufen...“
 

Molly hätte fast die Pfanne fallen gelassen, als er das hörte: „Was?!“
 

„Ich finde ihn nicht, Mom! Nirgends!“, wiederholte Ron.
 

„Ich verstehe Albus einfach nicht, “ flüsterte Molly.
 

Arthur stand ruhig auf. „Bill, hol die Zwillinge,“ befahl er nur knapp. „Ich werde mit Percy reden und einen Brief an Charlie schreiben, vielleicht wissen die mehr..“
 

Ron sah seinen Vater und seine Brüder an: „Ich werde ’Mine und Ginny holen.“
 

Arthur nickte. „Wenn wir ihn in zehn Minuten nicht gefunden haben, müssen wir wohl oder übel Dumbledore informieren...“
 

Zehn Minuten später waren alle wieder da, nur hatte niemand den Grünäugigen gefunden. George sah aus, als habe man ihn durch den Wolf gedreht, weil er gerade ins Bett gegangen war, als man ihn geweckt hatte, Fred trug noch seinen Laborkittel, Ginny redete aufgeregt mit Granger, Arthurs Gesicht zeigte Sorge und Molly hatte vor Nervosität mit dem Kochen begonnen.
 

Sekunden später gab es ein Röhren und Albus stand da, mit harten, eisblauen Augen und wütendem Gesicht. „Ich wusste, ich hätte ihn gar nicht erst herbringen sollen!“, brüllte Albus. „Aber ich werde ihn wieder finden und es war das letzte Mal, dass ich ihm erlaubt habe, dieses Haus zu besuchen! Ich war offensichtlich zu freundlich zu der kleinen Ratte!“
 

Arthur hob eine Augenbraue, stand dann in aller Ruhe auf. „Sollte Harry es wollen, wird unsere Tür immer offen stehen. Aber ganz ehrlich bin ich immer unwilliger; Sie hier zu sehen,“ stellte er eisig fest.“
 

„Vermutlich haben Sie den Jungen nach raus geschmuggelt, Arthur!“, tobte Albus nur.
 

„Hätte ich gewusst, wie schlecht es ihm geht, hätte ich es getan, er ist mein achtes Kind,“ gab der Mann ruhig zurück. „Und jetzt wünsche ich, dass Sie gehen, bis Sie mit meiner Familie reden können, ohne sich wie ein Idiot zu benehmen.
 

„Wenn ich rausfinde...!“
 

„Raus!“
 

„Mister Weasley! Sie können doch nicht...!“, setzte Hermine entsetzt an, als sie sah, wie der sonst so friedliche Mann ihren verehrten Direktor anschrie, einfach so und wegen Potter obendrein, der sich in den letzten Monaten wie ein Idiot verhalten hatte!
 

„Offensichtlich kann ich, Bill, bitte geleite den Besten nach draußen,“ bat er dann. „Er muss sich offensichtlich beruhigen und darüber nachdenken, wie man mit Verbündeten umgeht.“
 

Ginny sah ihren Vater mit offenem Mund ab. „Dad! Warum..?!“
 

„Albus Dumbledore hat mich, meine Familie und meinen Verstand beleidigt, “ gab Arthur ruhig zurück.
 

„Aber... Harry ist keine Familie!“
 

„Ist er wohl!“, kam es von den Zwillingen gleichzeitig und tief empört zurück.
 

Arthur hob eine Hand: „Ich rede mit Percy,“ erklärte er. „Vielleicht weiß er mehr, dann sehen wir weiter.“
 

„Der,“ knurrte Ginny nur. Das war der ihrer Brüder, den sie gar nicht mochte, sie sah ihn als Todesser und als Verräter, das sagte auch Hermine immer, die sie bewunderte...
 


 


 


 

Es war warm, als Harry aufwachte. Schön warm und irgendwie sicher, auch, wenn etwas Schweres um ihn lag, aber statt es als Bedrohung zu sehen, sah er es eher als Schutz vor der Außenwelt. Wie bei Sirius früher, doch der war tot, das wusste er sogar im Halbschlaf. Er mochte die Augen nicht öffnen, doch er wusste, er musste es bald tun. Heute musste er zu den Dursleys und...
 

Halt! Charlie! Das da hinter ihm! Das war... Charlie! Da erst fiel es ihm wieder ein, der zweitälteste der Weasleybrüder hatte ihn mitten in der Nacht geweckt und ihn hoch genommen, sie waren geflogen, dann... waren sie hier angekommen. Wo auch immer hier war, auf jeden Fall war da ein Heiler gewesen, es hatte weh getan, dafür stach jetzt kaum noch etwas...
 

Auch Charlie erwachte wieder, weil sein Zauberstab begann, heiß zu werden. Es musste Mittag sein, stellte er fest, lächelte, als er spürte, dass der Jüngere immer noch in seinen Armen lag, nicht so schlimm zusammengerollt, wie sonst. Langsam richtete er sich auf, überrascht, als der Andere sich umwandte und ihn ansah. „Auch schon wach?“, fragte er dann lächelnd. „Du hast wohl Hunger, wie?“
 

„Etwas,“ gab Harry zu. Er hatte zu Abend kaum etwas herunter gebracht und zu Mittag auch nicht, nachdem Dumbledore kurz vorher herumgeschrieen hatte.
 

„Das ist gut,“ lächelte Charlie und wuschelte durch die dunklen Haare. „Du bist eh viel zu dürr. Komm, auf, auf! Wir essen mit Remus uns und Anderen!“
 

„Wer... sind die Anderen?“, fragte er leise.
 

„Oh, einen davon kennst du...“
 

„Wen?“
 

„Direktor Karkaroff,“ grinste Charlie. „Wir sind in Bulgarien,“ fügte er, der Erklärung wegen, hinterher. „Wenn sie merken, dass ich fehle, werden sie vermutlich zuerst in Rumänien suchen. Ich bin aber hier ausgebildet worden, was außer meinen Eltern kaum Jemand weiß – und ich habe mir von Anfang an hier ein paar einflussreiche Freunde gemacht, die nicht viel von Dumbledore halten. Hier in diesem Haus kann niemand idich finden.“
 

"Oh,“ stellte Harry leise fest, richtete sich auch selbst auf und wurde etwas rot. „Ich.. hab wohl keine Klamotten hier, stellte er fest, als er den hässlichen Schlafanzug sah, den er an hatte.
 

„Ich habe ein paar von unseren alten Sachen mitgenommen,“ lächelte Charlie. „Sachen, die nicht mal Ron kaputt bekommen hat.“
 

„Was... passiert jetzt?“
 

„Karkaroff und Rowan haben versprochen, dass sie nach den rechtlichen Richtlinien suchen werden, damit du unter Dumbledores Klauen raus kommst,“ erklärte Charlie, während er frische Wäsche für Harry zusammenstellte. Eine, wenn auch schon ziemlich durchgetragene Jeans, ein weißes Shirt, Boxer und Socken. Damit schickte er Harry in das Bad, sah dann auf, als es klopfte.
 

„Offen.“
 

„Charlie,“ stellte Remus fest. „Wo ist Harry?“
 

„Im Bad. Wir kommen gleich zum Essen.“
 

„Nicht nötig, der Tisch ist hier aufgebaut worden,“ erklärte Remus. „Bei euch in dem kleinen Wohnzimmer. Ich bin übrigens auch hinter einer der drei Türen. Mich wundert, dass Harry bei dir geschlafen hat. Das hat er sonst nur bei Sirius gemacht.“
 

Charlie lächelte etwas. „Er war derjenige, der sich an mich gekuschelt hat,“ gab er zurück. „Und ich habe nichts dagegen, wenn er weiter bei mir schlafen möchte, ich glaube, hier geht es ihm besser, als wenn er allein schläft.“
 

„Du liebst ihn, oder?“, fragte Remus leise. Er sah den Rotschopf direkt an.
 

„Ja,“ gab Charlie simpel zurück. „Ich hätte ihm auch geholfen, würde ich ihn nur als Bruder sehen, aber ich fürchte, ich empfinde mehr für ihn...“
 

„Pass... nur auf, dass er nicht noch weiter verletzt wird, allein, dass er dir vertraut, ist eigentlich schon ein Wunder...“
 

„Ich weiß,“ gab Charlie zurück, lächelte dann, als Harry eintrat. Von der Länge her hatte er gut geschätzt, aber Harry war dünner, als jeder Andere. Er sah, wie Remus seinen Stab hob, die Kleidung anpasste.
 

„Danke,“ nuschelte Harry, sah zwischen den Beiden hin und her, setzte sich dann neben Charlie. „Hi, Remmy.“
 

„Hallo Welpe,“ lächelte der Ältere. „Und? Wie fühlt man sich so ohne Brille?“
 

„Besser,“ gab er zu. „Ich... hab nicht mehr ständig Kopfweh und ich seh das erste Mal richtig klar.“ Er sah zu Charlie, wurde ein wenig rot, denn erst jetzt sah er, wie gut der Rotschopf mit den langen Haaren wirklich aussah.
 

„Nun, dann kommt ihr Beiden. Das Mittagessen ist angerichtet,“ grinste er. „Sehr... interessante Dinge, die man hier so isst.“
 

Charlie nickte, er stand auf, nahm den Jüngeren an die Hand und trat aus der Tür, wo Karkaroff und Rowan bereits saßen. Er sah die Blicke der Anderen. lächelte, als er merkte, dass Harry das nicht ganz geheuer war. Er setzte den Anderen neben sich und Remus setzte sich auf die andere Seite. „Sie beißen nicht,“ flüsterte er Harry ins Ohr, lächelte ermutigend.
 

Harry wurde noch etwas röter. „Hi, “ nuschelte er dann aus Höflichkeit, doch wohl fühlte er sich noch nicht unbedingt. Er erinnerte sich noch durchaus an Karkaroffs Strenge beim Turnier. Na ja, wenigstens hatte der von Anfang an gesagt, dass man ihn einfach nicht teilnehmen lassen müsse, da er das offensichtlich nicht wolle.
 

Beide Männer hoben eine Augenbraue, Karkaroff war der Erste, der dann reagierte: „Guten Mittag, junger Mann,“ meinte er nur.
 

Das Essen verlief ruhig, es wurde über Nebensächlichkeiten geredet, was Harry beruhigte. Immer mal wieder drückte Charlie seine Hand und Remus legte ihm irgendwelche Köstlichkeiten auf den Teller. Es war auch das erste Mal, dass er wirklich wieder Hunger hatte. Sogar Nachtisch gab es, ein Stück heißen Schokokuchen mit Vanilleeis, einfach nur lecker.
 

Nach dem Essen allerdings sah Harry einen nach dem Anderen an. „Was wird jetzt passieren?“, fragte er leise.
 

Rowan sah den Jungen an. Er hatte ihn schon beim Essen beobachtet, gesehen, wie die Augen sich etwas aufhellten, dann aber verdunkelten sie sich und er stellte fest, wie sein Freund die Hand des Jüngeren ergriff, mit dem Daumen über dessen Handrücken strich. Dann richtete er seine Augen auf Charlie. „Rein rechtlich habe ich keinen Weg gefunden, den Dumbledore nicht stoppen kann,“ gab er zu. „Es haben fünfzehn Rechtsgelehrte nach einem Wurmloch gesucht.“
 

„Ich... hab es doch gesagt,“ flüsterte Harry nur: „Du... solltest mich zurück bringen, bevor du Ärger bekommst...“
 

„Ganz sicher nicht,“ gab Charlie hart zurück. „Ich lasse nicht zu, dass man dir noch weiter weh tut! Denn es gibt noch einen Weg!“, er hob Harrys Kopf, lächelte ihn an und strich eine Träne weg, die sich aus den grünen Augen gelöst hatte.
 

„Und der wäre?“, fragte nun auch Karkaroff überrascht. Für ihn gab es keine Möglichkeit, den Jungen dem Irren zu entziehen, außer vielleicht, ihn jahrelang zu verstecken und er bezweifelte, ob der Junge das wollen würde, er schien einen ausgeprägten Freiheitsdrang zu haben und war Viktor Krum, seinem Paradeschüler, nicht unähnlich.
 

„Anaeruin.“
 

„An... hast du eine Ahnung, was du da anbietest?“, fragte Rowan japsend.
 

„Ja, “ gab Charlie ruhig zurück. „Und ich werde genau das fordern, wenn Harry mich lässt.“
 

„Was... was ist das?“; fragte Harry, er war beunruhigt, denn Remus hatte sich vollkommen neben ihm versteift und die anderen beiden Männer sahen ihn an, wie... er wusste es nicht, wie einen... Außerirdischen vielleicht. Und wieder mal kam er sich wirklich, wirklich dumm vor. Wieder etwas, dass Jeder zu kennen schien und nur er wusste nicht, worum es eigentlich ging.
 

Karkaroff machte eine knappe Bewegung, ließ das Essen vom Tisch verschwinden, deutete dann zu der kleinen Sitzecke. „Ich denke, dass das hier bequemer ist,“ schlug der Mann nur vor.
 

Charlie nickte, er nahm Harrys Hand, brachte ihm zu einem der nur zweisitzigen Sofas, die man hier nutzte, setzte ihn, bevor er es selbst tat.
 

„Charlie?“, fragte er, sah den Rotschopf groß an. „Was... was ist Anaeruin?“
 

„Die einzige Möglichkeit, dich unter Dumbledores Daumen vor zu bekommen,“ gab Charlie leise zurück, er hielt immer noch die Hand des Jüngeren, weil ihn das zu beruhigen schien. Eigentlich ein wirklich gutes Zeichen.
 

„Und glaub mir, junger Mann, Charlie ist zu einem großen Schritt bereit, um dir das zu ermöglichen, “ gab Rowan, immer noch vollkommen erschüttert, zurück. Anaeruin, das Wort hatte er schon lange nicht mehr gehört.
 

Ängstlich sah Harry zu dem Rotschopf. „Was... bedeutet das?“
 

„Anaeruin ist ein sehr altes Gesetz,“ erklärte Karkaroff, als er sah, dass Charlie die Worte nicht fand, zu erklären, was er da gerade vorschlug. „Es wurde vor über siebenhundert Jahren das erste Mal festgelegt und seither nicht mehr verändert. Es ist... eine Möglichkeit, durch die ein Minderjähriger, männlich oder weiblich, Jemanden heiraten darf, der über einundzwanzig ist, solange er weder Eltern noch einen Paten hat. Der Minderjährige unterschreibt dabei ein beglaubigtes Dokument, in dem er seinem künftigen Ehemann die volle Befehlsgewalt übergibt die vorher die erziehungsberichtigte Person inne hatte. Er ordnet sich dem Älteren unter, bis er selbst einundzwanzig ist. In der Regel waren es Mädchen, die so ihre älteren Verehrer geheiratet haben.“
 

„Aber..!“, entsetzt starrte Harry den Anderen an. „Charlie! Du... du kannst das doch nicht machen!“
 

„Und warum nicht?“, fragte der Rotschopf ruhig, denn er merkte ja, wie die Hand des Anderen sich weiter an ihn klammerte. Es schien also keine Abneigung gegen die Vorstellung eines Lebens mit ihm zu sein.
 

„Du... ich... du kannst das nicht machen! Wenn du das... das tust, dann... dann... kannst du doch nicht... keinen Anderen...! Du... hast doch eine feste Freundin, hat... Ginny immer... gesagt!“
 

„Ach?“, fragte Charlie nur mit hochgezogener Augenbraue. „Ich denke, da hat mein Schwesterchen unter Wahnvorstellungen gelitten, denn ich habe meine erste und letzte Freundin in der vierten Klasse in Hogwarts gehabt. Die ich zwei Wochen später für meinen ersten Kerl verlassen habe. Ginny lebt in ihrer Traumwelt, ihr ist auch bis jetzt nicht klar, dass George schwul ist. Sie will es nicht wissen. Und Harry, ich meinte es ernst, ich werde Alles, Alles tun, was erforderlich ist, um dich unter den Daumen dieser gesamten Bekloppten weg zu bekommen.“
 

Remus beobachtete, wie Harry den Anderen mit großen Augen ansah. Hoffnungsvoll und doch... zurückhaltend. Denn er schien zu ahnen, dass da noch mehr war.
 

Karkaroff lächelte etwas. Er hatte Charlie noch nie so erlebt, der Mann, der immer vor Allem eines hatte sein wollen: unabhängig. Und gerade dieser junge Mann mit einem ausgeprägten, nicht einzudämmenden Freiheitsdrang, war bereit, sich zu binden, um einen Jungen zu schützen. Und der Junge, der nicht annehmen wollte, weil er Angst hatte, das Leben des Anderen zu zerstören. Und das, wo er den Haken noch nicht mal kannte. Einfache Bindungen konnten wieder gelöst werden, mit den entsprechenden Ritualen. Anaeruin war eine entgültige Entscheidung.
 

„Aber... du kannst doch dein... dein Leben darum nicht.. so kaputt machen!“, begehrte Harry auf: „Bitte! Ich.... ich bringe doch nur Ärger...“
 

Ohne groß darüber nachzudenken, zog Charlie den Jüngeren auf seinen Schoß, schloss ihn fest in die Arme. „Sag so etwas nie, nie wieder über dich,“ verlangte er hart. „Derjenige, der Ärger bringt, ist Dumbledore,“ gab er nur zurück. „Jedes Mal, wenn etwas passiert ist, ist es, weil der Alte dich in Situationen gejagt hat, in die kein Kind je hätte geraten dürfen! Der Mann war zu dumm, zu merken, dass sein angeblicher Freund, Moody, nicht sein Freund war! Und er hat dich angeschrieen, statt nachzuforschen, wie dein Name in den verdammten Kelch gekommen ist! Außerdem hat Ron mir erzählt, dass der Alte dich letztes Jahr gar nicht vorbereitet hat, er hat dich so in die Gefahr rennen lassen, wohl wissend, dass das, was du gesehen hast, etwas war, dass Voldemort dir geschickt hat!“
 

Harry schniefte leise. Er konnte es nicht glauben, es gab Jemanden, der ihn nicht für den Bösen hielt! Er krallte sich regelrecht an den Anderen, doch das änderte nichts daran, dass er nicht wollte, dass Charlie ihn heiratete, er wusste, es gab vermutlich einen Haken, den er noch nicht kannte und er war sich sicher, dass der Ältere ihn nicht wirklich wollen würde, er war hässlich, knochendürr und neben der Tatsache, dass ein Irrer ihn töten und der Andere ihn ausnutzen wollte, hatte er überall hässliche Narben.
 

„Schh,“ flüsterte Charlie nur, er hielt Harry, sah die Anderen an: „Da seht ihr, wie Dumbledore seine Schützlinge behandelt!“
 

„Anaeruin verlangt Vorbereitungen, das weißt du, nicht wahr?“, frage Rowan ruhig. „Auch, wenn es eben ausdrücklich nicht Dumbledores Zustimmung findet.“
 

„Ich hatte gehofft, dass ihr mir mit dem Papierkrieg helfen könntet,“ gab Charlie zurück, während er weiter über den Rücken des Jüngeren streichelte, der sich scheinbar nicht beruhigen konnte. „Ich habe nicht so viel Ahnung von Anaeruin, aber eine meiner Kolleginnen hat mir erzählt, dass ihre Großmutter so sozusagen befreit worden ist. Nur daher wusste ich davon. Sie hat gesagt, dass das ewig her war und ihre Großeltern damals in Russland geheiratet haben, ohne es je zu bereuen, obwohl es auch erst nur als Schutzhandlung gedacht war.“
 

Rowan lächelte. „Dann bin ich froh, dass du es gehört hast,“ gab er leise zurück. „Der Junge muss durch die Hölle gegangen sein.“
 

„Es ist ein Wunder, dass er so sanft ist, wie er ist,“ gab Remus kalt zurück. „Der Alte hat das nicht verdient! Wirklich nicht!“
 

Charlie nickte nur, er merkte, wie Harry sich langsam beruhigte. „Was ist alles erforderlich?“, fragte er anschließend.
 

„Ein Druide,“ gab Karkaroff ruhig zurück. „Was mich selbst wohl im Spiel lässt, denn so schnell werdet ihr keinen Zweiten finden, der das Ritual durchziehen wird. Ich glaube, einer, der es noch tut, lebt in Island.“ Normalerweise hätte auch er so etwas rund heraus abgelehnt, aber das Bild des vollkommen zerschundenen Rückens verfolgte ihn – und er konnte Dumbledore eins auswischen!
 

„Dokumente, die von einer beglaubigten Intuition eines Staates, in dem einer von Beiden lebt, bestätigt werden muss,“ fügte Rowan an. „Du lebst und arbeitest in Rumänien, ich bin mit dem Minister da befreundet, viel beglaubigter als dieses Amt wird es nicht gehen,“ fügte er etwas lächelnd hinzu. „Na ja, dann sind da die Kleinigkeiten, aber zumindest ein mal wird Harry in die Stadt müssen, für Roben und die anderen Sachen, aber das sollte kein Problem sein, man wird dich kaum hier suchen...“
 

Charlie lächelte nur und nickte. „Bereitet ihr alles vor,“ bat er.
 

Harry schüttelte den Kopf: „Charlie, das... das kannst du doch nicht machen;“ flüsterte er. „Du... bekommst nur Probleme und... das will ich nicht!“
 

„Ich habe mich schon lange entschieden,“ gab Charlie nur ruhig zurück. „Hör auf, dir Gedanken zu machen. Ich bekomme die Vormundschaft, damit kann dir nichts mehr passieren, du wirst bei mir leben,“ lächelte er. „Und dann werde ich deine Verwandten verklagen!“
 

„Nein! Charlie, er... er schützt sie! Er...!“
 

„Ich werde es tun, weil man so etwas nicht durchgehen lassen kann! Harry, sie haben dich schwer misshandelt und das sicher nicht das erste Mal! Keine Sorge, ich kümmere mich darum,“ versprach er leise. „Es wird Zeit, dass sich jemand um dich kümmert, und zwar auf deine Bedürfnisse ausgelegt, nicht auf die Anderer....“
 

„Aber... du...!“
 

„Ich will das tun,“ gab Charlie nur erneut zurück. „Ich sehe nicht zu, wie du weiter absackst. Du bist kaum gewachsen, du bist knochendürr und du warst wirklich übel verletzt, als wir hierher gekommen sind! Sie haben dir ja offensichtlich nicht mal zu Essen gegeben!“
 

Harry verbarg seinen Kopf nur an Charlies Schulter. Er verstand nicht, dass der Andere sein Leben für ihn zerstören konnte. Er wollte sich eigentlich weiter gegen dieses Vorhaben wehren. Nicht, weil er Irgendwen liebte und heiraten wollte oder sonst was, sondern weil er Angst hatte, was mit Charlie geschehen würde. Er wusste, dass Dumbledore alles tun würde, um das Leben des Älteren zur Hölle zu machen. Allerdings sah es nicht so aus, als würde er gegen den Dickkopf des Drachenzähmers ankommen, vor allem, da Remus bis jetzt noch nicht protestiert zu haben schien.
 

Charlie lächelte, als die ohnehin in seinen Augen nicht wirklich großen Proteste verstummten, er hielt Harry einfach nur fest. „Dann sehen wir, wie wir den Ausflug organisieren,“ erklärte er nur, küsste den Jüngeren auf den Kopf. „Könnt ihr auch irgendwie einfügen, dass, sollte mir irgendwas geschehen, meine Eltern die Vormundschaft haben?“, fragte er, als er merkte, dass Harry schon wieder eingeschlafen war. Er war sich bewusst, dass er sich durch diese Hochzeit sehr wohl in Gefahr begab.
 

„Ich denke, das sollte kein Problem sein,“ nickte Rowan nur. „Das wäre ohnehin erfolgt. Und sollten deine Eltern nicht mehr da sein, geht es zu deinen Geschwistern. Du hast genug, die volljährig sind, wenn ich mich nicht irre.“
 

Der Rotschopf nickte erleichtert. Das war gut. Sehr gut. Er wollte den Jüngeren absichern, so gut es eben nur ging. Er strich leicht durch Harrys Haare. „Er hat einfach auch mal etwas Glück verdient.“
 

„Aber dir ist schon klar, dass ihr diese Ehe nicht lösen könnt, oder?“, fragte Karkaroff erneut.
 

„Ich hoffe eigentlich, dass Harry diesen Wunsch nie haben wird,“ gab Charlie ruhig zurück. „Ich liebe ihn,“ gab er das erste Mal laut zu. „Ich will auf gar keinen Fall, dass er das hier bereuen muss.“
 

Die Anwesenden lächelten einfach nur. Sie hatten es alle geahnt, aber es zu hören, war noch mal etwas ganz Anderes.
 

„Oh, noch was – meint ihr, ihr könnt ihn zu einem Stabmacher mitnehmen? Ich habe so das Gefühl, dass mit seinem Eigenen Irgendwas nicht stimmt, Ron hat gemeint, so, wie Harry es beschreibt, fühlt er sich, als wäre seine eigene Magie etwas Fremdes. Das deutet in der Regel auf einen falschen Zauberstab hin und ich weiß, dass Ollivander in Dumbledores albernem Brathühnchenorden ist.“
 

„Das wird sich wohl miteinander verbinden lassen,“ nickte Rowan. „Ich werde auch einige meiner Auroren mitschicken, damit niemand euch stört.“

Jederzeit wieder

„Percy.“
 

Ruhig wandte der Angesprochene sich um, nickte seinem Vater zu und ordnete die Akte ein, er hatte beschlossen, etwas zu arbeiten, auch, um sich abzulenken und sicher zu sein, dass man ihn in Ruhe lassen würde. Er machte sich nur bedingt Sorgen um seinen Bruder. Gut, noch hatte er keine Ahnung, was Charlie vor hatte, aber der Ältere war so entsetzt über das gewesen, das Harry zugestoßen war, dass er Alles in Bewegung setzen würde, um eine Lösung für das Problem zu finden. „Was führt dich hierher?“
 

„Charlie hat ihn weggebracht, nicht wahr?“, fragte Arthur ruhig, während er sich auf einen der Stühle setzte und seinen Sohn betrachtete. Es war kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Arthur wusste nur zu gut, dass Viele ihn für eingeschränkt hielten, da er sich auch keinerlei Mühe machte, aufzusteigen aus seinem schlecht bezahlten Amt und die Wahrheit war, er hätte jederzeit gekonnt, doch er wollte nicht. Im Grunde hatte er auch dem Phönixorden nicht beitreten wollen, er hatte es auf Mollys Bitten hin getan, obwohl sein Gefühl ihn gewarnt hatte. Er hatte Dumbledore immer respektiert, doch in seinen Augen war der Mann mindestens so ein Kriegstreiber, wie Voldemort auch. Beide wollten nur Eines, vor Allem in den letzten zehn Jahren: Macht. Sich um die Bedürfnisse Anderer kümmern taten sie schon lang nicht mehr, man hatte es gesehen, an der Art, wie sie versucht hatten, Percy schlecht zu machen, da Dumbledore gedacht hatte, dass Percy mit Fudge zusammenarbeitete.
 

Percy sah überrascht auf, dann setzte er sich zu seinem Vater. „Bist du sauer auf ihn?“, fragte er leise. Er wusste ja, dass sein Vater nicht dumm war.
 

„Nein. Sohn, ich bin nicht blind,“ erinnerte er sanft. „Denkst du, es wäre mir entgangen, wie Charlie Harry immer ansieht? Oder, dass etwas mit Harry nicht stimmt? Dass er nicht genug wächst und Kleidung trägt, die weit unter dem liegt, was er sich eigentlich leisten können sollte? Ich wollte es nur wissen, denn wenn er bei Charlie ist, muss ich mich nicht mehr um ihn sorgen. Die Vorstellung, dass er allein da draußen ist, passt mir gar nicht. Harry ist körperlich nicht stark, er würde untergehen.“
 

„Charlie hat ihn mitgenommen, wohin und was er vorhat, weiß ich nicht, vielleicht will er Harry verstecken, vielleicht hat er einen anderen Weg gefunden,“ lenkte Percy ein. „Er liebt unser Grünauge,“ lächelte der meist ernste Junge nur. „Er wird nicht zulassen, dass ihm was passiert.“
 

Das brachte Arthur zum Lächeln. Er hatte es gewusst, in dem Moment, als er den Brief seines Sohnes gefunden hatte. Drachengeschichte. Ein Kind gejagt von einem Drachen. Ja, das war jetzt eigentlich eindeutig. Und dass Charlie in Harry verliebt war, hatte Arthur schon beim Quiddichcup bemerkt. In dem Moment, als sein Sohn den Jungen gesehen hatte, hatten seine Augen zu leuchten begonnen. „Dann werde ich zusehen, dass wir Charlie noch eine Weile decken können. Noch denken alle, Harry wäre allein abgehauen, vor allem Miss Granger und Ginny scheinen der Meinung zu sein.“
 

Percy schnaubte nur. „Tut mir leid, aber ich mag Granger nicht. Sie ist arrogant, weiß alles besser und hält Jeden für dumm, der nicht alles liest, was nicht niet und nagelfest ist.“
 

„Ich bin auch nicht so begeistert, sie übt einen schlechten Einfluss auf Ginny aus, aber das muss sie wohl selbst lernen. Ich werde keinem meiner Kinder etwas vorschreiben, aber ich denke, ich werde Ron mal langsam sagen, dass diese Beziehung nicht die Beste ist.“
 

„Das weiß er selbst. Er hat nur nicht den Nerv, sie jetzt zu beenden. Frag mich nicht, warum.“
 

„Nun, wie dem auch sei, ich hoffe, dass bei Charlie alles glatt läuft. Wenn du was hörst – lass es mich bitte wissen.“
 

„Wenn es sicher ist,“ nickte Percy nur. „Er meinte, dass es wichtig ist, dass ihr die Hochzeit ganz normal durchzieht.“
 

„Das hatte ich vor. Dann, bis bald, hoffe ich,“ lächelte Arthur nur und ging.
 


 


 


 


 

Mit einem Japsen schreckte Harry auf, schlug seine Hände vors Gesicht, froh, dass er es gewohnt war, keinen Laut von sich zu geben. Ein Alptraum, schon wieder. Sirius, der gefallen war, ohne, dass er etwas hatte tun können, Remus, der ihn hielt, Dumbledore, der ihn angefahren hatte, dass alles seine Schuld war. Der Tag in dessen Büro, als er zur Strafe mit Folterflüchen besprochen worden war, nur, damit der Alte ihm hatte beweisen können, dass er schlecht war.
 

Langsam kamen auch die restlichen Geschehnisse wieder zu ihm zurück, schon, weil sein Rücken nicht so weh tat, wie sonst. Charlie, der ihn heiraten wollte, nur um ihn aus der Gewalt des Direktors zu bekommen. Der Rotschopf, der sein Leben fast aufzugeben schien, um ihm zu helfen. Womit Harry das verdient hatte, wusste er wirklich nicht. Er hatte auch am Nachmittag, als er wieder aufgewacht war, versucht. Charlie umzustimmen, ihn zu überzeugen, dass er sicher irgendeinen anderen Kerl finden würde, einen Richtigen, nicht ein halbes Skelett, wie er es war, was Harry durchaus wusste. Aber er konnte nichts dagegen tun! Er versuchte, zuzunehmen, in Hogwarts aß er fast dauernd, aber nie schien er wirklich viel anzusetzen, er verlor das Wenige dann immer spätestens in der zweiten Ferienwoche weg und er sah wieder aus, wie ein Skelett. Aber wie wollte er denn bei einer Scheibe Brot alle zwei Tage zunehmen? Oder nur sein Gewicht halten, verdammt?!
 

All das, es wäre nicht so schlimm, würde er Charlie nicht lieben. Ja, er liebte den Anderen, weswegen er sich vermutlich letztendlich doch von diesem vollkommen irren Plan hatte überzeugen lassen. Er hatte zugesagt. Er hatte keine Angst, dass der Ältere ihn ausnutzen würde, das hatte Charlie immer wieder versprochen.
 

Harry verkroch sich tiefer in die Decke, ihm war kalt, so eisig kalt. Wie so oft nach Alpträumen schien ihm danach einfach nicht mehr warm werden zu können. Er zitterte sogar. Bei Charlie war ihm nicht kalt gewesen, es war so angenehm gewesen, bei dem Anderen zu liegen, es war warm gewesen, er hatte sich so sicher gefühlt, anders, als bei Anderen. So sicher, wie er sich nur bei Sirius je gefühlt hatte und doch war es bei dem Älteren irgendwie anders. Und Charlie hatte keine Frage gestellt, ihn einfach in die Arme genommen. Er sah ihn eben als kleinen Bruder – nur als kleinen Bruder und er bezweifelte, dass da je mehr sein würde.
 

Langsam stand Harry auf, er wusste nicht, was er tun sollte, ging erst mal aus dem Zimmer, in das Wohnzimmer, das vollkommen dunkel da lag. Ein fremder Raum, der ihm trotz der draußen herrschenden, sommerlichen Temperaturen nur noch kälter zu sein schien, als das riesige Bett, in dem er aufgewacht war. Er wusste, links von ihm war Charlie, rechts Remus. Er überlegte, ob er zu dem Werwolf gehen sollte, der ihn als seinen Welpen sah und der auch immer gesagt hatte, dass er kommen konnte, doch seine Schritte führten ihn an die andere Tür, ohne sein eigenes Zutun, sollte man dazu sagen.
 

Er wollte sich selbst aufhalten, aber in dem Moment hatte er die Tür schon geöffnet. Hastig wollte er sie schließen, doch er war zu spät...
 

„Harry?“, fragte Charlie überrascht. Es war kurz nach Mitternacht und er hatte gerade erst sein Licht ausgehen lassen, er hatte bis jetzt an einigen Dingen gearbeitet, die er in dem Vertrag haben wollte, den der Jüngere schon am Ende der Woche unterzeichnen sollte, spätestens aber am Anfang der Nächsten. Dann war die Hochzeit an sich nur noch eine Zeremonie, bei der sie sich zurücklehnen konnten. Er hatte noch überlegt, schnell bei Harry vorbei zu gehen, sich aber dann dagegen entschieden. Der Jüngere war schon um neun in sein Zimmer verschwunden, er litt eindeutig unter vorhergehendem Schlafentzug. Aber kaum war sein Licht aus, hörte er ein leises Geräusch und die Tür ging auf.
 

„Ich... es tut mir leid, ich wollte dich nicht... wecken...“
 

„Das hast du nicht,“ gab Charlie beruhigend zurück, griff nach seinem Zauberstab und ließ es wieder etwas heller werden, musterte den Jungen, der da stand. Er schien zu frieren. „Was gibt es?“
 

„Ich.. es ist dumm, ich... gehe zurück ins...“
 

„Komm her,“ gab Charlie nur leise zurück, er wartete, bis der Jüngere zu ihm kam, dann zog er ihn einfach zu sich: „Du konntest nicht schlafen. Hattest du einen Alptraum?“, fragte er. Es war klar, dass so was in der Art der Auslöser sein musste. Er dirigierte Harry zu sich unter die Decke, packte ihn darunter. „Du bist eiskalt.“
 

„Ich... hab schlecht geträumt,“ gab Harry leise zu, er wurde auch nicht unruhig, als das Licht wieder verschwand, nur erleichtert, als die Arme des Anderen sich um ihn legten, sofort wurde ihm wieder wärmer.
 

Charlie lächelte einfach nur, er war froh, dass er Harrys erste Anlaufstelle gewesen sein musste. Wäre er es nicht gewesen, wäre Harry nicht gekommen, denn Remus hätte ihn auch nicht weggeschickt. „Und hier hast du keine?“, fragte er sanft.
 

„Nicht das letzte Mal,“ gab Harry leise zurück, während ihm wieder wärmer wurde. Er fühlte sich auch viel ruhiger, als noch eben, die Gedanken, die er sich eben noch gemacht hatte.
 

„Das ist gut,“ lächelte Charlie, er strich dem Jüngeren über die Arme. Er merkte, wie schnell der Andere wieder einschlief. Umso besser. Der nächste Tag würde sicher anstrengender werden. Karkaroff wollte Harry erklären, was diese Hochzeit bedeutete und wie die Zeremonie ablaufen würde, es war wichtig, denn eine der Voraussetzungen war nun einmal, dass er verstehen musste, auf was er sich einließ und welche Gesetze es nun ein Mal in der magischen Welt gab. Das war ein Gebiet, in dem Harry erschreckende Lücken hatte.
 

Aber das würde sich geben, sie würden Harry beibringen, was er wissen musste, ohne ihn weiter zu quälen, er würde seinen Status als Lord Potter irgendwann einnehmen können. Niemand würde ihn weiterhin mit Absicht im Dunkeln halten und Charlie hatte keine Probleme, Dumbledore jeglichen Kontakt zu unterbinden, wenn er Harry in Zukunft auch nur irgendwas verheimlichen würde, was unmissverständlich in einem weiteren Tod enden würde.
 

Automatisch verstärkte sich seine Umarmung um den Jüngeren, er küsste ihn auf die wirren Haare und lächelte kalt. Niemand, absolut Niemand würde seinem künftigen Mann ungestraft auch nur ein Haar krümmen und er würde dessen Verwandten danach bis ins nächste Jahrtausend verklagen. Mit persönlicher Freude daran. Mit den Gedanken schlief auch Charlie ein.
 


 


 


 


 

„Er ist feige!“, zischte Hermine aufgebracht. Sie verstand nicht, wie ihr sonst so feiger Freund auf die Idee kam, ihr zu widersprechen und es gefiel ihr gar nicht! Sie hatte in der verdammten Beziehung die Hosen an!
 

„Harry ist nicht so feige, wie du!“, herrschte Ron angepisst, das erste Mal wirklich sauer. Er hatte immer in der Beziehung die Klappe gehalten und sich selbst zurückgestellt und eigentlich wusste er gar nicht mehr so recht, warum er sich überhaupt darauf eingelassen hatte. Schon als er das seinem Vater erzählt hatte, hatte der ihn seltsam angesehen, aber wie immer nichts gesagt.
 

„Was...? Wie kannst du nur?! Ron, ich bin deine Freundin! Du hast auf meiner Seite zu sein! So sollte es sein!“
 

„Ich bin auf der Seite mit den besseren Argumenten und ich finde, nicht zu Tode geprügelt werden zu wollen, rechtfertigt eine Menge, denkst du eigentlich je nach, wenn du irgendeine Scheiße baust und Mist erzählst? Du hast mich beim trimagischen Turnier sogar gegen ihn aufgehetzt!“
 

„Du Dummkopf!“, ereiferte Hermine sich. „Wie bitte soll er Voldemort besiegen, wenn er so ein Schwächling ist? Wenn er nicht mal gegen seine eigene Familie ankommt?! Dann ist er nutzlos!“
 

„Nutzlos?“, fragte Ron ungläubig. „Haben sie dir ins Hirn geschissen? Er ist so alt wie wir! Du willst doch auch nicht gegen den Wahnsinnigen kämpfen! Dass er sich überhaupt bereit erklärt, das zu tun, sollte dich dankbar machen!“
 

„Dankbar?“, höhnte Hermine. „Was hat er denn schon getan, um mich dankbar zu stimmen?! Er zerrt uns jedes Jahr ein Mal fast in den Tod! Ich finde, Dumbledore macht das einzig Richtige! Diese Niete ist doch zu Nichts gut! Zu gar nichts!“
 

„Diese Beziehung ist hiermit beendet,“ sprach Ron frostig: „Du bist von diesem Zeitpunkt an nicht mehr meine Freundin.“
 

„Was...?“, verdattert starrte Hermine den Anderen an. Nie, niemals hätte sie gedacht, dass dieser Trottel so was wie ein Rückrat entwickeln würde. „Du... wählst einen kleinen, hässlichen, dürren Loser gegen mich?!“
 

„Und ich würde es jederzeit wieder tun,“ gab Ron nur zurück. „Glaub nicht, dass ich dumm bin, im Gegensatz zu Harry, der jedes Jahr um sein und unser Leben kämpfen musste, hattest du immer die Zeit, zu lesen, du wusstest, wenn du mich dazu bekommst, mit dir zu schlafen, hast du eine gute Chance, dass ich dich geheiratet hätte. Ich wusste sehr wohl, warum ich das nicht getan habe – oh, und ich habe Harry gedroht, nicht mit Ginny zu schlafen,“ fügte er hämisch hinzu.
 

Ginny, die gerade etwas zu Hermines Verteidigung hatte sagen wollen, starrte ihren Bruder an. „Du?“, fraget sie ungläubig. „Du bist mir letztes Jahr dazwischen gefunkt?!“
 

Ron lächelte etwas. „Ich wollte,“ gab er zu. „Aber erstens hat Harry dich durchschaut und dich für zu aufdringlich empfunden und zweitens – sorry, Ginny aber du hattest nie eine Chance, auch nur ansatzweise zu Lady Potter zu werden. Unser bester Harry steht, wie George und Charlie, auf sein eigenes Geschlecht. Er hat gemeint, er könne nie mit Jemanden schlafen, den er als seine Schwester empfindet.“
 

Beide Mädchen starrten den einzigen Jungen im Raum an, der aufstand und zur Tür ging. „Granger, durch mich wirst du nicht in die Reinblutgesellschaft einsteigen,“ sprach er ruhig. „Des Weiteren bin ich nicht mehr auf irgendeine Weise mit dir befreundet. Haltet euch von Harry fern – beide. Sonst, liebes Ginnylein, werde ich Mom und Dad erzählen, was ihr Beide vorhattet. Ich bin sicher, Ginny, die Beiden werden sich mit Freuden nach Beauxbatons schaffen,“ fügte er an. „Wie sie es eigentlich von Anfang an vor hatten...“
 

„...“, beide Mädchen starrten den Jungen an, der in ihren Augen gerade zu einem schrecklichen Verräter geworden war, sie hatten Pläne gehabt. Potter und Ginny, die so vom Reinblut zu einem reichen Reinblut werden würde und Hermine, die einfach nur einen Mann mit wenig Intentionen für Erfolg gewollt hatte, der aber reinblütig war und dessen Name, wenn auch nicht bedeutungsträchtig war, so, dass sie die Starke sein würde. Und jetzt das.
 

„Wir...brauchen einen Plan.“
 


 


 


 


 


 

„Aber ich komme doch nicht an mein Geld!“, versuchte Harry zu argumentieren, als Remus und er an ihrem Ziel ankamen. Sie waren mit einer Kutsche in die magische Gasse in Bulgarien gefahren. Um einzukaufen. Erst in einem Laden die Robe für die Zeremonie, dann hatte Karkaroff ihm etwas von Ringen erklärt und anschließend, nach dem Mittagessen, würden sie sich mit Charlie treffen, warum hatte er nicht gesagt, nur, dass sie dann sicher noch bis zum Abend beschäftigt sein würden.
 

„Welpe, das geht auf meine Kosten.“
 

„Aber... du hast doch selbst kaum was! Das will ich nicht!“
 

Remus grinste etwas, deutete auf das Gringottsgebäude, vor dem sie standen. Er ging hinein, nahm einen der Trolle zur Seite, redete leise mit Diesem, der strahlte, nahm einen der Karren, scheuchte seine Kunden hinein und es ging los mit der üblichen Höllenfahrt. „Harry, nur, weil ich es mir nicht anmerken lasse, heißt es nicht, dass ich arm bin. Ich habe nur keine Lust, dass Dumbledore darauf kommt und die Idee bekommt, ein Gesetz zu erlassen, dass Besitz von Werwölfen aus irgendeinem Grund einschränkt,“ erklärte er seinem Kleinen, strich über dessen Haare. „Und außerdem – deine Eltern wollten Sirius und mich zu deinen Paten machen, sie konnten mich nur nicht offiziell benennen wegen der Lykantrophie, aber ich habe mich immer als dein Pate gesehen und ich habe doch das Recht, dir mal was zu kaufen!“
 

Harry sah den Anderen überrascht an, lächelte aber dann. „Ich wünschte, es wäre nicht so hart für dich.“
 

„Das ist es nicht,“ gab Remus zurück. „Natürlich, ich hatte es schwer, als Sirius gestorben ist, aber nie in geldlicher Hinsicht. Ich lebe bei Muggeln, Dumbledore ist nicht dahinter gekommen, wie gut ich verdiene, dank der Muggelökonomie.“ Er sah zu, wie der Kobold die Kammer aufschloss, ihn und Harry hinein ließ – und sie war verdammt gut mit goldenen und silbernen Münzen gefüllt.
 

„Wow...!“, flüsterte Harry. In dieser Kammer war ein Vielfaches von dem, was er besaß. „Aber... wie kommt dein Geld hierher? Ich meine... sind deine Kammern denn nicht in England?“
 

„Oh, das. Das ist eine Technik der Kobolde,“ erklärte Remus. „Wir sind doch eben durch einen bläulichen Schleier gefahren. Dieser Schleier verbindet alle Kammern mit den verschiedenen Häusern, so, dass es keine Rolle spielt, von wo aus du abhebst.“ Nicht mal so einfache Dinge hatte man Harry erklärt! Ja, es machte Remus wütend, stinkwütend! Rasch packte er seinen Beutel, begann, ihn zu füllen. Es war ein Endlosbeutel, so, dass er Einiges mitnehmen konnte, ohne eine aufgeblähte Tasche zu haben, wohl wissend, dass es nicht der billigste Tag werden würde.
 

„Oh,“ Harry kam sich mal wieder extrem dumm vor. Es gab so viel, was er nicht wusste, zum Beispiel hatte Karkaroff ihn vor zwei Tagen gefragt, ob er schon Sex gehabt habe, während er in einer Beziehung gesteckt habe. Im Nachhinein hatte er erfahren, dass es dann durchaus dazu kommen könnte, dass dieser Jemand ihn dann zu einer Ehe zwingen könne, oder, dass, hätte er Ginny ihren Willen gelassen haben, die Zeremonie nie stattfinden könne, weil Charlie ihr Bruder war. Und er fühlte, Ginny hätte ihn nicht frei gegeben, davor hatte Ron ihn letztes Jahr gewarnt, auf eine eigene Art.
 

Die magische Welt hatte viele eigene Gesetze, die wichtig waren, gerade, was Beziehungen anging oder seinen Status als Waise und als letzten Nachkommen einer offensichtlich adeligen Familie, wobei man es ihm auch nie erklärt hatte, dass er adelig war, oder dass die Weasleys es waren. Auch, wenn sie seit dem Krieg mit Grindelwald verarmt waren.
 

So viel und nichts hatte man ihm gesagt. Hätte er mit Cho oder mit Ginny geschlafen, sie hätten heiraten müssen! Denn die Schwester seines... künftigen Mannes hätte ihn nicht frei gegeben und er hätte sein Leben mit einem Mädchen verbringen müssen, dass er nicht lieben konnte. Er sah zu Remus, während er an Charlie dachte. Aber wie würde der eine Heirat mit ihm durchhalten und sei sie erst mal nur für sechs Jahre...
 

Ginny hätte vermutlich irgendwann einen Trank genommen, um schwanger zu werden und dann hätte sie jedes Recht gehabt, den Titel auch nach Trennungen zu behalten, sowie den Zugang zu seinem Geld und was am Schlimmsten war, die volle Verantwortung für das Kind. Er hätte es vielleicht nicht sehen dürfen. Es machte ihm Angst. Er hatte nie gedacht, dass ausgerechnet Ginny versuchte, ihn so zu ködern.
 

Remus beobachtete den Jüngeren, während sie wieder nach oben fuhren. Er sah, dass Harry vollkommen in seine eigenen Gedanken vertieft, so, wie meistens, seit er erfahren hatte, was Charlie zu tun bereit war, um ihn unter Dumbledores Fingern weg zu bekommen. Er wusste, Harry liebte den Rotschopf mindestens so, wie der ihn, traute sich aber nicht, etwas zu sagen, vermutlich, weil er das Gefühl vorher nie gehabt hatte und es jetzt das erste Mal bemerkte. Oh, und da war noch etwas. Remus konnte es wahr nehmen, dank seiner Werwolfsinne. Die Beiden schienen füreinander bestimmt. Aber das würde sich bei der Zeremonie ohnehin zeigen. „Komm, “ lächelte Remus, als sie wieder draußen waren. „Machen wir uns auf den Weg. Laut Rowan ist da hinten ein Geschäft für Festroben.“
 

Harry nickte und folgte dem Älteren. „Hier ist es schöner, als in der Winkelgasse,“ stellte er nur fest. Die Häuser wirkten gerader, sauberer und die Straße war breit und einladend, die Schaufenster waren wunderschön ausgestellt.
 

„Fast jede magische Gemeinschaft ist weiter entwickelt als die in England,“ erklärte Remus traurig. „Hier gibt es auch keine Gesetze gegen Werwölfe, im Gegenteil, sie können jeden Beruf erlernen, den sie gern hätten und sie bekommen automatisch bei Vollmond frei.“
 

„Warum... gehst du dann nicht hierhin?“, fragte Harry leise.
 

„Weil es erst einen Krieg zu entscheiden gibt,“ gab Remus zurück. „Und ich die Hoffnungen habe, dass man auch England modernisieren kann.“
 

„Ich hoffe es,“ gab Harry leise zurück. „Ich bin so müde,“ fügte er leise an. „Der Krieg... die ständigen Probleme...“
 

„Ich weiß,“ Remus drückte den Anderen an sich. „Ich werde dir helfen und viele Andere auch. Und wenn du nicht mehr magst, werden wir dich wegbringen. Du bist kein Krieger, du hast das Recht, dich zu entscheiden.“
 

„Ich... kann die, die ich liebe, nicht im Stich lassen,“ gab Harry nur zurück, während sie den Laden betraten.
 

„Ich weiß,“ gab Remus nur zurück. Er sah einen Verkäufer auf sie zulaufen, gab ihm knappe Anweisungen. Erst sah der Mann mehr als komisch aus, dann aber setzte sich etwas in Bewegung und ein Buch tauchte vor ihnen auf.
 

Remus lächelte freundlich, schlug das Buch auf und deutete darauf. „Was willst du haben?“, fragte er. „Welche Farben?“
 

„Ich.. hat das auch irgendwelche Bedeutungen, von denen ich wissen sollte?“, fragte Harry nur vorsichtig. „Ich... will nicht noch mehr Fehler machen.“
 

„Du hast keinen Fehler gemacht,“ gab Remus nur zurück, dann lächelte er. „Die Roben sollten nach Gefühl ausgesucht werden,“ erklärte er. „Das ist meist das Beste und danach erkläre ich dir die Bedeutungen.“
 

Harry runzelte die Stirn, sah sich dann die Roben an, sie hatten alle ähnliche Bestandteile. Eine Art mittelalterliches Hemd, darüber eine Weste, eine Hose und dann eine Robe, viele hatten Zeichen auf dem Rücken. Allerdings gab es jedes Teil in den abartigsten Farben und Formen. Er blätterte lange, bis er etwas fand, dass ihm gefiel. Ein Hemd, dass perlmuttfarben schimmerte, es war nicht so heftig gerüscht, wie einige andere Sachen, nur am Handgelenk wurde es enger und etwas Stoff verdeckte bei dem Model die hälfte der Hände. Darüber wurde eine silbergraue Weste getragen und eine dunkelgraue Hose, die oben enger war und untern weiter blieb.
 

„Eine gute Wahl,“ lächelte Remus, der sah, wie lange Harry diese Seite ansah. „Das würde dir hervorragend stehen.“
 

„Aber... das ist doch sicher teuer!“
 

„Und?“, fragte Remus nur amüsiert. „So teuer nun auch wieder nicht. Was für eine Robe willst du dafür? Die graue hier, die Schwarze würde sich auch ganz gut machen.“
 

Harry musterte die beiden Roben, auf die Remus zeigte, schüttelte aber dann den Kopf. „Das... wird zu düster,“ gab er leise zurück. „Ich... glaub, das würde mir nicht gefallen.“
 

„Du hast Recht,“ stimmte Remus bei einem weiteren Blick zu. „Kucken wir weiter durch.“ Er legte einen Finger auf die Seite mit dem Anzug.
 

„Da!“
 

Der Andere sah auf die Seite – und musste sich zurückhalten, nichts zu sagen. Die Robe war in einem schönen Blau mit silbernen Einfassungen. Wie Charlies Augen, fiel es dem Werwolf auf. Nein, er war sich ganz sicher, diese Beiden waren füreinander bestimmt, ob sie es nun wussten, oder nicht. „Das ist eine gute Idee,“ nickte er und winkte den Verkäufer, der Harry erst abmaß und dann die Seiten notierte.
 

„Aber... muss das sein?“, fragte Harry leise. „Es wird nur eine kurze Geschichte und dann so viel Geld ausgeben?“
 

„Weil es trotzdem deine Hochzeit ist, Welpe,“ gab Remus bestimmt zurück und setzte sich mit dem Jüngeren, nachdem er dem Angestellten eingeschärft hatte, nur die besten Stoffe zu nutzen. Er wollte, dass der Tag für Harry schön wurde. Zusammen mit Charlie hatte er auch eine kleine Feier organisiert. Zum Beispiel würde zumindest Viktor Krum anwesend sein und auch ein Fotograf, der Bilder schießen würde. Außerdem war Remus sich sicher, dass die Beiden zu Harrys Volljährigkeit ein weiteres Mal heiraten würden, dann mit allen Freunden und nicht in aller Heimlichkeit. Und dazu wurden in der Regel die alten Roben ein weiteres Mal getragen, dafür waren sie so teuer, es gab Zauber, die es möglich machten, diese anzupassen, ohne, dass der Stoff deswegen kaputt ging, wie bei normalen Sachen. Was auch der Grund war, warum Charlie seinen jungen Fastehemann am Nachmittag noch einkleiden würde. Denn die Dinge, die Charlie mitgebracht hatten, waren durch die Bank hinweg zu weit. Die Weasleybrüder waren alle gut gebaut gewesen
 

Harry sah den Werwolf an, nickte dann aber und zog die Robe das erste Mal an, während eine Frau noch einige letzte Änderungen vornahm, bis alles saß wie angegossen. Danach zog Harry sich wieder um, die Sachen wurden in einen Karton gelegt und in einer Tüte an ihn weitergegeben.
 

„Ah, sehr schön,“ grinste Remus. „Und es hat nicht so lang gedauert, wie ich gefürchtet habe. Komm schon,“ lächelte er. Dann gehen wir zu dem Stabmacher, den Kararkoff uns empfohlen hat.“
 

„Ich verstehe nicht! Warum brauche ich denn einen? Ich habe doch...“
 

Remus strich nur über Die Haare des Jüngeren. „Charlie vermutet, dass man dir mit Absicht einen Stab gegeben hat, der nicht ausgewogen ist,“ erklärte der Werwolf. „Außerdem ist anzunehmen, dass mehrere Zauber auf dem Stab liegen, die der Alte eingefügt hat, vielleicht sogar welche, die deine Macht eindämmen.“
 

„Aber...!“
 

Remus beugte sich zu Harry, sah dem Jungen in die Augen: „In dem Moment, wo er erfahren hat, dass du einen Bruderstab zu Voldemort hast, hätte er dich zurückschicken müssen, wohl wissend, dass du ihn nicht gegen Voldemort einsetzen kannst. Aber er hat es nicht getan.“ Er lächelte, strich dem Anderen über die Wange. „Lass uns machen,“ bat er dann einfach: „Wir wissen, was wir tun und warum wir diese Schritte unternehmen. Und wir wollen, dass du sicher bist...“
 

„Ich weiß,“ gab Harry leise zurück. Tatsächlich wollte Charlie nur, dass man ihm half, so, wie Remus auch. Es war das erste Mal, dass er nicht für sich selbst kämpfen musste und das war es, was er erst lernen musste. „Aber Stäbe sind... teuer..:“
 

„Und? Schon Sirius wollte dir einen Neuen besorgen. Du hast doch meine Kammer gesehen,“ lächelte er. „Und ich habe noch zwei davon, also hör endlich auf, dir Sorgen zu machen,“ bat der Werwolf, während er an eine eher unscheinbare Tür klopfte. Ohne große Schaufenster, da war nur ein Zeichen auf der Hauswand.
 

„Ja?“, fragte eine ältere Dame.
 

„Karkaroff schickt uns,“ erklärte Remus. „Es geht um einen Zauberstab für diesen jungen Mann.“
 

Die Frau musterte sie eine ganze Weile, bevor sie nickte, was auch keine Selbstverständlichkeit war. Sie machte nicht für Jeden Zauberstäbe, sie suchte sich ihre Leute sehr genau aus, doch sie mochte den Jungen, der sie vorsichtig und verschüchtert ansah. Sie hatte von ihm geträumt, als sie jung gewesen war. Also hatte er eine wichtige Aufgabe und dafür brauchte man einen guten Stab.
 

Als Harry eintrat, sah er einen Tisch mit ein paar Stühlen drum herum, er sah die Frau an, die nickte und eine einladende Geste machte, dann setzte er sich und wartete, während die Frau zu einer Schublade trat und sie aufzog. Sie war so lang, dass sie weit über den Tisch hinaus ging und darin waren Hölzer.
 

„Gut,“ erklärte die Frau ruhig. „Wähle ein Holz.“
 

„Wie?“, fragte Harry leise. Er wollte keinen Fehler machen.
 

„Du berührst die Holzstücke mit geschlossenen Augen und siehst, ob sie dir zusagen. Mach und du wirst verstehen.“ Dann wandte sie sich an den Mann, der den Jungen begleitete. „Lassen Sie mich raten. Sein erster war ein Fertigstab.“
 

„Ja,“ lächelte Remus nur.
 

„Wie man sein Geld nur so aus dem Fenster werfen kann,“ murmelte die Frau nur, sie beobachtete, wie der Grünäugige aufstand, die Hölzer abtastete und doch eines nach dem Anderen zurücklegte. Erst bei einem der letzten Hölzer hielt er an. Es war fast schneeweiß und kein reines Holz, es hatte Perlmut und Silbereinschlüsse.
 

„Das hier,“ bat Harry leise, öffnete dann die Augen. „Das hier fühlt sich wirklich gut an.“ Es war gewesen, als würde der Klumpen sich in seiner Hand verformen und ihn auffordern, es fühlte sich so angenehm an, anders, als sein eigentlicher Stab.
 

„Eine ungewöhnliche Wahl, es ist das erste Mal, dass Jemand dieses Material verlangt,“ lächelte die Frau, nahm den Klumpen, schloss die Augen und spaltete ein Stück davon ab, legte ihn dann zurück und zog eine weitere Lade auf. Darin waren die Kerne, hunderter kleiner Phiolen, Dosen, getrockneter Gegenstände. „Nenne mir eine Zahl,“ forderte die Dame nun.
 

„Drei,“ kam es Harry spontan in den Kopf.
 

„Hmm, drei, gut, dann wähle nun drei Dinge aus.“
 

Überrascht sah Harry auf, aber ganz ehrlich, er fand es spannend, was hier geschah. Er blickte auf all die Dosen. Da war er ja am nächsten Tag noch am Tasten! Doch dann riss er sich zusammen, nahm die einzelnen Dinge hoch, erleichtert, dass jede Flasche mit Blut eher dazu führte, dass sich alles in ihm schüttelte. Doch dann, bei einer der Flaschen, hielt er an. Darin befand sich eine klare Flüssigkeit. Sie schien ihn zu beruhigen. Er stellte die Flasche ab, suchte dann weiter. Da! Diese Dose. Er wusste nicht, was darin war, aber es fühlte sich gut an und auch ein weiteres Glas mit silbrigen Haaren darin stellte er auf den Tisch.
 

„Einhornhaare,“ stellte die Frau, wenig überrascht fest. „Drachentränen und das Pulver einer Taufee. Eine seltene Kombination, die sehr mächtig sein kann,“ lächelte sie und zog die Letzte der Schublanden auf. „Nun brauchst du noch einen Griff, junger Mann.“
 

Harry blickte auf die einzelnen Griffe, strich leicht mit den Fingern darüber und hielt an einem reinen Perlmuttgriff an, auf dem in Silber Blätter abgebildet waren. „Und was jetzt?“, fragte er neugierig.
 

Die Frau sammelte die Zutaten ein. „Jetzt mein Junge wirst du warten, bis ich fertig bin. Ich werde eine Weile weg sein, aber ich denke, da die Zutaten harmonisch sind, wird es nicht zu lange dauern.“
 

„Sind wirklich alle Stabmacher so seltsam?“, fragte Harry leise.
 

Remus lächelte einfach. „Jeder hat so seine Eigenheiten,“ gab er nur zurück. „Aber ja, die meisten Stabmacher haben auch die Fähigkeit von Sehern,“ erklärte er. „Daher sind viele etwas seltsam.“
 

„Ollivander auch?“
 

„Er ist kein Stabmacher,“ gab Remus zurück. „Er kauft fertige Stäbe mit einfachen Kernen und verkauft sie wieder, aber er will als echter Stabmacher gelten, darum die dummen Sprüche.“
 

„Aber er hat... bei meinem Zauberstab...!“
 

Ruhig hob Remus das Gesicht des Jüngeren. „Ich nehme an, Dumbledore hat dem Mann befohlen, dir diesen Zauberstab zusammen mit einem dummen Spruch zu geben.“
 

„Oh...“; murmelte Harry nur. Er fasste es nicht, wie weit der Mann offensichtlich gegangen war, um ihn zu kontrollieren. Nach diesem kurzen Gespräch saßen sie lange einfach nur da, Harry studierte die Maserung des Holzes vom Tisch, bis die Tür wieder aufging und die Frau mit einer Schachtel in der Hand wieder heraustrat. Sie lächelte, sichtlich stolz auf ihr Werk, öffnete sie und hielt den darin liegenden Zauberstab dem Jüngeren hin. „Nimm ihn, junger Mann.“
 

Harry lächelte, griff nach dem Stab und keuchte, es war, als würde ein Stromschlag durch seinen Körper jagen, der etwas in ihm wach rief, er fühlte sich besser, als wäre etwas Wichtiges frei gesetzt worden. Dieser Zauberstab war anders, als Seiner, er war... am Leben, es war nicht einfach ein Stück dunkles Holz. Ein bunter Regen schoss auf Remus und ihn nieder. „Wow!“
 

Die Frau lächelte einfach nur. „Dieser Stab ist einmalig,“ erklärte sie. „Er ist nicht defensiv oder offensiv wie die Meisten, es ist auch nicht direkt ein Heilerstab, seine Besonderheiten wirst du selbst entdecken müssen, er ist vor allem Ausdruck einer reinen Seele, der Großes vorbestimmt ist.“
 

„Sind irgendwelche Zauber darauf?“, frage Remus, der beobachtete, wie Harry über das Holz fuhr, seinen neuen Stab so kennen lernte. „Überwachungszauber?“
 

„Nein, wozu denn?“, fragte die Frau, leicht irritiert. „Dieser Stab zeigt die Ablehnung des Jungen gegen Gewalt, also waren solche Zauber nicht nötig. Ich weiß, in England ist so etwas Standart, aber das ist Unsinn, großer Unsinn.“
 

„Schön, das zu wissen;“ gab Remus zurück. „Harry, nutz mal einen einfachen Zauber,“ bat er dann.
 

Harry hielt den Stab eine Weile: „Sorgify.“
 

„So sauber war mein Zimmer noch nie,“ lachte die Frau dann, strich über die glänzende Oberfläche des Tisches und auch der Boden. „Ich würde sagen, in dir, junger Mann, schlummert viel unerwartete Kraft, die darauf wartet, gut genutzt zu werden.“
 

Remus nickte nur, bedankte sich, bezahlte eine hohe Summe, dann nahm er Harry an die Hand und führte ihn zu einem kleinem kleinen Laden.
 

„Remus?“
 

„Du brauchst einen Ring,“ erklärte der Werwolf. „Einen Ring für Charlie.“
 

„Aber... ich hab doch seine Größe gar nicht!“
 

„Harry, das ist die magische Welt, Ringe können sich an den Träger anpassen;“ erklärte er und ließ den Verkäufer mehrere Ringe heraussuchen.
 

„Was meinst du, was ihm gefallen würde?“, fragte Harry vorsichtig.
 

„Das musst du entscheiden.“
 

„Aber... ich kenne ihn doch kaum, ich... weiß nicht mal, was seine Lieblingsfarbe ist!“
 

„Mach es wie bei den Roben oder dem Zauberstab,“ schlug Remus nur vor. „Du musst deinen Gefühlen vertrauen, die haben dich doch nur selten getäuscht, nicht wahr?“
 

Harry sah den Anderen zweifelnd an, nickte aber dann und betrachtete die Ringe. Sie waren Alle schön, aber keiner schien wirklich zu Charlie zu passen. „Haben Sie denn keine Anderen?“, fragte er, kurz vor der Verzweiflung stehend.
 

„Aber das hier sind typische Bindungsringe!“, wehrte der Verkäufer sich.
 

„Mit entsprechenden Zaubern kann jeder hochwertige Ring ein Bindungsring werden,“ korrigierte Remus ruhig. „Und ich denke, Ihr Kunde wollte andere Ringe sehen.“ Er selbst hatte sich schon gedacht, dass diese Ringe nicht für Charlie geeignet waren. Sie waren zu blank, zu nichtssagend.
 

Nur widerwillig holte der Mann einige weitere Schachteln heraus.
 

„Oh,“ lächelte Harry, strich über die neuen Ringe, die nun vor ihm ausgebreitet waren. Sie waren nicht mehr so stumpf und hart, wie er die Anderen empfunden hatte. Fast Alle hatten eingekerbte Symbole, einer der Ringe sah zum Beispiel aus, wie eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Er sah nicht schlecht aus, aber er war zu fein. Der passte nicht zu Charlies Fingern. Da! Der da! Rasch griff Harry nach einem der Ringe. Er war einfach, aus Platin, das herrlich silbern schimmerte und auf dem Ring eingraviert war ein Knoten, Harry hatte das Muster schon häufiger gesehen. „Der da,“ lächelte er, zeigte ihn Remus.
 

„Nicht übel,“ nickte der Werwolf. „Aber nicht der Drachenring daneben?“, fragte er amüsiert.
 

„Das ist zu einfach...“
 

„Du hast Recht, der Ring ist super.“ Er schob ihn dem Verkäufer hin, zahlte und steckte den Ring selbst ein, er würde ihn Harry zur Bindung weidergeben. Dann lächelte er. „Komm, gehen wir, Charlie wartet sicher schon.“
 

Sie liefen zu dem kleinen Lokal, an dem sie sich mit Charlie verabredet hatten. Der saß tatsächlich schon an einem der Tische, vor sich ein Glas mit Saft, für Alkohol war es ihm zu früh und außerdem mochte er den eh nur bedingt.
 

„Charlie!“, lächelte Harry setzte sich zu dem Anderen, zog den Zauberstab wieder raus: „Guck mal...“
 

Der Rotschopf lächelte, grüßte dann den Werwolf, bevor er seine Aufmerksamkeit seinem Verlobten zuwandte, der ihm gerade den neuen Zauberstab zeigte, der mit dem Alten absolut nichts gemeinsam hatte. „Er scheint besser zu dir zu passen, als der Alte,“ stellte er nur fest, strich kurz über die Hand des Grünäugigen. „Auf was hast du Hunger?“
 

Harry lächelte den Älteren etwas schüchtern an, dann schlug er die Karte auf und einen Sprachzauber später konnte er die sogar lesen. „Der Eintopf vielleicht...“
 

„Der soll hervorragend sein,“ stimmte Charlie zu.
 

„Dann schließe ich mich euch an,“ nickte Remus. „Anschließend werde ich all Eure bisherigen Einkäufe mit zurück nehmen, Karkaroff und ich haben eine Schachpartie zu beenden.“
 

Charlie nickte, er war froh, wieder eine Weile mit dem Jüngeren allein sein zu können, denn in den letzten drei Tagen war dazu keine Zeit geblieben. Zumindest nicht, während sie wach waren. Nachts kam Harry meist zu ihm, gestern hatte er sogar geweint. Aber einfach mal zusammen unterwegs zu sein, das war das erste Mal, denn die Flucht rechnete er nicht wirklich dazu. „Ich denke, wir werden uns zu beschäftigen wissen,“ meinte er nur und bestellte das Essen.
 

Harry lächelte etwas, er nippte an seinem Saftglas. Doch er traute sich nicht so direkt, Charlie anzusehen, der Mann würde seine Gefühle sofort erkennen. Das mochte er nicht riskieren. Denn er genoss die Nähe des Anderen immer mehr, vor Allem nachts, wenn er ihn in den Arm nahm und es so herrlich warm wurde...
 

„Das Essen,“ merkte die Kellnerin an, stellte einen großen Topf auf den Tisch und teilte Teller und Besteck aus, bevor sie wieder ging.
 

Rasch füllte Charlie ihre Teller, lächelte dann und aß selbst. Es war lecker, das stand fest. Dann sah er zu Harry, der ebenfalls tüchtig zulangte. Kein Wunder, Einkaufen war anstrengend und Harry war für heute noch lange nicht durch. Und morgen... morgen würde das Dokument da sein, dass der Grünäugige unterzeichnen musste. Und es war gut geworden, alle Punkte waren berücksichtigt. Natürlich würde er Harrys Vormund sein, doch sollte ihm etwas geschehen, würde die Verantwortung auf seine Eltern oder Brüder übergehen und am Ende, sollten alle Stricke reißen, hatte Karkaroff sich bereit erklärt, sich um den Jungen zu kümmern, wohl wissend, dass er damit Dumbledore eine Ohrfeige von erschütternder Größe zufügen konnte.

Sein

Albus tobte. Dieser dumme Bengel! Alles war so schön geplant gewesen, alles so geordnet abgelaufen! Er hatte Potter im Griff gehabt, ihn herum gestoßen, wie er es gerade für richtig gehalten hatte und dann schaffte es diese Ratte, zu entkommen! Einfach so! Weggerannt! Er hatte vergessen, den Schutz um das Haus der Weasleys zu ziehen, der Harry auch bei den Dursleys gefangen hielt! Er wurde definitiv alt, solche Fehler hätten ihm nie geschehen dürfen!
 

Aber gut, der Bastard hatte nicht die Fähigkeiten, sich fünf Jahre lang zu verstecken und gerade durch seine Flucht war es ein Leichtes gewesen, den Kopf des Familienministeriums davon zu überzeugen, dass Potter unreif sei, Gefahren weder einschätzen noch erkennen konnte. Der Bengel würde erst mit Einundzwanzig seine Volljährigkeit erhalten, so, dass er ihn noch lange unter Kontrolle haben würde und eigentlich hatte er nicht vor, den Bengel so lang am Leben zu lassen.
 

Spätestens in dessen siebtem Schuljahr musste er einen Weg finden, die letzte Schlacht heraufzuzwingen, so, dass Potter Tom schwächen und er diesen umbringen konnte. Dicht gefolgt von Potter selbst, war dazu zu sagen. Er war entfernt mit diesem Idioten verwandt, sie hatten einige gemeinsame Vorfahren, so, dass der Lordtitel und die vielen Kammern in Gringotts dann an ihn gehen würden. Ein für allemal, denn dummerweise konnte er, auch, wenn er Vormund war, nicht in dessen magische Kammern, nur mit Potters Erlaubnis. Aber dafür hätte er dem ja sagen müssen, dass er kein armer Waise war, den er aus purer Menschenfreundlichkeit bei sich behielt, sondern, dass dem Idioten durchaus etwas gehörte, dass der reich war und andere Dinge. Das waren Risiken, die er nicht eingehen wollte, auf gar keinen Fall. Die paar Jahre konnte er dann auch noch warten.
 

Was ihn wütend machte, war allerdings, dass Granger ihre Mission in den Sand gesetzt hatte. Sie war nicht in der Lage gewesen, Weasley zu halten! Und dabei hatte der verfluchte Junge noch nicht mal ein Rückrat, wie sein unfähiger Vater und die Mutter, die sich wohl als Wurfmaschine für Rotschöpfe sah! Und der einzig Brauchbare war ein Mädchen! Dabei hielt er von der Macht der Frauen gar nichts! Alles nur für einen perfekten Plan, doch jeder schien vorzuhaben, ihm den kaputt zu machen!
 

Erst seine eigene Familie, dann Grindelwald, dann Tom und jetzt Potter? Von wegen! Dieses Mal würde er die harten Geschütze auffahren! Bisher hatte er in einem Punkt seine Hand schützend über Potter gehalten, doch das würde nun sein Ende finden. Er wusste, Dursley wollte den Bastard schon längst über den Tisch beugen und nehmen, dieses Mal würde er es erlauben, nachdem er selbst angefangen hatte.
 

Außerdem musste er zusehen, dass er Granger wieder mit einem Weasley verkuppelte, denn immerhin gehörten auch die mit zu den ältesten Familien und nur, wenn er den Pottertitel und den der Weasleys hatte, würde er genug Sitze und Stimmen haben, um auch die Malfoys abzusägen! Er wollte die Macht, er wollte mehr, als eine lausige Schule! Er wollte mehr, als eine dumme Karte in einem Schokofrosch!
 

Nun, es würde nicht lange dauern, da war Albus sich ganz sicher. Er würde Potter noch vor Beginn der Schule finden und dann würde er bereuen, je zur Welt gekommen zu sein...
 


 


 


 


 


 


 


 

Harry wusste es, als er aufwachte. Heute war es soweit.
 

Es war noch dunkel und wieder mal war ihm eisig kalt, aber heute durfte er nicht zu Charlie, so wollte es die Tradition. Er war an einem anderen Ende des Hauses untergebracht worden für diese eine Nacht. Dabei sehnte er sich gerade schrecklich nach den starken Armen, in denen er sich so sicher fühlte, wo ihm wieder warm werden konnte. Wo er sicher noch etwas Schlaf gefunden hätte. Immerhin war es kaum drei Uhr. Rasch wischte Harry sich die Tränen ab.
 

Ein Alptraum hatte ihn aufgeschreckt und es war nicht der Erste des heutigen Tages. Er gab auf, er wollte nicht mehr schlafen, ihm war trotz der Decken kalt und doch war er vollkommen durchgeschwitzt. Also stand er auf, machte sich auf den Weg ins Bad, stellte sich da unter die Dusche und drehte das Wasser auf heiß.
 

Er wusste, es gab keinen Grund, nervös zu sein. Charlie und auch Remus hatten ihm die Zeremonie ganz genau erklärt, er wusste auch, es musste danach keinen Sex geben, was ihn am meisten beruhigte, denn davor hatte er Angst. Er wollte nicht mit Jemandem schlafen, der ihn nur als Bruder ansah. Der das hier alles nur auf sich nahm, um ihn zu schützen.
 

Aber geschützt würde er nach dem heutigen Tag sein. Charlie würde ab dann sein Vormund sein und ohne den Anderen durfte niemand mehr etwas gegen ihn unternehmen, er hatte auch versprochen, sicher zu stellen, dass Dumbledore nur mit ihm sprechen durfte, wenn entweder Charlie oder zumindest sein Vater oder einer der älteren Brüder dabei sein würde. Langsam ließ Harry sich selbst an der gekachelten Wand der Dusche herabsinken.
 

Charlie gab sein Leben für ihn auf.
 

Bis vor vier Tagen hatte er versucht, Charlie von seinem Vorhaben abzubringen, doch es war sinnlos gewesen, im Gegenteil, der Rotschopf schien immer sturer zu werden. Dazu kam, dass Harry ganz ehrlich nicht mehr kämpfen wollte und dem Rotschopf doch ohnehin nicht abgeneigt war. Schon seit den Ferien vor dem vierten Schuljahr, als er den Anderen das erste Mal gesehen hatte, hatte er für den Drachenzähmer geschwärmt und es war in den letzten Tagen nicht besser, sondern eher schlimmer geworden.
 

Was als Schwärmerei begonnen hatte, war inzwischen über Verliebtheit zur Liebe geworden. Das machte es noch schwerer. Aber er würde durchhalten und Charlie wieder freigeben, wenn der es wollte. Er hatte Angst vor dem Tag, an dem das geschehen würde, doch er würde es hinnehmen. Der Ältere tat so schon mehr als genug.
 

Harry wusste nicht, wie lange er schon hier unter dem Wasser gesessen hatte, als er sich endlich aufraffte, weil er das Gefühl hatte, dass er kein lebender Eisklumpen mehr war. Erst dann trocknete er sich ab und zog sich an, eine einfache Jeans und ein Hemd. Es war vier Uhr und noch viel zu früh, um die Robe anzuziehen, denn die Bindungszeremonie würde erst um zehn Uhr beginnen. Eigentlich hätte er bis sieben Uhr mindestens schlafen sollen, doch er konnte einfach nicht.
 

Nach einem Moment, in dem Harry im Zimmer herumgestanden war, ging er zu einem der Fenster, die in den Garten hinaus gingen, setzte sich auf das Brett und sah heraus. Seinen Zauberstab hatte er auch gerade nicht, sowohl der Seine als auch der von Charlie waren ihnen gestern abgenommen worden, sie seien für die Zeremonie wichtig, sie würden zeigen, dass sie gebunden waren und auch wie tief. Sicher nicht sehr, denn selbst wenn er Charlie liebte, für den Anderen war er sicher nur ein Junge, den er zwar gern hatte, mehr aber nicht. Zwar stand der Ältere auf Männer, aber sicher nicht auf ein halbes Skelett, wie er es war.
 

„Harry... seit wann bist du schon wach?“
 

„Was?“, verwirrt schreckte Harry hoch. Geschlafen hatte er nicht, doch er war so tief in Gedanken versunken, dass er nicht mal gemerkt hatte, dass es schon hell geworden war. „Remus... wie viel Uhr ist es?“
 

Der Werwolf runzelte die Stirn. Er sah Linien unter Harrys Augen, die er schon seit Tagen nicht mehr wahrgenommen hatte. Offensichtlich konnte der Grünäugige kaum schlafen, vor Allem nicht, wenn er nicht bei Charlie war, denn er wusste von dem Rotschopf, dass Harry immer lange und friedlich schlief, wenn er bei Diesem war. „Es ist halb acht.“
 

„Oh,“ war Harrys einzige Antwort.
 

„Komm, du musst was essen;“ erklärte Remus mit einem leichten Lächeln. „Die Hauselfen bringen gleich Eier, Speck und Honigbrote.“
 

„Ich glaube nicht, dass ich Hunger habe...“
 

„Du musst was essen,“ wiederholte Remus nur, lächelte dann. „Viktor ist schon da.“
 

Das brachte Harry etwas zum Lächeln. Er hatte Viktor schon vor einigen Tagen wieder gesehen und mit ihm und Charlie etwas Quiddich gespielt. Es war ein netter Nachmittag gewesen, der Quiddichstar hatte auch erzählt, dass er inzwischen als Lehrer fürs Fliegen arbeitete, wenn er gerade nicht spielte und das er geheiratet habe. Lange hatte er sich überlegt, mit Hermine Kontakt aufzunehmen, doch dann war er zu dem Schluss gekommen, dass er das doch nicht tun würde, da sie zwar damals ganz nett gewesen war, doch nicht sein Typ, sie habe immer aufgesetzt gewirkt.
 

Viktor erwartete sogar im Herbst schon sein erstes Kind mit seiner Frau, die das Gegenteil von Hermine zu sein schien. Schwarze, glatte Haare, aber helle Augen, feingliedrig, eher klein und mit einem sanften Wesen. Er hatte gern von ihr geredet. Und heute würde er da sein, als einer der Zeugen. Ein Zeuge, der Harry schon vor all dem gekannt hatte, was wichtig zu sein schien, aus welchem Grund auch immer. Für Charlie war die Kollegin gekommen, die ihm von Anaeruin erzählt hatte und mit der er gut befreundet zu sein schien. Er hatte sie gestern bei der Ankunft nur kurz gesehen, dann hatte Remus ihn weggebracht, wegen irgendwelcher Sachen, die es zur klären galt. Jetzt wusste er noch nicht mal, worum es ursprünglich gegangen war.
 

Als das Essen kam, aß Harry mechanisch einige Bissen, nicht wirklich viel, aber immerhin etwas, danach half Remus ihm, sich anzuziehen und gab ihm auch den Ring, den er selbst ausgesucht hatte, anschließend wurde er in einen kleinen Raum geführt, der wirklich schön geschmückt worden war.
 

In der Mitte befand sich ein steinerner Pavillon, an dem sich Blumen hoch schlängelten und der einen Altar zu schützen schien, an ihn geschmiegt, aus Stein, an jeder Seite ein Einhorn, deren Hörner sich kreuzten. Auf dem Altar lag eine Athame, ein Zeremoniendolch mit einer Obsidianklinge, ein Kelch stand daneben und die Zauberstäbe von Charlie und ihm lagen gekreuzt vor den Gegenständen.
 

Hinter dem Altar stand Karkaroff, nur statt der dunklen, fellbesetzten Roben trug er ein weißes Gewand, in seiner Hand ein langer Stab, der mit Efeu umwickelt war und um seine Taille lag ein goldener Gürtel.
 

Rechts und links der Einhörner standen Viktor und Emily, der Ältere zwinkerte ihm zu. Ja, und da war Charlie. Er sah großartig aus, wie ein Prinz aus dem Mittelalter, mit eng anliegenden, schwarzen Hosen, einem schneeweißen Hemd, einer beigen Weste und einem dunkelgrünen Umhang, der neben seiner Robe toll aussah, als haben sie sich aufeinander abgestimmt.
 

Charlie war durchaus etwas nervös, doch als er Harry sah, wusste er, dass er richtig gehandelt hatte und dass es mehr werden konnte, als nur eine reine Schutzmaßnahme. Der Jüngere sah in seiner Robe einfach nur toll aus, noch etwas fragil, da er immer noch kaum zugenommen hatte, doch auch auf eine ganz andere Art stark und ruhig. Er lächelte, holte zwei Ringschatullen hervor. Er dachte nicht, dass Remus oder Harry daran gedacht hatten, also hatte er sich selbst einen besorgt. Doch wieder wurde er überrascht, als der Jüngere begann, hektisch seine Tatsachen abzusuchen und selbst einen dunkelblauen Schmuckkasten zu seinen stellte, so, dass er den einen wieder wegnahm, Remus überrascht ansah. Der grinste nur. Er hatte es nicht vergessen. Umso besser.
 

„Tretet vor.“
 

Harry spürte einen leichten Schubs, er wandte sich zu Remus, der ihn aufmunternd anlächelte, dann ging er zu dem Altar, er spürte, wie starke Finger sich um seine kalte Hand schlossen, sie aufmunternd drückten. Er sah Charlie an, lächelte unsicher, dann blickte er wieder nach Vorn, wo Karkaroff knapp nickte, dann den Vertrag, den er unterschrieben hatte, hochhielt.
 

„Wurde dieses Schriftstück aus freiem Willen und ohne Druck unterzeichnet?“, stellte er die erste der traditionellen Fragen.
 

„Ja,“ gab Harry ohne zu zögern zurück.
 

„Dann möge die Zeremonie ihren Lauf nehmen!“, Karkaroff hob seinen Stab, schlug dreimal hart auf den Boden. „So sei es,“ erklärte er, während ein Hauself ihm den Stab abnahm, der Mann sprach mehrere leise Zauber, so, dass der Kelch und die Athame kurz aufleuchteten.
 

Irgendwann hob Charlie ihre immer noch verbundenen Hände und ein silbern leuchtendes Seil wurde locker um sie geschlungen, weitere Zauber wurden gesprochen. Harry spürte das Kribbeln, es war angenehm und nicht bedrohlich, sicher, es sorgte dafür, dass es sich sicher fühlte und langsam wurde ihm auch wieder warm.
 

„Nun wird zuerst der Ältere einen Schnitt über die Handfläche führen, das Blut soll über die beiden Zauberstäbe fließen, dann muss der Eid wiederholt werden, danach wird der Jüngere dasselbe tun,“ befahl Karkaroff, er gab Charlie die Athame.
 

Charlie nahm die Athame, strich sanft über Harrys Handfläche, sah dem Jüngeren in die Augen, lächelte beruhigend und führte einen schnellen, nicht zu tiefen Schnitt mit der scharfen Klinge aus. Danach kehrte er die Hand um, ließ das Blut über die Stäbe tropfen, hielt dann Harry die Athame und seine rechte Hand hin. Er beobachtete, wie der Jüngere sichtlich unsicher den Schnitt machte, dann beobachtete er, wie ihr Blut auf den Stäben sich verband.
 

„Legt die geschnittenen Flächen zusammen.“
 

Wieder wurde es wärmer, als ihre Wunden sich trafen, das Kribbeln wurde stärker und es hüllte ihn schützend ein. Mit einem leichten Lächeln sah er zu dem Älteren auf, der ihn ebenfalls anlächelte.
 

„Vom Schicksal geführt, durch Blut und Gesetz gebunden, vor Zeugen berufen, befehle ich das Paar zueinander!“, rief Karkoff mit befehlender Stimme.
 

Ein leichter Wind schien aufzukommen, doch Harry dachte sich nichts dabei. Er beobachtete, wie das Blut auf ihren Stäben zu leuchten begann und auch ihre Hände, wieder mit der Kordel verbunden, taten dasselbe. Er hörte die Anderen nicht überrascht aufjapsen, nicht, wie die Zeugen sich verdattert einander zuwandten, er sah eigentlich nicht mal, wie ein Strang ungewöhnlicher Runen sich auf beiden Stäben bildete.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis der leichte Wind wieder abklang.
 

„Tauscht die Symbole,“ brachte Karkaroff nach einer Weile heraus. Er war erschüttert. Er wusste, diese Bindung beruhte eigentlich darauf, dass Charlie den Jüngeren schützen wollte. Doch Beide schienen sich Einiges verschwiegen zu haben – ihre Gefühle füreinander, zum Beispiel. Nun, es war nicht an ihm, Aufklärung zu leisten, nur diese Beiden konnten es sich eingestehen.
 

Charlie griff nach seinem Kästchen, klappte es auf. Es war ein schmaler, feiner Ring, der aussah, als bestünde er aus Ranken. Er nahm den Ring heraus, lächelte Harry an, nahm die Hand, die auch immer noch von dem Schnitt geziert wurde und zog den Ring über den Mittelfinger. Nur Muggel trugen Ringe am Ringfinder, die eine solch wichtige Bedeutung hatten. Der Rotschopf beobachtete, wie der Ring sich dem schlanken Finger anpasste, lächelte, als er darüber strich. ‚Sein’, sprach seine innere Stimme. Harry gehörte zu ihm. Niemand würde dem Jüngeren mehr weh tun!
 

Harry lächelte, er sah fasziniert auf den wunderschönen Ring, bevor er sich daran erinnerte, dass auch er noch was zu tun hatte. Schnell klappte er sein Kästchen auf, nahm den Ring heraus. Er wusste, das war nur ein äußeres Symbol. Für die magische Welt zählte, wie er wusste, nur die Veränderung des Zauberstabes und die Schnitte auf der Hand. Er streifte Charlie den Ring über, sah ihn dann unsicher an.
 

Der Rotschopf lächelte, er sah den Ring überrascht an. Er hätte mit etwas Einfacherem oder etwas mit einem Drachen gerechnet, aber nicht mit dem Symbol für Schutz und Ewigkeit. Er strich sanft über Harrys Hand, sah dann zu Karkaroff, der sich aus irgendeinem Grund erst fangen musste.
 

„So sei es!“, rief der Mann mit starker, ruhiger Stimme. „Von nun an ist es entschieden! Diese Beiden gehören zusammen, von nun an für alle Zeiten!“, dann lächelte er die Beiden an. „Charlie...“
 

Der Angesprochene grinste etwas, er hob den Kopf des Jüngeren, sah ihm kurz in die Augen und küsste ihn, er wollte es kurz halten, doch dann nahm der ein Eigenleben an, mit dem er nicht gerechnet hätte, vor allem, da Harry auch noch mit machte. Er musste seinen gesamten Willen aufbringen, um den Kuss schließlich sanft zu lösen, er lächelte etwas, strich über Harrys Wange. „Niemand kann dir mehr etwas tun,“ versprach er leise, sah dann auf. In dem Moment fingen die wenigen Anwesenden zu klatschen an.
 

Harry war feuerrot, als sie sich lösten, doch es schien niemand zu merken, da Charlie ihn in die Arme schloss. Warum die Alle klatschten, verstand er nicht wirklich. Aber er ging einfach mal davon aus, dass es das nun gewesen war.
 

„Und jetzt wird gefeiert!“, befahl Remus, er lächelte die Beiden an. Seine Nase hatte ihm ja gesagt, dass da mehr war, als Beide wahr haben wollten, doch nie hätte er gedacht, dass es so tief gehen würde. Und auch ihm war klar, dass die Beiden keine Ahnung von dem hatten, was sie verband, aber er war sich auch absolut sicher, dass sie sich finden würden. Der Kuss war mehr als ein guter Hinweis gewesen.
 

„Ja!“, nickte Viktor, dem klar war, dass er einem kleinen Wunder beigewohnt hatte, dass noch viel verändern würde. „Kommt! Die Hauselfen haben ein Festmenü gerichtet und danach wollten wir spielen! Na los! Ihr wollt morgen nach England zurück, da solltet ihr diesen letzten Tag Ruhe genießen!“
 

Automatisch klammerte Harry sich an Charlies Hand fest. Das hatte er vergessen. Richtig. Morgen musste er sich wieder den Anderen stellen. Doch er spürte den Druck der größeren Hand. Er wusste, er war wenigstens nicht mehr allein und er musste nicht zu seinen Verwandten zurück. Was mehr könnte er schon wollen? Nein, er musste keine Angst mehr haben. Er lächelte, als der Ältere ihm seinen Zauberstab zurückgab, den er in die Manteltasche steckte.
 

Das Essen war wirklich toll, Köstlichkeiten von deren Existenz er noch nicht mal gewusst hatte, wurden aufgetragen und die vielen Süßigkeiten, die es gab! Anschließend zogen Beide sich um und spielten wieder eine Runde Quiddich und Harry wusste, diese Nacht konnte er wieder beruhigt schlafen, er durfte sich ja nun offiziell in Charlies Bett einnisten, künftig würden sie sich automatisch eines teilen.
 


 


 


 


 

„Was meinst du?“, fragte Karkaroff leise. Ihre Gäste waren alle drei abgereist. Er nippte an seinem Tee und sah den Minister an.
 

„Ich denke, dass die Wende gekommen ist, auf die die Engländer gewartet haben, nur wird die nicht so sein, wie sie gedacht haben, “ gab Rowan zurück. „Denn Dumbledore hat es nicht geschafft, diesen Jungen zu verderben, wie er es mit Voldemort geschafft hat. Ich habe in den letzten Jahren einige Nachforschungen angestellt, erklärte er. „Der Beste war einmal der Mentor des Waisenjungen Tom Riddle, dessen Spitzname Voldemort war. Die Beiden haben eine Weile durchaus zusammengearbeitet, bis der Junge wohl entscheiden hat, dass er zu wenig von dem Kuchen abbekam und da der Alte den Jungen unterschätzt hatte, nun, saß er auf ein Mal in den Nesseln.“
 

„Du meinst...?“
 

„Ja,“ gab Rowan zurück. „Ich denke, dass die Engländer eine Menge entdecken müssen, “ gab er zurück. „Und der Junge wird es sein, der ihnen die Augen öffnet. Er ist sanft, er will nicht kämpfen, aber er ist zu Allem bereit, um die zu schützen, die er liebt und er ist nicht allein, er hat etwas, dass ich bisher tatsächlich eher für eine... Legende gehalten habe, wenn ich ehrlich bin.“
 

„Ich wusste, dass es das früher gab, aber dass ich es mal sehen würde...“, gab Karkaroff zu. „So etwas erlebt man nur ein Mal im Leben. Hast du die Runen erkannt, mein alter Freund?“
 

„Ja, Runik war eines meiner Lieblingsfächer. Und bei Merlin, ich hoffe, niemand wird dumm genug sein, sich den Beiden in den Weg zu stellen oder einen von ihnen zu verletzen, es wäre deren Ende.“
 

„Oh, ich kenne Einige, die es versuchen werden,“ gab Karkoff zurück. „Überleg mal. Dumbledore, Voldemort. Die, die Harry misshandelt haben. Denkst du, der ehrenwerte Direktor von Hogwarts wird es sich gefallen lassen wollen, dass seine Waffe ihm unter den Fingern weg geklaut wurde, mit Hilfe zweier Ministerien und durch einen Weg, der es ihm unmöglich macht, wieder in Kontrolle der Situation zu kommen?“
 

„Nun, dann, mein Freund, denke ich, dass wir noch Einiges zu lachen bekommen werden,“ meinte Rowan nur. „Daran habe ich keine Zweifel. Ich werde einige Spione einsetzen, die den Beiden wenn die Möglichkeit besteht, helfen sollen und sonst werde ich mich zurücklehnen und abwarten, ich bin mir sicher, wir werden noch alles Mögliche zu hören bekommen.“

Willkommen

„Bereit?“, fragte Charlie ruhig, er drückte die Hand des Jüngeren. Ihrer beider Gepäck, wesentlich mehr, als auf ihrem Weg dorthin, hatte er in seiner Manteltasche. Allein die gesamte Garderobe, die Charlie ihm zu beschaffen bestanden hatte. Sie waren wieder vor der Tür des Fuchsbaus, den sie vor etwas mehr als zwei Wochen bei Nacht und Nebel überstürzt verlassen hatten. Nur war er jetzt nicht mehr Harry Potter, sondern Harry James Weasley, Lord Potter und Letzter seines Hauses. Auch hatte er darauf bestanden, dass Charlie denselben Titel tragen sollte.
 

„So sehr, wie ich es je sein werde,“ gab Harry leise zurück. „Bist... du dir sicher, dass deine Eltern...?“
 

„Sie werden dich mit offenen Armen empfangen,“ versprach Charlie nur und öffnete dann die Tür. Schon vom Flur aus konnte er zwei Dinge feststellen. Seine Familie war aufgeregt und Albus Dumbledore war gerade anwesend. Sie schienen sich zu streiten, wo nach Harry zu suchen sei. Idiot.
 

Ruhig lief er ins Wohnzimmer, Harry hinter sich, sah die Anderen ruhig an, die ihn nicht bemerkten. Na ja, Percy sah ihn praktisch sofort. Sein Bruder war schon immer sensibel gewesen, was das Auftauchen Anderer anging. „Darf ich wissen, warum hier so eine Lautstärke herrscht?“, fragte er ruhig, nickte Percy zu, sah dann zu Bill und Fleur. Die junge Frau fühlte sich sichtlich unwohl unter den Blicken des Direktors und dessen Ausbrüchen darüber, dass Harry verschwunden war.
 

„Charlie!“, stellte Molly erleichtert fest, sie sprang auf, trat zu ihrem Sohn und zog ihn in ihre Arme. „Charlie, Harry ist verschwunden! Wir können ihn nicht finden! Er hat solche Angst vor seinen Verwandten, dass er nicht zurück wollte und statt ihm zu helfen, besteht Dumbledore darauf, ihn dorthin zurückzuschicken, jetzt erst recht, sagt er!“
 

„Ich bin hier, um euch Jemanden vorzustellen,“ unterbrach Charlie ruhig. „Ich habe gestern geheiratet.“
 

Das tat seine Wirkung. Schlagartig kehrte absolute Stille ein, sogar Dumbledore wandte sich abrupt zu dem langhaarigen Rotschopf um, der ruhig in der Tür stand, die Arme verschränkt und den harten Blick auf Dumbledore gerichtet.
 

„Du hast... was?“, fragte Molly, als sie die Sprache wiederfand und alle Anderen sahen auf den Mann, der vor Allem immer eines gewollt hatte, seine Freiheit, ohne Bindungen oder sonst was. Der immer gesagt hatte, dass er nie heiraten werde.
 

„Geheiratet,“ gab Charlie ein weiteres Mal zurück und dieses Mal drillte sich sein Blick in die Augen seiner einzigen Schwester. Er wusste ja, dass sie hinter Harry her gewesen war, seit sie verstanden hatte, was der Junge wert war. Nun, diese Zeiten waren vorbei! Er würde nicht teilen, nicht dieses Mal, nicht diese Peron! Dazu liebte er Harry viel, viel zu sehr!
 

„Aber... wen? Und warum... wussten wir Nichts?!“
 

„Ich hätte euch gern eingeladen, aber die Gefahr war zu groß, ans Messer geliefert zu werden,“ gab Charlie ruhig zurück. „Immerhin habe ich Jemandem seine persönliche Waffe weggenommen,“ höhnte er in die Richtung des Direktors, dann sah er zu Granger, deren Gesicht das Entsetzen von Erkenntnis zeigte. Dann griff er hinter sich, zog Harry hervor. „Mein Ehemann.“
 

Mit Entsetzen starrte Albus auf die Person, die hinter Charlie auftauchte, ein merlinverfluchter Bengel, in dessen Augen Ungehorsam und Siegessicherheit zu leuchten schienen. „Das kann nicht sein!“, zischte er aufgebracht. „Der verdammte Bengel ist nicht volljährig und ich habe sicher nicht die Erlaubnis zu so einer Lächerlichkeit gegeben! Ein Wort und das ist erledigt! Potter! Pack deinen Krempel! Ich werde dich sofort zu seinen Verwandten bringen!“
 

„Anaeruin,“ flüsterte Percy, von der Erkenntnis getroffen, als er die Ringe sah, während Charlie den Jüngeren ruhig gegen sich zog. Jeder der den Drachenjäger kannte, hätte spätestens jetzt seinen strategischen Rückzug angetreten, doch dieser Idiot erkannte die Warnzeichen absolut nicht.
 

„Diese Ehe ist gültig,“ lächelte Charlie nur eisig. „Abgesegnet von zwei Ministern, dem von Rumänien, wo ich lebe und dem von Bulgarien. Druide Karkaroff hat sie geschlossen und somit liegt die gesamte Verantwortung über Harry einzig und allein bei mir,“ führte er aus. „Und ich verbiete Ihnen, Harry je auch nur schief anzusehen! Wenn er zur Schule geht, wird er in einem Raum mit mir schlafen, Sie werden ihn nie wieder ohne meine Anwesenheit zu Gesicht bekommen oder etwas ohne mein Einverständnis erklären. Sollten Sie versuchen, mich von Harry fern zu halten, werde ich ihn augenblicklich wieder mitnehmen und mit ihm nach Rumänien gehen, dann können Sie sehen, wie Sie Ihren Krieg schlagen werden – ohne Ihre Lichtfigur, ohne die niemand Ihnen folgen wird! Denn Harry ist es, den sie sehen wollen, nicht Sie!“
 

Erneut kehrte absolute Stille ein, bevor Ginny aufsprang und mit einem „Ich hasse dich!“, das Zimmer fluchtartig verlassen hatte. Nicht, dass das Charlie auch nur irgendwie tangierte.
 

Wütend starrte Albus auf den Langhaarigen und mit tödlichem Hass blickte er auf Potter, der soeben all seine Pläne in den Wind geschossen zu haben schien. „Ich werde das prüfen und glaubt mir, ich werde das revidieren und diese Farce annullieren lassen! Ich würde mir nicht mal die Mühe machen, auszupacken, Potter! In einer Stunde bin ich zurück!“
 

Charlie lächelte hämisch. Er hob nur seinen Zauberstab, der deutliche Spuren der gestrigen Zeremonie zeigte. „Ich wünsche viel Erfolg, “ gab er nur zurück.
 

„Arthur, Molly! Befehlt euren Sohn zur Vernunft! Ich verlange es!“
 

Das Oberhaupt der Weasleyfamilie erhob sich ruhig aus dem Sessel, er hatte die gesamte Zeit über nur da gesessen und dem Geschrei zugehört, anschließend seinen Sohn gemustert, der Harry eng an sich gedrückt hielt. Der Junge, den er schon lange als eines seiner Kinder sah, wirkte verängstigt, doch entschlossen. „Mein Sohn wirkt, als wäre er durchaus bei klarem Verstand,“ gab er zurück. „Er hat eine Entscheidung getroffen, ich habe Ihnen schon ein Mal gesagt, dass ich meinen Kindern rückhaltlos vertraue und meine Söhne haben mich noch nie enttäuscht, Keiner von ihnen, Percy eingeschlossen. Er hat Harry geheiratet und somit ist Harry Mitglied meiner Familie. Er ist also zu Hause.“
 

„Das kannst du nicht tun!“, brüllte Albus. „Du bist Mitglied des Ordens! Du hast mir die Treue und den Gehorsam geschworen!“
 

„Ich habe dem, was ich als Licht sehe, Gehorsam geschworen, Sie sehe ich nur noch als einen im Alter verrückt gewordenen Mann, der mit aller Macht versucht, das Leben eines Jungen und das meiner Familie zu ruinieren. Sie sind nicht länger willkommen in meinem Haus. Gehen Sie.“ Noch immer hatte der Mann seine Stimme nicht erhoben und doch wirkte er unendlich bedrohlich und ganz anders, als man ihn sonst kannte.
 

„Molly!“
 

„Ich gebe meinem Mann recht,“ gab Molly hart und mit kalter Stimme zurück. „Sie, Albus Dumbledore, haben den Bogen überspannt. Ja, ich glaube, dass Harry von seinen Verwandten misshandelt wurde und ich werde ihn hier gern willkommen heißen! Er ist mein Sohn, wie Charlie und Bill und die Anderen es sind! Ich werde nicht zulassen, dass Sie, nach allem, was wir getan haben, meine Familie so behandeln! Gehen Sie!“
 

Hermine beobachtete das Schauspiel mit Entsetzen und sie wusste, in dem Moment war sie machtlos, sie konnte dem Mann, den sie zutiefst bewunderte, nicht helfen. Und sie wusste, alle Pläne, die sie mit Ginny geschmiedet hatten, mussten verändert werden.
 

Albus starrte Potter an: „Ich werde wiederkommen!“; zischte er. „Mit Dutzenden Auroren! Und dann werde ich dich nicht nur zu deinen Verwandten zurück bringen, sondern auch Jeden abführen, der gegen mich gesprochen hat,“ versprach er düster, dann verschwand er in den Flammen des Kamins.
 

Kaum war der Mann weg, kehrte eine absolute Stille unter den Anwesenden ein, bis Bill sich erhob und einen Zauber sprach. Er weckte die alten magischen Schutzbanne, die über dem Haus lagen und Jedem außer den Weasleys, den Zutritt verwehren würden, dann ging er zum Kamin und nahm ihn vom Floonetz. „Nie heiraten, eh?“, fragte er dann seinen jüngeren Bruder, boxte ihn in die Schulter. „Du musstest mich toppen, oder?“, fragte er, sichtlich amüsiert. „Ich habe eine große Hochzeit gehabt, und um mir eins auszuwischen, entführst du den Held der magischen Welt und heiratest den!“ Er wuschelte Harry über die Haare. „Willkommen in der Familie, Kleiner. Sieht so aus, als wärest du jetzt ganz offiziell mein Bruder.“
 

Harry lächelte dankbar, er war froh, dass Dumbledore weg war, denn noch immer zitterte er verdächtig, er hatte Angst, nicht um sich, aber wegen der Drohung gegen Charlie und den Rest der Familie, die ihm so viel gegeben hatte.
 

„Gemein!“, heulte George auf. „Da hab ich mir vorgenommen, mir das Unschuldslamm zu schnappen und dann kommst du mir zuvor!“, dann aber grinste er, riss Harry zu sich in die Arme, musste ihn aber dann an Fred abgeben, der ihn wiederum an Percy abtreten musste.
 

„Willkommen in der Familie,“ lächelte nun auch Arthur, schloss Harry in die Arme und auch Molly drückte den Jungen an sich. „Oh, Harry! Keine Sorge, dieser alte Mann ist einfach nur senil geworden!“, versicherte sie, dann trat sie zu Charlie – und klatschte ihm erst mal eine, bevor sie auch ihn umarmte. „Das ist, weil du heimlich und ohne uns geheiratet hast! Und jetzt will ich die gesamte Geschichte! Und wagt es ja nicht, auch nur ein einziges Detail auszulassen! Setzt euch und erzählt und anschließend werde ich ein großes Essen auf den Tisch bringen! Ich lasse sicher nicht zu, dass eines meiner Kinder so dürr ist! Aber keine Sorge, die Ferien sind lang, das bekommen wir auch noch...!“
 

„Molly,“ brachte Arthur seine Frau leise zur Ruhe, deutete auf den Sessel neben sich. „Setzt euch.“
 

Charlie grinste nur, rieb sich kurz über das Gesicht und setzte sich, zog Harry mit sich, nahm ihn auf den Schoß. Er spürte, wie dessen Finger kurz über die Wange geisterten und er wusste, egal wie, aber der durchaus stechende Schmerz verschwand. Seine Mutter hatte einen höllischen Schlag...
 

„So ungern ich das frage, seid ihr euch sicher, dass diese Ehe nicht annulliert werden kann?“
 

Charlie grinste. „So gern Dumbledore das vermutlich ändern würde, er kann es nicht,“ nickte er nur. Die Papiere wurden von mehreren Rechtsgelehrten so aufgesetzt, dass Nichts einfach für ungültig erklärt werden kann, “ fügte er an, dann hob er seine Handfläche, so, dass man den Schnitt sehen konnte. „Wie will er ein Blutritual rückgängig machen?“, fragte der Langhaarige mit einem hämischen Grinsen.
 

„Warum?“, fragte Molly ruhig. „Warum so extreme Maßnahmen?“
 

„Weil die Dursleys weit über normale Misshandlung raus gegangen sind, “ gab Ron zurück, als der die Stimme wiedergefunden hatte. Er glaubte nicht, was geschehen war, doch eines fand er cool: Harry war sein Bruder und er wusste, es würde nichts mehr geschehen.
 

„Was heißt das?“, fragte Arthur ruhig.
 

„Dass ich vorhabe, diese verfluchten Muggel ins nächste Jahrtausend zu klagen!“
 

„Warum?“, wiederholte Arthur ruhig. „Wie weit sind diese Leute gegangen? Ich muss es wissen. Dann werde ich einige... Freunde darauf ansetzen.“ Er sah dieses Mal direkt Harry an, der es aber vorzog, sich an seinen... Ehemann zu kuscheln, um sich zu verstecken.
 

„Harry hatte keinen Rücken mehr, sondern nur noch blutige Masse!“, rief Ron. „Sein Onkel ist mit einem Messer auf ihn los! Und mit einem Gürtel! Und das auch nicht das erste Mal! Sie geben ihm praktisch nichts zu Essen! Außerdem musste er immer arbeiten! Er hat das gesamte Haus sauber gemacht!“
 

„Was?!“
 

Hermine verdrehte nur die Augen Dumbledore hatte wirklich Recht! Sie stand auf und machte sich auf dem Weg zu Ginny. Diese Idioten! Sie sahen nicht, dass nun mal eine Person zum Wohl aller geopfert werden musste?!
 

Molly starrte den Jungen im Arm ihres zweitältesten Sohnes entsetzt an, dann zu ihrem Mann, der sich langsam erhob und zum Schreibtisch ging.
 

„Nun, ich denke, es wird Zeit, einige Dinge wieder ins richtige Licht zu rücken,“ meinte das Oberhaupt der Familie nur ruhig. „Kingsley ist ein guter Freund und mir den einen oder anderen Gefallen schuldig. Lasst mich nur machen.“
 

„Wir müssen deine Sachen von den Dursleys holen!“, rief Ron. „Dein Umhang, das Album und die Karte! Und Hedwig! Warum...?“
 

Beim Namen seiner Eule begann Harry nur, in die Schulter des Älteren zu weinen. Dumbledore hatte sie umgebracht. Bevor er in den Zug gestiegen war, um ihm zu zeigen, dass er Jedem schaden konnte, den Harry liebte, mindestens wie Voldemort und das niemand ihn aufhalten könne.
 

„Etwas sagt mir, dass wir vermutlich einen guten Teil seiner Sachen nicht mehr wiederfinden werden,“ gab Charlie zurück, er bemühte sich, seine Stimme vollkommen ruhig zu halten, doch seine Augen sagten, wie er sich wirklich fühlte. Stinksauer. „Hedwig ist tot, nicht wahr?“
 

Harry schniefte nur und nickte. Und sein Mantel und sein Album, in dem auch die Karte lag, waren in Dumbledores Besitz- Er sah nicht auf, als er leise sprach: „Den... Rest hat er... in seinem... Büro... Er...hat mir die Sachen weggenommen, weil... ich versagt und Tom... im Ministerium nicht umgebracht... habe..“
 

„Ich verlange sie zurück,“ gab Charlie nur hart zu wissen, er hielt den Jüngeren fest, küsste ihn, ohne groß nachzudenken, auf die Stirn. „Findet ihr jetzt, dass meine rabiaten Maßnahmen erforderlich waren?“
 

„Ja,“ gab Molly zurück, die selbst Tränen in den Augen hatte. Sie wusste ja, wie sehr Harry seine Eule geliebt hatte. Dann stand sie abrupt auf. „Und jetzt nichts Trauriges mehr! Ich mache uns ein tolles Abendessen! Eure Hochzeit muss gefeiert werden!“
 

Charlie lächelte seiner Mutter dankbar zu, er hielt den Jüngeren einfach nur, streichelte ihn und sah dann zu den Anderen. „Na los!“, gab er den Zwillingen zu Wissen. „Erfindet schneller Scherzartikel, die den Alten in den Wahnsinn treiben!“
 

Fleur, die sich bisher zurückgehalten hatte, stand auf und küsste ihren Mann. „Isch ’elfe deiner Mutter, “ lächelte sie.
 

Percy sah seinen Bruder an. „Du weißt, dass Dumbledore immer noch in die Häuser kann, die Black Harry hinterlassen hat?“
 

„Siri hat mir... was vererbt?“, fragte Harry leise.
 

„Ja, “ gab der Andere zurück. „Er hat dich als einzigen Erben eingesetzt, Alles was ihm gehört hat, inklusive des Titels von Lord Black, sind an dich gegangen. Seine Häuser, seine Kammern, Alles.“
 

„Ich.... will, dass er aus Siris Haus muss!“
 

Charlie nickte und sah Percy an. „Kannst du das organisieren?“, fragte er, der nicht einsah, dass der Jüngere ausgenutzt werden sollte.
 

„Das ist keine große Sache, “ nickte der politisch engagierte Bruder nur.
 

„Gut,“ stimmte Charlie zu, er merkte, dass Harry sich wieder beruhigt hatte. „Oh, Percy, ich quartiere dich in Bills Zimmer aus, “ grinste er noch.
 

„Damit hatte ich fast schon gerechnet,“ gab der nur zurück.
 

„Gut, dann komm, Harry, räumen wir deine Sachen in Percys Exschrank, dann kannst du mit Ron den Garten unsicher machen, “ er lächelte. „Ich habe einem Irren das Leben zur Hölle zu machen.
 

Harry nickte einfach und stand, sichtlich widerwillig, von seinem Platz auf.
 


 


 


 


 


 


 


 

„Was?!“
 

„Es ist nicht möglich!“, fauchte Fudge, der mindestens so angepisst war, wie Dumbledore selbst. „Dieser verfluchte Vertrag ist vollkommen lückenlos! Den haben Experten aufgesetzt! Ich habe mehrere Leute über zwei Stunden daran arbeiten lassen, aber es gibt keinen einzigen, verdammten Fehler! Die Hochzeit wurde zu Potters Geburtstag durchgeführt mit dessen Einverständnis!“
 

„Dieser Weasley ist was das Gesetz angeht, absolut unfähig!“, bestand der Direktor. „Wie hätte er dann so einen Wisch aufsetzen können?! Und warum ist er gültig? Eine Institution hier hätte das doch unterschreiben müssen!“
 

„Sie vergessen, dass Charles Weasley in Rumänien lebt und arbeitet,“ gab Fudge zurück. „Das war das Erste, was ich geprüft habe! Und der bulgarische Minister hat gegengezeichnet! Wir haben keine Chance! Und mir gefällt das so wenig, wie Ihnen! Aber ich kann nicht gegen zwei Staaten verstoßen! Wenn ich das tue, haben wir nicht nur einen Krieg im Inneren, sondern auch noch nach Außen! Die haben unmissverständlich gezeigt, dass sie ihre Hände über die Beiden halten!“
 

„Was?“, zischte der Direktor.
 

„Ganz einfach,“ gab Fudge zurück. „Diese Runde ging an Potter – wir sollten zusehen, dass die Nächste wieder an uns geht!“
 

„An mich,“ gab Dumbledore kühle zurück. „Wir sind keine Freunde oder sonst was! Denn wenn Sie etwas geholfen hätten, wäre all das gar nicht erst passiert!“ Mit den Worten dampfte Dumbledore ab, nur um sofort in seinem Büro die nächste Überraschung zu finden. Drei Auroren.
 

„Wie kann ich helfen?“, fragte er freundlich.
 

„Sie werden von Charles Connor Weasley aufgefordert, das Eigentum seines Mannes herauszugeben, sowie das Geld für die umgebrachte Eule und Schadenersatz, “ gab der Mann kühl zurück. Er hatte Dumbledore einmal bewundert, doch was er erfahren hatte, hatte ihn eines Besseren belehrt. „Das Eigentum wären: ein Tarnmantel, ein Fotoalbum und eine sich darin befindliche Karte, sowie insgesamt zweihundert Galleonen!“
 

„Was?“, zischte Albus. Als wäre sein Tag nicht so schon schwarz genug! Wie konnte Potter es wagen, diese Dinge zu erzählen!? Er schien dem Bengel nicht genug eingeprügelt zu haben, dass er nichts sagen durfte!
 

„Jetzt, “ befahl der Auror unwillig. „Wir haben nicht den gesamten Tag Zeit!“
 

Sekundenlang überlegte Dumbledore, ob er nicht die Gedächtnisse der Auroren löschen sollte, doch er sah, wie der Dritte, den er nicht kannte, nach seinem Zauberstab griff. Verdammt! Ein Geistmagier! Und dazu noch ein Rumäne, wie es aussah! Also hatten seine Gegner die Feinde schon unter seiner Nase untergebracht! Wütend wandte er sich um und warf die gewünschten Dinge, die er hatte nutzen wollen, um den Bengel zu erpressen, auf seinen Tisch. Dann packte er seine Böse und warf die Münzen dazu.
 

Einer der Auroren sammelte die Sachen ein, wobei er sie behandelte, wie eine Reliquie. „Verlassen Sie mein Büro! Ich werde Beschwerde gegen Sie einrichten!“
 

Einer der Auroren gab ein mehr als abfälliges Geräusch von sich, er wollte sich umwenden, hielt dann aber inne. „Ich soll Sie daran erinnern, dass Harry James Weasley nur zurückkehren wird, wenn sein Ehemann ebenfalls hier ist, er verlangt einen abgetrennten Bereich in der Nähe des verbotenen Waldes, wo er Dracheneier aufzüchten und Drachenkunde geben wird. Sollten Sie das nicht ermöglichen, wird sein Ehemann nach Durmstrang gehen, die Schule hat sich bereit erklärt, den jungen Mann zu nehmen.“
 

„Raus!“ Albus starrte den Leuten hinterher, zutiefst schockiert von Charlies Frechheit, doch er wusste, er hatte keine Wahl, als nachzugeben. Er konnte nicht zulassen, dass Potter das Land verließ. Nicht, bis er Diesen nicht getötet oder andere Pläne gefunden hatte und einer davon würde es sein, die Beiden gegeneinander aufzuhetzen! Und zwar gründlich! Mit allen nur denkbaren Mitteln! Ja, das war die Idee! Dann würde Potter auf Knien zu ihm gekrochen kommen! Er wusste, Weasley neigte zu Aggressionen! Der Mann würde ihm in die Hand spielen! Mit einem hämischen Lächeln zog er ein Papier hervor.
 

Es wurde Zeit, neue Plane zu machen.
 

Und dann... würde er jeden einzelnen Weasley umbringen, bis Potter wieder unter seine Vormundschaft fallen würde! Ja, das war es...
 


 


 


 


 


 


 

Charlie lächelte erleichtert und bedankte sich, als die Auroren ihm, kurz vor dem Abendessen, Harrys kleinen Schätze überreichten. Er bekam auch den alten Zauberstab, den man bei den Dursleys gefunden hatte, zusammen mit den Schuluniformen und seinen Büchern. Die Wäsche ließ er gleich im Kamin verbrennen, die Sachen waren vollkommen im Eimer und nicht mal Hauselfen oder Bettler hatten so schlechte Kleidung. Nun, egal. Harry hatte neue Sachen. Von Unterwäsche zu Socken, Hemden, Shirts, Pullovern und anderen Dingen. Auch zwei weitere Uniformen.
 

Er hatte vorher ein langes Gespräch mit seinem Vater geführt, ihn genau über das aufgeklärt, was Ron nur angedeutet hatte. Er hatte beschrieben, wie Harrys Rücken ausgesehen hatte, wie der Heiler um den Arm des Jüngeren hatte kämpfen müssen und viele alte Verletzungen gefunden hatte.
 

Oder, dass Harrys Körper nicht richtig funktionierte, dass er Organschäden hatte, die es ihm schwer machte, genug Gewicht zuzulegen, dass er immer regelmäßig und gut essen musste, um nicht krank zu werden, dass seine Knochen leicht brüchig waren. Dass es viel Zeit und Zuwendung brauchen würde, bis Harry wirklich wieder einigermaßen gesund sein würde. Sein Vater war entsetzt gewesen, vor Allem, da sie nach dem leichten Mittagessen schon erfahren hatten, dass die Dursleys ihre Misshandlungen hatten von Dumbledore absegnen lassen.
 

Kingsley hatte die Dursleys direkt nach Ankunft des Briefes verhaften und das Haus durchsuchen lassen, noch hatten keine genauen Befragungen stattgefunden, aber schon jetzt zeichnete sich ab, dass die Ergebnisse drastisch werden würden.
 

Zusammen mit seinem Vater hatte Charlie einige Dinge besprochen, auch den Plan, Jungdrachen auf Hogwarts großzuziehen, so, dass er auch für seinen Job in Rumänien etwas machen konnte und interessierte Schüler würde er gern unterrichten. Sobald das englische Ministerium alles in die Wege geleitet haben würde, was dank den Freundschaften seines Vaters wohl eher das kleinste Problem darstellte.
 

Danach würde ein Trupp, der darauf spezialisiert war, Drachengehege aufbauen, die nach dem Prinzip magischer Zelte funktionieren würden. Es hatte im Drachenhost überraschend einige Eier gegeben, die von einem Schmuggler beschlagnahmt worden waren. Ein ungarischer Hornschwanz, ein isländischer Eisdrache, ein bengalischer Tropendrache und ein sogenannter gewöhnlicher Drache. Vier Tiere, um die sich sicher niemand würde kümmern können und diese Tiere ließen sich keine Eier unterschieben. So war das eine hervorragende Lösung. Er konnte sich um die Jungtiere die mindestens vier Jahre brauchen würden, um auszuwachsen und als Handaufzuchten auch immer ein gewisses Maß an Vertrauen zu ihm behalten würde, kümmern.
 

Auch ein Haus für ihn sollte dort aufgebaut werden. Je weniger Zeit Harry in der Nähe von Dumbledore verbringen würde, umso besser. Und auch Ron würde die Erlaubnis haben, jederzeit bei ihm zu schlafen, natürlich auch Ginny, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass die sich viel lieber in die Klauen des Irren begab.
 

Rasch wog Charlie den Beutel. Er wusste, es war kein Ersatz für eine liebgewonnene Gefährtin, wie Hedwig es für Harry gewesen war, aber es war immerhin eine Anerkennung, dass man ihm zugestand, dass Dumbledore etwas falsch gemacht hatte. Mit den Sachen in der Hand lief er in den Garten, wo Harry und Ron mit Begeisterung und mit Magie den Garten entgnomten. Wobei die, die sein Mann traf, verdammt weit flogen und an dem neu aktivierten Schutzschild zerschellten. Beide lachten und auch, wenn Harry noch zurückhaltend wirkte, so schien er doch um Einiges offener, als an dem Tag, als er hier eingetroffen war. „Harry.“
 

Harry wandte sich herum, er sah den Anderen an, lächelte schüchtern, dann aber weiteren sich seine Augen. „Mein Umhang! Der Mantel! Charlie, wie hast du...?“
 

Der Ältere grinste nur und legte dem Jüngeren seine Sachen in den Arm. „Ich sagte doch, ich hole sie wieder, “ meinte er nur, „Es sind deine Sachen, dachtest du, ich lasse zu, dass man sie dir wegnimmt?“
 

„Danke,“ flüsterte Harry gerührt, umarmte den Anderen fest.
 

„Immer,“ lächelte Charlie nur, küsste den Jüngeren auf die Stirn. „Ich sehe, der alte Schutz ist zumindest zum Gnome zerschmettern gut.“
 

„Der ist cool!“, grinste Ron. „Ich komm ohne Probleme rein und raus und Harry auch! Aber die Gnome nicht! Also haben wir sicher bald Ruhe vor den Viechern!“
 

„Ron, wir sind eine alte Familie, natürlich haben wir diese alten Schutzzauber, wir hatten sie nur lange deaktiviert. Wir dachten nicht, dass sie nötig wären, aber offensichtlich haben wir uns geirrt.“
 

„Ich war nur überrascht, “ gab der Andere achselzuckend zurück. „Gibt es Essen?“, fragte er dann grinsend. „Mom hat ein Festessen versprochen!“
 

„Ziemlich bald,“ grinste der Andere. „Auf jeden Fall seid ihr für heut von der Gartenarbeit erlöst.“
 

„Merlin sei dank!“
 

„Na los, Brüderlein, verschwinde!“
 

„Und wohin?“
 

„Deine Sache, aber ich entführe meinen Mann, ein Bad könntet ihr allerdings Beide gebrauchen.“
 

Ron grinste nur, nickte aber dann und verschwand im Haus, während Charlie den Jüngren sanft vor sich löste und er nahm dessen Hand, ging mit ihm zurück in ihre Zimmer, beobachtete, wie Harry seine Sachen sanft auf einige seiner neuen Kleidungsstücke legte. Den alten Zauberstab hielt er aber noch lange. „Er fühlt sich einfach nur falsch an,“ gab er dann zu.
 

Charlie lächelte nur, zog den Jüngeren zu sich und nahm den alten Stab. „Er ist für Angriffe, aber du bist kein aggressiver Mensch,“ erklärte er. „Darum allein konnte er schon nicht für dich bestimmt sein,“ erklärte er. „Er hat funktioniert, aber er hat dich auch erheblich geschwächt.“
 

„Warum?“
 

„Dadurch wurdest du noch besser kontrollierbar.“ Er strich leicht über Harrys Hände. „Aber das hat ja jetzt ein Ende.“ Er lächelte etwas. „Komm, gehen wir nach unten. Das Essen ist sicher gleich fertig.“ Er sprach auch noch einen Reinigungszauber, der die Erde von Harry verschwinden ließ.
 

Erst dann stand Charlie auf, nahm Harry an die Hand und sie machten sich auf den Weg nach Unten. Tatsächlich war der Tisch schon gedeckt und bis auf Ginny und Hermine waren sie die Letzten, die ankamen. Ron saß schon da, mit gierigen Augen und seinem Besteck fest in der Hand.
 

„Das hier ist das Hochzeitsessen für euch Beide,“ lächelte Arthur dann. Für dich Bill, mit Fleur und für Charlie und Harry, auch, wenn das wirklich überraschend kam. Denn heute sind wir komplett.“
 

„Nicht ganz,“ murmelte Harry. „Remmy fehlt...“
 

„Nicht wirklich, Welpe,“ grinste der Werwolf in dem Moment, er kam mit einer Vase aus der Küche.
 

„Remus?!“
 

„Na, dachtest du, ich lasse mir das entgegen?“, fragte der Werwolf nur, setzte sich dann auf einen der freien Stühle. „Wer fehlt noch?“
 

„Meine aus irgendeinem Grund schmollende Tochter und deren beste Freundin.“
 

Remus’ Augenbraue wanderte nach oben: „Deine feste Freundin, Ron?“
 

Rons Gesicht verschloss sich vollständig. „Sie ist nichts Dergleichen, ohne Ginny wäre sie gar nicht mehr hier!“
 

„Was haben wir denn da verpasst?“, fragte Charlie, nicht erschüttert, aber überrascht.
 

„Ein Streit,“ gab Ron zurück. „Sie meinte, ich müsste mich zwischen ihr und Harry entscheiden. Nicht wirklich schwer, “ fügte er nur an. „Sie wollte eh nur eines von mir – einen Status in der magischen Welt.“ Er grinste seinen besten Freund an. „Aber ich habe Prioritäten.“
 

„Das ist gut zu wissen,“ gab Charlie zurück. „Übrigens werde ich auch in Hogwarts sein, noch habe ich zwar keine offizielle Erlaubnis, aber die Wahl, vor die ich sie gestellt habe, wird sie sicher entsprechend motivieren.“
 

„Und was genau willst du da machen? Ich meine... Lehrer? Du? Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen!“
 

„Nur einen freiwilligen Kurs: Einführung in die Drachenpflege und Drachenkunde.“
 

„Du willst Drachen nach Hogwarts bringen?!“
 

„Nur ein paar ganz Junge, die vermutlich auch erst Ende September schlüpfen werden,“ erklärte Charlie. „Nichts Gefährliches und wie du weißt – im Gegensatz zu Hagrid habe ich es sogar gelernt.“
 

„Was es auch nur bedingt besser macht,“ gab Ron trocken zurück, grinste aber dann. Er sah zur Treppe, als seine Mutter ihre Tochter herunter scheuchte und auch Granger lief, sichtlich unwillig, nur nebenher. Sie setzten sich auch so, dass sie etwas von den Anderen abrücken konnten, zeigten, was sie von den neuesten Ereignissen zu halten schienen. Was aber den Rest nicht wirklich tangierte. Sie genossen das köstliche Essen und auch, das die Mädchen als Nachtisch die Eistorte verweigerten, ging an den Anwesenden vorbei.
 

Nur Harry machte das zu schaffen. Er fühlte sich wie ein Keil, der eine Familie zerstörte, obwohl das das Letzte war, was er je hatte tun wollen. Allerdings genoss er trotz des schlechten Gewissens diese Torte, in der alle möglichen Eissorten schmeckten. Schokolade, weiße Schokolade, Marzipan, Zimt, Karamell, Straciatella, Waldbeere, Pistazie und viele Andere.
 

„Kann es sein, dass du voll bist?“, grinste Charlie nach dem Essen, als er seinen Mann im Stuhl fast schon liegen sah.
 

„Nur etwas,“ stöhnte Harry und er wusste, das zweite Stück der Eistorte war vermutlich eines zu viel gewesen. Aber es war doch soooo lecker gewesen! Er konnte sich nicht daran erinnern, je so viel in sich hinein gestopft zu haben. „Ich hab nur noch keine Ahnung, wie ich gleich die Treppe hochrollen soll.“
 

„Wem sagst du das, Kumpel,“ kam es von einem nicht minder zugefressenen Ron und auch George schien es übertrieben zu haben.
 

„Nun, ich denke, ich könnte dich tragen, “ grinste Charlie, nahm die Hand des Grünäugigen.
 

Schlagartig wurde Harry feuerrot, doch er lächelte weiterhin, spielte mit den Fingern, die sich um seine Hand gewickelt hatten. „Und... du nimmst wirklich Dracheneier mit nach Hogwarts?“
 

„Ja,“ nickte Charlie. „Warum die Frage?“
 

„Kann... ich dabei helfen?“, fragte Harry weiter. „Ich... finde Drachen selbst... faszinierend, solang... sie nicht versuchen, mich zu grillen oder von meinem Besen zu werfen.“
 

„Gern,“ gab der Langhaarige überrascht zurück. „Ich kann dir Einiges zeigen und wenn es dich interessiert, kannst dann als mein Lehrling mit nach Rumänien kommen.“
 

Das.. wäre toll,“ gab Harry leise zurück, er merkte nicht, wie die Augen von Misses Weasley feucht wurden. Er lehnte sich etwas an den Älteren, er war müde, der Tag war anstrengend gewesen, der Streit mit Dumbledore, die Angst, dass Auroren kommen und Charlie mitnehmen würden, das Gnomjagen.
 

„Ich denke, wir sollten langsam nach oben,“ erklärte Charlie, stand auf und hob Harry hoch. „Er ist erschöpft.“
 

„Natürlich! Bring den armen Jungen ins Bett!“, scheuchte Molly sofort. „Und ich will euch nicht vor morgen Vormittag sehen!“
 

„Aye, Mam!“, grinste Charlie, stieg dann die Treppe nach oben und stellte Harry ab. „Na los,“ lächelte er. „Geh du duschen, ich verwandle die beiden Betten im Zimmer in eins.“
 

„Du... hast wirklich Nichts dagegen, ein Bett mit mir zu teilen?“, fragte Harry erleichtert. Sicher, sie hatten schon vorher in einem Bett gelegen, aber meist war er da mitten in der Nacht rein gestolpert gekommen.
 

Charlie lachte leise, wuschelte durch die wirren, dunklen Haare. „Sicher nicht,“ gab er zurück. „Ich mag meine kleine Wärmflasche! Und jetzt marsch ab ins Bad!“ Rasch sammelte Harry seinen Schlafanzug ein und lief ins Bad. Er stellte sich nur kurz unter die Dusche, schlüpfte in die frischen Sachen und lief zurück in das Zimmer, wo Charlie die beiden Betten tatsächlich zu Einem zusammen gezaubert hatte. Der Ältere saß auf dem Bett, ein Buch über Drachen und ihrer Pflege in der Hand, als er sich etwas schüchtern dazu setzte. „Ist das das Buch, das du für den Unterricht vorschlagen wirst?“
 

„Nein, das ist zu einseitig,“ erklärte der Drachenzähmer. „Hier geht es nur um Pflege, nicht um den Körperaufbau, die verschiedenen Rassen und die Verhaltensweisen. Das ist nur etwas für mich, “ erklärte er, legte einen Arm um den Jüngeren. „Seit wann interessierst du dich für Drachen?“
 

„Seit....“, ‚ich dich kenne,’ dachte Harry, antwortete aber dann. „... ich Norbert gesehen habe.“ Das war nicht gelogen aber das wirkliche Interesse stammte tatsächlich erst aus der Begegnung mit Charlie.
 

„Das ist ja schon eine ganze Weile her,“ stellte Charlie amüsiert fest. „Hast du schon was getan? Bücher gelesen oder so?“
 

„Ein paar, aber nicht viele, Hermine wollte immer, dass ich andere Sachen lese, die wichtiger sind. Bücher mit Verteidigungssprüchen und so was. Sachen, die ich für einen Kampf brauchen kann, die mich aber nur... am Rande interessiert haben.“
 

Kurz verdunkelte sich Charlies Blick , aber er hatte sich schnell im Griff. „Ich werde einige Bücher über Drachen mitnehmen, da Hogwarts ohnehin nicht viele davon hat, dann kannst du lesen, so viel du Lust hast!“
 

„Kann...kann ich Poppy um ein paar Stunden Heilunterricht bitten?“, fragte Harry spontan. „Ich... manchmal denke ich, dass das sehr nützlich sein könnte. Und das Heilen hat mich immer mehr interessiert, als ....“
 

„Das Töten,“ beendete der Langhaarige den Satz. „Natürlich, das halte ich sogar für sehr vernünftig, denn wenn du wirklich Interesse an einem Job hast, in dem du mit Drachen arbeitest, kann es sehr hilfreich sein, Verbrennungen und Erfrierungen selbst behandeln zu können, oder tiefe Schnitte.“
 

„Danke...“
 

Der Ältere schüttelte nur den Kopf. Harry hatte nicht um Süßigkeiten oder sonst was gebeten, nur um Unterricht, darum, lernen zu dürfen. Es war irgendwie erschütternd. „Gibt es Dinge, die du ablegen willst?“
 

„Wahrsagen!“, kam es wie aus der Kanone geschossen. „Das ist vollkommen nutzlos und die Frau absolut unfähig! DA würde ich lieber den Drachenunterricht machen, vor Allem, wo.. ich ohnehin kein Quiddich mehr spielen darf.“
 

„Was? Warum denn das nicht?“, fragte Charlie verwirrt. „Soweit ich das weiß, sollte es doch von deinen Noten her kein Thema sein. Ich meine, selbst Ronnikins darf spielen!“
 

„Das Ministerium hat es mir verboten, sie dachten letztes Jahr doch, dass ich gelogen habe...“
 

„Ich darf nicht lügen, die magische Narbe, die der Heiler gefunden hat! Hatte das was damit zu Tun?!“
 

„Umbridge hat eine Blutfeder an mir benutzt, auch an einigen Anderen. Ich habe es Dumbledore gesagt und gezeigt, er hat nur gemeint, das müsse ich eben aushalten, es war das einzige Mal, dass er letztes Jahr vor dem Tod von Sirius mit mir geredet hat...“ Ohne nachzudenken, legte Harry seinen Kopf auf die breite Brust, genoss die kleinen Streicheleinheiten.
 

„Oh, glaub mir, du wirst spielen;“ versicherte Charlie nur, der wohl ein weiteres Gespräch mit Kingsley zu führen hatte. „Dafür sorge ich und Wahrsagen wird geschmissen. Es wundert mich, dass du Tränke nicht ablegen willst.“
 

„Tränke... sind wichtig,“ gab Harry zurück. „Man kann Sachen feuerfest machen, oder Heiltränke brauen. Und wenn Nichts in meinen Topf fliegt, bin ich gar nicht sooooo schlecht.“
 

Überrascht sah Charlie den Jüngeren an, lachte dann leise. „Mit der Aussage hättest du Ron jetzt zu Tode geschockt.“
 

Harry kicherte: „Ich weiß,“ gab er zurück. „Aber es stimmt...“
 

Charlie nickte nur und er legte das Buch beiseite, kroch selbst unter die Decken. „Also, schlafen wir, morgen kommen glaube ich, schon die Eier. Dann kann ich gleich anfangen, dich zu unterrichten.“
 

„Oh ja,“ strahlte Harry, er kuschelte sich an den Älteren, genoss wie immer das Gefühl der schweren, starken Arme, die sich um ihn schlangen und wünschte sich ein Mal mehr, dass da von Charlies Seite mehr wäre, als Bruderliebe..

Veränderungen

„So, so?“, fragte Lucius, während sein Finger über den Rand seines Kelches glitt. „Das ist ja wirklich mal eine interessante Neuigkeit. Und du bist dir ganz sicher?“
 

„Allerdings,“ grinste Severus nur, genoss einen weiteren Schluck des teuren und exquisiten Alkohols. „Ich wollte es nicht glauben und habe einige alte Kontakte ins Leben gerufen, aber es stellte sich raus, dass es stimmte. Potter hat sich aus den Klauen des Alten befreit, er ist nicht mehr seine Marionette und er hat sich seine Unabhängigkeit erstritten. Auch, wenn der Weg eher.... fraglich ist,“ fügte er trocken an.
 

„Er hatte keinen Anderen;“ gab Lucius nur ruhig zurück. „Rein politisch hatte er keine andere Möglichkeit. Aber ein Weasley? Na ja, es ist wenigstens nicht die Jüngste. Oder einer der Zwillinge. Das ist immerhin etwas.“
 

„Werden wir etwas an unserer Taktik ändern?“, fragte Severus sehr direkt. Auch Lucius war ein Spion, der jedoch hatte immer für das Ministerium gekämpft und sie hatten sich gegenseitig den Rücken gedeckt.
 

„Ja,“ gab Lucius ruhig zurück.
 

„In wie fern?“
 

„Potter ist keine Marionette mehr, ich denke, es ist an der Zeit, ihn stattdessen zu einem Kämpfer zu machen.“
 

„Wie das? Was genau hast du vor?“
 

„Ich denke, ich werde Charles Weasley einen Brief schicken, mich als Spion enttarnen und um ein Treffen bitten, mit der Begründung, warum wir vorher so hart zu Potter waren, denn das du ihm dauernd den Arsch gerettet hast, das glaube ich, ist eindeutig und nicht zu leugnen. Außerdem werden wir ja auch noch bald Kollegen sein, da ist es besser, wenn man sich mal beschnuppert, oder nicht?“
 

Severus verdrehte nur die Augen. „Tu, was du nicht lassen kannst.“
 

„Du wärest auch gefordert.“
 

„Ach?“
 

„Ja, du kennst ein paar ziemlich gemeine, kleine Zauber und er muss Oklumetik und Legethimetik lernen. Wir wissen beide, lange wird der dunkle Lord sicher nicht mehr still halten und er weiß, wie er Potter austricksen kann. Wenn wir eine Chance haben wollen, ernsthaft etwas zu erreichen, brauchen wir den Jungen, das weißt du und das weiß ich. Das hat sogar Draco begriffen. Ich denke, ich werde ihm dieses Jahr sagen, dass er es noch ein Mal mit einer Freundschaft probieren soll.“
 

Severus stöhnte nur entnervt. „Ich soll diesen neunmalklugen Stümper noch mal unterrichten?!“
 

„Ja.“
 

„Und dann schnüffelt er wieder in meinen Sachen! Kommt gar nicht in...!“
 

„Ich denke nicht, dass er das tun wird,“ gab Lucius vernünftig zurück. „Denk doch mal nach, er hat bisher jeden Fehler nur ein Mal gemacht.“
 

„Und dafür gründlich!“
 

„Du bist nur sauer, dass der Junge intelligent genug war, durch deine Zauber zu kommen.“
 

Severus beschränkte sich darauf, etwas in seinen nicht vorhandenen Bart zu grummeln, erst eine ganze Weile und ein weiteres Glas Alkohol später sah er auf. „Du weißt, dass die Weasleys alte Schutzzauber um ihr Haus wieder erweckt haben?“
 

„Das wurde auch höchste Zeit,“ gab Lucius nur trocken zurück. „Immerhin stehen sie ja auch nur auf der Abschussliste von Voldemort und jetzt mit Sicherheit auch auf der von Dumbledore. Es ist vielleicht ein ausreichender Schutz. Und dank Anaeruin kann der Alte den Jungen auch in der Schule nicht wieder zu sich rufen. Wobei ich es erstaunlich finde, dass Charles Potter nicht aus Hogwarts genommen hat.“
 

„Weil der es nicht will,“ gab der Tränkemeister ruhig zurück. „Er will seine Freunde verteidigen, dafür bleibt er, wenn ich ihn richtig einschätze, wobei ich immer noch der Meinung bin, dass Granger es nicht verdient hat.“
 

„Hat sie auch nicht,“ gab Lucius zurück. „Sie ist ein Schlammblut und nichts, als ein Hindernis, aber das wird auch Potter noch irgendwann begreifen, da bin ich mir ziemlich sicher.“
 

„Na, auf den Tag bin ich wirklich gespannt,“ meinte Severus nur trocken. Doch er wusste, Lucius hatte Recht. Wollten sie eine Chance haben, den Krieg zu gewinnen, zu überleben und in einer einigermaßen sicheren Zukunft zu leben, brauchten sie Potter. Und am Besten ausgebildet und nicht auf Manier eines Suppenhuhns drauf los stürmend. „Ich hoffe, der Bengel wird es uns irgendwann auch danken.“
 

„Ich denke doch,“ gab Lucius nur zurück, schenkte Severus erneut nach: „Und dann werden wir auch endlich frei sein.“
 

„Ja, das wäre doch auch mal eine schöne Überraschung,“ nickte er. Denn Severus war des Krieges und der ständigen Anstrengung müde. Unter dem Mädchennamen seiner Mutter sparte er Geld, um sich nach dem Krieg zurückzuziehen und sich ganz der Forschung widmen zu können, er würde eine kleine Apotheke führen, Tränke auf Bestellung herstellen und Neue entwickeln, Alte verbessern. Vielleicht derjenige sein, der eine Heilung für Lykantrophie fand, immerhin hatte er schon einen Trank gefunden, der es den Wölfen möglich machte, den Verstand zu behalten, statt wie wilde Bestien herumzuziehen.
 

„Ja. Ich will nicht, dass Draco auch ein Spion werden muss. Er würde es tun, aber es ist zu riskant. Er ist zu jung, zu unerfahren und zu angreifbar...“

„Sprich, zu verwöhnt.“
 

„Du hattest deinen fairen Anteil daran,“ gab Lucius nur zurück, doch er nickte. Er war weicher zu Draco gewesen, als sein Vater zu ihm. Und nun hatten sie nicht mehr viel Zeit, bevor Voldemort seinen Sohn würde zeichnen und einsetzen wollen. Länger als bis zu Weihnachten in dessen siebtem Jahr konnte er es sicher nicht mehr herauszögern.
 


 


 


 


 


 

Leicht geisterten Harrys Finger über die Schale des eisfarbenen Eis, das etwa in seinen Schoß passte, es war kleiner, als das von Norbert und nicht so schwer, doch er konnte deutlich spüren, dass Etwas darin sich bewegte. Er hatte den Eindruck, dass es manchmal die Stellen nachfuhr, die er berührte. Er half Charlie liebend gern. Am Tag zuvor waren die vier Eier angekommen und Charlie hatte ihm geduldig gezeigt, wie man diese pflegen musste. Abgesehen davon, dass sie natürlich warm gehalten werden mussten, brauchten sie Zuwendung, Nähe zu einem anderen, körperlichen Wesen.
 

Also kam er spätestens jede Stunde ein Mal nach oben und beschäftigte sich mit den Eiern, sprach mit ihnen, strich über die Schalen, die sich auch unterschieden. Die hier fühlte sich an, wie Eis, nur, dass es eben nicht schmolz. Es war der isländische Eisdrache, ein seltenes Tier, das viele Trankzutaten liefern konnte, die sehr begehrt, selten und teuer waren. Nur wenige konnten sie ernten, ohne das Tier dabei töten zu müssen, da die nur schwer Vertrauen fassten. Dabei waren es vor Allem die Eisschuppen, die sie regelmäßig abwerfen mussten, der Abrieb der Krallen und die Tränen. Nichts, wofür ein Tier sterben sollte.
 

„Bis später, jetzt kommen deine Geschwister dran,“ flüsterte er, strich ein weiteres Mal über die Schale. Er spürte eine Bewegung, doch trotzdem legte er das Ei wieder in das dafür vorgesehene Körbchen in das Nest aus immerheiß gezauberten Wärmflaschen und deckte es dann noch zusätzlich zu. „Schlaf gut, Kleines..“
 

Dann wandte er sich zu dem letzten Ei. Charlie hatte ihn gebeten, für heute allein zu versorgen, da er mit dem Ministerium einige Hühnchen zu rupfen hatte. Er strich auch über diese, leicht rötliche Schale, begrüßte das Baby darin und putzte das ohnehin saubere Ei, hielt es etwas und umarmte es. Diese Babys hatten ihre Eltern auch dank Leuten verloren, die nicht nachgedacht hatten.
 

Sanft legte er auch dieses Ei zurück, deckte es zu und löschte an der Tür das Licht. „Bis nachher,“ versprach er und er hatte das Gefühl, dass die vier kleinen Wesen ihm so etwas wie Liebe entgegen brachten, dann schloss er die Tür zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer und ging nach Unten, nach kurzem Überlegen dann aber in den Garten. Er konnte Misses Weasley, die er unter Androhungen von Strafen bei ihrem Vornamen oder mit Mom anreden sollte, in der Küche klappern hören.
 

Draußen schien die Sonne und es war ein tolles Gefühl, nicht nur draußen zu sein, um die Rosen zu schneiden, die Beete zu pflegen oder die Hecke zu trimmen, er konnte sich einfach hinsetzen und die Sonne genießen.
 

„Potter!“
 

Überrascht sah Harry auf – direkt in Hermines Augen und sie war nicht allein, Ginny stand mit verschränkten Armen hinter der Brünetten, ihre Augen starrten ihn hasserfüllt an. „Was gibt es?“ fragte er ruhig, darum bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt er war, dass Hermine ihn mit dem Nachnamen und dazu streng genommen, noch mit dem falschen ansprach.
 

„Du... das fragst du auch noch?!“, baffte Hermine stinksauer. „ich verlange, dass du packst und zu seinen Verwandten gehst, so, wie Professor Dumbledore es verlangt hat! Er weiß besser, was gut für dich ist! Und wenn du mit ein paar Ohrfeigen nicht umgehen kannst, bist du unfähig zu leben! Du sollst England retten! Wie willst du Looser das schaffen, wenn du Feigling dich nicht mal deinen Verwandten stellen kannst?!“
 

„...?!“, Harry bekam noch nicht mal ein Wort heraus, bei dem, was das Mädchen, dass doch eigentlich seine Freundin sein und ihn unterstützen sollte, da gerade von sich gab! Er sollte zurück? Dahin, wo man ihn grundlos mit Messern traktierte und ihm praktisch Nichts zu essen zugestand?!
 

„Außerdem!“, zischte Ginny nun erbost. „Wirst du diese Farce einer Ehe beenden! Du Lügner, du dreckiger Versager! Du wirst aufhören, abartig zu sein und mit Kerlen rum zu hängen und stattdessen mich heiraten! So, wie es bestimmt ist! Ich bin Lady Potter! Nicht Charlie und seine beschissenen Eier! Mom sollte Rührei draus machen!“
 

„Nein!“, brüllte Harry aufgebracht. „Ich trenne mich nicht von Charlie! Ich... ich liebe ihn und er sieht mehr in mir, als eine beschissene Waffe! Ich muss nicht mein Leben für eures opfern! Bisher hab ich es immer getan, aber niemand kann mich dazu zwingen! Ich lasse mich nicht misshandeln! Von niemandem mehr! Sucht euch einen Anderen!“
 

Klatsch.
 

Es war wie immer, wenn Harry eine Ohrfeige bekam, er wusste nicht warum, aber Schläge auf den Rücken und die Beine waren für ihn nicht so schlimm, wie ein Schlag ins Gesicht. Sofort tanzten kleine, schwarze Punkte vor seinen Augen, er merkte, wie er schwankte, doch er fing sich. „Was soll das?!“
 

„Irgendwer muss dich ja abhärten, du Feigling! Hast du noch nie gehört, dass man nun mal einen opfert, um viele zu retten?! Und glaub mir, ich drille dich schon dazu! Und Ginny wird mitmachen! Du wirst tun, was Professor Dumbledore dir befohlen hat!“ Erneut holte Hermine aus, schlug zu. Sie war so sauer! Und sie hatte tagelang warten müssen, bis das Haus endlich mal so leer war, dass sie diesen Looser hatte abfangen können!
 

Harry starrte die beiden Mädchen an, er sackte in sich zusammen, während sie ihn weiter beschimpften, einfach so, ohne Grund. Was hatte er getan, um so einen Hass zu verdienen?! Er spürte, wie die Tritte begannen, doch dann hörten sie auch auf ein Mal auf. Müde sah Harry auf, erkannte Percy, der irgendwas schrie, während die Mädchen bleich wurden, doch sein Verstand konnte es nicht verarbeiten. Ohne nachzudenken, rannte er los, zurück ins Haus, in Charlies und sein Zimmer, ohne das Licht an zu machen, kauerte er sich zwischen die vier Körbe und versuchte, zu verstehen.
 

„Sag mal, habt ihr sie noch alle?“, brüllte Percy aufgebracht. Er war früher heim gekommen, da er einige Dinge mit seinem Vater hatte besprechen wollen, doch was er gesehen hatte, hatte ihn wütend gemacht. Seine Schwester und Granger, Letztere hatte Harry geohrfeigt und als der aus irgendeinem Grund zusammengesackt war, begannen beide Mädchen, auf den Jungen, der sich noch nicht mal wehrte, einzutreten. Jetzt hatte er sie Beide an den Haaren, zerrte sie, ohne Rücksicht auf die Proteste ins Haus und rief nach seiner Mutter, dann über den Kamin nach Bill, Charlie und seinem Vater. Nur das Charlie gerade beim Minister war, also erst danach würde kommen können. Aber das war auch nicht notwendig und vermutlich würde es Grangers und Ginnys Leben bewahren, wenn der Andere nicht hier sein würde, bis die Weiber bestraft waren.
 

Sowohl Arthur alsauch Molly mussten sich entsetzt anhören, was geschehen war und auch Bill und die Zwillinge sahen die Mädchen schlicht entsetzt an. Das, was sie da hörten, war Propaganda im Reinformat und keine von Beiden zeigte Reue, sie machten sich über die Liebeserklärung von Harry und dessen Schwäche lustig, dass der nicht mal ein paar Ohrfeigen vertrug und wie er da einen Krieg zu gewinnen gedächte und Ginny erklärte ein Mal mehr, dass Charlie ihr den Ehemann weggenommen habe, den sie so offensichtlich doch nicht liebte.
 

„Hermine Granger, ab heute bist du in diesem Hause nicht mehr willkommen,“ sprach Arthur mit mühsam unterdrückter Wut, doch er ließ sich nicht dazu hinreißen, gegen das fremde Kind die Hand zu erheben. Er sprach einige Zauber, kurz danach kamen die Koffer der Brünetten die Treppe herunter geschwebt. „Raus!“
 

Hermine starrte den Mann mit offenem Mund an, sie verstand nicht, wie dumm diese Familie sein konnte, abgesehen von Ginny, doch die konnte ihr nicht helfen, denn in dem Moment, wo sie protestieren wollte, packten die Zwillinge sie, drückten sie auf den Stuhl auf dem sie saß und drohten ihr offensichtlich, ohne dass einer der Erwachsenen eingegriffen hätte. Sie hatte keine Wahl, sie musste gehen und das Schlimmste war, dass, als sie draußen war und sich umdrehte, scheinbar kein Haus mehr da war. Als sie dann im Bus saß, um sich zu Professor Dumbledore bringen zu lassen, musste sie feststellen, dass sie nicht einmal mehr sagen könnte, wo die Weasleys wohnten.
 

„Ginerva Sabira Weasley!“, donnerte Arthur, dieses Mal, ohne sich auf irgendeine Weise zurück zu halten. Er packte seine Tochter und schüttelte sie, wie einen ungehorsamen Hund. „Wie kannst du es wagen? Harry ist dein Bruder und der Mann deines anderen Bruders! Offensichtlich hatte er nie auch nur die Absicht, etwas mit dir anzufangen! Und er ist keine verdammte Waffe! Er ist mein Sohn, wie alle anderen! Aber langsam frage ich mich, ob du noch meine Tochter bist!“
 

„Mom!“, jammerte Ginny. „Mom, hilf mir! Du hast doch immer gesagt, wir wären ein süßes Paar!“
 

„Ich bin genauso enttäuscht, wie dein Vater und ich will nicht wissen, was Charlie mit dir machen wird, Fräulein! Harry ist für mich wie ein Sohn und er liebt Charlie! Sie sind perfekt füreinander und ich werde nicht zulassen, dass meine Tochter eine titelheischende Schnepfe wird! Solltest du noch einen, einen einzigen Schritt aus der Linie machen, werde ich dich verstoßen! Dann ist es mir egal, dass du meine einzige Tochter bist! Ich sehe schon, ich habe dich viel zu sehr verwöhnt! Ich schäme mich in Grund und Boden!“
 

„Ab sofort hast du keine Erlaubnis mehr, an Hogsmaedewochenenden teil zu nehmen, ich werde deinen Bruder ermächtigen, dich an diesen Tagen mit Strafaufgaben einzudecken, soweit ich weiß, sucht Professor Snape immer Irgendwen, der Töpfe schrubbt! Des Weiteren wirst du keinen Knut Geld mehr erhalten, für ein halbes Jahr! Nur das Nötigste, Kleidung und Schulbücher, die wir kaufen werden, statt dir das Geld zu geben! Einer, noch ein Schritt aus der Reihe und du bist enterbt und verstoßen! Außerdem werde ich dir jeden Kontakt zu Albus Dumbledore und Hermine Granger strikt untersagen und im Schulrat dafür sorgen, dass sie Nicht, wie geplant, Schülersprecherin werden wird!“
 

„Das.... das kannst du nicht tun! Ich hab nur das Richtige getan!“
 

„Ich kann und ich werde und es wird Charlie eine Freude sein, das zu überwachen! Sollte der Direktor dich zu sprechen wünschen, wird er oder einer deiner Brüder oder ich anwesend sein! Noch ein Zwischenfall und ich werde Charlie bitten, dich nach Durmstrang zu bringen! Ich war zu weich gegen dich! Aber glaub mir, dort werden sie dich wieder in die Reihe bekommen! Geh! Geh in dein Zimmer! Ich will dich nicht sehen! Du wirst den Rest der Ferien mit Lernen und arbeiten verbringen!“
 

Ginny wollte etwas erwidern, doch Percy packte seine Schwester und schubste sie zur Treppe. Als sie weg war, sah er sich um. „Soll einer von uns zu Harry?“, fragte er leise. „Er ist weggerannt, vermutlich in sein und Charlies Zimmer.“
 

Molly wollte hoch gehen, aber ihr Mann hielt sie zurück. „Lasst ihn,“ bat Arthur. „Wir warten auf Charlie, ich denke, das ist der Einzige, den er sehen will, aber Molly, halt einen Eisbeutel bereit, etwas sagt mir, dass diese beiden Besessenen nicht gerade sanft mit ihm umgesprungen sind und...“
 

„Was ist hier los?“, fragte Charlie, der in dem Moment ins Haus stürmte. Flooen ging ja nicht mehr, da sie das Haus vom Netz genommen hatten. Er war ohnehin geladen, man hatte ihm die Verhörprotokolle der Dursleys gegeben, die ohne einen weiteren Prozess als erste Muggel seit zwei Jahrhunderten in den Hochsicherheitstrakt von Azkaban gekommen waren. Ihm war schlecht gewesen, als er gelesen hatte, was Vernon vorgehabt hatte. Vergewaltigung. Und was sie schon getan hatten... sie hatten Harry geschlagen, immer und immer wieder, kaum, dass der damals so kleine Junge bei ihnen auf der Türstufe gelegen war. Harry hatte nie Spielsachen gehabt, nur seinen kleinen Schrank, Sicherheit und Strafe zugleich, er hatte die Arbeit eines Hauselfen verrichten müssen, dafür aber kaum etwas zu Essen bekommen und sie hatten es geliebt, ihn zu ärgern, ihm Essen zu zeigen und es ihm nicht zu geben. Danach hatte er auch noch Umbridge verhaften lassen, nur um heraus zu bekommen, dass die die Blutfeder mit Wissen und Zustimmung des Direktors benutzt hatte. Aufgrund dessen war es ein Leichtes gewesen, die Quiddichsperre für Harry wieder zu heben, doch dann, gerade, als er sich ansatzweise beruhigt hatte, nachdem er den Minister offen gedroht hatte, Harry je wieder für verrückt zu erklären oder ihn ausnutzen zu wollen, war er von einer Sekretärin abgefangen worden.
 

„Unser liebes Schwesterlein und Granger haben entschieden....“
 

„... dass Harry alles verdient, was Dumbledore für Richtig hält und dass...“
 

„... Ginny ein Vorrecht auf Harry habe, sie haben wohl versucht, ihm das...“
 

„... einzuprügeln.“
 

„Was?!“, fragte Charlie, die Hände ballten sich zu Fäusten. „Wo sind diese beiden Schnepfen?!“
 

„Beruhig dich,“ bat Percy. „Dad hat Granger aus dem Haus gejagt. Sie ist zweifellos auf dem Weg, um Dumbledoof alles zu petzen und dann hat Dad Ginny zur Amöbe zusammengestaucht, glaub mir, die traut sich die nächsten Wochen nicht aus ihrem Zimmer und sie hat andere, harte Strafen bekommen, aber Harry...“
 

„Was ist mit ihm und wo ist er?!“
 

„Ich habe die Beiden von ihm weg gerissen, danach ist er aufgesprungen und nach Oben gerannt. Ich glaube nicht, dass er einen Anderen, als dich sehen will, “ fügte er an. „Darum ist niemand von uns hoch gegangen. Ich denke, dass er Kopfweh oder so hat, er hat... nicht gut auf die Ohrfeige reagiert...“
 

„Mom, hast du ein paar Schmerztränke da?“, fragte Charlie, nur mühsam beherrscht.
 

„Ich habe meinen mysteriös verschwundenen Vorrat wieder aufgestockt, ja,“ gab Molly nur zurück, sie verschwand, kam dann zurück, mit einigen weichen Tüchern, einer Schale Eiswürfel und zwei Schmerztränken. „Geh hoch zu ihm, es geht ihm wohl nicht gut, sag ihm, dass es uns Leid tut.“
 

Das ließ Charlie sich nicht zwei Mal sagen. Natürlich hatte Harry nicht gut auf die Ohrfeige reagiert. In dem Verhörprotokoll hatte es eine Stelle gegeben, in der stand, dass Dursley Harry nur zu gern geohrfeigt hatte, weil der Bengel dann immer so schnell zusammengeklappt sei. Ein Heiler hatte ihm erklärt, dass das an Harrys gesundheitlichem Zustand lag und das schon leichte Ohrfeigen vermutlich reichten, um seinen Kreislauf zu stören. Er stürmte daher regelrecht nach Oben, trat leise in das dunkle Zimmer ein.
 

Mit einem leichten Zauber sorgte er dafür, dass die zugezogenen Vorhänge sich etwas öffneten, genug, um Harry zu sehen. Rasch stellte er seine Sachen auf dem Bett ab, hob Harry einfach auf und setzte sich dann mit ihm auf das Bett. Ohne etwas zu sagen, wickelte er einige der Eisstücke in ein Tuch und legte es vorsichtig auf Harrys geschwollene Wange, wobei er erst jetzt sah, dass der Jüngere zwei davon hatte.
 

Harry wusste nicht, wie lang er so da gelegen hatte, als es etwas heller und er hochgehoben wurde. Er wusste nicht, was passieren würde und er war erleichtert, als es nichts Schlimmes war. Keine weiteren Schläge, nur etwas Weiches, dass sich angenehm kühl auf seine Wange legte, wodurch die schwarzen Flecken sich endlich zurückbildeten und seine Sicht sich wieder klärte. „Ich... es tut mir leid,“ flüsterte er, ohne zu wissen, für was er sich im Detail entschuldigte, ob für die Arbeit und die Schwierigkeiten, die er verursachte, oder den Keil, den er wohl in die Familie getrieben hatte.
 

„Was?“, fragte Charlie leise. Er strich leicht über Harrys Gesicht, legte ihn dann auf das Bett. „Du hast nichts falsch gemacht.“ Dann knöpfte er das zerknitterte Shirt nach Oben, sah, wie sich bereits blaue Flecken bildeten. Er musste sich zurückhalten, um nicht aufzuspringen, zu seiner Schwester zu gehen und sie eigenhändig zusammenzuschlagen. Wie konnte sie es nur wagen? Erst stellte sie allen Ernstes Ansprüche auf einen Mann, der verheiratet war und dann schlug sie einen Jungen, der schon am Boden lag! Vorsichtig strich er über die offensichtlich empfindlichen Stellen, bestrich sie mit einer Creme, dann nahm er Harry wieder in die Arme und hielt den Eisbeutel gegen die Stirn des Jüngeren.
 

„Wegen mir... benimmt Ginny sich so,“ flüsterte Harry, er fragte sich, woher Charlie zu wissen schien, dass der kühle Lappen auf der Stirn noch besser tat, als auf der getroffenen Wange. „Ich... wollte keinen Keil in eure Familie... treiben...“
 

Automatisch hielt Charlie den Jüngeren enger an sich: „Dummes Gerede,“ beharrte er nur. „Wir wussten alle, dass Ginny sehr tief in die Propaganda eingetaucht ist, die Dumbledore verbreitet. Das hat uns schon länger Sorgen bereitet.“ Eine Weile saß Charlie einfach nur so da, er merkte zu seiner Erleichterung, dass Harry ihm zu glauben schien, denn er kuschelte sich an ihn, er sah die einzelne Träne, sagte aber Nichts.
 

„Die Eier,“ flüsterte Harry nach einer Weile. „Ich denke, sie müssen wieder versorgt werden...“
 

„Ich mache das,“ gab Charlie zurück, geschockt, wie wenig Harry sein eigener Schmerz zu bedeuten schien. Als wäre er wirklich nicht mehr, als Abfall unter anderer Leute Füße. Er war nie so froh gewesen, wie in diesem Moment, den Grünäugigen geheiratet und ihn so von denen, die ihm das eingeredet hatten, befreit hatte.
 

Doch Harry stand selbst auf, auch, wenn mit zittrigen Beinen, er setzte sich zu seinem persönlichen Lieblingsei, hielt es wieder an sich gedrückt und redete leise, wobei er das Gefühl hatte, dass das kleine Ding da drin ihn trösten wollte.
 

Charlie beobachtete den Jüngeren, der trotz allem darauf bestand, die Pflicht zu erfüllen, die er auf sich genommen hatte. Er sagte nichts, kümmerte sich um die anderen beiden Eier, schlug sie dann wieder in das Handtuch ein, legte sie in die Körbe, half Harry, sein Letztes zurückzulegen und zog den Jüngeren in seine Arme zurück, lehnte sich an das Bett. Nun, da sie tagsüber so gut versorgt waren, mussten sie nachts nicht noch betreut werden, was doch ein großer Vorteil war.
 

Erst, als es klopfte, sah Charlie auf, Harry döste an seiner Brust. „Ja?“
 

Es war Ron, der eintrat, mit immer noch schockiertem Ausdruck in den Augen. „Mom sagt, dass das Abendessen fertig ist, “ überbrachte er die Nachricht. „Wie... geht es ihm?“
 

„Gut,“ antwortete Harry selbst, obwohl er sich vor allem ziemlich groggy fühlte. Sein Kopf fühlte sich, wie immer, wenn man ihn geschlagen hatte, zu leicht an, aber er wusste, morgen Früh würde er höllische Schmerzen haben.
 

„Nicht wirklich,“ gab seufzte Charlie. Er sah, dass etwas nicht stimmte, doch noch fragte er nicht. „Aber wir kommen zum Essen. Nur hoffe ich für Ginny, dass sie mir nicht unter die Augen tritt!“
 

„Sie hat Stubenarrest,“ erklärte Ron. „Ich hab ihr das Essen hoch gebracht und glaub mir, das ist nicht das, was wir bekommen.“
 

„Gut,“ war Charlies einfache Antwort. Er wusste ja, dass seine Mutter Ginny nie hungern lassen würde, das bedeutete einfach nur, dass sie nichts Warmes und keinen Nachtisch erhalten würde. Und Wasser statt Säften. Aber sicher genug, um satt zu sein, was mehr war, als sie offensichtlich bereit war, seinem Mann zuzustehen. Ohne Harry abzusetzen stand er auf und trug ihn in die Küche, behielt ihn auch beim Essen auf dem Schoß. Ja, er wusste, der Jüngere würde sitzen können, doch er wollte ihn bei sich haben, so nah, wie nur eben möglich. Harry brauchte die Nähe, gerade in diesem Moment.
 

„Geht es dir gut, Junge?“, fragte Molly sofort besorgt, sie hatte nicht umsonst sieben Kinder groß gezogen, sie sah, dass Harry nur halb anwesend war. Seine Augen waren nicht so klar, wie sonst.
 

„Ja,“ lächelte Harry nur, ließ sich von Charlie ein Stück Pizza geben. Seine erste Pizza, stellte er fest, biss vorsichtig hinein und schloss genießerisch die Augen, lehnte sich an den Anderen, dessen Hand um seine Taille lag.
 

„Ich sehe, es schmeckt,“ grinste Fred.
 

„Ich hab doch gesagt, es ist ne tolle Idee!“, fügte George hinzu, schob sich selbst fast eine halbe Schnitte auf ein Mal in den Mund.
 

„Fred! Ich habe dir doch Manieren beigebracht!“
 

„He, ich bin Fred!“, beschwerte sich der Andere.
 

Molly machte nur eine abfällige Bewegung. „Ich habe euch auf jeden Fall bessere Manieren beigebracht!“
 

Harry fühlte sich durch das Geplänkel beruhigt, offensichtlich waren die Anderen nicht auf ihn sauer. Nur zu gern nahm er noch ein Stück der leckeren Eistorte an, aß sie auf. Er kuschelte sich an den Anderen, merkte kaum, wie er einschlief.
 

„Karten auf den Tisch, Charlie, was hat er?“, fragte Arthur ruhig. „Was haben diese beiden Harpyen getan?“
 

Rasch griff Charlie in seine Brusttasche, schob den verkleinerten Bericht zu seinem Vater. „Harry ist von Klein auf geschlagen worden, Ohrfeigen verträgt sein Kreislauf nur sehr schlecht, er kann dadurch leicht umkippen. Vermutlich hat er morgen früh höllische Schmerzen, aber ich habe ja die Tränke da.“
 

Molly wischte sich über die Augen. „Meine eigene Tochter, wie konnten wir ihr nur so lang dieses Benehmen durchgehen lassen?“
 

„Weil wir dachten, dass wir sie zu eigenständigem Denken erzogen haben, nur hat sie sich doch viel zu fraglos einwickeln lassen, Dumbledore scheint ihr Versprechungen gemacht zu haben und ich bin ehrlich gesagt immer noch dafür, sie direkt nach Durmstrang zu schicken, da wäre sie aus dem Weg.“
 

Molly nickte traurig. „Und ich fürchte, sie wird es selbst noch heraufbeschwören.“
 

„Vielleicht ist es das Beste. Bulgarien macht sich über England lustig, vielleicht öffnen die ihr ja die Augen und wir hätten den Kontakt zu Dumbledore und Granger vollkommen unterbunden,“ schlug Arthur vor.
 

„Recht geschähe es ihr,“ meinte Bill nur ungerührt, er sah zu Harry, der tief und fest zu schlafen schien, das Gesicht an der Brust des Bruders verborgen, ein Arm lag um Charlies Hals. „Du solltest ihn vielleicht ins Bett bringen, “ schlug er darum vor.
 

Der Langhaarige strich über Harrys Rücken und nickte. „Ich denke, das ist eine gute Idee...“
 

„Und morgen mache ich ihm ein besonderes Frühstück! Wir haben auch noch alle seine Geburtstagsgeschenke hier!“
 

„Das ist eine gute Idee,“ stimmte Charlie zu. Auch er hatte eine Kleinigkeit besorgt, auch, weil es eine Notwendigkeit in der magischen Welt war. Ein neuer Botenvogel, aber keine Eule, sondern einen Tukan, der vom Charakter her nicht unterschiedlicher zu Hedwig hätte sein können. Vorsichtig stand er auf, merkte, wie der Jüngre sich fester an ihn kuschelte. „Dann bring ich ihn ins Bett und lege mich auch hin. Gute Nacht.“
 

Die Anderen beobachten, wie die Beiden verschwanden, dann wandte Molly sich ihrem Mann zu, der die Papiere vergrößert hatte und sie durchzulesen schien, wobei aber auch er immer wütender wurde.
 

„Arthur?“
 

„Es sieht so aus, als waren wir lange blind, “ gab das Oberhaupt nur zurück. „Und wir haben eine Menge zu tun, um Harry zu zeigen, wie man lebt... und er muss ein wirklich guter Schauspieler sein, wenn er das ertragen hat, ohne etwas zu sagen.“ Er gab den Hefter an seine Frau: „Lies ihn nicht mehr heute Nacht, es reicht, wenn zwei Leute nicht schlafen, ich bezweifle, dass Charlie schlafen wird und ich weiß nicht, ob ich es kann... bis morgen früh..:“

Weil Wissen Macht ist

„Charlie?“, fragte Harry, als die Binde sich um seine Augen legte. Der Ältere hatte ihm vor einer halben Stunde einen Schmerztrank gegeben, dann hatten sie die Eier versorgt.
 

„Das wird eine Überraschung,“ erklärte der Langhaarige nur und hoffte, dass sein Vater nicht von dem vermaledeiten Papagei gebissen worden war, denn dessen Schnabel war weder klein noch ungefährlich...
 

„Was für eine?“, fragte Harry wirklich überrascht.
 

„Nun, du wirst wohl abwarten müssen,“ grinste der Drachenzähmer, er hob Harry auf, trug ihn die Treppe herunter und brachte ihn in die Küche, wo seine Mutter mal wieder eines ihrer kleinen Wunder vollbracht hatte. Auf dem Tisch in der Küche wartete ein wunderschöner Kuchen und das Geburtstagsband hing am Eingang. Alle seine Brüder standen grinsend da, nur Ginny nicht, die saß oben in ihrem Zimmer, seine Mutter hatte sie schon um halb sieben geweckt und sie gezwungen, bei den Vorbereitungen zu helfen, hatte sie dann aber wieder zurück in ihr Zimmer gebracht, mit einem Tablett mit einem Frühstück für sie – ohne Kuchen und Waffeln. Nur Brötchen, Wurst und Honig, sowie Tee statt Kaba.
 

Harry wurde unruhig, er merkte Blicke, oh, und da kreischte etwas, dicht gefolgt von einem saftigen Fluch, in dem Moment, wo seine Augenbinde fiel. Und nur Sekunden später fühlte Harry Krallen in seiner Schulter und einen Kopf, der an seiner Wange rieb. Als er aufsah, sah er vor allem eines: einen riesigen Schnabel.
 

„Da hat er...“
 

„....sich ja gleich zur richtigen Person geflüchtet!“, lachten die Zwillinge, während ihr Vater sich die blutige Hand rieb.
 

„Das...!“
 

Charlie grinste, doch er näherte sich dem Tier nicht, als es auch nach ihm schnappte. Es schien ja mit der Person zufrieden, bei der er sich befand. „Du brauchst einen Botenvogel,“ erklärte er. „Aber ich dachte mir, dass du vermutlich keine Eule haben willst. Das hier ist ein Tukan, ein tropisches Tier. Und bevor du mich schimpfst – er ist nicht gekauft. Mein Kollege hat ihn sich wegen der bunten Federn gekauft, musste aber dann feststellen, dass er ein wenig aggressiv war und er wollte ihn umbringen. Da dachte ich, dass ich ihn nehme, aber mich mag er auch nicht wirklich. Aber mit dir scheint er kein Problem zu haben.“
 

Harry starrte erneut zu dem Vogel, der seinen Kopf an seiner Wange rieb und äußerst zufrieden wirkte. „Danke,“ lächelte er dann. Strich über das Brustgefieder. „Wie heißt er?“
 

„Dummes Vieh? Aggressiver Spinner?“, schlug Charlie vor. „So haben ihn bisher alle gerufen. Und ja, nach drei Tagen musste ich ihnen Recht geben.“
 

„Du Armer,“ lächelte Harry nur. „Was denkst du von Schnäbelchen?“
 

„Schnäbelchen?“, fragte Bill amüsiert.
 

„Das ist ja wie Norbert für einen Drachen!“, lachte Ron.
 

„Wir wussten nicht....“
 

„...dass du vorhast ein zweiter Hagrid zu werden!“
 

Harry streckte den Anderen nur die Zunge heraus, strich weiter über das bunte Brustgefieder. „Die sind nur eifersüchtig, Schnäbelchen,“ erklärte er, erst dann sah er sich um, sah das Schild. „Aber... mein Geburtstag war doch schon!“
 

„Und wir haben nicht gefeiert! Das gibt es bei uns nicht!“, erklärte Molly entschieden, übergab Harry ein kleines Päckchen.
 

„Na los! Mach auf!“, grinste Ron nur, während er sein eigenes Geschenk noch hielt.
 

Langsam packte Harry das Geschenk aus und lächelte, als er den Inhalt vergrößerte. Eine anständige Schultasche. „Danke!“
 

„Immer, mein Junge, das ist von Arthur und mir.“
 

Von den Zwillingen bekam Harry einen Satz neuer Scherzartikel, von Bill und Fleur eine coole Drachenlederjacke, von Ron und Percy eine neue Quiddichausrüstung, zusammen mit dem Zertifikat, dass er wieder spielen durfte. In seinem Hausteam, dessen Captain Ron geworden war. Harry strahlte einfach nur. Das war wirklich sein bisher schönster Geburtstag. Mit einem köstlichen Frühstück mit Waffeln und Schnäbelchen, der ihm ganz manierlich einige Obststücke aus der Hand nahm.
 

Charlie beobachtete das sonst so aggressive Tier verdattert. Wie es ganz vorsichtig die Trauben und die Bananenscheiben aus Harrys Fingern pickte, sich dann zu Erol, seiner Eule Archimedes und Pig auf die Stange setzte und sich sofort mit Archimedes anlegte – und so den Platz in der Mitte gewann. Die anderen Beiden hatten sich schon vorsichtshalber etwas weiter verzogen. Dann nahm er eine von Harrys Händen, er genoss den Anblick des Jungen, der sich langsam aber sicher unter seinen Fingern entspannte.
 

„So, ihr Beide, was habt ihr heut noch vor?“, fragte Molly.
 

„Schulsachen besorgen,“ erklärte Charlie. „Also die Winkelgasse. Ursprünglich wollte ich Ron und mein Schwesterlein mitnehmen, aber ich denke, du gibst mir einfach nur die Liste mit den Gegenständen, die Madame braucht. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich sie nicht beim ersten Wiedersehen umbringen würde.“
 

„Aber ich kann schon mit, oder?“
 

„Natürlich Ronnikins,“ grinste Charlie. „Remus wird sich auch mit uns treffen, um sicher zu gehen, dass nichts passiert. Wobei, wenn dein Alptraum dich begleitet,“ er deutete auf den Tukan, der vollkommen unschuldig auf der Stange saß, „Sollte ich mich mehr um die Angreifer sorgen.“
 

Ron grinste zufrieden. „Sehr schön,“ nickte er nur.
 

„Willst du schon wieder dein gesamtes Taschengeld in Schokofrösche investieren?“, fragte Charlie trocken.
 

„Nein, ich dachte auch an Bertie Botts Bohnen und ein paar andere Sachen,“ gab er nur zurück.
 

Bill grinste nur und schob dem Jüngeren einige Münzen zu. Dann wandte er sich an Charlie: „Ihr solltet auch bei Gringotts vorbei,“ schlug er vor. „Mit deiner Erlaubnis kann Harry endlich in seine anderen Kammern, vielleicht findet ihr was Nützliches und ein paar Bilder von Harrys Eltern.“
 

Harry sah zu dem Langhaarigen, der etwas lächelte und dann nickte. „Ich denke, das ist eine gute Idee,“ nickte er. Er strich ein weiteres Mal über Harrys Handrücken. „Ein Familienstammbaum und einige andere Dinge wären auch nicht schlecht. Dein Familienbuch und dein Familienkodex. Die Potters hatten so was, wie wir es haben...“
 

Harry nickte nur, er stand auf, als der Andere es auch tat, lief zum Flur und zog sich, wie Ron und Charlie, seine neuen Turnschuhe an, dann traten sie nach Draußen und fuhren mit dem Bus zur Winkelgasse. Dort, im tropfenden Kessel, wartete auch Remus schon auf sie, er umarmte Harry, nickte den anderen Beiden zu. „Wir müssen etwas aufpassen, ich fürchte, Dumbledore hat einige Ordensmitglieder auf Harry angesetzt, “ erklärte er ruhig. „Sie sollen ihn entführen und zu ihm bringen.“
 

Automatisch fasste Charlie den Jüngeren fester an die Hand, er befahl auch Ron, in seiner Nähe zu bleiben, dann traten sie aus dem Lokal. „Soll er es versuchen, “ meinte er nur und deutete auf den Tukan, der ihnen tatsächlich gefolgt war. Er schien seinem neuen Herrn gegenüber erstaunlich anhänglich. „Egal, wer es versucht, er hat keine Augen mehr,“ versprach er weiter. „Das Vieh hat einen höllisch scharfen Schnabel.“
 

Remus hob eine Augenbraue: „Und wo kommt es her? Wir sind hier nicht in den Tropen.“
 

„Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk,“ erklärte Charlie nur. Er trat in die große Bank. „Ron, Remus, wollt ihr hier warten?“, fragte er. „Ich will nicht, dass ihr allein rumrennt und hier in der Halle kann nicht viel passieren.“
 

„Solang ihr nicht ewig braucht,“ stimmte Ron zu.
 

Charlie nickte nur und schnappte sich den ersten Gobblin, der ihm in die Finger geriet, leise redete er mit Diesem, der sah ihn misstrauisch an, blätterte durch einige Papiere, nickte aber dann heftig und verschwand, gerade, als Harry von Ron zu ihm kam. „Wir sprechen gleich mit dem Gobblin, der dien Kammern verwaltet.“
 

„Kammern wie in mehr als eine?“
 

Charlie lächelte über Harrys Unwissenheit. „Harry, deine Familie ist eine der Ältesten überhaupt, sie können ihren Stammbaum angeblich sehr weit zurückverfolgen. Auch Gringotts hat ein Zinssystem. Natürlich mehr als eine Kammer. Auch werden hier immer wertvolle Artefakte aufbewahrt. Die hält man nicht zu Hause, die werden nur geholt, wenn sie gebraucht werden und...“
 

„Sirs?“, kam die Stimme von Unten.
 

„Hi,“ lächelte Harry höflich. „Ich bin Harry Weasley, mein... Mann, Charles, wer sind Sie?“, er war immer freundlich, er wusste, man sah diese kleinen Wesen nur als Goldgräber, kaum Jemand erkannte sie an.
 

Der Gobblin sah ihn tatsächlich überrascht an, lächelte aber dann so breit, dass es fast sein Gesicht zu spalten drohte. „Puck!“, erklärte er. „Ich bin Puck und für Ihre Kammern zuständig!“
 

Charlie lächelte, als Harry ihn als Mann vorstellte, nickte dann dem Gobblin zu. „Nun denn, Puck, wir würden gern einige Dinge wissen;“ erklärte er. „Harry wurde nie aufgeklärt, was er besitzt und er würde gern wissen, ob es noch persönliche Dinge seiner Eltern in den Kammern gibt. Sie sind doch durch Blutschutz versiegelt und seit dem Tod seiner Eltern unzugänglich gewesen, oder?“
 

Sofort nickte Puck eifrig. „Natürlich! Alle Kammern bis auf die Schulkammer! Und die kann nur Mister P... Verzeihung, Mister Weasley betreten.“
 

„Gut,“ nickte Charlie: „Können wir alles Weitere vielleicht in einem kleinen Raum besprechen, Puck? Ich denke, es gibt Dinge, die nicht Jeder hören sollte.“
 

„Natürlich! Folgen Sie mir!“, grinste Puck und lief mit seinen kleinen Beinen erstaunlich schnell los, hinein in ein kleines, aber bequemes Zimmer, in dem die Reichen ihre Gespräche mit ihren Managern führen konnten. Abhörsicher und absolut vertraulich.
 

Charlie setzte sich in einen der Sessel, zog Harry kurzerhand zu sich auf den Schoß. „Gut,“ nickte er. „Harry, ich denke, du würdest gern wissen, was du eigentlich besitzt, oder?“
 

„Ich denke schon,“ nickte Harry, er sah zu dem Gobblin, der rasch seinen Zauberstab bewegte und dann... eine dicke Rolle hochhob, die aussah, wie Papyrus. Die gab er an Harry weiter. „Das... ist wirklich dick,“ stellte er fest.
 

Charlie lächelte nur, nahm die Rolle und begann, alles abzurollen. Gleich das Erste war der momentane Kontostand an Geld, der während sie zusahen, weiter wuchs. „Ich würde sagen, du bist reich, “ stellte der Rotschopf nur fest.
 

„So... viele Stellen,“ flüsterte Harry nur. „Und.. warum wächst das?!“
 

„Zinsen,“ erklärte Charlie, ging dann weiter die Bestandslisten durch. Seltene Trankzutaten, teilweise seit Hunderten Jahren konserviert und mehr wert, als Harry es je würde fassen können. Allein die Hörner von zwölf Einhörnern! Dann Kistenweise die verschiedensten Edelsteine, eine Kammer allein voller seltener und wertvoller Bücher, viele Artefakte und unzählige Dokumente. Das alles durchzusehen würde Jahre dauern. Und allein wegen der Bücher würde Granger sich so was von in den Arsch beißen!
 

„Wow...!“
 

Der Ältere lachte nur leise. „Gut, dann würde ich sagen, gehen wir erst mal in die Kammer, in der deine Familiendokumente sind, dann..:“
 

„Hrmhrm,“ machte Puck auf sich aufmerksam.
 

„Ja?“, fragte Harry.
 

„Das ist noch nicht Alles,“ erklärte der Gobblin, hob eine weitere, wenn auch etwas dünnere Rolle hoch: „Sie sind Alleinerbe des alten, ehrwürdigen Hauses Black,“ erklärte er und gab auch die zweite Rolle weiter.
 

Kurz biss Harry sich auf die Lippen, sah zu Charlie, der ihn aufmunternd anlächelte und auf die Stirn küsste.
 

„Keine Sorge,“ lächelte Charlie. „Das hat erst mal Zeit,“ fügte er an. „Wichtig wäre erst mal was Anderes,“ er blickte zu Puck: „Wir bräuchten die amtlichen Dokumente, wie viele Sitze in welchen Institutionen Harry hat, seinen Stammbaum, das Kodexbuch der Häuser Potter und Black und vielleicht ein Fotoalbum seiner Eltern.“
 

„Und einen Beutel mit Galleonen,“ bestand Harry, er lächelte, sah zu Charlie. „Dann kann ich dir das Geld für de Klamotten zurückgeben...“
 

„Wage es ja nicht,“ knurrte Charlie und küsste Harry. „Ich will das Geld nicht...“
 

Harry wollte etwas sagen, doch er sah in dem entschlossenen Blick, dass er vermutlich mehr Erfolg damit gehabt hätte, mit einer Wand zu diskutieren. Er kuschelte sich an den Anderen, nickte aber dann. „Trotzdem, “ murmelte er. „Ich würde gern etwas Geld haben...“
 

Charlie nickte: „Verständlich,“ gab er zurück, nickte dann dem Gobblin zu. „Können Sie die Dinge besorgen?“
 

Puck nickte und schnipste mit den Fingern. Da Harrys Ehemann es gestattete, konnte der Jüngere auch haben, was er wollte, dann sah er wieder zu dem Älteren. „Soll noch Jemand Zugang zu den Kammern erhalten?“, fragte er dann. „Ein Professor Dumbledore besteht darauf, dass er das Recht habe, sowie eine Miss Weasley, als Verlobte und eine Miss Granger, ich verstehe das nicht, wenn Lord Potter verheiratet ist...“
 

Charlie schüttelte den Kopf: „Nur Harry,“ bestand er ruhig.
 

„Und du,“ gab Harry leise zurück, sah den Gobblin an.
 

„Natürlich, Sirs,“ nickte Puck. „So soll es sein!“ Er schnippte mit den Fingern und zwei riesige Bücher tauchten auf, einen in schwarzes Leder gehüllt, das Andere in hellem Braun, beide alt und mit einer leichten Staubschicht. Darauf lagen zwei zusammengerollte Pergamente und daneben eine weitere Rolle, um einiges breiter, als der Tisch und auch nicht gerade dünn. Das Kleinste war noch ein dünn wirkender Beutel, den Charlie als Erstes nahm. „Bodenlos?“, fragte er.
 

„Ja,“ nickte Puck. „Er gibt Ihrem Mann, wenn Sie gestatten, vollen Zugang zu seiner Kammer, außer Sie wollen eine Geldgrenze setzen, Sir.“
 

„Nein,“ schüttelte Charlie den Kopf. „Es ist sein Geld, er hat freien Zugang.“ Er strich Harry sanft über die Hände. „Ich denke nicht, dass du dazu neigst, das alles einfach so raus zu werfen, oder?“
 

„Nein,“ schüttelte Harry den Kopf, sah aber dann auf. „Was, wenn der Beutel verloren geht oder mir geklaut wird? Ich will nicht, dass Irgendwer mich ausräubert!“, es ging nicht darum, dass er nichts abgeben wollte, aber er wusste, sollte Dumbledore den Beutel bekommen, würde alles weg sein.
 

„Nur Sie und Ihr Mann können hinein fassen, sollte der Beutel geklaut werden, wird der Dieb schreckliche Schmerzen haben, der Beutel wird sich auflösen und Sie werden einen Neuen von uns erhalten, gegen eine Gebühr von zehn Galleonen.“
 

Charlie nickte, dann war auch das geklärt. „Können Sie diese Dinge?“, er deutete auf den Schreibtisch. „Zu meiner Familie in den Fuchsbau liefern?“
 

„Natürlich,“ nickte Puck. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
 

„Das wäre es dann fürs Erste gewesen, wir werden irgendwann wieder kommen, um die Dinge durchzusehen, aber das wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.“
 

„Dann wünsche ich noch einen guten Tag,“ lächelte Puck und dackelte schnell wieder ab.
 

„Dann komm,“ forderte Charlie sanft auf, erhob sich. „Holen wir deine Schulsachen und lassen Ron nicht weiter warten,“ er gab dem Jüngeren seinen Beutel. „Und was die Klamotten angeht – ich habe weiterhin vor, welche für dich zu kaufen. Ich bin für dich verantwortlich und ich bin es gern.“
 

„Aber.. ich hab doch so viel!“
 

„Und?“, fragte Charlie nur. „Dann gönn dir mal was.“ Er wuschelte durch Harrys Haare und lief weiter, zu Remus und den Anderen. „So, Alles erst mal erledigt, wir können weiter.“
 

„Dann los!“, rief Ron und rannte los. Harry blieb etwas zurück, er wartete, bis Charlie ihn nicht direkt im Griff hatte, griff in den Beutel und legte den Inhalt in Remus’ Hand. „Für Charlies Ring,“ erklärte er dann und hob die Hand, bevor der Werwolf etwas sagen konnte. „Er ist von mir, nicht von dir.“ Dann küsste er den Älteren auf die Wange und lief wieder vor, gerade, als Charlie sich umwandte.
 

Sie liefen erst mal direkt zu dem Buchgeschäft, wo Ron und er ihre Bücher zusammensuchten, wobei Harry sich von Charlie auch einige Drachenbücher zeigen ließ. Als sie damit fertig waren, holte Harry sich noch die neuen Trankzutaten für dieses Jahr, sowie einen neuen Kessel. Ron war weniger begeistert, aber er wollte weiterhin Auror werden und dafür brauchte auch er dieses Fach. Natürlich kam als Nächstes der Quiddichladen, gefolgt von einem Süßigkeitenladen.
 

Sie aßen an einem kleinen Stand ein leckeres Essen, die Antwort der magischen Welt auf Muggelfastfood. Es war köstlich und danach bestand Harry darauf, alle auf ein Eis einzuladen. Sie saßen gerade auf einer Terrasse und hatten Spaß, Jeder mit einem Pappbecher mit mehreren Kugeln Eis, Sahne und Schokosplittern, sowie einer Soße je nach Geschmack und löffelten in Ruhe.
 

„Sieh einer an,“ stellte eine nur zu bekannte Stimme fest. „Na, Potter? Bist du stolz auf dich?“, knurrte Hermine, die nicht glauben konnte, wen sie da gerade sah. Ausgerechnet heute musste sie diese Ärsche sehen! Wo gerade ein weiteres Date mit einem Reinblut in die Hose gegangen war!
 

„Du, der du dich für wichtiger hältst, als den Rest der magischen Welt?!“ Albus hatte ihr befohlen, weiterhin nach einem Reinblut zu streben und das tat sie, aber es war auch wahnsinnig frustrierend. Da sie die Meisten eigentlich, wie Ron auch, verachtete. Für ihre Arroganz und ihren Willen, nach starren Gesetzen zu leben.
 

Harry sah auf, blickte seine ehemalige beste Freundin ruhig an. „Geh,“ gab er leise zurück. „Und ich empfehle dir, es schnell zu tun.“
 

„Warum? Denkst du, ich hätte Schiss vor dir? Komm her, dann knall ich...!“, doch weiter kam sie nicht. Als Charlie hörte, wie das Mädchen auch noch damit angab, was sie am Vortag getan hatte, war er aufgesprungen, hatte sie gepackt und voller Wucht auf den Rücken gestoßen.
 

„Charlie!“
 

Remus sah den Anderen verwirrt an, der sicher das Weasley Temperament hatte, aber noch nie so ausgerastet war. „Was hat er? Was war gestern los? Ron?“
 

Der Rotschopf sah den Werwolf an, nuschelte etwas und sah zu seinem älteren Bruder, der dazu übergegangen war, die auf dem Boden Liegende wüst zu ohrfeigen.
 

„Neee," gab er zurück. „Ich erzähl es dir, wenn nicht mehr die Gefahr besteht, dass du auch noch mitmachst,“ entschied er.
 

„Charlie!“, rief Harry erneut. Wie dumm konnte Hermine sein, wo sie sich immer wegen ihrer Intelligenz selbst lobte?!
 

„Du kleine, schleicherische Ratte! Nicht schlimm genug, dass du meinen Bruder ausnutzen wolltest, um in eine Reinblutfamilie einzuheiraten, nicht schlimm genug, dass du meine Schwester zu verdrehen versuchst, aber du schlägst auch noch Andere, wohl wissend, dass sie nicht den Wunsch haben, Andere zu verletzen und sich deswegen nicht wehren! Und dann bist du noch so dumm und forderst mich raus, indem du meinen Mann beleidigst? Wie dumm bist du?!“
 

Hermine starrte den Mann, den sie selbst für durchaus attraktiv hielt, an, ihr Blick war voller Entsetzen, das aber schnell in Wut umschlug, ohne auf den Rotschopf zu achten, wandte sie sich zu Harry: „Schäm dich, du Freak! Mit einem Mann! Wie kannst du es mit einem Mann treiben? Nach all den Versprechungen Ginny gegenüber und dem, was du mit Cho hattest? Du bist wirklich ein Fre...ajhhhhhhhhhhh!“
 

Am Ende war es Remus, der den aufgebrachten Drachenzähmer von seinem Opfer wegzerren musste, doch er ahnte, eigentlich würde er selbst gern mitmachen. Während er Charlie hielt, der sich nur langsam beruhigte, packte Ron seine Exfreundin und stieß sie in die schaulustige Menge, die sich um sie gesammelt hatte. „Halt dich von meiner Familie fern, Schlampe!“, zischte er. „Und solltest du je wieder mit meiner Schwester reden, werde ich mal einige Dinge über dich erzählen! Und glaub mir, dann wird dich nicht mal ein Muggelgeborener mehr heiraten, du standgeile Kuh!“
 

Damit nahm er seinen halbvollen Eisbecher und kippte ihn noch über Hermine aus, dann stand er auf und sammelte ihre Taschen ein. „Kommt, gehen wir,“ meinte er nur, nahm Harry an die Hand, dessen Tukan sich noch einen Spaß daraus machte, das Mädchen zu hacken und dann ebenfalls verschwand.
 

Kaum waren sie wieder im Haus, drückte Charlie Harry an sich. „Es tut mir Leid. Das war nicht der Abschluss unseres Ausfluges, den ich mir für dich gewünscht hätte....“
 

Harry lächelte einfach nur, lehnte sich etwas zurück: „Schon gut,“ winkte er ab. „Komm, gehen wir zu den Eiern, sie haben uns sicher schon vermisst und... erklärst du mir dann, was dieses Kodexbuch ist und warum der Stammbaum so wichtig ist?“
 

Charlie lächelte und nickte, ging dann, mit Harry an der Hand ins Haus und in ihr Zimmer hoch, wo sie sich erst mal um die Eier kümmerten. Er hielt gerade eines davon in den Händen, als er aufsah. „Jede alte Reinblutfamilie hat ein Kodexbuch,“ erklärte er. „Sie lebt mehr oder weniger danach, es werden Regeln gestrichen, Andere dazu gefügt, darin befinden sich auch Testamente und zum Beispiel Heiratsverträge, so Familien welche machen. Diese Bücher sind gleichzeitig Chroniken.“ Der Drachenzähmer lächelte den Jüngeren an. „Sie sind ein Teil von einem und das macht sie so kostbar. Sie sind die Vergangenheit und sie zeigen dir die Zukunft.“ Charlie lächelte etwas. „Und auch, wenn es nicht wichtig ist, wen man liebt, zeigt der Stammbaum, mit wem man verwandt ist und wo man herkommt, darum ist er von großem Wert.“ Er legte sein Ei wieder in den Korb, winkte Harry, zu ihm zu kommen und zog ihn auf seinen Schoß. „Weißt du, was Granger mit meinem Bruder vor hatte?“
 

„Ihn heiraten,“ gab Harry zurück. „Aber ich verstehe eigentlich nicht wirklich, warum. Deswegen würde sie doch trotzdem immer bleiben, was sie ist.“
 

„Nein,“ gab Charlie zurück. „Sie wäre ein Teil eines alten Clans geworden, in dem Fall Teil unserer Familie, wie du es bist. Niemand hätte ihr mehr gesagt, dass sie ein Schlammblut ist oder sonst was, sie hätte den Status unserer Familie bekommen, im Ministerium hätte sie als Reinblut gegolten und in den Augen vieler Anderer. Sie hätte einen Status bekommen, der ihr einen sehr großen Einfluss ermöglicht. Etwas, dass man ihr gesagt haben muss. Das wurde ihr eingeredet, da bin ich mir sicher. Dumbledore wollte mehr seiner Leute in Einflusspositionen, vermutlich um zu rechtfertigen, was er vor hat, ohne, dass ich weiß, was das ist. Etwas, das dem, was er bisher getan hat, vermutlich die Krone aufsetzt.“
 

„Das ist... falsch!“
 

„Ja,“ nickte Charlie nur, strich leicht über Harrys Handfläche. „Aber viele tun das, gerade Muggelgeborene, die vorhaben in der magischen Welt zu bleiben. Reinblutfamilien reichen nämlich in der Regel keine Scheidung oder Trennung oder so etwas ein, vielen wird es vom Kodex her verboten.“
 

„Oh...“
 

Charlie lächelte nur und griff nach dem Stammbaum. „Wollen wir einen Blick darauf werfen?“
 

„Ja,“ nickte Harry.
 

Mit einer schnellen Bewegung seines Zauberstabes hob Charlie die Rolle, einen weiteren Schlenker später entrollte sie sich selbst. Ganz unten fand Harry sich, er glaubte, dass es einfacher wäre, bei sich anzufangen. Er strich über seinen Namen, wo inzwischen auch der von Charlie eingetragen worden war, dann zu denen seiner Eltern: „Meine Mutter, sie hat aber nicht getan, was Granger versucht hat, oder?“, ihm fiel auf, dass deren Schwester Petunia, gar nicht auf dem Teppich stand, oder Lilys Vorfahren, nur sie, als James’ Frau und seiner Mutter. „Meine Verwandten stehen da gar nicht..“
 

„Nein, soweit ich bescheid weiß, musste James sie lange bearbeiten, um sie zur Heirat zu bewegen, deine Mutter hatte sogar Angst zu einer Reinblutfamilie zu gehören.“ Charlie blickte auf die unteren Namen: „Und das ist es, was ich meine und was Granger wollte. Die Muggelfamilie wurde ausgeschlossen, Lily wurde von den Potters akzeptiert, aber die Familie wurde weggestrichen, das hat deine Mutter sozusagen zu einem Reinblut gemacht.“
 

„Ich muss das nicht verstehen,“ schloss Harry nur, ging dann weiter. Da waren seine Großeltern, mit Geburts und Sterbedatum, deren Eltern, da waren Tanten und Onkel, die ihm nichts sagten, oder die ihn überraschten. Wie der Fakt, dass die Potters vor fünf Generationen mit den Blacks und vor zwölf zu seiner Überraschung sogar mit den Malfoys verwandt gewesen waren. Und so schien es ewig weiter zu gehen. Namen, die ihm nichts sagten. Na ja, bis auf ein Mal der Name Godric Gryffindor da stand. „Charlie! Sieh dir das hier mal an! Ich meine... das muss doch ein Irrtum sein, oder?!“
 

Der Rotschopf trat zu Harry, der inzwischen stand, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein,“ stellte er fest. „Du bist in direkter Linie mit Godric Gryffindor verwandt, warte mal,“ er folgte einigen Linien, drei Generationen hatte dessen letzter männlicher Nachfahre nur ein Kind, dass das Erwachsenenalter erreicht hatte, ein Mädchen, dass einen Potter heiratete. So, das der Name sich änderte. „Siehst du?“, lächelte Charlie. „Diese Stammbäume sind mit uralter Magie durchwoben, sie können nicht lügen.“ Er ließ die letzten paar Meter abrollen, wo die Namen nicht mehr so breit standen, schluckte dann aber gleich noch mal. „Ich hab so das Gefühl, mein Mann ist mehr, als man dachte...“
 

„Was?“, fragte Harry irritiert. „Was meinst du?“, er hatte gerade eine andere Stelle gefunden, an der definitiv zwei Männernamen standen und überlegte gerade verzweifelt, woher dann die Kinder kamen, die da unter ihnen standen. Na ja, sie würden adoptiert sein. Also folgte er stattdessen Charlies Finger – und stockte. „Das kann doch gar nicht sein!“
 

„Offensichtlich doch,“ stellte der Drachenzähmer nur fest. „Du, mein Ehemann, bist der letzte, direkte Nachfahre von Merlin. Und von Godric Gryffindor und Salazar Slytherin.“
 

„Was? Letzteren hab ich aber nicht gefunden!“
 

„Nicht?“, fragte Charlie nur und deutete auf eine Linie, die ein ganzes Stück weit nach Godric Gryffindor stand. „Da steht es doch. „Melerick Potter hat Thanea Slytherin geheiratet. Du musst auf den Namen unter dem Hochzeitsnamen achten, da steht es, Mädchenname Slytherin.“
 

„Ich dachte Graunt wäre die Linie von Slytherin! Das behauptet Voldemort doch immer!“
 

„Es kann durchaus eine Linie sein, aber wohl eher eine Nebenlinie. Sieh her, das hier sind Godrics direkte Nachkommen, auch die Mädchen, aber unter deren Namen ist kein direkter Stammbaum, sondern nur eine Linie mit weiteren Namen, sie gelten als Nebenlinie, weil sie den Namen nicht behalten. Das ändert sich nur, wenn zum Beispiel nur noch ein Kind mit dem Namen in direkter Linie ein Mädchen ist, dann bleibt es die direkte Linie, auch, wenn der Name sich ändert, so ist das in der magischen Welt, es scheint kompliziert, aber das ist es nicht.“
 

„Aber dann bin ich nur entfernt mit Slytherin verwandt. Wer sagt uns, dass diese Thanea die letzte ihrer Familie und ihres Stammes war?“
 

„Die Tatsache, dass ihr Nachname in Kobalt geschrieben ist,“ klärte Charlie seinen unwissenden Mann über das auf, was für ihn selbstverständlich war. „Das deutet an, dass sie die Letzte einer Linie ist, denn dadurch bringt sie einen weiteren Sitz mit in die Familie, in die sie einheiratet.“
 

„Einen Sitz?“
 

„Im Wizgamont, im Schulgremium, im Kontrollgremium des äußeren Rates, der die englische Gemeinschaft im Ausland vertritt. Sie hat die Sitze ihrer Linie mit hierher gebracht.“
 

„Ich glaub das nicht,“ murmelte Harry. „Merlin, ich bin mit Merlin und zwei Gründern der Schule verwandt...“
 

„Ja,“ nickte Charlie. Und jetzt sogar mit Dreien.“
 

„Was? Ich versteh das nicht ganz!“
 

„Wenn ich jetzt unseren Ahnenbaum hier hätte, könnte ich dir zeigen, dass wir von Helga Huffelpuff und einer Nebenlinie von Godric Gryffindor abstammen,“ lächelte Charlie. „Auf Letzteres führen wir die Tradition zurück, ständig in diesem Haus zu landen, obwohl Bill und ich eigentlich gewettet haben, dass die Zwillinge in Slytherin landen.“
 

„Wow!“
 

Der Langhaarige lachte nur erneut. „Ich würde zu gern die Gesichter der Malfoys sehen, wenn die das heraus bekämen!“, meinte er nur. „Die bilden sich immer weiß Merlin was auf ihre Abstammung ein, dabei bist du mit einer Legende verwandt!“ Er schloss den Jüngeren wieder in seine Arme. „Du hast wirklich den Vogel abgeschossen..“
 

„Und ich dachte immer, es wäre Dumbledore, der mit Merlin verwandt ist, das ist es doch, was er einem immer unter die Nase reibt... vor Allem mit seinen unmöglichen Klamotten..“
 

„Hier auf den Stammbäumen tauchen nur eheliche Kinder auf,“ erklärte Charlie, „Aber das heißt nicht, dass es keine Bastarde gab. Oder dass meinetwegen eines von Merlins Kindern einen Bastard hatte und schon hast auch du Merlin im Stammbaum, auch, wenn es nie aufgelistet werden würde. Darum ist es auch eine Pflicht, Jemanden zu heiraten, den man geschwängert hat. Sonst haben diese Kinder im gesellschaftlichen Leben keinerlei Chance. In der Hinsicht ist die magische Welt noch etwas zurückgeblieben, aber inzwischen werden Bastarde zumindest nicht mehr ausgesetzt und umgebracht oder so.“
 

„Was passiert dann mit ihnen?“
 

„Sie können von ihrer Mutter aufgezogen und vom Vater anerkannt werden, dann können sie auch durchaus ein geregeltes Leben führen, aber sie werden nie hoch aufsteigen.“
 

„Das...warum hat mir niemand das je erklärt?“
 

„Weil Wissen Macht ist,“ gab Charlie zurück. „Aber viele, die unwissend sind, folgen Anderen mit Macht, Geld und Redetalent leicht und schnell.“
 

„Ich werde wohl brauchen, bis ich das Alles begreife, oder?“, fragte Harry nur leise.
 

„Keine Sorge, ich werde dir helfen,“ gab Charlie versichernd zurück, dann griff er nach der kleineren Rolle mit dem P. „Und das hier hätte dir die Macht gegeben,“ erklärte er, löste die Bänder und rollte das Schriftstück ab. „Sieh her. Da. Der Schulrat. Du hast den Sitz des Hauses Gryffindor und Slytherin, den Sitz des Hauses Potter und den Sitz von Merlin. Kein Wunder, dass Dumbledore ihn nicht beanspruchen konnte, du hast das Vorrecht darauf, nur, wenn du sterben würdest...“ Auf ein Mal verdunkelte Charlies Gesicht sich. „Er wollte dich umbringen, sobald du ihm Voldy aus dem Weg geräumt hast.“
 

„Was?“, fragte Harry tonlos. Er hatte ja gewusst, dass der Andere ihn nicht liebte, aber das...
 

„Dann hätte er dich beerben können,“ erklärte Charlie. „Und er hätte all das besitzen können, was du hast. Darum hat er in Gringotts immer wieder nachgefragt, er wollte, was dir gehört...“, der Rotschopf brauchte eine Weile, bis er sich wieder zusammenreißen konnte, dann fuhr sein Finger weiter über die Liste der Sitze in den verschiedenen Institutionen der magischen Welt. „Harry, du und ich zusammen, wir könnten den Schulrat überwerfen und wir bräuchten im Wizgamont nur wenig Unterstützung, um den Minister abzusetzen, ist dir das klar?“
 

„Oh,“ brachte Harry heraus. „Das ist... viel und... dazu sollte einer von uns über Politik bescheid wissen, “ fügte er an. „Ich glaub nicht, dass ich so viel Geduld aufbringen kann.“
 

„Du nicht, aber Percy!“, lachte Charlie. „Das müssen wir ihm erzählen! Merlin, wird er sich freuen!“

Verbündete

Der – Junge – der – lebte – um – Männer – zu – lieben!
 

Vorgestern in der Stadt kam durch einen unglaublichen Zwischenfall etwas schier Undenkbares ans Tageslicht. Harry James Potter ist verheiratet! Mit niemand Anderem als Charles Weasley, dem Bruder seines besten Freundes! Einem Drachenjäger aus Rumänien, wo sie laut Quelle auch geheiratet haben sollen.
 

Wie lange waren sie zusammen? Warum haben sie geheiratet? Wie kommt es, dass der Junge mit so großer Auswahl an wunderschönen Mädchen auf das männliche Geschlecht umgeschwungen ist? Dazu noch mit einem offensichtlich brutalen Schläger, der Hermine Granger offensichtlich vor vielen Zeugen verprügelt hat! Wie konnte unser allseits geliebter Held so tief sinken?
 

Was wird als Nächstes kommen?!
 

Lesen Sie dazu die Interviews mit Hermine Granger, Ginerva Weasley und Albus Dumbledore!

...
 

Charlie warf die Zeitung auf den Boden, bevor er wortlos aufstand und Kurs auf Ginnys Zimmer nahm. Es sah so aus, als müsse er heut noch Jemanden umbringen. Diese kleine Ratte hatte Harry noch mehr in die Öffentlichkeit gedrängt und ihn bloßgestellt! Er war so sauer, dass ihm fast der Kragen platzte und er würde sie eigenhändig verprügeln! Ausgerechnet heute, wo auch noch Malfoy aus irgendeinem tollen Grund auftauchen wollte! Als habe er nicht genug Probleme mit denen und den dummen Fragen unfähiger Schuldirektoren, die behaupteten, dass Harry sich benehmen würde, wie ein weiterer, dunkler Lord. Er merkte kaum, dass sein Vater ihm, selbst ziemlich sauer, folgte.
 

Harry hingegen saß nur zusammengesackt auf seinem Stuhl, bevor er abrupt aufstand und in Charlies und sein Zimmer stürmte, sich da zu den Eiern setzte und über die Handtücher strich. Warum taten die das? Warum machten sie ihn so fertig? Er hatte nie auch nur angedeutet, etwas von Ginny zu wollen, er hatte Hermine nie etwas getan und sie war es gewesen, die Charlie bis aufs Blut gereizt hatte! Doch ihn stellte man als Brutalo hin! Und ihm selbst unterstellte man, dass er auf abartige Sexpraktiken stand! Wie sollte er das denn tun, wenn er doch noch nicht mal Sex gehabt hatte? Ja, er war verheiratet und ja, er verliebte sich jeden Tag etwas mehr in seinen Mann, aber der schien Nichts, als einen weiteren Bruder in ihn zu sehen. Weswegen Harry sich nur noch schlechter fühlte, denn auch, wenn er die Nähe zu Charlie mehr als alles Andere genoss, die Nächte, in denen er sich an den Älteren kuscheln durfte, so fühlte er sich doch wie Jemand, der einem Anderen etwas zerstört hatte, weil der ihm geholfen hatte.
 

Dabei war Charlie so lieb und sanft! Er nahm sich immer Zeit und hatte begonnen, ihm zu erklären, was er von Beginn an hätte wissen müssen, wie wichtig und zentral Familie war und das es nichts Schlimmeres gab, die eines anderen Reinblutes zu beleidigen. Charlie hatte ihm auch den Familienstamm der Weasleys gezeigt, wo sein Name nun neben dem des Älteren stand, geschrieben in Kobaltblau.
 

Charlie hatte sich bereit erklärt, Lucius Malfoy hier zu empfangen, da der ihm, Harry, helfen wollte, den Krieg zu entscheiden, aber mit ihm reden wollte. Die Weasleys waren bereit, eine uralte Fehde ruhen zu lassen, um ihm zu helfen. Obwohl er sich selbst nur als Eindringling sah.
 

Er hörte das Geschrei und Gezeter aus Ginnys Zimmer, ihr Beharren darauf, die älteren Rechte gehabt zu haben, ihn zu heiraten. Mehr Geschrei, Charlies tiefe, aufgebrachte Stimme, die von Arthur, die ruhig klang, aber auch Eisen hätte zerschneiden können. Danach folgte Stille, bevor die Zimmertür sich öffnete und dann wieder schloss. Er spürte, wie der Ältere sich hinter ihn setzte, dann schlossen die Arme sich um seine Taille und er lehnte sich nur zurück.
 

Charlie war so wütend auf seine Schwester, doch Arthur hatte gesagt, er solle zu Harry gehen, was er getan hatte, er hielt den Jüngeren, wusste, der war getroffen, denn Harry hasste die Presse und er selbst hatte im letzten Jahr verfolgt, was die ihm angetan hatte, wie sie ihn für verrückt erklärt und verspottet hatten.
 

„Warum lassen sie mich nicht einfach in Ruhe?“, fragte Harry nach einer ganzen Weile leise. „Was hab ich ihnen denn getan? Ich tu doch, was sie wollen und... ich schwöre es, ich habe Ginny nie Hoffnungen gemacht, ich dachte immer, sie wäre mit Dean zusammen! Gut, am Ende des letzten Jahres wollte sie was von mir, aber ich doch nichts von ihr!“
 

„Sch...“ flüsterte Charlie nur. „Ginny wurde vermutlich einer Gehirnwäsche durch Dumbledore unterzogen und ich weiß, dass du sie nicht liebst.“ Er strich über Harrys Hand. „Ich werde mit Dad reden, wir werden sie aus Hogwarts entfernen und sie nach Durmstrang bringen.“
 

„Nicht wegen mir,“ bat er leise. „Sie hat doch Freunde in Hogwarts...“
 

„Glaub mir, in Durmstrang findet sie mehr und bessere, sie hatte in Hogwarts, laut Ron, vor allem Hermine und einige Andere, die Teil von Dumbledores Truppe waren und gerade mit denen müssten wir ihr den Kontakt ohnehin verbieten.“
 

Harry kuschelte sich in die Arme des Anderen, manchmal kümmerten sie sich in die Eier und erst, als es klopfte, sah Charlie auf. „Was gibt es?“
 

„Arschlochalarm,“ knurrte Ron vor der Tür unwillig. „Malfoy und Snape! Auf ein Mal! Und die schleimige Fledermaus hat mir jetzt schon wieder Strafaufgaben angedroht!“
 

Harry lächelte etwas und stand auf. „Ich denke, wir sollten runter,“ meinte er dann. „Immerhin wollen die was von mir.“
 

Charlie erhob sich ebenfalls und sie gingen nach Unten, wo im Wohnzimmer, auf dem bequemen Sofa tatsächlich Lucius Malfoy und Severus Snape saßen. Beide mit einem geschult ausdruckslosen Gesicht, während Molly ein Tablett mit Kaffee, Tee und frisch gebackenem Kuchen abstellte. Auch Arthur, als Oberhaupt der Familie, saß da, lächelte seiner Frau zu und ließ sich von ihr einen Kaffee geben, bevor Molly sich setzte.
 

„Mister Malfoy, Professor Snape,“ grüßte Charlie ruhig und setzte sich, zog Harry demonstrativ auf seinen Schoß, ohne auf den Blick zu achten, den er dafür von Snape kassierte.
 

„Weasley,“ grüßte Lucius nur. „Und... Weasley.“ Er war nicht dumm, er wusste, auch, wenn sie dank Grindelwald viel verloren hatten, waren die Weasleys eine reinblütige Familie und allein die heutige Zeitung würde einen kleinen Krieg im Inneren zur Folge gehabt haben, denn Ginerva hatte ja betont, wie all ihre anderen Brüder diese ‚Obszönitäten’ zwischen Charles und Harry tolerierten. Auch das Statement, das der Zweitälteste von Arthurs Kindern mit der Geste, Harry zu sich zu ziehen, gemacht hatte, war eine deutliche Warnung. Keine Beleidigung, kein falsches Wort. Nun, das hatte er nicht vor. Diese Hochzeit hatte immerhin dafür gesorgt, dass Potter keine Marionette mehr war, der Bengel hatte Dumbledore mehr als eindeutig eine Absage erteilt und der Dummkopf hatte die Familie in der Öffentlichkeit schlecht gemacht, statt zuzusehen, wieder ein Minimum an Einfluss zu gewinnen. Dümmer konnte man mit Reinblütern, selbst mit Welchen, die sich so offen gaben, wie die Weasleys, nicht umgehen.
 

Severus beobachtete, was Charlie machte, hob eine Augenbraue, doch er sagte nichts, er war mehr so etwas, wie ein unbeteiligter Beobachter und er überließ Lucius die Verhandlungen. Er selbst goss sich etwas Tee ein, roch daran und stellte erstaunt fest, dass es kein Schlechter war, nippte daran und sah wieder zu seinem alten Freund.
 

„Was genau wollen Sie?“, fragte Charlie. „Der Brief war... etwas vage.“
 

„Was auch besser so war, bedenkt man, wie viele Vögel abgefangen werden.“
 

Charlie deutete auf den Tukan. „Mit ihm hatten wir noch nie Probleme.“ Er hatte sich tatsächlich den Spaß gegönnt, die Antwort mit Harrys Hausdrache zu schicken.
 

Nun war es an Severus, sich ganz schnell hinter der Tasse und einem Husten zu retten. Ja, mit dieser Ausgeburt der Hölle würde sich sicher niemand mit klarem Verstand anlegen. Das Vieh hatte versucht, Draco die Augen auszukratzen, als der den Brief hatte an sich nehmen wollen und auch Lucius hatte danach eine Bisswunde an der Handfläche gehabt.
 

„Keine Frage,“ gab Lucius, mit einem bösen Blick auf seinen Freund, zurück. „Nur hat leider nicht Jeder ein tollwütiges Tier.“
 

„Schnäbelchen ist lieb!“; begehrte Harry auf, hob seine Hand und sofort landete der Tukan auf seinem Arm, rieb seinen Kopf unschuldig an dessen Kinn und nahm nur zu gern die Traube an, die ihm angeboten würden.
 

Charlie lachte nur ganz offen. „Zumindest zu dir,“ meinte er nur, dann aber wurde er wieder ernst. „Er war die beste Wahl, ich wusste, man würde ihm seine Last nicht einfach abnehmen. Denn außer meinem Mann lässt er sich von Niemandem etwas sagen.“
 

„Das glaube ich blind,“ gab der Blonde trocken zurück, rieb sich die Hand, in die das Höllenvieh gebissen hatte. „Aber nun zum Thema. „Severus und ich sind Spione,“ gab er offen zu, er fürchtete, dass Subtilität in dieser Familie und bei Potter nicht viel bringen würden. „Allerdings können wir auch Dumbledore nicht gewinnen lassen,“ erklärte Lucius dann entschieden. „Der Mann will ein Ding der Unmöglichkeit, er will beenden, was Jahrhunderte lang als Schutz gewirkt hat, er denkt allen Ernstes, dass wir die Muggel unterjochen könnten, dass wir offen unter ihnen sein sollen! Das ist Selbstmord! Es würde eine Hexenjagd in Gang setzen. Und er will die alten Familien entmachten. Er will uns Traditionen nehmen, die uns lieb sind, unsere Kodexe einfordern und unsere alten Stammbäume für Null und nichtig erklären, da es uns unseren Stolz nehmen kann! Und das sind Dinge, die uns daran hindern, Dumbledore voll zu unterstützen. Bisher haben wir immer nur eine Art Gleichgewicht gehalten.“
 

Harry sah zu Charlie, dann wieder zu dem Aristokraten. Dann aber erinnerte er sich daran, dass er mindestens genauso gut war. „Er will meinen Tod, das hat Charlie raus gefunden, er will, was mir gehört,“ fügte er an. „Ich bin auch nicht wild darauf, dass er seinen Willen bekommt, aber das Morden kann nicht weitergehen,“ fügte Harry an. „Denn Voldemort ist genauso irre!“
 

„Glaub uns, wir haben kein Interesse daran, dass er uns regiert. Wir wollen einen anderen Weg.“
 

„Ich hoffe nicht, dass ihr von Fudge redet! Der Kerl ist dumm wie Stroh und unfähig, irgendwas auf die Beine zu stellen!“
 

„Mach einen besseren Vorschlag!“
 

„Percy,“ kam es zu aller Überraschung von Arthur. Er begegnete dem irritierten Blick seiner Gäste, ohne mit der Wimper zu zucken. „Er ist hochintelligent und ein wirklich guter Politiker, hat aber entgegen der Meisten noch Grundsätze. Er und seine Verlobte Penelope sind aus reinblütigen und alten Familien mit berühmten und bekannten Namen. Sie werden die Kodexe nicht in Frage stellen und sie sind dagegen, die Welt zu öffnen, die Muggel sollen unwissend bleiben, Percy und ich haben neue Zauber entwickelt, die zum Standartprogramm der Auroren gehören, wenn es um Zwischenfälle mit Muggeln geht.“
 

„Das... ist ein unerwarteter Vorschlag,“ brachte Lucius nach einer ganzen Weile heraus, aber der Vorschlag hatte etwas für sich, das musste man ihm lassen. Percy war unbelastet, kein Todesser, kein Anhänger des Lichts und er hatte mit dem jungen Mann auch schon zusammen gearbeitet. Er war ambitioniert, das musste man ihm lassen. Nur hatte er das nicht von Arthur erwartet. „Aber dazu müssten wir erst Dumbledore und dann Fudge demontieren. Und dazu habe ich nicht genug Sitze.“
 

„Aber wir,“ gab Harry nun leise zurück. „Ich halte einige, die Weasleys auch. Sie haben nur bisher keine eingefordert, es ist Sache des Familienoberhauptes und des Erstgeborenen, aber Beide hatten nicht das Interesse und die Geduld für Politik. Ich bin mir aber sicher, dass Arthur Percy seine Sitze überlässt. Und ich werde Einige von meinen an Remus abgeben, er ist belesen und ein guter Redner, für seine Lykantrophie kann er nichts und es spricht kein Gesetz dagegen, dass er einen Sitz hat. Wenn... man mir sagt, was ich tun muss, wenn man mir erklärt, was los ist, bin ich auch bereit, die restlichen Sitze zu nehmen, mit Charlie, bis diese Sache vom Tisch ist. Wo ich bin, wird die Mehrheit sein, solang die Zeitung aufhört, mich als einen Bekloppten darzustellen.“
 

Nun war es an Severus, überrascht auszusehen. Er hatte gewusst, dass James’ Familie alt war, doch er hätte nie gedacht, dass Potter das Hirn hatte, das Spiel zu durchschauen, dass um ihn herum aufgezogen worden war. Noch vor den Ferien aber hatte nichts darauf hin gedeutet, dass der Bengel begonnen hatte, sein Hirn zu nutzen. „Ich bin beeindruckt,“ stellte er das erste Mal trocken fest. „Sie denken, Mister Potter. Fünf Punkte für Gryffindor.“
 

„Weasley,“ korrigierte Harry nur. „Und die Punkte zählen nicht, es sind Sommerferien. Ich habe schon immer gedacht, nur da niemand auch nur versucht hat, mir zu erklären, was hier abgeht, konnte ich schlecht vorher etwas tun! Bis vor einigen Tagen wusste ich nicht mal, wie die magische Welt regiert wird! Oder wie so ein Irrer, wie Fudge es je zum Minister hat schaffen können! Ich habe nie verstanden, warum er mich bewusst in Gefahr gebracht hat! Jedes Jahr wieder!“
 

„Ruhig,“ bat Charlie leise, er küsste Harry ohne nachzudenken, auf die Schulter, während der Tukan, sauer darüber, dass man seinen Herrn so aufgebracht hatte, prompt einen Sturzflug gegen Snape unternahm, was der erst merkte, als es zu spät war und das Tier ihm in die Hand gebissen hatte – heftig.
 

„Au...!“
 

„Hätte ich sagen sollen, dass Schnäbelchen ein wenig... unwohl auf den Verdacht reagiert, das Harry angegriffen wird?“
 

Nun war es an Lucius, zu lachen. „Ich dachte es mir schon, als ich merkte, wie enthusiastisch er beim Post austragen ist, “ gab er nur zurück, dann aber wurde er ernst. „Wir würden eine Art vierte Front sein;“ erklärte Lucius. „Sicher unterstützt von Einigen aus dem Orden, die die Nase voll haben und von einigen Todessern, die gezwungen wurden, beizutreten, wie Severus und ich, aber wie gesagt, es wird nicht einfach und vor dem Kampf müssen wir Dumbledore auch noch los werden. Gibt es Beweise für den Mordversuch?“
 

„Reicht es, dass er mich im zweiten Jahr gezwungen hat, gegen einen Basilisken zu kämpfen?“, fragte Harry ruhig. „Oder, dass er mich hat misshandeln lassen? Dass er mich gefoltert hat, statt meine Wunden zu versorgen? Oder brauchen wir noch mehr?“
 

Dieses Mal starrten beide Todesser den Jungen sprachlos an und sie brauchten eine Weile, um ihre Gesichter wieder zur üblichen Ausdruckslosigkeit zu schulen.
 

„Das... wäre ausreichend,“ stimmte Lucius zu. „Aber so einfach wird das nicht werden, er hat einen Merlinorden und viele denken, dass er so was nie tun würde.“
 

„Ich hatte vor, ihm vorher alles zu nehmen,“ knirschte Harry. „Ich bin kein Fan von Rache, aber ab einem gewissen Punkt will ich sie! Und ich will ihm erst alles nehmen, angefangen bei seinem Job und dann alles Andere!“
 

„Sieh, sieh. Und ich dachte, er wäre ein Abbild seines Vaters...“
 

„Ich bin nicht mein Vater, “ knurrte Harry den Anderen nur an. „Ja, schön, es tut mir leid, dass er Sie geärgert hat! Aber ich habe nie auf irgendwen eingeprügelt! Auf egal welche Weise! Und ich will nicht mehr mit ihm verglichen werden!“
 

„Das war deutlich,“ lächelte Lucius nur. „Und ich denke, er wird weitere Vergleiche mit James Potter unterlassen. Aber auch darum sind wir nicht hier. Wenn du eine Chance haben willst, solltest du trainieren, mit uns, wir wissen, wie der dunkle Lord kämpft und wie er denkt. Okklumetik und Legethimetik sind dringend erforderlich. Muggelkampf hilfreich und Schwertkampf sicher erforderlich.“
 

Charlie musterte die Beiden, sah aber keinen bösen Willen. Es war Selbsterhaltung und der Wille, ein Ziel zu erreichen, dafür sogar die Bereitschaft, einen Pakt mit ihnen zu schließen. „Vielleicht ist das keine schlechte Idee,“ stellte er fest. „Solang das Training ihn nicht zu sehr beansprucht. Er hat sich körperlich noch immer nicht ganz von seinem ‚Urlaub’ bei seinen Verwandten erholt, was sicher auch klar zu sehen ist, er leidet nämlich keinesfalls an einer anderen Essstörung als Fresssucht,“ er grinste, als Harry nach ihm schlug.
 

Wieder musterten beide Männer Harry, der tatsächlich recht dünn aussah, dann nickten sie aber. Sie würden alles erfahren, in vollkommener Ruhe. Und als Beweise gegen Dumbledore. Es würde gar nicht anders gehen, aber hier so offen nach solch einem Thema zu fragen, war wirklich nicht angebracht.
 

„Dann sollten wir einen Stundenplan entwickeln, für den Rest der Ferien,“ erklärte Charlie pragmatisch. „Und was ist während des Unterrichts?“
 

„Nun,“ lächelte Lucius nur. „Dann werden wir etwas tricksen müssen, da ich das mit meinem Stundenplan abgleichen muss. Immerhin muss ich neben Verteidigung auch noch den Duellierclub leiten, in dem ich Ihren Ehemann gern sehen würde.“
 

Kurz weiteten sich Harrys Augen. Ron würde begeistert sein, das war sein erster Gedanke bezüglich dieser Anstellung. „Dann hoffe ich, dass Sie uns auch wirklich was beibringen, “ meinte er nur und schnappte sich eines der Kuchenstücke, knabberte daran.
 


 


 


 


 


 


 

„Ah, die ersten Probleme,“ stellte Karkaroff nur fest und hob einen Brief, während Rowan an seinem Tee nippte.
 

„Du bist das Monster los geworden?“, grinste er. Es war sehr unterhaltsam gewesen, zu beobachten, wie der wilde Tukan nach Allem und Jedem geschnappt hatte und selbst der Adressat war nicht ungeschoren davon gekommen.
 

„Ja. Charlie hat mich gefragt, wie mir sein Geburtstagsgeschenk für Harry gefällt, der Junge hat das Monster auch noch Schnäbelchen genannt!“
 

„Und was sind jetzt die Probleme?“
 

„Charlies jüngste Schwester,“ erklärte der Direktor von Durmstrang. „Sie wird ab diesem Jahr hier unterrichtet werden, ich soll ihr ihren gewaschenen Kopf zurechtrücken, so, dass sie bis Ostern wieder anfängt, selbst zu denken, statt Propagandabrocken herunterzubeten.“
 

„Na, dann wünsche ich dir wirklich viel, viel Spaß dabei,“ gab Rowan nur zurück und nippte wieder an seinem Tee. Dieses Jahr versprach wahrlich, interessant zu werden.

Schule

„Protego!“
 

Der Zauber prallte an Harrys Schutz ab, während er sich fallen ließ, sich abrollte und wieder aufsprang, mit seinem Schwert den Angriff von Lucius abwehrte. Er übte erst seit drei Wochen mit den beiden Männern und auch oft mit Charlie, was wesentlich mehr Spaß machte als mit Snape, der vor allem bei Geistmagie immer noch brutal vorging, doch allein sein neuer Zauberstab schien alles leichter zu machen.
 

„Secumseptra!“
 

Ohne auch nur zu versuchen, einen Schild zu rufen, warf Harry sich erneut auf den Weg, rollte ein ganzes Stück, schlug zeitgleich Lucius die Beine weg, entwaffnete ihn und wandte sich zu Severus: „Stupify!“ Seine Magie schien sich durch die Schilde zu fressen und erst im allerletzten Moment schaffte der Tränkemeister es, sich selbst zu schützen.
 

„Das reicht!“
 

Überrascht wandten alle Drei sich um, grinsten, als sie Ron sahen. Oft machte er bei den Übungen mit, was ihm später, wenn er weiter Auror werden wollte, sicher helfen würde.
 

„Was gibt es, Ron?“, fragte der Grünäugige und steckte Schwert und Zauberstab wieder weg. „Ist Charlie schon zurück?“; der Ältere war zu einer Sitzung des Schulrates geladen worden, wegen seinem künftigen Job und ob er Diesen bekommen sollte oder nicht.
 

„Nope,“ grinste der Rotschopf, der es immer noch lustig fand, wie die Beiden umeinander herum tanzten. Er wusste ja von Harry, dass der dachte, dass Charlie ihn nicht lieben würde und das der Grünäugige ihn aber über Alles liebe und er hatte auch Charlie gehört, wie der Jemandem an den Kopf warf, dass der ihn nicht anzugraben habe, dass er nicht mehr wild durch die Gegen vögeln würde, sondern mit der Liebe seines Lebens verheiratet sei. Die tanzten umeinander rum, dass es die gesamte Familie – na ja, Ginny ausgenommen, amüsierte. Darum sagte auch Niemand etwas. „Aber Mom hat mir befohlen, zumindest dich unter Einsatz meines Lebens rein zu prügeln, du müsstest was essen. Die Anderen können, aber müssen nicht.“
 

Harry lächelte den Anderen zu, stellte zufrieden fest, dass sie sie zumindest ordentlich zum Schwitzen gebracht hatte. „Nun?“, fragte er sie dann.
 

„Das Essen ist ganz genießbar,“ gab Lucius zu. „Und ich muss sagen, dass ich Hunger habe. Nach den Tritten, die ich einstecken musste, habe ich mir das verdient.“
 

„Deiner Meinung,“ gab Severus nur zurück und lief mit den anderen Beiden ins Haus. Er war von Potter beeindruckt und zum ersten Mal in diesem Krieg hatte er Hoffnung, dass der auch wieder enden konnte, nun, wo der Bengel offensichtlich seine Kraft gefunden hatte, denn dessen Magie schien ungleich stärker, als noch im letzten Jahr und er war sicherer, wusste mehr und er war williger, zu lernen. Für die wenigen Wochen, die sie jetzt intensiv trainiert hatten, war Harry ein mehr als fähiger Okklumetiker geworden und er bewegte sich flüssiger, nicht mehr so linkisch.
 

Am Tisch saßen sie schließlich Alle, nur Ginny nicht, die war, gegen ihren ausdrücklichen Willen, von Bill und Percy nach Durmstrang gebracht worden, schon heut Morgen. Es hatte Gezeter und Geschrei gegeben, Anschuldigungen und Beleidigungen, weil ihre Post kontrolliert werden würde, weil Durmstrang strenger war und mehr Fächer hatte, sowie in ihren Augen eine potthässliche Uniform, aber es war in der gesamten Familie auf taube Ohren gestoßen.
 

Wie immer wenn es etwas zu Essen war, stopfte Harry schiere Unmengen in sich hinein, doch noch immer hatten sie nicht angesetzt und am nächsten Tag würde auch er mit Ron zurück nach Hogwarts gehen. Es war noch nicht mal klar, ob Charlie heute zurückkehren würde, er hatte vorsichtshalber auch die Dracheneier schon mitgenommen und sich bis morgen verabschiedet und Harry hatte schreckliche Angst vor der Nacht, wenn er allein sein würde, aber er zeigte es natürlich nicht.
 

Lucius sah fasziniert zu, wie Harry sich voll stopfte, immer noch überrascht, dass man nichts davon auf dessen Knochen sah, er war so mager, wie am ersten Tag, er hatte mit Arthur geredet, in Severus’ Anwesenheit, da der ja medizinisch bewandert war, woraufhin sie vollkommen entsetzt gewesen waren. Selbst jetzt, Wochen nach Harrys Hochzeit, in denen er mit gesunden Dingen und auch durchaus mit Tränken gemästet worden war, hatte er kaum Fett angesetzt. Eigentlich war es ein Wunder, dass der Junge überhaupt noch bereit war für eine Welt zu kämpfen, die ihn so behandelt hatte. Was auch Severus endlich dazu gebracht hatte, seine alten Vorurteile abzulegen und stattdessen ein ruhiger Lehrer zu sein.
 

„Harry,“ grinsten die Zwillinge gerade über ihren Tellern.
 

„Hm?“, fragte der, während er weiter schaufelte.
 

„Wir haben Ron und dir...“
 

„... eine große Portion neu entwickelter Scherzartikel mit Anweisungen hinterlassen!“
 

„Wir erwarten, dass du diese Sachen an Dumbi und Granger austestest...“
 

„.. und uns die Ergebnisse schickst!“
 

„Aber mit Archimedes, nicht mit deinem tollwütigen Tukan!“
 

Harry lächelte etwas gequält, als nun erwähnt wurde, dass es morgen zurück ging, zurück in die Nähe von Dumbledore, dahin, wo immer etwas Schlechtes geschehen würde. Wer wusste, was es dieses Mal sein würde und vor Allem, er würde auch den Menschen in Gefahr bringen, den er am meisten Liebte: Charlie. Er wünschte sich gerade schrecklich dringend, dass der jetzt da wäre. Dann fühlte er sich immer besser.
 

„Ich werd dich im Turm echt vermissen...“
 

„Nicht nötig,“ lächelte Harry. „Ich hab Charlie schon gesagt, er muss erwirken, dass du auch jederzeit zu uns kannst, ich fürchte nämlich, dass der Alte und die Anderen alle sich sonst an dir rächen,“ erklärte der Grünäugige zu Aller Verwunderung. „Ich lasse nicht zu, dass sie sich an dir rächen, weil ich unerreichbar bin, du kennst Granger, wenn sie will, kann sie eine hervorragende Rednerin sein und dann?“
 

Ron runzelte die Stirn, grinste aber dann: „Das heißt, wir können noch mehr draußen rum schleichen!“
 

„Nicht, solange ich Lehrer bin!“, knurrte Severus. „Tut das und ihr werdet mehr Strafarbeiten haben, als ihr je werdet erfüllen können! Glaubt mir, ich bin sehr, sehr einfallsreich!“
 

„Verdammt, ich hab vergessen, dass ZWEI Slytherinlehrer uns gerade ausspionieren...“
 

Harry lachte nur und aß seine Sachen, bevor er mit seinem Training fortsetzte. Zwar war am Nachmittag Schluss, doch der Jüngere hörte nicht auf, er trainierte mit Ron weiter, nur um sich abzulenken. Er mochte es wirklich nicht, so lang von Charlie getrennt zu sein, denn ihm wurde immer mehr klar, dass der Andere wohl wirklich über Nacht bleiben würde. Severus und Lucius, wie er die Beiden privat nennen durfte, waren dann am Nachmittag verschwunden. Der Eine zu seinen Tränken, der Andere zu seiner Familie.
 

Nach dem Abendessen duschte Harry praktisch stundenlang, bevor er in das immer noch leere Zimmer ging und es war die erste Nacht, seit dieser seltsamen Hochzeit, in der er wieder heftige Alpträume hatte. So viele, dass er sich nachts um drei noch mal duschte und sich dann ans Fenster setzte und las, mehr Drachenbücher, dieses Mal über die Aufzucht von Jungdrachen, das würde bald schließlich aktuell sein. Er war so müde und ihm war so kalt, doch das Bett war nicht wirklich einladend.
 

Umso erleichterter war Harry, als es hell zu werden begann und er schlich sich nach Draußen, was aber nicht unbemerkt blieb, Schnäbelchen folgte ihm und verlangte die ersten Streicheleinheiten. Erst danach setzte er sich auf einen Ast und beobachtete, wie Harry die Übungen machte, die Lucius ihm immer wieder gezeigt hatte.
 

Als auch das absolviert war, ging Harry einfach in die Küche und begann, ein großes Frühstück zu richten. Es lenkte ihn ab und Molly musste nicht immer alles machen, sondern konnte sich auch mal an einen gedeckten Tisch setzen. So kam es, dass Harry, als es dann halb acht wurde, alles fertig hatte. Berge von Waffeln, Obstsalat, frisch gebackene Brötchen, Eier, Speck, sogar einen Kuchen hatte er gemacht, dazu Kaffee, Tee und heiße Schokolade.
 

„Harry! Was machst du denn schon hier unten?!“, fragte Molly, als sie in die Küche kam, um rasch etwas für alle zusammen zu rühren, doch sie wurde schon von dem Duft frisch gebrühten Kaffees und köstlicher Waffeln begrüßt und ihr Schwiegersohn stand da und putzte den Herd. Was nicht mal sie mit der Hand machte, da sie dafür wirklich die Zauber hatte, die das ganz schnell erledigen konnten. „Warum schläfst du denn nicht?“
 

„Ich bin früher aufgestanden und dachte, ich mache etwas zu Essen,“ lächelte Harry nur und deutete auf den gedeckten Tisch.
 

„Das ist wirklich nett von dir,“ lächelte Molly, die sich nicht daran erinnern konnte, dass einer ihrer anderen Söhne das auch nur ein Mal getan hätte. Sie setzte sich und langte zu, während die Anderen eintraten und sich etwas nahmen.
 

Kurz nach dem ausgiebigen Essen mussten Ron und Harry dann auch schon zum Bahnhof und kaum, dass sie ankamen, fühlte sich Harry den Blicken nur ausgesetzt. Er sah zu Arthur und den Zwillingen, die sich wie eine Mauer zu den Beiden stellten, zusammen mit Bill, bis Ron und er im Zug waren.
 

„Hier, das Abteil ist frei,“ erklärte Ron erleichtert und ließ sich auf den weichen Sitz fallen. „Merlin, die starren, als hätten wir ein Verbrechen begangen!“, beschwerte er sich noch. „Ich meine, was soll das?!“
 

„Sie sind nur wütend auf mich,“ gab Harry zurück. „Weil ich nicht getan habe, was sie gewollt haben.“ Er lehnte sich zurück. Er war so müde, er hatte sich am Vortag vollständig ausgepowert und die Nacht nicht geschlafen. Er wollte nur noch zu Charlie. Er wusste, es war eigentlich nicht richtig, wohl wissend, dass der Andere ihn nicht wirklich liebte, doch er tat es und er war inzwischen praktisch abhängig von Charlies Nähe.
 

„Dann sind sie dumm,“ gab Ron nur zurück, er beobachtete den Jüngeren, lächelte dann und holte seine Schokofrösche heraus, warf Harry einen zu. „Ich bin echt gespannt, wie es dieses Jahr werden soll,“ meinte er dann. „Wo Snape und Malfoy noch nicht mal mehr unsere Feinde sind.“
 

„Lustig,“ schlug Harry nur vor, sah aber auf, als die Abteitür aufgeschoben wurde und zu ihrer Verwunderung Draco Malfoy im Gefolge von Blaise Zaibini eintrat.
 

„Hi, Weasley mal zwei,“ grinste Draco nur, warf seinen Koffer in die Gepäckablage. „Wir werden uns bei euch einquartieren, ihr seid immer noch besser, als ein Haufen kreischender Gryffindors und hysterischer Huffelpuffs. Da ihr mit Vater auskommt, werdet ihr das auch bei mir überleben.“
 

„Sicher, Frettchen,“ grinste Ron und warf mit einem Schokofrosch.
 

Die Fahrt verlief herrlich ruhig mit angenehmen, leichten Gesprächen und dummen, einfachen Witzen. Irgendwann, als der Zug dann langsamer wurde, zogen sich die Jungen um und sammelten ihre Handkoffer ein, die nicht automatisch ausgeladen wurden und gingen mit als Erste auf dem Gang, kamen raus und in eine der ersten Kutschen. Wo Harry lange die Thestrale betrachtete und sich wünschte, sie nicht sehen zu können, aber dafür war es um Jahre zu spät.
 

Aber die Fahrt ging schnell vorbei und die Hauselfen nahmen ihnen auch noch das letzte Gepäck ab und sie konnten zu ihren Tischen.
 

„Hi, Harry,“ grinste auf ein Mal Dean. „Ich hab gehört, die stehst auf Kerle? Seamus und ich sind bi, weißt du, du hättest echt nicht so ein Theater mit der Hochzeit und allem machen müssen, hättest nur was zu sagen brauchen und wir hätten dir alles zeigen können! Und natürlich... kannst du auch jederzeit...“
 

„Sag mal, spinnst du?“, knurrte Ron, stieß Dean von Harry weg. „Er ist offensichtlich verheiratet und er steht nicht auf dich!“
 

„Aber doch auf Rothaarige,“ grinste Seamus. „Was mir wohl eine eindeutige Chance gibt!“
 

„Lass ihn in Ruhe!“
 

Harry sah die Beiden immer noch ungläubig an. Meinten die das auch noch erst?! Das war ja ekelhaft. „Lasst mich in Ruhe!“, knirschte er nur und ließ die Sortierung der Erstklässler sowie die Rede über sich ergehen. Doch er bekam nicht einen Bissen herunter. Stattdessen spürte er, wie sich der giftige Blick des Direktors sich in seinen Rücken drillte. So, dass es ihm fast körperliche Schmerzen bereitete. Oh, und dazu kamen auch noch die Blicke seiner Hausgenossen. Gierig und... eklig. Oder die Bosheit von Granger. Und er traute sich auch nicht zu Charlie zu sehen, der Andere hätte sofort gemerkt, wie er sich fühlte...
 

Ron sah besorgt auf seinen besten Freund, dann zur Lehrertafel, wo auch sein älterer Bruder saß, die Augen auf sie Beide gerichtet und mit fragendem Blick. Sobald es eben ging stand Charlie auch auf und ging zu ihnen, legte seine Hand auf Harrys Schulter.
 

Überrascht sah Harry auf, lächelte aber, als er sah, wer da gekommen war. „Hi,“ flüsterte er.
 

Charlie hob eine Augenbraue. Harry sah aus, als habe er mal wieder nicht geschlafen und die Fahrt war sicher auch kein Zuckerschlecken gewesen. Harry wirkte, als habe er einen Stock verschluckt und er hatte sichtlich keinen Bissen gegessen, sondern alles nur auf seinem Teller hin und her geschoben.
 

„Können wir weg?“, fragte Harry bettelnd, er wollte von den Blicken und Andeutungen weg, von denen nur wenige dezent waren und alle ihn anekelten. Er sah zu Ron: „Kommst du mit?“
 

„Jep,“ nickte Ron. „Bei denen bleib ich sicher nicht...“
 

„Wohin gehen?“, fragte in dem Moment McGonagall. „Sie gehen nur in den Turm und sonst...!“
 

„Mein Mann und mein Bruder werden bei mir wohnen, lächelte Charlie kühl. „So ist es abgemacht. Das oder meine Familie wird vollständig das Land verlassen. Harry und Ron bleiben bei mir, Sie können sich gern aufregen, aber vergessen Sie nicht, wer Ihre Waffe in Ihrem fanatischen Krieg ist und wer sie Ihnen auch ganz schnell wieder wegnehmen kann!“
 

Die Verwandlungslehrerin starrte ihren ehemaligen Schüler an, während Harry und Ron aufstanden und sich von Diesem nach draußen bringen ließen.
 

„Ich glaub das nicht, ein flotter Dreier,“ knurrte irgendwer abfällig, doch Minerva war zu schockiert, um auch nur Punkte abzuziehen. Warum hatte Albus es nur nicht für nötig gehalten, sie aufzuklären?!
 

Charlie brachte die Beiden zu der kleinen, windschief wirkenden Hütte, doch als sie durch die Tür gingen, wurden sie von einem warmen Feuer und einem hellen Raum begrüßt. Er merkte, wie sein Mann sich sofort entspannte, dann nach einem kurzen Fragen ins Bad verschwand. Er wandte sich an Ron: „Was zum Henker war denn bei euch am Tisch los?!“
 

„Sie haben ihn geärgert,“ gab Ron nur zurück. „Granger hat sie alle schon aufgehetzt.“ Genauer ging er erst mal nicht auf die Sache ein, Harry würde es erzählen oder eben nicht. „Aber er war aufgebracht. Und auf dem Bahnhof haben sie ihn angestarrt, wie einen Aussätzigen, wie sie ihn behandelt haben, als sie ihm nicht glauben wollten, dass Voldemort zurück ist.“
 

„Diese Idioten!“, zischte Charlie nur, dann zeigte er Ron dessen Zimmer. Natürlich gab es noch zwei weitere Schlafzimmer, doch das Dritte verschwieg er. Er wollte Harry immer bei sich haben, hatte erst in der letzten Nacht bemerkt, wie sehr ihm sein Kleiner nachts gefehlt hatte. Er stampfte in das Hauptschlafzimmer, das auch am größten war, schlug das Bett zurück, schlug Harrys Koffer auf und begann, ihn hier auszuräumen, dann ging er in das Zimmer, das sein Büro sein sollte, es waren zum Glück zwei Schreibtische darin, von denen er Einen mit Harrys Büchern, den Kodexen und einigen politischen Werken füllte, die Lucius seinem Grünauge mitgebracht hatte.
 

Harry trat in das offene Zimmer, er trug seinen Schlafanzug und seine Haut war von der viel zu heißen Dusche immer noch feuerrot, aber jetzt ging es ihm wieder besser und er fühlte sich nicht mehr ganz so dreckig. Er lächelte, als er sah, dass das Bett zurückgeschlagen war. Er überlegte, ob er sich ins Bett kuscheln soll, müde genug war er, doch dann besann er sich und sackte bei den Eierkörben auf den Boden, strich über die Schalen und er spürte, wie die kleinen Wesen darin... es war, als würden sie schnurren, begeistert, dass er wieder da war. Sie schienen ihn vermisst zu haben. Er verstand nur nicht, warum er das merkte, so was stand in keinem der Bücher und auch Charlie konnte es ihm nicht erklären.
 

Schließlich kam Charlie mit dem leeren Koffer zurück, er lächelte, als er Harry bei den Eiern sitzen sah. Rasch stellte er den Koffer auf den Schrank, wo auch Seiner schon stand, setzte sich an den Fuß des Bettes und strich leicht über die Schulter des Jüngeren, der sich umsah und ihn offen anlächelte. „Du hast nichts gegessen...“
 

„Ich mochte nicht,“ murrte Harry, während er sich gegen den Anderen lehnte. „Die haben mich alle beobachtet und ich hätte nichts runter gebracht. Es war so eklig.“
 

„Schon gut,“ nickte Charlie, er strich über die Haare des Anderen, gab ihm dann Sandwiches, die der auch mit dankbarem Blick aß. Am liebsten hätte er Harry geküsst, doch er beherrschte sich, wenn auch nur mühsam.
 

„War es gestern anstrengend?“, fragte Harry schließlich.
 

„Du hast keine Ahnung,“ nickte der Rotschopf. „Dumbledore hat mich an den Rand eines hysterischen Austickers gebracht, er meinte, mir vorschreiben zu können, wann ich das Schloss zu betreten habe und dass er dich sehen könnte, wann immer es ihm passen würde. Ich musste mal wieder mit Durmstrang und der Aussicht drohen, dass er dem Ministerium erklären kann, warum du nicht mehr im Lande bist. Dann wollte er mir mit Ron drohen und mich dazu bringen, Ginny wieder hier einzuschreiben. Und ich habe mich quer gelegt.“
 

Ja, das war ein zäher Tag mit harten Verhandlungen gewesen und mehr als ein Mal hatte der Alte wüste Bedrohungen ausgesprochen und Harry als notorischen Lügner bezeichnet. Bis er ausgerastet war. Danach hatte er doch die Erlaubnis gehabt, seine windschiefe Hütte einzurichten, direkt bei dem Gehege, das man für die Drachen aufgebaut hatte. Und es war schon weit nach Mitternacht gewesen. Also hatte er hier geschlafen und anschließend mit Dobbys Hilfe Alles weiter aufgebaut.
 

„Tut mir Leid,“ murmelte der Jüngere, lehnte seinen Kopf an Charlies Knie: „Du hast den Ärger nur wegen mir.“
 

„So ein Unsinn! Dieser Mann hat meiner Schwester eine Hirnwäsche unterzogen! Ich hätte mich so oder so mit ihr angelegt!“ Er strich durch die dunklen Haare. „Mach dir keine Gedanken. Du siehst müde aus...“
 

„Nicht gut geschlafen,“ gab Harry zu. „Ich war zu nervös.“
 

„Dann solltest du dich jetzt hinlegen,“ schlug der Ältere vor. „Ich bin selbst müde. Ron kann noch lesen, bis er umkippt, aber er wird wohl auch bald schlafen, legen wir uns einfach hin.“
 

Harry strahlte, als der Andere ihm das sagte und hastig kroch er in das Bett, beobachtete, wie der Ältere sich schnell umzog und dann zu ihm unter die Decke glitt, ihn an sich zog. Und sofort verschwand das klamme Gefühl, er kuschelte sich an den Älteren, lächelte. „Gute Nacht...“
 


 


 


 

Am nächsten Morgen erwachte Charlie schließlich gegen halb acht, er wusste, es wurde Zeit, er konnte Ron schon im Bad hören. Er musste auch Harry wecken und auf ihn wartete ebenfalls die erste Klasse um Neun. Er sah in seine Arme herab, wo Harry lag, immer noch tief schlafend, vollkommen entspannt und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Er strich leicht über die Züge des Jungen, der sich an seiner Brust vergraben hatte, küsste ihn auf die Stirn. „Harry, komm wach auf. Du willst doch Snape heut mit deiner Anwesenheit beglücken.“
 

Harry grummelte, er wollte nur schlafen, aber der Ältere war hartnäckig, also gab er nach und öffnete seine Augen, lächelte aber dann, als er sah, wer da war. „Morgen...“
 

„Guten Morgen,“ grinste Charlie und setzte sich selbst auf. „Komm, du hast Unterricht,“ meinte er nur. „Dein Stundenplan liegt auf dem Schreibtisch nebenan. Ich habe mir herausgenommen, deine Tasche zu packen.“
 

Harry nickte, sah dann auf. „Tränke? Gleich morgens?“
 

„Wie immer in den letzten sechs Jahren, wie Ron mir bestätigt hat. Gefolgt von Verwandlung, magischer Geschichte und Kräuterkunde,“ half der Rotschopf dem Anderen aus. „Und heut Nachmittag ist das Treffen für die Quiddichmanschaft, noch ohne Besen und Übungen, aber ihr macht eure Termine aus.“
 

„Wow, hast du das auswendig gelernt?“, fragte Harry überrascht.
 

„Mir war langweilig zwischen Dumbledores Tiraden,“ gab der Ältere amüsiert zu. „Ich dachte, ich kann die Zeit auch sinnvoller nutzen.“ Mit den Worten stieg Charlie aus dem Bett und zog auch Harry auf seine Füße. „Also los, ihr müsst in einer Stunde spätestens beim Essen sein.“
 

„Aye,“ seufzte Harry und schlüpfte in seine Uniform, nahm seinen neuen Zauberstab, sah dann auf den Alten, er hatte ihn mitgenommen, ohne zu verstehen, warum. Na ja, das stimmte nicht ganz. Er hatte ihn dabei, um Dumbledore zu täuschen. Niemand musste wissen, wie gut er geworden war, wirklich nicht. Oder, dass er inzwischen die einfachen Standartsachen ohne Stab und Kopfweh auf die Reihe bekam. Also steckte er auch den alten Zauberstab ein, ohne jegliche Intentionen, ihn zu nutzen. Als er fertig war, half er Charlie noch, sich um die Eier zu kümmern, dann packte er seine Tasche und ging mit Ron in die große Halle.
 

Doch da begann es schon, wie am Abend vorher, mit Seamus’ dummen Kommentaren und dessen wirklich platter Anmache, so, dass Harry sich nur schnell ein Brot belegte und die Flucht ins Tränkezimmer antrat, dort sein Frühstück beenden wollte. Denn hierhin würde der Irre ihm sicher nicht folgen.
 

„Ist der Frühstückstisch nicht bequem genug?“, knurrte es in dem Moment von vorn.
 

„Doch,“ gab Harry ungerührt zurück. „Aber die Gesellschaft ist es nicht.“
 

Ron, der ebenfalls seine Sachen mit in den Unterricht genommen hatte, nickte. „Die Einen erzählen Harry, was für ein Schwein er ist, die Anderen graben ihn an, obwohl sie wissen, dass er mit meinem Bruder verheiratet ist!“
 

„Gryffindors,“ meinte Severus nur abfällig, doch er ließ die Beiden weiter essen, er hatte ja selbst gesehen, was gestern abgegangen war, auch wenn er nicht gewusst hatte, um was es gegangen war. „Wie ihr Beide es in meine Klasse geschafft habt, ist mir ohnehin ein Rätsel.“
 

„Och, einfach Glück,“ grinste Ron mit vollem Mund.
 

„Das befürchte ich, davon habt ihr Löwen ohnehin zu viel,“ mit dem Kommentar bewertete Severus noch einige Dinge, die er vorbereitet hatte und begann, ein Rezept an die Tafel zu schreiben. Etwas einigermaßen Leichtes für den Anfang. Und immerhin musste er sich zumindest nicht mehr mit Longbottom herumschlagen.
 

Langsam füllte sich die Klasse, wobei die Slytherins wieder recht spät kamen. Die erste Überraschung für die Schüler war es auch gleich, dass feste Paare gebildet wurden, die für den Rest des Jahres zu halten hatten. Und irgendwie wunderte es Harry wenig, dass er mit Malfoy zusammenarbeiten musste. Er sagte nichts, stellte sich einfach zu dem Blonden, sah dann Ron zu, der über beide Ohren grinste, weil er zu Millicent Bullstrode konnte, für die hatte er schon im Vorjahr einen weichen Punkt entwickelt.
 

Doch schon nach der Hälfte des Trankes sah Harry den ersten Gegenstand fliegen, der aber von Snape selbst abgefangen wurde und natürlich hagelte es Punktabzug von Gryffindor. War ja klar gewesen. Er selbst arbeitete ruhig mit Draco weiter, Hand in Hand, bis der Trank fertig war, dann füllten sei ihn ab und brachten ihn nach vorn, für diesen Tag mit ihren Aufgaben durch.
 

Doch schon auf dem Weg zu McGonagall ging es weiter. Granger. Auf ein Mal stand sie vor ihm. Mit zornigen Augen und starrem Gesicht. „Da ist sie, die Schwuchtel! Dieser Feigling, der sich vor seiner Aufgabe versteckt und der uns alle umbringen wird! Der neue dunkle Lord! Da haben wir ihn! Ein Wunder, dass du noch nicht alle aus deinem alten Schlafsaal durch hast! Wo du es nicht nur mit einem, sondern mit zwei Weasleys treibst!“
 

Harry hob eine Augenbraue. Er überlegte sich, ob es den Ärger wert wäre, etwas zu sagen, sah aber dann davon ab. Er wollte weitergehen, doch schon standen zwei Jungs vor ihm, die eine Stufe höher waren, als er selbst, drängten ihn gegen die Wand.
 

„Da hast du noch mehr Leute zum Ficken! Die werden es dir schon beibringen, gegen Dumbledores Order zu gehen!“, hämisch grinsend sah das brünette Mädchen zu, doch sie war entsetzt, dass die auf ein Mal gegen die gegenübergelegene Wand gedrückt wurden und Harry sie anfunkelte.
 

„Noch ein Mal, Granger, und du wirst dir wünschen, fliegen zu können!“, knirschte er und ging einfach weiter. Doch auch das war es nicht gewesen, er war gerade auf dem Rückweg von Herbologie, als er von Seamus gepackt wurde, der ihn angrinste.
 

„Komm schon! Ich bin auch rothaarig! Küss mich! Ich steh auf dich!“
 

Hatten die wirklich alle den Verstand verloren? Er wandte sich ab, entschloss sich spontan, seine kurze Mittagspause bei Charlie zu verbringen und ging einfach, nicht überrascht, den Anderen bei den Eiern zu finden. Er hatte ja nicht so viele Kurse und viele mit gemischten Jahrgangsstufen, so, dass dessen Unterricht vorbei war. „Charlie?“, fragte er.
 

„Ah, Harry!“, strahlte der Ältere. „Schnell, komm her! Die Drachen fangen an, zu schlüpfen!“
 

„Cool!“, lachend warf der Jüngere seine Schultasche von sich und beschloss, den letzten Unterricht für heut zu schmeißen, setzte sich zu Charlie und sah auf die vier Eier, auf denen nun ein feines Netz von Rissen sich breit machte. Bei dem größten Ei sah man auch von Zeit zu Zeit eine kleine, noch fast durchsichtige Kralle, die wirkte, wie farbiges Glas, durchstechen. „Ich dachte, sie werden erst im Oktober schlüpfen!“
 

„Das dachte ich auch, “ erklärte Charlie nur und sah auf die dunkelgraue Schale des Tropendrachen, die immer schneller aufsprang, bis ein kleines Köpfchen sich hob und sich suchend umsah. „Mieeeeeeeeeep!“, fiepte das Junge, strampelte, schnüffelte und wurde immer hektischer. Erst da begann Charlie, die Eierschale vorsichtig von dem kleinen Kopf abzunehmen und auf ein gesondertes Tuch zu legen, auch die anderen Stücke, die das Jungtier losschlug, bis es nur noch auf dem Boden seines Eies saß und die Beiden ansah. Es atmete schwer von der Anstrengung, fiepte wieder.
 

Dieses Mal streckte Harry die Hand aus, strich leicht über den Kopf, der mit einer feinen Schuppenplatte überzogen war und er lachte, als die Nase gegen seine Hand stupste. „Er ist ganz zutraulich!“
 

Charlie lächelte nur und hob das Jungtier heraus, mit dem Handtuch. Erst als es auf dem Boden vor ihm lag, hob er es auf ein weiteres Tuch, legte die letzten Schalensplitter beiseite und setzte das Junge dann in eine Schale mit warmem Wasser, was sichtlich Gefallen fand, da das Kleine ein Geräusch von sich gab, was einem Schnurren ähnelte.
 

„Mieeeeeeeeeeeep!“, machte da aber schon das nächste Tier auf sich aufmerksam. Rasch wandte Harry sich zu dem Kleinen um und begann, was er bei Charlie gesehen hatte. Er sammelte die Schalenstücke auf einem Tuch, hob das Kleine in eine weitere Schüssel und lachte, als es ihm über die Hand leckte und selbst zu schnurren begann. Dann hob er das Kleine auf ein weiteres Handtuch, tupfte es ab und setzte es dann wieder in den Korb, deckte es zu.
 

Dann kümmerten sie sich um die letzten beiden Eier, wobei Harry von dem kleinen Eisdrachen schwer fasziniert war. Er war wunderschön mit den eisblauen Schuppen, die aber am Unterbauch, statt wie sonst, heller, dunkler wurden, bis sie die Farbe einer klaren Nacht hatten. Auch fiepte dieses Tier nicht, sondern es trillerte. Harry lächelte, versorgte den Kleinen, der sich als Mädchen erwies, und setzte sie dann nach ihrem ersten Bad in das letzte freie Körbchen, streichelte den noch so kleinen Kopf, während die dunkel aus dem hellen Gesicht stechenden Augen langsam zufielen.
 

„Wie wollen wir sie nennen?“, fragte Harry, seine Hände in je einem der Körbe, wobei er mit der Einen immer wieder wechselte.
 

Charlie lächelte, er war regelrecht froh, dass Harry vorbei geschaut hatte, allein wäre das hier echt stressig geworden. Er hätte ja mit Allem gerechnet, aber nicht, dass die alle auf ein Mal schlüpfen würden. „Was schlägst du vor?“, fragte er nur. Er sah, dass Harry seinen Liebling bereits gefunden hatte und das Kleine war auch eine Schönheit. Was ihn überraschte war, wie zutraulich sie bei dem Jüngeren waren. Denn ihn hatten die beiden Kleinen, die er versorgt hatte, schon gebissen. Auch, wenn es keine große Sache war, da sie ja noch keine Zähne hatten, die würden erst in den nächsten Tagen aus dem Kiefer treten.
 

„Hmmm,“ Harry betrachtete die Tiere: „Wie wäre es mit Kheleka für die Kleine hier? Das bedeutet...“
 

„Eis,“ nickte Charlie beeindruckt. Es wunderte ihn, dass Harry elfisch zu lernen schien. Aber vielleicht war es auch nur ein einzelnes Wort, das er behalten hatte, von woher auch immer. „Ich finde es gut, es passt zu dieser kleinen Prinzessin, “ er lächelte, füllte somit den ersten Bogen aus. Ein Zauber verriet Gewicht, Farbe und Maße. Dann sah er zum Nächsten. „Galen für den Tropendrachen, “ bestimmte er dann und machte das nächste Deckblatt für die zweite Akte fertig. Was meinst du zu dem Hornschwanz? Sie ist auch ein Weibchen.“
 

„Thalia, die Starke.“
 

„Dein Wunsch sei eingetragen,“ lächelte Charlie und sah dann auf den gemeinen Drachen, das Kleine hatte die Augen noch halb offen, sein Kopf lag auf dem Handtuch, das als Decke diente, während es sich streicheln ließ, wie eine Hauskatze. „Rùnya, wo wir schon bei Elfisch sind,“ bestimmte er dann. „Das bedeutet rote Flamme. Und da ihre Schuppen rötlich sind...womit wir bei drei Mädchen und einem Jungen wären, armer Kleiner, hoffnungslos in der Unterzahl...“
 

Harry lachte nur leise und strich den Kleinen weiter über die Köpfe. „Was machst du jetzt mit den Eierschalen?“, fragte er aber das war immerhin Einiges.
 

„Sie trocknen und dann pulverisieren,“ erklärte Charlie. „Das sind wichtige Trankzutaten, je nach Schale haben sie andere Wirkungen. Die von deinem kleinen Liebling zum Beispiel wird in Brandsalben verwendet, die sehr teuer sind, aber auch hervorragend wirken, die von Rùnya hat eine kosmetische Wirkung in exklusivem Make-up, Schale eines bengalischen Eies ist besonders hilfreich im Zusammenspiel mit besonderen Zaubern, um andere magische Geschöpfe anzulocken und die Schale eines Hornschwanz wird bei Runenschmuck wie Ringen mit einem Schutzzauber verbunden, der dann besonders stark ist. Auf dem Ring, den du mir gegeben hast zum Beispiel,“ lächelte Charlie. „Ich spüre es, die Schutzzauber darauf sind mit diesem Pulver verstärkt worden.“
 

„Das heißt also, dass Alles wertvoll ist,“ stellte Harry fest.
 

„Ja, vor Allem, wenn es freiwillig gegeben wird,“ erklärte Charlie. „Dadurch steigert sich der Wert von Zutaten noch um Einiges und darum sind viele Drachen so bedroht, es ist leichter, sie zu töten, als sie zum Kooperieren zu bringen.“
 

„Das gehört verboten!“
 

„Das ist es, aber es gibt viele Wilderer und man kann nicht viel dagegen tun, da die ihre Sachen auf dem Schwarzmarkt zu Wahnsinnspreisen los werden können.“ Charlie reihte die Schalen auf der Fensterbank auf, setzte sich dann wieder zu seinem Mann, beobachtete fasziniert, wie der mit den kleinen Drachen umging. Der isländische Eisdrache hatte sich regelrecht um die Hand des Jungen geschlungen und hielt sie mit den noch kleinen Pfoten fest, damit Harry ja nicht abhauen konnte und auch die Anderen begannen, zu schnurren, sobald der Grünäugige sie streichelte. „Diese Reaktion ist außergewöhnlich,“ erklärte er leise. „Normalerweise sind selbst frisch geschlüpfte Drachen nur bis zu einem gewissen Punkt bereit, menschliche Hilfe zu akzeptieren. Aber sicher keine Streicheleinheiten.“
 

„Sie sind doch nur so klein;“ erklärte Harry nur, lächelte dann. „Sie sind gerade mal so groß, wie ein Hund. Sie wollen sicher etwas.. oh, “ stellte Harry fest, als er sah, wie Charlie einem davon seine Hand hinstreckte und der sofort nach ihm schnappte. Bis Harry ihm vorsichtig gegen die Nase schnippte. „Charlie wird nicht gebissen, Thalia! Er will dir auch nur helfen!“
 

Der Drachenzähmer lachte leise. „Etwas sagt mir, dass das Reservat dich mit offenen Armen empfangen wird,“ meinte er nur.

Zwischenfälle

Albus wusste nicht mehr, was er tun konnte oder sollte, die Situation entglitt ihm jeden Tag mehr, da Potter nicht mal mehr im Gryffindorturm schlief und meist lief er auch nur mit Ron durch die Gänge. Einzige Ausnahme war es, wenn der Bengel zu Extrastunden bei Poppy ging, die auch kein Wort mehr mit ihm wechselte, das über das Berufliche hinausging, seit sie gemerkt hatte, dass er sie mehr als einmal verzaubert hatte, um Potters Zustand nicht preis geben zu können.
 

Auch Granger hatte eine Kampagne in Gang zu bringen, um einige Gryffindors dazu zu bekommen, den Bengel zu belästigen, aber aus irgendeinem Grund hatten auch die noch nichts zusammengebracht, weil sie ihn nur selten allein antrafen, dabei hatte er Strafimmunität und alles angeboten. Rein rechtlich konnte er nichts gegen die Farce von einer Hochzeit machen, nicht bis zum einunddreißigsten Dezember und so lange war er einfach nicht bereit zu warten. Er hoffte nur, dass er die Situation wirklich richtig eingeschätzt hatte, war sich aber ziemlich sicher.
 

Diese Idioten hatten einen einfachen Bund geschlossen, doch wurde dann die Ehe binnen einiger Monate nicht vollzogen, konnte man sie annullieren. Und das hatte er vor, als letzten Ausweg, wobei er ja hoffte, dass das nicht nötig sein wurde, sondern das er diese Stümper innerhalb der nächsten paar Wochen bis spätestens Oktober die Hochzeit selbst auflösen wollten, denn dann musste Potter hierher kommen und ihn anbetteln! Und das würde ihm die Macht über ihn geben!
 

Er war nicht blind, er wusste, Charlie war dumm genug, diese Ratte zu lieben. Nur wie würde er wohl darauf reagieren, betrogen zu werden? Sicher mit einem Gewaltausbruch wie bei Granger. Ja, und dann... würde Potter angekrochen kommen! Daran hatte er keinen Zweifel! Der dumme Bengel vertrug ja nicht mal eine Ohrpfeife, ohne umzukippen und einen auf krank zu machen!
 

Oh, wenn dieser Weasley ausrastete, würde er sich sicher zurück zu seinem maßvollen Onkel wünschen und dann würde er sich auch selbst etwas von Potter holen!
 

Niemand, niemand nahm ihm weg, was er als sein Eigentum ansah, ohne mit einer schrecklichen Rache rechnen zu müssen! Er ließ es nicht zu! Niemals! Und sicher würde niemand die Jungfräulichkeit des Bengels bekommen, als er! Voller Wut packte er ein Tintenfass und warf es durch das Fenster, das sich wie immer selbst reparierte. Es war nicht das Erste, das flog.
 

Denn nicht nur Potter machte nichts als Ärger. Man hatte ihm Ginny weggenommen, obwohl sie eine seiner besten Karten gewesen war. Ein wirklich hübsches Mädchen, ein Reinblut aus einer durchaus geachteten Familie, wenn auch nicht zu reich, eine dumme Träumerin, die es bis vor einigen Wochen eigentlich auch verstanden hatte, Potter zu begeistern und die er als eine Fürsprecherin seines Weges bedingungslos gewonnen hatte, nur mit Kleinigkeiten, ein neuer Rock hier, ein Termin bei einem guten Frisör da. Mädchen, Kinder, waren ja nun immer leicht zu ködern.
 

Weswegen er auch wenig für sie übrig hatte, er würde sie auch, entgegen dem, was er Granger erzählt hatte, nie in einer Machtposition dulden. Das Höchste, was eine Frau erreichen konnte, war eine Familie und hätte Molly Weasley es nicht gewagt, sich von ihm abzuwenden, er hätte sie als Rollenmodell eingesetzt. Aber das hatte sie sich selbst zuzuschreiben!
 

Überhaupt dieses Theater! Er wollte nur sein Recht, der Krieg war ihm scheißegal! Es war immer nur darum gegangen, einige Familien aus dem Weg zu räumen, um an sein Eigentum zu kommen, das man ihm weggenommen hatte, nur weil er eben ein Kind aus der Linie der Unehelichen von Merlin war! Pah! Aber er war ein Kind Merlins! Wie man es da wagen konnte, den Potters den Vortritt zu geben, dieser dummen, idiotischen, arroganten Familie, war ihm unbegreiflich!
 

Und dann noch Toms Verrat! Tom, dieser dumme Bengel, selbst nur Nachkomme einer Bastardfamilie, weil auch Salazar Slytherin seine Finger nicht nur an seiner Frau behalten hatte, hatte auch etwas gewollt, doch statt auf ihn zu hören, hatte er es anders machen müssen! Und das, weil er beschlossen hatte, dass sein Anspruch größer sei! Dass er mehr Rechte darauf hatte! Nun, er würde diesem dummen Blage, das einfach nicht verrecken wollte, schon noch sagen, was es zu Tun hatte und was nicht!
 

Er würde sterben, langsam und grauenhaft, sobald Potter ihn weit genug heruntergekämpft hatte, dass er müde werden würde! Dann würde er erst Potter killen und dann Tom. Er hatte sein Leben lang für das hier gearbeitet! Er würde es sich weder von einem Weasley noch von einem Potter kaputt machen lassen!
 


 


 


 


 


 

Es machte wirklich Spaß, das Heilen zu lernen, hatte Harry für sich beschlossen und Poppy hatte ihm betätigt, dass er für die Grundlagen auch durchaus Talent habe. Für Heute war er dann auch fertig und er freute sich darauf, gleich wieder zu den inzwischen eine Woche alten Drachenbabys zurückzukehren, die ihn immer schon mit freudigem Fiepen und Schwanzwackeln begrüßen, wie Hunde, wie Charlie immer amüsiert meinte.
 

Auf Harrys Anraten hin hatte er sich sogar bereiterklärt, statt der Körbchen eine Art Laufstall anzufertigen, er hatte nicht angezweifelt, als Harry gemeint hatte, dass sie sich vertragen würden. Also hatten sie eine Matratze mit einem kniehohen engmaschigen Gitter umgeben, in das die Kleinen gesetzt worden waren. Sie hatten die erste Zeit fast immer nur unter verschiedenen Decken geschlafen oder sich mit einer speziellen Milch füttern lassen, nun aber begannen sie, auch zu laufen und zu spielen.
 

Dass sie Flügel auf dem Rücken hatten, hatten sie allerdings noch lange nicht bemerkt. Charlie meinte, dass das auch noch dauern würde. Vor ihrem ersten Geburtstag würden sie die nicht benutzen können, da sie noch keine Muskeln in den kleinen Lederlappen hatten.
 

Die Kleinen waren so anhänglich, sie versuchten auch schon, ihnen Beiden hinterher zu laufen, doch dazu arbeiteten ihre Beine noch nicht synchron genug, es war lustig, das zu beobachten. Charlie zog ihn immer gern liebend gern auf, dass es in einigen Jahren sehr lustig aussehen würde, wenn die Kleinen, dann aber ausgewachsen, wie Hündchen hinter ihm her tapsen würden und dass er es auch noch schaffen würde, einen Wildfang zu zähmen.
 

Es war eine schöne Vorstellung, dann konnte er den Drachen vielleicht überleben helfen, die sonst bald aussterben würden.
 

So in Gedanken versunken lief Harry weiter, durch die Gänge, er ging durch, was noch zu Tun war. Unterricht hatte er für heute keinen mehr, Quiddch war erst morgen, aber Hausaufgaben würde er noch machen müssen, also auf in die Bücherei, er brauchte ein bestimmtes Buch für seine Arbeit bei Poppy und eines über die Theorie über Einhörner, die Hagrid ihnen in den nächsten Stunden zeigen wollte. Außerdem hatte McGonagall ihnen einen langen Aufsatz gegeben, weil natürlich Gryffindor und Slytherin mal wieder im Unterricht einen Streit angefangen hatte, oh und nicht zu vergessen, dass er auch bei dem Tränkeaufsatz weiter machen musste. Er war zwar noch nicht fällig, aber fertig war fertig und er wollte das Wochenende für sich, mit Charlie und den Drachen.
 

Die Bücherei war praktisch leer, wie Harry ohne viel Verwunderung feststellte. Es war nie viel los hier, die Meisten arbeiteten nur mit den Schulbüchern, da sie kein Interesse daran hatten, die Themen zu vertiefen. Das hätte ja auch Arbeit bedeutet.
 

Harry aber hatte festgestellt, dass es sich lohnte zu lernen, da er so Dinge erfuhr, die man ihm nur zu gern verschwieg und das war etwas, dass er wirklich zu hassen gelernt hatte. Freundlich grüßte er Madame Prince, die ihn anlächelte, dann machte er sich auf die Suche nach seinen Sachen.
 

Doch auf ein Mal wurde er gepackt, so schnell, dass er nicht mal auf die Idee kam, sich zu wehren und sein alter Zauberstab schlug auf dem Boden auf. Er wurde auf einen Tisch gedrückt, und da erst merkte er etwas. Verdammt! Ein Zauber! Er war von Irgendwas getroffen worden! Er konnte sich kaum noch bewegen! Mit aller Kraft versuchte er, sich zu bewegen, sich wieder aufzurichten und seinen Angreifer zu treten, aber Seamus hielt ihn fest auf den Tisch gedrückt.
 

„Nicht wehren, ich weiß doch, dass du drauf stehst,“ lächelte der Junge, strich über Harrys Gesicht. „Nun komm schon, ich bin doch dein Typ! Ich bin größer, rothaarig und ein Kerl, “ er grinste nur, strich über den Oberkörper seines Opfers. Ja, der Zauber, den Granger ihm gegeben hatte war wirklich, wirklich gut. Rasch riss er dem Jungen das Hemd aus der Hose, grinste dann. „Aber du könntest ein paar mehr Muskeln vertragen. Nun, das wird sich geben, denn ich werde dich als meinen Freund führen, von heute an!“, Mit der Zunge leckte er über die Wange des Jüngeren. „Und Dean und ich werden dir zeigen, dass wir besser sind, als die Weasleys!“
 

Verzweifelt schüttelte Harry den Kopf, er fühlte sich angeekelt, merkte, wie der Brechreiz in ihm hochkam. Er konnte nicht mal schreien und zu seinem Entsetzen merkte er, wie Seamus tatsächlich seine Hose öffnete. Nein! Nein, das wollte er nicht! Weg! Der Andere sollte weg!
 

Was hatte er Seamus denn getan? Er hatte den Anderen nie auch nur angesehen und wollte doch nichts Anderes, als seine Ruhe! Warum tat Seamus das? Der fasste ihn an! Charlie! Wo war Charlie! Charlie! Bitte! Er wollte doch nur den Anderen! Er liebte den Mann doch und jetzt... nein! Seine Boxer!
 

Erneut versuchte er, sich zu wehren, aber es war ihm unmöglich. Er kam nicht gegen die Lähmung an. Noch schlimmer wurde es, als Seamus, dem er mal vertraut, den er als Freund gesehen hatte, begann, ihn zu befummeln und er war offensichtlich sauer, dass er keinen Erfolg hatte, denn dann begann der auch noch, auf ihn einzuschlagen – Harry schloss die Augen. Lass es vorbei sein, bitte... das war das Einzige, was der denken konnte.
 

Erst das Krachen, gefolgt von einem lauten Knall brachte Harry dazu, wieder seine Augen zu öffnen, er hörte schreckliches Geschrei und langsam ließ diese grausige Lähmung nach. Hastig riss er seine Sachen hoch, glitt unter den Tisch und rollte sich dort zusammen. Charlie würde sauer sein, so sauer, dabei hatte er es nicht gewollt! Aber wie hatte das denn ausgesehen, als er da gelegen hatte?
 

Charlie wusste nicht, warum, aber auf ein Mal hatte er ein wirklich schlechtes Gefühl und ohne zu überlegen, lief er los, er wusste, etwas stimmte nicht und durch Harry und seine Art mit den Drachen umzugehen, hatte er gelernt, auf seinen Bauch zu hören. Er war ohne nachzudenken gelaufen und in der Bücherei gelandet, hatte sie abgesucht und Harry gefunden – auf einen Tisch gedrückt, mit geschlossenen Augen und Tränen, die seine Wangen herabrannen, während ein Junge über ihm lag und... ihn befummelte und ihn schlug! Voller Wut packte er den Bengel, dessen Hose an seinen Knien hing und warf ihn voller Wut gegen das Regal, dass wegen des Schwungs auch noch nachgab und mit dem kreischenden Möchtegernvergewaltiger einfach umkippte, zwei weitere Regale mitriss. Er wusste, dass der Lärm zweifellos Andere anlocken würde, was ihn aber nicht daran hinderte, den Fastvergewaltiger seines Mannes weiter zu verprügeln, bis dessen Gesicht nur noch einer blutigen Masse glich.
 

Erst dann schaffte Hagrid es, ihn von dem Jungen weg zu ziehen. Da sah er erst, dass er wirklich eine große Zuschauerschaft gefunden hatte.
 

„Was ist hier los?!“, donnerte Albus aufgebracht, der ebenfalls gerufen worden war. „Mister Weasley! Ich werde Sie feuern lassen!“
 

Charlie lächelte kalt: „Bitte, bitte,“ gab er eisig zurück. „Dann nehme ich Harry und gehe! Er wird sicher froh sein, wenn er nie wieder hierher muss, wo er fast vergewaltigt worden wäre! Und niemand fasst dieses Stück Scheiße an, bevor die Auroren hier sind!“
 

„Ich lasse mir doch in meiner Schule keine Befehle erteilen!“, donnerte Albus, der nicht verstand, was nun wieder schief gegangen war! Er hatte Seamus doch von Granger einen Zauber geben lassen, der den Bengel vollkommen lähmen würde, solang der Junge in seiner direkten Nähe war!
 

„Ach nein?“, fragte Charlie eisig, dann wandte er sich zu den anderen Lehrern um: „Muss ich es so verstehen, dass das bedeutet, dass hier die Vergewaltigung eines auch noch verheirateten Schülers nicht für ernst genommen wird?!“
 

Es war Minerva, die entsetzt ihren Kopf schüttelte. „Ich... rufe die Auroren,“ brachte sie nur heraus, denn sie hatte Harry entdeckt, in sich zusammengerollt, unter dem Tisch. Sie war einfach nur entsetzt, dass es Jemand aus ihrem Haus war.
 

„Nein!“, donnerte Albus. „Auroren sind nicht nötig! Ich weiß doch, wie sehr Potter in letzter Zeit mit dem armen Seamus geflirtet hat! Vermutlich, weil er nicht befriedigt....!“
 

Charlie packte den Direktor beim Bart, vor allen Leuten: „Sollten Sie nur noch ein einziges Wort verlieren und meinen Mann weiter beleidigen, schwöre ich Ihnen, werden Sie die Konsequenzen nicht mögen!“
 

„Sie können mir nichts!“
 

Charlie lachte nur eisig, ließ den Mann sichtlich angewidert los. „Sehen Sie gut hin,“ gab er nur zurück. Er beobachtete, wie immer mehr Lehrer entgeistert hier herein rannten und Lucius und Severus versuchten, seinen Mann unter dem Tisch hervor zu bekommen, mit eher mäßigen Ergebnissen. Er trat zu den Beiden. „Kümmert euch um dieses vergewaltigende Stück Scheiße, “ befahl er knapp, dann berührte er Harry, der ihn kurz angsterfüllt ansah. Es tat weh, das zu sehen, doch darum würde er sich gleich kümmern. „Harry, komm hierher, “ bat er leise. „Du bist hier sicher.“ Er zog den Jüngeren zu sich, hob ihn auf seine Arme und machte sich auf den Weg zu ihrer Hütte, er sah, dass Ron ihm folgen wollte, schüttelte aber den Kopf. „Ich will von dir nachher ganz genau wissen, was los war, “ erklärte er. „Und informier Percy, wer weiß, ob die ihn nicht sonst sofort frei lassen... und sag Vater, Percy und Bill, dass ich sie sofort sehen will, noch heute Abend, dasselbe gilt für Lucius und Severus.“ Dann ging er los.
 

Erst in der Hütte setzte er Harry vorsichtig auf dem Bett ab, strich ihm sanft über das schneeweiße Gesicht. „Es ist alles in Ordnung,“ erklärte er leise. „Du bist sicher.“
 

Harry sah den Älteren mit großen Augen an: „Ich... ich wollte das nicht! Aber... ich konnte mich nicht mehr bewegen! Er hat irgendwas mit mir getan! Ich wollte das einfach nicht! Ich mag ihn nicht, nicht so und ... ich hab nie mit ihm geflirtet! Er... er hat sich immer an mich geworfen! Aber... ich... ich... ich liebe doch nur dich, “ brach es aus Harry hervor, ohne, dass er es verhindern konnte. Sein sorgsamst geschütztes Geheimnis war keines mehr und ihm war noch nicht mal bewusst, dass er es ausgeplaudert hatte.
 

Charlie setzte sich zu dem Jüngeren, hielt ihn einfach nur fest. „Ich weiß, dass du es nicht wolltest, “ gab er leise zurück, er versuchte, Harry zu beruhigen, der sich immer weiter für etwas entschuldigte, worüber er offensichtlich keinen Einfluss gehabt hatte. Und dann hörte er diese kleinen Worte, die Harry immer und immer wieder wiederholte, während er sich an seinem Hemd festkrallte.
 

Hatte Charlie das gerade gehört? Was war das? Harry liebte ihn? Sanft hob er Harrys Kopf an, wischte über dessen Wange, wischte die Tränen weg. „Harry, ich weiß, dass du nichts damit zu tun hattest,“ wiederholte er nur, sah in dessen Augen. Er überlegte, doch dann tat er es doch, er küsste Harry. Sanft und liebevoll, hielt ihn anschließend, bis der sich wieder beruhigt hatte. „So ist es besser, “ lächelte Charlie, küsste ihn erneut. „Ich mag es nicht, wenn du weinst.“
 

Verdattert sah Harry den Älteren an, als der ihn das erste Mal seit der Hochzeit küsste, diesen einen Kuss, von dem er nachts so oft geträumt hatte. Er hatte nie gedacht, dass es einen Weiteren geben würde. „Aber ich dachte...“
 

Charlie lächelte nur, küsste Harry erneut, spielte etwas mit dessen Fingern. „Ganz ehrlich – ich hätte dich nicht einfach so geheiratet,“ gab er leise zu. „Ich hätte dich im Ausland versteckt, aber nicht einfach so geheiratet. Das Dumme ist nur, dass ich mich in dich verliebt hatte und ich nicht wollte, dass du allein jahrelang versauerst. Darum bin ich auf Anaeruin gekommen.“ Er küsste Harry ein weiteres Mal, hielt ihn dann wieder, während die Drachenjungen lautstark um Aufmerksamkeit grölten, als würden sie merken, dass es ihrem Lieblingspflegevater nicht gut ging.
 

„Warum hat Seamus das getan?“, fragte Harry nach einer Weile leise.
 

„Das werde ich rausfinden,“ versprach Charlie nur und streichelte Harrys Rücken. „Schlaf etwas,“ bat er leise. „Ich bin da, ich passe auf.“
 

Charlie beobachtete, wie sein Mann, eng an ihn gekuschelt, tatsächlich erschöpft in den Schlaf abglitt. Der Rotschopf war immer noch wütend, wie nie, aber nicht auf Harry. Er fragte sich, wie Albus es wagen konnte, so ein Verhalten noch zu entschuldigen, selbst wenn Harry nicht so abweisend gewesen wäre! Er ließ sich auch von Ron umarmen und die Beiden redeten viel miteinander, aber zwischen ihnen lief nichts! Er hielt Harry lange, bevor er diesen vorsichtig unter die Decke verfrachtete. Er küsste den Jüngeren auf die Stirn, fütterte die aufgebrachten Drachen und ging dann zur Tür – gerade, als Ron mit Arthur, Bill und Severus, sowie Lucius ankam.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Arthur, als er im Wohnzimmer auf dem Sofa Platz genommen hatte. Er wusste, Percy wohnte einer Befragung bei und würde erst später auftauchen.
 

Charlie blickte zu der nur angelehnten Schlafzimmertür. „Er ist vollkommen durch den Wind, wäre ich auch nur ein paar Sekunden später gekommen, hätte dieser Irre ihn vergewaltigt und Dumbledore hat mir noch allen Ernstes gedroht!“, sein Blick verdunkelte sich: „Und ich habe ihm Folgen versprochen, was ich einzuhalten gedenke.“
 

„Etwas sagt mir, dass du schon eine Idee hast,“ stellte Lucius ruhig fest. Er wusste ja, was geschehen war und er war wirklich wütend. Sein Sohn übrigens auch. Das war etwas, dass einfach nicht duldbar war. Es war ein Schwerverbrechen, das es zu sühnen galt und das immer schwere Strafen nach sich zog. Vergewaltigung an sich war nicht entschuldbar, aber auch noch die eines verheirateten Jungen?
 

„Ja,“ gab Charlie zurück und wandte sich an seinen Vater. „Und es beinhaltet, dass wir alle unsere Sitze einfordern.“
 

„Was hast du vor, Bruder?“, fragte Bill ruhig. Er war aufgebracht und wütend, wie man es wagen konnte, ihre Familienehre so zu beschmutzen?
 

„Wir werden ihn seiner Stellung entheben und dafür sorgen, dass die Geschichte in die Zeitungen kommt. Dann werden wir die Sitze im Wizgamont beanspruchen und dafür sorgen, dass er auch seine letzte Einnahmequelle versiegt. Wir werden ihn ruinieren! Er wird zertreten! Voldemort ist schlimm genug, aber ich weigere mich, zuzulassen, dass Harry auch noch hier dauernd Angst haben muss! Ich weiß, der Alte hatte seine Hände hier im Spiel! Er hat gemeint, Harry hätte das verdient!“
 

Arthur rieb sich die Stirn. Er hätte all die Sitze schon lange fordern können, doch die damit verbundene Arbeit hatte ihn immer abgeschreckt. Nun aber ging es um eines seiner Kinder. „Also gut,“ nickte er dann und gab sich somit geschlagen. „Ich werde noch heute den Schulrat kontaktieren, um zuzusehen, dass ich unsere Sitze bekomme.“
 

„Und die von Harry,“ befahl Charlie ruhig. „Damit haben wir fast alle Ursitze des Schlosses bis auf Ravenclaw.“
 

„Den habt ihr auch,“ meldete Severus sich nur. „Der gehört zur Familie Prince und ich besitze ihn.“
 

Charlie hob eine Augenbraue, nickte aber dann. „Gut, dann sollte es kein Problem sein, die Mehrheit zu bekommen, um den verdammten Direktor ein für Allemal abzusägen, aber es wäre mir wirklich lieb, wenn der Alte das erst erfährt, wenn es schon zu spät ist! Er soll aus allen Wolken fallen, wenn der Rat vor ihm steht und ihn aus der Schule und den alten Schutzzaubern wirft!“
 

„Und ich dachte, du bist der Sadist,“ stellte Severus in Richtung Lucius fest, dann grinste er Charlie an. „Du weißt, dass das wirklich böse ist?“
 

„Das hoffe ich doch,“ gab der Drachenzähmer eisig zurück. „Er hat meinen Ehemann zu Tode erschreckt und ihn übelst mitgenommen! Er liegt da drin und schläft, nachdem er sich die Augen ausgeheult hat! Und ich hasse es, wenn Harry weint!“
 

Die Augenbrauen von praktisch jedem Anwesenden schossen in die Höhe, während Severus wirklich alle Mühe hatte, sich ein dummes Grinsen zu verkneifen. Ob der Junge auch nur eine Ahnung über die Macht hatte, die er unbewusst über den Drachenzähmer hatte? Und wann die Beiden begreifen würden, dass sie sich gegenseitig liebten? Und dann aufhören würden, umeinander herum zu tanzen, wie Storche in der Balz?
 

Auch Bill hatte alle Mühe, ein ruhiges Gesicht zu wahren. „Wer soll die Sitze übernehmen?“; fragte er dann ruhig. „Abgesehen von Vater?“
 

„Ich,“ gab Charlie ruhig zurück. „Ich werde stellvertretend für Harry hingehen, er ist nach der Geschichte in keinerlei Verfassung sich ausfragen zu lassen und er hasst die Öffentlichkeit, aber ich wollte, dass wir alle Sitze unter uns vieren aufteilen, du, Bill, Dad, ich und Percy. Denn ich will den Sitz nicht ewig und Harry will auch seine Ruhe, wenn das Alles vorbei ist,“ erklärte er.
 

„Gut,“ nickte Arthur, wandte sich dann an Lucius. „Ich denke, wir haben Einiges zu organisieren, nicht wahr? Ich habe keine Ahnung, wen ich sonst bitten soll, die Versammlung schnell einzuberufen, denn soweit ich weiß, bist du der Einzige, der schon aktiv im Rat sitzt, nicht wahr?“
 

Lucius lächelte etwas. Er hatte Arthur erst vor Kurzem das Du angeboten. „Ich bin nicht der Einzige, Severus hat seinen Stuhl schon vor einer Weile angefordert, er lässt sich nur meist von mir vertreten, er will nicht, dass Dumbledore weiß, dass er im Ausschuss sitzt und noch sein Familienerbe besitzt, der Alte würde es ihm nur wegnehmen wollen.“
 

Die Anderen nickten nur verstehend.
 

„Wie lang braucht es, alles in die Wege zu leiten?“
 

„Montag,“ gab Lucius ruhig zurück. „Heute rufe ich den Rat zusammen, dann werde ich die Sitze authentifizieren lassen und Montag wird der Rat tagen, das Urteil kann die nächsten beiden Tage vollstreckt werden. Ich denke, das festzustellen, wird nicht schwer sein.“
 

„Dann los,“ befahl Charlie. „Ich will zu Harry zurück!“
 

Die Anderen nickten nur, verabschiedeten sich und gingen, Charlie lächelte seinem jüngsten Bruder nur zu. „Mach deine Hausaufgaben,“ riet er, dann ging er zurück in ihr Zimmer, wenig überrascht zu sehen, dass Harry offensichtlich einen Alptraum hatte. Er setzte sich dazu, begann, über Harrys Haare zu streicheln, bis der sich wieder beruhigte.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Percy saß auf einem Stuhl im Verhörraum, die Arme auf der Lehne, vor sich der immer noch lädiert aussehende Schüler, aber das Schlimmste war geheilt worden, vor Allem der säuberlich zertrümmerte Kiefer, denn sonst wäre das Sprechen ja nicht möglich. Das war auch der einzige Grund, warum er zugelassen hatte, dass der Heiler geholt wurde. Er wollte das der Bengel litt für die Dummheit, die er begangen hatte. Einen anderen, eindeutig unwilligen Jungen zu begrabschen, war das Dümmste, was man in der magischen Welt tun konnte und Percy ahnte, dass der Beste nur am Leben war, weil Charlie gern einige Antworten hätte. Sonst hätte auch Hagrid seinen in Rage geratenen Bruder nicht stoppen können und Finningan wäre tot gewesen. Gründlich. Nicht mal seine Mutter hätte ihn dann noch an den Resten identifizieren können.
 

Er selbst hatte auch das dringende Bedürfnis, den Bengel zu verprügeln, doch er wurde von zwei Auroren beobachtet und er würde sich so eine Blöße niemals geben. Er machte ein kurzes Zeichen, einer der Auroren trat vor, zwang den Sechzehnjährigen seinen Mund zu öffnen und tröpfelte ihm das Wahrheitsserum ein. Er hatte nicht die Geduld für eine peinliche Befragung und für dumme Lügen. Er wollte nur die Verbindungen zu Dumbledore, der seine Familie nicht nur beleidigt, sondern auch bedroht hatte.
 

„Name, Alter, Status,“ begann Percy, als die Augen sich verschleierten, gab zeitgleich einem Auror mit einer magischen Feder ein Zeichen, der diese los ließ und sie über einige Pergamente glitt.
 

„Seamus Finningan, sechzehn, Schüler des sechsten Jahres in Hogwarts.“
 

„Hat Harry James Potter Weasley je mit Ihnen geflitet?“
 

„Nein.“
 

„Hat er je Andeutungen gemacht, eine Beziehung mit Ihnen zu wollen?“
 

„Nein.“
 

„Haben Sie ihn zum Sex aufgefordert?“
 

„Ja.“
 

„Wie oft?“
 

„Zehn mal.“
 

„Wollte er das?“
 

„Nein.“
 

„Warum haben Sie ihn dann belästigt?“
 

„Weil ich es sollte:“
 

„Wer hat Ihnen das befohlen?“
 

„Albus Dumbledore und Hermine Granger.“
 

„Warum?“
 

„Um einen Keil zwischen Potter und seinen Pseudomann zu treiben.“
 

„Was sollte das bringen?“, Percy ballte seine Fäuste, er musste sich wirklich zurückhalten.
 

„Weasley sollte ihn verprügeln,“ kam es tonlos zurück.
 

„Warum?“
 

„Damit er zu uns zurückgekrochen kommt und sich wieder den Befehlen beugt, er darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen.“
 

„Wollten Sie etwas von Harry, bevor Sie auf ihn angesetzt wurden?“
 

„Ja.“
 

„Wie haben Sie ihn dazu gebracht, sich nicht mehr zu wehren?“
 

„Ein Zauberamulett, das Granger von Dumbledore für mich geholt hat. Es wirkt lähmend, wenn ich es will.“
 

„Also haben Sie auf Dumbledores Befehl gearbeitet?“
 

„Ja.“
 

Percy machte dem Auror wieder ein Zeichen, so, dass der dem Bengel das Gegengift gab, wesentlich gröber, als zuvor. Niemand hatte mehr Mitleid. Dann sah er dem Iren in die Augen: „Dummer Bengel, “ lächelte er eisig. „Es war dumm, sich mit einer alten Familie anzulegen, wirklich dumm. Bringt ihn weg.“
 

„Er ist eine Nutte! Er fand es toll! Er will nichts von deinem Drecksbruder!“
 

„Das erklärt, warum er keine Erektion bekommen hat, “ lächelte Percy kalt, dann sah er auf die Aufzeichnungen: „Eine Kopie davon geht an meinen Vater, eine Weitere zu meinem Bruder Bill, “ erklärte er. „Die wollen einige Dinge einfordern, bevor das öffentlich wird.“
 

„Was soll das?“, fragte einer der Auroren. „Warum keine weiteren Anzeigen?“
 

„Das wird kommen. Aber erst hat meine Familie einige Vorrechte.“
 

„Natürlich, Mister Weasley,“ lächelte einer der beiden Auroren, selbst ein Vollblut mit alter Familie. Damit verließen sie mit ihrem Gefangenen den Raum.

Erste Ausbrüche

Mit einem Japsen fuhr Harry nach oben, er zitterte noch von dem Alptraum, doch sofort schlossen sich die sicheren Arme um ihn, er wurde an einen warmen Körper gezogen.
 

„Es ist gut,“ sprach Charlie leise. Er hatte neben dem Jüngeren gesessen, hielt ihn eng an sich gedrückt. „Es war nur ein Alptraum, du bist sicher.“
 

Erleichtert sackte Harry gegen den Älteren, sog dessen inzwischen vertrauten Geruch in sich auf. Kein Seamus. Keine Bücherei, nur Charlie. „Tut mir Leid,“ murmelte er. „Hab ich... lang geschlafen?“
 

„Nur ein paar Stunden;“ gab Charlie zurück. „Du bist pünktlich zum Abendessen aufgewacht.“ Er lächelte, sah Harry eine Weile an und küsste ihn dann. Er genoss dieses Gefühl mehr als alles Andere.
 

„Liebst.. liebst du mich wirklich?“, fragte Harry leise. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen.
 

„Ja,“ war die simple Antwort. „Ich war auch nur in der Bücherei, weil ich das Gefühl hatte, dass du mich rufst,“ fügte er an. Er strich durch die vom Schlafen wirren Haare. „Glaub mir, das tue ich,“ fügte er nach einer Weile an.
 

„Seamus?“, fragte Harry, er hatte Angst, dem Anderen noch ein Mal begegnen zu müssen.
 

„Verhaftet,“ gab Charlie hart zurück. „Und du wirst ihm hier nie wieder begegnen, mach dir keine Sorgen.“
 

Der Grünäugige nickte sichtlich erleichtert. Er fühlte sich noch immer so fertig, irgendwie richtig krank. „Kann... ich morgen hier bleiben?“, fragte er daher. „Es ist ohnehin nur Verteidigung, den Stoff kenn ich schon, und McGonagall...“
 

„Natürlich,“ stimmte Charlie zu. „Du kannst bis zum Wochenende hier bleiben,“ fügte er an. „Bis dahin haben wir auch etwas getan, um Dumbledore aus dem Weg zu räumen,“ versprach er.
 

„Wie? Was habt ihr vor?“
 

„Dumbledore aus der Schule jagen,“ gab Charlie zurück. „Ich habe gesagt, dass wir die Sitze in den Räten fordern werden, wir werden ihn demontieren. Der Alte ist mehrere Schritte zu weit gegangen. Wir setzen deinen Plan in Bewegung.“
 

Harry lächelte einfach nur. Vermutlich sollte er sich bevormundet vorkommen, doch stattdessen fühlte er sich einfach nur geschützt und geliebt. Er kuschelte sich an den Älteren, hielt sich an ihm fest. Bis ein Trillern ihn an einige andere Mitbewohner erinnerte. „Ich glaub, da hat wer Hunger,“ stellte er fest, trennte sich, wenn auch nur ungern von dem Älteren und kniete sich vor den Laufstall, was dazu führte, dass die Kleinen sich auf ihre Hinterpfoten stellten und mit den Schwänzen wackelten.
 

„Ja, das denke ich auch,“ nickte Charlie, er trat zu einem Schrank und holte das Milchpulver, rührte es an und erwärmte es mit einem Zauber, gab zwei der Flaschen ab und half Harry, zwei der Drachen auf den Schoß zu nehmen, während er die Anderen nahm. Es war einfach zu süß zu sehen, wie die Tiere sich an seinem Mann rieben, bevor sie die Nuckel schnappten.
 

„Sie bekommen sicher bald das erste Fleisch, oder?“, fragte er dann. Denn in einem der Bücher hatte gestanden, dass Drachen nur in den ersten Wochen Milch tranken und schon sobald die ersten Zähne waren, zusätzlich Fleisch brauchten.
 

„Ja, in einer Woche, denke ich,“ erklärte Charlie. „Dann werden sie zu zahnen beginnen und ich werde kleine Fische und Mäuse mitbringen. Oder Eintagsküken, die verkaufen die Muggel kistenweise, weil sie die männlichen Küken nicht brauchen können.“
 

Harry nickte, er wusste, es waren Notwendigkeiten und er wusste ja, wie die Muggel ihre Hühnereier bekamen. Er lachte leise, als Kheleka seine Hand anstupste und begann, daran zu nuckeln, obwohl sie eigentlich satt war. Sie tat es einfach so. Er war vor Allem froh, dass er erst mal nicht in den Unterricht musste. „Nimmst du eigentlich immer alle mit in den Unterricht?“
 

„Was? Nein, ganz sicher nicht!“, lachte Charlie. „Das kleine, blaue Ekel, dass du da hast und das gerade einen auf ganz harmlos macht, beißt und kratzt, nur Galan und Thalia sind einigermaßen verträglich, zumindest noch. Aber anfassen lassen sie sich von den Anderen sicher nicht. Ich meine, sie lassen sich von dir anfassen, aber nicht von mir, nur, wenn ich sie füttere. Du bist ihre Bezugsperson.“
 

„Sie ist kein Ekel!“, verteidigte Harry seine Kleine. „Nur... etwas schüchtern.“
 

„Okay,“ grinste Charlie. „Wie du meinst, es sei dir gelassen, aber wir Beide gehen jetzt was essen.“ Er brachte erst seine beiden Schützlinge zurück in den Laufstall, die ohnehin schon wieder geübt hatten, ihre Beine zu koordinieren, erst dann nahm er die anderen Beiden hoch, die wenig begeistert knurrten, sich aber wohl oder übel in ihr Schicksal fügen mussten. Noch. Solange sie zu klein waren, um sich zu wehren.
 

Harry nickte und stand auf, erleichtert, als eine Hauselfe ihnen das Essen wohl hierher gebracht hatte, er wollte um Nichts in der Welt zurück und er war unendlich froh, nicht ins Schloss zu müssen, denn das war im Moment purer Horror für ihn.
 

Es gab einfachen Eintopf, dazu Brot und es schmeckte einfach nur köstlich. Als er selbst satt war, lehnte er sich an seinen Mann, der ihm gesagt hatte, dass er ihn auch liebte. Und es war ein unglaubliches Gefühl. Ein Glück, mit dem er nicht mehr gerechnet hatte.
 

„Du bist immer noch vollkommen erschöpft,“ stellte Charlie leise fest. „Komm, zieh dich um, dann kannst du dich wieder hinlegen.“
 

„Warum bin ich so müde, ich hab doch nicht mal trainiert...“
 

„Psychische Erschöpfung,“ gab Charlie nur zurück. Er küsste den Jüngeren. „Geh einfach ins Bad, dusch dich und komm dann ins Bett, ich setze mich dazu, ich muss ohnehin noch einige Dinge für den Unterricht vorbereiten.“
 


 


 


 


 


 


 

Ruhig betrachtete Arthur die zwölf Menschen, die in einem Halbkreis um ihn und seine beiden anwesenden Söhne standen. Es war früher Morgen und Charlie hatte erklärt, dass er bei Harry bleiben würde, damit der nicht allein aufwache, nach dem, was sich am Vortag ereignet habe, es ginge ja heut nur um die Anerkennung und die Beweislage, zum Urteil würde er selbstverständlich anwesend sein. Und das würde wohl sicher nicht vor übermorgen fallen, so verlangte es die Tradition. In seiner Hand hielt er die Erinnerungen von Charlie, als der Harrys Rücken das erste Mal gesehen hatte.
 

„Das sind viele Stühle und somit sehr viele Stimmen,“ sprach schließlich die Vorgesetzte. „Nicht nur hier, sondern auch in den anderen Räten.“
 

„Wir haben ein Recht darauf,“ gab Arthur, als das Familienoberhaupt, zurück. „Die Rollen liegen vor euch. Bisher haben wir verzichtet, doch etwas ist geschehen, das diese Handlung erfordert. Wir verlangen, was seit Jahrhunderten das Unsere ist.“
 

Es war Lucius, der sich ruhig erhob. „Die Ansprüche sind gerechtfertigt," sprach er ruhig. „Und ich weiß, dass Harry James Weasley nichts dagegen hat, von diesen Leuten vertreten zu werden, bis er sich selbst in der Lage sieht, seine Urplätze einzunehmen, unter Anderem den Sitz Merlins. Wir sollten stolz sein, den letzten wahren Erben unter uns zu begrüßen, oder stellvertretend dessen Familie.“
 

Die restlichen Anwesenden berieten sich leise, während er zu Severus sah, der ausnahmsweise selbst mal da war, mit ausdruckslosem Gesicht in einem der Stühle saß, vor sich seine beiden Stimmkarten, ja oder nein. „Die müssen aber auch aus Allem einen riesigen Zinnober machen...“
 

„Würdest du auch, wenn dir klar wird, dass du kaum noch was ohne die Zustimmung einer einzigen Familie erreichen kannst,“ gab der Tränkemeister trocken zurück. „Ich meine, überleg mal, allein vier der fünf ältesten und schwer wiegendsten Stimmen sind soeben weg, Merlin und drei der Gründer. Ich habe den anderen Gründerstuhl, du zwei Weitere und wir sind auf deren Seite, sie haben aber noch drei weitere Stimmen. Ich würde sagen, das bringt hier an ganz neues Gleichgewicht rein.“
 

„Allerdings,“ nickte Lucius und grinste. „Es könnte endlich mal interessant werden und statt die neuen Schlüsse nur zu blockieren, können wir endlich selbst Sinnvolle beschließen. Das ist doch mal was.“
 

Severus lächelte etwas zynisch. „Und du meinst, die Anderen, die magische Wesen aus Hogwarts ausschließen wollten, sehen das auch so?“
 

„Nein, aber sie werden keine Wahl haben,“ grinste Lucius hämisch. „Rache für Jahre voller Dummheit und Idiotie!“
 

„Toll,“ murmelte Severus nur, heftete sein Augenmerk wieder auf die Vorsitzende, die sichtlich wenig begeistert die Pergamente erneut untersuchte, bitter enttäuscht, sie nicht als Fälschungen outen zu können. Niemand teilte gern Macht. Schon gar nicht, wenn man erst Alles hatte und auf ein Mal nichts mehr zu bleiben drohte.
 

„Die Papiere sprechen die Wahrheit,“ musste die Vorsitzende nach einer Weile eingestehen. Sie war wenig begeistert von dieser neuen Entwicklung, doch sie konnte nicht verwehren, was die Leute forderten. Und wenn sie es noch so gern täte. Sie musste damit leben, dass auf ein Mal die uralten Sitze alle weg waren, wo Albus Dumbledore doch immer wieder betont hatte, dass er Anspruch darauf habe, dem sie schon mehr als ein Mal fast nachgegeben hätte. Der Mann war immerhin alt und weise und es war eigentlich eine Schande, ihm seinen Sitz zu verweigern, aber er hatte nie die Papiere bringen können. Diese Leute aber hatten sie. „Die Ansprüche sind gerechtfertigt. Ich muss fragen, wer diese Sitze nimmt.“
 

„Meine ältesten drei Söhne und ich,“ erklärte Arthur ruhig. „Sowie mein Schwiegersohn, wenn er wieder in der Lage dazu ist, wir werden uns auch gegenseitig vertreten, so es uns notwenig scheint. Ich als Oberhaupt der Familie habe die entsprechenden Papiere bereits vorbereitet.“ Wie gesagt, er mochte eigentlich keine Ambitionen haben, aber verdammt noch mal, er wusste sehr wohl, was er zu Tun hatte und hätte er gewollt, hätte er schon früh befördert werden können, doch das hätte mehr Politik bedeutet, was er nie gewollt hatte. Andere Dinge waren ihm immer wichtiger erschienen. Und nun steckte er doch mittendrin, zum ersten Mal bereit, seine Familie zu rächen und Wiedergutmachung zu fordern, nach einigen wirklich üblen Beleidigungen.
 

„So sei es,“ gab die Vorsitzende schließlich nach und fünf Stühle erschienen, auch wenn nur drei Leute anwesend waren. Sie hatte keine Wahl, sie musste sich den alten Gesetzen beugen, die nie geändert worden waren. Nun, das war ein guter Punkt, um neue Gesetze zu machen, dann das war wirklich ein Ungleichgewicht! So viele Stimmen aus nur einer einzigen, verdammten Familie!
 

Lucius grinste einfach nur und deutete mit dem Kopf auf die Sitze, so, dass die Drei sich setzten, vor allem Percy schien voll in seinem Element, doch er hielt sich zurück, immerhin war nicht er sondern sein Vater das Oberhaupt und damit der Wortführer.
 

„Mir wurde gesagt, es geht hierbei nicht nur um die Ernennung, sondern auch um eine Dringlichkeitssitzung, die sich vielleicht über einige Tage hinziehen könnte,“ fragte die Vorsitzende, während sie selbst ihren Platz wieder einnahm.
 

Arthur nickte, er stand wieder auf, ging nach vorn. „Alle Stimmen meines Hauses gehen dahin, Albus Percival Wuflric Dumbledore seines Postens zu entheben und ihn aus der Schule zu jagen!“, erklärte er mit ruhiger Stimme.
 

„Wieso?“, begehrten die Alten sofort auf: „Der Mann ist weise und er kämpft für das Licht! Er ist ein guter Direktor!“
 

„Sanktioniert ein guter Direktor die Misshandlung eines Schülers und stiftet Andere an, ihn zu vergewaltigen?“, fragte Arthur seelenruhig weiter. „Dieser Mann hat meine Familie beleidigt und noch bevor es meine Angelegenheit wurde hat er einen Jungen einem Schicksal ausgesetzt, unter dem er vermutlich immer leiden wird! Das kann und werde ich nicht dulden! So ein Mann darf in keiner Position bleiben, weitere Kinder so zu behandeln und Andere einer Gehirnwäsche zu unterziehen, wie er es mit meiner einzigen Tochter getan hat!“
 

„Das sind schwere Anschuldigungen,“ meldete Joe Lovegood sich zu Wort. „Man kann solcherlei Dinge nicht einfach in den Raum stellen, sie zerstören den Ruf einen unbefleckten Mannes und ohne Beweise ist das eine Straftat.“
 

Arthur lächelte zynisch. „Ich habe einen Zeugen und mehrere Beweise,“ gab er ruhig zurück. „Und man kann weitere Zeugen holen,“ fügte er an. „Unter Anderem die Beauftragte im Ministerium, Dolores Umbridge. Tränkemeister Severus Snape hat sicher Wahrheitsserum dabei, um jeglichen Verdacht einer Lüge zu unterbinden. Ich bin auch bereit, es selbst zu nehmen, so es nach allen Aussagen noch erforderlich scheint.“
 

Severus nickte knapp und stellte zwei Phiolen heraus, das Serum und das Gegenmittel.
 

„Nun denn,“ forderte die Vorsitzende auf, ohne an die Unterstellungen zu glauben. „Beginnen Sie mit Ihren Ausführungen, wobei ich mir sicher bin, dass das nur ein riesiges Missverständnis sein kann! Ich vertraue Albus Dumbledore! Bisher wollte er immer nur das Beste für die Gesellschaft!“
 

„Ich denke, nach dem, was ich zu sagen und zu zeigen habe, werden Sie Ihre Meinung schnell ändern,“ gab Arthur ruhig zurück. Und dann aktivierte er, ohne weitere Vorwarnung die Erinnerungen, die ihm der Tukan heute Morgen erst gebracht und die er selbst nicht gesehen hatte. Er beobachtete selbst mit Entsetzen, wie Charlie auf den vollkommen blutigen Rücken starrte, wie Harry nur darum bettelte, niemandem etwas zu erzählen und sein zweitältester Sohn seine Hilfe zusagte. Anschließend verteilte er die Dokumente, die Harrys Verletzungen aufzählten, die der Heiler, der Harry in Bulgarien untersucht hatte, angefertigt hatte. Mit dem Schluss, dass man Harry vermutlich von dem Augenblick misshandelt hatte, als er an der Türschwelle seiner Verwandten abgelegt worden war, wie ein Beutel Müll.
 

Es folgten Stellungnahmen von Karkaroff und einigen Anderen, die bestätigten, dass man Harry für die Aufgabe, zu der man ihn drängte, bei weitem nicht genug unterrichtet hatte, dass dessen Zauberstab nur gut war, seine Magie zu verstümmeln und dann die Aussage, dass der Direktor selbst Harry jedes Jahr unendlichen Gefahren ausgesetzt und ihn im letzten Jahr auch selbst verflucht habe. Gekrönt wurde es von der Aussage von Finningan, der zur Vergewaltigung aufgerufen worden war, um eine Ehe zu zerstören.
 

Lucius war überrascht, wie schnell dieses betretene Schweigen einkehrte, diese absolute von Entsetzen und Unglaube durchzogene Stille, während ein Bild aus dem Denkarium angehalten worden war, das, in dem Charlie sich den geschundenen Rücken ansah. Dazu die medizinischen Berichte.
 

Die Vorsitzende starrte auf all die Berichte, die zertifiziert worden waren, von einer Regierung, zwar einer Ausländischen, aber das spielte ja keine Rolle, von höchster Stelle auf jeden Fall. Dann sah sie auf den rothaarigen Mann, der ihrem Blick ruhig begegnete, ohne auch nur zu blinzeln. Der hier war, um ein Mitglied seiner Familie zu rächen. Und sie musste ehrlich sein, wenn das stimmte, war Dumbledore eine Bedrohung für die Schule und sicher kein Segen.
 

Aber sie konnte das nicht sehen! Der Mann hatte schon sie unterrichtet, er war ihr immer geduldig erschienen und voller Verständnis. Wie ließ sich das mit dem Bild vereinbaren, das sich nun immer deutlicher abzuzeichnen begann? Wie sollte sie das akzeptieren? „Was hat das mit Madame Umbridge zu tun?“, fragte sie daher, verzweifelt nach einer Lücke in der Beweisführung suchend.
 

„Sie hat mit vollem Wissen und Zustimmung des Direktors eine Blutfeder gegen meinen Schwiegersohn verwendet, die ihm eine Narbe einbrachte, ‚ich darf nicht lügen’, wobei inzwischen Jeder weiß, dass seine Berichte über Voldemorts Rückkehr keine Lüge waren und dass der Direktor das auch sehr wohl wusste. Die Verletzung und ihre Tiefe sind mit aufgeführt.“
 

„Warum ist Harry Potter dann nicht hier, um selbst auszusagen?!“, fragte eine andere Frau, die ebenso ungläubig aussah.
 

„Weil ich nicht wünsche, dass er noch weitere Traumata zu erleiden hat, “ gab Arthur eisig zurück. „Wenn ein anderes Kind vergewaltigt und geschlagen wird, wird es nicht vor Gericht gezerrt, die Aussagen der Familie werden akzeptiert. Sollte das bei ihm nicht auch der Fall sein? Er wäre fast vergewaltigt worden, er wurde sein Leben lang geschlagen! Ich werde ihn sicher nicht auch noch so einer Befragung aussetzen!“
 

Stille. Absolute Stille. Noch nie hatte man Arthur Weasley so aggressiv erlebt und zum ersten Mal sah auch Lucius, dass der Mann von altem Blut war. Er war es schließlich auch, der sich erhob. „Ich beantrage, dass Albus Dumbledore seiner Ämter in Hogwarts enthoben und sein Gehalt gestrichen wird, was er getan hat, sind schwere Verbrechen. Er muss verhaftet und hier, vor uns allen, befragt werden, so, wie das Gesetz es will, dass auch Harry Potter vor einem Auftritt hier schützt, “ fügte er an.
 

Arthur nickte dem Blonden erleichtert zu und setzte sich wieder auf seinen Platz zu seinen Söhnen, die die Anderen mit auffordernden Blicken in die Enge zu treiben schienen.
 

„Zugestimmt,“ meldete Severus sich ruhig und auch Lovegood nickte.
 

„Wenn etwas an dieser Sache dran ist, will ich nicht wissen, wie viele unserer Kinder in konstanter Gefahr geschwebt haben,“ meldete sich ein anderer Mann zu Wort. „Albus Dumbledore soll verhaftet und hierher gebracht werden. Egal, wie das Kind nun heißt, ein Direktor darf Dinge wie eine Blutfeder nie sanktionieren! Des Weiteren fordere ich eine peinliche Befragung von Dolores Umbrige.“
 


 


 

Harry erwachte, als etwas Feuchtes über seine Wange glitt. Mehrfach. Verwirrt sah er auf – direkt in nachtblaue, große, unschuldige Augen. Verwirrt blinzelte er, sah dann erneut hin. Nein, er irrte sich nicht. Kheleka saß, stolz mit ihrem Schwanz wedelnd, auf dem Bett und leckte ihn gerade ab. Er richtete sich auf, sah zu dem abgegitterten Stall – und erkannte, dass auch Galen seine Barriere fast überwunden hatte und nun dann auf den Boden plumpste, um anschließend seinen Weg zum Bett zu machen. „Was tut ihr denn da?“, fragte er, immer noch erschöpft, aber ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er eigentlich wirklich wach sein sollte, immerhin war es weit nach Zehn. Morgens, sollte man zufügen.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Charlie, der in dem Moment, voll angezogen, ins Schlafzimmer kam. Er hatte gleich Unterricht und er musste hin, aber Harry hatte noch geschlafen, als er ins Bad verschwunden war. Nun allerdings saß sein Mann, sichtlich verwirrt, auf dem Bett, während der kleine Eisdrache schnurrte und sich streicheln ließ. Er blickte zu dem Stall und wurde verdattert Zeuge, wie auch Nummer Drei und Vier es irgendwie schafften, nach Oben zu kommen und dann nach Unten zu purzeln, sie rollten sich ab, dann machten sie sich auf den Weg zum Bett.
 

„Völkerwanderung,“ meinte Harry nur trocken, während er gerade Nummer zwei auf das Bett half. „Etwas sagt mir, dass wir das Gitter erhöhen sollten.“
 

„Allerdings,“ stimmte Charlie zu, er trat zum Bett und küsste seinen Mann sanft. „Nur fürchte ich, dass das deine Fans auch nicht lange aufhalten würde,“ meinte er nur, während er beobachtete, wie auch die letzten Beiden das Bett bezwangen und sich zufrieden bei Harry zusammen rollten.
 

Harry lächelte etwas, wurde aber dann wieder ernst. „Musst du los?“, fragte er leise.
 

„Ja, ich muss Unterricht halten, sonst fängt es an, aufzufallen, Severus und Lucius sind schließlich schon weg. Du siehst nicht sehr wach aus,“ stellte Charlie dabei leise fest.
 

„Ich bin auch noch... müde,“ gab Harry zu. „Ich versteh einfach nicht, warum!“
 

„Schlaf noch etwas,“ gab Charlie nur zurück. „Dann wird es sich sicher geben,“ meiner er. „Ich wecke dich spätestens zum Mittagessen. Und an Gesellschaft mangelt es dir offensichtlich nicht,“ grinste er, als er sah, wie alle Vier sich eng an Harry kuschelten. Sie hatten eindeutig die Absicht, zu bleiben.
 

„Braust du nicht einen... für den Unterricht?“
 

Charlie musterte die Kleinen, wobei einer nach dem Anderen warnend die Zähne fletschte. Nein, keiner würde ihm heute eine große Hilfe sein. „Nein, heute nicht,“ gab Charlie nur zurück. „Heute sollen sie etwas über Körperbau lernen, da reichen Bilder und Karten.“ Er strich über Harrys Haare, beobachtete, wie der Jüngere sich wieder in die Kissen legte und um die Drachen zusammenrollte. „Schlaf einfach...“
 

Erst, als Harry wieder schlief, ging er, immer noch sauer über das, was man dem Jungen angetan hatte. Und er würde noch richtig auf den Putz hauen. Harry war mental so erschöpft, dass er jetzt noch schlief, weil er nicht wach bleiben konnte. Aber das würde Folgen haben! Jeder, der etwas damit zu tun gehabt hatte, würde leiden! Schrecklich! Und er würde Ron bitten, den Jüngeren nicht noch mal aus den Augen zu lassen, sein Bruder machte sich ja auch so schon Vorwürfe.
 

Harry schlief tatsächlich bis zum Mittagessen, bis ihn eine Hand auf der Schulter weckte. Er rollte sich erst mal unwillig um die Drachen zusammen, die immer noch da lagen, wie er feststellte, dann aber öffnete er die Augen. „Hi...“
 

Charlie lächelte etwas und setzte sich zu seinem Mann, der sich nun langsam entspannte und sich doch noch herumdrehte. „Na, ausgeschlafener?“, fragte er und hielt die vier Flaschen hoch.
 

Harry lächelte etwas und setzte sich auf, rieb sich die Augen. „Noch etwas müde, aber es geht,“ erklärte er. „Warum bin ich so müde?“
 

„Das wird sich sicher bald geben,“ lächelte der Rotschopf und half Harry, sich aufzusetzen, bevor er sich an die vier Okkupanten seines Bettes. „Aber nur im eines festzustellen, das hier ist eine Ausnahme, das hier ist das Menschenbett, eures ist da hinten!“ Die Drachen beschränkten sich darauf, sich demonstrativ abzuwenden.
 

„Er hat Recht, wisst ihr?“, lächelte Harry nur. „Aber keine Sorge, wir machen euer Bett größer und wenn ihr schon so aktiv seid, geh ich morgen für eine Weile mit euch raus – wenn ihr versprecht, in der Nähe zu bleiben.“
 

Charlie hätte fast losgegrölt, als alle Vier sich wieder zu Harry wandten und eifrig nickten. Erst, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, schnappte er sich zwei der Tiere und hielt ihnen die Nuckel hin, auf die sie sich sofort stürzten.
 

Auch Harry hatte sich inzwischen aufgerichtet und gab seinen Beiden die Nuckel, beobachtete, wie die ihre Pfoten auf die Flaschen legten, damit ja Niemand die wegnahm, während noch ein einzelner Tropfen darin war. Als die Vier allerdings satt waren, begann Charlie, sie wieder in ihren Käfig zu setzen, wobei er Diesen dann aber vergrößerte, das Gitter erhöhte und nach Innen knickte, so, dass die Vier so schnell keine weiteren Ausflüge mehr machen würden – wie er wohl hoffte.
 

„So, und nun zu dir,“ lächelte Charlie. „Komm, raus aus dem Bett, zieh dich an und dann gibt es Essen für uns.“
 

Harry nickte und verabschiedete sich entgültig von den warmen Laken, er wollte gerade aus dem Raum, als er die große Hand spürte, die sich um sein Gelenk schloss. Überrascht sah er auf, lächelte aber dann, als Charlie ihn zu sich zog und ihn noch mal heiß küsste. Bis sie sich, wohl oder übel, trennen mussten, um wieder Luft zu bekommen. Er lächelte Charlie nur an, wurde von einem weiteren Kuss auf die Nasenspitze belohnt.
 

„Na los,“ forderte Charlie den Jüngeren auf. „Geh.“ Er beobachtete, wie Harry aus dem Raum verschwand und musste sich beherrschen, nicht einfach hinterher zu laufen, seit er wusste, dass er mit seinen Gefühlen nicht allein dastand. Aber er wusste, sie brauchten Beide etwas Zeit, um sich auf dese neue Situation einzustellen, die nur durch einen mehr als unschönen Zwischenfall überhaupt erst klar geworden war. Er wollte Harry nicht überfallen, er wollte, dass der sich hier sicher fühlte, auch, wenn der Rest der Welt sich gegen ihn verschwor. Das war das Wichtigste überhaupt.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen stand Charlie auf und rief eine Hauselfe, der er befahl, das Mittagessen hierher zu bringen. Er hörte das Wasser aus dem Bad – und das frustrierte Protestieren aus dem Schlafzimmer, wo seine hauseigene Rasselbande gerade feststellte, dass der nächste Ausbruchversuch wohl doch etwas mehr Planung kosten würde, als ihr erster. Aber das gehörte eben dazu. Es war ohnehin das erste Mal, dass er so zahme Drachenbabys gesehen hatte und es waren nicht die Ersten, bei deren Aufzucht er geholfen hatte. Er wurde das Gefühl ohnehin nicht los, dass der einzige Grund, warum es so einfach war, sein Mann zu sein schien. Harry war ein so natürlicher Zähmer, dass es einfach nur erstaunlich war. Er hatte bereits mehrere Berichte zu seinem Vorgesetzten geschickt, die der nicht glauben konnte, doch dann hatte er einige seiner Erinnerungen dupliziert, in ein Fläschchen abgefüllt und seinem Boss mitgeschickt. Per Tukan. Schon allein, weil der ihm nicht geglaubt hatte. Nun aber wollte sein Boss bald hierher kommen, um das selbst zu sehen. Na, er war schon gespannt auf dessen Gesicht...
 

Harry lächelte, er lehnte verträumt in der Dusche, während das Wasser auf ihn herunter prasselte. Er konnte es immer noch nicht fassen, es war wie ein Märchen, dass Charlie ihn auch liebte. Ihn, gerade ihn, der kaum Fett auf den Knochen hatte und der eigentlich verdammt klein war. Und doch hatte Charlie sich ihn ausgesucht. Erst nach einer ganzen Weile trat er wieder aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich an, bevor er in das Wohn und Esszimmer trat, wo Charlie schon am gedeckten Tisch wartete. „Hmmm...“, er wurde allerdings etwas rot, als sein Magen auch noch lautstark knurrte. Dann blickte er zum Schlafzimmer.
 

„Denk dir nichts, sie haben nur festgestellt, dass ihr Käfig fürs Erste ausbruchsicher ist. Und jetzt setz dich, du hast Hunger,“ lächelte der Rotschopf und füllte einen der Teller, den er dann weiter gab.
 

„Danke,“ lächelte Harry nur und begann, gierig zu essen. Er merkte, dass er das Frühstück vollkommen verpasst hatte und nun musste er das wieder nachholen, vor Allem, wo es so lecker schmeckte. Es gab Steak, Folienkartoffeln und Kräuterbutter, Mais und Salat. Und Harry langte zu. Oft.
 

Charlie, der nach dem zweiten Teller satt war, beobachtete fasziniert, wie Harry immer weiter aß. Er war froh dass der Jüngere sich nach den Ereignissen gestern wieder einigermaßen gefangen zu haben schien, es hätte auch gut sein können, dass er Nahrung verweigert hätte. Das war bei Opfern von Vergewaltigung eine natürliche und eine mögliche Reaktion, aber zum Glück hatte sein Mann sie nicht. Vermutlich einfach auch, weil er rechtzeitig da gewesen war, um es zu verhindern.
 

Erst beim vierten Teller sah Harry auf – und wurde rot, als er sah, dass Charlie ihn beobachtete.
 

Charlie lachte leise. „Na los, iss weiter. Und künftig wirst du keine Mahlzeit mehr verpassen...“
 

Der Grünäugige sah den Anderen an, wurde noch etwas röter, aß aber dann weiter. Er hatte nun mal Hunger! Was konnte er denn dafür?
 

Der Drachenzähmer lächelte nur und enthüllte dann den Nachtisch. Heißer Fruchtstrudel mit Vanilleeis. Er nahm sich eine Schale, gab eine Weitere an Harry, der begeistert weiter aß. Nun, zumindest bestand so die Chance, dass der tatsächlich bald eine etwas gesündere Figur bekommen würde.
 

Nach dem Essen lehnte Harry sich zurück und tätschelte seinen Bauch. „Ich glaub, ich bin voll,“ grinste er dann.
 

„Das möchte man meinen,“ gab Charlie trocken zurück, lachte aber dann. „Nun, zumindest ist nicht viel übrig geblieben,“ meinte er in seiner gutmütigen Art. „Ron kommt sicher auch bald, um dir die Hausaufgaben zu bringen.“
 

„Hausaufgaben?“, fragte Harry empört. „Aber...!“
 

Der Ältere lachte. „Na ja, kein Unterricht ist eine Sache, aber keine Hausaufgaben leider eine Andere und Poppy hat angekündigt, dass sie morgen vorbei kommt, um dir deine Stunden zu geben.“
 

Harry stöhnte nur mitleiderregend, aber er wusste, es war ein verlorener Posten, auf dem er stand. Er würde sich wohl oder übel fügen müssen. Was seinen Mann offensichtlich nur noch mehr amüsierte. Gemeinheit aber auch!

Beenden, was viel früher begann

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Auf das Licht folgt Schatten

„Mir ist schlecht,“ stellte Bill leise fest. Es war schon lange dunkel und Mitternacht seit einiger Zeit vorbei, als er endlich mit seiner Familie, Severus und Lucius aus dem Ministerium kam. Sie Alle waren bleich und vermutlich war mehr als eine Person einfach nur dafür dankbar, dass Charlie die ein oder andere Kleinigkeit hier nicht mit gehört hatte. Sonst hätte es zweifellos Tote gegeben. Sie Alle wussten, was sowohl ihr Bruder alsauch Harry zu verstecken versuchten – das die Beiden sich gegenseitig liebten. Aber Charlie war zu, na ja, zu freiheitsliebend, um es gegenüber dem Jüngeren zu zugeben und Harry vermutlich nach Allem, was sie erfahren hatten, zu verstört, um je auf die Idee zu kommen, den ersten Schritt zu tun, was nichts daran änderte, dass Charlie Jedem, der Harry drohte, wirklich gefährlich werden konnte und sicher auch würde.
 

Arthur musterte seinen Ältesten eine Weile lang einfach nur wortlos. Er öffnete die Haustöre und ließ erst mal ihre ‚Gäste’ hinein, bevor er sich setzte. „Molly, würdest du uns bitte Alkohol bringen? Irgendwas Starkes,“ fügte er an. Und das, wo er eigentlich nicht trank. Er hätte gedacht, schon Alles erfahren zu haben. Er hatte sich getäuscht. Erst, als Molly eine Flasche Feuerwhiskey gebracht hatte und Jeder ein Glas vor sich stehen hatte, wandte er sich wieder Bill zu. „Das drückt es noch milde aus.“ Er kippte sich den gesamten Inhalt runter und schluckte ihn, schloss dann die Augen. „Wer erzählt es Charlie?“
 

Stille. Absolute Stille.
 

Das war ein Job um den Niemand sich riss. Keiner wollte das erleben, Niemand mit dem Drachenzähmer verhandeln. Sie wussten nur zu gut, wie der Seamus zugerichtet hatte und wie viel Kraft es gekostet hatte, den Rotschopf von seinem Opfer abzubringen. Dieses Mal würden nicht mal Remus und Hagrid es zusammen schaffen.
 

„Und wer verklickert das Lupin?“, fragte Percy weiter. Noch so eine Sache. Wer bitte wollte einen Werwolf oder einem ehemaligen Werwolf erzählen, dass das Alles geschehen war, dem Kind, dass der fast als sein eigenes betrachtete? Sicher, ein Werwolf an sich war er nicht mehr, aber er hatte die Stärke und die geschärften Sinne behalten. Er würde also regelrecht riechen, sollten sie zu lügen versuchen.
 

„Wunderbare Aussichten,“ diagnostizierte Severus trocken, während er an seinem Glas nippte. „Warum reißen wir nicht gleich die gesamte Schule ab? Das könnte den beiden Wüterichen etwas Arbeit ersparen.“ Der Tränkemeister empfand inzwischen widerwillige Bewunderung für den Jungen, der all das, was ihm geschehen war offensichtlich vor Allen und Jedem geheim gehalten hatte. Die Schmerzen, die Angst, sicher auch die Einsamkeit. Ron und Charlie dachten, etwas zu wissen, aber das, was sie wussten, schien kaum ein Bruchteil dessen zu sein, was tatsächlich stattgefunden hatte. Dumbledore war wahnsinnig, aber das hatte er ja schon lange gewusst.
 

Lucius hob eine Augenbraue. „Immerhin ist er inhaftiert! Was bitte wollen wir mehr? Er besitzt keinen Sitz mehr, sein Eigentum wurde gepfändet, die geraubten Sachen sind auf den Wegen zu ihren Eigentümern und er wird seinen Prozess bekommen, morgen, Korrektur, heute, werden Zeitungen raus gehen, die seinen Ruf einstampfen, wie nichts.“
 

„Und die Remus und Charlie von Dingen in Kenntnis setzen werden, die für Furore sorgen werden,“ fügte Bill erneut an. Er lächelte, als Fleurs Hand sich auf seine Schulter legte, er wartete, bis sie das Sofa umrundet hatte und sich auf seinen Schoß setzte. Er genoss die Ruhe, die seine Frau ihm in dem Moment gab.
 

„Ich wette, morgen wird in der Schule ein ganz, ganz toller Tag,“ stellte Percy nur fest. „Und das, wo Harry die Aufmerksamkeit so sehr liebt! Das wird doch die Hölle für ihn!“
 

„Wir sollten ihm bescheid sagen,“ schlug Molly vor. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging, doch sie ging einfach mal davon aus, dass es wichtig war, immerhin wurde ihr Mann gerade wegen dem, was los war, zum Alkoholiker und offensichtlich war ihr neuer, jüngster Sohn der Hauptbetroffene.
 

„Nein;“ entschied Lucius ruhig. „Das würde es auch nicht bringen. Außerdem habe ich keine Lust in eine Hütte zu gehen, in der vier Drachen frei rum rennen, nein danke, ich bin kein Kauknochen, wer möchte, bitte, der soll gehen. Ich nicht.“
 

Die Anderen nickten in seltener Einstimmigkeit.
 

„Darf ich jetzt vielleicht mal wissen, was hier los ist?“, schaltete Molly sich ein.
 

„Dumbledores Befragung...“, murmelte Percy. „Bill ist schlecht,“ fügte er noch hinzu, diesen kleinen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen.
 

„Dir doch auch! Du warst grün!“
 

Die beiden Spione beschränkten sich darauf, die Augen zu verdrehen.
 

„Ich würde gern Antworten haben,“ erinnerte Molly ruhig.
 

„Dumbledore... sagen wir einfach, die Dursleys waren nicht die Einzigen, die Harry misshandelt haben,“ murmelte Arthur. „Mehrere gebrochene Knochen und andere Dinge gehen auch auf sein Konto, er hat Harry regelrecht gefoltert, weil es ihm Spaß gemacht hat und begründet hat er es damit, den Jungen angeblich stärker machen zu wollen und er hat den Kleinen offenbar schon seit zwei Jahren bedroht, dass er vorhat, ihn zu vergewaltigen und als Sexspielzeug zu missbrauchen. Uns gegenüber war er sehr ausführlich mit dem, was er so zu tun gedachte. Sagen wir einfach, darum ist Bill schlecht.“
 

„Allerdings, Ma. Das, was er uns erzählt hat, hat er Harry erzählt und ganz ehrlich, das ist eine schlimmere Folter, als alles Andere. Es ist ein Wunder, dass er sich von Charlie überhaupt anfassen lässt!“
 

Stille.
 

Es herrschte eine absolute Stille, bis Molly auf ein Mal nach dem Glas ihres ältesten Sohnes griff und es in einem Zug herunter würgte. „Dieses Schwein! Mein kleiner Harry! Er hat meinen Sohn bedroht?! Wo ist er? Wo versteckt er sich?!“
 

„Molly, Molly, geruhige dich, er sitzt in Azkaban, wo er hin gehört! Mach es nicht noch schlimmer, indem du ausrastest! Es wird hart genug sein, wenn morgen große Teile davon in der Zeitung landen werden! Und das mussten wir zulassen, um Harry zu schützen! Würden wir das nicht tun, könnte der Alte seinen Ruf weiter wahren! Ist es das, was du willst?! Beruhige dich, komm schon!“
 

Molly sah die Männer alle an: „Habt ihr schon mal daran gedacht, dass Harry nicht will, dass man das erfährt und breit tritt?! Oder dass Charlie diese Dinge nicht als öffentliches Wissen sehen will?!“
 

„Natürlich,“ gab Severus leise zurück. „Wir hätten es auch gern verhindert, aber Skeeter war mal wieder schneller. Ihr könnt sie verklagen. Es wird Nichts daran ändern, es wird in den Zeitungen stehen.“
 

Wieder verfielen Alle in Schweigen. Denn noch etwas würde klar werden. Dass Voldemort es erfahren würde. Wer wusste schon, was der mit der neuen Information anfangen würde? Das war kein gutes Zeichen, gar nicht. Es würde nur Probleme geben, große Probleme. Sie ahnten es, doch sie konnten erst mal nichts tun, so gern sie es auch wollten. Sie mussten abwarten und die Probleme nehmen, wie sie kamen.
 

„Ich gehe zurück;“ merkte Severus schließlich an. „Ich habe heut noch Unterricht, ich brauche einen Pepper-Up-Trank und neue Nerven um mit Lupin fertig zu werden.“
 

Lucius erhob sich ebenfalls. „Ich bin mir sicher wir werden uns recht bald wieder treffen,“ stellte er einfach in den Raum und folgte seinem alten freund, er wusste, der Tag würde weiter gehen und er würde die Hölle werden...
 


 


 


 


 


 

Charlie lächelte, als er am nächsten Morgen erwachte. Es war ein vertrautes Gefühl, Harry auf sich liegen zu haben, doch neu war, dass sie Beide nichts an hatten. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bald Zeit sein musste, aufzustehen, aber er wollte diesen Anblick noch etwas genießen. Dieser Friede, den Harry in dem Moment ausstrahlte, wie er da lag, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, einen Arm über Charlies Taille gelegt, ihre Beine waren irgendwie miteinander verknotet.
 

Sanft fuhr Charlie mit einem Finger über die Seite des Jüngeren und als der zu erwachen begann, küsste er ihn ausgiebig. Es fühlte sich wirklich gut an, sich nicht mehr zu verstecken, nicht vor seinem Mann, nicht vor sich selbst. „Guten Morgen,“ hauchte er nur.
 

Langsam erwachte Harry und er hatte sich noch nie so gut dabei gefühlt. Er spürte, wie Charlies Finger über seine Haut glitten, wobei ihm auffiel, dass er nackt war. Erst da erinnerte er sich an den Vortag und musste grinsen. Ja, das war ein Tag gewesen. Das war der beste Tag seines bisherigen Lebens gewesen! Und dann waren sie wieder da, die Lippen, die sich auf seine legten. Der Kuss war nicht mit denen der letzten Nacht zu vergleichen, er war ruhig, sanft, ausdauernd. „Morgen,“ antwortete er, als sein Verstand übersetzte, was der Andere gerade gesagt hatte.
 

„So ungern ich das sage, aber ich fürchte, wir müssen beide aufstehen, ich muss unterrichten und du hast direkt in der ersten Stunde Tränke. Und wir wollen doch Snape nicht enttäuschen. Er könnte es genießen, dass du nicht da bist.“
 

„Will nich,“ nuschelte Harry, kuschelte sich enger an seinen Geliebten.
 

„Falls du dich wunderst, was das da im Hintergrund ist – vier Drachenjunge, die ihr Frühstück verlangen. Vermutlich von dir.“
 

Schlagartig wurde Harry feuerrot. Dir Drachen! Sie waren am Abend da gewesen!
 

„Harry, es sind Drachen, sie haben keine Ahnung, was genau wir getan haben,“ lachte Charlie, als er das sah, er küsste den Jüngeren erneut, stupste seine Nase an: „Na los, auf mit dir.“
 

Harry seufzte, setzte sich dann aber auf, ruckelte kurz unbequem, doch dann musste er doch etwas lächeln. Es war wie eine Erinnerung an die Nacht zuvor, nicht, dass er sie gebraucht hätte. Einen letzten Kuss, dann kroch er von der Matratze, und torkelte ins Bad, froh, dass Charlie ihm mit seiner Uniform folgte, er zog sich noch im Halbschlaf an und lief dann zu den Kleinen, die ihn schon wieder erwarteten, auf ihren Hinterpfoten sitzend, ihre Hälse gedehnt, sichtlich aufgeregt.
 

Lächelnd hob er alle Vier raus, gerade, als die Hauselfen die Flaschen brachten. Er merkte, wie Charlie sich neben ihn setzte und sofort tapsten zwei der Kleinen zu ihm, begannen, lauter zu fiepen. Auch die Beiden, die bei Harry geblieben waren, schnappten sich ihre Nuckel. „Und bald bekommt ihr Fleisch,“ lächelte er, als er kurz das weiße Aufblitzen sah
 

„Ja,“ nickte auch Charlie. „Ich denke, nächste Woche können wir mit zerlegten Eintagsküken und kleinen Fischen anfangen.“ Er strich kurz über Harrys Finger, nachdem die kleinen Gierschlunde ihr Frühstück beendet hatten. „Na los, du musst in die Halle.“
 

Harry seufzte nur, er nickte dann aber und küsste den Älteren, schüchtern, aber immerhin von sich aus und dann lief er nach Draußen, wo ihm auch gerade ein wenig ausgeschlafener Ron begegnete. „Hast du nicht geschlafen?“, fragte er überrascht.
 

„Ich konnte nicht,“ knurrte Ron. „Erst war es zu laut und danach musste ich die Alpträume aus meinem Hirn bekommen!“
 

„Was? Was war denn los?“
 

„Du bist laut!“, murrte Ron. „Und mein Bruder auch! Habt ihr noch nie von Stillezaubern gehört?! Es freut mich ja, dass ihr endlich gemerkt habt, dass ihr ineinander verschossen seid, aber wisst ihr, ihr lebt da nicht allein!“, knurrte er, während sie über die Wiese zum Schloss liefen.
 

Und Klatsch.
 

Schon wieder war Harry feuerrot. So rot wie nie zuvor. „Öh... oh... das... das tut mir leid,“ nuschelte er. „Ich wusste nicht, dass...!“
 

„Schon gut,“ murmelte Ron unausgeschlafen. „Erinnert ihr euch doch bitte das nächste Mal an Stillezauber, weißt du, dafür wurden sie entwickelt.“
 

„Ich werde versuchen, es nicht wieder zu vergessen,“ nickte Harry nur: „Aber ganz ehrlich, ich hab nicht damit gerechnet, dass...“
 

„Harry! Regel Nummer eins: Ich will keine Einzelheiten!“
 

Der Jüngere kicherte, als sie in die Halle traten, er setzte sich allerdings mit Ron zu Draco. Er ertrug die Gryffindors seit dem Zwischenfall mit der Bücherei nicht mehr. Doch schon beim Essen merkte Harry, dass etwas nicht stimmte. Es war so still, seit er sich gesetzt hatte und er spürte die Blicke, die sich in seinen Rücken bohrten. „Ron, ist Irgendwas?“, fragte er leise, vor Allem, als auf ein Mal auch noch Draco nervös seinen Blicken auswich.
 

„Ich habe keine Ahnung,“ entgegnete Ron nur leise. „Geh doch einfach schon mal vor, ich komme gleich nach.“
 

Harry seufzte und nickte, schnappte sich aber seine Tasche und lief los. Erst, als er außerhalb von Sicht und Hörweite war, wandte Ron sich zu dem Anderen um. „Okay, Malfoy! Raus damit! Was ist los? Warum benimmst du dich so? Ich dachte, wir hätten diese kindische Fehde beendet! Warum tust du ihm so weh, indem du ihn ignorierst!?“
 

Wortlos schob Draco die Zeitung zu dem Rotschopf. „Ich... war mir nicht sicher, dass nicht jedes Wort in meinem Hals stecken bleiben würde,“ brachte er schließlich heraus. „Wusstest du das?“, fragte er dann. „Wusstest du das Alles? Ich meine, er ist doch dein bester Freund, oder?“
 

Ron starrte auf das Foto auf der Frontseite. Albus Dumbledore. Doch es war die Überschrift, die ihn zum Stirnrunzeln brachte. ‚Albus Dumbledore – ein Perverser, der uns in den Abgrund treibt!’ Und der Inhalt, der ihn entsetzte. Ja, er wusste Einiges von dem, was darin stand. Dass Harry geschlagen worden war. Doch da standen auch Dinge, die ihm selbst Übelkeit bereiteten. Das Schlimmste aber war, dass er sich ziemlich sicher war, dass auch Charlie nichts davon wusste. Sie Sachen, die da standen, die Androhung von Vergewaltigungen. Die Folterstunden bei Dumbledore, die vielen Flüche, die sicher zu Harrys körperlichem Zustand beigetragen hatten.
 

„Ich sehe du hast es auch nicht gewusst,“ stellte Draco leise fest. „Er hat es Alles versteckt – warum?“
 

„Weil er dachte, das verdient zu haben,“ gab Ron tonlos zurück, er packte die Zeitung. „Geh Harry hinterher. Bring ihn am Besten zu Remus, die Gryffindors werden ihn nicht in Ruhe lassen – ich hole Charlie...“
 


 

„Harry?!“, rief Remus, doch auch in dem Raum bekam er keine Antwort. Auf dem Astronomieturm hatte er schon gesucht, im Gryffindorturm, er wusste, Severus suchte die Kerker ab und Charlie den anderen Teil des Schlosses.
 

Der Jüngere war weder in einer der Unterrichtsstunden, noch sonst wo aufgetaucht, dazu kam, dass einige der Gryffindors ein hämisches Grinsen auf den Lippen gehabt hatten. Er wusste, sie hatten Irgendwas getan! Er war so sauer! Er hatte Minerva gezwungen, ihr gesamtes Haus im Aufenthaltsraum einzuschließen, jeden Einzelnen, oh, er war so sauer! Sein Welpe! Niemand trat seinem Welpen zu nahe, ob er nun ein Werwolf war, oder nicht! Er fühlte sich für den Jüngeren verantwortlich, er hatte es Harry und Sirius versprochen!
 

Wo konnte er denn noch suchen? Im Raum der Wünsche war er auch nicht. Das waren Momente, wo er sich nichts mehr wünschte, als die Karte der Herumtreiber wieder zwischen den Fingern zu haben, aber die war irgendwo bei Harrys kleinen Schätzen. Wo hatte er noch nicht gesucht, fragte er sich selbst, runzelte dann die Stirn. Der Eulenturm! Es war der einzige Ort, wo er nicht gesucht hatte, wohl wissend, dass Harry auch nie freiwillig dorthin gegangen wäre, einfach, weil seine geliebte Hedwig nicht mehr da war.
 

Wie von selbst brachten Remus’ Füße ihn auf diesen Turm des Schlosses. Das Erste, was er merkte, war die Unruhe, obwohl es mitten am Tag war, waren die meist nachtaktiven Tiere unruhig und laut, als wären sie gestört worden. Und dann roch er Harry, er roch Angst und Salz. Tränen. Er schloss seine Augen, folgte seiner Nase – und stockte. Nein! Das hatten sie nicht getan!
 

Doch so schien es zu sein. Sie hatten Harry in einen Schrank gesperrt und es war weit und breit kein Schlüssel zu sehen. Ohne auch nur daran zu denken, seinen Zauberstab zu heben, vollführte Remus eine elegante Drehung, trat mit Gewalt gegen die Tür, die sofort splitterte. Durch das Loch steckte er seine Hand, riss die Tür regelrecht aus den Angeln.
 

„Nein... nein, nein, bitte... bitte, Onkel Vernon... nicht ohne Licht... bitte, nicht in den Schrank, bitte, bitte, bitte....!“, entsetzt riss Harry seine Arme wieder nach oben, er wusste gar nicht mehr wo er war, er war eingeschlossen, in der Dunkelheit, eingekeilt zwischen Besen und Wischeimern, sowie dumpfen Lappen, die vor sich hinzumodern schienen
 

„Harry...“
 

„Nein! Nein, bitte nicht...! Nein, nicht.. .nicht, bitte...!“
 

Remus versuchte, Harry anzufassen, aber der zuckte zurück, klammerte sich an seiner Robe fest, die irgendwie falsch wirkte, und Remus hörte das irgendwie kranke Geräusch, als der Ellenbogen des Jüngeren gegen die Rückwand des Schrankes krachte. „Merlin, was haben diese Wahnsinnigen getan?“, fragte Remus tonlos. Nach kurzem Überlegen zog er den Zauberstab, rief seinen Patronus und schickte ihn zu Charlie. Er war sich sicher, dass der der Einzige sein würde, der den Jüngeren beruhigen konnte. Er oder Sirius. Der aus klaren Gründen nicht in der Lage dazu war. Er wollte gar nicht wissen, was Sirius mit den Schuldigen tun würde, oder wie er auf all die Entdeckungen reagiert hätte, denn sein bester Freund war alles Andere, als schwach und er hätte vermutlich eine magische Katastrophe ausgelöst.
 

„Harry, ich bin es, Remus. Komm da raus, ich will dir nichts tun, Niemand will dir weh tun.“ Doch der Grünäugige versuchte nur, sich weiter in den Schrank zu verkriechen. Er war panisch, gar nicht bei sich. Nicht in der Lage, zu sehen, wo er sich befand. Merlin, vermutlich war Remus bis zu diesem Moment gar nicht klar geworden, wie hart Harrys Leben bis dahin gewesen sein musste!
 

„Harry!“, rief in dem Moment eine weitere Stimme von der Tür aus, als Charlie hinein stürmte, mit fliegenden Haaren.
 

„Hier,“ meldete Remus sich leise. „Schrei nicht, du machst ihm höllische Angst. Sieh ihn dir an, ich weiß nicht, was passiert ist, aber man hat ihn in einen Schrank geschlossen! Charlie, in einen Schrank! Er war mit Zaubern gesichert, so, dass Harry ihn nicht mit Magie abhauen konnte, selbst wenn sie es nicht getan hätten, hätte er es vermutlich nicht geschafft. Der Schrank... ich glaube, er denkt, er ist bei seinem Onkel.“
 

Charlie schluckte heftig, er trat zu seinem Mann, kniete sich vor den Schrank, wo Harry zu versuchen schien, mit den Schatten zu verschmelzen. Sanft legte er seine Hand auf den Kopf des Jüngeren, strich über die Wange, hob das Kinn an, sah in die großen, verängstigten Augen. „Harry, es ist gut, du bist sicher, komm zu mir,“ sprach er, leise, mit ruhiger, fast schon hypnotischer Stimme. Erst, als er sich sicher war, dass Harry nichts Dummes tun würde, stand er wieder auf, hob den Jüngeren hoch und nahm ihn auf die Arme, drückte ihn an sich.
 

„Mein Büro,“ befahl Remus knapp und ging voran, er wusste, Charlie würde ihm folgen. Er war aufgewühlt, wie seit den Ferien nicht mehr, er konnte es nicht fassen.
 

Charlie sagte nichts, er ging dem Anderen einfach hinterher, Harry fest in den Armen. Er konnte es nicht fassen, als Ron ihm die Zeitung gebracht hatte, war er sofort losgerannt, um den Jüngeren zu finden, wohl wissend, dass es Folgen geben würde. Wie hatten seine Eltern das nur zulassen können? Waren die wahnsinnig? Von allen guten Geistern verlassen?! Hatten sie sich nicht denken können, dass das zu viel für den ohnehin fragilen Jungen war? Man konnte nur so lange stark bleiben und Harrys Grenzen waren schon lang überschritten worden. Er folgte Remus in dessen Büro, setzte sich auf das Sofa. „Harry...“, sanft strich er dem Jüngeren über die Arme. „Harry, sieh mich an, es ist Alles in Ordnung. Du bist nicht allein, komm schon...“
 

Warm.
 

Langsam wurde es wieder warm, er fühlte sich sicher. Sicher genug, um die Augen wieder etwas zu öffnen. Er war doch nur zur Klasse gegangen und auf ein Mal waren sie da gewesen, acht oder neun Leute, von denen er höchstens drei gekannt hatte und noch bevor er wusste, was ihm geschah, hatte er die höllischen Schmerzen gefühlt, als Granger auf ein Mal hinter ihnen vor getreten war, sie hatte ihn schon wieder geohrfeigt, danach war ihm sekundenlang schwarz vor Augen gewesen und es war erst besser geworden, als er gestoßen worden war, mitten in den Eulenturm, sie hatten weiter auf ihn eingetreten, gelacht, Irgendwer hatte versucht, seine Kleidung wegzuzerren, war aber dann frustriert gewesen, als er sich daran festgeklammert hatte.
 

Und dann hatten sie ihn gepackt und in den Schrank geworfen. Es hatte weh getan, er war mit dem Oberschenkel gegen einen Eimer gekracht, und dann... war Alles in ihm wie ausgelöscht gewesen, der Schrank, der Geruch, die Angst, die Dunkelheit. Danach konnte er sich an kaum mehr etwas erinnern, bis es gekracht hatte, dann war da eine Hand gewesen, doch er war zurückgezuckt.
 

„Harry,“ wiederholte Charlie leise, während seine Hand durch die dunklen Locken strich. Er sah, wie die Lider etwas flatterten, bevor die Augen sich einen kleinen Spalt öffneten. Merlin sei dank, es schien, als wäre der Jüngere wieder ansprechbarer. Zumindest wurde er von diesem hoffnungslosen Blick fixiert. „Es ist gut,“ flüsterte er in dessen Ohr. „Es ist Alles gut, ich bin da.“
 

Das war es, diese Worte lösten den Knoten und noch bevor er sich hätte beherrschen können, rollten weitere Tränen, er krallte sich verzweifelt an dem Älteren fest, während regelrechte Krämpfe ihn schüttelten, auch, wenn nicht ein einziger Ton über seine Lippen kam. Er spürte, wie er gehalten wurde, eine Hand, die sanft, beruhigend über seinen Rücken strich.
 

„Was haben die mit ihm getan?!“, fragte Charlie entsetzt. „Und warum? Hat er nicht so schon genug Probleme?!“
 

Remus starrte einfach nur entsetzt auf den Jungen, der sich an den Rotschopf krallte und von dem man kaum einen Ton hörte, während die schmalen Schultern zuckten. „Ich habe keine Ahnung,“ gab er leise zurück. Er stand auf, setzte sich zu den Beiden aufs Sofa. Er wollte eine Hand des Jüngeren nehmen, doch Harry zuckte regelrecht vor seiner Berührung zurück, ohne wahrzunehmen, von wem sie kam. Er war noch viel zu mitgenommen. Daraufhin rief er zwei weitere Patroni, schickte sie zu Severus und Lucius, damit die die Suche auch beenden konnten, die Beiden hatte er schlicht vergessen.
 

Es dauerte lang, bis die kaum hörbaren Schluchzer endlich verstummten, doch auch dann waren wohl keine Antworten zu erwarten, denn Harry war an Charlies Schulter eingeschlafen. Er hatte sich in den Schlaf geweint. Und selbst jetzt klammerte er sich noch an den Rotschopf, als habe er Angst, dass der auf ein Mal verschwinden würde. Der glückliche Ausdruck vom Morgen war spurlos verschwunden. „Er schläft,“ stellte Charlie leise fest. Er versuchte seinen Griff zulockern, doch sofort erklang ein kleines, angsterfülltes Wimmern. Automatisch festigte Charlie seinen Griff um seinen Mann wieder, sah Remus an. „Was jetzt?“, fragte er wütend. „Ich will die Schuldigen...!“
 

Remus hob eine Hand. „Ich auch,“ gab er nur zurück. „Ich will nichts mehr, als all ihre hübschen, dürren Hälschen zu brechen, aber das würde es auch nicht bringen.“ Er betrachtete Harry, legte eine Hand auf dessen Knie. „Seine Wange. Irgendwer hat ihn geohrfeigt. Und als er vor mir zurückgezuckt ist, hat sein Arm ein reichlich seltsames Geräusch gemacht.“
 

„Ich weiß,“ gab Charlie leise zurück. „Ich muss ihn untersuchen lassen, aber ich bezweifle, dass er mich im Moment loslassen würde. Das würde vermutlich nur die nächste Panik auslösen, wenn er nicht mal dich an sich ran lässt.“ Er nutzte eine Hand, um vorsichtig die Tränen abzuwischen, strich eine der Strähnen zurück und küsste Harrys Stirn. Dazu kam noch all das, was in dem verdammten Artikel enthüllt worden war, Dinge, die Harry sich nicht mal getraut hatte, ihm zu erzählen. Nun, zumindest wusste er, dass er definitiv mit Anaeruin das einzig Richtige getan hatte, er fühlte sich höchstens noch mehr bestätigt.
 

„Versuchen wir es,“ bat Remus nur leise. „Wir müssen wissen, ob da noch mehr ist.“
 

Charlie seufzte leise, doch er nickte. Er wollte selbst wissen, ob sein Mann noch weiter verletzt war. Vorsichtig half er Remus, Harry wenigstens wieder etwas zu strecken, was auch erst mit viel gutem Zureden gelang, wobei der Jüngere sofort wieder unruhiger wurde. „Da!“, stellte Charlie fest. „Sieh dir die Hose an!“
 

Vorsichtig fasste Remus durch den breiten Riss, nickte dann düster, als seine Finger zurück kamen, mit einer kleinen Blutschicht überzogen. Doch dann stockte der Werwolf abrupt. „Charlie, wir haben ein richtiges Problem.“
 

„Was?“
 

„Harrys Hemd, seine Robe und seine Hose, sie sind aufgerissen, sieh hin.“
 

Schlagartig wurde Charlies Gesicht steinhart, sein Griff um Harry verstärkte sich wieder. „Haben sie....?“
 

„Nein, ich denke nicht,“ gab Remus zurück, nachdem er einen Diagnosezauber gesprochen hatte. „Er hat keine analen Verletzungen, aber was ich befürchtet hatte, der Ellenbogen ist gebrochen, er hat zwei lädierte Rippen und Quetschungen, man muss auf ihn eingeschlagen haben.“ Und trotz der Tatsache, dass er kein Werwolf mehr war, leuchteten Remus’ Augen golden auf.
 

Erleichtert atmete Charlie auf. Wenigstens etwas. Er drückte den Jüngeren an sich, sah dann auf den aggressiv rot leuchtenden Arm. „Was soll ich tun?“, fragte er. „Ich bringe ihn auf keinen Fall auf die Krankenstation!“
 

„Bring ihn in sein Bett,“ schlug Remus leise vor. Das ist eine für ihn bekannte Umgebung, vor der er keine Angst hat, ich fürchte, hier aufzuwachen, ist vielleicht nicht die beste Idee, bedenkt man das, was in dem Artikel steht. Ich werde Poppy zu dir schicken.“
 

Charlie nickte erneut, er hob Harry wieder vorsichtig auf, trug ihn durch das Schloss, bis hin zu seiner kleinen Hütte, brachte ihn ins Schlafzimmer, wo sofort heftiges Fiepen ihn empfing und vier Vandale versuchten, ihren Laufstall auseinander zu sprengen, um zu ihrer offensichtlich verletzten Bezugsperson zu kommen. „Lasst ihn schlafen!“, knurrte Charlie nur. „Weckt ihn nicht, ich lasse euch nachher zu ihm! Aber erst muss er versorgt werden!“ Er wusste nicht, ob sie verstanden, doch es sah fast so aus, denn sofort ließen alle Vier sich zurücksacken, ihre Pfoten aber immer noch am Gitter, sie beobachteten offensichtlich jede einzelne Bewegung.
 

Erst, als wieder Ruhe einkehrte, legte Charlie Harry sanft auf ihr Bett. „Es ist Alles gut, du bist in unserem Zimmer,“ redete er leise auf den Jüngeren ein. „Du kannst mich loslassen,“ versprach er sanft. „Ich lasse dich nicht allein. Du bist hier vollkommen sicher, ich bin da, aber ich muss dich ausziehen, um deine Wunden zu versorgen, bitte, Harry, du bist verletzt. Ich bin da, ich kümmere mich um Alles.“ Trotz seine leisen, ruhigen Stimme dauerte es mehrere Minuten, bevor der eiserne Griff sich endlich lockerte, der Harry doch eigentlich höllische Schmerzen bereiten musste, bedachte man, dass der Jüngere mindestens einen Bruch hatte.
 

Erst, nachdem Harry sich dann wieder etwas beruhigt hatte, entkleidete Charlie den Jüngeren, allerdings mit einem Zauber, um eine weitere Panik zuguterletzt zu vermeiden. Wütend ballte Charlie allerdings die Fäuste, er war entsetzt. Es war schlimmer, als an dem Tag, wo seine bekloppte Schwester und Granger über Harry hergefallen waren, der gesamte, schmale Körper war mit blauen Flecken übersät, ein Mal war auch eindeutig ein Schuhabdruck klar zu erkennen. Sanft strich Charlie immer wieder über Harrys Haare, hielt seine zitternde, eiskalte Hand.
 

„Charlie?!“
 

„Schlafzimmer,“ gab der Rotschopf knapp zurück, nur bedingt überrascht, als er die Stimme erkannte. Tatsächlich tauchte kurz danach Severus auf, inter seinem Arm eine große Tasche und neben ihm Lucius mit einem Fremden, der den Drachenzähmer dazu brachte, die Augenbrauen zusammenzuziehen. „Wer ist das?“, fragte er wenig begeistert, zog die Decke über den Körper seines Mannes.
 

„Mein persönlicher Heiler,“ erklärte Lucius ruhig. „Er ist erfahrener, als Poppy. Er kennt sich auch mit neuralen Problemen aus. Ist in dem Fall vielleicht gesünder, als eine simple Schulschwester, die ihn am Ende doch nur nach St. Mungos überweist, die ihn mit Sicherheit da behalten wollen.“
 

Ein weiteres Mal musterte Charlie den Mann misstrauisch, nickte aber dann und deutete zu Harry, ohne dessen Hand loszulassen. „Ich weiß von mindestens einem Bruch. Der rechte Ellenbogen,“ fügte er an. „Prellungen.“
 

Der Heiler hob eine Augenbraue, nickte aber dann und stellte seine eigene Tasche ab, die sich mit einem Zauber voll entfaltete. Tränke, magisches Equipment und einige andere Dinge, die Charlie noch nie gesehen hatte. Er zog die Decke von seinem Patienten, der darauf aber nicht gut reagierte, sondern sich in sich zusammen rollte, versuchte, zu dem Rothaarigen auszuweichen.
 

„Schhh, es ist Alles in Ordnung,“ sprach Charlie leise, er beugte sich zu Harry, küsste ihn sanft und streichelte ihn so lang, bis er sich wieder etwas entspannte. Er sah, wie selbst Snape sein Gesicht schmerzverzerrt verzog, als er sah, wie der Jüngere sich zusammenrollte, trotz all der blauen Flecken überall. „Machen Sie,“ ordnete der Rotschopf knapp an. „Ich weiß nicht, wie lang ich ihn ruhig halten kann, bevor er aufwacht und dann lässt er Niemanden mehr an sich ran. Nicht nach dem, was heute passiert ist.“
 

Der Heiler nickte nur knapp, sprach dann einen Diagnosezauber, der aber wesentlich komplizierter zu sein schien, als der von Remus. Der sorgte auch für viel mehr leuchtende Stellen.
 

„Also, wie der Junge sich zusammenkrümmen kann, geht über das hinaus, was ich begreife,“ stellte der Heiler fest. „Er hat zwei angebrochene und drei geprellte Rippen. Leichte, innere Blutungen durch massive Tritte. Ein gebrochener Ellenbogen. Ein Haarriss im Handgelenk, eine Prellung im rechten Fuß, ein Bruch im Zeh. Außerdem ist er zu dünn.“
 

„Daran arbeiten wir schon,“ gab Charlie nur zurück, er strich leicht über Harrys Gesicht. Merlin, nicht schon wieder! „Er hat organische Störungen, die es ihm schwer machen, zuzunehmen, Gewicht halten ist für ihn schon eine Herausforderung, obwohl er wirklich in sich hinein stopft – ausgewogene Nahrung.“
 

Der Heiler hob eine Augenbraue, nickte aber dann und begann, eine Reihe von Sprüchen herunter zu rasseln, einer davon sorgte für ein grausiges Geräusch, als der Ellenbogen sich selbst richtete, so, dass Harry zusammenzuckte. Er ging fast wie ein Sprungteufel in die Höhe. „Nein! Nein, nicht! Bitte, ich...!“
 

„Schhh,“ hastig packte Charlie den Jüngeren, schloss ihn in die Arme. „Ich bin da, du bist sicher, beruhig dich, atme tief durch.“
 

Harry klammerte sich einfach nur an den Älteren, versteckte sich regelrecht in der Brust seines Mannes Er merkte, dass noch mehr Leute da waren, aber er wollte Niemanden sehen. Am liebsten wollte er dieses Zimmer nicht mehr verlassen! Jedes Mal ging dann Irgendwas schief!
 

Charlie hielt den Jüngeren, musterte die Anderen eine Weile, sah dann zum Heiler. „Was muss noch gemacht werden?“
 

„Die... inneren Blutungen,“ gab der Heiler, selbst schockiert von dieser Reaktion, zurück.
 

„Bitte,“ flüsterte Harry. „Schick sie weg...“ Er ertrug die Blicke nicht und er war erleichtert, als er merkte wie zumindest die Decke auf ein Mal etwas Sichtschutz bot.
 

Ohne ein Wort hatte Severus dem Jüngeren die Decke umgelegt, er ahnte, was Harry bewog, nach dem, was heute wohl geschehen sein musste, wobei er es nicht so genau mitbekommen hatte. Im Gegensatz zu Lucius war er beim Frühstück nicht anwesend gewesen. „Für leichte innere Verletzungen kann man auch Tränke nehmen,“ sprach er den Heiler anschließend direkt an. „Der Junge ist so schon verstört genug und wie Sie sehen, ist er Fremden gegenüber alles Andere als zutraulich.“
 

„Mach... mach, dass sie weggehen, bitte!“, flüsterte Harry. Er wusste, es war lächerlich, doch er wollte keine Blicke mehr. Niemanden, nur Charlie.
 

„Ja, schon. Aber...“
 

„Fürs Erste werden es dann Tränke tun,“ gab Charlie ruhig zurück, er zog die Decke um Harry herum fester, strich leicht über dessen Haare. „Es ist gut, sie gehen gleich,“ beruhigte er seinen Mann, der inzwischen zitterte, wie Espenlaub. Er war vollkommen verstört. Kein Wunder.
 

„Aber...!“
 

„Sie können Ihre Untersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen, oder ist da was, das Sie zu erwähnen vergessen haben?“, fragte der Rotschopf ruhig.
 

„Ich hätte etwas wegen der Organschäden...!“
 

„Die hat er nicht erst seit gestern,“ gab Charlie zurück. „Und ein anderer Spezialist konnte auch nichts dagegen tun. Sie können, wenn Sie denken, dass Ihnen etwas einfällt, mit Severus Snape, Remus Lupin oder mir Kontakt aufnehmen, sonst bitte ich Sie, zu gehen.“
 

Der Heiler starrte die Versammelten wortlos an, doch dann packte er seine Sachen zusammen, er sah, dass der Junge wirklich überlastet war und egal, was geschehen war, der Rothaarige hatte wohl kaum etwas damit zu Tun, bedachte man, wie er sich an Diesen klammerte. Er packte seine Tasche und ging, er war wirklich nicht begeistert, einfach, weil er wusste, dass der Junge weit davon entfernt war, gesund zu sein, aber er würde einfach ein anderes Mal wieder vorbei sehen.
 

„Wir gehen auch,“ merkte Lucius leise an. „Du solltest herausfinden, was los ist,“ riet er dem Drachenzähmer noch, dann wandte er sich um.
 

Severus hingegen öffnete seine eigene Tasche, holte einige Tränke heraus, legte sie in Charlies Sichtfeld. „Traumlostrank, drei Schmerztränke, der Dunkelrote ist zum Stillen innerer Blutungen. Sollte was sein, schick eine Hauselfe.“ Erst dann folgte auch er dem Blonden.
 

„Sie sind Alle weg,“ sprach Charlie leise, er strich über Harrys Haare, küsste ihn sanft auf die Stirn. „Wir sind alleine.“
 

Nur langsam ließ Harrys Griff nach, er sackte in sich zusammen, die Spannung wich aus seinem Körper. Er war so fertig, doch wenigstens hörten all die Blicke auf. Das war das Beste, sie waren für sich. Er schniefte etwas, kuschelte sich in die Wärme-
 

„Es ist gut,“ wiederholte Charlie wie ein Mantra. Nach einigen Minuten bekam er den Jüngeren auch dazu, den Trank zu nehmen, er hielt Harry, redete leise mit Diesen, ohne Antworten zu erwarten, wartete, bis sein Mann ruhig atmete. „Erzählst du mir, was passiert ist?“, bat er dann allerdings sanft. Er spürte, wie Harry sich versteifte. „Bitte,“ fügte er an. „Es ist wichtig. Ich will die Schweine, die das getan haben, erwischen! Das darf nicht einfach so ungestraft bleiben! Ich habe versprochen, dich zu schützen und das habe ich auch so gemeint! Bitte, Harry! Sag es mir. Remus will dir auch nur helfen...“
 

Harry wollte den Kopf schütteln, doch fast augenblicklich wurde ihm wieder übel. „Bitte... bitte nicht,“ flüsterte er.
 

„Doch,“ bat Charlie leise. Er hob Harrys Kinn an. „Ich will, dass diese Leute verschwinden! Merlin, ein Schrank! Sie haben dich in einen Schrank geschlossen! Sie... haben es gewusst! Granger, oder? Sie war eine von ihnen und der Handabdruck auf deiner Wange, er ist von ihr...!“
 

Harry sah den Anderen verzweifelt an, bevor er seinen Kopf in dessen Hemd vergrub. „Bitte, ich... ich will nicht mehr in die Schule, sie... sie haben Alle so gestarrt und... und geschrieen und gelacht! Ich... schaff das nicht mehr, bitte, ich will nur hier bleiben!“
 

Oh Merlin! Das waren ganz neue Töne und sie klangen verdammt ernst. Kein Wunder, dieser Tag musste die Hölle gewesen sein, er wusste ja, wie wenig Harry mit der Dunkelheit klar kam, dass die ihn ängstigte. Vor Allem, wenn er allein war. „Es ist gut,“ murmelte er, wiegte Harry hin und her, es war zu früh, er konnte den Jungen nicht befragen oder zulassen, dass ein Anderer es tat. Vielleicht morgen. Er kannte die Hauptschuldige. Er musste sie nur noch zwischen seine Finger bekommen. „Schlaf doch einfach,“ schlug er leise vor. „Ich bin auch die gesamte Zeit über hier. Willst du vorher einen Schmerztrank?“
 

Erleichtert atmete Harry auf, Charlie schien verstanden zu haben. Er fragte nicht weiter nach dem, was geschehen war, ließ es erst mal ruhen. Er wollte den Kopf schütteln, ließ es aber dann doch sein. Stattdessen antwortete er: „Nein. Nur... bleib bitte,“ bat er, automatisch verkrallten seine Finger sich wieder in das Hemd.
 

„Natürlich;“ gab Charlie nur sanft zurück, er streifte sich die Schuhe ab, setzte sich bequemer hin und half Harry, sich so zu legen, dass er mit dem Kopf auf seinem Schoß ruhen konnte, deckte seinen Mann dann fest zu, er wusste, Harry brauchte Wärme, nicht nur körperliche Zuneigung, auch richtige Wärme, die sein Körper nur schlecht speichern konnte, vor Allem, sobald er nervös oder panisch wurde. Er erinnerte sich nur zu gut an den Tag, als Harry in Bulgarien zu ihm getapst war, eisig kalt und bibbernd. Sanft strich Charlie immer wieder über die dunklen Locken. „Schlaf, ich bin da, ich lasse dich sicher nicht allein, versuch, dich zu erholen.“
 

Erleichtert sackte Harry wieder in sich zusammen, er spürte die Wärme des Älteren, erleichtert über dessen Geduld. Er wusste, ein Anderer wäre weit weniger verständnisvoll gewesen, das hatte er oft genug erleben müssen, Charlie hatte sogar den Heiler weggeschickt und wer auch immer noch da gewesen war. Er wusste, der Rotschopf würde sein Versprechen halten.

Der Angriff

„Charlie! Jemand da? Ich weiß, dass ihr hier seid!“
 

Entnervt und wenig willig zu antworten, trat Charlie zum Kamin, froh, dass er Harry schon vor einigen Minuten vorsichtig auf die Kissen gebettet hatte, da die Drachen sehr versessen darauf waren, ihre Milch zu bekommen, das und die Nähe zu ihrem Herrchen. Also setzte er die Kleinen ab, warnte sie und ging auf die Knie. Sein Vater. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er in die Flammen. „Was?“
 

„Ich versuche schon seit einer Stunde dich zu erreichen!“
 

„Ich weiß.“
 

„Was soll das?!“
 

„Ihr habt die Zeitung gesehen,“ gab Charlie eisig zurück. „Ihr hättet es verhindern müssen!“
 

„Wir haben es versucht, es war zu spät! Aber ich sorge schon dafür, dass Skeeter ihre Strafe bekommt! Warum die Aufregung, verdammt noch mal?!“
 

„Warum die..? Hast du eigentlich eine Ahnung was hier los ist?!“
 

„Hätte ich die, würde ich wohl kaum versuchen, dich zu erreichen, verdammt noch mal! Was geht hier vor?“, fragte Arthur, nun wirklich verwirrt. Seine Söhne waren doch sonst nicht so angepisst?
 

„Dank dieses Artikels sind sie auf Harry losgegangen!“
 

„Was?“, fragte Arthur verdattert. „Wieso das? Ich verstehe nicht! Warum sollten sie auf ihn losgehen? Was hat das denn...? Wann...?! nein, warte! Mach deinen Floozugang auf, ich komme vorbei und ich will die gesamte Geschichte!“
 

Ruhig erhob Charlie sich, löste die Floosperre und trat einen Schritt zur Seite, nur um es Sekunden später zu bereuen, als nicht nur sein Vater, sondern auch noch Bill, Percy und seine Mutter auftauchten.
 

„Und jetzt, mein Sohn, will ich wissen, was mit Harry ist!“, rief Molly auch schon. „Jetzt! Was ist hier los? Was für ein Angriff?!“
 

„Leise,“ befahl Charlie sofort, hob eine Hand, lief dann zurück in ihr Schlafzimmer. Es war, wie er befürchtet hatte, Harry hatte sich in sich selbst zusammen gerollt und wurde immer unruhiger. „Alles in Ordnung,“ sprach er leise, strich sanft durch die Haare. „Ich bin da, deine Schoßdrachen auch. Schlaf einfach weiter...“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Harry sich wieder beruhigte, in seinen Armen hielt er Kheleka, als wäre sie sein Kuscheltier, allerdings schien besagter Drache nicht wirklich ein Problem damit zu haben, bedachte man, dass sie selbst ganz friedlich schlief und nur kurz genervt aufsah, als die Andere eintraten. Die anderen drei Drachen hatten es sich ebenfalls bequem gemacht.
 

„Was hat er?“, fragte Molly leise, sie wollte Harry streicheln, doch ihr Sohn fing ihre Hand ab und schüttelte den Kopf.
 

„Lass ihn, er würde sofort aufwachen und ich denke, er wird den Schlaf brauchen, um sich selbst wieder zu beruhigen. Er reagiert gerade nicht sehr gut auf Andere, er wollte sich nicht mal von Remus anfassen lassen.“ Sanft strich Charlie weiter über Harrys Haare.
 

„Junge, noch mal: was ist passiert?! Er ist ja totenbleich!“
 

„Nachdem dieser nette Artikel Harrys Kindheit und all die Sachen, die er durchgemacht, so schön geschildert hat, haben sich einige Gryffindors zusammengeschlossen, Harry zusammengeschlagen und ihn in einen Schrank geschlossen. Einen ohne Licht. Wir haben Stunden gebraucht, um ihn zu finden. Er war vollkommen verstört und.. hat uns angebettelt, ihn nicht zu schlagen, Remus konnte ihn nicht mal aus dem Schrank heben, er musste erst mich rufen. Warum habt ihr mich nicht zumindest gewarnt? Dann hätte ich ihn heut sicher nicht in den Unterricht gehen lassen! Seid ihr alle wahnsinnig geworden? Habt ihr überhaupt mal daran gedacht, dass es Konsequenzen haben könnte?!“
 

„Nein, nicht, dass sie so sein würden. Wer würde denn so etwas tun“, fragte Arthur, nun sichtlich verstört.
 

„Granger. Sie ist mit Sicherheit eine der Schuldigen, Remus sucht und verhört sie vermutlich gerade, ich habe ihm den Namen geschickt, ich würde die kleine Ratte selbst klein schneiden und an die Drachen verfüttern, aber ich kann keine fünf Minuten aus dem Zimmer, ohne, dass Harry schreiend hochfahren würde.“
 

„Ich glaube das nicht! Wie kann sie nur?!“
 

„Ich habe keine Ahnung,“ gab Charlie leise zurück, er strich weiter durch die wirren, dunklen Locken. „Ich kann Harry nicht allein lassen, um mal eben schnell nachzufragen. Würde er aufwachen und ich wäre weg... ich fürchte, er könnte eine neue Panikattacke bekommen und er hat sich schon bei der letzten seinen Ellenbogen zerschmettert...“
 

„Merlin, nein!“
 

„Ma, sei leise!“, knurrte Charlie missgelaunt. „und ja, er hat! Danach hat er mich angebettelt, den Heiler, Malfoy und Snape zum Teufel zu jagen und er wollte Remus nicht sehen, er hatte Panik, er will nicht mehr in den Unterricht, er hat Angst. So habe ich ihn noch nie erlebt, er konnte gar nicht mehr aufhören, zu weinen.“
 

„Was.... war er sonst noch verletzt?“
 

„Mehrere Brüche, innere Blutungen,“ antwortete Charlie. „Sie haben ihn getreten, geschlagen und geohrfeigt. Und nur eine Person weiß, wie er auf Ohrfeigen reagiert. Granger. Sie wusste, so können sie Harry außer Gefecht setzen.“
 

Arthurs Gesicht wurde hart. „Ich denke, ich werde dem Direktor mal einen Besuch abstatten,“ meinte er nur. „Wo ist Ron?“
 

Charlie rieb sich kurz über sein Gesicht. „Bei den Slytherins, er ist mit einer von ihnen zusammen. Geh zu Severus und sag ihm, er soll dich zu ihm bringen. Und wenn ihr jetzt gehen könntet, er ist wirklich unruhig.“
 

Arthur musterte seinen Sohn, er sah, dass Charlie wirklich sauer war, doch das er sich zurückhielt, das erste Mal, seit er den Jungen kannte. Der Streit war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Mit seiner Frau trat er aus dem kleinen Häuschen. Er musste einige Dinge regeln. Eine Irre bestrafen lassen. Irgendwas.
 

„Charlie?“
 

Der Drachenzähmer sah auf. „Was gibt es, Percy?“, fragte er leise.
 

„Ich wollte dir bescheid sagen, Dad wollte nicht glauben, dass es Ärger geben kann. Er denkt nicht, dass Kinder so etwas tun können. Du weißt, wie er ist, er will nicht nur das Dunkle sehen, er will nicht vom Schlimmsten ausgehen.“
 

„Du siehst, wohin es geführt hat,“ gab Charlie nur zurück. Sanft zog er die Decke etwas weg, so, dass Percy die helle Narbe sehen konnte, die sich über den Unterschenkel seines Mannes zog. „Das ist das Bisschen, das man noch sehen kann. Du hast ihn nicht gesehen, als ich ihn endlich aus dem verdammten Schrank raus hatte...“ Er legte die Decke wieder über seinen Mann, küsste ihn leicht. „Und das, wo der Tag so gut angefangen hat...“
 

„Gut angefangen?“, fragte Percy hochinteressiert.
 

„Ja,“ gab Charlie simpel zurück.
 

„Also hatte ich Recht!“
 

„Ja,“ lächelte der Langhaarige, strich eine der dunklen Locken aus Harrys Gesicht, bevor er wieder kühl wurde. „Aber jetzt...“
 

Percy legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. „He, du bekommst ihn schon wieder auf die Beine. Immerhin vertraut er dir. Geh es einfach langsam an, mehr braucht Harry nicht. Nur dich. Ich wird mal zusehen, dass ich mich die nächsten Tage mal loseisen kann, dann trinken wir Kaffee – und ich will Einzelheiten.“
 

Charlie seufzte nur, er sah dem Anderen hinterher, strich Harry wieder über die Arme. Der Jüngere beruhigte sich langsam, sein Gesicht entspannte sich wieder. Er wusste, sobald Harry aufwachte, würde es mit der fragilen Ruhe vorbei sein.
 


 


 


 


 


 


 

„Mister Lupin.... Remus...“
 

Der ehemalige Werwolf wandte sich um, lächelte den Neuankömmlingen schwach zu. „Ich habe euch irgendwie erst morgen erwartet,“ stellte er fest, doch er wandte sich in seinem Stuhl herum. „Ihr wollt wissen, was los war und Charlie war zu vage?“
 

„In Etwa, er erwähnte etwas von wegen Granger.“
 

„Setzt euch,“ seufzte Remus nur. Er fühlte sich müde, gerädert und selbst bis in die Knochen erschüttert. Als die Rotschöpfe endlich saßen, bat er einen der Hauselfen um Kaffee. Tee würde es dieses Mal nicht tun. Am liebsten hätte er Alkohol gerufen, doch er wollte lieber nicht damit anfangen, er wusste, er würde nicht aufhören, bevor er nicht drei bis vier Flaschen intus haben würde. Er griff nach einer der Tassen, die auftauchte. „Also – stellt eure Fragen. Der Tag kann gar nicht noch schlimmer werden.“
 

„Granger! Wo ist sie! Ich will ihr höchstselbst ein paar Ohrfeigen verpassen!“, knurrte Molly.

„Ich gedenke, noch viel Schlimmeres zu tun – ich habe sie Snape zur Befragung überlassen! Ich war mir nicht sicher, ob ich sie nicht direkt umbringen werde... ich war versucht, ihren Hals zu brechen.“
 

„Was war mit Harry los? Der Junge ist schneeweiß gewesen und er ist immer wieder zusammengezuckt!“
 

Remus schüttelte den Kopf, hob eine Hand. „Ich habe gewusst, was sei mit ihm getan haben, aber das will ich nie wieder sehen. Ich weiß auch nicht, was gewesen wäre, wäre Charlie nicht da gewesen. Er hat geschrieen, er hat gebettelt, er saß im Dunkeln und hat sich nicht raus getraut, er dachte, ich, ausgerechnet ich, würde ihn schlagen und als ich versucht habe, ihn da raus zu bekommen, ist er so zurückgezuckt, dass er sich seinen Ellenbogen vollkommen zertrümmert hat!“
 

„Oh, der arme Junge...“, schniefte Molly. „Ich muss... Arthur! Ich werde in den Fuchsbau gehen! Ich habe Schokokuchen zu machen!“ Und wusch – war die Frau verschwunden.
 

„Etwas sagt mir, wir sollten unserem Bruder eine größere Küche besorgen,“ stellte Bill nur amüsiert fest. Doch dann fing er sich wieder. „Also müssen wir zu Snape, habe ich das richtig verstanden?“
 

„Ja,“ gab Remus zurück. „Wenn ihr zu Granger wollt und zu wem auch immer, den Severus sich hat holen lassen, ich habe keine Ahnung, ob er die Namen schon hat, aber ich gehe mal davon aus.“
 

„Wie geht es ihm?“ fragte Arthur ruhig.
 

„Ich denke, ihr wart gerade bei Charlie.“
 

„Ich meine nicht, wie er psychisch beieinander ist, wie geht es ihm körperlich? Charlie hat zwar was von Brüchen gesagt, aber er war selbst zu sehr durch den Wind, um uns wirklich aufzuklären. Und Molly ist nicht da, um umzukippen. Der Junge ist durch seine Hochzeit mit Charlie zu einem meiner Söhne geworden, ich will einfach nur wissen, wie es ihm geht, nur ist mein Sohn gerade zu wütend, um es mir zu sagen.“
 

Remus rieb sich über das Gesicht. „Ich weiß es selbst nur von Lucius, Gebrochene und geprellte Rippen, innere Verletzungen, Prellungen, eine tiefe Fleischwunde am Bein, Schürfungen, gebrochener Ellenbogen, gebrochener Zeh, aber ich mache mir mehr Sorgen ums seinen mentalen Zustand.“
 

„Das... ist eine lange Liste,“ stellte Bill fest, der sich als Erster wieder gefangen hatte.
 

„Ja,“ gab Remus zurück. „Und der Grund, warum ich mir selbst nicht zutraue, Granger zu befragen, ohne sie umzubringen.“ Er nahm einen großen Schluck des starken Kaffees, schloss die Augen. „War es das dann?“, bat er ruhig. „Weitere Informationen werdet ihr in den Kerkern erhalten und ich bin wirklich erschöpft. Ich hätte nie gedacht, dass mich Irgendwas mal so fertig machen könnte,“ fügte er leise an.“
 


 


 


 


 

„Ich sehe du bist nicht überrascht, mich zu sehen.“
 

Karkoff, grinste nur, bevor er wieder ernst wurde. „Nein, nicht wirklich,“ gab er nur zurück. „Die Zeitung von heut Morgen war ein guter Anhaltspunkt, dass du kommen würdest,“ entgegnete der Direktor nur. „Ein Exemplar wurde zu Miss Weasley gesandt, gut getarnt, aber ich war besser. Ich wollt nicht, dass sie sich daran auch noch aufgeilt, sie ist extrem... unwillig, die Wahrheit zu sehen.“
 

„Wundert dich das?“, fragte Rowan nur. „Du weißt, wenn Jemand gründlich ist, dann der Alte und vergiss nicht, dass es sich um einen Teenager handelt, der der festen Meinung isst, das Richtige zu tun.“
 

„Zu tun? Nicht bekommen zu haben, wenn schon. Sie schreit immer noch rum, dass sie mit Potter verlobt wäre und das Recht auf den Titel als Lady Potter habe, dass ihr Bruder es aber gewagt hätte, sie zu betrögen, weil er geldgeil sei. Sie liest weder die Briefe ihrer Mutter, noch die ihres Vaters. Und sie erzählt Jedem, was für ein Schwein Harry wäre. Ich fand, diese Zeitung würde ihr generell zu viel Freude machen.“
 

Rowan nickte. Er sah auf die Zeitung, die mal wieder ein Bild von Harry Potter auf der Titelseite hatte, dieses Mal aber nicht allein, neben dem Jungen stand Dumbledore, einen Arm großväterlich um die Schultern des Jungen gelegt, doch man konnte, nun, wo man es wusste, an Harrys Haltung und an seinem gequälten Lächeln, erahnen, dass der Alte sicher nicht nett zu ihm gewesen war. „Bei einigen Ausführungen war mir wirklich schlecht,“ gab der Minister zu. „Ich verstehe nur nicht, wie das in den Zeitungen landen konnte.“
 

„Durch ein Loch. Irgendwer, der die Klappe nicht halten kann.“
 

„Unwahrscheinlich. Arthur mag unwillig sein, sich in die Politik verwickeln zu lassen, aber dumm ist er nun wirklich nicht. Und er will seine Familie schützen.“
 

„Skeeter!“, rief Karkoff nach einer Weile. „Sie hat damals beim Turnier auch nur Ärger gemacht! Sie ist ein illegaler Animagus, das hatte ich im Verdacht, ich denke...“
 

„Sie hat sich irgendwie in die Befragungen geschmuggelt?“
 

„Ja.“
 

Rowan setzte sich. „Großartig, wirklich. „Was ist mit Miss Weasley? Haben wir irgendwelche Punkte, wo wir ansetzen können? Irgendwo? Das Mädchen muss doch noch rettbar sein...“
 

„Vielleicht, aber entweder müssen wir warten, bis das dumme Ding aus der Pubertät draußen ist, oder wir müssen zu hässlichen Methoden greifen.“

„Was beinhalten die?“
 

„Ihr zu zeigen – und sie fühlen zu lassen – was man mit Harry getan hat.“
 

„Meinst du, das würde helfen?“
 

„Ich sehe keine andere Möglichkeit.“
 

„Allerdings.“
 


 


 


 


 

„Schhh,“ hastig setzte Charlie sich wieder auf das Bett, strich sanft über Harrys Haare. „Es ist Alles in Ordnung, du bist sicher, du bist in unserem Zimmer, und es ist hell.“ Er hielt den Jüngeren, der sich vollkommen verkrampft hatte. War ja klar gewesen, die fünf Minuten, die er gebraucht hatte, um die Drachen in den Außenkäfig zu bringen, musste sein Mann nutzen, um aufzuwachen. Gut, es waren mehr als fünf Minuten gewesen, weil die Drachen beschlossen hatten, dass sie aber gar nicht nach Draußen wollten.
 

Es war so kalt und dunkel, Onkel Vernon, der Schrank... sein Alptraum. Er war allein... Doch dann wurde es wieder wärmer, er hörte die ruhige, tiefe Stimme über sich, ließ sich herumrollen. Hände, die über seine Arme strichen. Sicherheit. Langsam öffnete Harry seine Augen, sah die roten Haare und das besorgte Gesicht. Er wollte etwas sagen, aber irgendwie kam kein Ton aus seinem Mund. Oh, und hatte er schon seine höllischen Kopfschmerzen erwähnt? Das Einzige, was es noch schlimmer machen konnte, wäre eine Vision von Voldemort. Auf die er nicht wirklich Lust hatte.
 

Charlie lächelte erleichtert, als die Augen endlich auf gingen, er hob Harry auf seinen Schoß, küsste ihn auf die Stirn. Was ihn beunruhigte, war, dass der Junge wieder mal eisig kalt war und kaum hatte er ihn bei sich, legten sich die zitternden Arme wieder um seinen Hals. Er strich über Harrys Rücken, zog die Decke hoch und legte sie um Harrys Schultern. „Alles in Ordnung?“, fragte Charlie leise, als sonst keine Reaktion von seinem Mann kam.
 

Harry versuchte, zu nicken, doch sofort schoss wieder eine Schmerzwelle durch seinen Kopf. Er legte ihn wieder auf die Schulter des Drachenjägers, versuchte, sich wieder zu beruhigen und sich in den Griff zu bekommen.
 

„Ah, das hab ich vergessen,“ murmelte Charlie, griff auf seinen Nachtschrank und packte eine der Phiolen. „Harry, sieh mich bitte an,“ bat er leise. Er wartete, bis der Kopf des Jüngeren sich langsam hob, hielt ihm die Phiole an die Lippen, wartete, bis er getrunken hatte und stellte sie beiseite. Er merkte schnell, wie der Schmerz aus den angespannten Zügen glitt. „Besser?“
 

„Ja,“ nuschelte Harry. „Danke...“ Ah, Stimme war wieder da. Wenigstens etwas.
 

„Dafür nicht,“ gab Charlie nur zurück, küsste den Jüngeren erneut, strich über dessen Seite. „Vielleicht solltest du langsam was essen;“ schlug er vor.
 

„ich... ich glaub nicht, dass... ich was... runter bekomme,“ flüsterte Harry erschöpft. Er schloss die Augen, kuschelte sich enger an den Anderen. Er war so müde... so kaputt...
 

„Harry, erst essen, dann schlafen,“ erinnerte Charlie ruhig. „Du kannst es dir nicht leisten, noch mehr Mahlzeiten zu schwänzen. Bitte... Der Hunger kommt sicher beim Essen. Du bist so schon zu dünn. Ich will nicht, dass du krank wirst, ich habe versprochen, auf dich zu achten.“
 

„Ich... tut mir leid, ich... ich sollte nicht so... es tut mir leid,“ schniefte der Jüngere, sichtlich durch den Wind. Harry verstand selbst nicht, warum er so drauf war, Charlie wollte ihm helfen, er war nicht in Gefahr und doch fühlte er sich so schrecklich!
 

„Es ist gut, du bist einfach nur müde,“ lächelte Charlie, er hielt den Jüngeren, ließ Diesen einfach etwas weinen, er wusste, meist reichte das schon, um sich zumindest wieder zu fangen. Zeitgleich rief er eine Hauselfe, die süßen Griesbrei mit Fruchtkompott brachte, mit dem Hinweis, dass Dobby gemeint hatte, dass Harry das Zeug mochte. Er legte den Löffel entschieden in Harrys Hand, in derselben Sekunde, in der eine weitere Hauselfe auftauchte, in der Hand eine kleine Box und einen Zettel, sie legte beides hastig ab und verschwand in Rekordzeit.
 

Charlie sah, wie Harry aufsah, zusammenzuckte, sich dann aber beruhigte, als die Elfe wieder verschwand, begann, langsam zu löffeln. Mit spitzen Zähnen und eindeutig ohne den Willen, zu essen. Der Rotschopf strich sanft über Harrys Bauch, nahm dann den Umschlag und öffnete ihn.
 

‚Wenn der Bengel nicht genug essen will – gib ihm das. Stark konzentrierte Nährtränke. Es sind auch zwei Schmerztränke und ein Traumlostrank. Kein Pepper-Up für dich. Severus’ Charlie musste grinsen, als er das gelesen hatte. Na, wenigstens Jemand dachte mit. Er beobachtete Harry, der ewig zu brauchen schien, bis er wenigstens ein Drittel weg hatte, dann blieb der Löffel auf dem Teller und sein Mann wandte sich ab. Wortlos entkorkte er eine der Phiolen, die angenommen und geleert wurde. „Harry..“
 

Der Grünäugige sah auf, er war so müde, ihm war sogar etwas schlecht, einfach, weil er gegessen hatte. „Alles in Ordnung,“ flüsterte er, er wollte Charlie nicht noch mehr Probleme machen, als der ohnehin schon hatte. „Musst du nicht in den Unterricht?“, fragte er erschöpft. „Ich will dich nicht... aufhalten...“
 

„Das tust du nicht, ich habe mir die nächsten beiden Tage frei genommen.“ Charlie strich einfach durch Harrys Haare. „Mach dir nicht immer um Andere Gedanken. Man darf auch durchaus mal an sich denken.“ Er lächelte, wurde aber dann wieder ernst. „Bitte erzähl mir, was passiert ist. Wer es war. Wer, außer Granger. Und was haben sie getan, um dich so zuzurichten? Du warst ernsthaft verletzt.“
 

„Nein!“, automatisch zuckte Harry zusammen. „Nein, bitte nicht....“
 

„Doch,“ gab Charlie bestimmt zurück. „Hör auf, so was in dich hinein zu fressen, das sind die Sachen, die auf den Magen schlagen. Ich bin da, die gesamte Zeit über.“ Er küsste seinen Mann sanft. „Ich weiß, dass es schwer ist, aber indem du es endlich mal erzählst, wird es... besser. Du wirst dich besser fühlen.“
 

Harry merkte, wie er wieder anfing, unkontrolliert zu zittern, doch Charlie hielt ihn, sicher, warm. Obwohl er sich benahm, wie der letzte Idiot. Er lehnte sich wieder gegen den Drachenzähmer. „Sie.. haben mich Alle angestarrt und.. nicht mal Draco wollte mir sagen, was los ist,“ flüsterte er, er spürte, wie eine große Hand Seine umfasste, sie drückte, während die Andere über seinen Rücken strich. „Ich... wusste nicht, was los war, ich... wollte nur weg von dem Gestarre...Ich bin in Richtung Tränke gegangen, aber... dann waren sie auf ein Mal da...“
 

„Wer?“, fragte Charlie leise. Er wollte den Jüngeren eigentlich nicht unterbrechen, doch er ahnte, dass der diesen Punkt sonst einfach überspringen würde.
 

„Hermine, sie... sie war die Anführerin, Dean,“ Harry merkte, wie sein Zittern heftiger wurde, er verriet die, die ihm das angetan hatten, die, die versucht hatten, sein Freak sein aus ihm hinaus zu prügeln, doch er konnte Charlie nicht enttäuschen! „Zwei... zwei Ravenclaws, ein paar Gryffindors, die einen Jahrgang über uns sind, ich... ich kannte die Meisten nicht! Sie...w aren auf ein Mal da, Hermine ist vorgetreten, sie hat gefragt, ob ich zufrieden wäre, ob ich jetzt.. genug Aufmerksamkeit bekäme, dann... dann... sie... sie hat mich geohrfeigt, ich... hätte nie gedacht, dass sie so viel Kraft hat, ich... bin zurück gekippt. Sie... hat so fest zugeschlagen, ich... konnte kaum noch was sehen, alles... Alles war schwarz, sie... haben mich weggezerrt, ich... wusste nicht, wohin...bis... bis... ich hab einfach nichts mehr mitbekommen, mein Kopf... er hat so weh getan, sie.. haben mich einen Freak genannt, auf... auf mich eingeschlagen, gesagt, dass... dass ich abartig bin, dass... ich dich... dich verdorben hätte, dass ich dein Leben kaputt gemacht habe, ich... sie... sie haben sich angehört wie... Onkel Vernon... und... ich... sie... einer, Dean... er hat an meinen Sachen gezerrt, aber... ich glaub, ich hab ihn gebissen, er... hat geschrieen, sie.. haben noch heftiger getreten, dann... sie haben mich gepackt... der Schrank, es... war so kalt...“
 

Oh....! Charlie wollte nichts Anderes, als loszurennen, um einige Leute umzubringen, allen voran Granger und Thomas! „Du hat mein Leben nicht ruiniert,“ erklärte er sehr bestimmt, er hob Harrys Kinn, sah ihm in die tränengefüllten Augen. „Was ich getan habe, habe ich getan, weil ich dich liebe und ich würde es jederzeit wieder tun. Du bist kein Freak, du bist der sanfteste Mensch, den ich je kennen gelernt habe.“ Ohne auch nur darüber nachzudenken, küsste er die Tränen weg. „Die einzigen Freaks, die ich kenne, sind die, die das getan haben und dein verdammter Onkel.“
 

„Warum?“, fragte Harry nach einigen Minuten, als das Zittern langsam nachgelassen hatte und er nur halb schlafend gegen den Drachenzähmer lehnte.
 

„Warum was? Warum sie das getan haben? Weil sie....“
 

„Warum haben alle so gestarrt? Sogar... Draco. Was hab ich getan?!“
 

„Nichts,“ antwortete Charlie. „Es ging... um etwas, was gestern aus Versehen in die Zeitungen gekommen ist, vermutlich dank Skeeter. Mein Vater jagt sie bereits und lass dir gesagt sein, sie sollte lieber schnell und weit rennen.“
 

„Ich.. verstehe nicht...“
 

„Die Verhörprotokolle von Dumbledore...“
 

„Nein! Nein, nein...!“
 

„Ruhig!“ Automatisch verstärkte Charlie den Griff um den Jüngeren. „Es ist gut, es ist ohnehin schon zu spät.“
 

„Sie wissen es, sie wissen es Alle,“ flüsterte Harry tonlos. „Sie wissen es....“
 

„Und?“, fragte Charlie leise. „Dann wissen sie wenigstens, was sie von diesem Monster zu halten haben! Dann hören sie auf, ihm zu folgen, Harry, hör auf, dir Vorwürfe zu machen, bitte. Es ist gut, du bist hier sicher, der Einzige, der sonst noch hierher kommt, ist Ron. Niemand wird hier sein, nur wir Beide.“
 

„Aber.. sie wissen es, alle... alle wissen es..“, das erklärte zumindest, warum Hermine an dem Tag so auf ihn losgegangen war, sie hatte vermutlich gedacht, dass es nicht genug gewesen war. Sie hatte es schlimmer machen wollen. Das Einzige, was ihn gerade daran hinderte, zu flüchten, war der eiserne Griff des Älteren.
 

Charlie drückte seinen Mann an sich. „Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, mir gefällt es genauso wenig, aber es ist passiert. Es wird Folgen für Skeeter geben.“
 

„Ich... will nicht in die Schule,“ flüsterte Harry dumpf. „Gar.... gar nicht mehr. Sie... werden mich nur noch anstarren, ich...!“
 

„Vorerst kannst du hier lernen,“ versprach Charlie sanft. „Du musst erst Mal nicht zurück in den Unterricht. Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich habe dir versprochen, dass das jetzt mein Job sein wird.“ Er hob Harrys Kinn, küsste ihn sanft. „Willst du schlafen?“
 

Harry nickte schwach, vorläufig vollkommen zufrieden. Er kuschelte sich an den Anderen, genoss die Wärme. Er brauchte nicht lange, bis er, immer noch auf dem Schoß des Älteren, eingeschlafen war.
 

Charlie seufzte leise, küsste den Jüngeren, legte ihn dann sanft auf die Kissen, blieb bei ihm, bis er sich sicher war, dass Harry ruhig schlief. Erst dann stand er auf, um nach den Drachen zu sehen, doch schon schob sich eine Schnauze in das Zimmer. „Irgendwie war das klar,“ murmelte der Drachenzähmer. „Ihr seid schrecklich... wie bitte seid ihr ohne Hilfe da rein gekommen? Ihr... nein, antwortet besser nicht,“ murmelte er. „Es gibt Dinge, die will ich gar nicht wissen.“ Er deckte Harry zu, deutete dann den Drachen, sich zu benehmen, bevor er nach einem seiner Bücher griff, es sich bequem machte und las. Viel lieber hätte er Severus kontaktiert, aber gerade jetzt brauchte Harry die Nähe und der war ihm wichtiger, als all diese Irren. Nur, wie er seinen Mann davon überzeugen sollte, wieder in die Schule zu gehen, er hatte keine Ahnung. Der Grünäugige hatte viel zu große Panik, Hogwarts in nächster Zeit zu betreten.

Ein neuer Bewunderer

„Hallo?“
 

Charlie sah auf, es war gerade zehn Uhr morgens. Der letzte Tag war ruhig vorbei gegangen, Harry hatte die meiste Zeit einfach nur geschlafen, beide Male, wenn er aufgewacht war, hatte er Angst gehabt, aber er hatte sich jedes Mal schnell gefangen, wenn er gesehen hatte, dass keine Gefahr drohte. Er schlief noch ruhig, die Drachen waren versorgt und vorerst etwas im Außengehege, um sich auszutoben. Also trat der Rotschopf in das offene Wohnzimmer. „Remus,“ nickte er dem ehemaligen Werwolf zu. „Severus, Lucius, was gibt es?“
 

„Wir wollten wissen, ob es Harry besser geht,“ gab der Goldäugige zurück und ließ sich auf dem Sofa nieder.
 

„Nicht sonderlich,“ gab Charlie zurück. „Er schläft wieder viel, er hat Angst, er ist verstört – und er weigert sich strikt, auch nur wieder einen Fuß in den Unterricht zu setzen. Er hat Angst, davor, dass sich das wiederholen könnte. Ich habe nicht vor, ihn zu zwingen. Er kann hier in Ruhe lernen. Noch mehr nervliche Belastungen macht er nicht mit.“
 

„Aber die Gefahr ist viel zu groß, dass er sich abschottet und einigelt,“ gab Luicus zu Bedenken. „Das ist auch nicht gesund. Am Ende denkt er, dass Jeder ihm nur schaden will und macht sich selbst nur noch unglücklicher. Nein, das wäre nicht fair. Meinst du nicht auch?“
 

Der Drachenzähmer zuckte mit den Schultern. „Er hat Angst, ich werde ihn zu Nichts zwingen, es ist seine Entscheidung. Und zumindest bis Weihnachten werde ich ihn sicher nicht bedrängen, er soll sich erst mal wirklich wieder erholen, ohne angestarrt zu werden, wo immer er auftaucht, nur, weil er verheiratet ist oder sonst was. Ich habe nichts dagegen, wenn Draco hierher kommt und er hat Ron, ich gehe davon aus, dass die Beiden zu verhindern wissen, dass er sich zu sehr einigelt.“
 

Severus schloss kurz die Augen und zählte langsam bis Zehn. Gut, er verstand, dass Potter nicht wieder in den Unterricht wollte, aber das war auch keine Lösung! Nun gut, Weihnachten, bis Weihnachten, danach würde er sich den Bengel höchstselbst vornehmen. Aber vielleicht war es tatsächlich einfach nur eine Auszeit, die der Beste brauchte. „Isst er?“
 

„Ein paar Bissen pro Mahlzeit, es wird wieder besser. Ich denke, in ein, zwei Tagen ist er wieder auf den Beinen. Er ist physisch bei weitem nicht so verletzt, wie psychisch. Er hat konstante Alpträume, selbst, wenn ich da bin.“ Charlie setzte sich auf die Lehne seines Sessels, immer auf dem Sprung, um zu seinem Mann zu kommen, sollte er etwas hören.
 

„Das ist immerhin etwas,“ stimmte Lucius zu. „Vielleicht wird es nach Weihnachten besser. Es ist vermutlich nur die Ruhe, die er braucht. Vielleicht sieht im neuen Jahr alles schon besser aus.“
 

„Das hoffe ich,“ nickte Charlie.
 

„Was ist mir seinem Training?“, fragte Severus, wie immer sehr, sehr direkt.
 

„Ich rede mit Harry, wenn ich denke, dass er körperlich wieder in der Lage dazu ist,“ versicherte Charlie. „Ist sonst noch was? Ich denke, er wacht gleich auf und dann sollte ich da sein.“
 

Remus lächelte etwas. „Nein, wir wollten nur wissen, wie es ihm geht. Oh, und deine Eltern haben ihre Anwesenheit zu Mittag schon angedroht, Molly sagte etwas von Kochen für alle, das sei besser, als das, was Hauselfen fabrizieren.“
 

„Oh Merlin, dann kann ich mir wieder was über meine Ordnung anhören,“ stöhnte Charlie nur, nickte aber dann. „Dann denke ich, werde ich euch wohl alle zu Mittag wieder sehen,“ stellte er nur fest, dann deutete er zur Tür. „Dann sehe ich euch sicher nachher, ich muss meinen Mann auf eine Invasion vorbereiten.“ Mit den Worten ging Charlie wieder ins Schlafzimmer, er sah, wie Harry unruhiger wurde, hörte im Hintergrund die Türen schließen. Ah, sie waren allein. Umso besser. Er bezweifelte, dass sein Mann gerade gut auf Gesellschaft beim Aufwachen reagieren würde. „Harry... komm, wach auf.“
 

Nur ungern öffnete Harry die Augen. Wach war er schon etwas länger gewesen, er hatte Stimmen gehört und Leute, die gegangen waren, doch er wollte sich eigentlich nicht dem Tag stellen. Nun sah es allerdings so aus, als habe er keine Wahl mehr. Er richtete sich etwas auf, lächelte Charlie an. „Hi,“ flüsterte er, kuschelte sich in die wartenden Arme des Älteren, in denen er sich so sicher fühlte.
 

„Guten Morgen du, fühlst du dich etwas besser?“, fragte Charlie sanft, strich durch die dichten, wüsten Locken.
 

„Ja,“ nickte Harry, er wollte den Anderen nicht enttäuschen. „Ich.. es ist alles in.. Ordnung.“
 

„Gut, dann solltest du dich anziehen und ich mache uns ein leichtes Frühstück,“ schlug der Drachenzähmer vor. „Denn zu Mittag gedenkt unsere Mutter zu kochen, Vater und sie kommen vorbei, Remus auch. Und ich denke, der miesepetrige Tränkemeister wird uns auch belästigen, nicht zu vergessen, Ron und die beiden Malfoys.“
 

„Was?!“, automatisch schoss Harry in die Höhe. „Nein, nein, bitte...!“
 

„Ruhig! Harry, niemand wird dir etwas tun, beruhige dich, es ist nur unsere Familie und ein paar Freunde.“ Er küsste den aufgebrachten Jungen sanft, sah ihm dann in die Augen. „Keine Gefahr. Sie wollen wissen, wie es dir geht, mehr nicht.“
 

„Muss... muss das sein?“
 

Charlie lächelte ermunternd. „Ich denke, es würde dir gut tun,“ erklärte er und reichte Harry ein Bündel mit einfachen Klamotten. „Draußen warten außerdem noch vier kleine Monster darauf, von dir bespielt zu werden.“
 

„Sie sind draußen?“
 

„Ja, und das auch nur, weil ich die Tür dieses Mal zugezaubert habe,“ erklärte Charlie grinsend. „Na los, bevor sie sich einen Tunnel hier rein gegraben haben.“
 

Das brachte auch Harry zum Lächeln. Ja, er benahm sich kindisch. Niemand hatte verlangt, dass er in die Schule sollte, aber er hatte den Kleinen doch versprochen, sich immer um sie zu kümmern und er hatte Charlie versprochen, diesem bei der Aufzucht zu helfen. Und was tat er stattdessen? Er lag hier herum und jammerte. Rasch griff er nach dem Stapel Kleidung, der ihm hingehalten wurde, verschwand dann im Bad.
 

Charlie sah seinem Mann erleichtert hinterher. Offensichtlich hatte Harry beschlossen, wenigstens zu versuchen, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, statt sich weiter in Ecken zu verstecken, wie es an seiner Stelle vermutlich jeder Andere getan hätte. Und der Rotschopf war froh darum. Er wollte, dass Harry endlich leben konnte, für sich, glücklich, weit weg von all den Orten, die ihm Schmerz bereiteten. Aber dafür mussten sie leider erst noch etwas Anderes schaffen. Den verdammten Krieg. Sein Geliebter konnte sich nicht entziehen, so gern er das auch sehen würde, Charlie ahnte, dass man dem Jüngeren folgen würde. Denn dieser Krieg konnte, dank der Prophezeiung, ohne Harry weder gewonnen noch verloren werden. Man würde ihn immer jagen, ihn zu einer Leitfigur machen wollen, um ihn umzubringen oder ihn als Galleonsfigor zu nutzen, es würde nie ein Ende nehmen und das konnte er dem Grünäugigen genauso wenig antun.
 

Aber er wusste schon, wie er Harry aufheitern konnte. Zu Weihnachten wollte er dem Jüngeren seine neue Heimat zeigen, den Ort, an den sie einst ziehen würden, wenn das Alles um war, den Ort, wo sie leben und arbeiten würden. Das kleine, schöne Haus mitten in Rumänien, bei der Drachenkolonie, weit weg von der verhassten Politik und all den Blicken, mit denen der Jüngere immer torpediert wurde. Dann konnte Harry auch endlich all die anderen Drachen kennen lernen und die Anderen, die dort arbeiteten. Und Weihnachten selbst konnten sie dann in Frankreich feiern, wie geplant, bei Fleurs Familie, damit sie die auch kennen lernen konnten. Das konnte er dann heute mit seinem Vater besprechen.
 

Er wurde aus diesen Gedanken gerissen, als die schlanken Arme sich um seinen Hals legten. „Na?“, fragte der Drachenjäger, zog Harry auf seinen Schoß, küsste ihn. „Das Bad hat gut getan, oder?“
 

Harry lächelte etwas, nickte dann. „Ja,“ stimmte er zu. „Kommst du mit zu den Kleinen raus?“
 

„Ich muss den Ansturm der Anderen managen,“ erklärte Charlie seufzend. „Aber ich komme nach, nachdem ich Ma gezeigt habe, wo ich die Töpfe versteckt habe.“ Der Rotschopf grinste. „Na los, raus mit dir an die frische Luft!“, er hob seinen Zauberstab, sprach einen Wärmezauber und scheuchte Harry hinaus.
 

Er beobachtete aus dem Fenster, wie der Jüngere sich erst mal zögerlich umsah, dann aber auf die tatsächlich aufgeregt auf und abspringenden zuging und sich enthusiastisch begrüßen ließ. Nun, da durfte sich wohl Jemand noch mal duschen, bevor es Essen geben würde! Spätestens in zwei Minuten würde Harry selbst einem Golem gleichen! Aber es war einfach toll zu sehen, wie der Andere so endlich seine Scheu wieder verlor und sich im Schlamm wälzte. Ohne Angst und Erinnerungen, die ihn jagten.
 

Als er sich sicher war, dass es Harry gut ging, wo er gerade war, trat er zum Kamin und hob die Floosperre, rief den Fuchsbau. Er musste auch nicht lang warten, bevor seine Mutter den Kopf durch die Flammen hielt. „Wenn ihr kommen wollt, die Verbindung ist offen,“ schlug er vor.
 

„Woher..?“
 

„Ihr habt es Remus erzählt und der hat mich netterweise vorgewarnt, Ma,“ lächelte Charlie.
 

„Wie geht es Harry?!“
 

„Du kannst gern kommen und ihn selbst fragen, sobald ich nachher den Matsch und Schlamm von ihm gekratzt habe.“
 

„Wir sind sofort da!“
 

Charlie nickte und trat zurück, setzte sich in seinen Sessel. Er musste nicht lange warten, bis das Feuer das erste Mal röhrte. „Percy! Du hast Zeit? An einem regulären Arbeitstag?“
 

Der Jüngere lächelte nur und setzte sich. „Ich habe sie mir genommen,“ gab er nur zu Wissen. „Es hat Vorteile, die alten Sitze eingefordert zu haben, ich habe das Recht auf einen eigenen Stab, der für mich arbeitet. Die machen gerade meine Aufgaben, bis ich wieder da bin, Bruderherz. Man hat ein tolles Leben, wenn man den Status eines Malfoy hat, “ fügte er grinsend hinzu, wurde aber dann wieder ernst. „Alles in Ordnung bei euch? Hat Harry sich endlich wieder beruhigt? Geht es ihm wieder besser?“
 

„Es geht ihm besser, aber allein die Vorstellung, dass heute Jemand kommen wollte, hat ihn fast an die Decke gehen lassen. Aber ich denke, das wird sich wieder beruhigen. Er braucht nur etwas Zeit, fern ab der Blicke Anderer, er kann so lange hier lernen und sich erst mal wirklich mit der neuen Situation auseinander setzen.“
 

„Er tut dir gut, Bruder, lächelte Percy einfach. „Und du ihm. Ich habe dich nie zuvor so beherrscht erlebt. Du hast noch nicht mal diesen einen Bengel tot geschlagen.“
 

Charlie lachte leise. „Ja,“ gab er zu. „Es ist... ich weiß nicht, die Meisten würden ihn als anstrengend empfinden, ich bin froh, ihn zu haben. Er will immer nur Dinge für Andere tun, aber er denkt nicht an sich, ganz Anders, als der Rest der Welt.“
 

Percy musste grinsen, als er diesen ungewohnt sanften Ausdruck auf dem Gesicht seines sonst so harten Bruders sah. Oh ja, Harry hatte dem Anderen endlich gezeigt, dass man nicht immer der Kälteste sein musste. Allerdings wurde ihr kurzes Gespräch unterbrochen, als ihre Mutter durch die Flammen in das Zimmer stürzte, beladen mit mehreren Töpfen und Tüten.
 

„Mutter, auch in diesem Hause gibt es Töpfe und Lebensmittel!“, stöhnte Charlie, als er das sah, er nahm der überladenen Frau, die ihn irgendwie an ein Muggelkinderspiel namens Packesel erinnerte, die Tüten ab und half ihr, die Sachen in die Küche zu schaffen.
 

„Ja, aber was für welche! Kind, die sind doch viel zu klein! Damit kann ich nicht arbeiten! Oh, zeig deinem Vater, wo ich bin, der hat den Rest der Sachen.“
 

„Noch mehr?!“
 

„Na, hör mal! Der arme Junge braucht ein Festessen und du kommst mir auch vor, als hättest du schon wieder abgenommen! Nicht zu vergessen Severus! Der arme Mann! Er erinnert mich jedes Mal an eine halbe Hungersnot! Seine Nase sähe nicht halb so gefährlich aus, wenn etwas Fleisch darauf wäre!“
 

„Ein Grund für mich, Frau, sicher nicht zuzunehmen!“, knurrte es von der Tür. „Ich bestehe auf meine dürre, hässliche Hakennase!“
 

„Was machst du denn schon hier? Du ist doch gerade erst gegangen!“, stöhnte Charlie, während er seinem armen Vater half, seine Last in der Küche so zu verteilen, die inzwischen irgendwie richtig klein geworden war. Das waren Lebensmittel für mehrere Tage! Nicht für ein einziges Essen, auch, wenn sie ein paar mehr Leute waren! Vermutlich würde es für ein Mittagessen in der Schule selbst reichen!
 

„Ich hatte vergessen, die Tränke abzustellen,“ knurrte der Mann und reihte mehrere Phiolen auf der Arbeitsfläche auf, dem einzigen Ort, der nicht vollgestellt war mit irgendwelchen Sachen. „Sonst überlebt der Bengel dieses Essen mit Sicherheit nicht und vielleicht sollte ich selbst auch einen...“
 

„Severus Sebastian Snape! Ich warne dich!”, rief Molly sofort, eine Hand in der Hüfte aufgestützt, in der anderen den Kochlöffel. „Du wirst deinen Teller leer essen! Und zwar den, den ich vorbereite! Suppe, Hauptessen und Nachtisch! Und davor wirst du dich hier zu mir stellen und mir vorbereiten helfen! Alle Anderen – raus!“
 

Lachend und gröhlend verzogen Percy und Charlie sich mit ihrem Vater aus der Küche, nicht glauben könnend, dass ihre Mutter soeben den gefürchtetsten Lehrer der Schule nicht nur zwang, ihr zu helfen, sondern auch über sein Essverhalten wachen würde. Oh, das war so herrlich! Irgendwie ging ihnen gerade der Respekt vor dieser Person flöten, aber vollkommen. Nach immer um Luft japsend setzten sie sich im Wohnzimmer auf die Sessel. „Dad, welche Armee will Ma bekochen? Nur, damit ich weiß, wie viel ich nachher irgendwo unterbringen muss?“, fragte Charlie, als er wieder sprechen konnte.
 

„Ich habe keine Ahnung, sie hat den gesamten gestrigen Tag nur mit Einkaufen zugebracht und nur vor sich hingeredet, was sie alles kochen will. Von wie viel war leider nie die Rede, den Mut, sich ihr in den Weg zu stellen, wenn sie dabei ist, etwas auszuhecken, habe ich beim besten Willen auch nicht.“
 

Percy lachte nur: „Wer hätte das bitte? Nicht mal Snape traut sich doch, ihr zu widersprechen! Ich wette, nicht mal Malfoy Senior würde so etwas Dummes tun!“
 

„Wo ist Harry?“, fragte Arthur auf ein Mal. „Bei dem Lärm wäre er doch sicher schon lange aufgewacht.“
 

Charlie lächelte, er stand auf und trat erneut zu dem Fenster, das zum Gehege der kleinen Drachen zeigte. „Hier, “ erklärte er. „Da draußen sind fünf Lehmklumpen, einer davon ist mein Mann, wer ist gerade schlecht zu sagen.“
 

„Ich würde sagen, es ist der Rechte, der mit den fünf Fingern statt der Krallen,“ grinste Percy, der sich das ansah, es stimmte, es war wirklich schwer zu sagen, wer da draußen wer war. „Ma würde die Krise bekommen, wenn...“
 

„Wenn was, junger Mann?!“, fragte in dem Moment Molly, das Ohr ihres Sohnes zwischen zwei Fingern. „Nur weiter, Percy, wenn ich was wissen würde?“
 

„Äh... wie.. Harry aussieht?“
 

„Warum? Ist er krank? Ich dachte, er liegt im Bett!“
 

„Liegen stimmt, Bett nicht," schaltete Arthur sich ein. „Eher sich im Matsch wälzen... es scheint ihm gut zu gehen, Molly, er spielt mit den Drachen...“
 

„Mit den Drachen?! Das sind doch keine Kuscheltiere! Charlie! Hol ihn rein! Nicht, dass ihm noch was passiert! Kommt gar nicht in frage! Seit wann bist du so...?!“
 

„Ma, sieht er wirklich so aus, als wäre er in Gefahr? Und kennst du mich nicht gut genug, um zu wissen, dass ich ihn nie einer Gefahr aussetzen würde? Die Drachen gehen Kommando, wenn Harry etwas sagt. Sie gehorchen ihm, wie trainierte Hunde. Sieh sie dir an, er hat einfach nur Spaß. Aber ich hole ihn gleich rein, damit er sich noch duschen kann, bevor wir essen und die Drachen müssen auch gleich gefüttert werden.“
 

Molly sah ihren Sohn prüfend an, dann noch mal aus dem Fenster, wo die fünf Figuren sich weiter im Schlamm wälzten. Charlie hatte Recht, es sah nicht aus, als wäre Harry in Gefahr, aber es gefiel ihr einfach nicht, sie machte sich Sorgen um den fragilen Jungen. „Dann hol ihn schnell rein, es ist kalt, es soll heut Nacht sogar schneien.“
 

„Keine Sorge,“ lächelte Charlie. „Ich habe einen Wärmezauber auf ihn gesprochen und wie gesagt, die Drachen müssen auch gleich gefüttert werden. Übrigens würde ich in die Küche zurück, sonst massakriert Severus das Huhn, was ich da drin gesehen habe.“
 

„Mein Huhn!“, mit diesen Worten jagte Molly wieder in die Küche.
 

„Oh und Dad, wegen Weihnachten – ich möchte bald mit Harry zum Drachenhorst nach Rumänien, aber wir kommen pünktlich nach, zu Fleurs Familie nach Frankreich. Harry soll ein richtiges Weihnachten haben. Mit Familie und allem Anderen dazu.“
 

Arthur lächelte sanft. „Das finde ich gut...“
 


 


 


 


 


 


 

Seit dem Überfall auf Harry waren inzwischen drei Wochen vergangen und es war Ende November. Der erste Schnee war schon gefallen und es herrschte eine angenehme Ruhe, doch der Grünäugige fürchtete, dass das nicht lange so bleiben würde. Es blieb nie lange friedlich, das war immer schon das Problem an solchen Zeiten. Dann traf ihn irgendwas anschließend nur umso härter, wie Sirius’ Tod...
 

Er sah zu den kleinen Drachen, die sich gerade im frisch gefallenen Schnee wälzten und sich geschwisterlich tratzten, sich aber dabei immer benahmen, sie hörten auf, sobald er es verlangte und sie aßen ihre Fleischstücke schön manierlich, statt sie quer durch die Wohnung zu zerren.
 

Er fühlte sich manchmal einfach nur so glücklich, wenn Charlie kam, wenn sie sich küssten, wenn sie zusammen im Bett lagen. Der Drachenzähmer machte ihn so glücklich, er war wie ein Traum und seine größte Angst war es, dass der irgendwann verschwinden würde. Das würde er sicher nicht verkraften. „Oh, hallo, Schnäbelchen,“ lächelte er, als der Tukan sich auf seine Schulter setzte, ihn begrüßte und sein Leckerli, heute bestehend aus einigen Orangenstücken, einforderte.
 

Harry sah auf, hinüber zu der Schule. Er hatte keine Angst vor dem Gebäude, schon mehrfach hatte er sich in die Bücherei gestohlen, um sich Bücher zu holen, doch er ertrug es nicht, Anderen zu begegnen und schon gar nicht Gryffindors. Sie alle sahen ihn immer noch an, wie einen Verräter, wenn er den Fehler machte, sich zu zeigen, also huschte er in Ecken und versteckte sich, er war auch nur noch draußen, wenn er tagsüber im Freigehege mit den kleinen Drachen spielte, die auch nachts nicht mehr im Schlafzimmer, sondern in ihrem eigenen Raum schliefen. Was zu Beginn nur unter heftigsten Protesten hingenommen worden war.
 

Überrascht sah Harry allerdings auf, als er eine pechschwarze Eule auf sich zukommen sah, die Schnäbelchen sichtlich nicht ausstehen konnte die ihm aber immer wieder sein Bein hinhielt. „Nicht, Kleiner,“ bat Harry daher sanft, setzte den Tukan auf den Ast, auf dem er saß, nahm dem Botentier sein Packet ab und sah zu, wie es im weißen Himmel verschwand, der schon wieder frischen Schnee versprach.
 

Von wem war das denn? Es war ein auch noch in Schwarz eingepacktes Kästchen, von dem aber keine Zauber auszugehen schienen. Und mitten auf den silbernen Bändern leuchtete ein blutrotes Sigel mit einer Schlange darauf. Von einem der beiden Malfoys? Warum hatten sie es ihm dann nicht einfach gebracht? Es war nicht so, als würden sie nicht wissen, wo sie ihn finden konnten. Und immerhin würde Lucius ihn heut Nachmittag auch trainieren!
 

Kopfschüttelnd erbrach Harry das Sigel – und sprang schreiend einen Schritt zurück, denn aus der Schachtel fielen drei Dinge: ein Brief, ein menschliches Herz und eine weitere, kleinere Schachtel. Heftig atmend starrte er auf das Stück toten, blutigen Fleisches, bevor er mit zitternden Fingern nach dem ebenfalls versiegelten Brief griff und ihn, mehr als nur widerwillig öffnete.
 

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Harry, oder sollte ich dich schon mein Geliebter nennen?
 

Ich denke, du weißt von wem dieser Brief ist. Ich habe gehört, deine Vergangenheit war auch nicht die Schönste und das brachte mich zum Nachdenken. Ich bin zu einem Schluss gekommen, der uns Beiden entgegen kommen dürfte – ich werde dich nicht weiter jagen, im Gegenteil, ich werde dich zu dem Meinen machen, dich in mein Bett holen, unsere Kräfte auf jeder Ebene vereinen.
 

So werden wir Beide stark sein! Wir Zwei werden die Welt stürzen und uns untertan machen! Um diese Lachnummer an deiner Seite mach dir keine Sorgen, ich werde sie zu beseitigen wissen. Ich habe gehört, dieser Bund ist noch nicht vollzogen – belass es dabei, halte dich rein für mich. Sei meiner würdig, denn ich biete dir Alles: Macht, Geld, Luxus.
 

Das Herz gehört zu deinem Onkel, es war gar nicht so einfach, in Azkaban einzubrechen und ihn umzubringen, aber ich muss sagen, es hat mir Freude bereitet, den Mann zu Tode zu foltern, er hat geschrieen, wie ein Spanferkel beim Ausbluten. Es war ein wahrer Genuss. So und schlimmer werde ich mit Jedem verfahren, der es wagt, Hand an dich zu legen.
 

Du bist nur mein!
 

Und ich kann es kaum erwarten, mit meinen Fingern deine Haut zu liebkosen und dich zu küssen. Anbei liegt eine kleine Aufmerksamkeit. Der Ring ist ein Familienerbstück, ich hoffe, er trifft deinen Geschmack.
 

Trage ihn,
 

voller Liebe,
 

Lord Voldemort

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Nein! Nein, das musste ein Alptraum sein, mehr nicht! Harry spürte, wie die Übelkeit in ihm aufstieg, als er erneut den blutigen Klumpen Fleisch anstarrte. „Nein! Nein, nein, nein, nein!“, flüsterte er, bevor er seine Hand hob und das Ding in Flammen aufging, bis nicht mehr übrig war, als ein Haufen Asche. Danach brachte er die Drachen rein, entschuldigte sich, flüchtete ins Bad, stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserstrahl an – auf glühend heiß. Es tat weh, als die Strahlen ihn trafen, aber es tat auch wirklich, wirklich gut. Allein diese Vorstellung, dass die dürren, schlangenhaften Knochenfinger ihn anfassen würden oder dass der Mann allen Ernstes erwartete, Sex mit ihm zu haben, ließ ihn erschaudern.
 

Nein! Niemals! Nie im Leben würde er sich zu der Hure eines Verrückten machen lassen! Nie im Leben! Regelrecht hysterisch schrubbte Harry sich selbst. Er hatte es gewusst, es musste wieder was passieren und es würde alles Andere als schön sein, wenn es soweit war. Hier war es. Tom wollte ihn.
 

Nein, nein, nein! Er durfte nicht daran denken! Er.. konnte es nicht mal Jemandem sagen. Charlie würde durchticken und etwas Dummes tun, wie sich Tom stellen und getötet werden, etwas, das er nie zulassen würde, Lucius und Severus würden es sicher den Weasleys erzählen und der gesamte Clan, der wegen ihm schon eine Tochter verloren hatte, würde auf Kriegspfad gehen! Und wer wusste, was sie dieses Mal verlieren würden. Remus würde ebenfalls durchdrehen und etwas Dummes tun. Er musste das hier für sich behalten und hoffen, dass der Irre nichts weiter von sich hören lassen würde...
 

Harry wusste nicht, wie lang er schon da gesessen hatte, er hatte nicht mal mitbekommen, dass er sich hingesetzt hatte, doch seine Haut war feuerrot und hatte an einigen Stellen Blasen geworfen. Entschlossen stand Harry auf, sprach einige einfache Heilzauber, froh um Poppys Unterricht und zog sich frische Kleidung an, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte, überall Blut zu riechen.
 

Lange stand Harry dann vor dem Spiegel, bevor er sich zusammenriss und die Badezimmertür wieder öffnete. Er sah sich immer wieder um, bevor er hinaus trat, vor die Hütte. Da! Da kam er! Unverletzt und sichtlich erleichtert, dass sein Unterricht fürs Erste vorbei zu sein schien. „Charlie!“, ohne nachzudenken, lief Harry ihm entgegen, klammerte sich an den Rotschopf.
 

„Harry?“, überrascht sah der Drachenzähmer zu seinem Mann, der sich an ihn klammerte, als ging es um sein Leben. „Ist was passiert?“, fragte er sofort besorgt. Er sah die stark gerötete Haut, der Jüngere hatte gebadet, mal wieder viel zu warm und auch noch vor dem Mittagessen...
 

Harry schüttelte den Kopf. „Nein,“ murmelte er. „Nur froh, dass du da bist...“
 

„Schön, das zu hören,“ lächelte der Drachenzähmer, auch, wenn er etwas verwundert war. Er küsste seinen Mann einfach, nahm dann dessen Hand in seine und lief zurück zu ihrem Haus. „Kommt Ron heut mal wieder zu Mittag vorbei?“, fragte er schließlich.
 

„Nein, er ist heut wieder mit Milli unterwegs,“ erklärte Harry und er war froh darum. Er brauchte Charlie nach diesem Vormittag eine Weile für sich selbst. Um sicher zu gehen, dass dieser da war und nicht beseitigt worden war, von einem Irren, der von einer Sekunde auf die Andere beschlossen hatte, statt ihn töten zu wollen, ihn zu ehelichen. Nein! Allein die Vorstellung war ihm unerträglich! Er steckte seine Nase an Charlies Hals, sog dessen Geruch in sich auf. Ja, das war schon viel besser.
 

Überrascht sah Charlie seinen Mann an. Spätestens jetzt wusste er, dass etwas nicht stimmte, aber Harry sah nicht so aus, als wolle er sich zu dem Vorfall äußern und ihn zu zwingen war auch keine Lösung. Der Jüngere würde es ihm sagen, wenn er bereit war. Vielleicht war es einfach nur ein Alptraum gewesen. „Na, dann komm du. Dann lass uns mal essen, bevor wir unsere Untermieter füttern müssen!“
 

Harry nickte, er wartete, bis Charlie sich an den Tisch gesetzt hatte, der schon gedeckt worden war, setzte sich dann einfach auf dessen Schoß. Er musste aufpassen, er musste Charlie beschützen und das konnte er nur, indem der Andere nichts von diesem Brief erfahren würde, wer wusste, was dann geschehen würde.
 

Charlie lächelte, er küsste den Jüngeren immer mal wieder, hielt ihn und genoss so seinen Feierabend. Heute hatte er keine Hausaufgaben zu korrigieren, sondern konnte sich nur auf seinen Mann konzentrieren, vor Allem, da morgen Samstag war. Die wenigen Tage an denen sie tun und lassen konnten, was sie wollten. Hogwarts würde so gut wie leer sein, da Hogsmsaedewochenende war. Also würde Harry vermutlich wieder in die Bücherei verschwinden, für eine Weile und am Sonntag würde er den Jüngeren mitnehmen nach London, auf den Weihnachtsmarkt. Das würde Harry ablenken und er würde wieder von Menschen umgeben sein, allerdings dieses Mal von welchen, die ihn nicht kannten und von denen er nichts zu befürchten hatte. Er sollte einfach nur die Weihnachtszeit genießen und auf andere Gedanken kommen.

Besuch

„....und ich sag dir, man ist sie eine Bombe! Wir haben...! He, Harry! Kuck mal, was da liegt!“
 

Harry sah auf, sah zu seinem Entsetzen, wie Ron eine kleine, schwarze Schachtel aufhob, die er vollkommen vergessen und verdrängt hatte. Sie musste da inzwischen seit zwei Wochen herumliegen: „Nein! Nein, fass das nicht an!“, ohne nachzudenken, oder ohne auch nur auf Dracos komische Blicke zu achten, schlug Harry dem Anderen die geöffnete Schachtel aus der Hand. Der silberne Ring rollte über den Schnee, blieb unschuldig im frisch gefallenen Weiß liegen.
 

„Was...? Harry, was hast du denn? Es ist doch nur ein Ring!“
 

„Einer mit einem Totenkopf,“ stellte Draco ruhig fest, er hatte das Schmuckstück aufgehoben, hielt ihn zwischen seinen behandschuhten Fingern. „Und einer Schlange. Harry, wo hast du das her?“
 

„Ich habe es nicht! Ich habe es nicht! Ich will es nicht! Ich... tu es weg! Mach es kaputte!“, Harry schüttelte heftig mit dem Kopf, ließ sich in den Schnee fallen und rollte sich in sich selbst zusammen.
 

„Harry?“, fragte Ron, vollkommen von diesem Anfall überfordert. Egal, was je geschehen war, so hatte der Jüngere sich noch nie verhalten! Hastig kniete er sich zu seinem besten Freund. „Harry, was ist los? Was ist passiert? Wie kommst du an einen Todesserring?”
 

Harry schniefte, er wollte den Anderen abschütteln, aber Ron war schon immer hartnäckig gewesen, so hatte er ja auch, nach ihrem lächerlichen Streit im vierten Schuljahr, herausgefunden, was sein Onkel mit ihm tat. Doch er wollte das nicht erzählen. Es hatte seit zwei Wochen keine weiteren Briefe gegeben, er hatte sich so sehr darum bemüht, das Alles zu verdrängen und da fand Ron diesen dummen Ring und Draco erkannte ihn als das, was er war.
 

„Harry, du kannst es uns doch sagen,“ versuchte es nun auch Draco, denn er sah, dass das nicht die normalen Ringe waren, die der Dunkle Lord so ausgab, der hier war ungleich viel wertvoller, besser gearbeitet und in ihm gab es mehr als vier hochwertige Edelsteine. „Was hat der Lord dir geschrieben, wenn er dir so einen Ring schickt?“
 

Kurz sah Harry auf den dummen Ring, der immer noch zwischen Dracos Fingern war, wischte sich dann die Tränen aus den Augen. „Er... will mich, “ flüsterte er. „Bitte... bitte, sagt es niemandem! Sie würden alle, alle nur was Dummes tun! Ich will nicht, dass irgendwer stirbt! Das darf nicht sein! Es... ist ja noch nichts passiert!“
 

„Er will dich?“, fragte Ron verwirrt. „Was meinst du damit? Er wollte dich schon immer töten...“
 

„Ron, du bist wirklich dämlich! Er will Harry als Faustpfand an seiner Seite! Als Ehemann, um es für ganz Dumme auszudrücken! Schau dir doch mal den Ring an! Das ist ein verdammter Verlobungsring!“
 

„Aber... he, jeder weiß, dass du schon verheiratet bist!“
 

„Er... hat geschrieben, dass er sich um dieses... kleine Problem... kümmern würde und dass.. ich nur ihm gehöre...
 

„Oh, Harry, “ flüsterte Ron nur, nahm den Jüngeren in seine Arme. „Du hast Angst, dass Charlie etwas Dummes macht, wenn er davon erfährt, oder?“, fragte er dann. Er tauschte einen besorgten Blick mit Draco. „Aber du hättest doch mit uns darüber reden können...“
 

„Ich... wollte niemanden damit belasten,“ flüsterte Harry müde, doch er fühlte sich besser, nun, wo es noch Jemand außer ihm wusste. „Und... ihr dürft es niemandem sagen! Bitte! Charlie, er... er würde vielleicht was Dummes tun und ich will ihn doch nicht verlieren! Er.. ich... ich liebe ihn doch...“
 

Draco hob eine Augenbraue. Der Jüngere hatte Recht. Wenn dieser Weasley erfahren würde, was der Andere durchmachte, würde er auf eigene Faust Voldemort gegenüber treten und es würde zu einem Desaster werden, vor allem eben für Harry. „Wir werden niemandem etwas sagen, nicht wahr Draco?“
 

Draco sah lange auf den Ring, dann auf Harry, der ihn erwartungsvoll ansah. Er seufzte, legte das Ding wieder in seine Schachtel und zauberte ein tiefes Loch in die Erde, warf den Schmuck hinein und zauberte es wieder zu. „Ich finde es falsch, niemandem was zu erzählen, aber ich werde es nicht tun,“ fügte er an.
 

„Gut,“ flüsterte Harry erleichtert, sah dann zum Himmel auf. Es war falsch, er hatte in den letzten zwei Wochen sehr wohl noch ein Päckchen bekommen. Mit langstieligen, schwarzen Rosen. Den Brief hatte er nicht mal mehr geöffnet, sondern Alles, wie es war, verbrannt. Und noch hatte niemand ihm vom Tod seines Onkels berichtet, er nahm an, entweder man hatte es noch nicht entdeckt, oder was wahrscheinlicher war, man wollte es ihm ersparen, nicht wissend, dass man ihm sogar dessen Herz geschickt hatte. Noch ein paar Kleinigkeiten, die er nicht erzählen konnte und wollte. Ron und Draco sollten damit nicht weiter belastet werden, sie wussten jetzt schon zu viel.
 

Draco sah den Grünäugigen an, der sich inzwischen wieder erhoben hatte und sich den Schnee aus seiner Kleidung klopfte. Er wusste, da war mehr, der gehetzte Blick sagte schon Allein die Tatsache, dass der Jüngere sich immer weiter von Allen und Jedem abkapselte. In diesen Briefen von dem Irren war sicher mehr gestanden und das nahm Harry schrecklich mit. Vielleicht sollte er doch mit irgendeinem Älteren reden. Mit Jemandem, der überlegen und nicht kopflos losstürmen würde. Auch, wenn er Harry etwas Anderes versprochen hatte, aber es war wichtig dass Irgendwer bescheid wusste, eben um im Notfall eingreifen zu können, um bescheid zu wissen, denn Ron hatte mehr als ein Mal bewiesen, dass er nicht wusste, wann man mit der Sprache herauszurücken hatte.
 

Und ja, er wusste, mit wem er reden konnte. „Also, Leute. Ich gehe dann mal wieder, mein Alter will noch was mit mir besprechen. Ron, kommst du nachher auch noch? Milli würde sich sicher freuen.“
 

Der Rotschopf grinste. „Zu Mittag bin ich da...“
 


 


 


 


 

„Ja?“, fragte Percy, als es klopfte und sein Sekretär den Kopf hinein steckte. Er sah nicht mal von der Akte auf, die er gerade bearbeitete. Eine der Vorbereitungen, die der Prozess gegen Dumbledore nun ein Mal erforderte. Er würde nicht denselben Fehler machen, wie der Alte, auch, wenn der wenigstens schuldig war. Es würde eine öffentliche Verhandlung geben, ein Luxus, den der Alte Sirius Black nicht zugestanden hatte.
 

„Sir, Draco Malfoy bittet darum, mit Ihnen sprechen zu dürfen, er beharrt darauf, dass es wichtig wäre...“
 

„Draco?“, fragte Percy überrascht. Was wollte denn Lucius’ Sohn von ihm? Und das auch noch ein einem regulären Schultag zur Unterrichtszeit, wenn er das mal so anmerken durfte! War etwa etwas geschehen? Nein, unwahrscheinlich, dann hätte er schon längst einen hysterischen Charlie hier. „Sicher, bring ihn rein, besorg uns was zu Trinken und etwas Gebäck,“ fügte er noch an, dann beugte er sich ein weiteres Mal über die Akte, markierte mit einem bunten Stift einen Teil einer Aussage, dann schloss er sie und schob sie beiseite, gerade, als Draco eintrat. „Draco. Ich bin überrascht, wenn ich das mal so sagen darf. Setz dich. Was gibt es? Du siehst... ernst aus.“
 

Der Blonde seufzte leise und setzte sich gegenüber dem Weasley, mit dem er zu reden gedachte, erneut erinnerte er sich selbst daran, wie wichtig es war, dass wenigstens Irgendwer bescheid wusste und dass das hier kein Verrat war, sondern eine bitterlich erforderliche Vorsichtsmaßnahme, die Irgendwer treffen musste, bevor etwas Schreckliches geschah. „Es ist ernst,“ erklärte er ruhig, wartete, bis der Mann, der ihn rein gebracht hatte, mit den Getränken hinein kam und sie ausschenkte. Er nahm seine Tasse entgegen, spielte mit ihr. „Es ist etwas geschehen und ich halte es für besser, dass Jemand bescheid weiß.“
 

„Etwas geschehen – ich gehe einfach mal davon aus, dass es sich um Harry handelt und das Charlie es nicht weiß, weil er es nicht will, um ihn zu schützen oder aus einem anderen, falschen Grund. Liege ich richtig?“
 

„Ziemlich,“ stimmte Draco zu: „Wobei er Recht hat es Charlie nicht zu sagen, es wäre wie Mord. Dein Bruder neigt dazu, erst zu handeln und dann zu denken, man hat es ja bei Finningan gesehen. Es wundert mich, dass er mit dem zermatschten Gesicht noch eine Aussage machen konnte.“
 

„Wir haben ihn oberflächlich geheilt,“ räumte Percy ohne viel Mitleid ein. Der Bengel hatte verdient, was er bekommen hatte und noch Einiges mehr, aber ja, Charlie war durchgedreht. Immerhin hatte es einen Halbriesen und einen Mann mit Werwolfstärke gebraucht, um seinen älteren Bruder von seinem Opfer zu trennen. „Und um was genau geht es dieses Mal?“, fragte er daher.
 

„Harry – er bekommt Briefe...“
 

„Drohbriefe? Ich dachte, die würden alle abgefangen werden! Wir haben einen Zauber verwendet, der keine Briefe mit verletzendem Inhalt zustellen würde. Die kommen Alle hierhin – und glaub mir, es waren einige. Ein paar der Heuler haben uns wirklich unterhalten.“
 

„Es sind keine Drohbriefe, nicht im eigentlichen Sinne, auch, wenn Harry sich mehr als bedroht fühlt. Man muss ihn mit Gewalt von der Seite deines Bruders pflücken, er lässt Charlie nur ungern aus den Augen und er hat dauernd Angst.“
 

„Keine Drohbriefe und er hat trotzdem Angst? Das brauche ich, fürchte ich, doch etwas genauer.“
 

„Voldemort.“
 

„Äh... der würde aber unter Drohbrief fallen...“
 

Draco schüttelte nur den Kopf. „Nein, dass, was er Harry wohl in letzter Zeit schickt, sind keine Drohungen, es.. sind Liebesbriefe.“
 

„Entschuldige mich, bitte WAS?“
 

„Liebesbriefe, er will Harry an seiner Seite, als Mann, als Mätresse, als Unterstützer. Ich kenne den genauen Inhalt nicht, das hat er uns nicht erzählt, aber er hat panische Angst, dass Charlie von ihm umgebracht wird oder das Charlie es erfahren und durchticken könnte, dass er sich hinreißen lassen würde, was Dummes zu tun und das er dabei ins Gras beißt. Darum hat er es Niemandem gesagt. Nicht ganz zu Unrecht.“
 

Percy starrte Draco ungläubig an. Diese Geschichte klang einfach abartig, so abartig, dass Niemand sie sich ausdenken konnte. Sie musste also wahr sein. Großartig, so was konnte auch nur Harry passieren, nur dieser Junge geriet vom Regen in die Traufe ins Güllesilo und ja, Charlie hätte etwas Dummes gemacht und wäre vermutlich getötet worden, hätte er von den Briefen gewusst. Merlin, ihm selbst fiel es schwer, nicht etwas gegen die Wand zu werfen! „Allein die Vorstellung, dass diese Kreatur Sex haben kann,“ murmelte er, während er schauderte. Er hatte Voldemort gesehen, den schlangenähnlichen Körper, das Gesicht ohne Nase, die schuppenbesetzte, krankhaft fahle Haut und diese grausigen, langen, knochigen Finger! Da würde Jeder Alpträume bekommen!
 

„Danke! Das waren Bilder, die ich wirklich nicht gebraucht hätte!“, stöhnte Draco, der sichtlich grün wurde, dann aber fortfuhr: „Er hat Harry sogar einen Verlobungsring geschickt und ich weiß nicht, ob das Alles war. Es war zumindest alles, was er uns gesagt hat – weil wir das Ding durch einen Zufall gefunden haben.“
 

„Einen...? Oha,“ seufzte Percy und nippte an der Tasse, die vor ihm stand. „Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut. Wenn Charlie das wüsste...“
 

„Würde er durchticken, ja,“ nickte Draco. „Darum habe ich dich gewählt, Jemand muss bescheid wissen, sollte etwas geschehen, aber es durfte niemand sein, der unbedacht handelt und in dem Fall glaub ich auch nicht, dass dein Vater sonderlich viel ruhiger geblieben wäre. Du warst die sicherste Option.“
 

„Du hast den politischen Verstand deines Vaters geerbt,“ stellte Percy lächelnd fest. „Du hast Recht, Jemand muss es wissen, aber etwas zu unternehmen, wo noch nichts geschehen ist, ist Wahnsinn. Du hast richtig gehandelt... wer weiß es noch?“
 

„Danke,“ lächelte Draco etwas, zuckte dann die Schultern: „Ron.“
 

„Ron? Dann weiß es doch eh bald die gesamte Schule.“
 

„Ron wusste seit dem vierten Jahr, was Harrys Onkel mit ihm getan hat. Er hat Harry versprochen zu schweigen,“ erinnerte er nur. „Dein Bruder wusste noch nie, wo Loyalität an Mord grenzt.“
 

Ja, da hatte Draco natürlich Recht. In der Sache hatte Ron auch jahrelang geschwiegen, er konnte also die Klappe halten – wenn es auch der falsche Zeitpunkt war. Aber das war nur eine der Sorgen, die er hatte.
 

„Ist was?“, fragte Draco nach einem kurzen Moment.
 

„Ich hab eine unerklärbare Leiche ohne Herz am Hals, die ich totschweigen muss.“
 

„Hö?“
 

„Vernon Dursley.“
 

„Die Drecksau, die Harry so zugerichtet hat? Tot?“
 

„Ja, mausetot. Zu Tode gefoltert, das Herz, die Zunge, die Genitalien abgeschnitten, letztere haben wir in der Speiseröhre gefunden, er ist daran erstickt. Er war außerdem geblendet, ein Teil seiner Haut ist abgezogen worden und seine Fußsohlen wurden verbrannt. Das Herz war spurlos verschwunden. Und dabei sitzt er in Azkaban, in einem scharf bewachten Trakt!“
 

„Wow! Da hatte aber Jemand eine Wut auf ihn,“ stellte Draco überrascht fest.
 

„Ja, aber es war Niemand von uns. Wäre es Charlie gewesen, wüsste ich es, außerdem hätten wir dann nur blutige Masse gefunden. Aber das war eine professionelle Folter, von der auch niemand was mitbekommen haben will. Das ist wirklich unheimlich.“
 

„Wer weiß davon?“
 

„Nicht viele. Dad natürlich, dein Vater, Snape, Remus. Wir haben entschieden, es Harry nicht zu sagen, denn der Junge würde sich die Schuld an all dem geben. Er ist psychisch in keinerlei Fassung, das zu verkraften. Er mag so wirken, als habe er den letzten Angriff gut überstanden, aber...“
 

„Das hat er nicht, er schauspielert,“ kam es überzeugt von Draco. „Ich kenn ihn, er bekommt einen gejagten Ausdruck in den Augen, wenn er denkt, niemand guckt hin, er hat Angst, wenn es klopft, vor allem, wenn Charlie nicht da ist und allein in die Nähe der Schule zu gehen ist für ihn wie eine schwere Arbeit. Selbst, wenn praktisch niemand da ist.“
 

Percy lächelte und nickte. „Ja, leider ist es so,“ stimmte er zu, nahm sich eines der Gebäckstücke. „Und das ist vollkommen normal, jetzt, wo er nicht mehr misshandelt wird, holt das Trauma ihn erst richtig ein und Charlie ist der einzige Anker, den er hat.“
 

„Darum hat er ihm auch nichts gesagt,“ nickte Draco. „Er hat Angst.“
 

Percy machte ein zustimmendes Geräusch, er betrachtete den Blonden, fragte sich, warum er diesem alles erzählte, aber er wusste, es war kein Fehler, sondern vermutlich ganz gut. Draco war alles andere als dumm und wusste, dass er nichts weiter erzählen konnte. „Er hat mehr Ängste, als du dir ausmalen kannst, sie brechen nur das erste Mal richtig durch.“
 

Draco lächelte. „Ron und ich sind da, versprach er. „Wir haben ein Auge auf ihn und Charlie tut es auch. Nicht zu vergessen, seine Schoßdrachen, die ihn kaum aus den Augen lassen. Aber ich dachte, dass trotzdem Jemand davon wissen sollte. Harry ist zwar nicht in Lebensgefahr, aber durchaus in Gefahr von Voldemorts Seite aus, vielleicht in Größerer, als je zuvor.“
 

„Allerdings. Aber ich habe ein Auge darauf. Ich werde den Zauber um Harrys Post noch mal verändern, vielleicht kann ich verhindern, dass er weiter aufgewühlt wird, “ murmelte Percy, mehr zu sich selbst, als zu seinem Gast. „Das würde ihm vermutlich einiges ersparen, denn wenn uns bei dem Gedanken schon schlecht ist, wie ist es dann wohl für den Jungen?“
 

„Allerdings,“ nickte Draco. „Er reagiert panisch. Das hat Ron gemeint. Er hat den Verdacht, dass gestern wieder was gekommen ist, Harry hat sich danach glühend heiß geduscht und hatte dann Sex mit Charlie- Mehrfach. Laut.“
 

Das brachte Percy zum Lachen. „Es gibt Einzelheiten aus dem Leben meines Bruders, an denen ich kein Interesse habe!“, grinste er, wurde dann aber wieder ernst. „Ich finde einen Weg, sie gefahrlos zu beobachten...“
 


 


 


 


 

Wo war denn...? Ah! Da hinten! Gut versteckt, auf einigen anderen Büchern lag es, das Werk über Heilzauber, dass er brauchte. Zufrieden kletterte Harry auf die Leiter und holte es herunter, froh, dass Remus ihm erlaubt hatte, sich frei in der Bücherei zu bewegen. Ohne für jedes einzelne Buch eine Erlaubnis einholen zu müssen, was zwar an sich kein Problem sein würde, aber was doch reichlich nervig sein konnte. Rasch legte Harry auch dieses Buch auf seinen wachsenden Stapel. Der würde ihn wieder für eine ganze Weile beschäftigen.
 

So, jetzt brauchte er noch das Buch für die Transfigurationshausaufgaben und das neue Werk über die Gifte und ihre Aufhebung oder Nützlichkeit in Tränken, dann hatte er erst mal wieder für mindestens eine Woche alles. Rasch kletterte er von der Leiter, sah sich suchend um. Also erst mal ein weiterer Ausflug in die verbotene Abteilung. Also alle Bücher einsammeln, bei Madame Prince abstellen und weiter suchen. Er nahm die Bücher, stellte sie bei der Frau ab, die ihn kurz anlächelte und wieder die Nase in ihr Buch steckte, es war ja nicht der erste Stapel, dann lief er – zum vierten Mal heute – in die verbotene Abteilung. Vielleicht sollte er doch mal einen Plan machen, wo er welches Buch suchen musste.
 

Genau in dem Moment, als er in die Abteilung gehen wollte, hörte er den spitzen Schrei, den Madame Prince aufschreckte, da es sich sichtlich nicht um einen Schüler handelte. Hastig rannte auch Harry los, seinen neuen Zauberstab in der Hand – und er musste lachen. Arme Miss Mc Gonagall. Sie stand auf einem Stuhl, schrie hysterisch, als habe sie eine Ratte vor sich und zitterte am gesamten Leib, während Kheleka sich an einem der Stühle hochgezogen hatte, da stand und die Beste anzischte. Und nicht nur McGonagall stand da oben, hinter ihr versteckte sich Professor Flitwick, weiß wie eine frisch gekalkte Wand. „Also Kheleka!“, rügte Harry, sichtlich um ein ernstes Gesicht bemüht. „Pfui! Das tut man doch nicht! Und wie bist du hier überhaupt rein gekommen? Du warst doch bis eben noch mit den Anderen in deinem Gehege, du Ausbüchser!“
 

„Mister Potter! Weg da! Das ist ein Drache! Und er ist gefährlich!“
 

„Professor,“ lächelte Harry beruhigend. „Kheleka ist eine friedliche Seele und ganz harmlos. Sie hat vermutlich nur mich gesucht. Sie ist doch kaum mehr, als ein Baby. Komm her, Kleines.“
 

Sofort stieß der eisblaue Drache sich vom Stuhl ab und tapste zu dem Jungen, fiepte stolz, als wolle er sagen: ‚Siehst du, ich hab dich doch gefunden!’ und legte ihren Kopf in die Hände von Harry, der sie auch streichelte.
 

„Sehen Sie?“, fragte Harry freundlich. „Sie ist ganz harmlos. Ich suche nur noch ein Buch, dann nehme ich sie mit zurück. Und Kheleka, du setzt dich jetzt und bleibst da, bis ich fertig bin!“
 

Mit einem Fiepen nickte die Kleine eifrig, ließ sich dann fallen und leckte ihre kleinen Pfoten, während die Professoren sich doch langsam wieder vom Tisch trauten und an der Bestie vorbei huschten, die sich nicht mal nach ihnen umdrehte und stattdessen lieber ihr Herrchen im Auge behielt. Zumindest schien der Drache Harry als solches anerkannt zu haben.
 

Harry beeilte sich, seine letzten Bücher zusammen zu tragen, er wartete, bis Madame Prince sie eingetragen hatte, dann schrumpfte er sie und steckte sie in die Tasche, froh, dass es immer noch leer war. Nur zwei Erstklässler und wenige Zweitklässler, die noch nicht nach Hogsmaede durften, saßen inzwischen an den Tischen um ihre Hausaufgaben zu machen. Sie starrten ihn wie immer mit offenem Mund an, während er, in Khelekas Begleitung, seine Hand auf ihrem Kopf, wieder zurück ging, aus dem Gebäude, in dem er sich immer noch so unwohl fühlte.
 

All die Blicke, und obwohl die Decken hoch und die Räume weit waren, fühlte er sich eingeschlossen. Bedroht. Vor Allem, wenn er die rote Uniform von Gryffindor sah. Aber Charlie war ja auch noch da. Auch, wenn er dass erste Mal ein Geheimnis vor dem Älteren hatte. Eines, das ihm so zu schaffen machte, dass er hasste, wie nichts Anderes auf der Welt und gegen das er doch nichts tun konnte. Es dem Anderen zu sagen, wäre, wie ihn in den Tod zu schicken.
 

Und das, wo erst an diesem Morgen wieder ein Päckchen angekommen war, gefüllt mit mehr schwarzen Rosenblättern, auf denen eine Totenkopfkette gelegen hatte, die er bei dem Ring begraben hatte, auf das sie nie wieder auftauchen möge.
 

Rasch überquerte Harry die Wiese, erleichtert, ihr kleines, von außen so windschief wirkendes Haus wieder zu sehen. Es war wie eine Befreiung. Rasch und leise öffnete er die Tür, doch er stockte, als er eine fremde Stimme hörte.
 

„... Nummer vier denn nun? Es war der Seltenste, verdammt noch mal! Willst du mir allein Ernstes erzählen, du hast ausgerechnet den Seltensten von ihnen verloren, Charlie?! Das ist Wahnsinn!“
 

„“Sie ist sicher nicht weg! Sie ist nur ausgebüchst und...!“
 

„Ein Drache ist kein Hund, den man rufen kann! Was soll das? Diese laxen Sicherheitsvorkehrungen, das ist doch ein Witz! Und komm mir nicht wieder mit deinem Mann! Das ist nur übertr...!“
 

„Hören Sie gefälligst auf, Charlie so anzuschreien! Er hat nichts Falsches getan und allen Drachen geht es gut! Auch Kheleka! Sie war bei mir! Ich habe einen Spaziergang mit ihr gemacht!“, erboste Harry sich, stellte sich neben Charlie und nahm dessen Hand. „Sie haben doch von nichts keine Ahnung!“
 

Verdattert wandten beide Männer sich um, nur, um Harry zu sehen, noch mit Jacke und Rucksack, eine Hand auf dem Kopf der Drachendame, die empört zischte. „Kheleka ist ein liebes, kleines Mädchen, das nie jemandem etwas tun würde und ob Sie es glauben oder nicht, ICH habe diese Tiere im Griff! Also hören Sie auf, Charlie anzufauchen!“
 

Diese Aussage brachte Charlie nun doch zum Lachen. Sanft hob er Harrys Kopf, küsste den Jüngeren, bis der sich wieder etwas beruhigt hatte. „Schon gut, er macht sich nur Sorgen,“ erklärte Charlie, dem es mehr als peinlich war, dass seine kleine Ausreißerin schon wieder entwischt war.
 

„Na und? Er hat dich nicht anzuschreien! Du hast nichts falsch gemacht!“
 

„Ähh...“, sprachlos starrte der Mann auf den Knirps, der sich mit wütend lodernden Augen zwischen sie geschoben hatte und ihn böse anstarrte. Ohne Angst ohne Respekt und mit einem Drachen, der sich für einen Schoßhund zu halten schien!
 

„Darf ich vorstellen, Sir?“, fragte Charlie belustigt. „Das ist Harry, mein Mann. Ein natürlicher Drachenzähmer, soweit ich das beurteilen kann. Er hat die vier dazu gebracht, miteinander zu spielen, statt zu versuchen, sich gegenseitig umzubringen. Und wie Sie sehen, kann er sogar Drachen einfach so mit sich führen, ohne, dass sie irgendwen angreifen. Sie haben ihm sogar ihre Milchzähne gegeben. Ich habe auch die geriebenen, getrockneten Eierschalen hier.“
 

„Stimmt das?“, fragte der Mann.
 

„Ja, aber Sie sind unhöflich. Es ist üblich, sich vorzustellen,“ verlangte Harry stinkig.
 

„Ich bin Theon Abbas, Leiter des Drachenreservats!“; knurrte der Mann unwillig, musterte den Jungen weiterhin und musste sagen, er hatte durchaus Respekt vor ihm. „Beweis mir, dass sie dich alles machen lassen!“
 

Harry verdrehte die Augen, er warf seinen Rucksack ab, sah zu Charlie, dann ging er in die Knie. „Dieser Mann will sehen, wie brav du bist,“ erklärte er Kheleka, strich sanft über ihren Kopf, hörte sie gurren. „Ich werd dir eine Schuppe aus dem Schwanz ziehen, ist das in Ordnung?“
 

Die kleine Drachendame legte ihren Kopf schief, nickte aber dann und gab Harry ihren Schwanz, ließ zu, dass der mit einer schnellen Bewegung eine der Schuppen herauszog, dann küsste Harry sie auf den Kopf. „Tapferes Mädchen,“ lobte er leise und gab ihr ein Obststück, dass Charlie ihm reichte. „Reicht das, Mister Abbas?“, fragte er dann ruhig.
 

„Ich.. glaub das nicht,“ murmelte Theon, er starrte zu seinem rothaarigen Mitarbeiter: „Wie bitte ist das möglich? Ich habe noch nie gehört, dass ein Drache sich, egal wie alt, so behandeln lässt! Als... wäre sie ein Schoß... he!!“, er starrte auf das Tier, dass mit einem Ratsch seine Hose zerfetzte.
 

„Kheleka! Pfui! Das macht man nicht! Geh hin und entschuldige dich! Gib ihm deine Pfote! Marsch!“
 

Kheleka starrte den Jungen eine Weile an, grummelte, tapste aber dann zu dem Mann, streckte ihm die Pfote entgegen, sah aber demonstrativ weg.
 

„Wow,“ flüsterte Theon. Er nahm die Pfote, die sofort wieder weggezogen würde, bevor der eisfarbene Drache wieder zu seinem Herrchen verschwand und sich seine Belohnung abholte. „Junge, was muss ich tun, um dich an unser Reservat zu binden?“, fragte der Mann. „Dich gehen zu lassen, wäre das mit Abstand dümmste, was ich je getan hätte! Merlin, Charlie! Du hast nicht übertrieben!“
 

Charlie lachte nur leise. „Das hab ich doch gleich gesagt. Harry ist ein natürlicher Zähmer und das gilt nicht nur für Drachen. Sehen Sie doch mal zur Eulenstange.“
 

Der Blick des Mannes folgte dem Fingerzeig, bevor er schneeweiß wurde. „Das Suppenhuhn...“; stöhnte er, als er den Tukan sah, der ihm schon mal fast ein Ohrläppchen abgebissen hatte.
 

„He! Das ist Schnäbelchen!“, knurrte Harry. „Und wenn Sie meine Tiere beleidigen, machen Sie sich nicht gerade beliebt! Komm her, Kleiner!“ Er beobachtete, wie Schnäbelchen sich erhob und sich auf seine Schulter setzte, sich manierlich eine Traube aus seinen Fingern klaubte und seinen Kopf an Harrys Wange rieb.
 

„Wow...“
 

„Und wenn Sie mich wollen – befördern Sie Charlie und ich will nicht kritisiert werden, wenn ich was tue. Ich will freie Hand haben, wie ich mit den Drachen umgehe, ich denke, das wird zum Vorteil aller sein. Das sind meine Bedingungen!“
 

Theon starrte den Grünäugigen sprachlos an, dann musste er doch lachen. „Merlin, der Junge ist herrlich, aber weißt du was, Charlie? Ich geh darauf ein! Ihn zu verlieren kommt nicht in Frage! Und welchen Posten, Junge, möchtest du für deinen Mann?“
 

„Oberaufseher über die Drachen,“ gab Harry ohne eine Regung im Gesicht zurück. Charlie hatte mal erwähnt, dass es das war, was er sein wollte, mit Schlüsseln zu jedem Gehege und Zugang zu allen Bereichen des Hortes, da der, der den Job im Moment machte, ein schrecklicher Schlamperer sein sollte. „Und ich arbeite mit Charlie und sonst mit Niemandem.“
 

„Harry...,“ flüsterte der Rotschopf gerührt.
 

„Nun, ich habe wohl keine Wahl, es sieht aus, als würdest du befördert werden, Charlie.“
 

Der Rothaarige lächelte, hielt Theon seine Hand hin. „Sie werden es nicht bereuen...“
 

„Das weiß ich, sonst hätte ich mich nicht darauf eingelassen,“ grinste Theon, der genau wusste, dass er den besseren Teil des Deals getroffen hatte. „Und lass mich raten, der kleine Frechdachs hier wird dein Stellvertreter sein?“
 

Charlie zog Harry an sich, küsste ihn sanft. „Wer sonst?“, fragte er. „Ich vertraue ihm, die Drachen vertrauen ihm, wer wäre wohl besser geeignet?“
 

„Bleibt es dabei? Der Besuch?“
 

„Ja,“ nickte Charlie. „Am letzten Schultag will ich per Portschlüssel zu meinem Haus, die nächsten beiden Tage bis Weihnachten werden wir dann im Reservat verbringen. Ich wollte es Harry zeigen. Und ich denke, nach diesem Jahr können wir dann wieder dort arbeiten. Harry hat kein Interesse, länger als nötig in England zu bleiben. Und die Schule kann man auch im Fernstudium abschließen.“
 

Theon nickte und grinste, sah dann auf die vielen Gefäße, die vor ihm aufgereiht wurden. Sie waren mit ordentlicher Schrift und damit nicht von Charlie beschriftet worden. Erst war da der Name des Drachen, von dem es stammte, dann die Art des Drachen darunter, danach um was es sich handelte. Geriebene Eierschalen, Milchzähne, was noch nicht viele waren, ein paar Schuppen von Jedem. Krallen, die der Junge wohl abgezwickt hatte, damit sie nicht zu lang wurden. Alles in allem ein Wert von weit über zehntausend Galleonen, da alles freiwillig gegeben war.
 

Harry beobachtete den Mann misstrauisch, während der notierte, was sie bisher gesammelt hatten. „Ich freu mich schon, das Reservat zu sehen und Norbert wieder zu begegnen,“ lächelte er, lehnte sich an Charlie. „Du hättest Mc Gonagall sehen sollen, sie ist auf den Tisch gesprungen, als sie Kheleka gesehen hat und hat geschrieen, wie ein abgestochenes Schwein...“
 

Charlie lachte nur leise, küsste Harry erneut, tief und innig. „Und? Hast du die Bücherei wieder mal geleert?“
 

„Jap. Und ich hab alle Sachen hier. Was gibt es zu Essen?“
 

Der Rotschopf lachte, froh, dass Harry essen wollte. „Steak, Kartoffeln, Maiskolben, Kräuterbutter,“ gab er zurück. „Und als Nachtisch ein Stück Eistorte von Ma, sie hat es vor zwei Stunden vorbei gebracht.“
 

„Cool,“ freute Harry sich, wandte sich dann zu ihrem Gast um: „Wollen Sie mit uns essen? Lohnen würd es sich!“
 

„Ich denke, dazu lasse ich mich überreden...“

Neue Entdeckungen

„Wow!“, strahlte Harry, als er sich umsah. Sie waren durch einen kleinen Flur in das Landhaus eingetreten, das auch nicht wirklich klein war. Charlie hatte maßlos untertrieben. Es war ein wunderschönes Haus mit großen Fenstern. Im Eingangsbereich lag ein bunter Läufer mit Drachenmotiv, das in eine Art Halle führte, die mit Parkett ausgelegt war. Von dort kam man ins Treppenhaus und in mehrere andere Zimmer, ins Wohnzimmer mit einem riesigen Kamin und flauschigen Sesseln und Sofas, in eine große Küche mit Essbereich, einen Salon, um Gäste zu empfangen.
 

Und hier oben befanden sich vier Schlafzimmer, das Hauptzimmer, in dem sie gerade standen, war auch das Größte, mit eigenem Bad und einem Ankleideraum, einem großen, weichen Bett und einem Arbeitsbereich.
 

Charlie beobachtete seinen Mann. Es war wie eine Verwandlung. Kaum war er weg von England, blühte er auf, er rannte durch die einzelnen Räume, wie jeder andere neugierige Teenager es auch tun würde. Die Drachen spielten unten in der Halle, die für Empfänge oder Ähnliches da war. Standartausstattung bei so einem Haus. Es war bis auf das Schlaf und Arbeitszimmer ja noch nicht mal fertig eingerichtet. Nun, dann konnten sie ja noch was gemeinsam machen. „Es freut mich, dass es dir gefällt. „Und es hat einen großen Garten, in dem du Tiere anschleppen kannst,“ fügte er an. „Wir werden im Frühjahr mal vorbei kommen, damit du ihn bewundern kannst.“
 

Harry nickte begeistert, stellte seine Tasche ab: „Gehen wir jetzt ins Reservat?“, fragte er neugierig.
 

„Natürlich,“ nickte Charlie, nahm die Hand des Jüngeren in seine. „Komm, ich wette, Mister Abbas steht sich schon die Beine in den Bauch.“
 

„Nehmen wir die Kleinen mit?“
 

„Tun wir, damit wir sie rechtzeitig füttern können.“
 

„Dann los!“
 

Lachend folgte Charlie seinem aufgeregten Mann, der den Drachen einfach befahl, ihm zu folgen, was die auch wie Gänseküken alle vier taten, wieder hinaus ins Freie, die Straße nach oben, zu dem großen, runden Steintor, in dem statt einer Tür eine Art Membran schimmerte. Er trat dorthin, legte seine Hand auf die Membran und sah zu, wie sie sich trennte, holte dann Harry und winkte ihn und die Drachen hindurch, bevor er selbst eintrat.
 

„Ah, endlich! Ich hab schon auf euch gewartet!“, tönte es von Theon, der gerade um die Ecke kam. „Harry, komm hierher, dann binde ich dich gleich in die Membran und... bist du sicher, dass die nicht gleich angreifen?“, fragte der Mann, sichtlich unsicher, als er die Kleinen sah, die ihn misstrauisch musterten.
 

Harry kicherte nur: „Sie sind ganz harmlos, sie tun niemandem was...“
 

„Solang sie wissen, dass Harry sie beobachtet,“ vervollständige Charlie den Satz und half Theon, Harry in die Membran einzubinden, bevor sie den ausgetretenen Weg entlang liefen. Noch deutete eigentlich nichts darauf hin, dass hier Hunderte von Drachen leben sollten.
 

„Wo sind sie denn alle?“, fragte Harry schließlich, nachdem sie eine ganze Weile gelaufen waren. „Ich seh nicht einen einzigen Drachen.“
 

„Sie verstecken sich, in den Wäldern oder sie sind in der Futterzone. Die Kleinen sind in der Aufzuchtstation,“ erklärte Charlie geduldig. „Ah, guck mal, da hinten! Da ist einer und.. was ist denn hier los?“, fragte er auf ein Mal, als er sah, wie aggressiv das Tier war, dass direkt auf sie zuhielt. Automatisch zog er seinen Stab, schob Harry hinter sich. Doch da drehte das aufgebrachte Tier auch schon ab
 

Theon rieb sich sein Nasenbein. „Sagen wir einfach, Michaelson ist nicht wirklich gut im Umgang mit irgendwem, der noch atmet, sei es Mensch oder Tier,“ erklärte Theon. Der Idiot war in den letzten drei Tagen sieben Mal auf der Krankenstation. Ich will ihn nur noch feuern.“
 

„Was hindert Sie daran?“
 

„Nun, ich möchte ihm so was wie eine letzte Chance geben.“
 

„Sieht nicht sehr erfolgreich aus ,“ stellte Charlie nur fest, zuckte aber dann die Schultern und setzte seinen Gang mit Harry an der Hand fort, während die kleinen Drachen immer wieder auf und ab hüpften. „Ah, guck dahin, Harry! Da hinten sind die großen Ställe!“
 

Sofort folgte Harry mit den Augen dem ausgesteckten Arm, klatschte lachend. „Die sind riesig! Und so viele! Ich dachte, die Meisten schlafen in ihren eigenen Horten!“
 

„Einige mögen auch die Ställe und ein paar der Gebäude sind auch Lager,“ erklärte Charlie geduldig. „Außerdem sind da auch Unterkünfte für Pfleger, da viele aus dem Ausland kommen und nicht so lange bleiben wollen, haben sie hier keine eigenen Häuser. Ich übernachte da auch von Zeit zu Zeit, wenn es zu spät geworden ist um heim zu gehen.“
 

„Na endlich!“, lachte Harry nur, packte den Andere und rannte los. „Na los Ich will Norbert weidersehen! Zeig mir, wo er ist!“
 

Der Rotschopf konnte nur über diese Begeisterung lache, doch er ließ sich nur zu gern ziehen, übernahm aber dann die Führung, brache den Jüngeren zu einem abgetrennten Gatter, wo die Drachen immer hin kamen, wenn sie Futter wollten. Und sie hatten Glück – Norbert war tatsächlich da, er hatte das Bein einer Kuh in den Pfoten und riss sich gerade sichtlich genüsslich einige Fleischstreifen heraus.
 

„Norbert! Norbert, bist das wirklich du!? Merlin, bist du groß geworden. Erinnerst du dich? Ich bin’s, Harry! Norbert, komm hierher!“, denn auch wenn Harry nichts lieber getan hätte, als die Umzäunung zu stürmen, doch er wurde von Charlie zurückgehalten. Vermutlich wegen der anderen drei Drachen, die da noch herum standen. Er sah, wie der Kopf des Angesprochenen herum zuckte, dann fiel die Keule zu Boden und der inzwischen eindrucksvoll gebaute Drache kam zum Gatter, senkte seinen Kopf und schnüffelte an Harry, sichtlich vorsichtig, während mehrere Pfleger das Ganze fassungslos verfolgten. Sie konnten nur zusehen, wie dieser Junge das riesige Tier streichelte, dass auch noch so vorsichtig war und das, wo es jeden Anderen sonst immer angefallen hatte. Norbert galt hier durchaus als aggressiv, wie alle Drachen es nun mal waren.
 

„Und wie du aussiehst! Norbert! Na los! Hopp! Wisch dir das Blut mal von der Schnauze!“, tadelte Harry spielerisch.
 

Der Drache blinzelte, dann wischte er sich tatsächlich mit der Pfote die Schnauze ab, leckte dann mit der Zunge das Blut weg und legte seinen Kopf schief und gab ein Geräusch von sich, dass an ein Schnurren erinnerte, als Harry ihn zur Belohnung wieder streichelte.
 

„Weißt du was, Norbert?“, fragte Harry lachend. „Bald bin ich immer hier, hier bei dir und deinen Freunden! Dann arbeite ich hier mit Charlie! Und guck mal, ich hab auch schon ein paar Drachen. Sie sind noch ganz klein! Und du, du wirst sie sicher irgendwann beschützen, nicht wahr?“ Er kicherte, als das Tier wieder nickte, küsste Norbert auf die Nase. „Na los du! Geh! Geh spielen! Ich komm sicher bald wieder!“
 

Charlie lächelte, er sah, dass Nichts weiter geschah, also wandte er sich um, zu den anderen Pflegern, grüßte sie grinsend und beobachtete, wie sie sich ungläubig ansahen, immer wieder auf Harry deuteten und sich sichtlich fragten, wie so etwas denn sein könne.
 

„Charlie!“, lächelte in dem Moment eine Frau. „Dich hätten wir hier nicht erwartet und ist das der Junge? Der, von dem Andrew erzählt hat?“
 

Der Rotschopf lächelte die Frau an, von der er erst von Anaeruin erfahren hatte. „Ja,“ gab er zurück, sah zu Harry, der noch immer am Zaun stand und die anderen Drachen beobachtete. „Er ist mein Mann. Er ist erstaunlich, oder? Die Drachen hören auf ihn, sogar die Erwachsenen. Schau sie dir an, wie sie zu ihm herüber gucken. Oder wie die Kleinen neben ihm stehen und alles beobachten, ohne Irgendwen anzufallen...“
 

„Ich bin erstaunt, “ stimmte sie nur zu. „Ich habe so etwas noch nie gesehen und auch noch nie von etwas Vergleichbarem gehört. Es ist der Wahnsinn. Wie er das.. Merlin! Nein! Nein, Charlie!!“
 

Erschrocken wandte Charlie sich um, nur um den sichtlich wild gewordenen Drachen von eben wieder zu sehen – fast genau vor seiner Nase und immer noch auf direktem Flug zu ihm, mit irre glänzenden Augen und Schaum vor dem Mund. Was war denn hier los? Wie dumm musste ein Pfleger sein, um einen Drachen in Rage zu bekommen?! Er wusste, er hatte keine Chance, er konnte noch nicht mal einen Zauberstab ziehen.
 

„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“
 

Dieser Ruf brachte Charlie dazu, sich umzusehen – direkt in Harrys grün funkelnde, weit aufgerissene Augen. „Nein! Lass ihn!“
 

„Harry! Bleib, wo du bist! Blieb da! Mach...! was...?!“, verdattert sah er, wie sein Mann sich veränderte, wie sein Körper schrumpfte, die Augen sich zu Schlitzen zusammenzogen, Schuppen überall sprossen und aus den immer weiter schrumpfenden Händen kleine, aber messerscharfe Krallen wuchsen.
 

Harry wusste nicht, was geschah, nur dass zu seinem Frust sein Körper nicht größer, sondern immer kleiner wurde! Was hatte das denn nun schon wieder zu bedeuten?! Das war so was von nicht fair! Er wollte das nicht! So konnte er Charlie nicht helfen! Es tat weh, als die Flügel aus seinem Rücken schossen. Was bitte hatte Flügel, Schuppen und war so erbärmlich klein, wie er?! Egal! Erst Charlie, dann wundern! Ohne nachzudenken oder sich von einer Hand, die nach ihm griff aufhalten zu lassen, schoss er zwischen den riesigen Drachen und Charlie und tat das einzige, was ihm einfiel: er holte tief Luft und pustete.
 

Aber nicht mal Flammen kamen aus seinem Maul! Na toll! Das war so was von gar nicht fair! Wütend flatterte er vor dem aufgebrachten Drachen herum, er war kaum so groß, wie dessen Schnauze! Aber immerhin hatte der aufgehört, so böse zu gucken. ‚Weg!’, befahl er aufgebracht, als der irre Blick sich wieder fokussierte und sich auf ihn richtete. ‚Mein Charlie! Weg! Oder.. oder.. ich tu dir ganz schrecklich weh! Ich weiß vielleicht noch nicht wie, aber verdammt noch mal, ich werd es tun!’ Auf ein Mal merkte er, wie irgendwelcher Glitzerstaub von seinen Flügeln fiel. Oh, super, es wurde wirklich immer besser! Was zum Henker war er? Ein verdammter Flitterdrache? Eine Witzfigur! Aber zu seinem Erstaunen schienen seine Worte Wirkung zu zeigen. Das aufgebrachte Tier machte ein seltsames Geräusch, wandte sich um und ging.
 

Harry dagegen sah sich um, machte Charlie aus, flog auf ihn zu und krallte sich in seinem Hemd fest. ‚Nicht fair, nicht fair, nicht fair, nicht fair! Ich bin eh nur so klein und dann hab ich noch nicht mal eine tolle Animagusfigur! Ich.. ich bin ein Witz! Charlie, tu was!’
 

Charlie hingegen starrte verdattert auf den Winzling, der sich an seine Jacke krallte und an den kleinen, aber mit Dornen versehrten Schwanz, der aufgeregt hin und her schwankte. Und er konnte sich ja irren, aber waren das da Tränen? Nein, noch mal auf Anfang zurück. Harry war ein Animagus? Ein Drachenanimagus und dazu noch ein Pixidrache? Ein Feendrache? Das giftigste und gefährlichste Wesen dss es überhaupt auf der Welt gab?! Der Junge musste aber auch immer noch einen drauf setzen! Rasch strich er über die Schuppen auf dem Rücken. „Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber ich versteh nicht ein Wort, “ versuchte er, seinen aufgebrachten Mann zu beruhigen. „Ich bin unverletzt, die Anderen auch, du würdest es uns allen einfacher machen, wenn du dich transformieren würdest...“
 

‚Wie denn?!’, versuchte Harry den Älteren um Rat zu fragen. Er wusste doch nicht mal so, was er da eigentlich getan hatte oder wie er in dieser peinlichen Form gelandet war!
 

„Wir sollten vielleicht ins Warme,“ schlug Theon vor. „Da können wir alles besprechen.“ Der Leiter des Drachenhorstes war selbst schneeweiß. Er hatte es immer nur für ein Gerücht gehaltne, die Existenz der Pixidrachen, er hatte gedacht, dass sie ausgestorben waren. Aber es erklärte das glückliche Händchen des Jungen mit Tieren. Und einige andere Dinge. Aber vor allem musste er seine Leute zum Stillschweigen verdonnern. Das hier durfte den Horst nie verlassen, nicht auszudenken, was man eine Jagd nach dem Jüngeren veranstalten würde, sollte das je bekannt werden. Er selbst sorgte dafür, dass Jeder, wirklich jeder ihm folgte, der das gesehen hatte, schloss dann die Türen des Raumes und beobachtete Charlie, der versuchte, den aufgebrachten Jungen, der gar nicht so genau zu wissen schien, was ihm gerade geschehen war, zu beruhigen.
 

Charlie musterte die Anderen, die immer noch nicht fassen konnten, was sie gerade gesehen hatten, dann sah er, wie Theon seinen Zauberstab zückte, er wandte sich etwas ab, bedeckte auch Harrys Augen, dann spürte er den Zauber, der über ihn wusch, bevor einer der Pfleger nach dem Anderen verschwand. „Sir?“
 

„Ich habe ihnen das Gedächtnis gelöscht,“ erklärte der Ältere ruhig. „Was meinst du, was geschehen würde, sollte jemand erfahren, dass ein Pixidrachenanimagus existiert? Er würde gejagt werden, nicht nur in England, sondern weltweit. Das hier war die sicherste Lösung. Du weißt es, ich weiß es, das ist mehr als genug.“
 

„Danke,“ seufzte Charlie, während er beobachtete, wie Harry sich langsam beruhigte und sich von der Jacke pflücken ließ, er ließ sich auf den Tisch setzen, sah die anderen Beiden fragend und erwartungsvoll an, hob regelrecht bettelnd die Pfoten. „Harry, konzentrier dich auf dein Aussehen, mach die Augen zu und wünsch dir, wieder so auszusehen,“ wies der Rotschopf seinen Mann an, als ihm klar wurde, dass Harry einfach keine Ahnung hatte, wie er wieder zu sich selbst werden sollte.
 

Harry sah den Anderen misstrauisch an, nickte aber dann und versuchte es. Und selbst jetzt, mit Gebrauchsanweisung, brauchte er drei Anläufe, um sein Ziel zu erreichen. Er sah erleichtert, wie seine Hände wieder unter den Schuppen sichtbar wurden, sah dann zu Charlie und warf sich ihm in die Arme. „Gemein! Gemein, gemein, gemein, gemein! Ich bin eh schon so klein und dann bin ich schon ein Drache, ha, ha, da bin ich nur eine Lachnummer von einem Drachen! Der ist doch nur geflüchtet, weil er kurz davor war, sich über mich tot zu lachen! Und nicht mal Feuer spucken kann ich!“
 

„Öh...“, brachte Theon gerade mal so eben heraus. Der Junge war wirklich ahnungslos.
 

„Harry,“ lachte Charlie. “Du… magst etwas kleiner sein, aber ich garantiere dir, sie hatten Angst vor dir! Du bist klein, aber das Gefährlichste, was überhaupt lebt! Das Pulver, das aus deinen Flügeln kam, kann tödlich giftig sein oder sogar Tote wieder ins Leben zurück holen. Und außerdem – du bist klein, wendig, flink und passt durch jede Ritze. Kannst du dir vorstellen, dass ein Drache wie Norbert sich hinter einem Baum verstecken kann?“, schlug er vor. „Du dagegen wärest praktisch unsichtbar!“
 

„Ich bin klein!“, jammerte Harry nur weiter, genoss aber auch die Streicheleinheiten, die er so einheimste. Erst eine ganze Weile später sah er auf. „Was genau bin ich überhaupt?!“
 

„Ich gebe dir heut Abend ein Buch,“ versprach Charlie. „Darin ist alles, was wir über diese Kreaturen wissen. Sollte ich erwähnen, dass sie eigentlich seit Jahrhunderten als ausgestorben gelten?“
 

Harry stöhnte nur und versteckte seinen Kopf an der Brust des Älteren: „Sprich, ich hab wieder den Vogel abgeschossen?“, fragte er.
 

„Ja, so könnte man es ausdrücken,“ lächelte Charlie. Dann aber wurde er ernst und sah zu Theon. „Ich glaube, das war genug Chaos für einen Tag,“ schlug er vor. „Ich denke, ich verfrachte Harry nach Hause und in ein Bett und erkläre ihm Alles. Morgen werden wir dann noch mal durch gehen, denke ich. Oh, und noch was, der Drache, der durchgedreht ist, er hatte eine Verletzung in der Halsgegend, wie sie von den Drachenlanzen kommt – ich würde den Besten endlich feuern. Gründlich. Sonst geht es das nächste Mal ins Auge, denn noch arbeitet Harry hier nicht fest.“
 

„Ja, das sehe ich auch so, sammelt eure Drachenbrut ein und verschwindet erst mal, macht euch einen ruhigen Tag, zeig Harry den Rest vom Drachendorf, macht eure Weihnachtseinkäufe...“
 


 


 


 

Grinsend wälzte Harry sich auf seinen Geliebten. Der Tag gestern war, trotz allem, noch wirklich schön geworden. Sie hatten die Gegend um das Haus genauer erkundet und er hatte einen der Nachbarn kennen gelernt, eine ältere, freundliche Dame, die selbst eine Weile im Reservat gearbeitet hatte, nun aber nach einem Unfall in der Familie ihren Enkel liebevoll großzog, der jetzt schon verrückt nach den magischen Kreaturen war.
 

Sonst gab es in dem kleinen Dorf nicht zu viel zu sehen. Es war so wie in Hogsmaede, es gab Läden mit den Grunddingen, Lebensmittel, eine Apotheke für Tränke und Zutaten, ein Laden mit Kesseln und anderen Dingen, einen mit Quiddichsachen, einem großen Buchladen. Natürlich einen Schneider und einen Stabmacher. Eine Eulenpoststation, die die Tiere auch züchtete. Eine magische Menagerie gab es nicht, dafür müsse man in die nächste Stadt, allerdings züchteten mehrere Leute im Umfeld irgendwelches Getier.
 

Und das Beste war gewesen, dass nicht einer sich nach ihm umgedreht hatte, wegen dem, was in Zeitungen stand, man hatte ihn freundlich, aber etwas zurückhaltend gegrüßt, wie jeden Neuen. Es war wie eine Befreiung gewesen und für Harry war es ein Schauergedanke, das wieder aufgeben zu müssen. Nur die Tatsache, dass er, wenn alles vorbei war, wieder hierhin kommen konnte, zurück in das friedliche Leben, in dieses Haus, für das sie einige Möbel bei einem magischen Schreiner bestellt hatten.
 

Nach dieser Besichtigung hatte Charlie mit ihm über seine Animagusform geredet, aber egal, was alle ihm weiß machen wollten, er fand sie lächerlich. So winzig und dumm! Und er konnte nicht mal Feuer spucken! Ein verdammter Feendrache! Sollte Draco je dahinter kommen, würde er verratzt sein! Aber gut, das war ein anderes Thema, für einen anderen Tag, er wollte sich die wenigen Stunden hier, bevor sie nach Frankreich aufbrechen würden, nicht versauen lassen.
 

Stattdessen küsste er einen kleinen Weg über Charlies Brust. Gestern war es so spät geworden, dass sie nicht mal mehr dazu gekommen waren, das Bett einzuweihen! Nach all den Gesprächen und Erklärungen waren sie eingeschlafen, kaum, dass sie sich ins Bett gelegt hatten. Der Jüngere grinste, als er sah, wie Charlie ein zufriedenes Geräusch von sich gab, ohne auch nur ein Zeichen von Erwachen zu zeigen. Der Ältere war so putzig, wenn er noch schlief, was selten genug war.
 

Rasch befreite Harry sich selbst von seiner Boxer, setzte sich dann auf Charlies Bauch, leckte über dessen Brustwarzen, die sich ihm nur zu schnell entgegen streckten Oh ja, der Körper des Rotschopfes war mehr als nur an dem interessiert, was er hier gerade begann und er liebte es, das zu sehen. Er hatte zu selten mal die Kontrolle, wenn sie dabei waren, meist übernahm Charlie die Führung, machte es ihm so unmöglich, auch nur geradeaus zu denken, so aber war er derjenige, der sagte, was getan wurde und er genoss es mehr als er gedacht hätte. Es war ja auch erst das zweite Mal, dass er in dieser Rolle war, das erste Mal war gewesen, als er den ersten Brief von Voldemort bekommen hatte, als er sich regelrecht auf den Drachenzähmer geschmissen hatte, um sich selbst zu vergewissern, dass es dem gut ging. Danach hatte Ron sich mal wieder beschwert, denn es war alles so schnell gegangen, dass sie die Stillezauber vergessen hatten und das nicht nur bei der ersten Runde.
 

Es dauerte nicht lange, bis Harry spürte, wie die Hüfte des Älteren etwas nach vorn ging, dessen aufgerichtetes Glied an seinem Hintern entlang rieb. Er stöhnte etwas auf, ließ sich von einem kurzen Moment ablenken, legte seinen eigenen Kopf in den Nacken und schloss die Augen, bevor ihm klar wurde, was er da tat.
 

Er brauchte trotzdem einen Moment, bis er sich gefangen hatte und seine Finger wieder über die empfindlichen Stellen des Anderen strichen. Er selbst murmelte einen kleinen, interessanten Zauber, den die Zwillinge ihm mal zugesteckt hatten. Na ja, nicht den einzelnen Zauber, aber ein ganzes Buch interessanter Dinge, als Ron sich mal über ihre Lautstärke beschwert hatte.
 

Harry stöhnte selbst auf, als er spürte, wie der Zauber ihn dehnte, es war ein mehr als komisches Gefühl und Charlies Arbeit war ihm da entschieden lieber, doch für dieses Mal würde es wohl reichen. Er erhob sich etwas, positionierte sich und ließ sich langsam auf dem Glied des Älteren sinken, spürte, wie es ihn dehnte und füllte.
 

Er liebte dieses Gefühl, von dem Anderen besessen zu sein, ihn in sich zu spüren, zu wissen, dass dieser Mann ihm und nur ihm allein gehörte. Mit einem besitzergreifenden Blick sah er auf den Ring an dessen Finger und musste grinsen, als sich Letztere auf ein Mal um seine Hüfte legten, ihn still hielten und die hellen Augen sich in seine bohrten.
 

„Harry,“ stöhnte Charlie, als er aufwachte. Merlin, das war vielleicht ein Traum! Er schlug die Augen auf, nur um tatsächlich zu sehen, wie der Jüngere sich auf seinem besten Stück nieder ließ. Von wegen Traum! Merlin, dieser Junge! Er grinste, legte seine Hände auf die schmalen Hüften des Anderen, sah ihn an. Nach einem kurzen Moment beugte dieser sich vor, küsste ihn und die grünen Augen blitzten erwartungsvoll. Und wer war er, diesen zu enttäuschen?
 

Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte er sie Beide einfach um, legte sich Harrys Beine auf die Schultern und begann, sich in dieser unglaublichen Enge zu bewegen. Er wusste, lang würde er das nicht aushalten.
 

Harry stöhnte, als der Rotschopf die Führung wieder an sich riss, alles Andere als beleidigt darüber, zu sehr genoss er, was dieser mit ihm tat, wie er mit seinem Körper spielte, wie mit einer gut gestimmten Harfe. Er brauchte nicht lang bevor er kam, fast zeitgleich mit dem Älteren.
 

Charlie brauchte, nach dieser recht ungewöhnlichen Art geweckt zu werden, mehrere Momente, um wieder klar denken zu können. Er grinste etwas, küsste seinen Mann sanft: „Darf ich wissen, was der Grund dafür war?“, fragte er grinsend.
 

Harry zuckte nur mit den Schultern, lächelte den Anderen an und erhob sich schließlich, nach einigen weiteren Augenblicken. „Komm!“, forderte er Charlie auf. „Gehen wir duschen! Und dann will ich Norbert noch Hallo sagen, bevor wir gehen!“
 

Der Ältere lachte nur leise, nickte aber und folgte dem verführerisch vor seiner Sicht entlang tänzelnden Hintern. Es war einfach nur Wahnsinn zu sehen, wie frei Harry sich hier benahm, wie normal er sein konnte, wenn man ihn denn nur ließ. Hier hatte er keine Angst und keine Bedenken.
 

Kurz wurde Charlies Blick dunkel. Er wusste, Ginny würde nicht mit ihnen feiern und Harry würde sich zweifelsfrei die Schuld daran geben. Seine Eltern hatten sie vor drei Tagen in der Schule besucht und ein störrisches, dummes Mädchen vorgefunden, dass drei Mal versucht hatte, nach England abzuhauen und dass immer noch der Meinung war, dass er ihr den Mann und die Zukunft weggenommen habe. Sie wollte einfach nicht aufwachen. Das Dumme war eben, dass Ginny dadurch viel Schaden anstellen konnte, darum hatte man beschlossen, sie bei Karkaroff zu lassen. Er selbst hatte es vorgeschlagen, er würde ein Auge auf sie haben, so, dass sie nicht heimlich abhauen konnte oder sonst etwas Dummes tun würde. Er hatte angedeutet, dass er vielleicht einen Weg habe, Ginny die Augen zu öffnen und seine Eltern waren mehr als glücklich darüber gewesen.
 

Diesen Gedanken verdrängend stand auch Charlie auf, folgte seinem Mann und stellte sich zu ihm unter die Dusche – weswegen die gleich mal wesentlich länger dauerte, bevor sie Beide wieder auftauchten und sich anzogen, um die Drachen zu füttern und anschließend zum Reservat zu gehen, um sich zu verabschieden.
 

„Charlie...“
 

Der Ältere wandte sich um, lächelte Harry an: „Was gibt es?“
 

„Nächstes Jahr.. könnten wir da nicht... Weihnachten hier feiern?“, fragte der Grünäugige leise. „Mit einem Weihnachtsbaum in der großen Halle?“
 

Sanft zog der Ältere den Jüngeren an sich, umarmte ihn. „Ich denke, das ließe sich machen,“ stimmte er zu. „Und es sind genug Gästezimmer da, um alle unterzubringen...“, auch er freute sich schon darauf, hier das erste Weihnachten mit Harry zu verbringen, hier, in ihrem Haus, als die neue, kleine Familie, die sie waren. Etwas, dass er sich vor zwei Jahren noch nicht mal hätte vorstellen können. Eine Familie, etwas Kitschiges, wie ein Fest... und jetzt freute er sich schon darauf. Aber ihm war vollkommen klar, dass die Vorraussetzung dafür war, dass sie diesen verdammen Krieg hinter sich bringen mussten.
 

„Ich... freu mich schon darauf,“ lächelte Harry. „Es gefällt mir hier so gut, das Dorf ist süß und der Drachenhort... ich könnte mir keinen tolleren Arbeitsplatz vorstellen.“
 

Charlie lachte leise. „Das kann ich mir denken,“ stimmte er zu, dann trat er nach unten. Die Drachen hatten die Nacht in dem Saal verbracht, sahen ihnen schon entgegen. Sie waren gerade am Spielen gewesen, aber jetzt wollten sie nur noch eines: ihr Futter! Sie gaben es den Kleinen, dann nahmen sie sie einfach mit.
 

Was Charlie allerdings erstaunte, war der Auflauf, der im Reservat herrschte, als sie ankamen. Ganz in der Nähe des Tores, das sie ja sonst mieden, standen heute vierzehn ausgewachsene Drachen. Der Rotschopf zog vorsichtig seinen Zauberstab, doch noch bevor er irgendwas tun konnte, schoss Harry auch schon zu seinem Entsetzen an ihm vorbei und auf eines der riesigen Tiere zu, dass sofort seinen Kopf senkte und sich am Hals umarmen ließ!
 

„Norbert! Ich hab gehofft, dass ich dich noch mal sehe, bevor wir erst mal gehen!“, rief Harry begeistert, rannte ohne Angst auf das riesige Tier zu und streichelte es. „Ich bin gestern gar nicht dazu gekommen, aber ich soll dich von Hagrid grüßen! Er hat dich immer noch lieb und ich wette, er kommt dich auch bald mal besuchen! Und ich bin auch bald für immer hier! Dann können wir uns jeden Tag sehen!“
 

Der Drache machte ein Geräusch, dass man eindeutig als einen Freudenlaut kategorisieren konnte und stupste den im Vergleich winzigen Menschen ganz vorsichtig an. Es war einfach nicht zu fassen, wie Harry mit diesen so gefürchteten Tieren umgehen konnte. Er begrüßte sogar das Tier, das ihn gestern hatte angreifen wollen und tätschelte es liebevoll, bat es, sich nicht mehr so zu benehmen und Charlie wusste, das Tier würde wohl keine Probleme mehr machen.
 

„Ich fasse das immer noch nicht.“
 

Charlie wandte sich um, nickte seinem Boss zu. „Ja, nicht wahr? Es ist Wahnsinn, wie sie auf ihn hören. Auch, wenn er ein Pixidrache ist, in dieser Form ist er mehr als verletzlich und sie tun ihm trotzdem nichts.“
 

„Der Junge ist einfach besonders,“ gestand Theon dem Kleinen zu, er lächelte etwas, während er zusah, wie er die großen Tiere streichelte. „Drachen als Schoßhunde, das ist ein Anblick, an den man sich wirklich erst gewöhnen muss.“
 

„Sie sollten damit anfangen, das Bild wird sich wohl kaum ändern...“
 

„Ja, das sehe ich auch so und ich bin immer noch froh, dass er wirklich hier bleibt. Er muss dich wirklich lieben, Charlie.“
 

Der Rotschopf sah überrascht zu Theon. „Was meinen Sie?“, fragte er.
 

„Ich habe die Blicke gesehen, die ihr Beide tauscht,“ gab der Ältere zurück. „Und ganz ehrlich – ich bin schon richtig eifersüchtig. Ich muss sagen, am Anfang war ich nur entsetzt, als ich erfahren habe, was ihr getan habt, aber jetzt, wo ich sehe, wie ihr miteinander umgeht – war es vermutlich das einzig Richtige.“
 

„Was meinen Sie?“, fragte der Rotschopf, der immer noch nicht verstand, was der Andere damit sagen wollte.
 

„Wie viel weißt du über Pixidrachen?“
 

„Nicht mehr, als jeder Andere,“ gab Charlie zurück, während er beobachtete, wie Harry mit einem asiatischen Drachen redete und ihn streichelte.
 

„Ich habe gestern ein paar alte Kontakte wieder aufleben lassen, “ erklärte Theon. „Ich musste mehr wissen und ich habe etwas erfahren, von einem Hüter der Drachen vor dreihundert Jahren, er hat hier gearbeitet und er und seine engste Mitarbeiterin hatten einen schon unheimlichen Erfolg damit, Drachen zu beernten, ohne sie zu töten. Sie haben manchmal, an ausgesuchte Tränkemeister, sogar Pixistaub verkauft.“
 

„Was hat das mit Harry zu Tun?“
 

„Sie waren ein Paar,“ erklärte Theon geduldig. „Und sie waren zwei Teile einer Seele. Ein Feendrache kann angeblich nicht mal seine Form annehmen, wenn er diesen nicht gefunden hat. Was euch verbindet ist tiefer, als du selbst auch nur ahnst.“ Er deutete auf die Symbole auf Charlies Zauberstab. „Das hier sagt, dass ihr zusammen gehört. Ihr müsst wirklich glücklich sein.“
 

Der Rotschopf sah, vielleicht das erste Mal, seit der Zeremonie, überrascht auf seinen Stab, sah die neuen, in seinen Zauberstab eingeprägten, alten Runen. Dumm nur, dass das nie sein starkes Fach gewesen war. Er hatte gedacht, dass das ganz normal sei, denn die Stäbe seiner Eltern waren ganz ähnlich. Dann zuckte er die Schultern, sah zu Harry, der es irgendwie geschafft hatte, auf einem der Drachen zu landen. „Ich liebe ihn,“ meinte er leise. „Und ich will ihn schützen, ihn vor noch mehr Ärger und Schmerz bewahren. Er ist sanft und liebevoll und so unendlich selbstlos...“
 

Theon nickte. „So wirkt er auch, wenn das bei seiner Geschichte eigentlich kaum zu glauben ist.“ Er beobachtete, wie Harry sich schließlich dem Drachen zuwandte, der sie alle gestern fast umgebracht hatte, leise mit ihm redete, schließlich seine Hand auf die hässliche Wunde legte und einige einfache Heilzauber sprach, die aber offensichtlich ausreichten. „Ich habe übrigens Michaelson gestern gefeuert und dabei raus gefunden, dass er auch noch geklaut hat. Drachenschuppen, Drachenblut, einige andere Dinge. Und ich muss annehmen, dass er zwei der Tiere getötet hat, der ägyptische Wüstendrache, mit dem dein Mann sich gerade anfreundet, sollte wohl Opfer Nummer drei werden.“
 

„Und das ist niemandem aufgefallen?!“
 

„Wer von uns weiß schon, wie viele Tiere hier wirklich leben?“, argumentierte Theon. „Ich hatte da eigentlich irgendwann auf die Hilfe deines Mannes gehofft, um weitere derartige Zwischenfälle zu vermeiden.“
 

Charlie nickte. „Wir werden alle katalogiesieren, sobald wir fest hier ankommen. Aber jetzt müssen wir langsam los, meine Familie wartet immerhin.“
 

„Ja, natürlich, “ nickte Theon, lächelte dann. „Ich freue mich schon, wenn du als mein Stellvertreter hier anfängst. Ich will keinen von euch gehen lassen...“
 

„Ja, aber unsere Familie ist in England und mitten im Kriegsgebiet. Wenn wir das nicht erst klären, wird es Harry überallhin verfolgen und ich will, dass er, wenn er hierher kommt, zur Ruhe kommen kann.“
 

„Das ist natürlich auch richtig,“ stimmte Theon ohne zu zögern zu. „Dann los, geht, wenn die Drachen ihn nicht als Geißel hier behalten.“
 

„Denen wied ich eins husten! Ganz allein mein Mann!“, lachte Charlie, bevor er sich umwandte. „Harry! Wir müssen los! Kommst du bitte?“
 

Harry seufzte, als er das hörte, ließ sich aber wieder von Norberts Rücken gleiten. „Also, meine Lieben: wir müssen erst mal los, aber wir kommen wieder und dann sind wir immer hier! Ich verlass mich dann auf euch, dass ihr auf die Kleinen achtet und ihnen alles beibringt! Ne?“ er streichelte jeden Einzelnen noch ein Mal, dann lächelte er und trat zu Charlie, nahm dessen Hand.
 

Der Rotschopf lächelte nur und drückte die schmalere Hand, die sich in Seine gelegt hatte, nickte Theon zu. „Ich melde mich dann, wenn wir kommen,“ er sah zu den vier Kleinen, die sie Beide erwartungsvoll ansahen. „Also los, ihr vier, das war auch der Abrückbefehl für euch!“
 

Zu sechst verließen sie daraufhin das Reservat, traten wieder nach Draußen. „Ich freue mich schon, wenn wir wirklich hier bleiben...“
 

„Das ist gut zu wissen,“ nickte Charlie, spielte mit dem Portschlüssel und lief noch etwas weiter. Erst außerhalb des Dorfes nickte er schließlich. „Also, dann wollen wir mal.“
 

Harry lächelte nur, nickte und küsste Charlie. „Also los, “ stimmte er leise zu. Sofort spürte er die Wirkung des Portschlüssels und sah verdattert auf. Wie hatte Charlie ihn denn so schnell... Nein! Das war nicht die Hand seines Mannes! Nein! Entsetzt versuchte Harry, aufzuschreien, nach dem Rotschopf zu greifen, doch es war zu spät.
 

Als er an sich herunter sah, sah er schneeweiße, lange, knochige und mit Schuppen überzogene Finger, die sich eng um seine Taille schlossen. Nein! Nein, nein, nein, nein, nein! „Charlieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“
 

„Aber, aber,“ hauchte die zischelnde Stimme in sein Ohr. Tom grinste innerlich. Es war keine Kunst gewesen, rauszufinden, wohin dieser eklige Rotschopf seinen Mann verschleppt hatte, er war hinterher gereist, hatte in den Schatten gewartet. In den Drachenhort hätte er nicht kommen können, die Membran zu durchschreiten war unmöglich und dann hatte er noch einen Zauber gebraucht, der verhindert hatte, dass die verdammten kleinen Drachen ihn rochen und wohlmöglich Alarm schlagen würden!
 

Nein, nein, ganz sicher nicht. Er würde sich von nichts und niemandem von seinem Ziel abbringen lassen und er würde auch dem Jungen klar machen, dass er das Beste war, was er je bekommen würde. Er würde keine Widerrede oder andere Dinge dulden. Harry war sein! Nur er hatte den Jungen verdient, nur er konnte ihn verstehen! Und er würde es sein, der dessen Kraft zu nutzen verstehen würde! Wozu auf einen Feind setzen, wenn man einen Verbündeten haben konnte? Im Notfall würde etwas Folter, natürlich nichts, das Spuren hinterlassen würde, sicher dafür sorgen, dass Harry sich seiner Meinung bedingungslos anschließen und seine Pläne unterstützen würde.
 

Um die Weasleys würde er sich später kümmern, erst musste er sicher gehen, dass Harry nicht sterben würde, wenn er den Idioten killen würde, sollte es so sein, man wusste ja nie bei diesen Blutritualen heutzutage, würde er den Anderen am Leben erhalten – gerade mal so eben. Der Andere würde sich wünschen, nie Hand an etwas gelegt zu haben, dass er für sich wollte!
 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Harry auf diese geisterhafte Hand, ihm wurde so schlecht, als ihm wieder kam, was in diesem ersten Brief gestanden hatte, den er bekommen hatte und den Einzigen, den er je gelesen hatte. Nein! Er wollte nicht, dass der ihn je anfasste! Niemals! Er musste sich irgendwie... losreißen! Irgendwie! Er wollte zurück zu Charlie! In dessen starke Arme!
 

„Na, na, “ tadelte Tom, strich mit seinen Fingen über das Oberteil seines künftigen Mannes, während er sich vorstellte, wie er diesen nehmen würde. „Wehr ich nicht, du weißt nicht, wo du sonst landen würdest...“
 

„Das... ist mir egal, du Monster! Lass... lass mich los!“
 

„Das ist keine Art mit seinem Mann und Herrn zu sprechen,“ tadelte Tom ruhig, nutzte die zweite Hand, um Harry mit einem Schneidezauber zu treffen. Er sah, wie das Blut feuerrot aus dem Schnitt perlte, grinste dabei. Solche Wunden konnte man spurlos wieder entfernen und er liebte den Anblick von Blut nun ein Mal, wobei das des Grünäugigen einen besonderen Ton zu haben schien, sicher schmeckte es auch besser...
 

Harry musste all seine Willenskraft aufbringen, um nicht zu schreien, es tat weh, als der Zauber seine Wange aufschnitt, doch nicht der Schmerz war es, der ihm so zu schaffen machte, sondern die Hand die ihn hielt. Nein! Er wollte das nicht! Ohne ein zweites Mal nachzudenken, schloss er seine Augen, er spürte, wie sein Körper schrumpfte, so sehr, dass er sich aus dem Griff befreien konnte. Dann folgte ein übelkeiterregender Ruck, der ihn aus der Portschlüsselreise riss, für einen Moment wurde alles um ihn herum schwarz...

Weihnachtswunder

„Harryyyyyyyyyyyyyyyyyy!“
 

Mit entsetzt aufgerissenen Augen musste Charlie mit ansehen, wie der Jüngere ihm aus den Armen gerissen wurde, wie die Hände sich nach ihm ausstreckten, aber verschwanden, bevor er sie erreichen konnte. Was er aber sah, war ein nasenloses Gesicht, eisige, blutfarbene Augen und die Hand, die seinen Mann von ihm weg zerrte. „Nein! Das darf nicht sein, das darf nicht passiert sein! Harry!“ Doch in dem Moment spürte er, wie sein eigener Portschlüssel sich aktivierte, obwohl er es nicht getan hatte. Was hatte Percy mit dem Ding gemacht? Nein! Er musste... Harry! Nein!
 

Die Reise dauerte nur Sekunden, dann krachte der Drachenjäger unzeremoniell mitten auf einen Tisch, der unter ihm nachgab und mit einem ächzenden Knirschen in sich zusammen brach.
 

Was Alle, die um Selbigen sahen, aufschreckte.
 

„Charlie! Charlie, Junge! Was ist los? Wo ist...?“
 

„Was ist passiert“, fragte hingegen Percy ruhig. Er wusste, diese Landung, direkt vor seiner Nase war das Ergebnis der Tatsache, dass der Notmechanismus im Portschlüssel sich selbst ausgelöst hatte. „Wo ist dein Mann?“ Er bekam eine schreckliche Ahnung und wieder stand Dracos Gesicht vor seinen Augen, als der ihm all die Dinge über den neuesten Bewunderer seines Schwagers erzählt hatte.
 

„Voldemort! Er... er hat ihn! Wo ist dieses Schwein?! Wo finde ich diese Drecksau!? Ich bring ihn um und mach mir aus seiner ekligen Haus ein Paar Stiefel! Ich werde...!“
 

„Bill! Dad! Helft mir! Haltet Charlie fest!“, befahl Percy, er sah nur, dass der dazu ansetzte, zu apparieren, vermutlich um etwas Dummes zu tun, was er nicht überleben würde und das durfte er nicht zulassen. Zum Glück wurde er nicht hinterfragt, die Zwillinge packten ihren Bruder, Bill nahm ihn in den Schwitzkasten und noch bevor der verdatterte Mann auch nur einen Ton herausbringen konnte, wurde er von einem Stupify getroffen.
 

„Percy?“, fragte Arthur ruhig, als er seinen Zauberstab wieder gesenkt hatte. „Was weißt du, was wir nicht wissen?“
 

„Einiges,“ gab der politisch begabteste der Rotschöpfe ohne mit der Wimper zu zucken zurück. „Vermutlich hat Voldemort Harry entführt, aber wenn Charlie losrennt, ist er schneller tot, als wir gucken können und wir wissen nicht, ob Harry das verkraften kann. Außerdem ist er noch nicht direkt in Lebensgefahr.“
 

„Wie kannst du da so sicher sein?!“, verlangte Molly zu wissen. Natürlich will der Mann ihn tot sehen!“
 

Charlies Muskeln zitterten, trotz des Zaubers, man sah, wie die Halsmuskeln immer weiter hervortraten. Er war empört, um es freundlich auszudrücken. Verdammt! Er musste doch Harry helfen und die... die.. die hielten ihn fest und hinderten ihn daran, seinen Job als Harrys Beschützer wahr zu nehmen!
 

„Percy!“, rief Arthur ungehalten. „Raus damit! Wir müssen dem Jungen helfen! Und ich kann Charlie nicht ewig in einem Zauber gebunden lassen!“
 

„Das solltest du aber, bis wir ihn finden, sonst wird er was Dummes tun.“
 

„In wiefern?“
 

„Voldemort will Harry nicht mehr töten, er will ihn in seinem Bett. Warum und wieso weiß ich nicht, nur dass. Und dass er dem Jungen das hier geschickt hat.“ Er kramte den Totenkopfring aus seiner Tasche und warf ihn auf den Tisch. „Ich habe einige zuverlässige Leute, die das herausgefunden haben...“
 

Alle starrten zu Charlie, dessen Augen sich selbst in der Starre noch ungläubig weiteten und dessen Faust sich so stark ballte, dass auch Molly, nur zur Sicherheit, noch einen zusätzlichen Bindezauber verwendete.
 

„Wo suchen wir?“, fragte sie.
 

„Wir werden ’elfen,“ schaltete sich auch Fleurs Vater ein.
 

„Gut, es ist unwahrscheinlich, dass sie in Frankreich sind, wir werden wohl oder übel in England suchen müssen. Flooen wir zum Ministerium, holen uns ein paar Auroren und suchen weiter. Ich schicke Severus hierher um auf Charlie zu achten. Er ist uns keine Hilfe, da der Lord inzwischen weiß, wer die Spione waren. Aber unseren Sturkopf unbeaufsichtigt zu lassen, ist auch Selbstmord. Er würde was Dummes tun, sobald sich die Fesseln lösen. Snape kann ihn aufhalten.“
 

„Gut. Dann los!“
 


 


 


 


 


 


 

Kalt. Eisig kalt.
 

Das war es, was Harry auffiel, als er endlich wieder zu sich kam. Memo an ihn, nie wieder eine Portschlüsselreise so unterbrechen. Es war die Hölle und die anschließenden Kopfschmerzen einfach nicht wert. Ach, nein, halt. Kommando zurück. Da saß nur Jemand in seinem Hinterkopf, der sauer war, dass er es geschafft hatte, zu entkommen.
 

Harry wollte aufstehen – und landete erst mal auf der Nase, wo ihm auffiel, dass er zu seinem Frust ein paar Beine zu viel hatte und dass ihm seine Finger fehlten, die er im Moment wirklich vermisste. Mit den Krallen konnte man sich nur so schlecht abstützen und oh – hatte er schon erwähnt, dass er es geschafft hatte, in einer verdammten Tanne hängen zu bleiben, wie eine dumme Christbaumkugel? Oh, da war noch sie Tatsache, dass er es durchaus geschafft haben konnte, bei seinem einmaligen Glück, in Novo Sibirsk zu landen. Und es war schweinekalt, um es nett auszudrücken.
 

Unterschlupf, schlug ihm sein immer noch nur auf Sparflamme funktionierendes Hirn vor. Das war dass Erste, was er brauchte. Irgendwas, wo er nicht weiter von dem Wind durchgeschüttet und von Schneeflocken erschlagen wurde. Ja, schon scheiße, wenn man so ein verdammter Winzling war! Was half es ihm da, hochgiftig zu sein? Ha, ha! König der Drachen! Dass er nicht lachte! Arschkarte gezogen!
 

Langsam, ganz langsam probierte Harry seine ungewohnten Körperglieder ein weiteres Mal aus, während sein Untergrund in einer weiteren Böe unruhig hin und her zitterte, so, wie sein gesamter Körper dank der Kreaturen. Jetzt wäre es wirklich hilfreich, wenigstens Feuer spucken zu können! Aber nein, bei ihm musste Glitzerpuder aus den verdammten Miniflügeln stäuben! Das war soooooooooo grandios unfair! Und er wusste immer noch nicht, wem in den Rängen des Schicksals er so ans Bein gepinkelt haben musste, um das Alles zu verdienen! Aber gut, nächster versuch. Flügel spreizen und probeweise ausschütteln, check. Zumindest funktionierten die dummen Dinger. Blieb nur abzuwarten, ob er sich gegen die Böen durchsetzen konnte, oder ob die ihn noch weiter in die Wallachei pusten würden.
 

Ein Mal atmete Harry tief die eisige Luft ein, auch, wenn es weh tat, dann nahm er seinen Mut zusammen und löste sich von dem Ast. Probeweise schlug er mit den Flügeln, doch natürlich kam es, wie es kommen musste – die Steuerung versagte vollkommen. Er trieb in dem verdammten Wind, wie ein dummes, vertrocknetes Blatt im Herbst! Und dann dieses Ausweichen immer! Wer bitte war auf die dumme Idee gekommen, Nadelwälder in die Tundra zu setzen?! Denn England war DAS auch nicht! Nun, sein Glück eben.
 

Es schien endlos weiter zu gehen und nie durfte er aufhören, mit den Flügeln zu schlagen, da er sonst absackte und nur noch herum geworfen wurde. Und verdammt, es war ermüdend, ihm war kalt und er fragte sich, wie Zugvögel das jedes verdammte Jahr wieder durchhielten – wobei, die hatten zumindest angenehmeres Reisewetter.
 

Dazu kamen noch zwei Zusammenstöße mit Eulen, die ihn auch noch für ihren Snack zu halten schienen, ein Missverständnis, dass sich aber recht schnell zu klären schien, sobald er das genervte und wütende Zischeln begann und mit seinem lächerlichen Schwanz um sich schlug Was dazu führte, dass er in den lustigsten Sturzflügen ausweichen konnte. Was vermutlich eher der Grund war, nicht gefressen zu werden, als die Einsicht der betroffenen Vögel. Statt ihm zu folgen waren die diversen Tierchen zu sehr damit beschäftigt, sich darüber tot zu lachen, was er hier veranstaltete.
 

Aber eines wurde immer klarer, er würde nicht mehr lang durchhalten. Harry merkte, dass er am Ende war, er hatte Muskelkater an Stellen am Körper wo er noch nicht mal gewusst hatte, dass sie existierten, er wurde immer müder und er kam sich vor, wie ein Eisklumpen mit Flügeln. Er musste landen. Wobei sich zwei neue Probleme offenbarten. Erstens: wo sollte er landen, ohne dass die Gefahr bestand, zu erfrieren und zweitens: wie zum Henker landete man überhaupt?!
 

Nicht nur, dass sein Animagus peinlich war und er so klein war, dass er in das Nasenloch eines normalen Drachen passte, nein, diese Form kam noch nicht mal mit einer Gebrauchsanweisung!
 

Da! Moment! Das sah doch so aus, wie... Licht! Ja! Strike! Stop! Nein, keine abrupten Bewegungen mit irgendeiner Pfote, das führte zu Taumeln. Aber gut, wo Licht war, war Feuer, wo Feuer war, war Wärme, wo Wärme war, war in aller Regel auch noch was zu Essen. Alles eine mehr als verführerische Aussicht. Ja, das war gut! Und vielleicht konnte er da unten herausfinden, wo zum Henker er gelandet war und dann würde er sicher auch einen Weg zurück finden, zurück zu Charlie. Er wollte zu seinem Mann! Er wollte zu ihm unter eine weiche, warme Decke kriechen und den Tannenbaum beobachten! Warum? Und warum musste ausgerechnet heute Voldemort seinen Rappel bekommen?! Merlin, er brauchte eine Dusche, um dessen Geruch und das Gefühl dieser knochigen Pranken von sich herunter zu bekommen!
 

Erneut versuchte Harry, irgendwie genau da bei dem Licht runter zu kommen, indem er seine Flügel einklappte. Schlechte Idee, wirklich ganz schlechte Idee. Stein auf Boden, armes Minitierchen platt wie eine Flunder. Also Flügel wieder spannen, verdammt! Wind! Das war sooo gemein, er war müde, verfroren, allein, es schimpfte sich Weinachten und nicht mal sein Körper funktionierte! Vielleicht... nur etwas einziehen und den Schwanz ganz gerade halten? Ja! So ging das schon besser, er hielt direkt auf den imme rgrößer werdenden Lichtschein zu, ja, noch ein Stückchen, noch ein Stückchen! Verdammt! Nein, nein, Fenster, Glas! Bremsen, versuchen auf dem Brett zu landen! Nein, nicht taumeln! Verdammt, das wurde nichts! Nein, nein, nein! Automatisch riss Harry seine Vorderpfoten hoch, einen Wimpernschlag, bevor es krachte und splitterndes, magisch versiegeltes Glas ihm um die Nase flog. Toll. Magisch. Nun, ob das ein Vorteil war, würde sich wohl auch erst noch zeigen.
 

Jetzt tat Harry wirklich Alles weh, stellte er fest, als er sich wieder aufrichtete, nachdem er auf einen – nebenbei sehr unbequemen und harten Boden – gekracht war. Müde sah er auf – und stutzte. Ja! Ein Mal im Leben hatte er Glück gehabt! Egal wo er gelandet war, das hier waren die Malfoys! Draco! DA war Draco! Der würde ihm sicher helfen! Wieselflink und trotz seiner Schmerzen richtete Harry sich wieder auf und zwang seine unkooperativen Beine, sich in dessen Richtung fortzubewegen, schnell.
 

‚Draco! Draco! Du und dein Vater, ihr müsst mir helfen! Los! Holt Charlie! Holst die Anderen! Ich brauch ein Bad und was zu Essen!’
 

Doch die reagierten alle irgendwie falsch. Draco schrie auf, in einer Tonlage, die sein empfindliches Trommelfell (das war so unfair! Wer hatte Drachen mit so einem Gehör gestraft?!) fast zum Platzen brachte, Miss Malfoy zerrte sein Ziel aus seinem Weg und er schaffte es doch kaum, die Richtung zu ändern! Was in einem wüsten Krawall endete, weil er gegen den verdammten Tannenbaumständer krachte und das riesige Ding umkippte, in seine Richtung, weil es doch so lustig war. Mit viel Mühe und einer peinlichen Rückenlandung schaffte Harry es aber, nicht auch noch zu guter letzt erschlagen zu werden, nur um sich aufrichten zu wollen, noch mal auf Draco zuzuhalten – und voll Karacho gegen Glas zu rennen.
 

Was? He! Was war das denn? Das war so was von gar nicht fair! Er war müde, ihm war kalt, er war geschafft, er war von einem Irren entführt worden, er wollte nur noch zu seinem Mann zurück, er wollte, dass sein Freund ihm half und was passierte? Er landete unter einer verdammten Käseglocke, durch die er die Anderen zwar sehen, aber nicht mal hören konnte! Wie ein Irrer lief er im Kreis, mehrfach, um so was wie eine undichte Stelle zu finden, aber es war hoffnungslos. Oh, das würde Draco bereuen! Bitterlich! Er würde ihm für den Rest seiner Schulzeit pinke Haare hexen! Überall! Nein, nicht für den Rest der Schulzeit, für den Rest seines Lebens! Und die Warze mit der krummen Nase gab es noch obendrauf! Ja, das war gut! Und Lucius? Für den würde ihm auch noch was einfallen! Rosa und hellblaue Rastazöpfchen! Ja! Das war es! Das war perfekt!
 

So schmiedete Harry seine Rachepläne, ohne zu merken, was die Anderen taten, wie sie zum Kamin traten, Irgendwen riefen, hysterisch um ihren ruinierten Baum herum liefen. Er lag auf dem immer noch unbequemen und nicht gerade warmen Parkettboden und klackte mit seinen Krallen dagegen, bohrte Löcher in das Holz. Jetzt würde er wirklich, wirklich gern zündeln! Eine kleine Stichflamme, die aus seiner Nase kommen würde, ja, aber nein, er war ein Glitzerstaubdrache statt einer, der was Vernünftiges auf dem Kasten hatte!
 

„Onkel Sev, Onkel Sev! Hast du... öhh... wie soll Charlie uns denn so helfen?“, fragte Draco, dem immer noch der Schreck in den Knochen saß. DA krachte ein verdammter Drache durch ihre Fenster und hielt ihn auch noch für sein Abendessen! Sicher, er wirkte sehr klein, aber je kleiner sie waren, umso giftiger, gefährlicher und verschlagener waren die Viecher. Er hätte ja einfach ein Buch genommen, um ihn zu erschlagen, aber sein Vater hatte gemeint, Severus würde sich sicher über einige Trankzutaten freuen und Charlie könne diesem helfen, das Vieh fachgerecht zu zerlegen. Zermatscht könne man gewisse Dinge schließlich auch nicht mehr verwerten.
 

Er starrte zu der magischen Kugel, die sein Vater geistesgegenwärtig über das Vieh geworfen hatte. Es saß auf dem Boden, den Schwanz erhoben, so, als würde es ihnen demonstrativ den Hintern zuwenden.
 

Severus musterte seinen Patensohn und seinen besten Freund, anschließend das hier herrschende Chaos. Die Lichter am Weihnachtsbaum waren aus, der Baum lag auf dem Boden, die Kugeln und Süßigkeiten rollten munter über den Boden und einige Geschenke andere Dinge sahen auch leicht lädiert aus. Er blickte auf Charlie, den er bei sich hatte, nicht mehr unter einem Stupify, aber unter starken Fesselzaubern. Er war nicht dumm, er wusste, wie alle Anderen, das der Idiot die erste Gelegenheit nutzen würde, um abzuhauen und Potter auf eigene Faust suchen zu gehen, nur um dabei getötet zu werden. Sicher, Charlie war stark, aber ihm fehlte die natürlich angeborene Verschlagenheit, um das, was er vorhatte, auch zu überleben. „Also, noch mal von vorn: was für eine Trankzutat und wozu ein scharfes Messerset oder Weasley?“
 

Lucius deutete auf die magische Käseglocke die eigentlich sein Lieblingsessen davor bewahrte, kaputt zu gehen und unter der jetzt das Tier saß, das allen Ernstes den Eindruck machte, zu schmollen und Rachepläne zu schmieden, was Unsinn war. So intelligent waren auch Drachen nicht. Schon gar keine, die dumm genug waren, die Nähe von Menschen zu suchen und auch noch ihre Körperglieder nicht unter Kontrolle hatten.
 

„Wow,“ flüsterte Severus, als er dass sah, er trat zu der Glocke, musterte das Tier, dass sich nicht mal die Mühe machte, aufzusehen, sondern, dass mit seinen Krallen, wie ein Mensch mit den Fingern, wenn er ungeduldig war, auf den Boden schlug und der auch schon mindestens drei größere Löcher in den altehrwürdigen Parkettboden geschlagen hatte. „So einen hab ich auch noch nicht gesehen,“ stellte er fest, wandte sich zu Charlie um, der ihn wütend anblinzelte und offensichtlich etwas sagen wollte, was er nicht verstand. Was an dem Stillezauber liegen könnte, unter den er den Rotschopf gestellt hatte, nachdem der ihn stundenlang beleidigt hatte. Das hatte beim Lesen doch sehr gestört. „Ich denke, dazu brauch ich keine Hilfe, das Tier hab ich ganz schnell selbst zer... Was?!“
 

Ungläubig sahen alle Malfoys auf den Rotschopf, der sich vor ihren Augen von den Fesselzaubern befreite und selbst den Stillezauber irgendwie abwarf. In dem Moment, wo der Drache aufsah. Dessen Augen weiteten sich mindestens so ungläubig, wie die des Anderen, das Tier begann, ungeduldig auf der Stelle zu springen, es schlug immer wieder gegen die Wände seines Gefängnisses.
 

„Charlie! Nein! Lass das Vieh unter der Glocke, oder willst du, dass es dich umbringt? Du kannst es nicht retten! Es hat offensichtlich einen...!“
 

„Harry!“, rief der Rotschopf ungläubig, er stürmte an den Anderen vorbei, warf Malfoy Senior mit purer Gewalt aus seinem Weg, stieß Draco ungeachtet um und schubste Snape unsanft zur Seite, bevor der seine Messer wetzen konnte, um seinen Mann zu häuten. Riss die Kugel hoch und hatte sofort einen Arm voll Drache, der sich aufgeregt an ihn klammerte und zischte, offensichtlich versuchte, ihm etwas zu sagen, ihm zu erzählen, was los war, sich dann umwandte und seine kleine Pfote ballte, sie wütend in Richtung Malfoys schüttelte, um sich dann wieder ihm zuzuwenden und ihn mit tränengefüllten Augen ansah.
 

„Harry?“, fragte Severus, wie vom Donner gerührt. Erst hatte er nur brüllen wollen, weil er sich dank der Dummheit von Weasley Nummer zwei an seinem eigenen Messer geschnitten hatten, dann aber war er über den Namen gestolpert.
 

„H...H...Harry?“, stotterte auch Draco und die Augen seines Vaters wurden ebenfalls immer größer.
 

Charlie aber achtete gar nicht auf die Anderen, er strich sanft über das kleine Köpfchen des Minidrachen, der nur knapp seiner Karriere als Tränkeeinlage entgangen war und der eisig kalt zu sein schien. „Harry, sieh mich an, versuch, dich zurück zu verwandeln, bitte,“ bat er den Jüngeren mit leiser Stimme. „Ich will sehen, ob du verletzt bist. Bitte, ich... will dich ansehen... ich will wissen, dass ich dich wirklich wieder habe... das... das ist mein persönliches... Weihnachtswunder...“
 

Weihnachtswunder, von wegen regte Harry sich innerlich auf. Das war nichts, als ein Alptraum gewesen! Er kuschelte sich noch ein Mal tiefer in die Wärme, versuchte dann, sich zu konzentrieren. Dieses Mal brauchte er acht Anläufe, bevor er merkte, dass sich etwas tat. Sein Körper streckte sich, langsamer, als bei seiner ersten Rücktransformation und es tat weh. Doch das war nicht so schlimm, er spürte wie Charlie ihn hielt, alles Andere war erst mal nebensächlich. Jetzt würde Alles wieder gut werden...
 

Erleichtert sah Charlie, wie das kleine Ding an seinem Arm wieder zu seinem Harry wurde, wenn auch mit bläulichen Lippen, schweißnasser Haut und mehreren Verletzungen. Aber er war wieder da, was wirklich ein Wunder war. Er hatte keine Ahnung wie der Jüngere es mal wieder geschafft hatte, zu entkommen, aber er hatte es geschafft. „Harry,“ flüsterte er, drückte den Jüngeren an sich. „Er ist eiskalt!“
 

Es war Severus, der sich zuerst fing und schlau genug war, die Werkzeuge verschwinden zu lassen, mit denen er gerade einen Menschen hatte zerlegen wollen und dazu noch den Einzigen, der diesen irren Krieg beenden konnte. „Ein heißes Bad,“ ordnete er an, nun voll im Heilermodus, froh, diese Zusatzausbildung mit abgeschlossen zu haben.
 

Er sah, wie Narcissa eine Hauselfe rief und ihr sagte, dass sie das Bad richten und Kleidung für ihre Gäste besorgen sollte. Eine zweite wurde gerufen, um die Beiden ins Bad zu führen und eine Dritte, die ein Gästezimmer mit einem Bett richten und es mit Wärmflaschen aufheizen sollte.
 

Charlie sagte nichts, er hob einfach nur seinen Mann auf die Arme und folgte der Hauselfe, die ihn zu dem Bad brachte, aus dem es schon dampfte, erst vor der Wanne stellte er den Jüngeren ab, half ihm aus seinen durchfrorenen und durchnässten Anziehsachen und machte eine Bestandsaufnahme der Verletzungen. Da war ein tiefer Schnitt an der Wange, einige Andere über den gesamten Körper verteilt und außerdem schien der Junge ein winziger, blauer Fleck zu sein. Dazu war er eisig kalt. Wer wusste, wie lang er draußen gewesen war.
 

„Harry, das wird jetzt weh tun,“ erklärte er leise. „Das heiße Wasser, aber ich muss dich rein setzen, du bist vollkommen unterkühlt.“ Er zog sich hastig selbst aus, hob den Jüngeren, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, wieder hoch und setzte ihn so langsam und vorsichtig wie möglich in das heiße Wasser.
 

Merlin, das war Folter, stellte Harry fest. Automatisch versuchte er, dem schneidend heißen Wasser zu entkommen, doch der Andere hielt ihn fest, so lang, bis er sich gegen diesen sacken ließ und der eiserne Griff sich etwas lockerte. Es tat so weh... er merkte kaum, wie er zu weinen begann, bis eine Hand die Tränen wegstrich.
 

„Gleich tut es nicht mehr so weh,“ versprach Charlie sanft, begann, den Jüngeren ein bisschen zu massieren, nur ganz leicht, da er ja auch überall blaue Flecken hatte. Er küsste seinen Mann, hielt ihn einfach nur fest. Er konnte es nicht fassen. Ein Mal mehr hatte der mehr Glück als Versstand gehabt, dem dunklen Lord mal eben so zu entkommen, um dann bei den Malfoys zu enden. „Warum hast du mir nichts von den Briefen erzählt?“, fragte er auf ein Mal. „Ich hätte doch...!“
 

Harry schüttelte nur beharrlich den Kopf. „D...d...d....du h...hättest was... was Du...Dummes... g...g...getan u......und dann hä...hätten sie... d...dich u...umgebracht!“ Er klammerte sich mit aller kraft an den Rotschopf. „Das... das... konnte i...i...ich nicht... zulassen!“
 

„Oh, Harry,“ flüsterte der Drachenzähmer nur, hielt den Jüngeren weiterhin, nicht bereit, ihn loszulassen und sah erleichtert zu, wie Harry wieder zu einer einigermaßen gesunden Farbe zurückkehrte. Vor allem seine Lippen sahen nicht mehr aus wie die eines Toten. Er streichelte immer wieder über die dichten, feuchten Haare, er wollte Antworten, doch der Grünäugige sah so müde aus und noch immer zitterte er am gesamten Körper. Nicht zu vergessen, wie viel Mühe ihn nur diese eine Antwort gekostet zu haben schien. Er beobachtete einfach nur, wie Harry schließlich, den Kopf an seine Schulter gelehnt, einschlief.
 

Das sah er als Zeichen, aus der Wanne aufzustehen. Vorsichtig brachte er Harry in das daneben liegende Zimmer, sprach einen Trockenzauber über sie Beide und legte den Jüngeren auf die weichen Kissen. Dann manövrierte er seinen Mann in eine Boxer, die da lag strich über dessen Haare. Erst, als die Tür aufgerissen wurde, fuhr er herum, wobei ihm auffiel, dass Snape, der verdammte Bastard, ihm auch noch seinen Zauberstab abgenommen hatte! Oh, und wo er schon vom Teufel sprach... „Was wollen Sie?“, fragte er eisig. „Hier gibt es keine Drachen zu beernten, zerquetschen oder Ähnliches!“
 

„Aber einen gefährlich unterkühlten Schüler mit Verletzungen, so, wie ich selbigen kenne und ich bin der Einzige, der eine Heilerausbildung hat. Oder soll er, nachdem er dem Dunklen Lord entkommen ist, vielleicht an einer Lungenentzündung drauf gehen?“
 

Nur ungern trat Charlie einen Schritt zur Seite.
 

„Und zieh dir was über! Es gibt Dinge, die will ich nicht sehen!“, knurrte Severus, während er seine Heilertasche, die er geholt hatte, abstellte und den zitternden Körper musterte, der auf ein Mal begann, sich wie wild zu bewegen und erst, als der Rotschopf eine der Hände seines Mannes ergriff, wurde Potter wieder ruhiger, nun, das Zittern ließ nicht nach, aber das lag wohl nur an der Unterkühlung. Und gegen die half vor Allem eines: Bettruhe. Und sonst... nun, blaue Flecken en masse, ein tiefer, hässlicher Schnitt an der Wange, einige andere im Halsbereich. Er sprach einige Zauber, schloss die offenen Wunden, Schrammen und Abschürfungen und richtete zwei gebrochene Rippen.
 

„Nun?“, fragte Charlie, während er über Harrys Hand strich.
 

„Zwei gebrochene Rippen,“ gab Severus zurück. „Und vermutlich einen Schreck. Sonst ist er erstaunlich gut weggekommen. Er sollte im Bett bleiben und wenn er raus muss, dann nur in gut beheizte Räume und dick eingepackt, sein Immunsystem ist nach diesem Ausflug im Keller.“
 

„Wir müssen zurück.“
 

„Zurück wohin?“
 

„Die Drachen!“, knurrte der Rotschopf. „Sie müssen versorgt werden!“
 

„Ich habe ihnen einen Eimer Küken in den Raum geworfen und Wasser nachgefüllt, sie werden schon nicht verhungern! Und ich wette, deine Mutter wird dasselbe tun, wenn ich es ihr sage! Der Junge wird heute nicht mehr irgendwo hin transportiert!“
 

Charlie sagte nichts mehr, er zog sich endlich seine eigene Boxer über und glitt neben seinem Mann ins Bett, ohne sich weiter um Snape zu kümmern, der seine Sachen packte und ging. Stattdessen wickelte er Harry in eine Decke, nahm ihn in den Arm und deckte sie dann Beide mit einer weiteren Decke zu. Er hatte seinen Mann wieder, praktisch unverletzt. Der Rest war nicht so wichtig. Harry war unglaublich stark...
 


 


 

„Wo? Wo sind sie?!“, aufgeregt stürmte Molly mit ihrer Suchtruppe zurück in das Landhaus von Fleurs Familie, selbige im Schlepptau. Severus hatte ihnen seinen Patronus geschickt, um zu melden, dass Harry wieder da war.
 

„Ja, wo sind sie?“, fragte auch Percy, der nur Sekunden später aus dem Feuer trat, zusammen mit den Zwillingen und dicht gefolgt von Arthur, der durch die Fronttür einfiel.
 

„In Malfoy Manor.“
 

„In... warum?!“
 

„Weil Potter genau da gestrandet ist und ich es nicht für ratsam gehalten habe, ihn noch weiter durch die Gegend zu zerren, so unterkühlt, wie er war.“
 

„Was..? Wie..?“
 

„Was, keine Ahnung, wie, noch weniger Ahnung, er war nicht in der Lage, viel zu reden, er hat zu viel gezittert, Antworten werden wohl bis morgen warten können, er wird auch beim Geschenke verteilen mitmachen können, solang das Zimmer entsprechend warm und er dick eingepackt ist. Die Malfoys haben Alle zu sich eingeladen, dann kann Harry bleiben, wo er ist, ich denke nicht, dass er von einer weiteren Reise und sei sie nur durch den Kamin, im Moment besonders angetan sein würde. Außerdem – auch das Festessen bei den Malfoys ist ein Gedicht und sie haben hervorragenden Alkohol.“
 

„Harry ist in Ordnung!“, lächelte Molly und klatschte in ihre kalten Hände. „Und Charlie ist bei ihm! Dann kann ja nichts passieren! Kommt! Wir packen unsere Sachen für morgen früh!“
 

„Inklusive Drachen,“ schlug der Tränkemeister vor. „Sagt ihnen, ihr bringt sie nur dann zu Potter, wenn sie sich benehmen. Es scheint, als würde der Trick immer klappen. Hat er zumindest, als ich die Viecher füttern musste.“
 

„Dann sage ich es ihnen direkt!“, erklärte Molly sich bereit, während alle Anderen auseinander stoben, um kleine Koffer zu packen, da niemand vor hatte, Harry und Charlie bei den Malfoys allein zu lassen. Auch nicht die Dellacours, die schon so gespannt gewesen waren, den Jungen kennen zu lernen, der gegen ihre Tochter im magischen Turnier gewonnen hatte.

Der Morgen danch

„Da sind sie,“ stellte die Matriarchin der Familie fest, deutete auf das Bett, wo ihr Sohn und ihr Schwiegersohn lagen, Charlie hielt den Jüngeren locker im Arm, beide schienen noch friedlich zu schlafen und das obwohl es Weihnachtsmorgen war und schon nach zehn Uhr. Da die Beiden noch nicht von selbst aufgetaucht waren hatte sie Narcissa gebeten, sie zu dem Zimmer zu bringen, wo sie lagen, auch, weil sie Wäsche für beide dabei hatte. Der Rest der Leute, die mit ihr hierher gekommen waren, richteten sch gerade ihre Gästezimmer für die nächsten eineinhalb Wochen bequem ein.
 

„Sie sind zu süß,“ lächelte Narcissa, sah der Anderen neugierig über die Schulter.
 

„Ja,“ nickte Molly zustimmend. „Die Beiden sind einfach nur ein perfektes Paar. Und...“
 

„Ma, kannst du dich nicht leise darüber auslassen, dass wir süß sind?“, stöhnte Charlie, setzte sich etwas auf und rieb sich erschöpft die Augen. „Was tust du hier, wo ist hier, wie spät ist es und warum dürfen wir nicht einfach weiter schlafen?“, fragte er mit noch vom Schlaf belegter Stimmte weiter.
 

„Weil es kurz nach Zehn und Weihnachten ist! Ron, Draco und die Anderen sitzen schon auf heißen Kohlen und es gibt keine Geschenke, bis ihr nicht auch da seid! Also los! Auf, auf! Weck Harry, ich habe euch Klamotten mitgebracht, zieh den Jungen warm an, nimm eine Decke mit und los! Wir treffen uns im Weihnachtszimmer! Und das, wenn möglcih, bevor eure unmöglichen Haustiere den Baum auffressen! Der Tukan jagt gerade den armen Draco und die anderen haben es auf Severus abgesehen! Also hopp!“
 

„Snape hat’s nicht besser verdient, er wollte Harry zerlegen,“ knurrte Charlie mitleidslos, doch er gab nach. „Dann haut ab, ich will Harry allein wecken, er mag es nicht, wenn er aufwacht und das Zimmer voller Leute ist.“
 

Molly hob eine Augenbraue, nickte aber dann und schloss die Tür wieder, lief mit Narcissa schwärmend zurück zum Weihnachtszimmer.
 

Erst, als Alle weg waren, wandte er sich wieder seinem noch schlafenden Mann zu, der sich gerade wieder enger an ihn drückte und schließlich mit dem Kopf in seinem Schoß endete, sich erneut zurecht ruckelte. „Harry, komm schon, wach auf...“ Er strich über das dunkle Lockennest, erntete aber erst mal kaum mehr, als ein wirklich unwilliges Knurren. „Na los, du... sonst kommt Ma und wendet ihre Weckmethoden an und die haben immer irgendwas Gemeines an sich.
 

Kühl, stellte Harry fest. Nicht bequem genug. Rasch drehte er sich um, kroch näher an die große Wärmequelle hinter ihm, den Griff sich sofort verengte. Besser, registrierte sein übermüdeter Verstand zufrieden, vor Allem, weil es schlagartig um Einiges wärmer wurde. Zufrieden seufzend kuschelte er sich zurecht und lauschte den Atemzügen des Älteren, die ihn fast in den Schlaf zurück gelullt hätten, wären da nicht auch die Finger gewesen, die durch seine Haare kämmten und die Stimme, die mit ihm sprach.
 

Mühsam zwang er eines seiner Augen auf und wurde mit einem kleinen Kuss belohnt. Na toll, warum waren denn alle schon wach? Warum war es schon hell? Warum war selbst das Wetter so gegen ihn? Er wollte doch nur in Ruhe schlafen! Er war doch noch so kaputt!
 

„Na du?“, frage Charlie sanft. „Du siehst nicht sonderlich wach aus...“
 

„Hrmpf...“
 

Ich zieh dir einen Pullover über, dann nehm ich dich mit, es gibt Essen, “ versuchte er, Harry zu ködern. „Und Ma hat es sicher gemacht.“
 

Hunger? Essen? Wie auf Kommando gab sein vernachlässigter Magen ein eindeutiges Geräusch von sich. Jap, er war gerade dabei, sich selbst zu verknoten, um an Nahrung zu kommen. Also gut, Essen konnte er, aber dann nur wieder schlafen! Als Charlie ihn aufrichtete, ließ er es sich gefallen, kuschelte sich aber weiter schön an sein persönliches Heizkissen.
 

„Ich werte das mal al ein Ja,“ grinste Charlie nur und half Harry in einen der selbstgestrickten Weasleypullover und ein Paar flauschiger Hausschuhe. Erst dann stand er selbst auf, um sich selbst anzuziehen. Er sah, wie der verschlafene Jüngere sich unzufrieden wieder etwas tiefer in die Decken verkroch, lächelte etwas und zog sich in Rekordzeit an, eine Jeans, ebenfalls einen von seiner Mutter gestrickten Weasleypullover, Socken und Hausschuhe, dann hob er Harry samt einer der beiden Decken einfach hoch und trat vor die Tür, wo bereits eine Hauselfe von einem Fuß auf den Anderen trat und ihm dann freudestrahlend den Weg zu einem Zimmer zeigte, dass ihm, beim zweiten Blick mehr als bekannt vorkam. Das, in dem sie gestern angekommen waren.
 

„Ah, da seid ihr ja! Ich dachte schon, ich müsste euch beide noch wecken kommen!“, rief Molly, als ihr Sohn endlich mal auftauchte.
 

„Harry! Harry, wie geht es dir? Was ist passiert? Wie bitte bist du bei den Malfoys gelandet? Und was faselt Draco da von irgendeinem Drachen? Komm schon! Die Geschichte muss einfach gut sein!“
 

Harry starrte seinen besten Freund kurz an, kuschelte sich dann aber wieder an Charlie. „Mag Draco nicht!“, verkündete er, immer noch weit davon entfernt, so was ähnliches wie wach zu sein. „Is’emein!“
 

Was alle Anwesenden, bis auf besagten Draco, zum Lachen brachte.
 

„Ma, ich glaub, du hast was zu Essen erwähnt,“ lächelte Charlie. „Ich bezweifle, dass Harry lang wach bleiben wird.“
 

„Wach nennst du das?“, fragte Severus trocken. „Ich nenne das auf einem Minimum laufen.“
 

„’emein!“, kam es erneut von Charlies Arm, während der sich auf den Boden setzte, wo Sekunden später tatsächlich ein Tablett auftauchte, mit Crossaint, heißer Schokolade, Kaffee, Brot, Brötchen, verschiedenen Marmeladen, Nutella und – sehr nahrhaft, vor Allem am frühen Morgen – Weihnachtskeksen.
 

„Ihr könnt hier essen, aber da wir alle schon gefrühstückt haben, wohl allein,“ grinste Bill, während er seine eigene Frau in die Arme zog. Er beobachtete, wie der Grünäugige sich mit halb geschlossenen Augen unter seiner Decke etwas regte und dann blitzschnell zugriff. Seine Beute, ein Crossaint, hatte er in Windeseile verdrückt.
 

Charlie lachte nur leise, als er das sah, musterte Harry, wie der sich immer noch im Halbschlaf eine Hand voll Gebäck einverleibte und sich bei seinem Kaba helfen ließ, bevor er sich wieder in sich zusammen rollte. Er strich dem Jüngeren wieder durch die Haare, versuchte gar nicht, ihn am Einschlafen zu hindern, dazu war er sichtlich noch immer viel zu erschöpft und Schlaf war ja nun oft die beste Medizin. Also ließ er Harry gewähren, legte die Decke ordentlich um ihn herum. „Ich glaube, mit ihm können wir nicht mal beim Geschenke auspacken rechnen, “ stellte er anschließend laut fest.
 

„Nein, damit haben wir auch nicht gerechnet, Bruder, “ gab Percy grinsend zurück. „Aber essen musste der Hänpfliing wohl was und dir würde es auch gut tun.“
 

Charlie hob eine Augenbraue, wurde auf ein Mal ernst: „Woher wusstest du es?“, verlangte er zu wissen. „Das mit den Briefen! Und was ist euch eingefallen, mich aufzuhalten?!“
 

Alle, inklusive der Malfoys, verdrehten die Augen.
 

„Ich habe meine Quellen,“ erwiderte Percy nur ruhig. „Und warum niemand, inklusive Harry, nichts gesagt hat sollte selbst in deinen Sturschädel rein gegangen sein! Was hättest du denn getan? Du wärest losgestürmt und hättest dich umbringen lassen! Was Harry sicher ganz toll verkraftet hätte! Er hat es dir nicht gesagt, weil er Angst hatte, dass er dich im Endeffekt verlieren würde, weil du dich umbringen lässt! Du magst ja stark sein, Charlie, aber wenn es dahin kommt, den Jungen zu verteidigen, gehst du zu schnell vor und denkst nicht genug nach. Was hättest du denn getan, wenn wir dich nicht gefesselt hätten? Du wärest in ein Todesserquartier gestürmt und so stark du auch bist, du bist kein Supermann, sie hätten dich umgebracht!“
 

Charlie blickte in seinen Schoß, auf den schmalen Jungen, der sich gerade etwas zurecht ruckelte. Ihm war nur zu klar, dass die Anderen Recht hatten. Er war schon immer gern losgestürmt und hatte dann gefragt, was eigentlich los war. „Tut das nie wieder!“, verlangte er ungehalten.
 

Seine gesamte Familie sah ihn wieder nur an, mit einem Blick, der das genaue Gegenteil versprach.
 

„Severus?“, fragte Molly auf ein Mal. „Wird er noch lang so müde sein?“
 

„Nein,“ gab der Tränkemeister grummelig zurück. „Vielleicht ein, zwei Tage, danach wird er sein übliches, nerviges Selbst sein, das hier ist das Ergebnis von Überanstrengung und Unterkühlung.“
 

„Ich habe raus gefunden, wo Harry gelandet ist,“ meldete sich Bill wieder zu Wort, „Also, wo er sich von Voldemort losgerissen hat.“
 

„Ja?“, fragte Charlie nur.
 

„Ich habe Spuren einer unterbrochenen Portschlüsselreise dreißig Kilometer von hier gefunden, ich denke, das war seine Spur, ich habe gestern Nacht noch etwas gesucht.“
 

Automatisch hielt Charlie den Jüngeren noch fester umklammert. Eine unterbrochene Portschlüsselreise konnte einen umbringen! Vor allem, wenn man nicht selbst im Besitz des Schlüssels war, um weich landen zu können! Und dann dreißig Kilometer bei dem Wetter, durch Schnee und Wind als ein so kleiner Drache, wie Harry es nun mal war, ohne die Möglichkeit, Feuer zu spucken, es musste die Hölle gewesen sein!
 

„Es sieht aus, als habe der Junge mal wieder sein unglaubliches Glück ausgespielt,“ stellte Lucius nur fest, als er das hörte. „Nur er überlabt so was und.. wird zu einem Drachenanimagus! Ich wusste nicht mal, dass es so was gibt! Und Draco, hör auf, zu schmollen, das ist lächerlich.“
 

„Er hat gesagt, ich bin gemein! Ich hab ihm doch gar nichts getan!“
 

„Er ist auf dich zu gelaufen, gestern Abend, ich denke, er hat gehofft, dass du ihn hilfst, statt hysterisch zu schreien, “ bot seine Mutter mit einem Grinsen an.
 

„Woher sollte ich wissen, dass das er ist? Ich wusste nicht mal, dass er ein Animagus ist! Da war nur ein wild gewordener Drache, der auf mich zu gestürmt ist!“
 

„Draco..:! hihihihihihihihihi... hysterisch geschrieen...!“
 

„Als wärest du besser gewesen!“
 

„Apropos Drache. Wo sind meine Vver?“, fragte Charlie ruhig, lachte aber dann, als auf ein Mal eine Tür krachte und Runya stolz wie Oscar ihren Hals reckte, zusammen mit Galen, der wie sie, große Holzstücke im Maul hatte. Dicht gefolgt von den anderen Beiden schossen sie auf Charlie und Harry zu.
 

„Sie haben die Frage gerade selbst beantwortet,“ knurrte Lucius, der ohnehin nicht begeistert gewesen war, auch noch Drachen bei sich zu beherbergen, die ihm gerade eine hundert Jahre alte Tür auseinander genommen hatten.
 

Charlie lachte nur, begrüßte die vier und ließ sie an dem Bündel in seinen Armen schnuppern, dann legten sich alle zufrieden um ihn herum, wie um Harry zu schützen. „Es hätte schlimmer sein können – Runya hätte sich den Weg frei brennen oder Kheleka ihn frieren können! Sie waren doch noch richtig manierlich!“
 

„Manierlich! Von wegen! Die hätten fast mich gefressen, nur weil sie mich für ihr Futter gehalten haben!“
 

„Sie wollten nur spielen,“ grinste Fred.
 

„...und du sahst eben wie ein Kauknochen aus,“ steuerte George bei.
 

„Ha, ha, ha!“
 

“He, ihr Drei! Es ist genug! Es ist Weihnachten und wenn ihr nicht alle eine handfeste Tracht Prügel kassieren wollt, benehmt ihr euch!“, knurrte Molly ungehalten. „Und damit meine ich auch euch, ihr vier Kindsköpfe! Ich schrecke nicht davor zurück, mich mit Drachen anzulegen!“
 

Alle Sieben sahen auf, die Drachen machten irgendwie entsetzte Gesichter, legten sich aber dann ganz brav wieder hin und taten so als könnten sie kein Wässerchen trüben, wogegen allerdings immer noch die aufgebrochene Tür sprach. Draco flüchtete sich hinter seine Eltern, die, statt ihn zu verteidigen, damit beschäftigt waren, hysterisch zu lachen und Fred und George schmollten.
 

„Was machen wir mit den Geschenken“, fragte auf ein Mal Fleurs Mutter. „Wollen wir sie verteilen, oder bis morgen warten? ’ier ist kein so kleines Kind mehr und dann kann ’arry auch mitmachen.“
 

„Ich bin für morgen,“ stimmte Ron ein. „Mit Harry macht es mehr Spaß und es wär unfair, ohne ihn anzufangen, nur weil er mal wieder alles verpennt. Er kann ja nix dafür.“ Er sah kurz zu Draco, ihm war sehr wohl klar, wer Harrys Geheimnis verraten haben musste und er war sauer deswegen. Draco hatte einen Freund verraten. Er hatte es den Blonden auch schon deutlich spüren lassen. Der hatte zu Snape gehen müssen um die rotkarierten Haare wieder zurück zu verwandeln.
 

„Morgen,“ stimmte Bill zu, Fleur nickte und auch die Zwillinge hatten nichts dagegen, zu warten. Die Geschenke lagen gut hier unter dem Baum.
 

„Dann machen wir es morgen,“ nickte Arthur zufrieden, sah zu seiner Familie und lächelte. Er hatte gute Kinder. Ja, es tat weh, dass Ginny noch immer nicht aufzuwachen bereit war, aber zumindest waren alle Anderen vernünftig und einsichtig. Und in seinen Augen gehörte auch Harry schon seit langem fest zur Familie, der einzige Unterschied war, dass die Hochzeit es offiziell gemacht hatte. Der Junge zeigte sich als mehr als vernünftig und ruhig, solang er eben nur konnte und dass er immer in diese Lagen geriet, war nicht wirklich seine Schuld.
 


 


 


 


 

„Ich fasse es nicht!“, knurrte Tom ungehalten, während er zuließ, dass sein Heiler, Gregory Zabini, seine Wunden säuberte, die seit zwei Tagen einfach nicht heilen wollten. Harry war ihm einfach aus dem Arm gerutscht! Dabei hatte er den Jungen doch so fest gehalten! Und dann war er weg gewesen! Nun, er würde ihn schon bestrafen, wenn er ihn wieder in die Finger bekam und ihm dann klar machen, wo sein Platz war, dann würde sich das alles schon wieder geben, beschloss er, sah dann wütend auf die schwarzrote Kruste, die sich über einer der Wunden gebildet hatte. Sie sah nicht unbedingt gesund aus. „Mach endlich!“, knurrte er den Mann an.
 

Harry musste wahrlich lernen, wo sein Platz war, aber ihm das beizubringen würde sicher lustig sein. Natürlich war da immer noch das Thema Weasley, aber auch das würde sich schnell lösen lassen, wo Harry schon Dumbledore aus dem Weg geräumt hatte, der in Azkaban saß und auf seine Verurteilung wartete, dumm nur, dass immer neue Dinge ans Licht kamen, die die Verurteilung heraus zögerten. Er hätte den Alten lieber gestern als heute brennen sehen, doch er konnte auch durchaus warten.
 

Was ihn wirklich nervte war die Übelkeit, die ihn seit diesem Morgen quälte. Zwei Mal hatte er sich zusammen reißen müssen, um sich nicht zu übergeben und es kotzte ihn gelinde gesagt an, dass er krank war, denn so hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er das erste Mal nach Hogwarts gekommen war und Tränke gelernt hatte! Sicher hatte er sich in der Eiseskälte auch noch erkältet. Er würde nachher etwas zusammen brauen.
 

In Situationen wie dieser war es wirklich ärgerlich, seinen Tränkemeister als Spion enttarnt zu haben. Ja, Snape musste auch noch büßen – bitterlich! Wie konnte man es wagen, ihn, gerade ihn, zu verraten? Ihn, den mächtigsten Zauberer der Welt? Ihn so zu verärgern! Das musste Folgen haben! Schwere und er selbst würde dafür sorgen! Aber wie! Dieser hässliche Idiot, diese Fledermaus, würde das noch bitter bereuen, zusammen mit Malfoy.
 

Sogar der hatte es gewagt, ihm zu widersprechen! Er hatte Draco auszeichnen und ihn in die Ränge aufnehmen wollen und Lucius hatte es gewagt, zu widersprechen! Ihm diesen Wunsch abzuschlagen, diesem Befehl zuwider zu handeln! Nun, er würde sie alle bekommen und sie bestrafen! Grausam! Vielleicht Narcissa etwas vergewaltigen lassen, vor den Augen von Lucius und seinem missgeratenen, undankbaren Sohn, der ohnehin nur eine Memme war, die sich außer Stande sah zu töten! Und anschließend konnte er selbigen Sohn als sein persönliches Spielzeug sehen.
 

Natürlich würde er nur Harry an seiner Seite dulden und ihn in Luxus halten, das hieß aber nicht, dass er sich nicht auch anderweitig vergnügen würde und auch, wenn Draco eine Memme war, so war er zumindest eine gut aussehende Memme. Und er würde in Blut gebadet sicher unterhaltsam sein. Er würde Draco behalten, bis er dessen müde war, vielleicht dessen Vater auch, für eine Weile. Er liebte Sex, er konnte nicht genug Spielzeuge haben. Und nur, weil er eine Person an erster Stelle sah, hieß das nicht, dass er keine Anderen haben würde, aber damit musste Harry dann zu leben lernen.
 

Tom grinste eisig und durchaus etwas unheimlich, zog dem Heiler ungeduldig die frisch verbundene Hand weg. „Nun?“, fragte er unwillig.
 

„Die... Wunde sieht besser aus,“ gab der Heiler zurück, obwohl er wusste, dass das eine glatte Lüge war. Es war nicht besser geworden, es war nicht mal gleich geblieben, es war um einiges schlimmer, als zuvor. Als würde sich in den Schnitten eine Entzündung ausbreiten und zwar eine, die versprach, noch richtig hässlich zu werden. Aber es war besser, zu schweigen und sie zu behandeln, als gefoltert zu werden. Schon lange überlegte er sich, ob Lucius und Severus nicht den einzig richtigen Weg gegangen waren, denn der Mann hier war schon lange nicht mehr der, der für Ideale kämpfte, es schien, als wäre bei der Wiederauferstehung des dunklen Lords dessen Verstand schlicht flöten gegangen. Auf ein Mal zählte nicht mehr das Modernisieren der magischen Gesellschaft, da war nur noch das persönliche Bedürfnis des Mannes. Das Entführen eines halben Kindes für sein Bett, das nebenbei bereits verheiratet war, um nur einen Punkt zu nennen. Oder der Sieg über einen alten, nicht minder verrückten Mann.
 

Schon lange ging es hier nicht mehr um Ideale. Nein, das war nicht, wofür seine Eltern einst gekämpft hatten. Das hier war ein Streit um Macht und um Dummheiten, was seinem Sohn irgendwann wirklich hinderlich werden könnte. Nein, das war es nicht wert. Blaise würde so nie eine Zukunft haben. Er würde sich mit Lucius treffen, beschloss er. Heimlich und leise. Einen Deal für sich und seine Familie aushandeln. Hilfe anbieten. Und er würde die Entzündung schlimmer werden lassen, er hatte keinen Zweifel, dass sie es werden würde, denn etwas musste in die Wunde gekommen sein, sonst hätte sie sich schon lange geschlossen.
 

Er hoffte, auch wenn es eigentlich ethisch in seinem Beruf nicht richtig war, nur, dass diese Entzündung eklig und langwierig werden würde. Dazu noch in der Stabhand. Ein kleiner, vielleicht entscheidender Vorteil in einem Kampf. Das würde abzuwarten bleiben. Es wäre wünschenswert, denn leider war der Alte verdammt stark.
 


 

„Na, dieses Mal etwas wacher?“, fragte Charlie sanft, als Harry diesen Morgen zu blinzeln begann. Von sich aus, sollte man dazu sagen. Er wirkte auch um Einiges ansprechbarer und hatte sich in dieser Nacht sogar von der zusätzlichen Decke frei gestrampelt. Was wohl zeigte, dass ihm endlich wieder richtig warm war.
 

Harry blinzelte, lächelte faul und küsste den Älteren. „Wach,“ bestätigte er, kuschelte sich aber weiter gegen Charlie. Vom letzten Tag hatte er nicht wirklich etwas mitbekommen. Er hatte morgens, mittags und abends irgendwas gegessen, was, hätte er nicht sagen können, wenn es um sein Leben gegangen wäre, den Rest der Zeit musste er geschlafen haben. Nun, zumindest hatte er gestern nichts von dem Muskelkater mitbekommen, den er nun langsam aber sicher bemerkte. Sein gesamter Rücken fühlte sich grausig an. Und auch seine Arme und Beine schienen nicht sonderlich gewillt, sich seinen Wünschen zu beugen.
 

„Ist was?“, fragte Charlie, als er beobachtete, wie das Gesicht des Anderen sich kurz verzog. „Hast du Schmerzen?“
 

„Muskelkater,“ knöterte Harry, lächelte aber dann und richtete sich in den Armen des Anderen so auf, dass er zumindest saß. „Nichts Schlimmes.“
 

„Kein Wunder, du musst eine Strecke von etwa dreißig Kilometern geflogen sein, “ lächelte der Ältere und begann, Harrys Schultern etwas zu massieren, was von einem zufriedenen Stöhnen quittiert wurde. Er lächelte, küsste den Jüngeren. „Ich wette, Snape hat auch ein Mittelchen dagegen.“
 

„Und es wird scheußlich schmecken!“
 

„Nun, aber dann verschwindet der Muskelkater und ich wette, dann lässt es sich bequemer laufen.“
 

Laufen. Sofort fiel Harrys Gesicht. Laufen. Daran hatte er gar nicht gedacht! Mit großen Augen sah er den Rotschopf an. „Trägst du mich?“, bettelte er, sah den Älteren hoffnungsvoll an.
 

„Darüber lässt sich verhandeln, grinste Charlie, froh darüber, dass Harry sich an diesem Tag, was das Aufstehen anging, so kooperativ zeigte. „Erst duschen, dann anziehen, dann Geschenke verteilen, vorher Drachen füttern, “ ordnete er an. Sonst stehen gleich Draco und Ron im Zimmer und zerren uns mit Gewalt raus.“
 

„Drachen! Ist mit ihnen Alles..?!“
 

„Sie sind in Ordnung,“ lächelte Charlie beruhigend. „Sie haben sich am Bettende breit gemacht.“
 

„Dann ist gut,“ lächelte Harry und ließ sich hochheben und ins Bad bringen. Anschließend half der Ältere ihm beim Anziehen, da er dank des Muskelkaters wirklich in seiner Bewegung eingeschränkt war. Doch, Harry genoss es, so verwöhnt und herumgetragen zu werden. Nun ging die Reise, gefolgt von einem Rudel Drachen, weiter, einige unbekannte Gänge entlang und hinein in einen Saal, an dem ein großer, runder Tisch aufgestellt war, der sich unter der Last des Essens bog. Es roch so gut, dass sein Mund wässerig wurde.
 

„Sie sind ja doch noch mal aus dem Bett gefallen!“, grinste George, als er die Neuankömmlinge bemerkte.
 

„Und wir dachten schon, wir müssten Ma schicken!“, steuerte der Zwilling bei, bevor der Erste wieder fragte: „Und warum lässt du dich schleppen?“
 

„Muskelkater,“ erklärte Harry mit leidender Mine. „Schrecklicher Muskelkater.“
 

Charlie lachte nur und setzte sich mit Harry auf einen der Stühle, er wollte den Jüngeren nicht hergeben, der saß gut da, wo er sich gerade aufhielt. Also füllte er den Teller für sie Beide, heute mit Pancakes, frischen Früchten und verschiedenen Sorten Sirup, was sichtlichen Anklang fand, bedachte man, dass eine Gabel Millimeter vor seiner Hand einschlug.
 

„Dann gibt es endlich Geschenke?“, fragte Draco grinsend. „Jetzt ist er ja wieder aufnahmefähig!“
 

„Gibt es nicht für Leute, die mich einsperren!“
 

„He, das war mein Vater, nicht ich!“
 

„Wälz es nur wieder auf mich ab, Sohn!“
 

„Und? Du wolltest, dass Onkel Sev ihn aufschneidet und in seinen Tränken verbrät!“
 

„Und du wolltest ihn mit einem Buch zu Matsch schlagen!“
 

„Du warst schlimmer!“
 

„Du hast gekreischt, wie Pansy, wenn sie eine Maus sieht!“
 

„Du bist der Erwachsene, du solltest vernünftig sein!“
 

„Du solltest deinen Freund erkennen, wenn er dich nur um Hilfe bitten will!“
 

„Pah! Du bist der Ältere!“
 

„Du kennst ihn!“
 

„Du trainierst ihn!“
 

„Du...!“
 

„Man, und ich dachte Ron wäre schlimm,“ lachte Percy und wischte sich die Tränen aus den Augen, er war sich ziemlich sicher, dass nicht mehr viel fehlte, bevor die beiden Blonden sich gegenseitig an die Gurgel gehen würden.
 

„Nein, diese beiden eitlen Gockel sind schrecklich! Jedes Jahr wetteifern sie darum, wer die meisten Geschenke bekommt! Es ist eine Zumutung, “ erklärte Narcissa, während sie ihrem Mann und ihrem Sohn zusah.
 

Ron grinste einfach nur und tauschte amüsierte Blicke mit Harry, der Tränkemeister beschränkte sich darauf, sein Gesicht hinter seinen Händen zu verbergen und weise sein greises Haupt zu schütteln, als könne er nicht glauben, wie sehr die beiden in der Öffentlichkeit auf ihren Ruf bedachten Idioten sich hier gerade zum Affen machten.
 

„Du – hu? Se – hev?“, fragte Harry, ohne auf die Streitenden auch nur zu achten und zupfte seinem Sitznachbarn an der – natürlich – nachtschwarzen Robe. Ekelgebräue hin oder her, er brauchte was, um wieder selbst laufen zu können.
 

Angesprochener hob seine Hand vom Gesicht, starrte auf den Jungen. „Wer hat dir denn erlaubt, mich so zu nennen?!“
 

„Draco,“ kam es prompt. Der Blonde hatte ihm Probleme gemacht, jetzt war er an der Reihe!
 

„Ich werde ihm das Fell über die Ohren ziehen, “ knirschte der Tränkemeister. „Mehrfach!“
 

„Aber erst, nachdem ich einen Trank gegen Muskelkater bekommen hab, damit ich mitlachen kann!“, beharrte der Grünäugige, legte seinen Kopf schief und lächelte den grummeligen Mann an, während Charlie unter ihm alle Mühe hatte, das laute Gröhlen zu unterdrücken.
 

Severus musterte den Jungen, der ihn wie ein Abbild der personifizierten Unschuld anblickte. Er knurrte, aber er wusste, dass der Andere wahrscheinlich wirklich Schmerzen haben dürfte, wenn das mit den dreißig Kilometern annähernd der Wahrheit entsprach und nach der unendlich grazilen Bruchlandung, die der Bengel durch das Fenster hingelegt haben musste, dem Chaos von vorgestern nach zu urteilen, war es sein erster Flug gewesen, der so etwas wie eine Landung beinhaltet hatte. Also durchsuchte er seine Taschen, holte ein geschrumpftes Notfallkit heraus, vergrößerte es und nickte, als er fand, was er suchte, gab dem Jungen eine der Phiolen.
 

Erleichtert schluckte Harry das Zeug, dass mal wieder schmeckte, wie ranzige Füße und lehnte sich zurück, als die erhoffte Wirkung einsetzte und die Muskeln nacheinander aufgaben. Oh, war das gut! Ja, das war schon besser. Viel besser. Er grinste Charlie an, sah dann zu den Malfoys, die aufgehört hatten, sich zu streiten und die nun versuchten, sich gegenseitig mit Blicken zu töten, was natürlich sehr effektiv war und immer wieder neue Lacher bei den Zwillingen auslöste.
 

Erst, als die Schmerzen langsam nachließen, sah Harry nach unten, da ihm jetzt erst wieder die Drachen einfielen, aber die saßen zufrieden vor zwei großen Näpfen, die bis zum Rand mit rohen Fleischstücken gefüllt waren. Also waren alle versorgt. „Geschenke?“, fragte er anschließend, als er satt war.
 

„Ah, jetzt ist er wirklich wieder zurechnungsfähig!“, lachte Bill. „Ja, jetzt können wir Geschenke verteilen – im Zimmer nebenan, wo sie alle liegen.“
 

„Charlie, hast du meine...?!“
 

„Ja, sie liegen schon da,“ erklärte der Rotschopf belustigt, er wartete, bis Harry von seinem Schoß gerutscht war und folgte dem Jüngeren, der wie ein geölter Blitz an ihm vorbei schoss, gefolgt von vier Drachen, die sich wohl zu seiner persönlichen Leibgarde ernannt hatten. Er sah, wie der Jüngere sich neben dem Weihnachtsbaum auf den Boden warf. „Los!“, kam es im Befehlston von dem Grünäugigen, der da mit strahlenden Augen saß. Er setzte sich zu diesem, zog ihn wieder an sich.
 

Und dann begann es endlich, die Geschenke wurden verteilt, es wurde gelacht und gescherzt. Na und die ein oder andere Anspielung verbarg sich auch in den Geschenken.
 

Harry fand eines der Dinge, die in ihrer gemeinsamen Tasche gewesen waren. Ein kleines ´, quadratisches Päckchen, dass er schließlich nach oben zu Charlie reichte und ihn abwartend ansah. Die Zwillinge hatten ihm geholfen, es zu bekommen, da er ja allein nirgends hatte hingehen können – oder wollen. Nicht in Hogsmaede, wo seine Einkäufe am nächsten Tag in der Zeitung auftauchen würden. Er hatte lang überlegt und gesucht, um ein passendes Geschenk für seinen Mann zu finden und er hoffte, dass es Diesem gefallen würde. Es war eigentlich ein Muggelkettenanhänger, aber er hatte etwas an ihm herum gespielt...
 

Charlie lächelte, als er das Geschenk bekam, löste die Schleife und riss das Papier herunter, klappte die kleine Schachtel auf und musste grinsen. Es war ein Anhänger mit einem Drachen darauf, aber keiner, wie er ihn bisher in den Geschäften gesehen hatte. Es war ein wirklich hübsches Tier, fein ausgearbeitet und in den Krallen hielt es einen Stein in Harrys Augenfarbe, der schimmerte. Bei genauem Hinsehen erkannte er etwas ganz Anderes darin – und wurde puterrot. „Harry?!“, stotterte er.
 

Der Jüngere grinste. „Ich weiß ja nicht, an was du gerade denkst, aber ich habe den Kristall so besprochen, dass er dir das zeigt, an was du gerade denkst,“ erklärte er und auch der Drache am Anhänger schien zu kichern, bevor er sich etwas streckte. Den Anhänger zum Leben zu erwecken war gar nicht so einfach gewesen, aber die Zwillinge hatten einen Zauber gefunden, der es möglich gemacht hatte.
 

Überrascht blickte Charlie wieder auf den Kristall, dachte an etwas Anderes und sah es, Harry auf seinem Besen, wie er durch die Luft schoss, beweglich, flink, besser, als die Meisten. Danach verschwamm auch dieses Bild und er sah den Jüngeren – nackt, unter der Dusche, voller Wasserperlen. „Danke,“ strahlte er, band sich den Anhänger mit dem Lederband um den Hals. „Das ist ein tolles Geschenk.“ Er suchte etwas unter den Paketen und suchte sich sein Geschenk an seinen Mann heraus. „Und das ist für dich...“
 

Aufgeregt riss Harry das Papier von der Packung und strahlte über das gesamte Gesicht, als er den Inhalt sah: Eine Jacke aus Tarantulaseide, die so gesponnen war, dass sie aussah, wie Leder, eine Jacke, wie Charlie sie auch hatte. Die, die so genial an dem Älteren aussah. Und auf der rechten Seite der Brust prangte das Abzeichen der Drachenzähmer von Rumänien. „Wow!“
 

Charlie lächelte nur, küsste den Jüngeren: „Nun, du gehörst ja jetzt auch zu uns,“ erklärte er, strich leicht über die schlanken Arme. „Und diese Jacken sind das Sicherste überhaupt, feuerfest, wasserabweisend, gefriergeschützt und mit vielen Taschen.“ Er nippte etwas an Harrys Hals. „Und da meine dir nun mal leider zu groß ist und du sie doch immer so gern heimlich trägst, dachte ich, ich kaufe dir einfach eine, die tatsächlich passt.“
 

Harry kicherte leise. „Sie riecht aber nach dir,“ verteidigte er sich, überrascht, dass Charlie das mitbekommen hatte, obwohl er doch immer so vorsichtig gewesen war, wenn er sie sich geliehen hatte.
 

„So, wie die Hemden, die immer verschwinden?“, hauchte Charlie dem Jüngeren ins Ohr, strich leicht über dessen Oberschenkel, froh zu sehen, dass der sein unfreiwilliges Abenteuer so gut überstanden hatte.
 

Harry antwortete gar nicht, er beschränkte sich einfach darauf, puterrot zu werden. Was natürlich auch nicht unbemerkt blieb und vor allem Draco zum lachen brachte, während Ron nur mit den Augen rollte. Doch der Blonde bekam seine Quittung – in Form von pinker Behaarung – an seinem gesamten Körper und seine Eltern hätten ihm nicht helfen können, wenn sie gewollt hätten, so hysterisch lachten sie über das Missgeschick ihres Sohnes.
 

„Harry, das war nicht sehr nett,“ schalt Molly, nachdem sie ihre Lachtränen wieder im Griff hatte und ihr in ihren Augen achtes Kind sanft musterte, das sich an ihren Zweitältesten kuschelte und sich stur abwandte.
 

„Selbst schuld!“, verteidigte Harry sich nur und zog den Älteren für einen weiteren Kuss zu sich herab.
 

Charlie lachte nur leise. „Nun, du wolltest ihn mit einem Buch erschlagen,“ erinnerte er den Blonden, strich leicht über Harrys Arme, ließ dann eine Hand unter dessen Pullover gleiten.
 

„Hrmpf!“

Warum?

Leider ging Weihnachten viel zu schnell vorbei. Die lustige Zeit mit den Delacours, den Malfoys und den Anderen. Heute würden sie schon wieder abreisen, zurück nach Hogwarts. Harry hatte sich sogar breit schlagen lassen, wieder in den Unterricht zu gehen, vor allem auch, da Charlie gemeint hatte, dass er sich von Anderen nicht fertig machen lassen sollte. Und dass die Schlimmsten ja nun allesamt weg wären. Also hatte er nachgegeben. Es war ja nur noch für dieses Schuljahr hoffte der Grünäugige, er wusste, der eklige Idiot würde noch mal versuchen, ihn zu überfallen.
 

Und trotzdem wollte er nicht weg, nicht zurück in ein Land, wo die Menschen erwarteten, dass er, der er noch nicht mal volljährig war, einen Krieg gewann, den sie schon seit gut fünfzig Jahren erfolglos fochten, ohne entsprechend trainiert zu werden, ohne Hilfe und ohne, dass Andere dabei auch nur verletzt werden sollten. Nicht zu vergessen, dass alle ihn beobachteten und jeden seiner Schritte dokumentierten.
 

Er hasste all diese Blicke, es war ihm, als würden seine Klamotten verschwinden und alles um ihn herum in die Brüche gehen. Nein, er wollte nicht zurück und der einzige Grund, warum er es doch tat, war, dass er für die kämpfen wollte, die er liebte. Für die Weasleys, die immer für ihn da gewesen waren, für die Kinder, die Angst um ihr Leben haben mussten, für seinen Patenonkel, der schon ein Opfer dieses Krieges geworden war und für Remus, der auch immer versucht hatte, für ihn da zu sein, trotz all seiner eigenen Probleme.
 

Er starrte auf den immer noch vor sich hinrieselnden Schnee, der alles bedeckte. Hier, wo er nur einer unter vielen war. Geistesabwesend strich er Kheleka und Thalia, die ihn begleitete hatten, über die Köpfe.
 

„Du denkst viel zu viel nach,“ stellte Charlie nur fest, als er seinen Mann nach einigem Suchen fand. Harry stand im Schnee, wie eine Statue, mit einem nicht wirklich glücklichen Gesicht. Sanft zog er den Jüngeren in seine Arme, küsste ihn. „Nicht mehr lang, versprach er. „Voldemort wird bald einen neuen Schritt machen und dieses Mal sind wir vorbereitet – dann wird es nicht mehr lang sein. Wir werden bald hier weg sein. Weg von England.“
 

„Woher...?“
 

Der Rotschopf lachte leise. „Ich kenne dich,“ gab er zurück. „Ich glaube, es ist wie bei den Zwillingen,“ fügte er an. „Ich ahne manchmal, was du denkst...“ Er küsste den Jüngeren. Am liebsten würde er ihn einfach jetzt schon nach Rumänien bringen, doch noch ging es nicht. Dafür würde er sich später endlich vollkommen um Harry kümmern, ihn umsorgen. Denn er hatte nicht vor, den Grünäugigen an den Krieg zu verlieren, koste es, was es wolle.
 

Harry lächelte etwas, kuschelte sich in die warme Umarmung. „Solang du nur da bist,“ murmelte er.
 

„Ich werde dich immer verfolgen, wie ein missgünstiger Poltergeist,“ versprach Charlie amüsiert. „Und ich überlasse dich sicher nicht den Hyänen. Was meinst du? Wollen wir den Drachen nicht einige der Reporter überlassen? Sie können sicher bald das Jagen lernen.“
 

Das erzielte die erwünschte Wirkung und Harry begann, zu kichern. „Das ist.. lustig, aber ich will nicht, dass sie eine Magenverstimmung bekommen, nur, weil sie sich an Verdorbenem versuchen.“
 

„Das ist natürlich auch wahr,“ stimmte Charlie zu, hielt dann den Portschlüssel vor seinen Mann. „Also los, bringen wir es hinter uns.“
 

Nur ungern streckte Harry den Finger nach der Flasche aus, berührte sie zeitgleich mit dem Anderen und fühlte das übelkeitserregende Ziehen in seiner Magengrube. Nur zu frisch waren die Erinnerungen an seine letzte derartige Reise. Doch dieses Mal war es die richtige Hand, die seine Taille umschlungen hielt und die kleinen Drachen waren auch dabei. Zum Glück dauerte diese Reise nicht lang und Charlie schien ihn extra fest zu halten, bis sie landeten, direkt vor ihrer Hütte.
 

„Wann kommen die Anderen?“, fragte Harry, er sah, dass Ron neben ihnen auftauchte, mit seinem eigenen Portschlüssel ausgestattet.
 

„Ma und Dad kommen nächste Woche zurück, Bill und Fleur in zwei Tagen, die Zwillinge sind gerade aufgebrochen,“ erklärte Ron. „Wann Percy wieder auftaucht, weiß ich nicht...“
 

Charlie lachte leise. „Gut,“ nickte er. „Na los, Ron, verschwinde, du brennst doch darauf, deiner Flamme einen Kuss zu geben! Ich erwarte dich aber spätestens morgen Abend wieder.“
 

Ron grinste nur, winkte den Beiden und war schon verschwunden.
 

Harry dagegen grinste breit: „Und jetzt haben wir das Haus ganz für uns allein?“, fragte er mit leuchtenden Augen.
 

„So sieht es aus,“ nickte Charlie. „Warum? Hast du etwas Bestimmtes vor?“, fragte er mit einem fast wölfischen Grinsen. Wer wäre er auch, so ein Angebot auszuschlagen, denn ganz ehrlich, er war süchtig nach dem Jüngeren.
 

„Ich....? Niemals...!“
 


 


 


 


 


 

Der erste Tag wieder im Unterricht war für Harry eine kleine Hölle für sich, aber die Anderen hatten ihm gesagt, dass das Verstecken es auch nicht viel besser machen würde. Dass es die Neugier der Anderen steigern und sei anstiften würde. Und sie hatten ja Recht. Das hatten Snape und Malfoy dummerweise meistens. Also hatte er sich breit klopfen lassen, obwohl er nicht wollte. Nun saß er hier, zum Frühstück in die große Halle. Am Slytherintisch zwischen Draco und Ron. Essen konnte er nichts.
 

Als er die Halle betreten hatte, war es schlagartig still geworden und nur langsam begannen die Gespräche um ihn herum wieder in Gang zu kommen, während er sein Hörnchen aufs Übelste malträtierte und auseinander pflückte.
 

„Es ist tot,“ diagnostizierte Draco trocken. „Du kannst es jetzt essen.“
 

„Ich könnte, aber ich mag nicht,“ gab Harry lustlos zurück und fuhr fort, die Stücke herum zu schieben, ohne seinen Blick auch nur ein Mal zu heben.
 

„Warum hast du’s dann so zugerichtet?!“
 

„Weil ich was zu tun haben wollte,“ grummelte Harry. „Und wenn die nicht gleich aufhören, mir Löcher in den Rücken zu starren, dürfen die sich alle mit neuen Haarfarben anfreunden!“
 

Ron grinste seinen Kumpel nur an. „Cool! Das wär mal was! Was meinst du, Milli?!“
 

„Solang ich keine schweinchenrosa Haare bekomme, gut,“ meinte die nur und nippte an ihrem Kaffee. Harry packte nur seine Schultasche. „Ich geh schon mal,“ erklärte er. „Sonst mach ich wirklich noch was Dummes.“ Er stand auf, lief nach draußen und verschwand erst mal in einer Ecke, wo er tief durchatmete. Merlin, er hasste es, so auf der Präsentiertafel zu sitzen und angestarrt zu werden, wie ein seltenes Tier im Zoo. Das hier war der reinste Alptraum und würde es auch immer bleiben. Er war so froh über die Aussicht hier bald weg zu kommen. Den verdammten Kampf gegen den Irren würde er schon irgendwie überleben und dann wollte er nur noch weg, mit Charlie, in Ruhe, wo er einfach nur Harry war. Wo nicht jeder erst auf seine Narbe starrte und dann mit ihm redete.
 

„Harry..“
 

Überrascht fuhr er herum, lächelte, als er Remus sah und ließ sich in den Arm nehmen. „Hi,“ grüßte er den ehemaligen Werwolf. „Warst du nicht gerade beim Essen?“
 

„Du bist gegangen, ohne zu essen,“ gab Remus ruhig zurück. „Du weißt, dass du das nicht tun solltest,“ erinnerte er seinen Welpen sanft.
 

„Die haben mich...“
 

„Ich weiß. Hier,“ lächelte er und gab Harry ein kleines Päckchen. „Von mir aus iss es auf dem Klo,“ scherzte er, bevor er ernst wurde. „Aber essen solltest du wirklich.“
 

Harry lächelte etwas und nahm die Tüte. „Danke, Remmy. Ich verspreche, ich esse es,“ sicherte er dem Älteren zu. „Ich geh ins Klassenzimmer, da sollte ich noch eine Weile Ruhe haben. Aber Mittag esse ich ganz sicher nicht hier! Das ist die Hölle!“ Eigentlich hatte er Charlie gesagt, dass er es tun würde, aber er konnte nicht. Selbst wenn er am Verhungern wäre, könnte er es nicht.
 

„Dann komm doch zu mir,“ schlug Remus sanft vor. „Dann essen wir in meinem Büro. Ganz ohne Schüler.“
 

„Danke!“, strahlte Harry und warf sich dem Anderen in die Arme, bevor er hastig weiter rannte, um die zehn Minuten noch zum Essen nutzen zu können, bevor die ihn alle wieder beobachten würden. Merlin, er war jetzt schon froh, wenn er wieder bei Charlie und den Drachen sein würde, in aller Ruhe, ohne irgendwen, der nervte und ihn konstant anstarrte. Nur auf dem Schoß des Rotschopfes sitzen, ihn küssen und einfach kuscheln. Bei einem schönen Feuer im Kamin und während die Drachen um sie herum spielten, wie junge Kätzchen. Dass sie eigentlich die gefürchtetsten Raubtiere überhaupt waren, war eine Information, die irgendwie vollkommen an ihnen vorbei gezogen war.
 

Er setzte sich und starrte auf die Tafel des Tränkeklassenzimmers, bevor er sein Essen auspackte und genüsslich in das belegte Brötchen biss. Ja, das war schon viel besser, entschied er dann. So konnte man sogar was essen, ohne, dass er das Bedürfnis hatte, Jemandem etwas anzutun. Als die Tür aufging, sah Harry wenig begeistert auf, beruhigte sich aber dann, als es ‚nur’ Snape war. „Morgen...“
 

„Ah, Flucht vor den vielen Bewunderern?“, fragte Severus mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

Harry nickte, biss erneut von seinem Brötchen ab.
 

Der Tränkemeister schüttelte nur den Kopf, doch er sagte nichts, bereitete stattdessen die Stunde vor, wie immer. Das war auch keine Lösung, aber nun, es war zumindest ein Anfang und Potter verkroch sich nicht mehr in dieser dummen Hütte. Was ein gewaltiger Schritt nach vorn war. „Sind weitere Briefe von ihm gekommen?“
 

Harry zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, Percy kümmert sich darum,“erklärte er. „Ich bekomme keine Post. Er guckt erst alles durch und schickt mir nur dass, was wirklich für mich ist, also wenn er weitere Liebesbekenntnisse geschickt hat, hat Percy sie. Warum?“
 

Severus grinste etwas. „Nun, ich finde den Gedanken irgendwie sehr interessant, dass er sich jetzt einredet, dich zu lieben. Ich würde zu gern mal einen dieser Briefe lesen.“
 

Harrys Gesicht wurde etwas grün. „Solang ich sie nicht lesen muss,“ gab er nur zurück. Ihm war immer noch schlecht bei dem Gefühl der Finger, die ihn gepackt hatten und all die Dinge, die schon im ersten Brief gestanden waren. Die Vorstellung, dass der ihn da berühren wollte, wo Charlie es tat, nein! Ganz schnell was Anderes denken!
 

Severus hob eine Augenbraue. Der Lord schien ja auch ein Mal sehr explizit zu werden. Dann würde ihm sicher auch übel werden, wenn er Derjenige war, mit dem man das machen wollte. Aber er wollte diese Briefe sehen. Vielleicht gaben die Aufschluss. Vor allem, da auch Zabini die Seiten wechseln zu wollen schien und Lucius und ihm eine Nachricht hatte zukommen lassen, damit sie sich treffen konnten. Auch, weil der Andere eine tolle Information zu haben schien. „Iss auf und bereite deinen Platz vor.“
 

Harry seufzte nur und nickte, sah dann auf einmal auf. „Was wird geschehen?“, fragte er den Älteren. „Was passiert jetzt? Tom wird doch nicht ewig still halten...,“ man konnte Angst aus der Stimme des Jugendlichen hören.
 

Überrascht wandte Severus sich zu dem Jungen um, musterte ihn. Er sah die Unsicherheit in Harrys Augen, den Unwillen, zu kämpfen und den Krieg zu leisen, den Hass auf die Umgebung, an die er noch gebunden war. Einmal mochte Hogwarts für Harry eine Zuflucht gewesen sein, doch nach all den Vorkommnissen war es für ihn nur noch ein Horrorhaus, bei dem sich ihm die Frage zu stellen schien, ob er dort wieder heraus kommen würde. „Warum fragst du?“
 

Harry zuckte mit den Schultern, senkte den Blick und fegte die Krümel vom Tisch. „Ich würde es nur gern wissen,“ gab er zurück. Das, was ihn wirklich zu der Frage inspirierte, war allerdings schlichtweg Angst. Er wusste, bald würde der Prozess gegen Dumbledore beginnen und ihm war klar, dass man ihn im Notfall zu einer Aussage zwingen würde. Allein diese Vorstellung machte ihm Angst.
 

Und dazu wartete da draußen ein Irrer, Voldemort, der ihn auch noch für sein Bett haben wollte, der alles bedrohte, Jeden, der Harry nahe stand, vor allem aber Charlie. Denn der war ja auch das Hindernis, dass in den Augen dieses Irren zwischen diesem und einer Ehe mit ihm stand. Er wollte nicht riskieren, dass noch Jemand wegen ihm starb.
 

„Wir werden sehen,“ erklärte Severus. „Es gibt bestätigte Gerüchte, dass Tom seit dem Versuch, dich zu entführen, eine Verletzung hat, die ihn schwächt und vor sich hin eitert, ohne, dass man ihm helfen könnte. Wir warten, was er tut und reagieren.“
 

„Warum?!“
 

„Bitte was?“
 

„Warum reagieren wir, statt zu agieren?! Ich will nicht, dass er die Regeln...!“
 

„Du bist nicht bereit für einen Krieg, du dummer Junge!“, scholt Severus genervt. „Darum! Du bist trotz all deiner Fortschritte ein Kind! Wir haben nicht vor, dich in eine Schlacht zu schicken, wenn es nicht nötig ist!“
 

Harry antwortete nicht, er schlug sein Buch auf und sah hinein. Er wusste, Snape meinte es nicht böse, aber er hasste es, derart bevormundet zu werden. Der Ältere schien nicht zu verstehen, warum Harry fragte, dass er nur wollte, dass das endlich Alles vorbei war, dass er seine Ruhe haben konnte und nicht nur er. Hatte Snape es nicht auch satt, sich dauern verstecken zu müssen?
 


 


 


 


 


 

„Ich habe es!“, lachte Tom auf ein Mal, er saß wie immer auf seinem thronartigen Stuhl, vor sich ein Buch mit alten, kaum noch angewandten Zaubern, nichts, was man nicht brechen konnte, aber Dinge, die eigentlich nie entdeckt wurden, so ähnlich, wie die Sprüche, mit denen Dumbledore Harry, seinen Harry gefoltert hatte. Der Alte hatte ihn im Grunde auf die Idee gebracht.
 

Eine Idee, wie er Charles Weasley los werden konnte, so, dass der nicht mehr so an seinem Harry klebte und er ihn bequem entführen konnte, wenn das denn dann noch notwendig sein sollte, was er aber ernsthaft bezweifelte. Nach dem, was er vorhatte, würde Harry mit eingeklemmtem Schwanz zu ihm kommen und sicher selbst um Weasleys Tod betteln! Dann würde nichts mehr seinen Plänen im Weg stehen.
 

Mit einem hämischen Lächeln begann er, einen Brief zu verfassen, nicht an Harry, er hatte gemerkt, dass man seine Briefe an seinen Geliebten abfing, sondern an den, der ihre Liebe zu zerstören versuchte, dann ließ er das Pergament in den Umschlag gleiten, es fehlte nur noch das Pulver, das würde er heute noch herstellen.
 

Ein kurzes Pochen erinnerte ihn allerdings wieder an seine verdammte Verletzung, die sich weigerte, zu kooperieren und die den gesamten Tag über brannte. Sie eiterte, manchmal hatte er den Eindruck, dass sie größer wurde und was noch richtig eklig war, seit einigen Tagen hatte er auch noch Fieber, vermutlich von dieser Wunde.
 

Das Fieber kam in unangenehmen Schüben, aber es war nichts, was ihn von seiner Arbeit hätte abhalten können, im Gegenteil, es versetzte ihn oft in einen regelrechten Rausch der Aktivitäten. So, wie gerade jetzt.
 

Rasch stand er auf, lief in sein Labor und begann, all seine Zutaten zusammen zu suchen. Oh, seine Idee war so genial! Er hätte wirklich schon eher daran denken sollen! Dann wäre es viel leichter gewesen! Aber nein, er musste es immer erst auf die komplizierte Art versuchen und auf die Nase fallen, bevor es etwas werden konnte.
 


 


 


 


 

So ging es weiter, fast zwei Monate lang. Der Schnee schmolz, die Blumen sprossen wieder und die Bäume wurden grün. Eine herrliche, aber trügerische Ruhe, wie Harry sich immer wieder sagte, er versuchte, das immer im Hintergrund zu behalten. Doch das fiel durchaus schwer, wenn er gerade mit Charlie kuschelte und schmuste oder mit Ron und Draco Quiddich spielte.
 

Es war so schön friedlich. Ja, natürlich fühlte Harry sich noch immer nicht gut, wenn er sich im Schulgebäude befand und die Blicke nervten ihn schrecklich, aber es schien einfacher zu werden. Man hörte nicht mehr auf zu reden, wenn er ein Klassenzimmer oder den großen Saal betrat. Das war schon viel besser, aber noch immer beglotzte man ihn, wie einen Zirkusaffen.
 

Doch sobald er die kleine Hütte betrat, fiel all das von ihm ab, er konnte diese Dinge hinter sich lassen, das Erste, was er meist tat, war, seine Uniform auszuziehen, sich andere Dinge anzuziehen und dann für eine Weile mit den Drachen zu spielen. Dann wartete er immer auf Charlie, der zuerst in das Freigehege kam und ihn dann mit einem Kuss begrüßte. Dann begann immer die schönste Zeit des Tages, die ihn vergessen ließ, dass die Welt trotzdem um ihn herum sich im Krieg befand. Es war ihm egal, solang er sein kleines Nestchen hatte, in dem er sich so gut und willkommen fühlte.
 

Nur noch selten wanderten seine Gedanken wieder zum Krieg. Er wusste schon lang nicht mehr, was er davon halten sollte, es schien einfach nicht weiter zu gehen. Ein Mal hatte er selbst Nachforschungen angestellt, er ahnte, wo er Voldemort suchen könnte, aber er wollte nicht unbedingt allein losziehen, als er mit Severus und Lucius geredet hatte, hatten die ihm gesagt, es wäre noch nicht an der Zeit, etwas zu tun. Er solle warten. Er hatte nachgegeben, die Anderen waren die Erwachsenen, sie wussten, was zu un war.
 

Nanu? Als Harry aufsah, war es schon dunkel geworden. War Charlie etwa noch nicht wieder zurück? Das konnte er sich nicht vorstellen. Rasch erhob er sich, sehr zum Frust der Drachen, ging wieder ins Haus. Die Kleinen brachte er in ihr eigenes Zimmer, noch waren die Nächte zu kalt, um sie draußen zu lassen, aber der Schlag für die Tiere war bereits erbaut und wenn es nachts nicht mehr so kalt war, würden sie draußen bleiben. „Charlie?“, fragte er, ging ins Wohnzimmer.
 

Ah, da saß er, am Kamin, neben sich einen ganzen Stapel Aufsätze, die er korrigierte. „Charlie! War dein Tag sehr anstrengend?“, fragte er, setzte sich auf den Boden und legte seinen Kopf auf die Knie des Älteren. „Du hast gar nicht Hallo gesagt..“
 

„Ich hatte Besseres zu tun,“ kam es kalt zurück.
 

„Was...?“, Harry zuckte regelrecht zurück. Hatte er sich verhört? Warum war Charlies Stimme so schrecklich kalt? „Was hast du, Charlie? Hab ich was falsch gemacht?“, fragte er verwirrt.
 

„Ich habe zu tun,“ knurrte der Ältere, schubste ihn auf ein Mal weg. „Verschwinde!“
 

Was...?! Mit großen Augen sah Harry seinen Mann an, er spürte, wie sich Alles in ihm verknotete. Verschwinden? Er sollte verschwinden. „Was.. hab ich falsch gemacht?“, fragte er.
 

„Du nervst! Ich hab dich aus der Scheiße geholt, du hast deine Ruhe, der Alte ist weg und jetzt will ich meine Ruhe! Geh!“
 

Ohne etwas zu sagen, wandte Harry sich um, wie ein Schlafwandler, ging in ihr Schlafzimmer, er merkte kaum, wie er mit mechanischen Bewegungen einige Sachen in seinen Rucksack stopfte, vollkommen wahllos. Als Letztes zog er seine Lieblingsjacke an, die Charlie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, dann setzte er sich auf das Bett, schrieb einen Brief und zog sich unter Tränen den Ring vom Finger, was sich anfühlte, als würde er sich selbst das Herz heraus reißen, legte es auf den Brief, anschließend stand er auf, nahm den Rucksack, er ging zu den kleinen Drachen, verabschiedete sich, bat sie, immer rauf Charlie zu hören, trat erneut ins Wohnzimmer, seinen Zauberstab verkrampft in der Hand. „Charlie,“ flüsterte er, sah den Mann, der ihn nur kalt, fast abwesend musterte.
 

„Was?“, fragte der Rotschopf.
 

„Ich... werde dich nicht stören,“ flüsterte er, obwohl ihm fast das Herz brach. „Danke... für Alles... such dir Jemanden, den... du liebst...“, ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er aus dem Haus, lief immer weiter. Erst am Ende des Weges, kurz vor der Apparationssperre, wandte er sich noch mal um, zu dem kleinen Haus, wo er so glücklich gewesen war. Dann aber wandte er abrupt um und rannte weiter.
 

Was war nur mit Charlie los? Warum war er so? Warum sagte er, dass alles nur eine Schutzmaßnahme gewesen war, die er als beendet ansah? All die Stunden, die sie gekuschelt hatten? Die gemeinsamen Abendessen, wenn sie zusammen geschlafen hatten? Das Alles – es sollte nur für eine Zeit lang gewesen sein? War Charlie seiner überdrüssig?
 

Das war es sicher, denn er war so kompliziert, dauernd weckte er den Anderen mit seinen kindischen Alpträumen, er brachte nur Probleme, hatte Charlie auf die Abschussliste von Voldemort gesetzt, zusammen mit dem Rest seiner Familie. Und vielleicht hatte der Ältere nun doch begriffen, dass seine Aufnahme in die Familie mit dem Verstoßen seiner Schwester Hand in Hand gegangen war...
 

Harry wusste nicht, wo er hin ging, wohin seine Beine ihn brachten, er lief einfach nur, ohne aufzusehen, die gesamte Nacht, ohne Pause. Erst am Morgen sackte Harry vollkommen erschöpft zusammen, irgendwo mitten im Wald. Er strich über sein Gesicht, merkte jetzt erst, dass er wohl die gesamte Zeit über geweint hatte. Er rollte sich in sich zusammen, schlang die Arme um die Beine und schloss die Augen.
 

Charlie.
 

Sein Licht in der Dunkelheit, sein Charlie, sein Mann, sein Retter, er wollte nichts mehr von ihm wissen, hatte ihn weggeschickt, ihn nicht aufgehalten, wie Harry gehofft hatte, ihn nicht begrüßt, ihn nicht geküsst, ihm gesagt, dass er nur ein Störfaktor war. Merlin, er wollte nur zu Charlie zurück, aber er wollte nicht an einen Ort, wo er unerwünscht war. Vor allem, wenn die schon genug wegen ihm durchgemacht hatten.
 

Harry wusste nicht, wie lange er so da saß. Er hatte Charlie frei gegeben, doch es war ihm, als wäre er jetzt tot, als wäre er gestorben. Er fühlte sich so leer. Erst, als er ein aufgebrachtes Geräusch hörte, sah er auf. „Schnäbelchen,“ flüsterte er, schloss den Tukan in die Arme. „Du bist mit mir gekommen?“, erneut begannen die Tränen zu rollen. „Du willst mitkommen? Du... solltest hier bleiben,“ bat er. „Ich will nicht, dass du stirbst, wie Hedwig... Ich.. brauche keinen Botenvogel mehr...“
 

Doch der Tukan blieb stur auf der Schulter seines jungen Herrn sitzen, rieb sich an dessen Wange wie um ihn zu trösten, manchmal gab er Geräusche von sich, die fast an Schimpfen erinnerten.
 

Was sollte er tun? Harry kuschelte sich an die Baumwurzel, schniefte leicht. Er konnte nicht zurück, das war ihm klar. Er war gegangen, er hatte kein Recht, den Anderen weiter zu belästigen. Ihre Ehe hatte als ein reines Hilfsprojekt für ihn angefangen und es war Charlies gutes Recht, sie zu beenden. Er hatte kein Recht, sich gegen eine Scheidung zu wehren. Aber er wollte dem Anderen ein letztes Geschenk machen.
 

Ein angstfreies Leben.
 

Ja, das war seine einzige Aufgabe, das Einzige, wozu er gut zu sein schien. Er musste den Krieg beenden und Tom töten. Dann konnte auch Ginny endlich zurück zu ihrer Familie, Remus würde in Ruhe leben können, die Weasleys würden sicher glücklich werden. Er hatte schon immer gewusst, dass er Anderen nur im Weg war, dauernd. Er zerstörte Leben, seine pure Existenz schien schon zu reichen, um Andere umzubringen. Hedwig, Cedric, Sirius. Andere.
 

Nein, das wollte Harry nicht mehr. Er würde beenden wofür er da war, er würde Tom töten, um Anderen ein gutes Leben zu ermöglichen und wenn er nicht bei der Schlacht starb – nun, nicht mal er konnte den Sprung von einem Turm überleben, der mehr als zehn Stock aufwies, wenn er Kopf voran hüpfen würde. Dann konnte er niemanden mehr töten.
 

Harry wischte sich erneut über die Augen. Er musste nur vorher Schnäbelchen weg schicken und er wusste, wo er diesen hin schicken würde. Zu Severus. Der Einzige, auf den sein Kleiner nicht mehr losging, wie ein Wahnsinniger. Vielleicht, weil sie sich vom Charakter her so ähnlich waren.
 

Nachdem Harry diesen Entschluss gefasst hatte, ging es ihm wieder etwas besser. Er wusste, er würde sich nicht mehr lange so schrecklich fühlen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, er musste dieses grausame Gefühl in seiner Brust nicht mehr lange ertragen, oder das Gewicht auf der Hand, wo sein geliebter Ring fehlte, den er immer gedreht hatte, wenn er nachdachte. Nur wenige Monate, aber sie waren sein Leben gewesen. Die einzige, einfach nur glückliche Zeit, an die er sich erinnern konnte.
 

Doch er konnte auch nicht mehr in sein altes Leben zurück. Darum würde er sein Leben beenden, wenn seine Aufgabe erfüllt war. Dann würde der Druck verschwinden und er war niemandem im Weg. Charlie musste sich noch nicht mal mit einer Scheidung herum schlagen und am Ende Geld dafür bezahlen, für ihn. Der Andere würde sein Geld bekommen, mehr konnte er diesem nicht geben...
 

Immer noch wie in Trance erhob er sich wieder, lief einfach immer weiter, bis er auf eine Straße traf. Also rief er den Night-Bus und sagte dem Fahrer, dass er nach Loch Inverness wollte. Dort, irgendwo, vermutete er Toms geheimen Unterschlupf. Er würde den Anderen stellen und es beenden. Mehr blieb nicht mehr zu tun.
 

Als der Bus hielt, stieg Harry aus, inzwischen waren seine Augen rot, aber seine Tränen waren versiegt. Er hatte einfach keine mehr. Unwillig trat er in das Licht des Tages und sah sich um. Ja, hier war ein kleines, abgeschiedenes magisches Dorf. Er fand einen Gasthof, in dem er sich ein Zimmer nahm, dann setzte er sich auf das Bett und nahm den Rucksack ab. Er fühlte sich so tot, schlafen kam nicht in Frage, er würde nur grausame Alpträume bekommen. Also packte er seine Sachen aus und legte sie auf das Bett. Er brauchte einen Plan, um Tom zu finden, danach würde er alles in die Wege leiten. Und erst mal würde er jetzt einige Briefe schreiben, vor allem an Remus.

V-E-R-S-C-H-W-U-N-D-E-N

Stirnrunzelnd sah Severus über den Esstisch. Harry war nicht im Unterricht gewesen und auch hier konnte er ihn nicht entdecken. Was ihn beunruhigte. Niemand hatte ihm gesagt, dass der Junge heute nicht kommen würde, denn auch sein Legethimetiktraining in der Freistunde hatte er einfach so sausen lassen. Natürlich, wenn was passiert wäre, war das eine Sache, aber er hatte Charlie heute gesehen, er hatte seinen Unterricht abgehalten, wie immer, so hatte es zumindest gewirkt, also konnte keine Katastrophe geschehen sein, sonst würde der Rotschopf entweder bei Harry sein, oder mit mörderischem Blick hinter irgendwem her rennen, um denjenigen zu verprügeln.
 

Er beugte sich zu Remus: „Wo ist Harry?“, fragte er mit seinem üblichen, ausdruckslosen Gesicht, er käme nie auf den Gedanken, anderen zu zeigen, dass er sich vielleicht Sorgen machte, sprich, Gefühle hatte.
 

„Harry? Bei Charlie vermutlich. Du weißt, dass er es nicht mag, in der Halle zu essen,“ gab Remus zurück, der selbst aus irgendeinem Grund nervös war.
 

„Harry war nicht beim Frühstück und nicht im Unterricht, Draco hat ihn seit gestern Mittag nicht mehr gesehen.“
 

„Was ist mit Charlie?“, fragte in dem Moment Lucius, der das Gespräch gehört hatte.
 

„Das ist ja das Komische, er hat seinen Unterricht regulär gehalten,“ erklärte Severus. „Aber Harry würde nicht einfach so schwänzen, ohne sich z u entschuldigen.“
 

„Aber Charlie hätte doch Alarm geschlagen, wenn etwas gewesen wäre,“ versuchte Lucius, einzulenken. „Vielleicht hat er wirklich nur geschwänzt! Er ist ein Teenager, Sev, vergiss das nicht.“
 

„Nein, Harry würde nicht schwänzen,“ stimmte Remus los und erhob sich abrupt. „Ich gehe zu Charlie.“
 

Severus erhob sich ebenfalls. „Ich gehe mit,“ erklärte der Tränkemeister und folgte dem Wolf hin zu der kleinen Hütte, wo Charlie in aller Ruhe saß und etwas aß.
 

„Charlie.“
 

Der Rotschopf sah seelenruhig auf. „Was gibt es?“, fragte er.
 

„Wo ist Harry? Er war nicht im Unterricht.“
 

„Und?“, fragte der Drachenzähmer, zuckte mit den Schultern: „ Geht mich nichts an,“ fügte er an, packte sein Essen zusammen.
 

„Bitte – was?!“, fragte Remus ungläubig, sicher, sich verhört zu haben. Hatte Charlie gerade gesagt, dass es ihm egal war, wo Harry sich befand?! „Habt ihr euch gestritten?“, fragte er ratlos. „Das habt ihr doch bisher auch nicht getan!“
 

Charlie sah die Anderen an, doch Severus sah, wie sich für den Bruchteil einer Sekunde sie Augen des Rotschopfes umnebelten, bevor dieser die Schultern zuckte. Ohne zu zögern, war fast wie ein angeborener Reflex, sprach er in rascher Reihenfolge zwei Schlafzauber, drei Bindezauber und einen Stasiszauber.
 

„Severus? Was...?!“
 

„Seine Augen,“ erklärte der Tränkemeister, als der Mann zusammensackte und auf dem Boden aufkam. „Immer, wenn Harrys Name fiel, haben sie sich vernebelt. Er steht unter einem Zauber.“
 

„Bei Merlin!“, entsetzt und abrupt fuhr Remus herum, stürmte durch das Haus.
 

„Was tut er?“
 

„Er vermutet, dass der Zauber Charlie dazu gebracht hat, Harry was anzutun und ihn einzuschließen.“
 

„Und du nicht?!“
 

„Nein,“ entgegnete Severus, dem langsam etwas schwante. „Ich denke, er ist weggelaufen.“
 

„Warum? Wieso hätte er das tun sollen?“
 

Der Tränkemeister verdrehte die Augen. „Stell dir vor, du bist ein verstörter, misshandelter Junge, der zum ersten Mal Jemanden liebt, der immer für dich da ist und auf ein Mal behandelt er dich wie Luft, dann stell dir vor, du bist Potter, der dann denkt, es ist seine Schuld. Was würdest du tun?“
 

Lucius verdeckte seine Augen mit der Hand, atmete tief ein, erst dann sah er auf. „Hilf mir, ihn hochzuheben und ihn ins Bett zu bringen, dann suchen wir nach Spuren.“
 

Severus nickte, doch er dachte gar nicht daran, den Rotschopf anzufassen, wer wusste schon, was das für ein Zauber war, er würde kein Risiko eingehen, dafür bewahrte ihn seine notorische Paranoia. Er sprach einen Schwebezauber, dirigierte den Mann so in dessen Schlafzimmer. In einem Nebenzimmer hörte er fluchen und wühlen, Remus war also gut beschäftigt. „Wenn wir was finden, dann in diesem Zimmer,“ erklärte er schließlich, begann, sich umzusehen.
 

Lucius nickte, er ging auf die Knie, begann, den Boden systematisch abzusuchen, denn auch hier hatte Remus schon gewütet, er hatte die Schranktür regelrecht herausgerissen. Überall lagen Sachen herum, vollkommen unübersichtlich.
 

Severus rutschte auf der anderen Seite herum, wühlte sich durch die Sachen, stockte dann aber, als ihm unter einem Pullover ein schlanker Ring entgegen rollte, der aussah, wie eine Ranke. Das war kein gutes Zeichen, das war gar kein gutes Zeichen. „Ich habe Harrys Hochzeitsring,“ sprach er leise.
 

Lucius schoss nach oben, in seiner Hand ein zerknüllter Zettel. „Und ich einen Brief, den du lesen solltest, “ gab er immer noch schockiert zurück. „Ich... Merlin, ich habe keine Ahnung, wie ich das Draco sagen soll. Wir müssen diesen Jungen finden! Schleunigst!“
 

Ruhig streckte Severus die Hand aus, den Ring steckte er in seine Brusttasche, er würde ihn Charlie zurück geben, wenn der Mann wieder zu Verstand gekommen war. „Heb die Floosperre auf und bestell die Weasleys hierher. Molly ist gut im Recherchieren, Percy auch und Bill ist ein Fluchbrecher. Und Charlie wird seine Familie brauchen, wenn ihm klar wird, was passiert ist.“
 

„Warum ich?!“
 

„Weil ich den Wisch noch nicht gelesen habe,“ knurrte Severus und deutete auf die Tür zum Wohnzimmer, sah, wie Lucius davon schlich. Niemand würde sich darüber freuen, Molly eine solche Nachricht zu überbringen.
 

Severus hingegen faltete das zerknitterte Papier auseinander. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass ein Teil der Schrift von Wasser, von Tränen verwischt. Dummer Junge! Warum war er nicht erst zu ihnen gekommen, um ihnen zu sagen, dass Charlie sich komisch verhielt?! Nein, was tat der dumme Junge? Er rannte weg!
 

Mein geliebter Charlie
 

Es tut mir so leid, ich wusste nicht, wie dich das hier stört, hätte ich es gewusst, hätte ich nicht zugelassen, dass du mich heiratest. Es tut mir so leid! Ich wollte dir doch nicht im Weg stehen, ich liebe dich, du bist der Einzige, den ich je so geliebt habe und du wirst der Einzige bleiben.
 

Aber ich werde dich nicht halten. Du willst gehen, das verstehe ich. Ich bringe nur Unglück, das war schon immer so, eine Freundschaft zu mir kostet einfach zu viel, und wie viel schlimmer muss das hier dann sein? Wegen mir ist Ginny vollkommen durchgedreht. Ich wollte deine Familie doch nicht kaputt machen!
 

Mach dir keine Sorgen, wenn du dich scheiden lassen willst, musst du es tun, ich werde alles unterschreiben, ich will, dass du glücklich bist, ich werde alles tun, was geht.
 

Darum ziehe ich jetzt los, ich bringe ihn um, ich bringe Voldemort um, ich werde das Einzige tun, wofür ich gut bin, ich werde den Tod bringen. So, dass du mit einer neuen Familie in Ruhe leben kannst.
 

Ich habe deinen Ring hier gelassen, ich hoffe, du kannst ihn Jemandem geben, den du liebst, mehr als mich. Ich will dir trotzdem danken, du hast mir die schönste Zeit meines Lebens gegeben. Keine Angst, ich werde dich nicht suchen, dich nicht belästigen, weder dich noch irgendwen sonst.
 

Sag Ron bitte, dass es mir Leid tut
 

Ich liebe dich,
 

Harry
 

Toll! wirklich! Nur Potter konnte sich so einen Müll einreden! Er würde den Tod bringen! Und wie viele Leben hatte dieser Torftrottel schon gerettet? Unzählige! Aber das hatte in dieser lächerlichen Selbstanklage natürlich keinen Platz gefunden. Er war sich auch ziemlich sicher, dass das hier noch etwas Anderes bedeutete. Für Potter war Charlie sein Lebensinhalt, sein Fels in der Brandung, der einzige Anker, den er noch hatte. Wenn er dachte, diesen verloren zu haben... was würde Potter tun, wenn er seine Schlacht beendet hatte? Merlin, sie mussten diesen kleinen Trottel finden! Und er würde ihm eigenhändig zuerst den Hintern versohlen, ihn dann an Molly weiter geben! Zusammen mit Charlie, der sich wie ein blutiger Anfänger von irgendwem hatte verhexen lassen!
 

„Was? Was ist mit meinen Beiden!?“, dröhnte in dem Moment auch schon Mollys Stimme durch die Räume, während Remus mit hängendem Kopf ins Schlafzimmer schlich.
 

Severus verdrehte die Augen: „Wir müssen Potter finden,“ erklärte er knapp. „Der Junge will irgendwas dummes tun.“ Er drückte Remus das Papier in die Hand. „Charlie hat ihm körperlich wohl eher nichts getan, er hat ihn nur... ich weiß nicht, beleidigt vielleicht.“
 

Remus starrte auf den Brief, er roch die Tränen seines Welpen und er war stinksauer. „Ich bring ihn um! Ich habe ihn gewarnt, ich habe...!“
 

Hastig griff Lucius nach dem rasenden Werwolf und zum Glück half auch Bill, der gerade aus dem Kamin stieg, den Männern, erst mal ohne Fragen zu stellen. „Er hat das nicht getan! Er steht unter einem Zauber oder Fluch, Lupin!“, brüllte der Aristokrat. „Du musst ihn nicht umbringen! Das macht er schon selbst, wenn er erfährt, was er getan hat!“
 

Es dauerte mehrere Minuten, bevor Remus’ Widerstand nachließ und der ehemalige Werwolf sich beruhigt hatte.
 

„Was ist mit Harry und was hat Charlie damit zu tun?“, fragte Arthur schließlich so ruhig wie möglich. Er verstand das nicht, er wusste, sein Sohn liebte seinen Mann, er würde nie etwas tun, das ihm schadete. Die Beiden waren füreinander bestimmt!
 

„Charlie wurde von irgendeinem Zauber getroffen,“ erklärte Severus. „Ich weiß nicht von welchem, das müssen wir rausfinden, der Zauber hat ihn wohl dazu gebracht, Harry zu sagen, dass er ihn nicht liebt oder sonst was in der Art. Harry ist verschwunden.“
 

„Nein!“, brachte Molly irgendwie raus, hielt sich eine Hand vor den Mund, während Percy aschfahl wurde. Gerade er hatte ja viel mitbekommen, noch vor drei Tagen hatte er mit Charlie geredet, bei einem Glas Wein, nachdem Harry auf dessen Schoß eingeschlafen war. Sein Bruder hatte gesagt, dass er so froh war, dass sein Mann sich einigermaßen von all den Vorkommnissen erholt habe und dass es ihm gut ging, das er sich nur noch Sorgen um dessen manchmal etwas mitgenommene Psyche machte. Denn Charlie hatte beobachtet, dass der Jüngere manchmal vor sich hin brütete und nachts hatte er ein paar Mal Angstattacken bekommen, vor Allem, wenn er nicht da gewesen war.
 

Niemals hätte Charlie Harry dann mit voller Absicht so einen Tiefschlag versetzt. Er wusste auch, wenn dem Jüngeren was passieren würde Charlie sich das nie verzeihen. Das hier würde die Hölle für seinen Bruder werden, die sich kaum von der seines Mannes unterscheiden dürfte.
 

„Ich helfe, den Spruch zu finden,“ erklärte Bill auf ein Mal. „Ich habe die meiste Erfahrung und ich bin gut.“
 

„So war es geplant,“ gab Lucius zurück, wandte sich an die Zwillinge. „Ihr sollt Harry suchen und...“
 

„Ich mache das!“, knurrte Remus, der sich endlich wieder etwas gefangen hatte. Er wusste, da draußen lief ein vollkommen verstörter Junge herum, der sich leicht etwas antun könnte, ein Kind, das er zu schützen geschworen hatte. „Ich kann seine Spur aufnehmen!“ Er war noch nie so dankbar dafür gewesen, dass er den Geruchsinn eines Werwolfes hatte, noch immer, obwohl er keiner mehr war.
 

„Gehen wir direkt los,“ schlug George ruhig vor.
 

„Bevor die Spur sich in Wind auflöst,“ ergänzte Fred.
 


 


 


 


 

Harry wusste nicht, wie lang er nur hier gesessen hatte, am Fenster, ohne etwas zu tun, ohne Essen, ohne Trinken, teilweise auch ohne zu denken, er hatte nur da gesessen, die Sonne war zumindest ein Mal unter und wieder auf gegangen, doch er hatte sich nicht überwinden können, sich zu bewegen. Es war, als würde jeder Atemzug höllisch brennen und schmerzen. Das Wissen, dass da niemand sein würde, wann er die Schlacht geschlagen hatte, keine Arme, in die er sich verkriechen konnte. Er hatte wohl auch immer wieder geweint. Er wusste, er konnte nicht mehr weiter machen, nicht funktionieren.
 

Kurz bewegte Harry sich und sah auf die Ruine der Burg von der er sich sicher war, dass Tom sich hier versteckte. Nur hier konnte es sein. Er hatte einen Monat nachgeforscht, nur um sicher zu sein, eigentlich mit dem Ziel, dass Severus und Lucius endlich den Angriff planen konnte, damit er mit Charlie nach Bulgarien konnte. Nun war es einfach nur noch der Wunsch, Tom zu beseitigen, damit Charlie einen anderen Mann finden konnte, mit der er wirklich glücklich sein konnte. Und er musste es bald tun, damit er es zuende bringen konnte. Er mochte sich umbringen wollen, aber er durfte die Anderen nicht sterben lassen, das war nicht fair, sie hofften doch so auf ihn.
 

Mühsam rutschte Harry vom Fenster und rieb sich die Augen. Er hätte einige Tränke mitnehmen sollen, doch das war jetzt auch egal. Er musste los, er konnte nicht viel länger warten. Er hatte schon zu viel Zeit vertrödelt. Mehr als vierundzwanzig Stunden, da war er ziemlich sicher.
 

Er wollte die Ruine in Augenschein nehmen, einen Eingang finden und Tom eine Weile beobachten. Dann musste er nur noch zuschlagen und es anschließend beenden. Für sie beide, für Tom und ihn. Die Prophezeiung hatte gesagt, dass keiner leben konnte, solang der Andere noch da war. Nun, es passte, dass sie zusammen sterben würden.
 

„Siri,“ flüsterte er in die Dunkelheit, die wieder herrschte. „Ich... hoffe, ich sehe dich dann wieder, bitte, sei nicht enttäuscht, aber... ich kann einfach nicht mehr, erst bist du gestorben, dann.. Charlie, er... muss mich hassen, er war so kalt, seine Augen, sie... er hat mich angesehen, wie Dreck unter seinen Füßen! Ich... kann einfach nicht mehr...“
 

Er sah auf den Rucksack, überlegte kurz, ob er sich umziehen sollte, doch er tat es nicht, er nahm nur den Dolch seines geliebten Patenonkels, es war seine einzige Waffe, doch sich mit ihr umzubringen kam nicht in Frage, er wollte die wenigen Dinge, die er von Sirius hatte, nicht so beschmutzen. Das schien ihm falsch.
 

Es dauerte einige weitere Momente, bevor er sich dazu aufraffen konnte, sich wieder in Bewegung zu setzen. Er ging in das kleine Bad, trank etwas Wasser, füllte mehr davon in eine Flasche, die er sich aus seinem Pullover transfigurierte, dann verließ er das Zimmer, lautlos, um niemanden zu wecken. Den Rucksack ließ er, wo er war. Der würde ihn nur behindern. Im Grunde wusste er nicht mal, warum er ihn mitgenommen hatte. Er war nur unnötiger Ballast. Einfach nicht mehr nötig. Wozu brauchte er auch frische Wäsche?
 

Als Harry draußen stand, spürte er den kühlen Wind, doch viel kälter, als ihm war, konnte es gar nicht mehr werden. Nicht mal bei seiner Reise durch den Schnee hatte er so erbärmlich gefroren, doch der Einzige, der ihn auftauen konnte, wollte ihn nie wieder sehen. Er hob den Kopf erst, als er spürte, wie Schnäbelchen sich auf seine Schulter setzte. „Hi du,“ flüsterte er.
 

Er hielt seinen Zauberstab in der Hand, lief dann los. Den menschenleeren, nur vom Mond erhellten Weg entlang, immer auf die Ruine zu, ohne sich noch ein Mal umzuwenden. Es gab kein Leben mehr, auf das er zurückblicken konnte oder wollte, da war nur Schmerz und da vorn, da lag die Erlösung. Das Ende, das Licht am Ende des Tunnels. Mehr konnte und durfte er wohl nicht erwarten. Nur noch das Nichts.
 

Aber das war es was nun einmal übrig war, er wusste, er würde nie wieder einen anderen lieben können, Charlie war der Einzige gewesen und der hatte ihn verstoßen. Er lief weiter, den immer unwegsameren Pfad entlang, den seine Füße wählten. Es war ihm gleich, er lief einfach, er wurde von Büschen an den Händen zerkratzt, seine einfache Jeans bekam auch einiges ab, sowie die denkbar ungeeigneten Sportschuhe. Es war nur ein weiterer Weg, sich von den Schmerzen in seiner Brust abzulenken, von dem Gewicht, das seine Hand herab zerren zu schien. Er wischte sich über die Augen, stellte, wenig verwundert fest, dass er wieder weinte, lief dann weiter.
 

Sterne.
 

Ob man, wenn man tot war, zu den Sternen kam? Er hatte diese kleinen, funkelnden Himmelskörper schon immer geliebt, sie beobachtet, wenn er konnte. Dort zu sein war sein Traum gewesen, weit weg von all den Dingen, die ihm hier auf der Erde passiert waren.
 


 


 


 


 

„Hallo, was...?“, überrascht sah Karkaroff auf, direkt in zwei absolut identische Gesichter. „Ihr müsst Fred und George sein, rote Haare, absolut identisch und... mir fehlt das Grinsen,“ diagnostizierte der Direktor ruhig. „Das hier ist kein Anstandsbesuch bei eurer sturen Schwester, oder?“
 

George schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht,“ gab er zu.
 

„Es ist...“
 

„... um Einiges schlimmer.“
 

„Regel Nummer eins – ihr beendet nicht die Sätze des Anderen,“ befahl der Druide ruhig. Er musterte die beiden jungen Männer. Sie sahen vollkommen fertig aus, als hätten sie schon seit einer Weile nicht mehr geschlafen. „Gut, es ist nicht eure Schwester – darf dann erfahren in welchen Schwierigkeiten der junge Harry nun schon wieder steckt?“
 

Fred räusperte sich, riss sich zusammen. „Charlie ist unter einen Fluch gesetzt worden,“ erklärte er dumpf. „Ein Fluch, der Liebe in Hass verwandelt. Er hat was Dummes zu Harry gesagt und... Harry ist... weggerannt, wir können ihn nicht finden und Bill braucht Hilfe, um den Fluch zu brechen. Wenn jemand Harry finden kann, dann nur Charlie!“
 

„Liebe in Hass?“, fragte Karkaroff entsetzt, er stand auf, ging in das rechte Eck des Zimmers und holte seinen langen Druidenstab. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was das wohl für Folgen für den fragilen Jungen gehabt hatte. Die Anderen hatten Glück, dass der Grünäugige sich nicht direkt umgebracht hatte.
 

George nickte. „Remus sucht ihn wie ein Verzweifelter, aber wir haben schon vorgestern seine Fährte verloren. Ohne Charlie haben wir keine Chance und dann... Merlin, Charlie wird sich schreckliche Vorwürfe machen! Warum ist er nicht zu einem von uns gekommen, als er angefangen hat, sich komisch zu benehmen?!“
 

„Weil er sich die Schuld gibt,“ gab der Direktor, ohne zu zögern, zurück. „Los, gehen wir, brechen wir den Zauber, dann können wir den Jungen suchen!“ Er machte sich Sorgen, er mochte Harry sehr gern und wollte ihn nicht verletzt sehen, so wenig, wie Charlie, das hatten sie Beide nicht verdient.
 

Die Zwillinge nickten und gingen durch den Kamin zurück, dicht gefolgt von dem Druiden, sie landeten wieder im Wohnzimmer, dass Arthur schon leer geräumt hatte, während Bill gerade einen Kreis um seinen Bruder und das Pentagramm zog. Überall standen schwarze und rote Kerzen, Charlie lag bewusstlos und mit magischen Seilen gefesselt auf dem Boden, Severus streute gerade ein Pulver um den Kreis. Er erkannte die Vorbereitungen und er wusste, selbst mit all diesen Helfern würde das hier Kraft kosten, seine und die von Charlie. Nun, zumindest wusste er, dass der Drachenzähmer um Harry würde kämpfen wollen und dass sie das Alles nicht umsonst taten. Und solange er die Hauptkraft war, blieb den Anderen genug, um Harry zu suchen. Das war das Wichtigste, denn sonst war ohnehin alle Mühe vergeblich.
 

Ruhig stellte Karkaroff sich an den Kopf des Pentagramms, wo auch Charlies Kopf war, er betrachtete den Mann, der vollkommen ruhig zu schlafen schien, nur die Fesseln machten das Bild etwas härter. Er seufzte etwas, sah dann auf und studierte die Leute, die da waren. Malfoy kannte er natürlich, Severus auch, er hatte schon oft versucht, den Tränkemeister abzuwerben, doch der Mann hing an dem Wenigen, was er in England noch zu haben schien und wollte es nicht verlieren, indem er von dort verschwand. Und natürlich eine Flotte von Rotschöpfen, allen Voran der Älteste, der sich selbst gerade vorbereitete und der, der nach Charlie kam und der neben Diesem saß, leise mit dem Schlafenden redete. Der Druide wartete ruhig, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, dann wandte er sich an den Fluchbrecher. „Muss ich ein Ritual durchführen, oder brauchst du nur mehr Kraft, um den Zauber zu brechen?“, fragte er direkt.
 

„Ein Ritual,“ erklärte Bill. „Hier bin ich machtlos. Das ist ein sehr alter Spruch, nur ein Druide kann ihn ausführen, nur ein Druide soll ihn kennen, es ist Armor con Odium, so viel konnte ich herausfinden und es hat ihn hart getroffen,“ fügte er leise an.
 

„Liebe zu Hass,“ sinnierte Karkaroff traurig. „Eine grausame Welt, die diesen Spruch überhaupt erst ins Leben gerufen hat, dumme Leute, die keine Ahnung haben, was sie zerstören,“ sprach er leise, nahm seinen Druidenstab in beide Hände und befahl mit wenigen Andeutungen fünf andere Leute an die Füße des Pentagramms. Bill, Severus, die Zwillinge und Arthur, dann nickte er. Ja, das war ausgeglichen. „Ich werde das Ritual beginnen und egal, was passiert, keiner wagt es, den Kreis zu betreten, oder Charlie zu helfen, sollte er aussehen als stirbt er, macht das gar nichts!“
 

Erst, als alle zustimmend genickt hatten, atmete Karkaroff tief durch, begann dann mit einem unverständlichen Singsang in einer alten, fast vergessenen Sprache, die nur noch von Druide zu Druide weiter gegeben wurde. So, wie dieses nicht ungefährliche Ritual, dass nur zu häufig von eifersüchtigen Männern angewandt worden war, um zu bekommen, was sie wollten und um Leben zu zerstören. Aber Charlie konnte noch nicht lang unter diesem Einfluss stehen, denn es dauerte nicht lange, bevor der Gefesselte sich aufzubäumen begann.
 

„Mein Sohn, mein Sohn, mein Sohn,“ flüsterte Molly immer wieder, sie wollte zu ihm, doch der blonde Aristokrat hielt sie erbarmungslos und vermutlich zu Recht fest. Doch das war ein Anblick, den keine Mutter je sehen sollte, er war grausam und sie hatte das Gefühl, als würde man ihr das Herz heraus reißen.
 

Severus spürte, wie ein Teil seiner Kraft ihm entzogen wurde, doch er gab ihn gern, denn auch, wenn er es nie zugeben würde, er hatte Harry lieb gewonnen, seit er begriffen hatte, dass der Sohn nicht der Vater war und seit der Grünäugige die Stärke bewiesen hatte, sich Dumbledore zu verweigern, mit dem einzigen Mittel, dass er gehabt hatte. Sein Blick war fest auf einen Punkt über dem eingeschlossenen Körper gerichtet, er empfand kein Mitleid, er wusste, es war falsch, aber er gab Weasley die Schuld daran. Natürlich, der hatte unter einem Zauber gehandelt, aber er war an erster Stelle dumm genug gewesen, sich verzaubern zu lassen! Er war unvorsichtig geworden, obwohl er gewusst hatte, dass er ein Hauptziel war, allein durch seine Beziehung zu dem Jungen. Das war für Severus schon genug Schuld. Daher empfand er die Schreie, die nun folgten, auch eher als gerechte Strafe für diese grenzenlose Dummheit, denn er selbst hatte den Mann noch vor zwei Wochen gewarnt. Offensichtlich war seine Warnung ein Mal mehr auf taube Ohren gestoßen! Sollte der Dummkopf doch leiden! Er hatte es nicht besser verdient!
 

Karkaroff spürte den Wiederstand, der da war, er war enorm. Der Sprecher musste stark gewesen sein und er kannte diese Magie nur zu gut. Der Dunkle Lord. Also stimmte das, was Lucius erzählt hatte, darüber, dass der Lord auf ein Mal Harry für sein Bett haben wollte, etwas, das er kaum fassen konnte, doch der Beweis lag vor ihm. Und er hatte so einen einst unterstützt! Nun, auch ihm war ein Moment Blindheit verziehen, das hier war seine Wiedergutmachung, seine Hilfe dabei, den Mann zu stürzen.
 

Dann, endlich, spürte der Druide, wie die Barriere brach, er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass das Toben des gefesselten Mannes aufgehört hatte und er wieder da lag, er zuckte immer noch herum, aber nur, weil er gefesselt war und das offensichtlich nicht sonderlich toll fand. „Disaparo,“ befahl er, und er sah, wie ein großer, schwarzer Ball sich immer weiter von dem Raum entfernte, schließlich von der anderen Magie im Raum gefressen wurde. Es war vollbracht. Der Zauber gelöst.
 

Als Karkaroff das bewusst wurde, erlaubte er sich den Luxus zu schwanken, er fühlte, wie er auf einen Stuhl gedrückt wurde, jemand nahm seinen Stab, vermutlich, um ihn irgendwo gegen zu lehnen. Er schloss die Augen, wartete, bis er das Schwarz einer drohenden Ohnmacht zurück gedrängt hatte. Erst dann sah er wieder auf, erkannte Percy, der neben seinem aufgebrachten Bruder kniete, ihm half, sich aufzurichten, ihn aber nicht losband. Er beobachtete. Zu allem Anderen war er schlicht zu erschöpft.
 

„Charlie! Charlie beruhige dich!“, befahl Percy, er saß inzwischen so auf dem Älteren, dass er Diesem ins Gesicht sehen konnte. „Dann kann ich dir auch erklären, warum du gefesselt bist und ich kann die Seile lösen! Aber erst beruhigst du dich, verdammt noch mal! Jetzt!“
 

Das verfehlte seine Wirkung nicht. Charlie hörte auf, sich zu wehren, musterte seinen Bruder ruhig. „Was ist hier los?“, fragte er. „Warum zum Henker bin ich gefesselt und... wo ist Harry?!“
 

„Er ist offensichtlich wieder bei Verstand,“ stellte der ebenfalls erschöpfte Bill erleichtert fest. Wenn sein Bruder nach seinem Mann fragte, konnte er Diesen nicht mehr hassen.
 

„Bei Verstand? Wo ist Harry, verdammt noch mal?!“
 

„Du hast ihn vergrault,“ gab Severus kalt zurück und noch bevor Jemand ihn hätte hindern können, begann er, auf den Ahnungslosen einzubrüllen. „Du Idiot, du Arschloch hast dich verhexen lassen! Du wusstest, du bist ein Hauptziel, aber das Wort Vorsicht scheinst du trotzdem nicht kennen gelernt zu haben! Du hast den Jungen verletzt, er ist weggerannt, niemand hat auch nur eine Ahnung, wo der Junge ist, aber eines wissen wir: er will sich umbringen, um deinem glorreichen Arsch nicht mehr im Weg zu stehen!“
 

„Was?!“, Charlie wurde schneeweiß. „Ich würde Harry nie auch nur ein Haar krümmen! Ich liebe ihn!“ Er erinnerte sich nur daran, dass er einen Brief mit Siegel aus dem Drachenhorst bekommen hatte, er hatte ihn geöffnet...
 

„Charlie, er hat Recht,“ gab Bill leise zurück. „Irgendwie hat Voldemort es geschafft, dich zu verhexen, deine Liebe in Hass zu verwandeln. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber das hier hat Lucius gefunden...“, er gab seinem Bruder den zerknitterten Briefbogen, hielt ihn so, dass der immer noch Gefesselte ihn lesen konnte.
 

„Was...?“, fragte Charlie, nun tödlich bleich. Er zerrte an den Fesseln, wie ein Wahnsinniger und er schaffte es tatsächlich fast, sie zu sprengen. „Wo ist er? Wo ist Harry?!“, fragte er entsetzt, denn er konnte sich selbst nicht erinnern, was er getan haben könnte, um Harry so weit zu treiben. Er musste ihn finden, er musste seinen Mann finden, bevor der wirklich was Dummes tat, etwas, das auch er nicht verkraften würde!
 

„Rede ich türkisch?“, fragte Severus entnervt. „V-E-R-S-C-H-W-U-N-D-E-N!“
 

„Wohin?!“
 

„Sag mal, glaubst du nicht, dass wenn wir das wüssten, wir ihn schon längst wieder eingesammelt hätten?“, fragte Lucius, leicht irritiert. „Wir sind nicht ganz blöd,“ fügte er an. „Wir hatten gehofft, dass du eine Ahnung hast, wo er sein könnte.“
 

„Woher... soll ich das wissen? Er hat mir nichts gesagt, ich... ich erinnere mich nicht, ich... da war nur der Brief aus Rumänien, dann... ist alles... weg...!“
 

Lucius verdrehte die Augen: „Dann war das hier Zeitverschwendung,“ stellte er frustriert fest.
 

„Nicht unbedingt,“ gab Percy zurück, er strich seinem Bruder tröstend über die Arme. „Er schreibt doch, er will Charlie helfen, irgendwen zu finden und in Frieden zu leben, ohne den Krieg – ohne Voldemort. Finden wir ihn, finden wir mit Sicherheit auch Harry!“, kam es dem drittältesten Weasley auf ein Mal. „Das ist doch vollkommen logisch!“
 

„Nein!“, brüllte Charlie. „Nein! Er...kann doch nicht allein gegangen sein! Warum hat er das getan! Er wird sterben!“
 

„Er WILL sterben, du Idiot!“, brüllte Severus, holte aus und klatschte dem Mann erst mal eine. „Er will nicht überleben, er denkt, er hat alles verloren! Was hat er denn noch zum Kämpfen, wenn er der festen Überzeugung ist, dich verloren zu haben? Er muss sich doch verarscht vorkommen! Erst scheinst du ihm die Familie zu geben, die er immer gewollt und gesucht hat, dann nimmst du sie ihm wieder weg! Merlin, da würde Jeder sich umbringen wollen! Dazu kommt, dass er nun mal labil ist! Das wusstest du auch von Anfang an! Du kannst froh sein, dass er sich immer nur gegen sich selbst wendet, statt wie bei Anderen den zu killen, der ihm weh getan hat!“
 

„Es reicht,“ brüllte Percy, als der Tränkemeister endlich mal Luft holen musste. „Charlie kann nichts dafür, er würde Harry nie von sich aus weh tun!“ Natürlich fand auch er es dumm, dass sein Bruder sich so hatte hinters Licht führen lassen, mit dem Brief, doch das hier brachte sie nicht weiter. „Wo können wir Harry finden?“, wiederholte er die einzig wichtige Frage. „Wir dürften nicht mehr viel Zeit haben, bedenkt man, dass er schon seit fünf Tagen weg ist.“
 

„Fünf Tage, von denen wir wissen,“ korrigierte Severus schlecht gelaunt. Er vermutete, dass es mehr Zeit war, doch er sagte nichts dazu. Dumm nur, dass er nicht wusste, wo der Lord sich gerade aufhielt.
 

„Ich ’abe eine Spur!“, rief auf ein Mal Fleur, die ins Haus gerannt kam, aufgeregt, heftig atmend, sie sah sich um, merkte die gespannte Stimmung, etwas war geschehen. Oh, und Charlie schien wieder er selbst zu sein, dem bleichen Gesicht nach und der Tatsache nach zu schließen, dass er nicht mehr gefesselt herumlag
 

„Eine Spur?“, fragte Bill erleichtert.
 

„Der Knight-Bus! Der Fahrer konnte sich erinnern, er ’at den Jungen nach Loch Inverness gebracht!“
 

Augenblicklich sprang Charlie auf. „Los!“
 

„Loch Inverness?“, fragte Lucius überrascht. „Die Ruine?“
 

„Etwas Magie macht alles bewohnbar,“ knurrte Severus nur ungehalten. Auch er stand auf. „Gehen wir los, bevor dieser Junge etwas sehr, sehr Dummes tut!“

Der kürzere Weg nach unten

Es war soweit. Harry wusste nicht mehr genau, wie lang er schon hier in der Ecke saß, aber es war schon seit einiger Zeit. In seiner Animagusform, mit der er tatsächlich in jede Ritze zu passen schien, wie Charlie ihm damals gesagt hatte. Erneut musste Harry schlucken, er starrte auf das Zimmer, in dem er sich befand. Praktischerweise befand es sich im einzig noch stehenden Turm. Einem hohen Turm, der direkt auf einer Felsplatte stand. Ein schneller, kurzer Weg nach unten, in seinen Augen.
 

Denn Harry wollte das hier nicht spektakulär oder sonst was machen. Tom hatte sich das Recht auf ein Duell verspielt, außerdem wollte er nicht das Risiko eingehen, zu unterliegen. Er musste den Anderen umbringen, denn der war wirklich irre, vollkommen. Einen Tag hatte er den Mann beobachtet. Er war verrückt.
 

Der dachte allen Ernstes, dass er zu diesem kommen würde, dass er diesen Irren lieben könnte, dass er sich von Tom anfassen lassen und neben sich noch so etwas wie Lustsklaven dulden würde, da der Ältere ja ein Recht darauf habe. Dass er dem Mann helfen würde, die Welt zu unterjochen und zu Sklaven zu machen.
 

Und dann die Pläne, die der Irre hatte! Alle, die ihm nicht passten, umbringen lassen, inklusive der Reinblüter, die ihm nicht in den Kram passten – der gesamte Weasleyclan. Was er nicht zulassen konnte. Charlie hatte ihm eine Zeit in seinem Leben geschenkt, er würde den Anderen nicht enttäuschen und sein schriftlich gegebenes Versprechen brechen.
 

Kurz ballte Harry seine kleine Pfote, dann sah er wieder auf den Mann, der sich auf den Weg in sein Bett machte. Nein, als Mann konnte man das da nicht bezeichnen. Das Gesicht ohne Nase, die weißlichen Schuppen einer Albinoschlange. Das hier war nur ein Monster, mehr nicht. Ein Grausames noch dazu.
 

Er hatte ja gesehen, wie der Mann die Leute behandelte, die ihm helfen wollten und die von ihm abhängig waren, wie er behandelt worden war von seinen Verwandten, mit Brutalität und Bosheit, vor allem dann, wenn er nicht schnell genug gewesen war. Automatisch rollte Harry sich noch etwas weiter zusammen, als er an all das denken musste. Nein, das war nur ein Grund mehr, nicht in ein anderes Leben zurück zu kehren, denn er wusste, wenn Charlie nicht da war, würde es ihm wieder so ergehen und das wollte er nicht. Nein, der Tod hatte seinen Schrecken für Harry schon vor langer Zeit verloren, es war nur noch das Leben, das er fürchtete.
 

Er wartete noch eine Weile, bis er sich sicher war, dass der Mann schlief, erst dann erhob Harry sich, segelte durch das Zimmer. Er wusste, das, was er tat, hatte nichts mit einer glorreichen Schlacht zu tun, nichts mit dem Kampf, den man von ihm erwartete und nichts mit dem, auf das er vorbereitet worden war, aber es ging schnell, es war einfach und es sollte angeblich sicher sein, laut Charlie. Der Andere hatte gesagt, wie tödlich sein Gift sein konnte, wenn er es nur wollte.
 

Er wollte diesen Mann töten, der ihm so viel angetan hatte, der Anderen so viel angetan hatte, wegen dem so viele gestorben hatten oder schrecklich litten! Wozu ihm eine Chance geben, sich zu verteidigen, aufzuwachen und seinen Tod zu verhindern? Nein, er wollte es nur beenden. Er musste nicht als Mörder weiter leben, er konnte es auch beenden und Charlie würde frei sein, vollkommen, ohne je wieder in Gefahr zu geraten, nur weil er immer Unglück brachte.
 

Tief sog Harry die Luft ein, dann begann er, wie wild mit den Flügeln zu schlagen, er konzentrierte sich auf alles Schlechte in seinem Leben, das geschehen war, nur, weil Tom aufgetaucht war und seine Zukunft zerstört hatte. Denn hätte der nicht seine Eltern umgebracht, wäre Harry nie zu seinen Verwandten gekommen und Charlie hätte sein Leben nicht weggeworfen, um ihm zu helfen.
 

Schwarz. Im Gegensatz zum letzten Mal war das Pulver, dass aus seinen Flügeln zu regnen schien, tiefschwarz, es sah schon schrecklich aus. Zu dumm, dass es ihn selbst nicht auch umbringen konnte, er war sich sicher, dass das nicht möglich war, sein Körper sagte es ihm.
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“, mit diesem Schrei fuhr Tom auf, unter schrecklichen Schmerzen, er sah, dass seine Haut an der Hand und dem Verband mit einem feinen, schwarzen Pulver bedeckt war, das sich immer weiter in sein Fleisch zu fressen schien. Was war das?! An einer Stelle konnte er sogar Knochen sehen! Er versuchte, Hilfe zu rufen, schlug wild um sich, doch es hatte keinen Sinn.
 

Harry hingegen beobachtete das, sicher versteckt auf dem Gebälk sitzend. Es wunderte ihn, dass niemand hoch gerannt kam, doch im Grunde kümmerte es ihn nicht wirklich, umso einfacher würde es sein. Praktisch ungerührt sah er zu, wie der ohnehin hässliche Schlangenmensch sich auflöste, er konnte nichts mehr fühlen, ihm war so kalt. Er sah zu, wie das, was einst ein starker Magier gewesen war, zu einem Haufen Pulver wurde, mitten auf dem Bett, egal, wie der sich wehrte.
 

Und dann war es einfach vorbei. Der gesamte Spuk hatte sein Ende gefunden. Auf dem vollkommen zerwühlten Bett lag nur noch ein Haufen, der aus schwarzem und weißem Pulver bestand. Das war es, was vom Dunklen Lord übrig war, der so viele Leben beendet, so viele Menschen gequält hatte. Aber für sein Leben war es zu spät.
 

Langsam erhob Harry sich, verwandelte sich knapp über dem Boden zurück, strauchelte und landete übel auf seinem Arm, er wusste, dass der gebrochen sein musste, aber er fühlte noch nicht mal den Schmerz, nur die Kälte, die ihn seit Tagen begleitete. Er hätte sich vermutlich in eine Flamme setzen können, ohne, dass ihm warm wurde. Trotzdem, es blieb noch etwas zu tun. Er nahm das Pulver, zusammen mit dem Bettzeug, eben nur mit einem Arm, warf es dann in den Kamin und sah zu, wie die Flammen alles verschlangen, das Gift für andere unschädlich machten und die letzten Überreste des Irren auslöschten. Das reinigende Feuer tat seine Pflicht.
 

Und damit hatte Harry den Sinn und Zweck seines Lebens erfüllt. Noch vor wenigen Tagen hatte er gehofft, dass das der Zeitpunkt sein würde, wo er England verlassen und mit Charlie nach Rumänien reisen konnte, um mit den Drachen zu arbeiten. Er hatte sich gefreut, seine Kleinen wachsen zu sehen, mit dem Anderen Sonnenuntergänge zu genießen und einfach in dessen Nähe sein zu können, aber...
 

Erneut begannen die Tränen zu fließen. Woher sie noch kommen konnten, wusste Harry nicht. Er hatte kaum getrunken und noch mehr geweint, er hätte ausgetrocknet sein sollen. Doch offensichtlich war er es noch nicht ganz.
 

Ohne lange nachzudenken, kletterte Harry wieder auf den Rahmen des Fensters an dem er sich schon so lang versteckt hatte, vor Toms Blicken. Wo er gewartet und gelauert hatte. Er öffnete es, sah dann nach unten. So tief. Es ging weit nach unten. Doch das war Harry nur recht, da konnte er nicht überleben und es würde relativ schnell gehen. Er bezweifelte, dass er Zeit haben würde, Schmerzen zu empfinden. Oder, dass er sie spüren würde, selbst wenn. Er sah, dass sein Arm gebrochen sein musste, aber fühlen konnte er es nicht, da war immer noch nur der Schmerz in seiner Brust und das schwere Gewicht auf seinem leeren Ringfinger.
 

Ein leichtes Lächeln spielte auf Harrys Gesicht, als er, mit einem Mal, herunter sprang. Bald würde er bei Sirius sein, bei seinen Eltern, dann konnte er sicher mit Cedric Quiddich spielen. Es würde vorbei sein, all die Schmerzen und die Angst. So hatte er sich schon immer den Tod vorgestellt. Ohne Schmerzen, mit seinen Freunden, warm. Das war immer das Wichtigste gewesen. Warm. Und bei den Sternen, damit er die Lebenden beobachten konnte.
 

Harry spürte den schneidenden Wind während er fiel, er merkte, wie sein Körper langsam abschaltete, auch, weil er so lang nichts mehr gegessen hatte, er sah, wie sich schwarze Flecken vor seinen Augen bildeten, dann hörte er auf, zu fühlen...
 


 


 


 


 

„Verdammt,“ zischte Severus, der einen weiteren Todesser in den seligen Schlaf schickte. Irgendwie hatten sie einen Alarm ausgelöst und der war mehr als hinderlich, denn statt Harry aufzuhalten, bis sie da waren, gaben sie ihm gerade die Gelegenheit, zu tun, was er wollte, wer wusste, vielleicht hatte sich der Dummkopf schon die Pulsadern aufgeschnitten. Rasch wandte er sich um, stunnte zwei weitere Todesser und sah Charlie, der wütete, wie ein Werwolf bei Vollmond, um den Rotschopf herum fielen die Leute wie Fliegen und er war sich ziemlich sicher, dass ein großer Teil davon nie wieder aufstehen würde.
 

Er runzelte die Stirn, kämpfte dann weiter, hoffte nur, dass sie eine Chance hatten, Potter zu retten, denn ihn jetzt zu verlieren, wäre nicht fair. Vor allem für Harry, der nun ein Leben.. oh. Er spürte es, so, wie alle es merkten. Ein Sog. Eine magische Druckwelle, die gewaltig war, die er das letzte Mal vor fünfzehn Jahren gespürt hatte. Nur war diese hier entschieden stärker.
 

„Er ist tot!“, rief Lucius, er sah, wie die, die das Mal noch trugen, einfach umkippten, sich vor Schmerzen wälzten. Er selbst wusste, wie sich das angefühlt hatte. Automatisch griff er nach seinem rechten Arm, wo er selbst das Zeichen einst getragen hatte. Er sah, wie der Kampf, der so ungleich gewesen war, ein abruptes Ende fand, zu Beginn hatten sie eigentlich keine Chance gehabt, nun aber waren sie es, die die Nase vorn hatten. Sie standen.
 

Hastig rannte Charlie weiter, auf die Ruine zu, irgendwo hier musste er sein, irgendwo musste Harry sein! Er musste den Jüngeren finden! Er durfte nicht zulassen, dass der etwas Dummes tat Er würde es nicht ertragen! Er liebte den Grünäugigen doch so sehr! Harry durfte sich nicht selbst umbringen! Er hatte die gesamte Zeit nicht mehr geschlafen, ein Schock war es schon gewesen, seinen verlassenen Rucksack in dem heruntergekommenen Gasthof zu finden. Es hatte so viel ausgesagt, dass er diesen zurückgelassen hatte.
 

„Bitte,“ schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. „Bitte, lass mich ihn nicht verloren haben,“ brachte er heraus, wie so oft in letzter Zeit. Wie? Wie hatte er nur grausam zu dem Jungen sein können, den er mehr liebte, als sein eigenes Leben? Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Er hatte sich verfluchen lassen, wie ein verdammter, blutiger Anfänger, eingelullt durch die verführerische Ruhe der letzten Wochen! Er hatte versprochen, Harry immer zu schützen und er hatte mehr als kläglich versagt! Er selbst hatte Harry in einen Selbstmord getrieben!
 

Gut, ganz ruhig, wo könnte Harry sein? Irgendwo im Gebäude, da, wo dieser Irre gewesen war! Aber wo war Voldemort gewesen, als Harry hin umgebracht hatte?! Er wusst enciht, warum, doch auf ein Mal hatte er das dringende Bedürfnis, nach Oben zu sehen – und fast hätte sich sein Herz aus seinem Brustkorb frei geklopft. „Nein!“, brüllte Charlie entsetzt. „Harry, nein!“, was natürlich extrem viel Sinn hatte, da der Körper sich schon lange im freien Fall befand.
 

Das allerdings brachte alle Anderen dazu, ebenfalls aufzusehen. Sie sahen, wie Charlie zu einer Seite der Ruine hetzte, dann da mit ausgestreckten Armen hin und her rannte. „Merlin, hat der das Denken auch noch ganz verlernt?!“, fragte Severus entnervt. „Lucius! Mit mir!“ Er hob seinen Zauberstab, sprach hastig einen Polsterzauber, während Lucius einen Schwebezauber sprach.
 

Erleichtert sah Charlie, wie der Körper seines Mannes auf ein Mal gebremst wurde, schließlich sanft in seine Arme glitt. Er drückte den Jüngeren nur an sich, hielt ihm verzweifelt fest. „Harry,“ flüsterte er. „Harry, geht es dir gut? Harry! Antworte!“
 

„Offensichtlich geht es ihm nicht gut,“ knirschte Severus, riss dem Anderen seine leichte Last aus den Armen und legte den Jungen erst mal auf das feuchte Gras, betrachtete ihn. Von der Hose waren nur Fetzen übrig, die schienen an den Ginsterbüschen zugrunde gegangen sein, an einem der Schuhe hatte sich die Sohle vollkommen gelöst. Überall war er von blutigen Schrunden überzogen, aber es schienen keine schweren Verletzungen zu sein.
 

„Was...?!“, Charlie wollte seinen Mann zurück, nach dem Tränkemeister schlagen, doch es war sein eigener Vater, der ihn mit hartem Griff zurückhielt. „Lass mich los! Ich muss zu ihm!“
 

„Er muss erst mal versorgt werden;“ gab Arthur ruhig zurück, deutete auf Severus. „Lass ihn sehen, ob Harry verletzt ist!“
 

„Natürlich ist er verletzt! Ich will....!“
 

„Das Schlimmste scheint ein gebrochener Arm zu sein,“ erklärte Severus ruhig, als er schließlich aufsah. „Wir müssen ihn zur Krankenstation...“
 

„Nein! Ich bringe ihn nach Hause! Weg von hier! Weg von England! Ich bringe ihn nach Rumänien!“
 

„In dem Zustand wird er sicher nicht außer Landes verschifft!“; zischte Severus. „Wer weiß, was er hat, das ich nicht gefunden habe! Ich bin kein verdammter Heiler! Er gehört auf eine Krankenstation, du Hohlkopf! Oder soll er deine Dummheit ausbaden, weil du zu blöd bist, ein paar einfache Vorkehrungen zu treffen?!“
 

„Ich...!“
 

„Hört auf, zu streiten,“ schritt Bill ein. „Severus hat Recht, Charlie. Wir wissen nicht, was Harry noch hat, du kannst ihn nicht so lange transportieren. Er braucht einen Heiler, in der nächsten Zeit. Denn er ist bewusstlos, obwohl angeblich nur der Arm gebrochen ist. Du willst ihn nicht nach Hogwarts bringen, gut, dann bring ihn in den Fuchsbau, die alten Schutzzauber sind schließlich wieder aktiv, da seid ihr sicher. Sei vernünftig.“
 

Charlie knirschte regelrecht mit den Zähnen, doch er sah, dass die Anderen Recht hatten, Harry regte sich nicht, seine Augen waren fest geschlossen, er schien auch sehr flach zu atmen. Bitte! Er musste aufwachen! Was hatte er sich selbst nur angetan?! Entschlossen riss er sich von seinem Vater los, trat zu seinem Mann, hob ihn sanft auf die Arme, drückte ihn an sich und apparierte den Anderen vor der Nase weg. Er hastete in den Fuchsbau, in sein Zimmer, legte Harry dort auf das Bett, strich ihm sanft über die Haare des Jüngeren. Harry sah so bleich aus...
 

Er brauchte eine Weile, doch dann riss er sich zusammen. Vorsichtig schälte er Harry aus der Jacke, es war die, die er Diesem zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war auch das Einzige, was nicht in Fetzen herunter hing. Auch das Oberteil, ein eher dünner Pullover, zog er ihm aus, allerdings schnitt er den an dem kaputten Arm auf, um diesen nicht noch weiter zu verletzen. „Du bist eiskalt,“ stellte Charlie leise fest, rieb die Hand am unverletzten Arm etwas in dem Versuch, ihn etwas zu wärmen, bevor er Harry vorsichtig die Hose von den zerkratzten Beinen zog und sie zu dem zerschnittenen Pullover auf die Erde warf. Vorsichtig deckte er dem Jüngeren zu, strich immer wieder über dessen wirre Haare und bat ihn, doch endlich aufzuwachen.
 

„Das wird auch nicht helfen,“ blaffte Severus ungnädig, als er die Tür zu Charlies Zimmer aufriss. „Wenn er nicht aufwacht, hat das andere Gründe!“, hinter ihm trat der Heiler ein, der Harry schon ein Mal versorgt hatte. „Also lass einen Profi ran!“
 

Charlie starrte die Eindringlinge an, er hätte sie am liebsten alle raus geworfen, doch dann beherrschte er sich doch und ließ den Heiler und Snape näher an das Bett treten, doch er ließ die schmale Hand in seiner nicht los, einen Finger auf Harrys Gelenk, um dessen Puls zu fühlen, wie eine beruhigende Gewissheit, dass der bleiche Junge noch nicht tot war. Dass sie ihn rechtzeitig gerettet hatten, in dem Fall vor sich selbst. „Beeilung,“ blaffte er ungnädig, er wollte Harry für sich, ihn halten, ihn wieder warm bekommen – ihn duschen. Ihn von dem Blut und dem kalten Schweiß befreien.
 

Der Heiler seufzte leise und begann einige Diagnosezauber, runzelte dann die Stirn, richtete den Bruch, was wirklich nicht die Welt war, auch die Kratzer verschwanden einer nach dem Anderen spurlos.
 

„Nun?“, fragte schließlich Severus. „Was ist der Grund, warum Dornröschen dieses Mal beschließt, uns den Anblick seiner Augen zu verweigern?“
 

Der Heiler schüttelte den Kopf. „Sein Körper ist am Ende,“ erklärte er ruhig. „Er ist vollkommen ausgetrocknet, er muss seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht mehr getrunken haben und er hat tagelang nichts gegessen, was mit seinen Organschäden eine mehr als dumme Idee ist. Er ist bewusstlos, weil sein Körper abgeschaltet hat.“
 

„Oh Merlin,“ flüsterte Charlie. Er wusste ja nur zu gut, dass Harry nichts essen konnte, wenn er sich schlecht fühlte. Was, wenn er seit seiner Flucht nichts mehr gegessen hatte?! Und wie konnte man nur nichts trinken?! Was hatte der Jüngere sich dabei gedacht?! Automatisch packte er das Glas, dass ihm gegeben wurde, vorsichtig flößte er ihm Wasser ein, froh, dass der ausgedürstete Körper begann, gierig zu schlucken. Wenigstens etwas. Danach gab er das Glas weiter. „Sonst noch was?“, fragte er leise.
 

„Ein Transport ist auf keinen Fall zu empfehlen, bis er wieder zu sich kommt, er brauch stark konzentrierte Nährtränke, damit er, wenn er aufwacht, normal essen kann. Sonst geht es ihm wieder gut, er hatte einen gebrochenen Arm und ein paar entzündete Kratzer. Nichts wirklich Schlimmes.“
 

„Merlin sei dank,“ flüsterte Charlie, er hob Harry wieder auf seinen Arm, drückte ihn an sich. Wenigstens nichts Irreparables. Nichts, was seinen Mann umbringen würde. Er würde ihn wieder auf die Beine bekommen, es war nicht Harrys Schuld, der Jüngere musste so verzweifelt gewesen sein... noch jetzt hatte er das dringende Bedürfnis, sich selbst zu schlagen und zwar ausgiebig.
 

Der Heiler betrachtete den Rothaarigen, der den Jungen eng an sich hielt, er wusste nicht, was passiert war, aber es musste wohl heftig gewesen sein, denn alle sahen mitgenommen aus, nicht nur Severus und Lucius, sondern auch die Rotschöpfe und die junge Veela. Es musste wohl auf seine Art heftiger gewesen sein, als beim letzten Mal, auch wenn die Verletzungen nicht ganz so gravierend gewesen waren.
 

Lucius räusperte sich nach einer Weile. „Severus, Arthur, begleitet ihr mich?“
 

„Wohin?“, fragten Beide ruhig.
 

„Eine Presseerklärung geben,“ gab Lucius zurück. „Bekannt geben, dass Harry den Irren für die Anderen gekillt hat und nur noch seine Ruhe von all den Irren will und keine Lust hat, auch nur ein Wort mit ihnen zu reden. Karkaroff muss sich erholt haben, er kann uns helfen, einen Portschlüssel für die Beiden zu besorgen, dass sie ohne aufzufallen, verschwinden können.“ Sie liefen schon die Straße herunter. „Und Remus sagen, dass Harry in Ordnung ist.“
 

Charlie sah den Anderen kurz hinterher, dann legte er Harry aufs Bett, zog sich selbst aus, befreite den Jüngeren von Socken und Boxern, suchte frische Sachen für sie zusammen und verschwand ins Bad, wo er mit einer schnellen Bewegung die Wanne mit heißem Wasser füllte und dann einstieg. Er musste Harry irgendwie wieder warm bekommen.
 

Kaum lag Harry im Wasser, rollte er sich zusammen, versuchte, sich vollkommen zu verkriechen. Ob in der Wärme oder wegen der Schmerzen, die er vielleicht hatte, weil er so kalt war, wusste er nicht. Er hielt Harry nur sicher fest, wusch ihn vorsichtig mit einem Schwamm und anschließend wusch er auch die verklebten Haare.
 

„So,“ lächelte Charlie sanft, strich leicht über Harrys Seite. „Ich denke, jetzt fühlst du dich besser, nicht wahr?“, fuhr er fort, hob seinen Mann wieder aus der Wanne und trocknete ihn ab, zog ihn wieder an, brachte ihn anschließend ins Bett. Er wartete eine Weile, wusste nicht so recht, was er tun sollte, dann aber zog er sich selbst einen Schlafanzug an und legte sich dazu. Er war erleichtert, als Harry sich zu ihm rollte, sich wie immer an ihn kuschelte. „Ich bin da,“ bestätigte er leise.
 


 


 


 


 


 

„Merlin,“ grummelte Karkaroff, der mit Remus, Lucius und Severus sowie einigen Weasleys im Büro des Direktors saß, vor sich eine Tasse starken Kaffee. Sie hatten gerade eine hässliche Pressekonferenz hinter sich gebracht, auf der auch der entgültige Tod von Voldemort bekannt gegeben wurde.
 

Da hatte es doch tatsächlich Leute gegeben die geschrieen hatten, dass sie Harry herausgeben und nach Azkaban bringen müssten, dass der Junge offensichtlich zu mächtig sei und nur ein neuer dunkler Lord werden würde, dass man das Risiko direkt bannen sollte, indem man ihn umbringen würde, oder doch zumindest wegsperren! Doch kaum hatten einige das gesagt, war Remus ausgerastet, aber so richtig. Ob die Leute wüssten, was sie denn gern hätten, ob sie lieber Voldemort (allgemeines, heftiges, lächerliches Zusammenzucken) wieder haben würden und sie hätten nicht vor, den armen Jungen ihnen raus zu rücken. Er hätte bei Weitem genug gelitten. „Ich glaube das nicht! Die Menschen in diesem Land haben doch allesamt einen wirklich heftigen Schatten!“
 

Severus machte ein abfälliges Geräusch. „Was hast du erwartet von einem Land, dass seine Schlachten von einem verstörten Kind austragen lässt?“, entgegnete er. Er nippte an seinem Tee. Er hatte heimlich einige gemeine kleine Zauber gesprochen, die dazu geführt hatten, dass die Betreffenden sich wohl immer noch kratzten, wie ein paar räudige Hunde. Und das würde noch wochenlang so weiter gehen. Seine Sprüche waren schon immer nachhaltig gewesen und gemein.
 

„Es ist vermutlich wirklich das Beste, dass Harry direkt mit Charlie nach Rumänien geht,“ stellte Arthur fest. „Da kann Harry sich erholen, ohne all das hören zu müssen, ausgerechnet er, der doch nie etwas Anderes wollte, als Menschen zu helfen, soll zu einem dunklen Lord werden, Merlin, das ist ein Unsinn!“
 

Remus knurrte irgendetwas Unverständliches in seinen Kaffee. Er hatte noch nicht mal nach Harry sehen können, er hatte nur gehört, dass sein Welpe, der doch so schon so viel durchgemacht hatte, versucht hatte, sich mit einem Sprung in die Tiefe umzubringen. Er wollte nur sehen, dass der Junge in Ordnung war, aber da draußen wartete eine Horde Journalisten und er konnte nicht gehen, nicht, dass einer von denen auch noch auf das Grundstück gelangte.
 

„Remus, du kannst jederzeit kommen, das weißt du...“
 

„Natürlich, aber ich kann doch schlecht weggehen...“
 

„Nein, aber später kommen,“ gab Arthur zurück. „Harry wird nicht gehen, ohne sich von dir zu verabschieden. Dazu liebt er dich zu sehr, nicht wahr?“
 

Remus sah auf die Vogelstange, wo Schnäbelchen mit hängendem Kopf saß. Das arme Tier hatte ihm vor drei Tagen den Abschiedsbrief von Harry übergeben und hing seither da, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Er stand auf, ging zu dem Tier, strich über seinen Kopf. „Dein Herrchen lebt,“ erklärte er, nahm es und trat zum Fenster. „Na los, flieg zu ihm, er würde dich sonst sicher vermissen!“
 

Alle sehen zu, wie das Tier sich auf ein Mal aufrichtete, einen lauten Schrei ausstieß und sofort verschwand.
 

„Harry hat keine Ahnung, was er Anderen mit der Drohung von seinem Tod angetan hat...“
 

„Das war keine leere Drohung,“ gab Severus zurück, fasste in seine Brusttasche und holte den Rankenring hervor, übergab ihn Arthur. „Gib ihn deinem unmöglichen Sohn, er soll ihn Harry wiedergeben, der Bengel würde ihn vermissen. Er wollte sich umbringen,“ fuhr er fort. „Für Harry macht es keinen Sinn, ohne den Idioten zu leben.“
 

Arthur lachte leise über den Tränkemeister. Sie alle wussten, dass der Mann es nicht so meinte, dass er sich einfach Sorgen um Harry machte, den er lieb gewonnen hatte, obwohl er es leugnete. Er nahm den Ring aber erleichtert, er wusste, mit wie viel Liebe Charlie Diesen ausgesucht hatte und wie Harry den Ring liebte. Er steckte ihn ein. „Vielleicht findet Harry bei den Drachen seine Ruhe...“
 

„Apropos Drachen! Was ist mit den vier Ungetümen?!“
 

„Sie sind im Fuchsbau, im Garten,“ erklärte Lucius. „Fleur hat sie dahin gebracht und Molly ist begeistert, die vier vertreiben die Gnome, aber sie wimmern auch viel, sie werden wohl auch unser Dornröschen vermissen.“
 

„Ah,“ nickte Remus. Dann musste er sich wenigstens nicht um wild herumrennende Drachen kümmern, die Fressen suchten. Nicht auch noch das zu den vollkommen durchgetickten Menschen und Reportern.
 

Arthur erhob sich schließlich und trat zum Kamin. „Ich werde nach Hause gehen, ich will Charlie informieren, dass er Harry auf keinen Fall mit raus nehmen soll, weil ich nicht weiß, ob die aufgebrachte Masse ihn aus Liebe zu Tode trampelt oder ihn steinigt, weil sie Angst vor einem neuen dunklen Lord haben.“
 

Remus nickte. „Ja,“ nickte er. „Tu das, ich versuche, die Hyänen da draußen los zu werden.“
 

Lucius stand auf. „Ich gehe ins Ministerium, mal sehen, ob ich nicht einige Auroren finde, um das Gelände zu räumen. Und ich muss meinen hysterischen Sohn beruhigen, dass sein Freund es nicht geschafft hat tot zu sein und dass er ihm selbst erzählen kann, was er von Harrys Dummheit hält.“

Abschied

Charlie erwachte, als die Tür sich leise öffnete. Automatisch schloss er Harry in seine Arme, um ihn im Notfall zu schützen, während er seinen Zauberstab ausstreckte. Dann aber sah er, wer es war, erinnerte sich, dass sie sicher waren. Er legte den Stab wieder auf seinen Nachtschrank. „Dad?“, fragte er erschöpft. „Wie lang hab ich geschlafen?“
 

„Drei, vielleicht vier Stunden,“ erklärte Arthur, er lächelt etwas, trat ein, als sein Sohn den Stab weglegte und sah die Beiden an. Charlie hielt den Jüngeren fest in den Armen, der wohl immer noch nicht aufgewacht war. „Ich komme gerade von der Pressekonferenz,“ erklärte er. „Ich muss dich informieren.“
 

Charlie rieb sich kurz den Kopf, nickte aber dann. „Über was?“, fragte er, strich dabei leicht über Harrys Haare, damit der nicht gerade jetzt aufwachen würde.
 

„Du darfst dich auf keinen Fall irgendwo mit Harry sehen lassen. Selbst Remus ist dafür, dass ihr so schnell wie möglich nach Rumänien geht.“
 

So, jetzt war er wach. „Warum?“, fragte er lauernd.
 

„Weil diese Idioten denken, Harry muss umgebracht werden, weil er ein neuer dunkler Lord werden könnte.“
 

„Was?!“, fragte Charlie entsetzt, er drückte seinen Mann fester an sich. „Harry? Ein dunkler Lord? Eher würde er sich umbringen! Er würde nie...!“
 

„Das wissen wir, aber die Leute hier haben eben den Arsch offen und das will ich Harry ersparen. Er wurde den Hass nicht verkraften und selbst, wenn sie ihn mit anderen Zurufen belästigen, würde er eingehen. Auch, wenn sie ihm vielleicht nur danken wollen.“
 

Charlie ließ sich zurück in die Kissen sacken. „Sie können ihn nicht einfach in Ruhe lassen, oder?“, fragte er genervt.
 

„Offensichtlich nicht. Sie brauchen was, um sich das Maul zu zerreißen und Harry scheint nun mal ihr Lieblingsopfer zu sein.“
 

„Ich bringe ihn so schnell wie möglich weg,“ stimmte Charlie mit hartem Gesicht zu. „Ich habe es ihm ohnehin versprochen. Er kann seine Examen, wenn er sie machen will, auch in Durmstrang machen, da wird er wenigstens nicht gejagt.“
 

Arthur lächelte und nickte. „Du solltest dich auch noch etwas hinlegen, die hast tagelang nicht geschlafen, er ist da, er ist bei dir, er ist in Sicherheit.“ Rasch griff er in seine eigene Tasche. „Und das hier solltest du ihm zurück geben, Severus hat es gefunden.“ Vorsichtig legte er den Ring in die Hand seines Sohnes.
 

Erleichtert sah Charlie, was der Andere ihm da gab. „Merlin sei Dank, “ stellte er fest. „Harry liebt diesen Ring.“
 

„Allerdings,“ lächelte Arthur. „Und jetzt schlaft noch etwas, deine Mutter wird nachher sicher was zu Essen hoch bringen.“
 

Charlie nickte nur, als ihm etwas Anderes einfiel. „Die Drachen! Ich hab sie vergessen!“
 

„Aber wir nicht, Molly bringt sie mit hoch, wenn sie das Essen bringt. Sie jagen gerade im Garten Gnome und ersparen Ron eine Menge Ferienarbeit.“
 

„Gut,“ nickte Charlie erleichtert. Er wusste, wie Harry die Tiere liebte, der Jüngere würde todtraurig sein, wenn eines davon verhungerte. Er nickte seinem Vater zu, bevor der die Tür schloss und ihn so wieder mit Harry allein ließ. Er küsste seinen Mann auf die Stirn, legte den Ring dann auf den Nachtschrank. Er beobachtete, wie Harry kurz seine Nase rümpfte, sich dann tiefer unter die warme Decke kuschelte und ruhig weiter schlief. Er lächelte etwas, schloss dann selbst wieder die Augen. Er war wirklich müde, hatte sie die gesamte Zeit keine Sekunde Ruhe gegönnt, nur verzweifelt nach seinem Mann gesucht.
 

Er wusste auch nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er das nächste Mal erwachte – weil Jemand ihn anstieß. Wenig sanft, nebenbei bemerkt. Er öffnete seine Augen – und stöhnte. „Kheleka,“ stellte er fest, schubste den Drachen vom Bett. „Lass mich und ihn schlafen, bitte... es ist viel zu früh, um mich zu nerven!“
 

Doch natürlich ließ sich gerade dieses dickköpfige Vieh gar nichts sagen. Es machte sogar einen zweiten Anlauf auf das Bett zu kommen, so, dass Charlie sich aufrichtete und den Versuch, noch etwas zu schlafen, aufgab. Es war ohnehin... ups. Es war zehn Uhr. Morgens. Er hatte mehr als zwölf Stunden geschlafen. Noch ein Mal sah er in das Gesicht des Jüngeren, der aber noch keine Zeichen davon zeigte, in nächster Zeit aufwachen zu wollen. Was ihn doch auch beunruhigte. Doch er kam gar nicht dazu, einen Weckversuch zu starten, weil in dem Moment seine Tür schon wieder aufging. Schließzauber, war das Erste, was seine Gedanken kreuzte. Vor allem, als er seine Mutter eintreten sah.
 

„Ah, das wurde aber auch Zeit, dass einer von euch endlich mal wieder aufwacht!“, lachte Molly erleichtert und stellte das Tablett ab. Wäre Charlie nicht wach gewesen, hätte sie zumindest diesen auf ihre Art heute geweckt.
 

„So lang liegen wir auch nicht hier!“, knurrte der unausgeschlafene Rotschopf, während er beobachtete, wie seine Mutter einige Tränke aus ihrer Schürzentasche fischte.
 

„Nur zwei Tage,“ gab Molly unberührt zurück. „Wärest du nicht wach, hätte ich dich jetzt irgendwie geweckt.“
 

„Zwei...?!“
 

„Ja, mein Sohn,“ grinste die mollige Frau amüsiert. „Ich habe euch die Drachen auf den Hals gehetzt, damit wenigstens einer von euch wach wird, vorzugsweise du. Die Kleinen haben mir geholfen, nicht wahr?“, sofort nickten die Drei, wurden dafür mit kleinen Fleischstückchen von Molly belohnt.
 

„Oh Merlin! Harry hat die gesamte Zeit geschlafen? Aber er sollte doch trinken! Er...!“
 

„Junge!“, unterbrach Molly ungehalten. „Ich habe sieben Kinder groß gezogen und Jeder einzelne von euch hatte Krankheiten, die beinhaltet haben, dass ihr das Essen verweigert habt, was meint ihr wohl, wer euch beim Schlafen gezwungen hat, Tränke zu schlucken? Harry hat es mir gegen dich richtiggehend leicht gemacht.“ Sie lächelte etwas. „Keine Sorge, ich habe mich um euch Beide gekümmert,“ fügte sie an.
 

„Danke,“ lächelte Charlie erleichtert, strich leicht über Harrys Haare. „Er ist noch nicht wieder wach...“
 

Molly seufzte etwas: „Ich weiß,“ gab sie zu. „Aber ich denke, wenn du wieder wach bist, wird er auch nicht mehr lange brauchen. Morgen kommt auch der Heiler, um zu sehen, ob Harry transportfähig ist,“ erklärte sie ihrem Zweitältesten, dann öffnete sie erst mal die zugezogenen Vorhänge, sah eine Weile hinaus auf die scheinbar leere Straße.
 

„Schon so früh?“, fragte Charlie verwundert. „Hat es was mit dieser Konferenz zu tun, die Dad erwähnt hat?“
 

„Allerdings! Diese dummen, dummen Menschen! Schreien, dass Harry nur eine Gefahr wäre und beseitigt gehört! Das muss man sich mal vorstellen! Sie verlangen seinen Tod, nur zur Vorbeugung! Als würde er je etwas tun, wie der dunkle Lord! Als würde er Interesse an Macht haben! Er will doch nur seine Ruhe, der arme Junge! Lucius hat gestern daraufhin Fudge gestürzt und ist selbst auf dessen Posten gekommen, mit Percy als seinem Stellvertreter und Helfer, sie konnten verhindern, dass einige Auroren tatsächlich versuchen, uns zu überfallen und zu zwingen, Harry heraus zu geben, aber überall gärt es,“ gab die Frau traurig zu.
 

Automatisch verstärkte sich Charlies Griff um den Körper seines Mannes. „Die haben sie wirklich nicht mehr alle,“ stellte er fest. „Erst trauen sie sich nicht, selbst etwas zu unternehmen, dann wollen sie Leute umbringen, weil sie etwas stärker sind als sie selbst!“
 

„Allerdings,“ nickte Molly, setzte sich zu Charlie ans Bett, strich kurz über Harrys Gesicht. „Als könnte unser Kleiner irgendwem ein Härchen krümmen... Lucius meinte, es kann noch Monate dauern, bis der Mob endlich Ruhe gibt und Harry sich gefahrlos hier in England bewegen könnte. Sie müssen zeigen können, dass Harry kein Interesse an Macht hat und den Leuten klar machen, dass ihre Angst lächerlich ist.“
 

„Sprich, im Grunde ist es gar nicht so sicher, ob Harry sich hier je wieder normal bewegen kann.“
 

„Ich fürchte,“ stimmte Molly leise zu. „Allein kann er es auf jeden Fall nicht. Ich will euch eigentlich nicht gehen lassen, schon gar nicht so weit weg, aber in dem Fall muss sogar ich euch drängen,“ gab sie zu. „Ich will nicht, dass Harry hier in einem Käfig sitzen muss. Karkaroff hat sich mit deinem Vorgesetzten unterhalten und ihm gesagt, was passiert ist, er rechnet sozusagen jeden Tag mit dir.“
 

Charlie nickte einfach nur, erleichtert, dass Harry ohnehin nicht hatte hier bleiben wollen. „Unsere Sachen?“, frage er schließlich. „Die Klamotten und Bücher?“
 

„Alles schon hier, die Sachen stehen an eurem Schrank, die Hütte in Hogwarts ist abgebaut.“
 

Erneut nickte Charlie. Er wollte Harry nur noch wegbringen, sobald er irgendwie konnte. In Sicherheit, wo er er selbst sein konnte, zu den Drachen, die ihn schützen würden, mit allem, was sie hatten. „Ich versuche, Harry zu wecken,“ erklärte er dann.
 

Molly lächelte etwas. „Tu das,“ nickte sie. „Oh, und wenn was ist, ruf Dobby oder Winky, die Beiden sind eine Art Geschenk von Remus, sie wollten unbedingt bei Harry bleiben und da ihr viel arbeiten werdet, könnt ihr durchaus ein paar fleißige Hauselfen gebrauchen.“
 

„Oh,“ stellte Charlie fest, lächelte dann aber. Er kannte Dobby, der Kleine würde nicht zulassen, dass Harry sich selbst zu einem Hauself machte, weil er es nun mal gewöhnt war. Ja, das war gut. „Kannst du dann gehen, Mom,“ bat er. „Sollte Harry aufwachen, muss ich mit ihm reden... allein.“
 

Molly nickte, sie verstand nur zu gut. „Gib ihm seine Tränke,“ meinte sie daher nur. „Und zu Mittag will ich euch unten am Tisch sitzen haben!“
 

Charlie lächelte und nickte, wartete dann, bis seine Mutter wieder gegangen war, bevor er sich dem Jungen zuwandte, der immer noch tief in den Decken begraben lag und nicht so aussah, als habe er auch nur im Geringsten vor, irgendwann in nächster Zeit aufzuwachen. Sanft strich er über die leicht geröteten Wangen, erleichtert, dass Harry sich im Schlaf näher an ihn drückte und die Berührung suchte. Er war immer noch über diesen Brief erschüttert, darüber, wie gering Harry sich selbst schätzte und dass er sich nicht für liebenswert hielt. Über seinen Wunsch zu sterben, um ihm, Charlie, nicht im Weg zu stehen. Nur diese verdammten Muggel waren Schuld an diesem Dilemma! Wenn es die nicht gäbe, hatte Harry vielleicht erst Andere über sein seltsames Verhalten informiert und man hätte erkannt, dass er verflucht worden war. Stattdessen hatte Harry still vor sich hin gelitten.
 

Sanft beugte Charlie sich über seinen Mann, küsste ihn, strich über dessen Seite: „Harry, komm schon, wach bitte auf du musst doch was essen....“ Er war erleichtert, als Harry tatsächlich reagierte, wenn auch nur damit, dass er sich tiefer an seiner Brust vergrub, weil er nicht aufwachen wollte. „Komm schon;“ bat Charlie weiter. „Ich würde gern mit dir reden und deinen kleinen, sturen Kopf wieder mal zurecht rücken...“
 

Ihm war warm. Das war das Erste, was Harry erleichtert feststellte. So schön warm. Er kuschelte sich weiter dahin, wo die Wärme am größten war. Über ihm schwebte eine Stimme, doch er verstand nicht, was sie sagte, dazu fühlte er sich nicht wach genug. Und er war nicht willens, zu sehen, ob er aufwachen konnte, oder etwas Anderes. Hier war er ganz zufrieden, umgeben von dem Geruch seines Geliebten.
 

Geliebter?! Charlie! War dem Anderen etwa was passiert? Nein! Das konnte, das durfte doch nicht sein! Er hatte doch alles getan, um diesem ein gutes Leben zu ermöglichen! Warum war er dann tot? Und bei ihm? Charlie hatte doch gesagt, dass... er ihn nicht mehr liebte...
 

Er musste Charlie noch mal sagen, dass er gehen konnte, dass er nicht bei ihm zu bleiben brauchte, schon gar nicht für den Rest der Ewigkeit! Das brachte ihn schließlich doch dazu, die Augen zu öffnen, auch, wenn alles in ihm dagegen protestierte, eben weil er noch so müde war. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich klar sehen konnte, stockte aber, als er erkannte, was da vor ihm war. Er hob seine Hand, ließ sie dann aber wieder sacken. „Ich... du... du kannst... gehen,“ flüsterte er, schloss seine Augen wieder.
 

„Ich werde sicher nicht Irgendwo hin verschwinden,“ gab Charlie ruhig zurück, froh, dass Harry offensichtlich wach war. Nun ja, mehr oder weniger wach, denn die dumpfen Augen schlossen sich direkt wieder. „Harry, sieh mich bitte an.“ Um zu verhindern, dass er tatsächlich wieder einschlief, richtete er seinen Mann auch auf, hielt ihn an sich gedrückt und bemühte sich, seine Stimme ganz ruhig zu halten.
 

Was? Was war hier los? Warum war Charlie auch hier?! Warum war der Andere tot? Und warum war er auf einmal wieder so zu ihm? Als wäre nie etwas gewesen? So sanft und... als würde es ihn kümmern, wie es Harry ging! Warum? Was ging ihr vor? Warum spielte man selbst jetzt, noch so mit ihm?! Hoffnungslos sah er den Rotschopf wieder an, bemühte sich, Diesen nicht mehr zu berühren als nötig, er wollte Charlie nicht belästigen.
 

Charlie merkte, wie Harry sich versteifte und am liebsten hätte er sich selbst geschlagen, er wusste, was an diesem Verhalten Schuld war – das, was er getan und gesagt hatte, das, an das er sich einfach nicht erinnern konnte. Die Tage, von denen ihm jede Erinnerung fehlte. „Harry, ich liebe dich,“ flüsterte er leise, strich leicht über die Seiten des Jüngeren. „Ich weiß nicht, was ich dir gesagt habe, als du weggerannt bist, aber ich habe es sicher nicht gemeint. Ich stand unter einem Fluch, Harry. Man hat mich verflucht, dass ich verletze, was ich am meisten liebe! Dich!“, er hob den kopf des Jüngeren, sah ihn sanft an. „Ich liebe dich mehr als alles andere und ich käme nie auf die Idee, dich irgendwo hin gehen zu lassen, ich will keinen Anderen. Ich könnte diese Person nie lieben.“
 

Verwirrt starrte Harry den Anderen an. Was hatte der da gerade gesagt? Charlie liebte ihn? Immer noch? Obwohl er weggerannt war? Und er hatte das alles nicht sagen wollen? Er hatte es missverstanden? Er hätte nicht weggehen müssen? Charlie wollte ihn nicht verstoßen? Er spürte, wie schon wieder Tränen aus seinen Augen rannen, doch im Gegensatz zu den letzten Malen spürte er einen Finger, der die Feuchtigkeit wegwischte. Und das er gegen den Älteren gedrückt wurde. Automatisch wandte er sich umklammerte sich an den Älteren. „Warum.. hast du... dich umgebracht?“, fragte er schließlich, voller Schuldgefühle. Er konnte sein Glück kaum glauben, dass der Andere ihn wieder hielt.
 

Charlie war froh, als er fühlte, wie sein Mann sich endlich wieder gegen ihn sinken ließ. Er spürte, wie Harry sich an ihn klammerte, hielt ihn, doch dann hob ein eine Augenbraue. „Tot?“, fragte er, strich leicht durch Harrys Haare. „Ich bin nicht tot und du auch nicht, nebenbei bemerkt,“ lächelte er, küsste die Stirn des Jüngeren. „Wir haben dich erwischt, bevor du deine Bruchlandung hinlegen konntest,“ fügte er an.
 

„Nicht.. nicht tot?“, fragte Harry verwirrt. Warum war er nicht tot? Wie bitte hatten sie ihn retten können?!
 

„Nein,“ gab Charlie sanft zurück, strich eine weitere Träne aus dem bleichen Gesicht und griff zu dem Tablett und nahm eine Tasse mit Kaba, gab sie Harry. „Hier, du solltest was trinken,“ sprach er sanft, froh, dass seine Mutter, wohl auf Verdacht, auch Harrys Lieblingsgetränk mit hoch gebracht hatte. „Wir leben und Voldemort ist tot,“ bekräftigte er seine Aussage. „Du hast es geschafft, er wird uns nie wieder...wow! Vorsicht!“ Gerade noch rechtzeitig bekam er die fallende Tasse zu fassen. „Was ist?“
 

„Tot...? Ich... ich hab... ihn umgebracht!“, brachte Harry heraus, begann, zu zittern. Er war doch noch zu einem Mörder geworden, wie Dumbledore es immer gewollt hatte. Er wollte das nicht! Es war so schrecklich, er hatte das nie gedacht! Er wollte nicht...“
 

Sanft strich Charlie über Harrys Haare. Und von diesem Jungen dachten sie, dass er ein dunkler Lord werden konnte? Gott, waren die alle dämlich! „Du bist kein Mörder, du hast etwas getan, was du tun musstest, mehr nicht, er hätte dich sonst nie in Ruhe gelassen und wer weiß, wen er sonst noch umgebracht hätte.“ Er küsste Harry sanft, hielt ihm die Tasse hin. „Bitte trink etwas, du bist vollkommen ausgetrocknet, du hast viel zu lange nichts getrunken. Wie konntest du nur das Trinken vergessen?!“
 

Harry starrte den Anderen an. Wie konnte der das nur so locker nehmen? Es war schon wieder Jemand wegen ihm gestorben! Hatte Charlie denn gar keine Angst?! Er starrte auf die Tasse und erst jetzt merkte er, wie viel Durst er hatte und jetzt, wo er daran erinnert wurde, wusste er wirklich nicht mehr, wann er das letzte Mal gegessen oder getrunken hatte. Doch er griff nicht nach dem Getränk.
 

„Harry,“ erinnerte Charlie sanft, hielt die Tasse weiter unter dessen Nase. „Du musst was trinken. Bitte – für mich,“ spielte er seine beste Karte aus, denn er bezweifelte, dass der Jüngere es für sich selbst tun würde.
 

Harry starrte den Älteren an, ließ sich aber dann die Tasse geben und trank sie leer, es hatte gut getan, er hatte wirklich Durst gehabt, aber... er hatte doch gemordet! Warum versorgte Charlie ihn dann? Warum ging er nicht einfach? War das nicht besser für den Älteren? Er hatte es nicht verdient, sein Leben mit einem labilen Mörder zu verbringen, der es nicht mal schaffte, sich selbst umzubringen! „Es... tut mir leid,“ brachte er irgendwie heraus, rieb über seinen ringlosen Finger.
 

„Wofür entschuldigst du dich?“, fragte Charlie sanft, er nahm Harry die Tasse ab und stellte sie ab, drückte seinen Mann wieder an sich. Warum hatte er nur das dumpfe Gefühl, dass der Junge sich für etwas sehr Dummes entschuldigte?
 

„Ich... du musst... den Rest ... ich bin ein Mörder, du... musst bleiben... und.. ich...wenn du nicht bleiben willst, ich...“
 

Ja, er hatte gewusst, es war etwas Dummes, stellte Charlie nur fest. „Harry, ich bin hier, weil ich es sein will, ich liebe dich, du Holzkopf! Und außerdem gibt es in der magischen Welt so etwas wie eine Scheidung nicht, schon gar nicht bei einem Blutritual. Ich wusste das von Anfang an,“ erinnerte er Harry. „Und Karkaroff hätte das Ritual nicht durchgeführt, wenn er nicht gesehen hätte, dass ich dich wirklich liebe, also sag so was nie wieder.“ Rasch griff er nach dem Ring, der immer noch auf dem Nachttisch lag, hielt seine andere Hand auf: „Gib mir deine rechte Hand,“ bat er leise.
 

Verwirrt streckte Harry seine Hand aus, versteckte sein Gesicht an der Brust des Anderen. Er konnte nicht begreifen, warum Charlie ihn behielt. Er sah erst auf, als er etwas spürte, sah verdattert zu, wie der Ältere ihm den schlanken Ring wieder überstreifte, den er zur Hochzeit bekommen hatte. „Der... der Ring...!“
 

Charlie lachte leise, er hob Harrys Kopf an, küsste ihn sanft. „Er gehört dir,“ erinnerte er nur. „Willst du was essen, oder lieber bis zum Mittagessen warten? Ich habe das Gefühl, dass Ma groß aufkochen will. Sozusagen als eine Art Abschiedsessen.“
 

„Abschiedsessen?“, fragte Harry. Er klammerte sich automatisch fester an den Älteren.
 

„Ja;“ nickte Charlie, strich über den Rücken des Jüngeren. „Es wird Zeit, dass wir nach Rumänien gehen,“ erklärte er. „So, wie du es wolltest. Du kannst deinen Abschluss von da aus machen, Karkaroff ist auch bereit, die Prüfung abzunehmen. Du kannst jeden Tag mit mir zu den Drachen,“ fuhr er sanft fort. „Und wir können das Haus fertig einrichten. Sogar Dobby und Winky wollen uns begleiten, weil sie dich so gern haben.“
 

„Wir... wir können weg?“, fragte Harry mit großen, hoffnungsvollen Augen. Er konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich ein Mal Glück haben könnte. Und das der Andere ihn immer noch mitnehmen wollte.
 

„Ja,“ lächelte Charlie. „Übermorgen, denke ich. Morgen kommt der Heiler und sagt, ob du eine Portschlüsselreise gut überstehen wirst,“ erklärte er. „Und danach geht es los.“ Er strich Harry eine Strähne aus dem Gesicht, küsste ihn erneut und gab ihm seine Tränke, die der Jüngere ohne ein Widerwort trank, dann gab er ihm etwas Saft zum Nachspülen.
 

Harry nickte, er kuschelte sich an den Anderen. Raus aus England, weg von all den Blicken. Das war für ihn ein Traum. Er fragte nicht, was draußen los war, es interessierte ihn nicht wirklich. Er ahnte, dass es nichts Schönes war. Die Menschen hatten ihn schon zu oft schlecht gemacht.
 

„Harry...“, sanft strich Charlie dem Jüngeren über die Haare, hielt dessen Hand und spielte mit dessen Fingern. Er wartete, bis sein Mann ihn ansah. „Kannst du mir sagen, was passiert ist?“, fragte er leise. „Wie du ihn...? Wir haben keine Leiche gefunden, wenn ich mich nicht irre.“
 

Harry schluckte, er schloss die Augen. Irgendwann hatte diese Frage ja mal kommen müssen. Doch er nickte. „Ich.. habe... du hast mal gesagt, meine Animagusform kann töten und habe einfach... das Flitterzeug aus meinen Flügeln benutzt. Er... es hat ihn aufgefressen, am Ende war er nur ein Haufen Staub, ich habe das, was... übrig war, ins Feuer geworfen,“ endete er. „Er hat so geschrieen, es muss weh getan haben... und ich... hab gar nichts gefühlt! Ich hätte doch was fühlen müssen!“
 

Charlie hielt den Jüngeren einfach nur im Arm, küsste den Jugendlichen immer mal wieder, wischte ihm die Tränen weg. Obwohl es Harry so schlecht gegangen war, hatte er an alles gedacht, sogar an die Restebeseitigung. „Das hast du toll gemacht,“ flüsterte er. „Ich bin stolz auf dich.“
 

„Warum?! Ich... ich habe Jemanden umgebracht und noch nicht mal was gefühlt!“
 

„Du warst selbst vollkommen am Ende,“ erinnerte Charlie sanft. „Du hast über eine Woche nichts gegessen und mindestens einen Tag, und wie ich dich kenne, länger, nichts getrunken... Und ganz ehrlich, ich würde bis jetzt nichts dabei empfinden. Dieses Drecksschwein hat dein Leben zerstört.“
 

Harry schniefte nur, klammerte sich weiter an den Anderen. Er konnte nicht glauben, dass der Andere das einfach so sagte. „Halt mich,“ flüsterte er einfach nur.
 

„Immer,“ versprach Charlie ohne zu zögern, drückte den Jüngeren noch näher an sich. Immer mal wieder küsste er den Jüngeren, streichelte beruhigend über dessen Seite. „Ich werde immer da sein,“ versprach er mit fester, ruhiger Stimme. „Wir werden zusammen sein,“ redete er leise weiter. „Und all unsere Freunde können uns besuchen. Wir werden Weihnachten bei uns feiern, mit Allemann, wie ich es dir letztes Jahr versprochen habe und du darfst den Baum schmücken.“
 

„Ich freue mich,“ flüsterte Harry einfach nur. Er wusste nicht, wie lange sie so da gesessen hatten. Immer mal wieder gab der Ältere ihm etwas Saft und Harry trank, fast schon etwas mechanisch. Er war beruhigt, dass der Andere ihn hielt, ihn streichelte und immer wieder küsste, er konnte das Herz des Anderen schlagen hörten und von Zeit zu Zeit versicherte Charlie ihm, dass das alles kein Traum war, auch, wenn es ihm so vorkam. Dass der Andere ihn wirklich liebte und bei ihm bleiben wollte war für ihn unfassbar.
 

„Essen ist fertig!“
 

Die Stimme brachte Harry dazu, zusammen zu fahren und erst jetzt fiel ihm etwas ganz Anderes auf: „Wir... das ist nicht Hogwarts,“ stellte er fest.
 

Charlie lachte leise, küsste den Jüngeren auf die Nase: „Das hat aber gedauert,“ stellte er nur fest. „Nein, das ist nicht Hogwarts. Wir sind im Fuchsbau.“
 

Harry sagte nichts, er hatte nicht auf seine Umgebung geachtet, da war nur Charlie gewesen, sie hätten vermutlich in Azkaban sitzen können und er hätte es nicht gemerkt, solang der Andere ihn in den Armen hielt. Er kuschelte sich tiefer in die Brust des Älteren, wollte einfach nur da bleiben.
 

„Komm schon,“ lächelte Charlie, richtete sich etwas mehr auf. „Remus ist sicher auch da, du hast dem armen Mann fast einen Herzinfarkt eingejagt. Außerdem musst du etwas essen,“ erklärte der Rotschopf entschieden. Er strich leicht über Harrys Haare. „Komm, sonst kommt Ma hoch und die ist nicht sehr zimperlich, wenn sie uns runter prügeln will.“
 

Harry wollte sich nicht bewegen, er wollte nur bleiben, wo er war, wo es schön warm war. Doch da Charlie ihn vorsichtig von sich runter hob und allein hier zu liegen gefiel ihm eh nicht, es wurde fast augenblicklich wieder richtig kalt. Automatisch stand er auf, stellte aber fest, dass er schwankte. Doch sofort spürte er, wie ein Arm sich um seine Taille legte, er wurde wieder aufs Bett gesetzt.
 

„Warte kurz,“ bat Charlie, zog sich selbst schnell etwas an. Es wunderte ihn nicht, wie Harry beisammen war, wenn er wochenlang nichts zu Essen bekommen hatte. Besser gesagt, es sich selbst in seiner Selbstzerstörung verweigert hatte. Klar, dass Harrys Kreislauf das nicht richtig mitmachte. Als er angezogen war, half er Harry in eine frische Hose und ein einen der Weasleypullover, da er aussah, als würde er frieren. Dann hob er Harry einfach hoch.
 

„Ich kann selbst...“
 

„Unsinn,“ gab Charlie nur zurück. „Du hast viel zu lange nichts gegessen,“ erinnerte er. „Du könntest auf der Treppe umkippen. Das muss nicht sein. Außerdem trage ich dich gern durch die Gegend,“ grinste er und küsste den Jüngeren, brachte ihn nach unten.
 

„Harry!“
 

Der Jüngere sah auf, lächelte den Werwolf an und ließ sich, auch, wenn er nicht begeistert war, von Charlie auf dessen Schoß setzen. Na ja, der Andere setzte sich neben ihn, also war es in Ordnung.
 

„Harry,“ flüsterte Remus erleichtert, er drückte seinen Welpen an sich, strich ihm über die Haare. „Gut, dass du endlich wach bist,“ brachte er schließlich heraus. Er war auch nicht sehr begeistert, als der Junge ihm wieder abgenommen wurde, aber er sah, dass Harry sich bei seinem Mann wesentlich wohler zu fühlen schien. Er klammerte sich auch sofort an Diesem fest.
 

Charlie lächelte, als der dünne Arm sich um seinen Hals legte, er verstand, dass der Jüngere im Moment so extrem anhänglich war. Er wäre es in der Situation auch. Gerade, als Harry sich auf seinem Schoß zurecht gerückt hatte, röhrte auch das Feuer auf und Lucius Malfoy sowie Percy, Fleur und Bill kamen an. Severus saß schon am Tisch, er beobachtete Harry, doch er sagte nichts. Er war schon froh, dass der Junge aufgewacht war.
 

Die Anderen nickten Charlie zu, sie sahen, dass Harry wohl auch nicht angesprochen werden wollte, er versteckte sich an der Brust seines Mannes, er sah wieder mal knochendürr aus, aber er war wach und sie wussten, es würde besser werden. Vor Allem, wenn Harry von Allem weg war, was ihn immer so mitnahm.
 

„Ah, Charlie!“, stellte Molly fest, sie strahlte, als sie sah, dass ihr Sohn nicht allein unten war, sondern auch seinen Mann wach bekommen hatte. „Und Harry! Ich bin froh, dass es dir gut geht, Junge!“, strahlte sie, wuschelte durch die Haare ihres achten Kindes. „Aber eines sag ich dir, versuch so was Dummes noch ein einziges Mal und ich zieh dir die Hosen straff!“ Dann lächelte sie. „Aber jetzt wird gegessen! Charlie, setz ihn auf einen Stuhl und....!“
 

Charlie spürte, wie die Arme um seinen Hals sich fester klammerten. „Ma, er kann auch hier essen, lass ihn, er ist kaum wach und es geht ihm noch nicht so sonderlich. Er bleibt hier.“
 

Molly runzelte die Stirn, doch sie gab nach, zur Feier des Tages sozusagen. Sie stellte den Topf auf den Tisch und begann, das Essen zu verteilen.
 

Harry ließ sich mehr oder weniger füttern, darum bemüht, niemanden anzusehen, er wollte eigentlich nur mit Charlie allein sein. Er nahm die Tränke, die ihm gegeben wurden, rollte sich dann auf dem Schoß des Älteren zusammen und döste einfach wieder weg.
 

„Charlie, wie geht es ihm?“, fragte Remus, als er sah, dass Harry fest schlief.
 

Der Rotschopf sah nicht mal von dem Anderen auf, strich weiter über dessen Haare. „Er will weg von England, dabei habe ich ihm gar nicht gesagt, was die Leute hier reden. Und ich glaube, er hat Angst, dass alles nur ein Traum ist. Aber das wird sich geben, wenn er hier weg ist, ich wette, Weihnachten ist alles wieder in Ordnung.“
 

Lucius sah auf den Jüngeren, der sich zusammengebrezelt hatte, schlimmer, als jede Katze. „Draco hat gesagt, ich soll ihn grüßen,“ sprach er ruhig. „Draco kommt Harry auf jeden Fall besuchen, ich habe ihn nicht mitgenommen, ich dachte, das wäre zu viel für den Jungen, ich denke, ich hatte mit der Annahme auch Recht.“
 

„Ja,“ nickte Charlie, küsste Harry sanft. „Das hier war schon hart an Harrys momentanen Grenzen.“
 

„Du hast nicht zufällig gefragt, wie genau er den Lord außer Gefecht gesetzt hat, oder?“, fragte Severus auf ein Mal, während er dankend einen selbst gemachten Eierlikör kredenzt bekam.
 

„Ja,“ gab der Drachenzähmer zurück. „Gift.“
 

„Gift? Welches Gift? Er war doch gegen fast alles immun!“
 

„Nicht gegen Pixidrachengift. Nur hält er sich jetzt für einen Mörder,“ erklärte er seufzend, nahm die Decke, die seine Mutter ihm gab und legte sie um den Jungen auf seinem Schoß. „Er braucht wirklich Ruhe und die wird er in England nicht finden.“
 

„Pixidrachengift,“ sinnierte Lucius, grinste dann. „Zumindest schließt das wohl eine neue Wiederbelebung aus. Das ist beruhigend, der Junge ist intelligent.“
 

„Natürlich ist er das,“ gab Charlie ruhig zurück.
 


 


 


 


 

„Harry,“ sprach Charlie sanft, schüttelte den Jüngeren sanft an der Schulter. „Harry, wach auf.“ Er selbst saß angezogen am Bettrand, alles war vorbereitet für ihre Abreise. Draco und Ron hatten gestern von Harry Abschied genommen, beide mit dem Versprechen, in den Sommerferien auf einen längeren Besuch vorbei zu kommen und sich das Haus genauer anzusehen. Auch der Heiler war da gewesen und hatte grünes Licht gegeben, nachdem er eine lange Liste an Tränken und Anordnungen übergeben hatte. Er hatte auch einen Weg gefunden, etwas gegen den Organschaden zu unternehmen, auch, wenn es ein langwieriges Unternehmen sein würde.
 

Die Drachen hatte Bill schon nach Rumänien gebracht, zusammen mit dem Gepäck und den Hauselfen, die sicher schon alles aufgeregt vorbereiteten und Listen mit fehlenden Möbeln erstellten. Und mit Vorräten. Und all den anderen Dingen, die er dann bezahlen durfte. Aber das machte ihm nichts. Nicht, wenn er damit endlich Harry ein normales Leben schenken konnte, ein Leben, vor dem er keine Angst haben musste.
 

Langsam wachte Harry auf, zu der beruhigenden Stimme des Mannes, den er liebte. Er schlug die Augen auf, lächelte etwas. Er war noch nicht wirklich wach, doch er setzte sich etwas auf, rieb sich die Augen und rutschte etwas näher an den Älteren.
 

Charlie lächelte einfach nur und küsste Harry, strich über dessen Seite. „Wir wollten gleich los,“ erklärte er. „Die Drachen sind schon weg, Bill und Fleur haben auch schon unsere Sachen weggebracht, wir müssen nur noch hinterher, nachdem du dich von Ma, Percy und den Anderen verabschiedet hast. Theon und Rowan werden schon auf uns warten und vorher musst du noch frühstücken.“
 

Harry strahlte. Ja, heute würde es aus England weggehen. Natürlich würde er es vermissen, jederzeit zu Remus gehen zu können, aber viel wichtiger war, dass er dort nicht mehr angestarrt werden. würde Er stolperte aus dem Bett, ließ sich von Charlie wieder in frische Klamotten helfen, sah ihn dann erwartungsvoll an.
 

Charlie lachte nur leise, nahm den Jüngeren an die Hand und brachte ihn nach unten, wo Schnäbelchen gerade die Fruchtschale malträtierte und dann stolz mit seiner Beute auf Harrys Schulter flog. Er setzte Harry an den Tisch, füllte dessen Teller und sah zu seiner Mutter, die mit Tränen in den Augen an der Tür stand, auch nicht anders, als damals, als er zur Ausbildung weggezogen war. Wie eine typische Mutter eben. Aber das Wichtigste war, dass sie aus dem Haus starten konnten, ohne, dass Harry sich dem Mob stellen musste, der auch ganz in ihrer Nähe Stellung bezogen hatte, nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernt, nur deswegen versteckt, dank der alten, immer noch aktiven Schutzzauber.
 

Harry aß und trank, strahlte dann und umarmte erst Molly, dann Arthur, die Zwillinge und Percy, dann trat er zu Charlie, der ihn in den Arm schloss, es dauerte nicht lang, als er das Ziehen des Portschlüssels spürte und wenige Minuten später landeten sie, mitten in dem vertrauten Saal, der sich aber doch etwas verändert hatte, er sah... bewohnter aus, durch ein paar kleine Tische, die da standen, wie in einem Cafe. Oh, und dank der Drachen, die zwischen den Stuhlbeinen, sehr zu Dobbsys Frust, der verzweifelt hinterher rannte und Galen anbrüllte, dass er doch aufhören sollte.
 

„Galen, ärgere den armen Dobby nicht!“, befahl Harry sofort, lachte, als alle vier Drachen auf ihn zurannten und ihn jubelnd auf ihre Weise begrüßten. Indem sie ihn zu Boden warfen und abschlabberten.
 

Charlie konnte nur zusehen und lächeln, es war wie eine vollkommene Wende, der Junge wirkte jetzt schon viel lockerer und nicht mehr so schrecklich verspannt. Er spielte immer noch mit den Jungdrachen, als Bill, Fleur, Theon, Rowan und Karkaroff die Treppe herunter kamen. Er nickte ihnen zu, sah aber dann wieder zu seinem Mann. Und er wusste, hier würden sie eine Heimat haben.
 


 


 


 


 


 

EPILOG

Zehn Jahre später
 

„Kheleka!“, rief Harry lachend, wandte sich um, als der inzwischen ausgewachsene Eisdrache direkt über ihm zu einer Landung ansetzte. Er wartete, bis sein nicht wirklich kleiner Liebling gelandet war, trat zu ihr und streichelte ihr sanft über die Schnauze, lachte, als das kleine Händchen des Kindes in seinen Armen auch auf die Nase patschte, im Versuch, seine Bewegung nachzumachen und der Drache ließ es sich, wie fast alles, einfach gefallen, pustete dem kleinen Mädchen sogar durch die Haare. „Na, du?“, fragte er dann, tätschelte das Tier am Hals. „Geht es deinen Kleinen gut?“
 

Ja, der seltene Drache hatte Nachwuchs bekommen, Khelekas Erster und sie kümmerte sie liebevoll um ihre drei Jungen, die Harry auch immer wieder besuchte. Er kümmerte sich um die Jungdrachen, die nur selten in der Aufzuchtsstation landeten, da sie von ihren Eltern groß gezogen wurden. Und doch bekam Harry die Eischalen und alle anderen Dinge. Er durfte sie sich holen, die Drachen vertrauten ihm vollkommen. Er lächelte auch, als Kheleka eifrig nickte und seine Hand abschleckte. „Dann ist gut,“ freute er sich, gab seinem Liebling ein Stück Honiggebäck, was sie heiß und innig liebte, dann sah er ihr hinterher, als sie davon stampfte, nach schnell eine halbe Kuh mitnahm, die auf dem Futterfeld aufgespießt war.
 

„Na, meine Süße?“, fragte er seine Tochter liebevoll. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und sie spielte mit ihrem Stofftier – einer Drachenpuppe, die sie von ihrem Paten, Theon, kurz nach ihrer Geburt bekommen hatte.
 

„Da!“, strahlte das kleine Mädchen und gab ihrem Daddy einen feuchten Kuss.
 

Harry lächelte nur und drückte seine Tochter an sich. Sie war eineinhalb Jahre alt und sein zweites Kind. Das Erste war eine Überraschung für Charlie und ihn gewesen. Dem war eine Art Rolligkeit vorausgegangen, die Harry noch immer rot werden ließ. Eine Woche hatten sie es nicht aus dem Bett geschafft, Job hin oder her. Und vier Monate später, nachdem ihm wochenlang jeden Morgen hundeelend gewesen war, hatte er einen Heiler aufgesucht – und den Schock seines Lebens bekommen, als er erfahren hatte, dass er schwanger war und das nicht erst seit kurzem. Charlie war einfach mal eben schnell umgekippt.
 

Erst nach langen Nachforschungen hatten sie herausbekommen, dass es mit der Animagusgestalt von ihm und der Tatsache zu tun hatte, dass sie einen Seelenbund teilten. Er wurde tatsächlich in regelmäßigen Abständen so was ähnliches wie rollig und somit fruchtbar und wie seine Tochter bewies, klappte die Sache mit der Verhütung nicht unbedingt immer.
 

Denn Elena war, so, wie ihr Bruder, sicher nicht geplant gewesen, aber sie war geliebt, Charlie verehrte seine beiden Kinder. Aidan, mit seinen feuerroten Weasleyhaaren und den grünen Augen, der zu Severus’ Begeisterung Tränke über alles liebte und Elena, die noch zu klein war, um schon auszumachen, wo ihre Stärke lag, auf jeden Fall aber liebte sie die Drachen und wollte immer mit. Sie hatte seine schwarzen Haare, die ihr in kleinen Löckchen an ihrem Gesicht herab hingen und die großen, blauen Augen hinter den langen Wimpern sahen sich immer neugierig um.
 

Harry hatte sich nie so glücklich gefühlt, als in dem Moment, wo er erfahren hatte, dass er eine normale Familie haben konnte. Dass Charlie und er nicht auf eigene Kinder verzichten mussten.
 

Als er an seinen Mann dachte, musste er dann doch verträumt lächeln. Charlie war so sanft gewesen, hatte sich so viel Zeit genommen, gerade das erste Jahr, wo er dauernd noch Alpträume gehabt hatte und den Anderen nie aus seiner Sicht gelassen hatte. Der Rotschopf hatte ihn verstanden, ihm Zeit gelassen. Danach war es langsam besser geworden und kurz darauf war er ja auch das erste Mal schwanger geworden. Was Molly begeistert hatte, denn auch Fleur hatte zu dem Zeitpunkt ihr erstes Kind erwartet und Percy und Penelope hatten in dem Jahr geheiratet.
 

Ron hatte sich seinen Traum verwirklicht und arbeitete als Auror, mit Draco als Partner, sehr zum Frust von dessen Vater, der entsetzt war, weil sein Sohn nicht in die Politik gegangen war. Außerdem hatte Ron seit einem Jahr eine feste Freundin, eine Kollegin, die zwei Jahre jünger war.
 

Draco war schon seit vier Jahren verheiratet und hatte sein erstes Kind, seine Frau stammte aus Rumänien, er hatte sie bei einem seiner Besuche hier kennen gelernt und ihr gemeinsamer Sohn war fasziniert von Elena gewesen.
 

Remus hatte auch sein Glück gefunden, er war immer noch Direktor in Hogwarts und glücklich als Solcher. Die Schule hatte sich erholt, sie hatte wieder einen guten Ruf und Remus war auch Aidans zweiter Pate, versorgte den siebeneinhalbjährigen Jungen mit lauter alten Büchern, die der auch noch begeistert verschlang.
 

Aber auch Elena kam sicher nicht zu kurz – nicht mit Lucius Malfoy als zweitem Paten, der das Kind nach Strich und Faden verwöhnte. Allein bei ihrer Geburt hatte sie von ihm mehr Kleidchen bekommen, als sie hätte tragen können.
 

„Daddy!“, Sekunden später schlangen sich zwei Kinderarme um seine Taille.
 

„Aidan!“, lächelte Harry. „Und? Hast du Beute gemacht?“, fragte er freundlich. Er war der Einzige, der seine Kinder einfach mit zur Arbeit bringen konnte, da die Drachen einzig und allein seine Kinder sogar Babysitteten. Norbert und Kheleka zum Beispiel hatten Aiden geholfen, das Laufen zu lernen. Er war in Drachennestern zwischen kleinen Drachen aufgewachsen, während er selbst die Tiere versorgt hatte. Darum hatte er auch nie so was wie Mutterschaftsurlaub beantragt. Er liebte seinen Job zu sehr, um mehr als einen Monat nicht hier zu sein.
 

„Ja, Daddy!“, rief Aidan stolz und hielt ein Beutelchen auf, dass bis zum Rand mit Drachenschuppen in verschiedenen Farben gefüllt war. „Und Papa hat mir mit den Krallen geholfen! Runya war cool!“
 

Harry lächelte und wuschelte seinem Sohn durch die chaotischen Haare, die Locken hatte der Junge von ihm geerbt, kein Zweifel möglich. Dann sah er zu Charlie, trat etwas näher. „Und? Hat sie sich benommen...?“
 

Charlie lachte leise, nahm seinen Mann in die Arme und küsste ihn sanft. „Ich sehe, Elena ist wieder dabei zu versuchen, dem armen Drachen den Schwanz abzubeißen?“
 

„Zumindest ist es nicht Khelekas oder meiner,“ gab Harry trocken zurück, denn ja, sein gediegenes Töchterlein hatte versucht, ihm in seiner Animagusfigur den Schwanz zu amputieren. Sie hatte voll rein gebissen und ja, es hatte weh getan, auch, wenn sie zu dem Zeitpunkt nur zwei Zähnchen gehabt hatte – zu seinem Glück, sonst hätte sie vielleicht auch noch Erfolg gehabt.
 

Charlie lachte nur, er strich seinem Mann über die Wange. Harry hatte sich verändert. Er war aufgeblüht, von Anfang an, ja, das erste Jahr war nicht ganz einfach gewesen, weil der Jüngere schreckliche Schuldgefühle gehabt hatte und darum auch ständig Alpträume, vor Allem, als er erfahren hatte, dass die Engländer ihn am liebsten tot gesehen hätten, weil sie so viel Angst vor ihm hatten. Aber das hatte sich gegeben, durch den Respekt, den man ihm hier immer entgegen gebracht hatte, nicht wegen seiner Verdienste in England, sondern einzig und allein wegen seiner Erfolge mit den Drachen und wenn es möglich war, liebte er seinen Mann noch mehr, als früher.
 

Harry war nicht mehr der verängstigte Junge, sondern ein ruhiger, junger Mann. Er war nicht mehr dürr oder kränklich, er aß vollkommen normal und auch sonst hatte er sich gut entwickelt. Er trug seine Haare inzwischen halblang, so, dass er sie schnell zurückbinden und somit zähmen konnte, was dank der wilden Locken mit kurzem Haar schwer war. Er hätte auch nie damit gerechnet, dass sie eigene Kinder bekommen würden, aber Harry hatte mal wieder das Unmögliche möglich gemacht. Bei Aidan hatte es ihn aus den Schuhen gehauen, Elena hatte sie dann überrascht, wenn auch nicht so sehr.
 

„Draco, Lucius und Severus haben wieder zugesagt,“ erklärte Charlie dann. „Sie werden am Dreiundzwanzigsten ankommen, damit wir Weihnachten genießen können. Sie freuen sich schon auf deine Plätzchen, “ fügte er amüsiert hinzu.
 

„Dann kann ich ja die nächsten Tage backen, was Aidan? Und du hilfst mir wieder?“
 

„Ja, Daddy!“, strahlte der Junge.
 

„Dann lauf,“ lächelte Harry, gab dem Jungen einen Beutel. „Der hier ist für Onkel Theon, bringst du ihn zu ihm?“
 

„Ja!“, strahlte Aidan, rannte los.
 

Charlie dagegen nahm Harry ihre Tochter ab, legte dann seinen Arm um den Jüngeren, der sich wie eine Katze an ihn kuschelte und küsste ihn anschließend. „Hast du Severus schon den Pixistaub geschickt?“
 

Harry lachte leise. „Ja,“ meinte er nur. „Fast ein Kilo davon Damit kann er sicher einige Werwölfe heilen.“ Er lehnte sich an Charlie, wurde dann wieder traurig. „Hat Ginny sich gemeldet?“, fragte er leise. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, denn die Jüngste des Weasleyclans war nie zu ihrer Familie zurückgekehrt, noch immer sah sie in ihm nur einen Verräter und ja, sie war auch dafür, dass er eigentlich nach Azkaban gehöre, da er ihr die Familie genommen habe. Er hatte sie noch zwei Mal gesehen, beim zweiten Weihnachtsfest hier in Rumänien und vor drei Jahren, als sie Geld gewollt hatte, da sie sich in Probleme gebracht hatte.
 

Kurz wurde Charlies Gesicht hart. Er hasste seine dumme, kleine Schwester für das, was sie Harry antat, für die dummen Schuldgefühle, die sie ihm einredete. Und für das, was sie ihrer eigenen Familie antat. Doch dann riss er sich zusammen. „Nein, “ gab er ruhig zurück. „Mach dir keine Gedanken,“ meinte er nur. „Vergiss sie, wir haben unsere Kinder, um die wie uns kümmern müssen.“
 

Harry lächelte etwas, doch dann nickte er. Ja, der Andere hatte Recht. Es brachte Nichts, sich zu wünschen, dass etwas anders war, außerdem hatte er auch so gut zu Tun, er lächelte, küsste den Älteren ein weiteres Mal. „Also los, gehen wir zu Theon, laden ihn ein und dann muss ich an den Backofen, sonst hab ich nie genug Plätzchen für alle fertig!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (272)
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Von:  Tosho
2017-07-15T15:27:38+00:00 15.07.2017 17:27
Die Geschichte ist echt genial!
Ich hab sie fast in einem Stück gelesen und bin sogar traurig darüber, dass sie zuende ist... =/

Generell ist alles ziemlich durchdacht!

Noch heute morgen habe ich mich bei meiner Schwester darüber aufgeregt, dass manche Fanfictions einfach Fehler aufweisen, die mich regelrecht nerven - um dann festzustellen, dass hier keiner davon drin ist - also großes Lob!

Einzig und allein ein paar Rechtschreibfehler sind drin, aber die hat wohl jeder xD
Mich hätten noch ein bisschen interessiert, welche Strafe genau Dumbledore bekam, und was aus den Todessern wurde - aber das kann man sich auch selbst ausdenken, und generell musst du deine Fantasie ja nicht überstrapazieren, wenn wir Leser selber genug haben, nicht? *zwinker*

Tolle Story auf jeden Fall!
Von:  WhiteAngelNaru
2011-11-18T17:43:24+00:00 18.11.2011 18:43
klasse ff 100*
ich habe sie zufällig gefunden und konnte nicht aufhören zu lesen
einfach nur genial und erst die idee harry als animagus einfach klasse
ich bin so froh, dass die beiden ein happy end bekommen haben, aber ich bin traurig, dass die ff zu ende ist, ich finde sie einfach nur super und werde sie bei meinen favos lassen, um sie später nochmal lesen zu können

du bist eine tolle autorin
Von:  kokuchou
2011-08-25T18:48:34+00:00 25.08.2011 20:48
hallöchen
super ff
hab ich so zufällig gefunden **
es ist schön das die beiden doch noch ein happy end bekommen haben
war toll zu lesen
*zu den favos pack*

lg ruha
Von:  Mikan000
2011-08-17T14:06:15+00:00 17.08.2011 16:06
Hi
ein schönes ende. entschuldige für das späte kommi.
zuerst war ich im urlaub und danach hatte ich keinen internet anschluss. -_-
sorry nochmals. die geschichte war interessant und wie immer hatte ich einen immensen spass daran.
danke. ^^
bis irgendwann.
lieben gruss
Von:  Kagomee16
2011-08-17T12:38:51+00:00 17.08.2011 14:38
eine supper ff^^
das ende ist einfach passend .
ich finde nur schade das es schon vorbei ist
hat mir echt schpaß gemacht deine ff zu lesen.

lg kagomee16
Von:  Omama63
2011-08-15T12:58:46+00:00 15.08.2011 14:58
Ein spitzen Ende.
Deine FF hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.
Hoffentlich küsst dich die Muse bald wieder.
Danke für die ENS.
Von: abgemeldet
2011-08-14T17:35:14+00:00 14.08.2011 19:35
Ein tolles Ende *.*
Ich frage mich, wie Bill und Fleur es geschafft haben, die Drachen schonmal weg zu bringen... ich stelle mir das als großes Abenteuer vor ;D
Soo... nachdem ich jetzt diese tolle Fanfic von dir gelesen habe werde ich mich mal durch deine anderen wühlen ;D
alles alles Liebe
syu
Von: abgemeldet
2011-08-14T13:46:57+00:00 14.08.2011 15:46
Hach *seufz* so ein schönes Happy End^^
Aber es ist schade, dass die ff schon zu ende ist *drop*
Freu mich auf deine nächste Story; ich hoffe ich bekomme von dir ne
ENS

Lg Lokihasser
Von:  AngelHB
2011-08-14T11:18:34+00:00 14.08.2011 13:18
HI!

Was für ein super Schluss für diese wirklich wunderbare Geschichte.
Eigentlich schade das sie schon wieder zu ende ist. Bin aber sehr
gespannt was denn als nächstes kommt. Freue mich schon auf was neues von
dir. HOffe du läßt nicht zu lange drauf warten.

Lieben Gruß Angel
Von:  ai-lila
2011-08-14T10:46:03+00:00 14.08.2011 12:46
Hi~~

Du meine Güte... sind die Englischen Magier vielleicht blöd. -.-
Anstatt Harry auf Knien zu danken, das der sich für die Leute in Gefahr gebracht hat, wollen die ihn doch tatsächlich tot sehen. *grummel*

Wie gut das Charlie seinen Schatz in Sicherheit bringen konnte.
Die neue Heimat war genau das was Harry brauchte, um sich zu erholen.
Und nun wurde er auch noch Mami. ^___________^
Klar das Charlie da aus den Latschen gekippt ist. *hehe*

Das war ein sehr schönes letztes Kapi.
Es hat mir viel Freude bereitet deine Geschichte lesen zu können. ^^
viele liebe Grüße von deiner ai

^_____________^/)


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